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Full text of "Reise durch Kambodja nach Cochinchina"

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1 



I 



I 



• 



DIE VOELKER 



DES 



OESTLICHEN ASIEN 



STUDIEN UND REISEN 



VON 



Dr. ADOLF BASTIAN. 



VIERTER BAND. 



-*|^* 



JENA, 

IIEKMANN COSTENOIII. K. 

1868. 






REISE 



DURCH 



KAMBODJA 



NACH 



COCHINCfflNA. 



VON 



Dr. ADOLF BASTIAN. 



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JENA, 

HERMANN COSTENOBLR. 

18G8. 



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1 

l 



Vorwort 



In dem früher ausgegebenen Prospectus war das 
ganze Werk vorläufig auf fünf Bände angeschlagen, 
doch wird es sich wahrscheinlich auf sieben ausdehnen, 
da ich im Laufe der Arbeit eine grössere Menge von 
Materialien in meinen Notizen finde, als ich selbst er- 
wartet hatte. Mit diesem Bande schliesst die hinter- 
indische Halbinsel ab; der nächste wird den Archipelago 
(Singapore, Batavia, Manilla) mit Japan inid China be- 
handeln, der sechste Mongolien und Sibirien, sowie die 
Rückreise durch den Caucasus, Südrussland und Ga- 
lizien. Für den letzten Band bleibt dann die zusam- 
menfassende Abhandlung des Buddhismus in seinen 
vielfachen Schattirungen. 

Bei den Verschiedenheiten der indochinesischen 
Orthographie denke ich zum Anhalt für den Leser ein 



VI Vorwort 

vergleichendes Register fVir die vier bisherigen Hände mit 

Erklärung der Fremdwörter anzufertigen, sobald ieh 

meine für das Siamesische aufgestellte Umschrifts-Me- 
thode (siehe: Monatsbericht der Königl. Akademie der 
Wissenschaften zu Herlin , Juni 6, 18(57) auch im Bir- 
manischen durchgefiihii; habe. 



\ ^ 



Inhalt 



Von Slam nach Kambodia. 

Abreise von Bangkok. — Kloster Tburk. — Kanal. — Sala khlang. —Pak 
klong. — Petriufluss. — Auskunft. — Vat bot. — Pachim. — Dorf 
Katbum. — Paknam. — Der Schulze. — Boten. — Regierungshaus. — 
Karren. — Kabln. — Der Gouverneur. — Das kranke Kind. — Ein 
Gelehrter. — Goldminen. — Der Leibarzt. — Rivalität. — Verehrung 
AfT Vorfahren. — Chao Sassada. — Der Sumpf Hanuman's. — Vat 
Chaokhun Bodin. — Gerichtssitzung. — Celdschätzung. — Wachen. — 
Hirten. — Der Eid. — Seidenwurmer. — Tiger. — Novizen. — 
Richter. — Wehrwolfe. — Termiten. — Flüchtling. — Pässe. — Auf- 
bruch. — Nong Kamueb. — Brücke. — Sala Prathong. — Steruuhr. — 
Waldwege. — Hong beng. — Bahn Sa-keo. — Jockabat. — Bun. — 
Entvölkerung. — Arrangement. — Protest. — BüfTel. — Kambodier. 

— Holzfäller. — Regierungsdienste. — Reisende Mouche. — Vattana. 

— Das geschenkte Crocodil. — Colonie der Laos. — Seelen und Ge- 
spenster. — Phuxai. — Mittheilungen. — Goldwäschereien. — Consul- 
tation. — Termitenhflgel. — Mahot. — Nong Bua. — Myang Aran. — 
Musikanten. — Meilenzeiger. — Stadtpfeiler. — Itinerarien. — 
Wahrsager. — Laubhüttenfest. — Besuche. — Rechenpfennige. — 
Umspann. — Heerstrasse. — Sa kabO. — Alt-Arau. — Berghohen. — 
Nong Sanong. — Tüktelah. — Fischen. — Der Prälat. — Mitthei- 
lungen. — Bootfahrt. — Sisuphon. — Mittheilungen. — Geldwechsel. — 
Mittheilungen. — Bahn Paniet. — Pangro. — Der kanibodische Schulze. 

— Mittheilongen. — Siegel. — Rückfahrt — Mittheilungeu. — Umladen. 

— Panietpra 

Das obere Kambodia nnd seine Monnmente. 

Der Fluss. — Goldgräber. — Das Auge. — Bücher. — Das Kloster. — 
Mittheiluugen. — Fuhrleute. — Bahn Thiengkam. — Maulbeer- 



ym Inhalt. 



Seite 



pflanzongan. — Mitthailongan. — LIad. — Romana. — Uabarschweni- 
mung. — Panom-Sok. — Orflndong. — Der Boden. — Kinladung 
des Gouveineiin. — Mittheilungen. — Prasat-it. — Vat Po. — Schriften. 

— Paiibücher. — Wachen. — Der musikalische Drache. — Asaiig. — 
Abgaben. — Geldeswerth. — Die Steinbrücke des Lamseng-Flusses. — 
Bahn Palieng. — Relais. — Steinbrficke des Flusses Paleng. — Bahn 
Jeng. — Hlttheilungen. — Ersatz. — Routen. — Nachtquartier. — 
Ankunft in Siemrab. — Der Kha Luang. — Process. — Kloster 
Borommarat. — Chinesisches Teufelshaus. — Geschenke des Gouver- 
neurs. — Mittheilungen. — Kloster Phra-Inkosl. — Ochsenwagen. — 
Nakhon-Vat. — Nakhon-Tom. — Bahn Sasong. — Dfr kßniglich«' See. 

— Palmsaft. — Mitthellungen. — Der Prasat-keoh und Patentaphrom. 

— Rückkehr. — Palmpflanzung. — Seidenbau. — Geschiohtserzähler. 

— 8&nger. — Lallan und Bangkong. — Verwaltung. — Hilckkehr 
nach Siemrab. — Besuch des Gouverneurs. — Mittheilungen. — 
Keulentriger. — Reliquien. — Accente. — Verse. — Käthsel. — 
Kloster Kabommarat. — Mitthellungen. — Empörung. — Processvcr- 
bandlung. — Mittheilungen. — Das Boot. — Mythologische Verhält- 
nisse. — Abreise iron Siemrab. — Seichtes Flu-^^sbett. - Dorf Apnilok. 

— Schleusen. — AusmQndung in den See. — Der Thalesab. — Bei- 
legen. — Rechen-Operationen. — Einfahrt In die MQndung des Bat- 
tambongflusses. — Zollhans. — Nachtrast. — Die Abgeschiedenen. — 
Dan Chambong. — Sala. — Ankunft in Battambong — Geldsorten — 
Kloster Plphit — Der Gouverneur. — Das Staatsboot. — Mittheilungen. 

— Missionär. — Tribut. — Frohudienste. — Sklaven. — Rerhtsgewalt. 

— Der Chao Myang. — Annectirte Provinzen. — Die Gesetze Menü 's 

in Hinterindten ö' 

Westlich und südlich vom kambodischen See. 

Vat Nareah. — FrOhstück. — Besuch des Kha luang. — Mitthellungen. — 
Handel. — Traditionen. — Elephantenverstand. — Thlerfibel. — Baset 
und Vat Ek. — Vat Tapaukeoh. — Die Tschwea. — Banon. — Klo- 
stergemfilde. — Architektur der Pagoden. — Die Dscham. — Kapellen. 

— Lieder. — Augurlum. — Abreise Ton Battambong. — Kampoug 
Pra. — Lok. — Die alten Kambodler. — Alphabet. — Hofdialekt. — 
Dorf Asatjeb. — Kloster. — ElephantenreiseD. — Dorf Taneah. — 
Waldbrand. — Ankunft in Photisat — Kbamen boran. — Plpulbaum. 

— Bergreihen. — Takro. — Mittheilungen. — Krong. — Mitthellungen. 

— Klong. — Tambongxang. — Sok. — Mitthellungen. — Ankunft In 
Boribun. — Kloster. — Schnitzwerk. — Mittbeilungen. — Pumroh. 

— Hügel. — Mittheilungen. — Ankunft in Leibiah — Krangdeimlah. 

— Mitthellungen. — Dorf Seb. — Colonien der Dtebam. ^ Ruinen 
¥on Lawek. — Ankunft in Udong. — Vat Salakbun. — Krönung. — 
Inschriften. — Bilder. — Etymologie. — BeMStenheit. — Schutzgeist. 



luhalt. IX 

Seite 
Kapelle. — Die Pagoden von Jetschathaba. — Audienz. — Der 

siamesibche Resident. — Bibliothek. — Theater. — Gesandter. — Der 

Abt. — Wettrennen. — Der Konig. — Khek-Dscham. — Die Kha." — 

Bergvolker. — Die alte Residenz. — Brahmanen. — Maulbeerbäume. 

— Oele. — Ohrdurthbobrung. — Das Dharma. — Predigten. — 
Palibücher. — Raxasab. — Buchstaben. — Vernacular. — Schrift. — 
Literatur 222 

Von Slam nach Cochinchina. 

Der Hafen üdong*s. — Franzosische Kriegsschiffe. — Chinesisches Neujahr. 

- Malayische Coloiiien. — Rangsprachen. — Katholische Mission. — 

Miethen des Boot's. — Ankunft in Panouipeng. — Sklaverei. — Cochin- 

chinesisches Kloster. — Mittheilungen. — Dido's List. — Vat luang. 

— Anieisenbauten. — Quatre bras. — Missiunsstation. — Feuer im 
Boot. — Mittheilungen. — Dörfer. — Fluth. — Tempel. — Stations- 
schiff. — Mytho — Kanäle. — Saigon. — Die Franzosen. — Cochin- 
chinesen und Tunkinesen. — Caima. — Kirchhofe. — Brahmanen. — 
Indische Beziehungen. — Der Sarkophag. — Ackerbau. — Fan-yüu. — 
Pagode. — Gebetbücher. — Grabinschriften — Aus der Literatur. — 
Bilder. — Kaufniaiinshäuser. — Tempel. — Missionäre. — Der 
Bischof. — Beamte . . . • 353 

Yecabularien ^oite 

der Samreh 89 

„ Dscham 234 

„ K harnen boran ....... 264 

„ Kha So 293 

„ Kha Tampuen 294 

» Xong 295 

^ Lao Suay 2^18 

„ Karen 303 

„ Paloung 304 

„ Sthieng 305 

„ Banar 413 

^ .Sedan 415 

Beilagen 419 






Vou Slam nach Kambodia. 

Für die ersten Tage meiner Reise nach Kambodia, die bis 
Kabin auf dem Wasser zurückgelegt werden konnte, lieh mir 
Dr. House ein früher für Missionsfahrten benutztes Boot, dessen 
hohes und geräumiges Haus in mehrere Zimmer abgetheilt war. 
Zur Bemannung hatte ich meinen schon in Bangkok gemietheten 
Bootleuten, die in dieser Gondelstadt ein unumgängliches Requisit 
jedes Einwohners sind, drei andere zugefügt und ausserdem einen 
von siamesischer Mutter in Kambodia geborenen Chinesen, der 
ein wenig Kambodisch sprach, in Dienst genommen, sowie für die 
Küche einen schon etwas ältlichen Siamesen, der früher in Kam- 
bodia gereist hatte und dort Verwandte zu haben glaubte. 
Nachdem ich am 30. November mit Sir Robert Schomburgk ge- 
frühstückt und noch meinen Freund in dem am Wege liegenden 
Kloster Borommanivet, dessen Abt er war, besucht hatte, fuhren 
V wir durch die Kanäle der Vorstädte in das offene Feld hinaus, 
P5^', wo wir für die Nacht neben dem Kloster Thück verblieben, das 
auf erhöhtem Grunde in dem theilweis noch überschwemmten 
Lande lag. Die Zellen (Kadi) der Mönche waren neben einem 
Pipul-Baum mit Tüchern umwickelt, deren Enden nach nahe- 
stehenden Pfeilerspitzen ausgezogen waren. Auf der Erde waren 
mehrere herzförmige Kegelblöcke eingesteckt, durch Kranke, wie 
man mir sagte, die diese sogenannten Lak Phi (Teufelspfosten) 
geweift hatten, um dadurch die Gesundheit wieder zu erlangen. 

Noch bei Nacht aufbrechend, fanden wir uns mit Tageslicht 
auf überschwemmten Feldern, aus denen die auf Warfen stehen- 

fiastian, RelHe in Kambodia. IV. 1 



2 Von Siam nach Kambndia. 

den Häuser hervorblickten, wie vielleicht die der Chauken zu 
Plinius' Zeit. Der Kanal, der den Menam mit dem Pachimfiuss 
verbindet, war eng und hing das an den Ufern wachsende Ge- 
büsch in das Boot hinein. Zum Frühstück hielten wir neben 
dem Vat Khlang in der Mitte eines morastigen Sumpfes. In der 
Nähe standen die Häuser einiger Malayen, die für die vorüber- 
fahrenden Schiffe Waaren feil boten. Sie waren Mohamedaner 
und, wie sie mir sagten, in Siam geboren. Ihre Elteni hatten 
wahrscheinlich zu den Colonien der Kriegsgefangenen gehört, 
die bei der ersten Anlage des Kanals vom Könige an beiden 
Seiten desselben angesiedelt worden waren. Nach dem Durch- 
fahren offener Felder wurde, um ein Bad zu nehmen, an dem 
sogenannten Halbweghause angelegt, der Sala-Khlang (Mittel- 
Halle), ein von Steinpfeilern getragener Pavillon zum Ausrasten 
für den Reisenden, der froh ist, einen Augenblick der schwülen 
und mit feuchten Miasmen geschwängerten Luft zu entkommen, 
die ihn im Boote umgiebt, so lange die glühende Sonne auf die 
rankende Vegetation des Kanals und die halbbewässerten Aecker 
niederbrennt. Ein Mönch der in seinem Boote dahergerudert 
kam, unterbrach seine Reise gleichfalls einen Augenblick, um 
nach der Halle heraufzukommen und sich neben mich zu setzen, 
lieber die weite Fläche hinzeigend, bemerkte er, dass früher air 
das Wasser von dort zur See auszufliessen pflegte, bis vor etwa 
30 Jahren der jetzige Kanal gegraben wurde. Man habe dann 
von Krung Khao (der alten Stadt oder Ayuthia) die Malayen 
herbeigebracht, die man in den Kriegen zu Gefangenen gemacht, 
und habe ihnen längs des Kanals ihre Wohnungen angewiesen. 
Als wir uns wieder eingeschifft, sah Ich in einer mit hohem Gras 
bedeckten Fläche ein Götzenhaus mit Puppen und geopferten 
Büffelbildem. An der rechten Seite des Kanals begleitete uns 
eine Linie von Termitenhügeln, die über der Hochwassermarke 
standen. Das Boot verwickelte sich verschiedentlich in den 
Schlinggewächsen und Unkraut, mit denen der Kanal gefüllt war, 
so dass es losgehauen werden musste. Das Wasser des Kanals 
fing an eine deutliche Strömung zu zeigen, die stUrker und ^tärker 
mit uns lief, bis sie uns nach Kanap, der Einmündungsstelle in 
den Pachimtiuss, brachte. Dort war reges Leben^ da eine grosse 




ff.; 
MünduDg des Kanals. 



Anzahl von Böten, zur Zahlung der Phasi (Taxen) am Zollhaus 
lag, und die Ankunft Anderer durch Gloekengeläute verktindet 
wurde. Wir machten in Pak-Khlong oder Pak-nam Halt, wo 
sich die Polizeistation (Dan) fand. In der Nähe stand eine 
kleine Capelle mit einem Porzellanlöwen chinesischer Arbeit. 
In einem grösseren Bethause waren künstliche Blumen mit Flitter 
von Ooldschaum aufgesteckt. Auf der andern Seite des Pachim- 
oder Petriuflusscs zeigten sich in der Entfernung Berghöhen. 
Ich schlief die Nacht im Boote und musste auf das Bad ver- 
zichten, da von allen Seiten vor Alligatoren gewarnt wurde. 

Am nächsten Morgen fuhren wir früh in den Fluss ein, auf 
dessen lehmigen Ufern niedrige Hütten zerstreut standen. Zu 
beiden Seiten wurde in den Feldern durch die Ackerbauer und 
ihre Kinder ein ununterbrochenes Geschrei unterhalten, um die 
Vögel von den reifen Aehren fortzuscheuchen. Die Garben wurden 
durch Büffel in Schlitten fortgezogen, auf denen auch der Führer 
sass. An manchen Stellen waren Fischer beschäftigt. In die 
Oeffnung eines kurzen Richtwegs einfahrend, den Pak Lat des 
Khlon Lat, blieb das Boot stecken und konnte erst nach längerer 
Anstrengung wieder in den Fluss hinausgebracht werden. An 
der Theilungsstelle desselben Hessen wir den nach Nakhon-najok 
führenden Zweig liegen und folgten dem Kabin-Arm. Die Ufer 
waren dicht bewachsen, so dass nur mitunter die hohen Säulen- 
pfeiler der Klöster herv^orragten, um deren Lage anzudeuten. 
Wir sahen jetzt auf der einen Seite die Berge Korats aufsteigen, 
während auf der andern die Hölien Chantabuns sich am Hori- 
zonte hinstreckten. In Sabab liegen die Quellen kambodischer 
und siamesischer Flüsse. Der Petriu-Strom bildet sich durch die 
Verbindung des Flusses- von Nakhon-najok mit dem Flusse von 
Ban-Khang oder Pachim. Das Land zeigte sorgfältigere Be- 
bauung und Dörfer oder Klöster wechselten mit Bananen-Gärten. 
Gegen Abend erkundigten wir uns bei einem mit getrockneten 
Fischen vorbeifahrenden Kahnfllhrer nach der Entfernung bis 
Pachim. Kueb thüng (fast angekommen), war die Antwort. 
Als nach genauerer Bestimmung gefragt wurde, erwiederte er, 
dass es noch ungefähr drei Wendungen (sam lioh) sei. Ich 
wurde au die in den Fussreiseu der Ferien gemachten Er- 

1* 




•l.^T 



4 Von Siam nach Kambodia. 

fahrungen erinnert, als einer meiner Bootleute meinte, dass es 
mit dieser Auskunft sein würde, wie es im Laoslande zu gehen 
pflege, wo man nach Zurllcklegung der drei Windungen auf 
neue Nachfrage zu hören gewiss wäre, dass das Ziel noch 
doppelt so weit entfernt sei, wie bei der vorigen. „Ja, sagte ein 
Anderer, wenn ein dort reisender Thai (Siame^e) sich nach 
Wasser erkundigt, und der Laosmann antwortet Na na bo mi 
oder kein Wasser (bo, als Negation), so versteht er einen 
Brunnen (bo) gerade vorauf (na). Ein ebenso verdrehtes Volk 
diese Laos, wie ihre Sprache.'^*) Uebrigens traf die Vorher- 
sagung ein. Wir legten eine Windung des Flusses nach der 
andern zurück und der Abend war schon längst angebrochen, 
ohne dass etwas von der Stadt sich zeigte. Ich befahl deshalb 
den Bootleut^n, für die Nacht neben einer Büffeleinzäunung an- 
aulegen, hörte aber, dass ein Kloster in der Nähe war, und 
erreichte es noch eben vor völligem Dunkel. Während das 
Abendessen zubereitet wurde, ging ich nach dem Klosterhof, 
wo ein halbes Dutzend Mönche um ein Feuer versammelt sassen. 
Einer nach dem andeni nahm ein brennendes Scheit heraus 
und ging mit demselben, als Fackel, nach seiner Zelle, von seinen 
Schülern gefolgt. Die Stimmen der ihre Lectionen hersagenden 
Knaben Hessen sich noch lange in der Nacht vernehmen. Im 
Gespräche mit den zurückgebliebenen Mönchen hörte ich, dass 
»ich auf eine Tagereise Entfernung in den Bergen von den Lava 
fönden, mit langausgezogenen, durchbohrten Ohren und einer 
von den Laos verschiedenen Sprache. Sie kämen zuweilen, um 
Zeuge für Betttücher zu verkaufen. Die Stämme der Kha und 
Xong besässen vielfache Aehnlichkeit miteinander, doch wäre 
ihre Sprache nicht ganz dieselbe. In Salaburi lebten von den 
Lao Phuen. Von den Lao aus Viengchan würden die Bewohner 
Korats die alten Siamesen (Thai Kao) genannt. Man steige 
zu dem Lande Korat in drei Terrassen aufwärts, auf deren 



*) wie die Franzosen pain neDnen^ was doch Brod ist. Dasft der Franzos ^kalt ist, 
kalt ist" geschryen, ist die provincialische Sprach und verbrochen Latein, ^calidnin 
est, calidum est,** aiifTeutsch: ^Ist heiss, ist heiss,*^ der Bader hats auf sein Sprach 
kalt verstanden, darumb den Frantzosen warm genug ausgebadet. (Lehmannus.) 



pÄchim. 5 

obersten die gleichnamige Hauptstadt stünde. Die Ruinen des 
alten Phimai wären grösstentheils aus Ziegelsteinen erbaut. Der 
Fluss (Menara) Pachim, der den Zweig von Nakhon-najok als 
Kanal (Klilong) aufnälime, würde bei Kabin durch das Zu- 
sanimenströmeii verschiedener aus den Bergen herbeikommender 
Bäche vermehrt. Wahrend dieses Gesprächs sassen auf den weit- 
ausgebreiteten Aesten eines alten Seifenbaumes (Ton Sabü) zwei 
Affen, die uns aufmerksam zuzuhören schienen, während andere 
neben ihnen herumliefen, aber alle auf das Abfeuern eines 
Schusses verschwanden. Andere Bäume waren weiss bedeckt 
von der Menge der Nok Jang und Reihervögel , die auf ihnen 
schliefen. Das Kloster, Vat bot genannt, enthielt, wie ich hörte, 
14 Mönche (Phra Song) und acht Schulknaben (Luk sit). Nen 
oder Novizen landen sich keine. An den Capitälen der Kloster- 
pfeiler hingen kleine Glöckchen, die in der Abendluft tönten. 
Als ich in's Boot zurückging hörte ich das Plumpsen der schweren 
Körper einiger Alligatoren, die in's Wasser sprangen, und solche 
meiner Leute, für die unter dem Dache des Bootes kein Platz 
war, zogen vor, in einer Sala am Lande zu schlafen. 

Schon vor der Dämmerung Hess ich die Leute zum Reis- 
kochen wecken und dann mit Sonnenaufgang abfahren; Wir 
begegneten den mit dem Almosentopfe im Boote auf ihren Bettel- 
gang ausziehenden Mönche und langten nach mehrfachem Wechsel 
an Klöstern und Dörfern auf den buschigen Ufern an der Stadt 
Pachim an. Auf Nachfragen erfuhren wir, dass es zwei Chao 
Myang (Gouverneur) gäbe, einen alten und einen neuen, und als wir 
bei dem Hause des Ersteren vorfiihren, ward uns die Mittheilung, 
dass derselbe nach Bangkok abgereist sei, der andere aber nach 
Kambodia. Der Palat fand sich gleichfalls abwesend, und als 
wir uns schliesslich nach dem Hause des Jockabat begaben, war 
derselbe ausgegangen. Ich Hess mir dann einen Führer nach 
der Wohnung des Phu Xuai*) geben und nahm meine Papiere 
mit mir. Ich bedurfte verschiedener Sachen, deren Anschaffung 
, in Bangkok vergessen war, hörte aber, dass sich in der Stadt 



*) Der Oehülfe des Jockabat oder Beistandes, der auf deu Palat oder Vice- 
gOQvernenr folgt. 



6 Von Siam nach Kambodia. 

kein permanenter Bazar fände, sondern nur ein Wochenniarkt 
abgehalten würde. Selbst das Nothwendigste konnte nicht erlangt 
werden. Der Phu xuai gab mir indess einen seiner eigenen 
Wasserschöpfer, ohne Bezahlung dafür annehmen zu wollen, so 
dass ich mich darauf beschränken musste, das Geschenk durch 
Geschenke zu erwiedeni. Als ich ihn um die Xong der umlie- 
genden Berge befragte, Hess er eine Frau kommen, die längere 
Zeit in der Nähe der Xong-Uörfer gelebt hatte und einige Worte 
ihrer Sprache kannte, die ich aufschrieb. Die Häuser der Khun- 
nang (oder Adligen) ungerechnet, enthält die Stadt Pachim 
250 — 300 Häuser an Leuten aus dem Volk ( Phrai). Ausserhalb 
der Stadt beginnt der Dong Phrahm (der Brahmanen-Wald), 
dicht bevölkert durch Thai, Laos und Khamen. Die Ufer beim 
Weiterfahren waren mit liochstämmigen Waldbäumeu eingerahmt. 
Wir passirten eine Abzweigung des Flusses (Khlong bang hoi), 
hörten aber im nächsten Dorfe (Bahn Namhak), dass sie zu einer 
unbewohnten Wildniss führe und nur von den Holzhauern benutzt 
würde. Mehrere Böte kamen uns entgegen, mit Feuerholz bela- 
den, das besonders für die Zuckerfabriken im Dis^rict Petrin be- 
stimmt war. Auch an den dortigen Ufern zeigten sich Zucker- 
felder. Der frühere Lehm machte dem Sande Platz. Der Fluss 
begann sich zu krümmen zwischen hohen Bänken, die mit langem 
Grass bewachsen waren, und die Häuser standen in Klumpen von 
Bambus. Ueberall lagen Büffel im Wasser, die Tagesgluth vor- 
übergehen zu lassen. Im Dorfe Bankabek waren Buden für den 
Verkauf von ReisebedUrfnissen aufgesclilagen. Der Strom des 
Wassers war zuweilen mit uns, zuweilen entgegen, und die 
Krümmungen Hessen sich mitunter durch einen geraden Verbin- 
dungsweg vermeiden, den uns die Bewohner anzudeuten pfleg- 
ten. Weiterhin waren die Ufer dicht bewaldet, und lagen dort 
mit Feucrliolz beladene Böte. Auch kamen Flösse herabge- 
schwommen mit darauf gebauten Häusern. Für die Nacht ver- 
blieben wir im Dorfe Kathum, dessen Häuser auf einer hohen 
Bank liegen, doch hörte ich, dass in der Höhe der Regenzeit, 
während des 10. und 11. Monats, das Wasser bis zu ihnen hin- 
aufreiche und selbst die Bananengärten überschwemme. In un- 
serer Nähe lag ein kleines Boot, in dem ein Knabe vor ange- 



Der Flosshafen. 7 

schtirtem Feuer sass, nnd ein eintöniges Lied sang über die 
grossen dicken Fische, die er zu fangen hoffe. Ich Hess die 
Leute vor dem Sclilafengehen ihren Reis fllr's FrUlistUck zube- 
reiten, damit bei dem morgigen Aufbruch kein unnöthiger Ver- 
zug eintrete. Wir brachen mit Mondlicht auf, kaum genügend 
durch seinen trügerischen Schein tlir die schwierige Fahrt, die 
sich oft durch im Wasser liegende Baumstämme durchwinden 
niusste, wo der Stamm zu einer Oeflfnuug fllr das Boot ausein- 
ander gehauen war. Mit Sonnenaufgang machten wir zum 
Reiskochen der Mannschaft an einer Sandbank Halt, auf der sich 
frische Spuren von Tigern zeigten, mit den Schuppen der ge- 
fressenen Fische daneben. Die Ufer waren dicht bewaldet, und 
an freien Stellen lagen schlafende Alligatore, die auf Schüsse 
hastig emporfuhren und sich in's Wasser stürzten. Die Fluth 
lief entgegen, so dass die im Flussbett steckenden Baumstümpfe 
verdeckt waren und dem Boote manchen Stoss versetzten. Am 
Nachmittage kamen wir in Paknam an, wo beim Zusammenfluss 
des Bankraphong*) und des von uns etwas betretenen Samokuai 
auf geankerten Böten ein Markt abgehalten wurde. Ich Hess 
das Boot in einer passenden Anlegestelle festmachen und schickte 
zu den Beamten des Dorfes, um Karren für Kabin geliefert zu 
erhalten, da von dort die Landreise bis Kambodia begann. Von 
den beiden Flüssen entspringt der Khuay Bankraphong oder der 
Menam yai (der grosse Strom) in Kambodia, der Menam noi 
oder kleine Strom kommt von den Bergen Phaya Fai bei Korat 
herab. Beide Flüsse, besonders der letztere, der zum Aufstauen 
des Wassers mit Flechtenwerk durchzogen ist, sind sehr flach 
und fliessen in sandigen Betten, so dass sie nur in ganz kleinen 
Böten noch für ein paar Tage weiter aufwärts befahren werden 
können, um die an ihren Ufern liegenden Dörfer zu besuchen. 
Der Menam noi heisst auch der Kuay Hanuman (der Bach Ha- 
numan's), und ein an ihm gelegenes Dorf führt den Namen Chan- 
takham oder die Ansiedelung der Chandala, indem die ganze 



*) Forbiger identiflcirt den Bangkapung mit dem Aspithra, zwischen welchen 
FIuBS and den Ambastos (Mekhauu oder Kambodscha) Ptolomäos die Stadt 
Bramma (der Striae) setzt. 



g Von Siam nach Kambodla. 

Gegend vom Dong Phram bei Pachim bis zu Kabin (der AflFen- 
stadt) und weiter nach der kambodischen Grenze mit brahma- 
niseben Anspielungen auf das Ramayaua gefüllt ist. Auf meine 
Botschaft stellte sich der Dorfbeamte (Ampho oder Kveng) bei 
mir ein, uns mitzutheilen, dass er meinem Verlangen nach Wa- 
gen nicht entsprechen könne, da die wenigen in seinem Bezirk 
befindlichen alle abwesend seien. Ich beauftragte ihn dann, 
solche von dem Gouverneur (Chao Myang) in Kabin zu requiriren, 
und legte ihm möglichste Beschleunigung an's Herz. Nachdem 
ich auf den sandigen Wegen, die die Büsche durchzogen, umher- 
spaziert war und einige Bedürfnisse auf den unter dem hohen 
Ufer liegenden Bazarböten eingekauft hatte, begab ich mich 
gegen Abend, an einem chinesischen Sanchao vorbei, nach dem 
Haus des Ampho, hörte aber, dass noch keine Antwort von Ka- 
bin angelangt sei. An der Hofthür des Gemeindehauses standen 
zwei hohe Pfosten, um Nachts Laternen aufzuhissen. Nach dem 
Boote zurückgekehrt, traf ich dort einen Chinesen, der sich nach 
dem benöthigten Fleischbedarf erkundigte, um ein Schwein zu 
schlachten, wenn er auf genügenden Absatz rechnen könnte. 
Nützliche Provisionen sind die durch Ueberkleistern mit Asche 
und Salz präservirten Eier, sowie getrocknete Bananen. Nach 
Einbruch der Nacht kam der Kveng mit dem von Kabin zurück- 
gekehrten Boten, um mir die Complimente des Gouverneurs zu 
überbringen, mit der Hoffnung, mich bald dort zu sehen. Ich 
antwortete, dass diese Hoffnung ohne Verzug erftillt werden solle, 
sobald ich die verlangten Wagen erhalten habe, und da darüber 
keine weiteren Massregeln getroffen schienen, so dictirte ich 
meinem Schreiber einen Brief an den Herrn Gouverneur, meine 
Erwartung aussprechend, dass er mich nicht unnütze Zeit ver- 
lieren lassen würde. Die Nacht verbrachte ich im Boot. 

Am nächsten Morgen machte ein Abgesandter des Gouver- 
neurs seine Aufwartung; er kam im Staate, von Schwertträgem 
begleitet, und schien sich erst genauer über den Inhalt meiner 
Papiere und Regierungspässe informiren zu wollen. Er brauchte 
allerlei Ausflüchte, dass die Karren nicht von Kabin, sondern von 
den Behörden Chantakam's verlangt werden müssten, dass Kabin 
unter der Gerichtsbarkeit von Pachim stehe, and ich erst nach 




dienit-HaiiB. / . 9 

dem letzteren Orte zurllckkehren müsse; um die nöthigen Befehle 
zu holen. Doch gab ich, um voraussichtlich Weitläufigkeiten ab- 
zusehneiden, nur kurz und peremptorisch zur Antwort, dass jeder 
Aufenthalt auf Gefahr des Gouverneurs sein würde, und verab- 
schiedete meinen Unterhändler mit dem Auftrage, so rasch wie 
mrtglieh zu seinem Herrn zurückzukehren und von da nöthige 
Beförderungsmittel zu schicken, da ich dann demselben über 
alles meine Legitimationspapiere BetreflFende die genügendste 
Auskunft geben würde. In diesen Ländern, wo Jeder nur, weil 
zu Regierungsdiensten verpflichtet, arbeitet, und sonst keine Hand 
rührt, ist es nie rathsam, und meist ganz nutzlos, Privat-Contraete 
abschliessen zu wollen. Man setzt sich dadurch nur den gröss- 
ten Prellereien aus, und würde die immer höher steigenden For- 
derungen doch nie befriedigen können. Folgt man dagegen der 
Landessitte, so ist man für kleine Geschenke, die man den niedrigen 
Taxen zulegt, stets des Dankes der dadurch üeberraschten ge- 
wiss. Einer meiner Bootsleute, den ich bei Näschereien in der 
Speisekammer ertappte, wurde unter Abzug seines Gehaltes ver- 
abschiedet. Neben meinem Anlegeplatze brachte ein Chinese dem 
Jainang oder Schutzgeist seines neuen Bootes Opfergaben, indem 
er Esswaaren mit Goldschaumflittem hineinlegte, und Branntwein 
darüber ausschüttete. In kleinen Gärten, die die Häuser um- 
gaben , sah ich auf sorgfältig ausgelegten Beeten Chinesen und 
Cochinchinesen Gemüse ziehen. Im Gebüsch stand ein Sanchao 
und nicht weit davon ein kleines Santaphum, das neben Croco- 
dilenschädeln Holzpuppen enthielt, die dahin gestellt waren, um 
für den Thevada Theater (Lakhon) zu spielen. In einem weiten 
Hofe, zu dem ein Triumphbogen führte, standen weite Räum- 
lichkeiten aus Holz, die bei den Visiten des Kalahom oder 
anderer hoher Regierungsbeamten denselben zum Aufenthalt 
dienten. In der Haupthalle waren erhöhte Sitze aufgeschlagen, 
dahinter fahrten Corridore zu den fllr die Frauen bestimmten Ge- 
mächern, sowie zu den Küchen und Magazinen. Das Hauptge- 
bäude war mit niedrigen Häusern für die Dienerschaft umgeben. 
Von der Veranda vorspringend war eine viereckige Plattform auf- 
gebaut, um dorthin Opfergaben an Speisen und Kerzen zu setzen, 
unter Anrufung des Thevada, der acht Punkte des Horizontes, 



10 Von Siam nach Kambodia. 

des Oben und Unten, dass sie herbeikommen und den neu an- 
kommenden Reisenden gegen die epidemischen Krankheiten des 
von ihm betretenen Landes schützen möchten. Die Speisen wer- 
den dann später von der Dienerschaft gegessen, die übrigen 
Sachen bleiben liegen, bis sie von selbst zerfallen. Für Anstellung 
dieser Opfer diente ein besonderer Beamter, der aus den Schrei- 
bern ernannt wird. Ein auf Karren herbeigebrachtes Boot wurde 
am Abend von den steilen Ufern mit grossem Länn und Geschrei 
in's Wasser geschoben, brach aber los und litt Havarie. Die Nacht 
blieb ich im Boote. Am nächsten Morgen stellten sich zwei 
Karren ein, die bepackt wurden. Beim ersten Anziehen aber 
rannte einer derselben an einem Baume fest, so dass die Büfl'el 
auszuspannen waren. Aus dieser Gefahr herausgewickelt, brach 
ein Rad, fUr dessen Reparatur neues Ausspannen vorzunehmen 
war. Beim nächsten Umdrehen folgte das Rad der andern Seite, 
und dann, eins nach dem andern, die beiden Räder des andern 
Karren, so dass mit Ausspannen, Anspannen, Anspannen und 
Ausspannen, sowie Flicken der Räder eine geraume Zeit verloren 
ging. Doch waren die Siamesen darauf gefasst gewesen, da die 
Räder ihrer olme Stallung, in offener Luft venvahrte Karren stets 
so modrig und faul sind, dass sie beim Aufladen einer irgendwie 
gewichtigen Ladung zusammenbrechen müssen. Als ich, durcli 
diese Erfahrung gewitzigt, bei einer nächsten Karrenreise rieth. 
Alles im Voraus gut zu versichern, lernte ich, dass das un- 
nütze Arbeit sein würde, denn später im Walde, wo das Holz 
gleich zur Hand läge, seien die Reparaturen weit leichtt»r aus- 
zuführen. Warum sollte man den Wald nach dem Karren holen, 
da der Karren doch zum Walde ginge? Da immer eine, wenn 
auch nur schwache Möglichkeit vorliegt, dass eins der Räder den 
ganzen Weg aushalten könnte, so lässt man sich die Mühe des 
Ein- und Ausspannens nicht verdriessen, um nur ja nicht etwas 
Unnöthiges vorher gethan zu haben. Wir fuhren über eine grüne, 
mit bunten Blumen geschmückte Wiese, auf der Bäume parkar- 
tig umherstanden. Die Berge Korat's zeigten sich in der Entfer- 
nung. Männer, Frauen und Kinder ritten auf Büffeln *), auf denen 



*) Die hiuterindischen Geschichten sprechen oft Ton Ochsen oder BQffelu als 




KrankeDheiloDg. j 1 

sie seitwärts sassen, andere Bauern waren, mit der Reisemte be- 
schäftigt , in den Feldern um ihre Häuser. In der Höhe der Re- 
genzeit sind diese alle tiberschwemmt, und auch jetzt noch stan- 
den Wasserpfützen am Wege. Nach der Pyramide von Phu- 
khao passirten wir ein Sanchao, mit chinesischen Buchstaben be- 
schrieben, und dann ein zwischen Blumenbeeten gelegenes Kloster, 
neben dem ein spitzthtirmiges Runddach stand, für Aufnahme 
der Leiclien bestimmt. Als wir die in Büschen versteckten Häu- 
ser Kabin's erreichten, brachte man uns nach einer offenen Ruhe- 
halle auf einen freien Platz, wo die Mahathai genannten Beamten 
mit Büchern und Tafeln ihre Gerichtsstube aufgeschlagen hatten, 
mir aber einen Theil der Räumlichkeiten für mein Gepäck und 
ein Bett einräumten. Ich Hess dort die nöthigen Pässe ausschrei- 
ben, damit mein Boot unbelästigt nach Bangkok zurückkehren 
könne, und begab mich dann nach dem Hause des Gouverneurs, 
der aber gerade seine Siesta hielt. Als ich in der Abendkuhle 
wiederkam, traf ich Gesellschaft bei ihm, und konnte so Erkun- 
digungen über die Strasse nach Kambodia einziehen. In einer 
Nebenkammer lag das Söhnchen des Gouverneurs am Fieber krank, 
und war zur Heilung ein von einem Thevada oderPhi besessener 
Beschwörer gerufen, der in einer dunkeln Ecke vor einer Kerze 
auf einem mit Speisen besetzten Tische sass und Spirituosen trank. 
Zu Zeiten sprang er wie rasend in die Höhe und stampfte auf 
dem Boden umher. Dann trat er dicht vor das Kind, das in 
den Armen einer andern Person lag, und bliess ihm in's Gesicht 
oder berührte es mit der in den Händen gehaltenen Zaubergerte. 
Nachdem der Exorcisator alle Teufel gebannt habe, erklärte man 
mir, nähme das Prügeln mit den Ratan seinen Anfang.*) Die 
Stadt Kabin, wie ich hörte, war früher der Wachtposten (Dan) 
Hulaman's oder Hanuman's, durch Phra Ram oder Rama dort 



ReitthierPD und auch das vorderiDdisrhe SOijayan^a giebt dem im Treta die 
Asnreii besiegendfii Paranghaja den Namen Kakutstha, weil ihn Indra in Gestalt 
eines Stieres in der Schlacht auf seinem Buckel trug. Im Archipelago kämpfte 
der BQfTel mit deoi Tiger, während auf den MOnzen Cilicias ein Stier von einem 
Löwen angegriffen wird. 

*) Apollo war Päan oder Päon zu Oropos, als durch Schläge heilend. 



12 Von Slam nach Kambodia. 

eingesetzt, der nach der Eroberung Langka's von Thepha Maha 
Naklion nach Pachim kam und dort seinen Wohnplatz nahm. 
Unter den Anwesenden fand sich ein Nakprat (Gelehrter), der 
mich zu einem Gespräch über die Sasana (Religion) herausfor- 
derte und zunächst auf die Controverse des Thiertödtens einging, 
ob der Mensch, als Herr der Erde, dieselben seinem Nutzen 
opfern könne, wie Soldaten im Falle eines Krieges. Das im 
Menschen zum Bewusstsein kommende Gesetz (Phra-Tham) lehrt 
die Unterscheidung des Guten und Bösen. Alle Schriftworte 
wären durch das Phra-Tham erfunden, da sich vom Anfang Lao, 
Khamen und Thai unter den 800 Schülern Buddha's fanden. 
Ein Mönch, der sich zu uns einfand, nannte mir verschiedene 
Bücher aus der Bibliothek seines Klosters. Kabin ist eine Stadt 
der Soldaten (Tahan) und grösstentheils von Laos bewohnt. In 
dem in der Nähe vorbeifliessenden Bache kann man ungescheut 
baden, da die dortigen Crocodile einen solchen Widerwillen gegen 
das Menschenlieisch aus dem Laoslande haben, dass sie den 
Cannibalismus abgeschworen haben. Mit Einbrucli der Nacht 
schickte der Gouverneur TVachen, die sich mit Fackeln um mein 
Logis herum niederlegten und ihre Wache beschliefen. In der 
Sala war das Bild eines Thevada ausgehängt, mit einem Buche 
in der einen und einem Schwert in der andern Hand, um den 
von den Richtern (Tralakan) verehrten Phra-Sassadi (die Reprä- 
sentation der GeFCchtigkeit) vorzustellen. 

Als ich den Gouverneur am nächsten Morgen besuchte, gab 
er auf mein Verlangen nach drei Karren eine ausweichende Ant- 
wort (da er seine Zweifel über einen Präcedenzfall *) noch nicht 
gelöst zu haben schien), hatte aber seinerseits mancherlei Ver- 
langen nach Medicinen, da er schon seit lange an Knochen- 
sclnnerzen litt. Er zeigte mir Gold, das auf der Entfernung einer 
Tagereise in den Bergen gegraben würde. Metall vom Gewicht 
eines Tikal lasse sich für etwa 6 Tikal kaufen. Doch seien die 
Minen in der letzten Zeit wenig bearbeitet worden, wegen der 



*) The sovereign (of Ceylon) inquiring itito the matter, disrharged him, 
if iuDOcent, but otherwise raused the Paveui Putthakao or book of the Frecedeuts 
to be consulted. (A.lwi8.) 



Aerztliche Rivalen. 13 

erhöhten Abgaben (Phasi). Vor einigen Jahren wären Europäer 
dorthin durchgezogen, aber später nach Bangkok zurückgekehrt. 
Als ich nach einem Uebergiessungsbad an dem Brunnen 
nach meinem Quartier zurückkam, fand ich dort einen mit be- 
troddelter Jacke und Narrenkappe phantastisch aufgeputzten Herrn, 
der sich mir als einen Mo-Ja (allopathischen Doctor) vorstellte. 
Er beklagte sich über die Menge der Mo Thevada (spirituellen 
Doctoren), die bei den Laos in Kabin blinde Anhänger fänden 
und die Ursache wären, dass die bösen Geister (Phidu) Menschen 
und Elephanten frässen. Die Kunst der Mo Nga, die die Schlan- 
gen durch ihre Beschwönmgen zum Tanzen zwingen, wäre den 
Laos unbekannt, und nur unter den Tavoyem oder den Peguem 
zu finden. Die sogenannte Besessenheit unter den Laos wäre 
alle charlatanerischer Quack und Aufschneiderei, aber die Zau- 
berei der Chinesen, die sich in der Luft aufzuhängen vermöchten 
und die Geister mit ihren Augen wirklich erblickten, sei wahr 
und ohne Falsch. Die Phi wären verstockte Sünder, denn tödte- 
ten sie doch Thiere und Menschen, was gewiss schändliche Ver- 
brechen wären. Die Phi-Phob werden durch solche, die Macht 
über sie gewonnen haben, gegen ihre Feinde ausgesandt. Die 
Kambodier sind in allen Arten Hexereien bewandert und ver- 
stehen es, Leute, die ruhig dasitzen, plötzlich todt*) niederfallen 
zu lassen, indem sie ihnen heimlich ein schädliches Amulet an- 
stecken. Er selbst, sagte mir der rationalistische Doctor allopathi- 
scher Arzneimischungen, er selbst fürchte nichts, selbst nicht den 
Teufel, und deshalb könnten ihm auch die Teufelsdoctoren (Mo 
Phi) nichts anhaben. Er glaube nur an die Religion Buddha's 
und die khun Bida-Manda (die von den Eltern herabfliessenden 
Verdienste), aber an keine Dämone noch Teufel. Seine Curen 
seien jstets von dem glücklichsten Erfolge begleitet, weil er sich 
mit dem Thevada (Schutzgeist) des Dorfes auf guten Fuss zu 
stellen gewusst habe. Das müsse jeder gewissenhafte Arzt thun. 



*) There had beeo a number of deaths among the Shastas (in California) 
and they attributed them to sooie mysterioiis iufloence of the Umpqiias At the 
rooment of bis death, the chief (of the Shastas) said, he feit an uj)i>een arrow 
pierce bis heart, sent by the Uiupquas (1860). 



14 'V'on Siam nach Kambodla. 

denn ohne das würde alle seine Kunst zu Sehanden werden. Der 
Thevada erhält in jedem Hause des Dorfes seine Verehrung:- 
Ich fragte nach der Bedeutung einiger Capellen, die ich neben 
dem 0(1tzentempel in dem Hofe des Gouverneurs aufgestellt ge- 
sehen hatte, und hörte, dass dies die Schreine für Vorfahren 
wären, und jeder ein Schreiben enthielt mit dem Namen des 
Vaters,*) Grossvaters etc. Die Ahnen so in Ehren zu halten, 
bringe Vortheil und Schutz. Der Mo Ja wohnte in dem Hause 
des Gouverneurs als eine Art unfreiwilliger Gefangener, um dem- 
selben als Leibarzt zu dienen. Der Gouverneur habe 20 Kinder 
und 6 — 7 Frauen, eine, welche f) Kinder geboren habe, die übri- 
gen 1 oder 2. Früher sei er ein starker und kräftiger Mann 
gewesen, seit einiger Zeit aber beginne er zu siechen und von 
Knochenschmerzen gepeinigt zu werden, weil er einst ein weisses 
Huhn geschossen, obwohl man ihn vielfaltig davor gewarnt habe. 
Auf eine Erkundigung nach Hanuman erfuhr ich, dass derselbe 
in der Nähe der Stadt einen Tempel besitze, und sein jüngerer 
Bruder (Nong) gleichfalls einen in anderer Richtung. In Betreff 
des über uns aufgehängten Bildes des Chao (Phra) Sassada er- 
zählte mein Besucher folgende Geschichte: Derselbe ist früher 
ein Thevada (Engel) gewesen, der in einem prächtigen Luft- 
palast ( Viman) lebte, aber weil er durch die Tücken seiner Frau 
sich tiberreden Hess, ein ungerechtes Urtheil zu sprechen, aus 
demselben herausstürzte und zugleich seine Augen verlor, so dass 
er, als blind, jetzt mit einer Binde **) über den Augen dargestellt 
wird. Phra In (Indra) hat ihm befohlen, auf einem Beine zu stehen, 
an einer Stelle,^wo er häufig von -dem an ihm vorüberschweben- 
den Viman gestossen wird, und so muss er stehen, ein warnen- 
des Beispiel für alle ungerechten Richter, bis zum Ende de^ 
Kaipa, wenn ihm sein früherer Palast wieder zu Theil werden 



•) So wie einer eurer Voreltern stirbt, lasst sogleich ein Gemälde machen, 
Hchmürkt es nnd verseht es mit Esswaren, heisst es auf Javanischer Inschrift 
(s. Humboldt). 

**) Themis (als Themist'o, Gattin des Athamas) ist blind, weU sie Dike und 
Nemef^is ist, also ihren Aufenthalt im Schattenreich hat (nach Nork), wie Dhar- 
maraja. 



Die Gerechtigkeit. 15 

wird. Als zur Zeit der Oerichtsstiinde einige Schreiber mit ihren 
Büchern eintraten, bezeigte jeder derselben dem Phra Sassada 
durch Emporheben der Hände seine Verehrung. Ich befragte 
auch sie um die Bedeutung dieses Bildes und erhielt folgende 
Erklärung: Chao Sassada war ein Richter, der, um nie durch 
Vorliebe zu einer der klagenden Partheien in seinem Urtheil 
beirrt zu werden, seine Augen ausriss, und so stets nur gerechte 
Entscheidungen fällte. Zur Belohnung erlangte er bei seinem 
Hinscheiden einen Viman (Luftpalast). Bei einem Process, in 
den nahe Verwandte verwickelt waren, Hess er sich durch seine 
Frau tiberreden , dieselben zu be^tinstigen , und verlor nun seine 
Augen aufs Neue, so dass er blind blieb. Auf Indra's Befehl 
muss er jetzt auf einem Beine stehen bis zum Ende der Kalpa. 
Ein Anderer meinte, dies Stehen auf einem Beine meine das Leh- 
nen nach einer Seite im Urtheil, und habe er deshalb auch ein Auge 
verloren. Auf einem Spaziergange kam ich zu einem Moraste, der 
der See (sa) oder Sumpf (bttng) Hanuman's genannt wurde, weil 
Hanuman dort in der Form eines BttflFels geschlafen habe. Die 
früher salzigen Wasser sollen von den über Krungphali's Tod 
durch Sukhrib vergossenen Thränen entstanden sein. Von 
den besuchten Klöstern hiess das eine Vat Chao khun Bodin, 
als von dem Chao khun Bodin, ^^ dem siamesischen Eroberer 
Kambodia's unter der vorigen Regierung, benannt. Im Vat- 
Klang hing hinter der Kanzel der Predigthalle ein Bild 
Buddha's, den Indra und ein Rakshasa in der Luft, zwei 
Schüler zu den Füssen verehrten, während • sich an den Sei- 
ten die Sonne mit einem Pfau und der Mond mit einem Hasen 
fanden. In einem offenen Steingehege, um welches Sema halb 
eingegraben waren, sass auf einer Plattform ein Kupferbild 
Buddha's mit hoher Spitzmütze, an deren Ende ein weisser Quarz- 
stein eingefügt war. Neben den Zellen der Mönche wurde eine 
dicke Trommel unter einer Bedachung aufbewahrt. Holzpfeiler 
mit spiralig verengten Ringen «tanden um den Klosterhof umher, 
als Sao Chedi (Pfeiler der Pagoden), auf darunter begrabene 
Menschenknocheu begründet, um die Dämone (Phi) von dem 
Kloster abzuwehren. In einer aparten Gruppe standen die Sao 
Phi (Dämonen-Pfeiler), die jedes Jahr neu aufgerichtet werden, 



16 Von Slam nach Kambodia. 

ähnlich den Ehrenpagoden, als Kenotaphien oder leere Gräber 
zum Andenken an Verstorbene. Zwischen die Zweige eines 
Pipulbaums (Maha-Phot) war ein bedeckter und mit Papier ver- 
klebter Topf hineingelegt, der die Gebeine eines Verstorbenen 
enthielt, dessen Verwandte diese Beerdigungsweise gewählt hatten. 
An dem Pipnl waren Leitern und Krücken angelehnt, um seine 
Zweige zu stützen, denn obwohl der noch ganz junge Stamm 
solcher Hülfe nicht bedurfte, war die wohlthätige Absicht immer 
eine verdienstvolle. Als ich nach der Sala zurückkam, wurde 
dort der Bericht eines begangenen Raubanfalles vorgelesen. Der 
Gouverneur kam später gleichfalls nach der Gerichtssitzung, um 
in eigener Person in der Untersuchung über einen Büffeldiebstahl 
zu präsidiren. Beide Partheien hatten ihre Vorstellung sclirift- 
lich aufgesetzt und reichten sie ein, worauf Kreuz-Examinationen 
folgten. Der Gouverneur sagte mir, dass er selbst während der 
Nacht um meine Schlafstelle herumpatrouillirt sei, um zu sehen, 
dass kein Missethäter nahe, und die Wachen auf dem Alert 
seien. Ausserdem brachte er die erfreuliche Nachricht, dass die 
Wegepapiere ausgefertigt und die benöthigten Karren bestellt 
seien. Ich regalirte ihn nach Kräften mit Thee, Cigarren und 
Zwieback, um diese menschenfreundliche Stimmung zu erhalten. 
Am Abend kam sein Sohn, der Mahathai, von Paknam zurück 
und brachte frische Fische mit, von denen er mir abliess. Ein 
chinesischer Schlächter hatte ohnedies den Koch mit Schweine- 
fleisch versorgt, so dass die stereotypen Hühner variirt werden 
konnten. Mit dem.Gelde war man in diesem abgelegenen Winkel 
des Landes übrigens sehr scrupulös, und das meiste des von 
Bangkok mitgebrachten war den dortigen Kenneraugen nicht 
fein genug. Als ich am Abend Fackeln kaufen lassen wollte, 
kam mein Diener dreimal mit den Münzen zurück, da sie zu 
schlecht und nicht gangbar seien, und es blieb mir zuletzt nichts 
übrig, als dem Kaufmann die Börse hinzureichen, damit er selbst 
die ihm convenirenden Stücke aussuche. Als mit Einbruch der 
Nacht die Wachen postirt wurden, fand sich auch mein ärztlicher 
College ein, und erhob einen grossen Lärm, da einer der Be- 
orderten fehle. Er schärfte dann jedem Einzelnen in's Gewissen 
ein, über diesen Gast der Stadt (Khek-Myang) sorgsam und vor- 



Eidesleistung. 17 

sichtig zu wachen, da er von Seiner Majestät dem Könige em- 
pfohlen und von dem Herrn Gouverneur geliebt sei. Die meisten 
der Bewohner sind Laos, die aber nur unter sich ihren Dialekt 
sprechen, und sobald sie sich innerhalb eines Andern Hörbarkeit 
wussten, lieber siamesisch radebrechten. 

Am andern Morgen suclite mein Diener einige Leute für 
die Hausarbeit hinzuzumiethen, konnte aber Niemand finden, da 
Alle königliche Frohndienste (Raxakhan) zu leisten hatten. Doch 
war es nicht schwer, durch einen Kuchen, den ich einer von 
Paknam gekommenen Frau abkaufte, einige Hirtenknaben, die 
in der Nähe ihre Büffel weideten, zur Hülfe im Wasserholen und 
Reinmachen zu bewegen. Einige spielten mit dem Vot genannten 
Wirbel, an den eine Aeolsharfe befestigt ist, so dass er im Kreise 
geschwungen ein melodisch schwirrendes Geräusch erzeugt. Für 
den Einkauf von Bananen und Fackeln von dem Gouverneur 
ausgesandte Boten liehen sich BüflFel zum Reiten. Ich wurde 
von vielfachen Kranken beiderlei Geschlechts besucht, die schon 
die verschiedensten Curen durchgemacht hatten und gern durch 
wunderthätige Handauflegung geheilt wären. 

In der Gerichtssitzung wurde an dem Tage ein Fall wegen 
Ehebruchs verhandelt. Der Angeklagte erbot sich zum Reinigungs- 
eide, und da die andere Parthei beistimmte, begaben sie sich 
nach dem Kloster, wohin ich folgte. Nachdem der Beschuldigte 
sich unter Darbringung von Blumen und angezündeten Kerzen 
dreimal vor dem Bilde Buddha's in einer Capelle verbeugt hatte, 
wiederholte er die ihm von dem Schreiber vorgelesenen Worte 
des Eides, erklärend, dass er vor dem Bilde Buddha's und in 
Gegenwart Phra-In's (Indra's), Phra-Phrom's (Brahma's), Phra- 
Jommarat's (des Höllenrichters), der Chatulokabala ( der vier Schutz- 
götter der Welt), der Rup-Thevada (Engelbilder), der Akathe- 
vada (Vornehmsten im Himmel), des Phra Süa Müang (des heiligen 
Weichbildes), des Phra Song Müang (des Stadtcentrums) die 
Wahrheit rede, und dass er im Falle der Lügen binnen sieben 
Tagen zu sterben habe, um in der Hölle oder als Preta ( Ungethüm) 
wiedergeboren zu werden. Neben dem Buddhabilde sah ich einen 
mit Papier am Deckel verkleisterten Topf, der Todtcngebeine ent- 

BAHtiAU, Reise in lUmbodia. IV. 2 



18 Von Siam n«ch Karohodia. 

hielt. Die Conservirung in Honig*) kommt gelegentlich hier, 
wie in Birma vor. An der Seite der Phra-chedi genannten Steine 
waren die Seraa begraben, und die umherstehenden Pfeiler der 
Sao Men waren über vergrabenen Menschenknochen aufgericlitet. 
Ich besuchte einen der Mönche in seiner Zelle, wo er mir den 
Patimokh im Charakter der Khom Lao zeigte, einen schwierigeren, 
als der Thai Lao. Von den Processirenden hatte jede Parthei 
vier Tikal zu zahlen und einen Salting für den Eidesableser. 

Am Nachmittage ging ich zu dem Gouverneur, den ich in 
einem Seitengemache bei seinem kranken Enkel fand. In einem 
flachen Korbe, der mit Zeug überdeckt war, nährten sich Seiden- 
würmer von den Blättern des Ton Mon. Die Würmer einiger 
ausgenommenen Cocons wurden dem kranken Kinde eingegeben. 
Nach dreifachen Verbeugungen holte der Gouverneur aus einem 
Schrein eine kleine Statue Buddha's hervor, die vergoldet war 
mit dem Werth von drei Tamlüng. Eine andere Statue aus 
reinem Gold habe er dem Kloster geweiht. Er besass auch 
einen gelben Elephantenzahn, dem so gewaltige Kraft innewohnte, 
dass kein Mann des gemeinen Volkes würdig genug sei, ihn bei 
sich zu behalten. Der Verwegene würde mit Krankheit und Un- 
fällen bestraft werden, weshalb man keinen andern Rath wusste, 
als dieses gefährliche Curiosum dem Herrn Gouverneur zu 
verehren. 

Da am nächsten Tage die Wagen noch immer auf sich 
warten Hessen, machte ich den mich besuchenden Maha-Thai 
Vorstellungen, wie ich dem Versprechen aller der Khunnang oder 
Edelleute vertraut gehabt und nicht geglaubt hätte, dass in die- 
ser Weise das gegebene Wort treulos gebrochen werden würde. 
Ob die Stadt in der Gewalt des Volkes sei, oder in der seines 



*) MelliB qiiidem ipsius natarae Ulis est, ut patrescere corpora non siuat 
(Plinias). Der Körper Alexander's des Grossen wurde (nach Statins) durch Be- 
streichen mit Honig erbalten. Der Ronig Agesilaos wurde in einem llonigfasse 
nach Sparta gebracht, Agesialaos dagegen mit Wachs bestrichen. Demokritos ver- 
sprach Auferstehung beim Regraben der Leichen in Honig. Abdalatif fand in 
einer ägyptischen Pyramide eine Kindesleiche in einem versiegelten Oefass mit 
Honig. 



h. 



Das RichtflT-Collegium. 19 

Vaters, des Gouverneurs? da die Befehle desselben missachtet 
zu werden schienen. Er entfernte sich unter Entschuldigungen, 
und noch im Laufe des Vormittags fand sich einer der Karren 
ein, später ein zweiter und allmälig kamen aucli von den zur 
Begleitung und Wache bestimmten Leuten. Ich ermahnte sie, 
zeitig nachzusehen, dass Alles am Fuhrwerk und an den Ge- 
schirren der Büffel im Voraus in Ordnung sein würde, doch 
schienen sie darauf keinen grossen Werth zu legen. 

Von den in der Nähe meines Quartiers Büffel hütenden 
Knaben bliesen einige auf einer aus Schilf gefertigten Panflöte. 
Der Hirt eines nahe gelegenen Gutes, das einem Edelmanne in 
Bangkok gehörte, kam mit der Nachricht, dass in vergangener 
Nacht ein Tiger in das Gehege eingebrochen sei, sieben Kühe 
gebissen und von einer das eine Schenkelbein gefressen habe. 
Die Knaben lernen zuweilen schon in den Häusern ihrer Eltern 
lesen, gewöhnlich aber erst mit dem Eintritt in das Kloster, wo 
sie im 9. bis 10. Jahre als Novizen geweiht werden. Nachdem 
sie dann in das bürgerliche Leben zurückgetreten sind, empfangen 
sie im 21. Jalire die priesterliche Weihe. Die Zeit des Peng (der 
passende Essenstermin vor Mittag) wird in den Klöstern durch 
das Schlagen einer Gong angezeigt. 

Während der Ueberschwemmung im 10. und 11. Monat reicht 
das Wasser bis Kabin, doch führt von dort ein Landweg nach 
Bahn Sakeoh (das indess auch auf einem Arm des Flusses 
erreicht werden kann) und dann weiter bis Sisuphon, wo man 
sich in Böten nach Battambong einschifft. Der Khuay jai des 
Flusses in Paknam ist aus zweien gebildet. 

In Kabin finden sich (in Nachahmung Bangkoks) vier Rich- 
ter (Tralakan). Der eine ist der Gouverneur, der, gleich dem 
Jommarat der Hauptstadt, Criminalfälle entscheidet. Ein zweiter 
präsidirt dem Civilgericht. Vor den dritten kommen Sachen das 
Regierungseigenthum oder das des Königs betreffend, und dem 
vierten steht das Urtheil zu über Alles, was sich auf den Ackerbau 
bezieht. Als sich am Nachmittage die Edelleute auf ihrem erhöh- 
ten Gerichtssitze zusammenfanden, unter denen auf einer niedri- 
geren Stufe die Processbetlieiligten sassen, wurden allerlei Wer- 

wolfsgeschichten zur gegenseitigen Unterhaltung erzählt, ehe die 

2* 



20 ^on Slam nach Kambodia. 

Geschäfte begannen. Eine Frau sah am Wege ein Glasflttschchen 
liegen, das stark riechendes Oel entliielt. Sie rieb sich damit und 
verwandelte sich in einen Tiger,*) unter welcher Gestalt ihre er- 
schreckten Kinder sie fortrennen sahen. Sie erzälilten es ihrem Va- 
ter, als er nach Hause kam, und dieser erinnerte sich, im Walde 
einen Tiger sitzen gesehen zu haben, der Geberden machte wie 
ein Mensch. 

Auf einem Spaziergange sah ich viele Termitenhügel mit 
rundem Dom, der von dichter Vegetation überwachsen war. 
Die Thiere leben stets in der Mitte und umgeben den Chao Myang 
(den Fürsten), um ihn am Herauskommen zu hindern. Das hohe 
Wasser tödtet sie selten, da es nicht die dicke Hülle durchdrin- 
gen kann, welche selbst Axthieben eine Zeit lang widersteht. Die 
weissen Ameisen konmien wenig aus ihren Gehäusen hervor, da sie 
ihre Nahrung im Innern finden und sich von den dort eingeschlos- 
senen Baumwurzeln nähren. Nur bei Nacht zeigen sie sich draus- 
sen. Als ich nach der Sala zurükgekehrt war, kam dort in auf- 
geregten und ängstlichen Geberden ein Manu zu mir, der sich 



*) Nach einer besaischen Volkssage warf eine arme Frau einen Ring über 
sich, ward augenblicklich zum Werwolf und fiel in die Heerde. In Tirol wurde 
von einem armen Tagelöhner erzählt, der sich öfter in einen Wolf verwandelt 
und Jedesmal ein StQck der Heerde geraubt habe (Panzer). St Augustin hat 
oft einen Menschen in einen Wolf verwandelt gesehen (wie die für Goetes geltenden 
Neurer). und in Habesch verwandeln sich (nach Coffins) die Buda in Hyänen, wie 
In Abyfsinien (nach Pearce). The Jacoons believe, that a tiger in their path is 
invariably a human enemy who having sold himself to the evil spirit, a&sume« 
by sorcery the shape of the beast to execute bis vengeance or malignity. Tbey 
assert, that invariably before a tiger is met, a man has been seen or might have 
been seen to disappear in the direction, from which the animal springe. In many 
cases, the metamorphosis, they assert, has been plainly seen to take place (Game- 
roon). Werden gesegnete Grashalme gegen einen Baum geworfen, so springen 
Wölfe hervor, die in die Heerdeu fallen. Nach Petronius wurde der in einen 
Wolf verwandelte Nikeros nachher im Bette gefunden. Von einer noch jeUt 
(1860) lebenden Frau in Kirchhain , welche im Rufe steht, Kinder und Vieh be- 
hexen, desgleichen Butter machen zu können, ohne den nöthigen Rahm zu be- 
sitzen, heisst es, sie habe unlängst als Werwolf einem über Feld gehenden Mäd- 
chen das Gesicht zerkratzt und die Kleider zerrissen (Mühlhanseu). Nach den 
Bosjemannes können sich ihre Weiber in Löwen verwandeln , um den Familien 
Nahrung zu verschaffen (Anderson). 




Klosterglocken. 21 

ftlr einen Kambodier ausgab^ in Diensten des in Bangkok leben- 
den Chao Fa. Er sei in Begleitung seiner Frau von dort abge- 
reist, aber von dem Cliao Myang hier festgehalten und in Ketten 
gelegt, weil er keine Papiere besessen, obwohl man ihm in Bang- 
kok gesagt habe, dass er solche eben in Kabin erhalten würde. 
Er beschwor mich, ihn mit mir nach Kambodia zu nehmen, wo 
er mir für immer als ein Sklave dienen wUrde; sonst wäre 
ihm der Tod gewiss. Nur eben jetzt habe er einen Augenblick 
erhascht, in welchem man ihm die Fesseln abgenommen, dass er 
nach dem Kloster gehe und dort esse. Als ich mit dem Gouverneur 
darüber sprach, sa^te dieser, dass er ein Schuldflüchtiger zu sein 
scheine, der mit dem Mädchen entlaufen sei. Er habe nach Bangkok 
geschrieben, und würde nach der von dort erwarteten Antwort über 
die Rücksendung entscheiden. Es war ein Fall, wo es für mich 
schwierig war einzugreifen, so lange die rechtlichen Fonnen ihrem 
vorgeschriebenen Gange folgten, und werden bei der Möglichkeit 
späterer Nachfragen diese bewahrt geblieben sein, da der Gou- 
verneur wahrscheinlich wegen der königlichen Pässe eine wich- 
tigere Person in mir vermuthete, als nöthig gewesen wäre. Wäh- 
rend ich mich noch dort befand, kamen die nach dem Tiger aus- 
gesandten Boten zurück und sagten aus, dass sie Spuren, acht 
Finger breit, gefunden hätten. Am Abend wurden die Glocken 
in den Klöstern angeschlagen, um den morgigen Festtag (Van 
Phra) einzuläuten. Karren, BüflFel und Führer hatten sich im 
Laufe des Tages neben meinem Standquartier eingefunden, und 
wurden nun alle Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen. Bei 
Einbruch der Nacht kam der Mahathai mit den ausgefertigten 
Papieren und empfahl mich der Obhut des Nai, des Obmannes 
der Fuhrleute, als seinen leiblichen Bruder. Seine Rührung erhob 
sich zu rhetorischem Schwung. Dieser, mein theurer Bruder, 
lautete seine Anrede, ist kein Farang (Europäer), sondern ein 
Thai (Siamese), denn obwohl er von Abstammung ein Farang 
sein mochte, so ist er doch im Grunde ein Nakprat (Gelehrter) 
und versteht die Sasana (Religion). Ein letztes Document wurde 
durch den Jockabat eingeliefert, der es persönlich mit seinen 
Schreibern überbrachte. Ich bot ihnen ein Glas Liciueur an, das 
sie mit beredter Blickensprache umäugelten, und beruhigte ihre 



22 ^on ^iaim nach Kambodia. 

Scrupel, dass es kein wirklicher Lao (einheimischer Branntwein) sei, 
sondern etwas, das sich dem Nam Van (süsses Himmelswasser) 
nähere. Als sie es gekostet hatten, schmatzten sie ihre Lippen 
darnach und meinten, etwas so lieblich Schönes würde selbst ein 
Mönch kein Bedenken tragen zu trinken. 

Die Wachen wurden ausgestellt und die Büflfel an den Pfo- 
sten der Halle angebunden, woran sie aber einige Male während 
der Nacht mit solcher Heftigkeit rüttelten, dass ich nicht wenig 
den Zusammensturz der ganzen Baulichkeit fürchtete. 

Es war noch dunkle Nacht, als die Morgenglocken der 
Klöster aufs Neue ihr Geläut begannen , und ich rief die Leute 
wach, um die Karren mit den vorher für sie geordneten Gepäck- 
stücken zu beladen. Der Mahathai kam selbst, um die Arbeit zu 
überwaclien, und als der erste Dämmerungsschein hervorbrach, 
wurde, am 10. December, das Zeichen zum Aufbruch gegeben. Das 
verlassene Lager war jedoch noch nicht aus dem Gesiecht, als der 
eine Karren scliou zusammengebrochen auf der Erde lag und der 
andere umstürzte, da einer der Büffel des Gespannes sich losriss 
und fortrannte. Leute mussten ausgeschickt werden, ihn wieder ein- 
zufangeu. Andere kehrten nach der Stadt zurück, um neue Seile 
zu holen, und so verstrichen nutzlos die kostbaren Minuten der 
kühlen Morgenstunde. Wir durchfuhren aus der Regenzeit zu- 
rückgebliebene Wasserpfuhle, in eine mit Halmgras bewachsene 
Ebene hinaus, in der Bäume zerstreut standen. Unten am 
Stamme des Ton Sabeng genannten Baumes fanden sich dreieckige 
Löcher, um die grünlich schwarze Flüssigkeit des Harztheeres 
(Nam man jang) aufzunehmen, das, obwohl in geringerer Menge, 
auch von dem Baume (Ton) Jang gewonnen wird. Die zum 
Führen der Karren und Büffel requirirten Leute waren aus dorti- 
ger Gegend, und einer derselben ging nach seinem Dorfe voraus 
um die nöthigen Provisionen des Weges von daher mitzunehmen. 
Ihre im Felde arbeitenden Bekannten begrüssten die Vorbei- 
fahrenden durch Zurufe, und an einer Wendung des Weges stand 
ein mit Vorrathskörben behängter Mann, der zum Ersatz an die 
Stelle eines Freundes eintreten wollte. Als* er mich sah, verzog 
sich sein breites Gesicht zu der Grimasse eines vertraulichen Grin- 
sens, und ich glaubte einen Irländer vor mir zu sehen mit seinem : 




Prathong. 23 

„Yer honour comes this way agaiu/^ als er er mir auf Siamesisch 
etwas Ach nliches eutgegenrief, zufügend: „Ich habe Euer Guaden 
ikhun) ja schon früher gefahren." Im Laufe des Vormittags wurde 
ein Halt gemacht am Nong Kamueb, wo sich ein paar lehmige 
Wasserpfützen fanden^ die bald nocli lehmiger aussahen, als sich 
die Büflfel*) darin wälzten und gegenseitig mit den Hörnern 
stiessen, um mehr Platz in ihrem kärglichen Lebenselement zu 
gewinnen. Die Büffel gehen für ein Jalir mit einem Jungen 
trächtig. 

Dann fuhren wir über Sandwege mit Eisenkies bestreut in 
einen offenen Wald ein, erst einer breiten Strasse folgend, und 
auf weichem, grünem Moosgrunde in den dichten Büschen eine 
Bahn brechend. Ueber einen tief eingeschnittenen Bach fanden wir 
eine Brücke, aber so baußillig und zerbrechlich, dass sie erst re- 
parirt werden musste, ehe die Karren sich hinaufwagen durften. 
Trotzdem brachen die Büffel des zweiten Wagens hindurch, und 
der dritte musste durch die Leute hinübergezogen werden. Zwei 
folgende Brücken** ) erforderten dieselbe Procedur, und dann lang- 
ten wir bei einer vierten, sehr langen an, die zu den Wacht- 
posten (Dan) führte, und machten am diesseitigen Ende in der 
Sala Pratliong am Paknam-Flusse Halt. Die Schlafhalle stand 
in einer Lichtung, von dichtem Jungle umgeben, an dessen Ende 
sich ein Josshaus oder Götzentempel fand, mit herzföimig ge- 
schnitzten und mit Goldschaum beklebten Hölzern, mit Puppen 
und chinesischen Papier-Lampen. 

Der Fluss von Pathong entspringt in dem von dem Xao Pa 
Zong (den ihren Tribut in Fackeln bezahlenden Waldmenschen) 
bewolinten Gebirge des Dong Phaya Fai (des Waldes des Feuer- 



*) Der südarabische König Abel fand auf dem Kriegszuge gegen Westen 
Menschen mit dem Gesicht auf der Brust, die während der Mittagshitze sich im 
Wasser zu verbergen pflegten. 

**) Diese Brncken stammen uorh aus der Zeit des Chao-Phaya Bodin, der 
nach der Eroberung Kambodia*s für militärische Zwecke eine Heerstrasse anlegen 
Hess, deren Holznnterbauten aber schon so verfault sind, dass man sie besser 
vermeidet, als die halsbrechenden Spuren auf ihr zu riskiren. Auch die Brücken 
würden schon längst gänzlich verschwunden sein, weuu sie nicht immer dann und 
wann vun gelegentlichen Durchreisenden, die ihrer bedfirfni, reparirt würden. 



24 ^0° SiAUi uach Kambodia. 

gottes) und verbindet sich in der Entfernung von 100 Sen (jen- 
seit des Postens) mit einem andern Strome, der von Cban- 
tabum herkommt. Beide zusammen bilden dann den Kbuai jai, 
der sich in Paknam mit dem Khuai noi (kleinen Arm) vereinigt. 
Der Officier des Wachtpostens, der herübergekommen war und 
diese Mittheilung machte, bemerkte auch, dass in den heissen 
Monaten, wenn alle WasserpfUtzen am Wege aufgetrocknet seien, 
die Büffel nur bei Nacht reisen könnten. Dann ist die Sternbe- 
obachtung wichtig. Die übrigen Gestirne verändern jede Nacht 
die Zeit ihres Niedergehens, aber Orion (Dao Thai) und Pleja- 
den (Dao kai) bleiben sich immer gleich, so dass sie als Uhr be- 
nutzt werden können [wie in den Andes das Kreuz]. Um Mit- 
temacht, zur Zeit der zweiten Nachtwache, steht der Orion gerade 
im Zenith, und neigt sich -halbwegs nach Osten bei Anbruch der 
Dämmerung, wenn die vierte Wache (jam) nahe ist. Im Werten 
und fünften Monat dagegen hat der Orion noch nicht ganz den 
Zenith erreicht, wenn die Nacht dem Morgen Platz macht. Beim 
nächsten Nachtlager gab mir einer der Wächter als Anzeichen 
des Tagesanbruches, wenn der Morgenstern (Dao Rung Xao) 
baumhoch sein würde. 

Wir stellten Wachen für die Nacht aus und wurden vor 
den im Walde zahlreichen Tigern gewarnt. Eine andere Reise- 
gesellschaft, die auf Elephanten von Kambodia anlangte, quar- 
tierte sich in einem verfallenen Gebäude neben dem unserigen ein. 
Wälirend der Nacht Hess sich Hahnengekrähe aus dem Wacht- 
posten vernehmen, das durch anderes in verschiedenen Richtun- 
gen desJungles beantwortet wurde. Auf meine Nachfrage wurde 
mir gesagt, dass es nur wilde (Kai Pa) Waldhähne seien, die 
ich höre, da sicli im ganzen Umkreis weder Dörfer noch mensch- 
liche Ansiedelungen fänden. 

Noch vor der Dämmerung Hess ich aufbrechen und die Karren 
unter Fackelbeleuehtung über die lange Brücke hinüberziehen. 
Die Wagen rumpelten über eine rauhe, uneben^ Strasse im Walde 
fort, so dass ich meistens das zu Fusse Gehen den von ihnen 
zu gewärtigenden Stösseu vorzog. Die nächste Brücke war einge- 
fallen, so dass die Gespanne eine weniger abschüssige Stelle des 
Ufers zum Durchfahren suchen mussteu. Die Karren sind mit 



\ 



Tiger. 25 

einem vorstellenden Dache bedeckt, und über die unten aufge- 
packten Güter wird ein Flechtwerk gelegt, worauf sich ein Sitz 
ausbreiten lägst. Die nur für das Gepäck bestimmten Karren 
haben eine runde Bedeckung über sich ausgebreitet. Der Trei- 
ber sitzt auf einem schmalen Bocke über der Deichsel. Zu jedem 
Karren gehörten zwei Männer, die nebenher gingen, über schlechte 
Stellen weghalfen, das zerbrochene Geschirr reparirten und die 
Büffel aus- und einspannten. Sie standen unter dem Obmann 
oder Nai, der die flir die Postbeftirderung ausgefertigten Papiere 
bei sich hatte, und ausserdem ging Einer voraus, um die fahr- 
baren Stellen des Weges auszusuchen. Doch war derselbe überall 
gleich schlecht. Wir hatten uns verschiedene steile Abhänge 
hinaufzuquälen, und hier brach eine Achse, dort das Rad oder 
das Joch des Gespannes. Reisende, die uns entgegenkamen, 
trugen Fackeln, Feuerholz u. s. w. zum Verkauf an. Harz aus den 
Mai teng benannten Bäumen wird zum Leuchtmaterial verarbeitet. 

Zum Frühstück hielten wir bei einem flachen Teich (Hong 
beng), dessen Umgebung, wie ich hörte, einer der gefährlichsten 
Tigerplätze wäre. Niemand, meinte der Nai, würde es wagen, 
Nachts dort durchzupassiren, aber bei Tage schliefen die Tiger 
in ihren Lagern und hätten ihre Stärke verloren, die sie erst mit 
Einbruch der Dunkelheit wiedergewönnen. Im Mahabharata 
heissen die Räkschasas auch Sandhjäbalas oder Dämmerungs- 
starke, weil ihre Kräfte mit dem Sinken des Tages zunehmen. 

Ich sah in einiger Entfernung einen Mönch vorübergehen, 
mit seinem Esstopf und Bett beladen und von einem Manne ge- 
folgt, der ihm das übrige Gepäck nachtrug. Er schlug sieh seit- 
wärts in den Wald, und wie ich hörte, finde sich in der Richtung 
dort, am Ufer eines kleinen Baches, ein Kloster, von drei 
Mönchen bewohnt. Sie hätten einige Knaben zum Unterrichte 
bei sich, und dieselben müssten auf weite Entfernungen zwischen 
einigen im Jungle zerstreuten Häusern umhergehen , um jeden 
Morgen den nöthigen Essvorrath einzusammeln. Die Termiten- 
hügel dort und am Wege zeigten kegelige Formen. 

Am Nachmittag führte der Weg meistens aufwärts, doch 
waren einige tiefe Schluchten zu durchfahren, und die Leute 
hielten alle hinten an den Wagen an, wenn dieselben den 



i 



26 VoD Siam Dach Kambodia. 

steilen Abhang hinunterrollten. Einige stolperten dabei über 
Stumpfe und Steine, dass man jeden Augenblick ihr Auseinander- 
breehen erwartete, und andere hatten sich so tief in morastigem 
Grunde festgefahren, dass sie erst nach dem Abladen wieder 
herausgearbeitet werden konnten. In dem dieliten Walde, Dong 
Prapöng genannt, war nur ein langsames Vorwärtskommen, da 
sich kaum ein enger Fusspfad durchwand. Es fand sich eine 
für Wagen durchgehauene Strasse, aber dieselbe war durch quer- 
übergefallene Baumstämme unpassirbar gemacht, so dass die 
Karren sich ihren eigenen Weg suchen mussten. Auf einem der- 
selben versanken die Büffel bis an den Hals in einen Sumpf 
und wurden nur durcli rasches Zerschneiden des Geschirres ge- 
rettet. Ein andermal hatte der eine Karren sich so zwischen 
zwei Bäume festgeklammert, dass kein anderer Ausgang blieb, 
als den einen derselben umzuhauen, um ihm Luft zu machen. 
Ein paar Reisende, die wir gerade antrafen, wurden zur Hülfe 
requirirt. Meine Leute waren von der harten Arbeit so erschöpft, 
dass sie völlig mutlilos wurden und es bei Einigen eindringlicher 
Aufmunterung bedurfte, damit sie nicht geradezu jede weitere 
Anstrengung verweigerten. Der Führer selbst kam mit dem Ob- 
mann zu mir, und erklärte, dass es unmöglich sein würde die 
nächste Station zu erreichen, und ein Lager im Walde aufge- 
schlagen werden müsse. Doch bestand ich darauf, vorwärts zu 
gehen, und gerade als sich das Licht mit dem Schatten der 
Dämmerung zu mischen anfing, schimmerte es heller durch die 
Bäume des Waldes, und fuhren wir bald darauf in die ange- 
bauten Felder Bahn Sa-Keoh's hinab, 'wo ich in einer am Teiche 
gelegenen Kasthalle Halt machte und nach dem Beamten des 
Dorfes schickte, da an diesem Relais die bisher mitgebrachten 
Karren durch neue ersetzt werden mussten. Der Jockabat, der 
sich bei mir einstellte, versprach nach Einsicht der Papiere, mit 
dem Prälat, der gerade abwesend sei, über den nöthigen Wechsel 
zu sprechen, und kehrte später mit vier Bauern zurück, die als 
Wachen placirt wurden. 

Der in einiger Entfernung des Dorfes fliessende Fluss des 
Sa-Keoh entspringt auf den Bergen Chantabuns und verbindet 
sich etwas hinter Prathong mit dem dort, aus Korat herabfliessen- 



Der Juwelent«icb. 27 

den Gewüssern, um vereinigt den Khuai jai des Kabinflusses zu 
bilden, der l)ei Chantakhani mit dem auf dem Dong Phaya Fai 
entspringenden Khuai noi zusammenfliesst und dann, nach Auf- 
nahme des Nebenflusses von Nakhon najak, als der Petriufluss 
in die See ausmilndet. 

Einige der Honoratioren des Dorfes machten mir trotz der 
späten Stunde ihre Aufwartung. Der Samueng oder Schreiber 
überblickte meine Gepäckstücke, die ihm für eine einzelne Per- 
son sehr zahlreich und auf einen Ueberfluss von Bun (Tugend- Ver- 
dienst) zu deuten schienen. Andere ergingen sich zu meinem 
Besten über die mir bevorstehende Wiedergeburt in der nächsten 
Existenz. Durch den Nai überbrachten die Fuhrleute dem Chao 
Khun, d. h. ftlrstlichen Gnaden (oder meiner Wenigkeit), eine 
demUthige Gratulation zu glUckliclier Ankunft und hatten bald 
alle Beschwerden des Tagewerkes vergessen, als ich ihnen einige 
Gläser des begehrten Lao reichen Hess. 

Die in Bahn-Sakeoh angesiedelten Khamen (Kambodier) 
stammen meistens aus dem Pa-Sisen, einer zum Theil zu Chanta- 
bun, zum Tlieil zu Battambong geliörigen Waldgegend. Es fanden 
sich auch einige Siamesen (Thai) unter ihnen, aber dieselben 
pflegen es nicht lange auszuhalten, wogegen die Khamen, wie 
aucli die Xong ihre Wohnsitze bewahren. Im Klostijr wird die 
siamesische Schrift neben der kambodischen gelehrt, und die 
meisten Männer verstehen das Siamesische, von den Frauen 
dagegen nur wenige. Sie tragen das Haar rundgeschnitten, 
frisiren es aber gern nach siamesischer Mode, wenn sie nach 
den Städten zu gehen haben. 

Nachdem ich am andern Morgen in dem Teiche, wovon das 
Dorf genannt ist (Bahn Sa-Keoh oder das Dorf des Juwelen- 
teiches) ein Bad genommen hatte, empfing ich den Prälat, der 
sich mit saurem Gesiclit über die Unmöglichkeit beklagte, die 
verlangten Beförderungsmittel berbeizuschaflen. Karren gäbe es 
keine, alle seien verloren gegangen. Dörfer und Ansiedlungen 
lägen zerstört. Diebe hätten die Büffel gestohlen, und an ihnen 
sei solcher Mangel, dass selbst die Feldarbeiten ohne dieselben 
zu verrichten wären. Ich forderte ihn auf, genau anzugeben, 
was er noch im Laufe desselben Tages anzuschaffen im Stande 



28 ^on St Am nach Kambodia. 

sein würde, und erklärte mich zufrieden, als er sich zu einem 
Karreu mit, und einem andern ohne Büffelgespann willig fand 
indem ich das Uebrige aus den schon mitgebrachten Fuhrwerken 
ergänzen würde. Dagegen legte der Nai Khum aus Kabin 
Protest ein, als den ihm gegebenen Aufträgen entgegen. Ich 
erwiederte aber, dass meine Pässe in Bangkok ausgestellt seien, 
und deshalb höhere Gültigkeit besässen, als Befehle, die in Kabin 
oder in Bahn Sakeoh erlassen würden. Ich bedürfe drei Karren 
und sechs Büffel, würde Alles, wofür man mir in Sa-Keoh Ersatz 
geben könne, nach Kabin zurückschicken, den Rest aber behalten. 
Im Uebrigen möchten sie selbst unter sich ein Abkommen treffen, 
wie es ihnen am Meisten zusage, am nächsten Morgen aber führe 
ich weiter. 

Als der Prälat fortgegangen war, beriethen sich die Kabin- 
leute zusammen, was zu thun sei, und beschlossen, sich wenigstens 
von den Bauern in Balm Sakeoh durch Bezahlung entschädigen 
zu lassen, wenn sie gezwungen sein sollten, über diese Station 
hinauszufahren bis zum nächsten Relais in Vattana. Einer der- 
selben kam zu mir und sagte knieend: Ein Wort, oh Scheitel 
des Hauptes! vergönne es dem Härchen. Diese Kambodier sind 
alle Lügner und des Truges voll. Mit Freuden würde meine 
Sklavenschaft Eure fürstlichen Gnaden auf dem Rücken nach 
Vattana tragen. Wenn aber Büffel und Karren nach Vattana 
gehen, dann geht Geld für den Gouverneur von Kabin verloren, 
oh Haar des Hauptes (Phom). Ich erwiederte ihm, dass sie 
diese Angelegenheit, um die richtige Entscheidung zu erhalten, 
nach den Gesetzen ihres eigenen Landes ordnen müssten, denn 
der Befehl zur Weiterbeförderung sei gegeben und müsse aus- 
geführt werden. Da sie nicht genügenden Vorrath an Lebens- 
mitteln mitgenommen hatten, Hess ich ihnen von meinen Provi- 
sionen austheilen, hütete mich aber wohl, ihnen von den bei ihrer 
Rückkehr beabsichtigten Geschenken etwas zu sagen, da dies 
sonst gleich hier am Anfang der Reise eine Verpflichtung zur 
Regel erhoben hätte, auf die im weiteren Fortgange immer höhere 
Ansprüche begründet worden sein würden. 

In einem Gespräche mit Leuten aus Bahn Sakeoh hörte ich, 
dass das Dorf erst nach Anlage der Heerstrasse von Biam nach 




Kambodier. 29 

Kambodia entstanden sei. Im Walde längs des Flusses finden 
sieh einige Häuser von Thai zerstreut, und gelegentlieh wandert 
ein Chinese hindurch, um mit seinen Waaren zu hausiren. Alle 
beklagten die schlechten Zeiten; früher hätte man jeden Augen- 
blick mit Leichtigkeit G oder 7 Karren finden können, jetzt Hessen 
sich kaum 3 auftreiben. Durch die liohen Steuern (Phasi), die 
der König von Grund und Boden erhöbe, gingen alle Dörfer zu 
Grunde. Die Büffel wären nirgends vor den Räuberbanden sicher, 
liielte man Enten, so würden sie von den Tigeni gefressen, und 
den Menschen bliebe nichts, als ihr Leben mit Salz und Pfeffer- 
wasser zu fristen. Indess w^ar es mir möglich, einige magere 
Hühner zu kaufen. * 

Gegen Abend langten Karren und Büffel an, die letzteren sahen 
wild aus, und besonders durch den ungewohnten Anblick eines 
Farang (Europäers) entsetzt. Einer der Büffel hatte ein Kalb 
bei sich, das die ganze Nacht hindurch quiekte. Die ersetzten 
Karren und Büffel wurden für Kabin entlassen, aber in Bahn 
Sakeoh in Verwahrung gegeben, da die Fuhrleute alle bis zur 
nächsten Station mitzugehen vorzogen und auch zwei der Zug- 
thiere zur Aushülfe am Wege und zum Reiten mitnahmen. Vier 
Kambodier waren hinzugekommen, die durch ihr krauses Haar 
und das scheinende Weisse der Augen, das negerartig von 
der schwarzbraunen Hautfarbe abstach, einen starken Contrast 
zu den helleren Laosleuten bildeten. Der Gouverneur von Kabin 
verrichtet das Raxakhan für Bangkok, ist aber von Pachim, als 
Myang Ek abhängig, und trinkt das Eideswasser für den Gouver- 
neur von Pachim. 

Mit Fackeln vor Tagesanbruch aufbrechend, fuhren wir aus 
dem Busch in einen offenen Wald hinein, und dann über eine 
wellige Ebene, die mit Bäumen bedeckt und von Jungle einge- 
fasst war. Ein von der Tanya kommender Karren kreuzte den 
Weg, und dann begegneten wir einer Karawane zu Frohndiensten 
Ausgehobener, die in den Wäldera Vattana's für die Pfeiler eines 
in Bangkok zu erbauenden Klosters Bäume gefallt hatten und 
jetzt nach Kabin zurückkehrten. Jeder trug ein Stuhlgerüst auf 
dem Rücken mit Provision, Handwerkszeug und Bettdecken. 

Auch^MönchC; die von Bangkok nach Battambong reisten^ 



30 Von SUni nach Rambodia. 

kamen des Weges, von Laien gefolgt, die ihre Sachen trugen. 
Spuren von Tigern, von Ma-Pa (wilden Hunden) und Saman 
fanden sich am Wege. Die Ton-mai Kung genannten Harzbäume 
waren zahlreich. Die Sabeng- Bäume verlieren im 12. Monat 
ihre Blätter, treiben dann aber neue, nachdem sie 15 Tage kahl 
gestanden haben. Die Fuhrleute wünschten am Teiche Nong 
Sarika Halt zu machen, doch liess ich sie, da es noch früh am 
Morgen war, eine Strecke weitergehen, bis sie bei zunehmender 
Hitze das Frühstttckkochen mit der den Büffeln nöthigen Rast 
verbanden. Sie klagten alle über die beständigen Regierungs- 
dienste (Raxakan), so dass keine Zeit für eigene Arbeit bliebe. 
Einer erzählte, dass er ein Haus mit sechs kleinen Kindern in 
der Nähe Kabins habe, sie aber stets ohne Aufsicht allein 
lassen müsse. Die in Kabin angesiedelten Laos stammen meistens 
aus Kalasena, ein offenes Land, von einem Strom durchflössen, 
der in der gebirgigen Umgebung Viengchangs in den Hauptfluss 
ausmündet. Ihre Sprache dort ist weit freier von siamesischen 
Ausdrücken, als in Kabin. Die Njuen oder Juen, die Keoh 
bei den Laos heissen, kommen zum Elephantenkauf nach Vieng- 
chang und zuweilen bis Myang Luang Phrabang. Büffel und 
Cardamomen bilden den Handelsartikel. Die Laos und Kamen 
haben, als Amulet, zwei Schnüre um das Handgelenk gebunden. 
Die Dörfer der Karien oder Talien im Dong Phaya Fai sind 
von Korat abhängig. Die Männer haben die siamesische Haar- 
tracht angenommen, wogegen die Frauen, die auch die Ohren 
durch Ausziehen verlängern, ihr Haar in einen Knoten aufbinden. 
Am Nachmittage zogen wir auf welligen Wegen weiter. 
Einer der Büffel verletzte sich am Fuss und musste ausgespannt 
werden. Ein Mönch in einem leichten Wägelchen, von Ochsen 
gezogen, kam uns entgegen, auf der Reise von Kambodia nach 
Chantakham, wo sich ein weit berühmtes Kloster findet. Diese 
Mönche, meinten meine Leute, sind beständig unterwegs. Sie 
gehen hierhin und dorthin, wie es ihuQu beliebt, und haben keine 
Frohndienstc zu verrichten. In der Nähe eines Pfuhles, aus 
dem die Büffel getränkt wurden, sah ich die Reste einer Ca- 
pelle oder Sanchao. An mehreren Stellen der jetzt mit röthlichen 
Sand bestreuten Strasse waren Meilenpfosten aufgesteckt, um die 



Das heilige Crokodtl. 31 

Entfernungen anzugeben. An einigen Baunizweigen sab ich 
Strohbüschel befestigt, die durch Verdienstsucher dort angebun- 
den waren, um den Reisenden anzudeuten, in welcher Richtung 
die Wege am Besten im Stande seien. Bald darauf wurden die 
Häuser Vattana's durch das Gebüsch sichtbar und fuhren wie 
nach der Sala, um dort abzusteigen. Beim Abladen entkamen 
einige der Hühner und flogen auf die Dachpfosten. Einer der 
Leute kniete in demUthiger Haltung nieder und bat mit fleliend 
vorgestreckten Händen um die Erlaubniss, zum Wiederfangen 
derselben emporklettem zu dürfen, da er sich dann über mir be- 
finden würde. Als ich mich in dem nahegelegenen Teiche des 
Dorfes badete, hörte ich, dass derselbe von einem Alligator be- 
wohnt sei, den ein heiliger Mönch dorthin gesetzt habe. Einer 
seiner Verehrer hatte ihm zur Spielerei ein eben ausgeschlüpftes 
Crocodil geschenkt, das er erst in einer Wasserkufe seiner 
2ielle und dann in der Cisteme des Klosterhofes auffütterte. Als 
sein Zögling aber immer grösser und grösser wurde, kam er in 
Verlegenheit, was damit zu machen sei, um seine geweihten Hände 
nicht mit Mord zu beflecken, und so setzte er es als beste Auskunft 
den Bauern in ihren Teich, wo es jetzt jedes Jahr schreckbarer 
wird und ernährende Opfer verlangt, wenn es nicht Menschen 
beim Baden fressen soll. Für Trinkwasser war ein Brunnen ge- 
graben. 

Als ich wegen des Wechsels der Karren schickte, kam der 
Prälat zum Besuch, ein Schwiegersohn des Gouverneurs von Kabin, 
der mir schon von ihm gesprochen hatte. Er war allein von 
den Behi^rden gegenwärtig, da der Chao Myang in einiger Ent- 
fernung, der Jockabat in Bahn Sakeoh lebe. Vattana ist eine 
Colonie von Laos aus Viengchan. Die Laos heirathen selten sia- 
mesische Frauen, der grossen Ausgaben wegen, doch geschielit 
es oftmals, 'dass Siamesen und Chinesen Laos-Mädchen heim- 
führen. Im Laoslande wird der Reis im 12. bis 2. Monat ge- 
emtet und im 7. Monat neu gepflanzt. Maize wird im 5. Monat 
gepflanzt. Leute, die auf der Reise sterben, werden begraben, 
sonst aber ist unter den Laos das Verbrennen gewöhnlich, doch 
werden nach alter Sitte im Kindbett gestorbene Frauen erst t\ir 
drei Tage begraben, ehe man sie verbrennt. Nach dem Tode 



32 ^^^ Stam nach Kambodfa. 

geht der Geist (Chitr) des Menschen nach Himmel und Hölle, 
die vier Kan-Bhut aber, die in den beiden Daumen und grossen 
Zehen leben, verwandeln sich in Dämone (Phi). Auch die Seelen 
solcher, die Niemand für sie zu sorgen haben, weder Anver- 
wandte noch Bekannte, verwandeln sich in gespenstische Dä- 
monen (Phi), die sich zuweilen, umLiente zu erschrecken, am Ein- 
gange des Waldes zeigen, einem Schatten gleich, der verschwin- 
det, wenn darnach geschlagen wird. Die Seele eines Chao (Für- 
sten) der Khamen geht nach dem Tode in einen Xang (Elephan- 
ten) über, die eines Chao der Lao in einen Jeng (Elephanten- 
führer). DieTham Khuan genannte Ceremonie wird bei Heirathen 
angestellt. Manche der Laos ziehen in ihren Häusern einen Phi 
Phob auf, d. h. einen Spiritus familiaris, der ihnen entweder von 
ihren Vorfahren her zugekommen ist oder den sie sich durch 
ihre tiefe Kenntniss der magischen Wissenschaften selbst ver- 
schafft haben. Gerathen sie im Handel und Verkehr mit einem 
Andern in Streit, so schicken sie ihren Phi Phob aus, der un- 
sichtbar den Feind überfällt und in Krankheit*) stürzt. Es bleibt 
dann nichts übrig, als einen andern Gelehrten (Khru) zu rufen, 
der den Patienten so lange prügelt,**) bis der darin steckende 
Dämon seine Herkunft und den Namen seines Meisters einge- 
steht. Man lässt dann diesen herbeirufen, und sucht ihn zu 
bewegen, seinen Dämon wieder zu nehmen, worauf die Krankheit 
geheilt ist. 

Jeder, der auf der Weide grasenden BüflFel trug einen der 
schwarzen Vögel Nok Jeng auf dem Rücken, die ihnen die Wür- 



*) Im serbischen Volksglauben essen Hexen das Herz aus dem Leibe (s Orimm), 
si Stria hominem comederit (nach d. lex. sal.), oder wie Petronius fragt: Quae 
striges comedemnt nervös tuos? 

**) wie im deutschen Volksglauben den mit Schwefel gemischten Schwamm, 
bis zur Befreiung die Hexe erscheint, die auch durch in die behext« Milch ge- 
worfene Nadeln beim Kuchen derselben (in Ostpreusseu) gepeinigt werden kann. 
Als auf dem Z5belhof die Frau einen glühend geroachten Kitchenspiess in das 
verhexte Butterfass stecken will, erscheint die Hexe Stase, um es zu verhindern, 
und lässt rasch durch Klopfen die Milch gerinnen. Der Bauer in Passeier kocht 
seine Mütze in Rahm, bis die Hexe an die Thür kommt und um Rahm zum 
Bestreichen ihrer Braudflecke bittet (Ziugerle). 



Die Rawa. 33 

mer aus der Haut aufpicken. Auch folgten sie so dicht hin- 
ter den Füssen der Büffel, so um fast durch das Aufheben der- 
selben berührt zu werden, ohne sich indess auljagen zu lassen. 
Am nächsten Tage besuchte mich der Phu Xuai oder 6e- 
hülfsbeamte. Die nach Viengchang handelnden Juen verkaufen 
Schmucksachen oder Kleider t^r Elephanten und Büffel. Sie ha- 
ben eine Reise von etwa einem Monat zurückzulegen. Die Vieng- 
chang umgebenden Gebirge sind von den Kha bewohnt, ein Volk 
von Wilden, die oft von den Laos gejagt und zu Sklaven ge- 
macht werden. Sie haben keinen festen Wohnsitz, sondern ziehen 
im Walde umher, lassen sich für kurze Zeit unter einem Baume 
nieder und schlagen dort eine Blätterhütte auf. Von den Kha 
giebt es verschiedene Arten, als die Kha-Ladeh, Kha-Su, Kha-Oh, 
Kha-Chantu, Kha-So (im Dorfe Nongluang bei Myang Aran), 
Kha^Tampuen, Kha-Cherai, Kha-Ren. Die Kha-Radeh oderLadeh 
haben Städte und Dörfer mit Chao (Fürsten) und Nai (Herren), 
aber keinen Krasat oder König, und wer ein Verbrechen be- 
gangen hat, entflieht aus dem Lande. Ihr Gebiet erstreckt sich 
sechs Monat Reisen von Viengchang (wahrscheinlich im Schnecken- 
gang) oder drei Monate von Vattana nach den Bergen im Osten, 
nicht weit von Myang Juen. Sie haben ausgezeichnete Pferde, und 
in solchem Ueberfluss, dass ein Mann zum Wasserholen auf einem 
Pferde reitet, oder auch auf zweien, mit einem Fusse auf jedem, 
und die Getässe daneben (nicht sehr bequeme Position, selbst für 
einen Kunstreiter ausserhalb des Circus). Sie verehren die Chao 
(Dämonengötter), und wenn sie zum Opfer einen Büffel oder ein 
anderes Thier tödten wollen, so schlagen sie nur an eine Gong, 
und das Thier fallt sogleich todt nieder. In den Wäldern von 
Korat lebt ein Rawa (oder Lawa) Chabon (Chao bon) ge- 
nanntes Volk, das in seiner Sprache den Mon (Peguem) gleicht. 
Sie kleiden sich in lange Gewänder und leben in dicht neben 
einander gebauten Häuseni, haben aber einen besondern Platz, 
wohin sie gehen, um zu essen, was innerhalb der Wohnungen nicht 
geschehen darf. Der von ihnen verehrte Chao, in dessen Sanchao 
sie nur ein Tavet stellen, ist von gewaltiger Macht, und Diebe, 
die etwas aus seinem Besitz stehlen sollten, würden sogleich in 
Krankheit fallen [wie die Soldaten des Antonius]. Die Frauen 

Bas tun, Bei«e iu Kambodia. IV. 3 



34 ^OQ Slam nach K&mbodia. 

verlängern ihre Ohren durch Ausziehen, die Männer begnttgen 
sich mit Durchbohren derselben. Das Haar der Frauen ist in 
einem Knoten am Hinterkopf aufgebunden. 

Die von den Laos gebrauchten Karren werden in iCambodia 
verfertigt, ^rstreut unter den Lao in Vattana leben die Lao 
Suai. Einige der in Vattana angesiedelten Lao stammen von 
Nongchang (8 Tage von Viengchang entfernt). 

Von Viengchang währt es 18 Tage, um den Menam Khong 
nach Myang Lom oder Myang Loi hinaufzufahren, zwei von den 
Lao Pung Dam bewohnte Städte, die zur Hälfte von Siam, zur 
Hälfte von den Juen abhängig sind (wobei eine Kanalverbindung 
vorausgesetzt scheint). Die Stadt Siangtang liegt an einem an- 
dern Arme des Menam Khong (Mekhong-Flusses), der von Vieng- 
chang aus nicht bis dahin bcschifPt werden kann. 

Jenseits Myang Lom kann der Fluss noch für sieben Tage 
befahren werden, bis Myang Peh und Myang Nan, wo Lao Pung 
dam wohnen. Der Fluss Siangtang ist davon verschieden. Die Laos 
unterscheiden zwischen Thai Khamen, Thai Lao, Thai Kha, Thai 
Phama, Thai Khek, Thai Theh u. s. w. Von Lao werden un- 
terschieden die Lao Njoh, Lao Suai, Lao So, Lao Kha u. s. w. 
Der Fluss Mekhong theilt sich in Panomphen (eine Tagereise von 
Udong) in vier Arme, von denen der von Laos kommende gerade- 
aus geht, einer nach dem Juen, und einer nach Kambodia (rück- 
wärts, je nach der Regenzeit) fliesst. Der Mekhong ist schiffbar 
von Lakon Panom (im Lande der Lao Njoh) bis nach Vieng- 
chang aufwärts oder abwärts nach Basak und weiter. 

Sukothay, wo später Phra Ruang herrschte, wurde von Phra 
Thammasokkharat gegründet. Die Lao Suay leben in Myang 
Sisaket am Menam Mun, der, in Korat entspringend, zwischen 
Lakhon Panom und Basak in den Mekhong fällt. Der Fluss 
Kamphong Suay, wo die Khuay Eisen bearbeiten, kommt auf 
5 Tage Entfernung aus dem Lande der Lao. 

Im District Battambong's leben die Suay Reoh und Suay Ka- 
van, die den Tribut an Cardamomen (Kavan) und falschen Car- 
damomen (Reoh) einliefern müssen. Die Lao von Chiantung (an 
der Grenze China's), die von sehr heller Farbe sind und das Haar 
aufgebunden tragen, kamen vor 4 oder 5 Jahren nach Bangkok 



\ 



Die Soay. 35 

nm Gold oder Silberblumen darzubringen. Ihre Ohren sind durch 
Ausziehen verlängert. Zwei Tage nördlich von Viengchang liegt 
Lanchang*) und zehn Tage weiter an demselben Flusse Myang 
Luang Prabang. Wenn man noch drei Tage aufwärts fahrt, 
kommt man zu den hohen Bergen (Khao jai), in denen sich 
die Wasser in einem See sammeln^ aus dem der Mekhong, als 
seiner Quelle, ausfliesst. Die umliegenden Höhen sind von Laos 
bewohnt. Auf der andern Seite des Mekhong, Luang Prabang 
gegenüber, wohnen die Ho-Hangsang, genannt Ho, die ihr rothes 
Haar lang herabfallen lassen und nach chinesischer Mode Hosen 
tragen. Sie sind Niemandem unterworfen und kommen zuweilen 
nach Luang Prabang, um Elfenbein zu verkaufen. Myang Lom 
und Myang Loi, von schwarzbäuchigen Laos bewohnt, sind 10 
Tage von Korat entfernt, und die Strasse dahin läuft durch ein 
Thal zwischen hohen Bergen. Die Lawa in den Bergen von 
Korat oder (nach den Khamen) Koriet errichten jährlich kleine 
Hütten auf den Feldern für den Ackerbau und ziehen umher. 
Die Laos in Korat sprechen einen harten und rauhen Dialekt, 
die Thai in Korat dagegen haben eine weichere Aussprache. 
Die Lü, die die Sprache der Laos reden, leben in Chiangrung 
und sind theils China, theils Siam, theils Birma unterworfen. 
Oestlich von Surin findet sich im Walde Myang Sangka, 
meist von Suay bewohnt, die dort, wie in Surin, mit Khamen 
untermischt leben. Die Suay sind dunkelfarbig, wie die Khamen, 
die Laos dagegen weiss. Die Suay haben ihre eigene Sprache, 
gebrauchen aber im Schreiben die siamesischen oder kambodi- 
sehen Buchstaben. Die Stadt Surin ist von einem alten Erdwall 
umgeben und auf der Strasse von Surin nach Siemrab finden sich 
verschiedene Ruinenreste. 

Reist man von Siemrab nach Osten, so wird in drei Tagen 
die Stadt Sathong erreicht, in vier weiteren Kamphong-Savai, in 



*) Alle diese Angaheo werden aus unbestimmten Reise-Erinnerungen viel 
Falsches mit einzelnem Richtigen mischen, doch wäre es überflüssig, mit weiterer 
Sichtung (die bei dem Mangel an Materialien doch keine zuverlässigen Resultate 
geben würde) Zeit zu verlieren, da die französische Expedition auf dem Mekhong 
bald genaue Mitthrilungen verspricht » 

3* 



<► 



/ 



36 ^^^ Siam nach Karobodia. 

zwei Tagen Borai, in einem Tage Kamphong Siem, und in noch 
einem Tage der Menam Khong oder Thale Thom, jenseit wei- 
ches Flusses das Land der Juen beginnt. Xalon Kacheh, die 
kambodische Stadt auf der Grenze der Kha, liegt nordöstlich von 
Siemrab. An der Grenze der weissen Laos liegt die Stadt Laugka, 
acht Tage nördlich von Siemrab. 

Vier Tage nördlich von Siemrab trifft man Bahn Kabau. Drei 
Tage weiter steigt die Strasse den Panomwang genannten Berg 
an und erreicht dann in drei Tagen Surin an, der Grenze der 
KhameU; von wo Myang Sisaket und Myang Roiet im Laoslande 
vier Tage entfernt sind. Die sechs Tagereisen von Bahn Kabao 
nach Myang Surin gelten fUr Büffel. Der dazwischen beginnende 
Berg Panomwang, der mit dem Khao Donrek in Korat zusam- 
menhängt, bildet ein Hochplateau, auf dem der Weg nach dem 
Ersteigen weiter führt. 

Der Thalesab nimmt in seinem Umkreis elf Flüsse in sich auf, 
und zwar, wenn man, östlich beginnend, vom Norden nach Westen 
herumgeht, in folgender Reihenfolge: 1) Kamphongtom, ein von 
Kamphong Savay, wo der Gouverneur der Provinz residirt, kom- 
mender Fluss, 2) SthüngSathong, von der Stadt Sathong abfliessend, 

3) Sthüng Yakreng, der bei der Stadt Yakreng vorüberfliesst, 

4) Kamphon Tjam, 5) Kamphong phlük, ()) Xong Knieeh, der bei 
Siemrab vorüberfliesst, 7) Maphier, der Fluss Battambong's, 8)Polai- 
viet, 9) Sanlong, 10) Som, 11) Sthüng Potisat. Nachdem der Ma- 
phier den Fluss Konburi, der bei Sisuphon vorüberfliesst, aufgenom- 
men hat, wird am Dan Sema die Confluenz gebildet zwischen dem 
Fluss Seng (Lam-Seng), der unterhalb der Steinbrücken bei Tescho 
vorüberfliesst, und den von jenseit Battambong herkommenden 
Fluss. Unterhalb Dan Sema wird dann noch der Fluss Plang 
aufgenommen, der weiter oben eine Steinbrücke trägt. Das Aus- 
strömen des Thalesab geschieht durch den Fluss Udong's, der bei 
Panompen (eine Tagereise südlich von Udong) sich theilt, und 
mit dem einem Arm direct in die See fitllt, mit dem andern 
unter Aufnahme des Menam Khong nach Cochinchina fliesst (der 
nach PtolemMos im Gebirge Semanthinos entspringenden Seros- 
Fluss). Der Fluss von Photisat, der auf dem Khao Kravau in 
der Nähe von Chantabun entspringt, mündet in der Nähe von 




Der MekhoDg. 37 

Bobo (drei Tage vou Phra-TaboDg) in den Thalesab. Fährt man 
von Panompen den Mekhong (Menam Khong) aufwärts, so er- 
reicht man über Wasserschnellen und Fälle Viengchang nach 
einem Monat Reise. Die Entfernung von Viengchang *) nach Myang 
Luang Prabang beträgt 7 Tage, und 10 Tage oberhalb Myang 
Luang Prabang*8 liegt der See (Nong) Seh, die Quelle des Mekhong, 
der im Westen durch die Gebirgskette von dem Flusse Xiengmai's 
und östlich vom Flusse Siangtung's getrennt ist. Vom Nong Seh 
fuhren Bergpfade in If) Tagen nach Myang Juen (Cochinchina), 
welches Land bei den Städten (Bahn) Ling und Dau erreicht 
wird. Der Laos, der mir diese Mittheilung machte, fügte hinzu, 
dass damit das angenehme Reisen sein Ende erreicht hätte, denn 
Juen sei voll von Städten und Dörfern, so dass man sich bei 
jedem Schritt den Plackereien der Beamten und Zollunter- 
suchungen ausgesetzt fände. Die Flüsse Siemrab, Kamphong 
Suay, Battambong, Photisat u. s. w. laufen alle in den Tha- 
lesab, der durch den Thale tom (grossen Fluss) in den Ocean 
(Thale yai) mündet. Boote fürchten sich über den offenen See 
zu kreuzen, möchten aber dann in einem Tage die jetzt durch 
Umgehen sechs Tage erfordernde Reise zurücklegen. Der Fluss 
Klangpaleih, zwischen La weck und Udong, entspringt auf den 
Bergen von Tschreok, und fällt bei Kamphong luang in den 
Thale. Der Fluss Sukroh in Khet Lawek fällt in den Thale süd- 
lich vom Silah, der in den Leibiah mündet An der rechten Seite 
des Flusses Leibiah sieht man die Berge Pumro (Tambong Dai 
Tschnual) nach Westen, die Berge von Krong dai mak nach Nord- 
westen, die Berge Puchruet an dieser Seite und entfernter auf 
der andern Seite des Sees den Berg Leng nach Norden. 

Das flache Land Kambodia's erhebt sich allmälig zu den 



*) Das also hier zwei oder drei Tage nördlich von Lancbang gesetzt zu sein 
scheint, statt südlich , wie im obigen Itinerarien. Die beiden Namen werden «ft 
verwechselt. Der Unterschied in der nächsten Zeitbestimmung mag darauf be- 
ruhen, dass bald die Reise stromaufwärts, bald stromabwärts berechnet ist. Da 
ich alle diese Mittheilungen immer nur beiläufig erhielt, wie sich auf der Durch- 
reise gerade die Gelegenheit bot, war es nicht möglich, die Autoritäten zur Recti- 
flcation zn confrontireu. Der beliebte QueUensee pflegt nie zu fehlen. 



38 ^oi> ^i&^ ^^^ KambodU. 

Bergen Korats, die in Terrassen übereinander aufsteigen, und 
sich dann in einem weiten Zirkel von Nophburi bis Viengchang aus- 
breiten. Von Panomsok ist es sechs Tagereisen zu Wagen bis 
nach der von Korat abhängigen Stadt Surin, an der Grenze 
der Laos, die nebst dem Kha, Suay und Khanien die nordwest- 
lichen Gebirge bewohnen. Im Norden Panomsoks kommt man 
in einem Tage nach Jongkan, von Laos bevölkert, und dann 
in einem zweiten nach dem Khao Donrek genannten Gebirgs- 
zuge, der, ebenfalls zu Korat gehörig, eine Fortsetzung der Berge 
Dong Phaya Fai bei Prabat und Nophburi bildet, aber unbe- 
wohnt ist. Im Norden von Siemrab liegt Sisaket, von Laos be- 
wohnt, 15 Tage entfernt. Die Kambodier unterscheiden von 
den civilisirten Stadtbewohnern die Khamen Dong der Wälder 
und die Khamen boran oder alten Khmer.*) 

Die Grenze zwischen Siam und Kambodia war früher in 
Angsela, halbwegs zwischen Bau Sakeoh und Vattana, wo noch 
im Dickicht des Waldes ein beschriebener Steinpfeiler zu finden 
ist. Dort liegt die Wasserscheide, indem die Bäche bei Bahn- 
Sakeoh durch den Fluss Lam-Sathüng nach Siam abfliessen, die 
Wasser des Nong Bua, des Lotus-Sees (zwischen Vattana und 
Myang-Aran) dagegen durch den Fluss Mahot nach Kambodia. 
Der Menam Lam Sathüng fliesst, als der Fluss Pachim, und 
dann als der Fluss Petriu, bei Bangphlasoi in die See aus, der 
Menam Mahot mündet in den Thalesab. 

In der Nähe von Vattana, in ungefähr einer Tagereise Ent- 
fernung, finden sich Goldwäschereien an dem Creek (Khrong) 



*) NouB D0U8 appeloos Kmdr comme notre pays. Les Siamois nous connais- 
sent 80118 1e noui de Kämmen [vielmehr Khamen oder Khamera], les Annaniites 
8008 celui de Khaomen, les Chinois nous d«fsignent par le nom de Tang-po-cha, 
enfln les Malais par celni de Cambodia, c'est ce dernier nom qui a prevalu en 
Europe [wie für China der durch das Medium der malayischen Schiff«r gehörte 
Namen der Tsin-Dynastie], puisque vons nous appelez Cambogiens ou Cambod- 
giens, heisBt es in den lettres sur le Cambodge (im Courrier de Saigon ans der 
Landessprache fibersetzt) in der Revue Maritime et Coloniale (1865)* Den Wilden 
am linken Ufer des grossen Flusses wird jeder Glaube oder religiöses Ceremoniel 
abgesprochen. IIs n'ont que deux pointes cardinaux : la terre, qui voit naitre 
le Boleil, le pays que le soleil ^chaoffe k son coucher. 



Goldw&schereien. 39 

Nang Sing, der voti dem Berge Sarakok (in dem Gebirge Chan- 
tabnns) herabkommt und in den Flnss Lam-Sathttng (bei Bahn 
Öakeoh) ausfliegst. Die Zahl der Arbeiter dort beläuft sich zu- 
weilen auf 100— 2(K). Der Preis für ein Bath an Gewicht ist 
14 — 15 Bath. Die Taxe (Phasi) ist ein Fuang, nämlich fttr 
den Werth von 8 oder 10 Salüng. Andere Goldgruben finden 
sich nicht weit von Myang Aran an dem Creek Nam Sai, der 
nach dem Flusse Battambongs abfliesst. Diese Minen liegen im 
Gebirge, die bei Kabin in der Ebene. 

Ueber die Weiterbeförderung gab es einen Disput mit dem 
Prälat, der anfangs nicht die vofle Zahl der Fuhrleute geben 
wollte und in dem Postschein weniger genannt hatte. Eine 
Bande von Arbeitern, die in Kabin Holz gefällt hatten, kehrte 
nach Yattana zurück. Ein alter Beamter brachte mir seinen 
kranken Sohn, dem ich Mediein gab, und wünschte dann eine 
zweite Dosis fllr seine Tochter, die ebenfalls krank sei. Da ich 
sie vorher zur Diagnose zu sehen verlangte, bat er mich, nach 
seinem Hause zu kommen, denn als Frau könnte sie nicht gut 
sich in öffentliÄer Halle examiniren lassen. Ich begleitete ihn nach 
seiner Wohnung und fand mitten im Hofe einen, einem Prachedi 
ähnlichen, Termitenhügel, der, wie der Greis mir sagte, eine be- 
sonders glückliche Sache wäre und bei Zerstörung seinen eige- 
nen Tod herbeiziehen würde. Auf dem Wege kamen wir bei 
einem buntgeschmückten Laubzelte vorbei, das neben einem 
Hause aufgerichtet war, und vor dem unter fröhlicher Musik 
eine Hochzeit gefeiert wurde. 

Gegen Ende der Nacht liess ich bei Fackellicht aufbrechen. 
Der Wald war offen, mit Pfadwegen seitwärts nach den Häu- 
sern leitend. Das Rad des einen Wagens brach wiederholt und 
konnte zuletzt nicht wieder zusammengeflickt werden, so dass 
wir ein neues in einem Gartenhause liehen, das zwischen Bana- 
nenpflanzungen lag. Ich liess während des Aufenthaltes von einem 
der konischen Termitenhügel die Spitze abschlagen, und fand die- 
selbe zellenartig ausgehöhlt, wie einen Bienenkorb, mit Gängen da- 
zwischen für die grauen Ameisen mit weissen Köpfen. Weiter unten 
fielen grosse Mengen glänzend schwarzer Ameisen heraus, kleine 
schwarze Ameisen liefen mit Eiern umher. Die Erde war ein 



40 ^on Siam nach Kambodia. 

fetter, harter Lehm und weiter unten mit Wrfrzeln gemischt, die 
das Gertist bildeten. Auf den hügelähnlichen Termitenbauten sind 
oft dicke Bäume aufgewachsen. Andere gleichen lingaartigen 
Kegeln und stehen gewöhnlich in einer Gruppe von Bäumen, 
die sie umgeben. Andere von röthlicher Erde gleichen Thttrm- 
chen und Zinnen auf der Spitze, und stehen meist unter einem 
Baume, oder sind über verfaulten Stämmen aufgebaut. Andere, 
mit ausgezogener Spitze, stehen frei. Die Laos verehren diese 
Chom Phuek, und halten es für unrecht, sie zu öflFhen, als den 
Sitz von Nang Thorani (der Erdgöttin), der SUssigkeiten (aber 
kein Branntwein) geopfert werden müssen, bezeichnend. 

Eine kiesige Strasse durch eine Sandfläche fllhrte uns nach 
dem Flusse Mahot, der, von den 14 — 15 Tage entfernten Ber- 
gen kommend, nach Battambong hinfliesst. Auf der andern Seite 
stand ein Sanchao mit Tavet und Stöcken neben einer einge- 
fallenen Sala. Zum Frühstück hielten wir am Nong Bua (Lo- 
tusteich) neben einem Bananengarten. Während des Reis- 
kochens gerieth das trockene Gras in Feuer und verbreitete 
sich so rasch, dass wir kaum Zeit hatten, die Karren zu ent- 
fernen. 

Beim Weiterfahren brach einer der Karren so zusammen, 
dass er zurückbleiben und das Gepäck auf den anderen weiter- 
geführt werden musste. Aus einem blätterreichen Walde traten 
wir in wohlangebaute Felder hinaus, an deren Eingang ein 
mit Goldflitter behängtes Sanchao für den Flussgott des Mahot- 
stromes stand, wie in Vattana sich eins für die Nymphen des 
Baches Xatasa findet. Es war schon dunkel, als wir die Sala 
im Dorfe Myang Aran erreichten, doch liess ich mich noch 
nach dem Flusse führen, um mich an dem Badeplatze des dor- 
tigen Klosters in dem kühlen Wasser zu erfrischen. Als ich ^ 
nach dem Abendessen in der Sala sass, hörte ich einen Laos 
die Aeolus-Orgel blasen, und liess ihn hereinrufen. Das Instru- 
ment war für die Decke zu hoch und musste durch eine Oeff- 
nung des Daches gesteckt werden. Der Begleiter des Musikers 
sang unter Geberdenbewegungen, und insinuirte erst, dass Brannt- 
wein ein schönes Getränk sei, uÄd dann, dass die Hand des 
Herrn Wohlthäters freigebig Geld ausstreuen möge. Sie nahmen 



Aran. 41 

dann Abschied, da sie noch Runden machen müssten, um in 
den Häusern aufzuspielen. 

Der Jockabat, der seine Aufwartung machte, stattete mir 
das Compliment ab, dass kalte Hände Panja bedeuteten, 
und gab mir aus dem Banxi den officiellen Meilenzeiger für 
die Entfernungen des noch übrigen Weges. Von Aran nach 
Butakieng werden 260 Sen gerechnet, von dort bis Sa-Kabti 
20() Sen, bis Aran khao 240 Sen, bis Hinleh 260 Sen, bis Tük- 
talah 283 Sen und bis Sisuphon 104 Sen. Die Entfernung von 
Vattana nach Aran ist 560 Sen. Die alte Stadt Aran (Aran Khao) 
wurde vor 15 Jahren nach der gegenwärtigen Localität versetzt, 
wo bisher ein Sungkeb genannter Flecken gelegen hatte, und 
mit Laos bevölkert, die vor 26 Jahren von Myang Lakhon Panom 
gekommen waren. Die Khamen, die früher Aran Khao bewohnt 
hatten, bauten die Stadt Sisuphon wieder neu auf. 

Beim Umhergehen am andern Tage sah ich unter einer Be- 
dachung einen Holzpfeiler errichtet, und hörte, dass es einer der 
Lak Myang (Stadtpfeiler) sei, die im Umkreise des Weichbildes 
von Mönchen aufgesteckt und mit Gebeten geweiht waren. Eine 
lange Linie der Mönche kam gerade vom Almosengang des Bin- 
thibat zurück. Die Frauen tragen ihre Kleider, nach der Mode 
der Laos, herabhängend, nicht aufgeschürzt, wie die Siamesen. 
Die Lao von Aran kamen meistens von Myang Lakhon Panom, 
einer an dem grossen Mekhong-Fluss gelegenen Stadt. Von dort 
fährt ein Boot in acht Tagen nach Viengchang aufwärts und legt 
die Thalfahrt in vier Tagen zurück. Von Viengchang braucht es 
7 Tagenächte, um nach Myang Luang Praban hinaufzufahren, und 
der Fluss ist auch darüber hinaus noch weiter oben schiffbar. 
Es ist nicht möglich, den Fluss von Myang Lakhon Panom nach 
Myang Lanam (im Lande der Juen) hinabzufahren, weil Wasser- 
schnellen dazwischen liegen, aber auf dem andern Arm mag ein 
Boot den ganzen Weg bis Udong Mixai oder auch bis Saigon 
zurücklegen. Von allen Städten in Lao, von Viengchang, Myang 
Luang Prabang, Myang Lakhon Panom führen gebahnte Strassen 
in 15 — 16 Tagen nach dem Lande der Juen. Die Lao bringen 
den Phi Po Phi Meh (den Geistern der Eltern) gewöhnlich ein- 
mal im Jahre ihre Verehrung dar, oder auch sonst, wenn es 



42 ^on Siam nach Kambodia. 

ihnen beliebt, nie aber am Van Phra (dem Tage des Herrn), 
wogegen die Khamen (Kanibodier) und Chek (Chinesen) ohne 
Unterschied irgend einen Tag für Darbringung der Opfergaben 
wählen, selbst den Van Phra. In Krankheitsfällen befragen die 
Lao einen Mo-du (Wahrsager), der, mit dem Anfangstage des 
Unwohlseins beginnend, an seinen Fingern und Zehen zu zäh- 
len anlangt, und dann ausfindet, dass ein gewisser Termitenhü- 
gel, der von einem Dämon bewohnt wird, die Krankheit verur- 
sacht hat. Er deutet dann die Richtung an, die genommen 
werden muss, um den Chora Pluek (Termitenhügel) *) zu treffen, 
und bezeichnet die Art der Opfergaben, die auf einen flachen 
Tisch neben denselben hingestellt werden müssen. Von diesen 
Termitenhügeln giebt es zwei Arten, die niedrigen kegelförmigen, 
mit kleinen Ameisen, und die grösseren, mit grossen Ameisen, 
die beissen. Nur die letzte Art wird verehrt. Zuweilen wird 
Krankheit durch den Dämon (Phi) der Bäume verursacht, und 
eine besonders boshafte Art der Dämone lebt in den Baum- 
stämmen, die für Boote ausgehöhlt werden. Die Dämone, die 
beim Niederlallen eines Baumes **) gesühnt werden müssen, heissen 



*) Die Esthen bauten das Wohnhaus oeben rotben Ameisen, die Stalle bei 
schwarzen. Die Sonnenverehrung auf den Termitenhügeln verknüpft sich mit der 
Saerna. 

**) Hamadryades, quae cum (afia) arborlbus et na^cuntur et pereunt, Dryades 
vero sunt, quae inter arbores habitant (Servius). Bei der Lichtung geweihter 
Haine bat die Expiationsformel (die von Cato erhalten ist) den Gott oder die 
Göttin, der der Hain heilig war, sich das zu opfernde SQhnschwein gn&dig gefallen 
zu lassen. Als der im Hain der Dea dia umgefallene Baum weggenommen werden 
sollte, bedurfte es eines Placulum von Schwein und Schaflamm seitens der Arval- 
brflder, indem zugleich das Beil in den Aedes niedergelegt wurde. Columella er- 
wähnt die Gebete, die der Putator der Bäume sang, während er die Zweige be- 

• 

, schnitt, und die Mistel der Druiden durfte nur mit goldener Sichel abgelöst 
wetden. Die Esthen, die ihre Bäume Jährlich mit Thierblut begiessen, um ihr 
Leben zu erbalten, wunderten sich, dass auf die Axthiebe des Priesters Dietrich 
kein Blut folgte, wie es aus dem durch Erysichthon, trotz der Bitten der Dryade, 
verwundeten ausfloss. Als Kalirrhotios den heiligen Oelbaum der Athene um- 
hauen wül, verwundet ihn die abgleitende Axt tödtUch am Bein, wie den Knecht, 
der auf den blutenden Baum bei Nauders in Tirol einhieb, und der Bauer, der, 
die warnende Stimme nicht achtend, den Wachholderbaum in Südermanland zu 
fällen unternimmt, Blut strömen sieht und rasch in Krankheit hinsiecht. Im 



LeckermSnler. 43 

SoDg-nang-phi-nang, und sie lieben Stissigkeiten, während der 
Mo Thevada, der in der Besessenheit für Krankheitsfälle con- 
sultirt wird, mit Hühnern, Enten und Branntwein bewirthet wer- 
den muss. 

Während der Regenzeit im 10. und 11. Monat ist das ganze 
Land überschwemmt, und man kann in einem Boote, ohne dem 
Fluss zu folgen, geradewegs über Land von Aran nach Sisuphon. 
gehen. Der beim Nong Bua vorüberströmende Mahot-Fluss 



Walde von Ragaard Bt«ht ein alter Baum, der nicht umgehauen werden darf, 
weil in ihm ein Elfe lebt, und auch die Hollunderbäume sind von Elfen bewohnt, 
die Nachts umgehen, wahrend die Slawen unter ihren Wurzeln die Erdgeister 
hausen lassen. Aus dem uralten Baume auf dem Heinzenberge bei Zell erscholl 
ein Klageruf, als man ihn umhieb, weil sich die Mutter Gottes darin befand, der 
man dann eine Capelle erbaute (Zingerle). Die Medicinmänner der Ojibwä 
wollen das Wehklagen des Baumstammes gehört haben, wenn man ihn nutzlos 
niederhieb (Jones). Als das Eisen geschaffen wurde, begannen die Bäume zu 
zittern (Oenesis Raba). Die Tahitier legten von jedem gefüllten Baume zur 
Söhne des Frevels einen Splitter auf den Altar des Morai nieder, anstatt des 
classischen Schweinsopfers. Als man auf Maui die Bäume fällen wollte, in denen 
sich der Gott Tane verkörpert hatte, um sein Bild zu verfertigen, starben die Ar- 
beiter durch die auf sie gesprungenen Splitter, und mussteu sich Hände und Ge- 
sicht (nur eine Oeffnung für die Augen lassend) bedecken, um mit ihrer Arbeit 
fortzufahren. Beim Bau des Klosters von Beuersberg (in Ober-Bayern) verletzten 
sich die Arbeiter durch die Holzsplitter (1121 p. d.), bis sie die Bäume dort 
fällten, jenseit der Loisach, wohin Vogel die blutigen Splitter getragen hatten, 
und die Plataier folgten den Fleischstucke forttragenden Raben, um (nach Pau- 
sanias) die für Verfertigung der Daidala passenden Bäume zu finden. Als Zim- 
merleute am Nefamingerberge in Nieder-Bayern das Holz zurichteten, um dort eine 
Kirche zu bauen, verwundete sich einer mit der Axt an dem Fuss und ein Rabe 
flog mit «inem blutigen Scheite auf den Wolaberg, an der Stelle sitzen bleibend, 
wo dann die Kirche erbaut wurde (Panzer). Die (in Tirol) in einem und dem- 
selben Walde zusammen hausenden Fanggen waren an diesen. Wald gebunden 
und schwanden bei seinem Schlagen dahin. Wurde ein Baum gefällt, von dem 
eine Fanggin den Namen trug, so war auch ihr Dasein dahin (Vonbun). Die 
Ueberbleibsel des Eichenwaldes auf dem Kirchhof von Stone-Heddinge sind der 
Elfenkönigin Soldaten, Bäume am Tage, Soldaten bei Nacht. Neben jedem Dorfe 
bei Accra (an der afrikanischen Westküste) fand Bosman ein heiliges Gehölz, in 
dem Niemand Zweige abreissen durfte, und wie in den heiligen Hainen der Slawen, 
so weit ihr Schatten reichte, war in denen der Abchasen (nach Reineggs) und in 
den mongolischen am Ongon das Sammeln von Brennholz verboten. 



44 ^on Siam nach Kambodia. 

kommt von dem fkhao jai) Hauptgebirge Korats und theilt sich 
bei Nong Veng, eine halbe Tagereise unterhalb Nong Bua, in 
zwei Arme; der eine verbindet sich, eine Tagereise von Bahn 
Sakeoh entfernt, mit dem dortigen Fluss, der andere fliesst bei 
Myang Aran vorbei nach Hniay und verbindet sich bei Sisuphon 
mit dem Flusse Thasavai, der in zwei Tagen nach dem Thale- 
sab befahren werden kann und bei Dan Sema und Dan Makoi 
in denselben ausmündet, der täglichen Ebbe und Fluth des 
Sees untenvorfen und gleichzeitig mit diesem steigend und 
fallend. Während der Regenzeit ist der Fluss Mahot sehr reich 
an Fischen, aber am Ende derselben ziehen sie sich von Aran 
nach Battambong. 

Im Klosterhofe waren die Leute damit beschäftigt, kleine 
Strohhütten aufzurichten für die Priester, um darin die neun 
Nächte zu verbringen, und sich in dieser reinen, neuen Wohnung 
durch Gebet« von Sünden zu reinigen. Sollte während dieser 
geweihten Zeit ein Laie sich erkühnen, das Kloster zu betreten, 
so würde sein Kopf in sieben Stücke zerspringen. Vor dem 
heiligen Pipulbaum (Mahaphoth) stand ein Holzpfeiler mit Blu- 
menschmuck auf der Spitze, als eine (Phrachedi Bua) Lotus-Pa- 
gode, unter der Menschengebeine begraben waren. Auch unter 
den Lak That genannten Pfeilern liegen solche verschüttet. Un- 
ter den Bäumen standen Altartischchen mit Opfergaben. *) Hohle 
Holzglocken waren aufgehangen, um mit einem Klöpfel zur 
Morgen- und Abendzeit angeschlagen zu werden. Im Tempel 
(Bath) hing ein Gemälde Buddha's in bräunlich gelber Kleidung. 
Daneben hing ein anderes, unförmlich wie ein Rumpf, das als 
Phra Bot bezeichnet und mit Phra Chao oder Phra Phut iden- 
tisch genannt wurde. Auf eine Plattform gestellte Figuren Bud- 
dha's zeigten einen aufgedunsenen Leib und ein dickes, vrundes 
Gesicht. Am Arme einer derselben hingen Ringe, wie sie bei 
Kindern am Handgelenke getragen waren, und waren bÄm Tode 



*) The Indians of Santa Barbara (in California) oflen secretly built little 
teroples of sticks and boshes, on which they hung bits of rage, clotb aud other 
paraphemalia depositing on the ineide tobacco and other articles, osed by them, 
as preaenta to the uuseeo spirits. 




LaobhütteDfest 45 

des Kindes dorthin geweiht, um vom Herrn Verdienst zu gewinnen. 
Wenn die Mönche in der regnichten Jahreszeit die Mittagsstunde 
zu kennen wünschen, so beobachten sie die Rapbün genannte Pflanae, 
die sich am Morgen mehr und melir öffnet, am Abend wieder zu 
schliessen beginnt. Am Nachmittag fand ich die neuen Strohhtttten 
alle in einem Zirkel (20 an der Zahl) beendet und mit vom 
überstehenden Böten bedeckt. Jede enthielt das Bett ausgebreitet, 
mit einem Spuc^napf daneben. Die ThUren waren geschlossen, 
und draussen stand ein Flechtwerkgestell mit einem Wasserkrug. 

Wächter gingen umher, nach Ordnung zu sehen. Die 
Mönche waren in dem Tempel versammelt, den Predigten zu- 
zuhören. Als sie hervorkamen, waren sie alle in neue Gewän- 
der gekleidet und trugen die ihnen dargebrachten Geschenke. 
Die Novizen hatten Büschel von Kräutern und Blumen, die sie 
gesammelt hatten, in den Händen. Einer der Mönche zeigte mir 
ein theils in siamesischer Schrift, theils im Pali der Laos ge- 
schriebenes Buch und verehrte mir ein Bündel Zahnstocher. Ich 
Hess das Alphabet der Laos aufschreiben. Bei feierlichen Ge- 
legenheiten sieht man die Mönche in halbseidenen Gewündem, 
da nach dem Wortlaut reine Seide verboten ist, denen auch die 
Wachabiten Baumwolle einzumischen pflegen. 

Nach der Sala zurückgekehrt, hatte ich dort manche Be- 
sucher zu empfangen, die mich mit zusammengelegten Händen und 
Niederbeugen begrüssten. Einige brachten Gold zum Verkauf, 
das sie 1 Bath Gewicht für 18 Bath anboten. Anderes konnte 
ich für 10 — 16 Bath kaufen, doch merkte ich, dass den Wa- 
gen nicht zu trauen war. Eine alte Dame, die mit ihren Die- 
nerinnen herbeikam, liess mir ein Geschenk von Yams und Ba- 
nanen bringen und setzte sich dann neben mich nieder. Sie 
sei gekommen, ihren Respect zu bezeigen. Auch ein anderer 
Besucher glaubte sich erst durch ein Gesclienk an Eiern in 
Gunst setzen zn müssen. In der Sala war das Bild des Phra 
Sassadi aufgehängt, ausschreitend und die eine Hand vorge- 
streckt, während er in der andern ein Schwert hielt. Er wird 
von den Richtern verehrt, und gleich dem Beschützer der Städte 
und Dörfer angesehen, als über den Sema der Krung präsidirend. 

Provisionen zu kaufen war schwierig und wurde vergebens 



46 ^^^ ^^^1° 'i'^cb Kambodia. 

Gteld geboten. Doch erhielt ich Eier für Rechenpfennige, die ich 
sufällig zeigte. Eine Frau kam, am glutinösen Reis gegen Salz 
zu vertauschen. 

Ich hatte mein Gepäck auf den alten Karren gelassen und die 
mitgebrachten Leute zurückgehalten, entliess sie aber um Mittag, 
da der Jockabat selbst Bürgschaft für das richtige Eintreffen 
des neuen Gespannes leisten zu wollen versprach. Gegen Abend 
fand sich auch Alles ein und wurden die nöthjgen Wachen aus- 
gestellt. Während der Nacht hörte man den stampfenden Ton 
der Reismörser aus den verschiedenen Häusern. 

Nachdem die Karren gepackt waren, brachen wir mit 
Fackellicht auf. Als wir die Ebene der Lichtung, in der die 
Stadt gebaut ist, durchfahren hatten, umgab uns wieder der dichte 
Wald. Eine baufällige Brücke über einen Bach, der in den Mahot- 
fluss fällt, musste mit grosser Vorsicht passirt werden. Von einem 
am Walde gelegenen Hause kamen Leute mit Bananen und Zucker- 
rohr, um von uns Tabak einzutauschen. In einem Gehölz junger 
Bäume war die Strasse mit Holzplanken eingefasst und an beiden 
Seiten über die nebenherlaufenden Gräben erhoben, aus denen 
die Erde zu ihrem Aufschütten verwendet war. Dies waren 
Ueberbleibsel der grossen Heerstrasse, die der General Chaokhun 
Bodin während der Feldzüge gegen Kambodia von Siam nach 
jenem Lande anlegen liess. Nach dem Passiren der Sala But- 
takieng führte uns ein buschiges Dickicht über wellige Wege 
nach einer mit Halmgras bedeckten Ebene, die von Waldbäumen 
umzogen war. Am Sa Kabü machten wir Halt zum Frühstück. 
Gleichzeitig lagerten dort die Karren eine« Chinesen, der von 
Goldgräbereien gekommen war. Der Chinese guckte so neu- 
gierig in meinen Gepäcksachen umher, dass ich ihm seine Ge- 
genwart als eine belästigende bemerkbar machen musste. Auch 
ein Ochsenwagen kam des W>ges, und Reisende, die Hunde 
mit sich führten. In der Feme waren die von Khamen be- 
wohnten Berge sichtbar, längs der von Chantabun kommenden 
Strasse, an deren Rande die Xong leben, die für Goldwäsche- 
reien besucht werden. Die Büffel Hessen es sich auf einer gras- 
reichen Wiese wohl sein, und einer, der fortgelaufen war, konnte 
nur mit Mühe zum Einspannen wieder aufgefangen werden. 



Alt-Aran. 47 

Am Nachmittage trafen wir Wele Ameisenhligel am Wege, 
ganz von Baumlauben bedeckt. Einigewaren von weisser Farbe. 
Solche Stellen, die nicht passirbar waren, wurden durch über*« 
Kreuz gebundene Baumzweige angedeutet. Die Büffel des einen 
Karrens zeigten so grosse Zeichen der Ermüdung, dass die Trei- 
ber Halt machen mussten. Wir spannten sie aus, um sie sich 
durch Grasen erholen zu lassen , konnten aber bei dem Versuche 
des Weiterfahrens nur noch eine kurze Strecke zuiücklegen und 
mussten für die Nacht am Wege Halt machen, in der Nähe des 
Platzes, wo das alte Aran gestanden hatte. Das Wasser musste 
in weiter Entfernung aus einem Teiche herbeigebracht werden. 
Die Gegend ist unbewohnt, wie ich hörte, da sie nicht ange- 
baut werden kann, weil das Wasser während des zehnten und 
elften Monats so hoch steht, dass der Reis ertödtet wird. Das 
LaBd mm die neue Stadt Aran liegt dagegen höher und wird 
deshalb weniger überschwemmt. 

Mit der ersten Dämmerung waren wir wieder unterwegs. 
Auf buschiger Ebene, mit Bäumen umgürtet, kamen wir an den 
Ueberbleibseln des alten Aran vorbei und sahen, auf der Fläche 
weiter fahrend, eine Menge isolirter Höhen vor uns aus dem Ho- 
rizonte heraufwachsen, im Südwesten die spitzigen Gipfel der 
Nam-Sai Berge (auf der Strasse nach Chantabun), im Nord- 
westen die Gebirgslinie des Dong Phaya Fai in Korat, im Norden 
die niedrigen Hügel von Savaichik, von Kham bewohnt, eine 
Tagereise von Sisuphon, im Osten den Doppelberg (mit einem 
hohen und einem niedrigen Pik) v«i Panomsok, zwischen Sisu- 
phon und Siemrab, und im Süden die langgestreckten Berge 
von Tavasai weiterhin. In nächster Nähe gab es auch Erhe- 
bungen, nämlich eine Reihe rund dagobenartige Termitenhügel, 
die dick mit Büschen bewachsen waren, und auf erhobenen 
Grunde längs des Weges hinliefen. Jener Dong Phaya Fai, der 
Wald des Feuergottes, erzählte man mir, würde von seinen Be- 
wohnern, den Lao, Thai und Suay, als allgewaltig verehrt, aus 
Furcht, dass er sie mit Krankheiten strafe. Eine Tagereise von 
Salaburi strömten aus einem Felsblocke nach allen Seiten Ge- 
wässer aus, und Kranke opferten dort in verschiedenen Grössen 
abgeschnittene Stöckchen vor dem der Nang Keoh-thi-luang ge^ 



« > 






• * 



48 ^^^ Siain nach Karobodia. 

> .-/■'■■ 

f -weihten Sauchao. Reisende, die uns begegneten, gingen nach 
4en Bo Sai, um Gold zu graben. Die Leute hatten am Wege 
Feuerholz aufgesammelt, da wir am Teiche Hinlae in einer 
offenen Ebene rasteten, wo nur im Schatten der Karren Schutz 
gegen die Sonne zu finden war. Ein Möneli leistete uns Ge- 
sellschaft, der in Begleitung zweier Knaben von den Wäsche- 
reien kam, wo er Gold als Almosen gebettelt hatte, um es 
für den SchmucK der Tempel zu verwenden. Als wir eine Zeit 
lang auf der heissen Ebene weiter gefahren waren, bewiesen 
sich die BUffel so erschöpft, dass sie in einem am Wege liegen- 
den Pfuhl getränkt werden mussten. Derselbe war im Austrock- 
nen begriffen, und die durch den beginnenden Mangel des Was- 
sers beengten Fische sprangen haufenweise daraus hervor. Im 
Südosten zeigten sich die Berge Bon-Nom, nördlich von Bat- 
tabong, im Osten die Sisuphons, im Süden die Batlioms, ^vier 
Tagereisen von Battambon^, im Südwesten die von Nam-Sai und 
Tangob, im Nordosten die von Makat bei Panamsok und da- 
neben die von Tikso, im Norden die von Chantakam, im Nord- 
westen die des Dong Pliaya Fai in Korat. 

Als der Abend einbrach, Hess ich bei Nong puek auf die 
Nachzügler warten, um zusammen zu schliessen. Die Strasse war 
lehmig, und in einer weichen Parthie derselben blieb einer der 
Karren stecken, indem das Geschirr der Büffel zerriss. Da alle 
selir ermüdet waren, kamen wir erst in der Dunkelheit am 
Nong Sanong an, wo wir unser Lager zwischen Büschen auf- 
schlugen. Ich schlief in dem Karren. 

Vor Sonnenaufgang in Bewegung, erreichten wir noch zeitig 
am Vormittag Tüktelah, wo die früher über den Fluss be- 
stehende Brücke, wie ich liörte, abgebrochen war. Ich sdilug 
deshalb mein Quartier an der Sala auf, die ohne andere Zeichen 
von Bevölkerung am Ufer stand, und schickte nach Sisuphon, 
um Boote zu requiriren. Dort sei jetzt kein Gouverneur, hörte 
ich, da der frühere von dem König abgesetzt wurde. Doch sei 
der Jockabat von Pachim bestimmt, Gouverneur von Sisuphon 
zu werden. Die Ebene, über die wir hergekommen waren, er- 
streckt sich bis zu den Büschen, die diese Seite des breiten 
Stromes einfassen, auf dessen anderer sich Gebirge erheben. 



^ 



Tüktelah. 49 

*■■'*.. 

Der Fluss Tasavai kommt von Bahn Changhan, eine Tagereise.- 
oberhalb Sisuphon, und bildet sich dort von den aus den morasti« 
gen FLächen und Feldern abflicssendep Wassern. Er ergiesst sich 
bei Bakpleah (Pak Preah) in den Fluss von Battambong^ der an den 
Gebirgen von Chantabun entspringt und in den Thalesab mün- 
det. Der Fluss von Siemrab fliesst \pm Norden in den See. 

Als vor zwei Jahren der kambodische Prinz wegen seines 
Angriffes auf Battambong nach Siam ausgeliefert werden sollte, 
brachte ihn, wurde mir erzälilt, die Kambodische Escorte nach 
dieser Stelle am Flusse, wo die Sala steht, und etwas weiter 
auf der Ebene standen die Laos, 200 an Zahl, bereit, ihn in 
Empfang zu nehmen und weiter zu befördern. Die von den 
Laos in Aran, Vattana, Kabin gebrauchten Wagen sind mei- 
stens von Kambodiem gefertigt, die Btiftelhäute und Hörner zum 
Verkauf nach Paknam bringen und dann, ehe sie zurückkehren, 
ihre Frachtwagen verkaufen. Ein guter Karren kostet ungefähr 
10 Bath, ein starker Büffel 30 Bath und ein Ochse 10 Bath. 

Im Wasser sah man viele Alligatoren schwimmen. Da es 
an Fischgeräthschaften fehlte, gruben die Leute einen kleinen 
Kanal, aus dem sie nach dem Abdämmen das Wasser mit 
Schöpfgefässen herauswarfen, und dann die trocken gelegten 
Fische mit den Händen fingen. Darunter befanden sich mehrere 
Exemplare des Pia Pao, der im Wasser gefiilirlich beissen soll, 
aber sobald er an die Luft kommt, sich wie ein Blasebalg auf- 
bläst. Wenn er in diesem geschwollenen Zustande in's Wasser 
gesetzt wird, kommt die Luft unter den seitlichen und ßücken- 
finnen hervor. Schneidet man die äussere Haut auf, so sieht 
man die ausgedehnte Blase die Eingeweide umgeben. Vom 
Munde öffnet ein Kanal in dieselbe und ebenso drei Gänge von 
jeder Seitenfinne in den Kiemenblättchen für den Luftsack (wie 
bei Saccobranchus). 

Im Laufe des Tages waren einige Karren angekommen, 
um den von Sisuphon erwarteten Prälat nach einem ihm gehö- 
rigen Landgute zu bringen. Gegen Abend aber kehrten sie zurück, 
da ihr Herr hatte sagen lassen, ihn nicht über den Nachmittag 
hinaus zu erwarten. Nach Einbruch der Nacht kam das Boot 
desselben indess dennoch an, und da er die Nacht dort zubringen 

Bastian, Reiae in Kambodla. FV. 4 






50 ^on Siam nach Kambodia. 

mnsste; bis seine Wagen am nächsten Morgen zurückkehren 
würden, so hatte ich Gelegenheit zu einem Gespräche, worin er 
mir von alten Ruinen erzählte, die sich eine Tagereise von 
Tüktelah befänden. Die Wände des Palastes wär^n mit alten 
Charakteren beschrieben und trügen die Bilder von Rakshasa, 
Thevada und Darstellungen aus dem Himaphan. Doch sei das 
Ganze nicht so grossartig, wie in Nakhon Vat. Diese Stadt sei 
für Phaya Phrasurivong durch Phra Jn (Jndra) gebaut, ebenso 
wie Patai Saman, das tributpflichtig war. Als Pathummasuri- 
vong von dem Chakri benachrichtigt wurde, dass die Thai unter 
Phra Ruang anmarschirten, blies er sie alle fort und davon ist 
die Stadt Siemrab genannt. 

Der Fluss Sisuphon, oder Tasavai, entspringt auf dem Khao 
Don Rek (der auf der Schulter tragende Berg) und strömt durch 
seine in den Thalesab mündenden Zertheilungen an der Stadt 
Sisuphon vorbei, von wo Boote in vier Tagen nach dem Khao 
Don-Rek hinauffahren. Bei Pak-Prea verbindet er sich mit 
dem Flusse Battambong's, bei Dan-Sema mit dem Flusse Tescho's. 
Ein anderer auf dem von Lao, Suay, Thai, Khuay, Khamen 
bewohnten Khao Don-Rek entspringender Strom fliesst nach 
Pathong und verbindet sich mit dem Petriu-Flusse bei Paknam 
vor Kabin. Die Tüktelah (ein Name, der reines Wasser bedeutet) 
gegenüberliegenden Berge heissen Ka (Krähe), weil eine vor 
ihrem Manne fliehende Frau in eine Krähe verwandelt wurde. 
Der untere Theil des Rumpfes bildet den Khao Sonkaban, der 
Kopf -aber ist weiter entfernt. In alten Zeiten lebte ein König, 
der, aus den Netzen seiner Concubine (Mia noi) auf dem Berge 
Keh phom entfliehend, wieder sein rechtmässiges Weib (mia 
luang), die auf dem Berge Debdeh lebte, aufsuchen wollte. Da- 
mals war das ganze Land von Sisuphon bis Battambong mit 
Wasser bedeckt, und als der König, unter dem Vorwande, seine 
Verwandten zu besuchen, dort hinabfuhr, schickte die Concubine, 
sehend dass er nach Westen, statt nach Osten steuerte, einen 
Alligator von dem Berge Salakok zu seiner Verfolgung aus. 
Gleichzeitig aber bemerkte die Königin, dass ihr Gemahl, Raxa- 
khun genannt, sich in Gefahr befand, und durch die Macht ihrer 
Zauberkraft (vixa) trocknete sie alles Wasser auf und verwan- 



k 



Sisnphon. 51 

delte den See in festes Land. Der Alligator aber wurde zu 
Stein, wie noch beim Khao Taphao zu sehen. 

