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1
I
I
•
DIE VOELKER
DES
OESTLICHEN ASIEN
STUDIEN UND REISEN
VON
Dr. ADOLF BASTIAN.
VIERTER BAND.
-*|^*
JENA,
IIEKMANN COSTENOIII. K.
1868.
REISE
DURCH
KAMBODJA
NACH
COCHINCfflNA.
VON
Dr. ADOLF BASTIAN.
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JENA,
HERMANN COSTENOBLR.
18G8.
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I
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1
l
Vorwort
In dem früher ausgegebenen Prospectus war das
ganze Werk vorläufig auf fünf Bände angeschlagen,
doch wird es sich wahrscheinlich auf sieben ausdehnen,
da ich im Laufe der Arbeit eine grössere Menge von
Materialien in meinen Notizen finde, als ich selbst er-
wartet hatte. Mit diesem Bande schliesst die hinter-
indische Halbinsel ab; der nächste wird den Archipelago
(Singapore, Batavia, Manilla) mit Japan inid China be-
handeln, der sechste Mongolien und Sibirien, sowie die
Rückreise durch den Caucasus, Südrussland und Ga-
lizien. Für den letzten Band bleibt dann die zusam-
menfassende Abhandlung des Buddhismus in seinen
vielfachen Schattirungen.
Bei den Verschiedenheiten der indochinesischen
Orthographie denke ich zum Anhalt für den Leser ein
VI Vorwort
vergleichendes Register fVir die vier bisherigen Hände mit
Erklärung der Fremdwörter anzufertigen, sobald ieh
meine für das Siamesische aufgestellte Umschrifts-Me-
thode (siehe: Monatsbericht der Königl. Akademie der
Wissenschaften zu Herlin , Juni 6, 18(57) auch im Bir-
manischen durchgefiihii; habe.
\ ^
Inhalt
Von Slam nach Kambodia.
Abreise von Bangkok. — Kloster Tburk. — Kanal. — Sala khlang. —Pak
klong. — Petriufluss. — Auskunft. — Vat bot. — Pachim. — Dorf
Katbum. — Paknam. — Der Schulze. — Boten. — Regierungshaus. —
Karren. — Kabln. — Der Gouverneur. — Das kranke Kind. — Ein
Gelehrter. — Goldminen. — Der Leibarzt. — Rivalität. — Verehrung
AfT Vorfahren. — Chao Sassada. — Der Sumpf Hanuman's. — Vat
Chaokhun Bodin. — Gerichtssitzung. — Celdschätzung. — Wachen. —
Hirten. — Der Eid. — Seidenwurmer. — Tiger. — Novizen. —
Richter. — Wehrwolfe. — Termiten. — Flüchtling. — Pässe. — Auf-
bruch. — Nong Kamueb. — Brücke. — Sala Prathong. — Steruuhr. —
Waldwege. — Hong beng. — Bahn Sa-keo. — Jockabat. — Bun. —
Entvölkerung. — Arrangement. — Protest. — BüfTel. — Kambodier.
— Holzfäller. — Regierungsdienste. — Reisende Mouche. — Vattana.
— Das geschenkte Crocodil. — Colonie der Laos. — Seelen und Ge-
spenster. — Phuxai. — Mittheilungen. — Goldwäschereien. — Consul-
tation. — Termitenhflgel. — Mahot. — Nong Bua. — Myang Aran. —
Musikanten. — Meilenzeiger. — Stadtpfeiler. — Itinerarien. —
Wahrsager. — Laubhüttenfest. — Besuche. — Rechenpfennige. —
Umspann. — Heerstrasse. — Sa kabO. — Alt-Arau. — Berghohen. —
Nong Sanong. — Tüktelah. — Fischen. — Der Prälat. — Mitthei-
lungen. — Bootfahrt. — Sisuphon. — Mittheilungen. — Geldwechsel. —
Mittheilungen. — Bahn Paniet. — Pangro. — Der kanibodische Schulze.
— Mittheilongen. — Siegel. — Rückfahrt — Mittheilungeu. — Umladen.
— Panietpra
Das obere Kambodia nnd seine Monnmente.
Der Fluss. — Goldgräber. — Das Auge. — Bücher. — Das Kloster. —
Mittheiluugen. — Fuhrleute. — Bahn Thiengkam. — Maulbeer-
ym Inhalt.
Seite
pflanzongan. — Mitthailongan. — LIad. — Romana. — Uabarschweni-
mung. — Panom-Sok. — Orflndong. — Der Boden. — Kinladung
des Gouveineiin. — Mittheilungen. — Prasat-it. — Vat Po. — Schriften.
— Paiibücher. — Wachen. — Der musikalische Drache. — Asaiig. —
Abgaben. — Geldeswerth. — Die Steinbrücke des Lamseng-Flusses. —
Bahn Palieng. — Relais. — Steinbrficke des Flusses Paleng. — Bahn
Jeng. — Hlttheilungen. — Ersatz. — Routen. — Nachtquartier. —
Ankunft in Siemrab. — Der Kha Luang. — Process. — Kloster
Borommarat. — Chinesisches Teufelshaus. — Geschenke des Gouver-
neurs. — Mittheilungen. — Kloster Phra-Inkosl. — Ochsenwagen. —
Nakhon-Vat. — Nakhon-Tom. — Bahn Sasong. — Dfr kßniglich«' See.
— Palmsaft. — Mitthellungen. — Der Prasat-keoh und Patentaphrom.
— Rückkehr. — Palmpflanzung. — Seidenbau. — Geschiohtserzähler.
— 8&nger. — Lallan und Bangkong. — Verwaltung. — Hilckkehr
nach Siemrab. — Besuch des Gouverneurs. — Mittheilungen. —
Keulentriger. — Reliquien. — Accente. — Verse. — Käthsel. —
Kloster Kabommarat. — Mitthellungen. — Empörung. — Processvcr-
bandlung. — Mittheilungen. — Das Boot. — Mythologische Verhält-
nisse. — Abreise iron Siemrab. — Seichtes Flu-^^sbett. - Dorf Apnilok.
— Schleusen. — AusmQndung in den See. — Der Thalesab. — Bei-
legen. — Rechen-Operationen. — Einfahrt In die MQndung des Bat-
tambongflusses. — Zollhans. — Nachtrast. — Die Abgeschiedenen. —
Dan Chambong. — Sala. — Ankunft in Battambong — Geldsorten —
Kloster Plphit — Der Gouverneur. — Das Staatsboot. — Mittheilungen.
— Missionär. — Tribut. — Frohudienste. — Sklaven. — Rerhtsgewalt.
— Der Chao Myang. — Annectirte Provinzen. — Die Gesetze Menü 's
in Hinterindten ö'
Westlich und südlich vom kambodischen See.
Vat Nareah. — FrOhstück. — Besuch des Kha luang. — Mitthellungen. —
Handel. — Traditionen. — Elephantenverstand. — Thlerfibel. — Baset
und Vat Ek. — Vat Tapaukeoh. — Die Tschwea. — Banon. — Klo-
stergemfilde. — Architektur der Pagoden. — Die Dscham. — Kapellen.
— Lieder. — Augurlum. — Abreise Ton Battambong. — Kampoug
Pra. — Lok. — Die alten Kambodler. — Alphabet. — Hofdialekt. —
Dorf Asatjeb. — Kloster. — ElephantenreiseD. — Dorf Taneah. —
Waldbrand. — Ankunft in Photisat — Kbamen boran. — Plpulbaum.
— Bergreihen. — Takro. — Mittheilungen. — Krong. — Mitthellungen.
— Klong. — Tambongxang. — Sok. — Mitthellungen. — Ankunft In
Boribun. — Kloster. — Schnitzwerk. — Mittbeilungen. — Pumroh.
— Hügel. — Mittheilungen. — Ankunft in Leibiah — Krangdeimlah.
— Mitthellungen. — Dorf Seb. — Colonien der Dtebam. ^ Ruinen
¥on Lawek. — Ankunft in Udong. — Vat Salakbun. — Krönung. —
Inschriften. — Bilder. — Etymologie. — BeMStenheit. — Schutzgeist.
luhalt. IX
Seite
Kapelle. — Die Pagoden von Jetschathaba. — Audienz. — Der
siamesibche Resident. — Bibliothek. — Theater. — Gesandter. — Der
Abt. — Wettrennen. — Der Konig. — Khek-Dscham. — Die Kha." —
Bergvolker. — Die alte Residenz. — Brahmanen. — Maulbeerbäume.
— Oele. — Ohrdurthbobrung. — Das Dharma. — Predigten. —
Palibücher. — Raxasab. — Buchstaben. — Vernacular. — Schrift. —
Literatur 222
Von Slam nach Cochinchina.
Der Hafen üdong*s. — Franzosische Kriegsschiffe. — Chinesisches Neujahr.
- Malayische Coloiiien. — Rangsprachen. — Katholische Mission. —
Miethen des Boot's. — Ankunft in Panouipeng. — Sklaverei. — Cochin-
chinesisches Kloster. — Mittheilungen. — Dido's List. — Vat luang.
— Anieisenbauten. — Quatre bras. — Missiunsstation. — Feuer im
Boot. — Mittheilungen. — Dörfer. — Fluth. — Tempel. — Stations-
schiff. — Mytho — Kanäle. — Saigon. — Die Franzosen. — Cochin-
chinesen und Tunkinesen. — Caima. — Kirchhofe. — Brahmanen. —
Indische Beziehungen. — Der Sarkophag. — Ackerbau. — Fan-yüu. —
Pagode. — Gebetbücher. — Grabinschriften — Aus der Literatur. —
Bilder. — Kaufniaiinshäuser. — Tempel. — Missionäre. — Der
Bischof. — Beamte . . . • 353
Yecabularien ^oite
der Samreh 89
„ Dscham 234
„ K harnen boran ....... 264
„ Kha So 293
„ Kha Tampuen 294
» Xong 295
^ Lao Suay 2^18
„ Karen 303
„ Paloung 304
„ Sthieng 305
„ Banar 413
^ .Sedan 415
Beilagen 419
Vou Slam nach Kambodia.
Für die ersten Tage meiner Reise nach Kambodia, die bis
Kabin auf dem Wasser zurückgelegt werden konnte, lieh mir
Dr. House ein früher für Missionsfahrten benutztes Boot, dessen
hohes und geräumiges Haus in mehrere Zimmer abgetheilt war.
Zur Bemannung hatte ich meinen schon in Bangkok gemietheten
Bootleuten, die in dieser Gondelstadt ein unumgängliches Requisit
jedes Einwohners sind, drei andere zugefügt und ausserdem einen
von siamesischer Mutter in Kambodia geborenen Chinesen, der
ein wenig Kambodisch sprach, in Dienst genommen, sowie für die
Küche einen schon etwas ältlichen Siamesen, der früher in Kam-
bodia gereist hatte und dort Verwandte zu haben glaubte.
Nachdem ich am 30. November mit Sir Robert Schomburgk ge-
frühstückt und noch meinen Freund in dem am Wege liegenden
Kloster Borommanivet, dessen Abt er war, besucht hatte, fuhren
V wir durch die Kanäle der Vorstädte in das offene Feld hinaus,
P5^', wo wir für die Nacht neben dem Kloster Thück verblieben, das
auf erhöhtem Grunde in dem theilweis noch überschwemmten
Lande lag. Die Zellen (Kadi) der Mönche waren neben einem
Pipul-Baum mit Tüchern umwickelt, deren Enden nach nahe-
stehenden Pfeilerspitzen ausgezogen waren. Auf der Erde waren
mehrere herzförmige Kegelblöcke eingesteckt, durch Kranke, wie
man mir sagte, die diese sogenannten Lak Phi (Teufelspfosten)
geweift hatten, um dadurch die Gesundheit wieder zu erlangen.
Noch bei Nacht aufbrechend, fanden wir uns mit Tageslicht
auf überschwemmten Feldern, aus denen die auf Warfen stehen-
fiastian, RelHe in Kambodia. IV. 1
2 Von Siam nach Kambndia.
den Häuser hervorblickten, wie vielleicht die der Chauken zu
Plinius' Zeit. Der Kanal, der den Menam mit dem Pachimfiuss
verbindet, war eng und hing das an den Ufern wachsende Ge-
büsch in das Boot hinein. Zum Frühstück hielten wir neben
dem Vat Khlang in der Mitte eines morastigen Sumpfes. In der
Nähe standen die Häuser einiger Malayen, die für die vorüber-
fahrenden Schiffe Waaren feil boten. Sie waren Mohamedaner
und, wie sie mir sagten, in Siam geboren. Ihre Elteni hatten
wahrscheinlich zu den Colonien der Kriegsgefangenen gehört,
die bei der ersten Anlage des Kanals vom Könige an beiden
Seiten desselben angesiedelt worden waren. Nach dem Durch-
fahren offener Felder wurde, um ein Bad zu nehmen, an dem
sogenannten Halbweghause angelegt, der Sala-Khlang (Mittel-
Halle), ein von Steinpfeilern getragener Pavillon zum Ausrasten
für den Reisenden, der froh ist, einen Augenblick der schwülen
und mit feuchten Miasmen geschwängerten Luft zu entkommen,
die ihn im Boote umgiebt, so lange die glühende Sonne auf die
rankende Vegetation des Kanals und die halbbewässerten Aecker
niederbrennt. Ein Mönch der in seinem Boote dahergerudert
kam, unterbrach seine Reise gleichfalls einen Augenblick, um
nach der Halle heraufzukommen und sich neben mich zu setzen,
lieber die weite Fläche hinzeigend, bemerkte er, dass früher air
das Wasser von dort zur See auszufliessen pflegte, bis vor etwa
30 Jahren der jetzige Kanal gegraben wurde. Man habe dann
von Krung Khao (der alten Stadt oder Ayuthia) die Malayen
herbeigebracht, die man in den Kriegen zu Gefangenen gemacht,
und habe ihnen längs des Kanals ihre Wohnungen angewiesen.
Als wir uns wieder eingeschifft, sah Ich in einer mit hohem Gras
bedeckten Fläche ein Götzenhaus mit Puppen und geopferten
Büffelbildem. An der rechten Seite des Kanals begleitete uns
eine Linie von Termitenhügeln, die über der Hochwassermarke
standen. Das Boot verwickelte sich verschiedentlich in den
Schlinggewächsen und Unkraut, mit denen der Kanal gefüllt war,
so dass es losgehauen werden musste. Das Wasser des Kanals
fing an eine deutliche Strömung zu zeigen, die stUrker und ^tärker
mit uns lief, bis sie uns nach Kanap, der Einmündungsstelle in
den Pachimtiuss, brachte. Dort war reges Leben^ da eine grosse
ff.;
MünduDg des Kanals.
Anzahl von Böten, zur Zahlung der Phasi (Taxen) am Zollhaus
lag, und die Ankunft Anderer durch Gloekengeläute verktindet
wurde. Wir machten in Pak-Khlong oder Pak-nam Halt, wo
sich die Polizeistation (Dan) fand. In der Nähe stand eine
kleine Capelle mit einem Porzellanlöwen chinesischer Arbeit.
In einem grösseren Bethause waren künstliche Blumen mit Flitter
von Ooldschaum aufgesteckt. Auf der andern Seite des Pachim-
oder Petriuflusscs zeigten sich in der Entfernung Berghöhen.
Ich schlief die Nacht im Boote und musste auf das Bad ver-
zichten, da von allen Seiten vor Alligatoren gewarnt wurde.
Am nächsten Morgen fuhren wir früh in den Fluss ein, auf
dessen lehmigen Ufern niedrige Hütten zerstreut standen. Zu
beiden Seiten wurde in den Feldern durch die Ackerbauer und
ihre Kinder ein ununterbrochenes Geschrei unterhalten, um die
Vögel von den reifen Aehren fortzuscheuchen. Die Garben wurden
durch Büffel in Schlitten fortgezogen, auf denen auch der Führer
sass. An manchen Stellen waren Fischer beschäftigt. In die
Oeffnung eines kurzen Richtwegs einfahrend, den Pak Lat des
Khlon Lat, blieb das Boot stecken und konnte erst nach längerer
Anstrengung wieder in den Fluss hinausgebracht werden. An
der Theilungsstelle desselben Hessen wir den nach Nakhon-najok
führenden Zweig liegen und folgten dem Kabin-Arm. Die Ufer
waren dicht bewachsen, so dass nur mitunter die hohen Säulen-
pfeiler der Klöster herv^orragten, um deren Lage anzudeuten.
Wir sahen jetzt auf der einen Seite die Berge Korats aufsteigen,
während auf der andern die Hölien Chantabuns sich am Hori-
zonte hinstreckten. In Sabab liegen die Quellen kambodischer
und siamesischer Flüsse. Der Petriu-Strom bildet sich durch die
Verbindung des Flusses- von Nakhon-najok mit dem Flusse von
Ban-Khang oder Pachim. Das Land zeigte sorgfältigere Be-
bauung und Dörfer oder Klöster wechselten mit Bananen-Gärten.
Gegen Abend erkundigten wir uns bei einem mit getrockneten
Fischen vorbeifahrenden Kahnfllhrer nach der Entfernung bis
Pachim. Kueb thüng (fast angekommen), war die Antwort.
Als nach genauerer Bestimmung gefragt wurde, erwiederte er,
dass es noch ungefähr drei Wendungen (sam lioh) sei. Ich
wurde au die in den Fussreiseu der Ferien gemachten Er-
1*
•l.^T
4 Von Siam nach Kambodia.
fahrungen erinnert, als einer meiner Bootleute meinte, dass es
mit dieser Auskunft sein würde, wie es im Laoslande zu gehen
pflege, wo man nach Zurllcklegung der drei Windungen auf
neue Nachfrage zu hören gewiss wäre, dass das Ziel noch
doppelt so weit entfernt sei, wie bei der vorigen. „Ja, sagte ein
Anderer, wenn ein dort reisender Thai (Siame^e) sich nach
Wasser erkundigt, und der Laosmann antwortet Na na bo mi
oder kein Wasser (bo, als Negation), so versteht er einen
Brunnen (bo) gerade vorauf (na). Ein ebenso verdrehtes Volk
diese Laos, wie ihre Sprache.'^*) Uebrigens traf die Vorher-
sagung ein. Wir legten eine Windung des Flusses nach der
andern zurück und der Abend war schon längst angebrochen,
ohne dass etwas von der Stadt sich zeigte. Ich befahl deshalb
den Bootleut^n, für die Nacht neben einer Büffeleinzäunung an-
aulegen, hörte aber, dass ein Kloster in der Nähe war, und
erreichte es noch eben vor völligem Dunkel. Während das
Abendessen zubereitet wurde, ging ich nach dem Klosterhof,
wo ein halbes Dutzend Mönche um ein Feuer versammelt sassen.
Einer nach dem andeni nahm ein brennendes Scheit heraus
und ging mit demselben, als Fackel, nach seiner Zelle, von seinen
Schülern gefolgt. Die Stimmen der ihre Lectionen hersagenden
Knaben Hessen sich noch lange in der Nacht vernehmen. Im
Gespräche mit den zurückgebliebenen Mönchen hörte ich, dass
»ich auf eine Tagereise Entfernung in den Bergen von den Lava
fönden, mit langausgezogenen, durchbohrten Ohren und einer
von den Laos verschiedenen Sprache. Sie kämen zuweilen, um
Zeuge für Betttücher zu verkaufen. Die Stämme der Kha und
Xong besässen vielfache Aehnlichkeit miteinander, doch wäre
ihre Sprache nicht ganz dieselbe. In Salaburi lebten von den
Lao Phuen. Von den Lao aus Viengchan würden die Bewohner
Korats die alten Siamesen (Thai Kao) genannt. Man steige
zu dem Lande Korat in drei Terrassen aufwärts, auf deren
*) wie die Franzosen pain neDnen^ was doch Brod ist. Dasft der Franzos ^kalt ist,
kalt ist" geschryen, ist die provincialische Sprach und verbrochen Latein, ^calidnin
est, calidum est,** aiifTeutsch: ^Ist heiss, ist heiss,*^ der Bader hats auf sein Sprach
kalt verstanden, darumb den Frantzosen warm genug ausgebadet. (Lehmannus.)
pÄchim. 5
obersten die gleichnamige Hauptstadt stünde. Die Ruinen des
alten Phimai wären grösstentheils aus Ziegelsteinen erbaut. Der
Fluss (Menara) Pachim, der den Zweig von Nakhon-najok als
Kanal (Klilong) aufnälime, würde bei Kabin durch das Zu-
sanimenströmeii verschiedener aus den Bergen herbeikommender
Bäche vermehrt. Wahrend dieses Gesprächs sassen auf den weit-
ausgebreiteten Aesten eines alten Seifenbaumes (Ton Sabü) zwei
Affen, die uns aufmerksam zuzuhören schienen, während andere
neben ihnen herumliefen, aber alle auf das Abfeuern eines
Schusses verschwanden. Andere Bäume waren weiss bedeckt
von der Menge der Nok Jang und Reihervögel , die auf ihnen
schliefen. Das Kloster, Vat bot genannt, enthielt, wie ich hörte,
14 Mönche (Phra Song) und acht Schulknaben (Luk sit). Nen
oder Novizen landen sich keine. An den Capitälen der Kloster-
pfeiler hingen kleine Glöckchen, die in der Abendluft tönten.
Als ich in's Boot zurückging hörte ich das Plumpsen der schweren
Körper einiger Alligatoren, die in's Wasser sprangen, und solche
meiner Leute, für die unter dem Dache des Bootes kein Platz
war, zogen vor, in einer Sala am Lande zu schlafen.
Schon vor der Dämmerung Hess ich die Leute zum Reis-
kochen wecken und dann mit Sonnenaufgang abfahren; Wir
begegneten den mit dem Almosentopfe im Boote auf ihren Bettel-
gang ausziehenden Mönche und langten nach mehrfachem Wechsel
an Klöstern und Dörfern auf den buschigen Ufern an der Stadt
Pachim an. Auf Nachfragen erfuhren wir, dass es zwei Chao
Myang (Gouverneur) gäbe, einen alten und einen neuen, und als wir
bei dem Hause des Ersteren vorfiihren, ward uns die Mittheilung,
dass derselbe nach Bangkok abgereist sei, der andere aber nach
Kambodia. Der Palat fand sich gleichfalls abwesend, und als
wir uns schliesslich nach dem Hause des Jockabat begaben, war
derselbe ausgegangen. Ich Hess mir dann einen Führer nach
der Wohnung des Phu Xuai*) geben und nahm meine Papiere
mit mir. Ich bedurfte verschiedener Sachen, deren Anschaffung
, in Bangkok vergessen war, hörte aber, dass sich in der Stadt
*) Der Oehülfe des Jockabat oder Beistandes, der auf deu Palat oder Vice-
gOQvernenr folgt.
6 Von Siam nach Kambodia.
kein permanenter Bazar fände, sondern nur ein Wochenniarkt
abgehalten würde. Selbst das Nothwendigste konnte nicht erlangt
werden. Der Phu xuai gab mir indess einen seiner eigenen
Wasserschöpfer, ohne Bezahlung dafür annehmen zu wollen, so
dass ich mich darauf beschränken musste, das Geschenk durch
Geschenke zu erwiedeni. Als ich ihn um die Xong der umlie-
genden Berge befragte, Hess er eine Frau kommen, die längere
Zeit in der Nähe der Xong-Uörfer gelebt hatte und einige Worte
ihrer Sprache kannte, die ich aufschrieb. Die Häuser der Khun-
nang (oder Adligen) ungerechnet, enthält die Stadt Pachim
250 — 300 Häuser an Leuten aus dem Volk ( Phrai). Ausserhalb
der Stadt beginnt der Dong Phrahm (der Brahmanen-Wald),
dicht bevölkert durch Thai, Laos und Khamen. Die Ufer beim
Weiterfahren waren mit liochstämmigen Waldbäumeu eingerahmt.
Wir passirten eine Abzweigung des Flusses (Khlong bang hoi),
hörten aber im nächsten Dorfe (Bahn Namhak), dass sie zu einer
unbewohnten Wildniss führe und nur von den Holzhauern benutzt
würde. Mehrere Böte kamen uns entgegen, mit Feuerholz bela-
den, das besonders für die Zuckerfabriken im Dis^rict Petrin be-
stimmt war. Auch an den dortigen Ufern zeigten sich Zucker-
felder. Der frühere Lehm machte dem Sande Platz. Der Fluss
begann sich zu krümmen zwischen hohen Bänken, die mit langem
Grass bewachsen waren, und die Häuser standen in Klumpen von
Bambus. Ueberall lagen Büffel im Wasser, die Tagesgluth vor-
übergehen zu lassen. Im Dorfe Bankabek waren Buden für den
Verkauf von ReisebedUrfnissen aufgesclilagen. Der Strom des
Wassers war zuweilen mit uns, zuweilen entgegen, und die
Krümmungen Hessen sich mitunter durch einen geraden Verbin-
dungsweg vermeiden, den uns die Bewohner anzudeuten pfleg-
ten. Weiterhin waren die Ufer dicht bewaldet, und lagen dort
mit Feucrliolz beladene Böte. Auch kamen Flösse herabge-
schwommen mit darauf gebauten Häusern. Für die Nacht ver-
blieben wir im Dorfe Kathum, dessen Häuser auf einer hohen
Bank liegen, doch hörte ich, dass in der Höhe der Regenzeit,
während des 10. und 11. Monats, das Wasser bis zu ihnen hin-
aufreiche und selbst die Bananengärten überschwemme. In un-
serer Nähe lag ein kleines Boot, in dem ein Knabe vor ange-
Der Flosshafen. 7
schtirtem Feuer sass, nnd ein eintöniges Lied sang über die
grossen dicken Fische, die er zu fangen hoffe. Ich Hess die
Leute vor dem Sclilafengehen ihren Reis fllr's FrUlistUck zube-
reiten, damit bei dem morgigen Aufbruch kein unnöthiger Ver-
zug eintrete. Wir brachen mit Mondlicht auf, kaum genügend
durch seinen trügerischen Schein tlir die schwierige Fahrt, die
sich oft durch im Wasser liegende Baumstämme durchwinden
niusste, wo der Stamm zu einer Oeflfnuug fllr das Boot ausein-
ander gehauen war. Mit Sonnenaufgang machten wir zum
Reiskochen der Mannschaft an einer Sandbank Halt, auf der sich
frische Spuren von Tigern zeigten, mit den Schuppen der ge-
fressenen Fische daneben. Die Ufer waren dicht bewaldet, und
an freien Stellen lagen schlafende Alligatore, die auf Schüsse
hastig emporfuhren und sich in's Wasser stürzten. Die Fluth
lief entgegen, so dass die im Flussbett steckenden Baumstümpfe
verdeckt waren und dem Boote manchen Stoss versetzten. Am
Nachmittage kamen wir in Paknam an, wo beim Zusammenfluss
des Bankraphong*) und des von uns etwas betretenen Samokuai
auf geankerten Böten ein Markt abgehalten wurde. Ich Hess
das Boot in einer passenden Anlegestelle festmachen und schickte
zu den Beamten des Dorfes, um Karren für Kabin geliefert zu
erhalten, da von dort die Landreise bis Kambodia begann. Von
den beiden Flüssen entspringt der Khuay Bankraphong oder der
Menam yai (der grosse Strom) in Kambodia, der Menam noi
oder kleine Strom kommt von den Bergen Phaya Fai bei Korat
herab. Beide Flüsse, besonders der letztere, der zum Aufstauen
des Wassers mit Flechtenwerk durchzogen ist, sind sehr flach
und fliessen in sandigen Betten, so dass sie nur in ganz kleinen
Böten noch für ein paar Tage weiter aufwärts befahren werden
können, um die an ihren Ufern liegenden Dörfer zu besuchen.
Der Menam noi heisst auch der Kuay Hanuman (der Bach Ha-
numan's), und ein an ihm gelegenes Dorf führt den Namen Chan-
takham oder die Ansiedelung der Chandala, indem die ganze
*) Forbiger identiflcirt den Bangkapung mit dem Aspithra, zwischen welchen
FIuBS and den Ambastos (Mekhauu oder Kambodscha) Ptolomäos die Stadt
Bramma (der Striae) setzt.
g Von Siam nach Kambodla.
Gegend vom Dong Phram bei Pachim bis zu Kabin (der AflFen-
stadt) und weiter nach der kambodischen Grenze mit brahma-
niseben Anspielungen auf das Ramayaua gefüllt ist. Auf meine
Botschaft stellte sich der Dorfbeamte (Ampho oder Kveng) bei
mir ein, uns mitzutheilen, dass er meinem Verlangen nach Wa-
gen nicht entsprechen könne, da die wenigen in seinem Bezirk
befindlichen alle abwesend seien. Ich beauftragte ihn dann,
solche von dem Gouverneur (Chao Myang) in Kabin zu requiriren,
und legte ihm möglichste Beschleunigung an's Herz. Nachdem
ich auf den sandigen Wegen, die die Büsche durchzogen, umher-
spaziert war und einige Bedürfnisse auf den unter dem hohen
Ufer liegenden Bazarböten eingekauft hatte, begab ich mich
gegen Abend, an einem chinesischen Sanchao vorbei, nach dem
Haus des Ampho, hörte aber, dass noch keine Antwort von Ka-
bin angelangt sei. An der Hofthür des Gemeindehauses standen
zwei hohe Pfosten, um Nachts Laternen aufzuhissen. Nach dem
Boote zurückgekehrt, traf ich dort einen Chinesen, der sich nach
dem benöthigten Fleischbedarf erkundigte, um ein Schwein zu
schlachten, wenn er auf genügenden Absatz rechnen könnte.
Nützliche Provisionen sind die durch Ueberkleistern mit Asche
und Salz präservirten Eier, sowie getrocknete Bananen. Nach
Einbruch der Nacht kam der Kveng mit dem von Kabin zurück-
gekehrten Boten, um mir die Complimente des Gouverneurs zu
überbringen, mit der Hoffnung, mich bald dort zu sehen. Ich
antwortete, dass diese Hoffnung ohne Verzug erftillt werden solle,
sobald ich die verlangten Wagen erhalten habe, und da darüber
keine weiteren Massregeln getroffen schienen, so dictirte ich
meinem Schreiber einen Brief an den Herrn Gouverneur, meine
Erwartung aussprechend, dass er mich nicht unnütze Zeit ver-
lieren lassen würde. Die Nacht verbrachte ich im Boot.
Am nächsten Morgen machte ein Abgesandter des Gouver-
neurs seine Aufwartung; er kam im Staate, von Schwertträgem
begleitet, und schien sich erst genauer über den Inhalt meiner
Papiere und Regierungspässe informiren zu wollen. Er brauchte
allerlei Ausflüchte, dass die Karren nicht von Kabin, sondern von
den Behörden Chantakam's verlangt werden müssten, dass Kabin
unter der Gerichtsbarkeit von Pachim stehe, and ich erst nach
dienit-HaiiB. / . 9
dem letzteren Orte zurllckkehren müsse; um die nöthigen Befehle
zu holen. Doch gab ich, um voraussichtlich Weitläufigkeiten ab-
zusehneiden, nur kurz und peremptorisch zur Antwort, dass jeder
Aufenthalt auf Gefahr des Gouverneurs sein würde, und verab-
schiedete meinen Unterhändler mit dem Auftrage, so rasch wie
mrtglieh zu seinem Herrn zurückzukehren und von da nöthige
Beförderungsmittel zu schicken, da ich dann demselben über
alles meine Legitimationspapiere BetreflFende die genügendste
Auskunft geben würde. In diesen Ländern, wo Jeder nur, weil
zu Regierungsdiensten verpflichtet, arbeitet, und sonst keine Hand
rührt, ist es nie rathsam, und meist ganz nutzlos, Privat-Contraete
abschliessen zu wollen. Man setzt sich dadurch nur den gröss-
ten Prellereien aus, und würde die immer höher steigenden For-
derungen doch nie befriedigen können. Folgt man dagegen der
Landessitte, so ist man für kleine Geschenke, die man den niedrigen
Taxen zulegt, stets des Dankes der dadurch üeberraschten ge-
wiss. Einer meiner Bootsleute, den ich bei Näschereien in der
Speisekammer ertappte, wurde unter Abzug seines Gehaltes ver-
abschiedet. Neben meinem Anlegeplatze brachte ein Chinese dem
Jainang oder Schutzgeist seines neuen Bootes Opfergaben, indem
er Esswaaren mit Goldschaumflittem hineinlegte, und Branntwein
darüber ausschüttete. In kleinen Gärten, die die Häuser um-
gaben , sah ich auf sorgfältig ausgelegten Beeten Chinesen und
Cochinchinesen Gemüse ziehen. Im Gebüsch stand ein Sanchao
und nicht weit davon ein kleines Santaphum, das neben Croco-
dilenschädeln Holzpuppen enthielt, die dahin gestellt waren, um
für den Thevada Theater (Lakhon) zu spielen. In einem weiten
Hofe, zu dem ein Triumphbogen führte, standen weite Räum-
lichkeiten aus Holz, die bei den Visiten des Kalahom oder
anderer hoher Regierungsbeamten denselben zum Aufenthalt
dienten. In der Haupthalle waren erhöhte Sitze aufgeschlagen,
dahinter fahrten Corridore zu den fllr die Frauen bestimmten Ge-
mächern, sowie zu den Küchen und Magazinen. Das Hauptge-
bäude war mit niedrigen Häusern für die Dienerschaft umgeben.
Von der Veranda vorspringend war eine viereckige Plattform auf-
gebaut, um dorthin Opfergaben an Speisen und Kerzen zu setzen,
unter Anrufung des Thevada, der acht Punkte des Horizontes,
10 Von Siam nach Kambodia.
des Oben und Unten, dass sie herbeikommen und den neu an-
kommenden Reisenden gegen die epidemischen Krankheiten des
von ihm betretenen Landes schützen möchten. Die Speisen wer-
den dann später von der Dienerschaft gegessen, die übrigen
Sachen bleiben liegen, bis sie von selbst zerfallen. Für Anstellung
dieser Opfer diente ein besonderer Beamter, der aus den Schrei-
bern ernannt wird. Ein auf Karren herbeigebrachtes Boot wurde
am Abend von den steilen Ufern mit grossem Länn und Geschrei
in's Wasser geschoben, brach aber los und litt Havarie. Die Nacht
blieb ich im Boote. Am nächsten Morgen stellten sich zwei
Karren ein, die bepackt wurden. Beim ersten Anziehen aber
rannte einer derselben an einem Baume fest, so dass die Büfl'el
auszuspannen waren. Aus dieser Gefahr herausgewickelt, brach
ein Rad, fUr dessen Reparatur neues Ausspannen vorzunehmen
war. Beim nächsten Umdrehen folgte das Rad der andern Seite,
und dann, eins nach dem andern, die beiden Räder des andern
Karren, so dass mit Ausspannen, Anspannen, Anspannen und
Ausspannen, sowie Flicken der Räder eine geraume Zeit verloren
ging. Doch waren die Siamesen darauf gefasst gewesen, da die
Räder ihrer olme Stallung, in offener Luft venvahrte Karren stets
so modrig und faul sind, dass sie beim Aufladen einer irgendwie
gewichtigen Ladung zusammenbrechen müssen. Als ich, durcli
diese Erfahrung gewitzigt, bei einer nächsten Karrenreise rieth.
Alles im Voraus gut zu versichern, lernte ich, dass das un-
nütze Arbeit sein würde, denn später im Walde, wo das Holz
gleich zur Hand läge, seien die Reparaturen weit leichtt»r aus-
zuführen. Warum sollte man den Wald nach dem Karren holen,
da der Karren doch zum Walde ginge? Da immer eine, wenn
auch nur schwache Möglichkeit vorliegt, dass eins der Räder den
ganzen Weg aushalten könnte, so lässt man sich die Mühe des
Ein- und Ausspannens nicht verdriessen, um nur ja nicht etwas
Unnöthiges vorher gethan zu haben. Wir fuhren über eine grüne,
mit bunten Blumen geschmückte Wiese, auf der Bäume parkar-
tig umherstanden. Die Berge Korat's zeigten sich in der Entfer-
nung. Männer, Frauen und Kinder ritten auf Büffeln *), auf denen
*) Die hiuterindischen Geschichten sprechen oft Ton Ochsen oder BQffelu als
KrankeDheiloDg. j 1
sie seitwärts sassen, andere Bauern waren, mit der Reisemte be-
schäftigt , in den Feldern um ihre Häuser. In der Höhe der Re-
genzeit sind diese alle tiberschwemmt, und auch jetzt noch stan-
den Wasserpfützen am Wege. Nach der Pyramide von Phu-
khao passirten wir ein Sanchao, mit chinesischen Buchstaben be-
schrieben, und dann ein zwischen Blumenbeeten gelegenes Kloster,
neben dem ein spitzthtirmiges Runddach stand, für Aufnahme
der Leiclien bestimmt. Als wir die in Büschen versteckten Häu-
ser Kabin's erreichten, brachte man uns nach einer offenen Ruhe-
halle auf einen freien Platz, wo die Mahathai genannten Beamten
mit Büchern und Tafeln ihre Gerichtsstube aufgeschlagen hatten,
mir aber einen Theil der Räumlichkeiten für mein Gepäck und
ein Bett einräumten. Ich Hess dort die nöthigen Pässe ausschrei-
ben, damit mein Boot unbelästigt nach Bangkok zurückkehren
könne, und begab mich dann nach dem Hause des Gouverneurs,
der aber gerade seine Siesta hielt. Als ich in der Abendkuhle
wiederkam, traf ich Gesellschaft bei ihm, und konnte so Erkun-
digungen über die Strasse nach Kambodia einziehen. In einer
Nebenkammer lag das Söhnchen des Gouverneurs am Fieber krank,
und war zur Heilung ein von einem Thevada oderPhi besessener
Beschwörer gerufen, der in einer dunkeln Ecke vor einer Kerze
auf einem mit Speisen besetzten Tische sass und Spirituosen trank.
Zu Zeiten sprang er wie rasend in die Höhe und stampfte auf
dem Boden umher. Dann trat er dicht vor das Kind, das in
den Armen einer andern Person lag, und bliess ihm in's Gesicht
oder berührte es mit der in den Händen gehaltenen Zaubergerte.
Nachdem der Exorcisator alle Teufel gebannt habe, erklärte man
mir, nähme das Prügeln mit den Ratan seinen Anfang.*) Die
Stadt Kabin, wie ich hörte, war früher der Wachtposten (Dan)
Hulaman's oder Hanuman's, durch Phra Ram oder Rama dort
ReitthierPD und auch das vorderiDdisrhe SOijayan^a giebt dem im Treta die
Asnreii besiegendfii Paranghaja den Namen Kakutstha, weil ihn Indra in Gestalt
eines Stieres in der Schlacht auf seinem Buckel trug. Im Archipelago kämpfte
der BQfTel mit deoi Tiger, während auf den MOnzen Cilicias ein Stier von einem
Löwen angegriffen wird.
*) Apollo war Päan oder Päon zu Oropos, als durch Schläge heilend.
12 Von Slam nach Kambodia.
eingesetzt, der nach der Eroberung Langka's von Thepha Maha
Naklion nach Pachim kam und dort seinen Wohnplatz nahm.
Unter den Anwesenden fand sich ein Nakprat (Gelehrter), der
mich zu einem Gespräch über die Sasana (Religion) herausfor-
derte und zunächst auf die Controverse des Thiertödtens einging,
ob der Mensch, als Herr der Erde, dieselben seinem Nutzen
opfern könne, wie Soldaten im Falle eines Krieges. Das im
Menschen zum Bewusstsein kommende Gesetz (Phra-Tham) lehrt
die Unterscheidung des Guten und Bösen. Alle Schriftworte
wären durch das Phra-Tham erfunden, da sich vom Anfang Lao,
Khamen und Thai unter den 800 Schülern Buddha's fanden.
Ein Mönch, der sich zu uns einfand, nannte mir verschiedene
Bücher aus der Bibliothek seines Klosters. Kabin ist eine Stadt
der Soldaten (Tahan) und grösstentheils von Laos bewohnt. In
dem in der Nähe vorbeifliessenden Bache kann man ungescheut
baden, da die dortigen Crocodile einen solchen Widerwillen gegen
das Menschenlieisch aus dem Laoslande haben, dass sie den
Cannibalismus abgeschworen haben. Mit Einbrucli der Nacht
schickte der Gouverneur TVachen, die sich mit Fackeln um mein
Logis herum niederlegten und ihre Wache beschliefen. In der
Sala war das Bild eines Thevada ausgehängt, mit einem Buche
in der einen und einem Schwert in der andern Hand, um den
von den Richtern (Tralakan) verehrten Phra-Sassadi (die Reprä-
sentation der GeFCchtigkeit) vorzustellen.
Als ich den Gouverneur am nächsten Morgen besuchte, gab
er auf mein Verlangen nach drei Karren eine ausweichende Ant-
wort (da er seine Zweifel über einen Präcedenzfall *) noch nicht
gelöst zu haben schien), hatte aber seinerseits mancherlei Ver-
langen nach Medicinen, da er schon seit lange an Knochen-
sclnnerzen litt. Er zeigte mir Gold, das auf der Entfernung einer
Tagereise in den Bergen gegraben würde. Metall vom Gewicht
eines Tikal lasse sich für etwa 6 Tikal kaufen. Doch seien die
Minen in der letzten Zeit wenig bearbeitet worden, wegen der
*) The sovereign (of Ceylon) inquiring itito the matter, disrharged him,
if iuDOcent, but otherwise raused the Paveui Putthakao or book of the Frecedeuts
to be consulted. (A.lwi8.)
Aerztliche Rivalen. 13
erhöhten Abgaben (Phasi). Vor einigen Jahren wären Europäer
dorthin durchgezogen, aber später nach Bangkok zurückgekehrt.
Als ich nach einem Uebergiessungsbad an dem Brunnen
nach meinem Quartier zurückkam, fand ich dort einen mit be-
troddelter Jacke und Narrenkappe phantastisch aufgeputzten Herrn,
der sich mir als einen Mo-Ja (allopathischen Doctor) vorstellte.
Er beklagte sich über die Menge der Mo Thevada (spirituellen
Doctoren), die bei den Laos in Kabin blinde Anhänger fänden
und die Ursache wären, dass die bösen Geister (Phidu) Menschen
und Elephanten frässen. Die Kunst der Mo Nga, die die Schlan-
gen durch ihre Beschwönmgen zum Tanzen zwingen, wäre den
Laos unbekannt, und nur unter den Tavoyem oder den Peguem
zu finden. Die sogenannte Besessenheit unter den Laos wäre
alle charlatanerischer Quack und Aufschneiderei, aber die Zau-
berei der Chinesen, die sich in der Luft aufzuhängen vermöchten
und die Geister mit ihren Augen wirklich erblickten, sei wahr
und ohne Falsch. Die Phi wären verstockte Sünder, denn tödte-
ten sie doch Thiere und Menschen, was gewiss schändliche Ver-
brechen wären. Die Phi-Phob werden durch solche, die Macht
über sie gewonnen haben, gegen ihre Feinde ausgesandt. Die
Kambodier sind in allen Arten Hexereien bewandert und ver-
stehen es, Leute, die ruhig dasitzen, plötzlich todt*) niederfallen
zu lassen, indem sie ihnen heimlich ein schädliches Amulet an-
stecken. Er selbst, sagte mir der rationalistische Doctor allopathi-
scher Arzneimischungen, er selbst fürchte nichts, selbst nicht den
Teufel, und deshalb könnten ihm auch die Teufelsdoctoren (Mo
Phi) nichts anhaben. Er glaube nur an die Religion Buddha's
und die khun Bida-Manda (die von den Eltern herabfliessenden
Verdienste), aber an keine Dämone noch Teufel. Seine Curen
seien jstets von dem glücklichsten Erfolge begleitet, weil er sich
mit dem Thevada (Schutzgeist) des Dorfes auf guten Fuss zu
stellen gewusst habe. Das müsse jeder gewissenhafte Arzt thun.
*) There had beeo a number of deaths among the Shastas (in California)
and they attributed them to sooie mysterioiis iufloence of the Umpqiias At the
rooment of bis death, the chief (of the Shastas) said, he feit an uj)i>een arrow
pierce bis heart, sent by the Uiupquas (1860).
14 'V'on Siam nach Kambodla.
denn ohne das würde alle seine Kunst zu Sehanden werden. Der
Thevada erhält in jedem Hause des Dorfes seine Verehrung:-
Ich fragte nach der Bedeutung einiger Capellen, die ich neben
dem 0(1tzentempel in dem Hofe des Gouverneurs aufgestellt ge-
sehen hatte, und hörte, dass dies die Schreine für Vorfahren
wären, und jeder ein Schreiben enthielt mit dem Namen des
Vaters,*) Grossvaters etc. Die Ahnen so in Ehren zu halten,
bringe Vortheil und Schutz. Der Mo Ja wohnte in dem Hause
des Gouverneurs als eine Art unfreiwilliger Gefangener, um dem-
selben als Leibarzt zu dienen. Der Gouverneur habe 20 Kinder
und 6 — 7 Frauen, eine, welche f) Kinder geboren habe, die übri-
gen 1 oder 2. Früher sei er ein starker und kräftiger Mann
gewesen, seit einiger Zeit aber beginne er zu siechen und von
Knochenschmerzen gepeinigt zu werden, weil er einst ein weisses
Huhn geschossen, obwohl man ihn vielfaltig davor gewarnt habe.
Auf eine Erkundigung nach Hanuman erfuhr ich, dass derselbe
in der Nähe der Stadt einen Tempel besitze, und sein jüngerer
Bruder (Nong) gleichfalls einen in anderer Richtung. In Betreff
des über uns aufgehängten Bildes des Chao (Phra) Sassada er-
zählte mein Besucher folgende Geschichte: Derselbe ist früher
ein Thevada (Engel) gewesen, der in einem prächtigen Luft-
palast ( Viman) lebte, aber weil er durch die Tücken seiner Frau
sich tiberreden Hess, ein ungerechtes Urtheil zu sprechen, aus
demselben herausstürzte und zugleich seine Augen verlor, so dass
er, als blind, jetzt mit einer Binde **) über den Augen dargestellt
wird. Phra In (Indra) hat ihm befohlen, auf einem Beine zu stehen,
an einer Stelle,^wo er häufig von -dem an ihm vorüberschweben-
den Viman gestossen wird, und so muss er stehen, ein warnen-
des Beispiel für alle ungerechten Richter, bis zum Ende de^
Kaipa, wenn ihm sein früherer Palast wieder zu Theil werden
•) So wie einer eurer Voreltern stirbt, lasst sogleich ein Gemälde machen,
Hchmürkt es nnd verseht es mit Esswaren, heisst es auf Javanischer Inschrift
(s. Humboldt).
**) Themis (als Themist'o, Gattin des Athamas) ist blind, weU sie Dike und
Nemef^is ist, also ihren Aufenthalt im Schattenreich hat (nach Nork), wie Dhar-
maraja.
Die Gerechtigkeit. 15
wird. Als zur Zeit der Oerichtsstiinde einige Schreiber mit ihren
Büchern eintraten, bezeigte jeder derselben dem Phra Sassada
durch Emporheben der Hände seine Verehrung. Ich befragte
auch sie um die Bedeutung dieses Bildes und erhielt folgende
Erklärung: Chao Sassada war ein Richter, der, um nie durch
Vorliebe zu einer der klagenden Partheien in seinem Urtheil
beirrt zu werden, seine Augen ausriss, und so stets nur gerechte
Entscheidungen fällte. Zur Belohnung erlangte er bei seinem
Hinscheiden einen Viman (Luftpalast). Bei einem Process, in
den nahe Verwandte verwickelt waren, Hess er sich durch seine
Frau tiberreden , dieselben zu be^tinstigen , und verlor nun seine
Augen aufs Neue, so dass er blind blieb. Auf Indra's Befehl
muss er jetzt auf einem Beine stehen bis zum Ende der Kalpa.
Ein Anderer meinte, dies Stehen auf einem Beine meine das Leh-
nen nach einer Seite im Urtheil, und habe er deshalb auch ein Auge
verloren. Auf einem Spaziergange kam ich zu einem Moraste, der
der See (sa) oder Sumpf (bttng) Hanuman's genannt wurde, weil
Hanuman dort in der Form eines BttflFels geschlafen habe. Die
früher salzigen Wasser sollen von den über Krungphali's Tod
durch Sukhrib vergossenen Thränen entstanden sein. Von
den besuchten Klöstern hiess das eine Vat Chao khun Bodin,
als von dem Chao khun Bodin, ^^ dem siamesischen Eroberer
Kambodia's unter der vorigen Regierung, benannt. Im Vat-
Klang hing hinter der Kanzel der Predigthalle ein Bild
Buddha's, den Indra und ein Rakshasa in der Luft, zwei
Schüler zu den Füssen verehrten, während • sich an den Sei-
ten die Sonne mit einem Pfau und der Mond mit einem Hasen
fanden. In einem offenen Steingehege, um welches Sema halb
eingegraben waren, sass auf einer Plattform ein Kupferbild
Buddha's mit hoher Spitzmütze, an deren Ende ein weisser Quarz-
stein eingefügt war. Neben den Zellen der Mönche wurde eine
dicke Trommel unter einer Bedachung aufbewahrt. Holzpfeiler
mit spiralig verengten Ringen «tanden um den Klosterhof umher,
als Sao Chedi (Pfeiler der Pagoden), auf darunter begrabene
Menschenknocheu begründet, um die Dämone (Phi) von dem
Kloster abzuwehren. In einer aparten Gruppe standen die Sao
Phi (Dämonen-Pfeiler), die jedes Jahr neu aufgerichtet werden,
16 Von Slam nach Kambodia.
ähnlich den Ehrenpagoden, als Kenotaphien oder leere Gräber
zum Andenken an Verstorbene. Zwischen die Zweige eines
Pipulbaums (Maha-Phot) war ein bedeckter und mit Papier ver-
klebter Topf hineingelegt, der die Gebeine eines Verstorbenen
enthielt, dessen Verwandte diese Beerdigungsweise gewählt hatten.
An dem Pipnl waren Leitern und Krücken angelehnt, um seine
Zweige zu stützen, denn obwohl der noch ganz junge Stamm
solcher Hülfe nicht bedurfte, war die wohlthätige Absicht immer
eine verdienstvolle. Als ich nach der Sala zurückkam, wurde
dort der Bericht eines begangenen Raubanfalles vorgelesen. Der
Gouverneur kam später gleichfalls nach der Gerichtssitzung, um
in eigener Person in der Untersuchung über einen Büffeldiebstahl
zu präsidiren. Beide Partheien hatten ihre Vorstellung sclirift-
lich aufgesetzt und reichten sie ein, worauf Kreuz-Examinationen
folgten. Der Gouverneur sagte mir, dass er selbst während der
Nacht um meine Schlafstelle herumpatrouillirt sei, um zu sehen,
dass kein Missethäter nahe, und die Wachen auf dem Alert
seien. Ausserdem brachte er die erfreuliche Nachricht, dass die
Wegepapiere ausgefertigt und die benöthigten Karren bestellt
seien. Ich regalirte ihn nach Kräften mit Thee, Cigarren und
Zwieback, um diese menschenfreundliche Stimmung zu erhalten.
Am Abend kam sein Sohn, der Mahathai, von Paknam zurück
und brachte frische Fische mit, von denen er mir abliess. Ein
chinesischer Schlächter hatte ohnedies den Koch mit Schweine-
fleisch versorgt, so dass die stereotypen Hühner variirt werden
konnten. Mit dem.Gelde war man in diesem abgelegenen Winkel
des Landes übrigens sehr scrupulös, und das meiste des von
Bangkok mitgebrachten war den dortigen Kenneraugen nicht
fein genug. Als ich am Abend Fackeln kaufen lassen wollte,
kam mein Diener dreimal mit den Münzen zurück, da sie zu
schlecht und nicht gangbar seien, und es blieb mir zuletzt nichts
übrig, als dem Kaufmann die Börse hinzureichen, damit er selbst
die ihm convenirenden Stücke aussuche. Als mit Einbruch der
Nacht die Wachen postirt wurden, fand sich auch mein ärztlicher
College ein, und erhob einen grossen Lärm, da einer der Be-
orderten fehle. Er schärfte dann jedem Einzelnen in's Gewissen
ein, über diesen Gast der Stadt (Khek-Myang) sorgsam und vor-
Eidesleistung. 17
sichtig zu wachen, da er von Seiner Majestät dem Könige em-
pfohlen und von dem Herrn Gouverneur geliebt sei. Die meisten
der Bewohner sind Laos, die aber nur unter sich ihren Dialekt
sprechen, und sobald sie sich innerhalb eines Andern Hörbarkeit
wussten, lieber siamesisch radebrechten.
Am andern Morgen suclite mein Diener einige Leute für
die Hausarbeit hinzuzumiethen, konnte aber Niemand finden, da
Alle königliche Frohndienste (Raxakhan) zu leisten hatten. Doch
war es nicht schwer, durch einen Kuchen, den ich einer von
Paknam gekommenen Frau abkaufte, einige Hirtenknaben, die
in der Nähe ihre Büffel weideten, zur Hülfe im Wasserholen und
Reinmachen zu bewegen. Einige spielten mit dem Vot genannten
Wirbel, an den eine Aeolsharfe befestigt ist, so dass er im Kreise
geschwungen ein melodisch schwirrendes Geräusch erzeugt. Für
den Einkauf von Bananen und Fackeln von dem Gouverneur
ausgesandte Boten liehen sich BüflFel zum Reiten. Ich wurde
von vielfachen Kranken beiderlei Geschlechts besucht, die schon
die verschiedensten Curen durchgemacht hatten und gern durch
wunderthätige Handauflegung geheilt wären.
In der Gerichtssitzung wurde an dem Tage ein Fall wegen
Ehebruchs verhandelt. Der Angeklagte erbot sich zum Reinigungs-
eide, und da die andere Parthei beistimmte, begaben sie sich
nach dem Kloster, wohin ich folgte. Nachdem der Beschuldigte
sich unter Darbringung von Blumen und angezündeten Kerzen
dreimal vor dem Bilde Buddha's in einer Capelle verbeugt hatte,
wiederholte er die ihm von dem Schreiber vorgelesenen Worte
des Eides, erklärend, dass er vor dem Bilde Buddha's und in
Gegenwart Phra-In's (Indra's), Phra-Phrom's (Brahma's), Phra-
Jommarat's (des Höllenrichters), der Chatulokabala ( der vier Schutz-
götter der Welt), der Rup-Thevada (Engelbilder), der Akathe-
vada (Vornehmsten im Himmel), des Phra Süa Müang (des heiligen
Weichbildes), des Phra Song Müang (des Stadtcentrums) die
Wahrheit rede, und dass er im Falle der Lügen binnen sieben
Tagen zu sterben habe, um in der Hölle oder als Preta ( Ungethüm)
wiedergeboren zu werden. Neben dem Buddhabilde sah ich einen
mit Papier am Deckel verkleisterten Topf, der Todtcngebeine ent-
BAHtiAU, Reise in lUmbodia. IV. 2
18 Von Siam n«ch Karohodia.
hielt. Die Conservirung in Honig*) kommt gelegentlich hier,
wie in Birma vor. An der Seite der Phra-chedi genannten Steine
waren die Seraa begraben, und die umherstehenden Pfeiler der
Sao Men waren über vergrabenen Menschenknochen aufgericlitet.
Ich besuchte einen der Mönche in seiner Zelle, wo er mir den
Patimokh im Charakter der Khom Lao zeigte, einen schwierigeren,
als der Thai Lao. Von den Processirenden hatte jede Parthei
vier Tikal zu zahlen und einen Salting für den Eidesableser.
Am Nachmittage ging ich zu dem Gouverneur, den ich in
einem Seitengemache bei seinem kranken Enkel fand. In einem
flachen Korbe, der mit Zeug überdeckt war, nährten sich Seiden-
würmer von den Blättern des Ton Mon. Die Würmer einiger
ausgenommenen Cocons wurden dem kranken Kinde eingegeben.
Nach dreifachen Verbeugungen holte der Gouverneur aus einem
Schrein eine kleine Statue Buddha's hervor, die vergoldet war
mit dem Werth von drei Tamlüng. Eine andere Statue aus
reinem Gold habe er dem Kloster geweiht. Er besass auch
einen gelben Elephantenzahn, dem so gewaltige Kraft innewohnte,
dass kein Mann des gemeinen Volkes würdig genug sei, ihn bei
sich zu behalten. Der Verwegene würde mit Krankheit und Un-
fällen bestraft werden, weshalb man keinen andern Rath wusste,
als dieses gefährliche Curiosum dem Herrn Gouverneur zu
verehren.
Da am nächsten Tage die Wagen noch immer auf sich
warten Hessen, machte ich den mich besuchenden Maha-Thai
Vorstellungen, wie ich dem Versprechen aller der Khunnang oder
Edelleute vertraut gehabt und nicht geglaubt hätte, dass in die-
ser Weise das gegebene Wort treulos gebrochen werden würde.
Ob die Stadt in der Gewalt des Volkes sei, oder in der seines
*) MelliB qiiidem ipsius natarae Ulis est, ut patrescere corpora non siuat
(Plinias). Der Körper Alexander's des Grossen wurde (nach Statins) durch Be-
streichen mit Honig erbalten. Der Ronig Agesilaos wurde in einem llonigfasse
nach Sparta gebracht, Agesialaos dagegen mit Wachs bestrichen. Demokritos ver-
sprach Auferstehung beim Regraben der Leichen in Honig. Abdalatif fand in
einer ägyptischen Pyramide eine Kindesleiche in einem versiegelten Oefass mit
Honig.
h.
Das RichtflT-Collegium. 19
Vaters, des Gouverneurs? da die Befehle desselben missachtet
zu werden schienen. Er entfernte sich unter Entschuldigungen,
und noch im Laufe des Vormittags fand sich einer der Karren
ein, später ein zweiter und allmälig kamen aucli von den zur
Begleitung und Wache bestimmten Leuten. Ich ermahnte sie,
zeitig nachzusehen, dass Alles am Fuhrwerk und an den Ge-
schirren der Büffel im Voraus in Ordnung sein würde, doch
schienen sie darauf keinen grossen Werth zu legen.
Von den in der Nähe meines Quartiers Büffel hütenden
Knaben bliesen einige auf einer aus Schilf gefertigten Panflöte.
Der Hirt eines nahe gelegenen Gutes, das einem Edelmanne in
Bangkok gehörte, kam mit der Nachricht, dass in vergangener
Nacht ein Tiger in das Gehege eingebrochen sei, sieben Kühe
gebissen und von einer das eine Schenkelbein gefressen habe.
Die Knaben lernen zuweilen schon in den Häusern ihrer Eltern
lesen, gewöhnlich aber erst mit dem Eintritt in das Kloster, wo
sie im 9. bis 10. Jahre als Novizen geweiht werden. Nachdem
sie dann in das bürgerliche Leben zurückgetreten sind, empfangen
sie im 21. Jalire die priesterliche Weihe. Die Zeit des Peng (der
passende Essenstermin vor Mittag) wird in den Klöstern durch
das Schlagen einer Gong angezeigt.
Während der Ueberschwemmung im 10. und 11. Monat reicht
das Wasser bis Kabin, doch führt von dort ein Landweg nach
Bahn Sakeoh (das indess auch auf einem Arm des Flusses
erreicht werden kann) und dann weiter bis Sisuphon, wo man
sich in Böten nach Battambong einschifft. Der Khuay jai des
Flusses in Paknam ist aus zweien gebildet.
In Kabin finden sich (in Nachahmung Bangkoks) vier Rich-
ter (Tralakan). Der eine ist der Gouverneur, der, gleich dem
Jommarat der Hauptstadt, Criminalfälle entscheidet. Ein zweiter
präsidirt dem Civilgericht. Vor den dritten kommen Sachen das
Regierungseigenthum oder das des Königs betreffend, und dem
vierten steht das Urtheil zu über Alles, was sich auf den Ackerbau
bezieht. Als sich am Nachmittage die Edelleute auf ihrem erhöh-
ten Gerichtssitze zusammenfanden, unter denen auf einer niedri-
geren Stufe die Processbetlieiligten sassen, wurden allerlei Wer-
wolfsgeschichten zur gegenseitigen Unterhaltung erzählt, ehe die
2*
20 ^on Slam nach Kambodia.
Geschäfte begannen. Eine Frau sah am Wege ein Glasflttschchen
liegen, das stark riechendes Oel entliielt. Sie rieb sich damit und
verwandelte sich in einen Tiger,*) unter welcher Gestalt ihre er-
schreckten Kinder sie fortrennen sahen. Sie erzälilten es ihrem Va-
ter, als er nach Hause kam, und dieser erinnerte sich, im Walde
einen Tiger sitzen gesehen zu haben, der Geberden machte wie
ein Mensch.
Auf einem Spaziergange sah ich viele Termitenhügel mit
rundem Dom, der von dichter Vegetation überwachsen war.
Die Thiere leben stets in der Mitte und umgeben den Chao Myang
(den Fürsten), um ihn am Herauskommen zu hindern. Das hohe
Wasser tödtet sie selten, da es nicht die dicke Hülle durchdrin-
gen kann, welche selbst Axthieben eine Zeit lang widersteht. Die
weissen Ameisen konmien wenig aus ihren Gehäusen hervor, da sie
ihre Nahrung im Innern finden und sich von den dort eingeschlos-
senen Baumwurzeln nähren. Nur bei Nacht zeigen sie sich draus-
sen. Als ich nach der Sala zurükgekehrt war, kam dort in auf-
geregten und ängstlichen Geberden ein Manu zu mir, der sich
*) Nach einer besaischen Volkssage warf eine arme Frau einen Ring über
sich, ward augenblicklich zum Werwolf und fiel in die Heerde. In Tirol wurde
von einem armen Tagelöhner erzählt, der sich öfter in einen Wolf verwandelt
und Jedesmal ein StQck der Heerde geraubt habe (Panzer). St Augustin hat
oft einen Menschen in einen Wolf verwandelt gesehen (wie die für Goetes geltenden
Neurer). und in Habesch verwandeln sich (nach Coffins) die Buda in Hyänen, wie
In Abyfsinien (nach Pearce). The Jacoons believe, that a tiger in their path is
invariably a human enemy who having sold himself to the evil spirit, a&sume«
by sorcery the shape of the beast to execute bis vengeance or malignity. Tbey
assert, that invariably before a tiger is met, a man has been seen or might have
been seen to disappear in the direction, from which the animal springe. In many
cases, the metamorphosis, they assert, has been plainly seen to take place (Game-
roon). Werden gesegnete Grashalme gegen einen Baum geworfen, so springen
Wölfe hervor, die in die Heerdeu fallen. Nach Petronius wurde der in einen
Wolf verwandelte Nikeros nachher im Bette gefunden. Von einer noch jeUt
(1860) lebenden Frau in Kirchhain , welche im Rufe steht, Kinder und Vieh be-
hexen, desgleichen Butter machen zu können, ohne den nöthigen Rahm zu be-
sitzen, heisst es, sie habe unlängst als Werwolf einem über Feld gehenden Mäd-
chen das Gesicht zerkratzt und die Kleider zerrissen (Mühlhanseu). Nach den
Bosjemannes können sich ihre Weiber in Löwen verwandeln , um den Familien
Nahrung zu verschaffen (Anderson).
Klosterglocken. 21
ftlr einen Kambodier ausgab^ in Diensten des in Bangkok leben-
den Chao Fa. Er sei in Begleitung seiner Frau von dort abge-
reist, aber von dem Cliao Myang hier festgehalten und in Ketten
gelegt, weil er keine Papiere besessen, obwohl man ihm in Bang-
kok gesagt habe, dass er solche eben in Kabin erhalten würde.
Er beschwor mich, ihn mit mir nach Kambodia zu nehmen, wo
er mir für immer als ein Sklave dienen wUrde; sonst wäre
ihm der Tod gewiss. Nur eben jetzt habe er einen Augenblick
erhascht, in welchem man ihm die Fesseln abgenommen, dass er
nach dem Kloster gehe und dort esse. Als ich mit dem Gouverneur
darüber sprach, sa^te dieser, dass er ein Schuldflüchtiger zu sein
scheine, der mit dem Mädchen entlaufen sei. Er habe nach Bangkok
geschrieben, und würde nach der von dort erwarteten Antwort über
die Rücksendung entscheiden. Es war ein Fall, wo es für mich
schwierig war einzugreifen, so lange die rechtlichen Fonnen ihrem
vorgeschriebenen Gange folgten, und werden bei der Möglichkeit
späterer Nachfragen diese bewahrt geblieben sein, da der Gou-
verneur wahrscheinlich wegen der königlichen Pässe eine wich-
tigere Person in mir vermuthete, als nöthig gewesen wäre. Wäh-
rend ich mich noch dort befand, kamen die nach dem Tiger aus-
gesandten Boten zurück und sagten aus, dass sie Spuren, acht
Finger breit, gefunden hätten. Am Abend wurden die Glocken
in den Klöstern angeschlagen, um den morgigen Festtag (Van
Phra) einzuläuten. Karren, BüflFel und Führer hatten sich im
Laufe des Tages neben meinem Standquartier eingefunden, und
wurden nun alle Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen. Bei
Einbruch der Nacht kam der Mahathai mit den ausgefertigten
Papieren und empfahl mich der Obhut des Nai, des Obmannes
der Fuhrleute, als seinen leiblichen Bruder. Seine Rührung erhob
sich zu rhetorischem Schwung. Dieser, mein theurer Bruder,
lautete seine Anrede, ist kein Farang (Europäer), sondern ein
Thai (Siamese), denn obwohl er von Abstammung ein Farang
sein mochte, so ist er doch im Grunde ein Nakprat (Gelehrter)
und versteht die Sasana (Religion). Ein letztes Document wurde
durch den Jockabat eingeliefert, der es persönlich mit seinen
Schreibern überbrachte. Ich bot ihnen ein Glas Liciueur an, das
sie mit beredter Blickensprache umäugelten, und beruhigte ihre
22 ^on ^iaim nach Kambodia.
Scrupel, dass es kein wirklicher Lao (einheimischer Branntwein) sei,
sondern etwas, das sich dem Nam Van (süsses Himmelswasser)
nähere. Als sie es gekostet hatten, schmatzten sie ihre Lippen
darnach und meinten, etwas so lieblich Schönes würde selbst ein
Mönch kein Bedenken tragen zu trinken.
Die Wachen wurden ausgestellt und die Büflfel an den Pfo-
sten der Halle angebunden, woran sie aber einige Male während
der Nacht mit solcher Heftigkeit rüttelten, dass ich nicht wenig
den Zusammensturz der ganzen Baulichkeit fürchtete.
Es war noch dunkle Nacht, als die Morgenglocken der
Klöster aufs Neue ihr Geläut begannen , und ich rief die Leute
wach, um die Karren mit den vorher für sie geordneten Gepäck-
stücken zu beladen. Der Mahathai kam selbst, um die Arbeit zu
überwaclien, und als der erste Dämmerungsschein hervorbrach,
wurde, am 10. December, das Zeichen zum Aufbruch gegeben. Das
verlassene Lager war jedoch noch nicht aus dem Gesiecht, als der
eine Karren scliou zusammengebrochen auf der Erde lag und der
andere umstürzte, da einer der Büffel des Gespannes sich losriss
und fortrannte. Leute mussten ausgeschickt werden, ihn wieder ein-
zufangeu. Andere kehrten nach der Stadt zurück, um neue Seile
zu holen, und so verstrichen nutzlos die kostbaren Minuten der
kühlen Morgenstunde. Wir durchfuhren aus der Regenzeit zu-
rückgebliebene Wasserpfuhle, in eine mit Halmgras bewachsene
Ebene hinaus, in der Bäume zerstreut standen. Unten am
Stamme des Ton Sabeng genannten Baumes fanden sich dreieckige
Löcher, um die grünlich schwarze Flüssigkeit des Harztheeres
(Nam man jang) aufzunehmen, das, obwohl in geringerer Menge,
auch von dem Baume (Ton) Jang gewonnen wird. Die zum
Führen der Karren und Büffel requirirten Leute waren aus dorti-
ger Gegend, und einer derselben ging nach seinem Dorfe voraus
um die nöthigen Provisionen des Weges von daher mitzunehmen.
Ihre im Felde arbeitenden Bekannten begrüssten die Vorbei-
fahrenden durch Zurufe, und an einer Wendung des Weges stand
ein mit Vorrathskörben behängter Mann, der zum Ersatz an die
Stelle eines Freundes eintreten wollte. Als* er mich sah, verzog
sich sein breites Gesicht zu der Grimasse eines vertraulichen Grin-
sens, und ich glaubte einen Irländer vor mir zu sehen mit seinem :
Prathong. 23
„Yer honour comes this way agaiu/^ als er er mir auf Siamesisch
etwas Ach nliches eutgegenrief, zufügend: „Ich habe Euer Guaden
ikhun) ja schon früher gefahren." Im Laufe des Vormittags wurde
ein Halt gemacht am Nong Kamueb, wo sich ein paar lehmige
Wasserpfützen fanden^ die bald nocli lehmiger aussahen, als sich
die Büflfel*) darin wälzten und gegenseitig mit den Hörnern
stiessen, um mehr Platz in ihrem kärglichen Lebenselement zu
gewinnen. Die Büffel gehen für ein Jalir mit einem Jungen
trächtig.
Dann fuhren wir über Sandwege mit Eisenkies bestreut in
einen offenen Wald ein, erst einer breiten Strasse folgend, und
auf weichem, grünem Moosgrunde in den dichten Büschen eine
Bahn brechend. Ueber einen tief eingeschnittenen Bach fanden wir
eine Brücke, aber so baußillig und zerbrechlich, dass sie erst re-
parirt werden musste, ehe die Karren sich hinaufwagen durften.
Trotzdem brachen die Büffel des zweiten Wagens hindurch, und
der dritte musste durch die Leute hinübergezogen werden. Zwei
folgende Brücken** ) erforderten dieselbe Procedur, und dann lang-
ten wir bei einer vierten, sehr langen an, die zu den Wacht-
posten (Dan) führte, und machten am diesseitigen Ende in der
Sala Pratliong am Paknam-Flusse Halt. Die Schlafhalle stand
in einer Lichtung, von dichtem Jungle umgeben, an dessen Ende
sich ein Josshaus oder Götzentempel fand, mit herzföimig ge-
schnitzten und mit Goldschaum beklebten Hölzern, mit Puppen
und chinesischen Papier-Lampen.
Der Fluss von Pathong entspringt in dem von dem Xao Pa
Zong (den ihren Tribut in Fackeln bezahlenden Waldmenschen)
bewolinten Gebirge des Dong Phaya Fai (des Waldes des Feuer-
*) Der südarabische König Abel fand auf dem Kriegszuge gegen Westen
Menschen mit dem Gesicht auf der Brust, die während der Mittagshitze sich im
Wasser zu verbergen pflegten.
**) Diese Brncken stammen uorh aus der Zeit des Chao-Phaya Bodin, der
nach der Eroberung Kambodia*s für militärische Zwecke eine Heerstrasse anlegen
Hess, deren Holznnterbauten aber schon so verfault sind, dass man sie besser
vermeidet, als die halsbrechenden Spuren auf ihr zu riskiren. Auch die Brücken
würden schon längst gänzlich verschwunden sein, weuu sie nicht immer dann und
wann vun gelegentlichen Durchreisenden, die ihrer bedfirfni, reparirt würden.
24 ^0° SiAUi uach Kambodia.
gottes) und verbindet sich in der Entfernung von 100 Sen (jen-
seit des Postens) mit einem andern Strome, der von Cban-
tabum herkommt. Beide zusammen bilden dann den Kbuai jai,
der sich in Paknam mit dem Khuai noi (kleinen Arm) vereinigt.
Der Officier des Wachtpostens, der herübergekommen war und
diese Mittheilung machte, bemerkte auch, dass in den heissen
Monaten, wenn alle WasserpfUtzen am Wege aufgetrocknet seien,
die Büffel nur bei Nacht reisen könnten. Dann ist die Sternbe-
obachtung wichtig. Die übrigen Gestirne verändern jede Nacht
die Zeit ihres Niedergehens, aber Orion (Dao Thai) und Pleja-
den (Dao kai) bleiben sich immer gleich, so dass sie als Uhr be-
nutzt werden können [wie in den Andes das Kreuz]. Um Mit-
temacht, zur Zeit der zweiten Nachtwache, steht der Orion gerade
im Zenith, und neigt sich -halbwegs nach Osten bei Anbruch der
Dämmerung, wenn die vierte Wache (jam) nahe ist. Im Werten
und fünften Monat dagegen hat der Orion noch nicht ganz den
Zenith erreicht, wenn die Nacht dem Morgen Platz macht. Beim
nächsten Nachtlager gab mir einer der Wächter als Anzeichen
des Tagesanbruches, wenn der Morgenstern (Dao Rung Xao)
baumhoch sein würde.
Wir stellten Wachen für die Nacht aus und wurden vor
den im Walde zahlreichen Tigern gewarnt. Eine andere Reise-
gesellschaft, die auf Elephanten von Kambodia anlangte, quar-
tierte sich in einem verfallenen Gebäude neben dem unserigen ein.
Wälirend der Nacht Hess sich Hahnengekrähe aus dem Wacht-
posten vernehmen, das durch anderes in verschiedenen Richtun-
gen desJungles beantwortet wurde. Auf meine Nachfrage wurde
mir gesagt, dass es nur wilde (Kai Pa) Waldhähne seien, die
ich höre, da sicli im ganzen Umkreis weder Dörfer noch mensch-
liche Ansiedelungen fänden.
Noch vor der Dämmerung Hess ich aufbrechen und die Karren
unter Fackelbeleuehtung über die lange Brücke hinüberziehen.
Die Wagen rumpelten über eine rauhe, uneben^ Strasse im Walde
fort, so dass ich meistens das zu Fusse Gehen den von ihnen
zu gewärtigenden Stösseu vorzog. Die nächste Brücke war einge-
fallen, so dass die Gespanne eine weniger abschüssige Stelle des
Ufers zum Durchfahren suchen mussteu. Die Karren sind mit
\
Tiger. 25
einem vorstellenden Dache bedeckt, und über die unten aufge-
packten Güter wird ein Flechtwerk gelegt, worauf sich ein Sitz
ausbreiten lägst. Die nur für das Gepäck bestimmten Karren
haben eine runde Bedeckung über sich ausgebreitet. Der Trei-
ber sitzt auf einem schmalen Bocke über der Deichsel. Zu jedem
Karren gehörten zwei Männer, die nebenher gingen, über schlechte
Stellen weghalfen, das zerbrochene Geschirr reparirten und die
Büffel aus- und einspannten. Sie standen unter dem Obmann
oder Nai, der die flir die Postbeftirderung ausgefertigten Papiere
bei sich hatte, und ausserdem ging Einer voraus, um die fahr-
baren Stellen des Weges auszusuchen. Doch war derselbe überall
gleich schlecht. Wir hatten uns verschiedene steile Abhänge
hinaufzuquälen, und hier brach eine Achse, dort das Rad oder
das Joch des Gespannes. Reisende, die uns entgegenkamen,
trugen Fackeln, Feuerholz u. s. w. zum Verkauf an. Harz aus den
Mai teng benannten Bäumen wird zum Leuchtmaterial verarbeitet.
Zum Frühstück hielten wir bei einem flachen Teich (Hong
beng), dessen Umgebung, wie ich hörte, einer der gefährlichsten
Tigerplätze wäre. Niemand, meinte der Nai, würde es wagen,
Nachts dort durchzupassiren, aber bei Tage schliefen die Tiger
in ihren Lagern und hätten ihre Stärke verloren, die sie erst mit
Einbruch der Dunkelheit wiedergewönnen. Im Mahabharata
heissen die Räkschasas auch Sandhjäbalas oder Dämmerungs-
starke, weil ihre Kräfte mit dem Sinken des Tages zunehmen.
Ich sah in einiger Entfernung einen Mönch vorübergehen,
mit seinem Esstopf und Bett beladen und von einem Manne ge-
folgt, der ihm das übrige Gepäck nachtrug. Er schlug sieh seit-
wärts in den Wald, und wie ich hörte, finde sich in der Richtung
dort, am Ufer eines kleinen Baches, ein Kloster, von drei
Mönchen bewohnt. Sie hätten einige Knaben zum Unterrichte
bei sich, und dieselben müssten auf weite Entfernungen zwischen
einigen im Jungle zerstreuten Häusern umhergehen , um jeden
Morgen den nöthigen Essvorrath einzusammeln. Die Termiten-
hügel dort und am Wege zeigten kegelige Formen.
Am Nachmittag führte der Weg meistens aufwärts, doch
waren einige tiefe Schluchten zu durchfahren, und die Leute
hielten alle hinten an den Wagen an, wenn dieselben den
i
26 VoD Siam Dach Kambodia.
steilen Abhang hinunterrollten. Einige stolperten dabei über
Stumpfe und Steine, dass man jeden Augenblick ihr Auseinander-
breehen erwartete, und andere hatten sich so tief in morastigem
Grunde festgefahren, dass sie erst nach dem Abladen wieder
herausgearbeitet werden konnten. In dem dieliten Walde, Dong
Prapöng genannt, war nur ein langsames Vorwärtskommen, da
sich kaum ein enger Fusspfad durchwand. Es fand sich eine
für Wagen durchgehauene Strasse, aber dieselbe war durch quer-
übergefallene Baumstämme unpassirbar gemacht, so dass die
Karren sich ihren eigenen Weg suchen mussten. Auf einem der-
selben versanken die Büffel bis an den Hals in einen Sumpf
und wurden nur durcli rasches Zerschneiden des Geschirres ge-
rettet. Ein andermal hatte der eine Karren sich so zwischen
zwei Bäume festgeklammert, dass kein anderer Ausgang blieb,
als den einen derselben umzuhauen, um ihm Luft zu machen.
Ein paar Reisende, die wir gerade antrafen, wurden zur Hülfe
requirirt. Meine Leute waren von der harten Arbeit so erschöpft,
dass sie völlig mutlilos wurden und es bei Einigen eindringlicher
Aufmunterung bedurfte, damit sie nicht geradezu jede weitere
Anstrengung verweigerten. Der Führer selbst kam mit dem Ob-
mann zu mir, und erklärte, dass es unmöglich sein würde die
nächste Station zu erreichen, und ein Lager im Walde aufge-
schlagen werden müsse. Doch bestand ich darauf, vorwärts zu
gehen, und gerade als sich das Licht mit dem Schatten der
Dämmerung zu mischen anfing, schimmerte es heller durch die
Bäume des Waldes, und fuhren wir bald darauf in die ange-
bauten Felder Bahn Sa-Keoh's hinab, 'wo ich in einer am Teiche
gelegenen Kasthalle Halt machte und nach dem Beamten des
Dorfes schickte, da an diesem Relais die bisher mitgebrachten
Karren durch neue ersetzt werden mussten. Der Jockabat, der
sich bei mir einstellte, versprach nach Einsicht der Papiere, mit
dem Prälat, der gerade abwesend sei, über den nöthigen Wechsel
zu sprechen, und kehrte später mit vier Bauern zurück, die als
Wachen placirt wurden.
Der in einiger Entfernung des Dorfes fliessende Fluss des
Sa-Keoh entspringt auf den Bergen Chantabuns und verbindet
sich etwas hinter Prathong mit dem dort, aus Korat herabfliessen-
Der Juwelent«icb. 27
den Gewüssern, um vereinigt den Khuai jai des Kabinflusses zu
bilden, der l)ei Chantakhani mit dem auf dem Dong Phaya Fai
entspringenden Khuai noi zusammenfliesst und dann, nach Auf-
nahme des Nebenflusses von Nakhon najak, als der Petriufluss
in die See ausmilndet.
Einige der Honoratioren des Dorfes machten mir trotz der
späten Stunde ihre Aufwartung. Der Samueng oder Schreiber
überblickte meine Gepäckstücke, die ihm für eine einzelne Per-
son sehr zahlreich und auf einen Ueberfluss von Bun (Tugend- Ver-
dienst) zu deuten schienen. Andere ergingen sich zu meinem
Besten über die mir bevorstehende Wiedergeburt in der nächsten
Existenz. Durch den Nai überbrachten die Fuhrleute dem Chao
Khun, d. h. ftlrstlichen Gnaden (oder meiner Wenigkeit), eine
demUthige Gratulation zu glUckliclier Ankunft und hatten bald
alle Beschwerden des Tagewerkes vergessen, als ich ihnen einige
Gläser des begehrten Lao reichen Hess.
Die in Bahn-Sakeoh angesiedelten Khamen (Kambodier)
stammen meistens aus dem Pa-Sisen, einer zum Theil zu Chanta-
bun, zum Tlieil zu Battambong geliörigen Waldgegend. Es fanden
sich auch einige Siamesen (Thai) unter ihnen, aber dieselben
pflegen es nicht lange auszuhalten, wogegen die Khamen, wie
aucli die Xong ihre Wohnsitze bewahren. Im Klostijr wird die
siamesische Schrift neben der kambodischen gelehrt, und die
meisten Männer verstehen das Siamesische, von den Frauen
dagegen nur wenige. Sie tragen das Haar rundgeschnitten,
frisiren es aber gern nach siamesischer Mode, wenn sie nach
den Städten zu gehen haben.
Nachdem ich am andern Morgen in dem Teiche, wovon das
Dorf genannt ist (Bahn Sa-Keoh oder das Dorf des Juwelen-
teiches) ein Bad genommen hatte, empfing ich den Prälat, der
sich mit saurem Gesiclit über die Unmöglichkeit beklagte, die
verlangten Beförderungsmittel berbeizuschaflen. Karren gäbe es
keine, alle seien verloren gegangen. Dörfer und Ansiedlungen
lägen zerstört. Diebe hätten die Büffel gestohlen, und an ihnen
sei solcher Mangel, dass selbst die Feldarbeiten ohne dieselben
zu verrichten wären. Ich forderte ihn auf, genau anzugeben,
was er noch im Laufe desselben Tages anzuschaffen im Stande
28 ^on St Am nach Kambodia.
sein würde, und erklärte mich zufrieden, als er sich zu einem
Karreu mit, und einem andern ohne Büffelgespann willig fand
indem ich das Uebrige aus den schon mitgebrachten Fuhrwerken
ergänzen würde. Dagegen legte der Nai Khum aus Kabin
Protest ein, als den ihm gegebenen Aufträgen entgegen. Ich
erwiederte aber, dass meine Pässe in Bangkok ausgestellt seien,
und deshalb höhere Gültigkeit besässen, als Befehle, die in Kabin
oder in Bahn Sakeoh erlassen würden. Ich bedürfe drei Karren
und sechs Büffel, würde Alles, wofür man mir in Sa-Keoh Ersatz
geben könne, nach Kabin zurückschicken, den Rest aber behalten.
Im Uebrigen möchten sie selbst unter sich ein Abkommen treffen,
wie es ihnen am Meisten zusage, am nächsten Morgen aber führe
ich weiter.
Als der Prälat fortgegangen war, beriethen sich die Kabin-
leute zusammen, was zu thun sei, und beschlossen, sich wenigstens
von den Bauern in Balm Sakeoh durch Bezahlung entschädigen
zu lassen, wenn sie gezwungen sein sollten, über diese Station
hinauszufahren bis zum nächsten Relais in Vattana. Einer der-
selben kam zu mir und sagte knieend: Ein Wort, oh Scheitel
des Hauptes! vergönne es dem Härchen. Diese Kambodier sind
alle Lügner und des Truges voll. Mit Freuden würde meine
Sklavenschaft Eure fürstlichen Gnaden auf dem Rücken nach
Vattana tragen. Wenn aber Büffel und Karren nach Vattana
gehen, dann geht Geld für den Gouverneur von Kabin verloren,
oh Haar des Hauptes (Phom). Ich erwiederte ihm, dass sie
diese Angelegenheit, um die richtige Entscheidung zu erhalten,
nach den Gesetzen ihres eigenen Landes ordnen müssten, denn
der Befehl zur Weiterbeförderung sei gegeben und müsse aus-
geführt werden. Da sie nicht genügenden Vorrath an Lebens-
mitteln mitgenommen hatten, Hess ich ihnen von meinen Provi-
sionen austheilen, hütete mich aber wohl, ihnen von den bei ihrer
Rückkehr beabsichtigten Geschenken etwas zu sagen, da dies
sonst gleich hier am Anfang der Reise eine Verpflichtung zur
Regel erhoben hätte, auf die im weiteren Fortgange immer höhere
Ansprüche begründet worden sein würden.
In einem Gespräche mit Leuten aus Bahn Sakeoh hörte ich,
dass das Dorf erst nach Anlage der Heerstrasse von Biam nach
Kambodier. 29
Kambodia entstanden sei. Im Walde längs des Flusses finden
sieh einige Häuser von Thai zerstreut, und gelegentlieh wandert
ein Chinese hindurch, um mit seinen Waaren zu hausiren. Alle
beklagten die schlechten Zeiten; früher hätte man jeden Augen-
blick mit Leichtigkeit G oder 7 Karren finden können, jetzt Hessen
sich kaum 3 auftreiben. Durch die liohen Steuern (Phasi), die
der König von Grund und Boden erhöbe, gingen alle Dörfer zu
Grunde. Die Büffel wären nirgends vor den Räuberbanden sicher,
liielte man Enten, so würden sie von den Tigeni gefressen, und
den Menschen bliebe nichts, als ihr Leben mit Salz und Pfeffer-
wasser zu fristen. Indess w^ar es mir möglich, einige magere
Hühner zu kaufen. *
Gegen Abend langten Karren und Büffel an, die letzteren sahen
wild aus, und besonders durch den ungewohnten Anblick eines
Farang (Europäers) entsetzt. Einer der Büffel hatte ein Kalb
bei sich, das die ganze Nacht hindurch quiekte. Die ersetzten
Karren und Büffel wurden für Kabin entlassen, aber in Bahn
Sakeoh in Verwahrung gegeben, da die Fuhrleute alle bis zur
nächsten Station mitzugehen vorzogen und auch zwei der Zug-
thiere zur Aushülfe am Wege und zum Reiten mitnahmen. Vier
Kambodier waren hinzugekommen, die durch ihr krauses Haar
und das scheinende Weisse der Augen, das negerartig von
der schwarzbraunen Hautfarbe abstach, einen starken Contrast
zu den helleren Laosleuten bildeten. Der Gouverneur von Kabin
verrichtet das Raxakhan für Bangkok, ist aber von Pachim, als
Myang Ek abhängig, und trinkt das Eideswasser für den Gouver-
neur von Pachim.
Mit Fackeln vor Tagesanbruch aufbrechend, fuhren wir aus
dem Busch in einen offenen Wald hinein, und dann über eine
wellige Ebene, die mit Bäumen bedeckt und von Jungle einge-
fasst war. Ein von der Tanya kommender Karren kreuzte den
Weg, und dann begegneten wir einer Karawane zu Frohndiensten
Ausgehobener, die in den Wäldera Vattana's für die Pfeiler eines
in Bangkok zu erbauenden Klosters Bäume gefallt hatten und
jetzt nach Kabin zurückkehrten. Jeder trug ein Stuhlgerüst auf
dem Rücken mit Provision, Handwerkszeug und Bettdecken.
Auch^MönchC; die von Bangkok nach Battambong reisten^
30 Von SUni nach Rambodia.
kamen des Weges, von Laien gefolgt, die ihre Sachen trugen.
Spuren von Tigern, von Ma-Pa (wilden Hunden) und Saman
fanden sich am Wege. Die Ton-mai Kung genannten Harzbäume
waren zahlreich. Die Sabeng- Bäume verlieren im 12. Monat
ihre Blätter, treiben dann aber neue, nachdem sie 15 Tage kahl
gestanden haben. Die Fuhrleute wünschten am Teiche Nong
Sarika Halt zu machen, doch liess ich sie, da es noch früh am
Morgen war, eine Strecke weitergehen, bis sie bei zunehmender
Hitze das Frühstttckkochen mit der den Büffeln nöthigen Rast
verbanden. Sie klagten alle über die beständigen Regierungs-
dienste (Raxakan), so dass keine Zeit für eigene Arbeit bliebe.
Einer erzählte, dass er ein Haus mit sechs kleinen Kindern in
der Nähe Kabins habe, sie aber stets ohne Aufsicht allein
lassen müsse. Die in Kabin angesiedelten Laos stammen meistens
aus Kalasena, ein offenes Land, von einem Strom durchflössen,
der in der gebirgigen Umgebung Viengchangs in den Hauptfluss
ausmündet. Ihre Sprache dort ist weit freier von siamesischen
Ausdrücken, als in Kabin. Die Njuen oder Juen, die Keoh
bei den Laos heissen, kommen zum Elephantenkauf nach Vieng-
chang und zuweilen bis Myang Luang Phrabang. Büffel und
Cardamomen bilden den Handelsartikel. Die Laos und Kamen
haben, als Amulet, zwei Schnüre um das Handgelenk gebunden.
Die Dörfer der Karien oder Talien im Dong Phaya Fai sind
von Korat abhängig. Die Männer haben die siamesische Haar-
tracht angenommen, wogegen die Frauen, die auch die Ohren
durch Ausziehen verlängern, ihr Haar in einen Knoten aufbinden.
Am Nachmittage zogen wir auf welligen Wegen weiter.
Einer der Büffel verletzte sich am Fuss und musste ausgespannt
werden. Ein Mönch in einem leichten Wägelchen, von Ochsen
gezogen, kam uns entgegen, auf der Reise von Kambodia nach
Chantakham, wo sich ein weit berühmtes Kloster findet. Diese
Mönche, meinten meine Leute, sind beständig unterwegs. Sie
gehen hierhin und dorthin, wie es ihuQu beliebt, und haben keine
Frohndienstc zu verrichten. In der Nähe eines Pfuhles, aus
dem die Büffel getränkt wurden, sah ich die Reste einer Ca-
pelle oder Sanchao. An mehreren Stellen der jetzt mit röthlichen
Sand bestreuten Strasse waren Meilenpfosten aufgesteckt, um die
Das heilige Crokodtl. 31
Entfernungen anzugeben. An einigen Baunizweigen sab ich
Strohbüschel befestigt, die durch Verdienstsucher dort angebun-
den waren, um den Reisenden anzudeuten, in welcher Richtung
die Wege am Besten im Stande seien. Bald darauf wurden die
Häuser Vattana's durch das Gebüsch sichtbar und fuhren wie
nach der Sala, um dort abzusteigen. Beim Abladen entkamen
einige der Hühner und flogen auf die Dachpfosten. Einer der
Leute kniete in demUthiger Haltung nieder und bat mit fleliend
vorgestreckten Händen um die Erlaubniss, zum Wiederfangen
derselben emporklettem zu dürfen, da er sich dann über mir be-
finden würde. Als ich mich in dem nahegelegenen Teiche des
Dorfes badete, hörte ich, dass derselbe von einem Alligator be-
wohnt sei, den ein heiliger Mönch dorthin gesetzt habe. Einer
seiner Verehrer hatte ihm zur Spielerei ein eben ausgeschlüpftes
Crocodil geschenkt, das er erst in einer Wasserkufe seiner
2ielle und dann in der Cisteme des Klosterhofes auffütterte. Als
sein Zögling aber immer grösser und grösser wurde, kam er in
Verlegenheit, was damit zu machen sei, um seine geweihten Hände
nicht mit Mord zu beflecken, und so setzte er es als beste Auskunft
den Bauern in ihren Teich, wo es jetzt jedes Jahr schreckbarer
wird und ernährende Opfer verlangt, wenn es nicht Menschen
beim Baden fressen soll. Für Trinkwasser war ein Brunnen ge-
graben.
Als ich wegen des Wechsels der Karren schickte, kam der
Prälat zum Besuch, ein Schwiegersohn des Gouverneurs von Kabin,
der mir schon von ihm gesprochen hatte. Er war allein von
den Behi^rden gegenwärtig, da der Chao Myang in einiger Ent-
fernung, der Jockabat in Bahn Sakeoh lebe. Vattana ist eine
Colonie von Laos aus Viengchan. Die Laos heirathen selten sia-
mesische Frauen, der grossen Ausgaben wegen, doch geschielit
es oftmals, 'dass Siamesen und Chinesen Laos-Mädchen heim-
führen. Im Laoslande wird der Reis im 12. bis 2. Monat ge-
emtet und im 7. Monat neu gepflanzt. Maize wird im 5. Monat
gepflanzt. Leute, die auf der Reise sterben, werden begraben,
sonst aber ist unter den Laos das Verbrennen gewöhnlich, doch
werden nach alter Sitte im Kindbett gestorbene Frauen erst t\ir
drei Tage begraben, ehe man sie verbrennt. Nach dem Tode
32 ^^^ Stam nach Kambodfa.
geht der Geist (Chitr) des Menschen nach Himmel und Hölle,
die vier Kan-Bhut aber, die in den beiden Daumen und grossen
Zehen leben, verwandeln sich in Dämone (Phi). Auch die Seelen
solcher, die Niemand für sie zu sorgen haben, weder Anver-
wandte noch Bekannte, verwandeln sich in gespenstische Dä-
monen (Phi), die sich zuweilen, umLiente zu erschrecken, am Ein-
gange des Waldes zeigen, einem Schatten gleich, der verschwin-
det, wenn darnach geschlagen wird. Die Seele eines Chao (Für-
sten) der Khamen geht nach dem Tode in einen Xang (Elephan-
ten) über, die eines Chao der Lao in einen Jeng (Elephanten-
führer). DieTham Khuan genannte Ceremonie wird bei Heirathen
angestellt. Manche der Laos ziehen in ihren Häusern einen Phi
Phob auf, d. h. einen Spiritus familiaris, der ihnen entweder von
ihren Vorfahren her zugekommen ist oder den sie sich durch
ihre tiefe Kenntniss der magischen Wissenschaften selbst ver-
schafft haben. Gerathen sie im Handel und Verkehr mit einem
Andern in Streit, so schicken sie ihren Phi Phob aus, der un-
sichtbar den Feind überfällt und in Krankheit*) stürzt. Es bleibt
dann nichts übrig, als einen andern Gelehrten (Khru) zu rufen,
der den Patienten so lange prügelt,**) bis der darin steckende
Dämon seine Herkunft und den Namen seines Meisters einge-
steht. Man lässt dann diesen herbeirufen, und sucht ihn zu
bewegen, seinen Dämon wieder zu nehmen, worauf die Krankheit
geheilt ist.
Jeder, der auf der Weide grasenden BüflFel trug einen der
schwarzen Vögel Nok Jeng auf dem Rücken, die ihnen die Wür-
*) Im serbischen Volksglauben essen Hexen das Herz aus dem Leibe (s Orimm),
si Stria hominem comederit (nach d. lex. sal.), oder wie Petronius fragt: Quae
striges comedemnt nervös tuos?
**) wie im deutschen Volksglauben den mit Schwefel gemischten Schwamm,
bis zur Befreiung die Hexe erscheint, die auch durch in die behext« Milch ge-
worfene Nadeln beim Kuchen derselben (in Ostpreusseu) gepeinigt werden kann.
Als auf dem Z5belhof die Frau einen glühend geroachten Kitchenspiess in das
verhexte Butterfass stecken will, erscheint die Hexe Stase, um es zu verhindern,
und lässt rasch durch Klopfen die Milch gerinnen. Der Bauer in Passeier kocht
seine Mütze in Rahm, bis die Hexe an die Thür kommt und um Rahm zum
Bestreichen ihrer Braudflecke bittet (Ziugerle).
Die Rawa. 33
mer aus der Haut aufpicken. Auch folgten sie so dicht hin-
ter den Füssen der Büffel, so um fast durch das Aufheben der-
selben berührt zu werden, ohne sich indess auljagen zu lassen.
Am nächsten Tage besuchte mich der Phu Xuai oder 6e-
hülfsbeamte. Die nach Viengchang handelnden Juen verkaufen
Schmucksachen oder Kleider t^r Elephanten und Büffel. Sie ha-
ben eine Reise von etwa einem Monat zurückzulegen. Die Vieng-
chang umgebenden Gebirge sind von den Kha bewohnt, ein Volk
von Wilden, die oft von den Laos gejagt und zu Sklaven ge-
macht werden. Sie haben keinen festen Wohnsitz, sondern ziehen
im Walde umher, lassen sich für kurze Zeit unter einem Baume
nieder und schlagen dort eine Blätterhütte auf. Von den Kha
giebt es verschiedene Arten, als die Kha-Ladeh, Kha-Su, Kha-Oh,
Kha-Chantu, Kha-So (im Dorfe Nongluang bei Myang Aran),
Kha^Tampuen, Kha-Cherai, Kha-Ren. Die Kha-Radeh oderLadeh
haben Städte und Dörfer mit Chao (Fürsten) und Nai (Herren),
aber keinen Krasat oder König, und wer ein Verbrechen be-
gangen hat, entflieht aus dem Lande. Ihr Gebiet erstreckt sich
sechs Monat Reisen von Viengchang (wahrscheinlich im Schnecken-
gang) oder drei Monate von Vattana nach den Bergen im Osten,
nicht weit von Myang Juen. Sie haben ausgezeichnete Pferde, und
in solchem Ueberfluss, dass ein Mann zum Wasserholen auf einem
Pferde reitet, oder auch auf zweien, mit einem Fusse auf jedem,
und die Getässe daneben (nicht sehr bequeme Position, selbst für
einen Kunstreiter ausserhalb des Circus). Sie verehren die Chao
(Dämonengötter), und wenn sie zum Opfer einen Büffel oder ein
anderes Thier tödten wollen, so schlagen sie nur an eine Gong,
und das Thier fallt sogleich todt nieder. In den Wäldern von
Korat lebt ein Rawa (oder Lawa) Chabon (Chao bon) ge-
nanntes Volk, das in seiner Sprache den Mon (Peguem) gleicht.
Sie kleiden sich in lange Gewänder und leben in dicht neben
einander gebauten Häuseni, haben aber einen besondern Platz,
wohin sie gehen, um zu essen, was innerhalb der Wohnungen nicht
geschehen darf. Der von ihnen verehrte Chao, in dessen Sanchao
sie nur ein Tavet stellen, ist von gewaltiger Macht, und Diebe,
die etwas aus seinem Besitz stehlen sollten, würden sogleich in
Krankheit fallen [wie die Soldaten des Antonius]. Die Frauen
Bas tun, Bei«e iu Kambodia. IV. 3
34 ^OQ Slam nach K&mbodia.
verlängern ihre Ohren durch Ausziehen, die Männer begnttgen
sich mit Durchbohren derselben. Das Haar der Frauen ist in
einem Knoten am Hinterkopf aufgebunden.
Die von den Laos gebrauchten Karren werden in iCambodia
verfertigt, ^rstreut unter den Lao in Vattana leben die Lao
Suai. Einige der in Vattana angesiedelten Lao stammen von
Nongchang (8 Tage von Viengchang entfernt).
Von Viengchang währt es 18 Tage, um den Menam Khong
nach Myang Lom oder Myang Loi hinaufzufahren, zwei von den
Lao Pung Dam bewohnte Städte, die zur Hälfte von Siam, zur
Hälfte von den Juen abhängig sind (wobei eine Kanalverbindung
vorausgesetzt scheint). Die Stadt Siangtang liegt an einem an-
dern Arme des Menam Khong (Mekhong-Flusses), der von Vieng-
chang aus nicht bis dahin bcschifPt werden kann.
Jenseits Myang Lom kann der Fluss noch für sieben Tage
befahren werden, bis Myang Peh und Myang Nan, wo Lao Pung
dam wohnen. Der Fluss Siangtang ist davon verschieden. Die Laos
unterscheiden zwischen Thai Khamen, Thai Lao, Thai Kha, Thai
Phama, Thai Khek, Thai Theh u. s. w. Von Lao werden un-
terschieden die Lao Njoh, Lao Suai, Lao So, Lao Kha u. s. w.
Der Fluss Mekhong theilt sich in Panomphen (eine Tagereise von
Udong) in vier Arme, von denen der von Laos kommende gerade-
aus geht, einer nach dem Juen, und einer nach Kambodia (rück-
wärts, je nach der Regenzeit) fliesst. Der Mekhong ist schiffbar
von Lakon Panom (im Lande der Lao Njoh) bis nach Vieng-
chang aufwärts oder abwärts nach Basak und weiter.
Sukothay, wo später Phra Ruang herrschte, wurde von Phra
Thammasokkharat gegründet. Die Lao Suay leben in Myang
Sisaket am Menam Mun, der, in Korat entspringend, zwischen
Lakhon Panom und Basak in den Mekhong fällt. Der Fluss
Kamphong Suay, wo die Khuay Eisen bearbeiten, kommt auf
5 Tage Entfernung aus dem Lande der Lao.
Im District Battambong's leben die Suay Reoh und Suay Ka-
van, die den Tribut an Cardamomen (Kavan) und falschen Car-
damomen (Reoh) einliefern müssen. Die Lao von Chiantung (an
der Grenze China's), die von sehr heller Farbe sind und das Haar
aufgebunden tragen, kamen vor 4 oder 5 Jahren nach Bangkok
\
Die Soay. 35
nm Gold oder Silberblumen darzubringen. Ihre Ohren sind durch
Ausziehen verlängert. Zwei Tage nördlich von Viengchang liegt
Lanchang*) und zehn Tage weiter an demselben Flusse Myang
Luang Prabang. Wenn man noch drei Tage aufwärts fahrt,
kommt man zu den hohen Bergen (Khao jai), in denen sich
die Wasser in einem See sammeln^ aus dem der Mekhong, als
seiner Quelle, ausfliesst. Die umliegenden Höhen sind von Laos
bewohnt. Auf der andern Seite des Mekhong, Luang Prabang
gegenüber, wohnen die Ho-Hangsang, genannt Ho, die ihr rothes
Haar lang herabfallen lassen und nach chinesischer Mode Hosen
tragen. Sie sind Niemandem unterworfen und kommen zuweilen
nach Luang Prabang, um Elfenbein zu verkaufen. Myang Lom
und Myang Loi, von schwarzbäuchigen Laos bewohnt, sind 10
Tage von Korat entfernt, und die Strasse dahin läuft durch ein
Thal zwischen hohen Bergen. Die Lawa in den Bergen von
Korat oder (nach den Khamen) Koriet errichten jährlich kleine
Hütten auf den Feldern für den Ackerbau und ziehen umher.
Die Laos in Korat sprechen einen harten und rauhen Dialekt,
die Thai in Korat dagegen haben eine weichere Aussprache.
Die Lü, die die Sprache der Laos reden, leben in Chiangrung
und sind theils China, theils Siam, theils Birma unterworfen.
Oestlich von Surin findet sich im Walde Myang Sangka,
meist von Suay bewohnt, die dort, wie in Surin, mit Khamen
untermischt leben. Die Suay sind dunkelfarbig, wie die Khamen,
die Laos dagegen weiss. Die Suay haben ihre eigene Sprache,
gebrauchen aber im Schreiben die siamesischen oder kambodi-
sehen Buchstaben. Die Stadt Surin ist von einem alten Erdwall
umgeben und auf der Strasse von Surin nach Siemrab finden sich
verschiedene Ruinenreste.
Reist man von Siemrab nach Osten, so wird in drei Tagen
die Stadt Sathong erreicht, in vier weiteren Kamphong-Savai, in
*) Alle diese Angaheo werden aus unbestimmten Reise-Erinnerungen viel
Falsches mit einzelnem Richtigen mischen, doch wäre es überflüssig, mit weiterer
Sichtung (die bei dem Mangel an Materialien doch keine zuverlässigen Resultate
geben würde) Zeit zu verlieren, da die französische Expedition auf dem Mekhong
bald genaue Mitthrilungen verspricht »
3*
<►
/
36 ^^^ Siam nach Karobodia.
zwei Tagen Borai, in einem Tage Kamphong Siem, und in noch
einem Tage der Menam Khong oder Thale Thom, jenseit wei-
ches Flusses das Land der Juen beginnt. Xalon Kacheh, die
kambodische Stadt auf der Grenze der Kha, liegt nordöstlich von
Siemrab. An der Grenze der weissen Laos liegt die Stadt Laugka,
acht Tage nördlich von Siemrab.
Vier Tage nördlich von Siemrab trifft man Bahn Kabau. Drei
Tage weiter steigt die Strasse den Panomwang genannten Berg
an und erreicht dann in drei Tagen Surin an, der Grenze der
KhameU; von wo Myang Sisaket und Myang Roiet im Laoslande
vier Tage entfernt sind. Die sechs Tagereisen von Bahn Kabao
nach Myang Surin gelten fUr Büffel. Der dazwischen beginnende
Berg Panomwang, der mit dem Khao Donrek in Korat zusam-
menhängt, bildet ein Hochplateau, auf dem der Weg nach dem
Ersteigen weiter führt.
Der Thalesab nimmt in seinem Umkreis elf Flüsse in sich auf,
und zwar, wenn man, östlich beginnend, vom Norden nach Westen
herumgeht, in folgender Reihenfolge: 1) Kamphongtom, ein von
Kamphong Savay, wo der Gouverneur der Provinz residirt, kom-
mender Fluss, 2) SthüngSathong, von der Stadt Sathong abfliessend,
3) Sthüng Yakreng, der bei der Stadt Yakreng vorüberfliesst,
4) Kamphon Tjam, 5) Kamphong phlük, ()) Xong Knieeh, der bei
Siemrab vorüberfliesst, 7) Maphier, der Fluss Battambong's, 8)Polai-
viet, 9) Sanlong, 10) Som, 11) Sthüng Potisat. Nachdem der Ma-
phier den Fluss Konburi, der bei Sisuphon vorüberfliesst, aufgenom-
men hat, wird am Dan Sema die Confluenz gebildet zwischen dem
Fluss Seng (Lam-Seng), der unterhalb der Steinbrücken bei Tescho
vorüberfliesst, und den von jenseit Battambong herkommenden
Fluss. Unterhalb Dan Sema wird dann noch der Fluss Plang
aufgenommen, der weiter oben eine Steinbrücke trägt. Das Aus-
strömen des Thalesab geschieht durch den Fluss Udong's, der bei
Panompen (eine Tagereise südlich von Udong) sich theilt, und
mit dem einem Arm direct in die See fitllt, mit dem andern
unter Aufnahme des Menam Khong nach Cochinchina fliesst (der
nach PtolemMos im Gebirge Semanthinos entspringenden Seros-
Fluss). Der Fluss von Photisat, der auf dem Khao Kravau in
der Nähe von Chantabun entspringt, mündet in der Nähe von
Der MekhoDg. 37
Bobo (drei Tage vou Phra-TaboDg) in den Thalesab. Fährt man
von Panompen den Mekhong (Menam Khong) aufwärts, so er-
reicht man über Wasserschnellen und Fälle Viengchang nach
einem Monat Reise. Die Entfernung von Viengchang *) nach Myang
Luang Prabang beträgt 7 Tage, und 10 Tage oberhalb Myang
Luang Prabang*8 liegt der See (Nong) Seh, die Quelle des Mekhong,
der im Westen durch die Gebirgskette von dem Flusse Xiengmai's
und östlich vom Flusse Siangtung's getrennt ist. Vom Nong Seh
fuhren Bergpfade in If) Tagen nach Myang Juen (Cochinchina),
welches Land bei den Städten (Bahn) Ling und Dau erreicht
wird. Der Laos, der mir diese Mittheilung machte, fügte hinzu,
dass damit das angenehme Reisen sein Ende erreicht hätte, denn
Juen sei voll von Städten und Dörfern, so dass man sich bei
jedem Schritt den Plackereien der Beamten und Zollunter-
suchungen ausgesetzt fände. Die Flüsse Siemrab, Kamphong
Suay, Battambong, Photisat u. s. w. laufen alle in den Tha-
lesab, der durch den Thale tom (grossen Fluss) in den Ocean
(Thale yai) mündet. Boote fürchten sich über den offenen See
zu kreuzen, möchten aber dann in einem Tage die jetzt durch
Umgehen sechs Tage erfordernde Reise zurücklegen. Der Fluss
Klangpaleih, zwischen La weck und Udong, entspringt auf den
Bergen von Tschreok, und fällt bei Kamphong luang in den
Thale. Der Fluss Sukroh in Khet Lawek fällt in den Thale süd-
lich vom Silah, der in den Leibiah mündet An der rechten Seite
des Flusses Leibiah sieht man die Berge Pumro (Tambong Dai
Tschnual) nach Westen, die Berge von Krong dai mak nach Nord-
westen, die Berge Puchruet an dieser Seite und entfernter auf
der andern Seite des Sees den Berg Leng nach Norden.
Das flache Land Kambodia's erhebt sich allmälig zu den
*) Das also hier zwei oder drei Tage nördlich von Lancbang gesetzt zu sein
scheint, statt südlich , wie im obigen Itinerarien. Die beiden Namen werden «ft
verwechselt. Der Unterschied in der nächsten Zeitbestimmung mag darauf be-
ruhen, dass bald die Reise stromaufwärts, bald stromabwärts berechnet ist. Da
ich alle diese Mittheilungen immer nur beiläufig erhielt, wie sich auf der Durch-
reise gerade die Gelegenheit bot, war es nicht möglich, die Autoritäten zur Recti-
flcation zn confrontireu. Der beliebte QueUensee pflegt nie zu fehlen.
38 ^oi> ^i&^ ^^^ KambodU.
Bergen Korats, die in Terrassen übereinander aufsteigen, und
sich dann in einem weiten Zirkel von Nophburi bis Viengchang aus-
breiten. Von Panomsok ist es sechs Tagereisen zu Wagen bis
nach der von Korat abhängigen Stadt Surin, an der Grenze
der Laos, die nebst dem Kha, Suay und Khanien die nordwest-
lichen Gebirge bewohnen. Im Norden Panomsoks kommt man
in einem Tage nach Jongkan, von Laos bevölkert, und dann
in einem zweiten nach dem Khao Donrek genannten Gebirgs-
zuge, der, ebenfalls zu Korat gehörig, eine Fortsetzung der Berge
Dong Phaya Fai bei Prabat und Nophburi bildet, aber unbe-
wohnt ist. Im Norden von Siemrab liegt Sisaket, von Laos be-
wohnt, 15 Tage entfernt. Die Kambodier unterscheiden von
den civilisirten Stadtbewohnern die Khamen Dong der Wälder
und die Khamen boran oder alten Khmer.*)
Die Grenze zwischen Siam und Kambodia war früher in
Angsela, halbwegs zwischen Bau Sakeoh und Vattana, wo noch
im Dickicht des Waldes ein beschriebener Steinpfeiler zu finden
ist. Dort liegt die Wasserscheide, indem die Bäche bei Bahn-
Sakeoh durch den Fluss Lam-Sathüng nach Siam abfliessen, die
Wasser des Nong Bua, des Lotus-Sees (zwischen Vattana und
Myang-Aran) dagegen durch den Fluss Mahot nach Kambodia.
Der Menam Lam Sathüng fliesst, als der Fluss Pachim, und
dann als der Fluss Petriu, bei Bangphlasoi in die See aus, der
Menam Mahot mündet in den Thalesab.
In der Nähe von Vattana, in ungefähr einer Tagereise Ent-
fernung, finden sich Goldwäschereien an dem Creek (Khrong)
*) NouB D0U8 appeloos Kmdr comme notre pays. Les Siamois nous connais-
sent 80118 1e noui de Kämmen [vielmehr Khamen oder Khamera], les Annaniites
8008 celui de Khaomen, les Chinois nous d«fsignent par le nom de Tang-po-cha,
enfln les Malais par celni de Cambodia, c'est ce dernier nom qui a prevalu en
Europe [wie für China der durch das Medium der malayischen Schiff«r gehörte
Namen der Tsin-Dynastie], puisque vons nous appelez Cambogiens ou Cambod-
giens, heisBt es in den lettres sur le Cambodge (im Courrier de Saigon ans der
Landessprache fibersetzt) in der Revue Maritime et Coloniale (1865)* Den Wilden
am linken Ufer des grossen Flusses wird jeder Glaube oder religiöses Ceremoniel
abgesprochen. IIs n'ont que deux pointes cardinaux : la terre, qui voit naitre
le Boleil, le pays que le soleil ^chaoffe k son coucher.
Goldw&schereien. 39
Nang Sing, der voti dem Berge Sarakok (in dem Gebirge Chan-
tabnns) herabkommt und in den Flnss Lam-Sathttng (bei Bahn
Öakeoh) ausfliegst. Die Zahl der Arbeiter dort beläuft sich zu-
weilen auf 100— 2(K). Der Preis für ein Bath an Gewicht ist
14 — 15 Bath. Die Taxe (Phasi) ist ein Fuang, nämlich fttr
den Werth von 8 oder 10 Salüng. Andere Goldgruben finden
sich nicht weit von Myang Aran an dem Creek Nam Sai, der
nach dem Flusse Battambongs abfliesst. Diese Minen liegen im
Gebirge, die bei Kabin in der Ebene.
Ueber die Weiterbeförderung gab es einen Disput mit dem
Prälat, der anfangs nicht die vofle Zahl der Fuhrleute geben
wollte und in dem Postschein weniger genannt hatte. Eine
Bande von Arbeitern, die in Kabin Holz gefällt hatten, kehrte
nach Yattana zurück. Ein alter Beamter brachte mir seinen
kranken Sohn, dem ich Mediein gab, und wünschte dann eine
zweite Dosis fllr seine Tochter, die ebenfalls krank sei. Da ich
sie vorher zur Diagnose zu sehen verlangte, bat er mich, nach
seinem Hause zu kommen, denn als Frau könnte sie nicht gut
sich in öffentliÄer Halle examiniren lassen. Ich begleitete ihn nach
seiner Wohnung und fand mitten im Hofe einen, einem Prachedi
ähnlichen, Termitenhügel, der, wie der Greis mir sagte, eine be-
sonders glückliche Sache wäre und bei Zerstörung seinen eige-
nen Tod herbeiziehen würde. Auf dem Wege kamen wir bei
einem buntgeschmückten Laubzelte vorbei, das neben einem
Hause aufgerichtet war, und vor dem unter fröhlicher Musik
eine Hochzeit gefeiert wurde.
Gegen Ende der Nacht liess ich bei Fackellicht aufbrechen.
Der Wald war offen, mit Pfadwegen seitwärts nach den Häu-
sern leitend. Das Rad des einen Wagens brach wiederholt und
konnte zuletzt nicht wieder zusammengeflickt werden, so dass
wir ein neues in einem Gartenhause liehen, das zwischen Bana-
nenpflanzungen lag. Ich liess während des Aufenthaltes von einem
der konischen Termitenhügel die Spitze abschlagen, und fand die-
selbe zellenartig ausgehöhlt, wie einen Bienenkorb, mit Gängen da-
zwischen für die grauen Ameisen mit weissen Köpfen. Weiter unten
fielen grosse Mengen glänzend schwarzer Ameisen heraus, kleine
schwarze Ameisen liefen mit Eiern umher. Die Erde war ein
40 ^on Siam nach Kambodia.
fetter, harter Lehm und weiter unten mit Wrfrzeln gemischt, die
das Gertist bildeten. Auf den hügelähnlichen Termitenbauten sind
oft dicke Bäume aufgewachsen. Andere gleichen lingaartigen
Kegeln und stehen gewöhnlich in einer Gruppe von Bäumen,
die sie umgeben. Andere von röthlicher Erde gleichen Thttrm-
chen und Zinnen auf der Spitze, und stehen meist unter einem
Baume, oder sind über verfaulten Stämmen aufgebaut. Andere,
mit ausgezogener Spitze, stehen frei. Die Laos verehren diese
Chom Phuek, und halten es für unrecht, sie zu öflFhen, als den
Sitz von Nang Thorani (der Erdgöttin), der SUssigkeiten (aber
kein Branntwein) geopfert werden müssen, bezeichnend.
Eine kiesige Strasse durch eine Sandfläche fllhrte uns nach
dem Flusse Mahot, der, von den 14 — 15 Tage entfernten Ber-
gen kommend, nach Battambong hinfliesst. Auf der andern Seite
stand ein Sanchao mit Tavet und Stöcken neben einer einge-
fallenen Sala. Zum Frühstück hielten wir am Nong Bua (Lo-
tusteich) neben einem Bananengarten. Während des Reis-
kochens gerieth das trockene Gras in Feuer und verbreitete
sich so rasch, dass wir kaum Zeit hatten, die Karren zu ent-
fernen.
Beim Weiterfahren brach einer der Karren so zusammen,
dass er zurückbleiben und das Gepäck auf den anderen weiter-
geführt werden musste. Aus einem blätterreichen Walde traten
wir in wohlangebaute Felder hinaus, an deren Eingang ein
mit Goldflitter behängtes Sanchao für den Flussgott des Mahot-
stromes stand, wie in Vattana sich eins für die Nymphen des
Baches Xatasa findet. Es war schon dunkel, als wir die Sala
im Dorfe Myang Aran erreichten, doch liess ich mich noch
nach dem Flusse führen, um mich an dem Badeplatze des dor-
tigen Klosters in dem kühlen Wasser zu erfrischen. Als ich ^
nach dem Abendessen in der Sala sass, hörte ich einen Laos
die Aeolus-Orgel blasen, und liess ihn hereinrufen. Das Instru-
ment war für die Decke zu hoch und musste durch eine Oeff-
nung des Daches gesteckt werden. Der Begleiter des Musikers
sang unter Geberdenbewegungen, und insinuirte erst, dass Brannt-
wein ein schönes Getränk sei, uÄd dann, dass die Hand des
Herrn Wohlthäters freigebig Geld ausstreuen möge. Sie nahmen
Aran. 41
dann Abschied, da sie noch Runden machen müssten, um in
den Häusern aufzuspielen.
Der Jockabat, der seine Aufwartung machte, stattete mir
das Compliment ab, dass kalte Hände Panja bedeuteten,
und gab mir aus dem Banxi den officiellen Meilenzeiger für
die Entfernungen des noch übrigen Weges. Von Aran nach
Butakieng werden 260 Sen gerechnet, von dort bis Sa-Kabti
20() Sen, bis Aran khao 240 Sen, bis Hinleh 260 Sen, bis Tük-
talah 283 Sen und bis Sisuphon 104 Sen. Die Entfernung von
Vattana nach Aran ist 560 Sen. Die alte Stadt Aran (Aran Khao)
wurde vor 15 Jahren nach der gegenwärtigen Localität versetzt,
wo bisher ein Sungkeb genannter Flecken gelegen hatte, und
mit Laos bevölkert, die vor 26 Jahren von Myang Lakhon Panom
gekommen waren. Die Khamen, die früher Aran Khao bewohnt
hatten, bauten die Stadt Sisuphon wieder neu auf.
Beim Umhergehen am andern Tage sah ich unter einer Be-
dachung einen Holzpfeiler errichtet, und hörte, dass es einer der
Lak Myang (Stadtpfeiler) sei, die im Umkreise des Weichbildes
von Mönchen aufgesteckt und mit Gebeten geweiht waren. Eine
lange Linie der Mönche kam gerade vom Almosengang des Bin-
thibat zurück. Die Frauen tragen ihre Kleider, nach der Mode
der Laos, herabhängend, nicht aufgeschürzt, wie die Siamesen.
Die Lao von Aran kamen meistens von Myang Lakhon Panom,
einer an dem grossen Mekhong-Fluss gelegenen Stadt. Von dort
fährt ein Boot in acht Tagen nach Viengchang aufwärts und legt
die Thalfahrt in vier Tagen zurück. Von Viengchang braucht es
7 Tagenächte, um nach Myang Luang Praban hinaufzufahren, und
der Fluss ist auch darüber hinaus noch weiter oben schiffbar.
Es ist nicht möglich, den Fluss von Myang Lakhon Panom nach
Myang Lanam (im Lande der Juen) hinabzufahren, weil Wasser-
schnellen dazwischen liegen, aber auf dem andern Arm mag ein
Boot den ganzen Weg bis Udong Mixai oder auch bis Saigon
zurücklegen. Von allen Städten in Lao, von Viengchang, Myang
Luang Prabang, Myang Lakhon Panom führen gebahnte Strassen
in 15 — 16 Tagen nach dem Lande der Juen. Die Lao bringen
den Phi Po Phi Meh (den Geistern der Eltern) gewöhnlich ein-
mal im Jahre ihre Verehrung dar, oder auch sonst, wenn es
42 ^on Siam nach Kambodia.
ihnen beliebt, nie aber am Van Phra (dem Tage des Herrn),
wogegen die Khamen (Kanibodier) und Chek (Chinesen) ohne
Unterschied irgend einen Tag für Darbringung der Opfergaben
wählen, selbst den Van Phra. In Krankheitsfällen befragen die
Lao einen Mo-du (Wahrsager), der, mit dem Anfangstage des
Unwohlseins beginnend, an seinen Fingern und Zehen zu zäh-
len anlangt, und dann ausfindet, dass ein gewisser Termitenhü-
gel, der von einem Dämon bewohnt wird, die Krankheit verur-
sacht hat. Er deutet dann die Richtung an, die genommen
werden muss, um den Chora Pluek (Termitenhügel) *) zu treffen,
und bezeichnet die Art der Opfergaben, die auf einen flachen
Tisch neben denselben hingestellt werden müssen. Von diesen
Termitenhügeln giebt es zwei Arten, die niedrigen kegelförmigen,
mit kleinen Ameisen, und die grösseren, mit grossen Ameisen,
die beissen. Nur die letzte Art wird verehrt. Zuweilen wird
Krankheit durch den Dämon (Phi) der Bäume verursacht, und
eine besonders boshafte Art der Dämone lebt in den Baum-
stämmen, die für Boote ausgehöhlt werden. Die Dämone, die
beim Niederlallen eines Baumes **) gesühnt werden müssen, heissen
*) Die Esthen bauten das Wohnhaus oeben rotben Ameisen, die Stalle bei
schwarzen. Die Sonnenverehrung auf den Termitenhügeln verknüpft sich mit der
Saerna.
**) Hamadryades, quae cum (afia) arborlbus et na^cuntur et pereunt, Dryades
vero sunt, quae inter arbores habitant (Servius). Bei der Lichtung geweihter
Haine bat die Expiationsformel (die von Cato erhalten ist) den Gott oder die
Göttin, der der Hain heilig war, sich das zu opfernde SQhnschwein gn&dig gefallen
zu lassen. Als der im Hain der Dea dia umgefallene Baum weggenommen werden
sollte, bedurfte es eines Placulum von Schwein und Schaflamm seitens der Arval-
brflder, indem zugleich das Beil in den Aedes niedergelegt wurde. Columella er-
wähnt die Gebete, die der Putator der Bäume sang, während er die Zweige be-
•
, schnitt, und die Mistel der Druiden durfte nur mit goldener Sichel abgelöst
wetden. Die Esthen, die ihre Bäume Jährlich mit Thierblut begiessen, um ihr
Leben zu erbalten, wunderten sich, dass auf die Axthiebe des Priesters Dietrich
kein Blut folgte, wie es aus dem durch Erysichthon, trotz der Bitten der Dryade,
verwundeten ausfloss. Als Kalirrhotios den heiligen Oelbaum der Athene um-
hauen wül, verwundet ihn die abgleitende Axt tödtUch am Bein, wie den Knecht,
der auf den blutenden Baum bei Nauders in Tirol einhieb, und der Bauer, der,
die warnende Stimme nicht achtend, den Wachholderbaum in Südermanland zu
fällen unternimmt, Blut strömen sieht und rasch in Krankheit hinsiecht. Im
LeckermSnler. 43
SoDg-nang-phi-nang, und sie lieben Stissigkeiten, während der
Mo Thevada, der in der Besessenheit für Krankheitsfälle con-
sultirt wird, mit Hühnern, Enten und Branntwein bewirthet wer-
den muss.
Während der Regenzeit im 10. und 11. Monat ist das ganze
Land überschwemmt, und man kann in einem Boote, ohne dem
Fluss zu folgen, geradewegs über Land von Aran nach Sisuphon.
gehen. Der beim Nong Bua vorüberströmende Mahot-Fluss
Walde von Ragaard Bt«ht ein alter Baum, der nicht umgehauen werden darf,
weil in ihm ein Elfe lebt, und auch die Hollunderbäume sind von Elfen bewohnt,
die Nachts umgehen, wahrend die Slawen unter ihren Wurzeln die Erdgeister
hausen lassen. Aus dem uralten Baume auf dem Heinzenberge bei Zell erscholl
ein Klageruf, als man ihn umhieb, weil sich die Mutter Gottes darin befand, der
man dann eine Capelle erbaute (Zingerle). Die Medicinmänner der Ojibwä
wollen das Wehklagen des Baumstammes gehört haben, wenn man ihn nutzlos
niederhieb (Jones). Als das Eisen geschaffen wurde, begannen die Bäume zu
zittern (Oenesis Raba). Die Tahitier legten von jedem gefüllten Baume zur
Söhne des Frevels einen Splitter auf den Altar des Morai nieder, anstatt des
classischen Schweinsopfers. Als man auf Maui die Bäume fällen wollte, in denen
sich der Gott Tane verkörpert hatte, um sein Bild zu verfertigen, starben die Ar-
beiter durch die auf sie gesprungenen Splitter, und mussteu sich Hände und Ge-
sicht (nur eine Oeffnung für die Augen lassend) bedecken, um mit ihrer Arbeit
fortzufahren. Beim Bau des Klosters von Beuersberg (in Ober-Bayern) verletzten
sich die Arbeiter durch die Holzsplitter (1121 p. d.), bis sie die Bäume dort
fällten, jenseit der Loisach, wohin Vogel die blutigen Splitter getragen hatten,
und die Plataier folgten den Fleischstucke forttragenden Raben, um (nach Pau-
sanias) die für Verfertigung der Daidala passenden Bäume zu finden. Als Zim-
merleute am Nefamingerberge in Nieder-Bayern das Holz zurichteten, um dort eine
Kirche zu bauen, verwundete sich einer mit der Axt an dem Fuss und ein Rabe
flog mit «inem blutigen Scheite auf den Wolaberg, an der Stelle sitzen bleibend,
wo dann die Kirche erbaut wurde (Panzer). Die (in Tirol) in einem und dem-
selben Walde zusammen hausenden Fanggen waren an diesen. Wald gebunden
und schwanden bei seinem Schlagen dahin. Wurde ein Baum gefällt, von dem
eine Fanggin den Namen trug, so war auch ihr Dasein dahin (Vonbun). Die
Ueberbleibsel des Eichenwaldes auf dem Kirchhof von Stone-Heddinge sind der
Elfenkönigin Soldaten, Bäume am Tage, Soldaten bei Nacht. Neben jedem Dorfe
bei Accra (an der afrikanischen Westküste) fand Bosman ein heiliges Gehölz, in
dem Niemand Zweige abreissen durfte, und wie in den heiligen Hainen der Slawen,
so weit ihr Schatten reichte, war in denen der Abchasen (nach Reineggs) und in
den mongolischen am Ongon das Sammeln von Brennholz verboten.
44 ^on Siam nach Kambodia.
kommt von dem fkhao jai) Hauptgebirge Korats und theilt sich
bei Nong Veng, eine halbe Tagereise unterhalb Nong Bua, in
zwei Arme; der eine verbindet sich, eine Tagereise von Bahn
Sakeoh entfernt, mit dem dortigen Fluss, der andere fliesst bei
Myang Aran vorbei nach Hniay und verbindet sich bei Sisuphon
mit dem Flusse Thasavai, der in zwei Tagen nach dem Thale-
sab befahren werden kann und bei Dan Sema und Dan Makoi
in denselben ausmündet, der täglichen Ebbe und Fluth des
Sees untenvorfen und gleichzeitig mit diesem steigend und
fallend. Während der Regenzeit ist der Fluss Mahot sehr reich
an Fischen, aber am Ende derselben ziehen sie sich von Aran
nach Battambong.
Im Klosterhofe waren die Leute damit beschäftigt, kleine
Strohhütten aufzurichten für die Priester, um darin die neun
Nächte zu verbringen, und sich in dieser reinen, neuen Wohnung
durch Gebet« von Sünden zu reinigen. Sollte während dieser
geweihten Zeit ein Laie sich erkühnen, das Kloster zu betreten,
so würde sein Kopf in sieben Stücke zerspringen. Vor dem
heiligen Pipulbaum (Mahaphoth) stand ein Holzpfeiler mit Blu-
menschmuck auf der Spitze, als eine (Phrachedi Bua) Lotus-Pa-
gode, unter der Menschengebeine begraben waren. Auch unter
den Lak That genannten Pfeilern liegen solche verschüttet. Un-
ter den Bäumen standen Altartischchen mit Opfergaben. *) Hohle
Holzglocken waren aufgehangen, um mit einem Klöpfel zur
Morgen- und Abendzeit angeschlagen zu werden. Im Tempel
(Bath) hing ein Gemälde Buddha's in bräunlich gelber Kleidung.
Daneben hing ein anderes, unförmlich wie ein Rumpf, das als
Phra Bot bezeichnet und mit Phra Chao oder Phra Phut iden-
tisch genannt wurde. Auf eine Plattform gestellte Figuren Bud-
dha's zeigten einen aufgedunsenen Leib und ein dickes, vrundes
Gesicht. Am Arme einer derselben hingen Ringe, wie sie bei
Kindern am Handgelenke getragen waren, und waren bÄm Tode
*) The Indians of Santa Barbara (in California) oflen secretly built little
teroples of sticks and boshes, on which they hung bits of rage, clotb aud other
paraphemalia depositing on the ineide tobacco and other articles, osed by them,
as preaenta to the uuseeo spirits.
LaobhütteDfest 45
des Kindes dorthin geweiht, um vom Herrn Verdienst zu gewinnen.
Wenn die Mönche in der regnichten Jahreszeit die Mittagsstunde
zu kennen wünschen, so beobachten sie die Rapbün genannte Pflanae,
die sich am Morgen mehr und melir öffnet, am Abend wieder zu
schliessen beginnt. Am Nachmittag fand ich die neuen Strohhtttten
alle in einem Zirkel (20 an der Zahl) beendet und mit vom
überstehenden Böten bedeckt. Jede enthielt das Bett ausgebreitet,
mit einem Spuc^napf daneben. Die ThUren waren geschlossen,
und draussen stand ein Flechtwerkgestell mit einem Wasserkrug.
Wächter gingen umher, nach Ordnung zu sehen. Die
Mönche waren in dem Tempel versammelt, den Predigten zu-
zuhören. Als sie hervorkamen, waren sie alle in neue Gewän-
der gekleidet und trugen die ihnen dargebrachten Geschenke.
Die Novizen hatten Büschel von Kräutern und Blumen, die sie
gesammelt hatten, in den Händen. Einer der Mönche zeigte mir
ein theils in siamesischer Schrift, theils im Pali der Laos ge-
schriebenes Buch und verehrte mir ein Bündel Zahnstocher. Ich
Hess das Alphabet der Laos aufschreiben. Bei feierlichen Ge-
legenheiten sieht man die Mönche in halbseidenen Gewündem,
da nach dem Wortlaut reine Seide verboten ist, denen auch die
Wachabiten Baumwolle einzumischen pflegen.
Nach der Sala zurückgekehrt, hatte ich dort manche Be-
sucher zu empfangen, die mich mit zusammengelegten Händen und
Niederbeugen begrüssten. Einige brachten Gold zum Verkauf,
das sie 1 Bath Gewicht für 18 Bath anboten. Anderes konnte
ich für 10 — 16 Bath kaufen, doch merkte ich, dass den Wa-
gen nicht zu trauen war. Eine alte Dame, die mit ihren Die-
nerinnen herbeikam, liess mir ein Geschenk von Yams und Ba-
nanen bringen und setzte sich dann neben mich nieder. Sie
sei gekommen, ihren Respect zu bezeigen. Auch ein anderer
Besucher glaubte sich erst durch ein Gesclienk an Eiern in
Gunst setzen zn müssen. In der Sala war das Bild des Phra
Sassadi aufgehängt, ausschreitend und die eine Hand vorge-
streckt, während er in der andern ein Schwert hielt. Er wird
von den Richtern verehrt, und gleich dem Beschützer der Städte
und Dörfer angesehen, als über den Sema der Krung präsidirend.
Provisionen zu kaufen war schwierig und wurde vergebens
46 ^^^ ^^^1° 'i'^cb Kambodia.
Gteld geboten. Doch erhielt ich Eier für Rechenpfennige, die ich
sufällig zeigte. Eine Frau kam, am glutinösen Reis gegen Salz
zu vertauschen.
Ich hatte mein Gepäck auf den alten Karren gelassen und die
mitgebrachten Leute zurückgehalten, entliess sie aber um Mittag,
da der Jockabat selbst Bürgschaft für das richtige Eintreffen
des neuen Gespannes leisten zu wollen versprach. Gegen Abend
fand sich auch Alles ein und wurden die nöthjgen Wachen aus-
gestellt. Während der Nacht hörte man den stampfenden Ton
der Reismörser aus den verschiedenen Häusern.
Nachdem die Karren gepackt waren, brachen wir mit
Fackellicht auf. Als wir die Ebene der Lichtung, in der die
Stadt gebaut ist, durchfahren hatten, umgab uns wieder der dichte
Wald. Eine baufällige Brücke über einen Bach, der in den Mahot-
fluss fällt, musste mit grosser Vorsicht passirt werden. Von einem
am Walde gelegenen Hause kamen Leute mit Bananen und Zucker-
rohr, um von uns Tabak einzutauschen. In einem Gehölz junger
Bäume war die Strasse mit Holzplanken eingefasst und an beiden
Seiten über die nebenherlaufenden Gräben erhoben, aus denen
die Erde zu ihrem Aufschütten verwendet war. Dies waren
Ueberbleibsel der grossen Heerstrasse, die der General Chaokhun
Bodin während der Feldzüge gegen Kambodia von Siam nach
jenem Lande anlegen liess. Nach dem Passiren der Sala But-
takieng führte uns ein buschiges Dickicht über wellige Wege
nach einer mit Halmgras bedeckten Ebene, die von Waldbäumen
umzogen war. Am Sa Kabü machten wir Halt zum Frühstück.
Gleichzeitig lagerten dort die Karren eine« Chinesen, der von
Goldgräbereien gekommen war. Der Chinese guckte so neu-
gierig in meinen Gepäcksachen umher, dass ich ihm seine Ge-
genwart als eine belästigende bemerkbar machen musste. Auch
ein Ochsenwagen kam des W>ges, und Reisende, die Hunde
mit sich führten. In der Feme waren die von Khamen be-
wohnten Berge sichtbar, längs der von Chantabun kommenden
Strasse, an deren Rande die Xong leben, die für Goldwäsche-
reien besucht werden. Die Büffel Hessen es sich auf einer gras-
reichen Wiese wohl sein, und einer, der fortgelaufen war, konnte
nur mit Mühe zum Einspannen wieder aufgefangen werden.
Alt-Aran. 47
Am Nachmittage trafen wir Wele Ameisenhligel am Wege,
ganz von Baumlauben bedeckt. Einigewaren von weisser Farbe.
Solche Stellen, die nicht passirbar waren, wurden durch über*«
Kreuz gebundene Baumzweige angedeutet. Die Büffel des einen
Karrens zeigten so grosse Zeichen der Ermüdung, dass die Trei-
ber Halt machen mussten. Wir spannten sie aus, um sie sich
durch Grasen erholen zu lassen , konnten aber bei dem Versuche
des Weiterfahrens nur noch eine kurze Strecke zuiücklegen und
mussten für die Nacht am Wege Halt machen, in der Nähe des
Platzes, wo das alte Aran gestanden hatte. Das Wasser musste
in weiter Entfernung aus einem Teiche herbeigebracht werden.
Die Gegend ist unbewohnt, wie ich hörte, da sie nicht ange-
baut werden kann, weil das Wasser während des zehnten und
elften Monats so hoch steht, dass der Reis ertödtet wird. Das
LaBd mm die neue Stadt Aran liegt dagegen höher und wird
deshalb weniger überschwemmt.
Mit der ersten Dämmerung waren wir wieder unterwegs.
Auf buschiger Ebene, mit Bäumen umgürtet, kamen wir an den
Ueberbleibseln des alten Aran vorbei und sahen, auf der Fläche
weiter fahrend, eine Menge isolirter Höhen vor uns aus dem Ho-
rizonte heraufwachsen, im Südwesten die spitzigen Gipfel der
Nam-Sai Berge (auf der Strasse nach Chantabun), im Nord-
westen die Gebirgslinie des Dong Phaya Fai in Korat, im Norden
die niedrigen Hügel von Savaichik, von Kham bewohnt, eine
Tagereise von Sisuphon, im Osten den Doppelberg (mit einem
hohen und einem niedrigen Pik) v«i Panomsok, zwischen Sisu-
phon und Siemrab, und im Süden die langgestreckten Berge
von Tavasai weiterhin. In nächster Nähe gab es auch Erhe-
bungen, nämlich eine Reihe rund dagobenartige Termitenhügel,
die dick mit Büschen bewachsen waren, und auf erhobenen
Grunde längs des Weges hinliefen. Jener Dong Phaya Fai, der
Wald des Feuergottes, erzählte man mir, würde von seinen Be-
wohnern, den Lao, Thai und Suay, als allgewaltig verehrt, aus
Furcht, dass er sie mit Krankheiten strafe. Eine Tagereise von
Salaburi strömten aus einem Felsblocke nach allen Seiten Ge-
wässer aus, und Kranke opferten dort in verschiedenen Grössen
abgeschnittene Stöckchen vor dem der Nang Keoh-thi-luang ge^
« >
• *
48 ^^^ Siain nach Karobodia.
> .-/■'■■
f -weihten Sauchao. Reisende, die uns begegneten, gingen nach
4en Bo Sai, um Gold zu graben. Die Leute hatten am Wege
Feuerholz aufgesammelt, da wir am Teiche Hinlae in einer
offenen Ebene rasteten, wo nur im Schatten der Karren Schutz
gegen die Sonne zu finden war. Ein Möneli leistete uns Ge-
sellschaft, der in Begleitung zweier Knaben von den Wäsche-
reien kam, wo er Gold als Almosen gebettelt hatte, um es
für den SchmucK der Tempel zu verwenden. Als wir eine Zeit
lang auf der heissen Ebene weiter gefahren waren, bewiesen
sich die BUffel so erschöpft, dass sie in einem am Wege liegen-
den Pfuhl getränkt werden mussten. Derselbe war im Austrock-
nen begriffen, und die durch den beginnenden Mangel des Was-
sers beengten Fische sprangen haufenweise daraus hervor. Im
Südosten zeigten sich die Berge Bon-Nom, nördlich von Bat-
tabong, im Osten die Sisuphons, im Süden die Batlioms, ^vier
Tagereisen von Battambon^, im Südwesten die von Nam-Sai und
Tangob, im Nordosten die von Makat bei Panamsok und da-
neben die von Tikso, im Norden die von Chantakam, im Nord-
westen die des Dong Pliaya Fai in Korat.
Als der Abend einbrach, Hess ich bei Nong puek auf die
Nachzügler warten, um zusammen zu schliessen. Die Strasse war
lehmig, und in einer weichen Parthie derselben blieb einer der
Karren stecken, indem das Geschirr der Büffel zerriss. Da alle
selir ermüdet waren, kamen wir erst in der Dunkelheit am
Nong Sanong an, wo wir unser Lager zwischen Büschen auf-
schlugen. Ich schlief in dem Karren.
Vor Sonnenaufgang in Bewegung, erreichten wir noch zeitig
am Vormittag Tüktelah, wo die früher über den Fluss be-
stehende Brücke, wie ich liörte, abgebrochen war. Ich sdilug
deshalb mein Quartier an der Sala auf, die ohne andere Zeichen
von Bevölkerung am Ufer stand, und schickte nach Sisuphon,
um Boote zu requiriren. Dort sei jetzt kein Gouverneur, hörte
ich, da der frühere von dem König abgesetzt wurde. Doch sei
der Jockabat von Pachim bestimmt, Gouverneur von Sisuphon
zu werden. Die Ebene, über die wir hergekommen waren, er-
streckt sich bis zu den Büschen, die diese Seite des breiten
Stromes einfassen, auf dessen anderer sich Gebirge erheben.
^
Tüktelah. 49
*■■'*..
Der Fluss Tasavai kommt von Bahn Changhan, eine Tagereise.-
oberhalb Sisuphon, und bildet sich dort von den aus den morasti«
gen FLächen und Feldern abflicssendep Wassern. Er ergiesst sich
bei Bakpleah (Pak Preah) in den Fluss von Battambong^ der an den
Gebirgen von Chantabun entspringt und in den Thalesab mün-
det. Der Fluss von Siemrab fliesst \pm Norden in den See.
Als vor zwei Jahren der kambodische Prinz wegen seines
Angriffes auf Battambong nach Siam ausgeliefert werden sollte,
brachte ihn, wurde mir erzälilt, die Kambodische Escorte nach
dieser Stelle am Flusse, wo die Sala steht, und etwas weiter
auf der Ebene standen die Laos, 200 an Zahl, bereit, ihn in
Empfang zu nehmen und weiter zu befördern. Die von den
Laos in Aran, Vattana, Kabin gebrauchten Wagen sind mei-
stens von Kambodiem gefertigt, die Btiftelhäute und Hörner zum
Verkauf nach Paknam bringen und dann, ehe sie zurückkehren,
ihre Frachtwagen verkaufen. Ein guter Karren kostet ungefähr
10 Bath, ein starker Büffel 30 Bath und ein Ochse 10 Bath.
Im Wasser sah man viele Alligatoren schwimmen. Da es
an Fischgeräthschaften fehlte, gruben die Leute einen kleinen
Kanal, aus dem sie nach dem Abdämmen das Wasser mit
Schöpfgefässen herauswarfen, und dann die trocken gelegten
Fische mit den Händen fingen. Darunter befanden sich mehrere
Exemplare des Pia Pao, der im Wasser gefiilirlich beissen soll,
aber sobald er an die Luft kommt, sich wie ein Blasebalg auf-
bläst. Wenn er in diesem geschwollenen Zustande in's Wasser
gesetzt wird, kommt die Luft unter den seitlichen und ßücken-
finnen hervor. Schneidet man die äussere Haut auf, so sieht
man die ausgedehnte Blase die Eingeweide umgeben. Vom
Munde öffnet ein Kanal in dieselbe und ebenso drei Gänge von
jeder Seitenfinne in den Kiemenblättchen für den Luftsack (wie
bei Saccobranchus).
Im Laufe des Tages waren einige Karren angekommen,
um den von Sisuphon erwarteten Prälat nach einem ihm gehö-
rigen Landgute zu bringen. Gegen Abend aber kehrten sie zurück,
da ihr Herr hatte sagen lassen, ihn nicht über den Nachmittag
hinaus zu erwarten. Nach Einbruch der Nacht kam das Boot
desselben indess dennoch an, und da er die Nacht dort zubringen
Bastian, Reiae in Kambodla. FV. 4
50 ^on Siam nach Kambodia.
mnsste; bis seine Wagen am nächsten Morgen zurückkehren
würden, so hatte ich Gelegenheit zu einem Gespräche, worin er
mir von alten Ruinen erzählte, die sich eine Tagereise von
Tüktelah befänden. Die Wände des Palastes wär^n mit alten
Charakteren beschrieben und trügen die Bilder von Rakshasa,
Thevada und Darstellungen aus dem Himaphan. Doch sei das
Ganze nicht so grossartig, wie in Nakhon Vat. Diese Stadt sei
für Phaya Phrasurivong durch Phra Jn (Jndra) gebaut, ebenso
wie Patai Saman, das tributpflichtig war. Als Pathummasuri-
vong von dem Chakri benachrichtigt wurde, dass die Thai unter
Phra Ruang anmarschirten, blies er sie alle fort und davon ist
die Stadt Siemrab genannt.
Der Fluss Sisuphon, oder Tasavai, entspringt auf dem Khao
Don Rek (der auf der Schulter tragende Berg) und strömt durch
seine in den Thalesab mündenden Zertheilungen an der Stadt
Sisuphon vorbei, von wo Boote in vier Tagen nach dem Khao
Don-Rek hinauffahren. Bei Pak-Prea verbindet er sich mit
dem Flusse Battambong's, bei Dan-Sema mit dem Flusse Tescho's.
Ein anderer auf dem von Lao, Suay, Thai, Khuay, Khamen
bewohnten Khao Don-Rek entspringender Strom fliesst nach
Pathong und verbindet sich mit dem Petriu-Flusse bei Paknam
vor Kabin. Die Tüktelah (ein Name, der reines Wasser bedeutet)
gegenüberliegenden Berge heissen Ka (Krähe), weil eine vor
ihrem Manne fliehende Frau in eine Krähe verwandelt wurde.
Der untere Theil des Rumpfes bildet den Khao Sonkaban, der
Kopf -aber ist weiter entfernt. In alten Zeiten lebte ein König,
der, aus den Netzen seiner Concubine (Mia noi) auf dem Berge
Keh phom entfliehend, wieder sein rechtmässiges Weib (mia
luang), die auf dem Berge Debdeh lebte, aufsuchen wollte. Da-
mals war das ganze Land von Sisuphon bis Battambong mit
Wasser bedeckt, und als der König, unter dem Vorwande, seine
Verwandten zu besuchen, dort hinabfuhr, schickte die Concubine,
sehend dass er nach Westen, statt nach Osten steuerte, einen
Alligator von dem Berge Salakok zu seiner Verfolgung aus.
