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REPERTORIUM
DER LITERARISCHEN ARBEITEN
AUS DEM GEBIETE DER
KEINEN UND ANGEWANDTEN
MATHEMATIK
„ORIGINALBERICHTE DER VERFASSER"
GESAMMELT UND HERAUSGEGEBEij
VON
Dr. LEO KOENieSBERÖER, und Dr. GUSTAV ZEUNER,
Prof. d. MatH^atik a. d. Univ. z.Wien Prof. d. Mechanik a. d. Folyt^chnikum z. Dresden
ERSTER BAND.
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LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. ö. TEUBNER. j
1877. I
r I
,M
cx. <\ -VV.
2.05. 3 5^
Vorwort zum ersten Bande.
Indem die Unterzeichneten beim Erscheinen des ersten Bandes
des Repertoriums nochmals auf den vor einem Jahre veröflfentlichten
Prospect und auf das dem ersten Hefte dieses Bandes beigegebene
Vorwort verweisen, erlauben sich dieselben nur noch hinzuzufügen,
dass Plan und- Anlage des Unternehmens auch fernerhin beibehalten
werden soll, so lange -eine rege Theilnahme der Mathematiker, wie
sie bis jetzt in erfreulichster Weise sich bekundet, eine Billigung
des vorgesteckten Zieles und der bei der Gründung maassgebend
gewesenen Motive erkennen lässt.
Wien-Dresden, am 15. Mai 1877.
Die Herausgeber.
L. Fuchs: lieber die linearen Bifterenzialgleiehungen zweiter
Ordnung, welche algebraische Integrale besitzen, und
eine neue Anwendung der Invariantentheorie.
(Borchardt's Jouimal Band 81 S. 97 sqq.) •
1.
Es sei
d^u , du , ^
— ;2 + i>i Tt^ + 2^0«* =
*^^) dz^ ' ^1 dz
eine lineare Differenzialgleichung zweiter Ordnung mit rationalen
Coefficienten, welcher eine Wurzel u der irreductiblen algebrai-
schen Gleichung:
(1) ÄmU"^ + Am-iU"^"-^ + . . + ^iM + JLo = ;
deren Coefficienten rationale Functionen von ^ sind, genügt, so ge-
nügen ihr die sämmtlichen Wurzeln derselben Gleichung (S. S. 100).
Besitzt die Gleichung (1) zwei Wurzeln w^, Wg; deren Quotient
nicht für jedes ^ constant ist, so bilden w^, u^ ein Fundamental-
system von Integralen, d. h. jedes Integral der Differenzialgleichung
hat die Form c^u^ + ^2^2? ^^ ^1; % constant sind (s. die Abhand-
lung des Verfassers im 66. Bande des Borchardt'schen Journals
No. 2*). Hieraus ergiebt sich, dass in diesem Falle die sämmt-
lichen Integrale der Differenzialgleichung algebraisch sind (S. S. 100).
Ist der Quotient je zweier Wurzeln *der Gleichung (1) für je-
des ^ constant, so hat sie die Form:
(la) .^ Ämvr' + ^ = ,
und die Differenzialgleichung wird durch die Wurzel einer rationalen
Function befriedigt. — Dieser Satz wird (S. 100—101) aus einem
allgemeineren auf S. 99 bewiesenen* hergeleitet, welcher folgender-
massen lautet: Besitzt die irreductible Gleichung (1) zwei Wurzeln
^i; **2; deren Quotient eine rationale Function j von z , so ist j
eine ganzzahlige Wurzel der Einheit.
*) Es sollen im Folgenden die Arbeiten des Verfassers im Borchardt'schen
Journal einfacher durch blosse Angabe des Bandes, in welchem sie enthalten
sind, bezeichnet werden. ,
Bepertorium far reine und angewandte Mathematik. 1
#r«
2 L. Fuchs.
Hiernach sind alßo, wenn die Differenzialgleichung (-4.) alge-
braische Integrale besitzt, zwei Fälle zu unterscheiden:
1) Sie wird durch die Wurzel 9 einer rationalen Funktion be-
friedigt. In diesem Falle ist es möglich aber nicht nothwendig) dass
die Differenzialgleichung {Ä) noch ausserdem ein algebraisches Inte-
gral ^ besitzt, ohne dass — constant ist, dass also der Differenzial-
gleichung nur algebraische Integrale genügen. Tritt dieses ein, so
hat die Differenzialgleichung ein Fundamentalsystem von Integralen,
welches aus zwei verschiedenen Wurzeln rationaler Functionen
besteht*).
2) Die Differenzialgleichung wird durch die Wurzeln einer irre-
ductiblen algebraischen Gleichung befriedigt, von denen mindestens
der Quotient zweier nicht fiir jedes constant. In diesem Falle
sind die sämmtlichen Integrale algebraisch.
Der mit 1) bezeichnete Fall ist leicht zu erledigen nach einem
für lineare Differenzialgleichungen einer beliebigen Ordnung gültigen
Verfahren. Sind nämlich a^, a^, • • a^ die sämmtlichen singulären
Punkte einer solchen Differenzialgleichung, so hat eine ihr genügende
Wurzel einer rationalen Funktion die Form:
wo «1, «2; • * '^^ rationale Zahlen, g{ß) eine ganze rationale Funktion
bedeutet (S. 101). Es werden zunächst (S. 102) gewisse algebraische
*) Man erkennt dieses am einfachsten folgend ermassen:
Nach (B. 66 No. 4) hat ip in der Umgebung eines singulären Punktes a der
Differenzialgleichung die Form
(1) 1/; = Ci «3P + Cj {z — afx{z) ,
wo Ci und Cj Constanten und x{z) eine nach ganzen positiven Potenzen von z — a
fortschreitende Reihe darstellt, welche für z=^a nicht verschwindet. Hieraus er-
d /'iff\ . • , .
giebt sich, dass ~TZ\ — ) in der Umgebung eines jeden der singulären Punkte
a mit einer Potenz von z — a multiplicirt eindeutig wird. Da diese Function
algebraisch und für alle übrigen endlichen Werthe von z eindeutig ist, so ist
sie Wurzel einer rationalen Funktion. Bezeichnen wir dieselbe mit t, so er-
giebt sich aus einem Satze von Abel (vergl. Liouville Journal de l'ecole poly-
tech. cah. 22 p. 131), dass
= ftdz = (5« -f C ,
^/'
wo ß eine. rationale Punktion und C eine Constante bedeutet. Demnach ist
(2) T/; = ß(pt + C(p .
L. Fuchs. • 3
Gleichungen rationale Wurzeln besitzen müssen, welche die Expo-
nenten «1, «2; •• ^Q liefern. Alsdann hat ein bestimmtes System
linearer Gleichungen endliche Lösungen zuzulassen, welche die
Werthe der Coefficienten von g{0) gewähren.
2.
Bei der Behandlung des Falles 2) voriger Num. ist es zweck-
mässig die DiflFerenzialgleichung (Ä) durch die Substitution
in eine Differenzialgleichung
(^) j^-Py
zu verwandeln. Der Untersuchung werden gewisse aus einem Fun-
damentalsysteme von Integralen der DiflFerenzialgleichung (J5) y^ , y^
gebildete Formen zu Grunde gelegt. Es sei nämlich i] ein alge-
braisches Integral dieser DiflFeren ialgleichung, welches einer irre-
ductiblen Gleichung * -'
(1) Amr" + ^m-ir~' H — I- A =
mit rationalen Coefficienten genügt. .Unter den Wurzeln derselben
seien i^, %, 1^2, • •, i^„_i so beschaflfen, dass nicht der .Quotient
zweier derselben für jedes constant ist, so wird ihre Gesammt-
heit (S. 111) als das reäticirte Wurzelsystem der Gleichung (1) be-
zeichnet
Das Product
n = rinin2 •••; fl»-i
ist eine algebraische Funktion, welche für jeden Umlauf von z in
sich selbst multiplicirt mit einer Einheitswurzel übergeht, d. h.
Wurzel einer rationalen Funktion (S. 114). Andererseits ist rii als
Integral der Differenzialgleichung {B) der Form c,ij/i + Ci^y^ , wenn
Cti, Ci2 Gonstanten bezeichnen. Demnach ist H = fiy^^y^) eine aus
Vi) Vi gebildete Form nf^ Grades. — Während also in dem Falle,
dass die Differenzialgleichung (B) durch die *Wurzel einer rationalen
Function befriedigt wird, eine lineare Form c^y^ + ^22/2 gleich der
Wurzel einer rationalen Function ist, so sind in dem allgemeineren
Falle, so fem die Differenzialgleichung nur algebraische Integrale
hat, Formen höheren Grades gleich Wurzeln rationaler Functionen.
— Der niedrigste Grad einer Form dieser . Art werde mit N bezeich-
net (S. 116). Es wird nachgewiesen (S. S. 123 Satz II), dass die Zahl
4 • L. FüCHs.
N niemals grössef' als zwölf y und weiter (S. S. 126), dass sie eine
gerade Zahl sei.
Bezeiclinen wir den Complex aller Formen, welche Wurzeln
rationaler Functionen aequivalent sind, mit O, so zeichnen sich
imter diesen diejenigen aus, welche nur die Glieder des reducirten
Wurzelsystems einer irreductiblen Gleichung als Factoren enthalten,
welcher ein bestimmtes Integral gentigt, und zwar diese Glieder
alle und jeden zur ersten Potenz. Dieselben werden Primformen
genannt (S. 114). Jede Form des Complexes O lässt sich in ein
Product von Primformen zerlegen (S. 115).' Die Zahl -W ist auch
der «liedrigste Grad einer Primform (S. 116).
3. '
Nach Ermittelung der eben angegebenen oberen Grenze für
die Zahl N werden im Wesentlichen zwei Methoden angewendet,
um über die Frage zu entscheiden, ob die DiflFerenzialgleichung
{B) algebraische Integrale habe oder nicht.
I. Methode.
Eine aus einem Fundamentalsysteme von Integralen der Diflfe-
renziaJgleichung (B) y^, y^ gebildete Form ftten Grades genügt
einer linearen Diflferenzialgleichung /Lt + 1 ^^^ Ordnung mit rationalen
Coefficienten, welche in der Arbeit S. 129 als Diflferenzialgleichung
((7) bezeichnet ist. Dieselbe ist übereinstimmend mit der linearen
Differentialgleichung, welcher yf^ genügt, wo y ein beliebiges Inte-
gral der Differenzialgleichung (B) ist (S. 129 — 131).
Wird also die Differentialgleichung {B) nur durch algebraische
Integrale befriedigt, so muss die Differenzialgleichung ((7) für
fi = N, demnach, wenn nicht iV^= 1, d. h. schon der Differenzial-
gleichung {B) eine Wurzel einer rationalen Function genügt, für
einen der geradzahligen Werthe von ft die nicht die Zahl 12 über-
steigen, durch die Wurzel einer rationalen Function befriedigt wer-
den (S. 131).
Erfolgt dieses für /li = 1 oder für einen der angegebenen Zah-
lenwerthe von ft die grösser sind als 2, so hat auch umgekehrt die
Differenzialgleichung {B) algebraische Integrale (S. 131). Dieser
Satz ergiebt öich aus dem folgenden: Ist eine aus dem Funda-
mentalsysteme j/i, 2/2 gebildete Form höheren als zweiten Grades
und nicht Potenz einer Form zweiten Grades Wurzel einer ratio-
nalen Function, so hat die Differenzialgleichung {B) ein algebrai-
sches Integral, ein Satz, welcher S. 127 — 128 bewiesen ist.
L. Fuchs. 5
Hat aber die Diflferenzialgleichung (C) zuerst für ft = 2 eine
Wurzel (p einer rationalen Function zum Integral, so ist (p{^y eine
rationale FtmMion und
eine constante Zahl L Ist nun
dz
if-
J ^
gleich dem Logarithmus einer algebraischen Funktion, so sind die
Integrale der Diflferenzialgleichung (B) algebraisch (S. 131). Der
Beweis dieses Satzes gründet sich auf die S. 117 — 118 gemachten
Entwickelungen.
Hiermit ist die Untersuchung der Frage, wie die Diflferenzial-
gleichung (B) beschaffen sein müsse, um algebraische Integrale zu
r dz
besitzen, bis auf die Betrachtung von I —t-t , die im letztangege-
benen Falle nöthig wird, auf die in No. 1 dieser Notiz angeführte
Aufgabe zurückgeführt, nämlich zu bestimmen, unter welchen Um-
ständen eine . lineare Diflferenzialgleichung durch die Wurzel einer
rationalen Funktion befriedigt wird, d. h. nach S. 102 zu unter-
suchen, ob ein bestimmtes System linearer Gleichungen endliche
Lösungen zulässt.
Es wird (S. 132 — 134) nachgewiesen, dass bei der Anwendung
dieser Methode die Diflferenzialgleichung (C) nicht aufgestellt zu
werden braucht, dass man vielmehr ein derselben gleichbedeutendes
sich unmittelbar darbietendes System von Diflferenzialgleichungen
der Rechnung zu Grunde legen kann.
n. Methode.
Diese stützt sich auf Entwickelungen, welche der Verfasser im
Bande 75 des Borchardt'schen Journals S. 208 sqq. in Bezug auf
die Coefficienten der linearen homogenen Relationen gegeben hat,
durch welche die zu den verschiedenen singulären Punkten einer
linearen Diflferei^zialgleichung gehörigen Fundamentalsysteme der-
selben mit einander verbunden werden; Einwirkungen, durch
welche diese Coefficienten aus^ den in den Coefficienten der Diflfe-
renzialgleichung enthaltenen Constanten bestimmt werden.
Indem nun (S. 138 — 140) direct die Einwirkungen der ver-
schiedenen Umläufe von ;?, als eben so vieler mit einem Funda-
mentalsysteme y^j j/2 ausgeführter linearer Substitutionen, auf eine
6 L. FüCHs.
aus j/i, j/2 gebildete Form untersucht werden, erhalten wir ein ge-
wisses System von Gleichungen zwischen den Coefficienten jener
linearen Relationen, den Coefficienten der Primform niedrigsten
Grades, und den in P enthaltenen Constanten. Es lässt sich dem-
nach bestimmen, wie diese Constanten beschaffen sein müssen, da-
mit die Differenzdalgleichung {B) algebraische Integrale besitze.
Der Verfasser bemerkt jedoch (S. 141), dass .die erste Methode
vor dieser den Vorzug besitze, die endgültige Entscheidung auf ein
System dlgehraiscJier linea/rer Gleichungen zurückzuführen, während
die zweite Methode die Untersuchung transscendenter Gleichungen
erforderte. Indessen wo die Gesetze dieser transscendenten Punk-
tionen sich einer ähnlichen Einfachheit erfreuen wie die Gauss'schen
77- Funktionen, könne diese^ Methode nicht ohne Vortheil angewen-
det werden.
Ist umgekehrt die Differenzialgleichung (B) gegeben, und soll
entschieden werden, ob diese algebraische Integrale besitzt, so lässt
die zweite Methode Vereinfachungen zu (S. S. 141—142), indem ge-
lehrt wird eine Tabelle von ähnlicher Beschaffenheit aufzustellen,
wie die auf S. 126, und die Relationen zwischen den zu den
verschiedenen singulären Punkten gehörigen Fundamentalsystemen
auf dieselbe anzuwenden.
4.
Es ist in No. 2 dieser Notiz das Resultat erwähnt worden, dass
die Zahl N nicht grösser als 12 sei. Dasselbe ist eine unmittel-
bare Folge von Entwickelungen, welche sich auf die Eigenschaften
derjenigen algebraischen Funktionen, welche der Differenzialgleichung
(J5) genügen, und die Natur der binären Formen, welche aus einem
Fundamentalsysteme y^, j/g derselben überhaupt beziehen (S. 102
— 126). Die hauptsächlichen Elemente dieser Entwickelungen
sind die folgenden:
Sind die sämmtlichen Integrale der Differenzialgleichung (B)
algebraisch, so ist jedes Integral derselben eine rationale Funktion
von und einem beliebigen anderen Integrale (S. 107).
Wenn ein algebraisches Integral y auf einem gewissen Wege
in yj übergeht, wo j constant, so ist j eine primitive ganzzahlige
Ite Wurzel der Einheit, es ist l Divisor des Grades m der irre-
ductiblen algebraischen Gleichung, welcher y genügt, und jedes In-
tegral hat die Form
r
I-
L. Fuchs. 7
worin «', ß> Constanten, ii){jf) eine ganze rationale Funktion von
y* vom Grade -^ 1 mit in z rationalen Coefficienten bedeutet.
Die Grösse c^ ist ebenfalls constant, wenn Z>2'(S. 108).
Die Function
ist ebenfalls ein Integral der Diflferenzialgleicliung (B) (S. 108—109).
Ist F(i/) ein Integral, welches nicht gleich y multiplicirt mit
einer Gonstanten und
1) («) F(t,)^.ß'y^-'t(if') 03' constant) ,
so sind die Glieder der Reihe
(ß) F(y), F(i,j), Fiiff), . . ., F(yj'-^)
nur um constante Factoren verschieden.
2) Ist F(tf) nicht der Form (a) und l eine ungerade Zahl, so
ist kein Glied der Reihe (/3) gleich einem anderen multiplicirt mit
einer Gonstanten.
3) Ist F(]f) nicht der Form (a) und l eine gerade Zahl, so ist
kein Glied der Reihe
(y) i^G/), F(yi), F(y/), ..,Ft//"') •
gleich einem anderen multiplicirt mit einer Go&stanten. Dagegen ist
' F^yP'^*) F(yiO (S. 110-111).
Der Grad m der irreductiblen algebraischen Gleicheng, wel-
cher ein algebraisches Integral der Differenzialgleichung (B) genügt,
ist für alle Integrale unverändert derselbe. Man kann daher mit
Recht m den zur Diflferenzialgleichung (J5) gehörigen Grad nennen
(S. 111).
Ist y, j/i, 2/2; ••> Vn—i das reducirte Wurzelsystem einer irre-
ductiblen algebraischen Gleichung mten Grades, welcher das Inte-
gral y genügt, und j, j^ j^ . . ., die Zahlen, mit welchen irgend
welche der Glieder dieses Systems multiplicirt die anderen Wurzeln
derselben Gleichung reproduciren, so sind diese Zahlen Einheits-
wurzeln. Sie seien resp. ite, ü^te, ügte, . . ., primitive Wurzeln der
der Einheit, und unter den Zahlen l, \, l^y , , ,, l di^ grösste, so
ist l ein Multiplum von l^, ij, . . ., und es liefert das System:
Vh Vih Vif 9 • •> yij'~^ (i = 0, 1, 2, . ., n — 1)
die sämmtlichen Wurzeln der Gleichung (S. 111 — 113).»
Die Zahl l wird der Index des reducirten Wurzelsystems ge-
8 L. Fuchs.
nannt, es ist also das Product aus der Gliederzahl des reducirten
Wurzelsystems in den Index desselben gleich dem Grade der Glei-
chung (S. 113).
Von jeder Form des in No. 2 dieser Notiz mit bezeichneten
Complexes gilt der Satz, dass sie alle solche Linearfactoren, welche
zusammen das reducirte Wurzelsystem einer irreductiblen Gleichung
bilden, gleich oft enthält (S. 115).
Gehört eine Form dem Complexe O an, so gehört auch jede
Covariante derselben dem Complexe O an (S. 106).
Die Hesse'sche Covariante einer Primform niedrigsten Grades
ist ebenfalls eine Primform (S. 116).
Die Linearfactoren einer Primform niedrigsten Grades bilden
ein reducirtes Wurzelsystem mit kleinster Gliederanzahl N. Es
wird der Index desselben mit L (S. 115) bezeichnet.
Es sei rj ein Linearfactor einer Primform niedrigsten Grades
0(y^, 2/2), g irgend ein Factor der Hesse'schen Covariante ^(^i, 2/2)
derselben. Ist
wo ß> constant und
so ist JV^=4 (S. 119).
Ist kein g Factor der Form (d), und ^> 2, und setzt manA=Y ^^^^
. L, je nachdem L gerade oder ungerade, so ist A Divisor von 2N — 4
(S. 121) und W{y^, y^) der !Form
A' = ^^^^ (S. 122).
Die Hesse'sche Covariante ^1(2/1, y^ der Hesse'schen Covariante
^(2/1; 2/2) t^^ <^i® Form
^i(!/i, 2/2) = (2/12/2)'-' ^/(y/,!//),
WO ^1' (2/1'^, 2/2^) ^^^ solche Potenzen von y^, y^ enthält, deren Ex-
ponenten Vielfache von X sind (S. 122).
Die Zahl A ist kleiner als 6 (S. 122).
Die Zahl N ist nicht grösser als 12 (S. 123).
Die Co Varianten niedrigem als ^ten Grades einer Primform
niedrigsten Grades müssen identisch verschwinden (S. S. 9.8).
L. Fuchs. 9
Mit Hülfe der Eigenschaften der Primformen niedrigsten Gra-
des wird eine Tabelle für die möglichen Gestalten derselben her-
geleitet (S. 123 — 126), aus welcher sich namentlich ergiebt, dass
N von den die Zahl 12 nicht übersteigenden Werthen nur die ge-
radzahligen annehmen kann.
5.
Zum Schluss noch einige besondere Resultate, welche zeigen,
wie man in concreten Fällen aus den in der Arbeit entwickelten
Principien einfache Mittel der Entscheidung gewinnen kann, ob die
Dififerenzialgleichung (B) algebraische Integrale hat.
Sind die Integrale der Dififerenzialgleichung (B) sämmtlich al-
gebraisch, so gehört sie zu der Klasse der Dififereiizialgleichungen (12)
No. 4 der Arbeit in B. 66, und es müssen die Wurzeln der zu den
einzelnen singulären Punkten gehörigen determinirenden Fundamen-
talgleichungen nach (B. 66 No. 6 II) rationale Zahlen sein (s. S.
104 der vorl. Arbeit). Ist dieses erfüllt, und irgend einer der
Nenner dieser auf ihre kleinste Benennung gebrachten Zahlen
grösser als 10, so besitzt die Dififerenzialgleichung (B) kein alge-
braisches Integral, wenn nicht diese selber oder die Dififerenzial-
gleichung (C) für (1 = 2 durch die Wurzel einer rationalen Func-
tion befriedigt wird (S. S. 134—135).
Sind die Nenner derselben Zahlen sämmtlich von den Zahlen
1, ^, 4 verschieden, und wird die Dififerenzialgleichung (C) für
(1 = 2 durch die Wurzel einer rationalen Function befiüedigt, so
genügt der Dififerenzialgleichung (B) entweder überhaupt kein al-
gebraisches Integral oder die Wurzel einer rationalen Function
(S. 135-136).
Sind sämmtliche Nenner gleich 2, ferner — die in algebrai-
schem Sinne grössere der beiden Wurzeln — , 1 der zum .sin-
gulären Punkt a» gehörigen determinirenden Fundamentalgleichung,
z.
endlich j/a das zu — als Exponent gehörige Integral (s. B. 66
No. 5), und setzt man voraus, dass für alle singulären Punkte der
Coefficient von (0 — aO"~i~^ ^ ^^^ Entwicklung von —^ nach
steigenden Potenzen von — a» verschwindet, so wird die Dififeren-
zialgleichung (B) durch die Quadratwurzel einer rationalen Function
befriedigt (S. S. 137-138).
Heidelberg. L. Fuchs.
10 F. Klein.
F. E!lein: Ueber binäre Formen mit linearen Transformationen
in sich selbst. (Mathematische Annalen IX. p. 183—209.)
Die von Riemann in die Functionentheorie eingeführte Vor-
stellung, die Werthe einer complexen Variabein nicht durch die
Punkte der Ebene sondern durch die Punkte der Kugel zu repräsen-
tiren, wird im gegenwärtigen Aufsatze dazu verwerthet, gewisse
algebraische Formen zu studiren, zu denen namentlich diejenigen
gehören, die, im Sinne dieser Repräsentation, durch die Ecken der
regulären Körper vorgestellt werden. Der Verf. ist zu diesen Un-
tersuchungen indirect, durch Probleme der projectiyen Geometrie
geführt worden. Er hatte sich mit der allgemeinen projectiven
Massbestimmung beschäftigt (Ueber die sog. Nicht-Euklidische
Geometrie, Math. Ann. IV, VI) und insbesondere die bez. Bewegungen
betrachtet, vernjöge deren die zugehörige fundamentale Fläche
zweiten Grades in sich übergeführt wird. Wenn man diese Fläche
insbesondere als eine Kugel voraussetzt, so zeigte sich, dass die ge-
nannten Transformationen der Fläche in sich mit denjenigen über-
einstimmen, welche sie erfährt, wenn man die im* Riemann'schen
Sinne über die Kugel ausgebreitete complexe Variable beliebigen
linearen Transformationen unterwirft.
So im Besitze eines neuen Mittels zur Untersuchung der linearen
Transformationen einer einzelnen Variablen, stellte sich der Verf.
die Aufgabe:
Alle endlichen Gruppen zu construiren, welche aus derartigen
Transformationen zusammengesetzt sind,
und dann ferner:
Diejenigen algebraischen Formen, welche durch die Transforma-
tionen einer solchen Gruppe in sich übergeführt werden, soweit es durch
blosse Anwendung der geometrischen Anschauung gelingen wollte, nach
verschiedenen Richtungen zu untersuchen.
• Es sei hier nur angegeben, dass die gesucHten Gruppen wesent-
lich durch diejenigen Bewegungen vorgestellt werden können, welche
die regulären Körper in sich überführen. Die Ecken der letzteren
geben daher ausgezeichnete Beispiele der in der zweiten Frage-
stellung verlangten Formen. — Von ilfcien untersucht der Verf.
insbesondere eine der zwölften Ordnung, welche durch die Ecken
des regulären Ikosa£der's repräsentirt wird. Es gelingt ihm, das
Formensystem, welches im Sinne der Invariantentheorie der betr.
Form zugehört, durch wesentlich geometrische Mittel erschöpfend
F. Klein. — L. Schläfli. 11
anzugeben. Er discutirt sodann den Affect der Auflösbarkeit der
betr. Gleichung und giebt insbesondere Resolventen sechsten und
fünften Grades an (die eine sehr einfache geometrische Bedeutung
haben). Die dabei auftretenden Formeln stimmen merkwürdiger-
weise, wenn -man von der Bedeutung der vorkommenden 'Grössen
und der aus ihr hervorgehenden Ableitung der Formeln absieht,
genau überein mit Formeln, welche von Kronecker, Hermite
und bes. Brioschi bei Untersuchungen über die Auflösung der all-
gemeinen Gleichung fünften Grades gegeben worden sind, so dass
die letzteren in der*hier gegebenen Theorie eine durchaus anschau-
liche und selbst elementare Interpretation finden.
Noch sei der an verschiedenen Stellen der vorliegenden Arbeit
hervorgehobene und präcisirte Umstand genannt, dass die regulären
Körper als Bilder algebraischer Formen, freilich bei anderen Frage-
stellungen aber unter zum Theil ähnlichen Gesichtspunkten, durch
Schwarz betrachtet worden sind (Borch. Joum. Bd. 75).
Endlich mag einer einfachen Durstellung des Formensystems
der binären cubischen und biquadratischen Form gedacht werden,
welche in § 4 der vorliegenden Arbeit abgeleitet wird, nachdem
sie der Verf. bereits früher (Programmschrift, Erlangen 1872) mit-
getheilt hatte. Die Verschwindungspunkte einer binären cubischen
Form werden durch drei aequidistante Punkte des Kugeläquators
vorgestellt; die cubische Covariante ist dann durch die drei diame-
tral gegenüberliegenden Punkte, die Hesse'sche Form durch Nord-
und Südpol gegeben. Um die biquadratische Form zu repräsentiren,
gehe man von der zugehörigen Covariante sechsten Grades aus.
Sie kann vorgestellt werden. durch die sechs Durchstosspunkte der
Kugel mit einem concentrischen, rechtwinkligen Axenkreuze. Die
vier Punkte der Grundform, sowie die vier Punkte der Hesse'schen
Form erhalten mit Bezug auf dasselbe eine symmetrische Anordnung.
München. . F. Klein.
L. Schläfli: Correzione alla Memoria intitolata; quand'd che
dalla superflcie generale di terz'ordine si stacca iin pezzo
rientrante? (Annali di matematica t. 6.)
Ein Briefwechsel mit Herrn Felix Klein in München über
die unpaarige Natur der Ebene in Bezug auf den für geometrische
Zwecke etwas veränderten Riemann 'sehen Begriff des Zusammen-
hanges machte mir klar, dass die unbegrenzte Sbene sich ähnlich
12 L. ScHLÄFLi. — P. Gordan.
verhält -wie das mit einer einzigen Randcurve versehene endliche
Stück einer Ebene, wenn man sich nicht entschliessen will, je4en
Punkt der Ebene doppelt zu zählen, jenachdem er ihrer Oberseite
oder ihrer Unterseite angehört. Ich sah nun ein, dass ich in einer
in den Annali di Matematica veröflFentlichten und im September
1872 geschriebenen Abhandlung über die Anzahl der Zusam-
menhangsarten , welche jeder der fünf Arten der allgemeinen Fläche
dritten Grades besonders zukömmt, alle fünf Zusammenhangszahlen
um 1 zu gering angesetzt hatte, und dass sie in 7, 5, 3, 1, — 1
zu verbessern sind. Wohl spät nach der gewonnenen Einsicht und
nachdem Herr Klein schon längst seine Ansichten von der Sache
veröflFentlicht hatte, schrieb ich wegen dieser Verbesserung im Sep-
tember 1875 den oben angezeigten kleinen Artikel.
Bern.. L. Scliläfli.
F. Gordan: Das Formensystem binärer Formen. (Teubncr 1875.)
Im 69. Bde. des Borchard tischen Journals habe ich den Be-
weis gegeben, dass es für jede binäre Form eine endliche Anzahl
von Covarianten und Invarianten giebt, durch welche sich alle
übrigen als ganze Functionen ausdrücken lassen; oder, wie ich mich
ausdrückte, dass das Formensystem einer binären Form endlich ist.
Seit jener Zeit bemühte ich mich, die hierbei eingeschlagenen Me-
thoden möglichst zu vereinfachen und den Zusammenhang zwischen
allen Formenbildungen zu ergründen. Besonders war es mir darum
zu thun, in dem gewonnenen System alle überflüssigen Formen aus-
zuscheiden und das kleinste Formensystem zu erhalten. Dieser Plan
ist mir nicht gelungen, ich erreichte vielmehr nur eine engere Um-
grenzung meines Systems, indem ich eine Reihe von Formen durch
andre ausdrückte, welche früher für irreducibel galten.
Den Satz über die Endlichkeit der Formensysteme kann ich
für Formen mit mehr als 2 Variabein allgemein nicht beweisen,
doch gilt er für alle quadratischen Formen und ausserdem für
die cubischen und biquadratischen ternären. — Alle meine Unter-
suchungen gehen im Wesentlichen von der Darstellung der Inva-
rianten durch symbolische Producte aus. C leb seh hat nämlich
(vergl. seine „Invarianten binärer Formen" Teubner) den Beweis
geliefert, dass alle Invarianten und Covarianten sich als Aggregate
symbolischer Determinantenproducte darstellen lassen. Nach diesem
P. GOBDAN. — M. BriOSCHI. 13
Satze bedurfte es nur einer Ausbildung der Rechnung mit Symbolen,
um Beziehungen zwischen Invariaijten und Covarianten aufzustellen.
Von wesentlichem Einfluss hierauf waren die Untersuchungen von-
Formen mit mehreren Reihen Veränderlicher. Jede binäre Form
mit 2 Reihen Veränderlicher lässt sich (vergl. Clebsch's Buch)
in eine endliche Reihe ^itwickeln, deren Glieder Pplaren von For-
men mit einer Reihe" Variabein sind. Die Invarianten und Cova-
rianten von Formerf mit mehreren Reihen Veränderlicher sind daher
simultane Invarianten und Covarianten von Formen mit einer Reihe
Veränderlicher.
Eine binäre Form mit 3 Reihen Variabler lässt sich auf mehrere
Weisen als Summe von Polaren darstellen 5 vergleicht man dieselben
unter einander, so gelangt man zu Relationen zwischen symbolischen
Producten, welche in andrer Weise nur schwer zu erhalten sind.
Diess ist das Verfahren, welches ich fast immer angewandt habe,
um zu prüfen, ob sich eine Form durch andre ausdrücken lasse.
Eine volle Sicherheit gewährt es allerdings nicht, eine solche ist
aber auch in nächster Zeit von keiner andern Methode zu erwarten.
Wie in früheren Arbeiten die Formen 5. und 6. Grades, so
ha,jbte ich hier besonders die vom 7. Grade im Auge; ich habe alle
diejenigen Covarianten und Invarianten des Systems der Form:
f=al
angegeben, welche sich nicht durch Symbole der quadratischen
Covariante:
(/*, f)' = aM^^if
ausdrücken lassen. Die übrigen entstehen dadurch, dass man die
gefundenen Formen mit dieser Covariante in bekannter Weise com-
binirt. Ihre Anzahl ist sehr gross und es ist mir nicht gelungen,
die zwischen ihnen bestehenden Beziehungen aufzustellen.
Erlangen. P. Gordan.
M. Brioschi: Siir une formule de transformation des fonctions
elliptiques. (Comptes Rendus de TAcaddinie des Sciences — 9 No-
vembre 1874 No. 19, 25 Janvier 1875. No. 4.)
In una delle lettere dirette da Jacobi a Legendre, pubblicate
alcuni anni ora sono dal Sigr. Bertrand*), nelle quali quell'
*) Annales de Tficole Normale Superieure. T. VI. Annöe 1869. Bor-
chardt, Journal für Mathematik. Band 80.
14 M. Bbioschi.
illustre geometra, con una semplicitä e con üna modestia ammirabili,
confidava al fondatpre della teQ;ria delle funzioni elittiche le sue
scoperte suUa trasformazione delle funzioni stesse, si leggono le^ se-
guenti parole:
„Vous auriez voulu que j'eusse donne la chaine des idees qui
„m'a conduit ä^ mes theoremes. Cependant la route que j'ai suivie
„n'est pas susceptible de rigueur geometrique^ La chose etant
„trouvee, on pourra y substituer une autre süt laquelle on aurait
„pu y parvenir rigoureusement. Ce n'est donc que pour vous, Mon-
„sieur, que j'ajoute le suivant."
„La premiere chose que j'avais trouvee (dans le mars 1827)
„c'etait Fequation T = F-t -j— : de lä je reconnus que pour un
„nombre n quelconque, la transformation etait un problfeme d' Analyse
„algebrique determine, le nombre des eonstantes arbitraires ^galant
,,toujours celui des conditions. Au moyen des coefficients indeter-
„mines, je formai les transfonnations relatives aux nombres 3 et 5.
„L'equation du quatrieme degre ä laquelle me mena la premiere ayant
„presque la meme forme que celle qui sert ä la triseetion, j'y soup-
„fonnais quelque rappori Par un tatonnement heureux, je remar-
„quais dans ces deux cas Tautre transformation complementaire pour
,,la multiplication. Lä j'ecrivis ma premiere lettre ä Mr. Schu-
hmacher, la methode etant generale et verifiee par des exemples*)".
Nel primitivo concetto e nei risultati dapprima ottenuti la
trasformazione delle funzioni elittiche per quindi considerata come
un problema di analisi algebrica. Anche Abel nella sua memoria
— Solution d'un pröbleme generale concemant la transformation des
fonctions elliptiques — essendosi posto il problema ,^Trouver tous
„les cas possibles .dans lesquels on pourra satisfaire ä requation
„diflferentielle:
dy , dx *
== -T* a
„en mettant pour y une fonction algebrique de x rationnelle ou
„irrationelle" aggiunge: „La methode qui s'oflre d'abord pour re-
„soudre le pröbleme- dans le cas oü y est rationelle est celle des
„coefficients indetermines ; or on serait bientot fatigue ä cause de
„1' extreme complication des equations ä satisfaire **y^
*) Lettern 3. povta la data di Koenigsberg — 12 Aprile 1828.
**) Abel: Oeuvres complätes. T. 1. pag. 263.
M. Bbioschi. # . 15
Sebbene perö egli non ricorra al metodo dei coefficienti inde-
terminati, la via da lui addottäla nel S. 3. de! suo — Precis cPune
theorie des fonctions elliptiques*) — allo scopo di stabilire la „Propriete
generale de la fonction rationnelle y =^ i^ix) qui satisfait ä une
equation de la forme:
dy _ dx ^i
- c
essendo basata suUa considerazione di una proprietä delle radici
della equazione y == ^(^), puö dirsi appartenga ancora alF analisi
algebrica.
Eisenstein ritornava due volte sulP argomento nelle sue —
Beiträge zur Theorie der elliptischen Functionen — cioe al capitolo III.
— Fernere Bemerkungen m den Transformationsformeln — ed al
capitolo V. — Ueber die Differentialgleichungen ^ welchen der Zahler
und der Nenner hei den elliptischen Transformationsformeln genügen"^*)
— applicando in conclusione tanto nell'uno che nelFaltro caso il
metodo dei coefficienti indeterminati; limitandosi perö in questi
lavori come in altri ad esporre il concetto piattosto che a svilup-
parlo ed n renderlo fecondb.
Lo scopo delle due Note la una presentata alF Accademia delle
scienze col titolo — Sur uneformule de transformation des fonctions
elliptiques — era appunto quello di mostrare come con piccola
difficoltä si possano determinare le formole generali di trasforma-
zione pel caso di n numero primo per mezzo di sole considerazioni
di analisi algebrica. — Jo aveva giä seguando la stessa via pubbli-
cate neir anno 1864***) alcune formole per la moltiplicazione le
quali conducono a quelle trovate in altro modo dal Sigr. Kiepert
nella sua memoria — Wirkliche Ausführung der ganzzahligen Mul-
tiplication der elliptischen Funktionenf), — ed aveva anche dimostrato
Tuso' delle medesime in alcuni problemi geometrici.
Nelle ricerche piü recenti ho addottato come forma canonica
delF integrale elittico la:
(1) , ^^
*) Abel: Oeuvres complötes. T. 1. pag. 372.
**) Eisenstein: Mathematisclie Abhandlungen, Seite 169, 207. —
Enneper: Elliptische Funktionen, Theorie und Geschichte S. 382.
***) Sur quelques formules pour la multiplication des fonctions elliptiques.
Comptes Rendus de rAcad^mie des Sciences. 7. Novembre 1864. No. 19.
t) Borchardt, Journal für Mathematik. Band 76. 1873. Seite 21.
16 ^ M. Bbiobchi.
nella quäle ^g, g^ sono gli invarianti di una forma binaria biqua-
dratica f{x^,x^. E noto che il Stgr. Hermite*) giuuse a quella
forma trasformando Kntegrale:
X* CbXa ^^ Xa OX*
per mezzo della:
essendo h Fhessiano della forma f.
Dalla (1) ponendo x = — i^, 5^2 = 3^? 93 = — ^ si ottiene,
facendo astrazione da un coefficiente costante, Faltra forma ca-
nonica delP integrale elittico:
dz
y2t + ssz — z^
che incontrasi nelle ricerche geometriche suUe curve piane del
terzo ordine.
Supponendo: •
dy dx
le proprietä della funzione razionale y = il^{x) che scradisfa alla
equazione superiore sono le seguente:
1. Essendo n numero primo, si ha:
y 2"*
nella quäle J7 e un polinomio del grado w, e T un polinomio del
grado — - — =v.
2. Ponendo g)(x^ = 4a;^ — ^2^ — 5^3? ®'
si ottiene per U il valore seguente:
(2) ü= g>{x){r' — TT') — ^<p\x)Tr + \(2v+l)x + 2a,]T'
essendo
rpf dl rpf/ a 1
dx ^ dx^
3. Posto:
J7 = /p" + a^ic" ~- ^ + «2^** •" ^ + • • • + «n
e:
(3) V=^{x) {ir^—UU'') - iip\x) Uü' + [{2n + l)x + 2a,] U^
*) Sur la th^orie des fonctions homogenes ä. deux ind^termin^es. Journal
de Grelle. T. 52.
M. Bbioschz. 17
si ha la equazione identica:
(4) F— xU' + ^G, UT^ + G^T^ =
dalla quäle si deducono i valori dfeUe indeterminate a^, a^y ... a^,
G^y Gq. Le calcolazioni occorenti sono della piü grande facilitä vista
la relazione di forma esistente fra i polinomj U, F. Per w = 3
si haimo le relazioni modulari:
V — Y^'s«!^ + 5^3«! — -^^^^ = ^'
G^ = I20a^^ ^ 9g, ; G, = - 280a,' + 42^2«^ - 21g,,
per w == 5:
«1^ — öjfg V + AOg, «1» — S^r/ai^ + 8g,g,a, — bg,^ = ,
Ö2 = -^(80ai^-395r2a,+40^3); G,=-140<+1125r2a,-1955r3.
Queste formole speciali furono giä ealcolate dal Sgr. Müller nella
sua dissertazione inaugurale — De transformatione functionum el-
Upticarum — (1867) giovandosi delle proprieta delle funzioni pe-
riodiche.
Dimostrasi facilmente come le relazioni (2), (3), (4) risolvano
il problema qui considerato. Posto infatti
«
si ha:
log y = i log 0(» — ^ log g){x)
per la quäle: ^
e da questa^
(f-)V(^) + if<P'i^) = 2y + ^a, + -^G,.
Ma se t/ = -^r sostituendo si ha:
9>(^)[(^)'- 2 ©'] + i9'(^)[? - 2 ^]
= ^ ^ + -J- ^2 ^ n" ^3 "^
la quäle, osservando essere «^ = 2«!, riducesi, per le relazioni (2)
(3), alla equazione identica (4).
Milano. M. Brioschi.
Repertorium für reine und angewandte Mathematik.
18 A. Cayi.b?,
A. Cayley: On the geometrical represeutation of Cauchy's theo-
rems of Boot-limitation. (From the Cambridge Philosophical
Transactions , Vol. XII, Part- II.)
There is contained in Cauchy^s Memoir „calcul des indices des
fonctions", joum. de Tecole polytech. t. XV (1837) a general theo-
rem, which, though including a well-known theorem in regard to
the imaginary roots of a numerieal equation, seems itself to have
been almost lost sight of. In the general theorem (say Cauchy's
two-curve theorem) we have in a plane two curves P=0, ^ = 0,
and the real intersections of these two curves, or say the „roots",
are divided into two sets according as the Jacobian
d^P . dyQ — da^Q . dyP
is positive or negative, say these are the Jacobian -positive and the
Jacobian-negative roots: and the question is to determine for the
roots within a given contour or circuit, the difference of the num-
bers of the roots belonging to the two sets respectively.
In the particular theorem (say Cauchy's rhizic theorem) P and
Q are the real part and the coefficient of i in the imaginary part
of a function of a; + iy with, in general, imaginary coefficients
(or, what is the same thing, we have
■P + ^ö = /"(^ + iy) + i<P (^ + *«/);.
where /*, g) are real functions of ic + iy)* ^^^ roots of necessity
are of the same set: and the question is to determine the number
of roots within a given circuit.
In each case the required number is theoretically given by the
P
same rule, viz., considering the fraction ^, it is the excess of the
number of times that the fraction changes from + to — over the
number of times that it changes from — to +; as the point (x, y)
travels round the circuit, attending only to the changes which take
place on a passage trough a point for which P is = 0.
In the case where the circuit is a polygon, and most easily
when it is a rectangle the sides of which are parallel to the two
axes respectively, the excess in question can be actually determined
by means of an application of Sturm's theorem successively to each
side öf the polygon, or rectangle.
In the present memoir I reproduce the whole theory, presenting
it under a completely geometrical form, viz. I establish between the
two sets of roots the distinction of right' and fc/?-handed: and
A. Caylbt. 19
•
(availing myself of a notion due t<j Prof. Sylvester) I give a geo-
metrical form to the theoretic rule, making it depend on the „inter-
calation" of the interseetions the two curves with the circuit: I also
complete the Sturmian process in regard to the sides of the rectangle;
the memoir contains further researches in regard to the curves in
the case of the particular theorem; or say as to the rhizic curves
P = 0, ö = o.
The general theory may be explained as follows:
Consider in a plane two curves P= 0, Q = (P and Q each
a rational and integral function of x, y), which to fix the ideas
I call the red curve and the bitte curve resjectively (it is assumed
throughoud that the two curves häve no points, or at least no real
points, of multiple intersection; i. e. they nowhere touch each other,
and neither curve passes trough a multiple point of the other curve),
the curve P = divides the plane into two sets of regions, say a
positive set for each of which P is positive, and a negative set for
each of which P is negative: it is of course immaterial whiche set
is positive and which negative, ßince writing — P for P the two
sets would be interchanged: but taking P to be given, the two sets
are distinguished as above. And we may imagine the negative
regions to be coloured red, the positive ones being leffc uncoloured,
or say they are white. Similarly the curve Q =^0 divides the plane
into two sets of regions, the negative regions being coloured blue,
and the positive ones being left uncoloured, or say they are white.
Taking account of the twofold division, and considering the coin-
cidence' of red and blue as producing black, there will be four sets
of regions, which for convenience may be spoken of as säbky gules,
a/rgent, amre: viz. in the figures we have
sable, shown by cross lines
[- gules, „ „ vertical lines
-| — |- argent, left white
-| azure, shown by horizontal lines,
sable and argent ( and + +) being thus positive colours,
and gules and azure ( 1- «uid -) ) negative colours.
Consider any point of intersection of the two curves. There
will be about this point four regions, sable and argent being op-
posite to each other, as also gules and azure; whence selecting an order
sable, gules, argent, azure;
2*
20 A. Cayley.
if to have the colours in this order we have to go about the point,
or root, right-handedly, the root is right-handed: but if left-handedly,
then tiie root is left-handed: or, what is more couvenient, going
always right-handedly, then, if the order of the colours is
sable, gules, argent, azure,
the root is right-handed; but if the order is
sable, azure, argent, gules,
the root is left-handed.
The distinction of rigth- and left-handed corresponds to the sign
of the Jacobian
and we may (reversing if necessary the original sign of one of the
functions) assume that for a right-handed root the Jacobian is
positive, for ^ left-handed one, negative.
I consider a trajectory whieh may be either an unclosed curve
not cutting itself or eise a circuit, viz. this is a closed curve not
cutting itself. A circuit is considered as described right-handedly:
an unclosed trajectory is considered as described according to a
currency always determinate pro hoc vice: viz. one extremity is se-
lected as the beginning and the other as the end of the trajectory:
but the currency may if necessary or convenient be reversed: thus
if an unclosed trajectory forms pari of a circuit the currency is
thereby determined: but -the same unclosed trajectory may form
part of two opposite circuits and as such may have to bß taken
with opposite currencies. It is assumed that a trajectory does not
pass through any intersection of the P and Q curves.
A trajectory has its P- and ^-sequence, viz. considering in
Order its intersections with the two curves, we write down a P for
each intersection with the red curve and a Q for each intersection
with the blue curve, thus obtainiug an intermingled series of P's
and §'s, which is the sequence in question. In the case of a
circuit, the sequence is considered as a circuit, viz. the first and last
terms are considered as contiguous, and it is immaterial at what
point the sequence commences. The sequence will of course vanish
if the trajectory does not meet either' of the curves.
A P- and ^-sequence gives rise to an „intercalation", viz. if in
the sequence there occur together any even number of the same
letter these are omitted (whence also any odd number of the same
letter is reduced to the letter taken once): and if by reason of an
A. Cayley, 21
Omission there again occur an even numbre of the same letter these
are omitted: and so on. The intercalation contains therefore only
the letters P and Q alternately: viz. in the case of an unclosed
trajectory the intercalation may contain an even number of letters
beginning with the one and ending with the other letter, and so
containing the same number of each letter — or it may contain an
odd number of letters, beginning and ending with the same letter,
and so containing one more of this than of the other letter; say
the intercalation is PQ or QP, or eise PQP or QPQ. The inter-
calation may vanish altogether, thus is the sequence were QPPQ
this would be the case.'
In the case of a circuit the intercalation cannot begin and end
with the same letter, for these, as contiguous letters, would be
omitted; and since any letter thereof may be regarded as the com-
mencement it is PQ or QP indifferently. A little consideration
will show that the whole number of letters must be evenly even,
or, what is the same thing, the number of each letter must be
even. Thuij^ imagine the circuit beginnii^ in sable, and let the
intercalation begin with PQ] viz. P we pass from sable to azure,
and Q we pass from azure to argent; in order to get back into
sable we must either retum the same way (Q argent to azure, P
azure to sable), but then the sequence is PQQP, and the inter-
calation vanishes; here the number of letters is 0, an evenly even
number; or eise we must complete the cycle of colours P argent to
gules, Q gules to sable; and the sequence and therefore also the
intercalation then is PQPQ, where the number of letters is 4, an
evenly even number.
In the case of- any trajectory whatever, the half number of
letters in the intercalation is termed the „index^^, viz. this is either
an integer or an integer + ^. But in the case of a circuit the
index is an even integer, and the half-index is therefore an integer.
The ind& may of course be = 0.
But we require a further distinction; instead of a P- and Q-
sequence we have to consider a> +P- and ^-sequence. To explain
this observe that a passage over the red curve may be from a
negative to a positive colour (azure to sable or gules to argent),
this is -f- P, or from a positive to a negative colour (sable to azure
or argent to gules), this is — P. And so the passage over the
blue curve may be from a negative to a positive colour (gules to
sable or azure to argent), this is -f- Q, or eise from a positive to
22 ^' Caylet.
a negative colour (sable to gules or argent to azure), this is — Q.
The sequence will contain the P and Q intermingled in any man-
ner, but the signs will always be -| altemately; for + (Por Q),
denoting the passage into a positive colour, must always be im-
mediately succeded by -- (P or Q), denoting the passage into a
negative colour. WhencC; knowing the sequence indepencjently of
the .signs, we have only to prefix to the first lettfer the sign
-f- or — as the case may be, and the sequence is then completely
determined.
Passing to a + intercalation, observe that in omitting any even
number of P^s or ^'s, the omitted signs are always -| 1 •••
or eise 1 h ' ' ' f ^^^* ^® omitted signs begin with one sign
and end with the opposite sign. Hence the signs being in the first
instance alternate, they will afker any Omission remain altemate;
and the letters being also altemate, the intercalation can contain
only + P and — Q or eise — P and -f- Q. Hence in the case
of a circuit the intercalation is either (+ P — Q), say this is a
positive circuit, or eise ( — P+ Q), say this is a negative circuit.
There is of course the neutral circuit (Pö)o) ^^^ which the inter-
calation vanishes.
Consider a circuit not containing within it any root; as a simple
exemple let the circuit lie whoUy in one colour, or whoUy in two
adjacent colours, say sable and gules: in the former case the se-
quence, and therefore also the intercalation, vanishes: in the latter
case the sequence is + $ — Q, and therefore the intercalation
vanishes: viz. in either case the intercalation is {PQ)q.
Consider next a circuit containing within it one right-handed
root; for instance let the circuit lie whoUy in the four regions ad-
jacent to this root, cutting the two curves each twice; the sequence
and therefore also the intercalation is +P — Q -{- P — Q] viz. this
is a positive circuit (+ P — ö)i> where the subscript number is
the half index, or half of the number of P's or of ^s. Similarly
if a circuit contains within it oiie left-handed root, for instance if
the circuit lies wholly in the four regions adjacent to this root,
cutting the two curves each twice, the sequence and therefore also
the intercalation is — P+ö — P+§, viz. this is a negative
circuit ( — P+ 01 : and the consideration of a few more particular
cases leads easily to the general and fundamental theorem:
Ä circuit is positive (+ P — Q)d or negative ( — P-f- Q)d ac-
cording as it contains mthin it more right-handed or more leß-handed
A. Cayley. 23
roots; and in either case the half -index 8 is eqtial to the excess of the
number of one over fhat of the other sei of roots. If the drcuit is
neutral (PQ)o, then there a/re tvithin it as many left-handed a$ right-
handed roots.
Consider now F(/) = {Zy 1)** a rational and integral function
of Zy of the Order n with in general imaginary (complex) coefficients,
or, what is the same thing, let F{z) = f{z) -f- i(p{ß)y where the
fiinctions /", q) are real*). Writing herein z = x '\- iy let P, Q be
the real part and the coefScient of the imaginarypart in the function
F{x '\- iy): or, what is the same thing, assnme
P + i ö = fix + iy) + i(p(x + iy)y
then it is clear that to any root a + iß (real or imaginary) of the
equation F(z) = 0, there corresponds a real intersection, or root,
X =: a, t/ = j3, of the curves P = 0, ^ = 0. The functions P, Q
as thus serving for the determination of the roots of the equation
F(js) == are termed „rhizic fiinctions*' and similarly the curves
P = 0, Q = are „rhizic curves". The assumed equation shows
at once that we have
dy(P + iQ) = id,(P + iQ) y
or, what is the same thing,
dyP d^Qy d^P=dyQ.
And we hence see that
^-^^ = (4P)* + {dyFf, or {dM + {dyQf
is positiv: viz. that the roots P= 0, ^ = are all of them right-
handed (the essential thing is that they are same-handed; for by
reversing the signs of P and Q they might be made left-handed: but
it is convenient to take them as right-handed): hence the theorem
— which in the general case, P and Q arbitrary functions, serves to
determine the diflPerence of the number of the right and left-handed
roots — in the particular case, where P and Q are rhizic functions
serves to determine the number of intersections of the curves P = 0,
*) It Ib asBnmmed that the equation F{z) =»0 has no equal roots: this
being so, the curves P = 0, Q =^ will have no point of multiple inter-
section; which accords with the assumption made in the general case of two
arbitrary curves.
24 A. Cayley. — A. Mayeb.
Q = 0: or, what is the same thing^ the number of the (real or
imaginary) roots of the equation F(/) = 0, viz. we thus determine
the number of roots within a given circuit.
Cambridge. A. Cayley.
A. Mayer: Direote Begründung der Theorie der Berührnngs-
transformationen. (Math. Annalen VIU. p. 304—312.)
Nach der Definition von Lie bilden die 2n + 1 Gleichimgen:
/ = Z, Xi'=^Xi, p: = Pi
eine Berührungstransformation, so oft Zy X^, . . . X»; Pi; . . . Pn
solche Functionen der 2w + 1 unabhängigen Variabein Zy x^^ ... a;«,
Pu '- Pn sind, dass identisch
(1) dZ — ^ FidXi =^qUz — ^pidxh
wird. Aus dieser Forderung ergibt sich eine Reihe charakteristi-
scher Relationen für die Functionen Z, X, P, die von Lie gefunden
wurden, indem er die in der Bedingung (1) enthaltene Aufgabe als
einen speciellen Fall des Pfaff sehen Problems auffasste und auf
dieselbe die Resultate anwandte, die Olebsch für das letztere Pro-
blem gewonnen hat. Die vorliegende Note- lehrt, wie man auch
ganz direkt aus der Formel (1) die in Rede stehenden Relationen
ableiten kann.
Bezeichnet man durch das Zeichen
d
die Operation
und setzt:
SO sind diese, zur Erfüllung der Forderung (1) noth wendigen und
hinreichenden Relationen die folgenden:
[ZX,-] = [X,X*] = [XtP.] = \PiP,] = 0,
[P*Xi] = 9, [ZPk] qPk
und es zeigt sich, dass das Problem (1) nur noch von der Auf-
lösung endlicher linearer Gleichungen abhängt, so oft man n -{- 1
A. Mayeb. 25
von einander unabhängige Functionen Z, X^, . . , Xn gefunden hat,
die paarweise den Gleichungen
[ZX,]=0, [X,Z,] =
genügen.
Verbindet man diese Resultate mit der Cauchy 'sehen Inte-
grationsmethode der partiellen DiflFerenzialgleichungen 1. Ordnung,
welche, wenn man jetzt p^, ... pn als die Diflferenzialquotienten
der unbekannten Function nach x^, . . . Xn ansieht, die vollständige
Integration der gegebenen Gleichung
Xj = const.
zurückführt auf die Ermittelung aller Lösungen F der linearen
Diflferenzialgleichung
[X,F] = ,
SO erhält man sofort den wichtigen Satz von Lie, daas es zur voll-
ständigen Integration einer gegebenen partiellen DifFerenzialgleichung
1. Ordnung
^0(^7 ^1? • • • ^ny Pif ... Pn) = COUSt.
nur nöthig ist, irgend n von einander wie von Hq unabhängige
Functionen H^, , . . Hn zu finden, welche die 7" Bedingungen
(2) [fl;-fl*] = o
identisch erfüllen, ein Satz, der die Jacofci'sche Methode zur Inte-
gration der Gleichung Hq = const. von der sehr störenden Be-
schränkung befreit, dass die Functionen JSq, JS^, ... Hn gerade in
Bezug auf 0, Pi, ... Pn von einander unabhängig sein mussten.
Bedenkt man andrerseits, dass umgekehrt aus einer vollständigen
Lösung der partiellen Differenzialgleichung Hq = const. sich immer
n von einander wie von Hq unabhängige Functionen H^^ ... H„
ableiten lassen, die allen Bedingungen (2) genügen, so gelangt man
zu einer allgemeineren Form des Fundamentaltheorems der Jacobi-
Hamilto naschen Theorie, wonach die Auffindung aller Lösungen
F der Gleichung
[HoF] =
zurückgeführt werden kann auf die vollständige Integration der
partiellen Differenzialgleichung
Hq = const.
Genügen auch diese Sätze schon, um die Wichtigkeit der Theorie
der Berührungstransformationen ausser Zweifel zu stellen, so tritt
doch die wahre Bedeutung, die diese Theorie für die partiellen
26 -^' Mayek.
DifiFerenzialgleichungen 1. Ordnung besitzt, vollkommen klar erst in
der grossen Lie'schen Arbeit über Berührungstransformationen zu
Tage, zu der die hierniit angezeigte Note nur einen erläuternden
Zusatz bringen sollte, dessen einziger Zweck es war, die schönen
Untersuchungen von Lie von der weitaus complicirteren Theorie
des allgemeinen Pfaf fischen Problems unabhängig zu machen.
Leipzig. A. Mayer.
A. Mayer: Ueber eine Erweiterung der Lie'sohen Integrations-
methode. (Math. Annalen VIII. p. 313—318.)
Das Pundamentaltheorem, welches der Li ersehen Integrations-
methode der partiellen Diflferenzialgleichungen 1. Ordnung, wie sie
in den Math. Annalen VI. p. 162 auseinandergesetzt worden ist,
zu Grunde liegt, kann bei Einführung des Jacob loschen Zeichens
also ausgesprochen werden:
Die vollständige Integration der gegebenen partiellen Diflfe-
renzialgleichung 1. Ordnung mit n unabhängigen Variabein g^i,... qn
^lÖl; • • • Qny Pu • • • Pn) = COnst.,
in der p^, , . . pn die Diflferenzialquotienten der gesuchten Function
nach gl, ... qn bedeuten, lässt sich auf die vollständige Integra-
tion einer partiellen DiflFerenzialgleichung 1. Ordnung mit nur noch
n — r unabhängigen Variabein zurückführen, sobald man zu der
gegebenen Function H^ r andere Functionen H2, ... i?r+i der
Variabein q und p hinzugefunden hat, welche die Bedingungen
(HiH,) =
erfüllen und von einander wie von H^ unabhängig sind hinsichtlich
der Variabein p.
Nun gibt es zwar eine ganze Reihe von Methoden, welche
lehren, wie man unabhängige Functionen finden kann, welche
paarweise mit H^ und mit einander verbunden, den Bedingungen
(HiHk) = Genüge leisten. Aber bei keiner von diesen Methoden
ist man a priori sicher, dass die Functionen,, zu denen man ge-
langt, auch wirklich gerade in Bezug auf die Diflferenzialquotienten
p von einander unabhängig sein werden. Es war daher von grösser
Wichtigkeit zu zeigen, dass diese Forderung der Unabhängigkeit
A. MaYES. SOPHUS LiE. 27
hinsichtlich der p überflüssig ist und dass der Satz auch dann noch
richtig bleibt, wenn die Functionen H^y H^, ... Ifr-f i nur über-
haupt von einander unabhängig sind. Diesen Nachweis liefert die
vorliegende Note und verschafft hierdurch der Lie'schen Methode
dieselbe Allgemeinheit, die durch Lie der Jacobi^schen Methode
zu Theil geworden ist.
Leipzig. . A. Mayer.
Sophus Lie: Allgemeine Theorie der partiellen Differenzial-
gleiohungen 1. Ordnung. (Math. Annalen Bd. IX, p. 245—296.)
Nach einer gedrängten Darstellung der von Jacobi und
Glebsch herrührenden Theorie vollständiger Systeme von linearen
partiellen Diflferenzialgleichungen wird das folgende Problem gestellt:
Problem 1. Bestimme alle Gleichungssysteme der Form
fk{x^ . . . XnPi . . . p,^ = (Ä; = 1 . . . m)
vermöge deren die Dififerenzialrelation
identisch stattfindet.
Es ergißt sich, dass jedes solches Gleichiingssystem n Glei-
chungen der Form
Xk = -T— (h = ah .. .1)
dp
k
enthält; wobei ab , , ,lm . , .t eine Permutation der Zahlen
1 2 ... w sind; und H irgend eine Function von pa - ^ .pi
Xm* ' o Xt bezeichnet, die hinsichtlich der p homogen von erster
Ordnung ist.
Beschränkt man sich für einen Augenblick auf w = 3 und fasst
dabei x^x^x^ als Cartesische Punktcoordinaten im Baume auf, PiP^P^
als Bestimmungsstücke einer durch den Punkt x^x^x^ gehenden
Ebene
i?i« — x^) + JP2« — ^2) +i>3« — ^3) = ,
so kann diese Theorie folgendermassen interpretirt werden. Die
Grössen Xj^x^x^ PiP^Pd ^^^^ Bestimmungsstücke eines Flächenele-
ments; 'die Gleichung Epdx = sagt, dass die beiden benachbarten
Elemente xp und x '\- dx p -{' dp vereinigt liegen. Das gestellte
28 SOPHUS LiE.
Problem kommt darauf hinaus, alle Schaaren von Plächenelementen
zu finden, in denen jedes Element mit allen benachbarten Ele-
menten derselben Schaar vereinigt liegt. Und der gefundene Satz
lehrt, dass die Elemente, die eine Fläche bedecken, oder eine
Curve umhüllen oder endlich durch einen Punkt gehen, die allge-
meinste Schaar der verlangten Eigenschaft bilden. — Ist n eine be-
liebige Zahl, so Hesse sich eine entsprechende Interpretation ent-
wickeln,, indem man nämlich die Betrachtungen der modernen
Mannigfaltigkeitslehre benutzte. In diesem Referate wird es doch
zweckmässig sein, eine rein analytische Darstellung zu geben.
Problem 2. Vorgelegt seien q Gleichungen
die hinsichtlich der p homogen von nuUter Ordnung sind. Man
soll in allgemeinster Weise n — q weitere Gleichungen finden,
welche zusammen mit den gegebenen, die Relation Updx =
identisch befriedigen.
Seien
Fl = Ö^i , . . . Fq == ttq
die vorgelegten Gleichungen; gelingt es solche weitere Punktionen
Fq^ij , , . Fn 2.U finden, dass eine Relation der Form
(1) Updx = 0iöf Fl H h 0n dFn •
stattfindet, so bilden die Gleichungen
(2) -^3+1 ^^^ ^2-1-1; • • • -^« ^^ ^»
zusammen mit F^ = a^, . . . Fq = aq ein Gleichungssystem der ver-
langten Art. Wir sagen in diesem Falle, dass die Gleichungen (2)
eine Tollständige Lösung der vorgelegten Gleichungen bilden. Ist
zuerst eine vollständige Lösung gefunden, so bestimmt man durch
ausführbare Operationen — Variation der Constanteh — das all-
gemeinste Gleichungssystem der verlangten Art.
Man beweist, dass Functionen F und O, die (1) erfüllen,
durch die folgenden Relationen verknüpft sind
(FiF,) = (FiOt) = i^iO,) = , {FiOi) = 1
dass femer jedes Grössensystem jP0, welches diese Bedingungen
erfüllt, wirklich die Gleichung (1) befriedigt. Nun aber kann man,
wenn überhaupt q -{- m Grössen F^ , . . FqQ^ . . . 0m vorgelegt
sind, welche (3) befriedigen, immer, indem man successiv eine An-
SoPHÜS LiK. 29
zahl vollständiger Systeme aufstellt und jedesmal eine Lösung be-
stimmt, weitere Functionen -F5-1-1 . . . FnOm-\-i . . . ^n finden, welche
dieselben Kelationen erfüllen.
Hieraus schliessen wir zunächst, dass jede Gleichung F^ = a^
vollständige Lösungen besitzt, und dass die Bestimmung einer
solchen nur die Integration gewöhnlicher DifiFerenzialgleichungen
verlangt.
Wir schliessen femer, dass jedes Gleichungssystem
Fl -= ai, . . . j; = «5 {FiF,) =
vollständige Lösungen besitzt, deren Bestimmung nur die Integra-
tion gewöhnlicher Differenzialgleichungen verlangt.
Sei jetzt vorgelegt ein Gleichungssystem der Form
(4) Pk — hk (jPg+i . ..pn OOf'OCn) (1c=l ...q)
wo
(Pi — Äf; Pk — h)=0
ist. Es lässt sich beweisen, dass der Ausdruck
ii = h^dXi -| 1- hqdXq + Pq^idXq^i -| PndXn
auf eine (n — q) gliedrige Form
Sl = 0,dF, H h On^.dFn^q
gebracht werden kann. Die Grössen F und Q sind definirt durch
die Gleichungen
(Pk - h, F) = 0, 0* - h, a>)= ,
(FiF,) = = {Fi0k) = i^iOjt) = 0, (FiOi) = 1,
Ist ein Grössensystem F0 gefunden, welches diese Relationen
erfüllt, so befriedigen die Gleichungen
zusammen mit (4) die Relation 2Jpdx = 0] sie bilden, sage ich,
eine vollständige Lösung der vorgelegten Gleichungen. Von einer
gegebenen vollständigen Lösung geht man über zu der allgemeinsten
vollständigen Lösung, indem man die Gleichung
9^dF, + h On-.,dFn^q = 0,' dF,' + h 0'n^qdF'n^q
in allgemeinster Weise befriedigt. Wie dies geschieht, ist aus der
Theorie des Pfaff'schen Problems bekannt.
Sei endlich vorgelegt ein Gleichungssystem der Form
30 SoFBÜfl LiE.
2), — Ä,(iCj4-i . . . i»nPi . . .'Pq'g,i . . . p«) (i = g . . . g )
WO
(a;* — 9*, i)f — Ä,) = 0, 0,- — *,-, i)r — Ar) = 0.
Es wird bewiesen, dass der Ausdruck
sich auf eine (w — g') gliedrige Form
bringen lässt; die Integration des Gleichungssystems (5) wird auf
diejenige eines Systems der Form (4) zurückgeführt.
Sind nun r ganz beliebige Gleichungen
i^i = 0, . . . Fr^O
vorgelegt, so beweist man, dass jedes Gleichungssystem
Fi = 0...jF; = *r+i = 0...*„ = 0, '
das den Ausdruck Updx identisch verschwinden lässt, sämmtliche
Gleichungen der Form
(F,F,) = '
enthält. Durch Anwendung dieses Satzes gelingt es, das allge-
meine Problem 2 durch ausführbare Operationen auf den speciellen
Fall zu reduciren, dass die vorgelegten Gleichungen die Form (5)
oder noch einfacher, die Form (4) besitzen, und da dieses specielle
Problem schon erledigt ist, so ist hiermit eine allgemeine Behand- ^
lungsweise des allgemeinen Problems 2 gefunden.
Die entwickelte Integrationsmethode verlangt eine grosse Anzahl
Integrations- Operationen. Einfacher sind die folgenden Methoden.
Handelt es sich darum pn — ä„ = zu integriren, das heisst
auf eine (w — 1) gliedrige Form
zu bringen, so weiss man, dass die Grössen Fi und -^— ^ — Lösungen
von
(i>« — Ä», ?7) = 0, ^Vic-^ =
k *
sind. Bezeichnet man daher mit
SOPHUS LiK. 31
ein beliebiges System Lösungen dieser Gleichungen, so kann V
immer die Form
*t=:2n— 3
erhalten. Wählt man insbesondere die Grössen
derart, dass sie durch die Substitution ic« = a = const. die Werthe
Pl Pn-2
^ ^ Pn^l Pn-1
annehmen, so ist
und also bestimmen die Gleichungen
dl = «1 . . . d„_i = a«— 1
eine vollständige Lösung von pn — Ä« = . Dies ist die Cauchy'sche
Methode in ihrer wahren Allgemeinheit.
Soll man andererseits das System
Pi —^K = . . . 2)9 — Ä« = , wo {jpi — hi^ pk — hk) = 0;
integriren, oder anders ausgesprochen, soll man den Ausdruck
F= hj^dx^ -| 1- hqdXq + JP«+i dxq^i H 1- PndXn
auf eine (n — q) gliedrige Form
bringen, so sind Fi und * ein System Lösungen von
n — q
(Pn — hn,ü) = . . . (Pn-q+l — K^q + U U) = 0,^Pk -j— = .
Bezeichnet man daher überhaupt mit d^ . . . d2n— 29— i ein System
Lösungen dieser Gleichungen, so besteht immer eing Relation der
Form
*c=s2n — 2o— 1
F= p ^ßt(<»i . • . d2n-25-l)rf<»*.
Wählt man insbesondere die Grössen
dj . . . d„_<^d«— 3-1-1 . . . d2«_25— 1
derart, dass sie durch die Substitution rr^ = «j, . . ., Xq = Uq die
Werthe
Pi Pn—q—l
y
0?! • • • Xn^q
Pn-a 1>»~.
n
32 SoFHüs Lni.
annehmen, so verschwinden die n — q — 1 letzten Glieder in der
letzten Gleichung, und es kommt
und also bestimmen die Gleichungen
eine vollständige Lösung von p^ — \=^ . . . , pq — hq = 0. Dies
ist die vom Verfasser erweiterte Cauchy'sche Methode.
Noch einfacher ist die folgende vom Verfasser herrührende
Integrationsmethode des Systems
Vi — Äj = . . . _p<y '— Äj = ,
wo
(p.- — h, Pk — Ä*) = 0.
Man bezeichne diejenige Function, in welche ^{x^ . . . Xn Pi " • Pn)
durch die Substitution
übergeht, mit O^, und bilde sodann die Gleichung
p-^nh^j!^==0=p-^h.
Ist nun
{"■■■■- '-ir '-r)
w
eine Lösung von
(6) (fi,-h„W)^0...(p,-h„W) = 2^*4^ = 0,
SO ist auch
(7) (i>-Ä, TF(*)) = 0.
Sind Wi .... Tr2n — 2g— 1 ein System Lösungen von (6), so sind
Wi ... . W2n — 2q — i eiu Systcm Lösungen von (7).- Nimmt man
dagegen eine beliebige Lösung W von (7) und führt auf sie die in-
verse Substitution
r*==
^k—^k
X
aus, so ist die hervorgehende Function W^'^^ im Allgemeinen keine
Lösung von (6). Wählt man indess ein System Lösungen
O?! . . . ß)n — 5 C^n—q-\-l ••• 02*1 — 25 — 1)
welche die Eigenschaft besitzen, durch die Substitution x^ = a^ ....
Xq = üq die Werthe
SOFBUS LiE. 33
Pg^l Pn-1 .
XqA^l .... Xn ■ — • • • •
^^ ^ Pn Pf.
anzunehmen, so sind die Grössen
ix) ix)
(Ol .... (02n — 2q — l
ein System Lösungen von (6). Hiermit ist die Integration des
Systems p^ — Ä^ == ,,.. Pq — ä^ = auf diejenige von p — h =
zurückgeführt.
Vermöge dieses Satzes kann die Integration der Gleichung
Pn K(Pi . . . JP« - 1 Xi ... Xn) = y
nachdem eine Function N gefunden ist, welche die Gleichungen
(Pn — An, ^■) = , ^Pi "ä^ =
k
erfüllt, auf diejenige einer Gleichung zwischen (w — 1) Variabein
Pn-l — Jin-l(Pi "... i?n-2 ^i -. OOn-l) = .
zurückgeführt werden. Um diese reducirte Gleichung zu integriren,
kann man zunächst eine Lösung der Gleichungen
suchen, und sodann eine aequivalente Gleichung zwischen n — 2
Variabein aufstellen
Pn—2 — Ä«~2(i>i '" Pn-^B O^i -• ^ZJ«— 2) = 0.
Diese Gleichung wird in entsprechender Weise auf eine zwischen
n — 3 Variabein reducirt u. s. w. ' Zuletzt kommt man zu einer
gewöhnlichen DifiFerenzialgleicliung zwischen 2 Variabein. Ist sie
integrirt, so findet man successiv durch ausführbare Operationen voll-
ständige Lösungen aller aufgestellten Gleichungen, insbesondere auch
eine vollständige Lösung von jp„ — ä„ = .
Es ist unmöglich gewesen, in diesem kurzen Referate die Be-
ziehungen zwischen den hier dargestellten und den von Jacobi,
Mayer u. s. w. herrührenden Theorien auseinanderzusetzen.
Christiania. Sophus Lie.
1 Bepertoriam für reine und angewandte Mathematik.
I
34 P. Mansion.
F. Mahsion: Theorie des öquations aux dörivöes partielles du
Premier ordre. (Paris 1875. Prix 6 frcs.)
Ce memoire contient le. resume des recherches de Lagrange,
Pfaff, Jaeobi, Bour, Weiler, Clebseh, Korkine, Boole,
Mayer, Cauchy, Serret et Lie, jusqu'en 1872 sur les equations
aux derivees partielles du premier ordre.
Nous avons groupe les travaux des ces geometres dans les sub-
divisions suivantes:
Introduetion. Generation des equations aux derivees partielles
du premier ordre (§§ 1—4).
Livre I. Methode de Lagrange et de Pfaff (§§ 5 — 15).
Livre IL Methode de Jacobi (§§ 16—27).
Livre m. Methode de Cauchy et de Lie (§§ 28—32).
Appendice. Methode de Lie comme synthese des idees ante-
rieures (§ 33).
Cet arrangement est rigoureusement didactique, c'est-ä-direy
que du commencement ä la fin nous penetrons de plus en plus
profondement dans notre sujet. II est en meme temps historique
dans ses grandes lignes, ä une exception pres: la methode de
Cauchy est anterieure de beaucoup ä tous les travaux resumes
dans • notre livre deuxieme. Nous avons ete amenes ä placer la
methode de Cauchy ä la fin de notre memoire, avec celle de Lie,
parce que cette derniere est la suite naturelle de la premtiere, et
que, reunies, elles constituent une etude plus approfondie dela
question de Tintegration des equations aux derivees partielles que
les methodes de Lagrange, de Pfaff, de Jacobi et de Bour.
Dans notre Introduetion, nous donnons d'abord, d'apres La-
grange (1772 et 1774) et Lie (1872), la definition du probleme
de Tintegration des equations aux derivees partielles du premier
ordre. Nous indiquons ensuite, d'apres Jacobi, deux moyens ge-
neraux et tres-simples de faire disparaitre la variable independante
des equations en question. Nous montrons, contrairement ä Tavis
de Bertrand et d'autres geometres, que le second procede de trans-
formation de Jacobi n'est pas illusoire (§ 1)*). Les deux para-
graphes suivants contiennent la theorie des equations aux derivees
*) M. M. Lie et Mayer partagent cette mani^re de voir (Mathematische
Annalen, t. IX, p. 366).
, P. Mansion. * 35
partielles, ä 3 ou ä (w + 1) variables, teile que Ta decouverte La-
grange en 1774, au moyen de sa feeönde methode de la Variation
des constantes arbitraires. Nous avons ajoute toutefois ä Pexpo-
sition de Lagrange diverses remarques empruntees ä Jacobi et
une methode tres-simple de generätion d^s equations simultanees.
Le demier paragraphe est consacre aux vues de Lie sur le sujet
traite dans les numeros precedents et ä Fexplication du paradoxe
relatif aux constantes supplementaires.
Le livre premier contient Tanalyse des tra"^aux de Lagrange
et de Pf äff. Nous avons expose, avec predilection, ces recherches
dejä anciennes, d'abord parce qu'elles contiennent le germe de maintes
decouvertes ulterieures, ensuite parce qu'elles sont susceptibies d'une
foule d'applications que Ton. traite plus simplement, par ces me-
thodes, que par les methodes plus savantes de Jacobi ou de
Cauchy.
Le premier chapitre traite des equations lineaires, dont La-
grange a trouve la theorie en 1779 et en 1785. Notre exposition
ne difiFere de celle de nos devanciers qu'en ce que nous employons
davantage la theorie des determinants fonctionnels. «Dans le der-
nier paragraphe, nous donnons l'extension de la theorie de La-
grange falte par Jacobi, en 1827. II est assez etonnant que ces
recherches du geometre de Berlin soient passees sous silence dans tous
les traites, et meme dans les*memoires recents de Graindorge et
Imschenetsky, car seules, elles fönt comprendre Fetroite con-
nexion qui existe entre les equations aux derivees partielles et les
^stfemes d'equations differentielles du premier ordre (voir le n^ 32).
En passant, nous avons fait connaitre sous quel point de vue Lie
considere les equations lineaires (n^ 23)*).
Le second chapitre contient Tanalyse des travaux de Lagrange
sur les equations non lineaires. C'est en 1772 que le geometre de
Turin trouva le moyen de ramener Integration des equations non
lineaires äv trois variables ä celle des equations lineaires ä quatre
variables. II revint sur le meme sujet en 1774, pour faire connaitre
les diverses integrales des equations aux derivees partielles, et en
1806, pour expliquer un singulier paradoxe que presente la theorie
de Fintegrale generale. Nous faisons connaitre la methode de La-
*) D'apres M. Mayer, qui nous a ecrit ä ce sujet, nous aurions du pro-
fiter davantage, dans ce chapitre, du Memoire de Jacobi, intitule Düucida-
tiones, etc. (Journal de Grelle, t. XXIII, p. 1—104).
86 * P. Mansiov.
«
prange «ou« ses diverses formes. En premier lieu, le grand geo-
nietr<^ observo qu'integrer F^quation
c'est trouver une valeur de p, teile que
dz =^ pdx -\- xdy
Boit intögrable. Ensuite, il indique le üioyen general pour trouver
une val(Mir de p avec une constante arbitraire, ce qui est le germe
(1(^ la mt'tJiode de Jacohi. Enfin, il montre comment on peut de-
duirn la valeur la plus generale de is, de la valeur la plus generale
•tlo Pj CO qui est le germe de la methode de Pfaff,
Jacobi, en efFet, en appliquant la methode de Lagränge,
Süua sa dernitjre forme, aux equations ä n variables independantes,
a tUt^ anien<?, en 1827, & refaire en sehs inverse tous les calculs de
IMaff. Nous exposons ce curieux travail de Jacobi dans notre
cluipitre IIT. Le geom^tre de Berlin ramene Fintegration d*une
tuiiuxtion non lint^ire a celle d'un Systeme d'equations simultanees
dont la Solution est plus generale que celle de requation donnee.
lN)ur piu'tioulariaer cette Solution et en deduire Tintegrale cherchee,
il est forc^^ de faire \\n changement de variables: (2n — 1) variables
»i|, . . ., ^Hf Pif . . ., |)„_i sont remplacees par les constantes de Tin-
tt^gration dee (Equations simultanees auxiliaires, et la question se
rftln^no dt"^» lors a riiit<^gration d'ui^f equation differentielle totale
u {UM — 1) variables.
IMrtff, d^s 1814, avait suivi precisement une reute inverse,
eommo nous le montrons dans le ehapitre suivant.. Pour integrer
l\H)uation.
Pm '**" X\ß% ^\% • • *f •**«) Pij • • •> Pm — 1^
il iHniÄid^re rAjuation ditferentielle totale
^ :?w viwriaWes, it. u\, . . ., ••'•' A» •-•ji^— i, ^t la transfonne en
um* autn* dt^ memo forme a ^^2m — 1) variables. CTest precisement
ot^lU^ quo Jftoobi » trouvee en goneralisant les demieres recherches
do Lagriinge^ et Pfaff v arrive en integnint le meme svsteme
d'equaiions que Jacobi, Les deux methodes sont donc idenüqnes.
sauf que Tuiie est. plus elairement que 1 auire> la generadisation de
la methode tle Lagrange« et que Pfaff traite, en ontre. le pro-
bleuie g^Wral de Tintegnition des eijuations differentielles totales^
qui lH>rte $%>n iH>ttu l^uis notrv^ ex)H>sition des travaux de Pfaff,
nous nous aiilous de divers tvrits ik* Gauss« de Jaeobi et de
«I
J
P. Mansion. 37
Cayley. Le dernier paragraphe du chapitre IV contient, outre le
Probleme inverse de Pf äff, la^ simplification introduite dans toute
cette theorie, par Femploi des valeurs initiales des variables comme
constantes arbitraires. Le problfeme general de Pf äff conduit ä
integrer n systemes d'equations simultanees dont chacun ne peut
«tre forme qu'a^res Tintegration complete de tous les precedents.
Jacobi, en 1836, profitant d'une idee de H^ilton, montra que
Fon peut former immediatement ces n systemes, si Ton prend,
comme nous venons de le dire, les valeurs initiales Hes variables
pour constantes arbitraires ; de plus, sll s'agit de Fintegration d'une
equation aux derivees partielles, il n'y a plus qu'un Systeme ä inte-
grer. Oauchy, longtemps aupara^ant, en 1818, etait arrive ä ce
demier resultat, en employant aussi les valeurs initiales des variables
comme constantes. C'est ä lui, d'ailleurs, qu'est due Tintro-
duction de cette idee dans la science, mais Jacobi semble avoir
ignore les travaux de Cauchy.
Tel est le cycle des recherches exposees dans notre livre pre-
mier. Nous avons Joint ä chaque theorie les applications que Ton
rencontre ordinairement dans les traites, outre Celles qui se trou-
vent dans les memoires de Lag ränge. De plus, nous avons donne
dans un paragraphe special Tintegration d'une dquation tres-remar-
quable, due ä Schlaf li, et publice par lui en 1868.
Le livre second est consacre ä la methode de Jacobi et de
Bour, aux perfectionnements de cette methode dus ä Weiler. et ä
Clebsch, enfin aux methodes de Korkine, de Boole et de Mayer
qui s'y rattachent de tres-pres.
La Nova methodus de Jacobi a ete trouvee par lui en 1838
et publice par Clebsch en 1862. Nous la faisons connaitre dans
nos deux premiers chapitres. Notre exposition ne differe de celle
de Graindorge et Imschenetsky qu'en ce que nous avons reuni
dans un chapitre special, le premier, tout ce qui se rapporte aux
conditions d'integrabilite. En nous eloignant un peu de nos prede-
cesseurs et de Jacobi sur ce point, on trouvera* peut-etre que nous
avons abuse des notations symboliques. Toutefois, le lecteur qui
se sera familiarise avec ces notations reconnaitra que, seules, elles
peuvent conduire naturellement ä la demonstration des principes
de la methode de Jacobi. Dans le chapitre III, nous donnons
Textension de cette methode aux equations simultanees, due äBour,
en corrigeant la petite erreur qui s'est glissee dans Fexposition de
ce dernier et dans celle des auteurs qui Font suivi. Cette erreur
38 P* Mansion.
a ete signalee par Mayer, en 1871. Au point de vue historique,
il Importe de remarquer que les^travaux de Bour ne procedent*
pas de ceux de Jacobi, qui n'orit ete publies qu'en 1862. Liou-
ville, Bour et Donkin ayaient trouve, vers 1853 et 1854, les
theoremes fondamentaux de la Nova metJwdus, sans avoir connais-
saace de celle-ci. Dans le chapitre .IV, nous reptoduisons des cal-
culs d'une admirabte elegance, dus ä Clebsch, et publies en 1866,
oü Teminent algebriste fait connaitre une notable simplification de
la methode'de Jaeobi, trouvee par Weiler en 1863*).
Les chapitres V et VI sont consacres ä des methodes oü Ton
procede par changement de variables. Dans la methode de Kor-
kine (1868), qui s'applique# aux equations simultanees nön
lineaires, on dispose de la fonetion arbitraire, qui entre dans Tin-
tegrale generale de Tune des equations donnees, de maniere ä sa-
tisfaire aux autres equations; on transforme ainsi le Systeme en
un autre qui contient une equation.et une variable de moins. Les
calculs auxquels nous avons ete conduit pour demontrer les prin-
cipes de cette methode, auraient ete extremement longs, si nous
n'avions largement employe la theorie des determinants. La me-
thode de Boole (1863), qui sapplique seulement aux equations
lineaires, procede ä peu pres comme celle de Korkine. Elle est
exposee dans le demier paragraphe du chapitre V. La methode de
Mayer (1872), qui vient ensuite, s'applique aussi aux equations
lineaires, dont eile ramene Integration a celle de certains systemes
d'equations differentielles totales. Ghaque fois que Ton parvient a
integrer une equation de Tun de ces systemes, on le transforme en
un autre Systeme contenant une equation et une variable de moins.
Les nouvelles variables sont les valeurs initiales des variables pri-
mitives. En outre, au moyen d'une transformation de variables
d'un genre tout different, on peut faire en sorte de n'avoir ä con-
siderer qu^un seul Systeme. Quand il s'agit des equations lineaires
auxquelles conduit la methode de Jaeobi, un theoreme de Mayer,
analogue a celui de Poisson et Jaeobi, dont il est un coroUaire,
introduit de nouvelles simplifications**).
*) M. M. Weiler (Journal de Schlömilch, 1875, t. XX, pp. 83 sqq.
271 sqq.) et Mayer (Mathem. Ann. t. IX, p. 346 sqq.) ont expose de nouveau
cette simplification, .qui n*est pas identique a celle de Clebsch.
**) M. Mayer m'apprend que malheureusement j'ai laisse une erreur se
glisser dans mon exposition de sa mdthode.
P. Mansion. • 39
Les methodes de Jacobi, de Clebsch et de Mayer, eonduisent
ä chercher une integrale de systemes de 2(n — 1), 2(n — 2), . . ., 2
equations differentielles ordinaires, ces systemes etant respectivement
pour les trois methodes, au nombre de:
l,2,3,...,(n-2), (w~l),
1, 2, J, .. ., 2, 2,
Les equations sont supposees ne pas contenir explicitement lä va-
riable dependante. La methode de Lie, dont nous parlerons plus
bas, exige precisement le meme nombre d'integratipns que celle de
Mayer.
Le livre troirsieme contient d'abord Texpose de la methode de
Cauchy. L'illustre geometre l'a trouvee des 1818, en partant de
deux idees principales; Fune est le changement de variables, qu'il
semble emprunter ä Ampere, plutöt qu'ä Lagrange ou ä Pfäff,
car il parait avoir ignore les. recherches de celui-ci; Tautre est Tin-
troduetion immediate dans le ealeul des valeurs initiales des variables,
comme on le fait dans la theorie des integrales definies. Si les
recherches de Cauchy n'etaient anterieures ä Celles de Jacobi sur
la methode de Pf äff, on les prendrait pour une exposition simpli-
fiee de tous les travaux analyses dans notre livre premier, y com-
pris la theorie des equations lineaires de Lagrange. Quand il
s'agit de trouver les integrales de ces equations, supposees ä trois
variables, Lagrange et Monge cherchent d'abord les courbes qui
peuvent engendrer les surfaces representees par les integrales. Une
idee analogue donne ä Cauchy les courbes ou varietes ä une di-
mension, appelees caracteristiques par Lie, qui engendrent, pour
ainsi dire, Tintegrale des equations non lineaires. Pf äff et Jacobi
etaient forces, dans la suite de leurs calculs, d'egaler ä des con-
stantes n de leurs (2w — 1) variables auxiliaires. Cauchy, des le
debut, ne prend que (w — 1) variables auxiliaires, et il suppose im-
mediatement que ce sont les valeurs initiales des anciennes variables,
ce qui le dispense du circuit par lequel Jacobi est arrive, plus tard,
au meme resullat. Cauchy a donne une forme plus generale ä sa
methode, en 1841; les valeurs initiales des variables peuvent etre
a volonte de nouvelles variables ou des constantes d'integration.
Cest ce travail de 1841, auquel on n'a pas accorde suffisamment
d' attention, qui est la base de notre exposition. Nous avons pu,
gräce ä lui, donner, avec une entiere rigueur, la theorie de Inte-
gration d'une equation aux derivees partielles^ dans les cas les plus
L
40 , P« Mansion.
singulierS; par exemple^ dans le cas des equations semi-lineaires de
Lie (1872), rencontre incidemment par Serret en 1861; Tintegrale
de ces equations est donnee par m relations entre (n + 1) variables
et n constantes arbitraires. Mayer a montre, en 1871, que la
methode de Pf äff, modifiee par Jacobi, ne donne jamais Tintegrale
complete des equations homogenes par rapport aux quantites p] il
en est de meme de la methode primitive de Cauchy. Mais quand
on laisse ä cette methode toute son elasticite, si j'ose ainsi dire,
eile conduit, sans calcul/ aux modificaidons de la methode de Pf äff
et Jacobi, proposees par Mayer, et Darboux.
La methode generale de Cauchy se prete tres-bien aussi ä
ime exposition rigoureuse des recherches de Serret (1861), relatives
au cas oü la methode de Cauchy semble en defaut, Nous donnons
ces recherches dans le chapitre IT.
Le chapitre suivant contient, d'apres Mayer, un expose de la
methode de Lie (1872) consideree comme une extension de la me-
thode de Cauchy. Dans cette methode, on ramene Tintegration
de (m + 1) equations a (n "{- m) variables independantes ä Celles
d'une equation unique contenant n variables independantes, soit en
cherchant une integrale de m equations, soit apres une simple trans-
formation de variables. Dans ce demier cas, on voit -clairement
que la methode de Lie est la suite naturelle de celle de Cauchy.
Combinee avec celle de Jacobi, eile s'applique ä uneseule equa-
tion ä (w -f- 1) variables, surtout dans les cas les plus defavorables.
Enfin, dans un court appendice, nous donnons, au moyen des
idees de Lie lui-meme, un aper^u synthetique des methodes prin^
cipales, qui permet au lecteur d'entrevoir leur fusion prochaine,
entre les mains du geometre norwegien.*)
Gand. P. Mansion.
*) Aux Berits de M. Lie, cites, page 272, il faut encore ajouter mainte-
nant le suivant: Allgemeine Theorie der partiellen Differentialgleichungen erster
Ordnung (Math. Ann. t. IX, p. 245—296).
P. Mansion. 41
F. Mansion: Sur la^möthode de Cauohy pour Tintögration
d'une öquation aux dörivöes partielles du premier ordre.
Note presentee par M. Hermite. (Comptes rendus de l'Aca-
d^mie des scienses de Paris, 1875, 2^ semestre, t. LXXXI, p. 790 — 793.)
Kesume de la partie la plus originale de notre Memoire sur les
equations aux derivees partielles (n°^ 4, 5, 107, 108, 111, 129). Voici
Tidee fondamentale qui est exposee dans ce petit article: une equa-
tion aux derivees partielles ä (n + 1) variables du premier ordre
et les equations canoniques correspondantes representent les meines
Clements, en nombre oo^**, dans un espace ä oo** + ^ dimensions.
Pour deduire une integrale complete de Fequation aux derivees par-
tielles du Systeme integral des equations canoniques, il suffit d'associer
d'une maniere convenable les oo^** elements, ce que permet la me-
thode de Cauchy dans tous les cas; par exemple, dansteux qui
ont ete examines recemment par Mayer etDarboux, et qui sem-
blent exceptionnels.
a
Gand. P. Mansion.
F. Mansion: Introduction ä la thöorie des deternlinants,
ä lusage des etablissements d'instruction moyenne.
(Gand, Hoste, 1876. Mons, Manceaux, 1876. 28 p. in 8*^. Prix: fr. 0.50.)
F. Mansion: Elements de la th^orie des determinants d'apres
Baltzer et Salmon. (ibid. 1875, 44 p. in 8^. Prix: fr. 1. 25.)
Le premier de ces ecrits est extrait de la Bevue de Vlnstructimi
publique en Belgique (t. XVIJI, 1875; t. XIX, 1876), le second, de
la Nouvelle Correspondance mathematique (t. I, 1874 — 1875); toute-
fois le tirage ä part de celui-ci contient de plus que le texte public
dans le Journal deux belies demonstrations, dues ä Janni, Tune du
theoreme de Bezout sur Telimination, Tautre des proprietes des
determinants nuls, L'ordre des matieres est le meme dans les deux
opuscules: I. Definitions et proprietes immediates. IL Calcul des
determinants. III. Applications ä la resolution des equations line-
aires et ä Telimination. Denis V Introduction , nous n'employons pas
la theorie des permutations et nous ne parlons que de determinants
ä 4 ou ä 9 elements, les seuls qui soient vraiment utiles dans
i
42 P. Mansion.
«
renseignement moyen. Dans les Elements, au' contraire, nous avons
recours ä la theorie generale des permutatfons.
Nous pensons avoir simplifie deux points dans les Elements
1- Nous disons qu'une permutation a««', 6^^', Cyy' . . .,. d'elemeiits ä
deux indices, est paire ou impaire suivant que le nombre des de-
rangements des premiers indices aßy . . ., et des seconds a/3'y'...
est pair ou impair. Cette maniere de definir les permutations paires
et impaires rend plus facile la demonstration des proprietes des
determinants qui decoulent immediatement de la definition et peut
s'etendre aux permutations d'elements a 3, 4, . . . indices. 2- La
regle de la multiplication des determinants, supposee connue par
induction, se demontre tres simplement, a posteriori en faisant usage,
d'une maniere systematique, d'une notation deja ancienne, savoir
[aha] pour ^ + ^i^2^3*
La comparaison de nos Elements avec ceux de divers professeurs
(Hattendorf, Studnicka, Günther, Dieckmann, Meilberg) nous
y a fait decouvrir quelques lacunes. Nous en signalerons deux.
Nous aurions du consaerer quelques pages ä Tapplication de la
theorie des determinants aux fractions continues et ä la discussion
des equations du premier tiegre.
9
. Gand. P. Mansion.
P. Mansion: New Demonstration of the Fundamental Froperty
of Linear Differential Equations. (Messenger of Mathcmatics.
New Series, t. IV, n^ 48, p. 177—178. 1875.)
F. Mansion: Demonstration de la propriöte fondamentale des
öquations difförentielles Unfaires. (Archiv der Mathematik
und Physik, gegründet von Grüner t, fortgesetzt von Hoppe, Th.
LVI, p. 99—100.)
On sait, depuis Brisson et Cauchy, qu'une equation diflPeren-
tielle lineaire ä coefficients constants:
f>'-\- Ay + 42y" + Ay +Ay = o
peut se mettre sous la forme
(i) — «i) (D — a,)(D- a,) (D-a^)y^O
D etant un signe de derivation. Nous avons demontre qu'il en est
de meme si les coefficients sont variables (Mem. en 8- de TAcad.
de Btux. t. XXII), et que a^ est necessairement tel que / — a^i2 = 0,
' P. Mansion. 43
z etant une Solution de particuHere de requation donnee. Dans une
note subsequente (Bulletins de Bruxelles, 2® Serie, t. XXXVIII),
nous avons verifie a posteriori que si a^ satisfait ä une pareille
relation, (D — a^y est un des facteurs symboliques de Requation
donnee. La demoüstration donnee dans le Messen ger est une
simplification de celle des Bulletins. Ces trois premieres preuVes
du theoreme fondamental ont un defaut commun: elles supposent
qu'une equation d'ordre w a n Solutions distinctes, pour proüver
J'existence d'un seul facteur symbolique (2) — a)y, La quatrieme
demonstration donnee dans le Journal de M. Hoppe n'oflPre pas
cet inconvenient et complete les trois autres.
Gand. P. Uansion.
F. Mansion: Sdr une question de maximum appel^e Probleme
d'Huygens. (Nouvelle Correspondance mathematique t. I. p.
X93— 194.)
Les sommes a? + 2/ + ^ + ^; xy '\' xz -\' xu -{-yz + 2/^ + ^^7
xyz + xyu -\- xzu -j- yzu prennent leur valeur minima, quand
X == y = z == u, si xyzu est constant. Par suite il en est de meme
de (1 + ;z;) (1 + y) (1 + ^) (1 + ^)- L'expression
^= („ + .)(./^S+. )(. + ,) = (, + ^) (, + |.)'(,+ £) (, + I)
a laquelle conduit le probleme d'Huygensest donc maxima quan'd
x:a = y:x == z:y = b:z. On trouve ainsi, par * Falgebre elemen-
taire la Solution d'une question qu'il est tres penible de traiter
completement par le calcul differentiel (voir Picart, Nouv. Ann.
de.Mathem., 1874, p. 212—219).
Gand. P. Mansion.
M. Noether: Ueber die singulären Werthsysteme einer algebrai-
schen Function und die singulären Funkte einer algebrai-
schen Curve. (Math. Annal. IX, p. 166—182.)
Dieser Aufsatz beabsichtigt, in der Theorie der algebraischen
Curven die Beschränkungen aufzuheben, welche sich die bisherigen
geometrischen Arbeiten (mit Ausnahme weniger neuerer Arbeiten
44 M. NOBTHEK.
über rationale Transformation) durcli Ausschliessen der singulären
Punkte aus Mangel einer geometrisch -algebraischen Theorie der-
selben auflegen mussten. - .
Auch in der Functionentheorie hat sich die Nothwendigkeit
gezeigt, an Stelle des von Fall zu Fall variirenden Puiseux 'sehen
Verfahrens zur Aufstellung der Reihenentwicklungen, die in einem
singulären Werthsystem einer algebraischen Function stattfinden, eine
allgemein gültige analytische Methode für diese Entwicklungen zu
setzen. Durch den Gedanken successiver eindeutiger Transformationen'
ist diese Methode geschaffen worden. Statt wie früher (wenn x, y
die Variabein {x = 0, y = 0) das singulare Werthsystem und dabei
i^j = ist) direct eine Transformation.
y = yocR
vorzunehmen, führt man nun successive Transformationen der Form
/ y
aus, wobei die transformirte Function y eine niedrigere Singularität
in dem Werthsystem (x = 0, y = 0), nämlich die von (^jo ? erhält.
Man führt die Transformationen so weit, bis in dön entsprechenden
Werthsystemen der resultirenden Function jede Singularität zum
Verschwinden gebracht ist; und da sich die nach ganzen Potenzen
der Variabein gehenden Entwicklungen in jenen Werthsystemen
dann direct anschreiben lassen, so ergeben sich durch Rückwärts-
verfolgen der einfachen Transformationen oder gelegentliche üm-
kehrung der Entwicklungen auch die ursprünglich geforderten Reihen-
entwicklungen der Function y.
Die Ausführungen dieser Methode finden sich bei H. Ham-
burger (Ztschr. f. Math. u. Phys. XVI, ISTl), bei H. Königsberger
in dessen Buch „Vorlesungen über die Theorie der elliptischen
Functionen", und nochmals neuerdings bei H. Stolz (Math. Ann.
VIII). Ausserdem ist zugleich der dem Verfahren zu Grunde lie-
gende Gedanke, der der Untersuchung der singulären Werthsysteme
durch successive Transformationen, auch in einer 1871 von mir ver-
öffentlichten Note (Gott, Nachr. 1871, p. 267, „lieber die algebr.
Functionen", Note 2) angegeben.
Aber dieser Gedanke reicht noch weiter: die successiven Trans-
formationen allein liefern schon, ohne dass man bis zu den Reihen-
entwicklungen vorzuschreiten braucht, die Definition der singulären
Punkte. Denn wenn einem gewöhnlichen vielfachen Punkte P durch
M. NOETHEB. *45
die Transformation nur mehrere einfache Punkte entsprechen, so
verbinden sich diese, wenn P zu einem singulären Punkte P' wird,
selbst wieder zu einem singulären Punkte Q der transformirten
Cu^ve; und man kann die Singularität P' auffassen als die Ver-
bindung des gewöhnlichen vielfachen Punktes P mit der Singularität
des Punktes Q. Ein singulärer Punkt besteht dann aus einer end-
lichen Zahl gewöhnlicher vielfacher Punkte, die nur in bestimmten
Richtungen unendlich nahe an einander gerückt sind, ohne dass
hierdurch ein Punkt von einer höheren Ordnung der Vielfachheit
wird.
Um indess diese Definition geometrisch auch im Einzelnen und
vollständig durchzuführen, wird es nöthig, zunächst die Plücker'sche
Auffassung der Entstehung einer algebraischen Curve aus ihren
Elementen weiter durchzubilden. Man denkt sich hiernach das Fort-
schreiten auf der Curve so: in einem Punkt P nmimt man eine be-
stimmte Richtung t an; ein darauffolgender, P benachbarter, Punkt
P' wird in dieser Richtung t angenommen und dann durch P' eine
Richtung t\ die t benachbart ist, etc. Die Curve kann dabei als
durch die Punkte P,JP',.., oder auch als durch die Geraden t, t' ...
erzeugt gedacht wenden; oder endlich auch als durch die Combination
der Punkte P und Erzeugenden t erzeugt. Indem wir die letztere
Auffassung annehmen, nennen wir ein Curvenelement der Curve die
Comtnnation eines Punktes P mit einer durch P gehenden Richtung t
(also nicht etwa die Verbindungslinie zweier Punkte oder den Schnitt
zweier Erzeugenden). Aus solchen aufeinanderfolgenden Curven-
elementen lassen wir die Curve entstehen', losgeht dann also im
Allgemeinen eine Erzeugende t durch zwei aufeinanderfolgende Punkte,
gehört aber nur zu einem Element oder einem Punkt P, d. h. berührt
in einem Punkte P; und umgekehrt ist ein Punkt im Allgemeinen
der Schnitt zweier aufeinanderfolgenden Erzeugenden, aber der Be-
rührungspunkt einer Erzeugenden.
Im Besonderen können nun zwei Curvenelemente einer Curve
(ob aufeinanderfolgende Elemente oder nicht) ihren Punkt gemein
haben, oder sie können ihre Richtung gemein haben, oder sie
können-. endlich Punkt und RicHtung gemein haben (also dann zu-
sammenfallen, obwohl sie hierdurch nicht zu aufeinanderfolgenden
Elementen werden). Wir. nennen einen Punkt P der Curve einen
Jc-elemmtigenj wenn h der Curvenelemente (ob verschiedene oder auf-
einanderfolgende) den Punkt P gemein haben. Es gibt dann k
Richtungen durch P, welche zusammen mit P je ein Element der
46* M. NOETHEB.
Curve bilden, d. h. Tc Erzeugende der Curve, welche dieselbe in die-
sem Punkte P berühren'^ und jede Gerade der Ebene, welche durch
P geht (einzelne ausgenommen), triflFt die Curve in Je mit P m-
sammenfallenden Punkten, da sie hier 1c Elemente der Curve trifft.
Ein gewöhnlicher Ä-elementiger Punkt, d. h. ein solcher, dessen
k Elemente alle endlich verschiedene Richtungen besitzen, wird ein
h-f acher Punkt genannt.
Gehören aber zu einem Punkte P 1c aufeinanderfolgende Curven-
elemente, so sagen wir, dass die Curve in P noch einen Qc — 1)-
fachen Verzweigungspuißt besitzt, eine Bezeichnung, der wir auch
die durch 1c — 1 einfache Ver^weigungspunkte äquivalent setzen.*)
Man hat dann, von diesen k' Elementen herrührend, fc' + 1 ^^f"
einander folgende Erzeugende der Curve, welche durch P gehen.
Ebenso kann auch eine Richtung t zu l Curvenelementeu gehören.
Sind darunter V Äfeinanderf olgende, so trifft die Z-elementige Gerade
tf hiervon herrührend, die Curve in Z' -|- 1 aufeinanderfolgenden
Punkten, berührt aber nur in V derselben, etc. Und diese Ver-
hältnisse können sich nun noch combiniren. Insbesondere kann die
Tangente eines Curvenelementes eines Ä- elementigen Punktes P
selbst wieder eine mehrelementige sein, also auch zu Curvenelementeu
gehören, die ihren Punkt* dem Punkte P henadibart haben, etc.
Diese Verhältnisse werden aber alle durch die eindeutigen Trans-
formationen, da dieselben aufeinanderfolgende oder getrennte Ele-
mente der Curve bezüglich wieder in solche überführen, völlig klar
gestellt. Insbesondere wird unter Zugrundelegung der angedeuteten
Auffassung in der Arbeit* der allgemeine Satz bewiesen:
Ein beliebig singulärer k-elementiger Punkt ist als Grenzfall eines
k- fachen Punktes zu definiren, zu welchem zunächst eine Anzahl
von einfachen Verzweigungspunkten tritt, und an welchen weiter
eine Reihe von Z-, m-, . . . elementigen Punkten (Z + *^ + • * • < *)
unendlich nahe heranrückt.
Durch diesen Satz, dessen algebraische und geometrische Be-
gründungen sich völlig decken, wird die Behandlung der Probleme
in verschiedenen Theorien der algebraischen Curven von dem Auf-
treten singulärer Punkte unabhängig gemacht, vielmehr auf' die bei
gewöhnlichen vielfachen Punkten zurückgeführt. So erwähnen wir
*) Man wird beachten, dass diese „Verzweignngspunkte der Curven" nur
einen Theil der in der Functionentheorie ebenso benannten „Verzweigungs-
punkte" der zugehörigen algebr. Function ausmachen.
M. NOETHER. — H. DiTRfeGE. 47
die Untersuchung der Resultante der Elimination aus zwei speciellen
Gleichungen, besonders solcjien, die sich im Unendlichen speciell
verhalten; wir erwähnen ferner das prpjectivische VerhalteÄ der
Curven, wie es in den Plücker'schen Gleichungen auftritt, also
die Bestimmung der Klasse der Curve etc, und endlich das Ver-
halten einer Curve bei rationalen Transformationen überhaupt,
worauf schon oben hingedeutet worden ist.
Erlangen. M. Noether.
H. Durdge: Ueber die Doppeltangenten der Curven vierter
Ordnung mit drei Doppelpunkten. (Sitzungsber. der
Wiener Acad. Bd. 72. Abth. II. Octobe^r 1875.)
In Vorstehendem wurden, die Curven vierter Ordnung mit drei
Doppelpunkten mit Hülfe Stein er'scher Verwandtschaft behandelt.
Zuvörderst sei aber bemerkt, dass bei Abfassung dieses Aufsatzes
übersehen worden war, dass einige der mitgetheilten Resultate be-
reits in Fiedlers Bearbeitung von Salmons „Higher plane Curves",
pag. 321 enthalten sind. Man findet dort schon angegeben die
Gleichungen der vier Doppeltangenten und die des Kegelschnittes,
der die acht Berührungspunkte der Doppeltangenten enthält. Es
ist daher nur über die weiteren Resultate zu berichten.
Es wurde ein System von Curven 4. Ordnung, alle mit den
nämlichen Doppelpunkten p, q, r betrachtet, welches geometrisch
so definirt werden kann. Man geht von einer bestimmten Curve
W aus, die die specielle Eigenschaft besitzt, dass ihre Tangenten '
in den Doppelpunkten zugleich Wendetangenten sind. Schneidet
man diese Curve. mit irgend einer Geraden (r, so bilden alle Curven
4. Ordnung mit Doppelpunkten m p, g, r, welche durch die Schnitt-
punkte von W und G gehen, einen Büsöhel. Gibt man der Ge-
raden G alle möglichen Lagen, und bestimmt für jede den zuge-
hörigen Büschel, so bilden alle diese Büschel das betrachtete
System. Ein solches System enthält nur eine Curve TFund ist durch diese
individualisirt. Bei zwei demselben Systeme angehörigen und die Curve
TT auf den Geraden G und G' schneidenden Curven liegen ihre eigenen
Schnittpunkife ebenfalls in einer Geraden T, und ö, G\ F treffen sich
in einem Punkte. Lässt man eine Curve das betrachtete System
durchlaufen, so beschreiben bei jeder Doppeltangente die beiden
Berührungspunkte einen Kegelschnitt ä, und diese vier Kegelschnitte
48 H. DüBJfeöB,
S gehen auch durch die Doppelpunkte. Durchläuft die Curve einen
der vorhin erwähnten Büschel, so dreht sich jede Doppeltangente
ausserdem um einen festen Punkt, und diese vier Punkte liegen auf
der dem Büschel zugehörigen Geraden G. Bestimmt man för eine
Curve C und für die ihr zugehörige Curve W resp. die Kegel-
schnitte 2 und Uwy welche die Berührungspunkte der bezüglichen
vier Doppeltangenten enthalten, so haben diese beiden Kegelschnitte
eine doppelte Berührung, und die Berührungssehne ist die der Curve
C angehörige Gerade G,
^ Sucht jaan bei einem gegebenen Kegelschnitte K die vier
Kegelschnitte auf, welche den K doppelt berühren und zugleich
einem gegebenen Dreiecke pqr umschrieben sind, und bestimmt
dann durch p, q, r als Doppelpunkte und durch fünf jener Be-
rührungspunkte eine Curve 4. Ordnung, so geht diese auch durch
die drei übrigen Berührungspunkte. . . Nimmt man aber an Stelle
von K den Kegelschnitt 27«,, welcher die Berührungspunkte der
Doppeltangenten einer Curve TF enthält und im p, q, r die Doppel-
punkte der letztern, so ist die erwähnte Curve 4. Ordnung die
Curve W selbst. Die vier den 27«, doppelt . berührenden Kegel-
schnitte sind identisch mit den Kegelschnitten S, von denen
jeder durch die Berührungspunkte einer Doppeltangente und durch
die Doppelpunkte geht; und die Berührungssehnen sind die Doppel-
tangenten der Curve W.
Die Curven W haben femer die Eigenschaft, dass der durch
die Berührungspunkte ihrer Doppeltangenten gehende Kegelschnitt
27«, zugleich derjenige ist, der von den sechs Tangenten in den
Doppelpunkten eingehüllt wird..
Indem nun noch auf den Fall eingegangen wurde, dass die
Curve 4. Ordnung drei Rückkehrpunkte hat, ergab sich die folgende
Kegelschnittbeziehung. Zu jedem einem Dreiecke pqr eingeschrie-
benen Kegelschnitte gehört ein bestimmter dem Dreiecke umschrie-
bener Kegelschnitt, welcher den erstem doppelt berührt, und um-
gekehrt. Die Berührungspunkte sind jedesmal imaginär, wenn das
Dreieck reell ist; die Berührungssehne aber trifft die Seiten des
Dreiecks in den Punkten, die bezüglich der Ecken desselben Har-
monisch zugeordnet sind zu den Berührungspunkten des eingeschrie-
benen Kegelschnittes, und durch dieselben Punkte gehen auch die
in den Ecken des Dreicks an den umschriebenen Kegelschnitt ge-
legten Tangenten. Es mag gestattet sein hieran noch folgendes
anzuschliessen. Bei einer Curve 4. Ordnung mit drei Spitzen p, q, r
H. DüKÄGE. — M. Krause. 49
haben die beiden Kegelschnitte, von denen der eine durch die
Spitzen und durch die Berührungspunkte der Doppeltangente geht, der
andere die Seiten des Dreiecks pq^r in den Punkten berührt, in
denen diese Seiten von den Rückkehrtangenten getroffen werden,
mit einander eine doppelte Berührung, und die Berührungssehne ist
die Doppeltangente der Curve 4. Ordnung. Hieraus ergibt sich, wenn
die Spitzen und die Rückkehrtangenten reell gegeben sind, eine
einfache Construction für die Doppeltangente, die alsdann ima-
ginäre Berührungspunkte hat.
Für die den Curven 4. Ordnung mit drei Spitzen dualistisch
gegenüberstehenden Curven 3. Ordnung mit einem Doppelpunkte
hat man die folgenden Eigenschaften: Wenn man bei einer Curve
3. Ordnung mit einem Doppelpunkte die beiden Kegelschnitte auf-
sucht, von denen der eine die drei Wendetangenten und die Tan-
genten des Doppelpunktes berührt, der andere aber dem Dreiecke
der Wendetangenten umschrieben ist und in den Ecken desselben
diejenigen Geraden zu Tangenten hat, welche diese Ecken mit den
gegenüberliegenden Wendepunkten verbinden, so hat der letztere
Kegelschnitt mit dem ersteren eine doppelte Berührung, und ihre
gemeinschaftlichen Tangenten sind die Tangenten des Doppelpunktes.
Bei dem zuerst genannten Kegelschnitte gehen die Geraden, welche
die Durchschnitte je zweier Wendetangenten mit den Berührungs-
punkten auf der dritten Wendetangente verbinden, alle drei durch
den Doppelpunkt. Je zwei Wendetangenten werden durch die von
ihrem Durchschnittspunkte nach dem Doppelpunkte und nach dem
dritten Wendepunkte gehenden Strahlen harmonisch getrennt.
Prag. H, Durege.
M. Krause: Ueber die Discriminante der Modulargleichiingen
der elliptischen Functionen. (Math. Annalen. Bd. YIII.)
Bei Einführung der bekannten Hermite'schen 9? -Function
haben die Wurzeln der Modulargleichungen der elliptischen Func-
tionen, welche zu einer Transformation wten Grades gehören, vor-
ausgesetzt, dass n eine unpaare Zahl ohne quadratischen Theiler ist,
die Form:
(I) A""^)
Bepextorinm ffir reine und angewandte Mathematik. 4
L
50 M. Eraüsb. — A. Radicks.
wo d ein beliebiger Theiler von n, dd^ =n ist und | eine jede ganze
Zahl kleiner d^ bedeuten kann.
Der Verfasser der obigen Abhandlung stellt sich die Aufgabe^
alle t zu finden y für welche zwei solcher Wurzeln einander gleich
werden. Die Lösung dieser Aufgabe gibt zu gleicher Zeit die
Wurzeln der Discriminante der Modulargleichung , da diese ja
nichts anderes sind; als die zugehörigen Functionen q)(r).
Es wird nun zuerst gezeigt, dass diese Grossen t einer qua-
dratischen Gleichung genügeil:
und dann die hinreichenden und nothwendigen Bedingungen auf-
gestellt, denen die Coefficienten dieser Gleichung Genüge leisten
müssen. Hierbei bleibt der Fall ausgeschlossen, dass P^ Q, R mit
n denselben gemeinsamen Theiler haben.
Breslau. M. Krause.
A. Ba dicke: Ueber die mathematische Darstellung der Bie-
mann*schen P- Function. (Programm der Realschule I. 0. zu
Bromberg, Ostern 1876.)
Eine der wichtigsten Aufgaben der neueren Functionentheorie ist
bekanntlich die, Functionen, die durch gewisse charakteristische
Eigenschaften entweder eindeutig oder n- deutig oder bis auf eine
oder mehrere willkürliche Constante definirt sind, mathematisch dar-
zustellen. Im Grjinde genommen geht man bei den verschiedenen
Methoden, die zur Erreichung dieses Zieles angewendet werden,
von demselben Satze aus, der zugleich an sich die mathematische
Darstellung der einfächsten Gattung von Functionen liefert, dem
Satze nämlich, „dass eine in der ganzen unendlichen Ebene überall
eindeutige und stetige Function eine Constante ist* ^ Sobald man
dann von der darzustellenden Function w weiss, dass sie, mit einem
gewissen durch seine analytische Form gegebenen Factor M mul-
tiplicirt, ein in der ganzen Ebene eindeutiges und stetiges Product
liefert, so ist. die Function w durch den Ausdruck M~^ bis auf
einen willkürlichen constanten Factor mathematisch dargestellt In
den meisten Fällen reicht man freilich mit dieser einfachen Be-
trachtung nicht aus, sondern man ist genothigt, eine Gleichui^,
meist eine Differenzialgleichung herzuleiten, der die Function Ge-
nüge leistet^ und diese dann aufzulösen. Aber die • Coefficienten
A. Radicke. 51
dieser Gleichung werden auch dann nur vermittelst des obigen all-
gemeinen Princips zu bestimmen sein. Ein vortreffliches Beispiel
für diese Method« findet sich in der bekannten Biemann'schen
Abhandlung über die Gauss 'sehe Function F(cc, ß,y,x) aus dem
Jahre 1857 (Ber. der Soc. der Wiss. zu Göttingen), in der die
Zweige einer durch ihre charakteristischen Eigenschaften gegebenen
Function P als Particularlösungen einer gewissen linearen homogenen
Differenzialgleichung 2. Ordnung erkannt werden; da letztere
durch Reihen oder bestimmte Integrale integrirt werden kann, so
ist hierdurch die Darstellung der Zweige gewonnen.
Eine andere Methode zur Darstellung eben dieser Zweige der
Riemann'schen Function P ist in der in der üeberscjirift genannten
Arbeit zur Anwendung gekommen. Sie dürfte deshalb auf einiges
Interesse Anspruch machen, weil sie eine ganz unmittelbare Folge
des vorangeschickten allgemeinen Princips ist. Der Verfasser zeigt
nämlich, dass aus den Zweigen P«, P"', P^, P/*', Pr, Pr durch
wiederholte Differenziation resp. Integration in gewissen besondem
Fällen, und im allgemeinen Falle durch diejenige Rechnungsoperation,
welche von Liouville die Differenziation mit beliebigem Index ge-
nannt ist, neue Functionen sich ergeben, die ebenso, wie die vor-
hin besprochene Function w, durch einfache Multiplication mit
einem Factor M constant werden. Wendet man dann auf diese .
neuen Functionen die inversen Rechnungsoperationen an, so hat
man die Darstellung der Zweige P« etc. selbst. Wenn beispiels-
weise von dem Ausdruck JD^ • P" gefunden ist, dass er, mit üf mul-
tiplicirt, ein in der ganzen Ebene eindeutiges und stetiges Product
liefert, so wird P^ gleich D^^ ' [M~^^} vermehrt um seine com-
plementäre Function sein. Wir können auf die Details dieser Me-
thode natürlich nicht näher eingehen, verweisen vielmehr in Betreff
derselben auf die Arbeit selbst und begnügen uns damit, hier noch
folgendes Resultat hervorzuheben: Das allgemeine Integral der
Differenzialgleichung der hypergeometrischen Reihe
x(l - x)y'' + (y - (a + /J + l)x)i/ — aßy =
kann, wi^ bekannt, in drei verschiedenen analytischen Formen dar-
gestellt werden: #•
(I) CF(cc,ß,y,x) + C'x''rF{a + 1 - y, ^ + 1 _ y, 2 - y, ^)
1 X
(n) oJ*1fi-\\-t)y-^-\l-xt)-'^dt+G; fifi-^(\—t^^^
CO'
52
A. RaDICKE. — V. SCBLEOBL.
(HI)
.»-y,
[x-'-'-^il-xf-']
worin CC C^Cx C^G.^ willkürliche Constante bedeuten.
Während aber die beiden Ausdrücke I und 11 nur eine be-
schränkte Gültigkeit haben^ so dass für die Umgebung von x = \
und für sehr grosse Werthe der Variablen andere Darstellungs-
formen noth wendig werden, gilt der Ausdruck III unbeschränkt
für die ganze unendliche Ebene, und es ergeben sich aus ihm die
für die einzelnen Gebiete convergenten Reihen, je nachdem man
unter dem Zeichen D nach steigenden Potenzen von x, \ — x oder
entwickelt. Durch den Ausdruck III ist also die in Rede stehende
X
Function ebenso allgemein definirt, wie durch die Differenzialglei-
chung oder durch Riemann's P, während die Definition durch die
hypergeometrische Reihe oder durch das ihr proportionale bestimmte
Integral gewissen Beschränkungen unterworfen ist.
Bromberg. A. Radicke.'
V. Schlegel: Die Elemente der modernen Geometrie und Al-
gebra. Nach den Frincipien der Grassmann'sohen Axis-
dehnungslehre und mit Berücksichtigung verwandter
Methoden dargestellt. A. u. d. T. System der Raum-
lehre. 2. Theil. (Leipzig. Teubner. 1875.)
•
Der Zweck dieses Werkes ist, die in Grassmann's Ausdehnungs-
lehre niedergelegten Ideen in ähnlicher Weise fiir die Lehren der
modernen Geometrie und Algebra zu verwerthen, wie es im 1. Theil
für die Elemente der Geometrie geschehen war. Im Allgemeinen
lässt sich die Stellung, welche Grassmann's Arbeiten gegenwärtig
zu den Leistungen der Zeitgenossen einnehmen, am besten durch
die Worte charakterisiren, mit welchen ein Aufsatz der Math. An-
nalen über die mathematischen Arbeiten von Clebsch (Bd. 7, S. 12)
der Grassmann'schen Leistungen ged^^t: „Man beginnt erst in
der letzten Zeit, auf die Grassmann'schen Arbeiten zurückzugehen
und bemerkt, dass Grassmann bereits in den vierziger Jahren
eine Reihe sehr umfassender Ideen concipirte, welche der Process
allgemeiner geometrischer Entwickelung erst in der Zwischenzeit
ausgebildet, zum Theil aber noch gar nicht berührt hat". Da das
V. Schlegel. 53
Studium der Grassmann'schen Originalwerke einerseits durch die
grosse Allgemeinheit und den abstracten Charakter der Untersuchung,
andererseits durch den Mangel einer befriedigenden Gliederung
grosse Schwierigkeiten bietet, so war es von vornherein das Streben
des Verfassers, einerseits durch stufen weises Aufsteigen vom Spe-
ciellen zum Allgemeinen, andererseits durch Einfügung des ganzen
Stoflfes in ein logisch gegliedertes System eine leicht fassliche und
übersichtliche Darstellung zu erreichen. Form und Inhalt des
zweiten Bandes ist hiemach mehrfach durch die .Rücksicht auf den
ersten bestimmt worden.
üeber den Inhalt dieses zweiten Bandes ist Folgendes zu be-
merken. Die der Ausdehnungslehre eigenthümlichen Operationen
(die sich als Erweiterungen des gewöhnlichen Multiplicationsbegriffs
darstellen und die Besonderheit bieten, dass sie im Allgemeinen
nicht an Zahlen, sondern an Raumgrössen ausgeführt werden)
waren zwar bereits im 1. Bande vollständig aufgestellt und mannig-
fach angewendet worden. Es fehlten jedoch einige für den Inhalt
des 2. Bandes wesentliche Anwendungen, welche nunmehr in der
Einleitung vorangeschickt sind. Es wird hier zuerst der Begriff des
unendlich fernen Punktes' erörtert, und seine Identität mit dem der
Strecke nachgewiesen. Daim folgt die Zurückführung der Massbe-
ziehungen auf projectivische, zunächst für das Gebiet der Geraden.
Ferner wird die Curve n. Grades (a) als Function eines variablen
Punktes x dargestellt, und für die Gleichung derselben die allge-
meine Form aa?" = gefunden, eine Form, durch welche (mit ver-
änderten Exponenten von a und x) nicht nur alle aus der Func-
tion ableitbaren Formen (Invarianten, Covarianten etc.) sich dar-
stellen lassen, sondern welche sich auch unmittelbar in jede be-
liebige Coordinaten-Gleichung verwandeln lässt. Endlich werden
aus einem allgemein aufgestellten Multiplicationsbejgriff die verschie-
denen in der Ausdehnungslehre verwendeten MultipHcationen (ein-
schliesslich der algebraischen) durch Specialisirung abgeleitet, wobei
sich die völlige Gleichberechtigung aller dieser MultipHcationen
herausstellt.
Die 1. Abtheilung, welche eine Lücke des 1. Bandes auszufüllen
bestimmt ist, behandelt die elementaren Eigenschaften der Kegel-
schnitte, indem dieselben als Resultate der Bewegung eines Punktes
mit Rücksicht auf einen festen Kreis betrachtet werden. Es er-
geben sich aus dieser Form der Darstellung mancherlei die An-
schaulichkeit und Kürze betreffende Vortheile.
L
54 ^* Schlegel.
Die 2. Abtheilung (Projectivität von Punkten und Linien) be-
handelt nach einander Halbirungspunkte und -Linien^ harmonische^
involutorische und projectivische Punktreihen und Strahlenbüschel;
wobei die Begriffe der Involution und Projectivität auf Vereine von
Punkten, die nicht in einer Geraden liegen, und von Geraden, die
nicht durch einen Punkt gehen, ausgedehnt werden. Den Schluss
bilden die Eigenschaften des Pascarschen und des Brianchon 'sehen
Sechsecks. — Die in dieser Abtheilung erscheinenden Methoden
und Bezeichnungen haben äusserlich eine nicht geringe Aehnlich-
keit mit denen der neueren analytischen Geometrie, wie sie nament-
lich von Hesse ausgebildet worden. Doch besteht ein wesentlicher
begrifflicher Unterschied. Die symbolischen Gleichungen- von der
Form a = 0, durch welche sonst Punkte und Linien dargestellt
werden, sind nur abgekürzte Bezeichnungen für mehr oder weniger
verwickelte Ooordinatenausdrücke. Es muss nun, nachdem der
wesentliche Charakter dieser Ausdrücke durch die Abkürzung ver-
schwunden ist, als ein weiterer Fortschritt in der Bezeichnung an-
gesehen werden, wenn es gelingt, diese einfachen Symbole ohne
den Umweg durch die Ooordinatenausdrücke zu erlangen. Zu diesem
Fartschritte führen aber die Methoden der Ausdehnungslehre ganz
von selbst, da sie eben lehren, dieselben Rechnungen mit Punkten
und Linien auszuführen, welche sonst an den symbolischen Glei-
chimgqn dieser Gebilde vollzogen werden. Diese gedankliche Ver-
einfachung bewirkt gleichzeitig einen engeren Anschluss der geo-
metrischen Deutung an die Rechnung, als er bisher möglich war,
und an vielen Stellen eine bedeutende Vereinfachung der Betrach-
trachtungen wie der Rechnungen.
Die 3. Abtheilung enthält die Lehre von den zusammengesetzten
Grössen, an deren Spitze sich vermöge seiner besonderen einfachen
Eigenschaften der Kreis stellt. Hier werden vorzugsweise die Sätze
über Systeme von Kreisen, die sich in 2 oder 1 Punkte schneiden,
abgeleitet. — Es folgt die Lehre von den Determinanten. Der Be-
griff der ursprünglichen Einheiten, wie ihn die Ausdehnungslehre
aufstellt, erweist sich hier als ein besonders fruchtbarer, indem er
nicht nur eine sehr einfache Definition (die Determinante ist der
Zahlfactor eines äusseren Productes aus n linearen Factoren, deren
jeder aus denselben n Einheiten abgeleitet ist) und eine angemessene
und bequeme Bezeichnung herbeiführt, sondern auch alle Deter-
minantensätze in kürzester und klarster Weise liefert. Der Grund
dieser Erscheinung liegt darin, dass alle Regeln und Sätze über
^ V. SCHLEOEL. 55
Determinanten in den Eigenschaften der äusseren Multiplication
ihren Ursprung haben^ und dass die ursprünglichen Einheiten die
natürlichen Objeete dieser Operation sind. Der Verfasser gelangt
zu dem Schluss^ dass die äussere Multiplication dieser Einheiten
für die- .Determinautenlehre von ähnlicher Bedeutung sei, wie das
Rechnen mit Polynomen fiir die Theorie der dekadischen Zahlen.
Der Begriff der Functionsdeterminante, speciell^ der Hess ersehen
Determinante (für welche sich, wenn aa;** die gegebene Function
und p die Zahl der Variablen ist, der ähnliche Ausdruck a^x^^^^^^
ergibt), führt schliesslich auf die Lehre von den räumlichen Fwnctionm,
Nachdem die allgemeinen Bildungsgesetze der abgeleiteten Formen
(Invarianten, Covarianten etc.) erörtert worden sind, werden die
binären Formen 2. 3. und 4. Grades, die Systeme ihrer Formen,
sowie die wichtigsten simultanen Systeme, und ihre geometrische
Bedeutqug betrachtet, von den temären Formen die quadratischen, und
die simultanen Systeme von 2 und 3 solchen Formen. Den Schluss
bildet die Erweiterung der in der Einleitung gegebenen projectivischen
Darstellung der] Massbeziehungen für daß Gebiet der Ebene. —
Das Eigenartige der Darstellung in diesem Abschnitt besteht in der
aus den Gesetzen der Ausdehnungslehre mit Nothwendigkeit sich er-
gebenden Bezeichnungsweise, welche an die Stelle der sonst üblichen
Symbolik tritt. Indem ferner die symbolischen Rechnungen durch
die oben erwähnten Multiplicationen ersetzt werden, ergibt sich die
geometrische Bedeutung der Formen, sowie ihr Zusammenhang
untereinander mit einer überraschenden Einfachheit, ohne dass man
nothig hat, die complicirten Goordinatenausdrücke zu bilden. So
sagt z. B., wenn a ein Punktepaar, und x und y Punkte auf derselben
Geraden sind, die Gleichung axy = 0, dass x und y mit a harmonisch
sind, (a/3)a»0, dass a und ß harmonische Punktepaare sind,
(ctß)a^ =^0, dass das Paar (aß) mit den Paaren a und ß gleich-
zeitig harmonisch ist, (ccßy) = 0, dass die drei Paare a, /3, y in-
volutorisch sind, etc. Hierbei ist (aß) simultane Invariante zweier,
(aßy) dreier, (aß)oi? simultane Co Variante von zwei binären qua-
dratischen Formen. — Weniger wichtig für geometrische Zwecke er-
scheint die Formenbildung durch Multiplication von Determinanten;
dieselbe ist jedoch im paralleler Darstellung beigefügt, da sie vor-
läufig für manche algebraischen Untersuchungen noch nicht zu ent-
behren ist. Auch auf die canonischen Formen wird wenig Werth
gelegt; dieselben werden (mit geometrischer Interpretation) zwar ge-
bildet, jedoch für die Folge nicht weiter benutzt. Im Ganzen tritt
56 V« Schlegel. — R, Hoppe.
durch den Wegfall der Coordinaten eine schärfere Scheidung ein
zwischen den wesentlichen Eigenschaften einer Form und denjenigen,
welche eben nur in besonderen Beziehungen der Coordinaten be-
stehen. Es würde die üebersichtlichkeit und Fasslichkeit der Lehren •
der modernen Algebra ungemein erhöhen, wenn diese Scheidung
des geometrisch Wichtigen von dem rein Algebraischen zur allge-
meinen Durchführung gelangte, und wenn die so verschie4enartige,
willkürliche und complicirte Symbolik der verschiedenen Autoren
einer einheitlichen, sachgemässen und einfachen Bezeichnungsweise
Platz machte, wie sie herzustellen im letzten Theile dieses Buches
versucht worden ist. Die Hauptbedingimg für das Gelingen einer
wirklich nützlichen Reform auf diesem Gebiete scheint die Emanci-
pation von den Coordinaten zu sein. Denn bei allem Nutzen, den
die Coordinaten auf anderen Gebieten gewähren, ist doch nicht zu
übersehen, dass diese dem Gegenstande der Untersuchung fremden
Gebilde hier nur zu oft den Blick vom Wesentlichen ablenken,
ganz abgesehen von der Weitläufigkeit der • Bezeichnungen und
Rechnungen, die sieh von ihrem Gebrauche nicht trennen lässt.