Der Paklat überliess mir am nächsten Morgen den Gebrauch 
seiner Boote, um darin nach Sisnphon zu fahren. Mein von Siam 
mitgebrachter Diener wollte im Rudern helfen, war es aber nicht 
im Stande, da die kambodisclie Weise von der siamesischen ver- 
schieden ist. Der Fluss strömte zwischen dichten Büschen hin, 
auf deren Zweigen in abgemessenen Entfenmngen weisse Fisch- 
vögel standen, ihre Beute erlauernd. Naclidem wir zwischen den 
Pfeilern der abgebrochenen Brücke durchgefahren waren, zeigten 
sich die Häuser von Sisnphon, wo wir an dem Landungsplatze 
der Boote anlegten. Unter ihnen zeichnete sich das eines kam- 
bodischen Edelmannes aus, das vom einen Schirm und hinten 
aufgesteckte Pfauenfedern trug. Am Lande sah ich ein mit 
chinesischen Buchstaben beschriebenes Sanchao , in welchem 
zwischen Blumen und Flittergold eine bärtige Figur mit ge- 
kreuzten Beinen sass. Er sollte einen Chao der Chinesen, Bun- 
tamlang genannt, repräsentiren, der als genius loci dem Phra 
Phum der Siamesen entspräche. Die aus Flittergold gefertigten 
Blumen (Kim hoi) heissen bei den Siamesen Dok mai thong. 
Auf dem Altartische lagen zwei sphärische Holzstücke (Poeh), 
die von den Chinesen zum Orakel aufgeworfen werden. 

Als ich mit dem Jockabat über die Weiterbefiirdening spracli, 
rieth dieser, im Boote bis Bahn Paniet weiter zu fahren und 
erst von dort wieder Karren zu nehmen. Unterhalb Bahn Paniet 
theilt sich der Fluss in drei Zweige, den Battambong's, den 
Tescho's (Nebenflüsse) und den dritten, der nach dem Thalesab 
fliesst, und dann weiter nach Udong. Der Fluss bildet sich 
oberhalb Tüktelah aus den Abflüssen morastiger Felder, mit 
denen sich die von Myang Aran herkommenden Bäche ver- 
einigen. Bei Tüktelah windet sich der Strom um den Berg, der 
Mekha genannt wird nach einer Dämonin oder Rakshasa, die 
die Gestalt einer Marktfrau (Me Kha) annahm, um König Prat- 
sathong zu verführen, aber deshalb auf Befehl der Königin ent- 
hauptet Wurde. Der dem Me Kha gegenüberstehende Berg heisst 
Khao Njang oder Khao Fa. Die Stadt Patai Saman wurde er- 
baut durch Josakeh, der von Pathummasurivong in Nakhon Vat 



/ 



52 Von Slam nach Kambodia. 

al8 Statthalter eingesetzt war. Eine Tagereise unterhalb Bahn 
Paniet finden sich am Flusse die Ruinen der alten Stadt Ba- 
rami mit einem Steinpalast. Der Khao Kan hab (der Berg der 
auf den Schultern trägt) der Siamesen oder, wie ihn die Kam- 
bodier nennen, Rom (Berg) Don-Rek giebt den meisten der dor- 
tigen Flusse ihren Ursprung. 

Bei einem chinesischen Kaufmann wechselte ich die Scheide- 
münze Ipeh ein (8 für 1 Fuang). Er zeigte mir das kambo- 
dische Geld, Theng genannt, in länglichen und etwas gekrümm- 
ter Silberbarren, 10 Tamlüng und 2 Salüng an Gewicht. Das 
würde dem Werthe von 25 Bath 2 Salüng gleichkommen, doch 
verlangte er 'M) Bath dafür, indem er sagte, dass der Preis zwi- 
schen 24 Bath und H8 Bath variire, je nach dem Cours in Udong. 
Für Scheidemünze wird das cochinchine«ische Strängegeld*) ge- 
braucht, wie die chinesischen Kash von eirunder oder (in Japan) ob- 
longer Form. Auch in China findet sich Silber nur in Bullion, und 
muss die Währung immer auf die Kupfermünze reducirt werden. 

Um Mittag schiffte ich mich in den gesandten Booten ein 
und hiirte von dem Steuermann, der von Banseng für Baxa- 
kan gekommen war, dass sich in Sisuphon nur wenige Häuser 
fänden, mehr dagegen in einiger Entfernung, da der Grund in 
der nächsten Nähe der Stadt unfruchtbar sei und zu tiefer Ueber- 
schwemmung ausgesetzt. Siemrab wurde, erklärte er, mit dem 
Grunde gleich gemacht, wie es den Siamesen durch den König 
geschehen. Die Suay der Siamesen, die einen von dem der 
Kha oder Pnom verschiedenen Dialekt sprechen, heissen Kuay 
bei den Kambodiern. Der Hauptsitz derselben ist in Seringsonkha, 
von wo sie einen jährlichen Tribut an Bienenwachs, Elephanten- 
zähnen u. s. w. an den König in Bangkok abliefern. In dem 
Dorfe Sing, eine Tagereise von Sisuphon, findet sich an dem 
Sanchao ein alter Stein aufgestellt, der die Sculptur einer Figur 



*) Wie in Griechenland Silber (in Stäben oder Obolen, nnd dann in runden 
Münzen), war in Etrurien als Standard Kupfer gebräuchlich, in viereckigen, qua- 
dratischen oder oblongen Stücken, die aufgeschichtet und an einander gesteUt 
fttipare asses) wurden. Die skandinavischen Lieder sprechen vom Zerbrechen des 
Geldringes. 



Pangro. 53 

trägt. Dies ist die Darstellung des Tasin genannten Chao, dem 
in Krankheiten Opfergaben gebracht werden, und der in Be- 
sessene einföhrt, um auf Fragen zu antworten. Die Chao dßr 
Siamesen werden von den Kambodiem Naktha genannt und als 
ursprüngliche Dämone von den Karaoi*) oder Phi unterschieden, 
die nach dem Tode aus den Seelen Verstod^ener hen'orgehen. 
Um die Phi Po Phi Meh (Kamoi-no Kamoi-ameh) zu verehren, 
hängen die Kambodier ein Brett an die Wand ihres Hauses und 
opfern vor demselben. In Krankheitsfällen stecken sie eine 
Kerze in Reis. Nach dem Verbrennen der Leiclien im Walde 
vergraben sie die Knochenaschen und häufen zuweilen einen 
kleinen Hügel darüber auf. Arme, die nicht die Mittel haben, 
einen Scheiterhaufen aufzurichten, scharren erst die Leichen ein 
und graben sie später, nachdem ein Priester Gebete gesproclien 
hat, wieder aus, um nur die Reste zu verbrennen. In Kambo- 
dia finden sich keine**) Phi Phob, aber eine grosse Menge unter 
den Suay. Die religiösen Bücher werden von den Kambodiem 
auf Palmblätter, gewöhnliche mit Federn auf chinesisches Pa- 
pier geschrieben. 

Die Büsche des Ufers waren mitunter von Bananen Pflan- 
zungen unterbrochen, bis wir am Nachmittage in Bahn Paniet 
anlangten. Dort erschien der Bruder des Schulzen (Kamnab) 
mit einem Geschenk von Eiern und Fischen, bittend, dass ich 
nach Pangro weiterfahren möchte. Da lebe der Oberschulze 
und würden Karren leichter zu haben sein. Ich verlangte, dass 
der Kamnab sich selbst mit einschiffte, um nicht in eine Falle 
zu gehen. Zwischen buschigen Ufern hinwindend, brachte uns 
der Fluss bald nach Pangro, wo mir der Sohn des Kasung seine 
Aufwartung machte und das Nichterscheinen seines Vaters ent- 



*) An den japanischen Kami-Dienst der alten Landesreligion ansdiliessend, 
verehren die Ainos die Kamoi, und nach den Itälmenen wohnen die Berggeister 
als Kamuli oder kleine Seelen (Kamulätsch) auf ranchenden Vulkanen. 

**) D. h. jedes Volk beschuldigt seine Nachbarn; denn nach den Siamesen 
wimmelt es gerade in Kambodia von Phi Phob. In Stockholm galt im vorigen 
Jahrhundert jede finnische Magd für eine grosse Zauberin, aber die Finnen reisig 
wieder zu den Lappen, wenn sie derartige Schwarzkünste lernen wollten. 



m 

54 ^^^ Siam nach Kambodia. 

V.. 

schuldigte, indem derselbe krank läge. Da das Boot leckte, liess 
ich das Gepäck an's Land bringen und besuchte den alten Mann, 
der nach Mediein verlangte. Ich hörte von ihm, durch meinen 
kambodischen *) Dolmetscher, dass der Fluss Tasavai sich in der 
Nähe von TUktelah aus zwei Armen bilde, der eine komme von 
den um Aran gelegenen Feldern, der andere von den Ebenen 
(Changhanj Sing, deren Sümpfe ihre weiteren Quellen in der Spei- 
sung aus dem Khao Don rek haben. In der Nähe von Bahn 
Paniet verbindet sich mit ihnen noch ein anderer Zweig, der 
von den Bergen Savaichik abfliesst. Die Stadt Nakhon Vat 
wurde durch die Prapruska gebaut, ein dem Phra-In dienendes 
Volk, das alle Arten wunderbare Dinge und Metallarbeiten, so- 
wie die Kunst verstand, Erde in Gold zu verwandeln, Stahl- und 
Porzellangefösse verfertigte. Da ihr Meister täglich sieben Men- 
schen zur Nahrung verlangte, so war das Land auf die Dauer 
nicht fähig, ihn zu ernähren, und er ging deshalb nach Myang 
Chin (China), wo die Leute jetzt in allen Arten von Kunstwer- 
ken wohl erfahren sind. Die Khamen kamen später in's Land 
von Udoug her. Andere schreiben die GrUndung dem Schlangen- 
könig zu. 

Am nächsten Morgen konnte ich mir die trübselige Umge- 
bung, hier bei meinem Eintritt in Kambodia, genauer ansehen. 
Verfallene und baufällige Häuser, mit einigen verwitterten Pflan- 
zenbeeten umgeben, streckten sich von dem in engen Windungen 
zwischen dunklen Büschen fliessenden Flusse in ein morastiges 
Land hinaus, in dem, wie auf den lehmigen Höfen, Schweine 
wühlten. Der alte Schulze lag in seinen schmutzigen Kleidern 
auf einem noch schmutzigeren Sitze der Stube, an die er 
durch seine Krankheit schon seit Jahren gefesselt war. Er sprach 



*) Auf dem Nordende von Borneo findet sich (nach Dalton) die kambodische 
Sprache gesprochen. Karle stellt die Sprache der Dajaks mit der der Laos von 
Kambodia zusammen. Bei Ptolemäos erscheint Tapobrane in weit grösserer Aus- 
dehnung als» jetzt, und Marco Polo horte von den Schiffern, dass ein Theil der 
Insel durch heftige Sturme untergegangen sei. Nach Forbes kenneu die Einge- 
borenen drei Einbrüche des Meeres, die Theile der Insel verschlangen, 2387 a. d., 
dtnu unter dem Reiche der Pandawas (504—474 a. d.) und während der Re- 
gierung des Königs Dewenipiatissa (111. Jhdt. a. d.). 



BabD Paniet. 55 

das Siamesische nur sehr gebrochen. Als die Wegpapiere aus- 
geschrieben werden sollten, konnte der Copist nur nach langem 
Suchen ein kleines Stück Kreidestift auffinden. Sie wurden mit 
dem Siegel Hanuman's (eines schwerttragenden Affen) besiegelt. 
Die von Bangkok mitgebrachten trugen das Wappen eines Ra- 
xasi (Löwenkönigs). Das letztere ist das königliche, die Unter- 
beamten erhalten verschiedene andere Figuren, meistens die des 
einen oder andern Thevada, oder auch von Thieren. 

Da das dortige Land theilweis überschwemmt und für Kar- 
ren unfahrbar war, musste ich nach Bahn Paniet zurückkehren, 
wo ich auf dem Felde auf dieselben zu warten hatte. Der 
Steuermann rauchte eine gerade Pfeife mit gekrümmtem Kopf, 
in dem sich nur ein kleines Loch für den chinesischen Tabak 
fand, der an einer Wachskerze angezündet und dami aus einem 
Beutelchen erneuert wurde. Er erzählte, dass die prächtigen Sculp- 
turen an den Ruinen bei Nakhon Vat nur solchen sichtbar 
wären, die in ihrer früheren Existenz zu den Gründern gehört 
hätten. Andere Leute sähen dort nichts als nackte Steine. 
Ein Anderer wollte wissen, dass die dort von dem Thevada ge- 
schafienen Gebäude gleichzeitig mit der Erde entstanden seien. 
Später kamen die Kamen *) von Battamboug, Udong und dem Nor- 
den. Der Fluss von Tasavai oder Sisuphon kommt vom Khao 
Taphrum (zwei Tage von Bahn Sing) in den Khao Don-Rek 
und verbindet sich vor Tüktelah mit einem von den Ebenen Arans 
abfliessenden Bache. Er mündet in den Thalesab jenseit Dan-Sema. 
Der Fluss von Battambong, das zwei (wie Nakhon-Siemrab eine) 
Tagereisen vom See entfernt ist, ist t\lr den grössten Theil seines 
Laufes für Böte schiffbar. 

Während die angekommenen Wagen bei einer zum Be- 
wachen der Felder aufgerichteten Hütten beladen wurden, ka- 
men ein paar Karren vorüber, die Kohlen von Savaichik nach 
Battambong führten. Die von der andern Seite des Flusses ge- 



*) Wie aos dem verbrannten Gomorrha, vertrieben Revolutionen aus Kho- 
marat. Lot (Latinus) lässt sich mit Xtoroi auf die Wurzel Xa&elv zurückführen 
in etymologiefche Theorien. 



56 ^on Siam nach Kambodia. 

brachten Büffel miissten durch den Strom schwimmen; von einem 
Knaben in einem Canoe getrieben. 

Erst mit Sonnenuntergang waren wir zum Aufbruch fertig 
und fuhren auf einem schweren Lehmwege durch die Felder hin. 
Die Berge von Sisuphon waren über den Bäumen sichtbar, und 
später erhob sich ein isolirter Hügel vor uns aus der Ebene. 
Nach Einbruch der Dunkelheit Hess sich nur unterscheiden; dass 
wir dichtbelaubte Büsche passirten, und dann Bananengärten, 
in deren Nähe wir bei einer Halle ausserhalb des Dorfes Pa- 
nietpra anhielten. Es hatte Älühe gekostet, die Büffel anzutrei- 
ben, um die Karren durch die wässerigen Moraste des Weges 
zu schleppen, und obwohl die Fuhrleute Kambodier waren, so 
verstanden sie doch alle das Siamesische Wort Tem-thi (schwie- 
rig, schwierig), das sie beständig wiederholten. Das Dorf Bahn 
Paniet ist von Battambong abhängig, die Stadt Sisuphon dage- 
gen direct von Bangkok. Das Dorf Panieptra steht unter Myang 
Tescho, der von Battambong (Phra-Tabong) abhängt. 



Das obere Kambodia und seine Monumente. 

Am nächsten Morgen (den 22. Deeeniber) kam der Beamte oder 
Luang und berichtete, dass die verlaugten Wagen erst aus weiter 
Entfernung wtlrden geholt werden müssen. Die Hliuser des Dorfes 
Panietpra lagen in Gärten und Buschwerk versteckt. Die Ebene, 
aus der in der Entfernung der Hügel von Tescho sichtbar war, 
wird von dem Bo - Menam - Panietpra durchflössen, dessen Lauf 
aus den Windungen einer Buschlinie unterschieden werden 
konnte. Er entspringt auf dem Khao jao und ergiesst sich in 
den Thalesab bei Dan Sema, zusammen mit dem Menam von 
Sisuphon. 

Neben unserem Quartier hatten von den Goldgruben (bo 
thong) in den Khao bung kvao kommende Familien (Männer, 
Frauen und Kinder), ihre Lager aufgeschlagen. Sie wollten 
Provisionen einkaufen und dann dorthin (eine Entfernung von 
drei Tagereisen) zurückkehren. Das Gold wird dort ausge- 
waschen, doch beginnt sich in dieser Jahreszeit der Wasser- 
mangel fühlbar zu machen. 

Das Dorf Panietpra ist ausser von Kambodiem von Chinesen 
bewohnt, die die Felder bauen und Spielhäuser halten. Das 
Dorf führt seinen Namen, das Auge *) (Paniet im Kambodischen) 
des Herrn, von einem klaren See, der sich früher auf dem Berg- 



*) In Syrien knüpfen sich die mit Ain (Auge) verbundenen Namen ebenfaUs 
an nahegelegene Cisternen oder Wasserreserroirs. 



58 I)*s obere Kambodia and seine Monomente. 

gipfel fand, aber jetzt verschwunden ist, obwold sieh in den 
Rändeni noch die Umrisse der Augenhöhle unterscheiden lassen. 
Ausser vom Tabakpflanzen leben die Einwohner von Seidenzucht. 
Die kambodischen Bücher, wie die von den Priestern im Kloster 
angefertigten Uebersetzungen des Mahaxat, sind in Bände weissen 
und schwar/cn Papiers aufgeschrieben, die Palibüeher dagegen 
auf Palmblätter. Die Kambodier nennen den Orion, den Dao 
Thai (oder Pflugstem ) der Siamesen, Djem kol (die Wache des 
^Pfluges), die Plejaden oder Dao luk-kai (die Sterne der Kücken), 
Kuen mon (die Hühner) und den Morgenstern oder Dao Rung 
der Siamesen Khai PhrUck. Die Siamesen nennen den Ringfinger 
Ngui Nang oder den Finger der Damen (die ihn schmücken), 
die Kambodier nennen ihn Myem dai (den Finger der Hand). 
Im Kloster fand ich die Kanzel der Predigthalle mit Papier- 
ver/ierungen behangen. In einer Bambus-Scheuer stand eine 
vergoldete F'igur Phuttha's, mit geöffneten Lippen, vorstehendem 
Kinn und hochgeschweiften Augenbrauen. Kleinere Figuren, 
die umherlagen, stellten meistens alte Männer dar, mit vor- 
stehender Unterkinnlade und dicklippigem Munde. Die Mönche 
zeigten mir ein Palibuch des Aphitham (Abhidhamma), in Khom- 
Charakteren geschrieben, und mit kambodischer Erklärung der 
Paliwortc. Ein anderes, in denselben SchriftzUgen abgefasstes 
Buch, das die (rcschichte des Phra-Samuth, Königs von Nakhon- 
borai enthielt, gehörte zu den fünfzig Xat oder Existenzen, in 
denen Buddha noch nicht die Olorie des Thossa-Xat erlangt 
hat. Beide Bücher waren auf Palmblätter geschrieben. Einer 
der anwesenden Laien (Krahat) sagte, in Sisuphon eine Ge- 
schichte (Phongsavadan) derKhamen gesehen zu haben, die, mit 
der P^ntstehung der Welt beginnend, über die Phama, Lao, Thai, 
Khamen u. s. w. handle. 

Das Kloster war bewohnt von drei Mönchen, vier Novizen 
und ftlnf Schulknaben, die kambodisch lesen lernten. Zuweilen, 
sagten sie, käme eine unterrichtete Person, die Siamesisch ver- 
stehe und darin Stunde*n gäbe. Auch fand sich ein siamesisches 
Buch, ein Tamra oder Codex, worin vorgeschrieben war, dass 
man am Sonntag purpurne, am Montag weisse, am Dienstag 
rothe Kleider tragen müsse u. s. w. Die in's Kambodische über- 



Panietpra. 59 

setzten PalibUeher kämen meistens von Bangkok^ wo der Chs^o 
Khun Langka im Vat Cheng die Sprache Langka's verstehe, 
in der Phra-Phuttha-Kosa die ersten BUcher gebracht habe. 

In der Stadt Barami, eine Tagereise von Panietpra, finden 
sicli viele mit den Sculpturen von Nak tha (Thevada ) geschmückte 
Steine. Die drei Tagereisen von Panietpra entfei-nte Stadt Patai- 
Saman, wo gleichfalls Stcin-Monumentc existiren, gehört 5^u Korat. 
Der Tempel in Nakhon Vat wurde durch die alten Khamen er- 
baut. Die Stadt Photisat, flinf Tage von Panietpra, wird von 
den Khamen Pho-Sat genannt, weil einst ein Pipulbaum (Ton 
Pho) den Fluss herabschwanmi (sat) und dort festlief. Die 
Siamesen haben den Namen in Pho-ti-sat entstellt. In Korat 
findet sich eine Tagereise Entfernung von dem Landungsplatze 
des Phrabat, ein Fels, aus dem der Fluss von Nophburi ent- 
springt. Einst lebte in der einen Seite des Waldes ein Fräulein, 
Nang Hoti genannt, in der andern ein Edelmann, Chao Hotung 
mit Namen. Ihre Sklaven, die Holz hauten, trafen sich im 
Walde, und über ihre Herren redend, brachten sie sie am nächsten 
Morgen zur Verheirathung zusammen, aber dann wurden Beide 
zu jenem Fels versteinert. 

Da am Abend Regen fiel, mussten die löcherigen Decken 
der Karren rcparirt werden. Auf Bitten des Luang besuchte 
ich seine nach dem Kindbette unpässliche Frau, und beschleunigte 
durch mein Drängen die Ausfertigung der Papiere. 

Am andern Morgen brach ich früh ^uf, fand aber am 
Wege, dass an der versprocheneu Zahl der Fuhrleute mehrere 
fehlten. Ich Hess Alle nach dem Hause des Luang zurück- 
kehren und drohte, dem Gouverneur von Battambong zu rap- 
portiren, worauf das angebliche Versehen unter \ielen Entschul- 
digungen rasch gutgemacht wurde. Der Weg führte erst durch 
Gebüsch, dann durch Felder, und wir erreichten in ihnen 
Pflanzungen, wo zwischen Bananengärten die Häuser von Bahn 
Thiengkam standen. Das Quartier wurde im Hofe des Kamang 
oder Cha Serok (ein Beamter vom Range des Ampho) auf- 
geschlagen, in dem eine Zuckerpresse stand. Auch Indigo 
wurde gezogen, und Frauen waren beschäftigt, die Kleider durch 
Eintauchen zu förben. Das Dorf zählt neun Häuser. In Beeten 



60 ^^ obere Kambodia und seine Monumente. 

w^ren verschiedene Gemüse gepflanzt und auch Chilli-Pfeffer. 
In regelmässigen Linien standen die niedrigen Bäume des Ton- 
Mon, der zum Füttern der Seidenwürmer dient. Sie werden 
nicht aus Samen, sondern aus Stecklingen gezogen. Die Beeren 
bleiben selbst im reifen Zustande sauer, so dass sie nicht ge- 
gessen werden können. 

Auf Vorzeigen der Papiere wurden die Wagen bis zum 
Abend versprochen. Die dortigen Karren werden meistens von 
den Kambodiem in Serin , an der Orenze von Laos, verfertigt. 
Der Preis ist 10—12 Bath, der eines Büffels ungefälir 30 Bath. 
Die Goldgruben liegen auf zwei Tage Entfernung in den Ge- 
birgen, und die Arbeiterbauen sich dort Hütten aus Baumblättera 
während der Zeit ilires Aufenthalts. Flüsse finden sieli nicht, und 
mufis das in der Regenzeit in Löcliern angesammelte Wasser 
benutzt werden. Mit dem vierten Monat ist die Arbeit einzu- 
stellen. Die Regen enden im 12. Monat, aber schon im 11. Monat 
können alle Ebenen mit Booten befahren werden. Der Reis wird 
im sechsten Monat gepflanzt und im ersten geemtet. Areca und 
Betel wird entweder von Udong oder von dem Pakuam Kabin's 
nach Thiengkam gebracht. Die Bewohner von Thiengkam ge- 
hören als Bao für die Frohndienste zu Panomsok, der Grund und 
Boden aber zu Savaichik. 

Am Abend fiel Regen, und während das junge Volk des 
Hauses im gleichmässigen Tacte Reis stiess, unterhielten sich 
die die Nacht in den Karren verbringenden Fuhrleute mit Singen. 
Das Lied des einen, in kambodischer Sprache, rief die Thevada 
an, von den versdiiedenen Punkten des Horizontes herbeizu- 
kommen und das neugebaute Haus durch ihre Segnungen vor 
Krankheit zu bewahren. Ein anderer recitirte im Siamesischen 
die Gebetsformeln im Namo, an Phuttho und die Arahatto, an den 
Thevada und Kinara, an Nang Sri-Maha-Manda (die heilige 
Mutter Phra Ong's oder des Herrn), an die Chaturaban thang si 
(die vier Schutzgötter der Welt). Ein anderer las im Kambodi- 
schen die Geschichte des Königs Laksanong. 

Die Kambodier sind reich an Romangeschichten wie der 
folgenden: Prinz Daoruang hatte sich heimlich mit einem Mäd- 
chen verlobt und wurde deshalb auf den königlichen Befehl seincB 



k 



PrlDz KoDgkob. 61 

erzürnten Vaters mit ihr auf ein Floss gesetzt und in die Wellen 
des Oceans hinausgestossen, die sie nach einer kleinen Insel 
trieben. Als sie dort landeten, erlag seine Gattin den Mühselig- 
keiten und schied vom Leben ab, um mit veränderter Existenz 
im Himmel wierdergeboren zu werden. Eines Tages kam sie 
mit sieben Engelsschwestem zur Erde herab, und auf der Insel 
lustwandelnd, pflückte sie Kornähren, die der Prinz dort ge- 
pflanzt hatte. Als die Thephakanja (Engelsgöttinnen) bei der 
Heimkehr zum Himmel diese Aehren ihrem himmlischen Vater, 
Phra-Insuen, zeigten, erkannte dieser in den Verknüpfungen des 
Geschickes (kam), dass sie von derjenigen gepflückt seien, die 
einst die Gemahlin des Pflanzers gewesen. Er sandte deshalb 
die Prinzessin auf die Erde zurück, um aufs Neue ihrem frühe- 
ren Gemahl verbunden zu werden, und baute für das beglückte 
Paar eine prächtige Stadt, die er mit Himmelsbewohnem be- 
völkerte. Als Daoruang's Vater hörte, dass an den Grenzen 
seines Reiches eine wunderbare Prachtstadt entstanden sei, wie 
aus dem Boden gewachsen, sammelte er sein mächtiges Heer, 
um sie anzugreifen und zu zerstören, unterlag aber im Kampfe, 
und da er von seinem Sohne erkannt wurde, fand eine Aus- 
söhnung statt, worauf Beide in Friede und Freundschaft neben 
einander lebten. 

Prinz Kongkob zog einst zum Jagen aus mit drei Dienern, 
von denen der eine Anchongkou-ngo hiess, mit einer platten 
Stumpfnase. Alle vier waren auf einem Pferde beritten [wie die 
drei Haymonsbrtider J , imd nebenher lief ein Hund, das Wild 
zuzutreiben. Als sie am Abend, um die Nacht zu verbringen, 
einen Baum erstiegen hatten, legte Anchongkon - ngo spitze 
Domen um den Stamm, so dass ein Herabsteigen unmöglich war, 
und entfloh mit dem Pferde, den königlichen Schmuck des Prinzen 
mit sich nehmend. Zur nächsten Hauptstadt kommend, stellte 
er sich dem König als den Erbprinzen des Nachbarlandes vor 
und erhielt auf seine Bewerbung die Hand der ältesten Tochter 
desselben. Der Hund hatte indessen, an dem Stamme empor- 
springend, die Domen weggerissen, so dass der Prinz mit den 
Mahatlek (Pagen) herabsteigen konnte, aber da sie den Weg 
nicht wussten, wanderten sie im Walde irre, von Hunger ge- 



62 I^^B obere K&mbodia und seine Monumente. 

quält. Der Hund indes» verRchaffte ihnen Nahrung, da er einen 
Karrentreiber sein Frühstück kochen sah, und die daneben aus- 
gespannten Büffel durch sein Gebell erschreckte und verjagte, 
so dass er Zeit hatte, den Topf mit Reis zu stehlen, während 
der Fuhrmann hinter seinen Zugthieren herlief. Bald darauf 
wurden sie indess ergriifeu und in's Gefangniss gesetzt, da An- 
chongkon-ngo Häscher ausgesaudt hatte, um seine flüchtigen 
Sklaven, die sich im Walde umhertreibeu mussten, aufzufangen. 
Nachdem sie längere Zeit im Verliesse geschmachtet, wurde 
der Prinz, um ihn nützlich zu machen, in die Dienste eines Gärt- 
ners gegeben, der die Anlagen eines königlichen WaldscMosses 
zu unterhalten hatte. Dort wurde er eines Tages von der jüngsten 
Prinzessin erblickt, die sich in seinen Anblick verliebte und ihn 
von ihrem Vater als Sklaven erbat, um ihn um sich haben zu 
können. Nun geschah es zu selbiger Zeit, dass sich in der Nähe 
der Hauptstadt ein weisser Elephant gezeigt hatte, und der 
König beauftragte seinen Schwiegersohn, denselben einzubringen. 
Anchongkon-ngo fürchtete aber dieses Geschäft zu unternehmen 
und gebrauchte Ausflüclite. Als sich der König nach anderer 
Hülfe umsah, erbot sich die Prinzessin seinen Wunsch zu erfüllen, 
da ihr Sklave gewiss zur Ausführung des Auftrages fähig sei. 
Als Kongkob auf den weissen Elephanten zuging, kniete dieser 
vor ihm, als einem Verdienstvollen, nieder und bot ihm seinen 
Kücken zum Besteigen, so dass die königliche Abkunft des Prinzen 
erkannt wurde. Die Prinzessin wnisste es dann so einzurichten, 
dass bei ritterlichen Spielen einElephantenkampfarrangirt wurde, 
bei dem es Kongkob gelang, seinen Gegner Anchongkon-ngo 
niederzuwerfen, und durch die Bedrohung mit augenblicklichem 
Tode wurde dem Verräther das Gestäudniss seiner Unthat ent- 
lockt. Der König Hess dann den Verbrecher hinrichten und ver- 
mählte seine jüngste Tochter mit dem Prinzen Kongkob. 

Prinz Savat, von seinem königlichen Vater Abschied nehmend, 
zog in die Welt hinaus, um bei einem Maha-Rüsi (Gross-Ere- 
miten) die magischen Wissenschaften der Sinia prasat zu erlernen. 
Aus einer Lotusblume wurde dem frommen Einsiedler ein lieb- 
liches Töchtcrch(Mi geboren, und gegenseitige Liebesbande ver- 
einigten sie mit dem Prinzen, so dass Beide in süsser Seligkeit 



\ 



Prinz Savat 63 

in ihrer stillen Behausung dahinlebten. Als sie eines Tages im 
Walde lustwandelten, erblickte sie ein Jäger, und schwarze 
Gedanken stiegen in seiner Seele auf, als er die blendende Schön- 
heit der Nang Pathomma (Fräulein Lotusblume) erblickte, und 
an die glänzende Belohnung dachte, die seiner im Palaste des 
Königs warten würde, wenn er ihm einen solchen Preis heim- 
brächte. Im Hinterhalte liegend, erschoss er den Prinzen und 
bemächtigte sich seiner jammernden Gefährtin, die er trotz ihres 
Sträubens und Widerstrebens gewaltsam mit sich forttrug. Bald 
aber merkte er," dass er seinen Weg verloren, er war irre ge- 
gangen und wanderte, wie geblendet, auf den sonst so bekannten 
Pfaden des Waldes umher. Sich erinnernd, dass in der Nähe 
ein heiliger Einsiedler lebe, der in allen Nothfallen als Orakel 
befragt zu werden pflegte, umschnürte er die zarten Glieder 
seiner Gefangenen mit elastischen Ranken und band sie be- 
wegungslos an einen Baumstamm fest, während er fortging, die 
Zelle des Büssers aufzusuchen. Dieser aber war gerade der 
geistige Vater des ermordeten Prinzen, der so von der begange- 
nen Unthat unterrichtet wurde, und sich zu der Leiche begeben 
konnte, um sie durch die Zauber-Operation des Xub genannten 
Besprengens neu zu beleben. Der Jäger, nach dem Baume zurück- 
kehrend, löst die Fesseln des Mädchens, das er vor sich hertrieb, 
bis sie am Abend an einer Lagerstelle Rast machten, um die 
Nacht zu verbringen. Nang Pathomma hielt sich wach, bis sie 
ihren Peiniger eingeschlafen sah, und dann sein Messer ergreifend, 
tödtete sie den Raubmörder mit seiner eigenen Waife. Es 
gelang ihr das Ende des Waldes zu finden und die Seeküste zu 
erreichen, wo gerade eine chinesische Djonke vor Anker lag, 
deren Capitän sie an Bord nahm und nach China führte, wo ihre 
Hand von den Reichsten und Vornehmsten umworben wurde. 
Um ihren hingeschiedenen Geliebten. trauernd, wies sie alle An- 
erbietungen zurück, und als sie eines Tages am Meeresstrande 
dahinwandelte, sah sie aus einem gerade landenden Schifie den 
Prinzen Savat hervorkommen, der nach seiner Wiederbelebung 
schon die weite Welt in ihrem Aufsuchen durchwandert hatte 
und sich jetzt endlich an dem sehnsüchtig ersehnten Ziele sah. 
Beide schifl*ten sich sogleich wieder ein und kehrten nach der 



64 ^^^ obere Kambodia und seine Monumente. 

Residenz von Savat's Vater zurück, wo sie als König und 
Königin über ein beglücktes Volk herrschten, — 

Mit der Däraraerung unterwegs, geriethen wir auf den Fel- 
dern in tiefe Wasserpflltzen , worin die Karren bis zur Achse 
einsanken, so dass ich die wichtigeren Gepäckstücke auf das 
Dach legen Hess. In einer mit Halmgras bewachsenen Ebene 
zeigte sich vor uns eine niedrige Erhebungslinie, auf der Bäume 
standen, und rasteten wir ausserhalb der Stadt Panom-Sok in 
einer an ein Gebüsch gelehnten Sala. Ein mit Gitter eingefasster 
Pipul stand in der Nähe, und im Umkreis zeigten sich vier 
Klo8terumzäunung(;n, über deren Bäumen die Stangen mit dem 
heiligen Hong-Vogel hevorragten. Einer derselben hiess der 
Vat-Pralat (Luk Balat), weil von diesem Beamten erbaut. 

Die Stadt Panomsok oder Preeasok ist von einem doppel- 
ten Graben umgeben, unter den Resten alter Befestigungen, die 
jetzt zu Wegen dienen, und enthält die Trümmer eines Palastes 
(Prasat) aus Ziegelsteinen. In der Nähe finden sich zwei Stein- 
brücken über den Flnss Stüngsereng, die eine bei der Stadt 
Tescho, die andere bei Tschongk<ang. Die erstcre ist auf der 
grossen Heerstrasse, die früher vonSamopuck (in der Nähe von 
Savaichik) nach Nakhon Vat lief. 

Die jetzige Stadt Panomsok wurde vor 30 Jahren, als die 
in Korat eingefallenen Laos durch die Siamesen vertrieben waren, 
auf der verwüsteten Stelle der früheren durch den Vater des 
gegenwärtigen Gouverneurs angelegt. Das Land war dann ein 
Weideplatz fUr wilde Elephanten und Rhinocerosse, und die Stadt- 
gräben voll mit Alligatoren. Aus den zer8tr)rten Dörfern hatten 
sich sechs Flüchtlinge in dieser Wildniss nicht weit vom Dorfe 
Takemeah zusammengefunden, und sie eiwählten unter sich 
jenen späteren Gouverneur, Taküm genannt, zum Hauptmann, um 
den Bau der Stadt zu leiten. Die innere Stadt enthält 50 Häu- 
ser, die Aussenquartiere eine grössere Zahl. Ich schickte dort- 
hin für den Wechsel der Karren und unterhielt mich in der 
Zwischenzeit mit den Fuhrleuten. Der eine war in dem Dorfe 
Tschanklüen geboren und hatte längere Zeit in Paknam bei 
Kabin gelebt, und verstand deshalb ein wenig Siamesisch. Seit 
vier Jahren war er in Thiengkham ansässig. Da er zu arm 



PaDomsok. 65 

war, um Felder zu kaufen, hatte er sich selbst solche geschaffen, 
indem er den Wald lichtete und denKha Na (die Grundsteuer) 
entrichtete. Von neun Ladungen Reis geht eine als Steuer nach 
Tescho. Die umliegende Ebene war mit niedrigen Erhebungs- 
linien durchschnitten, auf denen Büsche wuchsen. Auch zeigten 
sich HUgelhäufchen zerstreut, die umzäunt waren, als Begräb- 
nissplätze. Der Boden ist dort nicht so ergiebig, wie weiter 
östlich nach Siemrab zu. 

Der Mahathai kam zum Besuche heraus und entschuldigte 
sich, dass die Karren erst bis zum andern Tage fertig sein 
würden. Er brachte eine Einladung vom Gouverneur, und ich 
Hess zurUcksagen, dass ich am Nachmittag dort vorsprechen 
würde. 

Ich wurde in einer Veranda des Hofes empfangen, zu dem 
ein hohes Thor einführte. Schüsseln mit rothen Deckeln wurden 
auf Brettern hereingetragen und die darin enthaltenen Süssig- 
keiten präsentirt, neben Arac, Thee und Cigarren. In einer Sei- 
tenhütte siedete ein altes Weib gelbe Cocons und spann die 
Seide*) auf ein Rädchen ab. 

Der Gouverneur sagte, dass er häufig Bangkok besuche, und 
bewunderte die Kunstfertigkeit der Farang, die er in Angkrit 
(Engländer) und Farangset (Franzosen) unterschied, nach den 



*) „Der 2B00 a. d. eingefQhrte Seidenbau Id China wurde durch eine auf 
Seide auferlegte Naturalabgabe 2286 national gemacht mit Bombyx Mnri in den 
nordlichen Provinzen (worin die südlichen Bewohner die wilden Seidengespinnste 
Yon Satumia Atlas einsammelten, als stärkerer Seide). Vom südlichen China und 
Indien konnte sich trotz lebhaften Verkehrs mit dem Westen die Seidenzucht 
nicht weiter verbreiten, während Bombyx Mori (der gezähmte Seidenwurm der 
Zuchtseide) überallhin leicht mit dem Maulbeerbaum fortzupflanzen ist. Sse, 
Ssu, Sso heisst im Chinesischen Seide, da aber die Mandarinensprarhe das r nicht 
ausspricht, die Seide jedoch noch heute im Koreanischen Sir heisst, so soll sie 
auch in altchinesischer Sprache Ser geheissen haben (or^p).'* Von den in Indien 
einheimischen Seidenwürmern zählt Helfer (ausser dem mit dem Maulbeerbaum 
eingeführten Bombyx Mori) zehn Spinnerarten auf, Satumia Silhetica, Saturnia 
Paphia, Satumia Assamensis, Bombyx religiös, u. s. w. Von den Cocons des 
in Ilindostan mit dem Laube von Ricinus communis gefütterten Phalaena Cynthia 
Dmry wird die Seide nicht abgehaspelt, sondern (wie Baumwolle) gesponnen. 
Das Gewebe ist so dauerhaft, dass die Kleider sich vererben. 

Bastian, Reise in Kambodia. IV. 5 



66 Dm obere Kambodia und seioe Monamenta. 

von ihm gesehenen Fabrikaten. Er bemerkte gesprächsweise, 
dass sich in Kambodia zwei Arten von Buchstaben fänden^ die 
Tua Khom, um das Pali zu schreiben, und die Tua Xai oder 
Schrift der Khamen-Bücher. Die letzteren seien durch Phra-Ruang 
erfunden, einen Gelehrten (Nakprat), der zu der Zeit Phra-Phuttha- 
khosa's in der Nälie von Nakhon Vat lebte, und von dem Thale- 
sab dorthin gekommen war. Der zwei Spitzbogen-Brücken tra- 
gende Fluss Lamseng kommt von dem Khao Potat, die mit den 
Bergen Korafs zusammenhängen, und vereinigt sich mit dem in 
den Thalesab mündenden Flusse Battambongs. 

Er gab mir einen Führer nach der Stelle des alten Palastes 
(Prasat-it), und ich fand dort einen formlosen Trümmerhaufen, 
mit Disteln und Dornen tiberwachsen. Auf der Spitze stand ein 
flach eingedrücktes Steinpiedestal mit doppeltem Rande, und 
darin lag der kopflose Rumpf einer weiblichen Figur (einer Arac, 
wie mein Führer sagte), die in ein langes Gewand gekleidet war, 
aus Graustein gearbeitet. Dicke Mauersteine heller Farbe lagen 
umher. Der Steinsitz (Banlang) soll früher zum Aufstellen eine 
Buddhafigur gedient haben. Auf dem Rückwege sah ich im Ge- 
büsch einen flach aufgerichteten Stein, der als der Lak Myang 
f Stadtpfeiler) unter einer Bedachung stand. Davor fand, sich ein 
Holzpfeiler mit einem Capital aus Lotus- Verzierungen, mit Gold 
beklebt. Die Häuser der Stadt lagen in Büschen halb versteckt. 
Neben einigen wuchsen Kokosnusspalmen. 

Nach einem Bade im Teiche, in dem zahlreiche Büffelheer- 
den steckten, besuchte ich das Vat Pho genannte Kloster, zu 
dem eine lange, schmale Holzbrücke führte. Der über seinem 
hölzernen Fachwerk mit Stuccatur bedeckte Tempel (Both) trug 
ein doppeltes Dach. Unter der Figur Buddha's lag ein Brett, 
auf das ein knieender Thevada gemalt war. In einer der Mönchs- 
zellen hing ein Bild, wie König Vetsandon von den Brahmanen 
um seine Kinder gebeten wird, und ein anderes, das Sanxan- 
chai mit dem Jack Kampang im Bette liegend zeigte. Das Klo- 
ster ist von sechs Priestern, 13 Novizen und 2 Knaben bewohnt. 
An jeder der vier Ecken der Stadt steht ein Kloster. 

Die Palibücher, erzählte einer der Anwesenden, nahmen ihren 
Ursprung in Myang Khamen. Phra Phuttha war in Kambodia 



k. 



Das Patimokh. 67 

geboren, in der Nähe der von den Kha bewohnten Ländern, und 
zog dann nach Slam, wo er in Kusinarai starb. Die Schriften 
wurden später von Kambodia nach Siam gebracht. Er zeigte 
mir den in Pali abgefassten Patimokh, wo die Fragen und Ant- 
worten durch Einfügung von Keh va (der Alte sagt) und Num va 
(der Junge sagt) eingeleitet waren. Ein mit kambodischen Wor- 
ten oder Palibuchstaben geschriebenes Palmblätterbuch, das 
Sabin genannt wurde, diente zur Ordination der Novizen (Nen). 
Arahatta wird erklärt als der durch das Kam oder Ära Hin- 
durchgebrochene (hat oder haksia), womit das Verschwinden*) 
im Niphan durch erste Anbahnung ermöglicht wird. Chitr in 
der Vinayana kandha werden in kuson (gute), akuson (ungute 
oder böse) und Apejakrit (indifferente) unterschieden und diese 
wieder in Vibak und Kiriya. Dann wird eine Eintheilung nach 
den Phum aufgestellt, als den zukommenden Regionen 

Kamaphachon 

Rupaphachon l * t^i . t- 

. ^ x^ / 4 Phum im Kuson, 

Arupaphachon ' ' 

Lokudon, Lokuttara 

Kamaphachon im Akuson (da die anderen schon über die böse 

Natur hinausgeführt haben und diese 
an ihnen kein Theil haben kann. 



4 Phum im Vibak, 



Kamaphachon 
Rupaphachon 
Arupaphachon 
Lokudon 

Kamaphachon 

Rupaphachon ) 3 Phum im Kiriya, 

Arupaphachon 

da das metaphysisch Höchste im Jenseits der Welt jede Thä- 

tigkeit ausschliesst. 



*) Nach Verlust der an das Leben geknöpften Persönlichkeit geht der vovg 
des Einzelnen unter im allgemeinen vov9 und nimmt, ohne mehr ein Individuum 
za beseelen, an dessen unsterblichem Bewusstsein Theil (Anaxagoras) ; ro fifjdkv 
tls ov8kv ^htn (Earipides). 

5* 



r 



*-y 



68 Das obere KambodU und seine Monumente. 

Die Wurzeln des Bösen (Raka kong Akuson) sind: 

Loba (Begierde), 

Thosa (Zorn), 

Moha (Irrthum). 

Der Körper des Gutsein (tua kuson) geht in seine Wurzeln 
zurück auf 

Aloba, Atbosa, Amoha. 

In der Avixa, der verblendenden*) Dummheit, als irre fah- 
rend, oder wie es die Siamesen tibersetzen: mai ru eheng (nicht 
klar zu wissen), knUpft sich der Kettensehluss der Nidana zu- 
sammen, während der Grund im Nivon (Nivara liegt. 

Die Palibücher, wurde mir 'von den Mönchen erklärt, waren 
durch Buddhaghosa von der Himmelsterrasse (Xan)Maha Pbrohm's 
(des grossen Brahma) nach Kambodia herabgebracht. Nakhon Vat 
oder Serok-Nakhon-Siemrieb wurde durch Phra-Phitsanukam er- 
baut, der dann nach China ging. Wer die dortigen Sculpturen 
berührt, soll in Krankheit fallen, doch scheinen sich die siame- 
sischen Plünderer eben so wenig daran gekehrt zu haben, wie die 
mit Dysseuterie bestraften Saracenen, die (963) die Kirche zu St 
Jakob in Compostella entweihten, oder die von Fliegen ge- 
stochenen Soldaten, die 1286 die Capelle des heiligen Narcissus 
in Geruda beraubten. Gregor von Tours weiss von der wunder- 
baren Besehützung der Kirche von St. Vincent, und der vanda- 
lische König Gundericus, der 429 seinen Kirchenraub begann, 
„mox deijudicioadaemone correptus interiit.'^ Constantinus Por- 
phyrogenetes belehrt seinen Sohn, wie er sich zu entschuldigen 
habe, wenn die Chazaren, Türken, Russen oder andere nordische 
und skythische Völker den kaiserlichen Schmuck oder die Mess- 
gewänder und Kronen (Kamelaucia) fordern sollten. Er müsse 
sagen: dass diese Dinge nicht von Menschen gemacht, sondern 
vom Himmel gesandt seien und deshalb nicht fortgegeben wer- 



*) Bei Homer entspringt die Sfmde ans der arrj, der RethSrnng des an sich 
normalen Verstandes. Ausser Schaden bezeichnet es Thorheit (wie das hebräische 
Nebalah), sowie Verirrung (Irrthum) und Schuld (s. Nägelsbach). Als die älteste 
Tochter, die Alle schädigt und Zeus selbst berückt, schleudert er sie an den 
Locken aus dem Olymp, dass sie auf die Fluren der Menschen fallt. 




Drachenmusik. 69 

den könnten. ' Acacius dagegen, Bischof von Amida, verkaufte 
die Gold- und Silbergefässe, da Gott weder esse noch trinke, 
und kaufte Gefangene aus persischer Sklaverei los. 

Bei der Rückkehr nach meinem Logis fand ich den ganzen 
Rest der mir bei dem Besuche vorgesetzten Confecte und Kuchen, 
mehrere grosse Schüsseln und Theebretter voll, von dem Gou- 
verneur dorthin geschickt. Ausserdem stellten sich auf seinen 
Befehl zwei Wachtmänner ein. Der für den Weg ausgefertigte 
Pass war mit einem Tiger gesiegelt. 

Aus dem Schlaf erwachend, hörte ich während der Nacht 
ein eigenthümlich melodisches Getön in sanften, bald klagenden, 
bald schwirrenden und sausenden Klängen, das von allen oder 
von keiner Seite herzukommen schien und nirgends localisirt 
werden konnte. Bei Nachforschungen am andern Morgen fand 
ich, dass die Mönche des Klosters zwei sogenannte kambodische 
Drachen (Vao oder Theng) hatten steigen lassen, die so hoch 
in der Luft standen, dass sie kaum durch das Auge entdeckt 
wurden. An das Papier derselben sind aus dünnen Ketten ver- 
fertigte Saiten befestigt, die in dem durch rauschenden Winde 
schwingen und oft einer Aeolsharfe ähnliche Laute erzeugen. 
Vielleicht beruhten die sonderbaren Geräusche, mit denen Knox 
die Luft in Ceylon gefüllt fand, auf ähnlichen Vorrichtungen und 
Hessen sich dieselben auch leicht in einer vom Morgenwinde durch- 
wehten Memnonssäule anbringen. 

Am nächsten Morgen kam der Gouverneur, um selbst 
das Bepacken der Wagen zu überwachen, und waren wir im 
Laufe des Vormittags in Bewegung. Ein Sandweg fllhrte uns 
durch den Wald zu einer mit Bäumen besetzten Ebene und 
dann zu welligen Feldern, die aber noch theilweise Überschwemmt 
waren und öftere Berathungen über die einzuschlagende Rich- 
tung nöthig machten. Der tief eingeschnittene Bach Bong Asang 
konnte nur mit grosser Schwierigkeit durch die Wagen passirt 
werden. In einiger Entfernung soll sich eine Steinbrücke über 
denselben finden, die bei Hochwasser benutzt wird. Auf einer 
aus dem Wasser hen^orstehenden Kuppe hielten wir zum Früh- 
stück, und sahen in der Entfernung den Doppelhügel von Tescho, 
sowie etwas weiter den langgestreckten von Myang Kalaing, 




70 P^ obere Kambodia and seine Monnmenta. 

zwischen welchen beiden der Lamsengflnss hinströmt. Die Bauern 
aus Panomsok hatten sich in den Feldern kleine Hütten gebaut^ 
die sie während der Ackerarbeiten bewohnten. Reishaufen lagen 
daneben aufgeschüttet, und eine harte Tenne war vorbereitet, 
damit die Büffel dort mit ihren abgewaschenen Füssen das Korn 
austräten. 

Die KhameU; erzählte man mir, sind wie die Siamesen zu 
den Frohndiensten des Raxakan verpflichtet, werden aber nicht 
gezeichnet. Jeder ist einem Meister (Nai) zugeschrieben, und 
darnach werden die Namen in das Register (Banxi) eingetragen. 
Jeder, der Land urbar macht, wird der Besitzer desselben und 
kann es später verkaufen. Er muss den Zehnten der Ernte und 
Einsaat zahlen, wie es entweder durch den Gouverneur geschätzt 
oder gemessen ist. Der dadurch eingehende Reis wird für den 
Unterhalt der bei Regierungsarbeiten Beschäftigten verwandt 
Für Fischfang, Jagd, Destillation von Branntwein, Bananengärten, 
Büffel oder Karren werden keine Abgaben bezahlt. Die die 6e- 
birgswälder um den Thalesab bewohnenden Khamen, die keine 
Frohndienste (Raxakan) verrichten, müssen als Khon Suay (Kopf- 
steuer) jeder Mann vier Pfund Bienenwachs nach Battambong, 
Panomsok oder anderen Städten einliefern, von denen es dann 
nach Bangkok geschickt wird. In Battambong wird das Wachs 
für einen Bath das Pfund verkauft, in Bangkok für drei Bath. 
Den Khamen werden keine Löhnungen (bia vat) ausbezahlt, wie 
den Siamesen und Laos. Die Gouverneurs und die übrigen Ma- 
gistrate in Kabin erhalten ihren Jahresgehalt von Bangkok und 
auch der Gouverneur von Panomsok muss jedes Jahr das Ei- 
deswasser in dem Tempel des Vat klang zu Bangkok trinken. 
Die Beamten müssen sich selbst unterhalten, indem sie das Land 
durch ihre Diener oder solche, die sie aus Schulden als Sklaven 
erkauft haben, bebauen lassen, oder auch, indem sie sie zom 
Handeln ausschicken. In Panomsok hat der Reis keinen festen 
Marktpreis, und Jeder cultivirt gewöhnlich selbst, so viel er be- 
darf, und es ist kein Handel darin. Wer für Kleider oder an- 
dere Dinge Geld nöthig hat, fängt Fische und verkauft sie, oder 
pflanzt Bananen, zieht Büffel auf u. s. w. 

Beim Weiterfahren machten die überschwemmten Felder 



,*■ 



Steinbrücke des Lam-Seng. 71 

einer welligen Ebene Platz, in der Häuschen mit Bananengär- 
ten zerstreut standen, und dann schlugen wir unser Nachtlager 
in einem Gehölz auf, nicht weit von der Stelle, wo derLamseng- 
Fluss einen Felsendamm durchbricht, der die in Bogen zusammen- 
tretenden Pfeiler einer hohen Steinbrtfcke trägt. Mehrere der 
Steine waren mit Sculpturen von Blumen verziert, und ein von 
Karyatidensteinen in der Figur Phaya Nakh's getragenes Stein- 
geländer läuft an beiden Seiten der Brücke hin, ist aber zum 
Theil eingefallen. Die Kambodier nannten diese Bilder, die mit 
emporgehobenen Händen aus den Steinen hervortraten, Puch 
(Figur) des Neakkarieik (Nagaraja). Die Ufer des Flusses sind 
hoch und steil, und im ersten Monat blicken Felsen hervor, wo- 
gegen im elften Monat das steigende Wasser die Cascaden ver- 
schwinden lässt und im vierten Monat die rechte Seite ganz 
aufgetrocknet ist. Am andern Ende der Brücke fand sich seit- 
wärts im Gebüsch ein Sanchao, wo unter einem Strohdache Stein- 
figuren durch Leute aus Tescho und Kanlang zusammengehäuft 
waren. Einige waren mit Gold beklebt und trugen Flecken 
rother Farbe. Auch fanden sich Blumen als Opfergaben. An-, 
dere Steine waren mit chinesischen Buchstaben beschrieben. 
Steintreppen führten nach dem Flusse hinab. Die Kambodier 
nannten die Figuren Naktha und zwei spitz zulaufende Steine 
wurden alsLak-Sema bezeichnet. Der vornehmste der dortigen Nak 
tha oder Chao heisst Tachej. Er wird durch Kranke aus Panomsok 
und Tescho verehrt, die ihm Hühner und Schweine darbringen. 
Früher fand sich dort ein Nak tha in der Form eines riesigen 
Alligators, und wenn man Kerzen ansteckte, so kam er hen^or. 
Jetzt dagegen giebt es zwar Alligatoren, die selbst Büffel beim 
Trinken angreifen, oberhalb und unterhalb der Brücke, nicht 
aber an dieser, weil das Wasser dort zu flach ist. Das San- 
chao in Panomsok enthält eine Figur aus Holz. Eine der Stein- 
figuren war vierhändig, und ebenso zwei andere, die männlich 
und weiblich aus demselben Stein gehauen waren. Eine ele- 
phantenköpfige Figur war mit einem beflügelten Gewände ge- 
kleidet. Eine andere hielt eine Keule.*) 



*) Der^oft erwähnte Keulenträger , deu Megasthenes in Vorderindien auf 



72 ^^ obere Kambodia und seine Monamente. 

Die Brücke wird Taphan oder Stapien Seng genannt (Lam- 
Seng oder Fluss Seng). Die Brücke weiter oben am Flusse 
heisst Stapien thip (Engelsbrücke). 

Die mit der herausgenommenen Erde der seitlichen Gra- 
ben aufgeworfene Heer^rasse (Sanong) kann von Phrabat (bei 
Nophuri ) bis nach Siemrab verfolgt werden und läuft dann wei- 
ter in der Richtung gegen Cochinchina. Sie ist jetzt meistens 
mit Jungle über>vach8en und nur an wenigen Stellen noch für 
Wagen brauchbar. Au derselben finden sich in der Umgegend 
von Panomsok verschiedene Steinbrücken auf niedrigem Grunde, 
um die Schluchten zu überbrücken. Auch trifft man mancher- 
lei Ruinen früherer Schlösser, meistens aus Ziegelsteinen , doch 
auch aus Quadern erbaut^ in der Nachbarschaft. Eine findet 
sich bei Myang Jongkan, eine andere im Walde, eine halbe 
Tagereise von der Taphan Seng entfernt. In Chekaboh, eine 
Tagereise nördlich von Phanomsok, finden sich sieben Prasat, 
in Myang Cha, eine halbe Tagereise südlich von Phanomsok, 
Ueberreste von zweien. Ein Steinpalast (Prasat-hin), Phrasat- 
keoh genannt, findet sich im Walde, eine Tagereise östlich von 
dem Siemrabfluss. Vor einigen Jahren war der jetzt gänzlich 
verfallene Prasat in Panomsok noch hinlänglich erhalten, um die 
inneren Gemächer und die Thüren zu erkennen. 

Nachdem ich in dem Wasserfalle ein Bad genommen hatte, 
schickte ich einen Boten nach dem Relais voraus, damit die 
zu wechselnden Karren in Bereitschaft gehalten würden. Die 
Nacht wurde im Wagen verbracht. 

Wir brachen noch bei Mondschein auf und fielen nach dem 
Passiren der Brücke wieder in bahnlose Waldpfade. Die Brücke 
ruht auf 30 Pfeilern, die in Paaren zusammenstehen, und jeder 
derselben besteht aus li") Quadern kolossaler Steintafeln, die 
über einander placirt sind. Dann folgen andere Lagen, um den 
Körper der Brücke zu bilden. Die die Pfeiler bildenden Steine 



Herakles bezieht, ist eine iD Kambodia stereotyp wiederkehrende Figur and wird 
in den mythisch-geschichtlichen Legenden za Kottambong in Beziehung gesteUt. 
Ueber Ganesa's Elephanteukopf liefen in populärer Auffassung eine Menge Ver- 
sionen der arsprüngUchen Tradition um. 






HeerstraBse. 73 

länglicher Form, sind in Reihen von 4 — 6 zusammengelegt, mit 
der breiten Seite (6 — 8 Fuss) dem Flusse zugekehrt. Ihre Dicke 
beträgt ungeföhr einen Fuss, und die schmale Seite 2 — 3 Fuss. 
Der Boden der jetzt mit Gras und Btlschen überwachsenen 
Brücke ist von mächtigen Felssteinen gebildet, die eine Länge 
bis zu 14 Fuss zeigen. Die Pfeiler stehen an der Basis etwa 
8 — 10 Fuss von einander ab, und der Schluss des Bogens wird 
(wie am Thesaurus zu Mycenae) durch das allmälige Ueberragen 
der Schichten gebildet. Das hintere Ende, das auf den Pfeilern 
ruht, ist dann wieder durch Querlagen stark belastet, damit das 
Freie dem von oben ausgeübtem Druck zu widerstehen fähig sei. 
Die mit Sculpturen verzierte Stein - Balustrade ist grösstentheils 
zusammengefallen. Einige ihrer Steine messen 16 — 18 Fuss. 
Die Breite der Brücke mag auf etwa 50 Fuss, ihre Länge auf 
350 Fuss geschätzt werden. 

Später gelangten wir über eine buschige Wellenebene, beim 
Bahn Palieng wieder auf die alte Heerstrasse, der wir eine 
kurze Strecke zwischen Gebtisch folgten. Doch lenkten die 
Karrentreiber bald aufs Neue ab, um über Stock und Stein 
wegzurumpeln, und Hessen das grosse Werk ihrer Vorfahren 
nach einer andern Richtung hin wieder in die Dunkelheit 
des Waldes eintauchen. Gewöhnlich wird diese die Stein- 
brücke berührende Strasse vermieden,, da sie nur über kleine 
Dörfer führt, und die nach der Stadt Tescho vorgezogen. Auch 
bietet jene viele Nachtheile, wie ich bald zu meinem Schaden 
erfuhr, indem die Bauern jedesmal nur bis zum nächsten Dorfe 
Postdienst zu leisten ha1}en, und dann immer wieder aufs Neue 
auf Wagen gewartet werden muss. Einige der Dörfer sind in 
diesem wohlbevölkerten Districte so nahe, dass man die nächste 
Station auf der vorhergehenden schon vor sich sieht, oder, wie 
die Kambodier sagen, innerhalb eines Hundegebells*). Schon 
im ersten Dorfe war nur ein Karren angeschafft, obwohl ich 
Bestellung im Voraus geschickt hatte, und nur auf die Drohung, 
mir selbst den ersten besten Wagen zu octroyiren, erhielt ich die 
erforderliche Zahl. Durch parkähnliche Anlagen gelangten wir 



*) Auch sagt maD 2 oder 3 Kufe, als Rufweite (wie OchseDgebruil in der Krosa). 



74 ^^ obere Kambodia nnd seine Monumente. 

nach Bahn Sakliet und dann nach Bahn Jung; welch' letzteres 
Dorf aber nicht an der vorgeschriebenen Route lag, so dass wir 
einen Theil des Weges zurück mussten, um auf dem richtigen 
Stationsdorfe, das nur aus drei Häusern bestand, zu wechseln. 
Ein Weg zwischenj wohlangebauten Feldern brachte uns nach Bahn 
Sanuel, das an einem Kreuzwege lag. Da die Antwort des Schul- 
zen Verzug voraussetzte, liess ich die Leute unter einem Baum 
ihren Reis kochen. Das Dorf enthielt 10 Häuser. Die Knaben 
besuchen zum Unterricht das Kloster im Dorfe Prang. 

Auf einem in nassen Niederungen durch Felder hingeschlän- 
gelten Wege kamen wir nach Bahn Jalien und sahen dann beim 
Fluss Paleng (der eine Tagereise nach Norden in den von 
Khamen bewohnten Kuleubergen entspringt und in den Thale- 
sab lallt) die üeberreste einer gewölbten SteinbrUcke. Sie sei 
nicht fertig geworden, sagten meine Begleiter, da die Architek- 
ten von der Eroberung des Landes gehört und entflohen seien. 
Von da ab streckte sich in kerzengerader Richtung eine er- 
höhte Heerstrasse mit festem Boden durch das niedrige Land. 
Sie war aber ganz durch Unkraut und Gebüsch überwachsen, 
weil sie nie von Karren benutzt wird. Die Üeberreste eines 
gemauerten Palastes sollen sich in Bahn Sanuel finden, nnd 
einige von dort genommene Steinfiguren, die aber ihre Köpfe 
verloren hatten, sind in den Sanchao gestellt, unter dem 
Namen Naktha Takon. Ausser grauem Sandstein war eine 
porös schwarze Steinart zum Bau der Brücke verwandt. Etwa 
in der Mitte der Höhe theilen sich die Pfeiler nach beiden Sei- 
ten, um den Bogen zu bilden, indem jeder folgende Stein etwas 
länger ist als die unterliegenden. 

An Baumgruppen vorüber kamen wir nach dem Dorfe (Bahn) 
Jeng, dessen Fruchtgärten durch Palmen geschmückt waren. 
Da es sehr spät war, hatten wir dort die Nacht zu bleiben, 
doch traf ich mit dem Schulzen ein Abkommen, mir am näch- 
sten Tage tllnf Gespanne zu geben, die direct nach Siemrab 
flihren, um den Zeitverlust des beständigen Wechseins zu ver- 
meiden. Sein Dorf, erzählte er mir, enthielte 10 Häuser. Es 
bildet mit Bahn Sanuel und allen den umliegenden Dörfchen 
das sogenannte Kven Siemrab und wird auch von Nakhon- 



Bahn Jeng. 75 

Siemrab aus verwaltet. Ein Büffelkarren möge 13 Hab (1 Hab 
= 50 siames. //.) Reis laden, wenn er stark gebaut sei. Von 
den Palmen wird der Saft (nam tan) im vierten und fünften 
Monat abgezapft, um Zucker davon zu machen. Ich Hess ftlr 
das Nachtlager ein Dach mit Matten bereiten am Stamme eines 
Baumes. Die Dorfbewohner kamen mit vollen Reistöpfen, um 
den Fuhrleuten ein Abendessen zu bringen. 

Nakhon Vat, hörte ich im Gespräch, sei von Leuten aller 
Nationen gebaut, von Chek, Farang, Khek, Thai, Khamen, Lao, 
und die Nachkommen derselben lebten dort noch jetzt. Einige 
der Einwohner in Bahn Jeng sind Pha di (boni homines), einige 
sind Diener (Bao) Anderer, und einige wieder sind Diener des 
Chao Myang von Siemrab. In Bahn Sanuel giebt es keine Bao, 
sondern Alle frohnen der Regierung (Raxakan). Solche, die 
öffentliche Arbeit im Dienst verrichten, werden nicht Bao ge- 
nannt, sondern Thai, und -sind die Phu di (guten Leute) der 
Siamesen oder Nakscheah (die Guten) der Kambodier. Die 
Khamen boran theilen sich in Khamen Nak Chea (Khamen phu 
di) und in Khamen channoch sok (Khamen myang khün). 

Am andern Morgen traf uns die Sonne auf dem Wege, 
unter Bäumen über eine Wellenebene hinfahrend. Später zeig- 
ten sich überschwemmte Plätze, und man sah an einigen Stel- 
len Böte auf dem Trocknen neben den Häusern liegen und 
andere noch flott auf dem Wasser schwimmen. Nach dem Pas- 
siren des Dorfes Schalieng zeichneten sich am Horizont die Khao 
Don-Rek ab. Da vier der BUflFel sehr ermüdet waren, vmrden 
sie durch frische ersetzt. Der Boden ist dort sehr fruchtbar und 
wird nicht nur durch die dortigen Bauern, sondern auch durch 
Bewohner anderer Dörfer, wie z. B. von Bahn Phuek cultivirt. 
Der unbewohnte Berggipfel Khao Ven ist zwei Tagereisen von 
Bahn Schalieng entfernt. 

Auf der durch Gehölz führenden Strasse trafen wir rei- 
sende Mönche und auch Regierungsboten mit Depeschen. Der 
Fluss Phuek war mit einem Holzsteg überbrückt, der nur ftlr 
Fussgänger zu passiren war. Er entspringt auf dem Khao jao 
und theilt sich in zwei Arme, von denen der eine in den Tha- 
lesab fällt, als der Menam Siemrab, während der andere (Me- 



f 



76 I^M obere Kambodia und seine Monomente. 

nam Phuek) in den Feldern verläuft. Die Khao jao (Ktaao 
Khulen oder Khao Lanji) oder Linchiberge sind durch riertä- 
gige Entfernung von den BtTgen Korats getrennt und werden 
durch die Sanireh genannte Suay bewohnt, die als Bao Vat 
oder Tempelfiklaven nach dem zwei Tagereisen entfernten Nak- 
hon Vat einberufen werden, so oft es dort Arbeit gicbt. Frauen 
und Kinder ungerechnet, sind sie etwa 10,0(X) an der Zahl. Die 
Khao jao von Korat, ungefähr 10 Tagereisen entfernt, werden 
oben von Siamesen, unten von Kliamen bewohnt. In den Wäl- 
dern finden sich auch Lao und Suay, sowie Kha, die als Kriegs- 
gefangene dorthin gebracht wurden. Die Bergstämme leben zu- 
sammen in Walddörfem und werden von Korat aus regiert. 
Die im 10«" — 12**° Monat eingesammelten Luk Reoh (falsche 
Cardamom) wachsen wild im Jungle. 

Die alte Heerstrasse, die vor wlen Generationen (lai xua) 
erbaut wurde, kommt von Pachim und geht über Siemrab nach 
den Städten Tschakreng, Sthong und Tompangton, welche letz- 
tere durch Kauflcute aus den Juen besucht wird. ^ 

In Bahn Phuek wurden die Büffel gefuttert. Der Beamte 
des Dorfes ist ein Khun (Edelmann). Es enthält 30 Häaser 
und 2 KliVster, in dem einen leben 14, im andern 20 Priester. 
Die Anlage des Dorfes stammt von den Vorfahren. Der Schulze 
(Kamnan), der zum Besuch kam, war ein Thai, in Korat ge- 
boren, und hatte nach der Verwüstung des Landes sich in Bahn 
Phuek niedergelassen. 

Ermüdete Büffel wurden gewechselt, und schickte ich nach 
dem nächsten Dorfe voraus, um ein Umspann an der Strasse fertig 
zu halten; als ich aber, an einigen Fischplätzen vorbei, dorthin 
kam und ihn nicht fertig fand, Hess ich mit dem alten weiter gehen. 
Durch offenen Wald und grüne Wiesen gelangten wir neben 
einen Teich mit weissem Lotus zu einer Sala, wo Nachtrast ge- 
macht wurde. Die Pfeiler der Halle waren mit allerlei Schrift- 
zttgen, meist mit den Namen von Durchreisenden und beigeftlg- 
ten Bemerkungen oder Scheraen, bedeckt. 

Nach dem Aufbruch fuhren wir bei Mondschein durch den 
Wald, wechselten die Büffel, für die der Ersatz bei Bahn Kalai 
am Wege wartete, und gelangten, über einen sandigen Weg 




Borommarat 77 

• 

ansteigend, auf eine grttne Busehfläche, wo sich vor uns die 
Stadtmauern Siemrabs zeigten, von hohen Palmbäumen überragt. 
Die Wälle sind mit grossen Quadern, zum Theil von Nakhon 
Tom entnommen, zwischen den Ziegelsteinen aufgebaut, und 
Thore mit Spitzdächem leiteten hinein. In einiger Entfernung 
blinkt das Wasser des Flusses zwischen sandigen Ufern. Frauen 
gingen zum Markt, herabhängende Kleider tragend und auch 
durch das Obergewand bis über die Kniee bedeckt. Ich hatte 
von der Regierung in Bangkok zwei Briefe erhalten, der eine 
an den einheimischen Fürsten, den Chao Myang von Siemrab, 
gerichtet, der andere an den Kha Luang, den politischen Resi- 
denten ^es siamesischen Königs. Der letztere sandte den Ma- 
hathay, um mich zur Wohnung in seinem Hause einzuladen. Im 
Innern jedes Thores stand unter Bedachung eine Kanone mit 
Flintenstand. Die Stadt ist neu angelegt seit ungefähr 30 Jahren, 
und besteht aus einer, durch die Mauer umgebenen Fläche, mit 
Hofhäusem umhergestreut. Die Zahl der Häuser beläuft sich 
auf 200. 

Der Kha luang empfing mich in Folge des übersandten Brie- 
fes mit vielen Ehrenbezeigungen, und bald darauf erschien mit 
langem Gefolge und von Schirmen beschattet der Chao Myang, 
um mir einen Besuch abzustatten. 

Nach seinem Fortgange wurde im Hause des Kha Luang 
ein Process verhandelt. Ein Chinese, der ein Spielhaus hielt, 
klagte einen ihm schuldigen Verlust ein, der, wie der Kha Luang 
berechnete, sich auf 7 Xang belief Der Angeklagte entschuldigte 
sich, dass er der Sklave (That) eines Edelmannes sei, aber der 
Kha Luang wollte diese Einwendung nicht gelten lassen, da er 
selbst Sklaven besitze und auch Vermögen. Er befahl ihm, seine 
Frau, Töchter und Diener herbeizubringen, indem dieselben 
in Haft gehalten werden sollten, als Pfand für die zu zahlende 
Summe. Der Sohn des Verurtheilten erbat sich indess einen 
kurzen Aufschub, da er suchen würde, das Geld aufzutreiben. 
Der Luang wurde dann befragt, ob das Verfahren dem Tamra 
(Gesetzescodex) gemäss sei, und ob noch eine Appellation an den 
Jockabat zuständig bliebe. 

Ich besuchte das Kloster Borommarat, wo die Zellen der 



i 



78 Dm obere Kambodia und seine Monumente. 

Mönche getrennt standen. In den Zweigen eines Baumes war 
ein flacher Korb mit Reis und Blumen aufgehangen, als Opfer- 
gaben für den Thevada. Die verschlossene ThUr des Both war 
mit Figuren von Thevada und Jackh bemalt. In einer niedrigen 
Scheuer standen verschiedene Steinfiguren brahminischer Gott- 
heiten *) mit Opfergaben davor. Eine kreuzbeinig sitzende Bud- 
dhafigur fand sich ausserhalb mit verstümmeltem Gesicht. Auf 
Platten der Sema-Steine war eine priesterliche Figur in erhabener 
Arbeit ausgemeisselt. Der Chao Khun (Abt), den ich besuchte, zeigte 
mir verschiedene Bücher und theilte Manches über die Sagen des 
Landes mit. Dem Kloster gegenüber stand auf der andern Seite 
des Weges eine chinesische Capelle, deren verschlossene ThUr 
durch den daneben wohnenden Hüter geöffnet wurde. Drei auf 
einem Tische stehende Figuren wurden bezeichnet: als Pakteah, 
der ein Schwert in der Hand hielt und der Chao genannt wurde ; 
als Sienkeng, der achthändig in Nakhon Vat lebe, als Thevada 
oder Sien, und Chehu, der mit einem Bleistift in der einen und 
einer Tafel in der andern Hand den Schreiber (Samieng) vor- 
stellte. Vor denselben waren Theetassen hingestellt und auf einer 
Nebentafel fanden sich zwei Raxasi. Am Jahresfest ergreift der 
Chao (als Sienkeng) unter dem Klange der Gong Beläitz von 
einer Person, die vor dem Altare sitzt, und man kann dann ihre 
Zunge durchstossen, ohne dass sie es fühlt, um Pakte mit Blut 
zu unterschreiben. Aufgehängt waren dort eiserne Lanzenspitzen, 
die dann durch die Wangen des Begeisterten gestossen werden, 
sowie die zum Schlagen dienende Peitsche und eine mit eisernen 
Stacheln besetzte Kugel, Durian genannt, zum Klopfen. In einer 
Ecke lehnten die Flaggen, die bei Processionen gebraucht wer- 
den, und die Wände waren mit chinesischen Schriften behängen. 

In einem in der Nähe der Stadt gelegenen Kloster war der 
Both mit niedrigen Phro-Chedi umgeben. 

Als ich nach Hause zurückkam, fand ich dort Geschenke an 



*) Auch in ßirma finden sich solche Natbhäuser (den ceylonischen Dewala's 

entsprechend) iu dem Klosterbezirk oder doch in dessen Nähe. In dem Teufels- 

tbOrmchen bei der Wallfahrt Mariastein soll lange Zeit ein geichnitztes Teufels- 
bUd gestanden haben (s. Zingerle). 



Phra-lDkosl. 79 

Hühnern, Enten, Bananen, Eiern und Fackeln, die der Chao 
Myang gesandt hatte. Der Preis eines Ochsen ist 12 — 20 Bath, 
eines Ochsenwagen etwa 4 Bath. 

Die gewaltigen Steine, aus denen der Tempel Nakhon Vat's 
erbaut ist, erzählte mir der Kha Luang, durch menschliche Kraft 
zu bewegen, würde unmöglich gewesen sein. Aber die The- 
vada's schwangen sie in ihren Händen empor, und die Eindrücke 
der Finger*) sind noch sichtbar daran [wie im Steine zu Bars- 
mark und an den ftlr die MainbrUcke bestimmten Kiesensäulen 
bei Miltenberg]. Anfangs war das Material ganz weich**) und 
wurde erst nach dem Modelliren der Sculpturen durch Medicinen 
verhärtet. Ein Prasat-hin (Steinpalast) findet sich in Vat Tasai, 
und zwei Prasat-it (Ziegelpaläste) bei Phra-Jnkosi. Der Prasat- 
hin bei Vat Lalai war durch die Königin von Luangyai als ein 
Schauplatz ftlr Bootrennen gebaut. Der Prasat-hin bei Vat Bank- 
lang wurde von Banxi-Chamkrong errichtet, der auf Grund seiner 
Verdienste vor dem Zertreten durch Kühe geschützt und von 
einem Bettler zum König erhoben wurde. In einem der Thor- 
gänge Nakhon-Vat's hört man ein dumpf wiederhallendes Echo, 
wenn der darunter Stehende sich auf die Brust schlägt. Eine 
Thür des Tempels steht schief. Am Abend schickte der Chao 
Myang Nachtwächter von den Leuten des Kromakan. 

Am nächsten Morgen, nachdem ich den Kha Luang und 
dann seinen Sohn den Bettelpriestem Almosen hatte reichen 
sehen, .besuchte ich das Kloster Phra-Inkosi auf der andern Seite 
des Siemrab-Flusses. Im Hofe standen zwei aufgemauerte Ca- 
pellenthürme, mit Figuren darin und Sculpturen über den Thüren, 
von denen eine das Buttern des Milchmeeres darstellte. Neben 
dem, neu verfertigte Bilder enthaltenden, Tempel stand ein Stein 
mit alter Inschrift. Inmitten eines Teiches fanden sich zwei 
Häuschen auf Pfählen, die Thaht khru (Gebeine der Lehrer) ent- 



*) Nach den Arabern waren die kolossalen Scbankelsteine bei Eyoou durch 
die Hände Darim's aufgethürmt (s. Palgrave). 

**) Nach Sanchez y Zayas bestehen auf Tinian die Säulen von Sunbaron (das 
Grab der Tochter des Königs Taga) aus einem von Kalk und Sand verfertigten 
Mörtel, obwohl sie Gestein gleichen. Im Nedsch werden künstliche Steine gebildet 




80 ' ^^ obere Kambodia und mIds Monumente. 

hielten. Eine mit frischem Sand bedeckte Leiche erwartete die 
Verbrennung und eine andere lag in einem Sarge unter Be- 
dachung. Ein durch den Strom gedrehtes Wasserrad bewässerte 
eine Anpflanzung von Kokosnussbäumen. 

Auf neue Geschenke des Chao Myang in Schweinefleisch und 
anderen Provisionen Hess ich ihm vielen Dank sagen, mit der 
Bitte, zu entschuldigen, wenn ich einen Gegenbesuch bis zu mei- 
ner Rückkehr verschöbe, da es mich sehr dränge, zur Besichti- 
gung von Nakhon Vat aufzubrechen. Als die daflir bestimmten 
BUflfelkarren am 28. December gepackt wurden, Hess sich der 
Chao Myang auf einer Sänfte herbeitragen, um Abschied zu neh- 
men. Für mich und die mir als Führer mitgegebenen Edelleute 
waren kleine elegante Wägelchen besorgt, mit einem Sitz aii8 
leicliterem Flechtwerk, der zwischen hohe Räder gestellt war. 
Sie wurden an einer mit doppelter Krümmung vorwärts schwei- 
fender Deichsel durch die Ochsen des Landes gezogen, die, mit 
dem Stachel des Treibers gereizt, in raschem Trabe und Galopp 
hineilten. Ein sandiger Weg führte uns in einen bosquetartigen 
Wald, und als wir auf eine freie Fläche daraus hervorkamen, 
standen uns zwei riesige Steinlttwen entgegen, die zu beiden Sei* 
ten eine mit breiten Steinplatten getafelte Plattform flankirten. 
Von dort lief in beträchtlicher Erhöhung über weite Gräben ein 
breiter Pflasterweg nach dem hoch geschwungenen Thor der 
äusseren Gartenmauer, aus deren Corridoren zu beiden Seiten 
eine lebendige Welt von Sculpturen hervortrat, während sich jen- 
seits, hinter drei übereinander mit Thürmen und Zinnen aufstei- 
genden Terrassen, der gewaltige Dom des prächtig geschmückten 
Tempels hervorwölbte, den überall auf den umlaufenden Gallerien 
und den von majestätisch aufstrebenden Säulen getragenen Hallen 
eine wunderbare Welt phantasiereicher Himmelsgestaltungen 
schützend umgab. Ihre Einzelnheiten entfalteten immer neue 
Schöpfungen, je mehr mau sich ihnen nach dem Eintritt in das 
Aussenthor auf dem glatten Steinweg näherte, der mit kreuzarti- 
gen Abzweigungen nach Seitencapellen durch den grossartig ver- 
wilderten Pflanzeuwuchs der in Seen blinkenden Gärten auf das 
Thor des Haupteinganges zuflihrte, aus dem man die von den 
Höfen auffuhrenden Treppen der Stufenbauten höher und höber 



Nakhon Vat. gl 

erstieg und zuletzt unter der thronenden Kuppel stand, die frei 
nach allen vier Seiten, gleich dem dort placirtcn Buddhabilde, 
vierfach an Fomi, das in Höhen und Thal zu Füssen liegende 
Land überschaut. Eine im Garten liegende Bambuslaubc wurde 
zum Logis hergerichtet, und dort das Gepäck abgeladen. Die mit 
Glocken behängten Oclisen \vurden zur Weide, die Büffel zum 
Teiclie entlassen, der Koch schürte sein Feuer, die Diener waren 
mit Anordnungen beschäftigt, während ich mit dem mir von dem 
Chao Myang gegebenen Maler in den Gängen des Tempels um- 
herwanderte, um die vielen Hen-lichkeiten zu beschauen, die 
uns für die nächsten Tage bescliäftigen mussten. Zwei Klöster 
haben einige gebrecliliclic Holz-Zellen der stolzen Stein-Archi- 
tektur angebaut, und es gilt für guten Ton, dort erzogen zu 
sein, so dass die Knaben aus den Städten weither dahin zum 
Unterricht geschickt werden. Noch spät in der Nacht hörte 
man das Geschrei der Scliüler, die im unisono ihre Lectionen 
hersagten. 

Die nächsten Tage verbrachte icli mit einer genaueren Un- 
tersuchung dieser so lange unbekannt gebliebenen Kunstwerke. 
Sobald das Morgenlicht in den Umgängen des Temj)els deut- 
licheren Schein verbreitete, begab ich mich mit dem Maler dort- 
hin, um die charakteristischen Scenen und Episoden abzeiclmen zu 
lassen oder Verzienmgen und Lischriften mit Kohlenwachs auf 
Papier abzureiben. Um Mittag kclirte ich zu kurzer Rast und einem 
erfrischenden Bade nach dem Quartier zurück, und Nachmittags 
arbeiteten wir von Neuem in den Seuli)tureu, bis ein Bad und 
das Abendessen den Tag bescliloss. Vor dem Schlafengehn wan- 
derte ich dann gern auf der Terrasse umher, wenn der Mond 
mit geisterhaftem Scheine jenes liolie Denkmal einer untergegange- 
nen Civilisation begoss und schwankende Scliatten um die Monu- 
mente spielten, die in deutlichster Sprache von einer glänzenden 
Vergangenil eit redeten, aber leider unter Cliarakteren fast eben so 
dunkel und eben so unentzifferbar, wie den einheimischen Ge- 
lehrten des Landes die unverständliclien Buchstaben der Stein- 
Inschriften. Die unteren Corridore werden von brahmanischen 
Darstellungen geschmückt, aber im obersten Stockwerk steht 

Bastian, Rcitic in Knmbodia. IV. b 



82 I^*'^ obere Kanibodia mu\ svh\o Monumente. 

Biultllia in der Vierzalil*); uacli den Weltgegenden blickend. 
Thonipson's Messungen bestimmen den Tempel als Rechteck: 
1,U)0 X 1,080 Yard, und die Breite des umgebenden Grabens 
zu 250 Yard. 

Der 8omdeteliao des Klosters, den icli besuchte, ging mit 
mir unter den Sculi)turen umher und zog meine Aufmerksamkeit 
aufsclnnale Schilder, die, mit Akson Mihng l)eseln-ieben, dazwischen 
eingefügt waren. Der Abt des andern Klosters rlistete sieh ge- 
rade zum Ausgehen, da er gerufen war, um über eine Leiche in 
einem nahe gelegenen Dorfe die Todtengebete zu sprechen. Das 
grössere Kloster heisst Sukmong kong, das andere Silachan. 
Eines Jlorgens fand ich diu Priester «alle beschäftigt, unter Lei- 
tung des Abts den Schutt aus den Höfen wegzuräumen, der 
sich aber freilich bei dem Zerbri'jckeln des Gesteins beständig 
wieder anhäuft. Der mir zur Fülirung mitgegebene Nai brachte 
täglich die Hühner schon geschlaclitet, um niclit das Gebiet des 
Tempels durch Tliiertixlten zu entheiligen, und Gelasse mit Palm- 
saft, die zum Geschenk geschickt waren. Meln-ere Leute wurden 
requirirt, um die Tempelgäuge zu reinigen und die Fledennäuse 
zu verjagen, damit die Bilder copirt werden konnten. Mein Ma- 
ler hatte, nachdem er die Figur vollendet, eine grosse Abneigung, 
die Augen zu malen. Zu Ceylon gescliah es frülier nur bei grossen 
Festen, dass die Statuen das Schwarze der Augen erhielten. 

Die Achte der beiden Klöster sind in nahegelegenen Dörfern 
geboren und durch den Chao Myang von Siemrab mit ihren Stellen 
bekleidet. Zum Bintliibat begeben sie sicli naeli einigen im Um- 
kreise des Tempels zerstreuten Dörfern; sollten sie indess nicht 
genügenden Vorratli an Speisen erhalten, so muss Reis gekocht 



*) Die ägyptische Tetras kelirt wieder in der (iiiosi:? des Valeulinianiscben 
Systems, als Bythos uud Sige , Aiithropos und Aletheia. Pythagoräer uauiiten 
(nach Roth) ihre aus der Tetraktys (der Urwesen-Vierheit) ziisiumneugesetzte Ur- 
gottheit das Eins, ro iy. Nach der Zahleiisyinl)<)lik entwickelte sich die Urgott- 
heit aus der Einheit, der Monas, dem (uiste, bis zur hehren Vierheit, Tetraa, 
zum unendlichen Kaume. und diese, die Tetnis, der unendliche Kaum, gebäre 
dann das Weltall, die Weltkugel, die heilige Zehnheit. Nik h Janiblichus war das 
Kreuz in der Hand des Tot der Name des göttlichen Wesens, das durch die 
Welt reist. 



Der Dom. 83 

werden, entweder durch sie selbst, oder durch Upasok (Laien), 
die sich bei ihnen als Jünger aufhalten. Ausser Bauern des zu- 
gehörigen Bezirkes kommen auch mitunter Pilger, die ich im 
Tempel umhergehen und die Bildwerke betrachten sah. 

Nakhon Vat war nach der Tradition durch Phra Phitsanu- 
kam auf Indra's Befehl gebaut und an Ketsamalea tibergeben, 
der es dem Phra-Pliutta-Kliosa vermachte, als er mit den Pali- 
bUchem von Lanka kam. Doch fanden sich schon vorher die , 
heiligen Schriften in Kambodia. Die Buchstaben des Khamen- 
Pali sind die älteren, die Xieng genannten des profanen Gebrauchs 
wurden erst später angefertigt. Bei den Khamen heissen die von 
den Siamesen Nongsü Khom genannten PalibUcher Nongsü-Pali , 
(Akson Pali). Nach Ansicht der Eingeborenen sollte der Dom 
eine Höhe von zwei Sen oder 160 Sok haben (320 — 360 Fuss), 
was zu viel sein würde, selbts wenn man von der ganzen Basis misst 
Ich wünschte eine Messung angestellt zu haben, hörte aber vom 
Abt, dass der einzige Mann, der es wage, an den äusseren Fi- 
guren der Kuppel bis zur Spitze derselben hinaufzuklettern, um 
von dort ein Tau herabfallen zu lassen, krank läge, und dass die 
Procedur deshalb nur nach vorheriger Aufschlagung eines Bam- 
busgerüstes vorgenommen werden könne, eine Sache grossen 
Zeitverlustes. 

Die Heerstrasse, die von Panomsok im Westen nach der 
alten Stadt Satong im Osten ging, passirte im Süden von Na- 
khon Vat. Die Thtirme und Brücken werden ganz in der noch 
jetzt bestehenden Weise von dem chinesischen Gesandten*) be- 



• 



f 



*) Le nouvean roi etait le gendre de son pr^d^cesseur ; ü avait fait son 
occupatioD des armes. Le p^re de la princesse aimait tendrement sa flUe; ceUe- 
ci deroba secretement Tepee d'or, et se rendit pr^ de sod mari; le propre Als 
du roi qui se trouvait frustr« de la succession, voulut lever des troupes, mais le 
noiivean roi, eii ayant etü prevenu, lui flt conper les doigts des pieds, et le tint 
en süret^ dans une prison obscure, ou il le flt ensuite mourir (im XIII. Jahrhdt. 
p. d.). Alors, ne cralgnaDt plus rien de ses pareus, il commenca a sortir de sou 
palais. Dang Tespace d'une ann^e que j'ai ^t^ retenu dans ce pays, j'ai vu le 
roi sortir quatre ou cinq fois: la cavalerie marchait en avaut, avec les drapeaui, 
leg baunidres, les tambours, la iiuit«iqne; derri^re (^taieut les femmes du palais au 
nombre de trois ä cioq ceots, vdtues de toilo peinte, avec des fleurs dans leors 

6» 



34 ^^^ obere Kambodia uiw] seine MouumeDte. 

schrieben. Kauibodia wird in den Bllcliern China's zuerst ans 
dem Jahre 618 p. d. als Chen-La erwähnt. 

Der äussere Corridor Nakhon Vats zeigt die fünf Prasat 
(mit abgebrochener Spitze) in einer Linie. Unter dem einen ist 
eine sechsamiige Figur ausgeliauen, vor der Mensclienhaare und 
andere Opfergaben lagen. In der einen Terrasse sind die drei 
hauptsächlichsten Prasat, von zweien tlankirt, die etwas vorstehen. 
In einen der dicken Sterne des obersten Stockwerks hat der 
fallende Regen ein tiefes Locli eingegraben, als Maass des Alters. 

Die Figuren der Sculpturen scheinen blank an der Ober- 
fläche, in Folge des steten PoHrens nach dem Vergolden und 
Bemalen, wie es frülier bei jedem Feste stattfand. Die tanzen- 
den Figuren mit dreifach gotliUrmter Mütze werden Thepharakt 
genannt. An den Säuleu sitzen kreuzbeinig die Tliephanom mit 
abgestumpfter Kappe. Zu Seiten der Thttren stehen weibliche 
Figuren, als Thephathida. Neben einigen der Pfeiler waren 
Phrachedi Sai zu Opfergaben erriclitet. Am Fussc mehrerer 



cbeveux, tenaut ä la niain de grands cierges, et marchant en bataillon. Quoiqne 
ee fut en plaiu jour, les cierges e'taient alliimt-'s; il y avait auü^si des femmes 
qui portaieut des vases d'or et d'argeut du palais, diverä ornemens, et d'antres 
choses dont Tiisiage ne uiVtait pas cuniiii. II y a\ait eu outre des femmes arm^es 
de lances et de boiicliers, et qui formeut 1a garde interieuro du palais, aussi 
rangees en bataillun. l\ y avait ensiiite des chars traiiit's par <les chevres, d^autres 
tratnrs par des chevaiix, les uns et les untres enrichis d'ornemens d'or. Les 
grands ofTlciers, les niagistrats, les princes, tous niontes sur des elephans aveo 
des parasols rougcs qu'un aperce\ait de luin, et dont on nViit pu cumpter le 
UüDibre, pretedaient la reine et les femmes du roi, avec leiirs suivuntes, les uucs 
dans des palanquins, les autres sur des chars, ou sur des clievaux, ou sur des 
elephans, ayant des parasols dores, au numbre de plus de reut, apres elles venait 
le roi lui-meme, debout sur uu elephant, tenant a la main une epee precieuse, 
les defeoses de l'elephant rtaient dorees, et Ton tenait autour de lui vingt para- 
sols blancs enrichis de dorures, dont les manches etaient dur; tout autour iftaient 
des troupes nombreuses d'elephans, et de la cavalerie pour servlr de gardes. 
Quaod le prince ne va pas treg loin, il sc sert seub'uient d'une chaise dor^, 
port^e par les femmes du palais. Ordinairement dans ses courses, on porte devant 
lul de petites tours d'or et des tlgures de Fo. Ceux qui voient passer son 
cort^ge doivent se niettre a genoux et frapper la terre du front. On nomme 
cette cer^monie 8an-pa. (s. Ri^musat.) "Weibliche (Jarden erwähnt Megatthenes in 
Vorder-Indien. 



Inschriften. 85 

Säulen sind Figuren von Rlisi (der brahmanischen Vedas) ausge- 
hauen, wie sieli die der Sibyllen an den Cliorstlililen des Münsters 
zu Ulm gesclinitzt finden. In den Abtlieilungen der in den 
Processionen marsch irenden Krieger lässt sich der Racentypus 
unterscheiden, der sich nach Perier auch auf den etruskischen 
Statuetten bei Volten-a findet, in der Markirung des Adels und 
des Volkes. Ihre Führer ersclieinen in Sänften, oder bei Kriegs- 
scenen auf Elephanten oder Wagen (derBiga ähnlich). Kshattriya 
meint Wagenbescliützer (oder nach den Feldern genannt). 

Einige der schon mit alten Inschriften oder Bildwerken be- 
deckten Säulen sind neuerdings mit Schieferstiften überkritzelt. 
An einer Stelle war die Figur eines Ungeheuers gezeichnet, und 
darunter geschrieben, dass, wer diesen Rahu betrachte, grosse Ver- 
dienste erwerben würde. Unter einen der Paläste in der oberen 
Etage der drei Welten war geschrieben Nak Sadeik PreProhm (der 
erhabene Herr, der heilige Brahma). Ein vielhändiger Ochsenreiter 
am Eingange des Höllentliors war Mitragupta unterschrieben. 
Unter den drei Todtenrichtem der persisclien Mythologie erscheint 
Mithra «als der mächtigste und furchtbarste (nach Spiegel). „Zwei 
Engel sind gesetzt über die Todten. Einer fllr die ausserhalb 
Palästina's Wolmenden, als Sammael, der andere für die in Pa- 
lästina Wolmeuden, als Gabriel. Beide stehen unter Mittron's 
Aufsicht. Dieser ertheilt seine Befehle an Gabriel, dieser an 
Sammael, und dieser wieder an die Tojjiesboten, welche die ab- 
gescliiedenen Seelen an ihre Absender überliefern (Jalkut Ru- 
beni)." Acher scliaute (nach dem Talmud), dass dem Mittron die 
Erlaubniss gegeben ward, das Verdienst IsraeFs aufzuzeichnen. 
(Kohut.) 

Früher war der ganze Umfang des Gartens von einem Erd- 
wall eingeschlossen ausserhalb der Steinmauer, die jetzt auch 
an mehreren Stellen eingefallen ist. Das Wasser in dem Festungs- 
graben communicirt in der Höhe der Regenzeit mit dem Fluss. 
Die offene Vorhalle, die in der Aussenmauer angebracht ist, zeigt sich 
mit mythologischen Gestaltungen aus der Heidenzeit geschmückt, 
wie (nach Didron) die des Klosters Iviron auf dem Berge Athos. 
Es finden sich vier Eingänge nach den vier Punkten des 
CompasseS; und an der westlichen Seite zwei NebenthorC; nebst 



86 ^^ obere Kambodia und seine Monumente. 

denen der Ecken. Die Plattform, worauf der Prasat steht, war 
früher nach Osten durch eine Stein-Balustrade bekleidet, die zum 
Theil eingefallen ist. Die Ostseite ist in vielfache Gemächer 
getheilt. Von den verschiedenen Buddliabildem gilt für das 
älteftte das unter der Kuppel Stehende, das in vier Wieder- 
holungen an dem viereckigen Mittelpfeiler nach den Horizont- 
punkten blickt. Die linke Hand ist abwehrend auf die Bmst 
gelegt, die rechte liängt herab. Zu jeder Seite steht ein Schü- 
ler mit ausgestreckten Händen, und sitzende oder liegende Bil- 
der sind umhergelegt. Die Repräsentation entspricht mehr der 
gf^ttlichen Pcrsonification in Anandha als einer andern der zu 
Bodhisattwa geläuterten HauptjUnger. 

Die Figuren, die, eine dreifach gethllnute Mütze tragend, 
sich als Verzierungen an Wänden und Thllren finden, heissen 
Chao Savan oder Se-Sua {Himmelsbewohner). Garuda's*) Fig^ 
kehrt in vei-schiedenen Stellungen wieder. Unter einer Strohbe- 
dachung sind in einem durcli Holzthürcn verschlossenen Raum 
des zweiten Stockwerks eine Mannichfaltigkcit verschiedener Stein- 
fignren Buddlia's und Anderer zusannnengcstellt. Eine dersel- 
ben mit dem Kinn auf die Hand gestutzt, stellt die Mutter von 
Subintha - Kuman dar, die ihren in den Miinchsstand eingetrete- 
nen Sohn beweint. Der Vater des Sul)intha- Kuman starb am 
Tage seiner Geburt und ging zur Hölle, weil er ein Thiere 
tödtender Jäger gewesen war, doch wurde er später daraus durch 
die Kraft der Verdienste befreit, die Subintha -Kuman während 
seines geistlichen Standes anhäufte, und in der Menschenwelt 
wiedergeboren. Auch die Mutter liatte gekündigt, weil sie der 
Priesterwürde ilires Sohnes Hindernisse in den Weg gelegt hatte^ 
doch wurde sie si)äter durch das Trinken geweihten Wassere 
gereinigt. Subintlia-Kuman wird unter die früheren Existenzen 
Buddha's gerechnet. Vierfacli wiederholt in den Nischen eines 
Steines findet sich eine vieriäclie Buddha tigur mit 4 Armen, neben 



♦) The Indians of los Angelos niake feasts to tho (bald-headed) Ragle on 
Äcconnt of h tradition, which states it formerly to havo been a remarkably cleTer 
and indastrions chief, who in dying told bis people, that ho intended beroming 
an eagle and he beqneathed thein bis feather8 (wie Simnrg dem Sam). 



Brahmanische Classicität. 87 

einer in lange Gewänder gekleideten weiblichen. Vor einem 
Buddlia, die Iland auf ein Buch gelegt, knieten andere Figuren. 
Viergesichtige Figuren werden Muk buen genannt, und eine solche 
soll sicli auch im Sancliao des Bahn Kabao (eine halbe Tage- 
reise von der Steinbrücke über den Laraseng) finden. 

Vor einer der Buddhaliguren war menseliliclies Haar nieder- 
gelegt, entweder mit dem Wunsche, in künftiger Existenz mit 
langem Haar wiedergeboren zu sein, oder in Folge eines wäh- 
rend Krankheit «abgelegten Gelübdes. Auch Palmblätter kambo- 
discher Gebetbücher waren als Opfergaben dorthin gestellt, sowie 
brennende Räucherkerzen. Der mit mir umhergehende Nai be- 
schäftigte sich während meiner Untersuchungen mit Abwischen 
des Staubes und sonstigen Reinigungen der Bilder, um Verdienst 
zu erwerben. Die 8culpturen sind im Bas-Relief, aber einzeln 
stehende Figuren im Haut-Relief ausgearbeitet. 

Die Aufmischung des Brahmanismus in den Sculpturen des 
buddhistisclien Tempels Nakhon Vat's ist in ähnlicher Weise auch 
dem Christenthum nicht fremd, das, wie in RaphaeFs Schöpfung 
oder Michel Angelo's jüngstem Gericht, dem classischen Alterthum 
mythologische Figuren für seine Allegorien entnalnn. „Am Por- 
tal der von Sambin ( XVI. Jalirhdt.) erbauten Kirche St. Michel zu 
Dijon sieht man, neben Christus , Mfigdalene, Johannes und an- 
deren biblischen Figuren, einen Leier spielenden Apollo, eine 
sich schmückende Venus, Meleager, Dejanira, Leda, Jupiter und 
Ganymed. Luther lässt auf Cranach's Holzschnitt den päpst- 
lichen Widerchrist durch Mcgera säugen, Alecto wiegen und Ti- 
siphone gängeln, um, wie er selbst erklärt, durch diese Furien 
den den Griechen und allen Heiden unbekannten Satan oder 
Teufel auszudrücken. In Italien wurden die Themata mit Vor- 
liebe Ovid's Metamorphosen entlehnt, wie in Kambodia dem 
Ramayana. Nach Rumohr beschränkten sich die Paduaner auf 
die Nachahmung des Habituellen alter Denkmäler, wogegen die 
Florentiner durcli die Svmbolc des Altertimms nur andeuten woll- 
ten, da bei ihnen die Hinneigung zur Fabel aus einem Bedürf- 
niss der Allegorie entsprang." 

In Erbauung Nakhon Vats alnnte Viswakarman die Pracht 
von Indra's Himmel nach. Rajali Bali, durch Vermittelung der 



Mf'% 



33 ^^ obere Kambodia und seine Monament«. 

badenden Lufttöchter in den Himmel getragen, suchte demselben 
in seiner Residenz Mahabalipura zu gleiclien, erregte al>er dadurcli 
den Neid der Götter und wurde von Vanma verschlungen, wie 
Vineta im Norden. 

Die auf den Sculpturen dargestellten Streitwagen zeigen die 
leichte Form der griechisclien. Im Mittelalter herrschte auch 
in Hinterindien der noch in Juggernauth gebräuchliche Wagen- 
Cultus, der der aus dem Wasser unter die Zahl der Ascn aufge- 
nommenen G()ttin Nerthus (die weibliche Wandlung von Niord^ 
zukam (im Lande der späteren Wenden), und (nach Olaf Try- 
gv'äson's Saga) in Westgotliland aucli mit Frey verknüpft war, 
dessen weibliclie Form Frauja oder Freya als Frigg (Frigga) 
mit Odin vermählt war (s. Mlinch). Nach den cliinesischen Nach- 
richten wurde der König von Tclien-tsching beim Ausgehen auf 
einer Sänfte getragen. Er begab sicli jäln-lich auf das Feld, 
um eine Handvoll reifen Reis zu sdmeiden, von seiner Frauen- 
Heerde (grex femin<arum) begleitet (s. Pautliier). 

In den Kricgsscenen menschlicher Kämpfer (neben den zwi- 
schen Suren und Asuren*) treten die Könige als Bogenschützen 
auf, und das Si)annen des Bogeus war für Rama derselbe Beweis 
seiner Ueberlegenheit, wie für Odysseus. Bruce einzahlt von der 
Shan-Gallas, dass sie ihre Bogen durch fortgeseztes Ueberkleben 
mit der frischen Haut erlegter Thiere durch das Eintrocknen der 
selben zuletzt ganz unbiegsam macliten, und erklärt daraus die 
Erzählung von dem Bogen der Macrobii, den Niemand im Heere 
des Kaml)yscs zu Hi)annen veiinoclite. Einzelne Figuren sind 
meist in ein Netzwerk von Arabesken**) verwebt. Johannes 
Presbyter erwähnt in dem venneintlichen Briefe an Kaiser Enia- 
ttuel von Constantinopel , dass sein Palast nach dem Vorbilde 
des Schlosses erbaut ist , das der Apostel Thomas dem Könige 
Gundoforus errielitete, und Oppert l)emerkt, dass der Vater des 



♦) Auf Tanna wurde (nach Forptcr) der Vulkan als Asoor verobrt 
*•) 11 nVst pas douteux pour nous, que rot art supnMue de Tarabesqiie et 
rette g^ometrie stalactifoni-'e no poieiit dus h la Persr. qui en a le p<^nio. Ce 
qul reste encore des monumens des epoques arsaride et Pa^sanide le prouve 
surabondaniment (de Reaumont). 



Die Samreh. 



89 



fabelhaften Helden Ogier, der auch Indien und das Pfeflferland 
durchzogen, Gottfried heisse. Der kauibodische Stil nähert sich 
durch seine sparsame Verwendung der indischen Schnörkeleien 
mehr dem westlichen und mag selbst au den classischen *) 
erinnern. Eine Inschrift au einer Säule besagt: Die bejahrte 
Palastdame, Luang-apei mit Namen, hat eine silberne Figur 
Buddlia's verfertigt und eine Pagode errichten lassen im Jahr 1498 
der Satukalpa. In einer andern hiess es: Einen silbernen Gott 
mit einer erhabenen Pagode uud einem glückbringenden Bodhi- 
baum, sowie das heilige Abidhamma besorgte Maha-Zadok. 

Die Samreh sind Sklaven des Tempels**) uud reden eine 
eigene Sprache, von der ich bei ihrem Herüberkommen einige 
Worte aufzeichnete: 

Moeh, pea, pe, pohn, prahmm, kadon, kanul katai, kateah, reeih. 

12 3 4 6 

Tick : Wasser (toach). 

Plioh : Feuer (phlöng, wie Siam.). 

Ngich : Baum (damscharr). 

Tneh : Sonne. 

Pieng : Mond. 

Pnek : Augen (wie im Kambod.) 

Preleang : Kopf. 

Knay : Elephant. 

Cliieng : sprechen. 

Gnerr : roth. 

Pruch : grün. 

Jib : kommen. 

Cheoh : gehen. 

Rasüm : Mensch. 



8 



10 



6 7 

Trai : Kuh. 

Raweih : Tiger. 

Krapau : Büffel (allgemein). 

Kamo'ft : Dämon. 

Kohn : Vater. 

Min : Mutter. 

Chaling : älterer Bruder. 

Mot : jüngerer Bruder. 

Don : Grossnmtter 1 (kambo- 

Ta : Grossvater j disch). 

Kehn : Kind. 

Saling : Enkel. 

JegnöU : Priester. 

Tong Nakta : G()tzenhaus. 



*) The conviction, that the study of these sculptores has forced in my iniud 
18 that there was much more interrommunicatiou between the £ast aod tlie West 
dnring the period from Alexander to Justininian, than is generaUy supposed, and 
that the Intercourse was especiaUy freqnent and influeiitial in the niiddle period 
between Augiistiis and Constantiu sagt Fergusson bei Gelegenheit der Amravati Tope. 
""*) Herakles weihte die überwundenen Dryoper als Frohnknechte dem pythi- 
schen Heiligthum des Apollo und die Ampbictyonen die Akragalliden (Kraugal- 
liden). In den Salzseen von Eleusis gehorten die Fische den Priestern. 



90 ^AB obere Kambodia und seine Monumente. 

Kachieng rlin phroiig : Sprichst Jib i nih : Woher kommst Dn? 

Du kambodisch ? Pcang ohcoh : Morgen werde ich 

Siang hai Samre : Wer sind kommen. 



Samre V 



Chevah au : Geh' jetzt. 



Clianhoiche , Pakkave , Pakkavam , Chuentem , Chuentam, 

1 2 3 4 r> 

Mocneh,Moenoli,TimpIeh, Timploh, Cheli (bei einem andern Stamm). 

G 7 ö y 10 ^ 

Wenn von dem Abt durch ein gesandtes Schreiben zur Ar- 
beit gerufen, müssen sie sich einstellen. Sie sollen früher sehr 
zahlreich gewesen sein, und werden auch jetzt noch als ein be- 
sonderer Stamm betrachtet, wenn man sämmtliche Bewohner ihrer 
Berge liinzureclmet. Die direct mit dem Tempel Verbundenen sind 
aber jetzt auf 14 Häuser reducirt, worin sich IS Personen mänu- 
lichen Geschlechts finden, da ausser verheerenden Krankheiten, 
die unter ihnen gewüthet haben. Viele derselben in jüngster 
Zeit tief verschuldeten und dadurch in Kneclitsdiaft fielen. Sie 
leben von Feldbau, vom Verfertigen von Fackeln und vom Korb- 
flechten. Der zu den Linchi-Bergen gehörige Hügel Raka, den 
sie bewohnen, ist eine Tagereise von Naklion Vat entfernt. 

Die Reiterei der Tempelsculpturcn erinnert an die am Fries 
der Gella des Parthenon in dem Festzuge auftretende. Neben den 
Sccnen aus dem Ramayana tritt besonders die Procession Ketuma- 
lea'8*j bei Gründung der Stadt henor, die der (wie Proteus mit 
seinen Robben) zum Sonnen an's Land steigende Drachenkönig 
baute. Phra Thong trieb auf einem Boote nach Kambodia, wie 
Scyld Scefing an die Küste der Dänen, die ihn (als Tengri-Sohu) 
zum Könige erhoben (nach dem Beovulfsliede). Ausser den 
stehenden Frauenfiguren in reicliem Schmuck finden sich andere 
in tanzender Stellung mit getliünntem Kopfsclimuck in ,,multii)li- 
cem orbem,'^ wie Arborius den gallischen beschreibt (^IV.Jahrhdt.) 
Kolavati, Mutter des Udjotake Kesari (dem (ill p. d. Laiita 
Indra Kesari folgte), baute in Orissa den Tempel Siva's, als Brah- 
meswara's und beschenkte ihn mit dienenden Mädchen, Nati 
oder Tänzerinnen benannt. 



•) Das Cap Uomania heisst hei Ptolcuiuns MaKkov KuAov. Marco Polo be- 
guchte die grosse Stadt Maliiir. 



Procession. 91 

Das chinesische wie das indochinesische Denken ist zerstttckelt, 
wie ihre monosyllabistischen Sprachen, weshalb ihre Mythologie eine 
buntscheckige Anhäufung aller Arten von Materialien ist, ohne 
den verbindenden Faden des Systems, der indess in Hinterindien 
zuweilen durch den Einfluss der indischen Civilisation angeknüpft 
wird. Obwohl insofern die chinesische Cultur nie den klinstierischen 
Gang der Entwickelung betreten hat, so ist sie doch eben 
dadurch auch von den Verirrungen freigeblieben, zu denen stets 
auf die Spitze getriebene Theorien führen müssen, und beständig 
auf die Einfachheit des Anfangs zurückfallend, in der Hauptsache 
den Grundgedanken näher geblieben, ohne freilich aber auch auf 
jene Früchte hoffen zu können, die sich nur auf dem mühevollen 
Wege der Arbeit und der steten Rectificirung fehlgeschlagener 
Versuche erringen lassen. 

Die auf den Sculpturen dargestellten Processionen, in denen 
Krieger verschiedener Nationalitäten (unter Festhaltung des für 
sie Specifischen) mit den ihnen charakteristischen Waffen auf- 
treten, scheinen den raddrehenden Kaiser zu verherrlichen, der 
nach dem Besuch der vier Continente die Bewohner aller Länder 
auf der Erde als Weltbeherrscher unter seine Vasallen zählt. 
Athenäus berichtet Aehnliches von der Thronfeier des PtolemäoB 
Philadelphus, wo jedes Volk mit den ihm eigenthümlichen Attri- 
buten einhergezogen. 

In dem Corridor der drei Welten, wo oben die Viman der 
brahmanischen Götter dargestellt sind, unten Jama*) mit seine» 
Trabanten, die die Sünder raffinirten Martern**) unterwerfen, 
stellt wahrscheinlich das mittlere Feld die Civilisirung der rohen 
Eingeborenen durch Einwanderer höherer Racen vor. 



*) Die Schluchten auf dem Karst (nm Sessana) werden Jama (Gruben) ge- 

V 

nannt. Tief unten in der Jama haust der Skrat, der lange Arme, eine grüne 
Jacke und rothe Mutze mit herabhängenden Quasten hat Da unten sitzt er nnd 
isst seinen Heidestnrz ans einer irdenen Schüssel. Wenn nun Jemand einen 
Stein in die Jama wirft nnd die Schflssel trifft, so wird er Tom Skrat geholt 
(fi. Vernaleken). 

**) Für das grosse Publikum, während nach der esoterischen Lehre des Bud- 
dhismus die Hölle nur symbolisch ist, da die Strafe im Qewlssen Hegt. A general 



92 ^Afl obere Kaiiibodia und seiiii' Monumente. 

Aus den vier TliUrr>ftuuiij?eü des oberen Domes öffnet sich 
eine freie Uniscjhau nach allen Richtungen. Auf der einen Seite 
blickt man über eine weite Ausdehnung grllnen Waldes, der 
sieh jenseit der grauen Massen des Steinpalastes forterstreckt und 
am Horizont, hinter den Kliao Bok, durch die Linie der Liucbi- 
Berge umzogen ist. Nordwärts häuft sich eine dichte Wilduiss 
um den Hügel des Khao Bakong, auf der Stätte der alten Haupt- 
stadt Nakhon Tom, während man im Süden über den Abfall des 
Landes zum grossen See sethaut, zu dem sich der Wasserstreifen 
des Siemrab-Flusses windet. Die Fensterr)fl[iiungen sind mit ge- 
wundenen Säuk'hen gegittert. Die Decke und die oberen Wände 
zeigen Reste bunter Karben, die Wandgemälde darstellten, von 
Engeln und OiUtcni in romantischen Bergscenen von W.aldthieren 
umgel)en. Die Wände sind überall in ein Steingewebe von 
Arabesken aufgel('»st, die in dem Netzwerk ihrer verschlungenen 
Windungen in die schlanken Figuren von Aflen, Menschen, 
Schlangen, Vi'>geln, Blumen oder Schlingpflanzen auslaufen und 
vielfach den Rest früherer Vergoldungen zeigen. 

In seinem Grundriss ist der kambodische Tempel (gleich 
den javanisclien) ein in einander geschachtelter Terrassenbau, 
wie er sich in einfacherer Fomi bei den mexikanischen Teocalli 
oder im Morai Polynesiens findet. Drei umlaufende Säulengänge 
steigen mit zwischenliegenden IIr>fen über einander empor, bis 
dann die mit den Eingängen der drei Vorderthore in gleicher 
Linie liegende Haupttreppe des letzten Centrums zu der Basis 
des Domes selbst emporfühi-t. Das maj(»stätische Tempelgebäude 
steht in der Mitte eines mit Teichen und Parkanlagen vennannich- 
faltigten Gartens, der von einer Mauer umzogen ist, die auch 
ihrerseits in sculpirte Säulenhallen ausgearbeitet ist, und als ein 
vierter oder äusserer Corridor betrachtet werden kann, da sie 
mit den dreien des Innern ihren Thoren und Eckthüren naeli 



opinion prevails anioiig the Iiidiaiks (of North-Amerika) , that the disquietude 
prodiiccd by or tlie inisery attending uii bad condiict. i.« alw.i)s greater, tlian 
the pleasure afforded by tlie traiisaction wbirli (thcy say) iiidi'ppiident of tbelr 
obligatioiis to perf<»riii what is agrei^able to the (Ireat Spirit. is a siiftlrient motivo 
and ehould always stininlatc U* tlie Performance of g(M>d a«'tions ^11 unter). 



Der Tempel. 93 

correspondirt. Tritt man unter dem Portal der Aussenhallen in 
den Tempelgarten ein, so wird man durcli einen 4 — 5 Fuss über 
den Niederungen aus dunklem Eisenstein (mit tibergelegten Qua- 
dern) aufgemauerten und etwa iOO() Fuss langen (18 breiten) 
Steinplattenweg (mit Abkreuzungen nach Seiten-Capellen auf der 
Hälfte der Entfeniung) zu dem auf IG Treppenstufen erhöhtem 
Eingangstliore des Klosterpalastes (auf eirier von 112 Säulen 
umgebenen Plattform) geführt, tiber welches die massiven Sculp- 
turen des Portales vorhängen. Nach beiden Seiten strecken sich 
die Spitzbogen der von reicli verzierten Säulen getragenen 
Hallen, deren Rückseite mit einer Welt von Sculpturen belebt 
ist, nach den Eckthttmien hin, um dann in rechtwinkliger Ab- 
zweigung weiter zu laufen. Folgt man aber, ohne rechts und 
links abzuweichen, der geraden Richtung nach vorwärts, so ge- 
langt man, unter einem bedeckten Thorweg zwischen 4 Säulen- 
reihen ansteigend, zu dem Hofe des zweiten Corridores (mit frei- 
stehenden Seitencapellen auf der Hälfte der Entfernung) und 
erreicht über 23 Stufen den dritten Hof, in welchem das 
Massengebäude des centralen Domes steht, von seitlichen Kuppel- 
thürmen flankiii. Nach dem Erklimmen einer steilen Treppe 
von 37 Stufen steht man dann an dem Fusse dieses den 
vierseitigen Buddha enthaltenden Dagop, und sieht über sich, 
noch weit in die blauen Lüfte hinaus, eine fi'ei gehauene 
Sculpturenwelt mächtiger und phantastischer Gestaltungen, die 
in sieben Schildkreisen hinter einander hervorragen, bis zu- 
letzt die stumpfe Thurmspitze des Domes das Ganze krihiend 
abschliesst. Das viereckige Mittelgebäudc ist durch Colonnaden, 
die von einem doi)pelten Dach bedeckt sind, mit dem Seiten- 
l)aleon verbunden. Von den 12 Treppen sind die mittleren vier 
liS Fuss breit. 

Die Galerien bilden ein Rechteck, das an der Peripherie 
440 Fuss vorn, an den Seiten 048 Fuss lang ist. Die Wölbung 
ist 18 Fuss hoch und im zweiten Dache 12 Fuss. In den Porti- 
cus', die von vier oder sechs Säulen getragen werden, steigen 
drei Dächer über einander. Im Osten und Westen führen fünf, 
an den anderen beiden Seiten drei Treppen zu den ThUmien des 
Tempels. Die ganze Zahl der Säulen wird von Mouhot auf 1532 



94 D*s obere Kainbodia und seine Monumente. 

angeschlagen. Die freistehenden Seitencapellcn*) erheben sich in 
veraweigten Etagen und sind mit ausgehaiienen Scnlpturen in 
Relief bedeckt. Die Säulen sind viereckig und scheinbar aus einem 
Stück gehauen, mit Lotus-Capitalen. In der doppelten Säulen- 
reihe, die das zweifache Dach trägt, t)eträgt die Hühe in der 
grösseren 10 Fuss, in der andern 8 Fuss. Das Dach der Aussenhalle 
bildet einen Halbbogen. Die beiden Säuleureihen sind durch sculp- 
tirtes Zwischenwerk verbunden. Auch runde Säulen kommen vor. 

Zwischen den Fenstern und neben den Thüreu sind gewöhn- 
lich zwischen zierlich verschlungenen Arabesken Engelfiguren 
ausgewirkt mit einem in dreifachen Spitzthürmclien aufstehen- 
den Kopfschmuck, und unter ihnen ersclicinen in kreisenden Ara- 
beskenlinien die Umrisse des Oaruda oder Phaya Kruth. In 
flachen Nischen neben den Hauptthoren oder in den Ecken stehen 
einzeln, oder bald doppelt, bald in <lrei zusammen, die Gestalten 
weiblicher Tlievada, die eine Hlume in der rechten, ein Flacon 
in der linken Hand tragen. Die Hasis, auf der sie stehen, ist 
oft in Atfengruppiniugen ausgearbeitet. Der Haari)utz vieler der 
Frauenfiguren ist in einem wunderbaren Blumenschmuck aufge- 
thürmt, wo dann die Knospen und BlUthen an den Seiten nieder- 
hängen. Das Gewand liebt sich flügelartig an den Säumen, und 
die Knöchel der Fasse tragen Ringe.**) 

Die Eingänge der Corridore werden von vierhändigen Figuren 
bewacht, mit einer Muschel in der Hand, und frei stehend finden 
sich viele Buddhafiguren, nicht nur aus Stein, sondern neuerdings 
auch von Holz. Die älteren zeigen meistens, wenn sitzend, die 



*) A Vimana (pyraoiidiral teniple) consist« of from one to twelve storles 
(according to the Manasara) or of from one to sixteen stories (aocordiug to the Ca« 
8yapa) and ig made round (vesara), qiiadraugular (nagara) or of G or 8 sides 
(octangular or Dravidha). Ferner citirt Rani Raz aus dem Manasara: There are 
flve sorts of gateways, Dwara-Sabha (the gate öf splendour). Dwara-Sala, (the gate 
of mansion), Dwara-Prasada (the propitious gate) and Dwara-Ciopura (the turret- 
^ed gate). 

♦♦) The plan of the (ireclan and Roman columns is always round, but th« 
plan of the Hindu colnmns admits of every shape and is frequently found in 
the quadrangular and octangular form and riohly adorued with sculptured Orna- 
ments (Ram Raz). 



■V 






RuddhaflgureD. 95 

Hände in den Schooss gelegt, mit der Handfläche nach oben, die, 
gleich der emporgewendeten Fusssohle, das Chakr oder Rad ein- 
gegraben trägt. Einige zeigen die Neger-Physiognomie der in- 
dischen Buddhen mit platter Nase und dicken Lippen, bei anderen 
dagegen ist die Nase prononcirt geradlinig, und andere wieder 
sitzen mit stumpfem Gesichtsausdruck und vortretenden Unter- 
kinnbaken in Meditation versunken, das Kinn auf die Brust 
gedrückt. Ueber verschiedenen Buddha's wölbt sich der sieben- 
köpüge Naga als schützende Haube. In einem Nebenraume, in 
dem mehrere Buddhafiguren zusammengehäuft waren, stehen auch 
zwei grosse Phrabat in 99 (180) Felder eingetheilt. Der Sitz 
einiger Buddha's wird durch vierhändige Figuren getragen. 

An dem westlichen Thore der Aussengalerie sind in den 
Eckthürmen beider Seiten : 

jeder der Seitenräume 16 Fuss breit, 
der durchführende Gang „ „ „ 
die äussere Plattform 10 „ „ 
Das Portal (aussen und innen) wird von 2 Säulen getragen. 
Der Corridor (mit 2G Säulen) ist 208 Fuss lang. 
Von den Seitenthürmen (beider Seiten) sind: 

jeder der Aussenräume (in der Mitte) 10 Fuss. 

„ „ Haupträume („ „ „ ) 5 „ 
der durchführende Gang 8 „ 

Im Hauptthurm ist: 

jeder jäer ersten Seitenräume 10 Fuss. 
„ „ zweiten „ 18 „ 

„ „ dritten „ 24 „ 

jede Seite des Hauptraumes 20 „ 
der durchführende Gang 18 „ 
Erst und dann 4 Stufen führen zum Thore auf. 
Der erste Portico (mit 2 Säulen jede Seite) ist 16 Fuss lang (aussen). 
„ zweite „ ,, „ j^ ^^ ,, ,, 20 „ „ 
„ hauptsächlichste Portico 48 „ „ 

„ angefügte Portico (mit 2 Säulen jede Seite) ist 20 Fuss lang (innen). 
Vier Stufen führen zu der Avenue, dann am jenseitigen Ende 
12 Stufen zu der Plattform, 5 Stufen von dieser zum äusseren 
Portal und 2 Stufen zum Eingang. 






96 I^^s obere Kanibodia und seine Monumente. 

Vou den freistehenden Pa\4Ilonen dienten die des ersten 
Hofes, wie es heisst, zu Wartezimmern der Hofbeamten an den 
Enipfangstagen, die des zweiten (deren Troppenstufen aus ver- 
zierten Quadern, 14 Fuss lang und mehr, gebildet sind) zu Bi- 
bliothekräumen, die des dritten als KUehenräumliehkeiten. In einem 
nach Norden gewendeten Tliorweg hört man ein eigenthUmliches 
Echo, melodisch dumpf, Avie den Klang einer Gong, widerhallen, 
wenn man mit den geballten Fäusten auf die Brust schlägt, 
während ein anderer Ton, ein Sprechen oder Schreien, keine 
Antwort findet. Die Resonanz ist um so stärker, je näher man 
einer der Seitenwände steht. Die Ilauptthore und viele der 
Treppenstufen sind von Lihven bewacht, längs der einfassenden 
Balustrade bäumt der I)ra(*henkönig seine Häupter empor, und 
auf den Eckzinnen der Thtlnue schreitet die scharfgeschuittene 
Figur des Mannvogels vor, in den Händen eine geringelte Schlange 
windend, während in der Mitte auf dem unteren Hauptschilde 
des höchsten Centraldomcs aus einer Kriegergruppe eine külin- 
gestaltete Figur her\'0i*springt, die ihr Schwert frei in die Luft 
liinausschwingt. 

Die von dem Verdienst der Tempelerbauer oder Wiederher- 
steller sprechenden Inschriften sind thcils in Pali, gewöhnlich in 
einer antifpiirten Form der Schriftzltge, thcils, wenn neueren 
Ursprungs, mit kambodischen Worten in Palibuchstaben ausge- 
drückt. Eine längere Inschrift auf einer schwarzen Marmortafel, 
die auf die Schenkung Nakhon Vat's au Buddhaghosa zurück- 
geht, trägt als Datum der Al)fa8sung das Jahr der Sakkharat 
1()*^.'^. Die dort genannten Verehrer Suct, Tau, Im, Ong und zwei 
Frauen Rot und Men, aus der Stadt Panompen, hatten 134 Fi- 
guren aufgerichtet und <lem Tempel fünf Sklaven gesclienkt, in 
der Hofthung, dadurch des erhabensten Buddhathums tlieilhaftig 
zu werden. Die mächtigen Bausteine sind auf das Feinste nnd 
Genaueste zusammengefllgt, ohne <lass man (wie auch nicht bei 
den Resten der Inca- Architektur in Peru) den verbindenden 
Mr)rtel bemerkt. In die Ränder der grr»sseren ist eine Rille ein- 
geschlitfen, um genau auf den Sockel zu passen, und sieht man 
bei solclien, die grosse Lasten zu tragen liabcn, noch die L(.»cher, 
in denen für gri'^ssere Festigkeit bleierne Bolzen eingegossen 



Schlachtsrenen. 97 

waren. Diese sind bei der Plünderung des Tempels geraubt, 
und so geht das majestätische Gebäude seinem allmäligen Ver- 
falle entgegen. 

Unter den Galerien der unteren Etage ist die Wand der 
einen Halle in eine buntgemisehte Schlachtscene ausgearbeitet, 
aus der Elephanten, Pferde, Streitwagen, Krieger mit Lanzen, 
Bogen, Schwerter, Kämpfende und Fallende hervortreten. Man 
sieht Visclmu, auf dem Garuda reitend, gegen eine Gottheit an- 
dringen, die auf einer Löwen-Chimäre steht, anderswo gegen 
einen Elephantenreiter, dann wieder gegen einen im Streitwagen 
stehenden Bogenschützen. Hier, wie auch sonst, ist die Haupt- 
figur in mehreren Reihenfolgen wiederholt, von ihren Kriegern 
gefolgt, um das allmälig weiter und weitere Vordringen in die 
feindlichen Schlachtreihen zu zeigen. In einem andern Felde sitzt 
eine von Verehrern umgebene Büsserfigur, einen Dreizack haltend, 
über dem bärtige Eremiten mit Flügeln schweben. Knieend naht 
ein Httlfesuchender, wodurch Ravana oder Thossakhien darge- 
stellt wird, der sich in seiner Noth an Siva (Phra Insuen) wendet. 
Eine mit Speer und Schild bewaffnete Gottheit kämpft mit einer 
bogenschiessenden Gottheit in einem von Rossen gezogenen 
Streitwagen. Anderswo stürmen ein Pferdewagen und ein mit 
Löwen beschirrter zusammen. Eine auf einem Elephanten berittene 
Gottheit greift eine andere an, die in ihrem Streitwagen von 
Drachen gezogen wird. Vor Garuda mit seinem Reiter jagt mit 
wilden Rossen ein Streitwagen einher, einen andern von Ochsen 
gezogenen Streitwagen überwerfend und auf einen folgenden, mit 
beschwingter Gottheit darin, losfahrend. Ausserdem sind Kriegs- 
scenen zwischen Königen zu Pferde, auf Schwänen fliegenden 
Göttern mit Löwenreitem, Streitwagen untereinander u. A. m. 
dargestellt. Hanuman trägt Phra Lak (Laksaman) auf seinem 
Rücken, dem zwanzighändigen Thossakan entgegen, dessen drei 
Köpfe übereinander emporgipfeln. Götter verschiedener Art, Affen, 
Rakshasa und andere Dämone sind in das Getümmel gemischt. 
In einem Neben-Compartement sieht man Reihen aufmarschirter 
Soldaten, mit Schwertern bewaffnet, und Keulen tragende Affen, 
in einem andern eine weibliche Figur (Sida) mit Dienerin um- 
geben. 

Bftftlftn, B«ite in J^ambodia. IV. 7 



98 Das obere Kambodia und sfirie Monument«. 

In dem Kampfe Plira bat Thossarat's (Rama'n Vater in Ayuthia) 
mit Phra-Atbit oder der Sonne steht die (von den rebellischen 
Unterthanen zu Hlllfe ^^eriifene^ P(»rsonilication derselben, die 
als Seheibe in einem Viman zur Krde ^^stie^^en war, auf einem 
Rhinoeeros und lässt den sie repräsentirenden Jaeksa dnreli das 
Schwingen des Discus Flammen hervorsprlihen, die aber der da- 
^e^en anstürmende und hinoinstürzonde Oarnda erlischt. In 
einer andern Halle ist Phrabat Isonsat dargestellt, wie er, mit 
Phra-Phirnt (der vor Rama in Sri-Aynthia herrschte) kämpfend, 
yon einem Pfeil getroft'en wird nnd Mm ir>00 Lanzen (wie die 
Mythe sagt) <lnrchbolirt todt niedersinkt. IVr Affenkönig zerbricht 
einen von Löwen gezogenen Streitwagen. Das Fortsehreiten der 
Könige in siegreichen Schlaeliten wird in einer (an mexieanische 
Hieroglyphen erinnernden Manier) durcli die Stellung des FusBe» 
ausgedruckt, indem derselbe zuerst in den Streitwagen zurllekge- 
zogen, dann bei strafferer Spannung des Rogens auf den Rand ge- 
stellt ist, und zuletzt (wenn der Pfeil entfliegen will) auf dem 
Rtieken des Pterdes steht. Die Rückwand einer andern Halle ist 
mit der Darstellung des gebutterten Milehmeeres gefüllt, in ViBch- 
nu's Kunnavatara, indem sich der gestreckte Körper des um den 
Meru gewundenen Drachenkr>nigs durch die ganze Länge hin- 
durchzieht, während die Jacksa (AsurenWnit den Devada (Suren) 
an ihm ringen, aber von dem letzteren durch die Hülfe Sukrib's 
(Hanuman's Onkel) besiegt werden. In der Mitte steht auf einer 
SehildkriHe die vierhändige Figur Vischnu's mit einer kleineren 
darüber fliegend. Einige sind halbe Lebensgrösse. 

In einem Seitcn-Compartement sieht man unter anderen Scenen 
zwei Affen Streitliähne zum Kampfe reizend. 

In einer andern Halle ist die grosse Procession dargestellt, 
die Kimig Pathummasurivong, der von Bäumen umschattet die 
Huldigungen entgegennimmt, zur Gründung der Stadt abhielt Die 
Königin ndit in einer Sänfte, von Regleiterinnen umgeben. Die 
in Regimentern aufmarechirten Soldaten werden von Fürsten anf 
Elepbanten, zu Pferde oder in Hängematten geführt, und jede 
Abtheilung erscheint (wie in den Armeen des Xerxes) mit eigea- 
thümlieher Bewaffnung und Helmschmuck, treu den Gesichtsans- 
druck des Racencharakters bewahrend. Das Ganze ist von Bäumen 



Die Dreiwelt, 99 

überschattet, in deren Zweigen Vögel spielen, während Affen em- 
porklettem, Hasen und Rehe in den Gebüschen kauern. Unter 
den dem Könige Geschenke bringenden Figuren (und neben den, 
mit ihren Schildern vor sich, kuieenden Kriegern) finden sich 
Bärtige, und der Königin nahem sich Einige mit aufgedrehtem 
Zopf. Auch zwischen den Heeresabtheilungen findet sich eine 
bärtige Nation unter ihren Führern, und den KSchluss (oder vielmehr 
den Vortrab ) bildet ein Haufe wilder Eingeborenen, die phantastisch 
mit Franzen und Troddeln behängt sind und Scimüre als Kopfputz 
niederhängen haben. Die Embleme der in den anderen Cohorten ge- 
trageneu Helme sind mit vieler Eleganz in verschiedenartigen Thier- 
gestalten gearbeitet. Die Zahl der Figuren mag sich auf 1000 belaufen. 
In einer andern Säulenhalle ist die Rückwand dreifach ge- 
theilt, der Länge nach übereinander, um (wie die dortigen Mönche 
sagen) die Schichtungen der drei Welten: Himmel, Erde und 
Hölle darzustellen. In der oberen Linie sieht man die Devada 
in Sänften getragen oder in iliren Vimanen (Palästen) sitzend, in der 
mittleren sind die Leute mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt, 
und Mütter tragen Kinder auf dem Arm oder liebkosen sie; in 
der unteren erleiden die hinabgestürzten Sünder vielfache Qualen, 
wälirend Phaya Jommarat als Richter thronend das Urtheil spricht. 
Einigen Figuren sind Namensschilder beigettlgt, die mit Inschrif- 
ten in den, Akson Mihng genannten, Charakteren eingravirt sind. 
Die anderen Abtheilungen der Hölle sind von den gespensti- 
schen Skeletten der Pretas gefüllt, in den späteren werden die 
Verdammten an Ketten fortgeschleift zu den Torturen, die in je- 
dem folgenden Felde an Grässlichkeit zunehmen, bis zuletzt die 
Verbrecher mit gespreizten Händen und Füssen an Kreuze ge- 
schlagen sind, am ganzen Körper mit Nägeln bespickt. Zur mitt- 
leren Bilderreihe der Menschenwelt führt am Anfange des Cor- 
ridors ein bogenartiger Aufgang über die Einfahrt zur Hölle hin- 
weg, und auf demselben reiten in volle Gewänder gekleidete 
Figuren empor, im Gefolge eines in dreifacher Krone an ihrer 
Spitze stehenden Königs, der mit huldvoller Geste die Geschenke 
in Empfang nimmt, die ihm von der andern Seite kommende 
Wilde mit langem Haarbusch knieend darbringen. Weiterhin sieht 
man dann die Fürsten und Edlen in Sänften fortgetragen wer- 

7* 



IQO Das obere Kambodia und seine Monumente. 

den, biß zu einer Stelle, wo die mittlere Linie der Menschenwelt 
(halbwegs in der Länge des Corridores) endet und sich die Wege 
nach der K6lle unten (in welche vor einem sechzehnhändigen 
Ochsenreiter die Widerstrebenden hinabfallen) und dem Himmel 
oben scheiden. Im letzteren (an dessen Eingange sich lange Reihen 
schirmtragender Figuren drängen") kehrt dann der König in seinem 
Thronpavillon mehrfach wieder, ausser von seinen Palastdamen 
auch von den Häuptlingen umgeben, denen er auf der einen 
Seite ihren wilden Kopfputz in den Blumenschmuck der mit drei- 
gethttrmten Mützen bedeckten Figuren verändert, worauf sie dann 
im jedesmal folgenden Felde unter dieser Veränderung, als schon 
recipirte Hofbeamte, wieder erscheinen. 

Um diese Umwandlung zu verdeutlichen, ist jeder Thronpa- 
villon in drei Räume getheilt, deren mittleren grttssten der Kö- 
nig selbst einnimmt, und dann die mit aufgekämmten oder buschig 
zusammengebundenen Haaren nahenden Eingeborenen (die auch 
in den früheren Processionen in Hängematten zwischen den Sänf- 
ten getrageu werden) aus dem seiner rechten Seite nach der 
linken versetzt. Hornartig geknotete Haare am Vonlerkopf fin- 
den sich besonders bei bei den Rathgebern und Ministem. Unter 
dem in verwundertem Staunen umherstehenden Volke finden sieh 
Wilde mit dem Anhängsel eines Affenscliwanzes, während Mütter 
ihre Kinder an die Bnist drücken oder auf die Vorgänge auf- 
merksam machen. Auch bei den Audienzen erscheinen Kinder, 
und eines, im Schoosse sitzend, streckt neugierig seine Hand aus, 
um den eben umgestalteten Kopfschmuck eines durch dieses CÄ- 
vilisationszeichen veredelten Wilden zu betasten. Auch nach der 
Wiedergeburt indess bewahren manche dei-selben die einheimische 
Position des Sitzen« mit ausgespreizten Ellbogen. Die den Kö- 
nig umgebende Thephakanja nehmen au den Handlungen TheiL 

In der unteren Halle ist der 

Seitenraum 20 Fuss lang 

„ „ breit. 
Ein Corridor (mit 18 Säulen in doppelter Linie) 144 Fuss. 
Der erste Raum des Hauptthurmes 32 Fuss (an jeder Seite) 
„ zweite „ „ „ 16 „ 

„ mittlere „ „ „ 48 „ „ 



^ * 



Masse. 101 

Der durch den Mittelraum des Hauptthurms laufende Corridor, 
nachdem er zur Plattform emporgestiegen, ist beim Eintritt 
unter dem Bogen (bis die ersten 2 Stufen erreichend) 

40 Fuss lang, 
dann 36 „ „ 6 Stufen, 

i9 

w ^^ V yy ** ;; 

Colonnade (mit schmalen Höfen an den Seiten) zwischen doppel- 
ten Säulenreilien (mit 6 Säulen jede Seite) 40 Fuss lang. 

In den Seiten - Corridoren sind die in den Aussen-Hof öffnenden 
Räume (mit einer doppelten Reihe von Säulen an jeder 
Seite) 36 Fuss. 

Jenseit des kreuzenden Corridors, der zu den seitlichen führt, 
läuft die Passage (am ersten Säulengang) durch eine zweite 
Colonnade (eine doppelte Reihe von 6 Säulen) bis zum Trep- 
penaufgang in der Länge von 40 Fuss, 9 Stufen, dann 4, 
dann 5, bis der Hauptthurm der zweiten Etage betreten 
wird. 

Die Corridore der zweiten Etage theilen sich in 7 Räume (von 
deren mittlerem Colonnaden ablaufen), in der Länge von 
144 Fuss (an jeder Seite). 

Die Passage durchzieht den Hof (Kreuzgänge absondernd) flir 
32 Fuss und gelangt dann zum Fusse der Treppe (mit 23 
Stufen. 

Im inneren Corridor ist der 

Hauptraum 28 Fuss lang. 

Die Passage, nach dem Durchschreiten des Portals (12 Fuss lang), 
betritt zwischen 4 Säulen den steingepflasterten Hof, worauf 
der Dom (mit Kuppeln tiankirt) steht. 

Nach dem Ersteigen der Treppe gelangt man zu einem Raum 
24 Fuss lang. 

Dann folgt ein Corridor (mit 6 Säulen) 24 Fuss lang, der zur 
centralen Capelle flihrt. 

Zu den Eckräumen führen zwischen je 6 Säulen 

Galerien von 24 Fuss Länge (oder 20, als 12 Schritt). 

Auf der obersten Terrasse finden sich vier Höfe, sonst acht Höfe 
auf den anderen, aber am westlichen Eingänge^ wo die Pas- 







102 ^^ obere Kambodiu und seine Monumente. 

sage bedeckt ansteigt, werden durch die rechtwinkeligen 
Krenzungen der CoiTidore noch vier andere gebildet. 

Die Betraclitung Über die Entstellung dieser Monumente wird 
besser erst im nächsten Bande ihren Pbitz finden, wo im Ar- 
chipelago vor Allem Java abzuhandeln ist und sie sich direct 
an die Geschichte dieser Insel anknüpft. Java war die Zu- 
fluchtsstätte einer brahmanisch-buddhisti<'hen Cultur, die sieh von 
dort wieder, jils einem neuen (Jentralsitze, über die umliegenden 
Länder ausbreitete und d(»n heiligen Si)ra(*hen Siams,*) Kanit)0- 
dia's und Jai>ans jene sanscritische Mischung gegeben hat, die 
durch das spätere IJeberwiegen der Pali-Literatur zwar verdeckt, 
aber nicht ganz erdrückt wunle. Dicj^e zweite Redaction der 
Religionsschritten kam später von (Vylon, das als geistige Me- 
tropole an die Stelle des dann schon k(»tzerischen Java getreten 
war und die jainistischen Versionen im Buddhismus auf dem 
Festlande ausmerzt(\ ausser in dem isolirten Berglande Nepaal, 
wo sie sich ebenso !::(»schUtzt erhielten, wie auf den Inseln Java 
und Japan. Wie die Religionsstitter, kamen aucli die politischen 
(lesetzgeber von der S(»eseite nach Kambodia, denn obwohl die 
Eroberer des Landes gewr^hnli«-!! vom Norden (»intraten, kutlpfen 
sich doch alle Sag(Mi über den Ursprung der alten Cultur an 
die friedliclie Kinwanderung einer höher gebildeten Race, die 
zur See anlangte. Diese wurde von Java vennittelt, denn als 
der retbrmirende Apostel Buddhagliosa von Ceylon anlangte, 
standen die prächtigen Monumente seiner Vorgänger schon fer- 
tig, un<l musstcn nur auf das Oelieiss des ascetischen Mönchs ans 
einem K()nigs|)Mlast in ein Kloster v(»rwandelt werden. In Indien 
tritt das Pali, auf der natürlichen Basis der Volksdialekte Ma- 
gadha's ruhend, in eine frllhere Vergangenheit zurück, als das 
künstlieh ausgebildete Sanscrit der Grammatiker, aber dadurch 
wird niclit ausgeschlossen, dass sich bei der Verbreitung nach 



*) Aus Hpäterer Zeit kennt die Gescliirhte Siaiiis einen reiu brali manischen 
Rinfliiss, der (im XIV. Jalirhdt. p. d ) mit dem Wieden;rwa(^hen des Veda-Studlums 
im Vizna^ara zii.«ammenhängt, wie er ^ioh in Sayaiia's ('omuientaren ktmdgiebt. 
Die Sammelperiüde aUes Brahmanisdien unter ihrem Repräsentanten Vjasa oder 
Ordner, setzt Denfey unter Dsehalokas (f 219 p. d.) in Canodge. 



jm 



Eiufluss Javas. 103 

aussen in 8i)äteren Zeitläufen die relativen Altersverhältnisse ver- 
schieben, ähnlicli wie bei den Bekehrungen slavischer Stämme die hei- 
ligen Sprachen der lateinischen und grieehiseheu Version wechseln. 
Die erste Glanzperiode Javanischer CivilisationsblUthe ver- 
knüpft sich mit der Gründung des Reiches von Mendang Kamnlan, 
denn obwohl die Sagen von Triteshtra oder die Entdeckungsreisen 
des Ministei-s aus Astina oder Ilastinapura auf frühere Beziehun- 
gen mit Indien deuten, und bei der Verbreitung des Kriegsruhms 
der Pandya längs der Malabarküste (zur Zeit des Periplus) die 
Herleitung Aji Saka's aus Rumi an die vom König Pandion 
an Augustus geschic^kte Gesandtschaft erinnern würde, wenn sie 
nicht bis auf Iskander zurückginge, so hatten die zu Fahian's 
Zeit in Java handelnden und weilenden Brahmanen sich doch noch 
nicht jene Denkmäler gesetzt, die wahrscheinlich erst von den 
Künstlern und Baumeistern ausgeführt wurden, die unter Ardi 
Wijaya aus fernen Landen anlangten, oder von denen, die Dewa 
Kasima's zur Erziehung nach dem Klinglande geschickten Kin- 
der (S4G p. D.) von dort zurückbrachten, vielleicht durch die bei 
Japara schiftlirüchigen Cliinesen Hülfe erhaltend, von denen der 
Kimig von Togal seinen magischen Wunderstein empfing. 

Die javanischen Chroniken erzählen, dass Kasuma Chitra 
(Bali Achar), der König von Astina, den drohenden Untergang 
des Reiches voraussehend, seinen Sohn nach Java gesandt 
habe, und dass dieser, dem traditionell seit Aji Saka's Ueberlie- 
ferung erhaltenen Berichte folgend, die Insel aufgefunden habe, 
dort im Jahre 525 der javanischen Era die Stadt JVfendang Ka- 
niulan gründend, wo er unter dem Titel Brawijaya Sawela Chala 
gelierrscht habe. Das Stammland Astina soll aber später den 
Namen Kujrat angenommen haben, und erweist sich somit als 
Gujerat, das gerade zu der Epoche, wo die Könige von Andra 
in Warangol durch die neun Yavana (515 p. d.) gestürzt wurden 
(während Kesar's Yayati 473 p. d. die Yavana *) aus Orissa ver- 



*) In the reign of Bajra Nath Deo, the Yavanas are said to iiivade the cuun- 
try (of Orissa) in great numbres from Babul D«>s (Iran and Cabul), but were 
flnally driven back (Stirliug). In the reigns of Huns or Haugscha Deo the Yava- 
nas agdiu üjvade in great force from Cashmeer and uiany bl(»üdy battles ensue. Das 
Köuigieicli in Mogaung wurde ÖO p. d. gegründet. Covad , der Vorgänger Nur- 






104 Das obere Kambodia uuti seine Muuumente. 

trieben hatte), durch den Kriegszug des Gründers von Rnmia, 
des Perserköuigs*) (Jhosru Nurschirwan's (oiJl — r)79 p. d.), von 
Mekrun nach Sind erschüttert \vurd(» und nicht lange nachher 
(ÜÜ4 p. d.) Multan von den fanatischen Bekehnmgshorden des 
arabischen Propheten verlieert sali. Bald darauf erlag Rajah 
Dahir in den blutigen KSchlachten bei Alor und Aschcandra dem 
wilden Anstunn der von Casim geführten Reitei-sehaaren, und als 
jetzt die (durch Tippoo in Malubar wiederholte) Katastrophe über die 
bis dahin unverletzlich heiligte Kaste der Bralinianen hereinbrach, 
dass ihre Tempel zerstört, ihre Ländcreien (bis auf den weiteren 
Gegenbefehl des Kalifen) conliscirt wurden, da mochten wohl Manche 
in dem Hafen Diwal oder Dewal dem Vaterlande den RUcken 
kehren, und der fernen, mit allen Reizen der Natur ausgestatte- 
ten Insel als ihrer neuen Heimath zuzusteuern, wie einst Serto- 
rius eine solche auf den Canarien zu suchen gewünscht hatte. 
Die Zeit würde ungelahr gerade mit dtMJenigen zusammenfallen, 
die in den javanischen Chronisten für die Ankunft der fremden 
Künstler erwähnt wird. Die Brahmanen waren damals der 
Hort der Wissenschaften und Künste, und nmssten besonders als 
Vorstand der Baugesellschaften auftreten, die nach den Silpa 
Shastra's in Indien ebenso durch das geheimnissvolle Band enger 
Verbrüderung zusammengehalten wurden, wie in den Ländern des 
Westens. In der Geschichte Ilinterindiens ist es stets ein Brah- 
maue, der das Weichbild der neu zu gründenden Stadt mit dem 
geweihten Faden umzieht, und er musste die mysteriösen Ein- 
flüsse der Erdgottheiten und ihre pHi<*htgemässen**) Öühnungen 



schirwaus, wurde (durch die Revolution in Folge der Begünstigung Mazdak's ver* 
trieben) durch die Hunnen wieder eingesetzt, gegen die sein Vater gefaUeu war. 
Am Indus, wo Minnagara blühte, waren schon seit den Eroberungen Alexander*« 
die Spuren des bactrisch-grieohischeu Kinflusses verblieben. 

*) Wie sich in dem gräcisirendeu Heiligthume von Kangovar zeigt, das (nach 
Kugler) noch der parthischen Epoche anzugehören scheint, bildete das griechiscb- 
romiscbe Princip die Grundlagen der mittelasiatischen Rauten, und erhielt sich auch 
zur Zeit der Sassauiden. Von einem ihrer Paläste bemerkt Ammianns Marceninoa, 
dasH er nach römischer Weise erbaut gewesen. 

**) Woe to them, who dwell in a house not built according to tho proportions 
of symmetry, heisst es im Mauasara (uacli Ram Kaz). 



HistorUche Sculptoren. 105 

kennen; er masste wissen ^ dass auf dem zu Mitra's^ Bhallata's, 
Arya's und Saunija's Antheil gehörigen Boden die Capellen des 
Vischnu zu bauen waren, die des Siva dagegen in den Bereich 
des Indra, Rndra und Rudraja ; er musste es verstehen, die Com- 
passpunkte nach dem Schatten des Gnomon zu bestimmen 
und die Mantras der Opfer zu sprechen. 

Das grosse Interesse dieser kambodischen Sculpturen liegt 
darin, dass sie geschiclitliehe Daten geben, nicht nur die über- 
irdischen Mythen des brahmanischen Pantheon, wie sie in den Fel- 
sentempeln und Mahabilipuram dargestellt sind, oder buddhistische 
Legenden, wie auf den meisten der Topen sich finden. Obwohl 
Illustrationen aus dem Kamayana und den Puranas auch in Kam- 
bodia nicht fehlen, so stehen doch daneben zwei deutlich histo- 
rische Facta, einmal die erste Einwanderung des Cultur-Volkes, 
und dann die Gründung der Hauptstadt, neben welcher der Tem- 
pel erbaut wurde. Die permanente Durchführung des Racen- 
charakters in den verschiedenen Nationalitäten, die damals dem 
Scepter des kambodischen Kaisers gehorchten, schliesst an die 
ägyptischen und assyrischen Bildwerke in der Behandlungsart 
an, ohne in Vorder -Indien*) ein anderes Analogon zu finden. 
Was immer sich weiter auf die Mythologie unter den Sculpturen 
Nakhon Vat's bezieht, ist dem Brahmanismus entnommen, 
denn die Buddhabilder, deren Zahl jetzt allerdings keine geringe 
ist, sind durchgehends (mit Ausnahme der obersten Figur der 
Spitze) freistehende, die beliebig hingebracht und weggenommen 
werden konnten, während nur die brahmanischen Figuren dem 
Körper des Tempels selbst einverleibt sind, als an den Wänden 
aus dem lebendigen Stein gehauen. Diese Vorliebe für die dem 



*) FergussoD meint, dass nur der Tempel yon HuHabeed in Myiiore als Ver- 
gleichung herbeigezogen werden könne (abgesehen davon, dass id Indien die 
Sculpturen in Hantrelief sind). Der innere Tempel entspricht am meisten dem 
der Jainas in Sadree (auf Berg Abu). Auf den Sculpturen Nalthon Vat's ULsst 
sich die Verschiedenheit der Physiognomien, wie sie beabsichtigt war, deutlich 
erkennen, während durchschnittlich allerdings der besonders an den Figuren iu 
alto-relievo hervortretende Typus des Landes vorwiegt. Die vierfache Figur des 
centralen Tempels kehrt in den Nischen des Adinatha oder Risbabdewa in Sadree 
wieder. 