Gleichzeitig aber bemerkte die Königin, dass ihr Gemahl, Raxa-
khun genannt, sich in Gefahr befand, und durch die Macht ihrer
Zauberkraft (vixa) trocknete sie alles Wasser auf und verwan-
k
Sisnphon. 51
delte den See in festes Land. Der Alligator aber wurde zu
Stein, wie noch beim Khao Taphao zu sehen.
Der Paklat überliess mir am nächsten Morgen den Gebrauch
seiner Boote, um darin nach Sisnphon zu fahren. Mein von Siam
mitgebrachter Diener wollte im Rudern helfen, war es aber nicht
im Stande, da die kambodisclie Weise von der siamesischen ver-
schieden ist. Der Fluss strömte zwischen dichten Büschen hin,
auf deren Zweigen in abgemessenen Entfenmngen weisse Fisch-
vögel standen, ihre Beute erlauernd. Naclidem wir zwischen den
Pfeilern der abgebrochenen Brücke durchgefahren waren, zeigten
sich die Häuser von Sisnphon, wo wir an dem Landungsplatze
der Boote anlegten. Unter ihnen zeichnete sich das eines kam-
bodischen Edelmannes aus, das vom einen Schirm und hinten
aufgesteckte Pfauenfedern trug. Am Lande sah ich ein mit
chinesischen Buchstaben beschriebenes Sanchao , in welchem
zwischen Blumen und Flittergold eine bärtige Figur mit ge-
kreuzten Beinen sass. Er sollte einen Chao der Chinesen, Bun-
tamlang genannt, repräsentiren, der als genius loci dem Phra
Phum der Siamesen entspräche. Die aus Flittergold gefertigten
Blumen (Kim hoi) heissen bei den Siamesen Dok mai thong.
Auf dem Altartische lagen zwei sphärische Holzstücke (Poeh),
die von den Chinesen zum Orakel aufgeworfen werden.
Als ich mit dem Jockabat über die Weiterbefiirdening spracli,
rieth dieser, im Boote bis Bahn Paniet weiter zu fahren und
erst von dort wieder Karren zu nehmen. Unterhalb Bahn Paniet
theilt sich der Fluss in drei Zweige, den Battambong's, den
Tescho's (Nebenflüsse) und den dritten, der nach dem Thalesab
fliesst, und dann weiter nach Udong. Der Fluss bildet sich
oberhalb Tüktelah aus den Abflüssen morastiger Felder, mit
denen sich die von Myang Aran herkommenden Bäche ver-
einigen. Bei Tüktelah windet sich der Strom um den Berg, der
Mekha genannt wird nach einer Dämonin oder Rakshasa, die
die Gestalt einer Marktfrau (Me Kha) annahm, um König Prat-
sathong zu verführen, aber deshalb auf Befehl der Königin ent-
hauptet Wurde. Der dem Me Kha gegenüberstehende Berg heisst
Khao Njang oder Khao Fa. Die Stadt Patai Saman wurde er-
baut durch Josakeh, der von Pathummasurivong in Nakhon Vat
/
52 Von Slam nach Kambodia.
al8 Statthalter eingesetzt war. Eine Tagereise unterhalb Bahn
Paniet finden sich am Flusse die Ruinen der alten Stadt Ba-
rami mit einem Steinpalast. Der Khao Kan hab (der Berg der
auf den Schultern trägt) der Siamesen oder, wie ihn die Kam-
bodier nennen, Rom (Berg) Don-Rek giebt den meisten der dor-
tigen Flusse ihren Ursprung.
Bei einem chinesischen Kaufmann wechselte ich die Scheide-
münze Ipeh ein (8 für 1 Fuang). Er zeigte mir das kambo-
dische Geld, Theng genannt, in länglichen und etwas gekrümm-
ter Silberbarren, 10 Tamlüng und 2 Salüng an Gewicht. Das
würde dem Werthe von 25 Bath 2 Salüng gleichkommen, doch
verlangte er 'M) Bath dafür, indem er sagte, dass der Preis zwi-
schen 24 Bath und H8 Bath variire, je nach dem Cours in Udong.
Für Scheidemünze wird das cochinchine«ische Strängegeld*) ge-
braucht, wie die chinesischen Kash von eirunder oder (in Japan) ob-
longer Form. Auch in China findet sich Silber nur in Bullion, und
muss die Währung immer auf die Kupfermünze reducirt werden.
Um Mittag schiffte ich mich in den gesandten Booten ein
und hiirte von dem Steuermann, der von Banseng für Baxa-
kan gekommen war, dass sich in Sisuphon nur wenige Häuser
fänden, mehr dagegen in einiger Entfernung, da der Grund in
der nächsten Nähe der Stadt unfruchtbar sei und zu tiefer Ueber-
schwemmung ausgesetzt. Siemrab wurde, erklärte er, mit dem
Grunde gleich gemacht, wie es den Siamesen durch den König
geschehen. Die Suay der Siamesen, die einen von dem der
Kha oder Pnom verschiedenen Dialekt sprechen, heissen Kuay
bei den Kambodiern. Der Hauptsitz derselben ist in Seringsonkha,
von wo sie einen jährlichen Tribut an Bienenwachs, Elephanten-
zähnen u. s. w. an den König in Bangkok abliefern. In dem
Dorfe Sing, eine Tagereise von Sisuphon, findet sich an dem
Sanchao ein alter Stein aufgestellt, der die Sculptur einer Figur
*) Wie in Griechenland Silber (in Stäben oder Obolen, nnd dann in runden
Münzen), war in Etrurien als Standard Kupfer gebräuchlich, in viereckigen, qua-
dratischen oder oblongen Stücken, die aufgeschichtet und an einander gesteUt
fttipare asses) wurden. Die skandinavischen Lieder sprechen vom Zerbrechen des
Geldringes.
Pangro. 53
trägt. Dies ist die Darstellung des Tasin genannten Chao, dem
in Krankheiten Opfergaben gebracht werden, und der in Be-
sessene einföhrt, um auf Fragen zu antworten. Die Chao dßr
Siamesen werden von den Kambodiem Naktha genannt und als
ursprüngliche Dämone von den Karaoi*) oder Phi unterschieden,
die nach dem Tode aus den Seelen Verstod^ener hen'orgehen.
Um die Phi Po Phi Meh (Kamoi-no Kamoi-ameh) zu verehren,
hängen die Kambodier ein Brett an die Wand ihres Hauses und
opfern vor demselben. In Krankheitsfällen stecken sie eine
Kerze in Reis. Nach dem Verbrennen der Leiclien im Walde
vergraben sie die Knochenaschen und häufen zuweilen einen
kleinen Hügel darüber auf. Arme, die nicht die Mittel haben,
einen Scheiterhaufen aufzurichten, scharren erst die Leichen ein
und graben sie später, nachdem ein Priester Gebete gesproclien
hat, wieder aus, um nur die Reste zu verbrennen. In Kambo-
dia finden sich keine**) Phi Phob, aber eine grosse Menge unter
den Suay. Die religiösen Bücher werden von den Kambodiem
auf Palmblätter, gewöhnliche mit Federn auf chinesisches Pa-
pier geschrieben.
Die Büsche des Ufers waren mitunter von Bananen Pflan-
zungen unterbrochen, bis wir am Nachmittage in Bahn Paniet
anlangten. Dort erschien der Bruder des Schulzen (Kamnab)
mit einem Geschenk von Eiern und Fischen, bittend, dass ich
nach Pangro weiterfahren möchte. Da lebe der Oberschulze
und würden Karren leichter zu haben sein. Ich verlangte, dass
der Kamnab sich selbst mit einschiffte, um nicht in eine Falle
zu gehen. Zwischen buschigen Ufern hinwindend, brachte uns
der Fluss bald nach Pangro, wo mir der Sohn des Kasung seine
Aufwartung machte und das Nichterscheinen seines Vaters ent-
*) An den japanischen Kami-Dienst der alten Landesreligion ansdiliessend,
verehren die Ainos die Kamoi, und nach den Itälmenen wohnen die Berggeister
als Kamuli oder kleine Seelen (Kamulätsch) auf ranchenden Vulkanen.
**) D. h. jedes Volk beschuldigt seine Nachbarn; denn nach den Siamesen
wimmelt es gerade in Kambodia von Phi Phob. In Stockholm galt im vorigen
Jahrhundert jede finnische Magd für eine grosse Zauberin, aber die Finnen reisig
wieder zu den Lappen, wenn sie derartige Schwarzkünste lernen wollten.
m
54 ^^^ Siam nach Kambodia.
V..
schuldigte, indem derselbe krank läge. Da das Boot leckte, liess
ich das Gepäck an's Land bringen und besuchte den alten Mann,
der nach Mediein verlangte. Ich hörte von ihm, durch meinen
kambodischen *) Dolmetscher, dass der Fluss Tasavai sich in der
Nähe von TUktelah aus zwei Armen bilde, der eine komme von
den um Aran gelegenen Feldern, der andere von den Ebenen
(Changhanj Sing, deren Sümpfe ihre weiteren Quellen in der Spei-
sung aus dem Khao Don rek haben. In der Nähe von Bahn
Paniet verbindet sich mit ihnen noch ein anderer Zweig, der
von den Bergen Savaichik abfliesst. Die Stadt Nakhon Vat
wurde durch die Prapruska gebaut, ein dem Phra-In dienendes
Volk, das alle Arten wunderbare Dinge und Metallarbeiten, so-
wie die Kunst verstand, Erde in Gold zu verwandeln, Stahl- und
Porzellangefösse verfertigte. Da ihr Meister täglich sieben Men-
schen zur Nahrung verlangte, so war das Land auf die Dauer
nicht fähig, ihn zu ernähren, und er ging deshalb nach Myang
Chin (China), wo die Leute jetzt in allen Arten von Kunstwer-
ken wohl erfahren sind. Die Khamen kamen später in's Land
von Udoug her. Andere schreiben die GrUndung dem Schlangen-
könig zu.
Am nächsten Morgen konnte ich mir die trübselige Umge-
bung, hier bei meinem Eintritt in Kambodia, genauer ansehen.
Verfallene und baufällige Häuser, mit einigen verwitterten Pflan-
zenbeeten umgeben, streckten sich von dem in engen Windungen
zwischen dunklen Büschen fliessenden Flusse in ein morastiges
Land hinaus, in dem, wie auf den lehmigen Höfen, Schweine
wühlten. Der alte Schulze lag in seinen schmutzigen Kleidern
auf einem noch schmutzigeren Sitze der Stube, an die er
durch seine Krankheit schon seit Jahren gefesselt war. Er sprach
*) Auf dem Nordende von Borneo findet sich (nach Dalton) die kambodische
Sprache gesprochen. Karle stellt die Sprache der Dajaks mit der der Laos von
Kambodia zusammen. Bei Ptolemäos erscheint Tapobrane in weit grösserer Aus-
dehnung als» jetzt, und Marco Polo horte von den Schiffern, dass ein Theil der
Insel durch heftige Sturme untergegangen sei. Nach Forbes kenneu die Einge-
borenen drei Einbrüche des Meeres, die Theile der Insel verschlangen, 2387 a. d.,
dtnu unter dem Reiche der Pandawas (504—474 a. d.) und während der Re-
gierung des Königs Dewenipiatissa (111. Jhdt. a. d.).
BabD Paniet. 55
das Siamesische nur sehr gebrochen. Als die Wegpapiere aus-
geschrieben werden sollten, konnte der Copist nur nach langem
Suchen ein kleines Stück Kreidestift auffinden. Sie wurden mit
dem Siegel Hanuman's (eines schwerttragenden Affen) besiegelt.
Die von Bangkok mitgebrachten trugen das Wappen eines Ra-
xasi (Löwenkönigs). Das letztere ist das königliche, die Unter-
beamten erhalten verschiedene andere Figuren, meistens die des
einen oder andern Thevada, oder auch von Thieren.
Da das dortige Land theilweis überschwemmt und für Kar-
ren unfahrbar war, musste ich nach Bahn Paniet zurückkehren,
wo ich auf dem Felde auf dieselben zu warten hatte. Der
Steuermann rauchte eine gerade Pfeife mit gekrümmtem Kopf,
in dem sich nur ein kleines Loch für den chinesischen Tabak
fand, der an einer Wachskerze angezündet und dami aus einem
Beutelchen erneuert wurde. Er erzählte, dass die prächtigen Sculp-
turen an den Ruinen bei Nakhon Vat nur solchen sichtbar
wären, die in ihrer früheren Existenz zu den Gründern gehört
hätten. Andere Leute sähen dort nichts als nackte Steine.
Ein Anderer wollte wissen, dass die dort von dem Thevada ge-
schafienen Gebäude gleichzeitig mit der Erde entstanden seien.
Später kamen die Kamen *) von Battamboug, Udong und dem Nor-
den. Der Fluss von Tasavai oder Sisuphon kommt vom Khao
Taphrum (zwei Tage von Bahn Sing) in den Khao Don-Rek
und verbindet sich vor Tüktelah mit einem von den Ebenen Arans
abfliessenden Bache. Er mündet in den Thalesab jenseit Dan-Sema.
Der Fluss von Battambong, das zwei (wie Nakhon-Siemrab eine)
Tagereisen vom See entfernt ist, ist t\lr den grössten Theil seines
Laufes für Böte schiffbar.
Während die angekommenen Wagen bei einer zum Be-
wachen der Felder aufgerichteten Hütten beladen wurden, ka-
men ein paar Karren vorüber, die Kohlen von Savaichik nach
Battambong führten. Die von der andern Seite des Flusses ge-
*) Wie aos dem verbrannten Gomorrha, vertrieben Revolutionen aus Kho-
marat. Lot (Latinus) lässt sich mit Xtoroi auf die Wurzel Xa&elv zurückführen
in etymologiefche Theorien.
56 ^on Siam nach Kambodia.
brachten Büffel miissten durch den Strom schwimmen; von einem
Knaben in einem Canoe getrieben.
Erst mit Sonnenuntergang waren wir zum Aufbruch fertig
und fuhren auf einem schweren Lehmwege durch die Felder hin.
Die Berge von Sisuphon waren über den Bäumen sichtbar, und
später erhob sich ein isolirter Hügel vor uns aus der Ebene.
Nach Einbruch der Dunkelheit Hess sich nur unterscheiden; dass
wir dichtbelaubte Büsche passirten, und dann Bananengärten,
in deren Nähe wir bei einer Halle ausserhalb des Dorfes Pa-
nietpra anhielten. Es hatte Älühe gekostet, die Büffel anzutrei-
ben, um die Karren durch die wässerigen Moraste des Weges
zu schleppen, und obwohl die Fuhrleute Kambodier waren, so
verstanden sie doch alle das Siamesische Wort Tem-thi (schwie-
rig, schwierig), das sie beständig wiederholten. Das Dorf Bahn
Paniet ist von Battambong abhängig, die Stadt Sisuphon dage-
gen direct von Bangkok. Das Dorf Panieptra steht unter Myang
Tescho, der von Battambong (Phra-Tabong) abhängt.
Das obere Kambodia und seine Monumente.
Am nächsten Morgen (den 22. Deeeniber) kam der Beamte oder
Luang und berichtete, dass die verlaugten Wagen erst aus weiter
Entfernung wtlrden geholt werden müssen. Die Hliuser des Dorfes
Panietpra lagen in Gärten und Buschwerk versteckt. Die Ebene,
aus der in der Entfernung der Hügel von Tescho sichtbar war,
wird von dem Bo - Menam - Panietpra durchflössen, dessen Lauf
aus den Windungen einer Buschlinie unterschieden werden
konnte. Er entspringt auf dem Khao jao und ergiesst sich in
den Thalesab bei Dan Sema, zusammen mit dem Menam von
Sisuphon.
Neben unserem Quartier hatten von den Goldgruben (bo
thong) in den Khao bung kvao kommende Familien (Männer,
Frauen und Kinder), ihre Lager aufgeschlagen. Sie wollten
Provisionen einkaufen und dann dorthin (eine Entfernung von
drei Tagereisen) zurückkehren. Das Gold wird dort ausge-
waschen, doch beginnt sich in dieser Jahreszeit der Wasser-
mangel fühlbar zu machen.
Das Dorf Panietpra ist ausser von Kambodiem von Chinesen
bewohnt, die die Felder bauen und Spielhäuser halten. Das
Dorf führt seinen Namen, das Auge *) (Paniet im Kambodischen)
des Herrn, von einem klaren See, der sich früher auf dem Berg-
*) In Syrien knüpfen sich die mit Ain (Auge) verbundenen Namen ebenfaUs
an nahegelegene Cisternen oder Wasserreserroirs.
58 I)*s obere Kambodia and seine Monomente.
gipfel fand, aber jetzt verschwunden ist, obwold sieh in den
Rändeni noch die Umrisse der Augenhöhle unterscheiden lassen.
Ausser vom Tabakpflanzen leben die Einwohner von Seidenzucht.
Die kambodischen Bücher, wie die von den Priestern im Kloster
angefertigten Uebersetzungen des Mahaxat, sind in Bände weissen
und schwar/cn Papiers aufgeschrieben, die Palibüeher dagegen
auf Palmblätter. Die Kambodier nennen den Orion, den Dao
Thai (oder Pflugstem ) der Siamesen, Djem kol (die Wache des
^Pfluges), die Plejaden oder Dao luk-kai (die Sterne der Kücken),
Kuen mon (die Hühner) und den Morgenstern oder Dao Rung
der Siamesen Khai PhrUck. Die Siamesen nennen den Ringfinger
Ngui Nang oder den Finger der Damen (die ihn schmücken),
die Kambodier nennen ihn Myem dai (den Finger der Hand).
Im Kloster fand ich die Kanzel der Predigthalle mit Papier-
ver/ierungen behangen. In einer Bambus-Scheuer stand eine
vergoldete F'igur Phuttha's, mit geöffneten Lippen, vorstehendem
Kinn und hochgeschweiften Augenbrauen. Kleinere Figuren,
die umherlagen, stellten meistens alte Männer dar, mit vor-
stehender Unterkinnlade und dicklippigem Munde. Die Mönche
zeigten mir ein Palibuch des Aphitham (Abhidhamma), in Khom-
Charakteren geschrieben, und mit kambodischer Erklärung der
Paliwortc. Ein anderes, in denselben SchriftzUgen abgefasstes
Buch, das die (rcschichte des Phra-Samuth, Königs von Nakhon-
borai enthielt, gehörte zu den fünfzig Xat oder Existenzen, in
denen Buddha noch nicht die Olorie des Thossa-Xat erlangt
hat. Beide Bücher waren auf Palmblätter geschrieben. Einer
der anwesenden Laien (Krahat) sagte, in Sisuphon eine Ge-
schichte (Phongsavadan) derKhamen gesehen zu haben, die, mit
der P^ntstehung der Welt beginnend, über die Phama, Lao, Thai,
Khamen u. s. w. handle.
Das Kloster war bewohnt von drei Mönchen, vier Novizen
und ftlnf Schulknaben, die kambodisch lesen lernten. Zuweilen,
sagten sie, käme eine unterrichtete Person, die Siamesisch ver-
stehe und darin Stunde*n gäbe. Auch fand sich ein siamesisches
Buch, ein Tamra oder Codex, worin vorgeschrieben war, dass
man am Sonntag purpurne, am Montag weisse, am Dienstag
rothe Kleider tragen müsse u. s. w. Die in's Kambodische über-
Panietpra. 59
setzten PalibUeher kämen meistens von Bangkok^ wo der Chs^o
Khun Langka im Vat Cheng die Sprache Langka's verstehe,
in der Phra-Phuttha-Kosa die ersten BUcher gebracht habe.
In der Stadt Barami, eine Tagereise von Panietpra, finden
sicli viele mit den Sculpturen von Nak tha (Thevada ) geschmückte
Steine. Die drei Tagereisen von Panietpra entfei-nte Stadt Patai-
Saman, wo gleichfalls Stcin-Monumentc existiren, gehört 5^u Korat.
Der Tempel in Nakhon Vat wurde durch die alten Khamen er-
baut. Die Stadt Photisat, flinf Tage von Panietpra, wird von
den Khamen Pho-Sat genannt, weil einst ein Pipulbaum (Ton
Pho) den Fluss herabschwanmi (sat) und dort festlief. Die
Siamesen haben den Namen in Pho-ti-sat entstellt. In Korat
findet sich eine Tagereise Entfernung von dem Landungsplatze
des Phrabat, ein Fels, aus dem der Fluss von Nophburi ent-
springt. Einst lebte in der einen Seite des Waldes ein Fräulein,
Nang Hoti genannt, in der andern ein Edelmann, Chao Hotung
mit Namen. Ihre Sklaven, die Holz hauten, trafen sich im
Walde, und über ihre Herren redend, brachten sie sie am nächsten
Morgen zur Verheirathung zusammen, aber dann wurden Beide
zu jenem Fels versteinert.
Da am Abend Regen fiel, mussten die löcherigen Decken
der Karren rcparirt werden. Auf Bitten des Luang besuchte
ich seine nach dem Kindbette unpässliche Frau, und beschleunigte
durch mein Drängen die Ausfertigung der Papiere.
Am andern Morgen brach ich früh ^uf, fand aber am
Wege, dass an der versprocheneu Zahl der Fuhrleute mehrere
fehlten. Ich Hess Alle nach dem Hause des Luang zurück-
kehren und drohte, dem Gouverneur von Battambong zu rap-
portiren, worauf das angebliche Versehen unter \ielen Entschul-
digungen rasch gutgemacht wurde. Der Weg führte erst durch
Gebüsch, dann durch Felder, und wir erreichten in ihnen
Pflanzungen, wo zwischen Bananengärten die Häuser von Bahn
Thiengkam standen. Das Quartier wurde im Hofe des Kamang
oder Cha Serok (ein Beamter vom Range des Ampho) auf-
geschlagen, in dem eine Zuckerpresse stand. Auch Indigo
wurde gezogen, und Frauen waren beschäftigt, die Kleider durch
Eintauchen zu förben. Das Dorf zählt neun Häuser. In Beeten
60 ^^ obere Kambodia und seine Monumente.
w^ren verschiedene Gemüse gepflanzt und auch Chilli-Pfeffer.
In regelmässigen Linien standen die niedrigen Bäume des Ton-
Mon, der zum Füttern der Seidenwürmer dient. Sie werden
nicht aus Samen, sondern aus Stecklingen gezogen. Die Beeren
bleiben selbst im reifen Zustande sauer, so dass sie nicht ge-
gessen werden können.
Auf Vorzeigen der Papiere wurden die Wagen bis zum
Abend versprochen. Die dortigen Karren werden meistens von
den Kambodiem in Serin , an der Orenze von Laos, verfertigt.
Der Preis ist 10—12 Bath, der eines Büffels ungefälir 30 Bath.
Die Goldgruben liegen auf zwei Tage Entfernung in den Ge-
birgen, und die Arbeiterbauen sich dort Hütten aus Baumblättera
während der Zeit ilires Aufenthalts. Flüsse finden sieli nicht, und
mufis das in der Regenzeit in Löcliern angesammelte Wasser
benutzt werden. Mit dem vierten Monat ist die Arbeit einzu-
stellen. Die Regen enden im 12. Monat, aber schon im 11. Monat
können alle Ebenen mit Booten befahren werden. Der Reis wird
im sechsten Monat gepflanzt und im ersten geemtet. Areca und
Betel wird entweder von Udong oder von dem Pakuam Kabin's
nach Thiengkam gebracht. Die Bewohner von Thiengkam ge-
hören als Bao für die Frohndienste zu Panomsok, der Grund und
Boden aber zu Savaichik.
Am Abend fiel Regen, und während das junge Volk des
Hauses im gleichmässigen Tacte Reis stiess, unterhielten sich
die die Nacht in den Karren verbringenden Fuhrleute mit Singen.
Das Lied des einen, in kambodischer Sprache, rief die Thevada
an, von den versdiiedenen Punkten des Horizontes herbeizu-
kommen und das neugebaute Haus durch ihre Segnungen vor
Krankheit zu bewahren. Ein anderer recitirte im Siamesischen
die Gebetsformeln im Namo, an Phuttho und die Arahatto, an den
Thevada und Kinara, an Nang Sri-Maha-Manda (die heilige
Mutter Phra Ong's oder des Herrn), an die Chaturaban thang si
(die vier Schutzgötter der Welt). Ein anderer las im Kambodi-
schen die Geschichte des Königs Laksanong.
Die Kambodier sind reich an Romangeschichten wie der
folgenden: Prinz Daoruang hatte sich heimlich mit einem Mäd-
chen verlobt und wurde deshalb auf den königlichen Befehl seincB
k
PrlDz KoDgkob. 61
erzürnten Vaters mit ihr auf ein Floss gesetzt und in die Wellen
des Oceans hinausgestossen, die sie nach einer kleinen Insel
trieben. Als sie dort landeten, erlag seine Gattin den Mühselig-
keiten und schied vom Leben ab, um mit veränderter Existenz
im Himmel wierdergeboren zu werden. Eines Tages kam sie
mit sieben Engelsschwestem zur Erde herab, und auf der Insel
lustwandelnd, pflückte sie Kornähren, die der Prinz dort ge-
pflanzt hatte. Als die Thephakanja (Engelsgöttinnen) bei der
Heimkehr zum Himmel diese Aehren ihrem himmlischen Vater,
Phra-Insuen, zeigten, erkannte dieser in den Verknüpfungen des
Geschickes (kam), dass sie von derjenigen gepflückt seien, die
einst die Gemahlin des Pflanzers gewesen. Er sandte deshalb
die Prinzessin auf die Erde zurück, um aufs Neue ihrem frühe-
ren Gemahl verbunden zu werden, und baute für das beglückte
Paar eine prächtige Stadt, die er mit Himmelsbewohnem be-
völkerte. Als Daoruang's Vater hörte, dass an den Grenzen
seines Reiches eine wunderbare Prachtstadt entstanden sei, wie
aus dem Boden gewachsen, sammelte er sein mächtiges Heer,
um sie anzugreifen und zu zerstören, unterlag aber im Kampfe,
und da er von seinem Sohne erkannt wurde, fand eine Aus-
söhnung statt, worauf Beide in Friede und Freundschaft neben
einander lebten.
Prinz Kongkob zog einst zum Jagen aus mit drei Dienern,
von denen der eine Anchongkou-ngo hiess, mit einer platten
Stumpfnase. Alle vier waren auf einem Pferde beritten [wie die
drei Haymonsbrtider J , imd nebenher lief ein Hund, das Wild
zuzutreiben. Als sie am Abend, um die Nacht zu verbringen,
einen Baum erstiegen hatten, legte Anchongkon - ngo spitze
Domen um den Stamm, so dass ein Herabsteigen unmöglich war,
und entfloh mit dem Pferde, den königlichen Schmuck des Prinzen
mit sich nehmend. Zur nächsten Hauptstadt kommend, stellte
er sich dem König als den Erbprinzen des Nachbarlandes vor
und erhielt auf seine Bewerbung die Hand der ältesten Tochter
desselben. Der Hund hatte indessen, an dem Stamme empor-
springend, die Domen weggerissen, so dass der Prinz mit den
Mahatlek (Pagen) herabsteigen konnte, aber da sie den Weg
nicht wussten, wanderten sie im Walde irre, von Hunger ge-
62 I^^B obere K&mbodia und seine Monumente.
quält. Der Hund indes» verRchaffte ihnen Nahrung, da er einen
Karrentreiber sein Frühstück kochen sah, und die daneben aus-
gespannten Büffel durch sein Gebell erschreckte und verjagte,
so dass er Zeit hatte, den Topf mit Reis zu stehlen, während
der Fuhrmann hinter seinen Zugthieren herlief. Bald darauf
wurden sie indess ergriifeu und in's Gefangniss gesetzt, da An-
chongkon-ngo Häscher ausgesaudt hatte, um seine flüchtigen
Sklaven, die sich im Walde umhertreibeu mussten, aufzufangen.
Nachdem sie längere Zeit im Verliesse geschmachtet, wurde
der Prinz, um ihn nützlich zu machen, in die Dienste eines Gärt-
ners gegeben, der die Anlagen eines königlichen WaldscMosses
zu unterhalten hatte. Dort wurde er eines Tages von der jüngsten
Prinzessin erblickt, die sich in seinen Anblick verliebte und ihn
von ihrem Vater als Sklaven erbat, um ihn um sich haben zu
können. Nun geschah es zu selbiger Zeit, dass sich in der Nähe
der Hauptstadt ein weisser Elephant gezeigt hatte, und der
König beauftragte seinen Schwiegersohn, denselben einzubringen.
Anchongkon-ngo fürchtete aber dieses Geschäft zu unternehmen
und gebrauchte Ausflüclite. Als sich der König nach anderer
Hülfe umsah, erbot sich die Prinzessin seinen Wunsch zu erfüllen,
da ihr Sklave gewiss zur Ausführung des Auftrages fähig sei.
Als Kongkob auf den weissen Elephanten zuging, kniete dieser
vor ihm, als einem Verdienstvollen, nieder und bot ihm seinen
Kücken zum Besteigen, so dass die königliche Abkunft des Prinzen
erkannt wurde. Die Prinzessin wnisste es dann so einzurichten,
dass bei ritterlichen Spielen einElephantenkampfarrangirt wurde,
bei dem es Kongkob gelang, seinen Gegner Anchongkon-ngo
niederzuwerfen, und durch die Bedrohung mit augenblicklichem
Tode wurde dem Verräther das Gestäudniss seiner Unthat ent-
lockt. Der König Hess dann den Verbrecher hinrichten und ver-
mählte seine jüngste Tochter mit dem Prinzen Kongkob.
Prinz Savat, von seinem königlichen Vater Abschied nehmend,
zog in die Welt hinaus, um bei einem Maha-Rüsi (Gross-Ere-
miten) die magischen Wissenschaften der Sinia prasat zu erlernen.
Aus einer Lotusblume wurde dem frommen Einsiedler ein lieb-
liches Töchtcrch(Mi geboren, und gegenseitige Liebesbande ver-
einigten sie mit dem Prinzen, so dass Beide in süsser Seligkeit
\
Prinz Savat 63
in ihrer stillen Behausung dahinlebten. Als sie eines Tages im
Walde lustwandelten, erblickte sie ein Jäger, und schwarze
Gedanken stiegen in seiner Seele auf, als er die blendende Schön-
heit der Nang Pathomma (Fräulein Lotusblume) erblickte, und
an die glänzende Belohnung dachte, die seiner im Palaste des
Königs warten würde, wenn er ihm einen solchen Preis heim-
brächte. Im Hinterhalte liegend, erschoss er den Prinzen und
bemächtigte sich seiner jammernden Gefährtin, die er trotz ihres
Sträubens und Widerstrebens gewaltsam mit sich forttrug. Bald
aber merkte er," dass er seinen Weg verloren, er war irre ge-
gangen und wanderte, wie geblendet, auf den sonst so bekannten
Pfaden des Waldes umher. Sich erinnernd, dass in der Nähe
ein heiliger Einsiedler lebe, der in allen Nothfallen als Orakel
befragt zu werden pflegte, umschnürte er die zarten Glieder
seiner Gefangenen mit elastischen Ranken und band sie be-
wegungslos an einen Baumstamm fest, während er fortging, die
Zelle des Büssers aufzusuchen. Dieser aber war gerade der
geistige Vater des ermordeten Prinzen, der so von der begange-
nen Unthat unterrichtet wurde, und sich zu der Leiche begeben
konnte, um sie durch die Zauber-Operation des Xub genannten
Besprengens neu zu beleben. Der Jäger, nach dem Baume zurück-
kehrend, löst die Fesseln des Mädchens, das er vor sich hertrieb,
bis sie am Abend an einer Lagerstelle Rast machten, um die
Nacht zu verbringen. Nang Pathomma hielt sich wach, bis sie
ihren Peiniger eingeschlafen sah, und dann sein Messer ergreifend,
tödtete sie den Raubmörder mit seiner eigenen Waife. Es
gelang ihr das Ende des Waldes zu finden und die Seeküste zu
erreichen, wo gerade eine chinesische Djonke vor Anker lag,
deren Capitän sie an Bord nahm und nach China führte, wo ihre
Hand von den Reichsten und Vornehmsten umworben wurde.
Um ihren hingeschiedenen Geliebten. trauernd, wies sie alle An-
erbietungen zurück, und als sie eines Tages am Meeresstrande
dahinwandelte, sah sie aus einem gerade landenden Schifie den
Prinzen Savat hervorkommen, der nach seiner Wiederbelebung
schon die weite Welt in ihrem Aufsuchen durchwandert hatte
und sich jetzt endlich an dem sehnsüchtig ersehnten Ziele sah.
Beide schifl*ten sich sogleich wieder ein und kehrten nach der
64 ^^^ obere Kambodia und seine Monumente.
Residenz von Savat's Vater zurück, wo sie als König und
Königin über ein beglücktes Volk herrschten, —
Mit der Däraraerung unterwegs, geriethen wir auf den Fel-
dern in tiefe Wasserpflltzen , worin die Karren bis zur Achse
einsanken, so dass ich die wichtigeren Gepäckstücke auf das
Dach legen Hess. In einer mit Halmgras bewachsenen Ebene
zeigte sich vor uns eine niedrige Erhebungslinie, auf der Bäume
standen, und rasteten wir ausserhalb der Stadt Panom-Sok in
einer an ein Gebüsch gelehnten Sala. Ein mit Gitter eingefasster
Pipul stand in der Nähe, und im Umkreis zeigten sich vier
Klo8terumzäunung(;n, über deren Bäumen die Stangen mit dem
heiligen Hong-Vogel hevorragten. Einer derselben hiess der
Vat-Pralat (Luk Balat), weil von diesem Beamten erbaut.
Die Stadt Panomsok oder Preeasok ist von einem doppel-
ten Graben umgeben, unter den Resten alter Befestigungen, die
jetzt zu Wegen dienen, und enthält die Trümmer eines Palastes
(Prasat) aus Ziegelsteinen. In der Nähe finden sich zwei Stein-
brücken über den Flnss Stüngsereng, die eine bei der Stadt
Tescho, die andere bei Tschongk<ang. Die erstcre ist auf der
grossen Heerstrasse, die früher vonSamopuck (in der Nähe von
Savaichik) nach Nakhon Vat lief.
Die jetzige Stadt Panomsok wurde vor 30 Jahren, als die
in Korat eingefallenen Laos durch die Siamesen vertrieben waren,
auf der verwüsteten Stelle der früheren durch den Vater des
gegenwärtigen Gouverneurs angelegt. Das Land war dann ein
Weideplatz fUr wilde Elephanten und Rhinocerosse, und die Stadt-
gräben voll mit Alligatoren. Aus den zer8tr)rten Dörfern hatten
sich sechs Flüchtlinge in dieser Wildniss nicht weit vom Dorfe
Takemeah zusammengefunden, und sie eiwählten unter sich
jenen späteren Gouverneur, Taküm genannt, zum Hauptmann, um
den Bau der Stadt zu leiten. Die innere Stadt enthält 50 Häu-
ser, die Aussenquartiere eine grössere Zahl. Ich schickte dort-
hin für den Wechsel der Karren und unterhielt mich in der
Zwischenzeit mit den Fuhrleuten. Der eine war in dem Dorfe
Tschanklüen geboren und hatte längere Zeit in Paknam bei
Kabin gelebt, und verstand deshalb ein wenig Siamesisch. Seit
vier Jahren war er in Thiengkham ansässig. Da er zu arm
PaDomsok. 65
war, um Felder zu kaufen, hatte er sich selbst solche geschaffen,
indem er den Wald lichtete und denKha Na (die Grundsteuer)
entrichtete. Von neun Ladungen Reis geht eine als Steuer nach
Tescho. Die umliegende Ebene war mit niedrigen Erhebungs-
linien durchschnitten, auf denen Büsche wuchsen. Auch zeigten
sich HUgelhäufchen zerstreut, die umzäunt waren, als Begräb-
nissplätze. Der Boden ist dort nicht so ergiebig, wie weiter
östlich nach Siemrab zu.
Der Mahathai kam zum Besuche heraus und entschuldigte
sich, dass die Karren erst bis zum andern Tage fertig sein
würden. Er brachte eine Einladung vom Gouverneur, und ich
Hess zurUcksagen, dass ich am Nachmittag dort vorsprechen
würde.
Ich wurde in einer Veranda des Hofes empfangen, zu dem
ein hohes Thor einführte. Schüsseln mit rothen Deckeln wurden
auf Brettern hereingetragen und die darin enthaltenen Süssig-
keiten präsentirt, neben Arac, Thee und Cigarren. In einer Sei-
tenhütte siedete ein altes Weib gelbe Cocons und spann die
Seide*) auf ein Rädchen ab.
Der Gouverneur sagte, dass er häufig Bangkok besuche, und
bewunderte die Kunstfertigkeit der Farang, die er in Angkrit
(Engländer) und Farangset (Franzosen) unterschied, nach den
*) „Der 2B00 a. d. eingefQhrte Seidenbau Id China wurde durch eine auf
Seide auferlegte Naturalabgabe 2286 national gemacht mit Bombyx Mnri in den
nordlichen Provinzen (worin die südlichen Bewohner die wilden Seidengespinnste
Yon Satumia Atlas einsammelten, als stärkerer Seide). Vom südlichen China und
Indien konnte sich trotz lebhaften Verkehrs mit dem Westen die Seidenzucht
nicht weiter verbreiten, während Bombyx Mori (der gezähmte Seidenwurm der
Zuchtseide) überallhin leicht mit dem Maulbeerbaum fortzupflanzen ist. Sse,
Ssu, Sso heisst im Chinesischen Seide, da aber die Mandarinensprarhe das r nicht
ausspricht, die Seide jedoch noch heute im Koreanischen Sir heisst, so soll sie
auch in altchinesischer Sprache Ser geheissen haben (or^p).'* Von den in Indien
einheimischen Seidenwürmern zählt Helfer (ausser dem mit dem Maulbeerbaum
eingeführten Bombyx Mori) zehn Spinnerarten auf, Satumia Silhetica, Saturnia
Paphia, Satumia Assamensis, Bombyx religiös, u. s. w. Von den Cocons des
in Ilindostan mit dem Laube von Ricinus communis gefütterten Phalaena Cynthia
Dmry wird die Seide nicht abgehaspelt, sondern (wie Baumwolle) gesponnen.
Das Gewebe ist so dauerhaft, dass die Kleider sich vererben.
Bastian, Reise in Kambodia. IV. 5
66 Dm obere Kambodia und seioe Monamenta.
von ihm gesehenen Fabrikaten. Er bemerkte gesprächsweise,
dass sich in Kambodia zwei Arten von Buchstaben fänden^ die
Tua Khom, um das Pali zu schreiben, und die Tua Xai oder
Schrift der Khamen-Bücher. Die letzteren seien durch Phra-Ruang
erfunden, einen Gelehrten (Nakprat), der zu der Zeit Phra-Phuttha-
khosa's in der Nälie von Nakhon Vat lebte, und von dem Thale-
sab dorthin gekommen war. Der zwei Spitzbogen-Brücken tra-
gende Fluss Lamseng kommt von dem Khao Potat, die mit den
Bergen Korafs zusammenhängen, und vereinigt sich mit dem in
den Thalesab mündenden Flusse Battambongs.
Er gab mir einen Führer nach der Stelle des alten Palastes
(Prasat-it), und ich fand dort einen formlosen Trümmerhaufen,
mit Disteln und Dornen tiberwachsen. Auf der Spitze stand ein
flach eingedrücktes Steinpiedestal mit doppeltem Rande, und
darin lag der kopflose Rumpf einer weiblichen Figur (einer Arac,
wie mein Führer sagte), die in ein langes Gewand gekleidet war,
aus Graustein gearbeitet. Dicke Mauersteine heller Farbe lagen
umher. Der Steinsitz (Banlang) soll früher zum Aufstellen eine
Buddhafigur gedient haben. Auf dem Rückwege sah ich im Ge-
büsch einen flach aufgerichteten Stein, der als der Lak Myang
f Stadtpfeiler) unter einer Bedachung stand. Davor fand, sich ein
Holzpfeiler mit einem Capital aus Lotus- Verzierungen, mit Gold
beklebt. Die Häuser der Stadt lagen in Büschen halb versteckt.
Neben einigen wuchsen Kokosnusspalmen.
Nach einem Bade im Teiche, in dem zahlreiche Büffelheer-
den steckten, besuchte ich das Vat Pho genannte Kloster, zu
dem eine lange, schmale Holzbrücke führte. Der über seinem
hölzernen Fachwerk mit Stuccatur bedeckte Tempel (Both) trug
ein doppeltes Dach. Unter der Figur Buddha's lag ein Brett,
auf das ein knieender Thevada gemalt war. In einer der Mönchs-
zellen hing ein Bild, wie König Vetsandon von den Brahmanen
um seine Kinder gebeten wird, und ein anderes, das Sanxan-
chai mit dem Jack Kampang im Bette liegend zeigte. Das Klo-
ster ist von sechs Priestern, 13 Novizen und 2 Knaben bewohnt.
An jeder der vier Ecken der Stadt steht ein Kloster.
Die Palibücher, erzählte einer der Anwesenden, nahmen ihren
Ursprung in Myang Khamen. Phra Phuttha war in Kambodia
k.
Das Patimokh. 67
geboren, in der Nähe der von den Kha bewohnten Ländern, und
zog dann nach Slam, wo er in Kusinarai starb. Die Schriften
wurden später von Kambodia nach Siam gebracht. Er zeigte
mir den in Pali abgefassten Patimokh, wo die Fragen und Ant-
worten durch Einfügung von Keh va (der Alte sagt) und Num va
(der Junge sagt) eingeleitet waren. Ein mit kambodischen Wor-
ten oder Palibuchstaben geschriebenes Palmblätterbuch, das
Sabin genannt wurde, diente zur Ordination der Novizen (Nen).
Arahatta wird erklärt als der durch das Kam oder Ära Hin-
durchgebrochene (hat oder haksia), womit das Verschwinden*)
im Niphan durch erste Anbahnung ermöglicht wird. Chitr in
der Vinayana kandha werden in kuson (gute), akuson (ungute
oder böse) und Apejakrit (indifferente) unterschieden und diese
wieder in Vibak und Kiriya. Dann wird eine Eintheilung nach
den Phum aufgestellt, als den zukommenden Regionen
Kamaphachon
Rupaphachon l * t^i . t-
. ^ x^ / 4 Phum im Kuson,
Arupaphachon ' '
Lokudon, Lokuttara
Kamaphachon im Akuson (da die anderen schon über die böse
Natur hinausgeführt haben und diese
an ihnen kein Theil haben kann.
4 Phum im Vibak,
Kamaphachon
Rupaphachon
Arupaphachon
Lokudon
Kamaphachon
Rupaphachon ) 3 Phum im Kiriya,
Arupaphachon
da das metaphysisch Höchste im Jenseits der Welt jede Thä-
tigkeit ausschliesst.
*) Nach Verlust der an das Leben geknöpften Persönlichkeit geht der vovg
des Einzelnen unter im allgemeinen vov9 und nimmt, ohne mehr ein Individuum
za beseelen, an dessen unsterblichem Bewusstsein Theil (Anaxagoras) ; ro fifjdkv
tls ov8kv ^htn (Earipides).
5*
r
*-y
68 Das obere KambodU und seine Monumente.
Die Wurzeln des Bösen (Raka kong Akuson) sind:
Loba (Begierde),
Thosa (Zorn),
Moha (Irrthum).
Der Körper des Gutsein (tua kuson) geht in seine Wurzeln
zurück auf
Aloba, Atbosa, Amoha.
In der Avixa, der verblendenden*) Dummheit, als irre fah-
rend, oder wie es die Siamesen tibersetzen: mai ru eheng (nicht
klar zu wissen), knUpft sich der Kettensehluss der Nidana zu-
sammen, während der Grund im Nivon (Nivara liegt.
Die Palibücher, wurde mir 'von den Mönchen erklärt, waren
durch Buddhaghosa von der Himmelsterrasse (Xan)Maha Pbrohm's
(des grossen Brahma) nach Kambodia herabgebracht. Nakhon Vat
oder Serok-Nakhon-Siemrieb wurde durch Phra-Phitsanukam er-
baut, der dann nach China ging. Wer die dortigen Sculpturen
berührt, soll in Krankheit fallen, doch scheinen sich die siame-
sischen Plünderer eben so wenig daran gekehrt zu haben, wie die
mit Dysseuterie bestraften Saracenen, die (963) die Kirche zu St
Jakob in Compostella entweihten, oder die von Fliegen ge-
stochenen Soldaten, die 1286 die Capelle des heiligen Narcissus
in Geruda beraubten. Gregor von Tours weiss von der wunder-
baren Besehützung der Kirche von St. Vincent, und der vanda-
lische König Gundericus, der 429 seinen Kirchenraub begann,
„mox deijudicioadaemone correptus interiit.'^ Constantinus Por-
phyrogenetes belehrt seinen Sohn, wie er sich zu entschuldigen
habe, wenn die Chazaren, Türken, Russen oder andere nordische
und skythische Völker den kaiserlichen Schmuck oder die Mess-
gewänder und Kronen (Kamelaucia) fordern sollten. Er müsse
sagen: dass diese Dinge nicht von Menschen gemacht, sondern
vom Himmel gesandt seien und deshalb nicht fortgegeben wer-
*) Bei Homer entspringt die Sfmde ans der arrj, der RethSrnng des an sich
normalen Verstandes. Ausser Schaden bezeichnet es Thorheit (wie das hebräische
Nebalah), sowie Verirrung (Irrthum) und Schuld (s. Nägelsbach). Als die älteste
Tochter, die Alle schädigt und Zeus selbst berückt, schleudert er sie an den
Locken aus dem Olymp, dass sie auf die Fluren der Menschen fallt.
Drachenmusik. 69
den könnten. ' Acacius dagegen, Bischof von Amida, verkaufte
die Gold- und Silbergefässe, da Gott weder esse noch trinke,
und kaufte Gefangene aus persischer Sklaverei los.
Bei der Rückkehr nach meinem Logis fand ich den ganzen
Rest der mir bei dem Besuche vorgesetzten Confecte und Kuchen,
mehrere grosse Schüsseln und Theebretter voll, von dem Gou-
verneur dorthin geschickt. Ausserdem stellten sich auf seinen
Befehl zwei Wachtmänner ein. Der für den Weg ausgefertigte
Pass war mit einem Tiger gesiegelt.
Aus dem Schlaf erwachend, hörte ich während der Nacht
ein eigenthümlich melodisches Getön in sanften, bald klagenden,
bald schwirrenden und sausenden Klängen, das von allen oder
von keiner Seite herzukommen schien und nirgends localisirt
werden konnte. Bei Nachforschungen am andern Morgen fand
ich, dass die Mönche des Klosters zwei sogenannte kambodische
Drachen (Vao oder Theng) hatten steigen lassen, die so hoch
in der Luft standen, dass sie kaum durch das Auge entdeckt
wurden. An das Papier derselben sind aus dünnen Ketten ver-
fertigte Saiten befestigt, die in dem durch rauschenden Winde
schwingen und oft einer Aeolsharfe ähnliche Laute erzeugen.
Vielleicht beruhten die sonderbaren Geräusche, mit denen Knox
die Luft in Ceylon gefüllt fand, auf ähnlichen Vorrichtungen und
Hessen sich dieselben auch leicht in einer vom Morgenwinde durch-
wehten Memnonssäule anbringen.
Am nächsten Morgen kam der Gouverneur, um selbst
das Bepacken der Wagen zu überwachen, und waren wir im
Laufe des Vormittags in Bewegung. Ein Sandweg fllhrte uns
durch den Wald zu einer mit Bäumen besetzten Ebene und
dann zu welligen Feldern, die aber noch theilweise Überschwemmt
waren und öftere Berathungen über die einzuschlagende Rich-
tung nöthig machten. Der tief eingeschnittene Bach Bong Asang
konnte nur mit grosser Schwierigkeit durch die Wagen passirt
werden. In einiger Entfernung soll sich eine Steinbrücke über
denselben finden, die bei Hochwasser benutzt wird. Auf einer
aus dem Wasser hen^orstehenden Kuppe hielten wir zum Früh-
stück, und sahen in der Entfernung den Doppelhügel von Tescho,
sowie etwas weiter den langgestreckten von Myang Kalaing,
70 P^ obere Kambodia and seine Monnmenta.
zwischen welchen beiden der Lamsengflnss hinströmt. Die Bauern
aus Panomsok hatten sich in den Feldern kleine Hütten gebaut^
die sie während der Ackerarbeiten bewohnten. Reishaufen lagen
daneben aufgeschüttet, und eine harte Tenne war vorbereitet,
damit die Büffel dort mit ihren abgewaschenen Füssen das Korn
austräten.
Die KhameU; erzählte man mir, sind wie die Siamesen zu
den Frohndiensten des Raxakan verpflichtet, werden aber nicht
gezeichnet. Jeder ist einem Meister (Nai) zugeschrieben, und
darnach werden die Namen in das Register (Banxi) eingetragen.
Jeder, der Land urbar macht, wird der Besitzer desselben und
kann es später verkaufen. Er muss den Zehnten der Ernte und
Einsaat zahlen, wie es entweder durch den Gouverneur geschätzt
oder gemessen ist. Der dadurch eingehende Reis wird für den
Unterhalt der bei Regierungsarbeiten Beschäftigten verwandt
Für Fischfang, Jagd, Destillation von Branntwein, Bananengärten,
Büffel oder Karren werden keine Abgaben bezahlt. Die die 6e-
birgswälder um den Thalesab bewohnenden Khamen, die keine
Frohndienste (Raxakan) verrichten, müssen als Khon Suay (Kopf-
steuer) jeder Mann vier Pfund Bienenwachs nach Battambong,
Panomsok oder anderen Städten einliefern, von denen es dann
nach Bangkok geschickt wird. In Battambong wird das Wachs
für einen Bath das Pfund verkauft, in Bangkok für drei Bath.
Den Khamen werden keine Löhnungen (bia vat) ausbezahlt, wie
den Siamesen und Laos. Die Gouverneurs und die übrigen Ma-
gistrate in Kabin erhalten ihren Jahresgehalt von Bangkok und
auch der Gouverneur von Panomsok muss jedes Jahr das Ei-
deswasser in dem Tempel des Vat klang zu Bangkok trinken.
Die Beamten müssen sich selbst unterhalten, indem sie das Land
durch ihre Diener oder solche, die sie aus Schulden als Sklaven
erkauft haben, bebauen lassen, oder auch, indem sie sie zom
Handeln ausschicken. In Panomsok hat der Reis keinen festen
Marktpreis, und Jeder cultivirt gewöhnlich selbst, so viel er be-
darf, und es ist kein Handel darin. Wer für Kleider oder an-
dere Dinge Geld nöthig hat, fängt Fische und verkauft sie, oder
pflanzt Bananen, zieht Büffel auf u. s. w.
Beim Weiterfahren machten die überschwemmten Felder
,*■
Steinbrücke des Lam-Seng. 71
einer welligen Ebene Platz, in der Häuschen mit Bananengär-
ten zerstreut standen, und dann schlugen wir unser Nachtlager
in einem Gehölz auf, nicht weit von der Stelle, wo derLamseng-
Fluss einen Felsendamm durchbricht, der die in Bogen zusammen-
tretenden Pfeiler einer hohen Steinbrtfcke trägt. Mehrere der
Steine waren mit Sculpturen von Blumen verziert, und ein von
Karyatidensteinen in der Figur Phaya Nakh's getragenes Stein-
geländer läuft an beiden Seiten der Brücke hin, ist aber zum
Theil eingefallen. Die Kambodier nannten diese Bilder, die mit
emporgehobenen Händen aus den Steinen hervortraten, Puch
(Figur) des Neakkarieik (Nagaraja). Die Ufer des Flusses sind
hoch und steil, und im ersten Monat blicken Felsen hervor, wo-
gegen im elften Monat das steigende Wasser die Cascaden ver-
schwinden lässt und im vierten Monat die rechte Seite ganz
aufgetrocknet ist. Am andern Ende der Brücke fand sich seit-
wärts im Gebüsch ein Sanchao, wo unter einem Strohdache Stein-
figuren durch Leute aus Tescho und Kanlang zusammengehäuft
waren. Einige waren mit Gold beklebt und trugen Flecken
rother Farbe. Auch fanden sich Blumen als Opfergaben. An-,
dere Steine waren mit chinesischen Buchstaben beschrieben.
Steintreppen führten nach dem Flusse hinab. Die Kambodier
nannten die Figuren Naktha und zwei spitz zulaufende Steine
wurden alsLak-Sema bezeichnet. Der vornehmste der dortigen Nak
tha oder Chao heisst Tachej. Er wird durch Kranke aus Panomsok
und Tescho verehrt, die ihm Hühner und Schweine darbringen.
Früher fand sich dort ein Nak tha in der Form eines riesigen
Alligators, und wenn man Kerzen ansteckte, so kam er hen^or.
Jetzt dagegen giebt es zwar Alligatoren, die selbst Büffel beim
Trinken angreifen, oberhalb und unterhalb der Brücke, nicht
aber an dieser, weil das Wasser dort zu flach ist. Das San-
chao in Panomsok enthält eine Figur aus Holz. Eine der Stein-
figuren war vierhändig, und ebenso zwei andere, die männlich
und weiblich aus demselben Stein gehauen waren. Eine ele-
phantenköpfige Figur war mit einem beflügelten Gewände ge-
kleidet. Eine andere hielt eine Keule.*)
*) Der^oft erwähnte Keulenträger , deu Megasthenes in Vorderindien auf
72 ^^ obere Kambodia und seine Monamente.
Die Brücke wird Taphan oder Stapien Seng genannt (Lam-
Seng oder Fluss Seng). Die Brücke weiter oben am Flusse
heisst Stapien thip (Engelsbrücke).
Die mit der herausgenommenen Erde der seitlichen Gra-
ben aufgeworfene Heer^rasse (Sanong) kann von Phrabat (bei
Nophuri ) bis nach Siemrab verfolgt werden und läuft dann wei-
ter in der Richtung gegen Cochinchina. Sie ist jetzt meistens
mit Jungle über>vach8en und nur an wenigen Stellen noch für
Wagen brauchbar. Au derselben finden sich in der Umgegend
von Panomsok verschiedene Steinbrücken auf niedrigem Grunde,
um die Schluchten zu überbrücken. Auch trifft man mancher-
lei Ruinen früherer Schlösser, meistens aus Ziegelsteinen , doch
auch aus Quadern erbaut^ in der Nachbarschaft. Eine findet
sich bei Myang Jongkan, eine andere im Walde, eine halbe
Tagereise von der Taphan Seng entfernt. In Chekaboh, eine
Tagereise nördlich von Phanomsok, finden sich sieben Prasat,
in Myang Cha, eine halbe Tagereise südlich von Phanomsok,
Ueberreste von zweien. Ein Steinpalast (Prasat-hin), Phrasat-
keoh genannt, findet sich im Walde, eine Tagereise östlich von
dem Siemrabfluss. Vor einigen Jahren war der jetzt gänzlich
verfallene Prasat in Panomsok noch hinlänglich erhalten, um die
inneren Gemächer und die Thüren zu erkennen.
Nachdem ich in dem Wasserfalle ein Bad genommen hatte,
schickte ich einen Boten nach dem Relais voraus, damit die
zu wechselnden Karren in Bereitschaft gehalten würden. Die
Nacht wurde im Wagen verbracht.
Wir brachen noch bei Mondschein auf und fielen nach dem
Passiren der Brücke wieder in bahnlose Waldpfade. Die Brücke
ruht auf 30 Pfeilern, die in Paaren zusammenstehen, und jeder
derselben besteht aus li") Quadern kolossaler Steintafeln, die
über einander placirt sind. Dann folgen andere Lagen, um den
Körper der Brücke zu bilden. Die die Pfeiler bildenden Steine
Herakles bezieht, ist eine iD Kambodia stereotyp wiederkehrende Figur and wird
in den mythisch-geschichtlichen Legenden za Kottambong in Beziehung gesteUt.
Ueber Ganesa's Elephanteukopf liefen in populärer Auffassung eine Menge Ver-
sionen der arsprüngUchen Tradition um.
HeerstraBse. 73
länglicher Form, sind in Reihen von 4 — 6 zusammengelegt, mit
der breiten Seite (6 — 8 Fuss) dem Flusse zugekehrt. Ihre Dicke
beträgt ungeföhr einen Fuss, und die schmale Seite 2 — 3 Fuss.
Der Boden der jetzt mit Gras und Btlschen überwachsenen
Brücke ist von mächtigen Felssteinen gebildet, die eine Länge
bis zu 14 Fuss zeigen. Die Pfeiler stehen an der Basis etwa
8 — 10 Fuss von einander ab, und der Schluss des Bogens wird
(wie am Thesaurus zu Mycenae) durch das allmälige Ueberragen
der Schichten gebildet. Das hintere Ende, das auf den Pfeilern
ruht, ist dann wieder durch Querlagen stark belastet, damit das
Freie dem von oben ausgeübtem Druck zu widerstehen fähig sei.
Die mit Sculpturen verzierte Stein - Balustrade ist grösstentheils
zusammengefallen. Einige ihrer Steine messen 16 — 18 Fuss.
Die Breite der Brücke mag auf etwa 50 Fuss, ihre Länge auf
350 Fuss geschätzt werden.
Später gelangten wir über eine buschige Wellenebene, beim
Bahn Palieng wieder auf die alte Heerstrasse, der wir eine
kurze Strecke zwischen Gebtisch folgten. Doch lenkten die
Karrentreiber bald aufs Neue ab, um über Stock und Stein
wegzurumpeln, und Hessen das grosse Werk ihrer Vorfahren
nach einer andern Richtung hin wieder in die Dunkelheit
des Waldes eintauchen. Gewöhnlich wird diese die Stein-
brücke berührende Strasse vermieden,, da sie nur über kleine
Dörfer führt, und die nach der Stadt Tescho vorgezogen. Auch
bietet jene viele Nachtheile, wie ich bald zu meinem Schaden
erfuhr, indem die Bauern jedesmal nur bis zum nächsten Dorfe
Postdienst zu leisten ha1}en, und dann immer wieder aufs Neue
auf Wagen gewartet werden muss. Einige der Dörfer sind in
diesem wohlbevölkerten Districte so nahe, dass man die nächste
Station auf der vorhergehenden schon vor sich sieht, oder, wie
die Kambodier sagen, innerhalb eines Hundegebells*). Schon
im ersten Dorfe war nur ein Karren angeschafft, obwohl ich
Bestellung im Voraus geschickt hatte, und nur auf die Drohung,
mir selbst den ersten besten Wagen zu octroyiren, erhielt ich die
erforderliche Zahl. Durch parkähnliche Anlagen gelangten wir
*) Auch sagt maD 2 oder 3 Kufe, als Rufweite (wie OchseDgebruil in der Krosa).
74 ^^ obere Kambodia nnd seine Monumente.
nach Bahn Sakliet und dann nach Bahn Jung; welch' letzteres
Dorf aber nicht an der vorgeschriebenen Route lag, so dass wir
einen Theil des Weges zurück mussten, um auf dem richtigen
Stationsdorfe, das nur aus drei Häusern bestand, zu wechseln.
Ein Weg zwischenj wohlangebauten Feldern brachte uns nach Bahn
Sanuel, das an einem Kreuzwege lag. Da die Antwort des Schul-
zen Verzug voraussetzte, liess ich die Leute unter einem Baum
ihren Reis kochen. Das Dorf enthielt 10 Häuser. Die Knaben
besuchen zum Unterricht das Kloster im Dorfe Prang.
Auf einem in nassen Niederungen durch Felder hingeschlän-
gelten Wege kamen wir nach Bahn Jalien und sahen dann beim
Fluss Paleng (der eine Tagereise nach Norden in den von
Khamen bewohnten Kuleubergen entspringt und in den Thale-
sab lallt) die üeberreste einer gewölbten SteinbrUcke. Sie sei
nicht fertig geworden, sagten meine Begleiter, da die Architek-
ten von der Eroberung des Landes gehört und entflohen seien.
Von da ab streckte sich in kerzengerader Richtung eine er-
höhte Heerstrasse mit festem Boden durch das niedrige Land.
Sie war aber ganz durch Unkraut und Gebüsch überwachsen,
weil sie nie von Karren benutzt wird. Die Üeberreste eines
gemauerten Palastes sollen sich in Bahn Sanuel finden, nnd
einige von dort genommene Steinfiguren, die aber ihre Köpfe
verloren hatten, sind in den Sanchao gestellt, unter dem
Namen Naktha Takon. Ausser grauem Sandstein war eine
porös schwarze Steinart zum Bau der Brücke verwandt. Etwa
in der Mitte der Höhe theilen sich die Pfeiler nach beiden Sei-
ten, um den Bogen zu bilden, indem jeder folgende Stein etwas
länger ist als die unterliegenden.
An Baumgruppen vorüber kamen wir nach dem Dorfe (Bahn)
Jeng, dessen Fruchtgärten durch Palmen geschmückt waren.
Da es sehr spät war, hatten wir dort die Nacht zu bleiben,
doch traf ich mit dem Schulzen ein Abkommen, mir am näch-
sten Tage tllnf Gespanne zu geben, die direct nach Siemrab
flihren, um den Zeitverlust des beständigen Wechseins zu ver-
meiden. Sein Dorf, erzählte er mir, enthielte 10 Häuser. Es
bildet mit Bahn Sanuel und allen den umliegenden Dörfchen
das sogenannte Kven Siemrab und wird auch von Nakhon-
Bahn Jeng. 75
Siemrab aus verwaltet. Ein Büffelkarren möge 13 Hab (1 Hab
= 50 siames. //.) Reis laden, wenn er stark gebaut sei. Von
den Palmen wird der Saft (nam tan) im vierten und fünften
Monat abgezapft, um Zucker davon zu machen. Ich Hess ftlr
das Nachtlager ein Dach mit Matten bereiten am Stamme eines
Baumes. Die Dorfbewohner kamen mit vollen Reistöpfen, um
den Fuhrleuten ein Abendessen zu bringen.
Nakhon Vat, hörte ich im Gespräch, sei von Leuten aller
Nationen gebaut, von Chek, Farang, Khek, Thai, Khamen, Lao,
und die Nachkommen derselben lebten dort noch jetzt. Einige
der Einwohner in Bahn Jeng sind Pha di (boni homines), einige
sind Diener (Bao) Anderer, und einige wieder sind Diener des
Chao Myang von Siemrab. In Bahn Sanuel giebt es keine Bao,
sondern Alle frohnen der Regierung (Raxakan). Solche, die
öffentliche Arbeit im Dienst verrichten, werden nicht Bao ge-
nannt, sondern Thai, und -sind die Phu di (guten Leute) der
Siamesen oder Nakscheah (die Guten) der Kambodier. Die
Khamen boran theilen sich in Khamen Nak Chea (Khamen phu
di) und in Khamen channoch sok (Khamen myang khün).
Am andern Morgen traf uns die Sonne auf dem Wege,
unter Bäumen über eine Wellenebene hinfahrend. Später zeig-
ten sich überschwemmte Plätze, und man sah an einigen Stel-
len Böte auf dem Trocknen neben den Häusern liegen und
andere noch flott auf dem Wasser schwimmen. Nach dem Pas-
siren des Dorfes Schalieng zeichneten sich am Horizont die Khao
Don-Rek ab. Da vier der BUflFel sehr ermüdet waren, vmrden
sie durch frische ersetzt. Der Boden ist dort sehr fruchtbar und
wird nicht nur durch die dortigen Bauern, sondern auch durch
Bewohner anderer Dörfer, wie z. B. von Bahn Phuek cultivirt.
Der unbewohnte Berggipfel Khao Ven ist zwei Tagereisen von
Bahn Schalieng entfernt.
Auf der durch Gehölz führenden Strasse trafen wir rei-
sende Mönche und auch Regierungsboten mit Depeschen. Der
Fluss Phuek war mit einem Holzsteg überbrückt, der nur ftlr
Fussgänger zu passiren war. Er entspringt auf dem Khao jao
und theilt sich in zwei Arme, von denen der eine in den Tha-
lesab fällt, als der Menam Siemrab, während der andere (Me-
f
76 I^M obere Kambodia und seine Monomente.
nam Phuek) in den Feldern verläuft. Die Khao jao (Ktaao
Khulen oder Khao Lanji) oder Linchiberge sind durch riertä-
gige Entfernung von den BtTgen Korats getrennt und werden
durch die Sanireh genannte Suay bewohnt, die als Bao Vat
oder Tempelfiklaven nach dem zwei Tagereisen entfernten Nak-
hon Vat einberufen werden, so oft es dort Arbeit gicbt. Frauen
und Kinder ungerechnet, sind sie etwa 10,0(X) an der Zahl. Die
Khao jao von Korat, ungefähr 10 Tagereisen entfernt, werden
oben von Siamesen, unten von Kliamen bewohnt. In den Wäl-
dern finden sich auch Lao und Suay, sowie Kha, die als Kriegs-
gefangene dorthin gebracht wurden. Die Bergstämme leben zu-
sammen in Walddörfem und werden von Korat aus regiert.
Die im 10«" — 12**° Monat eingesammelten Luk Reoh (falsche
Cardamom) wachsen wild im Jungle.
Die alte Heerstrasse, die vor wlen Generationen (lai xua)
erbaut wurde, kommt von Pachim und geht über Siemrab nach
den Städten Tschakreng, Sthong und Tompangton, welche letz-
tere durch Kauflcute aus den Juen besucht wird. ^
In Bahn Phuek wurden die Büffel gefuttert. Der Beamte
des Dorfes ist ein Khun (Edelmann). Es enthält 30 Häaser
und 2 KliVster, in dem einen leben 14, im andern 20 Priester.
Die Anlage des Dorfes stammt von den Vorfahren. Der Schulze
(Kamnan), der zum Besuch kam, war ein Thai, in Korat ge-
boren, und hatte nach der Verwüstung des Landes sich in Bahn
Phuek niedergelassen.
Ermüdete Büffel wurden gewechselt, und schickte ich nach
dem nächsten Dorfe voraus, um ein Umspann an der Strasse fertig
zu halten; als ich aber, an einigen Fischplätzen vorbei, dorthin
kam und ihn nicht fertig fand, Hess ich mit dem alten weiter gehen.
Durch offenen Wald und grüne Wiesen gelangten wir neben
einen Teich mit weissem Lotus zu einer Sala, wo Nachtrast ge-
macht wurde. Die Pfeiler der Halle waren mit allerlei Schrift-
zttgen, meist mit den Namen von Durchreisenden und beigeftlg-
ten Bemerkungen oder Scheraen, bedeckt.
Nach dem Aufbruch fuhren wir bei Mondschein durch den
Wald, wechselten die Büffel, für die der Ersatz bei Bahn Kalai
am Wege wartete, und gelangten, über einen sandigen Weg
Borommarat 77
•
ansteigend, auf eine grttne Busehfläche, wo sich vor uns die
Stadtmauern Siemrabs zeigten, von hohen Palmbäumen überragt.
Die Wälle sind mit grossen Quadern, zum Theil von Nakhon
Tom entnommen, zwischen den Ziegelsteinen aufgebaut, und
Thore mit Spitzdächem leiteten hinein. In einiger Entfernung
blinkt das Wasser des Flusses zwischen sandigen Ufern. Frauen
gingen zum Markt, herabhängende Kleider tragend und auch
durch das Obergewand bis über die Kniee bedeckt. Ich hatte
von der Regierung in Bangkok zwei Briefe erhalten, der eine
an den einheimischen Fürsten, den Chao Myang von Siemrab,
gerichtet, der andere an den Kha Luang, den politischen Resi-
denten ^es siamesischen Königs. Der letztere sandte den Ma-
hathay, um mich zur Wohnung in seinem Hause einzuladen. Im
Innern jedes Thores stand unter Bedachung eine Kanone mit
Flintenstand. Die Stadt ist neu angelegt seit ungefähr 30 Jahren,
und besteht aus einer, durch die Mauer umgebenen Fläche, mit
Hofhäusem umhergestreut. Die Zahl der Häuser beläuft sich
auf 200.
Der Kha luang empfing mich in Folge des übersandten Brie-
fes mit vielen Ehrenbezeigungen, und bald darauf erschien mit
langem Gefolge und von Schirmen beschattet der Chao Myang,
um mir einen Besuch abzustatten.
Nach seinem Fortgange wurde im Hause des Kha Luang
ein Process verhandelt. Ein Chinese, der ein Spielhaus hielt,
klagte einen ihm schuldigen Verlust ein, der, wie der Kha Luang
berechnete, sich auf 7 Xang belief Der Angeklagte entschuldigte
sich, dass er der Sklave (That) eines Edelmannes sei, aber der
Kha Luang wollte diese Einwendung nicht gelten lassen, da er
selbst Sklaven besitze und auch Vermögen. Er befahl ihm, seine
Frau, Töchter und Diener herbeizubringen, indem dieselben
in Haft gehalten werden sollten, als Pfand für die zu zahlende
Summe. Der Sohn des Verurtheilten erbat sich indess einen
kurzen Aufschub, da er suchen würde, das Geld aufzutreiben.
Der Luang wurde dann befragt, ob das Verfahren dem Tamra
(Gesetzescodex) gemäss sei, und ob noch eine Appellation an den
Jockabat zuständig bliebe.
Ich besuchte das Kloster Borommarat, wo die Zellen der
i
78 Dm obere Kambodia und seine Monumente.
Mönche getrennt standen. In den Zweigen eines Baumes war
ein flacher Korb mit Reis und Blumen aufgehangen, als Opfer-
gaben für den Thevada. Die verschlossene ThUr des Both war
mit Figuren von Thevada und Jackh bemalt. In einer niedrigen
Scheuer standen verschiedene Steinfiguren brahminischer Gott-
heiten *) mit Opfergaben davor. Eine kreuzbeinig sitzende Bud-
dhafigur fand sich ausserhalb mit verstümmeltem Gesicht. Auf
Platten der Sema-Steine war eine priesterliche Figur in erhabener
Arbeit ausgemeisselt. Der Chao Khun (Abt), den ich besuchte, zeigte
mir verschiedene Bücher und theilte Manches über die Sagen des
Landes mit. Dem Kloster gegenüber stand auf der andern Seite
des Weges eine chinesische Capelle, deren verschlossene ThUr
durch den daneben wohnenden Hüter geöffnet wurde. Drei auf
einem Tische stehende Figuren wurden bezeichnet: als Pakteah,
der ein Schwert in der Hand hielt und der Chao genannt wurde ;
als Sienkeng, der achthändig in Nakhon Vat lebe, als Thevada
oder Sien, und Chehu, der mit einem Bleistift in der einen und
einer Tafel in der andern Hand den Schreiber (Samieng) vor-
stellte. Vor denselben waren Theetassen hingestellt und auf einer
Nebentafel fanden sich zwei Raxasi. Am Jahresfest ergreift der
Chao (als Sienkeng) unter dem Klange der Gong Beläitz von
einer Person, die vor dem Altare sitzt, und man kann dann ihre
Zunge durchstossen, ohne dass sie es fühlt, um Pakte mit Blut
zu unterschreiben. Aufgehängt waren dort eiserne Lanzenspitzen,
die dann durch die Wangen des Begeisterten gestossen werden,
sowie die zum Schlagen dienende Peitsche und eine mit eisernen
Stacheln besetzte Kugel, Durian genannt, zum Klopfen. In einer
Ecke lehnten die Flaggen, die bei Processionen gebraucht wer-
den, und die Wände waren mit chinesischen Schriften behängen.
In einem in der Nähe der Stadt gelegenen Kloster war der
Both mit niedrigen Phro-Chedi umgeben.
Als ich nach Hause zurückkam, fand ich dort Geschenke an
*) Auch in ßirma finden sich solche Natbhäuser (den ceylonischen Dewala's
entsprechend) iu dem Klosterbezirk oder doch in dessen Nähe. In dem Teufels-
tbOrmchen bei der Wallfahrt Mariastein soll lange Zeit ein geichnitztes Teufels-
bUd gestanden haben (s. Zingerle).
Phra-lDkosl. 79
Hühnern, Enten, Bananen, Eiern und Fackeln, die der Chao
Myang gesandt hatte. Der Preis eines Ochsen ist 12 — 20 Bath,
eines Ochsenwagen etwa 4 Bath.
Die gewaltigen Steine, aus denen der Tempel Nakhon Vat's
erbaut ist, erzählte mir der Kha Luang, durch menschliche Kraft
zu bewegen, würde unmöglich gewesen sein. Aber die The-
vada's schwangen sie in ihren Händen empor, und die Eindrücke
der Finger*) sind noch sichtbar daran [wie im Steine zu Bars-
mark und an den ftlr die MainbrUcke bestimmten Kiesensäulen
bei Miltenberg]. Anfangs war das Material ganz weich**) und
wurde erst nach dem Modelliren der Sculpturen durch Medicinen
verhärtet. Ein Prasat-hin (Steinpalast) findet sich in Vat Tasai,
und zwei Prasat-it (Ziegelpaläste) bei Phra-Jnkosi. Der Prasat-
hin bei Vat Lalai war durch die Königin von Luangyai als ein
Schauplatz ftlr Bootrennen gebaut. Der Prasat-hin bei Vat Bank-
lang wurde von Banxi-Chamkrong errichtet, der auf Grund seiner
Verdienste vor dem Zertreten durch Kühe geschützt und von
einem Bettler zum König erhoben wurde. In einem der Thor-
gänge Nakhon-Vat's hört man ein dumpf wiederhallendes Echo,
wenn der darunter Stehende sich auf die Brust schlägt. Eine
Thür des Tempels steht schief. Am Abend schickte der Chao
Myang Nachtwächter von den Leuten des Kromakan.
Am nächsten Morgen, nachdem ich den Kha Luang und
dann seinen Sohn den Bettelpriestem Almosen hatte reichen
sehen, .besuchte ich das Kloster Phra-Inkosi auf der andern Seite
des Siemrab-Flusses. Im Hofe standen zwei aufgemauerte Ca-
pellenthürme, mit Figuren darin und Sculpturen über den Thüren,
von denen eine das Buttern des Milchmeeres darstellte. Neben
dem, neu verfertigte Bilder enthaltenden, Tempel stand ein Stein
mit alter Inschrift. Inmitten eines Teiches fanden sich zwei
Häuschen auf Pfählen, die Thaht khru (Gebeine der Lehrer) ent-
*) Nach den Arabern waren die kolossalen Scbankelsteine bei Eyoou durch
die Hände Darim's aufgethürmt (s. Palgrave).
**) Nach Sanchez y Zayas bestehen auf Tinian die Säulen von Sunbaron (das
Grab der Tochter des Königs Taga) aus einem von Kalk und Sand verfertigten
Mörtel, obwohl sie Gestein gleichen. Im Nedsch werden künstliche Steine gebildet
80 ' ^^ obere Kambodia und mIds Monumente.
hielten. Eine mit frischem Sand bedeckte Leiche erwartete die
Verbrennung und eine andere lag in einem Sarge unter Be-
dachung. Ein durch den Strom gedrehtes Wasserrad bewässerte
eine Anpflanzung von Kokosnussbäumen.
Auf neue Geschenke des Chao Myang in Schweinefleisch und
anderen Provisionen Hess ich ihm vielen Dank sagen, mit der
Bitte, zu entschuldigen, wenn ich einen Gegenbesuch bis zu mei-
ner Rückkehr verschöbe, da es mich sehr dränge, zur Besichti-
gung von Nakhon Vat aufzubrechen. Als die daflir bestimmten
BUflfelkarren am 28. December gepackt wurden, Hess sich der
Chao Myang auf einer Sänfte herbeitragen, um Abschied zu neh-
men. Für mich und die mir als Führer mitgegebenen Edelleute
waren kleine elegante Wägelchen besorgt, mit einem Sitz aii8
leicliterem Flechtwerk, der zwischen hohe Räder gestellt war.
Sie wurden an einer mit doppelter Krümmung vorwärts schwei-
fender Deichsel durch die Ochsen des Landes gezogen, die, mit
dem Stachel des Treibers gereizt, in raschem Trabe und Galopp
hineilten. Ein sandiger Weg führte uns in einen bosquetartigen
Wald, und als wir auf eine freie Fläche daraus hervorkamen,
standen uns zwei riesige Steinlttwen entgegen, die zu beiden Sei*
ten eine mit breiten Steinplatten getafelte Plattform flankirten.
Von dort lief in beträchtlicher Erhöhung über weite Gräben ein
breiter Pflasterweg nach dem hoch geschwungenen Thor der
äusseren Gartenmauer, aus deren Corridoren zu beiden Seiten
eine lebendige Welt von Sculpturen hervortrat, während sich jen-
seits, hinter drei übereinander mit Thürmen und Zinnen aufstei-
genden Terrassen, der gewaltige Dom des prächtig geschmückten
Tempels hervorwölbte, den überall auf den umlaufenden Gallerien
und den von majestätisch aufstrebenden Säulen getragenen Hallen
eine wunderbare Welt phantasiereicher Himmelsgestaltungen
schützend umgab. Ihre Einzelnheiten entfalteten immer neue
Schöpfungen, je mehr mau sich ihnen nach dem Eintritt in das
Aussenthor auf dem glatten Steinweg näherte, der mit kreuzarti-
gen Abzweigungen nach Seitencapellen durch den grossartig ver-
wilderten Pflanzeuwuchs der in Seen blinkenden Gärten auf das
Thor des Haupteinganges zuflihrte, aus dem man die von den
Höfen auffuhrenden Treppen der Stufenbauten höher und höber
Nakhon Vat. gl
erstieg und zuletzt unter der thronenden Kuppel stand, die frei
nach allen vier Seiten, gleich dem dort placirtcn Buddhabilde,
vierfach an Fomi, das in Höhen und Thal zu Füssen liegende
Land überschaut. Eine im Garten liegende Bambuslaubc wurde
zum Logis hergerichtet, und dort das Gepäck abgeladen. Die mit
Glocken behängten Oclisen \vurden zur Weide, die Büffel zum
Teiclie entlassen, der Koch schürte sein Feuer, die Diener waren
mit Anordnungen beschäftigt, während ich mit dem mir von dem
Chao Myang gegebenen Maler in den Gängen des Tempels um-
herwanderte, um die vielen Hen-lichkeiten zu beschauen, die
uns für die nächsten Tage bescliäftigen mussten. Zwei Klöster
haben einige gebrecliliclic Holz-Zellen der stolzen Stein-Archi-
tektur angebaut, und es gilt für guten Ton, dort erzogen zu
sein, so dass die Knaben aus den Städten weither dahin zum
Unterricht geschickt werden. Noch spät in der Nacht hörte
man das Geschrei der Scliüler, die im unisono ihre Lectionen
hersagten.
Die nächsten Tage verbrachte icli mit einer genaueren Un-
tersuchung dieser so lange unbekannt gebliebenen Kunstwerke.
Sobald das Morgenlicht in den Umgängen des Temj)els deut-
licheren Schein verbreitete, begab ich mich mit dem Maler dort-
hin, um die charakteristischen Scenen und Episoden abzeiclmen zu
lassen oder Verzienmgen und Lischriften mit Kohlenwachs auf
Papier abzureiben. Um Mittag kclirte ich zu kurzer Rast und einem
erfrischenden Bade nach dem Quartier zurück, und Nachmittags
arbeiteten wir von Neuem in den Seuli)tureu, bis ein Bad und
das Abendessen den Tag bescliloss. Vor dem Schlafengehn wan-
derte ich dann gern auf der Terrasse umher, wenn der Mond
mit geisterhaftem Scheine jenes liolie Denkmal einer untergegange-
nen Civilisation begoss und schwankende Scliatten um die Monu-
mente spielten, die in deutlichster Sprache von einer glänzenden
Vergangenil eit redeten, aber leider unter Cliarakteren fast eben so
dunkel und eben so unentzifferbar, wie den einheimischen Ge-
lehrten des Landes die unverständliclien Buchstaben der Stein-
Inschriften. Die unteren Corridore werden von brahmanischen
Darstellungen geschmückt, aber im obersten Stockwerk steht
Bastian, Rcitic in Knmbodia. IV. b
82 I^*'^ obere Kanibodia mu\ svh\o Monumente.
Biultllia in der Vierzalil*); uacli den Weltgegenden blickend.
Thonipson's Messungen bestimmen den Tempel als Rechteck:
1,U)0 X 1,080 Yard, und die Breite des umgebenden Grabens
zu 250 Yard.
Der 8omdeteliao des Klosters, den icli besuchte, ging mit
mir unter den Sculi)turen umher und zog meine Aufmerksamkeit
aufsclnnale Schilder, die, mit Akson Mihng l)eseln-ieben, dazwischen
eingefügt waren. Der Abt des andern Klosters rlistete sieh ge-
rade zum Ausgehen, da er gerufen war, um über eine Leiche in
einem nahe gelegenen Dorfe die Todtengebete zu sprechen. Das
grössere Kloster heisst Sukmong kong, das andere Silachan.
Eines Jlorgens fand ich diu Priester «alle beschäftigt, unter Lei-
tung des Abts den Schutt aus den Höfen wegzuräumen, der
sich aber freilich bei dem Zerbri'jckeln des Gesteins beständig
wieder anhäuft. Der mir zur Fülirung mitgegebene Nai brachte
täglich die Hühner schon geschlaclitet, um niclit das Gebiet des
Tempels durch Tliiertixlten zu entheiligen, und Gelasse mit Palm-
saft, die zum Geschenk geschickt waren. Meln-ere Leute wurden
requirirt, um die Tempelgäuge zu reinigen und die Fledennäuse
zu verjagen, damit die Bilder copirt werden konnten. Mein Ma-
ler hatte, nachdem er die Figur vollendet, eine grosse Abneigung,
die Augen zu malen. Zu Ceylon gescliah es frülier nur bei grossen
Festen, dass die Statuen das Schwarze der Augen erhielten.
Die Achte der beiden Klöster sind in nahegelegenen Dörfern
geboren und durch den Chao Myang von Siemrab mit ihren Stellen
bekleidet. Zum Bintliibat begeben sie sicli naeli einigen im Um-
kreise des Tempels zerstreuten Dörfern; sollten sie indess nicht
genügenden Vorratli an Speisen erhalten, so muss Reis gekocht
*) Die ägyptische Tetras kelirt wieder in der (iiiosi:? des Valeulinianiscben
Systems, als Bythos uud Sige , Aiithropos und Aletheia. Pythagoräer uauiiten
(nach Roth) ihre aus der Tetraktys (der Urwesen-Vierheit) ziisiumneugesetzte Ur-
gottheit das Eins, ro iy. Nach der Zahleiisyinl)<)lik entwickelte sich die Urgott-
heit aus der Einheit, der Monas, dem (uiste, bis zur hehren Vierheit, Tetraa,
zum unendlichen Kaume. und diese, die Tetnis, der unendliche Kaum, gebäre
dann das Weltall, die Weltkugel, die heilige Zehnheit. Nik h Janiblichus war das
Kreuz in der Hand des Tot der Name des göttlichen Wesens, das durch die
Welt reist.
Der Dom. 83
werden, entweder durch sie selbst, oder durch Upasok (Laien),
die sich bei ihnen als Jünger aufhalten. Ausser Bauern des zu-
gehörigen Bezirkes kommen auch mitunter Pilger, die ich im
Tempel umhergehen und die Bildwerke betrachten sah.
Nakhon Vat war nach der Tradition durch Phra Phitsanu-
kam auf Indra's Befehl gebaut und an Ketsamalea tibergeben,
der es dem Phra-Pliutta-Kliosa vermachte, als er mit den Pali-
bUchem von Lanka kam. Doch fanden sich schon vorher die ,
heiligen Schriften in Kambodia. Die Buchstaben des Khamen-
Pali sind die älteren, die Xieng genannten des profanen Gebrauchs
wurden erst später angefertigt. Bei den Khamen heissen die von
den Siamesen Nongsü Khom genannten PalibUcher Nongsü-Pali ,
(Akson Pali). Nach Ansicht der Eingeborenen sollte der Dom
eine Höhe von zwei Sen oder 160 Sok haben (320 — 360 Fuss),
was zu viel sein würde, selbts wenn man von der ganzen Basis misst
Ich wünschte eine Messung angestellt zu haben, hörte aber vom
Abt, dass der einzige Mann, der es wage, an den äusseren Fi-
guren der Kuppel bis zur Spitze derselben hinaufzuklettern, um
von dort ein Tau herabfallen zu lassen, krank läge, und dass die
Procedur deshalb nur nach vorheriger Aufschlagung eines Bam-
busgerüstes vorgenommen werden könne, eine Sache grossen
Zeitverlustes.
Die Heerstrasse, die von Panomsok im Westen nach der
alten Stadt Satong im Osten ging, passirte im Süden von Na-
khon Vat. Die Thtirme und Brücken werden ganz in der noch
jetzt bestehenden Weise von dem chinesischen Gesandten*) be-
•
f
*) Le nouvean roi etait le gendre de son pr^d^cesseur ; ü avait fait son
occupatioD des armes. Le p^re de la princesse aimait tendrement sa flUe; ceUe-
ci deroba secretement Tepee d'or, et se rendit pr^ de sod mari; le propre Als
du roi qui se trouvait frustr« de la succession, voulut lever des troupes, mais le
noiivean roi, eii ayant etü prevenu, lui flt conper les doigts des pieds, et le tint
en süret^ dans une prison obscure, ou il le flt ensuite mourir (im XIII. Jahrhdt.
p. d.). Alors, ne cralgnaDt plus rien de ses pareus, il commenca a sortir de sou
palais. Dang Tespace d'une ann^e que j'ai ^t^ retenu dans ce pays, j'ai vu le
roi sortir quatre ou cinq fois: la cavalerie marchait en avaut, avec les drapeaui,
leg baunidres, les tambours, la iiuit«iqne; derri^re (^taieut les femmes du palais au
nombre de trois ä cioq ceots, vdtues de toilo peinte, avec des fleurs dans leors
6»
34 ^^^ obere Kambodia uiw] seine MouumeDte.
schrieben. Kauibodia wird in den Bllcliern China's zuerst ans
dem Jahre 618 p. d. als Chen-La erwähnt.
Der äussere Corridor Nakhon Vats zeigt die fünf Prasat
(mit abgebrochener Spitze) in einer Linie. Unter dem einen ist
eine sechsamiige Figur ausgeliauen, vor der Mensclienhaare und
andere Opfergaben lagen. In der einen Terrasse sind die drei
hauptsächlichsten Prasat, von zweien tlankirt, die etwas vorstehen.
In einen der dicken Sterne des obersten Stockwerks hat der
fallende Regen ein tiefes Locli eingegraben, als Maass des Alters.
Die Figuren der Sculpturen scheinen blank an der Ober-
fläche, in Folge des steten PoHrens nach dem Vergolden und
Bemalen, wie es frülier bei jedem Feste stattfand. Die tanzen-
den Figuren mit dreifach gotliUrmter Mütze werden Thepharakt
genannt. An den Säuleu sitzen kreuzbeinig die Tliephanom mit
abgestumpfter Kappe. Zu Seiten der Thttren stehen weibliche
Figuren, als Thephathida. Neben einigen der Pfeiler waren
Phrachedi Sai zu Opfergaben erriclitet. Am Fussc mehrerer
cbeveux, tenaut ä la niain de grands cierges, et marchant en bataillon. Quoiqne
ee fut en plaiu jour, les cierges e'taient alliimt-'s; il y avait auü^si des femmes
qui portaieut des vases d'or et d'argeut du palais, diverä ornemens, et d'antres
choses dont Tiisiage ne uiVtait pas cuniiii. II y a\ait eu outre des femmes arm^es
de lances et de boiicliers, et qui formeut 1a garde interieuro du palais, aussi
rangees en bataillun. l\ y avait ensiiite des chars traiiit's par <les chevres, d^autres
tratnrs par des chevaiix, les uns et les untres enrichis d'ornemens d'or. Les
grands ofTlciers, les niagistrats, les princes, tous niontes sur des elephans aveo
des parasols rougcs qu'un aperce\ait de luin, et dont on nViit pu cumpter le
UüDibre, pretedaient la reine et les femmes du roi, avec leiirs suivuntes, les uucs
dans des palanquins, les autres sur des chars, ou sur des clievaux, ou sur des
elephans, ayant des parasols dores, au numbre de plus de reut, apres elles venait
le roi lui-meme, debout sur uu elephant, tenant a la main une epee precieuse,
les defeoses de l'elephant rtaient dorees, et Ton tenait autour de lui vingt para-
sols blancs enrichis de dorures, dont les manches etaient dur; tout autour iftaient
des troupes nombreuses d'elephans, et de la cavalerie pour servlr de gardes.
Quaod le prince ne va pas treg loin, il sc sert seub'uient d'une chaise dor^,
port^e par les femmes du palais. Ordinairement dans ses courses, on porte devant
lul de petites tours d'or et des tlgures de Fo. Ceux qui voient passer son
cort^ge doivent se niettre a genoux et frapper la terre du front. On nomme
cette cer^monie 8an-pa. (s. Ri^musat.) "Weibliche (Jarden erwähnt Megatthenes in
Vorder-Indien.
Inschriften. 85
Säulen sind Figuren von Rlisi (der brahmanischen Vedas) ausge-
hauen, wie sieli die der Sibyllen an den Cliorstlililen des Münsters
zu Ulm gesclinitzt finden. In den Abtlieilungen der in den
Processionen marsch irenden Krieger lässt sich der Racentypus
unterscheiden, der sich nach Perier auch auf den etruskischen
Statuetten bei Volten-a findet, in der Markirung des Adels und
des Volkes. Ihre Führer ersclieinen in Sänften, oder bei Kriegs-
scenen auf Elephanten oder Wagen (derBiga ähnlich). Kshattriya
meint Wagenbescliützer (oder nach den Feldern genannt).
Einige der schon mit alten Inschriften oder Bildwerken be-
deckten Säulen sind neuerdings mit Schieferstiften überkritzelt.
An einer Stelle war die Figur eines Ungeheuers gezeichnet, und
darunter geschrieben, dass, wer diesen Rahu betrachte, grosse Ver-
dienste erwerben würde. Unter einen der Paläste in der oberen
Etage der drei Welten war geschrieben Nak Sadeik PreProhm (der
erhabene Herr, der heilige Brahma). Ein vielhändiger Ochsenreiter
am Eingange des Höllentliors war Mitragupta unterschrieben.
Unter den drei Todtenrichtem der persisclien Mythologie erscheint
Mithra «als der mächtigste und furchtbarste (nach Spiegel). „Zwei
Engel sind gesetzt über die Todten. Einer fllr die ausserhalb
Palästina's Wolmenden, als Sammael, der andere für die in Pa-
lästina Wolmeuden, als Gabriel. Beide stehen unter Mittron's
Aufsicht. Dieser ertheilt seine Befehle an Gabriel, dieser an
Sammael, und dieser wieder an die Tojjiesboten, welche die ab-
gescliiedenen Seelen an ihre Absender überliefern (Jalkut Ru-
beni)." Acher scliaute (nach dem Talmud), dass dem Mittron die
Erlaubniss gegeben ward, das Verdienst IsraeFs aufzuzeichnen.
(Kohut.)
Früher war der ganze Umfang des Gartens von einem Erd-
wall eingeschlossen ausserhalb der Steinmauer, die jetzt auch
an mehreren Stellen eingefallen ist. Das Wasser in dem Festungs-
graben communicirt in der Höhe der Regenzeit mit dem Fluss.
Die offene Vorhalle, die in der Aussenmauer angebracht ist, zeigt sich
mit mythologischen Gestaltungen aus der Heidenzeit geschmückt,
wie (nach Didron) die des Klosters Iviron auf dem Berge Athos.
Es finden sich vier Eingänge nach den vier Punkten des
CompasseS; und an der westlichen Seite zwei NebenthorC; nebst
86 ^^ obere Kambodia und seine Monumente.
denen der Ecken. Die Plattform, worauf der Prasat steht, war
früher nach Osten durch eine Stein-Balustrade bekleidet, die zum
Theil eingefallen ist. Die Ostseite ist in vielfache Gemächer
getheilt. Von den verschiedenen Buddliabildem gilt für das
älteftte das unter der Kuppel Stehende, das in vier Wieder-
holungen an dem viereckigen Mittelpfeiler nach den Horizont-
punkten blickt. Die linke Hand ist abwehrend auf die Bmst
gelegt, die rechte liängt herab. Zu jeder Seite steht ein Schü-
ler mit ausgestreckten Händen, und sitzende oder liegende Bil-
der sind umhergelegt. Die Repräsentation entspricht mehr der
gf^ttlichen Pcrsonification in Anandha als einer andern der zu
Bodhisattwa geläuterten HauptjUnger.
Die Figuren, die, eine dreifach gethllnute Mütze tragend,
sich als Verzierungen an Wänden und Thllren finden, heissen
Chao Savan oder Se-Sua {Himmelsbewohner). Garuda's*) Fig^
kehrt in vei-schiedenen Stellungen wieder. Unter einer Strohbe-
dachung sind in einem durcli Holzthürcn verschlossenen Raum
des zweiten Stockwerks eine Mannichfaltigkcit verschiedener Stein-
fignren Buddlia's und Anderer zusannnengcstellt. Eine dersel-
ben mit dem Kinn auf die Hand gestutzt, stellt die Mutter von
Subintha - Kuman dar, die ihren in den Miinchsstand eingetrete-
nen Sohn beweint. Der Vater des Sul)intha- Kuman starb am
Tage seiner Geburt und ging zur Hölle, weil er ein Thiere
tödtender Jäger gewesen war, doch wurde er später daraus durch
die Kraft der Verdienste befreit, die Subintha -Kuman während
seines geistlichen Standes anhäufte, und in der Menschenwelt
wiedergeboren. Auch die Mutter liatte gekündigt, weil sie der
Priesterwürde ilires Sohnes Hindernisse in den Weg gelegt hatte^
doch wurde sie si)äter durch das Trinken geweihten Wassere
gereinigt. Subintlia-Kuman wird unter die früheren Existenzen
Buddha's gerechnet. Vierfacli wiederholt in den Nischen eines
Steines findet sich eine vieriäclie Buddha tigur mit 4 Armen, neben
♦) The Indians of los Angelos niake feasts to tho (bald-headed) Ragle on
Äcconnt of h tradition, which states it formerly to havo been a remarkably cleTer
and indastrions chief, who in dying told bis people, that ho intended beroming
an eagle and he beqneathed thein bis feather8 (wie Simnrg dem Sam).
Brahmanische Classicität. 87
einer in lange Gewänder gekleideten weiblichen. Vor einem
Buddlia, die Iland auf ein Buch gelegt, knieten andere Figuren.
Viergesichtige Figuren werden Muk buen genannt, und eine solche
soll sicli auch im Sancliao des Bahn Kabao (eine halbe Tage-
reise von der Steinbrücke über den Laraseng) finden.
Vor einer der Buddhaliguren war menseliliclies Haar nieder-
gelegt, entweder mit dem Wunsche, in künftiger Existenz mit
langem Haar wiedergeboren zu sein, oder in Folge eines wäh-
rend Krankheit «abgelegten Gelübdes. Auch Palmblätter kambo-
discher Gebetbücher waren als Opfergaben dorthin gestellt, sowie
brennende Räucherkerzen. Der mit mir umhergehende Nai be-
schäftigte sich während meiner Untersuchungen mit Abwischen
des Staubes und sonstigen Reinigungen der Bilder, um Verdienst
zu erwerben. Die 8culpturen sind im Bas-Relief, aber einzeln
stehende Figuren im Haut-Relief ausgearbeitet.
Die Aufmischung des Brahmanismus in den Sculpturen des
buddhistisclien Tempels Nakhon Vat's ist in ähnlicher Weise auch
dem Christenthum nicht fremd, das, wie in RaphaeFs Schöpfung
oder Michel Angelo's jüngstem Gericht, dem classischen Alterthum
mythologische Figuren für seine Allegorien entnalnn. „Am Por-
tal der von Sambin ( XVI. Jalirhdt.) erbauten Kirche St. Michel zu
Dijon sieht man, neben Christus , Mfigdalene, Johannes und an-
deren biblischen Figuren, einen Leier spielenden Apollo, eine
sich schmückende Venus, Meleager, Dejanira, Leda, Jupiter und
Ganymed. Luther lässt auf Cranach's Holzschnitt den päpst-
lichen Widerchrist durch Mcgera säugen, Alecto wiegen und Ti-
siphone gängeln, um, wie er selbst erklärt, durch diese Furien
den den Griechen und allen Heiden unbekannten Satan oder
Teufel auszudrücken. In Italien wurden die Themata mit Vor-
liebe Ovid's Metamorphosen entlehnt, wie in Kambodia dem
Ramayana. Nach Rumohr beschränkten sich die Paduaner auf
die Nachahmung des Habituellen alter Denkmäler, wogegen die
Florentiner durcli die Svmbolc des Altertimms nur andeuten woll-
ten, da bei ihnen die Hinneigung zur Fabel aus einem Bedürf-
niss der Allegorie entsprang."
In Erbauung Nakhon Vats alnnte Viswakarman die Pracht
von Indra's Himmel nach. Rajali Bali, durch Vermittelung der
Mf'%
33 ^^ obere Kambodia und seine Monament«.
badenden Lufttöchter in den Himmel getragen, suchte demselben
in seiner Residenz Mahabalipura zu gleiclien, erregte al>er dadurcli
den Neid der Götter und wurde von Vanma verschlungen, wie
Vineta im Norden.
Die auf den Sculpturen dargestellten Streitwagen zeigen die
leichte Form der griechisclien. Im Mittelalter herrschte auch
in Hinterindien der noch in Juggernauth gebräuchliche Wagen-
Cultus, der der aus dem Wasser unter die Zahl der Ascn aufge-
nommenen G()ttin Nerthus (die weibliche Wandlung von Niord^
zukam (im Lande der späteren Wenden), und (nach Olaf Try-
gv'äson's Saga) in Westgotliland aucli mit Frey verknüpft war,
dessen weibliclie Form Frauja oder Freya als Frigg (Frigga)
mit Odin vermählt war (s. Mlinch). Nach den cliinesischen Nach-
richten wurde der König von Tclien-tsching beim Ausgehen auf
einer Sänfte getragen. Er begab sicli jäln-lich auf das Feld,
um eine Handvoll reifen Reis zu sdmeiden, von seiner Frauen-
Heerde (grex femin<arum) begleitet (s. Pautliier).
In den Kricgsscenen menschlicher Kämpfer (neben den zwi-
schen Suren und Asuren*) treten die Könige als Bogenschützen
auf, und das Si)annen des Bogeus war für Rama derselbe Beweis
seiner Ueberlegenheit, wie für Odysseus. Bruce einzahlt von der
Shan-Gallas, dass sie ihre Bogen durch fortgeseztes Ueberkleben
mit der frischen Haut erlegter Thiere durch das Eintrocknen der
selben zuletzt ganz unbiegsam macliten, und erklärt daraus die
Erzählung von dem Bogen der Macrobii, den Niemand im Heere
des Kaml)yscs zu Hi)annen veiinoclite. Einzelne Figuren sind
meist in ein Netzwerk von Arabesken**) verwebt. Johannes
Presbyter erwähnt in dem venneintlichen Briefe an Kaiser Enia-
ttuel von Constantinopel , dass sein Palast nach dem Vorbilde
des Schlosses erbaut ist , das der Apostel Thomas dem Könige
Gundoforus errielitete, und Oppert l)emerkt, dass der Vater des
♦) Auf Tanna wurde (nach Forptcr) der Vulkan als Asoor verobrt
*•) 11 nVst pas douteux pour nous, que rot art supnMue de Tarabesqiie et
rette g^ometrie stalactifoni-'e no poieiit dus h la Persr. qui en a le p<^nio. Ce
qul reste encore des monumens des epoques arsaride et Pa^sanide le prouve
surabondaniment (de Reaumont).
Die Samreh.
89
fabelhaften Helden Ogier, der auch Indien und das Pfeflferland
durchzogen, Gottfried heisse. Der kauibodische Stil nähert sich
durch seine sparsame Verwendung der indischen Schnörkeleien
mehr dem westlichen und mag selbst au den classischen *)
erinnern. Eine Inschrift au einer Säule besagt: Die bejahrte
Palastdame, Luang-apei mit Namen, hat eine silberne Figur
Buddlia's verfertigt und eine Pagode errichten lassen im Jahr 1498
der Satukalpa. In einer andern hiess es: Einen silbernen Gott
mit einer erhabenen Pagode uud einem glückbringenden Bodhi-
baum, sowie das heilige Abidhamma besorgte Maha-Zadok.
Die Samreh sind Sklaven des Tempels**) uud reden eine
eigene Sprache, von der ich bei ihrem Herüberkommen einige
Worte aufzeichnete:
Moeh, pea, pe, pohn, prahmm, kadon, kanul katai, kateah, reeih.
12 3 4 6
Tick : Wasser (toach).
Plioh : Feuer (phlöng, wie Siam.).
Ngich : Baum (damscharr).
Tneh : Sonne.
Pieng : Mond.
Pnek : Augen (wie im Kambod.)
Preleang : Kopf.
Knay : Elephant.
Cliieng : sprechen.
Gnerr : roth.
Pruch : grün.
Jib : kommen.
Cheoh : gehen.
Rasüm : Mensch.
8
10
6 7
Trai : Kuh.
Raweih : Tiger.
Krapau : Büffel (allgemein).
Kamo'ft : Dämon.
Kohn : Vater.
Min : Mutter.
Chaling : älterer Bruder.
Mot : jüngerer Bruder.
Don : Grossnmtter 1 (kambo-
Ta : Grossvater j disch).
Kehn : Kind.
Saling : Enkel.
JegnöU : Priester.
Tong Nakta : G()tzenhaus.
*) The conviction, that the study of these sculptores has forced in my iniud
18 that there was much more interrommunicatiou between the £ast aod tlie West
dnring the period from Alexander to Justininian, than is generaUy supposed, and
that the Intercourse was especiaUy freqnent and influeiitial in the niiddle period
between Augiistiis and Constantiu sagt Fergusson bei Gelegenheit der Amravati Tope.
""*) Herakles weihte die überwundenen Dryoper als Frohnknechte dem pythi-
schen Heiligthum des Apollo und die Ampbictyonen die Akragalliden (Kraugal-
liden). In den Salzseen von Eleusis gehorten die Fische den Priestern.
90 ^AB obere Kambodia und seine Monumente.
Kachieng rlin phroiig : Sprichst Jib i nih : Woher kommst Dn?
Du kambodisch ? Pcang ohcoh : Morgen werde ich
Siang hai Samre : Wer sind kommen.
Samre V
Chevah au : Geh' jetzt.
Clianhoiche , Pakkave , Pakkavam , Chuentem , Chuentam,
1 2 3 4 r>
Mocneh,Moenoli,TimpIeh, Timploh, Cheli (bei einem andern Stamm).
G 7 ö y 10 ^
Wenn von dem Abt durch ein gesandtes Schreiben zur Ar-
beit gerufen, müssen sie sich einstellen. Sie sollen früher sehr
zahlreich gewesen sein, und werden auch jetzt noch als ein be-
sonderer Stamm betrachtet, wenn man sämmtliche Bewohner ihrer
Berge liinzureclmet. Die direct mit dem Tempel Verbundenen sind
aber jetzt auf 14 Häuser reducirt, worin sich IS Personen mänu-
lichen Geschlechts finden, da ausser verheerenden Krankheiten,
die unter ihnen gewüthet haben. Viele derselben in jüngster
Zeit tief verschuldeten und dadurch in Kneclitsdiaft fielen. Sie
leben von Feldbau, vom Verfertigen von Fackeln und vom Korb-
flechten. Der zu den Linchi-Bergen gehörige Hügel Raka, den
sie bewohnen, ist eine Tagereise von Naklion Vat entfernt.
Die Reiterei der Tempelsculpturcn erinnert an die am Fries
der Gella des Parthenon in dem Festzuge auftretende. Neben den
Sccnen aus dem Ramayana tritt besonders die Procession Ketuma-
lea'8*j bei Gründung der Stadt henor, die der (wie Proteus mit
seinen Robben) zum Sonnen an's Land steigende Drachenkönig
baute. Phra Thong trieb auf einem Boote nach Kambodia, wie
Scyld Scefing an die Küste der Dänen, die ihn (als Tengri-Sohu)
zum Könige erhoben (nach dem Beovulfsliede). Ausser den
stehenden Frauenfiguren in reicliem Schmuck finden sich andere
in tanzender Stellung mit getliünntem Kopfsclimuck in ,,multii)li-
cem orbem,'^ wie Arborius den gallischen beschreibt (^IV.Jahrhdt.)
Kolavati, Mutter des Udjotake Kesari (dem (ill p. d. Laiita
Indra Kesari folgte), baute in Orissa den Tempel Siva's, als Brah-
meswara's und beschenkte ihn mit dienenden Mädchen, Nati
oder Tänzerinnen benannt.
•) Das Cap Uomania heisst hei Ptolcuiuns MaKkov KuAov. Marco Polo be-
guchte die grosse Stadt Maliiir.
Procession. 91
Das chinesische wie das indochinesische Denken ist zerstttckelt,
wie ihre monosyllabistischen Sprachen, weshalb ihre Mythologie eine
buntscheckige Anhäufung aller Arten von Materialien ist, ohne
den verbindenden Faden des Systems, der indess in Hinterindien
zuweilen durch den Einfluss der indischen Civilisation angeknüpft
wird. Obwohl insofern die chinesische Cultur nie den klinstierischen
Gang der Entwickelung betreten hat, so ist sie doch eben
dadurch auch von den Verirrungen freigeblieben, zu denen stets
auf die Spitze getriebene Theorien führen müssen, und beständig
auf die Einfachheit des Anfangs zurückfallend, in der Hauptsache
den Grundgedanken näher geblieben, ohne freilich aber auch auf
jene Früchte hoffen zu können, die sich nur auf dem mühevollen
Wege der Arbeit und der steten Rectificirung fehlgeschlagener
Versuche erringen lassen.
Die auf den Sculpturen dargestellten Processionen, in denen
Krieger verschiedener Nationalitäten (unter Festhaltung des für
sie Specifischen) mit den ihnen charakteristischen Waffen auf-
treten, scheinen den raddrehenden Kaiser zu verherrlichen, der
nach dem Besuch der vier Continente die Bewohner aller Länder
auf der Erde als Weltbeherrscher unter seine Vasallen zählt.
Athenäus berichtet Aehnliches von der Thronfeier des PtolemäoB
Philadelphus, wo jedes Volk mit den ihm eigenthümlichen Attri-
buten einhergezogen.
In dem Corridor der drei Welten, wo oben die Viman der
brahmanischen Götter dargestellt sind, unten Jama*) mit seine»
Trabanten, die die Sünder raffinirten Martern**) unterwerfen,
stellt wahrscheinlich das mittlere Feld die Civilisirung der rohen
Eingeborenen durch Einwanderer höherer Racen vor.
*) Die Schluchten auf dem Karst (nm Sessana) werden Jama (Gruben) ge-
V
nannt. Tief unten in der Jama haust der Skrat, der lange Arme, eine grüne
Jacke und rothe Mutze mit herabhängenden Quasten hat Da unten sitzt er nnd
isst seinen Heidestnrz ans einer irdenen Schüssel. Wenn nun Jemand einen
Stein in die Jama wirft nnd die Schflssel trifft, so wird er Tom Skrat geholt
(fi. Vernaleken).
**) Für das grosse Publikum, während nach der esoterischen Lehre des Bud-
dhismus die Hölle nur symbolisch ist, da die Strafe im Qewlssen Hegt. A general
92 ^Afl obere Kaiiibodia und seiiii' Monumente.
Aus den vier TliUrr>ftuuiij?eü des oberen Domes öffnet sich
eine freie Uniscjhau nach allen Richtungen. Auf der einen Seite
blickt man über eine weite Ausdehnung grllnen Waldes, der
sieh jenseit der grauen Massen des Steinpalastes forterstreckt und
am Horizont, hinter den Kliao Bok, durch die Linie der Liucbi-
Berge umzogen ist. Nordwärts häuft sich eine dichte Wilduiss
um den Hügel des Khao Bakong, auf der Stätte der alten Haupt-
stadt Nakhon Tom, während man im Süden über den Abfall des
Landes zum grossen See sethaut, zu dem sich der Wasserstreifen
des Siemrab-Flusses windet. Die Fensterr)fl[iiungen sind mit ge-
wundenen Säuk'hen gegittert. Die Decke und die oberen Wände
zeigen Reste bunter Karben, die Wandgemälde darstellten, von
Engeln und OiUtcni in romantischen Bergscenen von W.aldthieren
umgel)en. Die Wände sind überall in ein Steingewebe von
Arabesken aufgel('»st, die in dem Netzwerk ihrer verschlungenen
Windungen in die schlanken Figuren von Aflen, Menschen,
Schlangen, Vi'>geln, Blumen oder Schlingpflanzen auslaufen und
vielfach den Rest früherer Vergoldungen zeigen.
In seinem Grundriss ist der kambodische Tempel (gleich
den javanisclien) ein in einander geschachtelter Terrassenbau,
wie er sich in einfacherer Fomi bei den mexikanischen Teocalli
oder im Morai Polynesiens findet. Drei umlaufende Säulengänge
steigen mit zwischenliegenden IIr>fen über einander empor, bis
dann die mit den Eingängen der drei Vorderthore in gleicher
Linie liegende Haupttreppe des letzten Centrums zu der Basis
des Domes selbst emporfühi-t. Das maj(»stätische Tempelgebäude
steht in der Mitte eines mit Teichen und Parkanlagen vennannich-
faltigten Gartens, der von einer Mauer umzogen ist, die auch
ihrerseits in sculpirte Säulenhallen ausgearbeitet ist, und als ein
vierter oder äusserer Corridor betrachtet werden kann, da sie
mit den dreien des Innern ihren Thoren und Eckthüren naeli
opinion prevails anioiig the Iiidiaiks (of North-Amerika) , that the disquietude
prodiiccd by or tlie inisery attending uii bad condiict. i.« alw.i)s greater, tlian
the pleasure afforded by tlie traiisaction wbirli (thcy say) iiidi'ppiident of tbelr
obligatioiis to perf<»riii what is agrei^able to the (Ireat Spirit. is a siiftlrient motivo
and ehould always stininlatc U* tlie Performance of g(M>d a«'tions ^11 unter).
Der Tempel. 93
correspondirt. Tritt man unter dem Portal der Aussenhallen in
den Tempelgarten ein, so wird man durcli einen 4 — 5 Fuss über
den Niederungen aus dunklem Eisenstein (mit tibergelegten Qua-
dern) aufgemauerten und etwa iOO() Fuss langen (18 breiten)
Steinplattenweg (mit Abkreuzungen nach Seiten-Capellen auf der
Hälfte der Entfeniung) zu dem auf IG Treppenstufen erhöhtem
Eingangstliore des Klosterpalastes (auf eirier von 112 Säulen
umgebenen Plattform) geführt, tiber welches die massiven Sculp-
turen des Portales vorhängen. Nach beiden Seiten strecken sich
die Spitzbogen der von reicli verzierten Säulen getragenen
Hallen, deren Rückseite mit einer Welt von Sculpturen belebt
ist, nach den Eckthttmien hin, um dann in rechtwinkliger Ab-
zweigung weiter zu laufen. Folgt man aber, ohne rechts und
links abzuweichen, der geraden Richtung nach vorwärts, so ge-
langt man, unter einem bedeckten Thorweg zwischen 4 Säulen-
reihen ansteigend, zu dem Hofe des zweiten Corridores (mit frei-
stehenden Seitencapellen auf der Hälfte der Entfernung) und
erreicht über 23 Stufen den dritten Hof, in welchem das
Massengebäude des centralen Domes steht, von seitlichen Kuppel-
thürmen flankiii. Nach dem Erklimmen einer steilen Treppe
von 37 Stufen steht man dann an dem Fusse dieses den
vierseitigen Buddha enthaltenden Dagop, und sieht über sich,
noch weit in die blauen Lüfte hinaus, eine fi'ei gehauene
Sculpturenwelt mächtiger und phantastischer Gestaltungen, die
in sieben Schildkreisen hinter einander hervorragen, bis zu-
letzt die stumpfe Thurmspitze des Domes das Ganze krihiend
abschliesst. Das viereckige Mittelgebäudc ist durch Colonnaden,
die von einem doi)pelten Dach bedeckt sind, mit dem Seiten-
l)aleon verbunden. Von den 12 Treppen sind die mittleren vier
liS Fuss breit.
Die Galerien bilden ein Rechteck, das an der Peripherie
440 Fuss vorn, an den Seiten 048 Fuss lang ist. Die Wölbung
ist 18 Fuss hoch und im zweiten Dache 12 Fuss. In den Porti-
cus', die von vier oder sechs Säulen getragen werden, steigen
drei Dächer über einander. Im Osten und Westen führen fünf,
an den anderen beiden Seiten drei Treppen zu den ThUmien des
Tempels. Die ganze Zahl der Säulen wird von Mouhot auf 1532
94 D*s obere Kainbodia und seine Monumente.
angeschlagen. Die freistehenden Seitencapellcn*) erheben sich in
veraweigten Etagen und sind mit ausgehaiienen Scnlpturen in
Relief bedeckt. Die Säulen sind viereckig und scheinbar aus einem
Stück gehauen, mit Lotus-Capitalen. In der doppelten Säulen-
reihe, die das zweifache Dach trägt, t)eträgt die Hühe in der
grösseren 10 Fuss, in der andern 8 Fuss. Das Dach der Aussenhalle
bildet einen Halbbogen. Die beiden Säuleureihen sind durch sculp-
tirtes Zwischenwerk verbunden. Auch runde Säulen kommen vor.
Zwischen den Fenstern und neben den Thüreu sind gewöhn-
lich zwischen zierlich verschlungenen Arabesken Engelfiguren
ausgewirkt mit einem in dreifachen Spitzthürmclien aufstehen-
den Kopfschmuck, und unter ihnen ersclicinen in kreisenden Ara-
beskenlinien die Umrisse des Oaruda oder Phaya Kruth. In
flachen Nischen neben den Hauptthoren oder in den Ecken stehen
einzeln, oder bald doppelt, bald in <lrei zusammen, die Gestalten
weiblicher Tlievada, die eine Hlume in der rechten, ein Flacon
in der linken Hand tragen. Die Hasis, auf der sie stehen, ist
oft in Atfengruppiniugen ausgearbeitet. Der Haari)utz vieler der
Frauenfiguren ist in einem wunderbaren Blumenschmuck aufge-
thürmt, wo dann die Knospen und BlUthen an den Seiten nieder-
hängen. Das Gewand liebt sich flügelartig an den Säumen, und
die Knöchel der Fasse tragen Ringe.**)
Die Eingänge der Corridore werden von vierhändigen Figuren
bewacht, mit einer Muschel in der Hand, und frei stehend finden
sich viele Buddhafiguren, nicht nur aus Stein, sondern neuerdings
auch von Holz. Die älteren zeigen meistens, wenn sitzend, die
*) A Vimana (pyraoiidiral teniple) consist« of from one to twelve storles
(according to the Manasara) or of from one to sixteen stories (aocordiug to the Ca«
8yapa) and ig made round (vesara), qiiadraugular (nagara) or of G or 8 sides
(octangular or Dravidha). Ferner citirt Rani Raz aus dem Manasara: There are
flve sorts of gateways, Dwara-Sabha (the gate öf splendour). Dwara-Sala, (the gate
of mansion), Dwara-Prasada (the propitious gate) and Dwara-Ciopura (the turret-
^ed gate).
♦♦) The plan of the (ireclan and Roman columns is always round, but th«
plan of the Hindu colnmns admits of every shape and is frequently found in
the quadrangular and octangular form and riohly adorued with sculptured Orna-
ments (Ram Raz).
■V
RuddhaflgureD. 95
Hände in den Schooss gelegt, mit der Handfläche nach oben, die,
gleich der emporgewendeten Fusssohle, das Chakr oder Rad ein-
gegraben trägt. Einige zeigen die Neger-Physiognomie der in-
dischen Buddhen mit platter Nase und dicken Lippen, bei anderen
dagegen ist die Nase prononcirt geradlinig, und andere wieder
sitzen mit stumpfem Gesichtsausdruck und vortretenden Unter-
kinnbaken in Meditation versunken, das Kinn auf die Brust
gedrückt. Ueber verschiedenen Buddha's wölbt sich der sieben-
köpüge Naga als schützende Haube. In einem Nebenraume, in
dem mehrere Buddhafiguren zusammengehäuft waren, stehen auch
zwei grosse Phrabat in 99 (180) Felder eingetheilt. Der Sitz
einiger Buddha's wird durch vierhändige Figuren getragen.
An dem westlichen Thore der Aussengalerie sind in den
Eckthürmen beider Seiten :
jeder der Seitenräume 16 Fuss breit,
der durchführende Gang „ „ „
die äussere Plattform 10 „ „
Das Portal (aussen und innen) wird von 2 Säulen getragen.
Der Corridor (mit 2G Säulen) ist 208 Fuss lang.
Von den Seitenthürmen (beider Seiten) sind:
jeder der Aussenräume (in der Mitte) 10 Fuss.
„ „ Haupträume („ „ „ ) 5 „
der durchführende Gang 8 „
Im Hauptthurm ist:
jeder jäer ersten Seitenräume 10 Fuss.
„ „ zweiten „ 18 „
„ „ dritten „ 24 „
jede Seite des Hauptraumes 20 „
der durchführende Gang 18 „
Erst und dann 4 Stufen führen zum Thore auf.
Der erste Portico (mit 2 Säulen jede Seite) ist 16 Fuss lang (aussen).
„ zweite „ ,, „ j^ ^^ ,, ,, 20 „ „
„ hauptsächlichste Portico 48 „ „
„ angefügte Portico (mit 2 Säulen jede Seite) ist 20 Fuss lang (innen).
Vier Stufen führen zu der Avenue, dann am jenseitigen Ende
12 Stufen zu der Plattform, 5 Stufen von dieser zum äusseren
Portal und 2 Stufen zum Eingang.
96 I^^s obere Kanibodia und seine Monumente.
Vou den freistehenden Pa\4Ilonen dienten die des ersten
Hofes, wie es heisst, zu Wartezimmern der Hofbeamten an den
Enipfangstagen, die des zweiten (deren Troppenstufen aus ver-
zierten Quadern, 14 Fuss lang und mehr, gebildet sind) zu Bi-
bliothekräumen, die des dritten als KUehenräumliehkeiten. In einem
nach Norden gewendeten Tliorweg hört man ein eigenthUmliches
Echo, melodisch dumpf, Avie den Klang einer Gong, widerhallen,
wenn man mit den geballten Fäusten auf die Brust schlägt,
während ein anderer Ton, ein Sprechen oder Schreien, keine
Antwort findet. Die Resonanz ist um so stärker, je näher man
einer der Seitenwände steht. Die Ilauptthore und viele der
Treppenstufen sind von Lihven bewacht, längs der einfassenden
Balustrade bäumt der I)ra(*henkönig seine Häupter empor, und
auf den Eckzinnen der Thtlnue schreitet die scharfgeschuittene
Figur des Mannvogels vor, in den Händen eine geringelte Schlange
windend, während in der Mitte auf dem unteren Hauptschilde
des höchsten Centraldomcs aus einer Kriegergruppe eine külin-
gestaltete Figur her\'0i*springt, die ihr Schwert frei in die Luft
liinausschwingt.
Die von dem Verdienst der Tempelerbauer oder Wiederher-
steller sprechenden Inschriften sind thcils in Pali, gewöhnlich in
einer antifpiirten Form der Schriftzltge, thcils, wenn neueren
Ursprungs, mit kambodischen Worten in Palibuchstaben ausge-
drückt. Eine längere Inschrift auf einer schwarzen Marmortafel,
die auf die Schenkung Nakhon Vat's au Buddhaghosa zurück-
geht, trägt als Datum der Al)fa8sung das Jahr der Sakkharat
1()*^.'^. Die dort genannten Verehrer Suct, Tau, Im, Ong und zwei
Frauen Rot und Men, aus der Stadt Panompen, hatten 134 Fi-
guren aufgerichtet und <lem Tempel fünf Sklaven gesclienkt, in
der Hofthung, dadurch des erhabensten Buddhathums tlieilhaftig
zu werden. Die mächtigen Bausteine sind auf das Feinste nnd
Genaueste zusammengefllgt, ohne <lass man (wie auch nicht bei
den Resten der Inca- Architektur in Peru) den verbindenden
Mr)rtel bemerkt. In die Ränder der grr»sseren ist eine Rille ein-
geschlitfen, um genau auf den Sockel zu passen, und sieht man
bei solclien, die grosse Lasten zu tragen liabcn, noch die L(.»cher,
in denen für gri'^ssere Festigkeit bleierne Bolzen eingegossen
Schlachtsrenen. 97
waren. Diese sind bei der Plünderung des Tempels geraubt,
und so geht das majestätische Gebäude seinem allmäligen Ver-
falle entgegen.
Unter den Galerien der unteren Etage ist die Wand der
einen Halle in eine buntgemisehte Schlachtscene ausgearbeitet,
aus der Elephanten, Pferde, Streitwagen, Krieger mit Lanzen,
Bogen, Schwerter, Kämpfende und Fallende hervortreten. Man
sieht Visclmu, auf dem Garuda reitend, gegen eine Gottheit an-
dringen, die auf einer Löwen-Chimäre steht, anderswo gegen
einen Elephantenreiter, dann wieder gegen einen im Streitwagen
stehenden Bogenschützen. Hier, wie auch sonst, ist die Haupt-
figur in mehreren Reihenfolgen wiederholt, von ihren Kriegern
gefolgt, um das allmälig weiter und weitere Vordringen in die
feindlichen Schlachtreihen zu zeigen. In einem andern Felde sitzt
eine von Verehrern umgebene Büsserfigur, einen Dreizack haltend,
über dem bärtige Eremiten mit Flügeln schweben. Knieend naht
ein Httlfesuchender, wodurch Ravana oder Thossakhien darge-
stellt wird, der sich in seiner Noth an Siva (Phra Insuen) wendet.
Eine mit Speer und Schild bewaffnete Gottheit kämpft mit einer
bogenschiessenden Gottheit in einem von Rossen gezogenen
Streitwagen. Anderswo stürmen ein Pferdewagen und ein mit
Löwen beschirrter zusammen. Eine auf einem Elephanten berittene
Gottheit greift eine andere an, die in ihrem Streitwagen von
Drachen gezogen wird. Vor Garuda mit seinem Reiter jagt mit
wilden Rossen ein Streitwagen einher, einen andern von Ochsen
gezogenen Streitwagen überwerfend und auf einen folgenden, mit
beschwingter Gottheit darin, losfahrend. Ausserdem sind Kriegs-
scenen zwischen Königen zu Pferde, auf Schwänen fliegenden
Göttern mit Löwenreitem, Streitwagen untereinander u. A. m.
dargestellt. Hanuman trägt Phra Lak (Laksaman) auf seinem
Rücken, dem zwanzighändigen Thossakan entgegen, dessen drei
Köpfe übereinander emporgipfeln. Götter verschiedener Art, Affen,
Rakshasa und andere Dämone sind in das Getümmel gemischt.
In einem Neben-Compartement sieht man Reihen aufmarschirter
Soldaten, mit Schwertern bewaffnet, und Keulen tragende Affen,
in einem andern eine weibliche Figur (Sida) mit Dienerin um-
geben.
Bftftlftn, B«ite in J^ambodia. IV. 7
98 Das obere Kambodia und sfirie Monument«.
In dem Kampfe Plira bat Thossarat's (Rama'n Vater in Ayuthia)
mit Phra-Atbit oder der Sonne steht die (von den rebellischen
Unterthanen zu Hlllfe ^^eriifene^ P(»rsonilication derselben, die
als Seheibe in einem Viman zur Krde ^^stie^^en war, auf einem
Rhinoeeros und lässt den sie repräsentirenden Jaeksa dnreli das
Schwingen des Discus Flammen hervorsprlihen, die aber der da-
^e^en anstürmende und hinoinstürzonde Oarnda erlischt. In
einer andern Halle ist Phrabat Isonsat dargestellt, wie er, mit
Phra-Phirnt (der vor Rama in Sri-Aynthia herrschte) kämpfend,
yon einem Pfeil getroft'en wird nnd Mm ir>00 Lanzen (wie die
Mythe sagt) <lnrchbolirt todt niedersinkt. IVr Affenkönig zerbricht
einen von Löwen gezogenen Streitwagen. Das Fortsehreiten der
Könige in siegreichen Schlaeliten wird in einer (an mexieanische
Hieroglyphen erinnernden Manier) durcli die Stellung des FusBe»
ausgedruckt, indem derselbe zuerst in den Streitwagen zurllekge-
zogen, dann bei strafferer Spannung des Rogens auf den Rand ge-
stellt ist, und zuletzt (wenn der Pfeil entfliegen will) auf dem
Rtieken des Pterdes steht. Die Rückwand einer andern Halle ist
mit der Darstellung des gebutterten Milehmeeres gefüllt, in ViBch-
nu's Kunnavatara, indem sich der gestreckte Körper des um den
Meru gewundenen Drachenkr>nigs durch die ganze Länge hin-
durchzieht, während die Jacksa (AsurenWnit den Devada (Suren)
an ihm ringen, aber von dem letzteren durch die Hülfe Sukrib's
(Hanuman's Onkel) besiegt werden. In der Mitte steht auf einer
SehildkriHe die vierhändige Figur Vischnu's mit einer kleineren
darüber fliegend. Einige sind halbe Lebensgrösse.
In einem Seitcn-Compartement sieht man unter anderen Scenen
zwei Affen Streitliähne zum Kampfe reizend.
In einer andern Halle ist die grosse Procession dargestellt,
die Kimig Pathummasurivong, der von Bäumen umschattet die
Huldigungen entgegennimmt, zur Gründung der Stadt abhielt Die
Königin ndit in einer Sänfte, von Regleiterinnen umgeben. Die
in Regimentern aufmarechirten Soldaten werden von Fürsten anf
Elepbanten, zu Pferde oder in Hängematten geführt, und jede
Abtheilung erscheint (wie in den Armeen des Xerxes) mit eigea-
thümlieher Bewaffnung und Helmschmuck, treu den Gesichtsans-
druck des Racencharakters bewahrend. Das Ganze ist von Bäumen
Die Dreiwelt, 99
überschattet, in deren Zweigen Vögel spielen, während Affen em-
porklettem, Hasen und Rehe in den Gebüschen kauern. Unter
den dem Könige Geschenke bringenden Figuren (und neben den,
mit ihren Schildern vor sich, kuieenden Kriegern) finden sich
Bärtige, und der Königin nahem sich Einige mit aufgedrehtem
Zopf. Auch zwischen den Heeresabtheilungen findet sich eine
bärtige Nation unter ihren Führern, und den KSchluss (oder vielmehr
den Vortrab ) bildet ein Haufe wilder Eingeborenen, die phantastisch
mit Franzen und Troddeln behängt sind und Scimüre als Kopfputz
niederhängen haben. Die Embleme der in den anderen Cohorten ge-
trageneu Helme sind mit vieler Eleganz in verschiedenartigen Thier-
gestalten gearbeitet. Die Zahl der Figuren mag sich auf 1000 belaufen.
In einer andern Säulenhalle ist die Rückwand dreifach ge-
theilt, der Länge nach übereinander, um (wie die dortigen Mönche
sagen) die Schichtungen der drei Welten: Himmel, Erde und
Hölle darzustellen. In der oberen Linie sieht man die Devada
in Sänften getragen oder in iliren Vimanen (Palästen) sitzend, in der
mittleren sind die Leute mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt,
und Mütter tragen Kinder auf dem Arm oder liebkosen sie; in
der unteren erleiden die hinabgestürzten Sünder vielfache Qualen,
wälirend Phaya Jommarat als Richter thronend das Urtheil spricht.
Einigen Figuren sind Namensschilder beigettlgt, die mit Inschrif-
ten in den, Akson Mihng genannten, Charakteren eingravirt sind.
Die anderen Abtheilungen der Hölle sind von den gespensti-
schen Skeletten der Pretas gefüllt, in den späteren werden die
Verdammten an Ketten fortgeschleift zu den Torturen, die in je-
dem folgenden Felde an Grässlichkeit zunehmen, bis zuletzt die
Verbrecher mit gespreizten Händen und Füssen an Kreuze ge-
schlagen sind, am ganzen Körper mit Nägeln bespickt. Zur mitt-
leren Bilderreihe der Menschenwelt führt am Anfange des Cor-
ridors ein bogenartiger Aufgang über die Einfahrt zur Hölle hin-
weg, und auf demselben reiten in volle Gewänder gekleidete
Figuren empor, im Gefolge eines in dreifacher Krone an ihrer
Spitze stehenden Königs, der mit huldvoller Geste die Geschenke
in Empfang nimmt, die ihm von der andern Seite kommende
Wilde mit langem Haarbusch knieend darbringen. Weiterhin sieht
man dann die Fürsten und Edlen in Sänften fortgetragen wer-
7*
IQO Das obere Kambodia und seine Monumente.
den, biß zu einer Stelle, wo die mittlere Linie der Menschenwelt
(halbwegs in der Länge des Corridores) endet und sich die Wege
nach der K6lle unten (in welche vor einem sechzehnhändigen
Ochsenreiter die Widerstrebenden hinabfallen) und dem Himmel
oben scheiden. Im letzteren (an dessen Eingange sich lange Reihen
schirmtragender Figuren drängen") kehrt dann der König in seinem
Thronpavillon mehrfach wieder, ausser von seinen Palastdamen
auch von den Häuptlingen umgeben, denen er auf der einen
Seite ihren wilden Kopfputz in den Blumenschmuck der mit drei-
gethttrmten Mützen bedeckten Figuren verändert, worauf sie dann
im jedesmal folgenden Felde unter dieser Veränderung, als schon
recipirte Hofbeamte, wieder erscheinen.
Um diese Umwandlung zu verdeutlichen, ist jeder Thronpa-
villon in drei Räume getheilt, deren mittleren grttssten der Kö-
nig selbst einnimmt, und dann die mit aufgekämmten oder buschig
zusammengebundenen Haaren nahenden Eingeborenen (die auch
in den früheren Processionen in Hängematten zwischen den Sänf-
ten getrageu werden) aus dem seiner rechten Seite nach der
linken versetzt. Hornartig geknotete Haare am Vonlerkopf fin-
den sich besonders bei bei den Rathgebern und Ministem. Unter
dem in verwundertem Staunen umherstehenden Volke finden sieh
Wilde mit dem Anhängsel eines Affenscliwanzes, während Mütter
ihre Kinder an die Bnist drücken oder auf die Vorgänge auf-
merksam machen. Auch bei den Audienzen erscheinen Kinder,
und eines, im Schoosse sitzend, streckt neugierig seine Hand aus,
um den eben umgestalteten Kopfschmuck eines durch dieses CÄ-
vilisationszeichen veredelten Wilden zu betasten. Auch nach der
Wiedergeburt indess bewahren manche dei-selben die einheimische
Position des Sitzen« mit ausgespreizten Ellbogen. Die den Kö-
nig umgebende Thephakanja nehmen au den Handlungen TheiL
In der unteren Halle ist der
Seitenraum 20 Fuss lang
„ „ breit.
Ein Corridor (mit 18 Säulen in doppelter Linie) 144 Fuss.
Der erste Raum des Hauptthurmes 32 Fuss (an jeder Seite)
„ zweite „ „ „ 16 „
„ mittlere „ „ „ 48 „ „
^ *
Masse. 101
Der durch den Mittelraum des Hauptthurms laufende Corridor,
nachdem er zur Plattform emporgestiegen, ist beim Eintritt
unter dem Bogen (bis die ersten 2 Stufen erreichend)
40 Fuss lang,
dann 36 „ „ 6 Stufen,
i9
w ^^ V yy ** ;;
Colonnade (mit schmalen Höfen an den Seiten) zwischen doppel-
ten Säulenreilien (mit 6 Säulen jede Seite) 40 Fuss lang.
In den Seiten - Corridoren sind die in den Aussen-Hof öffnenden
Räume (mit einer doppelten Reihe von Säulen an jeder
Seite) 36 Fuss.
Jenseit des kreuzenden Corridors, der zu den seitlichen führt,
läuft die Passage (am ersten Säulengang) durch eine zweite
Colonnade (eine doppelte Reihe von 6 Säulen) bis zum Trep-
penaufgang in der Länge von 40 Fuss, 9 Stufen, dann 4,
dann 5, bis der Hauptthurm der zweiten Etage betreten
wird.
Die Corridore der zweiten Etage theilen sich in 7 Räume (von
deren mittlerem Colonnaden ablaufen), in der Länge von
144 Fuss (an jeder Seite).
Die Passage durchzieht den Hof (Kreuzgänge absondernd) flir
32 Fuss und gelangt dann zum Fusse der Treppe (mit 23
Stufen.
Im inneren Corridor ist der
Hauptraum 28 Fuss lang.
Die Passage, nach dem Durchschreiten des Portals (12 Fuss lang),
betritt zwischen 4 Säulen den steingepflasterten Hof, worauf
der Dom (mit Kuppeln tiankirt) steht.
Nach dem Ersteigen der Treppe gelangt man zu einem Raum
24 Fuss lang.
Dann folgt ein Corridor (mit 6 Säulen) 24 Fuss lang, der zur
centralen Capelle flihrt.
Zu den Eckräumen führen zwischen je 6 Säulen
Galerien von 24 Fuss Länge (oder 20, als 12 Schritt).
Auf der obersten Terrasse finden sich vier Höfe, sonst acht Höfe
auf den anderen, aber am westlichen Eingänge^ wo die Pas-
102 ^^ obere Kambodiu und seine Monumente.
sage bedeckt ansteigt, werden durch die rechtwinkeligen
Krenzungen der CoiTidore noch vier andere gebildet.
Die Betraclitung Über die Entstellung dieser Monumente wird
besser erst im nächsten Bande ihren Pbitz finden, wo im Ar-
chipelago vor Allem Java abzuhandeln ist und sie sich direct
an die Geschichte dieser Insel anknüpft. Java war die Zu-
fluchtsstätte einer brahmanisch-buddhisti<'hen Cultur, die sieh von
dort wieder, jils einem neuen (Jentralsitze, über die umliegenden
Länder ausbreitete und d(»n heiligen Si)ra(*hen Siams,*) Kanit)0-
dia's und Jai>ans jene sanscritische Mischung gegeben hat, die
durch das spätere IJeberwiegen der Pali-Literatur zwar verdeckt,
aber nicht ganz erdrückt wunle. Dicj^e zweite Redaction der
Religionsschritten kam später von (Vylon, das als geistige Me-
tropole an die Stelle des dann schon k(»tzerischen Java getreten
war und die jainistischen Versionen im Buddhismus auf dem
Festlande ausmerzt(\ ausser in dem isolirten Berglande Nepaal,
wo sie sich ebenso !::(»schUtzt erhielten, wie auf den Inseln Java
und Japan. Wie die Religionsstitter, kamen aucli die politischen
(lesetzgeber von der S(»eseite nach Kambodia, denn obwohl die
Eroberer des Landes gewr^hnli«-!! vom Norden (»intraten, kutlpfen
sich doch alle Sag(Mi über den Ursprung der alten Cultur an
die friedliclie Kinwanderung einer höher gebildeten Race, die
zur See anlangte. Diese wurde von Java vennittelt, denn als
der retbrmirende Apostel Buddhagliosa von Ceylon anlangte,
standen die prächtigen Monumente seiner Vorgänger schon fer-
tig, un<l musstcn nur auf das Oelieiss des ascetischen Mönchs ans
einem K()nigs|)Mlast in ein Kloster v(»rwandelt werden. In Indien
tritt das Pali, auf der natürlichen Basis der Volksdialekte Ma-
gadha's ruhend, in eine frllhere Vergangenheit zurück, als das
künstlieh ausgebildete Sanscrit der Grammatiker, aber dadurch
wird niclit ausgeschlossen, dass sich bei der Verbreitung nach
*) Aus Hpäterer Zeit kennt die Gescliirhte Siaiiis einen reiu brali manischen
Rinfliiss, der (im XIV. Jalirhdt. p. d ) mit dem Wieden;rwa(^hen des Veda-Studlums
im Vizna^ara zii.«ammenhängt, wie er ^ioh in Sayaiia's ('omuientaren ktmdgiebt.
Die Sammelperiüde aUes Brahmanisdien unter ihrem Repräsentanten Vjasa oder
Ordner, setzt Denfey unter Dsehalokas (f 219 p. d.) in Canodge.
jm
Eiufluss Javas. 103
aussen in 8i)äteren Zeitläufen die relativen Altersverhältnisse ver-
schieben, ähnlicli wie bei den Bekehrungen slavischer Stämme die hei-
ligen Sprachen der lateinischen und grieehiseheu Version wechseln.
Die erste Glanzperiode Javanischer CivilisationsblUthe ver-
knüpft sich mit der Gründung des Reiches von Mendang Kamnlan,
denn obwohl die Sagen von Triteshtra oder die Entdeckungsreisen
des Ministei-s aus Astina oder Ilastinapura auf frühere Beziehun-
gen mit Indien deuten, und bei der Verbreitung des Kriegsruhms
der Pandya längs der Malabarküste (zur Zeit des Periplus) die
Herleitung Aji Saka's aus Rumi an die vom König Pandion
an Augustus geschic^kte Gesandtschaft erinnern würde, wenn sie
nicht bis auf Iskander zurückginge, so hatten die zu Fahian's
Zeit in Java handelnden und weilenden Brahmanen sich doch noch
nicht jene Denkmäler gesetzt, die wahrscheinlich erst von den
Künstlern und Baumeistern ausgeführt wurden, die unter Ardi
Wijaya aus fernen Landen anlangten, oder von denen, die Dewa
Kasima's zur Erziehung nach dem Klinglande geschickten Kin-
der (S4G p. D.) von dort zurückbrachten, vielleicht durch die bei
Japara schiftlirüchigen Cliinesen Hülfe erhaltend, von denen der
Kimig von Togal seinen magischen Wunderstein empfing.
Die javanischen Chroniken erzählen, dass Kasuma Chitra
(Bali Achar), der König von Astina, den drohenden Untergang
des Reiches voraussehend, seinen Sohn nach Java gesandt
habe, und dass dieser, dem traditionell seit Aji Saka's Ueberlie-
ferung erhaltenen Berichte folgend, die Insel aufgefunden habe,
dort im Jahre 525 der javanischen Era die Stadt JVfendang Ka-
niulan gründend, wo er unter dem Titel Brawijaya Sawela Chala
gelierrscht habe. Das Stammland Astina soll aber später den
Namen Kujrat angenommen haben, und erweist sich somit als
Gujerat, das gerade zu der Epoche, wo die Könige von Andra
in Warangol durch die neun Yavana (515 p. d.) gestürzt wurden
(während Kesar's Yayati 473 p. d. die Yavana *) aus Orissa ver-
*) In the reign of Bajra Nath Deo, the Yavanas are said to iiivade the cuun-
try (of Orissa) in great numbres from Babul D«>s (Iran and Cabul), but were
flnally driven back (Stirliug). In the reigns of Huns or Haugscha Deo the Yava-
nas agdiu üjvade in great force from Cashmeer and uiany bl(»üdy battles ensue. Das
Köuigieicli in Mogaung wurde ÖO p. d. gegründet. Covad , der Vorgänger Nur-
104 Das obere Kambodia uuti seine Muuumente.
trieben hatte), durch den Kriegszug des Gründers von Rnmia,
des Perserköuigs*) (Jhosru Nurschirwan's (oiJl — r)79 p. d.), von
Mekrun nach Sind erschüttert \vurd(» und nicht lange nachher
(ÜÜ4 p. d.) Multan von den fanatischen Bekehnmgshorden des
arabischen Propheten verlieert sali. Bald darauf erlag Rajah
Dahir in den blutigen KSchlachten bei Alor und Aschcandra dem
wilden Anstunn der von Casim geführten Reitei-sehaaren, und als
jetzt die (durch Tippoo in Malubar wiederholte) Katastrophe über die
bis dahin unverletzlich heiligte Kaste der Bralinianen hereinbrach,
dass ihre Tempel zerstört, ihre Ländcreien (bis auf den weiteren
Gegenbefehl des Kalifen) conliscirt wurden, da mochten wohl Manche
in dem Hafen Diwal oder Dewal dem Vaterlande den RUcken
kehren, und der fernen, mit allen Reizen der Natur ausgestatte-
ten Insel als ihrer neuen Heimath zuzusteuern, wie einst Serto-
rius eine solche auf den Canarien zu suchen gewünscht hatte.
Die Zeit würde ungelahr gerade mit dtMJenigen zusammenfallen,
die in den javanischen Chronisten für die Ankunft der fremden
Künstler erwähnt wird. Die Brahmanen waren damals der
Hort der Wissenschaften und Künste, und nmssten besonders als
Vorstand der Baugesellschaften auftreten, die nach den Silpa
Shastra's in Indien ebenso durch das geheimnissvolle Band enger
Verbrüderung zusammengehalten wurden, wie in den Ländern des
Westens. In der Geschichte Ilinterindiens ist es stets ein Brah-
maue, der das Weichbild der neu zu gründenden Stadt mit dem
geweihten Faden umzieht, und er musste die mysteriösen Ein-
flüsse der Erdgottheiten und ihre pHi<*htgemässen**) Öühnungen
schirwaus, wurde (durch die Revolution in Folge der Begünstigung Mazdak's ver*
trieben) durch die Hunnen wieder eingesetzt, gegen die sein Vater gefaUeu war.
Am Indus, wo Minnagara blühte, waren schon seit den Eroberungen Alexander*«
die Spuren des bactrisch-grieohischeu Kinflusses verblieben.
*) Wie sich in dem gräcisirendeu Heiligthume von Kangovar zeigt, das (nach
Kugler) noch der parthischen Epoche anzugehören scheint, bildete das griechiscb-
romiscbe Princip die Grundlagen der mittelasiatischen Rauten, und erhielt sich auch
zur Zeit der Sassauiden. Von einem ihrer Paläste bemerkt Ammianns Marceninoa,
dasH er nach römischer Weise erbaut gewesen.
**) Woe to them, who dwell in a house not built according to tho proportions
of symmetry, heisst es im Mauasara (uacli Ram Kaz).
HistorUche Sculptoren. 105
kennen; er masste wissen ^ dass auf dem zu Mitra's^ Bhallata's,
Arya's und Saunija's Antheil gehörigen Boden die Capellen des
Vischnu zu bauen waren, die des Siva dagegen in den Bereich
des Indra, Rndra und Rudraja ; er musste es verstehen, die Com-
passpunkte nach dem Schatten des Gnomon zu bestimmen
und die Mantras der Opfer zu sprechen.
Das grosse Interesse dieser kambodischen Sculpturen liegt
darin, dass sie geschiclitliehe Daten geben, nicht nur die über-
irdischen Mythen des brahmanischen Pantheon, wie sie in den Fel-
sentempeln und Mahabilipuram dargestellt sind, oder buddhistische
Legenden, wie auf den meisten der Topen sich finden. Obwohl
Illustrationen aus dem Kamayana und den Puranas auch in Kam-
bodia nicht fehlen, so stehen doch daneben zwei deutlich histo-
rische Facta, einmal die erste Einwanderung des Cultur-Volkes,
und dann die Gründung der Hauptstadt, neben welcher der Tem-
pel erbaut wurde. Die permanente Durchführung des Racen-
charakters in den verschiedenen Nationalitäten, die damals dem
Scepter des kambodischen Kaisers gehorchten, schliesst an die
ägyptischen und assyrischen Bildwerke in der Behandlungsart
an, ohne in Vorder -Indien*) ein anderes Analogon zu finden.
Was immer sich weiter auf die Mythologie unter den Sculpturen
Nakhon Vat's bezieht, ist dem Brahmanismus entnommen,
denn die Buddhabilder, deren Zahl jetzt allerdings keine geringe
ist, sind durchgehends (mit Ausnahme der obersten Figur der
Spitze) freistehende, die beliebig hingebracht und weggenommen
werden konnten, während nur die brahmanischen Figuren dem
Körper des Tempels selbst einverleibt sind, als an den Wänden
aus dem lebendigen Stein gehauen. Diese Vorliebe für die dem
*) FergussoD meint, dass nur der Tempel yon HuHabeed in Myiiore als Ver-
gleichung herbeigezogen werden könne (abgesehen davon, dass id Indien die
Sculpturen in Hantrelief sind). Der innere Tempel entspricht am meisten dem
der Jainas in Sadree (auf Berg Abu). Auf den Sculpturen Nalthon Vat's ULsst
sich die Verschiedenheit der Physiognomien, wie sie beabsichtigt war, deutlich
erkennen, während durchschnittlich allerdings der besonders an den Figuren iu
alto-relievo hervortretende Typus des Landes vorwiegt. Die vierfache Figur des
centralen Tempels kehrt in den Nischen des Adinatha oder Risbabdewa in Sadree
wieder.