Waren. V. Schlegel.
B. Hoppe: Zum Problem des dreifach orthogonalen Flächen-
systems. (Grunert's Archiv LV. 362—391. LVI. 153—162. 250
—266. LVn. 89—106. 255—276. 366—384. LVIII. 37—48. .
Das genannte Problem wird vermittelt durch die Darstellung
eines der Variation fähigen Systems von Krümmungslinien auf einer
mitvariirenden Fläche. Ein solches System wird gewonnen unter
Zugrundelegung der ihm entsprechenden Indicatrix der Normale,
d. i. eines beliebig gegebenen orthogonalen Curvensystems auf der
Kugel für den Radius = 1. Zuerst nämlich bestimmt eine lineare
Differenzialgleichung 2. Ordnung
/^N d^m . dm dlogM dm d , dM
^ ^ dudv "^ du dv dv du ° MNdv
den einen Hauptkrümmungsradius m, woraus dann der andere n ge-
mäss der Relation *
dM ^ d(Mm)
dv dv
•
ohne neue Integration folgt, und nachher ergeben sich sofort durch
blosse Quadratur die Gleichungen der Fläche
E. Hoppe. 57
X
y(^"lf"^** + ^-if ^^)' y = etc.
in Parametern der Krümmungslinien w, v. Hier sind die Richtungs-
cosinus der Normale p, g[, r^ und demnächst die Grössen
'"-m'+m'+m'-^ ^ - (t )■ + (if )' + (i^r
als gegeben in u, v zu betrachten. Da die Integration der Gl.
(8) 2 willkürliche Functionen einführt, so löst sie die Aufgäbe,
die Plächenfamilie von gemeinsamer Indicatrix des Nprmalensystems
zu bestimmen. Man kann nun von da zu der weitern Untersuchung
schreiten, welche dreifach orthogonalen Plächensysteme eine Flächen-
schaar aus jener Familie besitzen, indem man alle hinzugetretenen
Constanten mit einem dritten Parameter w variiren lässt, und für
u und V Functionen von (w, w) und (v, w) substituirfc. Die Be-
dingungsgleichungen der Orthogonalität nach w sind dann wieder
linear, die Integrationen haben meist keine Schwierigkeit, und es
handelt sich mehr um Scheidung der Fälle der Vereinbarkeit und
Unvereinbarkeit. In dieser Weise sind in den 5 ersten Artikeln 2
Flächenfamilien behandelt, beide von der Eigenschaft, dass die
rechte Seite der Gl. (8) null ist. Bei der ersten besteht die stereo-
graphische Projection des Systems der Indicatricen aus 2 Kreis-
schaaren, bei der zweiten aus einer Schaar Gerader und ihren pa-
rallelen Trajectorien. Der 6. Artikel sucht die Familie, welcher die
Flächen 2. Grades angehören; der 7. die orthogonalen Flächen-
systeme, deren eine Schaar selbst 2. Grades ist.
Berlin. ß. Hoppe.
B. Hoppe: Beispiel einer einseitigen Fläche. (Grunert's Arch.
LVn. 328—334.)
Betrachtung der geschlossenen Fläche
X = cos u cos 2t; ; y = cos m sin 2t; ; je? = sin w (cos v — cos u sin v)
deren eine Seite stetig in die andere verläuft.
Berlin. R. Hoppe.
58 B. ^OPFB. — F. BaCHMAHV. — L. BUBHESTEB.
B. Hoppe: Ueber die Symmetriepunkte des Dreiecks. (Gnmert's
Arch. 422.)
Die Symmetriepunkte werden nach barycentrischer Bestimmung
definirt. Die Betrachtung knüpft sich hauptsächlich an die Be-
ziehung zwischen Punkten und yon denselben erzeugte Linien für
reciproke Belastung der Ecken. Insbesondere werden die Kegel-
schnitte untersucht; welche Geraden als reciproke Linien entsprechen.
Berlin. • R. Hoppe.
F. Baohmann: Arithmetische Sleioigkeiten. (Zeitschrifb für Math,
und Physik, 20. Jahrg.)
Unter diesem .Titel habe ich zwei kleine Bemerkungen ver-
öffentlicht ^ deren erste die Aufgabe löst: alle diejenigen pythagori-
sehen Zahlen explicite zu bestimmen, bei welchen die kleineren
beiden zwei aufeinanderfolgende ganze Zahlen sind. '
In der zweiten beweise ich den Satz, dass der Quotient
1 .2.3. ..2a . 1.2. 3. ..26
1.2.3...a.l.2.3...(a + 5).1.2.3...6
eine ganze Zahl sei. Dieser Satz, von Catalan scheinbar aus der
Theorie der elliptischen Functionen erhalten, findet sich in den
Nouv. annal. de math. par M. Gerono t. 13 als question 1135 auf-
gestellt; ein Beweis desselben ist bisher daselbst nicht gegeben wor-
den, denn der Satz, welchen Bourguet ebend. t. 14 pag. 89 be-
wiesen hat, enthält jenen, wie Catalan pag. 179 richtig bemerkt,
keineswegs als einen speciellen Fall.
Münster. P. Bachmann.
Ii. Bnrmester: Einematisoh-geometrisohe Untersuchungen der
Bewegung gesetsmässig- veränderlicher Systeme (dritte
lüttheüung). (Zeitschrift far Mathem. und Physik, Bd. 20,
S. 381 — 422, nebst 2 Tafeln.)
In der Geometrie der Bewegung wurde bis jetzt vorzugsweise
die Bewegung der starren ebenen und räumlichen Systeme erforscht
und vom kinematischen Standpunkte aus besonders auf die praktische
L. BUBHESTEB. 59
Yerwerthung Bücksicht genommen. Die Emporsteigung zur höheren
Allgemeinheit erfordert die Aufhebung der Schranken^ welche die
bisherigen Grundlagen umschliessen; daher bildet dem Wesen dieser
Disciplin gemäss die Voraussetzung bewegter gesetzmässig-veränder-
licher Systeme das unbegrenzte fruchtbare Fundament^ auf dem sich
die höheren Stufen kinematisch-geometrischer Forschung entwickeln.
Die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht von hoher Allgemeinheit, weil
sie auf der breiten Basis der Annahme bewegter veränderlicher
Systeme •stehen; und die Gesetze, welche sich ergeben, liefern einen
unermesslichen Reichthum kinematisch -geometrischer Beziehungen,
die specialisirt auch för die Bewegung starrer Systeme gelten. Für
die ersten Behandlungen der Bewegung veränderlicher Systeme schien
mir die synthetische Methode am zweckmässigsten, weil sie durch
die Anschauung zur geometrischen Klarheit und besseren üeber-
sichtlichkeit führt-, daher sind die fundamentalen Beziehungen und
die wichtigsten Folgerungen durch rein -synthetische Betrachtungen
abgeleitet, in denen zugleich die Directive für eine höhere analytische
Behandlung liegen. Die Einwirkung der kinematischen Methode
auf die analytische Mechanik wird in der Folge grossen Nutzen
bringen und die bekannten Sätze der Phoronomie werden sich als
Glieder eines umfassenden grossen Organismus manifestiren.
In den beiden ersten Abhandlungen (Zeitschrift f Math. u.
Phys. Bd. 19.), welche der oben genannten dritten Mittheilung vor-
angehen, wurden die Grundzüge der Bewegung ebener Systeme
untersucht, welche in ihren verschiedenen Phasen ähnlich, affin,
oder coUinear bleiben. In der dritten Abhandlung wird die Unter-
suchung der collinear- veränderlichen ebenen Systeme besonders in
Hinsicht auf das wichtige Princip der Umkehrung der Bewegung
fortgesetzt, und hierauf werden unsere synthetischen Betrachtungen
auf die Bewegung der coUinear-veränderlichen räumlichen Systeme,
so wie der kreisverwandt-^eränderlichen ebenen ^lysteme ausgedehnt.
Bei einem coUinear-veränderlichen System bleibt eine Gerade wäh-
rend der Bewegung in allen Systemphasen eine Gerade; bei dem
kreisverwandt -veränderlichen System bleibt jeder Kreis in allen
Phasen des Systems ein Kreis, der,- wenn sein Durchmesser unend-
lich gross wird, in eine Gerade übergeht. Eine Gerade, welche wir
als einen unendlich grossen Kreis ansehen, verwandelt sich durch
den Üebergang von einer Phase zur anderen in einen Kreis. Durch
die Untersuchung der Bewegung des kreisverwandt- veränderlichen
Systems werden die ersten Stadien des Weges eröfl&iet, der zu den
n
60 L. BubHestes.
höheren Stufen kinematisch geometrischer Beziehung führt. Die
Kreisverwandtschaft ist ein besonderer Fall der Verwandtschaft
zweiten Grades. Es bleibt dann noch für die nächste Folge die
Behandlung der Bewegung solcher veränderlicher Systeme, deren
Phasen in Verwandtschaft zweiten Grades stehen, um durch Ueber-
tragung von hieraus zu der Cremo na 'sehen Verwandtschaft zu ge-
langen. Damit ist dann der Weg zu der höchsten Stufe kinematisch-
geometrischer Beziehungen, der Bewegung rational -veränderlicher
Systeme gebahnt, deren Phasen in Cremona'scher Verwaadtschaft
bleiben.
Im ersten Theile der dritten Abhandlung wird die Bewegung
der coUinearen ebenen Systeme^ behandelt und der nachstehende
fundamentale Satz, zu dem sich der duale von selbst gesellt, ab-
geleitet.
Sind drei Punkte eines collinear-veräfiderlichen ebenen Systems fest,
so sind alle Bahncurven der beweglichen Systempunkte entdeckende
Curven in coUinearen ebenen Systemen, welche die drei festen Punkte
als selbstentsprechende Punkte besitzen.
Auf diesen wichtigen Satz kann jede conplane Bewegung eines
collinear- veränderlichen ebenen Systems zurückgeführt werden; denn
während jeder unendlich kleinen Bewegung bleiben drei System-
punkte (die CoUineationspole) fest. Ferner ergibt «ich aus diesem
fundamentalen Satz die Umkehrung der Bewegung. In einem
collinear-veränderlichen ebenen System mit drei festen Punkten be-
schreiben die Punkte -4, £, (7 . . . einer Systemcurve K, deren
Phasen K^, K^j K^ ... sind Bahncurven a, 6, c . . .; denken wir uns
diese Phasen erstarrt, so kann man dieselben als Bahncurven der
Punkte einer Curve L ansehen, deren Phasen die Curven a, &, c . . .
sind, und einem anderen collinear-veränderlichen System angehört-,
T^elches dieselben drei festen Punkte besitzt. Da dieCurvenJ^j, JEgj^a«--
und die Curven abc:. dieselbe Curve k umhüllen, so kann die HüU-
bahncurve k auf zweierlei Weise erzeugt werden, d. h. wir erhal-
ten dieselbe Curve k, wenn die Bewegung umgekehrt wird. Eine
Systemcurve K, deren Punkte Ä, B,C . . sich auf Bahncurven a, 6, c . .
bewegen, welche mit K zusammenfallen, erzeugt eine HüUbahncurve
k, die mit K identisch ist, und alle Phasen K^, jKg, K^ . . liegen in
K] hüllen diese selbst ein. Solche Curven eines veränderlichen Sy-
stems, welche sich* in sich selbst bewegen, werden SelhsthiUlcurven
genannt und zeichnen sich durch viele interessante Eigenschaften
aus. Als besonderer Fall solcher Curven treten die Kegelschnitte
L. BUBMESTER. 61
auf, welche in zwei festen Punkten die von (iiesen nach dem dritten
festen Punkt gehenden beiden Geraden berühren, und diese Kegel-
schnitte haben bei der Bewegung eines rotirenden starren ebenen
Systems die in sichl selbst bewegten Kreise als Analogen. Bei der
allgemeinen conplanen Bewegung eines coUinear-veränderlichen ebe-
nen Systems beschreiben die drei CoUineationspole eine dreitheilige
Curve in der festen Ebene und in dem veränderlichen System. Die
iBrste wird die CoUineationspolbahn, die zweite die CoUineationspol-
curve genannt, und weitere Darlegungen liefern die wichtigen Sätze:
Bei der Bewegung eines coUine(w -veränderlichen ebenen Systems
rolU die CoUineationspoleurve auf der CoUineationspolbahn,
Eine Phase K^ einer in einem collinear -veränderlichen ebenen
System S liegenden Curve K, welche eine Hüllbahncurve h erzeugt, kann
als die Hüllbahnearve von der einem collinear -ver (inderlichen ebenen
System 2] zugewiesenen Curve k angesehen werden; dabei bewegen sich
die Punkte des Systems U auf solchen Curven, die, wenn sie dem System
S angehörten, Punkte umhüllen , und die PJiase o^, der bei der ersten
Bewegung auf der CoUineationspolbahn co rollenden CoUineationspoleurve
o des Systems S ist bei der zweiten Bewegung die CoUineationspolbahn,
auf der die Curve co des Systems E roUt
Diese beiden wichtigen Sätze, von denen der zweite das Princip
der ümkehrung der Bewegung in sich trägt, gelten ganz allgemein
für jede eindeutige Verwandtschaft, also auch für die Bewegung
eines ebenen Systems, dessen Phasen in Cremona'scher Verwandt-
schaft stehen.
In dem zweiten Theil werden die Grundgesetze der bewegten
coUinear-veränderlichen räumlichen Systeme in analoger Weise wie
im ersten 'Iheil synthetisch abgeleitet und die wichtigsten Folgerungen
aus dem nachstehenden fundamentalen Satz gezogen:
Sind vier Punkte eines coUinear-veränderlichen räumlichen Systems
fest, so sind alle Bahncurven der beweglichen Systempunkte entsprechende
Curven in collinearen räumlichen Systemen, welche die vier festen Punkte
als selbstentsprechende Punkte besitzen.
Durch eine briefliche Mittheilung des Herrn Reye bin ich nach
dem Erscheinen meiner Abhandlung belehrt worden, dass dieser
wichtige Satz schon in v. Staudt's Beiträgen zur Geometrie der
Lage (Heft HI, S. 332) enthalten ist; und es ist zu bedauern, dass
die unübersehbare Fruchtbarkeit desselben, welche sich durch die
kinematisch-geometrische Interpretation ergibt, nicht früher entdeckt
wurde. Durch die synthetischen Darlegungen ist dieser Satz zwar
62 L. BUBMESTEB.
nur für vier reelle, so wie für zwei reelle und zwei imaginäre feste
Punkte bewiesen; analytisch lässt sich auch leicht seine Gültigkeit
nachweisen, wenn alle vier Punkte imaginär sind. Jede unendlich
kleine Bewegung eines collinear-veränderliche9 räumlichen Systems
kann als eine solche mit vier festen angesehen werden. Die Um-
kehr der Bewegung ergibt sich in gleicher Weise wie für das ebene
System, zu den SelbsthüUcurven treten hier als Analogon die SeJbst-
hüllflächm ; femer folgt aus jenem fundamentalen Satz die Eigen-
schaft eines tetraedralen Strahlencomplexes, dass derselbe wandelnd
in sich selbst übergeht.
Der dritte Theil enthält die Gxundbeziehungen der Bewegung
des kreisverwandt- veränderlichen Systems, welche durch Inversion
aus der Bewegung des ähnlich-veränderlichen ebenen Systems ab-
geleitet werden. Das Fundament der Folgerungen bildet der Satz:
Sind zwei Punkte eines Jcreisverwandt^veränderlichen eienen Systems
fest, so sind alle Bahncurven der beweglichen Systempunkte entdeckende
Curven in hreisverwandten Systemen^ welche diese festen Punkte als
selbstentsprechende Punkte besitzen.
Da im ähnlich-veränderlichen ebenen System die logarithmischen
Spiralen SelbsthüUcurven sind, so ergibt sich durch Inversion, dass
im kreisverwandt- veränderlichen ebenen System logarithmische Doppel-
spiralen als SelbsthüUcurven auftreten.
Durch stereographische Projection wird zu der Bewegung kreis-
verwandt-veränderlicher ebener Systeme auf der Eugelfläche das Ana-
logon erhalten. Bei der Bewegung des kreisverwandt-veränderlichen
Systems tritt zum ersten Male die hohe Allgemeinheit hervor; denn
hier ändern sich alle Kreise und alle Gerade gehen in Kreise über,
wenn sich das System aus einer Phase in die andere bewegt. Im
coUinear-veränderlichen Syste^ verändert sich die Punktreihe, aber
nicht der gerade Träger derselben, eine Gerade bleibt in allen
Systemphasen eine Gerade. Durch diese höhere Auffassung werden
wir zu wichtigen interessanten Ergebnissen geführt, welche uns eine
inhaltsreiche Perspective für die Weiterforschung in dem frucht-
reichen Gebiete der kinematischen Geometrie ero&en; und wir wer-
den zu der Erkenntniss geführt, dass auch in dieser Richtung viele
Schätze verborgen Hegen, die erst durch tiefere Forschung gehoben
werden.
Dresden. L. Burmester.
J. EOBTEWEO. 63
D. J. Eorteweg: Ueber einige Anwendungen eines besonderen
Falles der homographischen Verwandtschaft (der Affinität).
' (Zeitschrift für Math, und Phys. Jahrg. 21. Heft 1.)
Den bereits von Möbius und Chasles ausgesprochenen ein-
fachen Theoremen über die Lehre der Affinitöt ein neues anzureihen,
war Zweck der Abhandlung. Dazu wurde der Begriff von affinen
Figuren eingeführt, welche sich nämlich durch Affinität von einan-
der ableiten lassen, wie z. B. alle Tetraeder, alle Parallelepipede,
alle EUipsoide, etf. Bezeichnet man jetzt allgemein mit An eine
Figur affin mit einer gegebenen Figur A^ so kann folgendes Theorem
in allgemeinster Form ausgesprochen werden:
Steht irgend eine Figur Ap zu einer andern Figur Bp in einer
Beziehung, welche durch affine Projection nicht geändert unrd, und ist
Ap die grösste von allen Figuren An die in dieser Beziehung denkbar
sind, so ist Bp die kleinste aller Figuren Bn, die mit Ap in gleich-
artige Beziehung gebracht werden können.
Es folgt z. B. aus diesem Theoreme uimiittelbar, dass: das
grosste EUipsoid in einem Tetraeder so gelegen sein muss, dass
das Tetraeder zu den kleinsten gehört, die um das Ellipsoid be-
schrieben werden können. Oder gilt es das §rösste Ellipsoid, wel-
ches die sechs Kanten eines Tetraeders (und nicht ihre Ver-
längerungen) berührt, so wird dieses Tetraeder das kleinste sein
müssen, dessen Kanten (und nicht ihre Verlängerungen) Tangenten
des EUipsoids sind.
Es wird weiter die Affinität auf die Mechanik angewendet und
einige Sätze angeführt, die aber grösstentheils schon mehr oder
weniger deutlich ausgesprochen in Culmann's stjatischer Graphik
vorkommen. Es ergibt sich daraus z. B.:
In jedem Tetraeder sind die Axen des Centralellipsoids mit den
Axen des grössten eingeschriebenen EUipsoids gleichgerichtet; beide
ElBpsoide werden gleichzeitig zu Rotationskörpern.
Breda. J. Korteweg.
64 S. GÜNTHBB.
8. Günther: Ein Btereometrisohes Problem. (Archiv der Mathem.
und Physik, Band 67.) *
Im 56. Bande der gleichen Zeitschrift hatte Bender die Frage
discutirt, wie viel congruente Kugeln mit einer Kugel des nämlichen
Radius zur Berührung gebracht werden können. Sein Resultat,
welches die Maximalzahl 12 ergab, war richtig, allein die Begrün-
dung erschien nicht streng genug. In der vorliegenden Arbeit ward
demzufolge erstlich durch directe Berechnung gezeigt, dass es in
der That nicht mehr als 12 solche Kugeln geben könne, dann aber
auch ein Weg angegeben, welcher die betreffende Anzahl direct
finden lehrt.
München. S. Günther.
8. Günther: Auflösung eines besonderen Systemes linearer Glei-
chungen. (Archiv der Mathem. und Physik, Bd. 57.)
In seiner bekannten Untersuchung über die Portpflanzung des
Schalles war Lagrange auf ein gewisses System trigonometrischer
Gleichungen geführt worden, mit dessen Auflösung sich später
Grelle und Unferdinger eingehend beschäftigt haben. Das be-
treffende System stellt sich dar als specieller Fall des nachstehen-
den allgemeineren:
«2,1^^1 + «2,2^^ H h öt2,nÄJn — (h,nä^n-{-l <h,2X2n-l
Ö2n — 1,1^^1 + Öt2n— 1,2^^2 H h ^^2»»— l,n^« + Ö^2n — M^^n-l-l H
-f- «2»»— 1,2^^2 n—1 -^ fhn— l,1^2n = -42n — 1 j
Ö2n,l^l + (hH,2002 H h a2n,niX^n — Ö2»,n^n+1
Lässt sich auch keine explicite Auflösung dieses Systemes er-
bringen, so gelingt es doch, die resultirenden Determinanten erheb-
lich zu vereinfachen, und indentificirt man die erhaltenen B.elationen
mit den von Lagrange erhaltenen Werthen, so ergeben sich ge-
wisse interessante Relationen für Determinanten, deren Elemente
gewisse goniometrische Ausdrücke darstellen.
München. S. Günther.
S. GüMTH£B.
65
S. Günther: Das iudependente Bildungsgesetz der Eettenbrüche.
(Denlcschriffcen der math.-phys. Klasse der k. k. Academie der Wissen-
schaften zu Wien. Oct. 1875.)
In der geschichtlichen Einleitung zu diesem Aufsatze werden
die Bemühungen aufgezählt, das independente Bildungsgesetz der
Näherungs-Zähler und Näherungs-Nenner eines Kettenbruches aus-
zumitteln. Dieselben zerfallen in drei Kategorieen, je nachdem
man nämlich direct auf combinatorischem Wege oder aber, wie
dies Bin et und Zehfuss thaten, durch Auflösung einer trinomi-
schen linearen Differenzengleichung zum Ziele zu gelangen suchte;
an dritter Stelle endlich erscheint die eigentHche Determinanten-
Darstellung. Da jedoch auch diese keinen*Einblick in die Bildungs-
weise der betreffenden Ausdrücke verstattet, so wird sie hier ledig-
lich zur Basis für eine weitere Entwicklung genommen. Sobald
man^ was sehr einfach geschehen kann, den Kettenbruch auf die
reducirte Form (vom durchgehenden Partialzähler 1) gebracht hat,
handelt es sich offenbar noch darum, die allgemeinere symmetrale
(gauche) Determinante von voller Diagonale
e -
«1
...0
«1
z •
—«2 ...
«2
...0
0...e
— «n 1
... a„.
-1 a«
0...0
CCn Z
in eine nach Potenzen von ^ fortlaufende Reihe zu entwickeln, so
zwar, dass der Coefficient jeder einzelnen Potenz in geschlossener
Summenform sich darstelle. Mit Hülfe eines neuen Lehrsatzes wird
diese independente Darstellung erbracht und auf dieselbe dann, ein
Schema zur praktischen Berechnung gegründet. Dass dasselbe mit
den anderen bekannten Verfahrungsweisen in Ansehung der prakti-
schen Verwendbarkeit zum mindesten concurriren könne, wird an
einem complicirteren Beispiele direct nachgewiesen.
München. S. Günther.
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik.
66 S. Günther.
S. Günther: Lehrbuch der Determinantentheorie für Studirende.
(Erlangen 1875. Verlag von Eduard Besold.)
Dieses Buch ist bestimmt, zwischen den zahlreichen guten
Elementardarstellungen, welche unsere Literatur besitzt, und dem
grossen Handbuch von Baltzer ein Mittelglied zu bilden, auf wel-
ches hauptsächlich der akademische Unterricht des ersten Jahres sich
stützen kann. Dasselbe zerfällt in 9 Kapitel. Das erste sucht von
der historischen Entwickelung des Determinantencalculs in dejn durch
die Namen Leibnitz und Cauchy fixirten Zeiträume Rechenschaft
zu geben, und zwar werden hiebei einige bisher unbekannte Lei-
stungen der Hindenburg'schen Schule ihrem wahren Werthe nach
gewürdigt. Das zweite Kapitel enthält eine ausführliche Darstellung
der eigentlichen Elemente; das dritte unter dem Titel „Determinanten
von besondrer Form" die Lehre vom Differenzenproduct, den ad-
jungirten, symmetrischen und symmetralen Determinanten, wobei
a\if die Behandlung der sogenannten orthosymmetrischen Determi-
nanten ein besonderes Gewicht gelegt wird. Das vierte Kapitel
bietet einen kurzen Abriss der Theorie der Determinanten vom
dritten und höheren „Rang^^ in einer gegen die bahnbrechenden
Arbeiten italienischer Mathematiker der Bezeichnung nach verbesserten
Form. An fünfter Stelle wird die Lehre von der Elimination im
weitesten Sinne mit Anwendungen auf die Fürsten aussehe Methode,
die independente Darstellung der Bernou Hirschen Zahlen, recur-
rirende Reihen, Discriminanten etc., vorgetragen. Das sechste Ka-
pitel enthält eine umfassende Theorie der Kettenbruchdeterminanten,
das siebente eine Anzahl geometrischer Beispiele: Dreiecksinhalt,
Tetraedervolumen, Hauptaxenproblem. Dann folgt die Theorie der
Functionaldeterminanten, welche nach Begründung der Hauptsätze
die Transformation der bestimmten Integrale, das Krümmungsmass
und die Lehre von der Hesse 'sehen Determinante erledigt Das
neunte Kapitel endlich behandelt „lineare Substitutionen" und schliesst
mit der Darstellung der Untersuchungen von Weierstrass über
bilineare Functionen.
München. S. Günther.
A. Pbingsheih. 61
A. Fringsheim: Zur Transformation zweiten Grades der hyper-
eUiptischen Functionen erster Ordnung. (Math. Annalen
Bd. IX.)
Wie Herr Professor Koenigsberger im 67. Bande des Crell er-
sehen Journals gezeigt hat, geht eine hyi3erelliptisclie Thetafunction
mit zwei Variablen durch eine Transformation zweiten Grades in ein
Aggregat von vier Theta-Quadraten oder von zwei Theta-Producten
über, je nachdem gewisse mit nt, tt, p, q bezeichnete, für die
Transformation charakteristische ganze Zahlen, die aus den Charak-
teristiken m^^j m/, Wj^, ^2^ des zu transformirenden ^x{v^,v.^) und
den Transformations-Zahlen des Schemas
^11 ^12 — <^i2 — <^ll
^21 ^22 ^22 ^21
/ r
(>21 (^22 ^22 ^21
r f
Qi\ Qi2 Qu Qn
zusammengesetzt sind, sämmtlich gerade sind oder nicht. Ich be-
fasse mich hier speciell mit der ersten Klasse von Transformationen,
also mit Transformations-Gleichungen von der Form
(I) E . »x{y^, <) = {a)&.\v„ V,) + {ßW(v„ V,) + (y)»r\v„ v,)
und leite zunächst aus deren Betrachtung einen Beweis des für alle
Transformationen zweiten Grades gültigen Satzes her, dass —
bei jeder Transformation zweiten Grades der hyperelliptischen
Functionen erster Ordnung aus dem Aiisdrucke für eine trans-
formirte '9' -Function sich drei und immer nur drei weitere trans-
formirte '9' -Functionen durch Substitution von halben Perioden
ableiten lassen. ^
Die Untersuchung der Grössen m, tt, )), C| für alle 15 Hermite'-
schen Repräsentanten der nicht aequivalenten Transfornyitions-Klassen
lehrt nämlich, dass es für jede Transformation zyeiten Grades ge-
rade 4 Indices A von der Beschaffenheit gibt, dass ttt, tt, p, q
sämmtlich gerade Zahlen werden, dass mithin 4 transformirte d'-
Functionen in der Form (I) erscheinen. Daraus folgt zunächst, dass
aus, einem Transformations- Ausdrucke von der Form (I) sich höch-
stens noch drei weitere durch Substitutionen halber Perioden her-
leiten lassen; und da diese Eigenschaft offenbar unabhängig vom
Index X und dieser besonderen Gestalt der Transformations -Glei-
chung ist, vielmehr lediglich auf der Beziehung der Argumente
68 A. Pbinoshkim.
v^, V2 und v^y V2 beruht, so gilt dieselbe für jede beliebige Trans-
formation 2. Grades. Andererseits lässt sich zeigen, dass die
Anwendung aller 15 möglichen Substitutionen halber Perioden auch
nicht weniger als drei Veränderungen auf den Index k hervorbringen
kann, woraus dann unmittelbar der obige Satz in seiner ganzen
Allgemeinheit folgt. Derselbe lässt schliesslich noch eine Erweiterung
auf Transformationen von beliebigem paaren Grade zu, sofern man
nur diejenigen Transformationen aüsschliesst, bei denen alle Trans-
formations -Zahlen durch 2 oder eine Potenz von. 2 theilbar sind
(was bei Transformationen zweiten Grades vermöge der Bedingungs-
gleichung 2Ja{Qia^ia — ^laQia) = 2 uicht stattfinden kann).
Eine weitere Betrachtimg, die sich unmittelbar an die Trans-
formations - Gleichungen von der Form (I) anknüpfen lässt, bezieht
sich auf die linearen homogenen Relationen, wie sie zwischen ge-
wissen Combinationen von 4 Theta- Quadraten stattfinden. — Da
die Wahl der Indices a, /3, y, d in (I) einzig und allein durch die
Bedingung beschränkt ist, dass zwischen den betreffenden 4 Theta-
Quadraten^ keine Jineare Relation stattfindet, so folgt aus der Un-
möglichkeit, für a, /3, y, ö vier Indices ungerader •9' -Functionen
zu wählen, dass zwischen den Quadraten von je vier ungeraden -ö'-Func-
tionen eine solche Relation stattfinden muss. Combinirt man nun die 6
ungeraden •^'-Functionen sechsmal zu je 4, in der Weise, dass man
die Indices cyclisch vorrücken lässt, bestimmt alsdann die Coeffi-
cienten der Gleichungen von der Form:
(«) ^J{v,,v,) + (ß) ^/K , V,) + (y) ^/K, V,) + (d) &3\V„ V,) =
durch Substitution halber Perioden und Nullsetzen der Argumente,
wendet alsdann auf jede der resultirenden 6 Gleichungen alle 15
möglichen Substitutionen halber Perioden , an, so erhält man im
Ganzen 96 homogene lineare Relationen von je 4 -ö*- Quadraten in
einer sehr übersichtlichen Zusammenstellung. Dieselben sind den
von Rosenlkain in seinem „Memoire sur les fonctions de deux
variables et ä quatre periodes etc.'' S. 425 erwähnten aequivalent;
behufs der Vergleichung .hat man nur festzuhalten, dass den von
Rosenhain für seine g?- Functionen gewählten Indices
0,0 0,1 0,2 0,3 1,0 1,1 1,2 1,3 2,0 2,1 2,2 2,3 3,0 3,1 3,2 3,3
der Reihe nach die -ö*- Indices
Ol 03 12 i.l-14t.l3i.02 2 i.24 23 Ol 34 i.3 4 5
entsprechen (wobei der Factor, i oder das Zeichen — sich selbstver-
ständlich auf die betreffende -ö'-Function, nicht auf den Index bezieht).
A. Fbinosheim.
69
Ich betrachte schliesslich noch den speciellen Fall von Trans-
formationen zweiten Grades, welcher die .transformirte hyperellip-
tische 'ö'-Function als ein Product zweier elliptischen '&•- Functionen
und somit die von Jacobi (in Grelle 's Journal Bd. 8) auf rein
algebraischem Wege hergestellte Reductiön gewisser hyperelliptischer
Integrale auf elliptische liefert. Die nothwendige und hinreichende
Bedingung für dieses Zerfallen der transformirten hyperelliptischen
Functionen , in Producte von elliptischen Functionen ist die, dass
der transformirte Modul r^^ = ist und dass mithin ftuC^/, ^2)
vermöge der Gleichung
für die NuUwerthe der Argumente verschwindet. Da aber, wie
Herr Koenigsberger gezeigt hat, ein gerades transformirtes •9' für
die NuUwerthe der Argumente nur dann verschwinden kann, wenn
es sich in der Form (I) darstellt, und ausserdem für keine der
15 Repräsentanten-Transformationen ^i^iv^y v^) in der Form (I) er-
scheint, so folgt, dass man, um Transformationen von der ge-
wünschten Beschaffenheit zu erhalten,- jene Repräsentanten -Trans-
formationen noch mit solchen Linear- Transformationen combiniren
muss, dass tn, n, p, q für den Index 14 sämmtlich gerade Zahlen
werden. Ich zeige nun, dass man hierbei leicht auf die folgenden
4 Linear-Systeme geführt wird:
1 10
010
001
000
welche der Reihe nach mit den vier Grundformen der 15 Repräsen-
tanten combinirt, 15 neue Transformations-Systeme zweiten Grades
liefern, die der obigen Bedingung genügen. Die Festsetzung
liefert »dann für diese 15 Transformationen 15 verschiedene Be-
dingungsgleichungen von der Form
g?(x^, A^, ft^, x^A^,Ä^|[t^, k^yi^) = (wo (p eine Linearfunction bedeutet),
unter denen sich auch die von Jacobi behandelte Bedingung
ft^ _ ^2;^2
befindet. Diesen einen Fall führe ich nun vollständig durch, be-
diene mich jedoch hierbei nicht der betreffenden unter den eben er-
1010
0101
0010
0001
1000
1000
1 100
0100
1
0010
1010
1
001 1
0101
70 A. PRINGBHEIM.
wähnten Transformationen, sondern — um schliesslich genau das
Jacobi'sche Resultat zu erhalten — einer daraus durch ein neues
Linear-System abgeleiteten, nämlich der Transformation
2 00'
1 100
I 2000
1 1111
welche ebenfalls ^niv^, v^) in der Form (I) liefert und für
^u(0;0) = ö die Bediogung [i^ = x^k^ gibt. Ich berechne nun die
Ausdrücke der transformirten Theta's mit den Indices 23, 5, 0,
führe darauf die Integrale ein, und drücke die O'-Functionen mit
den Argumenten v^, v^ und v^\ v<l durch die oberen Integralgrenzen,
die mit Null-Argumenten durch die Integralmoduln aus. Die auf
diese Weise resultirenden, ziemlich complicirten algebraischen Be-
ziehungen geben die Reduction einer Summe von zwei hyperellipti-
schen Integralen von der Form:
/dx j^ /* dx
yW{^ J VW)
1
(wo R{x)-x{l- x){l-K'x){l~l^x){l-Kn^x)),
und ebenso
J* xdx j^ /* xdx
1
auf je eine Summe von zwei elliptischen Integralen von der Form:
yi Vi
J V{i - y"-) (1 - c'y') J y(i -
dy
y') (1 - i'y')
U
Jacobi gibt die Reduction eifies solchen hyperelliptischen Integrals.
Um diese zu erhalten, hat man nur X2 = 1 zu setzen, wodurch
2/2 = — 2/1 wird: alsdann gehen die erwähnten algebraischen Be-
ziehungen genau in die von Jacobi gegebenen über, sobald man
die Jaco hinsehen Bezeichnungen in der richtigen Weise einführt. —
Endhch wird noch erwähnt, dass die auf zwiefache Weise zu er-
möglichende Bestimmung der Constanten Ä, B — einmal durch
Einsetzen der algebraischen Transformations- Ausdrücke, dann auch
vermöge der Beziehung zwischen %, V2 und v^\ v^ — eine Be-
ziehung für die Periodicitäts-Moduln der hyperelliptischen .Integrale
von der Eigenschaft /Lt^ «= x^A^ liefert. Dieselbe lautet
n
A. Pbingbheim. — Hamburger. 71
^Li. _ _ _^n_+J^^i2_ = __ ^A
-^21 -^21 + 2/1^22
WO K^i, K^2, K21, K^ die bekannten, sog. reellen Periodicitäts-
Moduln des betreffenden hyperelliptischen Integrales bedeuten.
Berlin. A. Pringsheim.
Hamburger: Zur Theorie der Integration eines Systems von
n linearen partiellen Differenzialgleichungen erster Ord-
nung mit 2 unabhängigen und n abhängigen Veränder-
lichen. (Borch. J. Bd. 81. S. 243—280.)
Hinsichtlich der Systeme simultaner partieller DifFerenzial-
gleichungen, in welchen die Zahl der Gleichungen mit der Anzahl
der abhängigen Variablen übereinstimmt, sind dem Verf. ausser der
von Jacobi (Grelles J. Bd. IL S. 321) ausgeführten Integration
einer besonderen Klasse derselben, nämlich der s simultanen Glei-
chungen :
{A^ . . An, B^ , , Bs Functionen von x^ . . Xn, z^ . . z^
keine allgemeineren Untersuchungen bekannt geworden. Man kann
indess die Methoden von Monge und Ampere zur Integration par-
tieller Differenzialgleichungen zweiter Ordnung mit 2 Veränderlichen
und namentlich die Erweiterung derselben durch Herrn Natani
(Die höhere Analysis in 4 Abtheilungen. Berlin 1866, p. 365 — 390)
auf Gleichungen höherer Ordnung und mit mehr unabhängigen
Variablen als Beiträge zur Theorie der simultanen partiellen Diffe-
renzialgleichungen bezeichnen.
In der vorliegenden Abhandlung, welche durch die erwähnten
Natani'schen Untersuchungen veranlasst ist, wird zunächst folgen-
des System von n linearen partiellen Differenzialgleichungen mit x
und y als unabhängigen ^ und z^ , . 0n als abhängigen Variablen be-
trachtet:
(1) ^\
wo px = -o — , 2x == —^ — , und die Coefficienten a, a, e Functionen
72 Hambuboer.
von xy^i . . 0n bedeuten. Die Aufgabe ist, die Integration des
Systems (1), wenn möglich, auf die Integration von Systemen
totaler Differenzialgleichungen zurückzuführen. Zu dem Ende ad-
dirt man die mit l^ . ,ln multiplicirten Gleichungen (1) zu einander
und setzt die Coefficienten der p und q in der resultirenden Glei-
chung den entsprechenden Coefficienten in der identischen Glei-
chung
+ ^iKdy -] h Q.nKdy
proportional. Hierdurch ergeben sich zur Bestimmung der Ver-
hältnisse der Grössen l die n Gleichungen
l,{a\ ~ a» + . . . + ln{a- - a» = (s = 1, 2 . . w) ,
wo n bestimmt ist durch die Gleichung wten Grades
m= : =0,
a^ — a^u • • • «** — a^a
I n n^ n n~
und für die Verhältnisse der Grössen A wird erhalten:
Aj : • • : An = ^i«} + • • + InCi'l : • • : l^a\ + • • + In^l
= Wi H \r in«? '-' kcci H h InCCl .
Führt man noch em v = — z , so lauten die zu inte-
?i«}H — h^««;
. . grirenden Systeme totaler Diflferenzialgleichungen
(2) dy = iidx , l^disii -f- • • +^»^^« = l^vdx .
Die Anzahl derselben ist gleich der Zahl der verschiedenen Wurzeln
der Gleichung f{^) = Oy also im Allgemeinen gleich w, der Fall
gleicher Wurzeln macht besondere Erörterungen erforderlich, die
wir hier übergehen; nur sei im Allgemeinen bemerkt, dass die An-
zahl der Systeme (2) verringert wird und zwar für jede Ä-fache
Wurzel |Lt um Je — 1, dass aber in den Fällen, wo das System der
zugehörigen Verhältnisse der Grössen l unbestimmt wird, indem die
l sich als lineare homogene Functionen vom s derselben (1 < s ^ &)
sich ausdrücken , die Anzahl der Gleichungen des entsprechenden
Systems (2) sich um s — 1 vermehrt. • In dem besonderen Falle,
dass das Verhältniss aj. : a^ für alle i und Je constant ist, werden
alle Grössen l und also auch A willkürlich und man erhält statt
der n Systeme (2) ein einziges System von n + 1 totalen Diflferen-
zialgleichungen zwischen den w + 2 Variablen xyz^ . . ^«, also ein
HAMBUSaEB. 73
System gewöhnlicher DiJBFerenzialgleichungen. Dieser Fall tritt nur
ein bei dem oben erwähnten Jac ob i 'sehen System simultaner par-
tieller Differenzialgleichungen mit 2 unabhängigen Veränderlichen.
Betreffs des Zusammenhangs der Integrale der Systeme (2),
ihre Integrabilität vorausgesetzt, itiit den Integralen des Systems
(1) wird ein alle in Betracht kommenden Fälle umfassender Satz
bewiesen, welcher für den Fall lauter ungleicher Wurzeln der Glei-
chung /*(/x) = folgendermassen lautet:
Sind die beiden Integrale des der Wurzel fik entsprechenden
Systems (2)
u^ = const. , w* = conet. ,
dann stellen
wo q>i . . (pn willkürliche Functionen bezeichnen, die allgemeinen
Lösungen des Systems (1) dar. Es folgt alsdann die Angabe der
Bedingungen, welche die Coefficienten des Systems (1) erfüllen
müssen, wenn die Systeme (2) unbeschränkt integrabel sein sollen,
wobei nur der Fall lauter ungleicher Wurzeln der Gleichung
f{fi) = in Betracht gezogen ist. Die Zahl der Bedingungen re-
ducirt sich bedeutend, wenn die Coefficienten des Systems (1) die
Functionen z^ , . Zn selbst nicht enthalten und in dem besonderen
Falle, wo die Coefficienten a und a sämmtlich constant und die e
blosse Functionen von x und y sind, lässt sich die Integration durch
blosse Quadraturen bewerkstelligen.
Eine directe Bestätigung und zugleich Erweiterung der im
Vorhergehenden erlangten Ergebnisse wird dadurch gewonnen, dass
nunmehr die Form
(3) 9? {F(ocyz^ ...Zn)y fiocyz^ . . , Zn)) = ,
in welcher die allgemeinen Lösungen des Systems (1) erscheinen,
selbst zum Ausgangspunkt der Untersuchung genommen wird.
Durch partielle Differenziation der Gleichung (3) nach x und y und
Elimination der willkürlichen Function (p gelangt man zu einer
'partiellen Differenzialgleichung, in welcher die partiellen Deri-
virten p, q theils linear, theils in den Verbindungen prQs — QrPs
auftreten, während die aus der Form (3) resultirende partielle
Differenzialgleichung in dem Falle einer einzigen abhängigen
Variablen z{n = 1) bekanntlich stets lineftr ist. Andererseits be-
stehen zwischen den Coefficienten gewisse Relationen, deren Zahl
— ^— r — - ist. Stellt man nun die Bedingung, dass die in Bede
L
'74 Hambuboeb.
stehende partielle Differenzialgleichung linear sein soll, so erhält
man zwischen den Coefficienten der p und q in derselben eine An-
zahl Relationen, identisch mit denen, welche von den entsprechen-
den Coefficienten der aus (1) durch Multiplication mit den Grössen
l und Addition entstandenen Gleichung vermöge der Wahl der l
erfüllt werden. Von diesem Gesichtspunkte erhellt die eigentliche
Bedeutung der oben angewandten Multiplicatoren l Die Glei-
chungen F = const., f = const. erweisen sich als die Integrg,Ie eines
Systems zweier totaler Differenzialgleichungen , welches dem System
(2) aequivalent ist. Auch die Nothwendigkeit des Auftretens von
Integrabilitätsbedingungen in dem Falle w > 1 ergibt sich als eine
unmittelbare Folge der Integralform (3). In dem allgemeinen Falle,
in welchem die Coefficienten der Verbindungen prQ^ — qrPs in der
aus (3) resultirenden partiellen Differenzialgleichung nicht ver-
schwinden, lässt sich ebenfalls leicht ein System zweier totaler
Differenzialgleichungen aufstellen, dessen Integrale F = const.,
f = const. sind. Hierdurch ist ein Weg für die Integration eines
Systems von n partiellen Differenzialgleichungen gegeben, von denen
die Ate die Form hat:
(4) a\p, + .. -f a^p, + a^q, -f .. + a^q, +j;,ß',^SPrQs — qrPs) =
r, a
(r, s = 1, 2 . . n)
Die allgemeinen Lösungen haben wieder die Form (3). Da
*
von den oben erwähnten — - Relationen zwischen den Coefficien-
ten der aus (3) abgeleiteten partiellen Differenzialgleichung durch die
Wahl der auch hier angewandten Multiplicatore% ? nur n befriedigt
werden können, so bleiben von den Coefficienten in (4) selbst noch
2 Relationen zu erfüllen, abgesehen von den Integra-
bilitätsbedingungen, welche von den Systemen totaler Differenzial-
gleichungen, auf deren Integration die Integration von (4) zurück-
geführt wird, befriedigt werden müssen.
Es folgt eine Anwendung dieses Integrationsverfahrens auf die
Integration einer partiellen Differenzialgleichung wter Ordnung,
deren Form, als eine Verallgemeinerung der Ampere'schen Glei-
chung, von Herrn Nat^ni herrührt, und für deren Integration er
zugleich einen Weg angegeben hat. Für die lineare partielle Diffe-
renzialgleichung wter Ordnung (verallgemeinerte Monge^sche), die
in der ersteren als specieller Fall enthalten ist, hat Herr Natarii
Hambubgeb. — A. Mayeb. 75
die Rechnung ausgeführt und die in der vorliegenden Abhandlung
auf anderem Wege erhaltenen Resultate stimmen mit den Natani'-
schen überein.
Schliesslich sei noch bemerkt, dass die in den allgemeinen
Entwicklungen angewandten Principien in ihrer Geltung keineswegs
auf die Zahl von 2 unabhängigen Variablen beschränkt sind, dass
jedoch die Zahl der von den Coefficienten zu erfüllenden Bedingungen
mit der Zahl der unabhängigen Variablen in progressiver Weise
wächst und so der Bereich der Anwendbarkeit dieses Integrations-
verfahrens immer mehr verengt wird. Indem ferner nach der
Lagrang ersehen Methode ein System nicht linearer partieller Diffe-
renzialgleichimgen leicht auf ein System linearer zurückgeführt wird,
liegt auch die Integration des ersteren Systems unter gewissen
Integrabilitätsbedingungen in unserer Hand — ein Gegenstand, dessen
Erörterung für eine andere Gelegenheit vorbehalten bleibt.
Berlin. Hamburger.
A. Mayer: Ueber die Weiler'sehe Integrationsmethode der par-
tiellen Differenzialgleiehungen erster Ordnung. (Mathem.
Ann. Bd. IX. S. 347—370.)
Im 20. Bande der Zeitschrift für Mathematik und Physik hat
Herr Weiler eine neue, veränderte Darstellung seiner bereits 1863
in demselben Journale veröffentlichten Integrationsmethode der par-
tiellen Differenzialgleichungen 1. Ordnung gegeben. Diese Methode,
die es zum ersten JMale aussprach, dass man zur vollständigen
Lösung einer gegebenen partiellen Differenzialgleichung 1. Ordnung
mit weit weniger Integrationen auskommen könne, als nach der
Metliode von Jacobi nöthig sind, war früher ganz imverständlich
geblieben und würde daher kaum dauernde Beachtung gefunden
haben, wenn nicht Clebsch (Borchardt's Journal 65) gezeigt
hätte, dass sich entsprechende Integrations Vereinfachungen auch
durch geschickte Modification der Jacobi'schen Methode erzielen
lassen. Neuere Arbeiten haben gelehrt, dass sich die Anzahl der
zur vollständigen Lösung einer partiellen Differenzialgleichung 1. Ord-
nung erforderlichen Integrationen noch weiter erniedrigen lässt. Da
es aber nicht nur auf die Anzahl, sondern auch auf die Ordnung
dieser Integrationen ankommt und letztere bei der Methode von
i
76 A. Mayer. — H. Dur^ge.
Weiler, wi^ bei der von Clebseh zwischen bestimmten Grenzen
varüren kann, .so besitzen diese Methoden auch jetzt noch nicht bloss
historischen Werth. Die Weil er 'sehe Methode zeichnet sich überdies
vor allen anderen Methoden noch besonders, dadurch aus, dass sie zum
grössten Theile auf ganz anderer Grundlage beruht. Aus diesen Gründen
schien es wünschens werth, die Weil er 'sehe Methode von den Un-
klarheiten und zum Theil auch Unrichtigkeiten zu befreien, die auch
in der neuen Weil er 'sehen Bearbeitung das Verständniss noch
ausserordentlich erschweren, und den Versuch zu machen, den eigen-
thümlichen Weg, den diese Methode einschlägt, in möglichst klarer
und präciser Weise auseinanderzusetzen.
Leipzig. A. Mayer.
H. Dnröge: Ueber die nichtpolaren Discontinuitäten. (Sitz.-Ber.
der Wiener Acad. Bd. 73. Februar 1876.)
Es wird bei der speciellen Function
c — e
X
in welcher c eine beliebige Constante bedeutet, untersucht, wel-
cher Art die Annäherung der Variablen an den Nullpunkt sein
muss, damit diese Function unendlich gross werde, e' also den
willkürlich vorgeschriebenen Werth c annehme. Dies tritt ein, wenn
z eine die Ordinatenaxe im Nullpunkte berüljrende archimedische
Spirale durchläuft und sich auf dieser sprungweise dem Nullpunkte
nähert. Die Gestalt der Spirale und die auf ihr zu machenden
Sprünge sind in bestimmter Weise von dem vorgeschriebenen Werthe
c abhängig.
Prag. H. Durege.
j
M. Krause — F. Klein. 77
M. Krause: Ueber die Discriminante der Modulargleichungen
der elliptischen Functionen (Fortsetzung). (Math. Annal«n.
Bd. IX.)
Diese Arbeit schliesst sich aufs engste an eine frühere des Ver-
fassers an (Math. Ann» Bd. VIII).
Zunächst wird der in der letzteren unbeachtet gebliebene Fall,
dass Pj Qj R mit n einen gemeinsamen Theiler haben, betrachtet.
Es folgt dann eine Angabe der Methode, wie sämmtliche Gleichungen
Pr^ + 2^r -|- i? = aufgestellt werden können, zu deren Wurzeln
Functionen ^(r) gehören, die von einander verschiedene Lösungen
der Discriminante sind. Drittens wird festgestellt, wie vielfach eine
jede Wurzel der Discriminante ist und auf Grund dieser Resultate
letztere in Factoren zerlegt, die lauter von einander verschiedene
Wurzeln besitzen. Endlich folgen numerische Beispiele für die
Transformationszahlen n = 15, 21, 31, 33, 35.
Es sei schliesslich bemerkt, dass die beiden zusammengehörigen
Arbeiten eine Verallgemeinerung derjenigen Sätze enthalten, die
Hermite (Comptes rendus 1859, tome 49) für Primzahltransforma-
tionen ohne Beweis aufgestellt hat.
Breslau. M. Krause.
F. Klein :^ Ueber den Zusammenhang der Flächen. (Mathematische
Annalen. Bd. IX. S. 476—482.)
Die Lehre vom Zusammenhange der Flächen wurde ursprüng-
lich von Riemann zum Zwecke functionentheoretiöcher Unter-
suchungen, entwickelt und unterliegt daher, sowie sie gewöhnlich
vorgetragen wird, implicite mannigfachen, duKih das besondere Ziel
bedingten Beschränkungen, von denen sie befreit werden muss,
wenn sie auf alle die Gebilde angewandt werden soll, mit denen
sich die Geometrie beschäftigt. Der Verf. wurde zu der hiermit
ausgesprochenen Auffassung geführt, als er es unternahm (Math.
Ann. Bd. VI), für die von ihm ebenda bestimmten, gestaltlich unter-
schiedenen Typen der Flächen dritter Ordnung den Zusammenhang
'abzuzählen. Indem er glaubte, einem analogen Versuche Schläfli's
(Annali di Matematica. T. V) entgegentreten zu müssen, entwickelte er
(Math. Ann. Bd. VII) eine Methode, um den Zusammenhang solcher
78 F. Klein. — -L. Schläpli.
Flächen zu bestimmen, die sich durchs Unendliche erstrecken, und
hob andererseits hervor, dass bei diesen Untersuchungen nicht so-
wohl von der Fläche schlechthin als von der Flächens^'^e gesprochen
werden muss, so dass also solche Flächen, bei denen man von einer
Seite ohne Ueberschreitung etwaiger Randcurven auf die andere
Seite gelangen kann,, als Doppelflächm zu betrachten sind. [Schläfli
hat neuerdings (Annali. T. VI) die Richtigkeit der gegen seine erste
Abzahlung gemachten Einwände anerkannt; seine nun gegebenen
Resultate sind von den bez. des Verf. nur dadurch unterschieden,
dass Schläfli gewisse nach Zweckmässigkeitsrücksichten zu treflFende
Festsetzungen anders auswählt als der Verf.] — Tn der gegen-
wärtigen Notiz hat der Verf. zunächst selbst eine Uebereilung zu be-
Vichtigeö, die ihm in dem genannten Aufsatze (Math. Ann. Bd. VII)
begegnet war (eine genauere Auseinandersetzung wüf de hier zu weit
führen); sodann erläutert er den Begriflf der Doppelfläche ausführ-
licher, indem er für denselben eine Definition aufstellt, die ihn als
unabhängig erscheinen lässt von der Art oder selbst der Existenz
des die Fläche umgebenden Raumes. Er wird dadurch über-
haupt verwendbar für zweifach ausgedehnte beliebige Mannigfaltig-
keiten, und so verwerthet ihn der Verf. beispielsweise dazu, um
die Liniencongruenzm erster Ordnung und Klasse, die getrennte
(reelle oder imaginäre) Directricen besitzen, auf ihren Zusammen-
hang zu untersuchen.
München. F. Klein.
L. Schläfli: Ueber die Convergenz der Entwicklung einer arbi-
trären Function f{cc) nach den Bessel'schen Functionen
a a
liß^x), I{ß^x), I(ß,x), ...,
wo ßi, ßi, ^3 , ... die positiven Wurzeln der Gleiohiin«
I{ß) = 6 vorstellen. (Mathem. Aimalen. Band X. Heft 1.)
Die Arbeit hat in Bezug auf den gebrauchten Integrationsweg
Gemeinschaft mit der Abhandlung von Hermann Hankel im
8. Bande der Annalen (S. 471. Die Fourier'schen Reihen und
Integrale fiir Cylinderfunctionen), unterscheidet sich aber, wie mir
scheint, durch einen naturgemässeren Gang und näheren Anschluss
an das sichere analytische Gebiet.
Bern. L. Schläfli.
J
L. KOENIGSBERGER. 79
L. Eoenigsberger: Ueber die allgemeinsten Beziehungen zwi-
schen hyperelliptisehen Integralen. (Journal für reine und
angew. Mathematik. Band 81. Heft 3.)
Der Inhalt dieses Aufsatzes wurde einer ausführlicheren Dar-
stellung einer allgemeinen Theorie der hyperelliptischen Integrale
entnommen und musste daher mit der Angabe wenigstens derjenigen
Bezeichnungen und Theoreme beginnen, welche zur Lösung des
Reductionsproblems der Transformation sowie zur Aufstellung der
allgemeinsten Beziehungen zwischen hyperelliptischen Integralen
nöthig waren.
Die Integrale der drei Gattungen stellten sich der Definition
gemäss, für keinen Punkt der zur Irrationalität
gehörigen Riemann'schen Fläche unendlich zu werden, oder für
einen Punkt z^ derselben algebraisch unendlich von der ersten Ord-
nung zu sein, oder endlich für zwei beliebig gewählte Punkte Aqx-
selben ;s?jL , «1 "j/i? (;^i) ; z.^, a^yUiz^ so logarithmisch unendlich zu
werden, dass die Coefficient^n A und B der logarithmischen Glieder
A log (z — z^ und B log {z — z^
sich zu Null ergänzen, in der folgenden Form dar:
/W -fi
d0
, 2«,JS(«.)^
(«-2ir iz — g^yYB(F)-
jjU) — Tir # i -BC^)^ + «i-Bfe)* -BW^ + «ä-B(^.)'^
de + I{z)
-^f[
z — Z^
^' +/(^);
YW)
das Hauptintegral dritter Gattung soUte als Coefficienten der loga-
rithmischen Glieder die positive und negative Einheit haben; dieses
und seine successiven Differenzialquotienten . nach einem der Un-
stetigkeitspunkte z^ lieferten in linearer Verbindung mit bestimm-
ten Cpefficienten versehen ein bestimmtes hyperelliptisches Inte-
gral, welches in einem Punkte z^^ der weder ein Verzweigungs-
punkt noch der unendliche entfernte Punkt sein sollte, wie eine
vorgelegte Function algebraisch und logarithmisch unendlich, im
80
L. KOENIOSBEBOEB.
Punkte 02 logarithmisch unendlich ist, abgesehen von einem Integrale
erster Gattung, dessen Coefficienten unbestimmt bleiben. Diese
Darstellung liefert aber ein Mittel, jedes hyperelliptische Integral,
welches in den Punkten j^^, 0^) • • • ^v unendlich wird wie resp.
Äalog{0 — 0a) + BaiZ — ^a)"^ + Ca{0 — 0a)'~^ -\ \- Ka{iS — 0a)~''^
in der Form einer Summe von einzelnen hyperelliptischen Integralen
darzustellen, von denen jedes in einem ;s?a- Punkte in der vorgeschrie-
benen Weise und in einem willkürlich angenommenen, aber für
alle diese Integrale demselben Punkte logarithmisch unendlich wird;
der Nachweis dass es nur ein solches hyperelliptisches Integral
gibt und dass keilie andere Function noch diesen Bedingungen ge-
nügt, liefert das Di richle tische Princip für diese Klasse doppel-
blättriger Rie mann 'scher Flächen, genau wie ich es für elliptische
Integrale in jmeinen „Vorlesungen über die Theorie der elliptischen
Functionen" durchgeführt habe. Das allgemeine hyperelliptische
Integral muss nun auf feste Normalformen gebracht werden, und
es wird die Bestimmung der Coefficienten in der Zerlegungsformel
F{z)dz C^yE(Zi)dz
VBiz) {z — Zi) yB{z)
+
k^P-^^)zP-^dz
• • •
+
+
ip-i)gPdz
V-BW
+ ••• +
VW)
VW)
+^[mvW)]ä^,
wenn
;w= >w^''-C, ä'*>=>4"-c, /•w=>/•,(^)-^(^),
1 1
Fr(,t) =
• • • -f- B2p— iz + B^p j
2ü — 2r — 1 . j^ , 2ü — 2r ü ^ . , 2ü — 2r -f 1 t> ,^ «
H 1 2 ^r-2t i 2~
gesetzt wird, durch die Beziehungen gegeben
c = r -^(Q 1
Br — l
J V
{t)dt
l/^öö J VW)
Zg
J(*-4)-'
7(t')
»0 —
F(t)
{t)dt
/ Fv{t)d
VW)
OD
t-i
L. KOENIGSBERGER. 81
und ähnliche Ausdrücke für die Grössen Tc und f{d), somit auf die
Herstellung der Coefficienten der um die Unstetigkeitspunkte von F{ß)
und den unendlich entfernten Punkt genommenen Entwicklungen
gewisser Functionen zurückgeführt, wie es 'Herr Weierstrass in
seinen Vorlesungen für die elliptischen Integrale und Herr Fuchs
in seiner Arbeit über die Periodicitätsmoduln der hyperelliptischen
Integrale in ähnlicher Form für hyperelliptische Integrale gethp^n
haben. Nach Herstellung des allgemeinen hyperelliptischen Inte-
grales aus gegebenen Discontinuitäten und Zerlegung desselben in
feste Normalformen, mussten die Relationen ermittelt werden, welche
sich mit Anwendung des bekannten Princips der Integration von
ergeben, worin I und I^ zwei aus beliebig gegebenen Disconti-
nuitäten construirte, zu derselben Fläche gehörige hyperelliptische
Integrale 'bedeuten, und die geschlossene Integration über die ge-
sammte Begrenzung der nach Ausschliessung der ünstetigkeiten in
eine einfach zusammenhängende Fläche verwandelten Riemann'schen
Fläche auszudehnen ist; das gewonnene allgemeine, in den Nach-
richten der Göttinger Societät vom April v. J. veröffentlichte Re-
sultat, über das weiter unten referirt wird , wird für die in der vor-
liegenden Arbeit angestellte Untersuchung nur in dem speciellen
Falle gebraucht, welcher für solche Hauptintegrale, deren Periodicitäts-
moduln an einem gesammten Querschnittssystem verschwinden, den
bekannten in der Form
/
^dH{!S, z„ z^ =fdH(t, tu Q
enthaltenen Satz von der Umkehrung der Grenzen und Unstetigkeits-
punkte lieferte. Sodann wird noch das AbeTsche Theorem, das
gleich nachher für die betrachteten Hauptintegrale gebraucht wird,
für das allgemeine hyperelliptische Integral in der Art entwickelt,
dass man dasselbe aus einer Summe von solchen Integralen zu-
sammensetzt, die nur in zwei Punkten logarithmisch unendlich
werden.
An die Erwähnung des Additionstheorems der hyperelliptischen
Integrale, welches zeigt, dass einer transcendenten Beziehung, näm-
lich einer additiven Verbindung gleichartiger hyperelliptischer Inte-
grale eine algebraische Beziehung zwischen den oberen und unteren
Grenzen jener Integrale entsprechen kann, knüpft sich die Frage,
Bepertorinm fQr reine und angewandte Mathematik. 6
82 I^* KoENiaSBEBGEB.
allgemein die Bedingungen dafür zu untersuchen, dass für eine ad-
ditive Verbindung gleichartiger und ungleichartiger hyperelKptischer
Integrale verschiedener Ordnung, elliptischer Integrale, algebraischer
Functionen der Integralgrenzen und Logarithmen von algebraischen
Functionen dieser Grössen algebraische Beziehungen zwischen den
Grenzen dieser Integrale bestehen, und es wird gezeigt, mit Hülfe
von Betrachtungen, wie sie Abel für elliptische Integrale angestellt,
dass das allgemeine Transformationsproblem auf die Untersuchung
eines Systems von Diflferenzialgleichungen
dz, , dz, , , dzp f,{Y,)dY, , f, {Y,)dY, ,
Yr{^ yR{z,) yB{zp) YR'AY,) vrJy;)
foiYp)dYp
+
V^AY^)
z^dzi . z^dz, . , Z pdzp ^ fiiYj)dYj^ . f, (Y,)dY, .
yB(z,) VB^ V^izp) V^^iY,) VB^{Y,)
fAYp)dYp
+
VBAYp)
3
^i^~'^^i , z/-Uz, , . . . , 'P '^' _ fp-i(Y,)dY, fp^ i{Y,)dY ,
, . , fp-i(Yp)dYp
"^ "^ VBAYp)
führt, worin F^, 1^2; •• • ^p ^^® Lösungen einer Gleichung ^ten
Grades sein sollen, deren Coefficienten rational und symmetrisch aus
^i; ^2, • • . ^P> VWh)^ y^W, • . . ViiM
zusammengesetzt sind, während die zugehörige Irrationalität mit
Hülfe eben dieser Grössen rational von den resp. Y abhängen
sollen.
An diese Reduction des allgemeinen Transformationsproblems
auf das rationale, wie es wegen der Natur der Grössen r^, Zg, .. . Yp
genannt werden kann, knüpft sich nun naturgemäss die Frage nach
der allgemeinsten Relation zwischen hyperelliptischen Integralen.
Abel hat sich in seiner berühmten Arbeit „precis d'une theorie des
fonctions elliptiques" mit der Frage beschäftigt, welches die allge-
meinste Beziehung zwischen einer beliebigen Anzahl von elliptischen
Integralen mit derselben Variabein und demselben Modul sei und
zeigte, dass, mit Zugrundelegung der von ihm gewählten Bezeich-
nungen für das elliptische Integral erster und drittem Gattung, die-
selbe durch die Gleichung
L. EoEHIOBBEBaEB. 83
ßn{oc) ^ n («i) ^ JT.Ca^) ^^^ TT («,)
' A^') — q){x)Jx J '
dargestellt werde, in welcher die Parameter a^, «g? • • • ^» ^®^ Glei-
chung
genügen müssen, worin die eine der Functionen f(x)j q>(x) grade,
die andere ungrade ist.
Mit Hülfe des oh»n hewiesenen Transformationssatzes führt
man die analoge Frage für hyperelliptische Integrale auf die ein-
fachere zurück, wann ein hyperelliptisches Integral mit der oberen
Integrationsgrenze z^ und der Irrationalität yi?(^) einer algebraisch-
logarithmischen Function gleich sein kann, welche selbst oder für
welche das Argument der Logarithmen rational aus ^j und yjR{z^
zusammengesetzt ist, und man findet leicht durch Einführung sol-
cher hyperelliptischen Hauptintegrale dritter Gattung, deren Perio-
dicitätsmoduln an allen Querschnitten eines Systems verschwinden,
vermöge des Satzes von der Vertauschung der Grenzen und Un-
stetigkeitspunkte als allgemeinste zwischen gleichartigen hyperellipti-
schen Integralen und algebraisch-logarithmischen Functionen statt-
findende Relation
worin /S^, jS^, . . . j3p_i Constanten vorstellen, deren Bedeutung mit
der aufgestellten Bedingung des Verschtvindens der Periodicitäts-
moduln an einem gesammten Querschnittssystem zusammenhängt,
und »1, «2, ... ar der Gleichung genügen
Dresden. L. Koenigsberger.
84 L. KOEMIOSBEROEH.
L. Eoenigsberger: Ueber die Entwicklung der hsrperellipti-
sclien Integrale erster und zweiter Gattung in Beihen.
(Mathematische Annalen. Band IX. Heft 4.)
Herr Hermite hat in einem in den Annali di Matematica
(Ser. IL a. t. IL F. IL) veröffentlichten Briefe an Herrn Brioschi
zwischen den Coefficienten der im Bereiche des Nullpunktes gültigen
Maclaurin'schen Entwicklung der Functionen
_^ C ^^ , ^ y^ ^n+l
y^_ x^) (1 — M«aj2) J }/(l — x^ (1 - ««««) ^ " '
e
X
yä
— x^) (1 — x'a;«) J 1/(1 — a;>) (1 — x«a;*) -^ ^*
und den Coefficienten der Reductionsformel des Integrals
X
f
(«»«")•*+ ^d«
^ Vd - x") (1 - «»a;»)
a;
P„ V(l - rr^ (1 - x'a.=') - A /' - ^^ p = + B„ r twf «1^
^ y(l — a;*)(l ~ n^x^) J y{\ — aj*)(l — x'a;*)
ü
auf ein Integral erster und zweiter Gattung und einen algebraischen
Theil die Beziehungen gefunden
Herr Thomae hat gleichzeitig diesen Gegenstand im Journal für
reine und angewandte Mathematik (Bd. 80) behandelt und ist zu
demselben Resultate gelangt. Es schien inir nun nicht uninteressant,
die eigentliche Quelle jener Relationen, aus der diese ohne weitere
Rechnung sich unmittelbar ergeben, in den Formen der Reductions-
coefficienten zu bezeichnen, wie sie Herr Weierstrass aufgestellt
hat (s. Vorl. 14 meiner „Vorlesungen über die Theorie der ellipti-
schen Functionen"); da nämlich — ich habe dies in der vorliegen-
den Arbeit nicht weiter ausgeführt —
J |/(i — ai«) (1 — x*a;«) " 2 J y<i _ x*) (1 — x*a;*)
2« + 4r.(n) /» ^ x2n + 2
- —~- / = + ^4— ^/^">(^') l/(l-:r*)(l-xV)
ist, worin nach den obigen Bezeichnungen von Hermite
J
L. EoENiaSBERaER.
85
wenn
Jfc(») = — kj^n) = _
IW = _ Z^(«) =
f^(x') = -U^)(a^)
,«+1
■J/<(1 — (1 -. «»0
j y*ä-
ed«
(1 — x«*)
00
♦— 1
Vhi -t) (1- inj J Vtir- t) (i - x'
*)
00
1—1
.«+1
■|/«(i — 0(1 — «»*)
J (r-"a;«)y<(l
(2«
t) (1 — x«Q
00
»— 1
gesetzt wird, so wird vermöge der Substitution i^ = w^, ti = x~"^i;~^
jfc(«)==
|/(^
») (1 - X»tt»)
oo
U
— 2n--3
also
2 t;» /•_
dv
V(l - t;*)(l - «-»i?»)
^2«+4^2n+3
^.=
|/(1
1 /• dv
-^ v^) (r-^^^v) j ü*V(r— v*)(i — x*v'
t?
2n+l
Man sieht hieraus leicht, dass
dv
v^y{i — v'){i — x«t?^
ist und mit Hülfe der Beziehung
dv
v^y(i - i?»)(i — x»«'
_ ^2 r !L'^
J 1/(1 ~ v^) (1
•/(l -^ t?«) (1 - x^t?«)
V
») (1 - x««?*)
folgt somit unmittelbar
J |/(1 - t;2) (1 _ ^2^2) »^ ^ ^ V ^ .^ '
genau in derselben Weise ergibt sich die zweite Relation.
Um nun festznistellen, dass in diesen Formen der Beductions-
coefficienten der eigentliche Grund jener Beziehungen liegt, ent-
wickelte ich für hyperelliptische Integrale die in dem obenstehenden
/
86 L. EOENIOSBEBOEB.
Referate bezeichnete Reductionsformel auf die Normalform erster,
zweiter, dritter Gattung und auf einen algebraischen Theil, zu der
ich wegen häufig vorkommender Anwendungen der entwickelten
Ausdrücke eine Discussion über das Verschwinden der einzelnen
Integrale der verschiedenen Gattungen hinzufügte, und leitete nun
mit Hülfe dieser Reductionsformel vermöge der Uebertragung der
Reihenentwicklung aus dem Bereiche des unendlich entfernten Punktes
auf den des Nullpunktes für hyperelliptische Integrale die beiden
folgenden Relationen her:
Wenn
und die reciproke Irrationalität
i^i (5) = S,p-i r^+' + ^2,-2 r^ + •••• + JB, f-f Bot' + Ät,
so ist für r = 0, 1, 2, . , .J) — 1
- ,_ du
]/Ä, («)
00
und für r = p, p -{- 1, , , , .2p — 1
/
du
oo
wenn In und kj die Coefficienten der Integrale zweiter und erster
Gattung in dem hyperelliptischen Integrale
sind.
VW)
Dresden. L. Koenigsberger.
L. EoENIOSBlSItOES^ 87
\
1
1
L. Eoenigsberger: Beziehungen zwischen den Feriodioitäts-
moduln zweier hyperelliptischer Integrale. (Nachrichten der
Göttinger Societät. Apriil 1875.)
Die Anwendung des bekannten Princips der Integration von
worin J und J^ beliebige zu derselben Irrationalität gehörige hyper-
elliptische Integrale bedeuten, ausgedehnt über die gesammte Be-
grenzung der nach Ausschliessung der Unstetigkeitspunkte einfach
zusammenhängend gemachten Riemann'schen Flä'che^ liefert die
allgemeinsten Beziehungen zwischen den Periodicitätsmoduln dieser
beiden hyperelliptischen Integrale. Man findet, dass, wenn das zur
Irrationalität
YR\z) = yA {z — aj {z — a^ {z — a2i,+i)
gehörige Integral J{ZyZ^ auf festbestimmten Blättern in den Punkten
unendlich werden* soll wie die Functionen
95? i? - 5?)-* + 6? (^ - i?)-* + •••• + «9 (« - h)-\
a^\^%{z — a^'i-\-\{z — a^~^'\'C^{z — a^ 2 -j ^^^(gr — a^) 2
und das zu derselben Irrationalität gehörige Integral J{Zy Sa) in den
Punkten
äi; 82; • • • • ä^; &> S2? • • • • ö»j ^1 » ^2? • • • • ^2p4-i; <^
wie die Functionen
a; iog(5 - s,) + -Bj' (^- 5,)- » + c?,' (i^ - g,)-^ + . • • • + K' (z - s,)-*;
aglog(z — ag)2+h^'(z — a^) 2+c/(^— a^) '2^ ^%^(js—ag) T
-i i. i. ^
ilfo'log;?2 -^M^Z2 +¥2^^ -\ \-Md'Z2y
wenn ferner die Stetigkeitssprünge von
J{ZyZo) an dem Querschnitte a* mit J^ , an 6* mit J^ ,
die von
I(z,ta) Sin dem Querschnitte a* mit /^ , an 6^^ mit Jj^
[
88 L. EoENIQSBlAaER. — G. ZeUNER.
bezeichnet werden, der Ausdruck
h2iVK-\''^.)
von einer Summe von Integralen abgesehen, welche von einem
Punkte des Querschnittssystems aus auf der einfach zusammenhän-
genden Fläche genommen bis zu den Punkten z^, z^y > . * Zm, «i, «2?
. . . a2j9+i? *3C) führen, durch einfache algebraische Zusammensetzungen
der Entwicklungscoefficienten der Integrale um die einzelnen singu-
lären Punkte bis zu bestimmt angebbaren Grenzen hin genommen
ausdrückbar isi Die bekanntlich von Herrn Weierstrass für
hyperelliptische Integrale entwickeltever allgeraeinerte Legend re' sehe
Relation bildet einen speciellen Fall der in dieser Notiz angegebenen,
welche ebenso die bekannte Beziehung für hyperelliptische Haupt-
integrale in sich schliesst.
Dresden. L. Koenigsberger.
Gustav Zeuner: Ueber die Wirkung des DrosselnB und den
EinflusB des schädlichen Baumes auf die bei Dampf-
maschinen verbrauchjbe Dampfmenge.
(Civilingenieur. Bd. XXI. 1875.)
Bei der Anwendung der mechanischen Wärmetheorie zur Be-
urtheilung der Vorgänge im Cylinder der Dampfmaschinen ist die
Schwierigkeit noch nicht überwunden worden, mit Sicherheit die
Dampfmenge zu ermitteln, welche während des Dampfeinströmens
in den Cylinder, während der Admission^ vom Kessel nach dem
Cylinder strömt. Das Gewicht des Dampfes, oder sofern der Dampf
nass ist, das Gewicht von Dampf und Wasser, welches pro Kolben-
schub oder wenn man will, pro Sekunde dem Cylinder zugeführt
wird, erscheint aber gerade in den Hauptgleichungen der auf die
mechanische Wärmetheorie begründeten Dampfmaschinenlehre und
daher haben diese Gleichungen zunächst nur rein theoretischen
Werth und sind für den praktischen Gebrauch noch nicht genügend
geeignet.
Der Dampfverbrauch einer Dampfmaschine wird wesentlich ab-
hängen: von der Grösse des schädlichen Raumes und der Beschaf-
fenheit des Dampfes, der dort vom vorigen Schübe zurückgeblieben
ist und fernerhin von der DiflFerenz zwischen dem Druck im Kessel
G. Zeüner. 89
und dem Druck im Cylinder während der Admission; der letztere
Druck ist immer der kleinere und wird umsomehr herabgezogen, je
mehr man die Widerstände im Dampfzuflussrohr, durch Verstellen
einer Klappe oder eines Ventiles (das Drosseln), erhöht.
Der Einfluss des schädlichen Raumes und der bemerkten Druck-
differenz ist zuerst von Clausius (Anwendung der meph. Wärme-
theorie auf die Dampfmaschine) und später von mir (Grundzüge der
mech. Wärmetheorie. 2. Aufl.) auf anderm Wege dargelegt worden.
Diese altern Untersuchungen gelten aber ausdrücklich nur unter der
Voraussetzung, dass der einströmende Dampf trocken gesättigt oder
nass ist und dann auch nur unter der Annahme, dass sich dieser
Dampf im Cylinder während der Admission nicht etwa überhitzt.
In meiner Abhandlung, über deren Resultate hier referirt wer-
den soll, habe ich nun die Untersuchungen auch auf den zuletzt
genannten Fall ausgedehnt und weiterhin noch die Aufgabe unter
der Voraussetzung behandelt, dass der Kesseldampf schon im über-
hitzten Zustande in den Cylinder eingeführt wird. Die Grundlagen
für diese Untersuchungen bildeten meine früher erschienenen Ab-
handlungen: „Theorie der überhitzten Wasserdämpfe" (Zeitschrift
des Vereines deutscher Ingenieure. Bd. XL 1866) und „Ueber das
Verhalten der überhitzten und gemischten Wasserdämpfe" (Civil-
ingenieur. Bd. XIII. 1867).
Beim Einströmen des Dampfes in den Dampfinaschinen-Cylinder
hat man es mit einem nicht umkehrbaren Prozess zu thun; man
kann zwar die Wärmemenge darstellen, die während der Admission
dem Kessel mitgetheilt wird und ebenso die Arbeit, welche gewon-
nen wird; beides, Wärme und Arbeit stehen aber nicht in der ein-
fachen Beziehung zu einander, wie beim umkehrbaren Prozess, denn
der Admissionsdruck ist nicht mit dem Drucke identisch, unter
welchem im Kessel die Dampfbildung erfolgt, derselbe ist sogar
veränderlich. Denkt man sich aber, am Ende der Admission die
Dampfmasse im Cylinder in den Gleichgewichtszustand übergegangen,
den Gleichgewichtsdruck als identisch mit dein mittlem Admissions-
druck und nun die ganze Masse auf umkehrbaren Wegen in den
Anfangszustand zurückgeführt, so lässt sich die angedeutete Bezie-
hung doch bestimmen und zwar nach dem Satze, dass bei jedem
Kreisprozesse, bei welchem der vermittelnde Körper in den Anfangs-
zustand zurückkehrt, die gewonnene (resp. aufgewandte) Arbeit in
Wärme ausgedrückt gleich der gesammten mitgetheilten (resp. ab-
geleiteten) Wärmemenge ist, selbst auch dann, wenn in einem solchen
_ I
90 Cr. Zeuneb.
Kreisprozesse einzelne nicÄ^ umkehrbare Theile vorkommen. Mit
Hülfe dieses Satzes ist nun das Problem in der in Rede stehenden
Abhandlung gelöst worden.
Als gegeben ist angesehen worden : der Kesseldruck p^ und die
spez. Dampfmenge X2 (Dampfgewicht in der Gewichtseinheit Mischung
von Dampf ynd Wasser) oder sofern der Dampf durch einen Ueber-
hitzer geführt wurde, die Ueberhitzungstemperatur 4; femer ist be-
kannt der Druck Pq und die spez. Dampfmenge Xq der Mischung im
schädlichen Räume beim Beginn des Kolbenhubes und endlich der
mittlere Admissionsdruck p^ sowie das Volumen Vq des schädlichen
Raumes und das Volumen V, welches der Kolben während der Admission
zurücklegt. Als zu bestimmen ist anzusehen, das Gewicht Gq des an-
fänglich im schädlichen Räume vorhandenen Dampfgemisches, das Ge-
wicht G des vom Kessel gelieferten Dampfes und der Zustand des
Dampfes im Cylinder am Ende der Admission und zwar die spez. Dampf-
menge X oder sofern dieser Dampf überhitzt ist, seine Temperatur ty.
Bezeichnet nun das spez. Volumen des Wassers, v das des
Dampfes und setzt man v — ö = «; ist femer q die Flüssigkeits-
wärme, Q die innere latente Wärme des Dampfes, r die Verdampfungs-
wärme, A das Wärmeaequivalent der Arbeitseinheit und benutzt
man die angegebene Bezeichnung für den Admissionsdampf , dieselben
Buchstaben aber unter gleicher Bedeutung mit dem Index 2 ver-
sehen für den Kesseldampf und mit dem Index für die Masse im
schädlichen Räume, so ergibt die Rechnung, wie in der Abhandlung
gezeigt wird:
(1) • Vo ^ Goi^o% + <f) ■
(2) F+ Fo = G(a;M + ö)
(3*) G[x,r, + q^-q]^r^ + G,[{^ - ^^^u, -{- q - q,].
Die erste Gleichung gibt Gq, die dritte G und die zweite gibt
schliesslich X] die Gleichungen gelten aber nur, wenn sowohl der
Kesseldampf, wie der Dampf im Cylinder am Ende der Admission
nass oder trocken gesättigt ist.
Ist dagegen der Kesseldampf vor dem Eintritt in den Cylinder
auf die Temperatur 4 überhitzt, der Admissionsdampf aber schliess-
lich nass, was eintreten wird, wenn im schädlichen Räume viel
Wasser zurückgeblieben ist, so gelten die Gleichungen (1) und (2)
auch hier, Gleichung (3*) ist dagegen durch die folgende zu ersetzen :
(3") G[<i(«.-«+r, + s,-s]-Fi+e,[({— ^■')i.«,+s-sj,
J
G. Zeuneb. 91
wobei Cp die spez. Wärme des Dampfes bei constantem Drucke
darstellt.
Tst endlich nicht nur der Kesseldampf, sondern auch der Dampf
im Cylinder am Ende der Admission überhitzt, was immer dadurch
angedeutet wird, dass die vorstehenden Gleichungen bei numerischen
Rechnungen auf den unmöglichen Werth x > l führen, so gelten
die Gleichungen:
(P) V^ = G^(x^u, + a)
(20) V+ro^{G + G,)v,
(3«) (G + Go) (Aa: — Ay) = G^, [l:, ~ «0 ~ ^OPo ^ ^^O^P] y
WO Vy das spez. Volumen des überhitzten Admissionsdampfes darstellt,
und Ay die Gesammtwärme desselben sowie k^ die des Kesseldampfes
ist. Da für überhitzte Wasserdämpfe allgemein die Gleichungen:
pv =S{T — ß pp) und A = Jo 4- 4.Apv
gelten, in welchen B, ß und Jq bekannte constante Grössen sind,
so lassen sich die Gleichungen (2°) und (3°) in solcher Art umfor-
men, dass aus denselben das spez. Volumen Vy und die Temperatur ty
des überhitzten Admissionsdampfes sich schliesslich ergibt.
Ein weitererer noch möglicher vierter Fall, dass der Dampf im
schädÜQhen Räume schon überhitzt ist, ist in der Abhandlung un-
berücksichtigt gelassen, weil dieser Fall bei Dampfmaschinen kaum
vorkommen dürfte.
In der Abhandlung sind dann zahlreiche numerische Beispiele
berechnet und tabellarisch zusammengestellt. Statt auf die Ergeb-
nisse dieser Rechnungen hinzuweisen, mögen hier, weil nur auf
diesem Wege der überaus complicirte Vorgang sich klar legen lässt,
einige wenige Fälle herausgehoben werden.
Der Kesseldruck sei in allen folgenden Fällen 4 Atmosphären
(10334 Kil), der Druck im schädlichen Räume 0,2 Atmosph. (Con-
densations -Dampfmaschine) und der Admissionsdruck 3,5 Atmosph.;
es sei ferner Vq = 0,2 . F, welche Beziehung man erhält, wenn man
4 fache Expansion und -wie gewöhnlich den schädlichen Raum 0,05
vom Cylinderinhalte annimmt.
1. Fall. Der Kesseldampf sei nass, die spez. Dampfmenge be-
trage x^ = 0,90; der Dampf im schädlichen Räume sei trocken ge-
sättigt, also Xq = 1] hier erhält man unter Benutzung meiner
Dampftabellen aus Gleichung (1), (2) und (3*):
Go = 0,0265 r Kil; G = 2,5550 F und a? = 0,914.
92 Cr. ZeUNEB.
Demnach findet während der Admission ein theilweises Verdampfen
statt.
2. Fall. Der Kesseldampf sei nass und zwar sei wieder X2 =
0,90, der im schädlichen Räume zurückgebliebene Dampf enthalte
aber sehr viel Wasser, es sei Xq = 0,01; hier ergeben dieselben
Gleichungen:
Go = 2,6178 F; G = 3,0007 F und r» = 0,419.
Der Dampfverbrauch dieser Maschine wird also durch das im schäd-
lichen Räume zurückgebliebene Wasser sehr bedeutend (gegen den
vorigen Fall um 1 7,5 7o) erhöht und es findet während der Admission
eine sehr beträchtliche Condensation statt; beim Beginn der Ex-
pansion befindet sich sogar mehr Wasser als Dampf im Cy linder! —
Die Annahme, dass anfänglich im schädlichen Räume die spez.
Dampfmenge nur Xq = 0,01 betragen könne, scheint mir keines-
wegs ausserhalb der Möglichkeit zu liegen, denn das Volumen dieses
Dampfes vom Drucke von 0,2 Atmosph. berechnet sich zu 0,987 Vq
Cub.-Meter und das des vorhandenen Wassers zu 0,013 F^ und der
letztere Werth ist recht wohl denkbar. Uebrigens beleuchtet vor-
stehendes Beispiel die interessanten Untersuchungen Illeck's über
den Einfluss der Cylinderwandungen auf den Dampf im Cylinder
der Dampfmaschinen (Civilingenieur. Bd. XXII. 1876).
3. Fall. Der Kesseldampf sei auf ^ = 250^ überhitzt, die spez.
Dampfmenge im schädlichen Räume sei Xq === 1] hier ergibt die
Gleichung (3^) im Verein mit (1) und (2) x <= 1,114; ein Zeichen, .
dass die Gleichungen (l*'), (2*^), (3*^) in Anwendung kommen müssen.
Man erhält durch diese:
G^ ^ 0,0265 F; G = 1,7364 F und ty = 264^8.
Während der Admission findet also eine weitere Ueberhitzung um
14^,8 statt.
4. Fall. Der Kesseldampf sei wieder auf t^ = 250® überhitzt,
die spez. Dampfmenge betrage aber, wie im zweiten Falle, nur
iro==0,01; hier ergibt Gleichung (3^) mit (1) und (2):
(?o = 2,6178 F; G = 2,4581 F und a; = 0,464.
Es findet also hier wieder eine sehr beträchtliche Condensation
während der Admission statt, trotz der starken Ueberhitzung des
Kesseldampfes; die per Schub erforderliche Dampfmenge wäre aber
sogar geringer, als die Dampf- und Wassermenge, welche der frische
Dampf im schädlichen Räume schon vorfindet; die DampfrneBge ist
J
G. Zeuner. — R. Ferbini. 93
selbst geringer, wie im Falle 1, woraus eben zum Theil schon der
Vortheil der überhitzten Dämpfe sich erklärt.
Die Untersuchungen der besprochenen Abhandlung gewinnen
vielleicht noch einigen Werth, wenn die Lösung der Frage über
den Einfluss der Cylinderwandungen auf den im Dampfcylinder
arbeitenden Dampf, weiter vorgeschritten ist, eine Frage, die ganz
vorzugsweise Hirn seit Langem mit schonen Erfolgen auf experi-
mentellem Wege verfolgt hat und die in neuester Zeit von Illeck
(a. a. 0.) eine neue Auffassui^ erfahren hat.
Dresden. Gustav Zeuner.
B. Ferrini: Sulla correzione della temperatura di un liquide nel
quäle non si possa affondare a sufficienza ü termometro.
(Nota letta air Istituto Lombardo di Scienze e lettere il 18 Feb-
brajo 1875.)'
In questa nota considerando le condizioni di equilibrio termico
della colonetta termometrica sporgente del liquido, mostro che Tan-
damento della temperatura lungo la medesima pu5 esprimessi con
sufficiente esattezza, con una funzione della forma (Jx == <Jo H" ^^ "f" ^^7
essendo 8q la temperatura al piede del filetto termometrico esterno,
öx quella corrispondente air altezza x sub livello del liquido esplo-
rato, a e 6 due costanti da determinarsi. — Adottata questa fun-
zione e calcolata in relazione ad essa la correzione da applicarsi alF
osservazione termometrica sono condotto al seguente metodo speri-
mentale.
Si cominci ad immergere il termometro nel liquido fino alla
divisione piü bassa della sua scala e, fatta la lettura, sia l la lun-
ghezza (espressa in gradi) del filetto termometrico sporgente. Poi
si affondi il termometro quanto lo concede la profondita del vaso e si
osservino Talzamento s della sommitä della colonetta die mercurio, e
la lunghezza V della parte che verrä ad emergere dal liquido. La cor-
rezione da applicarsi alla prima lettura per avere la temperatura del
liquido e detta della:
Molti raffronti sperimentali mi hanno comprovato Taccordo di
questa formola coi risultati di fatta.
Milano. R. Ferrini.
94 R. FeKRINI.
R. Ferrini: Tecnologia del Calore. (Milano. — Ulrico Hoepli 1876.)
In questo libro" ho avuto di mira di presentare i principii che
reggono la Tecnologia del Calore appoggiati alle moderne teorie.
Perciö partendo della teoria di Zeuner snlV efflusso dei fluidi e sem-
plificando il metodo tenuto da Grashof ne ho fatto Tapplicazione al
calcolo d'un Camino, d\in ventilatore meccanico, dei condotti di di-
stribuzione d'aria calda d un calorifero, d'un termotifone, d'nn camino
di richiamo e dei condotti di ventilazione. La formola che ho ot-
tenuta per il calcolo d'un camino mi ha permesso di dimostrare il
vantaggio dei camini divergenti su quelli a sezione costante e piü
ancora sui convergenti, ed inoltre di discutere di nuovo la quistione
se vi sia una temperatura di massima efficacia per il camino. Fa-
cendo sentire che del resto non interessa punto di raggiungerla,
trovo che tale temperatura esiste ma non e costante, come una
volta si credeva, ma di versa secondo le condizioni particolari del
Camino; perö sempre elevatissima e tale che per ottenerla bisogne-
rebbe' sagrificarvi quasi tutto TefiFetto utile del combustibile.
Considerando piü innanzi il problema della potenza da darsi
agli apparecchi di scaldamento per gli ambienti ho cominciato a
porre la quistione se possa sempre ammettersi raggiunta la fase di
regime nel disperdimento del calore traverso le pareti. Ho segnato
nei due casi che durante gli intervalli di inazione Tambicule non
riceva piü calore o che ne continui a ricevere per alcun tempo in
quantitä decrescente, il metodo per calcolare Tabbassamento di tem-
peratura che ne conseguirä, quindi per decidere se dopo alcune ri-
prese di attivitä le pareti saranno p no condotte allo stato di tras-
missione permanente e nel caso affermativo per calcolare la perdita
di regime che si avrä in uno dei periodi di riposo. Quindi ho dato
la maniera di assegnare la potenza degli apparecchi pel caso in cui
non vi sia una tal perdita di regime, pel caso in cui vi sia e pel
caso infine che non si possa mai ritenere raggiunto lo stadio di
regime nella trasmisaione.
Da ultimo ho applicato i principii della termodinamica al cal-
colo degli essiccatoi tanto ad aria fredda che ad aria calda.
Milano. R. Ferrini.
J
R. FeBRINI. — V. LlGüINE. 95
B. Ferrini: SuUa temperatiira delle flamme. (Nota critica letta air
Istituto Lombardo di Scienze e lettere il 10 Febbrajo 1876.)
In questa nota presi ad esaminare il metodo proposto del Sig.
Professore H. Valerius nel Moniteur Industriel Beige del 1 Settembre
1875 per il calcolo delle temperature di combustione, mostrando
ch' esso non e attendibile e che i fatti della dissociazione sono
aucora troppo poco conosciuti per potervisi basare con sicurezza il
calcolo di quelle temperature.
Milano. * R. Ferrini.
V. Liguine: Sur les systömes de tiges articul^es. (Nouvelles An-
nales de Math^matiques. T. XIV." P. 529 — 560.)
L'etude recente des divers systemes de tiges articulees, ä liaison
complete, a commence par celle des systemes ä six tiges, et meme
parmi toutes les dispositions connues actuellement, la plupart ne
sont encore que des systemes de ce genre particulier ou des com-
binaisons simples de ces systemes.
Ces divers systemes ä six tiges ont ete inventes, pour la plu-
part, independamment Tun de Tautre et figurent ainsi dans la question
comme des dispositions isolees et distinctes, dont rien ne parait in-
diquer une liaison mutuelle. Je me suis propose, dans ma Note,
de les etudier sous un point de vue completement general, ce qui
m'a permis : 1^ d'indiquer les conditions caracteristiques qui distinguent
le genre de systemes a six tiges, etudie jusqu'a present, de toutes
les autres dispositions possibles du meme nombre de tiges, et qui
assignent certaines limites aux recherches de nouvelles combinaisons
utiles du meme genre; 2^ de decrire un Systeme dont les dispositions
connues ä six tiges*) ne sont que de simples cas particuliers; 3^ de
passer bri^vement en revue, en discutant ce Systeme general, tous
les systfemes connus ä six tiges, et d'exposer ä cette occasion quelques
observations nouvelles relatives ä ces demiers.
*) Le Systeme proposä r^cemment par M. Eempe, que j'ai decrit dans le
n^ 7 de ma Note, ne doit pas compter dans ce nombre, car il präsente un
type tont ä fait exceptionnel, qui ne se rattache pas du tout ä. tous les autres
systämes connus ä. six tiges, puisqu'il ne jouit pas de la propridtä fondamentale,
commune ä ces derniers, d'avoir constamment trois articulations en ligne droite
pendant le mouvement.
96 V. LiauiNE.
Pour abreger le langage, je nomme tout Systeme articule ä six
tiges et ä liaison complete element articulß,
Chaque element articule se compose necessairement de six tiges
et de sept articulations, en comptant les points oü sont r^unies trois
tiges pour deux articulations. Comme Ta dejä fait observer M. Syl-
vester, tous les flements et systemes articules auxquels on a ete
conduit par la decouverte de M. Peaucellier peuvent, en derniere
analyse^ etre consideres comme des assemblages de couples de tiges
ou de dyadeSj c'est ä dire de systemes de deux tiges reunies par
une articulation, systemcS dont le compas ordinaire fournit un
exemple tres-connu; et c'est en vertu de cette propriete que M. Syl-
vester avait meme propose de donner ä ces dispositions le nom de
dyadismes. En se playant ä ce point de vue, on obtient pour les
elements en question le mode de generation general suivant.
Prenons une dyade ou un couple de tiges, et imaginons que
Ton rend fixe son articulation; nommons cette articulation fixe le
point dPappui et les deux tiges qui y sont reunies les connecteurS'
Prenons ensuite un second couple et joignons, au moyen de deux
articulations, ses deux tiges aux deux tiges du premier couple, en
articulant les extremites libres des tiges de Tun des deux couples ä
deux points quelconques des deux tiges de Tautre couple ou aux
extremites libres de ces dernieres tiges; nommons les deux tiges de
ce nouveau couple les premiers guides, et Tarticulation qui les
reunit le premier pole; nous aurons forme ainsi un quadrilatere
articule qui a pour cotes les deux connecteurs et les deux guides,
ou certaines parties de ces tiges. Prenons enfin un troisieme couple
et adaptons ses extremites libres, au moyen d'articulations, ä deux
points de deux cotes adjacents*) du quadrilatere mentionne, ou aux
extremites des prolongements de deux cotes adjacents, si ces pro-
longements existent; donnons aux tiges de ce troisieme couple et
ä Tarticulation qui les Joint les noms de deuxiemes guides et de
deuxieme p6le\ nous aurons forme par lä un second quadrilatere
*) Cette derniere restriction est inutile pour les äläments que je nomme
plus loin de la premi^re espece et qui, comme on yerra, sont de beaucoup les
plus importants, puisqu'elle y est remplie d'elle-mßme; mais, pour ceux de la
deuxieme espece, il y a lieu de la faire, car dans ces derniers, parmi les quatre
modes possibles de jonction du troisieme couple, il y a deux dispositions oü
les extremites libres des deuxiemes guides s'articulent ä deux cöt^s opposäs du
premier quadrilatere, et dans ces deux cas on obtiendrait, au lieu du second
quadrilatere, un pentagone articulö, ce qui compliquerait beaucoup les rai-
sonnements.
r^v^'
V. LlOUINS. 97
articule, ayant un sommet et iin angle communs avec le premier;
mais les droites qui forment ce nouveau quadricatere peuvent etre
differentes. H est clair, en effet, que la jonction du troisieme couple
ä Tassemblage des deux premiers peut s'effectuer de trois mameres
distinctes: les extremites libres de ce troisieme couple peuvent etre
jointes ou aux deux premiers guides, ou aux deux connecteurs, ou
ä Tun des premiers guides et ä un connectetur adjacent; dans le
premier cas le nouveau quadrilatere sera forme par les quatre guides^
dans le second par les deux connecteurs et les deux deuxiemes guides,
dans le troisieme par trois des quatre guides et Tun des co\mecteurs.
Dans tous les cas, la.reunion considere de trois couples formera un
element ä six tiges et ä sept articulations, et Ton remarquera que
cet element est toujours compose de deux quadrilateres articules.
Nous dirons que Telement est de la premiere espece, quand le mode
de jonction du troisieme couple rentre dans les deux premiers des
trois cas cites, et qu'il est de la deuxieme espece, lorsque ce mode
de jonction rentre dans le demier de ces cas. üne autre distinction
qu'il est encore utile de faire dans le cas oü le troisieme couple est
adapte aux deux premiers guides est relative ä la position du point
d'appui par rapport au second quadilatere articule; le point d'appui
peut etre situe ä Texterieur ou ä Tinterieur de ce quadrilatere: dans
le premier cas, Telement sera dit positif, dans le second, negatif,
ly apres ce qui vient d'etre dit, parmi les six tiges de chaque
element^ il y a ä distinguer les deux connecteurs, les deux premiers
et les deux deuxifemes guides, et parmi ses sept articulations on
distingue le point d'appui et les deux poles. Les distances dy point
d'appui aux deux pöles seront dites les iras de Telement; en con-
siderant ces bras comme des rayons vecteurs partant d'une m^me
origine fixe, le but de chaque element consiste ä etablir une relation
constante entre ces rayons vecteurs, qui permette d'aperer une cer-
taine transformation sur les coordonnees polaires, de maniere que.
Tun des pöles decrivant une ligne donnee, Tautre decrive une seconde
ligne, liee ä la premiere par la loi de transformation qui convient
ä Telement considere.
Si maintenant on compare Telement . general que nous venons
d'obtenir par la voie de composition de trois couples de tiges avec
les Zements qui ont ete propos^s depuis la decouverte de M. Peau-
cellier, on voit immediatement que ces demiers ne sont tous que
des Varietes du premier, caracterisees par les deux proprietes par-
ticulieres que voici: P ils sont tous de la premifere espece; 2^ quel
Bepertorinm für reine und angewandte Mathematik. 7
98 V. LlGÜINE.
que soit le mouvement de relement, trois des sept articulations^ le
point d'appui et les deux poles, restent constamment en ligne droite
pendant ce mouvement.
D'autre part, si Ton examine attentivement et d'une maniere
generale les conditions süffisantes pour que le point d'appui et les
deux poles d'un element de la premiere espece restent constamment
en ligne droite, on reconnait qu'il suffit pour cela: 1® ou que dans
une seule position de Tappareil les deux quadrilateres articules,
dont Telement est toujours compose, soient semblables et sembla-
blement places; 2® ou que dans une seule position de Tappareil les
tois sommets des deux quadrilateres, qui representent le point
d'appui et les deux poles, soient en ligne droite, et les deux dia-
gonales de cbaque quadrilatere se coupent ä angle droit On par-
vient ä ces conditions par des considerations tres simples de la
geometrie elementaire et en s'appuyant sur la propriete suivante:
de quelque maniere que Ton deforme un quadrilatere dont les dia-
gonales se coupent ä angle droit et dont les cötes ont des lon-
gueurs invariables, ses diagonales resteront . toujours perpendicu-
laires eutre elles.
Cela pose, on voit que Fon peut former un element de la
premiere espece, dont le point d'appui et les deux poles restent
constamment en ligne droite, de deux manieres distinctes: ou en
construisant un quadrilatere quelconque et en menant par un point
de Tune de ses diagonales deux droites paralleles ä deux c6t4s
aboutissant ä Tune des extremites de cette diagonale jusquä la
rencontre avec les deux autres cotes, ou en construisant un qua-
drilatere ä diagonales rectangulaires et en joignant un point de
Tune de ces diagonales ä deux points situes ä la fois sur deux
cotes aboutissant ä Tune des extremites de cette diagonale et sur
une meme perpendiculaire ä cette demiere droite. C'est dans le
dernier de ces deux modes de generation que rentrent les Clements
qui ont ete etudies depuis la decouverte de M. Peaucellier; par
consequent, le type le plus general de ce genre sera Telement re-
presente sur les fig. 1 ou 2 et que je nomme par cette raison element
generalise; dans ces figures, Ä designe le point d'appui, P le pre-
mier, P^ le deuxieme pole, AN, AN' representent les connecteurs,
PIf, PN' les Premiers, Pi-3f, PiM' les deuxiemes guides. La loi
de la transformation effectuee par cet element sur les bras ou rayons
vecteurs AP = q, AP^ = q^ consiste en ce que, pendant toute la
duree d'un mouvement quelconque de Fappareil, il existe entre ces
J
V. LlOUINE.
99
bras la relation
g[(p-}-gi)' + Wi' — 'w'] _ w^
[
n
(9 T ^i) (P* + n' -- c') •
oü m = PiM, m^ = PM^ n = PN^ c = AN et oü il faut prendre
les signes superieurs quand Telement est positif (fig. 1), et les
Fig. 1.
signes inferieurs quand il est negatif (fig. 2). II est digne de re-
marque que la relation (l) est tout ä fait independante des gran-
deurs des tiges P^M, PM, PN\ AN' aituees de Tautre cöte de
*
la diagonale AP, et que, par consequent, cette relation reste iden-
tiquement la meme pour tous les elements de differents parametres
que Ton obtient en changeant arbitrairement le lieu du point N'
sur la droite Nv indefininiment prolongee.
Je fais voir ensuite comment les differents elements connus
(elemwt de M. Peaucellier generalise, indique par M. Sylvester;
element propose par M. Mannheim pour deerire une anallagmatique
du quatrieme ordre; inverseur de M. Peaucellier; element de
M. Sylvester servant ä realiser un Systeme circulo-circulaire c'est
ä dire une disposition propre ä transformer un mouvement circulaire
en un autre mouvement circulaire; extracteur binome quadratique
de M. Sylvester; element pantographique) se dedij^ent de V element
generalise, et j'ajoute ä cette occasion quelques observations sur
plusieurs proprietes de ces varietes.
MaiS; comme il a ete dejä dit plus haut, tous ces elements
connus sont de la premiere espece, cjest ä dire que, dans tous ces
appareils, les deuxiemes guides sont toujours adaptes par leurs ex-
tremites libres, ou aux deux connecteurs ou aux d*ux premiers guides.
Aprfes avoir examine les appareils de ce genre, il est naturel de se
demander si Ton ne pourrait pas obtenir d'autres dispositions nou-
»7*
100 V. LlOÜINE.
velles et utiles parmi les elements de la deuxieme esp^ee, oü les
extremites libfes des deuxiemes guides s'appuient sur un connecteur
et un premier guide adjacent. L'analyse de cette question nous
apprend qu'en se bomant au meme degre de simplicit^ que pour le
cas des elements de la premiere espece, c'est a dire en ne consi-
derant que les elements de la deuxieme espece, jouissant de la
propriete que leur point d'appui et leurs deux pöles restent con-
stamment en ligne droite peudant le mouvement de Tappareil, les
seuls elements auxquels on se trouve conduit sont Textracteur bi-
nome quadratique de M. Sylvester et Felement pontographique
sous une forme particuli^re servant ä doubler les rayons vecteurs^ .
ce qui nous indique une propriete curieuse de ces deux Clements,
de pouvoir servir en meme temps d'elements de la premifere et de
la deuxieme espece. On ne retrouve ainsi, parmi les elements de
la deuxieme espece, que des varietes dejä connues, ce qui montre
que cette seconde Solution possible du probleme est sterile, et que,
autant que Ton se borne ä cette classe simple d'flements, dont le
point d'appui et les deux pöles sont assujettis ä rester constamment
en ligne droite, de nouvelles dispositions ne peuvent etre cherch^es
que parmi les Clements dje la premiere espece.
Les syst^mes ä six tiges formant, comme je Tai dejä observe,
la grande majorite de tous les types proposes des syst^mes articules en
general, il ne me restait ä decrire qu'un tres-petit nombre de dis-
positions ä huit tiges (protracteur de M. Peaucellier; Systeme de
M. Sylvester) et ä quatre tiges (systemes de M. M. Roberts et
Hart), pour donner en meme temps, par mon travail, une enume-
ration compl^te des types des systemes articules actuellement con-
nus, enumeration qui peut etre utile aux personnes s'occupant de
la question; c^est ce que j'ai fait dans un appendice place ä la fin
de ma Note. En discutant ä cette occasion le Systeme ä quatre
tiges de M. Hart je fais observer que, parmi tous les systemes
imaginables de tiges articulees propres ä resoudre rigoureusement
la question de la transformation d'un mouvement circulaire en mou-
vement rectiligne, celui de M. Hart est forme du plus petit nombre
possible de tiges.
Les divers systemes- ä quatre, six et huit tiges, decrits dans
ce trav|,ü, epuisent, je crois le nombre total des types connus de
systemes articules, «c'est ä dire des systemes simples et essentielle-
ment distincts qui ont ete proposes; tous les autres systemes connus
n'en presentent que des combinaisons plus ou moins compliqu^es. C'est ä
1
V. LiouiNE. — A. Flieoner. 101
cette seconde classe de systemes combiues ou multiples qu'appartiennent,
par exemple, les divers. conicographes de M. M. Peaucellier, Syl-
vester, Hart, etc. ä 15, 13, 11, 9, 7 tiges; le paradooce dnema-
tique de M. Sylvester ä 73 tiges obligeant deux points non lies
entre eux ä rester ä luje distanee invariable et servant ä realiser
le mouvement d'un ou de plusieurs points suivant la ligne des cön-,
tres; les systemes de M. Sylvester ä 25 tiges, pour produire un
mouvement suivant une parallele ä la ligne des centres, et ä 43
tiges pour produire un mouvement suivant une droite formant-un
angle donne avec la ligne des centres; les divers systemes servant
ä Textraction des racines, etc. II est evident que la theorie de ces
^ systemes multiples ne presente aucune difficulte des que Ton con-
nait les proprietes des systemes simples qui les constituent.
Odessa, . V. Liguine.
A. Fliegner: Der Einfluss von Erweiterungen in Bohrleitungen.
• (CiviUngenieur 1875. Bd. XXI .'s. 97.)
Die Arbeit enthält die Ergebnisse einer längeren, zunächst nur
mit Wasser angestellten Versuchsreihe, welche den Einfluss plötz-
licher und allmähliger Erweiterungen in Rohrleitungen genauer fest-
stellen sollte.
Vorausgeschickt ist eine Beschreibung und Abbildung des
neuen hydraulischen Apparates in der mechanischen Sammlung des
Zürcher Polytechnikums, nebst Erläuterung über die Art seiner Be-
nutzung. Mit demselben geht ein Ueberdruck von rund 40"* Wasser-
säulen zu erreichen.
Für die Zwecke der vorliegenden Untersuchung war an diesem
Apparate zunächst ein Messingrohr von 10,ii™°* Durchmesser be-
festigt. An dasselbe münden allmählige Verengungen auf 2,22; 5,i5,
7,72*"™ geschraubt, und davon allmählige Erweiterungen auf den
Durchmesser eines darüber gesteckten weiteren Rohres von 15,q8°^.
Liess man die allmähligen Erweiterungen fort, so hatte man Aus-
fluss durch eine plötzliche Erweiterung.
Um bei Bestimmung des zugehörigen Widerstandscoefficienten
von allen Widerständen innerhalb der engsten Stelle unabhängig
zu sein, wurde der an jener Stelle disponible Gesammtdruck direct
durch Beobachtung von Druck und Geschwindigkeit ermittelt. Der
102 A. Fliegneb.
Rohrreibungswiderstand im- vorderen Rohre wurde auch in Abzug
gebracht.
Für die' plötzliche Erweiterung nimmt mit zunehmendem dis-
poniblem Drucke der Widerstandscoefficient g zunächst aus dem
unendlichen kommend ab, bis angenähert auf den gewöhnlich
dafür angegebenen Werth ^ = (m — 1)^, worin m den Quotienten
des weiteren Querschnittes durch den engeren bedeutet. Nachher
steigt g wieder, eine Folge der im Wasser stets absorbirten Luft
Bei dem mit zunehmendem disponiblem Drucke auch zunehmenden
Vacuum in der Erweiterung wird nämlich schliesslich so viel Luft
frei, dass sie nicht mehr vollständig absorbirt werden kann, und
dass im äussersten Querschnitte dem Wasser viel kleine, fein ver-
theilte Luftbläschen beigemischt sind. Dadurch vergrössert sich
sein Volumen, und die unter Annahme constanten Volumens ange-
stellte Rechnung ergibt g zu gross.
Die Ungleichheit von g und 5^, und zwar stets in dem Sinne
^5 > So (eiiiige beobachtete geringe Abweichungen lassen sich leicht
anderweitig erklären) ist dann nachgewiesen als Folge davon, dass
jedenfalls stets, wenn eine Flüssigkeit in einen miL gleicJiartiger
Flüssigkeit gefüllten Baum ausströmt, der' Druck im bewegten Strahle
in der Mündungsebene grösser ist als in der umgebenden ruhenden
Flüssigkeit. Die Richtigkeit dieser Behauptung ist zunächst durch
einige ^ wenige directe Druckmessungen gezeigt*); dann durch
einige Beobachtungen über das Aussehen des Strahles in der Er-
weiterung, welches durch einige Figuren veranschaulicht ist. Bei
einigen Versuchen zeigte sich um den austretenden Strahl ein
wasserfreier Raum, der aber mit Wasserdämpfen und freigewordener
Luft angefüllt ist, so dass in ihm der absolute Nulldruck noch
nicht erreicht war.
Bei allmäMigen Erweiterungen legt sich die Curve 5 als Func-
tion der disponiblen Druckhöhe auch asymptotisch an die verticale
Axe, sinkt jedoch schneller und unter den Werth von g^? ^^^ zwar
um so tiefer, je allmähliger die Erweiterung ist. Nachher steigt
sie aber wieder und ist bald identisch mit der für die gleiche plötz-
liche Erweiterung gefundenen Curve. Das Letstere rührt daher,
dass sich bei grösseren Druckhöhen der Strahl nicht mehr an die
*) Eine inzwischen mit Wasser angestellte, vielleicht später einmal zu
veröffentlichende Versuchsreihe, hat obigen Satz far alle erreichten inneren
und äusseren Pressungen bestätigt.
A. FUEGNEB. — W. FbÄNKEL. 103
Wandungen der allmähligen Erweitemfig anlegt, sondern frei durch-
strömt, wie bei einer plötzlichen.
Eine Verringerung der Länge des äusseren Rohres vergrösserte
bei allen Erweiterungen den Widerstandscoefficienten, weil die frei-
gewordene Luft in einem kürzeren Rohre nicht mehr so vollständig
wieder absorbirt werden kann.
Bei praktischen Rechnungen darf man doch unbedenklich den
alten Werth des Widerstandscoefficienten für plötzliche Erweiterungen
benutzen, da er nur bei ganz kleinen, kaum je vorkommenden Pres-
sungen erheblich grösser ist. Dieselben Coefficienten empfehle ich
auch zur Sicherheit bis auf Weiteres für die allmählige Erweiterung.
Im t^ebrigen ist es aber rathsam, in einer Rohrleitung jede Er-_
Weiterung zu vermeiden.
Zürich. A. Fliegner.
W. Franke 1: Anwendiing der Theorie des augenblicklichen
Drehpunktes auf die Bestimmung der Formänderung von
Fachwerken. — Theorie des Bogenfachwerks mit zwei
Gelenken. (Civilingenieur 1875. Bd. XXI. S. 615 mit 1 Tafel.)
Kennt man die äusseren Kräfte, welche auf ein aus anein-
ander gereihten Dreiecken bestehendes, also statisch bestimmtes
Fachwerk wirken, so lassen sich die inneren Kräfte, d. h. die Züge
oder Drücke in den einzelnen Fachwerkstäben finden. Sind auch
die Querschnitte der Constructionstheile bekannt, so beÄchnen sich
leicht die Längenänderungen der letzteren.
Durch die Längenänderung der einzelnen Stäbe entstehen De-
formationen des Fach Werkes, wobei jeder Knotenpunkt desselben
einen gewissen Weg beschreibt. Es ist einleuchtend, dass man
diese Wege bestimmen kann, indem man zunächst nur einen der
das Fach werk bildenden Stäbe als elastisch, die übrigen dagegen
als absolut starr ansieht, und die durch die Längenänderung dieses
einen Stabes hervorgerufenen partiellen Deformationen bestimmt.
Die wirklichen Deformationen des Fachwerkes, d. h. die wirklichen
Wege seiner Knotenpunkte, ergeben sich durch geometrische Sum-
mirung der so gefundenen Partialresultate.
Bei nur kleinen Formenänderungen des Fachwerkes, wie sie
in der Praxis vorkommen, kann man den Weg, welchen irgend ein
L
104 W- Pbänkel.
Knotenpunkt bei der Längeaänderung nur eines Stabes beschreibt,
als kleinen Kreisbogen ansehen, dessen Mittelpunkt nach dem Satze
von dem augenblicklichen Drehpunkte leicht zu finden ist. Zu die-
sem Zwecke denke man sich durch den elastischen Stab einen ge-
raden Schnitt geführt, wielcher ausser diesem nur noch zwei andere
Stäbe trifft, und fixire femer das Fach werk in seiner Ebene durch
Festhalten der beiden Enden irgend eines seiner starren Stäbe.
Dann ist der der Lcmgenänderung irgend eines Stabes entsjgrechende
augenblickliche Drehpunkt für die sich bewegenden Knotenpunkte des
Fachwerkes identisch mit dem Durchschnitte der beiden übrigen vom
Schnitt getroffenen Stabe (also auch identisch mit dem bei der be-
kannten Kitt er 'sehen Momentenmethode zu wählenden Drehpunkte.
Die Grösse des Drehungswinkels ergibt sich aus dem Quotienten
der Stablängenänderung durch die Länge der Senkrechten von
dem augenblicklichen Drehpunkt auf die Richtung des Stabes.
Die Grösse des Weges ist hiemibh ebenfalls bestimmt. ^
Der genannte Satz lässt sich mit Nutzen in allen den Fällen anwen-
den, wo es sich um Bestimmung von Formänderungen von Fachwerken
handelt, sei es um z. B. bei bekannten äusseren Kräften die Durch-
biegungen von Trägem zu finden, oder auch um, bei gegebenen
Bedingungen für die möglichen Deformationen, einzelne etwa noch
unbekannte äussere Kräfte zu bestimmen. Letzteres kommt z. B.
bei der Untersuchung von Bogenf ach werken vor, für deren Kämpfer
die Bedingung gilt, dass die Länge der sie verbindenden Bogen-
sehne unverändert bleibe.
Für derartige Bogenf ach Werkuntersuchungen, wie solche am
Dresdner Polytechnikum bereits im Wintersemester 1874 mehrfach
durchgeführt worden sind, wird ein ausführliches Beispiel gegeben
und zum Schlüsse noch ein graphisches Verfahren auseinander-
gesetzt, welches in bequemer Weise gebraucht werden kann, wenn
es sich darum handelt, die Resultante der äussern Kräfte nach den
Richtungen dreier durchschnittenen Stäbe zu zerlegen, und hierbei
entweder zwischen der Resultante und' den betreffenden Stäben oder
zwischen den Stäben unter sich spitze Schnitte entstehen.
Dresden. W. Fränkel.
W. Fränkel. 105
W. Fränkel: Ueber die ungünstigste Belastung von Bogenträgem
mit zwei Gelenken, (Civilingenieur 1875. Bd. XXI. S. 585
mit 2 Tafeln.)
Bei der Berechnung von Bogenträgem mit zwei Gelenken hat
man sich gewöhnlich mit der Annahme einer gleichförmigen Be-
triebsbelastung begnügt. Die Resultate, zu welchen man auf diese
Weise gelangt, können jedoch bedeutend von denjenigen abweichen,
welche man erhalten würde, wönn man als zufallige Last den wirk-
lichen Eisenbahnzug zu Grunde gelegt hätte, und selbst wenn
man sich mit der Voraussetzung einer gleichförmigen Belastung zu-
frieden stellen wollte, bliebe immer noch die Frage offen, wie gross
dieselbe anzunehmen sei, damit sie für die Berechnung aller Con-
structionstheile genüge.
Der vorliegende Aufsatz verschafft hierüber einige Aufklärung.
Die Untersuchung beschränkt sich jedoch nur auf flache Bogen-
träger, wie solche meist Anwendung gefunden haben. Femer wird
der Querschnitt constant vorausgesetzt . und die vertheilende Wir-
kung etwaiger Zwischenträger (z. B. Schwellenträger bei Eisen-
bahnbrücken) nicht in Betracht gezogen.
Unter Zugrundelegung eines vereinfachten, angenäherten Aus-
druckes für den Horizontalschub des Bogens werden zunächst Re-
geln und einfache geometrische Constructionen entwickelt zur Ein-
Stellung eines Systems von Einzellasten, wenn dieselben die stärk-
sten Pressungen beziehentlich Spannungen in den einzelnen Gurt-
feldem oder den Füllungsgliedern des Bogenträgers hervorrufen
sollen. Diese Maximal-Inanspruchnahmen werden dann mit den-
jenigen grössten Pressungen bez. Spannungen verglichen, welche in den-
selben Constructionstheilen bei einer am ungünstigsten vertheilten^feicfc-
förmigen Belastung entstehen. Durch Gleichsetzungder beiden Resultate
ist es dann möglich, diejenige gleichförmige Belastung zu berechnen,
welche bezüglich der ungünstigsten Wirkung auf den Bogenträger
aequivalent mit dem gegebenen System von Einzellasten ist.
In zwei mitgetheilten Beispielen ist als Betriebslast ein au^
schweren Lokomotiven und Tendern bestehender Eisenbahnzug zu
Grunde gelegt, und die Rechnung für die Querschnitte im Scheitel,
im Kämpfer und in einem Abstände a? = 0,5 a beziehentlich 0,6 a
(worin a die Helbsehne des Bogens bedeutet) vom Scheitel durch-
geführt. In diesen beiden letztem Querschnitten entstehen nämlich
die Maxima maximorum der Gurtpressungen,
Die Zahlenresultate sind folgende:
106
W. Fraxkel.
Beispiel I. Spannweite 2«= 20», Pfeil 6=2»«, Trägerhohe h=
2in
Quer-
Aequivalente gleichförmige Betriebslast k
in Tonnen pro laufenden Meter -Gleis,
Entsprechendes k in
schnittslage | welche im Bogentrager dieselbe grösste Tonnen pro laufenden
X 1
m — —
a
Pressung wie der LokomoÜYzug erzeugt. ,
Im Obergorte ! Im Dntergnrte
Meter Gleis fBr einen
geraden Balken.
m — O
m — 0,5
m — 0,6
m= 1
6,070
6,275
5,370
6,220
6,348
6,341
5,370
I 5,436
5,760
6,500
Quer-
schnittslage
X
m = —
a
Aeqnivalente gleichförmige Be-
triebslast k in Tonnen pro Ifdn. Entsprechendes k in Tonnen pro
Mt.Gleis, welche im Bogentrager laufenden Meter Gleis für einen
dieselbe grösste Transversalkraft 'I geraden Balken.
Q wie der Lokomotivzug erzeugt, i
für max (+ Q) j für "inax (— Q)
für max (+ Q) für max (— Q)
m =
m =
m = 1
0,5
8,112
9,000
9,800
8,112
11,503
7,239
8,112
7,160
6,500.
8,112
10,930
oo
Beispiel IL Spannweite 2a = 50"*, Pfeil ?; = 5™, Trägerhohe Ä=—
5m
Quer-
schnittslage
X
m = ~
II
Aequivalente gleichförmige Betriebslast k
in Tonnen pro laufenden Meter Gleis;
welche im Bogentrager dieselbe grösste
Pressung wie der Lokomotivzug erzeugt.
ii
Im Obergurte
Im Untergurte
m =
m == 0,5
m = 0,6
m = 1
5,098
5,278
4,882
5,460
5,660
4,882
Entsprechendes k m
Tonnen pro laufenden
Meter Gleis für einen
geraden Balken.
4,970
5,320
Quer-
schnittslage
X
m — —
a
Aequivalente gleichförmige Be-
triebslast k in Tonnen pro Ifdn.
Mt. Gleis, welche im Bogentrager
dieselbe grösste Trans ve^salkraft
Q wie der Lokomotivzug erzeugt.
Entsprechendes k in Tonnen pro
laufenden Meter Gleis für einen
geraden .Balken. .
far max (+
für max (— Q) \
m —
m — 0,5
m — 1
6,180
6,928
. 7,124
6,180
8,545
6,227
6,14
5,67
5,32
6,140
7,690
oo
Dresden.
W. FränkeL
0. Mohr: ^ 107
O.Mohr: Beitrag zur Theorie des Fachwerks. (Zeitschr. des Archi-
tekten- und Ingenieur- Vereins zu Hannover. Jahrgang 1874 und 1875.)
Für die Behandlung desjenigen Theils der Theorie des Fach-
werks, welcher die" von der Elasticität und von der Temperatur ab-
hängigen Formveränderungen der Construction in Betrachtung zieht,
also insbesondere für die Bestimmung der Spannungen in statisch
unbestimmten Fachwerken fehlte es bis jetzt an einer allgemeinen
Methode. Man nahm an, dass die Figur der Construction und
'namentlich die Art ihrer Unterstützung einen wesentlichen Einfluss
auf die Form der Resultate ausüben müsse und beschränkte sich
daher auf die Untersuchung besonderer Fälle. Trotzdem ist es so
wenig gekingen, diesen Rechnungen eiq^ einfache Form zu geben,
dass man in der Regel von ihrer Anwendung gan*^ absah und mit
mehr oder weniger ungenauen Annahmen sie zu umgehen suchte.
In der vorliegenden Arbeit ist der Versuch gemacht worden, die
bezeichnete Lücke auszufüllen und ein Verfahren zu entwickeln,
welches bei allgemeiner Anwendbarkeit die für den praktischen Ge-
brauch erforderliche Einfachheit und Bequemlichkeit gewährt.
Jedes Fachwerk enthält eine bestimmte von der Zahl der Knoten-
punkte und der Stützen abhängige Anzahl von Constructionstheilen,
deren Längen zur geometrischen Bestimmung der Constructions-
figur nothwendig sind, nie statische Ermittelung der Spannungen
ides Fachwerks aus den gegebenen Belastungen ist eine bestimmte
oder eine unbestimmte Aufgabe, je nachdem das Fachwerk nur die
eben genannten nothwendigen Constructionstheile oder ausser diesen
noch überzählige Theile enthält. Im letzteren Falle können die
Spannungen der nothwmdigen Constructionstheile ausgedrückt wer-
den als Functionen der gegebenen Belastungen und der unbekannten
Spannungen der überzähligen Theile. Die in diesen Gleichungen
vorkommenden Constanten lassen sich mit den einfachsten Mitteln
der angewandten Statik und in der Regel am bequemsten auf gra-
phischem Wege bestimmen.
Die Beziehungen zwischen den Längenänderungen der über-
zähligen und denjenigen der nothwendigen Constructionstheile er-
geben sich aus einer statischen Betrachtung, bei welcher das Princip
der virtuellen Geschwindigkeiten zur Anwendung* kommt. Indem
man in die genaniilen Beziehungen, die Ursachen der Längenände-
rungen einführt, gewinnt man Gleichungen, in welchen die Span-
nungen der überzähligen Constructionstheile, die einzigen Unbekann-
108 0. Mohr.
teri sind und zwar enthalten diese Gleichungen ausser den auf jene
Ursachen sich beziehenden gegebenen Grössen nur die bereits oben
erwähnten Constanten. Es bleibt also nur noch übrig, eine Gruppe
von linearen Gleichungen aufzulösen, deren in der Regel kleine
Anzahl mit derjenigen der überzähligen Constructionstheile überein-
stimmt.
Die gleichförmige Anwendung dieses Verfahrens auf alle Arten
von Fachwerken, also auf das Balkenfachwerk, das Bogenfachwerk
und auf das continuirliche Balkenfachwerk, bietet,- wie an Beispielen
gezeigt wird, 'keine Schwierigkeit.
Im Anschluss an diese Untersuchung wird eine grajohische Be-
handlung der Theorie der elastischen Linie des Balkenfachwerks
entwickelt, welche nach F^rm und Inhalt an die im Jahrgänge 1868
derselben Zeitschrift veröffentlichte Theorie der elastischen Linie
des homogenen Balkens sich anschUesst.
»
Dresden. 0. Mohr.
O. Mohr: Ueber die Zusammensetzung der Kräfte im Baume.
(OivilingenieTir Band XXII. Heft 2. 1876.) "
Das in dieser Arbeit dargelegte neue Verfahren zur Bestimmung
der mit der Centralaxe eines gegebenen Kräftesystems zusammen-,
fallenden resultirenden Kraft B und des zugehörigen Kräftepaares
M besteht in Folgendem:
Sind Ä, B und Cdie Mittelkräfte der Prcjectionen des Kräfte-
systems auf die drei Ebenen XY, XZ und YZ eines rechtwink-
ligen Coordinatensystems; femer D, E, F die durch die Projectionen
Ä und Bj A und C, B und G bestimmten drei Kräfte; endlich
G\ B\ Ä'y die dritten Projectionen der Kräfte D, E und F] so ist
jedes der drei Kräftesysteme:
E) Bf — B y
F, A, - A',
gleichwirkend mit dem gegebenen System, wenn man mit — A',
— B\ — C Kräfte bezeichnet, welche nur durch den entgegen-
gesetzten Sinn von Ä, B\ C sich unterscheiden. Die Kräfte D,
E und F stimmen nach Sinn, Grösse und Richtung mit der Kraft
R überein, und die C#ntralaxe ist der Schnitt der drei Ebenen,
(
i
'
J
0. MöHB. — L. SOHNCKE. 109
welche man durch die Kanten des Prismas BEF normal zu den
gegenüberliegenden Seitenflächen legen kann. Endlich ergibt sich
das Kräffcepaar M als Projection eines jeden der drei Paare:
Ay A y
B, - B',
C, - C,
auf eine zu H normal gestellte Ebene.
Dieses Verfahren führt unmittelbar auf das in dem Lehrbuch
der Statik von Möbius entwickelte NuUsystem, Denn die drei
Schnittpunkte der Kräfte F, E und D beziehungsweise mit den
Ebenen XF, XZy YZ sind offenbar die Nullpunkte der Coordinaten-
ebenen. Es lassen sich also die Beziehungen des Nullsystems auf
die weiteren Umformungen des Kräffcesystems sofort anwenden.
Dresden. 0#Mohr.
Xieonhard Sohnoke: Die unbegrenzten regelmässigen Punkt-
systeme als Grundlage einer Theorie der Erystallstruktur.
(83 Seiten. 2 Tafeln. Karlsruhe 1876. Braun. Separatabdruck aus
dem 7. Heft der Verhandlungen des naturwissenschaftl. Vereins zu
Karlsruhe. — Ein Auszug davon in PoggendoriTs Annalen der Physik.
Ergänzungsband 7. Seite 337.)
Die neuere Physik hat sich mit Vorliebe damit beschäftigt, die
theoretischen Vorstellungen über die moleculare Beschaffenheit der
Gase, und in geringerem Grade auch der Flüssigkeiten, auszubilden,
während sie die der festen Körper weniger beachtet. Und doch
verspricht gerade die Entwicklung einer Molekulartheorie der festen
Körper, unH zwar vornehmlich der Krystalle, die tiefste Einsicht in
das Wesen der Molekularkräfte. — Es liegt zwar eine, in ihren
Ursprüngen auf Haüy zurückgehende, aber. klar zuerst von Dela-
fosse ausgesprochene und wesentlich von Frankenheim und
Bravais ausgebildete Theorie der Krystallstruktur vor, die bei den
Mineralogen eine ziemliche Verbreitung gefunden hat; doch hat die
Physik im Ganzen wenig Notiz von ihr genommen; und in der That
lassen sich erhebliche Einwendungen gegen sie machen. Ihr zu-
folge liegen die Schwerpunkte der Krystallmoleküle in den Schnitt-
punkten dreier Züge von je äquidistanten und parallelen Ebenen,
i
110 L. SoHIfCKE.
d. h. sie bilden ein räumliches Punktnetz mit parallelepipedischen
Maschen oder ein sogenanntes Eaumgitter] die Moleküle selbst aber
sind sämmtlich parallel gelagert.
Diese Grundhypothese erscheint willkürlich; ihre Berechtigung
erhält sie erst nachträglich dadurch, dass die Eintheilung der Raum-
gitter nach dem verschiedenen Grade ihrer Symmetrie genau auf die
7, in der Mineralogie als Krystallsysteme bekannten, Abtheilungen
führt. Jedoch gibt es kein Raumgitter mit solcher Symmetrie, wie
sie den halbflächigen Krystallen zukommt, so dass sich Bravais
bei letzteren genöthigt sieht, den halbflächigen Charakter in die
einzelnen Moleküle zu verlegen, diese selbst aber nach einer voll-
flächigen Strukturform, d. h. nach einem Raumgitter, angeordnet
zu denken.
Hiemach wird man zugeben, dass eine andere Theorie, die
ebenfalls m# Noth wendigkeit auf die bekannten Krystallsysteme
führen würde, als gleichberechtigt mit der Bravais'schen Theorie
erachtet werden müsste; dass sie aber sogar für die wahrschein-
lichere erklärt werden müsste^ wenn sie ausserdem noch den Vor-
zug einer evidenteren Grundhypothese hätte, und wenn^sie die halb-
flächigen Krystallgestalten ohne Hülfshypothese mit umfasste.