\Qß Das obere Kambodia und seine Ifonumente. 

brahmanisehen Götterhiminel entnommenen Gestalten zum Schmucke 
der Klr»8ter und kireliliclien Gebäude liat sich auch bis beute 
noch in Siam (vielleieht in Fol^e der früheren Verbindung mit 
Kambodia) erlialten, wilhrend in dem bigotteren Binna solche 
heidniR(*lien ErinnernnpMi aus dem (*lassischen Alterthum nicht 
zulässig sein wllrden, und die Klostertempel Pa^ans ^genwärtig 
nur mit den t'ronnnen, al)er etwas lan^weili^ stereotypen Legen- 
den der Jätaka bemalt sind. Ein bemerkenswertlier Gegensatz 
zwischen dem liinterindisehen Festlande und Java liegt darin, 
dass während auf den letzteren Inseln besonders das Mahabharata 
mit dem Nationallielden Arjuna i)opulär ist, und auch die 
Herstammun*^ aus Astiiia an das Mondgeselile<*ht anschliesst, in 
Binna und Siam Alles auf das Survawansa zurückweist, und 
in dem letzteren Lande die alte Hauptstadt selbst den Namen 
Ayutliia führt, als den Geburtsort des gefeierten Heros, dessen 
Kriegsthaten und Fahrten nacli Lanka noch innner das belieb- 
teste Tliema ttlr dramatische Darstellungen auf den Bühnen 
Bangkoks und Mandahivs abgeben. Kambodia dagegen wird 
in dieser Bezieliuug durch die alten Sagen schon in eine Art 
Gegensatz zu Siam gestellt, und obwohl auch auf seinen Monn- 
menten die Incaruationen Visclinu's in Rama verlierrlicht sind, 
so tritt doch bereits mehrfach der Krisdma-Cultus hervor. In 
den oberen Theilen der Halbinsel überwog die ni^rdliche Ein- 
wanderung der Brahmanen, die, zu Lande konmiend, auch die 
Fürsten der zwischenliegenden Völker zu Si^hneu des Sonueu- 
geschlechts weihten, und als sie später mit den Vertretern des 
Tsehandrawansa zusammentrafen, diese wieder nach der süd- 
lichen Küste drängten, von wo sie gekommen waren. Doch blieb 
diese Begegnung nicht ohne fruchtbare Folgen für eine feinere 
Cultur-Entwickeinng, da die Auswanderer nach Java in ihrer 
lieimath Sind*) den Sitzen ui-sprüngliclier Bildung am nächsten 
gewesen waren, und von dortluT grösseren Reichthum künstlerischer 
Vollendung mitzubringen vermochten , als die über das noch 



**) Fergussoirs Scharfblick, der srliuii ^() inaihlieii srliwierigeii Piiukt lu der 
iiidiseheu Architektur aufgehellt hat, i^t dieser Zu.^^auimeiihang nicht «titgaugeii 
nur dürfte als „half-way house** Java htatt Ceylon zu sctzeu sein, denn obwohl auch 



Buddhistische Civilisation. 107 

spät halbbarbarische Bengalen herbeigezogenen Brahmanen, da 
freilich dort, wie auch in Orissa, sich ein fanatischer Dienst der 
brahraanischen Götter zu seinen letzten Extremen ausbildete^ aber 
jene ästhetische Cultivirung der Dichtung und Künste, wie sie 
an den Höfen des westlichen Central - Indien geherrscht, keine 
Stätte fand. 

Dem Charakter der buddhistischen Civilisation gemäss mangeln 
den Ländern des südlichen und östlichen Indien jene glänzenden 
Kriegsepochen, die vorwaltend in den Geschichtsbüchern verherr- 
licht zu werden pflegen, und da die Verbreitung der Cultur eine 
friedliche und allmälige war, hat sie sich mit keinen bestimmten 
Daten verknüpft und wird erst nach längerem Studium aller mit- 
wirkenden Bedingungen eine Reconstruction ihres ursprünglichen 
Ganges erlauben. Die bis Celebes deutlich gesehenen Buddha- 
Apostel erscheinen in neckenden Spiegelbildern auf den Inseln 
Polynesiens, durchziehen Mexico als schirmtragende Sagengestal- 
ten und verschwinden in Südamerika gleich dem Ari genannten 
Schatten der Muzos. Aber auch die einwandernden Füraten stürz- 
ten nicht die durch das Schwert besiegten Eingeborenen in die 
verachtete Klasse der Pariah hinab, sondern sie machten Ver- 
träge gleich jenem des durch den Sturm von Bijnagara nach 
Paralenbang (Palembang) verschlagenen Bichitram Shah (Sang- 
sapurba) mit Damang Lebar Dawn, dem Häuptling der Andalas, 
im gegenseitigen Vertrag den sich freiwillig Unterwerfenden 
eine ehrenhafte Behandlung versprechend, und da eine ähnliche 
Scene auch auf den kambodischen Sculpturen verewigt ist, so 
erklärt sich, dass gerade bei Kambhuja undJavana*) oder Juen 



für die letztere Insel früher eine ähnliche CuUurepoche gegolten haben mag, übte 
sie doch in ihrem jetzigen Charakter des Pali-Buddhismus erst einen Verhältnis»- 
massig späten Rinfliiss ans, trotz des hohen Alters dieses selbst. 

*) Yiie-gnai, König von Kapili, schickte (408 p. d.) Gesandte nach China. 
Ganggi Shah Juana, der von Rajah Surau besiegt wurde, regierte in Gangga Na- 
gara. Die unverwundbaren Gangas der Maraves schützen gegen die Fite oder 
Muroi. Das Reich des Muata-Cazembe wurde bei der Besieguug der Mussira's 
durch die Campacolo's gestiftet, indem der König Muröpue (Muatiaufa) oder Muata 
Yambo (Muata Hianva oder Konig der Molua*s), der mit den Mozungo's der West- 
küste in Handelsverbindungen stand und durch diese über Mozuneo's derselben 



10g Da« obere Kanibodia uiid seiue Monomente. 

das Fehlen der Kasten als eliarakteristisch ben'orgehoben wird. 
Der Knf, dass ein Nachkomme des Ravah Sekander auf dem 
Beige Sagantan^ Maba Mini erschienen sei, drang bis nach 
Chinay dessen Rajah eine Gesandtschaft sdiickte. Als der von 
Ämpn und Malin auf einem Stier gesehene Sangsapurba * ) uach 
Menangcabow konmit, inuss er dem s|)äteren Islam der Malayen 
zu Liebe die grosse Schlange Saeatimuna dcktimani) tCnlten 
lassen, die die Felder beschädigte. Der BInmensehmuek des 
Hauptes spielt auf Am kambodischen Sculpturen eine eben so her- 
vorragende Rolle, w'w in dem phantastischen Putz der Herolde 
und Krieger auf den Inseln des Archipelago, oder der Tiinzeriuueu 
in Polynesien. In der eleganten Sprache Siams ist ein anselm- 
licher Theil der beliei)testen Hlumennamen aus dem Javanisehen 
entlehnt. 

Die jainistische Färbung der javanischen Monumente luag 
nicht ohne Beziehung zu der Zerstr>rung des Tempels Soiunath 
durch den Ghazneviden Mahmud ( 102;') p. d.) stehen, bald naeh 
welcher Zeit auch in Indien der durch Jina Sena Acharya (im 
IX. Jahrhundert p. d.) reformirte Jainismus zu sinken begann, als 
\'ijaya Narasinha B(41ala durch Ram Anuja zuni Brahnianis- 
mus b(»kehrt wurd(\ Die gleichartige Wiederliolung der Tirtban- 
karas in den Zellen der Colonnaden, worin Brambanani mit dem 
vom Vimalah Sah auf Abou gegründete Tempel (UXV2 p. d.) 
Ubereinkommt, findet sich auch in mehreren der heutigen Klöster 
Bangkoks, z. B. im Vat Pho, Samkcng u. a. m. 

Kinen der Tage meines Aufenthaltes in Nakhon Vat benutzte 
ich zu einem Ausflug nach Nakhon Tom, wohin uns die Ochsen- 
wageu, einen buschigen Wald hindurch, Itlhrten. Ueber dem Tbore 



Nation auch öntlich von seintfui Staate iiuterrichtet wurdi*. zur Aufsuchuug d«r- 
»«fUinj unter «leui Canhenibo genannten Qiiilolo eine Kvpedition abschickte, dto 
wegen den weiten Wege* in l.uuda (nach Unterwerfung der Messira's) verblieb and 
(.■«nhenibo II. fSohn de« am Flusst* I.iilao vom Prinzen petödteten Canhembe I.) 
gehorchte (dem Mnropu*« tributpflirlitig), bis Camheiubo IV. (I.equeza), Vater de« 
<-ahembe V. iMuata Cazenibe), hich unabhängig machte. 

*; Sfinem mit der Tochter der Königin von Hentan vermählten Sohne, der 
in Tamasali die Stadt Singhapura gründete, ertlieilte er dai^ Siegel Qampa, mit 
dem bich Fürsten beglaubigen. 



Nakhon Tom. 109 

Bchant ein gne^antieches Brahmagcsicht aus den Qiiadprn ausge- 
hauen nach den vier Seiten. Der ans Steinplatten aufgerichtete 
AuBsenwall ist 27 Fues liocli, der innere 21 Fuss. Dan Areal der 
alten Stadt war mit Büschen bewachsen nnd hie und da hatten 
Laniibaner »ich angesiedelt und kleine Häusehen zwisclien Gär- 
ten gebaut. Auch Schatzgräber kommen gern für zeitweisen 
Aufenthalt dorthin. An einer Plattform stand unter einer Be- 
dachung ein Phra-Phnttha-Rup, das Phra-Intheph genannt wnrde, 
mit theilweis verstllmmelten Steinfignren umgeben, von denen 
eine vierarmig war. Ein auf der Seite liegender Stein trug eine 
kambodisolie Inschrift. Weiterhin, innerhalb der Kampang Keoh 
oder Palastmauer, trafen wir ein verfallenes Steingebäude mit 
niedrigen Säulen, das frlihcr den Lak Myang oder Stadtpfeiler 
bildete und noch jetzt als solcher vorehrt wurde. Auf dem oberen 
Stockwerk desselben waren, mit Opfergaben davor, mehrere Stein- 
fignren und eine elephantcnküpfige *) Statnc gestellt, die neben 
dem Chao Myang sass, der als Phra-Phakkhinit bezeichnet wurde, 
Nach einer mir mitgetbeilten Legende war er mit dem aas Ver- 
sehen aufgesetzten Elephantcnkopf vom Himaphan herbeigenifen, 
nnd trug vor der Enthauptung durch seinen Lehrer (Khru) den 
Kamen Atjesato, wie mir der zum Führer dienende Dorfschulze 
des weiteren erzählte. Der Umfang der alten Stadt, wie die Sage 
im Volke geht, war so gross, das« es einen Tag erforderte, von 
Sonnenanf- bis -Untergang sie zn nmwandem. In einiger Ent- 
fernung vom Lak Myang landen sich die Beste des zusammen- 
gefallenen Palastes, der ans breiten Steinplatten sehr sauber zn- 
sammengcfügt gewesen war, und auf dem Khok Talok stand, 
wo Pra Thong aus Rum durch den Banm in die Höhe**) ge- 



*) White sah ein hölierneB Orilzenbild mit Elcph&Dt>DriiEe«1 auf der DilJinK- 
SpiUe und «in rberufi im Varraum drc Pagode lu Saigon. 

••) Dm sein legitlmea Berh( id dem Throne lu bevelacn , enahlte KSolg 
Rumanika: (bat each lieir In Bucceseion was reqnired lo «It on the gronnd in a 
certain plare of Ihe cOilDlry, where (ir be had conrage to plant himieir) tbe Und 
would gradually rlM Dp, untU it leached to (he alileB, when, ir the aapIraDt waa 
coDildered b; Ihe apirila the proper person lo inheril Kicague, he would gradually 
be towered agatn, irithant any härm happening bnt otherwiee, the elaitlc hUI «ould 
»oddeoly collapie *Dd h> wDold be dasbed to plecea (Speke). 



i 



wo Das obere Kanibodia und i^eine Monumente. 

hoben war. Eine Treppe leitete zu der oberen Terrasse, wo Corri- 
dorc mit Spitzbogen*) umliefen. Frülier war das Dacli mit 
Blei bedeckt gewesen, und die Steine trugen noch die Lik'her, 
als Spuren der HefestigungRplätz(\ Kin dort ansässiger Edelmann 
(Kimn), der niieh in sein Haus zum Ausruhen einlud, fUhrte 
uns nach der auf erhr)hte Plattform gestellten Phra-Phutta-Rub, die 
Phutthilok genannt wurde. Auf einer andern stand die Phra-Njok, 
oder der einnickende Gott genannte Phra-Phuttha-Rub in medi- 
tirender Stellung. An einer nahen Plattform soll früher die Bi- 
bliothek gestanden haben. An einem Stein war in doppelter Form 
eine Inschrift in Akson Mihng enthalten. Zerbrochene Figuren 
der Naktha lagen umher. Die Ausscnwand einer andern Platt- 
form war mit allen Arten Sculi^tunMi**) bedeckt, von Kriegern 
zu Pferde, Kriegern in Streitwagen, Springern und dgl. m. Eine 
andere Seite war ganz geltlllt mit Figurenreihen dicht zusammen- 
gedrängt, wie Jackh u. s. w., alles in rohei*er und mehr archai- 
stischer Ausftlhrung, als die feiner und sorgtaltiger Yollendcten 
Sculpturen in Nakhon Vat, die spät<Te Vollendung zeigen. Oben 
sitzt, mit einem Knie gcbog(»n, die Statue des Phrabat Songkay a, 
als die Rub Sadeth Chao, mit j)apienien Opfergaben umhängt 
und Altartische dav(>r; zwei Hegleiter stehen an der Seite. Von 
ihm erzählt die Sage, dass er als der letzte Kiniig von Myang 
Tom am Aussatze starb, nachdem <t Phaya Xakh (wie Beowulf 
den Feuerdrachen und Tlior die ilidgardschlangc) besiegt b.atte^ da 
der die Heilung versuchende Eremit ein Versehen machte, und 
dass ihm Phaya Krek folgte, der Gründer des Prasat Keoh, dessen 
Figur mit aufgebundenem Haarknoten in dem Palast der Stadt 
Palentaphrohm steht, seiner zeitweiligen Residenz. Andere nennen 
ihn Phrohmthcvong, Gcnuihl der Nang Thevadi, die durch Phra- 
In Mutter Kctsamalea's wurde. Krok Krek meint skelettartig, 
abgemagert. Nakhon Tcmi ging zu Grunde durch den auf seine 
undankbaren Bewohner geschleuderten Fluch des Dracheuköuigs, 



*) It seeUKs an niidoubted fart, (hat the natives uf India nrver used the arch 
at aU before tbe Mahoniedau cunqiiei»t (8. Ferguson). 

^*) Der Unterbau \oin Denkmal bei Xanthos in Lycien war durcli zwei riugi- 
uuiherlaufeuden Reliefst reifen mit {!?chlacbtdarätellun|;cu gegiert. 



Inthapathaburi. 111 

der wie der französische Drac aus seinem unterseeischen Ko- 
rallenpalast zum Besuche der menschlichen Oberwelt hervorzu- 
kommen pflegte, aber durch die aufgerichtete Figur des vieige- 
sichtigen Brahma zurlickgescheucht wurde. Lausitzer Sagen er- 
zählen von den Kronen des Schlangenkönigs bei Lübbenau^ des 
Natternkönigs bei Königshain, des Ottemkönigs bei Neuhaus und 
des Basilisk in Buddisin. Die Nakh wandelten auf Erden in Men- 
schengestalt umher, wie in der Johannisnacht die, sonst riiit See- 
hundsfellen bekleideten, Faraöslicas oder Dienstleute des Königs 
Pharao auf Island (Maurer), und ihre Töchter*) liebelten gern 
mit den Rittern, die den Drachenprinzessinnen nicht abgeneigt 
waren. Die Perser bekämpften die alte Schlage in Zohak, und 
der iranische Vorfechter ßustam ward durch den Freund seines 
Vaters beschützt, der als der Riesenvogel Simurgh das Seiten- 
stlick zum indischen Garuda bildet, dem Erbfeind der Naga. 

Eine weite Ebene, die jetzt in eine Wiese verwandelt ist, 
soll früher zu Pferderennen gedient haben. Zerbrochene Karya- 
tidensteine in der Figur Kruth's lagen umher. Auf dem Rück- 
weg einen seitwärts gelegenen Prasat passirend, kauften wir in 
dem Hause eines Pflanzers junge Kokosnüsse. Der Palast in Na- 
khon Vat heisst Phiman Akat oder Asaset (Raksa sin), nämlich 
der Platz für Beobachtung der vorschriftlichen Gebote. Von den 
Akson Mihng wird gesagt, dass sie aus der Zeit eines alten 
Phutta datirten, des Sommonakhodom, während die jetzigen 
Buchstaben, welche Khamen und Siamesen gebrauchten, von 
Phra-Phutta-Khosa erfunden seien. 

Der heilige Name Nakhon Toms oder der grossen Stadt 
(Nagara)**) ist Inthapathaburi (auf der Stelle von Agimoitha) 
oder Indraprastha (und Indabara in Kaschmir). Ausser Aga- 
nagara (die Stadt der Berge oder Bäume) erwähnt Ptolemäos 
die Stadt Tomara. Seine nordöstlichste Stadt Randamarkotha 



*) Die meergrüne Dame, für deren Kämpen sich der fremde Ritter in den 
langen Schranken bei Schweinfurt weihte, rutschte als Seeweiblein auf einem 
Schlangenleib dem Maine zu (s. Panzer). Die Seejungfrau im Uoderwiesteich er- 
scheint halb Fisch, halb Frau. 

^^) Nagara (Jellalabad) oder Dion^^iopolis heilst N?tkie|übo bei lliunthsang. 



** 



^12 ^^^ obere KnnibndiA und seine Moniimentf. 



erklärt LaR8en an» Randhra (Höhle) und markata (Affen). Süd- 
lich von den Aninachai, in deren Gelnet Lassen die 8Udt Awi- 
namara [Aßania oder Assani] setzt, wohnten (naehPtolemÄOB) die 
Indaprathai, die Paliform des Namens Indraprasthas, der Haupt- 
stadt der alten Pandava an der Janiuna. Die zu dem Fischge- 
schlecht der Matscha gehörige Schifferin (Satjavati, Tochter des 
Königs Vasu), die König Santanu fand und zur Mutter des Chi- 
tranga'da und Vikitravirja machte (dem statt des blindgeborenen 
Dhritarashtra dessen Bnider Pandu folgte ), wurde nach Befreiung 
von dem anklebenden Fischgeruch Oandhavati (die Wohlriechende) 
genannt, wie die Mutter Vjäsa's (Sohn des Rishi Paräsara). Als 
Hu mit seinem Btickelochsen den Biber hervorzog, begann das 
Wasser zu sinken. Die Ruinen im oberen Kambodia waren nach 
der Verwüstung des Landes den Eingeborenen selbst unbekannt 
geworden, und wurde ihre Wiederauftindung damals durch das 
Schlagen einer Münze gefeiert. 

Als die Tage meines Aufenthalts in Nakhon Vat zn Ende 
gingen, Hess ich Wagen uiyl Zugthiere in Stand setzen, um noch 
die übrigen Ruinenstädte, von denen sich R(»ste nördlich vom »See 
erhalten haben, zu besuchen, und erst auf diesem Umwege nach 
Siemrab zurückzukehren. 

Ein Sandweg durch den Wald führte uns zum SiemrabflnssCy 
auf dessen anderer Seite das Land dünner bewaldet war, mit 
offenen Stellen dazwischen. In einem seitwärts gelegenen San- 
chao standen zwei breitbekappte Steinfiguren, von denen die 
Tasavai benannte die Hände im Schooss gefaltet hatte. Dies 
war die Capelle des Bahn Sasong, und kamen wir bald darauf 
bei dem Dorfe an, wo neu aufgeschlagene Hütten llir unsern 
Empfang fertig standen. Ich nahm ein Bad in dem grossen See, •) 
Sa-song genannt, der von den Königen Patentaphroms filr ihte' 
Belustigungen angelegt worden war. Derselbe war mit hohen 
Stein-Balustraden, von denen breite und mit Sculpturen yerzierte 



*) Durch Anlage von Teichen (tadaga) zeichnet« sich (auf Ceylon) Vrithabh« 
auH, der als Niedriggeborener (wie Phaya Krek) Konig geworden war (der Prophe- 
zeiung gemäs»). Bei dem früheren Aufstand der Lambakarua musste König 
Hanaga auf einige Zeit nach dem Festlande fliehen. 



•uy^'^ 



Sa-song. . 113 



Treppen bei den Ghauts hinabführten, eingefasst, aber jetzt ganz 
von Wasserpflanzen überdeckt. Trümmer von Löwenfiguren (Sinto), 
Kruth und Thevada lagen umher. In der Mitte desselben fan- 
den sich Reste eines früheren Lustschlosses. In einem nahen 
Sanchao lag vor einer Figur in knotenspitziger Mütze eine ab- 
gebrochene Hand, die eine lingaartige Keule (Tabong) fasste, eine 
WaflFe der alten Khamen, deren Gebrauch jetzt unbekannt ist. 
Eine weibliche Figur in ausgespreiztem Kopfschmuck hatte die 
Hände über die Brust gelegt. Die Figuren sind mit der Unteren 
Körperhälfte in der Erde begraben, als ob aus derselben her- 
vorwachsend. Von dem 130 Fuss langen Balcon führten früher 
30 breite Stufen nach dem Wasser, sind aber jetzt meistens ein- 
gefallen. Einige der Steine maassen 14 — 16 Fuss. 

Als ich nach dem Dorfe des Sa-song (des Sees zum Baden) 
oder Sra-srong zurückkehrte, das Rahal genannt wird, fand 
ich grosse Gefässe mit Palmsaft, die man mir in meinem Quartier 
niedergestellt hatte. Das Haus meines Wirthes, des Bao (Dieners) 
eines der mir mitgegebenen Nai, lag in einer Palmenpflanzung, 
wo brauner Zucker aus dem Saft verfertigt wurde. Ein Palm- 
baum beginnt 16 Jahre nach dem Pflanzen Saft zu geben und 
wächst in ein hohes Alter fort. 

In meinem Logis fanden sich die Untergebenen des Führers 
zusammen und wurde über mancherlei gesprochen. An der Stelle 
der Stadt Siemrab habe früher ein Dorf gestanden, Srok Nakho 
Siemrab, das vor 27 Jahren durch Chao Khun Bodin mit einer 
Mauer umzogen sei, für welche die Steine meistens von der zer- 
störten Stadt Basok, eine Tagereise von Siemrab, gebracht seien. 
Der Name Siemrab (das Ende der Siamesen) deute auf die 
grosse Kraft der alten Khamen, vor denen die Siamesen nicht 
. ^t bestehen konnten. Acht Tage im Nordosten von Siemrab ge- 
l ''langt man, jenseit der Berge Linchi, zu der Grenze der Khamen 
\j an der Stadt Surin, und dann in drei weitereu Tagen nach dem 
': Lande Laos bei der Stadt Sisuphon. Oestlich liegt das Land der 
O'Badeh und dann weiter nördlich das der Kha oder Pnom, die 
* mit den Xong im Süden identisch sind. Von Phrahm (Priem) 
giebt es in Kambodia nur solche, die von Siam kamen. Der 
jetzt in dichter Waldwildniss liegende Tempel des Prasat Keoh 

Bastian, Belle in Kambodia. IV, B 



114 I^M obere Kambodia und seine MoDomenta. 

war durch die Krmigc von Patentaphrohm fUr das Bild des Fhn 
Keoli erbaut; das sich gegenwärtig in Bangkok findet. Der 
Palast von Patentaphrohm steht am Flusse Siemrab. Diejenige 
Steiuart, aus der Nakhon Vat erbaut wurde, findet sieh nicbt in 
der Nachbarschaft, und niuss das Baumaterial aus weiter Ent^ 
femung herbeigebracht worden sein. Von den Khao Linchi 
kommen Schleifsteine zum Schleifen der Messer. 

Am nächsten Morgen (vi. Jan. 1804) fuhren wir in Oebsen- 
wägelchen durch den Wald, so weit eine gebahnte Strasse war, 
l)i8 zum Uorfe Pum-Stüng, in Pflanzungen von Areca-Palmen, die 
von Betehvinden umrankt werden. Von dort hatten wir nns m 
Fuss durch den dichten Jungle durchzuarbeiten, bis wir den 
fUnfthUnnig in Kreuzfonn aufsteigenden Prasat Keoh erreichten. 
Im Mittelraum lagen Buddhabilder aus llolz oder Messing, nnd 
in der Ecke eine koptlose Steinfigur. Verzierte Steine lagen um- 
her. An einem waren drei stehende Figuren, die grösste in der 
Mitte, ausgehauen. In einer der kleineren Capellen fanden sich 
die IJeberreste eines Banlang (Thronsitzes). Die drei Kleinodien 
bezeichnen die buddhistische Trinität, und auch weltliche Herr- 
scher suchen das Kleinod,*) dessen Besitz die Würde eines rad- 
drehenden Kaisers verleihen würde. 

Die in allen den dortigen Ruinen gefundenen Figuren mit 
dreizackig gethürmter Blumenmütze sind die von Phra-Phrtlt- 
sakha genommenen Portraits der Pu jing thuen kiri yai oder Send 
krob prak (gutherzigen Damen) genannten Chao Savan (Kontha 
Sua) oder Himmelsbewohner. Die als Apas (die Gewässer) oder 
Apsaras (auf dem Wasser Wandelnde) den Himmel bewohnenden 
Nymphen heissen De vis, als die Glänzenden. 

Der Prasat -Keoh oder Kleinodienpalast liegt, von eiiii 
Graben umgeben, auf einer kegeligen Felserhöhung, und 
passirt drei Thore niedriger Säulengänge in SpitzbogenwMbl 
um auf das Plateau hinauszutreten, wo vier Prasada den 
umgeben, der früher in seinem Sclireine das grüne Ji 



I 

*) La Koi de Tile de Celan a le pluH grand Kubis et la tent k In matu 

<1 nn 1a pniiritntiA /ITAtf<kn^ 15Ul7 




quaad od le couruDue (llaiton) 1307 



k' 



PruM-Ktoh. 115 

Boddha's einechlosB. Jeder darin verjüngten Etagen zum stampfen 
Dome aufeteigenden Prasada ßffnet sich mit Tier Thoren nach den 
Weltgegenden des Compasses, nnd bildet so ein Krenz oderPhrohns. 
Die Terrassen, anf denen sie atehen, sind Jede in acht über einander 
liegenden Feldern mit Blumen und Rococowerk reich verziert. 
Der Körper des Tempels ist aus hartem Eieenglimmcr-Schiefer 
gebaut, aber in den fUr Sculpturen behanenen Theilen der Ober- 
fläche mit Kenper-Sandstein Überlegt. Der um die Terrasse lau- 
fende Corridor ist mit Gitterfensteni durchbrochen, von runden 
Säulen getragen. Die durchschnittliche Grösse der Steine (ob- 
wohl auch hier gigantische Hassen nicht fehlen) ist: 

2 Fuss laug, IVi Fuss dick, 1'/» Fuss hoch, 
und fein polirt in enger ZusammenfQgung. 

Die kleineren Räume sind circa 10—20 Fuss*) lang. 

Man steigt 

zum Eingangsthor auf ... 7 Stufen, dann 

„ zweiten Corridor anf . . 12 „ „ 

zur Plattform (der [)Pra8ada) anf 40 „ 

Von dort führen 17 Stufen zur Thür des Hauptthurms, 
10 „ zu jedem der Nebenthtlrme. 

Der Prasat-Keoh ist in streng puritanischem Geschmack 
gebaut, und die brahmanisclien Beimischungen fehlen dort 
ganz, wie überhaupt Verzierungen jeder Art bei ihm weit spar- 
samer angewandt sind, als bei den anderen Monnmenten. Der 
Eindruck, den diese Ruine macht, in der unwegsamen Wild- 
nias des um sie neu aufgeschossenen Urwaldes, ist ein düsterer, 
und nur selten naht jetzt ein menschlicber Fnss ihrer Kachbar- 
Bchaft, da jedesmal wieder ein frischer pfad durch die nach- 
wueherudeu ScliIinggewKchse nnd Domen oder die mit dem Um- 
fallen veniiodernden SUiuiiiie gebrochen werden muss. 

Die Kambodier sagen, dass das hier früher bewahrte Jasper- 
bild Gautama's dasjenif^e sei, das sieh jetzt im Palaste zu Bang- 
kßk befinde, und dasa der Prasat-Keoh oder Kleinodientempel 



' *) DissB MaissEe (wie auch die Dblg«n).flnd ddt nag«(Xbre, um die Fropor- 

tloneD IQ leigeo, «li mit Schritten gemeiien. 



116 Du obere Kambodia und seine MoDomeDte. 

eben für die Aufnahme dieses Phra Keoh oder Kleinodiengottes 
gebaut sei. Der jetzige König Siams theilte indess Bowring 
während seines dortigen Aufenthaltes (1855) eine längere Be- 
schreibung der in seiner Schlosscapelle befindlichen Statuette mit, 
der zufolge das in Chiangrai gefundene Bild (1436 p. d.) von 
Zemmi (als dieses Königreich zu sinken begann) nach der Stadt 
Lau der Lao Kao (1552 p. d.) und dann (mit dem Wechsel der 
Residenz) nach Kiangchan gelangt sei, von wo es der Gründer 
der jetzigen Dynastie bei seiner Eroberung des Laos-Landes nach 
Dhanapung auf der Westseite des Menam brachte und von dort 
nach Bangkok, als er diese Hauptstadt auf dem östlichen Ufer 
erbaute. „Im Jahre 2325 der buddhistischen Zeitrechnung oder 
1782 in der christlichen Era, im G. Monat, dem Monat Mai ent- 
sprechend, wurde dieses Jasperbild nach der neuen Residenz 
herübergebracht, und auf einen 34 Fuss 2^/4 Zoll hohen Gold- 
thron gesetzt, prächtig aufgekleidet in Gold- und Juwelenschmuck, 
der jedes Jahr dreimal geändert wird." Die beschränkten 
Räumlichkeiten lassen bei Prasat-Keoh *) den klösterlichen Cha- 
rakter fehlen, der sonst die dortigen Tempel stadtartig erweitert. 
Der Prasat-Keoh, obwohl wahrscheinlich ursprünglich auf ältere 
Gründung zurückgehend, wiederholte später die kirchliche Be- 



*) Die Corridore des yiereckigen Tempels werden Dach jeder Seite hin auf 
250 Fuss berechnet, und die Pyramide steigt in 3 Terrassen &0 Fuss auf, nach 
Fergusson, dem besonders durch Thomson genauere MateriaUen zugekommen sind. 
Die Hohe des Tempels in Nakhon Yat schätzt dieser auf 180 Fuss, den Tempel 
200 Fuss zu 213, den Antenaos (der hundert Säulen) auf 180 Fuss zu 150 Fuss. 
The temple almost an exact Square, measures nearly an English mile each way. 
The walled enclosure of the temple measures 1080 yards by 1100 and is sur- 
rounded by a moat or ditch 230 yards wide. The moat is crossed on the west 
by a causeway, adomed by pillars on each side. This leadlT to the great gateway, 
not unlike the gopura of a Dravidian temple, flve storeys f# height, but extended 
by lateral gaUeries and towers to a facade more tVan 600 ft. in extent Within 
this, a secoud raised causeway 370 yards long, leads to a cruciform platfonn in 
front of the temple. On either side of this, about half down, is a detached 
temple. The temple itself consists of 3 enclosures one within the otheTj each 
raised from 15 — 20 ft. above the \e\e\ of that outside, so as to give the whole a 
pyramidical form. The outer enclosure (570 ft. by 650) Covers about 370,000 sq. 
feet (s. Fergusson). Diese Maasse, von denen Monhot etwas abweicht, werden die 
zuverlässigsten sein. 



Aubau. j^j^Y 

ziehnng, in der Nakhon Vat zu Inthapataburi ( Naklion Tom) steht, 
za der späteren Hauptstadt Patentaphroni oder der Festung (Pan- 
tenta) Brahma's. 

Als wir von dort nach dem Dorfe Pumstttng zurückkehrten, 
fanden wir das vom Dorfe Rahalgeschii^kte Frühstück vor. Einen 
Theil des Weges legten wir in den Wägehihen zurück und folgten 
dann einem seitlichen Fusspfad durch den Wald, der uns zu den 
weiten Ringen der Stadtmauer itihrte, von denen der innerste den 
Palast von Patentaphrahm cinschloss. In den Mauern sind Eisen- 
gesteine verwandt. Die Figur Ta Phrohms (Grossvater Brahma), 
des Erbauers, mit einem runden Haarknoten (nach bnahmanischer 
Mode) auf dem Scheitel, steht in einer der Ecken (mit den Armen 
abgebrochen), eine etwas coq)ulente Figur mit halbgeschlossenen 
Augen und lang herabgezogenen Ohren. Die Architektur besteht 
ans einem verschlungenen Oewirre von Säulengängen und Corri- 
doi^n, reich verziert mit Sculpturen, doch konnte ich nur wenig 
abnehmen lassen, da der Maler (Xang Khien)sich unwohl fühlte. 
Auch hier kehrt Garuda im Kampfe mit dem Naga *) wieder. Pto- 
lemäos berichtet von drei Schlangen, die bei den Menschenopfern 
am Indus alle umherfliegenden Thiere verschlangen. 

Auf dem Rückwege erfuhr ich mancherlei gesjirächsweise. 
Wenn Jemand einen Theil des Waldes oder, was leichter ist, eine 
Stelle der Ebene urbar zu machen wün8(*ht, so muss er zunächst 
die Erlaubniss des Dorfschulzen (Kauinaug) nachsuchen. Dann 
wird die Oberfläche des Feldes aufgea(*kert und die Schollen um- 
geworfen. Die Aecker werden jedes Jahr neu bestellt, ohne da- 
durch sich zu erschöpfen. Im 12. Monat wird die Ernte des 
Reis eingebracht. Dann stehen die Felder brach bis zum sechsten 
Monat und bedecken sich allmälig mit einer Schicht darauf wach- 
sender Unkraut-Pflanzen. Diese werden abgel)rannt, che das 
SKen im sechsten Monat beginnt, und ihre x\sche dient als 
Dünger. Jedem steht das Kecht zu, einen der Har/J)äume (Ton 
Jang) anzubohren, um das ausfliessende Harz oder Jang zu sammeln, 
alle sieben Tage ungefähr einen Eimer voll. 



*) unter den NaffM hat Anantaya 1000 Zangen, während Nandopananda mit 
latawm Körper den Berg Meru nmringelt. 



llg Das obere Kambodia und seine Monnmente. 

Die Bauten Patentaphroms sind dem ganzen Style ihrer Ans- 
führung nach jünger als die Nakhon-Vats, und zeigen schon ein 
Sinken des Kunstgeschmacks. Auch lässt sich aus Vergleichung 
der geschichtlichen Traditionen deutlich entnehmen, dass die 
königliche Residenz erst in späterer Zeit von Nakhon Tom oder 
Inthapathaburi nach Patentaphrom verlegt wurde. Auch diese 
Ruinen stehen in einsamer Waldwildniss, und der Jungle hat selbst 
EingriflFe gemacht in den Bezirk des Weichbildes hinein, in den 
Höfen des Palastes und auf den Wegen innerhalb der Mauer 
emporwuchemd. Die äusserste Peripherie des Stadtumfanges war 
von einem ErdwaU gezogen, auf dem früher eine breite Strasse 
hinlief, und der noch hie und da aus dem Gebüsch hervorsteht. 
Dann folgt eine Zinnenmauer, aus behauenen Steinen aufgeftihrt, 
von der Treppen nach dem Innern der Stadt niederflihren. Das 
Portal des Hauptthors mit zwei Seitenräumen ist in Figuren scul- 
ptirt, und kehren unter ihnen die Thephakanja Nakhon Vaf s wie- 
der in ihrem charakteristischen Kopfschmuck: einer in drei Spitz- 
thürmchen aufstrebenden Krone. Tritt man durch die Thore der 
Kampeng Keoh oder der Juwelen-Mauer (die den engeren Palast 
umschliesst) ein, so gelangt man in ein Labyrinth sich kreuzen- 
der Spitzgewölbe, die in ihren verschiedenen Zwischenhöfen dreissig 
Prasada einschliessen. Alle diese stehen frei mit vier einander 
gegenüber liegenden Thoröffnungen und in verjüngten Etagen 
zum abgespitzten Dome aufsteigend. In der äusseren Säulenhalle 
sind in der Rückwand Nischen ausgehöhlt, in denen früher Fi- 
guren gestanden haben mögen. Unter den auf den Wänden aus- 
gemeisselten Figuren erscheint neben den Spitzkronen eine Kopf- 
bedeckung mit eng anschliessender Mütze, sowie kuglige Haar- 
tracht und auch herabhängende Zöpfe. Die Säulen tragen an der 
Basis die Figuren bärtiger Rüsi oder Rischi (wie gewöhnlich in 
Nakhon Vat). In einer Seitennische des Thores steht Phra Narai 
vierhändig, von Verehrern zu seinen Füssen umgeben und von 
Thevada's am Haupte umflogen. Die Terrassenschilder der auf- 
steigenden Etagen an den Prasada tragen eine Vielfachheit von 
Figuren, meistens umwunden von den Ringeln der aufgebäumten 
Drachenschlange. Im Innern der meisten stehen noch die stei- 
nernen Banlang oder Thronsitze, die früher als Altäre oder zum 



Pateota-Phrohm. 119 

Aufstellen der Götterbilder dienten. Säulen und Pfeiler sind mit 
Arabesken werk bedeckt , und auf den Sculpturen der Portale 
wiederholen sich mehrfach Löweniiguren zwischen Blumen oder 
anderer Umgebung. Häufig treten auch hier (wie in Nakhon 
Vat) aus den Windungen der Verzierungen die Umrisse eines 
Thephanom hervor in jener betenden Stellung, die in Java häufig 
Anlass gegeben hat, seine Darstellung mit der Buddha's zu ver- 
wechseln. Die Siamesen pflegen zu sagen, dass die Da])aso (Dabot) 
oder Tapasa Einsiedler oder Eremiten (RUsi oder Rischi) waren, 
die in den Zwischenzeiten der Erscheinung der Buddhen oder 
Phra die Sila oder Vorschriften beobachteten; und dadurch eine 
Kenntniss der magischen Wissenschaften in der Sinlaprasat 
erwarben. Es habe eine Zeit gegeben, wo man die Brahmana 
in derselben Weise verehrt habe, wie jetzt die Bra-Song 
(Mönche). 

Ursprünglich scheinen bedeckte Gänge durch die Höfe von 
den Gemächern des Hauptgebäudes zu den Capellen der Prasada 
geleitet zu haben, doch sind dieselben jetzt überall eingefallen, und 
auf den meisten Thümien ist die Spitze abgebrochen. Die Mauer 
des Kampeng Keoh wird von einem Graben umgeben, zu dem 
Stufen niederleiten. Wie die Doppelbildung des Garuda werden 
auch Löwen und Elephanten in den fabelhaften Chimärcngestal- 
ten der Raxasi und Koxasi wiedergegeben, und die Schlange er- 
scheint stets in der traditionellen Gestalt des Nagakihiigs. Im Vat 
Phra Jntha-Kosi reitet Narai auf einem Satsalamang, ein Zwit- 
tergesehöpf mit Elephantenfüssen und dem Kopf einer Maus. The- 
phakanja, im Blumenschmuck des Hauptes, erhalten auch hier als 
Xao Savan in dem Himmel ihre Heimath zugewiesen. Der ver- 
meintliche Gründer wird mit der Einfltlirung der Chunlo- oder 
Chulo-Sakkharat in Beziehung gesetzt, einer Era, deren in Hin- 
terindien unklarer Name auf den Dekkhan zu deuten scheint, 
wo die durcli den Bau des Kailasa in Ellora berühmte Dynastie *) 



•) Von Elaro, unter dem ruerst (247 a. d.) die Chola (oder Damila) Ceylon 
•roberten, wird die Geschichte von der Glocke der Gerechtigkeit erzählt, die sich 
auch in pegoanischen Chroniken findet. In der Nähe Ellora's lag (am Godavery) 
Paithao, die Hauptstadt Salivahanas, der mit Yicramaditya vor Malwa kämpfte. 



j^20 I^M obere Kambodia and seine Monumente. 

schon im Y. Jahrhdt. p. d. in politischen Beziehungen mit Kasch- 
mir stand. 

Von der Form des Gorgonenhauptes auf den falschen Stein- 
thüren und an den Portalen sagen die Kambodier^ dass Rhea, 
wie sie Rahu aussprechen^ der gewaltigste der Jackka oder 
Teufel gewesen sei und das Wasser der Unsterblichkeit gestohlen 
habe. Phra-In, der ihn mit dem Diskus oder Chakr verfolgte, 
hieb ihm den Kopf ab; da aber der göttliche Trank schon die 
Lippen benetzt hatte, konnte das Haupt nicht sterben und lebt 
jetzt, mit Händen daran, ohne Körper fort, in der Luft umher- 
fliegend. Bei den Kalmücken ist diese Mythe weiter ausgear- 
beitet, indem die Sonne und besonders der Mond den fliehenden 
Arachu den Tenggri verräth, worauf diese ihn köpfen. Aus Rache 
verfolgt das Ungeheuer die Himmelskörper, und verschlingt sie 
zeitweise, kann sie aber wegen mangelnden Körpers nicht bei 
sich behalten, so dass sie hinten wieder entschlüpfen. Doch ist 
dies in der populären Version Siam's ganz in buddhistische Men- 
schenliebe verschwommen. Rahu ist darin der Chao Athit oder 
der Sonnenherr. Wenn die Sonne des Morgens aufsteht, nimmt 
er sie sorgfaltig in seine Arme und legt sie in den Wagen. Er 
hegt die zärtlichste Liebe für seinen jüngeren Bruder, den Mond, 
und wenn er zuweilen mit ihm zusammentrifil, umfängt er ihn, 
in enger Umarmung zu herzen und zu küssen, so dass das Licht eine 
Zeit lang verdunkelt ist. Die grönländische Malma beschnuerte 
bei solcher Gelegenheit das Gesicht ihres jüngeren Bruders mit 
Russhänden, so dass noch jetzt die Flecken geblieben sind. 

Bei der Rückkehr nach dem Dorfe Rahal waren dort die 
Palmsaftsammler geschäftig, mit ihren Gefössen die Bäume auf- 
und abzuklettem. Die Fruchtknospen der weiblichen oder die 
Blüthenstände der männlichen Palmen werden erst für drei Tage, 
jeden Morgen und jeden Abend, zwischen einer daneben befestig- 
ten Holzzange gepresst Dann wird ein kleiner Einschnitt ge- 
macht, zum Ausfliessen des Saftes, und jeden Tag ein neuer, von 
aussen nach innen fortschreitend. Der Baum beginnt dann das 
Maass eines hohlen Bambus jeden Morgen und jeden Abend wäh- 
rend 2 — 3 Monate mit Saft zu ftUlen. Der Saft wird dann in 
Zucker niedergekocht, da die Kambodier nicht verstehen, wie die 



Enihler. 121 

Siamesen, ihn zn Arac zu destilliren. Die Bauern in Rahal ziehen 
auch Seidenwttnner, aber nur um Kleider für eigenen Gebrauch 
zu weben. Nachdem sie die äussere Haut von den Maulbeer- 
blättern abgezogen haben^ pressen sie sie nach dem Auskochen 
zusammen^ um Papier daraus zu verfertigen; das sie für ihre 
Drachen gebrauchen. Die mir gezeigten bestanden aus zwei 
ovalen Papierflächen, durch zwischen eingelegte Stücke verbunden. 
An dem einen Ende ist ein MittelstUck zwischengefbgt, um den 
Schwanz, der aus Zeug gebildet wird, anzusetzen. An dem über 
die ganze Oberfläche laufenden und zum Anknüpfen des aus 
Bohn gedrehten Fadens dienenden Stabes ist oben ein hohl- 
klingendes Holz in runder Bogenform durch einen Rattan-Strick 
festgebunden^ mit Spitzen, die an einem Bambus stecken, so dass 
der letztere beim Durchstreichen des Windes sich darauf dreht 
und melodische Töne durch die Resonanz des Bogens erzeugt. 

Am Abend versammelte sich das ganze Dorf um unser La- 
ger, wo die beiden Edelleute auf den erhöhten Sitzen ilires Zeltes 
Sassen, und die Menschenmenge, von der Jeder unter demUthigen 
Verbeugungen eintrat, auf den Knieen vor ihnen, zwischen ange- 
zündeten Feuern. Der eine Nai erzählte, wie es ihm in Udong 
gegangen wäre, wo man ihn auf der Strasse angehalten hätte, 
weil er nut einem Schirm*) bei dem Palaste des Königs vorbei- 



*) Unter Schirmen stolzlren aoch die NegerkSDige, und in Hinterindien 
dQrfen diese königlichen Embleme nicht in der Nähe des Palastes entfaltet 
werden. L'expression San-Konang (les trois clartes) d^signe le soleil, la lune et 
Im ^toUes. lU eclairent le monde par Tordre du maitre dn ciel et r^pandent 
ea tons Heux leur lumiere bienfaisante. C'est leur manquer de respect que de 
leg montrer bruiquement du doigt (nach Thai-Chang). In einer Dürre wurde 
dem Gouverneur Tsengkong durch einen Traum eröffnet, einen Alten, der mit 
einem Schirm erscheinen würde, zum Gebet um Regen anzuhalten, da solcher 
dann erfolgen würde, und es wurde ihm zugleich erklärt, dass seine übernatürliche 
Kraft in dem Schirm läge, mit dem 4r sich während seiner achtzig Lebensjahre 
IWBtiadig während der Verrichtung seiner Bedürfnisse bedeckt habe, um die drei 
HeUigkeiten nicht zu beleidigen (s. Stanislas Julien). Prometheus lässt (bei 
Aristophanes) einen Schirm über sich halten , um von Zeus nicht gesehen zu 
werden. Die Ojibwäs warnen ihre Kinder, nicht mit den Fingern nach dem Mond 
xa seigen, da dieser sie erzürnt abbeissen würde, und im deutschen Volksglauben 
fiiiili der auf einen Stern deutende Finger ab, weil die Engel todt stechend. In 



122 ^'^ obere KambodU und seine Monomente. 

gegangen. Man habe sehr wenig Federlesen mit ihm gemacht 
und ihn sogleich arretiren wollen, während er hier auf dem Mist 
seines Dorfes doch immer geglaubt habe, ein grosser Mann zu sein. 

Der andere hatte allerlei schnurrige Geschichten zu erzählen, 
worüber die Zuhörer alle in schallendes Gelächter ausbrachen. Ein 
Mann ging in den Wald, und zu seinem Schrecken einen Tiger se- 
hend, kletterte er einen Baum hinauf. Da er aber tiberlegte, dass 
der Tiger ihm vielleicht nachklettern möge, so zog er sich weiter 
und weiter bis zu dem äussersten Ende der Zweige zurUck, bis 
diese unter seiner Last brachen. Er fiel herab und zwar gerade 
auf den Rücken des Tigers. Nun war die Zeit des Schreckens 
an diesem, der wie besessen fortrannte, mit dem Manne auf sich. 
Der Reiter wider Willen zitterte vor Furcht so sehr am ganzen 
Körper, dass er dem Tiger beständig Hackenstösse gab und ihn 
dadurch noch mehr anspornte. Und je mehr er spornte, desto 
rascher lief der Tiger aus Schrecken, und je rascher der Tiger 
lief, desto mehr spornte er aus Schrecken, und so wurde aus 
Schrecken und Erschrecken gelaufen und gespornt und gespornt 
und gelaufen, und sie laufen noch heute. In einem kleinen Boote 
Sassen zwei Männer, der eine hinten, der andere vorn, und angel- 
ten. An jeder Seite biss ein . schwerer Fisch, und indem beide 
nach entgegengesetzten Richtungen fortschwammen, zogen sie das 
Boot länger und länger auseinander. Zuerst konnten die beiden 
Männer noch zusammen sprechen, dann sich durch die Stimme 
vernehmlich, dann wenigstens durch lautes Schreien bemerklich 
machen, aber zuletzt hörten und sahen sie nichts mehr von einan- 
der, und indem es ihnen beiden zu gruseln begann, schnitten 
sie gleichzeitig ihre Angelleinen ab, so dass das Boot mit einem 
Krach' wieder zusammenfuhr und ihre Schädel hart an einander 
stiessen, wovon ihnen noch heute der Kopf schmerzt. 

Dann trat ein junger Mann auf, der die Flöte blies und von 
einem Sänger begleitet wurde. -Er feierte in seinem Liede die 
liebliche Dame, seine jüngere Schwester, die stets gegen Krank- 



Athen fahrten die Bnteaden Schirme. Die Bntios (anf den Antillen) bildeten 
einen in der Einsamkeit unter Entsagungen lebenden Orden. Die Putti genannten 
Geister (in Guinea) hatten die Menschen im Goten xu unterrichten (Römer). 



Lalai. 123 

heit und Unglücksfiille geschützt sein und ohne Sorgen schlafen 
machte. Lange Zeit sei verflossen, seit sie sich zuletzt getroifen, 
aber Hoffnung sage ihm, dass das Wiedersehen nahe sei. Die 
FlMe hatte sieben OeflFnungen und wurde zum seitlichen Spielen 
durch eine Messingzunge in den Mund genommen. 

Am näclisten Morgen lie^s ich das Gepäck vorangehen und 
folgte, nachdem ich mit dem Maler noch einen Besuch in Paten- 
taphrom abgestattet hatte. Wir verloren den Weg und nahmen 
einen neuen Wagen im Dorfe Pnlill, wo der Kamnang erfrischen- 
den Palmsaft für meine Ankunft kühl gesetzt liatte. Das Dorf 
besteht aus 10 Häusern und übt Gerichtsbarkeit über die umlie- 
genden Dörfer aus. Da der Wagen am Wege stecken blieb, ging 
ich zu Fuss vorauf und erreiclite die Gepäckkarren gerade bei der 
Ankunft in Latlan. Die Mönchszellen standen auf einer Terrasse, 
die in Steinschichten aus der schief geneigten Fläche aufgebaut 
war. In drei Schichtungen aufsteigend (aus grossen Steinmasson 
znsammengemauert), trägt sie vier Prasada, und Löwenfiguren 
stehen auf den Stufen der aufftihrcnden Troppen. Die Funda- 
mente des alten Klosters waren aus breiten Steinblöcken behauen. 
Unter einer Bedachung stand eine Steinfigur in langem Gewände, 
und kleinere lagen verstümmelt umher. Die Thüren der Prasat 
sind aus egalen Ziegeln aufgemauert und tragen Figuren in den 
Nischen, sowie Inschriften neben den Thüren. Im Innern steht 
ein Altartisch für Opfer. Die falschen Steintliüren sind mit my- 
thologischen Gestaltungen geschmückt (wie die Einfassung an 
den bronzenen Thoren der Petei-skirche durch Filarete). An der 
Stelle des Griffes findet sicli das Hani)t des Rahu oder der Me- 
dusa, ein deLvcn» regag, gleich dem auf argivischem Markte un- 
ter einem Erdhügel begrabenen der (lorgo, deren Schrecken 
man auf der Insel Megiste (nacli Gcrvasius) an dem nach dem 
Tode geborenem Sohne der Yse kannte. Die Mönclie bewohnten 
kleine Häuschen, zwisc^hen Gartenbeeten, und wenn sie ausge- 
gangen oder als schlafend uiclit zu sprechen waren, steckte ein 
Fächer*) (Talapa) vor der Thür. Unter einem Baume lagen 



♦) Bei den buddhistischen Bekehrungen in Celebes ist ein Schirm das Symbol 
der PriMter (wie des Quetzalcoatl in Mexico). 



jj24 ^M obere Kambodia und seine Monumente. 

auf doppeltem Tisch Opfergaben fllr den Thevada, und Bambus- 
rohre mit Palmwein waren an die Zweige gehängt. Der Chao 
imSanchao (oderHeroon) führt den Namen Tamüang. Von der 
Höhe blickt man über eine mit Bäumen besetzte Ebene mit Ge- 
büschen in der Entfernung, und im 11. Monat- ist sie ganz mit 
Wasser bedeckt, so dasg dann die Könige von den Balustraden 
der obersten der drei Terrassen den Bootrennen zuschauten. 
Ein kleiner Teich enthält beständig Wasser. Die alte Strasse 
kommt von Tabangtamoh (sechs Tage westlich von Siemrab) und 
geht drei Tage weiter östlich nach Satong, von wo zehn Tage 
bis zur Grenze Cochinchina's bleiben. Einer der Mönche, den ich 
besuchte, war mit dem Abschreiben von Büchern beschäftigt und 
theilte mir Verschiedenes über ihren Inhalt mit. Das Meiste der Li- 
teratur ist in den steten Kriegen zerstört. Die in den Inschriften 
gebrauchten Eren sind die alten, aber auch im gewöhnlichen 
Leben ist in Kambodia die Chula- oder Chunlo-Sakkharat we- 
niger gültig als in Siam. Die Malayen nennen unter den Nach- 
folgern des Reja Secander den Raja Chulan oder Sulan, als den 
mächtigsten Herrscher in Hind und Sind, und sein Sohn Suran 
von Amdan Nagara führte die Kling gegen die Siamesen (Sha- 
her al Nawi) des Raja Chulan in Glang Kiu oder Khlang Kiaw 
(der Platz der Smaragden) am Johore-Fluss und besuchte (in 
Tamsak oder Singhapura durch die weite Entfernung nach China 
getäuscht) in seinem Glaskasten das unterirdische Volk der Bar- 
sam im Lande Zeya (nachdem er Bijnagara gegründet hatte). 

Am Nachmittag fuhren wir durch die buschige Ebene und 
dann über Felder nach Bangkong, ein künstlich in Terrassen 
aufgebauter Hügel kegliger Gestalt. In einem Sanchao fanden 
sich die Stücke zerbrochener Steinfiguren, und in dem vor dem 
Thore gelegenen waren rohe Steine aufrecht gestellt, mit Opfer- 
gaben davor. Zehn Prasat, von denen sechs in Trümmern lagen, um- 
gaben die Terrasse. Die Ruinen eines alten Palastes zeigten 
Fenster mit zerbrochenen Steingittem. Der mit Steinportalen 
vorspringende Tempel war umzäunt, und daneben fanden sich 
auf einem offenen Platze die Zellen der Mönche. Auf der Platt- 
form standen Statuen Buddha's unter Bedachung, sowie auch 
elephantenköpfige Figuren. Einige der Thürme waren. aufge- 



ir 



k. 



Die Raichsinsfgnien. 125 

manert; aber der umschliesfiende Wall aus behauenen Steinen er- 
baut, die Treppen aus porösem Gestein. Rohe Steine standen an 
der Seite aufreeht. Die falschen ThUren zeigen in der Mitte das 
Gorgonenhaupt Rahu's, mäh neuartig.*) In dem Sanchao waren 
Köpfe von Steinfiguren in knotiger Haartracht zuzamniengehäuft; 
and in einer Capelle ausserhalb des Thores Opfergaben hingestellt. 
Am Abend kehrten wir nach Lalai zurück, wo Naclitwächter aus 
den umliegenden Dörfern zum Patrouilliren re(iuirirt wurden. 

Nachdem ich am andern Morgen verschiedene Inschriften**) 
abgerieben und beim Verbrauch meines Papiers cliinesisches vom 
Abt erhalten hatte, packten wir am Na(;limittag die Karren und 
zogen auf sandigen Strassen durch die Ebene. An einem Teiche 
am Wege wurden die Büffel getränkt, und eine buschige Fläche 
brachte uns gegen Abend nach Siemrab zurück, wo der Kha 
laang, in seinem Bananengarten sitzend, unsere Ankunft erwartete. 

Myang Siemrab und Myang Battambong werden von Bang- 
kok aus verwaltet, aber von Photisat weiter im Süden ist das 
Land von Udong abliängig. In Palai, drei Stunden nördlich 
von Udong, sind aus alter Zeit Phrahm oder Bralmianen ange- 
siedelt, die das Haar in einem Knoten tragen und kambodisch 
reden, Phra Phuttha verehrend. Sie bewahren in einem Stein- 
gebäude den Reichsspeer und das Reiclisscliwert, das sie früher 
fllr den König liüteten. Die in Siemrab ansässigen Juen sprechen 
beide Sprachen, kambodisch und cocliinchinesisch. Von einer 
Juen als Mutter und einem chinesichen Vater werden die liübsche- 
sten Kinder geboren. Oestlich von Siemrab wird die Grenze 
durch die Länder der Kha gebildet, jenseit welcher das Reich 
der Juen beginnt. Die Stunden der Wachen wurden im Hause 



*) nA.üch die Löwen verehreu die Aegypter und schmflcken die Tempelthfiren 
mit Lowenrachen (xaaft€tai ?^oi'reioii\ weil der Nil überfluthet.*' 

**) Ausser der gewöhnlichen, der politischen und der religiösen, Era wird Ton 
ihnen auch die Maha-Sakkharat verwandt Saka (as rhronological reckouing) 
dMignates the Saka-bhupa-kala (the tiiiie, when the Rarbarian kings, called Saka 
wen discomflted by Vicramaditya) or the Saka nripantala kala, the end of the 
rtign of Vicramaditya, who slew the people called Sakas (as Sakari or foe of the 
Baku). 



126 ^^ obere Kambodia und seine Monuments. 

des Kba luang während der Nacht angesehlagen, wie sie nach 
einer dem Chao Myang gehörigen Wasseruhr regulirt werden. 

Am nächsten Vormittag (6. Jan.) besuchte ich den Chao 
Myang, in dessen Empfangssaal eine mit Fischen, Geflügel, 
Schweinebraten, Bananen, Kuchen, Confecten, Arac und Palm- 
saft besetzte Tafel zur Bewirthung bereit stand. Ein alter Stein- 
palast findet sich in Vat Eh (Khao Panom) bei Battambong, wo 
sich auch Spuren der Kampong Keoh finden. Die Stadt Kam- 
pong Suay ist kürzlich neu angelegt an einer früher von Wald 
bedeckten Stelle. Die alte Stadt Lawek ist eine halbe Tagereise 
von Udong entfernt. Vorher war die Residenz in Patech-Pet, 
deren Reste sich in der Nähe, an dem Landungsplatze für das 
im Inland gelegene Udong, finden. Die Zahl der Samre beläuft 
sich, Männer Frauen und Kinder eingeschlossen, auf 50 — 60 Per- 
sonen. Eine Menge derselben sind gestorben oder entflohen. Sie 
verändern häufig ihre Resident, und werden jedesmal dazu be- 
wogen, so oft sich irgend ein Unfall ereignet. Wie der Chao 
Myang meint, sei es streitig, welches Land ein älteres sei, das 
Nakhon Vaf s oder das Kosinarei's. Der Dong Phra Ram in der 
Nähe von Pachim führt seinen Namen, weil Phra Ram, nach- 
dem er mit Narai die Stadt Ayuthia gebaut hatte, dort seinen 
Wohnsitz als Eremit aufschlug. Die Brahmanen (Puek Phrahm) 
in Palai oder Prarai kamen von Langka. 

Hinter dem Hause des Cliao Myang finden sich die öffent- 
lichen Reismagazine. Das Brennöl wird in Siemrab verfertigt 
aus dem Fisch Savai, der in Talesab wie auch bei Bangkok 
gefangen wird. Feine Matten arbeitet man in Siemrab aus 
Rattan. Cardamomen (Kavan ) werden in den Wäldern um Photisat 
und Battambong gesammelt und unter Bewachung aufgestapelt, 
bis sich Gelegenheit zur Versendung nach Bangkok findet. Die 
falschen Cardamomen (Luk Reoh) wachsen bei Pachim und im 
Laoslande. Aus einer Kabok (Bambusröhre) Palmsaft wird ein 
Kuchen braunen Zuckers verfertigt (ungefähr handflächengross), 
und sieben solcher Kuchen verkaufen sich für einen Fuang. In 
Betreff* des Schach wurde gesagt, dass die kambodische Spiel- 
weise der siamesischen gleiclie, mit dem einzigen Unterschied, 
dass der Met nur am Anfange zwei Felder gehen kann, später 




Tat Kabommarat. 127 

aber nicht mehr. Die Fraueu des Chao Myang sind tUr thea- 
tralische Vorstellungen angelernt. Beim Lesen der in Vetsandon 
handelnden Existenz bemerkte der Kha luang^ dass die Geburt 
verkehrt angegeben sei und nach Siam gesetzt werden müsse, da 
es die letzte Existenz sei, auf die dann gleich die Geburt in 
Sangkharat folge. Der Kha luang nahm ein Heilmittel, um 
täglich di€ Hitze niederzuhalten. Es war von ilun selbst aus Me- 
dicinen präparirt, und er liess dann einen Mönch vom Kloster 
rufen, um es durch die Saijouton genannte Fomiel zu weilien. In 
dem Gerichtszimmer war das Bild des Phra-Narai aufgehangen, als 
der schützende Thevada. Im Both des Vat Kabommarat stand 
hinter dem sitzenden Bilde Buddha's das des Phra-ham-samuth, 
die Hände in abwehrend gebietender Stellung vorstreckend, und 
vor ihm hockte der dickbäuchige Phra-Kachai, der Phra der Mon 
oder (nach den Siamesen) sein Schüler. In einer Steiuhütte des 
Hofes stand die Steinfigur eines Keulenträgers, als der Ta Chch 
genannte Naktha, sowie andere Statuen, die seine Nachkommen- 
schaft darstellten. Ausserhalb des Hofes in dem hölzernen Sanchao 
de« Ta-Huang (königlicher Ahnherr) genannten Naktha fand 
sich nur ein unförmlicher Stein mit Opfergaben davor. Bonban 
bedeutet im Siamesischen, eine Belohnung für geleistete Dienste 
zu versprechen, und es wird gebraucht, um ein Gelübde an 
Dämone zu richten, indem man ihre Hülfe anruft. Vor dem 
Both sah ich kleine Stein-Sarkophage, die Theat genannt wurden 
und die That oder Gebeine von Laien ( Krahat) enthielten. Wenn 
priesterliche Reli()uien einschliessend, heissen sie Phra Theat. Die 
Siamesen nennen den Schutzgeist Pu-Chao oder Herrgott-Gross- 
vater (väterlicher Seite), der mütterliclie Grossvater heisst Ta. 
Die empfänglichsten Medien für einfahrende Nakta finden sich 
im weiblichen*) Geschlecht, dessen Befähigung Tacitus seiner Zeit 



*) There is »carcely a Single village in the lülaud (of Ceylon), in whicli 
thern are not to be found at least half a dozen wonien, who are subject at 
different intervals and during a considerable portion of their live«, to tbe in« 
fla«Dce of demoniac agency (in demon-possession) , wliich if it once oomes upon 
1 womin, will, it is said, last through the vhole of her life, displaying itself now 
and then in aotiye Operation according to circumstances unless removed by sui- 



128 I)** obere KambodU und seine Monumente. 

eben so gut kannte^ wie noch jetzt die Schamanen nnd bei nns 
die Jünger Mesmer's oder tischdrehende Propheten. 

Einer der Mönche, den ich in seiner Zelle traf, copirte die 
Geschichte von Vovong, die Folgendes besagt: 

Prinz Vovong war der Sohn eines mächtigen Königs und 
von solcher Schönheit, dass eine der Concubinen seines Vaters 
Nang (Dame) Monteah genannt, sich in ihn verliebte nnd ihn zu 
verfuhren suchte. Als er ihren Anerbietungen widerstand, ver- 
leumdete sie ilm bei dem König, sich über seine Nachstellungen 
beklagend, so dass der erzürnte Vater seinen Sohn verbannte 
und zugleich die Mutter, die ihn geboren, mit seiner Ungnade 
belegte. Als Vovong in das Exil zog, schloss sich ihm sein jün- 
gerer Bruder Sosong an, der sich bereit erklärte, jedes Geschick 
mit ihm zu theilen. Am Abend ihrer Tagereise kamen sie zu 
einem Banyan- Baume, unter welchem sie ihr Nachtlager auf- 
schlugen. Auf den Zweigen aber sassen zwei Streithähne, einge- 
körperte Devada, die diese Form angenommen hatten, und sie 
sangen das Schicksal in prophetischer Verkündigung. Wer mich 
isst, wird in sieben Monaten König werden, sang der eine, der 
Sang des andern besagte, dass das Essen seines Fleisches 
ein Königthum von sieben Jahren verschaffen würde. Beide 
fochten dann mit einander und fielen zur Erde, wo die Brüder 
sie fanden und assen, Vovong den ersten Sprecher, Sosong den 



table means. These circumstances are geuerally the presence of a wonian at the 
Performance of any demon reremony, or in the immediate neigbbonr hood of one, 
though performed at another^s house, or if ehe happeiis to roast eggs, or meat, 
or to eat tbem rnasted, or if she passes by a grave, not more than a day old , on 
a Satnrday or Wednesday^ or if she is present at the ceremony of reciting certain 
sermons of Buddha against demons, called Pirit, especially of the last portion of 
these, called Aatonati Sootra. In the case of some vomen, the demon influence 
is always ready to shew itself, even on less important occasions , as for instance» 
when they make porri, or when they go abroad on a Saturday or a Wednesday, 
especially dnring a Yama, or when they smell the smoke of Dummala resin, or 
when they hear the sonnd of a Yak berray (drum, used in the ceremonies) and 
on other occasions Men are very seldom subject to this influence, and even of 
women it is generally the yonnger portion, who seem to have an attraction for 
the demons (Dandris de Silva). 



Süsüüg. 129 

zweiten. Am nliclisteu Morgen brachen sie anf und gelangten 
nach langer Waldreisc zu einer Stadt, vor deren Tlioren sie in 
einer für Wanderer erbauten Rjifithalle ausnihteu. 

In dieser Stadt betrauerte man gerade den Tod des Königs, 
und da mit demselben zugleich das königliche Geschlecht aus- 
gestorben war, so scliirrten die Edelltmte den weissen Elephan- 
ten auf und führten ihn hervor, damit er ihnen ein orakelndes 
Zeichen gäbe. Der Elephant ging geradenwegs auf die Rast- 
halle zu, wo die Brllder'Sich niedergelassen hatten, und ergriff 
den schlafenden Vovong mit seinem RUssel, ilm auf seinen 
Bttcken zu setzen, während Sosong, der wacli geblieben war, vor 
Schrecken die Flucht ergriffen hatte, als der den Eh^phanten 
herankommen gesehen. Vovong aber wurde als der erwälilte 
König in jubelnder Procession nach der Stadt gefiilirt und dort 
feierlich und festlich gekrihit. 

Während dessen irrte Sosong in den Wäldern, in denen er 
bald seinen Weg verloren hatte, und kam Abends müde und 
erschöpft zu einer verfallenen Hütte, von einem alten Ehepaare 
bewohnt; das in grossem Mangel lebte und seine Fragen nacli 
Speise nicht zu befriedigen vennochte. Nur ein wenig kalter 
Reis war in der Hütte, und als Sosong diesen zubereitet hatte 
und nun um eine Fackel bat, damit er dabei essen könne, war 
auch eine solche nicht zu finden. Er nahm deshalb aus seinen 
Armbändern einen King hervor, den ihm seine Mutter gegeben, 
und der einen solch' blendenden Glanz verbreitete, dass die 
ganze Hütte mit Liclit erfüllt war. Als die beiden Alten diese 
Helle sahen, erschraken sie und rannten zum Hause hinaus. 
Sie begaben sich eiligst nach der Stadt und berichteten de- 
mttthig dem König, dass sich in ihrer Hütte eine Person einge- 
funden habe, die ganz das Aussehen eines Vagabunden trüge 
and einen Bing solcher Kostbarkeit bei sicli habe, dass der- 
selbe nothwendig aus der Schatzkammer geraubt sein müsse. 
Der König schickte seine Häscher, die Sosong bald herbeischlepi)- 
ten und denselben ohne Weiteres auf Befehl des Königs seines 
Ringes beraubten und in ein jämmerliclies Verliess warten, wo 
er seine Nahrung nach Art von llundeu und Kühen zu sich 
nehmen musste. Sieben Jahre schmachtete er dort, aber als 

Baitian, Ralae In Kambodia. IV. 9 



Du Obers Kuabodla und seine MonnmeDte. 

liese Zeit fast herum war, erscliien der Devada im Traume 
: Prinzessin Kekesaii, der Tochter des Königs Phrabat Snthat, 
:nnd verkündete ihr, dase der fllr sie bestimmte Gatte angelangt 
sei, dasB er schon in einer früheren Existenz mit ihr als Ge- 
mahl verbanden gewesen, und dass es durchaus anpassend sei^ 
ihn länger in so elendem Loche zu lassen, wie ihm jetzt als seine 
Wohiinng im Gefängnies angewiesen sei. Als die Prinzessin sich 
am nächsten Morgen dieses Traumes erinnerte und tiberlegte, 
was er wohl bedeuten möcht«, begab sie sich nach dem GefUng- 
niss, wo sie von der kläglichen Lage Sosong's gerührt wurde, 
und ihm fortan mit eigenen Händen den Keis zurichtete und ihn 
täglich damit versah. 

Nun geschah es zu dieser Zeit, dass von dem befreundeten 
König eines Naehbartandes hilfesuchende Schreiben an Phrabat 
Suthat geschickt warden, seine Unterstützung gegen einen Jacksa 
erbittend, der alle seine Unterthanen frässe und das Reich zu 
Grande richte. Phra Suthat war auch sogleich geneigt, diesem 
Gebote nachzukommen, and gab Befehl, dass das grosse Kriegs- 
boot in's Wasser gelassen werden solle, um sich auf demselben mit 
seinem Heere einzuschiffen. Als man aber das Schiff von Stapel 
laufen lassen wollte, blieb es unverrückt stehen and war auf keine 
Weise in Bewegung zu setzen. Als man alle zu Gebote stehen- 
den Mittel vergeblich angewandt hatte, wurde es beim Klange 
der Gong durch die Stadt aasgemfen, ob sich etwa Jemand 
fähig finden würde , durch die Kraft seiner Verdienste das 
Kriegsschiff flott zu machen, nnd dass ihm in solchem Falle der 
König die Hand seiner Tochter verspräche. Als die Edelleato 
mit dem Gongsehläger durch die Strassen gingen und bei dem 
GefUngniss vorbeikamen, fragte Sosong sie, was dort verkündet 
würde. Sie aber antworteten, dass es nichts sei, was ihn an- 
ginge, und dass ein erbärmlicher Gefangener keine Fragen wi 
stellen habe. Abends zorückkommend, erzählten sie dem König, 
dass nur eine einzige Person das Wort an sie gerichtet habe, 
nnd das sei der Verbrecher, der im Gefängniss sitze. Auf diesen 
Berieht gab der König Befehl, Sosong herbeiza bringen; aber 
dieser weigerte sich zu kommen, da er schmutzig sei nnd nicht 
in dem Anznge, um bei Hofe zn erscheinen. Der König liew 



^ 



Das Canoe. j^31 

ihn baden und mit neuen Gewändern schmücken, woranf er ihn 
fragte; ob er im Stande sein wttrdc, der Gcilamität abzuhelfen, 
und das Kriegs -Canoe in's Wasser zu bringen. Sosong wich 
einem bestimmten Versprechen in der Antwort aus, da er erst 
seinen eigenen Werth prüfend erkennen müsste. Er stellte deshalb 
eine angezündete Kerze an den Bugspriet, eine andere an das 
Steuer, und nachdem er inbrünstig zum Devada gebetet, legte 
er seine Hand auf das Boot, das, kaum berührt, in das Wasser 
hinabschoss. Voller Freude vermählte ilm der König Sosong mit 
seiner Tochter, und bestellte ihn zugleich, da er keinen Sohn 
hatte, zu seinem Nachfolger in der Königswürdc. Dann wurde 
das Heer eingeschifft und nach dem Nachbarlande des bedräng- 
ten Königs geführt, der aber, als er seinen Freund herbeiziehen 
sah, in Klagen ausbrach, dass auch er jetzt zu Grunde gehen 
würde, denn in der Zwischenzeit hätte sich der Jacksa in solch' 
einer zunehmenden Furchtbarkeit gezeigt, dass es keiner Men- 
schennatur gelingen würde, es mit ihm aufzunehmen. Phrabat 
Snthat blieb jedoch guten Muthes und tröstete seinen Verbündeten, 
dass er von einem Helden begleitet sei, dem auch wohl dieses 
Stück Arbeit gelingen werde. Sosong wurde gefragt, ob er sich 
getrauen würde, mit dem Jacksa zu kämpfen, antwortete aber, 
dass er erst seinen eigenen Werth prüfen müsste. Der König 
segnete ihn fltr seine Bereitwilligkeit zu helfen, und versprach 
ihm im Falle des Gelingens die Hand seiner Tochter, Nang 
Batboteh, sowie das Erbfolgereclit. Sosong begab sich dann an 
den Wald, in dem der Jacksa sein Wesen trieb , und klopfte an 
der Behausung desselben an. Wüthend stür/te der Dämon her- 
vor, aber erschreckt prallte er zurück, als er einem Manne gegen- 
^^llberstand, von dem solclie Gewalt kräftiger Verdienste aus- 
riß, strömte. Er kroch wimmernd herbei und flehte um sein Leben, 
'sich zu den niedrigsten Sklavendiensten bereit erklärend. So- 
song Hess ihn einen Vertrag aufsetzen und sich mit Schwüren 
verschreiben, fortan keine Unthaten weiter zu begehen, und als 
er ihn durch dieses Versprechen gebunden hatte, kehrte er nach 
der Stadt zurück, wo ihn der König festlich empfing und mit 
seiner Tochter verlobte. So mit zwei Königinnen beglückt, re- 
gierte Sosong in Frieden und Freuden über zwei Reiche. Nach 

9* 



j^32 P** obere Kambodia und seiue Monumente. 

Verlauf von zwei Jahren kam ihm indess die Sehnsucht^ seine 
Heimath wiederzusehen, und trotz aller Gegenvorstellungen seiner 
Schwiegereltern verabschiedete er sich von ihnen, um seine El- 
tern zu besuchen. Nang Kckesah aber wollte von keiner Tren- 
nung wissen, und um ihr die Reise leicht zu machen, beschloss 
er einen Wunderstein zu benutzen, den ihm der dankbare Jaeksa 
geschenkt hatte, und mit dem man durch die Luft reisen konnte. 
Bald flogen Beide in der Höhe dahin, und als sie über einem 
grtlnen Walde schwebten, Hessen sie sich dort nieder, um in 
ihm lustwandelnd ihre Glieder zu strecken. Sie trafen dort 
einen Maha-Rüsi (Gross-Eremiten), der seine Tage der Beobach- 
tung der Sila gewidmet hatte, und diesem frommen Manne 
ihren Kleinodienstein anvertrauend, eilten Beide über die Auen 
dahin, Blumen pflückend, die sie bei ihrer Rückkehr dem Heili- 
gen als Opfergaben darzubringen dachten. 

Der in seinen Betrachtungen ganz versunkene Einsiedler 
aber betrachtete sinnend den in seine Hand gelegten Stein, und 
mit ihm kamen ihm die Erinnerungen an seine eigenen Luft- 
fahrten früherer Zeit, die er bei seiner jetzigen langen Abgeschie- 
denheit von der Welt und den Dingen der Welt fast schon ganz 
vergessen hatte. Einmal erweckt, gewannen diese alten Erinne- 
rungen bald an Kraft, und bald wurde der Wunsch in ihm le- 
bendig, gerade jetzt einmal wieder in die Ltlfte emporzuschwe- 
ben, was er denn auch kraft seiner Heiligkeit ausfUhrte, und 
den Stein, weil er ihn einmal in der Hand hatte, mit sich nahm. 
Seit der langen Unterbrechung in diesen Uebungen hatte er 
aber alle Regeln des Luftreisens vergessen, er stieg so hoch 
empor, dass er bis in die Region des grossen Windes gelangte, 
der dort umherweht und ihm den Kopf abriss, Kopf und Hals 
zugleich, so dass der Körper des Eremiten mit dem Kleinod in 
der Hand auf die Erde herabstürzte, und gerade bei dem Palast 
niederfiel in der Stadt, wo Vovong herrschte, und dort von dem 
Könige gefunden vnirde. 

Als Susong und seine Gemahlin nach der Stelle zurückkamen, 
wo sie den Eremiten verlassen hatten, war nichts von ihm zu 
sehen, und ihres fliegenden Wundersteines beraubt, mussten sie 
die Reise nun in beschwerlicher Weise zu Fusse fortseteen und 




Der Jaksa. 133 

konnten nur langsam in den dichten Waldungen vorwärtsdringen. 
Erschöpft kamen sie zu einer Rastlialle, die ein Jacksa"^) in 
dieser Wildniss aufgebaut hatte, als Lockfalle ilir unbedacht- 
same Reisende; die er durch das Betreten seiues Gebietes in 
seine Gewalt bekommen würde und fressen könnte. Als das 
Paar sich dort ftlr die Nacht eingerichtet hatte, kam der Dämon 
herbeigeschlichen, um sein Malil zu halten, aber Sosong, der noch 
wach geblieben war, recitirte so kraftvolle Mantras, dass der 
Jacksa nicht näher herankommen konnte. Indess wurde es ihm 
doch ebenfalls unheimlich, er weckte seine schlafende Gefitlirtiu, 
and Beide flüchteten ohne umzusehen, bis sie das Ende des Wal- 
des erreichten und an der Küste des Oceans herauskamen. Da 
sich kein Schiff noch anderes Mittel der Uebcrfahrt zeigte, be- 
stiegen sie einen Balken, den die AVellen lierbeigetrieben hatten; 
aber als sie sjch in der Mitte des weiten Meeres befanden, er- 
hob sich ein schrecklicher Sturm mit Unwetter, der ihr Fahr- 
zeug zerbrach und Beide nach entgegengesetzten Richtungen aus- 
einander trieb. Nang Kekesah wurde durch die Fluth an eine 
Klippe geworfen, die ihre leichten Gewänder zerriss, so dass ihr 
kaum ein Streifen blieb, um damit ein Fähnchen zu maclien, das 
ihrem Gemahl als Zeichen dienen sollte, wenn er dorthin kommen 
m^e. Im Walde weitergehend, sah sie zwei Jagdhunde auf sich 
zulaufen, vor denen sie ersclireckt umw^endete und einer Grube zu- 
eilte, worin sie sich versteckte. Der Eigenthümer der Hunde, 
ein alter Mann, kam dorthin, und sie dort seilend, reichte er ihr 
einen Stock zum Anfassen und befalil ilir, henorzukonmien. Er 
nahm sie dann mit sich nach seiner Hütte, aber sein altes Ehe- 
gemahl war durchaus nicht zufrieden, als sie ihren Mann mit 
einer andern Frau herbeikommen sah, zumal diese Zeichen von 
Schwangerschaft zeigte. Die Prinzessin wurde deshalb von der 
aijgwöhnischen und eifersüchtigen Alten in jeder Weise misshan- 
delt, Tag für Tag setzte es Schläge, und Allem hatte sie sich 



*) The Rakseyo are a raco of beings, who differ from men ooly in bping 
CADDibals (according to tSilva Oooneratne Modliar). They have no supeniatural 
(powen whatever like t)ie Yakseyo (Vakkha or Yaksaya) or nialiguant spirits 
lome bearlDg a benevolent character in buddhistical works). 



134 ^** obere Kambodia und seine Monumenta. 

duldend zu unterwerfen. Als die Zeit der Entbindung heran- 
nahte und Nan^ Kekesah die ersten Wehen fühlte; bat sie ihre 
Herrin um Anweisung eines Raumes ; wo sie gebären könnte. 
Aber diese protestirte, da sie Säuglinge hasse, Kindergeschrei 
nicht vertragen könne und auch das Haus nicht verunreinigt 
haben wolle. In grossen Schmerzen wankte Nang Kakesah des- 
halb in den Wald hinaus , und dort sich ihres Gatten erinnernd 
sowie aller der Leiden, die sie zu ertragen gehabt hatte, brach 
sie in Weinen und Schluchzen aus, die Devada um Htilfe an- 
rufend. Ihr Gebet erhörend, nahm Phra In die Gestalt einer 
Hebamme an, und nachdem er ihr die Geburt erleichtert hatte, 
ztlndete er ein Feuer an, um bei demselben die Zeit der Reini- 
gung zu verbringen. Gleichzeitig tiberlegte Phra In, dass der 
Neugeborene von dem alten Weibe wohl nichts Gutes zu gewär- 
tigen habe, und um ihn den Nachstellungen desselben zu entzie- 
hen, nahm er das in seiner Hut gelassene Kind mit sich und 
brachte es nach der Residenz Vovong's, wo er es südlich vom 
Paläste niederlegte. Phra Vovong, der sich plötzlich heiss und unge- 
mUthlich fühlte, befahl seinen Edlen, sich zur Begleitung zu ordnen, 
da er beschlossen habe, vor den Thoren der Stadt sich lustwan- 
delnd zu ergehen. An einer Stelle, wo er einen Geier mit aus- 
gebreiteten Flügeln*) stehen sah, fand er das dadurch gegen 
Sonne und Regen geschützte Kind auf der Erde liegen, und als 
man es nach dem Palast gebracht, Uess er öffentlich ausrufen, dass 
die Eltern sich melden sollten. Da Niemand erschien, befahl der 
König eine weitere Untersuchung anzustellen, und fand am 
Halse ein Medaillon; das er für das seines Bruders Sosong er- 
kannte. Er liess dann vor den Thoren eine Speisehalle erbauen, 
in der täglich Almosen an Arme vertheilt werden sollten. Rings- 
um an den Wänden liess er Gemälde aufhängen, auf denen alle 
Jugendereignisse, sogar die späteren Wanderungen mit seinem 



*) Von dem im Kampfe mit den Anezeh, den Erbfeinden der Shomer, Ter* 
wundeten Abd- Allah, hörte Palgrave: A flock of katoo, a patridge-Iike bird, 
hovered over bim to protect him from the burniog sun (1819). Sein Sohn TeUl, 
der Fürst Ton Uayel, wurde angeredet mit dem Titel „Protected of God'' (wie 
die indischen Gnpta). 



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VovoDg. 135 

BradeF; wie sie im Walde reisten; wie sie die Hüliucr assen^ 
wie sie in der Rasthalle ruhten ^ getreu und mit lebendigen 
Farben abgemalt waren. 

Nach einiger Zeit geschah, dass Sosong auf seinen Irrfahr- 
ten in die Nähe der Stadt kam , und dass er sich müde und . 
hongrig an der Almosenhalle niedersetzte, um von der Speiscverthci- 
Inng an Bettler Nutzen zu ziehen. Der Anblick der Gemälde 
weckte das Gedächtniss früherer Tage, und er zeriioss in Thränen. 
Als Vovong davon benachriclitigt wurde, begab er sich dahin 
und erkannte seinen Bruder, den er mit sich nach dem Palaste 
nahm. 

Was Nang Kekesah betrifft, so war sie sieben Tage nach 
der Entbindung zurückgekommen, um den Säugling in Empfang 
zu nehmen^ und da sie ihn nicht fand, so irrte sie suchend im 
Walde umher und gelangte so zu der Residenz Vovong's, wo sie 
Sosong in der Almosenhalle sitzen sah, Gaben vertheilend, und 
so eine fröhliche Erkennungsscene gefeiert wurde. 

Nachdem Sosong in seine beiden Königreiche zurückgekehrt 
war, rtlstete er eine Seeflotte aus, während Vovong eine Land- 
armee aushob, und Beide zogen gegen das Land ilires Vaters, 
den sie durch einen Gesandten zur unterwürfigen Huldigung 
auffordern Hessen. Er war dazu bereit,- wurde aber durch die 
Ctegenvorstellungen seines Solnies Vaivongsa, den ihm Nong 
Monteah geboren, zum Widerstände überredet. Als sieh die 
Trappen sehlachtbereit gegenüber standen, schlug Vaivongsa vor, 
dass einem Zweikampf zwischen den Fülirern die Entscheidung 
tiberlassen werden sollte, und Vovong war sogleicli bereit, die 
Herausforderung anzunehmen, als ihn Sosong verhinderte und 
sich selbst als Kämpfer stellte. Er warf Vaivongsa von seinem 
ESlephanten, und tödtete ilm, worauf der erschreckte K(iuig sogleich 
seine Unterwerfung anbot. Als er zur Huldigung lier\'orkam, 
V'^^BMisste er durch zwei Reihen aufgestellten Truj)peu passiren, und 
als er die erste Abtheilung der Edelleute erreiclite, glaubte er, 
durch den Glanz ihres Schmuckes geblendet, in ihnen die Könige 
zu erkennen, und erhob flehend seine Hände. Man bedeutete 
ihn indess, .dass er sich getäuscht habe, und fUhrte ilm weiter, 
auf welchem Wege sich das Missverständniss noch mehrere Male 



136 ^'^ obere Kambodia und Feine Monumente. 

wiederholte. Zuletzt kam er zu dem Ende der Linie^ wo Vovong 
auf der einen, Sosong auf der andern Seite standen, und ab 
ihr Vater huldigen wollte, es hinderten, indem sie seine Hände 
ergriffen. Sie fragten ihn dann, ob er nicht noch andere Söhne 
.habe, damit er sie her\^orsenden und tödten lassen könnte, der 
König aber läugnete andere Söhne zu besitzen, da VaiTongsa^ 
der gefallen, sein einziger gewesen. Auf den Vorwurf Unwahr- 
heit zu sprechen, gestand er zuletzt, früher zwei Söhne gehabt 
zu haben, die aber wegen Ehebruchs bestraft und hingerichtet 
seien. Die Söhne gaben sich dann ihrem Vater zu erkennen und 
bewiesen ihre Unsc-huld, die Bestrafung der Coucubine verlangend, 
wiihrend die rechtmässige Königin ^vieder in ihre Ehren einge- 
setzt wurde. 

Eine ähnli(*he Geschichte erzählt das Abenteuer des Prin- 
zen Seikkroma, der zur Erlernung der Sinlaprasat*) auszog und 
von einem Eremiten einen goldenen Pfau empfing, den er be- 
stieg, um durch die Luft zu fliegen und sich ein königliches 
Gemahl zu suchen. Die durch die Kraft ihrer Heiligkeit fliegen- 
den Bonzen hiessen Bre 'Asdaryi im Sapplianam. 

Suvantlia kumara (der Goldprinz) konnte sich nicht ent- 
schlicssen, die von seinem kimiglichen Vater bestimmte Braut 
heimzufllhren, und veriertigte deshalb in einem abgelegenen Theil 
des Palastes einen goldenen Schwan (Hong), mit einer innen 
eingefügten Maschinerie, wodurch derselbe fähig war in die Luft 
aufzusteigen und zu fliegen (wie das Pferd der Abassiden.) Auf 
demselben entfloh er und gelangte nach eineni fernen König- 
reich, wo er in die Dienste eines Brahmanen trat, der am Hofe als 
Hora oder Astrologe fungirte. Der König, der ihn bemerkte, 
bezweifelte seiner Erscheinung nach, dass er ein Brahmane sein 
könne, und vermuthcte seine Abstammung aus königlicher Race, 
und obwohl dieselbe geläugnet wurde, Hess er ihn neben sich im 
Palaste wohnen. Eines Tages erblickte ihn dort die Prinzessin, 
die von ihrem Vater in einem hohen Thurm verwahrt wurde, und 
da er ihren Augen gefiel, so sandte sie eine alte Dame als Ver- 



•*-i 



*) Meistens im Takkbasinla oder Taxila gelehrt. The conntry aronnd TaxUa 
in ancient times was called Oamboja (Fergnsson). 



£tt1 



Pasavat 137 

traute ab, um einen Verkehr einzuleiten. Als diese den Prinzen 
um seinen Namen fragte, gab er als denselben Thong-kani (ge- 
läutertes Gold im Siamesischen) aU; und die Botin sehloss daraus, 
däss er Suvan (Gold im Pali) heissen und der Prinz Suvantha- 
kuman sein würde, indem sie auch die Käthsel der übrigen 
Zweideutigkeiten über die Namen seines Vaters, seines Ge- 
burtsortes, der Hauptstadt u. s. w. eben so erfolgreich löste. -Als 
so das Geheimniss des Prinzen entdeckt war, wurde er mit der 
Königstochter vermählt. 

König Fhrabat Pa-Savat, Sohn des Phrabat Promathat in 
Baranasi (Benares), sah eines Tages, an den Ufern eines Flusses 
lustwandelnd, Blumen auf demselben schwimmen, die von Nang 
Pathumma (der Früulein Lotusblumc) hineingeworfen war, mit 
dem Gebet an den Thevada, sie ihrem künftigen Gemahl zuzu- 
führen. Durch den Duft der Blumen in sterbliche Liebe mit der 
nnbekannten Schönen fallend, bestieg der Kiuiig sein Pferd 
Thossaraja, das mit menselilicher Rede begabt war (wie der 
ungarische Tatos). Dasselbe gab auf Befragen Auskunft über 
den Wald, wo die Schöne in der Zelle ihres Adoptiv- Vaters, des 
Eremiten, lebe, und dort anlangend, wurde der Kcniig von dem 
frommen Büsser mit seiner Geliebten vermählt. Während er in 
den Honigmonaten schwelgte, wurde das ohne Aufsicht gelassene 
Pferd von einem in der Wildniss hausenden Jaksa, Phrabat Xet- 
satso mit Namen, gestohlen. Als das junge Paar im Walde 
den Spuren des verlorenen Pferdes nachging, wurde Phrabat 
Pasavat von einem Waldmenscheu (Khon Pa oder Wilden) er- 
schossen, und Pathomma von demselben geraubt und gefesselt 
fortgeschleppt. Nachts wurden aber ihre Bande durch einen vom 
Himmel herabgestiegenen Devada gelöst, so dass sie befreit ent- 
fliehen konnte. In der Zwischenzeit hatte der Eremit durch 
die Kraft seiner Femsicht das an Phrabat Pasavat begangene 
Verbrechen erkannt und denselben durcli die Kraft seiner Zau- 
bermittel in's Leben zurückgerufen. Er machte sich jetzt auf, 
seine verlorene Gattin zu suclien, und traf unter einem Baume 
des Waldes eine Thevathida (Göttin), die bei Erschöpfung ihrer 
Verdienste vom Himmel auf die Erde gefallen war. Mit ihr 
der liebe pflegend, liess er sie geschwängert zurück, zog 



138 ^'^ obere K&mbodia und Beine Monnmente. 

weiter und gelangte zu einem Fluss, über den er sich durch die 
Dämonin Nang Kroch tragen Hess. Auch hier ein Zeiclien sei- 
nes verliebten Charakters zurücklassend, gelangte er nach der 
Waldstadt, in welcher Phrabat Xetsatso herrschte, und wurde von 
demselben mit seiner Tochter Nang Sabalak vermählt. Als er, 
in den Höfen spazierend, sein treues Ross in einem der Ställe 
sah,' aus dem es ihm zurief, löste er es bei Nacht und entfloh 
auf demselben, den ihn verfolgenden Jacksa im Kampf erschla- 
gend. Die trauernde Jungvermälilte irrte klagend umher, ihren 
verlorenen Gatten zu suchen, und traf auf Waldpfaden mit Nang 
Pathumma zusammen, die nach ihrem Entkommen aus den Händen 
des Khon Pa in die eines chinesischen Capitäns gefallen war, aber 
mit ihm Schiffbruch gelitten hatte und als einzig Ueberlebende 
an eine fremde Küste ausgeworfen worden war. Die beiden 
Prinzessinnen wanderten weiter (ohne es. zu wissen denselben 
Gatten suchend), und als die Zeit Pathumma's gekommen war, 
leistete Nang Sabalak Hebammendienste. Während sie im 
Walde Brennholz sammelte, um das Feuer der Reinigung anzu- 
zünden, sah sie ein junges Aeffchen, das in einen Bergstrom 
gefallen war, gegen das Ertrinken ringen, und zog es heraus, 
worauf alle Aflen des Waldes herbeieilten, um ihr für diese 
Gutthat ilire Dienste anzubieten und ihr das Leben in jener 
Wildniss zu erleichtem. Zur Wöchnerin zurückkehrend, fand sie 
dieselbe an dem Biss einer Schlange gestorben, und Hess das 
Kindlein in der Sorge des Affenkönigs, der ihr den Weg zur 
nächsten Stadt Dandasa zeigte, um dort Milch zu finden. Diese 
Ortscliaft gehörte aber zu dem Lande des Königs Phromathat, 
der dort gerade mit seinem zurückgekehrten Sohne Pasavat zu- 
sammengetroffen war und jetzt auch dessen Gemahlin fand. 
Prinz Chanthakurub, der bei einem Eremiten (Rüsi) die Sinla- 
prasat erlernt hatte, erhielt von demselben bei seinem Fortgange 
eine kleine Dose, worin aus einem Homunculus eine Jungfrau erzeugt 
war, mit der Warnung, dieselbe nicht am Wege, sondern erst 
nach Ankunft in der Heimath zu öffnen. Aus Neugierde liess 
sich Chanthakurub verleiten, den Deckel schon während der 
Reise zu lüften, und fand eine reizende Jungfrau, die er hervor- 
zog und als eine Geföhrtin mit sich nahm. Eine Bande Räuber 



-1 



ChintUkorub. 139 

die das Pärchen erblickte; tridtete den Prinzen und führte 
das Mädchen als Beute mit sieh* fort. Dasselbe ertrug ihr 
Schicksal mit Gleichmut!) und Hess sich gern in der nächsten 
Nachtrast die Liebkosungen der Räuber gefallen; so dass selbst 
diese verderbten Naturen eine Abneigung gegen ein Geschöpf 
empfanden; das so rasch seinen trllheren Geliebten vergesse; und 
die Dosendame in der Wildniss zurtickliessen. Sie suchte die 
Leiche ilires erschlagenen Gatten auf, und dort in weinenden 
Klagen Phra-In anrufend; zog sie den Gott herbei, der sich in Ge- 
stalt eines Habicht auf die Zweige des überhängenden Baumes 
setzte und dort nach Fleisch krächzte. Die DaniC; die nach den 
langen Wanderungen Hunger fühlte ; blickte empor; und hörte, 
wie der Vogel sang: ;;Wer mir erlauben wird, mit ihr der Liebe 
zu pflegen; für den sind diese Fleischspeisen bestinmit." Sie 
nahm den Habicht an ihren Busen und erhielt dann Nahrung; 
um ihren Hunger zu stillen. Phra-In (Indra) rief dann Chantha- 
knmb in's Leben zurück; und deutete ihm die Strasse «lU; die er 
za ziehen habC; um die ihm dur(*h das Geschick bestimmte 
Gattin zu linden. Seine bisherige Geliebte verwandelte er da- 
gegen in einen Cheni oder HeulatfeU; der noch bis zum heutigen 
Tage bei Nacht um den verlorenen Gatten klagt, laut: Kurub; 
Knmb rufend, dass es schauerlich durch die Oede des Waldes 
widerhallt Nach der bezeichneten Residenz gelangend; vermählte 
sich Prinz Chantliakurub dort mit Nang MaclialiU; der Tochter 
des Phaya Naktharah; und machte sich mit ihr auf den Heim- 
weg zu seinen Eltern. Als sie Nachts unter einem Baume schlie- 
fen, wurden sie dort von einer nach einem Gatten suchenden 
Jakkini (Dämonin) erblickt; die sich in Chanthakurub verliebte 
und den Köri)er der Nang Machalin ihrer Seele beraubte; um 
selbst in denselben einzufahren. Als der Prinz am Morgen er- 
wachte, sah er sein Weib neben sich, wie am Abend zuvor, aber 
es stiegen doch Zweifel in ihm auf, da er durch einen beängsti- 
genden Traum geschreckt worden war; in welchem ein grosser 
Vogel herbeigeflogen war und seine Gattin von seiner 
Seite geraubt hatte. Nach dem Königssitze seines Vaters 
snrttckkommend; befragte er die Hora über die Auslegung; und 
diese fanden bei genauer Beobachtung, dass die von ihm mit- 



j^40 ^^ obere K&mbodia und eelne MoDumente. 

gebrachte Frau alle Zeichen einer Jakkini trüge und nicht der 
Menachennatur angehöre. Die Über diese Entscheidung entrtlstete 
Dämonin nahm dann ihre eigene Gestalt furchtbaren Aussehens 
an und stürzte auf die Astrologen los, um sie zu zerreisseo; 
aber Chanthakunib hieb noch zu rechter Zeit mit seinem guten 
Schwert dazwischen und versetzte ihr den Todesstreich. Er 
kehrte dann auf der hergezogenen Strasse zurück, um die Leiche 
der Prinzessin zu suchen. Diese war aber schon von Engeln 
fortgetragen und im Wasser gebadet worden, worauf auf die 
Nachricht ihr Vater Phaya Nakh oder Naktharah herbeieilte, um 
ihr das Leben wieder zu geben. Als Prinz Chanthakurub nach 
dessen Hauptstadt zurückgekehrt war, fand er nun seine Ge- 
liebte frisch und gesund, und lebte mit ihr noch lange in Glück 
und Frieden. 

Phra Vixathon, ein Sohn des KOnigs von Baranasi (Benares), 
empfing eines Tages den Besuch von Preta's*) (Phret), die ihn 
demüthig baten, ihnen zu erlauben, von seinem Fleisch zu essen, 
da es ihnen unmöglicli sei, ihren Hunger zu stillen. Der Prinz 
verlangte nur einen kurzen Aufschub, um einige Abschiedsworte 
mit seiner Mutter zu reden, und that dann ein Wunschgelübde, 
in Folge dessen ein Schwert vom Himmel fiel, so dass er sein 
Fleisch in dünnen Streifen abschneiden konnte, um es den Pre- 
ta's in passender Form zu geben, dass sie es in den Mund stecken 
könnten. Als Alles aufgezehrt war, und nur die Knochen des 
Skelets übrig geblieben, verabschiedeten sich die gesättigten 
Preta's, und der Prinz blieb dort liegen, wo ihn seine Mutter durch 
die Kraft anhänglicher Erinnerung auffand. Als sie nur ein Gerippe 
vor sich sah, nahm sie dasselbe in ihren Schooss und weinte 
darüber. Der Prinz tröstete sie aber, sie solle sich des Kum- 
mers entschlagen und nicht nutzlos abhärmen. Da von ihm nur 
die Knochen übrig seien, so könne er unmöglich fortleben, er 
würde aber im Himmel wiedergeboren werden, und starb unter 
zärtlichen Trennungsworten, 



*) Die Gespenster der Vorh5nef mit einem Ochsenwanst, aber einem Monde 
Bicht grosser als ein Nadelohr. Die gigantischen Wasserdämone heissen Rakt- 
sasayaksa. 



Sangkapat 141 

Prinz Sangkapat wnrde von Bcinem Vater nach dem Lande 
eines befreundeten Nachbarkönigs gesandt^ da dieser ihm brief- 
lich vorgeschlagen hatte, ihre Kinder zu vemiUhlen. Das Fahr- 
zengy das zur Reise vorbereitet worden, litt SehiflT)ruch zur See, 
es gelang aber dem Prinzen, an's Land zu schwimmen und sein 
Leben zu retten. Im Walde seine Strasse ziehend, sah er einen 
Brabmanen (Phram), der einen Baum erstieg und Vorl)creitungen 
traf, sich zu erhüngen. Um den Grund befragt, erzählte er ihm, 
dass er tief verschuldet sei und alle Mitglieder seiner Familie 
schon als Pfandsklaven hätte in Haft geben müssen. Sangkapat 
überredete ihn, von seinem Beginnen abzustehen, und Beide 
reisten zusammen weiter. Als der Prinz Nachts, um zu scldafen, 
»ein Haupt in den Scliooss des Brahmanen gelegt hatte, be- 
merkte dieser einen kostbaren Ring an seinem Finger, und da 
er Begierde fühlte, sich desselben zu bemäclitigen, quetschte er 
die Angen seines Begleiters aus. Als Sangkai)at den Schmerz 
fllblte, befragte er den Brahmanen um seine Absicht, und hörend, 
dass dessen Sinn nach dem Ringe stände, gab er denselben hin, 
aber schon war sein Gcsiclit verloren. Hülflos wurde er am 
nAchsten Tage durch einen Gärtner gefunden, der dort ein Lust- 
flchloss des Königs im Walde beaufsichtigte und ihn mit sich 
nahm. Als eines Tages die Prinzessin dorthin kam, um Blumen 
zn pflücken, wurde sie überrascht durch die grosse Aehnliclikeit, 
die der Blinde mit dem Portrait besitze, das von ilirem zukünf- 
tigen Schwiegervater als das Bildniss seines Sohnes gesandt 
worden war. Als sie ihrem Vater ihre Entdeckung mittheilte, 
wurden Nachforscliungen angestellt, und als die Wahrheit an 
den Tag kam, die Hoehzeitsfeierlichkeit vollzogen. Die Prin- 
xessin verlangte die Bestrafung des Brahmanen, und wohnte, 
trotz der Abmahnungen ihres Gatten, der Gerichtssitzung l)ei. 
In Folge dessen enthielt sich Sangkapat der Speise und des 
Trankes, da er von seiner Frau wegen seiner Blindheit verachtet 
würde nnd sie ihm nicht gehorche. Diese aber, die nur aus 
Uebereilnng gefehlt liatte, that ein Wunschgelübde, dass, wenn 
sie in der That ungehorsam gewesen, ihr Gatte in der bishe- 
rigen Verfassung bleiben möge, dass aber, wenn ein Missver- 
fltäadnias voigelegen, ihm sein Augenlicht durch Phra In wieder- . 



^42 ^'^ obere K&mbodia und Beine Monmuente^ 

gegeben werden möchte. Der Prinz wurde sogleich wieder Behend^ 
und gelobte nun seinerseits den Wunsch, dass, wenn er onge- 
rechterweisc zornig gewesen, er so verbleiben möge, dass aber, 
wenn er gute Gründe für seine Vorwürfe gehabt zu haben glaube, 
sein Gesicht unübertreffliche Schärfe erhalten möge. Und das 
Letztere geschah. In Folge seiner Beobachtung der Sila (Vor- 
ßchriften) verzieh der Prinz dem Brahmanen, da es ein Bruch 
derselben gewesen wäre, wenn er ihn hätte bestrafen lassen. 

Im Kambodischen werden die Äccente des Mai Ek und Mai 
To nicht gebraucht, aber die hohe und niedrige Stimme gilt 
dort gleichfalls in der Betonung. Verse werden, wie im Siame- 
sischen, zum Theil durch die Zahl der Silben bemessen, zum 
Theil nach deren hohem, tiefem und gleichartigem Tone beim 
Singen, und unter der dominirenden Stimme des Gesanges kom- 
men dann die hohen und tiefen Buchstaben nicht zum Ausdruck. 
Die Kambodier unterscheiden die Kakkati genannten Verse, die 
mit gleichschwcbender Stimme gesungen werden, die Phromakttt, 
in denen die Stimme steigt und sinkt, die lang ausgezogenen Pu- 
mohl und die Putjong. 

Für elegische Gegenstände werden hauptsächlich die Phro- 
makUt genannten Verse gebraucht, für fröhliche im raschen 
Tempo die Kak. Verse mit wechselnden Stimmen heissen Klon 
fat kan. In den siamesischen Versen (Xabang, Jani, Soranka- 
nang, Phirat u. s. w.) wechseln die fünf Betonungen (als Mai 
Ek, Mai To, Mai Tri, Chattava und Pancha). Bei anderen in 
der letzten Silbe reimenden Versen, Xanthapak, die aus zwei 
Linien bestehen, mögen die Worte in der Mitte getheilt werden, 
um zu beiden zu gehören. Ein Bath besteht aus acht Buch- 
staben, und vier Bath machen ein Gatha aus. 

In den Jalasanvara genannten Versen werden die Worte 
durch verschlungene Kreislinien ihrem Sinne nach verknüpft, in 
einer „verbrämten Halskragen" gleichenden Form. Verse, in 
denen die Worte durch doppelt verschlungene Linien verkettet 
sind, heissen Narai kan kan ( Vischnu mit ausgespreizten Armen), 
und andere mit umschlungenen Guirlanden Kruth kan pik (Ga- 
ruda mit geöffnetem Schnabel). Ihre weitere Behandlung findet 
sich in der Anakreontischen Form in den zur Prosodie gehörigen 



Varee. 143 

Gapitelu des Vutho-thai gehörigen Buches. Von einigen der 
durch Buchstabenversetzungen gebildeten Geheimsprachen be- 
merkt das Chindamaniy dass sie von den RUsi erfunden sei. 

" Eine Versart heisst Glosi kadu (KSäulen-Verse), weil die An- 
fangsworte von oben nach unten gelesen werden. 

Ich W0rd0 von der Kunst der Verse handeln^ wie das 

Abfassen von Sitzen der Regel gemäss sein mnss, für 

Vene, schon erfunden und stolz, deren Worte der Form nach 

In Sinlen gesetzt sind, wie die Gelehrten früherer Zeit gezeigt haben. 

Öa klav Itola bod hai hen gvam 

Ten Snbhasit tarn chabab rn 

Olon Snbha bob hyam hyam gam Itlav klen he 

Kadn Buran dan phu praj vai hvaii son. 

Ein Schwank im Kambodischcn der Verse Boht Xrong ist 
Folgendes : Xnong ai neng xrong, der BUflfel stösst das Ei, eine 
dicke Beule schwillt auf, dick, \xie ein Kokosnusslöffel. Schick' 
es nach Haus zu seiner Mutter. Schrei doch niclit. So wein' 
doch nicht. Was kehrst Du Dich an die Leute. Lass es 
schwellen eimersdick. Ist doch das Mutterchen noch gesund. 

• 

Geschriebene Räthsel (Khien pritsana) bilden die Siamesen 
z. B., indem sie eine sargähnliche Figur zeichnen, drei n davor, 
vier n dahinter und ein n hinein schreiben, um damit das Lei- 
chenbegängniss zu bezeichnen (ein n liegt, vier sin ham, drei 
jong). Ein Tayiue geschriebenes Wort, das selbst den Sia- 
mesen (obwohl sie sonst an Pentaphtonge gewöhnt sind) unmög- 
lich ist einsilbig auszusprechen, wird in seine zusammensetzenden 
Bnchstaben (mit dem Anfangsconsonaut ) aufgelöst, als bedeutend 
Tu Ti Tea Tay, ich schlage die Schildkröte todt. Tu ist ein 
jetzt ungebräuchliches Wort filr das erste Pronomen, auch tu 
kha ist obsolet geworden. Parot kai sitthi, oder durch Queck- 
silber erworbene Kraft wird den Verdienstvollen beigelegt, die 
nicht sterben, sondern verscliwinden. 



Ausser den Mönchen besuchte ich auch den Abt des Klo- 
sters Kabommarat, und während ich neben ihm sass, kam ein 



144 ^^ obere Kambodia uod seine MonmueDte. 

Gemeindeglied, und bat, nnter Darbringung von Kerzen, um einen 
Mönch, damit in seinem Hause Mantra's (Mon) gelesen würden. 
Der Abt versprach einige seiner Schüler zu schicken. Ich hörte 
dort, dass die Farang*) für ihre Wissenschaften und Künste 
dem Sohne des Tambongkajuhn verschuldet seien. Von diesem 
durch den Chao Myang eingesetzten Abte sind die Klöster in 
Siemrab und auch in der Nachbarschaft, wie in Nakhon Vat, 
Lalai u. s. w., abhängig. 

Während der Nacht zündeten die Diener des Kha luang un- 
ter dem Hause Feuer an, das sie ohne Flamme fortglühen Hessen, 
um sich, auf dem erhabenen und durchlöcherten Estrich dar- 
über sitzend, an der aufsteigenden Hitze zu wärmen. In den 
nördlichen Provinzen Chiua's sah ich zur Erwärmung desSchnl- 
zimmers die Steinbänke geheizt, auf denen die Kinder sassen, 
und auch in den Gasthäusern lassen sich die Reisenden durch 
eingelegte Kohlen das Steinbett yor dem Schlafengehen erwärmen. 

Am andern Morgen wurde in der Gerichtssitzung des Kba 
luang der Process**) eines Mannes verhandelt, den ein Anderer 
anklagte, seit sieben Jahren zwanzig Scheffel Reis geliehen zn 
haben, ohne Rückzalilung. Später stellte sich ein Privatbesnch, 
der Abt des Klosters Sila aus Nakhon Vat, ein, um sich über 
seine Untergebenen zu beschweren, die zu arbeiten verweigerten. 
Die Gläubiger der verschuldeten Samreh hielten diese zarttek 
und wollten das Kloster für Bezahlung verantwortlich machen. 
Doch wurde der Bittsteller beruhigt, dass ihm nichts geschehen 
könne. Der Kha Luang, der zu den Vasallen des Phra klang 
gehörte, stammte aus dem nördlichen Siam und besass einige 
alte Bücher über die dortige Geschichte. Die Stadt Lamphnm 
führte früher den Namen Haripunxai. In den Ruinen von Myang 



*) The Chief Manosingho (who baUt the palace» at Dhubri) was accompaiUed 
by LokhymoD, the great Hindu artist, who having been instructed by the gods 
and havlng foiind his countrymen unwÜling to take any trouble, visited China 
and Europe and taoght the barbarians of these countries, all the arts, in which 
they now excell. 

**) Das Gerichtsverfahren gleicht dem siamesischen. In der nepalesischen 
Hauptstadt giebt es vier Gerichtshöfe Kot-Singh, Inta*GhapU, Taksar und Daiwuk 



Bausteine. j^45 

Tak (uürdlich von Rakeiu) werden oft SilbermUnzeu gefunden, 
die wie ein Doppelschnabel gekrümmt sind. Als der Fürst 
(Chao) Xiengla (nördlicli von Xicngrai) die Stadt eroberte, liei- 
rathete er die dort herrschende Königin, Nang Chamari genannt. 
Die sogenannten Sinlaheng, von denen die Stadtmauern erbaut 
wurden, sind nicht Steine, wie sie sich in den Bergen finden 
(Hin Khao), sondern bilden sich von selbst in der Erde oder 
im Wasser, weshalb sie auch mitunter durchlöchert bleiben. Die 
Tempelrainen Phitsanulok's sind von Nischen diclitgedräugter Bud- 
dha's umgeben. 

Gegen Mittag kam der Führer, um anzuzeigen, dass das 
inr Weiterreise verlangte Boot unterhalb der Stadt fertig läge. 
Ich liess mein Gepäck auf Karren dorthin bringen, fand das 
Boot aber so klein und schlecht, dass ich nach der Stadt zurück- 
Bcbickte, um es durch ein besseres ersetzen zu lassen, und be- 
nutzte die Zwischenzeit zu einem Bade. Längs des Flusses 
fanden sich mehrere Schiffswerften, und Kaufleute kommen von 
Udong, am die Kähne zu kaufen. 

In der Stadtmauer Siemrabs sind viele Reste der alten 
Ruinen eingefügt, die augenscheinlich früher die ganze Gegend 
bis zam See bedeckten. Während wir in Inthapataburi (Na- 
khou Tom) und Patentaphrom die Kuinenstätten der alten Haupt- 
städte des Landes und in Nakhon Yat sowolil wie in Prasat 
Keoh die zugehörigen Tempelklöster finden, mag der frei aus der 
Fläche aufsteigende Lalai, unter Zufiiguug von religiösen Bau- 
lichkeiten, mit Absicht auf die Spiele gebaut sein, die sich von 
ihrer Höhe auf der baumlosen Ebene, wie sie von ihrem 
Fasse abfällt, am geeignetsten überscliaueu Hessen, während 
der terrassirte Hügelbau Bakongs nach der jetzigen Tradi- 
tion zur Aufbewahrung des Phra Ko oder Stiergottes bestimmt 
war, der noch in den späteren Zeiten der kambodisclien Ge- 
schichte mit grosser Heiligkeit verehrt wurde, besonders in 
seiner Zusammenstellung mit dem Phra Keoh des Prasat Keoh. 
Kabin bezeichnet einen rothen Ochsen oder eine rothe Kuh, wird 
aber auch flir Affe gebraucht, und findet sich in Verbindung mit 
Maha-Phrom sowohl wie mit Kabila-Muni. Die Chinesen erwäh- 
nen Eroberungszüge der Birmanen und Laos im IIL Jahrlidt. 

Bftitlan, Reiae In Kambodia. IV. iU 



«i 



146 I^t^ obere K&mbodia und seine MoDomente. 

p. d.^ und das Vorwalten des Buddhismus in Indien unter der 
in Kapili oder Kabinlawutti regierenden Dynastie fällt mit dem 
Aufschwung des Juen-Zweiges zusammen. Aus alten Erinnemn- 
gen wurde (130G p. d.) der Tempel in Buddha Gaya emenert 
Von den kambodisehen Monumenten erinnert Bakong am Direc- 
testen an jene mexieanisch-polynesische Architektur der Teocalli 
und Morai, in der als Grundlage ein natürlicher Hügel flir die Au»- 
ftihrung künstlicher Terrassenbauten benutzt wird. Von dem 
Thore der Aussenmauer ftlhrt ein Pflasterweg über Niederungen 
zum zweiten Thore und dann weiter zwischen einigen verfalle- 
nen Structuren hinlaufend zum Fusse des Hügeltempels Bakong; 
an dem über seclis Terrassen vierzig Stufen zu der Kegelspitze 
führen; auf der die aufgemauerte Plattform schroff und steil 
nach allen Seiten abfallt und eine weite Umschau gewährt Jen- 
seit der zehn Psasada, die am Fusse der Terrasse innerhalb 
des durch den zweiten Mauerring gebildeten Hofes stehen, breitet 
sich ein Waldland aus, an vielen Stellen in das leichtere und 
losere Grün von Bananengärten aufgelöst, mit durchgeschlängel- 
ten Silberstreifen sandiger Fusswege und überall durch Palmen 
überragt. Im Osten markirt sich jenseit des Baummeeres eine 
offene Linie vor dem Horizont, und dort zeichnen die blauen 
Linchi-Berge ihre Umrisse ab. Oestlich stand der Dom Kakhon 
Vat's vor. Die Treppen an den Terrassen flihren (iurch niedrige 
Steinthüren. Roh aufgerichtete Steine und isolirte Säulen stehen 
umher. Der Wall ist aus behauenen Steinen gebaut und im 
zweiten Kreise gewölbt. Die aus Ziegeln gebauten Prasada 
haben nur einen Eingang, und die falschen Thtlren der anderen 
drei Seiten sind reich mit Sculpturen, wie auch die Portale von 
einem Arabeskenwerk überzogen sind. In den Aussennischen 
der Wände stehen Steinfiguren. Sechs der Prasada liegen in 
Trümmern, von Jungle überwachsen, und auch die anderen haben 
Schaden gelitten. Löwen hüten die Treppenstufen, Elephanten 
treten an den Ecken hervor und die Drachenschlange ringelt 
sich auf den Balustraden. Nur zwei Eingänge finden sich im 
Osten und Westen. An einem der Steinthore hebt sich zwischen 
Ornamenten der Kopf eines Jackka empor. In den Verschlin- 
gungen der Arabesken bildet sich mehrfach die Figur Narai's. 



Terrusenhimmel. 147 

Der zu der Plattform aufsteigende Httgel ist ganz in Terrassen 
nmgefonnty an seinem Fussc stehen die Prasat^ die dann wieder von 
der Mauer im doppelten Zirkel umschlungen sind. 



Bei der Adoptimng der Gestalten des brahmanischen Pan- 
theon, wie sie überall bei den kanibodischen Monumenten , oder 
auch in siamesischen und brahmanischen Mythologien hervortritt; 
hat der Buddhismus hauptsUchlich die Meditations-Himmel der 
Byamha oder Phrom bevorzugt, die sich weit Über die Terrasse 
der sinnlichen Paradiese erlieben, aber dann als letzten Abschluss 
Aber das Ganze die Unendlichkeit des Nirwana allumfassend 
herumgewölbt. 

Die Himmel der Thevada werden in 10 Stockwerke (Kichanla) 
getheilt, oder in 6, die bei den Siamesen Thao-LfOka-Bala, Dava- 
dttngy Jama, Dusit, Nimmanaradi und Paranimit heissen, oder bei 
den Kambodiem Jatummaharaxica, Dutchidajama, Dimaranadih, 
Eanitakha, Ankanitakha und Tutthita. Sie bieten verschiedene 
Wohnungen, *) je nach der Disposition der abgeschiedenen Seele. 
Die Xan Maharaxika bildet die Wohnung für Maha- Brahma. 
Die fttnf triumphirenden Himmel zwischen den 17 Brahmaloka's 
und den 4 Arupaloka werden von den Zerstörungen nicht mit 
betroffen. Die Phrom werden mit 4 Gesichtern gedacht, von de- 
nen auf den Bildern drei dargestellt sind. Phrom meint vielge- 



*) OimbeU in coelo deornm immortallum, ac bonornm daemonum locus cre- 
cUbatnr, HnergemeU p«rditi88iinorum ac peMlmorum, Helgrlndur volgi tarbaeqne 
Bortellnm IgnobiÜB, Valhalla regum, heronm, Asanim, Ducumqae in bello fortiter 
oeenmbentinm , Ydaensaakar optlmoram virorom ac virtatem claritate praAclare 
de genere hnmauo meritornm (Stephanins). Am Besten ist es im Oimle sein 
■it Surtur (helset es in der npsalaischen Edda). Oimlo wird als neunter Himmel 
■ol||ttIblt. Als Freya's Sitz heisst der neunte Himmel Yolkwang. In den acbt 
Blockwtrken des Belthnrms erhob sich die Wohnung Satnm's fiber den sieben 
Himmeln. Pherekydes theilte das ganze All in sieben Hallen. Die zehn Taro- 
wnnelD, die die alte Matakerepo dem Tawhäki zahlt, entsprechen den zehn 
Hlmmelirilnmen, in deren letztem Rupe Rehua sich findet (nach den Mythen der 
ÜMri). Auch auf Tahiti zerfiel der Himmel in zehn Strata oder Tua, deren Jedes 
dm Wohnsitz stets angesehenerer Geister war, bis zum ▼5111g finstem der oberen 
OStter (s. Schirren). 

10 • 



148 l)<^ obere Kambodia und seine Monnmente. 

sichtig. Sie haben weder Eingeweide noch Änsftlhnmgsgänge, 
und deshalb musste der Genuss irdischer Nahrnng, der sie in 
Menschen nietamoiT[)hosirte, *) erst eine Revolution in ihnen schaf- 
fen, indem dadurch auch die Sexualorgane hervorgetrieben wur- 
den. Ihre sechs geistigen Fähigkeiten sind Vitok, Vichan, Piti, 
Sukh, Ekhata, Ubekha. 

Die Hohe**) der Phrom-Himmel wird als Akkanit angege- 
ben, d. h. als endlos, weil die Entfernung nicht gemessen wer- 
den kann; die ersten drei Terrassenstufen zeichnen sich durch 
Gelehrsamkeit, die folgenden durch Glanz, ***) die obersten durch 
Schönheit aus. 

In kosmologischcn Gemälden wird der Raum über den 
Arupa-Phrom-Himmeln durch einen wolkigen Nebel (Axaxada- 
kat) bezeichnet, der den Uebergang zum Myang-Nakhon-Neibban 
(Myang-Keoh-Amatha-Maha-Niruphon) bildet. 

Nach den verschiedenen Terrassen sind die Phrom verschie- 
dener Form und Erscheinung. Da, wo sie ohne Kopf und Kör- 
per nur aus Chai (Sinn) bestehen, gleichen sie der länglichen 
Fak-Frucht (in der Fak-Rupa). Auf einer Terrasse (Xan) be- 
sitzen sie nur Augen (ta), Ohren (hu) und Chai, aber weder 
Mund noch Gesicht, da sie dort keine Nahrung zu sich nehmen. 



*) Adam antem et Evam prins qiiidem habnisse levia et yelnt ipirftalia 
Corpora, qoemadmodum et platmati sunt, venientes antem hoc demntasee in 
obscnrins et plnguius et pigrius, giebt Iren&us als Lehre der Ophiten. Nachdem 
die ersten Menschen ans dem Paradies der vier Ströme Verstössen sind, erhalten 
sie statt der lichten und gleichsam geistigen Leiber, in welchen sie erschaffen 
waren, dunkle und grobe, indem die Röclte von Fellen, welche der WeltschSpfer 
den gefallenen Menschen bereitete, die grob materielle Leiblichkeit darstellten, 
in welche der Mensch nach dem FaUe Verstössen ward (Hilgenfeld). 

**) 11 7 a vers le midi an autre ciel plus ^lev^ que celui-ci et que l'on 
nomme bleu-clair et au-dessus de celui-la un troisiime ciel plus Aev^ encore, 
appelU le vaste, dans laquelle doit dtre la ville de Oimle, mais ponr le präsent, 
il n'y a que les Genies lumineux (d'Alfheim), qni y demeurent (Mallet). 

***) Das im kleinen Räume des Herzens vom Auge der Wissenschaften (Vidja) 
zuerst erblickte Licht ist die reine Gestalt der Wissenschaft Mit dem sinnlichen 
Auge wird es nicht erblickt. Wer aber dieses Licht, welches der Aufgang des 
Brahma und herrlicher als alle leuchtende Welten ist, wirklich geschaut hat, 
der ist in Wahrheit ein Brahmane, ein Leuchtender (s. Windiachmann). 



Varoa. J^49 

Die Arapa-Phrom; als dem Nibban nahe^ sind ganz gestaltlos und 
können deshalb von den Malern nicht bildlich dargestellt werden. 

Die Devada im Himmel Daodllngsa sind von weisser Farbe, 
in Tnssida von gelber. In Yama gleicljen sie der Sonne, die 
am Morgen wie Gold und Silber glänzt, aber am Abend ihr 
Licht verliert und in Dunkelheit erlischt. In Gemälden eignet 
sich Phra-In (Indra) die grüne Farbe zu, in Folge des Glanzes 
vom grünen Kleinod (Keoh Inthalin, oder Katsamih-Keoh), das 
er trägt und das die ganze Figur mit seinem Glänze überstrahlt. 
Je nach der Farbe der dargebrachten Opfergaben wird sich durch 
die Kraft der Barami (Verdienste) die Farbe der künftigen 
Existenz bei der Wiedergeburt gestalten. Die Kleidung der 
Priester ist gelb, aber Buddha oder Phra-Chao(Boromma-Puttho) 
wird gewöhnlich in rother Farbe gemalt, damit seine Figur 
mehr hcr\'ortritt. Auf alten Bildeni wiegt auch bei den übri- 
gen Priestern die rothe Farbe vor, wohl aus Sparsamkeit, da 
das Gelb viel Geld kostet. Mitunter sind die rothen Gewänder 
mit gelben Sternen besprenkelt. Menschlichen Figuren gehört die 
braune Farbe an, den Amren und Jakh die rothe. Phra-Phrom 
ist gelb und Phra-Ram sowie Narai werden im Gesicht*) grün 
gemalt, aber weiss am Körper. Die Maler scheuen bisweilen, 
die Augen anzudeuten, und nach den Chinesen wird das Bild 
dadurch belebt. Die Brahmanen tauchen den Zweig einer Be- 
telwinde in Lampenruss und bezeichnen dadurch die Augenflecke 
anter Hersagung von Beschwönmgen. 

Bei der Schöpfung der Welt wuchs der Siva-Lüngk (Seb- 
Phet) auf, als die Wurzel der Erde, um ihr Stütze zu geben, 
und an seiner Spitze trug er die Dok-Bua (Lotusblume) aus der 
Phra-Narai erzeugt wurde. Die Siamesen sagen, dass die Brah- 
manen ihres Landes Phra-Insuen unter dem Namen Phra-Sava- 
Lttngk (oderLinga) verehrten. Phrolim, Phra-Insuen und Narai 
heissen die drei Herrschaften oder Phra-Phu-Pen-Chao-Thang-Sam 
bei den Brahmanen. Von ihnen ist Phra-Insuen das Haupt und 
auf sein Gebot muss Phra-Narai, sein jüngerer Bruder, in unab- 

*) The fiee of each of the FWe-Rnlers should be of a color, correspouding 
te th« eolor, which each represento. Sie gehören za den corrapt gods (nach Doo- 
littl«), who become correct gods by the decree of au emperor. 




i 



j^50 ^** obere Kambodia und seine IfoDoraente. 

lässig tiefer Meditation ttber die Vorschriften in der milchigeii 
See"^; verbleiben; auf dem Rücken des Drachenkönigs Ananta 
thronend. 

Phramahenmenlüng ist der Vater and Phraborimensiin die 
Mutter Phra-Insuen's. Bei der Fluth zogen sich die Eltern yon 
Krailat nach Devadflng zurück^ sandten aber nach dem Ablaufen 
der Wasser ihren Sohn zur Wiederherstellung. Phra-Insnen 
baute die Welt; unterstützt durch Phra-Narai, der mit ihm im 
Trailat oder Dreiberg **) weilt; aber gelegentlich sich nach der 
Milchsee (Kasien-Samuth) begiebt, um die Vorschriften zu be- 
obachten. Von Kailasa aus beherrscht Phra-Insuen den paradie- 
sischen Himavan. ***) Mit Uma zeugte Phra-Insuen die Söhne 
Thevakam und Mahakinet. Am Schwingfest der Siamesen 
kommt Phra-Insuen auf die Erde herab; berührt sie aber nur 
mit einem FussC; da sie sonst versinken wtLrde, und deshalb 
darf Phaya - Phollatheph den andern Fuss nicht niedersetzen. 
Perseus mit Flügelschuhen war (nach Porphyrius) Priester des 
Mithras. 

Phra-Insuen wird in seinem Ausbau der Weltf) durch den 
Architekten Visvacarman unterstützt; der vortrefflich in Stein 
arbeitet; während der ägyptische Schöpfer den Menschen auf 
der Thonscheibe zu drehen versteht. Plato's Gott (bei TimäOB) 



*) Beim Battem wickelt sich die Weltschlange nm Berg Meni, wie Typhon 
mit seinen DrachenBchw&nzen Zeoi am Berge Casios umschlingt. MUebseen 
kennen (nach Schott) die Walachen, und die Drachen und Schlangen (Milch* 
mütter der Letten) sind wie anderswo anch in der Normandie (nach Boequet) 
dnrch MUch zn berahigen. 

**) Stetin tres montes, amhita suo conclosos hahebat, nnd darauf stand 
das Bild des Trigelaos (Triglaph), dessen drei K5pfe die Herrschaft über drei 
Reiche (Himmel, Erde nnd HSlle) bezeichneten. 

««•) ^ach dem Raja Ratnagari wurde Pakramabahn bei seinem Tode nach 
einem SUberfels in der Wildniss des Himala yersetzt, nm dort bis zum Ende der 
Welt über die glänzenden Berge zn herrschen. Von dem tempelschSnderiscben 
Könige Choranganam war frflher gesagt, dass er nach der H61)e Endiri Maha 
Naraka gezogen sei nnd dort den Namen Cawla Cai^Jaknam Maha Pretaya er- 
halten habe. 

f) Nach den pseudoclementinischrQ Homilien hatte der inclTtns aogelni die 
Welt nach dem Urbilde der oberen ersehaffsn. 



lucaruatiou. ibi. 

bildete die Knochen aaf folgende Weise : ;,Er siebte Erde durch; 
und als sie rein und glatt war; vermischte und machte er sie 
mit dem Mark an und legte dies iu's Feuer; tauchte es hierauf 
in Wasser und dann noch einmal in's Feuer und wieder in's 
Wasser. Indem er es auf diese Weise öfter in jedes von beiden 
Übertragen hatte ; machte er es unautlöslich von beiden. Er 
bediente sich daher dessen und drehte es rings um das Gehirn 
SQ einer Kugel von KnocheU; doch licss er dieser einen engen 
Ausgang^' (v. Wagner.) Nach der Sage der Sioux am oberen 
Mississippi bildete der grosse Geist den Menschen aus dem rothen 
PfeifensteiU; als rothen Adam. 

Phrahm im Himmel incarnirte sich auf Erden als Phra- 
Insaen; ohne Theilung seiner Wesenheit; wie es bei der Einkör- 
perung Narai's (den sib song bang) statthat. Im Gitagovinda wird 
Buddha als menschgewordener Yishnu gepriesen. Holtzmann 
nennt Amara; der unter König Bhoga*) lebte (887 p. d.), einen 
wishnuischen Buddhisten (ein Zeitgenosse des Astronomen 



*) Auch zur Zeit des HluenthsaDg lebten die BuddhisteD, die sich iu Ma- 
gadha Ton den Brahmaneii getrennt hatten, in Malaya mit ihnen untermischt 
Tor den NachsteUnngen seines auch über Gauda oder Bengalen herrschenden 
Ookela Ifanga, dem sein Vater wegen Mlndeijährigkeit die Regierang Oberlasseni 
Mf sich Bhoga (f 1053) nach dem Tempel der Mahamaja zurQck. Nach Abufazl 
vwlegta Bhoga (der auch im Lande der Pandja herrschte) seine Residenz von 
Uggi^ini nach Dbara und Hess den in Orissa verschwundenen Thron nach dem 
Anfllnden nach der Hauptstadt bringen. Nach Bhoga's Hof flüchtete vor Mahmud 
ron Ghazna der König Kabuls. Auf der Inschrift heisst Bhogadeva der Hervor- 
ragendste anter den Geschlechtem der Pramana, der den Erdkreis bis zu dessen 
loMersten Grenzen durchzog. Der Jogi aus Kaschmir herrschte, so lange die 
Seele des Königs in einen Papagei gebannt war. Mehrere Jainas blühten unter 
Ihm als Schriftsteller. Laxmideva, Sohn des Udajaditja (der auf Bhoga folgte), 
dehnte seine Eroberungen aus, während Laxmanasena aus der Vaidja-Dynastie 
In Bengalen herrschte. Der Stamm der Kero wurde durch die Pramara ans 
Blhar vertrieben. Unter Vastupala und Tegapala (aus dem Geschlecht der Prag« 
▼■ta^KalukJa im Fürstenthum Chandravati), den die Jainas begünstigten, wurden 
die prächtigen Tempel auf dem Berge Arbuda gebaut. Dorthin verlegten auch 
die Pranura (Porvaroi bei Ptolemäos) ihren Ursprung, als zu den Agnikula ge- 
kSrtg. Auf der Inschrift der von Arjuua stammenden Haihi^a (des Mondge- 
leUeehtee) wird Avelladevi (Gattin des Karna), aus dem Volke der Huna abstam- 
mend, genannt 



]^52 Dak obere Rambodla und netne Monumente. 

Waraha-Mihira , der sich vor dem Fusslotua des MarafeindeB 
oder Vishim beugtet, einen Tempel Buddha's bauend. Wenn Phrm 
Insnen Regen zu geben beabsichtigt, so lässt er seine Befehle 
ergehen an Phaya-Nakh, der dann die Wasser seines Sees*) xa 
solcher Höhe erhebt, das» sie bis an die Wolken reichen. Vom 
Berge Khao Suthatsanakut (mit den Höhlen des Khao Khantha- 
madon ) entquellen vier Flüsse. Vetsuvano ist der ftlr Aufträge an§- 
gesandte Bote Insuen's, der Mahitsathevaputtha (der Sohn des ge- 
waltigen Gottes ) heisst. Von seiner Residenz auf Krailat oder Trailat 
heisst Thao Mahesuon oder Phra Isuen (Insuen) auch Phra-Trailat 
(Vater des Mahaphutthakhinet-Mahaphutthakhinai). Der Meni 
ist (nach Polyän) einer der drei Gipfel des Trikoryphon (Trikuta). 
Wie Phra-Narai führt auch Phra-Insuen den Beinamen Visnn. 
Als Mannt (Mensch) wurde der Thevada Narai in Kama gebo- 
ren. Im Himmel gehört Phra-Insuen zum Phuek Phra In, wäh- 
rend Vetsuvan sich am Firmamente aufhält. Phra Insuen eidstirt 
zuweilen auf dem Berge Krailat, zuweilen im Prohm- Himmel, 
als identificirt mit Maha-Phrohm. Die Dreiheit Isuen-Phrohma- 
Man begreift Isuen auf Erden, Phrohm in den Brahmanen-Regio- 
nen und Mara im Himmel der Thevada, von wo er aber zugleich, 
als Princip des Bösen, in chtonische Form versetzt wird, oder 
auch Pluto's Stelle in der griechischen Dreiheit annimmt In 
seiner dunkeln Wandlung führt Phra-Insuen den Beinamen des 
Schwarzen (Dam oder Kantha). Auch Buddha, der in den Pali- 
texten die feindlichen Angriffe durch seine Heiligkeit überwin- 
det, erscheint im Lamaismus in schwarzen oder furchtbaren 
Wandlungen, als Gzemebog an der Seite von Beibog, wie Gtott 
(nach dem Midrach) als Elohim richtet, als Schadah straft, als 



*) Von den vier Flössen^ die im See Anothata entspringen, nmkreiten der 
nördliche, östliche und westliche den See dreimal und fliessen dann durch die 
Menschenwelt in das Meer aus. Der südliche Strom, nachdem er durch den 
Himmel (Akasa-ganga) geflossen ist, kommt aus seinem unterirdischen Laufe her- 
vor, in fnnf Zweige getheilt, als Gangs, Yamuna, Achirawati, Sarubhu und Mahl. 
Als Girisvaras wohnt Siva auf dem Rerge Meru, wie Jehovah auf dem Moriak 
(s. Nork). Auf dem Berge Kailaf^a, wo Siva mit Parvati residirt, sprosst der alle 
Wünsche erfQllende Kalpa-Baum und verbreitet die Paryata-Blume ihre Wohl« 
gern che. 




1 ingn. 153 

2Sebaoth kriegt. Phra-Khinet oder Phra-Phuttha-Khiuet, der ele- 
phantenköpfige Sohn Phra-Isuen'» (bei den Brabmanen) oder (nach 
den Siamesen) Phra-Insuon's wird meistens mit Phra-Khinai oder 
Phra-Phuttha-Kinai associirt. Wenn Plira-Insuen richtig verehrt 
wird, kann kein Crocodil an die Oberfläche des Wassere auf- 
steigen. Wie Siva in den Vcdas als Rudras wird der Sturm- 
gott auf den Andamanen verehrt, wo (wie auf Fernando Po) 
die Eingeborenen (nach Symes) den Geist der Unwetter durch 
wilde Chorgesänge beschwören. 

Der Sivalüngk in der Gestalt eines hohen Stammes bildet die 
Manifestation (Nimit) Phra-Insuen's. Die Hanptgomahlin des 
Phra-Insuen, der auf Trai-Kalat oder als Ammarim auf (Jem 
Berge Phra-Sumeru residirt, ist Umaphakkavadi * ) (Kahayayani, 
Kbaori, Maivadi, Phavani, Kutharani, Sanpani beibenannt). Ihr 
Sohn ist Phra-Narai, der sich als Phra-Ram, der Gatte der Sitha, 
inoamirte. Neben Uma-Phakkhavadi werden Phra-Laksami und 
Phra-Hatsavari als Gattinnen Phra-Insuen's genannt. 

Die Namen tnsuen (Phra-In oder Indra des Himmels) oder 
Isuen (Iswara) werden oft gleidibedeutend gebraucht flir Siva. 
Auch Issara '*"'') findet sich und Isaraphab, um die höchste Gewalt 



*) Von ihreu Schädel trageuden Verehreru wird Rhawani (Parwatl oder Uma) 
Aaeh Kapalini genannt. „Die Tracht der Einsiedlermönche des heiligen Paulus 
(di« Brfider oder Väter des Todes) bestand aus einem weissgrauen Rocke, einem 
Mant«], einer spitzen Kapnze von schwarzem Tuch, einem schwarzen Scapnlier 
vnd mitten auf demselben einen weissen Todtensch&del mit zwei krenzweis dar- 
unter gelegten Knochen.** 

**) Als Issa offenbart sich Siva in acht Gestalten, und in Ise feiern die 
Japaner das Reinigungsfest der Sonnengottheit Aditja (die Sonne) heisst Isanl 
(der Herrseher), als über das AH herrschend, Asani ist der Blitz (in der Satapatha- 
Brahnana). Bhawani, die Natur als Mutter oder Ambika, wird Isaui genannt als 
fferrscberin, und Osiris, der Brudergemahl der Isis, heisst Isiris bei Uellanikos. 
Mach Diodor bildeten die Griechen Osiris aus Siris, und Bruce erkl&rt Seir (Sire) 
ali Hnnd (Sirius). Nach Olaus Magnus hielten die Lappen die Baiwe (in der 
Sonne) für matrem omnium animalium, die als Lebenswärme im Rennthier unter- 
kalten werde. Nork erklärt Assur aus dem Indischen Isavara. Usow (Esau) war 
daa bSee Prineip in der phSnicischen Mythologie, als Bruder des Hypsuranius 
(Bach Bnsebius). In Ksmnn tritt Asklepios als acJiter zu den Kabiren. Iseede 
bt den .Sabäem der gute Geist. Im Ksthnischen meint Iisa Vater. Esan (Et- 



/ 



j^54 ^^ obere Kambudia und seine Monumente. 

auBzadrttcken. Ferner Itsarat als Oberkönig and Itstryot fttr 
vollsten Ruhm. Als Issi ist Insnen (Isnen) Hanpt der in dea 
Wissenschafken erfahrenen Rischi (Rüsi) oder Rasi. Die yon 
Porsena beherrschten Rasenen waren (nach Hesychins) von Janas 
in Astronomie^ Weissagung und Ceremonien unterrichtet Im 



sen, der Herr) sind (nach Pallas) die Schntzgeister der Mongolen (Aaa der Ta- 
taren). Asins war Zeus Dendrios in doppeltgeschlechtiger Gestalt als ScbSpfor. 
Asins, der durch magische Künste das Holzbild des Palladium verfertigte, gab 
Tros Veranlassung, den Namen seines Reiches aus Epirus in Asia zu verindem 
(s. Ensthathius), während Andere den Lyder Asins oder Asia, die Mutter des 
Prometheus, zu Pathen des Continents machen. Asia proconsuUris begriff dl« 
Asianoi in den St&dten der von Attalus beherrschten Monarchie. Die Diotkmco 
bauten in Golchis einen Tempel der Pallas, als Asia (die Oetheilte). Als unteitte 
der vier Emanationen ist Asiah (in der Kabbala) die Welt des Scheins und 
Trugs. Die Alpiner ehrten Mars, als Esus und Camulus, unter dem Bilde einer 
Lanze und* Namen Fonion (Hormayr). Asa und Asa-el sind (nach dem Talmud) 
sündige Engei, die den Menschen die Zauberei lehrten. Nach Sueton bedevtat 
Aesar in etruskischer Sprache Götter, und Äsen (Aioi) sind die Götter bei das 
Tyrrhenem, sagt Hesychius. Jemandes erzählt, dass die Gothen nach dem Siege 
fiber Domitian ihre Fürsten für Götter hielten und Äsen nannten. Die Asea 
werden als Ansen durch Balken erklärt, wie sie sich im spartanischen Tempel 
fanden, und in Waldeck sieht man den Teufel in Gestalt eines Balken darcb dia 
Lnft fliegen, Geschenke in den Schornstein zu werfen. Die Inder ehren des 
Beisbalken. Es, als die höchste Gottheit der Jenissei-Os^äken, stellt zngleieh 
den sichtbaren Himmel vor. Zoega stellt die Aesar mit den Äsen zusammen. 
Anf den Kupfermünzen der römischen Colonie Yalentia war der As mit Jupiter 
beprägt In den Anses erkennt Münch die nämlichen Worte wieder, welche nach 
den Begeln der nordischen Alterthumssprache Aesir (im Singular Ass) laateii. 
Ifit den Sahan * Tataren wurden die Antsi - Tataren von Temudschin besiegt 
(s. Maiila). Aus einer delphinischen Familie wurden beim Dionysoscaltus in 
Thrakien die fünf Hauptpriester oder Heiligen, als Hosioi, gewählt Tacitns nennt 
die Ösen (neben den gallischen Gothinem) pannonischer Abkunft Nach Ptolemaot 
grenzten die Osylen an die Roxalanen. Das Volk der Asaei wohnte an der Rha 
(Wolga). Ein Pflanzvolk der Askanier, die Phrygier waren, Hess sich in Armenien 
nieder. „Der bei den Parthern wiederkehrende Name Ask liegt anch in Scandi« 
navia (Askanan) zu Grunde, wie in Thuisko, als DJu-Ask.^ Askiburg am Rhein 
war heiliger Sitz der Iscaevonen, gegründet von Ulysses, nach dessen Grotte anf 
Ithaka der Herd der Symbolik von Porphyrius verlegt wird. Snorri liest Odin, 
in Asgard regieren, der Hauptstadt von Asaheim, und die Sagen der Osseten 
sprechen vom Abzüge ihrer Heroen. ATaa (parca oder fatum) dicitnr Sora qnaal 
^ omI ovaa erklärt Sueton. ÄXaun ist fanstos oder anspicatus. Die Bulgaren be- 
siedelten Yanand in Pasen (Vretos). 



Ganesa. 155 

Sapphanam findet sich Martttyu, als Epithel des Isavara oder 
Pra-Ingaen. Der Königsgott Knmara-Kartikeya ist Bruder des 
Ganesa, der wie andere Gottheiten thierköpfig **) erscheint. 

Die Nachkommenschaft Mahadeva's ist meistens in einer 
etwas oigenthttmlichen Art auf schwierigen Umwegen zur Welt 
gekommen^ und mit Recht, da weder dieser finstere Gott der 
BflBBungen, noch seine jungfräuliche Gemahlin sich mit solchen 
Venmohen abzugeben brauchten. Die Mysterien; die Kartikeya's 
Geburt einhtUlen^ bleiben besser in den Allegorien einer heiligen 
Sprache vor profanen Ohren verborgen; aber auch sein Bruder 
Ganesa hatte manche embryologische WechsclfUlle zu durchlau- 
fen, ehe er, der indische PoUear oder Schwellengott, der ge- 
mllthlicb und sorgenlos als biederer Fetisch klotz an der Thttr 
der niederen Htttte stand, zu einem dircctcn Spross der höchsten 
Trimurti erhoben und in die Vorhalle des aristokratischen Kailasa 
eingefbhrt wurde, wo jetzt die schweren Sorgen eines Weisheit- 
gottes auf seinem bedrückten Kopf lasten. Als seine Mutter ihn 
zuerst aus dem Lehme des schaumigen Wassers knetete, womit 
de ihren göttlichen Leib abgewaschen, war seine Bestimmung 
snnächst noch keine andere, als in der Grotte Wacht zu halten, 
wo sie, vor Eindringlingen sicher, sich noch länger in der kühlen 
Fluth zu erquicken dachte. Doch Siva, der damals lange keinen 
Zank mit seiner lieben Parvati gehabt hatte, musste gerade da- 
her kommen, um sie im Bade zu überraschen. Der unglückliche 
Bursche, der noch wenig von der Etikette wusste, mit der solch' 
hohe Herren zu behandeln sind, stellte sich ihm tölpisch mitten 
in den Weg, und Siva handelte gnädig genug, indem er ihm als 
Antwort einfach den Kopf abschlug. Indess war es auf der 
andern Seite doch auch wieder traurig genug, dass der Gott der 



*) Maha Sohon Takseya (with three eyes and four hands of red coloor) hanta 
graitytrdB (feedlng on entraÜB), ridlng od a goat iu his apparition as Say 
Bohona, od a deer as Amu Sohona, on a hone as Jaya Sohona, on a sheep as 
Maro flohona, on an elephant as Galu Soliona. In aucient times amoug the giants. 
(In Ceylon) Jaya Sena picked a quarrel with Gota Imbra, who knocked off his 
htad. Tha planet god Senasnra (being a spectator) tore off the head of a bear 
ud appUed it to the headless tmnk. 



jif>6 ^^' obere Knmbodia und seine MoonroenU. 

Weisheit bei seinem ersten Debüt auf Erden gleich den Kopf 
verlor, und Siva schien das selbst zu ilihlen; denn um die fHr 
ihr Söhnchen klagende Parvati möglichst rasch zu beruhigen, 
nahm er den ersten besten Kopf, der ihm in den Griff kam, 
und setzte ihn dem Rumpfe auf den Hals. Es war glücklicher- 
weise ein Elephantenkopf, denn es hätte eben so leicht, wenn 
das schlimme Geschick es gewollt hätte, ein weit ungünstigerer 
sein können, besonders bei einem Gotte, vor dessen Tempeln ab 
höchster Gegenstand der Verehrung der Ochse Nanda liegt Was 
fllr Folgen dies für den Entwickelungsgang menschlicher Weis- 
heit gehabt haben würde, ist schwer einzusehen; denn nach 
den sorgsam verglichenen Erfahrungen chinesischer Aerzte, die 
bei Trepanirungen, um Substanz- Verlust zu ersetzen, nur ein 
ganz kleines Stück Kuhgehim einzuheilen pflegen, soll schon 
dieses Minimum zur Folge haben, dass sich bei dem Patienten 
Symptome einer Rinder-Natur fcu manifestiren beginnen. 

Sri Ganesa prangt jetzt mit seinem Elephantenkopfe auf 
der ersten Seite eines jeden indischen Buches, und vor Ganesa 
knieen täglich alle Schreiber und Gelehrten des Landes, seinen 
Rüssel mit Blumen bekränzend. Wie Parvati von Ganesa, wird 
Isis von Anubis begleitet, dessen Geburt eben so zweifelhafte 
Zweideutigkeiten decken, als die seines indischen Halbbruders. 

Nach Plato war den Aegyptem der Hund, als das verstän- 
digste der Thiere, der Freund und Feind durch Kennen und 
Nichtkennen unterscheidet, das Symbol der Klugheit, das die 
Indier durch eine in ihren Lebensverhältnissen natürliche Trans- 
position dem gelehrigen Elephanten beilegten. 

Ganesa, als Gott der Weisheit mit Siddhi und Buddhi 
(Kenntniss und Verstehen) vermählt, hat sich nicht begnügt, 
seine Verehrer durch seine Bilder zu begeistern, sondern er zog 
vor, sich in seiner ganzen Göttlichkeit zu incamiren. Auch er 
rief so eine Genealogie lebender Menschengötter hervor, ähnlich 
den auf den Hochgebirgen Tibets re^idirenden Verkörperungen 
des erleuchteten Bodhisattwa's, der seine letzte Geburt als weisser 
Elephant antrat. Die Gurus oder Sannyasis, die die vier Throne 
der Lingaiten (in den Klöstern von Baly-fully, Higing, Sria- 
hela und Canelly) eiunehuien, wurden ebenfalls als wirkliche 



Einkorperung. J57 

Einkörpernngen Siva's betrachtet; nnd für die Smartal-Brahma- 
nen hat Bich die Gottheit in Sankara-Aeharya nnd seinen Nach- 
folgern anf den Stnhl in Sringa-giri ineumirt. Kndali Svami; 
der Gnni aller der Maratten-Brahmanen, von der ämartal-Secte^ 
der in dem Kloster (Matha) zu Simoga lebt; wnrde als eine 
erbliehe Avatara betrachtet. Die Verehrung Ganesa's wnrde 
von Sankara-Aeharya unter den tUnf orthodoxen Seeten (SivaS; 
Parwatis, Vischnus, Ganesas nnd Suryas) zugelassen. 

Die Erdenlaufbahn Ganesa's datirt seit dem Jalire 1640 n. 
Chr., wo er sich in seinen frommen Anbeter Moroba einsenkte, 
mn demselben die Pilgerschaft nach Morgow zu sparen, und fUlIt 
also nngefUhr mit der Verbreitung der lebenden Buddha's oder Khu- 
tnktn's über Nord-Asien zusammen, nachdem der Dalai-Lama seine 
Rivalität über seinen alten Bivalen gesichert hatte. Auch Ganesa, 
während seiner Incämation in Chintamum Dev, dem Sohne Mo- 
Toba's, hatte einen Nebenbuhler in dem benachbarten Tukaram, 
eine Erdengottheit, in der Withoba (eine populäre Form Vischnu's) 
lebte. Anfangs spielten sich die beiden Götter manchen Possen, 
da sie jeder die Legitimität des andeni bezweifelten; später 
aber fanden sie es flir ihr gegenseitiges Interesse vortheilhafter, in 
gutem Einverständnisse zusammen zu stehen, und scheinen dann 
in bester Kameradschaft gelebt zu haben. So sollen sie die Ge- 
wohnheit gehabt haben, sich gegenseitig zu fötiren, wobei es ge- 
nflgte, die Einladung in Gedanken zu schicken. Solclie Zusam- 
menkünfte mussten ftlr Ganesa besonders lehrreich sein, da 
Withoba, der, nackt wie eine Tirthankara, mit seinem Tempel 
Pandharpnra durch die Vaishava - Vira gekauft war, dem Zög- 
linge der Brahmanen manche nützliche Winke aus seinen unter 
den Jainas gesammelten Erfahrungen geben konnte. 

Die Verkörperungen Ganesa's blieben in derselben Linie, 
flieh vom Vater auf den Sohn fortpflanzend, da noch nicht (wie 
es eine spätere Reform in Tibet durchsetzte) das Coelibat ein- 
geführt war; und obwohl ihre Wirksamkeit auf engeren Bezirk 
1)e8chränkt blieb, spiegelte sich doch dort, in entsprexihende 
.Proportionen verkleinert, ein treues Bild von allen den Erschei- 
Bnngen zurück, die auf grösserer Arena das Staunen und die 
Anfioierksamkeit der Welt fesseln würden. 



158 I)<^ ob«re Kambodia und Beine MoDumente. 

Wie der Dalai Lama über den Kaiser China's^ herrsehte der 
Deo über den Peishwa in Panah, der zu seiner Zeit, nnd so weit 
seine Macht reichte, ein eben so geftlrchteter und furchtbarer 
Fürst war, als je ein chinesischer Kaiser oder König Tibets. 
Wenn am Jahresfeste dieser Micado seinen Vatican in Chincher 
verliess, kam ihm der Peishwa, von seinem Hofstaat und den 
Reiterscharen der wilden Mahratten, damals der Schrecken des 
ganzen Indien, begleitet, bis Ganniskande entgegen. Kaum nahte 
der Palankin des heiligen Vaters, als der Fttrst, rasch von seinem 
Elephanten niedersteigend, sich mit dem Gesichte in den Staub 
warf und demütbig die dargereichten Füsse kttsste. Zum Schluss 
der Feierlichkeiten pflegte der Deo ein stereotypes Wunder los- 
zulassen, aus dem für die Fruchtbarkeit oder Uniruchtbarkeit 
der nächsten Saison prognosticirt wurde, und er hatte auch keine 
Scrupel, sich auf Prophezeiungen einzulassen, denn als ihn Moor 
(im Jahre 1800) über den Ausgang des europäischen Krieges be- 
fragte, war er höflich genug, den Engländern binnen 6 Monaten 
den vollständigsten Sieg zu versprechen. 