\Qß Das obere Kambodia und seine Ifonumente.
brahmanisehen Götterhiminel entnommenen Gestalten zum Schmucke
der Klr»8ter und kireliliclien Gebäude liat sich auch bis beute
noch in Siam (vielleieht in Fol^e der früheren Verbindung mit
Kambodia) erlialten, wilhrend in dem bigotteren Binna solche
heidniR(*lien ErinnernnpMi aus dem (*lassischen Alterthum nicht
zulässig sein wllrden, und die Klostertempel Pa^ans ^genwärtig
nur mit den t'ronnnen, al)er etwas lan^weili^ stereotypen Legen-
den der Jätaka bemalt sind. Ein bemerkenswertlier Gegensatz
zwischen dem liinterindisehen Festlande und Java liegt darin,
dass während auf den letzteren Inseln besonders das Mahabharata
mit dem Nationallielden Arjuna i)opulär ist, und auch die
Herstammun*^ aus Astiiia an das Mondgeselile<*ht anschliesst, in
Binna und Siam Alles auf das Survawansa zurückweist, und
in dem letzteren Lande die alte Hauptstadt selbst den Namen
Ayutliia führt, als den Geburtsort des gefeierten Heros, dessen
Kriegsthaten und Fahrten nacli Lanka noch innner das belieb-
teste Tliema ttlr dramatische Darstellungen auf den Bühnen
Bangkoks und Mandahivs abgeben. Kambodia dagegen wird
in dieser Bezieliuug durch die alten Sagen schon in eine Art
Gegensatz zu Siam gestellt, und obwohl auch auf seinen Monn-
menten die Incaruationen Visclinu's in Rama verlierrlicht sind,
so tritt doch bereits mehrfach der Krisdma-Cultus hervor. In
den oberen Theilen der Halbinsel überwog die ni^rdliche Ein-
wanderung der Brahmanen, die, zu Lande konmiend, auch die
Fürsten der zwischenliegenden Völker zu Si^hneu des Sonueu-
geschlechts weihten, und als sie später mit den Vertretern des
Tsehandrawansa zusammentrafen, diese wieder nach der süd-
lichen Küste drängten, von wo sie gekommen waren. Doch blieb
diese Begegnung nicht ohne fruchtbare Folgen für eine feinere
Cultur-Entwickeinng, da die Auswanderer nach Java in ihrer
lieimath Sind*) den Sitzen ui-sprüngliclier Bildung am nächsten
gewesen waren, und von dortluT grösseren Reichthum künstlerischer
Vollendung mitzubringen vermochten , als die über das noch
**) Fergussoirs Scharfblick, der srliuii ^() inaihlieii srliwierigeii Piiukt lu der
iiidiseheu Architektur aufgehellt hat, i^t dieser Zu.^^auimeiihang nicht «titgaugeii
nur dürfte als „half-way house** Java htatt Ceylon zu sctzeu sein, denn obwohl auch
Buddhistische Civilisation. 107
spät halbbarbarische Bengalen herbeigezogenen Brahmanen, da
freilich dort, wie auch in Orissa, sich ein fanatischer Dienst der
brahraanischen Götter zu seinen letzten Extremen ausbildete^ aber
jene ästhetische Cultivirung der Dichtung und Künste, wie sie
an den Höfen des westlichen Central - Indien geherrscht, keine
Stätte fand.
Dem Charakter der buddhistischen Civilisation gemäss mangeln
den Ländern des südlichen und östlichen Indien jene glänzenden
Kriegsepochen, die vorwaltend in den Geschichtsbüchern verherr-
licht zu werden pflegen, und da die Verbreitung der Cultur eine
friedliche und allmälige war, hat sie sich mit keinen bestimmten
Daten verknüpft und wird erst nach längerem Studium aller mit-
wirkenden Bedingungen eine Reconstruction ihres ursprünglichen
Ganges erlauben. Die bis Celebes deutlich gesehenen Buddha-
Apostel erscheinen in neckenden Spiegelbildern auf den Inseln
Polynesiens, durchziehen Mexico als schirmtragende Sagengestal-
ten und verschwinden in Südamerika gleich dem Ari genannten
Schatten der Muzos. Aber auch die einwandernden Füraten stürz-
ten nicht die durch das Schwert besiegten Eingeborenen in die
verachtete Klasse der Pariah hinab, sondern sie machten Ver-
träge gleich jenem des durch den Sturm von Bijnagara nach
Paralenbang (Palembang) verschlagenen Bichitram Shah (Sang-
sapurba) mit Damang Lebar Dawn, dem Häuptling der Andalas,
im gegenseitigen Vertrag den sich freiwillig Unterwerfenden
eine ehrenhafte Behandlung versprechend, und da eine ähnliche
Scene auch auf den kambodischen Sculpturen verewigt ist, so
erklärt sich, dass gerade bei Kambhuja undJavana*) oder Juen
für die letztere Insel früher eine ähnliche CuUurepoche gegolten haben mag, übte
sie doch in ihrem jetzigen Charakter des Pali-Buddhismus erst einen Verhältnis»-
massig späten Rinfliiss ans, trotz des hohen Alters dieses selbst.
*) Yiie-gnai, König von Kapili, schickte (408 p. d.) Gesandte nach China.
Ganggi Shah Juana, der von Rajah Surau besiegt wurde, regierte in Gangga Na-
gara. Die unverwundbaren Gangas der Maraves schützen gegen die Fite oder
Muroi. Das Reich des Muata-Cazembe wurde bei der Besieguug der Mussira's
durch die Campacolo's gestiftet, indem der König Muröpue (Muatiaufa) oder Muata
Yambo (Muata Hianva oder Konig der Molua*s), der mit den Mozungo's der West-
küste in Handelsverbindungen stand und durch diese über Mozuneo's derselben
10g Da« obere Kanibodia uiid seiue Monomente.
das Fehlen der Kasten als eliarakteristisch ben'orgehoben wird.
Der Knf, dass ein Nachkomme des Ravah Sekander auf dem
Beige Sagantan^ Maba Mini erschienen sei, drang bis nach
Chinay dessen Rajah eine Gesandtschaft sdiickte. Als der von
Ämpn und Malin auf einem Stier gesehene Sangsapurba * ) uach
Menangcabow konmit, inuss er dem s|)äteren Islam der Malayen
zu Liebe die grosse Schlange Saeatimuna dcktimani) tCnlten
lassen, die die Felder beschädigte. Der BInmensehmuek des
Hauptes spielt auf Am kambodischen Sculpturen eine eben so her-
vorragende Rolle, w'w in dem phantastischen Putz der Herolde
und Krieger auf den Inseln des Archipelago, oder der Tiinzeriuueu
in Polynesien. In der eleganten Sprache Siams ist ein anselm-
licher Theil der beliei)testen Hlumennamen aus dem Javanisehen
entlehnt.
Die jainistische Färbung der javanischen Monumente luag
nicht ohne Beziehung zu der Zerstr>rung des Tempels Soiunath
durch den Ghazneviden Mahmud ( 102;') p. d.) stehen, bald naeh
welcher Zeit auch in Indien der durch Jina Sena Acharya (im
IX. Jahrhundert p. d.) reformirte Jainismus zu sinken begann, als
\'ijaya Narasinha B(41ala durch Ram Anuja zuni Brahnianis-
mus b(»kehrt wurd(\ Die gleichartige Wiederliolung der Tirtban-
karas in den Zellen der Colonnaden, worin Brambanani mit dem
vom Vimalah Sah auf Abou gegründete Tempel (UXV2 p. d.)
Ubereinkommt, findet sich auch in mehreren der heutigen Klöster
Bangkoks, z. B. im Vat Pho, Samkcng u. a. m.
Kinen der Tage meines Aufenthaltes in Nakhon Vat benutzte
ich zu einem Ausflug nach Nakhon Tom, wohin uns die Ochsen-
wageu, einen buschigen Wald hindurch, Itlhrten. Ueber dem Tbore
Nation auch öntlich von seintfui Staate iiuterrichtet wurdi*. zur Aufsuchuug d«r-
»«fUinj unter «leui Canhenibo genannten Qiiilolo eine Kvpedition abschickte, dto
wegen den weiten Wege* in l.uuda (nach Unterwerfung der Messira's) verblieb and
(.■«nhenibo II. fSohn de« am Flusst* I.iilao vom Prinzen petödteten Canhembe I.)
gehorchte (dem Mnropu*« tributpflirlitig), bis Camheiubo IV. (I.equeza), Vater de«
<-ahembe V. iMuata Cazenibe), hich unabhängig machte.
*; Sfinem mit der Tochter der Königin von Hentan vermählten Sohne, der
in Tamasali die Stadt Singhapura gründete, ertlieilte er dai^ Siegel Qampa, mit
dem bich Fürsten beglaubigen.
Nakhon Tom. 109
Bchant ein gne^antieches Brahmagcsicht aus den Qiiadprn ausge-
hauen nach den vier Seiten. Der ans Steinplatten aufgerichtete
AuBsenwall ist 27 Fues liocli, der innere 21 Fuss. Dan Areal der
alten Stadt war mit Büschen bewachsen nnd hie und da hatten
Laniibaner »ich angesiedelt und kleine Häusehen zwisclien Gär-
ten gebaut. Auch Schatzgräber kommen gern für zeitweisen
Aufenthalt dorthin. An einer Plattform stand unter einer Be-
dachung ein Phra-Phnttha-Rup, das Phra-Intheph genannt wnrde,
mit theilweis verstllmmelten Steinfignren umgeben, von denen
eine vierarmig war. Ein auf der Seite liegender Stein trug eine
kambodisolie Inschrift. Weiterhin, innerhalb der Kampang Keoh
oder Palastmauer, trafen wir ein verfallenes Steingebäude mit
niedrigen Säulen, das frlihcr den Lak Myang oder Stadtpfeiler
bildete und noch jetzt als solcher vorehrt wurde. Auf dem oberen
Stockwerk desselben waren, mit Opfergaben davor, mehrere Stein-
fignren und eine elephantcnküpfige *) Statnc gestellt, die neben
dem Chao Myang sass, der als Phra-Phakkhinit bezeichnet wurde,
Nach einer mir mitgetbeilten Legende war er mit dem aas Ver-
sehen aufgesetzten Elephantcnkopf vom Himaphan herbeigenifen,
nnd trug vor der Enthauptung durch seinen Lehrer (Khru) den
Kamen Atjesato, wie mir der zum Führer dienende Dorfschulze
des weiteren erzählte. Der Umfang der alten Stadt, wie die Sage
im Volke geht, war so gross, das« es einen Tag erforderte, von
Sonnenanf- bis -Untergang sie zn nmwandem. In einiger Ent-
fernung vom Lak Myang landen sich die Beste des zusammen-
gefallenen Palastes, der ans breiten Steinplatten sehr sauber zn-
sammengcfügt gewesen war, und auf dem Khok Talok stand,
wo Pra Thong aus Rum durch den Banm in die Höhe**) ge-
*) White sah ein hölierneB Orilzenbild mit Elcph&Dt>DriiEe«1 auf der DilJinK-
SpiUe und «in rberufi im Varraum drc Pagode lu Saigon.
••) Dm sein legitlmea Berh( id dem Throne lu bevelacn , enahlte KSolg
Rumanika: (bat each lieir In Bucceseion was reqnired lo «It on the gronnd in a
certain plare of Ihe cOilDlry, where (ir be had conrage to plant himieir) tbe Und
would gradually rlM Dp, untU it leached to (he alileB, when, ir the aapIraDt waa
coDildered b; Ihe apirila the proper person lo inheril Kicague, he would gradually
be towered agatn, irithant any härm happening bnt otherwiee, the elaitlc hUI «ould
»oddeoly collapie *Dd h> wDold be dasbed to plecea (Speke).
i
wo Das obere Kanibodia und i^eine Monumente.
hoben war. Eine Treppe leitete zu der oberen Terrasse, wo Corri-
dorc mit Spitzbogen*) umliefen. Frülier war das Dacli mit
Blei bedeckt gewesen, und die Steine trugen noch die Lik'her,
als Spuren der HefestigungRplätz(\ Kin dort ansässiger Edelmann
(Kimn), der niieh in sein Haus zum Ausruhen einlud, fUhrte
uns nach der auf erhr)hte Plattform gestellten Phra-Phutta-Rub, die
Phutthilok genannt wurde. Auf einer andern stand die Phra-Njok,
oder der einnickende Gott genannte Phra-Phuttha-Rub in medi-
tirender Stellung. An einer nahen Plattform soll früher die Bi-
bliothek gestanden haben. An einem Stein war in doppelter Form
eine Inschrift in Akson Mihng enthalten. Zerbrochene Figuren
der Naktha lagen umher. Die Ausscnwand einer andern Platt-
form war mit allen Arten Sculi^tunMi**) bedeckt, von Kriegern
zu Pferde, Kriegern in Streitwagen, Springern und dgl. m. Eine
andere Seite war ganz geltlllt mit Figurenreihen dicht zusammen-
gedrängt, wie Jackh u. s. w., alles in rohei*er und mehr archai-
stischer Ausftlhrung, als die feiner und sorgtaltiger Yollendcten
Sculpturen in Nakhon Vat, die spät<Te Vollendung zeigen. Oben
sitzt, mit einem Knie gcbog(»n, die Statue des Phrabat Songkay a,
als die Rub Sadeth Chao, mit j)apienien Opfergaben umhängt
und Altartische dav(>r; zwei Hegleiter stehen an der Seite. Von
ihm erzählt die Sage, dass er als der letzte Kiniig von Myang
Tom am Aussatze starb, nachdem <t Phaya Xakh (wie Beowulf
den Feuerdrachen und Tlior die ilidgardschlangc) besiegt b.atte^ da
der die Heilung versuchende Eremit ein Versehen machte, und
dass ihm Phaya Krek folgte, der Gründer des Prasat Keoh, dessen
Figur mit aufgebundenem Haarknoten in dem Palast der Stadt
Palentaphrohm steht, seiner zeitweiligen Residenz. Andere nennen
ihn Phrohmthcvong, Gcnuihl der Nang Thevadi, die durch Phra-
In Mutter Kctsamalea's wurde. Krok Krek meint skelettartig,
abgemagert. Nakhon Tcmi ging zu Grunde durch den auf seine
undankbaren Bewohner geschleuderten Fluch des Dracheuköuigs,
*) It seeUKs an niidoubted fart, (hat the natives uf India nrver used the arch
at aU before tbe Mahoniedau cunqiiei»t (8. Ferguson).
^*) Der Unterbau \oin Denkmal bei Xanthos in Lycien war durcli zwei riugi-
uuiherlaufeuden Reliefst reifen mit {!?chlacbtdarätellun|;cu gegiert.
Inthapathaburi. 111
der wie der französische Drac aus seinem unterseeischen Ko-
rallenpalast zum Besuche der menschlichen Oberwelt hervorzu-
kommen pflegte, aber durch die aufgerichtete Figur des vieige-
sichtigen Brahma zurlickgescheucht wurde. Lausitzer Sagen er-
zählen von den Kronen des Schlangenkönigs bei Lübbenau^ des
Natternkönigs bei Königshain, des Ottemkönigs bei Neuhaus und
des Basilisk in Buddisin. Die Nakh wandelten auf Erden in Men-
schengestalt umher, wie in der Johannisnacht die, sonst riiit See-
hundsfellen bekleideten, Faraöslicas oder Dienstleute des Königs
Pharao auf Island (Maurer), und ihre Töchter*) liebelten gern
mit den Rittern, die den Drachenprinzessinnen nicht abgeneigt
waren. Die Perser bekämpften die alte Schlage in Zohak, und
der iranische Vorfechter ßustam ward durch den Freund seines
Vaters beschützt, der als der Riesenvogel Simurgh das Seiten-
stlick zum indischen Garuda bildet, dem Erbfeind der Naga.
Eine weite Ebene, die jetzt in eine Wiese verwandelt ist,
soll früher zu Pferderennen gedient haben. Zerbrochene Karya-
tidensteine in der Figur Kruth's lagen umher. Auf dem Rück-
weg einen seitwärts gelegenen Prasat passirend, kauften wir in
dem Hause eines Pflanzers junge Kokosnüsse. Der Palast in Na-
khon Vat heisst Phiman Akat oder Asaset (Raksa sin), nämlich
der Platz für Beobachtung der vorschriftlichen Gebote. Von den
Akson Mihng wird gesagt, dass sie aus der Zeit eines alten
Phutta datirten, des Sommonakhodom, während die jetzigen
Buchstaben, welche Khamen und Siamesen gebrauchten, von
Phra-Phutta-Khosa erfunden seien.
Der heilige Name Nakhon Toms oder der grossen Stadt
(Nagara)**) ist Inthapathaburi (auf der Stelle von Agimoitha)
oder Indraprastha (und Indabara in Kaschmir). Ausser Aga-
nagara (die Stadt der Berge oder Bäume) erwähnt Ptolemäos
die Stadt Tomara. Seine nordöstlichste Stadt Randamarkotha
*) Die meergrüne Dame, für deren Kämpen sich der fremde Ritter in den
langen Schranken bei Schweinfurt weihte, rutschte als Seeweiblein auf einem
Schlangenleib dem Maine zu (s. Panzer). Die Seejungfrau im Uoderwiesteich er-
scheint halb Fisch, halb Frau.
^^) Nagara (Jellalabad) oder Dion^^iopolis heilst N?tkie|übo bei lliunthsang.
**
^12 ^^^ obere KnnibndiA und seine Moniimentf.
erklärt LaR8en an» Randhra (Höhle) und markata (Affen). Süd-
lich von den Aninachai, in deren Gelnet Lassen die 8Udt Awi-
namara [Aßania oder Assani] setzt, wohnten (naehPtolemÄOB) die
Indaprathai, die Paliform des Namens Indraprasthas, der Haupt-
stadt der alten Pandava an der Janiuna. Die zu dem Fischge-
schlecht der Matscha gehörige Schifferin (Satjavati, Tochter des
Königs Vasu), die König Santanu fand und zur Mutter des Chi-
tranga'da und Vikitravirja machte (dem statt des blindgeborenen
Dhritarashtra dessen Bnider Pandu folgte ), wurde nach Befreiung
von dem anklebenden Fischgeruch Oandhavati (die Wohlriechende)
genannt, wie die Mutter Vjäsa's (Sohn des Rishi Paräsara). Als
Hu mit seinem Btickelochsen den Biber hervorzog, begann das
Wasser zu sinken. Die Ruinen im oberen Kambodia waren nach
der Verwüstung des Landes den Eingeborenen selbst unbekannt
geworden, und wurde ihre Wiederauftindung damals durch das
Schlagen einer Münze gefeiert.
Als die Tage meines Aufenthalts in Nakhon Vat zn Ende
gingen, Hess ich Wagen uiyl Zugthiere in Stand setzen, um noch
die übrigen Ruinenstädte, von denen sich R(»ste nördlich vom »See
erhalten haben, zu besuchen, und erst auf diesem Umwege nach
Siemrab zurückzukehren.
Ein Sandweg durch den Wald führte uns zum SiemrabflnssCy
auf dessen anderer Seite das Land dünner bewaldet war, mit
offenen Stellen dazwischen. In einem seitwärts gelegenen San-
chao standen zwei breitbekappte Steinfiguren, von denen die
Tasavai benannte die Hände im Schooss gefaltet hatte. Dies
war die Capelle des Bahn Sasong, und kamen wir bald darauf
bei dem Dorfe an, wo neu aufgeschlagene Hütten llir unsern
Empfang fertig standen. Ich nahm ein Bad in dem grossen See, •)
Sa-song genannt, der von den Königen Patentaphroms filr ihte'
Belustigungen angelegt worden war. Derselbe war mit hohen
Stein-Balustraden, von denen breite und mit Sculpturen yerzierte
*) Durch Anlage von Teichen (tadaga) zeichnet« sich (auf Ceylon) Vrithabh«
auH, der als Niedriggeborener (wie Phaya Krek) Konig geworden war (der Prophe-
zeiung gemäs»). Bei dem früheren Aufstand der Lambakarua musste König
Hanaga auf einige Zeit nach dem Festlande fliehen.
•uy^'^
Sa-song. . 113
Treppen bei den Ghauts hinabführten, eingefasst, aber jetzt ganz
von Wasserpflanzen überdeckt. Trümmer von Löwenfiguren (Sinto),
Kruth und Thevada lagen umher. In der Mitte desselben fan-
den sich Reste eines früheren Lustschlosses. In einem nahen
Sanchao lag vor einer Figur in knotenspitziger Mütze eine ab-
gebrochene Hand, die eine lingaartige Keule (Tabong) fasste, eine
WaflFe der alten Khamen, deren Gebrauch jetzt unbekannt ist.
Eine weibliche Figur in ausgespreiztem Kopfschmuck hatte die
Hände über die Brust gelegt. Die Figuren sind mit der Unteren
Körperhälfte in der Erde begraben, als ob aus derselben her-
vorwachsend. Von dem 130 Fuss langen Balcon führten früher
30 breite Stufen nach dem Wasser, sind aber jetzt meistens ein-
gefallen. Einige der Steine maassen 14 — 16 Fuss.
Als ich nach dem Dorfe des Sa-song (des Sees zum Baden)
oder Sra-srong zurückkehrte, das Rahal genannt wird, fand
ich grosse Gefässe mit Palmsaft, die man mir in meinem Quartier
niedergestellt hatte. Das Haus meines Wirthes, des Bao (Dieners)
eines der mir mitgegebenen Nai, lag in einer Palmenpflanzung,
wo brauner Zucker aus dem Saft verfertigt wurde. Ein Palm-
baum beginnt 16 Jahre nach dem Pflanzen Saft zu geben und
wächst in ein hohes Alter fort.
In meinem Logis fanden sich die Untergebenen des Führers
zusammen und wurde über mancherlei gesprochen. An der Stelle
der Stadt Siemrab habe früher ein Dorf gestanden, Srok Nakho
Siemrab, das vor 27 Jahren durch Chao Khun Bodin mit einer
Mauer umzogen sei, für welche die Steine meistens von der zer-
störten Stadt Basok, eine Tagereise von Siemrab, gebracht seien.
Der Name Siemrab (das Ende der Siamesen) deute auf die
grosse Kraft der alten Khamen, vor denen die Siamesen nicht
. ^t bestehen konnten. Acht Tage im Nordosten von Siemrab ge-
l ''langt man, jenseit der Berge Linchi, zu der Grenze der Khamen
\j an der Stadt Surin, und dann in drei weitereu Tagen nach dem
': Lande Laos bei der Stadt Sisuphon. Oestlich liegt das Land der
O'Badeh und dann weiter nördlich das der Kha oder Pnom, die
* mit den Xong im Süden identisch sind. Von Phrahm (Priem)
giebt es in Kambodia nur solche, die von Siam kamen. Der
jetzt in dichter Waldwildniss liegende Tempel des Prasat Keoh
Bastian, Belle in Kambodia. IV, B
114 I^M obere Kambodia und seine MoDomenta.
war durch die Krmigc von Patentaphrohm fUr das Bild des Fhn
Keoli erbaut; das sich gegenwärtig in Bangkok findet. Der
Palast von Patentaphrohm steht am Flusse Siemrab. Diejenige
Steiuart, aus der Nakhon Vat erbaut wurde, findet sieh nicbt in
der Nachbarschaft, und niuss das Baumaterial aus weiter Ent^
femung herbeigebracht worden sein. Von den Khao Linchi
kommen Schleifsteine zum Schleifen der Messer.
Am nächsten Morgen (vi. Jan. 1804) fuhren wir in Oebsen-
wägelchen durch den Wald, so weit eine gebahnte Strasse war,
l)i8 zum Uorfe Pum-Stüng, in Pflanzungen von Areca-Palmen, die
von Betehvinden umrankt werden. Von dort hatten wir nns m
Fuss durch den dichten Jungle durchzuarbeiten, bis wir den
fUnfthUnnig in Kreuzfonn aufsteigenden Prasat Keoh erreichten.
Im Mittelraum lagen Buddhabilder aus llolz oder Messing, nnd
in der Ecke eine koptlose Steinfigur. Verzierte Steine lagen um-
her. An einem waren drei stehende Figuren, die grösste in der
Mitte, ausgehauen. In einer der kleineren Capellen fanden sich
die IJeberreste eines Banlang (Thronsitzes). Die drei Kleinodien
bezeichnen die buddhistische Trinität, und auch weltliche Herr-
scher suchen das Kleinod,*) dessen Besitz die Würde eines rad-
drehenden Kaisers verleihen würde.
Die in allen den dortigen Ruinen gefundenen Figuren mit
dreizackig gethürmter Blumenmütze sind die von Phra-Phrtlt-
sakha genommenen Portraits der Pu jing thuen kiri yai oder Send
krob prak (gutherzigen Damen) genannten Chao Savan (Kontha
Sua) oder Himmelsbewohner. Die als Apas (die Gewässer) oder
Apsaras (auf dem Wasser Wandelnde) den Himmel bewohnenden
Nymphen heissen De vis, als die Glänzenden.
Der Prasat -Keoh oder Kleinodienpalast liegt, von eiiii
Graben umgeben, auf einer kegeligen Felserhöhung, und
passirt drei Thore niedriger Säulengänge in SpitzbogenwMbl
um auf das Plateau hinauszutreten, wo vier Prasada den
umgeben, der früher in seinem Sclireine das grüne Ji
I
*) La Koi de Tile de Celan a le pluH grand Kubis et la tent k In matu
<1 nn 1a pniiritntiA /ITAtf<kn^ 15Ul7
quaad od le couruDue (llaiton) 1307
k'
PruM-Ktoh. 115
Boddha's einechlosB. Jeder darin verjüngten Etagen zum stampfen
Dome aufeteigenden Prasada ßffnet sich mit Tier Thoren nach den
Weltgegenden des Compasses, nnd bildet so ein Krenz oderPhrohns.
Die Terrassen, anf denen sie atehen, sind Jede in acht über einander
liegenden Feldern mit Blumen und Rococowerk reich verziert.
Der Körper des Tempels ist aus hartem Eieenglimmcr-Schiefer
gebaut, aber in den fUr Sculpturen behanenen Theilen der Ober-
fläche mit Kenper-Sandstein Überlegt. Der um die Terrasse lau-
fende Corridor ist mit Gitterfensteni durchbrochen, von runden
Säulen getragen. Die durchschnittliche Grösse der Steine (ob-
wohl auch hier gigantische Hassen nicht fehlen) ist:
2 Fuss laug, IVi Fuss dick, 1'/» Fuss hoch,
und fein polirt in enger ZusammenfQgung.
Die kleineren Räume sind circa 10—20 Fuss*) lang.
Man steigt
zum Eingangsthor auf ... 7 Stufen, dann
„ zweiten Corridor anf . . 12 „ „
zur Plattform (der [)Pra8ada) anf 40 „
Von dort führen 17 Stufen zur Thür des Hauptthurms,
10 „ zu jedem der Nebenthtlrme.
Der Prasat-Keoh ist in streng puritanischem Geschmack
gebaut, und die brahmanisclien Beimischungen fehlen dort
ganz, wie überhaupt Verzierungen jeder Art bei ihm weit spar-
samer angewandt sind, als bei den anderen Monnmenten. Der
Eindruck, den diese Ruine macht, in der unwegsamen Wild-
nias des um sie neu aufgeschossenen Urwaldes, ist ein düsterer,
und nur selten naht jetzt ein menschlicber Fnss ihrer Kachbar-
Bchaft, da jedesmal wieder ein frischer pfad durch die nach-
wueherudeu ScliIinggewKchse nnd Domen oder die mit dem Um-
fallen veniiodernden SUiuiiiie gebrochen werden muss.
Die Kambodier sagen, dass das hier früher bewahrte Jasper-
bild Gautama's dasjenif^e sei, das sieh jetzt im Palaste zu Bang-
kßk befinde, und dasa der Prasat-Keoh oder Kleinodientempel
' *) DissB MaissEe (wie auch die Dblg«n).flnd ddt nag«(Xbre, um die Fropor-
tloneD IQ leigeo, «li mit Schritten gemeiien.
116 Du obere Kambodia und seine MoDomeDte.
eben für die Aufnahme dieses Phra Keoh oder Kleinodiengottes
gebaut sei. Der jetzige König Siams theilte indess Bowring
während seines dortigen Aufenthaltes (1855) eine längere Be-
schreibung der in seiner Schlosscapelle befindlichen Statuette mit,
der zufolge das in Chiangrai gefundene Bild (1436 p. d.) von
Zemmi (als dieses Königreich zu sinken begann) nach der Stadt
Lau der Lao Kao (1552 p. d.) und dann (mit dem Wechsel der
Residenz) nach Kiangchan gelangt sei, von wo es der Gründer
der jetzigen Dynastie bei seiner Eroberung des Laos-Landes nach
Dhanapung auf der Westseite des Menam brachte und von dort
nach Bangkok, als er diese Hauptstadt auf dem östlichen Ufer
erbaute. „Im Jahre 2325 der buddhistischen Zeitrechnung oder
1782 in der christlichen Era, im G. Monat, dem Monat Mai ent-
sprechend, wurde dieses Jasperbild nach der neuen Residenz
herübergebracht, und auf einen 34 Fuss 2^/4 Zoll hohen Gold-
thron gesetzt, prächtig aufgekleidet in Gold- und Juwelenschmuck,
der jedes Jahr dreimal geändert wird." Die beschränkten
Räumlichkeiten lassen bei Prasat-Keoh *) den klösterlichen Cha-
rakter fehlen, der sonst die dortigen Tempel stadtartig erweitert.
Der Prasat-Keoh, obwohl wahrscheinlich ursprünglich auf ältere
Gründung zurückgehend, wiederholte später die kirchliche Be-
*) Die Corridore des yiereckigen Tempels werden Dach jeder Seite hin auf
250 Fuss berechnet, und die Pyramide steigt in 3 Terrassen &0 Fuss auf, nach
Fergusson, dem besonders durch Thomson genauere MateriaUen zugekommen sind.
Die Hohe des Tempels in Nakhon Yat schätzt dieser auf 180 Fuss, den Tempel
200 Fuss zu 213, den Antenaos (der hundert Säulen) auf 180 Fuss zu 150 Fuss.
The temple almost an exact Square, measures nearly an English mile each way.
The walled enclosure of the temple measures 1080 yards by 1100 and is sur-
rounded by a moat or ditch 230 yards wide. The moat is crossed on the west
by a causeway, adomed by pillars on each side. This leadlT to the great gateway,
not unlike the gopura of a Dravidian temple, flve storeys f# height, but extended
by lateral gaUeries and towers to a facade more tVan 600 ft. in extent Within
this, a secoud raised causeway 370 yards long, leads to a cruciform platfonn in
front of the temple. On either side of this, about half down, is a detached
temple. The temple itself consists of 3 enclosures one within the otheTj each
raised from 15 — 20 ft. above the \e\e\ of that outside, so as to give the whole a
pyramidical form. The outer enclosure (570 ft. by 650) Covers about 370,000 sq.
feet (s. Fergusson). Diese Maasse, von denen Monhot etwas abweicht, werden die
zuverlässigsten sein.
Aubau. j^j^Y
ziehnng, in der Nakhon Vat zu Inthapataburi ( Naklion Tom) steht,
za der späteren Hauptstadt Patentaphroni oder der Festung (Pan-
tenta) Brahma's.
Als wir von dort nach dem Dorfe Pumstttng zurückkehrten,
fanden wir das vom Dorfe Rahalgeschii^kte Frühstück vor. Einen
Theil des Weges legten wir in den Wägehihen zurück und folgten
dann einem seitlichen Fusspfad durch den Wald, der uns zu den
weiten Ringen der Stadtmauer itihrte, von denen der innerste den
Palast von Patentaphrahm cinschloss. In den Mauern sind Eisen-
gesteine verwandt. Die Figur Ta Phrohms (Grossvater Brahma),
des Erbauers, mit einem runden Haarknoten (nach bnahmanischer
Mode) auf dem Scheitel, steht in einer der Ecken (mit den Armen
abgebrochen), eine etwas coq)ulente Figur mit halbgeschlossenen
Augen und lang herabgezogenen Ohren. Die Architektur besteht
ans einem verschlungenen Oewirre von Säulengängen und Corri-
doi^n, reich verziert mit Sculpturen, doch konnte ich nur wenig
abnehmen lassen, da der Maler (Xang Khien)sich unwohl fühlte.
Auch hier kehrt Garuda im Kampfe mit dem Naga *) wieder. Pto-
lemäos berichtet von drei Schlangen, die bei den Menschenopfern
am Indus alle umherfliegenden Thiere verschlangen.
Auf dem Rückwege erfuhr ich mancherlei gesjirächsweise.
Wenn Jemand einen Theil des Waldes oder, was leichter ist, eine
Stelle der Ebene urbar zu machen wün8(*ht, so muss er zunächst
die Erlaubniss des Dorfschulzen (Kauinaug) nachsuchen. Dann
wird die Oberfläche des Feldes aufgea(*kert und die Schollen um-
geworfen. Die Aecker werden jedes Jahr neu bestellt, ohne da-
durch sich zu erschöpfen. Im 12. Monat wird die Ernte des
Reis eingebracht. Dann stehen die Felder brach bis zum sechsten
Monat und bedecken sich allmälig mit einer Schicht darauf wach-
sender Unkraut-Pflanzen. Diese werden abgel)rannt, che das
SKen im sechsten Monat beginnt, und ihre x\sche dient als
Dünger. Jedem steht das Kecht zu, einen der Har/J)äume (Ton
Jang) anzubohren, um das ausfliessende Harz oder Jang zu sammeln,
alle sieben Tage ungefähr einen Eimer voll.
*) unter den NaffM hat Anantaya 1000 Zangen, während Nandopananda mit
latawm Körper den Berg Meru nmringelt.
llg Das obere Kambodia und seine Monnmente.
Die Bauten Patentaphroms sind dem ganzen Style ihrer Ans-
führung nach jünger als die Nakhon-Vats, und zeigen schon ein
Sinken des Kunstgeschmacks. Auch lässt sich aus Vergleichung
der geschichtlichen Traditionen deutlich entnehmen, dass die
königliche Residenz erst in späterer Zeit von Nakhon Tom oder
Inthapathaburi nach Patentaphrom verlegt wurde. Auch diese
Ruinen stehen in einsamer Waldwildniss, und der Jungle hat selbst
EingriflFe gemacht in den Bezirk des Weichbildes hinein, in den
Höfen des Palastes und auf den Wegen innerhalb der Mauer
emporwuchemd. Die äusserste Peripherie des Stadtumfanges war
von einem ErdwaU gezogen, auf dem früher eine breite Strasse
hinlief, und der noch hie und da aus dem Gebüsch hervorsteht.
Dann folgt eine Zinnenmauer, aus behauenen Steinen aufgeftihrt,
von der Treppen nach dem Innern der Stadt niederflihren. Das
Portal des Hauptthors mit zwei Seitenräumen ist in Figuren scul-
ptirt, und kehren unter ihnen die Thephakanja Nakhon Vaf s wie-
der in ihrem charakteristischen Kopfschmuck: einer in drei Spitz-
thürmchen aufstrebenden Krone. Tritt man durch die Thore der
Kampeng Keoh oder der Juwelen-Mauer (die den engeren Palast
umschliesst) ein, so gelangt man in ein Labyrinth sich kreuzen-
der Spitzgewölbe, die in ihren verschiedenen Zwischenhöfen dreissig
Prasada einschliessen. Alle diese stehen frei mit vier einander
gegenüber liegenden Thoröffnungen und in verjüngten Etagen
zum abgespitzten Dome aufsteigend. In der äusseren Säulenhalle
sind in der Rückwand Nischen ausgehöhlt, in denen früher Fi-
guren gestanden haben mögen. Unter den auf den Wänden aus-
gemeisselten Figuren erscheint neben den Spitzkronen eine Kopf-
bedeckung mit eng anschliessender Mütze, sowie kuglige Haar-
tracht und auch herabhängende Zöpfe. Die Säulen tragen an der
Basis die Figuren bärtiger Rüsi oder Rischi (wie gewöhnlich in
Nakhon Vat). In einer Seitennische des Thores steht Phra Narai
vierhändig, von Verehrern zu seinen Füssen umgeben und von
Thevada's am Haupte umflogen. Die Terrassenschilder der auf-
steigenden Etagen an den Prasada tragen eine Vielfachheit von
Figuren, meistens umwunden von den Ringeln der aufgebäumten
Drachenschlange. Im Innern der meisten stehen noch die stei-
nernen Banlang oder Thronsitze, die früher als Altäre oder zum
Pateota-Phrohm. 119
Aufstellen der Götterbilder dienten. Säulen und Pfeiler sind mit
Arabesken werk bedeckt , und auf den Sculpturen der Portale
wiederholen sich mehrfach Löweniiguren zwischen Blumen oder
anderer Umgebung. Häufig treten auch hier (wie in Nakhon
Vat) aus den Windungen der Verzierungen die Umrisse eines
Thephanom hervor in jener betenden Stellung, die in Java häufig
Anlass gegeben hat, seine Darstellung mit der Buddha's zu ver-
wechseln. Die Siamesen pflegen zu sagen, dass die Da])aso (Dabot)
oder Tapasa Einsiedler oder Eremiten (RUsi oder Rischi) waren,
die in den Zwischenzeiten der Erscheinung der Buddhen oder
Phra die Sila oder Vorschriften beobachteten; und dadurch eine
Kenntniss der magischen Wissenschaften in der Sinlaprasat
erwarben. Es habe eine Zeit gegeben, wo man die Brahmana
in derselben Weise verehrt habe, wie jetzt die Bra-Song
(Mönche).
Ursprünglich scheinen bedeckte Gänge durch die Höfe von
den Gemächern des Hauptgebäudes zu den Capellen der Prasada
geleitet zu haben, doch sind dieselben jetzt überall eingefallen, und
auf den meisten Thümien ist die Spitze abgebrochen. Die Mauer
des Kampeng Keoh wird von einem Graben umgeben, zu dem
Stufen niederleiten. Wie die Doppelbildung des Garuda werden
auch Löwen und Elephanten in den fabelhaften Chimärcngestal-
ten der Raxasi und Koxasi wiedergegeben, und die Schlange er-
scheint stets in der traditionellen Gestalt des Nagakihiigs. Im Vat
Phra Jntha-Kosi reitet Narai auf einem Satsalamang, ein Zwit-
tergesehöpf mit Elephantenfüssen und dem Kopf einer Maus. The-
phakanja, im Blumenschmuck des Hauptes, erhalten auch hier als
Xao Savan in dem Himmel ihre Heimath zugewiesen. Der ver-
meintliche Gründer wird mit der Einfltlirung der Chunlo- oder
Chulo-Sakkharat in Beziehung gesetzt, einer Era, deren in Hin-
terindien unklarer Name auf den Dekkhan zu deuten scheint,
wo die durcli den Bau des Kailasa in Ellora berühmte Dynastie *)
•) Von Elaro, unter dem ruerst (247 a. d.) die Chola (oder Damila) Ceylon
•roberten, wird die Geschichte von der Glocke der Gerechtigkeit erzählt, die sich
auch in pegoanischen Chroniken findet. In der Nähe Ellora's lag (am Godavery)
Paithao, die Hauptstadt Salivahanas, der mit Yicramaditya vor Malwa kämpfte.
j^20 I^M obere Kambodia and seine Monumente.
schon im Y. Jahrhdt. p. d. in politischen Beziehungen mit Kasch-
mir stand.
Von der Form des Gorgonenhauptes auf den falschen Stein-
thüren und an den Portalen sagen die Kambodier^ dass Rhea,
wie sie Rahu aussprechen^ der gewaltigste der Jackka oder
Teufel gewesen sei und das Wasser der Unsterblichkeit gestohlen
habe. Phra-In, der ihn mit dem Diskus oder Chakr verfolgte,
hieb ihm den Kopf ab; da aber der göttliche Trank schon die
Lippen benetzt hatte, konnte das Haupt nicht sterben und lebt
jetzt, mit Händen daran, ohne Körper fort, in der Luft umher-
fliegend. Bei den Kalmücken ist diese Mythe weiter ausgear-
beitet, indem die Sonne und besonders der Mond den fliehenden
Arachu den Tenggri verräth, worauf diese ihn köpfen. Aus Rache
verfolgt das Ungeheuer die Himmelskörper, und verschlingt sie
zeitweise, kann sie aber wegen mangelnden Körpers nicht bei
sich behalten, so dass sie hinten wieder entschlüpfen. Doch ist
dies in der populären Version Siam's ganz in buddhistische Men-
schenliebe verschwommen. Rahu ist darin der Chao Athit oder
der Sonnenherr. Wenn die Sonne des Morgens aufsteht, nimmt
er sie sorgfaltig in seine Arme und legt sie in den Wagen. Er
hegt die zärtlichste Liebe für seinen jüngeren Bruder, den Mond,
und wenn er zuweilen mit ihm zusammentrifil, umfängt er ihn,
in enger Umarmung zu herzen und zu küssen, so dass das Licht eine
Zeit lang verdunkelt ist. Die grönländische Malma beschnuerte
bei solcher Gelegenheit das Gesicht ihres jüngeren Bruders mit
Russhänden, so dass noch jetzt die Flecken geblieben sind.
Bei der Rückkehr nach dem Dorfe Rahal waren dort die
Palmsaftsammler geschäftig, mit ihren Gefössen die Bäume auf-
und abzuklettem. Die Fruchtknospen der weiblichen oder die
Blüthenstände der männlichen Palmen werden erst für drei Tage,
jeden Morgen und jeden Abend, zwischen einer daneben befestig-
ten Holzzange gepresst Dann wird ein kleiner Einschnitt ge-
macht, zum Ausfliessen des Saftes, und jeden Tag ein neuer, von
aussen nach innen fortschreitend. Der Baum beginnt dann das
Maass eines hohlen Bambus jeden Morgen und jeden Abend wäh-
rend 2 — 3 Monate mit Saft zu ftUlen. Der Saft wird dann in
Zucker niedergekocht, da die Kambodier nicht verstehen, wie die
Enihler. 121
Siamesen, ihn zn Arac zu destilliren. Die Bauern in Rahal ziehen
auch Seidenwttnner, aber nur um Kleider für eigenen Gebrauch
zu weben. Nachdem sie die äussere Haut von den Maulbeer-
blättern abgezogen haben^ pressen sie sie nach dem Auskochen
zusammen^ um Papier daraus zu verfertigen; das sie für ihre
Drachen gebrauchen. Die mir gezeigten bestanden aus zwei
ovalen Papierflächen, durch zwischen eingelegte Stücke verbunden.
An dem einen Ende ist ein MittelstUck zwischengefbgt, um den
Schwanz, der aus Zeug gebildet wird, anzusetzen. An dem über
die ganze Oberfläche laufenden und zum Anknüpfen des aus
Bohn gedrehten Fadens dienenden Stabes ist oben ein hohl-
klingendes Holz in runder Bogenform durch einen Rattan-Strick
festgebunden^ mit Spitzen, die an einem Bambus stecken, so dass
der letztere beim Durchstreichen des Windes sich darauf dreht
und melodische Töne durch die Resonanz des Bogens erzeugt.
Am Abend versammelte sich das ganze Dorf um unser La-
ger, wo die beiden Edelleute auf den erhöhten Sitzen ilires Zeltes
Sassen, und die Menschenmenge, von der Jeder unter demUthigen
Verbeugungen eintrat, auf den Knieen vor ihnen, zwischen ange-
zündeten Feuern. Der eine Nai erzählte, wie es ihm in Udong
gegangen wäre, wo man ihn auf der Strasse angehalten hätte,
weil er nut einem Schirm*) bei dem Palaste des Königs vorbei-
*) Unter Schirmen stolzlren aoch die NegerkSDige, und in Hinterindien
dQrfen diese königlichen Embleme nicht in der Nähe des Palastes entfaltet
werden. L'expression San-Konang (les trois clartes) d^signe le soleil, la lune et
Im ^toUes. lU eclairent le monde par Tordre du maitre dn ciel et r^pandent
ea tons Heux leur lumiere bienfaisante. C'est leur manquer de respect que de
leg montrer bruiquement du doigt (nach Thai-Chang). In einer Dürre wurde
dem Gouverneur Tsengkong durch einen Traum eröffnet, einen Alten, der mit
einem Schirm erscheinen würde, zum Gebet um Regen anzuhalten, da solcher
dann erfolgen würde, und es wurde ihm zugleich erklärt, dass seine übernatürliche
Kraft in dem Schirm läge, mit dem 4r sich während seiner achtzig Lebensjahre
IWBtiadig während der Verrichtung seiner Bedürfnisse bedeckt habe, um die drei
HeUigkeiten nicht zu beleidigen (s. Stanislas Julien). Prometheus lässt (bei
Aristophanes) einen Schirm über sich halten , um von Zeus nicht gesehen zu
werden. Die Ojibwäs warnen ihre Kinder, nicht mit den Fingern nach dem Mond
xa seigen, da dieser sie erzürnt abbeissen würde, und im deutschen Volksglauben
fiiiili der auf einen Stern deutende Finger ab, weil die Engel todt stechend. In
122 ^'^ obere KambodU und seine Monomente.
gegangen. Man habe sehr wenig Federlesen mit ihm gemacht
und ihn sogleich arretiren wollen, während er hier auf dem Mist
seines Dorfes doch immer geglaubt habe, ein grosser Mann zu sein.
Der andere hatte allerlei schnurrige Geschichten zu erzählen,
worüber die Zuhörer alle in schallendes Gelächter ausbrachen. Ein
Mann ging in den Wald, und zu seinem Schrecken einen Tiger se-
hend, kletterte er einen Baum hinauf. Da er aber tiberlegte, dass
der Tiger ihm vielleicht nachklettern möge, so zog er sich weiter
und weiter bis zu dem äussersten Ende der Zweige zurUck, bis
diese unter seiner Last brachen. Er fiel herab und zwar gerade
auf den Rücken des Tigers. Nun war die Zeit des Schreckens
an diesem, der wie besessen fortrannte, mit dem Manne auf sich.
Der Reiter wider Willen zitterte vor Furcht so sehr am ganzen
Körper, dass er dem Tiger beständig Hackenstösse gab und ihn
dadurch noch mehr anspornte. Und je mehr er spornte, desto
rascher lief der Tiger aus Schrecken, und je rascher der Tiger
lief, desto mehr spornte er aus Schrecken, und so wurde aus
Schrecken und Erschrecken gelaufen und gespornt und gespornt
und gelaufen, und sie laufen noch heute. In einem kleinen Boote
Sassen zwei Männer, der eine hinten, der andere vorn, und angel-
ten. An jeder Seite biss ein . schwerer Fisch, und indem beide
nach entgegengesetzten Richtungen fortschwammen, zogen sie das
Boot länger und länger auseinander. Zuerst konnten die beiden
Männer noch zusammen sprechen, dann sich durch die Stimme
vernehmlich, dann wenigstens durch lautes Schreien bemerklich
machen, aber zuletzt hörten und sahen sie nichts mehr von einan-
der, und indem es ihnen beiden zu gruseln begann, schnitten
sie gleichzeitig ihre Angelleinen ab, so dass das Boot mit einem
Krach' wieder zusammenfuhr und ihre Schädel hart an einander
stiessen, wovon ihnen noch heute der Kopf schmerzt.
Dann trat ein junger Mann auf, der die Flöte blies und von
einem Sänger begleitet wurde. -Er feierte in seinem Liede die
liebliche Dame, seine jüngere Schwester, die stets gegen Krank-
Athen fahrten die Bnteaden Schirme. Die Bntios (anf den Antillen) bildeten
einen in der Einsamkeit unter Entsagungen lebenden Orden. Die Putti genannten
Geister (in Guinea) hatten die Menschen im Goten xu unterrichten (Römer).
Lalai. 123
heit und Unglücksfiille geschützt sein und ohne Sorgen schlafen
machte. Lange Zeit sei verflossen, seit sie sich zuletzt getroifen,
aber Hoffnung sage ihm, dass das Wiedersehen nahe sei. Die
FlMe hatte sieben OeflFnungen und wurde zum seitlichen Spielen
durch eine Messingzunge in den Mund genommen.
Am näclisten Morgen lie^s ich das Gepäck vorangehen und
folgte, nachdem ich mit dem Maler noch einen Besuch in Paten-
taphrom abgestattet hatte. Wir verloren den Weg und nahmen
einen neuen Wagen im Dorfe Pnlill, wo der Kamnang erfrischen-
den Palmsaft für meine Ankunft kühl gesetzt liatte. Das Dorf
besteht aus 10 Häusern und übt Gerichtsbarkeit über die umlie-
genden Dörfer aus. Da der Wagen am Wege stecken blieb, ging
ich zu Fuss vorauf und erreiclite die Gepäckkarren gerade bei der
Ankunft in Latlan. Die Mönchszellen standen auf einer Terrasse,
die in Steinschichten aus der schief geneigten Fläche aufgebaut
war. In drei Schichtungen aufsteigend (aus grossen Steinmasson
znsammengemauert), trägt sie vier Prasada, und Löwenfiguren
stehen auf den Stufen der aufftihrcnden Troppen. Die Funda-
mente des alten Klosters waren aus breiten Steinblöcken behauen.
Unter einer Bedachung stand eine Steinfigur in langem Gewände,
und kleinere lagen verstümmelt umher. Die Thüren der Prasat
sind aus egalen Ziegeln aufgemauert und tragen Figuren in den
Nischen, sowie Inschriften neben den Thüren. Im Innern steht
ein Altartisch für Opfer. Die falschen Steintliüren sind mit my-
thologischen Gestaltungen geschmückt (wie die Einfassung an
den bronzenen Thoren der Petei-skirche durch Filarete). An der
Stelle des Griffes findet sicli das Hani)t des Rahu oder der Me-
dusa, ein deLvcn» regag, gleich dem auf argivischem Markte un-
ter einem Erdhügel begrabenen der (lorgo, deren Schrecken
man auf der Insel Megiste (nacli Gcrvasius) an dem nach dem
Tode geborenem Sohne der Yse kannte. Die Mönclie bewohnten
kleine Häuschen, zwisc^hen Gartenbeeten, und wenn sie ausge-
gangen oder als schlafend uiclit zu sprechen waren, steckte ein
Fächer*) (Talapa) vor der Thür. Unter einem Baume lagen
♦) Bei den buddhistischen Bekehrungen in Celebes ist ein Schirm das Symbol
der PriMter (wie des Quetzalcoatl in Mexico).
jj24 ^M obere Kambodia und seine Monumente.
auf doppeltem Tisch Opfergaben fllr den Thevada, und Bambus-
rohre mit Palmwein waren an die Zweige gehängt. Der Chao
imSanchao (oderHeroon) führt den Namen Tamüang. Von der
Höhe blickt man über eine mit Bäumen besetzte Ebene mit Ge-
büschen in der Entfernung, und im 11. Monat- ist sie ganz mit
Wasser bedeckt, so dasg dann die Könige von den Balustraden
der obersten der drei Terrassen den Bootrennen zuschauten.
Ein kleiner Teich enthält beständig Wasser. Die alte Strasse
kommt von Tabangtamoh (sechs Tage westlich von Siemrab) und
geht drei Tage weiter östlich nach Satong, von wo zehn Tage
bis zur Grenze Cochinchina's bleiben. Einer der Mönche, den ich
besuchte, war mit dem Abschreiben von Büchern beschäftigt und
theilte mir Verschiedenes über ihren Inhalt mit. Das Meiste der Li-
teratur ist in den steten Kriegen zerstört. Die in den Inschriften
gebrauchten Eren sind die alten, aber auch im gewöhnlichen
Leben ist in Kambodia die Chula- oder Chunlo-Sakkharat we-
niger gültig als in Siam. Die Malayen nennen unter den Nach-
folgern des Reja Secander den Raja Chulan oder Sulan, als den
mächtigsten Herrscher in Hind und Sind, und sein Sohn Suran
von Amdan Nagara führte die Kling gegen die Siamesen (Sha-
her al Nawi) des Raja Chulan in Glang Kiu oder Khlang Kiaw
(der Platz der Smaragden) am Johore-Fluss und besuchte (in
Tamsak oder Singhapura durch die weite Entfernung nach China
getäuscht) in seinem Glaskasten das unterirdische Volk der Bar-
sam im Lande Zeya (nachdem er Bijnagara gegründet hatte).
Am Nachmittag fuhren wir durch die buschige Ebene und
dann über Felder nach Bangkong, ein künstlich in Terrassen
aufgebauter Hügel kegliger Gestalt. In einem Sanchao fanden
sich die Stücke zerbrochener Steinfiguren, und in dem vor dem
Thore gelegenen waren rohe Steine aufrecht gestellt, mit Opfer-
gaben davor. Zehn Prasat, von denen sechs in Trümmern lagen, um-
gaben die Terrasse. Die Ruinen eines alten Palastes zeigten
Fenster mit zerbrochenen Steingittem. Der mit Steinportalen
vorspringende Tempel war umzäunt, und daneben fanden sich
auf einem offenen Platze die Zellen der Mönche. Auf der Platt-
form standen Statuen Buddha's unter Bedachung, sowie auch
elephantenköpfige Figuren. Einige der Thürme waren. aufge-
ir
k.
Die Raichsinsfgnien. 125
manert; aber der umschliesfiende Wall aus behauenen Steinen er-
baut, die Treppen aus porösem Gestein. Rohe Steine standen an
der Seite aufreeht. Die falschen ThUren zeigen in der Mitte das
Gorgonenhaupt Rahu's, mäh neuartig.*) In dem Sanchao waren
Köpfe von Steinfiguren in knotiger Haartracht zuzamniengehäuft;
and in einer Capelle ausserhalb des Thores Opfergaben hingestellt.
Am Abend kehrten wir nach Lalai zurück, wo Naclitwächter aus
den umliegenden Dörfern zum Patrouilliren re(iuirirt wurden.
Nachdem ich am andern Morgen verschiedene Inschriften**)
abgerieben und beim Verbrauch meines Papiers cliinesisches vom
Abt erhalten hatte, packten wir am Na(;limittag die Karren und
zogen auf sandigen Strassen durch die Ebene. An einem Teiche
am Wege wurden die Büffel getränkt, und eine buschige Fläche
brachte uns gegen Abend nach Siemrab zurück, wo der Kha
laang, in seinem Bananengarten sitzend, unsere Ankunft erwartete.
Myang Siemrab und Myang Battambong werden von Bang-
kok aus verwaltet, aber von Photisat weiter im Süden ist das
Land von Udong abliängig. In Palai, drei Stunden nördlich
von Udong, sind aus alter Zeit Phrahm oder Bralmianen ange-
siedelt, die das Haar in einem Knoten tragen und kambodisch
reden, Phra Phuttha verehrend. Sie bewahren in einem Stein-
gebäude den Reichsspeer und das Reiclisscliwert, das sie früher
fllr den König liüteten. Die in Siemrab ansässigen Juen sprechen
beide Sprachen, kambodisch und cocliinchinesisch. Von einer
Juen als Mutter und einem chinesichen Vater werden die liübsche-
sten Kinder geboren. Oestlich von Siemrab wird die Grenze
durch die Länder der Kha gebildet, jenseit welcher das Reich
der Juen beginnt. Die Stunden der Wachen wurden im Hause
*) nA.üch die Löwen verehreu die Aegypter und schmflcken die Tempelthfiren
mit Lowenrachen (xaaft€tai ?^oi'reioii\ weil der Nil überfluthet.*'
**) Ausser der gewöhnlichen, der politischen und der religiösen, Era wird Ton
ihnen auch die Maha-Sakkharat verwandt Saka (as rhronological reckouing)
dMignates the Saka-bhupa-kala (the tiiiie, when the Rarbarian kings, called Saka
wen discomflted by Vicramaditya) or the Saka nripantala kala, the end of the
rtign of Vicramaditya, who slew the people called Sakas (as Sakari or foe of the
Baku).
126 ^^ obere Kambodia und seine Monuments.
des Kba luang während der Nacht angesehlagen, wie sie nach
einer dem Chao Myang gehörigen Wasseruhr regulirt werden.
Am nächsten Vormittag (6. Jan.) besuchte ich den Chao
Myang, in dessen Empfangssaal eine mit Fischen, Geflügel,
Schweinebraten, Bananen, Kuchen, Confecten, Arac und Palm-
saft besetzte Tafel zur Bewirthung bereit stand. Ein alter Stein-
palast findet sich in Vat Eh (Khao Panom) bei Battambong, wo
sich auch Spuren der Kampong Keoh finden. Die Stadt Kam-
pong Suay ist kürzlich neu angelegt an einer früher von Wald
bedeckten Stelle. Die alte Stadt Lawek ist eine halbe Tagereise
von Udong entfernt. Vorher war die Residenz in Patech-Pet,
deren Reste sich in der Nähe, an dem Landungsplatze für das
im Inland gelegene Udong, finden. Die Zahl der Samre beläuft
sich, Männer Frauen und Kinder eingeschlossen, auf 50 — 60 Per-
sonen. Eine Menge derselben sind gestorben oder entflohen. Sie
verändern häufig ihre Resident, und werden jedesmal dazu be-
wogen, so oft sich irgend ein Unfall ereignet. Wie der Chao
Myang meint, sei es streitig, welches Land ein älteres sei, das
Nakhon Vaf s oder das Kosinarei's. Der Dong Phra Ram in der
Nähe von Pachim führt seinen Namen, weil Phra Ram, nach-
dem er mit Narai die Stadt Ayuthia gebaut hatte, dort seinen
Wohnsitz als Eremit aufschlug. Die Brahmanen (Puek Phrahm)
in Palai oder Prarai kamen von Langka.
Hinter dem Hause des Cliao Myang finden sich die öffent-
lichen Reismagazine. Das Brennöl wird in Siemrab verfertigt
aus dem Fisch Savai, der in Talesab wie auch bei Bangkok
gefangen wird. Feine Matten arbeitet man in Siemrab aus
Rattan. Cardamomen (Kavan ) werden in den Wäldern um Photisat
und Battambong gesammelt und unter Bewachung aufgestapelt,
bis sich Gelegenheit zur Versendung nach Bangkok findet. Die
falschen Cardamomen (Luk Reoh) wachsen bei Pachim und im
Laoslande. Aus einer Kabok (Bambusröhre) Palmsaft wird ein
Kuchen braunen Zuckers verfertigt (ungefähr handflächengross),
und sieben solcher Kuchen verkaufen sich für einen Fuang. In
Betreff* des Schach wurde gesagt, dass die kambodische Spiel-
weise der siamesischen gleiclie, mit dem einzigen Unterschied,
dass der Met nur am Anfange zwei Felder gehen kann, später
Tat Kabommarat. 127
aber nicht mehr. Die Fraueu des Chao Myang sind tUr thea-
tralische Vorstellungen angelernt. Beim Lesen der in Vetsandon
handelnden Existenz bemerkte der Kha luang^ dass die Geburt
verkehrt angegeben sei und nach Siam gesetzt werden müsse, da
es die letzte Existenz sei, auf die dann gleich die Geburt in
Sangkharat folge. Der Kha luang nahm ein Heilmittel, um
täglich di€ Hitze niederzuhalten. Es war von ilun selbst aus Me-
dicinen präparirt, und er liess dann einen Mönch vom Kloster
rufen, um es durch die Saijouton genannte Fomiel zu weilien. In
dem Gerichtszimmer war das Bild des Phra-Narai aufgehangen, als
der schützende Thevada. Im Both des Vat Kabommarat stand
hinter dem sitzenden Bilde Buddha's das des Phra-ham-samuth,
die Hände in abwehrend gebietender Stellung vorstreckend, und
vor ihm hockte der dickbäuchige Phra-Kachai, der Phra der Mon
oder (nach den Siamesen) sein Schüler. In einer Steiuhütte des
Hofes stand die Steinfigur eines Keulenträgers, als der Ta Chch
genannte Naktha, sowie andere Statuen, die seine Nachkommen-
schaft darstellten. Ausserhalb des Hofes in dem hölzernen Sanchao
de« Ta-Huang (königlicher Ahnherr) genannten Naktha fand
sich nur ein unförmlicher Stein mit Opfergaben davor. Bonban
bedeutet im Siamesischen, eine Belohnung für geleistete Dienste
zu versprechen, und es wird gebraucht, um ein Gelübde an
Dämone zu richten, indem man ihre Hülfe anruft. Vor dem
Both sah ich kleine Stein-Sarkophage, die Theat genannt wurden
und die That oder Gebeine von Laien ( Krahat) enthielten. Wenn
priesterliche Reli()uien einschliessend, heissen sie Phra Theat. Die
Siamesen nennen den Schutzgeist Pu-Chao oder Herrgott-Gross-
vater (väterlicher Seite), der mütterliclie Grossvater heisst Ta.
Die empfänglichsten Medien für einfahrende Nakta finden sich
im weiblichen*) Geschlecht, dessen Befähigung Tacitus seiner Zeit
*) There is »carcely a Single village in the lülaud (of Ceylon), in whicli
thern are not to be found at least half a dozen wonien, who are subject at
different intervals and during a considerable portion of their live«, to tbe in«
fla«Dce of demoniac agency (in demon-possession) , wliich if it once oomes upon
1 womin, will, it is said, last through the vhole of her life, displaying itself now
and then in aotiye Operation according to circumstances unless removed by sui-
128 I)** obere KambodU und seine Monumente.
eben so gut kannte^ wie noch jetzt die Schamanen nnd bei nns
die Jünger Mesmer's oder tischdrehende Propheten.
Einer der Mönche, den ich in seiner Zelle traf, copirte die
Geschichte von Vovong, die Folgendes besagt:
Prinz Vovong war der Sohn eines mächtigen Königs und
von solcher Schönheit, dass eine der Concubinen seines Vaters
Nang (Dame) Monteah genannt, sich in ihn verliebte nnd ihn zu
verfuhren suchte. Als er ihren Anerbietungen widerstand, ver-
leumdete sie ilm bei dem König, sich über seine Nachstellungen
beklagend, so dass der erzürnte Vater seinen Sohn verbannte
und zugleich die Mutter, die ihn geboren, mit seiner Ungnade
belegte. Als Vovong in das Exil zog, schloss sich ihm sein jün-
gerer Bruder Sosong an, der sich bereit erklärte, jedes Geschick
mit ihm zu theilen. Am Abend ihrer Tagereise kamen sie zu
einem Banyan- Baume, unter welchem sie ihr Nachtlager auf-
schlugen. Auf den Zweigen aber sassen zwei Streithähne, einge-
körperte Devada, die diese Form angenommen hatten, und sie
sangen das Schicksal in prophetischer Verkündigung. Wer mich
isst, wird in sieben Monaten König werden, sang der eine, der
Sang des andern besagte, dass das Essen seines Fleisches
ein Königthum von sieben Jahren verschaffen würde. Beide
fochten dann mit einander und fielen zur Erde, wo die Brüder
sie fanden und assen, Vovong den ersten Sprecher, Sosong den
table means. These circumstances are geuerally the presence of a wonian at the
Performance of any demon reremony, or in the immediate neigbbonr hood of one,
though performed at another^s house, or if ehe happeiis to roast eggs, or meat,
or to eat tbem rnasted, or if she passes by a grave, not more than a day old , on
a Satnrday or Wednesday^ or if she is present at the ceremony of reciting certain
sermons of Buddha against demons, called Pirit, especially of the last portion of
these, called Aatonati Sootra. In the case of some vomen, the demon influence
is always ready to shew itself, even on less important occasions , as for instance»
when they make porri, or when they go abroad on a Saturday or a Wednesday,
especially dnring a Yama, or when they smell the smoke of Dummala resin, or
when they hear the sonnd of a Yak berray (drum, used in the ceremonies) and
on other occasions Men are very seldom subject to this influence, and even of
women it is generally the yonnger portion, who seem to have an attraction for
the demons (Dandris de Silva).
Süsüüg. 129
zweiten. Am nliclisteu Morgen brachen sie anf und gelangten
nach langer Waldreisc zu einer Stadt, vor deren Tlioren sie in
einer für Wanderer erbauten Rjifithalle ausnihteu.
In dieser Stadt betrauerte man gerade den Tod des Königs,
und da mit demselben zugleich das königliche Geschlecht aus-
gestorben war, so scliirrten die Edelltmte den weissen Elephan-
ten auf und führten ihn hervor, damit er ihnen ein orakelndes
Zeichen gäbe. Der Elephant ging geradenwegs auf die Rast-
halle zu, wo die Brllder'Sich niedergelassen hatten, und ergriff
den schlafenden Vovong mit seinem RUssel, ilm auf seinen
Bttcken zu setzen, während Sosong, der wacli geblieben war, vor
Schrecken die Flucht ergriffen hatte, als der den Eh^phanten
herankommen gesehen. Vovong aber wurde als der erwälilte
König in jubelnder Procession nach der Stadt gefiilirt und dort
feierlich und festlich gekrihit.
Während dessen irrte Sosong in den Wäldern, in denen er
bald seinen Weg verloren hatte, und kam Abends müde und
erschöpft zu einer verfallenen Hütte, von einem alten Ehepaare
bewohnt; das in grossem Mangel lebte und seine Fragen nacli
Speise nicht zu befriedigen vennochte. Nur ein wenig kalter
Reis war in der Hütte, und als Sosong diesen zubereitet hatte
und nun um eine Fackel bat, damit er dabei essen könne, war
auch eine solche nicht zu finden. Er nahm deshalb aus seinen
Armbändern einen King hervor, den ihm seine Mutter gegeben,
und der einen solch' blendenden Glanz verbreitete, dass die
ganze Hütte mit Liclit erfüllt war. Als die beiden Alten diese
Helle sahen, erschraken sie und rannten zum Hause hinaus.
Sie begaben sich eiligst nach der Stadt und berichteten de-
mttthig dem König, dass sich in ihrer Hütte eine Person einge-
funden habe, die ganz das Aussehen eines Vagabunden trüge
and einen Bing solcher Kostbarkeit bei sicli habe, dass der-
selbe nothwendig aus der Schatzkammer geraubt sein müsse.
Der König schickte seine Häscher, die Sosong bald herbeischlepi)-
ten und denselben ohne Weiteres auf Befehl des Königs seines
Ringes beraubten und in ein jämmerliclies Verliess warten, wo
er seine Nahrung nach Art von llundeu und Kühen zu sich
nehmen musste. Sieben Jahre schmachtete er dort, aber als
Baitian, Ralae In Kambodia. IV. 9
Du Obers Kuabodla und seine MonnmeDte.
liese Zeit fast herum war, erscliien der Devada im Traume
: Prinzessin Kekesaii, der Tochter des Königs Phrabat Snthat,
:nnd verkündete ihr, dase der fllr sie bestimmte Gatte angelangt
sei, dasB er schon in einer früheren Existenz mit ihr als Ge-
mahl verbanden gewesen, und dass es durchaus anpassend sei^
ihn länger in so elendem Loche zu lassen, wie ihm jetzt als seine
Wohiinng im Gefängnies angewiesen sei. Als die Prinzessin sich
am nächsten Morgen dieses Traumes erinnerte und tiberlegte,
was er wohl bedeuten möcht«, begab sie sich nach dem GefUng-
niss, wo sie von der kläglichen Lage Sosong's gerührt wurde,
und ihm fortan mit eigenen Händen den Keis zurichtete und ihn
täglich damit versah.
Nun geschah es zu dieser Zeit, dass von dem befreundeten
König eines Naehbartandes hilfesuchende Schreiben an Phrabat
Suthat geschickt warden, seine Unterstützung gegen einen Jacksa
erbittend, der alle seine Unterthanen frässe und das Reich zu
Grande richte. Phra Suthat war auch sogleich geneigt, diesem
Gebote nachzukommen, and gab Befehl, dass das grosse Kriegs-
boot in's Wasser gelassen werden solle, um sich auf demselben mit
seinem Heere einzuschiffen. Als man aber das Schiff von Stapel
laufen lassen wollte, blieb es unverrückt stehen and war auf keine
Weise in Bewegung zu setzen. Als man alle zu Gebote stehen-
den Mittel vergeblich angewandt hatte, wurde es beim Klange
der Gong durch die Stadt aasgemfen, ob sich etwa Jemand
fähig finden würde , durch die Kraft seiner Verdienste das
Kriegsschiff flott zu machen, nnd dass ihm in solchem Falle der
König die Hand seiner Tochter verspräche. Als die Edelleato
mit dem Gongsehläger durch die Strassen gingen und bei dem
GefUngniss vorbeikamen, fragte Sosong sie, was dort verkündet
würde. Sie aber antworteten, dass es nichts sei, was ihn an-
ginge, und dass ein erbärmlicher Gefangener keine Fragen wi
stellen habe. Abends zorückkommend, erzählten sie dem König,
dass nur eine einzige Person das Wort an sie gerichtet habe,
nnd das sei der Verbrecher, der im Gefängniss sitze. Auf diesen
Berieht gab der König Befehl, Sosong herbeiza bringen; aber
dieser weigerte sich zu kommen, da er schmutzig sei nnd nicht
in dem Anznge, um bei Hofe zn erscheinen. Der König liew
^
Das Canoe. j^31
ihn baden und mit neuen Gewändern schmücken, woranf er ihn
fragte; ob er im Stande sein wttrdc, der Gcilamität abzuhelfen,
und das Kriegs -Canoe in's Wasser zu bringen. Sosong wich
einem bestimmten Versprechen in der Antwort aus, da er erst
seinen eigenen Werth prüfend erkennen müsste. Er stellte deshalb
eine angezündete Kerze an den Bugspriet, eine andere an das
Steuer, und nachdem er inbrünstig zum Devada gebetet, legte
er seine Hand auf das Boot, das, kaum berührt, in das Wasser
hinabschoss. Voller Freude vermählte ilm der König Sosong mit
seiner Tochter, und bestellte ihn zugleich, da er keinen Sohn
hatte, zu seinem Nachfolger in der Königswürdc. Dann wurde
das Heer eingeschifft und nach dem Nachbarlande des bedräng-
ten Königs geführt, der aber, als er seinen Freund herbeiziehen
sah, in Klagen ausbrach, dass auch er jetzt zu Grunde gehen
würde, denn in der Zwischenzeit hätte sich der Jacksa in solch'
einer zunehmenden Furchtbarkeit gezeigt, dass es keiner Men-
schennatur gelingen würde, es mit ihm aufzunehmen. Phrabat
Snthat blieb jedoch guten Muthes und tröstete seinen Verbündeten,
dass er von einem Helden begleitet sei, dem auch wohl dieses
Stück Arbeit gelingen werde. Sosong wurde gefragt, ob er sich
getrauen würde, mit dem Jacksa zu kämpfen, antwortete aber,
dass er erst seinen eigenen Werth prüfen müsste. Der König
segnete ihn fltr seine Bereitwilligkeit zu helfen, und versprach
ihm im Falle des Gelingens die Hand seiner Tochter, Nang
Batboteh, sowie das Erbfolgereclit. Sosong begab sich dann an
den Wald, in dem der Jacksa sein Wesen trieb , und klopfte an
der Behausung desselben an. Wüthend stür/te der Dämon her-
vor, aber erschreckt prallte er zurück, als er einem Manne gegen-
^^llberstand, von dem solclie Gewalt kräftiger Verdienste aus-
riß, strömte. Er kroch wimmernd herbei und flehte um sein Leben,
'sich zu den niedrigsten Sklavendiensten bereit erklärend. So-
song Hess ihn einen Vertrag aufsetzen und sich mit Schwüren
verschreiben, fortan keine Unthaten weiter zu begehen, und als
er ihn durch dieses Versprechen gebunden hatte, kehrte er nach
der Stadt zurück, wo ihn der König festlich empfing und mit
seiner Tochter verlobte. So mit zwei Königinnen beglückt, re-
gierte Sosong in Frieden und Freuden über zwei Reiche. Nach
9*
j^32 P** obere Kambodia und seiue Monumente.
Verlauf von zwei Jahren kam ihm indess die Sehnsucht^ seine
Heimath wiederzusehen, und trotz aller Gegenvorstellungen seiner
Schwiegereltern verabschiedete er sich von ihnen, um seine El-
tern zu besuchen. Nang Kckesah aber wollte von keiner Tren-
nung wissen, und um ihr die Reise leicht zu machen, beschloss
er einen Wunderstein zu benutzen, den ihm der dankbare Jaeksa
geschenkt hatte, und mit dem man durch die Luft reisen konnte.
Bald flogen Beide in der Höhe dahin, und als sie über einem
grtlnen Walde schwebten, Hessen sie sich dort nieder, um in
ihm lustwandelnd ihre Glieder zu strecken. Sie trafen dort
einen Maha-Rüsi (Gross-Eremiten), der seine Tage der Beobach-
tung der Sila gewidmet hatte, und diesem frommen Manne
ihren Kleinodienstein anvertrauend, eilten Beide über die Auen
dahin, Blumen pflückend, die sie bei ihrer Rückkehr dem Heili-
gen als Opfergaben darzubringen dachten.
Der in seinen Betrachtungen ganz versunkene Einsiedler
aber betrachtete sinnend den in seine Hand gelegten Stein, und
mit ihm kamen ihm die Erinnerungen an seine eigenen Luft-
fahrten früherer Zeit, die er bei seiner jetzigen langen Abgeschie-
denheit von der Welt und den Dingen der Welt fast schon ganz
vergessen hatte. Einmal erweckt, gewannen diese alten Erinne-
rungen bald an Kraft, und bald wurde der Wunsch in ihm le-
bendig, gerade jetzt einmal wieder in die Ltlfte emporzuschwe-
ben, was er denn auch kraft seiner Heiligkeit ausfUhrte, und
den Stein, weil er ihn einmal in der Hand hatte, mit sich nahm.
Seit der langen Unterbrechung in diesen Uebungen hatte er
aber alle Regeln des Luftreisens vergessen, er stieg so hoch
empor, dass er bis in die Region des grossen Windes gelangte,
der dort umherweht und ihm den Kopf abriss, Kopf und Hals
zugleich, so dass der Körper des Eremiten mit dem Kleinod in
der Hand auf die Erde herabstürzte, und gerade bei dem Palast
niederfiel in der Stadt, wo Vovong herrschte, und dort von dem
Könige gefunden vnirde.
Als Susong und seine Gemahlin nach der Stelle zurückkamen,
wo sie den Eremiten verlassen hatten, war nichts von ihm zu
sehen, und ihres fliegenden Wundersteines beraubt, mussten sie
die Reise nun in beschwerlicher Weise zu Fusse fortseteen und
Der Jaksa. 133
konnten nur langsam in den dichten Waldungen vorwärtsdringen.
Erschöpft kamen sie zu einer Rastlialle, die ein Jacksa"^) in
dieser Wildniss aufgebaut hatte, als Lockfalle ilir unbedacht-
same Reisende; die er durch das Betreten seiues Gebietes in
seine Gewalt bekommen würde und fressen könnte. Als das
Paar sich dort ftlr die Nacht eingerichtet hatte, kam der Dämon
herbeigeschlichen, um sein Malil zu halten, aber Sosong, der noch
wach geblieben war, recitirte so kraftvolle Mantras, dass der
Jacksa nicht näher herankommen konnte. Indess wurde es ihm
doch ebenfalls unheimlich, er weckte seine schlafende Gefitlirtiu,
and Beide flüchteten ohne umzusehen, bis sie das Ende des Wal-
des erreichten und an der Küste des Oceans herauskamen. Da
sich kein Schiff noch anderes Mittel der Uebcrfahrt zeigte, be-
stiegen sie einen Balken, den die AVellen lierbeigetrieben hatten;
aber als sie sjch in der Mitte des weiten Meeres befanden, er-
hob sich ein schrecklicher Sturm mit Unwetter, der ihr Fahr-
zeug zerbrach und Beide nach entgegengesetzten Richtungen aus-
einander trieb. Nang Kekesah wurde durch die Fluth an eine
Klippe geworfen, die ihre leichten Gewänder zerriss, so dass ihr
kaum ein Streifen blieb, um damit ein Fähnchen zu maclien, das
ihrem Gemahl als Zeichen dienen sollte, wenn er dorthin kommen
m^e. Im Walde weitergehend, sah sie zwei Jagdhunde auf sich
zulaufen, vor denen sie ersclireckt umw^endete und einer Grube zu-
eilte, worin sie sich versteckte. Der Eigenthümer der Hunde,
ein alter Mann, kam dorthin, und sie dort seilend, reichte er ihr
einen Stock zum Anfassen und befalil ilir, henorzukonmien. Er
nahm sie dann mit sich nach seiner Hütte, aber sein altes Ehe-
gemahl war durchaus nicht zufrieden, als sie ihren Mann mit
einer andern Frau herbeikommen sah, zumal diese Zeichen von
Schwangerschaft zeigte. Die Prinzessin wurde deshalb von der
aijgwöhnischen und eifersüchtigen Alten in jeder Weise misshan-
delt, Tag für Tag setzte es Schläge, und Allem hatte sie sich
*) The Rakseyo are a raco of beings, who differ from men ooly in bping
CADDibals (according to tSilva Oooneratne Modliar). They have no supeniatural
(powen whatever like t)ie Yakseyo (Vakkha or Yaksaya) or nialiguant spirits
lome bearlDg a benevolent character in buddhistical works).
134 ^** obere Kambodia und seine Monumenta.
duldend zu unterwerfen. Als die Zeit der Entbindung heran-
nahte und Nan^ Kekesah die ersten Wehen fühlte; bat sie ihre
Herrin um Anweisung eines Raumes ; wo sie gebären könnte.
Aber diese protestirte, da sie Säuglinge hasse, Kindergeschrei
nicht vertragen könne und auch das Haus nicht verunreinigt
haben wolle. In grossen Schmerzen wankte Nang Kakesah des-
halb in den Wald hinaus , und dort sich ihres Gatten erinnernd
sowie aller der Leiden, die sie zu ertragen gehabt hatte, brach
sie in Weinen und Schluchzen aus, die Devada um Htilfe an-
rufend. Ihr Gebet erhörend, nahm Phra In die Gestalt einer
Hebamme an, und nachdem er ihr die Geburt erleichtert hatte,
ztlndete er ein Feuer an, um bei demselben die Zeit der Reini-
gung zu verbringen. Gleichzeitig tiberlegte Phra In, dass der
Neugeborene von dem alten Weibe wohl nichts Gutes zu gewär-
tigen habe, und um ihn den Nachstellungen desselben zu entzie-
hen, nahm er das in seiner Hut gelassene Kind mit sich und
brachte es nach der Residenz Vovong's, wo er es südlich vom
Paläste niederlegte. Phra Vovong, der sich plötzlich heiss und unge-
mUthlich fühlte, befahl seinen Edlen, sich zur Begleitung zu ordnen,
da er beschlossen habe, vor den Thoren der Stadt sich lustwan-
delnd zu ergehen. An einer Stelle, wo er einen Geier mit aus-
gebreiteten Flügeln*) stehen sah, fand er das dadurch gegen
Sonne und Regen geschützte Kind auf der Erde liegen, und als
man es nach dem Palast gebracht, Uess er öffentlich ausrufen, dass
die Eltern sich melden sollten. Da Niemand erschien, befahl der
König eine weitere Untersuchung anzustellen, und fand am
Halse ein Medaillon; das er für das seines Bruders Sosong er-
kannte. Er liess dann vor den Thoren eine Speisehalle erbauen,
in der täglich Almosen an Arme vertheilt werden sollten. Rings-
um an den Wänden liess er Gemälde aufhängen, auf denen alle
Jugendereignisse, sogar die späteren Wanderungen mit seinem
*) Von dem im Kampfe mit den Anezeh, den Erbfeinden der Shomer, Ter*
wundeten Abd- Allah, hörte Palgrave: A flock of katoo, a patridge-Iike bird,
hovered over bim to protect him from the burniog sun (1819). Sein Sohn TeUl,
der Fürst Ton Uayel, wurde angeredet mit dem Titel „Protected of God'' (wie
die indischen Gnpta).
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VovoDg. 135
BradeF; wie sie im Walde reisten; wie sie die Hüliucr assen^
wie sie in der Rasthalle ruhten ^ getreu und mit lebendigen
Farben abgemalt waren.
Nach einiger Zeit geschah, dass Sosong auf seinen Irrfahr-
ten in die Nähe der Stadt kam , und dass er sich müde und .
hongrig an der Almosenhalle niedersetzte, um von der Speiscverthci-
Inng an Bettler Nutzen zu ziehen. Der Anblick der Gemälde
weckte das Gedächtniss früherer Tage, und er zeriioss in Thränen.
Als Vovong davon benachriclitigt wurde, begab er sich dahin
und erkannte seinen Bruder, den er mit sich nach dem Palaste
nahm.
Was Nang Kekesah betrifft, so war sie sieben Tage nach
der Entbindung zurückgekommen, um den Säugling in Empfang
zu nehmen^ und da sie ihn nicht fand, so irrte sie suchend im
Walde umher und gelangte so zu der Residenz Vovong's, wo sie
Sosong in der Almosenhalle sitzen sah, Gaben vertheilend, und
so eine fröhliche Erkennungsscene gefeiert wurde.
Nachdem Sosong in seine beiden Königreiche zurückgekehrt
war, rtlstete er eine Seeflotte aus, während Vovong eine Land-
armee aushob, und Beide zogen gegen das Land ilires Vaters,
den sie durch einen Gesandten zur unterwürfigen Huldigung
auffordern Hessen. Er war dazu bereit,- wurde aber durch die
Ctegenvorstellungen seines Solnies Vaivongsa, den ihm Nong
Monteah geboren, zum Widerstände überredet. Als sieh die
Trappen sehlachtbereit gegenüber standen, schlug Vaivongsa vor,
dass einem Zweikampf zwischen den Fülirern die Entscheidung
tiberlassen werden sollte, und Vovong war sogleicli bereit, die
Herausforderung anzunehmen, als ihn Sosong verhinderte und
sich selbst als Kämpfer stellte. Er warf Vaivongsa von seinem
ESlephanten, und tödtete ilm, worauf der erschreckte K(iuig sogleich
seine Unterwerfung anbot. Als er zur Huldigung lier\'orkam,
V'^^BMisste er durch zwei Reihen aufgestellten Truj)peu passiren, und
als er die erste Abtheilung der Edelleute erreiclite, glaubte er,
durch den Glanz ihres Schmuckes geblendet, in ihnen die Könige
zu erkennen, und erhob flehend seine Hände. Man bedeutete
ihn indess, .dass er sich getäuscht habe, und fUhrte ilm weiter,
auf welchem Wege sich das Missverständniss noch mehrere Male
136 ^'^ obere Kambodia und Feine Monumente.
wiederholte. Zuletzt kam er zu dem Ende der Linie^ wo Vovong
auf der einen, Sosong auf der andern Seite standen, und ab
ihr Vater huldigen wollte, es hinderten, indem sie seine Hände
ergriffen. Sie fragten ihn dann, ob er nicht noch andere Söhne
.habe, damit er sie her\^orsenden und tödten lassen könnte, der
König aber läugnete andere Söhne zu besitzen, da VaiTongsa^
der gefallen, sein einziger gewesen. Auf den Vorwurf Unwahr-
heit zu sprechen, gestand er zuletzt, früher zwei Söhne gehabt
zu haben, die aber wegen Ehebruchs bestraft und hingerichtet
seien. Die Söhne gaben sich dann ihrem Vater zu erkennen und
bewiesen ihre Unsc-huld, die Bestrafung der Coucubine verlangend,
wiihrend die rechtmässige Königin ^vieder in ihre Ehren einge-
setzt wurde.
Eine ähnli(*he Geschichte erzählt das Abenteuer des Prin-
zen Seikkroma, der zur Erlernung der Sinlaprasat*) auszog und
von einem Eremiten einen goldenen Pfau empfing, den er be-
stieg, um durch die Luft zu fliegen und sich ein königliches
Gemahl zu suchen. Die durch die Kraft ihrer Heiligkeit fliegen-
den Bonzen hiessen Bre 'Asdaryi im Sapplianam.
Suvantlia kumara (der Goldprinz) konnte sich nicht ent-
schlicssen, die von seinem kimiglichen Vater bestimmte Braut
heimzufllhren, und veriertigte deshalb in einem abgelegenen Theil
des Palastes einen goldenen Schwan (Hong), mit einer innen
eingefügten Maschinerie, wodurch derselbe fähig war in die Luft
aufzusteigen und zu fliegen (wie das Pferd der Abassiden.) Auf
demselben entfloh er und gelangte nach eineni fernen König-
reich, wo er in die Dienste eines Brahmanen trat, der am Hofe als
Hora oder Astrologe fungirte. Der König, der ihn bemerkte,
bezweifelte seiner Erscheinung nach, dass er ein Brahmane sein
könne, und vermuthcte seine Abstammung aus königlicher Race,
und obwohl dieselbe geläugnet wurde, Hess er ihn neben sich im
Palaste wohnen. Eines Tages erblickte ihn dort die Prinzessin,
die von ihrem Vater in einem hohen Thurm verwahrt wurde, und
da er ihren Augen gefiel, so sandte sie eine alte Dame als Ver-
•*-i
*) Meistens im Takkbasinla oder Taxila gelehrt. The conntry aronnd TaxUa
in ancient times was called Oamboja (Fergnsson).
£tt1
Pasavat 137
traute ab, um einen Verkehr einzuleiten. Als diese den Prinzen
um seinen Namen fragte, gab er als denselben Thong-kani (ge-
läutertes Gold im Siamesischen) aU; und die Botin sehloss daraus,
däss er Suvan (Gold im Pali) heissen und der Prinz Suvantha-
kuman sein würde, indem sie auch die Käthsel der übrigen
Zweideutigkeiten über die Namen seines Vaters, seines Ge-
burtsortes, der Hauptstadt u. s. w. eben so erfolgreich löste. -Als
so das Geheimniss des Prinzen entdeckt war, wurde er mit der
Königstochter vermählt.
König Fhrabat Pa-Savat, Sohn des Phrabat Promathat in
Baranasi (Benares), sah eines Tages, an den Ufern eines Flusses
lustwandelnd, Blumen auf demselben schwimmen, die von Nang
Pathumma (der Früulein Lotusblumc) hineingeworfen war, mit
dem Gebet an den Thevada, sie ihrem künftigen Gemahl zuzu-
führen. Durch den Duft der Blumen in sterbliche Liebe mit der
nnbekannten Schönen fallend, bestieg der Kiuiig sein Pferd
Thossaraja, das mit menselilicher Rede begabt war (wie der
ungarische Tatos). Dasselbe gab auf Befragen Auskunft über
den Wald, wo die Schöne in der Zelle ihres Adoptiv- Vaters, des
Eremiten, lebe, und dort anlangend, wurde der Kcniig von dem
frommen Büsser mit seiner Geliebten vermählt. Während er in
den Honigmonaten schwelgte, wurde das ohne Aufsicht gelassene
Pferd von einem in der Wildniss hausenden Jaksa, Phrabat Xet-
satso mit Namen, gestohlen. Als das junge Paar im Walde
den Spuren des verlorenen Pferdes nachging, wurde Phrabat
Pasavat von einem Waldmenscheu (Khon Pa oder Wilden) er-
schossen, und Pathomma von demselben geraubt und gefesselt
fortgeschleppt. Nachts wurden aber ihre Bande durch einen vom
Himmel herabgestiegenen Devada gelöst, so dass sie befreit ent-
fliehen konnte. In der Zwischenzeit hatte der Eremit durch
die Kraft seiner Femsicht das an Phrabat Pasavat begangene
Verbrechen erkannt und denselben durcli die Kraft seiner Zau-
bermittel in's Leben zurückgerufen. Er machte sich jetzt auf,
seine verlorene Gattin zu suclien, und traf unter einem Baume
des Waldes eine Thevathida (Göttin), die bei Erschöpfung ihrer
Verdienste vom Himmel auf die Erde gefallen war. Mit ihr
der liebe pflegend, liess er sie geschwängert zurück, zog
138 ^'^ obere K&mbodia und Beine Monnmente.
weiter und gelangte zu einem Fluss, über den er sich durch die
Dämonin Nang Kroch tragen Hess. Auch hier ein Zeiclien sei-
nes verliebten Charakters zurücklassend, gelangte er nach der
Waldstadt, in welcher Phrabat Xetsatso herrschte, und wurde von
demselben mit seiner Tochter Nang Sabalak vermählt. Als er,
in den Höfen spazierend, sein treues Ross in einem der Ställe
sah,' aus dem es ihm zurief, löste er es bei Nacht und entfloh
auf demselben, den ihn verfolgenden Jacksa im Kampf erschla-
gend. Die trauernde Jungvermälilte irrte klagend umher, ihren
verlorenen Gatten zu suchen, und traf auf Waldpfaden mit Nang
Pathumma zusammen, die nach ihrem Entkommen aus den Händen
des Khon Pa in die eines chinesischen Capitäns gefallen war, aber
mit ihm Schiffbruch gelitten hatte und als einzig Ueberlebende
an eine fremde Küste ausgeworfen worden war. Die beiden
Prinzessinnen wanderten weiter (ohne es. zu wissen denselben
Gatten suchend), und als die Zeit Pathumma's gekommen war,
leistete Nang Sabalak Hebammendienste. Während sie im
Walde Brennholz sammelte, um das Feuer der Reinigung anzu-
zünden, sah sie ein junges Aeffchen, das in einen Bergstrom
gefallen war, gegen das Ertrinken ringen, und zog es heraus,
worauf alle Aflen des Waldes herbeieilten, um ihr für diese
Gutthat ilire Dienste anzubieten und ihr das Leben in jener
Wildniss zu erleichtem. Zur Wöchnerin zurückkehrend, fand sie
dieselbe an dem Biss einer Schlange gestorben, und Hess das
Kindlein in der Sorge des Affenkönigs, der ihr den Weg zur
nächsten Stadt Dandasa zeigte, um dort Milch zu finden. Diese
Ortscliaft gehörte aber zu dem Lande des Königs Phromathat,
der dort gerade mit seinem zurückgekehrten Sohne Pasavat zu-
sammengetroffen war und jetzt auch dessen Gemahlin fand.
Prinz Chanthakurub, der bei einem Eremiten (Rüsi) die Sinla-
prasat erlernt hatte, erhielt von demselben bei seinem Fortgange
eine kleine Dose, worin aus einem Homunculus eine Jungfrau erzeugt
war, mit der Warnung, dieselbe nicht am Wege, sondern erst
nach Ankunft in der Heimath zu öffnen. Aus Neugierde liess
sich Chanthakurub verleiten, den Deckel schon während der
Reise zu lüften, und fand eine reizende Jungfrau, die er hervor-
zog und als eine Geföhrtin mit sich nahm. Eine Bande Räuber
-1
ChintUkorub. 139
die das Pärchen erblickte; tridtete den Prinzen und führte
das Mädchen als Beute mit sieh* fort. Dasselbe ertrug ihr
Schicksal mit Gleichmut!) und Hess sich gern in der nächsten
Nachtrast die Liebkosungen der Räuber gefallen; so dass selbst
diese verderbten Naturen eine Abneigung gegen ein Geschöpf
empfanden; das so rasch seinen trllheren Geliebten vergesse; und
die Dosendame in der Wildniss zurtickliessen. Sie suchte die
Leiche ilires erschlagenen Gatten auf, und dort in weinenden
Klagen Phra-In anrufend; zog sie den Gott herbei, der sich in Ge-
stalt eines Habicht auf die Zweige des überhängenden Baumes
setzte und dort nach Fleisch krächzte. Die DaniC; die nach den
langen Wanderungen Hunger fühlte ; blickte empor; und hörte,
wie der Vogel sang: ;;Wer mir erlauben wird, mit ihr der Liebe
zu pflegen; für den sind diese Fleischspeisen bestinmit." Sie
nahm den Habicht an ihren Busen und erhielt dann Nahrung;
um ihren Hunger zu stillen. Phra-In (Indra) rief dann Chantha-
knmb in's Leben zurück; und deutete ihm die Strasse «lU; die er
za ziehen habC; um die ihm dur(*h das Geschick bestimmte
Gattin zu linden. Seine bisherige Geliebte verwandelte er da-
gegen in einen Cheni oder HeulatfeU; der noch bis zum heutigen
Tage bei Nacht um den verlorenen Gatten klagt, laut: Kurub;
Knmb rufend, dass es schauerlich durch die Oede des Waldes
widerhallt Nach der bezeichneten Residenz gelangend; vermählte
sich Prinz Chantliakurub dort mit Nang MaclialiU; der Tochter
des Phaya Naktharah; und machte sich mit ihr auf den Heim-
weg zu seinen Eltern. Als sie Nachts unter einem Baume schlie-
fen, wurden sie dort von einer nach einem Gatten suchenden
Jakkini (Dämonin) erblickt; die sich in Chanthakurub verliebte
und den Köri)er der Nang Machalin ihrer Seele beraubte; um
selbst in denselben einzufahren. Als der Prinz am Morgen er-
wachte, sah er sein Weib neben sich, wie am Abend zuvor, aber
es stiegen doch Zweifel in ihm auf, da er durch einen beängsti-
genden Traum geschreckt worden war; in welchem ein grosser
Vogel herbeigeflogen war und seine Gattin von seiner
Seite geraubt hatte. Nach dem Königssitze seines Vaters
snrttckkommend; befragte er die Hora über die Auslegung; und
diese fanden bei genauer Beobachtung, dass die von ihm mit-
j^40 ^^ obere K&mbodia und eelne MoDumente.
gebrachte Frau alle Zeichen einer Jakkini trüge und nicht der
Menachennatur angehöre. Die Über diese Entscheidung entrtlstete
Dämonin nahm dann ihre eigene Gestalt furchtbaren Aussehens
an und stürzte auf die Astrologen los, um sie zu zerreisseo;
aber Chanthakunib hieb noch zu rechter Zeit mit seinem guten
Schwert dazwischen und versetzte ihr den Todesstreich. Er
kehrte dann auf der hergezogenen Strasse zurück, um die Leiche
der Prinzessin zu suchen. Diese war aber schon von Engeln
fortgetragen und im Wasser gebadet worden, worauf auf die
Nachricht ihr Vater Phaya Nakh oder Naktharah herbeieilte, um
ihr das Leben wieder zu geben. Als Prinz Chanthakurub nach
dessen Hauptstadt zurückgekehrt war, fand er nun seine Ge-
liebte frisch und gesund, und lebte mit ihr noch lange in Glück
und Frieden.
Phra Vixathon, ein Sohn des KOnigs von Baranasi (Benares),
empfing eines Tages den Besuch von Preta's*) (Phret), die ihn
demüthig baten, ihnen zu erlauben, von seinem Fleisch zu essen,
da es ihnen unmöglicli sei, ihren Hunger zu stillen. Der Prinz
verlangte nur einen kurzen Aufschub, um einige Abschiedsworte
mit seiner Mutter zu reden, und that dann ein Wunschgelübde,
in Folge dessen ein Schwert vom Himmel fiel, so dass er sein
Fleisch in dünnen Streifen abschneiden konnte, um es den Pre-
ta's in passender Form zu geben, dass sie es in den Mund stecken
könnten. Als Alles aufgezehrt war, und nur die Knochen des
Skelets übrig geblieben, verabschiedeten sich die gesättigten
Preta's, und der Prinz blieb dort liegen, wo ihn seine Mutter durch
die Kraft anhänglicher Erinnerung auffand. Als sie nur ein Gerippe
vor sich sah, nahm sie dasselbe in ihren Schooss und weinte
darüber. Der Prinz tröstete sie aber, sie solle sich des Kum-
mers entschlagen und nicht nutzlos abhärmen. Da von ihm nur
die Knochen übrig seien, so könne er unmöglich fortleben, er
würde aber im Himmel wiedergeboren werden, und starb unter
zärtlichen Trennungsworten,
*) Die Gespenster der Vorh5nef mit einem Ochsenwanst, aber einem Monde
Bicht grosser als ein Nadelohr. Die gigantischen Wasserdämone heissen Rakt-
sasayaksa.
Sangkapat 141
Prinz Sangkapat wnrde von Bcinem Vater nach dem Lande
eines befreundeten Nachbarkönigs gesandt^ da dieser ihm brief-
lich vorgeschlagen hatte, ihre Kinder zu vemiUhlen. Das Fahr-
zengy das zur Reise vorbereitet worden, litt SehiflT)ruch zur See,
es gelang aber dem Prinzen, an's Land zu schwimmen und sein
Leben zu retten. Im Walde seine Strasse ziehend, sah er einen
Brabmanen (Phram), der einen Baum erstieg und Vorl)creitungen
traf, sich zu erhüngen. Um den Grund befragt, erzählte er ihm,
dass er tief verschuldet sei und alle Mitglieder seiner Familie
schon als Pfandsklaven hätte in Haft geben müssen. Sangkapat
überredete ihn, von seinem Beginnen abzustehen, und Beide
reisten zusammen weiter. Als der Prinz Nachts, um zu scldafen,
»ein Haupt in den Scliooss des Brahmanen gelegt hatte, be-
merkte dieser einen kostbaren Ring an seinem Finger, und da
er Begierde fühlte, sich desselben zu bemäclitigen, quetschte er
die Angen seines Begleiters aus. Als Sangkai)at den Schmerz
fllblte, befragte er den Brahmanen um seine Absicht, und hörend,
dass dessen Sinn nach dem Ringe stände, gab er denselben hin,
aber schon war sein Gcsiclit verloren. Hülflos wurde er am
nAchsten Tage durch einen Gärtner gefunden, der dort ein Lust-
flchloss des Königs im Walde beaufsichtigte und ihn mit sich
nahm. Als eines Tages die Prinzessin dorthin kam, um Blumen
zn pflücken, wurde sie überrascht durch die grosse Aehnliclikeit,
die der Blinde mit dem Portrait besitze, das von ilirem zukünf-
tigen Schwiegervater als das Bildniss seines Sohnes gesandt
worden war. Als sie ihrem Vater ihre Entdeckung mittheilte,
wurden Nachforscliungen angestellt, und als die Wahrheit an
den Tag kam, die Hoehzeitsfeierlichkeit vollzogen. Die Prin-
xessin verlangte die Bestrafung des Brahmanen, und wohnte,
trotz der Abmahnungen ihres Gatten, der Gerichtssitzung l)ei.
In Folge dessen enthielt sich Sangkapat der Speise und des
Trankes, da er von seiner Frau wegen seiner Blindheit verachtet
würde nnd sie ihm nicht gehorche. Diese aber, die nur aus
Uebereilnng gefehlt liatte, that ein Wunschgelübde, dass, wenn
sie in der That ungehorsam gewesen, ihr Gatte in der bishe-
rigen Verfassung bleiben möge, dass aber, wenn ein Missver-
fltäadnias voigelegen, ihm sein Augenlicht durch Phra In wieder- .
^42 ^'^ obere K&mbodia und Beine Monmuente^
gegeben werden möchte. Der Prinz wurde sogleich wieder Behend^
und gelobte nun seinerseits den Wunsch, dass, wenn er onge-
rechterweisc zornig gewesen, er so verbleiben möge, dass aber,
wenn er gute Gründe für seine Vorwürfe gehabt zu haben glaube,
sein Gesicht unübertreffliche Schärfe erhalten möge. Und das
Letztere geschah. In Folge seiner Beobachtung der Sila (Vor-
ßchriften) verzieh der Prinz dem Brahmanen, da es ein Bruch
derselben gewesen wäre, wenn er ihn hätte bestrafen lassen.
Im Kambodischen werden die Äccente des Mai Ek und Mai
To nicht gebraucht, aber die hohe und niedrige Stimme gilt
dort gleichfalls in der Betonung. Verse werden, wie im Siame-
sischen, zum Theil durch die Zahl der Silben bemessen, zum
Theil nach deren hohem, tiefem und gleichartigem Tone beim
Singen, und unter der dominirenden Stimme des Gesanges kom-
men dann die hohen und tiefen Buchstaben nicht zum Ausdruck.
Die Kambodier unterscheiden die Kakkati genannten Verse, die
mit gleichschwcbender Stimme gesungen werden, die Phromakttt,
in denen die Stimme steigt und sinkt, die lang ausgezogenen Pu-
mohl und die Putjong.
Für elegische Gegenstände werden hauptsächlich die Phro-
makUt genannten Verse gebraucht, für fröhliche im raschen
Tempo die Kak. Verse mit wechselnden Stimmen heissen Klon
fat kan. In den siamesischen Versen (Xabang, Jani, Soranka-
nang, Phirat u. s. w.) wechseln die fünf Betonungen (als Mai
Ek, Mai To, Mai Tri, Chattava und Pancha). Bei anderen in
der letzten Silbe reimenden Versen, Xanthapak, die aus zwei
Linien bestehen, mögen die Worte in der Mitte getheilt werden,
um zu beiden zu gehören. Ein Bath besteht aus acht Buch-
staben, und vier Bath machen ein Gatha aus.
In den Jalasanvara genannten Versen werden die Worte
durch verschlungene Kreislinien ihrem Sinne nach verknüpft, in
einer „verbrämten Halskragen" gleichenden Form. Verse, in
denen die Worte durch doppelt verschlungene Linien verkettet
sind, heissen Narai kan kan ( Vischnu mit ausgespreizten Armen),
und andere mit umschlungenen Guirlanden Kruth kan pik (Ga-
ruda mit geöffnetem Schnabel). Ihre weitere Behandlung findet
sich in der Anakreontischen Form in den zur Prosodie gehörigen
Varee. 143
Gapitelu des Vutho-thai gehörigen Buches. Von einigen der
durch Buchstabenversetzungen gebildeten Geheimsprachen be-
merkt das Chindamaniy dass sie von den RUsi erfunden sei.
" Eine Versart heisst Glosi kadu (KSäulen-Verse), weil die An-
fangsworte von oben nach unten gelesen werden.
Ich W0rd0 von der Kunst der Verse handeln^ wie das
Abfassen von Sitzen der Regel gemäss sein mnss, für
Vene, schon erfunden und stolz, deren Worte der Form nach
In Sinlen gesetzt sind, wie die Gelehrten früherer Zeit gezeigt haben.
Öa klav Itola bod hai hen gvam
Ten Snbhasit tarn chabab rn
Olon Snbha bob hyam hyam gam Itlav klen he
Kadn Buran dan phu praj vai hvaii son.
Ein Schwank im Kambodischcn der Verse Boht Xrong ist
Folgendes : Xnong ai neng xrong, der BUflfel stösst das Ei, eine
dicke Beule schwillt auf, dick, \xie ein Kokosnusslöffel. Schick'
es nach Haus zu seiner Mutter. Schrei doch niclit. So wein'
doch nicht. Was kehrst Du Dich an die Leute. Lass es
schwellen eimersdick. Ist doch das Mutterchen noch gesund.
•
Geschriebene Räthsel (Khien pritsana) bilden die Siamesen
z. B., indem sie eine sargähnliche Figur zeichnen, drei n davor,
vier n dahinter und ein n hinein schreiben, um damit das Lei-
chenbegängniss zu bezeichnen (ein n liegt, vier sin ham, drei
jong). Ein Tayiue geschriebenes Wort, das selbst den Sia-
mesen (obwohl sie sonst an Pentaphtonge gewöhnt sind) unmög-
lich ist einsilbig auszusprechen, wird in seine zusammensetzenden
Bnchstaben (mit dem Anfangsconsonaut ) aufgelöst, als bedeutend
Tu Ti Tea Tay, ich schlage die Schildkröte todt. Tu ist ein
jetzt ungebräuchliches Wort filr das erste Pronomen, auch tu
kha ist obsolet geworden. Parot kai sitthi, oder durch Queck-
silber erworbene Kraft wird den Verdienstvollen beigelegt, die
nicht sterben, sondern verscliwinden.
Ausser den Mönchen besuchte ich auch den Abt des Klo-
sters Kabommarat, und während ich neben ihm sass, kam ein
144 ^^ obere Kambodia uod seine MonmueDte.
Gemeindeglied, und bat, nnter Darbringung von Kerzen, um einen
Mönch, damit in seinem Hause Mantra's (Mon) gelesen würden.
Der Abt versprach einige seiner Schüler zu schicken. Ich hörte
dort, dass die Farang*) für ihre Wissenschaften und Künste
dem Sohne des Tambongkajuhn verschuldet seien. Von diesem
durch den Chao Myang eingesetzten Abte sind die Klöster in
Siemrab und auch in der Nachbarschaft, wie in Nakhon Vat,
Lalai u. s. w., abhängig.
Während der Nacht zündeten die Diener des Kha luang un-
ter dem Hause Feuer an, das sie ohne Flamme fortglühen Hessen,
um sich, auf dem erhabenen und durchlöcherten Estrich dar-
über sitzend, an der aufsteigenden Hitze zu wärmen. In den
nördlichen Provinzen Chiua's sah ich zur Erwärmung desSchnl-
zimmers die Steinbänke geheizt, auf denen die Kinder sassen,
und auch in den Gasthäusern lassen sich die Reisenden durch
eingelegte Kohlen das Steinbett yor dem Schlafengehen erwärmen.
Am andern Morgen wurde in der Gerichtssitzung des Kba
luang der Process**) eines Mannes verhandelt, den ein Anderer
anklagte, seit sieben Jahren zwanzig Scheffel Reis geliehen zn
haben, ohne Rückzalilung. Später stellte sich ein Privatbesnch,
der Abt des Klosters Sila aus Nakhon Vat, ein, um sich über
seine Untergebenen zu beschweren, die zu arbeiten verweigerten.
Die Gläubiger der verschuldeten Samreh hielten diese zarttek
und wollten das Kloster für Bezahlung verantwortlich machen.
Doch wurde der Bittsteller beruhigt, dass ihm nichts geschehen
könne. Der Kha Luang, der zu den Vasallen des Phra klang
gehörte, stammte aus dem nördlichen Siam und besass einige
alte Bücher über die dortige Geschichte. Die Stadt Lamphnm
führte früher den Namen Haripunxai. In den Ruinen von Myang
*) The Chief Manosingho (who baUt the palace» at Dhubri) was accompaiUed
by LokhymoD, the great Hindu artist, who having been instructed by the gods
and havlng foiind his countrymen unwÜling to take any trouble, visited China
and Europe and taoght the barbarians of these countries, all the arts, in which
they now excell.
**) Das Gerichtsverfahren gleicht dem siamesischen. In der nepalesischen
Hauptstadt giebt es vier Gerichtshöfe Kot-Singh, Inta*GhapU, Taksar und Daiwuk
Bausteine. j^45
Tak (uürdlich von Rakeiu) werden oft SilbermUnzeu gefunden,
die wie ein Doppelschnabel gekrümmt sind. Als der Fürst
(Chao) Xiengla (nördlicli von Xicngrai) die Stadt eroberte, liei-
rathete er die dort herrschende Königin, Nang Chamari genannt.
Die sogenannten Sinlaheng, von denen die Stadtmauern erbaut
wurden, sind nicht Steine, wie sie sich in den Bergen finden
(Hin Khao), sondern bilden sich von selbst in der Erde oder
im Wasser, weshalb sie auch mitunter durchlöchert bleiben. Die
Tempelrainen Phitsanulok's sind von Nischen diclitgedräugter Bud-
dha's umgeben.
Gegen Mittag kam der Führer, um anzuzeigen, dass das
inr Weiterreise verlangte Boot unterhalb der Stadt fertig läge.
Ich liess mein Gepäck auf Karren dorthin bringen, fand das
Boot aber so klein und schlecht, dass ich nach der Stadt zurück-
Bcbickte, um es durch ein besseres ersetzen zu lassen, und be-
nutzte die Zwischenzeit zu einem Bade. Längs des Flusses
fanden sich mehrere Schiffswerften, und Kaufleute kommen von
Udong, am die Kähne zu kaufen.
In der Stadtmauer Siemrabs sind viele Reste der alten
Ruinen eingefügt, die augenscheinlich früher die ganze Gegend
bis zam See bedeckten. Während wir in Inthapataburi (Na-
khou Tom) und Patentaphrom die Kuinenstätten der alten Haupt-
städte des Landes und in Nakhon Yat sowolil wie in Prasat
Keoh die zugehörigen Tempelklöster finden, mag der frei aus der
Fläche aufsteigende Lalai, unter Zufiiguug von religiösen Bau-
lichkeiten, mit Absicht auf die Spiele gebaut sein, die sich von
ihrer Höhe auf der baumlosen Ebene, wie sie von ihrem
Fasse abfällt, am geeignetsten überscliaueu Hessen, während
der terrassirte Hügelbau Bakongs nach der jetzigen Tradi-
tion zur Aufbewahrung des Phra Ko oder Stiergottes bestimmt
war, der noch in den späteren Zeiten der kambodisclien Ge-
schichte mit grosser Heiligkeit verehrt wurde, besonders in
seiner Zusammenstellung mit dem Phra Keoh des Prasat Keoh.
Kabin bezeichnet einen rothen Ochsen oder eine rothe Kuh, wird
aber auch flir Affe gebraucht, und findet sich in Verbindung mit
Maha-Phrom sowohl wie mit Kabila-Muni. Die Chinesen erwäh-
nen Eroberungszüge der Birmanen und Laos im IIL Jahrlidt.
Bftitlan, Reiae In Kambodia. IV. iU
«i
146 I^t^ obere K&mbodia und seine MoDomente.
p. d.^ und das Vorwalten des Buddhismus in Indien unter der
in Kapili oder Kabinlawutti regierenden Dynastie fällt mit dem
Aufschwung des Juen-Zweiges zusammen. Aus alten Erinnemn-
gen wurde (130G p. d.) der Tempel in Buddha Gaya emenert
Von den kambodisehen Monumenten erinnert Bakong am Direc-
testen an jene mexieanisch-polynesische Architektur der Teocalli
und Morai, in der als Grundlage ein natürlicher Hügel flir die Au»-
ftihrung künstlicher Terrassenbauten benutzt wird. Von dem
Thore der Aussenmauer ftlhrt ein Pflasterweg über Niederungen
zum zweiten Thore und dann weiter zwischen einigen verfalle-
nen Structuren hinlaufend zum Fusse des Hügeltempels Bakong;
an dem über seclis Terrassen vierzig Stufen zu der Kegelspitze
führen; auf der die aufgemauerte Plattform schroff und steil
nach allen Seiten abfallt und eine weite Umschau gewährt Jen-
seit der zehn Psasada, die am Fusse der Terrasse innerhalb
des durch den zweiten Mauerring gebildeten Hofes stehen, breitet
sich ein Waldland aus, an vielen Stellen in das leichtere und
losere Grün von Bananengärten aufgelöst, mit durchgeschlängel-
ten Silberstreifen sandiger Fusswege und überall durch Palmen
überragt. Im Osten markirt sich jenseit des Baummeeres eine
offene Linie vor dem Horizont, und dort zeichnen die blauen
Linchi-Berge ihre Umrisse ab. Oestlich stand der Dom Kakhon
Vat's vor. Die Treppen an den Terrassen flihren (iurch niedrige
Steinthüren. Roh aufgerichtete Steine und isolirte Säulen stehen
umher. Der Wall ist aus behauenen Steinen gebaut und im
zweiten Kreise gewölbt. Die aus Ziegeln gebauten Prasada
haben nur einen Eingang, und die falschen Thtlren der anderen
drei Seiten sind reich mit Sculpturen, wie auch die Portale von
einem Arabeskenwerk überzogen sind. In den Aussennischen
der Wände stehen Steinfiguren. Sechs der Prasada liegen in
Trümmern, von Jungle überwachsen, und auch die anderen haben
Schaden gelitten. Löwen hüten die Treppenstufen, Elephanten
treten an den Ecken hervor und die Drachenschlange ringelt
sich auf den Balustraden. Nur zwei Eingänge finden sich im
Osten und Westen. An einem der Steinthore hebt sich zwischen
Ornamenten der Kopf eines Jackka empor. In den Verschlin-
gungen der Arabesken bildet sich mehrfach die Figur Narai's.
Terrusenhimmel. 147
Der zu der Plattform aufsteigende Httgel ist ganz in Terrassen
nmgefonnty an seinem Fussc stehen die Prasat^ die dann wieder von
der Mauer im doppelten Zirkel umschlungen sind.
Bei der Adoptimng der Gestalten des brahmanischen Pan-
theon, wie sie überall bei den kanibodischen Monumenten , oder
auch in siamesischen und brahmanischen Mythologien hervortritt;
hat der Buddhismus hauptsUchlich die Meditations-Himmel der
Byamha oder Phrom bevorzugt, die sich weit Über die Terrasse
der sinnlichen Paradiese erlieben, aber dann als letzten Abschluss
Aber das Ganze die Unendlichkeit des Nirwana allumfassend
herumgewölbt.
Die Himmel der Thevada werden in 10 Stockwerke (Kichanla)
getheilt, oder in 6, die bei den Siamesen Thao-LfOka-Bala, Dava-
dttngy Jama, Dusit, Nimmanaradi und Paranimit heissen, oder bei
den Kambodiem Jatummaharaxica, Dutchidajama, Dimaranadih,
Eanitakha, Ankanitakha und Tutthita. Sie bieten verschiedene
Wohnungen, *) je nach der Disposition der abgeschiedenen Seele.
Die Xan Maharaxika bildet die Wohnung für Maha- Brahma.
Die fttnf triumphirenden Himmel zwischen den 17 Brahmaloka's
und den 4 Arupaloka werden von den Zerstörungen nicht mit
betroffen. Die Phrom werden mit 4 Gesichtern gedacht, von de-
nen auf den Bildern drei dargestellt sind. Phrom meint vielge-
*) OimbeU in coelo deornm immortallum, ac bonornm daemonum locus cre-
cUbatnr, HnergemeU p«rditi88iinorum ac peMlmorum, Helgrlndur volgi tarbaeqne
Bortellnm IgnobiÜB, Valhalla regum, heronm, Asanim, Ducumqae in bello fortiter
oeenmbentinm , Ydaensaakar optlmoram virorom ac virtatem claritate praAclare
de genere hnmauo meritornm (Stephanins). Am Besten ist es im Oimle sein
■it Surtur (helset es in der npsalaischen Edda). Oimlo wird als neunter Himmel
■ol||ttIblt. Als Freya's Sitz heisst der neunte Himmel Yolkwang. In den acbt
Blockwtrken des Belthnrms erhob sich die Wohnung Satnm's fiber den sieben
Himmeln. Pherekydes theilte das ganze All in sieben Hallen. Die zehn Taro-
wnnelD, die die alte Matakerepo dem Tawhäki zahlt, entsprechen den zehn
Hlmmelirilnmen, in deren letztem Rupe Rehua sich findet (nach den Mythen der
ÜMri). Auch auf Tahiti zerfiel der Himmel in zehn Strata oder Tua, deren Jedes
dm Wohnsitz stets angesehenerer Geister war, bis zum ▼5111g finstem der oberen
OStter (s. Schirren).
10 •
148 l)<^ obere Kambodia und seine Monnmente.
sichtig. Sie haben weder Eingeweide noch Änsftlhnmgsgänge,
und deshalb musste der Genuss irdischer Nahrnng, der sie in
Menschen nietamoiT[)hosirte, *) erst eine Revolution in ihnen schaf-
fen, indem dadurch auch die Sexualorgane hervorgetrieben wur-
den. Ihre sechs geistigen Fähigkeiten sind Vitok, Vichan, Piti,
Sukh, Ekhata, Ubekha.
Die Hohe**) der Phrom-Himmel wird als Akkanit angege-
ben, d. h. als endlos, weil die Entfernung nicht gemessen wer-
den kann; die ersten drei Terrassenstufen zeichnen sich durch
Gelehrsamkeit, die folgenden durch Glanz, ***) die obersten durch
Schönheit aus.
In kosmologischcn Gemälden wird der Raum über den
Arupa-Phrom-Himmeln durch einen wolkigen Nebel (Axaxada-
kat) bezeichnet, der den Uebergang zum Myang-Nakhon-Neibban
(Myang-Keoh-Amatha-Maha-Niruphon) bildet.
Nach den verschiedenen Terrassen sind die Phrom verschie-
dener Form und Erscheinung. Da, wo sie ohne Kopf und Kör-
per nur aus Chai (Sinn) bestehen, gleichen sie der länglichen
Fak-Frucht (in der Fak-Rupa). Auf einer Terrasse (Xan) be-
sitzen sie nur Augen (ta), Ohren (hu) und Chai, aber weder
Mund noch Gesicht, da sie dort keine Nahrung zu sich nehmen.
*) Adam antem et Evam prins qiiidem habnisse levia et yelnt ipirftalia
Corpora, qoemadmodum et platmati sunt, venientes antem hoc demntasee in
obscnrins et plnguius et pigrius, giebt Iren&us als Lehre der Ophiten. Nachdem
die ersten Menschen ans dem Paradies der vier Ströme Verstössen sind, erhalten
sie statt der lichten und gleichsam geistigen Leiber, in welchen sie erschaffen
waren, dunkle und grobe, indem die Röclte von Fellen, welche der WeltschSpfer
den gefallenen Menschen bereitete, die grob materielle Leiblichkeit darstellten,
in welche der Mensch nach dem FaUe Verstössen ward (Hilgenfeld).
**) 11 7 a vers le midi an autre ciel plus ^lev^ que celui-ci et que l'on
nomme bleu-clair et au-dessus de celui-la un troisiime ciel plus Aev^ encore,
appelU le vaste, dans laquelle doit dtre la ville de Oimle, mais ponr le präsent,
il n'y a que les Genies lumineux (d'Alfheim), qni y demeurent (Mallet).
***) Das im kleinen Räume des Herzens vom Auge der Wissenschaften (Vidja)
zuerst erblickte Licht ist die reine Gestalt der Wissenschaft Mit dem sinnlichen
Auge wird es nicht erblickt. Wer aber dieses Licht, welches der Aufgang des
Brahma und herrlicher als alle leuchtende Welten ist, wirklich geschaut hat,
der ist in Wahrheit ein Brahmane, ein Leuchtender (s. Windiachmann).
Varoa. J^49
Die Arapa-Phrom; als dem Nibban nahe^ sind ganz gestaltlos und
können deshalb von den Malern nicht bildlich dargestellt werden.
Die Devada im Himmel Daodllngsa sind von weisser Farbe,
in Tnssida von gelber. In Yama gleicljen sie der Sonne, die
am Morgen wie Gold und Silber glänzt, aber am Abend ihr
Licht verliert und in Dunkelheit erlischt. In Gemälden eignet
sich Phra-In (Indra) die grüne Farbe zu, in Folge des Glanzes
vom grünen Kleinod (Keoh Inthalin, oder Katsamih-Keoh), das
er trägt und das die ganze Figur mit seinem Glänze überstrahlt.
Je nach der Farbe der dargebrachten Opfergaben wird sich durch
die Kraft der Barami (Verdienste) die Farbe der künftigen
Existenz bei der Wiedergeburt gestalten. Die Kleidung der
Priester ist gelb, aber Buddha oder Phra-Chao(Boromma-Puttho)
wird gewöhnlich in rother Farbe gemalt, damit seine Figur
mehr hcr\'ortritt. Auf alten Bildeni wiegt auch bei den übri-
gen Priestern die rothe Farbe vor, wohl aus Sparsamkeit, da
das Gelb viel Geld kostet. Mitunter sind die rothen Gewänder
mit gelben Sternen besprenkelt. Menschlichen Figuren gehört die
braune Farbe an, den Amren und Jakh die rothe. Phra-Phrom
ist gelb und Phra-Ram sowie Narai werden im Gesicht*) grün
gemalt, aber weiss am Körper. Die Maler scheuen bisweilen,
die Augen anzudeuten, und nach den Chinesen wird das Bild
dadurch belebt. Die Brahmanen tauchen den Zweig einer Be-
telwinde in Lampenruss und bezeichnen dadurch die Augenflecke
anter Hersagung von Beschwönmgen.
Bei der Schöpfung der Welt wuchs der Siva-Lüngk (Seb-
Phet) auf, als die Wurzel der Erde, um ihr Stütze zu geben,
und an seiner Spitze trug er die Dok-Bua (Lotusblume) aus der
Phra-Narai erzeugt wurde. Die Siamesen sagen, dass die Brah-
manen ihres Landes Phra-Insuen unter dem Namen Phra-Sava-
Lttngk (oderLinga) verehrten. Phrolim, Phra-Insuen und Narai
heissen die drei Herrschaften oder Phra-Phu-Pen-Chao-Thang-Sam
bei den Brahmanen. Von ihnen ist Phra-Insuen das Haupt und
auf sein Gebot muss Phra-Narai, sein jüngerer Bruder, in unab-
*) The fiee of each of the FWe-Rnlers should be of a color, correspouding
te th« eolor, which each represento. Sie gehören za den corrapt gods (nach Doo-
littl«), who become correct gods by the decree of au emperor.
i
j^50 ^** obere Kambodia und seine IfoDoraente.
lässig tiefer Meditation ttber die Vorschriften in der milchigeii
See"^; verbleiben; auf dem Rücken des Drachenkönigs Ananta
thronend.
Phramahenmenlüng ist der Vater and Phraborimensiin die
Mutter Phra-Insuen's. Bei der Fluth zogen sich die Eltern yon
Krailat nach Devadflng zurück^ sandten aber nach dem Ablaufen
der Wasser ihren Sohn zur Wiederherstellung. Phra-Insnen
baute die Welt; unterstützt durch Phra-Narai, der mit ihm im
Trailat oder Dreiberg **) weilt; aber gelegentlich sich nach der
Milchsee (Kasien-Samuth) begiebt, um die Vorschriften zu be-
obachten. Von Kailasa aus beherrscht Phra-Insuen den paradie-
sischen Himavan. ***) Mit Uma zeugte Phra-Insuen die Söhne
Thevakam und Mahakinet. Am Schwingfest der Siamesen
kommt Phra-Insuen auf die Erde herab; berührt sie aber nur
mit einem FussC; da sie sonst versinken wtLrde, und deshalb
darf Phaya - Phollatheph den andern Fuss nicht niedersetzen.
Perseus mit Flügelschuhen war (nach Porphyrius) Priester des
Mithras.
Phra-Insuen wird in seinem Ausbau der Weltf) durch den
Architekten Visvacarman unterstützt; der vortrefflich in Stein
arbeitet; während der ägyptische Schöpfer den Menschen auf
der Thonscheibe zu drehen versteht. Plato's Gott (bei TimäOB)
*) Beim Battem wickelt sich die Weltschlange nm Berg Meni, wie Typhon
mit seinen DrachenBchw&nzen Zeoi am Berge Casios umschlingt. MUebseen
kennen (nach Schott) die Walachen, und die Drachen und Schlangen (Milch*
mütter der Letten) sind wie anderswo anch in der Normandie (nach Boequet)
dnrch MUch zn berahigen.
**) Stetin tres montes, amhita suo conclosos hahebat, nnd darauf stand
das Bild des Trigelaos (Triglaph), dessen drei K5pfe die Herrschaft über drei
Reiche (Himmel, Erde nnd HSlle) bezeichneten.
««•) ^ach dem Raja Ratnagari wurde Pakramabahn bei seinem Tode nach
einem SUberfels in der Wildniss des Himala yersetzt, nm dort bis zum Ende der
Welt über die glänzenden Berge zn herrschen. Von dem tempelschSnderiscben
Könige Choranganam war frflher gesagt, dass er nach der H61)e Endiri Maha
Naraka gezogen sei nnd dort den Namen Cawla Cai^Jaknam Maha Pretaya er-
halten habe.
f) Nach den pseudoclementinischrQ Homilien hatte der inclTtns aogelni die
Welt nach dem Urbilde der oberen ersehaffsn.
lucaruatiou. ibi.
bildete die Knochen aaf folgende Weise : ;,Er siebte Erde durch;
und als sie rein und glatt war; vermischte und machte er sie
mit dem Mark an und legte dies iu's Feuer; tauchte es hierauf
in Wasser und dann noch einmal in's Feuer und wieder in's
Wasser. Indem er es auf diese Weise öfter in jedes von beiden
Übertragen hatte ; machte er es unautlöslich von beiden. Er
bediente sich daher dessen und drehte es rings um das Gehirn
SQ einer Kugel von KnocheU; doch licss er dieser einen engen
Ausgang^' (v. Wagner.) Nach der Sage der Sioux am oberen
Mississippi bildete der grosse Geist den Menschen aus dem rothen
PfeifensteiU; als rothen Adam.
Phrahm im Himmel incarnirte sich auf Erden als Phra-
Insaen; ohne Theilung seiner Wesenheit; wie es bei der Einkör-
perung Narai's (den sib song bang) statthat. Im Gitagovinda wird
Buddha als menschgewordener Yishnu gepriesen. Holtzmann
nennt Amara; der unter König Bhoga*) lebte (887 p. d.), einen
wishnuischen Buddhisten (ein Zeitgenosse des Astronomen
*) Auch zur Zeit des HluenthsaDg lebten die BuddhisteD, die sich iu Ma-
gadha Ton den Brahmaneii getrennt hatten, in Malaya mit ihnen untermischt
Tor den NachsteUnngen seines auch über Gauda oder Bengalen herrschenden
Ookela Ifanga, dem sein Vater wegen Mlndeijährigkeit die Regierang Oberlasseni
Mf sich Bhoga (f 1053) nach dem Tempel der Mahamaja zurQck. Nach Abufazl
vwlegta Bhoga (der auch im Lande der Pandja herrschte) seine Residenz von
Uggi^ini nach Dbara und Hess den in Orissa verschwundenen Thron nach dem
Anfllnden nach der Hauptstadt bringen. Nach Bhoga's Hof flüchtete vor Mahmud
ron Ghazna der König Kabuls. Auf der Inschrift heisst Bhogadeva der Hervor-
ragendste anter den Geschlechtem der Pramana, der den Erdkreis bis zu dessen
loMersten Grenzen durchzog. Der Jogi aus Kaschmir herrschte, so lange die
Seele des Königs in einen Papagei gebannt war. Mehrere Jainas blühten unter
Ihm als Schriftsteller. Laxmideva, Sohn des Udajaditja (der auf Bhoga folgte),
dehnte seine Eroberungen aus, während Laxmanasena aus der Vaidja-Dynastie
In Bengalen herrschte. Der Stamm der Kero wurde durch die Pramara ans
Blhar vertrieben. Unter Vastupala und Tegapala (aus dem Geschlecht der Prag«
▼■ta^KalukJa im Fürstenthum Chandravati), den die Jainas begünstigten, wurden
die prächtigen Tempel auf dem Berge Arbuda gebaut. Dorthin verlegten auch
die Pranura (Porvaroi bei Ptolemäos) ihren Ursprung, als zu den Agnikula ge-
kSrtg. Auf der Inschrift der von Arjuua stammenden Haihi^a (des Mondge-
leUeehtee) wird Avelladevi (Gattin des Karna), aus dem Volke der Huna abstam-
mend, genannt
]^52 Dak obere Rambodla und netne Monumente.
Waraha-Mihira , der sich vor dem Fusslotua des MarafeindeB
oder Vishim beugtet, einen Tempel Buddha's bauend. Wenn Phrm
Insnen Regen zu geben beabsichtigt, so lässt er seine Befehle
ergehen an Phaya-Nakh, der dann die Wasser seines Sees*) xa
solcher Höhe erhebt, das» sie bis an die Wolken reichen. Vom
Berge Khao Suthatsanakut (mit den Höhlen des Khao Khantha-
madon ) entquellen vier Flüsse. Vetsuvano ist der ftlr Aufträge an§-
gesandte Bote Insuen's, der Mahitsathevaputtha (der Sohn des ge-
waltigen Gottes ) heisst. Von seiner Residenz auf Krailat oder Trailat
heisst Thao Mahesuon oder Phra Isuen (Insuen) auch Phra-Trailat
(Vater des Mahaphutthakhinet-Mahaphutthakhinai). Der Meni
ist (nach Polyän) einer der drei Gipfel des Trikoryphon (Trikuta).
Wie Phra-Narai führt auch Phra-Insuen den Beinamen Visnn.
Als Mannt (Mensch) wurde der Thevada Narai in Kama gebo-
ren. Im Himmel gehört Phra-Insuen zum Phuek Phra In, wäh-
rend Vetsuvan sich am Firmamente aufhält. Phra Insuen eidstirt
zuweilen auf dem Berge Krailat, zuweilen im Prohm- Himmel,
als identificirt mit Maha-Phrohm. Die Dreiheit Isuen-Phrohma-
Man begreift Isuen auf Erden, Phrohm in den Brahmanen-Regio-
nen und Mara im Himmel der Thevada, von wo er aber zugleich,
als Princip des Bösen, in chtonische Form versetzt wird, oder
auch Pluto's Stelle in der griechischen Dreiheit annimmt In
seiner dunkeln Wandlung führt Phra-Insuen den Beinamen des
Schwarzen (Dam oder Kantha). Auch Buddha, der in den Pali-
texten die feindlichen Angriffe durch seine Heiligkeit überwin-
det, erscheint im Lamaismus in schwarzen oder furchtbaren
Wandlungen, als Gzemebog an der Seite von Beibog, wie Gtott
(nach dem Midrach) als Elohim richtet, als Schadah straft, als
*) Von den vier Flössen^ die im See Anothata entspringen, nmkreiten der
nördliche, östliche und westliche den See dreimal und fliessen dann durch die
Menschenwelt in das Meer aus. Der südliche Strom, nachdem er durch den
Himmel (Akasa-ganga) geflossen ist, kommt aus seinem unterirdischen Laufe her-
vor, in fnnf Zweige getheilt, als Gangs, Yamuna, Achirawati, Sarubhu und Mahl.
Als Girisvaras wohnt Siva auf dem Rerge Meru, wie Jehovah auf dem Moriak
(s. Nork). Auf dem Berge Kailaf^a, wo Siva mit Parvati residirt, sprosst der alle
Wünsche erfQllende Kalpa-Baum und verbreitet die Paryata-Blume ihre Wohl«
gern che.
1 ingn. 153
2Sebaoth kriegt. Phra-Khinet oder Phra-Phuttha-Khiuet, der ele-
phantenköpfige Sohn Phra-Isuen'» (bei den Brabmanen) oder (nach
den Siamesen) Phra-Insuon's wird meistens mit Phra-Khinai oder
Phra-Phuttha-Kinai associirt. Wenn Plira-Insuen richtig verehrt
wird, kann kein Crocodil an die Oberfläche des Wassere auf-
steigen. Wie Siva in den Vcdas als Rudras wird der Sturm-
gott auf den Andamanen verehrt, wo (wie auf Fernando Po)
die Eingeborenen (nach Symes) den Geist der Unwetter durch
wilde Chorgesänge beschwören.
Der Sivalüngk in der Gestalt eines hohen Stammes bildet die
Manifestation (Nimit) Phra-Insuen's. Die Hanptgomahlin des
Phra-Insuen, der auf Trai-Kalat oder als Ammarim auf (Jem
Berge Phra-Sumeru residirt, ist Umaphakkavadi * ) (Kahayayani,
Kbaori, Maivadi, Phavani, Kutharani, Sanpani beibenannt). Ihr
Sohn ist Phra-Narai, der sich als Phra-Ram, der Gatte der Sitha,
inoamirte. Neben Uma-Phakkhavadi werden Phra-Laksami und
Phra-Hatsavari als Gattinnen Phra-Insuen's genannt.
Die Namen tnsuen (Phra-In oder Indra des Himmels) oder
Isuen (Iswara) werden oft gleidibedeutend gebraucht flir Siva.
Auch Issara '*"'') findet sich und Isaraphab, um die höchste Gewalt
*) Von ihreu Schädel trageuden Verehreru wird Rhawani (Parwatl oder Uma)
Aaeh Kapalini genannt. „Die Tracht der Einsiedlermönche des heiligen Paulus
(di« Brfider oder Väter des Todes) bestand aus einem weissgrauen Rocke, einem
Mant«], einer spitzen Kapnze von schwarzem Tuch, einem schwarzen Scapnlier
vnd mitten auf demselben einen weissen Todtensch&del mit zwei krenzweis dar-
unter gelegten Knochen.**
**) Als Issa offenbart sich Siva in acht Gestalten, und in Ise feiern die
Japaner das Reinigungsfest der Sonnengottheit Aditja (die Sonne) heisst Isanl
(der Herrseher), als über das AH herrschend, Asani ist der Blitz (in der Satapatha-
Brahnana). Bhawani, die Natur als Mutter oder Ambika, wird Isaui genannt als
fferrscberin, und Osiris, der Brudergemahl der Isis, heisst Isiris bei Uellanikos.
Mach Diodor bildeten die Griechen Osiris aus Siris, und Bruce erkl&rt Seir (Sire)
ali Hnnd (Sirius). Nach Olaus Magnus hielten die Lappen die Baiwe (in der
Sonne) für matrem omnium animalium, die als Lebenswärme im Rennthier unter-
kalten werde. Nork erklärt Assur aus dem Indischen Isavara. Usow (Esau) war
daa bSee Prineip in der phSnicischen Mythologie, als Bruder des Hypsuranius
(Bach Bnsebius). In Ksmnn tritt Asklepios als acJiter zu den Kabiren. Iseede
bt den .Sabäem der gute Geist. Im Ksthnischen meint Iisa Vater. Esan (Et-
/
j^54 ^^ obere Kambudia und seine Monumente.
auBzadrttcken. Ferner Itsarat als Oberkönig and Itstryot fttr
vollsten Ruhm. Als Issi ist Insnen (Isnen) Hanpt der in dea
Wissenschafken erfahrenen Rischi (Rüsi) oder Rasi. Die yon
Porsena beherrschten Rasenen waren (nach Hesychins) von Janas
in Astronomie^ Weissagung und Ceremonien unterrichtet Im
sen, der Herr) sind (nach Pallas) die Schntzgeister der Mongolen (Aaa der Ta-
taren). Asins war Zeus Dendrios in doppeltgeschlechtiger Gestalt als ScbSpfor.
Asins, der durch magische Künste das Holzbild des Palladium verfertigte, gab
Tros Veranlassung, den Namen seines Reiches aus Epirus in Asia zu verindem
(s. Ensthathius), während Andere den Lyder Asins oder Asia, die Mutter des
Prometheus, zu Pathen des Continents machen. Asia proconsuUris begriff dl«
Asianoi in den St&dten der von Attalus beherrschten Monarchie. Die Diotkmco
bauten in Golchis einen Tempel der Pallas, als Asia (die Oetheilte). Als unteitte
der vier Emanationen ist Asiah (in der Kabbala) die Welt des Scheins und
Trugs. Die Alpiner ehrten Mars, als Esus und Camulus, unter dem Bilde einer
Lanze und* Namen Fonion (Hormayr). Asa und Asa-el sind (nach dem Talmud)
sündige Engei, die den Menschen die Zauberei lehrten. Nach Sueton bedevtat
Aesar in etruskischer Sprache Götter, und Äsen (Aioi) sind die Götter bei das
Tyrrhenem, sagt Hesychius. Jemandes erzählt, dass die Gothen nach dem Siege
fiber Domitian ihre Fürsten für Götter hielten und Äsen nannten. Die Asea
werden als Ansen durch Balken erklärt, wie sie sich im spartanischen Tempel
fanden, und in Waldeck sieht man den Teufel in Gestalt eines Balken darcb dia
Lnft fliegen, Geschenke in den Schornstein zu werfen. Die Inder ehren des
Beisbalken. Es, als die höchste Gottheit der Jenissei-Os^äken, stellt zngleieh
den sichtbaren Himmel vor. Zoega stellt die Aesar mit den Äsen zusammen.
Anf den Kupfermünzen der römischen Colonie Yalentia war der As mit Jupiter
beprägt In den Anses erkennt Münch die nämlichen Worte wieder, welche nach
den Begeln der nordischen Alterthumssprache Aesir (im Singular Ass) laateii.
Ifit den Sahan * Tataren wurden die Antsi - Tataren von Temudschin besiegt
(s. Maiila). Aus einer delphinischen Familie wurden beim Dionysoscaltus in
Thrakien die fünf Hauptpriester oder Heiligen, als Hosioi, gewählt Tacitns nennt
die Ösen (neben den gallischen Gothinem) pannonischer Abkunft Nach Ptolemaot
grenzten die Osylen an die Roxalanen. Das Volk der Asaei wohnte an der Rha
(Wolga). Ein Pflanzvolk der Askanier, die Phrygier waren, Hess sich in Armenien
nieder. „Der bei den Parthern wiederkehrende Name Ask liegt anch in Scandi«
navia (Askanan) zu Grunde, wie in Thuisko, als DJu-Ask.^ Askiburg am Rhein
war heiliger Sitz der Iscaevonen, gegründet von Ulysses, nach dessen Grotte anf
Ithaka der Herd der Symbolik von Porphyrius verlegt wird. Snorri liest Odin,
in Asgard regieren, der Hauptstadt von Asaheim, und die Sagen der Osseten
sprechen vom Abzüge ihrer Heroen. ATaa (parca oder fatum) dicitnr Sora qnaal
^ omI ovaa erklärt Sueton. ÄXaun ist fanstos oder anspicatus. Die Bulgaren be-
siedelten Yanand in Pasen (Vretos).
Ganesa. 155
Sapphanam findet sich Martttyu, als Epithel des Isavara oder
Pra-Ingaen. Der Königsgott Knmara-Kartikeya ist Bruder des
Ganesa, der wie andere Gottheiten thierköpfig **) erscheint.
Die Nachkommenschaft Mahadeva's ist meistens in einer
etwas oigenthttmlichen Art auf schwierigen Umwegen zur Welt
gekommen^ und mit Recht, da weder dieser finstere Gott der
BflBBungen, noch seine jungfräuliche Gemahlin sich mit solchen
Venmohen abzugeben brauchten. Die Mysterien; die Kartikeya's
Geburt einhtUlen^ bleiben besser in den Allegorien einer heiligen
Sprache vor profanen Ohren verborgen; aber auch sein Bruder
Ganesa hatte manche embryologische WechsclfUlle zu durchlau-
fen, ehe er, der indische PoUear oder Schwellengott, der ge-
mllthlicb und sorgenlos als biederer Fetisch klotz an der Thttr
der niederen Htttte stand, zu einem dircctcn Spross der höchsten
Trimurti erhoben und in die Vorhalle des aristokratischen Kailasa
eingefbhrt wurde, wo jetzt die schweren Sorgen eines Weisheit-
gottes auf seinem bedrückten Kopf lasten. Als seine Mutter ihn
zuerst aus dem Lehme des schaumigen Wassers knetete, womit
de ihren göttlichen Leib abgewaschen, war seine Bestimmung
snnächst noch keine andere, als in der Grotte Wacht zu halten,
wo sie, vor Eindringlingen sicher, sich noch länger in der kühlen
Fluth zu erquicken dachte. Doch Siva, der damals lange keinen
Zank mit seiner lieben Parvati gehabt hatte, musste gerade da-
her kommen, um sie im Bade zu überraschen. Der unglückliche
Bursche, der noch wenig von der Etikette wusste, mit der solch'
hohe Herren zu behandeln sind, stellte sich ihm tölpisch mitten
in den Weg, und Siva handelte gnädig genug, indem er ihm als
Antwort einfach den Kopf abschlug. Indess war es auf der
andern Seite doch auch wieder traurig genug, dass der Gott der
*) Maha Sohon Takseya (with three eyes and four hands of red coloor) hanta
graitytrdB (feedlng on entraÜB), ridlng od a goat iu his apparition as Say
Bohona, od a deer as Amu Sohona, on a hone as Jaya Sohona, on a sheep as
Maro flohona, on an elephant as Galu Soliona. In aucient times amoug the giants.
(In Ceylon) Jaya Sena picked a quarrel with Gota Imbra, who knocked off his
htad. Tha planet god Senasnra (being a spectator) tore off the head of a bear
ud appUed it to the headless tmnk.
jif>6 ^^' obere Knmbodia und seine MoonroenU.
Weisheit bei seinem ersten Debüt auf Erden gleich den Kopf
verlor, und Siva schien das selbst zu ilihlen; denn um die fHr
ihr Söhnchen klagende Parvati möglichst rasch zu beruhigen,
nahm er den ersten besten Kopf, der ihm in den Griff kam,
und setzte ihn dem Rumpfe auf den Hals. Es war glücklicher-
weise ein Elephantenkopf, denn es hätte eben so leicht, wenn
das schlimme Geschick es gewollt hätte, ein weit ungünstigerer
sein können, besonders bei einem Gotte, vor dessen Tempeln ab
höchster Gegenstand der Verehrung der Ochse Nanda liegt Was
fllr Folgen dies für den Entwickelungsgang menschlicher Weis-
heit gehabt haben würde, ist schwer einzusehen; denn nach
den sorgsam verglichenen Erfahrungen chinesischer Aerzte, die
bei Trepanirungen, um Substanz- Verlust zu ersetzen, nur ein
ganz kleines Stück Kuhgehim einzuheilen pflegen, soll schon
dieses Minimum zur Folge haben, dass sich bei dem Patienten
Symptome einer Rinder-Natur fcu manifestiren beginnen.
Sri Ganesa prangt jetzt mit seinem Elephantenkopfe auf
der ersten Seite eines jeden indischen Buches, und vor Ganesa
knieen täglich alle Schreiber und Gelehrten des Landes, seinen
Rüssel mit Blumen bekränzend. Wie Parvati von Ganesa, wird
Isis von Anubis begleitet, dessen Geburt eben so zweifelhafte
Zweideutigkeiten decken, als die seines indischen Halbbruders.
Nach Plato war den Aegyptem der Hund, als das verstän-
digste der Thiere, der Freund und Feind durch Kennen und
Nichtkennen unterscheidet, das Symbol der Klugheit, das die
Indier durch eine in ihren Lebensverhältnissen natürliche Trans-
position dem gelehrigen Elephanten beilegten.
Ganesa, als Gott der Weisheit mit Siddhi und Buddhi
(Kenntniss und Verstehen) vermählt, hat sich nicht begnügt,
seine Verehrer durch seine Bilder zu begeistern, sondern er zog
vor, sich in seiner ganzen Göttlichkeit zu incamiren. Auch er
rief so eine Genealogie lebender Menschengötter hervor, ähnlich
den auf den Hochgebirgen Tibets re^idirenden Verkörperungen
des erleuchteten Bodhisattwa's, der seine letzte Geburt als weisser
Elephant antrat. Die Gurus oder Sannyasis, die die vier Throne
der Lingaiten (in den Klöstern von Baly-fully, Higing, Sria-
hela und Canelly) eiunehuien, wurden ebenfalls als wirkliche
Einkorperung. J57
Einkörpernngen Siva's betrachtet; nnd für die Smartal-Brahma-
nen hat Bich die Gottheit in Sankara-Aeharya nnd seinen Nach-
folgern anf den Stnhl in Sringa-giri ineumirt. Kndali Svami;
der Gnni aller der Maratten-Brahmanen, von der ämartal-Secte^
der in dem Kloster (Matha) zu Simoga lebt; wnrde als eine
erbliehe Avatara betrachtet. Die Verehrung Ganesa's wnrde
von Sankara-Aeharya unter den tUnf orthodoxen Seeten (SivaS;
Parwatis, Vischnus, Ganesas nnd Suryas) zugelassen.
Die Erdenlaufbahn Ganesa's datirt seit dem Jalire 1640 n.
Chr., wo er sich in seinen frommen Anbeter Moroba einsenkte,
mn demselben die Pilgerschaft nach Morgow zu sparen, und fUlIt
also nngefUhr mit der Verbreitung der lebenden Buddha's oder Khu-
tnktn's über Nord-Asien zusammen, nachdem der Dalai-Lama seine
Rivalität über seinen alten Bivalen gesichert hatte. Auch Ganesa,
während seiner Incämation in Chintamum Dev, dem Sohne Mo-
Toba's, hatte einen Nebenbuhler in dem benachbarten Tukaram,
eine Erdengottheit, in der Withoba (eine populäre Form Vischnu's)
lebte. Anfangs spielten sich die beiden Götter manchen Possen,
da sie jeder die Legitimität des andeni bezweifelten; später
aber fanden sie es flir ihr gegenseitiges Interesse vortheilhafter, in
gutem Einverständnisse zusammen zu stehen, und scheinen dann
in bester Kameradschaft gelebt zu haben. So sollen sie die Ge-
wohnheit gehabt haben, sich gegenseitig zu fötiren, wobei es ge-
nflgte, die Einladung in Gedanken zu schicken. Solclie Zusam-
menkünfte mussten ftlr Ganesa besonders lehrreich sein, da
Withoba, der, nackt wie eine Tirthankara, mit seinem Tempel
Pandharpnra durch die Vaishava - Vira gekauft war, dem Zög-
linge der Brahmanen manche nützliche Winke aus seinen unter
den Jainas gesammelten Erfahrungen geben konnte.
Die Verkörperungen Ganesa's blieben in derselben Linie,
flieh vom Vater auf den Sohn fortpflanzend, da noch nicht (wie
es eine spätere Reform in Tibet durchsetzte) das Coelibat ein-
geführt war; und obwohl ihre Wirksamkeit auf engeren Bezirk
1)e8chränkt blieb, spiegelte sich doch dort, in entsprexihende
.Proportionen verkleinert, ein treues Bild von allen den Erschei-
Bnngen zurück, die auf grösserer Arena das Staunen und die
Anfioierksamkeit der Welt fesseln würden.
158 I)<^ ob«re Kambodia und Beine MoDumente.
Wie der Dalai Lama über den Kaiser China's^ herrsehte der
Deo über den Peishwa in Panah, der zu seiner Zeit, nnd so weit
seine Macht reichte, ein eben so geftlrchteter und furchtbarer
Fürst war, als je ein chinesischer Kaiser oder König Tibets.