Diese Eigenschaften besitzt die von mir entwickelte Theorie
der Kry Stallstruktur; sie ist viel allgemeiner als die Bravais'sche,
denn unter den aus ihr folgenden zahlreichen StmJcturforfnen sind alle
Raumgitter mit enthalten. Der Grundgedanke der neuen Theorie ist
folgender:
Dass die congruenten Grundgebilde, aus denen ein Kry stall
aufgebaut ist (mag man nun die chemischen Moleküle selbst, oder
Complexe von solchen als diese Krystallelemente ansehn), regel-
mässig angeordnet sein müssenj darf wohl als selbstverständlich gel-
ten. Es handelt sich nur darum, den Begriff der regelmässigen
Anordnung schärfer zu fassen. Dabei sind besonders • zwei Um-
stände zu beachten. 1) In einem Krystall existirt kein physikalisch
ausgezeichneter Ort, namentlich kein Mittelpunkt von physikalischer
Bedeutung. 2) Ein beliebig kleines Bruchstück eines Krystalls hat
immer noch alle den Krystall charakterisirenden physikalischen'
Eigenschaften, auch wenn die natürlichen Krystallflächen beseitigt
sind; und zwar ist es gleichgültig, an welcher Stelle das Stück
aus dem Krystall herausgenommen ist. — Somit erscheint die äussere
Kry stallform nur als eine mit den physikalischen Eigenschaften
gleichwerthige Eigenschaft, nämlich als eine Folge der Struktur.
L. SOHKCKI:;. 111
Wenn man es also, wie hier, nur mit der Struktur zu thun hat,
so kann mau sich von der Betrachtung der Exystallbegrenzung da-
durch unabhängig machen, dass man den Kry stall als von unbe-
grenzter Ausdehnung voraussetzt; und dies ist um so gerechtfertigter,
als, den Molekularabständen gegenüber, die endlichen Dimensionen
des Krystalls jedenfalls für ungemein gross gelten müssen. Wenn
man nun, zur Vereinfachung, jedes Krystallelement durch seinen
Schwerpunkt ersetzt, so lautet — .auf Grund der vorhergehenden
üeberlegungen — die Hypothese folgendermassen:
Kry stalle — unbegrenzt gedacht — sind regelmässige y unendliche
Punktsysteme, d, h. solche, hei denen um jeden Punkt herum die An-
ordnung der übrigen dieselbe ist, wie um jeden anderen Punkt Hier-
durch ist die Erjnittelüng aller für die krystallisirten Körper mög-
liehen Strukturformen auf die Lösung der Aufgabe zurückgeführt:
Alle OberJiaupt möglichen regelmässigen Punktsysteme von allseitig un-
endlicher Ausdehnung zu finden.
Eine hiermit nahe verwandte, wenn auch sehr fremdartig
klingende, Aufgabe hat nun Herr Camille Jordan schon vor meh-
reren Jahren in seiner Abhandlung Sur les groupes de mouvements
gelöst. Ohne auf diese Aufgabe näher einzugehn, will ich nur her-
vorheben, dass ihre Lösung die krystallographische Aufgabe zugleich
mit löst; jedoch ist sie viel allgemeiner, so dass die für meinen
Zweck brauchbaren Resultate erst aus der Gesainmtheit der Jordani-
schen herausgeschält werden mussten. Auch bedurften sie einer
Umdeutung aus dem Bewegungsproblem in das geometrische Pro-
blem der Punktsysteme, sowie mehrfacher Zusätze und Verbesse-
rungen. Die letzteren habe ich in einem Anhange meiner Abhand-
lung zusammengestellt.
. Auf eine vollständige Mittheilung der Resultate muss ich an
dieser Stelle verzichten, denn es ergeben sich nicht weniger als 54
unbegrenzte, regelmässige Punktsysteme, welche in 8 Abtheilungen
zerfallen. Um das Eintheilungsprincip zu verstehn, denke man sich
ein solches Punktsystem starr gemacht und aus seiner bisherigen
Lage herausgerückt; dann bilden die zuvor von Systempunkten be-
setzt gewesenen Orte des Raumes ein ihm congruentes System; die-
ses heisse das feste System, gegenüber dem herausgenommenen be-
weglichen. In welchen Systempunkt des festen Systems man nun
einen beliebigen Systempunkt des beweglichen auch legen mag:
immer kann man, wegen der Hegelmässigkeit, bewirken, dass beide
Systeme zur Deckung kommen. Die zur Herbeiführung der Deckung
l
112
L. SOHNCKE.
erforderliclien Bewegungen (Deckbewegungen) sind nun theils Schie-
bungen, theils Drehungen oder Schraubungen um gewisse, im festen
System gegebene, gerade Linien als Axen. Ich bezeichne nun eine
solche Gerade, um welche entweder eine Drehung allein oder eine
Drehung mit gleichzeitiger Verschiebung längs dieser Geraden (d. h.
eine Schraubung) um — • 360^ ausgeführt werden muss, damit das
System mit sich selbst wieder zur Deckung gelange, als eine n-
mhlige Äxe des Systems. Ein und dasselbe Punktsystem kann Axen
von mehrerlei Zähligkeit zugleich enthalten; jedoch gibt es nur 2,
3,4 und 6 zählige Axen. Kommen nun die meistzähligen Axen
eines Systems nur -nach einer Bichtung verlaufend vor, so nenne
ich diese Bichtung die der Hauptdooe, Als Eintheilungsgrund dient
nun das Vorhandensein oder Fehlen einer Hauptaxe, und nächstdem
die Zähligkeit der Axen. Die 8 Abtheilungen sind folgende:
Ä) Systeme mit
Hauptaxe.
?;
jt
B) Systeme ohne
Hauptaxe.
1. Die Hauptaxe ist 2-zählig.
9 ^
V* >; }} V ^
^' ?; V n " ;?
5. Es finden sich gar keine Axen.
6. Es finden sich nur 2- zählige Axen nach 3
senkrechten Bichtimgen.
7. Es finden sich. 2- und 3-zählige Axen, resp.
parallel den Kanten und Diagonalen eines
Würfels.
8. Es finden sich 4- und 3-zählige Axen, resp.
parallel den Kanten und Diagonalen eines
Würfels.
Jedes dieser Pmktsysteme ist entweder ein Baumgitter ^ oder es
besteht aus mehreren (bis 24) ineinander gestellten congruenten Bcmn-
gittern. Von obigen Abtheilungen entsprechen durch den Charakter
ihrer Symmetrie die 7. und 8. dem regulären Krystallsystem, und
zwar erstere ausschliesslich den halbäächigen Gestalten; die ersten
6 Abtheilungen entsprechen, der Beihe nach, dem monoklinen,
rhomboedrischen, quadratischen, hexagonalen, triklinen, rhombischen
Krystallsystem. Die zahlreichen Punktsysteme innerhalb der ein-
zelnen Abtheilungen, sowie die möglichen Winkel- und Dimensionen-
verschiedenheiten eines und, desselben »Punktsystems, geben Elechen-
schaft von den zahlreichen verschiedenen Typen, die innerhalb
L. SOHNCKE. 113
desselben Krystallsystems möglich sind. Dm hemiedrischen Krystall-
gestalten entsprechen mhlreiche Systeme. Besonders wichtig ist ferner
der Umstand, dass, bei nicht wenigen Punktsystemen, die Punkte
eine schraubenförmige Anordnung besitzen. Es ist mir nämlich be-
reits gelungen, die an gewissen Krystallen beobachtete Drehung
der Polarißß.tionsebene mit grosser Wahrscheinlichkeit als Folge
dieser schraubenförmigen Struktur nachzuweisen. (Zur Theorie des
opt. Drehvermögens von Krystallen. Mathem. Ännalen Bd. IX.
S. 504.) — Mit besonderer Leichtigkeit erklären sich femer die
nicht selten vorkommenden Zwischenformen zwischen zwei Krystall-
systemen, welche von beiden Systemen gewisse Eigenthtimlichkeiten
an sich tragen. Einer solchen Zwischenform entspricht nämlich ein
Punktsystem, welches weniger Axen besitzt als die congruenten Baum-
gitter, aus denen es aufgäxzut ist.
Die auf Krystallflächen hervorrufbaren Äetisfiguren müssen noth-
wendiger Weise in nahem Zusammenhange mit der Struktur stehn.
Daher ist es nicht wunderbar, dass als Aetzfiguren gerade solche
Vielecke auftreten, wie sie die regelmässigen ebenen Punktsysteme
zusammensetzen, die ich früher ermittelt habe. (Die regelm. ebenen
Punktsysteme von unbegrenzter Ausdehnung. Borchardt's Journal
f. Math. Bd. 77. S. 47.)
Schliesslich sei noch erwähnt, dass diese Theorie eine geometrisch
scharfe Formulirung des Begriffs der Isom^orphie an die Hand gibt:
äwei Substanzen sind isomorph, wenn sie in gleichen oder doch nahe
gleichen Struhturformen kryställisiren.
Die von mir vertretene Theorie ist vorläufig eine rein geo-
metrische; es wäre ein grosser Schritt, wenn es gelänge, sie zu
einer mechanischen zu erheben dadurch, dass man nachwiese: die
regelmässigen Punktsysteme seien stabile Gleichgewichtslagen für
congruente, mit gewissen (vorläufig noch unbekannten) Kräften auf
einander wirkende Körperchen.
Carlsruhe. L. Sohncke.
/ ^
Bepertorinm für reine und angewandte Mathematik. 8
114 * L. SOHNCKE.
*
Leonhard Sohnoke: Universalmodell der Baumgitter. (Carls
Repertorium för Experimentalphysik. Bd. XII. 1876. 6 Seiten.)
Wenn eine Schaar unendlich vieler Parallelebenen gleichen Ab-
standes geschnitten wird von zwei analogen Schaaren irgend wel-
chen anderen je gleichen Abstandes, so bildet die Gesainmtheit der
Schnittpunkte ein Punktnetz mit parallelepipedischen Maschen oder
ein Baumgitter, Bravais hat bewiesen, dass es vierzehn wesentlich
verschiedene Arten Von Raumgittern giebt, die sich jedoch in sieben
engere Abtheilungen, genau entsprechend den sieben Krystallsystemen,
zusammenfassen lassen. Die Raumgitter spielen nun aber nicht
bloss in der Bravais 'sehen, sondern auch in der kürzlich von mir
aufgestellten viel allgemeineren Theorie der Krystallstruktur 'eine
hervorragende Rolle, indem es sich zeigt, dass alle allseitig unbe-
grenzten regelmässigen Punktsysteme aus ineinander gestellten con-
gruenten Raumgittern bestehn oder sich, in speci eilen Fällen, auf
ein einzelnes Raumgitter reduciren. — Bei der Schwierigkeit, welche
es hat, sich Schaaren von räumlich vertheilten discreten Punkten
anschaulich vorzustellen, habe ich es nicht für überflüssig gehalten,
ein Modell zu construiren, welches gestattet, alle vierzehn möglichen
Arten von Raumgittern zur Anschauung zu bringen. Die Einrich-
tung dieses beweglichen Modells ist in der Abhandlung genauer
beschrieben, und seine specielle Einstellung für die vefrschiedenen
Gitterarten ungegeben. Die Abhandlung ist von einer Abbildung
des Modells begleitet.
Carlsruhe. L. Sohncke.
Leonhard Sohnoke: Zur Theorie des optischen Drehvermögens
von Erystallen. (Mathem. Annalen von C. Neumann. Bd. IX.
S. 504—529. 1876.)
Diejenigen Kry stalle, welche die Polarisationsebene des Lichts
drehn, verrathen bekanntlich durch die Lage gewisser Krystall-
flächen auch äusserlich einen schraubenförmigen Bau, so dass man
schon aus. ihrer äusseren Betrachtung entnehmen kann, ob sie rechts
oder links drehend wirken. Hiermit ist also der innigste Zusammen-
hang des Drehvermögens mit der Struktur bewiesen. Trotzdem ist
es unter den bisherigen Versuchen einer Theorie jener Drehung nur
L. SOHNCKE. 115
der Briot'sche, welcher auf jenen Zusammenhang überhaupt Rück-
sicht nimmt. Herr Briot findet, dass die schraubenförmige An-
ordnung des Aethers keinerlei Wii:kung übt auf Strahlen, die der
Schraubenaxe parallel sind, dass sich aber ein zur Schraubenaxe
senkrechter Strahl in zwei entgegengesetzt rotirende elliptische
Strahlen von verschiedener Geschwindigkeit theilt, wodurch eine
Drehung der Polarisationsebene eintreten muss. In Folge dessen
nimmt Briot an, im Quarz sei der Aether nach Schraubenlinien
von durchweg gleichem Drehungssinn, aber verschiedener Richtung,
geordnet, nämlich so, dass die Schraubenaxen mit den Radien der
sechsseitigen Basis des Quarzprismas der Reihe nach zusammen-
fallen. Obgleich nun der hieraus si(fli ergebende Drehungsbetrag
der Polarisationsebene mit dem beim Quarz beobachteten hinreichend
übereinstimmt, so ist diese Theorie doch wenig wahrscheinlich, denn
sie bleibt den Nachweis gänzlich schuldig, wie die — durch die
Trapezflächen des Quarz sich verrathende — Anordnung der Massen-
theilchen nach Schrauben, deren Axen der Hauptaxe parallel sind,
im Aether schraubenförmige Anordnungen senkrecht zur Hauptaxe
erzeugen könne.
Mir ist es nun auf einem völlig anderen Wege gelungen, die
Drehung der Polarisationsebene in den allernächsten Zusammenhang
mit der schraubenförmigen Anordnung der Krystallelemente zu
bringen, und zwar mit Hülfe einer interessanten Entdeckung, welche
Herr Reusch 1869 gemacht hat. Schichtet man nämlich eine
grössere Anzahl Blättchen zweiaxigen Glimmers" von möglichst glei-
cher, sehr geringer Dicke in der Weise aufeinander, dass jedes fol-
gende gegen das vorhergehende um 60^ (oder 45^) immer in dem-
selben Sinn gedreht ist, so zeigt dies Präparat fast dieselben optischen
Erscheinungen wie eine senkrecht zur Axe geschnittene Quarzplatte,
und zwar wie ein rechts- oder linksdrehender Quarz, je nach dem
Sinne der wendeltreppenformigen Aufschichtung. Nur in sofern
weicht das Verhalten dieser Glimm ercombination von dem des Quarz
ab, als sich im Polarisationsapparat, bei Drehung der Combination
in ihrer Ebene, kleine Aenderungen der Parbenerscheinung einstellen.
Jedoch vermuthet Reusch, dass sich das Verhalten der Glimmer-
combination dem des Quarz um so mehr nähern wird, je dünner
die Lamellen und je grösser die Zahl der Umgänge. — Von diesen
Thatsachen gehe ich aus. Den Haupttheil meiner Abhandlung bil-
det die ausführliche Entwicklung der Theorie der Glimmercombination
für senkrechten Durchgang der Strahlen; und zwar genügt es schon,
8*
116 L. SOHNCKE.
eine nur aus 3 Blättchen aufgeschichtete Combination (1 Triade)
zu betrachten; es ist dann leicht, von ihr zu den Combinationen
mit mehr Blättchen uberzugehn. Die für die Drehung durch eine
Glimmercombination entwickelte Formel wende ich dann auf den
Fall an, dass die Blättchendicke, multiplicirt mit ein^r von der
_ optischen Beschaffenheit der Blättchen abhängenden Zahl, klein ge-
gen die Wellenlänge ist. In diesem Fall ergibt sich für die Drehung
der Polarisationsebene dasselbe Gesetz, , welches beim Quarz als das,
von Herrn Boltzmann vervollständigte, Biot'sche Gesetz bekannt ist,
Ist es nun hiernach schon nicht unwahrscheinlich, dass dem
Quarz eine solche Struktur, wie sie durch die Glimmercombination
von Reu seh im Groben verkörpert ist, zuzuschreiben sei, so er-
wächst dieser Hypothese über die Quarzstruktur ihre wahre Be-
rechtigung doch erst aus der von mir entwickelten allgemeinen Theorie
der Kry Stallstruktur. Diese sieht einen Krystall als endlichen Theil
eines unbegrenzten regelmässigen Punktsystems an, d. h. eines
solchen, in dem die Punktvertheilung. um jeden Punkt herum die-
selbe ist wie um jeden anderen. Unter den aus diesem Grundsatz
sich ergebenden 54 verschiedenen Punktsystemen, deren Eintheilung
in Gruppen auf die bekannten Krystaillsysteme führt, finden sich
nun nicht wenige mit einer schraubenförmigen Anordnung der Punkte.
Legt man durch einen Punkt eines solchen Schraubensystems senk-
recht zur Schraubenaxe eine Ebene, so ist sie in ihrer unendlichen
Ausdehnung mit unendlich vielen Punkten besetzt; sie heisse eine
Molekularebene, In den einfachsten Fällen besteht dann das ganze
schraubenförmige Punktsystem aus lauter äquidistanten*, zur Schrau-
benaxe senkrechten, congruent besetzten Molekularebenen, deren
jede folgende gegen die vorhergehende immer um denselben Winkel
(von 60^ oder 90^ oder 120^) in demselben Sinn gedreht ist. Solche
Systeme bieten also die überraschendste Analogie zu der Glimmer-
combination mit unendlich dünnen Blättchen dar. Die Ueberein-
stimmung geht aber noch weiter. Nämlich in complicirteren Fällen
treten an die Stelle jeder solchen Molekularebene zwei derselben,
congruent und pai:.allel besetzt, jedoch. so, dass im Allgemeinen die
Punkte der einen nicht vertikal über denen der anderen liegen,
wenn die Schraubenaxe vertikal steht. Jetzt ist jedes Ebenenpaar
gegen das vorhergehende um stets denselben Winkel gedreht. Weil
jedes einzelne Ebenenpaar den geometrischen Charakter des mono-
klinen Krystallsystems besitzt, so ist es» nun vollständig geeignet, die
Stelle des einzelnen doppelbrechenden Blättchens der Glimmer-
L. SOHNCKE. M. CaNTOR. 117
combination von Reu seh zu vertreten. Der Abhandlung ist die
Abbildung eines Punktsystems beigefügt;^ welches möglicher Weisß
der Quarzstruktur zu Grunde liegen könnte.
Es ist wichtig hervorzuheben, dass — abgesehen von den 2
Abtheilungen der Punktsysteme, welche dem triklinen und mono-
klinen Krystallsystem entsprechen — in keiner der übrigen Abthei-
lungen schraubenförmige Punktsysteme fehlen, selbst nicht in jener
Abtheilung, die dem regulären Krystallsystem entspricht. Hiermit
ist die Möglichkeit gegeben, auch bei regulär krystallisirenden Kör-
pern, wie z. B. beim chlorsauren Natron, das Drehvermögen auf
eine schraubenförmige Struktur zurückzuführen.
Carlsruhe. * L, Sohncke.
M. Cantor: Die Bömisohen Agrimensoren iind ihre SteUiing in
der Geschichte der Feldmesskiinst. (Eine historisch -mathe-
matische Untersuchung. Leipzig 1875. Druck und Verlag von B.
G. Teubner. 186 S. Text; 46 S. Anmerkungen; 6 S. Sachverzeichniss
für den Text; 6 lithographirte Tafeln.) ^
„Die Römer haben für die Feldmesskunst der Griechen und
für unmittelbar oder mittelbar damit Zusammenhängendes, wel-
ches ihnen seit dem Beginne der chiistlichen Aera zufloss, eine auf-
bewahrende Mittelstelle abgegeben. Sie ähneln darin den Arabern,
nur dass sie weniger in sich aufnahmen, entsprechend ihrer geringen
mathematischen Begabung. Hinzuerfunden haben sie so gut wie
Nichts, höchstens einige Operationen wirklicher Feldmesskunst. Weg-
gelassen haben sie von dem, was sie sich angeeignet hatten, auch
nicht viel; die falschen, meistens altegyptischen Näherungsformeln
vor Allen haben sie niemals ausser Uebung treten lassen. Was für
die Römer gilt, bleibt wahr fiir ihre Schtiler im Mittelalter. Ein-
zelne hervorragende Geister ausgenommen, nimmt das Verständniss
des Aufbewahrten immer mehr ab, aber die Menge des Aufbewahrten
bleibt. Sie ist nicht gross, doch immerhin erheblicher, als man
sonst wohl annahm. Dass überhaupt irgend etwas von Geometrie
in die wissenschaftliche Barbarei des frühsten Mittelalters hinüber
sich retten konnte, das ist das unschuldige Verdienst der römischen
Agrimensoren,"
118 M. Cantob.
So lautet der letzte Absatz des oben genannten Buches, und
da ich auch heute kaum wüsste, den wesentlichen Inhalt d.er ganzen
' Untersuchung deutlicher in wenigen Sätzen darzustellen, so wird
man mir verzeihen müssen, wenn ich den Bericht über meine Arbeit
mit diesem wörtlichen Selbstcitate beginne. Ich knüpfe daran so-
fort eine Bemerkung über den Gang der Untersuchung. Es galt
mir, den Nachweis zu führen, wie gewisse geometrische Dinge sich
von Schriftsteller zu Schriftsteller, von Volk zu Volk vererbten,
und so war es in der Natur des StoflFes von selbst begründet, wenn
in einem ersten Capitel die egyptischen Anfänge der geometrischen
Wissenschaft und des Rechnens, soweit es hier ii^ Betracht kam,
erörtert würden; wenn ein zweites Capitel die Feldmesskunst der
Griechen behandelte; wenn ein drittes, ein viertes Capitel den Rö-
mern und deren Schülern sich zuwendeten; wenn in jedem folgenden
Capitel auf die früheren zurückgegriflFen wurde, um die Ueberein-
stimmung des aller Orten Gelehrten mitunter bis auf den Wortlaut
'genau hervortreten zu lassen. Aeussere Gründe boten die Veran-
lassung, dass von diesem Gange so weit abgewichen wurde, dass
jenes erste egyptische Capitel in Wegfall kam. Die auch heute noch
nicht vollendete Herausgabe des mathematischen Papyrus Rhind
legte mir eine zu grosse Beschränkung in der Auswahl des in jenem
ersten Capitel zu verwerthenden Materials auf, als dass nicht ein
unziemliches Missverhältniss der Ausdehnung sich hätte ergeben
müssen, welches ich zu vermeiden wünschte, sei es auch nur, um
bei flüchtigen Leser^ den Argwohn nicht aufkommen zu lassen, von
den Egyptern sei in der That nicht mehr zu sagen, als hier auf
wenigen Seiten geboten wird. Darum zog ich es vor, das, was aus
bisherigen Veröffentlichungen, insbesondere von Lepsius und Aug.
Eisenlohr, zur freien Verfügung stand, in das Capitel, welches
mit dem Griechenthume, sowie theilweise in das, welches mit den
Römern sich beschäftigt, hineinzuverarbeiten, und somit besitzt mein
Buch neben einer kurzen Einleitung, in welcher die Aufgabe ge-
stellt, den Verdiensten eines namhaften Vorgängers, Fr. Hultsch
die gerechte Würdigung ertheilt und den Vorstehern mehrerer Biblio-
theken pflichtschuldiger Dank erstattet wird, nur drei Capitel:
1) Heron von Alexandrien S. 6 — 63.
2) Römische -Feldmessung S. 63 — 139.
3) Die Schüler der Römer S. 139 — 185.
In diesem Referate, wo es auf stylistische Abrundung weniger an-
kommt, als auf möglich scharf hervortretenden Inhalt, will ich von
M. Cantoe. 119
der angedeuteten Viertheilung im Gegensatze zu dem Buche , selbst
Gebrauch machen.
Die Egypter legten sich schon vor dem Jahre 1700 v. Chr.
Fragen vor, welche auf Ausmessung grad- und krummlinig begrenzter
Figuren und Körper sich bezogen. Unter den Figuren scheinen sie
das Dreieck in erster Linie beachtet zu haben, und zwar das gleich-
schenklige Dreieck, dessen Seiten a, a, h heissen mögen und dessen
Fläche Ws -y- berechnet wurde. Aus dem gleichschenkligen Drei-
eck entstand durch Abstumpfung das gleichschenklige Paralleltrapez,
dessen Seiten a, a, \^ h^ ^i® Fläche 7" ^ errechnen liessen.
Dieselben falschen Näherungsformeln erhielten sich bis nach 100
V. Chr., wenn auch eine gewisse Aenderung sich dadurch kund
zu geben scheint, dass allmälig nicht das Dreieck, sondern das Trapez
als die primäre Figur aufgefasst wurde, von welcher das Dreieck
. nur den speciellen Fall der einen verschwindenden Parallele dar-
stellt, dem Begriffe nach ein gewisser Fortschritt, während zugleich
ein Rückschritt darin sich offenbart, dass bei dem Trapeze die Be-
dingung des Parallelismus zweier Seiten, der Gleichheit def anderen
beiden in Wegfall kommt und allgemein aus den einander gegen-
überliegenden Seiten %, «2 ^^<i ^i> ^2 ^^® Fläche des Vierecks mit
^ l" ^ • ^ T" ' gewonnen wird. Zusammengesetztere Figuren wer-
den zum .Zwecke der Berechnung durch Hülfslinien . in Dreiecke und
-Vierecke zerlegt. Von Wichtigkeit ist noch, dass in der ältesten
Zeit bereits ein Name, merit, für die oberste Linie jeder solchen
gradlinigen Figur auftritt. Der Kreis wird quadrift als \-^d) , wo
d den Durchmesser bedeuten soll, eine Formel, welche dem Werthe
yj = 3,1604 .... entspricht. Das Rechnen der Egypter war
zu derselben frühen Zeit ein bereits sehr entwickeltes. Bruchrech-
nungen gehörten namentlich zu dem täglichen Bedürfnisse und wur-
den so bewältigt, dass die vorkommenden Brüche stets in Gestalt
von Summen einfacherer Brüche, welche nur die Einheit zum Zähler
haben, behandelt wurden. Zu einer solchen Rechnungsweise war
aber unbedingt Eines noth wendig: die Möglichkeit, jeden beliebigen
Bruch in eine Summe von Partialbrüchen, oder wie ich lieber sage,
von Stammbrüchen zu verwandeln. Das ist eine Aufgabe, welche
Jahrtausende lang wiederkehrt, wenn auch unter den im Drucke
120 M. Cantor.
bekannten Schriftstellern erst Leonardo^on Pisa 1202 eine Me-
thode dazu lehrt, auf deren möglicherweise uralten Ursprung ich
hingewiesen habe. Als charakteristisch für dieselbe möchte ich die
Benutzung von ein für alle Mal ausgerechneten Hülfstabellen her-
vorheben. Setze ich noch hinzu, dass jede Aufgabe des ältesten
. bekannten egyptischen Uebungsbuches die Auflösui^ durch die Worte
„Mache es so" einleitet, so dürfte in diesem Referate genug gegeben
sein. Egyptisch freilich ist noch mancherlei, worauf hier nicht aus-
führlicher eingegangen werden kann, so auch die Einrichtung des
Schaltjahres von 366 Tagen, welches alle 4 -Jahre wiederkehrend
die Ordnung der Jahreszeiten und des kirchlichen Jahres unverrückt
feststellt, eine Einrichtung, welche am 7. März 238 v. Chr. vielleicht
unter dem Einflüsse des geistvollen Chronologen Eratosthenes
durch das Edict von Canopus ins Leben gerufen wurde, wenn auch
nur, um bald wieder ausser Uebung zu kommen.
Die Griechen verkörpern sich für den bei der gegenwärtigen
Untersuchung vorliegenden Zweck in die eine Persönlichkeit des
Heron von Alexandrien, eines Schriftstellers, der etwa um 100
V. Chr. muthmasslich ein officielles Werk über Feldmesskunst und
Feldmess Wissenschaft verfasste, die einzige derartige Schrift aus
alexandrinischer Zeit, welche in umfangreichen Ueberresten zu uns
gelangt ist. Feldmesskunst und Feldmesswissenschaft unterscheide
ich dabei so, dass ich unter Ersterer die auf dem Felde selbst zu
vollziehenden Operationen, als Abstecken von Geraden nach be-
stimmter Richtung, von rechten Winkeln, u. s. f. verstehe, unter
Letzterer dagegen die Kenntniss von Formeln zur Berechnung ins-
besondere von Flächenräumen verschiedener, durch gradlinige Be-
stimmungsstücke gegebener Figuren. Heron von Alexandrien, ein
vielseitiger Gelehrter, dessen sämmtliche uns erhaltenen Werke
verdienter Besprechung unterzogen wurden, hat sowohl in der Feld-
messkunst als in der Feldmesswissenschaft Bedeutendes geleistet.
Ersterer ist seine Dioptrik gewidmet, d. h. die Lehre von der An-
wendung der Dioptra, eines feldmesserischen Werkzeuges, in welchem
der Uranfang unserer Theodolithen nicht zu verkennen ist* Letztere
bildet den . Gegenstand einer Anzahl anderer Abhandlungen, theil-
weise' auch der Dioptrik. Die Hauptaufgabe, welche ich mir nun
in dem Capitel über Heron von Alexandrien stellte, bestand darin:
nachzuweisen, was er den Egyptern entnahm, vorbereitend zu ord-
nen, was spätere Zeiten ihm entnehmen sollten, ausser dem Zusam-
menhange auf Einzelheiten aufmerksam zu machen, deren Ursprung
*i
M. Cantoe. 121
man noch nie so weit zurück verfolgt hatte. Als egyptisch zeigte
sich sofort die stylistische Form von dem einleitenden „Mache es so!"
bis zu der als xoQV(pi^ benannten Scheitellinie; egyptisch ist die fast
durchgängige Benutzung von Summen von Stammbrüchen; egyptisch
ist die Zerlegung von Figuren durch Hülfslinien in Elementarfiguren; -
egyptisch sind die falschen Näherungsformeln für die Fläche von
Dreiecken und Vierecken. Eine Anzahl von mit dem Kreise sich
beschäftigenden Aufgaben benutzen Formeln, welche auf den Werth
jr = 3 herauskommen. Dieser Werth ist allerdings, so viel wir
wissen, nicht egyptisch, dagegen habe ich an anderer Stelle, in einer
ausfuhrlichen Recension von Oppert: L'etalon des mesures Assy-
riennes (Zeitschr. Math. Phys. XX., histor.-literar. Abth. S. 149 — 165)
den Nachweis zu fuhren gesucht, dass hier ein babylonischer Bau-
stein mitten unter anderartigem Gemäuer zu erkennen sei. Darf
ich heute eine bisher nicht veröffentlichte Bemerkung hinzufugen,
so ist es die, dass ein auffallender Unterschied zwischen egyptischer
und babylonischer Kreisrechnung bestand, wofern wirklich 7t = 3
babylonischer Herkunft ist. Die Egypter, das habe ich in meinem
Buche hervorgehoben, „dachten die Zahl jt als Quadratzahl, wodurch
eine formliche Umwandlung des Kreises in ein Quadrat leichter
möglioh war, als unter* jeder anderen Voraussetzung", oder anders
gesagt: die Egypter hatten keine andere Absicht als die der that-
sächlichen Herstellung eines dem Kreise gleichflächigen Vierecks.
Die Babylonier dagegen suchten die Länge des Kreisumfanges zum
Durchmesser in Beziehung zu setzen. Die griechische Geometrie
wechselte in ihren Auffassungen. Den Egyptem folgend, suchten um
430 V. Chr. ein" Bryson, ein Antiphon, ein Hippokrates von
Chios den Kreis in ein ihm gleichflächiges Quadrat zu verwandeln
und nannten diese Aufgabe „Tetragonismus" mit einem ihre Me-
thoden überlebenden Namen; nachher gelangte die babylonische
Auffassungs weise zur Geltung, und von ihr aus fand Archimed
Ä = Y in einer Abhandlung, welcher er aber auch statt des üblichen
Namens einen neuen: den der Kreismessung beilegte. Von den
geometrischen Eigenthümlichkeiten des Heron, welchje auf spätere
Nachfolger sich vererbt haben ^ mögen an- dieser Stelle nur einige
wenige hervorgehoben werden: die Formel für die Dreiecksfläche
aus den 3 Seiten des Dreiecks; eine näherungsweise ziemlich zutref-
fende Berechnung des gleichseitigen Dreiecks als -r + 75 <iös Qua-
drates der Seite; eine Gleichung, welche den Zusammenhang der
122 M. Cantob.
Seite ttg des regelmässigen Achteckes und des Durchmessers d^ des
umschriebenen Kreises durch (y) =1/2 (^V + ^ "f" (^) ^^^~
stellt; eine Regel zur Construction des regelmässigen Achteckes vom
«.Quadrate aus^ indem aus jedem Eckpunkte des Quadrates mit dessen
halber Diagonale im Halbmesser Kreisbögen beschrieben werden,
welche auf den Quadratseiten die 8 Eckpunkte des verlangten Acht-
eckes als Durchschnittspunkte hervorbringen. Die bdden letzten
Diüge stehen zwar an verschiedenen Orten, erweisen aber ihren
sachlichen Zusammenhang durch die Möglichkeit, den Beweis für
Beides an einer und derselben Figur, an zwei einander symmetrisch
durchsetzenden Quadraten zu führen. Endlich berichte ,ich aller-
dings wiederum in sehr zusammengeschrumpftem Auszuge über
Dinge, welche man früher noch nicht bis in die vorchristliche
Aera verfolgen zu können glaubte. Dazu gehören gewisse trigono-
metrische Kenntnisse, da man Formeln für die Fläche jedes regu-
lären Vielecks vom Dreieck bis zum Zwölfeck aus der Seite berech-
net, femer Formeln für die Fläche von Kreisabschnitten, für die
Länge von Kreisbögen, für den Rauminhalt von Kugelcalotten,
mögen sie noch so sehr den Charakter ungenügender Näherung an
sich tragen, nicht wohl unter einer andern Rubrik wird junter-
bringen können. Dazu gehört das erstmalige Vorkommen der Quadrat-
wurzel aus der negativen Einheit, herbeigeführt durch den Mangel
an richtiger Determination für die Länge gewisser Stücke, welche
bei einer die Pyramide betreffenden Aufgabe in Rechnung kommen,
und umgangen durch die wenn auch nicht ausdrücklich benutzte
Annahme ]/ — 1 == -1. Dazu gehört die Auflösung der unreinen
quadratischen Gleichung, welche durchaus unentbehrlich war, um
unter Voraussetzung der gegebenen Summe von Kreisfläche, Peri-
pherie und Durchmesser den letzteren allein zu berechnen. Auch
, hier seien zwei ergänzende Bemerkungen erlaubt; die eine, dass die
gegebene Summenzahl so recht Zeugniss davon gibt, wie hier eine
vorzugsweise algebraische Aufgabe vorlag^ da Flächen und Längen
geometrisch nicht homogen, auch nicht addirt werden können, die
andere, dass gezeigt werden kann, dass die Auflösungsmethod.e durch-
aus mit derjenigen übereinstimmt, welche Nesselmann (Algebra
der Griechen S. 319) bei Diophant zu enthüllen wusste. ' Wichtig
wäre auch die Methode der Quadratwurzelausziehung des Heron»
wenn es gelänge, sie zu ermitteln. Leider war dieses bisher
nicht der Fall und nur das negative Ergebniss konnte festge-
M. Cantob. 123
stellt werden, dass Heron's Methode eine andere gewesen sein muss
als die Theon's von Alexandrien, d. h. als die moderne Methode.
Den Bömern ist der . räumliche Haupttheil des Buches gewid-
met. Es galt dabei zuerst ins Klare ju kommen über den verschieden-
zeitigen und nach meinem Dafürhalten auch verschiedenseitigen Ur-
sprung der Feldmesskunst und der Feldmesswissenschaft der Römer.
Für jene nehme ich eine etruskische, für diese eine alexandrinische
Herkunft an; jene in das graue Alterthum urdenklicher Väterzeiten
sich verlierend, diese an ein ganz bestimmtes Ereigniss, an den
durch Cäsar geführten alexandrinischen Krieg anknüpfend, nach
welchem, um nicht zu^sagen in dessen Folge, alexandrinische Chro-
nologie und Geodäsie nach Rom übersiedelten. Mit dem altetruskischen
Ursprung der Feldmesskunst bei den Römern hängt der Name des
hauptsächlichen dabei benutzten Apparates „Groma" zusammen,
welches keineswegs, wie immer angenommen worden ist, mit „Gno-
mon" gleichbedeutend ist, sondern sachlich und lautlich durchaus
"von dem Sonnenzeiger zu unterscheiden, vielmehr eine Art von Win-
kelkreuz gewesen ist. Der alexandrinische Ursprung der Feldmess-
wissenschafk lässt sich noch genauer als heronischer Ursprung be-
zeichnen,, indem es gelingt, zwischen den Schriften römischer Feld-
messer und den heronischen Werken vollständige Texlesgleichungen
herzustellen, d. h. zu einer überwiegend grossen Anzahl römischer
Stellen die griechischen Paragraphe anzugeben, aus denen sie oft in
wörtlicher Uebersetzung entnommen sind, ein noch weit überraschen-
deres Zusammentreffen, nachdem es aus einzelnen bestimmten An-
gaben gelungen ist, den Beweis zu führen, dass wir nicht einmal
diejenige Ausgabe helx)nischer Schriften besitzen, welche damals
nach Rom gekommen ist. Die römischen Schriftsteller, welche zu
diesem vergleichenden Endzwecke einer gründlicheji Durchsicht unter-
zogen wurden, sind theils solche, welche zu den eigentlichen soge-
nannten Agrimensoren gehören und insbesondere in einer im VI.
oder VII. Jahrhundert entstandenen Handschrift, dem Codex Arce-
rianus der Wolfenbüttler Bibliothek enthalten sind, theils andere,
welche wie der Bauschriftsteller Vitruvius, der die Landwirthschaft
behandelnde Columella, der Wasserbaumeister Frontinus, der
vielseitig gewandte Boetius, vielleicht auch der Militärschriftsteller
Hyginus sich nur nebensächlich mit geometrischen Dingen beschäf-
tigten. Der Letztgenannte wird in meinem Buche noch für die
gleiche Persönlichkeit wie ein zu Trajans Zeiten lebender Feldmesser
gleichen Namens gehalten. Erst nach vollendetem Drucke meiner
124 M. Cantoe.
Untersuchungen erschien in dem Rheinischen Museum für Philologie
(Jahrgang 1875, Bd. XXX, S. 469) ein Aufsatz von H. Droysen
der den Militärschriftsteller in die Zeit zwischen 240 und 267, also
um anderthalb Jahrhunderte später zu verweisen sucht. Unter den
bei jener Durchsicht bemerkenswerth erschienenen, vielfach noch nie
beachteten Dingen zum Zwecke dieses Berichtes eine Auswahl zu
treflFen, föllt mir schwer. Ich muss der Hauptsache nach hier auf
mein Buch selbst verweisen und möchte nicht einmal für Einiges,
welches ich in mein Referat aufnehme, den Anspruch auf besondere
Wichtigkeit erheben. Bei Vitruvius z. B. fand sich allein eine
Kreisberechnuüg vor, welche von der Voraussetzung jr = 3^ aus-
geht. Denselben Werth 7t =^ 3^ hat, wie ich zeigte, noch Albrecht
Dürer benutzt, und mir schien dieses ein Beweis von der conser-
vativen Kraft solcher Volksschichten, welche nur übungsmässig nicht
auf wissenschaftliche Gründe hin Rechnungsverfahren sich aneignen.
Mochte mir auch kein Zwischenglied zwischen Vitruvius und
Albrecht Dürer bekannt sein, ich zweifelte nicht an der Möglich- *
keit, ein solches aufzufinden. Max Curtze hat, wie er in einer
Besprechung meines Buches in der Jenaer Literaturzeitung ankündigt,
das Material in Händen, jene Lücke genügend auszufüllen, und ich
sehe der Veröffentlichung dieses Materials in Grunert's Archiv mit
Spannung entgegen. Bei Boetius konnte auf die merkwürdige
Figur zweier einander durchsetzender Quadrate hingewiesen werden,
deren Bedeutung aus unseren obigen Bemerkungen über Heron's
Achteckconstruction einleuchtend für Boetius selbst verloren v ge-
gangen war, da er die Figur überhaupt nicht mit Geometrischen
sondern mit der Darstellung eines arithmetischen Gegenstandes : der
achteckigen Zahlen in Verbindung bringt. Eben bei Boetius fand
sich auch der Wortlaut einer Aufgabe, welche es möglich machte,
einen Schreibfehler im Codex Arcerianus zu verbessern, der an sich
höchst nebensächlich dadurch zu nie geahnter Bedeutung sich erhob,
dass auf die abschreibende Wiederholung desselben eine ganze Be-
weisführung einer historisch wichtigen Thatsache sich aufbauen liess.
Der Schreibfehler findet sich in einer der Ueberschrift zufolge von
Nipsus herrührenden Aufgabe und wurde dann später im Kloster
Bobbio, wo der Codex am Ende des X. Jahrhunderts sich befand,
von Gerbe rt abgeschrieben, dabei aber so wenig daran gedacht,
dass hier ein Wort weggefallen sein könne, dass vielmehr aus dem
an sich widersinnigen Zusammenhange eine neue selbstverständlich
falsche Definition ihren Ursprung nahm. Zu den Schriftstellern des
M. Gantor. 125
Codex Arcerianus gehört auch Frontinus, oben als Wasserbau-
meister bezeichnet. Es ist gelungen, aus einer handschriftlichen
Randbemerkung zu Gerbert's Geometrie den Nachweis zu fuhren,
dass ein von mancher Seite angezweifeltes geometrisches Werk des
Frontinus thatsächlich im XII. Jahrhunderte noch vorhanden war;
es ist vielleicht sogar gelungen, ein Stück desselben mitten in der
praktischen Geometrie des Leonardo von Pisa wieder zu entdecken.
Ein grösseres Bruchstück derselben alten Sammelhandschrift der
Wolfenbüttler Bibliothek führt entstellte Autorennamen, welche von
philologischer Seite als richtig Epaphroditus und Vitruvius
Ruf US lautend^ gelesen worden sind. Dieses Bruchstück habe ich
zum ersten Male vollständig veröffentlicht, zum ersten Male mit
Rückblick auf seine Quellen zu erläutern gesucht. Aus demselben
geht mit unzweifelhafter Gewissheit hervor, dass die Verfasser 1) eine
Formel kannten zur Darstellung einer Polygonalzahl aus ihrer Seite;
2) eine Formel zur Darstellung der Seite aus der Polygonalzahl;
3) eine Formel zur Auffindung der Pyramidalzahlen aus den zuge-
hörigen Polygonalzahlen und ihren Seiten; 4) eine Summenformel
für die Reihe der Kubikzahien. Nicht minder unzweifelhaft ist es,
dass alle diese Dinge ursprünglich in griechischem Texte vorgelegen
haben müssen, wenn auch nicht die geringste Spur auf den Namen
des eigentlichen Erfinders zurückweist. Nur dass die Griechen sich
mit den figurirten Zahlen vielfach beschäftigten, steht fest, und eine
dem griechischen Geiste verwandte Methode, die Kubikzahlensummen
zu finden, nachträglich wiederherzustellen, ist mir, wie ich mir
schmeichle, gleichfalls gelungen. In allen diesen römisch -geometri-
schen Schriftstücken lassen sich, wie zum Schlüsse bemerkt werden
mag, in Nachachmung der heronischen Schriften bestimmte Wort-
formen, aber auch bestimmte Hauptabschnitte erkennen. Die Schei-
tellinie heisst Vertex oder coraustm, letzteres eine offenbare Ver-
ketzerung aus xoQvöros (sc. yQa(i(irj)y wie Gottfried Hermann
bereits 1840* bemerkt hat. Das „Mache es so" kehrt als S. Q. d. h.
sie quaeVes wieder. Die gemeinten Abschnitte, von denen allerdings
bei dem einen Schriftsteller der Eine, bei dem anderen der Andere
bevorzugt wird, sind Maassbestimmungen, geometrischen Definitionen,
der Feldmesskunst, der Feldmesswissenschaft und der Lehre von den
figurirten Zahlen gewidmet. Leider sind ims Stücke über Feldmess-
kunst nur in sehr geringfügigen Ueberresten erhalten, so fest es steht,
dass dergleichen z. B. aus der Feder eines Frontinus, eines Baibus,
eines Celsus vorhanden gewesen sein müssen.
^K»
126 M. Cantor.
Die Schüler der Bömer, welche dem letzten Abschnitte meines
Buches Ueberschrift und Inhalt gaben^ sind der Zeit wie dem Baume
nach über viele Jahrhunderte,^ über weite Ländergebiete zerstreut.
Auch war es nicht meine Absicht jeden einzelnen Autor zu nennen,
geschweige denn eingehend zu behandeln, der in diesem oder je-
nem Sinne Abhängigkeit von Römischer Geometrie erkennen lassen
mag. Nur einzelne Vertreter wurden ausgewählt, manche wegen
ihrer eigenen geistigen Bedeutung, manche ich könnte fast sagen
zufällig und beispielsweise. Die sogenannten Aufgaben zur Ver-
standsschärfung stehen an der Spitze dieses Abschnittes. Ich durfte
mich der alten ehemals Reich enauer Handschrift dieser Aufgaben
bedienen, welche gegenwärtig der Staats- und Hofbibliothek in
Karlsruhe angehört, und welche, wenn sie es auch unentschieden
lässt, wer der Sammler jener Aufgaben war, doch dafür die Ge-
wissheit liefert, dass jene Sammlung um das Jahr 1000 vorhanden
war, denn in jener Zeit ist die Handschrift selbst entstanden. Mag
es nun in vielen anderen Beziehungen von keineswegs geringer
Tragweite sein, ob die Sammlung noch weiter zurück bis auf
Alcuin geht, was dem inneren Gehalte wie dej Form nach gar
wohl möglich ist, für die Geschichte der Mathematik und für die
besondere Aufgabe, welche ich mir in meinem Buche gestellt hatte,
ist es ziemlich* müssig auf diese Frage sehr grosses Gewicht zu
legen. Dagegen ist die Entstehung der Aufgaben unter Benutzung
römischer Quellen laut zu betonen. Der Nachweis einer dieser Auf-
gaben in einem rechtswissenschaftlichen Werke aus Trajans Zeiten
war für mich selbst eine der freudigsten Ueberraschungen. Diese
Aufgabe heute noch in allen Uebungsbüchern mit geringen Aus-
nahmen als Lehrmittel verwerthet gehört freilich nicht der Geo-
metrie sondern der Theilungsrechnung an; sie bietet eine um so
willkommenere Controle des Ursprungs auch der geometrischen
Aufgaben, welche daneben stehen. Ungleich bedeutender ist die
Geometrie Gerberts. Ich hatte auch hier die Annehmlichkeit
einer handschriftlichen Quelle mich bedienen zu können. Daä einzige
vollständige Exemplar von Gerberts Geometrie entstanden in der
ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts, war mir aus der Bibliothek
des Benediktinerstiftes zu St. Peter in Salzburg zur Verfügung ge-
stellt, und so konnte ich nicht nur die Frage entscheiden, ob über-
haupt eine einheitliche Geometrie Gerberts existire, sondern auch
die Frage nach der Entstehungszeit jener Geometrie. Dass ich die
erstere Frage bejahte bedarf keiner Rechtfertigung, Es müsste
M. Cantor. 127
doch komisch sein^ wenn moderne Zweifelsucht über das, was ein
geometrischer Schriftsteller aus dem Jahre 1000 etwa verfasst'
haben kann oder nicht kann, besser unterrichtet zu sein wähnte,
als die in mathematischen Dingen gar nicht ungeübte, an Gerbert
noch voll Pietät sich erinnernde Mitte des XII. Jahrhunderts, und dass
damals die Geometrie der salzburger Handschrift als die Ger her ts
gedacht wurde, bezeugt ohne Möglichkeit des Widerspruchs der
Anfang dieser Handschrift, deren vortrefflich facsimilirte Wieder-
'gabe auf der letzten Figurentafel meines Buches jeden Leser in
den Stand setzt sich durch eigene Anschauung von der Folgerichtig-
keit meiner Schlüsse zu überzeugen. Daneben habe ich nicht ver-
säumt auch die Bemängelungen, welche gegen die Zusammen-
gehörigkeit so verschiedenartiger Abschnitte, als in der sogen.
Geometrie des Gerbert vereinigt wären, gerichtet zu werden pfle-
gen, zu erörtern. Die Verschiedenartigkeit ist vorhanden, aber
sie ist nicht grösser als in den heronischen Schriften, als in deren
römischen Nachbildungen, welche selbst wieder Gerbert als Quelle
dienten. Alle jene früher genannten Theile, Maasse und Definitionen,
praktische und rechnende Geometrie und Arithmetik finden sich seit
langer Zeit zuerst wieder vereinigt, in meinen Augen eine zuver-
lässigere Unterstützung der Annahme eines einheitlichen Verfassers
als der entgegengesetzten Annahme. Ist aber Gerbert der Ver-
fasser der ihm zugeschriebenen Geometrie, so ist deren Abfassungs-
zeit leicht und genau zu bestimmen. Textvergleichungen waren
zwischen Römern und Heron auch schon von Hultsch angestellt
worden, wenn auch nicht so vollständig wie von mir, Textverglei-
chungen Gerberts mit den Römern sind nirgend veröffentlicht *
gewesen. Sie beweisen aber, dass Gerbert den Codex Arcerianus
mit seinem Schreibfehler innerhalb einer Aufgabe des Nipsus sich
aneignete, dass er dagegen die Geometrie des Boetius, gius welcher
jener Schreibfehler ihm verständlich werden musste, nicht kannte,
als er seine Geometrie verfasste. In Bobbio lebte Gerbert 981
und 982, die Geometrie des Boetius fand er 985 (nach Anderen
982) in Mantua. Zwischen 981 und der Reise nach Mantua fällt
demnach die Arbeitszeit, welche Gerbert auf seine Geometrie ver-
wandte. Die Textvergleichungen bieten aber auch noch mehr. Für
fast den ganzen eigentlich feldmesserischen Theil von Gerberts
Geometrie fehlen uns die römischen Quellen. Werden sie auch
Gerbert gefehlt habißn? Ich habe zu zeigen gesucht, dass diese
Annahme nicht wohl gewagt werden kann. Gerbert wird gerade
n
128 M. Cantor. — B. Engelmann.
in der Feldmesskunst am wenigsten als Orginalschriftsteller zu ver-
muthen sein. Was von diesem Gegenstande bei ihm erhalten ist,
kann uns folglich wahrscheinlich ersetzen, was in römischer Form
verloren gegangen ist, und eine nicht geringe Bestätigung dieser
Meinung gewährt das wiederholte Auftreten von durch Gerbert
beschriebenen feldmesserischen Arbeiten bei Leonardo von Pisa.
Nenne ich hier nur noch die Namen Herrmannus Contractus,
Johannes Widmann von Eger, Gregorius Reysch, in deren
Werken mehr oder weniger von den Römern aus übermitteltet*
heronisches Material nachgewiesen wird, so habe ich damit ein Ge-
rippe auch des letzten Abschnittes meines Buches hergestellt.
Einem wahren Körper kann es nicht zu gleichen den Anspruch er-
heben, auch wenn ich hinzufüge, dass hier zur vollen Wahrheit
gelangt, was ich in den an die Spitze dieses Referates gestellten
Schlussworten gesagt habe; dass es sich zeigt, dass das Alte nach-
grade verständnisslos und immer verständnissloser aufbewahrt wird,
dass selbst Gerbert, sonst ein Riese unter Zwergen, nicht ganz
von Irrthümem frei zu sprechen ist, wie sein ängstliches Kleben
an jenem Fehler des Nipsus' veranschaulicht.
Heidelberg. M. Cantor.
B. Engelmann: Abhandlungen von Friedrich Wilhelm Bessel.
(in drei Bänden. -^ Erster Band: I. Bewegungen der Körper im
Sonnensystem. II. Sphärische Astronomie. — Mit dem Bildniss Bessel's
und 2 lithogr. Tafeln. Leipzig, W. Engelmann. 1875.)
Die Entwickelung und der heutige Zustand der modernen
Astronomie als Bewegungslehre der Gestirne beruhen wesentlich
auf den Forschungen und Arbeiten von Gauss und Bessel. Wenn
ersterer, der mehr abstracten und speculativen Richtung seines
Geistes folgend, die ' allgemeinen Wahrheiten der Mathematik vor-
zugsweise auf die Untersuchung der Bewegungsefscheinungen im
Sonnensystem anwandte, die astronomischen Probleme, die sich
hier bieten, gewissermassen als die lehrreichsten und fruchtbringend-
sten Beispiele betrachtete, an denen die Kraft der Analyse zu üben
und zu erproben war, so fasste Bessel, als reiner Astronom, dem
die Mathematik nur Mittel zum Zweck war, die astronomische
Wissenschaft in so fern in weiterem Sinne, als er die Grundlagen
RüD. Engelmann. 129
prüfte und in Vielem neu baute, die zur Erkenntniss der schein-
baren und wahren Bewegungen der Himmelskörper überhaupt führen.
Zwar blieb auch er dem Gebiet nicht fremd, welches Gauss, vor
allem in der Theoria motus schöpferisch umgestaltete; indessen be-
ziehen sich doch seine grössten und erfolgreichsten Leistungei; nicht
hierauf; der mehr praktischen Natur Bessels war Bedürfniss und
seine innere Entwickelung wie äusserer Lebensgang brachten es
mit sich, dass er, von der Beobachtung und ihrer Kritik ausgehend,
in stetiger Folge fest begründete Thatsachen an einander reihend,
bemüht war die Fundamente zu legen wie die besonderen Normen
aufzustellen, nach denen die cölestischen Erscheinungen im Ein-
zelnen und bis ins Einzelne zu verfolgen und zu begreifen sind.
So finden wir seine bedeutungsvollsten Thaten im Bereiche der
Theorie der Instrumente, der sphärischen und Stellar-Astronomie.
Auch in der reinen Mathematik, der ja manche Untersuchungen
B es sei's angehören, lässt sich das Bestreben, welches die Anwendimg
auf eine besondere, rein astronomische Aufgabe im Sinne hat, meist
nicht verkennen. Für beide Männer kehren sich gewissermassen
Mathematik und Astronomie in ihrer Bedeutung und Verwerthung
um: für den Einen ist häufig das Zweck, was für den Anderen
Mittel; und ähnlich spricht sich die verschiedene Geistesrichtung
auch in den von Beiden mit Vorliebe gepflegten nicht mathematisch-
astronomischen Disciplinen aus; bei Gauss im Magnetismus, bei
Bessel in der Geodäsie und Präcisions-Physik.
Das Studium der Originalarbeiten BesseTs war bisher, bei
ihrer Zerstreuung in den verschiedenen zum Theil nicht leicht zu-
gänglichen Zeitschriften und Werken, mehr erschwert, als es ihre
Bedeutung und die Nöthigung des häufigen Gebrauchs wünschens-
werth machte und eine ausgewählte, systematisch geordnete Samm-
lung erschien schon seit längerer Zeit fast als ein Desideratum der
Astronomie. In der Ausgabe, deren erster Band jetzt vorliegt, hat
sich der Herausgeber bemüht, den wesentlichsten Anforderungen, die
an eine solche Sammlung zu stellen wären, zu genügen, und bei
aller Rücksicht auf praktische Verwendbarkeit doch ein möglichst
vollständiges Bild der Thätigkeit des grossen Königsberger Astro-
nomen zu geben. Sämmtliche Werke, Abhandlungen, Beobach-
tungen, Bemerkungen etc. wieder abzudrucken, wie es mit der Aus-
gabe von Gauss' Werken die Göttinger Gesellschaft der Wissen-
schaften gethan, konnte nicht die Absicht sein; sowohl der besondere
praktische Zweck und die Natur der BesseTschen Arbeiten,
Bepertorium fflr reine und angewandte Mathematik. 9
130 RuD. Enoelmann.
wie die relativ beschränkten Mittel des Einzelnen verhinderten die«.
Es sollte vielmehr nur das gebracht werden, was auch heute noch,
30 Jahre nach BesseTs Tode, unbestrittenen Werth besitzt; ausge-
schlossen wurden sämmtliche populäre Schriften und Aufsätze, ferner
alle die Resultate von Beobachtungen in der Form von Katalogen,
Tafeln oder umfangreichen numerischen Rechnungen enthaltende
Zahlensammlungen. Aus den selbständigen Werken wurden nur die
allgemeiner ' gehaltenen Kapitel und theoretischen Untersuchungen
genommen, das Detail der Beobachtungen, numerischen Rechnungen
und Tafeln weggelassen oder thunlichst gekürzt; letzteres gilt auch
von einzelnen Abhandlungen, welche auf Grund und im Anschluss
an theoretische Betrachtungen einen speziellen Fall ausführlich be-
handeln. Der Wunsch auch die Recensionen und Anzeigen der
Schriften Anderer zu bringen, konnte aus vorzugsweise räumlichen
Gründen zunächst nicht zur Ausführung gelangen. Auf diese Weise
wurde es möglich in 3 Quartbänden massigen Umfanges von den
nahezu 400 betragenden Drucksachen BesseTs etwa 170 Abhand-
lungen, Auszüge aus grösseren Werken, Briefe und kleinere Be-
merkungen von Bedeutung aufzunehmen. Sie sind in die 8 Ab-
theilungen: I. Bewegung der Körper des Sonnensystems, IL Sphä-
rische Astronomie (I.Band); IIL Theorie der Instrumente, IV. Stellar-
Astronomie, V. Mathematik (2. Band); VI. Geodäsie, VII. Physik,
VIII. Verschiedenes (3. Band) vertheilt und in jeder Abtheilung die
dem Gegenstande nach zusammengehörigen, in möglichst chrono-
logischer Folge geordnet. Den einzelnen Stücken oder Gruppen
sind Literaturnachweise, namentlich aus den astron. Nachr. Bd. 1 — 85
und dem Briefwechsel mit 01b er s beigefügt.
Die g!*osse Zahl der verschiedenartigen und wichtigen Ab-
handlungen, welche der vorliegende erste Band enthält, verbietet
genaueres Eingehen auf den Inhalt der einzelnen Stücke; es können
im Folgenden wesentlich nur die Titel der umfangreicheren Ab-
handlungen angeführt werden. I. Bewegung der Körper im Sonnen-
system. 1. Abh. „Berechnung der Harriot'schen und Torporley'-
schen Beobachtungen des Cometen von 1607; erste Arbeit B esseis
vom Jahr 1804 (aus dem 10. Bd. der monatl. Corresp.) und aus
diesem Grunde vollständig abgedruckt; spätere Bahnbestimmungen
(z. B. der Cometen von 1769, 1807, des Olbers'schen) finden sich
in vorliegender Sammlung nicht. Abhh. 2 — 8 enthalten Beiträge
zur Berechnung parabolischer und elliptischer Cometenbahnen und
die Auflösung der Kepler'schen Aufgabe. Abh. 9 „Entwicklung
RuD. Engelmann. 131
einer allgemeinen Methode, die Störungen der Cometen zu be-
rechnen" (Abschnitt 3 aus der bekannten Schrift über den grossen
Cometen von 1807), nebst kurzen Nachträgen dazu (Abhh. 10 und
11); Abh. 12 „Beitrag zu den Methoden, die Störungen der Co-
meten zu berechnen" (Astr. Nachr. 14. Bd.). Abhh. 13 und 14 re-
produciren die bekannten Abhandlungen aus dem 13. Bd. der Astr.
Nachr.: „Beobachtungen über die physisch? Beschaffenheit des
Halley'schen Cometen und dadurch veranlasste Bemerkungen" (mit
2 Tafeln), und: „Bemerkungen über mögliche Unzulänglichkeit der
die Anziehungen allein berücksichtigenden Theorie der Cometen",
Abh. 16 „Untersuchung des Theils der planetarischen Störungen,
welcher aus der Bewegung der Sonne entsteht" (Abhandlungen der
Berliner Academie 1824), nebst der Tafel der mit I^ und I^ be-
zeichneten Functionen. — Abhh. 17 — 22 behandeln den Saturn und
seinen hellsten (6.) Trabanten. Die erste Abh. (17) „Untersuchungen
über den Planeten Saturn, seinen Ring und seinen (vierten) älteren
Trabanten" findet sich im Königsberger Archiv f. Math, und Na-
turwiss.; die drei folgenden: „Bestimmung der Bahn des Hugeni'-
schen Saturnsatelliten" nebst 2 Fortsetzungen (Astr. Nachr. Bde. 9
und 11) leiten in fortschreitender Näherung die Bahnelemente des
hellsten Trabanten und die Saturn-Masse ab; welchen Abh. 21
„Bestimmung der Lage und Grösse des Saturnsringes und der
Figur und Grösse des Saturn" (Astr. Nachr. Bd. 12) die Con-
stanten der Lage und Dimensionen von Ring und Hauptkörper (wie
die drei vorangehenden aus Beobachtungen am Königsberger Helio-
meter) hinzufügt. Abh. 22 endlich, die umfangreichste des Bandes,
entwickelt die vollständige Theorie der Bewegungen des Saturn-
systems (Astr. Nachr. Bd. 28). — Die Abh. (23) „Ueber den gegen-
wärtigen Zustand unserer Kenntniss der Sonnenbewegung und die
Mittel zu ihrer Verbesserung" (Astr. Nachr. Bd. 6) beschliesst die
L Abtheilung. — Die Sphärische Astronomie (Abth. ü) behandelt
nach einigen kürzeren auf die Mondbewegung bezüglichen Aufsätzen,
von denen Abh. 26 „Vorausberechnung der Stembedeckungen"
(Astr. Nachr. Bd. 7) hervorgehoben sei, zunächst in 8 Stücken die
astronomische Refraction. „Li Abh. 28 „Einige Resultate aus
Bradley's Beobachtungen" (Königsberger Archiv) wird, neben an-
dern Constanten, auf Grund der Laplace'schen Theorie die Re-
fractionsconstante abgeleitet, während in Abh. 32, Disquisitiones
de refr actione institutae (Fundam. astr. Sect. IV) Bessel seine
eigene Theorie entwickelt und die Constanten bestimmt, welche in
9*
132 RuD. Engeliiakn.
Abh. 33. Refractio astronomica (Tabb. Regiom.) durch geringe Aen-
derungen noch vollständiger mit den (Königsberger) Beobachtungen
in Uebereinstimmung gebracht werden, die dann zur Construction
der (hier weggelassenen) noch heute fast allgemein angewandten
Refractionstafeln führen. Als besondere Aufgabe ist in den Abhh.
27 und 31 der Einfluss der Strahlenbrechung auf Micrometer-
Beobachtungen (Mon. Corresp. XVII. und Astr. Nachr. 3. Bd.) dar-
gestellt — Es folgen dann (Abhh. 35 — 46) die Arbeiten, welche
sich auf die Constanten der Aberration, Nutation und Praecession,
deren theoretische Ableitung, numerische Bestimmung und Einfluss
auf die Oerter der Himmelskörper beziehen und die sich haupt-
sächlich in den Fundamentis astr. und den Tabb. Regiomont. fin-
den. Als wichtigste Arbeit auf diesem Gebiet mag hier nur die
bekannte Preisschrift (Abh. 37): „Untersuchung der Grösse und
des Einflusses des Vorrückens der Nachtgleichen" erwähnt werden.
— Die letzten Stücke (47 — 51) der II. Abtheilung handeln über
verschiedene besondre Aufgaben der sphärischen Astronomie, so
Abh. 48 „Ueber die Bestimmung der Polhöhe durch das Passagen-
instrument" (Astr. Nachr. Bd. 3), Abh. 51 „über die scheinbare
Figur einer unvollständig erleuchteten Planetenscheibe" (Astr. Unter-
suchungen).
Den Abhandlungen selbst geht die unvollendete Autobiographie
Sessels „kurze Erinnerungen an Momente meines Lebens (Jugend-
zeit — erste 25 Jahre)", der sich ergänzende Worte des Heraus-
gebers anschliessen, voran. Als mehr künstlerische Beigabe hat
dieser 1. Band das Portrait Bessels in Lichtdruck, nach dem be-
kannten Wolf-MaudePschen Bild, erhalten.
Leipzig. Rud. Engelmann.
r
H. SCHBÖTEB. 133
H. Schröter: Jacob Steiner's Vorlesungen über synthetische
Geometrie. (II. Theil: Die Theorie der Kegelschnitte gestützt
auf projectivische Eigenschaften. Auf Grund von üniversitätsvorträgen
und mit Benutzung hinterlassener Manuscripte Jacob Steiner's be-
arbeitet. Zweite Auflage. Leipzig, Druck und Verlag von B. G.
Teubner. 1876.)
Während noch vor wenigen Jahrzehnten die Studirenden der
Mathematik an den deutschen Universitäten und polytechnischen
Hochschulen zumeist auf ausländische, insbesondere französische
Lehrbücher angewiesen waren, um das in den Vorlesungen Vor-
getragene zu vervollständigen oder durch Selbststudium grössere
wissenschaftliche Gebiete sich zu erschliessen, besitzt gegenwärtig
die deutsche mathematische Literatur eine Reihe von ausgezeichneten
Werken, welche die bisherige Lücke ausfüllen und wesentlich zur
Anregung und Verbreitung mathematischer Studien beitragen. Wir
brauchen unter den zahlreichen und täglich sich vermehrenden
literarischen Erscheinungen dieser Art nur zu erinnern an Hessens
analytische Geometrie des Raumes, Baltzer's Determinanten, Di-
richlet's Zahlentheorie (hrgg. v. Dedekind) und partielle Differen-
zialgleichungöü (hrgg. v. Hattendorff), an Durege's elementare
und Königsberger's auf die neueren Principien der Litegral-
rechnung gestützte Theorie der elliptischen Functionen, an Kirch-
hofes Mechanik, Clebsch's Theorie der algebraischen Formen und
analytische Geometrie (hrgg. v. Lindemann), Clebsch's und Gor-
dan's Theorie der AbeTschen Funktionen, die inhaltreichen Lehr-
bücher von Salmon-Fiedler und viele andere, um die reichen
Hülfsquellen anzudeuten, welche gegenwärtig den Studirenden für
ihre mathenmtische Ausbildung zu Gebote stehen.
Verhältnissmässig am spärlichsten ist die synthetische Geometrie
in dieser Hinsicht bedacht worden, wie sie auch als selbstständiger
Vorlesungsgegenstand erst ip jüngster Zeit auf den deutschen Hoch-
schulen sich eingebürgert hat; und doch übt die neuere synthetische
Geometrie auf die Jünger der Wissenschaft eine ganz besondere
Anziehungskraft aus, indem sie fast voraussetzungslos, wie die
Zahlentheorie und an die ersten Elemente anknüpfend nicht als ein
fertig abgeschlossenes aber todtes Kunstwerk ihnen entgegen tritt,
wie das alte Euclidische System der Geometrie, sondern als ein
reiches und fruchtbares Feld lebendiger Forschung, welches lohnen-
134 H« SCHRÖTEB.
den Gewinn verspricht von einer die Phantasie und den Verstand
in gleicher Weise anregenden Arbeit.
Das oben angezeigte in zweiter Auflage erscheinende Werk ist
bestimmt, einer der fruchtbarsten und wichtigsten Quellen für die
synthetische Forschung einen leichteren Zugang und weitere Ver-
breitung zu verschaffen und aus derselben die zunächst sich dar-
bietende Theorie der Kegelschnitte in unabhängiger und vollstän-
diger Weise abzuleiten. Es erfüllt damit ein Versprechen, welches
Steiner selbst in seiner „systematischen Entwicklung der Abhäugig-
keit geometrischer' Gestalten von einander" zwar gegeben, aber in
früheren Jahren unter dem Drange neuer Entdeckungen verschoben,
in späterer Zeit wohl öfters auszuführen gewünscht, aber schliesslich
nicht mehr vermocht hat.'^ Das der ersten Auflage des Buches voraus-
geschickte Vorwort gibt über die Entstehung desselben und den
Inhalt so ausführlichen Aufschluss, dass wir auf dasselbe verweisen
können und an dieser Stelle nur die Hauptabschnitte kurz charakte-
risiren wollen. Entsprechend dem Sinne Steiner 's und abweichend
von seiner früheren Darstellung wird das Operationsfeld auf die
Ebene allein beschränkt; die beiden einfachsten Grundgebilde — die
gerade Punfctreihe und das ebene Strahlbüschel, projectivisch auf
einander bezogen — bilden das einzige Handwerkszeug, mit wel-
chem der umfangreiche und vielgestaltige Bau einet Theorie der
Kegelschnitte ausgeführt wird. Der erste Abschnitt ist daher der
Betrachtung dieser beiden Grundgebilde gewidmet, denen sich die
Doppelgebilde des Punkt- und Strahlsystems (der Involution) an-
schliessen. Die neuerdings veröffentlichten Versuche die projectivi-
sche Geometrie ohne jede Benutzung von metrischen Begriffen auf-
zubauen schienen dem Herausgeber weder so gelungen, noch in
pädagogischer Hinsicht so empfehlenswerth, dass er ihnen vor der
älteren Steiner'schen Darstellung den Vorzug zu geben geneigt
gewesen wäre. In dem zweiten Abschnitt werden die Kegelschnitte
selbst gewissermassen organisch erzeugt und ihre zahllosen Eigen-
schaften sowohl descriptiver als metrischer Art, welche früher zer-
streut und isolirt dastanden, treten jetzt in einen naturgemässen
und nothwendigen Zusammenhang und erscheinen oft als besondere
Fälle allgemeinerer Beziehungen, welche ihr wahres Wesen auf-
schliessen. Die Polaritätsbeziehungen bilden den eigentlichen Kern,
um welchen sich die ^meisten jener Eigenschaften gruppiren. Sie
erklären auch die Identität der beiden Erzeugnisse, welche aus den
ursprünglichen Elementen einander gegenüberstehend hervorgehen.
r
H. Schröter. 135
Der dritte Abschnitt untersucht die zu Gruppen zusammentretenden
Kegelschnitte (Büschel und Schaaren), ein reiches Feld der Unter-
suchung, auf welchem eine geschickte Handhabung der synthetischen
Methode sich als besonders erspriesslich erweist. Wiederholt bietet
sich hier eine besondere gegenseitig eindeutige Abhängigkeit von
Punkten der Ebene dar, welche unter dem Namen der „Steiner'-
schen Verwandtschaft" bei geometrischen Untersuchungen in neuerer
Zeit mit Erfolg angewendet ist.
Von den Gebilden einfacher Mannigfaltigkeit wendet sich nun
die Betrachtung im vierten und letzten Abschnitte zu den Gebilden
doppelter Mannigfaltigkeit (Netzen) und zwar zuerst zu dem ein-
fachsten Gebilde dieser Art, dem Polarsystem oder Involutionsnetz.
Die aus den Eigenschaften von Pol und Polare in Bezug auf einen
Kegelschnitt sich ergebende Abhängigkeit der Punkte und Strahlen
in der Ebene von einander lässt sich unabhängig vom Kegelschnitt
auffassen und definirt das Polarsysteni, dessen Kern auch ein imagi-
närer Kegelschnitt sein kann. Die wesentlichsten Eigenschaften des
reellen Kegelschnitts bleiben im Polarsystem erhalten. Den Schluss
bildet die -Untersuchung eines Kegelschnittnetzes, welches von drei
beliebig gegebenen Kegelschnitten ausgehend eine doppelt-unendliche
Mannigfaltigkeit derselben hervorruft. Den Kern des Netzes bildet
die Tripelcurve, eine allgemeine Curve dritten Grades, deren wesent-
lichste Eigenschaften aus dieser Quelle fliessen.
Die zweite Auflage des Buches unterscheidet sich von der er-
sten nicht hinsichtlich der Anordnung und Behandlung des Stoffes,
sondern nur durch Vermehrung desselben an einzelnen Stellen und
eine sorgfältige Durcharbeitung. Als nützliche Zugabe erscheinen
die „Aufgaben und Sätze", welche den drei ersten Abschnitten zur
Uebung und Anwendung der dargelegten Methoden und Betrach-
tungen hinzugefügt sind und hoffentlich manche neue Anregung zu
synthetischen Untersuchungen bieten werden.
Druck und Ausstattung des Buches entsprechen den anerkann-
ten Leistungen der berühmten Verlagshandlung.
Breslau. * H. Schröter.
136 Ax. Hasnack.
Ax. Harnaok: Ueber die Verwerthuiig der elliptischen Fiinotio-
nen für die Geometrie der Curven dritten Grades.
(ifath. Annal. Bd. IX. S. 1 — 54.)
. Zur Theorie der temären oubischen Formen.
(Math. Annal. Bd. IX. S. 218 — 240.)
In diesen Aufsätzen behandelt der Verfasser die Geometrie der
Curven dritten Grades auf Grund ihrer Darstellbarkeit durch ellip-
tische Functionen. Die imaginären Elemente einer Klassencurve
werden, wie das zuerst von Hm. Klein (Math. Annal. Bd. VII) an-
gegeben worden ist, durch ihre reellen Träger repräsentirt, so dass
das binäre Gebiet der Curve durch ein reelles temäres Gebiet ersetzt
ist. Dem zufolge erhalten auch die complexen Werthe des Inte-
grales ihr anschauliches Bild in einem reellen Punkte der Ebene.
Die geometrische Interpretation der allgemeinen linearen Beziehung
zuoischen diesen Farameterwerthen badet den Gegenstand der Unter-
suchung. Dieselbe umfasst die Theorie der ein- und mehrdeutigen
algebraischen Transformationen der Curve in sich selbst und löst
ein Integrationsproblem, welches mit der Theorie der temären cubi-
schen Form aufs engste verbunden ist. Die allgemeine algebraische
Behandlung dieses letzteren Problemes ist in der zweiten Abhand-
lung gegeben; sie fuhrt zugleich auf neue Relationen zwischen den
Formen des cubischen Systemes.
* Die einfachste Beziehung zwischen den Parametern zweier
Curvenpunkte, wobei zwei einander zugeordnete Werthe um die
Grösse der halben Perioden des Integrales differiren, deckt sich mit
der geometrischen Eigenschaft jfiorrespondirender Punkte^'. Sie fuhrt
zu einer Unterscheidung der verschiedenen Gattungen involutorischer
Strahlsysteme, aus denen die Curve dritter Ordnung erzeugt werden
kann, und identificirt die drei Arten der quadratischen Trans-
formation eines elliptischen Integrales mit dem üebergange zu den
drei Klassencurven (Cayley 'sehen Curven), welche mit einer ge-
gebenen Ordnungscurve (Hesse'schen Curve) „conjugirif' sind.
Die Zuordnung zweier Curvenelemente nach dem Gesetze, dass
das Element init dem Argument u in das Element + w + C' über-
geführt wird (wobei C eine beliebige Grösse innerhalb des Perioden-
parallelogrammes bedeutet) erschöpft die Gruppen' der eindeutigen
algebraischen Transformation der Curve in sich selbst, welche ent-
sprechend dem positiven oder negativen Vorzeichen des Ausdruckes
Ax. Habnack. 137
+ u-\-Cin zwei verschiedene Reihen zerfallen. Durch diese ein-
deutigen Transformationen können im allgemeinen die reellen Ele-
^niente in imaginäre transformirt werden, deren reelle Träger dann
jedesmal auf einer algebraischen Curve sechster Klasse (12. Ord-
nung) gelegen sind, während umgekehrt die eine Gruppe derjenigen
imaginären Elemente, deren Träger die Tangenten dieser Curve
bilden, in das reelle Elementensystem übergeführt wird.
Die covarianten Beziehungen dieses Büschels von Cufven sechster
Glasse zur Fundamentalcurve sind in den beiden Sätzen enthalten:
1) Unter den sechs Tangenten, welche sich von einem beliebigen
Punkte der Curve dritter Ordnung an irgend eine Curve ziehen
lassen, kann immer ein Quadrupel von Linien gebildet Werden, für
welches in allen Punkten der Cg ein gleiches Doppelverhältniss be-
steht. 2) Auf jeder Geraden in der Ebene bestimmen drei tan-
girende Curven des Büschels drei Punkte, von denen jeder har-
■ monisch gelegen ist zu je einem der drei auf dieser Geraden be-
findlichen Punkte der Fundamentalcurve in Bezug auf die beiden
anderen. Zufolge der ersten Eigenschaft wird auch die algebraische
Gleichung des Curvenbüschels durch ein Eliminationsverfahren ge-
wonnen, während die zweite seine Differenzialgleichung in der
Form eines zur Fundamentalcurve covarianten Connexes liefert,
dessen Hauptcoincidenz demnach mit Hülfe des algebraischen Eli-
minationsverfahrens integrirt ist.
Die Verbindung zweier Curvenpunkte, deren Parameter u und
V in der Beziehung zu einander stehen, dass t? = pw + C? führt
nur in -dem Falle, dass q eine rationale Zahl bedeutet, zu alge-
braischen Curven; in allen übrigen Fällen werden die Curven
transscendent. Für jeden Werth von q ergibt sich aber eine Schaar
von Curven, von denen immer je sechs eine beliebige Gerade der
Ebene tangiren. Diese Gruppen von je sechs Punkten auf einer
Geraden sind co Variante Formen zu den drei Fundamentalpunkten:
Die Differenzialgleichungen aller dieser Curvenschaaren sind folg-
lich als Connexe im temären cubischen Formensysteme enthalten.
Man gewinnt die Gleichung dieser Connexe, deren Hauptcoinci-
denzen durch diese Betrachtungen integrirt sind, indem man die
cubische Gleichung bildet, durch welche die Werthe des überall
endlit^hen elliptischen Differenziales in den Schnittpunkten einer
Geraden mit der Fundamentalcurve dargestellt werden; dabei wird
die schneidende Gerade in einem beliebigen ihrer Pwnkte unend-
lich wenig gedreht. Diese. Gleichung schliesst alle im Vorstehen-
138 Ax. Habnack.
den angeführten Sätze in sieh und darf somit als die Grundlage
der Parameterdarstellung der Curven dritten Grades betrachtet
werden. * ,
Leipzig. Ax. Harnack.
Ax. Harnack: Ueber eine Behandlungs weise der algebraischen
Differenziale in homogenen Coordinaten. (Math. Annalen.
Bd. IX. S. 371-424.)
Die Darstellung der zu einer Curve wter Ordnung gehörigen
Integrale vermittelst homogener Coordinaten ist zuerst von Aron-
hold (Grelle's Journal f. M. B. 61) gegeben worden. Die Me-
thoden, welche in diesem Aufsatze zur Auswerthung der Integrale
vom Geschlecht ^ = verwandt worden sind, habe ich in erwei-
terter Fassung auch der Behandlung irrationaler Integrale von be-
liebigem Geschlechte zu Grunde zu legen versucht. Dieselben lie-
fern bei der Untersuchung des Additionstheoremes einen neuen Be-
weis des Ab eV sehen Satzes.
Die Zurückführung einer Summe von irrationalen Integralen
auf eine Summe von rationalen lässt sich nämlich vermöge der
homogenen Darstellung mit einer Eigenschaft algebraischer Func-
tionen allgemeinerer Art identificiren, welche für einen speciellen
Fall bereits von Jacobi (Crelle's Joum. Bd. 13 und 14) erkannt
worden ist. Indem dieser Jacoln'sche Satz auf eine reducihle
algebraische Curve angewandt wird, d. h. auf eine solche, welche
in das Product zweier zerfällt, gewinnt derselbe eine neue Gestalt,
die sich in Bezug auf die algebraischen Differenziale in der Form
aussprechen lässt:
• ,.Jede auf die ScfinittpunJctsysteme der Fundamentaleurve mit
„einem beliebigen Curvenpaare bezügliche Integralsumme Jcann direct
„durch die Summe neuer Integrale dargestellt werden, welche längs
„derjenigen Curve, die auf der ersten die UnendlichJceitspunkte des In-
yftegrales bestimmt, innerhalb der nämlichen Grenzen und auf den ent-
„sprechenden Integrationswegen hinerstreckt sindJ'
Dieser Satz umfasst das AbeTsche Theorem, da man die Un-
endlichkeitspunkte eines Integrales stets durch rationale Curven
ausschneide» kann. Die Erweiterung des Jacobi'schen Satzes ge-
währt ferner ein Mittel, um diese Summe von rationalen Integralen
Ax. Harnack. 139
nach logarithmischen und algebraischen Functionen zu entwickeln,
wofür in der vorliegenden Arbeit die allgemeinen Formeln aufge-
stellt werden.
Ausser der Summe der DifiPerenzialwerthe für ein gegebenes
Schnittpunktsystem werden sodann die symmetrischen Functionen
überhaupt gebildet, die sich aus den Differenzialwerthen zusammen-
setzen lassen, welche durch eine beliebige Gerade und eine zu
dieser benachbarte auf der Fundamentalcurve bestimmt sind.
Diese symmetrischen Functionen, enthalten in den Coefficienten der
Gleichung taten Grades, deren Wurzeln die w Differenzialwerthe dar-
stellen, führen zur Integration von Differenzialgleichungen, welche
als Hauptcoincidenzen von Connexen auftreten. Zur Bildung dieser
Gleichung dient die für alle Resultantenbildungen sehr zweckmässige,
zuerst von Battaglini (Giornale di matematiche Vol. IX) benutzte
Symbolik, vermöge deren die allgemeine Curve wten Grades sym-
bolisch wie ein Product von n verschiedenen geraden Linien be-
handelt wird. Es folg#aus dieser Betrachtungsweise der Satz, dass
die t^ Werthe des DififerenziaJes, welche dadurch entstehen, dass
man die Curve durch eine gerade Linie schneidet und diese Linie
um einen ihrer Punkte unendlich wenig dreht, durch n Dififeren-
ziale . ausgedrückt werden können, welche längs geraden Linien er-
streckt sind, von denen jede bezüglich durch einen der n Schnitt-
punkte hindurchgeht. Der Zuwachs jedes algebraischen DiflFeren-
ziales bei der Bewegung einer schneidenden Geraden ist also durch
den Zuwachs eines rationalen Diflferenziales darstellbar.
Das gestellte Problem, die symmetrischen Functionen zu ent-
wickeln, ist für den Kegelschnitt, und für die allgemeinen Curven
dritter und vierter Ordnung durchgeführt. Insbesondere wird bei
diesen Untersuchungen das überall endliche elliptische Integral in nahe
Beziehung zu dem einfachen Integrale vom Geschlecht jp = gesetzt,
wodurch auch für die algebraischen Rechnungen ein Zusammen-
hang zwischen den Differenzialen von verschiedenem Geschlechte
hergestellt wird. Dieser Zusammenhang, welcher auch bei der
Battaglini'schen Symbolik hervortritt, gründet sich, entsprechend
dem Gedanken, welcher dem Beweise des AbeTschen Theorems zu
Grunde gelegt wurde, auf die Ableitung von Curven höheren Gra-
des aus dem Producte von Curven niederer Ordnung.
Leipzig. Ax. Harnack.
140 J. Weyrauch.
Jakob J. Weyrauch: Neue Theorie der überhitzten Dämpfe,
nebst weiteren Beiträgen zur Theorie der Dämpfe. (Sc-
paratabdr. a. d. Ztschr. d. Vereins deutscher iDgenieure. Berlin,
Commissionsverlag vqn Gaertner, 1876.}
In dieser Brochüre wird zunächst bewiesen, dass das Hirn'sche
Gesetz, wonach die isodynamische Curve wie bei permanenten auch
bei überhitzten Dämpfen eine gleichseitige Hyperbel sein soll, theo-
retisch unhaltbar ist. Der Beweis stützt sich darauf, 1) dass bei
Annahme des Hirn 'sehen Gesetzes eine gewisse Grösse constant
sein müsste, welche bei Pressungen zwischen 0,1 und 14 Atmos-
phären von 217 bis 103 variirt, 2) dass im gleichen Falle die
Claus ins 'sehe Temperaturfunction h mit der Pressung p wachsen
müsste, während bekanntlich das Gegentheil richtig ist. — Beim
Beweise werden' auch die in der Theorie der gesättigten Dämpfe
gebräuchlichen empirischen Formeln verwendet, die letzteren sind
aber genau genug, und der Einfluss etwaiger Abweichungen lässt
sich genügend controliren, um den Schluss unbeeinträchtigt zu
lassen, dass das Hirn 'sehe Gesetz in der theoretischen Wärmelehre
aufzugeben ist.
Die ersten Untersuchungen, überhitzte Dämpfe betreflfend,
nahmen das Hi mische Gesetz zum Ausgangspunkt, und die von
Zeuner, Hirn und Schmidt entwickelten Zustandsgieichungen er-
kannten es an. Aus diesen und andern Gründen, welche in der
Brochüre ersichtlich sind, wird es wünschenswerth, die bisherigen
Ausgangspunkte für die theoretische Untersuchung der überhitzten
Dämpfe durch neue zu ersetzen, umsomehr als mittelst jener die
Zustandsgieichung auf ziemlich complicirte Weise erlangt werden
muss, auch schliesslich gewisse Widersprüche entstehen und in-
teressante Eigenschaften im Dunkel bleiben. Dagegen bestätigen
die von mir angestellten Rechnungen, dass die Zeuner'schen
Formeln für alle praktischen Zwecke unbedingt zuverlässig und
empfehlenswerth sind. *"
Eine neue Zustandsgieichung lässt sich auf Grund folgender
Erwägung einführen. Ist eine Flüssigkeit im Verdampfen begriffen,
so besteht eine Zeit lang überhaupt keine Beziehung zwischen spe-
cifischem Volumen v und Temperatur T (oder zwischen v und p),
es kann also solange auch kein Gesetz von der Art des Mariotte-
Gay-Lussac'schen bestehen. Erst im Augenblicke, wo nur noch
1
n
J. Weyrauch. 141
reiner gesättigter Dampf vorhanden ist, beginnt eine Beziehung
zwischen pj v, T. In diesem Augenblicke ist aber keineswegs
pv^=RT. Wenn nun gleich zu Anfang, in dem Punkte, von
welchem an das Mario tte-Gay-Lussac'sche Gesetz denkbar wäre,
dasselbe nicht zutrifft, so kann natürlich, selbst wenh die Aen-
derungen von nun ab in analoger Weise wie nach diesem Gesetze
vor sich gehen, der Ausdruck des Letzteren nicht mehr gültig sein,
und es müssen, wenn diese Ursache allein entgegen wirkt, die Ab-
weichungen in der Nähe des Sättigungspunktes am grössten sein,
was sich auch bei allen gasförmigen Körpern bestätigt hat. Neh-
men wir nun an, es wirke wirklich die genannte Ursache allein
entgegen, so folgt:
Das Prodtid am Pressung und Volumendiflerenz des überhitzten
und gesättigten Dampfes ist direct proportional der JJä)erhitzung
(1) P{v - s) =- Rf,
hierin ist ü eine Gonstante, s das dem Drucke p entsprechende
Sättigungsvolumen, r die Ueberhitzung, das heisst die Erhebung
der augenblicklichen Temperatur T über die zu p gehörige Sät-
tigungstemperatur T'.
Wird in (1) gesetzt x=T—r so folgt
pv^B{T-r + ^).
Setzt man femer die nur von p abhängige für Wasserdampf jeder-
zeit leicht berechenbare Abweichung gegen das Mariotte-Gay-
Lussac'sche Gesetz im Sättigungspunkt
rpf PS p
so folgt als zweite Form der Zustandsgieichung
(2) pv = R(T—P).
Die Zeuner'sche Zustandsgieichung ist ebenfalls von dieser Form,
sie ergibt sich als specieller Fall von (1) und (2), wenn die Be-
dingung „Cp constant für alle Pressungen und Temperaturen^^ ein-
geführt wird, was Zeuner mit Recht als praktisch zulässig an-
nimmt.
Setzt man in (1) — == z, so folgt als dritte Form der Zu-
standsgleichung
(3) V ^=rz '{' s
ganz entsprechend der für nasse D§,mpfe geltenden Formel
V 'BBS xn -^^ ö
142 J. Weyrauch.
indem sowohl ^, s als n^ Functionen von p allein sind (0 con-
stant). Auf diese Aehnlichkeit der Formeln überhitzter und nasser
Dämpfe, welche fortwährend zu Tage tritt, soll unten noch kurz
zurückgekommen werden.
Mittelst Formel (3) und nach den Zeuner'schen Tabellen für
gesättigte Dämpfe sind die Volumina des überhitzten Wasser-
dampfes für solche Werthe von r bestimmt worden, für welche
Hirn t; durch directe Wägungsversuche ermittelt hat. Leider sind
diese Versuche nicht genügend, um aus der sehr befriedigenden
üebereinstimmung mit der Rechnung einen weitgehenden Schluss
zu empfehlen. Ich bin der Ansicht, dass der oben ausgesprochene
Satz und die darauf basirten Formeln für die überhitzten Dämpfe
mit ähnlicher Annäherung gelten wie das Mariotte-Gay-Lus-
sac'sche Gesetz für die sogenannten permanenten Gase. — Die
Zusammenstellung zeigt, wie vorzüglich auch die Zeuner'sche
Gleichung ipit den Versuchen stimmt, in theoretischer Beziehung
bleibt aber doch vorzuziehen, dass dieser Anschluss mit einer {R)
anstatt mit drei verfügbaren Constanten erzielt wird.
Von der aufgestellten Zustandsgieichung wird u. A. Gebrauch
gemacht, um aus den Hir naschen Wägungsversuchen die speci-
fischen Wärmen bei constantem Druck und bei constantem Vo-
lumen für reinen gesättigten Wasserdampf abzuleiten. Sind letztere
zur Unterscheidung von den allgemeineren Grössen Cp, c» durch
Cp, Cr, bezeichnet, so lassen sich die Resultate von 0,1 bis 14 At-
mosphären auf drei bis vier Dezimalen genau durch folgende Glei-
chungen wiedergeben
c; = 0,4304 4- 0,0003779 i
c, = 0,3045 + 0,0003308 t' .
Speciell beim Druck einer Atmosphäre findet sich mit t' = 100
c^ = 0,4682, während Regnault bei gleichem Druck für ub€r1\itzten
Wasserdampf {t von 122 bis 232) in vier Versuchsreihen 0,4688,
0,4811, 0,4808, 0,4796 fand. Der früher von Kirchhoff ange-
nommene Werth für niedrige Temperaturen Cp = 0,305 dürfte wohl
zu klein sein. Da Regnault die erste der angeführten Zahlen
für weniger zuverlässig hält als die übrigen, so kann man schliessen,
dass auch für Wasserdampf ähnlich wie bei der Kohlensäure Cp
mit der üeberhitzung zunächst wächst. — Es zeigt sich dann, dass
der Quotient -— von r = an, wo sein Werth für p zwischen
J. Weybauch. 143
0,1 und 14 Atmosphären von 1,3995 bis 1,3659 variirt, mit der
Ueberhitzung abnimmt, was ganz gut mit der Naumann'schen
c
Formel stimmt, nach welcher -^ für alle dreiatomigen Dämpfe
mit unendlicher Ueberhitzimg den Werth K= 1,3333 . . erreichen soll.
Im Weiteren folgt die Ableitung der Hauptgleichungen für den
Wärmeverbrauch und die Energie oder innere Arbeit. Es ergeben
sich hierfür mehrere Formen und werden alle Gleichungen für beide
Grenzzustände (permanente Gase und gesättigte Dämpfe), in welchen
sie auf die bekannten Formeln führen müssen, geprüft. Wie zu
erwarten, zeigt sich, dass die isodynamische Curve nur für unend-
liche ueberhitzung das Gesetz der gleichseitigen Hyperbel befolgt,
während das Hi mische Gesetz dies allgemein verlangt. Am Schlüsse
des ersten Theils werden noch einige Formeln iiir die Gesammt-
wärrae, Dampfwärme (Mehrbetrag an Energie in 1 Kil. Dampf vom
Zustand p, v, t gegenüber 1 Kil. Wasser von p = l Atm., t == 0^)
sowie ein praktisches Beispiel gegeben, und das Verhältniss der
aufgestellten Gleichungen zu den im Jahre 1866 von Hirn und
Cuzin veröffentlichten Versuchsresultaten dargelegt.
Im zweiten Theil erweisen sich die Gleichungen für überhitzte
Dämpfe als ein Bindeglied zwischen den sonst so sehr abweichen-
den Formen der Gleichungen für perjnanente Gase und nasse Dämpfe.
Sie nehmen je nach der Umformung bald den einen bald den an-
dern analoge Formen an. Die Aehnlichkeit der ganzen Verhält-
nisse mit denjenigen nasser Dämpfe scheint für den ersten Augen-
blick besonders überraschend; aber auch die Vorbedingungen sind
in beiden Fällen durchaus nicht so verschieden als man gewöhnlich
annimmt Wird einer Flüssigkeit bei bestimmtem Drucke p ge-
nügend Wärme zugeführt, so tritt zuerst Verdampfung ein, es ist
T
jif (Verhältniss der augenblicklichefi Temperatur T zur Temperatur
in rein gesättigtem Zustand T') constant gleich 1, und das Mischungs-
verhältniss y (Verhältniss des augenblicklichen Dampfgewichts x
zum Dampfgewicht im rein gesättigten Zustand 1) variabel. Wenn
alle Flüssigkeit verdampft ist, dann tritt Ueberhitzung ein, man hat --
T .
constant gleich 1 und -^ variabel. Für reinen gesättigten Dampf ist
"T- = 7^ "^^ !• ^^s Temperatur verhältniss ^ spielt bei überhitzten
144 J« Weyrauch.
Dämpfen eine ganz ähnliche Rolle wie das Mischungsverhältniss
sc
Y bei nassen Dämpfen.
Es werden nun die gegenseitige Lage der verschiedenen Drack-
curven, sowie die Verhältnisse der Wärmeökonomie, der Ver-
dampfung und Condensation oder üeberhitzung, der AeiI8erung der
innern Arbeit und Temperatur für die besonders interessirenden um-
kehrbaren Zustandsänderungen untersucht üeberall zeigt sich, dass
die Ableitungen für überhitzte Dämpfe fast mit denselben Worten ge-
führt werden können wie diejenigen für nasse Dämpfe. Von be-
sonderem Interesse ist das Verhalten beider Dampfarten der soge-
nannten „NuUcurve" gegenüber. Letztere hat die Eigenschaft, dass
bei ihrem Durchschreiten
auf jeder a^iabatischen Curve nasser Dämpfe . . dx =^0
yy „ Curve constanter specifischer Dampf menge d^ ==
„ „ ädiabatischen Curve überhitzter Dämpfe . <?r ==
„ „ Curve constanter üeberhitzung .... dQ =
und für das jp des Durchschnitts von NuUcurve und
Grenzcurve Ä = 0.
Alle diese DiiBFerenziale, sowie h, wechseln auf der NuUcurve ihr
Vorzeichen.
Clausius hat bekanntlich zuerst nachgewiesen, dass bei ge-
gebenem p das Vorzeichen von. h dahin massgebend ist, ob reinem
gesättigtem Dampf bei der Expansion Wärme zuzjiführen oder zu
entziehen ist, damit er in rein gesättigtem Zustand bleibe, und dafür,
ob solcher Dampf bei der Expansion ohne Wärme-Zu- oder Abfuhr
sich condensirt oder überhitzt. Man erhält nun u. A. folgenden all-
gemeinen Satz: Expandirt nasser oder überhitzter Dampf, so findet
Verdampfung bezw. Zunahme der üeberhitzung statt, solange der
Zustandspunkt p, v den Raum links der NuUcurve durchläuft, es
findet Condensation bezw. Abnahme der Üeberhitzung statt, wenn
sich der Zustandspunkt rechts der NuUcurve bewegt. — Soll wäh-
rend der Expansion eines beliebigen Dampfes die specifische Dampf-
menge bezw. die üeberhitzung constant bleiben, so muss Wärme
entzogen werden, so lange der Zustandspunkt ^, t; in den Raum
links der NuUcurve fällt, es muss Wärme zugeführt werden, wenn
der Zustandspunkt rechts der NuUcurve liegt.
Viele der im zweiten Theil abgeleiteten Sätze finden sich ohne
Rücksicht auf die gegebene Theorie der überhitzten Dämpfe; so auch
der folgende: Jeder überhitzte Dampf, d. h. jeder bestehende gas-
J. Weyrauch. — H. Weber. 145
formige -Körper, kann, wenn von aussen Wärme weder zugeführt
noch entzogen wird, sowohl durch genügende Compression als durch
genügende Expansion in den gesättigten Zustand und zur Conden-
sation gebracht werden.
Stuttgart. J. Weyrauch.
H. WebjBr: Bernhard Biemann's gesammelte mathematiciche
Werke und wissensohaftlieher Nachlass. (Herausgegeben
unter Mitwirkung von R. Dedekind von H. Weber. Leipzig 1876,
Teubner.)
Die jetzt zum ersten Mal erscheinende Gesammtausgabe von
Riemann's Werken enthält in drei Abtheilungen zunächst die von
Riemann selbst publicirten Abhandlungen, femer die nach seinem
Tode in verschiedenen Zeitschriften bereits abgedruckten nachge-
lassenen Arbeiten und endlich in der dritten Abtheilung alles was
aus dem handschriftlichen Nachlass irgend zur Veröffentlichung ge-
eignet schien. s
üeber den Inhalt der beiden ersten Abtheilungen, der seit
längerer oder kürzerer Zeit Gemeingut der Mathematiker ist, aus-
führlicher zu reden ist wohl hier nicht erforderlich. Diese Abhand-
lungen sind in unveränderter Form zum Abdruck gekommen; nur
einzelne kleine üngenauigkeiten sind, sofern dieselben zur Kennt-
niss der Herausgeber kamen und für unzweifelhaft gehalten werden
konnten, verbessert worden. Einzelne Zusätze, die sich auf hand-
schriftliche Bemerkungen Riemann 's gründen, und nothwendige
Erläuterungen sind in Schlussnoten beigefügt. Von diesen Zusätzen
und Erläuterungen hebe ich die zu der Dissertation (Grundlagen für
eine allgemeine Theorie -der Functionen einer veränderlichen com-
plexen Grosse) und zu der Abhandlung „üeber die Darstellbarkeit
einer Function durch eine trigonometrische Reihe" hervor. Die ein-
zige Abhandlung, welche etwas umfassendere Aenderungen erfahren
hat, ist die „üeber die Fläche vom kleinsten Inhalt bei gegebener
Begrenzung", für welche ein ausgeführtes Manuscript von Riemann
nicht vorliegt, und welche der Herausgeber K. Hattendorff einer
neuen Bearbeitung unterworfen hat.
Von erheblicherem Interesse für die Leser dieses Blattes dürfte
ein kurzer Bericht über den Inhalt der hier zum ersten Male ver-
Bepdrtorium fttx reine imd angewandte Mathematik. 10
L
14G H. Weber.
öffeBÜichten Abhandlungen aus dem Nachlass sein, welche die- dritte
Abtheilung des Werkes bilden. Es ist bekannt, dass die zusammen-
hängende schriftliche Darstellung seiner Untersuchungen Rieraann
stets grosse Mühe machte, und dass seine Forschungen der Dar-
stellung immer weit voraus waren; ferner dass er in den letzten
Jahren seines Lebens durch seinen Gesundheitszustand sehr häufig
an zusammenhängendem Arbeiten gehindert war. Hieraus erklärt
sich die BeschafiFenheit des grössten Theils des Nachlasses, der
ausser den Formeln für die Herstellung des Zusammenhangs ausser-
ordentlich wenige Anhaltspunkte bietet. So musste Viel^, was in
sehr fragmentarischer Gestalt vorlag^ in die Sammlung mit aufge-
nommen und der Gedankengang so gut als möglich hergestellt wer-
den, und Manches mag in den Papieren noch verborgen sein, dessen
Entzifferung, noch nicht gelungen ist.
Hiernach gehen wir zur Besprechung der einzelnen Abhand-
lungen der dritten Abtheilung über.
Die erste derselben „Versuch einer allgemeinen Auffassung der
Integration und Differentiation" ist eine Erstlingsarbeit aus Rie-
mann's Studienzeit und geht von Anschauungen aus, die schwerlich
auf Zustimmung rechnen dürfen, die auch der Verfasser selbst ohne
Zweifel sehr bald fallen gelassen hat. Es schien daher anfangs
zweifelhaft, ob es billig sei, diese Arbeit, die zu einer Veröffent-
lichung jedenfalls nicht bestimmt war, mit zum Abdruck zu bringen.
Beim genaueren Studium derselben überzeugte ich mich aber doch,
dass sowohl die Methoden als die Resultate ein hinlängliches Inter-
esse bieten, um einen Abdruck mit einem Vorbehalt zu rechtfertigen,
und dass die Untersuchung jed,enfalls für Riemann^s Entwicklungs-
gang charakteristisch ist. Er bedient sich, um zu einer allgemeinen
Definition der derivirten Functionen zu gelangen, der Entwicklung
einer Function in eine nach vorwärts und rückwärts nach gebrochenen
Potenzen der Variabein fortlaufenden Reihe, eine Entwicklung, welclie
nach der einen Seite hin stets divergirt, und welchen gleichwohl
eine selbständige Bedeutung zugesprochen wird. Werden diese Ent-
wicklungen aber nur in formeller Hinsicht zur Anwendung gebracht,
so wird gegen dieselbe und gegen die daraus gezogenen Resultate
wohl kaum Etwas einzuwenden sein, wenn auch eine grosse Frucht-
barkeit derselben nicht mehr zu erwarten ist. Die Definition der
vten Ableitung einer Function z nach der Variabein jr, auf welche
diese Betrachtungen führen, ist folgende:
H. Weber. 147
worin h und Ä» willkürliche Constanten sind. Diese Definition gilt
zunächst für negative v. Für die Ableitungen mit positiver oder
verschwindender Ordnungszahl erhält man den Ausdruck aus dem
Satze
welche für jedetf positive ganzzahlige m gilt.
Diese Definition hat die Eigenschaft^ dass sie für ein ganz-
zahliges positives , verschwindendes oder negatives v den vten DiiSFe-
renzialquotienten^ die Function z selbst oder'.deren -^vfaches Inte-
gral liefert. Die Anzahl der willkürlichen Constanten ist unendlich,
ausser wenn v ganzzahlig ist. Für ein negatives ganzzahliges v ist
diese Anzahl endlich (= — i»); für ein positives ganzzahliges oder
verschwindendes v fallen diese Constanten sämmtlich weg. Ueber-
dies gelten die fundamentalen Sätze über die Ableitungen mit ganz-
zahligem Index auch für diese allgemeinen derivirten Functionen.
Die folgende .Abhandlung „Neue Theorie des Rückstandes in
electrischen Bindungsapparaten '^ enthält eine weitere Ausführung
und Anwendung der Gedanken , welche Riemann schon in seinem
Vortrag bei der Göttinger Naturforscherversammlung skizzirt hatte
(Nr. II» der ersten Abtheilung). Diese Abhandlung war bereits im
Jahre 1854 zu einer Publication in Poggendorffs Annalen be-
stüaunt; die aber nicht zur Ausführung kam, vermuthlich weil
Riemann nicht auf eine ihm vorgeschlagene Veränderung eingehen
wollte. Der Grundgedanke, von dem Riemann in der Theorie der
in Rede stehenden Erscheinungen ausgeht, steht in genauem Zu-
sammenhang mit seinen naturphilosophischen Ideen, welche für ihn,
wie aus einem Briefe hervorgeht, geradezu den Ausgangspunkt
seiner Betrachtungen bildeten. Es wird dabei ausser den gewöhn-
lichen electrischen Anziehungs- und Abstossungskräften, die dem
Coulomb'schen Gesetz gemäss wirken, noch eine andere (antelectri-
sche) Kraft angenommen, mit welcher sich die ponderable Materie
dem electrisch Sein widersetzt, eine Kraft, welche bei den guten
Leitern sehr klein, bei den sogenannten Nichtleitern sehr gross ist,
und weiche sich als ein Widerstreben des Körpers gegen das Ein-
dringen von Spannungselectricität äussert. Die Componenten dieses
Theils der electromotorischen Kraft sind proportional den partiellen
10*
148 H. Weber.
Ableitungen der electrischen Dichtigkeiten, genommen nach den
Coordinaten. Es ergibt sich aus diesen Annahmen ein System von
zwei linearen partiellen Differenzialgleichungen zweiter Ordnung zur
Bestimmung der electrischen Spännung und Dichtigkeit, mit dessen
Integration in einigen der einfachsten Fälle sich der Rest der Ab-
handlung beschäftigt. Die Ergebnisse der Theorie stehen, soweit
eine Vergleichung möglich ist, mit den Thatsachen in gutem Ein-
klai^.
Von der dritten Abhandlung dieses Abschnittes „Zwei allge-
meine Lehrsätze über lineare Dififerenzialgleichungen mit algebrai-
schen Coefficienten" liegt ein im ersten Theil vollständig ausgeführtes
Manuscript vor, welches aus dem Jahre 1857 stammt, also aus dem-
selben Jahre, in dem die Abhandlung über Abersche Functionen
veröffentlicht wurde. Es scheint auch ein innerer Zusammenhang
zwischen beiden Untersuchungen zu bestehen, worüber jedoch leider
nur ungenügende Andeutungen vorliegen. Die Abhandlung enthält
eine Verallgemeinerung der Untersuchungen, welche der Verfasser
früher (IV. Abhandlung der ersten Abtheilung) auf die Gauss 'sehe
JF-Function angewandt hat. Es wird hier ein System von n Functionen
einer unabhängigen Veränderlichen definirt durch eine beliebige An-
zahl gegebener Verzweigungspunkte und durch sein Verhalten in
der Umgebung derselben, ferner durch die Bedingung dass durch
einen Umlauf um einen Verzweigungspunkt die Functionen des Sy-
stems in lineare Combinationen ihrer selbst übergehen. Ferner
wird gezeigt, dass, wenn die V^rzweigungspunkte, die ünstetigkeits-
exponenten und die Substitutionen, vermittelst deren die einzelnen
Zweige des Functionensystems um die Verzweigungspunkte herum
mit einander zusammenhängen, mit gewissen, durch die Natur der
Aufgabe geforderten Beschränkungen beliebig gegeben sind, die n
Functionen des Systems als particulare Lösungen einer linearen
Differenzialgleichimg nier Ordnung mit rationalen Coefficienten an-
gesehen werden können, falls die Summe der Unstetigkeitrfexponenten,
welche eine ganze Zahl sein muss, nicht grösser als n — 1 ist. Ist
diese Summe kleiner als n — 1, so bleibt eine entsprechende Anzahl
von Coustanten in der Differenzialgleichung unbestimmt, und es
lässt sich dieser Fall ohne Integration auf den zurückführen, wo die
erwähnte Summe ihren Grenzwerth n — 1 erreicht, wovon ein Bei-
spiel sich in der Abhandlung „Ueber die Fläche vom kleinsten In-
halt bei gegebener Begrenzung" findet. Obwohl die linearen Diffe-
renzialgleichimgen mit rationalen Coefficienten in neuerer Zeit mehr-
H. Weber. 149
fach Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen sind, ist diese
schöne Verallgemeinerung der Theorie der hypergeometrischen Reihe
meines Wissens bis jetzt nirgends aufgestellt worden.
Die nächste, in lateinischer Sprache geschriebene Abhandlung
enthält die Beantwortung einer von der Pariser Akademie gestellten
Preisfrage, welche von Riemann im Jahre 1861 eingereicht wurde.
Durch die Güte des beständigen Sekretärs der Akademie konnte bei
der Herausgabe das Originalmanuscript zu Grunde gelegt werden.
Es handelt sich um die Aufgabe, alle Fälle zu ermitteln, in denen
in einem unbegrenzten homogenen Medium die Temperatur als
Function der Zeit und nur zweier Variabein dargestellt werden kann,
so dass ein System isothermer Curven während der ganzen Dauer
der Wärmebewegung die Eigenschaft der Isothermen behält. Rie-
mann behandelt die Aufgabe in der Weise, dass er zunächst ganz
allgemein die Eigenschaften eines auch nicht homogenen Mediums
und des Anfangszustandes aufsucht, welche der gestellten Forderung
genügen und dann diejenigen Fälle aussondert, in denen das Medium
homogen wird.
Durch die erste Untersuchung ergeben sich gewisse Formen
einer linearen partiellen DiflFerenzialgleichung mit veränderlichen
Coefficienten und es handelt sich dann weiter darum, die Fälle zu
ermitteln, in welchen diese Differenzialgleichung sich durch Ein-
führung neuer Variabein so transformiren lässt, dass sie constante
Coefficienten erliält, resp. in die Form übergeht
Diese Aufgabe lässt sich reduciren auf die Frage, in welchen Fällen
ein homogener Diflferenzialausdruck zweiter Ordnung mit variabeln
Coefficienten Sht^idSidSi sich in die Form Z'dfiz^t^ bringen lässt,
und damit ist die Untersuchung auf eine Bahn gebracht, welche
sich Riemann durch seine Untersuchungen über die Hypothesen
der Geometrie (Abhandlung XIH. der zweiten Abtheilung) schon
geebnet hatte. Sie ist angeknüpft an die Theorie des Krümmungs-
masses von allgemeinen Mannigfaltigkeiten, für welche die Grund-
lagen in der erwähnten Abhandlung enthalten sind. Leider sind
diese Wege nur angedeutet und aus den wenigen noch vorhandenen
Manuscriptblättern ist es bis jetzt nur theilweise gelungen, die noch
erforderlichen sehr verwickelten Rechnungen herzustellen, welche zu
dem Endresultat führen. Die Anmerkungen zu dieser Abhandlung
150 H. Weber.
enthalten theils Erläuterungen zu den angewandten allgemeinen
Sätzen über das Erümmungsmass^ theils^ soweit sie gelungen ist;
die Ausführung der erwähnten Rechnungen.
Das Fragment „SuUo svolgimento del quoziente di due serie
ipergeometriche in frazione continua" ist von H. A* Schwarz in
Göttingen bearbeitet. Nur für den Anfang liegt ein in italienischer
Sprache geschriebenes ausgeführtes Manuscript vor. Der Rest musste
aus einigen Formeln und Zeichnungen ergänzt werden. Riemann
untersucht darin mit seinen Methoden die Convergenz der von Gauss
aufgestellten Entwicklung des Quotienten zweier hypergeometrischer
Reihen in einen unendlichen Kettenbruch, und gelangt zu dem Re-
sultat, dass diese Convergenz immer stattfindet mit Ausschluss der-
jenigen Argumentwerthe welche reell und grosser als 1 sind; ein
Resultat, welches auf anderem Wege von L. W. Thome gefunden
ist (Borchardt^s Journal Bd. 67).
Der kleine Aufsatz „üeber das Potential eines Ringes" be-
schäftigt sich mit der Aufgabe der Integration der DiflFerenzial-
gleichung
dx^ ■*" dy^ "^ dz' ~
unter der Voraussetzung, dass die Function V an der Oberfläche
eines durch Rotation eines Kreises um eine die Peripherie nicht
schneidende Axe entstandenen Ringes gegeben ist. Nachdem einige
allgemeine Gesichtspunkte über die bei der Integration dieser Diffe-
renziajgleichung auftretenden Reihen gegeben sind, werden zunächst
für den vorliegenden Fall die geeigneten Variablen eingeführt, welche,
eine Separation ermöglichen/ und hierauf wird die Integration durch
eine besondere Klasse von hypergeometrischen Reihen, welche sich
durch ganze elliptische Integrale darstellen lassen, ausgeführt. Die-
selbe Aufgabe ist bekanntlich Gegenstand einer von Riemann un-
abhängigen eingehenden Untersuchung von C. Neumann.
Dem folgenden Aufsatz „Gleichgewicht der Electricität auf
Cylindem mit kreisförmigem Querschnitt und parallelen Axen" liegen
einige Notizen zu Grunde, welche, wie es scheint^ als Vorbereitung
zu einer Vorlesung dienten. Derselbe ist namentlich desshalb von
Interesse, weil darin die sinnreiche Methode zu erkennen ist, deren
Riemann sich bei der Lösung von Abbildungsaufgaben bediente,
die immer anwendbar ist, wenn das abzubildende Gebiet von gerad-
linigen Strecken und von Kreisbogen begrenzt ist, mag dasselbe
null einfach oder mehrfach zusammenhängend sein. Es wird nament-
1^^
H. Wkbeb. 151
lieh auch das Verständniss der Abhandlung „Ueber die Fläche vom
kleinsten Inhalt bei gegebener Begrenzung '^ durch dieses kleine
Fra.gment wesentlich gefordert.
Zu der zuletzt erwähnten Abhandlung über die Fläche vom
kleinsten Inhalt .liessen sich aus einigen im Nachlass gefundenen
Andeutungen noch zwei schöne Beispiele herstellen, von denen das
erste die Minimalfiäche betrifft, welche von drei geraden Linien
begrenzt ist, von denen eine die beiden anderen schneidet, das
zweite die (zweifach zusammenhängende) Minimalfläche, welche be-
grenzt ist von zvvei in parallelen Ebenen gelegenen geradlinigen
Polygonen. In dem letzteren Fall lässt sich die Aufgabe allgemein
auf Quadraturen zurückfuhren und erfordert nicht die Integration
von linearen Differenzialgleichungen.
In der folgenden Nummer sind zwei Fragmente zusammen-
gestellt, welche sich mit der Frage beschäftigen, was aus den von
Jacobi aufgestellten Reihen aus der Theorie der elliptischen Func-
tionen wird, wenn der Modul der von Jacobi mit q bezeichneten
Grösse gegen 1 convergirt. Im ersten dieser Fragmente werden die
in § 40 der Fundamenta aufgestellten Reihen von diesem Gesichts-
punkt aus untersucht, und da diese Reihen im Grenzfall zum gröss-
ten Theil nicht mehr convergiren, so werden sie zunächst einer
Integration unterworfen. Geht man in den so gebildeten Reihen
zur Grenze über, so entstehen Functionen, welche in jedem noch
so kleinen Intervalle unendlich viele Unterbrechungen der Stetig-
keit haben. Es scheint, dass der hauptsächlichste Zweck dieser
Untersuchung der war, Beispiele solcher Functionen für die Ab-
handlung „Ueber die Darstellbarkeit einer Function durch eine tri-
gonometrische Reihe" (Abhandlung XII. des zweiten Abschnitts) zu
finden. Im zweiten Fragment werden die Reihen für log jfc, log h'
log — selbst, ohne vorhergegangene Integration vom gleichen Ge-
sichtspunkt aus untersucht. Es zeigt sich dabei, dass, wenn das
Periodenverhältniss der elliptischen Functionen sich einem reellen
rationalen Werth annähert, die imaginären Theile dieser Reihen
sich bestimmten endlichen Grenzwerthen nähern, während die reellen
Theile zum Theil verschwinden, zum Theil in bestimmter Weise
unendlich werden. Diese Untersuchung findet sich im Nachlass auf
einem kaum leserlichen Blatte, dessen Bedeutung erst kurz vor dem
Abdruck erkannt wurde.* Es blieb daher keine Zeit übrig, die
Correctheit der Formeln in den reellen Theilen genau zu prüfen.
152 H. Wkbkb.
Ein Commentar zu diesem Fragment von R. Dedekind behandelt
die Frage nach einer andern strengen Methode und liefert die
Endformeln in einer von der Riemann'schen verschiedenen Form.
Es scheint, dass die Formeln von Riemann in den reellen (un-
endlich werdenden) Bestandtheilen nicht alle ganz richtig sind^
während es die imaginären Theile unzweifelhaft sind. Der erwähnte
Commentar enthält ausserdem noch eine interessante Anwendung
der von Riemann benutzten Metibode auf die Theorie der unend-
lich vielen Formen der Theta-Function.
Das folgende kurze Fragment aus der Analy sis Situs enthält leider
nur einige Begriflfsbestimmungen und wenige Andeutungen über
diese tiefsinnigen und wichtigen Untersuchungen, welche auf eine
Verallgemeinerung der Theorie des Zusammenhangs hinzielen, die
Rfemann zum Ausgangspunkt seiner functionentheoretischen
Betrachtungen gemacht hat. Nur ein Theil der hier aufgestellten.
Begrifife und Sätze gestattet noch eine Anschauung im Räume von
drei Dimensionen, während die übrigen ganz abstrackt gefasst
werden müssen. Bezüglich der mehrfach ausgedehnten Mannigfal-
tigkeiten wird eine Definition aufgestellt, welche bei begrenzten
Räumen noch anschaulich ist:
„TFeww im Innern einer stetig ausgeddmten MannigfaUigheit mit
Hülfe von m festen für sich nicht begrenzenden n-Strecksstücken jedes
unbegrenzte n-Streck begrenzend ist, so hat diese MannigfaUigJceit einen
m -f- 1- fachen Ztisammmhang nter Dimension, Eine stetig ausge-
dehnte Mannigfaltigkeit heisst einfach zusammenhängend, wenn der
Zusammenhang jeder Dimension einfach isif^.
Weiterhin wird diese Definition noch etwas anders gefasst und
einige Folgerungen bezüglich der Zerlegung von Mannigfaltigkeiten
durch Querschnitte daran geknüpft. So ist z. B. der Raum einer
Kugel einfach zusammenhängend, der Raum einer Hohlkugel ein-
fach zusammenhängend in der ersten, zweifach zusammenhängend
in der zweiten Dimension, weil jede im Innern der Hohlkugel ge-
schlossene Linie die Begrenzung einer im Innern verlaufenden Fläche
bildet, während erst mit Zuziehung einer bestimmten im Innern
geschlossenen Fläche jede andere solche Fläche die vollständige
Begrenzung eines inneren Raumtheiles bildet. Umgekehrt ist der
von einer Ringfläche begrenzte Raum einfach zusammenhängend in
der zweiten, zweifach zusammenhängend in der ersten Dimension.
Die Hohlkugel wird durch einen Querschnitt von einer Dimension,
der ringförmige Raum durch einen von zwei Dimensionen in einen
fT
H. Weber. 153
einfach zusammenhängendeD Raum verwandelt Ein Querschnitt
von einer Dimension verwandelt den ringförmigen Raum in einen
in der ersten Dimension dreifach zusammenhängenden Raum. Dies
zur Erläuterung des allgemeinen Satzes.
„Der Zusammenhang eines^ n-Strecks wird durch jeden einfach
zusammenhängenden n-m-streckigen Querschnitt entweder in der mten
Dimension um 1 erniedrigt oder in der m — Iten Dimension um 1
erhöht'^
Die beiden folgenden Aufsätze sind einer Vorlesung über
Ab ersehe Functionen entnommen, welche Riemann in den Jahren
1861 und 1862 gehalten hat; der Bearbeitung liegt ein Heft von
G. Roch zu Grunde. Der erste derselben enthält einen sehr ele-
ganten Beweis der Convergenz der jp-fach unendlichen Theta-Reihen
auf Grund eines allgemeinen Satzes, durch den die Untersuchung
der Convergenz einer unendlichen Reihe mit positiven Gliedern zu-
rückgeführt wird auf die Untersuchung der Convergenz eines be-
stimmten Integrals. ^
Der zweite dieser Aufsätze behandelt diejenigen Functionen,
welche Riemann unter dem Namen „AheVsche Functionen" ausge-
zeichnet hat, für den Fall jp = 3. Es sind das die Quadratwurzeln
aus solchen Functionen (p (vergl. Theorie der Ab einsehen Functionen,
YI. Abhandlung der ersten Abtheilung), welche in p — 1 Punkten
unendlich klein von der zweiten Ordnung werden, welche im All-
gemeinen in endlicher Zahl existiren. Im Falle p = 3 beträgt
diese Zahl 28, entsprechend den 28 ungeraden Theta-Functionen
(und, geometrisch, entsprechend den 28 Doppeltangenten einer
Curve 4. Ordnung). Die Bestimmung dieser Functionen hängt
von^ einer Gleichung des 28. Grades ab. Nimmt man aber 6
derselben als bekannt an, so lassen sich die übrigen mittelst einer
Gleichung vierten Grades bestimmen. Für die Theorie der üm-
kehrung der algebraischen Integrale ist die Zuordnung dieper Func-
tionen -zu den ungeraden Theta-Functionen von besonderer Wichtig-
keit und diese Aufgabe ist der Hauptgegenstand des vorliegenden
Aufsatzes.
In einem Anhang sind endlich die Fragmente zusammengestellt,
die sich auf Ri em an ns philosophische Spekulationen beziehen.
Diese Forschungen haben Riemann während eines grossen Theils
seines Lebens begleitet und haben einen erheblichen Theil seiner
Gedankenarbeit in Anspruch genommen. Auf das Nähere dieser
eigenthümlichen und tiefsinnigen Weltanschauung einzugehen, dürfte
154 H. Webeb.
hier um so weniger am- Platze sein, als die ohnehin schon äusserst
knappe und lückenhafte Darstellung kaum einen verkürzenden Aus-
zug gestattet, der nicht der Gefahr eines entstellefiden Missver-
ständnisses ausgesetzt wäre. Nur das Eine mag angeführt sein,
dass in den naturphilosophischen Untersuchungen Riemanns
Hauptziel djfs ist, die Vorstellung von einer Ferne Wirkung zu be-
seitigen, und zu ersetzen durch eine andere, nadi welcher die Ma-
terie nur auf ihre unmittelbare Umgebung einwirkt. Dieser Zweck
wird erreicht durch die Annahme eines den Raum stetig erfüllen-
den Stoffes, welcher Träger der Gravitationskraft, der Licht- und
Wärmebewegung und der electrischen Wirkungen ist, der aber
wesentlicTi verschieden ist von der ponderablen Materie. Die Kör-
peratome sind nach Riemanns Auffassung Punkte, in welche
dieser hypothetische Stoff fortwährend einströmt und aus der Er-
scheinungswelt verschwindet. Die Ursache der Einwirkung der
Körperatome auf einander wird in dem Widerstand gesucht, mit
dem sich dieser Stoff einer Formänderung entgegensetzt.
Den Schluss des ganzen Werkes bildet eine von Dedekind
verfasste Schilderung von Riemanns Lebenslauf. Diese biogra-
phische Skizze, welche sich hauptsächlich auf Briefe und andere
Mittheilungen der Familie gründet, hat nicht den Zweck, die wissen-
schaftliche Stellung und Bedeutung Riemanns zu beleuchten; sie
soll seinen Verehrern und Freunden ein Bild geben von dem Le-
bensgang und der Persönlichkeit des in jeder Hinsicht ausgezeich-
neten, leider so früh dahingegangenen Mannes. Es ist das Bild
eines stillen, einfachen Gelehrtenlebens, mannigfach bedrückt und
beengt durch die Ungunst der Verhältnisse, aber .wunderbar aus-
gerüstet von der Natur zum Eindringen in die Tiefen der Wissen-
schaft und erfüllt vom reinsten und ernstesten Streben nach der
Erkenntniss der Wahrheit.
Königsberg. H. Weber.
r^
J. Frischauf« /155
J.^ Frischauf: Elemente der absoluten Geometrie. , (Leipzig
1876, B. G. Teubner. VI u. 142. S. 8.)
Die Elemente der Geometrie des Euclides sind (trotz aller
Strenge in der Deduction) in den Grundbegriffen und ersten Vor-
anssetzungen dunkel und .unklar. Besonders die Begriff^ der Ge-
raden imd Ebene, der Parallelensatz und das Unendliche bilden die
Hauptschwächeri der euclidischen Behandlung. Durch die Be-
mühungen von Gauss, W. und J. Bolyai und Lobatschewsky
wurde in die Parallelenfrage eine Klärung der Ansichten gebracht;
in der vorliegenden Schrift werden die innig verknüpften Voraus-
setzungen der Geraden und des Unendlichen in ihrem Zusammen-
hange erörtert und dadurch die oben erwähnten Arbeiten ergänzt.
Von der Kugelfläche ausgehend, werden im ersten Buche nach
einer, von Leibniz zuerst angedeuteten, von W. Bolyai und
Lobatschewsky durchgeführten, Methode die .Gerade *und Ebejae
mit ihren Fundamentaleigenschaften abgeleitet und dann im zwei-
ten Buche die sogenannte absolute Geometrie des J. Bolyai oder
Pangeometrie des Lobatschewsky entwickelt. Die Thatsache,
dass das Parallelenaxiom aus der Voraussetzung der Congruenz
und dem Axiom der Geraden nicht deductiv gefolgert werden kann,
sondern mit Hülfe der Erfahrung (Beobachtung) bewiesen werden
müsse, kann als das wichtigste Resultat des zweiten Buches angesehen
werden. Die Grundzüge einer analytischen Geometrie bilden den
Schluss dieses Buches.
Das drijkte Buch „Endlicher Raum und absolute Geometrie."
beendet zunächst die Fragen nach den Principien. Die Geometrie
des endlichen und unbegrenzten Raumes, welche von F. Klein
als (theoretisch) gleichberechtigt mit der euclidischen und nicht-
euclidischen Geometrie hingestellt wurde, erscheint hier als ein
Theil der Untersuchungen der Geometrie des unendlichen Raumes.
Die Fragen nach dem Axiom der Geraden und der Anzahl ihrer
unendlich fernen Puükte werden vollständig erledigt. Nun folgen
die analytische Behandlung der Flächen constanter Krümmung, die
Theorien von Riemannund Helmholtz. Von ersterer werden der
Standpunkt und die darauf bezüglichen Arbeiten angeführt, letztere
wird vollständig jedoch in bedeutend vereinfachter Weise entwickelt.
Aus dieser Untersuchung wird das wichtige Resultat gefolgert, dass
die Voraussetzungen der Anwendbarkeit der Rechnung und der
L
156
J. Frischauf. — 0. Boethig.
Existenz von Differenzialquotienten mit den Voraussetzungen der
Congruenz und der Existenz unendlich kleiner* ähnlicher Figuren (d. i.
Figuren, auf welche die euclidische Geometrie angewendet werden
kann) identisch sind. Einige Sätze von Beltrami's Theorie der
Räume constanter Krümmung bilden den Schluss der vorliegenden
Schrift*).
Graz.
J. Frischauf.
Oscar Hoethig: Die Probleme der Brechung und Keflexion.
(Leipzig 1876, Teubner.)
Das Werk ist aus dem Wunsche entstanden, alle Probleme der
Brechung und Reflexion nach einer einheitlichen Methode zunächst
streng zu lösen, Vernachlässigungen aber in bestimmt definirter
Weise erst dann an die allgemeinen Losungen anzubringen, wenn
besondere Umstände dazu Veranlassung geben.
Die in Betracht zu ziehenden Probleme zerfallen hier in zwei
Gruppen. Die erste ist zusammengefasst in das Problem des Durch-
gangs der Strahlen, Die andere ist Problem der Bildpunkte und
Bilder genannt.
Das Problem des Durchgangs der Strahlen lässt sich so aus-
sprechen: ■ ' •
Aus einem Mittel fallen Strahlen auf die Trennungsfläche dieses
Mittels von einem folgenden, verlaufen nach beliebig vielen Brechungen
ußd Reflexionen an beliebigen Flächen durch die verschiedenen Mittel
und fahren aus in ein letztes Mittel, Welches sind die Gleichungen
der die einzelnen Mittel durchlaufenden, besonders der im letzten Mittel
ausfahrenden Strahlen?
Die Lösung dieses Problems ist in eindeutiger Weise gegeben,
so weit dies im Allgemeinen möglich ist, also so weit, dass nur
noch die Besonderheiten eines speciellen Problems in vorgeschrie-
bener Weise in die allgemeinen Lösungen einzufuhren sind. Das
zweite Problem, das der Bildpunkte und Bilder , enthält schon eine
an die Lösung des ersten angebrachte Vernachlässigung. Es lehrt
nämlich die Abhandlung des Herrn Kummer, „allgemeine Theorie
*) Berichtigungen: S. 73, Z. 11 ist der Factor \ wegzulassen. S. 75
Z. 9 lies dJ ==^ statt dJ —. S. 133, Z. 10 ist zwischen die Worte: „Raum**
und „von" einzuschalten: „als (geometrischen) Ort im Räume".
r
0. RöTHiG. ^ 157
der gradlinigen Strahlensysteme" (Borehardt's Journal für reine und
angewandte Mathematik. Band 57), deren Kenntniss hier voraus-
gesetzt wird, dass in jedem Strahle eines gradlinigen Strahlen-
systems zwei in Bezug auf ihre Realität noch zu untersuchende
Punkte bestehen, in welchen die Querschnitte eines unendlich dün-
nen Strahlenbündels unendlich kleine gerade Linien von der Ord-
nung der grössten Ausdehnung eines beliebigen anderen Querschnitts
sind. Hier werden nun die nach Vollendung des Durchgangs in
das eine Auge eines im letzten Mittel befindlichen Beobachters ge-
langenden Strahlen als ein unendlich dünnes Strahlenbündel ange-
sehen, oder, was dasselbe ist, der Radius der Pupille wird als eine
imendlich kleine Grösse erster Ordnung betrachtet. Von den Quer-
schnitten in den beiden oben erwähnten von Herrn Kummer mit dem
Namen Brennpunkte bezeichneten Punkten wird angenommen, dass
das Auge sie als Punkte empfindet, und den Ort des leuchtenden
Punktes des ersten Mittels in einen dieser Punkte versetzt, die
desshalb hier BildpunJcte genannt werden. In dieser Auffassung
ist das Problem gestellt und im Allgemeinen gelöst. Vielleicht
wird man eine genauere Darstellung des Zusammenhangs der hier
gegebenen Resultate mit den von Herrn Kummer gefundenen ver-
missen, besonders auch vielleicht eine nähere Angabe der Länge
der geraden Linien, welche das Auge hier als Punkte empfinden
soll. Ich habe dies unterlassen, in der Meinung, dass ein mit den
Resultaten der Arbeit des Herrn Kummer vertrauter Leser diese
Fragen selbst erledigen wird, um so mehr, als dies erst für spe-
cielle Probleme einen Werth hat.
Es erschien nun zunächst als das Wichtigste, die bisher be-
kannten Resultate specieller Probleme der Brechung und Reflexion
aus den allgemeinen Lösungen herzuleiten, vor allen also das von,
Gauss in seinen dioptrischen Untersuchungen gestellte und nähe-
rungsweise gelöste Problem erst streng zu behandeln imd dann mit
einer fest definiiten Näherung die Gauss 'sehen Formeln abzuleiten.
Der grösste Theil des Werkes beschäftigt sich mit dieser Aufgabe
und zwar, der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechend, in der
Weise, dass die strengen Lösungen dieses Problems für sich selbst,
also unabhängig von den allgemeinen Lösungen aller Probleme des
Durchgangs der Strahlen, hergeleitet werden. Die Herleitung ist
in einer Form gegeben, welche das Verständniss dieser Theile des
Werkes auch denen zugänglich macht, welche von der Differenzial-
recbnung noch keine Kenntniss haben.