Die indischen Gandidaten für Weisheit sind nicht sehr er- 
baut von der Leutseligkeit ihres Protectors. Viermal sieben Jahre 
ist die Zeit, seufzen sie, die der Dienst dieses apathischen Gottes 
verlangt. Wenn du nach sieben Jahren harter Arbeit die Opfer- 
gabe darbringst, so sagt Sri Ganesa kein Wort, ja sieht sie nicht 
einmal an. Er bewegt nur ein klein wenig das linke Ohr, und 
das bedeutet noch andere sieben Jahre fortzufahren. Am Ende 
der zweiten Sieben zuckt er mit dem rechten Ohr; erst am Ende 
der dritten blinzelt er vielleicht mit dem einen Auge, und dann 
darfst du möglicherweise für später noch auf grössere Gunst 
hoffen. Zu Akbar's Zeit brachte der Brahmachari oft 48 Jahre 
im Studium der Vedas bei seinem Lehrer zu. Buchanan bemerkt^ 
dass die Bengalen nach zwanzig Jahren eifrigen Studiums etwas 
vom Sanskrit des nach Amarkoscha genannten Abidhan oder 
Vocabularium verstünden, „but the works on law; the Beds 
(Vedas) those on metaphysics astronomy and magie and the 
Bhagawat remain as separate studios.^^ „An etlichen Orten der 
Insel Colon findet man Leuthe, die einen Elephantenkopff, von 
Holz oder Stein gemacht, anbeten und sagen, dass sie solches 



D«r Elephantenkopf. 159 

thun, nm Weisbeit zu erlangen and zwar solche Grewel seien 
viel daselbst/' heisst es in De Bry^s Ausgabe von Spielberger's 
ReUen (1601 n. Chr.). 

Wenn man die Kambodier nach der Bedeutung dieses un- 
behfllflichen Zwitterwesens^ das sie gewöhnlich Phra-Phutta-Kinet 
oder Phra-Phutta-Kinai (wahrscheinlich in Bezug auf seine Haupt- 
mannschaft über die Ganaputti) nennen ; fragte so wissen sie 
mancherlei Geschichten von ihm zu erzählen; wie die folgende: 

In Eabinlaput herrschte einst ein berühmter Könige der einen 
seiner Edelleute^ Atjesato genannt^ nach der Stadt (Myang) Pra- 
hannayon schickte; um die Sinlaprasat zu erlernen; und ihm scharf 
einprägte; ja nicht eher zurückzukehren; als bis er Alles gründ- 
lieh und in bester Vollkommenheit verstünde. Der Edelmann 
begann seine Studien; konnte es aber; nachdem er einige Zeit 
darin beharrt hattC; nicht länger aushalten und nahm die Flucht. 
Sein Lehrer; der den strengen Befehl seines Königs kannte; 
folgte ihm auf dem Wege. Sobald er ihn einholte ; schlug er 
ihm den Kopf ab; den Leichnam liegen lassend. Viele Jahre 
später kam der Sohn des Edelmanns; der seinen verschollenen 
Vater suchte; dieselbe Strasse gezogen; und fand den kopflosen 
Bnmpf; den er durch die Lisch rift eines Binges als den seines 
Vaters erkannte. Li Verlegenheit; was er thun sollte; köpfte er 
einen Elephanten *), der gerade in der Nähe war; und rief dann 
durch zauberkräftige Formeln den Todten in's Leben zurück. 

Da er sich nachher der unförmlichen Gestalt seines elephan- 
tenköpfigen Vaters schämte ; wollte er ihn nicht mit sich nach 
der Stadt zurücknehmen; und der aus seiner Heimath verbannte 
Pbra - Phutta - Kinai begab sich nach dem Berg Himaphan. Als 
in späterer Zeit König Koverat; der in Folge einer Prophezeiung 
Buddha's aus Baranasi (Benares) ausgewandert war; nach Kam- 
bodia kam und dort Nakhon Tom erbaute ; liess er Phra-Phutta- 



*) AceordiDf to the inscriptioD (in Canarese) of Vijayanagar, the delty 
Tlgboflswara (Ganesa), the ton of Sambhu, lost his head in battle. When on hls 
■other*! (Panrati) instigationa the father looked for hioi, he fonnd only the body 
ftiid raliatitoted ih« head of an elephant Vighneawara proflcient in all langnagcs 
Mid ■efeneet wu dlstiognlBhed by the symbol of the rooon on bis head. 



.-■» ■ -"■ 



^60 ^<^ obere Kambodia nnd seine Moonmente. 

Kinai ersuchen^ sich von Himaphon dahin zu begeben und sieh 
als Chao zu installiren/' 

Jede Stadt in Siam oder Kambodia hat einen Chao oder 
dämonischen Schntzgott (ähnlich den Gram-Devatas oder bei den 
Jainas den Kschetrapalas); und als solche figariren jetzt häufig 
der Brahmanischen Mythologie entnommene Persönlichkeiten. Oft 
indess gilt als der lieiligste Chao Myang der sogenannte Stadt- 
pfeiler (der Phra Lab Myang oder der Herr Pfeiler der Stadt), 
der vor der Gründung in den Mittelpunkt aufgepflanzt mrd, so 
wie auch die den Umfang als Weichbild bezeichnenden Marksteine. 

Mitunter schnitzt ein Amateur aus ästhetischen Rücksichten 
diesem Holzpfeiler ein Gesicht an, wie auch die rohe Irmensul 
später als Rolandssäule verschönert wurde. Seinen Charakter als 
häusliche Gottheit zeigte Ganesa noch darin ;, dass ihm von den 
Canara Devanges ein besonderer Einfluss auf den Webestuhl zu- 
geschrieben wurde, und wenn derselbe in Unordnung geräth, so 
ist die Vernachlässigung; seiner Verehrung schuld daran. 

Von der Verehrung Ganesa's als Hausgott an der Küste 
Coromandels spricht auch Bartolomeo. 

Ehe die wilden Sitten der hinterindischen Völker durch den 
Buddhismus gemildert wurden, war Ganesa's Bruder, der secbs- 
köpfige Kartikeya oder Suprahbrahma, der Favoritgott der Kö- 
nige, und manche der mittelalterlichen Reisenden beschrieben 
als Augenzeugen die Verehrung dieses wilden Kriegsgottes in einer 
Weise, dass man sich mitten unter die Greuel des Jaggaruath- 
dienstes versezt glaubt. In dem Hügel, wo die Hindus sein 
Bild unter dem Namen Skanda verborgen glaubten (vor den 
Tlioren Mathura's, der alten Hauptstadt der Pandyadynastie), liegt 
nach den Mohamedanem Indiens ihr Iskandar*) begraben, der von 



*) T como supe de los EspanQles que estuvieron la piimera vez en Cambojas y 
de otras pereonas, que habian estado en aquel rejno uoas rajnaa en una ciadad 
antigua, la qoal dizen algunat qne ediflc<S Alexandro Magno 6 los Romanoa, por- 
que sa tra^a y fortaleza da indicios de ello. T es cosa maravUlosa qn« ningono 
de los naturales de aqnel reyno puede vlTir alU y asi solo es lagar habitaekn 
de salvendijas y animales feroces. Y tienen por tradicion aquelloa gentUat qne 
aqueUa ciadad ha de ser reedUlcada de' gente eatrangera. Plagt al S«nor, qiM 
quepa tan buena snerte a los christianoSi paraqae por aste raadio antra •& äqual 




Avatareo. Igj^ 

Macedonien über das Rothe Meer herbeigezogen kam und dort für 
die Heldcntbaten Arjuna's verantwortlich gemacht wird. Nach 
den einheimischen Traditionen wurde die Hauptstadt Kambodia's 
gebaut; als ein aus Rum fortgezogener Prinz dort landete und 
die Tochter des Drachenkönigs oder Phaya Nakh, der vorher das 
Land beherrschte, ehelichte. Auf die dortigen Tempel bezieht 
sich auch vielleicht die Beschreibung des heiligen Phra Bat von 
Naug Rung in Nakhaburi, die Low von siamesischen Pilgern 
erhielt Der Missionär Ccrri nennt den Tempel Nakhon Vat's, 
von dessen Existenz ihm eine dunkle Kunde zugekommen war, 
die Peterskirche aller Indier (im XVII. Jahrh.). 

Narayana *) schreitet durch das Wasser, als Schüpfungskraft. 
;^enm autem dixit eam mentem, quae ex aqua omnia fingeret/^ 
sagt Cicero von Thaies. Als Kacchapa (Schildkröte) trägt Vishnu 
die Welt im Wasser. Der Dabistan erklärte Narayana als No- 
rong (ohne Farbe). Er wird vierhändig gebildet, wie die alten 
Bilder des Apollo in Lacedämon. 

Phra-Ram, der in Plira-Narai eine menschliche Gestalt an- 
nahm, liegt schlafend auf dem Abhänge des Chakravan, des den 
Erdkreis umgebenden Bergwalles, und kommt in Theilen seines 
Selbst zur Existenz. (Phra-Ram, Phra Naray non ju nön chakr- 
yal beng phak ma bangköt.) Weil er seine Natur in zwölf 
Stücke (Kantha) zertheilt, führt Phra-Narai den Namen Kantha- 
Knman. Raman wird von der Wurzel ram (delectare und de- 
lectari) hergeleitet. Rahmany sind göttliche, Scheitany teuflische 
Djinn in Zanzebar. 

Der himmlische Phra-Narai (Narayana oder Vischnu) nahm 
die Form Kantha an und verwandelte sich dann unter Anlegung 



reyno el santo evangelio quo desde alli cosa facil seri entrar en la gran China 
por ser tierra fertil y Do[muy distaiite de aquel reyno de Camboja (Ribadeneyra). 
Auf deo Sculptureu Java's sah man die Thaten Alexander's, und die Perser 
nennen die bildnerischen Darstellungen auf dem Felsmonument Tak-i-Bostau (Ge- 
vSlbe.des Gartens), die sich (bei Kermanschah) auf Khosru Parviz (f 628 p. d.) 
beliehen, den Thron des Rustam (Takht-i-Rustam). 

*) Brahma bUdete sich in Narayana^s Lotus, wie (nach den Japanern) ans der 
im Schlamme entstandenen Asi-Knospe das Wesen Kunisokotatsinomikoto her- 
^r^ing. 

EMtlan, Baffe In Kambodia. IV. 11 



162 ^^ obere Rambodla and seine Monnmente. 

schwarzen Schmuckes in Kritsanarat'"). Als Kantha residirt er 
in dem weissen Ocean Kasien-Vari oder die Milchsee. Die an- 
deren der vier Meere sind von rother, blauer und gelber Farbe. 

Kantha-Kuman (Kumara oder Prinz) ist der Name Narai% 
wie Itsathevabutr des Phra-Insuen. Auf Ceylon wird Eartikeya 
als Kumara verehrt, und im Periplus pilgern Büsser zum Heil^- 
thum der Kumari. Vischnukam ist mit Vischnu identisch, und 
ebenso Tephakam mit Thevada. Der Garuda (Kruth) ist das 
Phahan oder Vahana (Fahrzeug) des Phra-Narai, der Usuppha- 
rat oder Ochsenkönig das des Phra Insuen. 

Krischna ist dunkelblauer (schwarzer) Farbe, wie der bei 
Ovid „niger'^ genannte Memnon (Moreus) und der arabische Held 
Antar, oder Siegfried, der König aus dem Mohrenlande in der 
Gudrunssage. Grossbulgarien heisst auch ^ iiav^i] Bovkyagva. 

Wie Phra-Ram (Rama) den Namen Phra-Narai, erhielt Phra- 
Lack (Laksaman) den Namen Phra-Naret. Als König von Krung- 
Sri-Ayutliia kämpft Phra Rama, Sohn des Thao-Thotsarat, sieg- 
reich mit dem Könige Lanka's. Nach Anderen eroberte er Lanka, 
wie sein indisches Vorbild. 

Als König Narai in Ramarath von Kaufleuten erfuhr, dass 
in Lophburi gleichfalls ein König Phra-Narai-Ramathibodi re- 
giere, schickte er aus, ihn tödten zu lassen, erkannte aber an 
dem Fehlschlagen seiner Absichten den Verdienstesruhm seines 
vierarmigen **) Nebenbuhlers, und übersandte ihm Brahmanen mit 
Götterfiguren. Auch spätere Könige Slams führen den Namen 
Narai, indem Vischnu in vielen Theilungen seiner Avataren auf 
Erden erscheint. Der 200 p. d. regierende König Schwedens 
wurde Niord genannt, als Einkörperung des Gottes, indem man 
ihn für einen alten Endurboren, oder aufs Neue geborenen Gott 
ansah. 



*) Krischna seated with his wife Rnkkhini (in the city of Dwaraka) told 
Narada, that the depra^ed men of the foarth age would obtain salyatfon by 
worshipping him and giving alms, and that poor people, who conld not giTe 
alms, woiild be saved by lookiDg only at him in hie incarnation with bis brotber 
Balaram and bis sister Subhadra. Krischna's Farbe ist blanschwarz* Unter Bnd* 
dha*e Namen findet sich Krisadacharya. 

**) Die Arme Vischnu^s gUedem am Ellbogen, die Siva*s in der Schalter. 



Gifteauber. 163 

Von dem Tbay gefolgt, kam Phra-Narai von Ayuthia nach 
Nophbari, von ihm gegründet. Im Kamakhien wird Rama mehr- 
fach Narai-Avatan (Avatara des Narayana) genannt, um ihn als 
den vierhändigen Vischnu zu begreifen. Als Sehutzgott der 
Städte findet sich oft Ganesa*) verehrt. In seinen Kriegszügen 
wird Rama durch Hanuman's Affen untersttltzt, wie Dionysos 
in der Bekämpfung des Kronos durch die geschwänzten Silcnen 
aus Nysa. 

Eine mit Om (das sanscritische Aum, wie im Tibetischen) 
eingeleitete Anrufung der Gottlieiten besagt im Siamesischen bei 
der Einleitung: 

Er sandte mich, mit Macht begabt, um die verschiedenen 
Arten der Gifte zu überwältigen. Wohl kenne ich die genaue 
Zeit, wann Du empfangen wurdest, die Zeit Deiner Geburt, Dei- 
ner Einkörperung in Fleisch und Blut. Alle Einzelnlieiten sind 
mir bewusst in ihrem Entwickelungsverlaufe. Phra Phuttha- 
kinek (der elephantenköpfige Ganesa) war es, der mich krönte, 
den Ersten der Gelehrten, der mich gross machte und zu hohen 
Ehren erhob. Er begabte mich mit der Kenntniss sämmtlicher 
Wissenschaften, die Widersacher zu bewältigen, die Schaaren 
der Dämonen zu vernichten, alle Feinde des Phra-Sri-Sakia- 
Muni-Ehotama-Borammarat-Phra-Bath (der göttlich heilige Ein- 
siedler aus dem Sakya, als Gotania die höchste Zuflucht im ver- 
ehrungswürdigen Fusstapfen). Und ein königliches Gebot ward 
erlassen von Phra-Phuttlii und den Fürsten (Phaya) der Dämo- 
nen gesandt, die über die vier Weltgegeuden herrschen mit gros- 
ser Macht und Kraft, an sie, die Vier in den Viertheilcn der 
Welt. Und sie traten hervor, sie enthüllten sich, der Herrscher 
Thassarotaraja aus dem Süden, der Herrscher Kavenraja ans dem 
Norden, aus dem Westen Virunthorya, aus dem Osten Viruna- 
pakaraja. Und Amarim-Insuen, der Gebieter, der König neigte 
sein Seepter, mit Blumen des Majom-Baumes geschmückt, und 
es nahte Phra-Phrohm, die Blätter des Bath hervorstreckend. Sie 



*) The wonhip of Oanesa or Pillar is fonnded in the meanlDg of hts pro- 
boidB (which is the same as that of Siva-Linga) being an agent in aU the flye 
dWlne Operation!. 

II* 



164 ^<^ obere Kimbodla und Mine Monumente. 

begabten mich mit Herrschergewalt, sie verliehen mir die Kraft, 
alle bösen Gifte auszutreiben, und weit und breit strahlt mein 
Suhm. Du staunst? Du kennst mich nicht? Wisse es, Phra- 
Insuen's Sprosse bin ich, des königlichen Herrn, und meiner 
Mutter Name ist Umakhavadi *). Von ihnen besitze ich meine 
Beglaubigung, von ihnen den lüeinodien der Welt. 

Vipachitti Asura herrschte einst als der König der Asura im 
Himmel Devadtlng. Eines Tages kam dorthin Makamanoph (oder 
Maga), ein frommer Mann von Myang-Thai, der sich auf Erden 
hohes Verdienst erworben hatte durch Anlegung von Gärten, Er- 
bauen von Strassen und andere Werke allgemeiner Ntltzlich- 
keit. Seine zweiunddreissig Gefährten, die ihn in allen diesen 
Arbeiten unterstützt hatten, schieden an demselben Tage vom 
Leben ab, so dass sie zusammen nach den Himmel Devadting 
in Folge ihrer Tugendkraft aufstiegen. An dem Tage gerade 
feierten die Asuren ein Fest, und hiessen die Ankömmlinge un- 
ter sich willkommen, indem sie ihnen grosse Bumper mit Nam- 
Xaiyaban (Branntwein) zum Empfang anboten. Die Begleiter 
Makamanoph's, die die Religionsvorschriften strenger zu halten 
gewohnt waren, wiesen die Theilnehmer von solcher Feier zurück, 
und benutzten den Augenblick, als die Zecher betrunken unter 
dem Tische lagen, sie, ihren König an der Spitze, zum Hinunel 



*) Uma, die Tochter des Himawai und der Mera, neigt sich schon nach den 
dunkeln Seiten in der Auffassung der Bhavani, mit Maja identiflcirt im Charakter 
der Cybele oder Ma und auch mit £ros (in Latium mit Hephästos) verbunden, 
oder als Mutter des Hermes durch Zeus. La Reine de Mai wurde als Gottin im 
Mai geKcmfickt (la Mala au la Belle de Mai in Valence), Heirathen begünstigend, 
wogegen die Romer malum mense Maio nubere meinten und den yerhelratheten 
Frauen beim Feste der Lemuren volle Freiheit gaben. Maja, der leuchtendste 
Stern der Plejaden, galt für die Amme des Bacchus, während Merope sich aus 
Scham ihrer Vermahlung mit einem Sterblichen, dem (gleich dem Schmidt von 
Jüterbock) den Thauatos fesselnden Sisyphos (in dessen Unsterblichkeit suchendem 
Geschlecht auch Glaukos und Bellerophon ihr trauriges Loos erfüllten), sich im 
schwachen Schimmer verbarg, wie umgekehrt aus schmachtender Liebe die allein 
von den sieben Frauen nicht um ihre Jagdbeute betrogene Jüngste, die ihren 
Gemahl durch dieselben Schilfknaschine in den Himmel steigen ISsst, und ihn in 
den Taurus versetzt (nach den astronomischen Mythen der Indianer in Gali« 
fomien). 



Eottbronte Götter. 165 

hinaus zu werfen, Sie fielen am Fusse des Berges Meru*) nie- 
der und bauten dort die Stadt Asun. Jedes Jahr aber^ um die 
Zeit, wenn der Wunderbaum Parrükkhaxatr in Blüthe kommt, 
und sein Duft aus Devadüng zu ihnen hinabdringt; ergreifen sie 
die Waffen, um ihre frtlhere Wohnung wieder zu erobern. Phra 
In aber, unter welchem Namen Makamanoph dort jetzt herrscht, 
zaubert eine Figur in seiner Gestalt, die mit geschwungenem 
Diskus an den Thoren des Palastes erscheint, und die Asuren 
entfliehen bei ihrem Anblick, von jähem Entsetzen gepackt. Auf 
ägyptischen Hieroglyphen findet sich neben dem Gotte Mak die 
Göttin Makte (nach Wilkinson). Wie Maga**) den Vipachitti, 
hatte dieser schon einen früheren Indra entthront, und ebenso 
stiegen nach einander Uranos, Kronos und Zeus auf den Thron 
ihrer Väter, und warfen die besiegten Mächte der Vorwelt in den 
Tartarus nieder. Die Titanen werden in oq)hischen Hymnen 
als Vorfahren der Menschen angerufen. 

Man oder (weiblich) Nang-Man sind Titanen oder Giganten, 
auch als Jak-Man oder Man-Phi unter ihrem Ftlrsten Phaya 
Man oder Mara. Damit verbunden, bedeutet Thora (unge- 
bunden oder schlecht) zu strafen in thoraman. Mara wird auch 
mit dem höchsten Gott der Sinnen weit identificirt, und nach den 
Abyssiniem ist der höchste ihrer zehn Engel-Ordnungen gefallen. 



*) Der doppelte Meru, wie in Java zur Herstellung des Gleichgewichtes, 
•rlnnert an das Sinken der australischen Kreish&lfte bei Plutarch. 

**) Gaudma (before he became a god) with 32 other meu, by the good work 
of repairing the highways and other virtuous actions, deserved after death to 
become the Nat Tavateinza. On appearing in the heavens, the aucient inhabitants 
of that abode in sign of their joy and with flowers in their hands, descended 
half-way down Mien-mo in order to welcome their future companions and 
Gaadma, who then was called Maya , began to contrive how he might drive these 
Hat god*8 f^om their ancient possessions. He and his companions arcordingly 
pretended to ha^e drunk wine, biit what they drank was not trne wine, bnt the 
fi>rmer Nat Tavateinza imitating the example of these men, drank real winu and 
became intoxicated. Then Maya and his companions dragged the Nats white 
Insenaible. by the heels and cast thera ont of the Tavateinza heavens. Bnt as 
tbe lot, acquired by the merit of the good actions of these gods was not expired, 
a habitation formed itself for them (Asura-bon), whlch in every thing (except the 
•acred tree) reasembles the heaven Tavateinza (s. Upham). 



^gg Das obere Kambodia and aeine Monumente. 

SO dass nnr nenn ttbrig sind. Die Phrygier nannten glänzende 
und bewunderungswürdige Werke Mavixa*), weil einer ihrer 
alten Könige, Manis, den Einige Masdes (Maodrpi) nennen, ein 
trefflicher und mächtiger Mann gewesen (Plutarch). 

Als König Pakramabahu sich zum Reliquienfeste begab, 
liess (nach dem Mahawanso) Wasawarthi oder Anti-Buddha ein 
Ungewitter losbrechen, um ihn zu hindern, aber durch Bnddha's 
mächtiges Wunder blieb der Palast vom Regen unbenetzt In 
seinem Angriff auf Buddha "wird Mara vielköpfig gebildet, und 
bei Eusebius Alexandrimis heisst der Teufel Trikephalos, wie 
der Höllenhund Cerberus. 

Der Buddhismus, im Dharma des königlichen Nomos**) die 
Harmonie des Gesetzes erhaltend, steigt als höhere Entwickelung 
über das Brahmanenthum empor, und vermag unbeschadet seiner 
Eigenthümlichkeit alle Elemente des letzteren in seinen erwei- 
terten Inhalt aufzunehmen. Im Dualismus kämpfen die feind- 
lichen Gewalten des Lichts und des Dunkels um die mensch- 
liche Seele, und der Streit Ahriman's mit Ormuzd wiederholt 
sich zwischen Satan und Michael, als Repräsentanten oder Die- 
ner der höchsten Macht. Im Buddhismus dagegen ist der Krieg 
zwischen Suren und Asuren ein rein localer, ohne weitere Fol- 
gen für die übrigen Wesen, seitdem Buddha die Probe der Ver- 
suchung siegreich bestanden hat. In den des principiellen Gegen- 
satzes ermangelnden Religionen wird ein gestorbener Gott, Dio- 
nysos bei den Griechen, oder Baidur bei den Skandinaven, als 
Beisitzer in das unterirdische Todtengericht gesandt, um dort als 



*) Latinos quoqne Insanum vocare, qnod est praeter vulgarem modum, ut 
Insaoo labet indulgere labori (Eraamns). Martje (servus, fanmlus) a /»oAvofttu 
(Eustach). Maptxos (iosanus) divinus ac numiue inflatus (AriatldeB). The ao- 
vereigns of Bondon aud Foota Jallon bear the same title Mami in the FooU- 
langnage, as Mani in the Conghese, signifying king or k>rd, AI is the arabic ar> 
ticle preflxed (in AJ-Mami, the so^ereign of Foota-Tora). Der Laren Mutter ist 
Mania. 

^) „Ny oder Nu wird auf den Hieroglyphen zu Num (mit dem Widder alt 
Determinatifum des Widdergottee), und im UeUenischen wird Neph in Knepb 
▼erwandelt. ** 



Damone. 167 

Anwalt der Himmlischen die Sache der ihrer Gemeinschaft wür- 
digen Abgeschiedenen zu führen. 

Die Siamesen unterscheiden die weiblichen und männlichen 
Dämone *) als Jakkha und Jakkhini oder Jaksa und Jaksi. Als 
Titanen wohnen sie am Meru Nysa's (im äthiopischen Arabien). 
Memnon^ König der Aethiopier^ gründete Susa. Als erster Mcnschcn- 
sammler nach der Fluth wird der koische Merops^ Sohn des Hya'S; 



*) Tbe Demons (Takkha or Yoksaya) are invisible to men, but have the 
power of making themselves visible geoerally in some other shape, often in that 
of 1>6a8ts, of men and women. Every Satnrday and Wednesday , all the respec- 
teble demons attend a Bort of pandemoninm, CAlled Yaksa aabawa [Hexeusabbath], 
wbere eaeb ehleftain gives an account to Wessamonny, after whlch they all 
engage in dancing, singing playing etc. If a demon is born of a human mother, 
die child is killed. As birthplaces of demons the eitles Wisala Maha Newera 
(UJayin) and Sauka paala Newera are distingaished. The spirits of deceased 
men (fostering enmity on tbe deathbed) are called Malla Yakseyo, violating the 
law, that demons can uever inflict disease or receive offerings, nnless they have 
tbe parmission, called Wnrmn. When a man is about to die, the demon 
Beeri Yakka (with the face of a monkey, riding on a red ball) is supposed to 
be present by means of an avatar or apparltion called Mara Avatar or apparition 
of death (assuming dimensions of a pigmy, carrying in one band a cock, in the 
other a clob and in his month tbe corpse). E^ery demon has several forms of 
thoM apparitioQS or disguiseSf which he assames on diiferent occasions according 
to eireunutances and in each of which he is called by a different uame. Ac- 
cording to tbe Cattadiyas these apparltions are separate iudividual demons, for- 
ming bowever a sort of confederacy and all acting together in coucert Reerl 
Yakseya has 18 of these apparltions or avartars-, as Reeri-Yakseya, Ree-Rajja, 
Agn-RaJJa, PuluUjJa, Reeri Gopalla, Reeri Buddia, Reeri Watokaya, Reeri Billey 
Dewatawa, Beert Kavisia, Reeri Sanniya, Reeri Cammberaya, Reerl Madana Yak- 
leya, Lay Avatar Yakseya, Lay Caama Yakseya, Serra, Marulu Dewatawa, Maru 
Reeri Yakseya, Marn Caama Yakseya, Maru Avatar Yakseya. In one of his 100 
incamations Reeri Yakseya was son of the king Sanka pala Nuwera, in auother 
of tbe king. of Legal pnra, in a third of the she-demon Gioimuru Yaksani of the 
eOQDtry Hanamanta Desay. Less savage and a demon of great respectability 
(whoBO offeringB are tberefore prepared with great care) is Gala Oamara Dewa- 
tawa or the black princa (son of king Boksella and Sonalu), who shows hioiself 
to men in seven apparltions, as Handang Gumara (the prince of Sandal per- 
fkimaa), Andang Gumara (the prince of eye ointments), Mal Camara (the prince 
of flowers), Gini Camara (the prince of Are), Dala Gumara (the rough prince). 
Sohon Gumara (the prince of graves) and Wata Cumara (the prince of a smooth 
body). He is always tormented by the passion of love and when his evil in- 
floenca CaUa npon femalee, it is supposed to make them ül. 



168 ^^ 0^®^« Kambodfa und Mine MoonaiHilt. 

erwähnt. Ausser dem Gotte Merappo^ dem im Feuer geopfert wird, 
giebt es auf der Insel Tjumbo den Teufel Kodok^ der (in Waffen- 
tänzen herausgefordert) unter der Erde lebt, sowie den Sehutzgeist 
Ubraga und eine Mehrzahl böiser Dämone. Herakles bekämpft die 
Meropen auf Kos. Diodor lässt die Aeolier von Lesbos die Insel 
Kos bevölkern. Hippokrates gehörte zu der Familie der Asklepiaden 
auf Kos. Nach Varro waren die Coer Erfinder der Wollenweberei 
(während das feine Gewebe der koischen Gewänder auf serische 
Seide deutet). Die von der Artemis getMtete Nymphe Ethemea^ 
die Geliebte des Königs Merops von Kos, wurde von Proserpina 
noch lebend in die Unterwelt aufgenommen. Meropis, die Toch- 
ter des Eumelus, wurde wegen ihrer alleinigen Verehrung der 
Erde von den Göttern in einen Vogel verwandelt. 

Die Jakh, die nach Art der Ogier Menschen fressen (wie 
der vom Geatenheld Beowulf erschlagene Riese Grendel und 
seine alte Mutter), gehören zu den Derexan und leben ^in den 
Wäldern (oft mit Pferdeköpfen). Die Jakh, die sich an Excre- 
menten weiden, zu den Pret. Die harmlosen Jakh, die Nieman- 
dem Schaden zuftlgen, werden zu den Thevada gerechnet. Wie 
Alaunsidu wurde Asoka von Thevada (Deva oder Gottgeister) 
bedient,*) die ihm Mangoe, Tamarinden und Zahnstocher brach- 
ten. Die Arahat werden von Visutti (gut) Visutti-Thevada genannt 
Rahu-Asun und Phrohma-That, Borikasun und Verasun, Suchitra 
und Somphon, Sukkhita und Asuchitra sind die Namen von 
Fürsten (Phaya) der Jakh (Asuren), die in Paare getheilt die 
Badan oder unterirdische Welt bewohnen. Phra Samuth bewohnt 
einen Palast im Ocean.**) Der Riesenfisch Ananta (Pla-Anon) 



*) Von Madam Home (Tochter des Grafen KroH) erz&hlt ihre Freundin Hall 
(1862 p. d.) : One of her pleasures was tying ap Utile bouqnets of flowem with 
one of her long dark hairs, Hinging a bouquet nnder or on the tabl« or into the 
room and expressing a wish, that a spirit would give it to one or other of her 
friends. This was invariably done. Wie Thaies hatte schon Pythagoras gelehrt, 
dass die Luft von Seelen und Geistern , anch reinen Dämonen und Heroen- voU 
sei, die Zeichen schicken. 

*^) Aehnlich dem den Berg Mern umgebenden Chakravallasystem trennte 
Poseidon den von Kleito bewohnten Högel ringsheram im Kreise los (die Kere- 
schwene oder persischen Borg!) und umzäunte ihn gut, indem er abwechselnd 



SpitsmOtM. 169 

macht durch seine Bewegungen die Erde erzittern. In Gedich- 
ten wird der König der Jacksa (Man) Ming Moli-asnr genannt. 
Die Jomaban sind von ihrem Meister beauftragt^ die Höllen zu 
bewachen. 

Die Thevada sind an einer hohen Spitzmiitze (Kralomphok) 
kenntlich. Die von den Rüsi getragene Einsiedlermütze heisst 
Ennthou; und ihre in turbanartigen Kreisen aufgewundene Spitz- 
mtltze Parimonthon-Xada. Ph«a-Kha-Krong ist die den Eremiten 
Eukommende Kleidung, die entweder aus den Blättern der Bäume 
verfertigt oder von Phra-In gegeben wird. Tevathida oder 
weibliche Engel finden sich in den Himmeln Devadtlng, Jama 
und Dusit, aber nicht weiter aufwärts, da höheres Verdienst das 
weibliche Geschlecht in ein männliches verkehren würde. Alber- 
tus Magnus theilt die Hierarchie der Engel in neun Ordnungen. 
Der Znstand der Menschen ist im Buddhismus der günstigste, um 
Verdienst zu erwerben, und auch den Gnostikem wurde ihr Stolz 
vorgeworfen, sich über die Götter zu setzen. Die Heiligen mögen 



kletnere und grossere Kreise von Meer und Erde um einander machte auf der 
üiftcli dem Sltesten Bruder der ZwiUingspaare Atlas genannten Insel. Meru heisst 
«och Phra-Nero im Siamesischen. Mepoyf (Mi^oTteg) homin. epith. !ftd 10 
fUfia^ftivriv %XBtv rfiv ono {ftovriv), vel quod articulata lingua loqnantnr, 
qaom eeteronim animaUum voces sint ava8^o$ vel quod diversis loquantur 
linfois. Aus den Thränen der Merope, der Schwester des Phaethon, entstand 
dir Bernstein. Nobilissima in sinu Cos Merope vocata (Plinius). Merops geni- 
tOTM raos reconditos pascens vocatur (avis), Aplaria, quod inimica apibus. 
Der Name des Tahmurasp, Gründer von Merw (Meru), wird von Urupi hergeleitet, 
^on Windischmann, auf (den den Persern heiligen) Hund bezogen, den Stamm- 
▼•tar der Ainos, Talein und vieler Indianerstämme. Die Frau des Hirten Mithri- 
dalM, die Cyrns (Sohn des Gambyses und der Mandane) aufzog, hiess (nach Hero- 
doi) HiJndin (Spaco). Die Edeeyah auf Fernando Po verehren Rupi als höchstes 
Waten (Allen). Maui auf Neuseeland besucht seinen Vorfahren Rupe im Himmel 
(dar brabmaniscben Rupa-Welt bei den Buddhisten). When Akea, the flrst king 
of Hawaii, died, he descended to Kapapahanoumoku (the region below) and fonn- 
dad a kingdom there, where his successor Miru (in Hamakea) afterwards Joined 
bim (wie Rhadamanthys den Minos). Ind^pendans du Rouhoutou noa noa (sejour 
dae Aus) et de quelques autres endroits, comme le M^rou et le Temean^, on se 
landaient les &mes a la mort, les cieux des Atouas ^taieut au nombre sept (en 
Tahiti). Le septi^me ^tait terai ama ma tan^, la bouche de Tan^ on Touvertnre 
(la porte de Teitremit^), par oü entrait la luniit're (Moereuhout). 



170 ^^ obere Karobodia und seine Monomtnia. 

die Götter besuchen^ und als der mit den acht Samapatti begabte 
Tapaso Kalädewala im Tewantisso-Himmel sein Mahl einnahm, 
hörte er die Dewata von der Geburt des ktinftigen Buddha im 
Palaste des Rajah Suddhodano erzählen. Nach Baur steht vwg 
av%Q07tov im Gegensatz zu moq ^£ov.*) Die Seelen ktlnftiger 
Könige kommen meist aus dem Himmel Tushita herab. Die 
Abyssinier erwarten die Wiederkunft ihres Königs Theodor 
(t 1412), um das Friedensreich zu begrtlnden^ als der Sohn des 
Löwen. Thra Raxon, Phra Marüttijurat und Phra Kritsarat sind 
die Namen dreier Verdienstvoller aus alten Zeiten, die am Pir- 
mamente zu wandeln verstanden und nach dem Tode Paläste 
(Yiman) erwarben. Khon-taph und Khon-than leben in den 
Höhlen des Waldes. 

Khati meint thi pai und die Khati thang-si sind die vier 
Welten der Pret, Narok, Asurakai und Derexan. In Ceylon sind 
die umgehenden Dämone am Gefährlichsten in den vier Jama 
genannten Zeiten, am Morgen-Zwielicht, um Mittag, der Abend- 
dämmerung und um Mittemacht, weshalb es zu solchen Stunden 
nicht gut ist, allein zu sein. In Thephatheijja oder Thepha-thai 
(thaija) wird die Seligkeit, in Thephajuda (aus dem Sanscrit) 
die Macht der Thevada ausgedrückt (im Regenbogenglanz der Waf- 
fen). Sie werden Thevabuth *♦) (Söhne der Engel oder Götter) ge- 
nannt, weil sie sogleich in voller Manneskraft geboren werden, 
ohne vorher Kinder und abhängig gewesen zu sein. Thevathat 
oder Theva-ata meint eine dem Thevada angemessene Stellung des 



*) Nach der orphiscben Lehre (bei Piodar) sendet Penephone die Setlan 
derer, von denen sie versöhnt die Basse des alten Leides annimmt, naeh aeh^ 
Jähriger Gefangenschaft auf die Oberwelt hinauf, damit herrliche Könige, Helden 
nnd Weise aus ihnen vrerden, die bei der Nachwelt Heroen beissen. 

**) In Samudragnpta's Inschrift (f 290 p. d.) heisst Artaxerzee L (der Ge- 
schenke sendend erwähnt wird): Daiva-pntra sb&hl sh&h&n sh&hi. Aber Ktatiat, 
der Semiramis durch Stabrobates am Indns besiegt werden lässt (während naeh 
Diodor Sesostris zum Ganges vordrang), spricht von indischen Ehrengesebenktn 
an den persischen Konig. Nach Xenephon dienten die Chaldäer bei den Ladiem 
als Soldtruppen. Bauliche Reste bei Jelalabad tragen das Gepräge griechlsehtn 
Mauerwerkes, und monumentale Fragmente (bei Peschawer) zeigen auf einem 
Friesstflck romischen Charakter. Ferishta laset die Indier an Pertien Tribut 
j^ahlen. 



ZentSruDgen. 171 

Körpers annehmen. Die dem Pali unbekannte Bezeichnung The- 
pbajnda flir eine Klasse von Göttern soll dem Sanscrit entnommen 
sein (Dev&judha ans Deva-äjudha). Ein siamesischer Commcn- 
tator erklärt Thephayoda durch Khon len samuk doei thong thiph 
oder „Solche, die freudenvoll mit himmlischen Sachen spielen." 
Thephajudah zu schreiben, ssei unrichtig. Andere leiten es von 
Thephiadah her. 

Fhaya Savatimaratirat lebt im Himmel Paranimit, und sucht 
Baddha's Erl^ungsplan durch seine Angrifle zu kreuzen, weil 
die Bekehrungen zum Neibban die Welt der Fleischeslust ihrer 
Bewohner berauben. Alle die Himmel sinnlicher Freuden unter- 
liegen der Zerstörung durch Wasser, und die durch Wind reichen 
bis an die unteren Terrassen der Phrohm herauf, lieber den von 
Snrtnr (Svartr oder die Schwarzbraunen) verbrannten Himmel 
liegt Andlängr, und noch höher Vidblainn. Als letzter wird 
Soatumir (Saturn nach Baske) genannt. 

Die Asura werden erklärt als Jakh, die keine Menschen fres- 
sen,*) waren aber früher Bewohner des Meru (Amaradris in Aethio- 
pien). Gardafui ist Bas-Assir. Auf älteste Bildung machten die von 
Mero6 Anspruch, nicht weit von dem Sonnentiscli der Makrobier, an 
dem, wie Mc. Queen meint, Speke in Uganda gespeist hat. Nach 
E^celluB wanderte unter König Amenophis eine Colonie von Indien 
nach Aegypten, während abyssinische Sagen die wegen der Bewun- 
derung Tabu genannte Stadt Theben (Ammon-No) von den aus Axum 
nach Mero6 gewanderten (Kolonisten gründen lassen, und bei den Ge- 
drofliem Pura als Hauptstadt erwähnt wird. Phra-In von inda (yai) 
meint Phu pen yai pen chao. Die Siamesen kennen, wie die Birmanen, 
eine Reihe älterer Indra, deren letzter durch Magha (Makhamanoph 
oder Makhathevabutr) entthront und mit seinen dem Wein ergebenen 
Asnren aus dem Himmel verwiesen wurde. Bei der Entmannung lag 
Kronos durch berauschenden Honig in demselben Zustande, wie 
Noah von seinen Söhnen gefunden wurde. Die in Suralai keinen 
Wein (Sura) trinkenden Suren werden als Sura, die Kühnen, erklärt, 



*) Nach dem Bnche Enoch frassen die Anakim (Rmim oder Egregores) 
«nl limmtliche Thiergeschupfe, uod dann die Menschen, bis sie durch die Fluth 
^«rtUgt wurden. 



j^72 ^'^ obere KambodU und seine Monnmento. 

und auch die Sonne*) (Suriya oder Phra-Athit) wird Snrisa 
genannt. Sie geniessen nur das Suramarit oder Nam Suramarit, 
das wunderbare Engelwasser (das den Tod fern hält, wie der 
Saft des Hom's oder Lebensbaumes bei den Parsen)- Dagegen 
sind Surahai Gespenster, Suramen Ungeheuer in ihrem Reiche 
Suraphiphob oder Suralok. Ebendahin gehören die Soraxal^ 
aber auch die Surin. Die Suresurai sind Delirirende, die Sum 
übermüthig Stolze. Ein in der Luft schweifendes Ungethttm 
heisst Surintharahu, mit dem Ecclipsendämon identisch. Dann 
wieder sind die Surang oder Surangkhanari die Himmelsdamen 



*) AsDra-Maya als Name der Sonne in indischer Astronomie soU identiiok 
sein mit Tnra-Maya, dem Namen des Königs PtolemSos auf den Inschriften 
PryadarTarsi's. Nach Plutarch war.Osiris die Sonne. Bebon war ein Freund dee 
Typhon. Nach Manetho hiess Typhon selbst Bebon. Der Name bedeutet Hinder- 
niss oder Hemmung, weil die Gewalt des Typhon den im rechten Wege fort- 
schreitenden und zum Guten strebenden Dingen Widerstand leistet (Plntarch). 
Die Seelen der Menschen hienieden, von Körpern und Leidenschaften umfangen, 
haben keine Gemeinschaft mit Gott, und nur ein schwaches Traumbild berühren 
sie durch den philosophischen Gedanken. Wenn sie aber erlöst in das ewige, 
unsichtbare, ruhige Reich hinflbergehen, dann ist ihnen Osirls Führer und König, 
an ihm hangen sie und schauen unaufhörlich, und begehren die nnanssprecblioke, 
dem Sterblichen unsichtbare Schönheit Nach ihm sehnt sich, wie die alte Sage 
anzeigt, Isis mit liebendem Verlangen, ihm folgt sie immer und wohnt bei ihm, 
um das, was hienieden des Entstehens theilhaftig ist, mit aUem Guten und Schönen 
anzufüllen (Plutarch). Das Kleid der Isis war buntfarbig, wie der wecbeelnde 
Stoff, das des Osiris aber von einfacher und lichtheller Farbe, als der ungemischte 
Anfang und lautere Urgedankc. Kouanyin (vou^e au c^libat et ^trangl^ per ton 
p^re, le roi) fut (accueill^e avec honneur par les divinit^ de Tempire et da del) 
euToy^e par Bouddha dans Tile de Pou-to et introduite, apris sa troisi^me mort, 
au rang des plus puissants divinit^s. Les Tao-sse croient que le roi dn del 
ne saurait rien refüser k sa pri^re. Lee marins lui rendent an enlte peiticaUer. 
Tantöt eile est assise snr une fleur de lotus et coifMe d'un diad^me, lutdt, xee- 
semblant k un fantöme k cause de sa rohe unie, longue et flottante, eile eet 
debout sur une mer agit^e, tantöt eUe tient dans ses bras un petit enfaat, qa*eUe 
ofh'e aux femmes st<^riles. Tienheou oa la reine du ciel {k laqueUe les marint 
et Toyageurs offrent ^galement leurs priores et dont Timage est placke k boid de 
tous les navires chinois) a des temple au Fokien, mais ses adorateurs ne lui ettri- 
buent ni le rang ni la puissance de Kouanyin (le symbole divin de U Justice, 
de la mis^ricorde et de la toute puissante intercession) nach Couroy. Die Bnd-^ 
dbaflguren weiblichen Typus heissen Kwax^in in Japan. 



% 



Ajnren. 173 

des Snranghanikon in dem Surangkhaprasatb nnd die Snrarak 
Behtttzende Oeister hoher Kraft. Zu den Asura oder Asun (die 
Amura-Phigaty Asura-Eay im Asoraphiphob) gehören die weib- 
lichen Asmi oder Naug Asuri (geBpenstisch als Pret Asnrikai 
oder Phi - Asarikai). Unter den Asorin ist fiahu als Asnrin- 
fharahn begriffen. Snra ist Vater des Vasndewa (Vater des 
Krischna.) Als erster König Magadha's stammt Vasu von Brahma 
ab. Roth leitet Asura yon Asu (Lebenskraft) her. Nach den 
Chaldäem war Asoron (das erste Unerschaffene) dem Chaos ent- 
sprungen. Wenn das Pali-Wort Asura im Siamesischen Asun aus- 
gesprochen wird, verkürzt sich das lange U. Den Assyren Assur's 
stehen die Syrer gegenüber. Sura hat die Bedeutung von kühn und 
stark, wie in sura-seng, eine laute Stimme, oder in dem als 
Volksnamen auftretenden Surasena (tapferer Feldherr), was als 
Helden oder vergötterte Heroen bezeichnend mit Svar (Him- 
mel)*) in Beziehung steht In der Kafissprache bedeutet Suran- 



*) "H^ (sara oder Mond) wird mit snr {oBifuuo oder leuchten) in Znsammen- 
kaog gesetzt. Zeus als Heros (Erros bei Hesychius) ist männliche Hälfte der 
H«f6. Sophokles nennt Eros, der Götter nnd Menschen Herrscher, als Ersten der 
CWttor, die Ursache aller Dinge, wie Eschylos den Zens bezeichnet. Nach Ari- 
stopbanea war er aus einer Nachts vom Winde befruchteten Weide hervorge- 
gangeo. Der von den Nen-Orphikem als Geist des Alls gepriesene Eros war 
•adi in den heidnischen Theogonlen gefeiert , nnd wurde Erikapäos oder Phanes 
gtaannt. Orpheus meint (nach Lactantius) den grossen und wahren Gott 
n^tnoyovoi^ nnd auch Phanes, quod cum adhuc nihil esset, primns inflnito 
•ppamerit et extiterit Der aus dem Tode zurückkehrende Er brachte den Ar- 
■miiam himmlische Offenbarungen. Von Pluto und Proserpina waren die Erin- 
nyen gezeugt, die Gottinnen der Zwietracht (Eris), während Iris, als Mittlerin, den 
Frl«den in der Natur herstellte. Erebos (Orkus) wird von erepho oder auch von 
Sim (Brda) abgeleitet. In Eresburg war dem Kriegsgotte Erich die Irminsul (Er- 
abi^ oder Hermann's) geweiht, als Herme. Die Hermunduren oder Hermionen 
wartn herangezogene Sneven , und die Heruler, deren Frauen sich (wie die Liwen 
mQh Jobannes) am Grabe ihrer Ehemänner erhängten , holten sich ihren Konig 
W» Tbule. „Tyr (Tiw oder Zin) wird unter den Hochdeutschen auch Er' genannt 
■M ist als der eigentliche Kriegsgott augesehen. Wahrscheinlich wurde er früher 
alt der einzige Gott betrachtet, so lange die polytheistischen Vorstellungen noch 
nleht den Monotheismus verdrängt hatten, denn sein Name wird in der Mehrheit 
(tlwar) oft als der Name der Gotter im Allgemeinen gebraucht, und entspricht 
fsma dem lateinischen Deus, dem altindischen Djaus" (s. Münch). 



/ 



174 ^^ obere Kambodia nnd setDe Monumenta. 

wali einen Häuptling; Wire einen (tapfem) Mann (nach Trompp). 
Brahma in seiner menschenerzengenden Form war Wirat, und in 
vir zeigt sieh die virtus (Yrow Ere) des Mannes. Das griechi- 
sehe Aner flir Mann wird erklärt als non effeminatos. Yiri oder 
Wairi (vom Gott Viracocha) heissen in Peru die weissen Frem- 
den; und ein vermeintlicher Abkömmling der alten Könige, d^ 
mir die Inca's von den Ingles herleitete; hätte auch auf Freyr 
(Ingvi Freyr) zurückgehen können; der als Vorfahre der Ing oder 
Ingvi die Sonne bezeichnete; wie seine Schwester Freya den 
Mond. Wie die Mumien in Höhlen wurde im Frauja- Dienst 
in Hügeln begiaben (an die Stelle des Verbrennens). Die Spa- 
nier sind in Peru als Godos bekannt. Dalin erklärt Hidalgo als 
hijo del Godo. 

Eine und dieselbe Legende von einem Schlingenfönger; der 
die Sonne still stehen heisst; wiederholt sich in verschiedenen 
Gontincnten. Die Maori (in Neuseeland) erzählen von ihrem Hel- 
den Maui; dass er (ärgerlich über die kurzen Tage) mit seinen 
Brüdern Mauern aufrichtete und dazwischen eine Schlinge stellte^ 
worin sich die Sonne (deren Namen Tamanui-te-Ra dadurch be- 
kannt wurde) beim Aufgange fing und dann mit dem Kinnbacken- 
knochen der Urahnin Muriranga-whenua verwundet wurde, so 
dass sie später aus Schwäche langsam am Himmel fortgehen 
musste und weniger heiss brannte (was in der nordischen Mytho- 
logie durch den vorgesetzten Schild Swalin bewirkt wird). Garn 
dieselbe Mythe kennen die nordamerikanischen Indianer (unter 
den Odjibwäs von dem Zwergknaben, der mit seiner Schwester 
vor den Thieren floh) und in der Sierra Peru's finden sich bei Anda- 
huayllas die Reste zweier Steinthürme *) mit eingefügten Klammem 
auf gegenüberliegenden Gerros, um zwischen ihnen ein Netz aus- 
zubreiten und darin die Sonne zu fangen. Auf den IHdji-Inaeln 
liegt an der grossen Heerstrasse ein Hügel, den man immer mit 



*) A poca distancia de la fortaleza (de peüas labradaa) de Tambo (en U 
proviucia de Caica) hay dos pequenos caatUlos como para hacer las fortiflcacioiief 
7 aTanzadas. £n ellos se hallan nnas penas agnjereadas por donde pasaban Qua 
cadena para atar al Sol, razon por la que aqnel sitio se llamaba InftihiuUoA ^ 
Ingar donde se ata el So! (Paz Soldan). 



D«r Schlingenfänger. j^75 

durchemandergeflochtenen Zweigschlingen besteckt sieht ^ indem 
Reisende; die von der Nacht Uberreilt zu werden furchten , dort 
diese Fallstricke aafstellen^ damit die in ihnen gefangene Sonne 
nicht eher untergehen könne, als bis sie ihr Nachtquartier er- 
reicht haben. Nach Ganander befreit Kave (bei den Finnen) die 
Sonne und den Mond aus dem eisernen Dreschliaus, worin sie 
durch Euumet gesperrt waren. 

lithauische Sagen sprechen von einer Gefangenschaft der 
Sonne in dem Verliess eines mächtigen Königs , bis sie die 
Zeichen des Thierkreises aus ihrem Verliesse befreiten (wie die 
Abgesandten der damals die Erde beherrschenden Thiere im in- 
dianischen Mythos), und in Dithmarschen waren es die Ein- 
wohner von Bösum, die, auf ihrem Kirch thurm sitzend, die 
Sonne am Tau hatten und sie des Morgens aufhoben, um 
sie dann um den Himmel herumzuftlhren. Garcilasso de la 
Yega bemerkt, dass während der Feier des heiligen Sonnen- 
festes in Cusco einer der Incas gegen die Priester seine Zwei- 
fel äusserte, ob in der That ihr Sonnengott der mächtige Herr 
des Weltalls sei und Freiheit des Handelns besitze. Er ginge ja 
stets in demselben Gleise, des Morgens auf und des Abends 
unter, einen Tag wie den andern, einem Thiere gleich, das am 
Srile gelenkt werde. Und diese Gleichmässigkeit ihrer Erschei- 
nung macht auch die Sonne immer gar bald mit den Wilden 
vertraut, die in ihren Märchen weit mehr geneigt sind, ihrer 
sn spotten und sie zum Besten zu haben, als zu verehren. Der 
Sonnen -Cultus, den man frtlher überall herauswittem wollte, 
findet sich gerade im Gegentheil in nur sehr exceptionellcn Aus- 
nahmefällen, die ihre besondere Begründung haben (in Polargegen- 
den, oder auf hochgelegenen Tafelländern äquatorialer Brei- 
tln). Der grosse Geist der Indianer heisst Harakouannentakton 
(der die Sonne anbindet). Nach den Hundsrippen -Indianern 
fing der aus der Fluth gerettete Ghapewee die Sonne in einer 
Schlinge. 

• Die Mythen der Ojibwäs von dem Schlingenfänger der 
Sonne sprechen von der Zeit, als noch die Thiere auf Erden 
herrschten, und nach der Zerstörung Promes waren die auf die Insel 
Johiglut, dem späteren Pagan,* geflüchteten Reste des Volkes 



176 I^^ obere Kambodia und seiDe Monamente. 

SO schwach geworden, dass die wilden Thiere*) auf Erden herrsch- 
ten und von ihnen Tribut verlangten; bis der Sonnensohn sie 
davon befreite, nachdem sie schon vorher flir Herstellung der 
Ordnung denSamudrit als Richter oder Damateajah gewählt hatten, 
wie die Medier den Dejoces; und Kajomorts errichtete seinen 
Thron auf den Bergen, wo zur Huldigung die wilden Thiere 
herbeikamen (die Orpheus durch seine Leier und in indochinesi- 
schen Märchen Oudinath durch seine Harfe zähmt). Als sein 
Sohn Siamck von den schwarzen Divs getödtet worden, zog sein 
Enkel Houscheng aus, um an der Spitze eines Heeres von Paris 
und Thieren den Sprössling Ahriman's zu besiegen. Niemand 
hat ein Aurecht (heisst es in den wallisischen Triaden) auf die 
Insel Prydain (oder Britannien), ausser der kymrischen Nation, 
die vor jedem lebenden Mensehen dort ankam, als das Land nur 
von Bären, Wölfen, Bibern und Büflfeln bevölkert war. Als die 
Kinder Adams (erzählt das arabische Märchen der lauteren Brü- 
der in Basra) sich fortpflanzten und ihrer viele wurden, breiteten 
sie sich über die Erde hin, über Land, Meer, Ebenen und Ge- 
birge aus, indem sie ihren Bedürfnissen sicher nachgingen. Da- 
gegen hatten sie vordem, so lange ihrer wenige gewesen, in Furcht 
und Scheu vor der Menge der reissenden und wilden Thiere auf 
Erden sich zu den Gipfeln von Bergen und Hügeln zurückgezo- 
gen, wo sie in Höhlen und Schlupfwinkeln Schutz suchten (s. 
Dieterici). 

Die Beziehung der Sonne zu dem Wettstreit zwischen Thieren 
und Menschen (wie die des Feuers beim Rechten der Menschen mit 
den Göttern) kehrte in der Kosmogenie der Chichimeken wieder. 
Nach dem Untergange der vierten Sonne oder Tonatuch (des 
durch Wasser zerstörten Weltalls) fehlte eine Zeit lang das 
Licht. Da versammelten sich Heroen (Halbgötter) und Menschen 
um beim Feuer in Teotihuacan, eine neue Sonne hervorzubringen, 
und die Heroen verhiessen den Menschen, dass derjenige, der 



*) Decian (los Indios de los Antis) que las culebras y los tigres eran natu- 
rales de aquella tierra, que como senores de ella merecian ser adoradoe, y qo« 
ellos eran advenezidos y estrangeros (GarcUasao de la Vega). 



Pbrt-In. 177 

sich in das Feuer*) stürzen würde, zur Sonne werden solle. Na- 
nabnatzin erwarb diesen Buhm und ging zur Unterwelt hinab. 
Während man nun des Ausganges wartete, gingen die Heroen 
mit den Thieren eine Wette darüber ein, wo die Sonne sich zuerst 
zeigen würde. Als sie im Osten aufging, wurden die Thiere, die 
sieh verwettet hatten, geopfert, und dies gab den Ursprung zu 
dem später täglichen Wachtelopfer. Die Sonne verlangte aber 
als Bedingung, wenn sie ihren Lauf fortsetzten sollte, das Opfer 
simmtlicher Heroen. Darüber erztinit, schoss Citli einen Pfeil 
naeh ihr ab, und liess noch zwei folgen, als die Sonne auswich. 
Diese aber ergriff den letzten Pfeil und liess ihn auf den Helden 
smrttckfahren, so dass dieser todt niederstürzte. Die Heroen ver- 
standen sich dann dazu, durch die Hand des Xolotl zu sterben, 
der sieh zuletzt selbst den Tod gab. Der Mond entstand gleich- 
zeitig durch die Verwandlung des Tezcociztecal, der in ein Feuer 
geringerer Leuchtkraft; sprang. 

Phra-In wird Upapatti-Thevada genannt, in welcher Bezeich- 
nung Upapatti das Auftreten von neuen Geburten ausdrückt. 
Wie Nang Suthamma und Nang Suchitra finden sich auch Nang 
Smnantha und Nang Suchampathi unter den Frauen Phra-In's, 
der oft dreiäugig (trinetr) gebildet wird, wie in China der Gott 
Uong Thieng Eung (der königliche Himmelsprinz). Von Phra 
Insnen (Isuen) heisst es, dass er, als der höchste aller Thevada, 
von Allen geehrt und geflirchtet sei , selbst von Phra-In, obwohl 
dieser eine höhere Region bewohne. Nach anderen Versionen 
wird dagegen Phra-Lisuen (Siva) unter die Diener Phra-In's 
gerechnet. Auch von Phra-Narai (Vischnu) sagen die Siamesen, 
daas er Buddha verehre, weil er ihn fürchte. 

Im Himmel der untergehenden Sterne (Daodüngsa) residirend, 
sendet Phra-In, als himmlischer Schutzherr der Seligion, den 
Verehrern Buddha's seine Hülfe. Phra-In wird als Besieger des 
Sampara Asun gefeiert. 

Indra, an der Spitze der 32 Götter herrschend, residirte im 



*) AijuDft stürzte sich in^s Feuer fOr Tama, um das Leben des Brahmanen- 
Undei tu ▼enichern. 

Bastian, Reise In Kambodi«. TV. ^2 



178 ^^^ obere Kambodia und seine Monnmente. 

Himmel der Dreiunddreissig*)^ die (nach Sayana) aus den 
drei Gottheiten im Rigyeda enveitert sind: Ihr Götter, die ihr 
elf im Himmel , elf auf Erden und in neuerer Migestät, elf Be- 
wohner der (atmosphärischen) Gewässer, o lasst euch gefallen die- 
ses unser Opfer" (s. Muir). 

Als Synonyma fUr Indra finden sich im Baxsab die Namen 
Kosi, Sake, Vazeve, Magheva, Sujapeti, Devindon, Ahasnay, 
Vajivehadda. Auch: Bre Indara (Indon). 

Yitsanukam oder Yetsukam (Phitsanukam oder Yiswacarma), 
der Diener Phra-In's, wird zur Erbauung von Städten und Pa- 
lästen auf die Erde gesandt. Unter dem kaschmirischen König 
Pravarasena '*'*), dessen Oheim dem grossen Buddha einen Yihara 
baute, besass Moraka auf Ceylon eine volkreiche Stadt, deren 
Erbauer der Götter -Architekt Yiswacarma und der kunstreiche 
Danava Maya gewesen. Maya (der auch Baumeister der zwei- 
ten Abtheilung der Götterfeinde oder Daitja heisst), wird der Vis- 
vacarman der Götterfeinde Danava genannt und hatte dem Judhish 
thira seine Thronhalle (Sebha) gebaut (s. Lassen). Im Götterstreit 
baut Pallas das Haus für den (wie von Poseidon den Stier) von 
Zeus geschaffenen Menschen. Die kambodischen Tempel rühmen 
sich, von Göttern gebaut zu sein, wie die Kathedrale de los an- 
geles in Puebla von Engeln, und die Mohamedaner schreiben die 
vor-islamitischen Monumente den Diws zu. Dinokrates war der 
Architekt, der den Plan zur Erbauung Alexandriens entwarf, und 
unter den griechischen Kaufleuten ***) in den Inschriften der Fel- 
sentempel auf Salsette findet sich in Kanheri der Name Dhenn- 
katika. Die Ruinenstädte Kambodia's werden Alexander M. von 



*) Im Zoroaatrischen Cultoa wird ludra als bSser Dämon bek&mpft, aber die 
H3 Götter sind als die Reinsten nm Havani (dem Tages-Genins zwischen Morg«ii- 
rSthe nnd Sonnenaufgang) angerufen. In den Vedas verfolgt er den Ochsenr&abir, 
wie Julian den Mithras nennt (dem Hermes und Hercules gleich). Thiele meini 
Gautama schon in den persischen Religionsschriften zn finden. Auf der IiMebifft 
▼on Bihnstnn heisst Gantama der Magier, der der Herrschaft Terlostig ging. 

**) Er nahm Pratapaditja, den Fllrsten von Malwa, siebenmal gefangen and 
setzte ihn siebenmal in Freiheit, wie es die Chinesen in ihrem Kriege mit 
Birma von Kung-Ming erzShlen. 
*^) Unter dem Javanischen Könige Ardi Vijaja, Sohn des Ardi Kasoma, 



Sebntzherren. 179 

Ribadeneyra zugeschrieben. Mandeville fand die Kriegsthaten 
des dänischen Bitter Ogier in den Palästen Java'S; und die Jeru- 
salemfabrer Signrd's sahen (nach Snorri) im Hippodrom zu By- 
lanz (Miklagard) die Helden der Vorzeit abgebildet , Asen^ Vol- 
snngen and Giackangen. Als die Engländer Napoleon's Eroberun- 
gen am Nil entgegentraten; meinten die Sepoys ihrer Begimen- 
ter in den Tempeln am Nil vor einheimischen Götterfiguren zu 
knieen. 

Die Loka Ban oder Thao Loka-Bala sind die Schutzengel 
in der Welt. Mit Loka-Lioka '^) wird das Universum bezeichnet. 
Paliegoix theilt Akasa-Lokaya (totum spatium ad quod radii so- 
lis et lunae pervenire possunt; simul et firmamentum coelorum) 
in acht Loka, als Akasa-Viuasa Lok (terra destructibilis per 
ignem, aquam et ventum); Akasa - Nathana Lok (terra restabi- 
Uta in pristinum statum), Niriya-Lok (infemi parvi et magni); 
Preta Lok (regio monstrorum et gigantum); Diraxanat Lok (regio 
animalium irrationalium); Manusa-Lok (regio liominum); Theva- 
lok (sex ordines coelorum), Phrahma-Lok (coeli superiores, qui 
dividuntur in duo, Bupaphob et Arupaphob). 

In den oberen Himmeln hören mit der geschlechtlichen Zeugung 
die Wiedergeburten mehr und mehr auf. Die Henotiktontes oder 
Einmalgebärenden (des Skylax) heissen (nach Lassen) im Sans- 
krit Ekagarbha und bewohnen die acht Varsha oder Begionen 
der irdischen Himmel (s. Bhag. Pur.). 

Ein entthrontes Göttergeschlecht bilden die Gandharvas, bei 
denen sich, wie bei den Kentauren, die magische Verbindung 
mit dem Pferde (arvan) findet, die nach ungarischen Sagen den 
Zanbermensch als weisen Taltos mit seinem weissen Zauber- 



au Kalinga eingewanderter Vater Bhrnyijaja Sa^elakala (663 p. d.) Mendang 
Kamnlan gründete, kamen Tiele Künstler, besonders Steinhaner nnd Erzgiesser, 
DMb der Hauptstadt. 

*) Wenn Logi Ton luchan (Incere) stammt, wäre Lok! scheinbar in der 
Wonel lukan (clandere) übergetreten. Lok bedeutet (altnordisch) flnis, consum- 
matio, lokare pagulam, weil der Ringel schliesst (s. Orimm). Von Utgardar (die 
inwartten Grenzen der bewohnten Welt, wohin das Alterthum die St&tte der 
Bitten ond Ungeheuer, die Holle versetzte) bringt (bei Saxo-Grammatic.) der Held 
Thorkill die speer&hnlichen Haare des Ugarthllocus. 

12* 



i 



ISO ^'^ obere Kambodia und seine Monomrate. 

pferde Tatos verknüpft (s. Ipolyi). Der Wohlgeruch, der in 
Gandharva zu Grunde liegt, charakterisirt sie als ambrosisch 
duftende Götter, und auch eine abgeschiedene Seele, vor ihrer 
Wiedergeburt, wird so genannt, als nur im Gerüche des Ge- 
heiligten existirend. Nach buddhistischer Geographie sind die 
neben Jambudwipa existirendon Continente von verschiedenar- 
tig gestalteten Geschöpfen belebt, und auch Strabo meint, dass 
die Weltinseln des Eratosthenes von Wesen bewohnt sein mochten, 
die den Mensc^hen nicht gli(*hen. Die tibetische Mythologie setsKt 
mehrere mit Kränzen geschmückte und in Wein schwelgende 
Geschlechter der Seligen auf die halbe Höhe des Meru.-*) 
PolyänuR (l(ir> p. d.) fuhrt als die drei Gipfel des Himalaya 
auf: Kailasa (das Paradies Siva's), Kuntha oder Waiknntha 
(das Paradies des Vischnu) und Meru. Auf Java wird dem 
Merapie, der 1817 die Residenzschaft Banjuwangie durch eine 
Eruption verwüstete, Verehrung gezollt. Nach Silen wohnten die 
Meroper (Sterblichen) auf einer Insel im Ocean, mit zwei anderen 
Geschlechtem, dem frommen (goldenen) und dem streitbaren 
(ehernen) am Eingange zum Nebelreich (nach Aelian). Die Me- 
roetes hüteten die Rinder des Hades. Pindar lässt den Gigan- 
ten Halcyoneus bei den Meropern auf der Insel Kos wohnen, 
wo König Merops als Religionsstifter genannt wird. DerAethio- 
perkönig Merops wird durch den Umgang seiner Gemahlin Kly- 
mene mit Helios zum Vater des Phaethon. 



*) Nysa, am FuBse des Meru, wird mit Nagara (s. Ptolemäos) identfflcirt 
oder mit DionysopoÜB In Goryä oder Kabalistan. Dionysos, als Nysios oder der 
Nächtliche (Nyktelios) wird aas der Hüfte nach Nysa iu Aethiopien gebracht und 
erscheint als König von Nysse (^etf$'taos)y weil die Indier den Konig Deunos 
(Sevt'op) nannten. Nach Langl^s bezeichnen die Indier Siwa als Konig von Nisa 
oder Nisanagara (Stadt der Nacht), sowie Dewanisi oder (nach Bohlens) Nisi- 
dewas. Kruse erklärt Dewanisa als Gotteruacht oder Nacht (Nisa) des Gottes 
(Dewa). 'Alk* iv 'IpSoTs ^vfjvai xal ir r^ o^ei r^ Mrjptp xolovfiev^, 
o&ev Stj xal Tov ^iowoov elvai fio&okoyovat (Theophrast). La ville Merou 
(dans la province de Khorasan) s'appelle Merou Shahgian, qu*£bn Khalekan 
explique TAme au les Delices du roi (Herbelot). Nach Merops, den Zeus [oder 
Uere] als Adler in den Himmel aufbahm, wurden die Menschen Meroper genannt 
(Härtung). Merops aus Perkote, Seher und Konig yon Rhyndakos, heisst auch 
Macar und Makareus. IloXete fu^oTtatv dv&^eajtoH' (bei Homer) auf der Intel Koa. 



Nagas. [81 

Nakha phavanaug ist das bei den Siameseu Badat genannte 
Beich der Naga*), das auch Athophoph, Rasadon, Kuhara, Su- 
sira, Nathalok heisst. Phaya Nakh wird Nagharaja betitelt 
(Nakharaxa). Die unterweltlichen Könige der Hölle heissen Yom- 
ban oder Yamabala. 

Die von der Schlange überwölbten Bilder Buddha's werden 
vorzugsweise Xina**) genannt. Nacli Alwis heisst die Magadhi- 



*) Nach Bossman beschleichen in Wh yd ah, während der Milhio ges&et wird, 
die HchlaDgen die schönsten nnd jüngsten Mädchen und machen sie im Kopfe 
verwirrt, wie die Töchter des Kekrops beim Erblicken der Erichthonios-Schlange 
TOD Baserei ergriffen wurden. Bei den Ophiten oder Naassenern bildete die 
Schlange die Vermittelung zwischen Ober- und Unterwelt, um die Kräfte jener 
In diese hinabzuziehen (ähnlich dem chinesischen Drachen). The divine snakes 
(Mani-okkeke), who invited Buddha to Ceylon , have the same power with the 
Nagas. Die zn Hieropolis in Asia verehrten Schlangen starben vor dem Apostel 
Philippoi. Tempore Regis Amiamidae Saladobae fllii multos Roma venisse mo- 
nachoa atqne totum regnum implevisse, heisst es in der Chronik, und damals 
Würde durch die Qebete der neun Ifeiligen der menschenfi'essende Schlangen- 
drache bei Axnm zerstört, im Reiche der abyssinischen Könige, deren Titel Negus 
durch Nagiashl erklärt wird. Erst König Jacob (f 1468) rottete unter den Agows 
den Götzendienst von Kuh und Schlange (für Wahrsagungen) aus. Nach den 
Johannes-Christen in Merkab (bei deren Festen der Anfang des Johannes- Kvan- 
genams gelesen wird) tödtete Johannes der Täufer (Jahja) den Drachen am See 
Tiberias (s. Conti). Wenn Ribadeneyra und Pinto von dem mit Nadeln nnd 
Pfeilen geprickelten Höllendrachen bei den hinterfndischen Tempelfesten reden 
(1a serpiente tragadora que vlva en la cueva honda de la casa del humo), so 
könnte man an die Darstellung des Tartaros in der Ilermeneia des Mönches 
Dionysos von Fuma denken, das das Handbuch der griechischen Kirchenmaler 
bildet qWenn das Leben des wahren Mönches geschildert werden soll, so wird 
•r dargestellt an ein Kreuz gebunden, mit vielen Inschriften. Zur Rechten des 
Kreuzes eine dunkle Hohle, worin ein grosser Drache, das ist: die Alles ver- 
schlingende Holle, über seinem Rachen ein Jüngling nackt, die Augen mit einem 
Schleier verbunden und mit einem Bogen in der Hand, wie er einen Pfeil gegen 
den Mönch richtet** (s. Piper). Wie das Volk jene Rauchschlange neckte, so saug 
man auf den von Apollo besiegten Pytho die Spottlieder der Jamboi Kai Dakty- 
loi und ahmte in den ovQtyy'ss ihr Zischen nach. In Fürth wurde jährlich (nach 
Mftller) das Volksfest des Drachenstiches gefeiert. Der Drache ist ein grosses 
fbnriges Thier mit einem langen Schweif (nach Lanenburger Sagen). Zu Con- 
tUDtin*8 Füssen wird Licinius (die falsche Schlange) als Drache dargestellt (bei 
Eutebius). 

**) Had these monuments been found in India proper they wonld have been 



j^g2 Das obere Kambodia und seine Monmuente. 

Sprache in alten Schriften Jina- Wachana. Durch das Umringein 
einer Hutschlange wurde Kapila Indradewa als zur Eönigswttrde 
bestimmt erkannt. Indem die Missionäre wie in Kaschmir die 
Drachenkönige der Seen, die die Wolken beherrschen, sttnftigen 
und bekehren, fuhren sie die zerstörenden Kräfte des Gewitters 
durch geordnete Thätigkeit auf günstigen Einfluss für die Frucht- 
barkeit des Jahres zurück (als Korn bringender Drak). Chine- 
sische Fischer haben gelegentlich das Auf- und Absteigen ge- 
sehen, aber der Drache*) ist immer nur stückweise sichtbar. 
In den Dünsten, die durch die Oeflfhung des Schornsteins ange- 
zogen werden, sieht das Volk (nach Fischer) den Drachen, der 
durch die Luft fliegt, den Hexen Würste und Schinken bringend. 
Die Naga's erscheinen auf der Erde in Menschengestalt, und 
werden zuweilen auch die Tempel**) bewohnend gedacht. Vo- 



assigned most unhesiutlnglj to tbe Jainas, bemerkt Fergusson von den Tempeln 
in Pagan. Bei der Vereinigung von Jafnas nnd Vischnuiten im Jahre 1367 p. d. 
wurde erkl&rt, dass zwischen beiden ReUgionen keine Verschiedenheit bestehe. 
König Aditjadharma yon Menang-Karbo (dessen Inschrift 656 p. d. datirt ist) 
erbaute in Java einen Palast in der Stadt Jinalajapora (Aufenthalt das Jina). 
Jin Bnni ist Gott der Erde bei den Orang Bims. 

*) If its head is seen» Its tail is obscured or bidden. If it exposes its taU 
to the eyes of men, it is careful to keep its head out of sight It is always 
accompanied by or partly enshrouded in douds, when it becomes visible in 
any of its parts (s. Doolittle) Wright erklärt den Drachen im Oolf Ton Satalla 
für eine Wasserhose. Videtur enim quod draco magnus et niger in nubibnt veniat 
et Caput Buum in undis emittat et cauda ejus videtur, qnod sit caelo inflxa 
(Bromton). Nach den'AelpIern entstehen schwere Gewitter, wenn ein Drache aoi- 
gefahren ist (s. Vemaleken). Indra spaltet die Schlange Abi, die die Wolken 
inrflckhilt. 

**) AWarez tSdtete (nach CharleToix) in Paraguay eine Schlange, die den 
Indianern weissagte. Die Agows fQttem (nach Bruce) ihre heilige Schlange mit 
Milch und Butter, um aus dem Fressen zu weissagen, nnd König Abisares unter- 
hielt (nach Strabo) zwei gigantische Schlangen in Taxila, welche Stadt von Yana- 
meyaya zerstört wurde, um seinen am Biss des Schlangenkönigs Taxaka gestorbe- 
nen Vater Parixit (den die fortziehenden Pandu als König der Kuru in Hasti- 
napura eingesetzt hatten) zu rächen nnd das Schlangenopfer (wie der Zanbeier 
von Steeg nach tyrolischen Sagen) zu verrichten, bei dem nur durch den Brah-' 
manen Astika einige Schlangen aus dem Feuer gerettet wurden. Die Pandawa- 
sade wo begleitenden Edlen aus Sihapura kamen in religiöser Tracht nach Ceylon. 
Der Gründer der kambodischen Hauptstadt war eben so befreundet mit dem Drachen- 



Waftserechlangen. j^g3 

tan, der Gott des Maya-GeschlechtS; wurde auf Hayti unter dem 
Namen Vaudoux verehrt, bei dessen Feste man Kisten mit Sehlan- 
gen auf den Altar stellte (Mttller). 

Pathummasurivong, ein Sohn des Indra, gleich dem nebst 
seinen Brüdern bei dem Muni im Walde erzogenen Arjuna, 
stammte aus dem Geschlecht der Wasserschlangen, und mit dem 
Hervorkommen der Drachenprinzessinnen fing sich das Festland zu 
bilden an, wie das Wasser zu sinken begann, als Hu mit seinen 
Bttifeln den Biber hervorzog. Erichthonius (Erechtheus), Vater 
des Pandion"*), vertrieb den Amphiktion aus Atlien. Nach den 



kSDig, wie König Menas mit den Crocodilen, die ihn zur Orfindung '?on Croco- 
dUopolff fll>er den M5ri8-See tragen; aber der letzte König Inthapataburi's starb 
DMh dem Kampfe mit dem durch Aufrichtung des viergesichtigen Brahma be- 
ledigten SchlangenfQrsten, wie Thor nach dem mit der Midgardsschlange und 
Baowulf, als Besieger des Feuerdrachens. Neben dem Ilolzbild der Athene Polias 
•tand als H&terin eine Schlange. Bohlen identiflcirt Maliarpha (im Lande der 
Avemol) mit Mahamalaipura, und Lassen erklärt Basaronax, den Titel des Fürsten, 
alt Vaiaranaga aus der Verehrang der Scblangengotter. PtolemSos setzt die 
Nagadibai südlich von dem Muduttoi, und V^jaya landete bei Nagadiba (Nagna- 
dwtpa oder die nackte Insel) auf Ceylon. Nutriunt quasi deos penates, nigri 
eolorit, obesos et quadrupedes quosdam serpentes, Giuoitos vocatos, bemerkt 
Lascovius von den Samogiten. Lituani et Samogitae in domibus sub fornace 
▼•1 in angulo vaporarii übt mensa stat, serpentes fovent, quos numinis instar 
fvlentes eerto anni tempore precibus sacriflculi evorant ad mensam. Strabo er- 
wihnt die der Demeter heilige Tempelschlange. 

*) Zeua Pandion ist Vater, Gatte und Sohn der Athene (s. Nork). Bei den 
diu Gottern Entstammten trat (nach Uesiod) Pandora, das erste Weib, aus Erde 
und Fluth hervor. Zu Gunsten der Kuru bekämpfte Pandu (wie Dhritarashtra, 
Bruder des Bahlika) die mächtigen Könige der Sindhu anwohnenden Sauvira 
and Javana. Aus Astina (Hastinapura) sandte Prabu-Jaja-Baja (ein Abkömmling 
der Pandawa durch Aijuna) den Penggava nach Java (Nusa Kendang oder Nusa 
Jnwa), iro das Alphabet der Raxasa gefunden wurde. Auf Java ist die Pandava- 
Sage völlig eingekörpert, als Epos. Der in Pataliputra regierende Oberkönig ans 
d«m Geschlecht des Pandu verehrte den heiligen Zahn, der (nach Guhavica't 
Tode) durch Dantaknmara (311 p. d.) nach Ceylon gebracht wurde, unverletzt 
von den Angriffen der Nighanta (nach dem Dathadhatuvansa). Die einheimische 
Dfnastie Ceylons wurde 434 p. d. durch den fremden Eroberer Pandu tamu- 
llseher Abstammung verdrängt. Unter den Städten im Lande der Pandovoi (Pan- 
dava) nennt Ptolemäos die von Alexander M. gestiftete Bukephala und die von 
Demetrius nach seinem Vater Euthydemia genannte Sudt Sagala (^akala). Herakles 



Ig4 Das obere Rambodia und seine Monomento. 

• 

Weer spiegelt sich die Riesenschlange (Anyiewo) der Erdhtigd 
im Regenbogen (wenn ihre Seele über den Wolken Inftwandeln 
geht) durch den Glanz ihrer Perlen (Steinemann). Abafazl (un- 
ter Akbar) erwähnt der Schlangenbilder in Kaschmir, d^sen 
König (nach Onesieritos) schon zu Alexander's Zeit zwei Drachen 
verehrte. 



Nachdem das Boot bepackt war, sollte es den Fluss hin- 
abtreiben, musste aber bei dem niedrigen Wasserstande gröss- 
tentheils über das sandige Bett fortgeschleppt werden. Ein alter 
Mann, für den der Chao Myang um eine Passage hatte bitten lassen, 
da er der Grossvater einer seiner Frauen sei, richtete sich im 
Vorzimmer der Kajüte seine Schlafstelle ein. In den Feldern 
am Ufer standen die Wohnungen in Bananengärten, aus denen 
Palmen hervorragten. Der isolirte Berggipfel Panom-krom, der 
an der Ktlste des Thalesab (Ton-le-sup) liegt, stieg vor uns auf. 
Er ist ganz mit dichtem Jungle bedeckt, in dem zahlreiche 
Heerden wilder Elephanten leben, und trägt auf der Spitze eine 
kleine Pagode. 

In der Nähe eines Dorfes war der Fluss so von Sandbänken 
durchsetzt, dass ich Hülfe nöthig hatte, und durch etwas ener- 
gische Ansprache von dem anfangs zögernden Schulzen fünf Mann 
erhielt. Im nächsten Dorfe wurden sie für Andere verwechselt, 
da die dort erwarteten Elephanten nicht zu haben waren. Als 
wir ein weiter abwärts gelegenes Dorf erreichten, zauderten die 
Bootsleute, bei der schon einbrechenden Dunkelheit fortzugehen^ 



machte seine Tochter Pandia mannbar, um das Königsgeschlecht zu zeugen. Ans 
Partha, als Beiname des Aijona, erklärt Lassen die Hauptstadt Kalinga*s (bei 
Megasthenes) Parthalis durch Parthala. Ptolemaos kennt die Pandouoi am Hy- 
daspes. Im Reiche der Pandiones (UavSiovaw /tieaoyeia) war Modnra (Mathura) 
die Hauptstadt. Nach der Besieguug des Afrasiab begab sich Kai Khosru mit 
seinen Edlen nach der zum Ruheorte ausgewählten Quelle und verschwand dort, 
wie Judischthira umgekehrt nach dem Triumphe der Pandu über die Kuru im 
Schnee des Himalaja. Die Dorier leiteten ihr Kouigsgeschlecht aus dem AntheU 
der Phyle der Hylleer von Herakles ^b (durch Hyllus, Sohn der Dejanira). 
L'autiquit^ attribuait aux serpeus la puissauce d'attirer leur proie par uue sorte 
d'aspiration (Breal) in der Fascinatiou. 



Schleusen. 185 

da sie die wilden Elephanten fürchteten, die Nachts zum Trinken 
an den Flnss herabkommen und, wenn sie denselben kreuzen, 
iwiscbenliegende Boote zertreten. So wurde an dem Dorfe Apai- 
lok Bast gemacht. Die dort geweideten Heerden von Büffeln 
and Elephanten gehören dem Chao Myang. 

Etwas unterhalb dieses Dorfes theilt sich der Siemrab in 
zwei Arme. Der geradeswegs zum Thalesab auslaufende ist fast 
trocken, da die grössere Wassemiasse in den andern zur Be- 
wässerung der Felder abgeleitet wird. Will man dcslialb nicht 
dorch Büffel das Boot über die trockenen Stellen schleppen lassen, 
80 mUssen die Schleusen der Felder gesclilosscn werden, um das 
abgedämmte Wasser in der Mündung zu stauen. 

Am andern Morgen waren wir bald bei der gabligcn Thei- 
Inng angelangt (Jan. 8) und fanden dort mehrere grosse Schiffe 
liegen, die, mit Ladungen von Siemrab kommend, schon seit 
mehreren Tagen einen höheren Wasserstand erwarteten, um in 
die See auslaufen zu können. Sie hatten Bezahlung angeboten, 
waren aber mit dem vom Schulzen verlangten Preis noch nicht 
Übereingekommen. Meiner Regierungspässe wegen konnte er 
unserem Boote indess keinen Aufenthalt bereiten, erlaubte aber 
keinem der andern zu folgen, als wir nach Festrammen der 
mit Pflöcken und Stroh aufgeführten Deiche allmälig flott wur- 
den and über die Untiefen hinwegglitten. Ein schmaler Kanal 
floBS durch hocligewachsenes Gras und wand sich dann zwischen 
einem buschigen Schilfwalde hin. Ein von Battambong herauf- 
kommendes Boot begegnete uns, und ein kleines Boot fuhr mit 
mi8 nach dem Thalesab hinab, um dort zu Aschen. Der See 
lag nach Süden, und der Berg (Panom) Krom westlich. Am 
fernen Horizonte zeigte sich die Linie der Khao-don-rek-Gebirge. 
In einem an einer niedrigen Düne liegenden Boote war ein Mönch 
von Battambong gekommen, der Karren crwai-tete, um auf dem 
Landwege na^h Siemrab zu gehen. In dem buschigen Walde, 
der sich durch die halb überschwemmten Wiesen streckte, zeigte 
sich hier und da eine sandige Erhölning mit niedrigen Bäumen 
darauf. Eine Zeit lang schwammen wir auf den befluthcten Wie- 
sen, und dann befanden wir uns zwischen den Bäumen eines 
ganz im Wasser stehenden Waldes, und damit schon in dem 



■ I 



186 ^^^ obere Kambodia und seine Monumente. 

See, der in dieser Jahreszeit sein Wasser von dem änsseren 
Rande der Kttste noch nicht zurückgezogen hatte. Wie das Wasser 
tiefer wurde, waren die Bäume bis zur Blätterkrone eingetanchti 
und erst jenseits breitete sich die weite Fläche des offenen Mee- 
res aus. Ein Kahn mit getrockneten Fischen kam vom Dorfe 
Kanumphuk, das eine Tagereise nach Osten von Fischerlenten 
bewohnt ist. An dem Xong kriech genannten Platze , wo die 
Fische präparirt werden, lag ein grosses Boot, eine Ladung für 
Siemrab einzunehmen. In diesem überschwemmten Walde sollen 
sich die Reste eines alten Pflasterweges finden, der von Siemrab 
nach dem Kante-Kom genannten Landungsplatze läuft, einem 
Hafen, in dem im vierten und fünften Monate Karren die von 
den Booten eingebrachten Ladungen aufnehmen, am sie nach 
Siemrab zu bringen. Zu der Zeit beginnt der grosse Fischfang 
im See, um die Fische zu salzen und zu trocknen, indem die 
Kanäle dann austrocknen und die vorher über Felder oder durch 
Wälder verbreiteten Fische auf einen engeren Raum zusammen- 
gedrängt werdend Eine grosse Quantität der getrockneten Fische*) 
wird nach Udong verführt. Von der Landspitze Phra Kamxfl 
zwischen den Mündungen des Battambong- und Photesab-Flosses 
will man die Spuren eines Dammes verfolgt haben, der quer 
durch den See nach dem Paknam in der Mündung des Siemrab- 
Flusses gezogen war. Dem Boote wurde jetzt das Steuer ange- 
hängt, und das bisherige Staken durch Rudern ersetzt. Es zeigte 
sich eine wogende Bewegung, und nicht daran Gewöhnte sollen 
leicht seekrank werden. Auch sah man weiter hinaus kleine 
Wellen kräuseln und brechen, wie überhaupt die Aussicht über 
den See unbeschränkt war, bis sich am Horizont das Wasser 
mit Luft mischte und die in waldigen Spitzen ausgezackten 
Ufer verschwanden. Die nach Battambong bestimmten Boote hiel- 
ten sich West, die nach Udong bestimmten Ost, da sie es nicht 



*) Der Fischfang ist iusserst reich, und schon Oderic Mathinssi nennt ihn 
das Wunder des Landes Campe. On ne voit riens en ceUe mer fors poisson. 
Wie Pauthier bemerkt, heisst Fisch im Telingana (der Coromandelküste) Ghampa. 
En ceste contr^e yeiz Je une limace qui estoit plus grande que le docher d6 
Saint-Marque, se il estoit tourn^ comme est la maison de la Umace. 



Der See. 187 

wagen, den See direot nach Süden zu kreuzen. Als sich am 
Nachmittag etwas Wind erhob, legte der Schiffer das Boot unter 
einem dicken Baumstamme bei und befestigte es an den aus 
dem Wasser hervorragenden Zweigen. An den äussersten Bäu- 
men war die Tiefe 17 Fuss, nahm aber rasch weiter hinaus zu. 
Qegen Abend brachen wir wieder auf und kreuzten, nicht ohne 
Zagen nnserer kühnen Matrosen, an einer offenen Stelle von einer 
waldigen Spitze zur andern über. Schwimmende Piianzeninseln 
trieben nmher. Mit Einbruch der Dunkelheit fuhren wip in das 
Kckicht hinein, um das Boot ftir die Nacht fest zu machen. 
Zwei der Mannschaft ftlhlten sicli sehr ermüdet, da sie als Feldarbei- 
ter nicht gewohnt waren, zu rudern. Der Obmann (Nai) war 
fttther noch nie auf dem See gewesen. Nur der Steuermann 
wüste etwas Bescheid. Der See gilt gleichsam als Ueberrest der 
groeaen Flnth, aus der der Wunderbaum*) der kambodischen 
Sagen hervorwächst. 

In der Elementar-Rechnung unterscheiden die Siamesen die 
▼ier Operationen, als: 

Bock oder Addition (znsammenhäofen) 
Hak 9 SubtraclioD (abbrechen) 
Oon „ Multiplication (vermehren) 
Han „ Division (theilen) 
Die arlthmethischen Regeln werden als Giin-Han zusammengefasst. 

10 lek ken 







13 „ prasoni 


10 lek ken 




10 lek ken 


8 „ hak 




3 ^ khom 


7 „ set 


30 r, khong 


30 lek ken 






3 y, hau 






10 „ lap 






Sam khun sib dal samsib (13) 






f, hak „ sia lüa yu chet (7) 






„ kab , pen sib sam (30) 






„ han nai sam sib pen sib hon 


(10) 





*) Btfor« the deluge there lived two eaormous croatorea, one au auimal with 
ft hom, the other » toad, keoptng the water in ita body and ooly emitthig a 



,-■■ "^ 



Igg Das obere Kambodia und seine Monomente. 

Als wir am andern Morgen j|,ufbrechen wollten, war das 
Steuer so mit schwimmenden Seepflanzen besetzt^ dass es erst 
gereinigt werden musste. Einem andern Boote durch die Büsche 
folgend, betraten wir einen Seitenarm des Bättambong-Flusses, in 
dem aber die überschwemmten Büsche zu beiden Seiten noch 
kein festes Ufer unterscheiden Hessen. Eine Reihe von Ottern, 
mit dem Kopf abwärts schwimmend, kreuzte den FIuss. Wie 
die Schiffer sagten, finden sich im Thalesab ausser Alligatoren 
(Takeh) auch Haie (Pia Xalam). Das in den Lampen gebrannte 
Fischöl wird meistens in dem 4ten und 5ten Monat auf der 
dann trockenen Küste aus dem Pia Savai ausgekocht Schiffe 
mit gerefften Segeln kamen uns entgegen. 

Nach dem ersten festen Land im Flussufer, wo wir einen 
kurzen Aufenthalt zum Baden machten, kamen wir nach dem 
Zollhause Dan Sema, wo der Lam-Seng in den Battambong-Flnss 
einfällt. Kleine Gärtchen schwammen auf Bambusflössen. Der 
Fluss strömte zwischen dichtem Gebüsch und nahm eine bräun- 
lich-rothe Farbe au. Nach dem Eintritte des Flusses von Kon- 
buri machten wir für die Nachtrast unter einem Baume Halt. 
Der Reis wurde im Boote gekocht, und die Leute erzählten sich 
dann am Feuer Geschichten. Einer wurde mit einer Schwach- 
heit aufgezogen, die seiner Scliwester begegnet wäre, aber der 
Nai meinte, dergleichen Bemerkungen seien unpassend, man solle 
lieber den Geistern der Eltern, die erzürnt sein würden. Opfer- 
gaben darbringen und den Thevada durch Sühnen günstig stim- 
men. Mein siamesischer Diener beklagte sich über den Reis 
von Siemrab, der weit gröber und deshalb unverdaulicher ab 
der von Bangkok sei. Am folgenden Morgen fuhren wir zwi- 
schen bewaldeten Bänken hin. Hütten waren zum Fischen auf- 



certatn qoantity to water the earth. When in a qnarrel the hörn pierced iU lide, 
the waters gashed in fluods (according to the OJebways). Nanahbozhoo (patting 
a nnmber of animals and fowls in his bosom) fled on the mountains to a large 
cedar and placked the branches and frults in ascending. When he reached the 
top of the tree he sang and beat the tune with his arrow upon his bow and^ at 
he sang the tree grew and kept pace with the water (tili he constrncted a raft). 
To form a new world he obtained earth from the diving of the musk rat, tprea- 
ding it and causing the wolf to ran over the sarfaoe (s. Jones). 



Zollhäuser. 189 

gerichtet. Bei der Opok genannten Oeffnung des Waldes änderte 
der Flnss seine Farbe von bräunlieh-roth zu weisslich-grau. Wir 
passirten die Mündung des SthUng Kamao und folgten dann den 
Flusswindungen zwischen buscliigen Bänken. Fische wurden durch 
eisenspitzige Lanzen gespeert. Neben Bananengärten auf höherem 
Ufer liegt das Zollhaus Dan Chambong, wo die Steuern bezahlt 
werden. Bei dem frülieren Wachtposten Dan Seuia werden nur 
die Papiere inspicirt. In einigen Dörfern am Wege konnten 
wir Fische kaufen, und die Bananengärten , von denen Treppen 
xnm Flusse niederftihrten; wurden häufiger. Mit Sonuouuutcr- 
gang legten wir bei einer Sala an. In der Unterhaltung der 
Fischer belehrte sie der Obmann, dass nur ein (Tclehrter und 
in den Kegeln der Metrik Wohlerfahrener es unternehmen dürfe, 
Ver«e zu maclien, da es eine Sünde sein würde, gegen Regeln 
zn Verstössen. Ausser der Champa wird auch die Mali-Blume 
zum Schmuck gebrauclit. 

Mit der Dämmerung unterwegs fanden wir uns zwischen 
wohlangebauten Ufern mit Bananengärten und Häuseni. Trep- 
pen führten zum Fluss hinab, und in den Wohnungen schien 
viele Betriebsamkeit zu herrsclien. Auch Arac-Destillerien fan- 
den sich. Nachdem wir unsem Passagier bei seiner Familie 
abgesetzt hatten, legten wir bald nachher an dem Landungsplätze 
von Battambong an (Jan. i 1), eine sich weit am Ufer hinstreckende 
Stadt^ mit den Pfahlbauten ♦) der äusscrsten Strassen im Wasser 
stehend. Ein an feststehendem Tau übergezogenes Boot bildete 
die ISKhre. 

Zum Gouverneur sendend, hörte ich, dass derselbe noch 
schliefe, und ging in der Zwischenzeit auf dem wohlversorgten 
Markte und zwischen den Klöstern umher. Elephanten mittlerer 
6r()8se verkaufen sich für 130 Tikal, bester Qualität für 200 bis 
300 Tikal. Zur Scheidemünze dient das cochiiichinesische Geld 



*) Indem sie in Bootien an beiden Ufern des unteren Asopos (des Schlammigen) 
In «Inem Dorfe, welches anf Pfahl werk ruhte, gewohnt und sich zu ihrem gegen- 
MftlgeD Verkehr, während der winterlichen Regenzeit, wenn das Was&er hoch 
itend, der Brflcken und Stege bedient hatten, waren sie Gephyräer oder Brücken- 
miiraer gsnannt worden (s. RQckert). 



190 ^^ obere KambodU und setne Bionomente. 

(kr Ipeh; die in Ligaturen^ meist von 600 Ipeh (ein Fnang oder 
zehn Thien) znsammengebuuden sind. Zur Answechaelang legt 
man sie in schmale Holztröge^ deren einer bestimmten Zahl ent- 
sprechende Grösse genau bekannt ist; und misst die lünge. Im 
Vat Pihpit fand sich neben dem von Sema umstellten Tempel 
( Both) das Steingebüude des Hotrai für die Bibliothek mit spitxi- 
gem Dach. Der Bibliothekar schloss mir das Innere auf, das 
ganz mit den in TUchem aufgebundenen Palmenblätterkasten 
gefüllt war, die Titel auf einem angebundenen Streifen eines 
Palmenblattes tragend ^ wie Thiphani; Sangkhaha, Chnnlayat, 
Patimokh; Aphitham (in sieben Phuk); Milintha-Paiga (anyoUstän- 
dig in 15 Phuk) u. s. w. Die Wandgemälde steUten oben Badd- 
ha's in dem Viman vor, in der Mitte Buddha's von Yerehreni 
umgeben und unten die Höllenqualen. An einer andern Seite 
fanden sich Priester, die Über zufällig Verunglttckte Leichengebete 
recitirten und sie in weisse TUcher hüllten. Anderswo standen 
Priester recitirend über Verstümmelte, anderswo ein Priester, 
der auf den Empfang einer Lotusblume von einem Verehrer sich 
zum Himmel erhebt. Der Nagel eines der Buddhabilder war 
von Perlmutterschale gefertigt. Kleine Phrachedi waren mit 
Glasstücken geschmückt. In einem andern Kloster fand sieh in 
einem Sanchao eine Lehmfigur unter einem Schirm. In einem 
Vat sali ich ein in 22 Felder getheiltes Gemälde. Die Mönche 
meinten, dass der Palast von Vat Ek durch Phra In für die Königin 
gebaut sei, wie Nakhon Vat fllr den König. Battambong sei 
erst vor 80 Jahren gebaut, als der Fluss seinen Lauf veränderte. 
An dem alten Strombette trifit mau die mit Figuren und Inschrif- 
*ten bedeckten Steinruineu von Baset. Am Fluss aufwärts fin- 
den sich an einem Berge die Ruinen von Banan, einem Phrm 
Prong ähnlich. 

Als ich den Chao Myang sah, Hess er mir ein langes grosses 
Staatsboot, das im Flusse ankerte, an's Ufer legen und durch 
Ketten-Gefangene zu einer Wohnung während des Aufenthalts 
in Battambong zurichten. Später schickte er Geschenke an Eiern, 
Geflügel und Früchten. 

Der Fluss kann etwa noch 4 Tagereisen oberhalb Battambong 
beschiflft werden. Seine Quelle liegt auf steilen Bergen, die mit 



BatUmbong. 191 

den Chantabnn-Gebirgen zusammenhängen, und von den Khamen 
dong oder Khamen NakPri bewohnt sind; die das Kambodische 
mit besonderer Pronunciation sprechen und den Tribut (suay) an 
Kardamomen sammeln. Die übrigen Khamen, die nicht dort ein- 
heimisch sind, können ihr Land nicht besuchen^ da jeder Fremde 
krank wird. Weiter nach Chantabun hin leben die Xong, die 
selbst als Sklaven unbrauchbar sind, da sie immer zu entfliehen 
suchen. Die Kha oder Panom dagegen dienen in Udong in 
grossen Mengen ^ obwohl es freilich auch bei ihnen einzeln 
vorkommt; dass sie ihre Herren morden. Im Mittelalter hiessen 
die Bewohner der nördlichen Berge Gueos.*) Bei den Jueu 
heissen die Kha (Putteng der Laos und Ho der Chinesen) Keoh. 
Die sehwarzbäuchigen Laos heissen Njuin bei den weissbäuchi- 
gen Laos, die sie Laos nennen. 

Ein in Battambong ansässiger Franzose (ein corsicanischer 
Matrose, wie ich glaube) war ein Rest der früher von Siam aus- 
gegangenen Expedition nach dem Goldlande und beschäftigte sich 
jetzt damit; getrocknete Fische nach Saigon zu verfahren. 
Er lebte neben der französischen Mission des Pere Sylvestre, der 
mir gastfrei seine Wohnung zur Veritlgung stellte. Doch war mir 
das auf dem Flusse liegende Boot der Kühle und der Beciuem- 
lichkeit des Badens wegen vorzuziehen. 

In dem von Siam abhängigen Theile Kambodia's hat Jeder 
aus dem Rasadon (gemeinen Volke) eine Abgabe von 1 Bath 
1 Samlttng 1 Luang dem Kamnang (Schulzen) oder Nai seines 
Dorfes einzuschiessen^ damit derselbe es dem Chao Myang (Gou- 
verneur) seiner Provinz (in Battambong, Siemrab oder Panomsok) 
ttberlieferC; um nach Bangkok eingesendet zu werden für den 
Tribut (Suay) an Luk Rheo (falschen Cardamomen) und Khi-phüng 
(Bienenwachs). Von dem Gebiete Siemrabs (die Stadt mit Ein- 
flohluss der Dörfer) werden jährlich an Luk Rheo 30 Hab (mit 
dem Werthe von 20 Bath per Hab) und an Wachs 10 Hab ein- 
gefordert, und in fünf oder sechs Karren, die von fünfzehn Mann 



^ Nachdem die von den Goei besiegten Khitauen sich zq den Khomohi ge* 
tSchtet, w&hlten die Jaen, Khiimohi und Khitan abgesonderte Wohnsitze von 
ihmiider (Oppert). 



192 ^^ obere Kambodia und seine MonomeDtd. 

unter zwei Offieieren (Nai) befehligt werden, nach Bangkok über- 
sendet. Sie brechen im fUnften oder sechsten Monate anf , ver- 
bleiben ungefUhr einen Monat auf dem Wege, halten sich einen 
Monat in Bangkok auf und kehren im Laufe des folgenden zurück. 
Steht der Preis des Bienenwaehses sehr hoch, weil* der Ertrag 
nur spärlich ausfiel, so steigert der Chao Myang in entsprechen- 
dem Verhältniss die Summe, die jeder Bewohner als seinen An- 
theil zu zahlen veri)flichtet ist. Kann die erforderliche Quantität 
nicht zusanmiengebracht werden, so wird der mangelnde Rest 
durch Einsendung von Silberbarren oder Theng (k 2o Tikal) auf- 
gebracht. Die Edelleute und Phudi bezahlen keine regelmüssigen 
Jaliresabgaben , sondern treten nur in aussergewöhnlichen Ver- 
hältnissen ein. Sollte die Regierung Elephanten oder Zeuge be- 
dürfen, so wird von ihnen der Kha Xang (Preis der Elephanten) 
gefordert; oder Pha Phusa (Ehrenkleider), oder Pha Sal)ong (Prie- 
stergewänder, die der König des Verdiensterwerbes wegen den 
Klöstern schenkt), d. h. eine genügende Summe, um diese Dinge 
zu kaufen. Aus dem direct unter Udong stehenden Theile Kam- 
bodia's wird kein Suay (Tribut) nach Bangkok geschickt, mit 
Ausnahme der Einkünfte des Zollhauses (Akon) in Kampot Von 
der Destillation gebrannter Wasser wird keine Steuer (Phasi) 
erhoben. Im Gegensatz zum Volke (Kon sak tam) heisst der Adel 
Kon sak sung. 

Ein Jeder im siamesischen Kambodia, im Alter von fünf- 
zehn Jahren bis er mit siebenzig Jahren unfähig zum Arbeiten 
wird, hat Frohndienste (Raxakan) zu thun. Die Verpflichtung 
zu diesem Raxakan ist nicht umschichtig abwechselnd, wie in 
Siam, sondeni so oft die Regienmg ein Werk auszuführen hat, 
müssen sie dazu bereit stehen. Wenn nicht aufgerufen, mögen 
sie fllr ilire eigenen Geschäfte arbeiten. Der Vater kann seinen 
Sohn stellen, um als Ersatzmann an seiner Statt zu dienen. Sind 
zwei Söhne im Hause, so muss der Eine zum Frohnen ausgelien, 
der Andere bleibt zurück, um seinen Eltern zu helfen. Sind 
mehrere Söhne in einem Hause, so mögen sie unter sich eine 
Vereinbaning darüber treffen, wer von ihnen den öflFentlichen 
• Dienst verriclite. Sobald aber ein Sohn sich verheirathet und 
seine eigene Familie begründet liat, getrennt lebend, so fällt auf 




Abgaben. 198 

ihn die Verpflichtung selbst^ ftlr das Raxakan einzustehen. Die 
Meisten verheirathen sich zwischen dem 15. bis 25. Jahre, so- 
bald sie genügendes Vermögen zur Etablirung besitzen. Die 
Mönchsweilie befreit vom Raxakan; es sind aber immer nur We- 
nige, die die klösterliche Beschränkung auf die Dauer zu ertra- 
gen vermögen. Die Mehrzahl sehnt sich nach dem Laienstand 
snrttek, um Frauen nehmen zu können, obwohl sie dann auch der 
Verpflichtung zur Regierungsarbeit sich unterwerfen müssen. Der 
That oder Sklave, der seinen Kha tua (Körperpreis) hat und 
seinem Gläubiger fUr die demselben schuldige Summe dienen 
mnss, ist vom Raxakan ausgenommen. Verschieden vom That, 
der bis zu seinem Loskauf beständig in der Gewalt seines Mei- 
sters (Nai) steht, ist der Bao, der nur während der Arbeitszeit 
im Raxakan den Befehlen des Nai zu gehorchen hat. So wird 
der Bao als Kha luang (Königssklave) von dem That unterschie- 
den, der ein Kha khon mi ngön (ein verschuldeter Sklave) ist. 
Die in Sklaverei fallenden Schuldner entsprechen den Khai fak 
(Depositären), als That Kliai fak, weil sie frei (thai) gekauft 
werden können, indem ihr Herr sie zu entlassen hat, sobald ihm 
die Bezahlung der Schuldsumme angeboten wird. Gekaufte 
Sklaven dagegen, wie die Pnom und andere Stämme der Wil- 
len, bedürfen zum Loskauf der Einwilligung ihres Herrn, der 
nach Belieben über sie verfügen kann, und hcissen deshalb That 
mai khat, oder immerwährende Sklaven. In unterworfenen Dör- 
fern gefangene Rebellen werden durch die Gnade des Königs 
den siegreichen Ofticieren zur Belohnung als Sklaven geschenkt. 
Der Suay wird nur von den Männern bezahlt, und zwar nur von 
einem, wenn sich mehrere in demselben Hause iinden. In Battam- 
bong wird der Suay in Cardamomen (Kravan) eingeliefert, die 
nnter der Aufsicht eines Ofiiciers (Nai) von den Khao Kravan 
(den Cardamomenberg), die mit den Bergen Ghantabuns zusanmien- 
hftngen, gebracht werden. 

Die zu Raxakan verpflichteten Leute werden von dem Ghao 
Myaug unter verschiedene Meister (iüsii) vertheilt, von denen sie 
im Bedtlrfnissfalle einberufen werden ^ und heissen deshalb Lek 
oder Kha Pen din (an den Boden gefesselte Diener). 

Längs der Flüsse in Kambodia tnSt man häufig Stations- 

Bftitian, Reite in Kambodia. IV. i<^ 



194 ^M obere Rambodia und seine Monumente. 

faänser oder Dan. Die meisten dienen nur zur Ueberwachong 
und Inspection der Papiere, andere aber auch zur Zollerhebung. 
Bei den in der Nähe der Marktstädte gelegenen muss der Zehnte 
aller eingebrachten Waaren abgeliefert werden. Das Oeld geht 
an den Chao Myang. 

Der an Siam fällige Tribut von Cardamomen in der Provinz 
Battambong beträgt 60 Picul, von denen 30 durch die Eönigs- 
sklayen oder in den Bergen colonisirte Kriegsgefangene einge- 
sammelt werden, die andere Hälfte aus den durch jeden Bewoh- 
ner bezahlten Contributionen aufgekauft wird. Ausserdem wer- 
den i\0 Picul an Bienenwachs gesteuert. Von Reis muss der 
Fünfte bezahlt werden, indem man die Scheunen nach einge- 
brachter Ernte abschätzt. Der Verkaufspreis des Reis ist des- 
halb niedriger vor der Schätzung, und steigt nach derselben. 
Die Edelleute sind diesen Abgaben nicht unterworfen. Die Chi- 
nesen zahlen keinen Tribut, müssen aber in Eriegszeiten den 
Proviant an Reis und die übrige Verpflegung der Armeen besoi^ 
gen. Der Chao Myang, der das Recht über Leben und Tod hat^ 
kann nach Belieben neue Taxen auflegen. Bei meiner Anwesen- 
heit war der Handel in Battambong ziemlich frei, wogegen das 
Volk in Siemrab sehr gedrückt wnrde durch den an Fackdin, 
Fischen, Elephanten u. s. w. erhobenen Zehnten, und die Folg!e 
war, dass eine starke Auswanderung von Siemrab nach Battam- 
bong Statt hatte. Das Einkommen des Oouvemeurs besteht 
hauptsächlich in den Geschenken, die ihm durch die Kantleute 
der von Udoug oder Cochinchina zurückkehrenden Handelsboote 
gemacht werden, sowie von jedem Lastkarren, der nach Bang- 
kok föhrt. Der Gouverneur ertheilt Titel, um, wo es ihm beliebt, 
die Edelleute in bestimmte Stellen einzusetzen, und vertheilt dann 
die Volksmenge unter ihre Aemter. Je nachdem dann ein Frohn- 
dienst verlangt wird, müssen sie ein bestimmtes Contingent von 
Leuten stellen, die sie nach eigener Wahl ausheben können. Nur 
drei des hohen Adels*) werden von der Regierung in Bangkok 



*) The 8on of a Mandarin of tbe flrst order will only be of the secood (In 
Cochinchina). If he be in actual employ his cbildren are of tbe third claaa, bvt 
if not employed, bis ebUdren retnrn to the ranke of the people (Chaigtieaa). 



Retidenten. 195 

anerkannt nnd sind von dieser ernannt, nämlich der Ghao Myang, 
der Prälat und der Jockabat. Der Prälat (Stellvertreter) ist 
meistens der Sohn des Ghao Myang (Gouverneur) und folgt spä- 
ter in dessen Würde. Der Vater des gegenwärtigen Gouver- 
neurs von Battambong war früher ein Gemeiner, der durch den 
damaligen Gouverneur begünstigt und als Schreiber angestellt 
Würde. Da er unter dem General Ghao Khnn Bodin diente und 
Gelegenheit sieh auszuzeicliuen hatte, so wurde er später zu der 
Stelle des Gouverneurs erhoben. Er fülirte ein strenges, aber 
gerechtes Regiment, und Hess einen seiner eigenen Söhne ent- 
haupten, der der Räuberei überführt war. Bei seinem Tode 
schickte sein Sohn, der jetzige Gouverneur, die goldene ScihUssel 
,nach Bangkok, um darin den Titel seiner Bestallung zu empfan- 
gen. Obwohl indess seitdem drei Jahre vergangen sind, hat er 
doch die königliche Bestätigung immer noch nicht erhalten und 
ftingirt bis jetzt nur als Stellvertreter. Die Dorf-Aeltesten sind 
fllr alle ihre Untergebenen verantwortlich und deshalb bei rück- 
ständiger Zahlung oft in ebenso schlimmer Lage, als die Dccu- 
rionen bei der Steuer-Erhöhung unter Kaiser Diocletian. 

Durch die Annectirung der Provinzen Siemrab und Battam- 
bong hat sich Siam den besten TheU Kambodia's anzueignen 
gewnsst, eben diejenigen, die durch ihre begünstigte Lage allein 
zur Entwickelung von Gultur befähigt waren, und dieselbe, wie 
die Monumente zeigen, auch zu einer nicht unbedeutenden Voll- 
endong gebracht haben. Die einheimisclien Fürsten dieser Län- 
der werden jetzt von den siamesischen Beamten des Kha Luang 
nberwaeht, der auch in den wichtigeren Fällen das Ricliteramt 
ausübt. Die Gesetzbücher der hinterindischen Völker haben eine 
sehr minutiöse Durchbildung erhalten und knüpfen sich in Birma 
sowohl wie in Siam und Kambodia an den Namen des vor- 
derindischen Menü'*') an. In dem ersteren Lande ist das schon 



*) Id Mann, als Repräsentantflo der Rischi, liegt die buddhistische Unbe- 
gtlmmtbeit des MenscheDsohnes, der seinen Namen nicht mehr auf ein bestimmtes 
PatronymikoD zurückfuhrt, und der, ^ie es in den Jataka Demiah^s heisst, kei- 
nm Rohepiatz für sein Haupt besitzt, seitdem er mit seiner Familie und allen 
Bflrgem des bewohnten Landes gebrochen bat, um als Einsiedler in den Wäldern 
la Üben. Die n>«dhi (in Oman) sprachen von Ali nur als „dem Menschen.*' 

13* 






196 I>M ob«re Kambodia und seine Monomente. 

von Richardson behandelte Dammathat in zwölf Bücher getheilt, 
deren Inhaltsverzeichniss kurz das folgende ist: 

Das 1. Buch, eingeleitet darch:^ 

Namo Tasa Bagavato Arahato Samma Sambndasa beginnt 
mit der Weltentstehung; und kommt dann nach Anordnung einer 
bürgerlichen Gesittung unter den Menschen zur Zeit des Menü 
genannten Grosskönigs Maha Samata auf die zwölf Entschei- 
dungen des (siebenjährigen Kuhhirten, der aus den Byamha-Ter- 
rassen auf der Menschenwclt wiedergeboren war) nämlich : 

1) Ueber die Begrenzungen der Ländereien. 

2) Ueber die Zerstörungen der Feldgrenzen. 

3) Ueber den Diebstahl. 

4) Ueber Raub. 

5) Ueber das Eigenthumsrecht, wie es in einem Processe 
zwischen den Engelgöttem entschieden wurde. 

6) Ueber den Fall des Kingdit- Vogels (des Eichhörnchens 
und des Frosches). 

7) Ueber den Fall zwischen den Eigenthümem des Eich- 
hörnchens und der Ratte. 

8) Ueber den Streit um die Ehefrau. 

9) Ueber die von Jungen den Bejahrteren zu zollende Ehr- 
furcht 

10) Ueber die nur vierfache Rückzahlung erborgten Getreides. 

11) Ueber die nur doppelte Rückzahlung erborgten €leldes. 

12) Ueber die getrennte Examination der Zeugen. 

Durch den letzten Fall, der Brahmaneu betraf^ bekannt ge- 
machty wurde er an den Hof gezogen, und gab dann noch die 
folgenden Entscheidungen ab: 

1) Am ersten Tage über alte und neue Reissaat. 

2) Am zweiten Tage über männliches und weibliches Rind- 
vieh. 

3) Am dritten Tage über kleine und grosse Hühner. 

4) Am vierten Tage über den Streit um das Kind. 

5) Am ftlnften Tage über das Niederhauen eines Baumes 
in Lichtung des Waldes zur Anlegung eines Gartens. 






••' 



Der ProcMt der Kfirblm. 197 

6) Am sechsten Tage über die Auffindung eines mit Gold 
gefüllten Topfes und seine Vertheilung. 

7) Am siebenten Tage über den Process wegen der Kürbisse. 
In diesem letzteren Falle machte er einen FehlschlusS; da 

er das Pflücken des auf ein fremdes Feld hinübergewachsenen 
Kttrbiss dem Eigenthümer dieses zusprach, statt dem Eigenthü- 
mer desjenigen Feldes, auf dem sich die Wurzel fand. Da dies- 
mal nicht, wie früher, Nat und Menschen Beifall zollten, erkannte 
der (jetzt Menü genannte) Minister, dass er ein ungerechtes Ur- 
theil gefällt habe, und zog sich mit der Erlaubniss des Königs 
Maha Samata als Yathay oder Rahan für meditirende Buss- 
flbungen in den Wald zurück, wo er mit den Dhyana die Fähig- 
keit des Emporsteigens erwarb und, zum Erdwalle fliegend, die 
dort aufgeschriebenen Gesetze ablas, wie sie nun in den folgen- 
den Büchern weiter erklärt werden. 

Das 2. Buch handelt, seinem Inhaltsverzeichnisse nach, über: 

1) Leblose Gegenstände, die deponirt oder nicht deponirt 
sein mögen. 

2) Belebte Gegenstände, die deponirt oder nicht deponirt 
sein mögen. 

3) Den Fall der Brahmanen, des Rahan-Lehrers und seines 
Zöglings, um über das Deposit Entscheidung zu geben. 

4) Das veränderte Aussehen von Rindvieh und Menschen, 
was zum Eigenthume eines Andern gehört, wenn dieses verkauft 
werden sollte, ebenso auch, wenn es verkauft oder gekauft wer- 
den sollte, ohne das Aussehen zu verändern. 

b) Den Diebstahl und Verkauf von Kindern oder Sklaven. 

6) Wenn Büffel, Rindvieh, belebte oder leblose Gegenstände 
in dem Hause oder auf dem Grunde eines Andern gefunden 
werden sollten, in welchem Falle dann der Eigenthümer als Dieb 
SB betrachten ist 

7) Bei Auffindung eines Schatzes, wann derselbe getheilt 
werden darf und wann nicht. 

8) Bei einem Thronwechsel oder bei einer Regierungs-Ver- 
inderung die 4 Verfahrungsweisen, die ausgefolgt werden können, 
und die 5, die nicht können. 



198 ^M ^^^^^ Kambodia und «eine MMiimeoto. 

9) Das Gesetz ttber die 6 Arten von Verschreibungen. 

10) Das Gesetz für Bezahlung für Zimmerleute, je nachdem 
sie geschickt sind. 

11) Das Gesetz über Dienstboten und solche, die sich ver- 
miethen. 

12) Das Gesetz ttber Feldbauer. 

13) Das Gesetz ttber Fähren. 

14) Das Gesetz über Leute, die in demselben Boote reisen, 
in wiefern sie verantwortlich für einander sind und wie nicht. 

15) Das Getetz über die am Wachtposten zu zahlenden Steuern. 

16) Das Gesetz über den Zoll an den Thoren. 

17) Das Gesetz ttber die Markt- Abgaben. 

18) Das Gesetz ttber Wäscherleute. 

19) Das Gesetz ttber Bezahlung der Aerzte. 

20) Das Gesetz ttber Juristen. 

21) Das Gesetz ttber Contractbruch. 

22) Das Gesetz ttber Hirten. 

23) Das Gesetz ttber Rindvieh, wenn dasselbe in der Brunst 
sich Schaden thut. 

24) Das Gesetz ttber die Miethe von Bttffeln oder Rindvieh. 

25) Das Gesetz ttber die Miethe von Wagen. 

26) Das Gesetz ttber die Miethe von Booten. 

3. Buch. 

Beginnt mit den 18 Wurzeln, die 4 unveränderlichen und 
die 5 ursprttnglichen Gesetze enthaltend. 

1) Wenn der Geldleiher arm und der Geldverleiher reich ißt. 

2) Das Gesetz, wenn der Schuldner schwach und der 
Gläubiger stark ist. 

3) Das Gesetz, wenn Dienste ttber ihren Werth bezahlt sind. 

4) Das Gesetz, weshalb Jemand, der trockene oder bewässerte 
Ländereien, bebaute Felder oder Gärten, die geschätzt sind, ftlr 
die Bezahlung einer Schuld erhalten hat, auf dieselben kein 
Eigenthumsrccht besitzt. 

5) Das Gesetz, wenn ein Recht zu der Uebermachung besteht 

6) Das Gesetz, wenn andere Arten Eigenthum geschätzt und 
kl Bezahlung für eine Schuld gegeben werden. 



GeMtze. 199 

7) Das Gesetz, wenn eine Schuld bezahlt worden ist und 
neue Z^ahlung verweigert wird. 

8) Das Gesetz, wenn eine eingegangene Schuld geläug- 
net wird. 

9) Das Gesetz, wenn Gläubiger und Schuldner streiten. 

10) Ueber Wetten. 

11) Das Gesetz in Betreff von Schulden, wenn die Partheien 
von demselben Urgrossvater abstammen und wenn nicht. 

12) Das Gesetz, wenn Silber und Gold noch einmal ge- 
wogen wird. 

13) Das Gesetz, wenn keine neue Wägung stattfindet. 

14) Das Gesetz über das Entleihen aller Arten Kupfergeld. 

15) Das Gesetz über das Entleihen von Korn. 

16; Das Gesetz Über das Entleihen leblosen Eigenthums, um 
damit zu hansiren. 

17) Das Gesetz, wenn Waaren, die nicht zur rechten Zeit ge- 
liefert sind, in die Stelle von Schulden eintreten. 

18) Das Gesetz, wenn bei der Rückgabe zu bezahlende Waa- 
ren in die Stelle von Schulden eintreten. 

19) Das Gesetz ttber die 6 Arten, in welchen die Schuldner 
ihren Gläubiger täuschen. 

20) Die 6 Gesetze, wenn die Gläubiger ihre Schuldner 
betrügen. 

21) Die 3 Arten, wie Gläubiger und Schuldner combiniren, 
um andere Gläubiger zu betrügen. 

22) Das Gesetz, wenn fUr eine Schuld in Korn eine Kuh 
genommen ist 

23) Ein Gesetz, wenn Elephanten, Ochsen, Pferde und Büflfel 
gemiethet sind. 

24) Ein Gesetz, wenn Korn auf Credit gekauft ist, oder 
Silber für ein Versprechen, Korn zu geben, genommen ist. 

25) Ein Gesetz, ob Schulden, die von einer Gesellschaft ge- 
macht werden, von den Zurückgebliebenen zu zahlen sind. 

26) Ein Gesetz, ob ein in dem Contract nicht genannter Ge- 
fthrte des Schuldners zur Zahlung verpflichtet ist. 

27) 2 Gesetze, wenn Mehrere Theilhaber einer Schuld sind, 
in welchen Fällen Zahlung zu leisten ist und in welchen nicht 



200 Dm obere KambodU und seine MoBomente^ 

28) Ein GesetZ; wenn ein Mönch Oeld an eine Frau leiht, 
zu wissen; ob er mit ihr gelebt hat 

29) Ein Gesetz, wenn eine Frau Schulden macht, während 
ihr Mann auf einer Handelsreise oder einem Kriegszoge ab- 
wesend ist. 

30) Das GesetZ; ob eine Frau die von ihrem Manne ohne 
ihr Wissen contrahirten Schulden zu zahlen hat oder nicht 

31) Das Gesetz, ob ein Ehemann verpflichtet ist, die von 
seiner Frau contrahirten Schulden zu zahlen oder nicht 

32) Die 3 Arten von Schulden die bei Hahnen-Gefechten, 
bei Festlichkeiten oder in der Betrunkenheit gemacht werden. 

33) Die 3 Gesetze, wenn Kinder und Enkel zur Bezahlung 
solcher Schulden verpflichtet sind, und wenn nicht 

34) Die 4 Gesetze, ob Kinder, Enkel oder Urenkel Capital 
und Interessen von den Schulden zahlen sollen, die Eltern und 
Grosseltem ohne ihr Wissen gemacht haben. 

35) Das Gesetz, ob Grosseltem solche Schulden zu zahlen 
haben oder nicht, die ihre Kinder, Enkel oder Urenkel, welche 
mit ihnen lebten, ohne ihr Wissen gemacht haben, wenn diese 
vor ihnen sterben sollten. 

36) 3 Arten von Schulden, die, von den Eltern gemacht, 
von den Kindern zu zahlen sind, selbst wenn sie keinen Theil 
daran haben. 

37) Die 2 Arten von Schulden, die Kinder ihrer Eltern we- 
gea machen. 

38) Ein Beispiel, dass Kinder in gewissen Fällen auch ohne 
ihr Wissen gemachte Schulden der Eltern zu zahlen haben. 

39) Die 6 Arten von Schulden. 

40) 2 Gesetze ttber Schuldgefangnisse. 

41) Das Gesetz über den Schuldner, wenn er vom Gläubi- 
ger misshandelt wird. 

42) Das Gesetz, wenn der Schuldner sich unehrerbietig ge- 
gen den Gläubiger benimmt. 

43) Die 2 Gesetze ttber Standesunterschied zwischen Gläubi- 
ger und Schuldner. 

44) Die neun Klassen von Leuten, die Schulden wegen nicht 
«rretirt werden können. 



Drittes Buch. 201 

45) Das Gesetz, wenn ein Gläubiger das Doppelte verlangt 
von dem; was er geliehen hat. 

46) Die beiden Gesetze, wenn ein Mann eine Haupt- und 
eine Neben-Frau und die 6 Arten von Concubinen hat, wie es 
sich mit den 8 Arten von Schulden verhält, die ohne sein Wissen 
eingegangen sind. 

47) Das Gesetz, wenn ein Ehemann Schulden macht, ohne 
die Kenntniss seiner 2 fVauen und 6 Concubinen. 

48) Die 5 Arten von Frauen und 5 Arten von Schulden zu 
sahlen. 

49) Das Gesetz, wenn der Beamte einer Stadt oder eines 
Dorfes einen weggelaufenen Sklaven bei sich aufnimmt, oder 
Geld von ihm leiht. 

50) Das Gesetz, wenn zur Zeit einer Hungersnoth Korn 
geliehen wird, mit dem Uebereinkommen, es in besserer Zeit 
zurttekzuzahlen. 

51) Das Gesetz, wie weit die Verwandten eines in Haft ge- 
haltenen Schuldners verantwortlich sind, wenn er entläuft. 

52) Und in dem Falle, wenn Anverwandte zu seinen Gunsten 
einsprechen. 

53) Die 3 Gesetze über Sicherheit, und die 4 Fälle, in denen 
sie gilt. 

54) Das Gesetz, wenn Jemand für Sicherheit einsteht. 

55) Das Gesetz, wenn ein Gläubiger mehrere Bürgen hat. 

56) Die 12 Arten von Sicherheit. 

57) Die Art der Schuld, die von dem Gläubiger verlangt 
werden darf, obwohl die Sicherheit gegenwärtig ist. 

58) Das Gesetz, wenn eine Schuld von dem ursprünglichen 
Gläubiger verlangt wird, obwohl die Sicherheit gegenwär- 
tig ist 

59) Das Gesetz, wenn in Folge schwerer Schulden Eltern 
ibre Kinder zu verkaufen haben. 

60) Das Gesetz, ob Eltern oder Verwandte verantwortlich 
sind, wenn der Schuldner seinem Gläubiger entkommt. 

61) Das Gesetz, wenn ein in Haft gehaltener Schuldner 
aeh selbst mordet durch Aufhängen oder wenn er in einen 
Abgrund springt. 



202 I^M obere Kambodi« und seine Monameiite. 

62) Das Gesetz ; wenn ein Sklave Geld von Jemandem borgt, 
der ihn als solchen kennt; oder wenn dies nicht der Fall ist. 

63) Das Gesetz, wenn Herr und Sklave eine Schuld gemein- 
sam contrahiren. 

64) Das Gesetz, ob ein Gefährte zu zahlen hat oder nicht 

65) Das Gesetz, wenn ein Herr, der weder Kinder noch Er- 
ben hat, mit seinem Sklaven eine Schuld eingeht. 

66) Wenn eine Wittwe oder ein Wittwer Geld borgt 

67) 2 Gesetze über das Uebertragen von Schulden. 

68) Die 5 Klassen von Angestellten , die von den Richtern 
zum Eintreiben von Schulden geschickt werden können. 

69) Die 7 Plätze, wo keine Schuldzahlungen verlangt wer- 
den können. 

70) Ob derjenige, der die Kosten des Leichenbegängnisses 
trägt, die hinterlassenen Schulden zu zahlen hat 

71) 2 Arten von Schulden, die ein früherer Mann oder Frau 
eingegangen, ob sie ein zweiter Gatte oder Gattin zu zahlen 
hat oder nicht 

72) Schulden, die unter dem Versprechen, sie in einer be- 
stimmten Zeit von Monaten zu zahlen, gemacht sind. 

73) Die 4 Arten der Zinsen. 

74) Das Gesetz Über Unfähigkeit, zu zahlen. 

75) Das Gesetz llber die Nichtigkeits - Erklärung der 
Schulden. 

Dann folgen Verse in Pali, die sich auf die 18 Wurzelge- 
setze im Damraathat beziehen. 

1) Geldleihen. 

2) Deposita. 

3) Diebstahl und Veränderung des Eigenthums, um es zu 
verkaufen. 

4) Wann ein Vermächtniss zurück zu verlangen ist und wann 
nicht. 

5) Das Theilen des Lohnes für Zimmerleute. 

6) Das Theilen des Lohnes für Arbeitsleute. 

7) Das Gesetz über den Bruch eines Versprechens, das 
in Gegenwart rechtschaffener Leute gemacht ist 



Die Wvrz^lgesetze. 203 

8) Das Gesetz bei Streitigkeiten zwischen Eigenthttmeni der 
Heerde nnd den Hirten. 

9) Das Gesetz, ob verkauftes oder gekauftes Eigenthum 
zaiHck zu geben ist 

10) Das Gesetz ttber Grenzstreitigkeiten. 

11) Das Gesetz ttber Anklagen. 

12) Das Gesetz ttber Hehlung. 

13) Das Gesetz über Angriffe. 

14) Das Gesetz über Mord. 

15) Das Gesetz bei Streitigkeiten zwischen Mann und Frau. 

16) Das Gesetz ttber Sklaven. 

17) Das Gesetz ttber Wetten. 

18) Das Gesetz ttber die Theilung einer Erbschaft. 
Dies sind die 18 Wurzelgesetze*) des Dammathat. 

König! In den bUrgeriichcn Fällen giebt es 4 unverän- 
derliche Fälle und 5 ursprttngliche. 

Von den 4 unveränderlichen Fällen. 

1) Land; das Klöstern oder Kirchen gegeben ist. 

2) Sklaven, die Kirchen, Klöstern oder Priestern gege- 
ben sind. 

3) Die Grenzmarke zwischen Städten und Dörfern. 

4) Ein in die Familie vererbter Sklave, dessen Herkunft 
nicht bekannt ist. 

Diese 4 Sachen, obschon nicht im Besitz, wiewohl im Be- 
sitz von Anderen flir 100 oder 1000 Jahre, können dem ursprüng- 
lichen Besitzer nicht verloren gehen. 

Die 5 ursprünglichen sind die folgenden: 

1) Ein Eigenthttmer trocknen oder bewässerten Bodens, der 
vor Zeugen einem Andern erlaubt, denselben in. 10 Jahren zu 
bebauen. 

2) Geld, djis geliehen und fllr 10 Jahre nicht zurttckgefor- 
dert ist, obwohl der Schuldner in dem Dorfc oder Districtc lebt, 
■eine Gegenwart als bekannt gesetzt. 



*) Das Manavadbarmashastram theilt alle Kechtsverhältuisse in 18 Titel 
(margat). 



204 Das obere Kambodia und seine Monnmente. 

3) Ein aus bekanntem Stande gekaufter Sklave , der 10 
Jahre mit seinem Herrn in demselben Dorfe oder Districte lebt^ 
ohne verwandt zu sein. 

4) Den Beamten und Angestellten schuldige Abgaben ^ die 
aufgeliört haben mögen. 

5) Das Erbschaften Betreffende. 

4. Buch. 

1) 25 Gesetze über Diebstahl. 

2) Einen Knaben, der das Gewand eines andern stiehlt 

3) Das Gesetz, dass das Dorf gestohlener Ochsen , Rinder, 
Büffel, Pferde, Elephanten halber verfolgt werden und für den 
Verlust verantwortlich gemacht werden könne. 

4) Das Gesetz, ob der Hirt oder Eigenthttmer des Rindviehes 
oder Beide zusammen einen Antheil an den Strafgeldern haben, 
die von dem Diebe erhoben werden. 

5) Das Gesetz, wenn Büffel oder Rindvieh ohne die Kennt- 
niss der Eigenthlimer auf fremde Felder eingebrochen sind und 
durch den Besitzer derselben get(')dtet wurden, wenn dieser da- 
mals nicht bekannt war oder später eine Strafe bezahlt wurde. 

6) Das Gesetz, wenn Pferde, Büffel, Ochsen oder Elephanten 
einander anfallen. 

7) Das Gesetz über das Werfen mit Steinen oder Ziegeln. 

8) Das Gesetz, wenn ein Mann niedrigen Standes einen 
höheren Stan<lcs schlägt. 

9) Das Gesetz, wenn 2 Personen in einem abgelegenen Theile 
eines Waldes einander anfallen. 

10) Das Gesetz, wenn ein Mann die Büffel oder Ochsen eines 
Andern schlägt. 

11) Das (icsetz, wenn Verwandte, Lehrer, Eltern oder Schü- 
ler einander prügeln. 

12) Das Gesetz, wenn ein Wahnsinniger einen Gesunden 
anfällt. 

13) Das Gesetz über den Zweikampf, 

14) Das Gesetz, wenn Mann und Frau sich schlagen. 

15) Die Vergeltung, wenn 6 aufgereizte Leute etwas thun 
was nicht hätte geschehen sollen. 



FOnftes Buch. 205 

16) Das Gesetz, wenn Jemand einen Andern zum Raube 
reizt. 

17) Das OesetZ; dass ein Beisteher, der einen Raubanfall 
billigt, nicht von Verantwortung frei ist. 

18) Das Gesetz über Verletzungen. 

19) Das Gesetz, wenn Jemand den kleinen Finger, die 
kleine Zehe, den Daumen oder die grosse Zehe für die »Sache 
eines Andern verliert 

20) Das Gesetz, wenn sich Zwei an den Haaren reissen. 

21) Das Gesetz, wenn ein Dieb während der An-etirung ge- 
tödtet werden sollte. 

22) Das Gesetz ttber Verachtung. 

23) Das Gesetz, wie die Menschen in 3 Klassen getheilt sind: 
Vornehme, Mittlere und Entehrte, und wie diese wieder in 3 Klas- 
sen zerfallen. 

24) Ein Gleichniss, dass, wenn Jemand an Plätze geht, wo 
er nichts zu thun hat, und in Folge dessen Schaden nimmt, an 
Niemandem dafllr Verantwortung haftet. 

5. Buch. 

1) Das Gesetz ttber Mord. 

2) Das Gesetz ttber Angriffe mit einer Keule je nach der 
höheren oder niederen Klasse. 

3) Das Gesetz ttber die Beisteher eines Mordanfalles. 

4) Das Gesetz, wenn ein bestrafter Sklave unter den Hän- 
den seines Herrn stirbt. 

5) Das Gesetz ttber Anfalle zwischen Mann und Frau, Sohn 
and Tochter oder anderen Verwandten. 

6) Das Gesetz, ob es recht ist, einen Mönch, einen Brahma- 
nen, ein Kind, eine Frau oder einen Wahnsinnigen hinrichten 
zn lassen. 

7) Das Gesetz, wenn Wahnsinnige, Betrunkene oder Schwcr- 
erkraukte getödtet werden sollten. 

8) Das Gesetz, wenn Elephanten, Pferde, BUflfel, Ochsen oder 
anderes grosses Vieh getödtet werden sollte. 

9) Das Gesetz, wenn eine schwangere Fniu verletzt wird. 
10) Das Gesetz über den Ersatz von gctV^dteten Ochsen, 



206 Dm obere Kambodia und seine Monnmento. 

Elephanten, Büffeln oder Pferden, sowie die Fixirang des Prei- 
ses für ein Kalb, ein Füllen oder einen neageborenen Ele- 
phanten. 

11) Die 7 Arten der Frauen und die gegenseitigen Pflichten 
von Mann und Frau. 

12) Das Gesetz, wie eine Fran dem Manne nachzugeben hat 

13) Das Gesetz über die Gefährten von Frau und Kindern. 

14) Das Gesetz, wenn während der Abwesenheit des Mannes 
auf einer Handlungsreise die Frau sich neu verheirathet ^ 

15) Das Gesetz, wenn eine Frau vor der Rückkehr in Skla- 
verei gefallen ist. 

IG) Das Gesetz, wenn ein Ehemann seiner Frau Subsistenz- 
mittel hinterlässt itir die Zeit seiner Entfernung, um Kenntnisse 
zu sammeln. 

17) Ueber Ehescheidung. 

18) Das Gesetz über unheilbare Krankheit als Grund der 
Ehescheiäung. 

19) Das Gesetz über dasselbe Geschäft betreibende Brüder, 
wenn der Zurückgebliebene die Frau des auf einer Handlnngsreise 
Abwesenden heirathet. 

20) Das Gesetz, dass die Frau den guten Gewohnheiten des 
Mannes zu folgen hat und der Mann denen der Frau. 

21) Das Gesetz, wenn eine Frau ohne Kenntniss des Mannes 
opfert und dieser ohne Kenntniss jener. 

22) Das Gesetz über den Vergleich der Fingerlängen. 

23) Ueber Pflichten der Schwestern. 

24) Die 3 Arten von Ehe-Abschlüssen. 

6. Buch. 

1) Die 2 Gesetze der Regierung. 

2) Ueber die Beleidigung eines Adligen. 

3) Ueber die Entschädigung bei Beleidigungen eines Adligen. 

4) Zu bestimmen, wer zur königlichen Familie gehört. 

5) Der Stand der Obersten, der Minister und Herren. 

6) Die 3 Klassen der königlichen Familie, die 3 Klassen 
der Adeligen, der Armen, der Kaufleute und der Ackerbauer. 



Sechstes Buch. 207 

7) Das Gesetz, wenn Mitglieder der königlichen Familie, 
des Adels oder der Reichen Frauen aus ihrem Staude verführen. 

8) Das Gesetz, wenn eine Frau von anderem Stande ver- 
führt wird. 

9) Das Gesetz über die in Gold gemachte Gompensation der 
ktoiglichen Familie und des Adels. 

10) Das Gesetz über die 3 Arten der in Silber zu zahlen- 
den Gompensation. 

11) Das Gesetz, welche Menge von Zucker, Kupfer oder 
Silber einen Bo ausmacht. 

12) Das Gesetz über die Befähigung zum Richteramt. 

13) Die 7 Klassen von Leuten, die ungerechte Entscheidungen 
geben wtirden. 

14) Das Gesetz über solche, die den Dammathat studirt 
haben. 

15) Das Gesetz, wenn eine Frau, von ihren Eltern zur Hei- 
rath gezwungen, Scheidung verlangt. 

16) Das Gesetz, wenn die Braut vor dem Tage der Heirath 
verlassen wird. 

17) Das Gesetz, wenn Eltern, die ihre Töchter versprochen 
haben, sie einem Andern verheirathen. 

18) Das Gesetz, wenn ein Mann sich von seiner Frau we- 
gen geheimer Krankheit scheidet, die er bei der Heirath nicht 
kannte. 

19) Das Gesetz, wenn ein zur Ehe verlangtes MKdchen sich 
mit einem Andern verheirathet. 

20) Das Gesetz, wenn ein junger Mann, um eine Frau zu 
erwerben, in dem Hause der Eltern dient. 

21) Das Gesetz, wenn Eltern die Trennung ihrer Tochter 
verlangen können, wenn sie sich ohne ihren Willen verheirathet. 

22) Das Gesetz, wenn dieses nicht geschehen kann. 

23) Das Gesetz, dass ein Jüngling, der 3mal mit einem Mäd- 
chen entlaufen ist, von den Eltern nicht zur Rückgabe gezwungen 
werden kann. 

24) Das Gesetz über Schwängerung vor der Hochzeit 

25) Das Gesetz,, wenn ein Mann seinen Sklaven mit der 



208 ^** obere Kambodi« ODd seine MoDiimeDto. 

Tochter eines andern verheirathet, ohne ihn als seinen Sklaven 
anzuerkennen^ and nachher die geborenen Kinder als Sklaven 
verlangt. 

26 j Das Gesetz, wenn eine Frau sich hat schwängern lassen, 
und der Mann sich weigert, sie zu heirathen. 

27) Die 4 Klassen der Jungfrauen. 

28) Die 4 Arten der Nothzucht. 

29) Das Gesetz, wenn eine Jungfrau durch Vermittelnng 
eines Andern verfuhrt ist. 

30) Das Gesetz über Kupplerinnen. 

31) Das Gesetz über einen BrahmaneU; der die Frau eines 
andern verführt. 

32) Ueber Ehebruch seitens der Frau. 

33) Das Gesetz, wenn Jemand eine Frau beirathet, ohne von 
ihrem früheren Gemahl zu wissen, und dieser später zurückkehrt 

34) Das Gesetz über Nothzucht bei Verheiratheten oder Un- 
verheiratheten. 

35) Das Gesetz über Nothzucht, wenn die Betheiligten ver- 
schiedenen Ständen angehören. 

36) Ueber Verführungen. 

37) Wenn Jemand die Concubine eines Andern verfllhrt 

38) Wenn ein Dieb, der zum Ersatz unfUhig ist, der Sklave 
eines Andern wird. 

39) Das Gesetz, wenn der Verführer, unfähig Ersatz zu zah- 
len, in Sklaverei filllt. 

40) Das Gesetz, wenn der Herr mit der Frau seines Skla- 
ven lebt. 

41) Das Gesetz, wenn Jemand mit den Nachkommen seiner 
Sklavin bis in die 7te Generation verkehrt. 

42) Das Gesetz, wenn ein Herr mit der Frau seines erb- 
lichen Sklaven verkehrt 

43) Das Gesetz, dass Kinder Anrecht haben auf das Erbe 
ihrer Eltern, Elteni auf das ihrer Kinder, Frauen auf das ihrer 
Männer, Männer auf das ihrer Frauen, Lehrer auf das ihrer 
Schüler, Schüler auf das ihrer Lehrer. 



Thronwechsel. 209 

7. Buch. 
Die sechzehn Fälle, die nicht weiter verfolgt werden können, 
wenn eine Regierungsumwälzung oder eine Thronfolge stattge- 
habt hat. 

1) Fälle von Nothzucht, wo keine andere Schuld hinzutritt. 

2) Ehebruch. 

3) Wetten. 

4) Mord. 

5) Baubanfall. 

6) Schmähungen. 

7) Diebstahl. 

8) Betrug. 

9) Schadenanrichtung. 

10) Verpfändung. 

11) Besitznahme gegen Schulden. 

12) Ueber Steuerdefraudation. 

13) Ueber den Lohn der königlichen Boten. 

14) Ueber ärztliches Honorar. 

15) Ueber Vorschüsse. 

16) Ueber Usurpation. 

In diesen 16 Fällen, wenn noch kein Process eingeleitet ist, 
oder der eingeleitete Process noch nicht entschieden ist, oder 
wenn nach der Entscheidung das Urtheil noch nicht ausgeführt 
ist zur Zeit der Thronbesteigung eines neuen Königs, einer Re- 
volution oder einer Aenderung in der Erbfolge, tritt eine restitu- 
tio in integrum ein; und sollte selbst der Verurtheilte schon im 
Begriff sein das Corapensationsgeld abzuwiegen, so wird der 
Gewinner des Processcs doch Nichts erhalten. 

17) Das Gesetz über Evidenz. 

18) Ueber widersprechende Zeugnisse. 

19) Ueber Einmischung in die Bestrafung eines Sklaven. 

20) Wenn Jemand zu unangemessener Zeit nach eines An- 
dern Wohnung kommt und dort später Eigenthum vermisst wird. 

21) Ueber den Mord solcher, die in der Erfüllung der Moral- 
pflicht leben. 

22) Ueber die 6 Klassen, denen die Strasse freigelassen 
werden muss. 

Bastian. KeiM In KanibodUt. IV. H 



210 ' I)m obere Kambodia imd Heine Monumente. 

23) Wenn ein Entehrter einem Hochgestellten zu nahe kommt^ 
ohne ihn als solchen zu kennen. 

24) Ueber Reclamining Freigelassener. 

2')) Wenn ein Sklave oder Schuldner in den Priesterstand 
tritt und cntlaHsen wird, sowie über die Adoption eines Skla- 
ven an Kindesstatt. 

2(3) Das Ciesetz über die 12 Arten der Sklaven, die 4 nach 
den heiligen Büchern derVinaya, die 18 ursprünglichen Sklaven 
und die davon hergeleiteten Tf), in Allem 91.*) 

27) Ucber den Fall, der sich in Benares mit der Tochter des 
Satay ereignete, als die jüngere Schwester in dem Hause der 
älteren als Sklavin diente. 

28 j Wenn ein älterer Sklave mit einem jüngeren entläuft. 

2Ji) Wenn erwachsene Sklaven mit einander entlaufen. 

30; Ucber das Entlaufen weiblicher Sklaven, die verbeira- 
thet sind. 

31; Hinsichtlich der Theilung der Kinder zwischen dem 
früheren und 8i)äteren Herrn, wenn ein Sklave nach einem an- 
dern Districte entlaufen ist. 

32- Wenn ein entlaufener Sklave unter dem Schutze des 
Gouverneurs in einem andern Districte lebt. 

33; Ueber den Loskauf verpfändeten Eigenthums flir den 
halben Preis vor Ablauf der Zeit. 

34) Bei erneuerter Verpfandung zum Unterhalt. 

30) Wenn ein aus Noth verkauftes Kind zum früheren Herrn 
oder den Eltern zurückkehrt. 

3()) Wenn aus Noth Eigenthum, Kinder oder Felder verkauft 
sind und über ihren Rückkauf. 

37) Die sieben Arten der Sklaven, die zur Arbeit gezwungen, 
und die sieben, die nicht gezwungen werden dürfen. 

38) Das Gesetz über das Einbauen von Zeichen in Baum- 
stämme. 

39) Wenn der Kopf eines Kindes, das von dem Schuldner 



*) Eiue sehr weitlSuflge AuseinandereetziiDg mit auderer ZusammenrecbDUDf 
der ToUlHumme findet sich im Text 



Siebentes Buch. 211 

als Sklave in Dienst gegeben ^ ohne seine Erlanbniss gescho- 
ren wird. 

40) Ueber den Verkauf gestohlener Sachen. 

41) Ueber den Verkauf von Feldern, Gärten, Palmen und 
Kokosnusspflanzungen in Abwesenheit des Eigenthttmers. 

8. Buch. 

1) Das Gesetz über Anrecht auf Land. 

2) Die sieben Rechtsansprüche auf Land. 

3) Die acht Arten der Vermächtnisse. 

4) Ueber Adoption. 

5) Ueber das Entleihen von Kleidern, um darin einem Lei- 
chenbegängnisse beizuwohnen. 

6) Das Gesetz über das Entleihen von Kleidern, wenn man 
dieselben unversehens anlegt, während der Hauptwaschung, 
mn den bösen Einflnss der Sterne abzuwenden. 

7) Das Gesetz, wenn die Leichenwächter ein Huhn stehlen. 

8) Ueber Anfalle auf einen Elephantentreibcr oder Pferde- 
jungen. 

9) Wenn ein Sklave oder Diener vor Ablauf der Miethzeit 
sieh entfernt. 

10) Ueber das Miethen eines als solchen bekannten Sklaven 
ohne Wissen seines Herrn. 

11) Ueber das Engagement von Matrosen. 

12) Ueber in SchiflFen getriebenen Handel. 

13) Ueber die Pacht von Palmen, Kokosnuss- und anderen 
Bänmen. 

14) Ueber Unzucht mit einem Mönch oder einer Nonne. 

9. Buch. 

1) Wenn eine Schwangere im Hause oder innerhalb der Um- 
zännung eines Andern schläft. 

2) Wenn ein Freigelassener verheirathet wird. 

3) Wenn eine in Abwesenheit ihres ersten Mannes neuver- 
heirathete Frau ihn nach Geburt von 7 Kindern wieder trifft. 

4) Wenn ein Schwiegersohn seine Schwiegereltern angreift. 

5) Wenn ein Schwiegervater seinen Schwiegersohn angreift. 



212 I^M obere KambodU und seine MomuMBle. 



6; Wenn Eigenthnm eines Gastes in dem Hause des Wir- 

thes verloren pchx. 

7; Wenn Eigenthnm des Wirthes während Aufenthalt eines 
GaKte» verloren geht. 

8j Ueber die Aufnahme fremder Sklaven. 

0^ l'eber von einem Höheren als Ersatz für Ehebrach ge- 
gebenen Sklaven. 

10 Ueber Ennordung naeh vorheriger Drohung. 

11) Zwei (Jesetze über Befreiung von Versprechungen, und 
zwei Gesetze, sie zu erlangen. 

12) Wenn Jemand gestohlene Thiere kämpfen lässt 

13) Ueber Hühner, Ziegen, Schweine, die auf eines Andern 
Hofe gefunden werden. 

14; Ueber berauschende Getränke. 

If)) Ueber rohe Behandlung. 

IG) Ueber die Entscheidung durch Ordale. 

il) Ueber die sieben Arten der Hexen und Hexenmeister, 
sowie die Hexenprobe im Wasser. 

18) Ueber die Träger des Schwertes, der Lanze und des 
Schirms. 

10. Buch. 

1) Die vier Vergleichungen. 

2) Die Theilung des Eigenthums zwischen Vater und Sohn 
beim Tode der Mutter. 

3) Die Theilung zwischen Vater und Tochter beim Tode der 
Mutter. 

4) Die Theilung zwischen Tochter und Mutter beim Tode 
des Vaters. 

5) Die Theilung zwischen Sohn und Mutter beim Tode desVaters. 

6) Die Theilung beim Tode des Vaters in zweiter Ehe zwi- 
schen den Verwandten. 

7) Die Theilung zwischen Söhnen erster und zweiter Ehe. 

8) Die Theilung zwischen Vater und Stiefsöhnen. 

9) Die Theilung zwischen den 3 Arten von Söhnen. 

10) Die Theilung zwischen den 3 Arten von Söhnen und dem 
Stiefvater beim Tode der Frau. 



Zehntes Buch. 213 

11) Dag Gesetz ; dass ein Viertel unter die Kinder zu ver- 
theilen ist, wenn bei des Vaters Tode die Söhne ihre Erbschaft 
Ton der Mutter fordern. 

12) Das Gesetz, dass die Töchter dies nicht verlangen 
können. 

13) Wie es sich mit der Theilung unter die Töchter verhält, 
wenn beide Eltern starben. 

14) Und wie mit der Theilung unter den S(*)hnen. 

15) Wenn das älteste Kind vor den Eltern stirbt, wie dann 
die Theilung zwischen denselben und den Onkeln und Tanten 
väterlicher oder mütterlicher Seite vorzunehmen. 

16) Wenn nach dem Tode der Eltern und vor Theilung 
der Erbschaft auch berechtigte Söhne und Töchter sterben, wel- 
ches Gesetz für die Theilung mit den Schwiegertöchtern gilt. 

17) Wenn Söhne und Töchter den Eltern in den Tod fol- 
gen, wie die Erbschaft zwischen den Kindern jener zu thei- 
len ist 

18) Ueber getrennt lebende Kinder bei der Erbschafts- 
theilung. 

19) Ueber das Zurückgehen der Erbschaft auf Ascendenten. 

20) Wenn beim Tode des Grossvaters die Grossmutter eine 
neue Ehe eingeht, aber kinderlos stirbt, wie ihr ursprüngliches 
Eigenthum zwischen ihren früheren Enkeln und dem Stiefgross- 
yater zu theilen ist. 

21) Ueber die Theilung mit dem Stiefgrossvater bei fernerer 
Verheirathung. 

22) Sollte während Lebzeiten der Eltern der älteste Sohn oder 
Tochter eigenmächtig Land oder anderes Besitzthum in selbst- 
ständigen Gebranch genommen liabcn, wie sie sich darüber beim 
Tode mit den übrigen Verwandten auszugleichen haben. 

23) Ebenso, wenn es sich um jüngere Kinder handelt. 

24) Ueber selbstständig etablirte Kinder. 

25) Ueber Theilung mit Adoptivkindern, Verwandten der 
Adoptiveltern. 

26) Das Gesetz, in wiefern neben rechten Kindern angenom- 
mene Adoptivkinder kein Anrecht auf die Erbschaft haben. 