Wenn am Jahresfeste dieser Micado seinen Vatican in Chincher
verliess, kam ihm der Peishwa, von seinem Hofstaat und den
Reiterscharen der wilden Mahratten, damals der Schrecken des
ganzen Indien, begleitet, bis Ganniskande entgegen. Kaum nahte
der Palankin des heiligen Vaters, als der Fttrst, rasch von seinem
Elephanten niedersteigend, sich mit dem Gesichte in den Staub
warf und demütbig die dargereichten Füsse kttsste. Zum Schluss
der Feierlichkeiten pflegte der Deo ein stereotypes Wunder los-
zulassen, aus dem für die Fruchtbarkeit oder Uniruchtbarkeit
der nächsten Saison prognosticirt wurde, und er hatte auch keine
Scrupel, sich auf Prophezeiungen einzulassen, denn als ihn Moor
(im Jahre 1800) über den Ausgang des europäischen Krieges be-
fragte, war er höflich genug, den Engländern binnen 6 Monaten
den vollständigsten Sieg zu versprechen.
Die indischen Gandidaten für Weisheit sind nicht sehr er-
baut von der Leutseligkeit ihres Protectors. Viermal sieben Jahre
ist die Zeit, seufzen sie, die der Dienst dieses apathischen Gottes
verlangt. Wenn du nach sieben Jahren harter Arbeit die Opfer-
gabe darbringst, so sagt Sri Ganesa kein Wort, ja sieht sie nicht
einmal an. Er bewegt nur ein klein wenig das linke Ohr, und
das bedeutet noch andere sieben Jahre fortzufahren. Am Ende
der zweiten Sieben zuckt er mit dem rechten Ohr; erst am Ende
der dritten blinzelt er vielleicht mit dem einen Auge, und dann
darfst du möglicherweise für später noch auf grössere Gunst
hoffen. Zu Akbar's Zeit brachte der Brahmachari oft 48 Jahre
im Studium der Vedas bei seinem Lehrer zu. Buchanan bemerkt^
dass die Bengalen nach zwanzig Jahren eifrigen Studiums etwas
vom Sanskrit des nach Amarkoscha genannten Abidhan oder
Vocabularium verstünden, „but the works on law; the Beds
(Vedas) those on metaphysics astronomy and magie and the
Bhagawat remain as separate studios.^^ „An etlichen Orten der
Insel Colon findet man Leuthe, die einen Elephantenkopff, von
Holz oder Stein gemacht, anbeten und sagen, dass sie solches
D«r Elephantenkopf. 159
thun, nm Weisbeit zu erlangen and zwar solche Grewel seien
viel daselbst/' heisst es in De Bry^s Ausgabe von Spielberger's
ReUen (1601 n. Chr.).
Wenn man die Kambodier nach der Bedeutung dieses un-
behfllflichen Zwitterwesens^ das sie gewöhnlich Phra-Phutta-Kinet
oder Phra-Phutta-Kinai (wahrscheinlich in Bezug auf seine Haupt-
mannschaft über die Ganaputti) nennen ; fragte so wissen sie
mancherlei Geschichten von ihm zu erzählen; wie die folgende:
In Eabinlaput herrschte einst ein berühmter Könige der einen
seiner Edelleute^ Atjesato genannt^ nach der Stadt (Myang) Pra-
hannayon schickte; um die Sinlaprasat zu erlernen; und ihm scharf
einprägte; ja nicht eher zurückzukehren; als bis er Alles gründ-
lieh und in bester Vollkommenheit verstünde. Der Edelmann
begann seine Studien; konnte es aber; nachdem er einige Zeit
darin beharrt hattC; nicht länger aushalten und nahm die Flucht.
Sein Lehrer; der den strengen Befehl seines Königs kannte;
folgte ihm auf dem Wege. Sobald er ihn einholte ; schlug er
ihm den Kopf ab; den Leichnam liegen lassend. Viele Jahre
später kam der Sohn des Edelmanns; der seinen verschollenen
Vater suchte; dieselbe Strasse gezogen; und fand den kopflosen
Bnmpf; den er durch die Lisch rift eines Binges als den seines
Vaters erkannte. Li Verlegenheit; was er thun sollte; köpfte er
einen Elephanten *), der gerade in der Nähe war; und rief dann
durch zauberkräftige Formeln den Todten in's Leben zurück.
Da er sich nachher der unförmlichen Gestalt seines elephan-
tenköpfigen Vaters schämte ; wollte er ihn nicht mit sich nach
der Stadt zurücknehmen; und der aus seiner Heimath verbannte
Pbra - Phutta - Kinai begab sich nach dem Berg Himaphan. Als
in späterer Zeit König Koverat; der in Folge einer Prophezeiung
Buddha's aus Baranasi (Benares) ausgewandert war; nach Kam-
bodia kam und dort Nakhon Tom erbaute ; liess er Phra-Phutta-
*) AceordiDf to the inscriptioD (in Canarese) of Vijayanagar, the delty
Tlgboflswara (Ganesa), the ton of Sambhu, lost his head in battle. When on hls
■other*! (Panrati) instigationa the father looked for hioi, he fonnd only the body
ftiid raliatitoted ih« head of an elephant Vighneawara proflcient in all langnagcs
Mid ■efeneet wu dlstiognlBhed by the symbol of the rooon on bis head.
.-■» ■ -"■
^60 ^<^ obere Kambodia nnd seine Moonmente.
Kinai ersuchen^ sich von Himaphon dahin zu begeben und sieh
als Chao zu installiren/'
Jede Stadt in Siam oder Kambodia hat einen Chao oder
dämonischen Schntzgott (ähnlich den Gram-Devatas oder bei den
Jainas den Kschetrapalas); und als solche figariren jetzt häufig
der Brahmanischen Mythologie entnommene Persönlichkeiten. Oft
indess gilt als der lieiligste Chao Myang der sogenannte Stadt-
pfeiler (der Phra Lab Myang oder der Herr Pfeiler der Stadt),
der vor der Gründung in den Mittelpunkt aufgepflanzt mrd, so
wie auch die den Umfang als Weichbild bezeichnenden Marksteine.
Mitunter schnitzt ein Amateur aus ästhetischen Rücksichten
diesem Holzpfeiler ein Gesicht an, wie auch die rohe Irmensul
später als Rolandssäule verschönert wurde. Seinen Charakter als
häusliche Gottheit zeigte Ganesa noch darin ;, dass ihm von den
Canara Devanges ein besonderer Einfluss auf den Webestuhl zu-
geschrieben wurde, und wenn derselbe in Unordnung geräth, so
ist die Vernachlässigung; seiner Verehrung schuld daran.
Von der Verehrung Ganesa's als Hausgott an der Küste
Coromandels spricht auch Bartolomeo.
Ehe die wilden Sitten der hinterindischen Völker durch den
Buddhismus gemildert wurden, war Ganesa's Bruder, der secbs-
köpfige Kartikeya oder Suprahbrahma, der Favoritgott der Kö-
nige, und manche der mittelalterlichen Reisenden beschrieben
als Augenzeugen die Verehrung dieses wilden Kriegsgottes in einer
Weise, dass man sich mitten unter die Greuel des Jaggaruath-
dienstes versezt glaubt. In dem Hügel, wo die Hindus sein
Bild unter dem Namen Skanda verborgen glaubten (vor den
Tlioren Mathura's, der alten Hauptstadt der Pandyadynastie), liegt
nach den Mohamedanem Indiens ihr Iskandar*) begraben, der von
*) T como supe de los EspanQles que estuvieron la piimera vez en Cambojas y
de otras pereonas, que habian estado en aquel rejno uoas rajnaa en una ciadad
antigua, la qoal dizen algunat qne ediflc<S Alexandro Magno 6 los Romanoa, por-
que sa tra^a y fortaleza da indicios de ello. T es cosa maravUlosa qn« ningono
de los naturales de aqnel reyno puede vlTir alU y asi solo es lagar habitaekn
de salvendijas y animales feroces. Y tienen por tradicion aquelloa gentUat qne
aqueUa ciadad ha de ser reedUlcada de' gente eatrangera. Plagt al S«nor, qiM
quepa tan buena snerte a los christianoSi paraqae por aste raadio antra •& äqual
Avatareo. Igj^
Macedonien über das Rothe Meer herbeigezogen kam und dort für
die Heldcntbaten Arjuna's verantwortlich gemacht wird. Nach
den einheimischen Traditionen wurde die Hauptstadt Kambodia's
gebaut; als ein aus Rum fortgezogener Prinz dort landete und
die Tochter des Drachenkönigs oder Phaya Nakh, der vorher das
Land beherrschte, ehelichte. Auf die dortigen Tempel bezieht
sich auch vielleicht die Beschreibung des heiligen Phra Bat von
Naug Rung in Nakhaburi, die Low von siamesischen Pilgern
erhielt Der Missionär Ccrri nennt den Tempel Nakhon Vat's,
von dessen Existenz ihm eine dunkle Kunde zugekommen war,
die Peterskirche aller Indier (im XVII. Jahrh.).
Narayana *) schreitet durch das Wasser, als Schüpfungskraft.
;^enm autem dixit eam mentem, quae ex aqua omnia fingeret/^
sagt Cicero von Thaies. Als Kacchapa (Schildkröte) trägt Vishnu
die Welt im Wasser. Der Dabistan erklärte Narayana als No-
rong (ohne Farbe). Er wird vierhändig gebildet, wie die alten
Bilder des Apollo in Lacedämon.
Phra-Ram, der in Plira-Narai eine menschliche Gestalt an-
nahm, liegt schlafend auf dem Abhänge des Chakravan, des den
Erdkreis umgebenden Bergwalles, und kommt in Theilen seines
Selbst zur Existenz. (Phra-Ram, Phra Naray non ju nön chakr-
yal beng phak ma bangköt.) Weil er seine Natur in zwölf
Stücke (Kantha) zertheilt, führt Phra-Narai den Namen Kantha-
Knman. Raman wird von der Wurzel ram (delectare und de-
lectari) hergeleitet. Rahmany sind göttliche, Scheitany teuflische
Djinn in Zanzebar.
Der himmlische Phra-Narai (Narayana oder Vischnu) nahm
die Form Kantha an und verwandelte sich dann unter Anlegung
reyno el santo evangelio quo desde alli cosa facil seri entrar en la gran China
por ser tierra fertil y Do[muy distaiite de aquel reyno de Camboja (Ribadeneyra).
Auf deo Sculptureu Java's sah man die Thaten Alexander's, und die Perser
nennen die bildnerischen Darstellungen auf dem Felsmonument Tak-i-Bostau (Ge-
vSlbe.des Gartens), die sich (bei Kermanschah) auf Khosru Parviz (f 628 p. d.)
beliehen, den Thron des Rustam (Takht-i-Rustam).
*) Brahma bUdete sich in Narayana^s Lotus, wie (nach den Japanern) ans der
im Schlamme entstandenen Asi-Knospe das Wesen Kunisokotatsinomikoto her-
^r^ing.
EMtlan, Baffe In Kambodia. IV. 11
162 ^^ obere Rambodla and seine Monnmente.
schwarzen Schmuckes in Kritsanarat'"). Als Kantha residirt er
in dem weissen Ocean Kasien-Vari oder die Milchsee. Die an-
deren der vier Meere sind von rother, blauer und gelber Farbe.
Kantha-Kuman (Kumara oder Prinz) ist der Name Narai%
wie Itsathevabutr des Phra-Insuen. Auf Ceylon wird Eartikeya
als Kumara verehrt, und im Periplus pilgern Büsser zum Heil^-
thum der Kumari. Vischnukam ist mit Vischnu identisch, und
ebenso Tephakam mit Thevada. Der Garuda (Kruth) ist das
Phahan oder Vahana (Fahrzeug) des Phra-Narai, der Usuppha-
rat oder Ochsenkönig das des Phra Insuen.
Krischna ist dunkelblauer (schwarzer) Farbe, wie der bei
Ovid „niger'^ genannte Memnon (Moreus) und der arabische Held
Antar, oder Siegfried, der König aus dem Mohrenlande in der
Gudrunssage. Grossbulgarien heisst auch ^ iiav^i] Bovkyagva.
Wie Phra-Ram (Rama) den Namen Phra-Narai, erhielt Phra-
Lack (Laksaman) den Namen Phra-Naret. Als König von Krung-
Sri-Ayutliia kämpft Phra Rama, Sohn des Thao-Thotsarat, sieg-
reich mit dem Könige Lanka's. Nach Anderen eroberte er Lanka,
wie sein indisches Vorbild.
Als König Narai in Ramarath von Kaufleuten erfuhr, dass
in Lophburi gleichfalls ein König Phra-Narai-Ramathibodi re-
giere, schickte er aus, ihn tödten zu lassen, erkannte aber an
dem Fehlschlagen seiner Absichten den Verdienstesruhm seines
vierarmigen **) Nebenbuhlers, und übersandte ihm Brahmanen mit
Götterfiguren. Auch spätere Könige Slams führen den Namen
Narai, indem Vischnu in vielen Theilungen seiner Avataren auf
Erden erscheint. Der 200 p. d. regierende König Schwedens
wurde Niord genannt, als Einkörperung des Gottes, indem man
ihn für einen alten Endurboren, oder aufs Neue geborenen Gott
ansah.
*) Krischna seated with his wife Rnkkhini (in the city of Dwaraka) told
Narada, that the depra^ed men of the foarth age would obtain salyatfon by
worshipping him and giving alms, and that poor people, who conld not giTe
alms, woiild be saved by lookiDg only at him in hie incarnation with bis brotber
Balaram and bis sister Subhadra. Krischna's Farbe ist blanschwarz* Unter Bnd*
dha*e Namen findet sich Krisadacharya.
**) Die Arme Vischnu^s gUedem am Ellbogen, die Siva*s in der Schalter.
Gifteauber. 163
Von dem Tbay gefolgt, kam Phra-Narai von Ayuthia nach
Nophbari, von ihm gegründet. Im Kamakhien wird Rama mehr-
fach Narai-Avatan (Avatara des Narayana) genannt, um ihn als
den vierhändigen Vischnu zu begreifen. Als Sehutzgott der
Städte findet sich oft Ganesa*) verehrt. In seinen Kriegszügen
wird Rama durch Hanuman's Affen untersttltzt, wie Dionysos
in der Bekämpfung des Kronos durch die geschwänzten Silcnen
aus Nysa.
Eine mit Om (das sanscritische Aum, wie im Tibetischen)
eingeleitete Anrufung der Gottlieiten besagt im Siamesischen bei
der Einleitung:
Er sandte mich, mit Macht begabt, um die verschiedenen
Arten der Gifte zu überwältigen. Wohl kenne ich die genaue
Zeit, wann Du empfangen wurdest, die Zeit Deiner Geburt, Dei-
ner Einkörperung in Fleisch und Blut. Alle Einzelnlieiten sind
mir bewusst in ihrem Entwickelungsverlaufe. Phra Phuttha-
kinek (der elephantenköpfige Ganesa) war es, der mich krönte,
den Ersten der Gelehrten, der mich gross machte und zu hohen
Ehren erhob. Er begabte mich mit der Kenntniss sämmtlicher
Wissenschaften, die Widersacher zu bewältigen, die Schaaren
der Dämonen zu vernichten, alle Feinde des Phra-Sri-Sakia-
Muni-Ehotama-Borammarat-Phra-Bath (der göttlich heilige Ein-
siedler aus dem Sakya, als Gotania die höchste Zuflucht im ver-
ehrungswürdigen Fusstapfen). Und ein königliches Gebot ward
erlassen von Phra-Phuttlii und den Fürsten (Phaya) der Dämo-
nen gesandt, die über die vier Weltgegeuden herrschen mit gros-
ser Macht und Kraft, an sie, die Vier in den Viertheilcn der
Welt. Und sie traten hervor, sie enthüllten sich, der Herrscher
Thassarotaraja aus dem Süden, der Herrscher Kavenraja ans dem
Norden, aus dem Westen Virunthorya, aus dem Osten Viruna-
pakaraja. Und Amarim-Insuen, der Gebieter, der König neigte
sein Seepter, mit Blumen des Majom-Baumes geschmückt, und
es nahte Phra-Phrohm, die Blätter des Bath hervorstreckend. Sie
*) The wonhip of Oanesa or Pillar is fonnded in the meanlDg of hts pro-
boidB (which is the same as that of Siva-Linga) being an agent in aU the flye
dWlne Operation!.
II*
164 ^<^ obere Kimbodla und Mine Monumente.
begabten mich mit Herrschergewalt, sie verliehen mir die Kraft,
alle bösen Gifte auszutreiben, und weit und breit strahlt mein
Suhm. Du staunst? Du kennst mich nicht? Wisse es, Phra-
Insuen's Sprosse bin ich, des königlichen Herrn, und meiner
Mutter Name ist Umakhavadi *). Von ihnen besitze ich meine
Beglaubigung, von ihnen den lüeinodien der Welt.
Vipachitti Asura herrschte einst als der König der Asura im
Himmel Devadtlng. Eines Tages kam dorthin Makamanoph (oder
Maga), ein frommer Mann von Myang-Thai, der sich auf Erden
hohes Verdienst erworben hatte durch Anlegung von Gärten, Er-
bauen von Strassen und andere Werke allgemeiner Ntltzlich-
keit. Seine zweiunddreissig Gefährten, die ihn in allen diesen
Arbeiten unterstützt hatten, schieden an demselben Tage vom
Leben ab, so dass sie zusammen nach den Himmel Devadting
in Folge ihrer Tugendkraft aufstiegen. An dem Tage gerade
feierten die Asuren ein Fest, und hiessen die Ankömmlinge un-
ter sich willkommen, indem sie ihnen grosse Bumper mit Nam-
Xaiyaban (Branntwein) zum Empfang anboten. Die Begleiter
Makamanoph's, die die Religionsvorschriften strenger zu halten
gewohnt waren, wiesen die Theilnehmer von solcher Feier zurück,
und benutzten den Augenblick, als die Zecher betrunken unter
dem Tische lagen, sie, ihren König an der Spitze, zum Hinunel
*) Uma, die Tochter des Himawai und der Mera, neigt sich schon nach den
dunkeln Seiten in der Auffassung der Bhavani, mit Maja identiflcirt im Charakter
der Cybele oder Ma und auch mit £ros (in Latium mit Hephästos) verbunden,
oder als Mutter des Hermes durch Zeus. La Reine de Mai wurde als Gottin im
Mai geKcmfickt (la Mala au la Belle de Mai in Valence), Heirathen begünstigend,
wogegen die Romer malum mense Maio nubere meinten und den yerhelratheten
Frauen beim Feste der Lemuren volle Freiheit gaben. Maja, der leuchtendste
Stern der Plejaden, galt für die Amme des Bacchus, während Merope sich aus
Scham ihrer Vermahlung mit einem Sterblichen, dem (gleich dem Schmidt von
Jüterbock) den Thauatos fesselnden Sisyphos (in dessen Unsterblichkeit suchendem
Geschlecht auch Glaukos und Bellerophon ihr trauriges Loos erfüllten), sich im
schwachen Schimmer verbarg, wie umgekehrt aus schmachtender Liebe die allein
von den sieben Frauen nicht um ihre Jagdbeute betrogene Jüngste, die ihren
Gemahl durch dieselben Schilfknaschine in den Himmel steigen ISsst, und ihn in
den Taurus versetzt (nach den astronomischen Mythen der Indianer in Gali«
fomien).
Eottbronte Götter. 165
hinaus zu werfen, Sie fielen am Fusse des Berges Meru*) nie-
der und bauten dort die Stadt Asun. Jedes Jahr aber^ um die
Zeit, wenn der Wunderbaum Parrükkhaxatr in Blüthe kommt,
und sein Duft aus Devadüng zu ihnen hinabdringt; ergreifen sie
die Waffen, um ihre frtlhere Wohnung wieder zu erobern. Phra
In aber, unter welchem Namen Makamanoph dort jetzt herrscht,
zaubert eine Figur in seiner Gestalt, die mit geschwungenem
Diskus an den Thoren des Palastes erscheint, und die Asuren
entfliehen bei ihrem Anblick, von jähem Entsetzen gepackt. Auf
ägyptischen Hieroglyphen findet sich neben dem Gotte Mak die
Göttin Makte (nach Wilkinson). Wie Maga**) den Vipachitti,
hatte dieser schon einen früheren Indra entthront, und ebenso
stiegen nach einander Uranos, Kronos und Zeus auf den Thron
ihrer Väter, und warfen die besiegten Mächte der Vorwelt in den
Tartarus nieder. Die Titanen werden in oq)hischen Hymnen
als Vorfahren der Menschen angerufen.
Man oder (weiblich) Nang-Man sind Titanen oder Giganten,
auch als Jak-Man oder Man-Phi unter ihrem Ftlrsten Phaya
Man oder Mara. Damit verbunden, bedeutet Thora (unge-
bunden oder schlecht) zu strafen in thoraman. Mara wird auch
mit dem höchsten Gott der Sinnen weit identificirt, und nach den
Abyssiniem ist der höchste ihrer zehn Engel-Ordnungen gefallen.
*) Der doppelte Meru, wie in Java zur Herstellung des Gleichgewichtes,
•rlnnert an das Sinken der australischen Kreish&lfte bei Plutarch.
**) Gaudma (before he became a god) with 32 other meu, by the good work
of repairing the highways and other virtuous actions, deserved after death to
become the Nat Tavateinza. On appearing in the heavens, the aucient inhabitants
of that abode in sign of their joy and with flowers in their hands, descended
half-way down Mien-mo in order to welcome their future companions and
Gaadma, who then was called Maya , began to contrive how he might drive these
Hat god*8 f^om their ancient possessions. He and his companions arcordingly
pretended to ha^e drunk wine, biit what they drank was not trne wine, bnt the
fi>rmer Nat Tavateinza imitating the example of these men, drank real winu and
became intoxicated. Then Maya and his companions dragged the Nats white
Insenaible. by the heels and cast thera ont of the Tavateinza heavens. Bnt as
tbe lot, acquired by the merit of the good actions of these gods was not expired,
a habitation formed itself for them (Asura-bon), whlch in every thing (except the
•acred tree) reasembles the heaven Tavateinza (s. Upham).
^gg Das obere Kambodia and aeine Monumente.
SO dass nnr nenn ttbrig sind. Die Phrygier nannten glänzende
und bewunderungswürdige Werke Mavixa*), weil einer ihrer
alten Könige, Manis, den Einige Masdes (Maodrpi) nennen, ein
trefflicher und mächtiger Mann gewesen (Plutarch).
Als König Pakramabahu sich zum Reliquienfeste begab,
liess (nach dem Mahawanso) Wasawarthi oder Anti-Buddha ein
Ungewitter losbrechen, um ihn zu hindern, aber durch Bnddha's
mächtiges Wunder blieb der Palast vom Regen unbenetzt In
seinem Angriff auf Buddha "wird Mara vielköpfig gebildet, und
bei Eusebius Alexandrimis heisst der Teufel Trikephalos, wie
der Höllenhund Cerberus.
Der Buddhismus, im Dharma des königlichen Nomos**) die
Harmonie des Gesetzes erhaltend, steigt als höhere Entwickelung
über das Brahmanenthum empor, und vermag unbeschadet seiner
Eigenthümlichkeit alle Elemente des letzteren in seinen erwei-
terten Inhalt aufzunehmen. Im Dualismus kämpfen die feind-
lichen Gewalten des Lichts und des Dunkels um die mensch-
liche Seele, und der Streit Ahriman's mit Ormuzd wiederholt
sich zwischen Satan und Michael, als Repräsentanten oder Die-
ner der höchsten Macht. Im Buddhismus dagegen ist der Krieg
zwischen Suren und Asuren ein rein localer, ohne weitere Fol-
gen für die übrigen Wesen, seitdem Buddha die Probe der Ver-
suchung siegreich bestanden hat. In den des principiellen Gegen-
satzes ermangelnden Religionen wird ein gestorbener Gott, Dio-
nysos bei den Griechen, oder Baidur bei den Skandinaven, als
Beisitzer in das unterirdische Todtengericht gesandt, um dort als
*) Latinos quoqne Insanum vocare, qnod est praeter vulgarem modum, ut
Insaoo labet indulgere labori (Eraamns). Martje (servus, fanmlus) a /»oAvofttu
(Eustach). Maptxos (iosanus) divinus ac numiue inflatus (AriatldeB). The ao-
vereigns of Bondon aud Foota Jallon bear the same title Mami in the FooU-
langnage, as Mani in the Conghese, signifying king or k>rd, AI is the arabic ar>
ticle preflxed (in AJ-Mami, the so^ereign of Foota-Tora). Der Laren Mutter ist
Mania.
^) „Ny oder Nu wird auf den Hieroglyphen zu Num (mit dem Widder alt
Determinatifum des Widdergottee), und im UeUenischen wird Neph in Knepb
▼erwandelt. **
Damone. 167
Anwalt der Himmlischen die Sache der ihrer Gemeinschaft wür-
digen Abgeschiedenen zu führen.
Die Siamesen unterscheiden die weiblichen und männlichen
Dämone *) als Jakkha und Jakkhini oder Jaksa und Jaksi. Als
Titanen wohnen sie am Meru Nysa's (im äthiopischen Arabien).
Memnon^ König der Aethiopier^ gründete Susa. Als erster Mcnschcn-
sammler nach der Fluth wird der koische Merops^ Sohn des Hya'S;
*) Tbe Demons (Takkha or Yoksaya) are invisible to men, but have the
power of making themselves visible geoerally in some other shape, often in that
of 1>6a8ts, of men and women. Every Satnrday and Wednesday , all the respec-
teble demons attend a Bort of pandemoninm, CAlled Yaksa aabawa [Hexeusabbath],
wbere eaeb ehleftain gives an account to Wessamonny, after whlch they all
engage in dancing, singing playing etc. If a demon is born of a human mother,
die child is killed. As birthplaces of demons the eitles Wisala Maha Newera
(UJayin) and Sauka paala Newera are distingaished. The spirits of deceased
men (fostering enmity on tbe deathbed) are called Malla Yakseyo, violating the
law, that demons can uever inflict disease or receive offerings, nnless they have
tbe parmission, called Wnrmn. When a man is about to die, the demon
Beeri Yakka (with the face of a monkey, riding on a red ball) is supposed to
be present by means of an avatar or apparltion called Mara Avatar or apparition
of death (assuming dimensions of a pigmy, carrying in one band a cock, in the
other a clob and in his month tbe corpse). E^ery demon has several forms of
thoM apparitioQS or disguiseSf which he assames on diiferent occasions according
to eireunutances and in each of which he is called by a different uame. Ac-
cording to tbe Cattadiyas these apparltions are separate iudividual demons, for-
ming bowever a sort of confederacy and all acting together in coucert Reerl
Yakseya has 18 of these apparltions or avartars-, as Reeri-Yakseya, Ree-Rajja,
Agn-RaJJa, PuluUjJa, Reeri Gopalla, Reeri Buddia, Reeri Watokaya, Reeri Billey
Dewatawa, Beert Kavisia, Reeri Sanniya, Reeri Cammberaya, Reerl Madana Yak-
leya, Lay Avatar Yakseya, Lay Caama Yakseya, Serra, Marulu Dewatawa, Maru
Reeri Yakseya, Marn Caama Yakseya, Maru Avatar Yakseya. In one of his 100
incamations Reeri Yakseya was son of the king Sanka pala Nuwera, in auother
of tbe king. of Legal pnra, in a third of the she-demon Gioimuru Yaksani of the
eOQDtry Hanamanta Desay. Less savage and a demon of great respectability
(whoBO offeringB are tberefore prepared with great care) is Gala Oamara Dewa-
tawa or the black princa (son of king Boksella and Sonalu), who shows hioiself
to men in seven apparltions, as Handang Gumara (the prince of Sandal per-
fkimaa), Andang Gumara (the prince of eye ointments), Mal Camara (the prince
of flowers), Gini Camara (the prince of Are), Dala Gumara (the rough prince).
Sohon Gumara (the prince of graves) and Wata Cumara (the prince of a smooth
body). He is always tormented by the passion of love and when his evil in-
floenca CaUa npon femalee, it is supposed to make them ül.
168 ^^ 0^®^« Kambodfa und Mine MoonaiHilt.
erwähnt. Ausser dem Gotte Merappo^ dem im Feuer geopfert wird,
giebt es auf der Insel Tjumbo den Teufel Kodok^ der (in Waffen-
tänzen herausgefordert) unter der Erde lebt, sowie den Sehutzgeist
Ubraga und eine Mehrzahl böiser Dämone. Herakles bekämpft die
Meropen auf Kos. Diodor lässt die Aeolier von Lesbos die Insel
Kos bevölkern. Hippokrates gehörte zu der Familie der Asklepiaden
auf Kos. Nach Varro waren die Coer Erfinder der Wollenweberei
(während das feine Gewebe der koischen Gewänder auf serische
Seide deutet). Die von der Artemis getMtete Nymphe Ethemea^
die Geliebte des Königs Merops von Kos, wurde von Proserpina
noch lebend in die Unterwelt aufgenommen. Meropis, die Toch-
ter des Eumelus, wurde wegen ihrer alleinigen Verehrung der
Erde von den Göttern in einen Vogel verwandelt.
Die Jakh, die nach Art der Ogier Menschen fressen (wie
der vom Geatenheld Beowulf erschlagene Riese Grendel und
seine alte Mutter), gehören zu den Derexan und leben ^in den
Wäldern (oft mit Pferdeköpfen). Die Jakh, die sich an Excre-
menten weiden, zu den Pret. Die harmlosen Jakh, die Nieman-
dem Schaden zuftlgen, werden zu den Thevada gerechnet. Wie
Alaunsidu wurde Asoka von Thevada (Deva oder Gottgeister)
bedient,*) die ihm Mangoe, Tamarinden und Zahnstocher brach-
ten. Die Arahat werden von Visutti (gut) Visutti-Thevada genannt
Rahu-Asun und Phrohma-That, Borikasun und Verasun, Suchitra
und Somphon, Sukkhita und Asuchitra sind die Namen von
Fürsten (Phaya) der Jakh (Asuren), die in Paare getheilt die
Badan oder unterirdische Welt bewohnen. Phra Samuth bewohnt
einen Palast im Ocean.**) Der Riesenfisch Ananta (Pla-Anon)
*) Von Madam Home (Tochter des Grafen KroH) erz&hlt ihre Freundin Hall
(1862 p. d.) : One of her pleasures was tying ap Utile bouqnets of flowem with
one of her long dark hairs, Hinging a bouquet nnder or on the tabl« or into the
room and expressing a wish, that a spirit would give it to one or other of her
friends. This was invariably done. Wie Thaies hatte schon Pythagoras gelehrt,
dass die Luft von Seelen und Geistern , anch reinen Dämonen und Heroen- voU
sei, die Zeichen schicken.
*^) Aehnlich dem den Berg Mern umgebenden Chakravallasystem trennte
Poseidon den von Kleito bewohnten Högel ringsheram im Kreise los (die Kere-
schwene oder persischen Borg!) und umzäunte ihn gut, indem er abwechselnd
SpitsmOtM. 169
macht durch seine Bewegungen die Erde erzittern. In Gedich-
ten wird der König der Jacksa (Man) Ming Moli-asnr genannt.
Die Jomaban sind von ihrem Meister beauftragt^ die Höllen zu
bewachen.
Die Thevada sind an einer hohen Spitzmiitze (Kralomphok)
kenntlich. Die von den Rüsi getragene Einsiedlermütze heisst
Ennthou; und ihre in turbanartigen Kreisen aufgewundene Spitz-
mtltze Parimonthon-Xada. Ph«a-Kha-Krong ist die den Eremiten
Eukommende Kleidung, die entweder aus den Blättern der Bäume
verfertigt oder von Phra-In gegeben wird. Tevathida oder
weibliche Engel finden sich in den Himmeln Devadtlng, Jama
und Dusit, aber nicht weiter aufwärts, da höheres Verdienst das
weibliche Geschlecht in ein männliches verkehren würde. Alber-
tus Magnus theilt die Hierarchie der Engel in neun Ordnungen.
Der Znstand der Menschen ist im Buddhismus der günstigste, um
Verdienst zu erwerben, und auch den Gnostikem wurde ihr Stolz
vorgeworfen, sich über die Götter zu setzen. Die Heiligen mögen
kletnere und grossere Kreise von Meer und Erde um einander machte auf der
üiftcli dem Sltesten Bruder der ZwiUingspaare Atlas genannten Insel. Meru heisst
«och Phra-Nero im Siamesischen. Mepoyf (Mi^oTteg) homin. epith. !ftd 10
fUfia^ftivriv %XBtv rfiv ono {ftovriv), vel quod articulata lingua loqnantnr,
qaom eeteronim animaUum voces sint ava8^o$ vel quod diversis loquantur
linfois. Aus den Thränen der Merope, der Schwester des Phaethon, entstand
dir Bernstein. Nobilissima in sinu Cos Merope vocata (Plinius). Merops geni-
tOTM raos reconditos pascens vocatur (avis), Aplaria, quod inimica apibus.
Der Name des Tahmurasp, Gründer von Merw (Meru), wird von Urupi hergeleitet,
^on Windischmann, auf (den den Persern heiligen) Hund bezogen, den Stamm-
▼•tar der Ainos, Talein und vieler Indianerstämme. Die Frau des Hirten Mithri-
dalM, die Cyrns (Sohn des Gambyses und der Mandane) aufzog, hiess (nach Hero-
doi) HiJndin (Spaco). Die Edeeyah auf Fernando Po verehren Rupi als höchstes
Waten (Allen). Maui auf Neuseeland besucht seinen Vorfahren Rupe im Himmel
(dar brabmaniscben Rupa-Welt bei den Buddhisten). When Akea, the flrst king
of Hawaii, died, he descended to Kapapahanoumoku (the region below) and fonn-
dad a kingdom there, where his successor Miru (in Hamakea) afterwards Joined
bim (wie Rhadamanthys den Minos). Ind^pendans du Rouhoutou noa noa (sejour
dae Aus) et de quelques autres endroits, comme le M^rou et le Temean^, on se
landaient les &mes a la mort, les cieux des Atouas ^taieut au nombre sept (en
Tahiti). Le septi^me ^tait terai ama ma tan^, la bouche de Tan^ on Touvertnre
(la porte de Teitremit^), par oü entrait la luniit're (Moereuhout).
170 ^^ obere Karobodia und seine Monomtnia.
die Götter besuchen^ und als der mit den acht Samapatti begabte
Tapaso Kalädewala im Tewantisso-Himmel sein Mahl einnahm,
hörte er die Dewata von der Geburt des ktinftigen Buddha im
Palaste des Rajah Suddhodano erzählen. Nach Baur steht vwg
av%Q07tov im Gegensatz zu moq ^£ov.*) Die Seelen ktlnftiger
Könige kommen meist aus dem Himmel Tushita herab. Die
Abyssinier erwarten die Wiederkunft ihres Königs Theodor
(t 1412), um das Friedensreich zu begrtlnden^ als der Sohn des
Löwen. Thra Raxon, Phra Marüttijurat und Phra Kritsarat sind
die Namen dreier Verdienstvoller aus alten Zeiten, die am Pir-
mamente zu wandeln verstanden und nach dem Tode Paläste
(Yiman) erwarben. Khon-taph und Khon-than leben in den
Höhlen des Waldes.
Khati meint thi pai und die Khati thang-si sind die vier
Welten der Pret, Narok, Asurakai und Derexan. In Ceylon sind
die umgehenden Dämone am Gefährlichsten in den vier Jama
genannten Zeiten, am Morgen-Zwielicht, um Mittag, der Abend-
dämmerung und um Mittemacht, weshalb es zu solchen Stunden
nicht gut ist, allein zu sein. In Thephatheijja oder Thepha-thai
(thaija) wird die Seligkeit, in Thephajuda (aus dem Sanscrit)
die Macht der Thevada ausgedrückt (im Regenbogenglanz der Waf-
fen). Sie werden Thevabuth *♦) (Söhne der Engel oder Götter) ge-
nannt, weil sie sogleich in voller Manneskraft geboren werden,
ohne vorher Kinder und abhängig gewesen zu sein. Thevathat
oder Theva-ata meint eine dem Thevada angemessene Stellung des
*) Nach der orphiscben Lehre (bei Piodar) sendet Penephone die Setlan
derer, von denen sie versöhnt die Basse des alten Leides annimmt, naeh aeh^
Jähriger Gefangenschaft auf die Oberwelt hinauf, damit herrliche Könige, Helden
nnd Weise aus ihnen vrerden, die bei der Nachwelt Heroen beissen.
**) In Samudragnpta's Inschrift (f 290 p. d.) heisst Artaxerzee L (der Ge-
schenke sendend erwähnt wird): Daiva-pntra sb&hl sh&h&n sh&hi. Aber Ktatiat,
der Semiramis durch Stabrobates am Indns besiegt werden lässt (während naeh
Diodor Sesostris zum Ganges vordrang), spricht von indischen Ehrengesebenktn
an den persischen Konig. Nach Xenephon dienten die Chaldäer bei den Ladiem
als Soldtruppen. Bauliche Reste bei Jelalabad tragen das Gepräge griechlsehtn
Mauerwerkes, und monumentale Fragmente (bei Peschawer) zeigen auf einem
Friesstflck romischen Charakter. Ferishta laset die Indier an Pertien Tribut
j^ahlen.
ZentSruDgen. 171
Körpers annehmen. Die dem Pali unbekannte Bezeichnung The-
pbajnda flir eine Klasse von Göttern soll dem Sanscrit entnommen
sein (Dev&judha ans Deva-äjudha). Ein siamesischer Commcn-
tator erklärt Thephayoda durch Khon len samuk doei thong thiph
oder „Solche, die freudenvoll mit himmlischen Sachen spielen."
Thephajudah zu schreiben, ssei unrichtig. Andere leiten es von
Thephiadah her.
Fhaya Savatimaratirat lebt im Himmel Paranimit, und sucht
Baddha's Erl^ungsplan durch seine Angrifle zu kreuzen, weil
die Bekehrungen zum Neibban die Welt der Fleischeslust ihrer
Bewohner berauben. Alle die Himmel sinnlicher Freuden unter-
liegen der Zerstörung durch Wasser, und die durch Wind reichen
bis an die unteren Terrassen der Phrohm herauf, lieber den von
Snrtnr (Svartr oder die Schwarzbraunen) verbrannten Himmel
liegt Andlängr, und noch höher Vidblainn. Als letzter wird
Soatumir (Saturn nach Baske) genannt.
Die Asura werden erklärt als Jakh, die keine Menschen fres-
sen,*) waren aber früher Bewohner des Meru (Amaradris in Aethio-
pien). Gardafui ist Bas-Assir. Auf älteste Bildung machten die von
Mero6 Anspruch, nicht weit von dem Sonnentiscli der Makrobier, an
dem, wie Mc. Queen meint, Speke in Uganda gespeist hat. Nach
E^celluB wanderte unter König Amenophis eine Colonie von Indien
nach Aegypten, während abyssinische Sagen die wegen der Bewun-
derung Tabu genannte Stadt Theben (Ammon-No) von den aus Axum
nach Mero6 gewanderten (Kolonisten gründen lassen, und bei den Ge-
drofliem Pura als Hauptstadt erwähnt wird. Phra-In von inda (yai)
meint Phu pen yai pen chao. Die Siamesen kennen, wie die Birmanen,
eine Reihe älterer Indra, deren letzter durch Magha (Makhamanoph
oder Makhathevabutr) entthront und mit seinen dem Wein ergebenen
Asnren aus dem Himmel verwiesen wurde. Bei der Entmannung lag
Kronos durch berauschenden Honig in demselben Zustande, wie
Noah von seinen Söhnen gefunden wurde. Die in Suralai keinen
Wein (Sura) trinkenden Suren werden als Sura, die Kühnen, erklärt,
*) Nach dem Bnche Enoch frassen die Anakim (Rmim oder Egregores)
«nl limmtliche Thiergeschupfe, uod dann die Menschen, bis sie durch die Fluth
^«rtUgt wurden.
j^72 ^'^ obere KambodU und seine Monnmento.
und auch die Sonne*) (Suriya oder Phra-Athit) wird Snrisa
genannt. Sie geniessen nur das Suramarit oder Nam Suramarit,
das wunderbare Engelwasser (das den Tod fern hält, wie der
Saft des Hom's oder Lebensbaumes bei den Parsen)- Dagegen
sind Surahai Gespenster, Suramen Ungeheuer in ihrem Reiche
Suraphiphob oder Suralok. Ebendahin gehören die Soraxal^
aber auch die Surin. Die Suresurai sind Delirirende, die Sum
übermüthig Stolze. Ein in der Luft schweifendes Ungethttm
heisst Surintharahu, mit dem Ecclipsendämon identisch. Dann
wieder sind die Surang oder Surangkhanari die Himmelsdamen
*) AsDra-Maya als Name der Sonne in indischer Astronomie soU identiiok
sein mit Tnra-Maya, dem Namen des Königs PtolemSos auf den Inschriften
PryadarTarsi's. Nach Plutarch war.Osiris die Sonne. Bebon war ein Freund dee
Typhon. Nach Manetho hiess Typhon selbst Bebon. Der Name bedeutet Hinder-
niss oder Hemmung, weil die Gewalt des Typhon den im rechten Wege fort-
schreitenden und zum Guten strebenden Dingen Widerstand leistet (Plntarch).
Die Seelen der Menschen hienieden, von Körpern und Leidenschaften umfangen,
haben keine Gemeinschaft mit Gott, und nur ein schwaches Traumbild berühren
sie durch den philosophischen Gedanken. Wenn sie aber erlöst in das ewige,
unsichtbare, ruhige Reich hinflbergehen, dann ist ihnen Osirls Führer und König,
an ihm hangen sie und schauen unaufhörlich, und begehren die nnanssprecblioke,
dem Sterblichen unsichtbare Schönheit Nach ihm sehnt sich, wie die alte Sage
anzeigt, Isis mit liebendem Verlangen, ihm folgt sie immer und wohnt bei ihm,
um das, was hienieden des Entstehens theilhaftig ist, mit aUem Guten und Schönen
anzufüllen (Plutarch). Das Kleid der Isis war buntfarbig, wie der wecbeelnde
Stoff, das des Osiris aber von einfacher und lichtheller Farbe, als der ungemischte
Anfang und lautere Urgedankc. Kouanyin (vou^e au c^libat et ^trangl^ per ton
p^re, le roi) fut (accueill^e avec honneur par les divinit^ de Tempire et da del)
euToy^e par Bouddha dans Tile de Pou-to et introduite, apris sa troisi^me mort,
au rang des plus puissants divinit^s. Les Tao-sse croient que le roi dn del
ne saurait rien refüser k sa pri^re. Lee marins lui rendent an enlte peiticaUer.
Tantöt eile est assise snr une fleur de lotus et coifMe d'un diad^me, lutdt, xee-
semblant k un fantöme k cause de sa rohe unie, longue et flottante, eile eet
debout sur une mer agit^e, tantöt eUe tient dans ses bras un petit enfaat, qa*eUe
ofh'e aux femmes st<^riles. Tienheou oa la reine du ciel {k laqueUe les marint
et Toyageurs offrent ^galement leurs priores et dont Timage est placke k boid de
tous les navires chinois) a des temple au Fokien, mais ses adorateurs ne lui ettri-
buent ni le rang ni la puissance de Kouanyin (le symbole divin de U Justice,
de la mis^ricorde et de la toute puissante intercession) nach Couroy. Die Bnd-^
dbaflguren weiblichen Typus heissen Kwax^in in Japan.
%
Ajnren. 173
des Snranghanikon in dem Surangkhaprasatb nnd die Snrarak
Behtttzende Oeister hoher Kraft. Zu den Asura oder Asun (die
Amura-Phigaty Asura-Eay im Asoraphiphob) gehören die weib-
lichen Asmi oder Naug Asuri (geBpenstisch als Pret Asnrikai
oder Phi - Asarikai). Unter den Asorin ist fiahu als Asnrin-
fharahn begriffen. Snra ist Vater des Vasndewa (Vater des
Krischna.) Als erster König Magadha's stammt Vasu von Brahma
ab. Roth leitet Asura yon Asu (Lebenskraft) her. Nach den
Chaldäem war Asoron (das erste Unerschaffene) dem Chaos ent-
sprungen. Wenn das Pali-Wort Asura im Siamesischen Asun aus-
gesprochen wird, verkürzt sich das lange U. Den Assyren Assur's
stehen die Syrer gegenüber. Sura hat die Bedeutung von kühn und
stark, wie in sura-seng, eine laute Stimme, oder in dem als
Volksnamen auftretenden Surasena (tapferer Feldherr), was als
Helden oder vergötterte Heroen bezeichnend mit Svar (Him-
mel)*) in Beziehung steht In der Kafissprache bedeutet Suran-
*) "H^ (sara oder Mond) wird mit snr {oBifuuo oder leuchten) in Znsammen-
kaog gesetzt. Zeus als Heros (Erros bei Hesychius) ist männliche Hälfte der
H«f6. Sophokles nennt Eros, der Götter nnd Menschen Herrscher, als Ersten der
CWttor, die Ursache aller Dinge, wie Eschylos den Zens bezeichnet. Nach Ari-
stopbanea war er aus einer Nachts vom Winde befruchteten Weide hervorge-
gangeo. Der von den Nen-Orphikem als Geist des Alls gepriesene Eros war
•adi in den heidnischen Theogonlen gefeiert , nnd wurde Erikapäos oder Phanes
gtaannt. Orpheus meint (nach Lactantius) den grossen und wahren Gott
n^tnoyovoi^ nnd auch Phanes, quod cum adhuc nihil esset, primns inflnito
•ppamerit et extiterit Der aus dem Tode zurückkehrende Er brachte den Ar-
■miiam himmlische Offenbarungen. Von Pluto und Proserpina waren die Erin-
nyen gezeugt, die Gottinnen der Zwietracht (Eris), während Iris, als Mittlerin, den
Frl«den in der Natur herstellte. Erebos (Orkus) wird von erepho oder auch von
Sim (Brda) abgeleitet. In Eresburg war dem Kriegsgotte Erich die Irminsul (Er-
abi^ oder Hermann's) geweiht, als Herme. Die Hermunduren oder Hermionen
wartn herangezogene Sneven , und die Heruler, deren Frauen sich (wie die Liwen
mQh Jobannes) am Grabe ihrer Ehemänner erhängten , holten sich ihren Konig
W» Tbule. „Tyr (Tiw oder Zin) wird unter den Hochdeutschen auch Er' genannt
■M ist als der eigentliche Kriegsgott augesehen. Wahrscheinlich wurde er früher
alt der einzige Gott betrachtet, so lange die polytheistischen Vorstellungen noch
nleht den Monotheismus verdrängt hatten, denn sein Name wird in der Mehrheit
(tlwar) oft als der Name der Gotter im Allgemeinen gebraucht, und entspricht
fsma dem lateinischen Deus, dem altindischen Djaus" (s. Münch).
/
174 ^^ obere Kambodia nnd setDe Monumenta.
wali einen Häuptling; Wire einen (tapfem) Mann (nach Trompp).
Brahma in seiner menschenerzengenden Form war Wirat, und in
vir zeigt sieh die virtus (Yrow Ere) des Mannes. Das griechi-
sehe Aner flir Mann wird erklärt als non effeminatos. Yiri oder
Wairi (vom Gott Viracocha) heissen in Peru die weissen Frem-
den; und ein vermeintlicher Abkömmling der alten Könige, d^
mir die Inca's von den Ingles herleitete; hätte auch auf Freyr
(Ingvi Freyr) zurückgehen können; der als Vorfahre der Ing oder
Ingvi die Sonne bezeichnete; wie seine Schwester Freya den
Mond. Wie die Mumien in Höhlen wurde im Frauja- Dienst
in Hügeln begiaben (an die Stelle des Verbrennens). Die Spa-
nier sind in Peru als Godos bekannt. Dalin erklärt Hidalgo als
hijo del Godo.
Eine und dieselbe Legende von einem Schlingenfönger; der
die Sonne still stehen heisst; wiederholt sich in verschiedenen
Gontincnten. Die Maori (in Neuseeland) erzählen von ihrem Hel-
den Maui; dass er (ärgerlich über die kurzen Tage) mit seinen
Brüdern Mauern aufrichtete und dazwischen eine Schlinge stellte^
worin sich die Sonne (deren Namen Tamanui-te-Ra dadurch be-
kannt wurde) beim Aufgange fing und dann mit dem Kinnbacken-
knochen der Urahnin Muriranga-whenua verwundet wurde, so
dass sie später aus Schwäche langsam am Himmel fortgehen
musste und weniger heiss brannte (was in der nordischen Mytho-
logie durch den vorgesetzten Schild Swalin bewirkt wird). Garn
dieselbe Mythe kennen die nordamerikanischen Indianer (unter
den Odjibwäs von dem Zwergknaben, der mit seiner Schwester
vor den Thieren floh) und in der Sierra Peru's finden sich bei Anda-
huayllas die Reste zweier Steinthürme *) mit eingefügten Klammem
auf gegenüberliegenden Gerros, um zwischen ihnen ein Netz aus-
zubreiten und darin die Sonne zu fangen. Auf den IHdji-Inaeln
liegt an der grossen Heerstrasse ein Hügel, den man immer mit
*) A poca distancia de la fortaleza (de peüas labradaa) de Tambo (en U
proviucia de Caica) hay dos pequenos caatUlos como para hacer las fortiflcacioiief
7 aTanzadas. £n ellos se hallan nnas penas agnjereadas por donde pasaban Qua
cadena para atar al Sol, razon por la que aqnel sitio se llamaba InftihiuUoA ^
Ingar donde se ata el So! (Paz Soldan).
D«r Schlingenfänger. j^75
durchemandergeflochtenen Zweigschlingen besteckt sieht ^ indem
Reisende; die von der Nacht Uberreilt zu werden furchten , dort
diese Fallstricke aafstellen^ damit die in ihnen gefangene Sonne
nicht eher untergehen könne, als bis sie ihr Nachtquartier er-
reicht haben. Nach Ganander befreit Kave (bei den Finnen) die
Sonne und den Mond aus dem eisernen Dreschliaus, worin sie
durch Euumet gesperrt waren.
lithauische Sagen sprechen von einer Gefangenschaft der
Sonne in dem Verliess eines mächtigen Königs , bis sie die
Zeichen des Thierkreises aus ihrem Verliesse befreiten (wie die
Abgesandten der damals die Erde beherrschenden Thiere im in-
dianischen Mythos), und in Dithmarschen waren es die Ein-
wohner von Bösum, die, auf ihrem Kirch thurm sitzend, die
Sonne am Tau hatten und sie des Morgens aufhoben, um
sie dann um den Himmel herumzuftlhren. Garcilasso de la
Yega bemerkt, dass während der Feier des heiligen Sonnen-
festes in Cusco einer der Incas gegen die Priester seine Zwei-
fel äusserte, ob in der That ihr Sonnengott der mächtige Herr
des Weltalls sei und Freiheit des Handelns besitze. Er ginge ja
stets in demselben Gleise, des Morgens auf und des Abends
unter, einen Tag wie den andern, einem Thiere gleich, das am
Srile gelenkt werde. Und diese Gleichmässigkeit ihrer Erschei-
nung macht auch die Sonne immer gar bald mit den Wilden
vertraut, die in ihren Märchen weit mehr geneigt sind, ihrer
sn spotten und sie zum Besten zu haben, als zu verehren. Der
Sonnen -Cultus, den man frtlher überall herauswittem wollte,
findet sich gerade im Gegentheil in nur sehr exceptionellcn Aus-
nahmefällen, die ihre besondere Begründung haben (in Polargegen-
den, oder auf hochgelegenen Tafelländern äquatorialer Brei-
tln). Der grosse Geist der Indianer heisst Harakouannentakton
(der die Sonne anbindet). Nach den Hundsrippen -Indianern
fing der aus der Fluth gerettete Ghapewee die Sonne in einer
Schlinge.
• Die Mythen der Ojibwäs von dem Schlingenfänger der
Sonne sprechen von der Zeit, als noch die Thiere auf Erden
herrschten, und nach der Zerstörung Promes waren die auf die Insel
Johiglut, dem späteren Pagan,* geflüchteten Reste des Volkes
176 I^^ obere Kambodia und seiDe Monamente.
SO schwach geworden, dass die wilden Thiere*) auf Erden herrsch-
ten und von ihnen Tribut verlangten; bis der Sonnensohn sie
davon befreite, nachdem sie schon vorher flir Herstellung der
Ordnung denSamudrit als Richter oder Damateajah gewählt hatten,
wie die Medier den Dejoces; und Kajomorts errichtete seinen
Thron auf den Bergen, wo zur Huldigung die wilden Thiere
herbeikamen (die Orpheus durch seine Leier und in indochinesi-
schen Märchen Oudinath durch seine Harfe zähmt). Als sein
Sohn Siamck von den schwarzen Divs getödtet worden, zog sein
Enkel Houscheng aus, um an der Spitze eines Heeres von Paris
und Thieren den Sprössling Ahriman's zu besiegen. Niemand
hat ein Aurecht (heisst es in den wallisischen Triaden) auf die
Insel Prydain (oder Britannien), ausser der kymrischen Nation,
die vor jedem lebenden Mensehen dort ankam, als das Land nur
von Bären, Wölfen, Bibern und Büflfeln bevölkert war. Als die
Kinder Adams (erzählt das arabische Märchen der lauteren Brü-
der in Basra) sich fortpflanzten und ihrer viele wurden, breiteten
sie sich über die Erde hin, über Land, Meer, Ebenen und Ge-
birge aus, indem sie ihren Bedürfnissen sicher nachgingen. Da-
gegen hatten sie vordem, so lange ihrer wenige gewesen, in Furcht
und Scheu vor der Menge der reissenden und wilden Thiere auf
Erden sich zu den Gipfeln von Bergen und Hügeln zurückgezo-
gen, wo sie in Höhlen und Schlupfwinkeln Schutz suchten (s.
Dieterici).
Die Beziehung der Sonne zu dem Wettstreit zwischen Thieren
und Menschen (wie die des Feuers beim Rechten der Menschen mit
den Göttern) kehrte in der Kosmogenie der Chichimeken wieder.
Nach dem Untergange der vierten Sonne oder Tonatuch (des
durch Wasser zerstörten Weltalls) fehlte eine Zeit lang das
Licht. Da versammelten sich Heroen (Halbgötter) und Menschen
um beim Feuer in Teotihuacan, eine neue Sonne hervorzubringen,
und die Heroen verhiessen den Menschen, dass derjenige, der
*) Decian (los Indios de los Antis) que las culebras y los tigres eran natu-
rales de aquella tierra, que como senores de ella merecian ser adoradoe, y qo«
ellos eran advenezidos y estrangeros (GarcUasao de la Vega).
Pbrt-In. 177
sich in das Feuer*) stürzen würde, zur Sonne werden solle. Na-
nabnatzin erwarb diesen Buhm und ging zur Unterwelt hinab.
Während man nun des Ausganges wartete, gingen die Heroen
mit den Thieren eine Wette darüber ein, wo die Sonne sich zuerst
zeigen würde. Als sie im Osten aufging, wurden die Thiere, die
sieh verwettet hatten, geopfert, und dies gab den Ursprung zu
dem später täglichen Wachtelopfer. Die Sonne verlangte aber
als Bedingung, wenn sie ihren Lauf fortsetzten sollte, das Opfer
simmtlicher Heroen. Darüber erztinit, schoss Citli einen Pfeil
naeh ihr ab, und liess noch zwei folgen, als die Sonne auswich.
Diese aber ergriff den letzten Pfeil und liess ihn auf den Helden
smrttckfahren, so dass dieser todt niederstürzte. Die Heroen ver-
standen sich dann dazu, durch die Hand des Xolotl zu sterben,
der sieh zuletzt selbst den Tod gab. Der Mond entstand gleich-
zeitig durch die Verwandlung des Tezcociztecal, der in ein Feuer
geringerer Leuchtkraft; sprang.
Phra-In wird Upapatti-Thevada genannt, in welcher Bezeich-
nung Upapatti das Auftreten von neuen Geburten ausdrückt.
Wie Nang Suthamma und Nang Suchitra finden sich auch Nang
Smnantha und Nang Suchampathi unter den Frauen Phra-In's,
der oft dreiäugig (trinetr) gebildet wird, wie in China der Gott
Uong Thieng Eung (der königliche Himmelsprinz). Von Phra
Insnen (Isuen) heisst es, dass er, als der höchste aller Thevada,
von Allen geehrt und geflirchtet sei , selbst von Phra-In, obwohl
dieser eine höhere Region bewohne. Nach anderen Versionen
wird dagegen Phra-Lisuen (Siva) unter die Diener Phra-In's
gerechnet. Auch von Phra-Narai (Vischnu) sagen die Siamesen,
daas er Buddha verehre, weil er ihn fürchte.
Im Himmel der untergehenden Sterne (Daodüngsa) residirend,
sendet Phra-In, als himmlischer Schutzherr der Seligion, den
Verehrern Buddha's seine Hülfe. Phra-In wird als Besieger des
Sampara Asun gefeiert.
Indra, an der Spitze der 32 Götter herrschend, residirte im
*) AijuDft stürzte sich in^s Feuer fOr Tama, um das Leben des Brahmanen-
Undei tu ▼enichern.
Bastian, Reise In Kambodi«. TV. ^2
178 ^^^ obere Kambodia und seine Monnmente.
Himmel der Dreiunddreissig*)^ die (nach Sayana) aus den
drei Gottheiten im Rigyeda enveitert sind: Ihr Götter, die ihr
elf im Himmel , elf auf Erden und in neuerer Migestät, elf Be-
wohner der (atmosphärischen) Gewässer, o lasst euch gefallen die-
ses unser Opfer" (s. Muir).
Als Synonyma fUr Indra finden sich im Baxsab die Namen
Kosi, Sake, Vazeve, Magheva, Sujapeti, Devindon, Ahasnay,
Vajivehadda. Auch: Bre Indara (Indon).
Yitsanukam oder Yetsukam (Phitsanukam oder Yiswacarma),
der Diener Phra-In's, wird zur Erbauung von Städten und Pa-
lästen auf die Erde gesandt. Unter dem kaschmirischen König
Pravarasena '*'*), dessen Oheim dem grossen Buddha einen Yihara
baute, besass Moraka auf Ceylon eine volkreiche Stadt, deren
Erbauer der Götter -Architekt Yiswacarma und der kunstreiche
Danava Maya gewesen. Maya (der auch Baumeister der zwei-
ten Abtheilung der Götterfeinde oder Daitja heisst), wird der Vis-
vacarman der Götterfeinde Danava genannt und hatte dem Judhish
thira seine Thronhalle (Sebha) gebaut (s. Lassen). Im Götterstreit
baut Pallas das Haus für den (wie von Poseidon den Stier) von
Zeus geschaffenen Menschen. Die kambodischen Tempel rühmen
sich, von Göttern gebaut zu sein, wie die Kathedrale de los an-
geles in Puebla von Engeln, und die Mohamedaner schreiben die
vor-islamitischen Monumente den Diws zu. Dinokrates war der
Architekt, der den Plan zur Erbauung Alexandriens entwarf, und
unter den griechischen Kaufleuten ***) in den Inschriften der Fel-
sentempel auf Salsette findet sich in Kanheri der Name Dhenn-
katika. Die Ruinenstädte Kambodia's werden Alexander M. von
*) Im Zoroaatrischen Cultoa wird ludra als bSser Dämon bek&mpft, aber die
H3 Götter sind als die Reinsten nm Havani (dem Tages-Genins zwischen Morg«ii-
rSthe nnd Sonnenaufgang) angerufen. In den Vedas verfolgt er den Ochsenr&abir,
wie Julian den Mithras nennt (dem Hermes und Hercules gleich). Thiele meini
Gautama schon in den persischen Religionsschriften zn finden. Auf der IiMebifft
▼on Bihnstnn heisst Gantama der Magier, der der Herrschaft Terlostig ging.
**) Er nahm Pratapaditja, den Fllrsten von Malwa, siebenmal gefangen and
setzte ihn siebenmal in Freiheit, wie es die Chinesen in ihrem Kriege mit
Birma von Kung-Ming erzShlen.
*^) Unter dem Javanischen Könige Ardi Vijaja, Sohn des Ardi Kasoma,
Sebntzherren. 179
Ribadeneyra zugeschrieben. Mandeville fand die Kriegsthaten
des dänischen Bitter Ogier in den Palästen Java'S; und die Jeru-
salemfabrer Signrd's sahen (nach Snorri) im Hippodrom zu By-
lanz (Miklagard) die Helden der Vorzeit abgebildet , Asen^ Vol-
snngen and Giackangen. Als die Engländer Napoleon's Eroberun-
gen am Nil entgegentraten; meinten die Sepoys ihrer Begimen-
ter in den Tempeln am Nil vor einheimischen Götterfiguren zu
knieen.
Die Loka Ban oder Thao Loka-Bala sind die Schutzengel
in der Welt. Mit Loka-Lioka '^) wird das Universum bezeichnet.
Paliegoix theilt Akasa-Lokaya (totum spatium ad quod radii so-
lis et lunae pervenire possunt; simul et firmamentum coelorum)
in acht Loka, als Akasa-Viuasa Lok (terra destructibilis per
ignem, aquam et ventum); Akasa - Nathana Lok (terra restabi-
Uta in pristinum statum), Niriya-Lok (infemi parvi et magni);
Preta Lok (regio monstrorum et gigantum); Diraxanat Lok (regio
animalium irrationalium); Manusa-Lok (regio liominum); Theva-
lok (sex ordines coelorum), Phrahma-Lok (coeli superiores, qui
dividuntur in duo, Bupaphob et Arupaphob).
In den oberen Himmeln hören mit der geschlechtlichen Zeugung
die Wiedergeburten mehr und mehr auf. Die Henotiktontes oder
Einmalgebärenden (des Skylax) heissen (nach Lassen) im Sans-
krit Ekagarbha und bewohnen die acht Varsha oder Begionen
der irdischen Himmel (s. Bhag. Pur.).
Ein entthrontes Göttergeschlecht bilden die Gandharvas, bei
denen sich, wie bei den Kentauren, die magische Verbindung
mit dem Pferde (arvan) findet, die nach ungarischen Sagen den
Zanbermensch als weisen Taltos mit seinem weissen Zauber-
au Kalinga eingewanderter Vater Bhrnyijaja Sa^elakala (663 p. d.) Mendang
Kamnlan gründete, kamen Tiele Künstler, besonders Steinhaner nnd Erzgiesser,
DMb der Hauptstadt.
*) Wenn Logi Ton luchan (Incere) stammt, wäre Lok! scheinbar in der
Wonel lukan (clandere) übergetreten. Lok bedeutet (altnordisch) flnis, consum-
matio, lokare pagulam, weil der Ringel schliesst (s. Orimm). Von Utgardar (die
inwartten Grenzen der bewohnten Welt, wohin das Alterthum die St&tte der
Bitten ond Ungeheuer, die Holle versetzte) bringt (bei Saxo-Grammatic.) der Held
Thorkill die speer&hnlichen Haare des Ugarthllocus.
12*
i
ISO ^'^ obere Kambodia und seine Monomrate.
pferde Tatos verknüpft (s. Ipolyi). Der Wohlgeruch, der in
Gandharva zu Grunde liegt, charakterisirt sie als ambrosisch
duftende Götter, und auch eine abgeschiedene Seele, vor ihrer
Wiedergeburt, wird so genannt, als nur im Gerüche des Ge-
heiligten existirend. Nach buddhistischer Geographie sind die
neben Jambudwipa existirendon Continente von verschiedenar-
tig gestalteten Geschöpfen belebt, und auch Strabo meint, dass
die Weltinseln des Eratosthenes von Wesen bewohnt sein mochten,
die den Mensc^hen nicht gli(*hen. Die tibetische Mythologie setsKt
mehrere mit Kränzen geschmückte und in Wein schwelgende
Geschlechter der Seligen auf die halbe Höhe des Meru.-*)
PolyänuR (l(ir> p. d.) fuhrt als die drei Gipfel des Himalaya
auf: Kailasa (das Paradies Siva's), Kuntha oder Waiknntha
(das Paradies des Vischnu) und Meru. Auf Java wird dem
Merapie, der 1817 die Residenzschaft Banjuwangie durch eine
Eruption verwüstete, Verehrung gezollt. Nach Silen wohnten die
Meroper (Sterblichen) auf einer Insel im Ocean, mit zwei anderen
Geschlechtem, dem frommen (goldenen) und dem streitbaren
(ehernen) am Eingange zum Nebelreich (nach Aelian). Die Me-
roetes hüteten die Rinder des Hades. Pindar lässt den Gigan-
ten Halcyoneus bei den Meropern auf der Insel Kos wohnen,
wo König Merops als Religionsstifter genannt wird. DerAethio-
perkönig Merops wird durch den Umgang seiner Gemahlin Kly-
mene mit Helios zum Vater des Phaethon.
*) Nysa, am FuBse des Meru, wird mit Nagara (s. Ptolemäos) identfflcirt
oder mit DionysopoÜB In Goryä oder Kabalistan. Dionysos, als Nysios oder der
Nächtliche (Nyktelios) wird aas der Hüfte nach Nysa iu Aethiopien gebracht und
erscheint als König von Nysse (^etf$'taos)y weil die Indier den Konig Deunos
(Sevt'op) nannten. Nach Langl^s bezeichnen die Indier Siwa als Konig von Nisa
oder Nisanagara (Stadt der Nacht), sowie Dewanisi oder (nach Bohlens) Nisi-
dewas. Kruse erklärt Dewanisa als Gotteruacht oder Nacht (Nisa) des Gottes
(Dewa). 'Alk* iv 'IpSoTs ^vfjvai xal ir r^ o^ei r^ Mrjptp xolovfiev^,
o&ev Stj xal Tov ^iowoov elvai fio&okoyovat (Theophrast). La ville Merou
(dans la province de Khorasan) s'appelle Merou Shahgian, qu*£bn Khalekan
explique TAme au les Delices du roi (Herbelot). Nach Merops, den Zeus [oder
Uere] als Adler in den Himmel aufbahm, wurden die Menschen Meroper genannt
(Härtung). Merops aus Perkote, Seher und Konig yon Rhyndakos, heisst auch
Macar und Makareus. IloXete fu^oTtatv dv&^eajtoH' (bei Homer) auf der Intel Koa.
Nagas. [81
Nakha phavanaug ist das bei den Siameseu Badat genannte
Beich der Naga*), das auch Athophoph, Rasadon, Kuhara, Su-
sira, Nathalok heisst. Phaya Nakh wird Nagharaja betitelt
(Nakharaxa). Die unterweltlichen Könige der Hölle heissen Yom-
ban oder Yamabala.
Die von der Schlange überwölbten Bilder Buddha's werden
vorzugsweise Xina**) genannt. Nacli Alwis heisst die Magadhi-
*) Nach Bossman beschleichen in Wh yd ah, während der Milhio ges&et wird,
die HchlaDgen die schönsten nnd jüngsten Mädchen und machen sie im Kopfe
verwirrt, wie die Töchter des Kekrops beim Erblicken der Erichthonios-Schlange
TOD Baserei ergriffen wurden. Bei den Ophiten oder Naassenern bildete die
Schlange die Vermittelung zwischen Ober- und Unterwelt, um die Kräfte jener
In diese hinabzuziehen (ähnlich dem chinesischen Drachen). The divine snakes
(Mani-okkeke), who invited Buddha to Ceylon , have the same power with the
Nagas. Die zn Hieropolis in Asia verehrten Schlangen starben vor dem Apostel
Philippoi. Tempore Regis Amiamidae Saladobae fllii multos Roma venisse mo-
nachoa atqne totum regnum implevisse, heisst es in der Chronik, und damals
Würde durch die Qebete der neun Ifeiligen der menschenfi'essende Schlangen-
drache bei Axnm zerstört, im Reiche der abyssinischen Könige, deren Titel Negus
durch Nagiashl erklärt wird. Erst König Jacob (f 1468) rottete unter den Agows
den Götzendienst von Kuh und Schlange (für Wahrsagungen) aus. Nach den
Johannes-Christen in Merkab (bei deren Festen der Anfang des Johannes- Kvan-
genams gelesen wird) tödtete Johannes der Täufer (Jahja) den Drachen am See
Tiberias (s. Conti). Wenn Ribadeneyra und Pinto von dem mit Nadeln nnd
Pfeilen geprickelten Höllendrachen bei den hinterfndischen Tempelfesten reden
(1a serpiente tragadora que vlva en la cueva honda de la casa del humo), so
könnte man an die Darstellung des Tartaros in der Ilermeneia des Mönches
Dionysos von Fuma denken, das das Handbuch der griechischen Kirchenmaler
bildet qWenn das Leben des wahren Mönches geschildert werden soll, so wird
•r dargestellt an ein Kreuz gebunden, mit vielen Inschriften. Zur Rechten des
Kreuzes eine dunkle Hohle, worin ein grosser Drache, das ist: die Alles ver-
schlingende Holle, über seinem Rachen ein Jüngling nackt, die Augen mit einem
Schleier verbunden und mit einem Bogen in der Hand, wie er einen Pfeil gegen
den Mönch richtet** (s. Piper). Wie das Volk jene Rauchschlange neckte, so saug
man auf den von Apollo besiegten Pytho die Spottlieder der Jamboi Kai Dakty-
loi und ahmte in den ovQtyy'ss ihr Zischen nach. In Fürth wurde jährlich (nach
Mftller) das Volksfest des Drachenstiches gefeiert. Der Drache ist ein grosses
fbnriges Thier mit einem langen Schweif (nach Lanenburger Sagen). Zu Con-
tUDtin*8 Füssen wird Licinius (die falsche Schlange) als Drache dargestellt (bei
Eutebius).
**) Had these monuments been found in India proper they wonld have been
j^g2 Das obere Kambodia und seine Monmuente.
Sprache in alten Schriften Jina- Wachana. Durch das Umringein
einer Hutschlange wurde Kapila Indradewa als zur Eönigswttrde
bestimmt erkannt. Indem die Missionäre wie in Kaschmir die
Drachenkönige der Seen, die die Wolken beherrschen, sttnftigen
und bekehren, fuhren sie die zerstörenden Kräfte des Gewitters
durch geordnete Thätigkeit auf günstigen Einfluss für die Frucht-
barkeit des Jahres zurück (als Korn bringender Drak). Chine-
sische Fischer haben gelegentlich das Auf- und Absteigen ge-
sehen, aber der Drache*) ist immer nur stückweise sichtbar.
In den Dünsten, die durch die Oeflfhung des Schornsteins ange-
zogen werden, sieht das Volk (nach Fischer) den Drachen, der
durch die Luft fliegt, den Hexen Würste und Schinken bringend.
Die Naga's erscheinen auf der Erde in Menschengestalt, und
werden zuweilen auch die Tempel**) bewohnend gedacht. Vo-
assigned most unhesiutlnglj to tbe Jainas, bemerkt Fergusson von den Tempeln
in Pagan. Bei der Vereinigung von Jafnas nnd Vischnuiten im Jahre 1367 p. d.
wurde erkl&rt, dass zwischen beiden ReUgionen keine Verschiedenheit bestehe.
König Aditjadharma yon Menang-Karbo (dessen Inschrift 656 p. d. datirt ist)
erbaute in Java einen Palast in der Stadt Jinalajapora (Aufenthalt das Jina).
Jin Bnni ist Gott der Erde bei den Orang Bims.
*) If its head is seen» Its tail is obscured or bidden. If it exposes its taU
to the eyes of men, it is careful to keep its head out of sight It is always
accompanied by or partly enshrouded in douds, when it becomes visible in
any of its parts (s. Doolittle) Wright erklärt den Drachen im Oolf Ton Satalla
für eine Wasserhose. Videtur enim quod draco magnus et niger in nubibnt veniat
et Caput Buum in undis emittat et cauda ejus videtur, qnod sit caelo inflxa
(Bromton). Nach den'AelpIern entstehen schwere Gewitter, wenn ein Drache aoi-
gefahren ist (s. Vemaleken). Indra spaltet die Schlange Abi, die die Wolken
inrflckhilt.
**) AWarez tSdtete (nach CharleToix) in Paraguay eine Schlange, die den
Indianern weissagte. Die Agows fQttem (nach Bruce) ihre heilige Schlange mit
Milch und Butter, um aus dem Fressen zu weissagen, nnd König Abisares unter-
hielt (nach Strabo) zwei gigantische Schlangen in Taxila, welche Stadt von Yana-
meyaya zerstört wurde, um seinen am Biss des Schlangenkönigs Taxaka gestorbe-
nen Vater Parixit (den die fortziehenden Pandu als König der Kuru in Hasti-
napura eingesetzt hatten) zu rächen nnd das Schlangenopfer (wie der Zanbeier
von Steeg nach tyrolischen Sagen) zu verrichten, bei dem nur durch den Brah-'
manen Astika einige Schlangen aus dem Feuer gerettet wurden. Die Pandawa-
sade wo begleitenden Edlen aus Sihapura kamen in religiöser Tracht nach Ceylon.
Der Gründer der kambodischen Hauptstadt war eben so befreundet mit dem Drachen-
Waftserechlangen. j^g3
tan, der Gott des Maya-GeschlechtS; wurde auf Hayti unter dem
Namen Vaudoux verehrt, bei dessen Feste man Kisten mit Sehlan-
gen auf den Altar stellte (Mttller).
Pathummasurivong, ein Sohn des Indra, gleich dem nebst
seinen Brüdern bei dem Muni im Walde erzogenen Arjuna,
stammte aus dem Geschlecht der Wasserschlangen, und mit dem
Hervorkommen der Drachenprinzessinnen fing sich das Festland zu
bilden an, wie das Wasser zu sinken begann, als Hu mit seinen
Bttifeln den Biber hervorzog. Erichthonius (Erechtheus), Vater
des Pandion"*), vertrieb den Amphiktion aus Atlien. Nach den
kSDig, wie König Menas mit den Crocodilen, die ihn zur Orfindung '?on Croco-
dUopolff fll>er den M5ri8-See tragen; aber der letzte König Inthapataburi's starb
DMh dem Kampfe mit dem durch Aufrichtung des viergesichtigen Brahma be-
ledigten SchlangenfQrsten, wie Thor nach dem mit der Midgardsschlange und
Baowulf, als Besieger des Feuerdrachens. Neben dem Ilolzbild der Athene Polias
•tand als H&terin eine Schlange. Bohlen identiflcirt Maliarpha (im Lande der
Avemol) mit Mahamalaipura, und Lassen erklärt Basaronax, den Titel des Fürsten,
alt Vaiaranaga aus der Verehrang der Scblangengotter. PtolemSos setzt die
Nagadibai südlich von dem Muduttoi, und V^jaya landete bei Nagadiba (Nagna-
dwtpa oder die nackte Insel) auf Ceylon. Nutriunt quasi deos penates, nigri
eolorit, obesos et quadrupedes quosdam serpentes, Giuoitos vocatos, bemerkt
Lascovius von den Samogiten. Lituani et Samogitae in domibus sub fornace
▼•1 in angulo vaporarii übt mensa stat, serpentes fovent, quos numinis instar
fvlentes eerto anni tempore precibus sacriflculi evorant ad mensam. Strabo er-
wihnt die der Demeter heilige Tempelschlange.
*) Zeua Pandion ist Vater, Gatte und Sohn der Athene (s. Nork). Bei den
diu Gottern Entstammten trat (nach Uesiod) Pandora, das erste Weib, aus Erde
und Fluth hervor. Zu Gunsten der Kuru bekämpfte Pandu (wie Dhritarashtra,
Bruder des Bahlika) die mächtigen Könige der Sindhu anwohnenden Sauvira
and Javana. Aus Astina (Hastinapura) sandte Prabu-Jaja-Baja (ein Abkömmling
der Pandawa durch Aijuna) den Penggava nach Java (Nusa Kendang oder Nusa
Jnwa), iro das Alphabet der Raxasa gefunden wurde. Auf Java ist die Pandava-
Sage völlig eingekörpert, als Epos. Der in Pataliputra regierende Oberkönig ans
d«m Geschlecht des Pandu verehrte den heiligen Zahn, der (nach Guhavica't
Tode) durch Dantaknmara (311 p. d.) nach Ceylon gebracht wurde, unverletzt
von den Angriffen der Nighanta (nach dem Dathadhatuvansa). Die einheimische
Dfnastie Ceylons wurde 434 p. d. durch den fremden Eroberer Pandu tamu-
llseher Abstammung verdrängt. Unter den Städten im Lande der Pandovoi (Pan-
dava) nennt Ptolemäos die von Alexander M. gestiftete Bukephala und die von
Demetrius nach seinem Vater Euthydemia genannte Sudt Sagala (^akala). Herakles
Ig4 Das obere Rambodia und seine Monomento.
•
Weer spiegelt sich die Riesenschlange (Anyiewo) der Erdhtigd
im Regenbogen (wenn ihre Seele über den Wolken Inftwandeln
geht) durch den Glanz ihrer Perlen (Steinemann). Abafazl (un-
ter Akbar) erwähnt der Schlangenbilder in Kaschmir, d^sen
König (nach Onesieritos) schon zu Alexander's Zeit zwei Drachen
verehrte.
Nachdem das Boot bepackt war, sollte es den Fluss hin-
abtreiben, musste aber bei dem niedrigen Wasserstande gröss-
tentheils über das sandige Bett fortgeschleppt werden. Ein alter
Mann, für den der Chao Myang um eine Passage hatte bitten lassen,
da er der Grossvater einer seiner Frauen sei, richtete sich im
Vorzimmer der Kajüte seine Schlafstelle ein. In den Feldern
am Ufer standen die Wohnungen in Bananengärten, aus denen
Palmen hervorragten. Der isolirte Berggipfel Panom-krom, der
an der Ktlste des Thalesab (Ton-le-sup) liegt, stieg vor uns auf.
Er ist ganz mit dichtem Jungle bedeckt, in dem zahlreiche
Heerden wilder Elephanten leben, und trägt auf der Spitze eine
kleine Pagode.
In der Nähe eines Dorfes war der Fluss so von Sandbänken
durchsetzt, dass ich Hülfe nöthig hatte, und durch etwas ener-
gische Ansprache von dem anfangs zögernden Schulzen fünf Mann
erhielt. Im nächsten Dorfe wurden sie für Andere verwechselt,
da die dort erwarteten Elephanten nicht zu haben waren. Als
wir ein weiter abwärts gelegenes Dorf erreichten, zauderten die
Bootsleute, bei der schon einbrechenden Dunkelheit fortzugehen^
machte seine Tochter Pandia mannbar, um das Königsgeschlecht zu zeugen. Ans
Partha, als Beiname des Aijona, erklärt Lassen die Hauptstadt Kalinga*s (bei
Megasthenes) Parthalis durch Parthala. Ptolemaos kennt die Pandouoi am Hy-
daspes. Im Reiche der Pandiones (UavSiovaw /tieaoyeia) war Modnra (Mathura)
die Hauptstadt. Nach der Besieguug des Afrasiab begab sich Kai Khosru mit
seinen Edlen nach der zum Ruheorte ausgewählten Quelle und verschwand dort,
wie Judischthira umgekehrt nach dem Triumphe der Pandu über die Kuru im
Schnee des Himalaja. Die Dorier leiteten ihr Kouigsgeschlecht aus dem AntheU
der Phyle der Hylleer von Herakles ^b (durch Hyllus, Sohn der Dejanira).
L'autiquit^ attribuait aux serpeus la puissauce d'attirer leur proie par uue sorte
d'aspiration (Breal) in der Fascinatiou.
Schleusen. 185
da sie die wilden Elephanten fürchteten, die Nachts zum Trinken
an den Flnss herabkommen und, wenn sie denselben kreuzen,
iwiscbenliegende Boote zertreten. So wurde an dem Dorfe Apai-
lok Bast gemacht. Die dort geweideten Heerden von Büffeln
and Elephanten gehören dem Chao Myang.
Etwas unterhalb dieses Dorfes theilt sich der Siemrab in
zwei Arme. Der geradeswegs zum Thalesab auslaufende ist fast
trocken, da die grössere Wassemiasse in den andern zur Be-
wässerung der Felder abgeleitet wird. Will man dcslialb nicht
dorch Büffel das Boot über die trockenen Stellen schleppen lassen,
80 mUssen die Schleusen der Felder gesclilosscn werden, um das
abgedämmte Wasser in der Mündung zu stauen.
Am andern Morgen waren wir bald bei der gabligcn Thei-
Inng angelangt (Jan. 8) und fanden dort mehrere grosse Schiffe
liegen, die, mit Ladungen von Siemrab kommend, schon seit
mehreren Tagen einen höheren Wasserstand erwarteten, um in
die See auslaufen zu können. Sie hatten Bezahlung angeboten,
waren aber mit dem vom Schulzen verlangten Preis noch nicht
Übereingekommen. Meiner Regierungspässe wegen konnte er
unserem Boote indess keinen Aufenthalt bereiten, erlaubte aber
keinem der andern zu folgen, als wir nach Festrammen der
mit Pflöcken und Stroh aufgeführten Deiche allmälig flott wur-
den and über die Untiefen hinwegglitten. Ein schmaler Kanal
floBS durch hocligewachsenes Gras und wand sich dann zwischen
einem buschigen Schilfwalde hin. Ein von Battambong herauf-
kommendes Boot begegnete uns, und ein kleines Boot fuhr mit
mi8 nach dem Thalesab hinab, um dort zu Aschen. Der See
lag nach Süden, und der Berg (Panom) Krom westlich. Am
fernen Horizonte zeigte sich die Linie der Khao-don-rek-Gebirge.
In einem an einer niedrigen Düne liegenden Boote war ein Mönch
von Battambong gekommen, der Karren crwai-tete, um auf dem
Landwege na^h Siemrab zu gehen. In dem buschigen Walde,
der sich durch die halb überschwemmten Wiesen streckte, zeigte
sich hier und da eine sandige Erhölning mit niedrigen Bäumen
darauf. Eine Zeit lang schwammen wir auf den befluthcten Wie-
sen, und dann befanden wir uns zwischen den Bäumen eines
ganz im Wasser stehenden Waldes, und damit schon in dem
■ I
186 ^^^ obere Kambodia und seine Monumente.
See, der in dieser Jahreszeit sein Wasser von dem änsseren
Rande der Kttste noch nicht zurückgezogen hatte. Wie das Wasser
tiefer wurde, waren die Bäume bis zur Blätterkrone eingetanchti
und erst jenseits breitete sich die weite Fläche des offenen Mee-
res aus. Ein Kahn mit getrockneten Fischen kam vom Dorfe
Kanumphuk, das eine Tagereise nach Osten von Fischerlenten
bewohnt ist. An dem Xong kriech genannten Platze , wo die
Fische präparirt werden, lag ein grosses Boot, eine Ladung für
Siemrab einzunehmen. In diesem überschwemmten Walde sollen
sich die Reste eines alten Pflasterweges finden, der von Siemrab
nach dem Kante-Kom genannten Landungsplatze läuft, einem
Hafen, in dem im vierten und fünften Monate Karren die von
den Booten eingebrachten Ladungen aufnehmen, am sie nach
Siemrab zu bringen. Zu der Zeit beginnt der grosse Fischfang
im See, um die Fische zu salzen und zu trocknen, indem die
Kanäle dann austrocknen und die vorher über Felder oder durch
Wälder verbreiteten Fische auf einen engeren Raum zusammen-
gedrängt werdend Eine grosse Quantität der getrockneten Fische*)
wird nach Udong verführt. Von der Landspitze Phra Kamxfl
zwischen den Mündungen des Battambong- und Photesab-Flosses
will man die Spuren eines Dammes verfolgt haben, der quer
durch den See nach dem Paknam in der Mündung des Siemrab-
Flusses gezogen war. Dem Boote wurde jetzt das Steuer ange-
hängt, und das bisherige Staken durch Rudern ersetzt. Es zeigte
sich eine wogende Bewegung, und nicht daran Gewöhnte sollen
leicht seekrank werden. Auch sah man weiter hinaus kleine
Wellen kräuseln und brechen, wie überhaupt die Aussicht über
den See unbeschränkt war, bis sich am Horizont das Wasser
mit Luft mischte und die in waldigen Spitzen ausgezackten
Ufer verschwanden. Die nach Battambong bestimmten Boote hiel-
ten sich West, die nach Udong bestimmten Ost, da sie es nicht
*) Der Fischfang ist iusserst reich, und schon Oderic Mathinssi nennt ihn
das Wunder des Landes Campe. On ne voit riens en ceUe mer fors poisson.
Wie Pauthier bemerkt, heisst Fisch im Telingana (der Coromandelküste) Ghampa.
En ceste contr^e yeiz Je une limace qui estoit plus grande que le docher d6
Saint-Marque, se il estoit tourn^ comme est la maison de la Umace.
Der See. 187
wagen, den See direot nach Süden zu kreuzen. Als sich am
Nachmittag etwas Wind erhob, legte der Schiffer das Boot unter
einem dicken Baumstamme bei und befestigte es an den aus
dem Wasser hervorragenden Zweigen. An den äussersten Bäu-
men war die Tiefe 17 Fuss, nahm aber rasch weiter hinaus zu.
Qegen Abend brachen wir wieder auf und kreuzten, nicht ohne
Zagen nnserer kühnen Matrosen, an einer offenen Stelle von einer
waldigen Spitze zur andern über. Schwimmende Piianzeninseln
trieben nmher. Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wip in das
Kckicht hinein, um das Boot ftir die Nacht fest zu machen.
Zwei der Mannschaft ftlhlten sicli sehr ermüdet, da sie als Feldarbei-
ter nicht gewohnt waren, zu rudern. Der Obmann (Nai) war
fttther noch nie auf dem See gewesen. Nur der Steuermann
wüste etwas Bescheid. Der See gilt gleichsam als Ueberrest der
groeaen Flnth, aus der der Wunderbaum*) der kambodischen
Sagen hervorwächst.
In der Elementar-Rechnung unterscheiden die Siamesen die
▼ier Operationen, als:
Bock oder Addition (znsammenhäofen)
Hak 9 SubtraclioD (abbrechen)
Oon „ Multiplication (vermehren)
Han „ Division (theilen)
Die arlthmethischen Regeln werden als Giin-Han zusammengefasst.
10 lek ken
13 „ prasoni
10 lek ken
10 lek ken
8 „ hak
3 ^ khom
7 „ set
30 r, khong
30 lek ken
3 y, hau
10 „ lap
Sam khun sib dal samsib (13)
f, hak „ sia lüa yu chet (7)
„ kab , pen sib sam (30)
„ han nai sam sib pen sib hon
(10)
*) Btfor« the deluge there lived two eaormous croatorea, one au auimal with
ft hom, the other » toad, keoptng the water in ita body and ooly emitthig a
,-■■ "^
Igg Das obere Kambodia und seine Monomente.
Als wir am andern Morgen j|,ufbrechen wollten, war das
Steuer so mit schwimmenden Seepflanzen besetzt^ dass es erst
gereinigt werden musste. Einem andern Boote durch die Büsche
folgend, betraten wir einen Seitenarm des Bättambong-Flusses, in
dem aber die überschwemmten Büsche zu beiden Seiten noch
kein festes Ufer unterscheiden Hessen. Eine Reihe von Ottern,
mit dem Kopf abwärts schwimmend, kreuzte den FIuss. Wie
die Schiffer sagten, finden sich im Thalesab ausser Alligatoren
(Takeh) auch Haie (Pia Xalam). Das in den Lampen gebrannte
Fischöl wird meistens in dem 4ten und 5ten Monat auf der
dann trockenen Küste aus dem Pia Savai ausgekocht Schiffe
mit gerefften Segeln kamen uns entgegen.
Nach dem ersten festen Land im Flussufer, wo wir einen
kurzen Aufenthalt zum Baden machten, kamen wir nach dem
Zollhause Dan Sema, wo der Lam-Seng in den Battambong-Flnss
einfällt. Kleine Gärtchen schwammen auf Bambusflössen. Der
Fluss strömte zwischen dichtem Gebüsch und nahm eine bräun-
lich-rothe Farbe au. Nach dem Eintritte des Flusses von Kon-
buri machten wir für die Nachtrast unter einem Baume Halt.
Der Reis wurde im Boote gekocht, und die Leute erzählten sich
dann am Feuer Geschichten. Einer wurde mit einer Schwach-
heit aufgezogen, die seiner Scliwester begegnet wäre, aber der
Nai meinte, dergleichen Bemerkungen seien unpassend, man solle
lieber den Geistern der Eltern, die erzürnt sein würden. Opfer-
gaben darbringen und den Thevada durch Sühnen günstig stim-
men. Mein siamesischer Diener beklagte sich über den Reis
von Siemrab, der weit gröber und deshalb unverdaulicher ab
der von Bangkok sei. Am folgenden Morgen fuhren wir zwi-
schen bewaldeten Bänken hin. Hütten waren zum Fischen auf-
certatn qoantity to water the earth. When in a qnarrel the hörn pierced iU lide,
the waters gashed in fluods (according to the OJebways). Nanahbozhoo (patting
a nnmber of animals and fowls in his bosom) fled on the mountains to a large
cedar and placked the branches and frults in ascending. When he reached the
top of the tree he sang and beat the tune with his arrow upon his bow and^ at
he sang the tree grew and kept pace with the water (tili he constrncted a raft).
To form a new world he obtained earth from the diving of the musk rat, tprea-
ding it and causing the wolf to ran over the sarfaoe (s. Jones).
Zollhäuser. 189
gerichtet. Bei der Opok genannten Oeffnung des Waldes änderte
der Flnss seine Farbe von bräunlieh-roth zu weisslich-grau. Wir
passirten die Mündung des SthUng Kamao und folgten dann den
Flusswindungen zwischen buscliigen Bänken. Fische wurden durch
eisenspitzige Lanzen gespeert. Neben Bananengärten auf höherem
Ufer liegt das Zollhaus Dan Chambong, wo die Steuern bezahlt
werden. Bei dem frülieren Wachtposten Dan Seuia werden nur
die Papiere inspicirt. In einigen Dörfern am Wege konnten
wir Fische kaufen, und die Bananengärten , von denen Treppen
xnm Flusse niederftihrten; wurden häufiger. Mit Sonuouuutcr-
gang legten wir bei einer Sala an. In der Unterhaltung der
Fischer belehrte sie der Obmann, dass nur ein (Tclehrter und
in den Kegeln der Metrik Wohlerfahrener es unternehmen dürfe,
Ver«e zu maclien, da es eine Sünde sein würde, gegen Regeln
zn Verstössen. Ausser der Champa wird auch die Mali-Blume
zum Schmuck gebrauclit.
Mit der Dämmerung unterwegs fanden wir uns zwischen
wohlangebauten Ufern mit Bananengärten und Häuseni. Trep-
pen führten zum Fluss hinab, und in den Wohnungen schien
viele Betriebsamkeit zu herrsclien. Auch Arac-Destillerien fan-
den sich. Nachdem wir unsem Passagier bei seiner Familie
abgesetzt hatten, legten wir bald nachher an dem Landungsplätze
von Battambong an (Jan. i 1), eine sich weit am Ufer hinstreckende
Stadt^ mit den Pfahlbauten ♦) der äusscrsten Strassen im Wasser
stehend. Ein an feststehendem Tau übergezogenes Boot bildete
die ISKhre.
Zum Gouverneur sendend, hörte ich, dass derselbe noch
schliefe, und ging in der Zwischenzeit auf dem wohlversorgten
Markte und zwischen den Klöstern umher. Elephanten mittlerer
6r()8se verkaufen sich für 130 Tikal, bester Qualität für 200 bis
300 Tikal. Zur Scheidemünze dient das cochiiichinesische Geld
*) Indem sie in Bootien an beiden Ufern des unteren Asopos (des Schlammigen)
In «Inem Dorfe, welches anf Pfahl werk ruhte, gewohnt und sich zu ihrem gegen-
MftlgeD Verkehr, während der winterlichen Regenzeit, wenn das Was&er hoch
itend, der Brflcken und Stege bedient hatten, waren sie Gephyräer oder Brücken-
miiraer gsnannt worden (s. RQckert).
190 ^^ obere KambodU und setne Bionomente.
(kr Ipeh; die in Ligaturen^ meist von 600 Ipeh (ein Fnang oder
zehn Thien) znsammengebuuden sind. Zur Answechaelang legt
man sie in schmale Holztröge^ deren einer bestimmten Zahl ent-
sprechende Grösse genau bekannt ist; und misst die lünge. Im
Vat Pihpit fand sich neben dem von Sema umstellten Tempel
( Both) das Steingebüude des Hotrai für die Bibliothek mit spitxi-
gem Dach. Der Bibliothekar schloss mir das Innere auf, das
ganz mit den in TUchem aufgebundenen Palmenblätterkasten
gefüllt war, die Titel auf einem angebundenen Streifen eines
Palmenblattes tragend ^ wie Thiphani; Sangkhaha, Chnnlayat,
Patimokh; Aphitham (in sieben Phuk); Milintha-Paiga (anyoUstän-
dig in 15 Phuk) u. s. w. Die Wandgemälde steUten oben Badd-
ha's in dem Viman vor, in der Mitte Buddha's von Yerehreni
umgeben und unten die Höllenqualen. An einer andern Seite
fanden sich Priester, die Über zufällig Verunglttckte Leichengebete
recitirten und sie in weisse TUcher hüllten. Anderswo standen
Priester recitirend über Verstümmelte, anderswo ein Priester,
der auf den Empfang einer Lotusblume von einem Verehrer sich
zum Himmel erhebt. Der Nagel eines der Buddhabilder war
von Perlmutterschale gefertigt. Kleine Phrachedi waren mit
Glasstücken geschmückt. In einem andern Kloster fand sieh in
einem Sanchao eine Lehmfigur unter einem Schirm. In einem
Vat sali ich ein in 22 Felder getheiltes Gemälde. Die Mönche
meinten, dass der Palast von Vat Ek durch Phra In für die Königin
gebaut sei, wie Nakhon Vat fllr den König. Battambong sei
erst vor 80 Jahren gebaut, als der Fluss seinen Lauf veränderte.
An dem alten Strombette trifit mau die mit Figuren und Inschrif-
*ten bedeckten Steinruineu von Baset. Am Fluss aufwärts fin-
den sich an einem Berge die Ruinen von Banan, einem Phrm
Prong ähnlich.
Als ich den Chao Myang sah, Hess er mir ein langes grosses
Staatsboot, das im Flusse ankerte, an's Ufer legen und durch
Ketten-Gefangene zu einer Wohnung während des Aufenthalts
in Battambong zurichten. Später schickte er Geschenke an Eiern,
Geflügel und Früchten.
Der Fluss kann etwa noch 4 Tagereisen oberhalb Battambong
beschiflft werden. Seine Quelle liegt auf steilen Bergen, die mit
BatUmbong. 191
den Chantabnn-Gebirgen zusammenhängen, und von den Khamen
dong oder Khamen NakPri bewohnt sind; die das Kambodische
mit besonderer Pronunciation sprechen und den Tribut (suay) an
Kardamomen sammeln. Die übrigen Khamen, die nicht dort ein-
heimisch sind, können ihr Land nicht besuchen^ da jeder Fremde
krank wird. Weiter nach Chantabun hin leben die Xong, die
selbst als Sklaven unbrauchbar sind, da sie immer zu entfliehen
suchen. Die Kha oder Panom dagegen dienen in Udong in
grossen Mengen ^ obwohl es freilich auch bei ihnen einzeln
vorkommt; dass sie ihre Herren morden. Im Mittelalter hiessen
die Bewohner der nördlichen Berge Gueos.*) Bei den Jueu
heissen die Kha (Putteng der Laos und Ho der Chinesen) Keoh.
Die sehwarzbäuchigen Laos heissen Njuin bei den weissbäuchi-
gen Laos, die sie Laos nennen.
Ein in Battambong ansässiger Franzose (ein corsicanischer
Matrose, wie ich glaube) war ein Rest der früher von Siam aus-
gegangenen Expedition nach dem Goldlande und beschäftigte sich
jetzt damit; getrocknete Fische nach Saigon zu verfahren.
Er lebte neben der französischen Mission des Pere Sylvestre, der
mir gastfrei seine Wohnung zur Veritlgung stellte. Doch war mir
das auf dem Flusse liegende Boot der Kühle und der Beciuem-
lichkeit des Badens wegen vorzuziehen.
In dem von Siam abhängigen Theile Kambodia's hat Jeder
aus dem Rasadon (gemeinen Volke) eine Abgabe von 1 Bath
1 Samlttng 1 Luang dem Kamnang (Schulzen) oder Nai seines
Dorfes einzuschiessen^ damit derselbe es dem Chao Myang (Gou-
verneur) seiner Provinz (in Battambong, Siemrab oder Panomsok)
ttberlieferC; um nach Bangkok eingesendet zu werden für den
Tribut (Suay) an Luk Rheo (falschen Cardamomen) und Khi-phüng
(Bienenwachs). Von dem Gebiete Siemrabs (die Stadt mit Ein-
flohluss der Dörfer) werden jährlich an Luk Rheo 30 Hab (mit
dem Werthe von 20 Bath per Hab) und an Wachs 10 Hab ein-
gefordert, und in fünf oder sechs Karren, die von fünfzehn Mann
^ Nachdem die von den Goei besiegten Khitauen sich zq den Khomohi ge*
tSchtet, w&hlten die Jaen, Khiimohi und Khitan abgesonderte Wohnsitze von
ihmiider (Oppert).
192 ^^ obere Kambodia und seine MonomeDtd.
unter zwei Offieieren (Nai) befehligt werden, nach Bangkok über-
sendet. Sie brechen im fUnften oder sechsten Monate anf , ver-
bleiben ungefUhr einen Monat auf dem Wege, halten sich einen
Monat in Bangkok auf und kehren im Laufe des folgenden zurück.
Steht der Preis des Bienenwaehses sehr hoch, weil* der Ertrag
nur spärlich ausfiel, so steigert der Chao Myang in entsprechen-
dem Verhältniss die Summe, die jeder Bewohner als seinen An-
theil zu zahlen veri)flichtet ist. Kann die erforderliche Quantität
nicht zusanmiengebracht werden, so wird der mangelnde Rest
durch Einsendung von Silberbarren oder Theng (k 2o Tikal) auf-
gebracht. Die Edelleute und Phudi bezahlen keine regelmüssigen
Jaliresabgaben , sondern treten nur in aussergewöhnlichen Ver-
hältnissen ein. Sollte die Regierung Elephanten oder Zeuge be-
dürfen, so wird von ihnen der Kha Xang (Preis der Elephanten)
gefordert; oder Pha Phusa (Ehrenkleider), oder Pha Sal)ong (Prie-
stergewänder, die der König des Verdiensterwerbes wegen den
Klöstern schenkt), d. h. eine genügende Summe, um diese Dinge
zu kaufen. Aus dem direct unter Udong stehenden Theile Kam-
bodia's wird kein Suay (Tribut) nach Bangkok geschickt, mit
Ausnahme der Einkünfte des Zollhauses (Akon) in Kampot Von
der Destillation gebrannter Wasser wird keine Steuer (Phasi)
erhoben. Im Gegensatz zum Volke (Kon sak tam) heisst der Adel
Kon sak sung.
Ein Jeder im siamesischen Kambodia, im Alter von fünf-
zehn Jahren bis er mit siebenzig Jahren unfähig zum Arbeiten
wird, hat Frohndienste (Raxakan) zu thun. Die Verpflichtung
zu diesem Raxakan ist nicht umschichtig abwechselnd, wie in
Siam, sondeni so oft die Regienmg ein Werk auszuführen hat,
müssen sie dazu bereit stehen. Wenn nicht aufgerufen, mögen
sie fllr ilire eigenen Geschäfte arbeiten. Der Vater kann seinen
Sohn stellen, um als Ersatzmann an seiner Statt zu dienen. Sind
zwei Söhne im Hause, so muss der Eine zum Frohnen ausgelien,
der Andere bleibt zurück, um seinen Eltern zu helfen. Sind
mehrere Söhne in einem Hause, so mögen sie unter sich eine
Vereinbaning darüber treffen, wer von ihnen den öflFentlichen
• Dienst verriclite. Sobald aber ein Sohn sich verheirathet und
seine eigene Familie begründet liat, getrennt lebend, so fällt auf
Abgaben. 198
ihn die Verpflichtung selbst^ ftlr das Raxakan einzustehen. Die
Meisten verheirathen sich zwischen dem 15. bis 25. Jahre, so-
bald sie genügendes Vermögen zur Etablirung besitzen. Die
Mönchsweilie befreit vom Raxakan; es sind aber immer nur We-
nige, die die klösterliche Beschränkung auf die Dauer zu ertra-
gen vermögen. Die Mehrzahl sehnt sich nach dem Laienstand
snrttek, um Frauen nehmen zu können, obwohl sie dann auch der
Verpflichtung zur Regierungsarbeit sich unterwerfen müssen. Der
That oder Sklave, der seinen Kha tua (Körperpreis) hat und
seinem Gläubiger fUr die demselben schuldige Summe dienen
mnss, ist vom Raxakan ausgenommen. Verschieden vom That,
der bis zu seinem Loskauf beständig in der Gewalt seines Mei-
sters (Nai) steht, ist der Bao, der nur während der Arbeitszeit
im Raxakan den Befehlen des Nai zu gehorchen hat. So wird
der Bao als Kha luang (Königssklave) von dem That unterschie-
den, der ein Kha khon mi ngön (ein verschuldeter Sklave) ist.
Die in Sklaverei fallenden Schuldner entsprechen den Khai fak
(Depositären), als That Kliai fak, weil sie frei (thai) gekauft
werden können, indem ihr Herr sie zu entlassen hat, sobald ihm
die Bezahlung der Schuldsumme angeboten wird. Gekaufte
Sklaven dagegen, wie die Pnom und andere Stämme der Wil-
len, bedürfen zum Loskauf der Einwilligung ihres Herrn, der
nach Belieben über sie verfügen kann, und hcissen deshalb That
mai khat, oder immerwährende Sklaven. In unterworfenen Dör-
fern gefangene Rebellen werden durch die Gnade des Königs
den siegreichen Ofticieren zur Belohnung als Sklaven geschenkt.
Der Suay wird nur von den Männern bezahlt, und zwar nur von
einem, wenn sich mehrere in demselben Hause iinden. In Battam-
bong wird der Suay in Cardamomen (Kravan) eingeliefert, die
nnter der Aufsicht eines Ofiiciers (Nai) von den Khao Kravan
(den Cardamomenberg), die mit den Bergen Ghantabuns zusanmien-
hftngen, gebracht werden.
Die zu Raxakan verpflichteten Leute werden von dem Ghao
Myaug unter verschiedene Meister (iüsii) vertheilt, von denen sie
im Bedtlrfnissfalle einberufen werden ^ und heissen deshalb Lek
oder Kha Pen din (an den Boden gefesselte Diener).
Längs der Flüsse in Kambodia tnSt man häufig Stations-
Bftitian, Reite in Kambodia. IV. i<^
194 ^M obere Rambodia und seine Monumente.
faänser oder Dan. Die meisten dienen nur zur Ueberwachong
und Inspection der Papiere, andere aber auch zur Zollerhebung.
Bei den in der Nähe der Marktstädte gelegenen muss der Zehnte
aller eingebrachten Waaren abgeliefert werden. Das Oeld geht
an den Chao Myang.
Der an Siam fällige Tribut von Cardamomen in der Provinz
Battambong beträgt 60 Picul, von denen 30 durch die Eönigs-
sklayen oder in den Bergen colonisirte Kriegsgefangene einge-
sammelt werden, die andere Hälfte aus den durch jeden Bewoh-
ner bezahlten Contributionen aufgekauft wird. Ausserdem wer-
den i\0 Picul an Bienenwachs gesteuert. Von Reis muss der
Fünfte bezahlt werden, indem man die Scheunen nach einge-
brachter Ernte abschätzt. Der Verkaufspreis des Reis ist des-
halb niedriger vor der Schätzung, und steigt nach derselben.
Die Edelleute sind diesen Abgaben nicht unterworfen. Die Chi-
nesen zahlen keinen Tribut, müssen aber in Eriegszeiten den
Proviant an Reis und die übrige Verpflegung der Armeen besoi^
gen. Der Chao Myang, der das Recht über Leben und Tod hat^
kann nach Belieben neue Taxen auflegen. Bei meiner Anwesen-
heit war der Handel in Battambong ziemlich frei, wogegen das
Volk in Siemrab sehr gedrückt wnrde durch den an Fackdin,
Fischen, Elephanten u. s. w. erhobenen Zehnten, und die Folg!e
war, dass eine starke Auswanderung von Siemrab nach Battam-
bong Statt hatte. Das Einkommen des Oouvemeurs besteht
hauptsächlich in den Geschenken, die ihm durch die Kantleute
der von Udoug oder Cochinchina zurückkehrenden Handelsboote
gemacht werden, sowie von jedem Lastkarren, der nach Bang-
kok föhrt. Der Gouverneur ertheilt Titel, um, wo es ihm beliebt,
die Edelleute in bestimmte Stellen einzusetzen, und vertheilt dann
die Volksmenge unter ihre Aemter. Je nachdem dann ein Frohn-
dienst verlangt wird, müssen sie ein bestimmtes Contingent von
Leuten stellen, die sie nach eigener Wahl ausheben können. Nur
drei des hohen Adels*) werden von der Regierung in Bangkok
*) The 8on of a Mandarin of tbe flrst order will only be of the secood (In
Cochinchina). If he be in actual employ his cbildren are of tbe third claaa, bvt
if not employed, bis ebUdren retnrn to the ranke of the people (Chaigtieaa).
Retidenten. 195
anerkannt nnd sind von dieser ernannt, nämlich der Ghao Myang,
der Prälat und der Jockabat. Der Prälat (Stellvertreter) ist
meistens der Sohn des Ghao Myang (Gouverneur) und folgt spä-
ter in dessen Würde. Der Vater des gegenwärtigen Gouver-
neurs von Battambong war früher ein Gemeiner, der durch den
damaligen Gouverneur begünstigt und als Schreiber angestellt
Würde. Da er unter dem General Ghao Khnn Bodin diente und
Gelegenheit sieh auszuzeicliuen hatte, so wurde er später zu der
Stelle des Gouverneurs erhoben. Er fülirte ein strenges, aber
gerechtes Regiment, und Hess einen seiner eigenen Söhne ent-
haupten, der der Räuberei überführt war. Bei seinem Tode
schickte sein Sohn, der jetzige Gouverneur, die goldene ScihUssel
,nach Bangkok, um darin den Titel seiner Bestallung zu empfan-
gen. Obwohl indess seitdem drei Jahre vergangen sind, hat er
doch die königliche Bestätigung immer noch nicht erhalten und
ftingirt bis jetzt nur als Stellvertreter. Die Dorf-Aeltesten sind
fllr alle ihre Untergebenen verantwortlich und deshalb bei rück-
ständiger Zahlung oft in ebenso schlimmer Lage, als die Dccu-
rionen bei der Steuer-Erhöhung unter Kaiser Diocletian.
Durch die Annectirung der Provinzen Siemrab und Battam-
bong hat sich Siam den besten TheU Kambodia's anzueignen
gewnsst, eben diejenigen, die durch ihre begünstigte Lage allein
zur Entwickelung von Gultur befähigt waren, und dieselbe, wie
die Monumente zeigen, auch zu einer nicht unbedeutenden Voll-
endong gebracht haben. Die einheimisclien Fürsten dieser Län-
der werden jetzt von den siamesischen Beamten des Kha Luang
nberwaeht, der auch in den wichtigeren Fällen das Ricliteramt
ausübt. Die Gesetzbücher der hinterindischen Völker haben eine
sehr minutiöse Durchbildung erhalten und knüpfen sich in Birma
sowohl wie in Siam und Kambodia an den Namen des vor-
derindischen Menü'*') an. In dem ersteren Lande ist das schon
*) Id Mann, als Repräsentantflo der Rischi, liegt die buddhistische Unbe-
gtlmmtbeit des MenscheDsohnes, der seinen Namen nicht mehr auf ein bestimmtes
PatronymikoD zurückfuhrt, und der, ^ie es in den Jataka Demiah^s heisst, kei-
nm Rohepiatz für sein Haupt besitzt, seitdem er mit seiner Familie und allen
Bflrgem des bewohnten Landes gebrochen bat, um als Einsiedler in den Wäldern
la Üben. Die n>«dhi (in Oman) sprachen von Ali nur als „dem Menschen.*'
13*
196 I>M ob«re Kambodia und seine Monomente.
von Richardson behandelte Dammathat in zwölf Bücher getheilt,
deren Inhaltsverzeichniss kurz das folgende ist:
Das 1. Buch, eingeleitet darch:^
Namo Tasa Bagavato Arahato Samma Sambndasa beginnt
mit der Weltentstehung; und kommt dann nach Anordnung einer
bürgerlichen Gesittung unter den Menschen zur Zeit des Menü
genannten Grosskönigs Maha Samata auf die zwölf Entschei-
dungen des (siebenjährigen Kuhhirten, der aus den Byamha-Ter-
rassen auf der Menschenwclt wiedergeboren war) nämlich :
1) Ueber die Begrenzungen der Ländereien.
2) Ueber die Zerstörungen der Feldgrenzen.
3) Ueber den Diebstahl.
4) Ueber Raub.
5) Ueber das Eigenthumsrecht, wie es in einem Processe
zwischen den Engelgöttem entschieden wurde.
6) Ueber den Fall des Kingdit- Vogels (des Eichhörnchens
und des Frosches).
7) Ueber den Fall zwischen den Eigenthümem des Eich-
hörnchens und der Ratte.
8) Ueber den Streit um die Ehefrau.
9) Ueber die von Jungen den Bejahrteren zu zollende Ehr-
furcht
10) Ueber die nur vierfache Rückzahlung erborgten Getreides.
11) Ueber die nur doppelte Rückzahlung erborgten €leldes.
12) Ueber die getrennte Examination der Zeugen.
Durch den letzten Fall, der Brahmaneu betraf^ bekannt ge-
machty wurde er an den Hof gezogen, und gab dann noch die
folgenden Entscheidungen ab:
1) Am ersten Tage über alte und neue Reissaat.
2) Am zweiten Tage über männliches und weibliches Rind-
vieh.
3) Am dritten Tage über kleine und grosse Hühner.
4) Am vierten Tage über den Streit um das Kind.
5) Am ftlnften Tage über das Niederhauen eines Baumes
in Lichtung des Waldes zur Anlegung eines Gartens.
••'
Der ProcMt der Kfirblm. 197
6) Am sechsten Tage über die Auffindung eines mit Gold
gefüllten Topfes und seine Vertheilung.
7) Am siebenten Tage über den Process wegen der Kürbisse.
In diesem letzteren Falle machte er einen FehlschlusS; da
er das Pflücken des auf ein fremdes Feld hinübergewachsenen
Kttrbiss dem Eigenthümer dieses zusprach, statt dem Eigenthü-
mer desjenigen Feldes, auf dem sich die Wurzel fand. Da dies-
mal nicht, wie früher, Nat und Menschen Beifall zollten, erkannte
der (jetzt Menü genannte) Minister, dass er ein ungerechtes Ur-
theil gefällt habe, und zog sich mit der Erlaubniss des Königs
Maha Samata als Yathay oder Rahan für meditirende Buss-
flbungen in den Wald zurück, wo er mit den Dhyana die Fähig-
keit des Emporsteigens erwarb und, zum Erdwalle fliegend, die
dort aufgeschriebenen Gesetze ablas, wie sie nun in den folgen-
den Büchern weiter erklärt werden.
Das 2. Buch handelt, seinem Inhaltsverzeichnisse nach, über:
1) Leblose Gegenstände, die deponirt oder nicht deponirt
sein mögen.
2) Belebte Gegenstände, die deponirt oder nicht deponirt
sein mögen.
3) Den Fall der Brahmanen, des Rahan-Lehrers und seines
Zöglings, um über das Deposit Entscheidung zu geben.
4) Das veränderte Aussehen von Rindvieh und Menschen,
was zum Eigenthume eines Andern gehört, wenn dieses verkauft
werden sollte, ebenso auch, wenn es verkauft oder gekauft wer-
den sollte, ohne das Aussehen zu verändern.
b) Den Diebstahl und Verkauf von Kindern oder Sklaven.
6) Wenn Büffel, Rindvieh, belebte oder leblose Gegenstände
in dem Hause oder auf dem Grunde eines Andern gefunden
werden sollten, in welchem Falle dann der Eigenthümer als Dieb
SB betrachten ist
7) Bei Auffindung eines Schatzes, wann derselbe getheilt
werden darf und wann nicht.
8) Bei einem Thronwechsel oder bei einer Regierungs-Ver-
inderung die 4 Verfahrungsweisen, die ausgefolgt werden können,
und die 5, die nicht können.
198 ^M ^^^^^ Kambodia und «eine MMiimeoto.
9) Das Gesetz ttber die 6 Arten von Verschreibungen.
10) Das Gesetz für Bezahlung für Zimmerleute, je nachdem
sie geschickt sind.
11) Das Gesetz über Dienstboten und solche, die sich ver-
miethen.
12) Das Gesetz ttber Feldbauer.
13) Das Gesetz ttber Fähren.
14) Das Gesetz über Leute, die in demselben Boote reisen,
in wiefern sie verantwortlich für einander sind und wie nicht.
15) Das Getetz über die am Wachtposten zu zahlenden Steuern.
16) Das Gesetz über den Zoll an den Thoren.
17) Das Gesetz ttber die Markt- Abgaben.
18) Das Gesetz ttber Wäscherleute.
19) Das Gesetz ttber Bezahlung der Aerzte.
20) Das Gesetz ttber Juristen.
21) Das Gesetz ttber Contractbruch.
22) Das Gesetz ttber Hirten.
23) Das Gesetz ttber Rindvieh, wenn dasselbe in der Brunst
sich Schaden thut.
24) Das Gesetz ttber die Miethe von Bttffeln oder Rindvieh.
25) Das Gesetz ttber die Miethe von Wagen.
26) Das Gesetz ttber die Miethe von Booten.
3. Buch.
Beginnt mit den 18 Wurzeln, die 4 unveränderlichen und
die 5 ursprttnglichen Gesetze enthaltend.
1) Wenn der Geldleiher arm und der Geldverleiher reich ißt.
2) Das Gesetz, wenn der Schuldner schwach und der
Gläubiger stark ist.
3) Das Gesetz, wenn Dienste ttber ihren Werth bezahlt sind.
4) Das Gesetz, weshalb Jemand, der trockene oder bewässerte
Ländereien, bebaute Felder oder Gärten, die geschätzt sind, ftlr
die Bezahlung einer Schuld erhalten hat, auf dieselben kein
Eigenthumsrccht besitzt.
5) Das Gesetz, wenn ein Recht zu der Uebermachung besteht
6) Das Gesetz, wenn andere Arten Eigenthum geschätzt und
kl Bezahlung für eine Schuld gegeben werden.
GeMtze. 199
7) Das Gesetz, wenn eine Schuld bezahlt worden ist und
neue Z^ahlung verweigert wird.
8) Das Gesetz, wenn eine eingegangene Schuld geläug-
net wird.
9) Das Gesetz, wenn Gläubiger und Schuldner streiten.
10) Ueber Wetten.
11) Das Gesetz in Betreff von Schulden, wenn die Partheien
von demselben Urgrossvater abstammen und wenn nicht.
12) Das Gesetz, wenn Silber und Gold noch einmal ge-
wogen wird.
13) Das Gesetz, wenn keine neue Wägung stattfindet.
14) Das Gesetz über das Entleihen aller Arten Kupfergeld.
15) Das Gesetz über das Entleihen von Korn.
16; Das Gesetz Über das Entleihen leblosen Eigenthums, um
damit zu hansiren.
17) Das Gesetz, wenn Waaren, die nicht zur rechten Zeit ge-
liefert sind, in die Stelle von Schulden eintreten.
18) Das Gesetz, wenn bei der Rückgabe zu bezahlende Waa-
ren in die Stelle von Schulden eintreten.
19) Das Gesetz ttber die 6 Arten, in welchen die Schuldner
ihren Gläubiger täuschen.
20) Die 6 Gesetze, wenn die Gläubiger ihre Schuldner
betrügen.
21) Die 3 Arten, wie Gläubiger und Schuldner combiniren,
um andere Gläubiger zu betrügen.
22) Das Gesetz, wenn fUr eine Schuld in Korn eine Kuh
genommen ist
23) Ein Gesetz, wenn Elephanten, Ochsen, Pferde und Büflfel
gemiethet sind.
24) Ein Gesetz, wenn Korn auf Credit gekauft ist, oder
Silber für ein Versprechen, Korn zu geben, genommen ist.
25) Ein Gesetz, ob Schulden, die von einer Gesellschaft ge-
macht werden, von den Zurückgebliebenen zu zahlen sind.
26) Ein Gesetz, ob ein in dem Contract nicht genannter Ge-
fthrte des Schuldners zur Zahlung verpflichtet ist.
27) 2 Gesetze, wenn Mehrere Theilhaber einer Schuld sind,
in welchen Fällen Zahlung zu leisten ist und in welchen nicht
200 Dm obere KambodU und seine MoBomente^
28) Ein GesetZ; wenn ein Mönch Oeld an eine Frau leiht,
zu wissen; ob er mit ihr gelebt hat
29) Ein Gesetz, wenn eine Frau Schulden macht, während
ihr Mann auf einer Handelsreise oder einem Kriegszoge ab-
wesend ist.
30) Das GesetZ; ob eine Frau die von ihrem Manne ohne
ihr Wissen contrahirten Schulden zu zahlen hat oder nicht
31) Das Gesetz, ob ein Ehemann verpflichtet ist, die von
seiner Frau contrahirten Schulden zu zahlen oder nicht
32) Die 3 Arten von Schulden die bei Hahnen-Gefechten,
bei Festlichkeiten oder in der Betrunkenheit gemacht werden.
33) Die 3 Gesetze, wenn Kinder und Enkel zur Bezahlung
solcher Schulden verpflichtet sind, und wenn nicht
34) Die 4 Gesetze, ob Kinder, Enkel oder Urenkel Capital
und Interessen von den Schulden zahlen sollen, die Eltern und
Grosseltem ohne ihr Wissen gemacht haben.
35) Das Gesetz, ob Grosseltem solche Schulden zu zahlen
haben oder nicht, die ihre Kinder, Enkel oder Urenkel, welche
mit ihnen lebten, ohne ihr Wissen gemacht haben, wenn diese
vor ihnen sterben sollten.
36) 3 Arten von Schulden, die, von den Eltern gemacht,
von den Kindern zu zahlen sind, selbst wenn sie keinen Theil
daran haben.
37) Die 2 Arten von Schulden, die Kinder ihrer Eltern we-
gea machen.
38) Ein Beispiel, dass Kinder in gewissen Fällen auch ohne
ihr Wissen gemachte Schulden der Eltern zu zahlen haben.
39) Die 6 Arten von Schulden.
40) 2 Gesetze ttber Schuldgefangnisse.
41) Das Gesetz über den Schuldner, wenn er vom Gläubi-
ger misshandelt wird.
42) Das Gesetz, wenn der Schuldner sich unehrerbietig ge-
gen den Gläubiger benimmt.
43) Die 2 Gesetze ttber Standesunterschied zwischen Gläubi-
ger und Schuldner.
44) Die neun Klassen von Leuten, die Schulden wegen nicht
«rretirt werden können.
Drittes Buch. 201
45) Das Gesetz, wenn ein Gläubiger das Doppelte verlangt
von dem; was er geliehen hat.
46) Die beiden Gesetze, wenn ein Mann eine Haupt- und
eine Neben-Frau und die 6 Arten von Concubinen hat, wie es
sich mit den 8 Arten von Schulden verhält, die ohne sein Wissen
eingegangen sind.
47) Das Gesetz, wenn ein Ehemann Schulden macht, ohne
die Kenntniss seiner 2 fVauen und 6 Concubinen.
48) Die 5 Arten von Frauen und 5 Arten von Schulden zu
sahlen.
49) Das Gesetz, wenn der Beamte einer Stadt oder eines
Dorfes einen weggelaufenen Sklaven bei sich aufnimmt, oder
Geld von ihm leiht.
50) Das Gesetz, wenn zur Zeit einer Hungersnoth Korn
geliehen wird, mit dem Uebereinkommen, es in besserer Zeit
zurttekzuzahlen.
51) Das Gesetz, wie weit die Verwandten eines in Haft ge-
haltenen Schuldners verantwortlich sind, wenn er entläuft.
52) Und in dem Falle, wenn Anverwandte zu seinen Gunsten
einsprechen.
53) Die 3 Gesetze über Sicherheit, und die 4 Fälle, in denen
sie gilt.
54) Das Gesetz, wenn Jemand für Sicherheit einsteht.
55) Das Gesetz, wenn ein Gläubiger mehrere Bürgen hat.
56) Die 12 Arten von Sicherheit.
57) Die Art der Schuld, die von dem Gläubiger verlangt
werden darf, obwohl die Sicherheit gegenwärtig ist.
58) Das Gesetz, wenn eine Schuld von dem ursprünglichen
Gläubiger verlangt wird, obwohl die Sicherheit gegenwär-
tig ist
59) Das Gesetz, wenn in Folge schwerer Schulden Eltern
ibre Kinder zu verkaufen haben.
60) Das Gesetz, ob Eltern oder Verwandte verantwortlich
sind, wenn der Schuldner seinem Gläubiger entkommt.
61) Das Gesetz, wenn ein in Haft gehaltener Schuldner
aeh selbst mordet durch Aufhängen oder wenn er in einen
Abgrund springt.
202 I^M obere Kambodi« und seine Monameiite.
62) Das Gesetz ; wenn ein Sklave Geld von Jemandem borgt,
der ihn als solchen kennt; oder wenn dies nicht der Fall ist.
63) Das Gesetz, wenn Herr und Sklave eine Schuld gemein-
sam contrahiren.
64) Das Gesetz, ob ein Gefährte zu zahlen hat oder nicht
65) Das Gesetz, wenn ein Herr, der weder Kinder noch Er-
ben hat, mit seinem Sklaven eine Schuld eingeht.
66) Wenn eine Wittwe oder ein Wittwer Geld borgt
67) 2 Gesetze über das Uebertragen von Schulden.
68) Die 5 Klassen von Angestellten , die von den Richtern
zum Eintreiben von Schulden geschickt werden können.
69) Die 7 Plätze, wo keine Schuldzahlungen verlangt wer-
den können.
70) Ob derjenige, der die Kosten des Leichenbegängnisses
trägt, die hinterlassenen Schulden zu zahlen hat
71) 2 Arten von Schulden, die ein früherer Mann oder Frau
eingegangen, ob sie ein zweiter Gatte oder Gattin zu zahlen
hat oder nicht
72) Schulden, die unter dem Versprechen, sie in einer be-
stimmten Zeit von Monaten zu zahlen, gemacht sind.
73) Die 4 Arten der Zinsen.
74) Das Gesetz Über Unfähigkeit, zu zahlen.
75) Das Gesetz llber die Nichtigkeits - Erklärung der
Schulden.
Dann folgen Verse in Pali, die sich auf die 18 Wurzelge-
setze im Damraathat beziehen.
1) Geldleihen.
2) Deposita.
3) Diebstahl und Veränderung des Eigenthums, um es zu
verkaufen.
4) Wann ein Vermächtniss zurück zu verlangen ist und wann
nicht.
5) Das Theilen des Lohnes für Zimmerleute.
6) Das Theilen des Lohnes für Arbeitsleute.
7) Das Gesetz über den Bruch eines Versprechens, das
in Gegenwart rechtschaffener Leute gemacht ist
Die Wvrz^lgesetze. 203
8) Das Gesetz bei Streitigkeiten zwischen Eigenthttmeni der
Heerde nnd den Hirten.
9) Das Gesetz, ob verkauftes oder gekauftes Eigenthum
zaiHck zu geben ist
10) Das Gesetz ttber Grenzstreitigkeiten.
11) Das Gesetz ttber Anklagen.
12) Das Gesetz ttber Hehlung.
13) Das Gesetz über Angriffe.
14) Das Gesetz über Mord.
15) Das Gesetz bei Streitigkeiten zwischen Mann und Frau.
16) Das Gesetz ttber Sklaven.
17) Das Gesetz ttber Wetten.
18) Das Gesetz ttber die Theilung einer Erbschaft.
Dies sind die 18 Wurzelgesetze*) des Dammathat.
König! In den bUrgeriichcn Fällen giebt es 4 unverän-
derliche Fälle und 5 ursprttngliche.
Von den 4 unveränderlichen Fällen.
1) Land; das Klöstern oder Kirchen gegeben ist.
2) Sklaven, die Kirchen, Klöstern oder Priestern gege-
ben sind.
3) Die Grenzmarke zwischen Städten und Dörfern.
4) Ein in die Familie vererbter Sklave, dessen Herkunft
nicht bekannt ist.
Diese 4 Sachen, obschon nicht im Besitz, wiewohl im Be-
sitz von Anderen flir 100 oder 1000 Jahre, können dem ursprüng-
lichen Besitzer nicht verloren gehen.
Die 5 ursprünglichen sind die folgenden:
1) Ein Eigenthttmer trocknen oder bewässerten Bodens, der
vor Zeugen einem Andern erlaubt, denselben in. 10 Jahren zu
bebauen.
2) Geld, djis geliehen und fllr 10 Jahre nicht zurttckgefor-
dert ist, obwohl der Schuldner in dem Dorfc oder Districtc lebt,
■eine Gegenwart als bekannt gesetzt.
*) Das Manavadbarmashastram theilt alle Kechtsverhältuisse in 18 Titel
(margat).
204 Das obere Kambodia und seine Monnmente.
3) Ein aus bekanntem Stande gekaufter Sklave , der 10
Jahre mit seinem Herrn in demselben Dorfe oder Districte lebt^
ohne verwandt zu sein.
4) Den Beamten und Angestellten schuldige Abgaben ^ die
aufgeliört haben mögen.
5) Das Erbschaften Betreffende.
4. Buch.
1) 25 Gesetze über Diebstahl.
2) Einen Knaben, der das Gewand eines andern stiehlt
3) Das Gesetz, dass das Dorf gestohlener Ochsen , Rinder,
Büffel, Pferde, Elephanten halber verfolgt werden und für den
Verlust verantwortlich gemacht werden könne.
4) Das Gesetz, ob der Hirt oder Eigenthttmer des Rindviehes
oder Beide zusammen einen Antheil an den Strafgeldern haben,
die von dem Diebe erhoben werden.
5) Das Gesetz, wenn Büffel oder Rindvieh ohne die Kennt-
niss der Eigenthlimer auf fremde Felder eingebrochen sind und
durch den Besitzer derselben get(')dtet wurden, wenn dieser da-
mals nicht bekannt war oder später eine Strafe bezahlt wurde.
6) Das Gesetz, wenn Pferde, Büffel, Ochsen oder Elephanten
einander anfallen.
7) Das Gesetz über das Werfen mit Steinen oder Ziegeln.
8) Das Gesetz, wenn ein Mann niedrigen Standes einen
höheren Stan<lcs schlägt.
9) Das Gesetz, wenn 2 Personen in einem abgelegenen Theile
eines Waldes einander anfallen.
10) Das Gesetz, wenn ein Mann die Büffel oder Ochsen eines
Andern schlägt.
11) Das (icsetz, wenn Verwandte, Lehrer, Eltern oder Schü-
ler einander prügeln.
12) Das Gesetz, wenn ein Wahnsinniger einen Gesunden
anfällt.
13) Das Gesetz über den Zweikampf,
14) Das Gesetz, wenn Mann und Frau sich schlagen.
15) Die Vergeltung, wenn 6 aufgereizte Leute etwas thun
was nicht hätte geschehen sollen.
FOnftes Buch. 205
16) Das Gesetz, wenn Jemand einen Andern zum Raube
reizt.
17) Das OesetZ; dass ein Beisteher, der einen Raubanfall
billigt, nicht von Verantwortung frei ist.
18) Das Gesetz über Verletzungen.
19) Das Gesetz, wenn Jemand den kleinen Finger, die
kleine Zehe, den Daumen oder die grosse Zehe für die »Sache
eines Andern verliert
20) Das Gesetz, wenn sich Zwei an den Haaren reissen.
21) Das Gesetz, wenn ein Dieb während der An-etirung ge-
tödtet werden sollte.
22) Das Gesetz ttber Verachtung.
23) Das Gesetz, wie die Menschen in 3 Klassen getheilt sind:
Vornehme, Mittlere und Entehrte, und wie diese wieder in 3 Klas-
sen zerfallen.
24) Ein Gleichniss, dass, wenn Jemand an Plätze geht, wo
er nichts zu thun hat, und in Folge dessen Schaden nimmt, an
Niemandem dafllr Verantwortung haftet.
5. Buch.
1) Das Gesetz ttber Mord.
2) Das Gesetz ttber Angriffe mit einer Keule je nach der
höheren oder niederen Klasse.
3) Das Gesetz ttber die Beisteher eines Mordanfalles.
4) Das Gesetz, wenn ein bestrafter Sklave unter den Hän-
den seines Herrn stirbt.
5) Das Gesetz ttber Anfalle zwischen Mann und Frau, Sohn
and Tochter oder anderen Verwandten.
6) Das Gesetz, ob es recht ist, einen Mönch, einen Brahma-
nen, ein Kind, eine Frau oder einen Wahnsinnigen hinrichten
zn lassen.
7) Das Gesetz, wenn Wahnsinnige, Betrunkene oder Schwcr-
erkraukte getödtet werden sollten.
8) Das Gesetz, wenn Elephanten, Pferde, BUflfel, Ochsen oder
anderes grosses Vieh getödtet werden sollte.
9) Das Gesetz, wenn eine schwangere Fniu verletzt wird.
10) Das Gesetz über den Ersatz von gctV^dteten Ochsen,
206 Dm obere Kambodia und seine Monnmento.
Elephanten, Büffeln oder Pferden, sowie die Fixirang des Prei-
ses für ein Kalb, ein Füllen oder einen neageborenen Ele-
phanten.
11) Die 7 Arten der Frauen und die gegenseitigen Pflichten
von Mann und Frau.
12) Das Gesetz, wie eine Fran dem Manne nachzugeben hat
13) Das Gesetz über die Gefährten von Frau und Kindern.
14) Das Gesetz, wenn während der Abwesenheit des Mannes
auf einer Handlungsreise die Frau sich neu verheirathet ^
15) Das Gesetz, wenn eine Frau vor der Rückkehr in Skla-
verei gefallen ist.
IG) Das Gesetz, wenn ein Ehemann seiner Frau Subsistenz-
mittel hinterlässt itir die Zeit seiner Entfernung, um Kenntnisse
zu sammeln.
17) Ueber Ehescheidung.
18) Das Gesetz über unheilbare Krankheit als Grund der
Ehescheiäung.
19) Das Gesetz über dasselbe Geschäft betreibende Brüder,
wenn der Zurückgebliebene die Frau des auf einer Handlnngsreise
Abwesenden heirathet.
20) Das Gesetz, dass die Frau den guten Gewohnheiten des
Mannes zu folgen hat und der Mann denen der Frau.
21) Das Gesetz, wenn eine Frau ohne Kenntniss des Mannes
opfert und dieser ohne Kenntniss jener.
22) Das Gesetz über den Vergleich der Fingerlängen.
23) Ueber Pflichten der Schwestern.
24) Die 3 Arten von Ehe-Abschlüssen.
6. Buch.
1) Die 2 Gesetze der Regierung.
2) Ueber die Beleidigung eines Adligen.
3) Ueber die Entschädigung bei Beleidigungen eines Adligen.
4) Zu bestimmen, wer zur königlichen Familie gehört.
5) Der Stand der Obersten, der Minister und Herren.
6) Die 3 Klassen der königlichen Familie, die 3 Klassen
der Adeligen, der Armen, der Kaufleute und der Ackerbauer.
Sechstes Buch. 207
7) Das Gesetz, wenn Mitglieder der königlichen Familie,
des Adels oder der Reichen Frauen aus ihrem Staude verführen.
8) Das Gesetz, wenn eine Frau von anderem Stande ver-
führt wird.
9) Das Gesetz über die in Gold gemachte Gompensation der
ktoiglichen Familie und des Adels.
10) Das Gesetz über die 3 Arten der in Silber zu zahlen-
den Gompensation.
11) Das Gesetz, welche Menge von Zucker, Kupfer oder
Silber einen Bo ausmacht.
12) Das Gesetz über die Befähigung zum Richteramt.
13) Die 7 Klassen von Leuten, die ungerechte Entscheidungen
geben wtirden.
14) Das Gesetz über solche, die den Dammathat studirt
haben.
15) Das Gesetz, wenn eine Frau, von ihren Eltern zur Hei-
rath gezwungen, Scheidung verlangt.
16) Das Gesetz, wenn die Braut vor dem Tage der Heirath
verlassen wird.
17) Das Gesetz, wenn Eltern, die ihre Töchter versprochen
haben, sie einem Andern verheirathen.
18) Das Gesetz, wenn ein Mann sich von seiner Frau we-
gen geheimer Krankheit scheidet, die er bei der Heirath nicht
kannte.
19) Das Gesetz, wenn ein zur Ehe verlangtes MKdchen sich
mit einem Andern verheirathet.
20) Das Gesetz, wenn ein junger Mann, um eine Frau zu
erwerben, in dem Hause der Eltern dient.
21) Das Gesetz, wenn Eltern die Trennung ihrer Tochter
verlangen können, wenn sie sich ohne ihren Willen verheirathet.
22) Das Gesetz, wenn dieses nicht geschehen kann.
23) Das Gesetz, dass ein Jüngling, der 3mal mit einem Mäd-
chen entlaufen ist, von den Eltern nicht zur Rückgabe gezwungen
werden kann.
24) Das Gesetz über Schwängerung vor der Hochzeit
25) Das Gesetz,, wenn ein Mann seinen Sklaven mit der
208 ^** obere Kambodi« ODd seine MoDiimeDto.
Tochter eines andern verheirathet, ohne ihn als seinen Sklaven
anzuerkennen^ and nachher die geborenen Kinder als Sklaven
verlangt.
26 j Das Gesetz, wenn eine Frau sich hat schwängern lassen,
und der Mann sich weigert, sie zu heirathen.
27) Die 4 Klassen der Jungfrauen.
28) Die 4 Arten der Nothzucht.
29) Das Gesetz, wenn eine Jungfrau durch Vermittelnng
eines Andern verfuhrt ist.
30) Das Gesetz über Kupplerinnen.
31) Das Gesetz über einen BrahmaneU; der die Frau eines
andern verführt.
32) Ueber Ehebruch seitens der Frau.
33) Das Gesetz, wenn Jemand eine Frau beirathet, ohne von
ihrem früheren Gemahl zu wissen, und dieser später zurückkehrt
34) Das Gesetz über Nothzucht bei Verheiratheten oder Un-
verheiratheten.
35) Das Gesetz über Nothzucht, wenn die Betheiligten ver-
schiedenen Ständen angehören.
36) Ueber Verführungen.
37) Wenn Jemand die Concubine eines Andern verfllhrt
38) Wenn ein Dieb, der zum Ersatz unfUhig ist, der Sklave
eines Andern wird.
39) Das Gesetz, wenn der Verführer, unfähig Ersatz zu zah-
len, in Sklaverei filllt.
40) Das Gesetz, wenn der Herr mit der Frau seines Skla-
ven lebt.
41) Das Gesetz, wenn Jemand mit den Nachkommen seiner
Sklavin bis in die 7te Generation verkehrt.
42) Das Gesetz, wenn ein Herr mit der Frau seines erb-
lichen Sklaven verkehrt
43) Das Gesetz, dass Kinder Anrecht haben auf das Erbe
ihrer Eltern, Elteni auf das ihrer Kinder, Frauen auf das ihrer
Männer, Männer auf das ihrer Frauen, Lehrer auf das ihrer
Schüler, Schüler auf das ihrer Lehrer.
Thronwechsel. 209
7. Buch.
Die sechzehn Fälle, die nicht weiter verfolgt werden können,
wenn eine Regierungsumwälzung oder eine Thronfolge stattge-
habt hat.
1) Fälle von Nothzucht, wo keine andere Schuld hinzutritt.
2) Ehebruch.
3) Wetten.
4) Mord.
5) Baubanfall.
6) Schmähungen.
7) Diebstahl.
8) Betrug.
9) Schadenanrichtung.
10) Verpfändung.
11) Besitznahme gegen Schulden.
12) Ueber Steuerdefraudation.
13) Ueber den Lohn der königlichen Boten.
14) Ueber ärztliches Honorar.
15) Ueber Vorschüsse.
16) Ueber Usurpation.
In diesen 16 Fällen, wenn noch kein Process eingeleitet ist,
oder der eingeleitete Process noch nicht entschieden ist, oder
wenn nach der Entscheidung das Urtheil noch nicht ausgeführt
ist zur Zeit der Thronbesteigung eines neuen Königs, einer Re-
volution oder einer Aenderung in der Erbfolge, tritt eine restitu-
tio in integrum ein; und sollte selbst der Verurtheilte schon im
Begriff sein das Corapensationsgeld abzuwiegen, so wird der
Gewinner des Processcs doch Nichts erhalten.
17) Das Gesetz über Evidenz.
18) Ueber widersprechende Zeugnisse.
19) Ueber Einmischung in die Bestrafung eines Sklaven.
20) Wenn Jemand zu unangemessener Zeit nach eines An-
dern Wohnung kommt und dort später Eigenthum vermisst wird.
21) Ueber den Mord solcher, die in der Erfüllung der Moral-
pflicht leben.
22) Ueber die 6 Klassen, denen die Strasse freigelassen
werden muss.
Bastian. KeiM In KanibodUt. IV. H
210 ' I)m obere Kambodia imd Heine Monumente.
23) Wenn ein Entehrter einem Hochgestellten zu nahe kommt^
ohne ihn als solchen zu kennen.
24) Ueber Reclamining Freigelassener.
2')) Wenn ein Sklave oder Schuldner in den Priesterstand
tritt und cntlaHsen wird, sowie über die Adoption eines Skla-
ven an Kindesstatt.
2(3) Das Ciesetz über die 12 Arten der Sklaven, die 4 nach
den heiligen Büchern derVinaya, die 18 ursprünglichen Sklaven
und die davon hergeleiteten Tf), in Allem 91.*)
27) Ucber den Fall, der sich in Benares mit der Tochter des
Satay ereignete, als die jüngere Schwester in dem Hause der
älteren als Sklavin diente.
28 j Wenn ein älterer Sklave mit einem jüngeren entläuft.
2Ji) Wenn erwachsene Sklaven mit einander entlaufen.
30; Ucber das Entlaufen weiblicher Sklaven, die verbeira-
thet sind.
31; Hinsichtlich der Theilung der Kinder zwischen dem
früheren und 8i)äteren Herrn, wenn ein Sklave nach einem an-
dern Districte entlaufen ist.
32- Wenn ein entlaufener Sklave unter dem Schutze des
Gouverneurs in einem andern Districte lebt.
33; Ueber den Loskauf verpfändeten Eigenthums flir den
halben Preis vor Ablauf der Zeit.
34) Bei erneuerter Verpfandung zum Unterhalt.
30) Wenn ein aus Noth verkauftes Kind zum früheren Herrn
oder den Eltern zurückkehrt.
3()) Wenn aus Noth Eigenthum, Kinder oder Felder verkauft
sind und über ihren Rückkauf.
37) Die sieben Arten der Sklaven, die zur Arbeit gezwungen,
und die sieben, die nicht gezwungen werden dürfen.
38) Das Gesetz über das Einbauen von Zeichen in Baum-
stämme.
39) Wenn der Kopf eines Kindes, das von dem Schuldner
*) Eiue sehr weitlSuflge AuseinandereetziiDg mit auderer ZusammenrecbDUDf
der ToUlHumme findet sich im Text
Siebentes Buch. 211
als Sklave in Dienst gegeben ^ ohne seine Erlanbniss gescho-
ren wird.
40) Ueber den Verkauf gestohlener Sachen.
41) Ueber den Verkauf von Feldern, Gärten, Palmen und
Kokosnusspflanzungen in Abwesenheit des Eigenthttmers.
8. Buch.
1) Das Gesetz über Anrecht auf Land.
2) Die sieben Rechtsansprüche auf Land.
3) Die acht Arten der Vermächtnisse.
4) Ueber Adoption.
5) Ueber das Entleihen von Kleidern, um darin einem Lei-
chenbegängnisse beizuwohnen.
6) Das Gesetz über das Entleihen von Kleidern, wenn man
dieselben unversehens anlegt, während der Hauptwaschung,
mn den bösen Einflnss der Sterne abzuwenden.
7) Das Gesetz, wenn die Leichenwächter ein Huhn stehlen.
8) Ueber Anfalle auf einen Elephantentreibcr oder Pferde-
jungen.
9) Wenn ein Sklave oder Diener vor Ablauf der Miethzeit
sieh entfernt.
10) Ueber das Miethen eines als solchen bekannten Sklaven
ohne Wissen seines Herrn.
11) Ueber das Engagement von Matrosen.
12) Ueber in SchiflFen getriebenen Handel.
13) Ueber die Pacht von Palmen, Kokosnuss- und anderen
Bänmen.
14) Ueber Unzucht mit einem Mönch oder einer Nonne.
9. Buch.
1) Wenn eine Schwangere im Hause oder innerhalb der Um-
zännung eines Andern schläft.
2) Wenn ein Freigelassener verheirathet wird.
3) Wenn eine in Abwesenheit ihres ersten Mannes neuver-
heirathete Frau ihn nach Geburt von 7 Kindern wieder trifft.
4) Wenn ein Schwiegersohn seine Schwiegereltern angreift.
5) Wenn ein Schwiegervater seinen Schwiegersohn angreift.
212 I^M obere KambodU und seine MomuMBle.
6; Wenn Eigenthnm eines Gastes in dem Hause des Wir-
thes verloren pchx.
7; Wenn Eigenthnm des Wirthes während Aufenthalt eines
GaKte» verloren geht.
8j Ueber die Aufnahme fremder Sklaven.
0^ l'eber von einem Höheren als Ersatz für Ehebrach ge-
gebenen Sklaven.
10 Ueber Ennordung naeh vorheriger Drohung.
11) Zwei (Jesetze über Befreiung von Versprechungen, und
zwei Gesetze, sie zu erlangen.
12) Wenn Jemand gestohlene Thiere kämpfen lässt
13) Ueber Hühner, Ziegen, Schweine, die auf eines Andern
Hofe gefunden werden.
14; Ueber berauschende Getränke.
If)) Ueber rohe Behandlung.
IG) Ueber die Entscheidung durch Ordale.
il) Ueber die sieben Arten der Hexen und Hexenmeister,
sowie die Hexenprobe im Wasser.
18) Ueber die Träger des Schwertes, der Lanze und des
Schirms.
10. Buch.
1) Die vier Vergleichungen.
2) Die Theilung des Eigenthums zwischen Vater und Sohn
beim Tode der Mutter.
3) Die Theilung zwischen Vater und Tochter beim Tode der
Mutter.
4) Die Theilung zwischen Tochter und Mutter beim Tode
des Vaters.
5) Die Theilung zwischen Sohn und Mutter beim Tode desVaters.
6) Die Theilung beim Tode des Vaters in zweiter Ehe zwi-
schen den Verwandten.
7) Die Theilung zwischen Söhnen erster und zweiter Ehe.
8) Die Theilung zwischen Vater und Stiefsöhnen.
9) Die Theilung zwischen den 3 Arten von Söhnen.
10) Die Theilung zwischen den 3 Arten von Söhnen und dem
Stiefvater beim Tode der Frau.
Zehntes Buch. 213
11) Dag Gesetz ; dass ein Viertel unter die Kinder zu ver-
theilen ist, wenn bei des Vaters Tode die Söhne ihre Erbschaft
Ton der Mutter fordern.
12) Das Gesetz, dass die Töchter dies nicht verlangen
können.
13) Wie es sich mit der Theilung unter die Töchter verhält,
wenn beide Eltern starben.
14) Und wie mit der Theilung unter den S(*)hnen.
15) Wenn das älteste Kind vor den Eltern stirbt, wie dann
die Theilung zwischen denselben und den Onkeln und Tanten
väterlicher oder mütterlicher Seite vorzunehmen.
16) Wenn nach dem Tode der Eltern und vor Theilung
der Erbschaft auch berechtigte Söhne und Töchter sterben, wel-
ches Gesetz für die Theilung mit den Schwiegertöchtern gilt.
17) Wenn Söhne und Töchter den Eltern in den Tod fol-
gen, wie die Erbschaft zwischen den Kindern jener zu thei-
len ist
18) Ueber getrennt lebende Kinder bei der Erbschafts-
theilung.
19) Ueber das Zurückgehen der Erbschaft auf Ascendenten.
20) Wenn beim Tode des Grossvaters die Grossmutter eine
neue Ehe eingeht, aber kinderlos stirbt, wie ihr ursprüngliches
Eigenthum zwischen ihren früheren Enkeln und dem Stiefgross-
yater zu theilen ist.
21) Ueber die Theilung mit dem Stiefgrossvater bei fernerer
Verheirathung.