L
158 0. ROTHIG. KOSTKA,
»'
Auch die geometrischen von Gauss und Anderen gefundenen
Relationen^ die Häuptpunkte etc.^ sind gegeben. Sie entstehen hier
dadurch, dass besondere Werthe des Lifiearverhältnisses von Bild
und Gegenstand in Betracht gezogen werden. Als solche sind hier
nur die Werfhe 1, cx>, betrachtet, welche zu den bekannten
Punkten der Axen führen. Man ersieht aber hieraus sofort, dass
jeder andere bestimmte Werth zu einem neuen Punkte und dem-
nach zu neuen geometrischen Relationen und neuen ConstructioneiL
des zu einem gegebenen Punkte gehörigen Bildpunktes führen muss.
Berlin. • Oscar Röthig.
KoBtka: Ueber die Bidstimmung von syminetrisolien Functionen
der Wurzeln einer algebraischen Gleichung durch deren
Coeffioienten. (Journal f. d. reine und angewandte Mathematik
Bd. 81 , S. 281 bis 289.)
Die bekannte Aufgabe: „eine symmetrische rationale Function
der Wurzeln einer algebraischen Gleichung durch die Coefficienten
dieser Gleichung auszudrücken" wird gewöhnlich durch successive
Division oder Ermittelung eines Entwicklungscoefficienten gelost
In der vorliegenden Abhandlung wird dadurch, dass die symme-
trische Function durch den Quotienten zweier altemirenden ersetzt
wird, eine einfache Regel hergeleitet, nach welcher das Resultat
ohne Divisionen in Form eines Aggregats von Determinanten leicbt
angegeben werden kann.
Sei -
seien a^, «j, . . ««— i ganze positive Zahlen (oder auch a^ == 0) und
zwar ccQ<i a^<i' * ««— i ; seien /3^, ß^j ß^ ' - diejenigen nach der
Grösse aufsteigend geordneten ganzen Zahlen, welche mit den a
zusammen die Zahlenreihe 0, 1, 2, .. ««— i einfach ausfüllen; und
werde endlich die Determinante
= (/*i;ft?ft; ••)
gesetzt, wobei a« = 1 , «n+Ä = ==* a— *: dann ist das Detenni*
nantenverhältniss
J
EOSTKA. — HEI4MEBT. 159
( V -4- ^r *o 'T *** T *• — ^
^ JL •*'l •*'S • • **'«
V -4- T «• 1 /y* ^
Zrf m «^l •*'» • • •^'n
Wenn femer-
eine rationale symmetrische Function der x, deren Glieder nur durch
die verschiedenen Permutationen der Exponenten sich unterscheiden,
und wenn y der grösste dieser Exponenten: so multiplicire man F
mit x^x^^x^ . . rr»"" ; jedes Glied, in dem dann gleiche Exponenten
vorkommen, lasse man unberücksichtigt; in Jedem der übrigen zähle
man die Anzahl r der Inversionen der Exponenten und bilde die
Reihe derjenigen nach der Grösse aufsteigend geordneten Zahlen
Ä; ßij •• ßv} wßlche mit den Exponenten zusammen die Zahlen-
reihe 0, 1,-2, ... y -^ n — 1 ausfüllen; dann ist:
Dies sind die beiden Hauptresultate der Untersuchung. Der Rest
des Aufsatzes beschäftigt sich mit der Frage, wie aus der Form
einer der im Ausdruck von F vorkommenden Determinanten deren
Vorzeichen bestimmt werden kann, und gibt endlich einige An-
wendungen jener Resultate.
Insterburg. Kostka.
Helmert: Ueber die Formeln für den Durchschnittsfehler.
(Astr. Nachr. Nr. 2039, S. 353 — 368.)
Eine wichtige Aufgabe der Methode der kleinsten Quadrate ist
bekanntlich die Ermittlung des wahrscheinlichen Beobachtungsfehlers
Q aus den Verbesserungen A der Beobachtungsgrössen l. Am schärf-
sten erfolgt diese Rechnung mittelst der Quadratsumme [AA], allein
sie ist etwas mühsam und man hat daher Formeln aufgestellt, um
Q aus [val. abs. A] zu erhalten: Peters für directe Beobachtungen
einer Unbekannten, Lüroth für vermittelnde Beobachtungen mehrerer
Unbekannten. Diese Formeln erschienen dem Verf. nicht als ganz
zweifellos begründet. Der Aufsatz gibt nun eine strenge Ableitung
der betreffenden Formeln für verschiedene Fälle, wobei sich heraus-
160 Helmekt.
stellt, dass nur die Peters 'sehe Formel beibehalten werden darf,
während sich für eomplicirtere Fälle der Ausgleichung neue Formeln
ergeben, die so zusammengesetzt sind, dass ihre Anwendung schwer-
lich rathsam erscheinen dürfte. Unter Voraussetzung des Gauss'-
sehen Fehlergesetzes ist namentlich
Q = 0,84535 [val. abs. X] :
2*' yi - (al [cca] + 2athlaß] + 6i[^/J] + . . .)
1
V
bei n vermittelnden Beobachtungen gleicher Genauigkeit; «jt, hk, . •
sind die Coefficienten der Unbekannten in der iten Fehlergleichung
und [aa]j [ccß] etc. die in dieser Bezeichnung wohlbekannten De-
terminantenquotienten der allgemeinen Auflösung der Normälglei-
chungen. Für directe Beobachtungen folgt aus dem Vorstehenden
die Formel von Peters:
Q = 0,84535 [val. abs. A] : y«(w— 1).
Der Aufsatz gibt auch eine directe Entwicklung der Formel
für Q bei bedingten Beobachtungen, vergleicht femer die ältere
Formel mit dem neuen Ergebniss und macht den Versuch einer
Aufstellung brauchbarer Näherungsausdrücke. Ueber die Art der
Entwicklung der strengen Formeln mag nur soviel bemerkt werden,
dass dabei die Benutzung von Discontinuitätsfactoren zur Noth-
wendigkeit wurde und zum Glück die Ausführung der Integrationen
auf keinerlei Schwierigkeit stiess.
Aachen. Helmert.
Helmert: Der Einfluss der BOhiefen' Stellung der Latte bei Di-
stanzmessungen, und eine empirische Formel für den
mittlem Fehler der DistanzmesBung an dem Tachymeter
von Q, Starke. (Zeitschr. des österr. Ing.- u. Arch.-Ver. 1875.
S. 154—157.)
In dem Aufsatz wird angenommen ^ dass bei dem Ablesen der
beiden Distanzfäden eines Fadendistan^messers die vom Gehülfen
vertical zu haltende Latte im Allgemeinen eine kleine und für beide
Fädenablesungen verschiedene Schiefe d habe. Setzt man dieselbe gleich
iiöö d®^ I^^i^g® (vielleicht etwas zu hoch gegriflfen?), so ist das
Helmebt. 161
Quadrat des mittlem Fehlers der Distanz in Metern gleich
(2m2 + y) sin2a« + ^ a^cos«*, .
worin a die Ablesungsdifferenz, m die mittlere Zielhöhe und a die
Neigung der mittlem Visur sind und ferner die DistaÄzmesser-
constante h gleich 200 (entsprechend dem Tachymeter) angenommen
ist. Der Coefficient — des zweiten Gliedes ergab sich aus Be-
obachtungen, über die in der Zeitschr. f. Vermessungswesen 1874
S. 334 berichtet worden ist. In seiner allgemeingültigen Gestalt
heisst das erste, die Lattenschiefe berücksichtigende Glied:
jÄj2sin2d(2m2 + y)sin2a2.
Aachen. Helmert.
Helmert: Ueber die günstigste Wahl der Kardinalpiinkte bei
dem Abstecken einer Traee. (Zeitschr. des Hannover. Arch.-
u. Ing.-Ver. 1875. S. 337 — 349.)
Die definitive Absteckung einer Trace beginnt bekanntlich mit
der Fixirung einiger wenigen Punkte, welche zur Construction nach
geometrischen Regeln gerade ausreichen. Dass man diese Kardinal-
punkte bei Absteckung einer Geraden möglichst an deren Enden
zu legen habe, ist nicht zweifelhaft, weil andernfalls eine Ver-
grösserung der in der Fixirung der Kardinalpunkte auf dem Terrain
begangnen Fehler für die äusseren Theile der Geraden eintreten
wird. Weniger einfach und in die Augen springend ist die Regel
bei Absteckung von Kreisbögen. Sie abzuleiten ist Zweck des Auf-
satzes und es stellt sich heraus, dass es nicht rathsam ist, einen
Kreisbogen aus zwei Tangenten oder Punkten zu entwickeln, die
einen Centriwinkelabstand von mehr als 90^ haben. Die günstigste
Lage der Elemente wird im Aufsatze für verschiedene Fälle abge-
leitet und die Uebersicht durch Tabellen gefördert, welche die
maximalen Oturvenverschiebungen, denen man unter Umständen aus-
gesetzt ist, angeben. Gegenüber andrer Anschauung betont Verf.
noch besonders, dass nicht die Kürze der Tangenten und die damit
verbundene Unsicherheit der Richtung derselben einen vorherrschend
schädlichen Einfluss auf die Lage der Kreisbögen äussert, sondern
dass vielmehr die radialen Verschiebungen der Tangenten in Ver-
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 11
162
Helmbrt.
bindung mit grossen Centriwinkeln die Ursache beaehtenswerther
Aenderungen in der Lage der Kreisbögen bilden, dass man daher
auch bei langen Tangenten Veranlassui^ haben kann, die mitge-
theilten Regeln zu beachten.
Auf Schluss des Aufsatzes gibt Verf. ein Verfahren an, einen
Kreisbogen von bestimmtem Radius mehr als 2 Terrainpunkten mög-
lichst genau anzupassen.
Aachen. Helmert.
Helmert: Einfache Ableitung Gauss'soher Formeln für die Auf-
lösung einer Hauptaufgabe der sphärischen Geodäsie.
(Zeitschr. f. Vermessungswesen. 1875. S. 153 — 156.)
Gauss gibt am ^nde des ersten Theils seiner geodätischen
Untersuchungen mehrere Auflösungen der Aufgabe der geodätischen
üebertragung der geographischen Coordinaten auf der Kugel ohne
Beweis. Die vierte dieser Auflösungen., zu scharfer Rechnung bei
der jetzigen Einrichtung der Logarithmentafeln bequem geeignet,
wird hier vom Verf. abgeleitet. Demselben kam es dabei mehr
darauf an, recht einfach und mit geringem Formelapparat zu arbei-
ten, als durch Kürze zum Ziele zu gelangen.
Aachen. Helmert.
■
Helmert: Nachrichten über einen Mikroskoptheodolit. (Zeitschr.
f. Vermessungswesen. 1875. S. 327 — 341.)
Der Theodolit ist aus dem Institut von Starke und Kam-
merer in Wien und überrascht bei geringen Dimensionen durch die
ausgezeichnete Theilung seines Theilkreises von 16 Ctm. Durch-
messer. Verf. theilt mit, in welcher Weise über die Güte der Thei-
lung und Genauigkeit der Winkelbeobachtung Aufschluss erhalten
worden ist; die angewandten und durchaus bekannten Methoden
sind solche , welche in der Praxis immer ohne Weiteres benutzt
werden können. Für den periodischen Fehler des Theilkreises fand
sich (am Mittel der Angaben beider Mikroskope)
— 0",84 C0S2J. -t- r,ll sin2^ - 0^75 cos4^ -f 1",97 sin4^;
der zufällige Theilungsfehler ist wesentlich kleiner als 1" und der
HeLHERT. — L. BoLTZliANN. 1G3
mittlere Einstellungsfehler eines Theilstriches + 1",6. Abgesehen
vom periodischen Theilungsfehler , welcher mittelst vier Kreis-
stellungen eliminirt Averden kann, ist unter günstigen Luftverhält-
nissen der mittlere Fehler einer einmaligen Richtungsbeobachtung
±r.
Aachen. Helmert.
Ludwig Boltzmann: Zur Integration der partiellen Differenzial-
gleichungen erster Ordnung. (Wien. Sitz.-Ber. LXXII (2) 471.)
Die Integration der allgemeinen partiellen Di£ferenzialgleichung
1. Ordnung mit 2 independenten Yariabeln x, y und einer depen-
deuten z
(1) ^(^7 y, ^, i>, g) = o,
wobei jp a= ^ ^ g «= — ist, lässt sich bekanntlich auf die des Sy-
stems simultaner linearer partieller Differenzialgleichungen:
(2) ft^P.H+PsIf
n p ^ I p ^3
wobei Qi = — « Pö— , V2*= — ö ^ö-~» P, =^5— '
P2 = ö— ist; zurückführen.
Wenn bloss die Gleichungen (2) gegeben sind, so sind die
Grössen ät, p und q natürlich noch nicht vollständig, als Functionen
von X und y bestimmt. Dazu ist vielmehr noch noth wendig, die
zu einem bestimmten Werthe des y (z. B. ^) gehörigen Werthe
von 0, p, q als Functionen von x zu keniftn. Sei für y = y^ etwa
Ä? = 9?(a;), jp = ;|f(ip), q = ti^), so werden diese Anfangsbedingungen
dann und nur dann auch eine Lösung der Gleichung (1) liefern,
wenn x{^) = -^^ und ^(rr) durch die Gleichung:
O
{^.f.9>{^),^\i^i^) =
bestimmt ist. Das Problem die Gleichung (1) zu integriren, ist
164 L. BOLTZMANN.
also identisch mit dem Probleme, Auflösungen der Gleichungen (2)
von der geschilderten Beschaffenheit zu finden. In der vorliegenden
Abhandlung wird nun eine einfache Methode gelehrt, nach welcher
dies bewerkstelligt werden kann und welche in der Einführung
von z und p als independenten Variabein beruht und gezeigt, dass
diese Methode sehr naturgemäss zu dem bekannten Jacob loschen
vollständigen Integrale der Gleichung (1) führt. Dieselbe Methode
wird dann auch auf partielle, nichtlineare Differenzialgleichungen
mit beliebig viel Independenten übertragen.
Wien. L. Boltzmann.
Ludwig Boltzmann: Bemerkungen über die Wärmeleitungen
von Gasen. (Wien. Sitz.-Ber. LXXn-(2) 458.)
Es wird gezeigt, dass man nach der Annahme, die innere Be-
wegung der Gasmoleküle trage gar nicht zur Wärmeleitung der
Gase bei, für deren Wärmeleitungsconstante Werthe erhält, die klei-
ner als die experimentell gefundenen sind. Macht man jedoch, wie
es Maxwell (phil. mag. 4. ser. vol. XXXV) thut, die Annahme,
dass beim Vorgange der Wärmeleitung in einem Gase sich die leb.
Kraft progressiver Bewegung, welche durch einen Querschnitt hin-
durchgeleitet wird, zur gesammten leb. Kraft, welche hindurch-
geleitet wird, verhält, wie die im Gase enthaltene leb. Kraft pro-
gressiver Bewegung zur gesammten darin enthaltenen leb. Kraft,
so bekommt man zu grosse Wärmeleitungsconstanten. Nimmt man
hingegen an, die innere Bewegung der Moleküle trage nur ^^ von
dem Betrage zur Wärmeleitung bei, den sie nach MaxwelTs An-
nahme dazu beitragen würde, so bekommt man für die Wärme-
leitungsconstante nicht bloss der Luft, sondern auch aller übrigen
Gase Werthe, welche gut mit den von Stefan, Kundt, Warburg
und Winkelmann experimentell gefundenen übereinstimmen.
Wien. L. Bcrltzmann.
L. BoLTZUANN. 165
Ludwig Boltzmann: Ueber das Würmegleiohgewioht von Ga-
sen, auf welche äussere Kräfte wirken. (Wien. Ber. LXXII
(2) 427.)
Die Formel, welche ich in der Abhandlung „Weitere Studien
über das Wärmegleichgewicht unter Gasmolekülen" Wien. Sitz.-Ber.
LXVI. für die Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Positionen,
Geschwindigkeiten und Geschwindigkeitsrichtungen der Atome eines
Gases (letzterer Begriff im Sinne der neuern Gastheorie) aufgestellt
habe, wandte ich schon dort auch auf ein Gas an, welches dem
Einflüsse der Schwere unterworfen ist. Ich habe jedoch ihren Be-
weis dort nur für den Fall durchgeführt, dass ausser den zwischen
den Atomen ein und desselben Moleküls und den zwischen den
Atomen zweier gefade zusammenstossender Moleküle wirksamen
Kräften keine anderen Kräfte auf die Gasatome wirksam sind. Wir
wollen solche andere Kräfte immer als „äussere Kräfte" bezeichnen.
Den ersten Beweis, dass dieses Wahrscheinlichkeitsgesetz den Be-
dingungen des Wärmegleichgewichts genügt, hat Burbury (Nature
Nr. 293, Bd. XII, 107) gegeben. In der Abhandlung, welche den
Gegenstand dieses Referates bildet, wird nur der Beweis geliefert,
dass es den Bedingungen des Wärmegleichgewichtes auch im Falle
des Vorhandenseins äusserer Kräfte nicht nur genügt, sondern dass
es auch das einzige Wahrscheinlichkeitsgesetz ist, welches diesen
Bedingungen genügt. Dieser Beweis wird ganz analog geführt, wie
er in der Eingangs citirten Abhandlung (Wien. Sitz.-Ber. LXVI)
im Falle des Mangels äusserer Kräfte geführt wurde. " Im Falle ein-
atomiger Gasmoleküle bezeichnet f{t, x, y, z, u, v, w) dx dy dz du dv dw
die Anzahl der Gasmoleküle, deren Coordinaten und Geschwindig-
keitscomponenten parallel den Coordinatenaxen zur Zeit t zwischen
den Grenzen
X und X -{- dx u und u -}- du
y und y -\- dy v und v '\- dv
z und z -^ dz w und w + dw
liegen. Diese Anzahl verändert sich während einer sehr kurzen
Zeit dt, theils vermöge der Wirksamkeit der innern und äussern
Kräfte, theils vermöge der Zusammenstösse der Moleküle, theils auch
vermöge des geradlinigen Fortfliegens derselben. Alle diese Ver-
änderungen werden nach den bekannten Methoden der mathemati-
schen Physik berechnet und daraus eine partielle Differenzialgleichung
166 ^- BOLTZMANN.
für die Function f{tj x, y^ z, w, v, w) gewonnen, in welcher jedoch
auch bestimmte diese Function enthaltende Integrale auftreten.
Die allgemeine Integration dieser partiellen Differenzialgleichung
unter beliebigexi Anfangsbedingungen (d. h. also für eine beliebige
anfängliche Vertheilung der Gasmoleküle in dem Gefösse, welches
das Gas enthält), gelingt zwar nicht, doch lässt sich aus derselben
der Beweis liefern, dass der Werth einer gewissen Grösse (der
Entropie) in Folge der Molekularbewegung nur abnehmen kann.
Der analytische Ausdruck für diese Grösse ist derselbe, wie im Falle
keiner äusseren Kräfte. Nachdem dies festgestellt ist, kann für
die Function f{oo, x, y, Zy u, v, w) d. h. für die nach langer Zeit
sich einstellende Zustandsvertheilung leicht eine Functionalgleichung
gewonnen werden, deren Auflösung dann die Wahrscheinlichkeit
der verschiedenen Positionen Geschwindigkeiten und Geschwindig-
keitsrichtungen der Atome im Zustande des Wärmegleichgewichtes
liefert. Was das Resultat anlangt, mag hier bemerkt werden,
dass als Geschwindigkeitsrichtung für jedes Atom jede Richtung im
Räume gleich wahrscheinlich erscheint, die mittlere lebendige Kraft
für jedes Atom gleich ist und auch das Verhältniss der Wahrschein-
lichkeit der verschiedenen leb. Kräfte zu der der mittleren durch
das Vorhandensein der äusseren Kräfte nicht verändert wird. Nur
die Dichte des Gases wird an verschiedenen Stellen verschieden sein.
Eine Unrichtigkeit bei Auflösung der Functionalgleichung (dass
h a priori unabhängig von xyz angenommen wird) kann leicht ver-
bessert werden. Dies, sowie die Auflösung der Functionalgleichung
im Falle strömender Bewegung des Gases werde ich in einer dem-
nächst zu erscheinenden Abhandlung behandeln. Daselbst werde
ich auch die Einwände Loschmidt's (Wien. Sitz.-Ber. LXXIII (2))
besprechen.
Meine Abhandlung enthält noch die Behandlung des analogen
Problems für Gase mit mehratomigen Molekülen und einen Anhang,
worin die Unmöglichkeit negativer innerer Arbeit nachgewiesen wird.
Wien. L. Boltzmann.
r
S. Günther.
167
S. Günther: Ueber aufsteigende Kettenbrüehe. (Zeitschr. f. Math,
u. Phys. 21. Band. S. 178—191.)
Nach einer kurzen historischen Einleitung wird zunächst für
den Zähler des aufsteigenden Kettenbruches
h + •
&i +
ctg
ein
das bestimmende System binomischer recurrirender Gleichungen auf-
gestellt; so findet sich
JPn =
6,-1
63
...0
1 ...0
«3 ...
&»_iO
6.
... ttn — l-
...0
-1
3^n == % 0^2 • • • ^n—l^n
Mit Hülfe dieser Formeln wird alsdann die Umwandlung eines auf-
steigenden Kettenbruches in einen absteigenden gelehrt, und von der
resultirenden Formel ein mehrfacher Gebrauch gemacht, indem er-
stens eine altemirende Reihe in einen Kettenbruch und ein solcher
von bestimmter Form in ein Aggregat umgesetzt wird. Hierauf wird
ein von F. Lucas ohne Beweis aufgestellter Satz verificirt und mit
Hülfe desselben eine ganze Zahl durch einen Kettenbruch von be-
liebiger Gliederzahl dargestellt. Weiterhin wird der aufsteigende
und im Anschluss an ihn auch der absteigende Kettenbruch von
eingliedriger Periode summirt und ein Theorem von Siacci be-
wiesen. Der letzte Paragraph verallgemeinert den von Seidel ein-
geföhrten Begriff der Aequivalenz unendlicher Gebilde; dieser Be-
griff * gestattet die Umformung einer convergirenden Potenzreihe in
einen aufsteigenden und dann sofort wieder in einen absteigenden
ebenfalls^ convergirenden Kettenbruch; aß Beispiele sind die hyper-
geometrische und die Sinusreihe gewählt, für welch' letztere nahezu
ohne alle Zwischenrechnung die elegante Beziehung
sinÄ: = a?ll! — (1!)V| (3! + ÜiC^) — (3!)V1(5! + 3!a^)
sich ergibt. Endlich wird noch eine Erweiterung des Aequivalenz-
begriffes angedeutet und durch das Beispiel zweier unendlich fort-
laufender Entwicklungen von der Beschaffenheit belegt, dass der nte
Näherungswerth der einen dem 2'*"~^ten der anderen jeweilig gleich ist.
München. S. Günther.
Twr
168 S. GÜNTHEB.
S* Günther: VenniBOhte Untersuchung«!! zur Geschichte der
mathematischen Wissenschaften. (Leipzig 1876. Verlag y. B.
6. Teubner.)
Da die sieben Kapitel, in welche dieses Werk zerfallt, sach-
lich nicht zusammenhängen, so geben wir ihre Analyse gesondei;!^:
Kap. I. Die geschichtliche Eniwickelung der Lehre von den
Sternpolygonen und Stempolyedern in der Neuzeit Es wird zunächst
des Zusammenhanges wegen ein kurzes Resume über diejenigen
Resultate geliefert, welche sich dem Verf. bei einer (im 6. Jahrg.
des Bulletino Boncompagni abgedruckten) Untersuchung über die
Entwickelung des nämlichen Gegenstandes im Alterthum und
Mittelalter ergeben hatten; diese Resultate lassen sich (S. 4) in
folgende beide Sätze zusammendrängen: 1. „Man kannte um 1500
von Sternfiguren das sternförmige Fünfeck, die beiden Siebenecke,
das Achteck und Neuneck, während zugleich unrichtigerweise auch
ein Sternsechseck aufgezählt wurde, dem jedoch, aus zwei getrenn-
ten gleichseitigen Dreiecken bestehend, gerade die charakteristische
Eigenschaft der Stempolygone, sich in einem Zuge beschreiben zu
lassen, abging". 2. „Man hatte angefangen, allgemeine Unter-
suchujigen über die Winkelsumme der Stempolygone anzustellen,
und besass eine inductive Kenntniss der wichtigen Thatsache, dass
in jedem Stempolygon der höchsten Art diese Summe den con-
stanten Werth 180® behauptet, ungerade Eckenzahl vorausgesetzt.*'
Im Anschluss hieran werden die noch ziemlich unvollkommenen.
Darstellungen des Gegenstandes bei Lucas de Burgo, Bouvelles,
Reysch, Barbaro, Peletier und Clavius besprochen, bis dann
bei Petrus Ramus erstmalig die Auffassung des Pentagramms als
eines Sternvielecks hervortritt. Nachdem in einem Schaltparagraph
die mystischen Spielereien eines Paracelsus, Aisted und Kircher
kurz berührt sind, lernen wir in Albert Girard einen genialen
Geometer kennen, der zuerst zur Concipirung des allgemeinen Viel-
ecksbegriflfes durchgedrungen ist, während auf der anderen Seite
Broscius noch in den antiken Anschauungen sich befangen zeigt,
dabei aber doch die metrischen Relationen der Theorie beträchtlich
erweitert. Die nächsten 5 Paragraphen beschäftigen sich aus-
schliesslich mit Kepler. Nachdem auf eine bislang in dieser Hin-
sicht unbeachtet gebliebene Stelle im „Mysterium cosmographi-
cum" aufmerksam gemacht worden, beschäftigt sich die Darstel-
lung ausführlich mit Kepler's schönen Arbeiten über Winkelthei-
lung, welche ihn zu einer eingehenden analytischen und geometrischen
S. Günther, 169
Discussion aller Sternvielecke der ersten 15 Ordnungen veranlassten.
Auch die eigenthümliche astrologische Deutung, welche der grosse
Mann diesen Gebilden unterlegte, findet hier ihre Stelle; alsdann
wird gezeigt, dass zwei Stempolyeder — nach der Wienerischen
Terminologie das zwj3lfeckige und zwanzigeckige Stemzwölfflach
— von Kepler aufgefunden und in ihrer wahren Natur erkannt
worden sind; ein anderes, das sterneckige Zwölfflach, hatte schon
ein Jahrhundert früher der Künstler Jamnitzer bemerkt. — Von
Kepler springt die Erzählung mit Uebergehung eines Zeitraumes
von 100 Jahren zu der schönen Abhandlung Meister 's über, in
welcher sich zuerst eine geschlossene auf kinematischer Basis auf-
gebaute Theorie der irregulären Vielecke im allgemeinsten Sinne
des Wortes vorgetragen findet; an seine Neuerung knüpföti gewisse
Bemerkungen von L'huilier, Gauss und Möbius an, um als-
dann den durch Poinsot eingeleiteten gewaltigen Fortschritt richtig
zu würdigen, wird eine kurze üebersicht über die Entwicklung
der Stereometrie eingeschaltet, die natürlich durch zwei Marksteine,
das durch Maurolycus zuerst erkannte und von Meister fort-
gebildete duale Princip * und den Descartes-Euler'schen Satz,
charakterisirt ist Es folgt Poinsot, dessen zahlentheoretischer
Erfindungsgang genau gekennzeichnet wird, während bei der Bil-
dung der vier regelmässigen Polyeder von Sternform auch geo-
metrische Betrachtungen nicht entbehrt werden konnten. Die Frage,
ob ausser den vier von ihm entdeckten noch andere reguläre Stem-
vielflache existirten, ward von Poinsot unbeantwortet gelassen,
von Cauchy aber aufs Einfachste im verneinenden Sinne erledigt.
Eine isolirte Stellung nehmen die im Folgenden charakterisirten
Leistungen dreier deutscher Mathematiker ein: Krause entwickelt
eine kurze phoronomische. Theorie der Sternpolygone als Theil
seines geometrischen Hauptwerkes, E. Schröder sucht, gestützt
auf das später sogenannte „Gesetz der Permanenz", die Lehre von
den Stern Vielecken in wesentlich neuer Art zu formuliren, und
Jacobi gibt seine elegante Vorschrift zur Inhaltsbestimmung solcher
Gebilde, die später von Hermes vervollkommnet wird. Während
dann Bertrand den erwähnten Cauchy'schen Beweis durch einen
übersichtlicheren ersetzt und Cayley die von Poinsot angedeutete
Ausdehnung des Euler'schen Theoremes rectificirt, erscheint 1864
das zusammenfassende Werk Wiener's „üeber Vielecke und Viel-
flache". Im Hinblick auf den durch diese Schrift markirten vor-
läufigen Abschluss fasst sich die fernere Darstellung kurz. Die Regeln von
170 S. Günther.
Möbius zur Inhaltsbestimmung wie immer gestalteter Polygone und
Polyeder werden ausführlich die planimetrischen Untersuchungen von
Keinen, Druckenmüller, Unf erdinger, Steinhauser, Muir und
Pagni nur kurz erörtert; der letzte Paragraph beschäftigt sich mit den
vielversprechenden Aussichten, welche durch die neuesten Arbeiten von
He s sei und Hess über gleicheckige und gieichkantige Polygone,
gleicheckige und gleichflächige Polyeder der allgemeinen Theorie
der sternförmigen Gebilde eröflEhet zu werden scheinen.
Dem Kapitel sind 6 Noten angehängt. Die erste gibt eine
kurze Biographie des wackeren und viel zu wenig bekannten pol-
nischen Geometers Brocki (Broscius), die zweite registrirt einige
Fälle, in denen Sternvielflache „unbewusst" schon früher auftraten,
die dritte* handelt von einigen unvollkommenen älteren Methoden
zur Inhaltsbestimmung der Sternvielecke. Während dann in der
vierten und fünften bezüglich eine Anwendung dieser Gebilde in
der „natürlichen Magie" und in der theoretischen Mechanik ge-
schildert wird, finden in der letzten Gauss' pentagramma mysticum
und die schöne Auflösungsmethode einer cubischen Gleichung ihren
Platz, welche Clebsch im 4. Bande der „Mathem. Annalen" auf
das gewöhnliche Pentalpha gegründet hat.
Kap. IL Die Lehre von den aufsteigenden Kettenbrüchen in ihrer
geschichtlichen Entimckelung, Ein historischer Abriss des Auftretens
der Reihe
"^ ! (n = 1, 2 ... . oo) .
Das erste Auftreten dieser analytischen Form wird bei den He-
bräern und Griechen, in gewissem Sinne auch schon bei den Aegyp-
tern, signalisirt, indem nämlich all diesen Völkerschaften das Be-
streben gemeinsam ist, complicirtere Brüche durch Zerlegung in
Einheitsbrüche zu vermeiden. Nicht minder lässt sich die Mi-
nutienrechnung der Römer als Rechnung mit aufsteigenden Ketten-
brüchen betrachten; aus Julius Frontinus und Victorius, welch
letzterer
('t)
1 +-
setzt, werden einige charakteristische Beispiele angeführt. Hierauf
tritt die Darstellung in die Discussion des speciellen Falles eines
Constanten a ein, indem die beiden geschichtlichen Werthe a = 60
und a = 10 gesondert gefolgt werden. Es wird gezeigt, wi.e die
S. Günther. 171
aller Wahrscheinlichkeit nach von den Chaldäern stammenden sechzig-
theiligen Brüche die Grundlage des astronomischen Calculs -der
Griechen bildeten, wobei der hierauf bezüglichen Arbeiten von
Theon, Barlaam und Maximus Planudes ausführlich gedacht
wird. Der allgemeinste Fall der aufsteigenden Kettenbrüche tritt
uns in der „Denominationsmethode" des Arabers AI Kalsadi und
bereits in einem hohen Grade der Ausbildung bei Leonardo Fi-
bonacci entgegen, um dann freilich für 5 Jahrhunderte fast ganz
zu verschwinden. Es wendet sich desshalb die Darstellung nun-
mehr zur Entstehungsgeschichte der Decimalbrüche, welche zuerst
bei Johannes Hispalensis auftreten und durch den Einfluss des
Dioskurenpaares Peurbach-Regiomontan wenigstens auf trigono-
metrischem Gebiete die Alleinherrschaft erringen. Auf algebraischem
gelangen sie zuerst bei Card an zum Durchbruch, an dem sich
dann Buckley, Stevin und Recorde anschliessen. Mit der durch
Kepler zum wissenschaftlichen Gemeingute erhobenen abgekürzten
Multiplication und Division verlässt die Schilderung dieses Special-
kapitel, um sich nach einer kurzen Erwähnung der sogenannten
„wälschen Praktik" den bahnbrechenden* Arbeiten von Lagrange
und Lambert zuzuwenden. .Dieselben scheinen bislang dem mathe-
matischen Publikum gänzlich unbekannt geblieben zu sein, obschon
sie das höchste Intereses zu erregen geeignet scheinen. Lagrange
entwickelt nämlich eine vollständige Theorie der aufsteigenden
Kettenbrüche, in der sich u. a. bereits die Umwandlung solcher
Formen in gewöhnliche Kettenbrüche, Wenn schon noch nicht in
expliciter Gestalt, vorfindet, Lambert dagegen fasst den Gegen-
stand mehr von der praktischen Seite auf, bemerkt aber dabei doch
den theoretisch wichtigen Umstand, dass ein Bruch nur auf eine
Wei»e in einen absteigenden Kettenbruch von reducirter Form,
wohl aber auf unendlich viele Arten in solche aufsteigende Ketten-
brüche transformirt werden kann. Besprochen werden weiter die
Leistungen von Druckenmüller, Heiss, Matthiessen; als ge-
schlossenen Wissenszweig behandeln unser Thema Kunze und
Lemkes; den von Lagrange angedeuteten Fundamentalsatz stellt
Schlömilch in entwickelter Gestalt hin. Das Kapitel schliesst mit
der independenten Determinanten-Darstellung der Näherungswerthe
eines aufsteigenden Kettenbruches.
Note 1 handelt von Leonardo's Verfahren, Brüche in Aggre-
gate von Stammbrüchen umzusetzen, Note 2 von einer sonderbaren
Bezeichnungsweise Michael StifeFs, Note 3 von dem Abriss der
172 S. Günther.
römischen Bruchrechnung, welchen der Augsburger Arzt und Mathe-
matiker Henisch noch im Jahre 1606 zu liefern für nöthig fand.
In Note 4 wird die im Texte vorgetragene Thatsache, der zufolge
Praetorius der eigentliche Erfinder der abgekürzten Decimalbruch-
rechnung gewesen sein soll, dahin corrigirt, dass mit Hinweis auf
neuere erst während de» Druckes bekannt gewordene Forschungen
Rudolph Wolfs die Priorität für Bürgi in Anspruch genommen
wird. Note 5 endlich gibt einige genauere Nachweisungen betreffs
der wälschen Praktik und Note 6 eine gedrängte Analyse des für
die Zahlentheorie hochwichtigen Werkes von Druckenmüller über
„Kettenreihen".
Kap. III. Das Newton'sche Parallelogramm und die Cramer-
Piiiseux'sche Begeh Hin Beitrag zur Geschichte der Fundiom-
tlieorie. Das kräftige mechanische Hülfsmittel, welches Newton
in seinem „Methodus fluxionum et serierum infinitarum' zur Reihen-
entwickelung impliciter Functionen angegeben hatte, war erst durch
eine gelegentliche Bemerkung von Clebsch aus langer Vergessen-
heit hervorgezogen worden. Hier wird nun zuerst an einer Reihe
von Beispielen gezeigt, wie Newton aus einer gegebenen algebrai-
schen Gleichung zwischen x und y die eine unbekannte nach (ganzen
oder gebrochenen) Potenzen der andern entwickeln lehrte. Sein
Verfahren ward von Colson, S'Gravesande und Stirling auf-
genommen, jedoch nicht eben wesentlich gefördert; in Deutschland
fand es zuerst geringen Anklang. Erst Kästner brachte dasselbe
durch seine sehr ausführliche Behandlung in Aufnahme; ihm zu-
folge schreibt man die verschiedenen in der Gleichung f{x, y) =
auftretenden Potenzen der Unbekannten in der hier angedeuteten
Weise •
oc^ o(?y^ oi?y^ oi?y^ ... *•
ix? o(?y^ a?y^ x^y^ . . .
x^ x^y^ x^y^ x^y^ . . .
^O^yO yl y2 y3 _
und verfahrt dann weiter nach einem Satze, welchem wir (S. 147)
nachstehende Fassung ertheilt haben: „Man wähle den auf der
Ordinatenaxe dem Anfangspunkte zunächst liegenden Punkt zum
Drehpunkte eines Lineales. Dann bewege man das Lineal so lange
der Richtung des Uhrzeigers entgegen, bis er einen (oder mehrere)
markirte Punkte trifft. Den entferntesten derselben mache man
zum neuen Drehpunkt und fahre mit dieser Operation so lange fort.
S. GÜNTHEB. 173
bis man den am weitesten von der Ordinatenaxe entfernten Punkt
triflPt. Alle so erreichten Zahlenwerthe setze man einander gleich;
jede der Gleichungen liefert einen brauchbaren Werth von m — y
provisorisch gleich aop^ gesetzt — , wofern die Reihe aufsteigen soll.
Für absteigende Reihen verfahre man ebenso, indem nur der Dreh-
sinn der entgegengesetzte wird; der Schlusspunkt der Drehung muss
mit dem vorigen zusammenfallen, und es erscheinen so sämmtliche
markirte Punkte durch ein geschlossenes Polygon von den übrigen
abgeschieden." Bei der weiteren Erörterung werden auch die Com-
mentare von Pfeiffer und Holland sowie auch im Anschluss an
das Compendium von Hausen die Lehre von der allgemeinen
Reihen-Reversion beigezogen. Zu derselben Zeit resp. etwas früher
beschäftigten sich auch de Gua und Cr am er mit diesen Fragen;
aus dem grossen Werke des letzteren wird ein ausführlicher Auszug
gegeben. Crabier wendet anstatt des Rechteckes ein dreieckiges
Schema, das „triangle arithmetique" an und schreibt also:
y^ xy^ oi?y a?
y^ xy x^
^y X
1.
Dabei erreicht er ersichtlich den Vortheil, dass sämmtliche Glieder
ein und derselben Horizontalen die gleiche Dimension besitzen. Im
steten Anschluss an das Original wird nun gezeigt, wie Gramer
mit Hülfe seines instrumentalen Verfahrens zwei der wichtigsten
Probleme der Curvenlehre auflöst: Die Entscheidung des Charakters
(ob parabolisch oder hyperbolisch etc.) der verschiedenen Curven-
zweige einer- und die Feststellung von Kriterien für die merk-
würdigen Curvenpunkte andererseits. Diese Methode Cramer's nahm
genau ein Jahrhundert später Puiseux aus einem anscheinend ganz
verschiedenen Gesichtspunkte wieder auf, indem er eine wichtige
Frage der Functionenlehre behandelte. Die Gleichung f(Uy 0)^=0
führt er durch eine^ Substitution auf die Form
f{b + ß, u + a)^ AßP + EBß^ar =
über und sucht nun in dieser Gleichung die Glieder niedrigster
Dimension zu separiren, was denn auch mit Hülfe des Newton -
Cr am er 'sehen Verfahrens leicht gelingt. Nachdem noch kurz von
der ablehnenden Haltung Lagrange's gegen jene Methode die Rede
gewesen, wird mit weniger Worten des 'in neuester Zeit sich an-
bahnenden Verschmelzungsprocesses zwischen Curventheorie und
174 S. Günther.
Functionenlehre im Biemann'achen Sinne Erwähnung gethan. Ein
Schlussparagraph gibt von den nur in sehr geringer Anzahl vor-
handenen literarischen Hülfsmitteln Rechenschaft, welche bei Aus-
arbeitung des Kapitels zur Disposition standen.
In zwei sich anschliessenden Noten wird zuerst der höchst
originellen Anwendui^ gedacht, welche in Taylor 's „Methodus in-
crementorum" von der New tonischen Regel auf die Behandlung
totaler Diflferenzialgleichungen gemacht wird; an zweiter Stelle fin-
det man eine Ehrenrettung Kästner^s gegen die nicht immer ge-
rechtfertigten Angriffe neuerer Mathematiker, — voran Hermann
HankeTs.
Kap. IV. HistoriscJie Stadien über die magischen Qticcdrate, Diese
Studien beginnen mit der durch La Loubere's Vermittelung, dem
Occidente zugekommenen indischen Methode zur Bildung der magi-
schen Quadrate von ungerader Zellenzahl, deren angebliches hohes
Alter allerdings durch keine triftigen Gründe bekräftigt wird. Die
Methode wird beschrieben und ein Beweis dazu gegeben. Alsdann
folgen die Araber, über deren desfallsige Bemühungen uns Ibn
Khaldoun und die Schriften der „Ig^uteren Brüder" einige freilich
dem Mathematiker wenig genügende Nachweisungen aufbewahrt
haben. In ein eigentlich wissenschaftliches Geleise tritt diese Dis-
ciplin erst mit der Specialabhandlung des — vermuthlich dem Be-
ginne des 15. Säculums angehörigen — Byzantiners Manuel Mosch o-
pulos; diese Abhandlung wird wörtlich abgedruckt. In derselben
finden sich zwei Vorschriften für die Quadrate von (2n -f- 1)* und
zwei andere für diejenigen von (4w)^ Zellen; diese 4 Regeln werden
discutirt und mit Beweisen versehen, welche auch zur Constatirung
einiger nicht uninteressanter algebi:3,ischer Relationen führen. Im
Abendland lässt sfch ein — noch dazu ganz unvollständiges —
Zauberquadrat erst 1515 in einem venetianischen Rechenbuche nach-
weisen, wenn man nicht das wahrscheinlich noch um ein Jahr früher
enstandene Quadrat von 16 Zellen auf Dürer 's bekanntem Stiche
„die Melancholie'^ ausnimmt. Als astirologische Spielerei fassen diese
Zahlenschemate Paracelsus und Agrippa v. Nettesheim, als
arithmetisches Problem dagegen Adam Riese auf. -Eine durchweg
neue Bearbeitung fand hingegen unser Problem bei dem auch sonst
hochberühmten Arithmetiker Michael Stifel, der den allmälichen
Aufbau der magischen Quadrate von aussen her (durch sogenannte
Umläufe) lehrte; da derselbe nach der Weise seiner Zeit die ge-
gebenen Vorschriften weder allgemein fasst, noch auch beweist, so
S. Günther. 175
inusste ein eingehender Excurs über die Richtigkeit derselben wie
auch über ihren eventuellen Ursprung, eingeschoben werden. Ebenso
findet sich bei Stifel zuerst eine Ausdehnung, insofern nämlich
Quadrate gebildet werden^ bei welchen alle derselben Reihe ange-
hörigen Zahlen ein constantes Product ergeben. Die an* Stifel sich
anschliessenden Namen, Spinola, Henisch^ Lochner^ Faulhaber,
Remmelin sind mit Ausnahme des letztgenannten^ dessen Träger
die magischen Quadrate mit den Polygonalzahlen in Verbindung ge-
setzt zu haben scheint, ziemlich bedeutungslos. Dagegen tritt uns
jetzt eine Reihe französischer Mathematiker entgegen, von denen
jeder einzelne die in Rede stehende Lehre, sei es nach Form oder
Inhalt, beträchtlich gefördert hat. Bachet de Meziriac verwan-
delt' eine Regel des Moschopulos in die (in einem der vorstehen-
den Referate geschilderte) Terrassenmethode, Frenicle zieht den
jener Methode zu Grunde liegenden weit allgemeineren Grundsatz
ans Licht — dass man es nämlich nicht sowohl mit einem magi-
schen Quadrate als vielmehr eigentlich mit einer magischen Eugel
zu thun habe — imd entwickelt neue elegante Regeln für gerad-
zellige Quadrate, De la Hire und Sauveur lehren jedes Zauber-
quadrat allgemein bilden. Um nämlich ein Quadrat von v? Zellen
zu erhalten, construiren sie zwei Quadrate der Art, dass in keiner
Reihe jedes einzelnen die nämliche Zahl mehr als einmal vorkommt,
in das erstere dagegen nur die Zahlen bis n; in das zweite blos
die Zahlen 1 . n, 2.n, ...n.n eingehen; haben dann homologe
Zellen resp. die Zahlen 'p und ^, so hat die entsprechende Zelle
des Hauptquaolrates durch die Zahl (jp + q) ausgefüllt zu werden.
Auch berichtigt De la Hire einen Irrthum Poignard's. Es folgt
weiter d'Ons-en-Bray, der aus einem vorliegenden magischen
Quadrate durch „Ränderung^^ ein neues herstellen lehrt, und Rallier
des Ourmes, der in ausführlicher und höchst eleganter Weise ein
Resume über alle bis zu seiner Zeit bekannt gewordenen Leistungen
gibt. — Diesen Koryphäen Frankreichs stehen in Deutschland nur
Kochanski's „Erfindung^' sogenannter Subtractionsquadrate und
die gelegentlichen Bemerkungen v. Claussberg's gleichzeitig gegen-
über; in den sechziger Jahren erscheint dann freilich Leonhard
Euler 's grosse — leider geradezu unbekannt gebliebene — Ab-
handlung, welche allerdings über ihren eigentlichen Vorwurf sehr
bald hinausgeht und desshalb hier verhältnissmässig kurz bedacht
werden musste. Nachdem weiter von Franclin's Construction.(4w)^-
zelliger Quadrate und seinen magischen Kreisen wie von den fluch-
176 S. Günther.
tigen Andeutungen Vieth's und Lorenz's die Rede gewesen, findet
die Erzählung in Mollweide 's compendiöser „Dissertatio de quadratis
magicis^^ ihren Uebergangspunkt zur neuesten Zeit. Der praktischen
Bücher von Hohndell und Zuckermandel wird nur kurz, der
grösseren Schrift von Hügel und der Aufsätze von Drach, Homer
und Thomschon ausführlicher gedacht, obgleich diese letzteren
eigentlich nur Fortführungen des Sauveur 'sehen Grundgedankens
darbieten. Eine Analyse des interessanten Programms von v. Pessl,
in welchem zur Vermeidung naheliegender Inconsequenzen dem magi-
schen Quadrate der magische Cy linder substituirt wird, beschliesst
das Kapitel, welchem sich 6 Noten anreihen.
Note 1 bespricht eine vermuthlich auf magische Quadrate hin-
deutende Schachaufgabe aus einem arabischen Autor, Note 2 sucht
die Lebenszeit des Moschopulos zu fixiren, Note 3 gibt die kriti-
schen Nachweisungen zu dem in der Arbeit abgedruckten Texte
jenes Schriftstellers, Note 4 erwähnt einiger magischer und numis-
matischer Anwendungen der Zauberquadrate, Note 5 weist die von
Einzelnen hervorgehobene Aehnlichkeit zwischen dem den magischen
Quadraten zu Grunde liegenden algebraischen Probleme und den
Euler'schen Sätzen über die 9 Richtungscosinus als nicht bestehend
zurück. Note 6 endlich bespricht die mit Erfolg gekrönten Be-
mühungen von Wenzelides, magische und zugleich symmetriscbe
Rösselsprünge anzufertigen, und erörtert die Frage, ob und wie
man eventuell rein theoretisch diese Aufgabe in Angriff nehmen
könne.
Kap. V. Skizzen atis der Logarithmotechnie des si^zeknten und
achtzehnten Jahrhunderts, Es wird hier zunächst Klage darüber er-
hoben, dass die unrichtige Behauptung von einer Identität der
Napier'schen und der sogenannten natürlichen Logarithmen selbst
bei Leuten, wo man dergleichen nicht erwarten sollte, wie Mon-
tucla, Morgan, Hoefer sich vorfindet und überhaupt immer wie-
der auftaucht. So hat z. B. ganz kürzlich Dubois einer die Sache
ganz correct behandelnden Untersuchung Wackerbarth's den un-
gerechtfertigsten Widerspruch gegenüber gestellt. Hier wird nun
gezeigt, wie schon lange Zeit vor Wackerbarth jene Frage zum
Austrag kam; Kästner und Karsten disputirten über dieselbe,
Gehler schrieb eine eigene Schrift darüber, Biot, an den sich
Bernhard anschloss, stellte den Streitpunkt ausser allen Zweifel. —
Weiterhin wird die schöne Methode besprochen, welche der Berliner
Astronom Jean Bernoulli zur Bestimmung der sogenannten Pro-
S. Günther. 177
portionaltheile in Vorschlag brachte, und welche auf einer für jene
Epoche höchst bemerkenswerthen Ausnützung der Kettenbrüche be-
ruhte. — Drittens : Eine kurze Geschichte derjenigen Versuche,
welche schon vor Gauss den schwachen Punkt der logarithmischen
Rechnung — Unanwendbarkeit bei Additionen und Subtraktionen —
zu beseitigen bestimmt waren. Nachdem von den desfallsigen Be-
mühungen Leonelli's und A. v. Humboldt 's gesprochen ist, ver-
weilt die Darstellung ausführlicher bei den anscheinend ganz in
Vergessenheit gerathenen goniometrischen Methoden von Musche-
lius V. Moschau, Christian Wolf und Delambre, deren Werth
sowohl gegenseitig als auch in ihrem Verhältniss zu der Neuerung ^
der Gauss 'sehen Logarithmen abgewogen wird.
Note 1 behandelt die Manier Biots, durch Reihenentwicklung
zu Napier's Endformel zu gelangen, Note 2 bespricht Ludlam's
Verwendung der Eu 1er 'sehen Kettenbruch- Algorithmen zu optischen
Zwecken, Note 3 einige geometrische Versuche des obengenannten
schlesischen Mathematikers Muschel, Note 4 erwähnt eines Ver-
suches des Erlanger Professors Poezinger, aus den Logarithmen
♦von {x + 1) denjenigen von x selbst zu finden.
Kap. VL Zur Gescldchte der jüdischen Astronomie im Mittel-
alter, Vorliegendes Kapitel ist im wesentlichen eine Widerlegung
eines Ausspruches von C. v. Littrow. Derselbe hatte nämlich in
seinem Schriftchen „üeber das Zurückbleiben der Alten in den
Naturwissenschaften" von einer „Formel" gesprochen, welche der
jüdische Polyhistor Maimonides für das den Monatsanfang rituell
bedingende Erscheinen der Mondessichel vorgetragen haben soll — ein
Factum, das, wenn richtig, für die Geschichte der mittelalterlichen
Mathematik selbstverständlich von der hö(^hsten Bedeutung sein
würde. Um einen Einblick in die Verhältnisse zu erhalten, bedarf
es natürlich genauer Kenntniss der hebräischen Chronologie, welche
denn auch in der That durch eine unlängst erschienene Monojgraphie
von Schwarz in bequemer Weise vermittelt wird. Ehe jedoch die
fernere Darstellung auf diese sich stützen darf, müssen einige von
bedeutenden Fachmännern — Slonimski und Steinschneider —
gegen dieselbe geltend gemachte Bedenken gewürdigt werden. Ob-
gleich an eine sachgemässe Kritik solch' penibler Detailfragen nicht
gedacht werden kann, ergibt sich doch die Gewissheit, dass zu dem
hier angestrebten Zwecke unbedenklich auf das Schwarz'sche Werk
zurückgegriflPen werden dürfe. An der Hand desselben wie auch
anderer Quellen wird dann jene Meinung Littrow's als eine völlig
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 12
178 S. GÜNTHEB.
haltlose erkannt; es liegt derselben eine Verwechselung zweier den
jüdischen Astronomen eigenthümlicher unter sich aber total ver-
schiedener Verfahrungsweisen zu Grunde.
£ine Note beschäftigt sich mit einem neuen Angriffe gegen
Schwarz, der jedoch viel zu wenig sachlich erscheint, um ernst-
haftere Erwägung nothwendig zu machen.
Kap. VII. Qmllenmässige Darstellung der Erfindungsgeschichte
der Pendeluhr Im auf Huyghens. So oft auch schon die Frage nach
dem eigentlichen Erfinder dieses hochwichtigen Instrumentes venti-
lirt worden, so hat man es doch durchweg versäumt, eine unend-
* lieh fleissige Quellenarbeit des bekannten holländischen Mathematikers
van Swinden gebührend zu berücksichtigen. Dies wird hier,
natürlich unter steter* Beiziehung neuerer Untersuchungen, nach-
geholt. Es zeigt sich, dass von den Prioritätsansprüchen der Eng-
länder Harris und Hooke wie auch des Italieners Sanctorius
nicht wohl im Ernste gesprochen werden kann, dass vielmehr ausser
Huyghens nur folgende drei Candidaten in Frage kommen können:
Galilei, Jobst Bürgi, Johann Hevelius. Mit Bezugnahme auf
den Briefwechsel des Ersteren wird nun gezeigt, dass er allerdings
ein — noch heutzutage in Florenz befindliches — Modell angefertigt
habe oder, was wahrscheinlicher ist, durch seinen Sohn Vincenz
habe anfertigen lassen, bei dem jedoch nur die üebertragung der
Bewegung auf ein Zeigerwerk von der Maschine selbst besorgt wurde,
während das Pendel durch menschliche Beihülfe in Bewegung er-
halten werden musste. Dass Galilei trot^ allen Nachsinnens mit
einer Beseitigung dieses letztgenannten Uebelstandes nicht mehr zu
Stande gekommen sei, erscheint sicher, —r Von Bürgi hatte es in
letzter Zeit R. Wolf sehr wahrscheinlich gemacht, dass ihm die
Verfertigung einer wirklichen Pendeluhr gelungen sei, wobei er sich
auf ein der Wiener Schatzkamiüer angehöriges und muthmasslich
von dem Hofmechaniker Rudolph 's IL herrührendes Exemplar eines
solchen Zeitmessers berufen konnte. Allein die von van Swinden
diplomatisch erhärtete Thatsache, dass man am Ende des siebzehnten
Jahrhunderts mit Vorliebe aus älteren Uhren die Unruhe entfernt
und ohne sonst etwas zu verändern statt ihrer ein Pendel eingehängt
habe, macht Wolf 's an sich höchst plausibel erscheinende Deduction
illusorisch. — Was schliesslich Hevel anlangt, so unterliegt es
kaum einem Zweifel, dass er die von allen praktischen Astronomen
seiner Zeit geübte primitive Methode der Zeitbestimmung durch eine
automatisch arbeitende Pendeluhr zu verbessern sich bestrebte und
S. Günther. — R. Wolf. 179
Zu der Zeit, als Huyghens ihm den glücklichen Erfolg seiner Mühe
brieflich mittheilte, bereits zu* einer partiellen Realisirung seiner
Idee durchgedrungen war. Einejeigentliche Pendeluhr hat aber auch
er nicht erfunden, und es bleibt so Huyghens der hohe Ruhm
seiner genialen Neuerung ohne jede Einschränkung erhalten.
Note 1 bespricht die Beziehung der Pendeluhren zu dem so-
genannten „Uhrengleichniss" Note 2 gibt eine Bemerkung Nelli's
über Sanctorius. In der dritten Note wird nach den Aufklärungen
von Reusch gezeigt, wie nicht sowohl Gründe wissenschaftlicher
Natur als vielmehr die verdächtige Haltung des Vatikans dem Brief-
wechsel Galilei's mit Holland so rasch eine Grenze setzten. Note
4 handelt von den oben namhaft gemachten Pendelbeobachtungen
der Astronomen, Note 5 gibt einen Auszug aus einer jüngst publi-
cirten und für die Geschichte der Pendeluhr bedeutsamen Studie
von Studnicka über den böhmischen Mechaniker Marek. In Note
6 endlich wird nachgewiesen, dass die Hypothese Veladini's, wie
Galilei doch noch an seinem Modell eine Hemmungsvorrichtung
angebracht habe, an sich zwar sehr geistreich sei, dem geschicht-
lichen Sachverhalte aber keineswegs entspreche.
München. S. Günther.
Budolf Wolf: Astronomische Mittheüungen Nr. 1—40. (Viertel-
jahrsschriffc der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 1866 — 1876.)
Beim Abschlüsse der vierten Decade meiner „Astronomischen
Mittheilungen" dürfte es eine gewisse Berechtigung haben, einen
kurzen Rückblick auf Entstehung und Inhalt derselben zu werfen.
— Die erste Veranlassung zu dieser, nunmehr bald« volle 100
Octavbogen füllenden Publication war folgende: Als ich 1852 in
den Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Bern die
Abhandlung „Neue Untersuchungen über die Periode der Sonnen-
flecken und ihre Bedeutung" veröffentlicht, und darin den Nachweis
geleistet hatte, dass die von Schwabe aus seinen Beobachtungen
wahrscheinlich gemachte Periodicität in der Häufigkeit der Sonnen-
flecken wirklich bestehe,* ja' sich rückwärts bis auf die Zeit der
Entdeckung der Sonnenflecken verfolgen lasse, — dass die Sonnen-
fleckencurve jederzeit mit der Curve der magnetischen Declinations-
Variationen parallel gelaufen sei, — dass die gemeinschaftliche mitt-
12*
180 R. Wolf.
lere Länge der beiden Perioden aber nicht nur, wie Schwabe,
Sabine und Lamont gemeint hatten, etwas mehr als 10 Jahre,
sondern volle 11 y^ Jahre betrage, — dass die Sonne zu den
veränderlichen Sternen zu gehören scheine, — dass die Pleckenmaxima
auf Jahre häufiger Nordlichter und Erdbeben fallen dürften, — und
dergleichen, so wurden die Resultate meiner Untersuchungen vieler-
orts noch mit einem gewissen Misstrauen aufgenommen. Dies war
der nächste Grund, dass ich mich 1856 bei üebernahme der Re-
daction der Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in
Zürich alsbald entschloss in einer Reihe von Artikeln theils die
seitherigen Beobachtungen und Untersuchungen zu.publiciren, theils
namentlich auch die von mir bereits benutzten oder noch weiter
erhältlichen Materialien aus älterer Zeit als eine Art Sonnenflecken-
Literatur öflPentlich vorzutragen. Als sodann später die eidgenössi-
sche Sternwarte gebaut und wenigstens soweit ausgerüstet wurde,
dass auch andere Beobachtungen und Untersuchungen von wissen-
schaftlichem Werthe gemacht werden konnten, — als es mir gelang
eine kleine historische Sammlung auf derselben anzulegen, — als
mir einige CoUegen und frühere Schüler in freundlicher Weise ver-
wandte Arbeiten zur Publication übergaben, — als ich zu verschie-
denen Vorträgen und historischen Arbeiten Veranlassung erhielt,
die sich ebenfalls zur Aufnahme zu eignen schienen, — etc., er-
weiterte sich nach und nach das Gebiet meiner Mittheilungen, wenn
auch der ursprüngliche Gegenstand immer noch dominirte. — Um
nun auf den Inhalt dieser Mittheilungen einzutreten, so ist zunächst
zu erwähnen, dass sie meine täglichen Zählungen der Sonnenflecken
für die Jahre 1849 — 1875 geben, jeweilen für trübe Tage aus den
Beobachtungsregistem der Herren Schwabe in Dessau, Weber in
Peckeloh, Schmidt in Athen, etc., möglichst ergänzt, — früher je
zwei Zahleji g und f, von denen die erste je die Anzahl der an dem
betiieflPenden Tage sichtbaren Gruppen, die zweite aber die Anzahl
der in diesen Gruppen auftretenden Flecken und Punkte gab, —
später ausserdem noch die aus ihnen nach der Formel
r = Tc{g + lO,f)
berechneten sog. Relativzahlen, wo Tc ein correspondirenden Be-
obachtungen entnommener, von Beobachter und Instrument ab-
hängiger, für mich bei einem Vierfüsser «ait 64 f acher Vergrösserung
der Einheit gleicher Erfahrungsfactor ist, — sowie die Monats- und
Jahresmittel dieser Relativzahlen. — Im Fernern geben die Mit-
theilungen in Verbindung mit der bis jetzt 343 Nummern zählen-
R. Wolf.
181
den Sonnenfleckenliteratur nicht nur die Belege für die oben er-
wähnten Aufzählungen, sondern auch eine üebersicht aller mir zu-
gänglichen älteren Beobachtungen der Sonnenflecken, — darunter
viele Reihen früher nicht publicirter Aufzeichnungen, von welch
letztern hier namentlich die Serien
Harriot. .•
Kirch . .
Plantade .
Hagen . .
Staudacher
Horrebow .
Mallet . .
Bodc. . .
1611-1613
1700—1748
1705—1726
1739—1751
1749—1799
1767—1776
1773—1777
1774-1822
Heinrich .
Flaugergues
Tevel .
Pastorff
Adams .
Both. .
Schwabe
etc.
1781-1818
1788—1830
1816—1836
1819-1833
1819—1823
1825—1826
1826-1848
erwähnt werden »mögen, welche ich theils durch meine Freunde und
Mitarbeiter im Auszuge erhielt, theils durch üebersendung der be-
trefifenden Manuscripte selbst auszuziehen im Falle war. — Um die
theils bereits früher gedruckten, theils von mir neu publicirten
Reihen, welche doch immerhin (abgesehen von vielen brauchbaren
Bemerkungen) für die Jahre 1749—1848 im Ganzen für volle 13424
Tage wirkliche Fleckenzählungen ergaben, zu einem homogenen
Ganzen zu verarbeiten, leisteten die von mir schon 1850 eingeführten,
bereits oben erwähnten Relativzahlen ausgezeichnete Hülfe, und es
wurde mir möglich nicht nur für mehr als 2^1^ Jahrhunderte alle
Epochen der Maxima und Minima festzulegen, sondern auch für die
zweite Hälfte dieser Zeit homogene mittlere Relativzahlen abzuleiten,
und so z. B. die folgende Tafel zu erstellen:
Aeltere Reihe
Minima
Maxima
Minima
Neuere Reihe
Maxima
1610,8
1619,0
1634,0
1646,0
1665,0
1666,0
1679,5
1689,6
1698,0
1712,0
1723,5
1734,0
8,2
16,0
11,0
10,0
11,0
13,5
10,0
8,5
14,0
11,6
10,5
1615,6
1626,0
1639,5
1649,0
1660,0
1675,0
1685,0
1693,0
1705,5
1718,2
1727,5
1738,7
10,5
13,5
9,5
11,0
15,0
10,0
8,0
12,5
12,7
9,3
11,2
1745,0
1755,2
1766,5
1775,5
1784,7
1798,3
1810,6
1823,3
1833,9
1843,5
1856,0
1867,2
Wellen-
höhe
10,2
11,3
9,0
9,2
13,6
12,3
12,7
10,6
9,6
12,5
11,2
1750,3
1761,5
1769,7
1788,4
1798,1
1804,2
1816,4
1829,9
1837,2
1848,1-
1860,1
1870,6
11,2
8,2
8,7
9,7
16,1
12,2
13,5
7,3
10,9
12,0
10,5
78,1-
104,7
151,3
132,7
72,5
49,2
71,4
139,6
121,1
94,7
135,3
Mittel 11,20
#2,11
11,20
±2,06
11,11
±1,54
10,94
±2,52
104,60
± 33,45
182 R. Wolf.
WO die unter Wellenhöhe eingeschriebene Zahl die Differenz der
Relativzahlen des Minimums und Maximums ist, und die den Mittel-
werthen in + beigefugten Zahlen ihre, entsprechend den mittleren
Fehlern berechneten Schwankungen geben. Das Gesammtmittel aller
44 Bestimmungen für die Länge der Periode beträgt
11,111+2,030
so dass für die mittlere Länge der Periode immer noch der 1852
erhaltene Werth zu Recht besteht, dagegen als neueres Ergebniss
hinzutritt, dass derselbe in der einzelnen Erscheinung etwa zwischen
9,08 und" 13,14
seh wankt, wofür in der That auch noch die zuverlässigsten Be-
stimmungen der neuesten Zeit Belege bieten, da gerade jetzt ein
Minimum entweder schon eingetreten ist oder in nächster Zeit ein-
treten wird, obschon seit dem letzten Minimum, erst 9,3 Jahre
verflossen sind, während dem Minimum von 1843 erst in 12,5 Jahren
das Minimum von 1856 folgte. Für die mittlem Epochen für Mini-
mum und Maximum erhält man aus dem zweiten Theile der Epochen-
tafel
1810,53 und 1815,10
woraus hinwieder hervorgeht, dass durchschnittlich einem Minimum
in 4y2 Jahren ein Maximum, diesem dagegen erst in GYg Jahren
ein neues Minimum folgt, — also die Sonnenfleckencurve wesent-
lich rascher ansteigt als abfällt. — Die sich anlehnenden Unter-
suchungen über die in gewissen Zacken der Sonnenfleckencurve an-
gedeuteten Gesetze, — über kleinere und grössere, z. B. gewissen
Planetenjahren entsprechende, der Hauptperiode untergeordnete und
muthmasslich ihre Schwankungen bedingende Perioden, — über die
Möglichkeit die Sonnenfleckencurve durch eine Formel darzustellen,
oder die sämmtlichen Epochen aus den Normalepochen abzuleiten,
— etc. dürfte es genügen nur beiläufig zu erwähnen, da sie bis jetzt
noch nicht zu abschliessenden Resultaten geführt haben; dagegen
ist hervorzuheben, wie es mir 1859 nicht nur gelang nachzuweisen,
dass der von Carrington bei dem Minimum von 1856 bemerkte,
scheinbar sprungweise Wechsel in der heliocentrischen Breite der
Flecken auch bei dem durch Böhm beobachteten Minimum von 1834
in ähnlicher Weise stattfand, sondern dass ich durch Zusanunen-
stellung aller bekannt gewordenen Bestimmungen über die Rotations-
dauer der Sonne dieses Gesetz mit dem durch Carrington und
Spörer aufgefundenen Zusammenhang zwischen Breite der*Plecken
R. WoLp. 183
und Ergebniss für Rotationszeit in Verbindung brachte. — Von noch
grösserer Bedeutung sind die fortgesetzten Untersuchungen über den
Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Sonnenflecken und der
Grösse der täglichen Bewegungen der Magnetnadel. Namentlich
gelang es mir von 1859 Ijiaweg an vielfachen Beispielen zu zeigen,
dass sich die mittlere magnetische Declinationsvariation v durch die
einer einfachen Scalenreduction entsprechende Formel
V =^ a -{- b . r
aus der entsprechenden Sonnenfleckenrelativzahl r berechnen lasse,
— dass in dieser Formel der Werth von 6, wenigstens für das
ganze mittlere Europa, nahe an 0,045 falle, a dagegen für ver-
schiedene Orte wesentlich verschiedene Werthe besitze, so z. B.
gegenwärtig für
Barnaoul . . . . a = 2',74 München . . . . a = 6\56
Berlin ....... 6,64 Paris 9,28
Christiania. ..... 4,62 Peking 2,69
Göttingen ...... 7,89 Petersburg 5,89
Kremsmünster .... 5,83 Prag 5,89
London 6,96 Toronto 7,72
Mailand 5,62 Wien 4,79
Mannheim 5,68 etc.
betrage,^ — nahe wie wenn a von der Lage des betreflPenden Ortes
gegen den magnetischen Hauptpol abhängig wäre. — Ein von mir
1857 angelegter und seither durch meinen CoUegen Fritz mit un-
säglicher Mühe vervollständigter Nordlicht- Catalog ergab eine merk-
würdige Bestätigung für das von mir schon 1852 vermuthete Zu-
sammentreflFen von Flecken- und Nordlicht-Häufigkeit, — während
dagegen allerdings die Versuche, welche theils^ ich selbst, theils die
Herschel, Gautier, Fritzsch, Koppen, Meldrum, Klein, etc.
machten den Sonnenfleokenwechsel auch in den Erdtemperaturen,
Regenmengen, Cyclonen, Cirruswolken, etc. nachzuweisen; bis jetzt
nur theil weisen Erfolg hatten, aber doch immerhin zur genauem
Kenntniss mehrerer Anomalien führten, die in der Folge eine nicht
unbedeutende Rolle spielen dürften. — Noch könnte mehrerer in
meinen Mittheilungen enthaltener Specialuntersuchungen über die zu-
weilen in der Richtung nach der Sonne hin sichtbaren sog. Licht-
flocken, über die Durchgänge anderer fremder Körper durch dift
Sonne, etc. gedacht werden; es ist jedoch, wenn dieser Rückblick
nicht eine unerlaubte Länge erhalten soll, an der Zeit das Haupt-
184 B. Wolf.
gebiet zu verlassen, und noch einiges Andere kurz zu erwähnen^
das ebenfalls Gegenstand meiner Mittbeilungen bildete: Bei Anlass
des 1863/4 erfolgten Bezuges der neuen eidgen. Sternwarte gab ich
eine kurze Geschichte der altem Sternwarten Zürichs, und beschrieb
den Neubau, soT^ie seine Ausrüstung; seither fügte ich von Zeit zu
Zeit Bruchstücke eines räsonnirenden Verzeichnisses der durch An-
kauf und Schenkung bereits nicht unbedeutend gewordenen Sammlung
von Instrumenten, Apparaten und Abbildungen bei, das für Lieb-
haber der Geschichte nicht ohne Interesse sein dürfte. Letztere fin-
den auch in den Mittheilungen ziemlich ausgedehnte historische Stu-
dien über die Herschel, Zach, Schwabe, Schweizer, — über
den immerwährenden Kalender Regiomontans, die sog. Prostaphä-
resis, den Bürgi'schen Canon Sinuum, die Erfindung der Mikro-
meter, Transversalen, Vernier's und Pendeluhren, etc. — während
sich die praktischen Astronomen an die vorläufigen Mittheilungen
über die geographische Lage der Sternwarte halten können, femer
an die im Detail gegebenen Untersuchungen über den Einfluss der
Ocularstellung und Fadenbeleuchtung auf die Personalgleichung, an
die Beschreibung des Hipp 'sehen Pendels und seinen Gebrauch zur
Bestimmung der Personalcorrection, etc., — und die zahlreichen Freunde
der Hypsometrie mehrere Vergleichungsreihen gewöhnlicher Baro-
meter und Aneroide finden, welche ihnen Aufschluss über die Con-
stanz der Letzteren und ihr Verhalten auf Bergreisen geben. —
Zum Schlüsse habe ich noch beizufügen , * dass die Mittheilungen
ausser meinen eigenen und den bereits erwähnten Arbeiten von Fritz
auch noch einige andere Einsendungen enthalten, so namentlich
mehrere einlässliche Studien von Weilemann über die Befraction
und über die Beziehungen zwischen Barometerstand, Temperatur
und Höhe in der Atmosphäre, — und eine längere Arbeit von W.
Meyer über die Geschichte der Messung und Berechnung der
Doppelsterne, die zugleich eine Reihe von ihm am Zürcher Refractor
ausgeführter Bestimmungen enthält, üeber verschiedene grössere,
und ziemlich wichtige Resultate versprechende Untersuchungen, die
ich schon seit einiger Zeit theils zur weiteren Verwerthung meines
Sonnenflecken- und Variations-Materiales , theils zur Ausnutzung
längerer Beobachtungsreihen am Zürcher Meridiankreise, in Arbeit
genommen und für eine neue Decade der Mittheilungen bestimmt
Jiabe, werde ich, so Gott will, später Bericht erstatten.
Zürich. Rudolf Wolf.
C. Malagola. 185
Carlo Malagola: Bei documenti trovati tQtimamente intomo la
dimora dl Nicolö Copemico in Bologna.
. . . Una parte dei documenti, che io scopersi nelV Archivio di famiglia
del Sigr. Conte Comm. Giovanni Malvezzi de' Medici, Senatore del
Begno, riguarda il sommo Copernico, Faltra le persone che con
lui ebbero relazione in Bologna, e massime il fratel suo Andrea, lo
zio materno Luca Watzelrode, vescovo di Warmia e singolar
protettore delF astronomo immortale, Alberto Bischoff eFa-
biano de Lusianis, canonici varmiensi e coUeghi di Nicolö,
Erasmo de Beke, egli pure canonico di Warmia, Scipione dal
Ferro, maestro di aritmetica e geometria nel nostro famosissimo
Studio, e Tastronomo Domenico Maria Novara, il nome del
quäle e strettissimamente congiunto a quello dello scopritore del
vero sistema deir Universo.
II periodo di tempo che il celebre polacco passo in Italia, e
massimamente in Bologna, rimase sino ad ora pieno di forti incer-
tezze e di oscuritä, perche non conoscendosi di quello che tre no-
tizie autentiche, gli scrittori füron costretti a vagare sopra suppo-
sizioni. Ora Tessere stati i documenti scoperti da me i primi che
siensi trovati intomo air immortale astronomo in Italia,* e cio che
da loro una qualche importanza, la quäle e forse accresciuta dalle
molte notizie su quel tempo della vita del Copernico, in cui fu
allo Studio di Bologna, che possono ricavarsi da questi documenti,
interpretandoli cogli statuti del 1491 della Nazione Allemanna presso
il nostro Studio, alla quäle Nicolö appartenne. Appunto per
questo il Prof. Massimiliano Curtze, illustre scrittore, ed editore
delle opere del grande torunese, annunziando all' Imp. Societä Co-
pernicana di Scienze ed Arti di Thom, in Prussia, la scoperta di
questi documenti, giudicava che apportassero tal copia di notizie
sul periodo sopradetto, quäle non avemmo sinora di nessun altro
della vita di questo grand'uomo. Tra le molte notizie di lui, non
prima conosciute, mi sembrano da notare queste principalmente:
1-) che Nicolö giä si trovava nella nostra cittä nell 1496,
mentre prima non s'aveva memoria di lui in Bologna che del 1497;
2-) che in questa nostra cittä nel 1496 si ascrisse alla Nazione
Allemanna e che perciö diede opera nel nostro Studio alle leggi,
dovendo quelli che vi si aggregavano essere in forza degli statuti,
„iw hoc alma urbe studentes in iure canonico vel dviW;
186 C. Malagola. — N. Malvezzi.
3-) che il Copernico in Bologna non fu laureato dotiore di
Diritto Canonico, siccome da molti si e creduto. Trälascio di anno-
verare le molte altre cose principali giacche anche di esse parlerö
diffusamente ove pubblichero i citati documenti intorno a Nieolö
Gopernico. Gli altri che piü sopra ricordai, porgono molte e si-
cure notizie delle persone che in Bologna ebbero relazione col
Copernico, di alcune delle quali si aveva appena memoria, di altre
neppure era conosciuto il nome.
Ho pur cercato di dare, nel libro dove stampero questi docu-
menti, un idea di Bologna alla fine del secolo XV., ed anche volli
aggiungere nuove notizie suir ellenismo in Bologna sino a tutto
il secolo XVI, e la storia della Nasione Allemanna dal 1200
in poi alla quäle appartenne il fiore degli illustri Tedeschi di
quel tempo. Fra essi, a cagione d' esempio, voglio ricordare il
Cardin ale Nieolö da Cusa (di cui produrrö in luce le autentiche
memorie, che potei rinvenire) stimato il predecessore del Copernico
neir idea del moto della terra. II libro dove usciranno in luce tutti
questi documenti insieme a molti altri che riguardano Bartolomeo
Barbazza, Nieolö Leoniceno, il Beroaldo seniore, Gian Bat-
tista Guarino, Francesco Filelfo e Antonio ürceo Codro
(del quäle anche trovai volgarizzamenti inediti dal greco e molte
edizioni dl opere rarissime e sconosciute) sarä fra breve pubblicato
dagli editori bolognesi Fava e Garagnani in un volume di piü che
500 pagine in 8^ al prezzo di L 12, .col titolo „DcMa Vita e delle
Opere di Antonio ürceo Codro, maestro di greco in Bologna a Nieolö
Copernico^,
Bologna. Carlo Malagola.
Conte Nerio Malvezsi: Lettere d* illustri astronomi (Kepler,
Tycho Brahö etc.) trovate in Bologna.
Neir Archivio di mio padre Conte Giovanni Malvezzi de'
Medici, Senatore delRegno, trovai un fascicolo contenente moltissime
lettere dirette da celebri astronomi nel finire del sedicesimo, e sul
principiare del diciassettesimo secolo a Giovanni Antonio Magini
padovano e professore per molti anni nella üniversitä di Bologna.
Non occorreranno molte parole a dimostrare Timportanza per la
storia delV astronomia delle lettere rinvenute, poiche a ciö bastano
i nomi dei loro autori, Tycho Brahe, Kepler, Scheiner, Mal-
cot, Van Roomen, piü conosciuto sotto il nome di Adriano Ro-
N. Malvezzt. 187
manO; Cristoforo Clavio, Giovanni Lheureux noto col nome
di Macario, Muzio Oddi, Francesco Stelluti, Altobelli,
Finck; e molti altri illastri scienziati e matematici italiani^ tedeschi
inglesi di quei tempi.
Alcune lettere contengono figure geometriche, e tra le altre
quelle di Muzio Oddi, e dello Stell uti, ed in parecchie si leg-
gono lunghi calcoli astrologici ed astronomici.
Le lettere di Xj^ho Brahe sono assai lunghe e conten-
gono interessanti particolari della sua vita privata e scientifica.
üna di esse dev' essere tra le ultime dettate dair astronomo, poiche
porta la data del 1601, anno in cui avvenne la morte di lui in
Praga.
Le lettere di Kepler meritano molta attenzione in quanto
chiariscono aLcuni punti della sua vita famigliare. Esse furono
scritte nel 1610, allorquando il sommo astronomo aveva terminati
gli studi sovra il pianeta Marte, e stava lavorando col valido sus-
sidio delle carte e degF istrumenti del celebre Tycho alla compila-
zione delle tavole rodolfine.
Noterö che se le lettere Kepleriane non varranno ad accre-
scere la fama del loro autore, che giä pervenne alla massima altezza,
gioveranno al maggiore onore deir astronomo padovano, e quindi
della üniversitä bolognese in cui questi per ben ventinove anni
lesse astronomia. Imperocche Kepler chiese a lui molti consigli
nella compilazione della sua opera sopra Marte, e sembra ancora
la inviasse a Bologna. „Obsecro propter nostra studia*' scrive
Kepler al Magini, „ut eadem lima totum (opus) percurras" e
finisce la lettera dicendo: „vale, vir celeberrime, et perge censendo
mihi prodesse". Queste parole, pure considerando lo stile ampoUos*
del seicento, bastano a provare in quanta stima fosse dal sommo
scienziato tenuto il nostro Magini. Si puö parimente confermare
nel modo piü sicuro ciö che scrisse il Weidler, nella sua Historia
Astronomica, intomo alF invito fatto da Kepler al Magini di an-
dare in Germania ad aiutarlo nella compilazione delle tavole ro-
dolfine. Si puö argomentare che Kepler avesäe avuto in animo di
far stampare qualche sua opera a Bologna, e certamente che vi-
veva in grandissima penuria. Spesso egli insiste suUe difficoltä
della vita, che a lui tolgono, come esprimesi, la tranquilla serenitä
della mente. E ben si comprende come di essa non potesse godere,
se, come egli scrive, fortemente pativa di fame! Aggiungerö che
presso le lettere Kepleriane stanno le bozze delle risposte del
188 N. Malvezzi.
Magini; fortunata combinazione che aiutera a meglio chiarire le
relazioni corse tra i due scienziati^ tanto piü che neir opera di
Hansch ,^EpistoIae ad Kepplerum etc. Lipsiae 1718" non trovasi
alcuna lettera del Magini.
Una lettera del dotto Scheiner da Ingolstadt 1613 tratta
della famosa questione di priorita agitata tra lui e Galileo sopra
la scoperta delle macchie solari, e si rileva che il Magini prese le
parti di Scheiner. ^
Le lettere di Oristoforo Clavio accennano alle fiere dis-
pute che questi ebbi coUo Scaligero, che viene chiamato „arro-
gantissimo nelle sua falsitä".
Interessantissima e una lettera di Muzio Oddi, del valentissimo
ed infelice geometra^ ed elegante scrittore^ che passo tanti anni in
carcere nel castello di Pesaro^ e mai cesso tra le angoscie della
prigionia gli studii. La lettera e del 1609 anno in cui il carcere
fu mutato in esiglio ed andö ad insegnare matematiche a Milano.
Scrive gli: „Giunsi finalmente a Milano^ luogo del mio confino^
„dove con la grazia d'Iddio pare che Taria nii conferisca, e tut-
„tavia mi pare di ripigliare forze e migliorar la complessione.
„Vedrö se posso ordinäre un poco le cose mie e buscar un poco
„di quiete d'attendere coUe matematiche di ^passare questo esiglio
„con manco travaglio di quello che forse alcuni hanno creduto^^
La lettera delP eruditissimo Francesco Stelluti di Fabri-
ano, tra i primi ammesso nella Academia de' Lincei^ quelle del
Malcot, Famico di Kepler, quelle del celebre Adrian o Romano e
di tutti gli altri matematici saranno certo di valido soccorso alla
storia deir astronomia.
• lo giä ebbi Tonore di annunziare alla Regia Deputazione di
Storia Patria la scoperta di tanti preziosi documenti. Ora attendo
alla loro pubblicazione, sperando di fare cosa grata agli studiosi
di scienze matematiche, ed ho fede che non sarä per mancarmi
Tappoggio dei dotti tedeschi, ed anzi invoco per il mio lavoro il
sussidio validissimo della loro dottrina.
Bologna. * Conte Nerio Malvezzi.
S. Günther. 189
S. Günther: Sulla possibilit^ di dimostrare Passioma delle pa-
rallele mediante considerazioni stereometriohe. Gomple-
mento alla geometria assoluta di Bolyai. Traduzione dal
Tedesco di Alfonso Sparagna. (Giomale 4^ Matematiche
diretto dal Prof. G. Battaglini, Vol. XL p. 1—11.)
Man weiss, dass in der Pangeometrie von Lobatschewsky und
Bolyai an die Stelle der Ebene die „Grenzfläche", an diejenige
der Geraden die „Grenzlinie" tritt, und dass ein aus drei Grenz-
linien gebildetes Dreieck die Winkelsumme 180® besitzt. Der Unter-
schied zwischen Ebene und Grenzfläche liegt, wie nicht minder be-
kannt, in dem Umstände, dass erstere „umkehrbar ist", letztere da-
gegen nicht. Es wird nun hier direkt der Nachweis zu fuhren
gesucht, dass mit Zugrundelegung der Definition „die Grenzfläche
ist eine Eugelfläche von unendlich grossem Radius" unmittelbar jene
Eigenschaft eines Grenzliniendreiecks, aber zugleich im nämlichen
Augenblicke die Umkehrbarkeit der Grenzfläche, d. h. ihre Identität
mit der Ebene, erhalten werde.
Nach Voraussendung einer historischen Einleitung, welche be-
sonders an einen in ganz ähnlichem Sinne gehaltenen Beweis von
Baltzer (Grunert's Archiv, Bd. XVI. S. 129) erinnert, wird auf
einer Kugelfläche _ ein gleichseitiges Dreieck abgesteckt, was ohne
alle Voraussetzungen möglich ist. Durch diese drei Punkte lassen^
sich unendlich viele Kugeln hindurchlegen, und die Mittelpunkte
all dieser Kugeln liegen auf einer Curve; dass dies eine Gerade,
kommt nicht einmal in Betracht, sondern lediglich der Umstand,
dass, wenn von einem beliebigen Punkte der Curve nach ent-
gegengesetzten Richtungen fortgegangen wird, die Vereinigung in
dem Einen unendlich entfernten Punkt der Linie erfolgen muss. In-
dem dann noch der Begriff des Winkels und seines Drehsinnes in
einer den speciellen Verhältnissen der Aufgabe angepassten Weise
definirt ist, lässt sich zeigen: Der ursprünglich positive Winkel des
gleichseitigen Kugeldreiecks wird immer kleiner, je weiter das Kugel-
centrum auf der vorhin erwähnten Curve hinausrückt, erscheint aber
das Centrum auf der der Anfangsrichtung entgengesetzten Seite, so
ist nunmehr der Winkel negativ. Da nun. im sphärischen Dreieck
die Winkelsumme = 180^ -f- ^> so ist im Dreieck von drei gleichen
Seiten und Winkeln ein Winkel = 60® + — : dieser Excess s ist auf
o
der einen Seite abnehmend positiv, auf der anderen zunehmend
190 S. GÜMTHEB.
negativ^ muss also durch Null hindurchgehen. In dem Momente
aber^ wo dies geschieht^ liegt das variable Centrum im Unendlichen^
die Kugelfläche verwandelt sich in die Grenzfläche^ deren zwei Seiten
aber bei der Congruenz des positiv und negativ unendlich entfernten
Punktes ebenfalls congruiren müssen, die drei Seitenkreise gehen
über in Grenzlinien, und es ist somit der Beweis geführt, dass der
Grenzfläche der nichteuclidischen und der Ebene der euclidischen
Geometrie die nämliche Pundaijientaleigenschaft zukommt. Was für
ein einziges Individuum gilt, ist aber nach den Ergebnissen Legen-
dre's für jedes willkürliche Dreieck richtig.
Benützt wurde bei der oben angedeuteten Entwicklung einzig
und allein eine Formel der sphärischen Trigonometrie; man weiss,
dass sämmtliche Relationen dieser Disciplin von dem Parallelen-
Axiom vollkommen unabhängig sind.
Amberg. S. Günther.
8. Güntlier: Das allgemeine Zerlegnngsproblem der Determi-
nanten. (Arch. d. Math. u. Phys. Th. 59. S. 130—146.)
Die bekannten Zerlegungssätze von Laplace und Jacobi wer-
den hier in elementarerer und umfassenderer Weise abgeleitet, als
dies gewöhnlich geschieht. Handelt es sich zunächst darum, die
Determinante U + «1,1 «2,2 . . . «„,„ in ein Aggregat von zweigliedrigen
Produkten zu zerfallen, so dass der eine Faktor eine ünterdeter-
minante vom pten, der andere eine solche vom (n — |))ten Grade
ist, so müssen zwei arbiträre Bedingungen aufgestellt werden. Hält
man daran fest, dass die erste Colonne «1,1 «2,1 . . . a«,i diesen ihren
Platz auch in der ersten Faktor-Determinante jedes Einzelproduktes
behaupten und dass als erstes Glied der Zerlegung, wie es üblich
ist, 2;'+ ^M^2,2 . . .%,i»>< 2;'+ Op-i-i, jö + iap-{-2,j» + 2 . . . «»,» ange-
sehen werden soll, so gelangt man zu einem anscheinenden neuen
Satze, welcher sich in Form nachstehender Identität aussprechen
lässt:
-2 + «1,1 . . . a„,«
= 2?(-l)'- "" -■ X
(s, = ? + l, l + 2...n—p+l)
^ i «Uffl«,», • • . «p,»p_, X 2/ + «p + i, 2 «pH- 2, s . . • «»,»
S. Günther. — L. KoENiasBSBaER. 191
+ 2;(-i)^ *==' -• X
^+ap-|- 1,1 0^+2,^1 . . . Ö^n,/„_j5_i X ^ it 0^1,2 02,3 • • • (^p,n»
Die hier noch gebliebene Beschränkung betreffs der constanten ersten
Vertikalreihe lässt sichvleicht fortheben, indem man nur die Deter-
minante, deren Vorzeichen bestimmt werden soll, mit einer in der
Normalform 2J + (IijCLii,ii ... cln,n vorgelegten Hülfsdeteriüinante
vergleicht. Zum Schluss wird noch gezeigt, wie man sich bei der
allgemeinen Zerlegung einer Determinante in eine Summe aus Pro-
dukten von beliebig vielen ünterdeterminanten zu verhalten habe,
und dass die hiebei zur Anwendung kommende combinatorische
Methode die richtige sei, erhellt u. a. auch daraus, dass die daraus
resultirenden Formeln für die Anzahl der bei der Zerlegung auf-
tretenden Aggregatglieder mit den von Jacobi zum gleichen Zwecke
gegebenen übereinstimmen.
Amberg. S. Günther.
L. Eoenigsberger: Referate aus den hinterlassenen Papieren
von P. Biohelot.
Die mir von Frau Geheimräthin Richelot übertragene Durch-
sicht der Papiere des verstorbenen ausgezeichneten Mathematikers
F. Richelot hat mich erkennen lassen, dass es den vielen Schülern
und Verehrern jenes um die Verbreitung der mathematischen Wissen-
schaften in Deutschland so hochverdienten Mannes gewiss nicht un-
erwünscht und für den Fortschritt der Mathematik durch Anregung
zu weiteren Untersuchungen sicher zweckmässig sein würde, von
der grossen Anzahl einzelner von Richelot angestellter Unter-
suchungen, die meistens bei der Leetüre der Arbeiten anderer Mathe-
matiker entstanden oder zum Zwecke der Vorlesungen ausgearbeitet
worden, fortlaufende Referate mit genauer Angabe der benutzten
Methoden und gefundenen Resultate in dieser Zeitschrift zu ver-
öffentlichen, während ich möglicher Weise, wenn es meine Zeit ge-
statten wird, später durch Unterstützung von Seiten jüngerer Kräfte
in der Lage sein werde, grössere Veröffentlichungen von Vorlesungen,
die in vielfachen und verschiedenartigen Ausarbeitungen vorliegen,
als Lehrbücher der analytischen Mechanik, Variationsrechnung etc.
zu bewerkstelligen.
192 L. EOENIOSBERGER.
I. Geometrische Interpretation der Transformation des elliptischen
Integrales erster Gattung auf die Normalform,
Werden die Lösungen des Polynoms vierten Grades jB(^) mit
a -j- (^lif i + l>iif c + c^if d -f- d^i
bezeichnet und durch die entsprechenden Punkte A, B, C, D im
;e?-6ebiete dargestellt^ so fuhrt bekanntlich die Substitution
f-— ^ — ^ B — z
^~ B ^C A^ z
auf die Gleichung
r_dz_^ r 1?
J B{z)^ J {{B -B){C- A)]^ [f (1 - S) (1 - k^)]^'
»0 ^o
worin
y,^B-C A-B
A — C B -~ B
ist. Es kommt darauf an, den analytischen Modul von J zu be-
stimmen^ woraus sich dann unmittelbar, wenn z = D gesetzt wird,
der analytische Modul von ^ ergibt; nun sieht man aber, dass,
wenn der die Grösse repräsentirende Punkt mit Z bezeichnet wird,
BZ
. . AG BZ AZ
^^^'i = BCÄZ = BC^
AC
wird, und aus dieser Form von mod. g lässt sich leicht ein geo-
metrisches Criterium dafür ableiten, ob diese Grösse kleiner, gleich,
grösser als die Einheit ist. Denn denkt man sich A und B durch
eine Grade verbunden, so ist bekanntlich ein Kreis, dessen Durch-
messer in dieser Linie liegt, der geometrische Ort der Punkte Zj
B Z
für welche das Verhältniss -j-^ der Entfernungen desselben von A
und B constant ist und es wird dieses constante Verhältniss von
Null durch die Einheit bis Unendlich zunehmen, wenn der Kreis
sich von dem Punkte B an zu dem unendlichen Kreise, welcher
die in der Mitte von AB errichtete Grade ist, erweitert und von
da an bis zum Punkte A hin zusammenzieht, und daher mod. t, von
AC , . ,
Null durch -^-7^ bis Unendlich stetig wachsen. Dasselbe leitet
Eichel dt auch unmittelbar aus dem analytischen Ausdrucke für £
ab, indem er bemerkt, dass, wenn z =^ x -^ yi gesetzt wird, die
Gleichung
L. E0ENIG8BEHOER. 193
{(a-xy + (a,-yy} {(h - cf -{- (b, - c.f) (mod.ty
-{{i-^y + ih-yf] {{a-cy + ia,-c,y}=o
für ein constantes 5 die Gleichung eines Kreises ist, welcher mit
den beiden Punkten, dessen Coordinaten x = a, y = cti] x=^by
y = bi die ideale Secante
gemeinschaftlich hat.
Die Entscheidung der Frage, ob mod. g kleiner, gleich, grosser
als die Einheit ist, wird sich liun leicht treffen lassen. Zieht man
nämlich die zu den Punkten Ä und B gehörige ideale Secante, so
kann der Kreis, der durch C geht und den Richelot den Einheits-
kreis nennt, entweder rechts oder links von derselben liegen oder
diese selbst ist als ein solcher anzusehen; liegt nun der Punkt Z
im ersten Falle innerhalb, auf oder ausserhalb des Einheitskreises,
so ist mod. g resp. kleiner, gleich, grösser als die Einheit; dasselbe
findet im zweiten Falle statt, wenn Z ausserhalb, auf oder inner-
halb des Einheitskreises liegt und im dritten Falle, wenn Z rechts
von MNy auf Jf JV, links von MN sich befindet. Nun ist ferner
mod. p derjenige Werth von mod. £;, welcher zu dem Punkte D
gehört, und es ist daher leicht zu entscheiden, wann mod. Vj ^ 1
ist, wenn man nur dasselbe Criterium, das' für Z benutzt wurde,
auf D anwendet; .zugleich ersieht man hieraus, wie man es durch
geeignete Wahl des Punktes C oder 2), als zum Einheitskreise ge-
hörig, einrichten kann, dass mod. -^ respective zu D oder C gehörig,
nicht 'ein ächter Bruch also mod. P 5^ 1 wird.
Wenn die Anzahl der Punkte A, B^ C, D , , . H ganz beliebig
ist,, so sieht man für den Fall, dass man von der Transformation
c, _ A--- P B r- Z
^~ B — P ' A- Z
ausgeht, in welcher P einer der Punkte C, D, , , .JS ist, dass man
für P nur denjenigen Punkt zu wählen hat, der die Eigenschaft
hat, dass der durch ihn laufende, zur Schaar der Kreise, welche die
Linie MN zur gemeinschaftlichen idealen Secante haben, gehörige
Kreis, dem Punkte B am nächsten liegt, in der Art dass zwischen
ihm und B keiner der zu den andern Punkten zugehörigen Kreise
liegt. Dies Resultat hält Richelot aus dem 'Grunde für „ein nicht
unwichtiges*', weil die Berechnung des Integrales
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 1^
X94 L. EOENIGSBEBGEB.
P
/* F(z) dz
[ J {(z-A){z^B)fz-C) .,.(z-H)}^ '
\
ß
wo F{^) eine ganze rationale Function von z ist, durch eine con-
vergente Reihe und die Reduction dieses Integrales auf die Form
/
^(t)d^
{£(1 ~S){i-K'S){i-Kn)-.. }^ '
wo mod. ^1^ ^ 1, mod. k2^ <^ l, ... und 9(5) eine rationale Function
von g ist, davon abhängen. •
Die Anwendungen dieser Resultate auf den Fall von nur reellen
Lösungen des Polynoms vierten Grades R{z) sind zu einfach und
zu bekannt, als dass eine Hervorhebung derselben nöthig erscheinen
sollte.
IL Conforme Abbildimg des Integrales
z
dz
J
yz(t - z){i— yi'^z)
.
für beliebige x^.
„Im 45. Bande des Crelle'schen Journals habe ich gezeigt, wie
„eine jede reelle oder imaginäre Grösse in der Form
sin am (u -}- iv, x)
„unzweideutig dargestellt wird, falls x ein positiver ächter Bruch
„ist; dieselbe Aufgabe für ein beHebiges x hat Heine in einer Ab-
„handlung im 53. Bande desselben Journals behandelt, welche den
„Titel führt: Reduction der elliptischen Integrale auf ihre kanonische
„Form. Wenn ich im Folgenden auf diesen. Gegenstand zjirück-
„komme, so wird die Einfachheit der Darstellung und seine An-
„wendung auf die zur Begründung der Theorie der elliptischen
„Functionen erforderliche conforme Abbildung des elliptischen Inte-
„grales es entschuldigen."
Diese' einleitenden Worte Richelots und die Ausarbeitung,
von der ich im Folgenden ein gedrängtes Referat gebe, sind in den
Osterferien des Jahres 1872 niedergeschrieben.
Sei
12 = X -{- yiy w =^ ti -{- vi, x^ == p(cos a -{- i sin a),
1 — x^ =s= Xj^ = (? (cos ß — i sin ß) ,
worin , •
— ;r<«<;r, — 7t<ß<C7t
ist, ferner
L. EOENIOSBEROEK. IT) 5
x^ * * dz -r^ 1 /* dz
yz{i-z){i-^^,'z)
bei denen der Integrationsweg durch positive ächte Bruchwerthe
von y^ führen soll, so sieht man aus Betrachtungen, wie sie aus
der Theorie der complexen Integrale geläufig sind, dass während w
in dem Integrale
^J'Vz{l^2){l-
^ = w
yi^z)
von bis K geht, das Stück der positiven Äbscissenaxe von
bis 1 durchlaufen wird, und dass einem Fortschreiten der Variabein
w von bis iK^ die ganze negative a;-Axe als Bildcurve zugehört.
Verändert sich jedoch w so von Jf bis K -{- iK^, dass u = K bleibt,
und V von bis K^ so stetig fortgeht, dass sin am (i;, xj durch
positive ächte Bruchwerthe stetig von bis 1 wächst, so wird die
entsprechende ;s^-Linie der durch die Gleichung
' ^ ' ^ 9 sm a
definirte Kreis sein, welcher durch die Punkte
x = 0, y = 0] x=l, t/ = 0; ir = -y-, y = —
hindurchgeht.
Verändert sich endlich w stetig so von JE" + ^-^ ^^s iK^^ dass
V == K^ bleibt, und u von K bis so abnimmt, dass sin am {u, x)
durch positive ächte Bruchwerthe von 1 bis stetig abnimmt, so
wird der entsprechende Punkt im a;y- Gebiete vom Punkte x =
cos a
Q '
y = bis unendlich in einer Graden fortschreiten, die rück-
wärts verlängert durch den Anfangspunkt der Coordinaten hindurch-
geht, und es ist aus der allgemeinen Abbildungstheorie bekannt,
dass das ganze so begrenzte rry- Gebiet in jeder Stelle mit Aus-
nahme der vier Ecken conform durch das bezeichnete endliche
Curvenviereck im «^t?- Gebiete abgebildet ist.
Es erübrigt noch die durch w = u -]' vi bezeichneten Integrale
für alle vier Seiten der gefundenen Figur in geeigneter Form zu
entwickeln, wobei man sich leicht überzeugt, dass dies im Wesent-
lichen nur auf die eine Aufgabe zurückkommt, das Integral
13*
196 I^- KOENIGSBERGER.
v?l7rr
dz
für einen durch positive ächte Bruchwerthe stetig fortlaufenden In-
tegrationsweg und für < a < ä zu bestimmen. Richelot setzt
nämlich^ um das vorgelegte Integral in die Form
U±W'
zu bringen, worin U und TJ' reell bleiben, so lange z ein positiver
ächter Bruch ist,
1 — %^z = — Q&'^z = r (cos ^ — i sin ^)
oder, wenn man von dem speciellen unmittelbar zu behandelnden
Falle a «== absieht,
1 sin ^
Q sin (cf -f- 1/>) '
woraus sich nach leichter Rechnung, wenn a > angenommen wird,
Jl^ r dz^
2 J yz{\ ~ ^) (1 - ^'z)
r (co8^ + tsin^Wi/>
1 sina / \ 2 2 / ^
2 j/l — 2^co8a-|-^*^/ y8iDa.8iiii/>.8in{a + i/;J^.8inj
• TT/
ergibt, während der Fall a < sich auf diesen zurückführen lässt,
wenn man nur statt der drei Grössen a, /S, ^ drei andere Grossen
— «', — /3', — ^' einführt.
Die Integrale
^j 1 sin« /
*^ f/l — 2 ^ cos a+V fc/
cos -^ a^
2
//l — 2^coscif + ^* t/ ]/8ina.8in^.8in(a + ^).8in(j3 — 1^)
'
C 8in^di/>
*w 1 Bin« # 2
2 l/l— 2^008« + ^^ .y y8ina.8in^.8in(a-|-i/>).8in(j3 — i/;)
sollen nun in eine zu ihrer Berechnung geeignete Form gebracht
werden. Zu diesem Zwecke setzt Richelot
. /a + /J\ . -^
. ^ . /« + ^\
sm 9?
I
L. KOENIGSBERGRB. 197
und erhält durch eine geschickte, mit Hülfe logarithmischer Diffe-
renziation angestellte Substitutionsrechnung, nachdem
-^ 8in -— coß I — —-!-)
2 o 2 \ 2 /
sm
X^ = : ;—;r: X,^
/a + ß\ a . '^i a , (a + ß\
sin ^ cos — - sm -— cos ~
2 2 . 2 2 2
^^~ . /«+|5\ '^^ ~" • (^ + ß\
. |5 /« + P\
,n £ cos (--j
Bin TT cos I — ~— ^ J sin
2 A \ tt f 2
2
cos |- sm \^) 008 I sm (— -^^ j
gesetzt worden, worin, weil cos ( T^H > ist,
0<fi^<A«<x«<l,
das folgende Kesultat
sm —
U= 1/ —. ?-x-.-r-X
ß . 2/«+|3\
co8^sm»(-^j
1 >^__ (1 — X'8in^y)(fy
i/l -2^008« + 9*^ J 1/(1 — X« sin^qp) (1 — X^ sin»^) (1 — /«,« sin»g))
'^
sm^—-
""-" 00.1.^4»)'^
. ß 9>
sm —
2
/sin* 9 (^ qp
1/(1 — X« ^rn^tp) (1 — X« sin»
^1 — 2^ cos « + 9» J |/(1 — X« sin»^)) (1 — X« sm»^) (1 — fi» sin*g))
Ebenso erhält man, da eine Vertauschung der Grössen a und
ß die drei Grössen x^, A*, /x^ in ftj^ A^*, x^ überführt,
"Vv'.(i-.)(?-..f^ ° ^* ± '^^''
worin
. |5
sm ~
coB - Sin (-nJlj
(l — ij'gin*^»)^^)
^1 — 2<jco8(3 + ff« J V(l — fij'Bi
8m V) (1 — ij * sin«©) (1 — X » sinV)
u
m
198
L. KOEXIGSBERGER.
üi' =
Sin*
ß
i ""m
cos
sm-
j/l — 2acosß + a^
91
J Vit-
sin^ cpdcp
^i^sin^qp)(l — /li*8iii*qp)(l — Ki^sin^qp)
worin (p^ und ^j durch eine Gleichung zusammenhängen, die aus
der obigen zwischen g? und ^ unmittelbar herzuleiten ist.
Setzt man endlich noch die ursprüngliche Variable
= sin^;|r,
so folgt aus den obigen Substitutionsformeln
X . t/1 — X^sin^cp
smy = —~ smcp 1/ r-^2 >
wobei hervorzuheben dass
x
V^
iL
somit die ganze Transformation in x, A, ft ausgedrückt ist, und
wir erhalten daher, wenn x, A, /x, x^, A^, ft^ positiv angenommen
werden,
yi_^e±»«sin2;g
sin — sin —^
X^sin^9 + t ^^ — . sin'y |<icp
. /« + (5\
1/(1 — X« 8in«^)(l — X^ sin»(l — «t« %m^(p)
Diese Formeln liefern nun Richelot unmittelbar die Glei-
chungen der transcendenten Ourven, welche die Bilder der genann-
ten Begrenzungsstücke sind. Dem Begrenzungsstück von x = 0y
y = bis a? «= 0, y = X nämlich entspricht das Bild, welches für
positive g?-Werthe durch die Gleichungen
u =
' (1 — X^sin^ q>)d(p
D(p
V = +
'iiXyyi^ — X*
/sin^ q>dq>
bestimmt ist, wenn
u
r
L. EoHlNIGSBRRaER. 199
D(p = y(l — x^ sin^9) (1 — A^ sin^g?) (1 — ft^ sin^9))
gesetzt wird.
Dem Begrenzungsstück von x = bis x = — <x> entspricht
das Bild, dessen Gleichungen sindj
«; = 4-
wenn man
9i
/x-iAj /*8in*9<29
A 9 = y(l — ^1^ sin^9)) (1 — X^ sin^9) (1 — ^l^ %vo?q>)
setzt.
Zu dem oben bezeichneten Kreisbogen gehört als Bild das Be-
grenzungsstück
^ ji^ /^ (l — ;i^8in«y)<£y , ji^ /' (1 — X^^%m^ip)d<p
^~V~9J ^9> "^]/ij A9
I •
7t
• 9i
' = ± — vT^J ^^ - — v^ — J A9 '.
' ^ ^ ü
Endlich entspricht dem Stück der genannten unendlichen Gra-
den das Bild, dessen Gleichungen
X /•(! — X^ sin^q))dcp , /m- /* (1 — Xj^sin^cp) dy
U
_x_ /*(! — ;i^ sin'q)) dtp . fi /
V^J ^9> VöJ A9
y ü
TT A
~2 ~2
--npT""-/ ^^ - — 7^ — J ^^^
Es würde noch erübrigen, nicht bloss, wie bisher geschehen,
u und V für die Grenze des Flächenstückes sondern für jeden Punkt
innerhalb derart zu bestimmen, dass
=^ X '{■' yi =^ sin^ am (u + vi, x)
ist.
„Diese Aufgabe hat nun Heine in der angeführten Abhand-
„lung gelöst und zugleich für ein anderes Gebiet, nicht für das
„icy- Gebiet, wenn
200 L. KOBNIOSBEBGER.
X -^ yi =^ sin^am(w + viy x)
„sondern für das a?}/- Gebiet, wenn
X -^^ yi = sin am {u + t;i, x)
„gegeben ist, jene vier Grenzlinien direct bestimmt. Es sind die
„positive y-Halbaxe, die positive rr-Halbaxe von a; = bis x = 1,
„der Bogen einer bestimmten Lemniscate und eine von
, . 1 e^
X 4- tu = — = —
' ^ X Q
„in's Unendliche laufende Grade, die rückwärts verlängert durch
„den Anfangspunkt der Coordinaten geht. Wenn man in unsern
„früheren Begrenzungsstücken x + yi für Yx -f- yi also
x^ — y^ für X
2xy für y
„einführt, so gelangt man in der That zu den He ine 'sehen."
Dresden. L. Koenigsberger.
Anmerkung zu dem Beferate S. 138.
Die Erweiterung des dort erwähnten Jacob i'schen Satzes ist,
wie ich erst später gefunden habe, in anderer Fassung und mit
andersartigem Beweise von Liouville gegeben worden in seinem:
„Memoire sur quelques propositions generales de geometrie etc."
Journal de Mathematiques Tome VI. 1841.
Leipzig. Ax. Harnack.
H. G. Zeüthen. 201
n. G. Zeuthen: Sur une belasse de points singuliers de surfaoes.
(Mathematische Annalen IX.)
— Note sur les singnlarites des courbes planes.
(Mathematische Amialen X.)
— B^vision et extension des formules num^riques de la throne
des surfaces röoiproques. (Mathematische Annalen X.)
On sait que M. Salmon a trouve*) — ä une pres — les re-
lations qui ont lieu entre les nombres des singnlarites ordinaires
dune surface algebrique; M. Cayley a trouve**) celle qui restait
encore, et en meme temps il a etendu cette theorie par Tintroduetion
de plusieurs singnlarites extraordinaires; le nombre de celles-ci a
ete augmente ensuite par moi.***) Immediatement apres j'ai ex-
prime toutefoisf) quelques doutes sur plusieurs des coefficients des
termes introduits par M. Cayley et moi. C'est pour cette raison
que j'ai entrepris une nouvelle et uniforme deduction par le principe
de correspondance des formules dont il s'agit, et une etude detaillee
de toutes les singularites auxquelles j'avais egard, y compris plu-
sieurs singularites nouvelles. Les resultats de ce travail, assez long
et penible, sont consignes au troisieme des memoires nommes ci-
dessus: les deux autres en sont des precurseurs.
Les points singuliers dont je m'occupe dans le premier memoire
sont les points doubles ä un seid plan tangent (double), qui est le lieu
de droites rencontrant la surface en quatre points coincidents, et qui,
de son cöte, n'a qu'un seul point de contact. Je prouve, au moyen
de series, que le plan tangent en un de ces points a les proprietes
reciproques ä Celles de son point de contact: les nombres des
points doubles et stationnaires de la courbe double, des points
doubles et stationnaires de la courbe cuspidaley et des points d'in-
tersection de ces deux courbes qui sont reunis en un des points
singuliers qui nous occupent, sont egaux, respectivement, aux nom-
bres des plans tangents doubles et stationnaires de la developpable
*) Transactioms of the Royal Irift-h Academy, vol. 23. — Voir aussi les
deux premiöres ^ditions de „Geometry of three Dimensions",
**) Ä Memoir on the Theory of Redprocdl Surfaces, Philosophical Trans-
actions 1869 et 1871.
***) Sur les droites multiples des surfaces. Mathematische Annalen t. IV.
t) Note sur la theorie des surfaces reciproques. Mathematische Annalen
t. IV, p. 636.
Bepertoriam für reine und angewandte Mathematik. 14
202 n. G. Zeuthen.
bitangente, des plans tangents doubles et stationnaires de Tenveloppe
des plans tangents stationnaires de la snrface, et des plans tangents
, communs ä ces deux developpables, qui coincident avec le plan
tangent au point singulier. — J'etudie ensuite les contaets de la
courbe de contact des glans tangents doubles et de la courbe para-
bolique avec la courbe double et la courbe cuspidale. -
L^etude des autres points singuliers d'une surface se fait, dans
le troisieme memoire, par la discussion des degenerations que subit
un cone circonscrit pour des positions particulieres du sommet: il
s'agit notamment, si Fon remplace les cones par leurs sections pla-
nes, de la determination du nombre de points doubles et stationnaires
qui se confondent en un point singulier superieur, et celui des
tangentes doubles .et stationnaires qui se confondent en une tangente
singuliere superieure. Cette determination se fait par des theoremes
trouves et demontres par MM. Cayley, Nöther, Halphen et
Stolz, auxquels il m'etait commode toutefois pour mon but de
donner une nouvelle forme, ce que j'ai fait dans la ,^Note sur les
singularites des courhes planes^'. Malheureusement, un moyen de fa-
ciliter ulterieurement la determination de ces „equivalents plücke-
riens" m'a echappe alors: je pense ä la relation entre les quatre
equivalents d'une brauche complete que M. Smith a exposee dans
une belle et complete discussion des singularites superieures des sur-
faces, publice, dans le vol. 6 des „Proceedings of London Mathe-
matical Society", en meme temps, a peu pres, que ma Note. Ce
manque n'a aucune influence sur mon troisieme memoire, oü je me
contente, pour ces determinations, d'un renvoi ä la Note.
Afin d'indiquer ici les nouvelles formes des equations des MM.
Salmon et Cayley — oü toutefois seulement des termes intro-
duits par M. Cayley et moi sont älteres — auxquelles a conduit
„la revision et Textension" entreprises dans le troisieme memoire,
je renvoie, pour la plupart des notations, ä la troisieme edition de
la j^Geometry of three Dimensions^^ de M. Salmon.*) Les miennes
n'en diflferent que par les circonstances que je designe par k ei h
les nombres pltickeriens des generatrices doubles des cones pro-
jetant la courbe double et la courbe cuspidale (et non pas seule-
ment les nombres des points doubles apparents de ces courbes), que
je n'ai pas besoin du nombre &• des points „de singularite inexpH-
*) p. 539 et 549. Voir aussi redition allcmaude, due ä M. Fiedler, da
mßme livre, p. 605 et 616.
r
H. G. Zeuthen. 203
quee", regardant ces points comme faisant partie des singularites
dejä introduites par les notations de % ^ B\ et que je fais Tusage
analogue des notations k'j h\ % et B,^ Je designe encore par U
le nombre des points uniplanaires, par le nombre des plans dont
les sections ont des points triples en des points simples de la sur-
face, par ü' et 0' les nombres des singularites reciproques, et par
ff d, g^ e et i eeux des points doubles et stationnaires de la courbe
double^ des points doubles et stationnaires de la courbe cuspidale, et
des points d'intersection de ces deux courbes qui se trouvent aux
points doubles a un seul plan tangent^ dont nous avons parle dans
le compte rendu du premier des trois memoires. Selon le resultat
principal de celui-ci nous n' avons pas besoin de notations /*', d'^ g\
e et i'j dont les significations ne diflfereraient par de celles de /)
dj Qy e et i. Avec ces notations on aura les equations suivantes:
a = a j
n(n — l) = a + 26 + 3c,
a(a— l) = w + 2d' + 3x',
c — X = d(n — a) j
6(& - 1) = 2 + 2Ä + 3{y + i:'[f,'(v - 4) + 2Vn + d],
c(c— l) = r + 2Ä + 303 + 2(7 + 6),
a(n - 2) = [x - :B - i:(n + 2t)] + p + 2(y + i:[x([i - 2)'],
5(w - 2) = p + 2/3 + 3y + 3< + 90' + 2:[y((i - 2)],
c(n — 2) = 2(^+4/3 + y + 8x' + 165'+ 120'+ 2;^(ft-2),
o(n — 2)(w — 3) =
2{d-3Z7-2;[^^ + 2.^ + 3vg+4fcl> + 6,,g+Hl%--i> + g])
+ 3[ac — 30-x — ^(xs)] + 2[ab - 2q - j — i:(xtr)]
+ 2:[x((i - 2) {(i - S)] ,
6(w - 2) (n - 3) = 4 (ä — 3< — 30' — 2: p-^P^]
- £' [u + 2 r (£ - 3) + 3 "l^L^ + ij' g' + 6 ^^^^] - f]
+ [ab — 2q—j — i:(xy)^
+ 3[&c-3/3 — 2^-120' — 2?(y«)—2;'(«;'+4i?' + 4g') — i]
+ 90' + 2;[Kft-2)(^-3)],
c(n — 2)(w — 3)
= 6 JÄ — 6x' - 125' — C7' — 40' — 2: [--f^^] — -^'(r) - g]
+ [ac — 3(y — X — 2:{xz)'\
+ 2[6c-3|3-2y-120'-2:(j^«) — 2;'(«;'+4V+40-i]
+ 18Ö' + 2:K^-2)(^-3)],
14*
L
204 H. a. Zeuthen.
(? + 2r- 3c- 4/ ~ 3;c' - 14 f7' + 20'- 2:'(2^' + r +8i?'+ 110
= 0'+2r' — 3c' — 4j — 3;t: — 14^7+20— 2:(2/i + i/ + 8i2 +1U);
et Celles qui en resultent par le principe de dualite.
Abstraction faite des differences dues aux alterations des no-
tations et aux nouveaux termes que nous avons introduits, les for-
mules indiquees ici diflerent de Celles qu'on trouve aux endroits
cites par plusieurs termes ^ontenant % ^ B\ rjf et £'.
Dans les formules indiquees ici on a suppose que les singuläri-
tes se presentent.de la maniere la plus generale que permetleur
definition; mais en ayant egard ä Torigine des termes respectifs on
trouve sans difficulte les mödifications que peuvent subir les formu-
les en des cas particuliers. Le memoire contient aussi des exemples
de ces mödifications.
Les formules ne sont pas toutefois la seule fruit qui j'ai cher-
chee par mon travail. Les proprietes des points et plans singuliers
dont la connaissance etait necessaire pour la determination directe
des coefficients des formules, auront, je le suppose, quelque interet
ä elles. Reciproquement, ces proprietes sont assurees par leur ap-
plication ä la deduction des formules numeriques, qui permettent
plusieurs verifications.
Une grande partie de ces proprietes ont egard aux plans tan-
gents stationnaires et doubles de la surface qui ont les diflPerents
points singuliers pour points de contact, et aux branches de la
courbe cuspidale et double qui sont tangentes aux plans singuliers.
On troiive, par exemple, que chacun des deux plans tangents
en un point biplanaire est en general (si Ton regarde la surface
comme lieu de points) plan tangent quadruple de Tenveloppe des
plans tangents stationnaires-, les generatrices de contact, mais non
pas les branches correspondantes de Tarete de rebroussement de la
developpable, passent par le point biplanaire. Les deux plans tan-
gents comptant pour trois plans tangents menes a la surface par
les droites qui s'y trouvent, le principe de dualite monire qu'un plan
biponctuel contient deux points qui sont en general (si Ton regarde
la surface comme enveloppe de plans) des points triples de la sur-
face (ä un seul plan tangent), et des points quadruples de la
courbe cuspidale. Les plans et points singuliers dont j'ai rendu
compte ici remplacent les plans et les points „of unexplained singu-
larity".
Oopenhague, en aoüt 1876. H. G. Zeuthen.
J
W. Fiedleb. 2üO
L
W. Fiedler: Die darstellende Geometrie in organischer Verbin-
dung mit der Geometrie der Lage. Für Vorlesungen an
technischen Hochschulen und zum Selbststudium. Zweite
Auflage. Mit 260 Holzschnitten und 12 lithogr. Tafeln. (LIV. 7(51.)
Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1875.
Das Buch entspricht, nachdem es^ in der zweiten Auflage wesent-
lich erweitert worden ist, den Vorlesungen über darstellende Geo-
metrie und Geometrie der Lage, welche ich seit 1864 an den tech-
nischen Hochschulen von Prag und Zürich gehalten habe. Es giebt
die neue Grundidee, der ich in diesem Theile meiner Lehrthätigkeit
Bahn zu brechen gesucht habe, in seinem Titel an. Die consequente
Durchführung derselben hat eine neue Gliederung des Stoffes in
beiden behandelten Gebieten bedingt und vielfach neue Gesichts-
punkte und Methoden für die Untersuchung eröffnet; ich will ver-
suchen, davon Rechenschaft abzulegen, kann aber dabei leider nicht
so kurz sein als ich wünschte. Der Umfang des behandelten Ideen-
kreises wird das entschuldigen.
Einer Einleitung über Aufgabe, Methode und Entwickelungs-
gang der darstellenden Geometrie und über die perspectivische Raum-
ansicht als allgemeine Voraussetzung derselben folgen die drei Theile
des Buches: I. Die Methodenlehre, entwickelt an der Untersuchung
der geometrisdien Elementarformen und ihrer einfachen Verbindungen.
IL Die constructive Theorie der krummen Linien und Flächen. Und
IIL Die Geometrie der Lage und die projectivischen Coordinaten.
Von der Centralprojection als dem einfachsten Abstractum des
Sehprozesses ausgehend behandelt der erste Theil nach einander:
A. Die Centralprojection als Darstellungsmethode und nach ihren all-
gemeinen Gesetzen. B. Die constmctive Theorie der Kegelschnitte.
C. Die centrische Collineation räumlicher Systeme als TJieorie der Mo-
deüierungsmethoden. D. Die Grundgesetze der orthogonalen Parallel-
prqjection, ihre Transformationen und die Axonometrie. Alle die all-
gemeinen Darstellungsmethoden für ebene Abbildung und für Mo-'
dellierung werden begründet und an den Raumelementen Punkt,
gerade Linie und Ebene, an ihren einfachen Verbindungen, den
Winkeln und Ecken, den Polygonen und Polyedern, sowie an der
Kreislinie und ihren Abbilduii^en nach aller Mannichfaltigkeit ihrer
Verwendung entwickelt. Dabei ergeben sich die Grundbegriffe und
die fundamentalen Theorien der Geometrie der Lage als der natur-
206 W. Fiedleb.
gemässe Ausdruck der allgemeinen Gesetze der Centralprojeetion so-
fort im Abschnitt A,, sodass die Theorie der Kegelschnitte in B. als
ein umfassendes Beispiel ihrer Anwendung erscheint; sie führen
auch von der centrischen CoUineation in der Ebene als dem Aus-
druck der durch die Centralprojection vermittelten Beziehung ebener
Figuren im Abschnitt C. zu der centrischen CoUineation der Räume,
aus welcher alle für Kunst und Technik verwendeten Modellierungs-
methoden entspringen. Die verschiedenen Formen der Anwendung
der Parallelprojection ergeben sich dann in D. sehr kurz und voll-
ständig und damit ist die Ausrüstung für die Lösung aller gewöhn-
lichen Aufgaben der darstellenden Geometrie im Gebiete der Theo-
rien der krummen Linien und Flächen in dem erweiterten Sinne
gewonnen, wo sie auch die selbständige Begründung und Entdeckung
derjenigen Eigenschaften derselben einschliesst, deren Kenntniss zu
jenen Zwecken nothwendig oder vorzugsweise nützlich ist, und die
man gemeiniglich von anderswoher entlehnt, um nur ihren con-
structiven Gebrauch zu zeigen.
In solchem Sinne werden im zweiten Theil nach einander be-
handelt: A. Die Curven und die developpabeln Flächen. B. Die krum-
men Flächen im Allgemeinen und die Flächen zweiten Grades insbe-
sondere, ' C. Die unndschiefen Eegelflächen. D. Die Botationsflächen;
überall nur vordringend bis zu den Elementen der Lehre von der
Krümmung der Flächen, also in Einschränkung auf den gewöhn-
lichen Umfang des Materials der darstellenden Geometrie an den
technischen Hochschulen und in den entsprechenden Lehrbüchern.
In der consequenten Durchführung der doppelten Auffassung einer
Curve als Ort ihrer Punkte und als Enveloppe ihrer Schmiegungs-
ebenen respective Tangenten und einer Fläche als Ort von aufge-
schriebenen Curven und als Enveloppe von umgeschriebenen Deve-
loppabeln, in der dadurch bedingten eingehenden Behandlung der
Curven und ihrer Tangentenflächen im ersten Abschnitt und auf
Grundlage derselben weiterhin, sowie namentlich in dem Streben
nach Entwicklung strenger Constructionen aus den notly«rendigen
Bestifnmungsstücken liegen aber überall die Nöthigungen zu ganz
selbständigem und vom Hergebrachten sehr abweichendem Vorgange.
Endlich wird in dem gerade hierdurch vorbereiteten dritten
Theil die systematische Entwicklung geometrischer Theorien wieder
aufgenommen, zu welcher die beiden ersten Abschnitte der Methoden-
lehre bereits geführt haben; nämlich in der Durchführung der Geo-
metrie der Lage als der rein wissenschaftlichen Fortsetzung der
W. Fiedler. " 207
darstellenden Geometrie in den drei Abschnitten: A. Grundlagen und
Coordinaten. B. Die Parameter der Gebilde und die Prajectivität;
Erzeugnisse der projectivischen Gebilde erster Stufe. C. Die prqjectivi-
sehen Gebilde zweiter und dritter Stufe und die Erzeugnisse ihrer Ver-
bindung.
Nach dieser Uebersicht ist es erforderlich, auf eine Reihe von
Einzelheiten näher einzugehen, um die Ideenentwicklung zti ver-
deutlichen — zuerst aus der Methodenlehre. In den §§. 1 — 14 wird
die Centralprojection als unabhängige Darstellungsmethode entwickelt;
die Bestimmung der geraden Linie und der Ebene, sowie deren Ver-
wendung, insbesondere die charakteristische Benutzung der Flucht-
elemente zur Lösung von Aufgaben mit Winkelbestimmungen —
man sehe die einfachen Constructionen für eine Ebene, welche eine
gegebene Gerade enthalten und mit einer bestimmten Ebene einen
vorgeschriebenen Winkel einschliessen soll, in §. 10, 8 und 9 — ,
sodann die Relation der Rechtwinkligkeit zwischen Linien und Ebe-
nen, die ümlegung und Aufrichtung ebener Systeme und die Trans-
formationen der Centralprojection werden gegeben, letztere speciell
entwickelt bis zur Erledigung des Hauptproblems der praktischen
Perspective, der Auftragung aus den Coordinaten nach drei zu einan-
der rechtwinkligen Axen unter Benutzung der reducierten Distanz.
Nach der Zusammenfassung der Beziehungen zwischen Original
und Bild eines Systems in dem Begriff der centrischen Collineation
in §. 14 wird auf die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen
Bild und Original- einer geraden Punktreihe näher eingegangen und
als erste die Frage nach dem Gesetz der Abhängigkeit zwischen
Bild und Original einer Strecke beantwortet; man erhält damit so-
gleich die einfachen Mittel zur Bestimmung der entsprechend glei-
chen Strecken von gegebenem Anfangspunkt mit Hilfe der Gegen-
punkte oder des Flucht- und des Verschwindungspunktes, aber auch
ebenso einfache zur Bestimmung der entsprechend gleichen Strecken
von gegebenen Längen, speciell von der Länge Null; durch Beides
den deutlichen üeberblick des doppelten Systems der entsprechend glei-
chen Strecken, die anschauliche Grundlage für die spätere so wichtige
Theorie der Involution von vereinigten Punktreihen. Man erhält
ferner das Gesetz, nach welchem das Theilungsverhältniss einer
Strecke sich beim Uebergang zum Bilde ändert — wenn die Strecke
den Gegenpunkt ihrer Geraden zur Mitte hat, so ändert sich nur
sein Zeichen — und den fundamentalen Satz (§. 16) von der Un-
veränderlichkeit des Doppelverhältnisses von vier Elementen eines
208
W. Fiedleb.
Elementargebildes erster Stufe beim Uebergang zur Projection, also
die Definition der Projectivität von solchen Gebilden sowie ihre Con-
struetion aus drei entsprechenden Elementarpaaren (§§. 17, 18). In
der Anwendung auf Büschel werden die entsprechenden Recht-
winkelpaare als die den Gegenpunkten der Reihen gleichbedeutenden
Elemente erkannt. Der Projectivität der Reihen entspricht die Auf-
gabe: Man bestimme die Distanz, den Durchstoss- und den Flucht-
Punkt einer Geraden, wenn für drei Punkte derselben die Bilder
und die Tafelabstände gegeben sind — eine Bestimmung, welche
die fundamentale durch das Projectionscentrum oder den Distanz-
kreis mit Durchstosspunkt ' und Fluchtpunkt als speciellen Fall in
sich enthält.
Die Anwendung des gefundenen Projectivitätsgesetzes auf die
centrische CoUineation ebener Systeme (§. 19) führt sofort zur Auf-
stellung des Begriffs der Charakteristik einer CentralcoUineationj sie
ist das constante Doppelverhältniss, welches je zwei entsprechende
Elemente in den vereinigten projectivischen Reihen auf Strahlen aus
dem Centrum oder in den vereinigten projectivischen Büscheln aus
Punkten der Axe der CoUineation mit den sich selbst entsprechen-
den Elementen derselben bestimmen, oder das Theilverhältniss der
Gegenpunkte respective der entsprechenden Rechtwinkelpaare in Be-
zug auf die Letzteren; und sie ist auch die Charakteristik der ent-
sprechenden Centralprojectionen, weil sie das Theilverhältniss des
Winkels zwischen Bild- und Original -Ebene, des Drehungswinkels
bei der Umklappung, durch die nach ihrer Schnittiinie gehende pro-
jicirende Ebene ist (§. 19, 5); sie wechselt bei entgegengesetzter
Umklappung nur ihr Zeichen. Dies führt zur Eintheilung der Col-
lineationen und Projectionen nach den Zahlwerthen der Charakte-
ristik und zur Untersuchung der den Grenzwerthen 0, ex», ^ 1 ent-
sprechenden Fälle, der CoUineationen mit singulären Elementen
(§. 19, 8 und §. 21, f. g), sowie des Falles von der Charakteristik
— 1 oder der Involution (§. 20); endlich der Specialfalle der Affinität
und Aehnlichkeit, der axialen und der centrischen Symmetrie sowie
der Congruenz (§. 21) — die Symmetrien ebener Systeme sind be-
sondere Fälle ihrer Involution^ die Centralprojectionen symmetrischer
Figuren sind Involutionen, Halbierung geht über in harmonische
Theilung. So schliesst der Abschnitt A. mit der Lösung der Auf-
gabe von der Bestimmung entsprechender Elemente und der Her-
stellung der centrisch collinearen Lage für zwei ebene Systeme, von
denen vier Punkte des einen und die entsprechenden des andern in
W. Fiedleb. 209
allgemeiner Lage gegeben sind, d. h. den letzten Theil betreffend
mit der allgemeinen Auflösung des sogenannten umgekehrten Pro-
blems der Perspective (§. 22, Fig. 43); endlich mit einer Uebersicht
(§. 23), welche in den vorhergehenden Entwicklungen auch pro-
jectivisch reciproke Systeme in der Form der Orthogonalsysteme
aufweist und die allgemeine Bestimmung reciproker Ebenen sowie
den Nachweis von drei Formen specieller Reciprocität mit singulären
Elemehten gibt.
So hat die Entwicklung der Centralprojection als Methode der
Darstellung in zwingender Weise zu den Grundlagen der neuern
Geometrie hingeführt, auch — wie noch ausgeführt werden mag —
zu der Construction der Doppelelemente in vereinigten projectivischen
Gebilden erster Stufe; denn sie zeigt in der centrischen Collineation
ebener Systeme diese Vereinigung mit stets reellen zu den Gegen-
punkten respective den nicht entsprechenden Rechtwinkelstrahlen
symmetrischen Doppelelementen, und führt durch den besondern Fall
der Involution ebener Systeme zu der Bemerkung, dass bei der ent-
gegengesetzten Zusammenlegung beispielsweise projectivischer Reihen
mit ihren Gegenpunkten die entsprechenden Nullstrecken nicht zur
Deckung kommen statt wie bei der involutorischen Collineation stets
reelle Doppelpunkte zu liefern; sowie dazu, dass hierbei stets die
vereinigten Gebilde der ersten Stufe von entgegengesetztem Sinne
sind und dass bei der entgegengesetzten Umlegung mit der üeber-
einstimmung des Sinnes im Falle der Involution die Vereinigung der
Doppelpunkte in der Mitte der Gegenpunkte, bei jeder andern cen-
trischen Collineation aber -die Lage derselben zwischen den Gegen-
punkten statt ausserhalb ihrer Strecke verbunden ist; d. h. man ist
durch die constructiven Facta zu der Einsicht gedrängt, die eine
Ueberlegung der correspondirenden Bewegung in projectivischen Ge-
bilden sofort begründet, dass bei entgegengesetztem Sinn Doppel-
punkte ausserhalb der Strecke der Gegenpunkte existiren müssen,
während sie bei gleichem Sinn nur zwischen den Gegenpunkten
existiren können und somit zur Steiner'schen Construction derselben
aus Differenz und Product oder aus Summe und Product ihrer Ab-
stände von den Gegenpunkten (§. 19, 13 f.).