214 I^^B obere Rambodia and seine Monumente. 

27) Was auch mit den Verwandten der Adoptivkinder zu 
theilen ist und was nicht. 

28) Ueber die Theilung zwischen Eltern und ihren verheira- 
teten Kindern bei Todesfilllen. 

29) Wenn ein durch seine Eltern selbstständig etablirtes 
Kind ohne Nachkommen stirbt. 

30) Wenn die nach dem Hause ihrer Eltern zurückgebrachte 
Schwiegertochter dort stirbt. 

3 1 ) Und wenn sich dann der Wittwer nochmals verheirathet. 

32) Die Theilung zwischen Eltern, die ihre Kinder mit 
einander verheirathet haben, wenn diese sterben. 

33) Zwischen Söhnen, Enkeln und Urenkeln. 

34) Zwischen 5 Töchtern und 1 Sohne. 

35) In wie weit alle Kinder ihren nöthigen Lebensunterhalt 
bekommen müssen. 

36) Dass irre, stumpfsinnige, stotternde, stumme, taube, 
blinde Kinder ihren vollen Äntheil an der Erbschaft erhalten 
sollen. 

37) Wie die Erbschaft bei dem Tode des Brähmanen zu 
theilen ist, der Frauen aus den vier Klassen heimgeführt hat. 

38) Theilung zwischen vielen Frauen, die aus derselben 
Schussel essen, beim Tode des Ehemanns. 

39) Kinder gleicher Eltern, die an sich ein Recht besitzen. 

40) Ueber Theilung zwischen einer Hauptfrau, Ck>neubinen 
und Sklavinnen. 

41) Ueber Theilung zwischen deren Kindern. 

42) „ „ „ den 6 Arten der Goncubinen. 

43) „ „ „ deren Kindern. 

44) „ „ „ den Kindern einer verstorbenen 
Hauptfrau und denen der später geheiratheten Sklavin, mit der 
der Ehemann aus deraelben Schüssel gegessen. 

45) Ueber Theilung zwischen den Kindern, wenn sich die 
Wittwe mit einem Sklaven verheirathet hat. 

46) Wenn der Mann aus erster Ehe einen Sohn, die Frau 
eine Tochter bcsass, und der Mann beim Tode der Frau die 
Stieftochter heirathete, wie die Theilung vorzunehmen. 

47) Wenn im gleichen Falle die Stieftochter Kinder bat 



Zehntes Boch. 215 

48) Wenn die Ehe unfruchtbar bleibt. 

49) Wenn der Sohn aus früherer Ehe beim Tode des Vaters 
»eine Stiefinutter heirathet. 

50) Wenn ein entlaufenes Paar ein Kind hat und später 
Verzeihung von den Eltern erhält, wie weit jenes an der Erbschaft 
Theil bat 

51) Der Antheil eines unehelichen Kindes. 

'"^2^ w }} ' ff i" Ehebruch gezeugten Kindes, wofür 
Entschädigung gezahlt ist. 

53) Sein Anspruch auf das Eigenthum der Eltern. 

54) Wenn eine geschiedene Frau ihr Kind mitnimmt und 
sich neu verheirathet. 

55) Wenn directe Erben fehlen, wie Brüder und Schwestern 
eintreten. 

56) Ueber die 6 Verwandtschaftsklassen der Frau und die 
6 des Mannes. 

57) Ueber ältere und jüngere Brüder. 

58) Zwischen der Frau und den Kindern eines älteren Bru- 
ders bei seinem Tode mit den jüngeren Brüdern. 

59) Oder wenn der jüngere Bruder zuerst stirbt. 

60) Zwischen Bruder und Schwester. 

61) Zwischen 3 Brüdern und 3 Schwestern. 

62) Wenn ein Verstorbener durch einen seiner Verwandten 
begraben ist, wie sich dann dieser mit den anderen abfindet. 

63) Ueber das Eigenthum eines Verstorbenen, um den sich 
seine Verwandten weder in Krankheit noch beim Tode küm- 
merten. 

64) Das Anrecht verschiedener Herren, deren Sklaven sich 
heiratheten, bei deren Tode. 

65) Wann nur ein Herr erbt. 

66) Wenn eine dreimal verheirathete Frau aus jeder Ehe 
Kinder hinterlässt. 

67) Ebenso ein dreimal Verheiratheter. 

68) Theilung zwischen dem Schüler mit Frau und Kindern 
Beines Lehrers bei dessen Tode. 

69) Theilung des Lehrers mit Frau und Kindern des Schü- 
lers bei dessen Tode. 



216 l^M obere Rambodia Dod saina Monmiieiitt. 

70) Theilung zwiftehen den Verwandten von Lehrer nnd Schü- 
ler, wenn diese kinderlos sterben. 

71) Wenn Unberechtigte erben. 

72) Wenn 2 ältere, 2 mittlere und 2 jtlngere Schwestern 
hinterblieben. 

73) Ueber Kinder in unerlaubter Ehe geboren oder mit einem 
gekauften Sklaven. 

74) Wenn ein erblicher Sklave eine Freie geheirathet hat 

75) „ eine erbliche Sklavin einen Freien „ „ 
70) „ „ „ „ oder Sklave eine Freie ge- 
heirathet hat, mit Erlaubniss des Herrn. 

77) Wenn in Sklaverei Sterbende Eigenthum hinterlassen, 
welches Anrecht ihren Verwandten beim Tode des Herrn zusteht 

78j Wenn Eltern, die ihr Eigenthum unter den Kindeni, 
theilten, im Hause des einen lebten, aber in dem des andern 
ötarben, wie die noch rückständige Erbschaft zu theilen ist 

7ii) Wenn der Sohn oder die Schwiegertöchter durch ihre 
Sparsamkeit das Vermögen vermehrt haben, wie es mit dieser 
Zugabe bei der Erbschaft zu halten ist. 

80) Wenn der Schwiegervater mit dem Capital der Söhne 
oder der Schwiegertöchter Handel treibt, wie es mit dem Gewinn 
zu halten ist. 

81) Wenn Mann und Frau getrennt von einander sowie voq 
ihren Kindern leben, wie beim Tode der Eltern die Theilung 
vorzunehmen. 

11. Buch. 

Ueber die Erbschaft unter Priestern, wie im Dammathat ent- 
halten, als auch nach den heiligen Bttchcm der Vinaya. 

1) Das Gesetz, zu bestimmen, wie viel von dem Eigenthum 
eines Brahmanen oder Kahan bei seinem Tode dem Könige 
zufällt 

2) Das Gesetz, wonach der König das Eigenthum eines 
Brahmanen erbt. 

i^) Das Gesetz über die 9 Arten des Eides, die den Brahma- 
nen zustehen. 

4) Das Gesetz, wie Brahmanen von einander erben. 




Klftes Bach. 217 

5) Das Gesetz Über das von einem Diebe wiedererlangte 
Eigenthnm nnd die Theilung mit dem^ der es zurückbringt. 

6) Ueber ein ohne Wächter in die Erde vergrabenes Eigen- 
thnm und die Theilung des Finders mit dem, der den Platz ge- 
nau beschrieben hat 

7) Ueber Bergungsrecht bei untergehenden Booten. 

8) Ein Beispiel, wie zwischen Vater und Schwiegermutter, 
sowie zwischen Sohn und Schwiegertochter Eigenthum ge- 
theilt wird. 

9) Wenn gemiethetes Vieh ohne Schuld des Miethers stirbt. 

10) Ueber Beschädigung bei Zusammenfahren von Wagen. 

11) Ueber Einbruch im Aufsteigen an einer Leiter. 

12) Ueber junge Frauen, die bei Nacht reisen. 

13) Ueber die nöthige Vorsicht auf Nachtreisen. 

14) Ueber die 4 Fälle, wo Schwurformeln erlaubt sind. 

15) Ueber die 4 Fälle, wo Schwurformeln nicht erlaubt sind. 

16) Die 4 Fälle, in denen Mobilien oder Immobilien nicht ge- 
kanft werden dürfen. 

12. Buch. 

Auseinandersetzung über die 7 Arten von Frauen, die 3 
Weisen, eine Ehe zu schliessen, und das Gesetz über Schei- 
dungen. 

1) Die 7 Arten der Frauen sind : die mütterliche, herrische, 
schwesterliche, freundliche, sklavische, feindliche und diebische. 

2) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann von der 
Frau abhängt. 

3) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn Mann und Frau 
adelig sind. 

4) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die 
Frau aus dem Kaufmannsstande ist. 

5) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die 
Frau eine Brahmauin ist. 

6) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die 
Fran arm ist. 

7) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann adelig, die 
Fran aus dem Handwerkerstande ist. 



218 ^^ obere Kambodia und seine MoDomeDte. 

8) Ueber Theilung bei Scbeidang; wenn der Mann Brahmane; 
die Frau adelig ist. 

9; Ueber Theilung bei Scheidung^ wenn Mann nnd Frau 
beide Brahmanen sind. 

10) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Brah- 
maue, die Frau ans dem Ranfmannsstande ist. 

11) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Brah- 
mane, die Frau aus dem Handwerkerstande ist. 

12) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Brah- 
mane, die Frau aus dem Volke ist. 

V;i) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Kaufmann, 
die Frau adelig ist. 

14) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Kauf- 
mann, die Frau Brahmanin ist. 

If)) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn Mann und Frau 
beide aus dem Kaufmaimsstande sind. 

16) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Kauf- 
mann, die Frau aus dem Handwerkerstande ist. 

17) Ueber Theilung bei Scheidung , wenn der Mann Kauf- 
mann, die Frau aus dem Volke ist. 

18) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand- 
werker, die Frau adelig ist. 

19; Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand- 
werker, die Frau Brahmanin ist. 

20) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand- 
werker, die Frau aus dem Kaufmannsstande ist. 

21) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn Mann und Frau 
beide aus dem Handwerkerstande sind. 

22) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann Hand- 
werker, die Frau aus dem Volke ist. 

23) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann aus dem 
Volke, die Frau adelig ist. 

24) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann aus dem 
Volke, die Frau eine Brahmanin ist. 

25) Ueber Theilung bei Scheidung, wenn der Mann aus dem 
Volke, die Frau aus dem Kaufmannsstande ist. 



Wetten. 0^C| 

26) Ueber Theilang bei Scheidung, wenn der Mann aus dem 
Volke, die Fran ans dem Handwerkerstände ist. 

27) Ueber Theilnng bei Scheidung, wenn Mann und Frau 
beide .aus dem Volke sind. 

13. Buch. 

Die Gesetze Über Wetten, mit Ueberlegung oder in Leiden- 
schaft gemacht, bei denen Mobiiien oder Immobilien auf das 
Spiel gesetzt sind, diese, in wiefern sie zu bezahlen sind oder 
nicht, sollen hier erörtert werden, o erhabener König. 

14. Buch. 

1) Wenn ein Elephant, Pferd, Büffel, Stier, Ziege, Schwein, 
Huhn oder Ente ungesetzlich getödtet wurde, ein Glied zerbro- 
chen hat oder sonst beschädigt ist, so sind solche Fälle zu ent- 
scheiden, nachdem dieUmgrUnzungen des Platzes unteraucht sind, 
auf dessen Boden es geschehen ist. 

2) In Betreff der Jagdgrtlnde und wie die Jäger verant- 
wortlich sind. 

3) Ueber die Rechte der Fischereien. 

4) Ueber Blumendiebstahl. 

5) Oder andere Pflanzen. 

6) Ueber Wasserblumen. 

7) Ueber das Grundeigenthum bei Städten, Dörfern, Pago- 
den, Klöstern und Häusern. 

8) Das Gesetz über religiöse Mysterien, die für alle Men- 
schen bindend sind, für den König und abwärts. 

9) Ueber Leichenbegängnisse. 

10) „ Hochzeiten. 

11) „ Honigeinsammlung. 

12) „ Hurerei. 

13) „ Zerstörung eines Hauses, je nach seiner Grösse. 

14) Das Gesetz, wenn ein am Feuer einschlafender Kranker 
eines Andern Haus in Brand steckt. 

15) Wenn in Folge der auf dem Herde bewahrten Asche 
ein Feuer ausbrechen sollte. 

16) Wenn beim Anzünden einer Oellampe Brand entsteht. 




220 ^^ obere Kambodia und seine MoDOiiieiita. 

17) Wenn ein Betrunkener Feuer anlegt 

18) Wenn in der Leidenschaft Feuer angelegt wird. 

19) Wenn das Haus eines Feindes in Brand gesetzt wird. 

20) Wenn im Niederbrennen eines Waldes ein Garten in 
Feuer aufgehen sollte. 

21) Ueber den Vorfall, wie ein Königreich in Folge eines 
Honigtropfens zu Grunde ging. 

In dem siamesischen Phra-Dhamasat heisst es über Sklaven: 

In dem Jahre 1359 der Buddhasakkarat (815 p. d.). Phrabat 
Somdct Phra Chao Rama Tibbodin, auf dem nach Osten gerich- 
teten Königssitze Butsabok-Maha Prei-Chon Prasada thronend, er- 
liess im Nachdenken über das Gesetzbuch folgende Bestimmun- 
gen an die vor ihm knieenden Beamten: 

Sieben Klassen ist es gesetzlich, als Sklaven zu behandeln. 

1) Leute, denen durch Vorschuss*) an Geld und sonstigen 
Werthsachen geholfen ist. 

2) Kinder, die während der Schuldhaft ihrer Eltern gebo- 
ren sind. 

3) Leute, die in der Kindheit als Pfänder gegeben sind. 

4) Leute, die als Pfand für Andere eintreten. 

5) Losgekaufte Personen oder von schweren Strafen Be- 
freite. 

6) Personen, die sich in Nothzeiten verkauften. 

7) Kriegsgefangene. 

Sechs Klassen dürfen nicht als Sklaven behandelt werden. 

1) Freigelassene. 

2) Schuldner, die mit Erlaubniss der Gläubiger in den Mönchs- 
stand eingetreten sind. 

3) Von den Herren den Brahmanen geweihte Diener. 

4) Priester dUrfen nicht Ihresgleichen in Haft halten. 

5) Der Frömmigkeit ergebene Personen, die in den Häusern 



*) Les moDtagnards de la province de Phuyen sacriflent k l'esprit Nhang, 
qnand ils sont menac^s par un accideut. Si ceux qoi ont des dettes iie peuvent 
pas les acquitter, les rn^anciers ont le droit de les prendre et Tendre (LaTon^. 



Dhammasat. 221 

ihrer Nachbarn zu weilen pflegen, dürfen dort nicht als Sklaven 
znrtickgehalten werden. 

6) Auf dem Grund und Boden eines Andern lebende Leute 
dürfen yon ihm nicht als Sklaven betrachtet werden. 

Femer giebt es drei Klassen Losgekaufter, die weiter auf- 
gezählt werden, und dann folgen Bestimmungen über: 

1) Die Verpfändung von Eigenthum oder Personen. 

2) Ueber die Rücknahme des Pfandes. 

3) Ueber unbedingten Verkauf. 

4) Ueber betrügerische Verführungsweisen bei der Pfändung. 

5) Ueber flüchtige Sklaven. 

5) Ueber den Kauf oder Verkauf von kriegspflichtigen Pfand- 
sklaven u. 8. w. 



Westlich und sQdlich vom kambodischen See. 

Nach meiner Installirnng in Battambong besuchte ich am 
nächsten Tage (Jan. 12) den dort berühmten Vat Nareah , hörte 
aber auf meine Erkundigungen über die Bibliothek, dass die 
Paiibücher Jetzt von Bangkok nach Kambodia kämen. Die 
Bibliothek im Kloster Mahathat dort war von Maha-Im geerbt 
Im Kloster Vi\iell findet sich ein alter Stein mit kaum erkenn- 
barer Inschrift, der von Basek gebracht ist. Zwei grosse Steine 
mit zerfetzter Inschrift stehen im Hotrai der Bibliothek. In 
einem andern Kloster fand sich ein Stein mit einer Art Gesicht 
eingemeisselt, als Naktha. Die alten Kambodier unterscheiden 
sich durch ihren Bart und dunkle Hautfarbe von den Stadtbe- 
wohnern, eine aus Chinesen, Cochinchinesen und Siamesen ge- 
mischte Race. Eine alte Colonie von Malayen, die sich mit Oel- 
machen beschäftigen, sind in Battambong angesiedelt, haben aber 
ihre eigene Sprache vergessen und sprechen kambodisch. An 
dem Battambong-Fluss aufwärts, in der Nähe seiner Quelle, fin- 
den sich in einem Bergwalde die Goldminen, die hauptsächlich 
von Laos bearbeitet werden. In der trockenen Jahreszeit ist der 
Thalcsab meistens trocken und kann an verschiedenen Plätzen 
durchwatet werden, aber mitunter treibt Wind eine hohe Woge 
herbei, die die vorher trockenen Stellen bedeckt. In der Mitte 
des Thalesab sollen die Reste einer alten Strasse entdeckt sein, 
auf breiter Steinunterlage über der morastigen Umgebung an%e- 



CUo-Myang. 223 

maaert Die porösen Steine in Nakhon Vat sind von den Ufer- 
hinken bei Pbra Kcoh gebracht. Den kambodischen ähnliche 
Honnmente finden sich bei den Laos. 

Am Vormittag hatte mich der Ghao-Myang zum Frühstück 
eingeladen^ an dem auch der französische Colonist Theil nahm^ 
und am Nachmittage begleitete er mich zu einem Besuch bei 
dem Kha luang. In der Nähe desselben findet sich ein gefeiter 
Platz, den Niemand bewohnen will, indem er für unglücklich 
gilt, weil dort einst eine Kokosnusspalme vom Blitz getroffen 
wurde. Die Areca in Battambong ist nicht gut und wird des- 
halb mit Sisiet gemischt (als Mak Khek), das von Gochinchina kommt. 
Die Betel (Phlu) ist an den Abhängen derjenigen Berge cultivirt, 
aaf deren Spitze die Gardamomen wachsen, und die Kaufleute aus 
Battambong unternehmen eine vier- bis fünftägige Reise auf Kar 
ren dahin, um sie aufzukaufen. Aber nur schon Acclimatisirte 
dflrfen .wagen, dorthin zu gehen. Andere erkranken durch den 
AI din (Qualm der Erde) und durch das mit giftigen Pflanzen 
versetzte Wasser. Auch giebt es dort Phidu (wilde Teufel) in 
Menge. Während der Itonama (in Südamerika) bei Krankheit aus 
dem Mutterboden der Heimath (wie Antäus) erfrischende Kraft 
xn saugen hofft, glauben die Finnen, dass aus dem Erdboden 
die von den Maahiset geschickten Krankheiten aufsteigen, und 
während (nach Jessen) der in's Manne^alter tretende Lappe 
eine Saivo-Stellc sucht, um dort seinen Schutzgeist zu gewinnen, 
meidet der Esthe Plätze, in denen die Maallused oder Unterirdi- 
schen ihren Sitz haben möchten, um nicht mit Ausschlag ge- 
troffen zu werden. In Albanien ist es (nach Hahn) ein Elfen- 
schlag, und wenn der Kranke sich des Platzes erinnert, auf dem 
er zuletzt gesessen hat, so besprengt man ihn mit Boseuwasser, 
das die Elfen sehr lieben. 

Die Gochinchinesen kommen mit ihren Booten nach Battam- 
bong hinauf, um dort Töpfe und Porzellanwaaren sowie Quin- 
eaillerien zu verkaufen. In der Nähe Wongs findet sich am 
Flusse ein Tempel der Malayeu. In einem früheren Kriege 
wurde der grösste Theil der Bewohner Battambongs nach Siam 
gjescbleppt und dort meistens ermordet. Der König ward in 
einem Käfig ertränkt. Später wurde das verwüstete Land durch 



224 Westliih und Büdllch vom kambodUchen See. 

neue Einwanderer wieder aufgebaut. Ein paar Büffel verkaufen 
sich fUr 20 — 30 Bath. Bertilinit ist die Fabrikation der LangoutL 

Als ich den Kha luang über alte Traditionen befragte; er- 
wiederte er, dass er zu den Phuek Tahan (Soldatenvolk) gehöre 
und nicht die Gescliichte kenne, wie die Nakprat (Gelehrten). 
Auf mein Ersuchen, solche zu treffen, schickte mir der Chao 
Myang am Abend zwei Professoren, Achan Theph und Achan 
Dok, mit denen ich bis tief in die Nacht hinein in interessanten 
Gesprächen auf dem Deck eines Bootes zusammensass. Sie 
erklärten Kamphuxa*) als das aus dem Wasser**) entstan- 
dene Land. 

Am andern Tage wurden nach Befehl des Chao Myang zwei 
Elephanten gebracht, auf denen ich den Fluss kreuzte, und nach 
dem Verlassen der Vorstädte erst durch einen offenen, dann 
durch einen dichten Jungle ritt. Der Elephant hatte sich mit dem 
Rüssel den Weg zu klären, und an einer Stelle, wo eine Schlingpflanze 
zu elastisch zum Brechen war, stand er auf einen Zuruf des 
Führers von den vergeblichen Versuchen ab und bog sie hinter 
den Stamm. Nach Cicero wurden selbst die fanatischen Zuschauer 
der Circusspiele von dem Menschlichen in der Natur des Elephanten 
betroffen, und zeigten bei den von Pompejus veranstalteten Thier- 
kämpfen Mitleid mit denselben. 

Trotz der Heiligkeit der Elephanten bei den Hinterindiem 
spielen sie in den Fabeln derselben selten eine glänzende Rolle, 
eben so wenig wie in denen Bomu's.***) Eine siamesische (aas 
dem Nonthuk-Pakkaranam) erzählt Folgendes: Einst lebte 



*) wie Kam bei deo Kirgisen deo Schamaueu bedeutet, worden die Komani 
nach ihrem Gott genannt und die alten Kappadozier verehrten MyUtta, als Ko- 
mana. Nach Gützlaff ist der Name Kambodia für das Delta des Mekhon den 
heiligen Rüchem entnummen. 

**) Der hieroglj-phishe Name des Kambyses auf ägyptischen Monumenten ist 
Kamboth oder Kanibosh (s. Wilkinson). 

***) Elephant und Huhn gingen einst einen Wettstreit ein, wer von ihnen am 
Meisten fressen konnte. Nachdem aber jener sich schon längst mit Blättern und 
Baumzweigeu gesättigt hatte, fuhr dieses noch immer fort, WOrmer aus der 
Erde zu scharren, und als es sich zuletzt auch an den Duug seines Gegneii 
machte, lief derselbe erschreckt davor, fürchtend , dass er zuletzt selbst TorMbri 



Thierfabel. 225 

in den Wäldern ein Elephant, Yukunson genannt. Aus den 
Drüsen seiner Stime schwitzte das Oel hervor, denn es war in 
der Hitze der Brunstzeit, als er durch die Waldungen dahin- 
stürmte. Nun wohnte dort ein Pärchen der Sai-Vögel (Nok-vSai 
oder Zaunkönig), die ihr Nest in einer TJanibuslaube erbaut 
hatten und dort ihre Jungen aufzogen. Der Elephant aber rann 
in toller Wuth umher, Nahrung suchend, und in die Laube 
hineinbrecliend , riss er das Nest herab und stampfte es in den 
Boden mit den Jungen, die darin waren. Janmieriid sassen die 
Vögel dabei, sie wälzten sich auf der Erde, sie wünschten sich 
den Tod, da ihnen die Kraft des Widerstandes felilte, und klagend 
schrieen sie: „Ach möchten wir sterben! Viel besser würde es 
sein, als so die ßewaltthätigkeiten eines übermächtigen Feindes 
dulden zu müssen.^' Eine Krähe, die vorbeiflog und die tiefe 
Traner der Vögelclien sah, erkundigte sich nach der Ursache 
ihre« Kummers. Die Zaunkönige antworteten: „Da kam ein 
böser Feind des Weges daher, und wild und grausam hat er 
unser 61ück zerstört, unsere Kinder getödtet. Wir werden wohl 
die Folgen unserer sündigen Handlungen jetzt tragen und aus- 
dnlden müssen. Fehlt uns doch jede Mr)glichkeit, uns an Stärke 
mit ihm zu messen und ihn zu bekämpfen.^^ Die Krähe sprach: 
„Gross und schreiend ist das Unrecht, das euch geschehen ist. 
Lasst jedoch das Wehklagen. W^ir werden uns Verbündete 
Bachen, und es wird uns sclion gelingen, diesen Uebemiüthigen 
zu demüthigen." Die Vögel, Gatte und Gattin, sie weinten fort. 
„Unser Herz will brechen, schluchzten si(», lass uns sterben, wie 
unsere Kinderchen!" Die Krähe gab zur Antwort: „Was würde 
mit eurem Sterben genützt scinV Dadurch wird der Feind nicht 
beschädigt, er bliebe dann gesund und wohlauf, wie jetzt. Es 
gilt aber ihn zu tödten, wie er eure Kinder getödtet hat, ihm 
das zugefügte Uebel zu vergelten. Dann wird dem Rechte ge- 
nügt." Die zwei Vögel sprachen: „Gross ist die Güte des Herrn 



werden mdchte (r. K?>lle). Wegen der Aversioo des Elephanten gegen IIQbner 
musstfl ich die inilg*»brachten durch Packträger traosportireu lassen, da sie, jenen 
anfgepackt, dieselben erschreckt und unleitbar gemacht haben würden. 
Bastian, Reise In Kainbodia. IV. 15 



220 1^>stlirli und südlich vooi kanibodischen See. 

Woliltliäters, in Allem, was er räth, werden wir seinen Worten 
folgen/' Die Krähe begab sich dann mit den Zaunkönigen 
auf die Wandersohaft, den Frosch aufzusuchen, und nachdem 
sie ihn begrUsst hatten, redeten sie ihn höflich an, sprechend: 
y^Freund, wir bitten dich um die Erlanbniss, dich einladen zu 
dürfen; uns ein Beistand zu sein.*' „In welcher Weise bedürft 
ihr der HlilfcV meine Freunde," erwiederte der Frosch. „Theilt 
mir die Sachlage mit." Der Vorfall wurde hierauf dem Frosch 
erzählt, der aufmerksam zuhörte und dann sprach: „Das ist in 
der Tliat der Fall eines schändlichen Gewaltstreiches. Wir 
müssen uns aber zuvor mit der Fliege befreunden und sie zum 
Genossen herbeiziehen, damit sie uns helfe, dann können wir 
mit vereinten Kräften an's Werk gehen.'' Alle miteinander: 
Zaunkcmige, Krähe und Frosch, begaben sich dann zur Fliege, 
und nachdem sie dieselbe angetroffen hatten, sagten sie: „Höre 
Frcnudl Wir kommen mit der Bitte, du mögest uns einAlliirter 
sein gegen den Elcphauten, den gesetzlosen Tyrannen." Die 
Fliege erwiederte: „Was können wir thun, wir, die so Schwachen V 
Könnten wir mit einem Gegner streiten von solch' unüberwind- 
liclier Stärke?" Der Frosch erwiderte: „Hörtest du nie die alte 
Geschichte, wie geringe Stärke die mächtigste überkam? und 
erzählte dann die aus dem Alterthum überlieferte Legende von 
PhayaKhrut und der Schildkröte seinen Gelahrten (wie sie in der 
Zeitschrift für Occident und Orient III, 3 schon ndtgetheilt ist). 
Dann fasstcn sie einen Eutschluss. Die Krähe hackte in die Augen 
des Elephanten, und die Fliege legte ihre Eier in die Wunden. 
Als die Augen entzündet und brennend wurden, erlitt der Ele- 
phant schmerzhafte Qual, und da es ihm unmöglich wurde, in 
seiner Blindheit Nahrung zu suchen, so schleppte er ein elendig- 
liclies Dasein hin. Der Frosch setzte sich dann an den Rand 
einer tiefen (rrube und quakte laut, so dass der Elephant ihn 
hören musste und dort Wasser zu finden hoffte, obwohl er sich 
auf der Hölie der Felsen fand. Die Zaunkönige folgten ihm, 
Gatte und Gattin, sie umschwännten ihn und zwitscherten Schimpf- 
reden in seine Oliren, ihm zurufend: „Ha, wie befindest du dich 
jetzt, du jammervoll Ausgehungerter, du elendiger Schurke? 
Willst du nocl) einmal hierher kommen und uns unsere Kinder 



Basel. 227 

znsanimenstampfen ? Warte, dass dir nur nichts geschieht; du 
siehst jetzt traurig genug aus, du Raubmörder, Bandit elendig- 
licher?" Der Elephant fühlte bittere Reue. „Es war Unrecht, 
was ich t hat /Machte er bei sich selbst, „jetzt kommen die sUnden- 
vollen Folgen über mich, weil ich ihre Jungen niedergetreten. 
Sie waren unschuldig und hatten mir nichts Böses gethan, und 
dennoch fügte ich ihnen dies Böse zu.'^ In der Verzweiflung des 
heftigsten Durstes erstieg der Elephant den Abliang, und der 
Stimme des Frosches folgend, kam er zu dem Rand der Grube 
in die er hineinstürzte und verendete. 

Auf einem gelichteten Platze hatten zwei, am vorigen Tage 
durch den Chao Myang vorausgeschickte Edelleute mit ihren 
Sklaven und den unter den Schulzen re(iuirirten Bauern der 
nächsten Dörfer drei Häuschen für mich, meine Dienerschaft und 
Begleitung aufgerichtet. Die beiden Beamten kamen mit hohen, 
goldberänderten SpitzhUten zu meiner Begrüssung herbei und 
überwachten das Abladen des Gepäckes. Die nahegelegenen 
Ruinen der alten Stadt Baset waren theils aus Ziegeln, theils 
aus Quadern erbaut. Verstümmelte Figuren lagen umher, darun- 
ter eine mit Elephantenkopf, Phra Kinei genannt, eine andere 
mit dickem Haarknoten. Besondere Eleganz zeigten mit Affen- 
figuren geschmückte Portale*), auf denen die schlanken Gestal- 
ten zweier zierlich in den Windungen der Arabesken verschlun- 
gen waren. Die Gegenwart Rama's und Lakman's mit Hanu- 
man**) weisen auf Beziehungen aus dem Ramayana hin. Der 
in der damaligen Zeit trockene Kanal füllt sich in der Regen- 
zeit mit Wasser, das vom Thalesab heraufläuft. Die Charactere 
der Steininschriften gleichen mehr den Akson Mihng von Nakhon 
Vat, als denen von Lalai. Als Phaya Aphai die Stadt Battam- 
bong gründete, leitete er den fünf Tage von Thalesab (»ntfemten 
Fluss von Baset in die kürzere Richtung des bei Battambong 



*) Die hier und im Nakhon Vat abgenommenen Copien werden vielleicht 
«tnem grSueren Kupferwerke beigegeben werden, das auch Illustrationen zu den 
inderra Binden des ganzen Werkes enthalten wird. 

**) In Hinblick auf den geschlangelten iSchweif des Kekrops fasst Gerhard 
itn Kerkopeu als AfTendämuu« 

15 ♦ 



/• 



'>J.S Wc^tlirli itmi «-tili 1p h \uui kaiubo4i»rhen S«^. 

stn'inifndrn FliiJSfiOs, der in zwei Tagen zum Thalesab bringt. 
Ein künstlicher See war ausgegraben, unter dessen Veizierungen 
sir.-li Diwen ver\iellaltigen. wie die Sbardala's oder Fabellöwen 
an den Bauten der Belbilas, deren Wappen sie bilden. 

Am andern Tage rieb ich Inschriften ab und iiess durch 
den mitgenrimmenen Maler verschiedene der eleganten Sculptn- 
ren auf den von den Palastthoren herabgefallenen Portalen ab- 
zeichnen. Auf denselben kehrt mehrfach die Figur des Keulen- 
träger», als Kotaboiig. wieder, oft mehr mit dem Aussehen eines 
Bllssers*) als eines Kriegers. Die Charaktere der jüngeren 
Inschriften gleichen oft denen der javanischen Inschrift von Sura- 
baya, die Raffles dem Orafen Minto schickte. 

Am Nachmittag kelirte ich nach Battambong zurück über 
Felder, auf denen die Enite eingebracht wurde und im Winde 
schwirrende Rüder die Vögel verscheuchten. Bei meiner Ankunft in 
der Stadt brach gerade die Gerichtssitzung in der Sala auf, und 
gingen die Richter (Chang>'ang) mit ihren, Bücher tragenden, 
Sclireibem nach Hause. Die in Battambong geltenden Gesetze 
stimmen mit den siamesischen überein, doch sind die Werthver- 
hältnisse verschieden, indem ein Bath einem Salüug entspricht. 

Am nächsten Tage fuliren wir zum Besuche der Monumente 
von Vat Ek einen engen Bach hinauf, bis zu einer Stelle, wo 



*) Hetiirninp from Arore, we enronntered a party of Fakln on march fbr 
the »hiine of Rhawnl Huk at Multan. A heavy club graced the Shoulder of each 
and from It dangled behiud a »mall Iota or drinking cop (s. Wood). Judas 
lIiaddäüH trägt die Keule als Märtyrerzeicheu. Im Blahabharata beisat Balarama 
der Keulenträger oder Musali. VUhrni ist Gadadhara, der kenleDtragende Kriegf- 
(Tott Saktidhnra l«t Sohn des Siva. Der von den Snrasena (in deren G«biet Ma- 
thiira von PtoWmiu^ als Stadt der Gotter bezeichnet wird) verehrte Herakles, der 
die Brüder Reiner Tochter Pandaia als Könige der indischen Reiche eluseUte, 
trug (ausser dem Lowenfell) eine Keule (nach Megasthenes). Unter den freien 
Volkern Indiens fuhrt Plinius die Singhae auf und lässt die Pandae allein von 
einer Frau beherrscht werden. Die Parthes vertrieben die Sena in BalUbht. 
Mit seiner Stierkeule brsiegt Pharidun den Zohak. Mit der Keule schlug Mithras 
die Dews, und Nork erklärt die auf den Mithrasmonumenten gefundene Keule 
für das Fascinnm, dn« den Römern nls Amulet diente und in den GSrten dl» 
Feinde der Saaten abiialtcu äullte, 




ColoDif) der Khek. 22^ 

derselbe abgedeieht war, und begaben uns dann durch die Felder 
zu einem See mit einer Ruhehalle daneben, von wo eine Brücke 
über den Bchlamuügen Boden /u dem in Terras8(»n aufsteigenden 
Tempel ftlhrte. Die Wände sind aus hartem Granit rr)thlicher 
Farbe aufgeftlhrt. Runde Säulchen (Luk kräng) gittern die Fen- 
ster. Die WiUbung des Prasat öllnet in Portalen, die auf Säulen 
getragen werden, iwurh beiden Seiten hin. Inschriften linden sicli 
an der einen Seite der Aussenthllr. Sechs Mönche leben in dem 
Kloster, und ich verbrachte die heisse Tageszeit mit dem BesiR'he 
ihres Somdetchao. Der Rückweg wurde theils im Boot, theils 
zu Fuss gemacht. 

Im Vat Tajiaukeoh in Battambong wurde ein Keulenträger 
als der Phra Pham genannt«» Nalitha verelirt. Der Lak Myang 
hat keinen kambodis(;hen Namen, aber seine V<Tehrung datirt 
von der Erriclitung bei Gründung der Stadt durch die Siamcsen. 
Die Figun^u Buddha's sind meistens v<m seinen SehUleni*) um- 
geben. 

In einer der Vorstädte Battambongs besuchte ich das Bahn 
Kiiek, von Dscliam bewohnt. Die Colonie der Tschwea (Khek) 
besteht aus ungefähr öO Häuseni. In ihren aus Holz und Stroh 
gebauten Moscheen liegt die Kibla, gegen die sie sicli im Gebete 
wenden, nacli Westen. Sie beschäftigen sich grr)sstentheils mit 
der Verfertigung von 0(^1. Vor etwa 10 — SO Jahren kamen sie 
au« Malacca und Patani. llire Spraclie ist malayisch, und die 
Bücher sind in arabischer Schrift geschrieben. Untermischt mit 
ihnen leben einige Dscham**), die erst vor wenigen Jahren ange- 
langt sind. Sie sprechen eim* besondere Sprache, verehren aber, 
wie die Tschwea , Allah und Moliamed, obwohl sie ursprünglich 



*) Mt(hr Docl) als in den kanibodisclien Tempeln beiriiinen in den mnn- 
foHsehen die RudhisAttwa ihren DiHrakter als betende Moririie zu verlieren und 
den gerüsteter Geistesritter und Helden anz-unehnien, ähnlich der Nachahmnnp 
antiker Marmorarbeiter in den F)vHngelisten Mantegna's. 

**) Daravati, Prinzessin von Champa, war vermählt mit Ankavigaja von 
Mi^apahit, der auf Sumatra. Malacca. Rorneo. Celpbe:«, ^uiida, Suhl, Manila De- 
litzongen erwarb und durch seinen mit einem Mädchen des Berges Lavu gezeugten 
Sohn (Arja Daniar) Bali eroberte. 



23Ö Westlich und südlich vum kambodiachen S««» 

eine vers(*hiedene Religion*) besassen und Spirituosen tranken. 
Die Bücher der Dschani; die von den Juen zum Verkauf gebracht 
werden, sind aus ehineHisehem Papier zusammengemlht. Die 
BueltBtaben, in denen sie geschrieben sind^ stehen zwischen den 
kanibodisehen und siamesischen, ähneln den letzteren aber mehr. 
Die in der tleimath der Cham gebrauchten Bücher sind davon 
wieder verschieden. Ihr eigentlicher Gott (Thevada) heisst Bo- 
dopata. Die Todten werden (wie bei den Kambodiem) ver- 
brannt, und nicht begraben (wie bei den Tschwea). Das Land 
der Dscham**) liegt acht Tage östlich von Udong, jenseit des 
Mekhong. An der kambodischen Seite ist Pandri-Pandrang die 
Grenzstadt des Dschamlandes^ das den Juen unterwürfig ist 
In der Stadt Ontah im Lande der Dscham findet sich ein Vihan 
ohne Bilder darin, und die dort fungirenden Priester heissen 
Iiiiüm. Die Priester der Tschwea werden Imam genannt Für 
den Unterricht der Kinder ist eine Schule eröffnet Khck Malayu 
sowohl als Khek Cham essen nur Thiere, die sie selbst getödtet 
haben^ und keine Schweine. Die Khek verfertigen hauptsächlich 
Castor-Oel (Nam man lahung), das theils als Haaröl ge- 
braucht wird, theils fltr das Brennen in Lampen. In dem Lehm 
der Flussbänke finden sich Lrx'her fltr die Präparation des Fisch- 
(Us. Die Malaharen heissen bei den Siamesen Xat Kula. 

Am folgenden Morgen begab ich mich in drei Booten, von 
Führern geleitet und einen Maler in Begleitung, nach dem Berg- 
schlosse Banon. Hinter den von Aften belebten Bäumen der 
Ufer lagiMi Dörfer, und vor uns erhob sich der Hügel Banons, 
wohin wir den Schulzen eines Dorfes mitnahmen und dort an 
der neben dem Kloster gelegenen Sala rasteten. Im steilen 



*) Die mnlayisrlien Annalün lassen auch den siamesischen Prinzen Chaw Sol 
lUngsa (den (irnndcr vun Patani) in Fidge seines Gelübdes, als er den Rajah von 
Cuta Meliyei be^^it'gt hatte , den Islam annelimen und von Malacca den Nobut 
erbitten. 

**) In Taynin, horte ich von einem Gorhinchineseu in Saigon, lebe das Volk 
der Kyam, die in ihrer Sprache sich von allen umwohnenden Stämmen unter- 
schieden und krauses Haar hätten. The original inhabitauts uf Dongnai, callrd 
Moi, as well as those of Chiamper, called Loi, were driven in the nionutains (by 
the rorhihchinese). 



I 



Aufsteigen durch den Wald, zum Theil auf Treppen, die aus 
den porösen Stufen des Gesteins gebildet waren, erreichten wir 
die i)ittorc8ken Ruinen. Der centrale Prasat, im Hofe stehend, 
ist durch andere auf der einschliessenden Mauer umgeben. Un- 
ter den umherliegenden Buddhafiguren fand sich eine aus Elfen- 
bein und viele ültere aus Stein. Kanon hiess der Lak Myang 
und Pfeiler des kambodischen Königreichs, das mit ihm zusam- 
menbrechen würde. Mein alter FUlirer deutete mir die Richtung 
an, in der sich Phra-Mahot, der letzte König, der mittelst seiner 
tiefen Weisheit die unterirdischen Künste verstand, nach Chan- 
tabun durchgegraben habe, um sich mit Phra Ramat Krung zu 
vereinigen. Phra Cheyasseda (der Sohn Indra's), der das von 
Plira-In-Kumau zur Zeit Sadeik Kaml(»ng's gegründ(»te Kampong 
Snay beherrschte, kam von Nakhon Vat, dessen Thron er an 
Phra Ketmalea überliess, nach Banon, um Phra-Maha-Anoutathen, 
dem Königspriester, seine Verehrung darzubringen. Als Khom 
dam din sich zu Phra Ruang durchgrub, wurde er beim Hen-or- 
tanchen in Stein verwandelt, wie d(U' mit Thor in Räthseln strei- 
tende Zwerg Ahis, als er vom Tageslicht überrascht wurde (s. 
Friedreich). In Goslar bannte Scharfrichter Kraft durcli seinen 
Willen Menschen und Thiere unbeweglich. 

Der Fluss Battambong ist noch eine Tagereise oberhalb 
Banon schiffbar, aber dann durch Felsen unterbrochen. Er ent- 
springt auf den Khao-Kravau, von den Kliamen dong bewohnt, 
die dieselbe Sprache wie die übrig(»n Khamen reden, aber in 
verschiedener Pronunciation, gleich der eines im ärgerlichen Tcnu* 
Scheltenden. Die Khao Kravan bildtMi die Wasserscheide zwi- 
schen den Flüssen, die nach Chantabun iiiessen, und dtnicn, die 
in den Thalesab münden. Die Xong leben in den nach Chan- 
tabun hineingestreckten Bergen. Die Kha heissen das lang- 
haarige Volk und markiren sich die Brust mit spitzen Holz- 
stttcken. Als wir wieder nach der Sala herabkamen, besuchte 
ich das Kloster, wo vor dem Both eine vierarmige Steinfigur eine 
andere mit erhobem^n Armen trug. Die Khamen singen oft ver- 
schiedenartige Lieder nach der alten Weise der Boht Xrong ge- 
nannten Melodie. Einen Mönch besucliend, fand ich ihn beschäf- 
Xigi, einen Auszug des Aphitham's (Abhidhamma's) zu copiren 



232 Westlich und sudÜGb Tom kambodlschen See. 

und iii's KanibodiKclio zu UlM'rsft/en. Nach dem Abendcpson er- 
zählte mir der Maler ^ da8S auch er in Naklion Vat gewe^n 
wiin». Während er noch als Mi'meh im Kloster lebte, kam ihm 
die Lust an, diese Wundenverke zu besehaueu, und machte er 
sieh mit einen» Freunde auf den Weg, um dort die Regeln »ei- 
ner Kunst an der Quelle zu studiren. Wird Jemand pl^tzlirb 
von ein(T acuten Krankheit befallen, so glauben die KanilKidier, 
dass die Seele einer im schwen»n Kindbette Gestorbenen ihn be- 
fallen hat, da soh'he umliertliegen, einen Wohnsitz zu suchen. 

Den andern Morgen ki^hilen wir nach Uattambong zurück. 
Mehl Hegleiter verkür/te mir die Bootfahrt durch Märchenerzäh- 
lungen oder sonstige Mittheilungen. Die Knaben treten gewöhn- 
lieh im Alter von z(»hn Jahren in das Kloster ein. Ihr Essen 
kochen sie <*ntweder dort, oder geiien dafiir nach den Häusern 
ihnT Eltern, schlafen aber müssen sie immer im Kloster. Bei 
Tage lernen sie das Alphabet, das Buehstabiren und Lesen, aber 
in den erst<'n Stunden der Nacht studiren sie die Mautras fsuel 
Mon). Je nadi ihrer Leichtigkeit im Lenien werden sie im zwei- 
ten oder dritten Jahre als Nen (Novizen) aufgenommen, und 
haben dann die zehn Gebote zu beachten, mit Einschluss des 
Verbotes, nach <1(t Mittagsstunde zu essen. Im 21. Jahre niügen 
si<' sicli als IMira-Song iMiUich) weihen lassen, und haben dann 
2r)() Grbote zu halten. Anfangs ist iiire Kenntnis» nur gering, 
ab(*r sie t'ahrcn mit Lernen f(»rt, bis sie, nachdem sie dreiasig 
oder vi(Tzig Jahre im geistlichen Stande verharrten, das ganze 
Gel)iet des Wissens umfassen. Der Samphan (Abt) ertheilt den 
Knaben iDek) und den Nen (Novizen) Stunden, obwohl über ver- 
schieden<' (legenstünde, und zugleich bestellt er die Fähigeren 
unter ihnen, den Anderen mach Pestah)zzi scher Methode) die 
Lectionen zu überhin-en. In der Mitte der Nacht kommen die 
Mrinche ilMira-Song) zu ihm, um vor ihm diejenigen Mon (Sprüche) 
herzusagen, die sie während des Tages neu liinzugelemt haben, 
und dann giebt er Jedem eine n<*ue Aufgabe dessen, was am 
folgenden Tage auswendig gelernt wenden soll. Diese Lel)en»- 
weise muss eingehalten werden, um den Lehren Buddha's ge- 
mäss zu handeln, und wer sich nicht zu ihr be<piemcn will, hat 
das Kloster zu verlassen. Wenn ein jüngerer Verwandter eines 




bas Kl«)8ter T^ipairkenh. 233 

Mönches in*8 Kloster eintritt, so ^escliit^ht es wohl, dass er sicli 
demselben als Jünger anseliliesst, im Allgemeinen aber sind alle 
Aufgenommenen SeliUler des Samplian. In den Klöstern klein<M' 
Dörfer, wo sic^ii nielit genügender Lebensunterhalt im Hettelgang 
findet, mögt^n die Miniehe die Novizen veranlassiMi, zu kochen, 
oder auch nach (»ntl'emteren Wohnungen zu gehen, um die ni*)- 
tfaigen Bedürfnisse zu erbitten. Diese mr)gcMi es unlieschndet 
thun, während gleiches Verfaliren von einem Mtinche sündhaft 
sein würde. Di(* Knaben können nur im Hause ihrer Eltern 
für das bitten, was erforderlich ist. 

Der Maler hatte mit zehn Jahren die Weihe als Nen em- 
pfangen, lebte für ttlnf Jahre, nachdem er im Alter von *JI Jah- 
ren die priesterliche Ordination emi)fangen iiatte, als Mönch, 
und trat dann aus dem Kloster in das l)ürgerliche Leben zurück, 
um ein Weib zu nehmen und vom Handel zu leben. 

In den Höhlen Hanonjs vermuthet das Volk mit Tropf- 
wasser*) gefüllte Krüg(v, aus dcnien die Hrahmanen günstige 
oder ungünstige Omen für ihre Prophezeiungen entnehmen. 

Die Ufer waren mit Wasservijgeln iM'lebt, und auf dem 
Flusse fuhren hausirende Boote umher. Die Boote der Juen und 
Chek bringen Keis von Biittamboug nach Tdong zum Verkauf, 
und kehnMi von dort mit Salz, Areca u. s. w. zurück. Am Ein- 
gänge Battambongs Hess i<*h bi'im Kloster Tapaukeoh anlegen, 
dessen Phrachedi mit bunten Farben liemalt war. Im Sanchao 
war die Figur (»ines Keulentriigers halb in der Enle begraben. 
Die Wände des Both, juif dess(»n Tliür sich die Figur Thossa- 
khan's zeigte, trugen Oemälde mit Episoden ans dem Tliossa- 
Xat, und darunter erklärende Texte (im Kambodischen i, wie: 
„Zu der Zeit nun nainn der Lelirer (Khrn oderOuruhi Kannaha- 
Phrahm genannt, den Prinzen Chanthakuiuan ]iach den Opfern 
mit sich.** „Pliroma Nirot ist während den- Beobachtung der 
Sila durch Phra-Pln-om besucht, der, vom Himmel herabkonuneud. 



•) Ist es am Ve>tp dt^s S<lnilzlieilig<'n der Kirche bei Kllwaii^'eii (in Si-hwaben) 
■ehr tief im Hnmnen an d<T Kirrlihofsuiauer, so koiiinkt ein tlieiires Julir, ist eis 
aber hoeh und der nriinnen voU . xo giebt es eine* gute Knite und AUes wird 
wohlfeil. 



r 



234 Westlich und «ndlich vom kambodischen See. 

ihm cineu Goldklumpen bringt." „Phrabat-Theminjeh vCTliert 
im Scliachspiel an Nakkhajack, der seinerseits ein kostbares 
Kleinod gesetzt hatte, seinen Gelehrten*), Phra Pitthu genannt, 
aber dieser erhebt sich in die Luft, ak man ihn greifen will.*' 
„Phra-Sayam wird durch Kubillajack getckltet, der ihn aus Miss- 
verständniss flir ein Wild hält." „Plira-Mahosot, durch die vier 
Lehrer vor Phrabat-Utareah verleumdet, ftlrchtet dessen Zorn 
und entüieht." „Zanok, der nach dem Untergange seines Schiffes 
im Meere schwimmt, wird durch die Thephathida besucht" 
„Vctsandon wird durch den Phram um seine Kinder ersucht" 
„Phra-Temiah wird von seinem Vater erprobt" (um ihn durch 
Schlangen, Elephanten u. s. w. zu erschrecken). „Paritbat 
nimmt von seinen Eltern Abschied, um die Vorschriften zu be- 
achten." „Nemirej, der durch sein Verdienst überallhin zu ge- 
hen vermochte, fliegt mit seinem Wagen durch die Luft und be- 
sucht die Hölle." Die Qualen derselben sind mit reicher Erfin- 
dungsgabe dargestellt, dann auch der Angriff Mara's, und wie 
er nebst seinem Heer durch Thorani ersäuft wird. Mara, der 
Gmterkimig der öinnenwelt, im Himmel Paranimit thronend, 
ist der natürliche Widersacher Buddha's. Doch giebt es auch 
populäre Versionen im Sinne buddhistischer Allliebe. Maha-Man 
oder Savatdi-Man, im Hinnuel Dusit, iilhlte so grosse Liebe flir 
Buddlia, den er in Jeder früheren Existenz unterstützt hatte^ dass 
er ihn zum Grosskönig auf Erden zu erheben beabsichtigte und 
erst nach fortgesetzter Weigerung unwillig wurde. Er wird 
später selbst als Buddha ersclieinen. Der ketzerische Sünder 
Devadatta büsst in der Hölle. 

Die im District von ßattambong gruppirten Monumente, 
westlich vom See, erweisen sicli auf den ersten Blick als weit 
jüngeren Ursprungs, verglichen mit denen des oberen Kambo- 
dia's. An einigen Stnicturen Basets soll noch im vorigen Jahr- 
Imndert weiter gebaut sein, und wurde diese Stadt überhaupt 
erst in neuerer Zeit von iliren Bewohnern verlassen. Auch sind 



*) Wenn die PhilosoplfeD selbst verspielt wurden, so ist nicht zd verwnndern, 
wenn sich Jener Rajah Indiens einen griechischen Sophisten zum Geschenk erbat . 



die Anlagen der Strassen noch überall deutlich zu erkennen, in- 
dem sie zwischen zwei Reihen von kleinen Erdhaufen lauten, 
die die Stelle der früheren Häuser andeuten. Der g:anze Umkreis 
der Stadt mit ihren Vorstädten war durch einen Erdwall mit 
zugehörigem Festungsgraben umschlossen, dann folgt, wie immer, 
die innere Mauer, und zuletzt die Kampeugkeoh oder Kleino- 
dien-Mauer des centralen Palastes oder der Citadelle. Diese mit 
umlaufendem Pflasterwege ist viereckig und öfllnet sich mit vier 
Thoren nach dem Innern des Palastes. Die Steinthore (von 
denen das westliche unter einer Colonnade betreten wird) liaben 
zu beiden Seiten des Mittcleinganges drei bis vier von der 
Strasse hineinführende Oetfnungen aus grossen Steinplatten (S — 9 
Fu88 lang, 3 Fuss breit und l'^ Fuss hoch) gebild(»t, die über 
aufrecht stehende Steine gelegt und mit Rillen auf den Sockel 
gefUgt sind. Der Palast ist aus Lagen breiter Steine aufge- 
baut, die in regelmässige Quadrate geschnitten sind (P/4 Fuss 
hoch und 1^/4 Fuss lang) und fein polirt im engen Zusammen- 
schluss. Die grösstentheils verfallenen Corridore sind von Trüm- 
mern verschiedener Prasada umgeben, die bald aus Stein, bald 
aus Ziegeln aufgeführt waren. Die aus grossen Steintafeln ge- 
bildeten Portale werden stets von Steinpfeilern getragen. Die 
verwendeten Ziegel sind ein sehr hartes Material, da sie, wie die 
Eingeborenen sagen, nur aus reiner Erde verfertigt wurden, 
ohne irgend welche Zufügung des jetzt nie fehlenden Reisstrohes, 
und dann ohne Kalk auf einander gelegt wurden, um durch 
gegenseitiges Abreiben in genaue Verbindung gebracht zu wer- 
den (wie bei den Incabauten Peru's). Nadi ceylonischen Sagen 
liess Waliala Bandara Dewiyo für seinen Tempelbau die Dä- 
mone den Felsen mit dem harten Schilfgras Way Well nieder- 
reiben, ohne den Gebrauch anderer Instrumente zu gestatten. 
Den Rabbinen wnv der Gebrauch eines Schilfrohr-Randes zum 
Schneiden verboten, weil sich Zauberer desselben bedienen. Un- 
ter den auf den Scnlpturen der Portale behandelten Gegenstän- 
den fanden sich, ausser dem Ziehen um die Sclilange zwischen 
OOttem und Dämonen, besonders Keulen- und Axtträger wieder- 
holt, sowie Flöte spielende Figuren in der tanzenden Stellung 
Krishna's. Einige der Figuren sind aus Graustein gearbeitet. 



r 



236 Westlich iiTid »ndlich vom kainbodischen See. 

uiul auch ciu weicber weipsor Stein wird verwandt, aber der 
grr)S8te Theil der inneren Wand war aus einem nUhlich grani- 
ti8(;liem riteiu, von der Farlx» liart gebrannter Ziegel, anfgettihrt. 
Weichere Ziegel waren zuweilen stückweise zwischengefligt, 
als R<*i)araturen entstand<'ner Reschädigungeu. Zum Fnudament 
der Hasis diente ein poriiser Feldstein. Von einer aus verzier- 
ten »Steinen aufgebauten und von Löwen bewachten Terrasse 
führt ein Pflasterweg zu (Mueni See, ein Viereck, von terrassirten 
Treppen umgeben, die seiner ganzen Länge nach (etwa 200 Fuss 
an jeder Seite) mit je zwölf Stufen zum Wasser niederftibren. 
Di<* Säulen, die die Portale tragen, steigen in runden Kreisen 
auf, die and<Ten der Thore dagegen sind viereckig, mit Lotus- 
Capitälern. Auch die Fenster werden von runden Sftulchen ge- 
gittert. Einer d(»r mit Inschriften in Aksong Ming bedeckten 
Steine handelt von Konako lOonagan». Ein grosser Stein zeigte 
eine tief eingehauene Rinne, wie der aztekische Opferstein, doch 
soll er zu milderem Gebrauche gedient haben, als fllr den Ab- 
fluss hc^issen Jlens<'henblutes, da er als eine Presse zum Ausquet- 
schen d(ts Palmsaftes beschrieben wurde. Manche der Thttr- 
pfosten und Säulen waren einen Theil ihrer Länge in die Erde 
vergraben, entweder durch allmäliges Einsinken, oder durch 
Aufhäufen d<*s Schuttes in ihrer Umgebung. Der schon in nUcb- 
st(T Nähe Ui)pig wuchernde Wald drängt immer näher auf die 
Kuinenstätte dieser verschwindenden Stadt ein, die er bald wie- 
der ganz in eine Wildniss verkelirt haben wird. 

Während Haset die Hauptstadt dieses kleinen Königreicbs 
am Hattambong-Flusse gewesen zu sein scheint, steht der Kloster- 
tempel Vat Ek in demselben Verhältniss zu derselben, wie am 
Siemrabflusse NakhonVat zu Inthapataburi (Nakhon Tom), oder 
d(»r Prasat K(M)h zu Patentaphrom. Eine in Schichtungen aufstei- 
gende TcTrasse trägt die Plattform, auf der sich in einem von 
Cnlonnaden umgebenen Hofe der Prasat erhebt. Auf Stufen unter 
einem Thorweg (mit seitwärts ablaufenden Gallericn) ansteigend, 
gelangt man zu dem Hof, von d(*m Treppen an die Thore des 
Corridr»res fllhren, der durch drei Thore zu der Cella leitet, 
die in dem Körper des Prasada ausgehöhlt ist. Die Aussen-Gallerie 
unigiebt d(m Hof rechtwinklig, mit den Thtiren in der Mitte 



Vat Ek. 237 

der vier Seiten. Im Mittelgrebäude wird die zum Prasat führende 
Colonnade für die ersten zwei Drittheile von kleineren Colonna- 
den seitlich begleitet. Die Wälle sind ans pfleichmässig behauenen 
Steinen gebaut nnd zeigen hier und da die eingefllgten HolzstUtzen. 
Das Holz ist ein sehr hartes und soll von einem XUng Xab ge- 
nannten Baume genommen sein, der jetzt, wie hinzugefttgt wurde, 
in Battambong nieht mehr cxistire. Wenn nmn seiner flir Pfei- 
ler der Klosterbauten bedarf, müssen die Stämme von den Ber- 
gen requirirt werden. Die aus porösen FelsblcJcken aufgesehieb- 
tete Terrasse ist auf der Plattfonn mit glatten Steinplatten über- 
legt Die über die ThUren gelegten Steine messen liäufig JOFnss 
in der Länge, 2 Fuss in der Höhe, 2V2 F«es in der Breite. Auf 
10 Stufen gelangt man zu dem Hof (mit einem isolirten Gebäude 
links) und dann auf 18 weiteren zum ersten Räume des Corridors, 
der in das Innere des Centralthurmes führt. 
In der Aussen-Gallerie ist 

der vordere Raum 10 Fuss lang, 

der hintere „ 12 „ breit, 

der erste' Seitenraum 16 Fuss 

der zweite „ 8 



der Durchgang 48 

der Mittelraum 24 

Ein Hof 20 „ lang. 






führt zu den Stufen, die zum äusseren Thore des Prasat 
aufsteigen. 
Die Terrasse (mit dem Prasat) ist HO Fuss lang (innerhalb 
des Hofes). 

Im Hauptgebäude des Prasat ist 
der erste Raum der Gallerie 32 Fuss lang, 
der zweite „ „ „ 12 „ „ 
der centrale Cella 20 Fuss lang und 20 Fuss breit, 
der mittlere Gang 10 Fuss breit, 

der seitliche „ 6 „ ,, (nur neben dem ersten Räume), 
der seitliehe Raum neben den Eingängen 10 Fuss breit. 
Die Umschau von der Hr)he der Terrasse begreift ein niedri- 
ges und theilweis überschwenmites Land mit mancherlei An- 
pflanzungen und Dörfern. 



238 Weltlich und südlich vom kambodlscben See. 

In der Capelle des Sanchao der Heroen stand die vierhän- 
dige Figur eines Maharetz (Maharaja\ naeh einem der Naktha 
benannt. Steinfiguren stehender Buddha's fanden sich neben 
sitzenden. 

Das dritte Denkmal dieser westliclien Gruppe bildet das 
Schloss Banon, das sich aber in vielen wesentlichen Merkmalen 
von den übrigen Monumenten untersclieidet, und wenn es auch 
derselben Periode angehören würde, doch anderen Zwecken ge- 
dient haben muss. Es gleicht einer Ruine aus unserer mittel- 
alterlichen Rittorzeit, romantisch auf einem Felsenberge gelegen, 
der von den \ 'fem des Flusses aufsteigt und mit seinen Gipfeln 
über eine Waldosschlucht niederhiingt. Die umgebenden Berge 
sind durch natürliche Grotten ausgehöhlt, und das Volk glaubt dort 
goldene Thronsessel und kostbare Bildnisse verborgen, die von 
sechs Ricsenwä(;htern gehütet werden. Auch soll von der Spitze 
des Berges, in dem innersten Hofe der Citadelle Banons, ein 
unterirdischer Gang bis unter das Wasser des Flusses ftihren, 
und würfe man oben eine Kokosnuss in die Oefifhung hinein, so 
würde sie auf dem Wasser schwimmend wieder zum Vorscbein 
kommen. Der Thumi steht, wie das Volk sagt, auf dem Nabel*) 
Kambodia's, als sein Pfeiler und seine Stütze. Hat man auf 
steilen Bergpfaden, wo zuweilen eingehauene Stufen das Stei- 
gen erleichtem, die Höhe erreicht, so blickt man von der Terrasse 
auf zerklüftete Thäler dicht bewaldeter Hügel, jenseit welcher im 
Westen der Kegel des Phauora Vanchab aufsteigt. Die Khao Kravan 
oder Cardamomenberge liegen weiterhin und die Cbantabon's 
in der Feme. Südöstlich erhebt sich der Khao Thippadeh. Nach 
Osten blickt man über ein Waldland, das in grünem und 
rothem Blätterschmuck wechselnd sich über eine weite Fläche bis 
zum Horizont erstreckt und hier und da den Wasserstreifen des 
Flusses zwischen den Bäumen hervorschimmern lässt. Der cen- 
trale Prasat, der mit vier Portalen in Kreuzform ausöfinet, ist 



*) Die eigentliche Kuppel der Erde war Ujein, oder vialmehr ein B«rg in 
der Nähe dieser iStftdt. Die indischen Philosophen behaupteten , dass vom Berge 
Syra, einem Vulkan bei Aden in Arabien, ein unterirdischer Gang, der tod Bania 
Tschandra in einer Nacht gegraben sei, bis nach UJein reiche (Sprenger). 



Pifoden. 239 

von vier kleineren nmgeben, nnd parallel mit diesen liegen wie- 
der die vier Eckthtlmie der umziehenden Mauer. Die Figuren 
der Scnlpturen an den Wänden tragen verftchiedene Moden des 
Kopfputzes nnd auf einem Portal war Indra auf dem dreiköptigen 
Elephanten Airawaddi ausgemeissclt. Ausserden steinernen Bildern 
der Buddhen (sowie hölzernen neuerer Bildung) finden sich andere 
von Rösi (Rischi), Werhändige Narai u. A. m. Vor dem Hauptthorc 
Btand die Steinfigur Tanbonglek's mit der Keule (tabong). Auf einem 
Banlong waren die Füsse (P/4 Fuss lang) einer Steinfigur zu- 
rückgelassen. Daneben lag ein mit abgestumpfter Mütze be- 
kleideter Kopf. Figuren von Löwen bewachten die Stufen (wie 
die von Hephästos gebildeten Hunde den Saal des Alkinoos) 
und Drachen die Eckwinkel. Ausser einem porösen Stein ist eiiv 
röthlich granitischer zum Aufbau verwendet, und einige der Sculp- 
tnren sind aus einem weichen Graustein gearbeitet. 

Die jetzige Architektur der religiösen Gebäude Kambo- 
dia's schliesst sich an die der übrigen Länder Hinterindiens an. 
Den Pagodenbauten liegt überall derselbe Grundriss unter, wie 
er bei grösserer Freiheit von Nebenwerk am • Besten in Birma 
erkannt wird, und lassen sich dort von unten nach oben die 
Oomponenten in folgender Weise aufzählen (s. Phayre): 

Bhenat dau; als Basis. 

Der erste Blumenstand ftir Opforgaben oder Patama pits 
tBaya (Palengkhon oder Pantengon). 

Der zweite Blumenstand. 

Der dritte „ 

Kye-waing (RundgerUst). 

Kbaung-laung (Glocke). 

Phaung-neel (Cornice im Kreis). 

Kya-lan (niederhängende Lotus mit trennenden Perlen 
Behnttren). 

Nghet-pyau-boo (Bananenknospe). 

Kye-taa-loung ( Kupferdeckel). 

Htee (Schirm). 

Tshap-thwa-phoo (Baumknospen). 

Tsein-bwen (Diamantenblüthcn ). 



N>fiH-iiia na f*ilfT N^het myat na die Vogelrart, ab nicht 

'r^'iri-riV»^rf» liiainant^nknfK&p«^ auf der ahscbliessenden Spitze. 

Iiie .Stf:ri|ia oilf'T Dairr.he. von dfr Bedachung Chaitra ge- 
nannf. i-t aU .S\-tii>k>1 der Wai^serhlase oiler Abbild de» Meni) 
aiH d'-rri r-jntVifiif-n ^irabhüsrel hen'ftr;reffaniren. nnd nach Kngrier; 
i*«t aiK-h dif Pvrainide eine An^i^estaltnnfir des n^hen Tnmnlns. 

Im siain'-^i-clifn Plira-Pranjr iVilgrt anter der Spitze de« 
Joi - Nojiha'iiin <b-r <Mi;r-Pranff. worin die Relii|aien eingeschlo»- 
u-n •ind. a!- der Kf-ir^-lkiirpor des fiebäuiles. Dieser Kegel rteht 
auf iU'T 'lisana Man Pek. oder dem Platze des auf der Schalter 
trafr^-iidr-n Mara. nar-li der Gestalt des dort gebildeten Riesen- 
däinon ^rTiannt. Danintr-r folpt die Khnha oder Höhle, deren 
Wölbiiii;: an den vier .S-iten die Figuren eines Devada anfhimmt. 
.Sie stf-Iit auf der Ciberfläche des Brettes 'Hna-Kadan) oder 
dem Fri<-s, durch die Fnssbasis (Xöng-Bath) getragen, nnd 
Milr-hr-r La;:^'n der Hna-Kadan und Xöng-Bath folgen dann 
}<' uiu'h dein l'mfan^re des Tempels in gn>sserer oder in klei- 
iKTer Zahl, und sind mitunter variirt durch die Einfügungen 
von I^iwc-n Sin^k; oder Krümmungen inderFonn eines Löweii- 
iK'ins. Das Ganze ruht dann auf <lem Thana Thaksin (dem 
n'^htseitip'n l 'mkr^isungsplatz ),. wo die von dem Thore aus- 
sehnMtenden Verehrer die zu ihrer rechten Hand liegende Pa- 
gode umkrei^^en. Die den Ong-Prang verzierenden Blätter-Deco- 
ration^n heissen Klirib Kanun TBaumspitzenV 

In dfm siamesisehen Plirachedi steht der glockenfbrmige 
Oiig Hakane' oder Tua Kakanfr (Glockenkörper), der die Reli- 
quien einsehliesst, auf der Bua oder I^tus (Bua Klum oder 
LotusbilKcliel;, und wird ausser durch die No])hasun oder Vogel- 
spitze dureh ein rundes Tlilinnchen mit einem Dache von Bana- 
iienblättern Plii überragt. Auf verschiedenen Schichtungen von 
Ilna-Kadau und Xöng-Bat ruhend, steht das Ganze auf dem 
Thana Thaksin. 

Dem in seiner einer Glocke oder Uterus verglichenen Form 
Keli(|nien cinschlicssenden Sathub ^der Dagobe) werden keine 
weiteren Ornamente, oder doch nur spärlich beigettigt. 

Während an den grossen Pagoden Birma'S; den Schemadoo 




Ghanipa. 241 

in Pegu und den Schwedagon in Rangoon die polygonalen For- 
men der modernen Hindu -Architektur vorwalten, schliesst sich 
die Dagobe Eong Madoo, die aus 1636 p. d. datirt, in Mengun 
an die Topc von Ranchi an (wie Fergusson bemerkt). Noch 
heutzutage werden indess alle die verschiedenen Style cultivirt, 
und ich habe an einem und demselben Platze in Bimia acht- 
eckige und runde Pagoden fertig oder im Bau begriffen neben 
einander gesehen. Die Pagoden in Pagan wurden nach Muster 
derer in Thatung gebaut, die das ihrige aus Ceylon erhalten hatten 
(in der dem Sat-Mehal-Prasada ähnlichen Gestalt), wenn nicht 
der Dom des Gaudapalen in seiner Aehnlichkeit mit der schwar- 
zen und anderen Pagoden Orissa's und Bengalens auf Bauten des 
Lelat Indra Kesari deutet, der (657 p. d.) den Tempel von 
Bäbaneswar gründete. 

In den lange dauernden Verwüstungen der Kriege ist Bat- 
tambong mehrfach ganz entvölkert worden, indem die Bewohner 
als Kriegsgefangene nach Siam geflihrt wurden oder sich in den 
Wäldern zerstreuten. Die Regierung bemüht sich jetzt neue 
Golonisten herbeizuziehen, und sind deshalb auch die Malayen 
nnd Dscham dorthin verpflanzt worden. Die Letzteren, die beim 
Untergange ihres Reiches*) über die cochinchinesische Grenze 
flüchteten, sind jetzt weit in Kambodia zerstreut und gehen ver- 
schiedenen Beschäftigungen nach. Ein Stamm der an den fran- 
zösischen Aussenposten der coch inchinesischen Provinz mit Rin- 
derheerden umherzieht, wurde mir ziemlich mit den Zügen der 
Fnlahs in Senegambien beschrieben. Die Zuaven sollen sich mit 
ihnen im Arabischen verständigen können. Nach einer Tradition 
wurde ein von Singhapura nach Tschampa ausgewanderter Kauf- 
mann dort zum König erhoben und bestand lange ein lebhafter 
Handel zwischen Colonie und Mutterstadt. Die malayischen 
Annalen (bei Leyden) erzählen Folgendes: 

Nahe dem Palast des Champa-Rajah fand sich ein Betel- 



*) Le gouverneür de Binh-tonan (le royaome de Qiampa) est Cochinchinois. 
Let natarels ont pourtant leurs maDdarins, mais Us ne s^adressent 4 eiix, que 
ponr Im oanses ordinalres. QoaDd il ü'agit de quelque cause graTe, ils sont 
obUfM d*a^oir recours aa gouverneur. 

Bastian, ReiM In Kambodia. IV. 16 




242 Westlich und südlich vom kunhodisehen Sa«. 

nussbaum, der nach der Bltithe eine grosse Frucht ansetzte, aber 
dieselbe niemals znr Reife brachte. Der Rajah befahl nun sei- 
nen Dieneni, hinaufzuRteigen, uni zu sehen, was darin wäre. Als 
der Fruchtkelch geöfliiet wurde, fand man ein Kind männlichen 
Geschlecht», von ausnehmender Schilnheit. Von der Hülse der 
Frucht wurde die Jubang genannte Gong verfertigt, und von der 
scharfen Rippe ein Schwert. Der Champa-Rajah ftthlte grosse 
Freude über dieses Ereigniss und holte alle Frauen der Raja- 
Raja's und der Paramautris herbei, um dem Kinde die Brust 
zu geben, aber dasselbe wollte nicht saugen. Der Champa-Rajah 
hatte indess eine fttnffarbige Kuh *), die ktlrzlich gekalbt hatte, und 
das Kind wurde mit der Milch derselben aufgezogen. Aus die- 
sem Grunde wird die Kuh bei den Champa's weder gegessen 
noch getödtet. Als Raja Pogalang aufgewachsen, gab ihm der 
Raja von Cliami)a seine Tochter Pobea zur Gattin, und bei sei- 
nem Tode folgte er auf dem Throne, eine grosse Stadt grtlndend, 
die sieben Hügel in ihren Umkreis einschloss. Das Fort breitete 
sich nach jeder der vier Seiten eine Tagesfahrt aus, mit voD 
geblähten Segeln. Der Name dieser Stadt, Bai, wird in den 
Cheritra's auch als Metakat gegeben, die Stadt des Raja Sabal 
(Sohn des Raja Kadail). Potri, Sohn des Pogalang, heirathete 
Bea Suri, die Tochter des Raja von Cochi, und ihm folgte sein 
Sohn Pogama, der Majapahit besuchte und Radin Gala Ajong, 
die Tochter des Bitara heirathete und schwanger zurttcÜiess. 
Der dort geborene Sohn (Raja Jignak) folgte (bei dem Tode Pa- 
gama's) auf dem Throne von Champa und heirathete die 
Prinzessin Putri Pochi Banchi. Sein Sohn Pogopoh erlag dem 
Raja von Cochi, der die Festung Bai eroberte, indem er (wie die 
Chronik der Malayen gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten hin- 



*) Von einem bunten Stier erhielt (nach westfälischen Sagen) der Hirt 
ZD WicherAdorff Geschenke. Die Wunderkuh Kamdheva Temichtete, ehe sie sum 
[limmel zurQckkehrte, das Heer des Kartarwirja*s oder Partha*s, an dem der ^on 
Kasyapa erzogene Ramas (als Parasu-Rama mit dem Beile) den Mord seinei 
Vaters DschamadagnJaV rächte, und Feridun überwand mit seiner Keule (wie •§ 
der Mobed Zirek prophezeit hatte) den Zohak, der, wie seinen Vater, die schdiM 
Kuh Purmajeh gettidtet hatte. Wie der Schamanenstier am Baikal schreckt dv 
Mann*8 durch sein Brüllen gleich Eystein's Kuh Seibolia. 



Malayen. '243 

znzujfUgen pflegt), seine Leute auf die Besatzung Amok laufen Hess 
(in Berserker Wuth, wie der grimme Wate in Hartmuth's Burg). 

Ich erhielt bei verschiedenen Gelegenheiten Vocabularien der 
Dscham, die sowohl unter sich als von den früher veröffentlich- 
ten abweichen, da Dialekte existiren und ausserdem bei dem 
zunehmenden Einfluss des Malayischen die Worte dieser Sprache 
nicht von der eigenen geschieden werden. 

Berg — tschöh. 

Baum — ke jau oder pungkejau, bei den Tschwea : bohung- 
kaju (pohou im Malayischen). 

Feuer — apui, bei den Tschwea: api (apu). 

Mond — ea bulam oder hau bulan, bei den Tschwea: bulam. 

Sonne — ea huai oder ea haurai, „ „ „ tahari 

(matö hari), matahari. 

Wasser — eah, bei den Tschwea: ayar (ayel). 

Kopf — ako, „ „ „ kabala. 

Hand — tagntin. 

Vogel — tschim (shim im Annamitischen). 

Auge — mata, bei den Tschwea: matö. 

Haus — sang oder saang (nang), „ „ „ roma. 

Pferd — anze. 

Elephant — lamttn. 

Ohr — tiniu. 

Tag — yahrai. 

Nacht — melam. 

Brechen — teh. 

Gehen — nau oder kaba nau. 

Sehen — bo oder iabok, bei den Tschwea: tingo napa 

(tengok). 

Schlafen — dihwoor (tidor) dihva. 

Sprechen — mabraeli oder beyai, bei den Tschwea: chakab 

(tutor). 

Vater — ama oder mti. 

Mutter — meh. 

Sohn — anu oder nU (lou pros im Kambodischen). 

Tochter — nti terah. 

Enkel — teschah oder tschoh. 

16* 



r 



244 Wastlifh und südlich ^om kaiDl>odi8cben .*^. 

6ro88vater — ohng. 

Grossmutter — mu. 

Aelterer Bruder — ai. 

Jüngerer Bruder — adai. 

Dämon — ible (Iblis) oder mayet. 

Genius — arac. 

Legen — mit tschei. 

Reis essen — kalasai. 

Noth — mareah, bei den Tschwea: mira (merah . 

Mann ran (manllch), bei den Tschwea: malissiyao. 

Männer — manllch loh. 

Blau — t«chu (khin im Kambodischen). 

Grün — tschau (khien oder bai tong). 

Weiss — bohwa. 

Priester — pocha. 

Tempel songki. 

Banane — patu. 

Reis — asai. 

Essen — hua. 

Werde morgen kommen — puke mal. 

Kam gesteni — booei mai jö. 

Himmel — sukar (mie im Kambodischen). 

Stern — putu. 

Pflug — ragnöU. 

Jahr — ton. 

Monat — lan oder pulan. 

Wald — khai. 

Fluss — tschoch (touli im Kambodischen). 

Gross — pong. 

Alt — taha. 

Klein — chiht. 

Gut — seam. 

Schlecht — seamoh (nicht gut). 

Erinnern — uen. 

Denken — kahea. 

Lieben — rünang. 

Hassen — tschasch o. 



\ 



Die DBoham. 245 

Fallen — le. 

Gleichen — on. 

Herunter — Ion. 

Drai nennen die Dscham sich selbst, Bako die Brahmanen, 
Kho oder Kurr die Kambodier, Loh die Chinesen, Tschiem die 
Siamesen, Xova die Tschwea (oder TobuKetah). 

Suek — Freitag. 

Anschall — Sonnabend. 

Athit — Sonntag; Van Athit im Siamesischen, Hari-ahad im 

Malajischen. 
Som — Montag. 

Angall — Dienstag. 

Phuht — Mittwoch. 

Dihb — Donnerstag. 

Der Daumen heisst nu ta gntln (die Mutter der Hand). 

„ Vorfinger „ ti-xai (der zeigende Finger). 

„ Mittelfinger „ tagnün-köh (in der Mitte der Hand). 

„ Ringßnger „ tscha nao. 

„ kl. Finger „ tscha dieng. 

Die Hand „ tagnttn. 

128456 7 8 9 

Sa, dwoah, klao, pa, lemtt, nam, tetschuch, dalpan, sanilan, 

10 11 80 100 200 1000 

plnch, pluch sa, dwoah pluch, saratuch, dwoahratuch, sagapau. 

Die Dscham gebrauchen die kambodischen Ziffern. Die 
Sprache ist jetzt vielfach mit Worten der Malayen gemischt, und 
verstehen sich Beide, in Folge des Zusammenlebens oder des 
fiHheren Handels. 

FUr die Chinesen giebt^es zwei Sanchao in Battambong. Der 
eine enthält nur eine Figur, im andern fungiren cochinchinesische 
Priester, die von den Chinesen flir das Gebetesprechen berufen 
rind. Auch Bilder finden sich an den Wänden. 

Als ich den Chao Myang besuchte, fand ich seine Leute Vor- 
bereitungen für theatralische Darstellungen treffen und die 
Bohne aufgeschlagen. Es giebt verschiedene Arten von Liedern, 
(Both khlong), die die Siamesen singen, wie die Both khiau 
khao (Erntelieder), Bothrtta (Bootlieder), Both korat (Lieder im 



r 



\ 



246 Westlich QDd sfidlich ^om kambodiMbra 5 

Dialekte der Leute von Korat ), u. s. w. Die Eaiubodier schneiden 
ihr Haar in der Form der Dok Kathom, die Siamesen dagegen 
gleichmässig herum, wie eine Bürste. Während alle Nachbam- 
sprachen (wie das Siamesische, Birmanische, Gochinchinesische 
u. s. w.) in einer Mannichfaltigkeit von Accenten gesprochen wer- 
den, ist die kambodische eine Sprache, die gleichmässig 
tönt. Im Zählen gehen die Kambodier bis Fünf und wiederholen 
dann. Die besten Cardamomen kommen von Photisat und werden 
im Tten und 8ten Monat gesammelt. 

Am andern Tag besuchte ich das cochinchinesische Kloster 
(Vat Juen) mit Schriften und Figuren. Die Gräber der kambo- 
dischen Könige finden sich auf einem Hilgel bei Udong. Für die 
bevorstehende Abreise eugagirte ich einen neuen Diener und liess 
als Provisionen Fische räuchern. 

Ein Mönch, den ich am andern Tage besuchte, erzählte von 
2 Steingefässen , die in der Höhle des Hügels von Banon stün- 
den, und in welche beständig Wasser von der Decke tröpfelte. 
Der eine ist der des Königs, der andere der der Edlen. Vormals 
waren Brahmanen angestellt, über das Augunum (Siengthai) zu 
wachen, und wenn das Wasser sie ganz füllte, so galt es als ein 
gutes Zeichen. Ein Auftrocknen 'des Wassers vorbedeutet Un- 
glück für das Reich. Eins der Steingefässe trägt Eindrücke wie 
von Salzkömem, das andere wie von Reisssamen. Gegenwärtig 
ist der Phrohmavutthi betitelte Edelmann beauftragt, darüber zn 
wachen. Wer sich in der Höhle zu lachen erkühnen sollte, würde 
sogleich vom Fieber ergriffen werden. Auch giebt es Sagen über 
die dort vergrabenen Schätze. In der Nähe des Klosters (dessen 
Sanchao mit Silberpapier verziert war) findet sich ein kleiner 
Prasat aus Ziegelsteinen, an einem in den Battambongfluss aus- 
mündenden Bache, um die Stelle zu bezeichnen, wo die Keule 
(Tabong) Ta Phrohm's von derErde verschwand (bat), als er noch 
ein Kuhhirte war. Bei Gadävasäna oder Keulengrenze (bei Ma- 
thura) war die Keule niedergefallen, die Gharäsasandha aus 
Girivraga gegen Krishna geschleudert hatte. Khotabong befreite 
die Einwohner von einem menschenfressenden Raksaso, wie Bhima 
das Land Kikaka vom Riesen Baka. 

Auf dem Fluss hinauffahrend, sah ich ein am Ufer gelegenes 



Kampong Pra. 247 

Haas in den Vorbereitungen zur Hochzeit festlich geschmückt. 
Bei Nacht fiel Regen. 

Frtlh den nächsten Morgen kamen 4 Elephanten mit 7 Mann 
an den Landungsplatz des bewohnten SchitfeS; und wurde das 
Gtepäck flir die Abreise geordnet (am 20. Januar). Wir kreuz- 
ten den Fluss und betraten nach dem Durchschreiten der Felder 
das Dickicht des Waldes. Der Gurt der Howdah, in der ich 
sass ; U^ste sich , * so dass sie zu wanken begann und neu befe- 
stigt werden musste. Karren begegneten uns auf dem Wege. 
Zum Frühstück hielten wir in dem Dorfe Kampong Pra, in dessen 
Kloster Holzpfosten, als Sema, den Both umgaben. Das Dorf 
bestand aus sieben Häusern. Es lag früher auf einer andern 
Stelle, hatte aber in Folge einer epidemischen Krankheit versetzt 
werden müssen. Kampong Pra heisst der MönchsliafeU; und in 
der Regenzeit überschwemmt der See die ganze Gegend mit 
Ausnahme des erhöhten Grundes, auf dem die Häuser stehen. 
Ans einer mit Büschen und Bäumen bedeckten Fläche , in der 
sich der Berg Khao Tubteh in der Eotfernung westlich zeigte, 
betraten wir einen weiten Morast, in dem eine Sala lag, und dann 
eine mit Halmgras überwachsene Ebene, die ein Baumstreifen 
am Horizont einfasste. Die Führer beabsichtigten unter einem 
Baume zu halten, wurden aber gezwungen, weiter zu gehen. 
Nachts kamen wir bei Mondlieht im Dorfe Lok an und nahmen 
ein halbfertiges Haus, das im Bau begriffen war, zum Quartier. 
Feuerkäfer umflogen uns, und in der Feme sahen wir den Schein 
der brennenden Prairie. Es donnerte und blitzte, aber ohne 
Kegenfall. 

Die Khamen dong (die Kambodier des Waldes), die von den 
Bergen Chantabuns den Tribut an Cardamomen sammeln und 
sich selbst den Namen Öamreh geben, werden bei den Khamen, 
die sie Brong (wie die Sianiesen oder Thai: Sem und die 
Xong: Lern Song) nennen, als Nak liih (Hochländer) bezeichnet, 
oder (wie die Lava in Korat) als Xao bon, gegenüber den Xao 
Lang (Niederländer). Sie halten sich für älter als die Khamen 
der Ebenen, denn alle Menschen haben ihren Ursprung in dem 
Dorfe Tamoengchang genommen und stanmien von dort. In ihren 
Bergwäldern linden sich keine Klöster, wohl aber an dem Fasse 



248 Westlich und südlich vom kamhodischen See. 

derselben^ und dorthin schicken sie ihre Kinder, um Kambodiscb 
lesen zu lernen. Ihre Jungle sind voll von Dämonen oder Arak^ 
die Krankheiten senden und mit Opfergaben (Sen) gesühnt wer- 
den müssen. Sie verehren die-Bra (Chao oderNaktha) in kleinen 
Capellen unter der Form roher Steine, die dort von sich selbst 
aus der Erde herausgewachsen sind. Der höchste Berg heisst 
Nong (Panom) Kamoij und ist in solchem Gedränge mit Tigern 
gefüllt, dass diese dort dicht neben einander umhergehen, wie 
Hühner in einem Käfig. Der Fürst *aller Arac oder Dämone 
lebt unter dem Namen Dampoer in einem mächtigen Felsblock 
(wie der Gott Ndandavanua auf den Fiji, oder El Latt, der 
Mischer bei Mekka, (zu Luheij's Zeit), gerade über einem kiystal- 
lenen Wasserfall, und dort in der Nähe findet sich das Dorf 
Tamoengchang (dasife Yoruba's). Wer immer dorthin geht, hat sich 
mit Opfergaben zu versehen, und hat sich wohl zu hüten, kein un- 
heiliges Wort fallen zu lassen, denen zwei Tiger wandern an seinen 
beiden Seiten und werden ihn bei dem geringsten Zeichen von Be- 
spectlosigkeit zerreissen. Die Baubthiere sind die rächenden Die- 
ner, wie die Löwen die der Magna mater bei Smyma. 



Die Sprache der Khamen boran (der Alt-Kambodier) mag 
den Grundstock des jetzigen Kambodischen bilden, das einige 
Beziehung mit der Sprache der Mon zu haben scheint, aber von 
dem Siamesischen*), das sich näher an die Sprache der Lao 
pung dam anschliesst, abweicht. Die besseren Klassen in Kam- 
bodia beginnen aber die Sprechweise ihrer jetzigen Herren 
zu affectiren und gebrauchen vielfach siamesische Worte oder 
ganze Phrasen an Stelle der kambodischen. Das bei den 



*) The Ahom is a branch of the Tai ]ang:uage, which is spoken (with some 
variatlons) by the Khamti, the Shyans, the Laos and the Siamese, all of whom 
desiguate themseWes by the general appellation of Tai. Amoug the Ahom (or 
that portloD of the Tai-raoe inhabiting Assam) the language is nearly eztinct, 
belüg cultivated only by the priesta as the ancieut language of their religioD, 
whereas their yernaciilar and common dialect . as well as that of the people, If 
Absamese (Brown). 



Alphabet. 249 

Siamesen gebrauchte Pali-Alphabet ist direct von dem Kambo- 
disehen, als Akkhara Khoni; entlehut^ das für profane Zwecke 
gebrauchte aber deutet auf einen verschiedenen Ursprung und 
weicht auch von den sonst in Hinterindien*) gebrauchten ab. 
Bei der grossen Zahl fast identischer Buchstaben flir denselben 
Laut unterscheiden die Siamesen (in Pra-Bhet-Akson) die einzel- 
nen durch besondere Zusätze^ da« 
d nennen sie do lek (das kleine)^ 

^ W ?> ^^ 99 99 99 

4 ff ff ^^ y** (d^s grosse), 

^ ff 99 tö 99 99 99 

tho „ „ tho lek „ kleine), 

tho „ „ tho „ „ „ 

d „ „ do mai 6k (mit dem ersten Accent), 

4 ;, ;; do huajak (mit eingehaktem Kopf); 

dho „ „ do tho (das kurze); 

4ho „ „ dho yai (das grosse), 



meistens ohne weitere 
Bezeichnung, 



ko „ „ ko lek (das kleine) 

^ho „ „ l^ho tho (das grosse) 

kho „ , „ l^ho hua jak sung (hoch, mit eingehaktem Kopt), 

go „ „ go mai ek (mit dem ersten Accent), 

S^^ 99 99 Sho hua jak tam (tief mit eingehaktem Kopf ), 

«ho 99 V «lio kh6, 

^ " " 1 1 > meist ohne weitere Bezeichnunfir, 

p „ „ po lek f ^' 



*) All the alphabets of the Thai (eicept the Siamese) were formed by the 
Burman. The Ahorn, Khamti and Shyau alphabets each coDtain 18 letters, bot 
tbis iiumber is quite inadequate to express the various souiids of these languages. 
The Laos aiphabet is more perfect, although it contaius fewer letters , than the 
Siamese. The Laos aiphabet coDtains to some extent two distiuct charaotere for 
each letter of the Ahom and Shyan, oue denoting the risiiig, the other the falllug 
tone. The rising-toned letters precede those, which have the falliug toue. Se- 
▼eral of the falling-toned letters have do correspouding character für the opposite 
tDtouatioD. Wheii it is required toj express this a h is written, above the letter, 
which raises ita tone. A siroilar plan is adopted in the Siamese, where the 
hlgh-tone h is preflxed to other consonants for the purpose of raisiug their tone 
(Brown). 



250 Westlich und sudlich ^om kambodischen See. 

ph neuucn sie plio sung (das hohe), oder pho fan lui (mit einge- 
sägtem Kopf), 
f „ „ fo siing (das hohe), 
b „ „ bo tam (das niedere) oder bo bra (da Gott damit 

geschrieben wird;, 
fli „ „ fho tam (das niedere), 
pho „ „ pho pho, 

jho yj „ so tarn (das niedere) unter den Sibilanten (um z. B. 

das arabische Sheitan der Malayen zu schreiben), 
s „ „ so suug (das hohe) oder so kho(8), 
so „ „ so lo, 
?o „ „ so bo. 

Eine andere Sibilante wird durch dr gebildet, um das spa- 
nische*) s in saber (drab) zu bilden. 

Die unaspirirten Consovanten, als nicht tönende oder stumme, 
heissen Aghosa im Gegensatz zu den aspirirten. Die acc^nt- 
losen werden als Savaphab l>ezeichnct. Durch ZufUgung de« 
Ho-nani erhalten die Buchstaben der dritten Klasse den Mai-ek- 
Ton der ersten und zweiten Klasse. Ausser den Accenten des 
Mai ek (des ersten) und Mai to (des zweiten) wird nqch der 
durch die Ziffer sieben gebildete Mai tri (der dritte) verwendet, 
sowie das Kakabad (der Kabenfuss) oder] Mai catava (der nerte), 
und dann das Lek pet (^Numnier acht) zum KUraen langer Vo- 
cale, oder das Danda^ghat zum Tödten |der niclit gesprochenen 
Endbuchstaben, die flir etymologische Deutlichkeit fortgeführt 
werden. Da das Han-Akat (das Aufwärts-Gezogene) oder Mai 
phat aut (der Prilgelstock) in der ersten Tabelle des siame- 
sischen Buchstabirbuches nicht vorkommt, so wird es nicht unter 
den Vocalen aufgeführt, sondern erst mit den Accenten zusam- 
men gegeben im Beginne der zweiten Tabelle Über die mitCon- 
sonantcn endenden Worte, und dies hat zuweilen Veranlassung 
dazu gegeben, dass man in einer systematischen Klassifikation 
das Han-Akat mit den Accenten rangirt sieht, statt mit den Vo- 



*) The Pcirtiignesp or Spaiiish words cotuer (tu eat). duriuir (to slcep) aud 
also the Kiiglisli wunl row are iu coiiimou use (in Roriieo) iustead of tli« MMlaf 
words, niakaii, tidor or sapi. 



Betonung. 251 

calen. Im Siamesischen Hesse sicli das Schema der albaue- 
sischen Sprache herstellen, wie es Hahn gegeben, der die Ein- 
theihmg in tennes, niediae und aspiratae, als Uebersetzung der 
gfriechischen i^^tA«, /u'öa, öaöea, verwirft, weil auf lateinische und 
deutsche muta (ungehauchte, halbgehauchtc und gehauchte) nicht 
anwendbar. 

Die Geheimscliriften sind meist aus Ziflfer-Combinationen 
entstanden, doch meinen die Binnanen, dass auch das bei 
den Kadu*) gebräuchliche Alphabet aus dem Tinghya-ganau 
entstanden sei. Das Alphabet der Maldiven wird von den ara- 
bischen Zalilzeichen hergeleitet. 

Das Aussprechen der Worte in den Variationen ihrer ver- 
schiedenen Betonungsarten heisst Fan Akson, die Buchstaben 
(Akkara) umherwenden. Die Consonanten werden Bien Jana 
genannt. Manclie Worte im Siamesischen werden anders ge- 
sprochen als geschrieben, z. B. thanad wird in der Ausspradie 
zn sanad (klar), thanan zu sanan (Weg) u. s. w., oder nay hluang 
wird nai hluang gesprochen, janlpng wie jalong, u. A. m. Der 
gleichgllltige Wechsel **) zwischen t und k (wie in trai oder krai ) 
ist durchgehend. 

Das ganze Alphabet wird eingetheilt in die 
Bavak ko kho, die Gesellschaft der k kh, oder die Consonanten, 



*) Das der Kiine gleicht dagegen ihren eigenen Riichstnben. Die Shan ans 
Kantnng in Yung, die, wie es heisst, den Sonntag heilig hielten und keine 
OAtzen verehrten, sollen ein besonderes Alphabet haben, wie auch die Colonie 
der Thunngthu in Bannni. Hei Ankunft des Deuree Sooteah in Assani war nur 
die Khwain Choote«^yah Sprache schriftlich abgefasst. 

••} Wie in den monosyllabischen Sprachen die rocalische Toniinderung den 
Sinn iufluencirt, so ist auch in den consonantischen die Lautverschiebung niit- 
iiTiter eine schwebende. Bergmann führt aus dem Strashburger Patois die Phrasen 
An: qCr kann didsch" dagegen aber: „i happ's eni titsch ksait/' und ähnliche 
Wechsel zwischen D und T mag man hören, wenn in >erlegener Weise um einen 
Thaler (Dhaler) gebeten wird, oder der Gläubiger ärgerlich seine Thaler (Tt^ler) 
fordert. Im Niederdeutschen würde die Verstärkung auf den verdumpften Vocal 
oder auf die Verdoppelung des Consonanten in zweiter Silbe fallen. Aehnlich 
geht toll bei halbhumoristischen Redewendungen in dhoU über, oder Teufel in 
Deibel. Wie gebietende Völker in der Tennis, sprechen die Chinesen in den 
höchsten Accenten um ihre unterwürfigen Vasallen zu überschreien. 



252 WeBtlich ond südlich vom kambodisolieii See. 

Bavak mai bin, die Gesellschaft des TonstammeS; oder die Yocaie. 
Bavak phan, die Gesellschaft der Wechselwendungen, oder die 
Accente. 

Mit dem ersten oder zweiten Accent betonte Buchstaben 
heissen lebendige (akson pen). Buchstaben der hohen Klasse 
können niedrige, die ihnen folgen, im Ton erheben, aber mitt- 
lere haben nicht denselben Einfluss. Mitunter wird im Sprechen 
nicht genau der geschriebene Accent wiedergegeben, wie bei ha 
(fUnt), das etwas höher tönt, als es der Mai do erlauben sollte, 
lieber die gam tay (todten Worte) kann weder der erste noch 
der zweite Accent gesetzt werden. Das aus dem Chinesischen 
entlehnte Wort Kao-i wird mit zwei Accenten ausgesprochen. 

Die Buchstaben dienen in der Astrologie für Bezeichnung 
der Planeten, und Brahat, der dem Donnerstage präsidirt, wird 
als der Rajaguru oder Königslehrer, der die Sterne (Dao) an- 
ordnet, durch das Zeichen des J im Pali-Alphabete ausgedrückt 
Während die anderen Constellationen je nach ihrer Natur gün- 
stig oder ungünstig sind, bleibt Ketu immer indifferent, weder 
khun (Wohlthaten), noch thot (Strafen) austheilend. Ein gutes 
Kök ist mit einem guten khro verbunden, wenn aber das Rök 
ungünstig ist, wird auch das khro Unglück bringen, und der so 
Betroffene thut besser, ehe er etwas unternimmt, denHora*) zu 
befragen, der dann seine Berechnungen anstellt und das Rök 
beschaut (Du Rök). Leute des Volks, die die königlichen Astro- 
logen nicht bezahlen können, wenden sich an die Moduh (die 
Seher), die ihr Handbuch, das Tamra Mo du consultiren. Sollte 
man dies vernachlüssigen, und z. B. den Haarknoten des Kindes 
zu einer unrichtigen Zeit abscheren lassen, so würde dasselbe 
für sein ganzes Leben stumpfsinnig bleiben. Phuk Byabat khad 
ven (einen Knoten zur Abwendung böser Folgen knüpfen) sagen 
die Siamesen, um Hass auszudrücken. 



*) In Ceylon waren die Balli-Geremonien, um die PlanetengStter sn sühneii, 
nur den Adeligen zuständig, die dafQr indische Priester zu berufen pflegten, 
bis unter der Regierung des Sri Prakkrama Bahn VI. (1420 p. d.) der buddhi- 
stische Mönch Srirahola Terunuanse die Theorie der Qrtht aUoD Klassen des 
Volkes lehrte. Aus Bali erklärt Adebung ludieu aU Balfstau. • 



Einsilbigkeit. 253 

Ehe Phra Ruang die siamesischen Alphabete erfaud, waren 
Bflcher mit den Tua chieü geschrieben. Die Charaktere der 
alten Steinschriften heisseu Tua-nongsü boran. Die von den 
Jahresfesten handelnden Bücher der Brahnianen sind in der 
Sprache der Nongsü krün mit einer Art von Dcvanagari-Buch- 
staben geschrieben. An ihren Enden kehren rnnde nnd vier- 
eckige Ornamente (Bra-Tamit) wieder, die auch fllr die latema 
magica verwandt werden. Die bcigetUgten Grundrisse der Städte 
heissen khloü davara, als für die Thorwlichter bestimmt. 

Die in monosyllabischen Sprachen besonders wichtige Wie- 
derholung von Synonyma geht oft direct in eine Zusanmienfiigung 
über, und wird auch in manchen Fällen als solche bezeichnet. 
So sagte mir einmal ein 'einheimischer Grammatiker: Nai jüe' 
say gaip say pen prakob kab jüe', was man zu übersetzen haben 
würde: In Jüe'-sai ist sai ein Affix von Jüe'. Der ganze Ge- 
brauch der sogenannten Numeralia '(nach Pallegoix), die Jones 
im Siamesischen als numeral affixes, Judson im Birmanischen 
als numeral adjectivs bezeichnet, spielt eine sehr bemerkens- 
werthe Rolle in den einsilbigen Tonsprachen und wird eine be- 
sondere Behandlung verlangen. Der Synonyma componirende 
Jargon verwischt den monosyllabischen Charakter, aber poly- 
syllabe Sprachen kehren in den Dialekten zur Einsilbigkeit zurück. 
Die Entlehnung der siamesischen Cultur von der kambo- 
dischen und der weitere Zusammenhang dieser mit der java- 
nischen zeigt sich in den aus beiden Sprachen (neben den Bei- 
trägen aus dem Arabisch-Malayisehen, dem Pali und Sanskrit) 
in den Hofdialekt Slams aufgenommenen Worten der Raxasab 
(während sich die Volkssprache noch birmanische, annamitische, 
chinesische^ portugiesische, tamulisch-cey Ionische und sonstige 
Fremdausdrücke angeeignet hat). 

Ein einheimisches Buch giebt darauf bezüglich folgende Listen: 
Sab Kambhuja kü' gaip khamen ple pen day, das Wissens- 
werthe aus Kambhuja, nämlich Khamen- Worte, die im Thay er- 
klärt sind: 
Phra-Dö Kr9m oder 

Phra-Dö (kamen va, bedeutet im Kambodischen) : phen din, Erde, 
Ttik „ „ „ „ „ nam, Wasser, 



254 



Westlich und südlich vom kambodischen See. 






kölo (khanicn 

• • • 

trll 

tUkklie 

8e bek „ 

se bek khla „ 

man „ 

ooy „ 

faingan ,, 

bän 

bhumbän 



va, bedeutet im Kambodischen ) : kuA, Krebs, 

plä, Fisch, 



dhe köi\ 



kre la 



coAgoü 
blan 
visivon 
data 
chanien 
ke mönbrai 
khe möd 
r§ si 
khenaya 

khanon 
brQ karän 
cröu 
dheking 
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77 
77 
77 
77 

» 



nam phttA, Honig, 

hnaft, Fell, 

hnaAsti, Buch, 

hmi, Bär, 

hai, geben, 

fae, Audienz, 

dai, können, 

mai dai, nicht 
können, 

suA sakdi, in hoher 
Würde, 

df, va koA, Erdhau- 
fen, 

im, gesättigt, 

6A, selbst, 

hyöA, hnOA, Musik- 
instrument aus 
Bambus, 

roÄ, schreien, 

pea, anblasen, 

di cai, sich freuen, 

rüa, Boot, 

faA naqi, Ufer, 

bran pä, Jäger, 

phi, Dämon, 

mai phai, Bambus, 

hmon hnun hva, 
Kopfkissen, 

hmö noA, Polster, 

br^ yika, Matratze, 

mnk, viel, 

suA, hoch, 

pai dhtLA( hingelan- 
gen). 

ook, ausgoheii, 



KambodischeB. 



255 



Sen mavok (khamen va^ bedeutet im Kambodischen) : ook mä^ her- 
ausgehen, 



chaboA (ehiboA) 
kaia 
kbalaA 
ruy r^m 



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99 



bi, älterer Bruder, 
ray, prausam, 
reo, mächtig, 
maleö van. 
Fliege, 

malen vT, Floh, 
rin, Hundefloh, 
noö, jüngerer 

Bruder, 
hmöb , verbeu- 
ge"; 
däü, Weg, 

daö ly vie , ge- 
wundener Weg, 
daü yek, Kreuz- 
weg, 
dyvle,umherwan- 

dem, 
gon, Mensch, 
pai, gehen, 
Jon lam hvy lam 
dhan, das Bett 
eines Giessba- 
ches, 

kve, Kleinod, 
hub khea, Höhle, 
te khab, lentiped, 
malcü poä, Scor- 
pion, 

duk van, täglich, 
bad nan, damals, 
bat nt, jetzt, 
lab lai, salben, 
endo, bemitlei- 
den, 



256 



Westlich und südlich Tom kambodischen See. 



tr^ bök (khamen va, bedeutet im Kambodischen) : klilti, Blumen- 
blätter, 



kam kae$ 


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ron, Hitze, 


lös 


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yok, auHieben, 


phaksi 


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dokmai, Blätter, 


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kvefi, wiegen. 


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keson, Blumen- 
pollen, 


dyfen 


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jik, verleumden, 


vaögon 


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dhai, Pflug, 


khayom 


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kha, ich. 


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rea, wir, 


tarn Äon 


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hnak, sehr. 


savam 


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khö, bitten. 


saruk 


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mÜeA, Stadt, 


ehaüay 


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klai, weit. 


hmn 


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ek, Greis, 


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doü, Gold, 


pras 


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äön, Silber, 


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• oon, weich. 


kamdea 


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ron, heiss. 


baöovad 


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hnä tSA, 
Fenster, 


akovon 


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son, seufzen, 


gor syen 


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hnS klva, 
schrecklich, 


sara 


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jaü, Elephant, 


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mä, Pferd, 


k^. ngök 


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nok yuA , Pfau, 


d?-ek 


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kä, Rabe, 


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liö, Affe, 


k mä 


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mv5, Katze, 


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phom, Uauptp 
haar. 


cum 


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hnü. 


me maday 


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77 


m€, Mutter, 


k^n 


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ink, Kind, 



lUxasab. 257 

jön (khamenva; bedeutet im Kambodischen): tili; Fuss^ 
dai „ „ „ „ „ m'ü, Hand, 

sa-ek „ „ „ „ „ sUnak, Hund, 

kla „ „ „ „ „ sUa Tiger. 

Di nl £e vä sabd javä tö pai. 
Hier folgen die Java-Worte: 
sakSr^ va: dök mai, Blumen. 
mSlatl va: m^li (Mali-Blume), 
jhikatan va: dok khem (Khcm-Blume). 
kar^ buhniö va: dok kve (Kleinodien-Blume», 
knsumä va: dok dam (schwarze Blume), 
var^ värT va: dok j^bä (Jaba-Blume). 
butri krasum va: dok näi\ yem (Umbellitere). 
bnhää p^ höon va: dok puddhijati (Buddha-Blume), 
säre väii va: dok kär^ kesa (Karaket-Blume). 
candähnä va: ton eandon (Sandel). 
karasSnä va: jombhu (Eugenia jambosa;. 
kusumä va: dok gaqi (Gam-Blume). 
aAs^nä va: dok pradü. 

hunhniA hüon va: ban mi ril ryai (Blume der Unsterb- 
lichkeit), 
mayaü va: dok hmäk (Areca). 
mirauti va: dok dav rüeü (Ocellus indicusX 
tanhyoÄ va: dok bikun (Phikun-Blume). 
pahnau va: dok lamciek (Lamziek-Blumei. 
'andälä va: Jhon klin (Lilic\ 
maA-nan va: dok mabrav (Kokosnuss). 
m^ vare va: ton küläb (Rose . 
taratai va: dok bra (Lotus). 
dshlä va: hniUen dok mai, blumenähnlich, 
näkäsarl va: saradhi, Wagen. 
bäyH suri va: sär^ naqi (See). 
tikaraö va: rüen, Haus. 
pStI va: hriai, gross. 

ayeü va: pen gon di, ein rechtschaffener Mann, 
yähoä va : (bedeutet) im Javanischen j^ne satrU, Feinde be- 
siegen. 

Bftttian, RelM In KNUibodia. IV. 17 



258 Westlich ond sOdlirh ¥om Umbodisclien See. 

yaiihyaü va (bedeutet) im Javanischen rnb Aäm^ schöne Figur. 

jiinträ 77 n yf n chaläd, erfahren. 

sähii jy „ jj j, äam, httbsch. 

kr^ yS hnon va ^bedeutet) im Javanischen vimän^ Himmel 

vaÄkäsä yj v n v ^ Firmament. 

kanSe hnä y, „ yy yy dotty Gold. 

mere „ „ „ „ üön, Silber. 

kälad va (bedeutet) im Javanischen koe huä^ falsche Edelsteine. 

ehnaü „ „ y, „ phQ hniA bod, Könne. 

bap-äbj-f va (bedeutet) im Javanischen bre bidä, beten. 

saänäta „ ,, ,^ y, bre bida, Vater. 

oAk pe täre kshlä va (bedeutet) im Javanischen devadä, 

Engelgötter. 

asanii^ dehvä va (bedeutet) im Javanischen devads^ Engel- 
götter. 

sarihya dehvä „ „ „ „ devads. 

udan y, „ yy „ fon (Regen). 

patäpä va (bedeutet) im Javanischen bvd, Weihe. 

r^ tö „ „ „ ,y Sea müeA, Stadtgouvemeur. 

r^ den „ „ „ „ 6ea, Fürst. 

r^den montri va (bedeutet) im Javanischen ßea fä, Him- 

melsfUrst (als Titel). 

an? „ „ „ „ lök (Sohn). 

t^ nai „ „ „ „noö (jüngerer Bruder). 

m^tähri „ ,, „ „ bre ädity (Sonne). 

buhlan „ „ „ „ br^ ßandr (Mond). 

a^idäliri va (bedeutet) im Javanischen naä fs,, Uimmels- 

mädchen. 

dähyaö „ „ „ „ rob sUk, Krieg ftlhren. 

buhroö „ yy „ „ nok yuü, Pfau. 

üsä yy „ „ „ ntie, Hirsch. 

nakkh^hrl nakkhahrä va (bedeutet) im Javanischen müen, 

Reich. 

pani^ures va (bedeutet) im Javanischen jeapa^ Waldmenschen. 

pr? ßon „ „ ,y yy iöUy Räuber. 

ken yy ,; ^^ ^, näü, Dame. 

truuuE „ yy „ y, bav, Clienten. 



i 



Das Kambodlsche. 259 

butri -va (bedeutet) im Javanischen pliü hiiiü, Frau. ^,^. 

y^Jiyi „ „ „ „ noÄ raksa, geliebte * 

Schwester. .^ 

hyihvä „ „ „ „ doü Cai, Herz. .-•' " 
k^kaA „ „ „ „ bi, älterer Bruder. 

Die Verbreitung des jainistischen Buddha-Rrahmanismus fand 
in einem Dialekte statt, der eine ähnliclie Verfeinerung zeigte, 
wie das Prakrit der Halbgötter, olme indess schon zu dem pedan- 
tisehen Schulmechanismus des sj)äteren Sanskrit abgefeilt zu 
Bein. Der auch in den Dramen die Volkssprachen rcpräscntirende 
Hagadhi-Dialekt erhielt auf fremdem Boden die Heiligkeit einer 
importirten Sprache, als Buddhagosa nach den in Jambudipa vor- 
räthigen Textproben des Pitakat die durch beständige Zuthaten 
in den ceylonischen Klöstern angeschwollenen Bände des Com- 
mentars (der Atthakatha) aus dem Vernacular in das Pali über- 
setzte. Bald darauf übertrug Mahanamo das Oeschichtswerk des 
Mahawanso aus dem Singhalesischcn in das Pali. Die schrift- 
liche Abfassung der mündlich fortgepflanzten Religionstradition 
fand (nach Vertreibung der Damila oder Tamulen) unter 
Wattagamini (oder dem seinen Namen usuq)irenden Jäger) statt, 
während sich die Bekenner fremder Religionen (wie Giri im 
Tittharamo) in Ceylon fanden. (20 a. d.) 

Von der kambodischen Sprache ist bis jetzt leider weder 
Oranmiatik noch Lexikon veröflcntlicht, eben so wenig wie vom 
Peguanischen, obwohl solche Hülfsmittel hier wie dort handschrift- 
lich in Existenz sind und von mir in Molmain für das eine 
Idiom, in Battambong für das andere gesehen wurden. Nach 
dem französischen Missionär Silvestre, der mir im letzten Orte 
einige Mittheilungen über das Kambodische*) machte, entbehrt 
dasselbe fast völlig der Betonung, wie sie im Siamesischen, An- 



*) In einem lateinisch abgefassten Mannscripte war gesagt: Kst hoc idioma 
(camboicum) univocnm, t^ine conipositis et synoniniis, sine declinatione et ronjn- 
gttione nlla, nullam proinde inflexionem liabens, sed^ qiiasdam soluni voculas 
dtsttnctivas casnum temporum ac nnmerorum, ut: 

e (et, porro, in, contra, ad), o (ita, etiani),""nu (esse), hoi (jam, atqne, et, 
ilgn. perfect}, nung (apud, ergo, ad, ut, et, cum), sem (sign, fut.), seng (etiam), 

17* 



i 



260 WeBtUch und südlich vom ktmbodischeD See. 

namitischen and Chinesischen verwandt werden, and besteht aus 
ein- oder zweisilbigen Worten, auch dreisilbigen, aber selten 
längeren. Auch im Kambodischen findet sich (wie beim Siame- 
sischen und Birmanischen) ualie Lautähnlichkeit bei Worten ent- 
gegengesetzten Sinnes, chob bedeutet: halt still, 

chab „ rasch fort 



Wir beluden die Elephanten vor Sonnenaufgang und ritten 
über eine buschige Ebene mit Feldern und Dörfern. Hie and 
da stand Wasser am Wege. Der Berg von Pursat war im Süd- 
westen sichtbar. Die wilden Büifel, die während der Kriegs- 
zeiteu verwildert sind, ziehen in grossen Heerden umher and 
scheuen die Annäherung von Menschen nicht. Zuweilen vereini- 
gen sie sich mit den zahmen, bleiben aber nicht lange bei ihnen. 
Ihr Fleisch wird getrocknet und gegessen. 

Beim Dorfe Asaijeh wurde Halt gemacht, an einer Sala, die 
sich im Gehöfte eines Edelmannes fand, der die dortige Gegend 
als Beamter verwaltete. Der Associt* des in Battambong leben- 
den Franzosen war dort gleichfalls von einer Handelsreise mit 
seinen Karren angelaugt. Der Edelhof war von einem Erdwall 



oi (dare, iit, iiti), com (iie, Doli, desinere). Interdum eadem dictio variis mediis 
elata ad varios seiisus detorta, deservit, ut: 

dorn (origo, priucipium, arbor), nu (esse, mauere), chea (esse, bonus, bene). 
Habeut saepe \ocabula paria, taoquam tiomeD et verbum abiiivicem derlvata, e. g. : 

lilioiig (irasci), com hong (ira), tltom (magnus et vastus) tomliom (magiiitudo 
et aniplitudo), pro (mittere personam et uti), pomro (senrire), pros (misereri, 
libertäre), pomros (libertas). Rarius tria habeut. ut: 

liham (cooari), poDglibam (cogere) teangkbam. 

Aliquaudo -vox eadem est substantiva, adjectlva, simal et verbum, e. g. : 

traiig (rectum, rectus,recte) chea (bonum, boous, bene)sam(conveDit, coo-venienter,« 
convenieos esse), at vero ; phsam (adoptare) et ponsam (par seu quadrans aliciii voci). 
Ipsorum adverbla proiDde sunt nomiua substantiva vel adjectlva praepouendo, ut 
doi (sicut) aut chea (est), doi men vel chea meo (vere), doi anhi (alicubi), cbeah 
euch (maligne) cheah nuay (in uuum, simul). Affectant aliquando vooem ex 
Buperabundanti, duntaxat euphouice seu leporis gratia temetsi per accidens signi- 
flcent, phtea sambeng (domus familiae), sre phlu (ager trames seu termes), ogut 
tue phoc (la\ari luto aqua) et plura alia. 



AMij^h. 261 

nm geben, den vor 31 Jahren der General Ghaokhun Bodin auf- 
geworfen hatte, als er dort lagerte, um die bis Pursat vor- 
gedrungenen Juen zurückzuwerfen. Der Fluss Asaijeh, der kleine 
Teiche bildet, fällt in den Thalesab. Die kambodischen Dörfer 
sind meist schon aus der Feme durch die Baumwollenbäume 
charakterisirt, deren Zweige im rechten Winkel kreuzend abstehen, 
und hier fand sich eine Pflanzung derselben, deren Produkt zum 
Ausstopfen von Kissen gebraucht wurde. Im hölzernen Tempel 
(Both) des Klosters stand an der Seite einer Holzfigur Buddha's 
ein in vier, Figuren tragende, Nischen ausgemeisselter Stein, 
ein sitzender Buddha davor und dahinter, und stehende daneben. 
Der Stein war von den Bergen bei Pursat geholt und dann durch 
einen Künstler aus Battambong in die Sculpturen verarbeitet. 
Ein anderer gerillter Stein, der in zwei Hälften gespalten war, 
sollte, wie uns ein frommer Verehrer des Tempels erzählte, den 
Fluss aufwärts*) herbei geschwommen sein, ohne unterzusinken. 
Als er gebeten wurde, das Kunststück noch einmal versuchen 
zu lassen, meinte er, dass jetzt die Kraft verloren gegangen sein 
würde. Auch die Steinseida der Lappen verlieren mit Aufhören 
der Opfer ihre göttliche Kraft. Die den Both umgebenden Steine 
waren in kleinen Figuren sitzender Thephanom ausgehauen, mit 
gefalteten Händen. Ein an einer nahen Klosterruine gefundener 
Stein (Kamlang) hiess Phra Buen Muk, als vierseitige Figuren 
tragend. Am Tage zuvor war ein Tiger in der Nähe des Dor- 
fes gesehen, und die an der Stelle der aus Battambong mitgebrach- 
ten, hier gewechselten Elephanten wurden neben der Ruhehalle 
befestigt Einige trompeteten bei Nacht, was die Wächter zur 
Wachsamkeit gegen Annäherung von Raubthieren aufforderte, 
aber dennoch riss sich einer, vielleicht durch die Witterung er- 
schreckt, los und konnte nur mit Mühe wieder gefangen werden. 
Ich verlangte indess von dem Beamten, ihn durch einen andern 



*) Wie die heiligen Bücher in dem Streit zwischen Jainas ond Brahmanen, 
wihrend das £-vangelium des griechischen Bischofs "vor den Rnssen das Ordal 
dM Feuers bestand (nach dem Anonymus), besser als Arsenisten nnd Synodisten. 
Der liebe Gott (das Cmciflx) in der Oodehardikirche (in Hildesheim), gross wie 
«in Biese, Ist bei einer Ueberschwemmnng auf der Innerste hergeschwommen 
(t. Seilart). 



262 Westlich and südlich ^om ItAmbodifehMi Sm- 

ZU ersetzen, am nicht durch Mitnahme eines tückischen Thieres 
auf dem Wege Aufenthalt zu haben. 

Mit Sonnenaufgang unterwegs, wateten wir til)er morastige 
Felder und betraten dann einen offenen Wald, der zu einer welli- 
gen Ebene führte. Dort wurde an einem Teiche, in einer dane- 
ben liegenden Halle, Rast gemacht. Reife Tamarindenfirttchte 
lagen umher. Der Fluss Sokreseh kommt von den Bergen Long- 
kob, die zu dem Gebirge der Khao kravan gehören. Die Car- 
damomen werden dort im zweiten Monat eingesammelt. Als 
wir wieder in Bewegung waren, wurden die männlichen Elephan- 
ten der Karawane unruhig, indem die Prairie in der Feme 
brennen musste und sie den Rauch witterten. In solchen un- 
vorhergesehenen Accidentien liegt die Gefahr des Elephanten- 
reisens, da die Thiere, so lenksam sie sonst sind, einmal aufgeregt, 
schwer gebändigt werden können, und bekanntRch haben die 
indischen Heere immer ilire schwersten Niederlagen erlitten durch 
das Erschrecken ihrer eigenen Elephanten, die sich gegen sie, 
statt gegen den Feind wandten. Auch die Carthager machten 
solche Erfahrungen , und Hasdnibal erfand einen Eisenhammer, 
mit dem der Cormic das wUtliend gewordene Thier durch einen 
Hieb zwischen Koi)f und Halswirbel sogleich niederschlagen 
konnte. Zwischen hohem Schilf passirten wir den Fluss Kam- 
pong Prah (der Silberhafen), der von den Ebenen herabkommend, 
in den grossen See mündet. Jenseit der Flächen betraten wir 
einen Wald, in dem wir auch bei Mondlicht fortritten, obwohl 
nicht ohne einige Aengstlichkcit der Führer, im Fall wir auf einen 
Trupp wilder Elephanten trcflen sollten. Sie verloren auch den 
Weg und gcriethen auf einen Morast, aus dem wir uns erst nach 
längerem Ex])l()riren wieder herauswickclten. Dann kamen wir 
an eingezäunten Feldeni vorüber mit hohen Wachthäusem, und 
erreichten bald darauf das DorfTaneah. Die Sala, neben einem 
unter einen Baume stehenden Sanchao, wurde durch den Kamnang 
fllr uns in Ordnung gebracht, und die Bauern trugen Wasser 
und Feuerholz herbei. Es findet sich ein schmaler Creek in der 
Nähe, aber im vierten Monat trocknet das Wasser auf, und dann 
müssen Brunnen gegraben werden. Im 12. Monat sind alle die 
Mündungen überschwemmt. Das aus 10 Dörfern bestehende 




PhotlBat. 263 

Dorf ist von Pursat abhängig. Berge im Westen ziehen sich 
Bttdöstlich. 

Unter dem Scheinen des Mondes aufbrechend; nahmen wir 
einige Bauern als Führer mit uns. Eine leicht gehobene Busch- 
Ebeiie ftihrte zu welligen Erhebungen. Wir befanden uns in einem 
niedergebrannten Walde mit verkohlten Stämmen, und die Blät- 
ter der zurückgebliebenen Bäume aufgetrocknet. Plötzlich schoss 
das Feuer neben uns in dem hohen Grase neu wieder auf und 
lief züngelnd an den Zweigen der Bäume empor. Die Elephan- 
ten kamen in grosse Aufregung, und es fehlte wenig, dass sie 
in wilder Flucht nach allen Seiten hin auseinandergelaufen 
wären. Die Führer suchten die brennenden Stellen auf Umwe- 
gen zu umgehen, aber das Feuer brach bald hier, bald da her- 
vor, und wir waren deutlich in der Mitte eines Brandes, den ein 
Windstoss leicht zu einem zusammenhängenden Feuermeer an- 
fachen konnte. Wir nahmen die kürzeste Richtung, um in die Fel- 
der hinauszukommen, die von einer Kette im Halbkreis gezo- 
gener Hügel umfasst waren, mit den höheren Gebirgen von 
Tscborr, 10 Tagereisen entfernt, dahinter am Horizonte auf- 
steigend. 

Bei der Ankunft in Photisat (Pursat) lud mich der dortige 
Gouverneur in seine Wohnung ein, doch zog ich vor, mein Logis 
in der neben dem Flusse gelegenen Sala zu nehmen. Der Fluss 
Photisat, der, auf den Khao Kavan entspringend, noch flir fünf 
Tage weiter aufwärts schiffbar ist, mündet nach drei Tagen in 
die See. Die Quelle des Photisat ist dicht mit der desBattam- 
bong zusammen , aber die Flüsse trennen sich im Laufe. Auf 
den Bergen Tamreng, die vor den Bergen Tschorr liegen, wach- 
sen Cardamomen. Die erste Anlage von Photisat fällt in die 
Zeit, als der König von Lawek einen seiner Söhne als Gouver- 
neur in Kampong Suay einsetzte und den andern auf dem 
entgegengesetzten Ufer des Flusses mit Photisat als Residenz. 
Früher war Photisat eine Stadt von 500 — 600 Häusern und 
grosser Handelsthätigkeit. In einem der letzten Kriege aber, vor 
30 Jahren, führten die Siamesen, die dort den auf dem andern 
Ufer campirenden Juen gegenüber lagerten, alle Einwohner mit 
sich fort, die Pflanzungen von Kokosnüssen und Arecapabnen 



/ 



264 WastUeb ond südliek Tom kambodiscWii 8m. 

zerstörend. Jetzt finden sich nur 50 Hänser in Photisat, ond die 
meisten Klöster stehen leer. Der von den Bergen gebrachte 
Tribut von Cardamomen beiänft sich auf 20 Hab. Das Pfund 
(Xang) von Cardamomen wird fÄr einen Bath (Tikal) verkauft 
Die Einsammlung geschieht im 12. und 2. Monat. Einige Boote 
mit Cardamomen lagen beladen oberhalb der Stadt und waren 
s<!hon seit einiger Zeit herabgekommen, auf die sichere Weiter- 
beförderung unter Regierungsbedeckung nach Udong wartend, 
um dann alsTheil des Tributes naehSiam geschickt zu werden. 
Einer ihrer Obleute besuchte mich, und benutzte ich die Gelegen- 
heit, um einige Auskunft zu erhalten. In kambodischen Sagen 
haben die Khamen boran Köpfe so gross wie Reistöpfe, ond der 
Kopf des Helden auf dem weissen Pferde, der Ljubin Czare- 
witsch (im russischen Märchen) bekämpft, hat die Grösse eines 
Bierkessels (s. VogH. Thor stülpt Hymir's Braukessel auf das 
Haupt, um ihn ftlr Oegir fortzutragen. 

Die Khamen boran sind von einer, noch mehr wie bei den 
übrigen Kambodiem, in's Dunkle ziehenden Farbe, mit schwer 
vorhängendem Kopf von massivem Schädelbau und mit einem in's 
Wollige wulstenden Haarwuchs, täppisch' ungelenk im Gliederban. 

Feuer — bleoh. 

Wasser — tratk. 

Baum — temnih. 

Haus — tong (phtea im Kambodischen). 

Mann — Rasüm. 

Roth — gnorr (creham). 

Blau — veht 

Weiss — bruch. 

Schwarz — tchang (khnaun). 

Sehen — dang (samleng). 

Auge — mat (phnee im Kambodischen). 

Sprechen — jehn (nieay). 

Elephant — knai (tamrey). 

Pferd — sze (se im Kambodischen). 

Hund — tcho. 

Maus — kohn. 

Huhn — lehk (mon im Kambodischen). 




Kunan-botkiL 

Wald — brih (prey im KambodiBchen'. 

Vater - uh. 

Matter — peli. 

6roBsinutt«r — nang. 

Grossvater — tah. 

Sohn — ken (Con-Pros im Kambodischen). 

Enkel - Chao. 

Kopf — tohs. 

Fdbs — sang (chung). 

Sonne — Phra Athtt (Ebngay). 

Uond — ättm. 

Hand — ti. 

Finger — charr. 

Damnen — kamon ti. 

Vorfinger — ti kemal. 

>fittelfin|:cr — Donkedal. 

Eingfinger — Kankeneng. 

Kleiner Finger — ken ti. 

Priester — nak jung. 

Dämon — Kamoij. 

Genins — nakta. 

Göttlich — bra. 

Gapelle — bra sarok. 

Be^ — Nong (phnom). 

Flnss — krong (Tonli im Kambodischen). 

Scblafen — teklab. 

Gross — tack (thom). 

Klein — keitscb (eoch'. 

Haar — snck (soc). 

Jahr — hoUm (chbnam). 

Monat — kang (khe). 

Reis — plong (angea). 

Reis essen — hob plong. 

Werde morgen kommen — jib lai bang. 

Kam gestern — jib nasedh. 

Komm her — jib panan. 

Fortgegangen — cbeo boi. 



jr- 



266 Westlich und sfidlich vom kambodlBcben See. 

muay, bar, peh, pohn, pram, krong, gniul, katih, 

12 3 4 5 6 7 8 

kansar, vai, rai mueh, barkseh, pckkseh, pohükseh, prankseh, 

9 10 11 80 30 40 50 

krongkseh, gruulseh, katihkseh, kansarkseh, kansarkseh muay, 

60 70 80 90 VI 

meschuus, barschiius 

100 800 

inoi phan sind die Zahlwörter im Vocabularium der Khameu boran. 

1000 

(muey, pir, bey, buon, pram, prammuey, prampil, prambey, 
prambuon, dap 1 — 10 im Kambodischen, als Quintalsystem.) 



Als ich, von dem Besnche einiger Klöster zurückkehrend, 
mich nach den Elephanten für Fortsetzung der Reise erkundigte, 
sagte man mir, dass dieselben alle nach Udong geschickt seien, 
um dort bei der bevorstehenden Krönung des Königs zur Beför- 
derung des siamesischen Gesandten zu dienen. Ein Bote war 
ausgesandt, um zu sehen, was noch da wäre, und kam am Abend 
mit der Nachricht zurück, dass sich die Elephanten zwei Tage 
entfernt in einem versteckten Platze des Jungles fänden, um dort 
vor Dieben sicher zu sein. Vor einigen Nächten war ein Ele- 
phant aus dem Hofe des Gouverneurs gestohlen worden. Um 
deshalb keinen Aufenthalt zu haben, musste ich den Vorschlag, 
mit KaiTcn weiter zu reisen, annehmen. Als Localsage wurde 
erzählt, dass ein von Nakhon Vat herabgeschwemmter Pipul (Pho) 
den Fluss Battambonghinaufschwamiti und sich an einen Thong- 
Baum (Xai) festhängte. Durch den starken Strom beidem jetzi- 
gen DorfeXai yuh (der Haltepunkt des Xai-Baumes) abgerissen, 
wurde er aufs Neue durch einen Bananenbusch (Tschak) auf- 
gehalten, schleppte aber auch diesen fort, wo gegenwärtig das 
Dorf Tschak-yuh (der Halteplatz des Bananen) steht, und kam 
dann nach der Kamprong genannten Stelle, wo die Stadt Pho- 
tisat (der schwimmende Pipul oder Po) erbaut wurde. 



Tikro. 267 

Mit Sonnenaufgang standen drei Karren bereit, eiji Reit- 
pferd flir mich und acht Mann zur Begleitung. Nachdem wir 
in einer Fürth den Fiuss passirt hatten, zogen wir durch 
moraBtige Felder und dann auf dem mit Gras bewachsenen 
Boden eines Waldes hin über Wellenerhebungen. Die sich vom 
Sttden nach Osten umherziehenden Berge Kamreng sind unbe- 
wohnt. Die Khao Kravan, auf denen die Cardamomen gesam- 
melt werden, liegen weiter westlich. Südöstlich von unserer 
ösflichen Reiserichtung zeigten sich die Berge TatrUng Knai 
G,init der breiten Seite gegen die Sonne'O, die, von Khamen und 
Samreh bewohnt, sich in einer Kette isolirter Gipfel den ganzen 
Weg bis nach Kampot forterstrecken. Nachdem wir den Bach 
Kongpriem, der von den Bergen in den See abfliesst, aber nur 
bei hohem Wasser mit kleinen Booten beschiflft werden kann, 
passirt hatten, fehlte einer der Karren, der in die Irre gegan- 
gen war und erst nach längerem Umhersuchen wieder aufgefun- 
den werden konnte. Alleen von Zuckerpalmen streckten sich 
dnrch die Felder von Khet Takro. Die Büifel waren so ermü- 
det, dass ich sie in einem Teiche abwaschen Hess ; aber dennoch 
fiel einer derselben wenige Schritte weiter nieder und musste 
durch einen frischen ersetzt werden, den wir in einem am Wege 
gelegenen Hause liehen. Bald darauf langten wir bei dem 
Gouverneur von Takro an, in dessen Gehöft eine geräumige 
Sala stand. Elephanten, hiess es auf ein Verlangen derselben, 
könne man nicht geben, und als ich meinen Papieren gemäss 
daranf drang, erwiederten die Beamten, dass der District nicht 
verpflichtet sei solche zu stellen, worüber ich mich durch Nach- 
sehlagen des Registers (Banxi) in Udong, nach meiner Ankunft 
dort, selbst überzeugen könne. Takro enthielt etwa 3(K) männ- 
liche Einwohner. Früher war es ein Bahn und von Photisat ab- 
hängig, jetzt aber ist es ohne Chao Myang. Die eine Tage- 
reise entfernten Berge Sabai Kloch sind unbewohnt, doch finden 
sich Häuser an dem Fusse derselben. Jenseits erstrecken sich 
die Berge von Pnohk oder Thatüng Knai. Die Berge Kamreng 
'' ihedgen in stufenartigen Terrassen auf, und die hügelige Strasse, 
dfe durch sie nach Kampot führt, mag von einem Fussgänger 
in zehn Tagen zurückgelegt werden. Menschliche Ansiedelun- 



268 Westlich oDd südlich vom kambodlschen See. 

gen finden sich nicht, und wer den Chao oder Naktha, der als 
Schutzgeist das Gebirge beherrscht, beleidigen sollte, wird von 
Tigern gefressen werden. Taklo (Takro) ist eine Tagereise vom 
Thalesab entfernt, und an der Mündung des Krongflusses findet 
sich ein kleiner Hafen, wo man sich einschiffen kann. Der 
Gouverneur beabsichtigte am nächsten Tage diesen Weg zu 
nehmen, und sich fllr die Krönung nach Udong zu begeben. 
Die Quelle des Krong-Fusses liegt in den Bergen dicht zusam- 
men mit der des Boribun-Fusses, aber sie trennen sich in ihrem 
weiteren Lauf von einander. Im Kloster finden sich drei Priester, 
keine Novizen und ein Knabe, um die Opfergaben zu besorgen. 
Schuler giebt es keine, da die armen Eltern ihre Kinder zur 
Arbeit zurückhalten. 

Nach einem vom Gouverneur angerichteten Mittagsmahl 
brachen wir etwas vor Sonnenuntergang auf. Man hatte drei 
Lastkarren, einen Wagen, acht Führer und zwei Ersatzbttffd 
herbeigeschafft, lieber eine mit Wald durchstrichene Ebene er- 
reichten wir nacli Einbruch der Nacht den Flecken Krong, wo 
ich mich in dem Hause des nach Udong gereisten Chao Myang 
einquartierte, und da auch der Prälat abwesend war, mit dem 
Kanin ang über die Weiterbeförderung verhandelte. Der Prälat 
steht zur Rechten des Chao Myang, der Jockabat zur Linken, 
der Mahathai rechts, der Phuxuai links. Um sich auf dem 
Thalesab einzuschiffen, begeben sich die Einwohner von Krong 
nach dem eine halbe Tagereise entfernten Landungsplatz Kam- 
pong Luang, wo sie ihre kleinen Boote im Dickicht des Jongle 
versteckt halten. Der von den Einwohnern Takro's benutzte 
Landungsplatz heisst Kampong laveng und ist eine Tagereise 
von Takro, anderthalb Tagereisen von Krong entfernt. 

Den Mondschein benutzend, brachen wir noch in der Nacht 
auf, mit drei Büffelkarren, einem Ochsenwagen, acht Führern 
und einem Ersatz - Gespanne. Auf einer buschigen Wellenebene 
kamen wir zum Fluss (Sthüng) Longtenot, der auf den Bergen 
Naktasakum entspringt und in den Thalesab fSllt, aber w^gjfk^, 
der vielen im Wasser steckenden Baumstümpfe nicht sehiflnii^ 
ist. Nach dem Passiren eines andern Baches betraten wir einv . ' 
offenen Wald und setzten über den Fluss (Sthüng) KnoQn, dar 



Klong. 269 

ans den Bergen Trijak oder Arac abfliessend, in den See inllndet, 
aber nicht schiflTbar ist. Die drei Berge Knaij^ Tasok und Trijak 
bilden ein Dreieck, und das zwisehenliegende Thal wird von 
den Kha luang bewohnt, die von Udong dahin gesandt werden, 
um fttr den König Betel anzubauen. * Von diesem Dreieck aus 
erstrecken sicli isolirte Gipfel bis nach den Khao Kavan, und 
aiif der andern Seite bis zur See, die von einem guten Fuss- 
^iglnger in acht Tagen erreicht wird. Auf dem drei Tage von Boribun 
entfernten Berge Trijak (der drei Rakshasa) steht der Tempel (San- 
ehao) des Naktha, der über dem Gebirge präsidirt und es gegen 
Räuber bewacht, da er alle Uebelthäter, die ihm nahekommen 
sollten, tttdtet, indem er sie in der Gestalt von Tigern zerreisst 
oder in der Gestalt von Elephanten niedertrampelt. Man wagt 
deshalb nicht ihn zu verhöhnen, wie die Handwerksburschen den 
ohnmächtigen Rübezahl seit dem Aussterben der WiUfe und Auer- 
ochsen im hercynischen Gebirge. 

Unter dem Schatten eines Baumes hielten wir in der Nähe 
des Dorfes Klong an einem Bache. Auch ein Kloster war nicht 
weit, das, wie ich hörte, sieben Mönche enthielt. 

In der Ferne zeigte sich eine doppelte Bergkette mit dem 
iweifach getheilten Gipfel des Berges Phriehm in der vorderen 
Reihe. Der Kamnang kam aus dem Dorfe herbei, um ein Ge- 
schenk an Bananen zu bringen und den nöthigen Wechsel der 
Zngthiere zu besorgen. Beim Weiterziehen im Walde trafen wir 
einen Bach so hoch geschwollen, dass der kleinere Karren abge- 
laden werden musste, um hindurchgetragen zu werden, lieber 
einer welligen Baumebeue kamen wir nach dem Flecken Tam- 
bongxang, der zum Gebiet (Khet) der Stadt Bobo oder Boribun 
gehört. Der Kulscher des von mir benutzten Wagens bat um 
die Erlaubniss, seinen Turban um den Kopf winden zu dürfen, 
da der Respect erfordert haben würde, baarhaupt zu bleiben. 
Auf Tonga durfte (nach Mariner) der Turban nur ausnahmsweise 
m werden, da, wenn kein Häuptling, ein Gott unsichtbar 
m sein konnte. Da die BüflFel ermüdet waren, wurden sie 
sb frische im Hause des Schulzen ersetzt, und seine Töchter, 
Ohren mit schrägen Löchern durchbolirt waren, halfen im 
ffibfimgen der Thiere auf der Weide und meisterten sie trotz 




270 Weltlich und sQdlich vom kambodischen S«e. 

ihrer Störrigkeit; obwohl das eine auch nach dem Anspannen 
noch eine Strecke des Weges vorsichtig geführt werden musste. 

Die Uferwindung des Thalesab wird in geringer Entfernung 
durch eine Bauuireihe angezeigt; aber selbst in der Höhe der 
Regen überschreitet das Wasser, obwohl zu den Bäumen aufstei- 
gend^ diese Grenze nichts da hinter ihnen der Grund sieh zu 
heben beginnt. Auf welliger Ebene mit Blumenbttsehen, zwischen 
deaen ein Bach xu passiren war, fuhren wir nach dem Dorfev 
Sok. Auf vorausgeschickte Bestellung hatte der Kamnang die 
nüthigen Wagen besorgt und in dem Hofe des Schreibers (Sani- 
nieng) fertig stellen lassen. Dort verbrachten wir die Nacht, 
während die Fuhrleute an den Karren schliefen. Ihr Obmann führte 
ein zweihändiges Schwert in hölzerner Scheide. 

Die Flüsse Battauibong und Photisat strömen nach entgegen- 
gesetzten Seiten von dem Khao Kavan ab. Die übrigen acht 
Flüsse an der Westseite des Sees entspringen in den Bergen 
(Panom) Tschoni (der Verbindung) und spreizen sich dann in 
ihrem Laufe facherartig aus. Der Bac^h Tolabong liiesst bei 
Takro vorbei, die Bäche Seitkaet und Koinj durch den District 
von Krong, der Bacli Ontoni bei Klong, die Bäche Sanlang, Bobo 
und Sabmekan durcli den District von Bobo oder Boribun, der 
Bach Labiah bei Labiah. Das tUnf Tagereisen von Boribun ent- 
fernte Gebirge Tschom wird von Kambodiern bewolmt, die Betel 
für den Verkauf anpHanzeu. Die Wälder sind voll von Naktha 
(Chao), und HolzJaller, die sich einige Zeit dort aufgehalten 
haben, sterben fast immer bald nachher. Alle wilden Thiere ge- 
hönni dem Naktha, und wer ihn durch das Jagen seiner Hecrde 
berauben sollte, würde augenblicklich nach dem Genüsse des 
Fleisches von Fieber und Sprachlosigkeit ergriffen werden. Bei 
der Rückkelir von den Bergen muss man sich hüten (um nicht 
in schweres Sieclithum zu fallen), von dem Wasser des Sees zu 
trinken, da beide im feindlichen Gegensatze zu einander stehen 
[wie die Behausungen Niord's und Skade'sJ. Die den See be- 
wohnenden Naktha (Chao) werden durch rohe Steine an den Ca- 
pellen (Sanchao) der Landungsplätze und Bäche repräsentirt 
Von den Naktha der Berge verfertigt man Steinfiguren in mensch- 
licher Gestalt. 



BOTlbDD. 271 

Seit der ersten Dämmenmg durchzogen wir auf saudiger 
Strasse blumige Büsche und betraten dann eine parkartig mit 
Bäumen bepflanzte Ebene. Einige der Führer waren mit Streit- 
äxten (loak), andere mit Keulen (tambong) bewaffnet. Beim Dorfe 
Kabeleh standen die Karren fertig am Wege, aber ohne Büffel. 
Der Kamnang sei gegangen^ ihre Herbeischaifung zu betreiben, 
und war deshalb nirgends zu finden. Als aber nach langem 
ilfarten weder Zugthiere noch irgend Beamte erseliienen, blieb 
nu)ht8 übrige ate Hand an solche Büffel zu legen, die sich auf 
der Weide oder in den Ställen fanden. Der vorUberkommende 
Kamnang eines benachbarten Dortes leistete dabei Hülfe, um die 
Lieferungen möglichst gleichmässig unter die verschiedenen Haus- 
besitzer zu vertheilen. Beim Weiterfahren trafen wir mit uns 
begegnenden Karren auf so engem Pfade zusammen, dass die- 
selben ausgespannt und seitwärts gezogen werden mussten. Ein 
des Weges kommender Bote trug eine schwarze Gong mit Metall- 
knopf, sich durch Anschlagen bemerkbar zu machen. Nachdem 
wir über den gleichnamigen Fluss gesetzt waren, kamen wir in 
Myang Bobo oder Boribun an. Als ich an dem Hause des Chao 
Myang vorfuhr, fand ich nur seine Frauen und Dienerschaft dort, 
da er selbst nach Udong gegangen war. Doch lies» ich eine im 
Gehöft stehende Sala, in der Reis aufgeschüttet war, zu einem 
Logis reinigen. Unter einem Pipulbaume war ein Lak Phi auf- 
gepflanzt. Das Kloster Pohea luang war von Phra Cheysseda 
gebaut, als er von Nakhon Vat dorthin kam. Der eine Tage- 
reise unterhalb Boribun in den See mündende Fluss entspringt 
auf den Bergen Kraij, drei Tagereisen südöstlich von den Bergen 
Tflchom. 

In dem Kloster fand ich die Bücher der Suphasit oder 
Sprüche der Weisheit, die von Alters her überliefert sind. Von 
Slam, dem Kambodia damals unterworfen war, entfliehend, kam 
Phrabat Cheyssada nach Nakhon Srok Keoh und stiftete den 
Vat in Boribun. Auch Lawek ist eine alte Stadt, und datirt 
aOB den Zeiten des Phra Ko und Phra Keoh, aber später als 
die Begierung Phra Gheyssada's. 

Der Tempel (Both) des Klosters ist durch Sema und zwei 
Phrachedi mit Steinbogen auf den Treppen umgeben. Die roth 



272 WMtlich und sfidlicb Tom kamboditohen See. 

gemalte Holzwand ist auf drei Seiten mit erhabenen Figuren be- 
schnitzt, die Könige im Streitwagen, Krieger zu Pferde darstellen, 
sowie Laksman auf Hanuman, Phaya Nakh, von Schlangen um- 
wundene Aflfen, an Ketten fortgerissene Preta's, in der Hölle ge- 
quälte Verdammte und eine Menge anderer Scenen, die aus den 
Steinsculpturen Nakhon Vats hier in Holzschnitzereien wieder- 
holt scheinen, doch nur als Nachahmungen, während jene sich 
mehr als Restaurationsarbeiten einer älteren Kunst zeigen, wie 
sie Donatello nach Antiken ausführte. Ueber dem Portal sind 
längs der Decke bunte Gemälde aufgehängt, dieSchlaehtseenen*) 
und andere Episoden aus dem Kamakhien (Riemkeb oder Ba- 
mayana) zeigen, mit den Erklärungen in kambodischen Worten 
daruntergesch rieben. Sie wurden durch Künstler, die aus Udong 
kamen, gemalt. An einer Stelle wird Phra Lak durch Phrabat 
Mithila (den Herrscher Mithila's) und seine Königin nach Ayu- 
thia geführt, an einer andern feiert Phra-Riem (Räma) seine 
Hochzeit mit Sitha. Anderswo besucht der Maha-Rüsi (Maha- 
Eseji) oder Einsiedlergott den Palast des Königs in Mithila, an- 
derswo bringt Phra Ram dem Maha-Eseji Opfergaben, und dar- 
über sieht man, wie Rahu seine Axt gegen die einen Juwel in 
der Hand haltende Nang Mekhala wirft An einer Stelle zieht 
Phra Thossarot in langem Gefolge aus, um der Vermählung Phra 
Rama's beizuwohnen, an einer andern statten die Edelleute dem 
Phrabat Thossarot Bericht ab. Seitwärts ist auf der einen Stelle 
die Geschicjhte des Phrabat Honjong dargestellt, wie er mit sei- 
ner Gattin auf dem Schwane reitet, wie er ihre Entbindung un- 
terstützt, wie er Feuer von einem Schiff erbittet u. s. w. Anders- 
wo findet sich die Geschichte Phra Sathong's, im Walde mit der 
vogeliUssigen Nang Keoh zusammentreffend, die zur Erlustigung 
vom Himmel herabgekommen. Anderswo findet sich die Ge- 
schichte von Chantakurub, der, mit seiner Gemahlin im Walde 
wandernd, eine Jakkhini (weiblichen Rakshasa) trifft, die man 



^) Dans la chambre priocipale du palais (dans le royaume de Jaya) est fe- 
pr^seut^e Thistoire d'Oger (g^n^ral des Danois), conimeDt il retoama en FnmtBy 
rumment du temps de Cbarlemagnc , il conquit toute la Chr^tiente au deli de 
la mer, depuis Jerusaleui Jusqu'au Paradis terrestre (MandeviUe). 



Wunderkaho. 273 

dort erst mit einer Keule in der Hand sieht; dann in einer Hütte 
flitzend; dann ein Reh fressend. Anderswo findet sich die Ge- 
schichte des Phra Savat, wie er, mit seiner Geliebten unter einem 
Baume sitzend, von einem Räuber ermordet wird, der dann die 
Dame entführt. In einem Gemache des Tempels finden sich 
unter einem durch Balken getragenen Riesenbilde Buddha's (in 
stehender Stellung) eine grosse Menge kleiner Figuren, meistens 
ans Holz ; andere aus Stein zeigen Buddha unter der Schlangen- 
Wölbung. Ein Miniatur-Prasat aus Stein, der in drei Terrassen 
aufsteigt, mit sitzenden Figuren an den vier Seiten, heisst Phra 
Mnk buen. Der Spitze ist später ein Steinkopf zugefügt. An 
den Ecken der Aussenwand finden sicli weibliche Figuren mit 
bochgeschmttckter und oft dreizackiger Kappe, die die wohlwol- 
lenden Damen genannt werden. Ein vor dem Klosterthore auf- 
gerichteter Sanchao enthielt Holzfiguren von Naktha, deren eine 
einen Morgenstern (Phrong), eine andere eine Keule (tambong), 
eine dritte eine Flasche u. dcrgl. m. führte. Zwei waren weib- 
Kch. Sie hie«sen Naktha Savan (Dämonen des Himmels), und 
eine elephantenköpfige Figur wurde Naktha Sön (der Löwen- 
dämon) genannt. Das grosse Buddhabild, geht die Sage, sei 
ans dem Holze eines Wunderkahnes gemacht, der solche Schnel- 
ligkeit besass, um den Mönchen in Boribun allmorgendlich den 
in Nakhon Vat gekochten Frühstttcksreis noch warm zu über- 
bringen. König Kantarakhata oder Adonda (von Konjevaram) 
»langte von den Göttern die Gunst, sich jeden Morgen durch 
die Luft nach Madhura zu begeben, um im heiligsten Tempel 
anzubeten. 

Einen Mönch, den ich besuchte, fand ich beschäftigt, Bücher 
m copiren. Der Maha-Xat ist in verschiedene Capitel getheilt, 
die nach ihrem Inhalte überschrieben sind. Dasjenige, in dem 
der Brahmane die Kinder fordert, heisst Xetxok, dasjenige, in 
welchem Vetsandon nach seiner Stadt zurückkehrt, Nakhon kon 
u. 8. w. Der Abt sagte mir, dass er von Udong gekommen und 
bier in Boribun verblieben sei, weil sich kein Khru dort befun- 
dlen, da alle die alten Mönche aus dem geistlichen Stande in's 
bfirgerliehe Leben zurückgetreten seien. Im Walde, nahe beim 
Dorfe Tsohrek, findet sich gleichfalls ein Kloster, aber mit nur 

Bastiftn, RelM in lUmbodüL IV. 18 



274 Westlich und sfidlleh Tom kambodifchea See. 

vier Priestern and ohne Schidknaben, da die Leute abgeneigt 
sind; sich weihen zu lassen. Beim Dorfe Phummarom, nördlich 
von Boribnn^ ünden sich Sparen eines alten Platzes, der Ptheh 
(Kai) dorn (das alte Lager) genannt wird, und es heisst, dass 
Phra Cheyssada sich dort in einem befestigten Lager verschanzt 
habe. Die Mauer des alten Lawek findet sich beim Kloster Ta- 
lengkeng. Das Eisen für die in Boribun fabricirten Aexte wird 
von Kampong toni (bei Kampong Suay) gebracht. 

Im Bezirke Boribuus ist der Grund hoch und deshalb in 
der Regenzeit nur benässt; aber das ganze Land von Klong bis 
nach Labiah ist während des zwölften Monats tief überschwemmt 
Die Bewässerungsräder in Boribun werden durch den Floss ge- 
dreht. In der Höhe der Regenzeit können die Flüsse Bonbon 
und Leibiah (Labiah) bis nach dem See hinab beschifft werden. 

Westlich von Boribun liegt der Khao Khraij (Orangenberg), 
östlich, auf zwei Tagereisen entfernt, der Khao Tschinoh, an 
dessen Fusse Felder bebaut werden, ebenso wie am Abhänge 
des Berges Krong nej, der zwei Tagereisen nach Südosten liegt 
Der letztere wird von dem Flusse Kampong Tschenang um- 
strömt, der sicli bei Panompeng mit dem Flusse Udongs vereinigt 
Südlich von Boribun, auf dem Wege nach Labiah, liegt der Berg 
Krangdeih miah (der Rand der Golderde), wo Töpfe fabricirt 
werden. 

Die Bewohner Boribuns bezahlen den Zehnten des geem- 
teten Reis, ein Hab aus zehn Hab. Die Felder des Tabaks und 
der Baumwolle werden gemessen und demgemäss besteuert. Auch 
die Bambusfelder, die sich für Reepschlägereien nördlich von 
Udong finden, bezahlen nach dem Maass. Die Areca-Palmen und 
ebenso die Betelwinden werden gezählt und danach taxirt. Ueber 
die Frohndienste des Raxakan besteht keine regelmässig geord- 
nete Einrichtung, sondern so oft solche zu thun sind, werden Leute 
daflir ausgehoben. 

Der Gouverneur Boribuns war vor zwei Tagen mit fünf 
Edelleuten und einer grossen Zahl des Volkes zu den Krönungs- 
feierlichkeiten nach Udong aufgebrochen. Der Rest des Beamten- 
Volkes (Phuek Kromakan) hatte sich am Morgen vorher naeh 
dem Hafen des Sees begeben, um nach Udong abiusendende 



Knng-dei-miab. 275 

Boote mit den Geschenken nnd nöthigen Provisionen zu be- 
laden. 

Ich Hess noch am Abend Alles zur Abreise vorbereiten, und 
erwartete dann den Aufgang des Mondes, um über die Ebene 
weiter zu fahren. 