22) Sollte während Lebzeiten der Eltern der älteste Sohn oder
Tochter eigenmächtig Land oder anderes Besitzthum in selbst-
ständigen Gebranch genommen liabcn, wie sie sich darüber beim
Tode mit den übrigen Verwandten auszugleichen haben.
23) Ebenso, wenn es sich um jüngere Kinder handelt.
24) Ueber selbstständig etablirte Kinder.
25) Ueber Theilung mit Adoptivkindern, Verwandten der
Adoptiveltern.
26) Das Gesetz, in wiefern neben rechten Kindern angenom-
mene Adoptivkinder kein Anrecht auf die Erbschaft haben.
214 I^^B obere Rambodia and seine Monumente.
27) Was auch mit den Verwandten der Adoptivkinder zu
theilen ist und was nicht.
28) Ueber die Theilung zwischen Eltern und ihren verheira-
teten Kindern bei Todesfilllen.
29) Wenn ein durch seine Eltern selbstständig etablirtes
Kind ohne Nachkommen stirbt.
30) Wenn die nach dem Hause ihrer Eltern zurückgebrachte
Schwiegertochter dort stirbt.
3 1 ) Und wenn sich dann der Wittwer nochmals verheirathet.
32) Die Theilung zwischen Eltern, die ihre Kinder mit
einander verheirathet haben, wenn diese sterben.
33) Zwischen Söhnen, Enkeln und Urenkeln.
34) Zwischen 5 Töchtern und 1 Sohne.
35) In wie weit alle Kinder ihren nöthigen Lebensunterhalt
bekommen müssen.
36) Dass irre, stumpfsinnige, stotternde, stumme, taube,
blinde Kinder ihren vollen Äntheil an der Erbschaft erhalten
sollen.
37) Wie die Erbschaft bei dem Tode des Brähmanen zu
theilen ist, der Frauen aus den vier Klassen heimgeführt hat.
38) Theilung zwischen vielen Frauen, die aus derselben
Schussel essen, beim Tode des Ehemanns.
39) Kinder gleicher Eltern, die an sich ein Recht besitzen.
40) Ueber Theilung zwischen einer Hauptfrau, Ck>neubinen
und Sklavinnen.
41) Ueber Theilung zwischen deren Kindern.
42) „ „ „ den 6 Arten der Goncubinen.
43) „ „ „ deren Kindern.
44) „ „ „ den Kindern einer verstorbenen
Hauptfrau und denen der später geheiratheten Sklavin, mit der
der Ehemann aus deraelben Schüssel gegessen.
45) Ueber Theilung zwischen den Kindern, wenn sich die
Wittwe mit einem Sklaven verheirathet hat.
46) Wenn der Mann aus erster Ehe einen Sohn, die Frau
eine Tochter bcsass, und der Mann beim Tode der Frau die
Stieftochter heirathete, wie die Theilung vorzunehmen.
47) Wenn im gleichen Falle die Stieftochter Kinder bat
Zehntes Boch. 215
48) Wenn die Ehe unfruchtbar bleibt.
49) Wenn der Sohn aus früherer Ehe beim Tode des Vaters
»eine Stiefinutter heirathet.
50) Wenn ein entlaufenes Paar ein Kind hat und später
Verzeihung von den Eltern erhält, wie weit jenes an der Erbschaft
Theil bat
51) Der Antheil eines unehelichen Kindes.
'"^2^ w }} ' ff i" Ehebruch gezeugten Kindes, wofür
Entschädigung gezahlt ist.
53) Sein Anspruch auf das Eigenthum der Eltern.
54) Wenn eine geschiedene Frau ihr Kind mitnimmt und
sich neu verheirathet.
55) Wenn directe Erben fehlen, wie Brüder und Schwestern
eintreten.
56) Ueber die 6 Verwandtschaftsklassen der Frau und die
6 des Mannes.
57) Ueber ältere und jüngere Brüder.
58) Zwischen der Frau und den Kindern eines älteren Bru-
ders bei seinem Tode mit den jüngeren Brüdern.
59) Oder wenn der jüngere Bruder zuerst stirbt.
60) Zwischen Bruder und Schwester.
61) Zwischen 3 Brüdern und 3 Schwestern.
62) Wenn ein Verstorbener durch einen seiner Verwandten
begraben ist, wie sich dann dieser mit den anderen abfindet.
63) Ueber das Eigenthum eines Verstorbenen, um den sich
seine Verwandten weder in Krankheit noch beim Tode küm-
merten.
64) Das Anrecht verschiedener Herren, deren Sklaven sich
heiratheten, bei deren Tode.
65) Wann nur ein Herr erbt.
66) Wenn eine dreimal verheirathete Frau aus jeder Ehe
Kinder hinterlässt.
67) Ebenso ein dreimal Verheiratheter.
68) Theilung zwischen dem Schüler mit Frau und Kindern
Beines Lehrers bei dessen Tode.
69) Theilung des Lehrers mit Frau und Kindern des Schü-
lers bei dessen Tode.
216 l^M obere Rambodia Dod saina Monmiieiitt.
70) Theilung zwiftehen den Verwandten von Lehrer nnd Schü-
ler, wenn diese kinderlos sterben.
71) Wenn Unberechtigte erben.
72) Wenn 2 ältere, 2 mittlere und 2 jtlngere Schwestern
hinterblieben.
73) Ueber Kinder in unerlaubter Ehe geboren oder mit einem
gekauften Sklaven.
74) Wenn ein erblicher Sklave eine Freie geheirathet hat
75) „ eine erbliche Sklavin einen Freien „ „
70) „ „ „ „ oder Sklave eine Freie ge-
heirathet hat, mit Erlaubniss des Herrn.
77) Wenn in Sklaverei Sterbende Eigenthum hinterlassen,
welches Anrecht ihren Verwandten beim Tode des Herrn zusteht
78j Wenn Eltern, die ihr Eigenthum unter den Kindeni,
theilten, im Hause des einen lebten, aber in dem des andern
ötarben, wie die noch rückständige Erbschaft zu theilen ist
7ii) Wenn der Sohn oder die Schwiegertöchter durch ihre
Sparsamkeit das Vermögen vermehrt haben, wie es mit dieser
Zugabe bei der Erbschaft zu halten ist.
80) Wenn der Schwiegervater mit dem Capital der Söhne
oder der Schwiegertöchter Handel treibt, wie es mit dem Gewinn
zu halten ist.
81) Wenn Mann und Frau getrennt von einander sowie voq
ihren Kindern leben, wie beim Tode der Eltern die Theilung
vorzunehmen.
11. Buch.
Ueber die Erbschaft unter Priestern, wie im Dammathat ent-
halten, als auch nach den heiligen Bttchcm der Vinaya.
1) Das Gesetz, zu bestimmen, wie viel von dem Eigenthum
eines Brahmanen oder Kahan bei seinem Tode dem Könige
zufällt
2) Das Gesetz, wonach der König das Eigenthum eines
Brahmanen erbt.
i^) Das Gesetz über die 9 Arten des Eides, die den Brahma-
nen zustehen.
4) Das Gesetz, wie Brahmanen von einander erben.
Klftes Bach. 217
5) Das Gesetz Über das von einem Diebe wiedererlangte
Eigenthnm nnd die Theilung mit dem^ der es zurückbringt.
6) Ueber ein ohne Wächter in die Erde vergrabenes Eigen-
thnm und die Theilung des Finders mit dem, der den Platz ge-
nau beschrieben hat
7) Ueber Bergungsrecht bei untergehenden Booten.
8) Ein Beispiel, wie zwischen Vater und Schwiegermutter,
sowie zwischen Sohn und Schwiegertochter Eigenthum ge-
theilt wird.
9) Wenn gemiethetes Vieh ohne Schuld des Miethers stirbt.
10) Ueber Beschädigung bei Zusammenfahren von Wagen.
11) Ueber Einbruch im Aufsteigen an einer Leiter.
12) Ueber junge Frauen, die bei Nacht reisen.
13) Ueber die nöthige Vorsicht auf Nachtreisen.
14) Ueber die 4 Fälle, wo Schwurformeln erlaubt sind.
15) Ueber die 4 Fälle, wo Schwurformeln nicht erlaubt sind.
16) Die 4 Fälle, in denen Mobilien oder Immobilien nicht ge-
kanft werden dürfen.
12. Buch.
Auseinandersetzung über die 7 Arten von Frauen, die 3
Weisen, eine Ehe zu schliessen, und das Gesetz über Schei-
dungen.
1) Die 7 Arten der Frauen sind : die mütterliche, herrische,
schwesterliche, freundliche, sklavische, feindliche und diebische.
2) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann von der
Frau abhängt.
3) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn Mann und Frau
adelig sind.
4) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die
Frau aus dem Kaufmannsstande ist.
5) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die
Frau eine Brahmauin ist.
6) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die
Fran arm ist.
7) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die
Fran aus dem Handwerkerstande ist.
218 ^^ obere Kambodia und seine MoDomeDte.
8) Ueber Theilung bei Scbeidang; wenn der Mann Brahmane;
die Frau adelig ist.
9; Ueber Theilung bei Scheidung^ wenn Mann nnd Frau
beide Brahmanen sind.
10) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Brah-
maue, die Frau ans dem Ranfmannsstande ist.
11) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Brah-
mane, die Frau aus dem Handwerkerstande ist.
12) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Brah-
mane, die Frau aus dem Volke ist.
V;i) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Kaufmann,
die Frau adelig ist.
14) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Kauf-
mann, die Frau Brahmanin ist.
If)) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn Mann und Frau
beide aus dem Kaufmaimsstande sind.
16) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Kauf-
mann, die Frau aus dem Handwerkerstande ist.
17) Ueber Theilung bei Scheidung , wenn der Mann Kauf-
mann, die Frau aus dem Volke ist.
18) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand-
werker, die Frau adelig ist.
19; Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand-
werker, die Frau Brahmanin ist.
20) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand-
werker, die Frau aus dem Kaufmannsstande ist.
21) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn Mann und Frau
beide aus dem Handwerkerstande sind.
22) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand-
werker, die Frau aus dem Volke ist.
23) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann aus dem
Volke, die Frau adelig ist.
24) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann aus dem
Volke, die Frau eine Brahmanin ist.
25) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann aus dem
Volke, die Frau aus dem Kaufmannsstande ist.
Wetten. 0^C|
26) Ueber Theilang bei Scheidung, wenn der Mann aus dem
Volke, die Fran ans dem Handwerkerstände ist.
27) Ueber Theilnng bei Scheidung, wenn Mann und Frau
beide .aus dem Volke sind.
13. Buch.
Die Gesetze Über Wetten, mit Ueberlegung oder in Leiden-
schaft gemacht, bei denen Mobiiien oder Immobilien auf das
Spiel gesetzt sind, diese, in wiefern sie zu bezahlen sind oder
nicht, sollen hier erörtert werden, o erhabener König.
14. Buch.
1) Wenn ein Elephant, Pferd, Büffel, Stier, Ziege, Schwein,
Huhn oder Ente ungesetzlich getödtet wurde, ein Glied zerbro-
chen hat oder sonst beschädigt ist, so sind solche Fälle zu ent-
scheiden, nachdem dieUmgrUnzungen des Platzes unteraucht sind,
auf dessen Boden es geschehen ist.
2) In Betreff der Jagdgrtlnde und wie die Jäger verant-
wortlich sind.
3) Ueber die Rechte der Fischereien.
4) Ueber Blumendiebstahl.
5) Oder andere Pflanzen.
6) Ueber Wasserblumen.
7) Ueber das Grundeigenthum bei Städten, Dörfern, Pago-
den, Klöstern und Häusern.
8) Das Gesetz über religiöse Mysterien, die für alle Men-
schen bindend sind, für den König und abwärts.
9) Ueber Leichenbegängnisse.
10) „ Hochzeiten.
11) „ Honigeinsammlung.
12) „ Hurerei.
13) „ Zerstörung eines Hauses, je nach seiner Grösse.
14) Das Gesetz, wenn ein am Feuer einschlafender Kranker
eines Andern Haus in Brand steckt.
15) Wenn in Folge der auf dem Herde bewahrten Asche
ein Feuer ausbrechen sollte.
16) Wenn beim Anzünden einer Oellampe Brand entsteht.
220 ^^ obere Kambodia und seine MoDOiiieiita.
17) Wenn ein Betrunkener Feuer anlegt
18) Wenn in der Leidenschaft Feuer angelegt wird.
19) Wenn das Haus eines Feindes in Brand gesetzt wird.
20) Wenn im Niederbrennen eines Waldes ein Garten in
Feuer aufgehen sollte.
21) Ueber den Vorfall, wie ein Königreich in Folge eines
Honigtropfens zu Grunde ging.
In dem siamesischen Phra-Dhamasat heisst es über Sklaven:
In dem Jahre 1359 der Buddhasakkarat (815 p. d.). Phrabat
Somdct Phra Chao Rama Tibbodin, auf dem nach Osten gerich-
teten Königssitze Butsabok-Maha Prei-Chon Prasada thronend, er-
liess im Nachdenken über das Gesetzbuch folgende Bestimmun-
gen an die vor ihm knieenden Beamten:
Sieben Klassen ist es gesetzlich, als Sklaven zu behandeln.
1) Leute, denen durch Vorschuss*) an Geld und sonstigen
Werthsachen geholfen ist.
2) Kinder, die während der Schuldhaft ihrer Eltern gebo-
ren sind.
3) Leute, die in der Kindheit als Pfänder gegeben sind.
4) Leute, die als Pfand für Andere eintreten.
5) Losgekaufte Personen oder von schweren Strafen Be-
freite.
6) Personen, die sich in Nothzeiten verkauften.
7) Kriegsgefangene.
Sechs Klassen dürfen nicht als Sklaven behandelt werden.
1) Freigelassene.
2) Schuldner, die mit Erlaubniss der Gläubiger in den Mönchs-
stand eingetreten sind.
3) Von den Herren den Brahmanen geweihte Diener.
4) Priester dUrfen nicht Ihresgleichen in Haft halten.
5) Der Frömmigkeit ergebene Personen, die in den Häusern
*) Les moDtagnards de la province de Phuyen sacriflent k l'esprit Nhang,
qnand ils sont menac^s par un accideut. Si ceux qoi ont des dettes iie peuvent
pas les acquitter, les rn^anciers ont le droit de les prendre et Tendre (LaTon^.
Dhammasat. 221
ihrer Nachbarn zu weilen pflegen, dürfen dort nicht als Sklaven
znrtickgehalten werden.
6) Auf dem Grund und Boden eines Andern lebende Leute
dürfen yon ihm nicht als Sklaven betrachtet werden.
Femer giebt es drei Klassen Losgekaufter, die weiter auf-
gezählt werden, und dann folgen Bestimmungen über:
1) Die Verpfändung von Eigenthum oder Personen.
2) Ueber die Rücknahme des Pfandes.
3) Ueber unbedingten Verkauf.
4) Ueber betrügerische Verführungsweisen bei der Pfändung.
5) Ueber flüchtige Sklaven.
5) Ueber den Kauf oder Verkauf von kriegspflichtigen Pfand-
sklaven u. 8. w.
Westlich und sQdlich vom kambodischen See.
Nach meiner Installirnng in Battambong besuchte ich am
nächsten Tage (Jan. 12) den dort berühmten Vat Nareah , hörte
aber auf meine Erkundigungen über die Bibliothek, dass die
Paiibücher Jetzt von Bangkok nach Kambodia kämen. Die
Bibliothek im Kloster Mahathat dort war von Maha-Im geerbt
Im Kloster Vi\iell findet sich ein alter Stein mit kaum erkenn-
barer Inschrift, der von Basek gebracht ist. Zwei grosse Steine
mit zerfetzter Inschrift stehen im Hotrai der Bibliothek. In
einem andern Kloster fand sich ein Stein mit einer Art Gesicht
eingemeisselt, als Naktha. Die alten Kambodier unterscheiden
sich durch ihren Bart und dunkle Hautfarbe von den Stadtbe-
wohnern, eine aus Chinesen, Cochinchinesen und Siamesen ge-
mischte Race. Eine alte Colonie von Malayen, die sich mit Oel-
machen beschäftigen, sind in Battambong angesiedelt, haben aber
ihre eigene Sprache vergessen und sprechen kambodisch. An
dem Battambong-Fluss aufwärts, in der Nähe seiner Quelle, fin-
den sich in einem Bergwalde die Goldminen, die hauptsächlich
von Laos bearbeitet werden. In der trockenen Jahreszeit ist der
Thalcsab meistens trocken und kann an verschiedenen Plätzen
durchwatet werden, aber mitunter treibt Wind eine hohe Woge
herbei, die die vorher trockenen Stellen bedeckt. In der Mitte
des Thalesab sollen die Reste einer alten Strasse entdeckt sein,
auf breiter Steinunterlage über der morastigen Umgebung an%e-
CUo-Myang. 223
maaert Die porösen Steine in Nakhon Vat sind von den Ufer-
hinken bei Pbra Kcoh gebracht. Den kambodischen ähnliche
Honnmente finden sich bei den Laos.
Am Vormittag hatte mich der Ghao-Myang zum Frühstück
eingeladen^ an dem auch der französische Colonist Theil nahm^
und am Nachmittage begleitete er mich zu einem Besuch bei
dem Kha luang. In der Nähe desselben findet sich ein gefeiter
Platz, den Niemand bewohnen will, indem er für unglücklich
gilt, weil dort einst eine Kokosnusspalme vom Blitz getroffen
wurde. Die Areca in Battambong ist nicht gut und wird des-
halb mit Sisiet gemischt (als Mak Khek), das von Gochinchina kommt.
Die Betel (Phlu) ist an den Abhängen derjenigen Berge cultivirt,
aaf deren Spitze die Gardamomen wachsen, und die Kaufleute aus
Battambong unternehmen eine vier- bis fünftägige Reise auf Kar
ren dahin, um sie aufzukaufen. Aber nur schon Acclimatisirte
dflrfen .wagen, dorthin zu gehen. Andere erkranken durch den
AI din (Qualm der Erde) und durch das mit giftigen Pflanzen
versetzte Wasser. Auch giebt es dort Phidu (wilde Teufel) in
Menge. Während der Itonama (in Südamerika) bei Krankheit aus
dem Mutterboden der Heimath (wie Antäus) erfrischende Kraft
xn saugen hofft, glauben die Finnen, dass aus dem Erdboden
die von den Maahiset geschickten Krankheiten aufsteigen, und
während (nach Jessen) der in's Manne^alter tretende Lappe
eine Saivo-Stellc sucht, um dort seinen Schutzgeist zu gewinnen,
meidet der Esthe Plätze, in denen die Maallused oder Unterirdi-
schen ihren Sitz haben möchten, um nicht mit Ausschlag ge-
troffen zu werden. In Albanien ist es (nach Hahn) ein Elfen-
schlag, und wenn der Kranke sich des Platzes erinnert, auf dem
er zuletzt gesessen hat, so besprengt man ihn mit Boseuwasser,
das die Elfen sehr lieben.
Die Gochinchinesen kommen mit ihren Booten nach Battam-
bong hinauf, um dort Töpfe und Porzellanwaaren sowie Quin-
eaillerien zu verkaufen. In der Nähe Wongs findet sich am
Flusse ein Tempel der Malayeu. In einem früheren Kriege
wurde der grösste Theil der Bewohner Battambongs nach Siam
gjescbleppt und dort meistens ermordet. Der König ward in
einem Käfig ertränkt. Später wurde das verwüstete Land durch
224 Westliih und Büdllch vom kambodUchen See.
neue Einwanderer wieder aufgebaut. Ein paar Büffel verkaufen
sich fUr 20 — 30 Bath. Bertilinit ist die Fabrikation der LangoutL
Als ich den Kha luang über alte Traditionen befragte; er-
wiederte er, dass er zu den Phuek Tahan (Soldatenvolk) gehöre
und nicht die Gescliichte kenne, wie die Nakprat (Gelehrten).
Auf mein Ersuchen, solche zu treffen, schickte mir der Chao
Myang am Abend zwei Professoren, Achan Theph und Achan
Dok, mit denen ich bis tief in die Nacht hinein in interessanten
Gesprächen auf dem Deck eines Bootes zusammensass. Sie
erklärten Kamphuxa*) als das aus dem Wasser**) entstan-
dene Land.
Am andern Tage wurden nach Befehl des Chao Myang zwei
Elephanten gebracht, auf denen ich den Fluss kreuzte, und nach
dem Verlassen der Vorstädte erst durch einen offenen, dann
durch einen dichten Jungle ritt. Der Elephant hatte sich mit dem
Rüssel den Weg zu klären, und an einer Stelle, wo eine Schlingpflanze
zu elastisch zum Brechen war, stand er auf einen Zuruf des
Führers von den vergeblichen Versuchen ab und bog sie hinter
den Stamm. Nach Cicero wurden selbst die fanatischen Zuschauer
der Circusspiele von dem Menschlichen in der Natur des Elephanten
betroffen, und zeigten bei den von Pompejus veranstalteten Thier-
kämpfen Mitleid mit denselben.
Trotz der Heiligkeit der Elephanten bei den Hinterindiem
spielen sie in den Fabeln derselben selten eine glänzende Rolle,
eben so wenig wie in denen Bomu's.***) Eine siamesische (aas
dem Nonthuk-Pakkaranam) erzählt Folgendes: Einst lebte
*) wie Kam bei deo Kirgisen deo Schamaueu bedeutet, worden die Komani
nach ihrem Gott genannt und die alten Kappadozier verehrten MyUtta, als Ko-
mana. Nach Gützlaff ist der Name Kambodia für das Delta des Mekhon den
heiligen Rüchem entnummen.
**) Der hieroglj-phishe Name des Kambyses auf ägyptischen Monumenten ist
Kamboth oder Kanibosh (s. Wilkinson).
***) Elephant und Huhn gingen einst einen Wettstreit ein, wer von ihnen am
Meisten fressen konnte. Nachdem aber jener sich schon längst mit Blättern und
Baumzweigeu gesättigt hatte, fuhr dieses noch immer fort, WOrmer aus der
Erde zu scharren, und als es sich zuletzt auch an den Duug seines Gegneii
machte, lief derselbe erschreckt davor, fürchtend , dass er zuletzt selbst TorMbri
Thierfabel. 225
in den Wäldern ein Elephant, Yukunson genannt. Aus den
Drüsen seiner Stime schwitzte das Oel hervor, denn es war in
der Hitze der Brunstzeit, als er durch die Waldungen dahin-
stürmte. Nun wohnte dort ein Pärchen der Sai-Vögel (Nok-vSai
oder Zaunkönig), die ihr Nest in einer TJanibuslaube erbaut
hatten und dort ihre Jungen aufzogen. Der Elephant aber rann
in toller Wuth umher, Nahrung suchend, und in die Laube
hineinbrecliend , riss er das Nest herab und stampfte es in den
Boden mit den Jungen, die darin waren. Janmieriid sassen die
Vögel dabei, sie wälzten sich auf der Erde, sie wünschten sich
den Tod, da ihnen die Kraft des Widerstandes felilte, und klagend
schrieen sie: „Ach möchten wir sterben! Viel besser würde es
sein, als so die ßewaltthätigkeiten eines übermächtigen Feindes
dulden zu müssen.^' Eine Krähe, die vorbeiflog und die tiefe
Traner der Vögelclien sah, erkundigte sich nach der Ursache
ihre« Kummers. Die Zaunkönige antworteten: „Da kam ein
böser Feind des Weges daher, und wild und grausam hat er
unser 61ück zerstört, unsere Kinder getödtet. Wir werden wohl
die Folgen unserer sündigen Handlungen jetzt tragen und aus-
dnlden müssen. Fehlt uns doch jede Mr)glichkeit, uns an Stärke
mit ihm zu messen und ihn zu bekämpfen.^^ Die Krähe sprach:
„Gross und schreiend ist das Unrecht, das euch geschehen ist.
Lasst jedoch das Wehklagen. W^ir werden uns Verbündete
Bachen, und es wird uns sclion gelingen, diesen Uebemiüthigen
zu demüthigen." Die Vögel, Gatte und Gattin, sie weinten fort.
„Unser Herz will brechen, schluchzten si(», lass uns sterben, wie
unsere Kinderchen!" Die Krähe gab zur Antwort: „Was würde
mit eurem Sterben genützt scinV Dadurch wird der Feind nicht
beschädigt, er bliebe dann gesund und wohlauf, wie jetzt. Es
gilt aber ihn zu tödten, wie er eure Kinder getödtet hat, ihm
das zugefügte Uebel zu vergelten. Dann wird dem Rechte ge-
nügt." Die zwei Vögel sprachen: „Gross ist die Güte des Herrn
werden mdchte (r. K?>lle). Wegen der Aversioo des Elephanten gegen IIQbner
musstfl ich die inilg*»brachten durch Packträger traosportireu lassen, da sie, jenen
anfgepackt, dieselben erschreckt und unleitbar gemacht haben würden.
Bastian, Reise In Kainbodia. IV. 15
220 1^>stlirli und südlich vooi kanibodischen See.
Woliltliäters, in Allem, was er räth, werden wir seinen Worten
folgen/' Die Krähe begab sich dann mit den Zaunkönigen
auf die Wandersohaft, den Frosch aufzusuchen, und nachdem
sie ihn begrUsst hatten, redeten sie ihn höflich an, sprechend:
y^Freund, wir bitten dich um die Erlanbniss, dich einladen zu
dürfen; uns ein Beistand zu sein.*' „In welcher Weise bedürft
ihr der HlilfcV meine Freunde," erwiederte der Frosch. „Theilt
mir die Sachlage mit." Der Vorfall wurde hierauf dem Frosch
erzählt, der aufmerksam zuhörte und dann sprach: „Das ist in
der Tliat der Fall eines schändlichen Gewaltstreiches. Wir
müssen uns aber zuvor mit der Fliege befreunden und sie zum
Genossen herbeiziehen, damit sie uns helfe, dann können wir
mit vereinten Kräften an's Werk gehen.'' Alle miteinander:
Zaunkcmige, Krähe und Frosch, begaben sich dann zur Fliege,
und nachdem sie dieselbe angetroffen hatten, sagten sie: „Höre
Frcnudl Wir kommen mit der Bitte, du mögest uns einAlliirter
sein gegen den Elcphauten, den gesetzlosen Tyrannen." Die
Fliege erwiederte: „Was können wir thun, wir, die so Schwachen V
Könnten wir mit einem Gegner streiten von solch' unüberwind-
liclier Stärke?" Der Frosch erwiderte: „Hörtest du nie die alte
Geschichte, wie geringe Stärke die mächtigste überkam? und
erzählte dann die aus dem Alterthum überlieferte Legende von
PhayaKhrut und der Schildkröte seinen Gelahrten (wie sie in der
Zeitschrift für Occident und Orient III, 3 schon ndtgetheilt ist).
Dann fasstcn sie einen Eutschluss. Die Krähe hackte in die Augen
des Elephanten, und die Fliege legte ihre Eier in die Wunden.
Als die Augen entzündet und brennend wurden, erlitt der Ele-
phant schmerzhafte Qual, und da es ihm unmöglich wurde, in
seiner Blindheit Nahrung zu suchen, so schleppte er ein elendig-
liclies Dasein hin. Der Frosch setzte sich dann an den Rand
einer tiefen (rrube und quakte laut, so dass der Elephant ihn
hören musste und dort Wasser zu finden hoffte, obwohl er sich
auf der Hölie der Felsen fand. Die Zaunkönige folgten ihm,
Gatte und Gattin, sie umschwännten ihn und zwitscherten Schimpf-
reden in seine Oliren, ihm zurufend: „Ha, wie befindest du dich
jetzt, du jammervoll Ausgehungerter, du elendiger Schurke?
Willst du nocl) einmal hierher kommen und uns unsere Kinder
Basel. 227
znsanimenstampfen ? Warte, dass dir nur nichts geschieht; du
siehst jetzt traurig genug aus, du Raubmörder, Bandit elendig-
licher?" Der Elephant fühlte bittere Reue. „Es war Unrecht,
was ich t hat /Machte er bei sich selbst, „jetzt kommen die sUnden-
vollen Folgen über mich, weil ich ihre Jungen niedergetreten.
Sie waren unschuldig und hatten mir nichts Böses gethan, und
dennoch fügte ich ihnen dies Böse zu.'^ In der Verzweiflung des
heftigsten Durstes erstieg der Elephant den Abliang, und der
Stimme des Frosches folgend, kam er zu dem Rand der Grube
in die er hineinstürzte und verendete.
Auf einem gelichteten Platze hatten zwei, am vorigen Tage
durch den Chao Myang vorausgeschickte Edelleute mit ihren
Sklaven und den unter den Schulzen re(iuirirten Bauern der
nächsten Dörfer drei Häuschen für mich, meine Dienerschaft und
Begleitung aufgerichtet. Die beiden Beamten kamen mit hohen,
goldberänderten SpitzhUten zu meiner Begrüssung herbei und
überwachten das Abladen des Gepäckes. Die nahegelegenen
Ruinen der alten Stadt Baset waren theils aus Ziegeln, theils
aus Quadern erbaut. Verstümmelte Figuren lagen umher, darun-
ter eine mit Elephantenkopf, Phra Kinei genannt, eine andere
mit dickem Haarknoten. Besondere Eleganz zeigten mit Affen-
figuren geschmückte Portale*), auf denen die schlanken Gestal-
ten zweier zierlich in den Windungen der Arabesken verschlun-
gen waren. Die Gegenwart Rama's und Lakman's mit Hanu-
man**) weisen auf Beziehungen aus dem Ramayana hin. Der
in der damaligen Zeit trockene Kanal füllt sich in der Regen-
zeit mit Wasser, das vom Thalesab heraufläuft. Die Charactere
der Steininschriften gleichen mehr den Akson Mihng von Nakhon
Vat, als denen von Lalai. Als Phaya Aphai die Stadt Battam-
bong gründete, leitete er den fünf Tage von Thalesab (»ntfemten
Fluss von Baset in die kürzere Richtung des bei Battambong
*) Die hier und im Nakhon Vat abgenommenen Copien werden vielleicht
«tnem grSueren Kupferwerke beigegeben werden, das auch Illustrationen zu den
inderra Binden des ganzen Werkes enthalten wird.
**) In Hinblick auf den geschlangelten iSchweif des Kekrops fasst Gerhard
itn Kerkopeu als AfTendämuu«
15 ♦
/•
'>J.S Wc^tlirli itmi «-tili 1p h \uui kaiubo4i»rhen S«^.
stn'inifndrn FliiJSfiOs, der in zwei Tagen zum Thalesab bringt.
Ein künstlicher See war ausgegraben, unter dessen Veizierungen
sir.-li Diwen ver\iellaltigen. wie die Sbardala's oder Fabellöwen
an den Bauten der Belbilas, deren Wappen sie bilden.
Am andern Tage rieb ich Inschriften ab und iiess durch
den mitgenrimmenen Maler verschiedene der eleganten Sculptn-
ren auf den von den Palastthoren herabgefallenen Portalen ab-
zeichnen. Auf denselben kehrt mehrfach die Figur des Keulen-
träger», als Kotaboiig. wieder, oft mehr mit dem Aussehen eines
Bllssers*) als eines Kriegers. Die Charaktere der jüngeren
Inschriften gleichen oft denen der javanischen Inschrift von Sura-
baya, die Raffles dem Orafen Minto schickte.
Am Nachmittag kelirte ich nach Battambong zurück über
Felder, auf denen die Enite eingebracht wurde und im Winde
schwirrende Rüder die Vögel verscheuchten. Bei meiner Ankunft in
der Stadt brach gerade die Gerichtssitzung in der Sala auf, und
gingen die Richter (Chang>'ang) mit ihren, Bücher tragenden,
Sclireibem nach Hause. Die in Battambong geltenden Gesetze
stimmen mit den siamesischen überein, doch sind die Werthver-
hältnisse verschieden, indem ein Bath einem Salüug entspricht.
Am nächsten Tage fuliren wir zum Besuche der Monumente
von Vat Ek einen engen Bach hinauf, bis zu einer Stelle, wo
*) Hetiirninp from Arore, we enronntered a party of Fakln on march fbr
the »hiine of Rhawnl Huk at Multan. A heavy club graced the Shoulder of each
and from It dangled behiud a »mall Iota or drinking cop (s. Wood). Judas
lIiaddäüH trägt die Keule als Märtyrerzeicheu. Im Blahabharata beisat Balarama
der Keulenträger oder Musali. VUhrni ist Gadadhara, der kenleDtragende Kriegf-
(Tott Saktidhnra l«t Sohn des Siva. Der von den Snrasena (in deren G«biet Ma-
thiira von PtoWmiu^ als Stadt der Gotter bezeichnet wird) verehrte Herakles, der
die Brüder Reiner Tochter Pandaia als Könige der indischen Reiche eluseUte,
trug (ausser dem Lowenfell) eine Keule (nach Megasthenes). Unter den freien
Volkern Indiens fuhrt Plinius die Singhae auf und lässt die Pandae allein von
einer Frau beherrscht werden. Die Parthes vertrieben die Sena in BalUbht.
Mit seiner Stierkeule brsiegt Pharidun den Zohak. Mit der Keule schlug Mithras
die Dews, und Nork erklärt die auf den Mithrasmonumenten gefundene Keule
für das Fascinnm, dn« den Römern nls Amulet diente und in den GSrten dl»
Feinde der Saaten abiialtcu äullte,
ColoDif) der Khek. 22^
derselbe abgedeieht war, und begaben uns dann durch die Felder
zu einem See mit einer Ruhehalle daneben, von wo eine Brücke
über den Bchlamuügen Boden /u dem in Terras8(»n aufsteigenden
Tempel ftlhrte. Die Wände sind aus hartem Granit rr)thlicher
Farbe aufgeftlhrt. Runde Säulchen (Luk kräng) gittern die Fen-
ster. Die WiUbung des Prasat öllnet in Portalen, die auf Säulen
getragen werden, iwurh beiden Seiten hin. Inschriften linden sicli
an der einen Seite der Aussenthllr. Sechs Mönche leben in dem
Kloster, und ich verbrachte die heisse Tageszeit mit dem BesiR'he
ihres Somdetchao. Der Rückweg wurde theils im Boot, theils
zu Fuss gemacht.
Im Vat Tajiaukeoh in Battambong wurde ein Keulenträger
als der Phra Pham genannt«» Nalitha verelirt. Der Lak Myang
hat keinen kambodis(;hen Namen, aber seine V<Tehrung datirt
von der Erriclitung bei Gründung der Stadt durch die Siamcsen.
Die Figun^u Buddha's sind meistens v<m seinen SehUleni*) um-
geben.
In einer der Vorstädte Battambongs besuchte ich das Bahn
Kiiek, von Dscliam bewohnt. Die Colonie der Tschwea (Khek)
besteht aus ungefähr öO Häuseni. In ihren aus Holz und Stroh
gebauten Moscheen liegt die Kibla, gegen die sie sicli im Gebete
wenden, nacli Westen. Sie beschäftigen sich grr)sstentheils mit
der Verfertigung von 0(^1. Vor etwa 10 — SO Jahren kamen sie
au« Malacca und Patani. llire Spraclie ist malayisch, und die
Bücher sind in arabischer Schrift geschrieben. Untermischt mit
ihnen leben einige Dscham**), die erst vor wenigen Jahren ange-
langt sind. Sie sprechen eim* besondere Sprache, verehren aber,
wie die Tschwea , Allah und Moliamed, obwohl sie ursprünglich
*) Mt(hr Docl) als in den kanibodisclien Tempeln beiriiinen in den mnn-
foHsehen die RudhisAttwa ihren DiHrakter als betende Moririie zu verlieren und
den gerüsteter Geistesritter und Helden anz-unehnien, ähnlich der Nachahmnnp
antiker Marmorarbeiter in den F)vHngelisten Mantegna's.
**) Daravati, Prinzessin von Champa, war vermählt mit Ankavigaja von
Mi^apahit, der auf Sumatra. Malacca. Rorneo. Celpbe:«, ^uiida, Suhl, Manila De-
litzongen erwarb und durch seinen mit einem Mädchen des Berges Lavu gezeugten
Sohn (Arja Daniar) Bali eroberte.
23Ö Westlich und südlich vum kambodiachen S««»
eine vers(*hiedene Religion*) besassen und Spirituosen tranken.
Die Bücher der Dschani; die von den Juen zum Verkauf gebracht
werden, sind aus ehineHisehem Papier zusammengemlht. Die
BueltBtaben, in denen sie geschrieben sind^ stehen zwischen den
kanibodisehen und siamesischen, ähneln den letzteren aber mehr.
Die in der tleimath der Cham gebrauchten Bücher sind davon
wieder verschieden. Ihr eigentlicher Gott (Thevada) heisst Bo-
dopata. Die Todten werden (wie bei den Kambodiem) ver-
brannt, und nicht begraben (wie bei den Tschwea). Das Land
der Dscham**) liegt acht Tage östlich von Udong, jenseit des
Mekhong. An der kambodischen Seite ist Pandri-Pandrang die
Grenzstadt des Dschamlandes^ das den Juen unterwürfig ist
In der Stadt Ontah im Lande der Dscham findet sich ein Vihan
ohne Bilder darin, und die dort fungirenden Priester heissen
Iiiiüm. Die Priester der Tschwea werden Imam genannt Für
den Unterricht der Kinder ist eine Schule eröffnet Khck Malayu
sowohl als Khek Cham essen nur Thiere, die sie selbst getödtet
haben^ und keine Schweine. Die Khek verfertigen hauptsächlich
Castor-Oel (Nam man lahung), das theils als Haaröl ge-
braucht wird, theils fltr das Brennen in Lampen. In dem Lehm
der Flussbänke finden sich Lrx'her fltr die Präparation des Fisch-
(Us. Die Malaharen heissen bei den Siamesen Xat Kula.
Am folgenden Morgen begab ich mich in drei Booten, von
Führern geleitet und einen Maler in Begleitung, nach dem Berg-
schlosse Banon. Hinter den von Aften belebten Bäumen der
Ufer lagiMi Dörfer, und vor uns erhob sich der Hügel Banons,
wohin wir den Schulzen eines Dorfes mitnahmen und dort an
der neben dem Kloster gelegenen Sala rasteten. Im steilen
*) Die mnlayisrlien Annalün lassen auch den siamesischen Prinzen Chaw Sol
lUngsa (den (irnndcr vun Patani) in Fidge seines Gelübdes, als er den Rajah von
Cuta Meliyei be^^it'gt hatte , den Islam annelimen und von Malacca den Nobut
erbitten.
**) In Taynin, horte ich von einem Gorhinchineseu in Saigon, lebe das Volk
der Kyam, die in ihrer Sprache sich von allen umwohnenden Stämmen unter-
schieden und krauses Haar hätten. The original inhabitauts uf Dongnai, callrd
Moi, as well as those of Chiamper, called Loi, were driven in the nionutains (by
the rorhihchinese).
I
Aufsteigen durch den Wald, zum Theil auf Treppen, die aus
den porösen Stufen des Gesteins gebildet waren, erreichten wir
die i)ittorc8ken Ruinen. Der centrale Prasat, im Hofe stehend,
ist durch andere auf der einschliessenden Mauer umgeben. Un-
ter den umherliegenden Buddhafiguren fand sich eine aus Elfen-
bein und viele ültere aus Stein. Kanon hiess der Lak Myang
und Pfeiler des kambodischen Königreichs, das mit ihm zusam-
menbrechen würde. Mein alter FUlirer deutete mir die Richtung
an, in der sich Phra-Mahot, der letzte König, der mittelst seiner
tiefen Weisheit die unterirdischen Künste verstand, nach Chan-
tabun durchgegraben habe, um sich mit Phra Ramat Krung zu
vereinigen. Phra Cheyasseda (der Sohn Indra's), der das von
Plira-In-Kumau zur Zeit Sadeik Kaml(»ng's gegründ(»te Kampong
Snay beherrschte, kam von Nakhon Vat, dessen Thron er an
Phra Ketmalea überliess, nach Banon, um Phra-Maha-Anoutathen,
dem Königspriester, seine Verehrung darzubringen. Als Khom
dam din sich zu Phra Ruang durchgrub, wurde er beim Hen-or-
tanchen in Stein verwandelt, wie d(U' mit Thor in Räthseln strei-
tende Zwerg Ahis, als er vom Tageslicht überrascht wurde (s.
Friedreich). In Goslar bannte Scharfrichter Kraft durcli seinen
Willen Menschen und Thiere unbeweglich.
Der Fluss Battambong ist noch eine Tagereise oberhalb
Banon schiffbar, aber dann durch Felsen unterbrochen. Er ent-
springt auf den Khao-Kravau, von den Kliamen dong bewohnt,
die dieselbe Sprache wie die übrig(»n Khamen reden, aber in
verschiedener Pronunciation, gleich der eines im ärgerlichen Tcnu*
Scheltenden. Die Khao Kravan bildtMi die Wasserscheide zwi-
schen den Flüssen, die nach Chantabun iiiessen, und dtnicn, die
in den Thalesab münden. Die Xong leben in den nach Chan-
tabun hineingestreckten Bergen. Die Kha heissen das lang-
haarige Volk und markiren sich die Brust mit spitzen Holz-
stttcken. Als wir wieder nach der Sala herabkamen, besuchte
ich das Kloster, wo vor dem Both eine vierarmige Steinfigur eine
andere mit erhobem^n Armen trug. Die Khamen singen oft ver-
schiedenartige Lieder nach der alten Weise der Boht Xrong ge-
nannten Melodie. Einen Mönch besucliend, fand ich ihn beschäf-
Xigi, einen Auszug des Aphitham's (Abhidhamma's) zu copiren
232 Westlich und sudÜGb Tom kambodlschen See.
und iii's KanibodiKclio zu UlM'rsft/en. Nach dem Abendcpson er-
zählte mir der Maler ^ da8S auch er in Naklion Vat gewe^n
wiin». Während er noch als Mi'meh im Kloster lebte, kam ihm
die Lust an, diese Wundenverke zu besehaueu, und machte er
sieh mit einen» Freunde auf den Weg, um dort die Regeln »ei-
ner Kunst an der Quelle zu studiren. Wird Jemand pl^tzlirb
von ein(T acuten Krankheit befallen, so glauben die KanilKidier,
dass die Seele einer im schwen»n Kindbette Gestorbenen ihn be-
fallen hat, da soh'he umliertliegen, einen Wohnsitz zu suchen.
Den andern Morgen ki^hilen wir nach Uattambong zurück.
Mehl Hegleiter verkür/te mir die Bootfahrt durch Märchenerzäh-
lungen oder sonstige Mittheilungen. Die Knaben treten gewöhn-
lieh im Alter von z(»hn Jahren in das Kloster ein. Ihr Essen
kochen sie <*ntweder dort, oder geiien dafiir nach den Häusern
ihnT Eltern, schlafen aber müssen sie immer im Kloster. Bei
Tage lernen sie das Alphabet, das Buehstabiren und Lesen, aber
in den erst<'n Stunden der Nacht studiren sie die Mautras fsuel
Mon). Je nadi ihrer Leichtigkeit im Lenien werden sie im zwei-
ten oder dritten Jahre als Nen (Novizen) aufgenommen, und
haben dann die zehn Gebote zu beachten, mit Einschluss des
Verbotes, nach <1(t Mittagsstunde zu essen. Im 21. Jahre niügen
si<' sicli als IMira-Song iMiUich) weihen lassen, und haben dann
2r)() Grbote zu halten. Anfangs ist iiire Kenntnis» nur gering,
ab(*r sie t'ahrcn mit Lernen f(»rt, bis sie, nachdem sie dreiasig
oder vi(Tzig Jahre im geistlichen Stande verharrten, das ganze
Gel)iet des Wissens umfassen. Der Samphan (Abt) ertheilt den
Knaben iDek) und den Nen (Novizen) Stunden, obwohl über ver-
schieden<' (legenstünde, und zugleich bestellt er die Fähigeren
unter ihnen, den Anderen mach Pestah)zzi scher Methode) die
Lectionen zu überhin-en. In der Mitte der Nacht kommen die
Mrinche ilMira-Song) zu ihm, um vor ihm diejenigen Mon (Sprüche)
herzusagen, die sie während des Tages neu liinzugelemt haben,
und dann giebt er Jedem eine n<*ue Aufgabe dessen, was am
folgenden Tage auswendig gelernt wenden soll. Diese Lel)en»-
weise muss eingehalten werden, um den Lehren Buddha's ge-
mäss zu handeln, und wer sich nicht zu ihr be<piemcn will, hat
das Kloster zu verlassen. Wenn ein jüngerer Verwandter eines
bas Kl«)8ter T^ipairkenh. 233
Mönches in*8 Kloster eintritt, so ^escliit^ht es wohl, dass er sicli
demselben als Jünger anseliliesst, im Allgemeinen aber sind alle
Aufgenommenen SeliUler des Samplian. In den Klöstern klein<M'
Dörfer, wo sic^ii nielit genügender Lebensunterhalt im Hettelgang
findet, mögt^n die Miniehe die Novizen veranlassiMi, zu kochen,
oder auch nach (»ntl'emteren Wohnungen zu gehen, um die ni*)-
tfaigen Bedürfnisse zu erbitten. Diese mr)gcMi es unlieschndet
thun, während gleiches Verfaliren von einem Mtinche sündhaft
sein würde. Di(* Knaben können nur im Hause ihrer Eltern
für das bitten, was erforderlich ist.
Der Maler hatte mit zehn Jahren die Weihe als Nen em-
pfangen, lebte für ttlnf Jahre, nachdem er im Alter von *JI Jah-
ren die priesterliche Ordination emi)fangen iiatte, als Mönch,
und trat dann aus dem Kloster in das l)ürgerliche Leben zurück,
um ein Weib zu nehmen und vom Handel zu leben.
In den Höhlen Hanonjs vermuthet das Volk mit Tropf-
wasser*) gefüllte Krüg(v, aus dcnien die Hrahmanen günstige
oder ungünstige Omen für ihre Prophezeiungen entnehmen.
Die Ufer waren mit Wasservijgeln iM'lebt, und auf dem
Flusse fuhren hausirende Boote umher. Die Boote der Juen und
Chek bringen Keis von Biittamboug nach Tdong zum Verkauf,
und kehnMi von dort mit Salz, Areca u. s. w. zurück. Am Ein-
gänge Battambongs Hess i<*h bi'im Kloster Tapaukeoh anlegen,
dessen Phrachedi mit bunten Farben liemalt war. Im Sanchao
war die Figur (»ines Keulentriigers halb in der Enle begraben.
Die Wände des Both, juif dess(»n Tliür sich die Figur Thossa-
khan's zeigte, trugen Oemälde mit Episoden ans dem Tliossa-
Xat, und darunter erklärende Texte (im Kambodischen i, wie:
„Zu der Zeit nun nainn der Lelirer (Khrn oderOuruhi Kannaha-
Phrahm genannt, den Prinzen Chanthakuiuan ]iach den Opfern
mit sich.** „Pliroma Nirot ist während den- Beobachtung der
Sila durch Phra-Pln-om besucht, der, vom Himmel herabkonuneud.
•) Ist es am Ve>tp dt^s S<lnilzlieilig<'n der Kirche bei Kllwaii^'eii (in Si-hwaben)
■ehr tief im Hnmnen an d<T Kirrlihofsuiauer, so koiiinkt ein tlieiires Julir, ist eis
aber hoeh und der nriinnen voU . xo giebt es eine* gute Knite und AUes wird
wohlfeil.
r
234 Westlich und «ndlich vom kambodischen See.
ihm cineu Goldklumpen bringt." „Phrabat-Theminjeh vCTliert
im Scliachspiel an Nakkhajack, der seinerseits ein kostbares
Kleinod gesetzt hatte, seinen Gelehrten*), Phra Pitthu genannt,
aber dieser erhebt sich in die Luft, ak man ihn greifen will.*'
„Phra-Sayam wird durch Kubillajack getckltet, der ihn aus Miss-
verständniss flir ein Wild hält." „Plira-Mahosot, durch die vier
Lehrer vor Phrabat-Utareah verleumdet, ftlrchtet dessen Zorn
und entüieht." „Zanok, der nach dem Untergange seines Schiffes
im Meere schwimmt, wird durch die Thephathida besucht"
„Vctsandon wird durch den Phram um seine Kinder ersucht"
„Phra-Temiah wird von seinem Vater erprobt" (um ihn durch
Schlangen, Elephanten u. s. w. zu erschrecken). „Paritbat
nimmt von seinen Eltern Abschied, um die Vorschriften zu be-
achten." „Nemirej, der durch sein Verdienst überallhin zu ge-
hen vermochte, fliegt mit seinem Wagen durch die Luft und be-
sucht die Hölle." Die Qualen derselben sind mit reicher Erfin-
dungsgabe dargestellt, dann auch der Angriff Mara's, und wie
er nebst seinem Heer durch Thorani ersäuft wird. Mara, der
Gmterkimig der öinnenwelt, im Himmel Paranimit thronend,
ist der natürliche Widersacher Buddha's. Doch giebt es auch
populäre Versionen im Sinne buddhistischer Allliebe. Maha-Man
oder Savatdi-Man, im Hinnuel Dusit, iilhlte so grosse Liebe flir
Buddlia, den er in Jeder früheren Existenz unterstützt hatte^ dass
er ihn zum Grosskönig auf Erden zu erheben beabsichtigte und
erst nach fortgesetzter Weigerung unwillig wurde. Er wird
später selbst als Buddha ersclieinen. Der ketzerische Sünder
Devadatta büsst in der Hölle.
Die im District von ßattambong gruppirten Monumente,
westlich vom See, erweisen sicli auf den ersten Blick als weit
jüngeren Ursprungs, verglichen mit denen des oberen Kambo-
dia's. An einigen Stnicturen Basets soll noch im vorigen Jahr-
Imndert weiter gebaut sein, und wurde diese Stadt überhaupt
erst in neuerer Zeit von iliren Bewohnern verlassen. Auch sind
*) Wenn die PhilosoplfeD selbst verspielt wurden, so ist nicht zd verwnndern,
wenn sich Jener Rajah Indiens einen griechischen Sophisten zum Geschenk erbat .
die Anlagen der Strassen noch überall deutlich zu erkennen, in-
dem sie zwischen zwei Reihen von kleinen Erdhaufen lauten,
die die Stelle der früheren Häuser andeuten. Der g:anze Umkreis
der Stadt mit ihren Vorstädten war durch einen Erdwall mit
zugehörigem Festungsgraben umschlossen, dann folgt, wie immer,
die innere Mauer, und zuletzt die Kampeugkeoh oder Kleino-
dien-Mauer des centralen Palastes oder der Citadelle. Diese mit
umlaufendem Pflasterwege ist viereckig und öfllnet sich mit vier
Thoren nach dem Innern des Palastes. Die Steinthore (von
denen das westliche unter einer Colonnade betreten wird) liaben
zu beiden Seiten des Mittcleinganges drei bis vier von der
Strasse hineinführende Oetfnungen aus grossen Steinplatten (S — 9
Fu88 lang, 3 Fuss breit und l'^ Fuss hoch) gebild(»t, die über
aufrecht stehende Steine gelegt und mit Rillen auf den Sockel
gefUgt sind. Der Palast ist aus Lagen breiter Steine aufge-
baut, die in regelmässige Quadrate geschnitten sind (P/4 Fuss
hoch und 1^/4 Fuss lang) und fein polirt im engen Zusammen-
schluss. Die grösstentheils verfallenen Corridore sind von Trüm-
mern verschiedener Prasada umgeben, die bald aus Stein, bald
aus Ziegeln aufgeführt waren. Die aus grossen Steintafeln ge-
bildeten Portale werden stets von Steinpfeilern getragen. Die
verwendeten Ziegel sind ein sehr hartes Material, da sie, wie die
Eingeborenen sagen, nur aus reiner Erde verfertigt wurden,
ohne irgend welche Zufügung des jetzt nie fehlenden Reisstrohes,
und dann ohne Kalk auf einander gelegt wurden, um durch
gegenseitiges Abreiben in genaue Verbindung gebracht zu wer-
den (wie bei den Incabauten Peru's). Nadi ceylonischen Sagen
liess Waliala Bandara Dewiyo für seinen Tempelbau die Dä-
mone den Felsen mit dem harten Schilfgras Way Well nieder-
reiben, ohne den Gebrauch anderer Instrumente zu gestatten.
Den Rabbinen wnv der Gebrauch eines Schilfrohr-Randes zum
Schneiden verboten, weil sich Zauberer desselben bedienen. Un-
ter den auf den Scnlpturen der Portale behandelten Gegenstän-
den fanden sich, ausser dem Ziehen um die Sclilange zwischen
OOttem und Dämonen, besonders Keulen- und Axtträger wieder-
holt, sowie Flöte spielende Figuren in der tanzenden Stellung
Krishna's. Einige der Figuren sind aus Graustein gearbeitet.
r
236 Westlich iiTid »ndlich vom kainbodischen See.
uiul auch ciu weicber weipsor Stein wird verwandt, aber der
grr)S8te Theil der inneren Wand war aus einem nUhlich grani-
ti8(;liem riteiu, von der Farlx» liart gebrannter Ziegel, anfgettihrt.
Weichere Ziegel waren zuweilen stückweise zwischengefligt,
als R<*i)araturen entstand<'ner Reschädigungeu. Zum Fnudament
der Hasis diente ein poriiser Feldstein. Von einer aus verzier-
ten »Steinen aufgebauten und von Löwen bewachten Terrasse
führt ein Pflasterweg zu (Mueni See, ein Viereck, von terrassirten
Treppen umgeben, die seiner ganzen Länge nach (etwa 200 Fuss
an jeder Seite) mit je zwölf Stufen zum Wasser niederftibren.
Di<* Säulen, die die Portale tragen, steigen in runden Kreisen
auf, die and<Ten der Thore dagegen sind viereckig, mit Lotus-
Capitälern. Auch die Fenster werden von runden Sftulchen ge-
gittert. Einer d(»r mit Inschriften in Aksong Ming bedeckten
Steine handelt von Konako lOonagan». Ein grosser Stein zeigte
eine tief eingehauene Rinne, wie der aztekische Opferstein, doch
soll er zu milderem Gebrauche gedient haben, als fllr den Ab-
fluss hc^issen Jlens<'henblutes, da er als eine Presse zum Ausquet-
schen d(ts Palmsaftes beschrieben wurde. Manche der Thttr-
pfosten und Säulen waren einen Theil ihrer Länge in die Erde
vergraben, entweder durch allmäliges Einsinken, oder durch
Aufhäufen d<*s Schuttes in ihrer Umgebung. Der schon in nUcb-
st(T Nähe Ui)pig wuchernde Wald drängt immer näher auf die
Kuinenstätte dieser verschwindenden Stadt ein, die er bald wie-
der ganz in eine Wildniss verkelirt haben wird.
Während Haset die Hauptstadt dieses kleinen Königreicbs
am Hattambong-Flusse gewesen zu sein scheint, steht der Kloster-
tempel Vat Ek in demselben Verhältniss zu derselben, wie am
Siemrabflusse NakhonVat zu Inthapataburi (Nakhon Tom), oder
d(»r Prasat K(M)h zu Patentaphrom. Eine in Schichtungen aufstei-
gende TcTrasse trägt die Plattform, auf der sich in einem von
Cnlonnaden umgebenen Hofe der Prasat erhebt. Auf Stufen unter
einem Thorweg (mit seitwärts ablaufenden Gallericn) ansteigend,
gelangt man zu dem Hof, von d(*m Treppen an die Thore des
Corridr»res fllhren, der durch drei Thore zu der Cella leitet,
die in dem Körper des Prasada ausgehöhlt ist. Die Aussen-Gallerie
unigiebt d(m Hof rechtwinklig, mit den Thtiren in der Mitte
Vat Ek. 237
der vier Seiten. Im Mittelgrebäude wird die zum Prasat führende
Colonnade für die ersten zwei Drittheile von kleineren Colonna-
den seitlich begleitet. Die Wälle sind ans pfleichmässig behauenen
Steinen gebaut nnd zeigen hier und da die eingefllgten HolzstUtzen.
Das Holz ist ein sehr hartes und soll von einem XUng Xab ge-
nannten Baume genommen sein, der jetzt, wie hinzugefttgt wurde,
in Battambong nieht mehr cxistire. Wenn nmn seiner flir Pfei-
ler der Klosterbauten bedarf, müssen die Stämme von den Ber-
gen requirirt werden. Die aus porösen FelsblcJcken aufgesehieb-
tete Terrasse ist auf der Plattfonn mit glatten Steinplatten über-
legt Die über die ThUren gelegten Steine messen liäufig JOFnss
in der Länge, 2 Fuss in der Höhe, 2V2 F«es in der Breite. Auf
10 Stufen gelangt man zu dem Hof (mit einem isolirten Gebäude
links) und dann auf 18 weiteren zum ersten Räume des Corridors,
der in das Innere des Centralthurmes führt.
In der Aussen-Gallerie ist
der vordere Raum 10 Fuss lang,
der hintere „ 12 „ breit,
der erste' Seitenraum 16 Fuss
der zweite „ 8
der Durchgang 48
der Mittelraum 24
Ein Hof 20 „ lang.
führt zu den Stufen, die zum äusseren Thore des Prasat
aufsteigen.
Die Terrasse (mit dem Prasat) ist HO Fuss lang (innerhalb
des Hofes).
Im Hauptgebäude des Prasat ist
der erste Raum der Gallerie 32 Fuss lang,
der zweite „ „ „ 12 „ „
der centrale Cella 20 Fuss lang und 20 Fuss breit,
der mittlere Gang 10 Fuss breit,
der seitliche „ 6 „ ,, (nur neben dem ersten Räume),
der seitliehe Raum neben den Eingängen 10 Fuss breit.
Die Umschau von der Hr)he der Terrasse begreift ein niedri-
ges und theilweis überschwenmites Land mit mancherlei An-
pflanzungen und Dörfern.
238 Weltlich und südlich vom kambodlscben See.
In der Capelle des Sanchao der Heroen stand die vierhän-
dige Figur eines Maharetz (Maharaja\ naeh einem der Naktha
benannt. Steinfiguren stehender Buddha's fanden sich neben
sitzenden.
Das dritte Denkmal dieser westliclien Gruppe bildet das
Schloss Banon, das sich aber in vielen wesentlichen Merkmalen
von den übrigen Monumenten untersclieidet, und wenn es auch
derselben Periode angehören würde, doch anderen Zwecken ge-
dient haben muss. Es gleicht einer Ruine aus unserer mittel-
alterlichen Rittorzeit, romantisch auf einem Felsenberge gelegen,
der von den \ 'fem des Flusses aufsteigt und mit seinen Gipfeln
über eine Waldosschlucht niederhiingt. Die umgebenden Berge
sind durch natürliche Grotten ausgehöhlt, und das Volk glaubt dort
goldene Thronsessel und kostbare Bildnisse verborgen, die von
sechs Ricsenwä(;htern gehütet werden. Auch soll von der Spitze
des Berges, in dem innersten Hofe der Citadelle Banons, ein
unterirdischer Gang bis unter das Wasser des Flusses ftihren,
und würfe man oben eine Kokosnuss in die Oefifhung hinein, so
würde sie auf dem Wasser schwimmend wieder zum Vorscbein
kommen. Der Thumi steht, wie das Volk sagt, auf dem Nabel*)
Kambodia's, als sein Pfeiler und seine Stütze. Hat man auf
steilen Bergpfaden, wo zuweilen eingehauene Stufen das Stei-
gen erleichtem, die Höhe erreicht, so blickt man von der Terrasse
auf zerklüftete Thäler dicht bewaldeter Hügel, jenseit welcher im
Westen der Kegel des Phauora Vanchab aufsteigt. Die Khao Kravan
oder Cardamomenberge liegen weiterhin und die Cbantabon's
in der Feme. Südöstlich erhebt sich der Khao Thippadeh. Nach
Osten blickt man über ein Waldland, das in grünem und
rothem Blätterschmuck wechselnd sich über eine weite Fläche bis
zum Horizont erstreckt und hier und da den Wasserstreifen des
Flusses zwischen den Bäumen hervorschimmern lässt. Der cen-
trale Prasat, der mit vier Portalen in Kreuzform ausöfinet, ist
*) Die eigentliche Kuppel der Erde war Ujein, oder vialmehr ein B«rg in
der Nähe dieser iStftdt. Die indischen Philosophen behaupteten , dass vom Berge
Syra, einem Vulkan bei Aden in Arabien, ein unterirdischer Gang, der tod Bania
Tschandra in einer Nacht gegraben sei, bis nach UJein reiche (Sprenger).
Pifoden. 239
von vier kleineren nmgeben, nnd parallel mit diesen liegen wie-
der die vier Eckthtlmie der umziehenden Mauer. Die Figuren
der Scnlpturen an den Wänden tragen verftchiedene Moden des
Kopfputzes nnd auf einem Portal war Indra auf dem dreiköptigen
Elephanten Airawaddi ausgemeissclt. Ausserden steinernen Bildern
der Buddhen (sowie hölzernen neuerer Bildung) finden sich andere
von Rösi (Rischi), Werhändige Narai u. A. m. Vor dem Hauptthorc
Btand die Steinfigur Tanbonglek's mit der Keule (tabong). Auf einem
Banlong waren die Füsse (P/4 Fuss lang) einer Steinfigur zu-
rückgelassen. Daneben lag ein mit abgestumpfter Mütze be-
kleideter Kopf. Figuren von Löwen bewachten die Stufen (wie
die von Hephästos gebildeten Hunde den Saal des Alkinoos)
und Drachen die Eckwinkel. Ausser einem porösen Stein ist eiiv
röthlich granitischer zum Aufbau verwendet, und einige der Sculp-
tnren sind aus einem weichen Graustein gearbeitet.
Die jetzige Architektur der religiösen Gebäude Kambo-
dia's schliesst sich an die der übrigen Länder Hinterindiens an.
Den Pagodenbauten liegt überall derselbe Grundriss unter, wie
er bei grösserer Freiheit von Nebenwerk am • Besten in Birma
erkannt wird, und lassen sich dort von unten nach oben die
Oomponenten in folgender Weise aufzählen (s. Phayre):
Bhenat dau; als Basis.
Der erste Blumenstand ftir Opforgaben oder Patama pits
tBaya (Palengkhon oder Pantengon).
Der zweite Blumenstand.
Der dritte „
Kye-waing (RundgerUst).
Kbaung-laung (Glocke).
Phaung-neel (Cornice im Kreis).
Kya-lan (niederhängende Lotus mit trennenden Perlen
Behnttren).
Nghet-pyau-boo (Bananenknospe).
Kye-taa-loung ( Kupferdeckel).
Htee (Schirm).
Tshap-thwa-phoo (Baumknospen).
Tsein-bwen (Diamantenblüthcn ).
N>fiH-iiia na f*ilfT N^het myat na die Vogelrart, ab nicht
'r^'iri-riV»^rf» liiainant^nknfK&p«^ auf der ahscbliessenden Spitze.
Iiie .Stf:ri|ia oilf'T Dairr.he. von dfr Bedachung Chaitra ge-
nannf. i-t aU .S\-tii>k>1 der Wai^serhlase oiler Abbild de» Meni)
aiH d'-rri r-jntVifiif-n ^irabhüsrel hen'ftr;reffaniren. nnd nach Kngrier;
i*«t aiK-h dif Pvrainide eine An^i^estaltnnfir des n^hen Tnmnlns.
Im siain'-^i-clifn Plira-Pranjr iVilgrt anter der Spitze de«
Joi - Nojiha'iiin <b-r <Mi;r-Pranff. worin die Relii|aien eingeschlo»-
u-n •ind. a!- der Kf-ir^-lkiirpor des fiebäuiles. Dieser Kegel rteht
auf iU'T 'lisana Man Pek. oder dem Platze des auf der Schalter
trafr^-iidr-n Mara. nar-li der Gestalt des dort gebildeten Riesen-
däinon ^rTiannt. Danintr-r folpt die Khnha oder Höhle, deren
Wölbiiii;: an den vier .S-iten die Figuren eines Devada anfhimmt.
.Sie stf-Iit auf der Ciberfläche des Brettes 'Hna-Kadan) oder
dem Fri<-s, durch die Fnssbasis (Xöng-Bath) getragen, nnd
Milr-hr-r La;:^'n der Hna-Kadan und Xöng-Bath folgen dann
}<' uiu'h dein l'mfan^re des Tempels in gn>sserer oder in klei-
iKTer Zahl, und sind mitunter variirt durch die Einfügungen
von I^iwc-n Sin^k; oder Krümmungen inderFonn eines Löweii-
iK'ins. Das Ganze ruht dann auf <lem Thana Thaksin (dem
n'^htseitip'n l 'mkr^isungsplatz ),. wo die von dem Thore aus-
sehnMtenden Verehrer die zu ihrer rechten Hand liegende Pa-
gode umkrei^^en. Die den Ong-Prang verzierenden Blätter-Deco-
ration^n heissen Klirib Kanun TBaumspitzenV
In dfm siamesisehen Plirachedi steht der glockenfbrmige
Oiig Hakane' oder Tua Kakanfr (Glockenkörper), der die Reli-
quien einsehliesst, auf der Bua oder I^tus (Bua Klum oder
LotusbilKcliel;, und wird ausser durch die No])hasun oder Vogel-
spitze dureh ein rundes Tlilinnchen mit einem Dache von Bana-
iienblättern Plii überragt. Auf verschiedenen Schichtungen von
Ilna-Kadau und Xöng-Bat ruhend, steht das Ganze auf dem
Thana Thaksin.
Dem in seiner einer Glocke oder Uterus verglichenen Form
Keli(|nien cinschlicssenden Sathub ^der Dagobe) werden keine
weiteren Ornamente, oder doch nur spärlich beigettigt.
Während an den grossen Pagoden Birma'S; den Schemadoo
Ghanipa. 241
in Pegu und den Schwedagon in Rangoon die polygonalen For-
men der modernen Hindu -Architektur vorwalten, schliesst sich
die Dagobe Eong Madoo, die aus 1636 p. d. datirt, in Mengun
an die Topc von Ranchi an (wie Fergusson bemerkt). Noch
heutzutage werden indess alle die verschiedenen Style cultivirt,
und ich habe an einem und demselben Platze in Bimia acht-
eckige und runde Pagoden fertig oder im Bau begriffen neben
einander gesehen. Die Pagoden in Pagan wurden nach Muster
derer in Thatung gebaut, die das ihrige aus Ceylon erhalten hatten
(in der dem Sat-Mehal-Prasada ähnlichen Gestalt), wenn nicht
der Dom des Gaudapalen in seiner Aehnlichkeit mit der schwar-
zen und anderen Pagoden Orissa's und Bengalens auf Bauten des
Lelat Indra Kesari deutet, der (657 p. d.) den Tempel von
Bäbaneswar gründete.
In den lange dauernden Verwüstungen der Kriege ist Bat-
tambong mehrfach ganz entvölkert worden, indem die Bewohner
als Kriegsgefangene nach Siam geflihrt wurden oder sich in den
Wäldern zerstreuten. Die Regierung bemüht sich jetzt neue
Golonisten herbeizuziehen, und sind deshalb auch die Malayen
nnd Dscham dorthin verpflanzt worden. Die Letzteren, die beim
Untergange ihres Reiches*) über die cochinchinesische Grenze
flüchteten, sind jetzt weit in Kambodia zerstreut und gehen ver-
schiedenen Beschäftigungen nach. Ein Stamm der an den fran-
zösischen Aussenposten der coch inchinesischen Provinz mit Rin-
derheerden umherzieht, wurde mir ziemlich mit den Zügen der
Fnlahs in Senegambien beschrieben. Die Zuaven sollen sich mit
ihnen im Arabischen verständigen können. Nach einer Tradition
wurde ein von Singhapura nach Tschampa ausgewanderter Kauf-
mann dort zum König erhoben und bestand lange ein lebhafter
Handel zwischen Colonie und Mutterstadt. Die malayischen
Annalen (bei Leyden) erzählen Folgendes:
Nahe dem Palast des Champa-Rajah fand sich ein Betel-
*) Le gouverneür de Binh-tonan (le royaome de Qiampa) est Cochinchinois.
Let natarels ont pourtant leurs maDdarins, mais Us ne s^adressent 4 eiix, que
ponr Im oanses ordinalres. QoaDd il ü'agit de quelque cause graTe, ils sont
obUfM d*a^oir recours aa gouverneur.
Bastian, ReiM In Kambodia. IV. 16
242 Westlich und südlich vom kunhodisehen Sa«.
nussbaum, der nach der Bltithe eine grosse Frucht ansetzte, aber
dieselbe niemals znr Reife brachte. Der Rajah befahl nun sei-
nen Dieneni, hinaufzuRteigen, uni zu sehen, was darin wäre. Als
der Fruchtkelch geöfliiet wurde, fand man ein Kind männlichen
Geschlecht», von ausnehmender Schilnheit. Von der Hülse der
Frucht wurde die Jubang genannte Gong verfertigt, und von der
scharfen Rippe ein Schwert. Der Champa-Rajah ftthlte grosse
Freude über dieses Ereigniss und holte alle Frauen der Raja-
Raja's und der Paramautris herbei, um dem Kinde die Brust
zu geben, aber dasselbe wollte nicht saugen. Der Champa-Rajah
hatte indess eine fttnffarbige Kuh *), die ktlrzlich gekalbt hatte, und
das Kind wurde mit der Milch derselben aufgezogen. Aus die-
sem Grunde wird die Kuh bei den Champa's weder gegessen
noch getödtet. Als Raja Pogalang aufgewachsen, gab ihm der
Raja von Cliami)a seine Tochter Pobea zur Gattin, und bei sei-
nem Tode folgte er auf dem Throne, eine grosse Stadt grtlndend,
die sieben Hügel in ihren Umkreis einschloss. Das Fort breitete
sich nach jeder der vier Seiten eine Tagesfahrt aus, mit voD
geblähten Segeln. Der Name dieser Stadt, Bai, wird in den
Cheritra's auch als Metakat gegeben, die Stadt des Raja Sabal
(Sohn des Raja Kadail). Potri, Sohn des Pogalang, heirathete
Bea Suri, die Tochter des Raja von Cochi, und ihm folgte sein
Sohn Pogama, der Majapahit besuchte und Radin Gala Ajong,
die Tochter des Bitara heirathete und schwanger zurttcÜiess.
Der dort geborene Sohn (Raja Jignak) folgte (bei dem Tode Pa-
gama's) auf dem Throne von Champa und heirathete die
Prinzessin Putri Pochi Banchi. Sein Sohn Pogopoh erlag dem
Raja von Cochi, der die Festung Bai eroberte, indem er (wie die
Chronik der Malayen gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten hin-
*) Von einem bunten Stier erhielt (nach westfälischen Sagen) der Hirt
ZD WicherAdorff Geschenke. Die Wunderkuh Kamdheva Temichtete, ehe sie sum
[limmel zurQckkehrte, das Heer des Kartarwirja*s oder Partha*s, an dem der ^on
Kasyapa erzogene Ramas (als Parasu-Rama mit dem Beile) den Mord seinei
Vaters DschamadagnJaV rächte, und Feridun überwand mit seiner Keule (wie •§
der Mobed Zirek prophezeit hatte) den Zohak, der, wie seinen Vater, die schdiM
Kuh Purmajeh gettidtet hatte. Wie der Schamanenstier am Baikal schreckt dv
Mann*8 durch sein Brüllen gleich Eystein's Kuh Seibolia.
Malayen. '243
znzujfUgen pflegt), seine Leute auf die Besatzung Amok laufen Hess
(in Berserker Wuth, wie der grimme Wate in Hartmuth's Burg).
Ich erhielt bei verschiedenen Gelegenheiten Vocabularien der
Dscham, die sowohl unter sich als von den früher veröffentlich-
ten abweichen, da Dialekte existiren und ausserdem bei dem
zunehmenden Einfluss des Malayischen die Worte dieser Sprache
nicht von der eigenen geschieden werden.
Berg — tschöh.
Baum — ke jau oder pungkejau, bei den Tschwea : bohung-
kaju (pohou im Malayischen).
Feuer — apui, bei den Tschwea: api (apu).
Mond — ea bulam oder hau bulan, bei den Tschwea: bulam.
Sonne — ea huai oder ea haurai, „ „ „ tahari
(matö hari), matahari.
Wasser — eah, bei den Tschwea: ayar (ayel).
Kopf — ako, „ „ „ kabala.
Hand — tagntin.
Vogel — tschim (shim im Annamitischen).
Auge — mata, bei den Tschwea: matö.
Haus — sang oder saang (nang), „ „ „ roma.
Pferd — anze.
Elephant — lamttn.
Ohr — tiniu.
Tag — yahrai.
Nacht — melam.
Brechen — teh.
Gehen — nau oder kaba nau.
Sehen — bo oder iabok, bei den Tschwea: tingo napa
(tengok).
Schlafen — dihwoor (tidor) dihva.
Sprechen — mabraeli oder beyai, bei den Tschwea: chakab
(tutor).
Vater — ama oder mti.
Mutter — meh.
Sohn — anu oder nU (lou pros im Kambodischen).
Tochter — nti terah.
Enkel — teschah oder tschoh.
16*
r
244 Wastlifh und südlich ^om kaiDl>odi8cben .*^.
6ro88vater — ohng.
Grossmutter — mu.
Aelterer Bruder — ai.
Jüngerer Bruder — adai.
Dämon — ible (Iblis) oder mayet.
Genius — arac.
Legen — mit tschei.
Reis essen — kalasai.
Noth — mareah, bei den Tschwea: mira (merah .
Mann ran (manllch), bei den Tschwea: malissiyao.
Männer — manllch loh.
Blau — t«chu (khin im Kambodischen).
Grün — tschau (khien oder bai tong).
Weiss — bohwa.
Priester — pocha.
Tempel songki.
Banane — patu.
Reis — asai.
Essen — hua.
Werde morgen kommen — puke mal.
Kam gesteni — booei mai jö.
Himmel — sukar (mie im Kambodischen).
Stern — putu.
Pflug — ragnöU.
Jahr — ton.
Monat — lan oder pulan.
Wald — khai.
Fluss — tschoch (touli im Kambodischen).
Gross — pong.
Alt — taha.
Klein — chiht.
Gut — seam.
Schlecht — seamoh (nicht gut).
Erinnern — uen.
Denken — kahea.
Lieben — rünang.
Hassen — tschasch o.
\
Die DBoham. 245
Fallen — le.
Gleichen — on.
Herunter — Ion.
Drai nennen die Dscham sich selbst, Bako die Brahmanen,
Kho oder Kurr die Kambodier, Loh die Chinesen, Tschiem die
Siamesen, Xova die Tschwea (oder TobuKetah).
Suek — Freitag.
Anschall — Sonnabend.
Athit — Sonntag; Van Athit im Siamesischen, Hari-ahad im
Malajischen.
Som — Montag.
Angall — Dienstag.
Phuht — Mittwoch.
Dihb — Donnerstag.
Der Daumen heisst nu ta gntln (die Mutter der Hand).
„ Vorfinger „ ti-xai (der zeigende Finger).
„ Mittelfinger „ tagnün-köh (in der Mitte der Hand).
„ Ringßnger „ tscha nao.
„ kl. Finger „ tscha dieng.
Die Hand „ tagnttn.
128456 7 8 9
Sa, dwoah, klao, pa, lemtt, nam, tetschuch, dalpan, sanilan,
10 11 80 100 200 1000
plnch, pluch sa, dwoah pluch, saratuch, dwoahratuch, sagapau.
Die Dscham gebrauchen die kambodischen Ziffern. Die
Sprache ist jetzt vielfach mit Worten der Malayen gemischt, und
verstehen sich Beide, in Folge des Zusammenlebens oder des
fiHheren Handels.
FUr die Chinesen giebt^es zwei Sanchao in Battambong. Der
eine enthält nur eine Figur, im andern fungiren cochinchinesische
Priester, die von den Chinesen flir das Gebetesprechen berufen
rind. Auch Bilder finden sich an den Wänden.
Als ich den Chao Myang besuchte, fand ich seine Leute Vor-
bereitungen für theatralische Darstellungen treffen und die
Bohne aufgeschlagen. Es giebt verschiedene Arten von Liedern,
(Both khlong), die die Siamesen singen, wie die Both khiau
khao (Erntelieder), Bothrtta (Bootlieder), Both korat (Lieder im
r
\
246 Westlich QDd sfidlich ^om kambodiMbra 5
Dialekte der Leute von Korat ), u. s. w. Die Eaiubodier schneiden
ihr Haar in der Form der Dok Kathom, die Siamesen dagegen
gleichmässig herum, wie eine Bürste. Während alle Nachbam-
sprachen (wie das Siamesische, Birmanische, Gochinchinesische
u. s. w.) in einer Mannichfaltigkeit von Accenten gesprochen wer-
den, ist die kambodische eine Sprache, die gleichmässig
tönt. Im Zählen gehen die Kambodier bis Fünf und wiederholen
dann. Die besten Cardamomen kommen von Photisat und werden
im Tten und 8ten Monat gesammelt.
Am andern Tag besuchte ich das cochinchinesische Kloster
(Vat Juen) mit Schriften und Figuren. Die Gräber der kambo-
dischen Könige finden sich auf einem Hilgel bei Udong. Für die
bevorstehende Abreise eugagirte ich einen neuen Diener und liess
als Provisionen Fische räuchern.
Ein Mönch, den ich am andern Tage besuchte, erzählte von
2 Steingefässen , die in der Höhle des Hügels von Banon stün-
den, und in welche beständig Wasser von der Decke tröpfelte.
Der eine ist der des Königs, der andere der der Edlen. Vormals
waren Brahmanen angestellt, über das Augunum (Siengthai) zu
wachen, und wenn das Wasser sie ganz füllte, so galt es als ein
gutes Zeichen. Ein Auftrocknen 'des Wassers vorbedeutet Un-
glück für das Reich. Eins der Steingefässe trägt Eindrücke wie
von Salzkömem, das andere wie von Reisssamen. Gegenwärtig
ist der Phrohmavutthi betitelte Edelmann beauftragt, darüber zn
wachen. Wer sich in der Höhle zu lachen erkühnen sollte, würde
sogleich vom Fieber ergriffen werden. Auch giebt es Sagen über
die dort vergrabenen Schätze. In der Nähe des Klosters (dessen
Sanchao mit Silberpapier verziert war) findet sich ein kleiner
Prasat aus Ziegelsteinen, an einem in den Battambongfluss aus-
mündenden Bache, um die Stelle zu bezeichnen, wo die Keule
(Tabong) Ta Phrohm's von derErde verschwand (bat), als er noch
ein Kuhhirte war. Bei Gadävasäna oder Keulengrenze (bei Ma-
thura) war die Keule niedergefallen, die Gharäsasandha aus
Girivraga gegen Krishna geschleudert hatte. Khotabong befreite
die Einwohner von einem menschenfressenden Raksaso, wie Bhima
das Land Kikaka vom Riesen Baka.
Auf dem Fluss hinauffahrend, sah ich ein am Ufer gelegenes
Kampong Pra. 247
Haas in den Vorbereitungen zur Hochzeit festlich geschmückt.
Bei Nacht fiel Regen.
Frtlh den nächsten Morgen kamen 4 Elephanten mit 7 Mann
an den Landungsplatz des bewohnten SchitfeS; und wurde das
Gtepäck flir die Abreise geordnet (am 20. Januar). Wir kreuz-
ten den Fluss und betraten nach dem Durchschreiten der Felder
das Dickicht des Waldes. Der Gurt der Howdah, in der ich
sass ; U^ste sich , * so dass sie zu wanken begann und neu befe-
stigt werden musste. Karren begegneten uns auf dem Wege.
Zum Frühstück hielten wir in dem Dorfe Kampong Pra, in dessen
Kloster Holzpfosten, als Sema, den Both umgaben. Das Dorf
bestand aus sieben Häusern. Es lag früher auf einer andern
Stelle, hatte aber in Folge einer epidemischen Krankheit versetzt
werden müssen. Kampong Pra heisst der MönchsliafeU; und in
der Regenzeit überschwemmt der See die ganze Gegend mit
Ausnahme des erhöhten Grundes, auf dem die Häuser stehen.
Ans einer mit Büschen und Bäumen bedeckten Fläche , in der
sich der Berg Khao Tubteh in der Eotfernung westlich zeigte,
betraten wir einen weiten Morast, in dem eine Sala lag, und dann
eine mit Halmgras überwachsene Ebene, die ein Baumstreifen
am Horizont einfasste. Die Führer beabsichtigten unter einem
Baume zu halten, wurden aber gezwungen, weiter zu gehen.
Nachts kamen wir bei Mondlieht im Dorfe Lok an und nahmen
ein halbfertiges Haus, das im Bau begriffen war, zum Quartier.
Feuerkäfer umflogen uns, und in der Feme sahen wir den Schein
der brennenden Prairie. Es donnerte und blitzte, aber ohne
Kegenfall.
Die Khamen dong (die Kambodier des Waldes), die von den
Bergen Chantabuns den Tribut an Cardamomen sammeln und
sich selbst den Namen Öamreh geben, werden bei den Khamen,
die sie Brong (wie die Sianiesen oder Thai: Sem und die
Xong: Lern Song) nennen, als Nak liih (Hochländer) bezeichnet,
oder (wie die Lava in Korat) als Xao bon, gegenüber den Xao
Lang (Niederländer). Sie halten sich für älter als die Khamen
der Ebenen, denn alle Menschen haben ihren Ursprung in dem
Dorfe Tamoengchang genommen und stanmien von dort. In ihren
Bergwäldern linden sich keine Klöster, wohl aber an dem Fasse
248 Westlich und südlich vom kamhodischen See.
derselben^ und dorthin schicken sie ihre Kinder, um Kambodiscb
lesen zu lernen. Ihre Jungle sind voll von Dämonen oder Arak^
die Krankheiten senden und mit Opfergaben (Sen) gesühnt wer-
den müssen. Sie verehren die-Bra (Chao oderNaktha) in kleinen
Capellen unter der Form roher Steine, die dort von sich selbst
aus der Erde herausgewachsen sind. Der höchste Berg heisst
Nong (Panom) Kamoij und ist in solchem Gedränge mit Tigern
gefüllt, dass diese dort dicht neben einander umhergehen, wie
Hühner in einem Käfig. Der Fürst *aller Arac oder Dämone
lebt unter dem Namen Dampoer in einem mächtigen Felsblock
(wie der Gott Ndandavanua auf den Fiji, oder El Latt, der
Mischer bei Mekka, (zu Luheij's Zeit), gerade über einem kiystal-
lenen Wasserfall, und dort in der Nähe findet sich das Dorf
Tamoengchang (dasife Yoruba's). Wer immer dorthin geht, hat sich
mit Opfergaben zu versehen, und hat sich wohl zu hüten, kein un-
heiliges Wort fallen zu lassen, denen zwei Tiger wandern an seinen
beiden Seiten und werden ihn bei dem geringsten Zeichen von Be-
spectlosigkeit zerreissen. Die Baubthiere sind die rächenden Die-
ner, wie die Löwen die der Magna mater bei Smyma.
Die Sprache der Khamen boran (der Alt-Kambodier) mag
den Grundstock des jetzigen Kambodischen bilden, das einige
Beziehung mit der Sprache der Mon zu haben scheint, aber von
dem Siamesischen*), das sich näher an die Sprache der Lao
pung dam anschliesst, abweicht. Die besseren Klassen in Kam-
bodia beginnen aber die Sprechweise ihrer jetzigen Herren
zu affectiren und gebrauchen vielfach siamesische Worte oder
ganze Phrasen an Stelle der kambodischen. Das bei den
*) The Ahom is a branch of the Tai ]ang:uage, which is spoken (with some
variatlons) by the Khamti, the Shyans, the Laos and the Siamese, all of whom
desiguate themseWes by the general appellation of Tai. Amoug the Ahom (or
that portloD of the Tai-raoe inhabiting Assam) the language is nearly eztinct,
belüg cultivated only by the priesta as the ancieut language of their religioD,
whereas their yernaciilar and common dialect . as well as that of the people, If
Absamese (Brown).
Alphabet. 249
Siamesen gebrauchte Pali-Alphabet ist direct von dem Kambo-
disehen, als Akkhara Khoni; entlehut^ das für profane Zwecke
gebrauchte aber deutet auf einen verschiedenen Ursprung und
weicht auch von den sonst in Hinterindien*) gebrauchten ab.
Bei der grossen Zahl fast identischer Buchstaben flir denselben
Laut unterscheiden die Siamesen (in Pra-Bhet-Akson) die einzel-
nen durch besondere Zusätze^ da«
d nennen sie do lek (das kleine)^
^ W ?> ^^ 99 99 99
4 ff ff ^^ y** (d^s grosse),
^ ff 99 tö 99 99 99
tho „ „ tho lek „ kleine),
tho „ „ tho „ „ „
d „ „ do mai 6k (mit dem ersten Accent),
4 ;, ;; do huajak (mit eingehaktem Kopf);
dho „ „ do tho (das kurze);
4ho „ „ dho yai (das grosse),
meistens ohne weitere
Bezeichnung,
ko „ „ ko lek (das kleine)
^ho „ „ l^ho tho (das grosse)
kho „ , „ l^ho hua jak sung (hoch, mit eingehaktem Kopt),
go „ „ go mai ek (mit dem ersten Accent),
S^^ 99 99 Sho hua jak tam (tief mit eingehaktem Kopf ),
«ho 99 V «lio kh6,
^ " " 1 1 > meist ohne weitere Bezeichnunfir,
p „ „ po lek f ^'
*) All the alphabets of the Thai (eicept the Siamese) were formed by the
Burman. The Ahorn, Khamti and Shyau alphabets each coDtain 18 letters, bot
tbis iiumber is quite inadequate to express the various souiids of these languages.
The Laos aiphabet is more perfect, although it contaius fewer letters , than the
Siamese. The Laos aiphabet coDtains to some extent two distiuct charaotere for
each letter of the Ahom and Shyan, oue denoting the risiiig, the other the falllug
tone. The rising-toned letters precede those, which have the falliug toue. Se-
▼eral of the falling-toned letters have do correspouding character für the opposite
tDtouatioD. Wheii it is required toj express this a h is written, above the letter,
which raises ita tone. A siroilar plan is adopted in the Siamese, where the
hlgh-tone h is preflxed to other consonants for the purpose of raisiug their tone
(Brown).
250 Westlich und sudlich ^om kambodischen See.
ph neuucn sie plio sung (das hohe), oder pho fan lui (mit einge-
sägtem Kopf),
f „ „ fo siing (das hohe),
b „ „ bo tam (das niedere) oder bo bra (da Gott damit
geschrieben wird;,
fli „ „ fho tam (das niedere),
pho „ „ pho pho,
jho yj „ so tarn (das niedere) unter den Sibilanten (um z. B.
das arabische Sheitan der Malayen zu schreiben),
s „ „ so suug (das hohe) oder so kho(8),
so „ „ so lo,
?o „ „ so bo.
Eine andere Sibilante wird durch dr gebildet, um das spa-
nische*) s in saber (drab) zu bilden.
Die unaspirirten Consovanten, als nicht tönende oder stumme,
heissen Aghosa im Gegensatz zu den aspirirten. Die acc^nt-
losen werden als Savaphab l>ezeichnct. Durch ZufUgung de«
Ho-nani erhalten die Buchstaben der dritten Klasse den Mai-ek-
Ton der ersten und zweiten Klasse. Ausser den Accenten des
Mai ek (des ersten) und Mai to (des zweiten) wird nqch der
durch die Ziffer sieben gebildete Mai tri (der dritte) verwendet,
sowie das Kakabad (der Kabenfuss) oder] Mai catava (der nerte),
und dann das Lek pet (^Numnier acht) zum KUraen langer Vo-
cale, oder das Danda^ghat zum Tödten |der niclit gesprochenen
Endbuchstaben, die flir etymologische Deutlichkeit fortgeführt
werden. Da das Han-Akat (das Aufwärts-Gezogene) oder Mai
phat aut (der Prilgelstock) in der ersten Tabelle des siame-
sischen Buchstabirbuches nicht vorkommt, so wird es nicht unter
den Vocalen aufgeführt, sondern erst mit den Accenten zusam-
men gegeben im Beginne der zweiten Tabelle Über die mitCon-
sonantcn endenden Worte, und dies hat zuweilen Veranlassung
dazu gegeben, dass man in einer systematischen Klassifikation
das Han-Akat mit den Accenten rangirt sieht, statt mit den Vo-
*) The Pcirtiignesp or Spaiiish words cotuer (tu eat). duriuir (to slcep) aud
also the Kiiglisli wunl row are iu coiiimou use (in Roriieo) iustead of tli« MMlaf
words, niakaii, tidor or sapi.
Betonung. 251
calen. Im Siamesischen Hesse sicli das Schema der albaue-
sischen Sprache herstellen, wie es Hahn gegeben, der die Ein-
theihmg in tennes, niediae und aspiratae, als Uebersetzung der
gfriechischen i^^tA«, /u'öa, öaöea, verwirft, weil auf lateinische und
deutsche muta (ungehauchte, halbgehauchtc und gehauchte) nicht
anwendbar.
Die Geheimscliriften sind meist aus Ziflfer-Combinationen
entstanden, doch meinen die Binnanen, dass auch das bei
den Kadu*) gebräuchliche Alphabet aus dem Tinghya-ganau
entstanden sei. Das Alphabet der Maldiven wird von den ara-
bischen Zalilzeichen hergeleitet.
Das Aussprechen der Worte in den Variationen ihrer ver-
schiedenen Betonungsarten heisst Fan Akson, die Buchstaben
(Akkara) umherwenden. Die Consonanten werden Bien Jana
genannt. Manclie Worte im Siamesischen werden anders ge-
sprochen als geschrieben, z. B. thanad wird in der Ausspradie
zn sanad (klar), thanan zu sanan (Weg) u. s. w., oder nay hluang
wird nai hluang gesprochen, janlpng wie jalong, u. A. m. Der
gleichgllltige Wechsel **) zwischen t und k (wie in trai oder krai )
ist durchgehend.
Das ganze Alphabet wird eingetheilt in die
Bavak ko kho, die Gesellschaft der k kh, oder die Consonanten,
*) Das der Kiine gleicht dagegen ihren eigenen Riichstnben. Die Shan ans
Kantnng in Yung, die, wie es heisst, den Sonntag heilig hielten und keine
OAtzen verehrten, sollen ein besonderes Alphabet haben, wie auch die Colonie
der Thunngthu in Bannni. Hei Ankunft des Deuree Sooteah in Assani war nur
die Khwain Choote«^yah Sprache schriftlich abgefasst.
••} Wie in den monosyllabischen Sprachen die rocalische Toniinderung den
Sinn iufluencirt, so ist auch in den consonantischen die Lautverschiebung niit-
iiTiter eine schwebende. Bergmann führt aus dem Strashburger Patois die Phrasen
An: qCr kann didsch" dagegen aber: „i happ's eni titsch ksait/' und ähnliche
Wechsel zwischen D und T mag man hören, wenn in >erlegener Weise um einen
Thaler (Dhaler) gebeten wird, oder der Gläubiger ärgerlich seine Thaler (Tt^ler)
fordert. Im Niederdeutschen würde die Verstärkung auf den verdumpften Vocal
oder auf die Verdoppelung des Consonanten in zweiter Silbe fallen. Aehnlich
geht toll bei halbhumoristischen Redewendungen in dhoU über, oder Teufel in
Deibel. Wie gebietende Völker in der Tennis, sprechen die Chinesen in den
höchsten Accenten um ihre unterwürfigen Vasallen zu überschreien.
252 WeBtlich ond südlich vom kambodisolieii See.
Bavak mai bin, die Gesellschaft des TonstammeS; oder die Yocaie.
Bavak phan, die Gesellschaft der Wechselwendungen, oder die
Accente.
Mit dem ersten oder zweiten Accent betonte Buchstaben
heissen lebendige (akson pen). Buchstaben der hohen Klasse
können niedrige, die ihnen folgen, im Ton erheben, aber mitt-
lere haben nicht denselben Einfluss. Mitunter wird im Sprechen
nicht genau der geschriebene Accent wiedergegeben, wie bei ha
(fUnt), das etwas höher tönt, als es der Mai do erlauben sollte,
lieber die gam tay (todten Worte) kann weder der erste noch
der zweite Accent gesetzt werden. Das aus dem Chinesischen
entlehnte Wort Kao-i wird mit zwei Accenten ausgesprochen.
Die Buchstaben dienen in der Astrologie für Bezeichnung
der Planeten, und Brahat, der dem Donnerstage präsidirt, wird
als der Rajaguru oder Königslehrer, der die Sterne (Dao) an-
ordnet, durch das Zeichen des J im Pali-Alphabete ausgedrückt
Während die anderen Constellationen je nach ihrer Natur gün-
stig oder ungünstig sind, bleibt Ketu immer indifferent, weder
khun (Wohlthaten), noch thot (Strafen) austheilend. Ein gutes
Kök ist mit einem guten khro verbunden, wenn aber das Rök
ungünstig ist, wird auch das khro Unglück bringen, und der so
Betroffene thut besser, ehe er etwas unternimmt, denHora*) zu
befragen, der dann seine Berechnungen anstellt und das Rök
beschaut (Du Rök). Leute des Volks, die die königlichen Astro-
logen nicht bezahlen können, wenden sich an die Moduh (die
Seher), die ihr Handbuch, das Tamra Mo du consultiren. Sollte
man dies vernachlüssigen, und z. B. den Haarknoten des Kindes
zu einer unrichtigen Zeit abscheren lassen, so würde dasselbe
für sein ganzes Leben stumpfsinnig bleiben. Phuk Byabat khad
ven (einen Knoten zur Abwendung böser Folgen knüpfen) sagen
die Siamesen, um Hass auszudrücken.
*) In Ceylon waren die Balli-Geremonien, um die PlanetengStter sn sühneii,
nur den Adeligen zuständig, die dafQr indische Priester zu berufen pflegten,
bis unter der Regierung des Sri Prakkrama Bahn VI. (1420 p. d.) der buddhi-
stische Mönch Srirahola Terunuanse die Theorie der Qrtht aUoD Klassen des
Volkes lehrte. Aus Bali erklärt Adebung ludieu aU Balfstau. •
Einsilbigkeit. 253
Ehe Phra Ruang die siamesischen Alphabete erfaud, waren
Bflcher mit den Tua chieü geschrieben. Die Charaktere der
alten Steinschriften heisseu Tua-nongsü boran. Die von den
Jahresfesten handelnden Bücher der Brahnianen sind in der
Sprache der Nongsü krün mit einer Art von Dcvanagari-Buch-
staben geschrieben. An ihren Enden kehren rnnde nnd vier-
eckige Ornamente (Bra-Tamit) wieder, die auch fllr die latema
magica verwandt werden. Die bcigetUgten Grundrisse der Städte
heissen khloü davara, als für die Thorwlichter bestimmt.
Die in monosyllabischen Sprachen besonders wichtige Wie-
derholung von Synonyma geht oft direct in eine Zusanmienfiigung
über, und wird auch in manchen Fällen als solche bezeichnet.
So sagte mir einmal ein 'einheimischer Grammatiker: Nai jüe'
say gaip say pen prakob kab jüe', was man zu übersetzen haben
würde: In Jüe'-sai ist sai ein Affix von Jüe'. Der ganze Ge-
brauch der sogenannten Numeralia '(nach Pallegoix), die Jones
im Siamesischen als numeral affixes, Judson im Birmanischen
als numeral adjectivs bezeichnet, spielt eine sehr bemerkens-
werthe Rolle in den einsilbigen Tonsprachen und wird eine be-
sondere Behandlung verlangen. Der Synonyma componirende
Jargon verwischt den monosyllabischen Charakter, aber poly-
syllabe Sprachen kehren in den Dialekten zur Einsilbigkeit zurück.
Die Entlehnung der siamesischen Cultur von der kambo-
dischen und der weitere Zusammenhang dieser mit der java-
nischen zeigt sich in den aus beiden Sprachen (neben den Bei-
trägen aus dem Arabisch-Malayisehen, dem Pali und Sanskrit)
in den Hofdialekt Slams aufgenommenen Worten der Raxasab
(während sich die Volkssprache noch birmanische, annamitische,
chinesische^ portugiesische, tamulisch-cey Ionische und sonstige
Fremdausdrücke angeeignet hat).
Ein einheimisches Buch giebt darauf bezüglich folgende Listen:
Sab Kambhuja kü' gaip khamen ple pen day, das Wissens-
werthe aus Kambhuja, nämlich Khamen- Worte, die im Thay er-
klärt sind:
Phra-Dö Kr9m oder
Phra-Dö (kamen va, bedeutet im Kambodischen) : phen din, Erde,
Ttik „ „ „ „ „ nam, Wasser,
254
Westlich und südlich vom kambodischen See.
kölo (khanicn
• • •
trll
tUkklie
8e bek „
se bek khla „
man „
ooy „
faingan ,,
bän
bhumbän
va, bedeutet im Kambodischen ) : kuA, Krebs,
plä, Fisch,
dhe köi\
kre la
coAgoü
blan
visivon
data
chanien
ke mönbrai
khe möd
r§ si
khenaya
khanon
brQ karän
cröu
dheking
tfllc
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77
77
77
77
77
77
»
nam phttA, Honig,
hnaft, Fell,
hnaAsti, Buch,
hmi, Bär,
hai, geben,
fae, Audienz,
dai, können,
mai dai, nicht
können,
suA sakdi, in hoher
Würde,
df, va koA, Erdhau-
fen,
im, gesättigt,
6A, selbst,
hyöA, hnOA, Musik-
instrument aus
Bambus,
roÄ, schreien,
pea, anblasen,
di cai, sich freuen,
rüa, Boot,
faA naqi, Ufer,
bran pä, Jäger,
phi, Dämon,
mai phai, Bambus,
hmon hnun hva,
Kopfkissen,
hmö noA, Polster,
br^ yika, Matratze,
mnk, viel,
suA, hoch,
pai dhtLA( hingelan-
gen).
ook, ausgoheii,
KambodischeB.
255
Sen mavok (khamen va^ bedeutet im Kambodischen) : ook mä^ her-
ausgehen,
chaboA (ehiboA)
kaia
kbalaA
ruy r^m
w
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phflla bok jy
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Sanleya SanlavoA ,,
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>^
99
99
99
99
bi, älterer Bruder,
ray, prausam,
reo, mächtig,
maleö van.
Fliege,
malen vT, Floh,
rin, Hundefloh,
noö, jüngerer
Bruder,
hmöb , verbeu-
ge";
däü, Weg,
daö ly vie , ge-
wundener Weg,
daü yek, Kreuz-
weg,
dyvle,umherwan-
dem,
gon, Mensch,
pai, gehen,
Jon lam hvy lam
dhan, das Bett
eines Giessba-
ches,
kve, Kleinod,
hub khea, Höhle,
te khab, lentiped,
malcü poä, Scor-
pion,
duk van, täglich,
bad nan, damals,
bat nt, jetzt,
lab lai, salben,
endo, bemitlei-
den,
256
Westlich und südlich Tom kambodischen See.
tr^ bök (khamen va, bedeutet im Kambodischen) : klilti, Blumen-
blätter,
kam kae$
)}
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ron, Hitze,
lös
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yok, auHieben,
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dokmai, Blätter,
gr^ vi^
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kvefi, wiegen.
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keson, Blumen-
pollen,
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jik, verleumden,
vaögon
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dhai, Pflug,
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kha, ich.
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rea, wir,
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hnak, sehr.
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khö, bitten.
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mÜeA, Stadt,
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klai, weit.
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ek, Greis,
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doü, Gold,
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äön, Silber,
kaci
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• oon, weich.
kamdea
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7^
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ron, heiss.
baöovad
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hnä tSA,
Fenster,
akovon
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son, seufzen,
gor syen
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hnS klva,
schrecklich,
sara
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jaü, Elephant,
sc^
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77
mä, Pferd,
k^. ngök
w
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nok yuA , Pfau,
d?-ek
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kä, Rabe,
sava
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liö, Affe,
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ink, Kind,
lUxasab. 257
jön (khamenva; bedeutet im Kambodischen): tili; Fuss^
dai „ „ „ „ „ m'ü, Hand,
sa-ek „ „ „ „ „ sUnak, Hund,
kla „ „ „ „ „ sUa Tiger.
Di nl £e vä sabd javä tö pai.
Hier folgen die Java-Worte:
sakSr^ va: dök mai, Blumen.
mSlatl va: m^li (Mali-Blume),
jhikatan va: dok khem (Khcm-Blume).
kar^ buhniö va: dok kve (Kleinodien-Blume»,
knsumä va: dok dam (schwarze Blume),
var^ värT va: dok j^bä (Jaba-Blume).
butri krasum va: dok näi\ yem (Umbellitere).
bnhää p^ höon va: dok puddhijati (Buddha-Blume),
säre väii va: dok kär^ kesa (Karaket-Blume).
candähnä va: ton eandon (Sandel).
karasSnä va: jombhu (Eugenia jambosa;.
kusumä va: dok gaqi (Gam-Blume).
aAs^nä va: dok pradü.
hunhniA hüon va: ban mi ril ryai (Blume der Unsterb-
lichkeit),
mayaü va: dok hmäk (Areca).
mirauti va: dok dav rüeü (Ocellus indicusX
tanhyoÄ va: dok bikun (Phikun-Blume).
pahnau va: dok lamciek (Lamziek-Blumei.
'andälä va: Jhon klin (Lilic\
maA-nan va: dok mabrav (Kokosnuss).
m^ vare va: ton küläb (Rose .
taratai va: dok bra (Lotus).
dshlä va: hniUen dok mai, blumenähnlich,
näkäsarl va: saradhi, Wagen.
bäyH suri va: sär^ naqi (See).
tikaraö va: rüen, Haus.
pStI va: hriai, gross.
ayeü va: pen gon di, ein rechtschaffener Mann,
yähoä va : (bedeutet) im Javanischen j^ne satrU, Feinde be-
siegen.
Bftttian, RelM In KNUibodia. IV. 17
258 Westlich ond sOdlirh ¥om Umbodisclien See.
yaiihyaü va (bedeutet) im Javanischen rnb Aäm^ schöne Figur.
jiinträ 77 n yf n chaläd, erfahren.
sähii jy „ jj j, äam, httbsch.
kr^ yS hnon va ^bedeutet) im Javanischen vimän^ Himmel
vaÄkäsä yj v n v ^ Firmament.
kanSe hnä y, „ yy yy dotty Gold.
mere „ „ „ „ üön, Silber.
kälad va (bedeutet) im Javanischen koe huä^ falsche Edelsteine.
ehnaü „ „ y, „ phQ hniA bod, Könne.
bap-äbj-f va (bedeutet) im Javanischen bre bidä, beten.
saänäta „ ,, ,^ y, bre bida, Vater.
oAk pe täre kshlä va (bedeutet) im Javanischen devadä,
Engelgötter.
asanii^ dehvä va (bedeutet) im Javanischen devads^ Engel-
götter.
sarihya dehvä „ „ „ „ devads.
udan y, „ yy „ fon (Regen).
patäpä va (bedeutet) im Javanischen bvd, Weihe.
r^ tö „ „ „ ,y Sea müeA, Stadtgouvemeur.
r^ den „ „ „ „ 6ea, Fürst.
r^den montri va (bedeutet) im Javanischen ßea fä, Him-
melsfUrst (als Titel).
an? „ „ „ „ lök (Sohn).
t^ nai „ „ „ „noö (jüngerer Bruder).
m^tähri „ ,, „ „ bre ädity (Sonne).
buhlan „ „ „ „ br^ ßandr (Mond).
a^idäliri va (bedeutet) im Javanischen naä fs,, Uimmels-
mädchen.
dähyaö „ „ „ „ rob sUk, Krieg ftlhren.
buhroö „ yy „ „ nok yuü, Pfau.
üsä yy „ „ „ ntie, Hirsch.
nakkh^hrl nakkhahrä va (bedeutet) im Javanischen müen,
Reich.
pani^ures va (bedeutet) im Javanischen jeapa^ Waldmenschen.
pr? ßon „ „ ,y yy iöUy Räuber.
ken yy ,; ^^ ^, näü, Dame.
truuuE „ yy „ y, bav, Clienten.
i
Das Kambodlsche. 259
butri -va (bedeutet) im Javanischen pliü hiiiü, Frau. ^,^.
y^Jiyi „ „ „ „ noÄ raksa, geliebte *
Schwester. .^
hyihvä „ „ „ „ doü Cai, Herz. .-•' "
k^kaA „ „ „ „ bi, älterer Bruder.
Die Verbreitung des jainistischen Buddha-Rrahmanismus fand
in einem Dialekte statt, der eine ähnliclie Verfeinerung zeigte,
wie das Prakrit der Halbgötter, olme indess schon zu dem pedan-
tisehen Schulmechanismus des sj)äteren Sanskrit abgefeilt zu
Bein. Der auch in den Dramen die Volkssprachen rcpräscntirende
Hagadhi-Dialekt erhielt auf fremdem Boden die Heiligkeit einer
importirten Sprache, als Buddhagosa nach den in Jambudipa vor-
räthigen Textproben des Pitakat die durch beständige Zuthaten
in den ceylonischen Klöstern angeschwollenen Bände des Com-
mentars (der Atthakatha) aus dem Vernacular in das Pali über-
setzte. Bald darauf übertrug Mahanamo das Oeschichtswerk des
Mahawanso aus dem Singhalesischcn in das Pali. Die schrift-
liche Abfassung der mündlich fortgepflanzten Religionstradition
fand (nach Vertreibung der Damila oder Tamulen) unter
Wattagamini (oder dem seinen Namen usuq)irenden Jäger) statt,
während sich die Bekenner fremder Religionen (wie Giri im
Tittharamo) in Ceylon fanden. (20 a. d.)
Von der kambodischen Sprache ist bis jetzt leider weder
Oranmiatik noch Lexikon veröflcntlicht, eben so wenig wie vom
Peguanischen, obwohl solche Hülfsmittel hier wie dort handschrift-
lich in Existenz sind und von mir in Molmain für das eine
Idiom, in Battambong für das andere gesehen wurden. Nach
dem französischen Missionär Silvestre, der mir im letzten Orte
einige Mittheilungen über das Kambodische*) machte, entbehrt
dasselbe fast völlig der Betonung, wie sie im Siamesischen, An-
*) In einem lateinisch abgefassten Mannscripte war gesagt: Kst hoc idioma
(camboicum) univocnm, t^ine conipositis et synoniniis, sine declinatione et ronjn-
gttione nlla, nullam proinde inflexionem liabens, sed^ qiiasdam soluni voculas
dtsttnctivas casnum temporum ac nnmerorum, ut:
e (et, porro, in, contra, ad), o (ita, etiani),""nu (esse), hoi (jam, atqne, et,
ilgn. perfect}, nung (apud, ergo, ad, ut, et, cum), sem (sign, fut.), seng (etiam),
17*
i
260 WeBtUch und südlich vom ktmbodischeD See.
namitischen and Chinesischen verwandt werden, and besteht aus
ein- oder zweisilbigen Worten, auch dreisilbigen, aber selten
längeren. Auch im Kambodischen findet sich (wie beim Siame-
sischen und Birmanischen) ualie Lautähnlichkeit bei Worten ent-
gegengesetzten Sinnes, chob bedeutet: halt still,
chab „ rasch fort
Wir beluden die Elephanten vor Sonnenaufgang und ritten
über eine buschige Ebene mit Feldern und Dörfern. Hie and
da stand Wasser am Wege. Der Berg von Pursat war im Süd-
westen sichtbar. Die wilden Büifel, die während der Kriegs-
zeiteu verwildert sind, ziehen in grossen Heerden umher and
scheuen die Annäherung von Menschen nicht. Zuweilen vereini-
gen sie sich mit den zahmen, bleiben aber nicht lange bei ihnen.
Ihr Fleisch wird getrocknet und gegessen.
Beim Dorfe Asaijeh wurde Halt gemacht, an einer Sala, die
sich im Gehöfte eines Edelmannes fand, der die dortige Gegend
als Beamter verwaltete. Der Associt* des in Battambong leben-
den Franzosen war dort gleichfalls von einer Handelsreise mit
seinen Karren angelaugt. Der Edelhof war von einem Erdwall
oi (dare, iit, iiti), com (iie, Doli, desinere). Interdum eadem dictio variis mediis
elata ad varios seiisus detorta, deservit, ut:
dorn (origo, priucipium, arbor), nu (esse, mauere), chea (esse, bonus, bene).
Habeut saepe \ocabula paria, taoquam tiomeD et verbum abiiivicem derlvata, e. g. :
lilioiig (irasci), com hong (ira), tltom (magnus et vastus) tomliom (magiiitudo
et aniplitudo), pro (mittere personam et uti), pomro (senrire), pros (misereri,
libertäre), pomros (libertas). Rarius tria habeut. ut:
liham (cooari), poDglibam (cogere) teangkbam.
Aliquaudo -vox eadem est substantiva, adjectlva, simal et verbum, e. g. :
traiig (rectum, rectus,recte) chea (bonum, boous, bene)sam(conveDit, coo-venienter,«
convenieos esse), at vero ; phsam (adoptare) et ponsam (par seu quadrans aliciii voci).
Ipsorum adverbla proiDde sunt nomiua substantiva vel adjectlva praepouendo, ut
doi (sicut) aut chea (est), doi men vel chea meo (vere), doi anhi (alicubi), cbeah
euch (maligne) cheah nuay (in uuum, simul). Affectant aliquando vooem ex
Buperabundanti, duntaxat euphouice seu leporis gratia temetsi per accidens signi-
flcent, phtea sambeng (domus familiae), sre phlu (ager trames seu termes), ogut
tue phoc (la\ari luto aqua) et plura alia.
AMij^h. 261
nm geben, den vor 31 Jahren der General Ghaokhun Bodin auf-
geworfen hatte, als er dort lagerte, um die bis Pursat vor-
gedrungenen Juen zurückzuwerfen. Der Fluss Asaijeh, der kleine
Teiche bildet, fällt in den Thalesab. Die kambodischen Dörfer
sind meist schon aus der Feme durch die Baumwollenbäume
charakterisirt, deren Zweige im rechten Winkel kreuzend abstehen,
und hier fand sich eine Pflanzung derselben, deren Produkt zum
Ausstopfen von Kissen gebraucht wurde. Im hölzernen Tempel
(Both) des Klosters stand an der Seite einer Holzfigur Buddha's
ein in vier, Figuren tragende, Nischen ausgemeisselter Stein,
ein sitzender Buddha davor und dahinter, und stehende daneben.
Der Stein war von den Bergen bei Pursat geholt und dann durch
einen Künstler aus Battambong in die Sculpturen verarbeitet.
Ein anderer gerillter Stein, der in zwei Hälften gespalten war,
sollte, wie uns ein frommer Verehrer des Tempels erzählte, den
Fluss aufwärts*) herbei geschwommen sein, ohne unterzusinken.
Als er gebeten wurde, das Kunststück noch einmal versuchen
zu lassen, meinte er, dass jetzt die Kraft verloren gegangen sein
würde. Auch die Steinseida der Lappen verlieren mit Aufhören
der Opfer ihre göttliche Kraft. Die den Both umgebenden Steine
waren in kleinen Figuren sitzender Thephanom ausgehauen, mit
gefalteten Händen. Ein an einer nahen Klosterruine gefundener
Stein (Kamlang) hiess Phra Buen Muk, als vierseitige Figuren
tragend. Am Tage zuvor war ein Tiger in der Nähe des Dor-
fes gesehen, und die an der Stelle der aus Battambong mitgebrach-
ten, hier gewechselten Elephanten wurden neben der Ruhehalle
befestigt Einige trompeteten bei Nacht, was die Wächter zur
Wachsamkeit gegen Annäherung von Raubthieren aufforderte,
aber dennoch riss sich einer, vielleicht durch die Witterung er-
schreckt, los und konnte nur mit Mühe wieder gefangen werden.
Ich verlangte indess von dem Beamten, ihn durch einen andern
*) Wie die heiligen Bücher in dem Streit zwischen Jainas ond Brahmanen,
wihrend das £-vangelium des griechischen Bischofs "vor den Rnssen das Ordal
dM Feuers bestand (nach dem Anonymus), besser als Arsenisten nnd Synodisten.
Der liebe Gott (das Cmciflx) in der Oodehardikirche (in Hildesheim), gross wie
«in Biese, Ist bei einer Ueberschwemmnng auf der Innerste hergeschwommen
(t. Seilart).
262 Westlich and südlich ^om ItAmbodifehMi Sm-
ZU ersetzen, am nicht durch Mitnahme eines tückischen Thieres
auf dem Wege Aufenthalt zu haben.
Mit Sonnenaufgang unterwegs, wateten wir til)er morastige
Felder und betraten dann einen offenen Wald, der zu einer welli-
gen Ebene führte. Dort wurde an einem Teiche, in einer dane-
ben liegenden Halle, Rast gemacht. Reife Tamarindenfirttchte
lagen umher. Der Fluss Sokreseh kommt von den Bergen Long-
kob, die zu dem Gebirge der Khao kravan gehören. Die Car-
damomen werden dort im zweiten Monat eingesammelt. Als
wir wieder in Bewegung waren, wurden die männlichen Elephan-
ten der Karawane unruhig, indem die Prairie in der Feme
brennen musste und sie den Rauch witterten. In solchen un-
vorhergesehenen Accidentien liegt die Gefahr des Elephanten-
reisens, da die Thiere, so lenksam sie sonst sind, einmal aufgeregt,
schwer gebändigt werden können, und bekanntRch haben die
indischen Heere immer ilire schwersten Niederlagen erlitten durch
das Erschrecken ihrer eigenen Elephanten, die sich gegen sie,
statt gegen den Feind wandten. Auch die Carthager machten
solche Erfahrungen , und Hasdnibal erfand einen Eisenhammer,
mit dem der Cormic das wUtliend gewordene Thier durch einen
Hieb zwischen Koi)f und Halswirbel sogleich niederschlagen
konnte. Zwischen hohem Schilf passirten wir den Fluss Kam-
pong Prah (der Silberhafen), der von den Ebenen herabkommend,
in den grossen See mündet. Jenseit der Flächen betraten wir
einen Wald, in dem wir auch bei Mondlicht fortritten, obwohl
nicht ohne einige Aengstlichkcit der Führer, im Fall wir auf einen
Trupp wilder Elephanten trcflen sollten. Sie verloren auch den
Weg und gcriethen auf einen Morast, aus dem wir uns erst nach
längerem Ex])l()riren wieder herauswickclten. Dann kamen wir
an eingezäunten Feldeni vorüber mit hohen Wachthäusem, und
erreichten bald darauf das DorfTaneah. Die Sala, neben einem
unter einen Baume stehenden Sanchao, wurde durch den Kamnang
fllr uns in Ordnung gebracht, und die Bauern trugen Wasser
und Feuerholz herbei. Es findet sich ein schmaler Creek in der
Nähe, aber im vierten Monat trocknet das Wasser auf, und dann
müssen Brunnen gegraben werden. Im 12. Monat sind alle die
Mündungen überschwemmt. Das aus 10 Dörfern bestehende
PhotlBat. 263
Dorf ist von Pursat abhängig. Berge im Westen ziehen sich
Bttdöstlich.
Unter dem Scheinen des Mondes aufbrechend; nahmen wir
einige Bauern als Führer mit uns. Eine leicht gehobene Busch-
Ebeiie ftihrte zu welligen Erhebungen. Wir befanden uns in einem
niedergebrannten Walde mit verkohlten Stämmen, und die Blät-
ter der zurückgebliebenen Bäume aufgetrocknet. Plötzlich schoss
das Feuer neben uns in dem hohen Grase neu wieder auf und
lief züngelnd an den Zweigen der Bäume empor. Die Elephan-
ten kamen in grosse Aufregung, und es fehlte wenig, dass sie
in wilder Flucht nach allen Seiten hin auseinandergelaufen
wären. Die Führer suchten die brennenden Stellen auf Umwe-
gen zu umgehen, aber das Feuer brach bald hier, bald da her-
vor, und wir waren deutlich in der Mitte eines Brandes, den ein
Windstoss leicht zu einem zusammenhängenden Feuermeer an-
fachen konnte. Wir nahmen die kürzeste Richtung, um in die Fel-
der hinauszukommen, die von einer Kette im Halbkreis gezo-
gener Hügel umfasst waren, mit den höheren Gebirgen von
Tscborr, 10 Tagereisen entfernt, dahinter am Horizonte auf-
steigend.
Bei der Ankunft in Photisat (Pursat) lud mich der dortige
Gouverneur in seine Wohnung ein, doch zog ich vor, mein Logis
in der neben dem Flusse gelegenen Sala zu nehmen. Der Fluss
Photisat, der, auf den Khao Kavan entspringend, noch flir fünf
Tage weiter aufwärts schiffbar ist, mündet nach drei Tagen in
die See. Die Quelle des Photisat ist dicht mit der desBattam-
bong zusammen , aber die Flüsse trennen sich im Laufe. Auf
den Bergen Tamreng, die vor den Bergen Tschorr liegen, wach-
sen Cardamomen. Die erste Anlage von Photisat fällt in die
Zeit, als der König von Lawek einen seiner Söhne als Gouver-
neur in Kampong Suay einsetzte und den andern auf dem
entgegengesetzten Ufer des Flusses mit Photisat als Residenz.
Früher war Photisat eine Stadt von 500 — 600 Häusern und
grosser Handelsthätigkeit. In einem der letzten Kriege aber, vor
30 Jahren, führten die Siamesen, die dort den auf dem andern
Ufer campirenden Juen gegenüber lagerten, alle Einwohner mit
sich fort, die Pflanzungen von Kokosnüssen und Arecapabnen
/
264 WastUeb ond südliek Tom kambodiscWii 8m.
zerstörend. Jetzt finden sich nur 50 Hänser in Photisat, ond die
meisten Klöster stehen leer. Der von den Bergen gebrachte
Tribut von Cardamomen beiänft sich auf 20 Hab. Das Pfund
(Xang) von Cardamomen wird fÄr einen Bath (Tikal) verkauft
Die Einsammlung geschieht im 12. und 2. Monat. Einige Boote
mit Cardamomen lagen beladen oberhalb der Stadt und waren
s<!hon seit einiger Zeit herabgekommen, auf die sichere Weiter-
beförderung unter Regierungsbedeckung nach Udong wartend,
um dann alsTheil des Tributes naehSiam geschickt zu werden.
Einer ihrer Obleute besuchte mich, und benutzte ich die Gelegen-
heit, um einige Auskunft zu erhalten. In kambodischen Sagen
haben die Khamen boran Köpfe so gross wie Reistöpfe, ond der
Kopf des Helden auf dem weissen Pferde, der Ljubin Czare-
witsch (im russischen Märchen) bekämpft, hat die Grösse eines
Bierkessels (s. VogH. Thor stülpt Hymir's Braukessel auf das
Haupt, um ihn ftlr Oegir fortzutragen.
Die Khamen boran sind von einer, noch mehr wie bei den
übrigen Kambodiem, in's Dunkle ziehenden Farbe, mit schwer
vorhängendem Kopf von massivem Schädelbau und mit einem in's
Wollige wulstenden Haarwuchs, täppisch' ungelenk im Gliederban.
Feuer — bleoh.
Wasser — tratk.
Baum — temnih.
Haus — tong (phtea im Kambodischen).
Mann — Rasüm.
Roth — gnorr (creham).
Blau — veht
Weiss — bruch.
Schwarz — tchang (khnaun).
Sehen — dang (samleng).
Auge — mat (phnee im Kambodischen).
Sprechen — jehn (nieay).
Elephant — knai (tamrey).
Pferd — sze (se im Kambodischen).
Hund — tcho.
Maus — kohn.
Huhn — lehk (mon im Kambodischen).
Kunan-botkiL
Wald — brih (prey im KambodiBchen'.
Vater - uh.
Matter — peli.
6roBsinutt«r — nang.
Grossvater — tah.
Sohn — ken (Con-Pros im Kambodischen).
Enkel - Chao.
Kopf — tohs.
Fdbs — sang (chung).
Sonne — Phra Athtt (Ebngay).
Uond — ättm.
Hand — ti.
Finger — charr.
Damnen — kamon ti.
Vorfinger — ti kemal.
>fittelfin|:cr — Donkedal.
Eingfinger — Kankeneng.
Kleiner Finger — ken ti.
Priester — nak jung.
Dämon — Kamoij.
Genins — nakta.
Göttlich — bra.
Gapelle — bra sarok.
Be^ — Nong (phnom).
Flnss — krong (Tonli im Kambodischen).
Scblafen — teklab.
Gross — tack (thom).
Klein — keitscb (eoch'.
Haar — snck (soc).
Jahr — hoUm (chbnam).
Monat — kang (khe).
Reis — plong (angea).
Reis essen — hob plong.
Werde morgen kommen — jib lai bang.
Kam gestern — jib nasedh.
Komm her — jib panan.
Fortgegangen — cbeo boi.
jr-
266 Westlich und sfidlich vom kambodlBcben See.
muay, bar, peh, pohn, pram, krong, gniul, katih,
12 3 4 5 6 7 8
kansar, vai, rai mueh, barkseh, pckkseh, pohükseh, prankseh,
9 10 11 80 30 40 50
krongkseh, gruulseh, katihkseh, kansarkseh, kansarkseh muay,
60 70 80 90 VI
meschuus, barschiius
100 800
inoi phan sind die Zahlwörter im Vocabularium der Khameu boran.
1000
(muey, pir, bey, buon, pram, prammuey, prampil, prambey,
prambuon, dap 1 — 10 im Kambodischen, als Quintalsystem.)
Als ich, von dem Besnche einiger Klöster zurückkehrend,
mich nach den Elephanten für Fortsetzung der Reise erkundigte,
sagte man mir, dass dieselben alle nach Udong geschickt seien,
um dort bei der bevorstehenden Krönung des Königs zur Beför-
derung des siamesischen Gesandten zu dienen. Ein Bote war
ausgesandt, um zu sehen, was noch da wäre, und kam am Abend
mit der Nachricht zurück, dass sich die Elephanten zwei Tage
entfernt in einem versteckten Platze des Jungles fänden, um dort
vor Dieben sicher zu sein. Vor einigen Nächten war ein Ele-
phant aus dem Hofe des Gouverneurs gestohlen worden. Um
deshalb keinen Aufenthalt zu haben, musste ich den Vorschlag,
mit KaiTcn weiter zu reisen, annehmen. Als Localsage wurde
erzählt, dass ein von Nakhon Vat herabgeschwemmter Pipul (Pho)
den Fluss Battambonghinaufschwamiti und sich an einen Thong-
Baum (Xai) festhängte. Durch den starken Strom beidem jetzi-
gen DorfeXai yuh (der Haltepunkt des Xai-Baumes) abgerissen,
wurde er aufs Neue durch einen Bananenbusch (Tschak) auf-
gehalten, schleppte aber auch diesen fort, wo gegenwärtig das
Dorf Tschak-yuh (der Halteplatz des Bananen) steht, und kam
dann nach der Kamprong genannten Stelle, wo die Stadt Pho-
tisat (der schwimmende Pipul oder Po) erbaut wurde.
Tikro. 267
Mit Sonnenaufgang standen drei Karren bereit, eiji Reit-
pferd flir mich und acht Mann zur Begleitung. Nachdem wir
in einer Fürth den Fiuss passirt hatten, zogen wir durch
moraBtige Felder und dann auf dem mit Gras bewachsenen
Boden eines Waldes hin über Wellenerhebungen. Die sich vom
Sttden nach Osten umherziehenden Berge Kamreng sind unbe-
wohnt. Die Khao Kravan, auf denen die Cardamomen gesam-
melt werden, liegen weiter westlich. Südöstlich von unserer
ösflichen Reiserichtung zeigten sich die Berge TatrUng Knai
G,init der breiten Seite gegen die Sonne'O, die, von Khamen und
Samreh bewohnt, sich in einer Kette isolirter Gipfel den ganzen
Weg bis nach Kampot forterstrecken. Nachdem wir den Bach
Kongpriem, der von den Bergen in den See abfliesst, aber nur
bei hohem Wasser mit kleinen Booten beschiflft werden kann,
passirt hatten, fehlte einer der Karren, der in die Irre gegan-
gen war und erst nach längerem Umhersuchen wieder aufgefun-
den werden konnte. Alleen von Zuckerpalmen streckten sich
dnrch die Felder von Khet Takro. Die Büifel waren so ermü-
det, dass ich sie in einem Teiche abwaschen Hess ; aber dennoch
fiel einer derselben wenige Schritte weiter nieder und musste
durch einen frischen ersetzt werden, den wir in einem am Wege
gelegenen Hause liehen. Bald darauf langten wir bei dem
Gouverneur von Takro an, in dessen Gehöft eine geräumige
Sala stand. Elephanten, hiess es auf ein Verlangen derselben,
könne man nicht geben, und als ich meinen Papieren gemäss
daranf drang, erwiederten die Beamten, dass der District nicht
verpflichtet sei solche zu stellen, worüber ich mich durch Nach-
sehlagen des Registers (Banxi) in Udong, nach meiner Ankunft
dort, selbst überzeugen könne. Takro enthielt etwa 3(K) männ-
liche Einwohner. Früher war es ein Bahn und von Photisat ab-
hängig, jetzt aber ist es ohne Chao Myang. Die eine Tage-
reise entfernten Berge Sabai Kloch sind unbewohnt, doch finden
sich Häuser an dem Fusse derselben. Jenseits erstrecken sich
die Berge von Pnohk oder Thatüng Knai. Die Berge Kamreng
'' ihedgen in stufenartigen Terrassen auf, und die hügelige Strasse,
dfe durch sie nach Kampot führt, mag von einem Fussgänger
in zehn Tagen zurückgelegt werden. Menschliche Ansiedelun-
268 Westlich oDd südlich vom kambodlschen See.
gen finden sich nicht, und wer den Chao oder Naktha, der als
Schutzgeist das Gebirge beherrscht, beleidigen sollte, wird von
Tigern gefressen werden. Taklo (Takro) ist eine Tagereise vom
Thalesab entfernt, und an der Mündung des Krongflusses findet
sich ein kleiner Hafen, wo man sich einschiffen kann. Der
Gouverneur beabsichtigte am nächsten Tage diesen Weg zu
nehmen, und sich fllr die Krönung nach Udong zu begeben.
Die Quelle des Krong-Fusses liegt in den Bergen dicht zusam-
men mit der des Boribun-Fusses, aber sie trennen sich in ihrem
weiteren Lauf von einander. Im Kloster finden sich drei Priester,
keine Novizen und ein Knabe, um die Opfergaben zu besorgen.
Schuler giebt es keine, da die armen Eltern ihre Kinder zur
Arbeit zurückhalten.
Nach einem vom Gouverneur angerichteten Mittagsmahl
brachen wir etwas vor Sonnenuntergang auf. Man hatte drei
Lastkarren, einen Wagen, acht Führer und zwei Ersatzbttffd
herbeigeschafft, lieber eine mit Wald durchstrichene Ebene er-
reichten wir nacli Einbruch der Nacht den Flecken Krong, wo
ich mich in dem Hause des nach Udong gereisten Chao Myang
einquartierte, und da auch der Prälat abwesend war, mit dem
Kanin ang über die Weiterbeförderung verhandelte. Der Prälat
steht zur Rechten des Chao Myang, der Jockabat zur Linken,
der Mahathai rechts, der Phuxuai links. Um sich auf dem
Thalesab einzuschiffen, begeben sich die Einwohner von Krong
nach dem eine halbe Tagereise entfernten Landungsplatz Kam-
pong Luang, wo sie ihre kleinen Boote im Dickicht des Jongle
versteckt halten. Der von den Einwohnern Takro's benutzte
Landungsplatz heisst Kampong laveng und ist eine Tagereise
von Takro, anderthalb Tagereisen von Krong entfernt.
Den Mondschein benutzend, brachen wir noch in der Nacht
auf, mit drei Büffelkarren, einem Ochsenwagen, acht Führern
und einem Ersatz - Gespanne. Auf einer buschigen Wellenebene
kamen wir zum Fluss (Sthüng) Longtenot, der auf den Bergen
Naktasakum entspringt und in den Thalesab fSllt, aber w^gjfk^,
der vielen im Wasser steckenden Baumstümpfe nicht sehiflnii^
ist. Nach dem Passiren eines andern Baches betraten wir einv . '
offenen Wald und setzten über den Fluss (Sthüng) KnoQn, dar
Klong. 269
ans den Bergen Trijak oder Arac abfliessend, in den See inllndet,
aber nicht schiflTbar ist. Die drei Berge Knaij^ Tasok und Trijak
bilden ein Dreieck, und das zwisehenliegende Thal wird von
den Kha luang bewohnt, die von Udong dahin gesandt werden,
um fttr den König Betel anzubauen. * Von diesem Dreieck aus
erstrecken sicli isolirte Gipfel bis nach den Khao Kavan, und
aiif der andern Seite bis zur See, die von einem guten Fuss-
^iglnger in acht Tagen erreicht wird. Auf dem drei Tage von Boribun
entfernten Berge Trijak (der drei Rakshasa) steht der Tempel (San-
ehao) des Naktha, der über dem Gebirge präsidirt und es gegen
Räuber bewacht, da er alle Uebelthäter, die ihm nahekommen
sollten, tttdtet, indem er sie in der Gestalt von Tigern zerreisst
oder in der Gestalt von Elephanten niedertrampelt. Man wagt
deshalb nicht ihn zu verhöhnen, wie die Handwerksburschen den
ohnmächtigen Rübezahl seit dem Aussterben der WiUfe und Auer-
ochsen im hercynischen Gebirge.
Unter dem Schatten eines Baumes hielten wir in der Nähe
des Dorfes Klong an einem Bache. Auch ein Kloster war nicht
weit, das, wie ich hörte, sieben Mönche enthielt.
In der Ferne zeigte sich eine doppelte Bergkette mit dem
iweifach getheilten Gipfel des Berges Phriehm in der vorderen
Reihe. Der Kamnang kam aus dem Dorfe herbei, um ein Ge-
schenk an Bananen zu bringen und den nöthigen Wechsel der
Zngthiere zu besorgen. Beim Weiterziehen im Walde trafen wir
einen Bach so hoch geschwollen, dass der kleinere Karren abge-
laden werden musste, um hindurchgetragen zu werden, lieber
einer welligen Baumebeue kamen wir nach dem Flecken Tam-
bongxang, der zum Gebiet (Khet) der Stadt Bobo oder Boribun
gehört. Der Kulscher des von mir benutzten Wagens bat um
die Erlaubniss, seinen Turban um den Kopf winden zu dürfen,
da der Respect erfordert haben würde, baarhaupt zu bleiben.
Auf Tonga durfte (nach Mariner) der Turban nur ausnahmsweise
m werden, da, wenn kein Häuptling, ein Gott unsichtbar
m sein konnte. Da die BüflFel ermüdet waren, wurden sie
sb frische im Hause des Schulzen ersetzt, und seine Töchter,
Ohren mit schrägen Löchern durchbolirt waren, halfen im
ffibfimgen der Thiere auf der Weide und meisterten sie trotz
270 Weltlich und sQdlich vom kambodischen S«e.
ihrer Störrigkeit; obwohl das eine auch nach dem Anspannen
noch eine Strecke des Weges vorsichtig geführt werden musste.
Die Uferwindung des Thalesab wird in geringer Entfernung
durch eine Bauuireihe angezeigt; aber selbst in der Höhe der
Regen überschreitet das Wasser, obwohl zu den Bäumen aufstei-
gend^ diese Grenze nichts da hinter ihnen der Grund sieh zu
heben beginnt. Auf welliger Ebene mit Blumenbttsehen, zwischen
deaen ein Bach xu passiren war, fuhren wir nach dem Dorfev
Sok. Auf vorausgeschickte Bestellung hatte der Kamnang die
nüthigen Wagen besorgt und in dem Hofe des Schreibers (Sani-
nieng) fertig stellen lassen. Dort verbrachten wir die Nacht,
während die Fuhrleute an den Karren schliefen. Ihr Obmann führte
ein zweihändiges Schwert in hölzerner Scheide.
Die Flüsse Battauibong und Photisat strömen nach entgegen-
gesetzten Seiten von dem Khao Kavan ab. Die übrigen acht
Flüsse an der Westseite des Sees entspringen in den Bergen
(Panom) Tschoni (der Verbindung) und spreizen sich dann in
ihrem Laufe facherartig aus. Der Bac^h Tolabong liiesst bei
Takro vorbei, die Bäche Seitkaet und Koinj durch den District
von Krong, der Bacli Ontoni bei Klong, die Bäche Sanlang, Bobo
und Sabmekan durcli den District von Bobo oder Boribun, der
Bach Labiah bei Labiah. Das tUnf Tagereisen von Boribun ent-
fernte Gebirge Tschom wird von Kambodiern bewolmt, die Betel
für den Verkauf anpHanzeu. Die Wälder sind voll von Naktha
(Chao), und HolzJaller, die sich einige Zeit dort aufgehalten
haben, sterben fast immer bald nachher. Alle wilden Thiere ge-
hönni dem Naktha, und wer ihn durch das Jagen seiner Hecrde
berauben sollte, würde augenblicklich nach dem Genüsse des
Fleisches von Fieber und Sprachlosigkeit ergriffen werden. Bei
der Rückkelir von den Bergen muss man sich hüten (um nicht
in schweres Sieclithum zu fallen), von dem Wasser des Sees zu
trinken, da beide im feindlichen Gegensatze zu einander stehen
[wie die Behausungen Niord's und Skade'sJ. Die den See be-
wohnenden Naktha (Chao) werden durch rohe Steine an den Ca-
pellen (Sanchao) der Landungsplätze und Bäche repräsentirt
Von den Naktha der Berge verfertigt man Steinfiguren in mensch-
licher Gestalt.
BOTlbDD. 271
Seit der ersten Dämmenmg durchzogen wir auf saudiger
Strasse blumige Büsche und betraten dann eine parkartig mit
Bäumen bepflanzte Ebene. Einige der Führer waren mit Streit-
äxten (loak), andere mit Keulen (tambong) bewaffnet. Beim Dorfe
Kabeleh standen die Karren fertig am Wege, aber ohne Büffel.
Der Kamnang sei gegangen^ ihre Herbeischaifung zu betreiben,
und war deshalb nirgends zu finden. Als aber nach langem
ilfarten weder Zugthiere noch irgend Beamte erseliienen, blieb
nu)ht8 übrige ate Hand an solche Büffel zu legen, die sich auf
der Weide oder in den Ställen fanden. Der vorUberkommende
Kamnang eines benachbarten Dortes leistete dabei Hülfe, um die
Lieferungen möglichst gleichmässig unter die verschiedenen Haus-
besitzer zu vertheilen. Beim Weiterfahren trafen wir mit uns
begegnenden Karren auf so engem Pfade zusammen, dass die-
selben ausgespannt und seitwärts gezogen werden mussten. Ein
des Weges kommender Bote trug eine schwarze Gong mit Metall-
knopf, sich durch Anschlagen bemerkbar zu machen. Nachdem
wir über den gleichnamigen Fluss gesetzt waren, kamen wir in
Myang Bobo oder Boribun an. Als ich an dem Hause des Chao
Myang vorfuhr, fand ich nur seine Frauen und Dienerschaft dort,
da er selbst nach Udong gegangen war. Doch lies» ich eine im
Gehöft stehende Sala, in der Reis aufgeschüttet war, zu einem
Logis reinigen. Unter einem Pipulbaume war ein Lak Phi auf-
gepflanzt. Das Kloster Pohea luang war von Phra Cheysseda
gebaut, als er von Nakhon Vat dorthin kam. Der eine Tage-
reise unterhalb Boribun in den See mündende Fluss entspringt
auf den Bergen Kraij, drei Tagereisen südöstlich von den Bergen
Tflchom.
In dem Kloster fand ich die Bücher der Suphasit oder
Sprüche der Weisheit, die von Alters her überliefert sind. Von
Slam, dem Kambodia damals unterworfen war, entfliehend, kam
Phrabat Cheyssada nach Nakhon Srok Keoh und stiftete den
Vat in Boribun. Auch Lawek ist eine alte Stadt, und datirt
aOB den Zeiten des Phra Ko und Phra Keoh, aber später als
die Begierung Phra Gheyssada's.
Der Tempel (Both) des Klosters ist durch Sema und zwei
Phrachedi mit Steinbogen auf den Treppen umgeben. Die roth
272 WMtlich und sfidlicb Tom kamboditohen See.
gemalte Holzwand ist auf drei Seiten mit erhabenen Figuren be-
schnitzt, die Könige im Streitwagen, Krieger zu Pferde darstellen,
sowie Laksman auf Hanuman, Phaya Nakh, von Schlangen um-
wundene Aflfen, an Ketten fortgerissene Preta's, in der Hölle ge-
quälte Verdammte und eine Menge anderer Scenen, die aus den
Steinsculpturen Nakhon Vats hier in Holzschnitzereien wieder-
holt scheinen, doch nur als Nachahmungen, während jene sich
mehr als Restaurationsarbeiten einer älteren Kunst zeigen, wie
sie Donatello nach Antiken ausführte. Ueber dem Portal sind
längs der Decke bunte Gemälde aufgehängt, dieSchlaehtseenen*)
und andere Episoden aus dem Kamakhien (Riemkeb oder Ba-
mayana) zeigen, mit den Erklärungen in kambodischen Worten
daruntergesch rieben. Sie wurden durch Künstler, die aus Udong
kamen, gemalt. An einer Stelle wird Phra Lak durch Phrabat
Mithila (den Herrscher Mithila's) und seine Königin nach Ayu-
thia geführt, an einer andern feiert Phra-Riem (Räma) seine
Hochzeit mit Sitha. Anderswo besucht der Maha-Rüsi (Maha-
Eseji) oder Einsiedlergott den Palast des Königs in Mithila, an-
derswo bringt Phra Ram dem Maha-Eseji Opfergaben, und dar-
über sieht man, wie Rahu seine Axt gegen die einen Juwel in
der Hand haltende Nang Mekhala wirft An einer Stelle zieht
Phra Thossarot in langem Gefolge aus, um der Vermählung Phra
Rama's beizuwohnen, an einer andern statten die Edelleute dem
Phrabat Thossarot Bericht ab. Seitwärts ist auf der einen Stelle
die Geschicjhte des Phrabat Honjong dargestellt, wie er mit sei-
ner Gattin auf dem Schwane reitet, wie er ihre Entbindung un-
terstützt, wie er Feuer von einem Schiff erbittet u. s. w. Anders-
wo findet sich die Geschichte Phra Sathong's, im Walde mit der
vogeliUssigen Nang Keoh zusammentreffend, die zur Erlustigung
vom Himmel herabgekommen. Anderswo findet sich die Ge-
schichte von Chantakurub, der, mit seiner Gemahlin im Walde
wandernd, eine Jakkhini (weiblichen Rakshasa) trifft, die man
^) Dans la chambre priocipale du palais (dans le royaume de Jaya) est fe-
pr^seut^e Thistoire d'Oger (g^n^ral des Danois), conimeDt il retoama en FnmtBy
rumment du temps de Cbarlemagnc , il conquit toute la Chr^tiente au deli de
la mer, depuis Jerusaleui Jusqu'au Paradis terrestre (MandeviUe).
Wunderkaho. 273
dort erst mit einer Keule in der Hand sieht; dann in einer Hütte
flitzend; dann ein Reh fressend. Anderswo findet sich die Ge-
schichte des Phra Savat, wie er, mit seiner Geliebten unter einem
Baume sitzend, von einem Räuber ermordet wird, der dann die
Dame entführt. In einem Gemache des Tempels finden sich
unter einem durch Balken getragenen Riesenbilde Buddha's (in
stehender Stellung) eine grosse Menge kleiner Figuren, meistens
ans Holz ; andere aus Stein zeigen Buddha unter der Schlangen-
Wölbung. Ein Miniatur-Prasat aus Stein, der in drei Terrassen
aufsteigt, mit sitzenden Figuren an den vier Seiten, heisst Phra
Mnk buen. Der Spitze ist später ein Steinkopf zugefügt. An
den Ecken der Aussenwand finden sicli weibliche Figuren mit
bochgeschmttckter und oft dreizackiger Kappe, die die wohlwol-
lenden Damen genannt werden. Ein vor dem Klosterthore auf-
gerichteter Sanchao enthielt Holzfiguren von Naktha, deren eine
einen Morgenstern (Phrong), eine andere eine Keule (tambong),
eine dritte eine Flasche u. dcrgl. m. führte. Zwei waren weib-
Kch. Sie hie«sen Naktha Savan (Dämonen des Himmels), und
eine elephantenköpfige Figur wurde Naktha Sön (der Löwen-
dämon) genannt. Das grosse Buddhabild, geht die Sage, sei
ans dem Holze eines Wunderkahnes gemacht, der solche Schnel-
ligkeit besass, um den Mönchen in Boribun allmorgendlich den
in Nakhon Vat gekochten Frühstttcksreis noch warm zu über-
bringen. König Kantarakhata oder Adonda (von Konjevaram)
»langte von den Göttern die Gunst, sich jeden Morgen durch
die Luft nach Madhura zu begeben, um im heiligsten Tempel
anzubeten.
Einen Mönch, den ich besuchte, fand ich beschäftigt, Bücher
m copiren. Der Maha-Xat ist in verschiedene Capitel getheilt,
die nach ihrem Inhalte überschrieben sind. Dasjenige, in dem
der Brahmane die Kinder fordert, heisst Xetxok, dasjenige, in
welchem Vetsandon nach seiner Stadt zurückkehrt, Nakhon kon
u. 8. w. Der Abt sagte mir, dass er von Udong gekommen und
bier in Boribun verblieben sei, weil sich kein Khru dort befun-
dlen, da alle die alten Mönche aus dem geistlichen Stande in's
bfirgerliehe Leben zurückgetreten seien. Im Walde, nahe beim
Dorfe Tsohrek, findet sich gleichfalls ein Kloster, aber mit nur
Bastiftn, RelM in lUmbodüL IV. 18
274 Westlich und sfidlleh Tom kambodifchea See.
vier Priestern and ohne Schidknaben, da die Leute abgeneigt
sind; sich weihen zu lassen. Beim Dorfe Phummarom, nördlich
von Boribnn^ ünden sich Sparen eines alten Platzes, der Ptheh
(Kai) dorn (das alte Lager) genannt wird, und es heisst, dass
Phra Cheyssada sich dort in einem befestigten Lager verschanzt
habe. Die Mauer des alten Lawek findet sich beim Kloster Ta-
lengkeng. Das Eisen für die in Boribun fabricirten Aexte wird
von Kampong toni (bei Kampong Suay) gebracht.
Im Bezirke Boribuus ist der Grund hoch und deshalb in
der Regenzeit nur benässt; aber das ganze Land von Klong bis
nach Labiah ist während des zwölften Monats tief überschwemmt
Die Bewässerungsräder in Boribun werden durch den Floss ge-
dreht. In der Höhe der Regenzeit können die Flüsse Bonbon
und Leibiah (Labiah) bis nach dem See hinab beschifft werden.
Westlich von Boribun liegt der Khao Khraij (Orangenberg),
östlich, auf zwei Tagereisen entfernt, der Khao Tschinoh, an
dessen Fusse Felder bebaut werden, ebenso wie am Abhänge
des Berges Krong nej, der zwei Tagereisen nach Südosten liegt
Der letztere wird von dem Flusse Kampong Tschenang um-
strömt, der sicli bei Panompeng mit dem Flusse Udongs vereinigt
Südlich von Boribun, auf dem Wege nach Labiah, liegt der Berg
Krangdeih miah (der Rand der Golderde), wo Töpfe fabricirt
werden.
Die Bewohner Boribuns bezahlen den Zehnten des geem-
teten Reis, ein Hab aus zehn Hab. Die Felder des Tabaks und
der Baumwolle werden gemessen und demgemäss besteuert. Auch
die Bambusfelder, die sich für Reepschlägereien nördlich von
Udong finden, bezahlen nach dem Maass. Die Areca-Palmen und
ebenso die Betelwinden werden gezählt und danach taxirt. Ueber
die Frohndienste des Raxakan besteht keine regelmässig geord-
nete Einrichtung, sondern so oft solche zu thun sind, werden Leute
daflir ausgehoben.
Der Gouverneur Boribuns war vor zwei Tagen mit fünf
Edelleuten und einer grossen Zahl des Volkes zu den Krönungs-
feierlichkeiten nach Udong aufgebrochen. Der Rest des Beamten-
Volkes (Phuek Kromakan) hatte sich am Morgen vorher naeh
dem Hafen des Sees begeben, um nach Udong abiusendende
Knng-dei-miab. 275
Boote mit den Geschenken nnd nöthigen Provisionen zu be-
laden.
Ich Hess noch am Abend Alles zur Abreise vorbereiten, und
erwartete dann den Aufgang des Mondes, um über die Ebene
weiter zu fahren.
Bei Anbruch des Tageslichtes befanden wir uns zwischen
Bttschen und langten um Sonnenaufgang bei dem Dorfe Pum-
roh an. Die umliegende Fläche ist im Halbkreise von drei Htl-
geln umzogen, Ta-Chan, Ta-Rung und Thlotkabek genannt, die
BttdOstlich an die Berge Kräng dei miah stossen, wo die Töpfe-
reien sich finden. Als Tlotkabek werden zwei Hügel, ein grös-
serer und ein kleinerer, zusammenbe^ffen.