Derselbe Weg vom Besonderen zum Allgemeinen wird auch in
der Theorie der Kegelschnitte im Abschnitt B. verfolgt. Von den
Kreisprojectionen (§. 24) als Curven, die ebensowohl aus projectivi-
schen Büscheln wie aus projectivischen Reihen entstehen, von den
Kegelschnittbüscheln und Schaaren (§. 25) mit vier reellen gemein-
210 W. Fiedler. J
Samen Punkten respective Tangenten über die praktischen Con-
structionsformen aus fünf reellen Elementen (§§. 26, 27) zum Be-
weis der Identität von Curven zweiter Ordnung und zweiter Klasse
(§. 28), zur Benutzung der Kegelschnitte für die Lösung aller Auf-
gaben zweiten Grades (§. 29); sodann zur Untersuchung des Kegel-
schnitts als Involutionsfigur oder als sich selbstentsprechend in der
involutorischeh CoUineation mit einem beliebigen Pol als. Centrum
und der zugehörigen Polare als Axe derselben (§. 30), zur Bösung
der Probleme über die involutorischen Gebilde erster Stufe (§. 31),
zur Theorie der harmonischen Pole und Polaren (§. 32) und zu den
Constructionen mit imaginären Bestimmungselementen in conjugirten
Paaren, also auch den Büscheln und Schaaren von Kegelschnitten
mit nur zwei reellen und mit vier nicht reellen gemeinsamen Ele-
menten (§§. 32, 34). Weiter folgen im Ausbau von Einzelheiten
das Princip der ßeciprocität als besondere Form des in d^r Schluss-
übersicht des Abschnittes A. hervorgehobenen Gesetzes der Dualität
(§• 33), die Lehre von der Durchmesserinvolution, von Axen und
Asymptoten, nebst der Beziehung der Affinität zwischen Kreis und
Ellipse (§. 34), die Theorie der Brennpunkte und Directrixen (§. 35)
und endlich die der Osculation von Kegelschnitten, speciell die des
Osculationskreises (§. 36). Die allgemeine Untersuchung der Be-
ziehungen zweier Kegelschnitte, welche hier praktisch entbehrliiSi
ist, bleibt unerledigt, bis es möglich ist, sie für reelle und nicht
reelle Kegelschnitte gleichzeitig zu entwickeln, d. h. bis zur Theorie
von zwei vereinigt liegenden Polarsystemen im dritten Theil (§. 162);
nur ein Theil dieser Untersuchung, die Bestimmung des gemein-
Samen Tripels, wird früher erfordert und daher in der benöthigten
speciellen Form entwickelt, nämlich bei der Theorie der Flächten
zweiten Grades respective der Kegelflächen zur Bestimmung der Axen
im zweiten Theil (§. 97); diese specielle Form, zu welcher sehr ein-
fache Ueberlegungen führen, wird dann später in der That als iden-
tisch mit der allgemeinen erkannt.
Der kurze Abschnitt von der centrischen CoUineation rämnlicher
Systeme, der nun folgt, hat in diesem Zusammenhang hervorragende
Bedeutung; er gibt die einfachsten Constructionsmethoden (§. 40),
die Eintheilung der Reliefs nach den Werthen der Charakteristik
— bildliche und nichtbildliche (§. 41), je nachdem dieselbe positiv
oder negativ ist — , den Fall der involutorischen centrischen Col-
lineation (§. 42) und die Erörterung der speciellen Fälle der Affinität,
Aehnlichkeit, Symmetrie und Congruenz. Die Centralprojectioa er-
i
WKk
W. Fiedler. 211
scheint als unendlicli dünnes Relief — Anlass zur Unterscheidung
sichtbarer und unsichtbarer Pigurentheile. Durch eilte Parallel-
projection kann eine Raumform nicht bestimmt werden, dazu ist die
Combination derselben mit einer zweiten auf dieselbe oder auf eine
andere Ebene erforderlich; es wird gezeigt, dass nur für die ortho-
gonale Parallelprojection die Charakteristik einfach dem Cosinus des
Winkels zwischen Bild- und Original-Ebene gleich ist (§. 43), und
damit der reelle Vorzug derselben vor andern Parallelprojectionen be-
zeichnet. Am Schlüsse ein Blick auf die allgemeine Bestimmung
räumlicher coUinearer und reciproker Systeme aus fünf entsprechen-
den Elementenpaaren; dann zurück zum speciellem Ausbau der Lehre
von der Parallelprojection (§. 46 f.), zuerst der orthogonalen. Im
Ausgang von drei zu einander rechtwinkligen Projectionsebenen und
ihren Durchschnittslinien zeigt sich, dass die sechs Halbirungsebenen
ihrer Winkel, die vier Schnittlinien derselben zu dreien oder die
Halbirungsaxen, und deren durch den Anfangspunkt gelegte Normal-
ebenen für den ersten Zielpunkt der Untersuchung, die Darstellung
des ebenen Systems, von entscheidender Bedeutung sind: Sie liefern
die Spuren, die Affinitätsaxen zwischen den in derselben Tafel ver-
einigten Projectionen in Paaren, die Axen- und die Würfel-Punkte,
so wie vier Gerade, welche den Letzteren in dem Orthogonalsystem
entsprechen, das den Fusspunkt der Normale zur Ebene aus dem
Coordinatenanfangspunkt zum Centrum und die Länge dieser Nor-
male zur Distanz hat (§. 51). Im dritten Theil (§. 161, 3 f.) wird
dann erkannt, dass die hier elementar entwickelten Relationen ihren
Grund in dem Umstände haben, dass die drei Projectionsebenen mit
der Normale der Originalebene und mit ihrer Parallelebene durch
den Anfangspunkt ein Orthogonalsystem im Strahlenbündel bestim-
men, und es ergeben sich bezügliche Vervollständigungen. Ich darf
wohl erwähnen, dass die Erkenntniss dieses Zusammenhangs im
Jahre 1857 mir die Ueberzeugung gab, das wissenschaftliche Stu-
dium der darstellenden Geometrie sei von dem der Geometrie der
Lage nicht zu trennen, und dass ich von da ab die Idee dieses Zu-
sammenhangs pädagogisch entwickelt habe, natürlich unter Voran-
stellung der Centralprojection als der fundamentalen Methode; meine
Programmschriffc von 1860 „Die Centralprojection als geometrische
Wissenschaft" beschränkt sich zwar auf die Entwicklung der con-
structiven Elemente und die Anwendungen auf die geradlinigen
Flächen, aber sie enthält auch die Idee der Transformationen in der
Centralprojection als Quelle der Constructionsvortheile, und sie fügt
k
212 W. Fiedler.
ZU einer schon früher veröflfentlichten Anwendung der Affinitätsaxen
die Anmerkung von der Analogie der Winkelhalbirungsebene zwischen
zwei Projectionsebenen mit der zweiten Parallelebene der Central-
projection hinzu, die in dem Satze liegt, dass zwei Gerade, Ebenen,
Kegel, Regelflächen in diesen Ebenen einen gemeinsamen Querschnitt
haben, wenn in Parallelprojection ihre zwei betreffenden Spuren, in
Centralprojection ihre Spuren und Fluchtlinien verkehrt zusammen-
fallen. Besondere Aufmerksamkeit ist noch im Schlussabschnitt des
ersten Theils der geometrischen Durchbildung der orthogonalen (§. 60)
und der schiefen (§. 61) Axonometrie (Letztere auf Grund des Pohlke'-
schen Satzes) gewidmet; für die Letztere gibt eine Erörterung
Steiners in der „Systemat. Entwickeluug" die ausreichende Grund-
lage, wenn man die entsprechenden Rechtwinkelpaare projectivischer
Strahlbüschel zu bestimmen versteht.
Ich kann nun über den zweiten Theil ziemlich kurz berichten;
wenn er auch in der Anordnung ganz von den früheren Lehrbüchern
abweicht, so hat er doch mit ihnen in der Hauptsache das Material
gemein, nur mit Ausnahme des ersten Abschnittes. Derselbe stellt
zur ebenen Curve sofort die nichtebene oder der Kürze zu Liebe
jyRatimcurve^^ (§. 63), zeigt als deren natürliche Singularitäten ihre
stationären Elemente auf und merkt an, dass die beiden Operationen
der Abwickelung der developpabeln Fläche in eine ihrer Tangential-
ebenen und der Bildung der Eichtungshegel an einem Punkte der
Curve als Spitze — Operationen, bei denen jene Singularitäten er-
halten bleiben und welche die darstellende Geometrie wesentlich zur
Untersuchung dieser Raumformen benutzt — einander genau nach
dem Gesetz der Dualität entsprechen; er zeigt die Untersuchung der
Kegel (§. 64) als übereinstimmend mit der ihrer ebenen Querschnitte
bezüglich der projectivischen Eigenschaften ijnd geht daher von der
Behandlung der Kegelflächen durch das Problem der Abwickelung
(§. 71) — unter genauer aber ganz elementargeometrischer Unter-
suchung des Gesetzes, nach welchem der Krümmungsradius einer
Curve sich bei ihrer Abwickelung mit einer sie enthaltenden deve-
loppabeln Fläche verändert (§. 72) — zur gemeinen Schraubenlinie
(§. 73) als der geodätischen Curve des geraden Kreiscylinders und
ihrer Tangentenfläche über. Bei den Kegelflächen ist besonders
dem allgemeinen Zusammenhang von zwei behebigen Querschnitten
in centralprojectivischer Darstellung, den Bildern der Asymptoten
und den Asymptoten der Bilder und ihrer directen Ableitung mittelst
der centrischen CoUineation (§. 66), sorgfältige Erledigung gegeben;
J
'V
W. Fiedleb. 213
bei der Schraubenlinie ist Anlass, von den Singularitäten des Bildes
d. i. den Inflexionsstellen respective Doppelpunkten (und im U eber-
gange von den einen zu den andern stationären Punkten) und den
Doppeltangenten, sowie von den Singularitäten der ebenen Quer-
schnitte ihrer entwickelbaren Fläche den Grund der Entstehung und
damit die constructive Bestimmung anzugeben. Diese entwickelbare
Fläche besitzt ein System von Doppelcurven und die Schraubenlinie
eine mehrfach berührende developpable Fläche und zeigt daher nament-
lich in der axonometrischen und centralen Projectiou die Relationen
der Originalcurve mit der Doppelcurve und beliebigen ebenen Quer-
schnitten der Developpabeln; dem entspringt z. B. die Anregung
zur Lösung des allgemeinen Problems : Diejenige developpable Fläche
zu bestimmen, welche zwei willkürlich gegebene Raumcurven ent-
hält (§. 74, 4). Die Abwickelung der developpabeln Schraubenfläche
zeigt §. 77. Nach einer kurzen Erörterung der hier einschlagenden
metrischen Begriffe: Haupt- u. Bi-Normale, Polarlinie (Krümmungs-
axe) und Polarfläche, Evolute und Evolvente, rectificirende, cyclifi-
cirende etc. Developpable (§. 78) folgt die Lehre von den Durch-
dringungen der Gylinder und ^ Kegel (§. 79), speciell derjenigen vom
zweiten Grade (§. 80); zuerst die allgemeine Construction ihrer Punkte
und Tangenten, speciell der unendlichen Aeste und Asymptoten, sodann
für Kegel zweiten Grades speciell die beiden Formen ihres Zerfallens
durch Auftreten von zwei Doppelpunkten, nämlich in zwei Kegel-
schnitte, wenn die Verbindungsgerade der Doppelpunkte nicht selbst
zur Durchdringung gehört, und in eine Gerade und eine Raumcurve
dritter Ordnung, wenn es der Fall ist. Diese Gurve dritter Ordnung wird
zunächst in ihren verschiedenen Formen untersucht; man erkennt von
ihren allgemeinen Eigenschaften, dass sie keine stationären Elemente,
keine Doppelcurve und keine doppelt berührende Developpable besitzen
kann und ist dadurch veranlasst, die allgemeinen descriptiven Ge-
setze aufzusuchen (§. 82 f.), nach welchen aus den Eigenschaften
des Bildes der Raumcurve d. h. seinen Charakteren und Singulari-
täten und aus denen des ebenen Querschnitts speciell der Spur ihrer
Tangentenfläche auf die Charaktere und Singularitäten der Baum-
curve und ihrer Tangentenfläche selbst geschlossen wird, unter
Beschränkung jedoch auf die neun allgemeinen Charaktere, welche
allein bei den hier zur Untersuchung stehenden einfachen Fällen
der Curve dritter Ordnung und der Curve vierter Ordnung erster
Art — auch die stationäre Tangente ist hier nicht möglich — her-
vortreten. Es werden auch die Modificationen angegeben, welche in
•
i
214 W. Fiedler.
diesen Beziehungen für besondere Lagen des Projectionscentrums
oder der Schnittebene eintreten, z. B. also (§. 84) die Entstehung
der Spitzen erster und zweiter Art im Bilde einer Curve, später
(§. 86, 7) die Endstellen in den Kegelsehnittbildem der Curve vierter
Ordnung erster Art erklärt. Demnächst folgt die Anwendung, zuerst
auf die Fälle der Durchdringung von Kegeln zweiten Grades mit
einem Doppelpunkt, der entweder ein Knoten oder isolirt oder ein
stationärer Punkt ist — im letzteren Falle wird der Doppelkegel-
schnitt der Tangentenfläche, die involutorische CoUineation derselben
und der Curve für die nicht singulare Kegelspitze als Centrum und
die Ebene der Doppelcurve als Ebene der CoUineation, sowie die
CoUineation und Reciprocität aller solcher Curven und ihrer Deve-
loppabeln unter einander nachgewiesen (§. 85). Ein Theil dieser
Eigenschaften wird endlich als allgemein den Curven vierter Ordnung
erster Art ohne singulare Punkte angeh'örig erwiesen durch nähere
Untersuchung des bekannten Falles der Durchdringung zweier Kegel
zweiten Grades, welche eine gemeinsame Hauptebene haben (§. 86) ;
es ergibt sich, dass im Allgemeinen durch eine solche Curve vier
Kegel zweiten Grades, doppelt projicirende Kegel derselben, hin-
durchgehen, und dass ihre developpable Fläche sich in vier ebenen
Curven vierter Ordnung sechster Classe selbst durchdringt, die in
den durch die Tripel jener Kegelspitzen bestimmten Ebenen liegen;
man findet einfache Regeln, nach welchen diese Ebenen und die
fehlenden beiden Kegelspitzen oder das Quadrupel in jedem Falle
construirt werden, spwie Regeln zu ihrer Benutzung zur genauen
und raschen Construction der Curve uud ihrer Tangentenflächen
selbst. Frezier in seinem „Traite de stereotomie" (Liv. I, Ch. VI
bis VIII der Ausgabe von 1754) htt, wie ich glaube, zuerst und
bis zu meinem Buche auch zuletzt die Symmetrieverhältnisse dieser
Curven betrachtet, indem er, man kann sagen, um kurz zu sein, die
Querschnittscurven von zwei Quadrupelebenen mit den Kegelflächen
zu einer Namengebung der einzelnen Fälle benutzt. Die Tangenten-
fläche der Curve zieht er nicht in Betracht und die Zusammen-
fassung zu einer allgemeinen Theorie war auch seinem Zeitgenossen
D. Bernoulli in Basel, an den er sich gewandt, nicht gelungen;
zu ihrer Entdeckung erschien die allgemeinere AuflEassung vom
Standpunkte der Theorie der Flächen zweiten Grades nöthig, und
sie blieb Poncelet's berühmtem „Supplement*^ vorbehalten.
Der Abschuitt B. gibt nach Vorausschickung allgemeiner Be-
griffe und Erklärungen die constructive Theorie und Behandlung
r
W. Fiedler. 215
der Flächen zweiten Grades, und zwar zuerst die der geradlinigen
(§. 89 f.) unter Benutzung der beiden Regelsehaaren derselben; so-
dann die allgemeine Theorie auf Grund der involutorischen CoUi-
neation solcher Flächen zu sich selbst für jeden Punkt des Raumes
(§. 94) als Centrum oder Pol und seine Polarebene als Collineations-
ebene. Ich hebe, um den Charakter der Behandlung näher zu be-
zeichnen, die strenge Construction der Schnittpunkte und Tangential-
ebenen eines einfachen Hyperboloids mit einer Geraden (Tafel VII);
die Bestimmung der Hauptaxen der Flächen zweiten Grades aus
zwei conjugirten Diametralschnitten (Tafel X) nebst Angabe der
speciellen Form, welche sie bei Rotationsflächen annimmt; die Be-
handlung der Flächen zweiten Grades mit elliptischen Punkten als
Reliefs der Kugel in §. 98, und die Erledigung des Problems der
gemeinsamen Developpabeln von zwei Flächen zweiten Grades in §. 101
hervor^ welche natürlich die Kenntniss respective Bestimmung des
gemeinsamen Quadrupels harmonischer Pole (§. 100) ebenso wie
dasjenige der Durchdringungscurve erfordert. Am Schlüsse des Ab-
schnittes wird die doppelte Entstehung einer krummen Fläche als
Ort von Punkten und als Enveloppe von Ebenen allgemein erwiesen
(§. 102), wobei sich die Theorie von der Involution der conjugirten
Tangenten in einem Punkte der Fläche, die Lehre von den Haupt-
tangentencurven und die Grundeigenschaften der geodätischen Linien
und der l^^rümmungslinien derselben ergeben (§. 103). So schliesst
der Abschnitt mit d,em unendlich dünnen Bündel der Normalen
einer Fläche mit seinen beiden Doppelgeraden.
Es folgt der Abschnitt von den windschiefen Begel flächen ^ be-
ginnend mit der doppelten Erzeugung solcher Flächen aus drei
Leitcurven oder Leitdeveloppabeln; für diese wird die Regel von
der Bestimmung des Grades (§. 106), die Construction der Berüh-
rungsebenen und Berührungspunkte durch die Projectivität (§. 107)
(sie gestattet eine interessante Anwendung der Ebene Hx'y für Tan-
gentialebene eines Punktes und Normalebene der Erzeugenden als
xis und xy — siehe Zusatz zu p. 415, 6 — , welche auch M. Mann-
heim ausgedehnt und glücklich benutzt hat), sodann die der Hyper-
boloide und Paraboloide, welche längs Erzeugenden berühren, der
Strictionslinie (§. 108), der singulären Erzeugenden etc. entwickelt,
werden auch die Aufgaben über ihre Beziehungen zu den Elementar-
formen, zu developpabeln und krummen Flächen erörtert. Die Bei-
spiele der beiden windschiefen Schraubenflächen, der * Wölbflächen
des schiefen Durchganges und des Eingangs in den runden Thurm,
216 W. Fiedler.
das schräge Kreisconoid, das Cylindroid und das Normalenbündel
dienen zur Erläuterung. Zuletzt wird die Regelfläche dritten Grades
in ihren beiden allgemeinen Hauptformen dargestellt und theoretisch
untersucht; die Construction führt auf ihre projectivischen Erzeu-
gungsweisen; für sie ist das längs einer Erzeugenden osculirende
Hyperbolid streng construirt und sie gibt endlich Anlass zur Ent-
stehung der Curve vierter Ordnung zweiter Art.
Bei den Eotationsfläch^n (§. 115 f.) bietet zunächst das Problem
ihrer Darstellung in Centralprojection eine nützliche Anwendung
der Construction der Kegelschnitte aus Pol und Polare mit der In-
volution harmonischer Pole in dieser und den Endpunkten der zu
ihr parallelen Sehne durch jenen dar: Die Parallelkreise erscheinen
als ein System von Kegelschnitten, welche in der Fluchtlinie der
Normalebenen zur Axe der Fläche ein und dieselbe durch die ßecht-
winkel- Involution am zugehörigen CoUineationscentrüm bestimmte
Involution harmonischer Pole haben; ihre zu derselben parallelen
Sehnen liefert das Bild desjenigen Meridians, für welchen die Axe.
die ^alllinie zur Bildebene ist. Unter den üblichen Problemen
bieten wieder für die Centralprojection der ebene Querschnitt und
der Berührungskegel aus gegebenem Punkte durch ihre orthogonalen
Symmetrieen Gelegenheit zu vortheilhafter Verwendung der Gesetze
der Involution ebener und räumlicher Systeme. Zu den gewöhn-
lichen Problemen der Schattenconstruction, welche in der Bestimmung
der Berührungskegel und der Normalen der Flächen vom Leucht-
punkte aus aufgehen, werden für paralleles Licht und in parallel-
projectivischer Darstellung die der Beleuchtungsconstrudionen (§. 124 f.)
hinzugefügt, die Bestimmung der Linien gleicher vorgeschriebener
Intensität der objectiven Beleuchtung, d. h. der Berührungscurv.en der
Flächen mit umschriebenen Developpabeln, deren Richtungskegel Ro-
tationskegel von gegebenem Winkel um den Lichtstrahl als Axe
sind; ihre Construction wird für alle die behandelten Flächenarten
hier auf Grund sehr einfacher Betrachtungen erledigt. Immer bieten
die Rotationsflächen im Allgemeinen mehr als andere das Beispiel rein
graphischer so zu sagen empirischer Behandlungsweise; nur das System
der zu behandelnden Probleme und der Constructionsmittel sondert
sich auch hier in zwei einander dual gegenüberstehende Gruppen.
Wenn nun im dritten Theil die rein wissenschaftliche Ent-
wickelung der Untersuchung ausschliesslich wieder aufgenommen
.wird, so ist 'durch alles Vorhergehende dieser Darstellung der Geo-
metrie der Lage von vornherein eine von dem Hergebrachten ganz
W. Fiedlee. 217-
abweichende Situation bereitet und eine in mancher Beziehung eigen-
thümliche Aufgabe gestellt. Ich entspreche derselben mit der ge-
botenen Kürze wesentlich durch die Anwendung der gemischten die
synthetisch construirenden und die analytischen üntersuchungsmittel
combinirenden Methode, Zu ihr führt sofort die Wiederaufnahme der
Untersuchung hin, obwohl sie naturgemäss einer sorgfältigen Prü-
fung der Fundamente und somit der von den Voraussetzungen der
Elementargeometrie unabhängigen Begründung der Projectivität ge-
widmet ist; sie eröffnet mit der wesentlich von v. Staudt gegebenen
von den perapectivischen Dreiecken etc. zur harmonischen Theilung
und zur Projectivität und Involution*) der' Elementargebilde erster
Stufe führenden Ableitung (§. 133 f.); sie schliesst an die Involution
dieser ElementärgeBilde in Zusammenfassung und Weiterbildung von
vorher schon vielfach benutzten Ergebnissen die geometrische Theorie
der imaginären Elemente an (§. 135 f.), um dieselbe soweit zu führen,
dass dem Satze Credit gegeben ist, wonach die Projectivität der
Gebilde die projectivische Einordnung ihrer imaginären Elemente
mit urafasst und durch solche Elemente in gleicher Weise bestimm-
bar ist. Um die imaginären Elemente vollends einzubürgern, wird
später (§.1^51, 7 f.) gezeigt, wie aus dieser geometrischen Theorie
der analytisch geometrische Ausdruck derselben und umgekehrt aus
diesem ihre constructive Bestimmung hervorgeht. Auf diese Unter-
suchung des Imaginären gründet sich zunächst die genaue Zählung
der reellen und der imaginären Elemente in den Elementargebilden
der vier Stufen, welche die Möglichkeit der projectivischen Cor-
respondenz der Elemente zwischen zwei solchen Gebilden abstract
beweist. Die Uebereinstimmung der Ergebnisse der neuen Entwicke-
lung mit denen der ursprünglichen auf die Elementargeometrie und
Trigonometrie gegründeten gibt zugleich die Gewähr dafür, dass
diese und die projectivische Geometrie, insofern sie an der per-
spectivischen Raumansicht festhält, mit einander in Einklang stehen.
Und dazu kommt nun noch der Nachweis, dass aus den fundamen-
talen geometrischen Bestimmungsmethoden dfer ßaumelemente die
analytischen sich ganz direct vollständig und allgemein ergeben.
Dieselben Projöctivitätsrelationen oder Doppelverhältnissgleichheiten,
durch welche aus drei, vier und fünf unabhängigen Elementenpaaren
*) Hier ist auf p. 508 am Schlüsse von 11. im Druck die Zeile wegge-
blieben, welche den Begriff der Charakteristik allgemein begründet:
Also (Fl F^ AÄ)7\{F^F^ B'ß)7\iF,F^ BB'). (Charakteristik z/ §. 19).
Bepertorium'fOr ruiuo imd angewandte Mathematik. 15
.218 W. Fiedler.
in zwei projectivischen Gebilden erster zweiter und dritter Stufe zu
einem beliebigen Element des einen Gebildes das entsprechende des
andern construirt wird, führen sofort (§. 138 f.) zur Bestimmung
eines Elements in einem Elementargebilde erster, zweiter, dritter
Stufe in Bezug auf drei, vier und respective fiinf feste Elemente
desselben durch Zahlen, die ich als die projectivischm Coordinaten
dieses Elements bezeichne, weil sie dieser ihrer Entwickelung gemäss
beim üebergang zu einem projectivischen System nicht geändert
werden. Ich leite aus ihnen durch rein projectivische Prozesse die
Gleichungen der Elemente oder die Bedingungen des Ineinanderliegens
von. Punkt und Gerade, Strahl und Ebene, Punkt und Ebene als
lineare homogene Gleichungen mit zwei, drei und vier Variabein ab,
deren Coefficienten zugleich die Coordinaten der dargestellten Ele-
mente sind, wenn man noch die harmonische Trennung der beiderlei
Einheits-Elemente durch die Fundamental-Elemente voraussetzt. Die
Construction eines durch seine Coordinaten oder also durch seine
Gleichung gegebenen Raumelements erfolgt im Gebilde erster Stufe
als die Construction des vierten Elementes zu drei gegebenen aus
seinem durch das Verhältniss seiner Coordinaten bestimmten Doppel-
Verhältnisse und sie erfolgt durch eine zwei- respective dreimalige
Wiederholung dieser Construction mit den Verhältnissen von zwei
der drei Coordinaten zur dritten respective vierten in den Gebilden
zweiter und im Gebilde dritter Stufe. Die Erwartung, dass im Ge-
bilde vierter Stufe, d. h. für die gerade Linie als Raumelement, die
vierfache Anwendung dieser Construction zur Bestimmung aus den
Coord^iaten genügen müsse, leitet zur Benutzung von zweien der
projicirenden Ebenen der Geraden aus den Fundamentalpunkten oder
von zweien ihrer Durchstosspunkte mit den Fundamentalebenen, als
welche je durch zweifache Anwendung jener Construction bestimm-
bar sind; und es ergeben sich als die zweimal drei Coordinaten der
ersteren die Strahlencoordinaten pik und als die zweimal drei Coor-
dinaten der letzteren die Strahlencoordinaten ^a; aus dem Umstände
aber, dass diese Durchstosspunkte in jenen projicirenden Ebenen
liegen, folgt zugleich die Gruppe der diese Coordinaten verbindenden
Relationen, nämlich die Proportionalität der pa und äj^ und der
NuUwerth der Summe der Producte der drei complementären Paare
der einen wie der andern (§. 145).
Besondere Festsetzungen über die Lage 'des Einheitspunktes
oder der Einheitsgeraden respective Einheitsebene in Bezug auf die
Fundamentalpunkte führen auf diejenigen Formen der allgemeinen
W. Fiedler. 219
Coordinatenbestimmung, die man als Dreilinien- und Vierebenen-
respectiye Dreipunkt- und Vierpunkt-Coordinaten und als Flächen-
respective Volum en-Coordinaten bezeichnet hat; die Annahme, dass
eines der Fundamentalelemente unendlich fem liege, gibt specielle
Coordinatensysteme, unter denen die Cartesischen und die Tlücker'-
sehen Coordinaten des Punktes und der Geraden respective des
Punktes und der Ebene der Annahme entsprechen, dass die eine
Fundamentallinie respective Fundamentalebene \inendlich fern sei.
Diese Letzteren auf die Bestimmung der geraden Linie angewendet
liefern die sechs Coordinaten der Geraden in derjenigen Form, in
welcher sie von Plücker 1865 zuerst gegeben wurden, inde'ss die
allgemeine Entwickelung die geometrische Begründung und Deutung
der algebraischen Abkürzungssymbolik z. B. gibt, als welche Cayley
1859 zuerst die sechs Coordinaten der geraden Linie im Ba.um ein-
geführt hatte.
Von den linearen homogenen Gleichungen zu den allgemeinen
homogenen Gleichungen zwischen projectivischen Coordinaten über-
führend, schliesst der erste Abschnitt des dritten Theils mit der
geometrischen Deutung solcher Gleichungen und ihrer Combinationen:
Ebene Curven und Kegelflächen, krumme Flächen, Liniencomplexe,
Congruenzen, Regelflächen, Raumcurven, entwickelbare Flächen etc.
Im unmittelbaren Anschluss hieran beginnt der zweite Abschnitt
mit der Erörterung über die Anzahl der linearen Bestimmungsele-
mente solcher Raumformen d. i. über die Gliederanzahl ihrer Glei-
chungen und mit der daraus entspringenden Feststellung der Begriffe
von Gebilden erster, zweiter etc., allgemein Jeter Stufe aus solchen
Formen wie ihrer Gleichungen (§. 147), welche diejenigen der Ele-
mentargebilde der gleichhohen Stufen als specielle Fälle umfassen.
Daraus entspringt die Frage nach der geometrischen Bedeutung der
Parameter in der Gleichung des Gebildes, Die Grundlage für die all-
gemeine Beantwortung derselben wird gefunden (§. 148) durch die
geometrische Deutung des Parameters im Elementargebilde erster Stufe
als negatives Theilungsverhältniss des beweglichen Elementes in Be-
zug auf die bestimmenden oder fundamentalen Elemente des Gebildes;
eine ihrer ersten Anwendungen ist die Bestimmung des Doppelver-
hältnisses einer Geraden mit einem Tetraeder aus ihren sechs auf
dasselbe bezogenen Coordinaten zum neuen Erweis des schon früher
abgeleiteten Satzes, dass die Durchstosspunkte der Geraden mit den
Flächen und ihre projicirenden Ebenen aus den Ecken Gruppen von
gleichen entsprechenden Doppelverhältnissen sind. Diese Deutung
16*
220 W. Fiedler.
liefert, angewendet auf die Beziehungen der Elementargebilde erster
Stufe zu Curven und Flächen die Theorie der Polaren (§.: 149) und
mit dieser den Satz, dass die gleichnamigen Polaren eines Elementes
in Bezug auf die Formen eines Gebildes Äter Stufe ein Gebilde Jcter
Stufe mit den nämlichen Parametern, dass also die linearen Polaren
ein Elementargebilde dieser Stufe mit denselben Parametern bilden;
sodass die verlangte geometrische Deutung der Parameter für die .
allgemeinen Gebilde mit der Deutung derselben für die Elementar-
gebilde schon erledigt ist.
D^mit ist es an der* Zeit, die Parametergkichungen der Pro-
jectivität der Elementargebilde erster Stufe und im Falle des Inein-
anderliegens derselben die Parametergleichung ihrer Involution auf-
zustellen und zu discutiren (§. 151), um ihre Coefficienten geometrisch
zu deuten und dadurch die möglichen Vereinfachungen zu erkennen.
Der üebergang von diesen Parametergleichungen zu den Coor-
dinatengUiehungen der Prqjectivität zeigt dann sofort, dass die lineare
Substitution für die Variabein der allgemeine algebraische Ausdruck
für den üebergang von einem System zu einem ihm projectivischen
System ist; man erhält so (§. 152) die allgemeinen Gleichungen der
Collineation und der Reciprocität für die Gebilde der drei ersten
Stufen und sofort auch die geometrische Deutung ihrer sämmtlichen
Coefficienten, d. h. den Zusammenhang mit dem Vorgange der Con-
structionen;- und im speciellen Falle der Congruenz der Systeme in
deckender Lage auch die Transformation der Coordinaten (§. 153),
im allgemeinen Falle die Einsicht, dass die Algebra der linearen
Substitutionen die analytische Geometrie der projectivischen Eigen-
schaften enthält, eine Einsicht, welche, hier durch Anwendungen auf
Curven und Flächen zweiten Grades erläutert wird (§. 154).
Die Untersuchung wendet sich (§. 155) zu den Verbindungen
p'ojectivischer Gebilde erster Stufe und ihren Erzeugnissen, den Curven,
Kegeln und windschiefen Regelflächen zweiten Grades und aus den
Elementargebilden, wie zu denen aus projectivischen Gebilden
aus Curven oder Flächen, insbesondere auch den Curven'erzeu-
gungen aus projectivischen Involutionen von Büscheln oder Reihen.
Sie leitet sodann weiter aus der dabei stattfindenden perspectivischen
Lage der Gebilde mit den Erzeugnissen die projectivische Be-
ziehung von Element zu Element zwischen Gebilden und Erzeug-
nissen und zwischen je zwei Erzeugnissen ab und kommt von diesen
Projectivitäten zu neuen Erzeugnissen: Curven, entwickelbare Flächen
ynd windschiefe Regelflächen; ein näher untersuchtes Beispiel von
W. Fiedler. 221
allgemeiner Art ist die Erzeugung der Curve vierter Ordnung zweiter
Art aus einer Kegelfläche zweiter Classe und einer ihren Tangential-
ebenen projectivisch zugeordneten Regelschaar (§. 157); das nütz-
lichste specielle ist die projectivische Zuordnung der Regeischaaren
eines einfachen Hyperboloids; eine genaue Figur verdeutlicht die
zahlreichen Relationen, welche auf die Lehre von den projectivischen
Reihen und Tangentenschaaren am Kegelschnitt und auf die Theorie
der doppeltberührenden Kegelschnitte führen. Eine daran sich an-
schliessende Betrachtung der höhern Involutionen beendigt den Ab-
schnitt. Das wichtige allgemeine Princip der projectivischen Verbindung
der Erzeug^iisse zu neuen Erzeugnissen wird bei den folgenden Stufen
nicht weiter systematisch entwickelt; das hier Gegebene kann ge-
nügen, um dazu anzuleiten.
Der Schlussahschnitt untersucht zuerst die projectivischen Elemen-
targebilde zweiter Stufe uud die Erzeugnisse ihrer Verbindung: Die
in einander liegenden collinearen Ebenen und Bündel, ihre sich selbst
entsprechenden Elemente, die bekannte üeberführung in die per-
spectivische Lage unter neuem Gesichtspunkt (§. 159); die in ein-
ander liegenden reciproken Gebilde zweiter Stufe (§. 160), ihre ein-
ander involutorisch zugeordneten drei Elementenpaare, Pol- und
Polar-Kegelschnitte und Kegel und ihre Beziehungen zu der involu-
torischen Verwandtschaft zweiten Grades, in welcher die einander
doppelt conjugirten Punkt- und Linien -Paare der Gebilde stehen;
sodann die üeberführung der reciproken Systeme aus der allgemeinen
in die involutorische Lage oder das Polarsystem und die Eigenschaften
desselben mit besonderer Hervorhebung des Orthogonalsystems,
dessen Directrixkegel nach dem imaginären Kugelkreis im Unend-
lichen geht, und seiner Beziehungen zur Metrik (§. 161). Die oflFen-
bare Analogie der Eigenschaften des Polarsystems im Gebilde
zweiter Stufe zur Involution der Gebilde erster Stufe führen weiter
zur Untersuchung von zwei in einander liegenden Polarsystemen (§. 162),
ihres gemeinsamen Tripels harmonischer Pole und Polaren, ihrer
drei Paare von Strahlen mit einerlei Involutionen harmonischer Pole,
nnd drei Paare von Punkten mit einerlei Involutionen harmonischer
Polaren, also zur Erledigung einer Hauptgruppe unter den Be-
ziehungen von zwei Kegelschnitten in der allgemeinsten Form; in
Anwendung auf das Orthogonalsystem liefert dies die Hauptstücke
der Theorie der Kegel zweiten Grades.
Zwei niM in einander liegende recipvJce Gebilde zweiter Stufe
erzeugen eine Fläche zweiten Grades durch Verbindung ihrer ent-
^
222 W. Fiedler.
sprechenden Elementenpaare*, es wird dadurch sofort auch die ein-
deutige ebene Abbildung dieser Flächen vermittelt^ und Anlass gegeben
zur analytischen Darstellung des Erzeugnisses reciproker Gebilde zwei-
ter Stufe überhaupt (§. 163). Die Untersuchung wendet sich endlich
zu den Erzeugnissen von zwei nicht in einander liegenden colUnearen
Gebilden zweiter Stufe, den Raumcurven dritter Ordnung und den
developpabeln Flächen dritter Classe und den mit ihnen verbun-
denen Strahlencongruenzen dritter Classe erster Ordnung und dritter
Ordnung erster Classe, insbesondere auch dem Nachweis der Iden-
tität der Curve dritter Ordnung mit der Rückkehrkante der deve-
loppabeln Fläche dritter Classe (§.* 165). Im Anschluss daran werden
die projectivischen Verbindungen zwischen den Flächen zweiten Grades
und den Strahlencongruenzen mit Elementargebilden zweiter Stufe
und unter sich, so wie zwischen Curven dritter Ordnung und De-
veloppabeln dritter Classe mit Elementargebilden erster Stufe, mit
den früheren Erzeugnissen von einfach unendlicher Elementenzahl und
unter einander überblickt und ihre Parameterdarstellung begründet.
Für die Elementargebilde dritter Stufe wird zuerst (§. 166) die
Collineation und der tetraedrale Complex nebst den beiden speciellen
Fällen der colUnearen Involution, der centrischen und der geschaarten,
sodann die Beciprocität untersucht (§. 168) und auch die Letztere
zu vollständiger Erledigung der fundamentalen Fragen geführt; man
weist die vier Paare der sich involutorisch entsprechenden Elemente
und ihre Gruppirung zum Tetraeder nach und erhält durch die Wahl
desselben zum Fundamentaltetraeder die einfachsten Gleichungen
der Reciprocität und natürlich auch der Pol- und der Polar-Fläche.
Die Betrachtung der doppelt conjugirten Elemente ordnet den Punkten
und den Ebenen des Raumes je einen tetraedralen Complex in Be-
zug auf das Tetraeder der involutorischen Elemente zu und die
Verbindungsebenen und Schnittpunkte entsprechender Elemente iu
dieser Zuordnung erlauben die directe Cönstructioii jenes Tetraeders
durch diejenigen beiden Gegenkanten, welche der Pol- und der Polar-
fläche nicht angehören, und damit auch die Construction dieser beiden
Flächen selbst; endlich wird deren Verwendung zur Construction
entsprechender Elemente der Reciprocität gezeigt.
Es folgt die Theorie des räumlichen Polarsystems (§. 169) und
die üeberführung reciproker Räume aus der allgemeinen Lage in
die involutorische; die Untersuchung von zwei Polar Systemen, die
kurze Behandlung der Büschel und Schaaren von Flächen zweiten
Grades mit einer besonders eingehenden constructiven Erörterung der
W. Fiedleb. 223
Schaar der Confocalen mit den Doppelcurven ihrer gemeinsamen
Developpabeln im endlichen Raum; endlich die involutorische Reci-
procität des NuUsystems und der lineare Complex (§. 170).
" Den so untersuchten projectivischen Verbindungen zu zweien
schliesst sich zuletzt als Vertreter der projectivischen Verbindungen
zu dreien die Untersuchung der Fläche dfitter Ordnung aus drei
colUnearen Bündeln (§. 171) mit der eindeutigen ebenen Abbildung
derselben an; ihre analytische Ausdrucksform erweitert die Erzeu-
gung sofort auf projectivische Flächenbündel und das Buch schliesst
mit einem üeberblick und Ausblick auf die projectivischen Ver-
bindungen der Elementargebilde zu vier, fünf und sechs und auf die
Möglichkeit analoger Verbindungen von Gebilden feter Stufe aus
Flächen — als dem wolU natürlichen Abschluss dieser Idee^ient-
wickelung.
Ich denke, es ist schon aus diesem Üeberblick ersichtlich, dass
die Entwickelung der Geometrie der Lage aus der engen Verbindung
mit der darstellenden Geometrie wesentliche Vortheile empfangt,
die ihrerseits der Elemente der Geometrie der Lage selbst bedarf^
um nicht bei verschiedenen wichtigen Gelegenheiten Sätze ohne
Beweis oder auf Grund von ihrer Methode gänzlich fremdartigen
Beweisen benutzen zu müssen. Dass die Verbindung beider Dis-
ciplinen eine natürlich -organische und nicht etwa nur durch locale
Verhältnisse oder in individueller Anschauung begründete ist, dafür
bot allerdings sjchon die Geschichte ihrer Entwickelung die deut-
lichsten Belege dar; aus dieser habe auch ich sie zuerst gewonnen.
Die Durchfuhrung war aber nicht möglich ohne vielfache Aenderungen
und Neuschöpfungen in allen Theilen beider Wissenschaftsgebiete.
Einiger Unterlassungen will ich noch hier gedenken, die, ob-
wohl ^u Gunsten der Kürze gemacht, mir doch auch bei der jetzigen
Durchprüfung meines Buches wiederum als solche erschienen sind.
Ich rechne, dahin, dass die Lehren von der Affinität, Aehnlichkeit und
Congruenz der Gebilde zweiter und dritter Stufe nicht trotz der viel-
fachen Beiträge der beiden ersten Theile noch in zusammenfassender
Wiederholung im dritten Theil bei §. 159 und §. 167 als Specialfälle
der CoUineation eingehend behandelt worden sind — eine solche Be-
handlung hätte auch Anlass gegeben zur Erörterung der Speciali-
täten, welche den Erzeugnissen der projectivischen Verbindung
solcher Gebilde eigen sind, also den bezüglichen Congruenzen und
Oomplexen, Curven dritter Ordnung, Developpabeln dritter Classe etc.,
sie bietet für die Anwendung der gemischten Methode ein ausge-
1
224 W. Fiedler.
zeichnet lehrreiches Beispiel in den Chasle stachen Sätzen über die
Bewegung starrer Systeme. Auch hätten die Complexe, welche sich
bei so wichtigen Gelegenheiten wiederholt darbieten, vielleicht noch
etwas eingehender behandelt werden dürfen. Der üebergang von
den Parameter- zu den Coordinaten-Gleichungen konnte weiter ver-^
folgt werden. Oder es hätte bei der Theorie von zwei vereinigten
Polarsystemen in der Ebene (§. 162) auf die noch nirgends ange-
gebenen interessanten Beziehungen der Tangenten der Directrix-
kegelschnitte in den gemeinschaftlichen Punkten zum gemeinsamen
Tripel und damit auf die Verbindung dieser Lehre mit den Kegel-
schnitten F und Q des §. 154 eingegangen werden können, etc.
Aber ich habe auf die Vollständigkeit und Systematik der Ideen-
entwickelung innerhalb des behandelten (^bietes mehr Werth gelegt
als auf die des Materials, an welchem sie darzustellen war.
So mag nur noch erwähnt werden, dass über 1500 methodisch
geordnete, fast durchweg in eigener Lehrerfahrung erprobte Auf-
gaben und Beispiele für alle Stufen der Uebung die Entwickelung
begleiten; die beiden letzten betreffen die Fläche dritter Ordnung
mit vier Doppelpunkten und ihre eindeutige ebene Abbildung durch
Inversion, sowie die Congruenz der Verbindungsstrahlen entsprechen-
der Punkte, ein räumliches Analogon der Curve dritter Classe mit
Doppeltangente, der allgemeinen Form der Steiner'schen Hypo-
cycloide (sie wollen überall bis zur eignen Untersuchung hinlei-
teu); femer, dass über die zu Vergleichendan Quellen ein Literatur-
verzeichniss (p. 731—743) getreue Auskunft gibt, wo auch die ältere
Geschichte der darstellenden Geometrie nähere Berücksichtigung
gefunden hat; und endlich, dass ein alphabetisches Sachenregister
(p. 744 — 754) zur Bequemlichkeit des Nachschlagens hinzugefügt ist.
Zürich-Unterstrass. * Wilh. Fiedler.
W. Fiedler. Notiz über algebraische Kaumcurven, deren System
zu sich selbst dual oder reciprok ist. (Yierteljahrsschriffc
der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich. 20. Jahrg. p. 173 — 79.)
Die einundzwanzig Charaktere des Systems einer Raumcurve —
insofern wir dazu auch die bestimmenden Charaktere der sie doppelt
berührenden entwickelbaren Fläche und die der Doppelcurve ihrer
J
W. Fiedler. 225
eigenen Tangentenfläche rechnen — wie es geschehen muss — , sind
bekanntlich durch vierzehn Gleichungen mit einander verbunden,
welche ihre darstellend geometrischen Beziehungen ausdrücken.^ Die
Notiz entwickelt, dass es Raumcurven aller Ordnungen gibt, deren
System zu sich selbst dual ist, d. h. bei welchen einander gleich
sind: Ordnung der Curve und Classe ihrer Tangentenfläche, Ordnung
der Doppelcurve und Classe der doppelt berührenden Developpabeln,
Zahl der stationären Punkte und der stationären Schmiegungsebenen
der Curve, Zahl der Doppelpunkte und Doppelschmiegungsebenen
derselben, Zahl der stationären Punkte der Doppelcurve und der
stationären Ebenen der doppelt berührenden Developpabeln, der drei-
fachen Punkte der erstem und der dreifachen Ebenen der letztern, der
Classe von jener und der Ordnung von dieser; die Zahl der scheinbaren
Doppelpunkte der Curve und (nach einem uneig^ntlichen Ausdruck, den
ich der Kürze wegen mir erlaube) der scheinbaren Doppelebenen
der Developpabeln, die Zahl der scheinbaren Doppelpunkte der
Doppelcurve und der scheinbaren Doppelebenen der doppelt be-
rührenden Developpabeln.
Solche Curven sind die Raumcurve d^tter. Ordnung und die
Raumcurve vierter Ordnung erster Art mit Spitze (Salmon 1849),
und die Curve vierter Ordnung zweiter Art mit zwei stationären
Tangenten (Cayley 1865). Hier werden die sämmtlichen Curven
fünfter und sechster Ordnung aufgezählt, welche dieselben Eigen-
schaften besitzen und Beispiele von den entsprechenden Curven der
Ordnungen sieben bis neun gegeben, speciell die vom Geschlecht
Null unter ihnen. Ich zeige, dass unter den Curven fünfter Ordnung
allein noch eine Species*) von so vollständiger Dualität des Systems
auftritt, wie sie die Cayley 'sehe Species der Curven vierter Ordnung
zweiter Art besitzt; eine Curve nämlich, bei der zu allem Vorigen
auch die Ordnung und Classe die Zahl der scheinbaren Doppelpunkte
und der stationären Punkte bei der Originalcurve und der Doppel-
curve ihrer Tangentenfläche übereinstimmen, während zugleich
diese Doppelcurve keine dreifachen Punkte enthält. Das Problem
wird in diesem Falle bestimmt, man erhält sieben Gleichungen für
ebenso viele Unbekannte, welche nur diese Lösungen zulassen. Diese
beiden sind also die einzigen algebraischen Raumcurven, welche den
*) Sie kommt wohl zuerst vor — jedoch nur mit den 13 Charakteren, die
man damals kannte — in der Abhandlung von Schwarz „Crelle's Journal'*
Bd. 64, p. 14.
226 W. Fiedler. E. Hess.
Doppelcurve ihrer Developpabeln und der Bückkehrkante ihrer
doppelt berührenden Developpabehi gleichartig sind, so dass sie
durch diese und die aus ihnen in gleicher Art entspringenden, etc.
in steter Selbstwiederholung den Raum anfüllen. Man weiss, dass
die Schraubenlinie dasselbe nur hinsichtlich der Doppelcurve ihrer
Developpabeln thut.
Zürich-Unterstrass. Wilh. Fiedler.
E. Hess: lieber zwei Erweiterungen des Begriffs der regel-
massigen Körper. (Sitzungsberichte der Gesellschaft zur Beför-
derung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg. 1875.
• S. 1 — 20.)
I. Die erste Erweiterung des Begriffs der regelmässigen Körper
besteht darin, die Beschränkung, dass die Oberfläche eines solchen
Körpers contimiirlich sein soll,, aufzuheben.
Die Betrachtung d^r höheren Arten der ebenen regulären Poly-
gone führt bereits darauf, ein System von p concentrischen n Ecken
der aten Art, deren Umfang continuirlich ist und dejen Kanten als
innersten Flächentheil ein reguläres p n Eck der 1 ten Art ein-
schliessen, während zugleich die Eckpunkte vermöge ihrer Verbin-
dung durch die äussersten Diagonalen ein reguläres pn^ck der Iten
Art bilden, als ein reguläres pnT&ek der paten Art mit discontinuir-
Hohem Umfange aufzufassen.
Analog lassen sich auch im Baume die möglichen Systeme,
welche durch entsprechende concentrische Anordnung der regulären
Polyeder mit continuirlicher Oberfläche entstehen, als reguläre Körper
mit discontinuirlicher Oberfläche ansehen.
Ein solches discontinuirliches, reguläres Polyeder kann nur aus
einem der Platonischen Polyeder entweder durch passende Erwei-
terung der Grenzflächen oder durch Legen von Diagonalebenen er-
halten werden. Denn einmal müssen die Grenzflächen solcher Po-
lyeder als innersten Körpertheil (innerste Zelle) ein Platonisches
Polyeder einschliessen, und zweitens müssen die Ecken so auf einer
Kugel liegen, dass sie, durch Ebenen verbunden, gleichfalls ein
Platonisches Polyeder bilden. Bemerkenswerth ist, dass die eine
dieser beiden Eigenschaften hier nicht, wie in der Ebene, die andere
bedingt.
E. Hess. 227
Nach diesen Festsetzungen ergeben sich als mögliche dis-
continuirliche, reguläre Polyeder nur drei, nämlich die concentrisch-
regelmässigen Anordnungen des regulären Tetraeders zu 2, zu 5
und zu 10.
* Der erste dieser Körper (Keplers Stella octangula) lässt sich
aus dem regulären Octaeder oder dem. Würfel, die beiden anderen
aus dem Icosaeder oder dem Pentagondodecaeder leicht herleiten.
Die beiden Systeme von je 5 concentrischen regulären Tetraedern,
die aus dem Icosaeder oder dem Pientagondodecaeder entstehen und
die sich, während bezüglich ihre Eckpunkte und die Ebenen ihrer
Grenzflächen zusammenfallen, zu einander wie rechts und links ver-
halten, bilden, während jedes von ihnen ein discontinuirlicher, regu-
lärer Körper ist, msammen ein System von 10 concentrischen regu-
lären Tetraedern, den dritten der erwähnten Körper. Bei demselben
fällt in jedem der 20 Eckpunkte, die den Ecken eines Pentagon-
dodecaeders entsprechen, je eine Ecke des ersten und zweiten Systems,
und ebenso in jeder der 20 Grenzflächen (des innem Icosaeders) je
eine Grenzfläche des ersten und zweiten Systems zusammen.
Dieser letztere Körper lässt sich auch durch 5 Systeme von
je 2 sich regelmässig kreuzenden Tetraedern gebildet ansehen, oder
endlich auch als ein durch 20 Flächen begrenztes 20Eck, wobei
jede Grenzfläche als ein aus zwei sich kreuzenden regulären Drei-
ecken bestehendes (discontinuirliches) Sechseck der 2ten Art, jede
Ecke als eine durch zwei sich kreuzende reguläre, dreiflächige Ecken
gebildete (discontinuirliche) sechsflächige Ecke der 2ten Art zu be-
trachten ist. Nach dieser letzten Auffassung sind die Grenzflächen
und Ecken dieses Körpers, der im Uebrigen alle Eigenschaften eines
regulären Polyeders besitzt, nicht in dem üblichen Sinne regulär
— ein Umstand, der für die zweite, unter II zu besprechende Er-
weiterung des BegriflFs eines regelmässigen Körpers von Bedeutung ist.
Bei den bisher festgehaltenen Definitionen sind die erwähnten
drei Systeme von regulären Tetraedern, welche sich selbst polar-
reciprok in Beziehung auf eine concentrische Kugel entsprechen, die
einzig möglichen discontinuirlichen, regulären Polyeder. Denn die
allein noch in Betracht kommenden Systeme von je 5 regulären
Octaedern und je 5 Würfeln, die sich auf bekannte Weise aus dem
Icosaeder oder Pentagondodecaeder herleiten lassen, besitzen immer
nui* je eine der beiden oben erwähnten Eigenschaften.
11.^ Die zweite Erweiterung des Begriffs eines regelmässigen
Körpers besteht darin, einen regelmässigen Körper als einen solchen
228 E. Hess.
ZU definiren, der zugleich gleichecJcig und gleich flächig ist] der also
lauter gleiche (eongruente oder symmetrisch gleiche), aber nicht
nothwendig (im üblichen Sinne) reguläre Ecken hat und von lauter
gleichen (congruenten oder symmetrisch gleichen), aber ebenfalls
nicht nothwendig regulären Flächen begrenzt ist. '
Die gleicheckigen Polyeder, deren erste Arten zuerst Hessel be-
trachtet hat, und die ihnen in Beziehung auf eine concentrische
Kugel polar entsprechenden gleichflächigen Polyeder enthalten die
s. g. halbregulären oder Ärchimedeischen Körper als besondere Fälle
in sich, indem bei den gleicheckigen Polyedern die ron einander
verschiedenen Grenzflächen, bei den gleichflächigen die von einander
verschiedenen Ecken regulär sein müssen. Die Construction der
gleicheckigen, wie der gleichflächigen Polyeder lässt sich auf be-
stimmte Eintheilungen der Oberfläche der Kugel, welche bezüglich
dem gleicheckigen Körper um-, dem gleichflächigen ^'^geschrieben
ist, in entsprechende sphärische Polygone zurückführen.
Die zugleich gleicheckigen und gleichflächigen Polyeder umfassen
einmal die bekannten 5 Platonischen, sowie die 4 von Kepler
und Poinsot entdeckten regulären Polyeder höherer Art, indem
bei diesen die gleichen Ecken, wie die gleichen Flächen beide re-
gulär sind.
Was die übrigen zugleich gleicheckigen und gleichflächigen
Polyeder anlangt, so wird in der Abhandlung gezeigt, dass unter
denen erster Art nur noch die Gruppen der s. g. rhombischen und
quadratischen Sphenoide den aufgestellten Bedingungen genügen, wo-
bei die quadratischen Sphenoide einen besonderen* iPall der rhom-
bischen darstellen und als weitere Specialität das reguläre (Pla-
tonische) Tetraeder enthalten.
Von den ausserdem möglichen, zugleich gleicheckigen und
gleichflächigen Polyedern höherer Art und zwar zunächst den conti-
nuirlichen ' werden alsdann vorläufig vier solcTier wie es scheint,
bisher noch nicht berücksichtigter Polyeder abgeleitet und beschrie-
ben, und in Betreff der sämmtlichen hierher gehörigen Körper, sowie
der genauen und vollständigen Entwickelung auf eine demnächst
erscheinende grössere Abhandlung verwiesen.
Schliesslich wird auch noch kurz auf die zugleich gleicheckigen
und gleichflächigen Polyeder mit discontinuirlicher Oberfläche einge-
gegangen, zu denen ausser den unter I aufgeführten zahlreiche
andere Gruppirungen, u. A. die ebenfalls schon erwähnten Systeme
E. Hess. 229
Ton je 5 sich kreuzenden Octaedern und Würfeln, sowie bestimmte
Gruppirungen von rhombischen un^ quadratischen Sphenoiden ge-
hören.
Marburg. E. Hess.
£. Hess: Ueber die zugleich gleicheckigen und gleichflächigen
Polyeder; Kassel 1876. Theodor Kay. 95 S. 11 Fig. auf 2 Tafeln.
•
Die genannte Schrift enthält die vollständige Ableitung und Be-
schreibung derjenigen convexen, und continuirlichen Polyeder, welche
zugleich gleichecJcig und gleichflächig sind.
In Betreff der Definitionen der gleicheckigen und der gleich-
flächigen Körper erlaube ich mir hier, auf den zweiten Theil des
vorstehenden Berichtes über meine Abhandlung: „Ueber zwei Erwei-
terungen des Begriffs der regelmässigen Körper^' zu verweisen.
Die Schrift beschränkt sich auf die Betrachtung der hierher
gehörigen convexen und continuirlichen Körper, d. h. solcher, deren.
Grenzflächen und Ecken einerseits nur ausspringende ebene und
Flächen-Winkel darbieten, andererseits ununterbrochen zusammen-
hängen, während die Ableitung und Beschreibung der hierher ge-
hörigen nicht convexen und discontinuirlichen Polyeder einer weiteren
Abhandlung vorbehalten wird.
Im §. 1 werden die derarttgen Polyeder erster Art hergeleitet,
zu denen, wie bereits in der erwähnten Abhandlung gezeigt wurde,
ausser den 5 Platonischen Körpern die Gruppen der rhombischen
und quadratischen Sphenoide gehören.
Um die hierher gehörigen Polyeder höhere7' Art zu erhalten,
^erden im §. 2 zunächst die verschiedenen Arten der Herleitung
IC
vermittelst der synthetischen und analytischen Methode besprochen.
Das fiir die folgenden Untersuchungen gewählte Verfahren besteht
darin, die vollständigen Raumfiguren zu betrachten, die durch die
Ebenen der Grenzflächen der gleichflächigen Polyeder erster Art ge-
bildet werden, ein Verfahren, das sich zugleich constructiv sehr ein-
fach und vortheilliaft handhaben lässt, indem man nur auf der Ebene
einer der gleichen Grenzflächen die Spuren aller übrigen zu con-
struiren braucht.
Im §. 3 wird von der Bestimmung der Art eines Polygons,
einer Ecke, eines Polyeders gehandelt, und bietet sich hierbei häufig
Gelegenheit, auf Beziehungen, die in einer früher erschienenen Schrift
230 E. Hess.
des Verfassers {E, Hess: Ueber gleicJwckige und gleicJikantige Poly-
gone. Kassel 1874. Theodor Kay) entwickelt sind, zu verweisen.
Die s. g. erweiterte Eule rasche Formel wird sodann in weit grösserer
Allgemeinheit abgeleitet, als es bisher geschehen ist, und endlich
werden die Fälle genauer erörtert, in denen das polar-reciproke
Entsprechen der Polyeder ein vollständiges und ungestörtes ist.
Durch die Anwendung der angegebenen Methoden der Unter-
suchung auf die verschiedenen gleichflächigen Polyeder hat sich das
Resultat ergeben, dass nur bestimmte Körper einer Gruppe desselben,
nämlich der des (12 + 20 + 30) ecJcigm (2 X 60) Flachs solche zu-
gleich gleicheckige und gleichflächige Körper liefern. Es wird daher
im §. 4 diese Gruppe der gleichflächigen und der ihnen polar ent-
sprechenden gleicheckigen Körper genauer besprochen, indem die
sämmtlichen hierher gehörigen Körper zusammengestellt und" die wich-
tigsten auf die Lage und Beschaffenheit der Ecken, Flächen, Radien
und Axen bezüglichen Relationen übersichtlich angegeben werden.
Auch werden die Eckencoordinaten und Flächengleichungen der
3 einfachsten und im Folgenden vorzugsweise in Betracht kommen-
den Körper, des Pentagondodecaeders, Icosaeders und Triacontaeders
in Beziehung auf ein rechtwinkliges, durch 3 s. g. 2gliedrige Axen
gebildetes Coordinatensystem aufgestellt.
In den §§. 5, 6 und 8 folgt sodann die genaue und systema-
tische Untersuchung der vollständigen Figuren, welche durch die
Ebenen der Grenzflächen eines Penftigondodecaeders, Icosaeders und
Triacontaeders entstehen. Aus denselben ergeben sich, abgesehen
von den nicht convexen und discontinuirlichen Polyedern, die bei-
läufig erwähnt werden, im Ganzen 8 zugleich gleicheckige und gleich-
flächige Körper höherer Art. Vier (mit (I) bis (IV) • numerirte)
sind die Kepler-Pqinsot'schen Körper, die sich zu je zweien polar-
reciprok entsprechen, zwei weitere, (V) und (VII), entstehen aus der
vollständigen Figur des Icosaeders und ferner zwei, (IX) und (XI),
aus der des Triacontaeders. Die den Körpern (V) und (VII) be-
züglich polar entsprechenden (VI) und (VIII) werden im §. 7, und
ebenso die den Körpern (IX) und '(XI) bezüglich polar entsprechen-
den (X) und (XII) im §. 9 auf zweifache Weise_ hergeleitet und
beschrieben. Die Gesammtzahl der hierher gehörigen Körper be-
trägt also 12, und sind dieselben auch die einzig möglichen der-
artigen Körper, wie am Schlüsse der Schrift gezeigt wird.
Ich begnüge mich, diese 8 neuen Körper ((V) bis (XII)) im
Folgenden in übersichtlicher Zusammenstellung aufzuführen:
E. Hess. 231
(V). Das 60 eckige Stern- 20 Flach der 5ten Art; dasselbe ist
begrenzt von 20 Neunecken der 2ten Art, die als innersten Körper-
theil ein Icosaeder einschliessen, und hat 60 gleichschenkelig-drei-
flächige Ecken, die den 60 Ecken einer bestimmten Varietät eines
(12 + 20 + 30) flächigen 60 Ecks entsprechen.
(VI). Das 60 flächige Stern- 20 Eck der 5ten Art, welches dem
vorigen polar entspricht; seine 20 Ecken sind neunflächig von der
2ten Art und entsprechen den Pentagondodecaederecken, seine
60 Grenzflächen sind gleichschenkelige Dreiecke und schliessen als
innersten Körpertheil ein bestimmtes (12 -|- 20 -f- 30) eckiges
60 Flach ein.
(VIT). Das 60 eckige Stern- 20 Flach der 25ste^i Art, welches
von 20 Neunecken der 4ten Art (Icosaederflächen) bejgrenzt ist und
60 gleichschenkelig-dreiflächige Ecken hat, die wie die Ecken einer
bestimmten Varietät eines (12 + 20) flächigen (12 X 5) Ecks liegen.
(VIII). Das 60 flächige Stern -20 Eck der 25sten Art, dem
vorigen polar entsprechend, mit 20 neunflächigen Ecken der 4ten
Art, welche wie die Ecken eines Pentagondodecaeders liegen und
60 gleichschenkelig - dreiseitigen Grenzflächen, die ein bestimmte^
(12+30)eckiges (12x&) Flach (einPyramidendodecaeder) einschliessen.
(IX). Das (2x60)eckige Stern - SOFlach der löten Art, dessen
30 ein Triacontaeder einschliessende Grenzflächen Zwölfecke der
3ten Art, dessen 60 rechte und 60 linke Ecken ungleichseitig drei-
flächig sind und wie die Ecken eines bestimmten (12 + 20 + 30)-
flächigen (2 X 60) Ecks liegen.
(X). Das (2 X 60) flächige Stern -30 Eck der 15ten Art, der
polare Körper des vorigen, mit 30 zwölfflächigen Ecken der 3ten Art
und (2 X 60) (d. h. 60 rechten und 60 linken) ungleichseitigen drei-
eckigen Grenzflächen. Die Ecken entsprechen den Ecken eines
(12 -|- 20) flächigen 30 Ecks, die Flächen schliessen eine bestimmte
Varietät eines (12 -f 20 + 30) eckigen (2 X 60) Flachs ein.
(XI). Das (2X60) eckige Stern - SOFlach der 45sten Art,
welches von 30 Zwölfecken der 5ten Art (Triacontaederflächen) be-
grenzt ist und (2 X 60) ungleichseitig- dreiflächige Ecken hat, die
wiederum den Ecken eines bestimmten (12 -f- 20 -|- 30) flächigen
(2 X 60) Ecks entsprechen.
(XII). Das (2 X. 60) flächige Stern -30 Eck der 45sten Art,
dem vorigen polar entsprechend. Seine Ecken, welche wie die des
Körpers (X) liegen, sind zwölfflächig von der 5ten Art, und seine
(2 X 60) ungleichseitig-dreieckigen Grenzflächen schliessen als inner-
232 E. Hess. — J. Weyrauch.
sten Körpertheil wiederum eine bestimmte Varietät eines (12 +
20 + 30) eckigen (2 X 60) Flachs ein.
V ^^ ^^
Mit Rücksicht auf die Entstehung dieser Körper kann man die
(V) bis (VIII) und die (IX) bis (XII) je in eina Gruppe von zwei
Paaren passend vereinigen.
Auf weitere Einzelheiten der Schrift einzugehen, gestattet der
Umfang dieses Berichtes nicht. Es sei daher nur noch erwähnt,
dass für die meisten dieser Körper die Anzahl der Doppelpunkte,
Flächen- und Eckendoppelkanten, Doppelebenen (über die Definitionen
s. S. 29 — 34) bestimmt und Beziehungen zwischen diesen Werthen
und den die Art der Polyeder bestimmenden Zahlen entwickelt sind.
In den beigegebenen Figuren sind die Grenzflächen dieser Körper
mit Benutzung der Entstehung derselben aus den die innersten
Kerne bildenden gleichflächigen Polyedern erster Art gezeichnet;
und endlich ist am Schlüsse der Schrift auch die zwiefache Art der
Darstellung dieser Körper durch Papp- oder Fadenmodelle kurz
angegeben.
Marburg. E. Hess.
Dr. J. Weyrauch: Festigkeit und Dimensionenberechnung der
Eisen- und Stahlconstructionen mit Kücksicht auf die
neueren Versuche; Ein elementarer Anhang zu allen Lehr-
büchern über Eisen- und Stahlconstructionen von Dr. phil.
Jakob J. Weyrauch, Professor an der polytechnischen
Schule in Stuttgart. (Mit 4 lithographirten Tafeln. Leipzig 18t6.
B. G. Teubner.)
In neuerer Zeit sind in Deutschland, England, Schweden, Ame-
rika umfassende und zum Theil ausgezeichnete Versuche über die
Festigkeitseigenschaften von Eisen und Stahl als Constructions-
material angestellt worden. Vorstehende Brochüre soll zunächst die
greifbaren Resultate dieser Versuche übersichtlich, ohne viel Details,
aber soweit vorführen, dass der ausführende Ingenieur damit auf
den heutigen Standpunkt der Beurtheilung gestellt wird. Hieran
schliesst sich eine systematische Darstellung der Dimensionen-
berechnung von Eisen- und Stahlconstructionen, wie sie den neuen
Resultaten entsprechend vorzunehmen ist.
J. Weyrauch. 233
Wenn man von der Festigkeit eines Stabes bei irgend einer Bean-
spruchungsart (Zug, Druck u. s. w.) spricht,*) so versteht man
darunter gewöhnlich diejenige Beanspruchung pro Quadrateinheit,
welche gerade an der Zerstörungsgrenze liegt, setzt aber dabei still-
schweigend^ eine ruhende oder doch ganz allmählich anschwellende
Belastung voraus. In Wirklichkeit ist diö Festigkeit t bei einmaliger
Beanspruchung eine Function der Geschwindigkeit des Anschwellens
der Belastung, so zwar, dass t von unendlich langsam anschwellen-
der (ruhender) bis zu möglichst schnell anschwellender (stossender)
Belastung stetig abnimmt.
Indessen die Veränderlichkeit von t ist doch nur gering, so-
lange die Anschwellung nicht sehr schnell erfolgt, und es kann dann
für praktische Bedürfnisse t als constant angenommen werden. Ganz
falsch aber war die bis vor Kurzem allgemein gemachte Voraus-
setzung, dass ein Körper, der eine gewisse Beanspruchung einmal
aushält, diese Beanspruchung auch beliebig oft aushalten müsste,
gleichgültig in welchen Intervallen die einzelnen Beanspruchungen auf
einander folgen.
Schon die alltägliche Erfahrung lehrt das Fehlerhafte dieser
Anschauung. Will man einen eingespannten Stab mit der Hand
abbrechen, und es genügt ein einfacher Zug nicht, so lässt man mehr-
mals nach und zieht von Neuem, und wenn auch das nicht hilft,
so tritt vielleicht der Bruch durch Hin- und Herbiegen ein. Die
Kraft unsers Armes ist im letzten Falle nicht grösser wie im ersten,
aber man braucht eben nicht dieselbe Kraft, die Festigkeit hat nicht
immer denselben Werth, sie nimmt mit der Anzahl der Bean-
spruchungen ab, und ist auch von anderen Umständen abhängig.
Wie wichtig dieser Umstand für unsre grossen Bauwerke z. B.
für Brücken ist, braucht nicht erst auseinandergesetzt zu werden.
Es ist nun das Verdienst von A. Wöhler, schon im Jahre 1858
darauf hingewiesen zu haben, dass es für eine zuverlässige Grundlage der
Berechnung von Eisen- und Stahlconstructionen nöthig sei. Versuche
über die Widerstandsfähigkeit des Materials gegen häufig wieder-
holte Anstrengungen zu machen. Diese Versuche wurden von
Wöhler selbst in den Jahren 1859 — 70 auf Veranlassung des
preussischen Handelsministeriums in umfassender Weise ausgeführt
Sie zeigten, dass allerdings eine gewisse Beanspruchung t das Ma-
*) Auf einige Verhältnisse, welche nicht nur für die Ingenieurmöchanik
von Bedeutung sind, mag hier kurz hingewiesen werden.
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 16
234 J. Weyrauch.
terial schon bei einmaliger Wirkung zu zerstören im Stande ist,
dass aber auch geringere Beanspruchungen als t (unter Umständen
bis weit unter ^ t, bei Wechsel von Zug und Druck sogar bis fast
\ t) die Zerstörung bewirken können, wenn sie genügend oft wieder-
holt werden.
Damit war definitiv der neue Gesichtspunkt gewonnen. Der
Wechsel in der Gruppirung der Molecüle, welcher durch die wech-
selnde Beanspruchung bedingt ist, wirkte offenbar ungünstig auf die
Widerstandsfähigkeit des Materials ein; dann muss die Zerstörung
um so leichter möglich sein, je grösser die Differenzen in der Be-
anspruchung, weil dem entsprechend auch die Stellungsänderungen
der Molecüle wachsen. Wo hl er konnte folgendes allgemeine Gesetz
aufstellen und experimentell nachweisen:
Der Bnich des Materials lässt sich nicht f}ur durch eine den
Werth t überschreitende ruhende Belastung, sondern auch durch viel-
fach wiederholte Spannungen, von denen Iceine diesen Werth erreicht,
herbeiführen. Die Differenzen der Spannungen sind dabei für die
Zerstörung des Zusammenhangs insofern massgebend, als mit ihrem
Wachsen die Minimälspannung, welche den Bru^h noch herbeifuhren
kann (die FestigJceit), sich verringert.
Durch die Beanspruchung t wird das Material schon bei ein-
maliger Wirkung zerstört, kleinere Beanspruchungen als t können
durch vielfache Wiederholungen zerstören , je kleiner die Bean-
spruchung, um so mehr Wiederholungen sind nöthig. Umgekehrt
, darf die Beanspruchung um so grösser sein, je weniger Wiederholugen
wir beabsichtigen. Man sieht also, dass es bei Beurtheilung des
Sicherheitsgrades einer Construction auch abgesehen von Stössen
uüd andern Einflüssen sehr, darauf ankommt, ob die Construction
nur eine gewisse Zeit in Betrieb bleiben soll, wie Eisenbahnschienen,
Axen, oder ob unbeschränkte Dauer von ihr verlangt wird, wie von
Brücken, Gebäuden u. s. w.
^ Zur weiterer Präcisirung des Wohl er 'sehen Gesetzes, besonders
in theoretischer Beziehung, bleibt noch Raum genug. Es fragt sich,
welchen Einfluss Schnelligkeit der Aufeinanderfolge, Geschwindigkeit
des Anschwellens und Dauer der einzelnen Beanspruchungen haben.
Die beiden letzten Einflüsse sind übrigens auch in Bezug auf den
Specialfall t der Festigkeit noch nicht festgestellt und gleichwohl
ging man von dieser Grösse bisher bei fast allen Dimensionen-
berechnungen aus. Genügende Vorsicht vorausgesetzt, ist die Kennt-
J. WeYHAÜCH. 235
niss dej hier erwähnten Verhältnisse praktisch von geringer Be-
deutung.
Soviel ging aus den Wohl er 'sehen Versuchen und aus später
von Spangenberg (ebenfalls im Auftrage des preussischen Handels-
ministeriums) angestellten hervor, dass die bisherige Dimensionen-
berechnung trotz bedeutender Materialverschwendung unter Umstän-
den geradezu gefährlich werden kann. Es wurden denn auch bald
von verschiedenen Seiten neue Verfahren vorgeschlagen, wobei es
sich zunächst darum handelte, die je nach den Umständen zu er-
wartende Festigkeit anzugeben. Alle Verfahren, von denen indess
keines genügend ausgebildet ist, sind in einem Anhange zu meiner
Brochüre vorgeführt und einer Kritik unterworfen worden.
Bei Aufstellung neuer Formeln für die Festigkeit hat man na-
türlich vom Wo hl er 'sehen Gesetze auszugehen; die speciellen Ver-
suchsresultate Wo hier 's jedoch sind nur mit Vorsicht zu verwenden,
und es darf ihnen nicht mehr Gewicht beigelegt werden, wie etwa
den Resultaten Rondelets oder Bruneis oder eines Andern für
die frühere Dimensionenberechnung. Die allgemeinen Formeln än-
dern sich dann nicht durch neue Versuche, ebenpo wenig wie früher
eine neue Versuchsreihe den damaligen Gang der Dimensionen-
berechnung ändern konnte.
Die in der Brochüre angewandte, äusserst einfache Berechnungs-
weise gründet sich auf zwei Formeln für die Festigkeit, von wel-
chen die erste von Launhardt, die zweite mit ähnlichem Gedanken-
gang vom Verfasser aufgestellt ist.
Fassen wir eine bestimmte Construction ins Auge. Ein Con-
structionstheil kann entweder immer in gleicher Richtung oder
abwechselnd in entgegengesetzten Richtungen (z. B. auf Zug und
Druck oder auf Schub in zweierlei Sinn) beansprucht werden. Es
bedeute für die zu erwartende Beanspruchungsarf, sagen wir für
Schub, t die gewöhnliche Festigkeit bei ruhender Belastung („Trag-
festigkeit"), u die Festigkeit, wenn der Körper nach jeder Bean-
spruchung in einerlei Richtung wieder in den spannungslosen Zu-
stand übergeht („Ursprungsfestigkeit'^*),. s die Festigkeit, wenn ab-
wechselnd gleich grosse Beanspruchungen in entgegengesetzten
Richtungen stattfinden (,, Schwingungsfestigkeit ^^). Ist nun q> da«
Verhältniss der äussersten Grenzspannungen, welche der Constructions-
theil zufolge der statischen Berechnung auszuhalten hat — der klei-
neren zur grösseren — , so ist die zu erwartende Festigkeit („Arbeits-
festigkeit'*)
16»
236 J. Weyrauch.
bei Beanspruchung in einerlei Richtung, q> positiv,
bei Beanspruchung in entgegengesetzten Richtungen, 9 negativ,
t, u, s sind specielle Fälle der Arbeitsfestigkeit a, sie müssen durch
Versuche ermittelt werden.
Um zu zeigen, wie gut die Launhardt'sche Formel mit den
Versuchen, soweit solche vorliegen, stimmt, diene Folgendes. Hat
der Stab einen Querschnitt von einer Quadrateinheit, und wechseln
die Beanspruchungen auf Zug allein zwischen c und a, so hat man
fp = —, Es ist nun z. B. für Krupp'schen Federgussstahl,
wenn c = 250 400 600 1100
a nach Versuchen 500 700 800 900 1100
a nach Formel 500 711 800 900 1100,
wobei, da es sich nur um einen Vergleich handelt, die Original-
zahlen Wöhlers, Centner per Quadratzoll angebend, stehen geblie-
ben sind.
* Nachdem die Festigkeit, welche ein bestimmter Constructions-
theil den zu erwartenden Beanspruchungen entgegensetzen wird,
ermittelt werden kann, hat es keine Schwierigkeit mehr, unter" Be-
rücksichtigung sonstiger Einflüsse und nach Wahl geeigneter Sicher-
heitscoefflcienten die zulässige Beanspruchung h pro Quadratcentimeter
feötzustellen. So kann man für eiserne Brücken- und Hochbauconstru-
ctionen, von welchen unbeschränkte Dauer verlangt wird, und wobei
die neuen Resultate besonders wichtig sind, allgemein setzen.
6 = 700 (1 + 0,5 9) Kil.
wonach h zwischen 350 und 1050 Kil. variirt, während bisher con-
stant h = ca. 700 angenommen wurde. — Die Besprechung der
Festigkeitseigenschaften und praktische Erfahrung liefern Anhalts-
punkte genug, die Sicherheitscoefficienten für alle Fälle passend zu
wählen.
Nach Ableitung der zulässigen Beanspruchung wird die An-
wendung der vorgeführten Berechnungsweise bei den verschiedenen
Constructionssystemen angedeutet und durch Beispiele erläutert.
Eine ganz besondere Aufmerksamkeit ist den Nietverbindungen zu-
gewandt, die derselben sehr bedürftig waren. Obschon auch hier
der gegenwärtige Standpunkt der Theorie volle Berücksiclitigung
J. Weyrauch. — F. Klein. 237
fand, glaube ich nicht, dass die Einfachheit der Anwendung ge-
litten hat.
Die gewohnten Methoden der statischen Berechnung bleiben
durch die neue Dimensionenfeststellung ganz ungeändert. Für die-
jenigen, welche die statische Berechnung graphisch vorzunehmen
pflegen, enthält die besprochene Brochüre Alles, was zur vollstän-
digen Berechnung einer Brücken- oder Hochbauconstruction nach
Vollendung des Kräfteplans zu thun übrig bleibt. Bei der bisherigen
rohen Dimmsionenheicechnung waren die genauen statischen Berech-
nungen ziemlich zwecklos.
In den Werken über Eisen- und Stahlconstructionen findet sich
gewöhnlich nur sehr wenig über die Festigkeitseigenschaften des
Materials und eine neue Dimensionenberechnung konnte natürlich
noch nicht berücksichtigt werden. Der Verfasser darf daher hoflfen,
mit dieser Brochüre, welche sich als Anhang zu jedem Lehrbuche
benutzen lässt, einem wirklichen Bedürfnisse entsprochen zu haben.
Genf, August 1876. J. Weyrauch.
F. Klein: Eine neue Belaticu zwischen den Singularitäten einer
algebraischen Ourve. Math. Annalen. X. p. 199—209. (Erlanger
Berichte. Deo. 1875.)
Anknüpfend an Zeuthen's Untersuchung der Curven vierter
Ordnung (Math. Ann. VlI) entwickelt der Verf. mit Hülfe elemen-
tarer Continuitätsbetrachtungen den folgenden Satz:
Wenn eine Curve von der Ordnung n und der Glosse h nur ein-
fache Singularitäten hesitd, und es bezeichnet r die Zahl der reellen
Spitzen, w' die ZaJil der reellen Wendepunkte, d" die Zahl der
isolirten reellen Doppelpunkte und t" diejenige der isolirten reellen
Doppeltangenten y so ist:
n + w' + 2r = k-{-r' + 2d'\
Es scheint diese Relation, sobald es sich um gestaltliche
Untersuchung algebraischer Curven handelt, eine fundamentale Be-
deutung zu besitzen.
München. F. Klein.
238 ^- Klein.
F. Klein: Ueber den Verlauf der Abel'schen Integrale bei den
Gnrven vierten Grades. (Math. Annalen. X. p. 365—397.)
— Ueber eine neue Art von Biemann'Bchen Flächen. (Zweite
Mittheilung.) (Math. Annalen. X. p. 398 — 416.)
— Ueber den Verlauf der Ab einsehen Integrale bei den Curven
vierten Grades. (Zweiter Aufsatz, noch nicht erschienen.)
^(Math. Annalen. XI.)
Die Absicht, welche ich mit den vorgenannten Arbeiten ver-
folge, ist zunächst die, die mannigfachen Resultate, welche die
Functionentheorie für die Lehre von den algebraischen Curven ge-
liefert hat, an den Curven selbst möglichst zur unmittelbaren An-
schauung zu bringen. Ich kann aber nicht zweifeln, dass dieser
Weg, je länger man ihn verfolgt, um so mehr über sein nächstes
Ziel hinausführt; indem neue Fragestellungen entstehen, kann ein
Portschritt der Theorie nicht ausbleiben. In dieser Hinsicht möchte
ich hier vor Allem auf die von mir in den genannten Aufsätzen
festgehaltene, dem geometrischen Vorstellungskreise entnommene
Methode der Continuität aufmerksam machen; ich lasse die Curven
vierten Grades, welche zu untersuchen sind, bald in ein Kegelschnitt-
paar, bald (in dem zweiten Aufsatze) in einen doppelt zählenden
Kegelschnitt mit acht Scheiteln (sommets) übergehen [der dann als
eine hyperelliptische Curve vom Geschlechte 3 zu betrachten ist] und
studire die Fragen, welche zu erledigen sind, vorab an diesen spe-
ciellen Fällen, um von ihnen zum allgemeinen Falle aufzusteigen.
Bereits bei einer früheren Gelegenheit (Math. 'Annalen VII.
p. 558) habe ich die Riemann'schen Flächen, welche ich in den
hier vorliegenden Aufsätzen fortwährend gebrauche, definirt und an
einigen speciellen Fällen erläutert; sie werden von denjenigen reellen
Punkten gebildet, welche den imaginären Tangenten der alge-
braischen Curve angehören. In der speciell auf sie bezüglichen,
diesmaligen Mittheilung erläutere ich gewisse allgemeine Fragen;
ich bespreche die Anordnung ihrer Blätter und deren Verzweigung;
ich bestätige durch directe Abzahlung die Richtigkeit derjem'gen
Zusam'menhangszahl, welche den betr. Flächen vermöge ihrer Be-
ziehung zu den gewöhnlichen ßiemann'schen Flächen beizulegen
ist. Ich erläutere diese Verhältnisse insonderheit an den Curven
dritter Ordnung, die, als Curven sechster Classe bereits sechs über-
einander liegende Flächen -Blätter darbieten können, und erhalte
F. Klein. 239
dadurch namentlich auch eine Discussion der Lage ihrer imaginären
. Wendetangenten, die vielleicht an sich von Interesse ist.
In dem ersten Aufsatze: üeber den Verlauf der AbeTschen
Integrale etc. benutze ich sodann diese neue Riemann'sche Fläche,
um bei den Curven vierter Classe den Verlauf der überall endlichen
Integrale zur Anschauung zu bringen, indem ich nämlich diejenigen
auf der Fläche verlaufenden Curven zeichne, längs deren der reelle
oder der imaginäre Theil der, einer bestimmten Zerschneidung der
Fläche entsprechenden, Normalintegrale constant ist. Es waren
dazu einige gestaltliche Untersuchungen über Curven vierter Classe
nothwendig, auf die ich hier nur verweisen kann, ohne auf sie
näher einzugehen. Ich habe sodann meine Aufmerksamkeit nament-
lich darauf gewandt, die imaginären Bestand theile zu bestimmen
welche in den Perioden der Normalintegrale enthalten sind. In
solcher Weise gelange es mir, Sätze über die Realität gewisser Be-
rührungscurven zu gewinnen. Eine Curve vierter Ordnung (und
von solchen mag jetzt die Rede sein) besteht, wenn sie keinen sin-
gulären Punkt hat, aus 4 oder 3, 2, 1, Ovalen, und, wenn die
Zügezahl 2 ist, muss man unterscheiden, ob sich die betr. 2 Ovale
einschliessen oder ausschliessen. Im ersteren Falle nenne ich die
Curve (nach Zeuthen) eine Gürtelcurve und bezeichne sie mit V,
während die Zahlen I, II, III, IV den anderen Curven bez. mit
4, 3, 2, 1 Zügen beigelegt sein mögen (wobei dann die Curven ohne
reelle Züge vorab noch ausgeschlossen sind). Dies vorausgesetzt,
gelten folgende Sätze (p. 396):
Von den 63 Systemen viermal die Curve berührender Kegel-
schnitte sind in den Fällen I, 11, III, IV, V bez. reell:
63, 31, 15, 7, 15.
Für die 64 Systeme sechsmal berührender Curven dritter Ord-
nung werden diese Zahlen:
64, 32, 16, 8, 16.
Unter den 728 Systemen viermal osculirender Curven dritter
Ordnung sind immer und nur:
26
reell.
Endlich finden sich unter den 4096 dreimal hyperosculirenden
Curven dritter Ordnung in den verschiedenen Fällen
512, 256, 128, 64, 128
reelle.
240 F. Klein. — K. Becker.
Bei diesen Untersuchungen war ich noch nicht auf diejenigen
Fragen eingegangen, welche mit der Unterscheidung der sogenann-
ten '^'-Charakteristiken zusammenhängen. Sie nehme ich in dem
zweiten Aufsatze „Ueber AbeVsche Integrale etc." in Angriff, be-
schränke mich aber dabei zunächst auf Curven mit vier reellen
Zügen. Unter Voraussetzung derjenigen Zerschneidung der .zugehö-
rigen ßiemann'schen Fläche, welche ich in dem ersten Aufsatze an-
gab, schreibe ich die Charakteristiken wirklich an, welche den 28
(in diesem Falle reellen) Doppeltangenten zukommen, und bestimme
den ausgezeichneten Kegelschnitt, dessen drei Berührungspunkte
nach Clebscli -Gordan als untere Grenzen der Normalintegrale
beim Jakobi 'sehen Umkehrprobleme zu wählen sind.
München. F. Klein.
K, Becker: Die ■ Grundlagen der Geometrie. (Zeitschrift f. Mathe-
matik u. Physik, XX, 6, p. 445.)
Die Untersuchungen Riemann's „Ueber die llypothesen, wel-
che der Geometrie zu Grunde liegen" zerfallen in einen rein wissen-
schaftlichen und einen speculativ philosophischen Theil. Man kann
nun in dem letzteren Theile, wie der Verfasser, ein entschiedener
Gegner ßiemann's und seiner Nachfolger, sowie aller „absoluten"
Geometrie sein, ohne das grosse Verdienst zu verkennen, welches
sich Riemann erworben hat durch Aufwerfung der Frage:
„Welches sind die nothwendigeii und hinreichenden Voraus-
setzungen, die wir über den Raum selbst machen müssen^ damit
die Sätze der Geometrie ohne weitere Axiome begründet werden
können?"
Es ist Helmholtz gewesen, welcher vor allem die Beantwor-
tung dieser Frage zum Gegenstande seiner Untersuchungen „über
die thatsächlichen Grundlagen der Geometrie" gemacht hat, Unter-
suchungen, die leider wegen ihrer rein analytischen Natur bisher
ohne Einfluss auf die wissenschaftliche Bearbeitung der Geometrie
selbst bleiben mussten. Verfasser sucht nun dasselbe Ziel auf rein
geomekischem Wege zu erreichen, indem er sechs Postulate auf-
stellt, und zeigt, dass dieselben hinreichen, die übrigen Axiome
Euklids zu beweisen. Dabei geht er von dem Gedanken aus: „Sollen
die Eigenschaften der geometrischen Figuren als nothwendige Folgen
der Natur des Baumes erscheinen, was sie doch ohne Zweifel sind, so
J
J. DlENGEB. 241
dürfen auch keine anderen Voraussetzungen genmcht werden, als solche,
welche sich auf den Baum selbst bezieh^i"
Mannheim. Johann Karl Becker.
Die Laplace'sche Methode der Ausgleichung von Beobach-
tungsfehlem bei zahlreichen Beobachtungen. Von Dr.
J. Dienger in iKarlsrühe. (Denkschriften der math. naturwiss.
Klasse der k. Akademie der Wissenschaften in Wien. Bd. XXXIV.)
In dem 4. Kapitel der Theorie analytique des probabilites (1812,
S. 304 ff.) hat Laplace von der „Wahrscheinlichkeit der Fehler der
mittlem Resultate einer grossen Zahl von Beobachtungen, und von
den vortheilhaftesten mittlem Resultaten" gehandelt. Er ist jedoch
thatsächlich nicht über den Fall zweier Unbekannten hinausge-
gangen, so dass es immerhin wünschenswerth schien, die Aufgabe
in vojler Allgemeinheit, natürlich ermöglicht durch die jetzigen
Hilfsmittel dejr Algebra, zu lösen. Diese Auflösung hat sich die
vorliegende Abhandlung gestellt.
Die Aufgabe selbst stellt sich in folgender Form dar. Die
Werthe der «Grössen
^1? ^'2? • • •? ^^» \ )
sollen bestimmt werden unter der Voraussetzung, man habe für die
s Grössen
P>i +pV^2 + • . . +P':^^^n + Ar, WO r = 1 , 2, . . ., 5 (2) •
durch unmittelbare Beobachtung die Werthe JB^, . . ., Bs erhalten.
Die p und Ä sind bekannte Zahlen; 5>m und schliesslich s eine
sehr grosse Zahl.
Da,, wenn die B genau richtig gefunden wären, zwischen den
p und Ä Bedingungsgleichungen bestehen müssten, was nicht an-
genommen wird, so müssen wir nothwendig die B als mit Fehlern
behaftet ansehen. Ist Sr der Fehler, den man bei der Beobachtung,
welche Br ergab, begeht, und kennt man die richtigen Werthe der
Uy so ist
e, = p\r)^^ + p(r)^^ + . . + P^^^n + Ar — Br , (3)
wo diese richtigen Werthe von, u eingesetzt sind. Da man letztere
nicht kennt, so muss man sich mit Wahrscheinlichkeiten behelfen,
Bf
242
J. DlBNGEB.
und die Laplace'sche Methode besteht nun darin , dass man die u
derart bestimmt, dass die nGröösen
Ea = /^h, + y'fs, + . . . + y':^es, a = 1, 2, . . ., n (4)
die unter den gegebenen Umständen wahrscheinlichsten Werthe an-
nehmen, wobei die ns Grössen y vorläufig noch beliebig (aber be-
stimmt gedacht) bleiben. Dabei soll die Wahrscheinlichkeit, bei
der r^^ Beobachtung einen Fehler x zu begehen, durch fr(x)dx
bezeichnet werden.
Die Methode, die zur Auflösung der so ausgedrückten Aufgabe
angewendet wird, weicht von der Laplace'schen ab, und ist in
ihrem Wesen die von Poisson in seinem bekannten Werke be-
folgte, natürlich für diesen allgemeinen Fall erweiterte. So wird
gefunden, dass
+00
W= I ' ' — / • • / 9 cos (9 — cc^q^ — . . — anqn)da^..dan (5)
— 00
(6)
die Wahrscheinlichkeit angiebt, es sei zugleich
^1 = iii ^2 = 3^2» • • •? ^» = ä'«? *
wo
Xi
Xi
«1
x^
COS9,
if
fr(x)cos{aM^'>+")xdXj sing?,
U'
fr (x) sin(ai//)-f")^^5
9rJ ' ' ' ' ' ^»
a?i Xi
w
Q = Q1Q2 " Q»7 9^ = 9^1 + 9^2 + • • 9^M
und wo x^ und X2 die äussersten Grenzen bedeuten, zwischen denen
die Beobachtungsfehler schwanken können.
Wird vorausgesetzt, dass s sehr gross ist, so findet sich nun,
dass die Grösse (5) ein Maximum ist, wenn
q, = Ukrrl'K '",qn= 2W;\ (7)
wo kr ==fxfr(x)dx uud das Summenzeichen sich auf r = 1, 2, . . .5 s
Xi
bezieht. Führt man diese Werthe in (6) ein, so ergeben sich n Glei-
chungen zur Bestimmung der w, welche die lineare Form haben —
ein Vorzug, der mit der hier beliebten Art der Auflösung unserer
Aufgabe bezweckt war.
J. DlENaEB. 243
In Bezug auf die Wahrscheinlichkeit der u selbst ist damit
Nichts entschieden, und es muss dies bei der ganzen Untersuchung
wesentlich festgehalten werden.
Setzt man in (6)
q,n = Ukry^'^^ + U , (8)
so ist hiernach der wahrscheinlichste Werth von |,« Null. Werden
überdies die vorhin bestimmten Werthe der u durch Z/j, . . ., Un
bezeichnet, so ergiebt das Einsetzen von (8) in (6) ein System von
Gleichungen, die für die u die Werthe
Ui + Vi, • • •; Vn + Vn
liefern, wo nun
(9)
vx^/;W + • • + vn^yi''¥:^ = 5»;
Gleichungen, welche den Zusammenhang zwischen den iy und |
geben. Erstere Grössen haben offenbar den Charakter von Ver-
besserungen (Fehlern), welche an die U anzubringen sind, wenn
die Enm. die | von ihren wahrscheinlichsten Werthen abweichen.
Für die weitere Entwickelung war es nun von Wichtigkeit in
dem Ausdrucke von W, der durch Einführung von (8) umgestaltet
war, und hiess
— oo
die I durch die rj zu ersetzen. Darin war
2h} =fx'fr(x)dx — \Jxfr{x)dxf .
Diese Einführung verwandelt
IX («iyj.^> + • • • + «n/;>)' in SS A* «.«* ;
wo Äi^ == 2]h}y^^'y^^J y und die Summenzeichen S sich auf i= !,• •, n\
k= !,•••, w beziehen. Diese Summe lässt sich bekanntlich in der
Form SpiZ} darstellen, und um nicht Fremdes • citiren zu müssen,
wurde die Umwandlung allgemein betrachtet (§. 3). Diese, der Natur
der Sache nach, sehr weitläufige Untersuchung mag hier übergangen
werden. So findet sich nun
- i ■ V
244
J. DlENGEB.
M=
(10)
, p =
Ai^Xy •••, -4i,n
Die (10) drückt die Wahrscheinlichkeit aus, dass den ü die Ver-
besserungen iy beizulegen seien — immer natürlich in dem hier
gemeinten Sinne.
Daraus wird dann in bekannter Weise abgeleitet, dass
' ^ ■ (11)
^'f
d0
die Wahrscheinlichkeit ist, es liege die an Ui anzubringende Ver-
besserung zwischen
2q
^/^Jk
Y:
WO
T
und + 2(>
-Di,i, •••, 2)i,n
dT
dB
t,l ;
(12)
T
Qr ist natürlich eine beliebige Grösse.
Die Grossen y sind bis jetzt ganz beliebig. Eö wird nun ge-
zeigt, dass die Grösse
dT
dDi,i
T
(13)
zu einem Minimum wird, wenn
(r)
^'- hl-
(14)
Den Nachweis führt die Abhandlung in der Weise, dass sie zeigt,
es sei dann jeder DiflFerentialquotient von (13) nach jedem y Null.
Die Art der Nachweisung ist eine dem besonderen Falle angepasste,
die sich nicht mit kurzen Worten anführen lässt.
So gelangt endlich die ganze Untersuchung zu dem folgenden
Hauptergebnisse.
J. Dienger. 245
Bestehen s-Beobachtungsgleichungen
in denen die B durch unmittelbare Beobachtungen gefunden wur-
den, und wo die durch (3) bestimmten s die Beobachtungsfehler
darstellen, wenn die u genau bekannt sind, und man will nun die
u so bestimmen, dass n Kneare Funktionen (4) dieser Beobachtungs-
fehler ihre theoretisch wahrscheinlichsten Werthe [die (7)] annehmen,
so wird dies am zweckmässigsten geschehen aus folgendem System:
: (15)
WO rii^ = SrOrP^pJp^^^ , gM =h\ dr = Ar — Br.
Diese Bestimmung der w hat die Eigenschaft, dass, wenn die
linearen Formen (4) etwas von ihren wahrscheinlichsten Werthen
abweichen, die Aenderungen der u, die davon die Folge sind, in
den möglichst engsten Grenzen eingeschlossen bleiben. Die Grösse
A, die in (15) wegfällt, bleibt unbestimmt. In dem besonderen
Falle: fr{— x) = fr{+ x}, ist Ä^ = .
Es wird nun noch gezeigt, dass man auf einem durchaus ver-
schiedenen Wege zu demselben Ergebnisse gelangen kann, indem
man die unbestimmten Grössen a so bestimmt, dass der mittlere
Werth von UarSr ein Minimum wird.
Nunmehr wird (§. 8) die Aufgabe derart behandelt, dass man
die wahrscheinlichsten Werthe der u selbst ermitteln will. Für den
Fall, dass
9 x^
2hyn
fallen die jetzt ermittelten Werthe mit obigen zusammen (wobei
jedoch s nicht sehr gross sein muss). Die „zweckmässigsten" Werthe
sind also jetzt auch die wahrscheinlichsten.
Zum Schluss wird nun noch die Bestimmung von h vorgenom-
men, wenn man (16) voraussetzt (Methode der kleinsten Quadrate).
Doch muss hier s immerhin als sehr gross angenommen werden.
Für die eigentliche Laplace'sche Methode bleibt h^ unbestimmbar,
kommt übrigens in dem Hauptergebniss (15) thatsächlich nicht vor.
— Damit ist die gestellte Aufgabe vollständig gelöst.
Karlsruhe. J. Dienger.
246
S/ Günther.
S. Günther: Zur Geschichte der deutschen Mathematik im fünf-
zehnten Jahrhundert. (Zeitschrift für Mathematik und Physik.
20. Jahrgang.^
Die an mathematischen Antiquitäten reiche Stadtbibliothek zu
Nürnberg bewahrt auch eine interessante geometrische Incunabel,
die „Geometria deutsch", ein Büchlein von nur 8 Blättern, ohne
irgendwelche Angabe über Entstehungszeit, Verfasser, Druckort etc.
Aus äusseren und inneren Gründen erschien es angezeigt, anzu-
nehmen, dass das Schriftchen in den letzten Jahren des angegebenen
Jahrhunderts in einer oberdeutschen Stadt gedruckt worden sei; der
Inhalt bezieht sich auf einige geometrische Aufgaben einfachster
Natur: Verzeichnung einer Senkrechten, Theilung eines Winkels in
zwei gleiche Theile etc. Für tc findet sich der Werth Sy,, das re-
guläre Achteck wird richtig mit Hülfe eines geometrischen Satzes
verzeichnet, auf dessen Genesis durch die neuesten Untersuchungen
M. Cantor's ein unerwartet helles Licht gefallen ist, für das Siebeneck
gilt die bekannte Näherung, dass seine Seite der halben Dreiecks-
seite gleich sei, das Fünfeck wird in der später durch den Namen
Albrecht Dürer 's bekannter gewordenen Weise gebildet. Zum
Schluss wird dem Zeitgeist durch Verfertigung des Bisses für einen
Wappenschild und einen Tumierhelm Rechnung getragen.
In der angeführten Arbeit wird der Originaltext vollständig
wiedergegeben und mit Anmerkungen begleitet. Im Anschluss an
die Thatsache, dass jene Verzeichnung des regelmässigen Fünfecks
mit Hülfe nur einer einzigen Zirkelöflfnung geleistet wird, schliesst
sich eine kurze geschichtliche Entwickelung der früher in hohem
Ansehen stehenden Geometrie Einer Zirkelöflfnung an, welche der
Namen Abul-Wasa, Cardanus, Tartaglia, Benedictus etc.
Erwähnung zu thun hat und mit Steiner's berühmtem Werke ihren
natürlichen Abschluss findet. Bei Gelegenheit der erwähnten Sieben-
ecksconstruktion wird ferner gezeigt, wie sich dieselbe aus einem
von Weihrauch für das reguläre Vierzehneck aufgestellten Theo-
reme naturgemäss herleiten lässt.
München. S. Günther.
M. CURTZK. . 247
M. Curtze: Bemerkungen zu dem Aufsatze Günther' s: „Zur
Geschichte der deutschen Mathematik im fünfzehnten
Jahrhujidert." (Schlömilch , Zeitschrift, XX., 3, Eist. Lit. Abth.
57—60.)
Zum Theil Berichtigungen^ zum Theil weitere Ausführungen
der Arbeit Günther's. Nachweis, dass das Buch. ^Geometria deutsch^
den Bibliographen wohl bekannt, dass es handschriftlich noch ältere
in deutscher Sprache verfasste Geometrieen giebt, und Darlegung
des Weges, durch welchen Egen zur Kenntniss der Thatsache
kam, dass Cardan durch Tartaglia zu den Problemen, die Auf-
gaben der Geometrie mit nur einer Zirkelöflfnung auszuführeu, an-
gereizt wurde. Nebenbei wird die Erfindungsgeschichte der Auf-
lösung der Gleichungen 3. Grades dem Werke von Hankel gegen-
über richtig gestellt.
Thorn. M, Curtze.
M. Curtze: Beliqulae Copemioanae. Nach den Originalen in
der Universitäts-Bibliothek zu Upsala herausgegeben. Mit
einem Holzschnitt und einer lithographirten Tafel. Leipzig, Verlag
von B. G. Teubner. 1875. IV. 67 S. gr. 8. Preis 1,60 JC
Bei Gelegeilheit der von dem Herausgeber besorgten Säcular-
ausgabe der Revolutiones von Copernicus waren demselben die dem
grossen Astronomen einst gehörenden, jetzt in Upsala aufbewahrten
Bücher auf hohe Verwendung des Fürsten Reichskanzlers zur Dis-
.Position gestellt. Obschon nun in denselben eine ziemliche Anzahl
von Notizen sich finden, die für die oben erwähnte Ausgabe mit
Nutzen hätten gebraucht werden können, so Hessen die Umstände
die Benutzung damals nicht zu. Deshalb hat der Verfasser in diesem
Büchlein, das ein Separatabdruck aus Schlömilch's Zeitschrift für
Mathematik ist, nachträglich die betreffenden Notizen herausgegeben
und mit ausführlichen historischen und sachlichen Bemerkungen
versehen. Das Buch zerfällt in 5 Capitel nach den verschiedenen
Büchern, denen die handschriftlichen Notizen des Copernicus ent-
nommen sind. Das erste betrachtet die Randbemerkungen in dem
Ae^Lxov xatä (Sxoi%aCGiv des Johannes Crastonus (Mutine 1499),
soweit dieselben nicht rein philologischen W^erth haben; d. h. vor-
zugsweise Bemerkungen über den altgriechischen Kalender. Das
248 M. CüRTZE.
zweite nimmt von einer Note des Copernicus in der Editio Prin-
ceps des Euklides von 1482 ausgehend, worin derselbe von dem
Werke des Nikomedes tcsqI xoyxosvdäv ygafi^äv als einem ihm
bekannten handelt, Veranlassung, die Geschichte der Trisection des
Winkels bei den Griechen und Arabern näher zu erläutern. Dabei
wird aus dem Liber trium fratrum zum ersten Male ein Abschnitt
über die Trisection veroflfentlicht, der im Wesentlichen mit dem
von Copernicus commentirten identisch ist, und dem letztern Ab-
schnitte wahrscheinlich als Quelle gedient bat. Das dritte Capital
handelt über die Einzeichnungen des Copernicus in die Tabide
Astronondce Alfonsi Begis und der Tabule directionum profectio-
numque des Regiomontan. Hierin sind die Notizen sehr zahlreich
und für das Verständniss der Revolutiones und deren Entstehungs-
geschichte von höchster Wichtigkeit, Darunter finden sich auch
Beobachtungen aufgezeichnet, die gleichfalls ihre Verwendung in dem
grossen Werke gefunden haben, dazu eine Venusbeobachtung vom
Jahre 1532, die späteste, welche bis jetzt von ihm bekannt gewor-
den. Eine grosse Reihe von astronomischen Tafeln, Vorarbeiten
für die Tafeln der Revolutionen, sowie eine ältere Form des letzten
Capitels dieses Werkes kommen ebenfalls zum Abdruck. Auch wird
der Nachweis geführt, dass weder Maurolykus noch Rheticus
die Einführung der Secanten in die Trigonometrie gebührt, sondern
Copernicus, dessen Secantentafel, an die bekannte Tangententafel,
die Tabula foecunda des Regiomontan, angelehnt, ebenfalls abge-
druckt ist. Eine Tafel benutzt schon zweite Differenzreihen zur
Interpolation. Capitel 4 enthält dann astrologische Bemerkungen
des Copernicus zu dem Albohazen Hali filius Abenragel von
1485; das erste Mal, dass solche Notizen entdeckt und veröffentlicht
worden sind. Sie sind sämmtlich astrologisch-medicinischen Inhalts
und aus dem Quadripartitum des Ptolemaios entnommen. Daran
schliessen sich im fünften und letzten Capitel noch einige Bemer-
kungen über den Folianten V. I. 1. 17. der Universitätsbibliothek
zu üpsala an, der Werke des Pontanus, des Bessarion und Araii
phaenomena graece enthält. Mit wenigen Ausnahmen sind die von
Copernicus hier abgedruckten Notizen zum ersten Male veröffent-
licht; sie bilden eine nothwendige und wichtige Ergänzung zu der
Säcularausgabe der Revolutionen. Ein Namen- und Sachregister
schliesst den Band.
Thorn. M. Curtze.
M. CüBTZE. G. SxDLKÄ. 249
M. Curtze: Hat Copernious die Einleitung in sein. Werk selbst
gestriohen oder nicht?
In der Originalhandschrift der Revolutiones des Copernicus
befindet sich eine von den frühem Ausgaben unterdrückte Einleitung^
die erst 1854 von den Polen veröflfentlicht wurde. Cantor hatte
die Ansicht aufgestellt, diese Einleitung sei von Copernicus selbst
gestrichen und an ihre Stelle die Widmung an Papst Paul III. ge-
treten. Der Verfasser der kurzen Note versucht seine abweichende
Meinung in Kürze darzulegen und kommt zu dem Schlüsse, dass
diese Einleitung ohne Erlaubniss des Copernicus, ja ohne dass er
davon wusste, durch Rheticus auf Anrathen des Osiander ge-
strichen sei.
Thorn. ^ M. Curtze.
G. Sidler: Zur Dreitheilung eines Kreisbogens. (Programm der
Kantonschnle in Bern, 1876.)
Die Lösung der Aufgabe, von einem gegebenen Kreisbogen
den dritten Theil abzuschneiden, wird durch drei Punkte dargestellt,
die Ecken eines dem Kreis eingeschriebenen regulären Dreiecks,
oder algebraisch ist die Aufgabe vom dritten Grade. Es wird geo-
metrisch gezeigt, dass die bekannten Hülfskurven, Conchoiden des
Nikomedes, Kreisconchoiden, rechtwinklige Hyperbel, jedesmal alle
drei Lösungen ergeben.
Von den Sätzen, die dabei abfallen, hebe ich hervor: Eine Hy-
perbel, deren Excentricitätsverhältniss =2 sei, werde von einem
Kreisbüschel geschnitten, dessen Grundpunkte der eine Brennpunkt
E der Hyperbel und der Scheitel des zu diesem Brennpunkt con-
vexen Zweiges seien: so triflffc jeder Büschelkreis die Hyperbel ausser
in noch in den Ecken eines regulären Dreiecks ABC] die Strah-
len, die von E nach J., JB, (7 gehen, treffen die Hyperbel je noch
in einem zweiten Punkte Ä,B',C% dies Dreieck A' B' C ist eben-
falls ein reguläres, der demselben umschriebene Kreis gehört dem-
selbenBüschel an und schneidet den Kreis ABC orthogonal.
Eine Hypocykloide mit vier Rückkehrpunkten (Astroiden) ist
von der vierten Klasse. Wählt man den Punkt P auf dem der
Curve eingeschriebenen concentrischen Kreise, so kann man von
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 17
n
250 Gr. SiDLER. — Mischer.
den vier durch P gehenden Tangenten die eine sofort angeben, es
ist die Gerade, für welche P die von den beiden Rückkehrtangenten
begrenzte Strecke halbirt. Die drei übrigen Tangenten treffen den
Ereis ausser in P noch in den Ecken A, B, C eines regulären
Dreiecks. Sei Q der Symmetriepunkt von P in Bezug auf die eine
Rückkehrtangente und ein Schnittpunkt der andern Rückkehr-
tangente mit dem Kreise, so ist Bogen {OA, OB, OC) = % Bogen OQ.
Bern. 6. Sidler.
Mischer: Die Bewegung materieller Funkte auf vorgeschrie-
benen beweglichen Bahnen.
(Zeitschr. f. Math. u. Physik, Juniheft 1876.) .
Sind q die independenten Coordinaten eines auf eine bestimmte
irgendwie bewegliche Fläche oder Curve angewiesenen materiellen
Punktes, der dem Einfluss beliebiger Kräfte unterliegt, und hängen
seine auf ein festes System bezogenen Coordinaten: x, y, z mit den
q und d^r Zeit t ganz allgemein durch die Gleichungen:
x = A^ (t, ^1, gg),
y = A^ (t, q^y q^\
z = A^(t, gi, q^,
zusammen, so findet man, durch Anwendung der zweiten Lagrange'-
schen Form des d'Alembert'schen Princips, als erste Bewegungs-
gleichung, der die, für den Fall, dass der q zwei sind, hinzutretende
zweite ganz analog ist:
/, dA dA , , dA j dA , dA , dA , , dA , dA /\ , i\
dt dt dt
Hier deuten die Accente die Differentiation nach der Zeit, das
Zeichen ^ aber das nur durch ein A ohne Index angezeigte Vor-
o rr
kommen dreigliedriger Summen links an; Q ist gleich ^•
Es ergeben sich nun die folgenden Resultate:
1.
Die Bewegungsgleichungen sind linear, wenn die Bahn des
Punktes eine Gerade oder eine Ebene, oder die Fläche eines Kreis-
cy linders oder eine auf einer solchen Fläche verzeichnete Curve ist.
Es hängt also nur von den geometrischen Eigenschaften der
Bahn ab, ob die Gleichungen zu den linearen gehören oder nicht.
Mischer. — Heinr. Streitz. 251
2.
Die Zeit kommt dann nicht explicite in den Bewegungsglei-
chungen YOXj wenn der Punkt von constanten Kräften beeinflusst
wird und die Bahn eine ausschliesslich translatorische Bewegung
hat, 3ie mit constanter Beschleunigung — welche auch gleich Null
sein kann — erfolgt.
Von den nicht ausschliesslich translatorischen Bewegungen der
Bahn ist (mit einer einzigen Ausnahme) die Rotation mit constanter
Winkelgeschwindigkeit um eine feste Axe, längs welcher allein
Kräfte wirken dürfen, eine Rotation, mit welcher ein constant be-
schleunigtes Fortschreiten in der Richtung jener Axe verbunden
sein kann, diejenige, unter deren Voraussetzung t nicht explicite
in den Bewegungsgleichungen erscheint. Es kommt hierbei also
auf die mechanischen Eigenschaften des Systems an.
Minden i. Westf. Mischer.
Heinr. Streintz: Ueber die Temperaturvertheilung im Lei-
tungsdrahte eines galvanischen Stromes.
(Auszug aus dem am 12. Aug. 1876 der Redaction von Pogg.
Ann. d. Phys. u. Chemie eingesandten Manuscripte.)
Wird durch einen Draht ein galvanischer Strom geleitet, so
erhöht sich dessen Temperatur so lange, bis der stationäre Zustand
eintritt, bis nämlich in jedem körperlichen Elemente des Drahtes
durch den Strom gerade so viel Wärme erregt wird, als durch die
umliegenden Theilchen gegen die Oberfläche, und durch diese in
das umgebende Medium abgeführt wird.
Sieht man von den Enden des Drahtes ab, so ist die Rechnung
ein Probliem der Ebene. Bezeichnet man mit Je das Wärmeleitungs-
vermögen, mit u die Temperatur in irgend einem Punkte des Quer-
schnittes, so stellt der Ausdruck
^ ij^^ + ip) ^"^ ^y '^^
die Menge dar, um welche einem Flächenelemente von den um-
liegenden mehr Wärme zugeführt als abgeführt wird.
Durch den galvanischen Strom wird nach dem J pul ersehen
Gesetze während derselben Zeit erregt
wi^ dx dy dt
17*
252 Heinr. Streintz.
Für den stationären Zustand muss die Summe beider Ausdrücke
der Null gleich sein, daher
Als Integral der Gleichung ergibt sich
u = A — — r^ + jB log nr.
Da aus leicht erkennbaren physikalischen Gründen ^ = sein
muss, so bleibt nur Ä zu bestimmen.
Ist die Oberflächentemperatur t des Drahtes gegeben, und
heisst der Halbmesser a, so wird
w = r + -j- (a^ — r^). L
Führt man aber statt t den Coefficienten der äusseren Wärme-
leitungsfähigkeit H ein, so tritt die Bedingungsgleichung
hinzu, in welcher U die Temperatur des umgebenden Mediums be-
deutet, und man erhält
«=C^+^«+i^(o*-r«). n.
Zur numerischen Berechnung müssen h und J bekannt sein
Jy ursprünglich durch Widerstand, Stromstärke und Leitungsver-
mögen ausgedrückt, kann aber auch durch die erreichte Oberflächen-
temperatur und Ä ausgedrückt werden. Aus dem Vergleiche von
I und II folgt nämlich
Ji bestimmte ich experimentell dadurch, dass ich durch eine
dickwandige Messingröhre heisses Wasser von bekannter Temperatur
strömen liess und an der äusseren Mantelfläche die Temperatur
beobachtete. Die Theorie ergibt fiir diesen Fall
Cj (tj — ü) (logn Cj — logn c^)
worin r^ und Tg die Temperaturen, c^ und Cg ^^^ Halbmesser des
äusseren und inneren Umfanges bezeichnen; aus den Beobachtungen
folgt dann
Ä = 0-00078
Man kann nun für einen Messingdraht berechnen, um wie viel
die Temperatur im Centrum höher ist als an der Oberfläche, ufid
Heins. Stbbintz. — M. Merbiman. 253
erhält wenn a = • 25 Mm., r = 55« • 5 C, ü' = 18« C.
w^ — r = 0«.0037 C.
Ohne weitere Beobachtungen zu machen^ kann man nun die
angegebene Temperaturdiffefenz auch für andere Drähte rechnen.
Schliesslich muss ich noch erwähnen, dass auch E dl und im
Maihefte von Pogg. Ann. eine Berechnung der Temperaturvertheilung
im galvanisch erwärmten Drahte geliefert hat, doch ist seine Ab-
leitung von der hier gegebenen gänzlich verschieden 5 auch sind die
erhaltenen Gleichungen nicht so allgemein, und endlich basiren die
numerischen Daten auf ganz andei^en Experimenten ^ als den von
mir angewendeten, so dass ich keinen Anstand nahm, meine schon
vor dem Erscheinen von Edlunds Arbeit fertigen Untersuchungen
dennoch der OeffenÜichkeit zu übergeben.
Graz. Heinr. Streintz.
Merriman: On the Moments and Heactions of Continuous
Girders. By Mansfield Merriman, C. E., Instructor in Civil
Engineering in the Sheffield Scientific School at New
Haven, U. S. A. — From Journal of the Franklin Institute 1875.
vol. LXIX, p. 206, p. 255.
This is an investigation of the relations of the moments and
reactions of continuous girders of equal spans. The girder is con-
sidered as loaded uniformly troughout its whole length, unifom\ly
in a Single span, or with a single load applied at any point, and
tables are given exhibiting the moments and reactions at all Sup-
ports due to either of there loads. The tables or triangles are
shown to be subject to simple laws resulting from the properties
of the Clapeyronian numbers, by which they may be readily exten-
dend to include any number of spans. Girders with the two end
spans different in lenght from the central ones are also discursed
and general formulae for the moments and reactions due to any
kind of loading are presented.
New-Haven. Merriman.
254 Mebriman. — Gordan.
Merriman: On the Flexiire of Continuous Girders. By Mans-
field Merriman C. E., Instructor in Civil Engineering in the
Sheffield Scientific School at New Haven, U. S. Ä. — From
Lond. Edin. and Dubl. Philosophical Magazine 1875. 4. vol. 50, p. 179.
This article discusses in a general m anner the determination
of exterior and interior forces • due to any kind of loading in a
continuous girder of any number and lengths of spans. Forniulae
for the moments at the Supports are deduced in terms of two kinds
of quantities, one defending upon the load and its position and the
other only upon the number s and lengths of the spans. The method
is entirely general and is shown to be applicable even to the dis-
cussion of girders with horizontally fastened ends. Ä number of
Problems are given to show the readiness with which the formulae
apply to particular cases.
New-Haven. Merriman.
Gerd an: Ueber den Fundamentalsatz der Algebra.
(Mathematische Ann. 10. Bd.)
Der Verfasser hat den 2. Beweis (algebraischen) von Gauss
des Satzes:
„Jede rationale und ganze Function einer Variabein x ist in
lineare Factoren zerlegbar'^
in einigen wesentlichen Punkten vereinfacht.
Gauss untersucht solche Resolventen einer Gleichung f{pc) =
mit reellen Coefficienten, aus deren Wurzeln sich die Werthe von
Summe und Produkt von zweien der Wurzeln von f berechnen
lassen. Unter denselben befindet sich, wie Gauss zeigt, mindestens
eine, deren Discriminante nicht verschwindet, von deren Wurzeln
also Summe und Produkt zweier Wurzeln von f rational abhängen.
Der Verfasser dagegen untersucht die Resultante B,{u) von: fix)
und fix + u). Es gibt stets einen Werth von w, für welchen
It{u) = ist und daher f{x) und f{x + u) einen gemeinsamen
Factor haben; f{pc) ist also in Factoren zerlegbar. Wir setzen
f{x) = gipc) h{x) und unterscheiden die beiden Fälle, wo die Coeffi-
cienten in g (also auch in K) reell oder imaginär sind.
[■
P. Gokdan. — P. Gordan u. M. Noetheb. 255
Jedesmal kann die Auflösung von f auf die einer Gleichung
niedrigeren Grades zurückgeführt werden. Ist g reell, so ist dies
sofort klar; andern Falls ist auch u imaginär und zwar, wie sich
zeigt, rein imaginär, so dass 9 [^ -\- -^) ^^^ reelle Coefficienten
besitzt.
Erlangen. P. Gordan.
F. Gordan und M. Noether: Ueber die algebraisohen Formen,
deren Hesse 'sehe Determinante identisch versohwindet.
(Math. Ann. X. pag.'547.)
Die Frage nach der Bedeutung des identischen Verschwindens
der Hesse'schen Determinante einer Form, welche wir in diesem
Aufsätze erledigen, ist schon seit lange gestellt: Hesse hat sie zu-
erst im 42sten, daon im 56sten Bd. des Crelle-Borch. J. behandelt
und sie dahin beantwortet, dass sich die homogene Form von r Va-
riabein durch lineare Substitution in eine solche von weniger als
r Variabeln transformiren lasse, oder, was dasselbe ist, dass die
Beziehungen zwischen den Polaren der Form lineare seien. Wie
mir H. Christoffel vor längerer Zeit, zugleich unter Angabe des
Satzes, dass sich jene Transformation jedenfalls durch eine rationale,
eindeutig umkehrbare Substitution erreichen lasse, mitgetheilt hat,
sind die Mängel des Hesse'schen zweiten Beweises, die in einer
unzulässigen Auflösung eines Systems linearer Gleichungen liegen,
gleich nach dem Erscheinen dieses Aufsatzes bemerkt worden, und
wurde damals von H. Weierstrass ein Zweifel an der Richtigkeit
des He SS e'schen Satzes geäussert. Indess sind die falschen Beweise
in mehrere Lehrbücher übergegangen.
Zur Behandlung der Frage nach der Richtigkeit des Satzes
boten sich sehr verschiedenartige Methoden dar, die das Gemeinsame
hatten, zwar je eine Reihe von Eigenschaften der Formen zu liefern
oder einzelne Formengebiete zu erledigen, ohne aber den letzten
Schluss zuzulassen. Eine solche Erledigung der cubischen ter-
nären und quaternären Formen im Sinne des Hesse'schen Satzes,
mittelst einiger Determinantenrelationen, ist von H. Pasch (Borch.
J. 80) veröfifentlicht worden. Die ternären Formen überhaupt hat
H. Gordan, ebenfalls unter Bestätigung des Satzes, erledigt (Sitz.-Ber.
der phys.-med. Soc. Erlangen v. 13, Dec. 1875), hauptsächlich durch
i
' "^
256 M. NOETHEB.
eine besondere Darstellung der Determinante eines Products von
Formen und einzelne Schlüsse über die Gestalt der zwischen den
Polaren bestehenden Relation.
Nachdem H, Gordan und ich durch eine Vergleichung unserer
verschiedenen, einzeln nicht zum Ziele führenden, Methoden erkannt
hatten, dass die Betrachtung der Relation zwischen den Polaren
^ selbst, nicht der Determinante, den Ausgangspunkt der Untersuchung
zu bilden hat, nahmen wir die Untersuchung nun gemeinsam von
dieser Seite her auf, indem wir die Frage nach allen Formen stellten,
zwischen deren Polaren Relationen bestehen. Das Besiiltat zunächst
ist Folgendes:
„Der Hesse'sche Satz gilt für alle binären, ternären und qua-
ternären Formen, dagegen nicht mehr für die Formen von mehr als
vier Variabein und zugleich von höherer als der zweiten Ordnung.
Für diese Fälle lassen sich ganze Classen von Formen aufstellen,
deren Determinante verschwindet, ohne dass zwischen ihren Polaren
lineare Relationen stattfinden."
Ich deute auch den Weg an, auf welchem dieses Resultat er-
halten wird:
Wir nehmen unter den Relationen zwischen den Polaren /j. der
Form f eine solche von möglichst niedriger Dimension in den
/"., x(f.) = heraus. Wenn nun die gy den Functionen h (a;),
welche keinen Factor gemeinsam haben sollen, proportional sind,
so dass sich die Relation auch 2Jh /*. = schreibt, so betrachten
wir die Uneare partielle Diflferenzialgleichung
2Jh ö— = 0.
t
Die wesentliche Eigenschaft der ganzen Lösungen dieser
Gleichung ist in der für alle X gültigen Relation ausgesprochen:
Diesen Gleichungen genügen auch die Functionen h selbst, was
z. B. durch die Beziehimg h Qi) = ohne Weiteres zur Erledigung
aller ternären Formen führt. Im Allgemeinen dienen die Glei-
chungen
2j h -^ — =
i ox.
M. NoETHEB. — S, GUNPELFINGER. 257
%\xt Begrenzung der Functionen h . Zur weiteren Ausscheidung
der ganzen Functionen In, wird eine Transformation verwandt:
in welcher die Substitutionsdeterminante und eine Reihe ihrer ünter-
determinanten verschwinden, bei der also jedem Werthe % unendlich
viele Werthsysteme x entsprechen. Diese Beziehung muss unter den
verschiedenen Annahmen verfolgt werden, dass das |- Gebiet eine,
zwei, drei • . . . Dimensionen hat. Wir erhalten indess die allgemeine
Erledigung dieses A-Problems nur für ein em/acÄ-unendliches S-Gebiet,
(i)
für mehr Dimensionen nur Eigenschaften der Ä -Functionen.
Zu einem Theil solcher Functionen li gehören neue Functio-
nen f zu, definirt durch die partiellen Differentialgleichungen für f\
0,(0
Die Lösungen ergeben sich in demselben Umfange, wie das
A- Problem gelöst ist. So erwähne ich, dass für die allgemeinste
quinäre Form /*, deren Hesse'sche Determinante identisch ver-
schwindet, entweder der Hesse'sche Satz gilt, oder sie muss von
der Form sein:
wo . ö = ^3 Pj -f- ^r^ Pg + x^ Pg
die P^. beliebige ganze homogene Functionen gleicher Ordnung von
x^ x^ und die Function 9 von ^, x^^ x^ ebenfalls beliebig ist.
Erlangen. M. Noether.
Gundelfinger: Vorlesungen über analytisch^ Geometrie des
Baumes, insbesondere über Oberflächen zweiter Ordnung,
von Otto Hesse. Bevidirt und mit Zusätzen versehen von
S. Gundelfinger. Dritte Auflage.
(Leipzig, B. G. Teubner 1876.)
Unter den Aenderungen, welche der Berausgeber der dritten
Auflage bei der Revision vorgenommen, sind ausser zahlreichen
kleineren Zusätzen — vgl. beispielsweise SS. 85. 88. 129. 164 — 165,
179 — 180. 249 — besonders folgende hervorzuheben:
^
258 S. GüNDELPINGFR.
Der Verfasser hatte mehrere wichtige Sätze über die Focal-
enrven und die reellen Kreisschnitte der Oberflächen zweiter Ord-
nyng entweder nur historisch angeführt oder ungenügend bewiesen.
Diese Lücken wurden durch theilweise Umarbeitung der Vorlesungen
24. und 28. ausgefüllt. (Cfr. SS. 349 — 353. 399. 402. 403. 406
bis 409.) Gleichzeitig ist als eine unmittelbare Anwendung von
Formeln aus. der letzterwähnten Vorlesung 28 eine Untersuchung
über die partielle Differentialgleichung für den Parameter einer-
Dupin'schen Flächenschaar auf den Seiten 441 — 448 eingefügt
worden.*)
Da die Theorie der quadratischen Formen als die Quelle fast
sämmtlicher Ausführungen des Werkes zu betrachten ist, so hat der
Herausgeber den weiteren Ausbau dieser Theorie auf Grund der
Arbeiten von Kronecker und Weierstrass unternehmen zu müssen
geglaubt, und zwar in besonderen Supplementen, um die Originalität
der darauf bezüglichen Untersuchungen Hessens nicht zu schädigen.
Es würde dem Zwecke der vorliegenden Mittheilung widersprechen,
im Einzelnen anzuführen, was diesen Supplementen im Vergleiche
mit bereits bekannten Ergebnissen eigenthümlich ist. Nur so viel
möge im Allgemeinen bemerkt werden, dass es dem Herausgeber
bei sämmtlichen Zusätzen überhaupt weniger darauf ankam, neue
geometrische Sätze zu gewinnen, als vielmehr die algebraischen Ent-
wickelungen weiter zu führen oder wenigstens formal zu verein-
fachen. Derselbe verweist in dieser Hinsicht namentlich auf. das
dritte Supplement, in welchem die Lehre vom Flächenbüschel zweiter
Ordnung ohne Zuhilfenahme von Theoremen aus der analytiscJien
Geometrie der Ebene behandelt ist.
Tübingen. S. Gundelfinger.
*) Bei dieser Gelegenheit sei auf ein sinnentstellendes Versehen aufmerk-
sam gemacht, das leider in einigen Exemplaren nicht mehr berichtigt werden
konnte. Auf Seite 448, Z. 13 v. u. ist nämlich anstatt „dass" zu lesen: dass
unter anderen.
I
H. Weisenbokn. 259
n. Weissenborn: Griindzüge der analytischen Geometrie der
Ebene für orthogonale und homogene Funkt- und Linien-
Coordinaten. Von Dr. Hermann Weissenborn, Professor
am Grossherzoglichen Realgymnasium zu Eisenaeh. (Leipzig,
Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1876. 236 S. 8.)
Nachdem schon früher Möbius und Plücker sich trimetrischer
Coordinaten bedient hatten, ward neuerdings, namentlich durch
Balmon-Fiedler's „Analytische Geometrie der Kegelschnitte", die
Aufmerksamkeit wieder auf diese Methode gelenkt und der Vortheil,
den sie bei geometrischen Untersuchungen bietet, besonders wenn
die Gleichungen in homogener Form dargestellt worden, immer
mehr anerkannt. Da jedoch in dem Fiedler' sehen Werke seiner
ganzen Anlage nach die Lehre von den trimetrischen und homoge-
nen Coordinaten nur verwebt und verflochten in diejenige der Carte-
sischen Coordinaten vorkommen konnte, so regte sich der Wunsch,
erstere für sich als ein zusammenhängendes Ganzes dargestellt zu
sehen. Dies bezwecken deim auch zwei in den letzten Jahren er-
schienene Werke: die „Elemente der analytischen Geometrie in
homogenen Coordinaten, von R. Heger. 1872", und die „Elemente der
analytischen Geometrie in homogenen Coordinaten, von L. Sehende 1.
1874". Aus gleicher Absicht auch ist meine Schrift hervorgegangen.
Sie verfolgt daher dasselbe Ziel, wie die bisher genannten, unter-
scheidet sich aber gleichwohl von ihnen in mehrfacher Beziehung.
Hinsichtlich der Darstellung nämlich schien es mir nicht zweck-
mässig, die Lehre von den homogenen Coordinaten für »ich allein
zu geben, wie es Heger und Schendel thun, vielmehr knüpfe ich
lieber, wie Fiedler, an die Theorie der orthogonalen Coordinaten
als die bekanntere an, schicke aber alle diejenigen Sätze, auf welche
später Bezug genommen wird, zu einem Ganzen zusammengefasst,
im 1. Abschnitt voraus, und nehme in diesen auch die Lehre von
den orthogonalen Linien- Coordinaten auf. Im 2. Abschnitt, der
Theorie der homogenen Coordinaten, sehe ich nicht, wie Schendel,
Flächen als Coordinaten an, sondern es schien mir natürlicher, den
Weg einzuschlagen, welchen Heger betreten hat. Dieser nämlich
bedient sich der von Plücker angewandten homogenen Linien-
Coordinaten, jedoch mit der Modification, dass als solche nicht die
Abstände einer Geraden von den drei Ecken eines Fundamental-
dreiecks angesehen werden, sondern die Quotienten dieser Abstände
und der Entfernung der Geraden vom Coordinaten-Anfangspunkt.
260 H. Weissenbo&n.
Unter dieser Voraussetzung wird die Lage einer Geraden durch ihre
Coordinaten eindeutig bestimmt. Während ich mich daher in dieser
Hinsicht an das Verfahren Heg er 's anschliesse, gehe ich noch einen
Schritt weiter und nehme auch bei den trilinearen Punktcoordinaten
nicht die linearen Entfernungen eines Punktes von den Seiten eines
Fundamentaldreiseits, sondern die Quotienten aus diesen und den
Abständen des Coordinaten- Anfangspunktes von den Seiten des Drei-
seits als Coordinaten des Punktes an. Denn es war mir im Voraus
gewiss, dass eine üebereinstimmung der Gesetze über Punkt- und
Linien-^Coordinaten nicht erzielt werden könne, wenn unter ersteren
lineare Strecken, unter letzteren aber Verhältnisse zweier Strecken
verstanden werden, und die weitere Untersuchung, namentlich rück-
sichtlich der Beständigkeit der Coefficientensumme bei der Trans-
formation einer Kegelschnittsgleichung auf ein neues Dreieck, be-
stätigte diese Ansicht.