Bei Anbruch des Tageslichtes befanden wir uns zwischen 
Bttschen und langten um Sonnenaufgang bei dem Dorfe Pum- 
roh an. Die umliegende Fläche ist im Halbkreise von drei Htl- 
geln umzogen, Ta-Chan, Ta-Rung und Thlotkabek genannt, die 
BttdOstlich an die Berge Kräng dei miah stossen, wo die Töpfe- 
reien sich finden. Als Tlotkabek werden zwei Hügel, ein grös- 
serer und ein kleinerer, zusammenbe^ffen. 

Im sechsten und siebenten Monate sind die Bergwälder voll 
Wild, um auf dem nach dem Regen aufgeschossenen Grase zu 
weiden. Während der heissen Jahreszeit ziehen sich die Thiere 
nach dem See zurück. Am Fusse des Ta-Rung findet sich ein 
Sanchao. Das Sanchao des Dorfes Pumroh enthält die Figur 
eines Pasadan genannten Nakthah. Von Pumroh ist es eine 
halbe Tagereise nach dem Landungsplatz (Kampong) an dem 
Thale oder Udongstrom, der den Ausfluss des Thalesab bildet. 

Nachdem ich die ermüdeten Büftel durch neue ersetzt hatte, 
nahm ich einige Führer mit, da die Fuhrleute während der Nacht 
yerschiedentlich den Weg verloren und alle die Häuser, in denen 
sie nachzufragen suchten, von Männern leer fanden. 

Die Strasse ging durch einen theilweise gelichteten Wald. 
Seitwärt« im Dickicht stand das Sanchao des Dakproi genannten 
Naktha mit zwei Steinen. Der Weg wand sich dann in eine 
waldige Schlucht, mit dem Berge Tlotkabek zur Rechten und 
dem Kräng dei miah links. Im Sanchao des Tamrup genannten 
Naktha lag ein Haufen Steine, mit Flittergold hier und da be- 
klebt. An die umstehenden Pfeiler waren Halme und Pflanzen 
gesteckt. Der Dolmetscher hatte beim ersten Sanchao einen 
kleinen Zweig abgebroclien und legte ihn auf der untersten Terrasse 
des letzten nieder. Der Berg (Pnom) Khong tamah bildet die 
■lldliche Fortsetzung des Tlotkabek. Wir kreuzten den Bach 
(Oh) Tschakrai, der im neunten und zehnten Monate die Umge- 
bung von Pumroh überschwemmt. Er kommt von dem Khao Ta- 

18 • 



r 



i 



276 Westlicb und südlich \om kambodischeD See. 

Rung und fällt in den Thale (See) oder Fluss Udongs bei dem 
Landungsplatz (Kampong) Rang. 

Aus einem offenen Walde traten wir in Felder und gelang- 
ten dann nach Leibiali, wo wir in dem leerstehenden Hause 
des nacli Udong gegangenen Chao Myang abstiegen. Nur die 
Schreiber waren dort zurückgeblieben, und so musste nach dem 
Dorfe Tukuroh, auf der andern Seite des Flusses, wegen der 
Ausfertigung der Papiere geschickt werden. 

Während der Regenzeit ist das ganze Land überschwemmt, 
indem der durch die AbschnUrung des Ausflusses beengte See auf 
allen Seiten während des Schwellens der Flüsse austritt Boote 
fahren den Fluss in einem halben Tage nach dem Hafen an der 
Mündung hinab. Der Fluss entspringt auf dem Berge Tschreo, wo 
Khamen und Samrch, die ausser ihrer eigenen auch die kambodische 
Sprache reden, Betel bauen, unter Aufsicht zweier vom Könige be- 
stellten Beamten, und als Tribut (Suay) nach Udong abliefern. 
Solche, die dorthin ziehen, ohne acclimatisirt zu sein, bringen das 
Fieber zurück. Von dem am Thalesab liegenden Berge Krong dei 
miah (Kräng mai mis) wird die weisse Erdart nach Leibiah ge- 
bracht, aus der die dort sehr geschätzten Geschirre und Töpfe ver- 
fertigt werden. Der bedeutendste Markt dafür wird in Kampong- 
chcang, dem Hafen Leibiahs, am Thale abgehalten. Die Geschirr© 
des biegsamen Porzellans werden nur für den Gebrauch des Königs 
und der Edlen verfertigt. Der Pnom Tschampuch (Vogelschnabel) 
steht in der Ueberschwemmung wie eine Insel heraus. Von jenseits 
des Thalesab scheint der Pnom leng (aus dem Gouvernement von 
Kampong-Ong) herüber. 

Während ich mich mit den Schreibern unterhielt, deren 
Bibliothek sich auf eipige Bücher der Suphasit zu beschränken 
schien, kam auch ein Phram (Brahmane), mit hinten aufgebun- 
denem Haarknoten, um an unserm Gespräche Theil zu nehmen. 
Die Frauen trugen Schmuck in durchbohrten Ohren. 

Der Prälat kam von dem andern Ufer herüber, den Verzug 
zu entschuldigen, da er keinen der vorausgeschickten Befehle^ 
weder die von Thalesab, noch die späteren von Boribon, erhalten 
liabe. Um die Abfertigung zu beschleunigen, Hess ich das Ge- 
päck über den Fluss bringen und blieb, da das Dorf mit der 



Leibiah. 277 

Wohnung des Prälat seitwärts ablag, in einer verfallenen Sala 
an der Landstrasse. Der Prälat setzte sich dort zu mir^ und 
verblieben wir in Unterhaltung, bis die Karren herbeigeschafft 
und beladen waren. Die Beamten machten sich dabei die Mühe, 
alle Wagen, die auf dem sandigen Wege herkamen, schon von 
Weitem in die morastigen Felder ausweichen zu lassen, damit eine 
80 hohe Gesellschaft nicht vom Staube belästigt sei. Ausserdem 
worden die Seiten der Sala mit Matten behängt, und Geschenke 
an Geflügel, Bananen und gekochtem Palmsaft herbeigebracht. 
Als ich das Gespräch auf die Brahmanen brachte, erzählte man, 
dass vor einigen Jahren drei Brahnmnen nach Leibiah gekommen 
wären mit Briefen aus Bangkok, besagend, dass sie Leute seien, 
die die Sila oder Vorschriften beobachteten und nicht beschädigt 
werden dürften. Sie verstanden die Kunst, den Körper ganz steif 
za machen und aus Schlangen einen Strick zu drehen. Sic ge- 
messen eine Art Unverletzlichkeit, wie die Fellahs in Senegam- 
bien aus Achtung und die Zigeuner aus Furcht. In Folge des 
Fluches der Brahmanin, deren Gatte König Choranga getikltet, 
wurde Ceylon von den erzürnten Göttern mit Dürre heimgesucht 
(nach dem Raxavali). 

Nachdem die Frachtwagen bepackt waren, setzten wir uns 
mit dem aufgehenden Monde in Bewegung und fuhren zwischen 
Blnmenbtlschen hin, auf einer Strasse, die verschiedentlich kleine 
Bäche kreuzte. 

Das Morgenlicht fand uns im Gebüsch. Der Boden war holprig, 
mneben, und die Fuhrleute stöhnten über ihre ermüdeten Büffel. 
Sie zogen in den Häusern Erkundigungen ein, an welcher Stelle 
die Strasse trocken sei, und erreichten gegen Sonnenaufgang 
das Dorf Seb im Gebiet (Keht) Laweks. Dej Prälat war nach 
Udong gegangen, sein jüngerer Bruder aber Hess unter einem 
Baume Matten ausbreiten, auf denen ich etwas schlief, bis mich 
der fallende Regen in den Karren trieb. Als nach dem Aufhören 
desselben die Karren gepackt wurden, ging ich nach dem Amt- 
hause und fragte die Leute aus. Man antwortete mir: „So hätten 
ne sagen hören, dass dieser Platz, wo wir uns fänden, Lawek 
genannt sei , aber irgend etwas Weiteres darüber könnten sie 
nicht mittheilen. Man habe ihnen von alten Städten gesprochen. 



278 WesUlcb und südlich vom k&mbodifchen See. 

Lawek genannt; Leibiah; BobO; aber was die wären und wo 
die wären; davon wUssten sie nichts. Sie lebten nun in der 
Wildniss des Jungle." Im weiteren Gespräch erfuhr ich, dass 
zwischen den Dörfern Pusik und Tukso eine Colonie von Dschain 
angesiedelt sei, ungefähr 1700, wenn Männer, Frauen und Kin- 
der zusammengezählt. Sie leben dort seit etwa sieben Jahren. 
In ihren zwei Boht (Tempel) fönden sich keine Figuren. Der 
Sangkharat fungirte als Priester während des Tages, ein verhei- 
ratheter Laie bei Nacht ; die Priester sind in weisse Gewänder, 
die Laien in Hosen gekleidet. Ich wies die Fuhrleute an, den 
Umweg über die Ansiedlungen zu nehmen, und aus einem buschig 
verwilderten Walde fuhren wir in die Lichtung ihrer Felder 
bei den Dörfern Pusik und Tuksoh (Tschukro) ein. Ich liesß 
die Karren unter einem Baume halten und begab mich nach 
der Moschee, eine Holzscheuer ohne Kibla. Sie wendeten sich 
beim Gebete nach Osten, obwohl sie auf eine Bemerkung darüber 
zu wissen vorgaben, dass Mekkha, wo Mohamed geboren sei; sich 
westlich befinde. Auch in Spanien blieb aus syrischer Ueberliefe- 
rung die Mihrah im Süden (Kibla). Die Priester trugen weisse 
Stimbinden, andere niedrige Mützen. Die Männer waren voll 
gebaut, mehr ungeschlacht als robust, mit einer geraden, aber 
kleinen und abgefiachten Nase am runden Kopfe. Die Männer 
trugen das Haar kurz, die Frauen hatten es in einen Knoten 
auf der Mitte des Kopfes aufgebunden. Bücher waren in Dscham- 
Buchstaben auf Palmblätter geschrieben, konnten aber in Gegen- 
wart der Priester nicht gelesen werden, da sie Frauen besingende 
Liebeslieder enthielten. Die beiden Oberpriester trugen ein 
weisses Obergewand und Turban. Einige der besser unterrich- 
teten Laien befanden sich im Walde, um Holz zu fallen. Sie be- 
klagten sich über den schlechten Boden; den man ihnen zur An- 
siedlung angewiesen, wo sich keine ergiebigen Ernten erzie- 
len liessen. Der Thale (Thaleh) findet sich eine halbe Tagereise 
von dieser Colonie entfernt 

Die Kinder der Dscham werden erst in den arabischen Buch- 
staben, die von rechts nach links geschrieben werden, und dann 
in den gewöhnlichen, von links nach rechts geschriebenen unter- 
richtet. Die Buchstaben des Alkoran heissen Akson Tschwea. 



Liek. 279 

Die Dscham begraben ihre Leichen. Sie feiern zwei Feste, das 
eine, Omla genannt, im dritten Monat und das Borantolicha ge- 
nannte im fünften Monat. Der höchste Würdenträger ihrer Geist- 
lichkeit, sagten sie mir, sei der Achea Kalei, der in Kransabek 
lebe. Nach den Kambodiem liegt das Land der Dscham an 
der See*) nahe bei Kongchak. 

Am Nachmittag fuhren wir weiter und erreichten auf einem 
im Wald auf und ab steigenden Wege um Sonnenuntergang das 
Dorf Liek, ausserhalb welches icli unter einem Baume halten und 
von dem Kamnang-FUhrer nach dem Vat Tambongkeng fordern 
liesB, da die grosse Strasse direct nach Udong geftlhrt haben 
würde. 

Mit der Dämmerung unterwegs wanden wir uns auf sandigen 
Pfaden durch den Jungle und trafen dort auf den verfallenen 
Erdwall des alten Lawek, der ausser durch die Thore noch an 
manchen anderen Oeffnungen Einlass gestattet. Im Innern fin- 
det sich unter Bäumen ein Klumpen ärmlicher Hütten, die das 
jetzige Dorf Lawek bilden, ohne Schulzen, da der kürzlich ver- 
storbene noch nicht ersetzt war. Die Stelle des alten Klosters 
wurde durch einen Schutthaufen angezeigt, aul dem Palmen 
wuchsen. Auf der Spitze sind einige der Ueberbleibsel des Tem- 
pels zusammengestellt. Zwischen der am Flusse liegenden Mönchs- 
«elle des Klosters Tambongkeng fand sich eine Sala, in deren 
oberes Stockwerk Buddhabilder gelegt waren. Grosse Steinhau- 
fen deuteten die früheren Plätze des Phra Ko und Phra Keoh 
an. Die Erhöhung des Both ist durch einen Graben umzogen. 
Beim Graben in die Erde wurden Ziegel und Töpferscherben ge- 
troffen. Die Reste des alten Palastes finden sich beim Dorfe Sa- 
yeichaba. Die Linien der Strassen werden noch hie und da durch 



*) Die malayische Mythe läset die See in einem Glaskasten befahren, bequemer 
•It d«r Walfisch aus dem Hart, bei Kramer*s Opposition, vergebens einem Wirths- 
Imiu n nahen suchte. „Das mag eine seltsame Schifffahrt gewesen sein, wer 
volhe M glauben, wenn es nicht in der Schrift stände," meint Luther. Nach 
Jarchi muiste der Reisende erst noch nach einem weiblichen Abdomen umziehen, um 
fleh nicht gar zu beengt zu fQhlen. 



280 Westlich ond sfidlich Tom kambodlsdien See. 

die ttberwachsenen Trümmerhaufen der frflheren HäoBcr ange- 
deutet 

Die drei Ringmauern^ die das alte Lawek umgaben^ lassen 
sich noch deutlich verfolgen^ meistens nur als Erdwälle. In der 
Area der Innenmauer ^ auf der auch die Hütten des jetzigen 
Dorfes liegen, ist neben dem Vat Tamlengkeng ein Erdht^^ 
aus rohen Steinen aufgethürmt, mit zwei Terrassen aus behauenen 
Quadern ttberbant. Auf der ans Ziegeln zusammengemauerten 
Plattform ist eine scheunenartige Structur als provisorischer Boht 
oder Tempel aufgerichtet, da das gegenwärtige Deficit noch keinen 
andern Ersatz ftlr den zerstörten Prachtbau erlaubt hat. Ein 
kleiner Stein-Prasat in drei Etagen mit einer Buddhafigur an 
jeder der vier Seiten wurde Phra Muk buen (der Herrgott der 
vier Gesichter) genannt. Einige der Steinfiguren Buddha's waren 
mit dem Schlangendrachen überwölbt. Daneben fanden sich 
zerbrochene Statuen mit geschmückter Kappe und Holzbilder. 
Eingefügt zwischen die Ziegel der Plattform sind sechs Riesen- 
flissc aus Graustein, in Paaren nach drei Weltgegenden gerichtet, 
ausser nach der Vorderseite des Aufganges. Jeder Stein misst 
etwa sieben Fuss, und alte Sema-Steine, die mit Sculpturen von 
Guirlanden verziert sind, stehen in Paaren umher. Die Terrasse, 
steil nach unten abfallend, lässt ein mit Wald bedecktes Land 
von ihrer Höhe überblicken. Auf einer tieferen Stufe der Terrasse 
standen unter einer niedrigen Bedachung zwei Steinfiguren von 
Naktha, von denen der vierhändige Ta (Grossvater) Koit, der 
andere, der die rechte Hand auf die Bnist gelegt hielt, Thamma- 
riet (Thammarat) genannt wurde. Die Terrasse des Boht misst 
80 Fuss nach jeder Seite. In einiger Entfernung findet sich eine 
ursprünglich aus grossen Steinblöcken aufgefllhrte Ruine, deren 
Banlang (mit zerbrochenen Figuren) von einem Sema-Ereis um- 
geben ist, und dies soll einst der Ilauptsitz des Phra Ko Phra 
Keoh gewesen sein. Das Piedestal ist aus behauenen Steinen 
auf einem Fundamente porösen Felsens errichtet. Manche der 
Steine zeigen Verzierungen eingehauen. An einem war ein tiefes 
Loch ausgegraben. Mttang Lawek heisst Lokoh Lawek oder 
Ket Lawek im Kambodischen, Kambhaja wird Kamphux^ah 
genannt. Die Naktha sind mächtiger, als die Phra-Phum, über 



Lawek. 281 

die Krnng Phali als Herr gebietet. Auch Nang Tliorani, die 
Erdgftttin, lebt im Grunde. Dem Chao, Tlii , als geuius loci der 
Siamesen^ entspricht bei den Kambodiern der Macha-Kij oder 
Macbi-Thi, der Eigner des Bodens. Nak bezeichnet das siame- 
flische Nai (Herr und Meister) im Kambodischen, sowie auch Volk. 
Der von dem Berge Tschom kommende' Bach Priem Chemnin, 
der von Lawek nach Udong fliesst, ist für den grr>ssten Thcil 
des Jahres ohne Wasser, obwohl man ilm durch Ausgraben zu 
vertiefen gesucht hat. Ein anderer in den Thale mUndender 
und gleichfalls an dem Tschomberge entspringender Fluss trägt 
auf der Strasse zwischen Liek und Lawek eine lange Holzbrücke 
für Fussgänger. Der Thale- oder Udong-Fluss findet sich eine 
halbe Tagereise von Lawek entfernt, der Berg Tschom, auf dem 
Betel gepflanzt wird, 3 Tage. Im 12. Monat ist das Land durch 
den Udong-Fluss grösstentheils überschwemmt. 

In Vat Tamlengkeng finden sich zwei Mönclie und vier Nen. 
Die Steine des Sema sollen aus weichem Ziegellehm verfertigt 
und nachher hart gebrannt sein. Unter sich verbundene llolz- 
pfeiler stellen die Sao Thong (Goldsäulen) vor. Einer der Kloster- 
insassen war mit Bootbauen, andere mit Lesen bescliäftigt. Der 
Somdetchao wohnt im Vat Prangat in Udong. Ein berülmiter 
Praehedi steht auf dem Hügel Phra Retschathaba (Raxasab) bei 
Udong. 

Die Mönche in Lawek besassen grösstentheils nur die Schul- 
bücher, die anderen seien vor 17 Jahren bei der Invasion der 
Jnen verbrannt. Doch hörte ich am Abend das aus dem Siame- 
sischen übersetzte Epos Khuu Pen Khun Xang vorlesen. Der 
Samphan war abwesend und kam en^t am Nachmittag aus 
Udong zurück. Im Sanchao fand sich ein elephantenköpfiger 
Naktha. An die Erbauung des alten Lawek knüpfen sich viele 
jener düsteren Sagen von Menschenopfern *), durch welche diese 



*) Der Name Dahomcy (Bauch des Da) wird von dem Konige Da von Abomey 
«llgel^itot, den Tacoodonii (König der Foys und Gründer des Dahomey-Reiches) 
nie aafgeacliüittenem Bauch unter dem neu zu erbauenden Palast vergrub. In 
dtB Mauern einer Festung musste früher ein lebendiges Kind eingemauert werden, 
d« ein todtes keine Stärke geben konnte (Pyl). In das Schloss Vestenberg wnrde 



282 Westlich und südlich Tom kambodischen See. 

Stadt ihre eine Zeit lang unüberwindliche Stärke erhalten 
haben sollte, die einen letzten Gluthschein auf den Abend der kam- 
bodischen Geschichte warf. 

Ein Bote aus Udong, wo meine Reise bekannt geworden 
war, kam im Auftrage des Ministers, um sich zu erkundigen, 
ob ich über meinen Empfang besondere Bestimmungen zu treflfen 
habe. Ich erwiederte, dass ich als Privatmann in der Sala eines 
Klosters absteigen würde und nichts weiter bedürfe. Er meinte, 
das würde nicht angehen, da man im Auftrage des Königs 
schon seit mehreren Tagen beschäftigt sei, ein Empfangszimmer 
herzurichten. 

Der bedeutendste Markt in der Gegend ist der Tha Kam- 
pongluang, als der Hafen Udongs am See. Die Mädchen tragen 
Cylinder (Tasall) aus Elfenbein in ihren durchbohrten Ohren. 

Als ich in der Dämmerung in der Nähe der Ruinen umher- 
wanderte, fand ich einen Mönch vor einem abseits in der Wild- 
niss stehenden Sema, auf den er brennende Kerzen gesetzt hatte, 
knieen und beten. 

Mit Sonnenaufgang anspannend, fuhren wir aus dem Erd- 
wall auf der entgegengesetzten Seite des Eintrittes hinaus und 
passirten im Dickicht den Bach Laok. Auf Wiesen gelangten 
wir an den Bach Kangkaleh und jenseit desselben zu der Holz- 
palissade, die die äusscrste Stadtmauer Udongs bildet. Die Häu- 
ser waren halb in Büschen oder Gärten versteckt, und die Haupt- 
strasse, von wo man über die Teiche der Niederungen auf die 
umkränzenden Hügel und ihre Pagoden blickte, war von einem 
regen Marktverkehr belebt. Ich Hess mich nach der Sala des 
Vat Salakhun fahren, da ich an den Abt desselben, Phra 
Sukhontathibodi, den gelehrtesten Mönch Kambodia's, von seinem 



ein Kind eingemauert nnd durch einen rothen Apfel beim Weinen beruhigt 
(s. Panzer). Die Selbstopferungen dagegen bleiben im Buddhismus aaf die 
religiösen Patriarchen beschränkt, wie bei derpreussischen Kriwe, während Chinesen 
nnd Schweden auch ihre Konige yerantwortlich machten, und so anderswo. Als 
eine Epidemie und Viehseuche unter den Tschukschten ausbrach, wurde be- 
schlossen, den vornehmsten der Häuptlinge, Kotschen genannt, zu opfern, and 
als die Leiden fortdauerten, tSdtete sich derselbe freiwUlig, um seinen KSrper 
den Schamanen zu überliefern (1814). 






üdoDg. ^ 283 

Lehrer, dem Abt des Klosters Borommanivat in Bangkok einen 
Einführungsbrief erhalten hatte. Doch fühlte er sich in Verlegen- 
heit, als ich ihn besuchte, ohne den König vorher gesehen zu 
haben. Derselbe hätte ein Haus für meine Bequemlichkeit her- 
stellen lassen, und kamen auch bald Boten, um mich dorthin zu 
ftihren. Doch lehnte ich das Anerbieten ab, da ich lieber unge- 
stört in dem Kloster bliebe, und liess bei dem König um eine 
Audienz für den Nachmittag nachguchen. Dass ich so wider 
Willen zu einer wichtigen Persönlichkeit gemacht wurde, hatte, 
wie ich bald bemerkte, in den politischen Conjuucturen des Lan- 
des Kambodia seinen Grund. Die Krönung des Königs stand 
bevor und sollte durch den erwarteten Gesandten Siams einge- 
weiht werden. Inzwischen war das französische Geschwa- 
der der Kriegsflotte in Saigon durch die Kanäle heraufgekommen, 
and als man gleichzeitig am Hofe von der Ankunft eines mit 
englischen Pässen versehenen Europäers Überland von Bangkok 
hörte, so glaubte man darin eine diplomatische Mission vermutheu 
zu müssen, welche Ansicht vielleicht durch den siamesischen 
Residenten, den die Gegenwart der Franzosen geuirte, genährt 
wurde. Ich hoflfe indess meinerseits keinen Grund gegeben zu 
haben, diese nutzlose Täuschung zu unterhalten, und werden sich 
beide Partheien auch bald genug von meiner Ungetahrlichkeit 
ttberzeugt haben. 

Im üosterhofe stand ein Stein-Prasat unter einem Pipul- 
baume*), und fanden sich zwei Inschriften auf konischen Steinen, 
die in verwilderten Feldern eine Tagereise südwestlich gefunden 
waren, aber ziemlich undeutlich geworden, da die Siamesen die 
Steine zum Schärfen ihrer Säbel benutzt hatten. Die Charaktere 
der Inschrift können von den einheimischen Mönchen gedeutet, 
aber die Worte nicht verstanden werden, da die Sprache dem 
Sanskrit zu ähnehi schiene. Die Phrasen sind alle gleichmässig 
mit acht Buchstaben in jeder Linie geschrieben. Die Sprache 
der alten Khamen ist von der gegenwärtigen verschieden, indem 



*) Auf den alteren Monumenten des Buddhismus in Indien tritt besonders 
der heUige Bo-Baum als Gegenstand der Verehrung hervor, und auch auf der 
Grotten Jodeo Gopa in Bengalen. 



A'y: lan^'rn ond kurzen Silben alle richtig aos^esproeftai weideiL 
l/fiU^n am .^^teiiM; fami »ich die Tertfiinmeite Figmr eines RiisL 
I>:r Tempel ^ iV/th zei^ Wand^einalde ans dem Tbo«axat md 
ißtleudt Priemten Die Bilder in der Sala stettten Piuabat Sa- 
van <lar, der von Bäa^iem ^eHjdtei wird, and Coantaknmb, dcMca 
Weib von d^m Jakkbini fortgefüLrt wird Drei Tagereisen von 
l^ihnu^ aof ilem Wege naefa Kampot finden sieh die Rainen eines 
.Stein ' Fraiiats. Za dem voo einem Steinba»in eingeCusten 
KhfaUtTtdich fllbrten Tnrp^ien nieder. Vor der Zelle des Ablea 
Htan'len Zarrkeqialmen^ die von den SehfUem abgezapft worden. 

Da« Volk erklärt den Pali-Xamen Udongs aas Grossrater 
nnd (ßr<nmuintter, die dort da« Feld bebaat haben. Aehnlich 
klügeln die .Siamesen an» A\nithia die Ur-Ahnen Ayn-Thaja 
lieranM and meinen^ Kangan • der Name der im Jahre 103 der 
Kra Thf'hana's oder 5-S^ A. D. gegründeten Stadt Ukalaba; bedeate 
f^rcrHUcherie ¥m:h:^. .So verhandeln Schleswiger Kind^reime 
Xiniv^' in LUnefeld n. MüllenhotT». 

In Krankheitj<tallen Hcblagen die Kambodier die Trommel 
nnd trinken >piritaoH(;n ( Arac oder Branntwein) am einen Zaa- 
U'Sftr, der anliewegiich in der Mitte sitzt^ das Kommen des Geistes 
(^Araej er^-artend« Zuweilen geschieht es^ dass statt seiner eine 
andere Pernon^ ineiftt ein Kind^; des Haases^ von Convalsionen 
er^rifr(rn wird and das Heilmittel angiebt. Den Arac, als Sehnti- 
geihteni oder Ilerr>en; stehen die böswilligen Dämone oder Kamoy 
gegenüber. Die Seele heisst Phra lüngk im Kambodischen. In 
Siani gelten die KanilK>dier flir besondere geschickt im Tenfel- 
auMtreil>en ^*j and sonstigen Zaubereien. 



*; f.«» Magir-ient «n Tongqiiin condaiseot an enfant malade poar aUar elMr- 
ther fton am« ft lui demander en quel infortun^ lieu eile ^tait detenae, afln de 
pofjvoir iVn d<flivrer et la ramener dans le corps du malade. 

**) After flpri II kling the pouessed woman with charmed water (in Ceylon), tke 
C'attadijra th^n spi^akii to her thus: „If it be true that demons muat obey king 
WUttaiminiiy, \f it be true, that Wissaroonnj^s power is great, if it be true, that 
tlie aiitliority of Wiisamonny, of tbe gods, and o( Buddha still prevails in the 
World, then I couimand thee demon, in tbe name of Boddha, bis priesta and his 
doctrines, to derjare, who thou art and why thou inflictett tbis hnman ereature 
In thiji uianner." Upon tbis tbe woman becomes stiU more frantic and mentiont 




Besessene. 285 

Wie in Japan die Vertreter des nationalen Göttergesclilechts 
als Kami verehrt werden, heissen die Schamanen auf dem Fest- 
lande Käme (Quam); und Oppert bemerkt, dass die Missionäre 
des Mittelalters durchgehend Kam (Priester) mit Khan (Fürst) 
verwechselt haben. Von Coirchan (in Caraeatai) bemerkt Ru- 
brnquis, dass Cair Eigenname ist, der Titel Chan einen Wahr- 
sager *) bezeichnet, indem alle Wahrsager Chan genannt werden. 
In Ceylon leiten die Capua den Ileroen-Cultus, wie die Cattadeya 
die Sühneceremonien der Dämone üben, und die planctarcn Ein- 
flüsse**) werden im System der Graha geregelt. 

Im Falle einer Besessenheit werden kräftige und mitunter 



the Dame ofsome demou, suchasCaln Takseya or Reeri Yakseya, adding : „I want 
an offeriog of a human sacriflce, I will not leave her without having one.** Tho 
offering being promised and water throwu iu her face, she recovers in some 
minates more. After some weeks, the promised offering (a cock being substituted 
for the hamao sacriflce) is given. If after this the woman agaiu shews Symptoms 
of demon possession, the demon is bound and nailed tu a tree. Wheu a Roman 
CSftthoUc is soffering nnder demon possession, the exorcism is performcd by the 
AnneTy (a native oflQcer of the Roman Catholic church) or, if he fails, by tho 
Roman Catholic priest himself. The cross and the Images of the Saiuts are shewu 
and the demon is charged in the name of the Father, the Son and the Holy 
Ghost, in the name of the Virgin Mary and of all the Saints to leave her. The 
woman is Struck across her back with the taii of a Skate flsh and if the demon 
ttUl resist, the beating is repeated. It is said, that with whatever strenght of 
arm the Asch tail or the cane be used, it will leave no marks of blows oii the 
woman*B back, and that even if there happen to be any, these will entirely 
diiappear in a few minutes, of the case be one if real demon possession (Dan- 
dris de Silva). Die Abyssinler heilen die mit Tigre-ter Besessenen durch Musik. 
*) Divinationibns, auguriis, aruspiciis, veneflciis, incantationibus , multum 
Intendunt. Et cum a daemonibus eis respondetur credunt quod deus ipsis 
loqoatnr, quem deum vocant Itoga, sed Comani Kam ipsum appellant (Plano- 
Garpin). Abulgasi spricht von zwei Camcamzut genannten Städten, von denen 
die eine an der Selenga, die andere am Jenisei (Ikar-Muran) gelegen. 

**) In the charm Kattu Maiidiram, used by the Annevy (the native offlcer 
of the Roman Catholic church in Ceylon) in the exorcism of demons, head , neck 
and throat are placed under the protection of the Father, the Son and the Iloly 
Gbost and nnder that of the powerful Commander, the Archaugel St. Michael and 
hia Bword, the left Shoulder under the protection of the Archangel Raphael and 
hia Bword, the right Shoulder under that of the Archangel Gabriel and his sword ; 
broast and back nnder that of all Saints, the navel nnder that of the twelve Apostles, 




286 Weitlich nnd füdlicli Tom kambodli^M 8m. 

etwa» handgreifliche Exorcisationen ^) yorgenommeiiy wie in Siam 
und Birma. Der siamesische San-Chao beiwt Ktom-Naktha im 
Kambodischen (Nak-8adeik ist König). Die Naktba oder Chao 
haben indess nicht in der Gapelle des Ktom-Naktha (San-Chao) 
ihren bleibenden Aufenthalt, sondern weilen in Bergen und Bäu- 
men; als die darüber waltenden Gottheiten. Die Kamoy oder 
Phi treten dagegen nach dem Tode eines Menschen als Dämone 
in Existenz und werden in Erinnerung desselben verehrt (wie 
die Phi pho Phi mehj. Ebenso wie Phi im Siamesischen hat 
auch Kamoy eine doppelte Bedeutung, einmal der Leiche selbst, 
und dann des abgeschiedenen Geistes. Die unstäten Creister oder 
Gespenster fPhi lok im Siamesischen) heissen Kamoi leb im Kam- 
bodischen, die Ho-du oder Wahrsager (der Siamesen) Kbru-miy, 
die Mo ja oder Aerzte (im Siamesischen) Khru tam bei den Kara- 
bodicm. 

Um Glück und Sicherheit gegen Krankheit zu haben, beten 
die Siamesen im San Chao zu dem durch das Tayek-Holz reprä- 
sentirten Cha Thi (Genius loci) oder den Phra-Phum, als den 
Geistern guter und mächtiger Menschen, die in der Erde leben, 
wo sie begraben wurden. Ausserdem pflegt das San-Chao das 
Bildniss eines Thepharakh (Schutzgeistes) zu enthalten, einen The- 
vada darstellend, mit einem Schwert in der Hand. Die Thepha- 
rakh wandern über die Erde hin und werden durch die Cere- 
monien des Cultus eingeladen, ihren temporären Sitz in der Ca- 



tbe private parte ander that of the 11,000 virgins, feet, legs, the soles of ihe 
feet, and the 20 flngers and toes with tfaeir nails ander the proteetlon of aU 
the Saints (de SiWa). 

*) Having told the god (Wahala Bandara Dewiyo) aboat the woman's being 
tormented by a demon, the Capna (in Ceylon) pata to her the qaettion: «WiH 
thoa, demon, qait this woman instantly, or shall I punish thee for thy ImpadeDceT* 
To this she sometimes replies, still trembling and shaking : „Tes, I will leave her 
for evor," bat more generally, she at flrst refüses. When this happeu, ihe 
Capua grasps in bis right band a good stoat cane and beats her most merciletily, 
repeating at the same time bis qnestion afid threats. At last after many blows 
have been inflicted, the woman replies. „Tes, I will leave her this InstaDt.* 
She then ceases to tremble and shake and soon recovers her reason, If indeed 
she has ever lost it, her fHends congratnlating themseWes oa the htppj neiiUi 
of their joamey (Dandrit de SUva). 




BietehA-thop. 287 

pelle zu nehmen, wo sie sich dann durch Einfahren in passende 
Medien zu manifestiren vermögen. 

Bei den Chinesen enthalten die Bunthakhao genannten Ca- 
pellen oder San-Chao den hieroglyphischen Charakter Sin (oder 
Chao) in riesigen Buchstaben, während auf kleineren Papierstreifen 
Gelübde und Gebete geschrieben sind. Jeder Mensch hat seinen 
Sin oder Schutzgeist, der durch die Erinnerung herbeigezogen 
wird, indem Vorstellung im Gedächtniss den Abwesenden herbei- 
ruft. Auch ttber jedes Haus oder jedes Boot'präsidirt ein schützen- 
der Sin. In jedem Bunthakhao lebt ein Wächter, der täglich 
die Kerzen anzuzünden hat und ein- oder zweimal im Jahre (be- 
sonders um Neujahr) Schweine und andere Essgaben opfert. Der 
auf chinesischen Schiffen der Seegöttin Mahachaophu geweihte 
Platz heisst Bali, wie auch die Kajüte des Capitäns, der Schrei- 
ber u. 8. w. Baiin ist eine bedachte Veranda auf den malayischen 
Inseln. 

Die Strasse zu den vier Hügeln von Retschathaba (Raxasab) 
oder Phra Rietcha-thop führt zuerst über Felder und dann zwi- 
schen Teichen hin, worauf man zu dem Gipfel emporsteigt, der 
mit Pagoden und Tempeln gekrönt ist. Es sind die Monumente 
der kambodisehen Könige, ihre Asche und Gebeine enthaltend. 
Eine Stein-Capelle auf dem ersten Abhänge enthält die Figur 
eines Thevada mit einem Köcher voll Pfeile und Bogen, neben 
einer zweiten, Phra Ram und Phra Lak darstellend. An den 
umstehenden Semä-Steinen sind Keulenträger ausgemeisselt. Wei- 
terhin gelangt man zu zwei Pagoden, auf einer Erhöhung ste- 
hend, von welcher sich der Blick über ein bewaldetes Land öffnet, 
mit zwei Bächen, die in den Fluss Udongs fallen, durchzogen. 
Zwei Nischen der einen Pagode sind mit sitzenden Figuren aus- 
gefüllt. In der andern Pagode leitet ein enger und niedriger 
Corridor zu einer mittleren Höhlung, in deren Dunkel zwei Bud- 
dhafiguren gestellt sind. In der Grösse der Ausführung steht Sigimuni 
(Shakiamuni) *) gewöhnlich dem Xina nach. Auf der Spitze findet 



*) S^mon ^it nne divinit^ celtiqae k laqaelle sacrlflaient aossl bien les 
MgniUves de Lyon, que les S^qaanes. II parait, qoe la colonie romaine de 
Plauens r«vslt reoonnu, et loi avait irlgf an temple i Tendroit, qn*o«ciipe 



r 



•>H8 Weadiffk nnd iddlkk vom 

jiirh «Mn4> von Elt^paant«^ zptraeene Pai^)«ie« und die Aasrnkt 
ninf;v)f^t eine Waldltäche mit dem Flna» :Tliale) in der Entfcr- 
nnn^. Am Horizont hebt i^i«rh rin^smm ein Kranz isofirter Hfigd 
heTvi>r. Mehrere r?tein-Ct*temen *ind aii!«^egnben. Alf der an- 
dern y^iie abi^teisrend. crilii man zwei Phraehedi neben denen ein 
ßnfidha anf der. wie in MeTi«!i> srewundenen. Sehlange sitzt. Sena, 
und hinter ihnen ideine Pra-^at. ^nehen nmher. Aof einer an- 
dern Terrai>i«e "«itzt in einer CapeUe die Fignr eines Xaktha mil 
mthem Ges»irht und weissen Zähnen, der ein Seepler oder abge- 
brr>ehene Kenle halt. Da» Piedestal war mit ehinesisehen Boek- 
fltaben ViefK^rh rieben. Kleine Rei^klompen waren anf Blättern 
davor niefler]£rele<rt. neh^t Bäncher^«leken. Weiterhin ntzt ein 
fk'hwarTer Buddha in einer CapeUe^ und dann ein weisser in der 
nächsten. Am Fasse der zu dem gn)€»en Both (Tempel) aof- 
leitenden Treppen steht eine Capelle mit der sehwanen Figur 
eiiK-s niederlie^enden 2^bn-0chsen^), Naktako genannt, don 
Gras in die vor^-setzte Steinkrippe hingelegt war. An den Thtt- 
ren des Tem|»els standen runde Steinsanlen in Kreisen hinter 
den das Fortal tni;?enden Steinpfeilern. Einzelheiten im deco- 
rativen Theile, sowie die aufgesetzten Thiirmehen erinnern an 
den sarazenisehen Stil^ wie er iseit den Seldscbukken) in Indien 
unter den Ghazneviden und der Pathan-I)}rna8tie sieh ansbildete. 
Eine Linie von ner Pfeilern an jeder Seite f&hrt im Innern zn 
der Riesenfigur eines sitzenden Buddha ^ Phra-Phntta-Attarass 
^der Gott von achtzehn Ellen) genannt Der Tempel ist aus 
Ziegeln auf einem alten Fundament porösen Gresteins anfgemauert. 
Der Reis zwischen den Seen giebt zwei E^ten, als Khao 
Prong. südwestlich von Panompeng sind zwei grosse Seen, in 



rantiqu0 ^gline de Haiiit-Pierre avec VinscriptioD Segemoni Sacr. (s. Monoier), 
w\n Marti Sfgem(*ni tn der Inschrift des Patenios. 

*) Das slawische Frnhlingsfest hiess Turica, und in aUen slawischen SpracJitn 
bedeutet Ttir (nach Jungmann) den Buclielocbsen. In Kiew wurde Tor als 
l'riap verehrt (s. Norlc). I Russi e Polachi conosceTano Marie col nome dl 
Tfiro (s. Kollarz). Im Mahabharatam wird Ton den 27 Lokapalas der der vier- 
nisftigen Thif<re di*m Nandi untergeben. Als Salankajanas begleitet Nandi den 
Tsaz des Hiva mit Musilc. Die Gimbrer Hessen auf ein ehernes StierbUd 
, Der Stier Usopharat ist das Vahana (Fahrzeug) SiTs's (Phra-Insnen's). 




Audienz beim Köuig. 289 

denen Ottern*) gelangen worden. Der ^nösste lieisst Teniplon- 
Kabü (BUffellager) und «HVnet sich diircli einen Kanal ni')rdlich 
von Panonipen^ in den FIiiss IJdon^. 

Bei der Küekkelir naeli meinem Quartier fand ieli einen Ge- 
Handten des Ki'miirs, dcu- l'ra^^en lies8, zu welcher Stunde mir Aiit 
Audienz belieben würde. leli antwortete, dass das in Seiner 
Majestät Belieben stehen würde, und wurde durch den rUckkeh- 
renden Boten ^^ebeten, ihm sogleich nach dem Palaste zu folgen. 
Nach dem Eintritte in das Thor der Ilolzpalissaden leitet eine 
zwischen zw^ei Teiclien hinlaufende Chaussee nach den Gebäuden, 
die für die Krönungsfeierlichkeiten aufgerichtet wurden. Üer 
junge Kruiig empfing mich in einem mit Tei)pichen belegten 
Gemache, nahm den an ihn geriditeten Brief entgegen und ver- 
Bprach jegliche Unterstützung. Er fasste mich dann bei der 
Hand, um mit mir durcli die gesdimückten Hallen zu gehen, in 
denen Mönche Weihgebete sprachen (suet mon), und mir die Zimmer 
des Schlosses zu zeigen. In einem derselben stellte er mich dem 
Biamesischen Residenten, dem Chao Myang Pachim vor, der her- 
gekommen sei, Kambodia **) zu bewachen. Das lieichsschwert 
(Phrakan) wurde in Procession umhergetragen. Im Hofe stand 
ein hoher Trauerwagen, auf dem die Leiche seines verstorbenen 
Vaters zur Verbrennung gettlhrt worden war, von der die Baulich- 
keiten noch dastanden. Der Palast wurde ül)erall renovirt,und der 
König bemerkte, dass Städte und Dörfer sämmtlich zerstört ge- 



^) Au einigen Orten heiUg, wie in Pegu die Schildkröten, al» Symbol 
Kassyapa's. Nach den Arabern sind die Süsswasser-Schildkroten Afrika's böse 
Oeisterf die mit der harten Schale ihrer Bosheit eine schwarze Seele umhüllen. 
Ottern (Nak im Siamesischen oder Paeh im Kambodischen) werden gezähmt in 
Bangkok gehalten. Sie finden sich im Flusse Kanburi, im Mahot, Tavasai und 
besonders beim Bahn Ruct dot, Wohnungen aushöhlend im unterirdischen Reiche 
des Pbaya Nakh. 

**) Slam hatte den Löwcnanthuil am kambodischen Tribut, während nach 
Cochinchina nur alle drei Jahre zur Huldigung gesandt wurde. Stämme , die 
iwei Oberherren zu Tribut verpflichtet sind (wie die Finnen den Schweden und 
Nowgorodern im XII. .lahrhdt. oder die Lappen), heissen im russischen Kanzleistyl 
AsocAaui^Bi (s. Lehrberg). Kt facta est pars perpetua inter Regem (de Plos 
•t Bigenses, ita tameu, ut Livones debitum tributum Regi persolvant anuut' 
tel Episcopns pro eis. 

Bastian, Reine in Kaiuboüia. IV. 1^ 




290 Westlich and aüdlicb Tom kambodifchen See. 

wegen seien, weshalb jetzt Alles erneuert werden mtisse. Er bot 
mir ein Logis in seinem Palaste an, gab aber anf mein Ansnohen, 
in dem Kloster bleiben zu dürfen, seine Einwilligung und sandte 
vier mit Gewehren bewafliiete Soldaten, um dort während der 
Nacht Wache zu halten (Jan. ^30.). 

Am nächsten Tage ging ich zu dem Phra-Alak oder Biblio- 
thekar, da der König befohlen hatte, mir das Archiv zu öff- 
nen. In den Hallen waren Vergolder mit Anfertigung von Zier- 
rathen beschäftigt. Als ich dem KCuiig meine Aufwartung 
machte, nahm er mich mit sich in die inneren Gemächer, wo er 
mich mit Cigarren und frischem Kokosnusswasser regalirte, wäh- 
rend chinesische Gaukler ihre Künste zeigten und dann theatra- 
lische Vorstellungen gaben. Knaben fochten mit langen Stangen, 
in Sätzen um einander herumspringend. Der eine wird von dem 
andern getödtet, und der siegreiche Held kämpft dann mit einer 
Schaar verschiedener Feinde, sie bald durch das Schwert, bald 
durch seine Fäuste besiegend. Dazwischen machte ein Komiker 
groteske Stellungen, und zuletzt sang der mit goldener Krone 
geschmückte Triumphator in heller Fistel sein eigenes Lob, 
während ihn Schwärmer und Handraketen umzischten. Der Kö- 
nig beklagte sich im Gespräch (das er mit mir siamesisch führte), 
über das unglückliche Schicksal Kambodia's, immerwährend von 
Kriegen zerrissen zu sein. Es sei beständig nöthig, neu zu 
schaffen und das zu Grunde Gerichtete frisch aufzubauen. In 
Bangkok dagegen stützten sich die Einrichtungen auf längeres 
Bestehen und gingen mit ihrem Anfang in das Alterthum zurück. 
Nach Louis wurde die Escorte des Königs von Camboze (1835) 
nur aus Frauen gebildet. 

Bald nachdem ich in mein Quartier zurückgekehrt war, kam 
eine Reihe von Trägem, die mir Geschenke des Königs an Früch- 
ten brachten. Ein im Palast angestellter Halbkast portugiesischer 
Abkunft machte mir im schwülstigen Pomp rhetorischer Floskeln 
die Mittheilung, dass ich in ihm die Blüthe des höchsten Adels 
vor mir sähe, und dass er, wie er dastehe, des Königs Majestät 
repräsentire, als sein mit specieller Mission beauftragter Ge- 
sandter. Da er sehr schmutzig und völlig betrunken war, rieth 
ich ihm, sich zunächst zu waschen und mir nicht meder in 



Ochscn-KeDDeii. 291 

solch schweinischem Zustande vor die Au^en zu kommen, wenn 
er nicht auf andere Weise entfenit zu werden wünsche. 

Der Abt hatte mich durch einen seiner Jünger l"Ür den 
Abend zu sich einladen lassen, und da er siamesisch sprach, 
hatten wir uns bald in ein Gespräch vertieft, bei dem die Stun- 
den rasch hinflössen. 

Im Botli der Phram neben einem Teiche im Palaste traf ich 
den Phra Jsapat genannten Lehrer der Brahmanen.*) Auf dem 
offenen Platze vor dem Palast wurde Rennen gelialten zwischen 
berittenen Büifeln und Ochsen, die an Wagen gespannt waren. 
Unter wehenden Fahnen und dem Vortritt der Soldaten wurde 
der König, mit einer Krone auf dem Haupte, aus dem Palast- 
tbore her\'orgetragen. Um die Güte der Ochsen zu erproben, mussten 
zwei Wagen im Trabe oder Galopp dreimal um den Kreis her- 
umjagen, wobei Reiter zu Pferde dicht folgten. War der eine 
Wagen so weit zurück, dass ein anderer dazwischen getrieben 
werden konnte, so hatte er verloren. Dem Thronsitz des Königs 
wurde jedesmal im vollsten Carri^re vorttbergefahren, und einer 
der Wagen schlug dabei um. Die ganze Ebene war mit Zu- 
schauern gefüllt, die durch eine Barriere zurückgehalten wurden, 
und Erfrischungen wurden in Karren oder aufgeschlagenen Bu- 
den verkauft. 

Der junge König ist etwas lebenslustig, und war schon so 
(trotz des bei Missionären genossenen Unterriclits) bei seines Va- 
ters Lebzeiten, der ihn einst in den Harem seiner Grossmutter 
eingebrochen und neben einer seiner Halbschwestern fand. Die 
Folge der ihm zudictirten Strafe soll er noch in Striemen auf 
dem Rücken tragen. Nach dem Tode des früheren Königs 
setzten die Siamesen den bei ihnen als Geissei lebenden Sohn 
auf den Thron, und aus den Empörungen seiner Halbbrüder, 



*) The employment of the Prohita-Brahaman (the hoasehold chaplain of the 
HinduB) was a practice maintalned by the Huddhist nionarehs iu Ceylon (Alwis). 
Ans dem GeremoDiell des kambodischen Hofes ist Manches in die Kangsprache 
SUms übergegangen, die dort gegen Höhere im Gebrauch war, wie in Java und in 

Mexico. 

19* 






292 Westlich und südlich vom kamdodischen See. 

die später gefangen und nach Bangkok geführt wurden, folgten 
verheerende Kriege. 

Die Heimath der Dscham ist in Tambong-Krum, östlich 
von Udong. Die im Dorfe (Phum) Tsehukso angesiedelten Dscham 
wurden wegen versuchter Rebellion dort angesiedelt. Ihre Zahl 
beläuft sich auf fünfhundert. Sie verehren die Sonne (Phra 
Athit) beim Aiifgange, und nennen ihren Oberpriester (oder Sang- 
kharat) Thueu (Meister oder Nai). Die Khek-Cham tragen kleine 
Mützen, wie die Khek. Die Dscham*) heissen bei den Cochin- 
chiuesen Hoi. Ihr Land wird als eine Insel im Ocean bezeich- 
net. Nach Rochon finden sich Goldgruben in der Provinz Cham 
beim Orte Phunrae (1744). 

Die Kha werden gefesselt in den Booten der Laos von Ba- 
thak nach Panompen gebracht und dann in Udong als Sklaven 
verkauft. Ein Erwachsener wird uugclahr mit 60 Bath bezahlt. 
Man liebt sie als Diener, ihrer Ehrlichkeit und Treue wegen. 
Die Kha sind dunkel von Farbe und mit hohem Spitzkopf. Zu- 
weilen finden sich Karlen, die dasselbe Land mit den Kha be- 
wohnen, unter ihnen, und unterscheiden sich durch ihre helle 
Farbe und schönere Kopfbildung. Für einen Kharien ist 70 Bath 
der Durchschnittspreis, obwohl sie nicht so kräftige Arbeiter sind 
wie die Kha. 

Ausser den Kha Ladeh (Radeh), die in festen Ansiedinngen 
leben, werden als Waldbewohner aufgezählt, die Kha So, Kha 
Chantu, Kha Oh, Kha Su, Kha Tampuen, Kha Ren, Kha 
Cherai n. A. m. 

Die Kha So, deren Heimath sich bei Myang Khong Kheo 
Mahasai findet (in der Nähe von Myang Lakhon Panom), ver- 
ehren die Geister ihrer Ahnen und setzen in Krankheitsfallen Ga- 
ben von Reis oder Geflügel vor den Hauspfeilem nieder, in de- 



*) Une colonie des Cham (Loi) est ^tablie siir la cote urienUle du golf de 
Slam. The wild tribe of the Gha-Vas between Kambodia aud Cochinchina ob- 
serves some precepts of Mahomedanisme. Los moutagnes, qui s^parent le royaume 
du Tonquln de celni de Laos et de Templre de Chine, sont habit^espar une colonie 
des Siamois, qui parlent une langue particuli^re (Qu^rard). 



•fe. 



Kha So. 293 

nen bestimmte Dämone ihreu Aufenthalt nelimeii. Aach den 
AmeisenhUgeln wird geopfert. 

Feuer : oij. 
Anzünden des Feuers : anju oij. 
Erl()schen des Feuers : kob oij. 

Wasser : doe. 
Es gicbt Wasser : doe mi. 
Es giebt kein Wasser : doe niai nii. 
Giebt es kein Wasser? : doe mi doe mai nii. 

Haus : vil. 
Kommen vom Haus ; xu vo vil. 
Gehen zum Haus : po t\\6 vil. 

Kommen woher? : po po to. 

Wo ist der Weg? : rena outimo. 

Wie heisst das? : dru anai. 

Warum nicht gekommen? : dru ma xu. 

Heute : tja ngai nai. 

Jetzt gleich : djie nai. 

Morgen : mahai. 

Monat : tjai. 
Kommenden Monat : tjai ta mai. 
Zweiten Monat : tjai jang. 
Dritten Monat : tjai tchau. 

Jahr : ngmo. 

Später sagen : un doun. 

Frlllier gesagt : un tung chuo. 

Vergiss nicht : xok kril. 

Mittag : jang nrai. 

Mitternacht : che dao. 

Stern : mandorr. 

Morgenstern : Dolireang. 

Mann : lagliuay. 

Frau : rapai. 

Kind : renen. 

Tochter : khonrapai. 

Sohn : khonrakhong. 

Bruder : xem sai. 



294 Westlich und sfidlich vom kainbodischen See. 

Enkel : chao. 

Gross vater : Diu 

Grossmutter : uai. 

Souue : manang. 

Moud : tschai. 

Himmel : melong. 

Blitz : melong phu xau (thriel). 

Donner : khrlim. 

Gewitter : khrlim ema. 

Büffel : cheliek. 

Ochs : dro. 

Pferd : tje. 

Hund : etjo. 

Gelb : luäng. 

Grün : kioh. 

Roth : pusau. 

Schwarz : trttm. 

Weiss : klok. 

Mutter : ilUah. 

Vater : mahung (ba). 

Zauberer : Malon. 

Aerzte : Mohau. 

Ist der Mann gekommen? : anni hüm xtt (xu). 

Noch nicht gekommen : püng pun xü bung. 

1 234 5 5 ThillO 

muai, bar, pei, pun, tschüng, tabat, tabul, tagol, take, jit, 
jit le muai, jit bar, jit pei, bar jit, pei jit. 

11 ' 12 IS 20 30* 

Bei den südlich von den Radch (in der Nachbarschaft der 
Rien lebenden Kha Tampuen, die die Khameu als Phrohmm 
bezeichnen, heisst 

Wasser — tahk. 

Feuer — unj. 

Baum — long. 

Sonne — matanai. 

Mond — kai. 

Kopf — tui. 

Auge — mueh. 



Kha Taropoen. 295 

Mund — piiarr. 

Sprechen — mang. 

Sehen — tai. 

Hand — tih. 

Fu88 — jung. 

Pferd — «zech. 

Elephant — niech. 

Mensch — pranüch. 

Priester — banana. 

Reis — peh. 

Essen — tschong puarr. 

Werde morgen kommen : tang pranau. 

Gestern gekommen : dok pranau. 

Bei den Xong, die sich selbst Song (Lasong oder Rasong) 
nennen, die Siamesen als Siem, die Khamen als Klohm bezeich- 
nend^ heisst: 

Wasser — Tahk. 

Feuer — Pleoh. 

Baum — Temnc (neh). 

Hund — Tschoh. 

Elephant — Kanai (knai). 

Rhinoceros — Rama. 

Büffel — Kapau. 

Fisch — Mei. 

Vogel — Chiem. 

Alligator — Korr. 

Tiger — Luway. 

Kopf — Tohss. 

Hand — Tih. 

Sehen — Tahng. 

Sprechen — Nyai. 

Gehen — Cheo. 

Fallen — Talack. 

See — Thanleh. 

Erde — Teh. 

Auge — Mat. 

Stein — Tmo (tamok). 



296 Westlieb iiiul südlich vom kambodisrhen See. 

Sonne — Tnei. 
Mond — Kang. 
Messer — Pelit. 
Brechen — Gocli. 
Gut — Klik. 
Berg — Nong. 
Schlafen — Th(^k lange. 
Vater — Kuhn. 
Mutter — Myng (Min). 
Solm — Kehn. 
Enkel — Xu. 
Grossvater — nainong. 
Grosselt(Tn — Nang. 
<irossinu1ter — nang khün. 
Dämon — KainoiJ. 
Haus — Tong (suk-. 
Knoelien — Khong. 
Blume — Pangneh. 
Betel — Mehl. 
Areca — Mak. 
Wolke — Pling. 
Stern — Stim. 
Gross — Tack. 
Klein — Kejt. 
Mann — Kaslliu (süm». 
Frau — Cham küm. 
Aelterer Uruder — Taling. 
Jüngerer „ - Mot. 
Gefliigel -- Lchk. 
Regen — Kania. 
Wind — Akiall. 
Knte — Da. 
Huhnerei — tum lehk. 
Frucht — pleh-nich. 
Wald - brih. 
Waldgebirge — clieo brili. 
Monat — Kang. 



Xong. 297 

Reis essen — haiib klon^. 

Zimmermaim — Xean^ tonich. 

Moi 1. 

Pra 2. 

Peh 3. 

Pon 4. 

Pram 5. 

Dam G. 

Kanul 7. 

Katih 8. 

Kasah 5). 

Rai 10. 
Dies Hans ist eines Ziinmemianns Hans : t^ngan tong nak xeang 

tonicli. 
Werde morgen kommen : Tseliam pang jib. 
Konmi liieher : Jib an. 
Wanmi kam er nicht? : Topihmo ko jib. 
Gekommen sein : Jib rouj. 
Es ist da : ihnn. 
Da ist nichts : ko ihnn. 
Es ist gethan : torr rouj. 

Die Xong (in Khao sabab, Khao kueb, khao kathat) leben 
in einer Entfernung von 4 — 5 Tagen von Pachim und strecken 
sich bis Chantabun, in den offenen Plätzen des Waldgebirges 
(unter 2 — 3 jährigen Veränderungen) siedelnd und Fackeln für 
den Verkauf an Siamesen verfertigend, sowie Honig und Wachs 
sammelnd. Ihre Niederlassungen oder Mu stehen in 9 — 10 Häu- 
sern zusammen; und der Chao khun von Chantabun setzt ihnen 
einen Häuptling. Sie sind durch Zwischenheirathen mit siame- 
sischen, chinesischen oder kambodischen Flüchtlingen gemischt. 
Auch sollen sie sich am Handgelenk tättowircn und an einigen Stel- 
len Mönche unter sich wohnen haben mit siamesischen Büchern und 
der Verehrung Phra-Phuttha's ergeben sein. Dennoch heisst es, dass 
sie in ihrer Heimath gewöhnlich nackend gehen und nur bei An- 
näherung von Fri^mden fortlaufen, um Kleider anzulegen, die sie 
entweder kaufen oder selbst aus Baumwolle weben. Sie opfern 
den Dämonen (^Phi oder Kamut) und errichten kleine Capellen, 



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298 Westlich and südlich vom kambodischen See. 

in denen sie einmal jährlich Gaben darbringen (sen), während sie 
sich festlich mit Hühnern und gebrannten Wassern regaliren. In 
jeder Mu wird eine besondere Feierlichkeit begangen. Wenn 
ein Tschong im Krankheitsfalle sich an einen Zauberarzt (mo 
oder nge)*wendet, so blickt derselbe prüfend auf eine spiegelnde 
Wasseroberfläche und erkennt an dort gesehenen Schatten- 
schwankungen das richtige Heilmittel (in der Weise, wie Aristo- 
teles den Traumdeutungen ihre Geltung lassen würde). Das 
Haar wird zum Theil in der kurz geschnittenen Frisur der Siame- 
sen getragen, zum Theil in dem buschigen Knopf der Lao, zum 
Theil mit einem chinesischen Zopf. 

Die Plejaden heissen sttm lehk, oder (bei den Siamesen) 
Dao Luk Kai (das Gestirn der Hühner*). Der Orion wird (von 
den Kha So) Dohrya ho genannt. 

Bei Aufzählung der verschiedenen Lao, als Lao Suay (^bei Sisa- 
ket), die Lao Phuen in Siengkvang, die Lao Njoh in Müang 
Lakong Panom (am Mekhong), werden die Lao von Viengchan 
als die Lao theh (oder ächten) bezeichnet. Die einzelnen Dia- 
lekte unterscheiden sich besonders in Anwendung der Betonungen 
wie z. B. die Lao Njoh Reis (Khao) in der siamesischen Weise 
aussprechen, die Lao Phuen aber verschieden. 

Die Lao Suay, die sich selbst Xuai (Euergetes) nennen, be- 
zeichnen die Juen als Kheo. Sie verehren die abgeschiedenen 
Geister der Vorfahren (phi pho und phi meh), indem sie Opfer- 
gaben von Hühnern oder Schweinefleisch auf einem kleinen Bretter- 
tisch, der an der Innenwand ihres Hauses befestigt ist, stellen. 
Früher trugen sie das Haar aufgebunden, wie die Juen, schnei- 
den es aber jetzt nach siamesischer Mode. 

Pferd — tsche. 

B^opf — ploh. 

Hand — ti. 



*) Das SiebengestirD der Plejaden heisst beim Volke allgemein die Glnck- 
henne (in Schwaben). Das kommt daher, weil unter den sichtbaren Sternen dieser 
Gruppe einer ist, nnd zwar der vorderste, der als Henne die kleinen Köchlein 
anffihrt und der zugleich alle übrigen Gestirne des Himmels zusammenlocken und 
zusammenziehen kann (Meier). Ebenso in England die Kfiken. 



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Lac Snay. 299 

Fuss — jttng. 

Haus — duug. 

Kleid — xüa. 

Kuh — takeug. 

Huhn — druai. 

Ei — dselL 

Regen — ma. 

Blume — piel. 

Arm — bleng. 

Schlange — kanai. 

Schlafen — bi langet. 

Sitzen — taku. 

Gehen — pa. 

Haut — sankall. 

Mann — khuai. 

Frau — kapoi. 

Kind — khanen. 

Mutter — ameh. 

Vater — apoh. 

Reis — doi. 

Wasser — da. 

Feuer — oili. 

Seilen — poeh. 

Wird morgen kommen — pa pana. 

Noch nicht gekommen — mlla bttn ba. 

Vergiss nicht — tchü kla. 

Die Buchstaben der Lao khom waren von Phra-Maha-Anon 
erfunden und später vervollkommnet durch Phra-Phutthakhosa, der 
sie dem priesterlichen Gebrauch reserWrte und für die Laien 
die Lao Xai hinzufügte. Die alten Bttcher der Khamen werden 
Khom genannt und die Buchstaben haben keinen Fuss (tiu) 
mit unterschriebenen Vocalen. Bali heisst Pari im Kambodi- 
Bchen. Kamoy sind Diimone, kambhut die vier Elcmentar- 
geister der Zehen an Hiindcn und Füssen. 

Die Khamen nennen sich selbst : Khamee. 

„ „ „ die Laos : Lioh (soh und kemau, als 

pung khao und pung dam). 



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300 WMtlirh nn<] i^udlirh vom kAinbodi«rheii Se^. 

Die KlianuMi nennen die Thai : Sieni. 
„ „ „ „ Thaiyai : Siem tlioui. 

„ „ „ „ Mon : Pohu. 

„ y, „ „ Chin : Tschehn. 

„ „ „ „ Birmanen : Pbama. 

„ y 9, „ Jucn : Pamau. 

„ „ „ „ Brahmanen : Phrahmaua. 

„ „ fj „ Klia : Panong (Kadeh oderSanireln 

oder Pnih. 
Die Lao8 von Viengehan betraten das Land als die Ersten,*) 
und Ikji ihnen fanden sieh Khamen von verschiedenen Seiten ein, 
kommend und gehend. 

In der Sprache der Lao Njoh bei Phanom (phi^ unterscheiden 
si(!h manche Worte von dem Siamesischen. 

sau — anhalten (jut im Siamesischen), 
kabong — Fackel (thai im Siamesischen), 
vau — sprechen (phhut im Siamesischen). 
Das Siamesische x wird wie s gesprochen 

sang statt xang, 
suai ^; xuai; 
femer bi „ phi (phi stta), 

„ het „ ret (ßhinoceros). 
Pfeffer heisst Prik jai (prik thet im Siamesischen). 
Mais heisst Sali (khao pot im Siamesischen) aus dem Pali. 
Kürbiss heisst Nak mo (fak thong im Siamesischen). 
Kopf heisst khi kua (takua im Siamesischen). 
Eidechse heisst ki kiem (chingchok im Siamesischen). 
Ccntipcd lieisst ki keb (takhab im Siamesischen). 

Der Dao thai oder das Gestirn des PHuges bei den Siame- 
sen (Sao cay oder Pliugstern im Annamitischen) heisst bei den 
Lao Dao llao oder das Gestirn der llaubenschlange (als der 
Orion), der Dao luk kai oder das Gestirn der Henneu-Kinder; 



*) Les niontAgnards de la province qui confine a ceUe dTunnan en Chine 
pr^tendent i^tre le plus ancien peuple de ce pays et s'appeHent pour cette raison 
Quan-to (Pancien peuple). lU regardent les autres Tonqiiinois comme des colonies 
des ChinoU. Us ont nne langne diff<^rent (Paver). 



» 



Thai. 301 

heis8t das des HtihnerheerK (dao kai uoii Den grossen Bär nen- 
nen die Kanibodier das Crocodü. 

Die Lao feiern nur einNeujalir (Snng kan kam) im tUnften 
Monat, und das neue Jalir lieisst Sang KIian-Kham, der Eintritt 
der Regenzeit. Wenn Kinder vor dem Zalnidurelibnicli sterben, 
werden sie begraben (statt verbrannt), ebenso an schwerer 
Krankheit Erliegende im Walde, fern vom Dorfe. Ein mit Zäh- 
nen oder anderen Zeichen eines Dämonen geborenes Kind wird 
in Ceylon an einen Baum genagelt. 

Die Lao in Viengchang nennen sich selbst Thai, ebenso wie 
die Siamesen, während sie von diesen als Lao bezeichnet wer- 
den. Thai Ciengmai sind bei ihnen die Lao von Xiengraai, 
Thai kha die Kha, Thai Lava die Lava u. s. w. Ihre Sprache 
gleicht der Siamesischen, nur dass die Betonungen in anderer 
Weise ven?v^andt werden. Einige Worte sind indess verschieden; 

Preh — Kleider (pha im Siamesischen). 

Ai — älterer Bruder (phi im Siamesischen). 

Uay — jüngerer Bruder (nong im Siamesischen). 

Aeoh — singen (rong phleng im Siamesischen). 

Meh tao — Grossmutter (jai im Siamesischen). 

Pho tao — Grossvater (ta im Siamesischen). 

Huay — Fluss (menam im Siamesischen). 

Khttn hot — sich erinnern (nük thüng im Siamesischen). 

Phu — Berg (phu khao im Siamesischen). 

böng — sehen (du im Siamesischen). 

wau bhasa thai dai bo? — Sprichst Du die Thai-Sprache V 

(put bhasa thai dai im Siamesischen). 

Wenn von Thai khamen, Thai Phama, Thai Khek, Thai Chek 
gesprochen wird, so nennen sich die Siamesen selbst Thai theh 
(die ächten) und erklären Thai als khon phu di (einen Edelmann) 
oder Phollarüen als einen Hausbesitzer, der weder Kha*) (Diener) 
noch Sklave (That) ist. 

Bei den Laos herrschte die weibliche Linie vor, und das 
auf Pandaia (der mit ihrem Vater vermählten Tochter des 



*) Der Volksname trägt die doppelte Bedeutiiug, wie Slawen oder Sklavonen, 
Qtien, Daken u. s. w. 



302 Westlich und südlich vom kambodiscben See. 

Hercules) zurttckgeflihrte Vorwalten der Frau unter den Pandae *) 
findet sich in der Polyandrie der Paudn. Nachdem der Held 
Kegava mitKama diePandava**) in Indraprastha (der im Klian- 
dava- Walde erbauten Stadt) angesiedelt hatte, zog er nach Dra- 
ravati zurück (nach dem Mahabharata). Ueber Pandya-desa 
herrschte Pandya (Akriva's Sohn). Pandya in Sttdindien begriff 
Madnra und die Provinz Coimbetore. Das alte Reich Kala- 
minha wird auf die Peguer oder Mon***) bezogen. 

In der Nähe von Myang Lu«ang Phrabang und Viengchan 
sollen sich alte Monumente finden, die aber nicht (gleich denen 
von Patai Sanian und Nakhon Vat) aus Steinen, sondern aus 
Ziegeln erbaut sind. Die zwischen Kabin und Thasavai gelege- 
nen Grenzstädte werden von Laos bewohnt, die zum Anlegen von 
Landstrassen nach der Zerstörung Vieugehan's dort angesiedelt 
wurden. FrUl)er waren die Lao, wie die übrigen Nachbarländer, 
von Korat abhängig. In der Sprache der Laos hat sich noch 
die Vervielfachung 7) der Worte für einzelne Modificationen erhal- 
ten, ehe sie in Generalisirungen aufgehen. Ihre Dialekte sind 



*) In Betreff der Sogdianischen Stadt Panda bemerkt Lassen, dass Panda 
für dessen Bedeutung „weiss^ sich im Sanskrit keine Wurzel findet) ursprünglich 
der Eigenname des aus dem Norden eingewanderten Konigsgeschlechtes gewesen 
sein konnte, das im Sanskrit später Arjuna genannt sei. Unter Augustus wird 
ein Paudion als filog Avyovarov und von Strabo eine Gesandtschaft des Pandion 
nach Rom erwähnt (s. Schwanbeck). Pandia (Ttatnaty rcav deofp firirrjQ) war 
Tochter des Zeus und der Mondgottin (Seleue), und dem Zeus, als aller Gotter 
Vater, wurden die Pandia in Athen gefeiert. Pandu herrschte über Kurudesa. 

^*) Drau päd i, Tochter des Königs Drupada der Panchala, hiess gleichfalls die 
Schwarze oder Krischna. Dem Judhisthira wurde noch die Devika, Tochter (des 
Königs der (ibi (StßaC), vermählt. Pandion war Sohn der Pasithea. 

***) £n Kouangsi habiteut les nombreuses et anciennes tribus ind^pendantes 
des Pho, des Lo et des Man, chez lesquelles las nouveaux souverains mongols 
de la Chine «tablirent des Directions de paciflcation (fanousse) sous la d^nomi- 
nation g^n^rale de Magistrature des Man, qui ob<*issent anx Yuen ^trangers 00 
barbares, bemerkt Pauthier, der Marco Polo's Tholoman durch To-lo-man (let 
nombreux barbares Lo) erklärt, als Lo oder Lo-man. 

t) The Kasians are very lavish of words to express their most common ideas 
and often make use of terms very specific in their application. For instante ths 
Word „to wash^ has no less, than six synonymes in this langnage, as tat (to 
wasb the bauds), bata (the face), sieh (the head), sum (the body), kling (a TeMal)| 



Karen. 



303 



vielfacli, ebenso wie die der Karen, von denen icli über die am 
Yunsalem folgende Worte erhielt: 

Haus — hih. 

Gehen — beir (lay). 

Kommen — hai. 

■ 

Reis — hntah. 

Baum — thay, bei den Sgau : the, bei tlcn Pwo : theing, bei 

den Hhgai: theu. 
Bilft'el — Panah, bei den 8gau: pana, bei den Pwo: pana, 

bei den lihgai: panay. 
Ziege — niaytelay. 
Tiger — botuh, bei den ögau: bothao, bei den Pwo: khe, 

bei den Bhgai: taypaclie. 



Elephant 


— kasoh. 


Fisch 


niah. 




Banane - 


— takwuithah. 


Kürbliss 


— luhkaethah. 


Paddy - 


- buk. 




Tabak - 


- nia 1 


^ou. 


Silber 


kyeh. 




Gold 


tuh. 




Priester - 


— Tsotho. 


Karenni 




Shan 


tho (oder htye) 


nan 


Uli 




pleih 


lay 




hin 


moh 




<*anwan 


hih 




hun 


miattoh 




nuin 


deingnu 




I)tah 


klah 




pei 



Thoungtn. 
tih — Wasser, 
niili oder me — Feuer, 
la — Mond. 

muh oder mll — Sonne, 
lan — UauH. 

tide oder tilentu — Sehen, 
andoh — Sprechen, 
loch — (ieh<Mi. 
Die Gaundo iin Lande der Karenni begraben in Hosen. Die 
Karenni verehren nur den Hinnnel (mo-ih) und die Krde (heh), 



uit (the clothes). The Kassias iiiake iise of a large iiumber uf iiieiguiflcaDt par- 
tlcleB as ba, nah, tech, niost of which are uierely euphouic (s. Robinson). Die 
drei ersten Pronomina sind Nga, me oder pba, und u. 



304 Westlich uod südlich voio kan»b<u1igr.hen S««. 

weil sie nichts Anderes llirchteu. Die Gottheit ist Butschih. Den 
Nat Gaben bringen heisst Lo-ih. Die Thungthu bezeichnen die 
Nat als Kndan. 

In der Si)niche der Paloang (die sich selbst Ta-ang, die 
Birmanen Berane, die Shan Szeani, die Khyen Khan, die Chine- 
sen Kay nennen), heisst: 

Fener — ngrar, bei den Khyen: aitab. 

Wasser — ohni. 

Sonne — za-gna. 

Mond — kiarr. 

Baum — heh. 

Sehen — jout. 

Gehen — hau, bei den Khien: tein. 

Kommen — wing. 

Gut — hmumb. 

Schlecht — zau. 

Himmel — pleng. 

Gott — Pra. 

Priester — Sabun. 

Dämon — Ganara. 

Tempel — Sadi. 

Thee — miam. 

Fürst — hokam. 

Häuptling — Kunsa. 

Mann — hi, bei den Khien: panganioh. 

Frau — ipau. 

Gut — hmumb. 

Schlecht — zau. 

Stern — samain. 

Tag — juum. 

Nacht — zegnay. 

Stein — mau. 

Fluss — miet. 

Pferd — bran. 

Kuh — mo. 

Roth — ruing. 

Weiss — bloh. 



PaloDng. 306 

Schwarz — wang. 

Berg — zunlal. 

Stadt — kühn. 

Ei — ngaau. 

Vogel — sibr. 

Warm — meitt. 

Kalt — katt. 

Bei den Shan, die sicih selbst Tai-haiin nennen und bei den 
Palonng, die die Khyen als Tsehan bezeichnen, Tai genannt 
werden, heissen: 

die Karen : Tschauk, bei den Taleing oder Mon : Kareng, 

bei den Thoungthu : Yang. 

die Chinesen : 'f schay, bei den Taleing oder Mon : Kerok, 

bei den Thoungthu : Khay. 

die Birmanen : Man, bei den Taleing oder Mon : Kameah, 

bei den Thoungthu : Man. 

die JSiamesen : Junkschan, bei den Thoungthu : Pachoton 

(Yudia). 

Bei den Karen-ni, die sicli selbst kaya nennen, heissen: 
die Birmanen : Mia, die Chinesen : He, die Karen : Kalo, 
die Thoungthu : Piahou, die Shan : Pieh. 

Ueber die Sprache der Sthieng erhielt ich von einem fran- 
zösischen Missionär folgendes Vocabularium : 

Wasser — dahk. 

Feuer — unj. 

Baum — temtjü. 

Tiger — kla (kambodisch). 

Elephant — roej. 

Pferd — sze (kambodisch). 

Mensch — benih. 
• Mann — du clö. 

Frau — du uhrr. 

Kopf — bohk. 

Auge — mat (pe mat). 

Sehen — sao. 

Sprechen — la. 

Unterhaltung — sengaic. 

Baitian, KeUe iu Kuubodia. IV. 20 



306 WosUich uud südlich vom kanibodiscbfii See. 

Sonne — narr. 
Mond — keih. 
Sterne — semenjh. 
Dorf — poh. 
Gut — klcnje. 
Schlecht — apeh. 
Nicht gut — pou klenje. 
Furcht (fllrchtcn) — hpung. 
Liebe (lieben) — stirlcnj. 
Berg — buom. 
Himmel — trohq. 
Dämon — brah. 
Vorfahr — iaou. 
Vater — mom. 
Mutter — meij. 
Aelterer Bruder — iemm. 
Jüngerer Bnider — oh. 
Enkel — khon sao. 
Thier — paij. 
Bananen — priht. 
Blumen — kao. 
Reis — pien. 
Kauen — sa. 
Essen — sum pien. 
Büflfel — peh krepü. 
Huhn — peh (paij) ihr. 
Crocodil — krebtth. 
Papagei — teth. 
Salz — boh. 
Jahr — snam. 
Finger — englau. 
Hand — kon tili. 
Daumen — me tih. 
Zeigefinger — englau boh. 
Mittelfinger — chin ham. 
Ringfinger — kon sarr. 
Kleiner Finger — kon teth. 



8thieiig. 307 

Fortgehen — duli. 
. Morgen kommen — luauwih. 
Gestern angelangt — dctj tat Iioij mobonau. 
Von dem Dorf kommen — lu a poli. 
Zum Dorfe gehen — han a poh. 
Thcilung der Früchte — tatjiek oii bou. 
Ich — heih. 
Du — mainah (im Masculiu). 

eih (im Feminin.) 
Er — pang. 

Die Vergangenheit wird gebihlet, indem man detj vor und 
hoij hinter das Verbum setzt. 

1 )l 3 1 6 (i 7 HO 

mouoi, bahr, peij, puohnn, prahni, pravv, pohk, hpahm hzin, 

10 20 30 100 

jematt, bahrjet, peijet, riang. 

Gleich den Ladeh, Banar, Charai, 8edan leben die SthUng 
in langen Häusern, die auf Leitern erklettert werden (wie im 
Gebiete der Apaches). 

Die durch die äussere Palissadenreihe eingeschlossene Area 
enthält einen grossen Theil verwüsteten Landes, innerhalb welches 
Udong dreimal seinen Platz gewechselt hat, so dass Jetzt neben 
der wirklich existirenden, als neuesten »Stadt, die Trümmerstätten 
zweier früheren eingeschlossen sind. An den Ecken des Walles 
finden sich Thümie, und in dem Tempel eines der dortigen Stcin- 
Prasat sah ich eine grosse Buddhafigur. Ehe der Vater des 
gegenwärtigen Königs seine Residenz nach Panompeng verlegte, 
von wo er erst später nach Udong zurückkehrte, stand der Palast 
auf der Stelle des jetzt sogenannten Vang kao (das alte Schloss), 
neben dem die Ruinen des Vihan erhalten sind, der zu dem an- 
stossenden Kloster gehörte. In der Nähe trifft man einen andern 
Vihan, wo in alten Zeiten ein Phra mächtiger Gewalt aufgestellt 
gewesen sein soll. Seitdem ihn aber die Siamesen fortgeführt 
haben, ist nur ein Chao übriggeblieben, der freilich noch immer 
stark genug ist, die Wünsche des gemeinen Plebs zu erfüllen, 
und deshalb von solchem auch fortfahrt Verehrung zu empfan- 
gen. Die Siamesen unterscheiden Chao sing oder Besessenheit 

20* 



308 Westlich und südlich irom kambodischen Se«. 

durch einen Genius von Phi sing ju, das Einfahren eines Teu- 
fels. Auf dem Platze des alten Palastes (Yang Khao oder Yang 
Xa) wurden die Bilder eines Boht an der Thdr durch Stein- 
löwen bewacht. 

Bei dem vielfachen Wechsel der Residenzen hat man zur 
Sicherheit die Keichsinsignien nach einer abgelegenen Sumpf- 
stadt Balai gebracht, wo sie von den Brahmanen gehtltet 
werden. Der König von Pegu (sagt Balbi) ftlhrt eine grosse 
Hoflialtung, liat etliche unterschiedliche Wachen, und sonderlich 
einen inwendigen Hof stracks gegen den Ort, da er aus und ein 
zu gehen pflegt, von vielen ßramas oder Soldaten, dieallesammt 
auf der Erde sitzen und ihre Rüstungen auf einer Stange vor 
sich haben (1580). Auch sind die Brahmanen besonders in den 
Mantra's*) bewandert. Die siamesische Yorgeschichte deutet auf 
eine Herrschaft, älmlich der im nördlichen Kerala eingeführten 
Brahmanen, die später an der Stelle ihres dreijährigen Yorstandes 
einen Häuptling aus der Kriegerkaste ernannten. 

In trockenen Plätzen werden die Maulbeerbäume vier- bis 
sechsmal im Jahre beschnitten, aber in anderen nur zweimal, 
einmal nach der Ueberschwemmung und einmal gerade vor den 
Regen. . Die jungen Blättchen werden dann , eben nach dem 
Hervorsprossen, abgepflückt, um die Würmer zu füttern. Die 
Eier kommen in 10 Tagen aus. Die Würmer werden ganz 
mit Blättern bedeckt und fressen für 80 Tage, in welcher 
Zeit ihre grüne Farbe zu einer gelben wechselt. Dann sind sie 
reif und werden auf Gitter gelegt, wo sie sich einspinnen. 
Nach 10 Tagen kommen die Schmetterlinge hervor, also am 



*) According to the Ceylonese Drahma liimself was the original antbor of 
rharms, but the science was afterwards ainplifled by nine Irsbis or learned pundite, 
who lived in India. It is divided iuto 8 difTerent parts orCarma l) Mohona(the 
power of inducing swoons, 2) Stambana (illicit sexual intercourse), 8) Otchatina 
(expulsiun of deiuous), 4) Aakarsaua (compelliug the attendance of demous), 
5) Wibeysana (destruction by discord), 6) Mnrana (causing death), 7) Tambanaya 
(power of imprisoning), 8) Paysaua (power of ciiring diseases). Die Birmanen 
sprechen viel von dem Verlust der vierten Veda voll mächtigster Zauberkraft w1« 
das sechste und siebente Buch Mosis, das iu Tübingen an Ketten liegt (Dich 
Meier) gleich der Schrift der Jainas (nach Tod) im Tempel von CblDtamuii. 



Seidenwürmer. 309 

50. Tage. Wenn zur Verfertigung von Seide bestimmt, wird 
der Coeon am 2. oder .'). Tage seiner Bildung (am 42. oder 
43. Tage) durch heisses Wasser getödtet und dann abge- 
sponnen. Die weissen Coeons werden geringer geachtet als die 
gelben, die gebleicht werden kr)nnen, indem man sie im Wasser 
mit Alaun macerirt und dann der Sonne aussetzt. Um blau 
SU fiirben wird Indigo gebraucht, zur rothen Farbe der Lak. 
Grün wird aus Gelb und Blau gemischt. Die Seide wird von 
Pauompeng sowohl nach Saigon, wie nach Bangkok verführt. Auch 
in Annam wird Seide*) gezogen. 

Von den Früchten des Somrang-Baumes wird ein wachs- 
ähnliches Oel extrahirt und mit Bienen wachs gemischt, um Ker- 
zen zu verfertigen. In den Bergwäldern wächst der Sullah ge- 
nannte Baum, aus dem die Wilden eine Wachsart gewinnen, die 
sie nach Destillation in Bambus von der Form der Kerzen ver- 
arbeiten. Die verschiedenen Arten der Bananen können sclion 
vor der Frucht an den Farbenschattirungen der Blätter und des 
Stammes erkannt werden. Die rothen Samen der Xamphu-Frucht 
(Jambosia) werden mit der Asche einer dornigen Pflanze ge- 
mischt, um eine dunkelrothe Farbe zu geben. Durch Zuftigung 
von Lak wird ein gelbliches Roth gewonnen. 

Die Kambodier haben oval gerundete Köpfe, breite, aberzugleich 
in die Länge gezogene Gesichter, und sind ungeschlacht in ihrer 
Haltung, indem der Oberk()rper unverhältnissmässig lang, die 
dicken und gekiümmten Beine zu kurz sind. Das Weisse des 
Auges scheint blendend her\'or, und die Haare neigen zum Kräu- 
seln. Der Mund ist breit und weit, die Stirn herUberstehend, die 
Nase niedergedrückt und stumpf. Doch finden sich, wie in jeder 
Race, alle Arten von Physiognomien, aucli gerade oder Adler- 
nasen sind nichts Seltenes, obwohl die Nasenlöcher fast durch- 
gängig erweitert sind. In Vergleich mit dem durch die Fluthen 
nördlicher Einwanderungen mit neuen Scliichten tiberdeckten Siam, 
blickt in Kambodia deutlicher die ursprüngliche BeviUkcrung 



*) Les cocons Bout petits, de couleiir jauiie et oDt uue apparence grossiere. 
La Serie des operatious qui constitueiit iVIevage da ver k soie et la prodiiction 
de» cocoDS et de la graine »'accomplit en uiie periode de 45- 5() jours. Les 
Mofs De se gardent qne dix joiirs, ils ^closent ou bout de ce temps. 



310 Westlich ond südlich Tom kambodischen See. 

hindurch, die aus ihrer früheren Verbreitung über das benach- 
barte Festland und die Inseln jetzt nur in isolirten Tfümmer- 
resten hervorsteht. 

Das Durchbohren der Ohren, um Schmuck hineinzustecken, 
findet sich in Kambodia jetzt nur bei den Frauen. Im vierten 
oder fünften Jahre werden ungefähr fUnf HolzstUcke in das Loch 
eingettlgt, und ilire Zahl jährlich vermehrt, bis sie im fünfzehnten 
Jahre auf zwölf bis dreizehn angewa(»hseu ist. Nach Verdienst 
besonders Begierige machen auch wohl gleich im Beginne eine 
grosse Oeflnung, indem sie einen Keil hindurchschlagen. Wenn 
dieser Keil, in's Wasser geworfen, untersinkt, so ist es ein böses 
Omen, dagegen aber zeigt er schwimmend Glück in der einge- 
schlagenen Richtung au. 

Die Bibliothek im Kloster war ziemlich gut verschen, da der 
Abt, der in Bangkok studirt hatte, bei seiner Versetzung von 
dort eine Bücherladung mitgebracht hatte. Mit den Archiven im 
Palast war es indess schwach bestellt, da unter den steten Kriegs- 
wirren die meisten Documente untergegangen waren und eine 
grosse Zahl ausserdem bei dem Brande des alten Palastes zer- 
stört sein sollten. 

Der Inbegriff der heiligen Schriften wird von den Buddhisten 
als der Ausdruck des Dharma (des Gesetzes') verehrt, des von 
Buddha gesprochenen Wortes. Nach Roth bezeichnete Zedek 
(Sydyk) oder Gerechtigkeit (als deren Kinder die acht kosmischen 
Gottheiten genannt werden) die Urgottheit der Weltordnung. 
Pali meint zu schützen und zu bewahren, nänUich den Inhalt der 
religiösen Bücher. Die Heiligkeit der Dhamma verknüpft sich 
mit der jeden Buches*), und in China bilden sich (nach Doolittle) 
Schriftpapier-Gesellschaften, die Träger in der Stadt umherschicken, 
um alles alte Schreibpapier zu sammeln und dann feierlich zu 
verbrennen. 

In der Kenntniss des Dharma liegt die volle Harmonie der 



*) Der Missionär Boardmaii fand (1828) bei seinem ersten Besuche Tavoj^s 
unter den Karen der dortigen Provinz ein en^Iisclies Gebetburli, das sie, ohne 
Beine Bedentiiiig zu keunen, als hoiies Ileiligthnm verehrten. Sie waren auFserdem 
elf Jahre früher von einem niohamedanischen Russer besucht worden. 



Predigten. gj^.j 

Erfüllung, die dem noch nicht dahin Ziirttck{?ekehrten mangelt, 
nnd 80 Bah auch Anaximander in der Entstehung der Welt eine 
Art Abfall (wie er sich in den allmäligen Emanationen des per- 
sischen Gnosticismus zeigt) und nannte sie deshalb eine Beein- 
trächtigung (Adikia). Aehnlieh den dreissig Aeoncn der Valen- 
tinianer strömen die Dhjani aus Buddlia aus. 

Den Predigten Buddha's lauschen, ausser Thevada und Phrohm, 
auch Kumbhas, Nagas, Kinari und andere Fal)elwesen, wie den 
heiligen Antonius die Satyr illr sich und die Faune um Für- 
sprache bitten. Asvagosha predigte den Pferden, und noch 1T84p.d. 
kniete, nach dem Zeugniss eines Kapuziners aus Appenzell, ein 
Esel vor der Hostie (s. Schlr»zer). Der Philosoph Animonius be- 
sass (nach Photius) einen Esel, der sein Futter unberührt Hess, 
wenn er Gedichte vorlesen hörte. Von Pythagoras sagte man, 
dass Ochsen und andere Thiere ihn verstünden. 

Von den Dhyana ist das Fünfte zu vermeiden, als über die 
Grenzen transccndentalisch hinausführend. Für die mvstischen 
Hebungen der Kasina dienen Patliavi (Erde), Apo (Wasser), Tejo 
(Feuer), Wayo (Wind), Nila (blau), Pita (Goldfarbe), Lohi'ta 
(blutigroth), Odata (weiss), Aloka (Helligkeit) und Akasa (der 
Raum). Nach den Trai-Phet ging die Entstehung 
des Phalaikan-lom (des primitiven Windes der Zerstr>rung) 
„ Phalaikan-phlöng „ „ Feuers „ „ und 

„ Phalaikan-nam „ „ Wassers „ „ 

der Schöpfung der Welt vorher. 

Die Palibücher sind zuweilen in siamesischen Schriftzügen 
abgefasst, besonders solche, die die fllr Gebete üblichen Fonueln 
(Mon) enthalten (z. B. das Chatunibat-Angkhutarauikai) , und 
zwar geschieht dies zum Besten der Frauen, da dieselben durcli 
den Versuch, die heiligen Charaktere (Kh(mi) der Religionsschriften 
zu lesen, eine grosse Sünde (bab) begehen würden, und in Folge 
der diesen innewohnenden Kraft (Rith) sogar gefiihrliche Be- 
schädigungen davontragen miichten. Eine besondere Art, die 
siamesischen Erklärungen der Palibüclier zu schreiben, heisst 
Nongsü-Sab und ist aus beiden Sprachen gemischt, da die Pali- 
Buchstaben durch neue Zeichen ergänzt werden müssen, um alle 



'*■ . ■ i- 



312 Westlich und sudlich vom kambodischen See. 

die Cliaraktcro des reichhaltigen Veniaciilar-Alphabets wieder- 
geben zu können. 

Die jetzt NongsU genannten Blleher werden als Banuang 
(Baumblätter) erkiHrt, finden sicli aber Nongsü geschrieben, als 
ob bemalte Felle bezeiclinend. Die NangsU-So sind alte Charak- 
tere, wie sie bei Ornamenten an Schiffen und Gebäuden ge- 
braucht werden. Eine abgekürzte Schreibart, die sich noch zu- 
weilen in alten Manuscripten findet, heisst Tua-Jo. Nach der 
Papancha-Sudani war der Brief, worin König Bimbisara von 
Rajaghaha dem Könige Pukkusati von Takkasila die frohe Bot- 
schaft von der Erscheinung Tathagata's verktlndete, mit vier- 
eckigen Buchstaben roth auf ein Goldblatt geschrieben (s. Alwis). 
Die Birmanen graben auf den in Pagoden niedergelegten Silber- 
platten die viereckigen Charaktere der Kyouktsa ein. Xieng*) 
(hübsche Ameise) wird in den alten Charakteren, die nicht, wie 
die jetzigen Siams, gerade sind, als Xeh (schräg) erklärt. Nach 
dem chinesischen Gesandten glich die mittelalterliche Schrift 
Kambodia's der Hoie-hu oder Uiguren**). Alte Schriften Siams 
sind oft voll von Laos-Ausdrücken, und das Tamra-Xang (Lehr- 
buch über Elephanten) genannte Werk entliält eine Menge kam- 
bodischer Wendungen, deren siamesische Bedeutung in der von 
mir gesehenen Ausgabe mit späterer Handschrift zwischen den 
Zeilen zugefügt war. Die Raxasab oder kiuiigliche Sprache 
wurde in Lophaburi durch die Parohit ausgebildet, besonders in 
der Regierungszeit des Königs Narai, und enthält viele Kham 
Xava, die aus den Büchern der früher häufig Krung Kao (Ayuthia) 
besuchenden Khek Xava (Javanesen) stammen. Die NongsU Sab 
enthalten in den Rangsprachen die hochtrmenden Phrasen, die 
ftlr Dramen (Lakhon) oder andere Zwecke den Hofdialekteu von 
Kamphuxa (Kambodia) oder Xava entnommen sind. In den iu- 



*) Auch alte Bezeichuung fOr Stadt. Marah Silu grAiide te die Stadt Semadra 
(Samatra) auf dem Hügel, wo er eine grosse Ameise gegessen. 

**) Les alphabets barman, le Rakham et le Bali d'Awa soiit cenx, qui «fltent 
la plu(» grande conformit^, surtout ce dernier qiie la forme carr<^« de ses Clement 
xapprorbe de IVcriture, attribuee a Passepa. 



■:^L:- ^ 



Pali-Bocbstaben. 313 

dischen SehauRpielcn werden von den Personen verschiedene 
Yolksdialekte geredet, nnd ein künstlicher von den Pisachi. 

Zur Verbesserung des siamesischen Alphabets wurde Sipra&u- 
Maharatkhru vom Könige berufen. Das von dem jetzigen Kö- 
nig erfundene Alphabet ist von ihm Aryakakkharang oder Arija- 
Akkhara (Buchstaben der Arj^a oder Heiligen) genannt, und soll 
gleichzeitig fllr die Uuciist^iben der Alpliabete im Pali, Siame- 
sischen und Englisclien dienen. 

Die siamesisdien Charaktere des Pali*), als von Kambodia 
gekommen, lieissen Akkhara-Khom, und differiren etwa« mit 
den in den Laos-Liindern gebräuchliclien, mehr aber noch von 
dem Birmanischen. Phra Kasob erfand auf der Sangkhayanai 
die Pali-Buchstaben. 

Aus der Phasa-Xava sind manche der profanen Bücher in's 
Siamesische übersetzt, während in den Keligionsschriften das Pali 
an die Stelle des Kavi**) tritt. Die Charaktere des Pali stellen in 
nächster Beziehung zu den sUdindischen, wie sie von Tamulen 
nnd Telinganen, sowie auf Ceylon und Java***) gebraucht wer- 



*) The PaU has also re<^eiyed the designation of Tantri, the string of a Inte 
(in the Abhidhanapadipika) its Sanscrit cognate being tautri (Alwls). Buddha, 
wbo rendered his tepitaka words into Tanti (tantra or doctriues) did so by means 
of the Magadha-language (Vibhanga-Atnva). OewöhnUch wird Pali als Reihe 
oder Ordnung erklärt. Praya Pru Thommakesan, king of Kamboja, was the flrst, 
who made use of the Khom- Alphabet (Low). 

**) Kavi helsst im Pali ein Gelehrter wie in Java deren Sprache. Die aus 
sich selbst geborene Kawe erzengt (bei den Finnen) die Sühne der Kunst und 
des Gesanges. Kevan (Kronos oder Saturn), als Name des phonizischen Gottes, 
hingt in seiner Zeudform Kavijan mit dem imZend und Sanskrit vorkommenden 
Kavi zusammen, das sich im Neupersischen in der Form Kej (Kai) erhalten hat 
und der Hohe oder Erhabene (El Eljon im Semitischen) bedeutet, bemerkt Roth, 
der damit auch den persischen Konig Kepheus (oder Kephenes) zusammenstellt. 
Im Sanskrit wird Kavi sogut auf die Sonne wie auf ^ie Seher augewandt. Brahma 
Ist Adikavis, der zuerst die Welt als Gedicht geschaffen hat. Kava (Kavi oder 
Kai) ist Titel baktrischer Ronige, auch als Lügenprophet gebraucht (nach Hang). 
Boim Trinken des Kava wird auf Fiji an dem Bure geopfert. Die Siamesen er- 
kUren Kavi mit Nak-Prat, ein im Wissen Hervorragender. Ihre Konige nennen 
sieb schon seit alter Zeit in einem Worte, das eigentlich Sonne bedeutet, Kavi. 
bonerkt Benfey von den westlichen Asiem oder dem eigentlichen Zend-Volk. 
*) Nach Jamblichus wurden in der Schrift der Javanesen die Zeilen von 



i. 
.1 



*-A^.-. 



-• . 



314 Westlirh und eüdlich vom kambodischen See. 

den. Die Siamesen (die die Reihen der dem Dravidischen eigen- 
tliUmliclien Cerebralen spUter zugefUgt haben), unterscheiden drei 
Sibilanten, den Devanagari-Alphabeten entsprechend, als 8a-ko, 
so-bo und so-lo. Im Kavi (den Akkhasa Bauddlia) findet sich 
aber, wie im Pali, nur ein S-Laut. Die Lao unterscheiden die 
Akson Phra von denen der Akson Krahatt oder Buchstaben der 
profanen Blicher. Bis zur Einfllhrung der Palmblättcr-BUcher in 
Kambodia soll das Pali mit siamesischen Bucltstaben geschrieben 
sein. Nach Ferguson erwähnt Panini Schriften auf Olas- (oder 
Palymyra-Palme). Die ursprünglich im Lande des Bodhi-Bauraes 
(Mahaphoth) gesprochene Sayama-Phasa wurde von dort mit den 
Einwanderern nach Siam gebracht. Im Siamesischen finden sich 
elf Betonungen (Sieng), drei der Akson sung (samö, ek, to) und 
eben so viele der Akson tham, aber fünf der Akson klang (samö, 
ek, to, tri, chattava). Auf der in Sukhothay gefundenen Inschrift 
sind die Worte meistens mit gleichlautenden Synonymen verbun- 
den (wie mai-lai oder Holz), umdas Lesen melodisch fphrat) zu 
machen nach der bei den Laos gebräuchlichen Manier, während 
auf der späteren Inschrift von Kamphengpet die Sentenzen in der 
siamesischen Weise einherlaufen. 

Das Vemacular zeigt nach den Provinzen Slams dialektische 
Verschiedenheiten. Von der gewöhnlichen Volkssprache ab- 
weichende Ausdrücke sind in der Phasa-thay-kha-luang (die Rede- 
weisen der königlichen Sklaven), und die Fremdwörter der 
gelehrten Rangsprache, in dem Sapphanam des Chindamaui 
erklärt,*) zeigen sanskritische Mischung. Nicht nur die Pro- 



obeii nach nntün geschrieben (bei dem damaligen V^orwalten chincsibcheu Ein- 
flnsses). Die Zeuge wurden ähnlich wie in Komeratta verfertigt, und dte Be- 
wohner hatten, gleich den Pyn, die Zunge gespalten (nach Schlangenart). 

*) Die herrschenden Idiome, deren die Gebildeten und Gelehrten nnter einander 
im Umgange sich bedienten, waren zur Zeit des Rector Jehuda (250 — 2d2) theils 
da« Hebräische der Schrift (Leschon Thora) theils das Neuhebräiscbe, wie es tich 
als Gelehrtensprache (Leschon Chachamim, Leschon Rabbanan) gestaltete, theils 
endlich das reine aramäische der Volksmasse (Leschon Hedjot), und das sprachliche 
Rewusstsein von diesen drei Idiomen war so lebendig, klar und natürlich , dass 
eine gesuchte Abweichung von diesen Idiomen in der Unterhaltung schon unter 
Samuel und Rab für eine Vornehmthuerei . fßr ein Ausdruck des Stolzes galt« 






<JF 



i* 



Srhrift. 315 

nomina; sondern auch andere AuRdrttcke ändern Bieli nach dem 
Stande des Sprechenden oder des Angeredeten. In der Sprache 
der Sklaven werden Speisen Boripliok genannt^ in eleganter Rhe- 
torik heisst scliicken Xai-soi. Das sanskritisch entleimte Sarttt 
wird mit Samrct (vollendet) erklärt. Der Tod des Krmigs 
wird ausgedrtlckt durch Savannakhot, Surakhot, Xivongkliot. 
Das Pali-Wort Vattang ver\vandelt sicli im Siamesischen in 
Phrot nach dem sanskritischen Baratta. Die Siamesen geben Tua- 
Prot durch Ong thi tlieng mi wieder, und Song-Phrot meint das 
Leben eines Dabot (Einsiedlei-s) ftlhren, unter Beobachtung (Pra- 
phrUk) der ReligionspHichten. Im Pali correspondirt das Wort 
Phra mit dem siamesischen Wort, aber Phaya ist eine siamesisclie 
Formation, die in solchen Fällen gebraucht wird, wenn Raxa 
im Pali stehen würde. Chao entspricht dem Pati des Pali. Bahn 
(Dorf) wurde früher auch für Myang (Stadt) verwandt. Lassen 
identiticirt Banavasei (bei Ptolemäos) mit Vanavasa, das der 
Sthavira Raxita bekehrte. 

In der Sprache der Laos wird ein Boot Lüa genannt, in 
der der Tliay-yai Hüa, in der der Tliay-lek Rüa (und dies würde 
durch birmanische Prononciation zu Yüa werden). 

Khien meint schreiben im Siamesischen, aber auch malen 
(Xang Khien ist ein Maler), wie meljan bei Ulfilas, der singen 
statt lesen sagt (sigg van bokes). Venantius Fortunatus spricht 
von pingcrc runas. Die Anfänge des Sclircibens werden mit 
Speckstein auf schwar/en Tafeln von den Siamesen gelernt. 
Wenn sie auf den T<afeln rechnen, so wischen sie die hingeschrie- 
benen Ziffern jedesmal wieder aus und kiumen deshalb nie eine 
Probe anstellen. Die zum Schncllschreiben gebrauchten Ziffern 
heissen Lek-hang, weil sie nur einen schwanzartigen Anliang ihrer 
vollen Fonn bewahren. Verschieden von den bei raschem Rech- 



Als Abweichung von diesen drei Idiomen galt die Benutzung altpersischer Worte 
(Leeclion Parsi, Lischana de Parsai) fTir Dinge, welche in Jenen genannten Idiomen 
•Inen Ausdruck hatten, vorzuglich aber wurde Jenes entartete, von Syrern, Naba- 
tiera und anderen aramäischen Stämmen durch Rinfluss der Griechen, arischen 
Volker, der Araber u. s. w. umgestaltete Aramäische, das durch mächtige Ver- 
hiltnisse in dem allen fremdeu Einflössen zugänglichen Kreise herrschend ge- 
worden, als Abweichung angesehen (Fürst). 



316 Westlich und südlich vom kamhodischen See. 

neu gebrSuichliclieii Lek Vat (Klosterziffern) sind die sorgfilltiger 
ausgeführten Luk Pacliong (als ornamcntirt). Kun-haug sind die 
aritlunetischen Regeln. Das Buch Benja-matra handelt über die 
Anfange der Arithmetik. Die verschiedenen Schattirungen der 
Handschrift werden von den Siamesen als Sai-mü (Farbe der 
Hand) bezeichnet, und Langsü wird ftir Bücher gebraucht, wie auch 
Nongsü. 

In den Verscompositionen vertlieilen die Siamesen den Accent 
Mai-Ek und Mai-To an gewisse Stellen, ohne Rücksicht auf 
ihre Geltung in der dritten Klasse (verglichen mit der ersten und 
zweiten), um für das Auge die Regelmässigkeit herzustellen, auch 
oline Zusannnenhang mit dem gehörten Rhythnms. 

In den Kham Khon balm nok (oder dem Jargon der Pro- 
vinzialen) wird Namen oder Anreden gewöhnlich oh prefigirt, 
wie Oh Rot, Oh Xangmai (der Zimmermann), Oh Nndeng (rotlies 
Mäuschen, als P.igenname) u. s. w., kann aber auch den Werth 
des Artikels gewinnen. 

Die Bücher des Traipidok fllgen dem Pali ♦) (Text) die Er- 
klärungen in der Athakatlia, Dikha und Jochaua hinzu. Wie 
Maliinthathen die Athakatha, verfasste Proklus (nach Mariuus) den 
Commentar zur orphisclien Sage. Die Trai-Pidok ist grösstentheils 
in Versen geschrieben. Das Phra-Baramat enthält über 100 Phuk 
(BlätterbUndel), das Phra-Vinay 84 Phuk, das Phra-Sutr 200 Phuk. 
Die Kantha Vipangkhini gehört zum Phra-Baramat. Die Plira- 
Matika handelt im Baramat von Kuson und Akuson. Das Phra- 
Yamok, das im Abhidliamma über paarweise zu beobachtende Vor- 
schriften spricht, trägt den Titel Yamaka Ich Atthakatha tarn 
prasongk boribunna (als in der benötlügten Vollendung), wenn 
aus 27 Phuk (Bänden) auf ein Phuk abgekürzt Das Visutthi- 
mak (in Phra-Baramat) bespricht die Xan (Stufengrade der Ek- 



*) Alwis macht darauf aufmerksam, dass die Sowar oder Sura des Koran 
dasselbe bedeuteten, wie das Wort Pali: a row, order or regulär seriet. The 
Arabic Sura, whether immediately derived from the Sanscrit ^Sreni^ or not, Is 
the same in use and Import, as the Sura or Tora of the Jews, who also call 
the aS sections of the Pentateuch Sidarim, a word of the same signiflcatioo. 
Als Wurzel von Thamma wird (im siamesischen Pali) Thara gegeben: Thamma 
taug thara-thatu tharaiie attane atta va soug vai (Bestand). 



Die Vinay. 317 

stase) und was dazu gehört Das Buch Kattavatthu (im Baramat) 
erklärt die Secten. Die Phra Vinay besteht aus vier (Andere 
sagen aus fünf) Büchern, als das Vipang, worin sich der eine 
Theil auf Mönche, der andere auf Nonnen bezieht), das Kanthaka 
(in die Mahavak und Chunlovak zerfallend ), das Parivan und das 
Patimok, das die Sikkhabot oder priesterlichen Vorscliriften be- 
bandelt, aber nur die hauptsilchlichstcn, indem die Ausführung 
der übrigen dem Kanthaka überlassen bleibt, worin die Wande- 
rungen des Herrn erzählt werden und die von ihm gepredigten 
Lehren durch Gleichnisse in den beigefügten ErzHiilungen, wie 
sie Veranlassung zu den verseliiedenen Geboten geben, erläutert 
sind. Das Parivan erklärt schwierige Stellen, die sich im Patimok 
oder dem Kanthaka finden. Nanthachan, ein Gelehrter in Xieng- 
mai, stellt das Pathimok neu zusammen. Der Laos-Priester Süa- 
Pra-Net-Pha-Keoh übersetzte einen Theil der Vinay. Der Com- 
mentar der Vinay zählt 400 Phuk, der der Sutra mehrere Tausend. 
Das Buch Phra-Phimphaphikkhuniyanithphanakatha, das über 
die Pflichten der Nonnen handelt, ist in dem Joh genannten 
Ciharakter der Khom-Buchstaben geschrieben. 

Die ächten Bücher der Sutra bestehen aus der Dighanikay 
(in drei Thcilen), der Sangjutanikay (Sangkhuttaranikay) (in fünf 
Theilen), der Matchimmanikay (in drei Theilen) und der Ankhu- 
don in 40 Theilen. Die übrigen mehr oder weniger zweifelhaften 
Bücher heissen Katakanikay, und darin werden wieder die alten 
(kao), die ungefähr 50 Bände begreifen, von den neuen (mai) 
unterschieden, eine unbestimmt grosse Zahl, der noch stetn hinzu- 
gefügt werden. 

Das Visutimakh wurde von Buddhaghosa verfasst, indem er 
auserwählte Stücke aus dem Sutra und dem ßaramata zusammen- 
stellte (zum Maxe-Athagatha gehörig). 

Die Dighanikay zerfallt in den Maliavak, Patikavak und 
Salipanthavak (Giranthavak), die Matciiimmanikay in die Munla- 
banhat, Matchimma-banhat und Upari-banhat. Die Angkhuttarani- 
kay besteht aus 10 Abtheilungen. Das Sakhatavak gehört zur 
Sangjutanikay. Die Sutras begreifen das Gehörte, und neben 
dem engen Kreise der Mathematikoi wurden die Schüler des 
Pythagoras Akusmatiker genannt. Die Schulen der Vedas lehrten 



318 Westlich uud südlich vom kaoibodischen See. 

ihre besonderen Gebräuche in den Sutras oder Aphorismen 
(Colebrooke). 

In der Matchimma-Nikai enthält der Uparibanat die Theva- 
thnthasutr, die von den fünf Wamungszeichen in einem Neuge- 
borenen, einem Kranken, einem Alten, einem Sündigen und einem 
Todten handeln. Unter den von Sakkraia geschriebenen Büchern 
im Pali, die auf Ceylon bewahrt werden, nennt Rajapaxe das 
Buch Dewadutesustere. Die zur Matchimma - Nikay gehörige 
Phrohmaxata-Sutr handelt von dem Phuek (Volk) Phrohm (Brah- 
manen) und erklärt Phralim als prasöt (ausgezeichnet). Die 
Mahapathanasutr, zu der Mahavakh-Dhikanikay gehörig, berich- 
tet von den sieben Buddha, als Vipasi, Siki oder Sikkhi (der in 
anderen Reihen zuerst gesetzt wird), Vesapu, Kakkhusantho, 
Gongamano, Kassapo, Khothamo, 91 Kaipas nach Vipasi, der 
im Lande Pauchummadi geboren war. Die Kutthakanikai ent- 
hält die Mittheiluug über Buddhaghosa. Die Milintha - ßanha 
handelt von Phaya Milinth und giebt die Streitfragen, alsMilin- 
tha-Pritsana. 

Im Phra-Sutr finden sich 80 Nibath, von denen jeder 
eine grössere oder kleinere Zahl von Xadok enthält. Die Che- 
datamnan (in den Sutra) bespricht die acht Arten der Mongkhon. 
Das Phra-Thamma patha paxatha laya bildet einen Band im Phra- 
Sutr. Das Maha-Xat ist in 13 Kapitel (Kan) getheilt. 

Phra Kachay*) verfasste die Satha in den grammatischen 
Schriften. Er war mit einwohnender Weisheit begabt, und durch 
dieselbe verstand er sogleich jedes Wort, das Buddha sprach, um 
es mit weitläufiger Erklärung niederzuschreiben. 

Von den acht Büchern der birmanischen Pali-Grammatik be- 



*) Die Buddhisten liebeu Kacchayana, deu Verfasser der Grammatik, mit 
Buddha*s Schüler zu IdentiflcireD. Nach Rothliugk war Patanjali*s Commeutar, der 
Kacchayanas-Varttikas sowohl wie Paniui's Sutra's euthält, io der Mitte des 
II. Jahrhdt. a. d. bekannt. Nach den Chiueüeu lebte der Arhat Katjajauaputra 
(Sohn des Katjajana), der in der Schule der Sarvastivada iu den geistlichen 
Stand trat, 500 Jahre nach dem Nirvaiia Buddba's (s. Wassiljew). Von Indien 
nach dem Königreich Kiphin (Kophen oder Kabul) kommend, unternahm er die 
Zusammenstellung der Abhidharma's der Schule der Sarvastivada's. Der Gramma- 
tiker Panini lebte (nach Taranatha) uuter König Nanda, Sohn des Viraseoa. 



Grammatik. 319 

handelt das erste die Veränderungen (Sandinissa); das zweite die 
Deelinationen; das dritte die Abhängigkeit (Karakanissa); das 
vierte die Zusammensetzungen (Samasanisaya); das fünfte die 
Ableitungen (Tanditanissa), das sechste die Conjugationen u. s, w. 
In der siamesischen Pali-Grammätik haben die Bücher Akkejat^ 
Krit, Unnat ihre Wurzel-Erklärungen (Dliatu), aber nicht die 
übrigen. 

Die Bücher der Grammatik der Mun (Tua Mon) sind Son 
(Sandhi), Samath, Nam (Nania), Tathit (Taddhita), Akheyat, 
Krit, Unath, Karok gewöhnlich die acht Phuk (Bände) genannt, 
obwohl der die Nama begreifende Theil meistens zwei Bände 
ausmacht, da einer zu dick werden würde. Zu diesen Büchern 
kommen noch hinzu die Sutta, in einem Bande, die in Sentenzen 
(Sutr) zusammengestellten Regeln enthaltend, die Chota, ein Band 
Fragen über besonders schwierige Punkte mit zugehörigen Ant- 
worten, und die Thatu oder Wurzel-Elemente, von denen sich 
ein Band auf Akheyot, einer auf Krit und einer auf Unath be- 
zieht Das Dhika palapa potana karok sangkepha Pali Yipatti 
Katha betitelte Buch giebt weitere Erklärungen, besonders über 
Karaka und Vipatti. Krit und Unath *) unterscheiden sich nur in 
der Vikaha, indem die letztere im Vergleich zur Kürze der erste- 
ren weiter ausgezogen sind. Das grammatische Buch der Laut- 
verschiebungen wurde von Buddha gelehrt, damit nicht die in 
den Wald zurückgezogenen Priester durch falsche Aussprache 
die Kraft ihrer Gebete zerstören möchten. 

Die grammatischen Bücher der Sutra finden sicli vereinigt 
im Phra-Mulakacchayanasutr Nek Boribun. 

Die Khit oder Krit des Pali werden participialisch aufgefasst, 
von den ähnlichen Unath aber sagen die siamesischen Gramma- 
tiker, sie seien so ausnehmend delicat und fein (la-iet), dsiss es 
schwer wäre, sie auszumachen. Die grammatisclien Bücher des 
Pali in Slam sind in dem Bathamala genannten Buche des Chao- 
Khun von Vat Borommanivat auf zwei Bände abgekürzt, Phra 
Amraphirakakhit genannt und aus Höflichkeit als Somdetchao 

*) Müller scbliesst aus der Krwähiiong der Unnadi-Sutra's, die vom römischen 
Peuarius sprecheu^ dass Panioi nacli Buddha lebte. 



320 



Westlich und südlich vom kainbodischen See. 



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betitelt. Das Nisaikacchayanatii enthält die £rklänmgen der 
Man (Grammatik); die von Birma nach Siam kam. Das Apithan- 
Akkhara giebt die Erklärungen der Buchstaben. Die Phra Mula 
Kacchayana-Sutra Leao Cbob Boribnn theilen sich in die 



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erstes Bündel ii| der Samm- 
lung der Sandhi. 

T) I Regeln über die Sandhi 
oder Verbindungen. 



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22J Regeln über Naraa oder 
das Nomen. 



2iS Regeln über Zusammen- 



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US Kegeln fiber die 
Verben. 



Sonthi-Kappe-Patliama-KanthO; 

Thutiya 
Tathiya 
Chathutha ,, 
Panchama! „ 
Nama-Kappe-Pathama-KanthO; 

Thutiya 
Tatliiya 
Chathutha 
Paneltama 
Samasa-Kappe-Sattamo-Kantho ^ 

Betzungen. 
Tathita-Kappe-Atthamo-KanthO; H4 Kegeln über Ableitungen. 
Akhayata-Kappe-Pathauia-KanthO; 

Thutiya 
Tathiya 
Gliathutha 
Kippithana-Kappe-Pathama-KanthO; 

Thutiya- 
Tathiya- 
Chathutha- 
Panchama- 

Unathi-Kappc-Chathu-Kantlio, 50 Regeln über [Junadi. 
Karaka-Kappe-Chathu-KanthO; 46 Regeln über Syntax. 

Das Copiren der Pali- Bücher hcisst Song-Kamphi, einen 
Text aufbauen, und ihre Erklärungen in der vulgären Sprache 
Nongsü-samret oder vollendete Bücher. Das den Pali-Titeln von 
den Siamesen zugeHügte Phra findet sich nicht im Originaltext 
Die Sentenzen, in denen der Pali -Text (von 8 — 10 Silben) ge- 
schrieben ist, werden Xan genannt 

Der Thossa-Xat umfasst die letzten grossen Vor-Existenzen 
Buddha's, 10 an der Zahl, der Maha-Xat (im engereu Sinne) 
beschränkt sich auf die Lebensbeschreibung Vetsandon's. Die 



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100 Regeln über die 
Krit oder Participicn. 



Zauok. 321 

ganze Reihe sämmtlieher Vor-Existenzen *) ist im Niphat be- 
griffen und 50 sind schon rein menschliche ohne thierisclie Na- 
turmischung. Die pflanzlichen bleiben später ausgeschlossen. Die -* 
30 Bücher der Vor - Existenzen Buddha's in dem 5r)0 Erzählun- . . ^ ^ 
gen enthaltenden Maha-Xat wurden durch Phaya Thammaprixat v:?r^*- 
aus dem Pali in's Siamesische übersetzt (als die Xadok). 

Das Buch Zanckka erzählt Buddha's Einkörperung alsPhra 
Maha Zanok. Die Einleitung in die Vor-Existenz als Phra- 
Demijah (des Thossaxat) beschreibt den Glanz der Paläste in 
Kapilawut und wie die an Schönheit den Nang-Theph-Akson- 
Kanlaya gleichenden Mädclien Buddha in verschlungenen Reigen**) 
nmtanzteu; um ihn in die Netze der Sinnenwelt zu verstricken. 

In einer seiner früheren Existenzen lebte Photisat als Sisao, 
der Sohn" eines Königs, der in Folge seiner Missachtung der 
Propheten unterging. 

Verschiedene der in den Jataka ***) gegebenen Fabeln wieder- 



*) Pjthagoras behauptete (nach Chrysostumos) schon vorher Strauch, Mädchen, 
Fisch gewesen zu sein. Within the womb I have recognised all the successive 
births of these deities, a hundred bodies like iron chains, hold me down, yet 
Hke a falcon I swiftly rise.^ Thus spoke Vämadeva, reposiug in the womb and 
posaessing this kuowledge, he rose, after bursting that corporeal conflnemeut and 
aaceuding to the bUssful regions of heavon, he attained every wish and became 
immortal (Golebrooke). 

♦♦) Bei den Sabazien oder den Mysterien der Saboi (der Priester des phry- 
gischen Weingottes) wurde der Reigen des xs^vo^o^ot^ OQX.If^'^ getanzt, als 
mimische Darstellung der Himmelskörper, wie sie auch die drehenden Derwische 
Dachahmen wollen. 

***) King Parackramabahoo, son of king Wijayabahoo, having had a pious 
priest as his tntor, who was skilled in several languages, he became acquaiuted 
with all the Jatakas or 550 histories, related by Budhu. The king afterwards 
caused them to be translated from the Palee-language into the Cingalese, which 
were afterwards revlsed by different skilful priest and published throughout the 
Island of Ceylon. The book containiug the Cingalese translation of the 550 
histories, which was in the possession of the king, he afterwards gave to the 
ehief priest ralled Mandancarra and the king niade there a building called Pir- 
rtwena, which together with the village Purawne-Sannieraseela. Labujemandeca 
and Moremandeca, he also gave to the same priest (nach dem Mahawanso). The 
Jntakas are said to have amnuntcd to 550 books, but snnic nf which are however 
loat In the history of the Rurmao and Pegu kings it is recorded, that duriDg 

Bastian, Reise in Kuinbodia. IV. «1 



*•• 



;5;>> Westlich und südlich ^om kambodischen See. 

holeu i^ch iu denen des Nonthuk-Pakarauam ^ z. B. die des die 
Fi»che Wlrü^uden Reihers^ die Baka-Jataka; die sieh aueh bei 
Püpüv dudet^ and von Bodhissattva aus seiner Erinnerung als 
kUuiu^Ut erzählt wird, um die bösen Folgen des Trugs mit 
ik'tik^en Strafen darzulegen. Der zwischen Mann und Schlange 
durv*h den Schakal entschiedene Streit findet sich mit Einflecb- 
luw^ der Hyäne in den hotteutottenschen Märchen (s. Grey). 
S<">hoa bei Archilochus wird eine indische Thierfabel angetroflTen. 
lX>xopHtros unterscheidet die kyprisch - kilikischen Mythoi als 
ethikoi von den sybaritischen als logikoi. 

In der Erzählung Vetsandon, der letzten der 10 Existenzen, 
wird der Brahmane Xuxuh oder Chulaphon durch den Eremiten 
Mahaplion nach der Einsiedelei des Königs gewiesen, der nicht 
nur seine Schätze, sondern auch seine Familie fortschenkte, wie 
es (gleich Asoka) König Mahadanshtrika auf Ceylon (IX. p. d.) 
sn thun wünschte. 

Dictionäre heissen Apithanakkhara, während das Apithana- 
sab (Apetamsab) die Synonymen behandelt. So ist auch das 
Pali- und siamesische Lexikon betitelt. Die Gebete des Kamma- 
kan sind im Vipatsanayan eingeschlossen. Das Kamphi-Chetta- 
nam giebt die Gebetsformeln in den Phra-Rith. Die Pali -Ge- 
bete finden sich im Sakkhaparithangnithithang. Nach Modeliar 
Rajah Paxe wurden 433 Jahre nach Buddha die ceylonischen 
Gebete veröffentlicht durch König Wattegemmoense, der die 
Schrift erfand. Gebete (suet mon) enthält das Buch Virima- 
montha. 

Die Vuttho-thay handelt über die Prosodie des Siamesischen. 
Vuttho meint Worte (als gesprochen). Verschieden vom Xanta- 
phet handelt Xantasatr über die Phitthi. Die Wisudhi-Margge-Sanne 
beschreibt Buddha's Besuch auf Ceylon. Das Xanmai genannte 
Buch erklärt die Xan Kao. Vom Pothipakkhiyatham sind 37 



the Ihioorn-Kshutriya dynasty no fewer than 55 translations vere made and 
as many commentars written od these books (Üpham). Nach Buddhaghoaa's Attha> 
katha (in der Sumangala Vilasini) beginnen die 550 Jataka mit der Appanska* 
jaCakan (s. Turnonr). Das indische Fabelbuch kam unter Khosni Anotohirwaa 
nach Persien und das des Barzuja durch Ibn Muqaffa zu den Arabern. 



Sprüche. 323 

Arten. Das Plira Utthithammasatta-Pakaranan-gnithithan betitelte 
Buch enthält Gebetsformeln , die der Vinay und der Phra-Sutra 
entnonimei^ sind. Die kurzen Moralregein des Thammapadani; 
ähnlicli den goldenen Sprüchen des Pythagoras, werden durch 
Gleichnisse im Commentar erläutert. Das Buch Anakhatthavong 
(das kommende Geschlecht) handelt über Phra-Sian (den Gott 
der Zukunft), als Paraklet oder den persischen Serosch. 

Der Athikan, als der ursprüngliche Text der Vinay, hat seine 
Atthakatha in der Pathomma - Samantapha - Sathika und seine 
Digha in der Pathomma Saratata-Thipani-Digha-Athikam. Die 
Vinay handelt vorzugsweise von den Sikkhaboth und fügt oft 
in Erläuterungen Erzählungen bei, wie im Pathomma-Samon die 
vom Priester Phrananthiya , dessen Hinneigung zum Stehlen das 
Verbot des Diebstahls veranlasste. Ebenso illustrirt die Chun- 
lovakh durch Gleichnisse das Verwerfliche der Lügen und Aehn- 
liches. 

Das Vitsunavethvinay giebt die Anleitung zur Erkenntniss. 
Das Buch Kham Phikakavat thapakrana berichtet die Vorgänge 
auf dem dritten Concil. Das Kamphi-Sattasatr begreift die Mon 
(Mantras), die mit dem Traipidok das Sattaviset bilden. 

Die Bücher der Trai-Phet sind durch den Trai-Pidok zer- 
streut Das Vethangsat ist die Vetha (Veda) der Phrahmana. 
Die Vethangkaphet oder Textbücher der nördlichen Brahmanen 
unterscheiden sich von denen der südlichen, Sayaphet genannt. 
Die Phutthaphet bilden den buddhistichen Codex. 

Das Thammachakkhapavathanasuth und das Mayasamayasuth 
sind zwei Gebetbücher, aus demPali ausgezogen und im Siame- 
sischen erklärt durch Phaya Thammaprixa, doch waren die siame- 
sischen Worte mit Pali - Buchstaben geschrieben, so dass sich 
zwischen ihnen und den eingestreuten Pali- Worten kein Unter- 
schied fand. Von den Gebetbüchern (Suetmon) Matika und Phahu 
ist das erste aus dem Phra Baramat, das zweite aus dem Phra 
Sutr genommen, und durch Phaya Thammaprixa erklärt, die 
Avicha, Arekkacha, Karuna, Usala, Hctupatijo, Yatapasi, Phahung, 
Yosannisinno, Uttaranuua und Pokvat als Theile des Matika ent- 
haltend. Das in Xiengmai verfasste Buch Sarasangkaha ist in 
34 Both oder Veraen (als Matika) zusammengefasst und giebt 

21* 



324 Westlich nud sädlicb vom k&mbodUcbeD See. 

verschiedene Excurse. Das Pamittivipavanang handelt über die 
Verhältnisse zwischen Männern und Frauen. Das Javattinang- 
Saruphavipavanang giebt einen abgekürzten Auszug für Jüng- 
linge, das Bandakanangvipavanang spricht von den Bando oder 
solchen Leuten, die während des zunehmenden Mondes männlich, 
während des abnehmenden Mondes weiblich sind. Das Nakassang- 
viphavanang giebt Erklärung über Schlangen und Drachen, das 
Suphananang - Viphavanang lässt sich aus über Suphana oder 
Phaya Kruth (in den 10 Bänden oder Phuek des Parasangkhaho). 
Die zum Phra-Sutra gehörige Phuttha Khun handelt von den 
Tugenden Phra Phutthi-Chao's. 

Das Phra Apithan handelt über Kuson und Akuson (Gut 
und Böse), das Phra Baramat über den Körper (Rang Kai) 
und Geist (Chai Chitr), die zusammen, der erste vom moralischen, 
der letzte vom metaphyschen oder philosophischen*) Gesichts- 
punkte aus die drei Theile des Trai-Pidok bilden. 

Das Panja-Paramatta, das von den 500 Heiligen der Synode 
verfasst wurde und die erhabenste Weisheit bespricht, bildet 
einen Anhang zu den fünf Textbüchern (Kamphi) oder Nikai im 
Phra Sutra Mit Nagarjna's Lehre von der Leerheit im Mahajana **) 



*) Lee Seetateurs de rAbhidharma faisaient (selon Hiouen Thsong) des 
oifrandes k Saripouttra et ceux qni ge livraient k la m^ditation (dhyana ou 
Textase) en faisaient k Maondgalyayana. Les partisans des Sautras oifraieiit lean 
hommages k Pourmamaitrayanipouthra, ceux qui ^tudiaieut le Vinaya honoraieot 
Oopali. Les Religieux, les Bhikshounis honoraieut sp^cialemeDt Anauda. Les 
lld^les qui n'avaient pas encore re^u toutes les d^fenses ou r^gles de la discipline 
honoraient Rahoula (Saint-Hilaire). 

**) Arjasanga (Stifter der Jogätscharja) hörte von Maitreya im Himmel 
Tuschita den Abhisamaya. Die Buddhisten wareu zur Zeit der Synoden über die 
Grundsätze ihrer Religion eben so rathlos, wie die Bischöfe unter Constantin, 
christianam religionem absolutam et simplicem anili superstitionl confundens (Amm. 
Marceil. ). Die Sophisten des Mahayana wiederholen die Beweisfüh rangen des 
Leontiner Gorgias, dass es weder ein Sein noch ein Nichtsein gäbe. Arya is 
derived from arya (one who tills or phloughs), as applied in later Sanscrit to a 
Vaisya. Bei Strabo sind die Ava^taxoi ein Volk (und eine Stadt) an den Grenzen 
Hyrkaniens. The Arians are opposed to the nomadic races or the Turanians, 
Tura implying the swiftness of the horsemen. "A^ia Hepatxrj xcaga (Hellanicns). 
In der loschrift von Behistun heisst Auramazdas Gott der Arier, nud Darina 
nennt sich Atiya und Ariya-chitra (von arischer Abkunft). Arya (noble) com» 






Avixa. 325 

verband sich die von der Pradschnä päram itä. Das Thossa- 
kuson-Kammabot in 101 Tbeilen begreift die Sinia (Vorschrif- 
ten) der Nen (Novizen), dieselben zur Rechtschaffenheit ermahnend^ 
wogegen die 10 Theile des Akuson in Beziehung auf dieselben 
Vorschriften die Uebertretungen rügen. 

Mit der Avixa beginnt der Circle der Pachai , der auf dem 
Nivon begründet liegt und nur mit dem Eintritt in die Pfade 
gebrochen*) wird, um zur Erlösung zu flihren. Nach Simon ist 
das menschliche Leben von Leiden und Todesgewalten so eng 
umhegt, dass zwischen Leiden und Leiden nicht einmal die Luft 
sich eindrängen kann. 

Im 15. Phuk des Bau play im Damrabot finden sich: 
Hatthaßariyabhikkhuvatthu, die Geschichte von dem Elephanten 

flittemden Mönch, ni. 
Brähmauaputtävatthu, die Geschichte von dem Sohne des Brah- 

manen, 9T. 
Pasenadikosalavatthu, die Geschichte eines Königs, rio. 
SSma^eravatthu, die Geschichte des Novizen, ^ea. 
Parivatthahatthävatthu, die Geschichte eines Elephanten, ti- 



prises the worehippers of the gods of the Brahmas, as opposed to their enemies 
or Daayus. Eudemus spricht von den Magiern und der ganzen Race der Arier 
(bei Damasrins). In der Satapatba-Brahmana ist es den drei Klassen yerboten, 
direct mit einem Sodra zu reden, indem sie sich einer Mittelperson bedienen 
mussten, wie die Negerkonige noch jetzt. Wie die Paje (in Amerika) befragen 
(in Neuseeland) die Ariki den den Kranken besitzenden Dämon. Die Rriunyen 
hiessen *Af}ai oder Flüche. Den religiösen WeibertEnzen der Areitos zu Ehren 
der Zemes auf den Antillen entsprach auf Tahiti (wo Oro, Erstgeborener des 
Taaroa, als Stifter der Areois verehrt wurde) dem mystischen Geheimbund der 
Areois, deren orgiastische Sinnlichkeit die Aegypter in der vorgeburtlichen Zeugung 
des 'A^ovs^ii, des älteren Horos, symbolisirten. Bacchus wurde iu Paträ als 
Aroeus verehrt. 

*) Als Iskander den Königssobn, der auf den Kirchhöfen schon lange 
meditirte, aber vergeblich die Knochen der Mächtigen und Armen zu unter- 
scheiden gesucht hatte, wieder in sein Reich einsetzen wollte (nach Mirkhond) 
antwortete dieser : „1 have an energy which aspires to higher pursuits, a life exempt 
flrom death, youth free from the decrepitude of age, wealth beyond the reach of 
povcrty, Joy unmixed with grief, a beloved object unattended with lonthing and 
health uninterrupted by disease** (s. Shea), Dinge, die sich der Welteroberer 
eben so unfähig zu geben bekennen musste, wie Gautama^s Vater. 



326 Westlich und südlich vom k&mboditchen See. 

PalilaijakahatthUvatthU; die Geschichte eines Elephanten, ^. 

Kapilamachavatthu, die Geschichte eines Fisches, \o (baito). 

Im 2. Phuk des Ban play finden sich: 

Manikaravatthu, die Geschichte des Goldschmieds. 

Tayojanavatthu, die Geschichte von drei Leuten. 

Suppabuddhasakkavathu, die Geschichte vom königlichen Onkel. 

Chabbaggiyäbhikknvatthu , die Geschichte von den 6 Arten der 

Bettelmönche. 

Kumärakavatthu, die Geschichte von dem Prinzen. 

Kundadhänattherovatthu, die Geschichte eines Priestennönches. 

UbosathakammavatthU; die Geschichte von der Beobachtung der 

Festtage. 

Sumaügalasetthivatthu, die Geschichte eines Reichen. 

Mahämoggallänattheravatthu , die Geschichte eines Priester- 
mönches. 
Im 4. Phuk des Ban play finden sich; 

SirimävatthU; die Geschichte einer Frau. 

Uttäritherivatthu, die Geschichte einer Nonne. 

Adhimänikäbhikkhüvatthu, die Geschichte eines Bettelmönches. 

RüpanandattherivatthU; die Geschichte einer Nonne. 

Mallikayavatthu, die Geschichte einer Frau. 

Läludäyivatthu, die Geschichte eines Bettelmönches. 

Setthiputtavatthu, die Geschichte vom Sohne des Reichen. 

PathamabodliivatthU; die Geschichte vom elementaren Wissen. 

Bodhiräjakumäravatthu, die Geschichte eines Königs. 

Upanandavatthu, die Geschichte einer Frau. 

Im 7. Phuk des Ban play finden sich : 

Yamakapatihäriyavatthu, die Geschichte zweifacher Kraft. 

Anandattheravatthu, die Geschichte von den Fragen Ananda's. 

Anabhiratabhikkhuvatthu, die Geschichte vom Kummer des Bettel- 
mönches. 

Aggidattoparohitavakhu, die Geschichte eines Rathgebers. 

Erakapatthanagarajavatthu, die Geschichte eines Drachenkönigs. 
Folgen Gatha's und Regeln ihrer Aussprache, sowie Sün- 
denverbote und Ermahnungen zum Gleichmuth. 

Im 8. Phuk des Ban play finden sich: 

AnaudattheravatthU; die Geschichte eines Priestermönches. 







Sasankhro. 327 

Sambahuläbbikkhuvatthn; die Geschichte vieler Bettelmöuche. 
KalahajatakavatthU; die Geschichte innerer Kriege. 
KosalasannoparäjavatthU; die Gescliichte des Feldzugs eines Königs. 
AiinatarakaladarikavatthU; die Geschichte von der namenlos 

Edelgeborenen. 
Eka-abasakavattliu, die Geschichte eines Bergmanns. 
Pasenadikosalavatthu, die Geschichte eines Königs. 
Aniiatarabhikkhüyatthu^ die Geschichte eines namenlosen Bettel- 
mönches. 
SakkavatthU; die Geschichte Indra's. 

Taiyobaphachüttuvatthu, die Geschichte von den drei Geweihten. 
Aiiüatarakutiimbhikkhuvatthu, die Geschichte eines Namenlosen. 
Visakhä-upäsikävatthU; die Geschichte einer Laienschwester. 
Lißchavinavatthu, die Geschichte eines Königs. 

Im 19. Phuk des Ban ton finden sich: 
Araiinikkabhikkhuvatthu, die Geschichte vom Bettelmönch im 

Walde. 
Pathanathikavatthu, die Geschichte eines Bettelmönches. 
Vahijavatthu, »die Geschichte einer Königin. 
Kun^alakesivattu^ die Geschichte einer Fran. 
Anatthapucchakabrähmana, die Geschichte vom nutzlosen Wissen 

der Brahmanen. 
Atnlabrähmana vatthU; die Geschichte eines Brahmanen. 

Im 1. Phuk des Ban ton: 
Cakkhupalattheravatthu, die Geschichte eines Priestermönches. 
Maddhaku^dalivatthu; die Geschichte einer Brahmauin. 

Das Sasankhro handelt über die Aphinihan (Frömmigkeit 
zu des Herrn Ruhm), über des Herrn Wunder, Über die 5 Anla- 
gen, über den Kaiser des Rades, über die Anison, über die 
Wunderthaten der Mönche, über den Schlaf, über Träume, über 
Buddha und Dhamma im Austausch, über Gebete, über Medita- 
tion, über Leidenschaftslosigkeit, über Unehrerbietung gegen die 
drei Kleinodien, über die Folgen der Sünde, über sühnungslose 
Sünden, über die Ketzer, über die Fehltritte gegen Ariya, über 
die Strafe der Lügner, über den Geiz, über die 5 Arten des 
Feuers, über tugendhafte Folgen, über die Nahrang der Wesen, 
über den Ursprung der Wesen, über Geschlechtswechsel; über 



1 - 



328 Westlich und südlich vom kambodischen See. 

Hennaphroditismus ; über Pret, Asura und Devada, über Seg- 
nungen auf der Erde, über Erdbeben und Gewitter, über frühere 
Existenzen, über Verdienstvolle, über die Stellungen in der Welt. 

Im Kamplii erhält der Ban ton des Thammabot 22 Phuk, 
der Ban plai 21 Phuk. 

Der erste Abschnitt im letzten Theile des Thammabot 
(im Phra Sutra) enthält die Geschichte Saiayasakatherovuttho : 
Saiavasaka in der Stadt RaxakhrU klagt seinem Lehrer Solu- 
thaji-then, dass er sich in den Vorechriften der Sasana (Reli- 
gion) nicht glücklich fühle und den Gelüsten der Leidenschaft 
niclit länger widerstehen könne. Er verletzt so den Sikkhabot 
im Sangkhathisek. Als Phra Phutthichao davon hörte, Hess er 
den Jüngling zu sich rufen, tadelte seine Vergeh ungen und er- 
mahnte ihn, die Leidenschaft zu bekämpfen, zunächst aber in 
reuiger Zerknirschung sich zur Besserung zu wenden. Dieser 
Predigt andächtig zuhörend, trat Phra Saiayasaka-thenin's Soda ein. 

Die Erzählung Mahathavanitcha (in Thammabot) dreht sich 
um einen Kaufmann, der auf den Handelsreisen mit seinen be- 
ladenen Frachtwagen durch seinen Scharfblick immer im Voraus 
wusstc, auf welchen Wegen Räuber zu fürchten seien, und welche 
von solchen unbelästigt bleiben würden. 

Die Geschiclite Philalathakkha (in Thammabot) erzählt von 
einem reichen Geizhals, der den mit ihren Almosentopf zu ihm 
kommenden Priesteni nur ein einziges Reiskorn und nur einen 
einzigen Tropfen Oel gab, der aber, durch Buddha's Predigten 
bekehrt, sein Vermögen in verdienstvollen Werken anwandte. 

Die Geschichte Erakapattha vuttho (in Thammabot) erzählt 
von einem Mönch, der in seinem Boot, durch den Strom fortge- 
rissen, sich an einem Baumzweige festhielt und denselben ent- 
blätterte, dadurch also die Sikka brach, wodurch es den Mön- 
chen verboten wird, Zweige abzubrechen. Zur Busse dieser Sünde 
wurde er in der Naga-Welt wiedergeboren, wo er als König der 
Drachen lierrschte unter dem Namen Erakapattho. 

In einer andern Erzählung des Thammabot wird Buddha 
als der Sohn eines Brahmanen und einer Rakshasa oder Jack, 
Atsamukkhi genannt, geboren. Photisatth (Bodhisattva) zeigte 
von früliester Jugend an einen so gewaltigen Appetit, dass sein 




■4« 



Mantra. 329 

Vater ihn zu fürchten anfing, bis das Kind aus freien Stücken 
seinen Bezirk, hundert Yozana im Umkreise, bezeichnete und 
versprach, die Grenzen desselben in der Jagd auf lebende Wesen 
und Veraehrung essbarer Gegenstände nicht zu überschreiten. 
Als seine Mutter eines Tages einen ungeheuren Felsblock vor 
die Höhle, in der sie lebte, gestellt hatte, wälzte er ihn fort, ob- 
wohl noch ein kleiner Knabe, und trug seinen Vater auf den 
Schultern hinaus. Seine Mutter wünschte ihn in den Veda-Mon 
zu unterrichten, und schrieb dieselben, da er die Erlernung ver- 
weigerte, auf einen Felsstein nieder, neben dem sie bald darauf 
verschied. Als Bodhisatthva ihre Leiche aufsuchte, sah er bei 
der Gelegenheit diese, den Inhalt der magischen Wissenschaften 
umfassenden Schriften und nahm sie dadurch ohne Absicht in 
sein Gedächtniss auf. Dies ist der Grund, dass*sich im Pali auch 
Mantras (Mon) eingemischt finden, obwohl Buddha nie die Veda 
der Brahmanen studirt hat. Als Bodhisattva dann seine Hei- 
math verliess, kam er auf seinen Zügen auch nach 8iam, wo 
der König, um seinen Scharfsinn zu versuchen, Nachts einen Ring 
in einen See warf und ihn am nächsten Morgen für gestohlen 
ausgab, Bodhisattva um den Thäter befragend. Obwohl derselbe 
indess den König des Diebstahls nicht öffentlich beschuldigen 
wollte, so deutete er doch auf den Platz, wo der Ring in der 
Tiefe des Wassers sich befinde, und der durch diese Probe über- 
zeugte König betraute ihn mit Regierungsgeschäften. 

Nach der Anathabinthikhavuttho (des Thammabot) spendete 
der Setthi (Reiche) Anathabinthika grosse Summen an Almosen 
und fetirte Buddha jeden Tag. Der seine Thür hütende The- 
vada, Sumanathevada genannt, fand das sehr unbequem, da er 
jedesmal, wenn Buddha durch die Thür eintrat, von seinem hohen 
Sitz über derselben herabkommen musste, um sich der heiligen 
Persönlichkeit unterzuordnen. Er erscliien deshalb Nachts in 
dem vollen Glänze seiner Gottheit dem Setthi, der erwachend 
fragte, wer er sei. Ich bin der Schutzgeist Deiner Thür, erwie- 
derte der Thevada, und sehe mit Bekümmemiss, wie Du unbe- 
dachtsam Dein Vermögen verschwendest, diesen kahlköpfigen Bett- 
ler Buddha fett zu machen. Er rieth ihm, davon in Zukunft ab- 
zulassen, aber der erzürnte Setthi kündigte ihm seine Stellung 




V. 



■ • 



330 Westlich and sQdlich Yom kambodischen See. 

und verbot ihm sein Haus. Der vertriebene Thevada, der seinen 
Platz verloren hatte^ begab sieh zu den Chatu maharat^ den vier 
Gross-Königen der Thevada, um seine Klage vorzubringen, aber 
diese, die des Setthi's hohe Verdienste fürchteten, verwiesen ihn an 
Indra, ihr Haupt. Auch Indra wagte nicht gegen Buddha auf- 
zutreten, tlieilte aber dem Thevada mit, dass in der vergangenen 
Naclit das Flussufer, auf dem des Setthi's Haus gebaut, einge- 
fallen sei und alle die Reichthümer desselben in's Meer fortge- 
schwemmt Ovaren. Dort möge er sie durch Untertauchen herauiä- 
fischen und beim Zurückbringen sich von dem Setthi Vergebung 
er\virken. Als der Thevada bei dem Setthi um Wiederanstellnug 
bat, schlug dieser es ihm ab, beschloss aber, als er von der 
Rückgabe des Geldes hörte, die Sache der Entscheidung Bud- 
dha's zu überlassen. Als derselbe am nächsten Tage sich einstellte 
und von der Angelegenheit hörte, rieth er dem Setthi, nicht allzu 
hart gegen den Gott zu sein, und dieser, als er die Erlaubniss 
erhielt, ging vor Freude jauchzend an die Arbeit und schleppte 
dem Settlii alles versunkene Gold und Silber wieder zu. Zur 
Belohnung wurde ihm die Gewährung seiner Wünsche und 
durfte er sich wieder über die Thür setzen. 

Nach der Erzälilung Sunakkhalutthaka (im Thammabot) 
schiesst ein Jäger auf einen Bhikkhu, den er am Stamme eines 
Baumes sitzen sieht. Am Fusse verwundet wirft derselbe aus 
Schmerz das gelbe Gewand von sich, das auf den Jäger filllt, 
worauf dieser von seinen Hunden, die in ihm den Priester zu 
sehen glauben, zerrissen wird. 

Der Priester (Phra Bhikkhu) Phra Surimongkhalochan ver- 
fasste im Jahre des Afien (868 der Phuttha-Sakkharatj zu Na- 
vapure (Xieugmai) das Buch der Mongkhalathipani unter der 
Regierung des Königs Raxathirat, Enkel des Phaya-Raka. Die 
in zwei Tlieile getheilte Mongkhalathipani bildet die Atthakhatha 
zu dem durch Phra-Kasob verfasstem Chattamnan. Der Haupt- 
gegenstand der Mongkhalathipani-Sutr sind die Kindesptlichten. 

Das Buch handelt über die zwölf Mongkhon oder Glanz- 
])unkte, wie Asevana-Chapalanang (solche, die sich von sinnlichen 
Lüsten freihalten), Bandita-Kanchasesana (solche, die sich der 
Gelehrsamkeit betieissigen), Buchaja-buchaniya (solche, die sich 



k 



.w. 



Nithan. 331 

• 

der Verehrung würdig zeigen), Pachusancha-Sibpancba (solche, 
die in allen Kenntnissen unterrichtet sind) u. s. w. Alwis übersetzt 
die von Mogallayana yerfasste Abhidhanapadipika als „lamp of 
nouns"(Amarako8a'ft). Im Birmanischen existirt gleichfalls eine lexi- 
kalische Encyklopädie (besonders mythologischer Namen), die ge- 
wöhnlich einfach Abhidhan genannt wird. Die Sumangala Vi- 
lasini begreift die Mangala-Suttan in der Suttanipata der Sutra. 
Unter den religiösen Büchern der ceylonischen Tempel (bei Upham), 
werden zwei kambodische aus Kambodia (Camboya) aufgeführt, 
unter den Titeln Parajika und Mangala-dipaninan-atuwa. Das 
Buch Sarasangkaha oder Sasangkhro wird dem Phra Nanthachan 
oder Anantha Acharya, einem Gelehrten in der Bergstadt Xieng- 
mai, zugeschrieben. 

Unter den Verfassern der aus dem Pali übersetzten Nongsü- 
samret gehören Phaya-Thamma-Prixa, der sich besonders mit 
dem Abhidhamma beschäftigte, Somdet Phrasangkhara, Somdet 
Phra-Phutthakhosa, Somdet Phrabannarat zu den bedeutendsten. 
Phra Anuruttachan ist der Verfasser der Apitham-Sangkhaha. 
Das Pakkaranam genannte Textbuch wurde durch Phra Siri- 
mangkhalachan in Xiengmai aus den Pali-Büchem extrahirt. 
Phra Sangkharitthathen (in Laos) verfasste die Tabinmokkha- 
montha. Die Nithana-Sutr wurden in die Sprache der Laos durch 
Phra-Phutthakhosachan übersetzt. 

Der Maha-Then Phra Kacchai in Raxakhrü, Hauptstadt der 
Chin (wie Rajagriha genannt wird), schrieb im Sanskrit das 
grammatische Bucli Mun. Seine Lebensbeschreibung ist im Kac- 
chayana-Sutra gegeben. Die Hauptstadt Magadha's wurde im 
VIL Jahrhundert p. d. von Pataliputra nach Rajagriha (Behar) 
verlegt. 

Das Buch Phra-Purana-Thika-Sattapliet (in dreizehn Bänden) 
wurde von Than Sangkhitikachan verfasst. Vom Chao-Khun 
des Vat Borommanivat ist das Buch Ratanateyakatha verfasst, 
das vom Phra-Thamm handelt. 

Das Thammaboth (Dhammapadam) besteht vorwiegend aus 
Nithan oder Erzählungen. Unter den drei Hinzuttigungen, wo- 
durch die Nepalesen die Zahl der buddhistischen Schriften (Sutt- 
an, Geyyan, Weyyakarana, Gatha, Udanan, Stivutthakan, Jata- 




i-^-V 



832 Westlich und sQdllch vom kunbodisehen f 

kan, Abhutadbauima und Wedattan) auf zwölf vermehren, finden 
sich die Nidan (neben den Vaipulya und Upadesa). Die Autor- 
schaft des Thaminabot wird dem Phra-Phuttha-Khosa zuge- 
schrieben. 

Nach der Erzählung Kukutamittavatthu (im Thammabot) 
sah die Tochter eines Betthi, die einen Thurm von sieben Ter- 
rassen bewohnte, den Jäger Kukntamitta im Vorbeigehen und 
verliebte sich in ilin. In ärmlicher Verkleidung, als Wasser- 
trägerin, ging sie unbemerkt durch die Wachen hindurch und 
traf den Jäger am Wege, der, ihre Mittheilung hörend, sie auf 
seinen Wagen setzte und mit sich nahm. Durch ihre verdienst- 
vollen Werke betrat sie den Pfad der Soda und war mit sieben 
Söhnen gesegnet, die alle Frauen heimfllhrten. Eines Tages 
sah der Jäger im Walde die Fussstapfen Phra Phutthichao's und 
wurde zornig über die Anwesenheit eines Fremden, da die Thiere 
deslialb nicht in seine Fallen gegangen waren. In der Feme 
bemerkend, wie Buddha sich zum Bade anschickte, legte er einen 
Pfeil auf ihn an, aber der Bogen schoss nicht ab, und er selbst 
musste unbeweglich in der angenommenen Stellung verbleiben, 
ohne fähig zu sein, ein Glied zu rühren. Die bei dem Aus- 
bleiben des Vaters von der Mutter abgeschickten Söhne blieben 
gleichfalls unbewe^ich in der Schützenstellung, als sie, einer 
nach dem andern, versuchten, auf Buddha anzulegen, und das 
gleiche Schicksal hatten ihre nachkommenden Frauen, die das- 
selbe thun wollten. Zuletzt kam die Mutter selbst, und ver- 
wundert über den Vorfall, erkundigte sie sich nach der Ursache. 
Als sie auf Buddha aufmerksam gemacht wurde, erkannte sie 
ihn sogleich, und begann zu zittern bei dem Gedanken an die 
sündenvolle That, die hier in Absicht gelegen hatte. Als sie sich 
in demütliigem Bitten vor Buddha niederwarf, erlöste dessen 
Güte bald ilire Verwandten aus ihrer peinlichen Lage, und sie 
alle wurden bekelirt, ihr künftiges Leben verdienstlichen Werken 
widmend. 

Chulesataka, ein armer Brahmane, dessen letztes Zeug in 
Fetzen zu zerreissen anfing, ging, um Buddha's Predigt in der 
ersten, zweiten und dritten Wache zu hören, wurde aber schon 
in der ersten so übermannt von den eindringlichen Worten, daa» \ * 







Thammabot. 333 

er sein altes und zerrissenes Lendentuch, als die einzige Gabe, 
die ihm blieb, Buddha üben-eichle und laut ausrief: „Sieg, Sieg!" 
Gerade in dem Augenblick marsehirte König Phasenatikoson 
mit seiner Armee vorbei, und dieses glückliche Omen verneh- 
mend, Hess er Chulesataka rufen und hörte von ihm, dass er 
soeben den Sieg über sich selbst erfochten liabe und sein letztes 
Eigenthum aus Freude fortgegeben. Der König Hess ihm ein 
Geschenk von dreissig Tüchern machen, aber Chulesataka gab 
sie alle fort an Buddha, nur eins für sich und eins für seine 
Frau behaltend. Als der König davon hörte, beschenkte er ihn 
reichlich mit Geld, Hausthieren und Geräthschaften, so da^s er 
ein reicher Mann wurde. 

Nach der Asanyathaphikkhu betitelten Erzählung im Tham- 
mabot sah Buddha, an der Thür eines Phikkhu vorübergehend, 
dessen Haus mit allen Arten Geräthschaften gefüllt und tadelte 
den Phikkhu wegen solcher Habgier. Beim Zurückkommen sali 
ei; dass der ärgerlich gewordene Phikkhu Alles zerbrochen und 
auf die Strasse geworten hatte, und predigte dann über die 
richtige Mittelstrasse und die acht Artikel, die es für den Phik- 
khu ziemlich ist, zu besitzen. 