Im sechsten und siebenten Monate sind die Bergwälder voll
Wild, um auf dem nach dem Regen aufgeschossenen Grase zu
weiden. Während der heissen Jahreszeit ziehen sich die Thiere
nach dem See zurück. Am Fusse des Ta-Rung findet sich ein
Sanchao. Das Sanchao des Dorfes Pumroh enthält die Figur
eines Pasadan genannten Nakthah. Von Pumroh ist es eine
halbe Tagereise nach dem Landungsplatz (Kampong) an dem
Thale oder Udongstrom, der den Ausfluss des Thalesab bildet.
Nachdem ich die ermüdeten Büftel durch neue ersetzt hatte,
nahm ich einige Führer mit, da die Fuhrleute während der Nacht
yerschiedentlich den Weg verloren und alle die Häuser, in denen
sie nachzufragen suchten, von Männern leer fanden.
Die Strasse ging durch einen theilweise gelichteten Wald.
Seitwärt« im Dickicht stand das Sanchao des Dakproi genannten
Naktha mit zwei Steinen. Der Weg wand sich dann in eine
waldige Schlucht, mit dem Berge Tlotkabek zur Rechten und
dem Kräng dei miah links. Im Sanchao des Tamrup genannten
Naktha lag ein Haufen Steine, mit Flittergold hier und da be-
klebt. An die umstehenden Pfeiler waren Halme und Pflanzen
gesteckt. Der Dolmetscher hatte beim ersten Sanchao einen
kleinen Zweig abgebroclien und legte ihn auf der untersten Terrasse
des letzten nieder. Der Berg (Pnom) Khong tamah bildet die
■lldliche Fortsetzung des Tlotkabek. Wir kreuzten den Bach
(Oh) Tschakrai, der im neunten und zehnten Monate die Umge-
bung von Pumroh überschwemmt. Er kommt von dem Khao Ta-
18 •
r
i
276 Westlicb und südlich \om kambodischeD See.
Rung und fällt in den Thale (See) oder Fluss Udongs bei dem
Landungsplatz (Kampong) Rang.
Aus einem offenen Walde traten wir in Felder und gelang-
ten dann nach Leibiali, wo wir in dem leerstehenden Hause
des nacli Udong gegangenen Chao Myang abstiegen. Nur die
Schreiber waren dort zurückgeblieben, und so musste nach dem
Dorfe Tukuroh, auf der andern Seite des Flusses, wegen der
Ausfertigung der Papiere geschickt werden.
Während der Regenzeit ist das ganze Land überschwemmt,
indem der durch die AbschnUrung des Ausflusses beengte See auf
allen Seiten während des Schwellens der Flüsse austritt Boote
fahren den Fluss in einem halben Tage nach dem Hafen an der
Mündung hinab. Der Fluss entspringt auf dem Berge Tschreo, wo
Khamen und Samrch, die ausser ihrer eigenen auch die kambodische
Sprache reden, Betel bauen, unter Aufsicht zweier vom Könige be-
stellten Beamten, und als Tribut (Suay) nach Udong abliefern.
Solche, die dorthin ziehen, ohne acclimatisirt zu sein, bringen das
Fieber zurück. Von dem am Thalesab liegenden Berge Krong dei
miah (Kräng mai mis) wird die weisse Erdart nach Leibiah ge-
bracht, aus der die dort sehr geschätzten Geschirre und Töpfe ver-
fertigt werden. Der bedeutendste Markt dafür wird in Kampong-
chcang, dem Hafen Leibiahs, am Thale abgehalten. Die Geschirr©
des biegsamen Porzellans werden nur für den Gebrauch des Königs
und der Edlen verfertigt. Der Pnom Tschampuch (Vogelschnabel)
steht in der Ueberschwemmung wie eine Insel heraus. Von jenseits
des Thalesab scheint der Pnom leng (aus dem Gouvernement von
Kampong-Ong) herüber.
Während ich mich mit den Schreibern unterhielt, deren
Bibliothek sich auf eipige Bücher der Suphasit zu beschränken
schien, kam auch ein Phram (Brahmane), mit hinten aufgebun-
denem Haarknoten, um an unserm Gespräche Theil zu nehmen.
Die Frauen trugen Schmuck in durchbohrten Ohren.
Der Prälat kam von dem andern Ufer herüber, den Verzug
zu entschuldigen, da er keinen der vorausgeschickten Befehle^
weder die von Thalesab, noch die späteren von Boribon, erhalten
liabe. Um die Abfertigung zu beschleunigen, Hess ich das Ge-
päck über den Fluss bringen und blieb, da das Dorf mit der
Leibiah. 277
Wohnung des Prälat seitwärts ablag, in einer verfallenen Sala
an der Landstrasse. Der Prälat setzte sich dort zu mir^ und
verblieben wir in Unterhaltung, bis die Karren herbeigeschafft
und beladen waren. Die Beamten machten sich dabei die Mühe,
alle Wagen, die auf dem sandigen Wege herkamen, schon von
Weitem in die morastigen Felder ausweichen zu lassen, damit eine
80 hohe Gesellschaft nicht vom Staube belästigt sei. Ausserdem
worden die Seiten der Sala mit Matten behängt, und Geschenke
an Geflügel, Bananen und gekochtem Palmsaft herbeigebracht.
Als ich das Gespräch auf die Brahmanen brachte, erzählte man,
dass vor einigen Jahren drei Brahnmnen nach Leibiah gekommen
wären mit Briefen aus Bangkok, besagend, dass sie Leute seien,
die die Sila oder Vorschriften beobachteten und nicht beschädigt
werden dürften. Sie verstanden die Kunst, den Körper ganz steif
za machen und aus Schlangen einen Strick zu drehen. Sic ge-
messen eine Art Unverletzlichkeit, wie die Fellahs in Senegam-
bien aus Achtung und die Zigeuner aus Furcht. In Folge des
Fluches der Brahmanin, deren Gatte König Choranga getikltet,
wurde Ceylon von den erzürnten Göttern mit Dürre heimgesucht
(nach dem Raxavali).
Nachdem die Frachtwagen bepackt waren, setzten wir uns
mit dem aufgehenden Monde in Bewegung und fuhren zwischen
Blnmenbtlschen hin, auf einer Strasse, die verschiedentlich kleine
Bäche kreuzte.
Das Morgenlicht fand uns im Gebüsch. Der Boden war holprig,
mneben, und die Fuhrleute stöhnten über ihre ermüdeten Büffel.
Sie zogen in den Häusern Erkundigungen ein, an welcher Stelle
die Strasse trocken sei, und erreichten gegen Sonnenaufgang
das Dorf Seb im Gebiet (Keht) Laweks. Dej Prälat war nach
Udong gegangen, sein jüngerer Bruder aber Hess unter einem
Baume Matten ausbreiten, auf denen ich etwas schlief, bis mich
der fallende Regen in den Karren trieb. Als nach dem Aufhören
desselben die Karren gepackt wurden, ging ich nach dem Amt-
hause und fragte die Leute aus. Man antwortete mir: „So hätten
ne sagen hören, dass dieser Platz, wo wir uns fänden, Lawek
genannt sei , aber irgend etwas Weiteres darüber könnten sie
nicht mittheilen. Man habe ihnen von alten Städten gesprochen.
278 WesUlcb und südlich vom k&mbodifchen See.
Lawek genannt; Leibiah; BobO; aber was die wären und wo
die wären; davon wUssten sie nichts. Sie lebten nun in der
Wildniss des Jungle." Im weiteren Gespräch erfuhr ich, dass
zwischen den Dörfern Pusik und Tukso eine Colonie von Dschain
angesiedelt sei, ungefähr 1700, wenn Männer, Frauen und Kin-
der zusammengezählt. Sie leben dort seit etwa sieben Jahren.
In ihren zwei Boht (Tempel) fönden sich keine Figuren. Der
Sangkharat fungirte als Priester während des Tages, ein verhei-
ratheter Laie bei Nacht ; die Priester sind in weisse Gewänder,
die Laien in Hosen gekleidet. Ich wies die Fuhrleute an, den
Umweg über die Ansiedlungen zu nehmen, und aus einem buschig
verwilderten Walde fuhren wir in die Lichtung ihrer Felder
bei den Dörfern Pusik und Tuksoh (Tschukro) ein. Ich liesß
die Karren unter einem Baume halten und begab mich nach
der Moschee, eine Holzscheuer ohne Kibla. Sie wendeten sich
beim Gebete nach Osten, obwohl sie auf eine Bemerkung darüber
zu wissen vorgaben, dass Mekkha, wo Mohamed geboren sei; sich
westlich befinde. Auch in Spanien blieb aus syrischer Ueberliefe-
rung die Mihrah im Süden (Kibla). Die Priester trugen weisse
Stimbinden, andere niedrige Mützen. Die Männer waren voll
gebaut, mehr ungeschlacht als robust, mit einer geraden, aber
kleinen und abgefiachten Nase am runden Kopfe. Die Männer
trugen das Haar kurz, die Frauen hatten es in einen Knoten
auf der Mitte des Kopfes aufgebunden. Bücher waren in Dscham-
Buchstaben auf Palmblätter geschrieben, konnten aber in Gegen-
wart der Priester nicht gelesen werden, da sie Frauen besingende
Liebeslieder enthielten. Die beiden Oberpriester trugen ein
weisses Obergewand und Turban. Einige der besser unterrich-
teten Laien befanden sich im Walde, um Holz zu fallen. Sie be-
klagten sich über den schlechten Boden; den man ihnen zur An-
siedlung angewiesen, wo sich keine ergiebigen Ernten erzie-
len liessen. Der Thale (Thaleh) findet sich eine halbe Tagereise
von dieser Colonie entfernt
Die Kinder der Dscham werden erst in den arabischen Buch-
staben, die von rechts nach links geschrieben werden, und dann
in den gewöhnlichen, von links nach rechts geschriebenen unter-
richtet. Die Buchstaben des Alkoran heissen Akson Tschwea.
Liek. 279
Die Dscham begraben ihre Leichen. Sie feiern zwei Feste, das
eine, Omla genannt, im dritten Monat und das Borantolicha ge-
nannte im fünften Monat. Der höchste Würdenträger ihrer Geist-
lichkeit, sagten sie mir, sei der Achea Kalei, der in Kransabek
lebe. Nach den Kambodiem liegt das Land der Dscham an
der See*) nahe bei Kongchak.
Am Nachmittag fuhren wir weiter und erreichten auf einem
im Wald auf und ab steigenden Wege um Sonnenuntergang das
Dorf Liek, ausserhalb welches icli unter einem Baume halten und
von dem Kamnang-FUhrer nach dem Vat Tambongkeng fordern
liesB, da die grosse Strasse direct nach Udong geftlhrt haben
würde.
Mit der Dämmerung unterwegs wanden wir uns auf sandigen
Pfaden durch den Jungle und trafen dort auf den verfallenen
Erdwall des alten Lawek, der ausser durch die Thore noch an
manchen anderen Oeffnungen Einlass gestattet. Im Innern fin-
det sich unter Bäumen ein Klumpen ärmlicher Hütten, die das
jetzige Dorf Lawek bilden, ohne Schulzen, da der kürzlich ver-
storbene noch nicht ersetzt war. Die Stelle des alten Klosters
wurde durch einen Schutthaufen angezeigt, aul dem Palmen
wuchsen. Auf der Spitze sind einige der Ueberbleibsel des Tem-
pels zusammengestellt. Zwischen der am Flusse liegenden Mönchs-
«elle des Klosters Tambongkeng fand sich eine Sala, in deren
oberes Stockwerk Buddhabilder gelegt waren. Grosse Steinhau-
fen deuteten die früheren Plätze des Phra Ko und Phra Keoh
an. Die Erhöhung des Both ist durch einen Graben umzogen.
Beim Graben in die Erde wurden Ziegel und Töpferscherben ge-
troffen. Die Reste des alten Palastes finden sich beim Dorfe Sa-
yeichaba. Die Linien der Strassen werden noch hie und da durch
*) Die malayische Mythe läset die See in einem Glaskasten befahren, bequemer
•It d«r Walfisch aus dem Hart, bei Kramer*s Opposition, vergebens einem Wirths-
Imiu n nahen suchte. „Das mag eine seltsame Schifffahrt gewesen sein, wer
volhe M glauben, wenn es nicht in der Schrift stände," meint Luther. Nach
Jarchi muiste der Reisende erst noch nach einem weiblichen Abdomen umziehen, um
fleh nicht gar zu beengt zu fQhlen.
280 Westlich ond sfidlich Tom kambodlsdien See.
die ttberwachsenen Trümmerhaufen der frflheren HäoBcr ange-
deutet
Die drei Ringmauern^ die das alte Lawek umgaben^ lassen
sich noch deutlich verfolgen^ meistens nur als Erdwälle. In der
Area der Innenmauer ^ auf der auch die Hütten des jetzigen
Dorfes liegen, ist neben dem Vat Tamlengkeng ein Erdht^^
aus rohen Steinen aufgethürmt, mit zwei Terrassen aus behauenen
Quadern ttberbant. Auf der ans Ziegeln zusammengemauerten
Plattform ist eine scheunenartige Structur als provisorischer Boht
oder Tempel aufgerichtet, da das gegenwärtige Deficit noch keinen
andern Ersatz ftlr den zerstörten Prachtbau erlaubt hat. Ein
kleiner Stein-Prasat in drei Etagen mit einer Buddhafigur an
jeder der vier Seiten wurde Phra Muk buen (der Herrgott der
vier Gesichter) genannt. Einige der Steinfiguren Buddha's waren
mit dem Schlangendrachen überwölbt. Daneben fanden sich
zerbrochene Statuen mit geschmückter Kappe und Holzbilder.
Eingefügt zwischen die Ziegel der Plattform sind sechs Riesen-
flissc aus Graustein, in Paaren nach drei Weltgegenden gerichtet,
ausser nach der Vorderseite des Aufganges. Jeder Stein misst
etwa sieben Fuss, und alte Sema-Steine, die mit Sculpturen von
Guirlanden verziert sind, stehen in Paaren umher. Die Terrasse,
steil nach unten abfallend, lässt ein mit Wald bedecktes Land
von ihrer Höhe überblicken. Auf einer tieferen Stufe der Terrasse
standen unter einer niedrigen Bedachung zwei Steinfiguren von
Naktha, von denen der vierhändige Ta (Grossvater) Koit, der
andere, der die rechte Hand auf die Bnist gelegt hielt, Thamma-
riet (Thammarat) genannt wurde. Die Terrasse des Boht misst
80 Fuss nach jeder Seite. In einiger Entfernung findet sich eine
ursprünglich aus grossen Steinblöcken aufgefllhrte Ruine, deren
Banlang (mit zerbrochenen Figuren) von einem Sema-Ereis um-
geben ist, und dies soll einst der Ilauptsitz des Phra Ko Phra
Keoh gewesen sein. Das Piedestal ist aus behauenen Steinen
auf einem Fundamente porösen Felsens errichtet. Manche der
Steine zeigen Verzierungen eingehauen. An einem war ein tiefes
Loch ausgegraben. Mttang Lawek heisst Lokoh Lawek oder
Ket Lawek im Kambodischen, Kambhaja wird Kamphux^ah
genannt. Die Naktha sind mächtiger, als die Phra-Phum, über
Lawek. 281
die Krnng Phali als Herr gebietet. Auch Nang Tliorani, die
Erdgftttin, lebt im Grunde. Dem Chao, Tlii , als geuius loci der
Siamesen^ entspricht bei den Kambodiern der Macha-Kij oder
Macbi-Thi, der Eigner des Bodens. Nak bezeichnet das siame-
flische Nai (Herr und Meister) im Kambodischen, sowie auch Volk.
Der von dem Berge Tschom kommende' Bach Priem Chemnin,
der von Lawek nach Udong fliesst, ist für den grr>ssten Thcil
des Jahres ohne Wasser, obwohl man ilm durch Ausgraben zu
vertiefen gesucht hat. Ein anderer in den Thale mUndender
und gleichfalls an dem Tschomberge entspringender Fluss trägt
auf der Strasse zwischen Liek und Lawek eine lange Holzbrücke
für Fussgänger. Der Thale- oder Udong-Fluss findet sich eine
halbe Tagereise von Lawek entfernt, der Berg Tschom, auf dem
Betel gepflanzt wird, 3 Tage. Im 12. Monat ist das Land durch
den Udong-Fluss grösstentheils überschwemmt.
In Vat Tamlengkeng finden sich zwei Mönclie und vier Nen.
Die Steine des Sema sollen aus weichem Ziegellehm verfertigt
und nachher hart gebrannt sein. Unter sich verbundene llolz-
pfeiler stellen die Sao Thong (Goldsäulen) vor. Einer der Kloster-
insassen war mit Bootbauen, andere mit Lesen bescliäftigt. Der
Somdetchao wohnt im Vat Prangat in Udong. Ein berülmiter
Praehedi steht auf dem Hügel Phra Retschathaba (Raxasab) bei
Udong.
Die Mönche in Lawek besassen grösstentheils nur die Schul-
bücher, die anderen seien vor 17 Jahren bei der Invasion der
Jnen verbrannt. Doch hörte ich am Abend das aus dem Siame-
sischen übersetzte Epos Khuu Pen Khun Xang vorlesen. Der
Samphan war abwesend und kam en^t am Nachmittag aus
Udong zurück. Im Sanchao fand sich ein elephantenköpfiger
Naktha. An die Erbauung des alten Lawek knüpfen sich viele
jener düsteren Sagen von Menschenopfern *), durch welche diese
*) Der Name Dahomcy (Bauch des Da) wird von dem Konige Da von Abomey
«llgel^itot, den Tacoodonii (König der Foys und Gründer des Dahomey-Reiches)
nie aafgeacliüittenem Bauch unter dem neu zu erbauenden Palast vergrub. In
dtB Mauern einer Festung musste früher ein lebendiges Kind eingemauert werden,
d« ein todtes keine Stärke geben konnte (Pyl). In das Schloss Vestenberg wnrde
282 Westlich und südlich Tom kambodischen See.
Stadt ihre eine Zeit lang unüberwindliche Stärke erhalten
haben sollte, die einen letzten Gluthschein auf den Abend der kam-
bodischen Geschichte warf.
Ein Bote aus Udong, wo meine Reise bekannt geworden
war, kam im Auftrage des Ministers, um sich zu erkundigen,
ob ich über meinen Empfang besondere Bestimmungen zu treflfen
habe. Ich erwiederte, dass ich als Privatmann in der Sala eines
Klosters absteigen würde und nichts weiter bedürfe. Er meinte,
das würde nicht angehen, da man im Auftrage des Königs
schon seit mehreren Tagen beschäftigt sei, ein Empfangszimmer
herzurichten.
Der bedeutendste Markt in der Gegend ist der Tha Kam-
pongluang, als der Hafen Udongs am See. Die Mädchen tragen
Cylinder (Tasall) aus Elfenbein in ihren durchbohrten Ohren.
Als ich in der Dämmerung in der Nähe der Ruinen umher-
wanderte, fand ich einen Mönch vor einem abseits in der Wild-
niss stehenden Sema, auf den er brennende Kerzen gesetzt hatte,
knieen und beten.
Mit Sonnenaufgang anspannend, fuhren wir aus dem Erd-
wall auf der entgegengesetzten Seite des Eintrittes hinaus und
passirten im Dickicht den Bach Laok. Auf Wiesen gelangten
wir an den Bach Kangkaleh und jenseit desselben zu der Holz-
palissade, die die äusscrste Stadtmauer Udongs bildet. Die Häu-
ser waren halb in Büschen oder Gärten versteckt, und die Haupt-
strasse, von wo man über die Teiche der Niederungen auf die
umkränzenden Hügel und ihre Pagoden blickte, war von einem
regen Marktverkehr belebt. Ich Hess mich nach der Sala des
Vat Salakhun fahren, da ich an den Abt desselben, Phra
Sukhontathibodi, den gelehrtesten Mönch Kambodia's, von seinem
ein Kind eingemauert nnd durch einen rothen Apfel beim Weinen beruhigt
(s. Panzer). Die Selbstopferungen dagegen bleiben im Buddhismus aaf die
religiösen Patriarchen beschränkt, wie bei derpreussischen Kriwe, während Chinesen
nnd Schweden auch ihre Konige yerantwortlich machten, und so anderswo. Als
eine Epidemie und Viehseuche unter den Tschukschten ausbrach, wurde be-
schlossen, den vornehmsten der Häuptlinge, Kotschen genannt, zu opfern, and
als die Leiden fortdauerten, tSdtete sich derselbe freiwUlig, um seinen KSrper
den Schamanen zu überliefern (1814).
üdoDg. ^ 283
Lehrer, dem Abt des Klosters Borommanivat in Bangkok einen
Einführungsbrief erhalten hatte. Doch fühlte er sich in Verlegen-
heit, als ich ihn besuchte, ohne den König vorher gesehen zu
haben. Derselbe hätte ein Haus für meine Bequemlichkeit her-
stellen lassen, und kamen auch bald Boten, um mich dorthin zu
ftihren. Doch lehnte ich das Anerbieten ab, da ich lieber unge-
stört in dem Kloster bliebe, und liess bei dem König um eine
Audienz für den Nachmittag nachguchen. Dass ich so wider
Willen zu einer wichtigen Persönlichkeit gemacht wurde, hatte,
wie ich bald bemerkte, in den politischen Conjuucturen des Lan-
des Kambodia seinen Grund. Die Krönung des Königs stand
bevor und sollte durch den erwarteten Gesandten Siams einge-
weiht werden. Inzwischen war das französische Geschwa-
der der Kriegsflotte in Saigon durch die Kanäle heraufgekommen,
and als man gleichzeitig am Hofe von der Ankunft eines mit
englischen Pässen versehenen Europäers Überland von Bangkok
hörte, so glaubte man darin eine diplomatische Mission vermutheu
zu müssen, welche Ansicht vielleicht durch den siamesischen
Residenten, den die Gegenwart der Franzosen geuirte, genährt
wurde. Ich hoflfe indess meinerseits keinen Grund gegeben zu
haben, diese nutzlose Täuschung zu unterhalten, und werden sich
beide Partheien auch bald genug von meiner Ungetahrlichkeit
ttberzeugt haben.
Im üosterhofe stand ein Stein-Prasat unter einem Pipul-
baume*), und fanden sich zwei Inschriften auf konischen Steinen,
die in verwilderten Feldern eine Tagereise südwestlich gefunden
waren, aber ziemlich undeutlich geworden, da die Siamesen die
Steine zum Schärfen ihrer Säbel benutzt hatten. Die Charaktere
der Inschrift können von den einheimischen Mönchen gedeutet,
aber die Worte nicht verstanden werden, da die Sprache dem
Sanskrit zu ähnehi schiene. Die Phrasen sind alle gleichmässig
mit acht Buchstaben in jeder Linie geschrieben. Die Sprache
der alten Khamen ist von der gegenwärtigen verschieden, indem
*) Auf den alteren Monumenten des Buddhismus in Indien tritt besonders
der heUige Bo-Baum als Gegenstand der Verehrung hervor, und auch auf der
Grotten Jodeo Gopa in Bengalen.
A'y: lan^'rn ond kurzen Silben alle richtig aos^esproeftai weideiL
l/fiU^n am .^^teiiM; fami »ich die Tertfiinmeite Figmr eines RiisL
I>:r Tempel ^ iV/th zei^ Wand^einalde ans dem Tbo«axat md
ißtleudt Priemten Die Bilder in der Sala stettten Piuabat Sa-
van <lar, der von Bäa^iem ^eHjdtei wird, and Coantaknmb, dcMca
Weib von d^m Jakkbini fortgefüLrt wird Drei Tagereisen von
l^ihnu^ aof ilem Wege naefa Kampot finden sieh die Rainen eines
.Stein ' Fraiiats. Za dem voo einem Steinba»in eingeCusten
KhfaUtTtdich fllbrten Tnrp^ien nieder. Vor der Zelle des Ablea
Htan'len Zarrkeqialmen^ die von den SehfUem abgezapft worden.
Da« Volk erklärt den Pali-Xamen Udongs aas Grossrater
nnd (ßr<nmuintter, die dort da« Feld bebaat haben. Aehnlich
klügeln die .Siamesen an» A\nithia die Ur-Ahnen Ayn-Thaja
lieranM and meinen^ Kangan • der Name der im Jahre 103 der
Kra Thf'hana's oder 5-S^ A. D. gegründeten Stadt Ukalaba; bedeate
f^rcrHUcherie ¥m:h:^. .So verhandeln Schleswiger Kind^reime
Xiniv^' in LUnefeld n. MüllenhotT».
In Krankheitj<tallen Hcblagen die Kambodier die Trommel
nnd trinken >piritaoH(;n ( Arac oder Branntwein) am einen Zaa-
U'Sftr, der anliewegiich in der Mitte sitzt^ das Kommen des Geistes
(^Araej er^-artend« Zuweilen geschieht es^ dass statt seiner eine
andere Pernon^ ineiftt ein Kind^; des Haases^ von Convalsionen
er^rifr(rn wird and das Heilmittel angiebt. Den Arac, als Sehnti-
geihteni oder Ilerr>en; stehen die böswilligen Dämone oder Kamoy
gegenüber. Die Seele heisst Phra lüngk im Kambodischen. In
Siani gelten die KanilK>dier flir besondere geschickt im Tenfel-
auMtreil>en ^*j and sonstigen Zaubereien.
*; f.«» Magir-ient «n Tongqiiin condaiseot an enfant malade poar aUar elMr-
ther fton am« ft lui demander en quel infortun^ lieu eile ^tait detenae, afln de
pofjvoir iVn d<flivrer et la ramener dans le corps du malade.
**) After flpri II kling the pouessed woman with charmed water (in Ceylon), tke
C'attadijra th^n spi^akii to her thus: „If it be true that demons muat obey king
WUttaiminiiy, \f it be true, that Wissaroonnj^s power is great, if it be true, that
tlie aiitliority of Wiisamonny, of tbe gods, and o( Buddha still prevails in the
World, then I couimand thee demon, in tbe name of Boddha, bis priesta and his
doctrines, to derjare, who thou art and why thou inflictett tbis hnman ereature
In thiji uianner." Upon tbis tbe woman becomes stiU more frantic and mentiont
Besessene. 285
Wie in Japan die Vertreter des nationalen Göttergesclilechts
als Kami verehrt werden, heissen die Schamanen auf dem Fest-
lande Käme (Quam); und Oppert bemerkt, dass die Missionäre
des Mittelalters durchgehend Kam (Priester) mit Khan (Fürst)
verwechselt haben. Von Coirchan (in Caraeatai) bemerkt Ru-
brnquis, dass Cair Eigenname ist, der Titel Chan einen Wahr-
sager *) bezeichnet, indem alle Wahrsager Chan genannt werden.
In Ceylon leiten die Capua den Ileroen-Cultus, wie die Cattadeya
die Sühneceremonien der Dämone üben, und die planctarcn Ein-
flüsse**) werden im System der Graha geregelt.
Im Falle einer Besessenheit werden kräftige und mitunter
the Dame ofsome demou, suchasCaln Takseya or Reeri Yakseya, adding : „I want
an offeriog of a human sacriflce, I will not leave her without having one.** Tho
offering being promised and water throwu iu her face, she recovers in some
minates more. After some weeks, the promised offering (a cock being substituted
for the hamao sacriflce) is given. If after this the woman agaiu shews Symptoms
of demon possession, the demon is bound and nailed tu a tree. Wheu a Roman
CSftthoUc is soffering nnder demon possession, the exorcism is performcd by the
AnneTy (a native oflQcer of the Roman Catholic church) or, if he fails, by tho
Roman Catholic priest himself. The cross and the Images of the Saiuts are shewu
and the demon is charged in the name of the Father, the Son and the Holy
Ghost, in the name of the Virgin Mary and of all the Saints to leave her. The
woman is Struck across her back with the taii of a Skate flsh and if the demon
ttUl resist, the beating is repeated. It is said, that with whatever strenght of
arm the Asch tail or the cane be used, it will leave no marks of blows oii the
woman*B back, and that even if there happen to be any, these will entirely
diiappear in a few minutes, of the case be one if real demon possession (Dan-
dris de Silva). Die Abyssinler heilen die mit Tigre-ter Besessenen durch Musik.
*) Divinationibns, auguriis, aruspiciis, veneflciis, incantationibus , multum
Intendunt. Et cum a daemonibus eis respondetur credunt quod deus ipsis
loqoatnr, quem deum vocant Itoga, sed Comani Kam ipsum appellant (Plano-
Garpin). Abulgasi spricht von zwei Camcamzut genannten Städten, von denen
die eine an der Selenga, die andere am Jenisei (Ikar-Muran) gelegen.
**) In the charm Kattu Maiidiram, used by the Annevy (the native offlcer
of the Roman Catholic church in Ceylon) in the exorcism of demons, head , neck
and throat are placed under the protection of the Father, the Son and the Iloly
Gbost and nnder that of the powerful Commander, the Archaugel St. Michael and
hia Bword, the left Shoulder under the protection of the Archangel Raphael and
hia Bword, the right Shoulder under that of the Archangel Gabriel and his sword ;
broast and back nnder that of all Saints, the navel nnder that of the twelve Apostles,
286 Weitlich nnd füdlicli Tom kambodli^M 8m.
etwa» handgreifliche Exorcisationen ^) yorgenommeiiy wie in Siam
und Birma. Der siamesische San-Chao beiwt Ktom-Naktha im
Kambodischen (Nak-8adeik ist König). Die Naktba oder Chao
haben indess nicht in der Gapelle des Ktom-Naktha (San-Chao)
ihren bleibenden Aufenthalt, sondern weilen in Bergen und Bäu-
men; als die darüber waltenden Gottheiten. Die Kamoy oder
Phi treten dagegen nach dem Tode eines Menschen als Dämone
in Existenz und werden in Erinnerung desselben verehrt (wie
die Phi pho Phi mehj. Ebenso wie Phi im Siamesischen hat
auch Kamoy eine doppelte Bedeutung, einmal der Leiche selbst,
und dann des abgeschiedenen Geistes. Die unstäten Creister oder
Gespenster fPhi lok im Siamesischen) heissen Kamoi leb im Kam-
bodischen, die Ho-du oder Wahrsager (der Siamesen) Kbru-miy,
die Mo ja oder Aerzte (im Siamesischen) Khru tam bei den Kara-
bodicm.
Um Glück und Sicherheit gegen Krankheit zu haben, beten
die Siamesen im San Chao zu dem durch das Tayek-Holz reprä-
sentirten Cha Thi (Genius loci) oder den Phra-Phum, als den
Geistern guter und mächtiger Menschen, die in der Erde leben,
wo sie begraben wurden. Ausserdem pflegt das San-Chao das
Bildniss eines Thepharakh (Schutzgeistes) zu enthalten, einen The-
vada darstellend, mit einem Schwert in der Hand. Die Thepha-
rakh wandern über die Erde hin und werden durch die Cere-
monien des Cultus eingeladen, ihren temporären Sitz in der Ca-
tbe private parte ander that of the 11,000 virgins, feet, legs, the soles of ihe
feet, and the 20 flngers and toes with tfaeir nails ander the proteetlon of aU
the Saints (de SiWa).
*) Having told the god (Wahala Bandara Dewiyo) aboat the woman's being
tormented by a demon, the Capna (in Ceylon) pata to her the qaettion: «WiH
thoa, demon, qait this woman instantly, or shall I punish thee for thy ImpadeDceT*
To this she sometimes replies, still trembling and shaking : „Tes, I will leave her
for evor," bat more generally, she at flrst refüses. When this happeu, ihe
Capua grasps in bis right band a good stoat cane and beats her most merciletily,
repeating at the same time bis qnestion afid threats. At last after many blows
have been inflicted, the woman replies. „Tes, I will leave her this InstaDt.*
She then ceases to tremble and shake and soon recovers her reason, If indeed
she has ever lost it, her fHends congratnlating themseWes oa the htppj neiiUi
of their joamey (Dandrit de SUva).
BietehA-thop. 287
pelle zu nehmen, wo sie sich dann durch Einfahren in passende
Medien zu manifestiren vermögen.
Bei den Chinesen enthalten die Bunthakhao genannten Ca-
pellen oder San-Chao den hieroglyphischen Charakter Sin (oder
Chao) in riesigen Buchstaben, während auf kleineren Papierstreifen
Gelübde und Gebete geschrieben sind. Jeder Mensch hat seinen
Sin oder Schutzgeist, der durch die Erinnerung herbeigezogen
wird, indem Vorstellung im Gedächtniss den Abwesenden herbei-
ruft. Auch ttber jedes Haus oder jedes Boot'präsidirt ein schützen-
der Sin. In jedem Bunthakhao lebt ein Wächter, der täglich
die Kerzen anzuzünden hat und ein- oder zweimal im Jahre (be-
sonders um Neujahr) Schweine und andere Essgaben opfert. Der
auf chinesischen Schiffen der Seegöttin Mahachaophu geweihte
Platz heisst Bali, wie auch die Kajüte des Capitäns, der Schrei-
ber u. 8. w. Baiin ist eine bedachte Veranda auf den malayischen
Inseln.
Die Strasse zu den vier Hügeln von Retschathaba (Raxasab)
oder Phra Rietcha-thop führt zuerst über Felder und dann zwi-
schen Teichen hin, worauf man zu dem Gipfel emporsteigt, der
mit Pagoden und Tempeln gekrönt ist. Es sind die Monumente
der kambodisehen Könige, ihre Asche und Gebeine enthaltend.
Eine Stein-Capelle auf dem ersten Abhänge enthält die Figur
eines Thevada mit einem Köcher voll Pfeile und Bogen, neben
einer zweiten, Phra Ram und Phra Lak darstellend. An den
umstehenden Semä-Steinen sind Keulenträger ausgemeisselt. Wei-
terhin gelangt man zu zwei Pagoden, auf einer Erhöhung ste-
hend, von welcher sich der Blick über ein bewaldetes Land öffnet,
mit zwei Bächen, die in den Fluss Udongs fallen, durchzogen.
Zwei Nischen der einen Pagode sind mit sitzenden Figuren aus-
gefüllt. In der andern Pagode leitet ein enger und niedriger
Corridor zu einer mittleren Höhlung, in deren Dunkel zwei Bud-
dhafiguren gestellt sind. In der Grösse der Ausführung steht Sigimuni
(Shakiamuni) *) gewöhnlich dem Xina nach. Auf der Spitze findet
*) S^mon ^it nne divinit^ celtiqae k laqaelle sacrlflaient aossl bien les
MgniUves de Lyon, que les S^qaanes. II parait, qoe la colonie romaine de
Plauens r«vslt reoonnu, et loi avait irlgf an temple i Tendroit, qn*o«ciipe
r
•>H8 Weadiffk nnd iddlkk vom
jiirh «Mn4> von Elt^paant«^ zptraeene Pai^)«ie« und die Aasrnkt
ninf;v)f^t eine Waldltäche mit dem Flna» :Tliale) in der Entfcr-
nnn^. Am Horizont hebt i^i«rh rin^smm ein Kranz isofirter Hfigd
heTvi>r. Mehrere r?tein-Ct*temen *ind aii!«^egnben. Alf der an-
dern y^iie abi^teisrend. crilii man zwei Phraehedi neben denen ein
ßnfidha anf der. wie in MeTi«!i> srewundenen. Sehlange sitzt. Sena,
und hinter ihnen ideine Pra-^at. ^nehen nmher. Aof einer an-
dern Terrai>i«e "«itzt in einer CapeUe die Fignr eines Xaktha mil
mthem Ges»irht und weissen Zähnen, der ein Seepler oder abge-
brr>ehene Kenle halt. Da» Piedestal war mit ehinesisehen Boek-
fltaben ViefK^rh rieben. Kleine Rei^klompen waren anf Blättern
davor niefler]£rele<rt. neh^t Bäncher^«leken. Weiterhin ntzt ein
fk'hwarTer Buddha in einer CapeUe^ und dann ein weisser in der
nächsten. Am Fasse der zu dem gn)€»en Both (Tempel) aof-
leitenden Treppen steht eine Capelle mit der sehwanen Figur
eiiK-s niederlie^enden 2^bn-0chsen^), Naktako genannt, don
Gras in die vor^-setzte Steinkrippe hingelegt war. An den Thtt-
ren des Tem|»els standen runde Steinsanlen in Kreisen hinter
den das Fortal tni;?enden Steinpfeilern. Einzelheiten im deco-
rativen Theile, sowie die aufgesetzten Thiirmehen erinnern an
den sarazenisehen Stil^ wie er iseit den Seldscbukken) in Indien
unter den Ghazneviden und der Pathan-I)}rna8tie sieh ansbildete.
Eine Linie von ner Pfeilern an jeder Seite f&hrt im Innern zn
der Riesenfigur eines sitzenden Buddha ^ Phra-Phntta-Attarass
^der Gott von achtzehn Ellen) genannt Der Tempel ist aus
Ziegeln auf einem alten Fundament porösen Gresteins anfgemauert.
Der Reis zwischen den Seen giebt zwei E^ten, als Khao
Prong. südwestlich von Panompeng sind zwei grosse Seen, in
rantiqu0 ^gline de Haiiit-Pierre avec VinscriptioD Segemoni Sacr. (s. Monoier),
w\n Marti Sfgem(*ni tn der Inschrift des Patenios.
*) Das slawische Frnhlingsfest hiess Turica, und in aUen slawischen SpracJitn
bedeutet Ttir (nach Jungmann) den Buclielocbsen. In Kiew wurde Tor als
l'riap verehrt (s. Norlc). I Russi e Polachi conosceTano Marie col nome dl
Tfiro (s. Kollarz). Im Mahabharatam wird Ton den 27 Lokapalas der der vier-
nisftigen Thif<re di*m Nandi untergeben. Als Salankajanas begleitet Nandi den
Tsaz des Hiva mit Musilc. Die Gimbrer Hessen auf ein ehernes StierbUd
, Der Stier Usopharat ist das Vahana (Fahrzeug) SiTs's (Phra-Insnen's).
Audienz beim Köuig. 289
denen Ottern*) gelangen worden. Der ^nösste lieisst Teniplon-
Kabü (BUffellager) und «HVnet sich diircli einen Kanal ni')rdlich
von Panonipen^ in den FIiiss IJdon^.
Bei der Küekkelir naeli meinem Quartier fand ieli einen Ge-
Handten des Ki'miirs, dcu- l'ra^^en lies8, zu welcher Stunde mir Aiit
Audienz belieben würde. leli antwortete, dass das in Seiner
Majestät Belieben stehen würde, und wurde durch den rUckkeh-
renden Boten ^^ebeten, ihm sogleich nach dem Palaste zu folgen.
Nach dem Eintritte in das Thor der Ilolzpalissaden leitet eine
zwischen zw^ei Teiclien hinlaufende Chaussee nach den Gebäuden,
die für die Krönungsfeierlichkeiten aufgerichtet wurden. Üer
junge Kruiig empfing mich in einem mit Tei)pichen belegten
Gemache, nahm den an ihn geriditeten Brief entgegen und ver-
Bprach jegliche Unterstützung. Er fasste mich dann bei der
Hand, um mit mir durcli die gesdimückten Hallen zu gehen, in
denen Mönche Weihgebete sprachen (suet mon), und mir die Zimmer
des Schlosses zu zeigen. In einem derselben stellte er mich dem
Biamesischen Residenten, dem Chao Myang Pachim vor, der her-
gekommen sei, Kambodia **) zu bewachen. Das lieichsschwert
(Phrakan) wurde in Procession umhergetragen. Im Hofe stand
ein hoher Trauerwagen, auf dem die Leiche seines verstorbenen
Vaters zur Verbrennung gettlhrt worden war, von der die Baulich-
keiten noch dastanden. Der Palast wurde ül)erall renovirt,und der
König bemerkte, dass Städte und Dörfer sämmtlich zerstört ge-
^) Au einigen Orten heiUg, wie in Pegu die Schildkröten, al» Symbol
Kassyapa's. Nach den Arabern sind die Süsswasser-Schildkroten Afrika's böse
Oeisterf die mit der harten Schale ihrer Bosheit eine schwarze Seele umhüllen.
Ottern (Nak im Siamesischen oder Paeh im Kambodischen) werden gezähmt in
Bangkok gehalten. Sie finden sich im Flusse Kanburi, im Mahot, Tavasai und
besonders beim Bahn Ruct dot, Wohnungen aushöhlend im unterirdischen Reiche
des Pbaya Nakh.
**) Slam hatte den Löwcnanthuil am kambodischen Tribut, während nach
Cochinchina nur alle drei Jahre zur Huldigung gesandt wurde. Stämme , die
iwei Oberherren zu Tribut verpflichtet sind (wie die Finnen den Schweden und
Nowgorodern im XII. .lahrhdt. oder die Lappen), heissen im russischen Kanzleistyl
AsocAaui^Bi (s. Lehrberg). Kt facta est pars perpetua inter Regem (de Plos
•t Bigenses, ita tameu, ut Livones debitum tributum Regi persolvant anuut'
tel Episcopns pro eis.
Bastian, Reine in Kaiuboüia. IV. 1^
290 Westlich and aüdlicb Tom kambodifchen See.
wegen seien, weshalb jetzt Alles erneuert werden mtisse. Er bot
mir ein Logis in seinem Palaste an, gab aber anf mein Ansnohen,
in dem Kloster bleiben zu dürfen, seine Einwilligung und sandte
vier mit Gewehren bewafliiete Soldaten, um dort während der
Nacht Wache zu halten (Jan. ^30.).
Am nächsten Tage ging ich zu dem Phra-Alak oder Biblio-
thekar, da der König befohlen hatte, mir das Archiv zu öff-
nen. In den Hallen waren Vergolder mit Anfertigung von Zier-
rathen beschäftigt. Als ich dem KCuiig meine Aufwartung
machte, nahm er mich mit sich in die inneren Gemächer, wo er
mich mit Cigarren und frischem Kokosnusswasser regalirte, wäh-
rend chinesische Gaukler ihre Künste zeigten und dann theatra-
lische Vorstellungen gaben. Knaben fochten mit langen Stangen,
in Sätzen um einander herumspringend. Der eine wird von dem
andern getödtet, und der siegreiche Held kämpft dann mit einer
Schaar verschiedener Feinde, sie bald durch das Schwert, bald
durch seine Fäuste besiegend. Dazwischen machte ein Komiker
groteske Stellungen, und zuletzt sang der mit goldener Krone
geschmückte Triumphator in heller Fistel sein eigenes Lob,
während ihn Schwärmer und Handraketen umzischten. Der Kö-
nig beklagte sich im Gespräch (das er mit mir siamesisch führte),
über das unglückliche Schicksal Kambodia's, immerwährend von
Kriegen zerrissen zu sein. Es sei beständig nöthig, neu zu
schaffen und das zu Grunde Gerichtete frisch aufzubauen. In
Bangkok dagegen stützten sich die Einrichtungen auf längeres
Bestehen und gingen mit ihrem Anfang in das Alterthum zurück.
Nach Louis wurde die Escorte des Königs von Camboze (1835)
nur aus Frauen gebildet.
Bald nachdem ich in mein Quartier zurückgekehrt war, kam
eine Reihe von Trägem, die mir Geschenke des Königs an Früch-
ten brachten. Ein im Palast angestellter Halbkast portugiesischer
Abkunft machte mir im schwülstigen Pomp rhetorischer Floskeln
die Mittheilung, dass ich in ihm die Blüthe des höchsten Adels
vor mir sähe, und dass er, wie er dastehe, des Königs Majestät
repräsentire, als sein mit specieller Mission beauftragter Ge-
sandter. Da er sehr schmutzig und völlig betrunken war, rieth
ich ihm, sich zunächst zu waschen und mir nicht meder in
Ochscn-KeDDeii. 291
solch schweinischem Zustande vor die Au^en zu kommen, wenn
er nicht auf andere Weise entfenit zu werden wünsche.
Der Abt hatte mich durch einen seiner Jünger l"Ür den
Abend zu sich einladen lassen, und da er siamesisch sprach,
hatten wir uns bald in ein Gespräch vertieft, bei dem die Stun-
den rasch hinflössen.
Im Botli der Phram neben einem Teiche im Palaste traf ich
den Phra Jsapat genannten Lehrer der Brahmanen.*) Auf dem
offenen Platze vor dem Palast wurde Rennen gelialten zwischen
berittenen Büifeln und Ochsen, die an Wagen gespannt waren.
Unter wehenden Fahnen und dem Vortritt der Soldaten wurde
der König, mit einer Krone auf dem Haupte, aus dem Palast-
tbore her\'orgetragen. Um die Güte der Ochsen zu erproben, mussten
zwei Wagen im Trabe oder Galopp dreimal um den Kreis her-
umjagen, wobei Reiter zu Pferde dicht folgten. War der eine
Wagen so weit zurück, dass ein anderer dazwischen getrieben
werden konnte, so hatte er verloren. Dem Thronsitz des Königs
wurde jedesmal im vollsten Carri^re vorttbergefahren, und einer
der Wagen schlug dabei um. Die ganze Ebene war mit Zu-
schauern gefüllt, die durch eine Barriere zurückgehalten wurden,
und Erfrischungen wurden in Karren oder aufgeschlagenen Bu-
den verkauft.
Der junge König ist etwas lebenslustig, und war schon so
(trotz des bei Missionären genossenen Unterriclits) bei seines Va-
ters Lebzeiten, der ihn einst in den Harem seiner Grossmutter
eingebrochen und neben einer seiner Halbschwestern fand. Die
Folge der ihm zudictirten Strafe soll er noch in Striemen auf
dem Rücken tragen. Nach dem Tode des früheren Königs
setzten die Siamesen den bei ihnen als Geissei lebenden Sohn
auf den Thron, und aus den Empörungen seiner Halbbrüder,
*) The employment of the Prohita-Brahaman (the hoasehold chaplain of the
HinduB) was a practice maintalned by the Huddhist nionarehs iu Ceylon (Alwis).
Ans dem GeremoDiell des kambodischen Hofes ist Manches in die Kangsprache
SUms übergegangen, die dort gegen Höhere im Gebrauch war, wie in Java und in
Mexico.
19*
292 Westlich und südlich vom kamdodischen See.
die später gefangen und nach Bangkok geführt wurden, folgten
verheerende Kriege.
Die Heimath der Dscham ist in Tambong-Krum, östlich
von Udong. Die im Dorfe (Phum) Tsehukso angesiedelten Dscham
wurden wegen versuchter Rebellion dort angesiedelt. Ihre Zahl
beläuft sich auf fünfhundert. Sie verehren die Sonne (Phra
Athit) beim Aiifgange, und nennen ihren Oberpriester (oder Sang-
kharat) Thueu (Meister oder Nai). Die Khek-Cham tragen kleine
Mützen, wie die Khek. Die Dscham*) heissen bei den Cochin-
chiuesen Hoi. Ihr Land wird als eine Insel im Ocean bezeich-
net. Nach Rochon finden sich Goldgruben in der Provinz Cham
beim Orte Phunrae (1744).
Die Kha werden gefesselt in den Booten der Laos von Ba-
thak nach Panompen gebracht und dann in Udong als Sklaven
verkauft. Ein Erwachsener wird uugclahr mit 60 Bath bezahlt.
Man liebt sie als Diener, ihrer Ehrlichkeit und Treue wegen.
Die Kha sind dunkel von Farbe und mit hohem Spitzkopf. Zu-
weilen finden sich Karlen, die dasselbe Land mit den Kha be-
wohnen, unter ihnen, und unterscheiden sich durch ihre helle
Farbe und schönere Kopfbildung. Für einen Kharien ist 70 Bath
der Durchschnittspreis, obwohl sie nicht so kräftige Arbeiter sind
wie die Kha.
Ausser den Kha Ladeh (Radeh), die in festen Ansiedinngen
leben, werden als Waldbewohner aufgezählt, die Kha So, Kha
Chantu, Kha Oh, Kha Su, Kha Tampuen, Kha Ren, Kha
Cherai n. A. m.
Die Kha So, deren Heimath sich bei Myang Khong Kheo
Mahasai findet (in der Nähe von Myang Lakhon Panom), ver-
ehren die Geister ihrer Ahnen und setzen in Krankheitsfallen Ga-
ben von Reis oder Geflügel vor den Hauspfeilem nieder, in de-
*) Une colonie des Cham (Loi) est ^tablie siir la cote urienUle du golf de
Slam. The wild tribe of the Gha-Vas between Kambodia aud Cochinchina ob-
serves some precepts of Mahomedanisme. Los moutagnes, qui s^parent le royaume
du Tonquln de celni de Laos et de Templre de Chine, sont habit^espar une colonie
des Siamois, qui parlent une langue particuli^re (Qu^rard).
•fe.
Kha So. 293
nen bestimmte Dämone ihreu Aufenthalt nelimeii. Aach den
AmeisenhUgeln wird geopfert.
Feuer : oij.
Anzünden des Feuers : anju oij.
Erl()schen des Feuers : kob oij.
Wasser : doe.
Es gicbt Wasser : doe mi.
Es giebt kein Wasser : doe niai nii.
Giebt es kein Wasser? : doe mi doe mai nii.
Haus : vil.
Kommen vom Haus ; xu vo vil.
Gehen zum Haus : po t\\6 vil.
Kommen woher? : po po to.
Wo ist der Weg? : rena outimo.
Wie heisst das? : dru anai.
Warum nicht gekommen? : dru ma xu.
Heute : tja ngai nai.
Jetzt gleich : djie nai.
Morgen : mahai.
Monat : tjai.
Kommenden Monat : tjai ta mai.
Zweiten Monat : tjai jang.
Dritten Monat : tjai tchau.
Jahr : ngmo.
Später sagen : un doun.
Frlllier gesagt : un tung chuo.
Vergiss nicht : xok kril.
Mittag : jang nrai.
Mitternacht : che dao.
Stern : mandorr.
Morgenstern : Dolireang.
Mann : lagliuay.
Frau : rapai.
Kind : renen.
Tochter : khonrapai.
Sohn : khonrakhong.
Bruder : xem sai.
294 Westlich und sfidlich vom kainbodischen See.
Enkel : chao.
Gross vater : Diu
Grossmutter : uai.
Souue : manang.
Moud : tschai.
Himmel : melong.
Blitz : melong phu xau (thriel).
Donner : khrlim.
Gewitter : khrlim ema.
Büffel : cheliek.
Ochs : dro.
Pferd : tje.
Hund : etjo.
Gelb : luäng.
Grün : kioh.
Roth : pusau.
Schwarz : trttm.
Weiss : klok.
Mutter : ilUah.
Vater : mahung (ba).
Zauberer : Malon.
Aerzte : Mohau.
Ist der Mann gekommen? : anni hüm xtt (xu).
Noch nicht gekommen : püng pun xü bung.
1 234 5 5 ThillO
muai, bar, pei, pun, tschüng, tabat, tabul, tagol, take, jit,
jit le muai, jit bar, jit pei, bar jit, pei jit.
11 ' 12 IS 20 30*
Bei den südlich von den Radch (in der Nachbarschaft der
Rien lebenden Kha Tampuen, die die Khameu als Phrohmm
bezeichnen, heisst
Wasser — tahk.
Feuer — unj.
Baum — long.
Sonne — matanai.
Mond — kai.
Kopf — tui.
Auge — mueh.
Kha Taropoen. 295
Mund — piiarr.
Sprechen — mang.
Sehen — tai.
Hand — tih.
Fu88 — jung.
Pferd — «zech.
Elephant — niech.
Mensch — pranüch.
Priester — banana.
Reis — peh.
Essen — tschong puarr.
Werde morgen kommen : tang pranau.
Gestern gekommen : dok pranau.
Bei den Xong, die sich selbst Song (Lasong oder Rasong)
nennen, die Siamesen als Siem, die Khamen als Klohm bezeich-
nend^ heisst:
Wasser — Tahk.
Feuer — Pleoh.
Baum — Temnc (neh).
Hund — Tschoh.
Elephant — Kanai (knai).
Rhinoceros — Rama.
Büffel — Kapau.
Fisch — Mei.
Vogel — Chiem.
Alligator — Korr.
Tiger — Luway.
Kopf — Tohss.
Hand — Tih.
Sehen — Tahng.
Sprechen — Nyai.
Gehen — Cheo.
Fallen — Talack.
See — Thanleh.
Erde — Teh.
Auge — Mat.
Stein — Tmo (tamok).
296 Westlieb iiiul südlich vom kambodisrhen See.
Sonne — Tnei.
Mond — Kang.
Messer — Pelit.
Brechen — Gocli.
Gut — Klik.
Berg — Nong.
Schlafen — Th(^k lange.
Vater — Kuhn.
Mutter — Myng (Min).
Solm — Kehn.
Enkel — Xu.
Grossvater — nainong.
Grosselt(Tn — Nang.
<irossinu1ter — nang khün.
Dämon — KainoiJ.
Haus — Tong (suk-.
Knoelien — Khong.
Blume — Pangneh.
Betel — Mehl.
Areca — Mak.
Wolke — Pling.
Stern — Stim.
Gross — Tack.
Klein — Kejt.
Mann — Kaslliu (süm».
Frau — Cham küm.
Aelterer Uruder — Taling.
Jüngerer „ - Mot.
Gefliigel -- Lchk.
Regen — Kania.
Wind — Akiall.
Knte — Da.
Huhnerei — tum lehk.
Frucht — pleh-nich.
Wald - brih.
Waldgebirge — clieo brili.
Monat — Kang.
Xong. 297
Reis essen — haiib klon^.
Zimmermaim — Xean^ tonich.
Moi 1.
Pra 2.
Peh 3.
Pon 4.
Pram 5.
Dam G.
Kanul 7.
Katih 8.
Kasah 5).
Rai 10.
Dies Hans ist eines Ziinmemianns Hans : t^ngan tong nak xeang
tonicli.
Werde morgen kommen : Tseliam pang jib.
Konmi liieher : Jib an.
Wanmi kam er nicht? : Topihmo ko jib.
Gekommen sein : Jib rouj.
Es ist da : ihnn.
Da ist nichts : ko ihnn.
Es ist gethan : torr rouj.
Die Xong (in Khao sabab, Khao kueb, khao kathat) leben
in einer Entfernung von 4 — 5 Tagen von Pachim und strecken
sich bis Chantabun, in den offenen Plätzen des Waldgebirges
(unter 2 — 3 jährigen Veränderungen) siedelnd und Fackeln für
den Verkauf an Siamesen verfertigend, sowie Honig und Wachs
sammelnd. Ihre Niederlassungen oder Mu stehen in 9 — 10 Häu-
sern zusammen; und der Chao khun von Chantabun setzt ihnen
einen Häuptling. Sie sind durch Zwischenheirathen mit siame-
sischen, chinesischen oder kambodischen Flüchtlingen gemischt.
Auch sollen sie sich am Handgelenk tättowircn und an einigen Stel-
len Mönche unter sich wohnen haben mit siamesischen Büchern und
der Verehrung Phra-Phuttha's ergeben sein. Dennoch heisst es, dass
sie in ihrer Heimath gewöhnlich nackend gehen und nur bei An-
näherung von Fri^mden fortlaufen, um Kleider anzulegen, die sie
entweder kaufen oder selbst aus Baumwolle weben. Sie opfern
den Dämonen (^Phi oder Kamut) und errichten kleine Capellen,
i
1
r
'Li"
298 Westlich and südlich vom kambodischen See.
in denen sie einmal jährlich Gaben darbringen (sen), während sie
sich festlich mit Hühnern und gebrannten Wassern regaliren. In
jeder Mu wird eine besondere Feierlichkeit begangen. Wenn
ein Tschong im Krankheitsfalle sich an einen Zauberarzt (mo
oder nge)*wendet, so blickt derselbe prüfend auf eine spiegelnde
Wasseroberfläche und erkennt an dort gesehenen Schatten-
schwankungen das richtige Heilmittel (in der Weise, wie Aristo-
teles den Traumdeutungen ihre Geltung lassen würde). Das
Haar wird zum Theil in der kurz geschnittenen Frisur der Siame-
sen getragen, zum Theil in dem buschigen Knopf der Lao, zum
Theil mit einem chinesischen Zopf.
Die Plejaden heissen sttm lehk, oder (bei den Siamesen)
Dao Luk Kai (das Gestirn der Hühner*). Der Orion wird (von
den Kha So) Dohrya ho genannt.
Bei Aufzählung der verschiedenen Lao, als Lao Suay (^bei Sisa-
ket), die Lao Phuen in Siengkvang, die Lao Njoh in Müang
Lakong Panom (am Mekhong), werden die Lao von Viengchan
als die Lao theh (oder ächten) bezeichnet. Die einzelnen Dia-
lekte unterscheiden sich besonders in Anwendung der Betonungen
wie z. B. die Lao Njoh Reis (Khao) in der siamesischen Weise
aussprechen, die Lao Phuen aber verschieden.
Die Lao Suay, die sich selbst Xuai (Euergetes) nennen, be-
zeichnen die Juen als Kheo. Sie verehren die abgeschiedenen
Geister der Vorfahren (phi pho und phi meh), indem sie Opfer-
gaben von Hühnern oder Schweinefleisch auf einem kleinen Bretter-
tisch, der an der Innenwand ihres Hauses befestigt ist, stellen.
Früher trugen sie das Haar aufgebunden, wie die Juen, schnei-
den es aber jetzt nach siamesischer Mode.
Pferd — tsche.
B^opf — ploh.
Hand — ti.
*) Das SiebengestirD der Plejaden heisst beim Volke allgemein die Glnck-
henne (in Schwaben). Das kommt daher, weil unter den sichtbaren Sternen dieser
Gruppe einer ist, nnd zwar der vorderste, der als Henne die kleinen Köchlein
anffihrt und der zugleich alle übrigen Gestirne des Himmels zusammenlocken und
zusammenziehen kann (Meier). Ebenso in England die Kfiken.
:■%
4
Lac Snay. 299
Fuss — jttng.
Haus — duug.
Kleid — xüa.
Kuh — takeug.
Huhn — druai.
Ei — dselL
Regen — ma.
Blume — piel.
Arm — bleng.
Schlange — kanai.
Schlafen — bi langet.
Sitzen — taku.
Gehen — pa.
Haut — sankall.
Mann — khuai.
Frau — kapoi.
Kind — khanen.
Mutter — ameh.
Vater — apoh.
Reis — doi.
Wasser — da.
Feuer — oili.
Seilen — poeh.
Wird morgen kommen — pa pana.
Noch nicht gekommen — mlla bttn ba.
Vergiss nicht — tchü kla.
Die Buchstaben der Lao khom waren von Phra-Maha-Anon
erfunden und später vervollkommnet durch Phra-Phutthakhosa, der
sie dem priesterlichen Gebrauch reserWrte und für die Laien
die Lao Xai hinzufügte. Die alten Bttcher der Khamen werden
Khom genannt und die Buchstaben haben keinen Fuss (tiu)
mit unterschriebenen Vocalen. Bali heisst Pari im Kambodi-
Bchen. Kamoy sind Diimone, kambhut die vier Elcmentar-
geister der Zehen an Hiindcn und Füssen.
Die Khamen nennen sich selbst : Khamee.
„ „ „ die Laos : Lioh (soh und kemau, als
pung khao und pung dam).
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k
300 WMtlirh nn<] i^udlirh vom kAinbodi«rheii Se^.
Die KlianuMi nennen die Thai : Sieni.
„ „ „ „ Thaiyai : Siem tlioui.
„ „ „ „ Mon : Pohu.
„ y, „ „ Chin : Tschehn.
„ „ „ „ Birmanen : Pbama.
„ y 9, „ Jucn : Pamau.
„ „ „ „ Brahmanen : Phrahmaua.
„ „ fj „ Klia : Panong (Kadeh oderSanireln
oder Pnih.
Die Lao8 von Viengehan betraten das Land als die Ersten,*)
und Ikji ihnen fanden sieh Khamen von verschiedenen Seiten ein,
kommend und gehend.
In der Sprache der Lao Njoh bei Phanom (phi^ unterscheiden
si(!h manche Worte von dem Siamesischen.
sau — anhalten (jut im Siamesischen),
kabong — Fackel (thai im Siamesischen),
vau — sprechen (phhut im Siamesischen).
Das Siamesische x wird wie s gesprochen
sang statt xang,
suai ^; xuai;
femer bi „ phi (phi stta),
„ het „ ret (ßhinoceros).
Pfeffer heisst Prik jai (prik thet im Siamesischen).
Mais heisst Sali (khao pot im Siamesischen) aus dem Pali.
Kürbiss heisst Nak mo (fak thong im Siamesischen).
Kopf heisst khi kua (takua im Siamesischen).
Eidechse heisst ki kiem (chingchok im Siamesischen).
Ccntipcd lieisst ki keb (takhab im Siamesischen).
Der Dao thai oder das Gestirn des PHuges bei den Siame-
sen (Sao cay oder Pliugstern im Annamitischen) heisst bei den
Lao Dao llao oder das Gestirn der llaubenschlange (als der
Orion), der Dao luk kai oder das Gestirn der Henneu-Kinder;
*) Les niontAgnards de la province qui confine a ceUe dTunnan en Chine
pr^tendent i^tre le plus ancien peuple de ce pays et s'appeHent pour cette raison
Quan-to (Pancien peuple). lU regardent les autres Tonqiiinois comme des colonies
des ChinoU. Us ont nne langne diff<^rent (Paver).
»
Thai. 301
heis8t das des HtihnerheerK (dao kai uoii Den grossen Bär nen-
nen die Kanibodier das Crocodü.
Die Lao feiern nur einNeujalir (Snng kan kam) im tUnften
Monat, und das neue Jalir lieisst Sang KIian-Kham, der Eintritt
der Regenzeit. Wenn Kinder vor dem Zalnidurelibnicli sterben,
werden sie begraben (statt verbrannt), ebenso an schwerer
Krankheit Erliegende im Walde, fern vom Dorfe. Ein mit Zäh-
nen oder anderen Zeichen eines Dämonen geborenes Kind wird
in Ceylon an einen Baum genagelt.
Die Lao in Viengchang nennen sich selbst Thai, ebenso wie
die Siamesen, während sie von diesen als Lao bezeichnet wer-
den. Thai Ciengmai sind bei ihnen die Lao von Xiengraai,
Thai kha die Kha, Thai Lava die Lava u. s. w. Ihre Sprache
gleicht der Siamesischen, nur dass die Betonungen in anderer
Weise ven?v^andt werden. Einige Worte sind indess verschieden;
Preh — Kleider (pha im Siamesischen).
Ai — älterer Bruder (phi im Siamesischen).
Uay — jüngerer Bruder (nong im Siamesischen).
Aeoh — singen (rong phleng im Siamesischen).
Meh tao — Grossmutter (jai im Siamesischen).
Pho tao — Grossvater (ta im Siamesischen).
Huay — Fluss (menam im Siamesischen).
Khttn hot — sich erinnern (nük thüng im Siamesischen).
Phu — Berg (phu khao im Siamesischen).
böng — sehen (du im Siamesischen).
wau bhasa thai dai bo? — Sprichst Du die Thai-Sprache V
(put bhasa thai dai im Siamesischen).
Wenn von Thai khamen, Thai Phama, Thai Khek, Thai Chek
gesprochen wird, so nennen sich die Siamesen selbst Thai theh
(die ächten) und erklären Thai als khon phu di (einen Edelmann)
oder Phollarüen als einen Hausbesitzer, der weder Kha*) (Diener)
noch Sklave (That) ist.
Bei den Laos herrschte die weibliche Linie vor, und das
auf Pandaia (der mit ihrem Vater vermählten Tochter des
*) Der Volksname trägt die doppelte Bedeutiiug, wie Slawen oder Sklavonen,
Qtien, Daken u. s. w.
302 Westlich und südlich vom kambodiscben See.
Hercules) zurttckgeflihrte Vorwalten der Frau unter den Pandae *)
findet sich in der Polyandrie der Paudn. Nachdem der Held
Kegava mitKama diePandava**) in Indraprastha (der im Klian-
dava- Walde erbauten Stadt) angesiedelt hatte, zog er nach Dra-
ravati zurück (nach dem Mahabharata). Ueber Pandya-desa
herrschte Pandya (Akriva's Sohn). Pandya in Sttdindien begriff
Madnra und die Provinz Coimbetore. Das alte Reich Kala-
minha wird auf die Peguer oder Mon***) bezogen.
In der Nähe von Myang Lu«ang Phrabang und Viengchan
sollen sich alte Monumente finden, die aber nicht (gleich denen
von Patai Sanian und Nakhon Vat) aus Steinen, sondern aus
Ziegeln erbaut sind. Die zwischen Kabin und Thasavai gelege-
nen Grenzstädte werden von Laos bewohnt, die zum Anlegen von
Landstrassen nach der Zerstörung Vieugehan's dort angesiedelt
wurden. FrUl)er waren die Lao, wie die übrigen Nachbarländer,
von Korat abhängig. In der Sprache der Laos hat sich noch
die Vervielfachung 7) der Worte für einzelne Modificationen erhal-
ten, ehe sie in Generalisirungen aufgehen. Ihre Dialekte sind
*) In Betreff der Sogdianischen Stadt Panda bemerkt Lassen, dass Panda
für dessen Bedeutung „weiss^ sich im Sanskrit keine Wurzel findet) ursprünglich
der Eigenname des aus dem Norden eingewanderten Konigsgeschlechtes gewesen
sein konnte, das im Sanskrit später Arjuna genannt sei. Unter Augustus wird
ein Paudion als filog Avyovarov und von Strabo eine Gesandtschaft des Pandion
nach Rom erwähnt (s. Schwanbeck). Pandia (Ttatnaty rcav deofp firirrjQ) war
Tochter des Zeus und der Mondgottin (Seleue), und dem Zeus, als aller Gotter
Vater, wurden die Pandia in Athen gefeiert. Pandu herrschte über Kurudesa.
^*) Drau päd i, Tochter des Königs Drupada der Panchala, hiess gleichfalls die
Schwarze oder Krischna. Dem Judhisthira wurde noch die Devika, Tochter (des
Königs der (ibi (StßaC), vermählt. Pandion war Sohn der Pasithea.
***) £n Kouangsi habiteut les nombreuses et anciennes tribus ind^pendantes
des Pho, des Lo et des Man, chez lesquelles las nouveaux souverains mongols
de la Chine «tablirent des Directions de paciflcation (fanousse) sous la d^nomi-
nation g^n^rale de Magistrature des Man, qui ob<*issent anx Yuen ^trangers 00
barbares, bemerkt Pauthier, der Marco Polo's Tholoman durch To-lo-man (let
nombreux barbares Lo) erklärt, als Lo oder Lo-man.
t) The Kasians are very lavish of words to express their most common ideas
and often make use of terms very specific in their application. For instante ths
Word „to wash^ has no less, than six synonymes in this langnage, as tat (to
wasb the bauds), bata (the face), sieh (the head), sum (the body), kling (a TeMal)|
Karen.
303
vielfacli, ebenso wie die der Karen, von denen icli über die am
Yunsalem folgende Worte erhielt:
Haus — hih.
Gehen — beir (lay).
Kommen — hai.
■
Reis — hntah.
Baum — thay, bei den Sgau : the, bei tlcn Pwo : theing, bei
den Hhgai: theu.
Bilft'el — Panah, bei den 8gau: pana, bei den Pwo: pana,
bei den lihgai: panay.
Ziege — niaytelay.
Tiger — botuh, bei den ögau: bothao, bei den Pwo: khe,
bei den Bhgai: taypaclie.
Elephant
— kasoh.
Fisch
niah.
Banane -
— takwuithah.
Kürbliss
— luhkaethah.
Paddy -
- buk.
Tabak -
- nia 1
^ou.
Silber
kyeh.
Gold
tuh.
Priester -
— Tsotho.
Karenni
Shan
tho (oder htye)
nan
Uli
pleih
lay
hin
moh
<*anwan
hih
hun
miattoh
nuin
deingnu
I)tah
klah
pei
Thoungtn.
tih — Wasser,
niili oder me — Feuer,
la — Mond.
muh oder mll — Sonne,
lan — UauH.
tide oder tilentu — Sehen,
andoh — Sprechen,
loch — (ieh<Mi.
Die Gaundo iin Lande der Karenni begraben in Hosen. Die
Karenni verehren nur den Hinnnel (mo-ih) und die Krde (heh),
uit (the clothes). The Kassias iiiake iise of a large iiumber uf iiieiguiflcaDt par-
tlcleB as ba, nah, tech, niost of which are uierely euphouic (s. Robinson). Die
drei ersten Pronomina sind Nga, me oder pba, und u.
304 Westlich uod südlich voio kan»b<u1igr.hen S««.
weil sie nichts Anderes llirchteu. Die Gottheit ist Butschih. Den
Nat Gaben bringen heisst Lo-ih. Die Thungthu bezeichnen die
Nat als Kndan.
In der Si)niche der Paloang (die sich selbst Ta-ang, die
Birmanen Berane, die Shan Szeani, die Khyen Khan, die Chine-
sen Kay nennen), heisst:
Fener — ngrar, bei den Khyen: aitab.
Wasser — ohni.
Sonne — za-gna.
Mond — kiarr.
Baum — heh.
Sehen — jout.
Gehen — hau, bei den Khien: tein.
Kommen — wing.
Gut — hmumb.
Schlecht — zau.
Himmel — pleng.
Gott — Pra.
Priester — Sabun.
Dämon — Ganara.
Tempel — Sadi.
Thee — miam.
Fürst — hokam.
Häuptling — Kunsa.
Mann — hi, bei den Khien: panganioh.
Frau — ipau.
Gut — hmumb.
Schlecht — zau.
Stern — samain.
Tag — juum.
Nacht — zegnay.
Stein — mau.
Fluss — miet.
Pferd — bran.
Kuh — mo.
Roth — ruing.
Weiss — bloh.
PaloDng. 306
Schwarz — wang.
Berg — zunlal.
Stadt — kühn.
Ei — ngaau.
Vogel — sibr.
Warm — meitt.
Kalt — katt.
Bei den Shan, die sicih selbst Tai-haiin nennen und bei den
Palonng, die die Khyen als Tsehan bezeichnen, Tai genannt
werden, heissen:
die Karen : Tschauk, bei den Taleing oder Mon : Kareng,
bei den Thoungthu : Yang.
die Chinesen : 'f schay, bei den Taleing oder Mon : Kerok,
bei den Thoungthu : Khay.
die Birmanen : Man, bei den Taleing oder Mon : Kameah,
bei den Thoungthu : Man.
die JSiamesen : Junkschan, bei den Thoungthu : Pachoton
(Yudia).
Bei den Karen-ni, die sicli selbst kaya nennen, heissen:
die Birmanen : Mia, die Chinesen : He, die Karen : Kalo,
die Thoungthu : Piahou, die Shan : Pieh.
Ueber die Sprache der Sthieng erhielt ich von einem fran-
zösischen Missionär folgendes Vocabularium :
Wasser — dahk.
Feuer — unj.
Baum — temtjü.
Tiger — kla (kambodisch).
Elephant — roej.
Pferd — sze (kambodisch).
Mensch — benih.
• Mann — du clö.
Frau — du uhrr.
Kopf — bohk.
Auge — mat (pe mat).
Sehen — sao.
Sprechen — la.
Unterhaltung — sengaic.
Baitian, KeUe iu Kuubodia. IV. 20
306 WosUich uud südlich vom kanibodiscbfii See.
Sonne — narr.
Mond — keih.
Sterne — semenjh.
Dorf — poh.
Gut — klcnje.
Schlecht — apeh.
Nicht gut — pou klenje.
Furcht (fllrchtcn) — hpung.
Liebe (lieben) — stirlcnj.
Berg — buom.
Himmel — trohq.
Dämon — brah.
Vorfahr — iaou.
Vater — mom.
Mutter — meij.
Aelterer Bruder — iemm.
Jüngerer Bnider — oh.
Enkel — khon sao.
Thier — paij.
Bananen — priht.
Blumen — kao.
Reis — pien.
Kauen — sa.
Essen — sum pien.
Büflfel — peh krepü.
Huhn — peh (paij) ihr.
Crocodil — krebtth.
Papagei — teth.
Salz — boh.
Jahr — snam.
Finger — englau.
Hand — kon tili.
Daumen — me tih.
Zeigefinger — englau boh.
Mittelfinger — chin ham.
Ringfinger — kon sarr.
Kleiner Finger — kon teth.
8thieiig. 307
Fortgehen — duli.
. Morgen kommen — luauwih.
Gestern angelangt — dctj tat Iioij mobonau.
Von dem Dorf kommen — lu a poli.
Zum Dorfe gehen — han a poh.
Thcilung der Früchte — tatjiek oii bou.
Ich — heih.
Du — mainah (im Masculiu).
eih (im Feminin.)
Er — pang.
Die Vergangenheit wird gebihlet, indem man detj vor und
hoij hinter das Verbum setzt.
1 )l 3 1 6 (i 7 HO
mouoi, bahr, peij, puohnn, prahni, pravv, pohk, hpahm hzin,
10 20 30 100
jematt, bahrjet, peijet, riang.
Gleich den Ladeh, Banar, Charai, 8edan leben die SthUng
in langen Häusern, die auf Leitern erklettert werden (wie im
Gebiete der Apaches).
Die durch die äussere Palissadenreihe eingeschlossene Area
enthält einen grossen Theil verwüsteten Landes, innerhalb welches
Udong dreimal seinen Platz gewechselt hat, so dass Jetzt neben
der wirklich existirenden, als neuesten »Stadt, die Trümmerstätten
zweier früheren eingeschlossen sind. An den Ecken des Walles
finden sich Thümie, und in dem Tempel eines der dortigen Stcin-
Prasat sah ich eine grosse Buddhafigur. Ehe der Vater des
gegenwärtigen Königs seine Residenz nach Panompeng verlegte,
von wo er erst später nach Udong zurückkehrte, stand der Palast
auf der Stelle des jetzt sogenannten Vang kao (das alte Schloss),
neben dem die Ruinen des Vihan erhalten sind, der zu dem an-
stossenden Kloster gehörte. In der Nähe trifft man einen andern
Vihan, wo in alten Zeiten ein Phra mächtiger Gewalt aufgestellt
gewesen sein soll. Seitdem ihn aber die Siamesen fortgeführt
haben, ist nur ein Chao übriggeblieben, der freilich noch immer
stark genug ist, die Wünsche des gemeinen Plebs zu erfüllen,
und deshalb von solchem auch fortfahrt Verehrung zu empfan-
gen. Die Siamesen unterscheiden Chao sing oder Besessenheit
20*
308 Westlich und südlich irom kambodischen Se«.
durch einen Genius von Phi sing ju, das Einfahren eines Teu-
fels. Auf dem Platze des alten Palastes (Yang Khao oder Yang
Xa) wurden die Bilder eines Boht an der Thdr durch Stein-
löwen bewacht.
Bei dem vielfachen Wechsel der Residenzen hat man zur
Sicherheit die Keichsinsignien nach einer abgelegenen Sumpf-
stadt Balai gebracht, wo sie von den Brahmanen gehtltet
werden. Der König von Pegu (sagt Balbi) ftlhrt eine grosse
Hoflialtung, liat etliche unterschiedliche Wachen, und sonderlich
einen inwendigen Hof stracks gegen den Ort, da er aus und ein
zu gehen pflegt, von vielen ßramas oder Soldaten, dieallesammt
auf der Erde sitzen und ihre Rüstungen auf einer Stange vor
sich haben (1580). Auch sind die Brahmanen besonders in den
Mantra's*) bewandert. Die siamesische Yorgeschichte deutet auf
eine Herrschaft, älmlich der im nördlichen Kerala eingeführten
Brahmanen, die später an der Stelle ihres dreijährigen Yorstandes
einen Häuptling aus der Kriegerkaste ernannten.
In trockenen Plätzen werden die Maulbeerbäume vier- bis
sechsmal im Jahre beschnitten, aber in anderen nur zweimal,
einmal nach der Ueberschwemmung und einmal gerade vor den
Regen. . Die jungen Blättchen werden dann , eben nach dem
Hervorsprossen, abgepflückt, um die Würmer zu füttern. Die
Eier kommen in 10 Tagen aus. Die Würmer werden ganz
mit Blättern bedeckt und fressen für 80 Tage, in welcher
Zeit ihre grüne Farbe zu einer gelben wechselt. Dann sind sie
reif und werden auf Gitter gelegt, wo sie sich einspinnen.
Nach 10 Tagen kommen die Schmetterlinge hervor, also am
*) According to the Ceylonese Drahma liimself was the original antbor of
rharms, but the science was afterwards ainplifled by nine Irsbis or learned pundite,
who lived in India. It is divided iuto 8 difTerent parts orCarma l) Mohona(the
power of inducing swoons, 2) Stambana (illicit sexual intercourse), 8) Otchatina
(expulsiun of deiuous), 4) Aakarsaua (compelliug the attendance of demous),
5) Wibeysana (destruction by discord), 6) Mnrana (causing death), 7) Tambanaya
(power of imprisoning), 8) Paysaua (power of ciiring diseases). Die Birmanen
sprechen viel von dem Verlust der vierten Veda voll mächtigster Zauberkraft w1«
das sechste und siebente Buch Mosis, das iu Tübingen an Ketten liegt (Dich
Meier) gleich der Schrift der Jainas (nach Tod) im Tempel von CblDtamuii.
Seidenwürmer. 309
50. Tage. Wenn zur Verfertigung von Seide bestimmt, wird
der Coeon am 2. oder .'). Tage seiner Bildung (am 42. oder
43. Tage) durch heisses Wasser getödtet und dann abge-
sponnen. Die weissen Coeons werden geringer geachtet als die
gelben, die gebleicht werden kr)nnen, indem man sie im Wasser
mit Alaun macerirt und dann der Sonne aussetzt. Um blau
SU fiirben wird Indigo gebraucht, zur rothen Farbe der Lak.
Grün wird aus Gelb und Blau gemischt. Die Seide wird von
Pauompeng sowohl nach Saigon, wie nach Bangkok verführt. Auch
in Annam wird Seide*) gezogen.
Von den Früchten des Somrang-Baumes wird ein wachs-
ähnliches Oel extrahirt und mit Bienen wachs gemischt, um Ker-
zen zu verfertigen. In den Bergwäldern wächst der Sullah ge-
nannte Baum, aus dem die Wilden eine Wachsart gewinnen, die
sie nach Destillation in Bambus von der Form der Kerzen ver-
arbeiten. Die verschiedenen Arten der Bananen können sclion
vor der Frucht an den Farbenschattirungen der Blätter und des
Stammes erkannt werden. Die rothen Samen der Xamphu-Frucht
(Jambosia) werden mit der Asche einer dornigen Pflanze ge-
mischt, um eine dunkelrothe Farbe zu geben. Durch Zuftigung
von Lak wird ein gelbliches Roth gewonnen.
Die Kambodier haben oval gerundete Köpfe, breite, aberzugleich
in die Länge gezogene Gesichter, und sind ungeschlacht in ihrer
Haltung, indem der Oberk()rper unverhältnissmässig lang, die
dicken und gekiümmten Beine zu kurz sind. Das Weisse des
Auges scheint blendend her\'or, und die Haare neigen zum Kräu-
seln. Der Mund ist breit und weit, die Stirn herUberstehend, die
Nase niedergedrückt und stumpf. Doch finden sich, wie in jeder
Race, alle Arten von Physiognomien, aucli gerade oder Adler-
nasen sind nichts Seltenes, obwohl die Nasenlöcher fast durch-
gängig erweitert sind. In Vergleich mit dem durch die Fluthen
nördlicher Einwanderungen mit neuen Scliichten tiberdeckten Siam,
blickt in Kambodia deutlicher die ursprüngliche BeviUkcrung
*) Les cocons Bout petits, de couleiir jauiie et oDt uue apparence grossiere.
La Serie des operatious qui constitueiit iVIevage da ver k soie et la prodiiction
de» cocoDS et de la graine »'accomplit en uiie periode de 45- 5() jours. Les
Mofs De se gardent qne dix joiirs, ils ^closent ou bout de ce temps.
310 Westlich ond südlich Tom kambodischen See.
hindurch, die aus ihrer früheren Verbreitung über das benach-
barte Festland und die Inseln jetzt nur in isolirten Tfümmer-
resten hervorsteht.
Das Durchbohren der Ohren, um Schmuck hineinzustecken,
findet sich in Kambodia jetzt nur bei den Frauen. Im vierten
oder fünften Jahre werden ungefähr fUnf HolzstUcke in das Loch
eingettlgt, und ilire Zahl jährlich vermehrt, bis sie im fünfzehnten
Jahre auf zwölf bis dreizehn angewa(»hseu ist. Nach Verdienst
besonders Begierige machen auch wohl gleich im Beginne eine
grosse Oeflnung, indem sie einen Keil hindurchschlagen. Wenn
dieser Keil, in's Wasser geworfen, untersinkt, so ist es ein böses
Omen, dagegen aber zeigt er schwimmend Glück in der einge-
schlagenen Richtung au.
Die Bibliothek im Kloster war ziemlich gut verschen, da der
Abt, der in Bangkok studirt hatte, bei seiner Versetzung von
dort eine Bücherladung mitgebracht hatte. Mit den Archiven im
Palast war es indess schwach bestellt, da unter den steten Kriegs-
wirren die meisten Documente untergegangen waren und eine
grosse Zahl ausserdem bei dem Brande des alten Palastes zer-
stört sein sollten.
Der Inbegriff der heiligen Schriften wird von den Buddhisten
als der Ausdruck des Dharma (des Gesetzes') verehrt, des von
Buddha gesprochenen Wortes. Nach Roth bezeichnete Zedek
(Sydyk) oder Gerechtigkeit (als deren Kinder die acht kosmischen
Gottheiten genannt werden) die Urgottheit der Weltordnung.
Pali meint zu schützen und zu bewahren, nänUich den Inhalt der
religiösen Bücher. Die Heiligkeit der Dhamma verknüpft sich
mit der jeden Buches*), und in China bilden sich (nach Doolittle)
Schriftpapier-Gesellschaften, die Träger in der Stadt umherschicken,
um alles alte Schreibpapier zu sammeln und dann feierlich zu
verbrennen.
In der Kenntniss des Dharma liegt die volle Harmonie der
*) Der Missionär Boardmaii fand (1828) bei seinem ersten Besuche Tavoj^s
unter den Karen der dortigen Provinz ein en^Iisclies Gebetburli, das sie, ohne
Beine Bedentiiiig zu keunen, als hoiies Ileiligthnm verehrten. Sie waren auFserdem
elf Jahre früher von einem niohamedanischen Russer besucht worden.
Predigten. gj^.j
Erfüllung, die dem noch nicht dahin Ziirttck{?ekehrten mangelt,
nnd 80 Bah auch Anaximander in der Entstehung der Welt eine
Art Abfall (wie er sich in den allmäligen Emanationen des per-
sischen Gnosticismus zeigt) und nannte sie deshalb eine Beein-
trächtigung (Adikia). Aehnlieh den dreissig Aeoncn der Valen-
tinianer strömen die Dhjani aus Buddlia aus.
Den Predigten Buddha's lauschen, ausser Thevada und Phrohm,
auch Kumbhas, Nagas, Kinari und andere Fal)elwesen, wie den
heiligen Antonius die Satyr illr sich und die Faune um Für-
sprache bitten. Asvagosha predigte den Pferden, und noch 1T84p.d.
kniete, nach dem Zeugniss eines Kapuziners aus Appenzell, ein
Esel vor der Hostie (s. Schlr»zer). Der Philosoph Animonius be-
sass (nach Photius) einen Esel, der sein Futter unberührt Hess,
wenn er Gedichte vorlesen hörte. Von Pythagoras sagte man,
dass Ochsen und andere Thiere ihn verstünden.
Von den Dhyana ist das Fünfte zu vermeiden, als über die
Grenzen transccndentalisch hinausführend. Für die mvstischen
Hebungen der Kasina dienen Patliavi (Erde), Apo (Wasser), Tejo
(Feuer), Wayo (Wind), Nila (blau), Pita (Goldfarbe), Lohi'ta
(blutigroth), Odata (weiss), Aloka (Helligkeit) und Akasa (der
Raum). Nach den Trai-Phet ging die Entstehung
des Phalaikan-lom (des primitiven Windes der Zerstr>rung)
„ Phalaikan-phlöng „ „ Feuers „ „ und
„ Phalaikan-nam „ „ Wassers „ „
der Schöpfung der Welt vorher.
Die Palibücher sind zuweilen in siamesischen Schriftzügen
abgefasst, besonders solche, die die fllr Gebete üblichen Fonueln
(Mon) enthalten (z. B. das Chatunibat-Angkhutarauikai) , und
zwar geschieht dies zum Besten der Frauen, da dieselben durcli
den Versuch, die heiligen Charaktere (Kh(mi) der Religionsschriften
zu lesen, eine grosse Sünde (bab) begehen würden, und in Folge
der diesen innewohnenden Kraft (Rith) sogar gefiihrliche Be-
schädigungen davontragen miichten. Eine besondere Art, die
siamesischen Erklärungen der Palibüclier zu schreiben, heisst
Nongsü-Sab und ist aus beiden Sprachen gemischt, da die Pali-
Buchstaben durch neue Zeichen ergänzt werden müssen, um alle
'*■ . ■ i-
312 Westlich und sudlich vom kambodischen See.
die Cliaraktcro des reichhaltigen Veniaciilar-Alphabets wieder-
geben zu können.
Die jetzt NongsU genannten Blleher werden als Banuang
(Baumblätter) erkiHrt, finden sicli aber Nongsü geschrieben, als
ob bemalte Felle bezeiclinend. Die NangsU-So sind alte Charak-
tere, wie sie bei Ornamenten an Schiffen und Gebäuden ge-
braucht werden. Eine abgekürzte Schreibart, die sich noch zu-
weilen in alten Manuscripten findet, heisst Tua-Jo. Nach der
Papancha-Sudani war der Brief, worin König Bimbisara von
Rajaghaha dem Könige Pukkusati von Takkasila die frohe Bot-
schaft von der Erscheinung Tathagata's verktlndete, mit vier-
eckigen Buchstaben roth auf ein Goldblatt geschrieben (s. Alwis).
Die Birmanen graben auf den in Pagoden niedergelegten Silber-
platten die viereckigen Charaktere der Kyouktsa ein. Xieng*)
(hübsche Ameise) wird in den alten Charakteren, die nicht, wie
die jetzigen Siams, gerade sind, als Xeh (schräg) erklärt. Nach
dem chinesischen Gesandten glich die mittelalterliche Schrift
Kambodia's der Hoie-hu oder Uiguren**). Alte Schriften Siams
sind oft voll von Laos-Ausdrücken, und das Tamra-Xang (Lehr-
buch über Elephanten) genannte Werk entliält eine Menge kam-
bodischer Wendungen, deren siamesische Bedeutung in der von
mir gesehenen Ausgabe mit späterer Handschrift zwischen den
Zeilen zugefügt war. Die Raxasab oder kiuiigliche Sprache
wurde in Lophaburi durch die Parohit ausgebildet, besonders in
der Regierungszeit des Königs Narai, und enthält viele Kham
Xava, die aus den Büchern der früher häufig Krung Kao (Ayuthia)
besuchenden Khek Xava (Javanesen) stammen. Die NongsU Sab
enthalten in den Rangsprachen die hochtrmenden Phrasen, die
ftlr Dramen (Lakhon) oder andere Zwecke den Hofdialekteu von
Kamphuxa (Kambodia) oder Xava entnommen sind. In den iu-
*) Auch alte Bezeichuung fOr Stadt. Marah Silu grAiide te die Stadt Semadra
(Samatra) auf dem Hügel, wo er eine grosse Ameise gegessen.
**) Les alphabets barman, le Rakham et le Bali d'Awa soiit cenx, qui «fltent
la plu(» grande conformit^, surtout ce dernier qiie la forme carr<^« de ses Clement
xapprorbe de IVcriture, attribuee a Passepa.
■:^L:- ^
Pali-Bocbstaben. 313
dischen SehauRpielcn werden von den Personen verschiedene
Yolksdialekte geredet, nnd ein künstlicher von den Pisachi.
Zur Verbesserung des siamesischen Alphabets wurde Sipra&u-
Maharatkhru vom Könige berufen. Das von dem jetzigen Kö-
nig erfundene Alphabet ist von ihm Aryakakkharang oder Arija-
Akkhara (Buchstaben der Arj^a oder Heiligen) genannt, und soll
gleichzeitig fllr die Uuciist^iben der Alpliabete im Pali, Siame-
sischen und Englisclien dienen.
Die siamesisdien Charaktere des Pali*), als von Kambodia
gekommen, lieissen Akkhara-Khom, und differiren etwa« mit
den in den Laos-Liindern gebräuchliclien, mehr aber noch von
dem Birmanischen. Phra Kasob erfand auf der Sangkhayanai
die Pali-Buchstaben.
Aus der Phasa-Xava sind manche der profanen Bücher in's
Siamesische übersetzt, während in den Keligionsschriften das Pali
an die Stelle des Kavi**) tritt. Die Charaktere des Pali stellen in
nächster Beziehung zu den sUdindischen, wie sie von Tamulen
nnd Telinganen, sowie auf Ceylon und Java***) gebraucht wer-
*) The PaU has also re<^eiyed the designation of Tantri, the string of a Inte
(in the Abhidhanapadipika) its Sanscrit cognate being tautri (Alwls). Buddha,
wbo rendered his tepitaka words into Tanti (tantra or doctriues) did so by means
of the Magadha-language (Vibhanga-Atnva). OewöhnUch wird Pali als Reihe
oder Ordnung erklärt. Praya Pru Thommakesan, king of Kamboja, was the flrst,
who made use of the Khom- Alphabet (Low).
**) Kavi helsst im Pali ein Gelehrter wie in Java deren Sprache. Die aus
sich selbst geborene Kawe erzengt (bei den Finnen) die Sühne der Kunst und
des Gesanges. Kevan (Kronos oder Saturn), als Name des phonizischen Gottes,
hingt in seiner Zeudform Kavijan mit dem imZend und Sanskrit vorkommenden
Kavi zusammen, das sich im Neupersischen in der Form Kej (Kai) erhalten hat
und der Hohe oder Erhabene (El Eljon im Semitischen) bedeutet, bemerkt Roth,
der damit auch den persischen Konig Kepheus (oder Kephenes) zusammenstellt.
Im Sanskrit wird Kavi sogut auf die Sonne wie auf ^ie Seher augewandt. Brahma
Ist Adikavis, der zuerst die Welt als Gedicht geschaffen hat. Kava (Kavi oder
Kai) ist Titel baktrischer Ronige, auch als Lügenprophet gebraucht (nach Hang).
Boim Trinken des Kava wird auf Fiji an dem Bure geopfert. Die Siamesen er-
kUren Kavi mit Nak-Prat, ein im Wissen Hervorragender. Ihre Konige nennen
sieb schon seit alter Zeit in einem Worte, das eigentlich Sonne bedeutet, Kavi.
bonerkt Benfey von den westlichen Asiem oder dem eigentlichen Zend-Volk.
*) Nach Jamblichus wurden in der Schrift der Javanesen die Zeilen von
i.
.1
*-A^.-.
-• .
314 Westlirh und eüdlich vom kambodischen See.
den. Die Siamesen (die die Reihen der dem Dravidischen eigen-
tliUmliclien Cerebralen spUter zugefUgt haben), unterscheiden drei
Sibilanten, den Devanagari-Alphabeten entsprechend, als 8a-ko,
so-bo und so-lo. Im Kavi (den Akkhasa Bauddlia) findet sich
aber, wie im Pali, nur ein S-Laut. Die Lao unterscheiden die
Akson Phra von denen der Akson Krahatt oder Buchstaben der
profanen Blicher. Bis zur Einfllhrung der Palmblättcr-BUcher in
Kambodia soll das Pali mit siamesischen Bucltstaben geschrieben
sein. Nach Ferguson erwähnt Panini Schriften auf Olas- (oder
Palymyra-Palme). Die ursprünglich im Lande des Bodhi-Bauraes
(Mahaphoth) gesprochene Sayama-Phasa wurde von dort mit den
Einwanderern nach Siam gebracht. Im Siamesischen finden sich
elf Betonungen (Sieng), drei der Akson sung (samö, ek, to) und
eben so viele der Akson tham, aber fünf der Akson klang (samö,
ek, to, tri, chattava). Auf der in Sukhothay gefundenen Inschrift
sind die Worte meistens mit gleichlautenden Synonymen verbun-
den (wie mai-lai oder Holz), umdas Lesen melodisch fphrat) zu
machen nach der bei den Laos gebräuchlichen Manier, während
auf der späteren Inschrift von Kamphengpet die Sentenzen in der
siamesischen Weise einherlaufen.
Das Vemacular zeigt nach den Provinzen Slams dialektische
Verschiedenheiten. Von der gewöhnlichen Volkssprache ab-
weichende Ausdrücke sind in der Phasa-thay-kha-luang (die Rede-
weisen der königlichen Sklaven), und die Fremdwörter der
gelehrten Rangsprache, in dem Sapphanam des Chindamaui
erklärt,*) zeigen sanskritische Mischung. Nicht nur die Pro-
obeii nach nntün geschrieben (bei dem damaligen V^orwalten chincsibcheu Ein-
flnsses). Die Zeuge wurden ähnlich wie in Komeratta verfertigt, und dte Be-
wohner hatten, gleich den Pyn, die Zunge gespalten (nach Schlangenart).
*) Die herrschenden Idiome, deren die Gebildeten und Gelehrten nnter einander
im Umgange sich bedienten, waren zur Zeit des Rector Jehuda (250 — 2d2) theils
da« Hebräische der Schrift (Leschon Thora) theils das Neuhebräiscbe, wie es tich
als Gelehrtensprache (Leschon Chachamim, Leschon Rabbanan) gestaltete, theils
endlich das reine aramäische der Volksmasse (Leschon Hedjot), und das sprachliche
Rewusstsein von diesen drei Idiomen war so lebendig, klar und natürlich , dass
eine gesuchte Abweichung von diesen Idiomen in der Unterhaltung schon unter
Samuel und Rab für eine Vornehmthuerei . fßr ein Ausdruck des Stolzes galt«
<JF
i*
Srhrift. 315
nomina; sondern auch andere AuRdrttcke ändern Bieli nach dem
Stande des Sprechenden oder des Angeredeten. In der Sprache
der Sklaven werden Speisen Boripliok genannt^ in eleganter Rhe-
torik heisst scliicken Xai-soi. Das sanskritisch entleimte Sarttt
wird mit Samrct (vollendet) erklärt. Der Tod des Krmigs
wird ausgedrtlckt durch Savannakhot, Surakhot, Xivongkliot.
Das Pali-Wort Vattang ver\vandelt sicli im Siamesischen in
Phrot nach dem sanskritischen Baratta. Die Siamesen geben Tua-
Prot durch Ong thi tlieng mi wieder, und Song-Phrot meint das
Leben eines Dabot (Einsiedlei-s) ftlhren, unter Beobachtung (Pra-
phrUk) der ReligionspHichten. Im Pali correspondirt das Wort
Phra mit dem siamesischen Wort, aber Phaya ist eine siamesisclie
Formation, die in solchen Fällen gebraucht wird, wenn Raxa
im Pali stehen würde. Chao entspricht dem Pati des Pali. Bahn
(Dorf) wurde früher auch für Myang (Stadt) verwandt. Lassen
identiticirt Banavasei (bei Ptolemäos) mit Vanavasa, das der
Sthavira Raxita bekehrte.
In der Sprache der Laos wird ein Boot Lüa genannt, in
der der Tliay-yai Hüa, in der der Tliay-lek Rüa (und dies würde
durch birmanische Prononciation zu Yüa werden).
Khien meint schreiben im Siamesischen, aber auch malen
(Xang Khien ist ein Maler), wie meljan bei Ulfilas, der singen
statt lesen sagt (sigg van bokes). Venantius Fortunatus spricht
von pingcrc runas. Die Anfänge des Sclircibens werden mit
Speckstein auf schwar/en Tafeln von den Siamesen gelernt.
Wenn sie auf den T<afeln rechnen, so wischen sie die hingeschrie-
benen Ziffern jedesmal wieder aus und kiumen deshalb nie eine
Probe anstellen. Die zum Schncllschreiben gebrauchten Ziffern
heissen Lek-hang, weil sie nur einen schwanzartigen Anliang ihrer
vollen Fonn bewahren. Verschieden von den bei raschem Rech-
Als Abweichung von diesen drei Idiomen galt die Benutzung altpersischer Worte
(Leeclion Parsi, Lischana de Parsai) fTir Dinge, welche in Jenen genannten Idiomen
•Inen Ausdruck hatten, vorzuglich aber wurde Jenes entartete, von Syrern, Naba-
tiera und anderen aramäischen Stämmen durch Rinfluss der Griechen, arischen
Volker, der Araber u. s. w. umgestaltete Aramäische, das durch mächtige Ver-
hiltnisse in dem allen fremdeu Einflössen zugänglichen Kreise herrschend ge-
worden, als Abweichung angesehen (Fürst).
316 Westlich und südlich vom kamhodischen See.
neu gebrSuichliclieii Lek Vat (Klosterziffern) sind die sorgfilltiger
ausgeführten Luk Pacliong (als ornamcntirt). Kun-haug sind die
aritlunetischen Regeln. Das Buch Benja-matra handelt über die
Anfange der Arithmetik. Die verschiedenen Schattirungen der
Handschrift werden von den Siamesen als Sai-mü (Farbe der
Hand) bezeichnet, und Langsü wird ftir Bücher gebraucht, wie auch
Nongsü.
In den Verscompositionen vertlieilen die Siamesen den Accent
Mai-Ek und Mai-To an gewisse Stellen, ohne Rücksicht auf
ihre Geltung in der dritten Klasse (verglichen mit der ersten und
zweiten), um für das Auge die Regelmässigkeit herzustellen, auch
oline Zusannnenhang mit dem gehörten Rhythnms.
In den Kham Khon balm nok (oder dem Jargon der Pro-
vinzialen) wird Namen oder Anreden gewöhnlich oh prefigirt,
wie Oh Rot, Oh Xangmai (der Zimmermann), Oh Nndeng (rotlies
Mäuschen, als P.igenname) u. s. w., kann aber auch den Werth
des Artikels gewinnen.
Die Bücher des Traipidok fllgen dem Pali ♦) (Text) die Er-
klärungen in der Athakatlia, Dikha und Jochaua hinzu. Wie
Maliinthathen die Athakatha, verfasste Proklus (nach Mariuus) den
Commentar zur orphisclien Sage. Die Trai-Pidok ist grösstentheils
in Versen geschrieben. Das Phra-Baramat enthält über 100 Phuk
(BlätterbUndel), das Phra-Vinay 84 Phuk, das Phra-Sutr 200 Phuk.
Die Kantha Vipangkhini gehört zum Phra-Baramat. Die Plira-
Matika handelt im Baramat von Kuson und Akuson. Das Phra-
Yamok, das im Abhidliamma über paarweise zu beobachtende Vor-
schriften spricht, trägt den Titel Yamaka Ich Atthakatha tarn
prasongk boribunna (als in der benötlügten Vollendung), wenn
aus 27 Phuk (Bänden) auf ein Phuk abgekürzt Das Visutthi-
mak (in Phra-Baramat) bespricht die Xan (Stufengrade der Ek-
*) Alwis macht darauf aufmerksam, dass die Sowar oder Sura des Koran
dasselbe bedeuteten, wie das Wort Pali: a row, order or regulär seriet. The
Arabic Sura, whether immediately derived from the Sanscrit ^Sreni^ or not, Is
the same in use and Import, as the Sura or Tora of the Jews, who also call
the aS sections of the Pentateuch Sidarim, a word of the same signiflcatioo.
Als Wurzel von Thamma wird (im siamesischen Pali) Thara gegeben: Thamma
taug thara-thatu tharaiie attane atta va soug vai (Bestand).
Die Vinay. 317
stase) und was dazu gehört Das Buch Kattavatthu (im Baramat)
erklärt die Secten. Die Phra Vinay besteht aus vier (Andere
sagen aus fünf) Büchern, als das Vipang, worin sich der eine
Theil auf Mönche, der andere auf Nonnen bezieht), das Kanthaka
(in die Mahavak und Chunlovak zerfallend ), das Parivan und das
Patimok, das die Sikkhabot oder priesterlichen Vorscliriften be-
bandelt, aber nur die hauptsilchlichstcn, indem die Ausführung
der übrigen dem Kanthaka überlassen bleibt, worin die Wande-
rungen des Herrn erzählt werden und die von ihm gepredigten
Lehren durch Gleichnisse in den beigefügten ErzHiilungen, wie
sie Veranlassung zu den verseliiedenen Geboten geben, erläutert
sind. Das Parivan erklärt schwierige Stellen, die sich im Patimok
oder dem Kanthaka finden. Nanthachan, ein Gelehrter in Xieng-
mai, stellt das Pathimok neu zusammen. Der Laos-Priester Süa-
Pra-Net-Pha-Keoh übersetzte einen Theil der Vinay. Der Com-
mentar der Vinay zählt 400 Phuk, der der Sutra mehrere Tausend.
Das Buch Phra-Phimphaphikkhuniyanithphanakatha, das über
die Pflichten der Nonnen handelt, ist in dem Joh genannten
Ciharakter der Khom-Buchstaben geschrieben.
Die ächten Bücher der Sutra bestehen aus der Dighanikay
(in drei Thcilen), der Sangjutanikay (Sangkhuttaranikay) (in fünf
Theilen), der Matchimmanikay (in drei Theilen) und der Ankhu-
don in 40 Theilen. Die übrigen mehr oder weniger zweifelhaften
Bücher heissen Katakanikay, und darin werden wieder die alten
(kao), die ungefähr 50 Bände begreifen, von den neuen (mai)
unterschieden, eine unbestimmt grosse Zahl, der noch stetn hinzu-
gefügt werden.
Das Visutimakh wurde von Buddhaghosa verfasst, indem er
auserwählte Stücke aus dem Sutra und dem ßaramata zusammen-
stellte (zum Maxe-Athagatha gehörig).
Die Dighanikay zerfallt in den Maliavak, Patikavak und
Salipanthavak (Giranthavak), die Matciiimmanikay in die Munla-
banhat, Matchimma-banhat und Upari-banhat. Die Angkhuttarani-
kay besteht aus 10 Abtheilungen. Das Sakhatavak gehört zur
Sangjutanikay. Die Sutras begreifen das Gehörte, und neben
dem engen Kreise der Mathematikoi wurden die Schüler des
Pythagoras Akusmatiker genannt. Die Schulen der Vedas lehrten
318 Westlich uud südlich vom kaoibodischen See.
ihre besonderen Gebräuche in den Sutras oder Aphorismen
(Colebrooke).
In der Matchimma-Nikai enthält der Uparibanat die Theva-
thnthasutr, die von den fünf Wamungszeichen in einem Neuge-
borenen, einem Kranken, einem Alten, einem Sündigen und einem
Todten handeln. Unter den von Sakkraia geschriebenen Büchern
im Pali, die auf Ceylon bewahrt werden, nennt Rajapaxe das
Buch Dewadutesustere. Die zur Matchimma - Nikay gehörige
Phrohmaxata-Sutr handelt von dem Phuek (Volk) Phrohm (Brah-
manen) und erklärt Phralim als prasöt (ausgezeichnet). Die
Mahapathanasutr, zu der Mahavakh-Dhikanikay gehörig, berich-
tet von den sieben Buddha, als Vipasi, Siki oder Sikkhi (der in
anderen Reihen zuerst gesetzt wird), Vesapu, Kakkhusantho,
Gongamano, Kassapo, Khothamo, 91 Kaipas nach Vipasi, der
im Lande Pauchummadi geboren war. Die Kutthakanikai ent-
hält die Mittheiluug über Buddhaghosa. Die Milintha - ßanha
handelt von Phaya Milinth und giebt die Streitfragen, alsMilin-
tha-Pritsana.
Im Phra-Sutr finden sich 80 Nibath, von denen jeder
eine grössere oder kleinere Zahl von Xadok enthält. Die Che-
datamnan (in den Sutra) bespricht die acht Arten der Mongkhon.
Das Phra-Thamma patha paxatha laya bildet einen Band im Phra-
Sutr. Das Maha-Xat ist in 13 Kapitel (Kan) getheilt.
Phra Kachay*) verfasste die Satha in den grammatischen
Schriften. Er war mit einwohnender Weisheit begabt, und durch
dieselbe verstand er sogleich jedes Wort, das Buddha sprach, um
es mit weitläufiger Erklärung niederzuschreiben.
Von den acht Büchern der birmanischen Pali-Grammatik be-
*) Die Buddhisten liebeu Kacchayana, deu Verfasser der Grammatik, mit
Buddha*s Schüler zu IdentiflcireD. Nach Rothliugk war Patanjali*s Commeutar, der
Kacchayanas-Varttikas sowohl wie Paniui's Sutra's euthält, io der Mitte des
II. Jahrhdt. a. d. bekannt. Nach den Chiueüeu lebte der Arhat Katjajauaputra
(Sohn des Katjajana), der in der Schule der Sarvastivada iu den geistlichen
Stand trat, 500 Jahre nach dem Nirvaiia Buddba's (s. Wassiljew). Von Indien
nach dem Königreich Kiphin (Kophen oder Kabul) kommend, unternahm er die
Zusammenstellung der Abhidharma's der Schule der Sarvastivada's. Der Gramma-
tiker Panini lebte (nach Taranatha) uuter König Nanda, Sohn des Viraseoa.
Grammatik. 319
handelt das erste die Veränderungen (Sandinissa); das zweite die
Deelinationen; das dritte die Abhängigkeit (Karakanissa); das
vierte die Zusammensetzungen (Samasanisaya); das fünfte die
Ableitungen (Tanditanissa), das sechste die Conjugationen u. s, w.
In der siamesischen Pali-Grammätik haben die Bücher Akkejat^
Krit, Unnat ihre Wurzel-Erklärungen (Dliatu), aber nicht die
übrigen.
Die Bücher der Grammatik der Mun (Tua Mon) sind Son
(Sandhi), Samath, Nam (Nania), Tathit (Taddhita), Akheyat,
Krit, Unath, Karok gewöhnlich die acht Phuk (Bände) genannt,
obwohl der die Nama begreifende Theil meistens zwei Bände
ausmacht, da einer zu dick werden würde. Zu diesen Büchern
kommen noch hinzu die Sutta, in einem Bande, die in Sentenzen
(Sutr) zusammengestellten Regeln enthaltend, die Chota, ein Band
Fragen über besonders schwierige Punkte mit zugehörigen Ant-
worten, und die Thatu oder Wurzel-Elemente, von denen sich
ein Band auf Akheyot, einer auf Krit und einer auf Unath be-
zieht Das Dhika palapa potana karok sangkepha Pali Yipatti
Katha betitelte Buch giebt weitere Erklärungen, besonders über
Karaka und Vipatti. Krit und Unath *) unterscheiden sich nur in
der Vikaha, indem die letztere im Vergleich zur Kürze der erste-
ren weiter ausgezogen sind. Das grammatische Buch der Laut-
verschiebungen wurde von Buddha gelehrt, damit nicht die in
den Wald zurückgezogenen Priester durch falsche Aussprache
die Kraft ihrer Gebete zerstören möchten.
Die grammatischen Bücher der Sutra finden sicli vereinigt
im Phra-Mulakacchayanasutr Nek Boribun.
Die Khit oder Krit des Pali werden participialisch aufgefasst,
von den ähnlichen Unath aber sagen die siamesischen Gramma-
tiker, sie seien so ausnehmend delicat und fein (la-iet), dsiss es
schwer wäre, sie auszumachen. Die grammatisclien Bücher des
Pali in Slam sind in dem Bathamala genannten Buche des Chao-
Khun von Vat Borommanivat auf zwei Bände abgekürzt, Phra
Amraphirakakhit genannt und aus Höflichkeit als Somdetchao
*) Müller scbliesst aus der Krwähiiong der Unnadi-Sutra's, die vom römischen
Peuarius sprecheu^ dass Panioi nacli Buddha lebte.
320
Westlich und südlich vom kainbodischen See.
->N
n3" i
betitelt. Das Nisaikacchayanatii enthält die £rklänmgen der
Man (Grammatik); die von Birma nach Siam kam. Das Apithan-
Akkhara giebt die Erklärungen der Buchstaben. Die Phra Mula
Kacchayana-Sutra Leao Cbob Boribnn theilen sich in die
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erstes Bündel ii| der Samm-
lung der Sandhi.
T) I Regeln über die Sandhi
oder Verbindungen.
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22J Regeln über Naraa oder
das Nomen.
2iS Regeln über Zusammen-
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US Kegeln fiber die
Verben.
Sonthi-Kappe-Patliama-KanthO;
Thutiya
Tathiya
Chathutha ,,
Panchama! „
Nama-Kappe-Pathama-KanthO;
Thutiya
Tatliiya
Chathutha
Paneltama
Samasa-Kappe-Sattamo-Kantho ^
Betzungen.
Tathita-Kappe-Atthamo-KanthO; H4 Kegeln über Ableitungen.
Akhayata-Kappe-Pathauia-KanthO;
Thutiya
Tathiya
Gliathutha
Kippithana-Kappe-Pathama-KanthO;
Thutiya-
Tathiya-
Chathutha-
Panchama-
Unathi-Kappc-Chathu-Kantlio, 50 Regeln über [Junadi.
Karaka-Kappe-Chathu-KanthO; 46 Regeln über Syntax.
Das Copiren der Pali- Bücher hcisst Song-Kamphi, einen
Text aufbauen, und ihre Erklärungen in der vulgären Sprache
Nongsü-samret oder vollendete Bücher. Das den Pali-Titeln von
den Siamesen zugeHügte Phra findet sich nicht im Originaltext
Die Sentenzen, in denen der Pali -Text (von 8 — 10 Silben) ge-
schrieben ist, werden Xan genannt
Der Thossa-Xat umfasst die letzten grossen Vor-Existenzen
Buddha's, 10 an der Zahl, der Maha-Xat (im engereu Sinne)
beschränkt sich auf die Lebensbeschreibung Vetsandon's. Die
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ff
ff
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100 Regeln über die
Krit oder Participicn.
Zauok. 321
ganze Reihe sämmtlieher Vor-Existenzen *) ist im Niphat be-
griffen und 50 sind schon rein menschliche ohne thierisclie Na-
turmischung. Die pflanzlichen bleiben später ausgeschlossen. Die -*
30 Bücher der Vor - Existenzen Buddha's in dem 5r)0 Erzählun- . . ^ ^
gen enthaltenden Maha-Xat wurden durch Phaya Thammaprixat v:?r^*-
aus dem Pali in's Siamesische übersetzt (als die Xadok).
Das Buch Zanckka erzählt Buddha's Einkörperung alsPhra
Maha Zanok. Die Einleitung in die Vor-Existenz als Phra-
Demijah (des Thossaxat) beschreibt den Glanz der Paläste in
Kapilawut und wie die an Schönheit den Nang-Theph-Akson-
Kanlaya gleichenden Mädclien Buddha in verschlungenen Reigen**)
nmtanzteu; um ihn in die Netze der Sinnenwelt zu verstricken.
In einer seiner früheren Existenzen lebte Photisat als Sisao,
der Sohn" eines Königs, der in Folge seiner Missachtung der
Propheten unterging.
Verschiedene der in den Jataka ***) gegebenen Fabeln wieder-
*) Pjthagoras behauptete (nach Chrysostumos) schon vorher Strauch, Mädchen,
Fisch gewesen zu sein. Within the womb I have recognised all the successive
births of these deities, a hundred bodies like iron chains, hold me down, yet
Hke a falcon I swiftly rise.^ Thus spoke Vämadeva, reposiug in the womb and
posaessing this kuowledge, he rose, after bursting that corporeal conflnemeut and
aaceuding to the bUssful regions of heavon, he attained every wish and became
immortal (Golebrooke).
♦♦) Bei den Sabazien oder den Mysterien der Saboi (der Priester des phry-
gischen Weingottes) wurde der Reigen des xs^vo^o^ot^ OQX.If^'^ getanzt, als
mimische Darstellung der Himmelskörper, wie sie auch die drehenden Derwische
Dachahmen wollen.
***) King Parackramabahoo, son of king Wijayabahoo, having had a pious
priest as his tntor, who was skilled in several languages, he became acquaiuted
with all the Jatakas or 550 histories, related by Budhu. The king afterwards
caused them to be translated from the Palee-language into the Cingalese, which
were afterwards revlsed by different skilful priest and published throughout the
Island of Ceylon. The book containiug the Cingalese translation of the 550
histories, which was in the possession of the king, he afterwards gave to the
ehief priest ralled Mandancarra and the king niade there a building called Pir-
rtwena, which together with the village Purawne-Sannieraseela. Labujemandeca
and Moremandeca, he also gave to the same priest (nach dem Mahawanso). The
Jntakas are said to have amnuntcd to 550 books, but snnic nf which are however
loat In the history of the Rurmao and Pegu kings it is recorded, that duriDg
Bastian, Reise in Kuinbodia. IV. «1
*••
;5;>> Westlich und südlich ^om kambodischen See.
holeu i^ch iu denen des Nonthuk-Pakarauam ^ z. B. die des die
Fi»che Wlrü^uden Reihers^ die Baka-Jataka; die sieh aueh bei
Püpüv dudet^ and von Bodhissattva aus seiner Erinnerung als
kUuiu^Ut erzählt wird, um die bösen Folgen des Trugs mit
ik'tik^en Strafen darzulegen. Der zwischen Mann und Schlange
durv*h den Schakal entschiedene Streit findet sich mit Einflecb-
luw^ der Hyäne in den hotteutottenschen Märchen (s. Grey).
S<">hoa bei Archilochus wird eine indische Thierfabel angetroflTen.
lX>xopHtros unterscheidet die kyprisch - kilikischen Mythoi als
ethikoi von den sybaritischen als logikoi.
In der Erzählung Vetsandon, der letzten der 10 Existenzen,
wird der Brahmane Xuxuh oder Chulaphon durch den Eremiten
Mahaplion nach der Einsiedelei des Königs gewiesen, der nicht
nur seine Schätze, sondern auch seine Familie fortschenkte, wie
es (gleich Asoka) König Mahadanshtrika auf Ceylon (IX. p. d.)
sn thun wünschte.
Dictionäre heissen Apithanakkhara, während das Apithana-
sab (Apetamsab) die Synonymen behandelt. So ist auch das
Pali- und siamesische Lexikon betitelt. Die Gebete des Kamma-
kan sind im Vipatsanayan eingeschlossen. Das Kamphi-Chetta-
nam giebt die Gebetsformeln in den Phra-Rith. Die Pali -Ge-
bete finden sich im Sakkhaparithangnithithang. Nach Modeliar
Rajah Paxe wurden 433 Jahre nach Buddha die ceylonischen
Gebete veröffentlicht durch König Wattegemmoense, der die
Schrift erfand. Gebete (suet mon) enthält das Buch Virima-
montha.
Die Vuttho-thay handelt über die Prosodie des Siamesischen.
Vuttho meint Worte (als gesprochen). Verschieden vom Xanta-
phet handelt Xantasatr über die Phitthi. Die Wisudhi-Margge-Sanne
beschreibt Buddha's Besuch auf Ceylon. Das Xanmai genannte
Buch erklärt die Xan Kao. Vom Pothipakkhiyatham sind 37
the Ihioorn-Kshutriya dynasty no fewer than 55 translations vere made and
as many commentars written od these books (Üpham). Nach Buddhaghoaa's Attha>
katha (in der Sumangala Vilasini) beginnen die 550 Jataka mit der Appanska*
jaCakan (s. Turnonr). Das indische Fabelbuch kam unter Khosni Anotohirwaa
nach Persien und das des Barzuja durch Ibn Muqaffa zu den Arabern.
Sprüche. 323
Arten. Das Plira Utthithammasatta-Pakaranan-gnithithan betitelte
Buch enthält Gebetsformeln , die der Vinay und der Phra-Sutra
entnonimei^ sind. Die kurzen Moralregein des Thammapadani;
ähnlicli den goldenen Sprüchen des Pythagoras, werden durch
Gleichnisse im Commentar erläutert. Das Buch Anakhatthavong
(das kommende Geschlecht) handelt über Phra-Sian (den Gott
der Zukunft), als Paraklet oder den persischen Serosch.
Der Athikan, als der ursprüngliche Text der Vinay, hat seine
Atthakatha in der Pathomma - Samantapha - Sathika und seine
Digha in der Pathomma Saratata-Thipani-Digha-Athikam. Die
Vinay handelt vorzugsweise von den Sikkhaboth und fügt oft
in Erläuterungen Erzählungen bei, wie im Pathomma-Samon die
vom Priester Phrananthiya , dessen Hinneigung zum Stehlen das
Verbot des Diebstahls veranlasste. Ebenso illustrirt die Chun-
lovakh durch Gleichnisse das Verwerfliche der Lügen und Aehn-
liches.
Das Vitsunavethvinay giebt die Anleitung zur Erkenntniss.
Das Buch Kham Phikakavat thapakrana berichtet die Vorgänge
auf dem dritten Concil. Das Kamphi-Sattasatr begreift die Mon
(Mantras), die mit dem Traipidok das Sattaviset bilden.
Die Bücher der Trai-Phet sind durch den Trai-Pidok zer-
streut Das Vethangsat ist die Vetha (Veda) der Phrahmana.
Die Vethangkaphet oder Textbücher der nördlichen Brahmanen
unterscheiden sich von denen der südlichen, Sayaphet genannt.
Die Phutthaphet bilden den buddhistichen Codex.
Das Thammachakkhapavathanasuth und das Mayasamayasuth
sind zwei Gebetbücher, aus demPali ausgezogen und im Siame-
sischen erklärt durch Phaya Thammaprixa, doch waren die siame-
sischen Worte mit Pali - Buchstaben geschrieben, so dass sich
zwischen ihnen und den eingestreuten Pali- Worten kein Unter-
schied fand. Von den Gebetbüchern (Suetmon) Matika und Phahu
ist das erste aus dem Phra Baramat, das zweite aus dem Phra
Sutr genommen, und durch Phaya Thammaprixa erklärt, die
Avicha, Arekkacha, Karuna, Usala, Hctupatijo, Yatapasi, Phahung,
Yosannisinno, Uttaranuua und Pokvat als Theile des Matika ent-
haltend. Das in Xiengmai verfasste Buch Sarasangkaha ist in
34 Both oder Veraen (als Matika) zusammengefasst und giebt
21*
324 Westlich nud sädlicb vom k&mbodUcbeD See.
verschiedene Excurse. Das Pamittivipavanang handelt über die
Verhältnisse zwischen Männern und Frauen. Das Javattinang-
Saruphavipavanang giebt einen abgekürzten Auszug für Jüng-
linge, das Bandakanangvipavanang spricht von den Bando oder
solchen Leuten, die während des zunehmenden Mondes männlich,
während des abnehmenden Mondes weiblich sind. Das Nakassang-
viphavanang giebt Erklärung über Schlangen und Drachen, das
Suphananang - Viphavanang lässt sich aus über Suphana oder
Phaya Kruth (in den 10 Bänden oder Phuek des Parasangkhaho).
Die zum Phra-Sutra gehörige Phuttha Khun handelt von den
Tugenden Phra Phutthi-Chao's.
Das Phra Apithan handelt über Kuson und Akuson (Gut
und Böse), das Phra Baramat über den Körper (Rang Kai)
und Geist (Chai Chitr), die zusammen, der erste vom moralischen,
der letzte vom metaphyschen oder philosophischen*) Gesichts-
punkte aus die drei Theile des Trai-Pidok bilden.
Das Panja-Paramatta, das von den 500 Heiligen der Synode
verfasst wurde und die erhabenste Weisheit bespricht, bildet
einen Anhang zu den fünf Textbüchern (Kamphi) oder Nikai im
Phra Sutra Mit Nagarjna's Lehre von der Leerheit im Mahajana **)
*) Lee Seetateurs de rAbhidharma faisaient (selon Hiouen Thsong) des
oifrandes k Saripouttra et ceux qni ge livraient k la m^ditation (dhyana ou
Textase) en faisaient k Maondgalyayana. Les partisans des Sautras oifraieiit lean
hommages k Pourmamaitrayanipouthra, ceux qui ^tudiaieut le Vinaya honoraieot
Oopali. Les Religieux, les Bhikshounis honoraieut sp^cialemeDt Anauda. Les
lld^les qui n'avaient pas encore re^u toutes les d^fenses ou r^gles de la discipline
honoraient Rahoula (Saint-Hilaire).
**) Arjasanga (Stifter der Jogätscharja) hörte von Maitreya im Himmel
Tuschita den Abhisamaya. Die Buddhisten wareu zur Zeit der Synoden über die
Grundsätze ihrer Religion eben so rathlos, wie die Bischöfe unter Constantin,
christianam religionem absolutam et simplicem anili superstitionl confundens (Amm.
Marceil. ). Die Sophisten des Mahayana wiederholen die Beweisfüh rangen des
Leontiner Gorgias, dass es weder ein Sein noch ein Nichtsein gäbe. Arya is
derived from arya (one who tills or phloughs), as applied in later Sanscrit to a
Vaisya. Bei Strabo sind die Ava^taxoi ein Volk (und eine Stadt) an den Grenzen
Hyrkaniens. The Arians are opposed to the nomadic races or the Turanians,
Tura implying the swiftness of the horsemen. "A^ia Hepatxrj xcaga (Hellanicns).
In der loschrift von Behistun heisst Auramazdas Gott der Arier, nud Darina
nennt sich Atiya und Ariya-chitra (von arischer Abkunft). Arya (noble) com»
Avixa. 325
verband sich die von der Pradschnä päram itä. Das Thossa-
kuson-Kammabot in 101 Tbeilen begreift die Sinia (Vorschrif-
ten) der Nen (Novizen), dieselben zur Rechtschaffenheit ermahnend^
wogegen die 10 Theile des Akuson in Beziehung auf dieselben
Vorschriften die Uebertretungen rügen.
Mit der Avixa beginnt der Circle der Pachai , der auf dem
Nivon begründet liegt und nur mit dem Eintritt in die Pfade
gebrochen*) wird, um zur Erlösung zu flihren. Nach Simon ist
das menschliche Leben von Leiden und Todesgewalten so eng
umhegt, dass zwischen Leiden und Leiden nicht einmal die Luft
sich eindrängen kann.
Im 15. Phuk des Bau play im Damrabot finden sich:
Hatthaßariyabhikkhuvatthu, die Geschichte von dem Elephanten
flittemden Mönch, ni.
Brähmauaputtävatthu, die Geschichte von dem Sohne des Brah-
manen, 9T.
Pasenadikosalavatthu, die Geschichte eines Königs, rio.
SSma^eravatthu, die Geschichte des Novizen, ^ea.
Parivatthahatthävatthu, die Geschichte eines Elephanten, ti-
prises the worehippers of the gods of the Brahmas, as opposed to their enemies
or Daayus. Eudemus spricht von den Magiern und der ganzen Race der Arier
(bei Damasrins). In der Satapatba-Brahmana ist es den drei Klassen yerboten,
direct mit einem Sodra zu reden, indem sie sich einer Mittelperson bedienen
mussten, wie die Negerkonige noch jetzt. Wie die Paje (in Amerika) befragen
(in Neuseeland) die Ariki den den Kranken besitzenden Dämon. Die Rriunyen
hiessen *Af}ai oder Flüche. Den religiösen WeibertEnzen der Areitos zu Ehren
der Zemes auf den Antillen entsprach auf Tahiti (wo Oro, Erstgeborener des
Taaroa, als Stifter der Areois verehrt wurde) dem mystischen Geheimbund der
Areois, deren orgiastische Sinnlichkeit die Aegypter in der vorgeburtlichen Zeugung
des 'A^ovs^ii, des älteren Horos, symbolisirten. Bacchus wurde iu Paträ als
Aroeus verehrt.
*) Als Iskander den Königssobn, der auf den Kirchhöfen schon lange
meditirte, aber vergeblich die Knochen der Mächtigen und Armen zu unter-
scheiden gesucht hatte, wieder in sein Reich einsetzen wollte (nach Mirkhond)
antwortete dieser : „1 have an energy which aspires to higher pursuits, a life exempt
flrom death, youth free from the decrepitude of age, wealth beyond the reach of
povcrty, Joy unmixed with grief, a beloved object unattended with lonthing and
health uninterrupted by disease** (s. Shea), Dinge, die sich der Welteroberer
eben so unfähig zu geben bekennen musste, wie Gautama^s Vater.
326 Westlich und südlich vom k&mboditchen See.
PalilaijakahatthUvatthU; die Geschichte eines Elephanten, ^.
Kapilamachavatthu, die Geschichte eines Fisches, \o (baito).
Im 2. Phuk des Ban play finden sich:
Manikaravatthu, die Geschichte des Goldschmieds.
Tayojanavatthu, die Geschichte von drei Leuten.
Suppabuddhasakkavathu, die Geschichte vom königlichen Onkel.
Chabbaggiyäbhikknvatthu , die Geschichte von den 6 Arten der
Bettelmönche.
Kumärakavatthu, die Geschichte von dem Prinzen.
Kundadhänattherovatthu, die Geschichte eines Priestennönches.
UbosathakammavatthU; die Geschichte von der Beobachtung der
Festtage.
Sumaügalasetthivatthu, die Geschichte eines Reichen.
Mahämoggallänattheravatthu , die Geschichte eines Priester-
mönches.
Im 4. Phuk des Ban play finden sich;
SirimävatthU; die Geschichte einer Frau.
Uttäritherivatthu, die Geschichte einer Nonne.
Adhimänikäbhikkhüvatthu, die Geschichte eines Bettelmönches.
RüpanandattherivatthU; die Geschichte einer Nonne.
Mallikayavatthu, die Geschichte einer Frau.
Läludäyivatthu, die Geschichte eines Bettelmönches.
Setthiputtavatthu, die Geschichte vom Sohne des Reichen.
PathamabodliivatthU; die Geschichte vom elementaren Wissen.
Bodhiräjakumäravatthu, die Geschichte eines Königs.
Upanandavatthu, die Geschichte einer Frau.
Im 7. Phuk des Ban play finden sich :
Yamakapatihäriyavatthu, die Geschichte zweifacher Kraft.
Anandattheravatthu, die Geschichte von den Fragen Ananda's.
Anabhiratabhikkhuvatthu, die Geschichte vom Kummer des Bettel-
mönches.
Aggidattoparohitavakhu, die Geschichte eines Rathgebers.
Erakapatthanagarajavatthu, die Geschichte eines Drachenkönigs.
Folgen Gatha's und Regeln ihrer Aussprache, sowie Sün-
denverbote und Ermahnungen zum Gleichmuth.
Im 8. Phuk des Ban play finden sich:
AnaudattheravatthU; die Geschichte eines Priestermönches.
Sasankhro. 327
Sambahuläbbikkhuvatthn; die Geschichte vieler Bettelmöuche.
KalahajatakavatthU; die Geschichte innerer Kriege.
KosalasannoparäjavatthU; die Gescliichte des Feldzugs eines Königs.
AiinatarakaladarikavatthU; die Geschichte von der namenlos
Edelgeborenen.
Eka-abasakavattliu, die Geschichte eines Bergmanns.
Pasenadikosalavatthu, die Geschichte eines Königs.
Aniiatarabhikkhüyatthu^ die Geschichte eines namenlosen Bettel-
mönches.
SakkavatthU; die Geschichte Indra's.
Taiyobaphachüttuvatthu, die Geschichte von den drei Geweihten.
Aiiüatarakutiimbhikkhuvatthu, die Geschichte eines Namenlosen.
Visakhä-upäsikävatthU; die Geschichte einer Laienschwester.
Lißchavinavatthu, die Geschichte eines Königs.
Im 19. Phuk des Ban ton finden sich:
Araiinikkabhikkhuvatthu, die Geschichte vom Bettelmönch im
Walde.
Pathanathikavatthu, die Geschichte eines Bettelmönches.
Vahijavatthu, »die Geschichte einer Königin.
Kun^alakesivattu^ die Geschichte einer Fran.
Anatthapucchakabrähmana, die Geschichte vom nutzlosen Wissen
der Brahmanen.
Atnlabrähmana vatthU; die Geschichte eines Brahmanen.
Im 1. Phuk des Ban ton:
Cakkhupalattheravatthu, die Geschichte eines Priestermönches.
Maddhaku^dalivatthu; die Geschichte einer Brahmauin.
Das Sasankhro handelt über die Aphinihan (Frömmigkeit
zu des Herrn Ruhm), über des Herrn Wunder, Über die 5 Anla-
gen, über den Kaiser des Rades, über die Anison, über die
Wunderthaten der Mönche, über den Schlaf, über Träume, über
Buddha und Dhamma im Austausch, über Gebete, über Medita-
tion, über Leidenschaftslosigkeit, über Unehrerbietung gegen die
drei Kleinodien, über die Folgen der Sünde, über sühnungslose
Sünden, über die Ketzer, über die Fehltritte gegen Ariya, über
die Strafe der Lügner, über den Geiz, über die 5 Arten des
Feuers, über tugendhafte Folgen, über die Nahrang der Wesen,
über den Ursprung der Wesen, über Geschlechtswechsel; über
1 -
328 Westlich und südlich vom kambodischen See.
Hennaphroditismus ; über Pret, Asura und Devada, über Seg-
nungen auf der Erde, über Erdbeben und Gewitter, über frühere
Existenzen, über Verdienstvolle, über die Stellungen in der Welt.
Im Kamplii erhält der Ban ton des Thammabot 22 Phuk,
der Ban plai 21 Phuk.
Der erste Abschnitt im letzten Theile des Thammabot
(im Phra Sutra) enthält die Geschichte Saiayasakatherovuttho :
Saiavasaka in der Stadt RaxakhrU klagt seinem Lehrer Solu-
thaji-then, dass er sich in den Vorechriften der Sasana (Reli-
gion) nicht glücklich fühle und den Gelüsten der Leidenschaft
niclit länger widerstehen könne. Er verletzt so den Sikkhabot
im Sangkhathisek. Als Phra Phutthichao davon hörte, Hess er
den Jüngling zu sich rufen, tadelte seine Vergeh ungen und er-
mahnte ihn, die Leidenschaft zu bekämpfen, zunächst aber in
reuiger Zerknirschung sich zur Besserung zu wenden. Dieser
Predigt andächtig zuhörend, trat Phra Saiayasaka-thenin's Soda ein.
Die Erzählung Mahathavanitcha (in Thammabot) dreht sich
um einen Kaufmann, der auf den Handelsreisen mit seinen be-
ladenen Frachtwagen durch seinen Scharfblick immer im Voraus
wusstc, auf welchen Wegen Räuber zu fürchten seien, und welche
von solchen unbelästigt bleiben würden.
Die Geschiclite Philalathakkha (in Thammabot) erzählt von
einem reichen Geizhals, der den mit ihren Almosentopf zu ihm
kommenden Priesteni nur ein einziges Reiskorn und nur einen
einzigen Tropfen Oel gab, der aber, durch Buddha's Predigten
bekehrt, sein Vermögen in verdienstvollen Werken anwandte.
Die Geschichte Erakapattha vuttho (in Thammabot) erzählt
von einem Mönch, der in seinem Boot, durch den Strom fortge-
rissen, sich an einem Baumzweige festhielt und denselben ent-
blätterte, dadurch also die Sikka brach, wodurch es den Mön-
chen verboten wird, Zweige abzubrechen. Zur Busse dieser Sünde
wurde er in der Naga-Welt wiedergeboren, wo er als König der
Drachen lierrschte unter dem Namen Erakapattho.
In einer andern Erzählung des Thammabot wird Buddha
als der Sohn eines Brahmanen und einer Rakshasa oder Jack,
Atsamukkhi genannt, geboren. Photisatth (Bodhisattva) zeigte
von früliester Jugend an einen so gewaltigen Appetit, dass sein
■4«
Mantra. 329
Vater ihn zu fürchten anfing, bis das Kind aus freien Stücken
seinen Bezirk, hundert Yozana im Umkreise, bezeichnete und
versprach, die Grenzen desselben in der Jagd auf lebende Wesen
und Veraehrung essbarer Gegenstände nicht zu überschreiten.
Als seine Mutter eines Tages einen ungeheuren Felsblock vor
die Höhle, in der sie lebte, gestellt hatte, wälzte er ihn fort, ob-
wohl noch ein kleiner Knabe, und trug seinen Vater auf den
Schultern hinaus. Seine Mutter wünschte ihn in den Veda-Mon
zu unterrichten, und schrieb dieselben, da er die Erlernung ver-
weigerte, auf einen Felsstein nieder, neben dem sie bald darauf
verschied. Als Bodhisatthva ihre Leiche aufsuchte, sah er bei
der Gelegenheit diese, den Inhalt der magischen Wissenschaften
umfassenden Schriften und nahm sie dadurch ohne Absicht in
sein Gedächtniss auf. Dies ist der Grund, dass*sich im Pali auch
Mantras (Mon) eingemischt finden, obwohl Buddha nie die Veda
der Brahmanen studirt hat. Als Bodhisattva dann seine Hei-
math verliess, kam er auf seinen Zügen auch nach 8iam, wo
der König, um seinen Scharfsinn zu versuchen, Nachts einen Ring
in einen See warf und ihn am nächsten Morgen für gestohlen
ausgab, Bodhisattva um den Thäter befragend. Obwohl derselbe
indess den König des Diebstahls nicht öffentlich beschuldigen
wollte, so deutete er doch auf den Platz, wo der Ring in der
Tiefe des Wassers sich befinde, und der durch diese Probe über-
zeugte König betraute ihn mit Regierungsgeschäften.
Nach der Anathabinthikhavuttho (des Thammabot) spendete
der Setthi (Reiche) Anathabinthika grosse Summen an Almosen
und fetirte Buddha jeden Tag. Der seine Thür hütende The-
vada, Sumanathevada genannt, fand das sehr unbequem, da er
jedesmal, wenn Buddha durch die Thür eintrat, von seinem hohen
Sitz über derselben herabkommen musste, um sich der heiligen
Persönlichkeit unterzuordnen. Er erscliien deshalb Nachts in
dem vollen Glänze seiner Gottheit dem Setthi, der erwachend
fragte, wer er sei. Ich bin der Schutzgeist Deiner Thür, erwie-
derte der Thevada, und sehe mit Bekümmemiss, wie Du unbe-
dachtsam Dein Vermögen verschwendest, diesen kahlköpfigen Bett-
ler Buddha fett zu machen. Er rieth ihm, davon in Zukunft ab-
zulassen, aber der erzürnte Setthi kündigte ihm seine Stellung
V.
■ •
330 Westlich and sQdlich Yom kambodischen See.
und verbot ihm sein Haus. Der vertriebene Thevada, der seinen
Platz verloren hatte^ begab sieh zu den Chatu maharat^ den vier
Gross-Königen der Thevada, um seine Klage vorzubringen, aber
diese, die des Setthi's hohe Verdienste fürchteten, verwiesen ihn an
Indra, ihr Haupt. Auch Indra wagte nicht gegen Buddha auf-
zutreten, tlieilte aber dem Thevada mit, dass in der vergangenen
Naclit das Flussufer, auf dem des Setthi's Haus gebaut, einge-
fallen sei und alle die Reichthümer desselben in's Meer fortge-
schwemmt Ovaren. Dort möge er sie durch Untertauchen herauiä-
fischen und beim Zurückbringen sich von dem Setthi Vergebung
er\virken. Als der Thevada bei dem Setthi um Wiederanstellnug
bat, schlug dieser es ihm ab, beschloss aber, als er von der
Rückgabe des Geldes hörte, die Sache der Entscheidung Bud-
dha's zu überlassen. Als derselbe am nächsten Tage sich einstellte
und von der Angelegenheit hörte, rieth er dem Setthi, nicht allzu
hart gegen den Gott zu sein, und dieser, als er die Erlaubniss
erhielt, ging vor Freude jauchzend an die Arbeit und schleppte
dem Settlii alles versunkene Gold und Silber wieder zu. Zur
Belohnung wurde ihm die Gewährung seiner Wünsche und
durfte er sich wieder über die Thür setzen.
Nach der Erzälilung Sunakkhalutthaka (im Thammabot)
schiesst ein Jäger auf einen Bhikkhu, den er am Stamme eines
Baumes sitzen sieht. Am Fusse verwundet wirft derselbe aus
Schmerz das gelbe Gewand von sich, das auf den Jäger filllt,
worauf dieser von seinen Hunden, die in ihm den Priester zu
sehen glauben, zerrissen wird.
Der Priester (Phra Bhikkhu) Phra Surimongkhalochan ver-
fasste im Jahre des Afien (868 der Phuttha-Sakkharatj zu Na-
vapure (Xieugmai) das Buch der Mongkhalathipani unter der
Regierung des Königs Raxathirat, Enkel des Phaya-Raka. Die
in zwei Tlieile getheilte Mongkhalathipani bildet die Atthakhatha
zu dem durch Phra-Kasob verfasstem Chattamnan. Der Haupt-
gegenstand der Mongkhalathipani-Sutr sind die Kindesptlichten.
Das Buch handelt über die zwölf Mongkhon oder Glanz-
])unkte, wie Asevana-Chapalanang (solche, die sich von sinnlichen
Lüsten freihalten), Bandita-Kanchasesana (solche, die sich der
Gelehrsamkeit betieissigen), Buchaja-buchaniya (solche, die sich
k
.w.
Nithan. 331
•
der Verehrung würdig zeigen), Pachusancha-Sibpancba (solche,
die in allen Kenntnissen unterrichtet sind) u. s. w. Alwis übersetzt
die von Mogallayana yerfasste Abhidhanapadipika als „lamp of
nouns"(Amarako8a'ft). Im Birmanischen existirt gleichfalls eine lexi-
kalische Encyklopädie (besonders mythologischer Namen), die ge-
wöhnlich einfach Abhidhan genannt wird. Die Sumangala Vi-
lasini begreift die Mangala-Suttan in der Suttanipata der Sutra.
Unter den religiösen Büchern der ceylonischen Tempel (bei Upham),
werden zwei kambodische aus Kambodia (Camboya) aufgeführt,
unter den Titeln Parajika und Mangala-dipaninan-atuwa. Das
Buch Sarasangkaha oder Sasangkhro wird dem Phra Nanthachan
oder Anantha Acharya, einem Gelehrten in der Bergstadt Xieng-
mai, zugeschrieben.
Unter den Verfassern der aus dem Pali übersetzten Nongsü-
samret gehören Phaya-Thamma-Prixa, der sich besonders mit
dem Abhidhamma beschäftigte, Somdet Phrasangkhara, Somdet
Phra-Phutthakhosa, Somdet Phrabannarat zu den bedeutendsten.
Phra Anuruttachan ist der Verfasser der Apitham-Sangkhaha.
Das Pakkaranam genannte Textbuch wurde durch Phra Siri-
mangkhalachan in Xiengmai aus den Pali-Büchem extrahirt.
Phra Sangkharitthathen (in Laos) verfasste die Tabinmokkha-
montha. Die Nithana-Sutr wurden in die Sprache der Laos durch
Phra-Phutthakhosachan übersetzt.
Der Maha-Then Phra Kacchai in Raxakhrü, Hauptstadt der
Chin (wie Rajagriha genannt wird), schrieb im Sanskrit das
grammatische Bucli Mun. Seine Lebensbeschreibung ist im Kac-
chayana-Sutra gegeben. Die Hauptstadt Magadha's wurde im
VIL Jahrhundert p. d. von Pataliputra nach Rajagriha (Behar)
verlegt.
Das Buch Phra-Purana-Thika-Sattapliet (in dreizehn Bänden)
wurde von Than Sangkhitikachan verfasst. Vom Chao-Khun
des Vat Borommanivat ist das Buch Ratanateyakatha verfasst,
das vom Phra-Thamm handelt.
Das Thammaboth (Dhammapadam) besteht vorwiegend aus
Nithan oder Erzählungen. Unter den drei Hinzuttigungen, wo-
durch die Nepalesen die Zahl der buddhistischen Schriften (Sutt-
an, Geyyan, Weyyakarana, Gatha, Udanan, Stivutthakan, Jata-
i-^-V
832 Westlich und sQdllch vom kunbodisehen f
kan, Abhutadbauima und Wedattan) auf zwölf vermehren, finden
sich die Nidan (neben den Vaipulya und Upadesa). Die Autor-
schaft des Thaminabot wird dem Phra-Phuttha-Khosa zuge-
schrieben.
Nach der Erzählung Kukutamittavatthu (im Thammabot)
sah die Tochter eines Betthi, die einen Thurm von sieben Ter-
rassen bewohnte, den Jäger Kukntamitta im Vorbeigehen und
verliebte sich in ilin. In ärmlicher Verkleidung, als Wasser-
trägerin, ging sie unbemerkt durch die Wachen hindurch und
traf den Jäger am Wege, der, ihre Mittheilung hörend, sie auf
seinen Wagen setzte und mit sich nahm. Durch ihre verdienst-
vollen Werke betrat sie den Pfad der Soda und war mit sieben
Söhnen gesegnet, die alle Frauen heimfllhrten. Eines Tages
sah der Jäger im Walde die Fussstapfen Phra Phutthichao's und
wurde zornig über die Anwesenheit eines Fremden, da die Thiere
deslialb nicht in seine Fallen gegangen waren. In der Feme
bemerkend, wie Buddha sich zum Bade anschickte, legte er einen
Pfeil auf ihn an, aber der Bogen schoss nicht ab, und er selbst
musste unbeweglich in der angenommenen Stellung verbleiben,
ohne fähig zu sein, ein Glied zu rühren. Die bei dem Aus-
bleiben des Vaters von der Mutter abgeschickten Söhne blieben
gleichfalls unbewe^ich in der Schützenstellung, als sie, einer
nach dem andern, versuchten, auf Buddha anzulegen, und das
gleiche Schicksal hatten ihre nachkommenden Frauen, die das-
selbe thun wollten. Zuletzt kam die Mutter selbst, und ver-
wundert über den Vorfall, erkundigte sie sich nach der Ursache.
Als sie auf Buddha aufmerksam gemacht wurde, erkannte sie
ihn sogleich, und begann zu zittern bei dem Gedanken an die
sündenvolle That, die hier in Absicht gelegen hatte. Als sie sich
in demütliigem Bitten vor Buddha niederwarf, erlöste dessen
Güte bald ilire Verwandten aus ihrer peinlichen Lage, und sie
alle wurden bekelirt, ihr künftiges Leben verdienstlichen Werken
widmend.
Chulesataka, ein armer Brahmane, dessen letztes Zeug in
Fetzen zu zerreissen anfing, ging, um Buddha's Predigt in der
ersten, zweiten und dritten Wache zu hören, wurde aber schon
in der ersten so übermannt von den eindringlichen Worten, daa» \ *
Thammabot. 333
er sein altes und zerrissenes Lendentuch, als die einzige Gabe,
die ihm blieb, Buddha üben-eichle und laut ausrief: „Sieg, Sieg!"
Gerade in dem Augenblick marsehirte König Phasenatikoson
mit seiner Armee vorbei, und dieses glückliche Omen verneh-
mend, Hess er Chulesataka rufen und hörte von ihm, dass er
soeben den Sieg über sich selbst erfochten liabe und sein letztes
Eigenthum aus Freude fortgegeben. Der König Hess ihm ein
Geschenk von dreissig Tüchern machen, aber Chulesataka gab
sie alle fort an Buddha, nur eins für sich und eins für seine
Frau behaltend. Als der König davon hörte, beschenkte er ihn
reichlich mit Geld, Hausthieren und Geräthschaften, so da^s er
ein reicher Mann wurde.
Nach der Asanyathaphikkhu betitelten Erzählung im Tham-
mabot sah Buddha, an der Thür eines Phikkhu vorübergehend,
dessen Haus mit allen Arten Geräthschaften gefüllt und tadelte
den Phikkhu wegen solcher Habgier. Beim Zurückkommen sali
ei; dass der ärgerlich gewordene Phikkhu Alles zerbrochen und
auf die Strasse geworten hatte, und predigte dann über die
richtige Mittelstrasse und die acht Artikel, die es für den Phik-
khu ziemlich ist, zu besitzen.
Als Auszug aus dem Samanyaphalasuttavannanajang enthält
die Mongkhalathipani im zweiten Band (Phuk) die Chasatavatthu
(Geschichte der sechs Lehrer) in Betreff der Achelok oder Here-
tiker, die keine Kleider tragend zu Buddha's Zeit in Henares
(Pharanasi) lebten. Sie verehrten schon vor Buddha's Auftreten
sechs Lehrer, Purana-Kasob, Makkari-Kosan, Achinatabut, Kesa
Kamphon (oder Achilakamphon), Pakutthakachayam und Nikan-
tha, die alle vom Sklavengeschlecht waren (sakumpen that).