Hinsichtlich des Inhalts unterscheidet sich meine Schrift von
den oben genannten dadurch, dass ich den Gegenstand in einer
andern Richtung behandele. Es lag nämlich nicht in meiner Ab-
sicht, auf das Einzelne einzugehen, sondern nur den Leser bekannt
zu machen mit dem Gebrauche der verschiedenen hier angewandten
Coordinaten, und ihn in den Stand zu setzen, die speciellen Lehren
der ebenen analytischen Geometrie selbst abzuleiten. Meine Schrift
soll daher nur die „Grundzüge" dieser Disciplin, oder die wichtigsten
allgemeinen Sätze enthalten. Zu diesen rechne ich einmal diejenigen,
welche dazu dienen, die bei analytisch-geometrischen Untersuchungen
auftretenden nächsten Fragen zu beantworten. Eine der ersten der-
selben schien mir die zu sein, ob und unter welchen Umständen
eine Gleichung 2. Grades einen Kegelschnitt, und wann sie den
einen oder anderen repräsentirt. Aus diesem Grunde habe ich, unter
besonderer Berücksichtigung der Discriminante und ihrer Partial-
Determinanten, die Classification der Kegelschnitte ausführlich be-
handelt, wobei ich in dem Falle, dass ihre Gleichung in orthogona-
len Linien- Coordinaten gegeben ist, um die Analogie mit der bei
orthogonalen Punkt-Coordinaten durchgeführten Untersuchung auf-
recht zu erhalten, ein anderes Verfahren einschlagen musste, als
Plücker im 2. Theile seiner „Analytisch-geometrischen Entwicke-
lungen'^. Als ebenfalls wichtige allgemeine Sätze erschienen mir
ferner diejenigen, welche die harmonischen und anharmonischen
Verhältnisse betreffen, da sie den Ausgangspunkt für die Lehre von
den polaren und collinearen Eigenschaften bilden; von einer Erörte-
H. Weissenborn.
261
rung der letzteren habe ich jedoch, wenigstens vorläufig, abgesehen,
um so mehr, als man dieselbe bei Heger und in synthetischer
Darstellung in meiner „Projection in der Ebene. 1862" durchgeführt
findet. Sodann glaubte ich auch, da von den hier in Betracht ge-
zogenen vier Arten von Coordinaten-Systemen, orthogonale und
homogene Punkt- und Linien-Coordinaten, die eine leichter zur Auf-
findung der einen, die andere leichter zur Auffindung der anderen
Eigenschaft führt (wofür der letzte Artikel je vom 1. und 2. Ab-
schnitt ein Beispiel bietet), den Weg angeben zu sollen, wie man
von dem einen System zu einem anderen übergeht. Ich habe des-
halb der Transformation der Gleichungen, namentlich derjenigen
2. Grades, auf eine andere Art von System besondere Aufmerksam-
keit geschenkt und die auch hier sich zeigende Bedeutung der Dis-
criminante und ihrer Paijial-Determinanten hervorgehoben. Da end-
lich auch bei Beibehaltung derselben Art von Coordinaten-System
die Wahl der Axen bei orthogonalen, des Fundamental-Dreiseits
oder -Dreiecks bei homogenen Coordinaten nicht gleichgültig ist, so
habe ich diese Fälle mit in das Bereich meiner Untersuchung
gezogen; und zwar beschränke ich mich beim Uebergange von einem
orthogonalen Punkt- oder Linien-System auf ein gleichartiges ande-
res auf den für meine Zwecke allein in Betracht kommenden Fall,
dass die neuen Axen den ursprünglichen parallel laufen, ausftihrlich
dagegen Tjehandele ich die Verhältnisse, welche stattfinden, wenn
eine homogene Gleichung in eine ebensolche, aber auf ein anderes
Dreiseit oder Dreieck bezogene, transformirt wird. Sind nämlich
die Seiten gu des ursprünglichen, und die Seiten Qk des neuen Drei-
seits repräsentirt durch die Gleichungen bezüglich
gk = \^ky + ikX—\-=Oy ^i = ^it/ + xi^j —■ 1 = 0,
setzt man die Determinanten
ljl91
-
1 e; 9;
lE«^»
-»,
1 e; 5;
1 Es^s
«
1 E'a ^;
2)',
und bezeichnet man femer mit S)^p den Werth von 2), welcher ent-
steht, wenn ^p, jp statt t^tj it eingesetzt wird, mit 2)Jp den Werth
von 2)', welcher entsteht, wenn ^p, jp statt ^i, jj eingesetzt wird
(wo t und p je eine der Ziflfem 1, 2, 3 sind), so dass also z. B.
1 ?; 9;
1 h^t
1 h \
35 •
1 e; ^'2
1 Es ^3
i h ^3
= ®',
12
T
262 H. WeISSENBORN. — C. MoSHAMMEß.
ist, so finden zwischen den beiden Arten von Determinanten ^tp,
^tp eine Reihe gegenseitiger Beziehungen statt, deren Bedeutung
bei der Transformation besonders hervortritt, welche aber wohl auch
für andere Untersuchungen von Interesse sein könnten. Indem ich
so die Umformung der Gleichungen ausfuhrlich behandelt habe, ge-
dachte ich zugleich dem Leser gewissermassen einen praktischen
Dienst zu erweisen dadurch, dass er in den Stand gesetzt wird, ohne
Weiteres, falls es wünschenswerth erscheint, von einem System auf
ein anderes überzugehen, indem er Alles, was in diesem Falle zu
wissen nöthig ist, gegeben vorfindet, so dass er der Mühe des Trans-
formirens überhoben ist und das Buch gleichsam zum Nachschlagen
benutzen kann. Vielleicht auch darf ich hofifen, dass die Ergebnisse
der Transformationen als Beispiele für die Gesetze der linearen
Substitution nicht unwillkommen sein werden, obschon sie ohne
Anwendung dieser Theorie gefunden worden sind.
Ich habe nämlich absichtlich keine anderen Vorkenntnisse vor-
ausgesetzt als die ersten Begriffe der Cartesischen Geometrie und
die Elemente der Lehre von den Determinanten. Denn ich war der
Ansicht, je leichter verständlich die Schrift sei, um so mehr werde
sie zur weiteren Ausbildung des hier befolgten Verfahrens anregen
und zur Förderung analytisch-geometrischer Forschungen beitragen.
In wie weit es mir gelungen ist, dieses Ziel durch meine Arbeit,
bei welcher mir ausser den oben genannten Werken von Heger
und Fiedler noch Stammer 's „Lehrbuch der analytischen Geo-
metrie. 1863", sowie die Werke über Determinanten von Baltzer
und Günther von Nutzen gewesen sind, zu erreichen, möge der
Leser entscheiden.
Eisenach. H. Weissenborn.
Moshammer, C: Zur Geometrie dec Schraubenbewegung und
einer Begelfläche dritter Ordnung.
— Zur Geometrie ähnlicher Systeme und einer Fläche dritter
Ordnung.
(Sitzungsberichte der k. k. Academie d. W. in Wien, März- und
Juni-Heft 1876.)
■Die Achsen, mittelst welcher durch Schrauben-Bewegung eine
Strecke MN auf der Geraden G in eine vorgeschriebene Lage M' N'
K. MOSHAMMER. 263
auf & gebracht wird, erfüllen eiwe Begelfläche F^ dritter Ordnung,
deren einfache Leitende durch die Stellung der den ^ (MN, M'N')
normal halbirenden Ebenen E und deren Doppelgerade ox normal
zu E durch das Gentrum der Strecke zwischen den Punkten der
(kürzesten) Distanz, G von &', bestimmt ist.
Die Doppelebenen des involutorischen Büschels, welches aus
ox die Erzeugenden projicirt, sind Symmetralehenen zur F^\ die orth.
Projectionen der i^g-Curven zweiter Ordnung auf die Ebenen E
sind Kreise etc.
Die Rotationsachsen, mittelst welcher eine (unbegrenzte) Gerade
(t in eine vorgeschriebene Lage G gebracht wird, bilden die beiden
Regeischaaren eines hyperbolischen Paraboloids, dessen Asymptot-
Ebe'nen den <^ ((?, (?') und seinen Nebenwinkel normal halbiren.
Die Bestimmung der eingangs genannten Achsen zu zwei sich
schneidenden Geraden 6r, G' führt auf ein, gegenüber dem bisher
Bekannten, sehr einfaches Verfahren, zur Ermittlung der sich selbst
entsprechenden Geraden zweier einstimmig congru£nter Raumsysteme
(GentralacJise der Bewegung).
Bezüglich zweier allgemein liegender entgegengesetzt congruentcr
(symmetrischer) Uaumsysteme S, S' gilt der Lehrsatz:
j, Entspricht dem ebenen Systeme e in 8 das System e in S' und
dreht man S' um die Linie (e, e)j so beschreibt der Doppelpunkt
(Symmetralcentrum) zu S, S' eine Gerade normal zu e, welche den
sich seihst entsprechefiden Punkt m der beiden durch Umklappung von
e nach e einstimmig congruenten ebenen Systeme enthält. Die sich
selbst entsprechende Gerade zu S, /S" erzeugt in einer Ebene normal
zu e einen Strahlbüschel zweiter Ordnung^ welcher eine Parabel vom
Scheitel m umhüllt, deren Brennpunkt auf jener Geraden liegt j die
durch Umklappung von e nach e im entgegengesetzten Sinne in den
vereinten Systemen e, e sich selbst entspricht'^ ; woraus eine einfache
Bestimmung der Doppelelemente zu ä, S' (Punkt, Gerade, Ebene)
resultirt.
Sind MN, M' N' homologe Strecken zweier im Quotienten v
ähnlicher Reihen auf 6r, G' und benennt man die Stellung der Ebenen,
welche -^{MN, M' N') und seinen Nebenwinkel normal halbiren
beziehungsweise mit u, u , femer die durch die Leitenden G,G\u
und G, G\ u bestimmten Regeischaaren mit @, ©', so werden
durch eine Gerade I '^^j die zwischen G, G' liegenden Strecken
264 C. Mqshammeb. — 0. A. Bjerknes.
der Schaar \^A im Verhältniss | T ^^ [ getheilt und die Achsen,
mittelst welcher durch Botation von G um je eine derselben (Ä) durch
^ {m^M' + ^r} ^^ ^'^ ''' (rtge^ngLtztl P^'P^^^''
Lage Jcommen, erfüllen eine Eegeljßäche | p' [ ; welche die | , A als
Doppelgerade und die Stellung | ^, \ sowie einen Kreis K (Ort der
Aehnlichkeitscentra zu G, (?') als einfache Leitende hat.
Die orth. Projectionalen der jF!j-Curven zweiter Ordnung auf
die Ebene K sind Kreise etc.
Bezüsrlich zweier allgemein liegender { . , , ahn-
^ ° ° l entgegengesetzt
licher Baumsysteme 8, S' resultirt der Lehrsatz:
„Entspricht dem ebenen Systeme e in S das System e in 8' und
dreht man 8" um die Linie (e, e), so beschreibt der Doppelpunkt
(Aehnlichkeitscentrum) \ ,, | ^u 8, 8' einen Kreis K normal zur Ebene
Cy dessen Durchmesser-Endpunkte die zwei sich selbst entsprechenden
Funkte der beiden in der Ebene e, durch zweifache Umklappung von
e nach c, vereinten ebenen Systeme sind.
Bei genannter Drehung des Systems 8' erzeugt die sich selbst ent-
sprechende Gerade \.,\ zu S, S' eine Begelfläche \ -J, \ mit dem
Kreisschnitte K und der Doppelgeraden in e normal zur Ebene K etc.
Auf Grund dieses Gesetzes ergiebt sich ebenfalls eine sehr einfache
Bestimmung der Doppelelemente zu zwei allgemein liegenden
{, , > ähnlichen Raumsystemen.
entgegengesetzt]
Graz. G. Moshammer.
C. A. Bjerknes: Forelöbige ^ Meddelelser om de Exäffcer, der
opstaa, naar kugleformige Legemer, idet de üdföre Dila-
tations- og Kontraktions-Svingninger, beväge sig i et in-
kompressibelt Flnidum. (Videnskabsselskabets Forhandlinger
i Christiania, Aar 1875. Pag. 386—401.)
Die unten besprochenen „vorläufigen Mittheilungen über die
Kräfte (Druckkräfte), die entstehen, wenn kugelförmige Körper,
C. A. SjERKNEä. 265
indem sie Dilatations- und Contractions-Schwingungen ausfuhren,
in einer incompressiblen Flüssigkeit sieh bewegen" wurden im Sep-
tember 1875 der Wissenschaftsgesellschaft in Christiania vorgelegt.
Sie können als Fortsetzung einer anderswo — bei Gelegenheit der
Versammlung der skandinavischen Naturforscher in Christiania im
Sommer 1868 — gegebenen Mittheilung aufgefasst werden, welche
die gleichzeitige Bewegung mehrerer Kugeln zum Gegenstand hatte;
der betreflFende Aufsatz wurde in den in dem folgenden Jahre heraus-
gegebenen Verhandlungen unter dem Titel: „om den samtidige Be-
vägelse af kugleformige Legemer i et inkompressibelt Fluidum"
publicirt, Pag, 205—257.
Den erwähnten neuen Mittheilungen schliessen sich ferner zwei
frühere, beide in den Verhandlungen der Wissenschaftsgesellschaft
veröffentlichte, Abhandlungen an, von welchen die erste, aus dem
Jahre 1863, eine Verallgemeinerung des Dirichlet'schen Kugel-
problems giebt, indem jetzt die in der Flüssigkeit bewegte Kugel
zugleich das Volumen ändern darf. Sie ist unter dem Titel: „om
de indre Tilstande i et inkompressibelt Fluid um, hvori en Kugle
beväger sig, idet den forandrer Volum", Pag, 13 — 43, erschienen.
Die zweite, die im Jahre 1871 der Gesellschaft vorgelegt wurde,
setzt ein System von gleichzeitig bewegten und veränderlichen
Kugeln voraus; und in dieser letzten Abhandlung, betitelt: „sur les
mouvements simultanes de corps spheriques variables dans un fluide
indefini et incompressible% premier memoire, Pag. 327 — 406, wie
in den zukQnftigen folgenden Memoiren, werden dann die Beweise
der in den beiden oben genannten Mittheilungen gegebenen Resul-
tate sowohl als die Vervollständigung derselben zu suchen sein.
I.
Es gehört eine Kugel S^ einem System von m Kugeln, die sich
gleichseitig unter Aenderung ihrer Volumen in einer unendlichen, in-
kompressiblen Flüssigkeit bewegen. Die 5ten Potenzen der Verhältnisse
zwischen Radien und Centraldistanzen sollen ausser Betracht gelassen
werden. Alsdann bestehen die folgenden Bewegungsgleichungen:
VU dt V""'" dtj da' dt y"^' dt) db> d« V ' dt) de, '
V if W
wo
(2) Stg = j-^ f2nqdl • Zgtpi ^^ + Axq Sg <pk q>, ;^
m
und ^g = Mff-i- ^mg .
Repertorium für reine und angewandte Mathematik. * 18
i
266 C. A. Bjebknes.
M bedeutet die Masse der Kugel 8g,. m^ diejenige der von
ihnen verdrängten Flüssigkeit; 3R^ ist somit eine ideelle Masse^ in-
dem man sich die wirkliche mit der halben von ihrer Stelle ver-
drängten Flüssigkeitsmasse vergrössert zu denken habe, q ist die
Dichtigkeit der Flüssigkeit, qg übrigens die veränderliche Dichtig-
keit der Kiigel selbst. Von den Grössen a^, bg^ Cg, dg bezeichnen
die drei ersten die Coordinaten in einem rechtwinkligen Coordinaten-
system des Mittelpunkts g, die letzte den Badius der Kugel 8g,
Tkg ist der Abstand zwischen den den Kugeln Sk und Sg zugehöri-
gen Mittelpunkten h und g] t bedeutet, wie gewöhnlich, die Zeit.
Der am Summenzeichen angebrachte untere Index g giebt femer
an, dass dem Je der Werth g nicht zu ertheilen sei; sonst darf Je unter
der Summation sämmtliche übrige Werthe in der Reihe 1, 2, 3, ... w
beigelegt werden.
Die Operation 9?* ist auf folgende Weise zu verstehen:
9,, = 9,(0) + 9,(1),
wo tpf) 4V*,
/ , d ^ d , d\
die accentuirten Buchstaben Derivirten nach der Zeit bezeichnend:
9)^0) hiernach nur ein Factor. Die zusammengesetzte Operation q)kg)g
wird endlich dem Obigen zufolge durch
g>,g>, = 9,(0)9,(0) + 9,(0)9,(1) + 9,U)9,(«) + ^(i)9,(.)
ZU definiren sein.
Führt man die Rechnungen aus, wird man einerseits
'kg 'kg
andererseits
9'i''-r •= — i<^*'«* "^ <^8 (si, rts,) ,
kg '*»
9,(0)9,(0) J- = diäk-dia,.^,
kg 'kg
^k^^g^-r = ^ ^*^* • ^^'^^ ' ir COS (4, Tgk),
^9 kg
^k^^Ty- = i ^i^9 • dkSk • :^ cos (5;, Tkg),
'kg ^kg
^k^^fj^ = i ^*«* • ^14 • ^ fcos (si, Sg) + 3cos {Sk, Tkg) cos Sg, rgk))
^kg ^kg \ J
erhalten.
r
C. A. BjERKNES. 267
Sg ist dann die absolute Geschwindigkeit des Mittelpunkts g]
ißgt ^gk) bedeutet den Winkel, welchen die Geschwindigkeitsrichtung
in g mit der Centrallinie rgk bildet, von g nach k gerichtet; (sk, Tkg)
ebenso den Winkel, welchen die Geschwindigkeitsrichtung in Tc mit
Vjcg bildet, die Centrallinie jetzt umgekehrt gerichtet, von h nach g.
Man hat sodann auch cos {Sg, Tgk) = — cos (Sgy Tkg).
Mittelst dieser Formeln wird man nun q>k — und q>kVg — er-
halten, und, indem man ferner in der Gleichung (2) einsetzt, den
Werth von Slg, Diese Grösse lässt sich übrigens auch entwickelt
aujf folgende neue Weise schreiben:
ß. = - 2, (2'^«'^^' • li ^^0^^ *) •" ^,
+ %c[ {bdl ' dld^k •{- äi • dl ctg) ' -^ Sk cos (si, ng)
(2')
+ %qdl *dl '-^>jk cos (jky Tkg)
%
^ffk
+ nqdidl • ^ 5? (Scos^ («i, n^) — l)^
jk in der obigen Gleichung bedeutet die Totalacceleration im Mittel-
punkte k.
Den Gleichungen (1) zufolge werden die partiellen Derivirten von Slg
dSl^ dSl^ dSl„
da/ d&/ "5^
als die drei Componenten nach den Achsen X, F, Z einer auf der
ideellen und veränderlichen Masse Wg wirkenden äusseren Kraft
aufgefasst werden können. Als die auf derselben Masse ÜJi^ oder
Mg + ~ wirkenden Componenten der beschleunigenden Kraft dürfen
\^^^ dt) ' dt \^^^ dtj> dt V^^^ dt )
dann -
dt
angesehen werden.
Das Potential £lg der eingeführten ideellm, äusseren Kraft ist
in dem Vorstehenden unter zwei verschiedenen Formen dargestellt
(2) und (2'). Die letzte Darstellung des Potentialausdrucks, (2')^
eignet sich besonders für die Untersuchung der Kraft selbst in dem
gegebenen Zeitmomente*^ die erste (2) ist bequemer um die mittleren
WertJie derselben Kraft oder der Kräfte, aus welchen sie weiter be-
steht, im Laufe eines Intervalls zu bestimmen, in welchem gewisse
18*
^
268 0. A. ßjERKNES.
Wege durchlaufen werden und die Intensität der veränderlichen,
besonders periodisch veränderlichen Kraftwirksamkeit gewisse Aen-
derungen erleidet.
Die Ausdrücke des Potentials Slg in den beiden Formen zeigen,
dass man, sofern nur^ wie eben vorausgesetzt, die 5ten Potenzen der
Verhältnisse zmschen den Badien und Centraldistanzen ausser Betracht
gdassen werden, den Fall, wo mehrere Kugeln vorhanden sind, unr
mittelbar auf den einfacheren zurückfuhren kann, wo es bloss zwei
giebt, Sg und Sk ; denn die Kräfte sind dann von einander unabhängig.
In Allgemeinheit wird somit im Folgenden nur die Wirksamkeit
zweier Kugeln auf einander in Betracht gezogen werden.
Der Potentialausdruck in der letzten Form (2') zeigt ferner an,
dass die Kraft auch unabhängig von der GesdvwindigTceit ist, womit
die von jener angegriffene Kugel Sg sich fortbewegt,
Sie ist aber nicht unabhängig von der Geschwindigkeit, womit
das Volumen derselben Kugel sich ändert. Auch besteht, wie aus
dem Potentialausdruck in der ersten Form erhellt, die Unabhängig-
keit von der fortschreitenden Bewegung der Kugel Sg nicht mehr
für die mittlere Kraft im Laufe einea Zeitintervalls. Das Princip
der gleichen Wirkung und Gegenwirkung ist endlich für die Wechsel-
wirkung der zwei Kugeln nur in besonderen Fällen gültig.
Nach der Gleichung (2) besteht das Potential Slg aus zwei
Theilen, von welchen der erste eine vollständige Derivirte in Be-
ziehung auf die Zeit ist; der letzte
k
bestimmt einen andern^ mehr symmetrisch-gebildeten Theil der ideellen,
äusseren Kraft, welche dadurch bemerkenswerth ist, dass sie nach
dem Princijpe der gleichen Wirkung und Gegenmrkung (iir sich allein agirt.
Es seien nun nach dem Vorhergehenden nur die zwei Kugeln
Sg lind Sk gegeben. Der Abstand zwischen den Mittelpunkten k
und g darf so gross im Verhältniss zu deren Geschwindigkeiten,
oder also zu den Wegen, die sie in der Zeiteinheit beschreiben, an-
genommen sein, dass diese letzten mit dem Cubus des.Central-
abstandes dividirt ausser Betracht gelassen werden können. Auf die
veränderliche Masse SD?^ wirkt dann eine Kraft der ersten Art
und ebenso eine der zweiten Art
C. A. Bjerkneb. 269
beide folglich umgekehrt wie die Quadrate der Abstände, Diese
Kräfte sind abstossend oder anziehend, je nachdem die obigen Aus-
drücke entweder positiv oder negativ sind.
Es soll besonders angenommen werden, dass die Kugeln gleich-
zeitig wachsen und abnehmen, oder auch, dass das Volumen der
einen wächst, während dasjenige der andern abnimmt oder umge-
kehrt, anders ausgedrückt, dass sie eins oder entgegengesetzt pülsiren.
Die Volumänderungen sollen ferner in kurzen Perioden vor sich
gehen, und der Einfachheit wegen zugleich die Erweiterungen und
Zusammenziehungen der beiden Kugeln dasselbe Gesetz befolgen, nur
durch ihre Grösse modificirt, so dass
-^=4-—.
g *
Man wird dann die erste der eben genannten Kräfte als eine
oscillatorische — Oscillationen hervorbringende — Kraft auffassen
können, während die zweite dagegen eine stetig fortbewegende ist.
Wegen der oscillatoriscJwn Theilkraft wird Sk gegen Sg eine
Abstossung ausüben, wenn das Volumen der ersten am kleinsten
ist; in den Zeiten aber, da sein Volumen wieder am grössten wird,
zieht sie die Äj^-Kugel an. Es findet dieses auch statt, wenn Sg,
welche der Kraftthätigkeit von Sk ausgesetzt ist, sein Volumen
darunter nicht ändern möchte. Diese Kraft, für sich allein, bringt
doch nur eine Oscillation hervor; denn der mittlere Werth im Laufe
einer Schwingungsperiode ist Null.
Ganz anders verhält sich die zweite, die stetig fortbewegende
Kraft Dieser zufolge werden für eins-Pulsationen eine Anziehung
für .entgegengesetzte eine Abstossung zu Stande kommen. Die Ein-
wirkung auf Sg ist Null, wenn unter den Pulsationen von Sk das
Volumen von Sg ungeändert bleibt.
Am Anfang und am Ende der halben Schwingui^sperioden ist
die oscillatorische Kraft dominirend. Sind also Sk und Sg eins
pulsirende Kugeln, so wird das Verhältniss das folgende sein, unter
der gleichzeitigen Erweiterung fangen sie trotz der stetig wirkenden
Anziehung an sich von einander zu entfernen, aber schon ehe das
Maximum von Volumen erreicht ist, kehren sie dann wieder um,
und nehmen eine Bewegung gegen einander an. Am Ende der
ersten halben Periode sollten sie hiemach, wenn jetzt die Pulsationen
aufhörten, und damit, auch die Kraft selbst, mit gleichmässiger Ge-
270 C. A. BjnuoES.
schwindi^^it sich gegen einander bis mm Contact bewegen; an
diesem Zeümomenie können sie doch möglicherweise sich iioch im
grosseren Abstände von einander befinden als am Anfang der Zeit.
Unter der gleichzeitigen Znsammenziehung werden sowohl die oscil-
latorische als die stetig fortbewegende Kraft eine Nähenmg der
zwei Engeln veranlassen. Die Kugeln tcerden somit in der ganzen
Zeit, wenn sie eins pidsiren, von einander tceg und gegen dnander
osciUiren, indem sie doch darunter einander stets anziehen. Werden
die Anziehungen gestört, treten die Oscillationen hervor.
lian sieht auf ähnliche Weise, dass andererseits unter den ent-
gegengesetzten Pulsationen y die Kugeln mit einander oscUliren müssen j
beide zu derselben Seite, so beide zn der en%egengesetzten, die
Kugel, deren yeränderliches Volumen sein Minimum erreicht hat,
immer die andere, welche gleichzeitig am grössten ist^ forttreibend,
während diese ihrerseits die kleinste in ihrer Bewegung nach sich
ziehen wird. Unter diesen Oscillationen aber werden die zwei Kugeln
einander zugleich abstossen. Auch hier besteht sonst ein Unterschied
zwischen den beiden Halbtheilen einer Schwingungsperiode. Wenn
an ihrem Anfang z. B. das Volumen von Sk ein Minimum, dasjenige
von Sg ein Maximum ist, so wird in der ersten halben Periode die
Kugel Sg sowohl wegen der oscillatorischen als der stetig fort-
bewegenden Kraft sich yon Sk entfernen. Die anzüglich grosse
5jy -Kugel dagegen wird die kleine Sk in den ersten Momenten nach
sich ziehen, bringt aber dann eine Umkehrung zu Stande, und so
dass Sk am Ende derselben halben Periode, wenn die Pulsationen
und folglich auch die Kraft aufhört, mit gleichmässiger Geschwindig-
keit, ob auch möglicherweise von einer näher liegenden Stellung ab,
sich schliesslich von der Kugel Sg entfernen wird. In der zweiten
Halbperiode werden die Rollen vertauscht.
Auch die Kräfte vierten Grades sind von Interesse zu studiren,
namentlich wegen der Aehnlichkeit, welche zwischen diesen und
denjenigen, womit zwei MagneCe in der Feme auf einander einwirken,
zum Vorschein kommt. Denkt man sich, dass die beiden Kugeln
Sg und Sk jede nach ihren Bichtungslinien oscüUren, so wird die
mittlere Wirkung einer auch hier auftretenden oscillatorischen Kraft,
sofern man von einer begleitenden fortschreitenden Bewegung ab-
sieht — anfanglich weil diese noch sehr klein ist, später weil ihre
Wirkung besonders betrachtet werden kann — gleich Null, und es
bleibt allein eine stetig fortbewegende Kraft zurück, die. dem Po-
tentiale
»
^C. A. Bjebknes. 271
kg
entspricht. Sind nun, unter den gleichzeitigen periodischen Schwin-
gungen — die schon existirenden fortschreitenden Bewegungen wie
früher nicht berücksichtigt — zur selben Zeit die Richtung der
Bewegung der Kugel Sg gg\ diejenige der Kugel Skj IcTc, so kann man
sich die Kugeln als Magnete vorstellen^ deren Orientation durch gg
und hh' bestimmt sei, g und Ü zum Beispiel die beiden Nordpole
angebend. Nur darf man sich alsdann die Erscheinung umgekehrt
denken: gleiche Talen ziehen einander an, ungleiche stossen einander ab.
Hier wie bei der Anziehung einer Kraft zweiten Grades bei eins
Pulsationen, der Abstossung bei entgegengesetzten kommt also ein sehr
bemerkenswerthes Gegensatzverhältniss 0u den Kräften der Natur hervor.
Wenn man nicht den mittleren Werth im Laufe einer Schwin-
gungsperiode, wodurch ein Theil der ganzen Kraft, der für die fort-
schreitende Bewegung ohne Einfluss ist, abgesondert wird, sondern
den Werth selbst der Kraft vierten Grades sucht, so hat man diese
durch das Theilpotentig-l
ZU bestimmen. Auch hier Jcann man die Kraft mit derjenigen ver-
gleichen, welche ein Magnet St gegen einen anderen Sg ausübt; nur darf
man sich jetzt denken, dass der letzte, wie auch ^eine Bewegung
sein mag, immer in Beziehung auf den ersten parallel und entgegen-
gesetzt orientirt sein soll; die magnetische Achse in St darf ferner zu
jeder Zeit mit der Geschwindigkeitsrichtung des Mittelpunkts k zu-
sammenfallen.
Diese Kraft vierten Grades hat übrigens die beachtungswerthe
und sehr wichtige Eigenschaft, auf welche sonst schon in 1868
aufmerksam gemacht worden ist, dass eine Summe von drei, jede
von derselben Intensität^ aber drei gegen einander senkrecht stehen-
den Richtungen entsprechend, den Werth Null hat. Die Summe
der zugehörigen cos \Sk, rkg) wird nämlich alsdann 1, und das
obige Theilpotential muss somit verschwinden.
IL
Um die mittelst Pulsationen zweier Kugeln entstehenden oscüla-
forischen Kräfte experimentell nachzuzeigen, wurde durch Einblasen
oder Aussaugung von Luft durch vertical aufsteigende Kautschuk-
röhre, die in zwei ursprünglich gleich grosse von Wasser ganz um-
gebene und in derselben Tiefe liegende Ballons einmündeten,
272 C. A. Bjerknes.
gleichzeitige Pulsationen hervorgehraeht. Der kleinste Diameter der
Ballons war hierunter 1" (Zoll), der grösste 2^". Der Abstand
zwischen den Rohrachsen 2^". Zwei horizontal mit der Centrallinie
parallel laufende Glasstangen auf jeder Seite der Kautschukrohre, wo
eben diese in die Ballons einmündeten, dienten dazu, vier quer
über den Stangen angebrachte sehr leichte Messinghaken zu führen.
Diese wurden unter den Versuchen gegen die Seiten der Rohre
angelegt, um deutlicher zu zeigen, indem sie der eine nach dem
andern zur Seite geworfen würden, wie die Rohre und mithin
auch die Ballons zum Anfang bewegt wurden.
Wurde nun im Laufe einer kurzen Zeit der eine Ballon Ä an-
geblasen, so dass sein Volumen plötzlich wuchs, während dasjenige
4er andern B ungeändert blieb, so wurde bei Ä selbst in horizon-
taler Richtung nur eine sehr schwache Bewegung bemerkt, während
B dagegen in starke Bewegung kam; B wurde von A entfernt und
nachher angezogen; der äussere Haken an dem ^-Rohre wurde somit
erst zur Seite geworfen, darauf der innere. Wurde nun wieder der
Ballon Ä mit grosser Geschwindigkeit ausgeleert, während B wie
früher am Volumen ungeändert war, so blifeb die -4 Kugel, deren
Volumen jetzt plötzlich abnahm, wie in dem vorigen Fall beinahe
ganz ruhig; während B sich erst Ä näherte, und späterhin sich
wieder davon entfernte: es wurde jetzt der innere an dem JB-Rohre
anliegende Haken zur Seite geworfen, alsdann der äussere, üebrigens
wurde die sodann eingeleitete Oscillation wegen der Elasticität der
Röhre in einiger Zeit fortgesetzt.
Sehr deutlich und in üebereinstimmung mit der vorigen Theorie
zeigten sich auch die Oscillationen, wenn die beiden Ballons gleich-
zeitig ausgeblasen oder geleert wurden, indem man sie entweder
eins oder entgegengesetzt pulsiren Hess. Im ersten Fall oscillirten
sie dann von einander weg und gegen einander, im zweitißn dagegen
mit einander, erst zur einen, demnächst zu der anderen Seite u. s. w.
Anders ausgedrückt, eins pulsirende Kugeln oscillirten efitgegengesetjst,
entgegengesetzt pulsirende oscillirten eins. Eine in dem Zeitmomente
kleine Kugel suchte die andere, gleichviel ob gross oder klein, hierunter
wegzutreiben, und die grosse schien ihrerseits die andere Kugel stets in
ihrer Bewegung nach sich ziehen zu wollen; ganz so wie in der
obigen Theorie vorausgesetzt worden war.
Bei diesen Versuchen konnten dagegen die stetig wirkenden
Attractionskräfte für eins -Pulsationen, die stetig wirkenden Re-
pulsionskräfte für entgegengesetzte nicht mit Bestimmtheit beob-
1
C. A. Bjebknes. 273
achtet werden.^ Es müsste dann dieses unter dem einzelnen Pul-
sationsschlag der Fall sein, bei welchem die beiden Kugeln vom
kleinsten zum grössten Volumen übergingen. Die Haken wurden
dann zu jeder Seite ^" geworfen, zuerst auf der äusseren, dann
auf der inneren Seite. Die Ballone aber schlugen unter *der Be-
wegung gegen einander bestimmt an und bildeten später, in ihrer
grössten Grösse schliesslich in Ruhe gekommen, einen bleibenden
Kanal zwischen einander ^^* breit. Nachdem die Ballons in dem
ersten Augenblicke von einander abgestossen waren, wurden sie also
später über die ursprüngliche Gleichgewichtstellung wieder zurück-
geführt, als ob die Attraction in den letzten Zeitmomenten das
üebergewicht erhalten hatte, wenigsteps so weit, dass eine nach
innen (gegen einander) gerichtete Bewegung beim Aufhören der von
den Pulsationen bedingten Kraft dadurch eingeleitet worden war.
Genauer besichtigt, hatte man doch hier noch keinen Beweis; denn
wegen der Elasticität der Rohre, wie klein sie auch war, und der
Wirkung des Auftriebes, musste doch nach der ersten Abstossung
ein üebergang über die Gleichgewichtslage, ob auch möglicherweise
weniger hervortretend, in der That eintreten; auch war kein
Unterschied in den Längen, in welchen die Haken zu beiden Seiten
geworfen wurden. Die Versuche dürfen übrigens mit tiefer ein-
gesenkten Ballons wiederholt werden.
Die mit den Pulsationen verbundenen stetig mrkenden ÄUractionen
oder Bepulsionen experimentell nachzuweisen, scheint überhaupt nicht
geringen Schwierigkeiten unterworfen zu sein. Eine Illustration der
hierher gehörenden Sätze wird man dennoch mit Leichtigkeit erhalten,
indem man die Bewegungen genauer studirt, die eintreten werden,
wenn man gleichzeitig oder nach bestimmten Zeitverläufen Kugeln in
Walser niederfallen lässt Hat man hier nicht eigentliche Volum-
veränderungen der Körper selbst, so werden doch die weggedrängten
Wasservolumina geändert, und das namentlich so, dass die Geschwin-
digkeit, womit diese Aenderungen vor sich gehen, an zwei Zeit-
momenten Null ist, wenn die Kugeln die Oberfläche des Wassers
zuerst berühren, und wenn sie eben vollständig eingetaucht worden
sind. Man wird sich auch die Vorstellung von zwei veränderlichen
Kugelsegmenten machen können, deren Massen constant seien, gleich
denjenigen der Kugeln selbst, wozu sie gehören. Sonst werden an
der Seite der Pulsationen auch die vermittelst der Fallbewegungen
und zum Theil der folgenden Aufsteigungen wegen des Auftriebs
entstandenen parallelen Geschwindigkeiten oder Osdllationen das
274 0. A. Bjebkmes.
Ihrige beitragen, um die neuen Bewegungen hervorzubringen; denn
so wie die Versuche angestellt worden sind, werden infolge der hier
benutzten Theorie die Wirkungen der beiden Ursachen leider wesent-
lich dieselben sein, und eine Absonderung namentlich der letzten
von ihnen ist uns bis jetzt nicht gelungen.
Lässt man eine Kugel A ganz in der Nähe einer auf die
Oberfläche des Wassers ruhenden jB-Kugel niederfallen, oder wird
sie langsam und mit gleichmässiger Geschwindigkeit herunter ge-
führt, so findet für die JB-Kugel keine andere Bewegung statt als
eine sehr schwache Oscillation; sie entfernt sich- anfänglich ganz
wenig und kehrt so beinahe in die vorige Lage zurück; erst später-
hin wird sie mit einer Strömyng des Wassers etwas von der -4.-Kugel
weggetrieben. Nach der oben dargestellten Theorie darf auch keine
stetig wirkende Attraction oder Repulsion vorhanden sein, wenn
von den zwei Kugeln nur die eine pulsirt, die andere aber zur selben
Zeit das Volumen nicht verändert.
Lässt man dagegen zwei gleich grosse und schwere Kugeln (Esche)
A und jB, z. B. in einem Abstände von einander etwas geringer als
der Diameter und übrigens von einer geringen Höhe über der
Oberfläche, gleichzeitig ins Wasser niederfallen, so^ werden sie sich
gegen einander bis zum Contact bewegen. Man hat hier die Analogie
mit den eins- pulsir enden Kugeln, die einander anziehen sollen. Nach
dem Vorigen dürften ja unter dem einzelnen Pulsationsschlag, wobei
sowohl ^ als jB — hier die weggedrängten Wassermassen — ver-
grössert wurden, die beiden erst ein kleines Stück entfernt werden,
und dann wieder, etwas früher als das Ende der halben Periode,
umkehren, so dass sie schliesslich, wenn jetzt die Kraft aufhörte,
mit gleichmässiger Geschwindigkeit sich gegen einander bewegen
mussten. Was man besonders sieht, ist sodann nur die nach vol-
lendetem Durchbruch eingeleitete annähernde Bewegung der beiden
Kugeln, nachdem die Kraft selbst schon aufgehört hat zu wirken.
Nach dieser Zeit wirkt doch noch stets eine Kraft vierten Grades,
um dieselbe annähernde Bewegung zu befördern.
Ist B etwas schwerer als A, und lässt man sie wieder gleich-
zeitig niederfallen, während sie in Berührung sind oder doch in
grösserer Nähe von einander — B sonst ein wenig höher liegend
als A — , so bewegt B sich halb und oft ganz rund um die Kugel A
herum und kommt auf der andern Seite auf. Die zwei Kugeln ver-
tauschen also hierunter ihre Plätze; selbstverständlich trägt die
-4#Kugel, die als die leichtere eigentlich am stärksten be«vegt wird,
G. A. Bjebknes. 275
durch ihre Bewegung auch zu diesem Rundgehen bei. Ist A wesent-
lich leichter als B, A z, B. eine Kugel von Guttapercha, während
B von Holz ist, so wird man die -4 -Kugel sehen, sich mit
grosser Geschwindigkeit über die schwerere JB- Kugel hinbewegen.
Diese Erscheinungen treten dagegen, wie früher bemerkt, gar nicht
ein, ob die eine, selbst die ganz leichte Guttaperchakugel, sich auf der
Oberfläche des Wassers in Ruhe befand, während man die schwerere
Kugel, und zwar in grosser Nähe der ersten, darin niederfallen liess.
Ist die eine der Kugeln im Verhältniss zu der andern klein,
so ist es femer diese kleine Kugel, die überhaupt, wie in dem oben
beschriebenen Falle, unter der gleichzeitigen Bewegung sich der
andern mit der grössten Geschwindigkeit nähern wird.
Statt die Kugeln niederfallen zu lassen, kann man sich auch so
einriohten, dass sie von unten gegen die Wasserfläche heraufsteigen
müssen. Werden gegen die Wände des Gefässes zwei hohle und
leichte Guttaperchakugeln sehr nahe an einander mit unbedeutendem
Druck festgehalten, und werden sie dann beide auf einmal losge-
lassen, so sieht man sie kurz nachher, indem sie die Oberfläche des
Wassers durchbrechen, gegen einander bis zum Contact zu bewegen.
Die weggedrängten Wasservolumina nehmen hier, dem vorigen Falle
entgegengesetzt, gleichzeitig ab, man hat aber wieder, was den eins-
Pulsationen entspricht.
In dem Obigen hat man allein die Wirkungen der einzelnen
Pulsalionsschläge untersucht; die verdrängten Wasser volumina wurden
zu gleicher Zeit entweder vergrössert oder verkleinert. Macht man
aber die Fallhöhe hinlänglich klein, so tritt gleich eine Oscillation
der Kugeln ein, das heisst, es kommt auch eine fortgesetzte Pulsation
der verdrängten Wasservolumina zu Stande; und obwohl die Intensität
der Kraft im Zeitmomente bedeutend abgeschwächt werden muss,
wird man doch sehr deutlich die scheinbare Anziehung der beiden
Kugeln beobachten können.
KuchAhstossungen wirdi man in ähnlicher Weise darstellen können,
indem man die Kugeln, die eine nach der andern, von einer geringen
Höhe fallen lässt, so dass die letzte die Wasserfläche in demselben
Augenblicke auf dem Niedergehen berührt, wo die erste unter dem
Aufsteigen dieselbe wieder durchbricht. Die eine Kugel kann auch
ganz hinabgetaucht gehalten werden, während die andere beispiels-
weise mit einem Viertel ihres Volumens niedergesenkt ist; werden
sie dann losgelassen, so kommt eine entgegengesetzte Oscillation der
beiden zu Stande, die weggedrängten Wasservolumina pulsiren auch
276 C. A. ßjERKNES.
entgegengesetzt^ und man wird die zwei Kugeln sich von einander
entfernen sehen.
Wie im Falle der Anziehung bei eins-Pulsationen zugleich eine
Kraft vierten Grades attractiv auftritt — indem die Kugeln dann
auch eins-oscilliren würden, beide gegen die Centrallinie senkrecht — ,
so wird ebenso im Falle der Abstossung wegen entgegengesetzter
Pulsationen — infolge der damit verbundenen entgegengesetzten
Oscillationen senkrecht gegen dieselbe mittlere Centrallinie — eine
Repulsion vierten Grades hinzukommen. Zwei verschiedene Kräfte
werden einander mithin auch diesmal in ihrer Wirksamkeit unter-
stützen; denn wegen des geringen Abstandes darf man wohl die
Kraft des höheren Grades nicht als verschwindend gegen die erste
ansehen. Streng genommen hat man sodann in^den letzten Ver-
suchen, eben so wenig als in den früheren, welche die Anziehungen
illustriren sollten — abgesehen selbst von andern Einwänden — ,
einen experimentellen Beweis einer gesonderten Wirkung gefunden
der aus den Pulsationen allein entstandenen Kraft zweiten Grades
einerseits und derjenigen vom vierten auf der andern Seite, die mehr
unmittelbar mit den Oscillationen in Zusammenhang steht. Bis
weiter werden wir sie darum, wie schon früher gesagt, eher als
Illustrationen wie als eigentliche Verificationen der gewonnenen
Sätze ansehen.
Es wird sich doch zeigen, indem wir sie späterhin, mit Hilfe
des Herrn Prof. Schiötz, vervollständigen und genauer beschreiben
wollen, wie genau sie in der That unsern hydrodynamischen Theo-
remen sich anschliessen. Auch die eigenihümlichen Anziehungen
und Abstossungen bei gleich tönendem Glasrohre, die nach den
Dvorak'schen Versuchen stattfinden (Poggendorfs Annalen 1876),
können hier zur Bestätigung dienen; sie sollen zugleich in Verbin-
dung mit unsern Sätzen gebracht werden. Doch muss bemerkt
werden, was sonst nicht anders zu erwarten sei, dass die Erschei-
nungen in grosser Nähe auch die Kenntniss der Kräfte vom 5ten
und noch höherem Grade erfordern werden. Die Dvorak'schen
Versuche waren übrigens zu der Zeit, als die Mittheilungen der
Wissenschaftsgesellschaft vorgelegt wurden, noch nicht veröflFentlicht;
sie können somit erst später in dieser Verbindung berücksichtigt
werden.
Ghristiania. C. A. Bjerknes.
R. LiPSCHlTZ. 277
B. Lipschitz: Beitrag zu der Theorie der Krümmung.
(Borchardt's Journal f. Math. Bd. 81. p. 230.)
Sobald n veränderliclie Grössen x^, x^j ... Xn als unabhängige
Functionen von n veränderlichen Grössen y^^ y^y ... y„ gegeben sind,
so kann die Beziehung zwischen dem einen und dem andern System
auf eine zweifache Art aufgefasst werden. Entweder man legt der
Betrg,chtung nur eine Mannigfaltigkeit der nten Ordnung zu Grunde
und denkt sich, dass dasselbe Individuum der Mannigfaltigkeit so-
wohl durch das Werthsystem x^, x^^ ... Xn wie auch durch das
Werthsystem y^, y^, ... y», bezeichnet sei. Dann drückt die Beziehung
zwischen den x^y x^, ... Xn und den ^i, 2/2^ ••• J/« eine Beziehung
zwischen zwei verschiedenen Darstellungen desselben Individuums
der einen Mannigfaltigkeit aus. Oder man legt der Betrachtung
zwei verschiedene Mannigfaltigkeiten der wten Ordnung zu Grunde,
wobei ein Individuum der einen durch das Werthsystem x^y x,^, ,,, Xny
ein Individuum der andern durch das Werthsystem yi, y<i, •-» yn be-
zeichnet wird. Alsdann bedeutet die Beziehung zwischen den
x^y x^y ... Xn und den y^y y^y ... y« eine Beziehung eines Individuums
der einen Mannigfaltigkeit auf ein Individuum der andern Mannig-
faltigkeit.
Beide Arten der Auffassung haben sich an der Untersuchung
von räumlichen Gebilden entwickelt. Ein Beispiel der ersten Art
entsteht, indem ein Punkt im Räume durch drei Coordinaten x^y x^y x^
eines Systems und durch drei Coordinaten y^, y^y y^ eines andern
Systems bestimmt wird; ein Beispiel der zweiten Art, indem zwei
Oberflächen so auf einander bezogen werden, dass ein Punkt der
einen einem Punkte der andern entspricht. Wenn man das Quadrat
der Entfernung von zwei benachbarten Punkten im Räume, oder,
was dasselbe ist, das Quadrat des Linearelements im Räume zuerst
durch die Coordinaten i^, x^y x^ und dann durch die Coordinaten
Vi.} 2^2? Vz ^^^ einem und demselben der benachbarten, Punkte
ausdrückt, so wird dasselbe bei dem ersten Coordinatensystem gleich
einer positiven quadratischen Form der drei Differentiale dx^y dx.^y dx^,
bei dem zweiten Coordinatensystem gleich einer positiven quadra-
tischen Form der drei Differentiale dy^y dy^y dy^. Sind x^, x^y x^
rechtwinklige Coordinaten, so hat die betreffende Form in Folge des
Pythagoräischen Lehrsatzes die Gestalt dx\ -j- dx\ + dx\. Immer
geht die erste quadratische Form vermöge der Einführung des
zweiten Systems in die zweite quadratische Form über, weil die
beiden Formen die verschiedenen Ausdrücke desselben geometrischen
I
278 R- LiPSCHlTZ.
Begriffs sind. Wenn dagegen zwei Oberflächen Punkt für Punkt
auf einander bezogen werden, und wenn zu den einander benach-
barten Punkten Ä^^\ Ä^^\ Ä^^^ der ersten Oberfläche respective die
Punkte B^^\ B^^\ B^^^ der zweiten Oberfläche gehören, so wird die
Beziehung derselben zu einander durch die Forderung, dass das
Quadrat des Abstandes von je zwei benachbarten Punkten oder das
Quadrat des Linearelements für die erste Oberfläche gleich dem Quadrate
des Abstandes der zwei zugehörigen Punkte oder dem Quadrate des
betreffenden Linearelements für die zweite Oberfläche gleich sein
soll, einer wesentlichen Einschränkung unterworfen. Ist diese For-
derung für zwei bestimmte Oberflächen erfüllt, so müssen die Qua-
drate der elementaren Strecken A^^^ A^^\ A^^"^ A^^\ J[^^) J.<i> respective
den Quadraten der correspondirenden elementaren Strecken B^^^B^^\
jg(2)jg(3)^ £(3)_g(i) gleich sein, und daher sind die elementaren Drei-
ecke J.(^> J[<2> J.^^) und JB^^> B^^^ B^^^ einander congruent. Man darf
jetzt ein Stück der ersten Oberfläche durch ein System von will-
kürlich angenommenen Punkten in ein System von elementaren
Dreiecken zerlegen. Demgemäss liefern die auf der zweiten Ober-
fläche befindlichen zugehörigen Punkte ein System von correspon-
direnden elementaren Dreiecken, diese Dreiecke bilden aber ein
bestimmtes Stück der zweiten Oberfläche, und zwar ist bei der ge-
troffenen Voraussetzung jedes Dreieck des ersten Systems dem zu-
geordneten Dreiecke des zweiten Systems congruent. Alsdann sieht
man, wie das betreffende Stück der ersten Oberfläche durch Biegung
und ohne Dehnung in die Gestalt des zugeordneten Stückes der
zweiten Oberfläche gebracht werden kann.
Es sei nun eine beliebige Oberfläche im Baume gegeben. In
irgend einem Punkte derselben werde eine Normale errichtet, durch
die Normale eine beliebige Ebene gelegt, für die auf der Oberfläche
entstehende Schnittcurve der Erümmungskfeis bestimmt, und das
System der beiden auf einander senkrecht stehenden Normalebenen
aufgesucht, für welche die zugeordneten Krümmungsradien die Eigen-
schaften des Maximums oder Minimums haben, das heisst, die Haupt-
krümmungsradien ausmachen. Hiermit sind die Gnmdbegriffe der
Theorie der Krümmung definiri Ihre analytischen Ausdrücke richten
sich nach der Wahl des Coordinatensystems, und ergeben sich in
Bezug auf ein bestimmtes Coordinatensystem x^^ a?2, x^ unmittelbar,
nachdem für dasselbe die quadratische Form der drei .Differentiale
dXj^, dx^, dx^ gebildet ist, welche das Quadrat des Linearelements
im Räume bedeutet, und nachdem die in Rede stehende Oberfläche
R. LipscHiTz, 279
durch das Constantsetzen einer angemessen gewählten Function der
drei Variabein x^, x^, % dargestellt ist. Durch die Anwendung
eines neuen Coordinatensystems y^, y^j y^ verwandelt sich vermöge
einer vorhin gemachten Bemerkung die quadratische Form der drei
Differentiale dx^, dx,^, dx^ in eine quadratische Form der drei Dif-
ferentiale dy^, dy^, dy^, und gleichzeitig die eingeführte constant zu
setzende Function der. x^j x^, x^ in eine constant zu setzende
Function der y^, y^j j/3. Die analytischen Ausdrücke für die Grund-
hegriffe der Theorie der Krümmung haben aber zu der neuen quadra-
tischen Form und der constant zu setzenden Function der y^, y^, y^
eine gleiche allgemeine Beziehung, wie zu der ursprünglichen quadratischen
Form und der constant zu setzenden Function der x^, x^, x.^; sie be-
sitzen deshalb die Eigenschaft, in dieser Hinsicht invariant zu sein.
Dies gilt auch von den Coefficienten der quadratischen Gleichung,
deren Wurzeln die negativ genommenen reciproken Werthe der
beiden Haupt-Krümmungsradien sind. Zwischen den beiden Coef-
ficienten der erwähnten Gleichungen existirt jedoch ein Unterschied,
welcher durch die Disquisitiones generales circa superficies curvas
von Gauss berühmt geworden ist. Bei einer ohne Dehnung aus-
geführten Biegung der Oberfläche ändert sich zwar der erste Coef-
ficient, welcher der Summe der reciprokön Werthe der Hauptkrüm-
mungsradien gleich ist, aber nicht der zweite Coefficient, welcher
dem Producte der reciproken Werthe der Hauptkrümmungsradien
gleich ist, und das Krümmungsmass der OberfläcKe in dem betreffenden
Punkte constituirt. Denn das Krümmungsmass ist eine Invariante in
Bezug auf diejenige quadratische Form von zwei Differenzialen, welche
das Quadrat des Linearelements für die betreffende Oberfläche darstellt
Nach Hervorhebung dieser allgemeinen Gesichtspunkte ist zu
erwähnen, dass die vorliegende Abhandlung an eine Verallgemeine-
rung der Theorie der Krümmung anknüpft, welche in den Aufsätzen
Entwickelung einiger Eigenschaften der quadratischen Formen von
n Differenzialen, Borchardt^s Journal Bd. 71, pag. 274 und pag. 288
mitgetheilt ist. Daselbst erscheint an der Stelle der drei Coordinaten
eines Punktes im Räume ein System von w Variabein x^, x^, ... Xn,
*
an der Stelle von dem Quadrate des Linearelements im Räume eine
wesentlich positive quadratische Form der ^Differentiale dx^, dx^, ... dXn,
bei der die Coefficienten in beliebiger Weise von den Variabein
x^y rcg, . . Xn abhängen, und die mit 2f(dx) bezeichnet ist, an der
Stelle der konstant zu setzenden Function, welche die Gleichung der
Oberfläche ergiebt, ein System von l constant zu setzenden Functionen
280 ß- lilPSCHlTÄ.
der Variabein oc^, x.^y ...a:„. Namentlich zeichnet sich nun der
Fall aus, in welchem die Zahl l der gegebenen Functionen gleich
der Einheit ist. Alsdann tritt für eine dort mit & bezeichnete
Grosse eine Gleichung des (n — l)ten Grades auf
deren n — 1 Wurzeln eine Verallgemeinerung der negativ genom-
menen reciproken Werthe der Hauptkrümmungsradien bilden. Bei
der Voraussetzung, dass n = 3 und 2f(dx) = dx\ + dx\ + dx\ sei,
gehen jene Wurzeln in diese Werthe selbst über, und die in Rede
stehende Gleichung wird zu einer Darstellung der vorhin besprochenen
quadratischen Gleichung.
Die Coefficienten der für einen beliebigen Werth der Zahl n
angeführten Gleichung, das heisst die Quotienten ~y^, ^'"—fi — ;
haben die Eigenschaft, dass diejenigen unter ihnen, deren Zeiger eine
gerade Zahl ist, und die Producte aus irgend zweien von ungeradem
Zeiger in Bezuxß auf die quadratische Form 2f(dx) und die hinzugefugte
constant zu setzende Function der Variabein x^,x^,,,, Xn invariant sind.
In den angeführten Aufsätzen ist auf die quadratisch^ Form
von n — 1 Diflferentialen hingewiesen, in welche die Form 2f(dx)
übergeht, sobald* die- in dem Oonstantsetzen der bezeichneten Function
bestehende Gleichung angewendet wird. Man darf annehmen, dass
jene Function, die y^ heissen soll, zu einem System von n unab-
hängigen Functionen y^, 2/2? ••• 2/n der Variabein x^, x^j ... Xn ge-
hört, dass die x^, x^, ... Xn als Functionen der y^^ y^^ ... y„ ange-
sehen werden, dass durch die Substitution dieser Variabein die
quadratische Form 2f(dx) sich in die quadratische Form 2g(dy)
der Differentiale dy^, dy^^ ... dy« verwandelt, und dass aus der
letztern, indem y^ = const. und dy^^ = gesetzt wird, die erwähnte
Form der (w — 1) Diflferenziale dy^, ... dyn entsteht, welche mit
2g(dy) notirt werden möge. Unter der Voraussetzung, dass w = 3
und 2f(dx) == dx] + dx] + dx] sei, wird 2g(dy) der Ausdruck von
dem Quadrate des Linearelements für die Oberfläche y^ = const,,
und bei der erwähnten zugehörigen quadratischen Gleichung ist der
Coefficient -^ oder das Krümmungsmass in einem Funkte der Ober-
fläche eine Invariante der Form 2g{dy), während der Coefficient
-j~y oder, genauer gesprochen, das Quadrat dieses Coeffici^pten, diese
Eigenschaft nicht hat. Aus dieser Beobachtung entspringt für einen
R. LiPSCHlTZ. * .281
beliebigen Werth der Zahl n die Frage nach den Merkmalen der-
jenigen Coefficienten oder derjenigen Verbindungen von Coefficienten,
welche nicht nur mit Rücksicht auf die Form 2f(dx) und die con-
stant m setzende Function y^, sondern cmch in Bemg auf die Form
2g{dy) von n — 1 Differentialen invariant sind. Bei der Voraus-
setzung, dass die Form 2f(dx) eine Form mit Constanten Coef-
ficienten oder in eine solche Form transformirbar ist, zeigte es sich,
dass die sämmtlichen Coefficienten von geradem Zeiger -— - , -^ ; • • •
diese Eigenschaft besitzen.
Unter der gleichen in Betreff der Function 2f{dx) geltenden
Annahme wird in der gegenwärtigen Abhandlung für die Coefficienten
von ungeradem Zeiger der Satz bewiesen, das5 alleFroducte von zwei
solchen Coefficienten — ^^ L ^ ^* "^ ^ , iei denen- die Summe der
Zeiger 2r -f- 2s + 2 gleich der Zahl w + 1 oder grösser als diese
Zahl istj Invarianten der Form 2g{dy) sind. Hieraus folgt eine
eigenthümliche Bestimmung für die Coefficienten von ungeradem Zeiger,
mit Ausnahme des ersten Coefficienten -y^, vermittelst invarianter
Verbindungen. Hier möge nur das Ergebniss angeführt werden,
dass, wenn ß die grösste ungerade Zahl bedeutet, welche nicht über
n — 1 liegt, und wenn die vermöge des erwähnten Satzes invariante
Verbindung j^ einen von Null verschiedehen Werth hat, der Coef-
Do
ficient -^ durch die Ausziehung der Quadratwurzel aus der so eben
charakterisirten Invariante entsteht, und alle übrigen Coefficienten
von ungeradem Zeiger, den Coefficienten -^ ausgenommen, mit
Hälfe von dieser Quadratwurzelgrösse und von Invarianten der Form
2g{dy) rational darstellbar sind. Wenn jetzt die sämmtlichen Coef-
ficienten von geradem und ungeradem Zeiger ^, -^, ••• — j^ —
JJq JJq Uq
ins Auge gefasst werden, so zeigt sich, dass dieselben, wofern die
Quadratwurzel aus einer Invariante ebenfalls als eine Invariante
betrachtet wird, an der Eigenschaft des Krümmungsmasses Theil
nehmen, in Bezug auf die zugehörige Form 2g(dy) invariant zu
sein. Von diesen sämmtlichen Coefficienten trennt sich daher auf
das schärfste der Coefficient ■— . Seine Bedeutung für den Fall
JJq
einer im Räume angenommenen Oberfläche ist vorhin hervorgehoben.
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 19
282 R« LlPSCHITZ. — A. TOEPLER.
Ausserdem weiss man^ dass die charakteristische Bedingung für eine
Oberfläche, die bei gegebener Begrenzui^ den kleinsten Inhalt hat,
oder eine Minimalfläche, in dem Verschwinden dieses Coefficienten
besteht. Diejenige Gleichung^ welche bei der zu Anfang erwähnten
Verallgemeinerung der Theorie der Krümmung dieser Gleichung
entspricht, liefert aber auch die partiellen Differenzialgleichungen
des Variationsproblems, auf welches sich die Ausdehnung der Theorie
der Minimalflächen bezieht, die in einem Aufsatze von gleicher
Ueberschrift in Borchardts Journal f. Math. Bd. 78 auseinander
gesetzt ist.
Boenkeim bei Königsberg i. Pr. R. Lipschitz.
A. Toepler: Zur Theorie der stationären elektrischen Strömung
in gekrümmten, leitenden Flächen.
(Herrn Poggendorff für die Annalen übergeben.)
Nachdem schon von Heine (Journal für Mathematik, Bd. 79) auf
die Uebereinstimmung des Problems der elektrischen Strömung in
ebenen Flächen mit dem der conformen Abbildung aufmerksam ge-
macht worden war, hat Kirchhoff in einer sehr bemerkenswerthen
Abhandlung (Monatsber. d. Kgl. Ak. d. Wissensch. zu Berlin, 19. Juli
1875) gezeigt, dass diese uebereinstimmung für beliebige gekrümmte,
leitende Flächen stattfinden muss, so dass, wenn man in einem be-
stimmten Falle das eine Problem gelöst hat, man auch die Lösung
des anderen besitzt. Ich habe nun in einem wie oben betitelten
Aufsatze nachgewiesen, dass sich die in Rede stehende Beziehung
auf einfachem Wege unmittelbar aus der Definition der conformen
Abbildung einerseits und der Strömung als einer längs der Kraft-
richtung verlaufenden Bewegung andererseits ableiten lässt. Aus
dieser Betrachtungsweise ergiebt sich zugleich eine sehr einfache
Beziehung für den Leitungswiderstand zweier auf einander abgebil-
deten Flächen.*)
Ich gehe von der Vorstellung aus, dass zwei beliebige, in der
leitenden Fläche liegende, geschlossene Curven, welche sich nicht
schneiden, mit constantem aber verschiedenem Potential besetzt wer-
den, wodurch eine Strömung in dem Aussenf elde entsteht. Ein
*) Die von mir mitgetheilte Betrachtungsweise habe ich, soweit sie sich
auf ein einziges Elektrodenpaar bezieht,' schon früher gekannt und in Vor-
lesungen benutzt, ohne dieselbe indessen zu verallgemeinem und zu pnbliciren.
A. TOBPLER^ 283
System unendlich benachbarter Stromlinien und Linien gleichen
Potentials zerlegt das Stromfeld in rechteckige Flächenelemente.
Die conforme Abbildung dieses Liniensystems auf eine zweite
Fläche zerlegt diese ebenfalls in rechteckige Elemente, welche wegen
der Aehnlichkeit mit den entsprechenden Elementen des Originals
gleichen Widerstand haben für Elektricitätsbewegung, welche übef
entsprechende Seiten ein- und austritt, (wobei selbstverständlich
gleiches specifisches Leitungsvermögen und gleiche, unendlich kleine
Flächendicke vorausgesetzt wird). Dieser Umstand gefügt, um zu
zeigen, dass das System der Bildcurven wieder ein System von
Stromlinien und Linien gleichen Potentials einer möglichen Elektri-
citätsbewegung in der Bildfläche ist, und zwar derjenigen Elektri-
citätsbewegung, bei welcher die Elektricität auf den Bildern der
Ein- und Ausströmungscurve ein- und austritt. Dies ist in göome-
trischer Fassung die von Kirchhoff ausgesprochene Beziehung, bei
welcher vorausgesetzt wird, dass auch die Grenzen der auf einander
bezogenen Fläiehen Bilder zu einander sind.
Bei der Ableitung des Satzes denke icjj mir die Bildfläche längs
der Stromlinienbilder aufgeschnitten, so dass getrennte, unendlich
dünne Leiterstreifen zwischen den Bildern der Ein- und Ausströ-
anungscurve entstehen. Auf diese Streifen kann man die bekannten
T^ormeln anwenden, welche für die Elektricitätsbewegung zwischen
uliendlich nahen Stromlinien gelten. Unter der Voraussetzung, dass
auf den Enden aller Streifen constante, aber beiderseits verschiedene
Potentialwerthe bestehen, dass also die Bilder der Ein- und Aus-
strömungscurve die Elektricität zu- und abführen, ergibt sich, dass
die Bilder aller Linien constanten Potentials selbst constantes Po-
tential annehmen. Hieraus folgt aber sofort, dass die durch jene
Formeln ausgedrückte Elektricitätsbewegung fortbesteht, wenn die
getrennt gedachten Streifen wieder leitend vereinigt werden, womit
der Satz bewiesen ist.
Da diese Schlussfolgerung durchaus unabhängig ist von dem
Umstände, ob die Flächenelemente kleine Grössen derselben Ord-
nung sind oder nicht, so kann man unmittelbar auf die Fälle über-
gehen, in denen die Ein- und Ausströmung auf ungeschlossenen
Curven, durch den Flächenrand, oder durch Punkte erfolgt. Für
letztere werden unendlich kleine geschlossene Kreise substituirt.
Sind mehr als zwei Curven für die Ein- und Ausströmung vorhan-
den, so zeigt dieselbe Betrachtungsweise, dass die conforme Abbil-
dung die Elektricitätsbewegung in der Bildfläche für denjenigen Fall
19*
284 A. TOEPLEB.
darstellt; dass die constauten Potentialdifferenzen der Ein- und Aus-
strömungscurven im Bilde proportional sind den Potentialdifferenzen
der entspreclie;iden Curven des Originals.
Für den Leitungswiderstand der Flächen zwischen einem ein-
zigen Elektrodenpaar ergiebt die obige Betrachtung folgende Lehrsätze:
Geschieht die Strömung zwischen Curven, welche Bilder von ein-
ander sind, so ist der Widerstand des Bildes gleich dem des Originals.
Geschieht die Ein- und Ausströmung so, dass. an die aufein-
ander bezogenen Flächen dieselben unendlich dünnen Zuleitungs-
drähte von cylindrischem Querschnitt senkrecht in entsprechenden
Punkten angelegt werden, so ist der Widerstand des Bildes gleich
dem des Originals, vermehrt um die Grösse ,^ ^Oßißiy wobei ß^
und ß^ die bei der Abbildung der Elektrodenkreise stattfindenden
linearen Bildgrössenverhältnisse, h und 8 das Leitungsvermögen und
die unendlich kleine Flächendicke bedeuten. Dieser letztere Satz,
welcher selbstverständlich experimentell nur angenähert bestätigt
werden könnte, erklärt jenes auffallende Resultat, welches Boltz-
mann für den Widerstand* der Kugelfläche fand, dass derselbe näm-
lich nicht abhängt vom Kugelradius, sondern nur von der gradlini-
gen Entfernung derjenigen Punkte, welche man als Elektrodenpunkte
wählt. Er ist derselbe für alle durch zwei feste Raumpunkte ge-
legte Kngelflächen. Es ergiebt sich femer, dass dieselbe Beziehung
auch gültig ist für alle unendlichen Cy linderflächen, wenn die beiden
festen Elektrodenpunkte ihrer Querschnittscurve angehören.
Endlich habe ich noch bemerkt, dass ein System von Strom-
linien und Linien gleichen Potentials auch nach Vertauschung des
Sinnes dieser Curven eine mögliche Elektricitätsbewegang darstellt,
ein Umstand, welcher bei physikalischen Untersuchungen meines
Wissens bisher keine Anwendung fand. Kirchhoff hat gezeigt,
wie man mit grosser Schärfe die Linien gleichen Potentials einer
gegebenen Plächenströmung mit dem GaFvanometer aufsuchen kann.
Würde die eben bemerkte Vertauschung physikalisch vollzogen, so
würde dieselbe Methode sich auch für die experimentelle Feststellung
der Stromlinien verwenden lassen, und hierdurch wäre die Möglich-
keit geboten, Abbildungsprobleme unter Umständen mit erheblicher
Genauigkeit in der bereits von Kirchhoff angedeuteten Weise ex-
perimentell zu behandeln.
Dresden. A. Toepler.
G. KiBcÄttopj«. 285
G. Kirchhoff: lieber die Keflexion iind Brechung des Lichts
an der Grenze krystallinischer Mittel. (Abhandlungen der
Eönigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1876.)
Der Zweck dieser Abhandlung ist es, die von F. Neumann
entwickelte und später von Mac Cullagh behandelte. Theorie der
Reflexion und Brechung des Lichts an der Grenzfläche krystallinischer
Mittel in einer neuen Form darzustellen, welche die nicht zu über-
treffende Einfachheit derselben deutlicher als bisher hervortreten
lässt. Diesen Zweck glaubt der Verfasser erreicht zu haben, indem
er die Grundhypothese der Theorie anders ausgesprochen und das
zu behandelnde Problem etwas allgemeiner gefasst hat, als es von
den genannten Forschern geschehen ist. Die Grundlage der durch-
geführten Betrachtungen ist die Annahme, dass der Aether in Be-
zug auf die Lichtschwingungen sich wie ein fester elastischer Körper
verhält, auf dessen Theile keine andern Kräfte wirken, als die durch
die relativen Verschiebungen bedingten, während auf die Flächen,
die die Grenzen heterogener Mittel bilden, auch Druckkräfte, die
andern Ursprungs sind, ausgeübt werden, und zwar Druckkräfte,
die bewirken, dass bd der Reflexion und Brechung der transver-
salen Lichtwellen keine longitudinalen Wellen entstehen. Die Be-
dingungen zwischen den Verrückungen, die hiernach an der ebenen
Grenze zweier verschiedenen, krystallinischen Mittel zu erfüllen sind,
bestehen in 4 linearen homogenen Gleichungen. Es wird eine par-
tikuläre Lösung der für die Schwingungen geltenden Diff'erential-
gleichungen untersucht, die diesen Grenzbedingungen genügt, un'd
die ein System ebener Wellen darstellt, die theils in dem einen,
theils in, dem andern Mittel sich bewegen. Eine von diesen Wellen
kann beUebig gegeben sein: beliebig in Bezug auf ihre Richtung
und in Bezug auf das Gesetz, welches die Grösse der Verrückung
eines Punktes mit der Zeit verbindet; die Richtungen der andern
Wellen sind dann durch die Wurzeln zweier biquadratischen Glei-
chungen bestimmt, von denen die eine auf Wellen in dem einen,
die andere auf Wellen in dem andern Mittel sich bezieht. Eine
Wurzel der einen dieser Gleichungen führt auf die gegebene Welle
zurück; es besteht daher das ganze System aus 8 Wellen, von denen
4 dem einen, 4 dem andern Mittel angehören. Für jede dieser
Wellen ist mit ihrer Richtung die Richtung der Verrückung voll-
ständig, und die Grösse der Verrückung in jedem Augenblick bis
auf eine multiplicative Constante bestimmt. Nennt man diese Con-
Repertorinm für roiue und aQgewaudte Mathematik. 20
286 Ö. KlBCHHOPP.
stante die Amplitude der Welle (indem man einen bei Sinns-
schwingungeh üblichen Ausdruck auf Schwingungen allgemeinerer
Art überträgt), so bestehen zwischen den Amplituden der 8 Wellen
4 lineare, homogene Gleichungen; neben der Amplitude der gege-
benen Welle können also noch die Amplituden von 3 andern will-
kürlich gewählt werden. Haben die beiden biquadratischen Glei-
chungen nur reelle Wurzeln, so sind in jedem Mittel 2 einfallende
Wellen vorhanden und 2, die reflektirt oder gebrochen sind; um
Fälle zu erhalten, die durch das Experiment verwirklicht werden
können, hat man dann im Allgemeinen die Amplituden von 3 ein-
fallenden Wellen gleich Null zu setzen, so dass nur eine einfallende
Welle übrig bleibt. Aber die biquadratischen Gleichungen können
auch complexe Wurzeln haben; das Entsprechende tritt bei isotropen
Mitteln ein, wenn totale Reflexion stattfindet. Um dann auf Fälle
zu kommen, die der Beobachtung zugänglich sind, hat man die
Constanten, die die Bedingung, dass nur eine einfallejide Welle da
sei, noch unbestimmt lässt, so zu wählen, dass die Verrückung
nirgend unendlich wird; es ist dabei die Aufgabe zu lösen, eine
Function eines complexen Arguments zu finden, deren reeller Theil
für reelle Werthe des Arguments gegeben ist, und die nicht unend-
lich wird für Werthe des Arguments, deren imaginärer Theil gleich
y — 1, multiplicirt mit einer positiven Grösse, ist.
Bei der Ableitung der Gleichungen zwischen den Amplituden
eines Systemes von 8 zusammengehörigen Wellen brauchte der
Begriff der Strahlen nicht zu Hülfe gezogen werden. Bei der Ent-
scheidung der Frage, ob eine Welle eine einfallende ist oder eine
reflektirte oder gebrochene, kann derselbe nicht umgangen werden.
Er ist daher auch in Betracht gezögen und definirt. Sucht man
für eine gegebene ebene Welle die auf die Zeiteinheit bezogene
Arbeit des Druckes, der von den relativen Verschiebungen der
Aethertheile herrührt und auf ein Element einer beliebigen Ebene
wirkt, so ergiebt sich dieselbe gleich Null, falls die Ebene einer
gewissen Richtung parallel ist; diese Richtung ist die des Strahles,
der zu der Welle gehört.
Berlin. G. Kirchhoff.
R. Claüsiüs. 287
E. Clausius: lieber die Ableitung eines neuen eleotrodynamischen
Grundgesetzes. (Borchardt's Journal Bd. 82.)
In dieser Abhandlung giebt der Verf. die Ableitung des Grund-
gesetzes, welches er schon im Dec. v. J. und in etwas vereinfachter
Form im Febr. d. J. vorläufig veröffentlicht hatte.
Bekanntlich hat zuerst W. Weber versucht, alle electrodyna-
mischen Erscheinungen auf ein Grundgesetz zurückzuführen, welches
die Kraft bestimmt, die zwei bewegte Electricitätstheilchen auf ein-
ander ausüben. Seien nämlich e und e die beiden in Puncten con-
centrirt gedachten Electricitätstheilchen und r ihr gegenseitiger Ab-
stand zur Zeit t, so sollen die Theilchen nach Weber eine Abstossung
von der Stärke
r
auf einander ausüben, worin c eine Constante ist.
Bei der Ableitung dieser Formel ist Weber von der Vorstel-
lung ausgegangen, dass bei einem galvanischen Strome in jedem
Leiterelemente gleiche Mengen von positiver und negativer Electri-
cität sich mit gleichen Geschwindigkeiten nach entgegengesetzten
Seiten bewegen. Da diese Doppelbewegung eine sehr complicirte
ist, so hat der Verf. sich die Frage gestellt, ob man nicht auch
aus einer einfachen strömenden Bewegung alle electrodynamischen
Erscheinungen erklären könne.
Dieser letzteren Vorstellung von nur Einer Strömung hat in
neuerer Zeit C. Neu mann nach dem Vorgange von Biemann eine
bestimmtere Form gegeben, indem er annimmt, dass die negative
Electricität fest an die ponderablen Atome gebunden sei und nur
die positive Electricität im festen Leiter strömen könne, und diese
Vorstellung legt der Verf. seinen Betrachtungen zu Grunde.
Er untersucht zunächst, ob die We herrsche Formel auch mit
dieser Vorstellung vereinbar sei, findet aber, dass sie unter der
Voraussetzung von nur Einer strömenden Electricität zu Kräften
fuhren würde, welche in der Wirklichkeit nicht stattfinden. Dasselbe
stellt sich für ein€ von Riemann aufgestellte Formel, welche in
neuester Zeit von Hattendorff veröffentlicht ist, heraus.
Der Verf. schreitet dann dazu, selbst eine Formel abzuleiten,
welche ebenfalls alle bis jetzt bekannten electrodynamischen Er-
scheinungen erklärt, und auch unter der Voraussetzung von nur
Einer strömenden Electricität zu keinen Widersprüchen führt. Er
20*
288 ' ß. Claüöiüä.
wählt zuerst ein specielles Cbordinatensystem und stellt einen Aus-
druck auf, welcher ausser den Coordinaten der Electricitätstbeilchen
die Geschwindigkeits- und Beschleunigungscomponenten d. h. die
DiflFerentialcoefficienten erster und zweiter Ordnung der Coordinaten
nach der Zeit enthält, und in welchem alle möglichen Glieder mit
Diflferentialausdrücken bis zur zweiten Ordnung vorkommen, mit
Ausnahme solcher Glieder, die sich durch einfache geometrische
Betrachtungen sofort als unmöglich ergeben. Diesen Ausdruck über-
trägt er dann auf ein beliebiges rechtwinkliges Coordinatensystem,
in welchem die beiden Electricitätstbeilchen zur Zeit t die Coordi-
naten X, y, z unda;',. 2/'; ^' haben, und gelangt dadurch zu folgendem
Resultate.
Wenn die drei in die Coordinatenrichtungen fallenden Com-
ponenten der Kr^-ft, welche das Theilchen e von dem Theilchen e'
erleidet, durch Xee', Yee und Zee dargestellt werden, so lässt
sich X in nachstehende Summe zerlegen:
(1) x=^ + X, + X, + X3
und zur Bestimmung von X^, Xg und Xg gelten die Gleichungen
(2) i, - B 37 + -Bi 35T + Bi a 3i 3i
/f\\ * "Y^ fy ClOC I -ry Ol X I -j-j (JbT O/X €18
(6) A3 = i^s -^ + if4 ^^ + i^5 ^, ^ ^
+ |c.|fS+[o.£.+c.(^y+c;](S)'+o.,^.S)(«-»-).
^.v ^ -jy dr dx' ds j. ^ dr dx>ds*
W ^^ — ■^^d's~dtdt'^^'^di'~di~di
ds ds'
+ (^3 £|f + C^9 COS aY^-^')
dt dt
^Hierin bedeuten ds und ds' die von den beiden Electricitätstbeilchen
während der Zeit dt zurückgelegten Bahnelemente, und b den Winkel
zwischen den Richtungen derselben. JB, B^ B^ und (7, C^ — C^
stellen unbestimmte Functionen des Abstandes r dar, um deren Be-
stimmung es sich im Folgenden handelt.
Um die in Xg vorkommenden Functionen zu bestimmen wird
zunächst der Satz angewandt, dass ein in einem ruhenden Leiter
stattfindender geschlossener und constanter galvanischer Strom auf ein
ruhendes Electridtätstheilchen keine bewegende Kraft ausüht
R. ClAüsius. 289
Um die in X^. vorkommenden Functionen zu bestimmen wird
der umgekehrte Satz angewandt^ dass ehie rvh^nde Eledricitätsmcnge
auf einen in einem rulienden Leiter stattfindenden geschlossenen und
Constanten galvanischen Strom keine Kraft ausübt
um ferner die in X3 vorkommenden Functionen zu bestimmen
wird aus der Ampere'schen Theorie der Ausdruck derjenigen pon-
deromotorischen Kraft , welche zwei geschlossene galvanische Ströme auf
einander ausüben ^ als sicher angenommen, und dann wird noch der
Satz angewandt, dass ein in einem ruhenden Leiter stattfindender ge-
schlossener und constanter galvanischer Strom einen anderen in einem
ruhenden Leiter stattfifidenden geschlosseneii galvanischen Strom in seiner
Intensität nicht zu ändern sucht. .
Um endlich in X^ noch eine weitere Bestimmung von noch
unbestimmt gebliebenen Functionen auszuführen, wird für geschlos-
sene Leiter aus der_ Inductionstheorie der Satz angewandt, rfoss,
wenn entweder der Leiter s in einer bestimmten Lage in der Nähe des
Leiters s' verharrt, aber im letzteren die Stromstärke von Null bis zu
einem gegebenen Werthe wächst, oder die Stromstärke in s' unverän-
derlich diesen Werth hat, aber s sich aus unendlicher Entfernung bis
zu jener Lage heranbewegt, in beiden Fällen eine gleich grosse In-
ductionsudrkuHg in s stattfindet.
Durch diese Sätze, welche alle als zuverlässig betrachtet wer-
den dürfen, werden die obigen achtzehn unbestimmten Functionen
von r auf fünf reducirt, und wenn diese mit E, F, G, H
und J bezeichnet werden, so lautet der Ausdruck von X folgender-
maassen:
,^v Y X — x' j^ d\J{x —x)\ ds^ _, d*[G{x —x')] /ds'\^
(p) A — — ^p h - eis'- dt "■" ds'^ ' \dt)
, d \G{x — x')\ d^s' 1 d ( jrdxX -, d^ f\_ dx\
H 57 di'^ '^dlK^'di) ^di \7 'dt)
, ( k{X'-x)d^r^ . dFdx . d^iEjx — x) \\ds ds
'I 2r» dsds' ' ds^ ds ' dads' ]dtdi^
worin k eine Constante bedeutet.
Um die hierin noch vorkommenden unbestimmten Functionen
ebenfalls zu bestimmen, wird nun die Annahme gemacht, dass die
Kräfte, welche zwei Electricitätstlieilchen e und e auf einander aus-
üben, fiir sich allein dem Prindp von der Erhaltung der Energie
genügen. Hierdurch reducirt sich die vorige Gleichung auf folgende:
290
R. Clausius.
(6)
+
(2 a;
\ds'^\dt) '^ ds' dt^j^
worin R die einzige noch übrig bleibende unbestimmte Function
von r ist.
Nennen wir nun die Grösse, deren negatives Differential die
während eines Zeitfelementes dt bei der Bewegung der Electricitäts-
theilchen von den Kräften gethane Arbeit darstellt, das Potential
der Theilchen auf einander, so wird das Potential ausgedrückt durch
ee
Lr \2r
k d^{r^ , d^B\ ds ds
r dsds
'r +
dsds
) dtny
Dieses Potential können wir in zwei Bestandtheile zerlegen, das
electfostatische Potential U und das electrodynctmisdie Potential F.
Dann gelten die Gleichungen:
(7)
(8)
r
Y^_ //fc d^(r^ . d^E \d8ds
\2r dsds' "■ dsds j dt dt
Der hier gegebene Ausdruck des electrodynamischen Potentials
ist bei der Annahme von nur Einer im festen Leiter beweglichen
Electricität der einzig mögliche.
Die in ihm noch vorkommende, mit R bezeichnete unbestimmte
Function von r lässt sich aus den Wirkungen geschlossener Ströme
überhaupt nicht bestimmen, und man ist daher, wenn man auch
sie noch bestimmen will, für jetzt auf Wahrscheinlichkeitsgründe
au gewiesen.'
Macht man die Annahme, dass die Abhängigkeit der Kraft
von der Entfernung nach einem einheitlichen Gesetze stattfinden
müsse, so gelangt man zu dem Schlüsse, dass
(9) B = \r
zu setzen ist, worin \ eine Constante bedeutet. Dadurch geht (8)
über in:
Sucht man femer noch durch Bestimmung der Constanten \
diesen Ausdruck möglichst einfach zu machen, so findet man zu-
R. Clausius. • 291
nächst; dass zwei Werthe sich, in dieser Beziehung besonders aus-
zeichnen, nämlich k^ == und \ = — Ic, welche geben:
(11) r=-hfpp,^j\%.
^ ■ 2r dsds dt dt
/^o\ ir 7. ee' dr dr ds ds
^ ^ r ds ds' dt dt '
Diese beiden Formeln sind äusserlich nahe gleich einfach; benutzt
man sie aber zu Rechnungen, indem man aus ihnen die Kraftcom-
ponenten zu bestimmen sucht, so findet man, dass für diese aus
der ersteren Formel viel einfachere Ausdrücke entstehen, als aus
der letzteren, und man wird also, wenn mah dasjenige Kraffcgesetz
erhalten will, welches, während es allen bis jetzt bekannten Erschei-
nungen entspricht, zugleich möglichst einfach ist, Ä^ = oder, was
auf, dasselbe hinauskommt, i? = zu setzen haben.
Da der Ausdruck des electrodynamischen Potentials kürzer und
übersichtlicher ist, als diejenigen der Kraft<jomponenten, so ist er
ganz besonders dazu geeignet, die verschiedenen bis jetzt aufgestell-
ten electrodynamischen Grundgesetze, (mit Ausnahme des Gauss-
schen, welches dem Princip von der Erhaltung der Energie nicht
genügt,) unter einander zu vergleichen, und es möge hier eine Zu-
sammenstellung der Art Platz finden. Die zur Bestimmung des
electrodynamischen Potentials dienende Gleichung ist
1) nach Weber*);
TT L^jif^y
^ ~ c^ r \dt) y
2) nach Riemann"**):
*^~~~~^T\\dt dt) "^ \dt dt) "^ \di dt) ]^
3) nach den hier ausgeführten Entwickelungen
a) in allgemeinster Form:
F =
k d^(r^) , d^R\ dsds'
, / k d^ (r^) , d^M \ d
~ ^^ \2r dsds' "•" dsds') d
t dt
h) in vereinfachter Form:
^ , /k_ d^ jr") , , d^r \ ds d£
^ ~ ^^ \^r dsäs + '^i dsds) dt dt'
*) Pogg. Ann. Jubelband S. 212.
**) Schwere, Electricität und Magnetismus, nach den Vorlesungen von
Bernh. Riemann bearbeitet von Hattendorff, Hannover X876, S. 326.
/
292 R- Clausius.
c) in einfachster und daher wahrscheinlichster Form:
^ , ee' d^ (r*) ds ds'
*" 2r dsds' dt dt
Dem letzten Ausdrucke kann man auch folgende Gestalt geben:
/h\\ -TT TT ee (dx dx t_dy dy' i_dz dz\
^^^^ .^'^~\Ji'dt'^di'dt'^~di Tt) '
oder, wenn man mit v und v diö Geschwindigkeiten der beiden
Electricitätstheilchen und mit s den Winkel zwischen ihren Bewe-
gungsrichtungen bezeichnet:
(14) *V=h — vv cos £.
Um nun aus dem electrostatischen und electrodynamischen Po-
tential wiederum Kraftcomponenten abzuleiten, hat man Gleichun-
gen anzuwenden, in denen das electrodynamische Potential in der-
selben Weise vorkommt, wie in den auf allgemeine Coordinaten
bezüglichen mechanischeli Grundgleichungen von Lagrange die
lebendige Kraft. Für die in die aj-Richtung fallende Componente
der Kraft, welche das Theilchen e erleidet, lautet die Gleichung:
^^°} ^^^ dx dt' rl"
Durch Ausführung der hierin angedeuteten Diflferentiationen erhält
man für X den unter (6) gegebenen Ausdruck.
Setzt man in diesem Ausdrucke JK = und nimmt mit ihiu
noch die vorher bei V angewandten Umformungen vor, so erhält man :
k d^{r^)dsds\ t d (\ dx'
^~ dx y'^' ^j^ dsds dt dt) '^ dt\r dt)
d^
dF \j-~''^ [dt It '^ li Tt "^ Ti ~dt)j ~ '^ di\T 11)
dl. , ,
^'/i 7 ' \ T d /l dx\
und Gleichungen derselben Art lassen sich natürlich auch für die
beiden anderen Coordinatenrichtungen bilden.
Will man nun das auf zwei einzelne Electricitätstheilchen be-
zügliche Grundgesetz dazu anwenden, die ponderomotorische Kraft
zwischen zwei galvanischen Stromelementen ds und ds' zu bestimmen,
R. CuLUSius. — A. Weiler, 293
so hat man in jedem Stromelemente die bewegte positive und die
ruhende negative Electricitiit zu betrachten, und die Kräfte auszu-
drücken, welche die beiden Electricitätsmengen des einen Strom-
elementes von den beiden Electricitätsmengen des anderen erleiden.
Bestimmt man auf diese Weise die iC-Componente der Kraft, welche
das Stromelemeüt ds von dem- Stromelemente ds' erleidet, und
wendet dabei für X den unter (6) gegebenen allgemeinen Ausdruck
an, so hebt sich in der zu bildenden Summe die unbestimmte
Function B auf, und man erhält folgenden ganz bestimmten Aus-
druck, worin. i und i' die Stromintensitäten bedeuten:
Ä;ü' dsds' \ -j — cos e —
\ dx
welcher Ausdruck der einzige ist, der «ich mit den beiden An-
nahmen, dass nur Eine Electricität im festen Leiter beweglich sei,
und dass die gegenseitigen Einwirkungen zweier Electricitätstheil-
chen für sich allein dem Princip von der Erhaltung der Energie
genügen, vereinigen lässt.
Bonn. R. Clausius.
A. Weiler: Integration der partiellen Differentialgleichung erster
Ordnung von unbeschränkter Allgemeinheit. (Zeitschr. für
Mathem. und Physik 1875, S. 271—299.)
Die Integration der partiellen Differentialgleichung erster Ord-
nung in ihrer allgemeinsten Form lässt sich auf die Integration
partieller Differentialgleichungen zurückführen, in welchen die Dif-
ferentialquotienten der abhängigen Veränderlichen nur linear vor-
kommen. Auf diesem Wege hat Lagrange die Integration der
partiellen Differentialgleichung f{zyxqp) = ausgeführt, wo
dz T dz 1 i • 1
— = g und — z=p gesetzt ist.
Es handelt sich darum, die partielle Differentialgleichung mit
mehr als drei Veränderlichen ebenso zu integriren, wie Lagrange
die partielle Differentialgleichung mit drei Veränderlichen integrirt
hat. Die von Jacobi gegebene Methode ist erst nach dessen
Tode im Druck veröffentlicht worden. Ich hatte schon vorher in
Grunert's Archiv, Jahrg. 1859, eine andere Methode gegeben, und
da es sich zeigte, dass dieselbe vollkommenere Besultate liefert als
die Jacobi'sche, so habe ich sie weiter ^ausgearbeitet und in der
294 A. Weileb.
Zeitschr. für Mathem. und Physik, Jahrg. 1863, verötfentlicht. Wie-
wohl diese Methode schou damals Anerkennung gefunden hat, so
ist sie doch nur theilweise verstanden und gewürdigt worden. In
der neuen Bearbeitung, welche ich gleichfalls in der Zeitschr. für
Mathem. und Physik, Jahrgang. 1875, gegeben h^be, ist man meinen
Aufstellungen zwar einen Schritt weiter, aber doch wieder nur theil-
weise gefolgt (vgl. Repert. S. 75). Ich ergreife deshalb gern diese
Gelegenheit, diejenigen Resultate, durch welche sich meine Methode
vor allen andern auszeichnet, unabhängig von deren Begründung,
in Kürze mitzutheilen.
Ich schreibe die zu integrirende Gleichung
WO f eine beliebige Function ist, und die partiellen DiflFereiitial-
d z d 2 (l z
quotienten -^— -= — • • • ^ — abkürzend gleich P1P2" »Pn gesetzt sind.
Es handelt sich um die Herleitung eines Vollständigen Integrals.
Man denkt sich unter demselben eine .Gleichung zwischen den Ver-
änderlichen 3 x^x^.'^Xny welche der partiellen Differentialgleichung
/ == Genüge leistet, und zugleich n willkürliche Beständige enthält.
Nachdem man ein vollständiges Integral aufgefunden hat, erhält man
das allgemeine Integral durch eine bekannte algebraische Operation.
Man sucht die partiellen Differentialquotienten PiP>i-"Pn als
Function von zx^x^.-.Xn darzustellen, und erhält alsdann das voll-
ständige Integral durch die Integration der vollständigen Differen-
tialgleichung
dz = Pi dx^ -\- p^dx^ + •••+!?« dxn-
Schreibt man die zu integrirende Gleichung /* = in der Form
9?i = Ci, wo c^ irgend eine der in der Gleichung f=0 vorkom-
menden Beständigen ist, so hat man, um die vorliegende Aufgabe zu
lösen, n — 1 andere ähnliche Gleichungen 92 = ^j 9^3 = ^3 • • • 9« =^»
aufzustellen, in welchen Cg^s.-.^n willkürliche Beständige, und q>^
<P3'"^n ebenso wie g)^ bestimmte Functionen der 2w -|- 1 Verän-
derlichen Xj^X2 ..,XnPiP2'"Pn siud. ludcm man diese Gleichungen
mit der Gleichung q)^ = c^ in Verbindung bringt, erhält man durch
die algebraische Auflösung der Gleichungen die partiellen Differen-
tialquotienten p^p2 ..,pn als Function der Veränderlichen z x^X2»> »Xn^
Zur Bestimmung der Funktion y^ 92 • • • 9^» habe ich partielle
Differentialgleichungen von linearer Form aufgestellt. Die Function
g?2 ist eine Lösung einer partiellen Differentialgleichung mit 2n
unabhängigen Veränderlichen. Die Function 93 ist eine gemeinsame
A. WEU.KK. ' 295
Lösung von 2 partiellen Differentialgleichungen mit je 2n — 2 unab-
hängigen Veränderlichen, die Function q)^ eine gemeinsame Lösung
von 3 partiellen Diflferentialgleichungen mit je 2w — 4 unabhängigen
Veränderlichen. Die Function g)„ schliesslicb ist eine gemeinsame
Lösung von n — 1 partiellen DifiFerentialgleichungen mit je 2w —
2(n — 2) = 4 unabhängigen Veränderlichen, Schreibt man das voll-
ständige Integral in der Form g? = c, wo c eine willkürliche Be-
ständige ist, so kann man die Function <p als die gemeinsame
Lösung von n partiellen DifiFerentialgleichungen mit je 2 unabhängigen
Veränderlichen auffassen. Die partiellen DifiFerentialgleichungen der
nach einander zu integrirenden Systeme haben also beziehungsweise
2w, 2n — 2, 2w — 4... 2 unabhängige Veränderliche.
Wenn ich das in Abrechnung bringe , was ich über die Anzahl
der unabhängigen Veränderlichen in den zu integrirenden Systemen
partieller DifiFerentialgleichungen gesagt habe, so sind die im Vor-
stehenden angegebenen Operationen übereinstimmend mit den nach
der Jacobi'schen Methode vorgeschriebenen. Jacobi hat aber die
zu integrirenden Systeme nicht in ihrer einfachen Gestalt aufgestellt.
Denn die von Jacobi aufgestellten partiellen DifiFerentialgleichungen
eöthalten ausnahmslos eine unabhängige Veränderliche mehr als die
von mir aufgestellten. Dieselben haben nicht, wie die obigen
2n, 2n^ — 2, 2w — 4...2, sondern 2w + 1; 2w — 1, 2w — 3. ..3
unabhängige Veränderliche.
Für den besonderen Fall, dass die unabhängige Veränderliche
12 in der Gleichung f=0 fehlt, hat auch Jacobi die zu integriren-
den Systeme in ihrer einfachen Gestalt gegeben. Für diesen Fall
ist die Anzahl der unabhängigen Veränderlichen der obigen partiellen
DifiFerentialgleichungen um die Einheit kleiner als in der allgemeinen
Aufgabe. Die partiellen DifiFerentialgleichungen der nach einander
zu integrirenden Systeme haben beziehungsweise nur noch 2n — 1,
2n — 3, 2n — 5...1 unabhängige Veränderliche. Diese für den
besonderen Fall giltigen Systeme sind in der That nicht wesentlich
verschieden von denjenigen, welche auch Jacobi für diesen Fall
aufgestellt hat.
Die Jacobi'sche Methode beschränkt sich im Wesentlichen
darauf, die Systeme, partieller DifiFerentialgleichungen aufzustellen,
welche nach einander integrirt werden sollen, und überlässt die
Integration der Lösung der besonderen Aufgabe, in welcher die
Function f nicht mehr unbestimmt ist. Man kann aber die Inte-
gration der Systeme auch dann, wenn die Gleichung f^^O die uu-
296 • A. Weiler.
bestimmte Form hat, bis zu einem vorgerückten Punkte verfolgen,
was Jacobi nicht bemerkt hat. Um dem Leser ein Verständniss
von der Beschaffenheit der von mir aufgefundenen Resultate geben
zu können, bin ich genötbigt, auf eine Eigenschaft der vorliegenden
Systeme einzugehn; und vor Allem muss ich auf die Zählung der
unabhängigen Veränderlichen in den zu integrirenden Systemen
zurückkommen.
Es ist oben bemerkt worden, dass die Function 93 eine gemein-
same Lösung von 2 partiellen Differentialgleichungen mit je 2n — 2
unabhängigen Veränderlichen ist. Diese partiellen Differentialglei-
chungen enthalten im Ganzen 2n — 1 unabhängige Veränderliche.
Wir haben aber von vornherein angenommen, dass jede eine unab-
hängige Veränderliche weniger, also deren 2w — 2 habe, weil
man einen partiellen Differentialquotienten der Function g>^ durch
Elimination wegbringen kann. Die betreffende unabhängige Vear-
änderliche kommt dann freilich noch in den Coefficienten der par-
tiellen Differentialgleichung vor; allein sie hat dann die Bedeutung
einer unbestimmten Beständigen oder eines Parameters. Femer ist die
Function q)^ eine gemeinsame Lösung von 3 partiellen Differential-
gleichungen mit je 2w — 4 unabhängigen Veränderlichen. Diese
partiellen Differentialgleichungen enthalten im Ganzen 2w — 2 unab-
hängige Veränderliche. Da man aber je 2 partielle Differential-
quotienten der Function qp^^ durch Elimination wegbringen kann, so
haben wir von vornherein jeder partiellen Differentialgleichung 2
unabhängige Veränderliche weniger, also deren 2w — 4 gegeben.
Diese 2 unabhängigen Veränderlichen kommen dann in der partiellen
Differentialgleichung als Parameter vor. Die Function g>,-f 2 ist eine
gemeinsame Lösung von i + 1 partiellen Differentialgleichungen
mit je 2w — 2i unabhängigen Veränderlichen. Im Ganzen enthalten
diese partiellen Differentialgleichungen 2w — i unabhängige Ver-
änderliche. Da man aber je i partielle Differentialquotienten der
Function g>i + 2 durch Elimination wegbringen kann, so haben wir
von vornherein angenommen, dass jede partielle Differentialgleichung
i unabhängige Veränderliche weniger, also deren 2n — 2i habe.
Diese i unabhängigen Veränderlichen kommen dann in der partiellen
Differentialgleichung als Parameter vor.
Ich kann mich jetzt über eine wichtige Eigenschaft der vor-
liegenden Systeme verständlich machen. Die Function 9, -1-2 wird
durch ein System von i -\- 1 partiellen Differentialgleichungen be-
stimmt mit je 2n — 2i unabhängigen Veränderlichen. Die Anzahl
A. Weil»». 297
der Losungen einer partiellen Differentialgleichung mit 2w — 2i
unabhängigen Veränderlichen ist bekanntlich 2n — 2i — 1. In das
System führen wir die 2n — 2i — 1 Lösungen der letzten Gleichung
als neue Veränderliche anstatt derjenigen 2w — 2i — 1 Veränder-
lichen ein, welche auch in den andern i partiellen Differentialglei^
chungen als solche vorkommen. Die letzte Gleichung fällt dann
weg, und die eine noch übrige der 2n — 2i Veränderlichen dieser Glei-
chung, welche in den andern i partiellen Differentialgleichungen als
Parameter vorkommt, fiillt aus denselben von selbst hinaus. Nach
vollzogener Transformation hat man ein System von i partiellen
Differentialgleichungen anstatt des ursprünglichen von i + 1 par-
tiellen Differentialgleichungen. Jede der i partiellen* Differential-
gleichungen hat wieder 2w — 2i Veränderlich^; aber die Anzahl der
Parameter ist um die Einheit kleiner als in den partiellen Differen-
tialgleichungen des ursprünglichen Systems. In gleicher Weise führt
man das neue System von i partiellen Differentialgleichungen zurück
auf eines von i — 1 partiellen Differentialgleichungen. Die Anzahl
der unabhängigen Veränderlichen ist wieder 2w — 2i; allein die
Anzahl der Parameter ist um 2 Einheiten kleiner als in den
ursprünglichen i + 1 partiellen Differentialgleichungen. Schliesslich
behält man nur eine partielle Differentialgleichung mit 2n — 2i
unabhängigen Veränderlichen ; aber die Anzahl der Parameter ist
um i Einheiten kleiner als in den ursprünglichen i -|-1 partiellen
Differentialgleichungen.
Diese Eigenschaft des vollständigen Systems habe ich bei der
Integration der Gleichung ip^ = c^ verwerthet. Die Function gjg ist
durch eine einzige partielle Differentialgleichung bestimmt, die
Function 9)3 durch ein System von 2 partiellen Differentialgleichun-
geuj die Function 9)4 durch ein System von 3 partiellen Differen-
tialgleichungen, die Function 9« schliesslich durch ein System von
n — 1 partiellen Differentialgleichungen. Indem man das vollstän-
dige Integral der Gleichung q>^ = c^ in der Form 9? = c schreibt,
erhält man zur Bestimmung von <p ein System von n partiellen
Differentialgleichungen. Bei der Bestimmung von 9^2 und tp^ habe ich
an diesen Systemen Nichts geändert. Bei der Bestimmung der
übrigen Functionen q>^,.. q>n ^ aber ergiebt sich eine wesentliche
Vereinfachung, da ich an die Stelle dieser Systeme jedesmal ein
System von nur 2 partiellen Differentialgleichungen gesetzt habe.
Diese neuen Systeme sind identisch mit denjenigen, welche man
auf dem vorstehend beschriebenen Wege aus den ursprünglichen
298
A. Weileb. — H. W. Lloyd Tanneb.
herieiten könnte. Dieselben sind also vor den ursprünglichen Systemen
darin ausgezeichnet, dass die Anzahl der in einer partiellen Differen-
tialgleichung vorkommenden Parameter um ebenso viele Einheiten
kleiner geworden ist, als die Anzahl der partiellen Differentialglei-
chungen abgenommen hat. Zur Herstellung der neuen Systeme
bedarf es keiner Integration. Es ergeben sich dieselben durch be-
stimmj;e algebraische Operationen aus den ursprünglichen Systemen.
Mannheim. A. Weiler.
H. W. Lloyd Tann er.- The Solution of partial differential
equations of the second order, with any number of
variables 9 when there is a general first integral.
(Proceedings. Lond. Math. Soc. Vol. VIL)
We take z for dependent variable: x^y x^ . . , Xn for independent
variables: ^— is represented by pi\ and ^ — ^— by Ski»
In the fiirst part of the paper we seek the form of the equation
of the second order which has a first integral of the form
(1) F{u^,u^y...%in) =
where F is arbitrary, and ii^y u.^...Un are n independent functions
of ZyX^y , .Xn, Pi - » 'Pn' Such au equation consists of at most
-TT ' 7-.xi + 2'*'"^ terms. One factor of each of these is the deter-
minant
»11 ;
'12>
^12? • • • • öl)
^2*2? • • • • ^2k
>«n
Slny "2n> • • • •
or a minor of this determinant. The other factor is a function of
the derivatives of w, . . . w„, whose form is specified for each term.
In the second part of the paper we start with an equation of
the second order and seek to determine its first integral (1), should
there be one; viz. we seek to find u^ . . . w«. For this purpose,
— i — ~ -: linear equations of the first order can be employed.
Of this System w, and only n equations are independent: and their
H. W. Lloyp Tanner. — F. Caspary. 299
coefflcients are expressed directly or indirectly in terms of the
coefficients of the given eqiiation of the second order. There is
always a second set of equations corresponding to another first
integral: but, except possibly in one case, there are jiot more than
-two first integrals. The case of the equation with two independent
variables is discussed as an example of the general theory.
In the third part we consider the theory of the second inte-
gration; viz. the integratipn of (1). If there be only one first
integral (as distinguished from two identical first integrals) we can-
not get a general integral of (1) but can find as many particular
Solutions as we please.
If two first integrals occur, the arguments of one fumish the
equations required to integrate the other. In this case it would
appear to employ a generalisation of a method proposed by Imsche-
netsky*) for the case of two independent variables.
If the two first integrals be identical, the complete primitive
is found by equating to constants the diflferent arguments of F\
hence deducing Values of jp^, i>2 • • P» ^^ terms of x^, x^, . . . Xny ^;
and integrating the expression
d0 — Pi dx^ — . . • — jö„ dXn
which is then an exact diflferential.
H. W. Lloyd Tanner.
F. Csfipary: Die Eriinimiingsniittelptiiiktsfläche des elliptischen
Paraboloids. . (Borchardt's Journ. Bd. 81. S. 143 ff.)
Die Krümmungsmittelpunktsflächen sind seit ihrer Einführung
in die Wissenschaft durch Monge in Bezug auf ihre allgemeinen
Eigenschaften zwar vielfach behandelt, indess nur diejenigen für die
Oberflächen zweiter Ordnung durch C leb seh (Borchardt's Journ.
Bd. 62 S. 64 ffl) zum Gegenstande speciellerer Untersuchungen
gemacht worden. Jedoch lassen sich die letzteren nur auf die
Mittelpunktsflächen zweiten Grades anwenden und sind nicht aus-
reichend für die anderen, weil die Specialitäten der Flächen zweiter
*) Etüde sur les m^thodes d'int^gration des Equations aux däriv^es par-
tielles du second ordre d*une fonction de deux variables indäpendantes. —
Chapitre IV.
. I
300 F. Caspakv.
Ordnung ohne Mittelpunkt durchgehends die Resultate bedeutend
modificiren und nicht unQfheblich vereinfachen.
Die in der üeberschrift genannte Abhandlung, aus einer von
der philosophischen Faeultät der Berliner Universität preisgekrönten
Arbeit des Verfassers hervorgegangen, beschäftigt sich ausschliess-
lich mit der Krümmungsmittelpunktsfläche des elliptischen Parabo-
loids. .Sie stellt in ihrem ersten Theile die Coordinaten durch zwei
Parameter dar, zeigt die vorläufige Beziehung der Fläche zum Nor-
malenproblem, leitet eine für die Aufstellung und Discussion der
Fläche fundapientale Gleichung ab und giebt in Punktcoordinaten
die Darstellung derselben in schliesslicher Endform. In dem zwei-
ten Theile der Arbeit werden die singulären Ebenen, Curven und
Punkte der Fläche, und in weiterer Ausführung die Beziehungen
derselben zum Normalenproblem entwickelt, femer wird die Doppel-
curve der Fläche nebst ihren Singularitäten, und die polare reciproke
Fläche abgeleitet und behandelt. Bemerken möchte ich noch, dass
die Discussion der Fläche durch die Untersuchung einer binären
Form fünften Grades geschieht.
§ 1. Durch die beiden Grössen u und v, welche die Parameter
der beiden zu dem gegebenen Paraboloide
confocalen Flächen zweiten Grades bedeuten, werden die Coordina-
ten jeder der zwei Schalen der Fläche der Centra*) getrennt ausge-
drückt, und nach Einführung des Parameters A (S. 144) ergiebt sich
als gemeinsame Gleichung beider Schalen, oder als Gleichung • der
Fläche der Centra:
^ 6 (a - i) r^ = — (2Z+ 3A + a) (A -f- h)\
Durch eine einfache lineare Transformation von A und Z gehen
diese Gleichungen, wenn a — b = 26 gesetzt wird, in
, 2ada? = (2z + 3^ — ö) (^ + df
^ 26dy^ = -(20 + 3^1 + ö) (ii - df
über, und die durch die Formeln (13) der Arbeit definirten Grössen
p und q gestatten diese Coordinaten auch in rationaler Form dar-
zustellen.
«
) So wird, Kürze halber, die Fläche der Erümmuugsmittelpunkte genannt.
F. Caspart. 301
Drückt man durch die Relationen ^ welche die Coordinaten des
Paraboloids mit denen der Fläche der Centra verbinden, die ersteren
durch die letzteren aus, so gehen die Gleichungen des Paraboloids
und der confocalen Flächen in
(a + 1)' (b + xy = (a + xy + (6 + xy -2 J(Z+ JA) -= 0,
^^^ . (5H^ + (y+^s + ^ = 05
oder in -
^^^ i T<.x8 + 7 ^ISTa + ^^ «=
(5)
über. Die Bemerkung, dass von diesen beiden Formen die zweite
die nach yi genommene partielle Ableitung der ersten ist, zeigt, dass
das Eliminationsresultat von ft aus (5) mit der Discriminante von
iß(ft) identisch ist. Diese ist aber in den Coordinaten aj, y, z vom
16. 'Grade und da sie den Faktor x^y^^ absondert, folgt, dass der
andere Faktor nämlich die Fläche der Centra vom neunten Grade ist.
Andererseits zeigt das. Verhältniss der beiden Gleichungen (4) zu
einander, dass die Fläche der Gentra die Enveloppe der durch
dargestellten Paräboloidenschaar ist Dieser Satz wird später (p. 188)
dazu benutzt, die, Gleichung der Fläche der Centra in Ebenencoor-
dinaten S, iy, t, d' zu erhalten, denn es folgt aus ihm, dass die
redproke Polare der Fläche der Centra die Enveloppe der Parabo-
hidenschtzar '
(±+31 12 ^ (P±}1 ^2 _ 2 g (^ _ gA) =
Ui
sei, woraus als Gleichung der Polarfläche sich ergiebt:
(6) H(Ut,^)=iW(ci-hy-2t^iH'+ari^^2abt^^^^
Die Fläche der Centra ist also neunten Grades und vierter Classe.
Die erste der Gleichungen (5) bestimmt auch die fünf Normalen,
welche von einem Punkte dies Raumes an das elliptische Paraboloid
gezogen werden können und zeigt in Verbindung mit der zweiten
Gleichung, dass von jedem Punkte der Fläche der Centra zwei dieser
Normalen in eine zusammenfallen. Dadurch ist die vorläufige Be-
ziehung zum Normalenprobleme gegeben.
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 21
302 F. Caspary.
§ 2. Wie bemerkt, sind durch die Gleichungen (3) beide Schalen
der Fläche der Centra dargestellt; sollen jene Gleichungen nur eine
Schale charakterisiren, so schreibe ich für den Parameter ft den
Buchstaben m, Substituirt man in ^{^) für die Cpordinaten die
aus (3) hervorgehenden Werthe, nachdem man ft durch tw ersetzt
' hat, so erhält man eine Gleichung in [i, m und 0, welche für ft
vom fünften Grade ist. Diese Gleichung erweist sich für die ge-
sammte Untersuchung von fundamentaler Bedeutung, und um. sie
in einfachster Form zu erhalten, erwähnt die Arbeit eine zweite
Erzeugungsweise der Fläche der Centra, welche für deren schliess-
liche Darstellung in Punktcoordinaten ebenfalls verwandt wird.
Wie' bekannt, lassen sich durch die Schnittcurve zweier Flächen
zweiten Grades ^ «= und Je = vier Kegel zweiten Grades legen,
deren Spitzen harmonische Pole der Fläche A^ -f- ;|j == sind. Be-
deutet ^ = das gegebene elliptische Paraboloid und x = eine
Kugel mit dem Mittelpunkte (X, F, Z) und dem Badius r, so
ergiebt sich für die die vier Kegelspitzen liefernde Gleichung vier-
ten Grades:
■^ W = - 7(A) + r^?(A) =
' (6) 7(A) = A{(A + 6)X^ + (A + a)r-(2^+A)(A + a)(XH-i)},
^(A)= (A + a)(A + 6).
Hat ^(A) zwei bezw. drei gleiche Wurzeln, wodurch das Ver-
schwinden ihrer Discriminante, bezw. ihrer beiden Invarianten I^
und J3 bedingt wird, so berührt die Kugel das Paraboloid einfach
bezw. stationär. In dem letztern. Falle ist das Kugelcentrum ein
Hauptkrümmungsmittelpunkt des Paraboloids. Es wird nun gezeigt,
dass die die einfache bezw. stationäre Berührung ausdrückenden
Bedingungen -jr^ = bezw. -yrr = 0, Gleichungen ergeben, welche
mit (4) identisch sind. Jene Bedingungen, vorerst in fi statt in A
ausgedrückt, werden für diese Gleichungen benutzt und liefern, ohne
erhebliche Rechnung, ^(ji) in folgender Form:
§ 3. Da das Eliminationsresultat von r^ aus Jg = und /^ =
die Fläche der Centra ohne überflüssigen Faktor ergiebt, und die
genannten Gleichungen bezw. vom zweiten und dritten Grade in
F. Caspaet.
303
r^ sind, so erfordert die Aufstellung der gesuchten Fläche, das
Eliminationsresultat aus einer Gleichung zweiten und einer dritten
Grades in eine solche Form zu bringen, welche für den vorliegen-
den Fall keine weitere Grademiedrigung izulässt. Zu dem Ende
werden einige Invariantenrelationen abgeleitet,, mit deren Hilfe
folgende Covariantenidentität bewiesen wird :
(8) Z32 + J.C^^ = — 16S/.U.
Hierbei ist gesetzt:
(9) ^ = «0 «2 - »1* 5 <^i == (&oS + fti'jK — Kh^ + hvX + (&2I+MK ;
03=3^2.01 — 453.^;
/^3 =
■■Si
1 a^2 ^0,
— 4^
dSs
^ al
2
1 dS^ ^ dC,
^ drj drj
1 ^-^a
■3" drj
während R die Resultante von iS« = und & = bedeutet. Benutzt
'2
wird die Identität (8) nur für den speciellen Fall S = 1, rj = 0.
Transformirt man ^(A) in ^(ft), was durch eine lineare Substitution
mit der Determinante + 1 geschieht, so wird Jg = I2 und I^ ==^ 7g,
wobei unter Jg und J3 die Invarianten von ^(ft) verstanden sind.
Statt nun diese^ Invarianten direkt aus der Form von ^(/x) herzu-
stellen, welche die Coordinaten x, y, ^ enthält und dann die Elimi-
nation von r^ vorzunehmen, benutze ich die Darstellung von ^{11)
"in m und Zy drücke in diesen Parametern die aus (8) für § = 1,
^ = hervorgehenden Bildungen aus, und weise nach, dass letztere
sich in einfachster Weise aus drei Formen A, B^ und F zusammen-
setzen lassen, welche sich aus Funktionen von m und ^ leicht in
solche von x, y, umformen lassen. Auf diese Weise findet man,
wenn man mit Sg ^^^ ^3 diejenigen Ausdrücke bezeichnet, die aus
Jg und J3 hervorgehen, wenn man r^ — Po^ = 9 = ~ setzt und
homogen macht:
(10) Äs = -f + 18|«i}(5 - 3(J2) - 54|»/*(w2 - d«) {g + 2w»)^ .
B = m^ -{- m0 -\- d*.
Bezeichnet man den Factor von Sg in ^3, nachdem man S==^>
ij = gesetzt hat, mit 3. 6*. ^i, so ergiebt sich:
ÜTj = 3.6* (^ — 24J5M*); O3 = ISrg»;
r= 45« — 3<rJ5*« — 3(m^ — d«)(^ + 2w)^
21*
1
304 F. Caspary.
wobei r = die noth wendige und hinreichende Bedingung dafür
ist, dass ^2 Factor von S^ sei. Femer erhält man:
Nachdem noch gezeigt ist, dass B^, F und BF rationale und ganze
Funktionen von x, y, z sind, werden für dieselben die folgenden
Werthe gefunden:
..^B''=zS'\-'i8J)-28\z^-W)^V,
6r=^)S-16*D+16(JV'-13*2)=Tr,
S=ax^-\-'by^ , D^=^ax^ — hy^,
woraus die Fläche der^Centra
(12) F{x, y, 0) = 21lP-8 VW^ =
hervorgeht. Da ?7 vom vierten, Fund TF vom dritten Grade sind,
ergiebt sich jP = als Oberfläche neunten Grades. Hiermit schliesst
der erste Theil der Arbeit.
In dem zweiten Theile wird die Discussion der Fläche -jP =
gegeben und dieselbe durch die Untersuchung der binären Form
Si(^) = geleistet. Es werden der Reihe nach die Punkte aufge-
stellt, von denen aus von den fünf an das Paraboloid zu ziehenden
Normalen drei, zweimal zwei, einmal zwei und einmal drei, end-
lich vier Normalen in eine einzige zusammenfallen, und die Bedeu-
tung dieser Punkte für F = untersucht.
§ 4. Auf der Fläche der Centra giebt es ausser der unendlich
entfernten Ebene, welche längs dreier Geraden osculirt, sechs sin-
gulare Ebenen, welche die Fläche in einer Parabel osculiren und
in einer Curve dritten Grades (Parabelevolute) schneiden. Von
jedem Punkte der sechs Parabeln und von allen Punkten der unend-
lich entfernten Ebene fallen drei Normalen in eine zusammen.
Von den sechs singulären Ebenen sind zwei reell und vier ima-
ginär; ich unterscheide sie als singulare Tangentialebenen erster und
zweiter Art. Die in je einer dieser Ebenen liegenden Parabeln und
Curven dritten Grades schneiden sich in zwei Punkten und berühren
sich in zwei andern. Femer berühren in jeder der beiden singulären
Tangentialebenen erster Art zweimal zwei Kegelschnitte zweiter Art
in zwei Punkten einander und den in der singulären Tangential-
ebene erster Art gelegenen Kegelschnitt. Die beiden gemeinschaft-
liehen Tangenten in den Berührungspunkten der Kegelschnitte sind
die Durchschnittslinien von zweimal zwei singulären Tangentialebenen
F. Caspary. 305
zweiter Art und zugleich die gemeinschaftlichen Tangenten jedes
Kegelschnitts in den Berührungspunkten mit der in seiner Ebene
liegenden Curve dritten Grades. Die vier singulären Tangential-
ebenen zweiter Art schneiden sich in einem Punkte, welcher auf
der Schnittlinie der beiden singulären Tangentialebenen erster Art
liegt. Längs der vier singulären Kegelschmtte zweiter Art durch-
schneiden sich die beiden Schaalen der Fläche . der Centra unter
rechtem Winkel.
§ 5. Von jedem Punkte der beiden in den singulären Tan-
gentialebenen erster Art liegenden Curven dritten Grades und von
jedem Punkte der durch U=0, W = 0. oder F = dargestellten
Doppelcurve der Fläche der Centra fallen zweimal zwei Normalen
zusammen. Ferner giebt es zwölf Punkte, von denen einmal
zwei und einmal drei Normalen in je eine zusammenfallen. Von
diesen zwölf Punkten sind zwei die Kückkehrpunkte der in den
beiden singulären Tangentialebenen erster Art liegenden Curven
dritten Grades, und zugleich die Berührungspunkte der Schnittlinie
jener beiden Ebenen mit diesen Curven. Diese zwölf Punkte
sind die Schnittpunkte jedes der sechs singulären Kegelschnitte
erster und zweiter Art mit derjenigen Curve dritten Grades, welche
mit ihm in derselben singulären Tangentialebene liegt. Von zwei
Geraden der Fläche der Centra und vier Punkten fallen vier Nor-
malen in eine zusammen. Die zwei Geraden sind die conjugirt
imaginären Graden, längs deren die unendlich entfernte Ebene die
Fläche der Centra osculirt; und die vier Punkte sind diejenigen, in
welchen die singulären Kegelschnitte die in ihren Ebenen liegenden
Curven dritten Grades berühren.
§ 6. Die durch den Schnitt von ?7 = und W=0 darge-
stellte Doppelcurve zwölften Grades besitzt sieben Doppelpunkte und
j^M/'ö?/* Rückkehrpunkte, die gleichzeitig die sieben Doppelpunkte rön
Z7=0 und die zwölf Berührungspunkte von U=0 mit W=0
sind. Andererseits sind die zwölf Kückkehrpunkte auch identisch
mit den zwölf Punkten, in welchen die sechs singulären Kegel-
schnitte die mit ihnen in derselben singulären Tangentialebene
-liegenden Curven dritten Grades schneiden. Die vier Berührungs-
punkte dieser Curven sind vier von den sieben Doppelpunkten der
Doppelcurve, während die drei übrigen Doppelpunkte die Schnitt-
punkte der drei Geraden sind, in welchen die unendlich entfernte
Ebene die Fläche der Centra osculirt. Wegen der genannten Anzahl
von Doppel- und Rückkehrpunkten ergiebt sich das Geschlecht der
n
306 F. CaSPARY. — G. EßCHEBICH.
Doppelcurve als Null, Daraus folgt, dass die Coordinaten dieser
Curve, die sich als irreductibeler Durchschnitt zweier Flächen dritten
und vierten Grades ergiebt, sich als rationale Functionen eines
Parameters darstellen lassen. In der That erhält man bei Anwendung
homogener Coordinaten als Gleichung der Doppelcurve:
Y^x = 2d yi {f + P)8(r* ~ 4r2p + V) rl,
yhy = 28Yd{f — V)\r^ + 4.rH^ + V)rl,
2z ==^8 {32r *Z* _ (r* + i*)^ } (r* + 1%
^ = r 2p (r* + V) 2.
und für die abwickelbare reciproke Polarfläche ergiebt sich:
I = - l/^(r* _ 4r2i2 ^ j4) (^2 ^ ^2)^
(14) n=^^yh{r^ + Arn' + V) (r« - P\
%'=\28Y8{f^ + V)rl.
Aus je dreien der die Ordnung, Classe, Geschlecht, Anzahl
der Doppel- und Rückkehrpunkte angebenden Zahlen, folgen die
anderen Charakteristiken der Doppelcurve, wie sie in der Arbeit
erwähnt sind.
§ 7. Die in (6) angegebene zu jP = reciproke polare Fläche
jEf = besitzt sechs Doppelpunkte und einen triplanaren Punkt,
womit ich einen solchen Punkt als dreifachen bezeichne, dessen
Osculationskegel dritten Grades in drei Ebenen degenerirt. Diese
Singularitäten reichen hin, um die Classe von 11=0 oder die
Ordnung von F= von 36 auf 9 zu reduciren.
Berlin. F. Caspary.
G. Escherich: Ableitung des allgemeinen Ausdruckes für das
£rtinimungsmaa8S der Flächen. (Grunert's Archiv. 57. Theil.
1875.)
Gauss entwickelt in den „ Disquisitiones generales circa super-
ficies curvas" zuerst den Ausdruck für das Krümmungsmaass unter
der Voraussetzung die Gleichung der Fläche habe die Form z==f{x,y),
transformirt dann die so erhaltene Formel in die Variablen p,q und
zeigt, dass sich dieselbe durch die alleinigen Grössen E,F,G dar-
stellen lasse. Bei dieser Transformation sind die schleppenden Rech-
G. Escherich.
307
nungen des art. 10 nicht zu umgehen und ich versuchte deshalb
in der genannten Abhandlung den Ausdruck Gauss' direkt zu ent-
wickeln.
Sind jp,g die Coordinaten eines Punktes der Fläche, jp'g' die ent-
sprechenden der Kugel, so ist das Krümmungsmaass*)
dp dq dq dp
Hieraus findet man durch eine leichte Rechnung
Jc(EG-F^) =
dA
dp '
dA
dB_
dp '
dB
c
dC^
dp
dC
dq ^ dq ^ dq
Die rechts stehende Determinante 3. Grades lässt sich aber in
d^x
dp^
d^x
d^
dp^
d'y
+ C
+ c
d^
dp^
d^z
d^x
dp dq
d^x
d'y
dp dq
d'y
+ G
+ C
d^z
dpdq
d^z
dpdq ' "^ dp dq^^ ^ dp dq' ^"^ dq^ ' "^ dq^ ' ^ dq^
verwandeln, welche selbst wieder, wie man sogleich erkennt, sich
durch eine Determinante 6. Grades darstellen lässt, sodass
k {EG — jP^) =
dx
dp'
dy
di'
dz_
dp'
dx d^x
dq'
dy^
dq'
dz_
dq'
dp""
d^
dp^ ' dpdq
d^x
dp dq
d'y
,
,
,
d^
dp^ '
d^x
dp dq '
d'y
dp dq '
d^z
d^z
dpdq
d^x
dq^
d^
dq^
d\z
dpdq' dq}
, ,
, ,
, ,
dx
dx
' dp'
dq
dy
'• dp'
dy
8q
dz
' dp'
dz
dq.
wird.
Multiplicirt man die vierte, fünfte und sechste Zeile dieser
Determinante mit — 1 und die derart transformirte mit der ursprüng-
lichen, so erhält man für [7c {EG — F^)f eine „ Determinante gauche",
deren jedes Element durch die alleinigen Grössen E,FyG sich aus-
drücken lässt. Die positive Quadratwurzel der Determinante gauche
gibt dann Ic {EG — 2^), also l nur durch EyF,G ausgedrückt.
Graz. . G. Escherich.
*) Ich gebrauche durchwegs die Bezeichnungen der Disquisitiones generales.
^
308 G^. Escherich.
G. Escherich: Beiträge zur Bildung der symmetrischen Func-
tionen der Wurzelsysteme und der Resultante simultaner
Gleichungen. (Denkschriften der k. Akademie in Wien. Bd. XXXVI,
1876.)
Eine kleine Vereinfachung in den Methoden,' welche von Cauchy
und AbelTransou zui: Berechnung der symmetrischen Functionen
der Wurzeln einer Gleichung aufgestellt wurden, führten zu einem
Analogon derselben in der Theorie^ der simultanen Gleichungen.
Es seien
simultane Gleichungen mit den Unbekannten x^,x^..,Xn* Ihre
Endgleichungen
JF\ K) = , ^2 (^2) = . . . Fn (a?„ ) =
nach Xi,x^.,,Xn seien vom Grade ft und besässen bezüglich die
Wurzelsysteme
aj, aj . . . «^
fjL^ n n .
Bezeichnet dann 2) (a?i , a?2 . . . ä;„) die Functionaldeterminante von
/i> /2 • • • /»> so besteht, wie Jacob i bei dem Falle zweier Gleichungen
schon zeigte, stets eine Function (x^^ X2 . .. Xn)^ welche keine
Wurzeln der Gleichungen enthält und für welche
um nun die A- formige symmetrische Funktion
2? 3r(«*S «*'... aj. ; ... aj;i, a*^. . . a*i)
welche durchaus nicht ein einfachster Typus sein muss , zu berechnen,
subtrahire man von beiden Seiten der obigen Gleichung (A — 1) z. B.
die (A— 1) ersten Glieder der Summe rechts; dadurch ergibt sich:
G. Escherich. 309
Multiplicirt man in dieser Gleichung den Ausdruck links mit
und bezeichnet in der Entwicklung des so gefundenen Productes
nach fallenden Potenzen der a? den Coefficienten von fx^ x^ ...a^J""^,
*
welcher eine Function der Wurzeln aj, «J ^.. a^~^ sein wird, mit
^ («}, «^ ... a^""^), so ist die (A — 1) förmige symmetrische Function:
gleich der gegebenen A- förmigen, also die Berechnung dieser auf
die jener zurückgeführt.
Das auseinandergesetzte Verfahren lässt in manchen Fällen er-
hebliche Vereinfachungen zu, so auch bei den einfachsten Typen
der symmetrischen Functionen. Denn dann erlauben die Sätze
Schlaefli's und Betti's über den Grad, das totale und partiale
Gewicht bei symmetrischen Functionen, schon während der Aus-
führung der Rechnungen Glieder zu vernachlässigen. Auch für den
Fall, dass die gegebene symiAetrische Function von der Form:
ist, lässt sich die Rechnung erleichtern. Dies führt zur allgemeinen
logarithmischen Berechnungs weise der Resultante, der sich im Falle
zweier Gleichungen schon Lagrange bedient hatte.
Die Eigenschaften der Function legen noch ein anderes Ver-
fahren zur Berechnung der symmetrischen Functionen nahe, das
gewissermassen ein Analogon zur Methode Borchardt's für die
Berechnung der symmetrischen Functionen der Wurzeln einer Gleichung
bildet. In der
1
(*}-«}) ( tj-aj). . .( tl-«i) ( tl-af) ( tl-aly. -^ t^.^) ( t^,-a'[) ( 4'-<)- ' "( C"«'^)
welche ausser dem angeschriebenen noch alle Glieder umfassen soll,
die aus ihm durch alle möglichen Vertauchungen der simultanen
Wurzelsysteme erhalten werden, sind nämlich die Coefficienten in
ihrer Entwickelung nach fallenden Potenzen der t gleich den Coeffi-
cienten, welche in der analogen Entwickelung von
— wo 77 nach Jacobi das Differenz -Product bezeichnet — , zu dem-
310 Cr. ESCHEBICH. M. AlL^.
selben Producte der t gehören. Der letztere Ausdruck besitzt aber,
da IP («J, aj ... «5*); als die Discriminante von F^ {x^ = sich
durch die Coefficienten von F^ ausdrücken lässt,. in seinen Ent-
wicklungs-Coefficienten keine Wurzeln der vorgelegten Gleichungen.
Schliesslich wird in der Abhandlung aus der Formel Jacobi's,
welche derselbe seiner Lösung des Gramer' sehen Paradoxons zu
Grunde legte, durch passende Specialisirung jene Relation Liou-
ville's abgeleitet, welche dieser durch sein Eliminations -Verfahren
erhielt und aus welcher er durch einen üebergang von (n + 1) zu
n Dimensionen die Jacobi'sche folgerte. Es wird gezeigt, dass
sich aus dieser Li ouville' sehen Formel mittelst der gewöhnlichen
Regeln alUe Resultate gewinnen lassen, zu welchen Liouville
durch sein Eliminations-Verfahren gelängte, so dass im Grunde die
merkwürdige Formel Jacobi's die Quelle ist, aus der auch Liou-
ville's Eliminations-Methode fliesst.
Graz. G. Escherich.
M. Allä: Ein Beitrag zur Theorie der Funotionen von drei Ver-
änderlichen. (Sitzb. d. kais. Acad, d. W. in Wien. Bd, LXXII.
Juniheft 1875).
Um die Theorie der Functionen dreier Veränderlichen in ähn-
licher Weise geometrisch zu interpretiren, wie dies für Functionen
von 2 Veränderlichen zu geschehen pflegt, werden als Hauptmomente
der Betrachtung die Anordnung der Functionswerthe und die Aende-
rung derselben beim Uebergange von einem Punkte des Raumes
zu einem beliebigen Nachbarpunkte ins Auge gefasst.
Durch Einführung von Niveauflächen wird die Betrachtung von
3 fach unendlich vielen Functionswerthen auf die Betrachtung ein-
fach unendlich vieler Niveauflächen zurückgeführt; Form und Auf-
einanderfolge der Niveauflächen vervollständigt das geometrische
Bild einer Function dreier Veränderlichen.
Li dieser Hinsicht kommt für jeden Punkt des Raumes zu-
nächst die Steigung der Function nach irgend einer mit r bezeich-
neten Richtung in Betracht, welche für die' beiden Normalenrich-
tungen der durch diesen Punkt gelegten Niveaufläche beziehungs-
weise ein Maximum oder Minimum ist, während sie für alle in die
i
M. All^. 311
Tangentialebene dieses Punktes der Niveaufläche fallenden Rich-
tungen verschwindet.
Der absolute Betrag der Maximal- oder Minimal -Steigung vv^ird
durch die positive Quadratwurzel
i/(ii)'+(ii)'+©'-»
bestimmt und die Steigung nach irgend einer Richtung erscheint
als Projection der Maximal- oder Minimal - Steigung auf diese
Richtung.
Mit Hülfe zweier Kugeln vom Durchmesser A, welche die
Niveaufläche eines ' Raumpunktes in diesem beiderseits berühren,
wird die Steigung nach irgend einer von diesem Punkte ausgehenden
Richtung dem absoluten Werthe nach durch das innerhalb einer
dieser Kugeln auf dieser Richtung liegende Segment dargestellt.
Um das Gesetz, welches die Werthe des Diflferentialquotienten
j^ für alle von einem bestimmten Punkte ausgehenden Richtungen
verbindet,' mit einem Male zu überschauen, wird für jede Richtung
ein von dem festen Punkte ausgehender Fahrstrahl B construirt,
so dass
d^u . 1
5r^ ~ ± Ä^
je nachdem
ist.