Als Auszug aus dem Samanyaphalasuttavannanajang enthält 
die Mongkhalathipani im zweiten Band (Phuk) die Chasatavatthu 
(Geschichte der sechs Lehrer) in Betreff der Achelok oder Here- 
tiker, die keine Kleider tragend zu Buddha's Zeit in Henares 
(Pharanasi) lebten. Sie verehrten schon vor Buddha's Auftreten 
sechs Lehrer, Purana-Kasob, Makkari-Kosan, Achinatabut, Kesa 
Kamphon (oder Achilakamphon), Pakutthakachayam und Nikan- 
tha, die alle vom Sklavengeschlecht waren (sakumpen that). 
Purana Kasob war ein I^edienter. Pakutha gehörte zu der Race 
des Kachayana (Kachayana-Kot) und hiess deshalb Pakutha- 
kachayana. Kesakamphon bekleidete sieh nur mit seinem Haar, 
Kleider verschmähend. Makkari-Kosan war ein Sklave, dem 
sein Herr aufgetragen hatte Oel zu kochen, zerbrach aber, trotz 
vielfacher Ermahnung zur Vorsicht, den Topf und entlief dann, 
Strafe fürchtend, nach dem Walde, wo er erst ein Räuber und 
dann ein Lehrer ketzerischer Dogmen wurde. Achitanatabhut 
: ^ war ein Schauspieler. Pakutha Kachayana erklärte das Wasser 




334 Westlich and südlich ▼om kambodischen See. 

für lebendig*) nnd trank deshalb nur todtgekochtes Wasser. 
Wenn auf der Reise Schüler in eine Pfütze am Wege traten, so 
musHte eine Sandpagode (Phra Chedi Sai) gebaut werden, zur 
Sühne, dass ein lebendes Wesen beleidigt und mit Füssen ge- 
treten sei. Diese Ketzer wollten nichts von Buddha's Predigten 
wissen, indem sie sich selbst hoch hielten und schon selbst der 
Phrah zu sein wähnten. 

In dem erste Capitel des ersten Bandes des Phra Mongkhala- 
thipani ist die erste Abtheilung der ersten Mongkhon über die 
Waiiiung vor schlechter Gesellschaft durch folgende Beispiele er- 
läutert. 

1) Thathivahana-Raxa, König von Pharanasi, besass einen 
ausgezeichneten Elephanten, Mahilamukkho genannt, in dessen 
Stalle sich bei Nacht Diebe und Räuber zu versammeln pflegten. 
Der durch die Gespräche dieser schlechten Menschen verdorbene 
Elephant tödtete seinen Comac, als er ihm am nächsten Tage 
das Futter zu bringen kam. Glaubend, dass der Elephant krank 
war, schickte der König Bodhisattwa, der damals als Hofrath 
(Amatxo) an seinem Hofe lebte, um nachzusehen. Bodhisattwa, 
der keine Krankheitsursache entdecken konnte, spürte der Sache 
nach und Hess fortan den Stall jede Nacht gut bewachen. Er 
gab dann dem Elephanten einen neuen Comac, der nie Gelegen- 
heit hatte sich über ihn zu beklagen. Diese Erzählung ist dem 
Mahilamukkha-Xadok des Ekanibath entnommen. 

2) Der König sah ein treffliches Pferd plötzlich zu hinken 
anfangen. Bodhisattwa, der nachzusehen beauftragt war, fand 
das Thier gesund, aber von einem Stalljungen besorgt, der we- 
gen Lahmheit mit dem einen Fusse nachzog. Das Pferd hatte des- 
halb diese schlechte Gewohnheit angenommen und verlor sie 



'*) Nigantha-natha-putra held that it was Binfnl to drink cold water as 
imbued with a rotiI (s. Alwis). Die Yati triiikeu kein kaltes Wasser und ge- 
brauchen es auch nicht zum Raden. Nothing is more detestable to them, than 
the doctrinc of the Brahman<t and when a misfortnne befalls any one of them 
they say: ^Hast thou perchance done some good to a Brahman or drunk some 
water of the bone devourer?^ So they call the Ganges because the Hindu after 
the burning of the dead throw their bones into tbat rWer, 




*♦ . 



KunhanikaL 335 

wieder, als man ihm einen gesnnden Wärter gab. Diese Er- 
zählung ist aus dem Thiritthattha-Xadok des Thukkhanibat. 

3) Zwei Maina- Vögel wurden im Umherfliegen getrennt. 
Eine gerieth in ein Räuherhaus, die andere hielt sieh in der Ein- 
siedelei eines Eremiten auf. Eines Tages kam der auf der 
Jagd verirrte König nach dem Haus, wo die r)(K) Räuber hausten. 
Sie waren alle abwesend, und der Koch hatte sich schlafen ge- 
legt, als aber der Vogel den goldenen Schnnick des Königs sah, 
begann er zum Raube aufzumuntern. Der König, die Worte 
von ferne hörend, glaubte den dortigen Platz nicht sicher und 
ging weiter, auf die Htltte des Eremiten tretfend. Dort wurde 
er mit höflichen Worten durch den Vogel eingeladen, hereinzu- 
kommen, um die Rückkehr des Einsiedlers zu erwarten, der ihn 
dann gastfrei an seinem frugalen Mahl theilnehmen Hess. Diese 
Geschichte ist aus dem Sathikumha-Xadok des Visathinibath. 

4) Ein sich in den Wald fllr das Einsiedlerleben zurück- 
liehender Vater nimmt seinen Sohn mit sich, und als später 
der Jtlngling, des einsamen Lebens überdrüssig, in die Welt zu- 
rückzukehren wünscht, giebt er ihm gute Ermahnungen über 
die Gefahren, die aus bösen Gesellschaften drohen. Diese Er- 
zählung ist aus dem Halittharaka-Xadok des Navanibatb. 

0) Phra-Phuttha wurde während seiner Krankheit durch 
Gott Indra besucht, der ohne Bedenken den Nachttopf auf seinem 
Kopfe hinaustrug und es nicht unter seiner Würde hielt, da die 
Excremente die einer so heiligen Persönlichkeit waren. Diese 
Erzählung ist aus dem Thammabot, der zu der Kutthanikai 
gehört 

6) Ein König hatte in seinem Garten einen Baum mit aus- 
gezeichnet schönen Mangoe, die aber plötzlich bitter wurden. Als 
Bodhisat hingeschickt wurde, die Sache zu untersuchen, fand 
er, dass ein Gärtnergehülfe aus Bosheit die Wurzel des Baumes 
mit bitteren Substanzen, als Boraphet und anderen Medicinen, be- 
deckt hatte. Als diese auf seinen Befehl entfernt und durch 
Honig und Milch ersetzt waren, kehrte bald die frühere Süs- 
sigkeit zurück. Diese P>/ä]ilung ist aus dem Tathivahana-Xadok 
des Thukkhanibat. 

Die Erzählung Darasurivong handelt von dem Könige Dara* 



r 



%9*4aldl and sädlfcb vom kambodltcbcB Sc«. 

.^. ,icr in einem Wunderechiff seine verlorene Gattin sucht. 

\ ..,5». koxasith, durch eine von ihm nachträglich geheirathete 

x^j^kMui verblendet, verbannte neine zwölf Gattinnen, unter 

.wsion sich die Mutter Phaya Rot's befand, der später Meri hei- 

iTiihete. Hohe Weisheit erlangte Dhaniasila von seinem in der 

Zauberkunst erfahrenen I^hrer, der das Verdienst des Schülers 

erkannte, als der von ihm gebratene Hahn lustig auf die Beine 

sprang und krähte, wie der gebratete Kapaun*) des auf dieses 

Wunder seine lutherische Ketzerei abschwörenden Fürsten Rad- 

ziwill. Dem abyssinischen Heiligen flogen gebratene Rebhühner 

herbei, als er w^gen eines verdorbenen Magens nach denselben 

verlangte (s. Bnice}. 

In der Geschichte Maleng-mun schliesst eine grosse Spinne 
durch ihr vorgewebtes Netz eine Jungfrau der Kinnari in ihre 
Höhle ein, wird aber von einem Rtisi getödtet, der die Gefangene 
befreit. Nach seinem Siege über Xallavantakeh vermählt sich 
der Held Krai-Thong-Manop mit der vom Crocodil geraubten 
Prinzessin in dereinem Mo-Takeh oder Crocodilbescbwörer verlore- 
nen Stadt. Die Geschichte vom Chao Thathivahana erzählt, wie 
er trotz seiner Faulheit die Königswürde erlangt. Die Geschichte 
Unthiruth berichtet die Seefahrten des Heldens. Das Buch Same- 
hanithan ist eine Sammlung von Romaneu. 

Das Märchen Kobut erzählt vom Prinzen Kobut und seinem 
jüngeren Bruder Arun, die Beide vom Monde abstammten. Sie 
waren Menschen, herrschten aber in ihrer Stadt über eine Armee 
von Jakh (Rakshasa) mit vier Grossteufeln (Maha-Jakh) als 
Ministem. Im Walde wurde Arun durch einen (im Sprechen ge- 



•) Von St. Kieran (Rischof von Clonmacnoise) wurde das in der Fastenzeit 
vorgesetzte Flei«ch in Fisch verwandelt, und ebenso von St Maidoc. In der 
obigen Erzählung (von Dammasedi oder Dhainniasila und Dhammatoh im Bir- 
manischen) werden durch die Vixa oder Magie aus Reiskörnern Soldaten liervor- 
gezaubert, und in den Lausitzer Sagen fiihrt der Zauberer von Hoyerswerda 
dasselbe Kunststiiclc mit schwarzem Hafer aus. General Sybilski verwandelte 
Haferkorner in Fusssoldnten gegen Pumphut's Reiter (s. Graeve). In Holstein 

n Herzog Adolf (Hans Adel) in kaiserlichen Diensten mit Luxemburg ans 
li, indem er durch Katzen die Mäuse fressen lässt, oder den Rauch durch 



i's 



Thierfabeln. 337 

lehrigen') Maina-Vogcl von dem Anfentlialte der schienen Prinzessin 
unterriclitct, die er flir seinen Bruder Kobut ei-warb. 

Chao Siivannasam ernährte im Walde mit seiner Hände 
Arbeit seine königlichen Eltern, die durch das Gift einer Schlange 
erblindet waren. Als er durch einen abirrenden Pfeil des Thao 
Kabinlajak erschossen worden, bot dieser sich selbst den jetzt 
kinderlosen Eltern als Diener an. 

Das Teratsa-Nibath betitelte Buch enthält eine Zusammen- 
stellung der Thierfabeln. *) Von den drei Pakkaranam giebt das 
de» Nonthuk die Geschichte des klugen Ochsen, das der Paksi 
Vögelgespräche und das der Pisat Gespenster-Erzählungen. Am 
Beginne der Pathommaklap (der ersten Epoclie) erwälilten die 
vierftissigen Thiere den Singharat oder Lciwen zu ihrem Herrscher. 
Die Fische krönten in der ereten Kalpa den Pia (Fisch) Anon 
(Ananta) riesiger Grösse. 

Als bei der anbrechenden Morgenröthe der Weltdämmerung 
die Vögel sich versammelten, stritten die Krähe und die Eule 
um die Herrscliaft. Die Vögel aber, um die Zwistigkeit zu be- 
enden, erhoben den Schwan (Hong) auf den Thron, wie es sich 
erzählt findet in dem Buche Pancha Nibat. Seitdem frisst die 
Eule Nachts und die Krähe am Tage, weil beide sich fürchten 
und vermeiden wollen. Nach den Thierfabeln fällt der^ Jäger, 
der dem Affen Schlechtes für Gutes vergalt, lebendig in die 
Hölle, und nach dem Si-jü-ki gab es bei Brahmapura einen Gra- 
ben, wo einem das Maliayana lästernden Brahmanen dasselbe 
passirt war. Der Elepliant der Race Xatthau überwindet die 
Riesenkrabbe Khuliraka in dem Xat-Sce. Die Fabel von den 
dankbaren Thieren, wälirend der Goldschmied seinen Retter verräth, 



•) Der phrygische Sklave Aesopas (der von Krosas nach Delphi geschickt 
wurde) hatte die (später von Rabriiis fresammelten) Fabeln Lokman*8 (des Propheten 
der Aditon) den sieben Weisen gelehrt, ehe die lydische Cultiir durch die per- 
sische Reform zerstört war. Welcker erklärt den (nach Assyrien versetzten) 
Aesopos als Aethiope. Aeschylos spricht von libysischen Fabeln neben den 
aesopischen, nnd beide dentm auf Afrika, wo unter den Negern Geschichten der 
In den nnbekannten Mächten des Waldes vergötterten Thiere stark im Schwnnge 
gehen nnd die Aegypter in stabiler Consequenz jede der Kxistenzen vereh 
in die sich bei den Rnddhisten der Weiseste vorübergehend eingekdrpert. 
B a s t i A n , Reise in KRiiibodin. IV. «« 




339 Wcidicb imd ftfidlicb yob kambodiscben ^ 

wiederholt sieb in dem sohwäbiseben Märchen (bei Heier) von 
dem Urnen, dem Bären und der Sehlange. Die Fabel Kratay 
Kab takeb erzählt^ wie das Crocodil verliert (sia prieb) und der 
Hase gewinnt (dai prieb). Das Crocodil hat einen Hasen 
am Beine gepackt und will ihn verschlingen, ak der Gefangene 
bittet, ihm erst zu erlauben, in seines Herrn gnädigen Mund 
blicken zu dürfen, um die flir ihn bestimmte Wohnung kennen 
zu lernen. Als das Crocodil den Rachen öffnet, bewundert der 
Hase die herrliche und prächtige Einrichtung dieses schönsten 
aller KacheU; der nur. noch eine kleine Einrichtung bedttrfe, um 
im Stande zu sein, selbst Elephanten zu fressen. Als das Cro- 
codil die Zunge ausstreckt, damit der Hase sie in die richtige 
Ordnung bringe, beisst dieser sie ab und läuft davon. Seitdem 
hat das Crocodil seine Zunge verloren, der Hase aber wagt nie 
aus dem llnsse zu trinken^ die Rache des Crocodils fürchtend. 
Da die Crocodile keine Zunge haben, so verschlucken sie (sagen 
die Siamesen) ein glühendes Eisen^ wenn man es ihnen vom 
Boote aus hinliält. 

Die Pakkaranam genannten Bücher sind aus den Erzählun- 
gen der Xadok (Jataka; oder Panyat ausgezogen, als vom Maha- 
Xat verschieden. 

Unter den 550 Vor-Existenzen *) Buddba's findet sich die 
als Naiivon (Naidong oder der Waldherr). Dem Sohn der recht- 
mässigen Königin wurde durch die Hinterlist einer der Coneubinen 
bei seiner Geburt ein Stück Holz untergeschoben und das Kind 



^) Die Non den Syrern zur Zeit des Ninus ond Bei erfundenen Fabeln 
wurden von dem weisen Aesop den Griechen erz'ihlt (nach Babrius), und die Ein- 
wohner Lybiens lernten sie von Kybistos. Auch der Cilicier Konnis wird er- 
wähnt. Nach Ididor erfand der Kroniate Alkman die aesopische genannten Fabein. 
Andreopulus übersetzte die Fabeln des Syrer Syntipas. Während die griechischen 
Metamorphosen in Vogel oder Pflanzen verwandeln, erzählt Buddha aus seinen 
früheren Thier-Existenzen. „Genannt werden nach den Erfindern der Fabeln 
einige cyprische, andere libysche, andere sybaritische, alle aber heiaseu aesopische, 
weil Aesopos in geselligem Verkehr sich der Fabeln bediente/ sagt Hermogenea 
^s. Voss). Der Arzt 'Harzujeh (Pilpay), den Khosru Anushirvan nach Indien 
schickte, um die Todte belebende Pflanze zn suchen, brachte aus der königlichen 
Schatzkammer das Buch Kaiila (einen Theil des Kaiila und Dimnah, als Pancha- 




Ohanthaknmaii. 339 

im Walde ausgesetzt, wo es durch die Thevada der Bäume ge- 
nährt wurde. Naclidem der aufgewachsene Jüngling von einem 
Eremiten das Pali gelernt hatte, besänftigte er durch die geweih- 
ten Formeln die ihm anfangs feindlich gesinnten Rakshasa und 
bestieg mit ihrer Htllfe den Thron des Landes Siriyabunphot, 
wo er sich trotz des Widerstandes der Brahmanen mit einer 
Prinzessin der Rakshasa's vermählte. 

Am Hofe Phromathat, des Königs von Baranasi, sassen die 
Brahmanen in der Wolle, da sie täglich festlicli bewirthet und 
mit reichen Geschenken bedacht wurden. Sie fürchteten indessen 
das Heranwachsen des Chanthakuman , des ältesten Sohnes des 
Königs, der schon in seiner Jugend Zeichen grossen Verstandes 
gegeben hatte und ihnen abgeneigt schien. Sie bereiteten des- 
halb hinterlistig Schlingen des Meuchelmordes bei einer grossen 
Festlichkeit (Phitthi), die mit Jantabhuxa (blutigen Thieropfem) 
gefeiert werden sollte. Aber die mächtigen Verdienste des Prin- 
zen Chanthakuman, der stets in der rechten Weise Verehrung 
darbrachte, zogen Phra In herab, der mit dem Hammer seiner 
Donnerkeile alle festlichen Vorbereitungen zerstörte (nach dem 
Thossaxat). 

Prinz Chantakorob zog sich in den Wald zurück, um von 
den Eremiten die Vixa (magischen Wissenschaften) zu erlernen, 
und vermählte sich auf dem Rückwege mit Mora, die er heim- 
zuführen gedachte. Auf der Reise aber nach seiner Heimath 
fand er beim Erwachen des Morgens sein Weib in den Händen 
von Räubern, und obwohl er dieselben alle, 500 an der Zahl, 
mit seineu Pfeilen erlegte, so blieb ,doch zuletzt noch der Räu- 
berhauptmann übrig. Da die Pfeile sämmtlich verschossen waren, 
rief der Prinz seiner Gattin zu, ihm das Schwert zu reichen, das 
sie umgehängt trug. Während sie indess, durch die Drohungen 
des Räubers erschreckt, zögerte, fiel das Schwert auf den Boden, 



Untra) zurück, das in die Pahlavi oder Huzvaresch-Sprache und (800 p. d.) in*! 
Arabische übersetzt wurde. Der Nestorianer Budh Periodeuta, der unter den 
indischen Christen an der Grenze Persiens gegen Manichäer und Marcionist^n 
wirkte, übersetzte (570 p. d.) die Fabeln Calilagh nnd Dammagh aus dem Indischen 
(s. Assemann). 

22» 



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340 Wtttlfek und fodlidi Tom kaabodurken See. 

und der Hauptmann fasBte es beim Griff, während Chanthakorob 
an der Scheide fesüthielt, aber beim Henrorziehen der Klinge einen 
Hieb über die Hand erhielt und starb. Der Ränberhauptmann, 
der Mora's Unentsehlossenheit bemerkt hatte, veriie«» sie im 
Dickicht de» Waldes, wo sie einen Jieoh-Vogel »ah und densel- 
ben um etwas ^fpeise bat. Der Vogel aber war der Gott Indra« 
der Mora wegen der ihrem Gatten bewiesenen Falschheit in 
einen Affen, den Brüllaffen, verwandelte, dessen klägliches Stöh- 
nen jetzt im Walde widerhallt, und der, bei geröthetem Himmel 
des Gatten Blut zu sehen wähnend, Phua, Phua (Gatte, 6atte> 
ruft. Durch die Ceremonie des Sprenkeins (Xub) rief Phra-In 
den todten Prinzen wieder in's Leben*) und zeigte ihm im Ge- 
birge eiue Höhle, wo die Tochter des Drachenkönigs gefangen 
gehalten wurde. Als er sie heldenmfithig befreit hatte, begleitete 
sie ihn als Gemahlin nach seinem Reich. 

Thossakan (der Zehnköpfige**) oderRavana^, der König von 
Ceylon, verstand die magische Wissenschaft de« Thot-Chai, durch 
welche er seinen Lebensgeist aus sich herausziehen und in einer 
Schachtel zu Hause zurücklassen konnte, während er in den 



*) Die Eremiten bedienen «ich za ihrem gleifHifilU Xub genannteo Ver- 
JQngungKproceM des siedenden Zauberkessels, darrh den das Geschlecht der Tnath 
de dannan die in der Schlacht Gefallenen belebte and dadarrh stets Sieger blieb. 
Der indische Fürst Keyd sandte an Alexander einen Arzt, der Todte za beleben 
wnsste (nach den Zihnat-nl-Tuarikh). 

*^) In mecklenburgischen Sagen (nach Stmek) hat der Ränber Ropke, der in 
den Strahlbergen bei Crivitz haust, sieben Kopfe (Rophk mit sien sahen Kupp). 
8ira (von of>/ir;g nach Hohlen) wird auch funfhänptig dargestellt (wie Kartikeya), 
besonders in seinen schreckbaren Gestalten als Ugra (der Fürchterliche), Kndra 
(der Rothe, in Orissa aln Konigsgott), Khrodha (der Zornige) n. s. w. Wie die 
bösen Mächte durch die schrecklichen Gestalten der Doktschot in Tibet, wird in 
Plön Herr Nägenkopp (dem der Hund Muckerpell erst acht Kopfe abreisst) durch 
Tolleteufel bekämpft (MülleuhofT). Im Ardennenwalde geht Ogier um. Wie Sida 
oder Sita in die dämonische Gewalt Ravana's fällt, wird Sida (Side oder Granat- 
tpfel), die Gattin Orions, von der auf ihre Schönheit eifersFichtigen Hera in den 
Tartarus gestürzt. Der das Meer durchschreitende Orion kann den versteckten 
Oenopion nirgends flnden, nnd Rama muss die feindliche Stadt durch Hannman 
•neben lassen, der dann die Briicke baut. Gleich dem wilden Jager Nimrod, 
folgt ihm ein lärmendes Heer wirrer AfTeiigestalten. 




• Tho<«5akaD. 34 

Krieg zog und dann unverletzbar war. Als die Schlacht mit 
Rama bevorstand, legte er das Unterpfand seines Lebens in die 
Hände des Eremiten Ta-Fai (Feuerauge) nieder, um es für ihn 
zu bewahren, und Rama war erstaunt zu sehen, dass seine 
Pfeile ihn vergebens trafen, ohne dass Wunden folgten. Hanu- 
man aber, der wusste, wie die Sache stand, verliess die Armee 
und begab sich nach Langka, vorgebend, dass er wegen einer 
Zwistigkeit mit Rama sich an demselben zu rächen wünsche. 
Er gewann die Gunst Thossakhan's und wurde von ihm mit dem 
Commando einer Heeresabtheilung betraut. Der Phisek erkannte 
aus den Sternen, wo sich der Geist befand, und durch seine 
Wahrsagungen geleitet, nahm Hanuman die Form Thossakan's an 
und begab sich zu dem Einsiedler, seinen Spiritus zurückfor- 
dernd. Kaum hatte er ihn erhalten, als er sich in die Luft er- 
hob und mit demselben zu Rama zurückflog, die Schachtel hoch 
in der Hand schwingend und so stark quetschend, dass er dem 
Geiste den Odem ausdrückte imd Thossakan starb (wie der 
Riese im tatarischen Märchen). 

Als Thossakan während einer frühereu Existenz im Himmel 
lebte, musste er Wasser holen, und alle die Thevada machten 
sich einen Spass daraus, ihm beständig auf dem Kopfe umher- 
zuhämmem. Als er es zuletzt nicht länger aushalten konnte, 
bat er Phra In um seinen Goldfingerring, und dieser, der glaubte, 
dass der Junge ein Spielzeug wünschte, lieh ihm denselben. 
Thossakan steckte ihn in seinen Gürtel, so oft aber später einer 
der Engel kam, um ihm hinter die Ohren zu schlagen, nahm -er 
den goldenen Finger hervor und zeigte damit auf den Thevada, 
wodurch derselbe todt niederfiel. Als Phra In zuletzt davon 
unterrichtet \>"urde, kam er gerade noch in Zeit, die todten 
Engel durch Sprenkeln (xub) zu beleben. Er trieb aber den 
Thossakan aus dem Himmel*) und wart ihn zur Verbannung 
auf die Erde hinab, wo er zu Ceylon niederfiel und dort als 
ein König der Yaksa herrschte. Während der Vorexistenz im 

*) Nach der indischen Mythologie erlitt Rawana seine Strafe, weil er fromme 
Büsser rauh abgewiesen hatte, als er mit seinem Bruder, dem Riesen Kumbakametn, 
als Thürsteher in Vischnu^s Paradies fuugirte. Pas Reich der Kuv^ra im HimaUya 
wurde Yon Ravana erobert» 



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3^2 Westlich und büdlich vuui kambodischen See.* 



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K Himmel wurde Thossakan, als den Misshandhmgcn der Engel 

ausgesetzt, Ai thuk (der Jammervolle) genannt, und deshalb 
führen die von Vor-Existenz handelnden Bücher den Tit^l Neu 
thuk (um so Nandaka von Dliukkha abzuleiten^. Das aus dem 
Paradies gestürzte Paar erreicht die Erde an getrennten Plätzen, 
in Arabien und in Ceylon. 

Tripuram, schwarz von Farbe, war König aller Jakh, obwohl 
dem Phra-Insuen unterworfen, der damals von allen Geschöpfen 
verehrt wurde. Stolz darauf, dass Phrachyeka Buddha sich 
herabgelassen hatte, als Geschenk eine flache Mütze anzuneh- 
men, die die Zauberkraft besass, ilire Besitzer gegen alle Jakh 
und Thevada zu schützen, fing Tripuram an, die Thevada zu 
quälen und zu unterdrücken, denn er hatte die Erfüllung des Wun- 
sches zugesagt erhalten, dass Niemand im Stande sein sollte, 
ihm zu widerstehen. Doch hatte dieser Wunsch keine grosse 
Kraft, weil in schlechter Absicht geäussert. Deshalb gelang 
es Phra-Insuen, der mit einem von Phaya-Nakh gemachten Bo- 
gen Phra Narai gegen Tripuram abgeschossen hatte, diesen 
zuletzt ganz zu vernichten, indem er aus einem Khlong (Rohre) 
Feuer *) auf ihn sprühen Hess. Phra-Phinet mit einem Elephan- 
tenkopf ftlhrte den rechten, Phra Phinai mit einem Tigerkopf 
den linken Flügel im Heere Phra - Insuen's. Nachdem Phra- 
Phuttha seine Erscheinung gemacht hatte, trat Phra-Insuen, der 
in den Zwischenräumen der Religion (Vang Sasana) verehrt 
wird, in den Soda-Makh ein. 

Eine in's Siamesische aus der Phasa Khek (Sprache der Mos- 
lem) übersetzte Erzählung handelt von dem Rechtschaffenen und 



*) Die Siamesen lassen häufig den Gebrauch der Feuerwaffen in der Lebens* 
beschreibung Buddha*s in ihrer frühesten Geschichte zu. In einer neuen Ausgabe 
derselben wird deshalb ausdrücklich bemerkt, dass die bei dem ersten Ausbruch 
Ton Kriegen zwischen dem Menschengeschlecht verfertigten Waffen nur für Hand- 
gemenge bestimmt waren, da die Pulvergewehre noch nicht in Gebrauch ge- 
wesen. Die Zauberwaffeu, die Asvatthaman und Arjuna gegen einander warfen, 
waren vom Feuer ishika benannt. Auf einer Miniaturmalerei abyssinischer Kirchen 
sah Bruce den König Pharao vom Meere verschlungen und darüber Pistolen nnd 
FliQten umberschwimmen. 



üsehn. 343 

Aufrichtigen (Khon sü krong) unter dem Titel Usehn. Ein in 
den Krieg ziehender Edelmann nimmt seiner Tochter das Ver- 
sprechen ab, dass sie sich nicht vor seiner Rückkehr verheira- 
then würde. Sie verliebte sich indess in einen jungen Mann, 
Namens Usehn (Hussein), und da dieser ihre Gefühle mit Glei- 
chem vergalt, so beklagten sie mit einander die eingegangene 
Verpflichtung, die sie trennte. Das Mädchen verlangte von dem 
Jüngling eine aufrichtige Erklärung, ob er aus Liebe zu ihr 
zu Allem bereit sei, und gab ihm auf seine Versicherung die 
Erlaubniss, jede Nacht bei ihr zu verbringen, unter der Zu- 
sicherung, sie nur wie ein Bruder seine Schwester zu lieben. 
Allnächtig stieg dann der Geliebte zu ihrem Fenster hinauf und 
ruhte mit ihr auf demselben Lager, aber gebunden durch sein 
gegebenes Wort. Eine Nacht geschah es, dass sie der frischen 
Brise wegen das Fenster offen gelassen hatten, und der König 
des Landes, der nach seiner Gewohnheit Nachts in den Strassen 
umherwanderte, um die mit der Erhaltung der Ordnung Beauf- 
tragten zu controliren, sah die Strickleiter aus dem Fenster 
herabhängen, und glaubend, dass ein Diebstahl begangen sei, 
gab er Befehl, den gerade daran herabklettemden Platoniker zu 
ergreifen. Als derselbe am nächsten Tage ein Geständniss ab- 
legte, dass er seit 7 Jahren 7 Monaten und 7 Tagen jede Nacht 
mit seiner Geliebten geschlafen habe, ohne sie zu berühren, gab 
der König den Befehl dahin ab, dass er er unrecht gethan 
habe, ein fremdes Fenster zu erklettern, das Mädchen gleich- 
falls darin, dass sie ihn im Hause aufgenommen, und dass beide 
der Todesstrafe vertallen seien, wenn sie abgeneigt seien, einan- 
der zu heirathen. Das Mädchen weigerte sich, als durch das 
ihrem Vater gegebene Versprechen, der Liebhaber, als durch sein 
eigenes verhindert, und schon sollten beide zur Hinrichtung ge- 
flihrt werden, als der Vater des Mädchens zurückkam und hö- 
rend, wie die Sache stand, seiner Tochter die Erlaubniss zur 
Heirath ertheilte. 

Nach der Aphaiyamani-Jakkhini genannten Erzählung wird 
der Prinz Aphaiyamani nebst seinem jüngeren Bruder von dem 
Könige; ihrem Vater ausgcBandt, um die Sinlaphrasat in 



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344 Westlich und südlich vom kanibodischen See. 

Taxila *) zu erlernen. Bei der Rückkehr zeigt es sich, dass Aphaiya- 
mani zu singen gelernt hatte und sein Bruder das Fechten. Der Kö- 
nig zUmtC; dass sie keine besseren Dinge mitgebracht hatten^ da 
die Stadt von Sängern und Fechtern voll genug wäre. Des- 
halb fortgetrieben, sang Aphaiyaniani im Walde seinen Bruder 
in Schlaf und wurde dann, als ihn Niemand vertheidigen konnte, 
durch eine Jakkhini (eine Rakshasa des Wassers) fortgeffthrt. 

Der weise König Khobutr, Sohn der Sonne, hatte einen 
Khun-Thong- Vogel (Goldkopf j, dem er die menschliche Sprache 
lehrte und später durch denselben von der Untreue seiner Ge- 
mahlin, die er darauf verbannte, unterrichtet wurde. Die Mutter 
des Prinzen Saksanavang wurde von einem Jakh geraubt und 
von ihrem Sohne vergebens gesucht, bis derselbe bei den Ere- 
miten die magische Wissenschaft erlernt hatte, wodurch er den 
Jakh überkam und seine Mutter befreite. 

Während Linthong mit dem Riesen Kalajakh, der seinen 
königlichen Vater getödtet hatte, kämpfte, durchstach seine ihm 
zu Hülfe kommende Gattin den Rücken des Jakh, der somit 
unterlag. 

Nach der siamesischen Uebersetzung des Ramayana (Ra- 
makhien) herrschte Bhali in der Stadt (Myang) Khikhin. Als 
er im siegreichen Kampf mit dem wilden Büffel, der unter 
seinen Heerden Verwüstungen angerichtet hatte, aus Versehen 
durch seinen Bnider Sukhrib in eine Höhle eingeschlossen ward, 
verbannte er denselben, als es ihm gelang, sich nach Fortwäl- 
zen des Steines wieder herauszuarbeiten. Sukhrib floh zu Rama, 
der ihm Hülfe versprach und Bhali durch seine Pfeile tödtete. **) 
Da er bisher gegen alle Pfeile der Rakhasa (Jakh) unverletzt 
gcblicl)cn war, fühlte er aus dieser Todeswundc, dass ihn nicht 
ein Mensch, sondern ein Gott überwunden, und erkannte Rama 
als Narayana. Er ermahnte im Sterben seinen unter jammem- 



*) In Aegypten war Canopus (wo sich auch Antonius, ISobn der Sosipatra, 
uiederliess) die hohe Schule der Magie. 

^*) In seiner späteren Avatare alä Krishna empfangt Vishuu zur Wiedenrer- 
geltung von dem in dem Jäger Jura eiugekörperten Bali seine Todeswunde an 
der Fusssoble. Bbali oder Phali meint im Siamesischen ein Paar BiUralh5nier. 



Rani.ikhien. 345 

den Klagen herbeieilenden Bruder Sukhrib, seinem neuen Herrn 
unverbrllchlich Treue zu leisten, und deshalb unterstützte Sukhrib 
mit der durch seinen Neffen Hanuman befehligten Aften-Armee 
die Expedition gegen Ceylon und leistete die werthvollsten 
Dienste. *) Die auf dem Todtenbette gegebenen Ermahnungen der 
Pflichttreue sind dca Weiteren ausgefülirt in dem Buche ßüang- 
Phali (son-nong), wie das Buch Thao-Thottharot-Son-Phra-Kam 
die Ermahnungen mittheilt , die König Dasarata seinem Sohn 
Bama auf den Weg mitgab. Im ersten Band des Bamakhien 
wird Phali durch Phra Narai getödtet, im zweiten raubt Thossa- 
kan die Sita, im dritten baut Hanuman die Brücke nach Langka^ 
im vierten vertreibt Thossakan den Biesen Phiphek, weil er in 
dem Traume die weisse Krähe (die siegte), Phra Narai, die 
schwarze Thossakan zu bedeuten erklärt hatte. Die javanische 
Bearbeitung des Bamayana ist von Mpu Baga Kasuma oder Joges- 
vara verfasst Nach Dion Chrysostomos wurde Homer von den 
Indiem gesungen. Inachik, der Sohn des Thossakan, verwundete 
Phra-Lak (Laksman) in der Schlacht, und würde ihn getödtet 
haben, wenn Hanuman nicht zu seiner Hülfe gekommen wäre. 
Als Bama das Haupt des Inachik abhieb, flog es hoch in die 
Luft auf und suchte zu entkommen, Hanuman aber sprang da- 
hinterher und ergriff es, worauf es begraben wurde. 

Das Epos Inao **) wurde durch Yaiyavo, eine moslemitische 
Frau, nach Krung kao (Ayuthia) gebracht und dort von dem Prinzen 
Chao Kasat-Kri aus der Sprache der Khek Xava in's Siame- 
sische übertragen, um bühnengerecht zu werden. Von den vier 
in ihren Beichen regierenden Brüdern hat der älteste, der Kö- 
nig von Myang Kurephan, von seiner legitimen Gattin einen Sohn, 
Inao, als Chao Fa oder Badang Montri (Kronprinz). Sein äl- 



*) Die Chinesen erklären ihre Verehrung des Affen aus der den kaiserlichen 
Gesandten geleisteten Hülfe, als sie unter der Tangdynastie nach Indien gingen, 
um die buddhistischen Religionsschriften zu holen. 

**) Panji Ina Herta Pati, Sohn des in Kalioga erzogenen und mit einer 
dortigen Prinzessin vermählten Ami Luhur (dessen Vater Deva-Kasuma 896 p. d. 
ein Reich in Jangala gründete), wurde in seinen Kriegen durch die Fürsten von 
BaU unterstützt. 



346 'WfMlIch und südlich vom kambndischen See. 

terer Halbbrnder, von einer Concubhie, Karattipatbi genannt, er- 
langt das Königthum in Karang. Der König von Myang Daha 
verheirathet seinen Sohn Liekja mit Viyada (Tochter des 
Königs von Kurephan) und mit deren Bruder Inao seine 
Tochter Butsaba. Der König (Thao) von Myang Karang hat 
zwei Töchter (Butsaba und Butsabaraka) , der König von 
Singhalsari; einen Sohn Suranakon. Diese vier Staaten bil- 
den eine Conföderation unter sich und unterwerfen alle anderen 
Rajah in dem Lande Xava (Java). Der Krieg beginnt mit dem 
Angriff des Königs von Myang Karaunkanuug oder Pamanku- 
ning (um sich für die Versagung der Butsaba zu rächen) auf 
Daha, von welcher Stadt er indess zurückgeschlagen wird. Sieg- 
reich vordringend, tödtet Inao ihn und macht das Volk seinem 
Vater tributpflichtig. Die vier Bundeskönige verehren als ihren 
gemeinsamen Vorfahren Pu Thao (der königliche Anherr) Karang 
eine Gottheit (Thevada;^, die bald den Namen Patara-Kara*) 
(Herr der Welt) führt, bald Sanyadewa (der grosse Thevada) oder 
Asanja deva (der Thevada des Himmels) heisst. Dieser Gott 
kommt gelegentlich vom Himmel herab, um seine Nachkommen 
zu unterstützen, und versieht sie mit wunderbaren WaflFen, wie 
Inao mit einem Krit oder gekrümmten Dolch. Die Edlen ftihren 
die Titel Dontri, Tamagong, Tani u. s. w. Der Sohn des Sara- 
tan stammt aus Sampalat (Sumatra). Eine Episode schildert 
den Abschied Inao's von seiner Braut Ghindara oder Chindara- 
wati, um in den Krieg zu ziehen, eine andere zeigt ihn, wie er 
in einer Grotte mit Butsaba der Liebe pflegt, bis durch den her- 
beieilenden Milch bruder unterrichtet, dass der seine entflohene 
Geliebte suchende Choraka in der Nähe seine Zelte aufgeschlagen 
hat. Während der König von Kamunkanung und seine Begleiter 
badeten, rangen Kruth und Phuxaxong um ihre Gewänder. In Java 
ist Inao der Lieblingsheros, und das einheimische Heldengedicht 
erzählt von seinen Abenteuern, als er sich mit der Leiche seiner 
Geliebten auf dem Meere einschiffte. 



^) Wie Butara-Gurn vou deu JavADCD, wurde BataU, als Scböpfer aller Dinge, 
von den Eingeborenen der Philippinen verehrt. 



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Khuu Pen. 347 

Unter dem Namen Phaya-Sakandan ist dnreh den malayiychen 
Iskander der grosse Alexander in Siara bekannt geworden. 

Das Buch Sibsonglien oder die Erzählungen der \2 Ecken 
(des Sarkophags, auf denen sie gesclirieben gefunden) ist aus 
der Sprache der Phrahm übersetzt und gehört der Khang Sayasatr an. 

Khun Pen, ein tapferer Edelmann, wurde von dem König 
zur Eroberung Xiengmai's nach Laos gesandt, fand aber bei 
seiner siegreichen Rückkehr, dass sein Busenfreund Khun Xang 
die ihm verlobte Braut für sich heimgeführt hatte, als von den 
Eltern begünstigt, die den reicheren Schwiegersohn vorzogen. 
Khun Pen klagte vor dem Könige, der das Mädchen (Nang Van- 
thong) herbeibringen Hess, damit sie frei den einen oder andern 
Liebhaber wähle. Als sie vorzog. Beiden verheirathet zu werden, 
erzürnte sich der König, der diesen Wunsch der übermässigen 
Fleischeslust zuschrieb, und befahl die Sünderin zum Tode zu 
führen. Einer ihrer Verwandten überredete den Henker, die 
Hinrichtung eine kurze Weile zu verschieben, bis er Zeit haben 
würde, den König um Erbarmen anzuflehen, und verabredete mit 
ihm, dass das Erheben einer weissen Fahne eine günstige, einer 
rothen eine ungünstige Antwort andeuten solle. Der König ge- 
währte Gnade, und eine weisse Fahne wurde aufgehisst. In dem- 
selben Augenblicke aber ging eineProcession des Volkes mit rothen 
Fahnen die Strasse entlang, und der Henker, der diese zuerst 
sah, erfllllte seine Pflicht. 

Aus einer kambodischen Uebersetzung des siamesischen Ge- 
dichtes wurde mir in Lawek folgende Episode vorgelesen: 

Tief war des Prinzen Schlaf, lang, lieblich und tief gebettet 
auf weichen Kissen, dort in der Liel)e Arm. Aber fem im 
Kriegeslager stürmte ungestüm der hochgefeierte Phen umher, 
er der Feinde Schrecken, dessen Ruhm die Erde füllte, dessen 
gebietender Ruf im Schlachtentoben erscholl. Er, der Löwen- 
starke, zitterte und bebte, wenn er der Geliebten gedachte, seiner 
theuem Rao-Thong, und von Kummer übermannt, war jedes Glück 
für ihn entflohen. Fortan traute er keinem Worte weiter, keinem 
gleissnerischen Mädchen worte, ob aus dem Laosland, ob aus 
Siam. Er floh in die Einsamkeit, allein und verschlossen. Und 
ob des Sommers heisse Sonnengluth auf ihn niederbrannte^ sei- 



348 Westltrh und südlich vom katnbodiMhen Sre. 

nen Körper ausdörrend, ob in der Regenzeit die nasse Kälte 
eindrang und Stürme ihn umbrausten, er fühlte es nicht, er 
sass da unbewegt, in der Trauer Schmerz versunken. Diese 
Verse gehören zu der Khabsepha genannten Klasse von Liedern, 
die unter dem Klappern von Cast^gnetten deelamirt werden. 
Das Metrum ist das der Boht Cheh kham oder Phiek Pram- 
phit im Kambodischen. Die in Kambodia umlaufenden Mär> 
chen sind meistens dem Siamesischen entlehnt. Nachkommen 
Khun Phen's sollen noch in dem Dorfe Suphan leben. 

Der Eulenspiegel der Siamesen ist Sisanonxai. Vom Könige 
befohlen, sein Hauswesen (jok krob krua) herzubringen (d. h. 
seine Familie), sitzt er auf seinem Herde (krua fai) und sucht 
ihn mit sieh zu sclileppen, bis der dazu kommende König ihn 
auslacht. Auf den Befehl, eine Armee auszuheben (jok thap), 
nimmt er zwei Steine in die Hand, sie zusammenschlagend 
(thap), und geht so nach dem Laoslande, die Rebellen zu unter- 
werfen. 

Diese VolksschwUnke scheinen auch jetzt noch Erweiterung 
und ZufUgungen zu erhalten. Als der König ein anderes Mal 
Befehl gab, ein Feuerschiff (Kamphan-Fai oder Dampfer) zu ver- 
fertigen, steckte Sisanonxai die königlichen Boote in Brand und 
wollte sich vor Lachen ausschütten, als er sie alle hell aufflackern 
sah. Der König schickte seine Häscher, ihn zu ergreifen (chab 
tua). Als diese ihn aber am Arme angriffen, protestirte Sisanonxai, 
da der Kernig befohlen liabe, die Person (tua) zu ergreifen und 
nicht den Arm, ebenso wollte er die Beine, Kopf u. s. w. nicht 
als verfallen gelten lassen, bis der König einen neuen Befehl 
gab, ihn als ein Ganzes herbeizubringen, indem er jedes einzelne 
Glied des Körpers aufzählte. Als Hofnarr des Königs Phra Rama 
thong, baute Sisanonxai eine schiefe Pagode (Phra Chairai) und 
übersteckte sie mit Glassplittem und Domen, so dass Niemand 
hinaufsteigen konnte. Der König befiehlt dann ein Haus von 
Gold (thong) zu verfertigen, ohne indess dabei zu sagen metalli- 
sches oder reines Gold (thong kam), und so baut Sisanonxai ein 
Haus von dem Baume Thong lang, dem enttäuschten Könige 
erklärend, dass es verschiedene Arten von Thong gäbe, als Thong 
lang; Thong deng, Thong khao a. s. w. Oft er9cheiiit er in 



Mahosoph. 349 

Räthselkämpfen, wie sie, denen zwischen Calcha und Mopsus ge- 
führten ähnlich, auch in der hintcrindischcn Literatur bekannt 
sind. Wie Aesop bei Planudes, assistirt er dem weisen Könige 
in den Witzfragen, die in gleicher Weise zwischen Sennache- 
rib und Pharao ausgetauscht wurden. 

Die Jataka oder in Geburt als Zanekka ist unter dem 
Titel Prinz Samuthkodom auf die Bühne gebracht. In dem 
Xaiaset genannten Drama verstösst der Kimig seine durch die 
eifersüchtigen Concubinen verleumdete Gemahlin, würde aber 
durch ihren Vater, den Jacksa-König Phaya Sinhon, besiegt und 
vernichtet worden sein, wenn die Königin nicht zwischen die 
Heere getreten wäre, um eine Einigung zu vermitteln. 

König Vitharat, der sich in Vilana, Tochter des Königs 
Phrohmathat verliebt hatte, befragt seinen Minister über das Hei- 
rathsproject, erhält aber von Mahosoph den Rath, davon abzu- 
stehen. Als Zeichen glücklicher Regierung pflegt in Hinterindien 
ein Regen von Gold und Edelsteinen zu fallen, wie Regen von 
Silber, Honig und Weizen auf die Gebete Niall Frauach's, Königs 
von Irland, folgte. 

Das Mahosoph betitelte Buch enthält dessen Weisheitssprüche, 
als er als Guru des Königs am siamesischen Hofe fungirte. 
Abhandlungen über siamesische Gebräuche wurden vom Khru 
That abgefasst. Der gelehrte Krahat Phaya Thammabricha ver- 
fasste religiöse Bücher in Siam, nachdem er aus der Priester- 
schaft ausgetreten war. Das auch Buranovat oder Bunnovat 
genannte Bucli Manovatthasut handelt in den Versen des Metnnns 
Xanthaphak über die Entdeckung des heiligen Fussstapfens in 
Phral)at und giebt seine Beschreibung. Es wurde zur Zeit der 
dortigen Tempelgründung unter der Regienmg des Phra-chao 
Song tham abgefasst, und seine Buchstaben, unter denen manche 
eine von den jetzigen abweicliende Gestalt zeigen, haben alle 
die eckige Fonn scharf ausgeprägt. Accente fehlen in diesem 
Panegyrikos (wie sie auch in der Steininschrift des Königs Ram 
kamheng nur sparsam gebraucht werden). Die von mir gesehene 
Copie war auf schwarzem Gnmde mit gelber Gummiguttdinte 
geschrieben, während die gewölinlichen Bücher Slams mit schwar- 
zer Tuschdinte auf grobem Papier grauer Farbe geschrieben 



350 Westlich und südlich vom kambodischpn f^e. 

sind. Palmblätter*), mit Eisenstiften eingeritzt und dann mit 
Oel bestrichen, werden nur fllr religiöse Bücher gebraucht, wäh- 
rend sie in Birma allen Zwecken dienen. 

Nach der Erzählung vom Chao Guoh (das Naturkind) gebärt 
eine seit längere Zeit unfruchtbare Königin eine Muschelschale 
und wird in Folge der von anderen Concubinen gegen sie ausge- 
stosscnen Verleumdungen von dem Könige in den Wald verbannt, 
wo sie ein Haus baut und sich einem Fischer verheirathet. Wenn 
sie Abends von ihren Geschäften zurückkehrte, fand sie immer 
Alles im Hause in Ordnung gebracht und das Essen fertig ge- 
kocht, ohne dass sie begreifen konnte, wer es gethan haben 
möchte. Sie versteckte sich deshalb eines Tages und bemerkte, 
wie aus der in eine Ecke geworfenen Muschelschale ein Kind 
hervorkam, das alle Arbeit verrichtete. Sie zerbrach die Schale, 
80 dass der Knabe nicht in sein Gehäuse zurück konnte und 
darüber ärgerlich laut schrie, bis ihn seine Mutter besänftigte. 
Die Nachbarn indessen wollten ein so unheimliches Geschöpf 
nicht um sich haben und versuchten es auf alle Weise zu tödten, 
trieben aber selbst wütliende Elephanten vergebens gegen das- 
selbe, bis sie es zuletzt mit einem Stein um den Hals in's Wasser 
warfen. Der Nakh des Flusses jedoch hob es empor und brachte 
es nach dem Lande der Jakh, wo er es in einen Kahn setzte, 
um den Fluss nacli deni Palast hinabzutreiben. Die Königin 
adoptirte das herbeischwimmende Findelkind als ihren Sohn, und 
Hess ihm Freiheit, überall in den Gärten umherzustreifen, iiur den 
Gold- und Silberteich solle er nicht besuchen. Als er es aus 
Neugierde doch that, blieb bei der Berührung das Gold an sei- 
nem Finger kleben und wollte sich in keiner Weise wieder ab- 
wasclien lassen, so dass er zur Verhclüung einen Lappen umband 



.*) Undpr Fuhhi th« Chinese tied kuotted strings tili Tsanghieh invented the 
ko tan chuen (tadpole characters) in Imitation of the foot steps of beasta and birds. 
After that Lisz invented the character li, pricked with an awl or cut witb a 
knife on the leaves and the bark of trees. Von den acht Linien, die König Phuc 
thi auf dem Rücken der Schildkröte gesehen, verfasste König Than Nong die 
Hexagramme, als (irundlagc des chinesischen Alphabets, und somit des cocbin- 
ohluesisrhen. The people of Laos boasts of having tatight the Siamese the art 
vf writing on leaves of palmtrees (Pinki^rton). 



I 



Chao Gnoh. 351 

und der Mntter sagte, dass er sich den Finger verletzt habe. 
Um Gewissheit zu erhalten, ob die von dem cannibalischen 
Apj)etit der Jakh erzählten Geschichten Begründung hätten, be- 
suchte er die Küchen, und fand dort in der That eine Menge 
von Knochen umherliegen, zugleich aber auch ein Paar wunder- 
bare Pantoffeln, um in der Luft zu wandeln, nebst einer Mütze, 
die das Aussehen eines Wilden gab, und einen Zauberstab. 
Nachdem er längere 2ieit hin und her geflogen war, bemerkte 
ihn die Jakh-Königin auf einem Baume und rief ihif an, zurück 
zu kommen. Da er aber nicht auf ihre Worte hörte, schrieb sie 
alle ihre Zauberwissenschaft nieder, und alle Thiere um sich 
zusammenberufend, starb sie aus Gram. Ihr zur Feier des Lei- 
chenbegängnisses herabkonunender Adoptivsohn las die aufge- 
zeichneten Sprüche und lernte sie auswendig. Er flog dann fort 
nach einem Lande, wo der König gerade seine Töchter verhei- 
rathete, mit Ausnahme der jüngsten, der Niemand zum Ehemann 
recht war. Der König licss alle Jünglinge seines Landes zUj^ 
sammenkommen, aber keiner geflel ihr, dann alle Greise, aber mit 
noch schlechterem Erfolg. Er fragte dann, ob es noch sonst 
Jemanden gäbe, und hörte. Niemand sei übrig als der Wildling 
(Chao Gnoh), der dort mit den Kindern des Feldes spiele. Als 
die Prinzessin davon hörte, war sie sogleicli entschlossen, ihn zu 
heirathen, und der erzürnte Vater verbannte sie nach der Wild- 
niss. Wenn nun aber später der König Fische wünschte und 
seine Schwiegersöhne darnach ausschickte, so konnten diese keine 
erhalten, denn Chao Gnoh hatte sie alle um sich versammelt 
und sass mit veränderter Gestalt in ihrer Mitte. Zuletzt Hess 
er sich auf vieles Bitten erweichen, einige davon zu verkaufen, 
aber nur gegen eine abgeschnittene Nasenspitze. Als der König 
nach Wild verlangte, jagten seine Schwiegersöhne umsonst, denn 
Chao Gnoh hatte alle Thiere des Waldes um sich versammelt, 
und gab sie nur her gegen ein Stück des Ohrläppchens. Dann 
aber, angereizt durch die Geister, die über die Verachtung ihres 
Freundes (Chao Gnoh) erbittert waren, fielen viele Feinde über 
das Land des Königs her und alle Schwiegcrsölme desselben 
wurden besiegt. Als der König fragte, ob sonst noch Jemand 
übrig sei; nannte man ihm Chao Gnoh, und dieser, von den 



352 Westlich und südlich vom kambodipchcn See. 

Geistern mit Wunderwaflfen und einem fliegenden R088 versehen, 
trieb bald alle Feinde in wilder Flucht vor sich her. Erfreut 
setzte ihn der gerettete König bei der Rückkehr auf seinen Thron. 
Als Chao Gnoh's Eltern von seinen Thaten hörten, kamen sie 
dorthin, sich als Gehlilfen in der Kttche zu vermiethen. Die 
Mutter bildete in den Curries und den Kuchen die Scenen seiner 
Kindheit aus dem früheren Waldleben, und als Cliao Gnoh diese 
Erinnerungsbilder sah, stellte er Erkundigungen an und feierte 
freudig das Wiedersehen mit seinen Eltern, die jetzt im Palast 
bei ihm wohnen mussten. 

In dem Pra Samnth Paksi Pakaranam-noi (das Weltmeer 
der kleinen Vogelgeschichteu) wird von zwei Devada gesprochen, 
die, als Devabutr in den Götterregionen geboren, in vorzeitlicher 
Vergangenheit existirten, als Schützer der Welt. Als sie einst 
zusammentrafen, befragte Deva-Bramhana den Lokaya-Bramhana 
um die acht Regeln (Attha Banha) und bedrohte ihn mit schimpf- 
Jfchem Tode, wenn er nicht innerhall) sieben Tage die Fragen 
zu beantworten vermöchte. In der letzten Nacht wird die Lösung 
der RHthsel (Pritsana) den auf dem Weltenbaume nistenden 
Riesenvögeln abgelauscht, indem die Mutter ihr Junges darüber 
belehrt, die Erzählung verechiedener anderer Fabeln einflechtend. 



Von Slam nach Cochinehina« 

Um eine gttnstige Gelegenheit zur Fahrt nach Saigon zu 
finden, hielt ich es flir passend, meinen Wohnsitz an dem Ha- 
fen Udongs, dem am Flusse gelegenen Landungsplatze Kam- 
pong luang, zu nehmen, und Hess mein Gepäck auf einen Büffel- 
karren bringen, mit dem wir aus dem Thore der Udong um- 
ziehenden Palissaden herausfuhren. Die gepflasterte Strasse ist 
ttber den seitlichen Niederungen in beträchtlicher Erhöhung auf- 
gebaut und überspannt die Wasserarme mit Brücken. In Kam- 
pong luang miethete ich ein leerstehendes Haus, das an der 
Hauptstrasse lag, und liess die Seitenwand erhöhen, damit meine 
unter demselben Dache lebenden Nachbarn nicht über die Mauer 
gucken könnten. Daneben lagen königliche Reismagazine, und 
ausserhalb der Stadt wurden Elephanten*) fttr Reisen der Be- 
amten gehalten. Der Bazar war sehr belebt, und auch das Ufer 
mit einer langen Reihe von Booten besetzt, so dass man Schwie- 
rigkeit hatte, einen guten Platz zum Baden zu finden. In einem 
der Klöster bei Prepaj fand sich eine alte Steinstructur. Auf dem 
Strome lagen die französischen EriegsschiiTe, die aus der Colo- 
nie in der cochinchinesischen Provinz heraufgekommen waren, 
und bei einem französischen Doctor, der am Lande lebte, traf 
ich einen Priester der katholischen Mission. 



*) Bei der Anwesenheit Abd-er-Razzak*8 in Bidjanagar besass der Rai 
(K5nig) einen weissen Elepiianten (1442), debsen Anblick für glückveriieissend galt. 
Bastian, BaUe in KaoAodia. IV. 23 



354 ^0° SiAiD Dach Gochinchlna. 

Die folgendeD Tage Hess ich den Diener sich nach pas- 
ftenden Booten umsehen; während ich des Morgens nach Udong 
ging, um meinen Freund im Kloster zu besuchen, und Abends 
nach meinem Logis zurückkehrte, oft in Begleitung von jungen 
Mönchen, die mir Mancherlei erzählen konnten.*) 

Am Vorabend des neuen Jahres*) sah man in Kampong Inang 
die Chinesen auf den Strassen in grossen Pfannen Kuchen backen. 
Am andern Tage hatten dieselben Esswaaren und Brannt- 
weinscbälchen vor ihre Häuser g^etzt, und sassen neben dem 
angerichteten Mahl, auf die Seelen ihrer Vorfahren wartend, da- 
mit sie beim Wechsel des Jahres herbeikommen und davon essen 
möchten. Kleine, halb ausgeblasene Kerzen glitzerten auf der 
Erde, um den Weg zu zeigen. Die Schmiede hatten Früchte 
und Esswaaren auf den Amboss gesetzt und auch die übrigen 
Geräthschaften ihres Handwerks verziert, wie diesen in Indien 



*) La dixUme loDa de la Chine est la premi^re Inne chez aox; eile ae 
nomme kia-te. Od conitruit a cette ^poqoe, devant le palais da roi, un ^hafaad 
•ar leqael 11 pent tenir od millier de personoes. On la garoit enti^remant da 
laDtaroes sph^riqaea, et peiotes qui soDt suspeDdues tont autour. Vis-i-Tis, h la 
diitaDce de deux caDts pieds, od 4lhve nue cbarpente eu forme da toor, et od 
7 place des mäts da la haateur de deux cents pieds. On eD dresse chaqne nnlt 
troii ou qnatre, et mtma clDq oo six, et Tod allome au sommet des m&ta das 
feux d'artiflce qui soDt aperf ua par les habltaDi des caDtoni et des 'villes voisiDas. 
Le soir, od invite le roi 4 sortir pour Yolr allumer les feux: on les apervoit de 
plus de dix Heues. Les pi^ces d'artiflce sont de la grosseur d*un canou, et le 
bruit de la d^-cbarge fait trembler toute la ville. Ensuite les ofAcers de la ville, 
les personnes d*un rang distingu^ allument de grands cierges. La quantite 
d'ar^que qui se consomme alors est tr^s considärable. Le roi inylte aussi les 
grands k assister k la f^te, qui dura la moiti^ du mois. II y a de m^me una 
fdte daus chaqoe mois; k la quatri^me lune, le Jeu du mail; a la neuTieme lune 
Tassembl^e de la chasse : on vient de diff^rentes parties du royaume dans la ville 
et od s'assemble devant le palais. A la ninqoiftme lune se fait Tassembl^e du 
baptdme de Rouddha. Od conduit daus toutes les parties du royaume les düTd- 
reDtes Images de Bouddha pour les laver en m^me temps que le roi se baigne 
iolennellement. On vient k cette f^te par terre et eD bateaux. Le roi moota 
dans un pavillon pour assister k la c^r^monia. Conti erwähnt eines Lampeofestea 
in Indien. Das vielfUchrige Flöten-Instrument, dessen Ursprung man an der Grenze 
auf dem sich aus einem Wurm verjüngenden Vogel zurückführte, scheint, nach 
der Beschreibung, ^er Aeols-Orgel der Laos zd antsprachan. 

# 



El-Roumi. 355 

ebenso als in Afrika Verehrung dargebracht wird. Aehnliehe 
Feste wurden nach der Beschreibung des chinesischen Gesandten 
in Kambodia gefeiert. 

Zwischen Eampong luang und Pinhalü besuchte ich die ma- 
layischen Colonien, deren Obergeistlicher arabischer Herkunft 
war. Er meinte ein halber Landsmann zu sein^ weil er aus 
Roum"^) (Anatolien) stammen wollte^ und kannte Stambul; das 
Rom der Moslemen. In ihrer eigenen Heimath ist das Herz der 
bigotten Mohamedaner selten weit genug; um einen Europäer 
darin einzuschliessen, aber hier in dem entlegenen Winkel Hinter- 
indiens, dessen Heiden in der noachischen Prophetenreihe keinen 
Vertreter gefunden hatten, war dies etwas Anderes. Längs des 
Flusses finden sich die Häuser verschiedener Colonien Kriegs- 
gefangener mit kambodischen Ansiedlungen gemischt. Die re- 
bellischen Dscham, denen der König Sitze zwischen Udong und 
Panompeng angewiesen hatte, suchten nach ihrer früheren Hei- 
math in Cochinchina zu entfliehen, kehrten aber meistens frei- 
willig zurück, da ihrer dort noch härtere Unterdrückung wartete. 
Wie die Dscham schneiden die Khek jetzt das Haar meist in 
der siamesischen Frisur der Dok Kathung, die Frauen dagegen 
binden es in einen Knoten. Nach Idrisi wurden die Kühe**) in 



*) Nach dem Muster des eroberteD Ad tiocheia gründete Nurschirvan (532 — 579) 
Rumia (Römerstadt) oder Khosra-Antiocheia in der Nähe tou Macljusa (bei Ktesi- 
phon). Die malayischen Fürsten verknüpfen ihr Geschlecht mit Alexander, der 
nach Indien zog, als ein Nachkomme des Puru (aus dessen Geschlecht Arjuna Yon 
Krlschna nach dem Kriege zwischen den Kuru und Pandu mit der Herrschaft über 
Indien belehnt wurde) den an Persien schuldigen Tribut verweigerte. Nach 
Diodor stammten die Macedonier von Macedo, dem den Helmschmuck des Wolfes 
tragenden (oder in Wolfsfell gekleideten) Sohn des Osiris. Die syrische Colonie 
bei Axom wurde (von Philostorgios) auf Alexander Magnus zurückgeführt. Nach 
Abu-1-fazl nannten die Indier In den vier Theilen der Erde die Städte Jankat 
(Jamakota), Lanka, Siddhapura und Romaka. Soliman rühmt die feinen Zenga 
im Königreiche Rohmy (neben dem von Thafec) oder (nach Reinaud) Vijyapur. 

«*) In Galicut, dessen kühne Matrosen Tchini-betchegan (Söhne der Chinesen) 
hiessen, wurde das Schlachten der Kühe mit dem Tode bestraft (nach Abd-er- 
Razzak) 1442 p. d. Der persische Genius Bahaman schützt die Rinder und andere 
Haarden. 

28^ 



356 Von Slam nach Gochinchina. 

Champa so iu Ehren gehalten^ dass man die Kranken in beson- 
deren Ställen verpflegte. 

Ich verweilte einige Zeit in dem Hause des Nai Dscham 
(des Aufsehers über die Dscham)^ der nebst dem Sangkharat des 
Boht im Dorfe der Tschwea lebt, und wurde dort mit der orien- 
talischen Pfeife regalirt. Er nannte sich Domset-Ali, und er- 
zählte, dass sein Vater Domset Ahmed aus Bomavisai gebürtig 
gewesen, eine Gegend, die weiter erkläit wurde als das Land 
Turky, das in beständigem Kriege mit Ruthia (Russland) liege. 
Nachdem er Mekka und dessen Hafen Juthi (Dschiddha) besucht, 
sei er zu den Tschwea Malayen in Kambodia gekommen und 
hal)e sich unter ihnen niedergelassen. Diese stammten, wie ich 
auf weitere Fragen hörte, aus Patani, Sahlat (Singapore), Trin- 
ganu u. 8. w. Sie verehrten (ebenso wie die Dscham bei Lawek) 
Mohamed, nicht Patenta-Ali, wie die (schiitischen) Tschwea (Java 
oder Khek) in Bangkok. Der Sangkharat oder Priester sei von 
Medina gekommen. Nachdem Mohamed seine Lehre in Ara- 
bistan verbreitet hatte, wurden auch die Malayen, die früher Al- 
lah*) verehrten, darin durch den Apostel Sia unterrichtet Die 
Dscham hiessen Tschimpo bei den Malayen. Als Specimina der 



*) Der Prophet rückt allmäligi an die SteUe des Yon ihm gepredigten Gottes, 
eine Beobachtung, die, wie ich anderswo schon ausgeführt habe, sich in den 'ver- 
schiedensten Religionssystemen mit gleicher Regelmässigkeit verfolgen läset. Aach 
der Buddhismus, obwohl schon mit einer Identität beginnend, hat dieselbe in 
der geschichtlichen Bewegung wieder gespalten und das Bild des symbolischen 
Leuchters in seiner Kirchen - Entfaltung wiederholt. Der Schritt Yon Bodhi- 
sattva zum Buddha war leicht, besonders in den verehrten Lieblingsjüngern oder 
Klostervorstehern, die in dem Reiche der Ghutukten fortlebten. Blieben die ge- 
trennten Diocesen im hierarchischen Zusammenhang, so bildete sich auf der 
Zwischenstufe zur päpstlichen Gewalt eines Dalai-Lama die Theorie der gemeinsam 
im Stamme des Swayambhu wurzelnden Dhyani aus, die sich in ihrer irdischen 
Form als Manusiya reflectirten, ehe sie im Nibbuti der Tathagata verschwanden. 
Das chinesische Wörterbuch (s. Julien) unterscheidet f&nf Arten der Jana, alt 
Schriften der Buddha, Bodhisattva, Pratyeka, Sarvaka (Zuhörer) und Frommen. 
Sakala, according to Bruce, signifles a hiU or mountaln, rising like the roof af a 
barn (Vincent). Der Prophet Houd oder Heber (Enkel des Arpbaxad) predigte 
gegen die Sakiah Götzen der Aditen. unter den Soft zeichnete sieb Seri Sacatld 
durch seine Contemplation aus. Im Arabischen meint Serr (Arrar) das Gshslnii. 



Araber. 357 

Sprache von Rum oder Romavisai wurde mir narr fttr Feuer 
(n&r im Arabischen), ouy für Wasser (sou im Türkischen), hima 
für Mensch angegeben. Einer der in dem Zimmer Anwesenden 
pflegte Handelsfahrten zwischen Kampot (dem einzigen Hafen 
Kambodia's) und Hodeida (in Arabien) zu unternehmen, indem er 
Seide für Datteln und Kaffee verkaufte. Das alte Reich derDscham 
(Matschriu genannt) wurde nach Bering-Barang versetzt. Bar- 
roB erwähnt das Königreich Campa an der Grenze von Cauchij- 
China oder Cache. Der zu den Dscham geschickte Prophet war 
Patenta-Ali (indem Patenta*) Ehrentitel ist, wie sonst Phrabat). 
In Krankheitsföllen stecken die Dscham in Taynin ein StUck 
Schweinefleisch im Walde auf, hoffend, dass die dadurch ange- 
lockten Teufel den Kranken fahren lassen werden. Durch ihre 
Beziehungen mit den Malayen gehen die Genealogien bis auf 
Iskander**) zurück. Ein französischer Officier, der im Innern 
der Provinz Saigon in Garnison gelegen hatte, erzählte mir, dass 
auf dem Grenzposten Taynin die aus Cochinchina geflüchteten 
und dort angesiedelten Dscham (Chiam oder Kyam) sich mit 
den Arabern unter den Besatzungstruppen zu verständigen ver- 
möchten. Sie hätten eine Moschee in den Bergen und enthielten 
sich des Schweinefleisches. Ihre Wohnplätze wechseln, je nach- 
dem sie .neuen Boden in Cultur nehmen, und ausserdem treiben 
sie Viehzucht sowie einen ansehnlichen Handel mit Büffeln. Die 



*) Devikotta oder Festnnfc der GSttin wie KalikotU (KalkutU oder Kali-Qhat). 
**) der gleichen Rahm in Central - Asien geniesst. The chief of Wakhan 
traced hls ancestry to Alexander the Great, bemerkt Wood, hinznfflgend, dass die 
Fürsten von Darwaz, Badakshan und Ghitral eine gleiche Ehre beanspruchten. In 
den Phantasien ihres Irrsinns glaubte die unglQckliche Kaiserin von Mexico ihren 
Gemahl berufen, das Reich des grossen Alexander wieder aufzurichten. Die Stadt 
Tangast sollte von Alexander gegründet sein, sowie Ghobdan, wo aus Rombycum 
Fiden gesponnen wurden und schwarzgekleidete Stämme wohnen. Das unter- 
teeische Qlasboot des malayischen Fürsten schreibt Segura dem Alexander zu. 
unter den Nachkommen des Romapada (Sohn Bidharbha's) herrschte Sisupala über 
das Königreich Ghedi. Die Jesuiten brachten eine alterthümliche Urkunde bei, 
am zu beweisen, dass sie als Brahmanen Roms alter als die Brahmanen Indiens 
seien und ebenso direct von Brahma abstammten. Die Seldschucken in Iconium 
(▼om Eikonon des Menschen) herrschten als Sultane des Landes Rum. In Ae- 
gypten ist Rnml (neben Seharl und Naharina) Armenien. 



358 ^^^ Sism Dach CocbiDcbina. 

Knaben werden im zwölften Jahre beschnitten. Nach den Mit- 
theilnngen eines französischen Kaufmanns ; der viel mit den 
Eingeborenen verkehrte, finden sich zwei Dörfer der Dscham*) 
an den Abhängen der Berge von Binthuang, und ihre Bewohner 
folgen derselben Religion wie die Araber ^ ohne sich mit den 
Cochinchinesen durch Heirathen zu mischen. Eine andere mei- 
ner Autoritäten meinte, dass die Tschwea Dscham Adam verehr- 
ten (wie die Komar nach Masudi). Ein Küstenfahrer hatte Sarkophage 
und mancherlei Monumente arabischen Charakters in der früheren 
Heimath der Dscham gesehen, und eine Golonie findet sich noch neben 
dem Hafen Phantiet in Binthuan. Denkmäler werden auch im Lande 
der Wilden erwähnt, und eine Stein-Pagode (Kim-chouang-to) 
in der Provinz Bakning. Die Säulenthürme an der Grenze Bin- 
dinhs werden Zaph-Kaomen oder Monumente der Kambodier 
(Kaomen der Khmer) genannt. Die Kyam in Taining kommen 
mit den Dscham in Binthouang überein. 

Im Namen der Dscham oder Cham (^Üampa) findet sich, wie 
in Vaisali oder Arrakan, in Ayuthia, Indrapastha**) u. s. w.; die 



*) II regno di Campaa e grande 4 abboDdante (1613). U Re gentile ha moUe 
genti et molto ricco, Tive con Tentrate delle sue possessioni, tutti li saoi popoH 
tengono cavallie e fanno guerra con altri Re, priDcipalmeDtecon el Re di CochinchiDa 
(Ramusio). Der cochinchinesische Konig Tschua Hun (Cbewa Ilean) führte den 
RebellenkSnig Nok Ramass von Kambodja an seinen Hof, und als Nok Boa Tnm 
Beine Hülfe anrief, überzog er das ganze Tsiampa (Bowyear). 

**) die Hauptstadt von Kurudesa, wi«^ später Hastinapura und dann das Ton 
Chakra (Sohn des Nemi) gegründete Kausambbipura. Die mit Santaua (Enkel 
des Bhimsena), König von Hastinapur, vermählte Fiscberstocbter Minganda oder 
Sat^awati Kali, war die Geliebte des Muni Parasara, Sohn des Upamanggn, wie 
die Brahmanin Kali die des Knaben Triteshtra (in civilisatorische Beziehungen 
verknüpft, wie Bacchue mit dem dreijährigen Knaben bei den Ghibchas). Die 
Abstammung von Fischern kehrt bei bedeutenden Namen der brab manischen 
Genealogien wieder. Xavier fand die eifrigsten Bekehrten unter der Fischerkaste 
(Parawas) und auch in Manaar. In Java erfolgte wegen der schonen Frauen Sinta 
(Sinto) und Landap die Invasion des Watu Gunung oder Raja ^aila parvala, der 
den Triteshtra (Vater des Manu Manasa und Manu Madhava) erschlug. Die 
ceylonischen Mohren, deren Lebbes oder Priester den schiitischen Gottesdienst in 
persischer Sprache abhalten, sollen von der Expedition Cosroes Nuschirwan's 
stammen, der (VI. Jahrhdt) Städte auf Ceylon eroberte (s. Hamza). Nach Ahmed 
wurde im \I1. Jahrhdt. eine mohamedanische Colonie auf Ceylon gestiftet. Die 



Champa. 359 

indiBche Uebertraguug von Champapnri amGangeS; in der Nähe 
von Bhagalpnr (die Geburtsstadt des Tirtbankara oder Jina Ya- 
Bupadya); das von den Königen von Ängga (nach der Haribansa) oder 
von Changchu (Sohn Harita'sj gegründet sein sollte (s. Hamilton)^ 
als Hauptstadt Kama'S; des Königs von Ängadesa. Marschidabad 
oder (nach Fa-Hian) Champa war die Residenz der Set (Sati in China 
nach Ibn Batuta)^ einer reichen Jaina-Familie. Nach Täranätha 
herrschte über Tschampama König Nemita^ dessen von einer 
Kaotmannstochter geborener Sohn Asoka*) nach glücklichen 
Kriegen mit Nepanl**); das Königreich Madagadha eroberte 



JoDDaga Moplahs io Cochiu sollen aus den Eben mohamedauischer Kaufleuta 
mit einheimUrhen Frauen stammen. Andere aber stellen sie mit den Boddbisten 
oder Jainas zusammen, die von den Brabmanen in einer Disputation besiegt wurden 
(narb dem Kerala Upati), worauf der enttbronte Gberaman Permaul (f 878 p. d.) 
nach Mecca gegangen. Tbe^ only remaining representatives of tbe Jains are tbe 
MosBulmen, still called Buddbists (Day). Auf den PapyrusroUen der Sesostrideii- 
könige finden sieb häufig Juni und Luki (Jonier und Lycier). Die Grotten auf 
Salsette wurden (nacb Anquetil Duperron) dem Alexander M. zugescbrieben. 

*) Nacb (Sandracottus) Sinsar-cband (330 a. d.) lässt Ferisbta (260 a. d.) Jona 
mit seiner Linie rubig für 90 Jabre regieren. Dann folgt (170 a. d.) der Tyrann 
Kalian-chand, unter dem das Reich Kanaiy zerfiel, wo Rustam von Persien (mit 
der Seoraja-Dynastie) den Sonnen-Gultus eingeführt hatte (1072 a. d.). 

**) Von Hiranja (Sohn des Kasyapa) abstammend, herrschte die Familie Bana*8 
(des Vaters des Virat und Orossvaters des Bali) in Matsya. Their subjects seem 
to have been tbe nation of Kiratas or Kichaks, who in after times under tbe 
name of Varmas, Brahmas or Burmas (ßrachmani) govenied tbe mountains of 
Nepaul, adjacent to tbe north of Matsya. But tbe most ancient people now found 
in tbe latter country, are tbe Pali, like tbe Varmas, probably a brauch of tbe 
once powerfül Kiratas, to whom in feature they still bear a strong ressemblance, 
altbougb they now speak a dialect of tbe language of Bangga, adjacent to them 
towards tbe Snuth-East, and this language now extends also over Kamrupa and 
Tripura to tbe East, Upabangga to tbe South and Angga to tbe Southwest. Nacb 
Bali*s Vernichtung durch Krischna, residirte Virat in Pandua bei Oour (Hamilton). 
Die Pallis, mit den Abbiras (schepherd-kings) identiflcirt, werden von Wilford 
nacb Candeish gesetzt. By Partbians (according to Moses of Chorene) sbould be 
understood tbe Pathavis or Balhavis or people of Pahla, Balha or Palcba, tbe 
Balika or Bahika of tbe Sanscrit and tbe Bactria of the Oreeks, whence were 
derived the Peblvi-dynasty and Pehlvi-writing of Persia and tbe Palhavans of 
their more ancient poetry (Thomas). Die Abhira (Aphir oder Ophir) kamen YOin 
oberen Indien nach Barygaza. 



360 Von Slam nach CochinchiDa. 

und von den Brahmanen ans einem sinnlichen Kämäsoka znm 
grausamen Tschandäsoka gestempelt wurde ^ später aber durch 
seine Bekehrung den Namen Dharmäsoka erwarb und die Erde 
mit Denkmälern füllte. Nachdem Sactara (der Mörder Nanda's) 
durch Upadhanwa getödtet war, floh Ghandragupta an den Haf 
des Paratesvara (des Herrn des Gebirges oder des Königs Ton 
Nepaul); der ihu; von griechischen Hülfstruppen unterstützt, wieder 
einsetzte. Als Sohn Ikshwaki's herrscht Nimi oder Janaka in 
Mithila (s. Hamilton). Yasishta und seine Nachkommen waren 
die Purohiten der Janaka's oder Könige von Mithila , bis sie 
von Sat-Ananda verdrängt wurden, dem von der Jungfrau Ahalya *) 
geborenen Sohn Gautama's. Sita, die von Seradhaja, dem Ja- 
naka oder König Mithila's, adoptirte Tochter Ravana's, führt den 
Beinamen Janaki. Das Zurückweichen der Brahmanen, die 
Samba (Sohn des Sri Krischna) aus Sakadwipa in Magadha an- 
gesiedelt hatte, nach Kanjakubja (von wo sie sich dann später 
wieder über Indien verbreiteten), entspricht dem Vordringen der 
Jonaka, die ihrem Lande die heiligen Stätten des Buddhismus 
vindiciren. Der Muni Kapila vernichtete die Söhne des im Ayod- 
hia regierenden Sagara, Sohn des Asita (Sohn des Bharata). Auf 
Swayambhuva, der seine Colonie nach Vithora führte, folgten 
die Könige von Brahmawarta, bis Dakscha Prajapati sich dem 
religiösen Leben ergab. Zu Hiuenthsang's Zeit regierte Siladi- 
tya (der nach Aufstellung der Statuen Buddha's, Aditya's **) und 
Isvara's die Brahmanen fetirte) in Kanya-koubja, dessen König 
Harcha-varddhana von Sasanka, dem Könige Karijia-suvar^a's 
(im östlichen Indien), gestürzt war. 

Bei längerem Aufenthalte in Hinterindien adoptiren Malayen 



*) Im Reiche GbanaTJaba war die Hauptlebre' die Ton dem Alaja , das Alles 
herrorbringen kanD. Die von der Unwissenheit verdunkelte Seele Al^a kreist 
in der Welt der Wiedergeburten umher (nach gnostischer Auffassung). 

*") Nach dem Kitab-alflrist (987 p. d.) trug der Sonnengott Aditja einen feoer- 
rothen Stein, und die Chandrabhakta verehrten im Ghandragupta den vom Mond 
beschützten Edelstein. Sharistani nennt die Sonnenverehrer Dinakitija (Tag«* 
macher}f die Mondverehrer Chandrakija. Tudela läset die Sonne in Cbulam 
verelirt werden. 



Knachtaii«« 361 

und Chinesen leicht die demttthigen Anreden der Einheimischen; 
die trotz des Fehlens der Kastenscheidungen *) nnr in knechti- 
seher Körperstellnng herbeikriechen; um den Staub von der Fuss- 
sohle ihrer Herren abzulecken. Diese sklavische Unterwürfigkeit 
gegen den König und Mächtigen; die bei den Siamesen und 
ihren Nachbarvölkern vor Allem die Freiheit geistiger Entwicke- 
lung hemmt; liegt tief in ihrem Beligionssystem begründet; das 
ihnen lehrt; in dem Glück auf Erden die Belohnung früherer Tu- 
genden zu seheu; und es hoffnungslos macht; gegen das Geschick 
anzukämpfen. Die Buddhisten sind in ihre tiefe Apathie versun- 
ken; weil sie unbedingt und ehrlich glauben; was ihre heiligen 
Schriften lehren. Erwiesen die Europäer den ihrigen gleiche 
Achtung; würde auch das Schicksal ihrer Bildung ein gleiches 
seiU; denn auch dort wird knechtische Demuth gepredigt; waltet 
eine willkürlich absolute Gottheit; die zur ewigen Seligkeit oder 
Verdammniss praedestinirt. Im Westen ist dieser Bann ge- 
brochen durch die Wissenschaft; die in ihrem Zwiespalt mit der 
Beligion einen die geistigen Fähigkeiten entwickelnden Kampf 
herbeiftlhrte ; und es ist vor Allem die Unvollkommenheit der 
dortigen Offenbarungslehren; die diesen zum Fortschritt zwingen- 
den Dualismus herbeiftlhrte. Jenseits des Glaubensbereiches 
im GemüthC; genügen sie keiner der im Menschen lebendigen 
Fragen, die zur Befriedigung eine Antwort fordern. Die Bruch- 
stücke der KosmogoniC;**) der Philosophie, der Staatswissenschaft; 
die sie enthalten; sind so ärmlich; dass sie den bescheidensten 
Ansprüchen nicht würden genügen können; also am wenigsten den 
in unseren anregenden Zonen zum Forschen strebenden Denken 
des Germanenthums. Sobald daher der Jüngling die Kinder- 
schuhe ausgezogen hat und im kindlichen Glauben nicht länger 



*) Dans le Kambodje on uai (maitre) peut descandre Ik serYir le serritenr 
(Imu)) et le seiviteur peut devenir maitre. 

**) Kosmas suchte 547 p. d. in seiner christlichen Topographie die auf die 
Bibel (bei Jesaias und Ezechiel) gestQtzte Ansicht der Kirchenväter zu beweisen, 
dits die Erde eine Yiereckige Fl&che sei, mit einem Kegelberg im Norden, hinter 
dem tich die Sonne Abends verberge. Ueber die unsinnige und thörieht« An- 
nahme der Antipoden hatte schon Laetantias gespottet 



362 Von Slam nach Cochlnchina. 

sein GenUge finden kann^ macht er sich daran^ die Natur zu 
verstehen und ihr ihre Geheimnisse abzuringen. Der Buddhis- 
mus hat seine Gläubigen wirksamer gefesselt; da er darauf be- 
dacht war, künstliche Systeme astronomischen, chemischen, 
philosophischen, geographischen, politischen Inhalts seinem Reli- 
gionsbau einzuverleiben und deshalb im Stande blieb, alle ge- 
stellten Fragen zu beantworten, ohne dass der in seinem träu- 
merischen Hinbrüten leicht befriedigte Geist der Tropenvölker 
sich veranlasst fühlte, aus dem Gesichtskreis des Glaubens heraus- 
zutreten. 

Das Wechseln der Rangsprachen in der Unterhaltung mag 
eine Erklärung abgeben für Diodor's Auffassung der doppelten 
Zungen auf der Insel Jambulos. In den Opfer-Ceremonien der 
Alfuren (in der Manahassa auf Celebes) wird noch jetzt die 
Zunge des Priesters eingeschnitten, um ilm mit der Weisheit 
des Empong Lembej zu füllen (s. Diedrich). Bei den Thlinkithen 
(Koloschen) erscheint dem Schamanen (Ichth') unter den Vorbe- 
reitungen zu seiner Weihe eine Flussotter, deren ausgeschnittene 
Zunge als heiliger Talisman verwahrt wird fs. Holmberg). 

Bei einem Besuche in der französischen Mission in Pinhalu 
(die altholläudische Factorei Panom Kjang Sabek oder Hügel 
der Häute-Magazine) fand ich einen freundlichen Empfang beim 
Bischof Miche, der dort zwischen seiner Gemeinde kambodischer 
sowie coch inchinesischer Christen lebt, und sein Adjunet, Per6 
Janat, unterstüzte mich auf die zuvorkommendste Weise, um unter 
den eingeborenen Christen Ruderer und ein Boot für die Reise 
nach Saigon zu miethen. Ein grosser Theil der Christen ist 
portugiesischer Herkunft. Der jetzige König von Kambodia hat 
einen Theil seiner Erziehung dem Bischof zu danken, der auch 
bei dessen Vater gut angeschrieben stand. Die Christen bilden 
die Ehrenwache des Königs, der sie mit den schweren Geschützen 
exerciren lässt. 

Nachdem das Boot nach Kampong luang gebracht war, um 
beladen zu werden, schiffte ich mich am Vormittag des 11. Fe- 
bruar ein, legte in Pinhalu an, um bei den Familien der Schiffer 



Panompeng. 363 

Vorscfanss zarückznlasseii; and befand mich gegen Abend in Panom- 
peng*") an dem breiten Znsammenflusse des Mekhong und Kambo- 
diaflusseS; die dort eine Insel einscbliessen. Eine grosse Zahl 
von Schififen auf dem Landungsplatze deutete auf einen regen 
Verkehr. Die Kaufleute waren vielfach Chinesen. Unter den 
Dienern oder Sklaven traf man Kha aus verschiedenen Berg- 
stämmen, und hatte ich Gelegenheit zu einigen Gesprächen; ob- 
wohl solche von den Herren nicht gern gesehen wurden , da die 
Abneigung der Europäer (oder Engländer) gegen das Princip der 
Sklaverei auch ihnen bekannt zu sein schien und sie trotz meiner 
Versicherung; mich nur« auf philologische Fragen beschränken 
zu wollen; gefährliche Folgen befürchten mochten. Die armen 
Wilden selbst wären zu Mittheilungen nicht abgeneigt gewesen, 
doch wollte ich sie nicht zu Schritten verführen; die sie nach 
meiner Abreise hätten büssen müssen. In der französischen Mission 
traf ich den P6re Soleil; der mich zu seinem frugalen Mahle ein- 
lud und reich mit den Erzählungen seiner Beobachtungen über 
die Volksstämme Kambodia's und Gochinchina's bewirthete. 

Am nächsten Tage besuchte ich in einer abgelegenen Vor- 
stadt Panompengs das Kloster ( Vat) der Juen**) deren Tempel (Boht) 
sich an die Wohnungen der Mönche, die in gelbe Hosen und Kittel 
gekleidet wareu; anschloss. Vor dem Bilde einer Pohea genannten 
FraU; die einen Juwel in der Hand trug; standen kleine Figuren 
neben einer weiblichen Figur aus weissem Porzellan; die einen 
Säugling in den Armen trug. An der Wand hingen zwei Ge- 
mälde, das des Königs Ong-Peang; der die tugenhaften Hand- 
lungen der Menschen niederschreibt; und das des Kriegers Ong- 



*) PanompiDg (Palompiog ou NamvaDg) ou Pnompeng (Galomp^ signlfle 
montagne d'abondance. Loavek (Viu^-loaug) est an Dord d*OudoDg. Plus haut 
est Pountenang ou Pon-tai-pret , qu'on appellait encore la vUIe de Kambodje, 
une ancienne capitale, d^tiuite par les CochiDchiuois. Pr^ de Battambaiig 
(BattaboDg ou Mattambaug) on Toit la montagne de Prabat (du salnt pied) 
Buddha fit une enjamb^e du pic d'Adam Ik une montagne pr^ de Bangkok et de 
14 dans une seconde enjamb^e posa son pied sur le sommet du Prabat. Nach 
Oaspar de Cruz (1557 — 1578) war Loech die Hauptstadt Kambodia^s. 

**) Die Mongolen nannten das Mittelreich Juen oder das Unermeseliche, weÜ 
niemals früher %o viele Völker unterjocht waren (Nenmann), 



364 ^on SiAm nach Ooehinehlna. 

Ak^ der die schlechte *) Handlung notirt^ und ihre Aufzeichnun- 
gen werden dann der Göttin Pohea übergeben ^ um das Urtheil 
zu fällen. Eine dickbäuchige Figur (wie von den Siamesen Phra 
Kachai dargestellt wird) hiess Ji-lak (tong-pat). Mit halbge- 
kreuzten Beinen sitzende Figuren wurden Tejik (oder Pak) ge- 
nannt und sollten identisch sein mit Phra-Phuth (Buddha) ^ der 
von den Khamen verehrt würde. Der Gottesdienst der Juen 
(Cochincbinesen) und Khamen sei derselbe^ nur dass die Juen die 
Bilder in anderer Weise verfertigten. Als Haupt aller Götzen 
wurde die einen Säugling tragende Frau bezeichnet^ Quang- 
nam*^) mit Namen. Das kleine Kind nannte man Tajn-man 
und sagte ; dass es von ihr auf der Strasse gefunden und als 
Sohn adoptirt wurde. Schüler Quangnam's war^ ausser Poteah; 
Tejik, der jüngere Bruder Poteah's. Ein nachdenklich dasitzen- 
des Bild hiess Jangtoh - tikalinai. Ein in cochinchinesischen 
Charakteren geschriebenes Buch unter dem Titel Knjeu pomom 
enthielt Gebete und war mit Bildern illustrirt. Die Äinf Gebote 
fanden sich auf ein besonderes Blatt gedruckt Die kleinen Ge- 
bote sind 10 an Zahl und die grossen 250. Einige hohle Holz- 
köpfe aus Ungeheuern dienten zum Anschlagen, und ein Mönch; 
der Kerzen angezündet hatte, warf sich zum Gebet nieder. Eine 
thürlose Zelle, die in einiger Entfernung auf dem Hofe stand, 
enthielt einen Priester, der das Gelübde ***) abgelegt hatte, für drei 



*) Asoka worde der Bau einer Unterwelt zugeschrieben. Die Felsarbeiten, 
südlich von Kallasa, heissen Tin Tal, als (nach den Hrahmanen) ans den drei 
Etagen der Holle, der Erde ond des Himmels bestehend. 

**) Die Jungfrau-Mutter der Kantonesen ist besonders den Schiffern heilig. 
Auf Conti*8 Schiff verkündete ein von dem Gott Muthia besessener Araber den 
gOnstigen Wind. 

***) There are oftentimes in connection with the large monasteries (in China) 
•ne or more priests, who for a specifled nnmber of years or of months bave no 
ioterconrse with the outward world, speuding tbeir time entirely in tbeir celU, 
vsnally in a sitting posture. Tbeir simple food is bronght to tbem, wbich they 
reeeive throngh a small hole in the door or in the slde of tbeir cells. Tbeir 
thonghts are professedly flxed on Bnddha and tbeir hope is to attain such a 
degree of blessedness by the uninterrupted contemplation , as to be abaorbed 
into bim or to become Buddha, when they die It is Tery creditable to the 
monastery to bave such devoteea connected with it, as well as yery merilorioiii 



Ein HeUiger. 365 

Monate die Vorschriften zu halten. Er sass mit dem Gesicht vor 
einer schmalen Oeffhung, wohin ein altes Weib Speisen gestellt 
hatte. Er grttsste nns beim Herantreten, aber zeigte nach dem 
Kloster, wo wir auf den Gesichtern der meisten Insassen einen 
stupiden Ausdruck fanden, als ob sie ähnliche Praktiken durch- 
gemacht hätten. In dem Tempel (Boht) waren Opfergaben von 
Früchten gelegt. Barrow beobachtete in Turon Bay einen Bauer, 
der unter den Gebeten eines gelbgekleideten Priesters eine Leiter 
bestieg, um vor den Flügelthüren eines in den Zweigen des 
Bananenbaumes*) (Dea im Cochinchinesischen) aufgehängten 
Kastens dem Gotte Buddha oder Fo Opfergaben niederzulegen. 
Die buddhistischen Götzenbilder werden Tich-ca-mau-ni-phat 
genannt. Buddha heisst Bud im Cochinchinesischen, aber Fat, 
wenn nach den chinesischen Buchstaben ausgesprochen. Die 
Siem (in Dschampa) waren früher Buddhisten, und bedienten 
sich in ihren heiligen Schriften ähnlicher Buchstaben wie die 
Siamesen und Birmanen, wogegen die Tonquinesen den Bud- 
dhismus aus China empfingen. Der Erste der Buddhen, der in In- 
dien geboren war, wird Tit-cah genannt. Die Schüler der spä- 
teren zogen für Bekehrungen aus. Wie die Siamesen sagen, 



in the Individaals themselveB (s. Doolittle). Unter den Abdalen oder Verzückten 
Nitoliens TerbUeb Babi Bazarla in seiner Zelle, über das an die Wand ge- 
scbriebene Wort Hn (Er ist) meditirend. Poor ttre grand-maitre (des Bonzes) Ü 
fant Jeuner cent Jonra de snite et chaqne Jonr passer quelques heures (la bouche 
Coline) sur un trou fait dans la terre, qui aboutit k Tenf^. Le centi^me jour on 
pr^ente un chien pour victime. Si le diable Temporte, le postulant est exauc^ 
(en Gocbinchine). 

*) As the Banian (flcus bengaliensis) is regarded by the Hindus in a super- 
Btitious light, they will never puli it down and the young sapling speedUy 
inserts its roots amongst the stones. Idols (chiefly of Ganesha) the sylvan deities 
are often found at its base. Vishnu was bom amongst the foliage of the poplar 
leaved tree (flcus religiöse), where the gods now delight to sit listening to its 
rustling, as its leaves tremble like . those of the Aspen. The Syrian Christians 
(in Cochin) assert, that the wood of the cross was of this tree, in consequence 
of which, the leaves have never ceased trembling. The Buddhists afllrm, tbtt 
Buddha, when on earth, delighted to rechne under its shade, since which period 
the leaves have been in a State of incessant ecstatic motion (Day). Der unter 
dem Baume Schwörende hält ein Blatt in der Hand, 



366 Von Slam nscb CoobiBcbina. 

predigte Kasob, als Schüler Gautama'S; den Juen und Chinesen. 
Wie in Japan und China haben die Figuren der cochinchine- 
sischen Buddhatempel *) oft weibliche Bildung. Auch ist mitunter 
bei den Figuren der Taosse**) eine Gleichartigkeit angestrebt 
Bei 'der Reichlichkeit des chinesischen Papiers werden Bü- 
cher in Oochinchina ein gewöhnlicherer Gegenstand, als bei den 
alle Schriften ***) heilig haltenden Buddhisten. Ehe die Cochin- 
chinesen etwas unternehmen, verbrennen sie Papier vor dem 
Hausaltar fllr den wohlwollenden Genius. Zu Ehren dieses Ge- 
nius werden alle zerbrochenen Glas- und Töpferscherben dort 
auf einen Haufen zusammengeschüttet. Sollte eine Schlange in 
die Pagode des Hausgeistes f) einschlüpfen, so darf sie nicht 



*) TraDg-hal-duc bemerkt, dau das Volk in Oiadinb der Religion des 
Pbat (Ruddba) folge, on bien celle des g^nies. La plus partie de ces g^nies ou 
esprits sont des femmes. Cette inflnence en favenr des femmes est due k c« 
^ne dans le Bat-qnaf et an signe Li la meillenre est occnp^e par le principe 
femelle (Aubaret). Nach Sharistani unterscheiden sich die Sabier Ton den Mnsel- 
manen darin, dass sie mehr die geistigen Wesenheiten als die Menschen be- 
rücksichtigten. Der Ton ihnen verehrte Seth wurde mit Typhon in Sheithan ver* 
kehrt. Wenn sich die Vamachari (Anbeter linker Hand) oder Vami) unter den 
Shakta- Verehrern) zu Shidda's erhoben haben, halten sie diese Erwerbung 
überirdischer Kräfte geheim. Rischabha-deva, der Vater der nenn unsterblichen 
Siddha*s (Kabiyaga, Hari, Antarixa, Prabuddha, Pippalayana, Abirhotra, DwanUa, 
Ghumasa und Kharnbhajana) fungirt bei den Jaina's als der Erste unter den 
Tirthankara des gegenwärtigen Zeitalters. 

**) Pour passer h la Tie humaiue, Lao-tseu s*enferma quatre-vingt fois dans 
le sein de sa mere. „JVtais n^ avant qu*aucune forme humaine ue se manifestat, 
J^appanis avant le commencement suprdme. J'etais present quand se developpa 
la grand masse primitive, et Je me tenais deboiit sur la superflcie de TOcean 
primordiale, ne balan^nt au milieu du vaste espace vide et t^n^breux, j'entrai 
et Je sortis par les m^mes portes de la mysterieuse obscurit^ de Tespace.** Die 
Taosse theilen sich in Tang und Meh. 

***) Nachdem die Bettelmonche aus dem Kalpa Sutra vorgelesen, verehren die 
Jaina's das auf einen Thron gelegte Buch am Jahresfest Der Lowe war das 
Symbol des Mahavira oder Wardhamana (663 a. d.). 

t) Les Gochinchinois rendent hommage ä Tidole de la cuisine. Cette d<^sse 
etait de son vivant femme legere. Son mari d^sesp^r^ se Jeta dans le feu et par 
remords, elie s'y Jeta comme lui. Ds mounirent tous les deux, mais ils ne furent 
pas compUtement cuits, donc il est juste de manger la viande ä peu pres crue 
(Veuillot). 



Dtdo in Holland 367 

• 

daraus vertrieben werden. Alle Pfade in Cochinchina sind 
krumm und gewunden, damit der Reisende dem ihm folgenden 
Dämon*) entkomme, da dieser geradeaus marschirt und also 
bei einer seiner Wendungen an ihm vorübergehen wird. Bei 
Krankheit seines Kindes opfert der cochinchinesische Vater dem 
guten Genius. Sollte das Kind dennoch sterben und ein anderes 
krank werden, so glaubt er sich in seiner Verehrung geirrt zu 
haben, da der böse Genius die wirkliche Ursache sein möchte. 
Er schiesst dann rings um das Haus Pfeile ab, um den guten 
Genius fortzujagen, damit der böse Genius herbeikomme. Stirbt 
auch das zweite Kind, so haut er die Leiche in vier Stttcke, die 
er gegen die vier Punkte des Horizonts wirft, und diesem Opfer 
wird dann die Rettung der ttbrigen Kinder zugeschrieben. 

An dem Zusammenfluss bei Panom-Pen**) (dem Berge der 
Fülle) lag früher eine Insel, Ko Phra Satsana oder die Insel der 
heiligen Religion genannt, die plötzlich in einer Nacht verschwand, 
vor ungefähr sechzig Jahren, und seitdem datirt das Volk den 
beginnenden Verfall seines Glaubens. Auf der Spitze der ge- 
rade das Flusskreuz beherrschenden Insel standen die Franzosen 
in Unterhandlungen über die Abtretung eines Platzes, um ein 
Vorrathshaus anzulegen, aber die Minister beflirchteten, dass eine 
Festung daraus werden möchte, wie in der Zeit der Holländer. 
Vor Hunderten von Jahren, erzählten sie mir, kamen diese mit 
ihren grossen Schiffen herauf, und hatten ihre Factorei in Pin- 
halü (Panom Kjang Sabek), wo sie den mit Kampong luang 
communicirenden Kanal, der noch jetzt Khlong (Preht) Farang 
heisst, gruben. Bei ihrer ersten Ankunft hatten sie um ein ganz 
kleines Stück Erde gebeten, eben genug, um sie mit einer Büffel- 
haut zu bedecken, schnitten aber nach der königlichen Gewäh- 
rung das Fell in Riemen und umspannten einen weiten Platz, 



*) Some of the Saktis (evil spirits) are consldered to be the sonls of thoee, 
who have committed siiicide or died from snch diseases, as precRlde their either 
reaching heaven or descendirig Into the worlds beneath (in Travancore). 

**) Id Goloen oder Colompen hörte Conti von den kinderliebenden Schiaugen 
ohne Fasse, von den vierfHAsigen und den siebenköpflgen in den Bäumen mit 
giftigem A^them (wie Phaya Nakb) 



t 



368 Von Slam nach CoehinchlDa. 

auf dem sie eine Festung zu erbauen beabsichtigten, wie in Javm. 
Auch die Sachsen sollen ihre erste Ansiedlung in Thüringen 
durch eine zerschnittene Ochsenhaut gewonnen haben, und Ifwar 
Benlös, Sohn Bagnar's, umschloss mit einer solchen das von 
Jarl Ella abzutretende Land, auf dem er die Festung Doncaster 
baute. Nork erklärt die zu Grunde liegende Idee daraus, dass 
die Kuh die Erde sei. Auf Formosa wurde den Holländern 
(1620) eine ähnliche List von den Japanern vorgeworfen, um das 
Land zur Erbauung ihrer Festung Zelandia zu erwerben. Hide 
ist im Englischen das Maass für so viel Land, als jährlich mit 
einem Pfluge umackert werden kann. (Dyche.) 

Der Prachedi des Vat luang liegt in Panompeng auf einem 
zum Theil künstlich aufgebauten Hügel, zu dem mit Pagoden 
besetzte und von Steinlöwen bewachte Treppen führen. Sema*) 
umgeben die Cella. Ton der Spitze übersieht man ein flaches 
Waldland, aus dem überall Wasserlachen und Deiche hervor- 
blicken. Eine mächtige Wassermasse bildet sich durch die Ver- 
bindung des aus dem See abfliessenden Udong-Flusses oder Kam- 
bodia mit dem seitwärts eintretenden Mekhong, worauf der durch 
ihre Vereinigung gebildete Strom sich aufs Neue in zwei Arme 
theilt, von denen der eine direct in die See mtlndet, der andere 
nach Cochinchina abfliesst und dort durch Kanäle und Zwischen- 
strassen mit dem Don-nai, woran Saigon liegt, communicirt. 
Ein Nebenzweig löst sich bei Xudok ab, um nach Hatien oder 
Kankao zu in die See zu fallen. In der Höhe der Regenzeit 
ist ganz Panompeng **) überschwemmt. Im Haupttempel des Klo- 
sters stand auf einem Banlang (Thronsitz) die Figur Phra Sina's 
(des viergesichtigen Gottes), als ein Stein mit der Figur eines 
nachdenkend unter der gewölbten Schlange sitzenden Phra. Vor 



*) Ihre symbolische Beziehung auf mystische Buchstaben entspricht den 
Matrikanya und Barnanya genannten Weisen der indischen Shakta- Anbeter , das 
Sanskrit-Alphal^ auszusprechen. 

**) Ein vergoldeter Thurm in Buomping wird 1637 erwähnt bei der Gesandt* 
Schaft Hagenaar's, die sich de« Chabandar im Quartier der Japanesen zur Ver« 
mittelung beim König bediente. 11s envoient leurs marchaudises k Quinam, d^oä 
§lles Bppt transport^es au Japon par des barqnes de la Chine. 



Neujahr. 369 

der Tempelthtir war eine betende Figur niedergeworfen. In 
einem andern Both fanden sich Holzfiguren wie Thevada, Kin- 
nara, Kruth u. 8. w., sowie eine sitzende Holzfigur mit vier von 
einander schauenden Gesichtern, die in den über die Bnist ge- 
kreuzten Händen eine Keule (Tambong) trug. 

Auf dem Bazar war nichts zu kaufen, und alle Läden stan- 
den wegen des chinesisclien Neujahrs geschlossen. Die Leute 
gingen in Festkleidern mit Blumen geschmückt. Einige Kin- 
der sah ich mit einem um die Stirn geknüpften Bande, von 
dem Troddeln und Franzen herabhingen, wie bei der Haartracht 
der Bergstämme auf den Sculpturen Nakhon Vats. Die Holz- 
schnitzereien zwischen Tlior und Dach im Vat langka stellten 
kämpfende Affen und den auf dreiköpfigen Elephanten sitzenden 
Phra-In vor. 'Ein Sanchao enthielt den Rumpf einer Steinfigur. 
In einem Sanchao Chek lagen rohe Steine. Ueberbleibsel eines 
alten Pflasterweges waren an einigen Stellen zu erkennen. In 
einer Capelle der Juen und Chinesen stand ein Termitenhügel, 
der über eine hie und da an den Ecken hervorstehende Phra- 
Phuttha-Rub gebaut war, mit einer Bedachung bedeckt und von 
Bannern umsteckt. Andere Figuren lagen daneben. Alte Tha- 
ten und Bauten wurden mehrfach mit der Tochter des Phaya 
Chan verknüpft*), die im vorigen Jalirhundert kurze Zeit in 
Panompeng regierte. Die Alphabete wurden in Kamphuxa von 
Phaya Lawek eingeflihrt. 

Am andern Morgen wurde das Boot zum Einkaufe von 
Provisiotien nach einem andern Landungsplatze gebracht. Mein 
siamesischer Diener chinesischer**) Abkunft, der als Dolmetscher 



*) Das Fortrücken und UebertragenwerdeD historischer Sagen zeigt sich (nach 
Schwartz) besonders an der Sage vom Schildhorn bei Spandau, die ausser von 
Jazco von Köpenick, von einem Ritter, dann vom grossen Kurfürsten, dann vom 
alten Fritz erzählt wurde, und nachträgliche Versionen Hessen den kühnen 
Schwimmer Gustav Adolf sein oder einen General Schild. 

**) Aus seinen Bekanntschaften mit Chinesen von Emüng (Amoy) bemerkte 
er über dialektische Verschiedenheiten, dass die Chin Hokkien oder Fokhien die 
Augen Bak-tschlu nannten, die Chin Katschin dagegen (die um die Stadt das 
Feld bebauten) Mak-tjiu. Feuer Messe bei jenen poeh, bei diesen it-hoeh. In der 
Schriftsprache heisst Feuer kho oder ho. 

BABtian, BeiM In Kambodia. IV. 24 



370 ^^° Siam nach Cochinchina. 

diente, hatte in Panonipeng einen Verwandten gefunden, und da 
er von dort zurückzukehren wünschte, so verabschiedete sich 
auch der von Hangkok mitgebrachte Koch. Ich war jetzt ftir 
meine Bedienung auf einen Knaben reducirt, den ich wegen 
seiner theilweisen Kenntnis» des Siamesisclien zugleich mit den 
Bootieuten in Pinhalu engagirt hatte, doch konnte er mir nur 
wenig nützen, da bei ihm sclion am nächsten Tage die Blattern 
ausbraclien und er deshalb in dem kleinen Boote miiglichst sepa- 
rirt gehalten werden musste. Am Nachmittage brachen wir auf, 
folgten an der Kreuzungsstelle der vier Flüsse dem nach 
Cochinchina abfliessenden Zweige und kamen gegen Abend nach 
Motcapa, wo in einiger Entfernung vom Flusse ein französischer 
Missionär zwisclien einer kleinen Waldgemcinde sein Häuschen 
gebaut hat. Das Wasser sinkt und steigt dort mit Ebbe und 
Fluth, doch ist die letztere noch nicht stark genug, eine Strömung 
aufwärts zu veranlassen. Der Kambodia-Fluss *) verändert die 
Richtung seines Laufes nach der Jalireszeit, indem er in der 
Höhe der Regen die Wasser des geschwollenen Sees ableitet, 
beim Auftrocknen desselben dagegen durch das Einströmen des 
in engem Bette herabsteigenden Mekhong gestaut wird und nun 
in den Thalesab zurückfliesst. Die Ufer des Mekhong sind von 
kambodischen Ansiedelungen besetzt, aber längs seiner kleinen 
Nebenflüsse wohnen wilde Stämme. Auf dieser Station wären 
mir fast die ganzen Ergebnisse meiner bisherigen Reisen ver- 
loren gegangen. Ich liatte die Einsiedelei des Missionärs auf- 
gesucht, der fortgerufen wurde, um einem Sterbenden das Sa- 
krament zu <5rtheilen, und mich bei der Rückkehr aus dem Boote 
abzuholen versprach. Die Kajüte desselben war in zwei Räume 
getheilt, von denen der eine für die Leute und zum Kochen 
diente, während ich in dem kleineren ein Bett ausgebreitet hatte. 
Wegen der zahllosen Muskitenschwärme, mit denen diese sumpfi- 
gen Gegenden getUUt sind, hatte ich ein grosses Muskitennetz 



*) Der ustliche A.rm (Tien-kang) theiU sich bei Vinb-LuoDg wieder in 4 
Arme, woraus sich 5 Mündungen bilden. Ptolemäos beginnt die 5 Mündungen 
des (langes mit der Kambyses-Müiidung. Ausser Gange fanden sieb die St&dte 
Padma (Lotus) und Tilograumon. 



Feuer. 371 

80 aufgehängt, dass es über den grössten Theil des Gemaches 
ausgebreitet war und icli auch, wenn vor dein Bette sitzend 
davon bedeckt war. Meine Manuscripte und sonstigen Aufzeich- 
nungen bewahrte ich in einem wasserdicht verpichten Korbe, 
der seinen gewölmlichen Platz unter oder doch neben dem 
Kopfkissen hatte. Es war schon völlig tinster, und ich sass nach 
dem Abendessen mit einem Licht in der Kajüte, als ich die 
Stimme des Priesters hörte, der mir vom Ufer zurief. Das Boot 
lag an einer abschüssigen Lehmbank, die nass und schlüpfrig 
war, und ich musste mir deshalb beim Hinausspringen einen 
starken Schwung geben, um bei der Dunkelheit nicht fehl zu treten 
und gleich festen Fuss zu fassen. * Entweder war dadurch, oder 
durch den inzwischen in die Kajüte getretenen Diener, das Licht 
umgefallen, denn kaum stand icli neben dem Missionär und 
hatten wir uns durch freundlichen Händedruck begrüsst, als er 
mir zurief: Voilä du feu dans votre Cabin , und ich beim Um- 
blicken das ganze Boot in Feuer sah, mit den Flammen aus 
allen Fensteni hervorschlagend. Wie ich so rasch das glitscherige 
Ufer hinab in's Boot zurückgekommen, ist mir selbst niclit deut- 
lich, wohl aber erinnerlich, dass in demselben die Matrosen, 
Steuennann und Diener kopflos durcheinander liefen, schrieen und 
jammerten, so dass ich erst schnell einen nach dem andern zur 
Kajüte hinauswerfen musste, damit sie nicht im Wege waren. 
Den Papierkorb aus dem brennenden Bette reissend, trug ich ihn 
an eine sichere Stelle an's Ufer, und dann erleichtert zurück- 
kehrend, bemerkte ich bald, dass der Schaden bis dahin noch 
nicht gross war, da nur das Muskitonetz und ein Theil der 
Möbeln brannte. Indem ich alle Hände nach Wasser in Bewe- 
gung setzte, das leicht genug zu haben war, wurde das Feuer 
bald gedämpft, und war ich mit dem Verluste einiger durchge- 
brannter Wolldecken und Kleider davongekommen, ausser klei- 
nen Brandwunden an Händen und Gesicht, sowie versengten 
Haaren in Augenbrauen und Bart. Ich verbrachte noch einige 
Stunden im Gespräch mit dem Missionär in seinem Zimmerchen 
und hatte dort Zeit, kalte Umschläge zu machen. Auch lieh er 
mir eine Decke für die Nacht, bis meine beim Lösclion durch- 

nässten am nächsten Tage wieder getrocknet sein würden. Erst 

24* 



372 ^^^ ^^'^^ ^^^ Ck>ebincbina. 

später fiel mir eine andere Gefahr ein, in der wir geschwebt 
hatten, da ausser den geladenen Pistolen, Revolvern und Geweh- 
ren, die ich immer neben der Schlafstelle zusammen zu halten 
pflegte, sich in dem brennenden Bette auch einige Pfund Pulver 
befunden hatten, die gerade vorher zum Auffüllen hervorgenom- 
men und noch nicht wieder verpackt worden waren. 

Mein Wirth erzählte mir von den Ruinen in Kossatin, drei 
Tage von Panompeng den Mekhong aufwärts und ein wenig vom 
Flusse entfernt. Vier Thürme umgeben einen centralen Dom mit 
sculptirten Gallerien und Inschriften. Die grossen Steinblöcke,*) 
die umherliegen, glaubt das Volk von den Göttern dorthin ge- 
worfen (wie in Skandinavien von den JUten). Auch wird von 
einer durch das Meer**) verschlungenen Stadt gesprochen, wie 
Palnatoke's Jomsburg. 

Unter den Bergvölkern haben sich die katholischen Missio- 
näre besonders im Lande der Sthieng***) angesiedelt. In Cochin- 



*) Die von de Harros als fortaleza bezeichnetpo Monumente (maravilhose 
grandeza), deren Mauern aus Stein ohne Kalk^erbindung gebildet worden, in dem 
(▼on König Burro beherrschten) Reiche Bntua oder A^butua (westlich von Sofala), 
hiessen in der Sprache Monomotapa^s Hoflager oder Symbaoe (als Agysymba des 
PtolemSos). Nach Barbosa fanden sich alte Ueerstrassen im Reiche Benomotapa 
bis zum Gap hinab. In den westlichen Reichen Gongo^s ist Maui der Kunigstitel, 
sonst Muene. Den arabischen Stammen der Emozaydi, die den Sectenstifter 
Zayde (Ali*R Enkel) bei der Auswanderung begleiteten, folgten die Irmäer (Irmaos) 
Ton Bahrein (im persischen Meerbusen) in Mogadaxo (nach den Chroniken der 
Mohrenkonige von Quiloa). Der Verkehr mit dem Binnenlande wurde durch das 
friedliche Handelsvolk der Mohenemugi (nach Battel) oder Niemiemayer (nach 
Dapper) vermittelt. Irmia oder Armia ist der in Osdras oder Esdras (Sohn des 
Saraia oder Sarakhia) wieder aufgelebte Jeremias. Bei Arrian wohnen die Malli 
in Multan, bei Plinius an der Küste Malabars, und das berühmteste Emporium 
Indiens wird an das Vorgebirge Perimula (der Permaulen in Cochin) gesetzt. Der 
König der Kalingae residirt (nach Plinius) in der Hauptstadt Parthalis. 

**) lila urbs supra mare aediflcata erat atque inde Svaeborg seu maris urba 
appellata. Diese Insel hat dem Meer abgeben müssen, steht auf Mercator's Karte 
bei Ceylon bemerkt. 

***) Les Chefs des Pennng (pr^s des Sthiengs) ont ä la ceinture un grand 
nombre de gr^lots et de petites sonnettes (wie man es auf den Scnlptnren in 
Nakhon Vat sieht). Les Penongs portent les cheveux longs (comme les Anna- 
mites). lU ae rassent les deuts de\devaut, pour ne paa reasembler aax singee. 



HaDdfusse. 373 

China und Tonkin sind ihre Gemeinden zahlreich, doch bildete 
sich in dem letzteren Lande (wie bei den protestantischen Bekehr- 
ten China's in den Taiping und ktirzlich in Neuseeland) eine neue 
Secte, die sich rühmte (1811 p. d.), durch Gebete und Opfer die 
Verstorbenen nicht nur dem Fegefeuer, sondern selbst den Höllen- 
strafen entreissen zu können. Sri Krishna Chaitanya, der (1485) 
als dreizehnmonatliches Wunderkind inNaba-dwipa oderNadiya 
geboren war, machte die Liebe zu Krishna im Bhakti zum höch- 
sten Princip nach dem von Krishna-das verfassten Buche Chai- 
tanya-Charitamrita, das im Adi-Lila die muthwillige Kindheit 
des incamirten Gottes beschreibt. Die meisten der Bergvölker 
(wie die Banar) opfern auf dem Grabe und feiern *) das Jahres- 
fest. Sie erstrecken sich in dem Längsgebirge des Mekong nach 
Norden und laufen dann in dem Knoten der Grenzländer**) 
zwischen Shan und Miaotse aus. 

Die angeblich bei den Eingeborenen des nördlichen Tonkin 
hervortretende Eigenthtimlichkeit der abstehenden Zehen, die An- 
lass zu der Herstellung chinesischer***) Lilienfüsse gegeben haben 



Hb alment k se parer aveo des coUien et des courooDes de verroterie et des 
dents de tigre, avec des cercles de laiton, qu'ils mettent aux bras et anx jambes, 
avec des boucles d'oreille en ^taiD, si volumineuses , qn'elles fönt retomber la 
lobe Inf^rieure jusqoe snr les ^paules. Die Kba (Pnom) heissen (bei den Anna- 
miten) Myang oder Moi. 

*) Prevost erzählt von spanischen Mönchen, die in der Hitze eines Leichen- 
schmauses Viva el morte schrieen und denen ihr Ritual ausdrücklich vorschrieb, 
recht viel zu trinken, damit sich der Todte desto besser befinden möge. Itaque 
Iratres largius compotandnm , quia perfectius el plenius inde recreantur mortus, 
Aach von nordischen Pfarrern sind solche Kraftstücke aufbewahrt. 

**) Les Oeos (qui se marqnent tont le corps avec des fers chands) babitent 
en des montagnes fort hautes et tr^ aspres, d'oü ils descendent ponr piller et 
ravager tout le plat pais de leurs voisins. Ils combattent k cheval quelquefois 
contre les Chinois, mais le plus souvent contre les Laos, qui sont autres peuples 
plns m^ridionaux, avec lesquels aussi les Ghinois confk>ontent an pen plus bas 
vers le Sud et sont s^parez d'iceux par des montagnes fort hantes (Pierre dn 
Jarric) 1611. Beiden Chinesen sind die Miaotse wegen ihrer Reiterkünste berühmt, 
und beisst es, dass sie, dieselben zn erproben, über breite Gräben setzen, die mit 
brennenden Holzstossen gefüllt sind. 

***) Foeminis plantas adeo parvas, ut Struthopedes appellentar (Endoxus). 



374 Von Slam nach Cochinchina. 

könnte, wurde auch von mittelalterlichen Reisenden beobachtet 
und soll ebenso auf Borneo bemerkbar sein. In Tunking (sagt 
Saint-Phalle) trägt man im Hause meist eine Art Schuhe, die in 
zwei Theile getheilt sind, der eine für die grosse Zehe, der an- 
dere für den übrigen Fuss, weil die alten Tunkinesen , wie man 
sagt, die grosse Zehe sehr weit von den andern entfernt halten. 
Zum Unterschiede von den Kemeis oder Wilden wird den Cochin- 
chinesen ein chinesischer Ursprung zugeschrieben, ebenso wie 
den Bewohnern von Se-Yan (Siam oder westliches Land) und 
von Pe-Quo (Pegu oder nördliche Provinz). Die Schriftzeichen *) 
oder Hieroglyphen der Annamiten sind von den chinesischen 
ganz verschieden, bemerkt Mentelle. Ausser ihrer Sprache (Nom 
genannt) haben sie auch eine gelehrte Sprache, Nhu oder Nju, 
von der Mandarinen-Sprache abstammend und mit Buchstaben ge- 
schrieben, die von den Chinesen zwar gelesen, aber in ver- 
schiedener Weise ausgesprochen werden. Annamitische Wörter, 
die von dem Chinesischen nur dialektisch verschieden oder ge- 
radezu der Mandarinensprache entnommen sind, werden mit dem 
entsprechenden chinesischen Schriftzeichen (chu nho) geschrieben, 
und dieses dem Dialekte gemäss ausgesprochen, wogegen sich 
für Worte, die in der annamitischen Sprache ganz verschieden 
sind, viererlei annamitische Schriftzeichen (chu nom) tinden 
(Morrone). Die Unbestimmtheit**) in der Unterscheidung zwi- 
schen Blau und Grün konmit sprachlich auch hier vor, obwohl sie, 
ebenso wie in Kambodia, weniger verschwommen ist als in Bimia 
und Siam. Die Chinesen identificiren Blau undDunkehnacli Geiger). 
Nachdem der folgende Vormittag mit Reparaturen hinge- 



Franzosische Höflichkeit 8pricht bei Köuigin Bertba von GänsefüsseD, die auch in 
den Truhten-Abdrücken der Asche erkannt werden. Gochincbine vient de Cao-ci, 
doigts dn pied tordiis. 

♦) In adopting the Chinese Alphabet, the Oochinchinese appear frequently 
to have paid more attention to the sound than to the meaning of the Chinese 
words, to which the characters belong (du Ponceau). 

♦*) Nach Seebeck giebt es zwei Arten von Farbenblindheit (Acbromatopsia 
oder Achrupsia), die Ilelmboltz als die der Rothblinden bezeichnet, und die solcher, 
deren Uebel in der Unempflodlichkeit der grün empfindenden Nerven liegt. Le 
mot Kax daus le quiohe signifie auäsi bien vert que bleu (Brasseur). 



1k 



Gocilinchinesiscbe Dörfer. 375 

gangen war, brachen wir um Mittag auf und fuhren zwischen 
flachen Ufern hin, die mit Häusern besetzt waren. Um Sonnen- 
untergang rasteten wir in der Nähe von Bananengärten, trieben 
aber später mit günstigem Strom noch weiter abwärts. 

Der nächste Morgen zeigte gleichmässig gestreckte Bänke. 
Zum Frühstück wurde an einem Hause gerastet, das zwischen 
hohem Gras in einer Bananenpflanzung lag. In der Nähe liessen 
sich in die Lagen des Ufers einget\lgte Töpferscherben zwischen 
dem Lehm bemerken. Nach dem Passiren des kambodischen 
Zollhauses zeigten sich cochinchinesische Dörfer, um einen in der 
Mitte eingeschlossenen Marktplatz, mit dem Gemeindehaus und 
Tempel, gebaut. Vor den Häusern steckten Pfosten, um Later- 
nen aufzuhängen. In der mondhellen Nacht kamen wir nach 
Hong-ngU (V) wo die französischen Kriegsschiffe eine Station haben. 

Am andern Morgen fanden wir uns beim Abfluss der Fluth, 
die uns dorthin gesetzt hatte, auf dem Trocknen und konnten 
nur mit Mühe das Boot wieder flott machen. An den mit Gras 
bewachsenen Ufern zeigten sich Pflanzungen. Im Flusse lagen 
Inseln. Wir rasteten bei einem Gärtner, der Gemüse zog. Die 
Häuser sind flach auf die Erde gebaut (nicht mehr auf Pfähle*) 
Im Dorfe Yatick hielten wir zum Ankauf von Provisionen und 
fanden den Marktplatz mit Läden unter Arkaden umbaut. In 
dem Götzentempel wurde eine in königliches Ornat gekleidete 
Figur Gounbon oder Herr genannt. Sie sass zwischen männ- 
lichen und weiblichen Figuren als Diener, in einer Nische, und 
an der einen Seite fand sich ein Krieger, an der andern 
dickbäuchige Gestalten mit Inschriften darunter. Im Hafen 
flatterte eine rothe Fahne, mit Buchstaben beschrieben, an 
einer einen Vogel tragenden Stange, die im Monat Tangjien 
zur Feier des Dämonenfestes aufgerichtet war. Zu dem Tempel 
gehörige Priester finden sich nicht, aber der Aelteste des Dorfes 
(Ong dokbo) besorgt das Nöthige. Ihm liegen auch die, den 
Bali oder allgemeinen Opfern**) zum Wohl des Dorfes ähnlichen, 

♦) Ui4er dem Wasser des Sees vou Nyouiig-yoa werden Heibeü vou Holz- 
pfeilerii gefunden, die die Stian auf den Palast des Königs Narapadi-Sethu be- 

zietien. 

^') l).is RhQtayajna als ein allen Wesen dargebrachtes Opfer findet sich in 



376 Von Siam Dach Cochiuchina. 

Ceremonicn ob. Vor den meisten Häußern Rtand ein Latemen- 
stoek und fanden sich über dem Dache Blätterzweige mit einem 
viereckigen Flechtwerk (Kengiou) darin, das Reis und Kuchen 
enthielt, um die Dämone (Iway) zu füttern. Barrow sah in den 
Baumgruppen in Turons-Bay Holzkästchen oder geflochtene 
Körbe mit Figuren aus Goldpapier oder beschriebene Brettchen 
zwischen den Zweigen. Die annamitischen Localgötter werden 
zuweilen gleich den chinesischen von den Obrigkeiten comman- 
dirt und zur Erfüllung ihrer Pflichten angehalten, aber doch 
nicht von Privatpersonen gemissbraucht, wie die Fetische oder 
christlichen Heiligen.*) 

Beim Weiterfahren standen aus den Bäumen der flachen 
Ufer Palmen hervor. Abends hatten wir bei auflaufender Flutb 
beizulegen, bis sicli dieselbe wandte, um dann mit der Ebbe den 
Weg unter Mondbeleuchtung fortzusetzen. Zwischen niedrigen Bän- 
ken passirten wir das Dorf Culao Sung, lünter dem das französische 
Stationsschiff'placirt ist. Das Wasser war so flach, dass das Boot oft 
aufstiess, und floss zwischen Reisfeldern. Die begegnenden Boote 
waren mit Augen versehen (wie die chinesischen Djonken, die sonst 
ihren Weg nicht finden würden). An den Kanälen lagen die 
Dörfer zwischen Areca-Palmen , unter denen sich auch Kokos- 
palmen augepflanzt fanden. Die in weite Hosen und Röcke 
gekleideten Cochinchinesen tragen oft spitzige Hüte. Bei den 
Frauen reicht das Oberkleid weiter hinab, während es bei arbei- 
tenden Männern sich zur Jacke verkürzt. Abends hielten wir 
bei Dahn, bis die Fluth vorüber war. 

Am nächsten Morgen fuhren wir zwischen lehmigen Mangro- 



den Veda*8. Id Ausübung der ßhAta-Süddhi (oder Reinigung des Korpers in deu 
fünf Riemen tarstoffen) genannten Ceremonie glaubt der Shakta- Verehrer, dass sein 
alter Korper verwest ist, und er einen neuen, gereinigten angelegt habe. Nach 
den Hindu-Shastra's giebt es zwei Arten von Bali, als Rajasa (aus Fleisch be- 
stehend) und Satwika. Das Balidan ist meistens eine blutige Opfergabe. 

^) Ein bayrisches Regiment auf dem Feldzuge nach Frankreich drohte während 
eines Regens dem St. Petrus, wenn sie ihn hätten, Spiessruthen laufen zu lassen, 
was an seiner Stelle (ISlf)) an einem Bilde des St Nepomuk ausgeführt wurde 
(s. Panzer). Rosas setzte (nach Woysch) die Schutzheiligen in Buenos Ayres ab. 



;» •. 



Mytho. 377 

bÜBchen*) hin, die bei niedriger Ebbe im Moraste standen, 
während der Fliitli überschwemmt waren. Hinter denselben, 
wo das feste Land beginnt, blicken von Palmen überragte 
Bäume, zwischen denen die Häuser stehen, hervor. Alligatoren, 
sagte man mir, fanden sich keine, da die Juen alle anf- 
assen. Vielfach sahen wir Fischreusen aufgestellt. Die durch 
Pfähle gebildeten Wehre stehen in einem stumpfen Winkel 
nach der See zu, und die in den runden Behälter hinein- 
schwimmenden Fische werden, wenn sie zurückkehren wollen, durch 
die aufgehangenen Netze gefangen. Die Communication in den 
Dörfern wurde von Haus zu Haus durch übergelegte Planken ver- 
mittelt, da sonst ein Vordringen eben so unmöglich sein würde, 
wie in dem mit dicht verschlungenem Rohr bewachsenen Sumpf- 
lande, das, nach Markianos, jenseit der Sitze der Sinai oder Se- 
roi begann. Am Nachmittag kamen wir nach Mytho, wo ein 
französisches Kriegsschiff lag und am Ufer eine Strasse mit fran- 
zösischen Boutiquen besetzt war, so dass ich mich wieder im Be- 
reiche der Civilisation und ihrer Luxusgegenstände befand. Die 
Strassen längs des Kai waren mit schattigen Bäumen besetzt. 
Ich hätte gern meinen blatterkranken Diener in's Hospital ge- 
schafft, doch riethen die Priester der Mission zur Mitnahme bis 
Saigon, und da die Krankheit einen leichten Verlauf nahm, 
wollte ich ihnen keine üngelegenheiten bereiten. Ihren Vorschlag, 
die französische Escorte zu erwarten , die einmal in der Woche 
Güter und Passagiere von Mytho nach Saigon begleitet (da die 
Kanäle durch die Räubereien der Wasserpiraten unsicher gemacht 
sind), konnte ich des grossen Zeitverlustes wegen nicht annehmen. 

Mit Sonnenuntergang abfahrend, fuhren wir durch einen mit 
Büschen umgrenzten Kanal und mussten später anhalten, um mit 
der günstigen Ebbe weiterzufahren. Schüsse, die sich während 
der Nacht verschiedentlich hören Hessen, setzten meine Leute 
etwas in Aufregung. 



*) Id dem zwischen den Mangroe aofgehäoften Schlamme wächst das Delta 
fort, wie das des Nil (nach Baker) darch Schilfpflanzen, die mit Papyrus ge- 
mischt sind, und der Torf durch Bachconferven und Sphagnum palustre. 









378 ^^^ '*^**™ "*c^ Cochinchina. 

Am nächsten Morgen fuhren wir zwischen im Wasser um- 
hergeschwemmten Büschen, an deren Zweigen durch Fischer 
kleine Packete mit Reis und Kuchen aufgehängt waren, um dem 
Wasserdämon (Thohm) Nahrung zu geben. Die umgebende Stille 
wurde durch das Stöhnen der Brüllaffen unterbrochen. Zum 
Frühstück hielten wir bei dem französischen Fort Djam, wo 
ein Wachtposten aufgestellt ist, um von den Umschauthtir- 
men die Gegend zu überwachen. Zu den Verhauen auf der 
andern Seite des Grabens waren auch Cactus verbraucht und 
Farren finden sich zwischen den Büschen. Weiterhin, wo sich 
der Fluss verzweigte, lag ein französisches Wachtschiff vor An- 
ker in der Nähe des Dorfes Longbunlük. In einer mit Ziegel- 
dach bedeckten Capelle war die Figur auf der Seite mit Linien 
chinesischer Buchstaben umschrieben. Nachdem wir eine Zeit 
lang auf überschwemmten Feldern fortgefahren waren, zwang 
uns die Fluth zum Beilegen. 

Am nächsten Morgen, 17. Februar, waren bald die Kanäle 
in der Vorstadt Saigons erreicht, und suchte ich nach Ankunft 
in der Stadt das Handelshaus Bahr <t Co. auf, wo Herr Kufike, 
der Leiter desselben, an den meine Briefe adressirt waren, mir 
zuvorkommend die Gastfreundschaft seines Hauses anbot. Das 
Boot wurde ausgepackt, der Kranke in's Hospital geschaflft und 
den Bootsleuten durch die Vermittelung des Bischofs Leffevre 
ihre Gage ausbezahlt. 

Der Tale-sab (das Meer*)- des süssen Wassers) oder der 
königssee heisst Bien-ho (der grosse See; bei den Cochinchinesen 
und Sri-Rama nach dem Sanskritischen bei den Siamesen. Das 
südliche Ende des Sees bildet in der Zeit des niedrigen Wasser- 
standes einen besondern See für sich, Tale-ma-Poke genannt, 
aus dem der Fluss Udongs hervorfiiesst. Der Meiiam-Kong heisst 
der Fluss der (Provinz) Kong. Nach Saigon zu verbindet er sich 



*) Un des picrres (rouvertes d'ioscriptious) h Nakhor I.oueng est eu 
(!ommuDicatiun avec la mer, situee du votÄ opposee de la Terre. Elle s'agite 
quaDd le« vagiips de cette mer soiit eües-memes cuurroucees. Le mounmeut de 
Nokhor Vat est m gr^s grisätre, saus bois, ni ciment, ni fer. La ville vuisine, 
eapiule de Kambodje, fut prise et de'trnite par les Cochincbinois, 200 p. d. 



i:- 






Loosen. 379 

mit dem Vai-ko. Der Fluss Saigons fiUlt in den Doug-nai , der 
am Cap St. Jaques ausmündet. 

Der in Hinterindien geleisteten Frohndienste*) erwähnt Me- 
gasthenes auch in Vorderindien bei der vierten Volksklasse der 
Sudras, die dem von bewaffneten Frauen umgebenen Könige 
dazu verpflichtet waren (und nur, wenn Waffenschmiede oder 
Schiffsbauer, Gehalt erhielten, wie in Siam die Zimmerleute). 
Von der zweiten Volksklasse (den Waisjas) wanderten die Hirten 
umher, während die Ackerleute das Land pflügten, wenn auch rings 
um sie der Krieg wtithete, und in Cochin waren bis zur Zeit 
der Portugiesen die Kokosnusspflanzungen unter allen kriegeri- 
schen Wirren unversehrt geblieben, da der Kampf das Geschäft 
der Nairs war, mit dem die Kasten des übrigen Volkes nichts 
zu thun hatten. Manu erlaubt indess Verwüstung, um dem 
Feinde zu schaden. In Cochin durften die unteren Klassen sich 
den Nairs**) nicht einmal nähern. 

Nach chinesischem Brauch wird auch in den cochinchinesi- 
schen Tempeln, wie beim Kurz- oder Laugziehen, eine Art Rab- 
domantie ***) getrieben, indem man mit Zeichen beschriebene Stäbe 
aus einem Becher schüttelt, der den Köcher bei den TihjQoi. der 



*) auch TempelßkUverei oder gegen Abgabeufreiheit geleistete Dienste, wie 
im Gebiete Puri Juggernath. Vor dem Ootterlaude Bbnwaneswar kehrte Sivai Jay 
Sing (Akbar'8 General) auf seinem Feldzuge um (1580). 

*^) The only soldiers in olden times were Nairs and it was considered a great 
breach of etiqnette, to bring Tiers or those of any other lower grude to flght 
against them (s. Day). 

***) In der Hymiaqnida schütteln die G5tter die Zweige, die bei den Germauen 
(nach Tacitus) „super candidam vestem temere ac fortuitu^ ausgebreitet wurden. 
Nach Ammianus wurden die Stäbe, aus denen Herodot die Skythen weissagen 
lässt, von den Alanen „in incantameutis quibusdam secretis*^ unterschieden. Aebn- 
liche Weissagung fand sich als Gottesgericht bei den Friesen, und Grimm fügt 
die Zeugnisse Beda's über die Angelsachsen, Saxo Grammaticus über die Be- 
wohner Rügens, sowie der livländischen Reirachronik ober die Kuren hinzu. 
Nach Heigelins wurden bei der Wahl des Podesta (in Graubünden) zwei Hasel- 
stäbchen als Sortes gebraucht Die weissagenden Pfeile, die Elpbinstone bei 
den Afghanen erwähnt, waren auch den alten Persem bekannt. In Mecklenburg 
werden bei der Auszehrung die Stücke von neunerlei Holz in's Wasser geworfen, 
um daraus über den Ansgang zu prognosticiren. 



380 ^011 ^^^^ °&c^ GochiDchina. 

Griechen ersetzt. Eine der Hauptmündungen des Camboja-Flus- 
ses beisst die japanische. Bowyear bemerkt (169r)): Die Japaner, 
die ehemals den vorzüglichsten Theil der Einwohner (in Faifo, 
dem damaligen Hafen Cochinchina's) ausmachten und den dorti- 
gen Handel ganz in Händen hatten^ sind gegenwärtig auf 4 — f) 
Familien zusammengeschmolzen. In dem Maasse^ wie sie 
in Abnehmen kamen^ traten die Chinesen an ihre Stelle. Nach 
Rochon (1744) hatten die J<apaner seit 25 Jahren ihren Handel mit 
Cochinchina aufgeben müssen, weil ihnen auf Befehl ihres Kai- 
sers verboten war, ausser Land zu gehen. Bei der holländischen Ge- 
sandtschaft Hagenaar's wird das japanische Quartier in der kam- 
bodisehen Hauptstadt erwähnt. Die Inseln des Golfes, auf denen 
zum Theil cssbare Vogelnester gesammelt werden, sind ausser 
malayischen Mischlingen von Cochinchinesen bewohnt. Die Be- 
ziehungen Cochinchinas (Tschen-tsching) mit China*) datiren(nach 
dem Sou-Houng-kian-lou) aus der Zeit des Kaisers Tsching- wang 
(2353 a. d.), als den weisse Fasanen überbringend en Gesandten 
ein nach Süden zeigender Wagen zur Rückkehr gegeben wurde. 
Nach dem im Jan. 1862 abgeschlossenen Frieden sind im 
dritten Artikel die Pro\inzen Bienhoa, Gia-dinh und Dinh Tuong 
(Mytho) nebst der Insel Pulo Condor von Annam dem Kaiser 
von Frankreich **) cedirt, und die französiscen Kaufleute haben 



*) In dem Tempel Ramachandra^s bei der Stadt Srinagur (in Vorder-Indien) 
findet sich eine Figur des chinesischen Gewittergeistes Lnishin. 

**) Nach dem Besuche der annamitischen Gesandtschaft in Paris wurde (Knde 
18G3) der Seeofficier Aubaret nach Hue gesandt, um die Bedingungen des Ueber- 
einkommens vorzulegen. Oe traite stipulerait que les trois provinces de Gia-dinh, 
de ßienhoa et de Dinh-tnong seraient restituees au roi Tu-duc, a Texception de 
la ville de Saigon, des ports de Thu-daomot et de la citadelle de Mitho. Rn 
retour de cette r^trocessioni le gouvernement anuamite reconnaitrait le protectorat 
de la France sur les six provinces de la Basse-Cochinchine et lui payerait eu sus 
de rindemnit<^ dejii convenue par le trait^ de Saigon, peudant chacune des trois 
premi^res ann(^es un tribnt de 3 millions et de 2 millions pour chacune des 
ann^es snivantes. Im Sommer 1867 sind auch die westlichen Provinzen annectirt 
worden. Die Annamiten haben ein Kataster, indem in jeder Gemeinde ein 
Register existirt mit der Eintheiluug des Bodens, dem Namen der Eigenthömer, 
sowie dem Charakter in der Art des Feldbaues. Man unterscheidet die Reisfelder, 
die Gärten, den bebauten Grund von dem brach liegenden, die öffentlichen oder 



-> 



Saigon. 381 

volle Freiheit, den grossen Fluss Kambodia's mit allen Neben- 
armen zu befahren. 

Bei den Cochinchinesen heisst China (Myang Chin) Nuek 
Thau, Birma (Myang Phama) Nuek Phama, Siam (Myang Thai) 
Nuek Tjim, Kambodia (Myang Khamen) Nuek Kamen, Schan 
(Myang Lao) Nuek Lao, Cochinchina (Myang Juen) Annam, Ton- 
quin (Juen Keoh) Baktan, Kha (in den Bergwäldern*) Hoi. 

Saigon, das bei den Kambodiem Phay-Incor oder die Stadt 
(Incor oder Ancor) des Waldes hiess, wird von den Annamiten 



die zu Friedhöfen und Tempeln gehörenden. Die Reisfelder sind durch die Feuchtig- 
keit begünstigt Ces terres baignees par les eanx n*ont pas besoin d'^tre labonr^es 
et rapporteut 300 ponr 1 (Galos). Ausserdem wird Zucker gebaut, Erdnüsse, Ge- 
würze, Tabak, Indigo (ühniich dem Manilla) , Seide (mit Arbeitern, durch die 
Regierung organisirt), Baumwolle (kurzen Fadens). Teak findet 8fch in den 
Wäldern. Die vor den Franzosen geflüchteten Mandarinen nahmen das chine- 
sische geschriebene Gesetzbuch mit, doch wurde später in Saigon ein Exemplar 
vorgefunden. Die französische Regierung Hess die erworbenen Ländereien ver- 
kaufen, statt sie Jedem Ankömmling frei (auf 20 Jahre früher in Java) zu über- 
lassen (wie in Californien). 

*) Dans les montagnes de Tongquin (inhabit^ par des Annamites) il y a 
plnsienrs autres peuples, qui ont des dialectes ä part (et qui sont directement 
Boumis au roi de Tongquin), tels qne les Muongs, qui sont tr^s nombrenx, les 
Xas, qui ferment sept grandes familles, les Thi, qu*on dit dtre les vrals aborig^nes 
du pays, et les Nongs, montagnards chinois, qui habitent le nord des provinces 
limitrophes de la Chine. Les montagnards sont plus blaues, d'nne taille plus 
haute et d'un caract^re plus simple que les Annamites. Plusieurs d'entre eux 
sont nomades. Ds ^tablissent leurs hameaux sur de petites monticules et quand 
le sol est epuis^, ils abandonnent leur cabanes et vont chercher ailleurs un terrain 
plus propice. G'est ainsi qne vivent les sept grands familles, dont se compose le 
peuple Xa, qui parait Hre venu de Laos. Les Muongs ämigrent aussi, mais 
seulement dans le temps de famine et de guerre. Leur idiom est un patois 
presque tont tirö de la langue annamite, mais ils le prononcent d'une mani^re 
si etrange, que les Annamites ne le comprennent pas], tandisque la plupart des 
Muongs entendent et parlent, au besoin Tannamite. Chez les Muongs il y a une 
espece de noblesse, c'est k dire la caste des Längs, qui est k la tSte des differentes 
peuplades et qui les gouverne par le droit her^ditaire de pdre en Als. Chez les 
Annamites au contraire tout est peuple, tous sont libres et ögaux devant la loi, 
tous peuvent aspirer aux charges, tous parlent la m^me langue. Outre Tidole 
de Bouddha, appel^ Tich-ca-mau-ni-phat, il y a dans les pagodes de Bouddha 
une foule d'autres divinit^s, tandisque dans les sanetuaires des esprita on ne volt 
qu'un trdne, oü Tesprit est cense resider d*une mani^re invisible (s. R^tord). 



382 ^on Slam u«ch Cochinchinju 

Ja-din (die blühende Niederlassung) oder der vollkommene Friede 
genannt. Tonquin wird erklärt als die bewohnte (quin^ Stadt 
(tong) oder die Königsresidenz. 

Kirsop (1750) bemerkt: „Die Coehinehinesen tragen ihr Haar 
aufgebunden und bedienen sich noch der weiten anständigen 
Kleidung, die vor der tatarischen Eroberung auch in China 
Üblich war." Wie die siamesischen Gräber sind die annamitischen 
in Hufeisenform oder ahmen die Gestalt eines BüflFels (Ngiu-lin 
im Chinesischen oder Trau im Annamitischen) nach, seitdem ein 
Mandarin durch einen Traum benachrichtigt worden, das Grab 
seiner Frau auf der Stelle zu errichten, an welcher er einen 
BüflFel lagern sähe, da dies die Glückseligkeit sichern wtlrde. 
Wo die Kuh sich niederlegte, wurde (wie die thebaische Kad- 
meia) Byopator oder Troja erbaut und ebenso Buthrotos, Aenea 
am Axios, Bovillae am Albanerberge. Andere Gräber in Cochin- 
china sind innerhalb der hufeisenförmigen Steinumzäunung zu 
Häuschen oder Thtirmen aufgebaut. Die Cochinchinesen feiern 
die Vertheidigung ihres Landes unter Nangchekaou gegen den 
chinesischen General Teih - Tsing (1020-1050 p. d.) durch die 
Zauberin Twanhungyuh, deren Abenteuer mit den Tigerhelden 
im Ping-Nan-How-Chuen beschrieben sind. Die rebellischen Tay- 
son zerstörten mit Kanonenschüssen den von Dämonen bewohn- 
ten Platz am Song-ma, wo die vortiberfahrenden Schiffer die 
Schatten (Doi-nia) der beiden Geliebten besuchten, an ihrem dort, 
wie auf Mauritius, heiligen Grabe. 

In den Augen der Tonkinesen (sagt Saint-Phalle) haben die 
Berge die Gestalt gewisser Thiere, Menschen oder anderer Ge- 
genstände, je nach dem einwohnenden Schutzgeist. Nach Aus- 
wählung der Begräbnissstätte muss aus der Gestalt des Berges 
die Lage der verschiedenen Theile des Körpers studirt werden, 
weil, wenn der Leichnam an der Stelle der Klauen oder des 
Rachens eingescharrt wäre, es um die ganze Verwandtschaft ge- 
schehen sein dürfte, da das Thier sie bald aufgefressen haben 
würde. Wird dagegen der Todte an einer minder gefahrlichen 
Lage, auf Kopf, Magen oder Rücken des Drachens begraben, so 
kann bei günstigen Aspecten der Localität das gesammte Ge- 
schlecht der Nachkommen nicht nur auf ein langes LebeU; son- 



•i 



. - « 



%* 



Dorfgötter. 383 

dern auch auf ununterbrochene Folge von glücklichen Ereignissen 
rechnen. 

Jeder Ort in Tunkin wählt seinen Sehutzgeist*) in der Form 
eines Hundes, Tigers^ einer Katze oder Schlange u. s. w. Auch wer- 
den Männer, die dem Staate wichtige Dienste geleistet haben, 
dazu erhoben**), sowie Missethäter oder grosse Verbrecher, 
deren verblichene Seele Furcht einzujagen vermag. Selbst lebende 
Personen mögen von den Gemeinden zu Protectoren gewählt 
werden. So überredete ein Bettler die Bewohner eines Fleckens, 
dass er ihr Schutzgeist sei, und wurde in Folge dessen mit 
Ehrenbezeigungen überhäuft und auf das Beste bewirthet. In sol- 
chen Fällen kann man sich durch eine Geldsumme den Rechten 
und Freiheiten des Schutzgeistes associiren. Man isst alsdann 
an den Festtagen an der Tafel des Gottes mit, und erhält Opfer 
nach dem Tode (Saint-Phalle). An einigen Orten, wo der Ge- 
nius unter der Gestalt eines Hundes angebetet wird, bringt man 
ihm an Festtagen als erste Gabe den Koth ***) eines Kindes dar, 
und dann erst folgen die gewöhnlichen Opfer. In früheren Zei- 
ten schlachtete man ihnen (wie in Aegypten, ehe Herakles dem 



♦) During the rebeUion In Travancore (1809) Captaln Pole was mortally 
woanded. After bis deatb be was baried (aboat 20 miles distant from tbe fleld 
of action) in a sandy waste. A few years subsequently bis worship was establisbed 
by tbe Sbanars, tbat bis spirit migbt drive away tbe wild animals, from tbat part of 
tbe country, wbere wbilst alive, be bad been a most successful sportsman (s. Day). Die 
nacb alten Mytben den Tbieren unterworfenen Menseben wurden durcb gewaltige 
Jäger, wie Nimrod, befreit. 

**) Cban-gi, Kaiser von Cbina, Hess einen Herrn vom Hofe, der uocb ein 
Anbänger des alten Kaisergescblecbts war, unter ausgesucbten Martern umbringen 
und baute ibm nacb seinem Tode zu Ebrei^ jer bewiesenen Treue einen Tempel. 
An der Spitze der Heere kämpfen die Vorfecbter, deren Stelle bei den ßattas 
von Pak-pak ein HolzbUd vertritt, das mit den Ueberresten eines faulig aus 
der Krde gegrabenen Menscbeuscbädels bestrieben ist, nämlieb den Kopf eines 
Knaben, welcben die Priester in die £rde gegiaben und nacb längerer Ernährung 
mit Pfeffer und Salz schliesslicb entbauptet haben, unter Abnahme des Verspre- 
chens, im Kampfe als Vorfechter dienen zu wollen. 

*^^) Mariner beschreibt eine ähnliche Ehrenbezeigung, die dem Grabe des Tui- 
tonga erwiesen wurde. Die Hindu opferten der Göttin Ghentu (der Scbutiberrin 
der Krätze) auf einem Düngerhaufen und die Kothstädter Pelusium's dem Crepitos 
ventrift. . « « 



^ 



&. 



384 Von Slam nach Goohinohina. 

Busiris seine Ungastlich heit vergalt), Fremde, die durch berau- 
schende Getränke in ihrem Verstände zerrüttet worden waren, 
um dadurch Uebles abzuwenden. Die Geister in Tunkin nähren 
sich vom Rauch (dem duftenden Speisendampf, wie die home- 
rischen Götter), und wenn es ihnen daran fehlt, so sehen sie sich 
gezwungen, Koth oder Erde zu essen, werden aber durch diese 
Vernachlässigung äusserst missmuthig und aufgebracht, so dass 
die Menschen es ihnen vergelten müssen. Beim Bannen böser 
Hausgeister vertreiben die tunkinesischen Zauberer einen Teufel*) 
durch den andern, indem sie unterwürfige**) Geister citiren 
und dann unter Schreien und Springen gelbe Papiere mit Furcht 
erregenden Gestalten an die Wände kleben. Besonders hängt 
man am Neujahrstage Scheusale aus, dass die bösen Geister 
nicht in die Häuser kommen. In Peking sah ich die ganze 
Länge einer schmalen Gasse, durch welche in der Nähe woh- 
nende Europäer täglich zu passiren hatten, mit solchen Fratzen- 
gesichtern bekleistert. Die Hausgötzen heissen Götzen der Küche 
in Tonkin. Nach Bissach^re besteht eine Rivalität zwischen den 
Schutzgeistern ***) der verschiedenen Gemeinden, und über den 



*) St. Croix wurde nach einem siebenzehnjährigen Aufenthalt in Tonkin zum 
Glauben an Teufel und Dämone bekehrt, obwohl er anfangs darüber gelacht habe. 

^*) wie VetsuTan in seinem Vertrage mit Buddha seine dienenden Geister 
zur Unterwürfigkeit verpflichtete, so nahm der auf dem Berge Kaf residirende 
Dämon Surkhrag an der Empörung des Eblis keinen Theil, sondern blieb in 
Folge der von Adam erhaltenen Belehrungen mit Seth und Rayumorth in gutem 
Elnverst&ndnlss. 

***) Kemom est renomm^ dans le Tonquin k cause de son g^nle tutelalre, un 
polsson (de son vlvant), qui fut se promener au loln pendant une inondatlon et 
resta sur le sable pr^ du village Ke-ve. Les habitans, emerveill^s de ses dimen- 
sions exceptionnelles, lui temolgn^rent du respect en couvrant son cadavre des nattes, 
Depuis ce temps 11 s'est fait dans le district de ce village une accrue consld^rable 
par les terres, que la rivi^re a eHlfaln^es et depos^es, parceque le poisson s*«- 
tait d(^clarc le g^nie tuttiaire de ses contr^es, recompensant Ke-ve du bienfait, 
qu*il en regut autrefois. Les habitans de Kemom lui eut ^lev^e un temple qui est 
devenn des plus o^l^bres. Dans la rividre, qui passe le long de Kemom, 11 y a un 
gonfTr^e dangereux pour les bateanx. Ceux qui passent s'imaginant que c^est im 
effet de la pulssance du poisson tutelaire, lui fönt des voeux et des sacriflces pour 
Tapalser et ^vitex les effets de son Indignation. Le bralt da pr^tenda pouToir 






Todtonfest. , 335 

Vorrang werden Wetten*) angestellt. Man stellte Barken^ die 
diesen Schutzgeistern heilig waren, auf trockenes Land, und sie 
schienen sich dann von selbst durch geheime Künste zu bewegen. 
Diejenige, die am stärksten in Bewegung kam, trug den Sieg 
davon, und zum Preise dieses Triumphes wurde das von diesem 
hervorragenden Geiste beschützte Dorf von den Abgaben befreit, 
bis neuerdings der Kaiser die AbschaflFung dieses Gebrauches be- 
fahl. Wenn eine Gemeinde glaubt, einen besonders wichtigen 
Dienst von ihrem Schutzgeist erhalten zu haben, so berichtet sie 
an den Kaiser, der dann jenem ein Ehrendiplom verleiht, das 
bei Processionen in einem goldenen Geßisse vorangetragen wird. 
Nur unter besonderen Ceremonien**) kann er bewogen werden, 
zum Orakel niederzusteigen. 

Beim Todtenfest vermeidet in Cochinchina das Volk, die 
Seelen seiner Abgeschiedenen***) mit denen der Vornehmen zu- 
sammentreffen zu lassen. 

Die Kinder im Mutterleibe werden (nach Ansicht der Tun- 
kinesen) von denjenigen Kindern belebt, die sterben, ehe sie zu 
der völligen Reife des Verstandes gelangen konnten, aus den 



de CO poiBsoD s'est r^pandu dans tout le royaume. Le roi loi-meme envoie de 
temps en tomps an maDdarin k Kemom pour faire des offrandea et des sacriflces 
ao poisson tat^laire. 