Purana Kasob war ein I^edienter. Pakutha gehörte zu der Race
des Kachayana (Kachayana-Kot) und hiess deshalb Pakutha-
kachayana. Kesakamphon bekleidete sieh nur mit seinem Haar,
Kleider verschmähend. Makkari-Kosan war ein Sklave, dem
sein Herr aufgetragen hatte Oel zu kochen, zerbrach aber, trotz
vielfacher Ermahnung zur Vorsicht, den Topf und entlief dann,
Strafe fürchtend, nach dem Walde, wo er erst ein Räuber und
dann ein Lehrer ketzerischer Dogmen wurde. Achitanatabhut
: ^ war ein Schauspieler. Pakutha Kachayana erklärte das Wasser
334 Westlich and südlich ▼om kambodischen See.
für lebendig*) nnd trank deshalb nur todtgekochtes Wasser.
Wenn auf der Reise Schüler in eine Pfütze am Wege traten, so
musHte eine Sandpagode (Phra Chedi Sai) gebaut werden, zur
Sühne, dass ein lebendes Wesen beleidigt und mit Füssen ge-
treten sei. Diese Ketzer wollten nichts von Buddha's Predigten
wissen, indem sie sich selbst hoch hielten und schon selbst der
Phrah zu sein wähnten.
In dem erste Capitel des ersten Bandes des Phra Mongkhala-
thipani ist die erste Abtheilung der ersten Mongkhon über die
Waiiiung vor schlechter Gesellschaft durch folgende Beispiele er-
läutert.
1) Thathivahana-Raxa, König von Pharanasi, besass einen
ausgezeichneten Elephanten, Mahilamukkho genannt, in dessen
Stalle sich bei Nacht Diebe und Räuber zu versammeln pflegten.
Der durch die Gespräche dieser schlechten Menschen verdorbene
Elephant tödtete seinen Comac, als er ihm am nächsten Tage
das Futter zu bringen kam. Glaubend, dass der Elephant krank
war, schickte der König Bodhisattwa, der damals als Hofrath
(Amatxo) an seinem Hofe lebte, um nachzusehen. Bodhisattwa,
der keine Krankheitsursache entdecken konnte, spürte der Sache
nach und Hess fortan den Stall jede Nacht gut bewachen. Er
gab dann dem Elephanten einen neuen Comac, der nie Gelegen-
heit hatte sich über ihn zu beklagen. Diese Erzählung ist dem
Mahilamukkha-Xadok des Ekanibath entnommen.
2) Der König sah ein treffliches Pferd plötzlich zu hinken
anfangen. Bodhisattwa, der nachzusehen beauftragt war, fand
das Thier gesund, aber von einem Stalljungen besorgt, der we-
gen Lahmheit mit dem einen Fusse nachzog. Das Pferd hatte des-
halb diese schlechte Gewohnheit angenommen und verlor sie
'*) Nigantha-natha-putra held that it was Binfnl to drink cold water as
imbued with a rotiI (s. Alwis). Die Yati triiikeu kein kaltes Wasser und ge-
brauchen es auch nicht zum Raden. Nothing is more detestable to them, than
the doctrinc of the Brahman<t and when a misfortnne befalls any one of them
they say: ^Hast thou perchance done some good to a Brahman or drunk some
water of the bone devourer?^ So they call the Ganges because the Hindu after
the burning of the dead throw their bones into tbat rWer,
*♦ .
KunhanikaL 335
wieder, als man ihm einen gesnnden Wärter gab. Diese Er-
zählung ist aus dem Thiritthattha-Xadok des Thukkhanibat.
3) Zwei Maina- Vögel wurden im Umherfliegen getrennt.
Eine gerieth in ein Räuherhaus, die andere hielt sieh in der Ein-
siedelei eines Eremiten auf. Eines Tages kam der auf der
Jagd verirrte König nach dem Haus, wo die r)(K) Räuber hausten.
Sie waren alle abwesend, und der Koch hatte sich schlafen ge-
legt, als aber der Vogel den goldenen Schnnick des Königs sah,
begann er zum Raube aufzumuntern. Der König, die Worte
von ferne hörend, glaubte den dortigen Platz nicht sicher und
ging weiter, auf die Htltte des Eremiten tretfend. Dort wurde
er mit höflichen Worten durch den Vogel eingeladen, hereinzu-
kommen, um die Rückkehr des Einsiedlers zu erwarten, der ihn
dann gastfrei an seinem frugalen Mahl theilnehmen Hess. Diese
Geschichte ist aus dem Sathikumha-Xadok des Visathinibath.
4) Ein sich in den Wald fllr das Einsiedlerleben zurück-
liehender Vater nimmt seinen Sohn mit sich, und als später
der Jtlngling, des einsamen Lebens überdrüssig, in die Welt zu-
rückzukehren wünscht, giebt er ihm gute Ermahnungen über
die Gefahren, die aus bösen Gesellschaften drohen. Diese Er-
zählung ist aus dem Halittharaka-Xadok des Navanibatb.
0) Phra-Phuttha wurde während seiner Krankheit durch
Gott Indra besucht, der ohne Bedenken den Nachttopf auf seinem
Kopfe hinaustrug und es nicht unter seiner Würde hielt, da die
Excremente die einer so heiligen Persönlichkeit waren. Diese
Erzählung ist aus dem Thammabot, der zu der Kutthanikai
gehört
6) Ein König hatte in seinem Garten einen Baum mit aus-
gezeichnet schönen Mangoe, die aber plötzlich bitter wurden. Als
Bodhisat hingeschickt wurde, die Sache zu untersuchen, fand
er, dass ein Gärtnergehülfe aus Bosheit die Wurzel des Baumes
mit bitteren Substanzen, als Boraphet und anderen Medicinen, be-
deckt hatte. Als diese auf seinen Befehl entfernt und durch
Honig und Milch ersetzt waren, kehrte bald die frühere Süs-
sigkeit zurück. Diese P>/ä]ilung ist aus dem Tathivahana-Xadok
des Thukkhanibat.
Die Erzählung Darasurivong handelt von dem Könige Dara*
r
%9*4aldl and sädlfcb vom kambodltcbcB Sc«.
.^. ,icr in einem Wunderechiff seine verlorene Gattin sucht.
\ ..,5». koxasith, durch eine von ihm nachträglich geheirathete
x^j^kMui verblendet, verbannte neine zwölf Gattinnen, unter
.wsion sich die Mutter Phaya Rot's befand, der später Meri hei-
iTiihete. Hohe Weisheit erlangte Dhaniasila von seinem in der
Zauberkunst erfahrenen I^hrer, der das Verdienst des Schülers
erkannte, als der von ihm gebratene Hahn lustig auf die Beine
sprang und krähte, wie der gebratete Kapaun*) des auf dieses
Wunder seine lutherische Ketzerei abschwörenden Fürsten Rad-
ziwill. Dem abyssinischen Heiligen flogen gebratene Rebhühner
herbei, als er w^gen eines verdorbenen Magens nach denselben
verlangte (s. Bnice}.
In der Geschichte Maleng-mun schliesst eine grosse Spinne
durch ihr vorgewebtes Netz eine Jungfrau der Kinnari in ihre
Höhle ein, wird aber von einem Rtisi getödtet, der die Gefangene
befreit. Nach seinem Siege über Xallavantakeh vermählt sich
der Held Krai-Thong-Manop mit der vom Crocodil geraubten
Prinzessin in dereinem Mo-Takeh oder Crocodilbescbwörer verlore-
nen Stadt. Die Geschichte vom Chao Thathivahana erzählt, wie
er trotz seiner Faulheit die Königswürde erlangt. Die Geschichte
Unthiruth berichtet die Seefahrten des Heldens. Das Buch Same-
hanithan ist eine Sammlung von Romaneu.
Das Märchen Kobut erzählt vom Prinzen Kobut und seinem
jüngeren Bruder Arun, die Beide vom Monde abstammten. Sie
waren Menschen, herrschten aber in ihrer Stadt über eine Armee
von Jakh (Rakshasa) mit vier Grossteufeln (Maha-Jakh) als
Ministem. Im Walde wurde Arun durch einen (im Sprechen ge-
•) Von St. Kieran (Rischof von Clonmacnoise) wurde das in der Fastenzeit
vorgesetzte Flei«ch in Fisch verwandelt, und ebenso von St Maidoc. In der
obigen Erzählung (von Dammasedi oder Dhainniasila und Dhammatoh im Bir-
manischen) werden durch die Vixa oder Magie aus Reiskörnern Soldaten liervor-
gezaubert, und in den Lausitzer Sagen fiihrt der Zauberer von Hoyerswerda
dasselbe Kunststiiclc mit schwarzem Hafer aus. General Sybilski verwandelte
Haferkorner in Fusssoldnten gegen Pumphut's Reiter (s. Graeve). In Holstein
n Herzog Adolf (Hans Adel) in kaiserlichen Diensten mit Luxemburg ans
li, indem er durch Katzen die Mäuse fressen lässt, oder den Rauch durch
i's
Thierfabeln. 337
lehrigen') Maina-Vogcl von dem Anfentlialte der schienen Prinzessin
unterriclitct, die er flir seinen Bruder Kobut ei-warb.
Chao Siivannasam ernährte im Walde mit seiner Hände
Arbeit seine königlichen Eltern, die durch das Gift einer Schlange
erblindet waren. Als er durch einen abirrenden Pfeil des Thao
Kabinlajak erschossen worden, bot dieser sich selbst den jetzt
kinderlosen Eltern als Diener an.
Das Teratsa-Nibath betitelte Buch enthält eine Zusammen-
stellung der Thierfabeln. *) Von den drei Pakkaranam giebt das
de» Nonthuk die Geschichte des klugen Ochsen, das der Paksi
Vögelgespräche und das der Pisat Gespenster-Erzählungen. Am
Beginne der Pathommaklap (der ersten Epoclie) erwälilten die
vierftissigen Thiere den Singharat oder Lciwen zu ihrem Herrscher.
Die Fische krönten in der ereten Kalpa den Pia (Fisch) Anon
(Ananta) riesiger Grösse.
Als bei der anbrechenden Morgenröthe der Weltdämmerung
die Vögel sich versammelten, stritten die Krähe und die Eule
um die Herrscliaft. Die Vögel aber, um die Zwistigkeit zu be-
enden, erhoben den Schwan (Hong) auf den Thron, wie es sich
erzählt findet in dem Buche Pancha Nibat. Seitdem frisst die
Eule Nachts und die Krähe am Tage, weil beide sich fürchten
und vermeiden wollen. Nach den Thierfabeln fällt der^ Jäger,
der dem Affen Schlechtes für Gutes vergalt, lebendig in die
Hölle, und nach dem Si-jü-ki gab es bei Brahmapura einen Gra-
ben, wo einem das Maliayana lästernden Brahmanen dasselbe
passirt war. Der Elepliant der Race Xatthau überwindet die
Riesenkrabbe Khuliraka in dem Xat-Sce. Die Fabel von den
dankbaren Thieren, wälirend der Goldschmied seinen Retter verräth,
•) Der phrygische Sklave Aesopas (der von Krosas nach Delphi geschickt
wurde) hatte die (später von Rabriiis fresammelten) Fabeln Lokman*8 (des Propheten
der Aditon) den sieben Weisen gelehrt, ehe die lydische Cultiir durch die per-
sische Reform zerstört war. Welcker erklärt den (nach Assyrien versetzten)
Aesopos als Aethiope. Aeschylos spricht von libysischen Fabeln neben den
aesopischen, nnd beide dentm auf Afrika, wo unter den Negern Geschichten der
In den nnbekannten Mächten des Waldes vergötterten Thiere stark im Schwnnge
gehen nnd die Aegypter in stabiler Consequenz jede der Kxistenzen vereh
in die sich bei den Rnddhisten der Weiseste vorübergehend eingekdrpert.
B a s t i A n , Reise in KRiiibodin. IV. ««
339 Wcidicb imd ftfidlicb yob kambodiscben ^
wiederholt sieb in dem sohwäbiseben Märchen (bei Heier) von
dem Urnen, dem Bären und der Sehlange. Die Fabel Kratay
Kab takeb erzählt^ wie das Crocodil verliert (sia prieb) und der
Hase gewinnt (dai prieb). Das Crocodil hat einen Hasen
am Beine gepackt und will ihn verschlingen, ak der Gefangene
bittet, ihm erst zu erlauben, in seines Herrn gnädigen Mund
blicken zu dürfen, um die flir ihn bestimmte Wohnung kennen
zu lernen. Als das Crocodil den Rachen öffnet, bewundert der
Hase die herrliche und prächtige Einrichtung dieses schönsten
aller KacheU; der nur. noch eine kleine Einrichtung bedttrfe, um
im Stande zu sein, selbst Elephanten zu fressen. Als das Cro-
codil die Zunge ausstreckt, damit der Hase sie in die richtige
Ordnung bringe, beisst dieser sie ab und läuft davon. Seitdem
hat das Crocodil seine Zunge verloren, der Hase aber wagt nie
aus dem llnsse zu trinken^ die Rache des Crocodils fürchtend.
Da die Crocodile keine Zunge haben, so verschlucken sie (sagen
die Siamesen) ein glühendes Eisen^ wenn man es ihnen vom
Boote aus hinliält.
Die Pakkaranam genannten Bücher sind aus den Erzählun-
gen der Xadok (Jataka; oder Panyat ausgezogen, als vom Maha-
Xat verschieden.
Unter den 550 Vor-Existenzen *) Buddba's findet sich die
als Naiivon (Naidong oder der Waldherr). Dem Sohn der recht-
mässigen Königin wurde durch die Hinterlist einer der Coneubinen
bei seiner Geburt ein Stück Holz untergeschoben und das Kind
^) Die Non den Syrern zur Zeit des Ninus ond Bei erfundenen Fabeln
wurden von dem weisen Aesop den Griechen erz'ihlt (nach Babrius), und die Ein-
wohner Lybiens lernten sie von Kybistos. Auch der Cilicier Konnis wird er-
wähnt. Nach Ididor erfand der Kroniate Alkman die aesopische genannten Fabein.
Andreopulus übersetzte die Fabeln des Syrer Syntipas. Während die griechischen
Metamorphosen in Vogel oder Pflanzen verwandeln, erzählt Buddha aus seinen
früheren Thier-Existenzen. „Genannt werden nach den Erfindern der Fabeln
einige cyprische, andere libysche, andere sybaritische, alle aber heiaseu aesopische,
weil Aesopos in geselligem Verkehr sich der Fabeln bediente/ sagt Hermogenea
^s. Voss). Der Arzt 'Harzujeh (Pilpay), den Khosru Anushirvan nach Indien
schickte, um die Todte belebende Pflanze zn suchen, brachte aus der königlichen
Schatzkammer das Buch Kaiila (einen Theil des Kaiila und Dimnah, als Pancha-
Ohanthaknmaii. 339
im Walde ausgesetzt, wo es durch die Thevada der Bäume ge-
nährt wurde. Naclidem der aufgewachsene Jüngling von einem
Eremiten das Pali gelernt hatte, besänftigte er durch die geweih-
ten Formeln die ihm anfangs feindlich gesinnten Rakshasa und
bestieg mit ihrer Htllfe den Thron des Landes Siriyabunphot,
wo er sich trotz des Widerstandes der Brahmanen mit einer
Prinzessin der Rakshasa's vermählte.
Am Hofe Phromathat, des Königs von Baranasi, sassen die
Brahmanen in der Wolle, da sie täglich festlicli bewirthet und
mit reichen Geschenken bedacht wurden. Sie fürchteten indessen
das Heranwachsen des Chanthakuman , des ältesten Sohnes des
Königs, der schon in seiner Jugend Zeichen grossen Verstandes
gegeben hatte und ihnen abgeneigt schien. Sie bereiteten des-
halb hinterlistig Schlingen des Meuchelmordes bei einer grossen
Festlichkeit (Phitthi), die mit Jantabhuxa (blutigen Thieropfem)
gefeiert werden sollte. Aber die mächtigen Verdienste des Prin-
zen Chanthakuman, der stets in der rechten Weise Verehrung
darbrachte, zogen Phra In herab, der mit dem Hammer seiner
Donnerkeile alle festlichen Vorbereitungen zerstörte (nach dem
Thossaxat).
Prinz Chantakorob zog sich in den Wald zurück, um von
den Eremiten die Vixa (magischen Wissenschaften) zu erlernen,
und vermählte sich auf dem Rückwege mit Mora, die er heim-
zuführen gedachte. Auf der Reise aber nach seiner Heimath
fand er beim Erwachen des Morgens sein Weib in den Händen
von Räubern, und obwohl er dieselben alle, 500 an der Zahl,
mit seineu Pfeilen erlegte, so blieb ,doch zuletzt noch der Räu-
berhauptmann übrig. Da die Pfeile sämmtlich verschossen waren,
rief der Prinz seiner Gattin zu, ihm das Schwert zu reichen, das
sie umgehängt trug. Während sie indess, durch die Drohungen
des Räubers erschreckt, zögerte, fiel das Schwert auf den Boden,
Untra) zurück, das in die Pahlavi oder Huzvaresch-Sprache und (800 p. d.) in*!
Arabische übersetzt wurde. Der Nestorianer Budh Periodeuta, der unter den
indischen Christen an der Grenze Persiens gegen Manichäer und Marcionist^n
wirkte, übersetzte (570 p. d.) die Fabeln Calilagh nnd Dammagh aus dem Indischen
(s. Assemann).
22»
/
340 Wtttlfek und fodlidi Tom kaabodurken See.
und der Hauptmann fasBte es beim Griff, während Chanthakorob
an der Scheide fesüthielt, aber beim Henrorziehen der Klinge einen
Hieb über die Hand erhielt und starb. Der Ränberhauptmann,
der Mora's Unentsehlossenheit bemerkt hatte, veriie«» sie im
Dickicht de» Waldes, wo sie einen Jieoh-Vogel »ah und densel-
ben um etwas ^fpeise bat. Der Vogel aber war der Gott Indra«
der Mora wegen der ihrem Gatten bewiesenen Falschheit in
einen Affen, den Brüllaffen, verwandelte, dessen klägliches Stöh-
nen jetzt im Walde widerhallt, und der, bei geröthetem Himmel
des Gatten Blut zu sehen wähnend, Phua, Phua (Gatte, 6atte>
ruft. Durch die Ceremonie des Sprenkeins (Xub) rief Phra-In
den todten Prinzen wieder in's Leben*) und zeigte ihm im Ge-
birge eiue Höhle, wo die Tochter des Drachenkönigs gefangen
gehalten wurde. Als er sie heldenmfithig befreit hatte, begleitete
sie ihn als Gemahlin nach seinem Reich.
Thossakan (der Zehnköpfige**) oderRavana^, der König von
Ceylon, verstand die magische Wissenschaft de« Thot-Chai, durch
welche er seinen Lebensgeist aus sich herausziehen und in einer
Schachtel zu Hause zurücklassen konnte, während er in den
*) Die Eremiten bedienen «ich za ihrem gleifHifilU Xub genannteo Ver-
JQngungKproceM des siedenden Zauberkessels, darrh den das Geschlecht der Tnath
de dannan die in der Schlacht Gefallenen belebte and dadarrh stets Sieger blieb.
Der indische Fürst Keyd sandte an Alexander einen Arzt, der Todte za beleben
wnsste (nach den Zihnat-nl-Tuarikh).
*^) In mecklenburgischen Sagen (nach Stmek) hat der Ränber Ropke, der in
den Strahlbergen bei Crivitz haust, sieben Kopfe (Rophk mit sien sahen Kupp).
8ira (von of>/ir;g nach Hohlen) wird auch funfhänptig dargestellt (wie Kartikeya),
besonders in seinen schreckbaren Gestalten als Ugra (der Fürchterliche), Kndra
(der Rothe, in Orissa aln Konigsgott), Khrodha (der Zornige) n. s. w. Wie die
bösen Mächte durch die schrecklichen Gestalten der Doktschot in Tibet, wird in
Plön Herr Nägenkopp (dem der Hund Muckerpell erst acht Kopfe abreisst) durch
Tolleteufel bekämpft (MülleuhofT). Im Ardennenwalde geht Ogier um. Wie Sida
oder Sita in die dämonische Gewalt Ravana's fällt, wird Sida (Side oder Granat-
tpfel), die Gattin Orions, von der auf ihre Schönheit eifersFichtigen Hera in den
Tartarus gestürzt. Der das Meer durchschreitende Orion kann den versteckten
Oenopion nirgends flnden, nnd Rama muss die feindliche Stadt durch Hannman
•neben lassen, der dann die Briicke baut. Gleich dem wilden Jager Nimrod,
folgt ihm ein lärmendes Heer wirrer AfTeiigestalten.
• Tho<«5akaD. 34
Krieg zog und dann unverletzbar war. Als die Schlacht mit
Rama bevorstand, legte er das Unterpfand seines Lebens in die
Hände des Eremiten Ta-Fai (Feuerauge) nieder, um es für ihn
zu bewahren, und Rama war erstaunt zu sehen, dass seine
Pfeile ihn vergebens trafen, ohne dass Wunden folgten. Hanu-
man aber, der wusste, wie die Sache stand, verliess die Armee
und begab sich nach Langka, vorgebend, dass er wegen einer
Zwistigkeit mit Rama sich an demselben zu rächen wünsche.
Er gewann die Gunst Thossakhan's und wurde von ihm mit dem
Commando einer Heeresabtheilung betraut. Der Phisek erkannte
aus den Sternen, wo sich der Geist befand, und durch seine
Wahrsagungen geleitet, nahm Hanuman die Form Thossakan's an
und begab sich zu dem Einsiedler, seinen Spiritus zurückfor-
dernd. Kaum hatte er ihn erhalten, als er sich in die Luft er-
hob und mit demselben zu Rama zurückflog, die Schachtel hoch
in der Hand schwingend und so stark quetschend, dass er dem
Geiste den Odem ausdrückte imd Thossakan starb (wie der
Riese im tatarischen Märchen).
Als Thossakan während einer frühereu Existenz im Himmel
lebte, musste er Wasser holen, und alle die Thevada machten
sich einen Spass daraus, ihm beständig auf dem Kopfe umher-
zuhämmem. Als er es zuletzt nicht länger aushalten konnte,
bat er Phra In um seinen Goldfingerring, und dieser, der glaubte,
dass der Junge ein Spielzeug wünschte, lieh ihm denselben.
Thossakan steckte ihn in seinen Gürtel, so oft aber später einer
der Engel kam, um ihm hinter die Ohren zu schlagen, nahm -er
den goldenen Finger hervor und zeigte damit auf den Thevada,
wodurch derselbe todt niederfiel. Als Phra In zuletzt davon
unterrichtet \>"urde, kam er gerade noch in Zeit, die todten
Engel durch Sprenkeln (xub) zu beleben. Er trieb aber den
Thossakan aus dem Himmel*) und wart ihn zur Verbannung
auf die Erde hinab, wo er zu Ceylon niederfiel und dort als
ein König der Yaksa herrschte. Während der Vorexistenz im
*) Nach der indischen Mythologie erlitt Rawana seine Strafe, weil er fromme
Büsser rauh abgewiesen hatte, als er mit seinem Bruder, dem Riesen Kumbakametn,
als Thürsteher in Vischnu^s Paradies fuugirte. Pas Reich der Kuv^ra im HimaUya
wurde Yon Ravana erobert»
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3^2 Westlich und büdlich vuui kambodischen See.*
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T-l
K Himmel wurde Thossakan, als den Misshandhmgcn der Engel
ausgesetzt, Ai thuk (der Jammervolle) genannt, und deshalb
führen die von Vor-Existenz handelnden Bücher den Tit^l Neu
thuk (um so Nandaka von Dliukkha abzuleiten^. Das aus dem
Paradies gestürzte Paar erreicht die Erde an getrennten Plätzen,
in Arabien und in Ceylon.
Tripuram, schwarz von Farbe, war König aller Jakh, obwohl
dem Phra-Insuen unterworfen, der damals von allen Geschöpfen
verehrt wurde. Stolz darauf, dass Phrachyeka Buddha sich
herabgelassen hatte, als Geschenk eine flache Mütze anzuneh-
men, die die Zauberkraft besass, ilire Besitzer gegen alle Jakh
und Thevada zu schützen, fing Tripuram an, die Thevada zu
quälen und zu unterdrücken, denn er hatte die Erfüllung des Wun-
sches zugesagt erhalten, dass Niemand im Stande sein sollte,
ihm zu widerstehen. Doch hatte dieser Wunsch keine grosse
Kraft, weil in schlechter Absicht geäussert. Deshalb gelang
es Phra-Insuen, der mit einem von Phaya-Nakh gemachten Bo-
gen Phra Narai gegen Tripuram abgeschossen hatte, diesen
zuletzt ganz zu vernichten, indem er aus einem Khlong (Rohre)
Feuer *) auf ihn sprühen Hess. Phra-Phinet mit einem Elephan-
tenkopf ftlhrte den rechten, Phra Phinai mit einem Tigerkopf
den linken Flügel im Heere Phra - Insuen's. Nachdem Phra-
Phuttha seine Erscheinung gemacht hatte, trat Phra-Insuen, der
in den Zwischenräumen der Religion (Vang Sasana) verehrt
wird, in den Soda-Makh ein.
Eine in's Siamesische aus der Phasa Khek (Sprache der Mos-
lem) übersetzte Erzählung handelt von dem Rechtschaffenen und
*) Die Siamesen lassen häufig den Gebrauch der Feuerwaffen in der Lebens*
beschreibung Buddha*s in ihrer frühesten Geschichte zu. In einer neuen Ausgabe
derselben wird deshalb ausdrücklich bemerkt, dass die bei dem ersten Ausbruch
Ton Kriegen zwischen dem Menschengeschlecht verfertigten Waffen nur für Hand-
gemenge bestimmt waren, da die Pulvergewehre noch nicht in Gebrauch ge-
wesen. Die Zauberwaffeu, die Asvatthaman und Arjuna gegen einander warfen,
waren vom Feuer ishika benannt. Auf einer Miniaturmalerei abyssinischer Kirchen
sah Bruce den König Pharao vom Meere verschlungen und darüber Pistolen nnd
FliQten umberschwimmen.
üsehn. 343
Aufrichtigen (Khon sü krong) unter dem Titel Usehn. Ein in
den Krieg ziehender Edelmann nimmt seiner Tochter das Ver-
sprechen ab, dass sie sich nicht vor seiner Rückkehr verheira-
then würde. Sie verliebte sich indess in einen jungen Mann,
Namens Usehn (Hussein), und da dieser ihre Gefühle mit Glei-
chem vergalt, so beklagten sie mit einander die eingegangene
Verpflichtung, die sie trennte. Das Mädchen verlangte von dem
Jüngling eine aufrichtige Erklärung, ob er aus Liebe zu ihr
zu Allem bereit sei, und gab ihm auf seine Versicherung die
Erlaubniss, jede Nacht bei ihr zu verbringen, unter der Zu-
sicherung, sie nur wie ein Bruder seine Schwester zu lieben.
Allnächtig stieg dann der Geliebte zu ihrem Fenster hinauf und
ruhte mit ihr auf demselben Lager, aber gebunden durch sein
gegebenes Wort. Eine Nacht geschah es, dass sie der frischen
Brise wegen das Fenster offen gelassen hatten, und der König
des Landes, der nach seiner Gewohnheit Nachts in den Strassen
umherwanderte, um die mit der Erhaltung der Ordnung Beauf-
tragten zu controliren, sah die Strickleiter aus dem Fenster
herabhängen, und glaubend, dass ein Diebstahl begangen sei,
gab er Befehl, den gerade daran herabklettemden Platoniker zu
ergreifen. Als derselbe am nächsten Tage ein Geständniss ab-
legte, dass er seit 7 Jahren 7 Monaten und 7 Tagen jede Nacht
mit seiner Geliebten geschlafen habe, ohne sie zu berühren, gab
der König den Befehl dahin ab, dass er er unrecht gethan
habe, ein fremdes Fenster zu erklettern, das Mädchen gleich-
falls darin, dass sie ihn im Hause aufgenommen, und dass beide
der Todesstrafe vertallen seien, wenn sie abgeneigt seien, einan-
der zu heirathen. Das Mädchen weigerte sich, als durch das
ihrem Vater gegebene Versprechen, der Liebhaber, als durch sein
eigenes verhindert, und schon sollten beide zur Hinrichtung ge-
flihrt werden, als der Vater des Mädchens zurückkam und hö-
rend, wie die Sache stand, seiner Tochter die Erlaubniss zur
Heirath ertheilte.
Nach der Aphaiyamani-Jakkhini genannten Erzählung wird
der Prinz Aphaiyamani nebst seinem jüngeren Bruder von dem
Könige; ihrem Vater ausgcBandt, um die Sinlaphrasat in
i
»
344 Westlich und südlich vom kanibodischen See.
Taxila *) zu erlernen. Bei der Rückkehr zeigt es sich, dass Aphaiya-
mani zu singen gelernt hatte und sein Bruder das Fechten. Der Kö-
nig zUmtC; dass sie keine besseren Dinge mitgebracht hatten^ da
die Stadt von Sängern und Fechtern voll genug wäre. Des-
halb fortgetrieben, sang Aphaiyaniani im Walde seinen Bruder
in Schlaf und wurde dann, als ihn Niemand vertheidigen konnte,
durch eine Jakkhini (eine Rakshasa des Wassers) fortgeffthrt.
Der weise König Khobutr, Sohn der Sonne, hatte einen
Khun-Thong- Vogel (Goldkopf j, dem er die menschliche Sprache
lehrte und später durch denselben von der Untreue seiner Ge-
mahlin, die er darauf verbannte, unterrichtet wurde. Die Mutter
des Prinzen Saksanavang wurde von einem Jakh geraubt und
von ihrem Sohne vergebens gesucht, bis derselbe bei den Ere-
miten die magische Wissenschaft erlernt hatte, wodurch er den
Jakh überkam und seine Mutter befreite.
Während Linthong mit dem Riesen Kalajakh, der seinen
königlichen Vater getödtet hatte, kämpfte, durchstach seine ihm
zu Hülfe kommende Gattin den Rücken des Jakh, der somit
unterlag.
Nach der siamesischen Uebersetzung des Ramayana (Ra-
makhien) herrschte Bhali in der Stadt (Myang) Khikhin. Als
er im siegreichen Kampf mit dem wilden Büffel, der unter
seinen Heerden Verwüstungen angerichtet hatte, aus Versehen
durch seinen Bnider Sukhrib in eine Höhle eingeschlossen ward,
verbannte er denselben, als es ihm gelang, sich nach Fortwäl-
zen des Steines wieder herauszuarbeiten. Sukhrib floh zu Rama,
der ihm Hülfe versprach und Bhali durch seine Pfeile tödtete. **)
Da er bisher gegen alle Pfeile der Rakhasa (Jakh) unverletzt
gcblicl)cn war, fühlte er aus dieser Todeswundc, dass ihn nicht
ein Mensch, sondern ein Gott überwunden, und erkannte Rama
als Narayana. Er ermahnte im Sterben seinen unter jammem-
*) In Aegypten war Canopus (wo sich auch Antonius, ISobn der Sosipatra,
uiederliess) die hohe Schule der Magie.
^*) In seiner späteren Avatare alä Krishna empfangt Vishuu zur Wiedenrer-
geltung von dem in dem Jäger Jura eiugekörperten Bali seine Todeswunde an
der Fusssoble. Bbali oder Phali meint im Siamesischen ein Paar BiUralh5nier.
Rani.ikhien. 345
den Klagen herbeieilenden Bruder Sukhrib, seinem neuen Herrn
unverbrllchlich Treue zu leisten, und deshalb unterstützte Sukhrib
mit der durch seinen Neffen Hanuman befehligten Aften-Armee
die Expedition gegen Ceylon und leistete die werthvollsten
Dienste. *) Die auf dem Todtenbette gegebenen Ermahnungen der
Pflichttreue sind dca Weiteren ausgefülirt in dem Buche ßüang-
Phali (son-nong), wie das Buch Thao-Thottharot-Son-Phra-Kam
die Ermahnungen mittheilt , die König Dasarata seinem Sohn
Bama auf den Weg mitgab. Im ersten Band des Bamakhien
wird Phali durch Phra Narai getödtet, im zweiten raubt Thossa-
kan die Sita, im dritten baut Hanuman die Brücke nach Langka^
im vierten vertreibt Thossakan den Biesen Phiphek, weil er in
dem Traume die weisse Krähe (die siegte), Phra Narai, die
schwarze Thossakan zu bedeuten erklärt hatte. Die javanische
Bearbeitung des Bamayana ist von Mpu Baga Kasuma oder Joges-
vara verfasst Nach Dion Chrysostomos wurde Homer von den
Indiem gesungen. Inachik, der Sohn des Thossakan, verwundete
Phra-Lak (Laksman) in der Schlacht, und würde ihn getödtet
haben, wenn Hanuman nicht zu seiner Hülfe gekommen wäre.
Als Bama das Haupt des Inachik abhieb, flog es hoch in die
Luft auf und suchte zu entkommen, Hanuman aber sprang da-
hinterher und ergriff es, worauf es begraben wurde.
Das Epos Inao **) wurde durch Yaiyavo, eine moslemitische
Frau, nach Krung kao (Ayuthia) gebracht und dort von dem Prinzen
Chao Kasat-Kri aus der Sprache der Khek Xava in's Siame-
sische übertragen, um bühnengerecht zu werden. Von den vier
in ihren Beichen regierenden Brüdern hat der älteste, der Kö-
nig von Myang Kurephan, von seiner legitimen Gattin einen Sohn,
Inao, als Chao Fa oder Badang Montri (Kronprinz). Sein äl-
*) Die Chinesen erklären ihre Verehrung des Affen aus der den kaiserlichen
Gesandten geleisteten Hülfe, als sie unter der Tangdynastie nach Indien gingen,
um die buddhistischen Religionsschriften zu holen.
**) Panji Ina Herta Pati, Sohn des in Kalioga erzogenen und mit einer
dortigen Prinzessin vermählten Ami Luhur (dessen Vater Deva-Kasuma 896 p. d.
ein Reich in Jangala gründete), wurde in seinen Kriegen durch die Fürsten von
BaU unterstützt.
346 'WfMlIch und südlich vom kambndischen See.
terer Halbbrnder, von einer Concubhie, Karattipatbi genannt, er-
langt das Königthum in Karang. Der König von Myang Daha
verheirathet seinen Sohn Liekja mit Viyada (Tochter des
Königs von Kurephan) und mit deren Bruder Inao seine
Tochter Butsaba. Der König (Thao) von Myang Karang hat
zwei Töchter (Butsaba und Butsabaraka) , der König von
Singhalsari; einen Sohn Suranakon. Diese vier Staaten bil-
den eine Conföderation unter sich und unterwerfen alle anderen
Rajah in dem Lande Xava (Java). Der Krieg beginnt mit dem
Angriff des Königs von Myang Karaunkanuug oder Pamanku-
ning (um sich für die Versagung der Butsaba zu rächen) auf
Daha, von welcher Stadt er indess zurückgeschlagen wird. Sieg-
reich vordringend, tödtet Inao ihn und macht das Volk seinem
Vater tributpflichtig. Die vier Bundeskönige verehren als ihren
gemeinsamen Vorfahren Pu Thao (der königliche Anherr) Karang
eine Gottheit (Thevada;^, die bald den Namen Patara-Kara*)
(Herr der Welt) führt, bald Sanyadewa (der grosse Thevada) oder
Asanja deva (der Thevada des Himmels) heisst. Dieser Gott
kommt gelegentlich vom Himmel herab, um seine Nachkommen
zu unterstützen, und versieht sie mit wunderbaren WaflFen, wie
Inao mit einem Krit oder gekrümmten Dolch. Die Edlen ftihren
die Titel Dontri, Tamagong, Tani u. s. w. Der Sohn des Sara-
tan stammt aus Sampalat (Sumatra). Eine Episode schildert
den Abschied Inao's von seiner Braut Ghindara oder Chindara-
wati, um in den Krieg zu ziehen, eine andere zeigt ihn, wie er
in einer Grotte mit Butsaba der Liebe pflegt, bis durch den her-
beieilenden Milch bruder unterrichtet, dass der seine entflohene
Geliebte suchende Choraka in der Nähe seine Zelte aufgeschlagen
hat. Während der König von Kamunkanung und seine Begleiter
badeten, rangen Kruth und Phuxaxong um ihre Gewänder. In Java
ist Inao der Lieblingsheros, und das einheimische Heldengedicht
erzählt von seinen Abenteuern, als er sich mit der Leiche seiner
Geliebten auf dem Meere einschiffte.
^) Wie Butara-Gurn vou deu JavADCD, wurde BataU, als Scböpfer aller Dinge,
von den Eingeborenen der Philippinen verehrt.
«Ä-.
Khuu Pen. 347
Unter dem Namen Phaya-Sakandan ist dnreh den malayiychen
Iskander der grosse Alexander in Siara bekannt geworden.
Das Buch Sibsonglien oder die Erzählungen der \2 Ecken
(des Sarkophags, auf denen sie gesclirieben gefunden) ist aus
der Sprache der Phrahm übersetzt und gehört der Khang Sayasatr an.
Khun Pen, ein tapferer Edelmann, wurde von dem König
zur Eroberung Xiengmai's nach Laos gesandt, fand aber bei
seiner siegreichen Rückkehr, dass sein Busenfreund Khun Xang
die ihm verlobte Braut für sich heimgeführt hatte, als von den
Eltern begünstigt, die den reicheren Schwiegersohn vorzogen.
Khun Pen klagte vor dem Könige, der das Mädchen (Nang Van-
thong) herbeibringen Hess, damit sie frei den einen oder andern
Liebhaber wähle. Als sie vorzog. Beiden verheirathet zu werden,
erzürnte sich der König, der diesen Wunsch der übermässigen
Fleischeslust zuschrieb, und befahl die Sünderin zum Tode zu
führen. Einer ihrer Verwandten überredete den Henker, die
Hinrichtung eine kurze Weile zu verschieben, bis er Zeit haben
würde, den König um Erbarmen anzuflehen, und verabredete mit
ihm, dass das Erheben einer weissen Fahne eine günstige, einer
rothen eine ungünstige Antwort andeuten solle. Der König ge-
währte Gnade, und eine weisse Fahne wurde aufgehisst. In dem-
selben Augenblicke aber ging eineProcession des Volkes mit rothen
Fahnen die Strasse entlang, und der Henker, der diese zuerst
sah, erfllllte seine Pflicht.
Aus einer kambodischen Uebersetzung des siamesischen Ge-
dichtes wurde mir in Lawek folgende Episode vorgelesen:
Tief war des Prinzen Schlaf, lang, lieblich und tief gebettet
auf weichen Kissen, dort in der Liel)e Arm. Aber fem im
Kriegeslager stürmte ungestüm der hochgefeierte Phen umher,
er der Feinde Schrecken, dessen Ruhm die Erde füllte, dessen
gebietender Ruf im Schlachtentoben erscholl. Er, der Löwen-
starke, zitterte und bebte, wenn er der Geliebten gedachte, seiner
theuem Rao-Thong, und von Kummer übermannt, war jedes Glück
für ihn entflohen. Fortan traute er keinem Worte weiter, keinem
gleissnerischen Mädchen worte, ob aus dem Laosland, ob aus
Siam. Er floh in die Einsamkeit, allein und verschlossen. Und
ob des Sommers heisse Sonnengluth auf ihn niederbrannte^ sei-
348 Westltrh und südlich vom katnbodiMhen Sre.
nen Körper ausdörrend, ob in der Regenzeit die nasse Kälte
eindrang und Stürme ihn umbrausten, er fühlte es nicht, er
sass da unbewegt, in der Trauer Schmerz versunken. Diese
Verse gehören zu der Khabsepha genannten Klasse von Liedern,
die unter dem Klappern von Cast^gnetten deelamirt werden.
Das Metrum ist das der Boht Cheh kham oder Phiek Pram-
phit im Kambodischen. Die in Kambodia umlaufenden Mär>
chen sind meistens dem Siamesischen entlehnt. Nachkommen
Khun Phen's sollen noch in dem Dorfe Suphan leben.
Der Eulenspiegel der Siamesen ist Sisanonxai. Vom Könige
befohlen, sein Hauswesen (jok krob krua) herzubringen (d. h.
seine Familie), sitzt er auf seinem Herde (krua fai) und sucht
ihn mit sieh zu sclileppen, bis der dazu kommende König ihn
auslacht. Auf den Befehl, eine Armee auszuheben (jok thap),
nimmt er zwei Steine in die Hand, sie zusammenschlagend
(thap), und geht so nach dem Laoslande, die Rebellen zu unter-
werfen.
Diese VolksschwUnke scheinen auch jetzt noch Erweiterung
und ZufUgungen zu erhalten. Als der König ein anderes Mal
Befehl gab, ein Feuerschiff (Kamphan-Fai oder Dampfer) zu ver-
fertigen, steckte Sisanonxai die königlichen Boote in Brand und
wollte sich vor Lachen ausschütten, als er sie alle hell aufflackern
sah. Der König schickte seine Häscher, ihn zu ergreifen (chab
tua). Als diese ihn aber am Arme angriffen, protestirte Sisanonxai,
da der Kernig befohlen liabe, die Person (tua) zu ergreifen und
nicht den Arm, ebenso wollte er die Beine, Kopf u. s. w. nicht
als verfallen gelten lassen, bis der König einen neuen Befehl
gab, ihn als ein Ganzes herbeizubringen, indem er jedes einzelne
Glied des Körpers aufzählte. Als Hofnarr des Königs Phra Rama
thong, baute Sisanonxai eine schiefe Pagode (Phra Chairai) und
übersteckte sie mit Glassplittem und Domen, so dass Niemand
hinaufsteigen konnte. Der König befiehlt dann ein Haus von
Gold (thong) zu verfertigen, ohne indess dabei zu sagen metalli-
sches oder reines Gold (thong kam), und so baut Sisanonxai ein
Haus von dem Baume Thong lang, dem enttäuschten Könige
erklärend, dass es verschiedene Arten von Thong gäbe, als Thong
lang; Thong deng, Thong khao a. s. w. Oft er9cheiiit er in
Mahosoph. 349
Räthselkämpfen, wie sie, denen zwischen Calcha und Mopsus ge-
führten ähnlich, auch in der hintcrindischcn Literatur bekannt
sind. Wie Aesop bei Planudes, assistirt er dem weisen Könige
in den Witzfragen, die in gleicher Weise zwischen Sennache-
rib und Pharao ausgetauscht wurden.
Die Jataka oder in Geburt als Zanekka ist unter dem
Titel Prinz Samuthkodom auf die Bühne gebracht. In dem
Xaiaset genannten Drama verstösst der Kimig seine durch die
eifersüchtigen Concubinen verleumdete Gemahlin, würde aber
durch ihren Vater, den Jacksa-König Phaya Sinhon, besiegt und
vernichtet worden sein, wenn die Königin nicht zwischen die
Heere getreten wäre, um eine Einigung zu vermitteln.
König Vitharat, der sich in Vilana, Tochter des Königs
Phrohmathat verliebt hatte, befragt seinen Minister über das Hei-
rathsproject, erhält aber von Mahosoph den Rath, davon abzu-
stehen. Als Zeichen glücklicher Regierung pflegt in Hinterindien
ein Regen von Gold und Edelsteinen zu fallen, wie Regen von
Silber, Honig und Weizen auf die Gebete Niall Frauach's, Königs
von Irland, folgte.
Das Mahosoph betitelte Buch enthält dessen Weisheitssprüche,
als er als Guru des Königs am siamesischen Hofe fungirte.
Abhandlungen über siamesische Gebräuche wurden vom Khru
That abgefasst. Der gelehrte Krahat Phaya Thammabricha ver-
fasste religiöse Bücher in Siam, nachdem er aus der Priester-
schaft ausgetreten war. Das auch Buranovat oder Bunnovat
genannte Bucli Manovatthasut handelt in den Versen des Metnnns
Xanthaphak über die Entdeckung des heiligen Fussstapfens in
Phral)at und giebt seine Beschreibung. Es wurde zur Zeit der
dortigen Tempelgründung unter der Regienmg des Phra-chao
Song tham abgefasst, und seine Buchstaben, unter denen manche
eine von den jetzigen abweicliende Gestalt zeigen, haben alle
die eckige Fonn scharf ausgeprägt. Accente fehlen in diesem
Panegyrikos (wie sie auch in der Steininschrift des Königs Ram
kamheng nur sparsam gebraucht werden). Die von mir gesehene
Copie war auf schwarzem Gnmde mit gelber Gummiguttdinte
geschrieben, während die gewölinlichen Bücher Slams mit schwar-
zer Tuschdinte auf grobem Papier grauer Farbe geschrieben
350 Westlich und südlich vom kambodischpn f^e.
sind. Palmblätter*), mit Eisenstiften eingeritzt und dann mit
Oel bestrichen, werden nur fllr religiöse Bücher gebraucht, wäh-
rend sie in Birma allen Zwecken dienen.
Nach der Erzählung vom Chao Guoh (das Naturkind) gebärt
eine seit längere Zeit unfruchtbare Königin eine Muschelschale
und wird in Folge der von anderen Concubinen gegen sie ausge-
stosscnen Verleumdungen von dem Könige in den Wald verbannt,
wo sie ein Haus baut und sich einem Fischer verheirathet. Wenn
sie Abends von ihren Geschäften zurückkehrte, fand sie immer
Alles im Hause in Ordnung gebracht und das Essen fertig ge-
kocht, ohne dass sie begreifen konnte, wer es gethan haben
möchte. Sie versteckte sich deshalb eines Tages und bemerkte,
wie aus der in eine Ecke geworfenen Muschelschale ein Kind
hervorkam, das alle Arbeit verrichtete. Sie zerbrach die Schale,
80 dass der Knabe nicht in sein Gehäuse zurück konnte und
darüber ärgerlich laut schrie, bis ihn seine Mutter besänftigte.
Die Nachbarn indessen wollten ein so unheimliches Geschöpf
nicht um sich haben und versuchten es auf alle Weise zu tödten,
trieben aber selbst wütliende Elephanten vergebens gegen das-
selbe, bis sie es zuletzt mit einem Stein um den Hals in's Wasser
warfen. Der Nakh des Flusses jedoch hob es empor und brachte
es nach dem Lande der Jakh, wo er es in einen Kahn setzte,
um den Fluss nacli deni Palast hinabzutreiben. Die Königin
adoptirte das herbeischwimmende Findelkind als ihren Sohn, und
Hess ihm Freiheit, überall in den Gärten umherzustreifen, iiur den
Gold- und Silberteich solle er nicht besuchen. Als er es aus
Neugierde doch that, blieb bei der Berührung das Gold an sei-
nem Finger kleben und wollte sich in keiner Weise wieder ab-
wasclien lassen, so dass er zur Verhclüung einen Lappen umband
.*) Undpr Fuhhi th« Chinese tied kuotted strings tili Tsanghieh invented the
ko tan chuen (tadpole characters) in Imitation of the foot steps of beasta and birds.
After that Lisz invented the character li, pricked with an awl or cut witb a
knife on the leaves and the bark of trees. Von den acht Linien, die König Phuc
thi auf dem Rücken der Schildkröte gesehen, verfasste König Than Nong die
Hexagramme, als (irundlagc des chinesischen Alphabets, und somit des cocbin-
ohluesisrhen. The people of Laos boasts of having tatight the Siamese the art
vf writing on leaves of palmtrees (Pinki^rton).
I
Chao Gnoh. 351
und der Mntter sagte, dass er sich den Finger verletzt habe.
Um Gewissheit zu erhalten, ob die von dem cannibalischen
Apj)etit der Jakh erzählten Geschichten Begründung hätten, be-
suchte er die Küchen, und fand dort in der That eine Menge
von Knochen umherliegen, zugleich aber auch ein Paar wunder-
bare Pantoffeln, um in der Luft zu wandeln, nebst einer Mütze,
die das Aussehen eines Wilden gab, und einen Zauberstab.
Nachdem er längere 2ieit hin und her geflogen war, bemerkte
ihn die Jakh-Königin auf einem Baume und rief ihif an, zurück
zu kommen. Da er aber nicht auf ihre Worte hörte, schrieb sie
alle ihre Zauberwissenschaft nieder, und alle Thiere um sich
zusammenberufend, starb sie aus Gram. Ihr zur Feier des Lei-
chenbegängnisses herabkonunender Adoptivsohn las die aufge-
zeichneten Sprüche und lernte sie auswendig. Er flog dann fort
nach einem Lande, wo der König gerade seine Töchter verhei-
rathete, mit Ausnahme der jüngsten, der Niemand zum Ehemann
recht war. Der König licss alle Jünglinge seines Landes zUj^
sammenkommen, aber keiner geflel ihr, dann alle Greise, aber mit
noch schlechterem Erfolg. Er fragte dann, ob es noch sonst
Jemanden gäbe, und hörte. Niemand sei übrig als der Wildling
(Chao Gnoh), der dort mit den Kindern des Feldes spiele. Als
die Prinzessin davon hörte, war sie sogleicli entschlossen, ihn zu
heirathen, und der erzürnte Vater verbannte sie nach der Wild-
niss. Wenn nun aber später der König Fische wünschte und
seine Schwiegersöhne darnach ausschickte, so konnten diese keine
erhalten, denn Chao Gnoh hatte sie alle um sich versammelt
und sass mit veränderter Gestalt in ihrer Mitte. Zuletzt Hess
er sich auf vieles Bitten erweichen, einige davon zu verkaufen,
aber nur gegen eine abgeschnittene Nasenspitze. Als der König
nach Wild verlangte, jagten seine Schwiegersöhne umsonst, denn
Chao Gnoh hatte alle Thiere des Waldes um sich versammelt,
und gab sie nur her gegen ein Stück des Ohrläppchens. Dann
aber, angereizt durch die Geister, die über die Verachtung ihres
Freundes (Chao Gnoh) erbittert waren, fielen viele Feinde über
das Land des Königs her und alle Schwiegcrsölme desselben
wurden besiegt. Als der König fragte, ob sonst noch Jemand
übrig sei; nannte man ihm Chao Gnoh, und dieser, von den
352 Westlich und südlich vom kambodipchcn See.
Geistern mit Wunderwaflfen und einem fliegenden R088 versehen,
trieb bald alle Feinde in wilder Flucht vor sich her. Erfreut
setzte ihn der gerettete König bei der Rückkehr auf seinen Thron.
Als Chao Gnoh's Eltern von seinen Thaten hörten, kamen sie
dorthin, sich als Gehlilfen in der Kttche zu vermiethen. Die
Mutter bildete in den Curries und den Kuchen die Scenen seiner
Kindheit aus dem früheren Waldleben, und als Cliao Gnoh diese
Erinnerungsbilder sah, stellte er Erkundigungen an und feierte
freudig das Wiedersehen mit seinen Eltern, die jetzt im Palast
bei ihm wohnen mussten.
In dem Pra Samnth Paksi Pakaranam-noi (das Weltmeer
der kleinen Vogelgeschichteu) wird von zwei Devada gesprochen,
die, als Devabutr in den Götterregionen geboren, in vorzeitlicher
Vergangenheit existirten, als Schützer der Welt. Als sie einst
zusammentrafen, befragte Deva-Bramhana den Lokaya-Bramhana
um die acht Regeln (Attha Banha) und bedrohte ihn mit schimpf-
Jfchem Tode, wenn er nicht innerhall) sieben Tage die Fragen
zu beantworten vermöchte. In der letzten Nacht wird die Lösung
der RHthsel (Pritsana) den auf dem Weltenbaume nistenden
Riesenvögeln abgelauscht, indem die Mutter ihr Junges darüber
belehrt, die Erzählung verechiedener anderer Fabeln einflechtend.
Von Slam nach Cochinehina«
Um eine gttnstige Gelegenheit zur Fahrt nach Saigon zu
finden, hielt ich es flir passend, meinen Wohnsitz an dem Ha-
fen Udongs, dem am Flusse gelegenen Landungsplatze Kam-
pong luang, zu nehmen, und Hess mein Gepäck auf einen Büffel-
karren bringen, mit dem wir aus dem Thore der Udong um-
ziehenden Palissaden herausfuhren. Die gepflasterte Strasse ist
ttber den seitlichen Niederungen in beträchtlicher Erhöhung auf-
gebaut und überspannt die Wasserarme mit Brücken. In Kam-
pong luang miethete ich ein leerstehendes Haus, das an der
Hauptstrasse lag, und liess die Seitenwand erhöhen, damit meine
unter demselben Dache lebenden Nachbarn nicht über die Mauer
gucken könnten. Daneben lagen königliche Reismagazine, und
ausserhalb der Stadt wurden Elephanten*) fttr Reisen der Be-
amten gehalten. Der Bazar war sehr belebt, und auch das Ufer
mit einer langen Reihe von Booten besetzt, so dass man Schwie-
rigkeit hatte, einen guten Platz zum Baden zu finden. In einem
der Klöster bei Prepaj fand sich eine alte Steinstructur. Auf dem
Strome lagen die französischen EriegsschiiTe, die aus der Colo-
nie in der cochinchinesischen Provinz heraufgekommen waren,
und bei einem französischen Doctor, der am Lande lebte, traf
ich einen Priester der katholischen Mission.
*) Bei der Anwesenheit Abd-er-Razzak*8 in Bidjanagar besass der Rai
(K5nig) einen weissen Elepiianten (1442), debsen Anblick für glückveriieissend galt.
Bastian, BaUe in KaoAodia. IV. 23
354 ^0° SiAiD Dach Gochinchlna.
Die folgendeD Tage Hess ich den Diener sich nach pas-
ftenden Booten umsehen; während ich des Morgens nach Udong
ging, um meinen Freund im Kloster zu besuchen, und Abends
nach meinem Logis zurückkehrte, oft in Begleitung von jungen
Mönchen, die mir Mancherlei erzählen konnten.*)
Am Vorabend des neuen Jahres*) sah man in Kampong Inang
die Chinesen auf den Strassen in grossen Pfannen Kuchen backen.
Am andern Tage hatten dieselben Esswaaren und Brannt-
weinscbälchen vor ihre Häuser g^etzt, und sassen neben dem
angerichteten Mahl, auf die Seelen ihrer Vorfahren wartend, da-
mit sie beim Wechsel des Jahres herbeikommen und davon essen
möchten. Kleine, halb ausgeblasene Kerzen glitzerten auf der
Erde, um den Weg zu zeigen. Die Schmiede hatten Früchte
und Esswaaren auf den Amboss gesetzt und auch die übrigen
Geräthschaften ihres Handwerks verziert, wie diesen in Indien
*) La dixUme loDa de la Chine est la premi^re Inne chez aox; eile ae
nomme kia-te. Od conitruit a cette ^poqoe, devant le palais da roi, un ^hafaad
•ar leqael 11 pent tenir od millier de personoes. On la garoit enti^remant da
laDtaroes sph^riqaea, et peiotes qui soDt suspeDdues tont autour. Vis-i-Tis, h la
diitaDce de deux caDts pieds, od 4lhve nue cbarpente eu forme da toor, et od
7 place des mäts da la haateur de deux cents pieds. On eD dresse chaqne nnlt
troii ou qnatre, et mtma clDq oo six, et Tod allome au sommet des m&ta das
feux d'artiflce qui soDt aperf ua par les habltaDi des caDtoni et des 'villes voisiDas.
Le soir, od invite le roi 4 sortir pour Yolr allumer les feux: on les apervoit de
plus de dix Heues. Les pi^ces d'artiflce sont de la grosseur d*un canou, et le
bruit de la d^-cbarge fait trembler toute la ville. Ensuite les ofAcers de la ville,
les personnes d*un rang distingu^ allument de grands cierges. La quantite
d'ar^que qui se consomme alors est tr^s considärable. Le roi inylte aussi les
grands k assister k la f^te, qui dura la moiti^ du mois. II y a de m^me una
fdte daus chaqoe mois; k la quatri^me lune, le Jeu du mail; a la neuTieme lune
Tassembl^e de la chasse : on vient de diff^rentes parties du royaume dans la ville
et od s'assemble devant le palais. A la ninqoiftme lune se fait Tassembl^e du
baptdme de Rouddha. Od conduit daus toutes les parties du royaume les düTd-
reDtes Images de Bouddha pour les laver en m^me temps que le roi se baigne
iolennellement. On vient k cette f^te par terre et eD bateaux. Le roi moota
dans un pavillon pour assister k la c^r^monia. Conti erwähnt eines Lampeofestea
in Indien. Das vielfUchrige Flöten-Instrument, dessen Ursprung man an der Grenze
auf dem sich aus einem Wurm verjüngenden Vogel zurückführte, scheint, nach
der Beschreibung, ^er Aeols-Orgel der Laos zd antsprachan.
#
El-Roumi. 355
ebenso als in Afrika Verehrung dargebracht wird. Aehnliehe
Feste wurden nach der Beschreibung des chinesischen Gesandten
in Kambodia gefeiert.
Zwischen Eampong luang und Pinhalü besuchte ich die ma-
layischen Colonien, deren Obergeistlicher arabischer Herkunft
war. Er meinte ein halber Landsmann zu sein^ weil er aus
Roum"^) (Anatolien) stammen wollte^ und kannte Stambul; das
Rom der Moslemen. In ihrer eigenen Heimath ist das Herz der
bigotten Mohamedaner selten weit genug; um einen Europäer
darin einzuschliessen, aber hier in dem entlegenen Winkel Hinter-
indiens, dessen Heiden in der noachischen Prophetenreihe keinen
Vertreter gefunden hatten, war dies etwas Anderes. Längs des
Flusses finden sich die Häuser verschiedener Colonien Kriegs-
gefangener mit kambodischen Ansiedlungen gemischt. Die re-
bellischen Dscham, denen der König Sitze zwischen Udong und
Panompeng angewiesen hatte, suchten nach ihrer früheren Hei-
math in Cochinchina zu entfliehen, kehrten aber meistens frei-
willig zurück, da ihrer dort noch härtere Unterdrückung wartete.
Wie die Dscham schneiden die Khek jetzt das Haar meist in
der siamesischen Frisur der Dok Kathung, die Frauen dagegen
binden es in einen Knoten. Nach Idrisi wurden die Kühe**) in
*) Nach dem Muster des eroberteD Ad tiocheia gründete Nurschirvan (532 — 579)
Rumia (Römerstadt) oder Khosra-Antiocheia in der Nähe tou Macljusa (bei Ktesi-
phon). Die malayischen Fürsten verknüpfen ihr Geschlecht mit Alexander, der
nach Indien zog, als ein Nachkomme des Puru (aus dessen Geschlecht Arjuna Yon
Krlschna nach dem Kriege zwischen den Kuru und Pandu mit der Herrschaft über
Indien belehnt wurde) den an Persien schuldigen Tribut verweigerte. Nach
Diodor stammten die Macedonier von Macedo, dem den Helmschmuck des Wolfes
tragenden (oder in Wolfsfell gekleideten) Sohn des Osiris. Die syrische Colonie
bei Axom wurde (von Philostorgios) auf Alexander Magnus zurückgeführt. Nach
Abu-1-fazl nannten die Indier In den vier Theilen der Erde die Städte Jankat
(Jamakota), Lanka, Siddhapura und Romaka. Soliman rühmt die feinen Zenga
im Königreiche Rohmy (neben dem von Thafec) oder (nach Reinaud) Vijyapur.
«*) In Galicut, dessen kühne Matrosen Tchini-betchegan (Söhne der Chinesen)
hiessen, wurde das Schlachten der Kühe mit dem Tode bestraft (nach Abd-er-
Razzak) 1442 p. d. Der persische Genius Bahaman schützt die Rinder und andere
Haarden.
28^
356 Von Slam nach Gochinchina.
Champa so iu Ehren gehalten^ dass man die Kranken in beson-
deren Ställen verpflegte.
Ich verweilte einige Zeit in dem Hause des Nai Dscham
(des Aufsehers über die Dscham)^ der nebst dem Sangkharat des
Boht im Dorfe der Tschwea lebt, und wurde dort mit der orien-
talischen Pfeife regalirt. Er nannte sich Domset-Ali, und er-
zählte, dass sein Vater Domset Ahmed aus Bomavisai gebürtig
gewesen, eine Gegend, die weiter erkläit wurde als das Land
Turky, das in beständigem Kriege mit Ruthia (Russland) liege.
Nachdem er Mekka und dessen Hafen Juthi (Dschiddha) besucht,
sei er zu den Tschwea Malayen in Kambodia gekommen und
hal)e sich unter ihnen niedergelassen. Diese stammten, wie ich
auf weitere Fragen hörte, aus Patani, Sahlat (Singapore), Trin-
ganu u. 8. w. Sie verehrten (ebenso wie die Dscham bei Lawek)
Mohamed, nicht Patenta-Ali, wie die (schiitischen) Tschwea (Java
oder Khek) in Bangkok. Der Sangkharat oder Priester sei von
Medina gekommen. Nachdem Mohamed seine Lehre in Ara-
bistan verbreitet hatte, wurden auch die Malayen, die früher Al-
lah*) verehrten, darin durch den Apostel Sia unterrichtet Die
Dscham hiessen Tschimpo bei den Malayen. Als Specimina der
*) Der Prophet rückt allmäligi an die SteUe des Yon ihm gepredigten Gottes,
eine Beobachtung, die, wie ich anderswo schon ausgeführt habe, sich in den 'ver-
schiedensten Religionssystemen mit gleicher Regelmässigkeit verfolgen läset. Aach
der Buddhismus, obwohl schon mit einer Identität beginnend, hat dieselbe in
der geschichtlichen Bewegung wieder gespalten und das Bild des symbolischen
Leuchters in seiner Kirchen - Entfaltung wiederholt. Der Schritt Yon Bodhi-
sattva zum Buddha war leicht, besonders in den verehrten Lieblingsjüngern oder
Klostervorstehern, die in dem Reiche der Ghutukten fortlebten. Blieben die ge-
trennten Diocesen im hierarchischen Zusammenhang, so bildete sich auf der
Zwischenstufe zur päpstlichen Gewalt eines Dalai-Lama die Theorie der gemeinsam
im Stamme des Swayambhu wurzelnden Dhyani aus, die sich in ihrer irdischen
Form als Manusiya reflectirten, ehe sie im Nibbuti der Tathagata verschwanden.
Das chinesische Wörterbuch (s. Julien) unterscheidet f&nf Arten der Jana, alt
Schriften der Buddha, Bodhisattva, Pratyeka, Sarvaka (Zuhörer) und Frommen.
Sakala, according to Bruce, signifles a hiU or mountaln, rising like the roof af a
barn (Vincent). Der Prophet Houd oder Heber (Enkel des Arpbaxad) predigte
gegen die Sakiah Götzen der Aditen. unter den Soft zeichnete sieb Seri Sacatld
durch seine Contemplation aus. Im Arabischen meint Serr (Arrar) das Gshslnii.
Araber. 357
Sprache von Rum oder Romavisai wurde mir narr fttr Feuer
(n&r im Arabischen), ouy für Wasser (sou im Türkischen), hima
für Mensch angegeben. Einer der in dem Zimmer Anwesenden
pflegte Handelsfahrten zwischen Kampot (dem einzigen Hafen
Kambodia's) und Hodeida (in Arabien) zu unternehmen, indem er
Seide für Datteln und Kaffee verkaufte. Das alte Reich derDscham
(Matschriu genannt) wurde nach Bering-Barang versetzt. Bar-
roB erwähnt das Königreich Campa an der Grenze von Cauchij-
China oder Cache. Der zu den Dscham geschickte Prophet war
Patenta-Ali (indem Patenta*) Ehrentitel ist, wie sonst Phrabat).
In Krankheitsföllen stecken die Dscham in Taynin ein StUck
Schweinefleisch im Walde auf, hoffend, dass die dadurch ange-
lockten Teufel den Kranken fahren lassen werden. Durch ihre
Beziehungen mit den Malayen gehen die Genealogien bis auf
Iskander**) zurück. Ein französischer Officier, der im Innern
der Provinz Saigon in Garnison gelegen hatte, erzählte mir, dass
auf dem Grenzposten Taynin die aus Cochinchina geflüchteten
und dort angesiedelten Dscham (Chiam oder Kyam) sich mit
den Arabern unter den Besatzungstruppen zu verständigen ver-
möchten. Sie hätten eine Moschee in den Bergen und enthielten
sich des Schweinefleisches. Ihre Wohnplätze wechseln, je nach-
dem sie .neuen Boden in Cultur nehmen, und ausserdem treiben
sie Viehzucht sowie einen ansehnlichen Handel mit Büffeln. Die
*) Devikotta oder Festnnfc der GSttin wie KalikotU (KalkutU oder Kali-Qhat).
**) der gleichen Rahm in Central - Asien geniesst. The chief of Wakhan
traced hls ancestry to Alexander the Great, bemerkt Wood, hinznfflgend, dass die
Fürsten von Darwaz, Badakshan und Ghitral eine gleiche Ehre beanspruchten. In
den Phantasien ihres Irrsinns glaubte die unglQckliche Kaiserin von Mexico ihren
Gemahl berufen, das Reich des grossen Alexander wieder aufzurichten. Die Stadt
Tangast sollte von Alexander gegründet sein, sowie Ghobdan, wo aus Rombycum
Fiden gesponnen wurden und schwarzgekleidete Stämme wohnen. Das unter-
teeische Qlasboot des malayischen Fürsten schreibt Segura dem Alexander zu.
unter den Nachkommen des Romapada (Sohn Bidharbha's) herrschte Sisupala über
das Königreich Ghedi. Die Jesuiten brachten eine alterthümliche Urkunde bei,
am zu beweisen, dass sie als Brahmanen Roms alter als die Brahmanen Indiens
seien und ebenso direct von Brahma abstammten. Die Seldschucken in Iconium
(▼om Eikonon des Menschen) herrschten als Sultane des Landes Rum. In Ae-
gypten ist Rnml (neben Seharl und Naharina) Armenien.
358 ^^^ Sism Dach CocbiDcbina.
Knaben werden im zwölften Jahre beschnitten. Nach den Mit-
theilnngen eines französischen Kaufmanns ; der viel mit den
Eingeborenen verkehrte, finden sich zwei Dörfer der Dscham*)
an den Abhängen der Berge von Binthuang, und ihre Bewohner
folgen derselben Religion wie die Araber ^ ohne sich mit den
Cochinchinesen durch Heirathen zu mischen. Eine andere mei-
ner Autoritäten meinte, dass die Tschwea Dscham Adam verehr-
ten (wie die Komar nach Masudi). Ein Küstenfahrer hatte Sarkophage
und mancherlei Monumente arabischen Charakters in der früheren
Heimath der Dscham gesehen, und eine Golonie findet sich noch neben
dem Hafen Phantiet in Binthuan. Denkmäler werden auch im Lande
der Wilden erwähnt, und eine Stein-Pagode (Kim-chouang-to)
in der Provinz Bakning. Die Säulenthürme an der Grenze Bin-
dinhs werden Zaph-Kaomen oder Monumente der Kambodier
(Kaomen der Khmer) genannt. Die Kyam in Taining kommen
mit den Dscham in Binthouang überein.
Im Namen der Dscham oder Cham (^Üampa) findet sich, wie
in Vaisali oder Arrakan, in Ayuthia, Indrapastha**) u. s. w.; die
*) II regno di Campaa e grande 4 abboDdante (1613). U Re gentile ha moUe
genti et molto ricco, Tive con Tentrate delle sue possessioni, tutti li saoi popoH
tengono cavallie e fanno guerra con altri Re, priDcipalmeDtecon el Re di CochinchiDa
(Ramusio). Der cochinchinesische Konig Tschua Hun (Cbewa Ilean) führte den
RebellenkSnig Nok Ramass von Kambodja an seinen Hof, und als Nok Boa Tnm
Beine Hülfe anrief, überzog er das ganze Tsiampa (Bowyear).
**) die Hauptstadt von Kurudesa, wi«^ später Hastinapura und dann das Ton
Chakra (Sohn des Nemi) gegründete Kausambbipura. Die mit Santaua (Enkel
des Bhimsena), König von Hastinapur, vermählte Fiscberstocbter Minganda oder
Sat^awati Kali, war die Geliebte des Muni Parasara, Sohn des Upamanggn, wie
die Brahmanin Kali die des Knaben Triteshtra (in civilisatorische Beziehungen
verknüpft, wie Bacchue mit dem dreijährigen Knaben bei den Ghibchas). Die
Abstammung von Fischern kehrt bei bedeutenden Namen der brab manischen
Genealogien wieder. Xavier fand die eifrigsten Bekehrten unter der Fischerkaste
(Parawas) und auch in Manaar. In Java erfolgte wegen der schonen Frauen Sinta
(Sinto) und Landap die Invasion des Watu Gunung oder Raja ^aila parvala, der
den Triteshtra (Vater des Manu Manasa und Manu Madhava) erschlug. Die
ceylonischen Mohren, deren Lebbes oder Priester den schiitischen Gottesdienst in
persischer Sprache abhalten, sollen von der Expedition Cosroes Nuschirwan's
stammen, der (VI. Jahrhdt) Städte auf Ceylon eroberte (s. Hamza). Nach Ahmed
wurde im \I1. Jahrhdt. eine mohamedanische Colonie auf Ceylon gestiftet. Die
Champa. 359
indiBche Uebertraguug von Champapnri amGangeS; in der Nähe
von Bhagalpnr (die Geburtsstadt des Tirtbankara oder Jina Ya-
Bupadya); das von den Königen von Ängga (nach der Haribansa) oder
von Changchu (Sohn Harita'sj gegründet sein sollte (s. Hamilton)^
als Hauptstadt Kama'S; des Königs von Ängadesa. Marschidabad
oder (nach Fa-Hian) Champa war die Residenz der Set (Sati in China
nach Ibn Batuta)^ einer reichen Jaina-Familie. Nach Täranätha
herrschte über Tschampama König Nemita^ dessen von einer
Kaotmannstochter geborener Sohn Asoka*) nach glücklichen
Kriegen mit Nepanl**); das Königreich Madagadha eroberte
JoDDaga Moplahs io Cochiu sollen aus den Eben mohamedauischer Kaufleuta
mit einheimUrhen Frauen stammen. Andere aber stellen sie mit den Boddbisten
oder Jainas zusammen, die von den Brabmanen in einer Disputation besiegt wurden
(narb dem Kerala Upati), worauf der enttbronte Gberaman Permaul (f 878 p. d.)
nach Mecca gegangen. Tbe^ only remaining representatives of tbe Jains are tbe
MosBulmen, still called Buddbists (Day). Auf den PapyrusroUen der Sesostrideii-
könige finden sieb häufig Juni und Luki (Jonier und Lycier). Die Grotten auf
Salsette wurden (nacb Anquetil Duperron) dem Alexander M. zugescbrieben.
*) Nacb (Sandracottus) Sinsar-cband (330 a. d.) lässt Ferisbta (260 a. d.) Jona
mit seiner Linie rubig für 90 Jabre regieren. Dann folgt (170 a. d.) der Tyrann
Kalian-chand, unter dem das Reich Kanaiy zerfiel, wo Rustam von Persien (mit
der Seoraja-Dynastie) den Sonnen-Gultus eingeführt hatte (1072 a. d.).
**) Von Hiranja (Sohn des Kasyapa) abstammend, herrschte die Familie Bana*8
(des Vaters des Virat und Orossvaters des Bali) in Matsya. Their subjects seem
to have been tbe nation of Kiratas or Kichaks, who in after times under tbe
name of Varmas, Brahmas or Burmas (ßrachmani) govenied tbe mountains of
Nepaul, adjacent to tbe north of Matsya. But tbe most ancient people now found
in tbe latter country, are tbe Pali, like tbe Varmas, probably a brauch of tbe
once powerfül Kiratas, to whom in feature they still bear a strong ressemblance,
altbougb they now speak a dialect of tbe language of Bangga, adjacent to them
towards tbe Snuth-East, and this language now extends also over Kamrupa and
Tripura to tbe East, Upabangga to tbe South and Angga to tbe Southwest. Nacb
Bali*s Vernichtung durch Krischna, residirte Virat in Pandua bei Oour (Hamilton).
Die Pallis, mit den Abbiras (schepherd-kings) identiflcirt, werden von Wilford
nacb Candeish gesetzt. By Partbians (according to Moses of Chorene) sbould be
understood tbe Pathavis or Balhavis or people of Pahla, Balha or Palcba, tbe
Balika or Bahika of tbe Sanscrit and tbe Bactria of the Oreeks, whence were
derived the Peblvi-dynasty and Pehlvi-writing of Persia and tbe Palhavans of
their more ancient poetry (Thomas). Die Abhira (Aphir oder Ophir) kamen YOin
oberen Indien nach Barygaza.
360 Von Slam nach CochinchiDa.
und von den Brahmanen ans einem sinnlichen Kämäsoka znm
grausamen Tschandäsoka gestempelt wurde ^ später aber durch
seine Bekehrung den Namen Dharmäsoka erwarb und die Erde
mit Denkmälern füllte. Nachdem Sactara (der Mörder Nanda's)
durch Upadhanwa getödtet war, floh Ghandragupta an den Haf
des Paratesvara (des Herrn des Gebirges oder des Königs Ton
Nepaul); der ihu; von griechischen Hülfstruppen unterstützt, wieder
einsetzte. Als Sohn Ikshwaki's herrscht Nimi oder Janaka in
Mithila (s. Hamilton). Yasishta und seine Nachkommen waren
die Purohiten der Janaka's oder Könige von Mithila , bis sie
von Sat-Ananda verdrängt wurden, dem von der Jungfrau Ahalya *)
geborenen Sohn Gautama's. Sita, die von Seradhaja, dem Ja-
naka oder König Mithila's, adoptirte Tochter Ravana's, führt den
Beinamen Janaki. Das Zurückweichen der Brahmanen, die
Samba (Sohn des Sri Krischna) aus Sakadwipa in Magadha an-
gesiedelt hatte, nach Kanjakubja (von wo sie sich dann später
wieder über Indien verbreiteten), entspricht dem Vordringen der
Jonaka, die ihrem Lande die heiligen Stätten des Buddhismus
vindiciren. Der Muni Kapila vernichtete die Söhne des im Ayod-
hia regierenden Sagara, Sohn des Asita (Sohn des Bharata). Auf
Swayambhuva, der seine Colonie nach Vithora führte, folgten
die Könige von Brahmawarta, bis Dakscha Prajapati sich dem
religiösen Leben ergab. Zu Hiuenthsang's Zeit regierte Siladi-
tya (der nach Aufstellung der Statuen Buddha's, Aditya's **) und
Isvara's die Brahmanen fetirte) in Kanya-koubja, dessen König
Harcha-varddhana von Sasanka, dem Könige Karijia-suvar^a's
(im östlichen Indien), gestürzt war.
Bei längerem Aufenthalte in Hinterindien adoptiren Malayen
*) Im Reiche GbanaTJaba war die Hauptlebre' die Ton dem Alaja , das Alles
herrorbringen kanD. Die von der Unwissenheit verdunkelte Seele Al^a kreist
in der Welt der Wiedergeburten umher (nach gnostischer Auffassung).
*") Nach dem Kitab-alflrist (987 p. d.) trug der Sonnengott Aditja einen feoer-
rothen Stein, und die Chandrabhakta verehrten im Ghandragupta den vom Mond
beschützten Edelstein. Sharistani nennt die Sonnenverehrer Dinakitija (Tag«*
macher}f die Mondverehrer Chandrakija. Tudela läset die Sonne in Cbulam
verelirt werden.
Knachtaii«« 361
und Chinesen leicht die demttthigen Anreden der Einheimischen;
die trotz des Fehlens der Kastenscheidungen *) nnr in knechti-
seher Körperstellnng herbeikriechen; um den Staub von der Fuss-
sohle ihrer Herren abzulecken. Diese sklavische Unterwürfigkeit
gegen den König und Mächtigen; die bei den Siamesen und
ihren Nachbarvölkern vor Allem die Freiheit geistiger Entwicke-
lung hemmt; liegt tief in ihrem Beligionssystem begründet; das
ihnen lehrt; in dem Glück auf Erden die Belohnung früherer Tu-
genden zu seheu; und es hoffnungslos macht; gegen das Geschick
anzukämpfen. Die Buddhisten sind in ihre tiefe Apathie versun-
ken; weil sie unbedingt und ehrlich glauben; was ihre heiligen
Schriften lehren. Erwiesen die Europäer den ihrigen gleiche
Achtung; würde auch das Schicksal ihrer Bildung ein gleiches
seiU; denn auch dort wird knechtische Demuth gepredigt; waltet
eine willkürlich absolute Gottheit; die zur ewigen Seligkeit oder
Verdammniss praedestinirt. Im Westen ist dieser Bann ge-
brochen durch die Wissenschaft; die in ihrem Zwiespalt mit der
Beligion einen die geistigen Fähigkeiten entwickelnden Kampf
herbeiftlhrte ; und es ist vor Allem die Unvollkommenheit der
dortigen Offenbarungslehren; die diesen zum Fortschritt zwingen-
den Dualismus herbeiftlhrte. Jenseits des Glaubensbereiches
im GemüthC; genügen sie keiner der im Menschen lebendigen
Fragen, die zur Befriedigung eine Antwort fordern. Die Bruch-
stücke der KosmogoniC;**) der Philosophie, der Staatswissenschaft;
die sie enthalten; sind so ärmlich; dass sie den bescheidensten
Ansprüchen nicht würden genügen können; also am wenigsten den
in unseren anregenden Zonen zum Forschen strebenden Denken
des Germanenthums. Sobald daher der Jüngling die Kinder-
schuhe ausgezogen hat und im kindlichen Glauben nicht länger
*) Dans le Kambodje on uai (maitre) peut descandre Ik serYir le serritenr
(Imu)) et le seiviteur peut devenir maitre.
**) Kosmas suchte 547 p. d. in seiner christlichen Topographie die auf die
Bibel (bei Jesaias und Ezechiel) gestQtzte Ansicht der Kirchenväter zu beweisen,
dits die Erde eine Yiereckige Fl&che sei, mit einem Kegelberg im Norden, hinter
dem tich die Sonne Abends verberge. Ueber die unsinnige und thörieht« An-
nahme der Antipoden hatte schon Laetantias gespottet
362 Von Slam nach Cochlnchina.
sein GenUge finden kann^ macht er sich daran^ die Natur zu
verstehen und ihr ihre Geheimnisse abzuringen. Der Buddhis-
mus hat seine Gläubigen wirksamer gefesselt; da er darauf be-
dacht war, künstliche Systeme astronomischen, chemischen,
philosophischen, geographischen, politischen Inhalts seinem Reli-
gionsbau einzuverleiben und deshalb im Stande blieb, alle ge-
stellten Fragen zu beantworten, ohne dass der in seinem träu-
merischen Hinbrüten leicht befriedigte Geist der Tropenvölker
sich veranlasst fühlte, aus dem Gesichtskreis des Glaubens heraus-
zutreten.
Das Wechseln der Rangsprachen in der Unterhaltung mag
eine Erklärung abgeben für Diodor's Auffassung der doppelten
Zungen auf der Insel Jambulos. In den Opfer-Ceremonien der
Alfuren (in der Manahassa auf Celebes) wird noch jetzt die
Zunge des Priesters eingeschnitten, um ilm mit der Weisheit
des Empong Lembej zu füllen (s. Diedrich). Bei den Thlinkithen
(Koloschen) erscheint dem Schamanen (Ichth') unter den Vorbe-
reitungen zu seiner Weihe eine Flussotter, deren ausgeschnittene
Zunge als heiliger Talisman verwahrt wird fs. Holmberg).
Bei einem Besuche in der französischen Mission in Pinhalu
(die altholläudische Factorei Panom Kjang Sabek oder Hügel
der Häute-Magazine) fand ich einen freundlichen Empfang beim
Bischof Miche, der dort zwischen seiner Gemeinde kambodischer
sowie coch inchinesischer Christen lebt, und sein Adjunet, Per6
Janat, unterstüzte mich auf die zuvorkommendste Weise, um unter
den eingeborenen Christen Ruderer und ein Boot für die Reise
nach Saigon zu miethen. Ein grosser Theil der Christen ist
portugiesischer Herkunft. Der jetzige König von Kambodia hat
einen Theil seiner Erziehung dem Bischof zu danken, der auch
bei dessen Vater gut angeschrieben stand. Die Christen bilden
die Ehrenwache des Königs, der sie mit den schweren Geschützen
exerciren lässt.
Nachdem das Boot nach Kampong luang gebracht war, um
beladen zu werden, schiffte ich mich am Vormittag des 11. Fe-
bruar ein, legte in Pinhalu an, um bei den Familien der Schiffer
Panompeng. 363
Vorscfanss zarückznlasseii; and befand mich gegen Abend in Panom-
peng*") an dem breiten Znsammenflusse des Mekhong und Kambo-
diaflusseS; die dort eine Insel einscbliessen. Eine grosse Zahl
von Schififen auf dem Landungsplatze deutete auf einen regen
Verkehr. Die Kaufleute waren vielfach Chinesen. Unter den
Dienern oder Sklaven traf man Kha aus verschiedenen Berg-
stämmen, und hatte ich Gelegenheit zu einigen Gesprächen; ob-
wohl solche von den Herren nicht gern gesehen wurden , da die
Abneigung der Europäer (oder Engländer) gegen das Princip der
Sklaverei auch ihnen bekannt zu sein schien und sie trotz meiner
Versicherung; mich nur« auf philologische Fragen beschränken
zu wollen; gefährliche Folgen befürchten mochten. Die armen
Wilden selbst wären zu Mittheilungen nicht abgeneigt gewesen,
doch wollte ich sie nicht zu Schritten verführen; die sie nach
meiner Abreise hätten büssen müssen. In der französischen Mission
traf ich den P6re Soleil; der mich zu seinem frugalen Mahle ein-
lud und reich mit den Erzählungen seiner Beobachtungen über
die Volksstämme Kambodia's und Gochinchina's bewirthete.
Am nächsten Tage besuchte ich in einer abgelegenen Vor-
stadt Panompengs das Kloster ( Vat) der Juen**) deren Tempel (Boht)
sich an die Wohnungen der Mönche, die in gelbe Hosen und Kittel
gekleidet wareu; anschloss. Vor dem Bilde einer Pohea genannten
FraU; die einen Juwel in der Hand trug; standen kleine Figuren
neben einer weiblichen Figur aus weissem Porzellan; die einen
Säugling in den Armen trug. An der Wand hingen zwei Ge-
mälde, das des Königs Ong-Peang; der die tugenhaften Hand-
lungen der Menschen niederschreibt; und das des Kriegers Ong-
*) PanompiDg (Palompiog ou NamvaDg) ou Pnompeng (Galomp^ signlfle
montagne d'abondance. Loavek (Viu^-loaug) est an Dord d*OudoDg. Plus haut
est Pountenang ou Pon-tai-pret , qu'on appellait encore la vUIe de Kambodje,
une ancienne capitale, d^tiuite par les CochiDchiuois. Pr^ de Battambaiig
(BattaboDg ou Mattambaug) on Toit la montagne de Prabat (du salnt pied)
Buddha fit une enjamb^e du pic d'Adam Ik une montagne pr^ de Bangkok et de
14 dans une seconde enjamb^e posa son pied sur le sommet du Prabat. Nach
Oaspar de Cruz (1557 — 1578) war Loech die Hauptstadt Kambodia^s.
**) Die Mongolen nannten das Mittelreich Juen oder das Unermeseliche, weÜ
niemals früher %o viele Völker unterjocht waren (Nenmann),
364 ^on SiAm nach Ooehinehlna.
Ak^ der die schlechte *) Handlung notirt^ und ihre Aufzeichnun-
gen werden dann der Göttin Pohea übergeben ^ um das Urtheil
zu fällen. Eine dickbäuchige Figur (wie von den Siamesen Phra
Kachai dargestellt wird) hiess Ji-lak (tong-pat). Mit halbge-
kreuzten Beinen sitzende Figuren wurden Tejik (oder Pak) ge-
nannt und sollten identisch sein mit Phra-Phuth (Buddha) ^ der
von den Khamen verehrt würde. Der Gottesdienst der Juen
(Cochincbinesen) und Khamen sei derselbe^ nur dass die Juen die
Bilder in anderer Weise verfertigten. Als Haupt aller Götzen
wurde die einen Säugling tragende Frau bezeichnet^ Quang-
nam*^) mit Namen. Das kleine Kind nannte man Tajn-man
und sagte ; dass es von ihr auf der Strasse gefunden und als
Sohn adoptirt wurde. Schüler Quangnam's war^ ausser Poteah;
Tejik, der jüngere Bruder Poteah's. Ein nachdenklich dasitzen-
des Bild hiess Jangtoh - tikalinai. Ein in cochinchinesischen
Charakteren geschriebenes Buch unter dem Titel Knjeu pomom
enthielt Gebete und war mit Bildern illustrirt. Die Äinf Gebote
fanden sich auf ein besonderes Blatt gedruckt Die kleinen Ge-
bote sind 10 an Zahl und die grossen 250. Einige hohle Holz-
köpfe aus Ungeheuern dienten zum Anschlagen, und ein Mönch;
der Kerzen angezündet hatte, warf sich zum Gebet nieder. Eine
thürlose Zelle, die in einiger Entfernung auf dem Hofe stand,
enthielt einen Priester, der das Gelübde ***) abgelegt hatte, für drei
*) Asoka worde der Bau einer Unterwelt zugeschrieben. Die Felsarbeiten,
südlich von Kallasa, heissen Tin Tal, als (nach den Hrahmanen) ans den drei
Etagen der Holle, der Erde ond des Himmels bestehend.
**) Die Jungfrau-Mutter der Kantonesen ist besonders den Schiffern heilig.
Auf Conti*8 Schiff verkündete ein von dem Gott Muthia besessener Araber den
gOnstigen Wind.
***) There are oftentimes in connection with the large monasteries (in China)
•ne or more priests, who for a specifled nnmber of years or of months bave no
ioterconrse with the outward world, speuding tbeir time entirely in tbeir celU,
vsnally in a sitting posture. Tbeir simple food is bronght to tbem, wbich they
reeeive throngh a small hole in the door or in the slde of tbeir cells. Tbeir
thonghts are professedly flxed on Bnddha and tbeir hope is to attain such a
degree of blessedness by the uninterrupted contemplation , as to be abaorbed
into bim or to become Buddha, when they die It is Tery creditable to the
monastery to bave such devoteea connected with it, as well as yery merilorioiii
Ein HeUiger. 365
Monate die Vorschriften zu halten. Er sass mit dem Gesicht vor
einer schmalen Oeffhung, wohin ein altes Weib Speisen gestellt
hatte. Er grttsste nns beim Herantreten, aber zeigte nach dem
Kloster, wo wir auf den Gesichtern der meisten Insassen einen
stupiden Ausdruck fanden, als ob sie ähnliche Praktiken durch-
gemacht hätten. In dem Tempel (Boht) waren Opfergaben von
Früchten gelegt. Barrow beobachtete in Turon Bay einen Bauer,
der unter den Gebeten eines gelbgekleideten Priesters eine Leiter
bestieg, um vor den Flügelthüren eines in den Zweigen des
Bananenbaumes*) (Dea im Cochinchinesischen) aufgehängten
Kastens dem Gotte Buddha oder Fo Opfergaben niederzulegen.
Die buddhistischen Götzenbilder werden Tich-ca-mau-ni-phat
genannt. Buddha heisst Bud im Cochinchinesischen, aber Fat,
wenn nach den chinesischen Buchstaben ausgesprochen. Die
Siem (in Dschampa) waren früher Buddhisten, und bedienten
sich in ihren heiligen Schriften ähnlicher Buchstaben wie die
Siamesen und Birmanen, wogegen die Tonquinesen den Bud-
dhismus aus China empfingen. Der Erste der Buddhen, der in In-
dien geboren war, wird Tit-cah genannt. Die Schüler der spä-
teren zogen für Bekehrungen aus. Wie die Siamesen sagen,
in the Individaals themselveB (s. Doolittle). Unter den Abdalen oder Verzückten
Nitoliens TerbUeb Babi Bazarla in seiner Zelle, über das an die Wand ge-
scbriebene Wort Hn (Er ist) meditirend. Poor ttre grand-maitre (des Bonzes) Ü
fant Jeuner cent Jonra de snite et chaqne Jonr passer quelques heures (la bouche
Coline) sur un trou fait dans la terre, qui aboutit k Tenf^. Le centi^me jour on
pr^ente un chien pour victime. Si le diable Temporte, le postulant est exauc^
(en Gocbinchine).
*) As the Banian (flcus bengaliensis) is regarded by the Hindus in a super-
Btitious light, they will never puli it down and the young sapling speedUy
inserts its roots amongst the stones. Idols (chiefly of Ganesha) the sylvan deities
are often found at its base. Vishnu was bom amongst the foliage of the poplar
leaved tree (flcus religiöse), where the gods now delight to sit listening to its
rustling, as its leaves tremble like . those of the Aspen. The Syrian Christians
(in Cochin) assert, that the wood of the cross was of this tree, in consequence
of which, the leaves have never ceased trembling. The Buddhists afllrm, tbtt
Buddha, when on earth, delighted to rechne under its shade, since which period
the leaves have been in a State of incessant ecstatic motion (Day). Der unter
dem Baume Schwörende hält ein Blatt in der Hand,
366 Von Slam nscb CoobiBcbina.
predigte Kasob, als Schüler Gautama'S; den Juen und Chinesen.
Wie in Japan und China haben die Figuren der cochinchine-
sischen Buddhatempel *) oft weibliche Bildung. Auch ist mitunter
bei den Figuren der Taosse**) eine Gleichartigkeit angestrebt
Bei 'der Reichlichkeit des chinesischen Papiers werden Bü-
cher in Oochinchina ein gewöhnlicherer Gegenstand, als bei den
alle Schriften ***) heilig haltenden Buddhisten. Ehe die Cochin-
chinesen etwas unternehmen, verbrennen sie Papier vor dem
Hausaltar fllr den wohlwollenden Genius. Zu Ehren dieses Ge-
nius werden alle zerbrochenen Glas- und Töpferscherben dort
auf einen Haufen zusammengeschüttet. Sollte eine Schlange in
die Pagode des Hausgeistes f) einschlüpfen, so darf sie nicht
*) TraDg-hal-duc bemerkt, dau das Volk in Oiadinb der Religion des
Pbat (Ruddba) folge, on bien celle des g^nies. La plus partie de ces g^nies ou
esprits sont des femmes. Cette inflnence en favenr des femmes est due k c«
^ne dans le Bat-qnaf et an signe Li la meillenre est occnp^e par le principe
femelle (Aubaret). Nach Sharistani unterscheiden sich die Sabier Ton den Mnsel-
manen darin, dass sie mehr die geistigen Wesenheiten als die Menschen be-
rücksichtigten. Der Ton ihnen verehrte Seth wurde mit Typhon in Sheithan ver*
kehrt. Wenn sich die Vamachari (Anbeter linker Hand) oder Vami) unter den
Shakta- Verehrern) zu Shidda's erhoben haben, halten sie diese Erwerbung
überirdischer Kräfte geheim. Rischabha-deva, der Vater der nenn unsterblichen
Siddha*s (Kabiyaga, Hari, Antarixa, Prabuddha, Pippalayana, Abirhotra, DwanUa,
Ghumasa und Kharnbhajana) fungirt bei den Jaina's als der Erste unter den
Tirthankara des gegenwärtigen Zeitalters.
**) Pour passer h la Tie humaiue, Lao-tseu s*enferma quatre-vingt fois dans
le sein de sa mere. „JVtais n^ avant qu*aucune forme humaine ue se manifestat,
J^appanis avant le commencement suprdme. J'etais present quand se developpa
la grand masse primitive, et Je me tenais deboiit sur la superflcie de TOcean
primordiale, ne balan^nt au milieu du vaste espace vide et t^n^breux, j'entrai
et Je sortis par les m^mes portes de la mysterieuse obscurit^ de Tespace.** Die
Taosse theilen sich in Tang und Meh.
***) Nachdem die Bettelmonche aus dem Kalpa Sutra vorgelesen, verehren die
Jaina's das auf einen Thron gelegte Buch am Jahresfest Der Lowe war das
Symbol des Mahavira oder Wardhamana (663 a. d.).
t) Les Gochinchinois rendent hommage ä Tidole de la cuisine. Cette d<^sse
etait de son vivant femme legere. Son mari d^sesp^r^ se Jeta dans le feu et par
remords, elie s'y Jeta comme lui. Ds mounirent tous les deux, mais ils ne furent
pas compUtement cuits, donc il est juste de manger la viande ä peu pres crue
(Veuillot).
Dtdo in Holland 367
•
daraus vertrieben werden. Alle Pfade in Cochinchina sind
krumm und gewunden, damit der Reisende dem ihm folgenden
Dämon*) entkomme, da dieser geradeaus marschirt und also
bei einer seiner Wendungen an ihm vorübergehen wird. Bei
Krankheit seines Kindes opfert der cochinchinesische Vater dem
guten Genius. Sollte das Kind dennoch sterben und ein anderes
krank werden, so glaubt er sich in seiner Verehrung geirrt zu
haben, da der böse Genius die wirkliche Ursache sein möchte.
Er schiesst dann rings um das Haus Pfeile ab, um den guten
Genius fortzujagen, damit der böse Genius herbeikomme. Stirbt
auch das zweite Kind, so haut er die Leiche in vier Stttcke, die
er gegen die vier Punkte des Horizonts wirft, und diesem Opfer
wird dann die Rettung der ttbrigen Kinder zugeschrieben.
An dem Zusammenfluss bei Panom-Pen**) (dem Berge der
Fülle) lag früher eine Insel, Ko Phra Satsana oder die Insel der
heiligen Religion genannt, die plötzlich in einer Nacht verschwand,
vor ungefähr sechzig Jahren, und seitdem datirt das Volk den
beginnenden Verfall seines Glaubens. Auf der Spitze der ge-
rade das Flusskreuz beherrschenden Insel standen die Franzosen
in Unterhandlungen über die Abtretung eines Platzes, um ein
Vorrathshaus anzulegen, aber die Minister beflirchteten, dass eine
Festung daraus werden möchte, wie in der Zeit der Holländer.
Vor Hunderten von Jahren, erzählten sie mir, kamen diese mit
ihren grossen Schiffen herauf, und hatten ihre Factorei in Pin-
halü (Panom Kjang Sabek), wo sie den mit Kampong luang
communicirenden Kanal, der noch jetzt Khlong (Preht) Farang
heisst, gruben. Bei ihrer ersten Ankunft hatten sie um ein ganz
kleines Stück Erde gebeten, eben genug, um sie mit einer Büffel-
haut zu bedecken, schnitten aber nach der königlichen Gewäh-
rung das Fell in Riemen und umspannten einen weiten Platz,
*) Some of the Saktis (evil spirits) are consldered to be the sonls of thoee,
who have committed siiicide or died from snch diseases, as precRlde their either
reaching heaven or descendirig Into the worlds beneath (in Travancore).
**) Id Goloen oder Colompen hörte Conti von den kinderliebenden Schiaugen
ohne Fasse, von den vierfHAsigen und den siebenköpflgen in den Bäumen mit
giftigem A^them (wie Phaya Nakb)
t
368 Von Slam nach CoehinchlDa.
auf dem sie eine Festung zu erbauen beabsichtigten, wie in Javm.
Auch die Sachsen sollen ihre erste Ansiedlung in Thüringen
durch eine zerschnittene Ochsenhaut gewonnen haben, und Ifwar
Benlös, Sohn Bagnar's, umschloss mit einer solchen das von
Jarl Ella abzutretende Land, auf dem er die Festung Doncaster
baute. Nork erklärt die zu Grunde liegende Idee daraus, dass
die Kuh die Erde sei. Auf Formosa wurde den Holländern
(1620) eine ähnliche List von den Japanern vorgeworfen, um das
Land zur Erbauung ihrer Festung Zelandia zu erwerben. Hide
ist im Englischen das Maass für so viel Land, als jährlich mit
einem Pfluge umackert werden kann. (Dyche.)
Der Prachedi des Vat luang liegt in Panompeng auf einem
zum Theil künstlich aufgebauten Hügel, zu dem mit Pagoden
besetzte und von Steinlöwen bewachte Treppen führen. Sema*)
umgeben die Cella. Ton der Spitze übersieht man ein flaches
Waldland, aus dem überall Wasserlachen und Deiche hervor-
blicken. Eine mächtige Wassermasse bildet sich durch die Ver-
bindung des aus dem See abfliessenden Udong-Flusses oder Kam-
bodia mit dem seitwärts eintretenden Mekhong, worauf der durch
ihre Vereinigung gebildete Strom sich aufs Neue in zwei Arme
theilt, von denen der eine direct in die See mtlndet, der andere
nach Cochinchina abfliesst und dort durch Kanäle und Zwischen-
strassen mit dem Don-nai, woran Saigon liegt, communicirt.
Ein Nebenzweig löst sich bei Xudok ab, um nach Hatien oder
Kankao zu in die See zu fallen. In der Höhe der Regenzeit
ist ganz Panompeng **) überschwemmt. Im Haupttempel des Klo-
sters stand auf einem Banlang (Thronsitz) die Figur Phra Sina's
(des viergesichtigen Gottes), als ein Stein mit der Figur eines
nachdenkend unter der gewölbten Schlange sitzenden Phra. Vor
*) Ihre symbolische Beziehung auf mystische Buchstaben entspricht den
Matrikanya und Barnanya genannten Weisen der indischen Shakta- Anbeter , das
Sanskrit-Alphal^ auszusprechen.
**) Ein vergoldeter Thurm in Buomping wird 1637 erwähnt bei der Gesandt*
Schaft Hagenaar's, die sich de« Chabandar im Quartier der Japanesen zur Ver«
mittelung beim König bediente. 11s envoient leurs marchaudises k Quinam, d^oä
§lles Bppt transport^es au Japon par des barqnes de la Chine.
Neujahr. 369
der Tempelthtir war eine betende Figur niedergeworfen. In
einem andern Both fanden sich Holzfiguren wie Thevada, Kin-
nara, Kruth u. 8. w., sowie eine sitzende Holzfigur mit vier von
einander schauenden Gesichtern, die in den über die Bnist ge-
kreuzten Händen eine Keule (Tambong) trug.
Auf dem Bazar war nichts zu kaufen, und alle Läden stan-
den wegen des chinesisclien Neujahrs geschlossen. Die Leute
gingen in Festkleidern mit Blumen geschmückt. Einige Kin-
der sah ich mit einem um die Stirn geknüpften Bande, von
dem Troddeln und Franzen herabhingen, wie bei der Haartracht
der Bergstämme auf den Sculpturen Nakhon Vats. Die Holz-
schnitzereien zwischen Tlior und Dach im Vat langka stellten
kämpfende Affen und den auf dreiköpfigen Elephanten sitzenden
Phra-In vor. 'Ein Sanchao enthielt den Rumpf einer Steinfigur.
In einem Sanchao Chek lagen rohe Steine. Ueberbleibsel eines
alten Pflasterweges waren an einigen Stellen zu erkennen. In
einer Capelle der Juen und Chinesen stand ein Termitenhügel,
der über eine hie und da an den Ecken hervorstehende Phra-
Phuttha-Rub gebaut war, mit einer Bedachung bedeckt und von
Bannern umsteckt. Andere Figuren lagen daneben. Alte Tha-
ten und Bauten wurden mehrfach mit der Tochter des Phaya
Chan verknüpft*), die im vorigen Jalirhundert kurze Zeit in
Panompeng regierte. Die Alphabete wurden in Kamphuxa von
Phaya Lawek eingeflihrt.
Am andern Morgen wurde das Boot zum Einkaufe von
Provisiotien nach einem andern Landungsplatze gebracht. Mein
siamesischer Diener chinesischer**) Abkunft, der als Dolmetscher
*) Das Fortrücken und UebertragenwerdeD historischer Sagen zeigt sich (nach
Schwartz) besonders an der Sage vom Schildhorn bei Spandau, die ausser von
Jazco von Köpenick, von einem Ritter, dann vom grossen Kurfürsten, dann vom
alten Fritz erzählt wurde, und nachträgliche Versionen Hessen den kühnen
Schwimmer Gustav Adolf sein oder einen General Schild.
**) Aus seinen Bekanntschaften mit Chinesen von Emüng (Amoy) bemerkte
er über dialektische Verschiedenheiten, dass die Chin Hokkien oder Fokhien die
Augen Bak-tschlu nannten, die Chin Katschin dagegen (die um die Stadt das
Feld bebauten) Mak-tjiu. Feuer Messe bei jenen poeh, bei diesen it-hoeh. In der
Schriftsprache heisst Feuer kho oder ho.
BABtian, BeiM In Kambodia. IV. 24
370 ^^° Siam nach Cochinchina.
diente, hatte in Panonipeng einen Verwandten gefunden, und da
er von dort zurückzukehren wünschte, so verabschiedete sich
auch der von Hangkok mitgebrachte Koch. Ich war jetzt ftir
meine Bedienung auf einen Knaben reducirt, den ich wegen
seiner theilweisen Kenntnis» des Siamesisclien zugleich mit den
Bootieuten in Pinhalu engagirt hatte, doch konnte er mir nur
wenig nützen, da bei ihm sclion am nächsten Tage die Blattern
ausbraclien und er deshalb in dem kleinen Boote miiglichst sepa-
rirt gehalten werden musste. Am Nachmittage brachen wir auf,
folgten an der Kreuzungsstelle der vier Flüsse dem nach
Cochinchina abfliessenden Zweige und kamen gegen Abend nach
Motcapa, wo in einiger Entfernung vom Flusse ein französischer
Missionär zwisclien einer kleinen Waldgemcinde sein Häuschen
gebaut hat. Das Wasser sinkt und steigt dort mit Ebbe und
Fluth, doch ist die letztere noch nicht stark genug, eine Strömung
aufwärts zu veranlassen. Der Kambodia-Fluss *) verändert die
Richtung seines Laufes nach der Jalireszeit, indem er in der
Höhe der Regen die Wasser des geschwollenen Sees ableitet,
beim Auftrocknen desselben dagegen durch das Einströmen des
in engem Bette herabsteigenden Mekhong gestaut wird und nun
in den Thalesab zurückfliesst. Die Ufer des Mekhong sind von
kambodischen Ansiedelungen besetzt, aber längs seiner kleinen
Nebenflüsse wohnen wilde Stämme. Auf dieser Station wären
mir fast die ganzen Ergebnisse meiner bisherigen Reisen ver-
loren gegangen. Ich liatte die Einsiedelei des Missionärs auf-
gesucht, der fortgerufen wurde, um einem Sterbenden das Sa-
krament zu <5rtheilen, und mich bei der Rückkehr aus dem Boote
abzuholen versprach. Die Kajüte desselben war in zwei Räume
getheilt, von denen der eine für die Leute und zum Kochen
diente, während ich in dem kleineren ein Bett ausgebreitet hatte.
Wegen der zahllosen Muskitenschwärme, mit denen diese sumpfi-
gen Gegenden getUUt sind, hatte ich ein grosses Muskitennetz
*) Der ustliche A.rm (Tien-kang) theiU sich bei Vinb-LuoDg wieder in 4
Arme, woraus sich 5 Mündungen bilden. Ptolemäos beginnt die 5 Mündungen
des (langes mit der Kambyses-Müiidung. Ausser Gange fanden sieb die St&dte
Padma (Lotus) und Tilograumon.
Feuer. 371
80 aufgehängt, dass es über den grössten Theil des Gemaches
ausgebreitet war und icli auch, wenn vor dein Bette sitzend
davon bedeckt war. Meine Manuscripte und sonstigen Aufzeich-
nungen bewahrte ich in einem wasserdicht verpichten Korbe,
der seinen gewölmlichen Platz unter oder doch neben dem
Kopfkissen hatte. Es war schon völlig tinster, und ich sass nach
dem Abendessen mit einem Licht in der Kajüte, als ich die
Stimme des Priesters hörte, der mir vom Ufer zurief. Das Boot
lag an einer abschüssigen Lehmbank, die nass und schlüpfrig
war, und ich musste mir deshalb beim Hinausspringen einen
starken Schwung geben, um bei der Dunkelheit nicht fehl zu treten
und gleich festen Fuss zu fassen. * Entweder war dadurch, oder
durch den inzwischen in die Kajüte getretenen Diener, das Licht
umgefallen, denn kaum stand icli neben dem Missionär und
hatten wir uns durch freundlichen Händedruck begrüsst, als er
mir zurief: Voilä du feu dans votre Cabin , und ich beim Um-
blicken das ganze Boot in Feuer sah, mit den Flammen aus
allen Fensteni hervorschlagend. Wie ich so rasch das glitscherige
Ufer hinab in's Boot zurückgekommen, ist mir selbst niclit deut-
lich, wohl aber erinnerlich, dass in demselben die Matrosen,
Steuennann und Diener kopflos durcheinander liefen, schrieen und
jammerten, so dass ich erst schnell einen nach dem andern zur
Kajüte hinauswerfen musste, damit sie nicht im Wege waren.
Den Papierkorb aus dem brennenden Bette reissend, trug ich ihn
an eine sichere Stelle an's Ufer, und dann erleichtert zurück-
kehrend, bemerkte ich bald, dass der Schaden bis dahin noch
nicht gross war, da nur das Muskitonetz und ein Theil der
Möbeln brannte. Indem ich alle Hände nach Wasser in Bewe-
gung setzte, das leicht genug zu haben war, wurde das Feuer
bald gedämpft, und war ich mit dem Verluste einiger durchge-
brannter Wolldecken und Kleider davongekommen, ausser klei-
nen Brandwunden an Händen und Gesicht, sowie versengten
Haaren in Augenbrauen und Bart. Ich verbrachte noch einige
Stunden im Gespräch mit dem Missionär in seinem Zimmerchen
und hatte dort Zeit, kalte Umschläge zu machen. Auch lieh er
mir eine Decke für die Nacht, bis meine beim Lösclion durch-
nässten am nächsten Tage wieder getrocknet sein würden. Erst
24*
372 ^^^ ^^'^^ ^^^ Ck>ebincbina.
später fiel mir eine andere Gefahr ein, in der wir geschwebt
hatten, da ausser den geladenen Pistolen, Revolvern und Geweh-
ren, die ich immer neben der Schlafstelle zusammen zu halten
pflegte, sich in dem brennenden Bette auch einige Pfund Pulver
befunden hatten, die gerade vorher zum Auffüllen hervorgenom-
men und noch nicht wieder verpackt worden waren.
Mein Wirth erzählte mir von den Ruinen in Kossatin, drei
Tage von Panompeng den Mekhong aufwärts und ein wenig vom
Flusse entfernt. Vier Thürme umgeben einen centralen Dom mit
sculptirten Gallerien und Inschriften. Die grossen Steinblöcke,*)
die umherliegen, glaubt das Volk von den Göttern dorthin ge-
worfen (wie in Skandinavien von den JUten). Auch wird von
einer durch das Meer**) verschlungenen Stadt gesprochen, wie
Palnatoke's Jomsburg.
Unter den Bergvölkern haben sich die katholischen Missio-
näre besonders im Lande der Sthieng***) angesiedelt. In Cochin-
*) Die von de Harros als fortaleza bezeichnetpo Monumente (maravilhose
grandeza), deren Mauern aus Stein ohne Kalk^erbindung gebildet worden, in dem
(▼on König Burro beherrschten) Reiche Bntua oder A^butua (westlich von Sofala),
hiessen in der Sprache Monomotapa^s Hoflager oder Symbaoe (als Agysymba des
PtolemSos). Nach Barbosa fanden sich alte Ueerstrassen im Reiche Benomotapa
bis zum Gap hinab. In den westlichen Reichen Gongo^s ist Maui der Kunigstitel,
sonst Muene. Den arabischen Stammen der Emozaydi, die den Sectenstifter
Zayde (Ali*R Enkel) bei der Auswanderung begleiteten, folgten die Irmäer (Irmaos)
Ton Bahrein (im persischen Meerbusen) in Mogadaxo (nach den Chroniken der
Mohrenkonige von Quiloa). Der Verkehr mit dem Binnenlande wurde durch das
friedliche Handelsvolk der Mohenemugi (nach Battel) oder Niemiemayer (nach
Dapper) vermittelt. Irmia oder Armia ist der in Osdras oder Esdras (Sohn des
Saraia oder Sarakhia) wieder aufgelebte Jeremias. Bei Arrian wohnen die Malli
in Multan, bei Plinius an der Küste Malabars, und das berühmteste Emporium
Indiens wird an das Vorgebirge Perimula (der Permaulen in Cochin) gesetzt. Der
König der Kalingae residirt (nach Plinius) in der Hauptstadt Parthalis.
**) lila urbs supra mare aediflcata erat atque inde Svaeborg seu maris urba
appellata. Diese Insel hat dem Meer abgeben müssen, steht auf Mercator's Karte
bei Ceylon bemerkt.
***) Les Chefs des Pennng (pr^s des Sthiengs) ont ä la ceinture un grand
nombre de gr^lots et de petites sonnettes (wie man es auf den Scnlptnren in
Nakhon Vat sieht). Les Penongs portent les cheveux longs (comme les Anna-
mites). lU ae rassent les deuts de\devaut, pour ne paa reasembler aax singee.
HaDdfusse. 373
China und Tonkin sind ihre Gemeinden zahlreich, doch bildete
sich in dem letzteren Lande (wie bei den protestantischen Bekehr-
ten China's in den Taiping und ktirzlich in Neuseeland) eine neue
Secte, die sich rühmte (1811 p. d.), durch Gebete und Opfer die
Verstorbenen nicht nur dem Fegefeuer, sondern selbst den Höllen-
strafen entreissen zu können. Sri Krishna Chaitanya, der (1485)
als dreizehnmonatliches Wunderkind inNaba-dwipa oderNadiya
geboren war, machte die Liebe zu Krishna im Bhakti zum höch-
sten Princip nach dem von Krishna-das verfassten Buche Chai-
tanya-Charitamrita, das im Adi-Lila die muthwillige Kindheit
des incamirten Gottes beschreibt. Die meisten der Bergvölker
(wie die Banar) opfern auf dem Grabe und feiern *) das Jahres-
fest. Sie erstrecken sich in dem Längsgebirge des Mekong nach
Norden und laufen dann in dem Knoten der Grenzländer**)
zwischen Shan und Miaotse aus.
Die angeblich bei den Eingeborenen des nördlichen Tonkin
hervortretende Eigenthtimlichkeit der abstehenden Zehen, die An-
lass zu der Herstellung chinesischer***) Lilienfüsse gegeben haben
Hb alment k se parer aveo des coUien et des courooDes de verroterie et des
dents de tigre, avec des cercles de laiton, qu'ils mettent aux bras et anx jambes,
avec des boucles d'oreille en ^taiD, si volumineuses , qn'elles fönt retomber la
lobe Inf^rieure jusqoe snr les ^paules. Die Kba (Pnom) heissen (bei den Anna-
miten) Myang oder Moi.
*) Prevost erzählt von spanischen Mönchen, die in der Hitze eines Leichen-
schmauses Viva el morte schrieen und denen ihr Ritual ausdrücklich vorschrieb,
recht viel zu trinken, damit sich der Todte desto besser befinden möge. Itaque
Iratres largius compotandnm , quia perfectius el plenius inde recreantur mortus,
Aach von nordischen Pfarrern sind solche Kraftstücke aufbewahrt.
**) Les Oeos (qui se marqnent tont le corps avec des fers chands) babitent
en des montagnes fort hautes et tr^ aspres, d'oü ils descendent ponr piller et
ravager tout le plat pais de leurs voisins. Ils combattent k cheval quelquefois
contre les Chinois, mais le plus souvent contre les Laos, qui sont autres peuples
plns m^ridionaux, avec lesquels aussi les Ghinois confk>ontent an pen plus bas
vers le Sud et sont s^parez d'iceux par des montagnes fort hantes (Pierre dn
Jarric) 1611. Beiden Chinesen sind die Miaotse wegen ihrer Reiterkünste berühmt,
und beisst es, dass sie, dieselben zn erproben, über breite Gräben setzen, die mit
brennenden Holzstossen gefüllt sind.
***) Foeminis plantas adeo parvas, ut Struthopedes appellentar (Endoxus).
374 Von Slam nach Cochinchina.
könnte, wurde auch von mittelalterlichen Reisenden beobachtet
und soll ebenso auf Borneo bemerkbar sein. In Tunking (sagt
Saint-Phalle) trägt man im Hause meist eine Art Schuhe, die in
zwei Theile getheilt sind, der eine für die grosse Zehe, der an-
dere für den übrigen Fuss, weil die alten Tunkinesen , wie man
sagt, die grosse Zehe sehr weit von den andern entfernt halten.
Zum Unterschiede von den Kemeis oder Wilden wird den Cochin-
chinesen ein chinesischer Ursprung zugeschrieben, ebenso wie
den Bewohnern von Se-Yan (Siam oder westliches Land) und
von Pe-Quo (Pegu oder nördliche Provinz). Die Schriftzeichen *)
oder Hieroglyphen der Annamiten sind von den chinesischen
ganz verschieden, bemerkt Mentelle. Ausser ihrer Sprache (Nom
genannt) haben sie auch eine gelehrte Sprache, Nhu oder Nju,
von der Mandarinen-Sprache abstammend und mit Buchstaben ge-
schrieben, die von den Chinesen zwar gelesen, aber in ver-
schiedener Weise ausgesprochen werden. Annamitische Wörter,
die von dem Chinesischen nur dialektisch verschieden oder ge-
radezu der Mandarinensprache entnommen sind, werden mit dem
entsprechenden chinesischen Schriftzeichen (chu nho) geschrieben,
und dieses dem Dialekte gemäss ausgesprochen, wogegen sich
für Worte, die in der annamitischen Sprache ganz verschieden
sind, viererlei annamitische Schriftzeichen (chu nom) tinden
(Morrone). Die Unbestimmtheit**) in der Unterscheidung zwi-
schen Blau und Grün konmit sprachlich auch hier vor, obwohl sie,
ebenso wie in Kambodia, weniger verschwommen ist als in Bimia
und Siam. Die Chinesen identificiren Blau undDunkehnacli Geiger).
Nachdem der folgende Vormittag mit Reparaturen hinge-
Franzosische Höflichkeit 8pricht bei Köuigin Bertba von GänsefüsseD, die auch in
den Truhten-Abdrücken der Asche erkannt werden. Gochincbine vient de Cao-ci,
doigts dn pied tordiis.
♦) In adopting the Chinese Alphabet, the Oochinchinese appear frequently
to have paid more attention to the sound than to the meaning of the Chinese
words, to which the characters belong (du Ponceau).
♦*) Nach Seebeck giebt es zwei Arten von Farbenblindheit (Acbromatopsia
oder Achrupsia), die Ilelmboltz als die der Rothblinden bezeichnet, und die solcher,
deren Uebel in der Unempflodlichkeit der grün empfindenden Nerven liegt. Le
mot Kax daus le quiohe signifie auäsi bien vert que bleu (Brasseur).
1k
Gocilinchinesiscbe Dörfer. 375
gangen war, brachen wir um Mittag auf und fuhren zwischen
flachen Ufern hin, die mit Häusern besetzt waren. Um Sonnen-
untergang rasteten wir in der Nähe von Bananengärten, trieben
aber später mit günstigem Strom noch weiter abwärts.
Der nächste Morgen zeigte gleichmässig gestreckte Bänke.
Zum Frühstück wurde an einem Hause gerastet, das zwischen
hohem Gras in einer Bananenpflanzung lag. In der Nähe liessen
sich in die Lagen des Ufers einget\lgte Töpferscherben zwischen
dem Lehm bemerken. Nach dem Passiren des kambodischen
Zollhauses zeigten sich cochinchinesische Dörfer, um einen in der
Mitte eingeschlossenen Marktplatz, mit dem Gemeindehaus und
Tempel, gebaut. Vor den Häusern steckten Pfosten, um Later-
nen aufzuhängen. In der mondhellen Nacht kamen wir nach
Hong-ngU (V) wo die französischen Kriegsschiffe eine Station haben.
Am andern Morgen fanden wir uns beim Abfluss der Fluth,
die uns dorthin gesetzt hatte, auf dem Trocknen und konnten
nur mit Mühe das Boot wieder flott machen. An den mit Gras
bewachsenen Ufern zeigten sich Pflanzungen. Im Flusse lagen
Inseln. Wir rasteten bei einem Gärtner, der Gemüse zog. Die
Häuser sind flach auf die Erde gebaut (nicht mehr auf Pfähle*)
Im Dorfe Yatick hielten wir zum Ankauf von Provisionen und
fanden den Marktplatz mit Läden unter Arkaden umbaut. In
dem Götzentempel wurde eine in königliches Ornat gekleidete
Figur Gounbon oder Herr genannt. Sie sass zwischen männ-
lichen und weiblichen Figuren als Diener, in einer Nische, und
an der einen Seite fand sich ein Krieger, an der andern
dickbäuchige Gestalten mit Inschriften darunter. Im Hafen
flatterte eine rothe Fahne, mit Buchstaben beschrieben, an
einer einen Vogel tragenden Stange, die im Monat Tangjien
zur Feier des Dämonenfestes aufgerichtet war. Zu dem Tempel
gehörige Priester finden sich nicht, aber der Aelteste des Dorfes
(Ong dokbo) besorgt das Nöthige. Ihm liegen auch die, den
Bali oder allgemeinen Opfern**) zum Wohl des Dorfes ähnlichen,
♦) Ui4er dem Wasser des Sees vou Nyouiig-yoa werden Heibeü vou Holz-
pfeilerii gefunden, die die Stian auf den Palast des Königs Narapadi-Sethu be-
zietien.
^') l).is RhQtayajna als ein allen Wesen dargebrachtes Opfer findet sich in
376 Von Siam Dach Cochiuchina.
Ceremonicn ob. Vor den meisten Häußern Rtand ein Latemen-
stoek und fanden sich über dem Dache Blätterzweige mit einem
viereckigen Flechtwerk (Kengiou) darin, das Reis und Kuchen
enthielt, um die Dämone (Iway) zu füttern. Barrow sah in den
Baumgruppen in Turons-Bay Holzkästchen oder geflochtene
Körbe mit Figuren aus Goldpapier oder beschriebene Brettchen
zwischen den Zweigen. Die annamitischen Localgötter werden
zuweilen gleich den chinesischen von den Obrigkeiten comman-
dirt und zur Erfüllung ihrer Pflichten angehalten, aber doch
nicht von Privatpersonen gemissbraucht, wie die Fetische oder
christlichen Heiligen.*)
Beim Weiterfahren standen aus den Bäumen der flachen
Ufer Palmen hervor. Abends hatten wir bei auflaufender Flutb
beizulegen, bis sicli dieselbe wandte, um dann mit der Ebbe den
Weg unter Mondbeleuchtung fortzusetzen. Zwischen niedrigen Bän-
ken passirten wir das Dorf Culao Sung, lünter dem das französische
Stationsschiff'placirt ist. Das Wasser war so flach, dass das Boot oft
aufstiess, und floss zwischen Reisfeldern. Die begegnenden Boote
waren mit Augen versehen (wie die chinesischen Djonken, die sonst
ihren Weg nicht finden würden). An den Kanälen lagen die
Dörfer zwischen Areca-Palmen , unter denen sich auch Kokos-
palmen augepflanzt fanden. Die in weite Hosen und Röcke
gekleideten Cochinchinesen tragen oft spitzige Hüte. Bei den
Frauen reicht das Oberkleid weiter hinab, während es bei arbei-
tenden Männern sich zur Jacke verkürzt. Abends hielten wir
bei Dahn, bis die Fluth vorüber war.
Am nächsten Morgen fuhren wir zwischen lehmigen Mangro-
den Veda*8. Id Ausübung der ßhAta-Süddhi (oder Reinigung des Korpers in deu
fünf Riemen tarstoffen) genannten Ceremonie glaubt der Shakta- Verehrer, dass sein
alter Korper verwest ist, und er einen neuen, gereinigten angelegt habe. Nach
den Hindu-Shastra's giebt es zwei Arten von Bali, als Rajasa (aus Fleisch be-
stehend) und Satwika. Das Balidan ist meistens eine blutige Opfergabe.
^) Ein bayrisches Regiment auf dem Feldzuge nach Frankreich drohte während
eines Regens dem St. Petrus, wenn sie ihn hätten, Spiessruthen laufen zu lassen,
was an seiner Stelle (ISlf)) an einem Bilde des St Nepomuk ausgeführt wurde
(s. Panzer). Rosas setzte (nach Woysch) die Schutzheiligen in Buenos Ayres ab.
;» •.
Mytho. 377
bÜBchen*) hin, die bei niedriger Ebbe im Moraste standen,
während der Fliitli überschwemmt waren. Hinter denselben,
wo das feste Land beginnt, blicken von Palmen überragte
Bäume, zwischen denen die Häuser stehen, hervor. Alligatoren,
sagte man mir, fanden sich keine, da die Juen alle anf-
assen. Vielfach sahen wir Fischreusen aufgestellt. Die durch
Pfähle gebildeten Wehre stehen in einem stumpfen Winkel
nach der See zu, und die in den runden Behälter hinein-
schwimmenden Fische werden, wenn sie zurückkehren wollen, durch
die aufgehangenen Netze gefangen. Die Communication in den
Dörfern wurde von Haus zu Haus durch übergelegte Planken ver-
mittelt, da sonst ein Vordringen eben so unmöglich sein würde,
wie in dem mit dicht verschlungenem Rohr bewachsenen Sumpf-
lande, das, nach Markianos, jenseit der Sitze der Sinai oder Se-
roi begann. Am Nachmittag kamen wir nach Mytho, wo ein
französisches Kriegsschiff lag und am Ufer eine Strasse mit fran-
zösischen Boutiquen besetzt war, so dass ich mich wieder im Be-
reiche der Civilisation und ihrer Luxusgegenstände befand. Die
Strassen längs des Kai waren mit schattigen Bäumen besetzt.
Ich hätte gern meinen blatterkranken Diener in's Hospital ge-
schafft, doch riethen die Priester der Mission zur Mitnahme bis
Saigon, und da die Krankheit einen leichten Verlauf nahm,
wollte ich ihnen keine üngelegenheiten bereiten. Ihren Vorschlag,
die französische Escorte zu erwarten , die einmal in der Woche
Güter und Passagiere von Mytho nach Saigon begleitet (da die
Kanäle durch die Räubereien der Wasserpiraten unsicher gemacht
sind), konnte ich des grossen Zeitverlustes wegen nicht annehmen.
Mit Sonnenuntergang abfahrend, fuhren wir durch einen mit
Büschen umgrenzten Kanal und mussten später anhalten, um mit
der günstigen Ebbe weiterzufahren. Schüsse, die sich während
der Nacht verschiedentlich hören Hessen, setzten meine Leute
etwas in Aufregung.
*) Id dem zwischen den Mangroe aofgehäoften Schlamme wächst das Delta
fort, wie das des Nil (nach Baker) darch Schilfpflanzen, die mit Papyrus ge-
mischt sind, und der Torf durch Bachconferven und Sphagnum palustre.
378 ^^^ '*^**™ "*c^ Cochinchina.
Am nächsten Morgen fuhren wir zwischen im Wasser um-
hergeschwemmten Büschen, an deren Zweigen durch Fischer
kleine Packete mit Reis und Kuchen aufgehängt waren, um dem
Wasserdämon (Thohm) Nahrung zu geben. Die umgebende Stille
wurde durch das Stöhnen der Brüllaffen unterbrochen. Zum
Frühstück hielten wir bei dem französischen Fort Djam, wo
ein Wachtposten aufgestellt ist, um von den Umschauthtir-
men die Gegend zu überwachen. Zu den Verhauen auf der
andern Seite des Grabens waren auch Cactus verbraucht und
Farren finden sich zwischen den Büschen. Weiterhin, wo sich
der Fluss verzweigte, lag ein französisches Wachtschiff vor An-
ker in der Nähe des Dorfes Longbunlük. In einer mit Ziegel-
dach bedeckten Capelle war die Figur auf der Seite mit Linien
chinesischer Buchstaben umschrieben. Nachdem wir eine Zeit
lang auf überschwemmten Feldern fortgefahren waren, zwang
uns die Fluth zum Beilegen.
Am nächsten Morgen, 17. Februar, waren bald die Kanäle
in der Vorstadt Saigons erreicht, und suchte ich nach Ankunft
in der Stadt das Handelshaus Bahr <t Co. auf, wo Herr Kufike,
der Leiter desselben, an den meine Briefe adressirt waren, mir
zuvorkommend die Gastfreundschaft seines Hauses anbot. Das
Boot wurde ausgepackt, der Kranke in's Hospital geschaflft und
den Bootsleuten durch die Vermittelung des Bischofs Leffevre
ihre Gage ausbezahlt.
Der Tale-sab (das Meer*)- des süssen Wassers) oder der
königssee heisst Bien-ho (der grosse See; bei den Cochinchinesen
und Sri-Rama nach dem Sanskritischen bei den Siamesen. Das
südliche Ende des Sees bildet in der Zeit des niedrigen Wasser-
standes einen besondern See für sich, Tale-ma-Poke genannt,
aus dem der Fluss Udongs hervorfiiesst. Der Meiiam-Kong heisst
der Fluss der (Provinz) Kong. Nach Saigon zu verbindet er sich
*) Un des picrres (rouvertes d'ioscriptious) h Nakhor I.oueng est eu
(!ommuDicatiun avec la mer, situee du votÄ opposee de la Terre. Elle s'agite
quaDd le« vagiips de cette mer soiit eües-memes cuurroucees. Le mounmeut de
Nokhor Vat est m gr^s grisätre, saus bois, ni ciment, ni fer. La ville vuisine,
eapiule de Kambodje, fut prise et de'trnite par les Cochincbinois, 200 p. d.
i:-
Loosen. 379
mit dem Vai-ko. Der Fluss Saigons fiUlt in den Doug-nai , der
am Cap St. Jaques ausmündet.
Der in Hinterindien geleisteten Frohndienste*) erwähnt Me-
gasthenes auch in Vorderindien bei der vierten Volksklasse der
Sudras, die dem von bewaffneten Frauen umgebenen Könige
dazu verpflichtet waren (und nur, wenn Waffenschmiede oder
Schiffsbauer, Gehalt erhielten, wie in Siam die Zimmerleute).
Von der zweiten Volksklasse (den Waisjas) wanderten die Hirten
umher, während die Ackerleute das Land pflügten, wenn auch rings
um sie der Krieg wtithete, und in Cochin waren bis zur Zeit
der Portugiesen die Kokosnusspflanzungen unter allen kriegeri-
schen Wirren unversehrt geblieben, da der Kampf das Geschäft
der Nairs war, mit dem die Kasten des übrigen Volkes nichts
zu thun hatten. Manu erlaubt indess Verwüstung, um dem
Feinde zu schaden. In Cochin durften die unteren Klassen sich
den Nairs**) nicht einmal nähern.
Nach chinesischem Brauch wird auch in den cochinchinesi-
schen Tempeln, wie beim Kurz- oder Laugziehen, eine Art Rab-
domantie ***) getrieben, indem man mit Zeichen beschriebene Stäbe
aus einem Becher schüttelt, der den Köcher bei den TihjQoi. der
*) auch TempelßkUverei oder gegen Abgabeufreiheit geleistete Dienste, wie
im Gebiete Puri Juggernath. Vor dem Ootterlaude Bbnwaneswar kehrte Sivai Jay
Sing (Akbar'8 General) auf seinem Feldzuge um (1580).
*^) The only soldiers in olden times were Nairs and it was considered a great
breach of etiqnette, to bring Tiers or those of any other lower grude to flght
against them (s. Day).
***) In der Hymiaqnida schütteln die G5tter die Zweige, die bei den Germauen
(nach Tacitus) „super candidam vestem temere ac fortuitu^ ausgebreitet wurden.
Nach Ammianus wurden die Stäbe, aus denen Herodot die Skythen weissagen
lässt, von den Alanen „in incantameutis quibusdam secretis*^ unterschieden. Aebn-
liche Weissagung fand sich als Gottesgericht bei den Friesen, und Grimm fügt
die Zeugnisse Beda's über die Angelsachsen, Saxo Grammaticus über die Be-
wohner Rügens, sowie der livländischen Reirachronik ober die Kuren hinzu.
Nach Heigelins wurden bei der Wahl des Podesta (in Graubünden) zwei Hasel-
stäbchen als Sortes gebraucht Die weissagenden Pfeile, die Elpbinstone bei
den Afghanen erwähnt, waren auch den alten Persem bekannt. In Mecklenburg
werden bei der Auszehrung die Stücke von neunerlei Holz in's Wasser geworfen,
um daraus über den Ansgang zu prognosticiren.
380 ^011 ^^^^ °&c^ GochiDchina.
Griechen ersetzt. Eine der Hauptmündungen des Camboja-Flus-
ses beisst die japanische. Bowyear bemerkt (169r)): Die Japaner,
die ehemals den vorzüglichsten Theil der Einwohner (in Faifo,
dem damaligen Hafen Cochinchina's) ausmachten und den dorti-
gen Handel ganz in Händen hatten^ sind gegenwärtig auf 4 — f)
Familien zusammengeschmolzen. In dem Maasse^ wie sie
in Abnehmen kamen^ traten die Chinesen an ihre Stelle. Nach
Rochon (1744) hatten die J<apaner seit 25 Jahren ihren Handel mit
Cochinchina aufgeben müssen, weil ihnen auf Befehl ihres Kai-
sers verboten war, ausser Land zu gehen. Bei der holländischen Ge-
sandtschaft Hagenaar's wird das japanische Quartier in der kam-
bodisehen Hauptstadt erwähnt. Die Inseln des Golfes, auf denen
zum Theil cssbare Vogelnester gesammelt werden, sind ausser
malayischen Mischlingen von Cochinchinesen bewohnt. Die Be-
ziehungen Cochinchinas (Tschen-tsching) mit China*) datiren(nach
dem Sou-Houng-kian-lou) aus der Zeit des Kaisers Tsching- wang
(2353 a. d.), als den weisse Fasanen überbringend en Gesandten
ein nach Süden zeigender Wagen zur Rückkehr gegeben wurde.
Nach dem im Jan. 1862 abgeschlossenen Frieden sind im
dritten Artikel die Pro\inzen Bienhoa, Gia-dinh und Dinh Tuong
(Mytho) nebst der Insel Pulo Condor von Annam dem Kaiser
von Frankreich **) cedirt, und die französiscen Kaufleute haben
*) In dem Tempel Ramachandra^s bei der Stadt Srinagur (in Vorder-Indien)
findet sich eine Figur des chinesischen Gewittergeistes Lnishin.
**) Nach dem Besuche der annamitischen Gesandtschaft in Paris wurde (Knde
18G3) der Seeofficier Aubaret nach Hue gesandt, um die Bedingungen des Ueber-
einkommens vorzulegen. Oe traite stipulerait que les trois provinces de Gia-dinh,
de ßienhoa et de Dinh-tnong seraient restituees au roi Tu-duc, a Texception de
la ville de Saigon, des ports de Thu-daomot et de la citadelle de Mitho. Rn
retour de cette r^trocessioni le gouvernement anuamite reconnaitrait le protectorat
de la France sur les six provinces de la Basse-Cochinchine et lui payerait eu sus
de rindemnit<^ dejii convenue par le trait^ de Saigon, peudant chacune des trois
premi^res ann(^es un tribnt de 3 millions et de 2 millions pour chacune des
ann^es snivantes. Im Sommer 1867 sind auch die westlichen Provinzen annectirt
worden. Die Annamiten haben ein Kataster, indem in jeder Gemeinde ein
Register existirt mit der Eintheiluug des Bodens, dem Namen der Eigenthömer,
sowie dem Charakter in der Art des Feldbaues. Man unterscheidet die Reisfelder,
die Gärten, den bebauten Grund von dem brach liegenden, die öffentlichen oder
->
Saigon. 381
volle Freiheit, den grossen Fluss Kambodia's mit allen Neben-
armen zu befahren.
Bei den Cochinchinesen heisst China (Myang Chin) Nuek
Thau, Birma (Myang Phama) Nuek Phama, Siam (Myang Thai)
Nuek Tjim, Kambodia (Myang Khamen) Nuek Kamen, Schan
(Myang Lao) Nuek Lao, Cochinchina (Myang Juen) Annam, Ton-
quin (Juen Keoh) Baktan, Kha (in den Bergwäldern*) Hoi.
Saigon, das bei den Kambodiem Phay-Incor oder die Stadt
(Incor oder Ancor) des Waldes hiess, wird von den Annamiten
die zu Friedhöfen und Tempeln gehörenden. Die Reisfelder sind durch die Feuchtig-
keit begünstigt Ces terres baignees par les eanx n*ont pas besoin d'^tre labonr^es
et rapporteut 300 ponr 1 (Galos). Ausserdem wird Zucker gebaut, Erdnüsse, Ge-
würze, Tabak, Indigo (ühniich dem Manilla) , Seide (mit Arbeitern, durch die
Regierung organisirt), Baumwolle (kurzen Fadens). Teak findet 8fch in den
Wäldern. Die vor den Franzosen geflüchteten Mandarinen nahmen das chine-
sische geschriebene Gesetzbuch mit, doch wurde später in Saigon ein Exemplar
vorgefunden. Die französische Regierung Hess die erworbenen Ländereien ver-
kaufen, statt sie Jedem Ankömmling frei (auf 20 Jahre früher in Java) zu über-
lassen (wie in Californien).
*) Dans les montagnes de Tongquin (inhabit^ par des Annamites) il y a
plnsienrs autres peuples, qui ont des dialectes ä part (et qui sont directement
Boumis au roi de Tongquin), tels qne les Muongs, qui sont tr^s nombrenx, les
Xas, qui ferment sept grandes familles, les Thi, qu*on dit dtre les vrals aborig^nes
du pays, et les Nongs, montagnards chinois, qui habitent le nord des provinces
limitrophes de la Chine. Les montagnards sont plus blaues, d'nne taille plus
haute et d'un caract^re plus simple que les Annamites. Plusieurs d'entre eux
sont nomades. Ds ^tablissent leurs hameaux sur de petites monticules et quand
le sol est epuis^, ils abandonnent leur cabanes et vont chercher ailleurs un terrain
plus propice. G'est ainsi qne vivent les sept grands familles, dont se compose le
peuple Xa, qui parait Hre venu de Laos. Les Muongs ämigrent aussi, mais
seulement dans le temps de famine et de guerre. Leur idiom est un patois
presque tont tirö de la langue annamite, mais ils le prononcent d'une mani^re
si etrange, que les Annamites ne le comprennent pas], tandisque la plupart des
Muongs entendent et parlent, au besoin Tannamite. Chez les Muongs il y a une
espece de noblesse, c'est k dire la caste des Längs, qui est k la tSte des differentes
peuplades et qui les gouverne par le droit her^ditaire de pdre en Als. Chez les
Annamites au contraire tout est peuple, tous sont libres et ögaux devant la loi,
tous peuvent aspirer aux charges, tous parlent la m^me langue. Outre Tidole
de Bouddha, appel^ Tich-ca-mau-ni-phat, il y a dans les pagodes de Bouddha
une foule d'autres divinit^s, tandisque dans les sanetuaires des esprita on ne volt
qu'un trdne, oü Tesprit est cense resider d*une mani^re invisible (s. R^tord).
382 ^on Slam u«ch Cochinchinju
Ja-din (die blühende Niederlassung) oder der vollkommene Friede
genannt. Tonquin wird erklärt als die bewohnte (quin^ Stadt
(tong) oder die Königsresidenz.
Kirsop (1750) bemerkt: „Die Coehinehinesen tragen ihr Haar
aufgebunden und bedienen sich noch der weiten anständigen
Kleidung, die vor der tatarischen Eroberung auch in China
Üblich war." Wie die siamesischen Gräber sind die annamitischen
in Hufeisenform oder ahmen die Gestalt eines BüflFels (Ngiu-lin
im Chinesischen oder Trau im Annamitischen) nach, seitdem ein
Mandarin durch einen Traum benachrichtigt worden, das Grab
seiner Frau auf der Stelle zu errichten, an welcher er einen
BüflFel lagern sähe, da dies die Glückseligkeit sichern wtlrde.
Wo die Kuh sich niederlegte, wurde (wie die thebaische Kad-
meia) Byopator oder Troja erbaut und ebenso Buthrotos, Aenea
am Axios, Bovillae am Albanerberge. Andere Gräber in Cochin-
china sind innerhalb der hufeisenförmigen Steinumzäunung zu
Häuschen oder Thtirmen aufgebaut. Die Cochinchinesen feiern
die Vertheidigung ihres Landes unter Nangchekaou gegen den
chinesischen General Teih - Tsing (1020-1050 p. d.) durch die
Zauberin Twanhungyuh, deren Abenteuer mit den Tigerhelden
im Ping-Nan-How-Chuen beschrieben sind. Die rebellischen Tay-
son zerstörten mit Kanonenschüssen den von Dämonen bewohn-
ten Platz am Song-ma, wo die vortiberfahrenden Schiffer die
Schatten (Doi-nia) der beiden Geliebten besuchten, an ihrem dort,
wie auf Mauritius, heiligen Grabe.
In den Augen der Tonkinesen (sagt Saint-Phalle) haben die
Berge die Gestalt gewisser Thiere, Menschen oder anderer Ge-
genstände, je nach dem einwohnenden Schutzgeist. Nach Aus-
wählung der Begräbnissstätte muss aus der Gestalt des Berges
die Lage der verschiedenen Theile des Körpers studirt werden,
weil, wenn der Leichnam an der Stelle der Klauen oder des
Rachens eingescharrt wäre, es um die ganze Verwandtschaft ge-
schehen sein dürfte, da das Thier sie bald aufgefressen haben
würde. Wird dagegen der Todte an einer minder gefahrlichen
Lage, auf Kopf, Magen oder Rücken des Drachens begraben, so
kann bei günstigen Aspecten der Localität das gesammte Ge-
schlecht der Nachkommen nicht nur auf ein langes LebeU; son-
•i
. - «
%*
Dorfgötter. 383
dern auch auf ununterbrochene Folge von glücklichen Ereignissen
rechnen.
Jeder Ort in Tunkin wählt seinen Sehutzgeist*) in der Form
eines Hundes, Tigers^ einer Katze oder Schlange u. s. w. Auch wer-
den Männer, die dem Staate wichtige Dienste geleistet haben,
dazu erhoben**), sowie Missethäter oder grosse Verbrecher,
deren verblichene Seele Furcht einzujagen vermag. Selbst lebende
Personen mögen von den Gemeinden zu Protectoren gewählt
werden. So überredete ein Bettler die Bewohner eines Fleckens,
dass er ihr Schutzgeist sei, und wurde in Folge dessen mit
Ehrenbezeigungen überhäuft und auf das Beste bewirthet. In sol-
chen Fällen kann man sich durch eine Geldsumme den Rechten
und Freiheiten des Schutzgeistes associiren. Man isst alsdann
an den Festtagen an der Tafel des Gottes mit, und erhält Opfer
nach dem Tode (Saint-Phalle). An einigen Orten, wo der Ge-
nius unter der Gestalt eines Hundes angebetet wird, bringt man
ihm an Festtagen als erste Gabe den Koth ***) eines Kindes dar,
und dann erst folgen die gewöhnlichen Opfer. In früheren Zei-
ten schlachtete man ihnen (wie in Aegypten, ehe Herakles dem
♦) During the rebeUion In Travancore (1809) Captaln Pole was mortally
woanded. After bis deatb be was baried (aboat 20 miles distant from tbe fleld
of action) in a sandy waste. A few years subsequently bis worship was establisbed
by tbe Sbanars, tbat bis spirit migbt drive away tbe wild animals, from tbat part of
tbe country, wbere wbilst alive, be bad been a most successful sportsman (s. Day). Die
nacb alten Mytben den Tbieren unterworfenen Menseben wurden durcb gewaltige
Jäger, wie Nimrod, befreit.
**) Cban-gi, Kaiser von Cbina, Hess einen Herrn vom Hofe, der uocb ein
Anbänger des alten Kaisergescblecbts war, unter ausgesucbten Martern umbringen
und baute ibm nacb seinem Tode zu Ebrei^ jer bewiesenen Treue einen Tempel.
An der Spitze der Heere kämpfen die Vorfecbter, deren Stelle bei den ßattas
von Pak-pak ein HolzbUd vertritt, das mit den Ueberresten eines faulig aus
der Krde gegrabenen Menscbeuscbädels bestrieben ist, nämlieb den Kopf eines
Knaben, welcben die Priester in die £rde gegiaben und nacb längerer Ernährung
mit Pfeffer und Salz schliesslicb entbauptet haben, unter Abnahme des Verspre-
chens, im Kampfe als Vorfechter dienen zu wollen.
*^^) Mariner beschreibt eine ähnliche Ehrenbezeigung, die dem Grabe des Tui-
tonga erwiesen wurde. Die Hindu opferten der Göttin Ghentu (der Scbutiberrin
der Krätze) auf einem Düngerhaufen und die Kothstädter Pelusium's dem Crepitos
ventrift. . « «
^
&.
384 Von Slam nach Goohinohina.
Busiris seine Ungastlich heit vergalt), Fremde, die durch berau-
schende Getränke in ihrem Verstände zerrüttet worden waren,
um dadurch Uebles abzuwenden. Die Geister in Tunkin nähren
sich vom Rauch (dem duftenden Speisendampf, wie die home-
rischen Götter), und wenn es ihnen daran fehlt, so sehen sie sich
gezwungen, Koth oder Erde zu essen, werden aber durch diese
Vernachlässigung äusserst missmuthig und aufgebracht, so dass
die Menschen es ihnen vergelten müssen. Beim Bannen böser
Hausgeister vertreiben die tunkinesischen Zauberer einen Teufel*)
durch den andern, indem sie unterwürfige**) Geister citiren
und dann unter Schreien und Springen gelbe Papiere mit Furcht
erregenden Gestalten an die Wände kleben. Besonders hängt
man am Neujahrstage Scheusale aus, dass die bösen Geister
nicht in die Häuser kommen. In Peking sah ich die ganze
Länge einer schmalen Gasse, durch welche in der Nähe woh-
nende Europäer täglich zu passiren hatten, mit solchen Fratzen-
gesichtern bekleistert. Die Hausgötzen heissen Götzen der Küche
in Tonkin. Nach Bissach^re besteht eine Rivalität zwischen den
Schutzgeistern ***) der verschiedenen Gemeinden, und über den
*) St. Croix wurde nach einem siebenzehnjährigen Aufenthalt in Tonkin zum
Glauben an Teufel und Dämone bekehrt, obwohl er anfangs darüber gelacht habe.
^*) wie VetsuTan in seinem Vertrage mit Buddha seine dienenden Geister
zur Unterwürfigkeit verpflichtete, so nahm der auf dem Berge Kaf residirende
Dämon Surkhrag an der Empörung des Eblis keinen Theil, sondern blieb in
Folge der von Adam erhaltenen Belehrungen mit Seth und Rayumorth in gutem
Elnverst&ndnlss.
***) Kemom est renomm^ dans le Tonquin k cause de son g^nle tutelalre, un
polsson (de son vlvant), qui fut se promener au loln pendant une inondatlon et
resta sur le sable pr^ du village Ke-ve. Les habitans, emerveill^s de ses dimen-
sions exceptionnelles, lui temolgn^rent du respect en couvrant son cadavre des nattes,
Depuis ce temps 11 s'est fait dans le district de ce village une accrue consld^rable
par les terres, que la rivi^re a eHlfaln^es et depos^es, parceque le poisson s*«-
tait d(^clarc le g^nie tuttiaire de ses contr^es, recompensant Ke-ve du bienfait,
qu*il en regut autrefois. Les habitans de Kemom lui eut ^lev^e un temple qui est
devenn des plus o^l^bres. Dans la rividre, qui passe le long de Kemom, 11 y a un
gonfTr^e dangereux pour les bateanx. Ceux qui passent s'imaginant que c^est im
effet de la pulssance du poisson tutelaire, lui fönt des voeux et des sacriflces pour
Tapalser et ^vitex les effets de son Indignation. Le bralt da pr^tenda pouToir
Todtonfest. , 335
Vorrang werden Wetten*) angestellt. Man stellte Barken^ die
diesen Schutzgeistern heilig waren, auf trockenes Land, und sie
schienen sich dann von selbst durch geheime Künste zu bewegen.
Diejenige, die am stärksten in Bewegung kam, trug den Sieg
davon, und zum Preise dieses Triumphes wurde das von diesem
hervorragenden Geiste beschützte Dorf von den Abgaben befreit,
bis neuerdings der Kaiser die AbschaflFung dieses Gebrauches be-
fahl. Wenn eine Gemeinde glaubt, einen besonders wichtigen
Dienst von ihrem Schutzgeist erhalten zu haben, so berichtet sie
an den Kaiser, der dann jenem ein Ehrendiplom verleiht, das
bei Processionen in einem goldenen Geßisse vorangetragen wird.
Nur unter besonderen Ceremonien**) kann er bewogen werden,
zum Orakel niederzusteigen.
Beim Todtenfest vermeidet in Cochinchina das Volk, die
Seelen seiner Abgeschiedenen***) mit denen der Vornehmen zu-
sammentreffen zu lassen.
Die Kinder im Mutterleibe werden (nach Ansicht der Tun-
kinesen) von denjenigen Kindern belebt, die sterben, ehe sie zu
der völligen Reife des Verstandes gelangen konnten, aus den
de CO poiBsoD s'est r^pandu dans tout le royaume. Le roi loi-meme envoie de
temps en tomps an maDdarin k Kemom pour faire des offrandea et des sacriflces
ao poisson tat^laire.