Der geometrische Ort der Endpunkte aller dieser Fahrstrahlen
ist durch die Gleichung
9
3) + 1 = ^^' + BY"" + CZ^ + 2« YZ+ 2ßZX + 2yXY
bestimmt, in welcher die Coefficienten der von dem festen Punkte
gerechneten Coordinaten XYZ des Fahrstrahl -Endes die auf diesen
Punkt bezogenen Derivirten zweiter Ordnung bedeuten.
Die Unterscheidung der hier zu betrachtenden Fälle wird durch
die Natur des Asymptoten- oder charakteristischen Kegels von 3)
bedingt, der reell oder imaginär aiÄfällt, je nachdem
4) D = (ß^ - ÄC) (f — AB) - (ßy - aAy ^
wobei der Zwischenfall 2) = 0, welchem ein Zerfallen dieses Kegels
in ein reelles oder imaginäres Ebenenpaar entspricht, eine besondere
Beachtung verdient.
312 M. ÄLLi.
Wird 3) als Gleichung der charaMeristischen Fläche des zweiten
Diflferentialquotienten bezeichnet^ so liefert die Betrachtung der
einzelnen Fälle folgende Ergebnisse.
Die charakteristische Fläche ist für
a) Z) < ein System von zwei conjugirten Hyperboloiden und
die Seiten des gemeinschaftlichen reellen charakteristischen
Kegels bezeichnen jene Richtungen, nach welchen der zweite
DiflFerentialquotient mit Zeichenwechsel verschwindet.
b) Z)>0 AB — y^>0 ein dreiaxiges EUipsoid mit imagi-
närem charakteristischem Kegel, dessen Spitze allein reell ist,
und der zweite DiflFerentialquotient kann das Zeichen nicht
ändern, weil qr für keine reelle Richtung verschwindet.
c) 2) = AB — y* < ein System von zwei conjugirten
hyperbolischen Cylindern mit gemeinschaftlicher Axe. Die
beiden reellen Ebenen, in welche der charakteristische Kegel
zerfällt, schneiden sich in dieser Axe. Der zweite DiflFerential-
quotient verschwindet mit Zeichen Wechsel, so oft eine Rich-
tung in eine der beiden Ebenen fällt.
d) Z) = AB — y^ < ein elliptischer Cylinder. Axe des-
selben ist die reelle Schnittlinie des imaginären Ebenen-
paares, in welches der charakteristische Kegel ausartet. Der
zweite DiflFerentialquotient ändert das Zeichen nicht.
e) D = weil AB — f = AC — ß^'^^O ßy — aA =
ein System von zwei parallelen Ebenen die zu beiden Seiten
des Ausgangspunktes von demselben gleichen Abstand be-
sitzen. Der charakteristische Kegel ist in eine durch den
Ausgangspunkt gehende reelle und doppelt zu zählende Ebene
ausgeartet, welche mit den beiden früher genannten parallel
ist. Der zweite DiflFerentialquotient ändert das Zeichen nicht
und verschwindet für jede Richtung welche durch den Aus-
gangspunkt gehend in die doppelte Ebene fällt.
Eine andere geometrische Construction des zweiten DiflFerential-
quotienten einer Function dreier Veränderlichen nach einer beliebigen
Richtung erhält man, wenn derselbe direct als Pahrstrahl q einer
Fläche dargestellt wird. Setzt jnan nämlich
so erhält man bei passender Wahl der Axen als Gleichung dieser
Fläche
(x^ -f r^ + z^)3 = (^0 x^ + B,Y^ + Co zy
M. Allä. 313
dieselbe Gleichung, durch welche Plücker die Hauptparameter der
linearen Complexe einer dreigliedrigen Gruppe dargestellt hat.
Zum Schlüsse wird die Bedeutung der Singularitäten der Niveau-
flächen berührt.
Graz. • M. Alle.
M. AUä: Zur Theorie des Gauss'sohen Exümmiingsniasses. (Sitzb.
d. kais. Acad! d. W. in Wien. B. LXXIV. 5Wheft 1876.)
Wenn für einen Punkt einer Oberfläche die Indicatrix eine
Ellipse ist^ so kann das Krümmungsmass für diesen Punkt durch
die Fläche dieser Ellipse und durch die Fläche der Indicatrix einer
Kugel vom Halbmesser 1, welche die Oberfläche in dem betrachteten
Punkte berührt, ausgedrückt werden.
Bezeichnet man nämlich das Krümmungsmass mit h und die
beiden der Oberfläche und der Kugel im Berührungspunkte ent-
sprechenden Indicatrix -Flächen oder ihre Projectionen auf die XY-
Ebene bezüglich mit E und K, so ist
Für eine dreifache ebene Mannigfaltigkeit existirt ein geometrisches
Gebilde welches vollständig die Stelle der auf die XF- Ebene proji-
cirten Indicatrix spielt.
Es ist dies^eine centrische Fläche 2. Ordnung, und wenn man
in dem Falle als dieselbe ein Ellipsoid ist, das Voluipen desselben
wieder mit E und das Volumen jenes EUipsoides, welches an die
Stelle der früheren Kugel- Indicatrix -Projection tritt, mit K be-
zeichnet, so wird für eine solche dreifache ebene Mannigfaltigkeit
das Krümmungsmass wieder durch 1) ausgedrückt, oder wenn man
die beiden Volumina durch dreifache Integrale darstellt, so erscheint
die Quadratwurzel aus dem Krünimungsmasse in diesem Falle als
das Verhältniss zweier dreifachen Integrale. Ebenso kann das
Krümmungsmass einer n fachen ebenen Mannigfaltigkeit, welche durch
die Gleichung u=f {x^'x^^'Xn) aus einer n -f- Ifachen Mannig-
faltigkeit ausgeschieden wird für den Fall als die aus den partiellen
Derivirten der zweiten Ordnung von f gebildete quadratische Form
durch eine Summe positiver Quadrate darstellbar ist durch das Ver-
314 M. Allä.
hältniss zweier w fachen Integrale ausgedrückt werden und ergibt
sich dabei diejenige Gleichung, welche die Verallgemeinerung des
BegriflFes der Hauptkrümmungen enthält.
Graz. . M. Alle.
M. Allä: Ueber die Bewegnngsgleiehungen eines Systems von
Punkten. (Sitzb. d. kais. Acad. d. W. in Wien. Bd. LXXIII.
Januarheft 1876.)
Unter der Voraussetzung, dass die Kräftefunction von den
Coordinaten der bewegten Punkte und der expliciten Zeit abhängt,
dagegen die Componenten der Geschwindigkeiten nicht enthält,
können die Bewegungsgleichungen eines Systems von Punkten auf
eine Form gebracht werden, welche in dem einfachsten Falle eines
einzigen Punktes mit einer Kräftefunction die nur die Coordinaten
enthält, mit der von Lame in seinen „Le§ons sur les coordonnes
curvilignes" (1859 pag. 168) angegebenen Form zusammenfallt
Den Ausgangspunkt für die Ableitung bildet die Lagrange'sche
Form der Bewegungsgleichungen und wenn die allgemeinen Coordi-
naten, welche die Lage des Systems bestimmen mit q^ bezeichnet
dT
werden, T die lebendige Kraft vorstellt, j)^ = "^7^ gesetzt wird,
wenn dann die q\ ==^ -jr- als Functionen der q. sowohl als der
^ % dt ^»
expliciten Zeit aufgefasst werden und das Integral der Lagrange' sehen
Gleichungen, welches an die Stelle des Prihcips der lebendigen Kraft
tritt durch
1) ■ T-V='m
dargestellt wird, wo V die Kräftefunction und
2) * - -/l? *
so werden die Bewegungsgleichungen
3) 4?L + |^=^(i^__fA,'..
^ dt ' d<ii ^ \dq. dqj ^ J
J -^
Sie werden erfüllt durch die beiden Systeme von Gleichungen
.V _ d(p_ ^ _^®_
^^ ^i ~ dq. dt ~ ^^i'
M. ÄLLi. — G. BiAsi. 315
wo q) eine zu bestimmende Function der q. und von t ist, för welche
man aus 4) die bekannte partielle Differentialgleichung findet, von*
welcher Hamilton die Lösung mechanischer Probleme gemacht hat,
und die Gleichungen 4) werden durch einige Transformationen in
die bekannte canonische Form der Bewegungsgleichungen übergeführt.
Die Einführung gewöhnlicher krummliniger Coordinaten zeigt
dann die Bedeutung des ersten Systemes der Gleichungen 4).
Wählt man nämlich statt der Coordinaten q. krummlinige Coor-
dinaten von der Art, dass jeder Punkt des Raumes als Durchschnitt
dreier Flächen
dargestellt wird, so sind die Grössen
Bqq dQi dQi dQs ^Qi ^Qi
proportional der Drehungsgeschwindigkeiten um die Normalen der
3 Flächen im Durchschnittspunkte, daher das 1. System der Glei-
chungen 4) ausdrückt, dass der betrachteten Bewegung ein Geschwin-
digkeitspotenzial zukomme.
Graz. M. Alle.
G. Biasi: II calcolo siille inoognite delle equazioni algebriche
— Studi analitici — . 84 pag. in 8® (Verona, H. F. Münster 1876).
L'impossibilitä di risolvere algebricamente le equazioni di grado
superiore al quarto da una parte, e la possibilitä di determinare con
ogni approssimazione le radici di una equazione a coefficienti
numerici dalF altra, mi condussero a studiare la teoria delle equa-
zioni algebriche sotto un altro punto di vista.
Considerando le radici delle equazioni come risultati di operazioni
numeriche, le incognite delle equazioni stesse possono essere trattate
come funzioni semplici dei coefficienti; le quaü, espresse con sim-
boli adatti, possono sostituire le espressioni generali, che si cercano
coUa risoluzione algebrica, ove su quelle funzioni si possano eseguire
i calcoli, che si sogliono eflfettuare suUe funzioni algebriche. La
risoluzione delle equazioni puö dunque essere sostituita dal seguente
problema : stabilire le regole per il calcolo delle incognite considerate
come funzioni semplici dei coefficienti.
316 ö. BiAsi.
II problema, nella sua massima generalita, cousisterebbe nel
determinare i coefficienti deir equazione:
essendo ^ una funzione algebrica qualunque delle incognite x^y iCg^ . . . .
di date equazioni algebriche:
/i(a;i) = 0, f,(.x,)^0,
Le trasformazioni, che hanno per iscopo di eseguire sopra l'incognita
d'una ' equazioni una determinata operazione^ ne sono un caso
particolare.
Limitando il problema generale ai casi fondamentali:
+ 1
le note relazioni fra i coefficienti d'una equazione e le somme delle
potenze simrli d^le sue radici ofiErono un mezzo elementare di
risolvere il problema stesso. Se non che la complicazione eccessiva
dei calcoli rende un tal metodo inopportuno nei casi particolari, e
inadatto a stabilire la forma generale deir equazione che da il
risultato deir operazione.
Un metodo piü semplice per la formazione dell' equazione che
da la diflferenza delle incognite di due equazioni proposte (onde si
ottiene anche l'equazione per la somma) si ha coir uso del risultante
delle due equazioni e deir operazione diflferenziale :
dove a, b, . . . , l denotano le radici di una delle equazione proposte.
Un' altra forma generale della stessa equazione avrebbe i coefficienti
della forma:
2
dove il simbolo ö/'SJ;;; indica una funzione simmetrica delle radici
facilmente esprimibile per mezzo dei coefficienti. Quest ultima forma
presenta il vantaggio di poter determinare nel modo piü completo
il numero delle radici comuni alle due equazioni, distinguendo tutti
i gruppi di radici eguali.
I diflferenti termini del risultante, aggruppati secondo i loro
gradi rispetto alle radici, oflFrono invece i coefficienti della equazione,
che da il quoziente delle incognite. Anche quessa equazione ci
somministra dei criteri pei* riconoscere Tesistenza di radici comuni
alle due equazioni; i quali se danno una soluzione del problema
G. BiAsi. 317
meiro completa di quella fornitaci dair equazione precedente ed
hanno lo svantaggio di cotitenere dei fattori superflui^ sono per 5 di
piü facile applicazione.
Nel caso particolare delle equazioni binomie, denotando con ä
e con M rispettivamente il massimo divisore e il minimo multipla
comuni ai numeri m e fi,si trova facilmente che la somma yÄ + }/B
h una radice d"'^, il cui radicando dipende da un' equazione di grado
M, e che il prodotto yÄ . yB ha M valori distinti ripetuti 6 volte.
Applicando i principi precedentemente esposti alla risoluzione
• algebrica delle equazioni, ottenni per Tincognita deir equazione di
secondo grado le forme:
x^ä + yb, x^iVÄ+YBy,
e per quella della cubica, la forma:
dove Ä dipende dai coefficienti per mezzo d'una equazione lineare
e By C sono le due radici d'una equazione quadratica. L'equazione
di quarto grado, per mezzo della sostituzione z ^= a? - — ^x^ ha una
risoluzione della forma:
z = A + B,
dove Ä e B sono le incognite di due equazioni di secondo grado.
Se poi Tequazione del quarto grado manca del secondo e del quarto
termine, la sua incognita si puö determinare direttamente nella
forma:
a? = y J[ + yb.
II continuo uso delle funzioni simmetriche rendeva necessaria
qualche semplificazione nella teoria delle funzioni stesse, e piü di
tutto importava evitare, quanto fosse possibile, la rappresentazione
delle funzioni simmetriche delle radici per mezzo dei coefficienti.
A tale scopo adottai, per le funzioni 'simmetriche della forma
^ a^J'*. ..., la notazione:
nella quäle j), r, ^, .... indicano gli esponenti, e ä, (>, r,... sono
indici che esprimono quante volte il relativo esponente sia ripetuto.
Con questa notazione si ha:
Bepertorinm für rcino und angewandte Mathematik. 22
L
318 Cr. BiAsi. — R. Enoelmann.
dove, potendosi trovare degli esponenti eguali o nuUi, ries(9ono
necessarie le riduzioni:
ppt... __. /'^ + 9\ « p '•••
opr... __ /m — n — Q ^ 5^** ••
essendo m ii gradp delF equazione, e denotando in generale con
Ä(Ä; — 1) .... (A; — i + 1)
I 11 iiuiiicru uji^urutu
©
5 ) il numero figurato 123
La suesposta notazione per le funzioni simmetriclie mi condusse
ad una forma generale della trasformata di Tschirnhaus. Infatti sia
f{x) == Tequazione proposta del grado m ed
rincognita della trasformata; allora indicando con ^^ Tespressione:
n,<
^^ p r nq .. ,'
n, %
dove il segno sommatorio s'estenda a tutti i termini che si possono
ottenere dando a jp, r, . . . i valori della serie 0, 1, 2, .... w, sotto
la condizione jr +?+••••= ^; la trasformata di Tschirnhaus
diviene:
L'ultimo termine ^^ h il risultante delle due equazioni f{x) =
n, m
y = o.
Verona. G. Biasi.
B,. Engelmann: Abhandlungen von F. "W. Bessel. Herausgegeben
von Dr. Rud. Engelmann. — Zweiter Band: III. Theorie der
Instrumente. IV. Stellarastronomie, V. Mathematik. — Mit 2 Tafeln
nnd verschiedenen Holzschnitten. Leipzig. W. Engelmann 1876.
(Erster Band besprochen in dieser Zeitsch. LS. 128.)
In keinem Theil astronomischer Forschung hat Bessel in
schöpferischer Weise Grösseres geleistet, als in der Stellarastrononiic
und der ihr zu Grunde liegenden Them^ic der Instrumente] hier trafen
alle Anlagen und Neigungen zusammen, um mittelst neuer oder
R. Enoelmann. 310
wesentlich verbesserter älterer Messaparate, ausgehend von sorg-
fältiger Beobachtung und deren strenger Kritik^ und durch An-
wendung zum Theil eigenthümlicher Methoden der Reduction und
Rechnung, epochemachende Resultate zu gewinnen. Zum ersten
Mal betonte Bessel die Nothwendigkeit das Instrument, wie es
vom Künstler dem Astronomen überliefert wird, als etwas Unvoll-
kommenes, Unfertiges anzusehen, welches erst in der Hand und
durch die Prüfung des aufmerksamen Beobachters zu dem wird und
das leistet, was es leisten soll und kann. Frühere hatten das astro-
nomische Instrument nur als Mittel zum Zweck betrachtet; eine
Untersuchung des Mittels, wodurch das vorgesetzte Ziel erreicht
werden sollte, erschien überflüssig; Bessel erst' behauptete und be-
wies durch die That, dass eine astronomische Beobachtung erst
dann einen Werth erhält, wenn der Astronom denkend beobachtet,
wenn er weiss, was beobachtet werden soll und welches die Beobach-
tungsmittel sind; wenn er sein Instrument so zu sagen geistig für
eine Grösse gleicher Ordnung wie das zu beobachtende Object hält;
es als ein Individuum betrachtet, dessen Eigenthümlichkeiten, Vor-
züge und Mängel untersucht und erst erkannt und geprüft sein
müssen, ehe die Beobachtung eine wahrhaft zuverlässige und brauch-
bare wird. — Ergibt sich diese Auffassung der astronomischen
Beobachtung schon aus der Art und Weise, wie Bessel im Beginn
seiner praktisch-astronomischen Thätigkeit ältere und kleinere In-
strumente behandelt, z. B. Sextanten, Mauerkreis, Kreismikrometer und .
später den Prismenkreis (vgl. die Abb. 52—58 und 72), ,so tritt sie
noch deutlicher hervor, als nach Berufung nach Königsberg und
Einrichtung der neu erbauten Sternwarte (1813) anfangs im DoUond'-
schen Mittagsfernrohr und Cary'schen Kreis, später (1820) im
Reichenbach'schen und seit 1842 besonders in dem neuen Repsold'-
schen Meridiankreis stetig sich verfeinernde Hilfsmittel in seine
Hand kamen. Mit jedem neuen und besseren Instrument* wächst
wie die Lust so auch die Fähigkeit und Kraft, stets Vollkommeneres
zu erreichen, jeden Apparat nach seiner mathematischen Idee wie
individuellen Beschaffenheit immer gründlicher 'kennen zu lernen
und vollständiger zu benutzen. Noch die letzte Arbeit über den
Einfluss der Schwere auf die Gestalt eines vertikalen Kreises (Abh. 76),
die speciell durch das Studium des Repsold'schen Kreises hervor-
gerufen ward, legt Zeugniss dafür ab, wie er besonders das Meri-
dianinstrument (in den Abh. 59 — 65) in allen seinen Theilen und
mit den dazu gehörigen Hilfsapparaten (Uhren, Abh. 66 und 67)
22*
320 R. Engelmann.
ZU höchster Leistungsfähigkeit auszubilden bestrebt war. — Wie
von den feststehenden Meridianinstrumenten, so gilt dies auch von
dem beweglichen Aequatoreal und vor allem von dem complicirtesten
mikrometrischen Apparat, dem Heliometer. Die Darstellung der
Theorie eines mit einem Heliometer versehenen Aequatorealinstru-
ments (Abh. 70), wie die Besondere Untersuchung des Königsberger
Heliometers (Abh. 71) — noch von Fraunhofer 1824 begonnen
und zum Theil unter Benutzung BesseTscher Ideen. 1829 vollendet
— sind für Jahrzehnte Ausgangspunkt und Grundlage der meisten
ähnliehen Arbeiten gewesen und sind es in vieler Hinsicht auch
noch jetzt.
Bildete für Bessel das Instrument an und für sich immer
einen Gegenstand höchsten Interesses, so vergass er doch nie, dass
es nur das Mittel zur Erlangung astronomischer Resultate sei; im
Grunde nur das Ttfaterial abgebe, um das^ Gebäude sicher und har-
monisch daraus zu erbauen. Wenn aber BesseVs Arbeiten beson-
ders im Gebiete der Stellar astronomie die Fundamente geliefert
haben, auf denen spätere Zeiten weiter bauten, so ist der Grund
dazu nicht am wenigsten in der Meisterschaft zu suchen, mit
welcher er das Instrument selbst theoretisch beherrschte und prak-
tisch benutzte. Der Zusammenhang zwischen der Untersuchung der
astronomischen Instrumente und den aus dieser Untersuchung abge-
leiteten Resultaten ist überall ein so enger, dass man vom Helio-
meter z. B. nicht sprechen kann, ohne an die Parallaxe von 61 Cygni
oder an die Untersuchungen über p Ophiuchi; von den beiden
Meridiankreisen nicht, ohne an die Arbeiten über die Fundamental-
sterne oder die veränderlichen Eigenbewegungen zu denken. —
Mit — freilich fruchtlosen — Untersuchungen über FixsternparaJl-
axen hatte sich Bessel schon zur Zeit seines Lilienthäler Aufent-
halts beschäftigt (vgl. Abh. 77 — 79). Besonders war es der durch
starke "Eigenbewegung ausgezeichnete Doppelstern 61 Cygni, der
ihn anzog und dessen Oerter und Abstände von benachbarten Sternen
er zu verschiedenen Zeiten bestimmte (Abh. 80 — 82); aber ein
Erfolg für die Ermittelung seiner Entfernung zeigte sich erst, als
er das Heliometer zur mikrometrischen Vergleichung benutzen konnte.
Das Endresultat, dessen Ableitung die Abh. 83 und 84 mit allem
nöthigen Zahlendetail enthalten, eine Parallaxe von 0".348 oder
eine Entfernung von 592000 Erdbahnhalbmessern, war zum ersten
Male eine Zahl, welche das ihr zugebrachte Vertrauen durchaus
verdiente; wenn schon neuere Untersuchungen sie um etwa 0'M6
R. Engelmann. '321
vergrössert, die Entfernung also dem entsprechend verkleinert haben.
— Die Meridianinstrumente der Königsberger Sternwarte dienten
für Jahrzehnte dem von Bessel gesetzten Hauptzwecke, der Ab-
leitung möglichst genauer Positionen einer verhältnissmässig nur
geringen Zahl von (36) Fundamentalstemen, als . Grundlage aller
weiteren Beobachtungen und aus Beobachtungen gezogenen Schlüsse
im Fixstern- wie im Sonnensysteme. Zweimal, für 1815 und 1825,
bestimmte er die Rectascensionen ; öfter noch, für 1815, 1820 und
1840 (letztere Beobachtungen von Prof. E. Luther berechnet), die
Declinationen dieser Sterne (Abh. 86 — 91). — Diese Bestimmungen
bilden auch einen Theil der Grundlagen zu der umfangreichsten und
zeitraubendsten von Bessel unternommenen Arbeit, zu seinen
Zonenbeobachtungen. Von August 1821 bis Januar 1833 hat er,
unterstützt von Argelander und Busch, in 536 Sitzungen 75011
Beobachtungen der Sterne bis zur 9. Grösse gemacht, dieselben
reducirt und veröffentlicht (in den Königsberger Beobachtungen,
7 — 17. Abtheilung); ein glänzender Beweis ausserordentlicher Energie
und unermüdlichen Fleisses. In engstem Zusammenhang damit stehen
die von der Berliner Akademie nach BesseFs Plan seit 1828 heraus-
gegebenen, die Zone von — 15 bis + 15^ der Declination umfassen-
den Himmelskarten, die, von verschiedenen Astronomen bearbeitet,
allerdings erst lange nach BesseTs Tode (1859) vollendet wurden.
Ueber diese beiden Unternehmen, ihr Entstehen, Art der Bearbei-
tung, Fortschritt und Abschluss (für die Zonen) berichten die Abh.
92 — 99. — Der Besitz des Heliometers veranlasste 1830 und 31 dTe
genauen Messungen einer Anzahl von (37) Doppelsternen, deren
Vergleichung mit den nahe gleichzeitig von Struve am Fadenmikro-
meter des Dorpater Refractor erhaltenen die Thatsache ergab, dass
die Königsberger Distanzen fast ohne Ausnahme erheblich grösser
als die Dorpater gemessen wurden, während die Positionswinkel im
Allgemeinen übereinstimmten (s. Abh. 101 und 102). Diese eigen-
thümüche seither noch oft beobachtete Erscheinung verfolgte Bessel
noch weiter in dem Doppelstern p Ophiuchi (Abh. 103); während
Struve auch durch Messung an künstlichen Doppelsternen die Sich-
tigkeit der von ihm gemessenen Distanzen zu beweisen suchte,
schloss Bessel seine eigenen Untersuchungen in der Üeberzeugung,
dass seine Messungen als frei von constanten Fehlern zu betrachten
seien. — Die Verbindung heliometrischer Vergleichungen schwächerer
mit häufig am Meridiankreis beobachteten helleren Sternen ergab
ferner (1840) ein sehr genaues Verzeichniss von 53 Sternen der
322 U. Engblmann.
Plejaden- Gruppe, welches für viele praktische Zwecke auch heute
noch von grösstem Werthe ist. Der betreffenden Abhandlung 104
hat der Herausgeber zu grösserer Brauchbarkeit eine Karte hinzu-
gefügt, welche (zum Theil nach eigenen Beobachtungen) die meisten
Sterne bis zur 11. Grösse in dieser Gegend enthält. — Die letzte
Abhandlung endlich aus dem Gebiete der Stellarastronomie (105)
legt die epochemachenden Untersuchungen ausführlich dar, welche
ß es sei über die Veränderlichkeit der Eigenbewegungen der Fix-
sterne, speciell des Procyon und Sirius anstellte und die ihn be-
kanntlich zu der Ueberzeugung und dem Nachweis führten, dass
die beobachteten Abweichungen nur durch Annahme relativ naher
und dunkler Massen zu erklären seien, die mit den genannten hellen
Sternen in physischem Connex ständen.
Die Arbeiten aus der reinen Mathematik, welche die letzte
Abtheilung des 2, Bandes enthält, und zu denen Bessel mit wenigen
Ausnahmen bei Behandlung astronomischer Probleme geführt wurde,
können hier nur kurz erwähnt werden. Obschon die Natur und
Leistun'gen BesseVs nicht wesentlich charakterisirend, haben manche
von ihnen doch, eine selbständige, nach Inhalt wie Methode werth-
volle Bedeutung erlangt. Hauptsächlich sind es die auf die Inte-
grallogarithmen (BesseTsche Functionen) bezüglichen Arbeiten
(Abh. 106—108); zum Theil auch die Abhandlung über die Zahlen-
fakultäten (109), sowie die sich mit der Entwickelung von Functionen
zweier Winkel beschäftigenden (117 und 121), welche zu ähnlichen
Untersuchungen von mathematischer Seite auch später anregten. —
Die, gleichfalls umfangreicheren, Arbeiten über die Bestimmung des
Gesetzes einer periodischen Erscheinung (118) und über die Wahr-
scheinlichkeit der Beobachtungsfehler (119) sind zwar nach Form
und Methode mathematischer Natur, Bessel wurde zu ihnen aber
doch durch wesentlich astronomische Probleme veranlasst. — Einige
kleinere geometrische Aufsätze (110, 114—116) finden sich als
gelegentliche Mittheilungen in Briefen an 01b ers, zwei andere
(113 und 114) behandeln die Pothenot'sche Aufgabe.
Leipzig. R. Engelmann.
F. Klein. 323
F. Klein: Ueber lineare Differentialgleichungen. (Erlanger Bericht
vom 26. Juni 1876. — Abgedruckt in den Mathem. Annalen XI.
S. 115—118.)
Bekanntlich hat in einer Abhandlung*) in Borchardt's Journal
Bd. 81^ Hr. Fuchs -die Aufgabe, bei einer vorgelegten linearen
DiflFerentialgleichung zweiter Ordnung mit rationalen Coefficienten
zu entscheiden, ob sie durchaus algebraische Integrale besitzt, da-
durch auf eine Zahl immer durchführbarer Versuche zurückgebracht,
dass er folgendes Theorem bewies: Sind y^, y^ zwei unabhängige
Integrale der von ihrem zweiten Gliede befreiten Differentialgleichung^ so
gibt es gewisse ganze binäre Formen fdfi, yg), welche gleich sind Wur-
zeln aus rationalen Functionen der unabhängigen Veränderlichen, Die
Zahl dieser „Primformen'* erweist sich nämlich, sofern man in
jedem Falle nur die niederste beibehält, als endlich.
Ich bemerkte nun sofort, als ich diesen Sommer zum Studium
der genannten Fuchs'schen Arbeit veranlasst wurde, dass diese
Primformen keine anderen sind als eben die „binären Formen mit
linearen Transformationen in sich", welche ich im neunten Bande
der Mathematischen Annalen behandelt habe (vergl. das Referat
im ersten Hefte dieses Repertoriums) und deren Beziehung zu den ,
linearen Differentialgleichungen mit algebraischen Integralen durch
das Ineinandergreifen meiner Arbeit mit den Untersuchungen von
Schwarz über die hypergeometrische Reihe (Borchardt's Journal
Bd. 75) bereits angezeigt war. Hieraus ergab sich mir das Re-
sultat, dass die Liste der Primformen niedersten Grades, wie sie
Fuchs angibt (p. 126 seiner Arbeit), noch zu reduciren ist**); es
gelang mir aber namentlich auch, fast ohne Rechnung, die betr.
Differentialgleichungen unrklich zu bilden und ihre Integrale anzu-
schreiben.
Handelt es sich nun darum, bei einer vorgelegten DiflFerential-
gleichung zu untersuchen, ob sie durchaus algebraische Integrale
*) Ueber diejenigen Differentialgleichungen zweiter Ordnung, welche alge-
braische Integrale besitzen, und eine neue Anwendung der Invariantentheorie.
— Vergl. auch das Referat im ersten Hefte dieses Repertoriums.
**) Das Gleiche behaupten Camille Jordan (Comptes Rendus 13. März
1876) und Pepin (Ebenda, 5. Juni 1876). Aber ihre Angaben sind nicht
richtig, was hinsichtlich der Behauptungen von Pepin bereits Fuchs gezeigt
hat (Comptes Rendus, 26. Juni, 3. Juli 1876). Nach C. Jordan würde der
auf das Ik98aeder bezügliche Fall keine selbständige Bedeutung haben.
324 F. Klein. — E. Edlünd.
besitzt, so bietet sich die Methode der directen Coefjßcientenvergleiehung.
Aber ich bin auf eine Darlegung dieser Methode noch nicht ein-
gegangen; ich kann für's Erste nur aussprechen, dass sie in jedem
Falle vermöge einer endlichen Anzahl ausführbarer Operationen
zum Ziele fuhrt.
München. F. Klejn.
E. Edlund: Ud^er die Abhängigkeit der oontacteleotromotorisolieii
Kraft von der Temperatur. (Fogg. Ann. B. 169. S. 448.)
Wir werden uns vorstellen, dass zwei verschiedene Leiter ]H
und N mit einander in Berührung seien, und dass M auf ein.
elektrisches Molekül m eine grössere Anziehung als N ausübe. Hier
mag im Vorbeigehen bemerkt werden, dass die Anziehung, welche,
ein Körper auf ein in seiner unmittelbaren Nähe belegenes elek-
trisches Molekül ausübt, nicht nur von der Beschaffenheit der Moleküle
des Körpers, sondern auch von deren gegenseitiger Lage und Ent-
fernung abhängen muss. Wir wollen nun annehmen, dass das
Molekül m auf derselben Seite der Contactfläche wie N und in der
Entfernung r von derselben Fläche gelegen sei, und dass r nicht
grösser sei als die Entfernung, in welcher die molekularen Kräfte
wirken können. Es ist dann einleuchtend, dass die Anziehungskraft,
welche das Molekül m nach der Berührungsfläche zu führen sucht,
wächst, wenn die Entfernung von dieser Fläche abnimmt; die Kraft
erreicht ihr Maximum, wenn m sich auf der Berührungsfläche selbst
befindet, nimmt aber wieder ab, sobald m davon entfernt wird und
in M eindringt. Schliesslich wird die Kraft unmerklich, wenn das
Molekül m so weit in M eingedrungen ist, dass die Entfernung
von der Contactfläche die Grösse des Wirkungsradius der molekularen
Anziehungskräfte erreicht. Uebrigens muss das Gesetz, nach wel-
chem die Anziehung zunimmt, wenn m sich in N befindet und sich
der Berührungsfläche nähert, dem Gesetz gleich sein, nach welchem
die Anziehung abnimmt, wenn m sich in M befindet und sich von
der genannten Fläche entfernt. Die Anziehung, die das Molekül
m der Berührungsfläche zu nähern strebt, kann dann mit — aus-
gedrückt werden, worin n die Potenz bezeichnet, nach welcher die
Anziehung abnimmt, wenn die Entfernung grösser wird, und a
eine Constante ist. Wenn das Molekül m in der Entfernung r — q
E. EdluxVd. 325
von der Berührungsfläche belegen wäre, so würde die Anziehung
mit -, und in der Entfernung r -\- q mit ausgedrückt
(r — of (r + q)
werden. Wenn wir uns nun vorstellen, dass das Molekül m während
der Zeit t^ in der Entfernung r — q und daiiach während eben so
langer Zeit in der Entfernung r -\- q sich befände, so würde die
mittlere Anziehung während der Zeit 2^q gleich sein
t
wo höhere Potenzen von q zu vernachlässigen sind, weil angenom-
men wird, dass q ausserordentlich klein ist. Maa erhält also
hieraus, dass die mittlere Anziehung, die das Molekül m der Be-
rührungsfläche zu nähern sucht, wenn dasselbe Molekül währeüd
der einen Hälfte der Zeit sich in der Entfernung r — q und während
der andern Hälfte in der Entfernung r -{- q belegen wäre, grösser
ist als wenn dasselbe sich während der ganzen Zeit in der Ent-
fernung r befände. Wenn nun das Molekül m in der Zeit 2^^ um
seine ursprüngliche Gleichgewichtslage eine geschlossene Bahn be-
schreibt, welche von einer Ebene, die durch die Gleichgewichtslage
des Moleküls geht und mit der Berührungsfläche zwischen M und
N parallel ist, in zwei gleiche Hälften geschnitten wird, so ist die
Veränderung der Entfernung von der Berührungsfläche oder q eine
Function der Zeit t, und für entsprechende Punkte in jeder Hälfte
der Bahn gleich gross, obgleich mit entgegengesetzten Zeichen.
Der Zuwachs der mittleren Anziehung', welche in Folge der Bewe-
gung des Moleküls um seine Gleichgewichtslage entsteht, kann
dann durch
2«^
ausgedrückt werden.
Wenn das Molekül m in derselben Zeit 2^q um die Gleich-
gewichtslage eine mit der vorigen gleichförmige Bahn beschreibt, doch
mit einer tangentialen Geschwindigkeit, die in jedem Punkt p Mal
grösser als vorher ist, so ist die Entfernung von der Gleichgewichts-
lage in jedem Punkt auch p Mal grösser als in dem entsprechenden
Punkt der vorigen Bahn; aber die Veränderungen in den Entfer-
nungen des Moleküls von der Berührungsfläche werden dann auch
2^ Mal grösser als vorher und können deshalb durch pQ ausgedrückt*
werden. Der Zuwachs der mittleren Anziehung, der durch die Be-
326 E. Edlund.
^ «/ß'ä'.
wegung des Moleküls um seine Gleichgewichtslage entstellt, wird
folglich in diesem Falle ^ i
n{n + 1)
Die ganze Anziehung A, welche das Molekül m erfahrt, während
es in derselben gegebenen Zeit gleichförmige Bahnen mit verschie-
dener Geschwindigkeit um seine Geschwindigkeitslage beschreibt, kann
also, wenn C eine Constante bezeichnet, durch
r» y * r^ J
ausgedrückt werden.
Was hier angeführt worden ist, kann natürlich auf jedes
beliebige Molekül, das sich der Berührungsfläche nahe genug be-
findet, angewandt werden.
Wir nehmen nun an, dass das elektrische Fluidum aus dem
Lichtäther besteht und dass die Wärme eines Körpers, wenigstens
zu einem gegebenen Theile, durch die Schwingungen der Aether-
moleküle um ihre Gleichgewichtslagen verursacht wird.*) Die
Wärmemenge, welche der Körper enthält, wird dann durch die
Summe der lebendigen Kraft der Moleküle bestimmt, und seine Tem-
peratur ^ von dem absoluten Nullpunkt an gerechnet, kann als dieser
Summe proportional betrachtet werden; denn die Abweichung, die
hiervon stattfinden kann, wirkt nicht auf das erzielte Resultat ein.
Wenn der Körper bei gewöhnlicher Temperatur eine unbedeutende
Erhöhung seines Wärmegrades erhält, z. B. von 16 bis 20 Graden,
so hat man keine physikalischen Gründe für die Annahme, dass
die Schwingungszeit der Moleküle dadurch merkbar verändert wird-
Dagegen sind die Amplituden der Moleküle durch die kleine Tem-
peraturerhöhung vergrössert worden, während die Bahn übrigens
mit der bei der niedrigen Temperatur gleichförmig verbleibt. Die
Schwingungsbahnen der Aethermoleküle erfüllen auch die gestellte
Bedingung, dass sie von einer Ebene, die durch die Gleichgewichts-
lage der Moleküle geht, und mit der Berührungsfläche zwischen M
*) Die Wärme, welche ein Körper besitzt, wird ohne Zweifel zum Theil
auch von den Schwingungen der eigenen Moleküle des Körpers verursacht.
Die Veränderung der Anziehung, welche durch die Vennehrung der lebendigen
, Kraft der materiellen Moleküle entsteht, braucht man, wenn von einem
thermoelektrischen Ringe die Rede ist, doch nicht in Betracht zu ziehen, weil
die Wirkung dieser Veränderung für den ganzen Ring gleich Null wird.
E. Edlund. 327
und N parallel ist, in zwei gleiche Hälften getheilt werden. Ist
dagegen der Temperaturzuschuss gross, so zeigt die Erfahrung, dass
nicht nur die Schwingungszeit der Moleküle abnimmt, sondern auch,
dass die Moleküle des Körpers ihre Lage verändern und sich von
einander entfernen. Man kann also nur für kleine Temperatur-
zuschüsse die obenstehende Schlussfolge zur Berechnung der An-
ziehungsveränderung anwenden. Es ergiebt sich von selbst, dass p^
der lebendigen Kraft der Aethermoleküle proportional ist, und dass
also, wenn T die absolute Temperatur des Körpers bezeichnet,
mau^)^ = fT schreiben kann, wo f eine Constante bedeutet. Wenn
Aq die Grösse der Anziehung bei der Temperatur T^, und A^ bei
der etwas höheren Temperatur T^ ist, so erhält man also:
^1 - A = -D« (^1 - ^o)5
wo D eine neue Constante bezeichnet.
Wenn die Berührungsfläche bei gewöhnlicher Temperatur eine
kleine Erhöhung ihres . Wärmegrades erhält, so wachsen also die
Anziehungskräfte, welche das elektrische Fluidum zu dem Leiter, der
die stärkere Anziehung ausübt, zu führen suchen, und dieser Zu-
wachs der Anziehung muss dem Temperaturunterschiede, wenn dieser
nicht zu gross ist, annäherungsweise proportional sein.
Wir wollen uns nun denken, dass z. B. der Leiter M in zwei
Theile M^ und M^^ getheilt sei, von welchem M^ eine höhere Tem-
peratur als Jiji habe, doch so, dass dieser Temperaturüberschuss
so gering ist, dass die materiellen Moleküle im Theile M^ deshalb
ihre gegenseitigen Lagen und Entfernungen nicht merkbar verän-
dern. Die in der vorhergehenden Formel eingehende Constante a
ist also in diesem Falle gleich Null, und folglich erhält man für
die Berührung zwischen dem wärmeren und dem kälteren Theile
von ilf, dass A^ — -^o = 0- Hierbei kann allerdings bemerkt wer-
den, dass der Theil M^ sich von If^ darin unterscheidet, dass
die eigenen Moleküle des ersteren in stärkeren Schwingungen als
die des letzteren begriffen sind; aber dieser Umstand braucht nicht
in Betracht genommen zu werden, weil, wie oben schon bemerkt
worden, die Wirkung hiervon für einen gamen Ring gleich Null
wird. Ist der Temperaturüberschuss, welchen M-^ besitzt, gering,
so verhalten sich also Jf^ und M^^ hinsichtlich ihrer Anziehung
gegen ein elektrisches Molekül nicht als zwei verschiedene Metalle.
Die verschiedene Temperaturvertheilung in einem und demselben
Leiter vermag folglich nicht die elektrische Flüssigkeit in Bewegung
zu setzen. Sollte dagegen M^ eine so bedeutend höhere Temperatur
• 328. . E. Edlünd.
als Mii Haben, dass dessen Moleküle dadurch ihre Gleichgewichts-
lagen und gegenseitigen Entfernungen merkbar verändern, so kann
das Verhältniss sich anders gestalten. Es kann dann geschehen,
dass die Anziehung, welche M^ auf ein in der Nähe der Berührungs-
fläche gdegenes elektrisches Molekül ausübt, nicht mehr eben so
gross ist wie die Anziehung, welche von M^i ausgeht, und dass also
der Theil M^ hinsichtlich seiner Anziehung gegen ein elektrisches
Molekül gewissermassen sich so verhält, als wäre er von einem an-
dern Sto^e als ilfii.
Jn ejnem aus zwei verschiedenen Metallen M und N bestehen-
den Rii%e, dessen eine Löthstelle eine unbedeutend höhere Tem-
peratur als die andere besitzt, muss also ein elektrischer Strom
entstehen, dessen Stärke dem Temperaturunterschiede annäherungs-
weise proportional ist; welches Resultat bekanntlich mit der Er-
fahrung ^übereinstimmt.
Wenn die eine Löthstelle eine bedeut^d höhere Temperatur
als die andere erhält, so wird die lebendige Kraft der Aethermole-
küle, die sich an der Löthstelle befinden, im Verhältniss dazu ver-
grössert. Dies kann nun dadurch geschehen, dass die Schwingungs-
zeit abnimint, während die Amplituden entweder sich vergrössern,
unverändert beibehalten oder sogar kleiner als vorher werden. Wenn
das letztgenannte stattfindet, so wird die Wirkung der Anziehungs-
kraft, welche die elektrischen Moleküle von N nach M zu führen
sucht, bei der höheren Temperatur geringer als bei der niedrigen,
und in dem thermoelektrischen Ringe entsteht deshalb ein Strom,
der in entgegengesetzter Richtung gegen denjenigen Strom läuft,
welcher durch einen kleineren Temperaturunterschied zwischen den
beiden Löthstellen erzeugt wird. Hierin kann man die Ursache zu
der bekannten Veränderung der Stromesrichtung sehen, welche
mehrere Metallcombinationen bei grossem Temperaturunterschied
zwischen den Löthstellen zeigen.
Nimmt man also an, dass die elektrische Flüssigkeit aus dem
Lichtäther besteht, so kann es als bewiesen angesehen werden, dass
die contactelektromotorische Kraft sich mit der Temperatur ver-
ändern muss; ein Verhältniss, das von Le Roux (Annales de
chimie et de ph. (4) T. 10) auf experimentellem Wege schon dar-
gelegt worden ist.
Stockholm. E. Edlund.
R. Claüsiüs. . 329
Bi Claus ius: Ueber die Behandlung . der zwischen linearen
Strömen und Leitern stattfindenden ponderomotorischen und
electromotorischen Kräfte nach dem electrodynamischen
Grundgesetze. (Verhandlungen des naturhist. Vereins der preuss.
Rheinlande und Westfalens Bd. XXXIII, 1876.)
In dieser Abhandlung wird das in einer früheren Abhandlung,
über welche S. 287 berichtet wurde, abgeleitete electrodynamische
Grundgesetz dazu angewandt, die zwischen zwei linearen galvanischen
Strömen stattfindenden ponderomotorischen Kräfte und die von einem
linearen Stroijie auf einen linearen Leiter ausgeübte Inductions-
wirkung zu bestimmen.
Wenn Xee die ic-Componente der Kraft ist, welche ein zur
Zeit t im Punkte x, y, z befindliches bewegtes Electricitätstheilchen
e von einem anderen um die Strecke r von ihm entfernten, im
Punkte x\ y\ z' befindlichen bewegten Electricitätstheilchen e erleidet,
so gilt nach dem Grundgesetze die Gleichung:
d —
,^^ -y^ r r^ 7 /dx dx , d_ydy^ j^ dzdz\'^ , d /l dx\
^^) ^— """ä^ \J-~^\di~dt'^~di dt '^'di'dtjj ~^di\V~dt/
Dieses Gesetz unterscheidet sich von denjenigen, welche W.
Weber und Riemann aufgestellt haben, wesentlich dadurch, dass
seine Anwendbarkeit nicht, wie die der letzteren, an die Bedingung
gebunden ist, dass ein galvanischer Strom aus zwei gleich starken
nach entgegengesetzten Richtungen gehenden Strömen von positiver
und negativer Electrieität bestehe. Es ist ursprünglich ^unter der
Voraussetzung abgeleitet, dass nur die positive Electrieität ström/e,
und die negative in Ruhe bleibe, es kann aber auch dann ange-
wandt werden, wenn man für beide Electricitäten Bewegungen, und
zwar mit beliebigen Geschwindigkeiten, annimmt. Da nun in der
That, wenn man sich auch der von C. Neumann gemachten Voraus-
setzung anschliesst, dass die negative Electrieität fest an die pon-
derablen Atome gebunden sei, damit nicht für alle Leiter die Be-
wegung der negativen Electrieität ausgeschlossen ist, indem in den
electrolytischen Leitern, bei welchen die Electricitätsleitung durch
Bewegungen der Atome vermittelt wird, jedenfalls beide Electri-
citäten als bewegt angenommen werden müssen, so wird in der vor-
liegenden Abhandlung die allgemeinere Voraussetzung gemacht, dass
beide Electricitäten nach entgegengesetzten Richtungen strömen mit
Geschwindigkeiten, welche für den Leiter s mit c und c^ und für
330
R. Clausius.
den Leiter s' mit c' und c/ bezeichnet werden. Will man dann für
feste Leiter die negative Electricität als ruhend betrachten, so
braucht man nur c^ und q' gleich Null zu setzen.
Ferner wird angenommen, dass die beiden Leiter in Bewegung
und die Stromintensitäten i und i' in ihnen veränderlich sein können.
Unter diesen allgemeinen Voraussetzungen wird nun zunächst
die ponderomotorische Kraß abgeleitet, welche das Stromelement ds
von dem Stromelemeilte ds' erleidet. Es stellt sich dabei heraus,
dass diese Kraft davon, ob man beide Electricitäten oder nur Eine
als strömend annimmt, ferner davon, ob die Stromelemente in Ruhe
oder Bewegung sind, und ob die Stromintensitäten .in ihnen ,con-
stant oder veränderlich sind, unabhängig isi Bezeichnet man die
drei Componenten der Kraft mit ^dsds', ridsds' und ^dsds\ so
gelten für |, i^; S folgende schon früher gegebene Gleichungen,
worin (ss') den Winkel zwischen den Richtungen der Elemente ds
und ds' bedeutet:
-ö— COS (ss ) -
• •/
I = Icii
(2)
ri = Teil'
• 'f
g= Jcii
ds
r , ^
ä7 <50S («« ) -
r / f\ r dz
-ö— cos (ss ) 5— ^
dz ^ ^ 08
ds ds
8
Die durch diese Gleichungen bestimmte Kraft liegt in der durcli
r und cifs' gelegten Ebene und ist auf ds senkrecht, während die
von Ampere angenommene Kraft in die Richtung von r fällt.
Ferner unterscheidet sie sich von der letzteren dadurch, dass sie
für den Fall, wo die Richtungen von ds und ds' mit r zusammen-
fallen, Null wird, während nach Ampere in diesem Falle eine
Abstossung oder Anziehung stattfindet, je nachdeni die Ströme
gleich oder entgegengesetzt gerichtet sind. Bestimmt man dagegen
aus den obigen Gleichungen durch Integration die Kraft, welche
ein geschlossener Strom s' auf ein Stromelement ds ausübt, so
erhält man dasselbe Resultat, wie nach der Ampere'schen Theorie.
Was nun die von einem Strome s' in einem Leiter s inducirte
eledromotorische Kraft anbetrifft, so möge dieselbe mit E bezeichnet
werden, so dass die von dem Stromelemente ds' in dem Leiter-
elemente ds inducirte electromotorische Kraft durch
d^E
dsds
7 dsds'
R. Clausiüs. 331
dargestellt wird. Ferner mögen, da die Elemente ds und ds' als
bewegt vorausgesetzt werden, die von ihnen während des Zeitele-
mentes dt beschriebenen Bahnelemente mit dö und dö' und ihre
Geschwindigkeiten mit y und y' bezeichnet werden. Der Winkel
zwischen ds und dö' soll durch {sö') und der zwischen dö und ds'
durch (ös') dargestellt werden. Endlich ist in Bezug auf die in
den Gleichungen vorkommenden veränderlichen Grössen, wie z. B.
r, zu bemerken, dass sie einerseits von den durch die Bogenlängen
s und s' bestimmten Stellen, welche wir in den beiden Leitern be-
trachten, abhängen, und andererseits für gegebene Stellen der Leiter
mit der Zeit veränderlich sind. Hierauf sollen sich die durch
ö-, ö— , und 07 angedeuteten Differentiationen beziehen. Dann lautet
die betreffende Gleichung:
d^E , r d_ f i' -cos {s8') \ I •' ^ /y cos {gs')\
dsds |_ ^*v^ r J~^ dsy r J
.f d /y'cos(s<j') j_ {c' — c/) cos (s8') \"[
ds* \ r ' r j Y
Hieraus kann man durch Integration die inducirte electromo-
torische Kraft für jedes Stück des inducirenden Stromes und des
inducirten Leiters berechnen. Dabei ist zu bemerken, dass, wenn
der- inducirende Strom 5' geschlossen ist, das Glied, welches den
Differentialcoefficienten nach 5' enthält, das Integral Null giebt, und
ebenso, wenn der inducirte Leiter 5 geschlossen ist, das Glied, wel-
ches den Differentialcoefficienten nach s enthält, das Integral Null
giebt. Sind beide geschlossen, so erhält man einfach:
(4) E hl-JJ^^^^dsds',
worin zur Andeutung der Differentiation nach t auch das aufrechte
d statt des runden d angewandt werden kann.
Nachdem die ponderomotorische und die electromotorische Kraft
bestimmt sind, kann man auch die von diesen Kräften während des
Zeitelementes dt gethane Arbeit leicht angeben, und zwar erhält
man dafür folgende Ausdrücke.
Arbeit der zwischen zwei Stromeletnenten ds und ds' wirkenden
ponderomotmischen Kräfte:
kW ds ds' dt [ß-^ (^.21^\ _ ^ /y^5L(fl)\ _ ^ /y>^\
Arbeit der von den Ele^nenten ds und ds' in einander inducirten
electromotorischen Kräfte:
/ V — 1
332 B». Claüsiüs.
I d /(c — c,)co8(ss')\ , d /(c' — c/) cos (ss')\n ^
+ rs[—r ) + w7(: — ~^)\\'
Arbeit aller stoischen den Elementen ds und ds tvirJcenden Kräfte:
- kdsds'dtl§-^ ^i- coB{ss') \^.., rd_ / y coB (<rO ^ {c -c) CO. {ss-) \
, ^ /y' cos («(?') I (c' — c/ cos (ss')\n 1
+ J7\ r + — r jj ) •
Bei der Integration dieser Ausdrücke nach s und s' treten für
den Fall, dass die eine oder andere dieser Curven geschlossen ist,
die schon vorher erwähnten Vereinfachungen ein, indem dann die
Glieder, welche die Form von Differentialcoefficienten nach resp. s.
oder s' haben, den Werth Null geben. Sind s und 5' beide geschlossen,
so bleiben nur die Integrale der Glieder übrig, welche Differential-
coefficienten nach t enthalten. Führt man dann noch das Zeichen
w ein mit der Bedeutung:
(5) ^^kfj^^dsds
und bezeichnet die auf die Zeit dt bezügliche Arbeit der pondero-
motorischen Kräfte mit dAp, die der electromotorischen Kräfte mit
dAe und die aller Kräfte einfach mit dA, so lauten die Gleichungen:
(6) dAp== ii'dw
(7) dAe = — d(itw) — ii'dw
(8) dA = — d(nw).
Bekanntlich hat F. Neumann eine Grösse eingeführt, welche
dazu bestimmt ist, durch ihr negatives Differential die bei einer un-
endlich kleinen Lagenänderung der Ströme von den ponderomoto-
rischen Kräften gethane Arbeit darzustellen, und welche er das
Potential der Ströme auf einander genannt hat. Der Ausdruck dieses
Potentials ist:
^^^^dsds'
- ''''Iß
r
oder unter Anwendung des durch (5) definirten Zeichens ttr.
— ii'w.
Wenn man die Ströme in der bekannten Weise durch magnetische
Flächenpaare ersetzt, und für die darauf gedachten Magnetismus-
mengen das Potential von der gewöhnlichen, bei Agentien, welche
n
R. Claüsius. 333
sich einfach nach dem umgekehrten Quadrate der Entfernung an-
ziehen oder abstossen, gebräuchlichen Art bildet, so erhält man
einen Ausdruck, welcher sich durch eine leichte mathematische
Transformation in die Gestalt des vorigen Ausdruckes bringen lässt.
Die durch diesen Ausdruck dargestellte Grösse möge daher das
magnetische Potential der Ströme genannt werden, um sie von dem
gleich zu besprechenden anderen Potential zu unterscheiden.
Bei der Aufstellung des neuen electrodynamischen Grundgesetzes
hat der Verf. eine Grösse gebildet, welche er das eledrodynamische
Potential der Electricitätstheilchen e und e' auf einander genannt
und durch folgenden Ausdruck dargestellt hat;
^dx dx' , dy dy' i^dz dz\
1^ ~dt '^ IJ ~dt '^ 'dt ~dt)
Von dieser Grösse hat er nachgewiesen, dass ihr negatives Diflferen-
tial die Arbeit darstellt, die während der Zeit dt von den Kräften,
welche "die Theilchen auf einander ausüben, geleistet wird. Da nun
bei geschlossenen Strömen dieselben Electricitätsmengen, welche
einmal in ihnen sind, auch in ihnen bleiben, so kann man unter
Anwendung des vorigen Ausdruckes auch das electrodynamisclie Po-
tential geschlossener Ströme auf einander bilden, und dieses Potential
muss ebenfalls jener Bedingung genügen, dass die von allen Kräften,
welche die Ströme auf einander ausüben, während der Zeit dt ge-
leistete Arbeit durch das negative Diflferential des Potentials dar-
gestellt wird. Bezeichnet man dieses electrodynamische Potential
mit Wy so erhält man die Gleichung:
(9) W = Jcii'Jj'^^ ds ds',
oder unter Berücksichtigung von (5):
(10) W=ii'w.
Aus der Vergleicung dieses für W geltenden Ausdruckes mit
dem vorher für das magnetische Potential angeführten ergiebt sich,
dass das electrodynamische Potential dem magnetischen Potential
dem absoluten Werthe nach gleich, dem Vorzeichen nach aber ent-
gegengesetzt ist.
Betrachtet man nun endlich die oben gegebenen Ausdrücke der
während der Zeit dt gethanen Arbeit, so sieht man, dass die Arbeit
aller von geschlossenen Strömen auf einander ausgeübten Kräfte in
der That durch das negative Differential des electrodynamischen Po-
tentials dargestellt wird. Der für die Arbeit der ponderomotorischen
Bepertoriam für reine und angewandte Mathematik. 23
334 S. Clausius. — S. Günther. — L. Köniqsbergeb.
Kräfte gegebene Ausdruck ii'dw dagegen ist nur dann das negative
Differential des magnetischen Potentials, wenn die Stromintensitäten
constant sind, oder wenigstens ein constantes Product haben.
Bonn. R. Clausius.
S. Günther: Adolph Zeising als Mathematiker. (Zeitschrift für
Mathematik und Physik, 21. Jahrgang.)
Kurze Schilderung der Verdienste, welche der genannte Gelehrte
um die Begründung der mathematischen Aesthetik sich erworben.
Es werden mit kurzen Worten die wichtigsten Abhandlungen
Zeising's angeführt, in welchen er für sein Princip, das Gesetz
des goldenen Schnittes regle das ganze weite Gebiet des Schönen,
Propaganda zu machen suchte. Manche seiner Aufstellungen wer-
den geradezu verworfen, andere, wie die auf architektonische Ver-
hältnisse und die mathematische Theorie der Blattstellung bezüglichen,
vollkommen anerkannt. Zum Schluss folgt dann noch eine gedrängte
Analyse derjenigen Arbeiten, welche ein allgemeineres Studium der
geometrischen Formenlehre — ohne specielle Rücksicht auf die
. Theilung nach - äusserem und mittlerem Verhältniss — zum Gegen-
stande haben.
Es möge an dieser Stelle noch bemerkt werden, dass, wie uns
von competenter Seite mitgetheilt wird, dem Zeising'schen Theorem
eine allgemeinere rein psychologische Bedeutung innewohne, dass
aber der Urheber darin fehlte, nur immer nach Bestätigungen der
Norm zu suchen, Ausnahmen aber gänzlich ausser Acht zu^ lassen.
Ferner sei eines dem Grundgedanken nach verwandten Versuches
des Franzosen Lagout gedacht, auf welchen uns Professor Favaro
»in Padua aufmerksam machte; dessen „esthetique nombree, appli-
cation de Tequation du beau ä Tanalyse^^ (Paris 1863) vermag sich
jedoch trotz manches geistreichen Raisonnements mit der consequent
durchgeführten Systematik des deutschen Forschers nicht zu messen.
Ansbach. S. Günther.
li. Königsberger: tJeber die Beduction hyperelliptischer Inte-
grale auf algebraisch -logarithmische Fanctionen. (Mathe-
matische Annalen Band XL)
Die fundamentalen Untersuchungen von ClebscJi haben gelehrt,
dass, wenn y mit x durch eine algebraische Gleichung n*^' Ordnung
r
L. KÖNIQSBERQER. 335
(a) F{x,y) =
von der Art verbunden ist, dass x und y sich als rationale Func-
tionen einer Hülfsvariabeln t ausdrücken, lassen, die Curve (a) die
höchste Anzahl der Doppelpunkte nämlich
iin-l)(n- 2)
besitzt, und dass umgekehrt, wenn diese Anzahl der Doppelpunkte
erreicht wird, sich x und y als rationale Functionen einer andern
Variabein darstellen lassen, so dass in diesem Falle
/'
f{x,y) äx,
worin f{x,y) eine rationale Function von x und y bedeutet, auf
das Integral einer rationalen Function von t also auf eine alge-
braisch-logarithmische Function dieser Variabein reducirbar ist, sich
somit auch algebraisch -logarithmisch durch x und y ausdrücken
lässt. Eine andere Frage tritt auf, wenn es sich nicht um die ganze
Klasse der zugehörigen Ab eT sehen Integrale handelt, sondern um
specielle Integrale aus den verschiedenen Klassen, und in dem Sinne
kann man sich die Aufgabe stellen, aus der Gattung der hyper-
elliptischen Integrale der verschiedenen Ordnungen diejenigen zu
charakterisiren, welche auf algebraisch -logarithmische Functionen
reducirbar sind. Herr Tchebichef hat sich im 18. Bande des
Li ouvill ersehen Journals mit der Reduction von Integralen der Form
/
Foix) dx
IM
auf algebraisch -logarithmische Functionen beschäftigt und sich
stützend auf die Liouville'schen Untersuchungen gezeigt, wie,
wenn die Reduction möglich ist, der algebraische Theil dieses Inte-
grals bestimmt, die Anzahl der einzelnen logarithmischen Ausdrücke
ermittelt und die Form der letzteren festgestellt werden kami; in
einer folgenden Arbeit desselben Journals hat derselbe unter der
Annahme, dass die Bedingungen erfüllt sind, in dem einfachsten
Falle der elliptischen Integrale auch die logarithmischen Ausdrücke
wirklich zu finden gelehrt. Herr Weierstrass ging in den Monats-
berichten der Berliner Akademie — vom Jahre 1857 — näher auf
diese letzte Arbeit Tchebichefs ein, und indem er den von dem-
selben eingeschlagenen Weg nicht für den naturgemässen hält,
sondern die Frage für elliptische Integrale bereits durch die von
Abel in seiner letzten unvollendet gebliebenen Arbeit über die all-
gemeinsten zwischen elliptischen Integralen und algebraisch-loga-
23*
336 L. EÖNIGSBESGEK.
lithmischen Functionen stattfindenden Relationen entwickelten Prin-
cipien für erledigt betrachtet, zeichnet er einen Weg für die Behandlung
dieser Frage für elliptische .Integrale vor, der sich, wie er hervorhebt
auch für hyperelliptische Integrale durchfuhren lässi Das Charakte-
ristische der Weierstrass'schen Untersuchung besteht darin, dass
das vorgelegte elliptische Integral dadurch dass für das elliptische In-
tegral erster Gattung eine Variable u -eingeführt wird, in bekannter
Weise, von einem in u linearen Posten abgesehen, in eine Summe
von E(u)y einer Reihe von Functionen der Form i7(w, a«) und einem
1 d sin am u ,. -. . . rni *i
aus Sin am u und — ^ rational zusammengesetzten 1 neu zer-
legt wird, und nun aus der Annahme, dass das Integral auf eine
algebraisch-logarithmische Function reducirbar sein soll, durch Ver-
gleichung der Perioden der elliptischen Functionen und der Loga-
rithmen die nothwendigen und hinreichenden Bedingungen für die
Reduction ermittelt werden.
Ich nehme die Untersuchung für die Reduction der hyper-
elliptischen Integrale beliebiger Ordnung auf, ohne das Umkehrungs-
problem dieser Gattung Abel' scher Integrale zu benutzen, sondern
suche direct mit Benutzung der früher von mir in den Annalen
ausgeführten Reductionsformeln der allgemeinen hyperelliptischen
Integrale auf die Integrale der drei Gattungen und den algebraischen
Theil, sowie mich stützend auf die von mir vor Kurzem im Journal
für Mathematik behandelte Zurückführung des allgemeinen Trans-
formationsproblems auf das rationale und die dort aufgestellte all-
gemeinste Relation zwischen hyperelliptischen Integralen die noth-
wendigen und hinreichenden Bedingungen für die Reduction eines
hyperelliptischen Integrales beliebiger Ordnung auf algebraisch-
logarithmische Functionen herzuleiten.
Der von Herrn Fuchs zuerst ohne jede Beschränkung aus-
gesprochene Satz, dass die Determinante der zwischen den Ver-
zweigungspunkten genommenen Integrale erster und zweiter Gattung
stets einen von Null verschiedenen, von den Verzweigungspunkten
völlig unabhängigen Werth besitzt, liess für die auf algebraische
Functionen reducirbaren hyperelliptischen Integrale
F{z)dz
f-
yB{z)
wenn
und
i '
^2? • • • ^f
L. KÖNIGSBERGÜE. ' 337
die Werthe von z bedeuten, für welche F {z) unendlich wird, die
nothwendigen und hinreichenden Bedingungen bei Anwendung be-
kannter Bezeichnungeh in der Form finden
r_FW_l _ r -^^'^^ 1—0 r ^^*) 1 n
'wenn
B{z) = Az^p+^ + B^8P + B,zP-^ -\ h B^p^tz + ^2^
i ^2 •^'•-^
und
r = 0, 1,2, • • • p — 1; p, • • • 229 — 1
gesetzt wird; der algebraische Werth des Integrales nimmt dann
die Form an
Um in ähnlicher Weise die Bedingungen für die Reduction
eines hyperelliptischen Integrales auf algebraisch - logarithmische
Functionen zu finden, wird wiederum das Integral in die Summe
yon p Integralen erster, p Integralen zweiter, n Integralen dritter
Gattung und einem algebraischen Theile zerlegt und gezeigt, dass,
wenn sich diese Summe in einen algebraisch -logarithmischen Theil
umwandeln soll, nach Elimination der nicht von einander unab-
hängigen Coefficienten der Integrale dritter Gattung je ein Complex
von diesen mit ganzzahligen Coefficienten versehenen Integralen
einem Logarithmus einer aus z und l/ii (^ rational zusammen-
gesetzten Function gleich sein muss, und dass somit vermöge des
Satzes von der Vertauschung der ünstetigkeitspunkte und Grenzen
der Integrale dritter Gattung die zu je einem Complex gehörigen
Ünstetigkeitspunkte Lösungen einer Gleichung von der Form
p^~q^B(z) =
sein müssen, worin p und q rationale Functionen von z bedeuten;
bat man nun geprüft, ob die Grössen je eines Complexes Lösungen
338 Ij. Königsbebger.
einer so gestalteten Gleichung sind — und die Methoden, wie dies
geschehen muss, werden angegeben — , dann hat man zu unter-
suchen , ob einerseits die bei der Reduction sich ergebenden Coeffi-
cienten der Integrale zweiter Gattung verschwinden, andererseits ob
di^ dabei resultirenden Coefficienten der Integrale erster Gattung
absolut gleich sind, aber mit entgegengesetztem Vorzeichen, den
Coefficienten derjenigen Integrale erster Gattung, welche der Satz
von der Vertauschung der ün Stetigkeitspunkte und der Grenzen der
Integrale dritter Gattung noch einführte, indem diese Vertauschung
ohne Werthveränderung nur für solche hyperelliptische Hauptintegrale
dritter Gattung gültig ist, deren Periodicitätsmoduln an einem ge-
sanroiten Querschnittssystem verschwinden; für die Form der letzteren
Coefficienten werden verschiedene Formen gefunden. Sind alle diese
Bedingungen befriedigt, so sind nicht bloss die logarithmischen
Functionen, sondern auch die algebraischen Theile unmittelbar hin-
zuschreiben, so dass die Erfüllung der auch als hinreichend er-
kannten Bedingungen zugleich das Transformationsresultat liefert.
Das gesammte Ergebniss lässt sich folgendermassen aussprechen:
Man bilde die Gleichung
und suche dieselbe durch Systeme von ganzen Zahlen jP^, Tg . . T„ zu
befriedigen; mögen sich nur n — h solcher Systeme finden lassen
-^11 ^12 ' ' ' Tin
welche von einander unabhängig sind, und mögen sich aus diesen
n — Iv Gleichungen die Relationen ergeben *
^[Tm-]-'-r[w]+-+'"-"[i^
Fo suche man den grössten gemeinsamen Theiler zwischen den
Zahlen
L. KÜNlGSBEKGliK. 339
worin i eine der Zahlen 1, 2, ... 7c bedeuten soll; sei derselbe 8i
und werde
^ _ /(O ^^i ^ /(») K-ki __ Äi)
%
gesetzt. Lassen sich nun Gleichungen von der Form finden
welche aus den resp. Werthen
mit der entsprechenden Vielfachheit
/2) ^(2) .(2)
h 7 hy ' " K-k
fik) Äk) Ak)
' 1 ' n—k
nur noch Verzweigungswerthe zu Lösungen haben, so bilde man
die Summe
dann wird i (^) das Aggregat der im reducirbaren hyperelliptischen
Integrale vorkommenden logarithmischen Glieder darstellen. Setzt
man sodann
dLjz)
dz
SO müssen ferner die Bedibgungen befriedigt sein
340 Ij. KÖNIGSBERdER.
>a »
für die Werthe r = 0, 1," 2, • -^ — 1, und
für die Werthe r = Py p -^ 1, •.. 2p — 1; sind alle diese Be-
dingungen erfüllt, siD ist der'Werth des algebraischen Theiles jenes
hyperelliptischen Integrales
n
a
Fit) f_jt^-\ _ \m^ f ät -^ 1^^
-Kl«)
'« »
welcher mit L (^) vereinigt die algebraisch -logarithmische Dar-
stellung des" gegebenen Integrales liefert.
Dresden. L. Königsberger.
L. Elönigsberger: Beferate aus den hinterlassenen Papieren
von P. Biehelot. Trigonometrische Form der hyperellip-
tischen Integrale der ersten , zweiten und dritten Gattung.
(Der Inhalt der folgenden Mittheilung ist in den Michaelisferien 1874
niedergeschrieben.)
Richelot führt zuerst für die Lösungen a^^ a^, , . , a,^^ des Poly-
noms 2n^^ Grades
E {z) = {z — aj (^ — ag) . . . (^ ~ aj
eine Reihe ^von Moduln, analog dem Modul des elliptischen Inte-
grals, durch folgende Betrachtungen ein. Transformirt man das
hyperelliptische Integral durch den linearen Ausdruck
^1 «2
^1 ^^,-a2„
«1 — «2»
o>i — a^
oder durch
p ^2 - «4
«3 «2n
' ^2-«3n
»3 «4
u. s. w. oder endlich durch
L. KÖNIGSBERGKK. 341
wodurch den Werthen
^n — 1 ~ ^2n— 2 ^2 n—l ^2n
^n- 1 "^ ^iJw ^2 n—l "" ^2 n^2
^1 = «2 ^2 = 0^4 ^„-1 = «2n--2
^i = «i ^2 = «3 ^„--I = a2«-1
'^1 ^2n ^2 "^2n n—l "^2»
für die Grössen g sämmtlich resp. die Werthe Null, die Einheit
und oo zugeordnet werden, so erkennt man leicht, dass für die
erste Transformation sich
^1 =«3
1 «3 «2» «1 «2 ,2
^1 «3— «2 «l-«2» ^*
^1 —«4
1 «4 »2n «1 H jj.2
fx «4 «2 «1 «2» ^*
^1 «2,
«— 1
1 «2«^1 «2n «1 «2 JJ.2
fl «2n-l «2 «1 «2« ^^'^ ^
rechen,
für die 0weite Transformation
^2 —«5
# • •
1 «5 «2n «3 «4 ^^2
& «6 -«4 «3 -«2» *^
^2 «2n-l
1 »2n^l—«2» «^3 --«4 ,„
^2 «2n-l ^4 «3 «2n ^^~ ^
^2 — «1
1 «1 «2n «3 «4 ,2
t, «1 «4 «J «2« ^^
^2 «2
1 «2 -«2» «3~«4 JJ.2
& «2 «4 «3 «2« ^*'
u. s. w. endlich für die letzte
1 «1— «2n «2n-l-«2«-2 ,«
^ ^ = ai -r = = Aj«
= /T 1 ___ ^2 "~ ^2» ^2tt— 1 -"^2«— 2 __ TT 2
'""^ ^ fn-1 ~«2-«2«-2 «2n-l-«? ^"""^^
"2»
• .^
^2n— 3 ~~ ^2» ^2 n—l "~ *2n— 2
^ ^_^ *■ asn — o zn An— x sn — s 7.9
n — l 2n— 3 ^ ^ a„ _ — ä « tt« ^ — a^ 2n— 32n— 3 '
»n—l "2n— 3 **2n— 2 **2 n — 1 **f
diese (n — 1) (2w — 3) Werthe h^ werden Moduln genannt und vor
342 L. KÖNIÖSBERGER.
Allem die Beziehungen, die zwischen ihnen stattfinden, aufgesucht.
Mit Hülfe der Substitution
a
erhält man leicht die Ausdrücke
<*2 — ^i ,« «4 — ^ ,0 «2n — 2"'^2n— 8
7.2 "^ ^ ,2 **^4 '^S 10 -2n — 2 -an-
lÄ «2— a^' 3A «4— «A 2n-3A a2n-2'~^i
und somit, wenn h und i weder 1 noch 2 sind,
a[ — a^ , , «i — «2
^A — «2= p ^ »i — 0^2= 1-2
also
< - < = K — «2) ("4" " 4r) *'
daraus ergiebt sich aber sofort für alle von 1 und 2 verschiedenen 7*
1.2 _1.2 ^2
,2 __ ''^U '^13 "^lÄ
3A 1.2 __T.2 T.2
'^14 '^lÄ '^IS
T.2 / T.2 T.2 7.2 1.2 1.2
^16 ~ ^15 ^Ih 7.2 "^12n — 2""^12n— 3 '^Jh
1.2 T.2 T2~ ; '^2n— 3Ä r.2 r.2 t.2
^16"~^1A ^15 '^12n-2""'^lA '^12n— 2
Um den Fall ä = 1 und = 2 zu erledigen, beachte man, dass
7J.2 ^ 3 Z.2 «_ _i L
32 a^ — a^ ' 31 a^ — aj
ist und dass, wenn oben Ä = 4, i == 3 gesetzt wird,
wird, so dass
,2 _^ ^ls~^U 7.2 ^13-^14
und ähnlich
T.2 T.2 7.2 T.2
'*^15~"^16 7Q '^15 '^16
Z.2 ^^ ^^ ^^ Z.2 ,—
*!5 ' " 4(i-*!6)
u. s. w., endlich
^2 1.2 1.2 __.T.2
,2 ^12n-3~"^12n-2 72 ^i2n~-3 ^12n-2
'^2n~32 T.2 > 'S «—31 t.2 f^ t.2 >|
«^12n—3 '^12n-3 l,^ «'12 n— 2/
L. KÖNIGSBERGEB. 343
folgen. Somit sind sämmtliche Moduln durch die Modulreihe
7. 2 X. 2 1.2
'^13 i '*'14 7 • • • • "'i2n~l
ausgedrückt, also durch 2w — 3 Moduln, die offenbar von einander
unabhängig sind, da sie ausser a^' und «3' jeder eine andere Grösse
%'> ^Z?-- ö4»— 1 enthalten und diese von einander unabhängige Grossen
vorstellen.
Richelot stellt sich nun die Aufgabe, die hyperelliptischen
Integrale erster, zweiter und dritter Gattung mit Hülfe der oben
eingeführten Moduln in trigonometrische Form umzusetzen und zwar
definirt derselbe als Integrale erster, zweiter und dritter Gattung
nach Herrn Weierstrass (Theorie der AbeFschen Functionen,
Journal für Mathematik) die Integrale
J ^-«2A ww/ ' J ^-«2Ä-i ww/ ' J ^-« Vöw; '
worin
P(^) = _ agn (^ — %) (^ — 0^4) (ß — CI>2n-2)
Q(ß) =T= (^ — «0 (^ — «3) (^ — ö^2n-l) (^ — «2»)
und a eine willkürliche Zahl ist. Ich will bemerken, um eine Ver-
gleichung mit den von Riemann definirten Integralen der drei
Gattungen zu gestatten, dass die von Richelot aufgenommenen
Integrale erster Gattung
/'p 'p ^P
^p-«2 W(^^)/ V 'p-^^^^i'pV ''"'J ^i»-«2n-2W(^^y
'^p <Hp <hp
' für alle Punkte der zu YWßj gehörigen Riemann'schen Fläche
endlich sind, die Integrale zweiter Gattung
^p *p *p
<^ip (hp <Hp
nur in den resp, Verzweigungspunkten «1,03, «2n— 1 algebraisch
unendlich ufid zwar von der — ^ten Ordnung werden, während end-
lich die Integrale dritter Gattung
'P
J ^p-<^\Q{^p))
<hp
344 L. EÖNIOSB£RGEB.
nur im Punkte z = a und zwar auf beiden Blättern logarithmiscli
unendlich werden.
Setzt man nach Richelot
ii =sin>i =-
^1 —«2
«1
«2«
h ^2n
«1
-«2
h — H
«s
«2n
h ~" ^2»
«S
-«4
«»-J
«2»
— 2
^2n-'l ®2n
««-1-
-<hn
^2n-.l ^2n— 2
S»-i=sin^9>n-i=
und führt zuerst die erste Transformation durch, welche mit Weg-
lassung des Index 1 bei z und (p die Form hat
^ — «2 «1 — «2» ^-2
s^sm^g?,
^ — «2n »1 — «2
so folgt durch logarithmisches Diflferentiiren
oder
wofür, weil
ist, auch
/ "2» \ ^ „ ,„ /(« -a j....(^-«,,) g _d^_ /P(^)Y
V(«l - «2«) («2 - «2„y '^ V« - «3)- - (^ - ««» - t)/ ' '- «' ^*? (^)/
gesetzt werden kann.
Beachtet man nun aber, dass, weil
^-«2Ä ri l-^msinV
«^«2A — 1 1 — Äfg^^jSin^g)
sein muss und sich hieraus wegen der entsprechenden Werthe z = a2y
q> =
d^ — Ä«
C = * ^*
r
ergiebt,
«2~"^2Ä-l
2
^--«2Ä «2-«2A l--Ä;i2A8i»'9>
z — a
2
2A--1 a2""'*2A--i 1 — ^i2Ä_lS'n*9?
L. KÖNIGSBERGEB. 345
folgt, SO wird jeder Factor des obigen Ausdruckes für Ä = 2, 4,
•••2w — 1 trigonometrisch umgeformt sein, nur fürÄ = wwird, wie
leicht zu sehen,
sein, und man wird somit auch den vorher gefundenen Ausdruck
gelten lassen können, wenn man nur Äi2n = setzt; man erhält
somit
(^~«3)(^-«5)---(^-*^2«^l)
2 ^ -'. -^ 2
so dass sich, wiemi
2 ^2n / («2 - ^4) K - ^e) " • (^2 - ^2n~2) \^ _ ^
«1 - «2« \K - S)(S - ^s) • • • (^2 — «2n-l)/ . ^^
gesetzt wird, mit Wiedereinführung der Grössen 0^ und 9?^ der
gesuchte Ausdruck
ergiebt. Zur Umformung des Integrales
«1
braucht man nur vor der Integration die obige Gleichung mit
,8,
^= \J2r — 2 ' — ö
^1 — «2r— 2 1 — Äigr— 2®^^*9'i
ZU multipliciren, in welcher offenbar
r _ Z.2 «2» -«2
U2r— 2 ~ fl/12r—
2r— 2 "— «'12r— 2 « „
»2n '*2r— 2
sein muss, und erhält somit
«2n~^2 ^ . Ai2r-2SiP'yi<^yi T^ / ^— ^La^^^Vi V
«2«-«2r-2 ^^,y 1— Ä;^2r-2 8i»'9?l 2 \1 ~ ^?2A-2SinVi/
346 IJ- KÖNIGSBERGEB.
In dem Falle, dass It{z) nur 2n — 1 lineare Factor en hat, ändert
sich nichts als dass man überall a2n== ^>c) zu setzen und den Grenz-
werth zu nehmen hat, wobei die Factoren
«2n — «2
^2n "" ^2r
der Einheit gleich werden.
Um nun die übrigen Integrale erster Gattung in z^^ g.^,,,.Zn—\
ebenso umzuformen, hat man nur nöthig die Indices
1, 3, 5, . . . . 2n — 3, 2w — 1
und die Indices
2, 4, 6, . . . . 2w — 4, 2w — 2
cyclisch zu vertauschen, und erhält allgemein
Vp
Chp
^2n-^2p ^ Php-12r^^^^p^ JJ
«2n «2r J ^ —Mp^lir^^^ 'f'p 1
1— ^2jt^l2A8iöVp ^^
'^^^XU-l^'Pp,
so sind (n — 1)^ Integrale erster Gattung in die' canonische Form
umgesetzt.
Die hyperelliptischen Integrale zweiter Gattung werden ebenso
einfache Formen annehmen; man braucht n,ur vor der Integration
der ersten Reihe mit
Z^ — «2 «2n — «2 'fcl2r-l8ill^9'i
ZU multipliciren und erhält
Zi
Vi
.2
^ ^2n - «2 j^ Al2r-lSm>id y, jV /j^
— ^12/,8^'1^9'i
oder wieder durch cyclische Vertauschung der Indices
.^
L. EÖNiaSBEBQER. g^^
xp
^2«~«2p ,^ rj^,^^l2r-l^^p TT / 1-^2^-1 2Ä Sin Vp
Um endlich das hyperelliptische Integral dritter Gattung um-
zuformen, wird man vor der Integration der ersten Reihe mit
^1 — «2
zu multipliciren haben; es mögen
., = « und &=,:^-V-
^ 3 — Og
vermöge dejr Substitution
^1 - «2n ' «1 - «2 ~ ^^
entsprechende Werthe sein, so dass
sin^«,, = ^ "^^^^ ^-=1^
wird, dann ergiebt sich
^1 — « 2 ___ ^7 sin^yt
^1 — a 1 — /:^i2 sin* «12 sin^g?!
und daraus
«2» ~ «2 C
^2» — ^ ^^2 sin^aja '
SO dass
^1 - ö ^2 «2» - « 1 -'^'i2 8in*ai2 8in'9i
folgt. Bedenkt man femer dass
- a — «2« ^^2 sin* «12 ' a^-^ a^^ a — a^^
ist, so folgt mit Benutzung aller dieser Werthe
J z,-a\Q {z,^J
flfj
Vi
— A;*i2sin''ai2sin*9ijt X l ^
1 L_.iVi:«^ -/ 1-A;^28in^«.28in*9ailr-T2 ^, -,„
/c*i2BinX2 «!-«,„ y ^ Vl-^i2/,-i8i^^ 9i
348 li* EÖNIGSBEBOEB.
and wieder allgemein
J K-a \Q(z\J
Vp
1-
^lp-1 2p 8^«^* «2P-1 2p "2p-l-^2n
f ^Ip^l sin' «gj^i 2p Bin« 9^ d qp^
•^2jo — 12p / ^
/ 1— ^p-12p Bi»*«2p^l2p ßi"^p
X
fj ( l-^2p-i2A8^n«y^ V
Alle diese Transformationsformeln gelten auch fiir den Fall,
dass It{z) vom 2w — l*®*^ Grade ist, wenn man nur 02*1 = <3o setzt und
zu den Grenzwerthen übergeht.
Dresden. L. Konigsberger.
Berichtigung:
p. 132 vorletzte Zeile: statt Mauderschen lies MandeVachen.
n. Schubert: Allgemeingültige Formeln und Vorstellungen der
abzählenden Geometrie. (Erste Abhandlung der „Beiträge
zur abzählenden Geometrie") (Math. Ann. Bd.lO,S 1—112.)
Die vorliegende Abhandlung ist die erste von drei Abhand-
lungen, welche aus der von der Königlichen Akademie zu Kopen-
hagen Januar 1875 gekrönten Preisschrift allmählich herausgewachsen
sind. Das Thema dieser Preisschrift verlangte die Ausdehnung der
Charäktmstikmtheorie auf die Systeme desjenigen geometrischen
Gebildes, welches aus den Punkten und den Schmiegungsebenen
einer ciibischm Raumcurve besteht, und die Bestimmung der Cha-
rakteristiken der als elementar zu betrachtenden Systeme. Bei der
Auffindung der Methoden, durch welche man die in diesem Thema
steckenden Fragen zu lösen vermag, erkannte der Verfasser, dass
allen geometrischen Anzahl-Bestimmungen gewisse allgemeine Formeln
zu Grunde liegen, von denen man bisher nur wenige, z. B. das
Chasles'sche Correspondenzprincip, aufgestellt hatte. Von diesen
fundamentalen Formeln wird ein Theil im Uten Abschnitt der vor-
liegenden Abhandlung aus dem Prineip von der ErJialtung der An-
zahl, der andere Theil im Illten Abschnitt aus dem Chasles* sehen
Correspondenzprincip abgeleitet, nachdem im Iten Abschnitt eine ein-
heitliche Terminologie für die geometrischen Grundgebilde und Grund-
bedingungen, sowie eine gewisse Symbolik für gegebene Bedingungen
entwickelt ist.
Der Abhandlung geht eine allgemeine Einleitung voran, in
welcher der Verfasser die Entwicklung der Abzählungsmethoden
seit der unter dem Namen „ Charakteristikentheorie '^ bekannten
Schöpfung Chasles' (Comptes rendus Februar 1864) darstellt, und
zugleich angiebt, welche Stellung die Resultate der drei Abhand-
lungen, theils durch Form, theils durch Inhalt, gegenüber den be-
kannten Resultaten der abzählenden Geometrie einnehmen.
Die im ersten Abschnitt begründete Symbolik macht ein Rechnen
mit Bedingungszeichen möglich, welches sich als sehr fruchtbringend
erweist. Wir benutzen diese Symbolik auch in dem vorliegenden
Referate, weil ohne dieselbe die Mittheilung auch nur der wichtigsten
Bepertorinm für reine und angewandte Mathematik. 24
n
350 H. Schubert.
Resultate der Abhandlung zu lang würde: Wir lassen die Regeln,
auf denen die Symbolik fusst, hier folgen, mit dem Bemerken,
dass die ersten Keime derselben sich bei Halphen finden im Bull,
de la Soc. math. Tome I, Heft 5.
1) Sagt eine Bedingung nichts anderes aus, als da^s mehrere
von einander unabhängige Bedingungen zugleich erfüllt werden
sollen, so heisst sie zusammengesetzt, im entgegengesetzten Falle
einzeln. Einzeln heisst also namentlich auch die Gesammtheit zweier
von einander abhängiger Bedingungen.» Z. B. Für eine Plancurve ist
die Bedingung P, durch einen gegebenen Punkt zu gehen, einzeln,
ebenso die Bedingung ft-, dass sie ihre Ebene durch einen gegebenen
Punkt schicke, und die Bedingung v, dass sie eine gegebene Gerade
schneide. Einzeln ist auch die Bedingung, eine gegebene Fläche
an zwei Stellen zu berühren. Zusammengesetzt ist die Bedingung,
dass die Plancurve durch einen gegebenen Punkt gehe, und zugleich
eine gegebene Gerade schneide.
2) Jede definirte einzelne Bedingung erhält als Symbol einen
Buchstaben mit oder ohne unteren Index. Z. B. die eben definirten
Bedingungen haben die Symbole P, ft-, v,
3) Das Product mehrerer Bedingungssymbole bedeutet diejenige
zusammengesetzte Bedingung, welche verlangt, dass die von diesen
Symbolen dargestellten Bedingungen zugleich erfüllt werden sollen.
Z. B. Pv bedeutet für die erwähnte Plancurve, dass sie durch einen
gegebenen Punkt gehen, und eine gegebene Gerade schneiden soll.
4) Die nie Potenz eines Bedingungssymbols bedeutet demge-
mäss, dass die von diesem Symbol bezeichnete Bedingung wmal
erfüllt werden soll, wobei übrigens die gegenseitige Lage der
n Gebilde, welche diese >*mal zu erfüllende Bedingung etwa ver-
ursachen sollten, ganz willkürlich ist. Z. B. ^^ bedeutet für die
Plancurve, dass ihre Ebene durch drei beliebig gegebene Punkte gehe.
5) Giebt die Definition eines Gebildes demselben die Constanten-
zahl c — z. B. c = — S — 2 k bei einer Plancurve nter
Ordnung mit d Doppelpunkten und x Spitzen in fester Ebene — ,
so bildet die Gesammtheit aller derjenigen Gebilde dieser Definition,
welche eine gewisse a fache einzelne oder zusammengesetzte Bedingung
erfüllen, ein (c — a)stufiges System, das heisst eine Gesammtheit von
oo<^-^ Elementen. Z. B. alle Kegelschnitte, welche die dreifache
zusammengesetzte Bedingung Pi/ erfüllen, bilden ein System (8 — 3)ter
Stufe.
j
H. Schubert. 351
6) Jeder a fachen Bedingung ist hinsichtlich eines hinzuzudenken-
den Systems ater Stufe eine gewisse Anzahl mgehörigj nämlich die
Zahl derjenigen Gebilde des Systemes, welche diese Bedingung er-
füllen. Das Symbol einer Bedingung soll zugleich auch immer die so
zugehörige Anzahl bedeuten, Z. B. Pv bedeutet zugleich die Anzahl
derjenigen Kegelschnitte eiues dreistufigen Systems, welche die drei-
fache Bedingung Pv erfüllen.
7) Wenn hinsichtlich jedes a stufigen Systems eine Gleichung
zwischen den Anzahlen besteht, welche gewissen Bedingungen zu-
gehören, so nennen wir, der Kürze wegen, diese Bedingungen selbst
durch die Gleichung von einander abhängig, und die Function, welche
eine der Bedingungen von den andern abhängig darstellt, Modul
dieser Bedingung. Z. B. für jede Plancurve ater Ordnung sind die
Bedingungen P, ^Vj ^^ (vergl. 1)) von einander abhängig durch die
unten folgende Relation:
P = ^v — a . fi^.
8) Aus einer für ein Gebilde mit der Constantenzahl c aufge-
gestellten Gleichung ater Dimension zwischen afachen Bedingungs-
symbolen erhält man also immer eine Identität, wenn jedes dieser
Symbole gleich der Zahl der Gebilde gesetzt wird, welche die von
diesem Symbole dargestellte a fache Bedingung, und ausserdem eine
beliebig gewählte einzelne oder zusammengesetzte (c — a) fache Be-
dingung erfüllen. Z. B. für die cubische Plancurve mit Doppelpunkt
erhält man aus der in 7) angegebenen Gleichung eine Identität,
wenn man jede der 3 zweifachen Bedingungen P, [iv, [i^ gleich der
Zahl der Plancurven setzt, welche P, resp. [iv, resp. fi^ und ausser-
dem die Bedingung v^ erfüllen, d. h. 9 gegebene Gerade schneiden.
Man hat nach des Verfassers Tabellen Pv^ = 1392, ^i;^« = 2040,
^2^9 ^ 216. In der That ist:
1392 = 2040 — 3 . 216.
9) Hieraus folgt, dass bei einem Gebilde mit der Constanten-:
zahl c die Richtigkeit einer Gleichung zwischen afachen Bedingungs-
symbolen nicht beeinträchtigt wird, wenn jedem Symbole ein und
dasselbe, sonst ganz willkürliche, etwa ftfache Bedingungssymbol
hinzugesetzt wird, oder, wie wir sagen, wenn die Gleichung mit
der zugehörigen ^fachen Bedingung muUiplicirt wird. Daraus er-
wächst nämlich eine Gleichung (a -f- 6)ter Dimension, aus welcher
man immer eine Identität erhalt, wenn jedes der (a -j- &) fachen
Symbole gleich der Zahl der Gebilde gesetzt wird, welche die von
24*
^ I
1
352 H. Schubert.
diesem Symbole dargestellte (a4"^)f3<che Bedingung, und ausserdem
eine beliebig gewählte, einzelne oder zusammengesetzte (c — a — 6)faciie
Bedingung erfüllen. Z. B. Aus der oben erwähnten Gleichung
P = fiv — a . ^^
folgt unter anderen:
/iti/P = ft^v^ — a , ^^Vj
ft* war gleich Null zu setzen, weil durch 4 beliebige Punkte keine
Ebene gelegt werden kann. Man erhält also auch durch Potenzirung
mit 2 eine richtige Gleichung, nämlich:
P^ == ^^v^ — 2a . ft^v.
10) Bezeichnet e die endliche Anzahl derjenigen Gebilde eines
einstufigen Systems von Gebilden JT, welche die Definition von F
vollkommen erfüllen, dabei aber in einer angegebenen Weise specieller
sind (Ausartungen) j so soll sz die Zahl derjenigen Gebilde JT be-
zeichnen, welche auf dieselbe Weise specieller sind und zugleich
die Bedingung erfüllen. Derartige Ausartungssymbole ez können
auch in die eben besprochenen Gleichungen ater Dimension, d. h.
Gleichungen zwischen a fachen Bedingungen eintreten, nur dass J3
dann eine (a — l)fache Bedingung sein muss.
. 11) Soll eine Gleichung ater Dimension nicht für alle, sondern
nur für gewisse a stufige Systeme gelten, so muss dies besonders
hervorgehoben werden. In diesem Falle erleiden die obigen Regeln
über' die symbolische Multiplication einige leicht erkennbare Modi-
ficationen.
Jedes beliebig definirte Gebilde von der Constantenzahl c kann
als Raumelement aufgefasst werden. In Bezug auf dasselbe ist der
Raum dann von c Dimensionen. Den modernen Anschauungen der
Geometrie gemäss, werden Punkt, Ebene, Strahl mit den bezüglichen
Constantenzahlen 3, 3, 4 als die drei Hauptelemente des Raumes be-
trachtet, und zwar alle drei mit völlig gleichem Anrecht auf Ur-
sprünglichkeit. Jedes System von Hauptelementen heisst Ort Es
giebt also Punktörter und Ebenenörter nuUter hii dritter Stufe,
Strahlenörter nuUter bis vierter Stufe. Die Oerter werden durch die
endliche Anzahl — Grad — ihrer gemeinsamen Elemente mit gewissen
speciellen Oertern, den sogenannten Grundgebilden charakterisirt. Für
die Grundgebilde wird die aus der folgenden Tabelle ersichtliche
Terminologie eingeführt.
J
H. Schubert.
353
Grundgebilde.
des Punktes.
der Ebene.
des Strahls.
nuUter Stufe
Punkt
Ebene
Strahl
erster Stufe
Punklaxe
Ebenenaxe
Strahlbüschel
zweiter Stufe
Punktfeld
Ebenenbündel
1 Strahlenfeld
1 Strahlenbündel
dritter Stufe
Punktraum
Ebenenraum
Strahlenaxe
vierter Stufe
Strahlenraum
Jedes dieser 14 Grundgebilde erzeugt eine einem Orte aufer-
legbare Grundbedingung, nämlieh diejenige, welche verlangt, dass
der Ort mit diesem als gegeben betrachteten Grundgebilde ein Ele-
ment gemeinsam haben soll. Die Namen der so erzeugten Grund-
bedingungen sind den Namen der 14 Grundgebilde .nachgebildet,
wie die folgende Zusammenstellung zeigt.
Grundbedingungen.
A. Für Punktörter.
i?o Raumbedingung,
p^ Peldbedingung c,
P2 Axenbedingung Cgy v,
jPg Punktbedingung (7, P, 77.
B. Für Ebenenörter.
60 Kaumbedingung,
e^ Bündelbedingung ft,
ßg Axenbedingung (ig, v\
^3 Ebenenbedingung M\ P', n\
C. Für Strahlenörter.
I
Sq Raumbedingung,
5i Axenbedingung g,
$2 Feldbedingung ge, q,
Sn Bündelbedingung gp, q\
«3 Büschelbedingung ^„ t, ß,
54 Strahlbedingung 6r, T, JB, S.
Der Index i des jeder Grundbedingung vorgesetzten Symbols
giebt an, dass ihre Dimension für einen Ort ater Stufe i — a ist.
^
354 H. Schubert.
Die nachgesetzten Symbole sind die für die folgenden Formeln vor-
zugsweise verwendeten, und zwar bezeichnet immer das nte Symbol
die einem Orte {n — l)ter Stufe zugeschriebene Gründbedingung.
Z. B. P bedeutet, dass ein Punktort erster Stufe, also eine Curve,
durch einen gegebenen Punkt gehen soll 5 Qs bedeutet, dass ein
Strahlenort nuUter Stufe, d. h. eine Gruppe von endlich vielen
Strahlen, aus einem gegebenen Strahlbüschel einen Strahl ent-
halten soll.
Ein Ort ater Stufe, dessen Element die Constantenzahl c hat,
hat mit jedem von demselben Elemente erzeugten Grundgebilde
6ter Stufe ein System von 00"* + ^ — '^ Elementen gemein, also eine
endliche Anzahl, wenn h = c — a ist. Diese endliche Anzahl heisst
Grad des Ortes. Z. B. Bei einer Fläche wter Ordnung rten Ranges
mter Klasse ist der Punktort zweiter Stufe und wten Grades, der
Ort der Tangenten dritter Stufe und rten Grades, der Ort der
Tangentialebenen zweiter Stufe und mten Grades. Eine Gruppe von
a Punkten ist ein Punktort nuUter Stufe aten Grades. Ein Strahlen-
ort zweiter Stufe (Congruenz) hat zwei Gradzahlen, den Bündelgrad
und den Feldgrad, Ein Ort ater Stufe, dessen Element die Con-
stantenzahl c besitzt, hat mit einem von demselben Elemente er-
zeugten Grundgebilde 6ter Stufe im Allgemeinen kein Element gemein,
wenn a + 6 < c ist; der Ort erfüllt vielmehr dadurch, dass er ein
Element mit einem solchen GTundgebilde gemein hat, eine (c — a— V)-
fache Grundbedingung.
Wenn ein Hauptelement selbst mit einem Buchstaben bezeichnet
ist, so soll die diesem Hauptelement zukommende einfache Grund-
bedingung mit demselben Buchstaben, und die mehrfachen Grund-
bediiygungen mit denjenigen Symbolen bezeichnet werden, welche aus
diesem Symbole ebenso hervorgehen, wie die in obiger Tabelle nach-
gesetzten ersten Symbole aus c, ^^ g hervorgehen. Z. B. Die Feld-
bedingung des Strahles h heisst Äg, seine Strahlbedingung H.
Ein Ort heisst einem Grundgebilde incident"^), wenn jedes seiner
Elemente zugleich Element des Grundgebildes ist. Z. B. Eine Plan-
curve ist ihrer Ebene incident, sowohl wenn man die Curve als
Punktort und die Ebene als Punktfeld, wie auch, wenn man die
Curve als Ort ihrer Tangenten und die Ebene als Strahlenfeld
auffasst.
*) Dieser Ausdruck ist in letzter Zeit von Sturm und Anderen eingeführt.
Er lässt sich leicht von Oertern auf Systeme übertragen, die statt von Haupt-
elementen, von beliebigen Gebilden erzeugt werden.
H. Schubert. 355
Mit Hilfe der eingefülirten Begriffe lässt sich jetzt der Inhalt
des Uten und Illten Abschnittes der vorliegenden Abhandlung kurz
so angeben.
Der zweite Abschnitt entwickelt ausser den nahe liegenden
Gleichungen, welche zwischen den sämmtlichen Grundbedingungen
eines Hauptelements bestehen, namentlich die sämmtlichen Gleichungen,
welche zwischen den Grundbe(Jingungen aller möglichen Grund-
gebilde und den Grundbedingungen aller möglichen ihnen incidenter
Oerter bestehen; dann folgen Anwendungen der gefundenen Formeln,
welche zu neuen, für gewisse Fragen der abzählenden Geometrie
wichtigen Kesultaten führen.
Der dritte Abschnitt entwickelt die sämmtlichen Gleichungen,
welche zwischen den Grundbedingungen eines aus zwei Haupt-
ielementen bestehenden Gebildes F und den Grundbedingungen seiner
Coincidenz bestehen, d. h. desjenigen specielleren Gebildes JT, bei dem
die beiden Hauptelemente unendlich nahe liegen. Die so gefundenen
€!orres][)onden2formeln erledigen die von Salmon und Zeuthen
angebahnte Erweiterung des Chasles'schen Correspondenzprincipes
vollständig. In den folgenden Anwendungen dieser Formeln werden
mehrere bekannte, bisher ungelöste Probleme gelöst.
Die Quelle für die Formeln des zweiten Abschnittes ist einzig
das Prindp xion der Erhaltung der Anzahl oder, wie es wegen seiner
Anwendungen auch genannt werden könnte, das Frincip der speciellen
Lage. Dasselbe lautet:
„Die räumliche Lage der Gebilde, welche gewisse, einem Ge-
bilde r auferlegte Bedingungen verursachen, ist für die Anzahl der
Gebilde T, welche diese Bedingungen erfüllen, gleichgültig, sobald
diese Anzahl überhaupt endlich bleibt."
Nach diesem Principe bleibt z. B. die Zahl der Strahlen, welche
eine beliebige zweifache Bedingung Z erfüllen, und zwei gegebene
Gerade schneiden, erhalten, wenn man diesen beiden gegebenen
Geraden die specielle Lage zweier sich sehneidender Geraden ertheilt,
die Zahl ist also gleich der Summe der beiden Zahlen, von denen
die erste angiebt, wieviel Strahlen Z erfüllen, und durch einen ge-
gebenen Punkt gehen, die zweite angiebt, wieviel Strahlen Z er-
füllen, und in einer gegebenen Ebene liegen.
Sobald man nach diesem Principe im zweiten Abschnitte die
Formel niedrigster Dimension zwischen Grundbedingungen gewonnen
hat, erhält man die Formeln höherer Dimension sehr leicht durch
symbolische Multiplication mit den Grundbedingungen,
356 H. Schubert.
Die Formeln zwischen den Grundbedingungen eines Punktes c
lauten (wegen der Bezeichnung der Grundbedingungen vergleiche
man die obige Tabelle):
C "—^ Cg ■ (/ "• C Cg ~~~ v^'»
Für die Ebene fi reciprok:
Für den Strahl g
f=9p+9e]
99p=99e = ^^ = 9s;
99s = V = 9e^ = /ä» = 9^9e = 1/ = G; g^ge = 0.
Ist ein Punkt c und ein Strahl g einander incident^ so hat man
zunächst:
og = Cg + ge = c^ + ge^
Daraus folgt mit Benutzung der obigen Formeln durch symbo-
lische Multiplication:
C9p = C +gs = c^ +ig^
cgs=Cg + G==^ (?g + \^.
Durch dualistische Uebertragung erhält man die analogen Formeln
für eine Ebene yi, und einen Strahl g^ die einander incident sind.
Für einen Punkt c und eine Ebene ft, die einander incident
sind; hat man:
c^ — c^^ + c\j? — ft'^ = 0,
also auch
c^ft — c^\j? + Cft^ = 0.
Für zwei Strahlen g und Ä, die sich schneiden, lautet die
Formel niedrigster Dimension zwischen den Grundbedingungen:
G- — gsh-\- gphe + geh^, — ^tä, + JJ= 0.
Daraus folgen:
Gh — gs Qip + K) + {g^ + ge) h — gS=- 0,
Ghp — gshs-{-geJS=0,
Ghe — gsh+ gpH = 0,
und endlich:
Ghs — gsH=0.
Diese Formeln sind ganz allgemein. Die beiden in Betracht
kommenden Hauptelemente können also ganz beliebigen Systemen
angehören. So giebt die obige Formel
H. Schubert. 357
z. B. für eine kubische Plancurve ;mit Spitze die Zahl derjenigen
Curven, welche ihre Spitze in einem gegebenen Punkt haben, und
eine beliebige 7 fache Bedingung Z erfüllen, sobald man kennt
erstens die Zahl derjenigen, welche Z erfüllen, ihre Spitze in einer
gegebenen Geraden haben, und ihre Ebene durch einen gegebenen
Punkt schicken, zweitens die Zahl derjenigen, welche Z erfüUefa,
ihre Spitze in einer gegebenen Ebene haben, und ihre Ebene durch
eine gegebene Gerade schicken, drittens die Zahl derjenigen, welche
Z erfüllen, und deren Ebene gegeben ist.
Aus den obigen Formeln resultiren die Formeln zwischen den
Grundbedingungen eines Grundgebildes und denen eines demselben
incidenten Ortes nullter Stufe aten GradeSj indem immer der Factor
a zu denjenigen Gliedern hinzutritt, welche eine Grundbedingung
dieses Ortes gar nicht enthalten. Z. B. Für einen Punktort nullter
Stufe aten Grades mit den Grundbedingungen c, Cgy C, welcher
einem Punktfelde fi incident ist, hat man die Formel:
C — ^Cg + ft^c — a. fi^ = 0.
Auch die Formeln zwischen den Grundbedingungen eines Grund-
gebildes und denen eines ihm incidenten Ortes von höherer als der
nullten Stufe haben einen gewissen Zusammenhang mit den obigen
Stammformeln. Wir erwähnen hier nur die Gleichungen, welche
die Grundbedingungen einer Ebene ft mit den Grundbedingungen v,
P des Punktorts, und mit den Grundbedingungen Qj q\ t, T des
Tangentenorts (vgl. die obige Tabelle der Grundbedingungen) einer
in dieser Ebene liegenden Plancurve ater Ordnung &ten Ranges
verbinden:
P= fiv — « • ft^
t^llQ,
Von den Anwendungen, welche auf diese Formeln folgen, führen
wir hier nur eine an. Bei einem einem Grundgebilde incidenten Orte
nullter Stufe aten Grades lassen sich diejenigen zusammengesetzten
Grundbedingungen des Ortes, welche mehr als a symbolische Einzel-
Factoren besitzen, durch diejenigen, welche a oder weniger als a
Einzel-Factoren enthalten, und durch die Grundbedingungen des
Grundgebildes ausdrücken. Die hierauf bezüglichen Formeln werden
für einen in einer Ebene ^ liegenden Strahlenort nullter Stufe
dritten Grades (z. B. für die drei Wendetangenten einer kubischen
^
358 H. Schubert.
Plancurve mit Doppelpunkt) entwickelt; Es mögen f^fp^f^jf^jF
die Grundbedingungen dieses Strahlenorts bezeichnen. Dann hat
man, den oben besprochenen Formeln gemäss:
fp = ^f — 3ft%
Hieraus werden auf verschiedenen Wegen alle Formeln ge-
wonnen, welche die Symbole f^fe^, wo m + ** > 3 ist, durch die
Symbole f"^fe% wo m + n ^ 3 ist und durch die Potenzen von fi
ausdrücken. Beispielsweise folgen hier zwei solcher Formeln:
f' = 15 ffe' + 50 ilffe - GOilfe' + 15 U^ - 210 (l'ffe - 90 (l^
+ 360ftY„
Den Schluss des Uten Abschnitts bilden zwei weitere An-
wendungen, deren Auseinandersetzung hier zuviel Raum kosten
würde.
Der III te Abschnitt entwickelt die sämmtlichen Formeln zwischen
den Grundbedingungen eines aus - zwei Haiiptelementen zusammen-
gesetzten Gebildes und denen seiner Coincidenz d. h. desjenigen
specielleren Gebildes, bei dem diese beiden Hauptelemente unendlich
nahe sind. Die Hilfsmittel zur Ableitung dieser Formeln sind einzig
und allein das ursprüngliche Chasles'sche Correspondenzprincip,
die symbolische Multiplication, über welche oben gesprochen ist,
und die auf dem Princip von der Erhaltung der Anzahl beruhen-
den Formeln des Uten Abschnitts. Sobald die letztern als bekannt
angesehen werden, erscheinen die sänuntlichen hier entwickelten
Correspondenz-Formeln als blosse Umformungen der Chasles' sehen
Correspondenz formet. Damit ist dann, wie schon erwähnt ist, die
Erweiterung des Correspondenz-Princips in der von Salmon und
Zeuthen angebahnten Richtung vollständig erledigt. Wir lassen
hier einige Correspondenzformeln für das Punktepaar*) und das
Strahlenpaar folgen mit dem Bemerken, dass aus den ersten Formeln
alle übrigen durch blosse symbolische Multiplication erhalten werden
können.
Die beiden Punkte eines Punlctepaars seien c und c?, ihr Ver-
*) Inzwischen hat der Verfasser auch CoiTespondenzformeln für Gruppen
von beliebig vielen, in einer Geraden befindlichen Punkten abgeleitet,
H. Schubert. 359
bindungsstrahl g, so dass, gemäss den obigen Festsetzungen, seine
einzelnen Grundbedingungen sind:
c, c^ e% d, d\ ä^y 9,ge, 9py 9s , G.
Die Coincidenz dieses Punktepaares heisse s und zwar mögen
bei 6 die Punkte c und d im Punkte h unendlich nahe liegen. Dann
gelten folgende Formeln:
(1) c + d — 9 = s,
(2) x^-\-d^+9e^9p = B9,
(3) cd — 9e = ab,
(4) , (?-\.d^ + 9s = S9p ,
(5) cd9 — g, = elg == ege + £&^
(6) (?d + cd?- cd9=^'El\
Daraus folgen andere durch Eliminationen, z. B.
(7) c^^cd+d^--9p = Bh + 69,
(8) c^ + c^'d + cd"" + d^ = 69p + 6h9 + £61
An diese Formeln schliesst sich eine Erörterung über die Ueber-
setzung derselben in Worte*), wobei namentlich darauf aufmerksam
gemacht wird, dass die Coincidenz des Punktepäars in drei Gattungen
zerlegt werden kann, je nachdem man als VerbindungsstraÜl jeden
aus einer endlichen Anzahl von Strahlen, oder jeden aus oo\ oder
jeden aus oo^ durch die Coincidenzstelle gehenden Strahlen aufzu-
fassen hat. Im zweiten Falle erfüllt die Coincidenz die Grund-
bedingung 9, im dritten Falle die Grundbedingung 9p von seihst.
Fasst man z. B. jeden Punkt einer Fläche mit jedem Punkt einer
Raumcurve als Punktepaar zusammen, so erhält man ein dreistufiges
System von Punktepaaren, dessen Coincidenzen in den Schnittpunkten
der Fläche und der Rauihcurve liegen, und zwar derartig, dass
jeder durch einen Schnittpunkt gelegte Strahl als Verbindungsstrahl
einer Coincidenz aufzufassen ist. Folglich erfüllt hier jede Coincidenz
die Bedingung 9p von selbst.
Auf die Behandlung des Punktepaars folgt eine sehr eingehende
Behandlung des Strahlenpaars, Die beiden Strahlen desselben heissen
9 und h, - Es giebt <x>^ Strahlen, deren jeder \^ und h zugleich
schneidet. Die von diesen schneidenden Strahlen gebildete lineare
Congrueng habe die Grundbedingungen ß und B, wo ß resp. JB
bedeutet, dass die Congruenz einen ihrer Strahlen in einem gegebenen
*) In einer Abhandlung, welche im XI. Bande der Math. Ann. (S. 323)
erscheint, sind viele Punktepaar-Formeln in Worten ausgesprochen.
n
360
H. Schubert.
Strahlbüscliel resp. in einem gegebenen Strahle besitze. Die Coin-
cidenz dieses Strahlenpaars heisse f, und zwar mögen bei € die
beiden Strahlen g und h im Strahle Je unendlich nahe liegen. Eine
zweite Ausartung <S des Strahlenpaars entsteht dadurch, dass die
beiden Strahlen g und h im Schnittpunkte c und der Schnittebene ft
sich schiieiden, ohne im allgemeinen unendlich nahe zu sein. Eine
höhere Ausartung aö entsteht dadurch, dass g und h sich schneiden,
und zugleich unendlich nahe sind» Zwischen g, Ä, /S, 6^ s bestehen
die beiden Beziehungen:
9) ^ + Ä-^ = a,
10) ß = a^e.
Von Formeln höherer Dimension erwähnen wir:
11) ß^==B + ge + K + cö,
12) ß^^JB + g^ + h^ + ii0,
gh = B -{-TzB, . -
g\ + gpti = (?(i + shp — sTce + eßhy
9^ + i^'Ä + \g%^ + Ä, + i (ft - c)2 <y = Bß^ - eßh + 2ak%
gehe = fi^ö + sßhe -— sTz,,
gphp = c^ö + £/SÄi, — aÄ,,
G + 5^*^ + ö'.Äe + gphp + gh, + H= aß' - 2aß'Jc + St/SÄ^
Die Formel (19) repräsentirt das Correspondenzprincip im
Strahlenraume. Im Anschluss an diese Entwicklungen wird darauf
aufmerksam gemacht, dass gerade so wie zwischen den Grund-
bedingungen eines Kegelschnitts und zwischen denen einer quadrati-
schen Fläche*) gewisse allgemeine Relationen bestehen, dass so
auch die Grundbedingungen einer linearen Congruenz durch gewisse
Beziehungen mit einander verbunden sind. Von. diesen ist die Be-
ziehung niedrigster Dimension folgende:
ß (ß^ — B) (ß^ — 3B) = 0.
In ähnlicher Weise werden dann das aus Punkt und Strahl,
sowie das aus Punkt und Ebene bestehende Paar behandelt.
13)
14)
15)
16)
17)
18)
19)
(20)
*) Man vergleiche des Verfassers Abhandlung über Moduln bei Flächen
zweiter Ordnung, Math. Ann. Bd. X, S. 318, oder das Referat hier S. 364.
H. SCHUBEBT. 361
Aus den Strahlenpaar-Pormeln ergeben sich unmittelbar alle
Zahlen, welche angeben, wieviel lineare Congruenzen ihre beiden
erzeugenden Axen irgend welche Grundbedingungen erfüllen lassen,
zugleich gegebenen Strahlbüscheln Strahlen zuführen, und dabei
auch gegebene Strahlen enthalten. Von solchen Zahlen führen wir
hier beispielsweise an, dass es 14 lineare Congruenzen giebt, welche
jedem von 8 gegebenen Strahlbüscheln einen Strahl zuzuführen ver-
mögen, und dass es 38 lineare Congruenzen giebt, welche jedem
von 6 gegebenen Strahlbüscheln einen Strahl zuführen, imd dabei jede
ihrer beiden erzeugenden Axen einen gegebenen Strahl schneiden
-lassen.
Eine zweite Anwendung der Strahlenpaar-Pormeln constatirt
die Abhängigkeit der auf das Stürmische Problem der räumlichen
Projectivität (Math. Ann. Bd. YI) bezüglichen Anzahlen von ein-
ander, und bestimmt einige neue, diesem Probleme angehörige
Anzahlen.
Hierauf folgt die Aufdeckung des natürlichen Zusammenhangs
der Correspondenz-Formeln für ein Paar von Gebilden mit den
Frodtwtensätzen dieses Gebildes. Unter Productensatz ist nämlich
im allgemeinen jeder Satz zu verstehen, welcher Bedingungen des
Systems derjenigen Elemente, welche zweien von ein und demselben
Elemente erzeugten Systemen gemeinsam sind, durch Bedingungen
dieser beiden Systeme ausdrückt, im speciellen Falle also die Zahl
der zweien Systemen gemeinsamen Elemente durch Anzahlen aus-
drückt, welche jedem dieser beiden Systeme angehören. Die Producten-
sätze für Systeme xon Punkten und Ebenen stecken in dem Bezou ti-
schen Satze vom Grade der Eliminationsgleichung. Die Producten-
sätze für Systeme von Strahlen sind erst von Halphen präcis auf-
gestellt (Comples rendus Bd. 68, S. 141 und Bd. 74, S. 41) und
von ihm und Zeuthen bewiesen. Hier ergiebt sich jeder Producten-
satz für Hauptelemente als ein sehr specieller Fall einer der obigen
Correspondenzformeln, indem immer alle Glieder der linken Seite
bis auf eins oder zwei verschwinden. An die Ablesung der Produkten-
sätze aus den Correspondenzformeln wird ein aus dieser Ablesung
resultirender Beweis des Halphen'schen Satzes angeschlossen, in
welchem von der Bedingungssymbolik und den Formeln des Ver-
fassers absichtlich nichts vorausgesetzt wird.
Die Punktepaar-Formel erster Dimension
c + d — g = s
löst ohne Schwierigkeit die bis dahin ungelösten, von Salmon auf-
362 H. Schubert.
gestellten (Salmon-Fiedler's Raumgeometrie IL Th., IL Aufl., Ar-
tikel 44n) Probleme ß, y, d, s, f.
Es ergeben sich folgende Zahlen:
Eine Fläche nter Ordnung besitzt
5n (w — 4) (7-n— 12)
fünfpanktig berührende Tangenten; und
2n{n — 4:){n — b) (w + 6) (3w — 5)
an einer Stelle vierpunktig, an einer andern Stelle zweipunktig be-
rührende Tangenten; und
^n (n — 4) (n - 5) (n^ + 3n^ + 29n— 60)
an zwei Stellen dreipunktig berührende Tangenten; und
4^n (w — 4) (w - 5) (w — 6) {n' + 9n' + 20w — 60)
an einer Stelle dreipunktig und an zwei Stellen zweipunktig be-
rührende Tangenten; imd
^n (n— 4) (w-5) (n— 6) (w-7) (n^ + 6n^ + 7n — 30)
an vier Stellen zweipunktig berührende Tangenten.*) Diese Resultate
sind vom Verfasser zugleich auch durch die Gott. Nachr. (Februar
1876) publicirt. Inzwischen hat derselbe die Untersuchungen über
die* Tangenten-Singularitäten der Fläche w^er Ordnung fortgesetzt in
den Math. Ann. Bd. 11, S. 323. Eine weitere Anwendung der
Punktepaar-Formeln führt zu den Anzahlen, welche sich auf die
Berührung von Elementen zweier Curven- oder Flächen- Systeme
erster Stufe beziehen. Von diesen Anzahlen stecken einige in den
von Fouret aufgestellten Formeln für die implexes de surfaces. Hier
mag als Beispiel folgender Satz Platz finden:
„Die Berührungspunkte von allen möglichen zwei sich be-
rührenden Flächen zweier Flächensysteme (fe-j, Vj, q^) und (ji^, v^, Q2)
bilden eine Raumcurve vom Grade:
Die Abhandlung schliesst mit der Besprechung der eigentlichen
Charakteristikentheorie der drei Hauptelemente, welche durch die
bekannten Productensätze erledigt ist.
Die beiden anderen Abhandlungen der „Beiträge zur abzählenden
Geometrie", welche auf diese erste Abhandlung bald folgen sollten,
sind noch immer nicht publicirt, weil eine zeitraubende Amtsthätig-
*) Inzwischen hat der Verfasser die analogen Zahlen für den Liniencomplex
wten Grades bestimmt. (Math. Ann.)
j
H. Schubert. 363
keit dem Verfasser wenig Zeit für die Eedaction seiner Unter-
suchungen übrig lässt.
Die zweite Abhandlung bestimmt, wie schon in dieser ersten
angegeben wird, für die Plancurve dritter Ordnung mit Spitze sach-
lich alle Zahlen, welche angeben, wieviel solcher Curven im Räume
alle möglichen fundamentalen Bedingungen erfüllen. Unter funda-
mentaler Bedingung wird jede Bedingung verstanden, welche für die
Ebene der Curve, oder für ihren Punktort, oder für ihren Tangenten-
ort oder für die 3 Ecken und die 3 Seiten ihres Singularitäten-
Dreiecks Grundbedingungen sind, wo unter Singularitäten-Dreieck
das aus Spitze, Rückkehrtangente, Wendepunkt, Wendetangente ge-
bildete Dreieck zu verstehen ist. Bei dieser Gelegenheit werden
auch die 13 fundamentalen Ausartungen dieser Curven ' mit ihren
Eigenschaften, sowie gewisse räumliche Beziehungen des Singula-
ritäten-Dreiecks aufgefunden. In derselben Weise wird in dieser
Abhandlung die Plancurve dritter Ordnung mit Doppelpunkt be-
handelt. . '
Die dritte Abhandlung findet bei der Jcubische>i Eaumcurve 11
verschiedene Ausartungen, sowie deren Eigenschaften. Ferner werden
hier von den 5374 Elementarzahlen der kubischen Raumcurve 5335
sachlich bestimmt, wo unter Elementarzahl jede Zahl zu verstehen
ist, die angiebt, wieviel Curven durch gegebene Bedingungen be-
stimmt sind, welche für ihren Punktort, ihren Tangentenort und
ihren Schmiegungsebenenort Grundbedingungen sind. Von diesen
Zahlen greifen wir, um Beispiele zu geben, einige beliebig heraus.
Es giebt 2200800 kubische Raumcurven, welche 6 gegebene
Ebenen berühren, und 6 gegebenen Punkten Tangenten zuschicken,
Es giebt 288360 kubische Raumcurven, welche 8 gegebene
Ebenen berühren und durch 4 gegebene Geraden Schmiegungsebenen
schicken;
Es giebt 11424 kubische Raumcurven, welche durch 1 ge-
gebenen Punkt gehen und 10 gegebenen Punkten Tangenten zu-
schicken-,
Es giebt 144 kubische Raumcurven, welche durch 3 gegebene
Punkte gehen, 2 gegebene Ebenen zu Schmiegungsebenen haben,
und 2 gegebene Ebenen berühren. *
Hamburg. H. Schubert.
364 H. Schubert.
H. Schubert: Moduln vielfacher Bedingung bei Flächen zweiter
Ordnung. (Math. Ann. Bd. X, S. 318—364.)
-Für ein a stufiges System von quadratischen Flächen jFg he-
zeichne immer das SymboJ
die Zahl derjenigen Flächen des Systems, welche durch 6 gegebene
Punkte gehen, c gegebene Gerade und a — 6 — c gegebene Ebenen
berühren. Jedes dieser
. i(a+l) (a-j-2)
Symbole heisse eine afache Charakteristik der F2» Ferner soll ein
elementarer Modul einer der JPg auferlegten a fachen Bedingung
Ba eine solche ganze lineare Function der a-fachen Charakteristiken
bedeuten, welche in jede^n beliebigen a stufigen Systeme die Zahl
der die Bedingung Ba befriedigenden Flächen auszudrücken vermag,
oder, was dasselbe ist, welche angiebt, wieviel Flächen die Be-
dingung Ba und ausserdem eine ganz beliebig gewählte (9 — a) fache
Bedingung Z erfüllen, sobald man für jedes in dem Modul vor-
handene Symbol
^b yc ^a-b-^o
die Anzahl der Flächen einsetzt, welche durch b gegebene Punkte
gehen, c gegebene Gerade berühren, a — b — c gegebene Ebenen be-
rühren J* und ausserdem jene Bedingung Z erfüllen.
Durch diese Definition gewirmen gewisse von Halphen (Bull, de la
Soc. math. de France, tome II, und Comptes rendus, Band 76,
S. 1074 — 1077) ausgesprochene Resultate folgende Gestalt:
- j,Jede einer F^ auferlegte afache Bedingung besitzt einen ele-
mentaren ModuV^
Die Richtigkeit dieses Satzes*) für a = \ war schon von
Chasles beobachtet. Von vielfachen unzerlegbaren Bedingungen
jedoch waren bisher nur sehr wenige hinsichtlich ihrer elementaren
Moduln untersucht.
In der vorliegenden Abhandlung leitet deshalb der Verfasser
die elementaren> Moduln einer grossen Gruppe solcher Bedingungen
ab. Die dieser Gruppe angehörigen Bedingungen, welche Ba^ir-
*) Sein Analogon für Kegelschnitte ist in letzter Zeit namentlicli von
Lindemann (Vorles. üb. Geom. vonClebsch, S.403 u.f.), von Halphen (Comptes
rendus, 4 sept., 13 nov. 1876) und von Schubert (Gott. Nachr. November 1876)
besprochen.
H. SCHUBEHT. 365
hedingungen genannt werden, erhält man in folgender Weise. Man
ordne von den cx)^ in einer F2 liegenden Geraden je zwei sich
schneidende einander zu. So erhall/ man 00^ der jPg angehörige
Geradmpaare. Polglich ist jede Bedingung, welche eine F^ dadurch
erfüllt, dass eines ihrer 00* Geradenpaare eine (a + 2) fache Be-
dingung erfüllt, für die F^ afach. So erwachsen der F^ aus den
3- bis 7 fachen Grundbedingungen des Geradenpaars gewisse 1- bis
5 fache Bedingungen, welches die untersuchten Faarbedingungen sind.
Dabei war unter Grundbedingung des Geradenpaares jede Bedingung
zu verstehen, welche sich aus Grimdbedingungen'*') der 4 Haupt-
elemente des Geradenpaares, nämlich seiner beiden Geraden, deren
Schnittpunkt und deren Schnittebene, zusammensetzt.
Durch die auch in den Math. Ann. Bd. X, S. 27 u. f. auf-
gestellten, allgemeinen Beziehungen zwischen den Grundbedingungen
incidenter Hauptelemente, gelingt es dem Verfasser, die sämmt-
lichen Paarbedingungen durch gewisse unter ihnen, welche Haupt-
bedingimgen genannt werden, auszudrücken. Die sämmtlichen
Hauptbedingnngen setzen sich aus ft, v, q und 7 Hauptbedingungen
«usammen, welche wesentliche genannt werden. Für die 7 wesent-
lichen Hauptbedingungen erhält der Verfasser die folgenden elemen-
taren Moduln:
1) Die Bedingung y, dass die jFg ei^e gegebene Ebene in irgend
einem Punkte einer auf der Ebene gegebenen Geraden berühren soll,
hat den Modul:
2) Die hierzu reciproke Bedingung /, dass die JPg eine ge-
gebene Gerade in einem auf ihr gegebenen Punkte berühren soll,
bat den Modul:
3) Die Bedingung d, dass die F2 einen Strahl eines gegebenen
Strahlbüschels enthalte, hat den Modul:
4) Die Bedingung x, dass die JPg ^^® gegebene Gerade ent-
halte, hat den zuerst von Hurwitz in Hildesheim bestimmten
Modul:
x = ^ [2i/»-3i/2 ^— 3i/2 Q + 3v(i^ + 2v(iQ + 3i/(>2— 2^»-2(>3].
*) Die Definition der Grundbedingungen der Hauptelemente ist in des
Verfassers „Beiträgen zur abzahlenden Geometrie" (Math. Ann. Bd. X, S. 18)
und auch in dem, in dieser Zeitschrift befindlichen Eeferäte über diese Ab-
handlung angegeben.
Bepertorinm für reine und angewandte Mathematik. 25
366 H. Schubert.
Die Bedingung w, dass die jPg eine gegebene Ebene in einem
auf ihr gegebenen Punkte berühre, hat den Modul:
w = ^ [—2v^ + 3i/V + 3i/« ^-^3i/^2-3t/()2 + 2/it» + 2^»].
6) Die Bedingung y, dass die jPg eine gegebene Gerade ent-
*
halten und dabei eine gegebene, durch die Gerade gehende Ebene
in einem gegebenen, auf der Geraden liegenden Punkte berühren
soll, hat unendlich viele elementare Moduln, welche man s'ämmtlich
erhält, wenn man in:
y = I [2v^(i + 2v^Q — 3i/V' - 6i/V(> — Sv^Q^ + 2vft' + Gvii^q
+ «,. V+a,W
den beiden willkürlichen Coefficienten a^ und cc^ alle möglichen Werthe
beilegt, und
F.— 2v' — bv^(i — bv^(} + 6vV + 8vV(> + 6i/'(>'
— 4v/x^ — Gvfi^Q — ßvfiQ^ — 4vp^ 4" 4ft^(> 4* 4fi()^,
Tr=2t/V — 2i/^p — 3vV + 3^V + 2V — 2i;(>3
einsetzt.
7) Die Bedingung Z, dass die jP^ zwei gegebene, sich schnei;
dende Gerade enthalten soll, hat unendlich viele elementare Moduln,
welche man sämmtlich erhält, wenn man in
Z=^ [2v^ — v^li — v^Q + 2i/V^ — 2i/V(> — 2i/V(>^
— 4/x*() — 4ft(>*]
+ ß,.vW+ß,.(iW+ß,.QW
+ ß,. ^* (2^-v) + /J«. (»* (29-1;)
den 8 willkürlichen Coefficienten ß^ . . . . ß^ alle möglichen Werthe
beilegt, und für V und W die eben unter 6) angegebenen Functionen
einsetzt. Die Mittel zur Ableitung dieser und der Moduln der übrigen
Paarbedingungen werden dem Verfasser geliefert sowohl durch die
allgemeinere Fassimg, welche derselbe im III. Abschnitte seiner
„Beiträge zur abzählenden Geometrie" dem Corre^pondenzprindpe
giebt, wie auch durch das Prindp von der Erhaltung der Anzahl
(Beitr. z. abz. Geom. §. 7).
Die willkürlichen Coefficienten, welche bei den oben angegebenen
Moduln fürvj/ und für is auftreten, weisen darauf hin, dass zwischen
den 15 vierfachen Charakteristiken der jPg 2 und nicht mehr als 2 von
einander unabhängige Relationen bestehen, nämlich
F=0 und TF=0,
H. SCHUBKÄT. 367
und dass zwischen den 21 fünffachen Charakteristiken 8 und nicht
mehr als 8 von einander unabhängige Relationen bestehen, nämlich
die 6, welche sich aus F== und W=0 durch Multiplication mit
ft, Vy Q ergeben, und ausserdem:
2^^ — fi^v = sowie
Es sind also höchstens 13 vierfache und höchstens 13 fünffache
Charakteristiken von einander unabhängig. Im Anschluss an diese
Resultate beweist der Verfasser den allgemeinen Satz, dass bei jedem
Gebilde mit der Constantenzahl c die höchste Zahl der von einander
unabhängigen a fachen Charakteristiken gleich der höchsten Zahl
der von einander unabhängen (c — a) fachen Charakteristiken ist.
Da. femer gezeigt wird, dass zwischen den 3 einfachen, den 6 zwei-
fachen und den 10 dreifachen Charakteristiken der F2 keine Rela-
tionen bestehen, so giebt jener Satz das Resultat, dass zwischen den
28 sechsfachen Charakteristiken 18, zwischen den 36 siebenfachen
30, zwischen den 45 achtfachen Charakteristiken 42. von einander
imabhängige Relationen bestehen müssen. . Diese Relationen kann
man durch gewisse Eliminationen aus den Elementarzahlen (Borch.
J. Bd. 71, S. 383) der F^ leicht erhalten.
Diese Resultate für die jPg hängen mit den analogen Resultaten
für den Kegelschnitt im Baume durch eine der drei Ausartungen der
F2 zusammen, nämlich durch diejenige, auf welcher die Punkte zwei
zusammenfallende Ebenen bilden, und die Tangenten die sämmt-
lichen 00^ Secanten eines in ihnen liegenden Kegelschnitts sind.
Die Charakteristiken des Kegelschnitts im Räume setzen sich
aus den 3 Bedingungen m, n, r zusammen, wo m bedeutet, dass
der Kegelschnitt seine Ebene durch einen gegebenen Punkt schicke,
n bedeutet, dass er eine gegebene Gerade schneide, r bedeutet, dass
er eine gegebene Ebene berühre.
Der Verfasser findet, dass zwischen den 3 einfachen und den
6 zweifachen Charakteristiken des Kegelschnitts keine Relation be-
steht, dass aber zwischen den 10 dreifachen Charakteristiken eine,
und nur eine Relation besteht. Diese heisst:
K^ 2n^ — 3wV + 3wr^ — 2r^ — 6mn^ + 4mnr -|- 12m^n
— 8m^r = 0.
Aus dieser Formel erhält man die speciellere, in Clebsch-
Lindemann's Werke auf S. 406 mit Nr. 11 bezeichnete Cremona-
26*
368 H. Schubert. — E. Bebtini.
Hälphen'sche Formel, wenn man die Ebene des Kegelschnitts als
fest annimmt, d. h. m = setzt.
Zwischen den 14 vierfachen Charakteristiken bestehen 4, und
nur 4 von einander unabhängige Relationen, nämlich ausser
mB. = 0, njR = 0, ri? =
noch eine von diesen unabhängige. Daraus folgt nun, dass beim
Kegelschnitt im Räume höchstens:
3 einfache, 6 zweifache, 9 dreifache, 10 vierfache
Bedingungen von einander unabhängig sind, woraus wir mit Hilfe
des oben erwähnten allgemeinen Satzes femer schliessen können,
dass auch höchstens
3 siebenfache, 6 sechsfache, 9 fünffache
Bedingungen von einander unabhängig sein können.
Hamburg. H. Schubert
E. Bertini: Sistema simultaneo di due forme biquadratiche binarie
(pubblicato nel giornale di Napoli t. XIV e riprodotto nei Mathe-
matische Annalen t. Xl).