*) Die weit irerbreiteto Liebhaberei für Wetten bemerkt schon Nicolo de 
Conti bei den Hahnenkämpfen auf Java. 

I"") In der Einladung der Abahan (Chaksudan oder Pranpratishta) rnft der 
Shakta- Verehrer die Göttinnen in seinen Mantras an, sich im Oefäss niederzulassen. 
Bei der Ghatastapana (oder Aufstellen des Topfes) genannten Ceremonie mnss das 
Kasteuzeichen der Jantra mit rother Farbe auf die Stirn gemalt werden, um der 
Gottheit zum vorübergehenden Aufenthalte zu dienen. 

***) Die Hindus weihen den Verstorbenen Todtenbrote in Gaya, wo Vischnu 
das Zeichen seines Fosses (Vischnu-Pad) der Stelle des Felsens einstampfte, an wel- 
cher er den Riesen niederdrückte. Der Abdruck von Buddha's Fuss beim Jainatempel 
in Bhagalpur wird von herbei reisenden Buddha-Priestern besucht. Zwanzig Fuss- 
abdrücke der Jaina Tirthankar finden sich bei den durch den Jaina-König von 
Rajagriha erbauten Tempeln auf dem Berge Madhuvanam, wo der in Benarei 
geborene Parsnath seine Mukh oder Erlösung erlaugte. Die Herrgottstritte am 
Felsen des Rosensteins (in Schwaben) stammen von Christus, als er vor den 
Juden floh. Samkala-dip war von der Lowenform des Judi- Berges genannt 
(Raschid). 

Bastian, Reite in Kambodia. IV. 25 



386 ^0" ^i^™ °*^^ CocbiDcbina. 

Seelen aller anderen Menschen aber werden ebenso viele Gei- 
ster, die Gutes oder Böses thun können, und, in der Feme um- 
herwandernd, von den Familien der Hinterbliebenen untersttttzt 
werden müssen. Den ohne Nachkommenschaft spukenden Seelen 
wird von den Schtllern längs der Wege Reis gestreut. Der Augen- 
blick des Versclieidcns wird von den Tunkinesen mit der gröss- 
ten Aufmerksamkeit beobachtet, und genau in dem Nu, wo sie 
glauben, dass es mit dem Sterbenden zu Ende geht, bedecken 
sie sein Gesieht mit einem Schnupftuch, und wickeln dasselbe; 
sobald der letzte Seufzer ausgestossen war, sorgfältig zusammen, 
weil sie darin seine Seele aufgefangen zu haben glauben (Saint- 
Phalle), wie die Insulaner der Marianen in einem Topfe*). Die 
Tunkinesen setzen, gleich den Chinesen, ihr ganzes Heil auf eine 
richtig gewählte Grabstätte, einen guten Fu-chi. Die Begräb- 
nissplätze der Fürsten sind in den Gebirgen des Landes Than- 
Hoa. Der Vater einer armen Familie (in China) Hess sich von 
einem Gelehrten nach freiwilligem Tode unter allen Regeln der 
glücklichen Kunst begraben, und in Folge dessen wurde sein 
Sohn aus einem Räuber ein angesehener Mann. Wenn Frauen 
in der Zeit ihrer Reinigung bei Seide vorbeigehen, die gerade 
gefärbt wird, so verderben sie dieselbe, nach Ansicht der Tun- 
kinesen, durch ihre Ausdünstung, wie den gährenden Most am 
Rhein. Vater und Mutter nehmen in Tunkin den Namen ihrer 
Kinder an. Wenn das Kind stirbt oder sich verheirathet, so ver- 
ändern die Eltern, sowie Grossvater und Grossmutter ihre Na- 
men, und nehmen den Namen des zweiten Sohnes an. Wer 
kinderlos bleibt, adoptirt den Namen seines Neffen (de la Bissa- 
chere). Den Kindern werden die hässlichsten Namen gegeben, 
damit die Dämone sich vor ihnen scheuen, doch ändert man 
diese, wenn die Kinder stark genug zu sein scheinen, dass sie 
nichts mehr von den bösen Geistern zu flirchten haben. Auch 
lässt der Tunkinese seinen Kindern sechs bis sieben Haarbüschel 
verschiedener Grösse zu Ehren der Götzen wachsen (Saint Phalle). 



*) Die Payaguas (in SOd-Amerika) lassen (nach Azara) beim Begraben den 
Kopf frei, um ihn mit einem Topfe zn bedecken, und die Samojeden stülpen im 
Grabe einen Kessel über den Kopf des Todten. 



Caima. 387 

Bei den Römern war es die Pflicht des Divus Catius Pater, die 
Kinder klug und verständig zu machen. Beim Tode kehrt die 
irdische Materie des Menschen zur Erde zurück, und der himm- 
lische Theil steigt zum Himmel, wird aber von den Opfeni der 
Familie durch Sympathie herabgezogen, um in Tünkiu (wie in 
China) in den Ahnentäfelchen zu wohnen. Bei wichtigen Ange- 
legenheiten werden diese Gcdächtnisstafeln zu Rathe gezogen. 
In den Liedern der ArvalbrUder wurden die sämmtlichen Se- 
monen mit den Laren abwechselnd angerufen. 

Der auf natürlicher Unterlage künstlich anfgebaute Pagodeu- 
hügel Caimas (oder Taubenbaum) diente als fester Stutzpunkt 
bei der französischen Vertheidigung gegen das Belagerungsheer 
der Siamesen während der Abwesenheit der Flotte im chine- 
sischen Kriege. Auf der von Gruben durchschnittenen Ebene 
erblickt man noch Reste der Befestigungen. Als der Tempel 
Maiki dort erbaut wurde, fand man beim Nachgraben in dem 
Fundamente der kambodischen Pyramide Goldplatten mit Bud- 
dha als Elephantenreiter. *) Die duftende Blume des dort wach- 
senden Baumes soll früher von kambodischen Königen den Bonzen 
zur Würze ihres Thees verehrt sein. 

Jenseit Saigon dehnt sich eine weite Todtenstadt aus, in 
der sich Kirchhof an Kirchhof reiht, mit einem Wald von neu 
errichteten oder schon durch Alter zusammengefallenen Monu- 
menten. Einige trugen sanskritische**) Inschriften, zuweilen 
allein, zuweilen neben den chinesischen, doch scheinen die Buch- 
staben nur in einer dem Devenagari nachgeahmten Form lüuge- 
malt, ohne sich im Zusammenhange zu verknüpfen. Brahmanen 
werden von den Chroniken in der früheren Hauptstadt Tuukin 
erwähnt, wo sich auch auf einer alten Statue eine Inschrift***) 



*") Dem Elephanten gewidmet heisst das Gebirge, wo der Fusstritt des könig- 
lichen Parswanatha bergesteUt ward, den in den Jaina-Grotten zu EHora die 
8iebenk5pflge Schlange beschattet. 

""") LMdiom poetique on la langne de 1a coiir {k Ceylan) est anssi honor^ dn 

nom de Sanscrit cand<^en et plas proprement appel^ Panly on Mangada (Percival). 

***) Nach Palladins waren die Vedas bis in's VIII. Jahrhundert p. d. besonders 

in mttndllcher Ueberlieferung vorhanden. In Bidjanagar, wo Abd-er-Razzak das 

25* 



388 ^^" ^^'^'^ "'^^^ Gochinchina. 

derselben finden soll. Zu Fa-Hian's Zeit gab es auf Jephothi 
(Java) Ungläubige und Brahmanen*), aber kein Gesetz Buddha'g. 
Dewa Kasuma (Panji's Grossvater) in Janggala (846) fällt mit 
dem Maharaja zusammen, der (nach den Arabern) über die 
Länder am Meere Sanf herrschte. Hiuenthsang nennt unter den 
Vedas den Ajurveda, der sonst (wie auch die Silpashatravidja 
oder Theorie der Architektur) zu der Upaveda gerechnet wird. 
Die Orientalen lassen die Bücher**) des mit Houscheng gleich- 



persische Blich KaliUh und Dioina entstanden glaubte, schrieb man mit Eisen- 
stift auf Blättern oder mit weichem Weissstein auf schwarzem Grunde (1442). 
Conti hatte das Aufrollen der Blätter in der Hand bemerkt (in Malabar). 

*) Jambulus, dessen Bericht Diodor (zur Zeit des Augustus) benutzte, fand 
die Gesellschaft auf der Insel nach Sippschaften eingetheilt. Der Name Tanah 
Jawa (von jawawut oder panicum italirum) war dem Ptolomäos in Jabadiu bekannt. 
Zu Hiuen-Thsang's Zeit herrschte im ostlichen Indien ein Brahmane (Phoaeko- 
lofama oder Keoumalo) Ober das Königreich Kiamaleaupho, wo das Volk nicht 
bekehrt war. Matualin bezeichnet die von Fa-Hian östlich von Kandahar getroffe- 
nen Brahmanen als den ersten der Barbarenstämme. Alexander hatte (nach Ar- 
rian) die Stadt der Brahmanen im Gebiete der Malli bekämpft. Nach dem Pian- 
i-tian {iii)2 p. d.) wurden die in der Astrologie bewanderten Brahmanen von den 
Königen befragt. Die Secteu der Anhänger des Narayana, der Alles gemacht zn 
haben meinte, und des Maha-Isvara, nach denen Brahma den Narayana zeugte, werden 
erwähnt, sowie solche, die an eine von Maha-Isvara erzeugte Frau glaubten, 
die Alles hervorgebracht. Iswara (mit den drei Körpern des Gesetzes, der Formen 
und der Wandlungen) residirte im Himmel Aghanista, Narayana sprang aus dem 
Lotus Brahma's. Das San-tsang-fa-sou nennt die Vibhuti, die den sechsten Gott 
der Sinnenwelt als den Schöpfer Iswara verehren. Die Anhänger der Vedas Hessen 
Narayana aus seinem Körper die vier Kasten schaffen. Dem Ki (Anda) entsprang 
der Schöpfer Brahma. Hiuenthsang fand im Panjab die Gattin des Maha-Iswara 
verehrt. König Toulou-pho-phatho, ein Xatrya war Schwiegervater des Königs 
Chilo-a-ti-to, ein Vaisya, der von Sinton (Sinde) ein Sudra. 

**) Nach Masudi nahmen unter der Herrschaft des grossen Brahma, der sein 
goldenes Buch in Multan niederlegte dessen Götze (nach Al-Istakhri) die Feinde 
(Med nach Al-i\fasudi) vertrieb, die weisen Männer den höchsten Rang 
ein. Nach Sharestani stammten die indischen Priester von Barham. Nach Ram- 
tchund wurde der Fall Birmah^s (Brahma's) dadurch veranlasst, dass er einen TheU 
der Schöpfung unterschlagen und sich zueignen wollte (Polier). Brahma (aus dem 
Geschlecht des Bang) erfand die Schreibkunst und erbaute als Minister die Stadt 
Oude, wo Krishen herrschte, der Vater des Marage, während dessen Regieningl 
Feridun seinen General Kirshib nach Indien schickte (Ferishta). Nachdem Baa 



Abrabml 3g9 

zeitigen Edris (Ders oder Meditation) oder Kanjouj (Enoch oder 
Akhnokh) bei den Aethiopiem aufbewahrt sein. Die von 
Abraham (Serdhischth) in Balkh (Abrahamstadt) gestiftete Re- 
ligion wurde (nach den Persern) durch König Kejomers unter 
den Feuerverehrem (Kejomerier) verbreitet. Nach den Brahma- 
nen (bei Dow) wurde Abraham von Radja Tura wegen seines 
Abfalles vom indischen Glauben nach dem Lande Mohgod 
verbannt. Arius, Sohn des Ninyas (der auf die von Sta- 
brobates besiegte Semiramis folgte) bezwang (nach Eusebius) 
die Baktrier und Kaspier. Marco Polo erwähnt der Abrahamen 
(Brahmanen) als der Priesterkaste Bangalas oder Bengalens. 
Mutter des Abraham war (nach den Arabern) Jounah. Ausser 
den Bacchali genannten Priestern^ die das Tödten*j der Ochsen 



Cliuud im Namen Marage^s mit Minuchere Frieden geschlossen, unterdruckte er 
den auf Ceylon ausgebrocheneu Aufstand. Die Blüthe des Brahmanismus in seinem 
Centralsitz des heiligen Penchala (Kanouj) oder Canacubya fällt mit der Be- 
gründung der Rahtoren-Dynastie zusammen. Nach Ferishta war Kamdeo in Mar- 
war dem Firoz Sassan triputpflichtig. Als sich For, der Fürst von Kumaon , von 
dem Könige von Kanoudsch (der Delhi gegründet hatte) unabhängig gemacht 
(440 a. d.), verweigerte (nach Ferishta) sein Sohn For den iranischen Tribut und 
wurde deshalb von Sekunder besiegt, indem er (nach Mirkhond) erschlagen wurde, 
während er sich in dem (nach Lucian) von Aristobulus ersonnenen Zweikampf 
umsah. Von der südlichen Spitze des Bittigus bis zu den Bati verbreiten sich 
die Brachmauae, welche Magier sind und in der Stadt Brachme (Kandschapura 
oder Konscheveram) ihren Uauptsitz haben (nach Ptolomäos). Von Norden nach 
Süden wohnen am Ganges zuerst die Datychae, deren südliche Nachbaren die 
Gymuosophisten sind mit den Städten Konta, Margara, Bataukasara auf dem west- 
lichen, und Passala, Orza auf dem ostlichen Ufer, dann die Nanichae. Bathana 
(Paithana an der Godavery) war Hauptstadt des Siropoleraios (nach Ptolemäos). 
Nordwestlich vom Sardonix - Gebirge bis zum Indus besitzen die Chatriaei die 
Städte Nigramma, Antachara, Sudasanna, Syruis, PatisUma und Sinapatinga. 
Ein bekehrter Khutree tritt unter die Shekh. Nach Plinius wohnten di« Brah- 
manen (mit den Maccocalingae und Modocalingae) läugs des Ganges. Ptolomäos 
kennt Brahmanen auf der Küste Koromandel, Ibn Haukai Bhoditae in Sindh. 

*) Die Banjaus wollen keine lebende Creatur umbriugen, daher sie auch den 
Namen Banjan (unschuldige Leute) erhalten haben (Zedier), als Handelsleute 
(Banig-Jana). Nach Idrlsi blühte Bania. Bei Manu heissen die reisenden Waaren- 
händler Magadha. Die Banjaras oder Brinjarries gelten für Kajputen und ihr Haupt- 
stamm sind Rahtoren, deren auf Yavanawa, den Fürsten Parlipurs (äi'Op. d.) zurück- 
geführte Dynastie unter Nayana Pala oder Kama Dhvaja gestiftet wurde (470 p. d.). 



' 390 Von Slam nach Cochluchina. 

für grosse Sünde halten, erwähnt Conti (in Central-India) der 
Brahmanen als Philosophen, die in der Astronomie und Wahr- 
sagung bewandert seien. Nouh-al-Nabi oder Koah, als El-Nagi 
(der Retter und Rettende), war geschickt, dem SchlangenfUrsten*) 
Zohak die Einlieit Gottes zu predigen (wie sie Abraham aus 
sich selbst erkannte), und das Schiff der indischen Fluth ward 
vom Drachenfisch gezogen. Megasthenes setzt den Dionysos, 
dessen (besonders im Phallusdienst bestehender) Cultus in Grie- 
chenland (nach llerodot) aus Egypten eingeführt war, vor den 
(besonders bei den Surasena verehrten) Herakles in Indien. In 
seiner fröhlich geschmückten Residenz Siwapura thront Siwas 
(der Glückliche) auf der Hergspitzg Kailasa des Himalaya, als 
Giriswara, der Bergesgott, mit seiner Gattin Parwati oder Durga, 
einen Halbmond auf der Stirn, und mit seinem Haupte (dessen 
Locken der Ganges entquillt), die Wolken berührend (als Wjom- 
kesas oder Lufthaariger). Als Isas vennählt sich Maheswara 
oder Iswara mit Isi. Als Mobarak (Gesegneter) wurde Issa 
(Sohn der Perestar Khoda oder Dienefin Gottes) Messias ge- 
nannt (nach Hussain Vaez). Nach Chares in Mitylene verehrten 
die Indier den Dämon Soroadius als Weinerzeuger Nimrod, dessen 
Nachfolger Assur die Stadt Ninive**) baute, gründete das baby- 
lonische Reich aus Nimrouz (Südland) oder Segestan. In der 
Provinz Peschawer nennt Arrian die Anakener und Astakener. 



*) Um ihre Kinder gegen Bisse zu schützen, -verehren die indischen Mutter 
Manasa-devi (die Königin der Schlangen), der die Mal (Zähmer) als geweiht 
galten. Die Namburie-Rrahmanen halten heilige Schlangen in einer Laube neben 
ihrer Wohnung. Agni verbraunte die (von Babru-vahana bekämpften) Schlangen 
im Kandava-Walde. 

^*) Ninus est civitas Syriae, quam ferit Ninus, dicta felix eo^ quod post 
victoriam de flnitimis gentibus, rex Indorum eam condidit ibiquc victoriae titulos 
consecravit (Scholiast. ad Lucan.). Simouides von Amorgas besang das (auch am 
Flusse Relus gezeigte) Grab des Memnon am Flusse Baudus. Als Herakles 
Sandas die Städte Ciliciens und Lydiens bezwingend, wurde der Ninive gründende 
Memnon oder Morrheus (der seine tributpflichtigen Phonirier den Trojanern gegen 
die Griechen zu Hülfe schickte) in Trauerfesten gefeiert von den Assyriern, deren 
Ghaldäer (in Babylon) früher (nach Hellanikus) Kephener geheisen. Statt das« 
Isfcndiar, Gushtasp's Sohn, die Indier zur Annahme der neuen Religion gezwungen, 
lässt Ammian die Magier durch Darlus in dem von den brahmanischen Ein- 



BndyM. 391 

Ak Dionysus die (nach Diodor) im umherschweifenden Le- 
ben von Erdfrüchten genährten und mit der Rinde des Tala- 
Baumes oder Thierfellen bekleideten Indier durch Anlegung von 
Städten sesshaft gemacht; und in dem üppigen Tanz Kordat un- 
terrichtet, folgt (nach Arrian) auf seinen Freund Spartembas 
dessen Sohn Budyas *) als König Indiens (Vater des Kradeuas). 



stedlcrn gelernten Gottesdienste unterrichtet werden. Die persischen Kephener 
beissen vom Flusse Kaburs. 

*) Als Sohn Tsehandra's und der Rohini zeugte Hiiddha oder Raukinejas 
(Merkur) mit Id& (IIa) die Gk (Erde oder Kuh), der Tochter des Ikwaschkus 
(ersten Königs des »Sürjawansas), den Pururawas oder Rodhas, von dem das Konigs- 
gescblecht des Tschandrawan^as entsprang. Zu Alexander's Zeit war es zweifelhaft, 
ob der König Porus oder Chaudragutto (Saudracottus) der Mächtigst« war. Die 
von Purns (Kouig von Pratishthana) stimmende Mondlinie wurde (nach Yudhis- 
thira) von Parikshita, dem Sohn Arjun's, in Indrapastha weitergeführt, wälirend 
in Magadha auf Somapi (Maijari) Srutavat folgte und dann Dherma. In Magadha 
folgte auf die init Kuru beginnende Bharhadratha-Dynastie die der Pandu, und 
dann nach Suuaka und Saisunaga, die Maurya, worauf die Sunga- und Kanwa- 
Dyn.istien genannt werden. Eukratides von Baktrien wurde durch Mithridates I. 
gegen Demetrios (König von Indien) unterstützt (181 a. d.) und die Sieger theilten 
das Reich. Nach Bartholomäi begann der Zerfall des baktrischen Staates mit dem 
Panririden Heliokles (155 a. d.). Die einen griechischen Brief überbringende Ge- 
sandtschaft des Königs Porös in Indien an Augustus wurde von Zarmanochegas 
aus Bargoza begleitet, der sich in Athen verbrannte. Als Beherrscher des ganzen 
Indiens wird (44 p d.) Chandrassen unter den Rajas von Malwa in Ujein ge- 
nannt Nach Rajpala's Einfall in Kemaon eroberte Sakaditya oder Sakwanti 
(60 p. d.) Indraprastha (oder Dihli), wurde aber (57 a. d.) von Vikramaditya 
Sakari vertrieben. Von den Ahiras oder Hirtenkonigen, die den Varma (Burma) 
Bhima-dewa aus Nepaul verdrängten (27 p. d.), wurde Bhumi-gupta durch den 
Varma Siva-deva (218 p. d.) vertrieben. Kosmas fand (547 p. d.) die weissen 
Hunnen am Indus weit über Indien herrschend. König Nurschirvan vernichtete 
auf seinem Feldzuge den König Akshavan der Uagatelah oder Ephthaliten, die 
(als weisse Hunnen) die nördlichen Provinzen Persiens bewohnten (550 p. d.), und 
Masudi lässt damals die Pancha-Tantra (das Original der Fabeln von Bidpays 
oder Pilpays) als Kaliiah Dimnah aus dem Sanskrit in^s Arabische übertragen. Mit 
der Pancha-Tantra, worin die Tantrika-Principien der Sakta dem Buddhismus an- 
gepasst seien, hat man die Anbetung der Padmanidhi (neun göttlichen Schätze) 
bei den jaiuistischen Buddhen AJunta's in Beziehung gesetzt. Der rotharmige 
fremde Bakta Bahn! eroberte 318 p. d. mit einer Flotte Puri. Nach Matualin 
schickte ans dem der Lehre Fo's anhängigen Königreichen in Indien König Kapila 
466 p. d. eine Gesandtschaft nach Indien, sowie der König von Soom (441 p. d.), 



392 ^^^ ^^^°^ ^'^^ Cochinchina. 

In dem von Kaiser Tschingwang (1116 a. d.) seinem Bruder 
Schojii geschenkten Gebiete Tang oder Thsin (der Provinz 
Schansi mit der Handelsresidenz Thaijnan am Fnenho) Hess sich 
die aus Nordosten eingewanderte Colonie der hundert Familien 
nieder. Zur Zeit des Kaisers Hoangti (2698 a. d.) siedelten sich 
mehrere in Künsten und Wissenschaften Geschickte aus der Ge- 
gend des Gebirges Künitin in Sina an. 

Der sechzigjährige Cyklus Chinas, der in Tibet 1025 — 1026 p. d. 
eingeführt wurde, gilt auch in Annam. In Indien wird der Vri- 
haspati-Cbakra oder der Cyklus des Jupiter in drei Weisen be- 
rechnet, nach dem Surya-Siddhanta, dem Jyotistava und der 
Methode der Telingas (s. Priusep). ^Nach Nicolo Conti zählten 
die Indier ihre Era von der 2ieit, wo der allgemeine Friede 
Octavians sich über die Erde verbreitete, doch rechneten sie 
1490 statt 1400 (bei Poggio Bracciolinij. 

Die Tibeter*) leiten ihre Lehre aus Benares (Ka^i) her, wo 
Huienthsang den Buddhismus in voller Blüthe fand und auf 



der Köuig tod Gandhara (455 p. d.) Dod der König von Phole (473 p. d.). Von 
605 — 616 herrschte ein Kshatrya in Frieden über Indien, dann aber folgten Un- 
ruhen und König She-lo-ye-to (Siladitya) unterwarf alle nördlichen Provinzen. 
Die von ihm (nach Hiuenthsang^s Besuch) geschickte Gesandtachaft (642 p. d.) 
kehrte (G48) mit dem chinesischen Beamten Ueuentse zurück, der dim Usurpator 
Nafooteolonashun gefaugeu nahm . mit Hälfe Kumara*s des Königs vom östlicben 
Indien und des Königs von Karua-rupa. Fabian setzt die Verbreitung des Bud- 
dhismus im Osten 300 Jahre nach dem Nihuan (Nirwana) des Fo in die Zeit 
des Kaisers Phing-wang (770—720 a. d.). Als Schellfang heilige Bücher Buddha^s 
nach China zu bringen suchte, wurde er (217 a. d.) eingekerkert, aber durch die 
Erscheinung eines Keulenträgers befreit. Zn Masudi's Zeit trafen sich chinesische 
Schiffe mit den arabisch-persischen halbwegs in Killah, aber vor den Unruhen 
(die zur Erhebung der Leao führten) war die Verbindung direct. 

*) The reign of Kanischka in Kapila dates (according to the Tibetans) aboot 
400 years after Sacya, when the followers of the Buddha religion had beoome 
divided into eighteen sects (the Sakya tribes or Sacae) under four principal 
divisious (s. Gsoma de Koros). Auf Domodara folgen in Kaschmir die Fürsten 
Hushca, Jushca und Kanishka, tartarischer Herkunft, als Turushca (nach dem 
Raja-Tarangini), unter denen Nagarjuna den Buddhismus einführte, 150 Jahre vor 
Sacaysinha oder (wie Wilson es erklären zu müssen meint) 150 Jahre nach dem 
Abscheiden Sakya-Sinha*s (Sakya-Singh). Nach Al-Biruni regierte Saca in Arya- 
varta über die Länder zwischen Indus und Meer, und in Folge seiner Besieguog 



IndieD. 393 

Benares gehen alte Berechnungen derEren*) zurück. Zwischen 
Dionysos und Herakles lässt Arrian 15 Menschenalter verlaufen. 
Ptolomäos setzt Sagala (Euthymedia) nebst Bukephala in das 
Land der Panduani oder Pandani (Pandawas oder Nachkömmlinge 
des Pandu). Nach Lassen findet sich Sakala als Stadt der Arat- 
ten. Auch in China verknüpft sich der Name der Eatai (Kha- 
thaier oder Ehatti im Dschylum) mit herrschenden Nomaden^ 
wie der der Saca in Segestan, neben den Caboliten oder 
Aristophyloi. Ausser ApoUodotus machte sich in Indien (nach 
Pompejus Trogus) Menander berühmt, der (nach Strabo) den 
Hyphases CTnavLv) kreuzte und bis zur Jamna (^ixQ'' ^^^ 'löafiov) 
vordrang, (nach Plutarch) beim Tode mit Monumenten über seiner 
Asche geehrt. Auf der von Swiney im Bazar von Subathu ge- 
kauften Münze heisst Menander der Heiland {Mevavögov ßaCikeag 
öo^rf). Hammer erklärt Menotyrannus auf mithraischen Münzen 
aus der Vergötterung des Mondes. Lassen setzt Menandros**) 



durch Vicramaditya worde, wie das Sakäafest der Aoaitis oder (karthagisch) Tanait, 
die nach ihm benannte Era eingeführt. Idrisi nennt die Sakrya, als Erste der 
sieben Rasten. 

*) Ballaba, qoi a donn^ anssi son nom ä une ^re, etait prince de ]a ville 
de Ballaba, an midi de Anhalouara. L*^re de Bal]aba est posterieure a celle da 
gaka de 241 ans. Quant au Goupta-Käla (l*^re de Gouptas) on eiitend par le 
mot Goupta des gens, qui, dit-on, etaient^im^chaiits et piiissants et l'^re qiii porte 
leur nom est IVpoque de leur externiination. Apparemmeut Ballaba suivit imm^- 
diatement les Gouptas, car l'^re des Gouptas commeuce aussi Tau 241 de T^re 
Sara (1026 p. d. und 947 p. S.) Auf BuddhaGupta folgt Toramana. 

**) Auf der Münze mit Mioerva und dem .indischen Löwen heisst Menander 
in arischer Legende Maharajasa Dhramikasa Meuandrasa, in der griechischen 
ftaailewg Biauuov MsvavS^ov. In der wie Alexandria von Melik genannten Handels- 
stadt Melinda wurden mit Tempelfeier verbunden Mela oder Jahrmärkte (wie in 
Hurdwar oder Uari-dvara) abgehalten. Der ^Rex Indiae Gundoferus,*^ zu dem der 
Apostel Thomas gesandt wurde, heisst in der arischen Legende der Münze: „Ma- 
harajasa Rajadirajasa Mahatasa Gudaphara,^ auf der griechischen ßaoikeoog ßaoikttov 
roydof>a^ov, nach Gunningham 26 a. d. regierend. Die Doppelheit Kasyapa*s, 
als Yorg&nger und Nachfolger Bnddha's, wiederholt sich in Johannes (dem, Ananda 
gleichenden, Lieblingsschüler), der (die Reihe der in Mesopotamien gelandeten 
Jahanda oder Cannes weiterführend) an den christlichen Uofen des Mittelalters 
in dem Priester Johannes Gentralasiens (nach der Weise der Bogdo Lama) fort- 
lebend gedacht wurde. Bemoy nannte den Christenk5nig (AfHkas) Oganneh. Die 



394 ^^^ Slam nach Cochiuchina. 

144 a. d. Die Inschrift einer von Löwen getragenen Säule vor 
dem Tempel zu Karli soll sich (nach Wilson) als Geschenk des 
Griechen Theonikos erweisen. Jeder konnte (in Indien) in die 
Klasse der co^pisrai eintreten (nach Arrian) und Amitrochates 
(Amitraghatas) oder Allitrochades (Sohn des Sandrakottos), an 
dessen Hofe Deiniachatos lebte, ersuchte Antonius Soter (t 262), 
wie um Wein und Feigen, auch um einen Philosophen. Die 
wegen ihrer Heiligkeit schon auf 36 Schritte Entfernung durch 
einen Chogan verunreinigten Brahmanen Cochins kennen Ceremo- 
nien, um von Schlangen Gebissene wieder zu beleben. Als 
schwarze und rothe Schlange repräsentiren Raghu und Kadhu 
die bösen Einflüsse des Horoskops (neben Saturn). Den durch 
Salbahun vom Scldangengotte entsprossenen Tilokchundie Byses 
kann kein Schlangenbiss schaden. Die dem Muster Somanatha's *) 
nachgebildete Statue Mahakala's in dem von Altamisch (1231) 
zerstörten Tempel Ujjeins war von Schlangen umringelt. Er 
wurde als Lezwinger des Bösen verehrt, wie die furchtbaren 
Wandlungen Buddlia's. Nach dem Brahma-Purana körperte 
sich die göttliche Schlange Sesha (im Besitz des Ajurveda) aus 
Mitleid mit den kranken Menschen in den heilenden Arzt Cha- 



ArAbcr identiflciren Ili oder Elias mit Khedr oder Khizr (Ka^i oder glänzend). Mar 
Thooias (von Cana) ordnete die christlichen Gemeinden in Malabar (VIII. Jahrhdt). 
Die Sabäer in Sana (Saba, als Stadt der Balkis) eder Mareb, die die Zebour oder 
Psalmen Davids (gleich den Vedas) recitirten, wurde MendaT Jahia (Schüler des 
Johannes des Täufers) oder (nach Ben Schohnah) Sirian genannt. Sie leiteten 
ihre Religion von Sheith und Kdris (Seth und Enoch) her, Mecca (sowie die 
Pyramiden Egyptens) ehrend und nach 'Harran oder Carrae (wo Abraham mit 
Sabi Ben Mari lebte) pilgernd. Ihre, durch Ebn Khalekan auf Ibrahim oder 
Zerdascht zurückgeführte Religion ist (nach Ben Hazem) die älteste. Sie nennen 
sich selbst Kinder des Henoch, werden aber' auf Saba (der sich mit seinem Bruder 
Hadramaut in Ycmen niederliess) zurückgeführt, als S{)hne des von Chaldäa ein- 
gewanderten Cahtan oder Joctan, nach dessen ältestem Sohne Jarab sich die übrigen 
Araber benannten. Seinen in allen Wissenschaften erfahrenen Bruder Rocail 
sandte Seth dem Riesendämon Surkradsch im Berge Kaf, der ihn um einen 
Minister gebeten (und Unterstützung gewährte, wie Surkrib). 

'*) Somnath gilt für eines der vom Himmel herabgekommenen Dwadusjotieüng 
oder zwölf Symbole des Mahadeo, und als Mahmud den Tempel zerstörte, zog sich 
der Lingam in's Meer zurück. Multan*s Bild zeigte buddhistische Gliederstelluug 
(nach Abu Jschak). 



BoTora. 395 

raka ein. Nach Sharistani glaubten dielndicr, dass es so viele 
Buddhas*) gäbe, als Ganga (auf die sieben Hauptströme bezüg- 
lich). Ala-u-din nannte sich nach seinem brahmanischen Astro- 
logen Gangu (als Hasan Gangu) und fligte später den Namen 
der brahmanischen (Bahmani) der von ihm (1347 p. d.) in Kal- 
berga begründete Dynastie hinzu. Bei den Jagas in Congo fun- 
girten die Ganga als Priester (s. Cavazzi). Die Panjadravadal 
oder Brahmanen südlich von Nerbudda (im Gegensatz zu den 
Panjacowdor im nördlichen Bharata) werden in Malabar in 
45 Stämme getheilt und unterscheiden sich in Cochin als Dra- 
vada, Telinga, Camatic, Mahratta und Guzerat, oder auch als 
Namburies **) (die einheimischen) Imbran, (von Mangalore), Putter 
(Fremde aus Coimbatore) und Konkanies. Die die Tempeldienste 



*) The Hindoos hold the Bndhs to-be Adam and his race. Tl»ere are in all 
84 rreeds and a]l believe in Boot. People from all parts of India congregate at 
Glibat Deik BootkhaDa or Pervota (Perwottnui), to iKitness the wouders of Boot. 
Tiie building (in stone) exhibits in carvings on the walls the deeds of Boot. 
All around it are cut out 12 wreaths, in which are shown, how Boot arhievcd 
niiracles, how he appeared in different forms, flrst in the shape of a man, then 
ae a man with an elephants nose, then as a man with a oionkey's face and again 
Hg a man with the appearance of a savage beast and a tail risiiig seven feet 
above bim. At Bootkbana, Boot is scnlptured in stone of an imniense size, his 
tail rising over bim. His right band is lifted up, his left holding a sword. He 
is qnite nncnvered with only a small cloth round the loins and has the appcar 
ance of a monkey. Some other budhs (idols) are naked , withotit anything on 
their hinder parts, and the wives of Boot and their children are also sculptured 
naked, beschreibt Athanasius Nikitin 1470 p. d. (bei Major). Narh Day wurde 
der letzte Pennaul (378 p. d.) durch die Majain's oder Jaina's veranlasst, sich 
nach Mecca zurückzuziehen, wo viele ihrer Secte des Handels wegen lebten. The 
Jains or Buddhists were settled in Arabia (as a people) and many visited Malabar. 
The original name was Mahajain aiid became in][^time corrupted to Magains or 
Magans. Die selbstdenkenden Kasten Indiens verwerfen die Prophetie uud riefen 
dadurch Sharistani's Polemik hervor. 

**) Vischnu is the deity of the Nairs, but they often wear, the mark ofSiva. 
The Namboories act as their Gurus, but will not be present when they offer 
bloody sacriflces to Kali or other deities, consequently the greater part of their 
feasts are performed by a race of pricsts of their own caste, called Ellada, who 
are said to have been originally Brahmans who were de^raded in consequence of 
having performed religious rites for Sudras (Day). Das EHi dient alten Formeln 
in Ceylon. 



k 



396 ^on Siam nach GochiDchina. 

besorgenden Anibalavassie sind keine Brahmanen. In Travan- 
core heissen Brahmanen Potie. Bauura (Bovora) war Königstitel 
in Kanouj (Masudi). 

Unter den philosophischen Systemen, die aus dem Streit 
der Schulen über den Sinn der Veda's und deren Erklärungen 
hervorgingen, unterscheidet die Veda Vyasa oder Badarayan zuge- 
schriebene Vedanta drei Arten der Belohnung, indem gute Werke 
in Indra's Himmel wiedergeboren werden lassen und höhere Ver- 
dienste in Prajapathi's oder Brahma's Himmel, der aber noch 
nicht von Wiedergeburten erlöst, wie es denen vorbehalten ist, 
die nach Erlernung der Weisheit sich als Theil Brahma's erkann- 
ten und so von Transmigrationen befreit, im Brahm*j absorbirt 
werden. Diese letzte Emancipation wird in der kosmographi- 
schen Mythologie des Buddhismus durch die Betretung der 
Pfade**) erlangt, während die Contemplativen zu den Brah- 
manen-Terrassen eingehen und die Werkheiligen in die von 
Indra beherrschten Sinnenhimmel , die sich zur Siebenzahl erwei- 
tert haben, wie hei den sieben Schichtungen in der oberen Hälfte 
des Schöpfungs-Eies nach den Puranas. Im Gegensatz zu der 
inspirirten Vedanta, die bei der ausserweltlichen Gottheit, 
wenn auch zum pantheistischen Begriff des Aum oder Brahm 
erweitert, stehenbleibt, ruhen dieSankhyaKapila's***) und zum 
Theil Gautama's Nyaya auf der atheistischen Grundlage buddhis- 
tischer Philosophie, und die Annahme ewig unzerstörbarer Atome, 
als kleinster Theilchen, in der Nyaya, widerspricht nicht dem 
ununterbrochen wechselnden Flusse in der Vergänglichkeit und 
Unbeständigkeit ihrer secundären Verbindungen (wie der Shakti 
oder thätige Wille in der Vedanta und den Puranas als Maya 



*) If a Hindu dies at Beuares there is no need of beromiog a Brahman be- 
fore being rejoined to Brahm. 

**) Ein Dschaina ist, wer die acht grosseo Verbrechen besiegt hat, als aber 
unter passiven Volkern zu den Jati der Priester- und Mönchstaud trat, wurde der 
Preis des Siegers ein schwierigerer. 

***) Der Grundtext der Sankhya-Philosophie ist von I^vara Krishna verfasst, 
der dies System durch aufeinanderfolgende Lehrer vou Kapila erbalten haben soll, 
nachdem es von Pancha^ikha, einem Schüler des Asuri, den Kapila unterrichtet 
hatte, bekannt gemacht worden war (^ Colebrouke). 



Yoga. 397 

und Mahamaya gefasst wird). Die Durchforschung der in Rei- 
hen aufgezählten Gegenstände der Untersuchung wird in der 
Nyaya von der activcn Seite synthetischen Aufbaues gefasst, 
wogegen die entsagende Negation des Buddhismus sich mit der 
Zersetzung in ihre relative Nichtigkeit begnügt. Zu Kapila's 
Lehre vom Körper als Kerker der Seele, die nach der Befreiung 
von ihren marternden Tyrannen zu ringen habe, um femer kei- 
ner Wiedergeburt mehr unterworfen zusein, trat später als natür- 
liche Hülfe das Yoga-Sytem, wie sich der Buddhismus zum 
Mahayana der Dhyani*) erweitert. Die zwischen Sruti (Offen- 
barung) und Smriti (Ueberlieferung) unterscheidenden Brahmanen 
verwerfen den nicht auf die Veda's gegründeten Buddhismus als 
der göttlichen Offenbarung ermangelnd. Die Ashan Suddhi 
(Reinigung des Sitzes) genannte Stellung muss der Betende (im 
indischen Gottesdienst der Shakta) je nach dem Gegenstand, um 
den er bittet, verändern. Die Tantra's zählen 8000 Stellungen 
als vei-schiedene auf, je nach den Weisen, wie Hände, Finger und 
Füsse zu halten sind. Eine, welche ungestörte Gesundheit ver- 
schaffen soll, besteht darin, dass der Körper zur Hälfte geneigt, 
nur auf einem Beine ruht, während das andere bis zur Brust 
geführt wird, wobei die Arme über einander geschlagen und 
die Hände gefaltet sind. Durch solche Stellung soll der Appetit 
auf's Höchste angeregt und also die Gesundheit gefordert werden. 
Die gewöhnliche Art, sich zu setzen, ist im Kamalasana oder 
Liliensitz, als mit zusammengeschlagenen Beinen, nur auf das 
Gesäss gestützt (s. Orlich), als Heilgymnastik. Aban's Khazideh 
beneidet die, wie von keiner Offenbarung, auch im Bauche an- 
gefesselten Indier. 

Wie Buddha den Brahmanen das Monopol **) der geistlichen 



*) Die Shakta Anbeter in Vorderindien erklären Dhyana als eine Gebetsart, 
bei der der Betende die Augen zu schliessen hat, damit er im Geiste die Gestalt 
seiner Schntzgüttinen zo bilden im Stande sei, die ganze Aufmerksamkeit con- 
centrirend. Bei den Pranayain und Rishyadinya genannten Einzugsgebeten muss 
der die Mantra's Hersagende seinen Athem anhalten , die Nasenlöcher mit den 
Fingern zudrückend, bis er sich leichter und leichter fühlt, so dass er zuletzt in 
die Lüfte emporzusteigen vermag. 

**) König Janaka zu Videha nahm das Becht in Ansprach, ohne den Bei- 



398 Von Slam nach Cochinchioa. 

Würde bestritt, so verlor (im Orient) die Familie Aaron's da« * 
des Imanats, aber Abu Moslem viiidicirte wieder den Abassiden 
eine Transfusion der Metempsycliose im Tenassukhiab (ähnlich den 
lamaitisehen Chutukten). Die Karmathier bezeichneten den Imam 
als Maassum (von Gott bewahrt). Abasi (Abassi, als Gross-Lama) 
wohnt im Hinmiel Calabars. 

Die Buddhisten sprechen von dem früheren Zeitalter der 
Rtisi oder Rischi*) (Weise oder Sprecher), die als Eremiten im 
Walde gelebt, und Megasthenes rechnet die Hylobier (Wäna- 
prastha) zu den Samanäem **), die er neben den wegen Gleich- 
mässigkeit ihrer Grundsätze geachteteren Brachmanen unter den 
indischen Pliilosophen nennt. Die Pramnä oder Dialektiker wur- 
den (nach Strabo) von den brahmanischen Astrologen für Charla- 
tane erklärt. Clem. Alex, nennt neben den Sarmanai (mit den 
Hylobioi) und den Brachmanai (unter den Weisen) noch die 
den Bytta wegen seiner Heiligkeit als Gott verehrenden Indier, 
sowie die eine Pyramide (mit den Gebeinen eines Gottes) anbe- 
tenden Semnoi, die, wie die Gymnosophistai, unvereheliclit bleiben, 
gleich den im Jungfrauenstande festhaltenden Semnai. Dem Ge- 
setzgeber Narada folgend, behaupten die Panditas der Smriti 
(Tradition), dass der Eremitenstand seit dem Beginne des Kali- 
Juga aufgehoben sei. Ausser dem das höchste Wesen bezeich- 
nenden Worte Aum lehrte der Guru dem Brahmatschari die Worte 
Bhur (Erde), Bhuwah (Dunstkreis) und Swar (Himmel), sowie 
das an die Sonne gerichtete Gebet Sawitri. 

Nach den Tunkinesen war Fo der Sohn eines indischen 
Königs und wurde an den Hof eines benachbarten Monarchen 
gesandt, um denselben wegen ausgebliebenen Tributes zu beruhi- 
gen. Als er mit der dort vermählten Prinzessin zurückkehrte, 
verliess er bald darauf den Hof seines Vaters und begab sich in 



stand der Brahmanen OpferhandlaDgen zo voUziehen, und schon der KschatriJ« 
Yisvamitra hatte Tersucht, die Macht der Brahmanen za brechen. 

*) Die sieben Rischi (Casyapa, Atri, Vashishta, Viswamitra, Gaatamaf Jama- 
dagni und Bharadwaja) stammen von Brahma. 

*^) Der Sama-Veda wird (nach Colebrooke) eine besondere Heiligkeit zuge- 
schrieben, als sich auf die Zerstörung (von der Wurzel sho) der Sünde beziehend. 



KapiU. 399 

eine Wüstenei, wo er von den Geistern in den Vorschriften des 
Gesetzes unterrichtet wurde. Die Religion des Fo wurde von 
dem Chova oder General des Reiches unterstützt, wogegen der 
Dova oder Titularkaiser das Oberhaupt der Gelehrtensecte ist. 
Confutze heisst Ong-Ku (Ong oder Herr). Die kolossalen Bild- 
säulen, die die Pagoden bewachen, sind schwarz, mit Hörnern 
auf dem Kopfe und im drohenden Ausdrucke. *) Die Bonzen oder 
Su (Meister der Lehre) sind Diener der Altäre (in Tunkin). Die 
Macht der Gottheiten in Tunkin ist beschränkt, bemerkt Bissa- 
ch^re, und kann an der bestimmten Ordnung des Schicksals (So 
oder Verzeichniss) nichts ändern. Die Secte der Fastenden, die 
an der Seelenwanderung festhalten, isst nichts, was Leben 
hat in Tonkin, auch ohne Bonze zu sein. Die Missionäre er- 
zählen, dass Phat**), von dem der Buddhismus nach Tonkin 
gekommen, in China geboren war, wo er sich eines Tages, ein- 
sam in den Bergen umherwandelnd, in der Gesellschaft zweier 
Teufel befand, die ihm diejenigen Lehren gaben, die er bei der 
Rückkehr nach seinem Dorfe, als von Gott erhalten, predigte. 
Die Annamiten verehrten den Pipulbaum, vor dem sie kleine Pa- 
goden erbauten, als den nächtlichen Sitz des Teufels, Ma-Kai, 
der Vernachlässigung mit Unglücksschlägen strafen würde. Fa- 
Hian bemerkt in Mutra, dass alle Könige Indiens dem Gesetze 
Buddha's anhingen und die Religiösen durch Abnehmen ihrer 
Diademe ehrten. Es gab Secten, die die drei früheren Buddha's 
verehrten, ohne Sakya-Muni anzuerkennen, und ein Thurm bei 
Ayodhia enthielt die Gebeine Kassyapa's, in der Nähe seines 
Geburtsplatzes bei Sravasti. Aus Kapila's Haeresie werden sechs 
Erzketzereien erwähnt. Der Stab Buddha's in Nakia war mit 
einem Ochsenkopf verziert. Bei Farrakhabad war dem jährlich 
als Naga erscheinenden Drachen ein Tempel errichtet, und 
Hiuenthsang fand die Grotte des giftigen Drachen in Kausambhi 



*) Die kolossale Statue, die umsonst den Schatten auf Baddha's Tempel za 
werfen SDchte, deotet aof jainistische Bildungen. Nach Lassen ist unter dem von 
Könige Bathara*s (KAlukJa Kumärap&la) verehrten Bodd (s. Idrisi) ein Büd des 
Jina zu verstehen. 

**) The ninth inrarnation of Vischnu was a warrior Buddha, distinguishahle 
by his long aslnine ears and curly hair (s. Day). 



400 ^on Slam nach Cochinchina. 

(in der Nähe von Kassyapa's Geburtsort). Der Tao-sze Ai kam 
zur Begrttssung des neugeborenen Sakya nach Kapila, das Fa- 
Hian verödet fand. Ein Bettelmönch in Vaisali fasste (100 Jahre 
nach Buddha) die Schriften ab. Der König von Tahitschi ho 
war aus Brahmanischem Stamm (nach Hiuenthsang); hing aber 
dem Glauben an die drei Kleinodien an. Mul-Java ist das 
Festland. 

Unter den Rahtor*) wurde die Dynastie von Kanouj durch 
Basdeo oder Vasudewa erneuert, dessen Tochter Bahram Sassan 
von Persien heirathete (390 p. d.). Mit dem Tode Siladitya's 
wurde (524 p. d.) Balabhi durch die Parther zerstört. Sechzig 
Jahre vor Hiuenthsang regierte Chi lo a ti to in Malwa, und 
nach den Kupferplatten Guzerat's wird Siladitya (559 p. d.) nach 
Balabhi gesetzt. Den MorifUrsten aus Chitore vertreibend, be- 
gründete Bappa Rawul (728 p. d.) Mewar, nachdem (524 p. d.) 
die Aphtheliten die Hauptstadt (Balabipur) der von Keneksen 
(144) stammenden Rajputen zerstört hatten. Mawar wurde durch 
Rahtores, aus Kanouj stammend, gegründet. Die mit Daher's 
Tode bei dem Siege Mohamed Kasim's vor Alore (711 p. d.) er- 
löschende Dynastie der Brahmanen hatte mit Kak, dem Gelieb- 
ten der Königin, den Thron bestiegen (639 p. d.), zur Zeit der 
von dem brahmanischen Reformator Krek in Kambodia gestif- 
teten Era. Nach Walkenaer zerfiel (628 p. d.) die Dynastie des 
Maha-Raja oder Mehradje. Nach Masudi war Kanouj das Cen- 
trum (Hauze) der indischen Civilisation , und als das Reich 
(608 p. d.) zerfiel, bildete sich neben Kanouj, Sind und Kashmer 
das des Balhara (Malvaradja), den Soliman über alle Fürsten 
Indiens herrschen lässt. Neben dem Balhora oder König der 



*) Die BaDjaras oder Brinjarries, deren Ornamente (nach Sykes) an bod- 
dhistische Sculpturen im CarU erinnern, theilen sich in vier Tribns, als Rabtora 
(deren Stammvater Bhika sieben Familien als eine Golonie von Mewar nach dem 
Dekkan fährte), Burtiab, Dschauhan und Pownr. Sie vermitteln als Kornhändler 
nmherziehend die Verschiedenheit in den Ernteerträgen in den Staaten des 
Dekkhan*s und sind bei ihrer Tapferkeit zugleich wegen Räubereien gefürchtet, 
während sie sich selbst als Rajputana zu den Kschartriya^s rechnen und mit den 
Städtebewohnem nicht verheiratben. Jede Horde ist von einem Bhatt oder Barden 
begleitet, der die Ueldenthaten der Vorfahren besingt. 







Fanyün. 401 

Könige nennt Edrisi (ausser Komkam oder Concan) den König 
von Thafec, von Djaba^ von Djorz oder (nach Abu Said) Kanouj 
und den König von Caneroun (Kamboja)^ dessen Besitzungen 
an China stossen. Masudi leitet die Tobba Tibet's (mit dem 
früheren Herrscherstamm der Türken) von denen der Himyariten. 
Toba war ein Stamm des ssänbischen Hauses am Baical (Hyac). 

Auf einem Spaziergange in der Umgegend Saigons besuchte 
ich mit einem wohlunterrichteten Zögling der französischen 
Missionsschule^ der schon früher auf einheimischen CoUegien seine 
Studien gemacht hatte^ das Grabmal des Bischofs Adran^ durch die 
Dankbarkeit des Königs errichtet, der ihm wesentlich seine Be- 
festigung auf dem Throne verdankte. Der Sarkophag steht in 
einem viereckigen Räume, dessen Dach durch Holzpfeiler getra- 
gen wird. Thüren, Wände und Fensterbekleidung sind in Dar- 
stellungen von Thieren und Bäumen ausgeschnitzt. Auf der 
Rückwand sind im bunten AI fresco die Wappen des Bischofs, 
seine Miter und darüber der Cardinalshut wiedergegeben, mit 
Federn und Dintenfass davor. Seitlich ist im Relief auf dem 
Kalk die Figur einer Cypresse (kai-thong) gemalt, als Symbol 
langen Lebens, nebst dem pfauenanigen Vogel (Chim) Hak. 
Gegenüber steht das Bild des Baumes (Kai) Mai, dessen weisse 
Blumen mit gelber Cerella den reinen Glanz der Keuschheit ver- 
sinnlichen. Ein umgitterter Stein trägt die Inschrift, in welcher 
der König den grossen Europäer feiert, der herbeigekommen, 
um ihn in Wiedererlangung des Thrones zu unterstützen, der 
während aller Gefahren standhaft an seiner Seite gestanden und 
der erfolgreich die Erziehung des Prinzen überwacht habe, indem 
er die Hoffnung hinzufügt, dass durch Kraft seiner Verdienste 
alle Nachfolger der Dynastie blühen und gedeihen möchten. Dieses 
zwischen dem Fort Ki-hoa und dem Dorfe Tantün gelegene 
Monument heisst bei den Cochinchinesen Lang-dük-cha-ka oder 
das Denkmal (lang) des Bischofs oder Dük-cha-ka, ein Titel, 
den sie erklären als Dük (Herr), cha (Vater), ka (gross). 

Der Erdhügel vor der buddhistischen Pagode im Dorfe 
Fanyün stellt das Monument des chinesischen Kaisers Tanong 
vor, der zuerst den Ackerbau einführte und bei ihm versammeln 
sich die Bauern, um das Andenken dieses Wohlthäterß zu ehrep« 

Bastian, ReiM in Kambodia. IV. 26 



402 ^^^ ^\Am nach Cochinchina. 

In der Tö Fan-yün oder der Pagode (Tö) des Dorfes Fan- 
ytin, wo früher Bonzen (Scliii) den Gottesdienst besorgten, hing 
an der Rückwand das Gemälde Quannon's, als weiblicher Buddha 
mit einer Blume in der Hand. Die Haare sind auf der Stirn 
in einer Bogenlinie angeordnet, so dass in der Mitte ein freier 
Fleck bleibt, aus dem die weisse Farbe der Haut hervorscheint 
und so die Tika der Jinas simulirt. Vor dieser Hauptfigur sitzt 
die kleinere Titkah's mit seinem Schüler Jadieb links und Anan 
(Ananda) rechts. Weiter unten, vor einer Linie kleiner Figuren, 
deren mittlere die Hände emporhebt, sitzt ein König, mit einer 
weiblichen Figur links und ein schwarzer Krieger rechts. Da- 
vor ist ein sitzender Buddha gestellt, Bud-ok genannt, mit kurzem 
krausen Haar. Auf einem Seitenaltar steht zwischen seinem 
rothgesichtigen Sohne Quanbin links und seinem schwarzen 
Schüler Tschu-tüang die Figur des verdienstvollen Mandarinen 
Quangkong, der vom Kaiser wegen seiner Bezwingung der Re- 
bellen zu hohen Ehren befördert wurde. Auf einem an der Wand 
hängenden Gemälde ist die Figur Quang-kong's wiederholt, mit 
seinem Schüler Tschu-tüang, der ein Buch hält, hinter ihm. Auf 
einem andern Seitentische steht die ausgemergelte Figur Buddha's 
in einer Menge vqn Gewandungen gehüllt, indem er einst ver- 
sucht hatte, sich aller Nahrung zu enthalten und das Leben nur 
durch die äussere Wärme vermehrter Bekleidung aufrecht zu er- 
halten. Eine nackte Figur mit vorgetriebenem Bauch repräsen- 
tirt dagegen einen Buddha, der das Essen*) zum Lebensunter- 
halt genügend hielt und der Kleidung entbehren zu können 
glaubte. Anf einem andern Tische schwingt eine von den 
Knotungen eines Strickes umwundene Figur ein Schwert, um den 
Teufel zu tödten. Ein schmales Holzbrett, der Eingangsthür 
gegenüber, war mit Segnungen des Kaisers beschrieben. Auf 
einem Brett hinter den Statuen fanden sich Gebete für einen 
Verstorbenen. Ein an den Pfeilern hängendes Brett enthielt phi- 
losophische Sentenzen und auf Papierstreifen, die von den Sta- 



*) Orme states, that these Brahmans (in Cochin) sometimes devote theinselvefl 
to death and affect it in the unpleasant mode of eating until thej actually ex- 
pire of surfeit 



Gebetbücher. 403 

tuen niederhingen, waren Ermahnungen geschrieben, Buddha zu 
ehren. Auf einem Nebentische lag ein Gebetbuch. Der vor den 
Figuren stehende Tisch trug die Divinationshölzer und einen Alma- 
nach, um die geeigneten Stunden zu wählen. Ein Bündel Reli- 
gionsbiicher, die auf dünn zusammengelegtem Papier geschrieben 
und mit Holzumschlägen verwahrt waren, enthielt Gebete, die 
an die verschiedenen Dämone zu richten waren, mit den Abbil- 
dungen dieser. 

Die Inschrift des Pfeilers auf der rechten Seite besagte: 
,^dass nach dem Tode die Seelen frommer Verehrer zu Buddha 
gehen würden," die auf der linken Seite: „dass der Körper, aus 
den vier Elementarstoffen zusammengesetzt, ein Nichts sei, wie 
dieser." 

Auf dem links aufgehängten Papierstreifen hiess es : „Ob- 
wohl weit entfernt im Süden, liebt Fat in seinen Verdiensten die, 
die ihm Ehren bezeigen," auf dem rechts aufgehängten: „Im 
Westen weilt Fat in seinem Lande, um solche aufzunehmen, die 
ihm Ehre bezeigen. 

Auf dem über dem Seitenaltare aufgehängten Papiere war 
gesagt, dass der Mandarin (Quang-kung) sich kräftig bewiesen 
habe, die Rebellen niederzuschlagen, und dass er in Folge dessen 
vom Kaiser bevorzugt sei. 

Eines der Gebetbücher trug als Titel Dia-tang-bo-that-bahn- 
nguen-king-quin-ha oder Erde (dia), verborgen (tang), Buddha 
(Bothat), Muster (bahn). Gebet (nguen), Theil (quin), ha (letzter). 
Ein anderes: Po (König oder gross), mun (Thür), \'ien (ausge- 
dehnt), pap (Macht), ton (weit), king (Buch). Der mit Figuren 
und Berechnungen gefüllte Kalender heisst Bat-tien-dai-toan 
oder das Buch, um die Stunden zu wählen. 

Eines der Gebetbücher enthielt als Anrufungen: 
Nam-bo Tap-fÜng-Fat (Preis dem TapfÜngfat). 
„ „ Tap-füng-tang. 
„ „ Tit-kah-ni-man-fat. 
„ „ Tap-füang-tap-fat. 
„ „ Ngu-tap-tam-fat. 

;; ;, Tang-ngicm-kieb-tien-fat. 

26* 



404 ^^^ Si^Q' ^^^^ Cocblnchlna. 

Das Buch schloss mit indischen Worten in chinesischen 
Buchstaben (Dscha-ya-at-lah-ma-do-at-lah). 

Von den Figuren eines andern Buches hielt eine, Tat-ba-a-ta- 
dao-tu-bang genannt, einen Pokal und war, nach beigefügter 
Bemerkung, guter und wohlwollender Disposition. Eine Figur 
mit gehörntem Ziegenkopf hiess E-si-ma-ka-pa-da-sa-düang. Eine 
sitzende Figur hiess Nam-vo-na-la-kun-te und es war dabei be- 
merkt, das dieser Fat die Regeln der Keuschheit beobachte. Eine 
mit Büschen umhängte Figur, To-lo-to-lo wurde als ein in Baum- 
blätter gekleideter Geist bezeichnet. Kwannon oder Qnan-am, 
sagte mein Begleiter, ist der weibliche Buddha, von Frauen ver- 
ehrt wegen einwohnender Weisheit, und der Name wurde erklärt 
von Quan (wissen oder sehen) und am (Stimme^. 

Auf dem Rückwege gingen wir über den Kirchhof, wo ich 
mir einige der Inschriften lesen Hess. Auf der Front des rechten 
Pfeilers eines Grabes besagten die cochinchinesischen Buchstaben: 
„Mit raschem Flügelschlage erhebt sich der Vogel in die Lüfte, 
und so entschwebt die Seele dem Körper." Auf dem linken 
Pfeiler: „Voll Trauer ist dieser Platz, dieser Platz des Büffel- . 
lagers, sechs Fuss lang; die Thränen entstürzen den Augen.'' 
Auf der Seite des linken Pfeilers war geschrieben: „Trauer ftQlt 
das Herz des Wanderers, der diesen Platz betretend auf ihn nie- 
derschaut.'' Ueber einem andern Grabe stand geschrieben: 
„Unermesslich, gleich des Himmels Weite sind die Wohlthaten, 
die wir von unseren Eltern empfangen haben, nie würde es 
möglich sein, sie zu vergelten." Auf einem weissen Marmorstein, 
der über der ThUre eines andern Grabes eingefügt war, stand: 
„Dies ist das Denkmal für die Gattin des hochwohlgeborenen 
King-yan-yien , Mitglied der Academy (Han-lun-bien)." Einige 
der Grabsteine sind mit Blumensculpturen verziert, andere ent- 
halten Figuren von Leidtragenden. Mitunter zeigen sich die 
Farbenreste früherer Bemalung und die Eingänge sind von Lö- 
wen bewacht, Inschriften tragend. Auf einem Grabe erhob sich 
in zwei Etagen eine Terrassenpagode, deren Seiten mit Devana- 
gari - Buchstaben beschrieben waren, während sie vom chinesi- 
sche (oder cochinchinesischc) Charaktere trug. 

Die heiligen Bücher der Buddhisten heissen Kim (Gold) kuang 



Monumente. 405 

king oder die Diamantenen (kim-kuang) Bücher und dürfen 
nur durch die geweihten Hände eines Priesters berührt werden. 
Durch das Lesen derselben wird die Seele gestählt, wie ein Dia- 
mant. Ehe der Candidat die Weihe als Mönch (Schii) empfangt, 
muss er von seinem zehnten bis zwanzigsten Jahre als Novize 
verbleiben. Niemand darf indess eintreten, ehe er nicht die Er- 
laubniss des Provinzialbeamten erhalten hat, sein Haupt schee- 
ren zu dürfen. Alle buddhistischen Bonzen in Annam stehen 
unter dem Schü-ka oder Grosspriester, der, wie das Volk sagt, 
niemals seine Tien-mo genannte Pagode bei Hue verlassen darf. 
Mein in chinesischer und tonquinesischer Literatur ziemlich 
bewanderter Begleiter meinte, dass der eigentliche Name der 
Ciampa an der Seeküste Siem (Siem-la der Chinesen) gewesen 
sei, und dass sie von den Dscham des gebirgigen Binnenlandes 
unterschieden werden müssten, obwohl sie sich seit der cochinchi- 
nesischen Eroberung damit gemischt hätten. Unter Siem würden 
jetzt gewöhnlich die Siamesen verstanden, deren mit einem an- 
dern Charakter geschriebener Name aber vielmehr Thiem aus- 
zusprechen sei. Diese hatten schon mit den Kambodiem in 
Saigon, als der Hauptstadt von Tschan-lap oder wahren (tschan) 
Majestät (lap), Kriege gefllhrt, besonders aber nachdem sich die- 
selben unter dem Namen Khao-men (khmer) nach dem jetzt von 
ihnen bewohnten Lande vor den eindringenden Annamiten zu- 
rückgezogen hatten. Die Kriege der Annamiten mit den Siem 
oder Ciampa, deren Könige den erblichen Titel Ma-ka führten, 
füllten einen Zeitraum von 100 Jahren aus. Der Feldherr, der 
den rechtmässigen Erben der Dynastie Leh wieder auf den Thron 
Tonquin's einsetzte, erlangte von diesem Könige als Belohnung 
die Hälfte des Reiches in dem jetzigen Cochinchina, mit gleich- 
zeitigem Anspruch auf alle Provinzen Ciampa's, die hierzu er- 
obert werden würden. Von den Siem oder Lao in Ciampa oder 
an dem östlichen Bergabhange wären die Siem oder Lao 
auf der Westseite des Gebirges zu unterscheiden, die unter 
ihrem Könige (Vua) Ho in Bin-dinh eine prächtige Hauptstadt 
(15 Tagereisen von Bin-dinh) gebaut, Bat-tat-tanj, die Stadt der 
weissen Steine, genannt. Ihre aus 50 Steinthürmen (mit Elephan- 
ten, Pferden und anderen Sculpturen) bestehenden Ruinen neben 



406 ^^^ Si^°> i^*^^ CochiochioA. 

einem. 450 Fuss langen Viereck aus weissem Marmor seien vor 
einiger Zeit von den Annamiten in der jetzt von den Dawech 
genannten Moi bewohnten Wildniss aufgefunden worden. Andere 
Steinmonumente fanden sich in der Provinz Tanghoa, und Trtim- 
meiTcste, von denen gesprochen wurde, sollen auf den Untiefen 
zwischen Katun, dem Hafen Huc's, und der Insel Hainan liegen, 
auf vier Tage Entfernung von der cochinchinesischen Küste an 
einem Kohngatsch oder Hügel (Kolin) der Ziegel (gatsch) ge- 
nannten Platz, wo die Masse der Töpferscherben oft die Netze 
der Fischer zerrissen. Die im Lande der Wilden gefundenen 
Denkmäler trügen fremdartige Schriftzüge (jlhnlich denen der 
Palmbücher), wogegen die von den Annamiten oder Chinesen 
erbauten mit chinesischen Charakteren beschrieben seien. Das 
Königsgeschlocht Cochinchina's stamme aus der Pronnz Tanjhoa, 
deren Rerghöhlen in Tempel ausgearbeitet seien, mit Sculpturen 
und Inschriften bedeckt. Ehe Hanoi (zur Zeit des chinesischen 
Kaisers Gniuj oder Kecho, die jetzige Hauptstadt Tonquin, von 
der Dynastie Li erbaut wurde, residirten die Könige in Tanj- 
Ouch, der Muschelstadt, die in der Gestalt einer gewundenen 
Spirale erbaut gewesen und den Giaotschi der Provinz XUntei 
unter Kinduang-vouang (Enkel des chinesischen Kaisers Tan- 
naung) zugeschrieben wird. Die indischen Buchstaben auf 
einem alten Thurme bei der Hauptstadt der Provinz Bakning 
rührte von den Bonzen her, die unter König Sangkeem aus der 
Dynastie Tanh (KXX) p. d.) nach Tonquin gekommen, ^^ um den 
schon früher eingeführte Buddhismus zu erneuern. Dieses Denk- 
mal, das die Chroniken der Dynastie Tanh enthielt, wurde durch 
einen Usurpator zerstört, aber später durch Tun-vouang-deh aus 
der Familie Leh wieder hergestellt (1300 p. d.). Auch bei 
Keclio existiren die Ueberreste einiger Pagoden, von den Brah- 
minen oder Tien (die Meditirenden) gebaut, die unter der Dy- 
nastie Tanh aus Indien (Thien-trück *) auf dem Landwege über 



*) Nach Huienthsang wurde Schinthu (Sindu) oder Indien später Jiütu ge- 
nunnt (vom Monde). In Peru war Inti der Name des solaren Ahnherrn und die 
Achantie hiessen ihr heiliges Stammland Inta. Toba-Kcho (f 515 p. d.) berief 
Schamynen (Rrahmancn). Amba liän erfand (920) die kidanische Schrift. 



k 



Patriarchen. 407 

Yunan nach Tonkin kamen. Daneben sieht man eine sitzende 
Bronze-Statue, 12 Fuss hoch, die ein Schwert in der Hand hält 
und von den dortigen Buddhisten Ehren empfängt, den einhei- 
mischen Christen aber für eine Darstellung St. Paulus' gilt. Die 
halbverwischten Buchstaben der dem Rücken eingehauenen In- 
schrift zeigten einige Aehnlichkeit mit den lateinischen, wie man 
hinzuftlgte. Die Priester gebrauchen dem Volke unverstitndliche 
Buchstaben als Siegel oder Namenszeichen. Die Brahminen 
wurden als Schüler Buddha's von dem tonquinesischen Könige 
ehrenvoll empfangen und traten in den Stand der Bonzen 'Schii 
oder der Befestigende) oder Voat-thong (mit dem Leben begnadigt), 
wie das Volk in Erinnerung einer durch Amnestie beendigten 
Verfolgung das chinesische Wort Voatong in populärer Sprach- 
weise erklärt. Die Provinz Yunan sei damals von China unab- 
hängig gewesen, unter ihren Nam-chao genannten Bergkönigen. 
Die im XIII. Jahrh. in Yunan herrschenden Namchio, die vor 
ihrer Unterwerfung durch die Chinesen viele Einfalle in Ton- 
kin machten und in Kiem, der Hauptstadt der Provinz Venam 
oder Hunnam residirten, gehörten derselben Rasse an, wie die 
wilden Stämme der Leh, Diau, Kau, No, Sa u. s. w. Durch ihre 
Geschicklichkeit im Bogenschiessen sind die Koi berühmt. Die 
Lao der Cochinchinesen heissen Ai-Lao bei den Chinesen. Die 
Chinesen nennen die Dham (der Annamiten) Lum-up. Vor Er- 
oberung durch die Maloi oder Malai (Malayen) aus ihrem Kö- 
nigreiche in Sumatra (Hoa phat-te) pflegte die früher Chi-deio 
genannte Insel Java (Thien-fuang) Huldigungsgesandtschaften 
nach China oder Siam zu schicken und häufig auch nach Annam, 
wie mein patriotischer Gewährsmann wusste. Er erzählte auch, 
dass Hot-tot-liet;j der chinesische Kaiser der Dynastie Njuen (aus 
der Rasse Monko oder Mongolen) überall in Asien und Europa 
siegreich gewesen, aber zuletzt von den Tunkinesen geschlagen*) 
sei, im XIII. Jahrh. Tibet oder 0-tou-tang, das zwischen dem 
1. — 5. Jahrh. p. d. ein mächtiger Staat war und Kriege mit den 



^) Auch vor Delhi wurden die Mongolen so wirksam zurßckgeworfen, dass 
sie noch später vor deren Auszüge ihre Pferde zu befragen pflegten, ob nicht 
etwa Zaffer's Gespenst zu sehen sei 



408 ^OD Siam BMk CMfcfaKkiBa. 

Cbinenen führte, wird jetzt ron einem Tat-ma genannten Priester 
bebem^cht, der Baddba dient In China wurde der Buddhismus 
dareb die »Scrbfller des in Indien residirenden Patriarehen Ta-tling 
(v. Jahrb. p. A) ausgebreitet. Die ersten Nachfolger Bnddha's 
(Titka) hiessen Adida and ordinirten sieh gegenseitig dnrch 
UebfTgabe von Titka's Gewand (Ja-seha). In Ceylon lebten 27 
Patriarehen, die Ton dort ihre Scbfiler aassandten and sich spä- 
ter als Bndh-song ^oder lebende Baddba) nach Tibet zarfickzo- 
gen. Zwischen Tibet and Tonqain besteht ein Handelsverkehr, 
indem die Tibeter nach Tonqain kommen, am Kapfer fttr Salz 
einzutaaschcn. Der ßaddhismas sei froher von Tibet nach dem 
Laoslande gekommen, als nach China. Im unteren Tibet haben 
manche Nationen den Islam angenommen, der auch in den chi- 
ncjsischen Provinzen Tintang, Haotang, Tankflan, lieh n. s. w. 
herrscht. Die diese Lehre dort aasbreitenden Priester waren von 
Persien (Ba-tU) gekommen and wurden 6raa-han (heiliger Orden) 
genannt. Auch die Lo (die Annamiten) oder No (der Chinesen) 
im westlichen Ynnnan verehren Mahomed, neben den Dämonen 
der wilden Stämme. 

Ting-phan , der Vater Tit-ka's, regierte auf der Insel Cey- 
lon. Titka's Mutter hies Ma-la, seine Gattin Duyadala, sein Sohn 
Lahola (Rahula). Das Fat-te-ki-dik (das Leben Bnddha's, seine 
Thaten beschreibend) betitelte Buch erzählt die Geschichte Faf s, 
der grosses Vergnügen an der Jagd fand. Ein anderes Buch, 
Po-dio-king oder das Buch des ganzen Lichtes, erklärt die Grttnde, 
weshalb sic^h Buddha in's Gebirge zurückzog und Stifter seiner 
Religion wurde. Da er der älteste Sohn des während seiner 
Abwesenheit auf der Jagd verstorbenen Königs war, so b^näch- 
tigten sich in der Zwischenzeit die Indier des nahen F^tlandes 
des ki^nigloscn Reiches. Als Titka bei der Rtlckhehr seinen 
Palast in den Händen fremder Eroberer sah, musste er fttr sein 
Leben in's Gebirge flächten, wo er, um an den Feinden Rache 
zu nehmen, seine Religion erfand, die Räuber und Plünderer 
mit furchtbaren Strafen belegt. Seine Schüler hätten sie dann 
weiter nach Indien, Tibet und China verbreitet (scheinbar im 
Anschluss an die schriftliche Aufzeichnung unter dem Jäger, der 
an der Stelle des vor den Damilas geflüchteten Wattagamuni 



^ 



Ftt-lom. 409 

oder Walagambahn 88 a. d. den Thron einnahm). Titka sagte 
von sich selbst ^ dass er die Ursache der Welt wäre^ und nahm 
deshalb den Namen Fat an^ mit dem sein Gott Adida (das gei- 
stige Princip) bezeichnet wurde. Er behauptete 36mal incamirt 
gewesen und von Adida auf die Erde gesandt zu sein^ so oft 
dieselbe der Hülfe bedurfte. Die verschiedenen Buddhen sind 
von Adida als seine Engel erschaffen. Wer beständig den Na- 
men Fafs wiederholt, in der Formel; wie sie im Gebetbuche 
niedergelegt ist, als Nam-bodida-fat (Preis und Anbetung dem 
Fat), der wird nach seinem Tode unbeschädigt allen gähnenden 
HöUcnrachen vorbeipassiren und in den Palast Fat's eingehen, 
der sich im höchsten Himmel, Dao-sut-tien, findet (als Indra statt 
Amitabha's Himmel in dieser nepalesische Bodhisattwa auf- 
mischenden Darstellungsweise). Die Bücher des Lao-thü (alter 
Sohn) oder Lao-tse heissen Dao-tuk-king oder die Bücher (king) 
religiöser (dao) Tugenden. Von Eins kommt Zwei, von Zwei 
kommt Drei und von Drei kommen alle Dinge, ist ein verbrei- 
teter Spruch Lao-thtt's, der, wie mein Communicator bemerkte, 
sich über die Zukunft und den Zustand nach dem Tode nur 

• 

dunkel und unverständlich ausdrückt, aber vielfach philosophische 
Ausdrücke einmischt, die den Philosophen des alten Roms (Tanj- 
Roma) entnommen scheinen (oder warum nicht Heraklit dem 
Skoteinos). Confutcius vermied, sich bestimmt über Sachen aus- 
zusprechen, die er nicht genau kannte, und wies die Fragen sei- 
ner Schüler zurück, die ihn um den Anfang befragten und über 
denselben unterrichtet zu sein wünschten. Es sei genug, zu 
wissen, dass nach der Schöpfung von Himmel und Erde der 
Mensch entstanden sei. Hinsichtlich des Zustandes nach dem 
Tode antwortete er, dass wir selbst von der Gegenwart keine 
genauen Begriffe hätten, und uns also viel weniger solche über 
die Zukunft bilden könnten. Confutcius lehrte Moralprincipien, 
Lao-thü*) transcendentale Metaphysik. Wenn die Anhänger des 



*) Tobt-Dao, dar erste Begünstiger der Lao-tze (Tchen-Schi) in China, folgte 
auf Toba*Zy, unter dem (423 p. d.) die manischen Völkerschaften Gesandte 
scbickten. Seit BegriSndung des manisch&ischen Dualismus unter den Tagazgaz 
hSften (nach Masndi) die Kriege des türkischen Ir-Kfaan mit China auf. Mit 



410 ^on Siam Dach Cochinchina. 

Lao-tl)U zusammenkommen (bemerkte mir mein Gefährte), so 
hecken sie allerlei sonderbare und unmögliche Dinge aus, nach 
deren Erlangung sie sich abmühen. Der einheimische Gelehrte 
wollte in Tunkin aus chinesischen Büchern gelesen haben, dass 
die Juden (Fat-lom der Schrift und Baelem oder Bethlehem der 
Aussprache nach) bei ihrer Ankunft i^ China (500 a. d.) unter 
der Dynastie Tschu von einem grosseh Heiligen gesprochen hatten, 
der im Westen geboren werden würde, und unter welchem sie 
den Messias oder Christus verstanden. Später habe der Kaiser 
Mindeh im Traume eine goldglänzende Gestalt gesehen, die sein 
Reich zu schlitzen versprachen, wenn man nach Tai (dem We- 
sten oder Europa) für ihn sende. Der ausgesandte Tay-ahm-tan 
kan j habe bei der Landung in Ceylon die goldenen Statuen Fat's 
erblickt und auf Befragen gehört, dass sie einen grossen Heili- 
gen vorstellte. Als er sich dann weiter über Europa (Tai) hätte 
erkundigen wollen, sei er durch die dortigen Bewohner getäuscht 
worden, die nichts von einem Wege dorthin wissen wollten, und 
so habe er die Figuren Fat's mit seinen heiligen Büchern nach 
China zurückgebracht. Da die erste Ankunft der Juden in die 
Lebenszeit des Confutcius gefallen, so habe dieser Weise oft von 
ihnen reden hören und in seinem Gnuin-min-bao betitelten Buche 
wurden die Namen der vier Propheten erwähnt, besonders Da- 
ni-le (der ältere Daniel), dessen Prophezeiungen und Wunderzeichen 
.rühmend hervorgehoben würden. Die Pagode Kain - tun in der 
chinesischen Stadt Hiptai enthielt eine von den Juden niederge- 
legte Tafel mit siebenzig (72) Propheten-Namen. Als im Jahre 
60 p. d. ein Schüler des heiligen Thomas*) (Tat-ma) nach China 



Zerstörung Amat^s (des Afrasiab) ging der Titel Khrakaa von den Tfirken zu den 
Tibetern über. 

*) Auf der catalonischen Karte (1375) Hegt ein christUches Reich Colnmbo 
an der Südspitze des Festlandes von Indien. Nach Barros war Columbo das be- 
deutendste unter den neun Königreichen in Indien. Als Ersten unter den Königen 
der Thomas-Christen wird (bei Menezes) Beliarte genannt. Das Erzbisthum von 
Sultanieh umfasste auch ein Bisthum in Indien, wofür 1830 ein Bischof ernannt 
wurde. Nach Conti, der in der Kirche Meliapore's das reiche (jrabmal des heiligen 
Thomas sah, waren die Nestorianer durch ganz Indien zerstreut, wi« in Europa 
die Juden. Auf Socotra erwähnte Kosmas einer Gemeinde von Christen, die neben 



Opfer. 411 

gekommen, sei er dort für einen Buddliisten gehalten worden. 
Er zeigte manche Wunder, besonders das, auf dem Wasser zu 
wandeln. Als er auf solche Weise einen Fluss kreuzte, gaben 
ihm die am andern Ufer zurückbleibenden Chinesen den Namen 
Ba-la, in dem Verse: Katch nyan voung ba la (zurückbleibend 
an dieser Seite, sahen sie den Herrn jenseits). Im ersten Monat 
des Jahres, im Februar, bringt der Kaiser Cochinchina's dem 
Himmel und deV Erde Opfer dar, als Dank für die empfangenen 
Wohlthaten. In alten Zeiten bestanden diese Opfer in dem 
Rösten eines geschlachteten Thieres, das dann mit Wein Über- 
gossen auf den Altartisch gestellt wurde. Jetzt wird das Opfer- 
thier nur vorgeführt und dann den Umstehenden zur Speise über- 



der Taufe auch die ReschneidiiDg beibehalten haben suUten, und von Harros als 
Jakobiten ^on der Kaste der Aby^sinier (aber mit einigen Abweir.hiingen in den 
Gebräuchen) bezeichnet werden. Antonio Loureiro predigte (nacli Cleuiente) den 
Johanneschristen auf Socotra (s. Kunstniann). Nikitin bezweifelte die Ansicht der 
Juden, dass die Shabat zu ihnen gehorten (1475). Hieronymo di Santo Stefano 
fand viele Christen in Calicut (Ende des XV. Jahrhunderts). The (Chinese or 
Tibetan) sect of Pon (Poonah) receives in San^crit (punya or pure) the name 
of Swastikas, because the mystic rross, their symbol is alzo the emblem of resigna- 
tion as well as of purity, swasti meaning resignation. In Pali the crossllke Mo- 
nogramm is callcd Suti (s. Moore). The rebellions Israelites (in Hoseah) are 
ralled Poneh, as looking to other gods. Angamale (bei Shallacudi) war der 
syrische Hauptsitz in Malabar, und na<h der Zer^to^ung durch Tippu \ivurden die 
St. Georg geweihten Kirchen wieder hergestellt. Nach der Deputation zwischen 
Thomas und Hhagavadi (über die Religion der Christen und Hindu) floh Hlia- 
gavadi nach der Pagode jen^eit des Craiiganoreflusses, wo \or dem verfolgenden 
Thomas die Thiir versteinerte (Day). In Madras wurde Thomas von den Brah- 
manen durch den Fels getrieben. In der Pagode auf dem Hügel von Cottayam 
(bei Cranganore) leben der indische Gott Juppen und der mohamedanische Hawa 
freundschaftlich zusammen. Tudela (Ilf)9) spricht von einer beim Sonnenaufgang 
zum Gebete rufenden Maschinerie im Königreiche Chulam, wo sich schwarze Juden 
fänden. Auf der Insel Khandy, wo die Sitte der Selbstverbrennung herrschte, 
verehrten die Druzen den Klahuta (Gottheit) genannten Feuerplatz. Während Abd- 
er-Razzar*8 Anwesenheit bekleidete ein Christ (Nimeh-pezir) einen hohen Posten 
am Hofe Bidjanagar's (1442) und hing ihm den Brodkorb hoher, während Daiang's 
Abwesenheit auf dem Feldzuge gegen Kalberga. Die Kupferplatten der Juden in 
Cochin über die von Cheraman Permaul (377 p. d.) ausgestellten Rechte datiren 
379 p. d. In Kaifunghoo heissen die Juden Teaou-Kin-Keaou (die Sehnenaus- 
zieher), wie die Esquimaus. 



412 Von Slam nach Cochincblna. 

lassen. Diese Opferhandlung begründet sich auf eine alte Ueber- 
lieferung, die eines Jeden Gewissen innewohnt und ihn zur 
Selbsterkenntniss seiner Sttnden bringt, die nur durch den Tod 
gesühnt werden könnten. Um diesem Urtheil zu entgehen, wird 
ein stellvertretendes Thier getödtet. Und gleichzeitig ist diese 
Handlung ein Daukopfer für die durch Himmel und Erde ge- 
währten Wohlthaten, mit der Bitte, dass ihre Segnungen fort- 
dauern mögen. Diese Tradition, schloss mein raittheilsamer 
Freund, ist seit der Zeit Noel's (Noah's) überliefert worden. 

Bei einem Besuche der einheimischen Stadt Saigons wurden 
mehrere Pagoden besucht, mit einer Mannigfaltigkeit ver- 
schiedener Bilder. Die Stangen mit einem Bambuskästchen vor 
den Häusern der Cochinchinesen sollen an den dreifachen Sieg 
Buddha's über den Bösen erinnern, wie er ihn in verschiedener 
Weise vci-suchte, indem er, auf der Schwelle stehend*), fragte, 
ob er ein- oder auszugehen beabsichtigte, und, einen leicht zu 
erdrückenden Vogel in der Hand haltend, eine Antwort ver- 
langte, ob er todt oder lebend sei. Als später Beide an Stan- 
gen unter Wasser tauchten (wie es zum Ordal auch in Cochin- 
china Sitte ist), musste der Teufel sehr bald wieder hervor- 
kommen, Buddha aber blieb so lange Jahrhunderte unter Wasser, 
dass sich seine Haare mit Muscheln füllten und die wollig krause 
Form erhielten, wie sie noch jetzt auf seinen Statuen zu sehen 
sind. 

Die Kaufmannshäuser erstrecken sich in der Stadt der Ein- 
geborenen gewöhnlich längs des Flusses. In denen der Chinesen 
sieht man meistens ein Gemälde mit drei Figuren, deren mittlere 
(im königlichen Schmucke sitzend) Quanpung darstellt, die weib- 
liche der rechten Seite Quan-ping, und der schwarzgesichtige 
Krieger der linken Seite Tschusi. Quanpung war ein alter Kai- 
ser Chinas, der, durch Tschusi beständig zu Kriegsfahrten an- 
gereizt, seine Tugendkraft verloren hatte, und deshalb bei einer 
Dürre keinen Regen durch seine Gebete herabziehen konnte, ehe 



*) One evAning betweeu day and night time, standing nnder the droppings of 
the thatch (Hindus denominate such a place „without the world*'), the tjrant as- 
ked bis son, vhere his feiend Vischnu resided? Everywbere was the ansver. 



Die Ranar. 413 

er nicht durch seine Tochter Quanping wieder auf den rechten 
Pfad geleitet war. Die Chinesen verehren vor Allen die Göttin 
Tinhao-tinjon. Westlich von Tanlong, der Kanfmannsstadt (ne- 
ben dem Fort oder Tanbin) erstreckt sich die Ebene Kihoa. 

In der chinesischen Pagode Quangwih, die zwischen anderen 
Josh-Häusem in Saigon liegt, sind die Wälle des gepflasterten 
Hofes mit bunter Stuccaturen verziert. Seitennischen enthalten 
die Figuren von Gottheiten, und der Hauptraum in seinem Cen- 
trum drei weibliche Figuren, die ttber einander hervorsehen, und 
deren oberste Tinhao tinjan genannt wird. In dem linken 
Nebenraume findet sich eine rothgesichtige Figur, in dem rechten 
die Dreiheit von Quanpung, Quanping und Tschusi. Ausser den 
Divinationshölzem waren Wachskerzen aufgesteckt, und in dafttr 
hingestellten Haltern wurde Papier verbrannt. In einer Pagode 
daneben nahm die Dreiheit von Quanpung, Quanping und des 
speertragenden Tschusi den Hauptplatz ein. 

Da das PostdampfschifF ein paar Tage über seine Zeit aus- 
blieb, hatte ich Gelegenheit, einige interessante Bekanntschaften 
in Saigon zu machen, besonders unter den französischen Missio- 
nären, von denen mehrere längere Zeit unter den Bergstämmen 
des Innern verweilt hatten. 

Die Banar*) unterscheiden die Juen bung (Annami ten) von 



*) Les Bannars habitant le pajs sitn^ wers le 14' degr^ quelques minutes de 
latitude nord et vers le 104® de longitude Orientale m^ridien de Paris. Leur 
territoire est borne h Test et au nord-est par la tribu des Bannam, an nord et 
ap nord-ouest par celle des C^dans, k Touest par Celles des Beungao et des HaUog 
et au sud par celle des Giarai, la plus nombreuse et la plus importante sons 
tons les rapports (Ck>mbes). Les Giarai (au sud des Bannars) niettent dans tous 
lears produits un cachet d*habilit^ et de bon gout, qui annoncent des dispositions 
plus gi'andes. Leurs tissus sont plus Ans que ceux des Bannars, et ils les enjoli- 
vent quelquefois de dessins, qui ne d^plalraient pas en Europe. Us forgent anssi 
et savent donner au fer une tornure plus Elegante, une trempe plus forte que 
las autres SauTages. Ils coulent m^me des objets en cuivre, qui ne sont pas d^- 
pourvus d*une certaine d^licatesse. Bien superieurs aux Beungao, ils ne depas- 
sent peut-Stre pas les Halangs, qui ont proflt^ de leur communication avec les 
Laociens. Les C^dans sont tout un peuple des forgerons. An centre de chaqoe 
hameaa des Banners se dressent la maison commune, qni, enhabit<ie par Im 
jaunes gens, est defendue aux femmes (serrant aux march^ on aux dAlb^iatlMii). 



414 



Von Siam nach CochlDchina. 



den Jiien ngo (Chinesen), und bezeiehnen die Kambodier als 
Kemir, die Sianiesen als Thai. 



Wasser — Dahk. 

Feuer — Unj. 

Berg — Kong. 

Feld — Brih (Ebene oder Wald). 

Mensch — Ngai (Bngai). 



Mann — Drangbo. 
Frau — Drakan. 
Haus — Ilnam. 
Vater — Ba. 
Mutter — Meh. 



Grossvater — Bolik (bezeichnet auch Häuptling und überhaupt 
die dritte Person emphatisch gesprochen, wie Bohk unj: Er 
von dem Feuer oder der Fürst des Feuers). 



Grossmutter — Jah. 

Enkel — Cliao. 

Sonne — Mat-narr (das Auge 

des Tages). 
Mond — Keij (auch Monat). 
Nacht — Mang. 
Tag — Narr. 
Stern — SUnglong. 
Jahr — Sanam. 
Buch — Hlabarr. 
Blätter — Hla. 
Kopf — Cöl. 
Auge — Mat. 
Ohr — Don. 
Hand — Fih. 

Finger — Chedrang (Chedeng). 
Reis — Pohr(tschapohr: essen). 
Banane,— Phrih. 
Fisch — Cah. 
Elephant — Roj (niech). 
Tiger — Kla (kambodisch). 



Pferd — Essze (ssze im Kambo- 

dischen). 
Otter — Peih. 
Hund — Ko. 
Crocodil — Biaheng. 
Dämon — Jang (Jang-Seri ist 

der Korngott). 
Sterben — Loiet. 
Geboren werden — Pou. 
Sehen — Bo. 
Hören — Töng. 
Thun — Pom (Neh pom, thu' es 

nicht). 
Gehen — Nam. 
Kommen — Viech. 
Geben — Anh. 
Zeigen — Hlo. 
Weiss — Tarr. 
Gut — Lang (lieng). 
Schlecht — kne (ouch long, oder 

nicht gut). 



Chaque hameau fonne une petite r^pobliqoe ä part, dont les YieiHard les ploB 
sages BODt los senateurs natureU. Le suicide est euterrä dans an coin retir^ des 
fordts loin des tombeaux de ses fr^res et tous ceox qui aaroDt aider k Tensa- 
vellr devroDt se faire porifier. 



Die Sedan. 



415 



( Frucht der 



Mehr — Loi. 

Warum — Ke kia. 

Immer — Lign. 

Immerfort — Lign lan. 

Künftig : Behl. 

Alles : Dab. 

Früher : choki. 

Vormals : don choki. 

Doh, Kon, Hoa, drei Arten Affen. 

Bäht : lieben (erinnern). 

Wenn : Tong. 

Leben : Erih. 



Körper — Akou. 
Seele — Mohol. 
Herz : Pleh mui 

Brust). 
Arbeit — Xa. 
Befehl — Atai. 
Vergessen — hiot („wir werden 

nicht vergessen," drückt Dank 

aus). 
Rechts — Ma. 
Links — Gneaou. 
Zu sehr — Grah. 
Zu viel — Tich grah. 
Ich werde morgen kommen — inj nam dening. 
Ich kam gestern — inj jih nam jombri (jih als Zeichen des Prä- 

terit.). 
Das Haus meines Vaters : Hnam ba ing. 

Ich gebe das Buch dem Grossvater : Inj anh kö bohk hlabarr. 
Ich gehe zum Berge : Inj nam tö kong. 
Ich komme vom Felde : Inj viech döng brih. 

Ing oder Inj (ich), eh (oder ehrfurchtsvoll), ih (du), schö oder 
hab (er), minj-nou (mfenou) eine Person, Loe-nou, mehrere Per- 
sonen. 

Wenn zwei Vocale zusammentreffen, werden sie euphonisch 
verbunden, wie kö eh (zu dir), als köh 

angkinj : gieb mir (anh kö inj). 
Der Elephant ist grösser als das Pferd : Roj tich loi qe essze 

(qe ist euphonisches Einschiebsel). 
Warum thatst du es?: e pom ke kia (was thatest du?) 
Wenn du leben willst, musst du arbeiten : Tong ngoa erih, atai xa. 
Benö bezeichnet eine Leidenschaft in gutem oder schlechtem 
Sinne, als nach der einen oder andern Seite zu stimmende Ge- 
tllhlsbewegung. 



Bngai B6nö huul 
Bngai Bfeno rohll 
Bngai Benö dihm 
Bngai Benö regnoa 



ein Jähzorniger. 

ein Weichherziger oder Mitleidiger. 



416 



Ton Slam nach Oochinchina. 



Bfenö knih — lasterhaft. 
Bfenö long — tugendhaft. 
Manaht bezeichnet das Wohlwollen, das ein Höherer einem 
Niederen erweist, und dient auch zur Begrüssung beim Begegnen. 
Der annamitische Grenzplatz heisst Tay-schön-thohng oder 
der Berg (schön im Chinesischen oder Nui im Cochinchinesischen) 
westlich (taij) von der See (thohng). 

Die Sprache der Sedan scheint nur dialektisch verschieden : 



Wasser : Diahk. 


Mensch : Menui. 


Feuer : Un. 


Mann : Kedrang. 


Kopf : Göl. 


Frau : Kedri. 


Auge : Mat. 


Enkel : Jao. 


Sonne : Men-hi. 


Hund : Tscho. 


Mond : Keij. 


Sehen : Hlo. 


Sterne : Hunglong. 


Hören : Töng. 



Da die Missionäre, von denen ich diese Vocabularien er- 
hielt, aus verschiedenen Provinzen Frankreichs stammten, mag 
schon ihre Aussprache eine verschiedene gewesen sein. 

In Zeiten von DUitc, erzählt Combes, tritt die Beiaou*) in 
Communication mit dem Donnergeist, und befiehlt die von die- 
sem angeordneten Opfer, damit Begen erfolge. Bei der Rück- 
kehr von einem Kriegszuge wird eine Ziege geopfert. Um Frie- 
den zu machen, werden von den streitenden Dörfern zwei be- 
jahrte Personen gewählt, ein Mann und eine Frau, die das Nö- 
:|hige berathen. 

Auch den Bischof Lef^vre besuchte ich einigemal, einen Geist- 
lichen, der zu den Märtyrern der französischen Mission in Sai- 
gon gehörte, wo er alle in den einheimischen Gefilngnissen ge- 
wöhnliche Misshandlungen hat erdulden mttssen, und erst durch 



*) A pen pr^s chaque village a nn Bai'aou et quelquefois plosieurs. Les ploa 
c^l^bres ont uoe cliei tMe nombreosA et sout sonvent appel^ea au loin. L*eii- 
vestiture de la pythonisme est une oeavre da ciel. Un beaa Jour, eile fut ravie 
par un e^prit, qui lui communiqua des secrets et des pouvoira tont divins, avec 
la mission d'^clairer et s^courir ses semblables. D^s lors eile fut Beiaou. G'est 
elle-mßine« qui annou^ cette transfoniiatioii Burnaturelle et une simple afflrmation 
de sa part fut accept^e comme une preuve irr^cussabla. 



Der Bischof. 417 

die französische Besitznahme zur Fortführung seines Amtes be- 
fähigt wurde. Dass eine in solchen Glaubenskämpfen erprobte 
Persönlichkeit nur das Ziel der Bekehrung vor Augen haben 
konnte, war natürlich, und meine Fragen über die Sitten und 
Gebräuche der Eingeborenen wurden meist mit Klagen über die 
tiefe Versunkenheit der Heiden beantwortet. Bei einer Gelegen- 
heit nahmen diese Excurse eine so doppeldeutige Gestalt an, 
dass ich nicht unterlassen konnte, das in Folge des eben be- 
schlossenen Frühstücks ziemlich geröthete Gesicht Seiner Emi- 
nenz etwas zweifelhaft anzublicken, als der würdige Kirchenfürst, 
von seinem Sitze aufspringend, mich krampfhaft am Arme ergriff, 
und in geistesabwesendem Vorsichhinstieren ausrief: „Malheureux, 
vous etes Protestant!" Ich wagte die Erwiederung, dass es 
in meiner Heimath ausser den gewöhnlich als Lutheraner be- 
zeichneten Protestanten auch andere Gemeinden gäbe, die sich 
mit dem Namen der reformirten und evangelischen bezeichne- 
ten. Noch zahlreicher sei die Zahl der Secten in England und 
Amerika, worüber sich gar manches Sonderbare und Eigen- 
thümliche erzählen Hesse. Doch schlug ich vor, bei Tonkin, als 
dem nächstliegendem Gegenstande, stehen zu bleiben, und nahmen 
wir den abgebrochenen Faden des Gesprächs wieder auf, das 
noch einige Zeit fortgeführt wurde. Als ich zum Weggelien rüstete, 
kramte der Bischof in einigen Schriften seiner Studirstube umher 
und steckte mir beim Abschiede eine dei-selben in die Hand, die ich 
zu Hause betitelt fand : „Kleine katholische Unterhaltungen. Erster 
Jahrgang, Mai 1856." Sollte dieselbe in's Cochinchinesische über- 
setzt sein, so würden die Eingeborenen Ostasiens daraus die 
merkwürdige Thatsache entnehmen können, dass am Donnerstag 
um Allerheiligen im Jahre 1855 p. d. ein Katholik aus der Stadt 
Pf. in Rheinhessen durch den Flegel eines Dreschers unversehens 
auf den Kopf getroffen wurde, weil er, statt den Feiertag zu 
halten, auf Anstiften eines „Protestanten" zur Arbeit in die Scheuer 
gegangen war. „Nun hatte er, wie Einer sich treffend ausdrückte, 
eine ganze Woche voll Feiertage zu halten." Auch würde ein 
monosyllabischer Poet wahrscheinlich eines grossen Eindruckes 
auf seine Landsleute gewiss sein, wenn er das folgende Gedicht 

Baftlan, Reite In Kambodla. IV. 27 



418 ^oi> SIbbi Dach Cochiuchiua. 

desselben Traetätchens (auf S. 128) in freier Version bearbeitete, 
unter beigefügten Illustrationen (der zommUthigen Dreschflegel): 

Lieb* Ilerrgottchen! schlag' mein bos' Köpfchen, 

Sonst werd* ich ein arm' Tröpfüheu, 

Leiden und Meiden 

Ist Mutter der Freuden. 

Kolping. 

Die von Herrn Kolping beabsichtigte Melodie darauf ist nicht 
unschwer zu finden. „Das Abonnement beträgt jährlich, für 
zwölf Lieferungen nämlich, nicht mehr als 30 Centimes oder 
9 Kreuzer/^ Zu beziehen in Strassburg, Spiessgasse Nr. 40. 

Von den französischen Beamten suchte ich den Comman- 
danten Desmoulins auf, den ich schon in Kambodia gesehen 
hatte. Derselbe war so freundlich, mir auf einem gerade nach 
den Grenzposten abgehenden WachtschifFe eine Passage anzu- 
bieten, doch war ich leider verhindert, von dieser Gefälligkeit 
Gebrauch zu machen, da das Dampfschiff für Singapore von 
einem Tag zum andern erwartet wurde. 




Beilagen. 



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422 



Beilagen. 



Der Umsatz für das Jahr 1864 belief sich in Bangkok auf 63,409,000 
Francs, wovon 34,024,000 auf die Einfuhr, 29,385,000 auf die Ausfuhr kamen. 

Die Einfuhr vertheilte sich (nach den Auuales du Commerce ext^- 
rieure) unter: 

Singapore und Bataria . . . 17,754,000 Fr. 

Hongkong 11,197,000 

Malayische Küste 2,553,000 

China 1,835,000 

Europa 533,000 

Indien 152.000 



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Fr. 



34,024,000 Fr. total. 
Die Ausfuhr: 

China 24,577,000 

Singapore 1,646,000 

Amerika 1,419,000 

Java 1,013,000 

England 281,000 

Indien 248,000 

Valparaiso 201,000 



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29,381,000 Fr. total. 

Die Tonnenzahl der ein- und ausgelaufenen SchifiFe betrug: 
Siamesische Häfen 89,534 



England . 
Amerika 
Dänemark 
Frankreich 
Belgien . 
Schweden 
Holland . 
Hamburg . 
Bremen 
Preussen . 
Hannover 
Andere Länder 



62,392 

18,522 

16,367 

7,020 

6,833 

5,898 

5,008 

33,487 

15,242 

4,123 



57,888 für Deutschland. 



. 6,036 

7,298 (mit Eiuschlusso von deutschen.) 

Der Seehandel Saigons begriff vom 1. Oct. 1865 bis 1. Oct. 1866 unter 
598,822 Tonnen 560,133 Tonnen auf europäischen und 38,689 auf annami- 
tischen Schiffen. Auf das Jahr 1865 kamen 502,282 Tonnen (156,954 auf 
europ. und 45,328 auf anuamitischen Schiffen). Im Jahr 1866 war die Zahl 
der einlaufenden Schiffe 380 (von 157,896 Tonnen), die der auslaufenden 
393 (161,359 Tonnen), die der anuamitischen 4670 (mit 105,944 Tonnen) 
für Import, nur 4319 (83,545 Tonnen) für Export. Vom 1. Jan. bis 
1. April 1867 liefen 1 12 Seeschiffe (mit 60,087 Tonneu) sowie 1232 Küsten- 
fahrer (mit 18,980 Tonnen) ein und 1187 (mit 18,162 Tonnen) aus. 



1 




Im Jahr ie«6. 



423 



Schilfe: 


Eingelaufen 


Tonnen 


Ausgelaufen 


Tonnen 


Fruiiziisieche 


92 


62,390 


93 


G4,574 


Englische 


Gl 


20,015 


60 




DKnen 


9 


1,G85 


10 


1,939 


Horwcger 


2 


*(W 






Amerikaner 










Holländer 


6 


2,150 


6 


1,821 


KuaB<'n 


1 




2 




Spanier 


1 


203 


1 




Belgier 


3 


697 








l 


234 


1 


234 


Siamescn 








1,759 


Cliineseu 


24(Djonken) 


2,a')9 


24 


2,478 


Hamburger 




5,259 


33 




Breiner 






11 




PreuBBen 


7 


234 


6 


1,684 


Mecklenburger 


2 


437 


2 






4 


949 


6 




HanaoTeraner 








462 



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Ton.«. 


Letztes Trimeater 

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424 BeUagen. 

Von den mit der Dynastie Han beginnenden Annalen sind in Annam 
am bekanntesten der Abriss Thieu-vi-thong giara und die Commentare Co- 
van-chiet-nghia, nach P. Le Grand de la Lyraie, der aus den annamisti- 
schen Annalen in chinesischer Sprache die (l<)72'— 1675 p. d.) unter dem 
tonquinesischen König Gia-tong (der Dynastie Le) verfertigte Sammlung 
anführt, in fünf Händen der Geschichte (oder Banky), die Geschichten der 
einheimischen Dynastien Dinh, Le, Ly, Tran (im X., XL, XII., XUL, XIV. 
Jahrhundert) begreifend, sowie die Geschichte der Dynastie Leh-Loi (bis 
zum Ende des XVII. Jahrhunderts). Ausserdem findet sich für die Ge- 
schichte der nördlichen Provinzen von Quang-nam oder Turan bis zur chine- 
sischen Grenze (Phan-mao-co-re) das von dem am Hofe der letzten Le le- 
benden Le-qui-don verfasstePhn-bien-Juc, sowie die Geographie der Provin- 
zen im Dai-viet-dia-dzeu (unter Minh-mang). Die Ereignisse dos XVIII. und 
XVII. Jahrhunderts sowie die besondere Geschichte der Könige von Hue 
muss aus den Manuscripten einheimischer Gelehrten, aus dem Gia-dinh- 
thong-chi. sowie den Reisebeschreibungen zusammengesucht werden. Als Aus- 
gangspunkt für die neuere Zeit können die letzten Jahre des IX. oder die 
ersten Jahre des X. Jahrhunderts dienen. C'est la fin du r^gne de la 
grand Dynastie des Dang en Chine, c'est le momeut, ou le Yunnan cessa 
de faire partie des tribus ba-viet (cent au dela) pour s'incorporer k l'Em- 
pire, c'est rej)oque de transitiou de 53 ans, ou cinq petites familles (Hau- 
luong, Ilau-dang, liau-tan, Hau-han et Ilau-chu), se disputent et se divi- 
sent l'Empire des Dang pour le transmettre dans toute son intdgritd k 
la grande famille des Tong, c'est IVpoque enfiu des premiers essais de 
Fdmancipation annamite comme pouvoir indigcne inddpendant. 

Die Geschichte theilt sich dann in drei Epochen : 

Die Epoche (Dinh, Lo, Ly, Tran) der einheimischen Häuptlinge, 
Thua-mi, Dinh-nghe, Ngoquien, Bo-linh und Le-hang, die sich zuerst 
gegen die chinesische Herrschaft erhoben und die nationale Unabhängig- 
keit den Häusern Ly und Tran übermachten (X. Jahrhdt. p. d. bis 1407 
p. d.), die Epoche der grossen Dynastie Le oder Le huy Loi, von der 
Wiederherstellung der Unabhängigkeit (1428) oder der späteren Gründung 
der beiden Statthalterschaften Dang-ugoai (Tonquin) und Dang-trong 
(Cochinchina) bis zur Flucht der königlichen Familie (1774) von Hue 
nach Saigon (während der Kebellion der Tayson), und der Vernichtung 
der Dynastie (mit Ausnahme Gialoug's) durch die liergstämme. 

Die Epoche der Kegierung Gialong's und seiner Nachfolger. 

In der alten Geschichte unterscheiden sich die Epoche der Legen- 
den unter den drei ersten Dynastien China's, Ha, Thuong und Chu (22 17 — 
249 a. d.), die der Bücherzerstörung (unter Tan) und der Kegierung der 
Han (— 221 p. d.) und die der kleinen Dynastien, die um das chinesi- 
sche Reich für die Familie Dang kämpften (III. Jahrhdt. — IX. Jahrhdt. 
p. d.), sowie der fünf anderen kleinen Dynastien, die später die Tong 
auf den Thron setzen wt>llten. 



BeiUgtn. 425 

An die Stelle des 1757 ermordeten Königs von Kambodia setzten die 
Annamiten seinen Neffen Nak-ong-ton, der (während der siamesischen 
Verwüstungen) abdankte (als zweiter König) für seinen Bruder Nak-ong- 
van (mit ihrem Bruder Nak-ong-tham, als dritten König) 1775. 

Nak-ong-van wurde (wegen Unterstützung der Siamesen) von den 
Annamiten getödtet. 

Nak-ong-in (Sohn des Ton) herrschte unter der Regentschaft des Mo. 

Einfall der Siamesen 1781. 

Friede zwischen Annam und Siam 1782. 

Nak-ong-in flieht nach Siam (während eines malayischen Aufstan- 
des) 1783. 

Nak-ong-in zurückgeführt 1784. 

Sein Sohn Nak-ong-chang folgt 1796 (dessen Brüder Ngujen, Hirn und 
Duong in Siam blieben). 

Nak-ong-chaug durch Annam bestätigt 1802. 

Siam verlangt Uülfstruppen gegen die Malayen der Wesküste 1808. 

Aufstand Ngujen's. 

Der König bittet Annam um Unterstützung. 
« Die Siamesen in Battambong. 

Die Siamesen (bei denen sich Him und Duong befinden) greifen die 
Annamiten (zu denen der König geflohen) an 1812. 

Friede zwischen Annam und Siam 1813 (Krieg zwischen Nak-ong- 
chang und Ngujen). 

Nak-ong-chang in Udong wieder eingesetzt (Ngujen, Him und Duong 
in Siam). 

Einfall der Siamesen, von Annamiten zurückgetrieben 1834. 

Beim Tode Nak-ong-chang's wird von seinen vier Töchtern Ngoc-van 
durch die Annamiten gekrönt (1835), dann enthauptet 

Nak-ong-duong besteigt (mit siamesischer Hülfe) den Thron. 

Nak-ong* duong von Annam anerkannt 1847. 

Beim Tode Nak-ong-duong's (1859) folgt von seinen Söhnen (Lan, 
Ou, Chot) Nak-ong>lan (Bruder des Prak^fa). 

Nak-ong-lang oder Norodon von den Franzosen gekrönt (unter 
schliesslicher Beistimmung Siams). 

Der Prätendent Axoa, der in That shon (in der Provinz Ha-tien) 
einen Aufstand anregte, behauptete ein Sohn des Nak-ong-him*s zu sein, 
der von den Annamiten heimlich beseitigt worden wäre. Der Prätendent 
Pou-khom-bo, der am 7. Juni 18CG die Besatzung des französischen Forts 
in Tajninh überfiel, begründete seine Ansprüche auf die Krone Udongs, 
auf seine Abstammung von einer Concubine des Königs Nak-ong-chang. 
Vor Oberst Lieutenant Marchaisse, der Verstärkungen herbeiführte, zog 
er sich nach der Umgegend Udongs zurück und schlug dort am 8. Octo- 
ber die Truppen des Königs. Oberst Seboul trieb ihn freilich am 7. 
Januar ans seiner festen Stellung bei Compen, worauf die meisten seiner 



426 Beilagen. 

kambodischeD und annamitiRchen Anhänger sich zerstreuten, doch gelang 
es ihm, mit dem Rest derselben der kambodischen Armee eine solche 
Niederlage beizubringen, dass die Bewohner der Grenzdörfer in grosser 
Zalil nach den Vaicos flüchteten, um unter den französischen Kanonen 
Schutz zu finden. Zur Beruhigung des Südens wurde der Prinz i'hra- 
keo-fa (der Bruder des Königs) mit der Verwaltung der Provinz Bap-nhuni 
betraut (im Juni 1867) und zog im Juli gegen die bei Ancun genommene 
Position der Rebellen. Bei einigen Gefangenen, die auf dem Rückzuge 
nach Banam und Preveng gemacht wurden, fand man (wie der Courier 
de Saigon vom 20. Mai) berichtet, in Saigon Papiere, die den Hof in Hue 
comproraittirten, und beschloss der Gouverneur deshalb die 1802 ctidirte 
Festung Vinhlongs neu zu besetzen. In einer Juni 25. 18G7 datirten Pro- 
clamation wird dann die ]3esetzung der drei Citadellen von Vinhlong, 
Chaudoc und Hatien ofiiciell mitgetheilt. 

Die annectirten Provinzen sind durch ein Decret vom 15. Juni 1807 
in neun Verwaltungskreise getheilt, Vinhlong, Phuca und Authum (in 
Viuhlong) Chaudoc, Saddec und Vamba (in Chaudoc), Rachgia, Camau 
und Hatien (in Hatien). 



Als Gewicht dient in Kambodia der Picul, der in 100 Catti getheilt 
61 Kilogramm cntspriclit (zwei Thang gleichkommend). Die gebräuch- 
lichen Maasse sind der Tao (an Gewicht gleich 24 Catti Reis) und der 
Thang (oder doppelte Tao). Als Geld dienen die annamitischen Sapeken, 
die Neu oder Silberbarren im Werthe von 14 Piaster 75, obwohl 20 
Piaster geltend, und die in Battambong geprägten Selong (16 Selong = 
1 Tumlong). A certaines dpoques on a obtenu 9 tumlongs, pour 1 piastre, 
ce qui dtait relativement un beau cours, puisque le tical siamois vaut 
GO Centimes Ic piastre. En 1862 on ne donnait que 5 tumlong 2 bats 
pour 1 piastre (s. Spowner). The coins of Annam and Cochinchina are 
gold and silver taels (de former bcing usually 14 oder 15 times the value 
of the latter) and dong or cash, made of zinc (s. Williams). 

Halber Ingot oder Laof_(in Gold) ■= 5 Tael oder 277 Rupees o'ier 
693 Fr. 40 Ct. 

Dinh-vang (Goldnagel) 1 Tael im Gewicht, 53'/« Rupees (138 Fr.) an 
Werth. 

Non bac (Silber-Ingot) 10 Tael im Gewicht, 52 Rupees (81 Fr. 57 Ct.) 
an Werth. 

Dinh bac (Silbemagel) 1 Tael im Gewicht, SV* Rupees (8 Fr. 15 Ct.) 
an Werth. ^ 

Die von König Minh-Menh (im Gewicht der Dollars) geprägten Mün- 
zen (1830) gelten nur circa 1'/» Rupee (4 Fr.). Die einen Drachen tra- 
genden Gold-Dollars des Königs Thieu-fri haben den Werth von 12 Dol- 
lars (auch in halben und viertel Stücken). Von den Kupfermünzen machen 



Beilagen. 427 

60 DoDg oder Cash einen Mot-tien oder Haufen aus und 10 Mottien einen 
Kwan oder Faden von 600 Cash (im Gewicht von 3 Vi av. Pf.) etwa 
50—00 Centimes werth. Ein spanischer Dollar entspricht ungefähr 2600 
Zinc-Cash. 

The weights in Annam, although bearing the same name, are heavier, 
than in China. 

10 ai oder Atome bilden 1 trän » 0000003905 Gramme 



10 trän 




» 


1 huy — 000003905 


» 


10 huy 




» 


1 chau = 00003905 


» 


10 chau 




n 


1 bot (hwuh) = 0003905 


» 


10 bot 




n 


1 hao (hau) = 003905 


n 


10 hao 




n 


1 H = 03905 


n 


10 li 




n 


1 phan ^ 3905 


n 


10 phan 




n 


1 dong (tsien) = 3,905 


» 


10 doug 




n 


1 luong (Hang) = 39,05 


r» 


10 Inong (taels) 


n 


1 nen = 390,5 


n 


16 n 




n 


1 can (kin) » 624,8 


n 


10 can 




» 


1 yen » 6,248 Kilogramms 


50 „ 




n 


1 binh = 31,24 


n 


100 „ 




n 


1 ta (tan) = 62,48 


n 


500 „ 




n 


1 quan =» 312,4 


rt 


TheLuong weighi 


3 about IV4OZ., butrthe can is 1 Ib. 6 01. 


lOgrs. av. 


Die Kom-Maasse 


sind 


nach den Provinzen verschieden. 


The Hao 


is 28 Litres 


or about ' 


7. of 


a bushel, 2 of which make a shita 


or tao. 


Der Thuoc (cubit, 


, chih, 


, or foot) enthält 18 franz. oder 19,12 engl. Zoll. 




10 U 


bilden 1 phan » 0048726 M^tres 






10 phan 


» 


1 tac (tsun) = 048726 „ 






10 tac 


» 


1 thuoe (chih) = 48726 „ 






5 thuoe 


n 


1 ngu = 2,4363 „ 






3 ngu 


n 


1 sao ^ 7,3089 „ 






10 sao 


n 


1 mau «= 73,089 „ 





By another perch of 16 Vi lliouc, by which land is measured, 10 sao 
in a mau or Chinese acre, makes it 80,3979 metres. Die von den Co- 
chinchinesen zum Messen von Zeugen und Seidenwaaren gebrauchte Elle 
oder Thouc enthält 25'^, engl. Zoll, in 6 verschiedenen Werthen swischen 
0,405-0,64068 Mtr. (16 Z.— 25,4 Z.) schwankend. 

10 phan machen 1 tac (tsun) » 064968 Mtr. 
10 tac « 1 thouc (chih) « 64968 „ 

10 thouc „ 1 truong (chaug) — «,4968 „ ' 

30 y„ ^1 cai vai (that) = 19,4904 „ 

10 cai vai „ 1 quo =- 194,904 „ 

Der Li (die Hälfte des Dam) entspricht Vio ^e«" fr« Ligue (444,39 Mtr. 
oder 1458 engl. Fuss). 

Das siamesische Gewicht ist das Doppelte des chinesischen, in den 



=a 


9«/, 


Zoll 


— 


19V, 


»» 




39 


» 


==: 


78 


» 




130 FU88 




2Vi 


M. 


= 


9'/. 


n 



428 BeUagen. 

Bezeichnungen denen der Münzen des Landes entsprechend (4 Tikal = 
1 Tael). Der ausserdem von den Kaufleuten gebrauchte Coyan schwankt 
zwischen 18— 22Picul (aber Paddy wird zu 16 Picul k 133 V3 U. gerechnet). 

In den Längenmaassen sind: 

12 Niu entsprechend 1 Kup 

2 Kup « 1 Sok = 19'/, , (engl.) 

2 Sek „ 1 Ken 

2 Ken „ 1 Wa 

20 Wa „ 1 Sen 

100 Sen „ 1 Runeng — ^ ,^ *.*. „ 

400 „ „ 1 Yotc 

Holz wird bei dem Yok verkauft, 64 Sok lang, 1 Sok breit, glrich 
36,864 siamesische Nui oder Zoll (k *%5 engl. Z.), oder 169 in einem Zoll 
Dicke Flüssigkeiten werden (wenn nicht in Kokosuussschaalcn und Eimeru) 
gemessen durch Tanan (l' , Pint), von denen 20 ein Tang, 25 ein Sat 
bilden (100 Tang oder 80 Sat ist ein Coyan). 

The fineness of the precious metals (in Slam) is expressed as in China 
by toques or touches, 100 deuotiug purity. They are weighed by the 
tical of 236 grs. troy. The new tical is to be of the Standard purity, the 
device is a three-storied umbrella on one side and an elophant on the 
other. The pcwter-coins ane V» and 7,^ fuongs or half and quarter pai. 
These will supersede the cowries, of which from 800—1000 are given in 
exchange for a fuang. 50 Xaug (ä 20 Tamlung) sind 1 Hab (100 Hab == 
1 Tara oder 240,000 Dollar). 

The Burmese have „a poor-man's measure*^ one in common usc, and 
a „Chiefs'* or ,,great man's measure,*' employed in government measure- 
ments. The royal cubit is 19Vio inches (s. Williams). 

Längenmaasse : 

8 Thits (Fingerbreiten) entsprechen 1 Maik (Handbreite) 

IVa Maik „ 1 Twah 

2 Twah „ 1 Toung 

4 Toung „ 1 Lan 

7 n „ 1 Tah 

140 „ n l Oke-tha-pah 

7000 „ „ 1 Daing 

6» 5 Daing „ 1 Uzena (12,72 engl. M.) 

Capacitats-Maasse : 

2 Lamyet «= 1 Lamay 

2 Lamay = 1 Salay 

4 Salay == 1 Pyee 

2 Pyees = 1 Sah (circa 1 Gallon) 

2 Sah = 1 Saik 

2 Saik = 1 Kwai 



Beilagen. 429 

2 Kwai = 1 Teng oder Ten (100 Ten =« 1 Coyau oder 

circa 2 SchefEel) 
The Teng ia what Europaeans call a basket. This füll of clean rice 
is a common allowance to a laborer foronemonth (weighingöH^'j Ibs. av.). 
Die birmanischen Gewichte unterscheiden den kleinen Kuay (Abrus 
prccatorius) und den grossen Ruay ( Adenau thera pavonina). 
2 kleine Ruay = 1 grossen Kuay (4 = 1 Bai) 
2 Bai = l Moo 

2 Moo :=^ 1 Mat (4 Annas oder 627» gr. tr.) 

4 Mat = 1 Kyat 

100 Kyat =. 1 Piakthah (oder Viss) 

Lead is usually reckoned at 500 to 1 of pure silver, but sometimes 
15 viss of Icad are given for a tical and in cities only 7 or 8 viss. 

Die einzige Münze China's ist das sogenannte Cash der Engländer 
oder Sapeque (vom portugiesischen sapeca) der Franzosen, mit einheimi- 
scher Bezeichnung Tsien genannt, von denen die ersten bei der Thronbe- 
steigung der Tschau- Dynastie (1120 a. d.) geprägt sein sollen. Durch ein 
Edict der Manschu (1644 p. d.) wurde die Mischung auf 7 Theile Kupfer 
und drei Theile Zink Festgesetz. Nach Ipu Bathuta stellte jeder Kauf- 
mann in China sein Gold und Silber in Bullion über seine Hausthür und 
wer 15 Stück aufzuweisen hatte, nannte sich Sati, ein Titel, der dem der 
Karami in Egypten entspräche. 



*) Saigon, das früher den Namen Ben-nghe oder Ben-thanh führte, 
ist die Entstellung von Tai'ngon (Tingan), wie die 1787 in Cholen 
angesiedelten Chinesen ihre dortige Niederlassung bezeichneten. Ihre 
Vorfahren waren im Jahre 16S0 mit dem Statthalter Kantons, um der 
von den Mandschu verlangten Huldigung zu entgehen, nach Tunkin ge- 
kommen, und hatten von dem dortigen Könige die damals noch zu Kam» 
bodia gehörigen Länder voh Gia-dinh in Untercochinchina angewiesen 
erhalten. Bald darauf folgte die annamitische Eroberung, vor der sich der 
kambodische König nach seiner jetzigen Hauptstadt Udoug zurückzog. 
Saigon wurde dann von einem annamitischen Statthalter regiert und hatte 
vielerlei Wechselfälle zu erdulden, sowohl unter der Revolution der Tay- 
son (1774) als auch während der späteren Partei kftmpfe, in denen der aua 
dem Exil zurückgekehrte Gialong sich seinen Thron zurückeroberte. Ehe 
die Franzosen Saigon besetzten (1859), zählte die Stadt 50,000 Einwohner, 
wurde aber von d^n Mandarinen bei ihrem Rückzug grossentheils zerstört 
und litt auch stark während des Jahres 18G0, wo die französische Escadre 
im chinesischen Kriege abwesend war und die Occupation Saigons von 

•) 8. UoMre Zeit HL 19. 



^ 

^ 



-(k. 



430 Beilagen. 

Capitän Daries mit seiner 7iH) Mann zählenden Besatzung französischer 
und spanischer Truppen gegen ein täglich wachsendes ßelagerungsheer 
der Annamiteu hatte vertheidigt werden müssen. Nach der Itückkehr des 
Viceadmirals Chamer von China wurde das feindliche Lager bei Ki-hoa 
auseinandergesprengt (1861) und bald darauf besetzte der Contreadmiral 
Page die Stadt Mytho, den Regierungssitz der gleichnamigen Provinz. 
Contreadmiral Bonard, der Charncr in der Verwaltung der Colonie ersetzte, 
eroberte die Provinz Bien-hoa, und als gleichzeitig französische Kriegs- 
schitfe die Mündung des Flusses von Ilue bedrohten, sah sich der König 
Tonkins veranlasst, Gesandte nach Saigon zu schicken (1862), um über 
den Frieden sowie die Abtretung der drei Provinzen Saigon, Mytho und 
Bien-hoa nebst der Insel Pulo-Condor fu verhandeln. Die Auswechselungen 
der Ratificationen des am 5. Juni 1862 geschlossenen Fri(»dens fanden 
am 15. April 1863 in Hue statt, und obwohl der König später durch eine 
nach Frankreich geschickte Gesandtschaft Rückkauf der drei Provinzen 
Yorschlug und dafür ein französisches Protectorat über die sechs Pro- 
vinzen des unteren Cocliinchina anbot, endeten die längeren Berathungen 
doch mit einer Ablehnung dieser Vorschläge und es verblieb bei den 
früher getroffenen Bestimmungen. Nachdem der in dem Districte Go-Cong, 
südlich von Saigon ausgebrochene Aufstand unterdrückt worden, war es 
die erste Sorge des Contreadmirals de la Grandierc, der Bonard bei seiner 
Abreise nach Europa als Gouverneur folgte, die Verhältnisse mit Kam- 
bodia zu regeln, dessen Hof durch den siamesischen Gesandten (1862) die 
Rückgabe der Mündungen des Bassac verlangt hatte, und den König 
Nak-ong-lan oder Phra-Norodon zur Anerkennung des französischen Pro- 
tectorats zu bewegen unter Abschluss eines Vertrags (am 11. Aug. 1863), 
durch den der Platz für ein Kohlendepot an dem Zusammenfluss der vier 
Flussarme, eine das ganze Flussnetz der BinneuschifiTahrt beherrschende 
Position, abgetreten wurde. Unruhen, die im Jahre 1864 unter den Berg- 
Stämmen der Moi ausgebrochen waren, wurden bald beseitigt. Die Cita- 
delle Thapmuoy, worin sich die Rebellen der Schilfebene festgesetzt 
hatten , wurde am 19. April 1866 zerstört. Gegen den kambodischen 
Prätendenten Phou-khom-bo, der am 7. Juni 1866 das französische Fort 
in Taj-ninh überfiel, hatte, nach den letzten Nachrichten des „Courrier 
de Saigon*', der Prinz Phra-Kco-Fa (Bruder des Königs) das Commando 
übernommen. 

Für den Aufbau der Stadt Saigon wurde gleich nach der Besitznahme 
ein regelmässiger Plan entworfen, der schon nach verschiedenen Th eilen 
in Angriff genommen worden ist. Bis jetzt bildet die Citadelle mit dem 
Yon Europäern beijvohnten Quartier den Kern der Niederlassung, um den 
sich die Eingeborenen in 11 Dörfern (die Reste von 40 früheren) gruppiren. 
Die Hauptstadt der Provinz Bien-hoa liegt in dem Districte Phuoc-an- 
huyen und ist nur in strategischer Hinsicht von Wichtigkeit. Mytho da- 
gegen, die im Districte Kieng-hung-huy en gelegene Provinzialstadt, ist als 



UeilageD. 431 

Stapelplatz dos kambo(Ii»chcu Handels von comincrzielicr Bedeutung, und 
würde noch höhere besitztMi, wenn nicht die Einfaln*t in seinen Flussarm 
von November bis April, der östliclien und nordöstlichen Winde wegen^ 
eine gefährliche wäre. Die Insel Pulo-Condore ist seit dem Jahre 1868 
zu einer Strafanstalt für eingeborene Verbrecher eingerichtet worden, und 
werden die dorthin Deportirten besonders zu der Bereitung des Kalks 
verwandt, an welchem die Insel reich ist. 

J)ie französische Verwaltung lässt grösstentheils die ursprüngliche 
(iemeinde Verfassung bestehen und in der frühem Maschinerie weiter ar- 
beiten, nur dass die höhern Stellen, wie die des Quan-bo und Quan-an 
l)ei tinanzicller und richterlicher Anordnung iu der Provinz Mytho, von 
frauzösischeu B<'amten besetzt sind. Dem Gouverneur, der mit sehr aus- 
geih»hnten Vollmachten betraut ist, steht ein Verwaltungsrath zur Seite, 
di(* Marin«; hat ihre eigene Leitung, und ausserdem ist nach dem Beis)>icl 
der ü)>rigen Colonien (auf den Antillen und in K^uniou) eine Administra- 
tion für die inucm V^erhältnisse des Landes niedergesetzt Im Palais de 
rinilustrie wurden im Jahre 1866 700 Gegenstände von 500 Ausstellern 
aufgezeigt, im Jahre 18G7 719 von 570. 

Der Handel Saigons hat seine vorzüglichste Bedeutung in der Reis- 
exportation, die seit der Beendigung des birmanischen Kriegs und der 
englischen Besetzung des Irawaddy grössere Dimensionen in Indien an- 
zunehmen begann und die europäischen Märkte, die bis dahin nur den 
lUüs Carolinas, Javas, Beugalens oder Aegypteus kannten, mit Zufuhren 
aus liaugun, Akyab, Bassein, Molmein, Bangkok und Saigon über- 
schwemmten. Die ganze Küste Hinterindiens ist ein sumpfiges Niederland, 
das den Eingeborenen überall die reichsten Reisernten, meistens zweimal 
im Jahre, gewährt und auch von jeher die Kornkammer der Chinesen ge- 
bildet hat, die dorther ihren Bedarf zu beziehen pflegten, wenn die eigenen 
Ernten fehlschlugen oder unzugänglich blieben. In den feuchten Tief- 
ländern, Thao-dien im Annamitischen genannt, wird der Reis zunächst in 
kleinen Beeten (Lua-ma) gesäet, ebenso wie der Khao-myang der Siamesen. 
Nach 30—40 Tagen, wenn die jungen Schossen hinlänglich hervorgetrieben 
sind, verpflanzt man sie voraichtig in einen schlammigen Boden, in hin- 
länglicher Entfernung von einander. Die im August beginnende Aussaat 
zieht sich bis September hin, und in den Gegenden, wo auf zwei Ernten 
gerechnet werden kann, fällt die erste im Februar, die zweite in den 
Monat Juli. Sonst wird, wie auch in Siam, wo man die erstere Reissorte 
Khao-bao, leichten Reis, die zweite schweren Reis oder Khao-nak nennlip 
von November bis Januar geerntet. 

Neben dem gewöhnlichen Reis findet sich, wie auch in Binna und 
Siam, noch der glutinöse Reis oder Lua-dieu im AnnamitiBchen , der be- 
sonders zur Bereitung von Kuchen und feineren Speisen dient, oder auch 
zur Spritdestillation. Die Birmanen schreiben ihm besonders kräftigende 
Eigenschaften zu, und ehe sie eine beschwerliche Unternehmung beginneOi 



432 Beila^n. 

pflegen si«.* sich einige Tage von diesem, b»fi ihnen Kaunvin genannten. Reis 
sa nähren. Ausserdem kennt man noch in Cochinchina den aber nur 
wenig geschätzten Hügelreis iSon-dien), sowie den bei Urbarmachung von 
WaldHtrichen angepflanzten Kay, der auch den bi^nani3ch•si:lmeäi^chen 
Karen für ihre wechseln le Felderwirthschaft dient. Auf der Agricul'ur- 
aoästf'llung in Saigon :vom 25. Febr. bis 5. März l^}*h hatte der Distrirt 
von (.*uu-an 24 Arten von Reis «'ingeschickt Als der beste Rois Cocbin- 
chinas zeigte sich df*r von Tanhoa. 

In der einheimischen Reiscultur Cochiuchinas venniethet sich der Ar- 
beiter für die Saison, die 90— 12il Tage dauern mag. Er empfangt dafür 
ein<''U Anzug, seine tägliche Nahrung und 3 Arecanüsse per Tag mit den 
entsprechenden Zuthaten von Betelblättem« Kalk und Tabak, um die 
beliebte und allgemein übliche Kauniasse zu bild*Mi. Je nachdem die 
Saison 3 Monate, 3'/, Monat oder 4 Monate dauert, erhält er ^nacli Türe) 
am Ende deraelben 3»% 35 oder 4<> IJtre Paddy (ungehülsten R<»is), was 
hm dann für seine ProTifioneu im Reste des Jahres dient. Die Arbeit 
währt etwa 12 Standen jeden Tag und Frauen erhalten denselben Lohn 
wie die Männer. Die Fraa nimmt überhaupt in Cochinchina eine geachte- 
tere Stellung ein als sonst im Orient gewöhnlich der Fall ist, da in dem 
(dem chinf'si.schen Pa-Qua) entsprechenden Bat-Quai das weibliche Princip 
auf d^m Ehrenplatze steht, ebenso wie in dem Zeichen Li , der ganzen 
und gebrochenen Linien. 

Ueberblickt man die statistischen Tabellen der Handelsbewegung Sai- 
gons, so zeigt sich ein allmähliches Sinken der Ausfuhr in den Jahren 
im), 18^1 und 1^2, bis sie im Jahre 1863 ihren tiefsten Stand erreicht, 
und erst mit 1^64 tritt eine Wendung zum Steigen ein. Die Tonnenzahl 
der europäischen und chincBischen Schiffe zusammengenommen betrug 
163910 im Jahre 1860, 178,078 im Jahre 1861, aber nur 112,394 im Jahre 
18<>2. Dieser Abfall findet seine Erklärung darin, dass in den Jahren 
1860 und 1861 die Vorräthe ausgeführt wurden, die sich während der lln- 
terbnM'hung des Handels im französischen Kriege aus den vorhergehenden 
Jahren aufgehäuft hatten. Sobald sich die europäische Besitznahme Sai- 
gon« gesichert zeigte, eilten aus allen nahe gelegenen Häfen, besonders 
den chinesischen und aus Singapore, Schiffe dorthin, um die gefüllten 
Magazine zu entladen. Im Jahre 1862 waren diese grossentheils erschöpft 
und gleichzeitig hatte der Aufstand im Districtc 6o-cong während des 
Jahres 1861 einen Theil der Ernte vernichtet Der Rückschlag der durch 
die ersten Erfolge in den Jahren 1860 und 1861 unglaublich überspann- 
ten Speculationen zeigte sich besonders 1863, wo trotz der geringen Aus- 
fuhr von Reis (nur 288717 Picul statt 713426 Picul wie im vorhergehen- 
den Jahre) im I^nde selbst eine solche Noth eintrat, dass der Preis über 
9 Ligaturen (circa 9 Frs.) für den Kuong (ein ungefähr 40 Liter enthal- 
tendes Maass) stieg und die Regierung bei der drohenden Hungersnoth 
•ich veranlasst sah, durch ihr Decret vom 18. Aug. 1863 die Ausfuhr ganz- 



Beilagen. ' 433 

lieh zu untersagen. Der Preis begann dann zu fallen und erhielt sich 
zwischen 7 Vi— 8 Vi Ligaturen bis zum November. Als die sehnlichst er- 
wartete Ernte des frühzeitigen Reis durch starke Regengüsse verzögert 
wurde, stieg der Preis am 12. Nov. auf 12 Ligaturen, fiel aber mit dem 
ersten Einbringen des neuen Reis und stand am 27. Nov. auf G Ligaturen, 
am 15. Dec. auf 3 Ligaturen. Dann begann er sich infolge vermehrter 
Nachfragen wieder etwas zu heben, doch konnte die Regierung am 1. Jan. 
1864 das Ausfuhrverbot sistiren. 

Die schwere Lähmung des Handels während dieses Jahres war in den 
früheren Tabellen, wo die Zahl der eingelaufenen Schiffe auf 138, die der 
expedirten auf 135 angesetzt war, noch dadurch verdeckt, weil in ihm ge- 
rade die Messageries imperiales ihre Fahrten nach Saigon begonnen 
hatten, und so ein Element eingerechnet war, das erst wieder abgezogen 
werden musste, um eine reine Vergleichung mit den früheren Jahren zu 
haben, wo diese Dampfschiff^e fehlten (24 Schiffe mit 36,000 Tonnen). Ausser- 
dem schien es günstig, dass die Ausfuhr eines andern Artikels im Ver- 
gleich mit 1862 gestiegen war, nämlich die der Büffelhäute {ISfiSb im Jahre 
1862 und 24651 im Jahre 1863), aber dieses Factum war nur ein um so 
deutlicheri^s Zeichen des im Lande herrschenden Nothstandcs, da der 
Bauer mit der Aufopferung des nützlichen Pffugthieres die Gans tödtete, 
die ihm die goldenen Eier legen sollt«. 

Zugleich ist in der Uebersicht der statistischen Tabellen eine unun- 
terbrochene Venninderung der chinesischen Djonken im Vergleich zu den 
europäischen Schiffen bemerklich, woraus aber nicht direct auf eine Ver- 
minderung des chinesischen Handels geschlossen werden darf. Die chi- 
nesischen Kaufleute, die früher den ganzen Handel des Ostens monopoli- 
sirten und ihn in seinem alten Schlendrian erhielten, so lange sie keine 
Rivalen zu fürchten hatten, haben sich mit praktischem Blick rasch den 
neuen Verhältnissen gefügt, als die europäische Concurrenz ihnen gefähr- 
lich wurde. Sie erkannten bald die höhere Sicherheit, die ihnen die eu- 
ropäischen Schiffe durch die grössere Seetüchtigkeit ihrer Ofßciere sowie 
durch die gleichzeitige Möglichkeit, Assecuranzen abzuschli essen, darbo- 
ten, und befrachten jetzt vorzugsweise euro])äische Schiffe, so dass die ge- 
brechlichen Djonken, die in ihrer beschwerlichen Küstenfahrt nur Eine 
von dem Monsun abhängige Reise im Jahre zu vollführen befähigt waren, 
mehr und mehr verdrängt werden. Manche der chinesischen Kautleute 
sind selbst Rheder und lassen ihre Schiffe von englischen oder amerika- 
nischen Capitänen commandiren. 

Als man während des amerikanischen Kriegs alle Winkel der Erde 
nach einem der Baumwollproduction fähigen Boden durchstöberte, wurde 
auch die cochinchineflische Baumwolle auf den europäischen Markt ge- 
schickt, wo sie meist(;ns mit dem Good middling upland von New-Orleans 
rangirte. Die Cochinchinesen unterscheiden zwei Arten von Baumwolle, 

Bastian, R«iae in Kanibodia. IV. 28 



434 Beilagen, 

die aus China eingi'führtc lirng-tau oder SchiffHbauinwolle und ihre ein- 
heimische oder Hoiig-re. Die crstfre ist weisser und seidenartiger, giebt 
aber ein weniger festes Gewebe als die letztere, welche dagegen wieder 
schwer zu reinigen ist, wenigstens mit denjenigen Maschinen, die im Lande 
üblich sind. Neuerdings hat man zur Verbesserung der Cuitur Samen 
aus Aegypten eingeführt. Die Baumwolle bedarf vier bis fünf Monate, 
um zu völliger Reife zu gelangen, und die Ernte findet vom October bis 
Februar statt. Im Verkauf wird sie gegen Ligaturen abgewogen, und 
stellt sich der Preis durchschnittlich auf % Fr. pro Kilogramm. Doch ist 
sie vielfachen Schwankungen unterworfen und stand z. JB. im April lh^G4 
auf "2 Frs. Auch die bisluT auf China beschränkte Seidenausfuhr hat im 
östlichen Asien während der letzten Jahre einen früher ungckannten Auf- 
schwung genommen, seit die japanischen Häfen geöflnet sind, und wird 
wahrscheinlich auch bald in den hinterindischen Ländern ebenfalls ein 
reicheres Material finden, als man bisher vermuthet hat. Sie ist sowohl 
in Siam wie in Kambodia und Zwischenprovinzen überall unter -den 
Laos verbreitet, und auf dem Hochlande soll sie in noch weit ausgedehn- 
terem Massstabe betrieben werden. Der Maulbeerbaum findet sich in ver- 
schiedenen Varietäten der Morus indica in Cochinchina angepflanzt; für 
die Ernährung der Seidenwürmer wird aber besonders eine Zwergart ge- 
zogen, die man künstlich in niedrigen Büschen zu halten sucht, um immer 
frische und zarte Blätter bei der flaud zu haben. Der Schmetterling 
kriecht am zehnten Tage aus und legt nach stattgehabter Begattung noch 
an demselben Tage seine Eier. Die am 20. Tage hervorkommende Raupe 
spinnt sich am 25. Tage ein, oder bei schlechter Ernährung am 30 Tage. 
Es lassen sich deshalb leicht fünf bis sechs Ernten im Jahre gewinnen 
und hur gegen das Ende der trockenen Jahreszeit ist man zuweilen um 
frische Blätter in Verlegenheit. Die Cocons verkaufen sich je nach ihrer 
Schönheit für 4—5 Ligaturen (oder Francs), doch mag der Preis auch 
auf 7 Ligaturen steigen. Die Eier werden auf viereckigen Papierblättem 
verkauft, von denen jedes durch 10 Weibchen belegt ist, und eine Lage 
von 10 Blättern, also die Production von 100 Weibchen wird für 4 
Ligaturen verkauft. Die grösste Ausdehnung hat die Scidencultur in 
den District^n Baria und den anstossenden von Phuoc-an-huyen (der Pro- 
vinz Bieu-hoa). 

Der Indigo wird auch in Indien wie in Amerika von der Indogifera 
anil argentea et tinctoria gewonnen, doch besitzt der cochinchinesische 
wenig Bedeutung für den Handel, da ihn die Eingeborenen in eine fast 
unbrauclibare Paste zu verarbeiten pflegen. Die schlechte Beschaffenheit 
wird besonders dem brakischen Wasser zugeschrieben, das bei der Be- 
reitung verwandt wird, sowie der Unwirksamkeit des Kalks, den man zu 
lange der Luft ausgesetzt liegen lässt, obwohl er sonst rein und gut sein 
würde, weil er aus Madreporen gewonnen wird. Der König von Birma 



Beilagen. 435 

Hess vor einiger Zeit Pflanzen aus BengJilcn einführen, um den t'inhoimi- 
schen Indigo zu verbesacni. 

Bedout8am wird wahrRchcinlich die Holzausfulir Cochinchinas werden, 
da auch der geschätzte Teakbaum dort vorkommt, mit dem sich bis dahin 
die Schiffswerften bosonder» in Mohnain und der Koromandelküste ver- 
sorgten. Verschiedene Holzarten, wie Huynh, Go (Nauclea orientalis), 
Son (Gnaphalium indicum) sollen sich trefflich für f«'inere Möbdartcn em- 
pfehlen, und für den Hausbau ist eine grosso Auswahl geeignet. Während 
der annamitischen Herrschaft waren die Stämme des Saobaumes (Tectona 
grandis), die durch Feuchtigkeit nicht angegriffen werden, für den könig- 
lichen Palast reservirt, und auch in Siam dienen sie besonders dafür oder 
zum Klüsterbau. Eiji nützliches Holz ist zugleich das des Traibaumes 
(Lantana racemosa), das, wenn es völlig ausgetrocknet ist, in seiner harten 
Schwere, wodurch es im Wasser untei-sinkt, unverwüstlich scheint. Von 
einer Forbtcuitur hat man in den mit Urwäldern bedeckten Ländern 
Hiuterindiens keinen Begriff", und wie die Karen in Birma und Siam, 
opfern die Sthien an der cochinchinesisch-kambodischen Grenze jährlich 
die werthvollsten Waldstrecken für den Anbau ihres in der Asche gesäeten 
Keis auf, indem sie die Ausrottung höchst unbedachtsam vornehmen. 
Der Transport des in den Wäldern von Tay-Ninh gehauenen Holzes ge- 
schieht theils durch Packthiere der von dem Cham und Kambodiern 
gehaltenen Büffelheerden, theils durch Hinabschweminen auf den Fluss- 
armen und Kanälen, die in den mit dem Mekong verbund«?neu Donnai* 
auslaufen. Auch Brennholz wird in Saigon ausgeführt, hauptsächlich nach 
China oder für den Küstenbedarf auf einheimischen Barken. Die Salz- 
gewinnung aus dem Meerwasser wird besonders bei dem Dorfe Choben 
(in Bien-hoa) betrieben. 

Unter den Kaolinsorten Cochinchinas wird ein weisser, fetter Thon, 
der mehr oder wenig(?r mit Eisenoxyd gefärbt ist und bei den Eingebo- 
renen Da-trang (weisse Erde) heisst, als vorzüglich zur Porzellanverferti- 
gung geeignet empfohlen. Unter der Regierung Tu-I)uc*s soll iudess die 
Fabrikation überall im Landeverbotengewesen sein, ausser in der Haupt- 
stadt. Die Kambodier verfertigen feine Töpfergeschirn; aus einer Erdart, 
die sich in der Krang-dai-mia genannten Landspitze des grossen Sees 
findet. In diesem See wird auch der ausgedehnte Fischfang betrieben, 
durch den sich alle umliegenden Länder mit den getrockneten Fischen 
versorgen, die neben einigen Gewürzen fast die einzige Speisezuthat in 
ihrer sonst ausschliesslich auf Keis beschränkten Nahrung bilden. Seit die 
französische Besatzung die Binnenschi flfahrt durch Unterdrückung der 
Piraten gesichert hat, findet ein grosser Theil dieser getrockneten Fisch- 
provisionen seinen Weg nach Saigon. Im Jahre 18<)*2, ehe noch die Grenz- 
Bchwierigkeiten mit Kambodia geregelt waren, belief sich die Ausfuhr 
Saigons an getrockneten Fischen auf den Werth von liJOjOlX) Frs., im 
Jahre 18(>4 auf 1,915,279 Frs. Der Gesammtumsatz des cochinchinesischea 

28* 



436 Beilagen. 

Seehandels wurde im Jahre 1864 auf 30 Mill. Frs. geschätzt, 16 Mill. im 
Export und 14 Mill. im Import Unter den Einfuhren vertheilen sich 
1,500,(X)0 Frs. auf alkoholische Getränke, 1,700,000 Frs. für chinesischen 
Thee (der einheimische des Landes ist sehr untergeordneter Art), dann 
Mehl und Getreide 1,500,000 Frs., Kalk 2 Mill. Frs., chinesische Papiere 
2 MilL Frs., Opium 600,000 Frs., chinesische Droguerien 350,000 Fr., chi- 
nesisches Porzellan 370,000 Frs. Der grösste Theil der Einfuhren in Eu- 
ropa wird bis jetzt für den Unterhalt der Truppen verwandt, sowie für die 
Arbeiten an dem Aufbau der Stadt und der Kegierungsgebäude. 



Prufk Toii G. nti in Naumburg *f^ 



I 

Im Verlage von Hermann Costenoble in Jena erschienen 

ferner folgende neue Werke: 

Henglln, M. Th. TOn, Reise nach Abessinien, den Gala- 
Ländern, Ost-Sudan undChartura in den Jahren 18G1 
und 1862. Nebst 10 Illustrationen in Farbendruck und Holz- 
schnitt, ausgeführt von J. M. Bernatz, einer lith. Tafel und 
• Originalkarte. Gross-Lex.-8. eleganter Ausstattung. 4^3 Thlr. 

Andrce, Dn Richard, Vom Tweed zur Pentlandföhrde. 
Reisen in Schottland. Mitteloctav-Format eleg. broch. 1 Thlr. 
22% Ngr. 

Baker, Samuel, White, Der Albert Nyanza, das grosse 
Becken des Nil und die Erforschung der Nilquel- 
len. Deutsch von J. E. A. Martin. Autorisirte Ausgabe. 
Nebst 33 Illustrationen in Holzschnitt, 1 Chromolithographie 
und 2 Karten. Zwei starke Bände. Eleg. broch. 5 Vi Thlr. 

Berlepsch, IL A,, Die Alpen in Natur- und Lebensbil- 
dern. Dritte Auflage. Für den Keisegebraueh redigirt 

Mit (i Illustrationen in Holzschnitt. 8. eleg. geb. 1 Thlr. 

Berlepseh, A, H,, Die Alpen in Natur- und Lebensbil- 
dern. Mit 16 Illustrationen von E. Kittmoyer. Praeht- 
Ausgahe« Lex.-Oct. Ein starker Band. Eleg. broch. 3 Thlr. 
26 Ngr. Eleg. geb. mit vergoldeten Deckenver- 
zierungen 4V3 Thlr. MitGoldschnitt 4^/3 Thlr. Wohl- 
feile Volksaiisji:ahe, gr. 8. Eleg. geb. 2 Thlr. 5 Ngr. 

LIvlllgstoiie, David und Charles, Neue Missionsreisen 
in Süd- Afrika, unternommen im Auftrage der englischen 
Ilegierung. Forschungen am Zambesi und seinen Nebe n- 
f 1 ü s 8 e n , nebst Entdeckung der SeenSchirwaund Nyassa 
in den Jahren 1858 bis 1864. Autorisirte vollrttändige Aus- 
gabe für Deutschland. Aus dem Englischen von J. E. A.Mar- 
tin. Nebst 1 Karte und 40 Illustrationen in Holzschnitt. 
Zwei Bände, gr. 8. broch. 0^/4 Thlr. 

öerstacker, Friedrieh. Achtzehn Alonatein Süd-Amerika 
und dessen deutschen Colonien. G Thle. in 3 Händen. 
8. broch. 57» Thlr. 

Gerstltelier, Friedrich, Nach Amerika! Ein Volksbuch. Illu- 
strirt von Th. Hosemann und Karl Reinhardt. (> Bde. 
8. broch. G Thlr. 12 Ngr. 

Gerstäelier, Friedrieh, Unter den Penchuenchen. Chile- 
nischer Iloman. 3 Bde. 8. broch. 4*/^ Thlr. 

Oerstäelier, Fried rieli, General Franco. Lebensbild aus Ecua- 
dor. (Zwei Republiken. Erste Abtheilung.) 3 Bde. 8. 
broch 4 Thlr. 



Gerstäcker, Frledrielu J^cnnor Ag^nila. Pemanischea Lebons- 

liihi. (Zwei Ja c]> u 1» 1 i k c II. Zwfitu Ahtheiluiig.) 3 Bde. H. 

hroch. 4'/., Tlilr. 
(ierstiickor. Fried ricll, U n t o r dem A e q n a t o r. JavanischeR 

Sittenliild. :\ iJdr. S. hmoli. 1 »/* Thlr. 
ttoi*stilckei\ Friedrich, Im 15 u soll. Ansirulische Erzählung:. 

Wohlfoile VolksaUlsirHlM%(.'his8ikurrnrnuil. ;> IMu. brocli. 1 Thlr. 

l'J JS'gr. 
OerstüC'kcr, FrfodriolK Hio iMiidnn Sträflinge. Australi- 

schor Ri'nmn. /weih', durch «r«-'*f-hi;ne Auflajij«*. WollItVIle 

Volksaus^aho. s. ■; H.h«. hriM-h. i>'/. Thlr. 

üorstHoker, Frledriclh Dl*.* Coloni«?. Br:isilianisch«?s Lebens- 

hild. ;j Bdl^ S. hnu-h. :5 Thlr 27 JS'gr. 
Ocrstsicker, Friodrlclu Kiur MutU'r. I{.ouian. :\ Hdc s. bruch. 

-IV^ Thlr. 
Werstsickor , Fri(Hlri<*ll , Di«* U (^ ^' u 1 a t o r n n i n A r k a n s a s. 

Aus dc'ui Waldhdx'H Amerikas. Krst«? Ahtheilung. 3 Hde. 

4. Aufl. 'J. Sicn'oi.-Auspihc. S. l»ri»ch. 1-/, Thlr. 
üorstäekon Fried ricli. I)i<i Flussjiirat «mi dns Mi8sissi])pi. 

Aus dem Waldlchc^i .Vmerika's. Zweite Ahtheilung. ;> Hde. 

•1. Aufl. 2. Sh-reut -Ausgabe. S. hroch. l-'/g Thlr. 
liOrstSIclier. Friedrielu (ioldl Kin ('nlifornisches Lebensbild aus 

dem Jahre IS-IH. ;', IMe. S. bröch. 4 Thlr. 
Ücrstileken Friedriell, Tahiti. Rnmaii aus der Südsee. Zweite 

Aufla«re. 4 \UU\ S. br«)ch. (> Thlr. 
MVllliauseiK ItsildllilK Der M e<'rkönig:. Kine Krzählun|^. (i }k\t\ 

H. bn»cli. (P;^ Thir. 
. 3IQllliauseiK Italduin. Has MormunenmädcluMi. Kr/.ählunt,^ 

aus den Zciieu des Kricfrszup's dtjr VcTciuijrten Staattm gv,- 

iren di(^ „Hcilig-cn dcT h'i/.r<'n Tage" in den Jahren 1807 bis 

Jsr)S. Wolilfeile Volksausgabe. Classikerformat. Ü Hde. 

broch. 2V.2 Tlilr. 
MVllIiailseil ItaldllilK Der II albin dianer. Kr/ählung aus dem 

westlicheu Noni- Amerika. 4 Bde. H. broch. f) Thlr. i^2';'^ Ngr. 
MQllIiauseil. Italduin, Der Flüchtling. Erzählung aus Keu- 

Mcxico und dem angreuzt^nden Ind i an er- (i (ibici t. Im 

Anscliluss au den „Hallundianer.** 4 Bde. S. brech. i)'*^!^ Thlr. 
MSlIliauseil. Ualduill, Der xMayordomo. Erzählung aus 

dem südlichen Kali f o r n i e n und N e u - M e x i c <». Im 

Anschluss an den ,,Halbindiancr" und „Flüchtling." 4 Bde. »S. 

broch r)'';4 Thlr. 
MffllliailseiL Italduin. Palmblättt^r und Seh ni^ef locken. 

Krzähluugeu aus dem fernen Wt^sten. 2 Bde. H. broch. 

'2'\^ Thlr. 



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