*) Die weit irerbreiteto Liebhaberei für Wetten bemerkt schon Nicolo de
Conti bei den Hahnenkämpfen auf Java.
I"") In der Einladung der Abahan (Chaksudan oder Pranpratishta) rnft der
Shakta- Verehrer die Göttinnen in seinen Mantras an, sich im Oefäss niederzulassen.
Bei der Ghatastapana (oder Aufstellen des Topfes) genannten Ceremonie mnss das
Kasteuzeichen der Jantra mit rother Farbe auf die Stirn gemalt werden, um der
Gottheit zum vorübergehenden Aufenthalte zu dienen.
***) Die Hindus weihen den Verstorbenen Todtenbrote in Gaya, wo Vischnu
das Zeichen seines Fosses (Vischnu-Pad) der Stelle des Felsens einstampfte, an wel-
cher er den Riesen niederdrückte. Der Abdruck von Buddha's Fuss beim Jainatempel
in Bhagalpur wird von herbei reisenden Buddha-Priestern besucht. Zwanzig Fuss-
abdrücke der Jaina Tirthankar finden sich bei den durch den Jaina-König von
Rajagriha erbauten Tempeln auf dem Berge Madhuvanam, wo der in Benarei
geborene Parsnath seine Mukh oder Erlösung erlaugte. Die Herrgottstritte am
Felsen des Rosensteins (in Schwaben) stammen von Christus, als er vor den
Juden floh. Samkala-dip war von der Lowenform des Judi- Berges genannt
(Raschid).
Bastian, Reite in Kambodia. IV. 25
386 ^0" ^i^™ °*^^ CocbiDcbina.
Seelen aller anderen Menschen aber werden ebenso viele Gei-
ster, die Gutes oder Böses thun können, und, in der Feme um-
herwandernd, von den Familien der Hinterbliebenen untersttttzt
werden müssen. Den ohne Nachkommenschaft spukenden Seelen
wird von den Schtllern längs der Wege Reis gestreut. Der Augen-
blick des Versclieidcns wird von den Tunkinesen mit der gröss-
ten Aufmerksamkeit beobachtet, und genau in dem Nu, wo sie
glauben, dass es mit dem Sterbenden zu Ende geht, bedecken
sie sein Gesieht mit einem Schnupftuch, und wickeln dasselbe;
sobald der letzte Seufzer ausgestossen war, sorgfältig zusammen,
weil sie darin seine Seele aufgefangen zu haben glauben (Saint-
Phalle), wie die Insulaner der Marianen in einem Topfe*). Die
Tunkinesen setzen, gleich den Chinesen, ihr ganzes Heil auf eine
richtig gewählte Grabstätte, einen guten Fu-chi. Die Begräb-
nissplätze der Fürsten sind in den Gebirgen des Landes Than-
Hoa. Der Vater einer armen Familie (in China) Hess sich von
einem Gelehrten nach freiwilligem Tode unter allen Regeln der
glücklichen Kunst begraben, und in Folge dessen wurde sein
Sohn aus einem Räuber ein angesehener Mann. Wenn Frauen
in der Zeit ihrer Reinigung bei Seide vorbeigehen, die gerade
gefärbt wird, so verderben sie dieselbe, nach Ansicht der Tun-
kinesen, durch ihre Ausdünstung, wie den gährenden Most am
Rhein. Vater und Mutter nehmen in Tunkin den Namen ihrer
Kinder an. Wenn das Kind stirbt oder sich verheirathet, so ver-
ändern die Eltern, sowie Grossvater und Grossmutter ihre Na-
men, und nehmen den Namen des zweiten Sohnes an. Wer
kinderlos bleibt, adoptirt den Namen seines Neffen (de la Bissa-
chere). Den Kindern werden die hässlichsten Namen gegeben,
damit die Dämone sich vor ihnen scheuen, doch ändert man
diese, wenn die Kinder stark genug zu sein scheinen, dass sie
nichts mehr von den bösen Geistern zu flirchten haben. Auch
lässt der Tunkinese seinen Kindern sechs bis sieben Haarbüschel
verschiedener Grösse zu Ehren der Götzen wachsen (Saint Phalle).
*) Die Payaguas (in SOd-Amerika) lassen (nach Azara) beim Begraben den
Kopf frei, um ihn mit einem Topfe zn bedecken, und die Samojeden stülpen im
Grabe einen Kessel über den Kopf des Todten.
Caima. 387
Bei den Römern war es die Pflicht des Divus Catius Pater, die
Kinder klug und verständig zu machen. Beim Tode kehrt die
irdische Materie des Menschen zur Erde zurück, und der himm-
lische Theil steigt zum Himmel, wird aber von den Opfeni der
Familie durch Sympathie herabgezogen, um in Tünkiu (wie in
China) in den Ahnentäfelchen zu wohnen. Bei wichtigen Ange-
legenheiten werden diese Gcdächtnisstafeln zu Rathe gezogen.
In den Liedern der ArvalbrUder wurden die sämmtlichen Se-
monen mit den Laren abwechselnd angerufen.
Der auf natürlicher Unterlage künstlich anfgebaute Pagodeu-
hügel Caimas (oder Taubenbaum) diente als fester Stutzpunkt
bei der französischen Vertheidigung gegen das Belagerungsheer
der Siamesen während der Abwesenheit der Flotte im chine-
sischen Kriege. Auf der von Gruben durchschnittenen Ebene
erblickt man noch Reste der Befestigungen. Als der Tempel
Maiki dort erbaut wurde, fand man beim Nachgraben in dem
Fundamente der kambodischen Pyramide Goldplatten mit Bud-
dha als Elephantenreiter. *) Die duftende Blume des dort wach-
senden Baumes soll früher von kambodischen Königen den Bonzen
zur Würze ihres Thees verehrt sein.
Jenseit Saigon dehnt sich eine weite Todtenstadt aus, in
der sich Kirchhof an Kirchhof reiht, mit einem Wald von neu
errichteten oder schon durch Alter zusammengefallenen Monu-
menten. Einige trugen sanskritische**) Inschriften, zuweilen
allein, zuweilen neben den chinesischen, doch scheinen die Buch-
staben nur in einer dem Devenagari nachgeahmten Form lüuge-
malt, ohne sich im Zusammenhange zu verknüpfen. Brahmanen
werden von den Chroniken in der früheren Hauptstadt Tuukin
erwähnt, wo sich auch auf einer alten Statue eine Inschrift***)
*") Dem Elephanten gewidmet heisst das Gebirge, wo der Fusstritt des könig-
lichen Parswanatha bergesteUt ward, den in den Jaina-Grotten zu EHora die
8iebenk5pflge Schlange beschattet.
""") LMdiom poetique on la langne de 1a coiir {k Ceylan) est anssi honor^ dn
nom de Sanscrit cand<^en et plas proprement appel^ Panly on Mangada (Percival).
***) Nach Palladins waren die Vedas bis in's VIII. Jahrhundert p. d. besonders
in mttndllcher Ueberlieferung vorhanden. In Bidjanagar, wo Abd-er-Razzak das
25*
388 ^^" ^^'^'^ "'^^^ Gochinchina.
derselben finden soll. Zu Fa-Hian's Zeit gab es auf Jephothi
(Java) Ungläubige und Brahmanen*), aber kein Gesetz Buddha'g.
Dewa Kasuma (Panji's Grossvater) in Janggala (846) fällt mit
dem Maharaja zusammen, der (nach den Arabern) über die
Länder am Meere Sanf herrschte. Hiuenthsang nennt unter den
Vedas den Ajurveda, der sonst (wie auch die Silpashatravidja
oder Theorie der Architektur) zu der Upaveda gerechnet wird.
Die Orientalen lassen die Bücher**) des mit Houscheng gleich-
persische Blich KaliUh und Dioina entstanden glaubte, schrieb man mit Eisen-
stift auf Blättern oder mit weichem Weissstein auf schwarzem Grunde (1442).
Conti hatte das Aufrollen der Blätter in der Hand bemerkt (in Malabar).
*) Jambulus, dessen Bericht Diodor (zur Zeit des Augustus) benutzte, fand
die Gesellschaft auf der Insel nach Sippschaften eingetheilt. Der Name Tanah
Jawa (von jawawut oder panicum italirum) war dem Ptolomäos in Jabadiu bekannt.
Zu Hiuen-Thsang's Zeit herrschte im ostlichen Indien ein Brahmane (Phoaeko-
lofama oder Keoumalo) Ober das Königreich Kiamaleaupho, wo das Volk nicht
bekehrt war. Matualin bezeichnet die von Fa-Hian östlich von Kandahar getroffe-
nen Brahmanen als den ersten der Barbarenstämme. Alexander hatte (nach Ar-
rian) die Stadt der Brahmanen im Gebiete der Malli bekämpft. Nach dem Pian-
i-tian {iii)2 p. d.) wurden die in der Astrologie bewanderten Brahmanen von den
Königen befragt. Die Secteu der Anhänger des Narayana, der Alles gemacht zn
haben meinte, und des Maha-Isvara, nach denen Brahma den Narayana zeugte, werden
erwähnt, sowie solche, die an eine von Maha-Isvara erzeugte Frau glaubten,
die Alles hervorgebracht. Iswara (mit den drei Körpern des Gesetzes, der Formen
und der Wandlungen) residirte im Himmel Aghanista, Narayana sprang aus dem
Lotus Brahma's. Das San-tsang-fa-sou nennt die Vibhuti, die den sechsten Gott
der Sinnenwelt als den Schöpfer Iswara verehren. Die Anhänger der Vedas Hessen
Narayana aus seinem Körper die vier Kasten schaffen. Dem Ki (Anda) entsprang
der Schöpfer Brahma. Hiuenthsang fand im Panjab die Gattin des Maha-Iswara
verehrt. König Toulou-pho-phatho, ein Xatrya war Schwiegervater des Königs
Chilo-a-ti-to, ein Vaisya, der von Sinton (Sinde) ein Sudra.
**) Nach Masudi nahmen unter der Herrschaft des grossen Brahma, der sein
goldenes Buch in Multan niederlegte dessen Götze (nach Al-Istakhri) die Feinde
(Med nach Al-i\fasudi) vertrieb, die weisen Männer den höchsten Rang
ein. Nach Sharestani stammten die indischen Priester von Barham. Nach Ram-
tchund wurde der Fall Birmah^s (Brahma's) dadurch veranlasst, dass er einen TheU
der Schöpfung unterschlagen und sich zueignen wollte (Polier). Brahma (aus dem
Geschlecht des Bang) erfand die Schreibkunst und erbaute als Minister die Stadt
Oude, wo Krishen herrschte, der Vater des Marage, während dessen Regieningl
Feridun seinen General Kirshib nach Indien schickte (Ferishta). Nachdem Baa
Abrabml 3g9
zeitigen Edris (Ders oder Meditation) oder Kanjouj (Enoch oder
Akhnokh) bei den Aethiopiem aufbewahrt sein. Die von
Abraham (Serdhischth) in Balkh (Abrahamstadt) gestiftete Re-
ligion wurde (nach den Persern) durch König Kejomers unter
den Feuerverehrem (Kejomerier) verbreitet. Nach den Brahma-
nen (bei Dow) wurde Abraham von Radja Tura wegen seines
Abfalles vom indischen Glauben nach dem Lande Mohgod
verbannt. Arius, Sohn des Ninyas (der auf die von Sta-
brobates besiegte Semiramis folgte) bezwang (nach Eusebius)
die Baktrier und Kaspier. Marco Polo erwähnt der Abrahamen
(Brahmanen) als der Priesterkaste Bangalas oder Bengalens.
Mutter des Abraham war (nach den Arabern) Jounah. Ausser
den Bacchali genannten Priestern^ die das Tödten*j der Ochsen
Cliuud im Namen Marage^s mit Minuchere Frieden geschlossen, unterdruckte er
den auf Ceylon ausgebrocheneu Aufstand. Die Blüthe des Brahmanismus in seinem
Centralsitz des heiligen Penchala (Kanouj) oder Canacubya fällt mit der Be-
gründung der Rahtoren-Dynastie zusammen. Nach Ferishta war Kamdeo in Mar-
war dem Firoz Sassan triputpflichtig. Als sich For, der Fürst von Kumaon , von
dem Könige von Kanoudsch (der Delhi gegründet hatte) unabhängig gemacht
(440 a. d.), verweigerte (nach Ferishta) sein Sohn For den iranischen Tribut und
wurde deshalb von Sekunder besiegt, indem er (nach Mirkhond) erschlagen wurde,
während er sich in dem (nach Lucian) von Aristobulus ersonnenen Zweikampf
umsah. Von der südlichen Spitze des Bittigus bis zu den Bati verbreiten sich
die Brachmauae, welche Magier sind und in der Stadt Brachme (Kandschapura
oder Konscheveram) ihren Uauptsitz haben (nach Ptolomäos). Von Norden nach
Süden wohnen am Ganges zuerst die Datychae, deren südliche Nachbaren die
Gymuosophisten sind mit den Städten Konta, Margara, Bataukasara auf dem west-
lichen, und Passala, Orza auf dem ostlichen Ufer, dann die Nanichae. Bathana
(Paithana an der Godavery) war Hauptstadt des Siropoleraios (nach Ptolemäos).
Nordwestlich vom Sardonix - Gebirge bis zum Indus besitzen die Chatriaei die
Städte Nigramma, Antachara, Sudasanna, Syruis, PatisUma und Sinapatinga.
Ein bekehrter Khutree tritt unter die Shekh. Nach Plinius wohnten di« Brah-
manen (mit den Maccocalingae und Modocalingae) läugs des Ganges. Ptolomäos
kennt Brahmanen auf der Küste Koromandel, Ibn Haukai Bhoditae in Sindh.
*) Die Banjaus wollen keine lebende Creatur umbriugen, daher sie auch den
Namen Banjan (unschuldige Leute) erhalten haben (Zedier), als Handelsleute
(Banig-Jana). Nach Idrlsi blühte Bania. Bei Manu heissen die reisenden Waaren-
händler Magadha. Die Banjaras oder Brinjarries gelten für Kajputen und ihr Haupt-
stamm sind Rahtoren, deren auf Yavanawa, den Fürsten Parlipurs (äi'Op. d.) zurück-
geführte Dynastie unter Nayana Pala oder Kama Dhvaja gestiftet wurde (470 p. d.).
' 390 Von Slam nach Cochluchina.
für grosse Sünde halten, erwähnt Conti (in Central-India) der
Brahmanen als Philosophen, die in der Astronomie und Wahr-
sagung bewandert seien. Nouh-al-Nabi oder Koah, als El-Nagi
(der Retter und Rettende), war geschickt, dem SchlangenfUrsten*)
Zohak die Einlieit Gottes zu predigen (wie sie Abraham aus
sich selbst erkannte), und das Schiff der indischen Fluth ward
vom Drachenfisch gezogen. Megasthenes setzt den Dionysos,
dessen (besonders im Phallusdienst bestehender) Cultus in Grie-
chenland (nach llerodot) aus Egypten eingeführt war, vor den
(besonders bei den Surasena verehrten) Herakles in Indien. In
seiner fröhlich geschmückten Residenz Siwapura thront Siwas
(der Glückliche) auf der Hergspitzg Kailasa des Himalaya, als
Giriswara, der Bergesgott, mit seiner Gattin Parwati oder Durga,
einen Halbmond auf der Stirn, und mit seinem Haupte (dessen
Locken der Ganges entquillt), die Wolken berührend (als Wjom-
kesas oder Lufthaariger). Als Isas vennählt sich Maheswara
oder Iswara mit Isi. Als Mobarak (Gesegneter) wurde Issa
(Sohn der Perestar Khoda oder Dienefin Gottes) Messias ge-
nannt (nach Hussain Vaez). Nach Chares in Mitylene verehrten
die Indier den Dämon Soroadius als Weinerzeuger Nimrod, dessen
Nachfolger Assur die Stadt Ninive**) baute, gründete das baby-
lonische Reich aus Nimrouz (Südland) oder Segestan. In der
Provinz Peschawer nennt Arrian die Anakener und Astakener.
*) Um ihre Kinder gegen Bisse zu schützen, -verehren die indischen Mutter
Manasa-devi (die Königin der Schlangen), der die Mal (Zähmer) als geweiht
galten. Die Namburie-Rrahmanen halten heilige Schlangen in einer Laube neben
ihrer Wohnung. Agni verbraunte die (von Babru-vahana bekämpften) Schlangen
im Kandava-Walde.
^*) Ninus est civitas Syriae, quam ferit Ninus, dicta felix eo^ quod post
victoriam de flnitimis gentibus, rex Indorum eam condidit ibiquc victoriae titulos
consecravit (Scholiast. ad Lucan.). Simouides von Amorgas besang das (auch am
Flusse Relus gezeigte) Grab des Memnon am Flusse Baudus. Als Herakles
Sandas die Städte Ciliciens und Lydiens bezwingend, wurde der Ninive gründende
Memnon oder Morrheus (der seine tributpflichtigen Phonirier den Trojanern gegen
die Griechen zu Hülfe schickte) in Trauerfesten gefeiert von den Assyriern, deren
Ghaldäer (in Babylon) früher (nach Hellanikus) Kephener geheisen. Statt das«
Isfcndiar, Gushtasp's Sohn, die Indier zur Annahme der neuen Religion gezwungen,
lässt Ammian die Magier durch Darlus in dem von den brahmanischen Ein-
BndyM. 391
Ak Dionysus die (nach Diodor) im umherschweifenden Le-
ben von Erdfrüchten genährten und mit der Rinde des Tala-
Baumes oder Thierfellen bekleideten Indier durch Anlegung von
Städten sesshaft gemacht; und in dem üppigen Tanz Kordat un-
terrichtet, folgt (nach Arrian) auf seinen Freund Spartembas
dessen Sohn Budyas *) als König Indiens (Vater des Kradeuas).
stedlcrn gelernten Gottesdienste unterrichtet werden. Die persischen Kephener
beissen vom Flusse Kaburs.
*) Als Sohn Tsehandra's und der Rohini zeugte Hiiddha oder Raukinejas
(Merkur) mit Id& (IIa) die Gk (Erde oder Kuh), der Tochter des Ikwaschkus
(ersten Königs des »Sürjawansas), den Pururawas oder Rodhas, von dem das Konigs-
gescblecht des Tschandrawan^as entsprang. Zu Alexander's Zeit war es zweifelhaft,
ob der König Porus oder Chaudragutto (Saudracottus) der Mächtigst« war. Die
von Purns (Kouig von Pratishthana) stimmende Mondlinie wurde (nach Yudhis-
thira) von Parikshita, dem Sohn Arjun's, in Indrapastha weitergeführt, wälirend
in Magadha auf Somapi (Maijari) Srutavat folgte und dann Dherma. In Magadha
folgte auf die init Kuru beginnende Bharhadratha-Dynastie die der Pandu, und
dann nach Suuaka und Saisunaga, die Maurya, worauf die Sunga- und Kanwa-
Dyn.istien genannt werden. Eukratides von Baktrien wurde durch Mithridates I.
gegen Demetrios (König von Indien) unterstützt (181 a. d.) und die Sieger theilten
das Reich. Nach Bartholomäi begann der Zerfall des baktrischen Staates mit dem
Panririden Heliokles (155 a. d.). Die einen griechischen Brief überbringende Ge-
sandtschaft des Königs Porös in Indien an Augustus wurde von Zarmanochegas
aus Bargoza begleitet, der sich in Athen verbrannte. Als Beherrscher des ganzen
Indiens wird (44 p d.) Chandrassen unter den Rajas von Malwa in Ujein ge-
nannt Nach Rajpala's Einfall in Kemaon eroberte Sakaditya oder Sakwanti
(60 p. d.) Indraprastha (oder Dihli), wurde aber (57 a. d.) von Vikramaditya
Sakari vertrieben. Von den Ahiras oder Hirtenkonigen, die den Varma (Burma)
Bhima-dewa aus Nepaul verdrängten (27 p. d.), wurde Bhumi-gupta durch den
Varma Siva-deva (218 p. d.) vertrieben. Kosmas fand (547 p. d.) die weissen
Hunnen am Indus weit über Indien herrschend. König Nurschirvan vernichtete
auf seinem Feldzuge den König Akshavan der Uagatelah oder Ephthaliten, die
(als weisse Hunnen) die nördlichen Provinzen Persiens bewohnten (550 p. d.), und
Masudi lässt damals die Pancha-Tantra (das Original der Fabeln von Bidpays
oder Pilpays) als Kaliiah Dimnah aus dem Sanskrit in^s Arabische übertragen. Mit
der Pancha-Tantra, worin die Tantrika-Principien der Sakta dem Buddhismus an-
gepasst seien, hat man die Anbetung der Padmanidhi (neun göttlichen Schätze)
bei den jaiuistischen Buddhen AJunta's in Beziehung gesetzt. Der rotharmige
fremde Bakta Bahn! eroberte 318 p. d. mit einer Flotte Puri. Nach Matualin
schickte ans dem der Lehre Fo's anhängigen Königreichen in Indien König Kapila
466 p. d. eine Gesandtschaft nach Indien, sowie der König von Soom (441 p. d.),
392 ^^^ ^^^°^ ^'^^ Cochinchina.
In dem von Kaiser Tschingwang (1116 a. d.) seinem Bruder
Schojii geschenkten Gebiete Tang oder Thsin (der Provinz
Schansi mit der Handelsresidenz Thaijnan am Fnenho) Hess sich
die aus Nordosten eingewanderte Colonie der hundert Familien
nieder. Zur Zeit des Kaisers Hoangti (2698 a. d.) siedelten sich
mehrere in Künsten und Wissenschaften Geschickte aus der Ge-
gend des Gebirges Künitin in Sina an.
Der sechzigjährige Cyklus Chinas, der in Tibet 1025 — 1026 p. d.
eingeführt wurde, gilt auch in Annam. In Indien wird der Vri-
haspati-Cbakra oder der Cyklus des Jupiter in drei Weisen be-
rechnet, nach dem Surya-Siddhanta, dem Jyotistava und der
Methode der Telingas (s. Priusep). ^Nach Nicolo Conti zählten
die Indier ihre Era von der 2ieit, wo der allgemeine Friede
Octavians sich über die Erde verbreitete, doch rechneten sie
1490 statt 1400 (bei Poggio Bracciolinij.
Die Tibeter*) leiten ihre Lehre aus Benares (Ka^i) her, wo
Huienthsang den Buddhismus in voller Blüthe fand und auf
der Köuig tod Gandhara (455 p. d.) Dod der König von Phole (473 p. d.). Von
605 — 616 herrschte ein Kshatrya in Frieden über Indien, dann aber folgten Un-
ruhen und König She-lo-ye-to (Siladitya) unterwarf alle nördlichen Provinzen.
Die von ihm (nach Hiuenthsang^s Besuch) geschickte Gesandtachaft (642 p. d.)
kehrte (G48) mit dem chinesischen Beamten Ueuentse zurück, der dim Usurpator
Nafooteolonashun gefaugeu nahm . mit Hälfe Kumara*s des Königs vom östlicben
Indien und des Königs von Karua-rupa. Fabian setzt die Verbreitung des Bud-
dhismus im Osten 300 Jahre nach dem Nihuan (Nirwana) des Fo in die Zeit
des Kaisers Phing-wang (770—720 a. d.). Als Schellfang heilige Bücher Buddha^s
nach China zu bringen suchte, wurde er (217 a. d.) eingekerkert, aber durch die
Erscheinung eines Keulenträgers befreit. Zn Masudi's Zeit trafen sich chinesische
Schiffe mit den arabisch-persischen halbwegs in Killah, aber vor den Unruhen
(die zur Erhebung der Leao führten) war die Verbindung direct.
*) The reign of Kanischka in Kapila dates (according to the Tibetans) aboot
400 years after Sacya, when the followers of the Buddha religion had beoome
divided into eighteen sects (the Sakya tribes or Sacae) under four principal
divisious (s. Gsoma de Koros). Auf Domodara folgen in Kaschmir die Fürsten
Hushca, Jushca und Kanishka, tartarischer Herkunft, als Turushca (nach dem
Raja-Tarangini), unter denen Nagarjuna den Buddhismus einführte, 150 Jahre vor
Sacaysinha oder (wie Wilson es erklären zu müssen meint) 150 Jahre nach dem
Abscheiden Sakya-Sinha*s (Sakya-Singh). Nach Al-Biruni regierte Saca in Arya-
varta über die Länder zwischen Indus und Meer, und in Folge seiner Besieguog
IndieD. 393
Benares gehen alte Berechnungen derEren*) zurück. Zwischen
Dionysos und Herakles lässt Arrian 15 Menschenalter verlaufen.
Ptolomäos setzt Sagala (Euthymedia) nebst Bukephala in das
Land der Panduani oder Pandani (Pandawas oder Nachkömmlinge
des Pandu). Nach Lassen findet sich Sakala als Stadt der Arat-
ten. Auch in China verknüpft sich der Name der Eatai (Kha-
thaier oder Ehatti im Dschylum) mit herrschenden Nomaden^
wie der der Saca in Segestan, neben den Caboliten oder
Aristophyloi. Ausser ApoUodotus machte sich in Indien (nach
Pompejus Trogus) Menander berühmt, der (nach Strabo) den
Hyphases CTnavLv) kreuzte und bis zur Jamna (^ixQ'' ^^^ 'löafiov)
vordrang, (nach Plutarch) beim Tode mit Monumenten über seiner
Asche geehrt. Auf der von Swiney im Bazar von Subathu ge-
kauften Münze heisst Menander der Heiland {Mevavögov ßaCikeag
öo^rf). Hammer erklärt Menotyrannus auf mithraischen Münzen
aus der Vergötterung des Mondes. Lassen setzt Menandros**)
durch Vicramaditya worde, wie das Sakäafest der Aoaitis oder (karthagisch) Tanait,
die nach ihm benannte Era eingeführt. Idrisi nennt die Sakrya, als Erste der
sieben Rasten.
*) Ballaba, qoi a donn^ anssi son nom ä une ^re, etait prince de ]a ville
de Ballaba, an midi de Anhalouara. L*^re de Bal]aba est posterieure a celle da
gaka de 241 ans. Quant au Goupta-Käla (l*^re de Gouptas) on eiitend par le
mot Goupta des gens, qui, dit-on, etaient^im^chaiits et piiissants et l'^re qiii porte
leur nom est IVpoque de leur externiination. Apparemmeut Ballaba suivit imm^-
diatement les Gouptas, car l'^re des Gouptas commeuce aussi Tau 241 de T^re
Sara (1026 p. d. und 947 p. S.) Auf BuddhaGupta folgt Toramana.
**) Auf der Münze mit Mioerva und dem .indischen Löwen heisst Menander
in arischer Legende Maharajasa Dhramikasa Meuandrasa, in der griechischen
ftaailewg Biauuov MsvavS^ov. In der wie Alexandria von Melik genannten Handels-
stadt Melinda wurden mit Tempelfeier verbunden Mela oder Jahrmärkte (wie in
Hurdwar oder Uari-dvara) abgehalten. Der ^Rex Indiae Gundoferus,*^ zu dem der
Apostel Thomas gesandt wurde, heisst in der arischen Legende der Münze: „Ma-
harajasa Rajadirajasa Mahatasa Gudaphara,^ auf der griechischen ßaoikeoog ßaoikttov
roydof>a^ov, nach Gunningham 26 a. d. regierend. Die Doppelheit Kasyapa*s,
als Yorg&nger und Nachfolger Bnddha's, wiederholt sich in Johannes (dem, Ananda
gleichenden, Lieblingsschüler), der (die Reihe der in Mesopotamien gelandeten
Jahanda oder Cannes weiterführend) an den christlichen Uofen des Mittelalters
in dem Priester Johannes Gentralasiens (nach der Weise der Bogdo Lama) fort-
lebend gedacht wurde. Bemoy nannte den Christenk5nig (AfHkas) Oganneh. Die
394 ^^^ Slam nach Cochiuchina.
144 a. d. Die Inschrift einer von Löwen getragenen Säule vor
dem Tempel zu Karli soll sich (nach Wilson) als Geschenk des
Griechen Theonikos erweisen. Jeder konnte (in Indien) in die
Klasse der co^pisrai eintreten (nach Arrian) und Amitrochates
(Amitraghatas) oder Allitrochades (Sohn des Sandrakottos), an
dessen Hofe Deiniachatos lebte, ersuchte Antonius Soter (t 262),
wie um Wein und Feigen, auch um einen Philosophen. Die
wegen ihrer Heiligkeit schon auf 36 Schritte Entfernung durch
einen Chogan verunreinigten Brahmanen Cochins kennen Ceremo-
nien, um von Schlangen Gebissene wieder zu beleben. Als
schwarze und rothe Schlange repräsentiren Raghu und Kadhu
die bösen Einflüsse des Horoskops (neben Saturn). Den durch
Salbahun vom Scldangengotte entsprossenen Tilokchundie Byses
kann kein Schlangenbiss schaden. Die dem Muster Somanatha's *)
nachgebildete Statue Mahakala's in dem von Altamisch (1231)
zerstörten Tempel Ujjeins war von Schlangen umringelt. Er
wurde als Lezwinger des Bösen verehrt, wie die furchtbaren
Wandlungen Buddlia's. Nach dem Brahma-Purana körperte
sich die göttliche Schlange Sesha (im Besitz des Ajurveda) aus
Mitleid mit den kranken Menschen in den heilenden Arzt Cha-
ArAbcr identiflciren Ili oder Elias mit Khedr oder Khizr (Ka^i oder glänzend). Mar
Thooias (von Cana) ordnete die christlichen Gemeinden in Malabar (VIII. Jahrhdt).
Die Sabäer in Sana (Saba, als Stadt der Balkis) eder Mareb, die die Zebour oder
Psalmen Davids (gleich den Vedas) recitirten, wurde MendaT Jahia (Schüler des
Johannes des Täufers) oder (nach Ben Schohnah) Sirian genannt. Sie leiteten
ihre Religion von Sheith und Kdris (Seth und Enoch) her, Mecca (sowie die
Pyramiden Egyptens) ehrend und nach 'Harran oder Carrae (wo Abraham mit
Sabi Ben Mari lebte) pilgernd. Ihre, durch Ebn Khalekan auf Ibrahim oder
Zerdascht zurückgeführte Religion ist (nach Ben Hazem) die älteste. Sie nennen
sich selbst Kinder des Henoch, werden aber' auf Saba (der sich mit seinem Bruder
Hadramaut in Ycmen niederliess) zurückgeführt, als S{)hne des von Chaldäa ein-
gewanderten Cahtan oder Joctan, nach dessen ältestem Sohne Jarab sich die übrigen
Araber benannten. Seinen in allen Wissenschaften erfahrenen Bruder Rocail
sandte Seth dem Riesendämon Surkradsch im Berge Kaf, der ihn um einen
Minister gebeten (und Unterstützung gewährte, wie Surkrib).
'*) Somnath gilt für eines der vom Himmel herabgekommenen Dwadusjotieüng
oder zwölf Symbole des Mahadeo, und als Mahmud den Tempel zerstörte, zog sich
der Lingam in's Meer zurück. Multan*s Bild zeigte buddhistische Gliederstelluug
(nach Abu Jschak).
BoTora. 395
raka ein. Nach Sharistani glaubten dielndicr, dass es so viele
Buddhas*) gäbe, als Ganga (auf die sieben Hauptströme bezüg-
lich). Ala-u-din nannte sich nach seinem brahmanischen Astro-
logen Gangu (als Hasan Gangu) und fligte später den Namen
der brahmanischen (Bahmani) der von ihm (1347 p. d.) in Kal-
berga begründete Dynastie hinzu. Bei den Jagas in Congo fun-
girten die Ganga als Priester (s. Cavazzi). Die Panjadravadal
oder Brahmanen südlich von Nerbudda (im Gegensatz zu den
Panjacowdor im nördlichen Bharata) werden in Malabar in
45 Stämme getheilt und unterscheiden sich in Cochin als Dra-
vada, Telinga, Camatic, Mahratta und Guzerat, oder auch als
Namburies **) (die einheimischen) Imbran, (von Mangalore), Putter
(Fremde aus Coimbatore) und Konkanies. Die die Tempeldienste
*) The Hindoos hold the Bndhs to-be Adam and his race. Tl»ere are in all
84 rreeds and a]l believe in Boot. People from all parts of India congregate at
Glibat Deik BootkhaDa or Pervota (Perwottnui), to iKitness the wouders of Boot.
Tiie building (in stone) exhibits in carvings on the walls the deeds of Boot.
All around it are cut out 12 wreaths, in which are shown, how Boot arhievcd
niiracles, how he appeared in different forms, flrst in the shape of a man, then
ae a man with an elephants nose, then as a man with a oionkey's face and again
Hg a man with the appearance of a savage beast and a tail risiiig seven feet
above bim. At Bootkbana, Boot is scnlptured in stone of an imniense size, his
tail rising over bim. His right band is lifted up, his left holding a sword. He
is qnite nncnvered with only a small cloth round the loins and has the appcar
ance of a monkey. Some other budhs (idols) are naked , withotit anything on
their hinder parts, and the wives of Boot and their children are also sculptured
naked, beschreibt Athanasius Nikitin 1470 p. d. (bei Major). Narh Day wurde
der letzte Pennaul (378 p. d.) durch die Majain's oder Jaina's veranlasst, sich
nach Mecca zurückzuziehen, wo viele ihrer Secte des Handels wegen lebten. The
Jains or Buddhists were settled in Arabia (as a people) and many visited Malabar.
The original name was Mahajain aiid became in][^time corrupted to Magains or
Magans. Die selbstdenkenden Kasten Indiens verwerfen die Prophetie uud riefen
dadurch Sharistani's Polemik hervor.
**) Vischnu is the deity of the Nairs, but they often wear, the mark ofSiva.
The Namboories act as their Gurus, but will not be present when they offer
bloody sacriflces to Kali or other deities, consequently the greater part of their
feasts are performed by a race of pricsts of their own caste, called Ellada, who
are said to have been originally Brahmans who were de^raded in consequence of
having performed religious rites for Sudras (Day). Das EHi dient alten Formeln
in Ceylon.
k
396 ^on Siam nach GochiDchina.
besorgenden Anibalavassie sind keine Brahmanen. In Travan-
core heissen Brahmanen Potie. Bauura (Bovora) war Königstitel
in Kanouj (Masudi).
Unter den philosophischen Systemen, die aus dem Streit
der Schulen über den Sinn der Veda's und deren Erklärungen
hervorgingen, unterscheidet die Veda Vyasa oder Badarayan zuge-
schriebene Vedanta drei Arten der Belohnung, indem gute Werke
in Indra's Himmel wiedergeboren werden lassen und höhere Ver-
dienste in Prajapathi's oder Brahma's Himmel, der aber noch
nicht von Wiedergeburten erlöst, wie es denen vorbehalten ist,
die nach Erlernung der Weisheit sich als Theil Brahma's erkann-
ten und so von Transmigrationen befreit, im Brahm*j absorbirt
werden. Diese letzte Emancipation wird in der kosmographi-
schen Mythologie des Buddhismus durch die Betretung der
Pfade**) erlangt, während die Contemplativen zu den Brah-
manen-Terrassen eingehen und die Werkheiligen in die von
Indra beherrschten Sinnenhimmel , die sich zur Siebenzahl erwei-
tert haben, wie hei den sieben Schichtungen in der oberen Hälfte
des Schöpfungs-Eies nach den Puranas. Im Gegensatz zu der
inspirirten Vedanta, die bei der ausserweltlichen Gottheit,
wenn auch zum pantheistischen Begriff des Aum oder Brahm
erweitert, stehenbleibt, ruhen dieSankhyaKapila's***) und zum
Theil Gautama's Nyaya auf der atheistischen Grundlage buddhis-
tischer Philosophie, und die Annahme ewig unzerstörbarer Atome,
als kleinster Theilchen, in der Nyaya, widerspricht nicht dem
ununterbrochen wechselnden Flusse in der Vergänglichkeit und
Unbeständigkeit ihrer secundären Verbindungen (wie der Shakti
oder thätige Wille in der Vedanta und den Puranas als Maya
*) If a Hindu dies at Beuares there is no need of beromiog a Brahman be-
fore being rejoined to Brahm.
**) Ein Dschaina ist, wer die acht grosseo Verbrechen besiegt hat, als aber
unter passiven Volkern zu den Jati der Priester- und Mönchstaud trat, wurde der
Preis des Siegers ein schwierigerer.
***) Der Grundtext der Sankhya-Philosophie ist von I^vara Krishna verfasst,
der dies System durch aufeinanderfolgende Lehrer vou Kapila erbalten haben soll,
nachdem es von Pancha^ikha, einem Schüler des Asuri, den Kapila unterrichtet
hatte, bekannt gemacht worden war (^ Colebrouke).
Yoga. 397
und Mahamaya gefasst wird). Die Durchforschung der in Rei-
hen aufgezählten Gegenstände der Untersuchung wird in der
Nyaya von der activcn Seite synthetischen Aufbaues gefasst,
wogegen die entsagende Negation des Buddhismus sich mit der
Zersetzung in ihre relative Nichtigkeit begnügt. Zu Kapila's
Lehre vom Körper als Kerker der Seele, die nach der Befreiung
von ihren marternden Tyrannen zu ringen habe, um femer kei-
ner Wiedergeburt mehr unterworfen zusein, trat später als natür-
liche Hülfe das Yoga-Sytem, wie sich der Buddhismus zum
Mahayana der Dhyani*) erweitert. Die zwischen Sruti (Offen-
barung) und Smriti (Ueberlieferung) unterscheidenden Brahmanen
verwerfen den nicht auf die Veda's gegründeten Buddhismus als
der göttlichen Offenbarung ermangelnd. Die Ashan Suddhi
(Reinigung des Sitzes) genannte Stellung muss der Betende (im
indischen Gottesdienst der Shakta) je nach dem Gegenstand, um
den er bittet, verändern. Die Tantra's zählen 8000 Stellungen
als vei-schiedene auf, je nach den Weisen, wie Hände, Finger und
Füsse zu halten sind. Eine, welche ungestörte Gesundheit ver-
schaffen soll, besteht darin, dass der Körper zur Hälfte geneigt,
nur auf einem Beine ruht, während das andere bis zur Brust
geführt wird, wobei die Arme über einander geschlagen und
die Hände gefaltet sind. Durch solche Stellung soll der Appetit
auf's Höchste angeregt und also die Gesundheit gefordert werden.
Die gewöhnliche Art, sich zu setzen, ist im Kamalasana oder
Liliensitz, als mit zusammengeschlagenen Beinen, nur auf das
Gesäss gestützt (s. Orlich), als Heilgymnastik. Aban's Khazideh
beneidet die, wie von keiner Offenbarung, auch im Bauche an-
gefesselten Indier.
Wie Buddha den Brahmanen das Monopol **) der geistlichen
*) Die Shakta Anbeter in Vorderindien erklären Dhyana als eine Gebetsart,
bei der der Betende die Augen zu schliessen hat, damit er im Geiste die Gestalt
seiner Schntzgüttinen zo bilden im Stande sei, die ganze Aufmerksamkeit con-
centrirend. Bei den Pranayain und Rishyadinya genannten Einzugsgebeten muss
der die Mantra's Hersagende seinen Athem anhalten , die Nasenlöcher mit den
Fingern zudrückend, bis er sich leichter und leichter fühlt, so dass er zuletzt in
die Lüfte emporzusteigen vermag.
**) König Janaka zu Videha nahm das Becht in Ansprach, ohne den Bei-
398 Von Slam nach Cochinchioa.
Würde bestritt, so verlor (im Orient) die Familie Aaron's da« *
des Imanats, aber Abu Moslem viiidicirte wieder den Abassiden
eine Transfusion der Metempsycliose im Tenassukhiab (ähnlich den
lamaitisehen Chutukten). Die Karmathier bezeichneten den Imam
als Maassum (von Gott bewahrt). Abasi (Abassi, als Gross-Lama)
wohnt im Hinmiel Calabars.
Die Buddhisten sprechen von dem früheren Zeitalter der
Rtisi oder Rischi*) (Weise oder Sprecher), die als Eremiten im
Walde gelebt, und Megasthenes rechnet die Hylobier (Wäna-
prastha) zu den Samanäem **), die er neben den wegen Gleich-
mässigkeit ihrer Grundsätze geachteteren Brachmanen unter den
indischen Pliilosophen nennt. Die Pramnä oder Dialektiker wur-
den (nach Strabo) von den brahmanischen Astrologen für Charla-
tane erklärt. Clem. Alex, nennt neben den Sarmanai (mit den
Hylobioi) und den Brachmanai (unter den Weisen) noch die
den Bytta wegen seiner Heiligkeit als Gott verehrenden Indier,
sowie die eine Pyramide (mit den Gebeinen eines Gottes) anbe-
tenden Semnoi, die, wie die Gymnosophistai, unvereheliclit bleiben,
gleich den im Jungfrauenstande festhaltenden Semnai. Dem Ge-
setzgeber Narada folgend, behaupten die Panditas der Smriti
(Tradition), dass der Eremitenstand seit dem Beginne des Kali-
Juga aufgehoben sei. Ausser dem das höchste Wesen bezeich-
nenden Worte Aum lehrte der Guru dem Brahmatschari die Worte
Bhur (Erde), Bhuwah (Dunstkreis) und Swar (Himmel), sowie
das an die Sonne gerichtete Gebet Sawitri.
Nach den Tunkinesen war Fo der Sohn eines indischen
Königs und wurde an den Hof eines benachbarten Monarchen
gesandt, um denselben wegen ausgebliebenen Tributes zu beruhi-
gen. Als er mit der dort vermählten Prinzessin zurückkehrte,
verliess er bald darauf den Hof seines Vaters und begab sich in
stand der Brahmanen OpferhandlaDgen zo voUziehen, und schon der KschatriJ«
Yisvamitra hatte Tersucht, die Macht der Brahmanen za brechen.
*) Die sieben Rischi (Casyapa, Atri, Vashishta, Viswamitra, Gaatamaf Jama-
dagni und Bharadwaja) stammen von Brahma.
*^) Der Sama-Veda wird (nach Colebrooke) eine besondere Heiligkeit zuge-
schrieben, als sich auf die Zerstörung (von der Wurzel sho) der Sünde beziehend.
KapiU. 399
eine Wüstenei, wo er von den Geistern in den Vorschriften des
Gesetzes unterrichtet wurde. Die Religion des Fo wurde von
dem Chova oder General des Reiches unterstützt, wogegen der
Dova oder Titularkaiser das Oberhaupt der Gelehrtensecte ist.
Confutze heisst Ong-Ku (Ong oder Herr). Die kolossalen Bild-
säulen, die die Pagoden bewachen, sind schwarz, mit Hörnern
auf dem Kopfe und im drohenden Ausdrucke. *) Die Bonzen oder
Su (Meister der Lehre) sind Diener der Altäre (in Tunkin). Die
Macht der Gottheiten in Tunkin ist beschränkt, bemerkt Bissa-
ch^re, und kann an der bestimmten Ordnung des Schicksals (So
oder Verzeichniss) nichts ändern. Die Secte der Fastenden, die
an der Seelenwanderung festhalten, isst nichts, was Leben
hat in Tonkin, auch ohne Bonze zu sein. Die Missionäre er-
zählen, dass Phat**), von dem der Buddhismus nach Tonkin
gekommen, in China geboren war, wo er sich eines Tages, ein-
sam in den Bergen umherwandelnd, in der Gesellschaft zweier
Teufel befand, die ihm diejenigen Lehren gaben, die er bei der
Rückkehr nach seinem Dorfe, als von Gott erhalten, predigte.
Die Annamiten verehrten den Pipulbaum, vor dem sie kleine Pa-
goden erbauten, als den nächtlichen Sitz des Teufels, Ma-Kai,
der Vernachlässigung mit Unglücksschlägen strafen würde. Fa-
Hian bemerkt in Mutra, dass alle Könige Indiens dem Gesetze
Buddha's anhingen und die Religiösen durch Abnehmen ihrer
Diademe ehrten. Es gab Secten, die die drei früheren Buddha's
verehrten, ohne Sakya-Muni anzuerkennen, und ein Thurm bei
Ayodhia enthielt die Gebeine Kassyapa's, in der Nähe seines
Geburtsplatzes bei Sravasti. Aus Kapila's Haeresie werden sechs
Erzketzereien erwähnt. Der Stab Buddha's in Nakia war mit
einem Ochsenkopf verziert. Bei Farrakhabad war dem jährlich
als Naga erscheinenden Drachen ein Tempel errichtet, und
Hiuenthsang fand die Grotte des giftigen Drachen in Kausambhi
*) Die kolossale Statue, die umsonst den Schatten auf Baddha's Tempel za
werfen SDchte, deotet aof jainistische Bildungen. Nach Lassen ist unter dem von
Könige Bathara*s (KAlukJa Kumärap&la) verehrten Bodd (s. Idrisi) ein Büd des
Jina zu verstehen.
**) The ninth inrarnation of Vischnu was a warrior Buddha, distinguishahle
by his long aslnine ears and curly hair (s. Day).
400 ^on Slam nach Cochinchina.
(in der Nähe von Kassyapa's Geburtsort). Der Tao-sze Ai kam
zur Begrttssung des neugeborenen Sakya nach Kapila, das Fa-
Hian verödet fand. Ein Bettelmönch in Vaisali fasste (100 Jahre
nach Buddha) die Schriften ab. Der König von Tahitschi ho
war aus Brahmanischem Stamm (nach Hiuenthsang); hing aber
dem Glauben an die drei Kleinodien an. Mul-Java ist das
Festland.
Unter den Rahtor*) wurde die Dynastie von Kanouj durch
Basdeo oder Vasudewa erneuert, dessen Tochter Bahram Sassan
von Persien heirathete (390 p. d.). Mit dem Tode Siladitya's
wurde (524 p. d.) Balabhi durch die Parther zerstört. Sechzig
Jahre vor Hiuenthsang regierte Chi lo a ti to in Malwa, und
nach den Kupferplatten Guzerat's wird Siladitya (559 p. d.) nach
Balabhi gesetzt. Den MorifUrsten aus Chitore vertreibend, be-
gründete Bappa Rawul (728 p. d.) Mewar, nachdem (524 p. d.)
die Aphtheliten die Hauptstadt (Balabipur) der von Keneksen
(144) stammenden Rajputen zerstört hatten. Mawar wurde durch
Rahtores, aus Kanouj stammend, gegründet. Die mit Daher's
Tode bei dem Siege Mohamed Kasim's vor Alore (711 p. d.) er-
löschende Dynastie der Brahmanen hatte mit Kak, dem Gelieb-
ten der Königin, den Thron bestiegen (639 p. d.), zur Zeit der
von dem brahmanischen Reformator Krek in Kambodia gestif-
teten Era. Nach Walkenaer zerfiel (628 p. d.) die Dynastie des
Maha-Raja oder Mehradje. Nach Masudi war Kanouj das Cen-
trum (Hauze) der indischen Civilisation , und als das Reich
(608 p. d.) zerfiel, bildete sich neben Kanouj, Sind und Kashmer
das des Balhara (Malvaradja), den Soliman über alle Fürsten
Indiens herrschen lässt. Neben dem Balhora oder König der
*) Die BaDjaras oder Brinjarries, deren Ornamente (nach Sykes) an bod-
dhistische Sculpturen im CarU erinnern, theilen sich in vier Tribns, als Rabtora
(deren Stammvater Bhika sieben Familien als eine Golonie von Mewar nach dem
Dekkan fährte), Burtiab, Dschauhan und Pownr. Sie vermitteln als Kornhändler
nmherziehend die Verschiedenheit in den Ernteerträgen in den Staaten des
Dekkhan*s und sind bei ihrer Tapferkeit zugleich wegen Räubereien gefürchtet,
während sie sich selbst als Rajputana zu den Kschartriya^s rechnen und mit den
Städtebewohnem nicht verheiratben. Jede Horde ist von einem Bhatt oder Barden
begleitet, der die Ueldenthaten der Vorfahren besingt.
Fanyün. 401
Könige nennt Edrisi (ausser Komkam oder Concan) den König
von Thafec, von Djaba^ von Djorz oder (nach Abu Said) Kanouj
und den König von Caneroun (Kamboja)^ dessen Besitzungen
an China stossen. Masudi leitet die Tobba Tibet's (mit dem
früheren Herrscherstamm der Türken) von denen der Himyariten.
Toba war ein Stamm des ssänbischen Hauses am Baical (Hyac).
Auf einem Spaziergange in der Umgegend Saigons besuchte
ich mit einem wohlunterrichteten Zögling der französischen
Missionsschule^ der schon früher auf einheimischen CoUegien seine
Studien gemacht hatte^ das Grabmal des Bischofs Adran^ durch die
Dankbarkeit des Königs errichtet, der ihm wesentlich seine Be-
festigung auf dem Throne verdankte. Der Sarkophag steht in
einem viereckigen Räume, dessen Dach durch Holzpfeiler getra-
gen wird. Thüren, Wände und Fensterbekleidung sind in Dar-
stellungen von Thieren und Bäumen ausgeschnitzt. Auf der
Rückwand sind im bunten AI fresco die Wappen des Bischofs,
seine Miter und darüber der Cardinalshut wiedergegeben, mit
Federn und Dintenfass davor. Seitlich ist im Relief auf dem
Kalk die Figur einer Cypresse (kai-thong) gemalt, als Symbol
langen Lebens, nebst dem pfauenanigen Vogel (Chim) Hak.
Gegenüber steht das Bild des Baumes (Kai) Mai, dessen weisse
Blumen mit gelber Cerella den reinen Glanz der Keuschheit ver-
sinnlichen. Ein umgitterter Stein trägt die Inschrift, in welcher
der König den grossen Europäer feiert, der herbeigekommen,
um ihn in Wiedererlangung des Thrones zu unterstützen, der
während aller Gefahren standhaft an seiner Seite gestanden und
der erfolgreich die Erziehung des Prinzen überwacht habe, indem
er die Hoffnung hinzufügt, dass durch Kraft seiner Verdienste
alle Nachfolger der Dynastie blühen und gedeihen möchten. Dieses
zwischen dem Fort Ki-hoa und dem Dorfe Tantün gelegene
Monument heisst bei den Cochinchinesen Lang-dük-cha-ka oder
das Denkmal (lang) des Bischofs oder Dük-cha-ka, ein Titel,
den sie erklären als Dük (Herr), cha (Vater), ka (gross).
Der Erdhügel vor der buddhistischen Pagode im Dorfe
Fanyün stellt das Monument des chinesischen Kaisers Tanong
vor, der zuerst den Ackerbau einführte und bei ihm versammeln
sich die Bauern, um das Andenken dieses Wohlthäterß zu ehrep«
Bastian, ReiM in Kambodia. IV. 26
402 ^^^ ^\Am nach Cochinchina.
In der Tö Fan-yün oder der Pagode (Tö) des Dorfes Fan-
ytin, wo früher Bonzen (Scliii) den Gottesdienst besorgten, hing
an der Rückwand das Gemälde Quannon's, als weiblicher Buddha
mit einer Blume in der Hand. Die Haare sind auf der Stirn
in einer Bogenlinie angeordnet, so dass in der Mitte ein freier
Fleck bleibt, aus dem die weisse Farbe der Haut hervorscheint
und so die Tika der Jinas simulirt. Vor dieser Hauptfigur sitzt
die kleinere Titkah's mit seinem Schüler Jadieb links und Anan
(Ananda) rechts. Weiter unten, vor einer Linie kleiner Figuren,
deren mittlere die Hände emporhebt, sitzt ein König, mit einer
weiblichen Figur links und ein schwarzer Krieger rechts. Da-
vor ist ein sitzender Buddha gestellt, Bud-ok genannt, mit kurzem
krausen Haar. Auf einem Seitenaltar steht zwischen seinem
rothgesichtigen Sohne Quanbin links und seinem schwarzen
Schüler Tschu-tüang die Figur des verdienstvollen Mandarinen
Quangkong, der vom Kaiser wegen seiner Bezwingung der Re-
bellen zu hohen Ehren befördert wurde. Auf einem an der Wand
hängenden Gemälde ist die Figur Quang-kong's wiederholt, mit
seinem Schüler Tschu-tüang, der ein Buch hält, hinter ihm. Auf
einem andern Seitentische steht die ausgemergelte Figur Buddha's
in einer Menge vqn Gewandungen gehüllt, indem er einst ver-
sucht hatte, sich aller Nahrung zu enthalten und das Leben nur
durch die äussere Wärme vermehrter Bekleidung aufrecht zu er-
halten. Eine nackte Figur mit vorgetriebenem Bauch repräsen-
tirt dagegen einen Buddha, der das Essen*) zum Lebensunter-
halt genügend hielt und der Kleidung entbehren zu können
glaubte. Anf einem andern Tische schwingt eine von den
Knotungen eines Strickes umwundene Figur ein Schwert, um den
Teufel zu tödten. Ein schmales Holzbrett, der Eingangsthür
gegenüber, war mit Segnungen des Kaisers beschrieben. Auf
einem Brett hinter den Statuen fanden sich Gebete für einen
Verstorbenen. Ein an den Pfeilern hängendes Brett enthielt phi-
losophische Sentenzen und auf Papierstreifen, die von den Sta-
*) Orme states, that these Brahmans (in Cochin) sometimes devote theinselvefl
to death and affect it in the unpleasant mode of eating until thej actually ex-
pire of surfeit
Gebetbücher. 403
tuen niederhingen, waren Ermahnungen geschrieben, Buddha zu
ehren. Auf einem Nebentische lag ein Gebetbuch. Der vor den
Figuren stehende Tisch trug die Divinationshölzer und einen Alma-
nach, um die geeigneten Stunden zu wählen. Ein Bündel Reli-
gionsbiicher, die auf dünn zusammengelegtem Papier geschrieben
und mit Holzumschlägen verwahrt waren, enthielt Gebete, die
an die verschiedenen Dämone zu richten waren, mit den Abbil-
dungen dieser.
Die Inschrift des Pfeilers auf der rechten Seite besagte:
,^dass nach dem Tode die Seelen frommer Verehrer zu Buddha
gehen würden," die auf der linken Seite: „dass der Körper, aus
den vier Elementarstoffen zusammengesetzt, ein Nichts sei, wie
dieser."
Auf dem links aufgehängten Papierstreifen hiess es : „Ob-
wohl weit entfernt im Süden, liebt Fat in seinen Verdiensten die,
die ihm Ehren bezeigen," auf dem rechts aufgehängten: „Im
Westen weilt Fat in seinem Lande, um solche aufzunehmen, die
ihm Ehre bezeigen.
Auf dem über dem Seitenaltare aufgehängten Papiere war
gesagt, dass der Mandarin (Quang-kung) sich kräftig bewiesen
habe, die Rebellen niederzuschlagen, und dass er in Folge dessen
vom Kaiser bevorzugt sei.
Eines der Gebetbücher trug als Titel Dia-tang-bo-that-bahn-
nguen-king-quin-ha oder Erde (dia), verborgen (tang), Buddha
(Bothat), Muster (bahn). Gebet (nguen), Theil (quin), ha (letzter).
Ein anderes: Po (König oder gross), mun (Thür), \'ien (ausge-
dehnt), pap (Macht), ton (weit), king (Buch). Der mit Figuren
und Berechnungen gefüllte Kalender heisst Bat-tien-dai-toan
oder das Buch, um die Stunden zu wählen.
Eines der Gebetbücher enthielt als Anrufungen:
Nam-bo Tap-fÜng-Fat (Preis dem TapfÜngfat).
„ „ Tap-füng-tang.
„ „ Tit-kah-ni-man-fat.
„ „ Tap-füang-tap-fat.
„ „ Ngu-tap-tam-fat.
;; ;, Tang-ngicm-kieb-tien-fat.
26*
404 ^^^ Si^Q' ^^^^ Cocblnchlna.
Das Buch schloss mit indischen Worten in chinesischen
Buchstaben (Dscha-ya-at-lah-ma-do-at-lah).
Von den Figuren eines andern Buches hielt eine, Tat-ba-a-ta-
dao-tu-bang genannt, einen Pokal und war, nach beigefügter
Bemerkung, guter und wohlwollender Disposition. Eine Figur
mit gehörntem Ziegenkopf hiess E-si-ma-ka-pa-da-sa-düang. Eine
sitzende Figur hiess Nam-vo-na-la-kun-te und es war dabei be-
merkt, das dieser Fat die Regeln der Keuschheit beobachte. Eine
mit Büschen umhängte Figur, To-lo-to-lo wurde als ein in Baum-
blätter gekleideter Geist bezeichnet. Kwannon oder Qnan-am,
sagte mein Begleiter, ist der weibliche Buddha, von Frauen ver-
ehrt wegen einwohnender Weisheit, und der Name wurde erklärt
von Quan (wissen oder sehen) und am (Stimme^.
Auf dem Rückwege gingen wir über den Kirchhof, wo ich
mir einige der Inschriften lesen Hess. Auf der Front des rechten
Pfeilers eines Grabes besagten die cochinchinesischen Buchstaben:
„Mit raschem Flügelschlage erhebt sich der Vogel in die Lüfte,
und so entschwebt die Seele dem Körper." Auf dem linken
Pfeiler: „Voll Trauer ist dieser Platz, dieser Platz des Büffel- .
lagers, sechs Fuss lang; die Thränen entstürzen den Augen.''
Auf der Seite des linken Pfeilers war geschrieben: „Trauer ftQlt
das Herz des Wanderers, der diesen Platz betretend auf ihn nie-
derschaut.'' Ueber einem andern Grabe stand geschrieben:
„Unermesslich, gleich des Himmels Weite sind die Wohlthaten,
die wir von unseren Eltern empfangen haben, nie würde es
möglich sein, sie zu vergelten." Auf einem weissen Marmorstein,
der über der ThUre eines andern Grabes eingefügt war, stand:
„Dies ist das Denkmal für die Gattin des hochwohlgeborenen
King-yan-yien , Mitglied der Academy (Han-lun-bien)." Einige
der Grabsteine sind mit Blumensculpturen verziert, andere ent-
halten Figuren von Leidtragenden. Mitunter zeigen sich die
Farbenreste früherer Bemalung und die Eingänge sind von Lö-
wen bewacht, Inschriften tragend. Auf einem Grabe erhob sich
in zwei Etagen eine Terrassenpagode, deren Seiten mit Devana-
gari - Buchstaben beschrieben waren, während sie vom chinesi-
sche (oder cochinchinesischc) Charaktere trug.
Die heiligen Bücher der Buddhisten heissen Kim (Gold) kuang
Monumente. 405
king oder die Diamantenen (kim-kuang) Bücher und dürfen
nur durch die geweihten Hände eines Priesters berührt werden.
Durch das Lesen derselben wird die Seele gestählt, wie ein Dia-
mant. Ehe der Candidat die Weihe als Mönch (Schii) empfangt,
muss er von seinem zehnten bis zwanzigsten Jahre als Novize
verbleiben. Niemand darf indess eintreten, ehe er nicht die Er-
laubniss des Provinzialbeamten erhalten hat, sein Haupt schee-
ren zu dürfen. Alle buddhistischen Bonzen in Annam stehen
unter dem Schü-ka oder Grosspriester, der, wie das Volk sagt,
niemals seine Tien-mo genannte Pagode bei Hue verlassen darf.
Mein in chinesischer und tonquinesischer Literatur ziemlich
bewanderter Begleiter meinte, dass der eigentliche Name der
Ciampa an der Seeküste Siem (Siem-la der Chinesen) gewesen
sei, und dass sie von den Dscham des gebirgigen Binnenlandes
unterschieden werden müssten, obwohl sie sich seit der cochinchi-
nesischen Eroberung damit gemischt hätten. Unter Siem würden
jetzt gewöhnlich die Siamesen verstanden, deren mit einem an-
dern Charakter geschriebener Name aber vielmehr Thiem aus-
zusprechen sei. Diese hatten schon mit den Kambodiem in
Saigon, als der Hauptstadt von Tschan-lap oder wahren (tschan)
Majestät (lap), Kriege gefllhrt, besonders aber nachdem sich die-
selben unter dem Namen Khao-men (khmer) nach dem jetzt von
ihnen bewohnten Lande vor den eindringenden Annamiten zu-
rückgezogen hatten. Die Kriege der Annamiten mit den Siem
oder Ciampa, deren Könige den erblichen Titel Ma-ka führten,
füllten einen Zeitraum von 100 Jahren aus. Der Feldherr, der
den rechtmässigen Erben der Dynastie Leh wieder auf den Thron
Tonquin's einsetzte, erlangte von diesem Könige als Belohnung
die Hälfte des Reiches in dem jetzigen Cochinchina, mit gleich-
zeitigem Anspruch auf alle Provinzen Ciampa's, die hierzu er-
obert werden würden. Von den Siem oder Lao in Ciampa oder
an dem östlichen Bergabhange wären die Siem oder Lao
auf der Westseite des Gebirges zu unterscheiden, die unter
ihrem Könige (Vua) Ho in Bin-dinh eine prächtige Hauptstadt
(15 Tagereisen von Bin-dinh) gebaut, Bat-tat-tanj, die Stadt der
weissen Steine, genannt. Ihre aus 50 Steinthürmen (mit Elephan-
ten, Pferden und anderen Sculpturen) bestehenden Ruinen neben
406 ^^^ Si^°> i^*^^ CochiochioA.
einem. 450 Fuss langen Viereck aus weissem Marmor seien vor
einiger Zeit von den Annamiten in der jetzt von den Dawech
genannten Moi bewohnten Wildniss aufgefunden worden. Andere
Steinmonumente fanden sich in der Provinz Tanghoa, und Trtim-
meiTcste, von denen gesprochen wurde, sollen auf den Untiefen
zwischen Katun, dem Hafen Huc's, und der Insel Hainan liegen,
auf vier Tage Entfernung von der cochinchinesischen Küste an
einem Kohngatsch oder Hügel (Kolin) der Ziegel (gatsch) ge-
nannten Platz, wo die Masse der Töpferscherben oft die Netze
der Fischer zerrissen. Die im Lande der Wilden gefundenen
Denkmäler trügen fremdartige Schriftzüge (jlhnlich denen der
Palmbücher), wogegen die von den Annamiten oder Chinesen
erbauten mit chinesischen Charakteren beschrieben seien. Das
Königsgeschlocht Cochinchina's stamme aus der Pronnz Tanjhoa,
deren Rerghöhlen in Tempel ausgearbeitet seien, mit Sculpturen
und Inschriften bedeckt. Ehe Hanoi (zur Zeit des chinesischen
Kaisers Gniuj oder Kecho, die jetzige Hauptstadt Tonquin, von
der Dynastie Li erbaut wurde, residirten die Könige in Tanj-
Ouch, der Muschelstadt, die in der Gestalt einer gewundenen
Spirale erbaut gewesen und den Giaotschi der Provinz XUntei
unter Kinduang-vouang (Enkel des chinesischen Kaisers Tan-
naung) zugeschrieben wird. Die indischen Buchstaben auf
einem alten Thurme bei der Hauptstadt der Provinz Bakning
rührte von den Bonzen her, die unter König Sangkeem aus der
Dynastie Tanh (KXX) p. d.) nach Tonquin gekommen, ^^ um den
schon früher eingeführte Buddhismus zu erneuern. Dieses Denk-
mal, das die Chroniken der Dynastie Tanh enthielt, wurde durch
einen Usurpator zerstört, aber später durch Tun-vouang-deh aus
der Familie Leh wieder hergestellt (1300 p. d.). Auch bei
Keclio existiren die Ueberreste einiger Pagoden, von den Brah-
minen oder Tien (die Meditirenden) gebaut, die unter der Dy-
nastie Tanh aus Indien (Thien-trück *) auf dem Landwege über
*) Nach Huienthsang wurde Schinthu (Sindu) oder Indien später Jiütu ge-
nunnt (vom Monde). In Peru war Inti der Name des solaren Ahnherrn und die
Achantie hiessen ihr heiliges Stammland Inta. Toba-Kcho (f 515 p. d.) berief
Schamynen (Rrahmancn). Amba liän erfand (920) die kidanische Schrift.
k
Patriarchen. 407
Yunan nach Tonkin kamen. Daneben sieht man eine sitzende
Bronze-Statue, 12 Fuss hoch, die ein Schwert in der Hand hält
und von den dortigen Buddhisten Ehren empfängt, den einhei-
mischen Christen aber für eine Darstellung St. Paulus' gilt. Die
halbverwischten Buchstaben der dem Rücken eingehauenen In-
schrift zeigten einige Aehnlichkeit mit den lateinischen, wie man
hinzuftlgte. Die Priester gebrauchen dem Volke unverstitndliche
Buchstaben als Siegel oder Namenszeichen. Die Brahminen
wurden als Schüler Buddha's von dem tonquinesischen Könige
ehrenvoll empfangen und traten in den Stand der Bonzen 'Schii
oder der Befestigende) oder Voat-thong (mit dem Leben begnadigt),
wie das Volk in Erinnerung einer durch Amnestie beendigten
Verfolgung das chinesische Wort Voatong in populärer Sprach-
weise erklärt. Die Provinz Yunan sei damals von China unab-
hängig gewesen, unter ihren Nam-chao genannten Bergkönigen.
Die im XIII. Jahrh. in Yunan herrschenden Namchio, die vor
ihrer Unterwerfung durch die Chinesen viele Einfalle in Ton-
kin machten und in Kiem, der Hauptstadt der Provinz Venam
oder Hunnam residirten, gehörten derselben Rasse an, wie die
wilden Stämme der Leh, Diau, Kau, No, Sa u. s. w. Durch ihre
Geschicklichkeit im Bogenschiessen sind die Koi berühmt. Die
Lao der Cochinchinesen heissen Ai-Lao bei den Chinesen. Die
Chinesen nennen die Dham (der Annamiten) Lum-up. Vor Er-
oberung durch die Maloi oder Malai (Malayen) aus ihrem Kö-
nigreiche in Sumatra (Hoa phat-te) pflegte die früher Chi-deio
genannte Insel Java (Thien-fuang) Huldigungsgesandtschaften
nach China oder Siam zu schicken und häufig auch nach Annam,
wie mein patriotischer Gewährsmann wusste. Er erzählte auch,
dass Hot-tot-liet;j der chinesische Kaiser der Dynastie Njuen (aus
der Rasse Monko oder Mongolen) überall in Asien und Europa
siegreich gewesen, aber zuletzt von den Tunkinesen geschlagen*)
sei, im XIII. Jahrh. Tibet oder 0-tou-tang, das zwischen dem
1. — 5. Jahrh. p. d. ein mächtiger Staat war und Kriege mit den
^) Auch vor Delhi wurden die Mongolen so wirksam zurßckgeworfen, dass
sie noch später vor deren Auszüge ihre Pferde zu befragen pflegten, ob nicht
etwa Zaffer's Gespenst zu sehen sei
408 ^OD Siam BMk CMfcfaKkiBa.
Cbinenen führte, wird jetzt ron einem Tat-ma genannten Priester
bebem^cht, der Baddba dient In China wurde der Buddhismus
dareb die »Scrbfller des in Indien residirenden Patriarehen Ta-tling
(v. Jahrb. p. A) ausgebreitet. Die ersten Nachfolger Bnddha's
(Titka) hiessen Adida and ordinirten sieh gegenseitig dnrch
UebfTgabe von Titka's Gewand (Ja-seha). In Ceylon lebten 27
Patriarehen, die Ton dort ihre Scbfiler aassandten and sich spä-
ter als Bndh-song ^oder lebende Baddba) nach Tibet zarfickzo-
gen. Zwischen Tibet and Tonqain besteht ein Handelsverkehr,
indem die Tibeter nach Tonqain kommen, am Kapfer fttr Salz
einzutaaschcn. Der ßaddhismas sei froher von Tibet nach dem
Laoslande gekommen, als nach China. Im unteren Tibet haben
manche Nationen den Islam angenommen, der auch in den chi-
ncjsischen Provinzen Tintang, Haotang, Tankflan, lieh n. s. w.
herrscht. Die diese Lehre dort aasbreitenden Priester waren von
Persien (Ba-tU) gekommen and wurden 6raa-han (heiliger Orden)
genannt. Auch die Lo (die Annamiten) oder No (der Chinesen)
im westlichen Ynnnan verehren Mahomed, neben den Dämonen
der wilden Stämme.
Ting-phan , der Vater Tit-ka's, regierte auf der Insel Cey-
lon. Titka's Mutter hies Ma-la, seine Gattin Duyadala, sein Sohn
Lahola (Rahula). Das Fat-te-ki-dik (das Leben Bnddha's, seine
Thaten beschreibend) betitelte Buch erzählt die Geschichte Faf s,
der grosses Vergnügen an der Jagd fand. Ein anderes Buch,
Po-dio-king oder das Buch des ganzen Lichtes, erklärt die Grttnde,
weshalb sic^h Buddha in's Gebirge zurückzog und Stifter seiner
Religion wurde. Da er der älteste Sohn des während seiner
Abwesenheit auf der Jagd verstorbenen Königs war, so b^näch-
tigten sich in der Zwischenzeit die Indier des nahen F^tlandes
des ki^nigloscn Reiches. Als Titka bei der Rtlckhehr seinen
Palast in den Händen fremder Eroberer sah, musste er fttr sein
Leben in's Gebirge flächten, wo er, um an den Feinden Rache
zu nehmen, seine Religion erfand, die Räuber und Plünderer
mit furchtbaren Strafen belegt. Seine Schüler hätten sie dann
weiter nach Indien, Tibet und China verbreitet (scheinbar im
Anschluss an die schriftliche Aufzeichnung unter dem Jäger, der
an der Stelle des vor den Damilas geflüchteten Wattagamuni
^
Ftt-lom. 409
oder Walagambahn 88 a. d. den Thron einnahm). Titka sagte
von sich selbst ^ dass er die Ursache der Welt wäre^ und nahm
deshalb den Namen Fat an^ mit dem sein Gott Adida (das gei-
stige Princip) bezeichnet wurde. Er behauptete 36mal incamirt
gewesen und von Adida auf die Erde gesandt zu sein^ so oft
dieselbe der Hülfe bedurfte. Die verschiedenen Buddhen sind
von Adida als seine Engel erschaffen. Wer beständig den Na-
men Fafs wiederholt, in der Formel; wie sie im Gebetbuche
niedergelegt ist, als Nam-bodida-fat (Preis und Anbetung dem
Fat), der wird nach seinem Tode unbeschädigt allen gähnenden
HöUcnrachen vorbeipassiren und in den Palast Fat's eingehen,
der sich im höchsten Himmel, Dao-sut-tien, findet (als Indra statt
Amitabha's Himmel in dieser nepalesische Bodhisattwa auf-
mischenden Darstellungsweise). Die Bücher des Lao-thü (alter
Sohn) oder Lao-tse heissen Dao-tuk-king oder die Bücher (king)
religiöser (dao) Tugenden. Von Eins kommt Zwei, von Zwei
kommt Drei und von Drei kommen alle Dinge, ist ein verbrei-
teter Spruch Lao-thtt's, der, wie mein Communicator bemerkte,
sich über die Zukunft und den Zustand nach dem Tode nur
•
dunkel und unverständlich ausdrückt, aber vielfach philosophische
Ausdrücke einmischt, die den Philosophen des alten Roms (Tanj-
Roma) entnommen scheinen (oder warum nicht Heraklit dem
Skoteinos). Confutcius vermied, sich bestimmt über Sachen aus-
zusprechen, die er nicht genau kannte, und wies die Fragen sei-
ner Schüler zurück, die ihn um den Anfang befragten und über
denselben unterrichtet zu sein wünschten. Es sei genug, zu
wissen, dass nach der Schöpfung von Himmel und Erde der
Mensch entstanden sei. Hinsichtlich des Zustandes nach dem
Tode antwortete er, dass wir selbst von der Gegenwart keine
genauen Begriffe hätten, und uns also viel weniger solche über
die Zukunft bilden könnten. Confutcius lehrte Moralprincipien,
Lao-thü*) transcendentale Metaphysik. Wenn die Anhänger des
*) Tobt-Dao, dar erste Begünstiger der Lao-tze (Tchen-Schi) in China, folgte
auf Toba*Zy, unter dem (423 p. d.) die manischen Völkerschaften Gesandte
scbickten. Seit BegriSndung des manisch&ischen Dualismus unter den Tagazgaz
hSften (nach Masndi) die Kriege des türkischen Ir-Kfaan mit China auf. Mit
410 ^on Siam Dach Cochinchina.
Lao-tl)U zusammenkommen (bemerkte mir mein Gefährte), so
hecken sie allerlei sonderbare und unmögliche Dinge aus, nach
deren Erlangung sie sich abmühen. Der einheimische Gelehrte
wollte in Tunkin aus chinesischen Büchern gelesen haben, dass
die Juden (Fat-lom der Schrift und Baelem oder Bethlehem der
Aussprache nach) bei ihrer Ankunft i^ China (500 a. d.) unter
der Dynastie Tschu von einem grosseh Heiligen gesprochen hatten,
der im Westen geboren werden würde, und unter welchem sie
den Messias oder Christus verstanden. Später habe der Kaiser
Mindeh im Traume eine goldglänzende Gestalt gesehen, die sein
Reich zu schlitzen versprachen, wenn man nach Tai (dem We-
sten oder Europa) für ihn sende. Der ausgesandte Tay-ahm-tan
kan j habe bei der Landung in Ceylon die goldenen Statuen Fat's
erblickt und auf Befragen gehört, dass sie einen grossen Heili-
gen vorstellte. Als er sich dann weiter über Europa (Tai) hätte
erkundigen wollen, sei er durch die dortigen Bewohner getäuscht
worden, die nichts von einem Wege dorthin wissen wollten, und
so habe er die Figuren Fat's mit seinen heiligen Büchern nach
China zurückgebracht. Da die erste Ankunft der Juden in die
Lebenszeit des Confutcius gefallen, so habe dieser Weise oft von
ihnen reden hören und in seinem Gnuin-min-bao betitelten Buche
wurden die Namen der vier Propheten erwähnt, besonders Da-
ni-le (der ältere Daniel), dessen Prophezeiungen und Wunderzeichen
.rühmend hervorgehoben würden. Die Pagode Kain - tun in der
chinesischen Stadt Hiptai enthielt eine von den Juden niederge-
legte Tafel mit siebenzig (72) Propheten-Namen. Als im Jahre
60 p. d. ein Schüler des heiligen Thomas*) (Tat-ma) nach China
Zerstörung Amat^s (des Afrasiab) ging der Titel Khrakaa von den Tfirken zu den
Tibetern über.
*) Auf der catalonischen Karte (1375) Hegt ein christUches Reich Colnmbo
an der Südspitze des Festlandes von Indien. Nach Barros war Columbo das be-
deutendste unter den neun Königreichen in Indien. Als Ersten unter den Königen
der Thomas-Christen wird (bei Menezes) Beliarte genannt. Das Erzbisthum von
Sultanieh umfasste auch ein Bisthum in Indien, wofür 1830 ein Bischof ernannt
wurde. Nach Conti, der in der Kirche Meliapore's das reiche (jrabmal des heiligen
Thomas sah, waren die Nestorianer durch ganz Indien zerstreut, wi« in Europa
die Juden. Auf Socotra erwähnte Kosmas einer Gemeinde von Christen, die neben
Opfer. 411
gekommen, sei er dort für einen Buddliisten gehalten worden.
Er zeigte manche Wunder, besonders das, auf dem Wasser zu
wandeln. Als er auf solche Weise einen Fluss kreuzte, gaben
ihm die am andern Ufer zurückbleibenden Chinesen den Namen
Ba-la, in dem Verse: Katch nyan voung ba la (zurückbleibend
an dieser Seite, sahen sie den Herrn jenseits). Im ersten Monat
des Jahres, im Februar, bringt der Kaiser Cochinchina's dem
Himmel und deV Erde Opfer dar, als Dank für die empfangenen
Wohlthaten. In alten Zeiten bestanden diese Opfer in dem
Rösten eines geschlachteten Thieres, das dann mit Wein Über-
gossen auf den Altartisch gestellt wurde. Jetzt wird das Opfer-
thier nur vorgeführt und dann den Umstehenden zur Speise über-
der Taufe auch die ReschneidiiDg beibehalten haben suUten, und von Harros als
Jakobiten ^on der Kaste der Aby^sinier (aber mit einigen Abweir.hiingen in den
Gebräuchen) bezeichnet werden. Antonio Loureiro predigte (nacli Cleuiente) den
Johanneschristen auf Socotra (s. Kunstniann). Nikitin bezweifelte die Ansicht der
Juden, dass die Shabat zu ihnen gehorten (1475). Hieronymo di Santo Stefano
fand viele Christen in Calicut (Ende des XV. Jahrhunderts). The (Chinese or
Tibetan) sect of Pon (Poonah) receives in San^crit (punya or pure) the name
of Swastikas, because the mystic rross, their symbol is alzo the emblem of resigna-
tion as well as of purity, swasti meaning resignation. In Pali the crossllke Mo-
nogramm is callcd Suti (s. Moore). The rebellions Israelites (in Hoseah) are
ralled Poneh, as looking to other gods. Angamale (bei Shallacudi) war der
syrische Hauptsitz in Malabar, und na<h der Zer^to^ung durch Tippu \ivurden die
St. Georg geweihten Kirchen wieder hergestellt. Nach der Deputation zwischen
Thomas und Hhagavadi (über die Religion der Christen und Hindu) floh Hlia-
gavadi nach der Pagode jen^eit des Craiiganoreflusses, wo \or dem verfolgenden
Thomas die Thiir versteinerte (Day). In Madras wurde Thomas von den Brah-
manen durch den Fels getrieben. In der Pagode auf dem Hügel von Cottayam
(bei Cranganore) leben der indische Gott Juppen und der mohamedanische Hawa
freundschaftlich zusammen. Tudela (Ilf)9) spricht von einer beim Sonnenaufgang
zum Gebete rufenden Maschinerie im Königreiche Chulam, wo sich schwarze Juden
fänden. Auf der Insel Khandy, wo die Sitte der Selbstverbrennung herrschte,
verehrten die Druzen den Klahuta (Gottheit) genannten Feuerplatz. Während Abd-
er-Razzar*8 Anwesenheit bekleidete ein Christ (Nimeh-pezir) einen hohen Posten
am Hofe Bidjanagar's (1442) und hing ihm den Brodkorb hoher, während Daiang's
Abwesenheit auf dem Feldzuge gegen Kalberga. Die Kupferplatten der Juden in
Cochin über die von Cheraman Permaul (377 p. d.) ausgestellten Rechte datiren
379 p. d. In Kaifunghoo heissen die Juden Teaou-Kin-Keaou (die Sehnenaus-
zieher), wie die Esquimaus.
412 Von Slam nach Cochincblna.
lassen. Diese Opferhandlung begründet sich auf eine alte Ueber-
lieferung, die eines Jeden Gewissen innewohnt und ihn zur
Selbsterkenntniss seiner Sttnden bringt, die nur durch den Tod
gesühnt werden könnten. Um diesem Urtheil zu entgehen, wird
ein stellvertretendes Thier getödtet. Und gleichzeitig ist diese
Handlung ein Daukopfer für die durch Himmel und Erde ge-
währten Wohlthaten, mit der Bitte, dass ihre Segnungen fort-
dauern mögen. Diese Tradition, schloss mein raittheilsamer
Freund, ist seit der Zeit Noel's (Noah's) überliefert worden.
Bei einem Besuche der einheimischen Stadt Saigons wurden
mehrere Pagoden besucht, mit einer Mannigfaltigkeit ver-
schiedener Bilder. Die Stangen mit einem Bambuskästchen vor
den Häusern der Cochinchinesen sollen an den dreifachen Sieg
Buddha's über den Bösen erinnern, wie er ihn in verschiedener
Weise vci-suchte, indem er, auf der Schwelle stehend*), fragte,
ob er ein- oder auszugehen beabsichtigte, und, einen leicht zu
erdrückenden Vogel in der Hand haltend, eine Antwort ver-
langte, ob er todt oder lebend sei. Als später Beide an Stan-
gen unter Wasser tauchten (wie es zum Ordal auch in Cochin-
china Sitte ist), musste der Teufel sehr bald wieder hervor-
kommen, Buddha aber blieb so lange Jahrhunderte unter Wasser,
dass sich seine Haare mit Muscheln füllten und die wollig krause
Form erhielten, wie sie noch jetzt auf seinen Statuen zu sehen
sind.
Die Kaufmannshäuser erstrecken sich in der Stadt der Ein-
geborenen gewöhnlich längs des Flusses. In denen der Chinesen
sieht man meistens ein Gemälde mit drei Figuren, deren mittlere
(im königlichen Schmucke sitzend) Quanpung darstellt, die weib-
liche der rechten Seite Quan-ping, und der schwarzgesichtige
Krieger der linken Seite Tschusi. Quanpung war ein alter Kai-
ser Chinas, der, durch Tschusi beständig zu Kriegsfahrten an-
gereizt, seine Tugendkraft verloren hatte, und deshalb bei einer
Dürre keinen Regen durch seine Gebete herabziehen konnte, ehe
*) One evAning betweeu day and night time, standing nnder the droppings of
the thatch (Hindus denominate such a place „without the world*'), the tjrant as-
ked bis son, vhere his feiend Vischnu resided? Everywbere was the ansver.
Die Ranar. 413
er nicht durch seine Tochter Quanping wieder auf den rechten
Pfad geleitet war. Die Chinesen verehren vor Allen die Göttin
Tinhao-tinjon. Westlich von Tanlong, der Kanfmannsstadt (ne-
ben dem Fort oder Tanbin) erstreckt sich die Ebene Kihoa.
In der chinesischen Pagode Quangwih, die zwischen anderen
Josh-Häusem in Saigon liegt, sind die Wälle des gepflasterten
Hofes mit bunter Stuccaturen verziert. Seitennischen enthalten
die Figuren von Gottheiten, und der Hauptraum in seinem Cen-
trum drei weibliche Figuren, die ttber einander hervorsehen, und
deren oberste Tinhao tinjan genannt wird. In dem linken
Nebenraume findet sich eine rothgesichtige Figur, in dem rechten
die Dreiheit von Quanpung, Quanping und Tschusi. Ausser den
Divinationshölzem waren Wachskerzen aufgesteckt, und in dafttr
hingestellten Haltern wurde Papier verbrannt. In einer Pagode
daneben nahm die Dreiheit von Quanpung, Quanping und des
speertragenden Tschusi den Hauptplatz ein.
Da das PostdampfschifF ein paar Tage über seine Zeit aus-
blieb, hatte ich Gelegenheit, einige interessante Bekanntschaften
in Saigon zu machen, besonders unter den französischen Missio-
nären, von denen mehrere längere Zeit unter den Bergstämmen
des Innern verweilt hatten.
Die Banar*) unterscheiden die Juen bung (Annami ten) von
*) Les Bannars habitant le pajs sitn^ wers le 14' degr^ quelques minutes de
latitude nord et vers le 104® de longitude Orientale m^ridien de Paris. Leur
territoire est borne h Test et au nord-est par la tribu des Bannam, an nord et
ap nord-ouest par celle des C^dans, k Touest par Celles des Beungao et des HaUog
et au sud par celle des Giarai, la plus nombreuse et la plus importante sons
tons les rapports (Ck>mbes). Les Giarai (au sud des Bannars) niettent dans tous
lears produits un cachet d*habilit^ et de bon gout, qui annoncent des dispositions
plus gi'andes. Leurs tissus sont plus Ans que ceux des Bannars, et ils les enjoli-
vent quelquefois de dessins, qui ne d^plalraient pas en Europe. Us forgent anssi
et savent donner au fer une tornure plus Elegante, une trempe plus forte que
las autres SauTages. Ils coulent m^me des objets en cuivre, qui ne sont pas d^-
pourvus d*une certaine d^licatesse. Bien superieurs aux Beungao, ils ne depas-
sent peut-Stre pas les Halangs, qui ont proflt^ de leur communication avec les
Laociens. Les C^dans sont tout un peuple des forgerons. An centre de chaqoe
hameaa des Banners se dressent la maison commune, qni, enhabit<ie par Im
jaunes gens, est defendue aux femmes (serrant aux march^ on aux dAlb^iatlMii).
414
Von Siam nach CochlDchina.
den Jiien ngo (Chinesen), und bezeiehnen die Kambodier als
Kemir, die Sianiesen als Thai.
Wasser — Dahk.
Feuer — Unj.
Berg — Kong.
Feld — Brih (Ebene oder Wald).
Mensch — Ngai (Bngai).
Mann — Drangbo.
Frau — Drakan.
Haus — Ilnam.
Vater — Ba.
Mutter — Meh.
Grossvater — Bolik (bezeichnet auch Häuptling und überhaupt
die dritte Person emphatisch gesprochen, wie Bohk unj: Er
von dem Feuer oder der Fürst des Feuers).
Grossmutter — Jah.
Enkel — Cliao.
Sonne — Mat-narr (das Auge
des Tages).
Mond — Keij (auch Monat).
Nacht — Mang.
Tag — Narr.
Stern — SUnglong.
Jahr — Sanam.
Buch — Hlabarr.
Blätter — Hla.
Kopf — Cöl.
Auge — Mat.
Ohr — Don.
Hand — Fih.
Finger — Chedrang (Chedeng).
Reis — Pohr(tschapohr: essen).
Banane,— Phrih.
Fisch — Cah.
Elephant — Roj (niech).
Tiger — Kla (kambodisch).
Pferd — Essze (ssze im Kambo-
dischen).
Otter — Peih.
Hund — Ko.
Crocodil — Biaheng.
Dämon — Jang (Jang-Seri ist
der Korngott).
Sterben — Loiet.
Geboren werden — Pou.
Sehen — Bo.
Hören — Töng.
Thun — Pom (Neh pom, thu' es
nicht).
Gehen — Nam.
Kommen — Viech.
Geben — Anh.
Zeigen — Hlo.
Weiss — Tarr.
Gut — Lang (lieng).
Schlecht — kne (ouch long, oder
nicht gut).
Chaque hameau fonne une petite r^pobliqoe ä part, dont les YieiHard les ploB
sages BODt los senateurs natureU. Le suicide est euterrä dans an coin retir^ des
fordts loin des tombeaux de ses fr^res et tous ceox qui aaroDt aider k Tensa-
vellr devroDt se faire porifier.
Die Sedan.
415
( Frucht der
Mehr — Loi.
Warum — Ke kia.
Immer — Lign.
Immerfort — Lign lan.
Künftig : Behl.
Alles : Dab.
Früher : choki.
Vormals : don choki.
Doh, Kon, Hoa, drei Arten Affen.
Bäht : lieben (erinnern).
Wenn : Tong.
Leben : Erih.
Körper — Akou.
Seele — Mohol.
Herz : Pleh mui
Brust).
Arbeit — Xa.
Befehl — Atai.
Vergessen — hiot („wir werden
nicht vergessen," drückt Dank
aus).
Rechts — Ma.
Links — Gneaou.
Zu sehr — Grah.
Zu viel — Tich grah.
Ich werde morgen kommen — inj nam dening.
Ich kam gestern — inj jih nam jombri (jih als Zeichen des Prä-
terit.).
Das Haus meines Vaters : Hnam ba ing.
Ich gebe das Buch dem Grossvater : Inj anh kö bohk hlabarr.
Ich gehe zum Berge : Inj nam tö kong.
Ich komme vom Felde : Inj viech döng brih.
Ing oder Inj (ich), eh (oder ehrfurchtsvoll), ih (du), schö oder
hab (er), minj-nou (mfenou) eine Person, Loe-nou, mehrere Per-
sonen.
Wenn zwei Vocale zusammentreffen, werden sie euphonisch
verbunden, wie kö eh (zu dir), als köh
angkinj : gieb mir (anh kö inj).
Der Elephant ist grösser als das Pferd : Roj tich loi qe essze
(qe ist euphonisches Einschiebsel).
Warum thatst du es?: e pom ke kia (was thatest du?)
Wenn du leben willst, musst du arbeiten : Tong ngoa erih, atai xa.
Benö bezeichnet eine Leidenschaft in gutem oder schlechtem
Sinne, als nach der einen oder andern Seite zu stimmende Ge-
tllhlsbewegung.
Bngai B6nö huul
Bngai Bfeno rohll
Bngai Benö dihm
Bngai Benö regnoa
ein Jähzorniger.
ein Weichherziger oder Mitleidiger.
416
Ton Slam nach Oochinchina.
Bfenö knih — lasterhaft.
Bfenö long — tugendhaft.
Manaht bezeichnet das Wohlwollen, das ein Höherer einem
Niederen erweist, und dient auch zur Begrüssung beim Begegnen.
Der annamitische Grenzplatz heisst Tay-schön-thohng oder
der Berg (schön im Chinesischen oder Nui im Cochinchinesischen)
westlich (taij) von der See (thohng).
Die Sprache der Sedan scheint nur dialektisch verschieden :
Wasser : Diahk.
Mensch : Menui.
Feuer : Un.
Mann : Kedrang.
Kopf : Göl.
Frau : Kedri.
Auge : Mat.
Enkel : Jao.
Sonne : Men-hi.
Hund : Tscho.
Mond : Keij.
Sehen : Hlo.
Sterne : Hunglong.
Hören : Töng.
Da die Missionäre, von denen ich diese Vocabularien er-
hielt, aus verschiedenen Provinzen Frankreichs stammten, mag
schon ihre Aussprache eine verschiedene gewesen sein.
In Zeiten von DUitc, erzählt Combes, tritt die Beiaou*) in
Communication mit dem Donnergeist, und befiehlt die von die-
sem angeordneten Opfer, damit Begen erfolge. Bei der Rück-
kehr von einem Kriegszuge wird eine Ziege geopfert. Um Frie-
den zu machen, werden von den streitenden Dörfern zwei be-
jahrte Personen gewählt, ein Mann und eine Frau, die das Nö-
:|hige berathen.
Auch den Bischof Lef^vre besuchte ich einigemal, einen Geist-
lichen, der zu den Märtyrern der französischen Mission in Sai-
gon gehörte, wo er alle in den einheimischen Gefilngnissen ge-
wöhnliche Misshandlungen hat erdulden mttssen, und erst durch
*) A pen pr^s chaque village a nn Bai'aou et quelquefois plosieurs. Les ploa
c^l^bres ont uoe cliei tMe nombreosA et sout sonvent appel^ea au loin. L*eii-
vestiture de la pythonisme est une oeavre da ciel. Un beaa Jour, eile fut ravie
par un e^prit, qui lui communiqua des secrets et des pouvoira tont divins, avec
la mission d'^clairer et s^courir ses semblables. D^s lors eile fut Beiaou. G'est
elle-mßine« qui annou^ cette transfoniiatioii Burnaturelle et une simple afflrmation
de sa part fut accept^e comme une preuve irr^cussabla.
Der Bischof. 417
die französische Besitznahme zur Fortführung seines Amtes be-
fähigt wurde. Dass eine in solchen Glaubenskämpfen erprobte
Persönlichkeit nur das Ziel der Bekehrung vor Augen haben
konnte, war natürlich, und meine Fragen über die Sitten und
Gebräuche der Eingeborenen wurden meist mit Klagen über die
tiefe Versunkenheit der Heiden beantwortet. Bei einer Gelegen-
heit nahmen diese Excurse eine so doppeldeutige Gestalt an,
dass ich nicht unterlassen konnte, das in Folge des eben be-
schlossenen Frühstücks ziemlich geröthete Gesicht Seiner Emi-
nenz etwas zweifelhaft anzublicken, als der würdige Kirchenfürst,
von seinem Sitze aufspringend, mich krampfhaft am Arme ergriff,
und in geistesabwesendem Vorsichhinstieren ausrief: „Malheureux,
vous etes Protestant!" Ich wagte die Erwiederung, dass es
in meiner Heimath ausser den gewöhnlich als Lutheraner be-
zeichneten Protestanten auch andere Gemeinden gäbe, die sich
mit dem Namen der reformirten und evangelischen bezeichne-
ten. Noch zahlreicher sei die Zahl der Secten in England und
Amerika, worüber sich gar manches Sonderbare und Eigen-
thümliche erzählen Hesse. Doch schlug ich vor, bei Tonkin, als
dem nächstliegendem Gegenstande, stehen zu bleiben, und nahmen
wir den abgebrochenen Faden des Gesprächs wieder auf, das
noch einige Zeit fortgeführt wurde. Als ich zum Weggelien rüstete,
kramte der Bischof in einigen Schriften seiner Studirstube umher
und steckte mir beim Abschiede eine dei-selben in die Hand, die ich
zu Hause betitelt fand : „Kleine katholische Unterhaltungen. Erster
Jahrgang, Mai 1856." Sollte dieselbe in's Cochinchinesische über-
setzt sein, so würden die Eingeborenen Ostasiens daraus die
merkwürdige Thatsache entnehmen können, dass am Donnerstag
um Allerheiligen im Jahre 1855 p. d. ein Katholik aus der Stadt
Pf. in Rheinhessen durch den Flegel eines Dreschers unversehens
auf den Kopf getroffen wurde, weil er, statt den Feiertag zu
halten, auf Anstiften eines „Protestanten" zur Arbeit in die Scheuer
gegangen war. „Nun hatte er, wie Einer sich treffend ausdrückte,
eine ganze Woche voll Feiertage zu halten." Auch würde ein
monosyllabischer Poet wahrscheinlich eines grossen Eindruckes
auf seine Landsleute gewiss sein, wenn er das folgende Gedicht
Baftlan, Reite In Kambodla. IV. 27
418 ^oi> SIbbi Dach Cochiuchiua.
desselben Traetätchens (auf S. 128) in freier Version bearbeitete,
unter beigefügten Illustrationen (der zommUthigen Dreschflegel):
Lieb* Ilerrgottchen! schlag' mein bos' Köpfchen,
Sonst werd* ich ein arm' Tröpfüheu,
Leiden und Meiden
Ist Mutter der Freuden.
Kolping.
Die von Herrn Kolping beabsichtigte Melodie darauf ist nicht
unschwer zu finden. „Das Abonnement beträgt jährlich, für
zwölf Lieferungen nämlich, nicht mehr als 30 Centimes oder
9 Kreuzer/^ Zu beziehen in Strassburg, Spiessgasse Nr. 40.
Von den französischen Beamten suchte ich den Comman-
danten Desmoulins auf, den ich schon in Kambodia gesehen
hatte. Derselbe war so freundlich, mir auf einem gerade nach
den Grenzposten abgehenden WachtschifFe eine Passage anzu-
bieten, doch war ich leider verhindert, von dieser Gefälligkeit
Gebrauch zu machen, da das Dampfschiff für Singapore von
einem Tag zum andern erwartet wurde.
Beilagen.
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Beilagen.
Der Umsatz für das Jahr 1864 belief sich in Bangkok auf 63,409,000
Francs, wovon 34,024,000 auf die Einfuhr, 29,385,000 auf die Ausfuhr kamen.
Die Einfuhr vertheilte sich (nach den Auuales du Commerce ext^-
rieure) unter:
Singapore und Bataria . . . 17,754,000 Fr.
Hongkong 11,197,000
Malayische Küste 2,553,000
China 1,835,000
Europa 533,000
Indien 152.000
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Fr.
34,024,000 Fr. total.
Die Ausfuhr:
China 24,577,000
Singapore 1,646,000
Amerika 1,419,000
Java 1,013,000
England 281,000
Indien 248,000
Valparaiso 201,000
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»
u
29,381,000 Fr. total.
Die Tonnenzahl der ein- und ausgelaufenen SchifiFe betrug:
Siamesische Häfen 89,534
England .
Amerika
Dänemark
Frankreich
Belgien .
Schweden
Holland .
Hamburg .
Bremen
Preussen .
Hannover
Andere Länder
62,392
18,522
16,367
7,020
6,833
5,898
5,008
33,487
15,242
4,123
57,888 für Deutschland.
. 6,036
7,298 (mit Eiuschlusso von deutschen.)
Der Seehandel Saigons begriff vom 1. Oct. 1865 bis 1. Oct. 1866 unter
598,822 Tonnen 560,133 Tonnen auf europäischen und 38,689 auf annami-
tischen Schiffen. Auf das Jahr 1865 kamen 502,282 Tonnen (156,954 auf
europ. und 45,328 auf anuamitischen Schiffen). Im Jahr 1866 war die Zahl
der einlaufenden Schiffe 380 (von 157,896 Tonnen), die der auslaufenden
393 (161,359 Tonnen), die der anuamitischen 4670 (mit 105,944 Tonnen)
für Import, nur 4319 (83,545 Tonnen) für Export. Vom 1. Jan. bis
1. April 1867 liefen 1 12 Seeschiffe (mit 60,087 Tonneu) sowie 1232 Küsten-
fahrer (mit 18,980 Tonnen) ein und 1187 (mit 18,162 Tonnen) aus.
1
Im Jahr ie«6.
423
Schilfe:
Eingelaufen
Tonnen
Ausgelaufen
Tonnen
Fruiiziisieche
92
62,390
93
G4,574
Englische
Gl
20,015
60
DKnen
9
1,G85
10
1,939
Horwcger
2
*(W
Amerikaner
Holländer
6
2,150
6
1,821
KuaB<'n
1
2
Spanier
1
203
1
Belgier
3
697
l
234
1
234
Siamescn
1,759
Cliineseu
24(Djonken)
2,a')9
24
2,478
Hamburger
5,259
33
Breiner
11
PreuBBen
7
234
6
1,684
Mecklenburger
2
437
2
4
949
6
HanaoTeraner
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424 BeUagen.
Von den mit der Dynastie Han beginnenden Annalen sind in Annam
am bekanntesten der Abriss Thieu-vi-thong giara und die Commentare Co-
van-chiet-nghia, nach P. Le Grand de la Lyraie, der aus den annamisti-
schen Annalen in chinesischer Sprache die (l<)72'— 1675 p. d.) unter dem
tonquinesischen König Gia-tong (der Dynastie Le) verfertigte Sammlung
anführt, in fünf Händen der Geschichte (oder Banky), die Geschichten der
einheimischen Dynastien Dinh, Le, Ly, Tran (im X., XL, XII., XUL, XIV.
Jahrhundert) begreifend, sowie die Geschichte der Dynastie Leh-Loi (bis
zum Ende des XVII. Jahrhunderts). Ausserdem findet sich für die Ge-
schichte der nördlichen Provinzen von Quang-nam oder Turan bis zur chine-
sischen Grenze (Phan-mao-co-re) das von dem am Hofe der letzten Le le-
benden Le-qui-don verfasstePhn-bien-Juc, sowie die Geographie der Provin-
zen im Dai-viet-dia-dzeu (unter Minh-mang). Die Ereignisse dos XVIII. und
XVII. Jahrhunderts sowie die besondere Geschichte der Könige von Hue
muss aus den Manuscripten einheimischer Gelehrten, aus dem Gia-dinh-
thong-chi. sowie den Reisebeschreibungen zusammengesucht werden. Als Aus-
gangspunkt für die neuere Zeit können die letzten Jahre des IX. oder die
ersten Jahre des X. Jahrhunderts dienen. C'est la fin du r^gne de la
grand Dynastie des Dang en Chine, c'est le momeut, ou le Yunnan cessa
de faire partie des tribus ba-viet (cent au dela) pour s'incorporer k l'Em-
pire, c'est rej)oque de transitiou de 53 ans, ou cinq petites familles (Hau-
luong, Ilau-dang, liau-tan, Hau-han et Ilau-chu), se disputent et se divi-
sent l'Empire des Dang pour le transmettre dans toute son intdgritd k
la grande famille des Tong, c'est IVpoque enfiu des premiers essais de
Fdmancipation annamite comme pouvoir indigcne inddpendant.
Die Geschichte theilt sich dann in drei Epochen :
Die Epoche (Dinh, Lo, Ly, Tran) der einheimischen Häuptlinge,
Thua-mi, Dinh-nghe, Ngoquien, Bo-linh und Le-hang, die sich zuerst
gegen die chinesische Herrschaft erhoben und die nationale Unabhängig-
keit den Häusern Ly und Tran übermachten (X. Jahrhdt. p. d. bis 1407
p. d.), die Epoche der grossen Dynastie Le oder Le huy Loi, von der
Wiederherstellung der Unabhängigkeit (1428) oder der späteren Gründung
der beiden Statthalterschaften Dang-ugoai (Tonquin) und Dang-trong
(Cochinchina) bis zur Flucht der königlichen Familie (1774) von Hue
nach Saigon (während der Kebellion der Tayson), und der Vernichtung
der Dynastie (mit Ausnahme Gialoug's) durch die liergstämme.
Die Epoche der Kegierung Gialong's und seiner Nachfolger.
In der alten Geschichte unterscheiden sich die Epoche der Legen-
den unter den drei ersten Dynastien China's, Ha, Thuong und Chu (22 17 —
249 a. d.), die der Bücherzerstörung (unter Tan) und der Kegierung der
Han (— 221 p. d.) und die der kleinen Dynastien, die um das chinesi-
sche Reich für die Familie Dang kämpften (III. Jahrhdt. — IX. Jahrhdt.
p. d.), sowie der fünf anderen kleinen Dynastien, die später die Tong
auf den Thron setzen wt>llten.
BeiUgtn. 425
An die Stelle des 1757 ermordeten Königs von Kambodia setzten die
Annamiten seinen Neffen Nak-ong-ton, der (während der siamesischen
Verwüstungen) abdankte (als zweiter König) für seinen Bruder Nak-ong-
van (mit ihrem Bruder Nak-ong-tham, als dritten König) 1775.
Nak-ong-van wurde (wegen Unterstützung der Siamesen) von den
Annamiten getödtet.
Nak-ong-in (Sohn des Ton) herrschte unter der Regentschaft des Mo.
Einfall der Siamesen 1781.
Friede zwischen Annam und Siam 1782.
Nak-ong-in flieht nach Siam (während eines malayischen Aufstan-
des) 1783.
Nak-ong-in zurückgeführt 1784.
Sein Sohn Nak-ong-chang folgt 1796 (dessen Brüder Ngujen, Hirn und
Duong in Siam blieben).
Nak-ong-chaug durch Annam bestätigt 1802.
Siam verlangt Uülfstruppen gegen die Malayen der Wesküste 1808.
Aufstand Ngujen's.
Der König bittet Annam um Unterstützung.
« Die Siamesen in Battambong.
Die Siamesen (bei denen sich Him und Duong befinden) greifen die
Annamiten (zu denen der König geflohen) an 1812.
Friede zwischen Annam und Siam 1813 (Krieg zwischen Nak-ong-
chang und Ngujen).
Nak-ong-chang in Udong wieder eingesetzt (Ngujen, Him und Duong
in Siam).
Einfall der Siamesen, von Annamiten zurückgetrieben 1834.
Beim Tode Nak-ong-chang's wird von seinen vier Töchtern Ngoc-van
durch die Annamiten gekrönt (1835), dann enthauptet
Nak-ong-duong besteigt (mit siamesischer Hülfe) den Thron.
Nak-ong* duong von Annam anerkannt 1847.
Beim Tode Nak-ong-duong's (1859) folgt von seinen Söhnen (Lan,
Ou, Chot) Nak-ong>lan (Bruder des Prak^fa).
Nak-ong-lang oder Norodon von den Franzosen gekrönt (unter
schliesslicher Beistimmung Siams).
Der Prätendent Axoa, der in That shon (in der Provinz Ha-tien)
einen Aufstand anregte, behauptete ein Sohn des Nak-ong-him*s zu sein,
der von den Annamiten heimlich beseitigt worden wäre. Der Prätendent
Pou-khom-bo, der am 7. Juni 18CG die Besatzung des französischen Forts
in Tajninh überfiel, begründete seine Ansprüche auf die Krone Udongs,
auf seine Abstammung von einer Concubine des Königs Nak-ong-chang.
Vor Oberst Lieutenant Marchaisse, der Verstärkungen herbeiführte, zog
er sich nach der Umgegend Udongs zurück und schlug dort am 8. Octo-
ber die Truppen des Königs. Oberst Seboul trieb ihn freilich am 7.
Januar ans seiner festen Stellung bei Compen, worauf die meisten seiner
426 Beilagen.
kambodischeD und annamitiRchen Anhänger sich zerstreuten, doch gelang
es ihm, mit dem Rest derselben der kambodischen Armee eine solche
Niederlage beizubringen, dass die Bewohner der Grenzdörfer in grosser
Zalil nach den Vaicos flüchteten, um unter den französischen Kanonen
Schutz zu finden. Zur Beruhigung des Südens wurde der Prinz i'hra-
keo-fa (der Bruder des Königs) mit der Verwaltung der Provinz Bap-nhuni
betraut (im Juni 1867) und zog im Juli gegen die bei Ancun genommene
Position der Rebellen. Bei einigen Gefangenen, die auf dem Rückzuge
nach Banam und Preveng gemacht wurden, fand man (wie der Courier
de Saigon vom 20. Mai) berichtet, in Saigon Papiere, die den Hof in Hue
comproraittirten, und beschloss der Gouverneur deshalb die 1802 ctidirte
Festung Vinhlongs neu zu besetzen. In einer Juni 25. 18G7 datirten Pro-
clamation wird dann die ]3esetzung der drei Citadellen von Vinhlong,
Chaudoc und Hatien ofiiciell mitgetheilt.
Die annectirten Provinzen sind durch ein Decret vom 15. Juni 1807
in neun Verwaltungskreise getheilt, Vinhlong, Phuca und Authum (in
Viuhlong) Chaudoc, Saddec und Vamba (in Chaudoc), Rachgia, Camau
und Hatien (in Hatien).
Als Gewicht dient in Kambodia der Picul, der in 100 Catti getheilt
61 Kilogramm cntspriclit (zwei Thang gleichkommend). Die gebräuch-
lichen Maasse sind der Tao (an Gewicht gleich 24 Catti Reis) und der
Thang (oder doppelte Tao). Als Geld dienen die annamitischen Sapeken,
die Neu oder Silberbarren im Werthe von 14 Piaster 75, obwohl 20
Piaster geltend, und die in Battambong geprägten Selong (16 Selong =
1 Tumlong). A certaines dpoques on a obtenu 9 tumlongs, pour 1 piastre,
ce qui dtait relativement un beau cours, puisque le tical siamois vaut
GO Centimes Ic piastre. En 1862 on ne donnait que 5 tumlong 2 bats
pour 1 piastre (s. Spowner). The coins of Annam and Cochinchina are
gold and silver taels (de former bcing usually 14 oder 15 times the value
of the latter) and dong or cash, made of zinc (s. Williams).
Halber Ingot oder Laof_(in Gold) ■= 5 Tael oder 277 Rupees o'ier
693 Fr. 40 Ct.
Dinh-vang (Goldnagel) 1 Tael im Gewicht, 53'/« Rupees (138 Fr.) an
Werth.
Non bac (Silber-Ingot) 10 Tael im Gewicht, 52 Rupees (81 Fr. 57 Ct.)
an Werth.
Dinh bac (Silbemagel) 1 Tael im Gewicht, SV* Rupees (8 Fr. 15 Ct.)
an Werth. ^
Die von König Minh-Menh (im Gewicht der Dollars) geprägten Mün-
zen (1830) gelten nur circa 1'/» Rupee (4 Fr.). Die einen Drachen tra-
genden Gold-Dollars des Königs Thieu-fri haben den Werth von 12 Dol-
lars (auch in halben und viertel Stücken). Von den Kupfermünzen machen
Beilagen. 427
60 DoDg oder Cash einen Mot-tien oder Haufen aus und 10 Mottien einen
Kwan oder Faden von 600 Cash (im Gewicht von 3 Vi av. Pf.) etwa
50—00 Centimes werth. Ein spanischer Dollar entspricht ungefähr 2600
Zinc-Cash.
The weights in Annam, although bearing the same name, are heavier,
than in China.
10 ai oder Atome bilden 1 trän » 0000003905 Gramme
10 trän
»
1 huy — 000003905
»
10 huy
»
1 chau = 00003905
»
10 chau
n
1 bot (hwuh) = 0003905
»
10 bot
n
1 hao (hau) = 003905
n
10 hao
n
1 H = 03905
n
10 li
n
1 phan ^ 3905
n
10 phan
n
1 dong (tsien) = 3,905
»
10 doug
n
1 luong (Hang) = 39,05
r»
10 Inong (taels)
n
1 nen = 390,5
n
16 n
n
1 can (kin) » 624,8
n
10 can
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1 yen » 6,248 Kilogramms
50 „
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1 binh = 31,24
n
100 „
n
1 ta (tan) = 62,48
n
500 „
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1 quan =» 312,4
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3 about IV4OZ., butrthe can is 1 Ib. 6 01.
lOgrs. av.
Die Kom-Maasse
sind
nach den Provinzen verschieden.
The Hao
is 28 Litres
or about '
7. of
a bushel, 2 of which make a shita
or tao.
Der Thuoc (cubit,
, chih,
, or foot) enthält 18 franz. oder 19,12 engl. Zoll.
10 U
bilden 1 phan » 0048726 M^tres
10 phan
»
1 tac (tsun) = 048726 „
10 tac
»
1 thuoe (chih) = 48726 „
5 thuoe
n
1 ngu = 2,4363 „
3 ngu
n
1 sao ^ 7,3089 „
10 sao
n
1 mau «= 73,089 „
By another perch of 16 Vi lliouc, by which land is measured, 10 sao
in a mau or Chinese acre, makes it 80,3979 metres. Die von den Co-
chinchinesen zum Messen von Zeugen und Seidenwaaren gebrauchte Elle
oder Thouc enthält 25'^, engl. Zoll, in 6 verschiedenen Werthen swischen
0,405-0,64068 Mtr. (16 Z.— 25,4 Z.) schwankend.
10 phan machen 1 tac (tsun) » 064968 Mtr.
10 tac « 1 thouc (chih) « 64968 „
10 thouc „ 1 truong (chaug) — «,4968 „ '
30 y„ ^1 cai vai (that) = 19,4904 „
10 cai vai „ 1 quo =- 194,904 „
Der Li (die Hälfte des Dam) entspricht Vio ^e«" fr« Ligue (444,39 Mtr.
oder 1458 engl. Fuss).
Das siamesische Gewicht ist das Doppelte des chinesischen, in den
=a
9«/,
Zoll
—
19V,
»»
39
»
==:
78
»
130 FU88
2Vi
M.
=
9'/.
n
428 BeUagen.
Bezeichnungen denen der Münzen des Landes entsprechend (4 Tikal =
1 Tael). Der ausserdem von den Kaufleuten gebrauchte Coyan schwankt
zwischen 18— 22Picul (aber Paddy wird zu 16 Picul k 133 V3 U. gerechnet).
In den Längenmaassen sind:
12 Niu entsprechend 1 Kup
2 Kup « 1 Sok = 19'/, , (engl.)
2 Sek „ 1 Ken
2 Ken „ 1 Wa
20 Wa „ 1 Sen
100 Sen „ 1 Runeng — ^ ,^ *.*. „
400 „ „ 1 Yotc
Holz wird bei dem Yok verkauft, 64 Sok lang, 1 Sok breit, glrich
36,864 siamesische Nui oder Zoll (k *%5 engl. Z.), oder 169 in einem Zoll
Dicke Flüssigkeiten werden (wenn nicht in Kokosuussschaalcn und Eimeru)
gemessen durch Tanan (l' , Pint), von denen 20 ein Tang, 25 ein Sat
bilden (100 Tang oder 80 Sat ist ein Coyan).
The fineness of the precious metals (in Slam) is expressed as in China
by toques or touches, 100 deuotiug purity. They are weighed by the
tical of 236 grs. troy. The new tical is to be of the Standard purity, the
device is a three-storied umbrella on one side and an elophant on the
other. The pcwter-coins ane V» and 7,^ fuongs or half and quarter pai.
These will supersede the cowries, of which from 800—1000 are given in
exchange for a fuang. 50 Xaug (ä 20 Tamlung) sind 1 Hab (100 Hab ==
1 Tara oder 240,000 Dollar).
The Burmese have „a poor-man's measure*^ one in common usc, and
a „Chiefs'* or ,,great man's measure,*' employed in government measure-
ments. The royal cubit is 19Vio inches (s. Williams).
Längenmaasse :
8 Thits (Fingerbreiten) entsprechen 1 Maik (Handbreite)
IVa Maik „ 1 Twah
2 Twah „ 1 Toung
4 Toung „ 1 Lan
7 n „ 1 Tah
140 „ n l Oke-tha-pah
7000 „ „ 1 Daing
6» 5 Daing „ 1 Uzena (12,72 engl. M.)
Capacitats-Maasse :
2 Lamyet «= 1 Lamay
2 Lamay = 1 Salay
4 Salay == 1 Pyee
2 Pyees = 1 Sah (circa 1 Gallon)
2 Sah = 1 Saik
2 Saik = 1 Kwai
Beilagen. 429
2 Kwai = 1 Teng oder Ten (100 Ten =« 1 Coyau oder
circa 2 SchefEel)
The Teng ia what Europaeans call a basket. This füll of clean rice
is a common allowance to a laborer foronemonth (weighingöH^'j Ibs. av.).
Die birmanischen Gewichte unterscheiden den kleinen Kuay (Abrus
prccatorius) und den grossen Ruay ( Adenau thera pavonina).
2 kleine Ruay = 1 grossen Kuay (4 = 1 Bai)
2 Bai = l Moo
2 Moo :=^ 1 Mat (4 Annas oder 627» gr. tr.)
4 Mat = 1 Kyat
100 Kyat =. 1 Piakthah (oder Viss)
Lead is usually reckoned at 500 to 1 of pure silver, but sometimes
15 viss of Icad are given for a tical and in cities only 7 or 8 viss.
Die einzige Münze China's ist das sogenannte Cash der Engländer
oder Sapeque (vom portugiesischen sapeca) der Franzosen, mit einheimi-
scher Bezeichnung Tsien genannt, von denen die ersten bei der Thronbe-
steigung der Tschau- Dynastie (1120 a. d.) geprägt sein sollen. Durch ein
Edict der Manschu (1644 p. d.) wurde die Mischung auf 7 Theile Kupfer
und drei Theile Zink Festgesetz. Nach Ipu Bathuta stellte jeder Kauf-
mann in China sein Gold und Silber in Bullion über seine Hausthür und
wer 15 Stück aufzuweisen hatte, nannte sich Sati, ein Titel, der dem der
Karami in Egypten entspräche.
*) Saigon, das früher den Namen Ben-nghe oder Ben-thanh führte,
ist die Entstellung von Tai'ngon (Tingan), wie die 1787 in Cholen
angesiedelten Chinesen ihre dortige Niederlassung bezeichneten. Ihre
Vorfahren waren im Jahre 16S0 mit dem Statthalter Kantons, um der
von den Mandschu verlangten Huldigung zu entgehen, nach Tunkin ge-
kommen, und hatten von dem dortigen Könige die damals noch zu Kam»
bodia gehörigen Länder voh Gia-dinh in Untercochinchina angewiesen
erhalten. Bald darauf folgte die annamitische Eroberung, vor der sich der
kambodische König nach seiner jetzigen Hauptstadt Udoug zurückzog.
Saigon wurde dann von einem annamitischen Statthalter regiert und hatte
vielerlei Wechselfälle zu erdulden, sowohl unter der Revolution der Tay-
son (1774) als auch während der späteren Partei kftmpfe, in denen der aua
dem Exil zurückgekehrte Gialong sich seinen Thron zurückeroberte. Ehe
die Franzosen Saigon besetzten (1859), zählte die Stadt 50,000 Einwohner,
wurde aber von d^n Mandarinen bei ihrem Rückzug grossentheils zerstört
und litt auch stark während des Jahres 18G0, wo die französische Escadre
im chinesischen Kriege abwesend war und die Occupation Saigons von
•) 8. UoMre Zeit HL 19.
^
^
-(k.
430 Beilagen.
Capitän Daries mit seiner 7iH) Mann zählenden Besatzung französischer
und spanischer Truppen gegen ein täglich wachsendes ßelagerungsheer
der Annamiteu hatte vertheidigt werden müssen. Nach der Itückkehr des
Viceadmirals Chamer von China wurde das feindliche Lager bei Ki-hoa
auseinandergesprengt (1861) und bald darauf besetzte der Contreadmiral
Page die Stadt Mytho, den Regierungssitz der gleichnamigen Provinz.
Contreadmiral Bonard, der Charncr in der Verwaltung der Colonie ersetzte,
eroberte die Provinz Bien-hoa, und als gleichzeitig französische Kriegs-
schitfe die Mündung des Flusses von Ilue bedrohten, sah sich der König
Tonkins veranlasst, Gesandte nach Saigon zu schicken (1862), um über
den Frieden sowie die Abtretung der drei Provinzen Saigon, Mytho und
Bien-hoa nebst der Insel Pulo-Condor fu verhandeln. Die Auswechselungen
der Ratificationen des am 5. Juni 1862 geschlossenen Fri(»dens fanden
am 15. April 1863 in Hue statt, und obwohl der König später durch eine
nach Frankreich geschickte Gesandtschaft Rückkauf der drei Provinzen
Yorschlug und dafür ein französisches Protectorat über die sechs Pro-
vinzen des unteren Cocliinchina anbot, endeten die längeren Berathungen
doch mit einer Ablehnung dieser Vorschläge und es verblieb bei den
früher getroffenen Bestimmungen. Nachdem der in dem Districte Go-Cong,
südlich von Saigon ausgebrochene Aufstand unterdrückt worden, war es
die erste Sorge des Contreadmirals de la Grandierc, der Bonard bei seiner
Abreise nach Europa als Gouverneur folgte, die Verhältnisse mit Kam-
bodia zu regeln, dessen Hof durch den siamesischen Gesandten (1862) die
Rückgabe der Mündungen des Bassac verlangt hatte, und den König
Nak-ong-lan oder Phra-Norodon zur Anerkennung des französischen Pro-
tectorats zu bewegen unter Abschluss eines Vertrags (am 11. Aug. 1863),
durch den der Platz für ein Kohlendepot an dem Zusammenfluss der vier
Flussarme, eine das ganze Flussnetz der BinneuschifiTahrt beherrschende
Position, abgetreten wurde. Unruhen, die im Jahre 1864 unter den Berg-
Stämmen der Moi ausgebrochen waren, wurden bald beseitigt. Die Cita-
delle Thapmuoy, worin sich die Rebellen der Schilfebene festgesetzt
hatten , wurde am 19. April 1866 zerstört. Gegen den kambodischen
Prätendenten Phou-khom-bo, der am 7. Juni 1866 das französische Fort
in Taj-ninh überfiel, hatte, nach den letzten Nachrichten des „Courrier
de Saigon*', der Prinz Phra-Kco-Fa (Bruder des Königs) das Commando
übernommen.
Für den Aufbau der Stadt Saigon wurde gleich nach der Besitznahme
ein regelmässiger Plan entworfen, der schon nach verschiedenen Th eilen
in Angriff genommen worden ist. Bis jetzt bildet die Citadelle mit dem
Yon Europäern beijvohnten Quartier den Kern der Niederlassung, um den
sich die Eingeborenen in 11 Dörfern (die Reste von 40 früheren) gruppiren.
Die Hauptstadt der Provinz Bien-hoa liegt in dem Districte Phuoc-an-
huyen und ist nur in strategischer Hinsicht von Wichtigkeit. Mytho da-
gegen, die im Districte Kieng-hung-huy en gelegene Provinzialstadt, ist als
UeilageD. 431
Stapelplatz dos kambo(Ii»chcu Handels von comincrzielicr Bedeutung, und
würde noch höhere besitztMi, wenn nicht die Einfaln*t in seinen Flussarm
von November bis April, der östliclien und nordöstlichen Winde wegen^
eine gefährliche wäre. Die Insel Pulo-Condore ist seit dem Jahre 1868
zu einer Strafanstalt für eingeborene Verbrecher eingerichtet worden, und
werden die dorthin Deportirten besonders zu der Bereitung des Kalks
verwandt, an welchem die Insel reich ist.
J)ie französische Verwaltung lässt grösstentheils die ursprüngliche
(iemeinde Verfassung bestehen und in der frühem Maschinerie weiter ar-
beiten, nur dass die höhern Stellen, wie die des Quan-bo und Quan-an
l)ei tinanzicller und richterlicher Anordnung iu der Provinz Mytho, von
frauzösischeu B<'amten besetzt sind. Dem Gouverneur, der mit sehr aus-
geih»hnten Vollmachten betraut ist, steht ein Verwaltungsrath zur Seite,
di(* Marin«; hat ihre eigene Leitung, und ausserdem ist nach dem Beis)>icl
der ü)>rigen Colonien (auf den Antillen und in K^uniou) eine Administra-
tion für die inucm V^erhältnisse des Landes niedergesetzt Im Palais de
rinilustrie wurden im Jahre 1866 700 Gegenstände von 500 Ausstellern
aufgezeigt, im Jahre 18G7 719 von 570.
Der Handel Saigons hat seine vorzüglichste Bedeutung in der Reis-
exportation, die seit der Beendigung des birmanischen Kriegs und der
englischen Besetzung des Irawaddy grössere Dimensionen in Indien an-
zunehmen begann und die europäischen Märkte, die bis dahin nur den
lUüs Carolinas, Javas, Beugalens oder Aegypteus kannten, mit Zufuhren
aus liaugun, Akyab, Bassein, Molmein, Bangkok und Saigon über-
schwemmten. Die ganze Küste Hinterindiens ist ein sumpfiges Niederland,
das den Eingeborenen überall die reichsten Reisernten, meistens zweimal
im Jahre, gewährt und auch von jeher die Kornkammer der Chinesen ge-
bildet hat, die dorther ihren Bedarf zu beziehen pflegten, wenn die eigenen
Ernten fehlschlugen oder unzugänglich blieben. In den feuchten Tief-
ländern, Thao-dien im Annamitischen genannt, wird der Reis zunächst in
kleinen Beeten (Lua-ma) gesäet, ebenso wie der Khao-myang der Siamesen.
Nach 30—40 Tagen, wenn die jungen Schossen hinlänglich hervorgetrieben
sind, verpflanzt man sie voraichtig in einen schlammigen Boden, in hin-
länglicher Entfernung von einander. Die im August beginnende Aussaat
zieht sich bis September hin, und in den Gegenden, wo auf zwei Ernten
gerechnet werden kann, fällt die erste im Februar, die zweite in den
Monat Juli. Sonst wird, wie auch in Siam, wo man die erstere Reissorte
Khao-bao, leichten Reis, die zweite schweren Reis oder Khao-nak nennlip
von November bis Januar geerntet.
Neben dem gewöhnlichen Reis findet sich, wie auch in Binna und
Siam, noch der glutinöse Reis oder Lua-dieu im AnnamitiBchen , der be-
sonders zur Bereitung von Kuchen und feineren Speisen dient, oder auch
zur Spritdestillation. Die Birmanen schreiben ihm besonders kräftigende
Eigenschaften zu, und ehe sie eine beschwerliche Unternehmung beginneOi
432 Beila^n.
pflegen si«.* sich einige Tage von diesem, b»fi ihnen Kaunvin genannten. Reis
sa nähren. Ausserdem kennt man noch in Cochinchina den aber nur
wenig geschätzten Hügelreis iSon-dien), sowie den bei Urbarmachung von
WaldHtrichen angepflanzten Kay, der auch den bi^nani3ch•si:lmeäi^chen
Karen für ihre wechseln le Felderwirthschaft dient. Auf der Agricul'ur-
aoästf'llung in Saigon :vom 25. Febr. bis 5. März l^}*h hatte der Distrirt
von (.*uu-an 24 Arten von Reis «'ingeschickt Als der beste Rois Cocbin-
chinas zeigte sich df*r von Tanhoa.
In der einheimischen Reiscultur Cochiuchinas venniethet sich der Ar-
beiter für die Saison, die 90— 12il Tage dauern mag. Er empfangt dafür
ein<''U Anzug, seine tägliche Nahrung und 3 Arecanüsse per Tag mit den
entsprechenden Zuthaten von Betelblättem« Kalk und Tabak, um die
beliebte und allgemein übliche Kauniasse zu bild*Mi. Je nachdem die
Saison 3 Monate, 3'/, Monat oder 4 Monate dauert, erhält er ^nacli Türe)
am Ende deraelben 3»% 35 oder 4<> IJtre Paddy (ungehülsten R<»is), was
hm dann für seine ProTifioneu im Reste des Jahres dient. Die Arbeit
währt etwa 12 Standen jeden Tag und Frauen erhalten denselben Lohn
wie die Männer. Die Fraa nimmt überhaupt in Cochinchina eine geachte-
tere Stellung ein als sonst im Orient gewöhnlich der Fall ist, da in dem
(dem chinf'si.schen Pa-Qua) entsprechenden Bat-Quai das weibliche Princip
auf d^m Ehrenplatze steht, ebenso wie in dem Zeichen Li , der ganzen
und gebrochenen Linien.
Ueberblickt man die statistischen Tabellen der Handelsbewegung Sai-
gons, so zeigt sich ein allmähliches Sinken der Ausfuhr in den Jahren
im), 18^1 und 1^2, bis sie im Jahre 1863 ihren tiefsten Stand erreicht,
und erst mit 1^64 tritt eine Wendung zum Steigen ein. Die Tonnenzahl
der europäischen und chincBischen Schiffe zusammengenommen betrug
163910 im Jahre 1860, 178,078 im Jahre 1861, aber nur 112,394 im Jahre
18<>2. Dieser Abfall findet seine Erklärung darin, dass in den Jahren
1860 und 1861 die Vorräthe ausgeführt wurden, die sich während der lln-
terbnM'hung des Handels im französischen Kriege aus den vorhergehenden
Jahren aufgehäuft hatten. Sobald sich die europäische Besitznahme Sai-
gon« gesichert zeigte, eilten aus allen nahe gelegenen Häfen, besonders
den chinesischen und aus Singapore, Schiffe dorthin, um die gefüllten
Magazine zu entladen. Im Jahre 1862 waren diese grossentheils erschöpft
und gleichzeitig hatte der Aufstand im Districtc 6o-cong während des
Jahres 1861 einen Theil der Ernte vernichtet Der Rückschlag der durch
die ersten Erfolge in den Jahren 1860 und 1861 unglaublich überspann-
ten Speculationen zeigte sich besonders 1863, wo trotz der geringen Aus-
fuhr von Reis (nur 288717 Picul statt 713426 Picul wie im vorhergehen-
den Jahre) im I^nde selbst eine solche Noth eintrat, dass der Preis über
9 Ligaturen (circa 9 Frs.) für den Kuong (ein ungefähr 40 Liter enthal-
tendes Maass) stieg und die Regierung bei der drohenden Hungersnoth
•ich veranlasst sah, durch ihr Decret vom 18. Aug. 1863 die Ausfuhr ganz-
Beilagen. ' 433
lieh zu untersagen. Der Preis begann dann zu fallen und erhielt sich
zwischen 7 Vi— 8 Vi Ligaturen bis zum November. Als die sehnlichst er-
wartete Ernte des frühzeitigen Reis durch starke Regengüsse verzögert
wurde, stieg der Preis am 12. Nov. auf 12 Ligaturen, fiel aber mit dem
ersten Einbringen des neuen Reis und stand am 27. Nov. auf G Ligaturen,
am 15. Dec. auf 3 Ligaturen. Dann begann er sich infolge vermehrter
Nachfragen wieder etwas zu heben, doch konnte die Regierung am 1. Jan.
1864 das Ausfuhrverbot sistiren.
Die schwere Lähmung des Handels während dieses Jahres war in den
früheren Tabellen, wo die Zahl der eingelaufenen Schiffe auf 138, die der
expedirten auf 135 angesetzt war, noch dadurch verdeckt, weil in ihm ge-
rade die Messageries imperiales ihre Fahrten nach Saigon begonnen
hatten, und so ein Element eingerechnet war, das erst wieder abgezogen
werden musste, um eine reine Vergleichung mit den früheren Jahren zu
haben, wo diese Dampfschiff^e fehlten (24 Schiffe mit 36,000 Tonnen). Ausser-
dem schien es günstig, dass die Ausfuhr eines andern Artikels im Ver-
gleich mit 1862 gestiegen war, nämlich die der Büffelhäute {ISfiSb im Jahre
1862 und 24651 im Jahre 1863), aber dieses Factum war nur ein um so
deutlicheri^s Zeichen des im Lande herrschenden Nothstandcs, da der
Bauer mit der Aufopferung des nützlichen Pffugthieres die Gans tödtete,
die ihm die goldenen Eier legen sollt«.
Zugleich ist in der Uebersicht der statistischen Tabellen eine unun-
terbrochene Venninderung der chinesischen Djonken im Vergleich zu den
europäischen Schiffen bemerklich, woraus aber nicht direct auf eine Ver-
minderung des chinesischen Handels geschlossen werden darf. Die chi-
nesischen Kaufleute, die früher den ganzen Handel des Ostens monopoli-
sirten und ihn in seinem alten Schlendrian erhielten, so lange sie keine
Rivalen zu fürchten hatten, haben sich mit praktischem Blick rasch den
neuen Verhältnissen gefügt, als die europäische Concurrenz ihnen gefähr-
lich wurde. Sie erkannten bald die höhere Sicherheit, die ihnen die eu-
ropäischen Schiffe durch die grössere Seetüchtigkeit ihrer Ofßciere sowie
durch die gleichzeitige Möglichkeit, Assecuranzen abzuschli essen, darbo-
ten, und befrachten jetzt vorzugsweise euro])äische Schiffe, so dass die ge-
brechlichen Djonken, die in ihrer beschwerlichen Küstenfahrt nur Eine
von dem Monsun abhängige Reise im Jahre zu vollführen befähigt waren,
mehr und mehr verdrängt werden. Manche der chinesischen Kautleute
sind selbst Rheder und lassen ihre Schiffe von englischen oder amerika-
nischen Capitänen commandiren.
Als man während des amerikanischen Kriegs alle Winkel der Erde
nach einem der Baumwollproduction fähigen Boden durchstöberte, wurde
auch die cochinchineflische Baumwolle auf den europäischen Markt ge-
schickt, wo sie meist(;ns mit dem Good middling upland von New-Orleans
rangirte. Die Cochinchinesen unterscheiden zwei Arten von Baumwolle,
Bastian, R«iae in Kanibodia. IV. 28
434 Beilagen,
die aus China eingi'führtc lirng-tau oder SchiffHbauinwolle und ihre ein-
heimische oder Hoiig-re. Die crstfre ist weisser und seidenartiger, giebt
aber ein weniger festes Gewebe als die letztere, welche dagegen wieder
schwer zu reinigen ist, wenigstens mit denjenigen Maschinen, die im Lande
üblich sind. Neuerdings hat man zur Verbesserung der Cuitur Samen
aus Aegypten eingeführt. Die Baumwolle bedarf vier bis fünf Monate,
um zu völliger Reife zu gelangen, und die Ernte findet vom October bis
Februar statt. Im Verkauf wird sie gegen Ligaturen abgewogen, und
stellt sich der Preis durchschnittlich auf % Fr. pro Kilogramm. Doch ist
sie vielfachen Schwankungen unterworfen und stand z. JB. im April lh^G4
auf "2 Frs. Auch die bisluT auf China beschränkte Seidenausfuhr hat im
östlichen Asien während der letzten Jahre einen früher ungckannten Auf-
schwung genommen, seit die japanischen Häfen geöflnet sind, und wird
wahrscheinlich auch bald in den hinterindischen Ländern ebenfalls ein
reicheres Material finden, als man bisher vermuthet hat. Sie ist sowohl
in Siam wie in Kambodia und Zwischenprovinzen überall unter -den
Laos verbreitet, und auf dem Hochlande soll sie in noch weit ausgedehn-
terem Massstabe betrieben werden. Der Maulbeerbaum findet sich in ver-
schiedenen Varietäten der Morus indica in Cochinchina angepflanzt; für
die Ernährung der Seidenwürmer wird aber besonders eine Zwergart ge-
zogen, die man künstlich in niedrigen Büschen zu halten sucht, um immer
frische und zarte Blätter bei der flaud zu haben. Der Schmetterling
kriecht am zehnten Tage aus und legt nach stattgehabter Begattung noch
an demselben Tage seine Eier. Die am 20. Tage hervorkommende Raupe
spinnt sich am 25. Tage ein, oder bei schlechter Ernährung am 30 Tage.
Es lassen sich deshalb leicht fünf bis sechs Ernten im Jahre gewinnen
und hur gegen das Ende der trockenen Jahreszeit ist man zuweilen um
frische Blätter in Verlegenheit. Die Cocons verkaufen sich je nach ihrer
Schönheit für 4—5 Ligaturen (oder Francs), doch mag der Preis auch
auf 7 Ligaturen steigen. Die Eier werden auf viereckigen Papierblättem
verkauft, von denen jedes durch 10 Weibchen belegt ist, und eine Lage
von 10 Blättern, also die Production von 100 Weibchen wird für 4
Ligaturen verkauft. Die grösste Ausdehnung hat die Scidencultur in
den District^n Baria und den anstossenden von Phuoc-an-huyen (der Pro-
vinz Bieu-hoa).
Der Indigo wird auch in Indien wie in Amerika von der Indogifera
anil argentea et tinctoria gewonnen, doch besitzt der cochinchinesische
wenig Bedeutung für den Handel, da ihn die Eingeborenen in eine fast
unbrauclibare Paste zu verarbeiten pflegen. Die schlechte Beschaffenheit
wird besonders dem brakischen Wasser zugeschrieben, das bei der Be-
reitung verwandt wird, sowie der Unwirksamkeit des Kalks, den man zu
lange der Luft ausgesetzt liegen lässt, obwohl er sonst rein und gut sein
würde, weil er aus Madreporen gewonnen wird. Der König von Birma
Beilagen. 435
Hess vor einiger Zeit Pflanzen aus BengJilcn einführen, um den t'inhoimi-
schen Indigo zu verbesacni.
Bedout8am wird wahrRchcinlich die Holzausfulir Cochinchinas werden,
da auch der geschätzte Teakbaum dort vorkommt, mit dem sich bis dahin
die Schiffswerften bosonder» in Mohnain und der Koromandelküste ver-
sorgten. Verschiedene Holzarten, wie Huynh, Go (Nauclea orientalis),
Son (Gnaphalium indicum) sollen sich trefflich für f«'inere Möbdartcn em-
pfehlen, und für den Hausbau ist eine grosso Auswahl geeignet. Während
der annamitischen Herrschaft waren die Stämme des Saobaumes (Tectona
grandis), die durch Feuchtigkeit nicht angegriffen werden, für den könig-
lichen Palast reservirt, und auch in Siam dienen sie besonders dafür oder
zum Klüsterbau. Eiji nützliches Holz ist zugleich das des Traibaumes
(Lantana racemosa), das, wenn es völlig ausgetrocknet ist, in seiner harten
Schwere, wodurch es im Wasser untei-sinkt, unverwüstlich scheint. Von
einer Forbtcuitur hat man in den mit Urwäldern bedeckten Ländern
Hiuterindiens keinen Begriff", und wie die Karen in Birma und Siam,
opfern die Sthien an der cochinchinesisch-kambodischen Grenze jährlich
die werthvollsten Waldstrecken für den Anbau ihres in der Asche gesäeten
Keis auf, indem sie die Ausrottung höchst unbedachtsam vornehmen.
Der Transport des in den Wäldern von Tay-Ninh gehauenen Holzes ge-
schieht theils durch Packthiere der von dem Cham und Kambodiern
gehaltenen Büffelheerden, theils durch Hinabschweminen auf den Fluss-
armen und Kanälen, die in den mit dem Mekong verbund«?neu Donnai*
auslaufen. Auch Brennholz wird in Saigon ausgeführt, hauptsächlich nach
China oder für den Küstenbedarf auf einheimischen Barken. Die Salz-
gewinnung aus dem Meerwasser wird besonders bei dem Dorfe Choben
(in Bien-hoa) betrieben.
Unter den Kaolinsorten Cochinchinas wird ein weisser, fetter Thon,
der mehr oder wenig(?r mit Eisenoxyd gefärbt ist und bei den Eingebo-
renen Da-trang (weisse Erde) heisst, als vorzüglich zur Porzellanverferti-
gung geeignet empfohlen. Unter der Regierung Tu-I)uc*s soll iudess die
Fabrikation überall im Landeverbotengewesen sein, ausser in der Haupt-
stadt. Die Kambodier verfertigen feine Töpfergeschirn; aus einer Erdart,
die sich in der Krang-dai-mia genannten Landspitze des grossen Sees
findet. In diesem See wird auch der ausgedehnte Fischfang betrieben,
durch den sich alle umliegenden Länder mit den getrockneten Fischen
versorgen, die neben einigen Gewürzen fast die einzige Speisezuthat in
ihrer sonst ausschliesslich auf Keis beschränkten Nahrung bilden. Seit die
französische Besatzung die Binnenschi flfahrt durch Unterdrückung der
Piraten gesichert hat, findet ein grosser Theil dieser getrockneten Fisch-
provisionen seinen Weg nach Saigon. Im Jahre 18<)*2, ehe noch die Grenz-
Bchwierigkeiten mit Kambodia geregelt waren, belief sich die Ausfuhr
Saigons an getrockneten Fischen auf den Werth von liJOjOlX) Frs., im
Jahre 18(>4 auf 1,915,279 Frs. Der Gesammtumsatz des cochinchinesischea
28*
436 Beilagen.
Seehandels wurde im Jahre 1864 auf 30 Mill. Frs. geschätzt, 16 Mill. im
Export und 14 Mill. im Import Unter den Einfuhren vertheilen sich
1,500,(X)0 Frs. auf alkoholische Getränke, 1,700,000 Frs. für chinesischen
Thee (der einheimische des Landes ist sehr untergeordneter Art), dann
Mehl und Getreide 1,500,000 Frs., Kalk 2 Mill. Frs., chinesische Papiere
2 MilL Frs., Opium 600,000 Frs., chinesische Droguerien 350,000 Fr., chi-
nesisches Porzellan 370,000 Frs. Der grösste Theil der Einfuhren in Eu-
ropa wird bis jetzt für den Unterhalt der Truppen verwandt, sowie für die
Arbeiten an dem Aufbau der Stadt und der Kegierungsgebäude.
Prufk Toii G. nti in Naumburg *f^
I
Im Verlage von Hermann Costenoble in Jena erschienen
ferner folgende neue Werke:
Henglln, M. Th. TOn, Reise nach Abessinien, den Gala-
Ländern, Ost-Sudan undChartura in den Jahren 18G1
und 1862. Nebst 10 Illustrationen in Farbendruck und Holz-
schnitt, ausgeführt von J. M. Bernatz, einer lith. Tafel und
• Originalkarte. Gross-Lex.-8. eleganter Ausstattung. 4^3 Thlr.
Andrce, Dn Richard, Vom Tweed zur Pentlandföhrde.
Reisen in Schottland. Mitteloctav-Format eleg. broch. 1 Thlr.
22% Ngr.
Baker, Samuel, White, Der Albert Nyanza, das grosse
Becken des Nil und die Erforschung der Nilquel-
len. Deutsch von J. E. A. Martin. Autorisirte Ausgabe.
Nebst 33 Illustrationen in Holzschnitt, 1 Chromolithographie
und 2 Karten. Zwei starke Bände. Eleg. broch. 5 Vi Thlr.
Berlepsch, IL A,, Die Alpen in Natur- und Lebensbil-
dern. Dritte Auflage. Für den Keisegebraueh redigirt
Mit (i Illustrationen in Holzschnitt. 8. eleg. geb. 1 Thlr.
Berlepseh, A, H,, Die Alpen in Natur- und Lebensbil-
dern. Mit 16 Illustrationen von E. Kittmoyer. Praeht-
Ausgahe« Lex.-Oct. Ein starker Band. Eleg. broch. 3 Thlr.
26 Ngr. Eleg. geb. mit vergoldeten Deckenver-
zierungen 4V3 Thlr. MitGoldschnitt 4^/3 Thlr. Wohl-
feile Volksaiisji:ahe, gr. 8. Eleg. geb. 2 Thlr. 5 Ngr.
LIvlllgstoiie, David und Charles, Neue Missionsreisen
in Süd- Afrika, unternommen im Auftrage der englischen
Ilegierung. Forschungen am Zambesi und seinen Nebe n-
f 1 ü s 8 e n , nebst Entdeckung der SeenSchirwaund Nyassa
in den Jahren 1858 bis 1864. Autorisirte vollrttändige Aus-
gabe für Deutschland. Aus dem Englischen von J. E. A.Mar-
tin. Nebst 1 Karte und 40 Illustrationen in Holzschnitt.
Zwei Bände, gr. 8. broch. 0^/4 Thlr.
öerstacker, Friedrieh. Achtzehn Alonatein Süd-Amerika
und dessen deutschen Colonien. G Thle. in 3 Händen.
8. broch. 57» Thlr.
Gerstltelier, Friedrich, Nach Amerika! Ein Volksbuch. Illu-
strirt von Th. Hosemann und Karl Reinhardt. (> Bde.
8. broch. G Thlr. 12 Ngr.
Gerstäelier, Friedrieh, Unter den Penchuenchen. Chile-
nischer Iloman. 3 Bde. 8. broch. 4*/^ Thlr.
Oerstäelier, Fried rieli, General Franco. Lebensbild aus Ecua-
dor. (Zwei Republiken. Erste Abtheilung.) 3 Bde. 8.
broch 4 Thlr.
Gerstäcker, Frledrielu J^cnnor Ag^nila. Pemanischea Lebons-
liihi. (Zwei Ja c]> u 1» 1 i k c II. Zwfitu Ahtheiluiig.) 3 Bde. H.
hroch. 4'/., Tlilr.
(ierstiickor. Fried ricll, U n t o r dem A e q n a t o r. JavanischeR
Sittenliild. :\ iJdr. S. hmoli. 1 »/* Thlr.
ttoi*stilckei\ Friedrich, Im 15 u soll. Ansirulische Erzählung:.
Wohlfoile VolksaUlsirHlM%(.'his8ikurrnrnuil. ;> IMu. brocli. 1 Thlr.
l'J JS'gr.
OerstüC'kcr, FrfodriolK Hio iMiidnn Sträflinge. Australi-
schor Ri'nmn. /weih', durch «r«-'*f-hi;ne Auflajij«*. WollItVIle
Volksaus^aho. s. ■; H.h«. hriM-h. i>'/. Thlr.
üorstHoker, Frledriclh Dl*.* Coloni«?. Br:isilianisch«?s Lebens-
hild. ;j Bdl^ S. hnu-h. :5 Thlr 27 JS'gr.
Ocrstsicker, Friodrlclu Kiur MutU'r. I{.ouian. :\ Hdc s. bruch.
-IV^ Thlr.
Werstsickor , Fri(Hlri<*ll , Di«* U (^ ^' u 1 a t o r n n i n A r k a n s a s.
Aus dc'ui Waldhdx'H Amerikas. Krst«? Ahtheilung. 3 Hde.
4. Aufl. 'J. Sicn'oi.-Auspihc. S. l»ri»ch. 1-/, Thlr.
üorstäekon Fried ricli. I)i<i Flussjiirat «mi dns Mi8sissi])pi.
Aus dem Waldlchc^i .Vmerika's. Zweite Ahtheilung. ;> Hde.
•1. Aufl. 2. Sh-reut -Ausgabe. S. hroch. l-'/g Thlr.
liOrstSIclier. Friedrielu (ioldl Kin ('nlifornisches Lebensbild aus
dem Jahre IS-IH. ;', IMe. S. bröch. 4 Thlr.
Ücrstileken Friedriell, Tahiti. Rnmaii aus der Südsee. Zweite
Aufla«re. 4 \UU\ S. br«)ch. (> Thlr.
MVllliauseiK ItsildllilK Der M e<'rkönig:. Kine Krzählun|^. (i }k\t\
H. bn»cli. (P;^ Thir.
. 3IQllliauseiK Italduin. Has MormunenmädcluMi. Kr/.ählunt,^
aus den Zciieu des Kricfrszup's dtjr VcTciuijrten Staattm gv,-
iren di(^ „Hcilig-cn dcT h'i/.r<'n Tage" in den Jahren 1807 bis
Jsr)S. Wolilfeile Volksausgabe. Classikerformat. Ü Hde.
broch. 2V.2 Tlilr.
MVllIiailseil ItaldllilK Der II albin dianer. Kr/ählung aus dem
westlicheu Noni- Amerika. 4 Bde. H. broch. f) Thlr. i^2';'^ Ngr.
MQllIiauseil. Italduin, Der Flüchtling. Erzählung aus Keu-
Mcxico und dem angreuzt^nden Ind i an er- (i (ibici t. Im
Anscliluss au den „Hallundianer.** 4 Bde. S. brech. i)'*^!^ Thlr.
MSlIliauseil. Ualduill, Der xMayordomo. Erzählung aus
dem südlichen Kali f o r n i e n und N e u - M e x i c <». Im
Anschluss an den ,,Halbindiancr" und „Flüchtling." 4 Bde. »S.
broch r)'';4 Thlr.
MffllliailseiL Italduin. Palmblättt^r und Seh ni^ef locken.
Krzähluugeu aus dem fernen Wt^sten. 2 Bde. H. broch.
'2'\^ Thlr.
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ORADUATE