I metodi esposti nella importantissima opera di Clebsch Tlmyrie
dei' binären algebraischen Formen sono applicati alla ricerca del
sistema simultaneo di due forme biquadratiche. Si dimostra che
questo sistema si puö ridurre a sole 30 forme, proprieta gia data
da Gor d an (Math. Ann. t. 2 p. 273). Si stabiliscono inoltre varie
relazioni sussistenti fra le forme del sistema e in particolare quella
unica che ha luogo fra gli otto invarianti.
E. Bertini: Sopra una olasse di trasformazioni univoche involii-
torie. (Annali di Matematica t. VIII.)
«
Lo scopo di questo lavoro e la determinazione -delle trasfor-
mazioni univoche, le quali sono anche involutorie (cioe tali che due
punti si corrispondono in doppio modo), nel caso particolare studiato
da Jonquieres (Nouvelles Annales de Mathematiques, 1864), nel quäle
alle rette corrispondono curye di ordine n aventi a comune un
J
E. BeKTINI. — LÜROTH. 369
punto (n — ly^^ e 2 (w — 1) punti semplici. Lo studio di tutti i casi
che si possono presentare conduce alle seguenti proprietä, nelle
quali per curva punieggiata unita s'intende una curva, di cui ciascun
punto corrisponde a se stesso:
a) Ogni trasformazione involutoria di Jonquieres che ammette
una curva punteggiata unita di genere p > 0, e deducibile con
successive trasformazioni quadratiche dalla trasformazione involutoria
d' ordine p -{- 2 che ammette una curva punteggiata unita d' ordine
2> + 2 con un (solo) punto p^^^ nel punto (p -j- 1)^^^^ della trasfor-
mazione.
b) Ogni altra trasformazione involutoria di Jonquieres e dedu-
cibile con successive trasformazioni quadratiche dall' omologia
armonica.
Si osserva ancora che ogni trasformazione univoca involutoria
che ammette una curva punteggiata unita di ordine n e necessaria-
mente una trasformazione di Jonquieres.
Pisa. E. Bertini.
Lüroth: Das Imaginäre in der Geometrie und das Rechnen mit
Würfen. (Zweite Abhandlung.) (Math. Annalen Bd. XI. S. 84.)
Die erste Abhandlung obigen Titels (erschienen im VIII. Bande,
S. 145 der math. Annalen) giebt eine Darstellung der von v. Staudt
vorgeschlagenen Darstellung des Imaginären in deir Geometrie und
des von demselben Geometer erfundenen Rechnens mit Würfen. Die
oben angeführte zweite Abhandlung beschäftigt sich mit einer von
Klein vorgeschlagenen Interpretation des Imaginären mit Hilfe
cyklisch-projectivischer Punktreihen. Der erste Theil der Arbeit ist
der näheren, rein geometrischen Betrachtung dieser Punktgruppen
gewidmet. Sind mit a^ ag . . . a« die Punkte einer Gruppe bezeichnet,
so heisst sie oyTäisch-projectivisch, wenn a^Og ... an7\^2 ^3 ••• ^« ^s^-
Es zeigt sich; dass die Gruppe vollständig und eindeutig bestimmt
ist, wenn drei, in der Geraden aufeinanderfolgende Punkte derselben
gegeben sind, und dass jeder andere, nicht zur Gruppe gehörige
Punkt der Geraden eine neue Gruppe bestimmt, von der gesagt wird,
sie gehöre mit der gegebenen zu derselben cyTdischm Involution.
Bei der Betrachtung von cyklisch-projectivischen Punktgruppen eines
370 LÜBOTH.
Kegelschnittes ergiebt sich eine vollständige Analogie mit den regulären
Polygonen, die einem Kreis eingeschrieben sind, indem jede cyklisch-
projectivische Gruppe auf einem Kegelschnitt aus den Ecken eines
regulären Polygons durch Projection abgeleitet werden kann. In
Folge dessen gehört, wie zu jedem regulären Bjreispolygon die
unendlich ferne Gerade, so zu jeder, cyklischen Involution eines
Kegelschnittes eine Gerade, die umgekehrt, wenn sie gegeben ist,
die cyklische Involution eindeutig bestimmt.
Im zweiten Theil der Arbeit wird der Nachweis geführt, dass
mit Hilfe der cyklisch-projectivischen Gruppen eine consequente
Interpretation des Imaginären in der Geometrie durchgeführt werden
kann, bei der, ebenso wie bei der v. Staudt'schen, die für reelle
Gebilde gültigen Sätze ihre Gültigkeit beibehalten, und die, bei
blosser Anwendung des Reellen bleibenden, Ausnahmen beseitigt
werden.
Karlsruhe. Lüroth.
L ü r o t h : Vergleiohung zweier Werthe des wahrscheinlichen
Fehlers. (Astron. Nachrichten Nr. 2078, Bd. 87.)
Gegenstand dieser Abhandlung ist wesentlich die Vergleichung
der Wurzel q = 0,47694 der Gleichung
Q OD
/e~** dx = I e —
flO
*" dx
0- f
mit der Wurzel Qp der Gleichung
''v
in der p eine positive ganze Zahl bezeichnet. Es ergiebt sich durch
einen allgemeineren Satz über .Wurzeln solcher Gleichungen ein-
fach, dass
dagegen, auf einem complicirteren Wege, die genauere Begrenzung
'>^<»-<»y|-
LüEOTH. — M. NOETHER. 371
I
Die Zahl q wird gebraucht bei Berechnung des wahrschein-
lichen Fehlers bei p überschüssigen Beobachtungen, wenn man das
Präcisionsmaass als bekannt annimmt, während Qp anzuwenden ist
bei unbestimmt gelassenem Pr^cisionsmaasse.
Earlsrjihe. Lüroth.
M. Noether: «Zur Eliminationstheorie. (Sitzungsber. der phys.-mcd,
Soc. in Erlangen am 4. Dec. 1876.)
Ein algebraisches Gebilde, von m Dimensionen und vom Grade
(i, das durch irgend ein System von Gleichungen zwischen den
Variabein
•A/i • f^^y • • • • »A/f
gegeben ist, kann, mittelst Elimination einiger der Variabein, durch
ein Gleichungssystem der Form definirt werden:
WO, wenn (a^i =^ a?2 = . . . = i^?;» + 2 = 0) kein Werthsystem des Ge-
bildes ist, f eine homogene Function ^'^, die ^ solche Functionen
Q^, q) eine solche (q — 1)'^ Ordnung von x^y iCg? • • ^»» + 2 sind.
Für das Schnittgebilde zweier solcher Gebilde, bez. von den
Dimensionen m, n und den Graden fi, v, existirt der Satz, dass der
Grad desselben = 11, v ist (vorausgesetzt, dass m -\- n^r — 1, und
dass die beiden Gebilde nicht ein solches von wenigstens m -{- n
— r -j- 2 Dimensionen gemein haben). Aber dieser Satz war bisher
nicht streng bewiesen worden. Erst H. Halphen hat in einem Auf-
satze im Bull. d. 1. Soc. math. d. France, t. II, p. 34, die Idee zu
einem Beweis gegeben, indem er durch Zufügung weiterer Variabein
und einer Reihe von linearen Gleichungen die Eliminationsaufgabe
auf eine solche von einer Variabein aus zwei Gleichungen zurück-
zubringen sucht. In der vorliegenden Note wird der Beweis in einer
für alle Fälle gültigen, strengen Gestalt geführt.
Erlangen. M. Noether.
L
372
Helhebt.
Helmert: Ueber die Wahrscheinlichkeit der FotenEsummen der
Beobachtungsfehler nnd über einige damit im Zusammen-
hange stehende Fragen. (Zeitschr. f. Math. u. Phys. v. Schön-
milch, 1876. S. 192—218.)
Die absoluten Werthe von n Beobachtungsfehlem (wahren
Fehlem) seien e^ . . . a«, die Summe ihrer m'«'* Potenzen nöm, der
durchschnittliche Werth aller möglichen n0m gleich nSm- Die Wahr-
scheinlichkeit, dass [£"»] zwischen nlöm ^) und n\0m + -^j lieg«;
werde mit 9? (0m)n ^m bezeichnet. Hierdurch ist zugleich die Wahr-
scheinlichkeit der Differenz S,„ — <?* = «^m charakterisirt. Betrachtet
man aber verschiedene hohe Potenzsummen, so sind offenbar deren
Wm nicht vergleichbar. An Stelle der Abweichungen Wm setzt mau
daher besser andere, Vm^ wofür
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich damit^ zunächst die
einfachen Fälle zu betrachten, wo n = 1 oder 2, m = 1, 2 oder 3
ist und die Wahrscheinlichkeit eines Beobachtungsfehlers s entweder
constant ist oder der Gauss'schen Exppnentialfunction folgt. Für
diese Fälle werden die Wahrscheinlichkeitsfunctionen g)(ö) und g>(v)
abgeleitet und letztere auch graphisch dargestellt. Die weitere Be-
handlung der Fälle n > 2 und m > 3 ist unterlassen und nur der
Fall m = 2 für beliebiges w, als zu eleganter Formel führend, be-
handelt.
Ist Ä die Präcision der Beobachtungen, so wird für diesen Fall
9K)n*2 =
^-1
fpiv^^dv.,
2
©
„\\(l+.v,Y-^e-i" + -''dv
0(1)
Vg > — 1.
Die Annäherung an die Gauss'sche Pehlerfunction ist Gegen-
stand weiterer Untersuchung. Da sie evident ist, die andern nicht
behandelten Fälle aber ein ganz ähnliches Verhalten andeuten, so
ist auch für diese einigermaassen der Grad dep Annäherung an diese
Function bei wachsendem n charakterisirt. Mit Hülfe von Dis-
continuitätsfactoren wird schliesslich für beliebig denkbares Fehler-
Helmebt. 373
gesetz noch nachgewiesen, dass die in Rede stehenden Wahrschein-
lichkeitsfunctionen, wenn nur n nicht zu klein ist, die Form der
Gauss'schen Function annehmen.
Zwei vorletzte §§. des Aufsatzes beschäftigen sich mit deV
Frage der günstigsten Hypothesen zur Berechnung des Genauigkeüs-
maasses. Man kann sich die Fälle hierbei sehr verschieden denken.
Zur absolut günstigsten Hypothese kann man nur gelangen, wenn alle
e einzeln gegeben sind. Bei constanter Fehlerwahrscheinlichkeit
setzt man dann den
Maximalbeob.-Fehler a = dem beobachteten grössten s.
Bei Vorhandensein des Gauss 'sehen Fehlergesetzes ist dagegen
bekanntlich nach Gauss zu nehmen die Präcision
'•-Vwy
Sind die Fehler einzeln nicht gegeben, sondern nur [f] oder
[a^] oder irgend eine andere Potenzsumme, so erhält man nur eine
relativ günstigste Üypothese.
Ist die Fehlerwahrscheinlichkeit constant, so ist zu setzen
a = y (m -{- l) 0m , falls n gross.
Bei kleinen n gilt diese Formel nicht. Man hat
a = £ für w = 1, m beliebig
a = y^ fürn = 2, m = 1 bis 3.
Diese günstigste Berechnung scheitert für n > 2 daran, dass es
schwer ist, allgemeine Formeln zu gewinnen. Man wird sich daher
begnügen, eine praktisch bequeme Hypothese zu substituiren und an-
nehmen, dass öm gleich Sm sei-, für grosse n erhält man damit
zugleich wieder die relativ günstigste Hypothese. Man setzt also
a = }/ (m + 1) ö,a
und hat den Exponenten m möglichst hoch zu nehmen (falls man
die Wahl hat), um der besten Hypothese möglichst nahe zu kommen.
Besteht das Gauss'sche Fehlergesetz für die Beobachtungsfehler
€, so ist
»"-f„0+^')l
wobei
7 ^
h"' = -- genähert,
m
'"^-y^' ^"=^'
n gross,
374 Helmebt.
a= 1.2.3
... ( — 2 — ) / — ; we ungerade
m
a = 1 . 3 . 5 . . . (m — 1) 2 ^' m gerade
^=1.3.5.'..(2m— 1)2-^
Ist n klein; so geben diese Formeln nicht die relativ günstigste
Hypothese, da man diese aber für beliebige kleine n nicht ermitteln
kann; behält man die Formeln als praktisch-bequeme Hypothese bei,
was um so zulässiger ist, als dieselbe sich der relativ-günstigsten
mit wachsendem n rasch zu nähern scheint.
Ein letzter § giebt nun noch den wahrscheinlichen Fehler der
Hypothesen an (für Gauss'sches Gesetz der Beobachtungsfehler). Ist
^m gegeben, so sind bei grossen n die wahrscheinlichen Grenzen
von h und der wahrscheinlichste Werth desselben (s. o.)
j7^ fl + 0,6745 l/Ei^
Durch Betrachtung des Falles w = 1 , m = 1 bis 3, wird noch
gezeigt, dass diese Formel auch bei kleinen n als eine Näherung
brauchbar ist.
Helm er t: Die Genauigkeit der Formel von Feters zur Berechnung
des wahrscheinlichen Beobaohtungsfehlers directer Be-
obachtungen gleicher Genauigkeit. — Die Berechnung des
wahrscheinlichen Beobachtungsfehlers aus den Quadraten
der Verbesserungen directer Beobachtungen gleicher Ge-
nauigkeit und die Fechner'sche Formel. — Die Be-
rechnung des wahrscheinlichen Beobachtungsfehlers aus
den ersten Potenzen der Differenzen gleich genauer di-
recter Beobachtungen. (Astronomische Nachr. Nr. 2096 — 2097,
Bd. 88, S. 115.)
Die Peters'sche Formel lautet: es ist der wahrscheinliche Be-
obachtungsfehler
9 = 0,845351;^^=^^,
^ ' yn(n— 1) '
Helmert. 375
wo A die Verbesserungen der n Beobachtungswerthe auf ihr arith-
metisches' Mittel sind. Der mittlere Fehler dieser Bestimmung
von Q wird nun zunächst in der Abhandlung aufgesucht und ge-
funden gleich
y^ + aresin — n + }/n(«--2)
2 ' n— 1 '
n
oder in immer ausreichender Näherung
Hiemach berechnet sich derselbe gleich (je nach der ange-
wandten Formel)
+ 0,756 Q oder 0,756 (> bei w = 2
0,525 0,534 3
0,430 0,436 4
0,373 0,378 5
0,250 0,252 10
0,756 : Yn— 1 (x>
Der wahrscheinliche Fehler in der Bestimmung von q folgt
hieraus durch Multiplication mit' 0,67449 solange n gross ist; ist
« = 2, so hat man ihn nach dieser Regel gleich + 0,510(>, während
eine strenge Ableitung + 0,443 ^ ergiebt.
Die günstigste Berechnung ties wahrscheinlichen Beobachtungs-
fehlers Q erfolgt mittelst des mittlem Fehlerquadrates ft^ nach den
Formeln :
Q = 0,67449 ^
.-i/„^(i±)/^).
Das Wurzelglied in den Parenthesen ist selbst wieder der mittlere
Fehler der Bestimmung. Diese Formeln werden scharf begründet
bezw. verbessert. Zunächst wird zu dem Zweck die Wahrscheinlich-
keit des Fehlersystems Ai....A« abgeleitet und gefunden
Mvs)
-\-""' dl....di.-,-
Daraus folgt sofort als günstigste Hypothese für h^ oder jt*
2Ä» w— 1 f^
rlr.
i'
376 Helmebt.
Als Wahrscheinlichkeit einer Summe [XX] = 6 ergiebt sich weiter
derselhe Werth, wie für die Wahrscheinlichkeit einer Quadratsumme
[^J von n — 1 wahren Fehlern t gleich 6 zu sein, d. i. nach der
oben citirten Abh. in Schlom. Zeitschr.
m
3
" e -da.
Ä»-l .-y- -A'ö
Hiermit berechnet sich nun auch der mittlere Fehler in der
Bestimmung von ft, den die oben angegebene Formel nicht correct
giebt, trotzdem der mittlere Fehler für ft* ganz richtig ist, weil sie
aus diesem unter der nicht immer zulässigen Voraussetzung be-
rechnet ist, dass derselbe klein sei. Man erhält genauer
Q = 0,67449 )/iiiL
mit dem mittlem Fehler
±9
2_- A2i_i/.;«_:.
/n— 1\ r « — 1
Folgende Tabelle zeigt den mittlem Fehler in der Bestimmung
von Q^ berechnet nach der altern und nach der zuletzt angegebenen
Formel:
+ 0,707 Q und + 0,636 9 bei » = 2
0,500 0,477 3
0,408 0,397 4
0,354 0,346 1 5
0,236 0,234 10
0,707 : Vw — 1 00
Aus diesem mittleren Fehler folgt der wahrscheinliche durch
Multiplication mit 0,67449, wenn n gross ist; ist w = 2, so giebt
diese Regel + 0,477 q anstatt des strengen Werthes + 0,382 (>.'
Fe ebner hatte im Jubelbande von Pogg. Ann. folgende Formel
angegeben:
if = 0,67449 [val abs A] jZ-^jy^-xf;^
(« + 2«--4)
Diese Formel wird in der Abh. streng abgeleitet und gefunden
Q == 0,67449 [val abs A] |/^
^ : (n — 1)
»; . »«^ 7 L J ■/ J •
r . r « + 2 aresin + 2 Vn (n — 2)
1
J
Hklbcebt. 377
Es ist jedoch kein irgend erheblicher Unterschied zwischen
diesem und dem Fechn er 'sehen Ausdruck, den man auch wie folgt
schreiben kann:
o - 0,84686 — i^"^ J
|/,(._i^)-
Diese Formel schliesst sich für kleine n eng an die beste Be-
rechnung von 9 an, im Gegensatz zur Peters 'sehen Formel. .Für
grosse n fallt sie mit dieser zusammen. Der mittlere Fehler in
dieser Berechnung von q wird gleich
±>y2-y2
8 (n — 1)
also
+ 0,636 (> bei w = 2
0,486 . 3
0,408 4
0,359 5
0,246 10
0,756 : Yn—i cx)
Der wahrscheinliche Fehler folgt hieraus bei grossen n durch
Multiplication mit 0,67449; bei w = 2 giebt diese Regel + 0,477 q
anstatt des strengen + 0,382 q.
Der letzte Theil der Abhandlung giebt strenge Beweise einer
von Herrn von Andrae aufgestellten Formel für die Berechnung
von 9, die derselbe nur aus einer unvollständigen Induction gezogen.
Es ist, wenn [d] die Summe der — ^-^ BeobachtungsdiflFerenzen
(nach dem absoluten Werth genommen) bezeichnet
Q = 0,84535 -^r^< .
^ ' n (n — 1)
mit dem mittleren Fehler
l/-^—n + 2(n — 2)yS — ^n + 6 ^
— 9 ' w (n ^ 1)
Speziell hat man den letztem gleich
+ 0,756 Q hei n=f 2
0,525 3
0,425 4
0,366 5
0,241 10
0,715 iVw— 1 oü.
378 Helmert.
Ist n klein, so ist Fechner's Formel schon der Genauigkeit
wegen vorzuziehen; wegen ihrer weit grösseren Bequemlichkeit wird
man sie immer vorziehen.
Der wahrscheinliche Fehler in der Bestimmung von q folgt
aus dem mittleren durch Multiplication mit 0,67449; ist w = 2 so
giebt diese Kegel + 0,510 q anstatt des strengen Werthes + 0,443 9.
Helmert. Untersuchung über den Einfluss eines regelmässigen
Fehlers im Gange der Ooularröhre des Visirfemrohrs auf
Messungen, insbesondere auf das geometrische Nivellement.
(Zeitschr. des Arch. und Ing.-rVer. zu Hannover. XXII. Heft 3.)
Eine mündliche Mittheilung des Herrn Director Cohen Stuart
aus Delft verfolgend, untersucht Verf. den Einfluss einer Abweichung
der Bichtung der Bewegung der Ocularröhre von einer corrigirten
Visiraxe. Es findet sich, dass ein aus Zielhöhendifferenzen abge-
leitetes Nivellementsresultat frei von den durch die Bewegung der
Ocularröhre entstehenden Fehlern bleibt, solange diese Bewegungen
als- geradlinig angesehen werden können und sobald entweder die
corrigirte Visiraxe sich auf eine Ocularstellung für sehr entfernte
Objecte bezieht, oder die Summen der Rück- und Vorwärts-Ziel-
distanzen gleich gross genommen werden.
Bislang fehlte bei der Theorie des Nivellements geradezu jede
Untersuchung in dieser Beziehung, und man nahm nur an, dass ein
Nivellirinstrument auf richtige Ocularröhrenbewegung untersucht
sein müsse, ohne von. dem Falle eines Fehlers zu reden.
Die Untersuchung wird durchgeführt für ein Visirfernrohr, dessen
Ocular ausserhalb des Fadenkreuzes liegt und für ein solches, dessen
Ocular dieses Kreuz einschliesst — Huyens'sches Ocular. Für
diesen Fall wird auch der Begriff Visiraxe definirt, was unseres
Wissens noch nicht geschehen war. Endlich wird auch kurz der
Fall besprochen, wo das Objectiv beweglich ist, wie bei englischen
und amerikanischen Instrumenten.
j
Helmebt. 379
Helmert. Zur Untersuchung der NivelUrfemrohre. (Zeitschr. f.
Vermessungswesen. 1876. S, 34 — 38.)
Wenn man ein in Ringen drehbares Fernrohr während der
Beobachtung dreht, so beschreibt das Bild in der Regel einen Kreis,
welcher davon herrührt, dass nicht nur der optische Mittelpunkt des
Objectes, sondern auch der des Oculars excentrisch liegen. Per Aufsatz
beschäftigt sich mit der Bestimmung derartiger Excentricitäten bei
drehbaren und nicht drehbaren Fernröhren und zieht auch ein
Beispiel für einen concreten Fall herbei.
Helmert. Ueber das Vertioalaxensystem des Repetitionstheodoliten.
(Zeitschr. f. Vermessungswesen 1876. S. 296—300.)
Dieser Aufsatz behandelt zwei Fälle : denjenigen, wo man beim
Beginne der Arbeit die Repetitionsaxe vertical stellt und denjenigen,
wo man (wie es meist geschieht), die Alhida'denaxe vertical stellt.
Letzterer Fall ist der ungünstigere, sobald beide Axen einen kleinen
Winkel mit einander einschliessen, was schon daraus folgt, dass
im ersten Falle die Alhidadenaxe zwar immer schief irt, aber ihre
Lagen einen Kegel mit verticaler Axe bilden, während im andern
Falle dieser Kegel schief liegt.
Repetirt man bei verticaler Repetitionsaxe wmal, so ist die aus
der Axen-Convergenz v folgende Verbesserung des einfachen Winkels
. nÄ
(I) ^
sm
n . A
sin --
2
sin ( ^ "^ ^ 2 "^ ) ^^* ^ """ ^^^ ( ^ ~^ ^ 2 ^ )^^*^
worin z und / die Zenithdistanzen für das linksliegende und rechts-
liegende Object des Winkels A sind und w der horizontale Winkel
zwischen der Verticalebene von v bei der ersten Einstellung aufs
linksliegende Object und der Verticalebene durchs linksliegende
Object ist.
Repetirt man aber, nachdem anfangs die Alhidadenaxe vertical
gestellt worden ist, so hat man dieselbe Grösse gleich
(II) — I — V I sin(J. + w?)cot/ — sin«e;cotj8^|.
Während I mit n abnimmt, thut II wegen des hinzugetretenen
Gliedes dies nicht. I lässt sich durch geeignete Wahl von n ver-
nichten oder nahezu vernichten, dagegen II aber nicht.
380 Helmebt.
Helmert. Zu Galles Methode der Nordlichtshöhen. (Astr. Nachr.
2070.)
Galle nimmt bei seiner Bestimmung der Höhe der Nordlicht-
strahlen an^ dass sie die Richtung der magnetischen Inclinations-
nadel normal unterhalb auf der Erdoberfläche haben. Der Aufsatz
leitet aus der Gauss'schen Potentialfunction für die erdmagnetische
Kraft die Aenderung der Inclination mit der Meereshöhe ab. Die-
selbe erweist sich nicht geradezu als in allen Fällen zu vernach-
lässigen.
Helmert: Constante Fehler in Comus Bestimmung der Licht-
geschwindigkeit. (Astr. Nachr. 2072.)
Verf. fand bei näherer Untersuchung der Cornu'schen Beob-
achtungswerthC; dass sie regelmässige^ von der Drehgeschwindigkeit
des Rades abhängende Abweichungen untereinander zeigen. Welches
der richtige' Werth der Lichtgeschwindigkeit ist, lässt sich schwer
angeben und jedenfalls dürfte der von Comu aus allen Beobachtungen
abgeleitete Werth nicht ganz das hohe Maass von Zutrauen verdienen,
das man ihm sonst wohl beizulegen geneigt ist.
Helmert: Discussion der Beobachtungsfehler in Eoppe*8 Ver-
messung der Gotthardtunnelaxe. (Zeitschr. f. Yermessmigs-
wesen. 1876. S. 146 — 155.)
Es werden zuerst ausführlich die Verbesserungen der Horizontal-
winkel discutirt Dieselben befolgen nicht streng das Gauss'sche
Gesetz, sondern häufen sich etwas an um den mittleren Fehler
herum. Deutet dies auf constante Fehler, welche den Richtungen
im Netz anhaften, so zeigt dies noch schärfer die Vergleichung des
wahrscheinlichen Fehlers einer Richtungsbeobachtung nach der Netz-
ausgleichung mit derjenigen nach der Stationsausgleichung, 1",04
gegen 0",88. Im letzteren Werth stecken ausserdem noch systema-
tische Theilungsfehler, welche aus den Messungen nachgewiesen und
geschätzt werden. Schliesslich ergiebt sich + 0",8 als wahrschein-
licher Betrag der constanten Fehler der Richtungen im Netze.
J
Helmebt. 381
Die trigonometrischen Höhenmessungen waren von Koppe nach
der Hypothese
Gewicht = 100 : (Distanz in Kilometern)*
ausgeglichen worden. Die Verbesserungen der Höhen zeigen, dass
es besser ist, die Gewichte proportional den Quadraten dieser Werthe
zu nehmen — es wachsen also die Höhenfehler mit den Quadraten
der Distanz ; ein Umstand^ der darauf hinweist^ dass sie wesentlich
von der Refraction herrühren.
Helmert: Näherungsformeln für die Gauss'sohe Frojeotion der
nannover*sohen Landesvermessung. (Zeitschr. f. Yermessungs-
wesen 1876. S. 238— 253.)
Die Gau SS 'sehe Projection des EUipsoids auf die Ebene ist
wenig bekannt in der Praxis, weil die Formelentwicklungen etwas
umständlich sind. Beschränkt man sich aber auf Gebiete von
400 '^ Längen- und Breitenerstreckung, so lässt sich die Sache sehr
einfach dserstellen. Man hat dann aus Gauss^ Untersuchungen nur
zu adoptiren, dass innerhalb dieser Ausdehnung ein merklicher
Unterschied zwischen den Dimensionen auf dem Ellipsoid und einer
conformen Uebertragung auf eine Kugel mittlerer Krümmung nicht
existirt. Darf man also das beobachtete Netz als auf dieser Kugel
liegend annehmen, so handelt es sich nur darum, es conform von
der Kugel auf die Ebene zu übertragen. Die sehr einfachen Ent-
wickelungen zeigen einen innigen Zusammenhang mit den Formeln
für rechtwinklige sphärische Coordinaten nach Soldner, so dass der
Uebergang aus einem System ins andere sehr leicht ist. Die Be-
nutzung der Gauss'schen Formeln erscheint aber dem Verf. be-
quemer als diejenige der Soldner'schen, was ausführlicher zu
begründen versucht wird. Für die Correction der gemessenen
Richtungswinkel, welche Gauss' Projection heischt, giebt Verf. eine
graphische Tabelle, die innerhalb der gesteckten Grenzen völlig
ausreicht.
Bepertorium ftir reine und angewandte Mathematik. 26
382 HeLMEBT.
Helmert: Zur Herstellung graphischer Tabellen mit swei Ein-
g^Lngen. (Ztschr. f. Vermessmigswesen 1876. S. 24 — 34.)
Ist w eine Function der Argumente u und t;, gegeben durch die
Gleichung
F (Wy u, v) = 0,
so werden die Linien, welche alle Punkte mit den rechtwinkhgen
Coordinaten u uud v för einen constanten M;Werth enthalten, im
Allgemeinen Curven sein. Bildet man aber die Curven dadurch ab,
däss man als rechtwinklige Coordinaten nicht u und t?, sondern
X = fi{u) und y = ^2(1;) nimmt, so lassen sich die Functionen f^uadf^
unter Umstanden so wählen, dass die Curven in Gerade übergehen.
Der Aufsatz untersucht, vom Einfachen zum Schwierigeren aufstei-
gend, die Bedingungen dazu. Im Allgemeinen hängt die Möglich-
keit der Abbildung durch Gerade ab von der Gleichung
dF du
du dx /./ N »
dv dy
worin f{w) eine beliebig zu wählende Function und w aus F{w^ w, t?) =
zu entnehmen ist. In dieser Gleichung müssen sich die Variablen
derart sondern lassen, dass u und -^ links, t? und -^ rechts stehen,
wenn die gewünschte Abbildung möglich sein soll. Die Integration
links und rechts ergiebt dann sofort auch die Functionen /i xmAf^,
Der Aufsatz behandelt auch die. Abbildung durch Kreise, be-
schränkt sich aber auf den Fall concentrischer Kreise. Solche sind
immer möglich, wenn parallele oder in einem Punkt sich schneidende
Gerade möglich sind.
Selbstverständlich ist auch des Falles gedacht, dass u oder v
als Functionen, w^ v oder w, w als Argumente genommen werden.
Als Beispiel dient das graphische Einmaleins, welches auf einem
Kärtchen in vier verschiedenen Formen dargestellt ist.
Aachen. Helmert.
Guido Haück. 383
Guido Hauok: Grandzüge einer axonometrisohen Theorie der
darstellenden Perspective. I.' Planperspectivey ü. Fer-
spectivische nnd projeetivisohe Collineation im Baume.
(Zeitscliriffc für Mathematik und Physik 1876. Bd. 21, S. 81—99 u.
S. 402—462, mit 2 Tafeln.)
Eine eigenthümliche Erscheinung auf dem Gebiete der de-
scriptiven Geometrie ist die Axonometrie, welche zuerst von Weiss -
bach auf die orthogonale Parallelperspective beschränkt — , von
Pohlke durch den nach ihm benannten Satz auf die allgemeine
Parallelperspective übertragen wurde und in Folge der Leichtigkeit
und Handlichkeit ihrer Anwendung eine überraschend schnelle
Carriere gemacht hat. Während jedoch alle übrigen Theile der
descriptiven Geometrie sich von einem gemeinsamen Gesichtspunkt
aus betrachten lassen, insofern sie sich alle unter die Rubrik ;,geo-
metrische Verwandtschaften" unterordnen lassen, stand die Axono-
metrie seither noch ausserhalb dieses Verbandes. Dies war eine
Lücke, .deren Ausfüllung um so Wünschenswerther erschien, als die
einseitige Beschränkung der Axonometrie auf die Parallelperspective
nicht in ihrem Wesen begründet ist. Denn definirt man die Axono-
metrie allgemein als Methode, welche lehrt, perspectivische Bilder
von Objecten, die durch die rechtwinkligen Coordinaten ihrer Punkte
gegeben sind, dadurch zu verfertigen, dass die projicirenden Parallele-
pipeda der einzelnen Objectpunkte abgebildet werden: so reicht
diese Methode bis auf Desargues zurück, welcher in seiner „Me-
thode universelle de mettre en perspective les objets donnes reelle-
ment ou en de vis etc." (Paris 1636) die Centralperspective in dem
genannten Sinne behandelte.
Der Verfasser machte sich demgemäss zur Aufgabe, 1) die
Methode der Axonometrie in der Art für die Centralperspective zu
verallgemeinern, dass namentlich für die zwei Kernpunkte der mo-
dernen Axonometrie, nämlich die von Weissbach eingeführten
rationalen Verhältnisse der Massstäbe und den von Pohlke ent-
deckten und verwertheten Satz Analoga in der Centralperspective
sich ergeben, — 2) die wichtigsten Formeln und Constructionen
der parallel-perspectivischen Axonometrie als specielle Fälle der zu
findenden centralperspectivischen nachzuweisen, — 3) diese ganze
neue Theorie der Axonometrie auf der Grundlage der allgemeinen
CoUineationsverwandtschaft aufzubauen.
26*
384 ^hnDO Hauck.
Ueber den Anknüpfungspunkt der Axonometrie an die Theorie
der CoUineation räumlicher Systeme konnte nicht lange ein ZweiM
bestehen. Dieser Anknüpfungspunkt musste wohl in der Möbius-
schen Pundamentalconstiruction coUinearer Systeme (Baryeentr. Calcul
S. 329) zu suchen sein.
• Ist O^xyz ein rechtwinkl. Coordinatensystem, auf welches das
Originalsystem bezogen wird, und ist der Dreistrahl Slyi,rit, dessen
coUineare Abbildung , sind femer F^F^F^ diejenigen Punkte des
griechischen Systems, welche den unendlich fernen Punkten der
lateinischen Achsen entsprechen, G^G^Gi^ diejenigen Punkte des
lateinischen Systems, welche den unendlich fernen Punkten der
griechischen Achsen entsprechen, und bezeichnet man die Seiten
des Dreikants ß, |i^5 init w^^'^^'^^u ^^ Abscissen der Punkte F^F^F^
mit /i/2^3 {FluchUtrecken) y die Abscissen der Punkte G^G^G^ mit
9i929^ (Gegenstrecken): so ist das Bildsystem vollständig bestimmt,
wenn die 9 Grössen w^^'^^^'^^^ifJ^J^g^g^g^ gegeben sind. Man kann
alsdann von jedem durch seine Coordinaten gegebenen Punkt
das Bild durch eine einfache Construction finden, indem man das
Bild des projicirenden Parallelepipedons des Punktes construirt Die
genannten 9 Grössen werden daher als axonometr. Grundeonstanten
bezeichnet, und es handelt sich nun darum, die Beziehungen auf-
zusuchen, die zwischen denselben für die einzelnen Specialfälle der
coUüiearen Verwandtschaft bestehen.
Es ergiebt sich z. B. für die centarische CoUineation die Be-
dingung, dass die zwei Dreiecke F^F^F^ und G^G^G^ ähnlich sind,
dass also:
^'(9i + gi) =/? + /!- 2fifk cos way
wo A ein unbestimmter Factor ist. — Greht die centrische CoUinea-
tion in die Planjperspective über, so kommt die weitere Bedingui^
hinzu:
Es dürfen daher bei der Planperspective 6 Grundeonstanten (z. B.
fif2fz9i929^ beliebig gewählt werden; die 3 übrigen sind dann
Functionen der 6 wiUkürlich gewählten. Man erhält so z. B. fol-
genden Satz, welcher als Analogon zu dem Pohlke'schen Satz in
der Parallelperspective angesehen werden kann:
„Zieht man in einer Ebene von einem Punkt Sl aus unter be-
liebigen Winkeln gegen einander drei Strecken von beliebiger Länge,
jedoch so, dass das von den Endpunkten F^F^F^ gebildete Dreieck
Guido Hauck. 385
spitzwinklig ist: so können die drei Strecken jederzeit als das per-
spectivische Bild eines rechtwinkl. Achsensystems — und die drei
Endpunkte als die Fluchtpunkte der drei Achsen angesehen werden.
Die zugehörigen Gegenstrecken findet man durch folgende Gon-
struction: Beschreibe über den drei Seiten des Dreiecks F^F^F^ nach
aussen Halbkreise^ welche von den Verlängerungen der drei Höhen
des Dreiecks in AiA^A^ geschnitten werden. Verbinde diese drei
Punkte mit den Ecken des Dreiecks, so sind je zwei von derselben
Ecke ausgehende Verbindungslinien gleich und repräsentiren die
gesuchten Gegenstrecken.^'
Specialisirt man die allgemeine Gentralperspective dadurch, dass
man für die einzelnen Perspectivarten der ParallelpeYspective (Ortho-
gonalpersp., Malerische Persp., Eskarppersp., MiUtärpersp., Cavalier-
persp.) Analoga in der Centralpersp. aufstellt: so treten zu den
obigen Beziehungen noch weitere hinzu. So erhält man z. B. für
die Orthogonaipersp, (Gentralstrahl senkrecht zur Bildebene) die Be-
ziehungen:
cos Wik = —
2
fi fk V \ 9i gl 9iJ \9i gl 9i/
9i 9k
Für die malerische Persp. kommt man auf die allgemein übliche
(Desargues'sche) Methode, u. s. w.
Jede dieser einzelnen Perspectivarten lässt sich dann unmittelbar
für die ParäUelpersp. specialisiren, indem man /i und gi= oo und die
f.
Verhältnisse -^ = pi setzt. So gehen z. B. die zuletzt genannten
9i
Formeln für die Parallelperspective in die Weissbach 'sehen For-
meln über. —
In den genannten zwei Abhandlungen erfährt nun diese axono-
metrische Theorie folgenden Gang der Entwicklung:
Die erste Abhandlung beschränkt sich auf die Planpersp., indem
sie zuerst die Gonstruction des Bildes lehrt, wenn die Grund-
Constanten gegeben sind« Sodann werden die Grundeonstanten als
Functionen der Orientirungsconstanten (d. h. derjenigen Grössen,
durch welche die Lage des Projectionscentrums und der Bildebene
zum Originalcoordinatensystem O^xt/z bestimmt ist), entwickelt und
einfache Gonstructionsverfahren (z. B. Herstellung von Beductions-
massstäben) zur praktischen Ausführung der Methode gelehrt.
Hierauf folgt die Elimination der Orientirungsconstanten, die will-
n
386 Guido Hauck.
kürliche Wahl der Grundeonstanten und die Entwicklung der Orien-
tirungsconstanten als Functionen der willkürlich gewählten Gnind-
constanten. Schliesslich werden die allgemeinen Formeln und Con-
structionen specialisirt 1) für die einzelnen Perspectivarten, — 2) fiir
die Parallelperspective.
Die 2t4mte Abhandlung überträgt zuerst die analytischen und
graphischen Resultate der ersten Abhandlung auf die centrische
CoUineation räumlicher Systeme (Reliefpersp.) und verallgemeinert
sie sodann für die projectivische CoUineation, wobei sie auf die
Möbius'sche Fundamentalconstruction stösst und ein einfaches Ver-
fahren lehrt, zwei durch 5 Paare entsprechender Punkte gegebene
centrisch-collineare Systeme in perspectivische Lage überzuführen,
was jederzeit auf doppelte Weise (directe und inverse Lage) ge-
schehen kann. — Es folgt sodann die Transformation des axono-
metrischen Coordinatensystems auf das conaxiale Cartesische Coordi-
natensystem, und werden im Zusammenhang damit die Beziehungen
aufgestellt, die zwischen den axonometrischen Grundeonstanten ob-
walten müssen, damit einem gegebenen Ellipsoid als coUineare Ab-
bildung ein bestimmter Flächentypus, namentlich eine Kugelfläche,
entspreche. — Die Leichtigkeit, mit welcher sich diese Aufgabe er-
ledigt, ist eben durch das axonometrische Princip bedingt, nach
welchem die Bildfigur auf dasjenige Coordinatensystem bezogen wird,
dessen Achsen die Abbildungen der Coordinatenachsen der Original-
figur sind. Bezieht man aber nun die Bildfigur auf ein vollkommen
willkürliches Coordinatensystem, so erhält man die coUineare Ver-
wandtschaft dargestellt durch drei lineare Relationen der aUgemein-
sten Form zwischen den Coordinaten zweier entsprechender Punkte.
Da diese Darstelluügsweise den gewöhnlichen Ausgangspunkt bei der
analytischen Untersuchung der coUinearen Verwandtschaft bildet, so
ergiebt sich die Aufgabe, diese Bestimmungsart der CoUineation mit
der axonometrischen Methode in Beziehung zu setzen, d. h. die 9
axonometrischen Grundeonstanten auszudrücken als Functionen der
in jenen Relationen enthaltenen 16 Coefficienten. Bei der Losung
dieser Aufgabe wird namentlich auch der Unterschied zwischen
gleichstimmiger und ungleichstimmiger ColUneation genauer be-
leuchtet.
Nachdem noch die in der allgemeinen Theorie mit inbegriffene
CoUineation ebener Systeme berührt ist und die wichtigsten dies-
bezüglichen Fragen erörtert sind, werden im Schlussparagraphen
die axonometrischen Coordinaten mit den Chasles 'sehen und den
Guido Haück. — R. Stübm. 387
von Fiedler als Bindeglied der analytischen und constructiven Me-
thode aufgestellten projeetivischen Coordinaten in Beziehung gesetzt,
— wie denn auch der Verfasser einen Hauptvorzug dieser axono-
metrischen Behandlung der CoUineation darin sieht, dass sie ein
Bindeglied zwischen der analytischen und constructiven Theorie der
CoUineation bildet.
Tübingen. G, Hauck.
B. Sturm: SuUe forze in equilibrio. (Ann. di Matern, (ser. II) YII,
217—246.)
Möbius hat in seinem Lehrbuch der Statik den Satz gefunden,
dass die Actionslinien von vier Kräften im Gleichgewichte derselben
Schaar eines Hyperboloids — Regelschaar — angehören. Es wird
nun in dem vorliegenden Aufsatze zuerst bewiesen, dass Kräfte auf
vier Geraden einer Regelschaar im Gleichgewicht sind, wenn ihr
Kräftepolygon sich schliesst; der Schluss des Axen- oder Momenten-
polygons folgt dann von selbst. Ein solches geschlossenes Kräfte-
polygon lässt sich auf dem Hyperboloide selbst construiren, was
zu einem einfachen Beweise des bekannten Chasles*schen Satzes
fuhrt. Sodann wird eine einfache — wie es scheint, noch nicht
hervorgehobene — lineare Construction der linearen Congruenz und
des linearen Complexes aus 4, bez. 5 Geraden besprochen; mit Hilfe
derselben gelingt es die Sätze — die Möbius wohl richtig erkannte
aber damals (1837), wo die Vorstellungen der Lineargeometrie noch
fehlten, noch nicht befriedigend beweisen konnte — , dass nämlich
die Actionslinien von 5, bez. 6 äquilibrirten Kräften in derselben
linearen Congruenz, demselben linearen Complexe sich befinden, und
die Umkehrungssätze nachzuweisen, indem das einfache Mittel der
Theilung der einen Kraft angewandt wird. Es folgen dann weitere
Sätze über den Ort der Wirkungslinie einer Kraft, die mit theil-
weise ganz, theil weise nur durch ihre Actionslinien gegebenen Kräften
äquivalent (oder im Gleichgewicht) ist.
In der zweiten Hälfte werden unter Benutzung der Grassmann'-
schen geometrischen Addition von Strecken, von welcher die Kräfte-
componirung ein Specialfall ist, mehrere — zum Theil ohne Beweis
mitgetheilte — analytische Resultate von Möbius, Sylvester,
Cayley (Lehrb. der Statik; Comptes rendus Bd. 52, 61) nachgewiesen:
1
388 R- Stüem.
so die 1; 2; 3 Gleichungen zwischen den Coordinaten der Actions-
linien von 6, 5, 4 äquilibrirten Kräften, die Ausdrücke für die Inten-
sitäten dieser Kräfte. Besonders wird der Fall von vier £[räften
eingehender behandelt und unter anderm ein irrthümlicher Schluss
von Möbius, der für die Wirkungslinien von 4 Kräften im Gleich-
gewichte eine Gleichung für genügend hielt, richtig gestelli Es
findet sich dabei Gelegenheit, das „Doppelverhältniss von 4 Geraden
im Räume" zu benutzen.
B. Sturm. Das Problem der CoUineation. (Math. Ann. X, 117—146.)
— On correlative Fenoils. (Proc. Lond. Mathematical Soc. VII, 175—194.)
— Ueber correlative oder reciproke Bündel. (Der Redaction der
Math. Ann. übersandt.)
Schon längere Zeit habe ich mich mit Untersuchungen über
die Lage von Trägern projectiver Gebüde beschäftigt; zuerst nahm
ich (Math. Ann. I, 533) das Problem der ebenen Homographie oder
Projectivität vor, das auch von Chasles, Jonquieres, Cremona^
Hesse behandelt ist, und gab eine vollständige synthetische Auf-
lösung desselben.
Es sind in zwei (identischen oder verschiedenen) Ebenen zwei
Gruppen von jeö Punkten gegeben, die einander zugeordnet sind;
es sollen solche Paare von „associirten" Punkten gefanden werden,
aus denen die homologen Punkte der Gruppen durch entsprechende
Strahlen projectiver Strahlbüschel projicirt werden. Je nachdem
(^ == 3, 4, 5, 6, 7 ist, ist jedem Punkt der einen Ebene jeder der andern;
eine Curve 2. 0.; ein einziger Punkt associirt, der eine Curve 5. 0.
durchläuft, wenn jener sich auf einer Geraden bewegt; bilden die
Punkte jeder Ebene, welche associirte besitzen, eine Curve 3. 0.;
existiren drei Paare associirter Punkte.
Darauf (Math. Ann, VI, 513) nahm ich die beiden Gruppen in
zwei Bäumen an und suchte solche associirte Geraden, aus denen
homologe Punkte durch entsprechende Ebenen projectiver Ebenen-
büschel projicirt werden. Wenn <^ = 3, 4, 5, 6, 7, so ist einer Geraden
des einen Raumes jede im andern; ein Reye 'scher Complex 2. Gr.;
das Sehnensystem einer cubischen Raumcurve; eine Regelschaar;
eine einzige Gerade associirt. So viel hatte schon Herr H. Müller
(Math. Ann. I, 413) gefunden. Ist er = 8, 9, 10, 11, so bilden die
R. Stukm. 389
Geraden jedes ßaumes, welche eine assöciirte besitzen^ einen Complex
4. Gr., eine Congruenz 6. 0. 10 Kl., eine Regelfläche 20. Gr., 'sind
in der Zahl 20 vorhanden. Ausserdem wurden noch die Gebilde
ermittelt, welche, je nachdem der Fall ist, einem Büschel, Bündel,
einer Ebene, einem speciellen linearen Complexe associirt sind.
Herr Schubert hat mit Hilfe seiner Correspondenzprincipien im
Strahl enraume noch weitere Folgerungen hieraus gezogen (Math.
Ann. X, 88).
In dem ersten der 3 Aufsätze der üeberschrift werden nun für
die beiden räumlichen Punktgruppen solche Paare von associirten
Punkten gesucht, aus denen die homologen Punkte durch ent-
sprechende Strahlen collinearer Bündel projicirt werden. Je nachdem
ö = 4, 5, 6, 7 ist, ist jedem Punkte des einen Raumes jeder im
andern; eine cubische Raumcurve associirt, welche eine Fläche 5.0.
erzeugt, wenn jener Punkt eine Gerade durchläuft; bilden die Punkte
jedes Raumes, welche einen associirten besitzen, eine Fläche 2. Gr.;
giebt es 4 solche Punkte in jedem Räume.
Wären in dem einen Räume statt Punkte Gerade gegeben, so
hätten wir es mit redproken oder correlativen Bündeln zu thun, und
zu diesen bin ich — auf Herrn Hirst's Veranlassung — in der
weiteren Untersuchung übergegangen. Zunächst kann man die Grund-
elemente mischen: k Punkte, l Gerade in dem einen Räume, ihnen
homolog k Gerade, l Punkte im andern. Verlangt man, dass ein
Strahl des einen Bündels und eine Ebene des andern, die nach
homologen Grundelementen geben, in der Correlation sich entsprechen,
so ist das eine doppelte Bedingung; deshalb findet, wenn eine Solche
Bedingung neu hinzutritt, eine Erniedrigung um zwei Stufen statt;
wie das auch das CoUineationsproblem zeigt. Man erhält eine ein-
fache Bedingung, wenn man blos verlang, dass zwei Strahlen der
beiden Bündel,* die nach gegebenen Punkte, oder zwei Ebenen,
welche nach gegebenen Geraden gehen, conjugirt seien; d. h. dass
einer und infolge dessen jeder dieser beiden Strahlen in der dem
anderii entsprechenden Ebene liege, bez. eine und deshalb jede der
beiden Ebenen den der andern entsprechenden Strahl enthalte. Wir
haben also k Punkte -4,-, l Gerade ai, m Punkte %, n Gerade üi im
Baume A, ihnen homolog k Gerade &,, l Punkte Bi, m Punkte S5„
n Gerade 6,- in B, Diese BeschaJBfenheit der Grundelemente heisse
die Signatur [klmn]. Es sind solche assodirte Punkte -4, B gesmhty
dass wünschen, ihren Bündeln eine Corrdation möglich ist, in welchei'
^
390 R. Stübm.
die AÄij Bhi und die Äai, BBi sich entsprechen, die A%i, Bf8i,
sowi^ die A(Xi, Bhi conjugirt sind.
Herr Hirst, der mich auch zu dieser Aufnahme conjugirter
Elemente aufforderte, hat nämlich sich' mit verwandten Unter-
suchungen beschäftigt: er hat die Anzahl der Correlationen zwischen
zwei festen Bündeln A, B ermittelt für den Fall, da*ss c; = 2 äj +
2? + m + w = 8 ist, oder vielmehr das duale Problem der Corre-
lation zweier festen Ebenen behandelt (Proc. Lond. Math. Soc. V,
40; Annali di Matem. (ser. II) VI, 260). Indem er sich dann zur
Betrachtung der Correlation räumlicher Systeme wandte (worüber
eine erste Mittheilung Proc. Lond. Math. Soc. VI, 7), ergab sich
die Lösung des oben gestellten Bündelproblems oder des dualen als
wünschenswerth. Wenn w = 0, so gelingt es mit Hilfe bekannter
Eigenschaften der cubischen Fläche, der cubischen Raumcurve und
der eindeutigen Raumtransformationen das Problem zu lösen; die
Resultate sind in jedem Falle fast durch alle Signaturen gleich und
zwar folgende:
1) (? = 2A + 2? + m = 8. Jedem B ist jeder A durch eine
Correlation zugeordnet, Ausnahme [2200] (Hirst).
2) <y == 9. Einem B ist eine Fläche 3. 0. associirt, Ausnahme
[3110], [2210].
3) cy = 10. Einem B entspricht eine cubische Raumcurve
Ausnahme [3200]; einer Geraden h eine Fläche 10. 0.; Ausnahme
[4100], [1400], [3200], [2300], [3120], [1320], [2220].
4) (^ = 11. Jedem Punkte B ist ein und nur ein Punkt A
associirt; wodurch sich eine eindeutige Transformation zwischen A
und B ergiebt; keine Ausnahme. Einer Geraden 6 ist eine Curve,
einer Ebene ß eine Fläche 11. 0. associirt; in jedem Räume giebt
es eine Curve 10. 0., deren jedem Punkte nicht nur ein Punkt,
sondern eine ganze cubische Raumcurve entspricht. [3210], [2310]
bilden Ausnahmen.
5) (^ = 12. Die Punkte in jedem Räume, welche associirte
besitzen, erzeugen eine Fläche 4. 0. und einem ebenen Schnitte
der einen entspricht eine Curve 14. 0. auf der andern; Ausnahme
[3300].
6) cy == 13. Die Punkte, welche associirte besitzen , erzeugen
eine Curve 6. 0.
7) (? =s 14. Es giebt 4 Paare associirter Punkte.
Ueber diese engere Untersuchung handelt der zweite Aufsatz
der üeberschrift, doch ohn>e at^führliche Beweise,
R. Sturm. 391
Um aber das allgemeinere Problem zu lösen ^ benutze ich —
wie Hirst — das Verfahren der Charakteristikentheorie. Hirst
betrachtet, indem er bei festen Scheiteln Aj B — ich dualisire,
wie gesagt, seine Untersuchung — c; = 7 annimmt^ das entstehende
Gorrelationssystem. Ein solches System enthält eine Zahl von
Correlationen, bei denen noch zwei gegebene Strahlen oder zwei
gegebene Ebenen conjugirt sind; diese Zahlen nennt er die Charak-
teristiken des Systems: es sind die gesuchten Zahlen für <y =: 8.
Ausserdem enthält das System zweierlei ausgeartete Correlationen,
die eine mit einem singulären Strahle (Axe), die andere mit einer
singulären Ebene in jedem Bündel. Auf diese hat er — unab-
hängig von ihm hat sie auch Fiedler gefunden: Darst. Geom.
2. Aufl. — zuerst aufmerksam gemacht, femer zwei Relationen
zwischen ihren Zahlen und den Charakteristiken gefunden. Jene
werden direct ermittelt, diese dann berechnet, und ähnlich geschieht
es im Räume.
Die Correlation verwandelt sich bei diesen Ausartungen in
eine Projectivität der Ebenenbüschel um die singulären Axen, bez.
der Strahlbüschel in den singulären Ebenen. Ich bilde nun, durch
Fallenlassen einer einfachen Bedingung, in den verschiedenen Pro-
blemen ebenfalls Correlationssysteme, in denen die Charakteristiken
die Zahlen der Correlationen sind, bei welchen conjugirte Strahlen, bez.
Ebenen durch gegebene Punkte, bez. gegebene Gerade gehen; wobei
die Scheitel im allgemeinen beweglich sind. Während Hirsts
Relationen dieselbe Gestalt haben, wie die für Kegelschnittssysteme,
treten hier — infolge dieser Beweglichkeit — ,noch weitere Glieder
zu. Z. B. bei [Jclmn]a^s ist in B ein Punkt B, in. A eine Gerade ä
gegeben. Die Correlationen der Bündel der Punkte Ä auf a und des
festen Bündels B erzeugen das System; tcsb, hß seien die Zahlen
von dessen exceptionellen Correlationen mit singulären Strahlen, bez.
Ebenen, fts, vs die Charakteristiken d. h. die Zahl der Ä auf a, die
dem B für [it, ?, m + 1? wjg, bez. [Je, ?, w, n + IJg associirt sind, also
die' Ordnungen der hierfür dem B associirten Flächen; so hat man:
2^8 = ^8 + ^8B + iß,
2^8 = v^ + Ag^;
worin ^, die Hirst'sche Zahl der Correlationen für [Jclmn\ bei
festen Scheiteln, hinzutritt.
Diese additiven Glieder, wie hier gg, sind stets aus der vor-
hergehenden Untersuchung bekannt, die Ausartungszahlen sind zu
ermitteln, woraus ^ und v berechnet werden; dass v für [klmn]
392 R. Stübm.
ft für [kf l,m — 1, w + 1] wird, sowie dass die Zahleuwerthe für
n = schon anderweitig gefunden sind; dient als ControUe.
Die Ausartungszahlen ar und X lassen sich mit Hilfe meiner
in diesem Referate zuerst genannten Abhandlungen über projective
Ebenen- und Strahlenbüschel ermitteln. Doch ist die Arbeit sehr
mühsam und habe ich sie nur in dem leichteren Falle der Corre-
lationen mit singulären Axen ganz durchgeführt ^ im andern nur
angefangen. Man kann vielmehr die Charakteristikentheorie — imd
diese Idee verdanke ich Hirst — fortsetzen und, indem wiederum
eine einfache Bedingung fallen gelassen wird, Systeme von aus-
gearteten Gorrelationen der einen und der andern Art bilden. In
solchen Systemen giebt es Ausartungen vom 2. Typus von nur einer
Art, in welche beide Ausartungen vom 1. Typus degeneriren. Sie
enthalten in jedem Bündel einen singulären Strahl und eine durch
ihn gehende singulare Ebene. Hirst und Fiedler haben diesen
zweiten Typus beschrieben. Für jedes solche System lässt sich je
nur eine den früheren Formeln analoge Formel aufstellen, die an-
dere wird illusorisch. Infolge dessen ist es doch nothwendig, die
Ausartungen des 1. Typus für n = zu ermitteln; da wird aber,
wie man a priori einsehen kann, die Zahl der Correlationen mit
singulären Ebenen, die sonst grössere Schwierigkeiten bereitet, in
den meisten Fällen 0, in den übrigen bietet sich keine . grosse
Schwierigkeit. Es verbleibt dann noch die wesentlich einfachere
directe Ermittelung der Zahlen der Ausartungen des 2. Typus, bei
denen es sich nur um reine Lagenbedingungen handelt. Also aus
diesen Zahlen und denen der Ausartungen des 1. Typus für n =
werden die übrigen Zahlen dieser Ausartungen berechnet, aus diesen
dann die Zahlen der allgemeinen Correlationen.
Im allgemeinen ergiebt sich, dass für n =: 1, 2, 3 ... die Zahlen
für w = sich verdoppeln, vervierfachen u. s. w. und zwar mit um
so weniger Ausnahmen, je grösser ist. Anderseits wachsen die
Ausnahmen mit n und spätestens bei n =» 8 haben sie die Regel
unterdrückt
Als Beispiel wählen wir die Signaturen [000 n]:
Für w = 8, 9, 10, 11 ist einem Punkte B jeder Punkt einfach,
eine Fläche 6. 0., eine Curve 18. 0., eine Gruppe von 32 Punkten
associirt. Die Ordnung der Fläche, Curve, die bei w «= 10, 11
einer Geraden associirt ist, ist 40, 132; die bei »=11, 12 einer
Ebene associirte Fläche, Curve hat die Ordnung 132, 476. Bei
n "= 12, 13; 14 erzeugen die Punkte jedes Raumes, welche associirte
R. StUBM. — EOSTKA. 393
besitzen, eine Fläche 256., eine Curve 1008. O. und sind in der Zahl
2384 vorhanden.
Mit Hilfe der Correlationen mit singulären Ebenen erhalten
wir z. B. folgende Sätze:
Man habe zwei Gruppen von einander zugeordneten Geraden
üiC^ . . .dn'y bi 62 • • • b«' ^s sollen projective Strahlbüsehel (4,a) —
d. h. dessen Scheitel A und Ebene «ist — und {B, ß) gefanden
werden, so dass a,- und % von homologen Strahlen getroffen werden
n = 6; JByß fest; die Punkte A erzeugen eine Fläche 4. Ordnung.
w = 7; B, ß fest; die A erzeugen eine Curve 8. Ordnung.
nB=8; Bj ß fest; es giebt 6 Strahlbüschel (A^ a). Bios B
oder ß fest; die A erzeugen eine Fläche 16. 0.
n = 9; JB oder ß fest; die A erzeugen eine Curve 42. 0.; B auf
einer Geraden oder ß um eine Gerade beweglich; die A erzeugen eine
Fläche 96. 0.
n = 10; B oder ß fest; es giebt 60 Büschel (A, a). B oder ß
auf oder um eine Gerade beweglich, bez. B auf einer Ebene oder
ß um einen Punkt beweglich; die A erzeugen eine Curve, bez. eine
Fläche 280. 0.
n = 11; die Punkte A, B erzeugen eine Fläche 440. 0.; soll B
auf einer Ebene liegen oder ß durch einen Punkt gehen, so erzeugen
die A eine Curve 900. 0.
w = 12; die A,B erzeugen eine Curve 1560. 0.
w= 13; es giebt 3120 Paare von Büscheln (4, «) {B^ ß).
Die Ebenen a umhüllen das duale Gebilde zu dem von den A
erzeugten.
Diese Untersuchungen, sowie die weiter ausgeführten des
zweiten Aufsatzes enthält die dritte in der Ueberschrift genannte
Abhandlung.
Darmstadt. B. Sturm.
Kostka: U^ber Botohardt*« Function. (Journal f. d. reine u. angew.
Mathematik, Bd. 82, S. 212—229.)
In Folge einer Aufforderung des Hm. Professor Borchardt
habe ich in dem vorliegenden Au&atz es unternommen, den Zähler
der bekannten Erzeugenden Function* aller ganzen symmetrischen
Verbindungen genauer zu entwickeln. Derselbe hat die Form:
394 KOSTKA.
wobei FH(t)^t^f(t)'-h.V^-^f(t)
f(t) = a^ + a^t + ,..an^
und n das DiflFerenzenprodukt der t bedeutet. Dividirt man Z durch
f(k) f(h) • • • f(W} so erhält man Borchardt's Function. Auf
das Interesse einer solchen Entwicklung hat schon vor längerer Zeit
Hr. Cayley und neuerdings wieder Hr. Paä de Bruno aufmerksam
gemacht. '
Mit Hilfe der Multiplicationsregel der Determinanten und des-
jenigen Satzes, über welchen ich in dieser Zeitschrift Bd. I, S. 158 f.
berichtet habe, erhält Z die Form
I. Z = 2]B.C,
worin die Grossen B Determinanten bedeuten, welche aus den
Coefficienten von f(t) zusammengesetzt sind, die C aber symmetrische
und homogene Funktionen der t Wenn man mit Ch die Summe
der Combinationen der t ohne Wiederholung zur h*^ Klasse be-
zeichnet, so wird jedes C durch eine Determinante der c von der
Beschaffenheit daxgestellt, dass die Indices der c in jeder Zeile eine
aufsteigende, in jeder Colonne eine absteigende Reihe bilden; und
zwar ist die Reihe der Differenzen zwischen, je zwei auf einander
folgenden Indices bei allen Zeilen dieselbe, und ebenso erhält man
nur eine derartige Reihe von Differenzen für alle Colonnen. Die
Form I, deren Bildungsgesetz leicht übersichtlich ist, soll nun ver-
glichen werden mit der Form
IL Z=2Ä,T,
in welcher jedes T eine jener bekannten symmetrischen Grund-
functionen, deren Glieder sämmtlich aus einem einzigen durch Per-
mutation der Exponenten entstehen, und Ä den zugehörigen Factor
bedeutet, der natürlich eine ganze Function der a sein wird.
Zunächst zeigt sich, dass die Formen I und II in der Anzahl
der Glieder sowol im ganzen als in den einzelnen Dimensionen über-
einstimmen; die weitere Betrachtung gliedert sich dann naturgemäss
in zwei Theile: 1) üeberführung einer Function C in ein Aggregat
der T; 2) Zusammensetzung der Ä aus den B, resp. Darstellung
der B in entwickelter Form. Für die Losung dieser beiden Auf-
gaben werden in der Abhandlung Regeln angegeben, welche hier
nicht ins einzelne verfolgt werden können. Erwähnt sei nur, dass
qII nicht gelungen ist, ein wirkliches, durchsichtiges Bildungsgesetz
EOSTKA.
395
für n aufzustellen; vielmehr hat die Untersuchung nur dahin ge-
führt, dass der Factor irgend einer bestimmten Function T im
Werthe von Z ohne Eenntniss der übrigen Glieder von 11 nach
übersichtlichen Bechenregeln ermittelt werden kann; auch ist gezeigt,
dass die Aufgabe, sämmtliche Glieder von Z nach diesen Regeln zu
berechnen, wegen des sehr symmetrischen Baues der untersuchten
Function sich nahezu um die Hälfte reducirt Indessen scheint mir
die Meinung nicht ungerechtfertigt) dass die Functionen C sich
ebenso gut zu symmetrischen Grundfunctionen eignen als die T, und
dass bei Untersuchungen von allgemeiner Natur die Form I, deren
Bildungsgesetz klar liegt, vor II den Vorzug verdient. Freilich wird
der üebergang auf II nothwendig sein, wenn Borchardt's Function
dem Zwecke dienen soll, für den sie eigentlich aufgestellt ist, näm-
lich durch Entwickelung nach fallenden Potenzen der t die sym-
metrischen Functionen der Wurzeln von f(t) == durch die Coeffi-
cienten auszudrücken; doch ist es mir nicht vergönnt gewesen, nach
dieser Richtung hin das Thema weiter zu verfolgen«
Eostka: Ueber ein bestinunteB Integral. (Schlömilch's Zeitschrift far
Mathematik u. Physik.)
Die kurze Abhandlung gibt den Beweis des Satzes: „Wenn
f(0) = ^ + an^is^-^ -f . . «1^ -f- «0 = ö
nur solche Wurzeln fiir jer^, . . . Zn liefert, deren reelle Theile gleiches
Vorzeichen haben, so ist
+ «>
/
,2n— 2
(^« + ;^ (g* + ^1) . . . (z' + ^2)
dB
— 00
dg
CO
+ «
2 1 • • • ^ — n -4- 4
«4 «3 ...a_^_^6
^0
-A
A
a2«-2 021.-8.. a« (— l)"-^^_i
«3
ÖJ— n-f 2Ö^— »-f 1
«2n— 2 0^2» — 8. .. 0>n
a«__i
^ I
396 KOSTKA. — R. ENaELMANN.
wobei + Ä oder — ä zu nehmen ist, je nachdem die reellen Theile
der Zh sämmÜich positiv oder sämmtlich negativ, und wo a» "= 1
und a-h = «n+A = zu setzen sind."
Angegehen ist dieser Integralwerth hereits von Hm. M a t thie s s e n
im Jahrg. 1867 d. Schlöm. Zeitschrift, und nur weil der Beweis sich
etwas einfacher gestalten lässt, bin ich nochmals darauf zurück-
gekommen. Von Interesse ist vielleicht die Schlussbemerkung, dass
aus jenem Integralwerth n Verhältnisse von Determinanten der a
sich ergeben, welche, falls alle a reell sind, sämmtKch positiv oder
sämmtlich negativ sein müssen, je nachdem alle reellen Theile der
Wurzeln von f(z) = positiv oder negativ sind.
Insterburg. Eostka.
R. Engelmann: Abhandlungen von Fr. W, Bessel. Herausgegeben
von R. Engelmann. Dritter Band: VI. Geodaesie. VII. Physik.
VIII. Verschiedenes. — Literatur. — Mit einem Bildniss Bessel's
aus dem J. 1839, fünf lithographirten Tafeln und dem Facsimile eines
Briefes an Encke. Leipzig, Engelmann 1876. (Zweiter Band, be-,
sprechen in dieser Zeitschr. I. Bd. 2. Hffc. S. 318.)
Bei dem verschiedenartigen und reichen Inhalt des vorliegenden letzten
Bandes der Bess ersehen Abhandlungen kann hier nur das Wesent-
lichste der Arbeiten über Geodaesie , Physik und verschiedene Theile
der Astronomie kurz berichtend dargelegt werden. — Die VI. Ab-
theilung, Geodaesie, enthält neben rein theoretischen Aufsätzen und
Abhandlungen über Berechnung geodätischer Vermessungen (125 —
129) und über den Einfluss der Unregelmässigkeiten der Figur der
Erde auf geodätische Arbeiten (130) hauptsächlich die Arbeiten,
die sich auf die Ermittelung, der wahrscheinlichsten Figur der Erde
aus den von verschiedenen Seiten unternommenen Gradmessungen
beziehen (131 — 134). Die Grundlagen, aus denen Bessel seine bis
vor Kurzem allgemein angenommenen Constanten des Erdsphäroids
ableitete, haben bekanntlich die peruanische, Ir und 2. indische,
französische, englische, hannoversche, dänische, preussische, russische
und schwedische Gradmessung geliefert; die Constanten, die sich
aus ihrer Verbindung und nach Berücksichtigung eines Fehlers der
französischen Gradmessung ergaben, sind: Halbe Achse (a) des Erd-
sphäroids 3272077,1, halbe kleine Achse (l) 3261139,3 Toisen,
a_ _ 299,15
h 298,16*
In mehr ttls einer Hinsicht massgebend für alle späteren wurde
die in Verbindung mit Baeyer 1831 — 34 ausgeführte Gradmessung
in Ostpreussen; sowohl die Originalität und Schärfe der Beobachtungs-
und Reductions -Methoden, wie die durch Repsold's Kunst im
Basisapparat wesentlich geförderte Genauigkeit der geodätischen —
wie auch der astronomischen — Messungen und die Sicherheit der
hieraus gezogenen Schlüsse und Resultate haben dieser eine der
ersten Stellen unter allen neueren und jedenfalls die erste unter
den Gradmessungen aus dem 1. Drittel des 19. Jahrhunderts ver-
schafft. Aus dem umfangreichen, von Bessel und Baeyer hierüber
veröffentlichten Werke (Berlin, 1838) findet sich das Hauptsächliche
in Abh. 135 des vorliegenden Bandes; nur die eigentlichen Be-
obachtungen und numerischen, den speciellen Fall dieser Grad-
messung betreffenden Daten wurden ausgeschlossen* dagegen Alles
von allgemeinerem Interesse, Entstehung und Plan der Gradmessung,
Untersuchunga- und Beobachtungsmethoden, RechnungsvOrschriften,
sowie die Endresultate unverkürzt wiedergegeben.
Zwar nicht in beabsichtigtem und directem, aber in einem
durch das gemeinsame Ziel doch erkennbaren Zusammenhang mit
den geodätischen Arbeiten stehen die Untersuchungen über die Länge
des einfachen Sekundenpendels (Abh. 137), die Bessel im Jahre
1826 an einem nach seinen Angaben von Repsold construirten
Pendelapparat in Königsberg (später, 1835, auch in Berlin) anstellte.
Diese grosse Arbeit gilt mit Recht als Muster einer exacten Unter-
suchung im Gebiete der Präcisions-Fhysiky sowohl nach Anordnung
und Ausführung der Beobachtungen, wie hinsichlich der theoretischen
Behandlung der Beobachtungsresultate. Abgesehen von verschiedenen
zum Theil wenig einflussreichen Störungen, denen die Bewegung
eines Pendels zufolge seiner Construction unterworfen ist, zeigte
und berücksichtigte er zuerst den nicht unerheblichen Einfluss, den
die Luft als mitschwingende Masse auf die Pendelbewegung ausübt,
und der mathematisch in einem bisher vernachlässigten Glied der
Reduction auf den leeren Raum, physikaUsch in einer Vermehrung
des Trägheitsmoments des Pendels zum Ausdruck kommt. In einer
spätem Abhandlung kam er nochmals auf diesen Gegenstand zurück
(Abh. 138). — Die Pendelversuche und der Besitz des vortrefflichen
Pendelapparats führten Bessel zur Behandlung der Frage, ob die
Bepertorium far reine und angewandte Mathematik. 27
n
398 B. Enoelmanw.
Kraft; mit welcher die Erd« Körper von verschiedener Begehaffen-*
heit anzieht, für alle als gleich anzusehen sei. Di« Untersnchung
von 13 Körpern von sehr verschiedenem specifischen Gewiöht (Wasser
— Eisen) bestätigten das schon von Nevfton aus freilich sehr rohen
Versuchen gefundene Resultat der Proportionalität von Masse und
Anziehung (Abh. 139).
Verschiedene kleinere, zum Theil durch die Reduction der
Meridian-Höhen veranlasste Arbeiten behandeln meteorologische und
physikalische Instrumente und deren Berichtigung; so giebt Abh. 141
die bekannte Calibrirungs-Methode für Thermometer; in Abh. 142
ist eine Tafel für die Reduction der Abwägungen, in 143 die Re-
duction beobachteter Barometerhöhen entwickelt; zwei umfang-
reichere (145 und 146) behandeln barometrische Höhenmessungen.
In dem Aufsatz 144, Bemerkungen über eine angenommene
Atmosphäre des Mondes, zeigt Bessel, dass die Dichtigkeit einer
solchen im günstigsten Fall ^r^, wahrscheinlich aber geringer als
500? — o o 9^
der Erdatmosphäre sei. Drei kurze Aufsätze (14/1' — 149) beitiehien
über das Nordlicht vom 18. October 1836, Irrlichter und eine bei
einer Feuersbrunst wahi^enommene Lufterscheinung. — In den Jahren
1835 — 38 wurde die preussische Längeneinheit neu festgestellt und
alle hierauf wie auf die Anfertigung genauer Copien dea neUien
Normalmasses bezüglichen Untersuchungen in einer besonderen
Schrift (Berlin, 1839), ihre wesentlichen Resultate aber in den
Astron. Nachrichten mitgetheilt (Abh. 150). Die Entwicklung des
S^hwereeinflusses auf die Figur eines geraden Stabes findet sich als
besondere Beilage zu der genannten Schrift (Abh. 151). — Die letzte
Abhandlung (152) der Physik stellt die Grundformeln d^r Dioptrik
in einer der Möbius'schen ähnlichen Art, mit Hülfe von Eetjben-
bruchsentwickelung, dar; Bessel leitete sie bei der Untersuchung des
Königsberger Heliometers ab (vgl. Abh. 71).
Die letzte, VIIL Abtheilung des 3. Bandes der Abhandlungen
um&sst eine Reihe von grösseren und kleineren Aufsätzen und Ar-
beiten aus verschiedenen Theilen der Astronomie, die sich theils
nicht ohne Zwang einer der früheren Abtheilungen eino]*dBen liessen,
theils noch nachträglich und bei einer genauen Durchsieht aller
Schriften als ^wünschenswerth zur Aufnahme herausstellten. Unter
den grösseren mögen die Arbeiten: „über die Figur des Satums,
mit Bücksicht auf die Attraction seiner Ringe" (154) — eine der
frühesten theoretischen Untersuchungen Bessels aus dem Jahre
R. Ekoblicank. 399
1807 — y ferner die BeobftclitungeB und BetraeMungen über die
^^pers5nliche Gleichung bei Durckgangsbeobaohtungen^ (161 ^ mit
2 Nachträgen), die Untersuchung ,,über den Einfluss der Ver-
änderungen des Erdkörpers auf die Polhöhen" (16*2), die „Be-
trachtungen üb. die Methode der Vervielfältigung der Beobachtungen"
(163), „über die Bestimmung der Libration des Mondes durch Be-
obachtungen" (164) und „über Sternschnuppen" (165), hier nament-
lich erwähnt werden. Die umfangreichste Abhandlung, die „Analyse
der Knsterniese*^ (169)r ^^t, wie die über den „Einfluss der Strahlen-
brechung auf Mikrometerbeobachtungen" (Auszugs 167), die „Be-
stimmung der Masa<e des Jupiter" (168), die „Neue Berechnungsart
für die Methode der Entfernungen des Mondes Yon anderen Himmels-
körpern", sowie zwei kürzere Aufsätze, von denen der zweite —
die Beobachtung des Mercur-Durchganges am 5. Mai 18S2 ■— die
erste zuverlässige astronomische Untersuchung mid Bestimmung
der Irradiation enthält (171)^ den Astronomischen Untersuchungen
(Königsberg, 1841,, 42) entnommen. — Ausser einigen Aufsätzen
biographischer Natur: Erinnerungen anF. W. Flemming (180, nur
zum Theil von Bessel), Sir William He»achel (181), Ueber
Olbers (182) sind schliesslich noch einige Stücke nicht -astrono-
mischen Inhalts, die zur Beurtheilung BesseTs in anderer Hin-
sicht aber nicht ohne Interesse schienen, mit aufgenommen worden:
ein Au&akz über Erman's* Beise in Sibirien und Kamtschatka (183),
über Uebervölkerung (184) imd endlich ein Schreiben an die E,e-
daction der Königsberger Allgemeinen Zeitung (185), welches den
Menschen und Politiker Bessel trefflich charakterisirt.
Den Absehluss vorliegender Ausgabe bilden IMeratur-Venseich'
nisse^ zunächst ein „allgemeines Verzeiehniss der Schriften BesseFs",
von dessen 487 Nummern Bessel selbst 401 angehören, die übrigen
86 Mittheilungen seiner Methoden, Formeln, Beobachtungen, sowie
Auszüge und Uebersetzungen aus seinen Schriften und Abhandlungen
enthalten. Als zweites schliesst sich noch die Literatur über Bessel,
mit 25 Nummern, an. — Dem 3. Band ist überdiess noch ein Bildniss
aus dem Jahre 1839 (Lichtdruck nach dem Jensen'schen Oel-
gemälde), sowie das Facsimile eines Briefes an Encke beigegeben.
R. Engelmänn.
27
400 S. GüNTäER.
S. Günther; Note sur Jean-Andrö Segner, premier fondateur de
Ia mötöorologie mathömatique. (Bulletino di bibliografia e di
storia delle scienze matematiclie e fisiche, Aprilhefk 1876.)
Die Idee, meteorologische Veränderungen auf die durch Mond
und Sonne bedingte Ebbe und Pluth der Atmosphäre zurückzufuhren,
findet sich nahezu bei allen Fachschrifkstellem aus' der zweiten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts , allein es scheint bisher all-
gemeine Unkenntniss darüber geherrscht zu haben, wer als der
Erste die bezüglichen Verhältnisse mathematisch untersucht habe.
Vorliegende Abhandlung vindicirt dies Verdienst dem tüchtigen
Pressburger Andreas Segner, der folgeweise mathematische Pro-
fessuren zu Jena, Halle und Göttingen bekleidete. In einem ein-
führenden Paragraphen werden kurz die nicht unbeträchtlichen
Leistungen, welche dieser produktive Gelehrte besonders im Fache
der Mechanik und Optik bethätigte, skizzirt; alsdann wird das
Jenaische Universitätsprogramm, welches die durch kosmische Ein-
flüsse bedingten Oscillationen des Barometerstandes rechnerisch be-
handeln lehrt, wörtlich abgedruckt. Als positiv interessant wird
an demselben die mathematische Einkleidung des physikalischen
Problems und die Einführung der Nebenbedingungen in die aufge-
löste Differentialgleichung hervorgehoben; als Mängel sind zu ver-
zeichnen die Ignorirung des Mariotte'schen Gesetzes, Vernach-
lässigung mehrerer integrirender Nebenumstände und irrthümliche
Auffassung der Halley'schen Erklärung der Passatwinde. Da
natürlich auch das numerische Resultat ein viel zu erhebliches ist
werden zur Vergleichung die von Laplace für den nämlichen Zweck
aufgestellten complicirten Formeln sowie deren Ausrechnui^ durch
Bouvard reproducirt. Als Anhang folgt die Bemerkung, dass noch
vor Letzterem ein deutscher Astronom, Namens Stark, bei Beant-
wortung einer von der kurbayrischen Akademie gestellten Preisfrage
zu analogen Ergebnissen gelangt ist.
Ansbach. S. Günther.
S. Günther: Anfänge und Entwicklnngsstadien des Coordinaten-
principes. (Denkschriffcen der natorforschenden Gesellschafb zu
Nürnberg. 6. Band.)
Diese Arbeit, welche eine Menge da und dort verstreuter Ein-
zelbemerkungen zu sammeln und durch neu aufgefundene Materialien
S. Günther. 401
ZU verbinden bestimmt ist, zerfällt' naturgemäss in drei Theile:
Alterthum, Mittelalter, Neuzeit bis zum Jahre 1636. Was den ersten
anlangt, so galt es eigentlich einzig und allein kritisch zu unter-
suchen, ob die mannigfachen Fakta, welche eine bewusste oder un-
bewusste Anwendung des Coordinatenprincipes bei den Griechen zu
involviren schienen, wirklich in diesem Sinne gedeutet werden dürfen.
Diese Untersuchung lehrte, dass bei den allein in Frage kommen-
den Vertretern der reinen Mathematik, Archimedes und Apollo-
nius, hievon gar keine Rede sein kann, und auch im Gebiete der
angewandten Mathematik nur in sehr beschränktem Masse. Erst
bei Eratosthenes und Hipparch tritt die Bestimmung eines
Ortes der Sphäre durch zwei Bögen grösster Kreise bestimmt hervor;
die Idee einer Ortsbestimmung durch Punktcoordinaten in der Ebene
dagegen dürfte sich einzig und allein in der Geodaesie des Alexan-
driners Hero (100 v. Chr.) finden. — Was nun das Mittelalter
anbelangt, so ist es dem Verf. gelungen, das Verbindungsglied
zwischen jenen ersten Anfängen und der bereits ziemlich fortge-
schrittenen Auffassung Nicole Oresme's aufzufinden. Ein latei-
nischer Münchener Codex (Nr. 14436) des ehemaligen Emeram-
Elosters zu Regensburg enthält nämlich als Zugabe zum Somnium
Scipionis des Macrobius einen Auszug aus Plinius, welcher die
Bahnen der Planeten im Thierkreis beliandelt und — was bis jetzt
nicht nachweisbar gewesen sein dürfte — graphisch durch Abscisse
und Ordinate darstellt. Würde man einen beliebigen Meridanschnitt
durch die Zodiakalzone führen und von diesem aus. die Gürtelfläche
wie den Mantel eines abgestumpften Kegels nach der Tangential-
ebene des Aequatorpunktes abrollen, so bekäme man etwa jene
Zeichnung, und zwar würde die Aufschlitzungslinie die Ordinaten-
axe, der Parallelkreis von 66^30' Südpol-Distanz die Absclssenaxe
vorstellen. Der astronomischen Entstehung gemäss werden x und
y beziehungsweise als latitudo und longitudo bezeichnet, und es
erscheint so nicht unmöglich, dass jene allgemeinere Terminologie
des Oresme — latitudines - Coordinaten — unmittelbar auf jenen
Vorläufer im zehnten Jahrhundert zurückleitet. — Dass der genannte
französische Geometer um die Mitte des vierzehnten Säculums den
Coordinatenbegriff soweit ausgebildet hatte, als die Beschränkung
auf den ersten Quadranten zuliess, war bereits seit längerer Zeit
durch die umfassenden Forschungen Curtze's bekannt, und so
musste sich an dieser Stelle die Darstellung darauf beschränken,
von jenen Arbeiten Bericht zu erstatten, einzelne ferner liegende
402 S. GÜNTJ^B. A. TOEPLEE.
Gesichtspunkte hervorzuheben und zumal auf Beziehungen jener alten
Ldire von den ^latitudines" zu neueren Doktrinen hinzuweisen. —
In 4er sogenannten, Neuzeit ragt besonders Fermat's Name hervor;
er operirte, wie dies zuerst von Baltzer nachgewiesen wurde^ mit
den Coordinaten ganz in unserem Sinne und wandte dieselben viel-
fach bei seinen Untersuchungen über algebraische Ouryen an; wie
viel Gewicht seine Zeitgenossen auf diese Versuche legten^ geht
u. a. aus der hier ausführlicher erörterten Thatsache hervor, dass
der bekannte Compendienschreiber Herigone -selbst nach d^in
Jahre 1636 die Coordinaten nicht mit Des carte s'; sondern lediglich
mit Fermät^s Namen in Verbindung bringt. In jenem Jahre
erschien des Erstgenannten ^^Geometria^', und damit endet die Vor-
geschichte des CoordinatenprincipeS; um in dessen Geschichte über-
zugehen. Damit endet denn auch naturgemäss unsere Erzählung;
aus der jedenfalls so viel hervorgeht, dass die Coordinatengeometrie
keine ^^proles sine matre creata^^ genannt werden dürfe, wie dies
* von Chasles und im Anschluss an ihn auch von Anderen ge-
schehen ist.
Ansbach. S. Günther.
A. Toepler: Bemerkung zur Foiirier'schen Beihe. (Notiz in No. XXVI
u. XXVII des Anzeigers der kaiserl. Akademie d. Wissensch. zu Wien
vom 7. Dec. 1876.)
Ich habe darauf aufmerksam gemacht ^ dass durch Anwendung
der Methode der kleinsten Quadratsumme derCoef&cient der Fouri er-
sehen Reihe bei endlicher Gliederzahl bestimmt ist; bevor überhaupt
die Darstellbarkeit von Functionen durch die Beihe mit unendlicher
Gliederzahl bewiesen ist.
Es sollen die Coefficienten a und h der nach ganzen Vielfachen
von -j- fortschreitenden Beihe :
Ti H* ^a* sin -^ + ^6* cos -^
welche sich auf beliebige, endliche Gliederzahl (w und n) erstreckt,
so bestimmt werden , dass die Beihe für alle Werthe des x inner-
halb des Intervalles von — ^ bis ^- J. eine gegebene Function
r^ »^jP(a/) mit möglichst grosser Annäherung darstellt. Dies er-
fordert, dass das Integral:
\
A. ToEPLEÄ. 403
= / I Fix) — y g^ sin -^ — ^6* cos -^1 rfa?
ein Minimum werde, wobei die Coefficienten a und 6 als unabhängige
Veränderliche zu betrachten sind.
. Die Differentiation liefert w + n Bedingungsgleichungen, in
welchen jedoch die Integrale der Glieder von der Form sin . cos,
nx
femer sin . sin und cos . cos ungleicher Vielfacher von —j-^ zwischen
den Gränzen verschwinden. Die Gleichungen reduziren sich auf
die Gestalt:
JFix) sin ^dx = a, j^l^^dx und
-Ä ' ^Ä
■\-Ä ■\-A
Ff ix) cos ^dx = h /"cos ^-^f'dx
— A —A
Aus diesen gehen die a und b als die bekannten Fourier'schen
Coefficienten hervor. Es ist dabei gleichgültig, ob man in der Beihe
eine begränzte oder unbegränzte Gliederzahl annimmt. Jeder be-
liebige Complex von Gliedern beider Arten, selbst ein einzelnes Glied
fahrt zu demselben Coefficienten. Hat überhaupt eine Function f(x)
die Eigenschaft, dass
A
f(ßx) fQox) da? «=
s>
A
uud ^^Jfö^H. einen bestimmten, endlichen Werth besitzt, wobei
jO
unter g und Tc zwei von einander verschiedene ganze Zahlen zu ver-
stehen sind, so ist ohne Weiteres ersichtlich, dass nach derselben Me-
thode die Coefficienten der Beihe
k
^akfQcx)
so bestimmt werden können, dass die Reihe eine gegebene Function
mit möglichst grosser Annäherung zwischen x = und a? = -4 dar-
stellt, wobei stets die Werthe der Coefficienten von der Anzahl der
Beihenglieder unabhängig sind.
404
A. TOBPLBR. — G. ESCBBICH.
Nach einer Bemerkung von Prof. Boltzmann*) steht diese
Eigenschaft bei der Fourier 'sehen Reihe im Zusammenhange mit
dem bekannten Satze^ dass die mittlere lebendige Kraft der schwingen-
den Bewegung eines materiellen Punktes gleich ist der Summe der
mittleren lebendigen Kräfte der einfachen Pendelschwingungen, in
welche jene Bewegung zerlegt werden kann. Es lässt sich unter
dieser Voraussetzung zeigen, dass der Ausdruck
/ ^F(x) - ajt sin -x"|d^
ein Minimum ist, wenn at gleich dem CoefGcienten des entsprechen-
den Gliedes in der für F(x) gesetzten Fourier'schen Reihe wird;
dies drückt in der That die obige Eigenschaft aus. Indessen wird
bei dieser Betrachtungsweise die Entwicklung der Fourier'schen
Reihe vorausgesetzt, während die in Rede stehende Eigenschaft für
Reihen mit begränzter Gliederzahl unter den bezeichneten Bedingungen
ausgesprochen werden kann, bevor die Darstellbarkeit von Functionen
in unendlicher Reihe erwiesen ist
Dresden. Toepler.
G. Esoherich: Flächen n. Ordnung mit einer Symptosen-Axe.
(Gninert's Archiv. Theü LX.)
Als ich, durch die Abhandlung Stein er's „Allgemeine Be-
trachtungen über doppelt berührende Kegelschnitte" angeregt, die
einander einbeschriebenen Flächen IL Ordnung zu behandeln ver-
suchte, bedurfte ich bei dem gewählten Gange der Untersuchung
verschiedener Sätze über jene Lage zweier Flächen IL Ordnung, bei
welcher sie sich in ebenen Curven schneiden. Da die hierbei auf-
getauchten Fragen meines Wissens nirgends in rein geometrischer
Weise besprochen waren, so versuchte ich dies in der obigen Ab-
handlung. Ich war hiebei besonders bemüht, die Darstellung so
einzurichten, dass eine Unterscheidung, ob einzelne Elemente der
auftretenden Gebilde reell oder imaginär sind, überflüssig würde.
Nach Ableitung der allgemeinen Eigenschaf ken untersuche ich dann,
unter welchen Umständen einzelne dieser Gebilde reell oder ima-
ginär sind.
♦) Anzeiger der Wiener Akad. II vom 11. Jan. 1877.
6. ESÜHEBICH. 405
G. Esoherioh: Die reciproken linearen Fläohensysteme. (Erscheint
in den Sitzungsberichten von 1877 der kaiserl. Akademie in Wien.)
Hiemit habe ich aus naheliegenden Analogien zwei solche
lineare Flächensysteme bezeichnet, deren Parameter durch nur eine
lineare Gleichung an einander geknüpft sind. Ich erörtere zunächst
die geometrische Bedeutung dieser Verbindungsweise der Parameter.
Die hiebei erhaltenen Gleichungen führen zu der Erkenntniss, dass
in jedem der beiden linearen Systeme sich ein dreifach unendliches
System von Flächen vorfindet, dessen einzelne Flächen als den ein-
zelnen Punkten des Raumes zugeordnet erscheinen. Die Punkte
des Raumes, welche in ihren zugeordneten Flächen dieser Systeme
liegen, bilden eine Fläche, deren Ordnung gleich der Summe der
Ordnungen der beiden * linearen Systeme ist. Diese Fläche nenne
ich das Erzeugniss der beiden reciproken linearen Systeme. Durch
jeden Punkt dieser Fläche gehen seine beiden ihm zugeordneten
Flächen der beiden Systeme und jede Schaar dieser Flächen, welche
demselben linearen Systeme angehört, umhüllt*) eine neue Fläche.
Diese beiden Eingehüllten fallen zusammen, wenn die beiden re-
ciproken Systeme aus demselben linearen Flächensysteme der III.
Stufe abgeleitet werden. Bilden überdies in diesem Falle die Con-
stant-en der reciproken Beziehung eine symmetrische Determinante,
so wird die Eingehüllte mit dem Erzeugniss der beiden reciproken
Systeme identisch (Polarsystem); bilden die Constanten eine „schief e^^
Determinante, so entspricht immer irgend einem Punkte des Raumes
in beiden Systemen dieselbe Fläche und jeder Punkt Hegt in seiner
zugehörigen Fläche (Nullsystem).
Ausgehend von der Gleichung der von den beiden reciproken
Systemen erzeugten Fläche, erörtere ich nun die Frage, ob auch
umgekehrt jede Fläche (w + nf^ Ordnung sich durch zwei reciproke
lineare Flächensysteme darstellen lässt. Während nun für zwei
reciproke lineare Systeme von höherer als der II. Stufe dies un-
mittelbar aus der Form der Gleichung einleuchtet, erscheint dies
fraglich bei zwei reciproken Flächenbündeln. Für diesen Fall hat
schon Reye**) nachgewiesen, dass sich die Fläche {m + «)*®' Ord-
nung dann durch zwei reciproke Bündel m*®' und n**' Ordnung her-
stellen lässt, sobald sich auf derselben eine Punktgruppe (m, m, m)
oder (w, w, n) vorfindet. Er hat femer gezeigt, dass auf jeder
*) Dies Wort in etwas weiterer Bedeutung als gewöhnlich genommen.
•*) Math. Annalen Bd. II.
406 Cr. ESCHEBICH.
Fläche nicht nur, wie selbstverständlich, die Gruppe (1^ 1, 1), sondern
auch (2, 2, 2) existirt, dass also jede Fläche auf zwei Arten durch
reciproke Bündel erzeugt werden kann. Die Fragen nun, welche
Reye hiebei als der Erledigung bedürftige hinstellte, ob sich
auf einer Fläche (ni + n)^^ Ordnung immer eine (m, m, w) con-
struiren lässt, oder welche derartigen Gruppen sich auf ihr vor-
finden, suche ich vollständig zu beantworten^ Ich zeige auf Grund
einiger von Reye bei dieser Gelegenheit gegebenen Sätze, dass sich
mit Ausnahme der Fläche sechszehnter jede Flache n^^ Ordnung
nur durch Bündel 1*®' bis 7*^ und zu ihnen reciproke (w — 1)**' bis
(n — 7)**' Ordnung erzeugen lässt, und dass die Fläche sechszehnter
Ordnung auch durch zwei reciproke Bündel 8*®' Ordnung hergestellt
werden kann.
Im Anschlüsse hieran bestimme ich die Anzahl der Knoten-
punkte, welche von den beiden eine gegebene Fläche erzeugenden
Bündeln willkürlich auf derselben angenommen werden darf. Damit
ist bekannt, wie viele von den eine Fläche (m + w)*®T Ordnung be-
stimmenden Punkten man bei der Construction derselben aus dieser
Anzahl von Punkten zu Ejiotenpunkten zweier reciproker Bündel
verwenden darf, welche die Fläche hervorbringen sollen. Diese Zahl
ist bei zwei reciproken Bündeln m*®' und w*®' Ordnung :
i (3N(n) + 3N{m) - iV^(» + w) } — 2
wenn eben diese Zahl eine ganze Zahl ist oder, wenn dies nicht
zutrifft:
i { 3N{n) + 3 JV(m) — i^(n + w) - 1 } -^ 2
wo aber dann noch ^eine Cöordinate eines anderweitigen End^en-
punktes disponibel bleibt. Da aber in diesem Falle sich für eine
directe Construction der gesuchten Fläche {m + »)*•' Ordnung aus
den gegebenen N{m + n) Punkten die Verfügbarkeit über diese eine
Cöordinate nicht auswertiien lässt, so wird man durch N{n -^ tn) — 1
der gegebenen Punkte einen Flachenbüschel (m 4* »)**' Ordnung
legen und dann im diesem die Fläche suchen, w^elcfae durch den
ansgeschiedenen Punkt hindurchgeht. Denn bei der Construetion
einer Fläche (m + n)*®' Ordnung ans nur N{m + n) — 1 Punkten
darf man
i {3JSr(n) + 3N(m)—N{n + w) + 1 } — 2
derselben zu Knotenpunkten der beiden reciproken Bündel wählen,
mit deren Wahl aber die Fläche vollständig bestimmt ist. Je nach
der verschiedenen Yertheüung dieser Zahl der verfügbaren Knoten-
6. EsCBJÜUCB. 407
punkte unter die N(n -{' m) -—l Punkte erhält man verschiedene
Flächen (m + w)*®' Ordnung, welche also den gesuchten Flächen-
büschel bilden.
Dieses Verfahren wird nun zur Construction der allgemeinen
Fläche IIL Ordnung am 19 gegebenen Punkten eingeschlagen.
Ich zeige also KUY(kder8t eine Gonstraction der Fläche III. Ord-
nung aus 18 gegebenen Punkten. In diesem Falle darf man nach
den obigen Angaben sieben der gegebenen Punkte zu Ejiotenpunkten
der beiden reciproken Bündel wählen. Ich bestimme sie zu Knoten-
punkten des Bündels der U. Ordnung. Da nun ein Flächenbündel
zu seinem Polarenbündel bezüglich irgend eines Punktes projectivisch
ist, so reducirt sich die gestellte Aufgabe auf folgende:
JDen Mittelpunkt eines zu einem gegebenen reciproken Strahlen-
bündels zu finden, wenn . von jeder Ebene des gesuchten Bündele^
welche einem von elf bestimmten Strahlen des gegebenen entspricht,
ein Punkt gegeben ist."
Eine einfache Discussion dieser Aufgabe lehrt, dass der ge-
suchte Punkt ein bestimmter von den vier Ausnahmepunkten eines
tetraedalen quadratischen Complexes ist, zu dessen Construction man
durch Lösung der folgenden Aufgabe gelangt:
„Zu einem gegebenen Systeme ein reciprokes zu construiren,
wenn einem gegebenen Punkte des ersten eine bestimmte Ebene des
gesuchten zugewiesen und wenn von jeder Ebene des gesuchten
Systems, welche einem von elf bestimmten Punkten des ersten ent-.
sprechen soll, ein Punkt gegeben ist."
Diese Aufgabe ist in der allgemeineren enthalten:
„Zu einem gegebenen Systeme ein reciprokes zu construiren,
wenn von jeder der fünfzehn Ebenen des gesuchten Systems, welche
einem von fünfzehn bestimmten Punkten des ersten entspricht, ein
Punkt gegeben ist."
Diese Aufgabe löse ich durch ein stufenförmiges Verfahren,
welches mit jedem Schritt von einem angenommenen Systeme, in
welchem fünf Ebenen des gesuchten Systems durch fünf der ge-
gebenen Punkte willkürlich gelegt und den bestimmten fünf Punkten
des gegebenen Systems zugewiesen wurden, zu einem neuen führt,
in welchem immer zwei weitere Ebenen durch die ihnen bestimmten
der fünfzehn gegebenen Pimkte gehen.
— Nebenbei bemerkt ist mit der Lösung dieser Aufgabe nicht
allein der gesuchte Mittelpunkt des Strahlenbündels, sondern auch
eine, allerdings nichts weniger als elegante, punktweise Construction
408 0. EscHEHicH. — E. Hess.
der T'Iäche der 11. Ordnung aus neuen gegebenen Punkten gefunden,
und die Aufgabe erledigt:
Es sind zweimal vierzehn Punkte J^j, -^g . . . A^^^j SCj, Sl^ . . . Ä^^
gegeben, man soll zwei Punkte und (7 finden, welche die Mittel-
punkte zweier reciproker Strahlenbündel sind, dergestalt, dass den
Strahlen OÄ^y OA^ . . . 0-4.,4 des einen im anderen Ebenen entsprechen,
welche bezüglich durch Ä^, Slg • • • ^i4 gehen. —
Ich zeige nunmehr, wie sich zu jedem Strahle des' Strahlen-
bündels die entsprechende Fläche des Flächenbündels und ihre
Durchschnittspunkte finden lassen. Diese Constructionen können
ebenso wie alle vorhergehenden mit blosser Hilfe von Lineal und
Cirkel ausgeführt werden.
Nach Losung dieser vorbereitenden Aufgaben gehe ich an die
Construction der allgemeinen Fläche lU. Ordnung aus neunzehn
Punkten. Zu diesem Behufe lege ich durch achtzehn derselben zwei
Flächen UI. Ordnung d. h. es werden die sie erzeugenden reciproken
Bündel in der gelehrten Weise construirt und ich zeige dann, wie
man mit Hilfe derselben eine beliebige Zahl von Punkten der ge-
suchten Fläche construiren könne. Eine bestimmte Anzahl solcher
hinzugewonnener Punkte genügt jedoch, um zwei reciproke Bündel
festzulegen, welche die gesuchte Fläche erzeugen.
Die Möglichkeit, auch die hiebei aufgetauchte Aufgabe:
„Wenn von sechs Durchschnittspunkten einer Curve III. Ord-
nung und eines Kegelschnittes zwei bekannt sind, den durch
die vier anderen bestimmten Kegelschnittsbüschel zu construiren"
blos mit Lineal und Cirkel lösen zu können, verstattet es, diese ganze
Construction der allgemeinen Fläche HI. Ordnung durch nur diese
Hilfsmittel ausführen zu können.
Graz. G. Escherich.
B. Hess: Ueber einige merkwürdige, nicht oonvexe Polyeder.
(Sitznngsberichte der Gesellschafc zur Bef5rderang der gesammten
Naturwiflsenschaften zu Marburg. No. 1. Jan. 1877. S. 1 — 13.)
Der Verfasser hat durch die Ausdehnung seiner Untersuchungen
üher die zugleich gleicheckigen und gleichflächigen Polyeder (vgl. diese
Berichte I^ S. 229 ff.) auf die nicht convexen^ sowie auch auf die
E. Hess. 409
nicht eontinuirlichen Polyeder eine Anzahl von Körpern erhalten, die
noch nicht berücksichtigt zu sein scheinen, obwohl sie in ver-
schiedener Hinsicht merkwürdige und ausgezeichnete Eigenschaften
besitzen. In dem vorliegenden Berichte werden die hierhergehörigen
nicht convexen, aber eontinuirlichen Polyeder unter Angabe, einiger
ihrer wichtigsten Eigenschaften kurz aufgeführt.
Zuerst werden einige Definitionen und Sätze, die sich zumal
auf die Bestimmung der Art eines nicht convexen Polyeders be-
ziehen, vorausgeschickt und sodann kurz das Verfahren entwickelt,
durch welches man die hierhergehörigen Polyeder auffinden und
näher bestimmen kann. Das Verfahren beruht auf der Eigenschaft
der zugleich gleicheckigen und gleichflächigen Polyeder höherer
Art, vermöge deren der innerste Kern ein gleichMchiges, die äussere
Hülle ein gleicheckiges Polyeder der ersten Art bildet.
Die auf diese Weise erhaltenen, nicht convexen Polyeder zer-
fallen in zwei Hauptgruppen, in eigentliche und uneigentliche Polyeder,'
d. h. in solche, welche das von Moebius sog. Gesetz der Kanten
erfüllen und in solche, bei denen dies nicht der Fall ist.
Die betreffenden uneigentlichen Polyeder, welche sog. Möbius-
sche Körper sind, d. h. solche, bei denen die Oberfläche sowohl
durch die Aussen- , wie* durch die Innenseite jeder Grenzfläche ge-
bildet wird, deren Oberfläche und körperlicher Inhalt hiemach Null
ist, werden nur kurz erwähnt, dagegen wird auf die hierher ge-
hörenden eigentlichen^ nicht convexen Polyeder etwas genauer ein-
gegangen.
Diese letzteren werden in zwei Classen eingetheilt. Für die
Polyeder der ersten Classe ist die die Art bestimmende Zahl J^ < — ,
wenn K die Summe der Kanten bedeutet, für die der zürnten Classe
dagegen ist -4 = — ; dabei ist zugleich für die ersteren Oberfläche
und körperlicher Inhalt von Ifull verschieden, für die der zweiten
Classe dagegen gleicht Null, obwohl diese letzteren das Gesetz der
Kanten erfüllen, also keine Mö bin s'schen Polyeder sind.
Die Zahl der Polyeder der ersten Classe beträgt 4, indem
durch Anwendung des angegebenen Verfahrens aus der Gruppe des
(6 + 8 + 12) eckigen (2 X 24) Flachs Zivei, sich gegenseitig polar
entsprechende und aus der Gruppe des (12 + 20 + 30) eckigen
(2 X 60) Flachs ebenfalls Zioei solcher Polyeder erhalten werden,
von denen aber jedes sich selbst polar reciprok entspricht.
410 E. Hess. — S. Öünther.
Die Polyeder der . ßweiten Classe haben, wie ^ortert, die Eigen-
schaft, das» die Oberfläche und der körperliehe Inhalt gleich Nuü wird.
Jede der gleichen Grenzflächen setzt sich nämlich aus einer Anzahl
positwer Zellen (mit dem gemeinsamen Coefficienten + 1) ^^^ einer
ebenso grossen Anzahl von negativen^ Zellen (mit dem Coefficienten
— 1) zusammen, welche bezüglich den ersteren entgegengesdgt gleich
sind, so dass hiernach der Inhalt jeder Grenzfläche Null wird. Für
sämmtliche hierhergehörige Polyeder erhält der innerste Kern d. h.
die innerste körperliche Zelle, so wie auch diesem anliegende Zellen
den Coefficienten Null* dieselben bilden also Locher des Polyeders.
Als solche ni(M convexe Polyeder der zweiten Classe werden
aus der Gruppe der gleichflächigen Polyeder mit Hauptaoce zwei
Gruppen von Körpern erhalten, für welche der Verfasser mit Rück-
sicht auf ihre kronenförmige Gestalt den Namen Stephanoide yot*
schlägt. '
Aus der Gruppe des (6 + 8 + 12) eckigen (2 X 24) Flachs er-
geben sich femer zwei nicht eonveie Polyeder der 2. Classe, welche
sich polar entsprechen und zu den beiden ersten, oben erwähnten
der 1. Classe in naher Beziehung steheQ.
Endlich liefert die Gruppe des (12 + 20 + 30) eckigen
(2 X 60). Flachs noch 5 solcher Polyeder, von denen sich je zwei
polar entsprechen, während der 5. sich selbst entspricht.
Auf die nähere Beschaffenheit der abgeleiteten Polyeder kann
hier nicht eing^angen werden; es möge daher nur noch erwähnt
werden, dass die inneren Kerne und äusseren Hüllen derselben in
vielen Fällen durch die archimedeischen^ in einzelnen Fällen sogar
durch die regulären (platonischen) Varietäten von gleichflächigen^
bezw. gleicheckigen Polyedern gebildet sind.
Aus der Beschaffenheit dieser inneren Kerne und äusseren Hüllen
ergibt sich auch die am Schlüsse erwähnte Darstellung dieser Polyeder
durch Papp- oder^Eadenmodelle.
Marburg. ' E. Hess.
S. Günther: Note sur Ift rösolntioxi de T^quation ind^t^rminöe
^ — ha? «=s az en nombres entiers. (Journal de math^m. pures
et appliqu^es, Octobre 1876.)
Das Bestreben, auch nicht homogene Gleichungen zweiten Grades
in's Bereich der Betrachtung zu ziehen, Hess die vorstehend ge-
S. Günther. 411
nannte Gleichung bald als eine leicht losbare erkennen. Setzt man
den eingliedrig'periodiselien Eettenbrach
a. — ... — b
so besteht die Relation
Öa« = Ö« — &«2-i,
welche an diesem Orte auf zwiefache Weise ^ durch Determinanten,
wie durch direkte algebraische Umformung, hergeleitet wird. Da,
wie hieraus ersichtlich, der constante Partialzähler ein f&r allemal
gegeben ist, so handelt es sich weiterhin blos darum, die Grosse a
aus der Gleichung
^ (i+i/F">)-^-(i-] /F">r- .
ZU bestimmen, wo ä nach Grelle allgemein eine durch a ohne Rest
theilbare Zahl Yorstelli
Es wird gezeigt, wie sich diese Aufgabe stets auf die Lösung
der fundamentalen Gauss'schen Congruenz u^ ^ av (mod b) zurück-
führen lässt, femer werden die Fälle ausgeschieden, in welchen eine
Losung überhaupt nicht möglich ist, und zuletzt wird jeder mög-
liche Fall durch ein Yollständiges Zahlenbeispiel erläutert. — An-
gehängt ist eine algebraische Notiz von Prof. Mansion in Gent.
S. Günther: Kritik der Batuntheorieen von H^lmholts tind Sohmitz-
Dxunont. (ZeitBchr. f. d. Bealschulwesen, 1. Jahi^. 6. u. 7. Hft.)
Dieser Aufsatz soll eine vergleichende Kritik zweier modernen
Raumtheorieen liefern, wie solche einerseits von Seite der empiristi-
schen, andererseits von derjenigen der idealistischen Schule auf-
gestellt wurden; die beiden Arbeiten von Helmholtz (in dessen be-
kannten populären Vorträgen, 3. Heft) und von Schmitz- Dumont
(Zeit und Raum, Leipzig* 1876) können mit Fug als für jede dieser
beiden verschiedenen Auffassungsweisen des Raumes ch»*akteristisch
gelten.
Es wird der Nachweis zu führen gesucht, dass der BegrifiP der
ortsverschiedenen Identität (Congruenz) auch von solchen Organismen
412 S. Günther.
durch logische Schlüsse erreicht werden könne und müsse ^ welche
durch ihre subjectiven Zustände an 'der anschauenden Erkenntniss
jenes Begriffes gehindert sind, im üebrigen aber denselben Denk-
gesetzen gehorchen, wie wir Menschen. Wäre es gelungen darr
zuthun, dass jene Geometrie, welche die von Helmholtz suppo-
nirten „Plächenwesen^* auf ihre specielle wie immer gestaltete Wohn-
fläche begründen sollen, principiell von der unsrigen sich nicht
unterscheide, so würde hieraus auch mit Noth wendigkeit folgen,
dass, einen „unebenen^^ Raum in Riemann^s Sinne als existirend
vorausgesetzt, die darin lebenden Individuen gleichwohl in das
Wesen eines krümmungslosen (eudidischen) Raumes mit unbe-
schränkter Transponibilität der Körper sich hineinzudenken im
Stande wären.
Indem die zweitgenannte Untersuchung die Existenz eines drei-
dimensionalen ebenen Raumes als aprioristische Denknothwendigkeit
zu begründen unternimmt, tritt sie gegen die Helmholtz'sche Lehre
in Opposition. Es gelingt ihr, bei manchen dem ersten Versuche
noch anhaftenden Mängeln, beachtenswerthe Gründe für jene Be-
hauptung beizubringen; jedoch soll und kann nicht geleugnet werden,
dass die Anschauung der Raum Verhältnisse bei solchen Organisationen
eine total verschiedene sein könne, welche mit durchaus abweichenden
Perceptions- und Denkorganen operiren müssen.
S. Günther: Neue Methode der directen Stimmation periodischer
Kettenbrüche. (Zeitechr. f. Math. u. Phys. 22. Jahrg. 1. Hffc.)
Die einzige bislang bekannte Methode, jenes Problem in völlig
expliciten Formeln zu lösen, rührt von Oettinger her; dieselbe
leidet aber an dem üebelstand, die bekannte Summenformel für
den eingliedrig-periodischen Kettenbruch zu verwenden und somit
also einen Specialfall der erst zu erledigenden Aufgabe als bereits
bekannt vorauszusetzen. Diese neue Behandlung geht aus von der
Identität eines aufsteigenden und absteigenden Kettenbruches; es ist:
Ä I _r P« "T r" ''i ^^^ '^i P« "~ „ R iR ^iPiPs „RR
S. Günther. — A. Favabo. 413
Der linkssteigende aufsteigende Kettenbruch ist rein periodisch
und besitzt nebst p vollkommenen Perioden noch eine unvollständige
von q Theilbrüchen; der rechtsstehende gewöhnliche Kettenbruch
ist unrein periodisch, doch umfasst auch seine Periode je n Glieder,
und nach p Perioden folgen noch (q — 1) Theilbrüche. Der Aus-
druck zur rechten Hand ist leicht in independente Form zu bringen;
um alsdann den absteigenden Kettenbruch auf die Normalform
Oj — ...
ZU bringen, hat man nur das Gleichungssystem der 2n ün-
Ibekannten a, ß
aißi^ißi^i=^ bi, «f+i/Sf + ßi+i = a» (n + i = i)
zu lösen. Nachdem a und ß allgemein durch Determinanten dar-
gestellt und in die Summenformel eingesetzt sind, ist der angestrebte
Zweck völlig erreicht. — Aus diesem Resultat fliesst dann ohne
Weiteres ein Satz für zweigliedrig-periodische Kettenbrüche, der von
Kahl und dem Referenten früher mit Hilfe verwickelterer Be-
trachtungsweisen bewiesen worden war.
Ansbach. S. Günther.
A. Favaro: Saggio di cronografia dei matematioi dell* antiohitft. (A,
600 a. C. — A. 400 d. C.)
(Padova, premiata tipografia Francesco Sacchetto, 1875.)
II presente lavoruccio, steso per celebrare una festa di famiglia,
non era certamente destinato dair autore al pubblico scientifico, eppure
successivamente se ne occuparono il Cantor nella Zeitschriß für
Mathematik und Physik (XX. Jahrg. Hist. Lit. Abth. S. 20), il
Günther neir Archiv der Mathematik wnd Physik (LVIII. Theil, Lit.
Ber. CCXXX, S. 14—17) ed il Curtze nel Jahrbuch Ober die Fort-
schritte der Mathematik (VII. Bd., Jahrg. 1875, S. 1 — 2): alcuni
appunti mossi dal primo e dalV ultimo di questi scrittori decisero
autore ad esprimere i suoi intendimenti intomo a questo saggio,
cosa, dalla quäle si sarebbe astenuto se le sue intenzioni fossero state
piü giustamente interpretate.
Per quanto Consta air autore, prima di lui non si era peranco
pensato ad applicare i metodi grafici agli studi cronologici, che certa-
Bepertorium für reine und angewandte Mathematik. 28
414 A.. Pavaro.
mente in questo senso non devono intendersi i tentativi fatti per
Taddietro dal Luini, dal Priestley, dal Quetelet e dal PoggendorfF:
per dare quindi un saggio di questa nuova applicazione egli scelse
i dieci secoli che comprendono alV incirca le autichitä classiche
greca e romana e eompilö un eleneo degli scienziati che in questo
lungo periodo si occuparono di scienze matenratiche pure od appli-
cate e ne distribui i nomi in un rettangolo sopra uno dei cui lati
segnö cento divisioni ognuna delle quali corrisponde ad un decennio
Per facilitare il coUocamento a posto dei singoli nomi, per ognuna
delle divisioni segnate sopra uno dei lati dei rettangolo condusse
una parallela alF altro lato, cosicche riesce anche piü facile al lettore
J assegnare V epoca nella quäle visse un dato personaggio, la quäle
ricerca e anche agevolata perciö che i varii nomi sono disposti nel
rettangolo secondo Y ordine alfabetico. Parve air autore che per tal
modo si possa ruiscire ad una rappresentazione grafica, la quäle si
presti in modo assai opportuno ad un giudizio sintetico intorno alle
stato delle scienze in una determinata epoca, risultando con una
semplice occhiata evidenti i nomi di quelli che contemporaneamente
le coltivavano.
Naturalmente riferendosi ad epoche cosi remote sarebbe fuori
di luogo il pretendere che la rappresentazione grafica si prestasse
ad assegnare Y anno di nascita o di morte, giacche questi dati nella
maggior parte dei casi non sono somministrati dalla storia e la
rappresentazione grafica non puö crearli: la data relativa ai varii
nomi e quella che presso gli scrittori piü autorevoli si trova esposta
ed in pressoche tutti i casi niuno saprebbe dire se essa si riferisca
alla nascita, a qualche fatto importante della vita, od alla morte.
La fretta poi coUa quäle, indipendentemente dalla sua volontä, Y autore
dovette pubblicare per quel dato giomo il suo lavoro, non gli per-
mise una esatta correzione, ciocche per qualche nome aperse Y adito
ad errori ortografici, i quali tuttavia non hanno alcuna Influenza
sulla essenza dello scritto e suUo scopo propostosi dair autore, che
e quello, lo ripetiamo, di porgere una nuova applicazione dei me-
todi grafici.
A. Favaro: Sulla ipotesi geometrica nel Menone di Flatone.
(Padova, Tipografia dei Seminario. 1875.)
Nel dialogo platonico che s' intitola da Menone, chiede questi
a Socrate se la virtü possa o meno insegnarsi, o se non insegnandosi
A. Favaro. 415
essa possa almeno venir praticata, ovvero, se non potendosi ne
icsegnare ne praticare^ essa yenga da natura agli uomini od in quäl
altro modo. Dopo una lunga disquisizione, affermando Socrate che
ricercare ed apprendere e solo un ricordarsi e Menone riehiedendolo
di porgere una dimostrazione di questo suo asserto, il Filosofo fa
chiamare uno dei servi di Menorfe ed in un lungo interrogatorio
prova trovarsi esso a conoscenza di talune proprieta geometriche,
delle quali a priori il servo istesso avrebbe potuto ritenersi affatto
digiuno. U autore riproduce questo interrogatorio, illustrandolo con
opportune figure geometriche che non si trovano nel testo platonico
e giunge finalmente al passo il quäle sollevö tante e cosi ammate
discussioni e che il prof. Perrai deir Universitä di Padova tradusse
come segne ^Ma almeno rimetti qualche poco del tuo imperio sovra di
me, ' e permeUi che per via 6t ipotesi consideriamo s' ella si possa inse-
gna/re o per quäl altro modo s' a^uisti, E qmnX io dico per via d'
ipotesi, dico al modo che spesso praticano i geometri, qtiando si do-
manda loro per esempio d' una figura, se sia possibiU in un dato dr-
colo iscriverla come triangolo: un d' essi in tal caso ci risponderebbe:
i' non so se questo sta; ma i' la prendo per un' ipotesi in quanto giova
alla soluzione presente. Se questa figura e tale che su le sm linee
date descrivendo un cerchio avanzi tanto spazio quanto sia quelh della
figura inscritta, parmi si ottenga un risultato e oppostamente un altro y
se cid non sia possibilCy accada: posta qussta ipotesi adunque, voglio
dirti quanto risulta ddlla inscrizione della figura nel cerchio ^ e se la
sia possibile o no.
Ora ritiene Y autore evidente che Socrate, giovandosi, per chiarire
il suo concetto, d' un esempio tratto dalla geometria, ne agevolasse
al suo interlocutore la intelligenza, mantenendolo nelF ordine stesso
di idee tracciato neir interrogatorio del servo, si servisse anzi deir
ultima figura che rimaneva tuttavia segnata sulla sabbia innanzi ad
ambedue. Osservando dapprima come la essenza della ipotesi geo-
metrica non abbia nel caso attuale importanza alcuna, ma solo im-
porti di verificare se di ipotesi realmente si tratti, nel senso che
di tale artifizio approfittano i geometri, con quello che v^ aggiunge
il filosofo ogni difficoltä potrebbe dirsi tolta completamente. Chiesto
al geometra se sia possibile di inscrivere quel triangolo in un dato
cerchio, questi avrebbe risposto: io non so se ciö sia, ma lo suppongo,
poiche tale ipotesi mi giova per il progresso della soluzidne. Se
questa figura proposta e tale che adattata sul diametro del cerchio,
avanzi tanto spazio che basti per adattarvi una figura uguale alla
28*
416 A. Favaro.
precedente, si ottiene un risultato, vale a dire la figura proposta
trasformata nel triangolo puö essere inscritta nel cerchio ed oppo-
staihente avviene se ciö non ha luogo, vale a dire non e possibile
la inserizione del triangolo, qualora non si verifichi V accennata con-
dizione.
L' autore dimostra in seguito che la ipotesi e geometricamente
esatta., e passa poi in breve rassegna alcune delle diverse inter-
pretazioni date al passo medesimo. Osserva pertanto non doversi
qui trattare di questione involuta, perciö che pönendo Piatone in
bocca a Socrate un esempio tratto dal dominio delle matematiche
onde lllustrare un concetto filosofico, ripugna il pensare che, mentre
a chiarire che cosa intendano i geometri quando formulano una
ipotesi, si prestano esempii tratti dalla parte piü elementare delle
matematiche, Socrate dovesse sceglierne uno la cui interpretazione
presentasse difficoltä maggiori che non il concetto ch' esso era de-
stinato a chiarire. L' autore accenna ancora all' importanza del passo
sotto il punto di vista della storia delle matematiche.
A. Favaro: Notizie storiohe stille frazioni continue dal Becolo
deoimoterzo al decimosettimo.
(Bulletino fli Bibl. e Storia delle Scienze Mat. e Fis. Roma 1875.)
Sono note le contraddizioni nelle quali 'caddero piü volte gli
storici delle scienze matematiche, i quali si fecero a studiare V origine
delle frazioni continue: sino al Libri era generalmente invalsa V
opinione che questa forma analitica fosse stata trovata dal Brouncker:
Libri aveva accennato come un tale onore dovesse invece attribuirsi
air italiano Cataldi, fatto che venne in seguito sostenuto e vittorio-
samente dimostrato dal Grunert
II Cantor ed il Martin avevano accennato di volo ad una certa
forma di frazioni affatto speciale offerta da Leonardo Pisano nel suo
Liber Ähhacij ma non riconoscendo in tal fatto tutta la importanza
del quäle h meritevole.
Ora r autore, seguendo in parte le traccie segnate dal Günther
nei suoi ^Beiträge mr Erfindungsgeschichte der Kettenbrüche* si e pro-
posto di sviluppare * la storia delle frazioni continue dal decimoterzo
al decimosettimo secolo, ma in ciö fare egli non si e vietata una
breve escursione nei tempi che - precedono e susseguono questo
A. Favabo. ^ 417
periodo. Prendendo le mosse dagli antichi Greci, egli. dimostra che
se riuscirebbe malagevole provare indiscutibilmente che gli antichi
fossero in possesso delle frazioni continue, tuttavia il fatto che la
maggior parte dei valori approssimati da essi usati sono vere fra-
zioni d' approssimazione, dimostra che quei matematici giä le cono-
sceyanO; od almeno aveyano in cio un tatto singolare ed e ad ogni
modo accertato che essi possedevano gli stessi mezzi per rappresentare
sotto forma piü comoda il rapporto che passa fra due grandi nu-
meri^ benche non si possa con tutta esattezza precisare Y artificio
del quäle a tale scopo facevano uso. A dimostrazione del suo assunto
cita r autore i doli della cronologia degli antichi Greci e segnala
la proposizione prima del libro settimo di Euclide siccome quella
che contiene in se stessa il metodo ancora oggidi generalmente seguito
per trasformare una frazione comune in una continua. ün altro
indizio deir antichitä della forma analitica in questione lo ricava
r autore dalla soluzione data da Teone del problema di trovare
in modo approssimato il lato d' una superficie che non ha radice
esatua«
Passa quindi a prendere in esame le opere di Leonardo Pisano
e dei matematici arabi, dai quali, secondo ogni probabilitä, apprese
il Fibonacci gran parte del tesoro di che egli seppe arricchire
rOccidente, e, tradotti nel linguaggio algebrico modemo i risultati
ai quali erano pervenuti, ne mostra lo stretto nessö con quanto ci
tramandarono fra Luca Pacioli, TOrtega, P. Galigai, F. Peli-
ciano da Lazisio/ G. Cardano, N. Tartaglia, R. Bombelli,
G. Unicorno ed altri, giungendo senza interruzioni al Cataldi,
Del Cataldi si occupa V autore in modo assai particolareggiato,
esponendo un passo nel quäle si contiene la invenzione delle frazioni
continue, commentandolo algebricamente e porgendo anCora una idea
del cammino seguito dal matematico bolognesse onde pervenirvi.
Contempöraneamente al Cataldi, in Germania ed in Gianda
lo Schwenter ed Alberto de Girard avevano accennato ad una
forma analitica che ha coUe odierne frazioni continue una grandissima
affinita ed anche di questi si occupa V autore.
Dopo ciö si arriva al Brouncker ed al Wallis e nelle ricerche
che si riferiscono al metodo col quäle il primo di essi sarebbe
arrivato alle frazioni continue, V autore dissente profondamente da
quanto scrissero in proposito altri matematici, provando il suo assunto
con documenti e dimostrazioni irrefragabili.
L'Huygens chiude la serie degli scienziati, i quali potrebbero
418 . ^' Favabo.
vantare qualche pretesa alla invenzione delle frazioni continue, alle
quali egli sarebbe pervenuto disegnando di costruire una rappresen-
taziöne del moto dei pianeti ed il lavoro si ehiude con brevi cenni
dati al fine di porgere una idea della parte che le frazioni continue
furono chiamate a rappresentare nello sviluppo successivo delle ma-
tematiehe per opera d' Eulero, dei BernouUi e di Lagrange.
In tutto il corso del lavoro, 1' autore si e astenuto dal soUevare
odiose questioni di prioritä, dalle quali del resto fa rifuggire V
assoluta originalitä della via seguita da pressoche tutti i citatii
matematici.
A. Favaro: Lezioni di Statica Grafica.
(Padova, premiata tipografia F.- Sacchetto. 1877.) ^
Corrispondentemente al metodo da lui seguito nell' insegnamento
della Statica grafica al quäle attende nella Universitä di Padova fin
dair anno 1870 — 71, V autore ha diviso queste sue lezioni in tre
parti; cioe Geometria di Posizione, Calcolo grafico e Statica grafica.
Fin da bei principio egli ebbe motivo di riconoscere che troppo
scarso era il numero dei suoi allievi, i quali conoscessero la lingua
tedesca con profonditä sufficiente da essere al caso di consultare
con profitto la magistrale opera del Culmann e perciö egli penso
di redigere ad uso dei suoi Scolari un riassunto degli scritti originali
che gli servono di guida per le lezioni, citando scrupolosamente in
capo ad ogni paragrafo le fonti alle quali attinse. Per la Geo-
metria di Posizione egli si valse in particolar modo deir opera di
V. Staudt e di quella del Reye e per il Calcolo grafico e la
Statica grafica di quella del Culmann, tenendo conto anche di
tutte le pubblicazioni che da altri autori erano state fatte intorno
ai medesimi argomenti.
Per quanto riguarda in particolare la Statica grafica, nel pre-
sente volume si occupö esclusivamente della parte teorica, riservan-
dosi di pubblicarne le applicazioni in altro volume che vedrä la luce
entro il 1878.
i
A. Favaro. 419
A. Favaro: Intorno al probabile ailtore di una predizione di terre-
moto riferita da Petrarca.
(Venezia, tip. Grimaldo e C. 1876.)
I
Quantunque dal titolo apparisca che questo lavoro sia estranep
alle matematiche, pure esso ne interessa la storia, giacche vi si
contengono notizie intorno adunVescovo d'Isola che fu discepolo
di Andalö di Negro matematico ed astronomo genovese (Jel secolo
decimoquarto. Intorno a questo vescovo somministrarono notizie
inesatte il Tiraboschi, lo Spotorno ed il Libri, tratti in errore
dal P. Ximenes, il quäle alla sua volta lo fu da un catalogo
di manoscritti magliabechiani compilato dal Targioni-Tozzetti:
ne tuttavia puo dirsi che il presente scritto soddisfi a tutte le
esigenze, ma maggior copia di materiali non riusci V autore a rac-
cogliere e ciö non pertanto giudicö opportuno di pubblicare quei
pochi dei quali venne a cognizione nella speranza di animare altri
a studii ulteriori i quali approdino a qualche cosa di piü concreto,
somministrando esatte nozioni intorno a questo personnaggio, il
quäle a piü titoli deve destare un certo interesse in quanti si occu-
pano con amore della storia delle scienze.
Padova. A. Favaro.
Enrico Giordani: I sei cartelli di matematica disfida, prima-
mente intorno alla generale risoluzione delle equazioni cubiche, di
Lodovico Ferrari, coi sei contro-cartelli in risposta di Nicolö
Tartaglia, comprendenti le soluzioni dei quesiti dalV una e dall'
altra parte proposti. Raccolti, autografati e pubblicati da Enrico
Giordani Bolognese. Premesse notizie bibliografiche ed illustra-
zioni sui cartelli medesimi, estratte da documenti giä a stampa ed
altri manoscritti favoriti dal Comm. Prof. Silvestro Gherardi,
Preside deir Istituto Teenico Provinciale di Firenze. Milano, 1876.
R. Stabilimento litograficodi Luigi Ronchi, e Tipografia degli In-
gegneri..
La disputa accompagnata da sfide, che ebbero fra loro Nicolo
Tartaglia e Lodovico Ferrari in occasioiie della scoperta, fatta dal
418 . A. Favabo.
vantare qualche pretesa alla invenzione delle frazioni continue, alle
quali egli sarebbe pervenuto disegnando di costruire una rappresen-
taziöne del moto dei pianeti ed il lavoro si chiude con brevi cenni
dati al fine di porgere una idea della parte ehe le frazioni continue
furono chiamate a rappresentare nello sviluppo successivo delle ma-
tematiche per opera d' Eulero, dei BernouUi e di Lagrange.
In tutto il corso del lavoro, F autore si e astenuto dal soUevare
odiose questioni di prioritä, dalle quali del resto fa rifuggire T
assoluta originalita della via seguita da pressoehe tutti i citati
matematici.
A. Favaro: Lezioni di Statica Grafica.
(Padova, premiata tipografia F.* Sacchetto. 1877.) ^
Corrispondentemente al metodo da lui seguito neir insegnamento
della Statica grafica al quäle attende nella Universitä di Padova fin
dair anno 1870—71, T autore ha diviso queste sue lezioni in tre
parti, cioe Geometria di Posizione, Calcolo grafico e Statica grafica.
Fin da bei principio egli ebbe motivo di riconoscere che troppo
scarso era il numero dei suoi allievi, i quali conoscessero la lingua
tedesca con profonditä sufficiente da essere al caso di consultare
con profitto la magistrale opera del Culmann e perciö egli pensö
di redigere ad uso dei suoi Scolari un riassunto degli scritti originali
che gli servono di guida per le lezioni, citando scrupolosamente in
capo ad ogni paragrafo le fonti alle quali attinse. Per la Geo-
metria di Posizione egli si valse in particolar modo deir opera di
V. Staudt e di quella del Reye e per il Calcolo grafico e la
Statica grafica di quella del Culmann, tenendo conto anche di
tutte le pubblicazioni che da altri autori erano state fatte intorno
ai medesimi argomenti.
Per quanto riguarda in particolare la Statica grafica, nel pre-
sente volume si occupö esclusivamente della parte teorica, riservan-
dosi di pubblicarne le applicazioni in altro volume che vedrä la luce
entro ü 1878.
A. Favaro. 419
A. Favaro: Intomo al probabile ailtore di una predizione di terre-
moto riferita da Petrarca.
(Venezia, tip. Grimaldo e C. 1876.)
Quantunque dal titolo apparisca che questo lavoro sia estraneo
alle matematiche, pure esso ne interessa la storia, giacche vi si
contengono notizie intorno adunVescovo d'Isola che fu discepolo
di Andalo di Negro matematico ed astronomo genovese ^l secolo
decimoquarto. Intomo a questo vescovo somministrarono notizie
inesatte il Tiraboschi, lo Spotorno ed il Libri, tratti in errore
dal P. Ximenes, il quäle alla sua volta lo fu da un catalogo
di manoscritti magliabechiani compilato dal Targioni-Tozzetti:
ne tuttavia puo dirsi che il presente scritto soddisfi a tutte le
esigenze, ma maggior copia di materiali non riusci V autore a rac-
cogliere e ciö non pertanto giudicö opportuno di pubblicare quei
pochi dei quali venne a cognizione nella speranza di animare altri
a studii ulteriori i quali approdino a qualche cosa di piü concreto,
somministrando esatte nozioni intorno a questo personnaggio, il
quäle ä piü titoli deve destare un certo interesse in quanti si occu-
pano con amore della storia delle scienze.
Padova. A. Favaro.
Enrico Giordani: I sei cartelli di matematica disfida, prima-
mente intomo alla generale risoluzione delle equazioni cubiche, di
Lodovico Ferrari, coi sei contro-cartelli in risposta di Nicolö
Tartaglia, comprendenti le soluzioni dei quesiti dalV una e dalK
altra parte proposti. Raccolti, autografati e pubblicati da Enrico
Giordani Bolognese. Premesse notizie bibliografiche ed illustra-
zioni sui cartelli medesimi, estratte da documenti giä a stampa ed
altri manoscritti favoriti dal Oomm. Prof. Silvestro Gherardi,
Preside deir Istituto Teenico Provinciale di Firenze. Milano, 1876.
R. Stabilimento litograficodi Luigi Ronchi, e Tipografia degli In-
gegneri..
La disputa accompagnata da sfide, che ebbero fra loro Nicolö
Tartaglia e Lodovico Ferrari in occasioiie della scoperta, fatta dal
418 . A. Favabo.
vantare qualche pretesa alla invenzione delle frazioni continue, alle
quali egli sarebbe pervenuto disegnando di costruire una rappresen-
taziöne del moto dei pianeti ed il lavoro si chiude con brevi cenni
dati al fine di porgere una idea della parte che le frazioni continue
furono chiamate a rappresentare nello sviluppo successivo delle ma-
tematiche per opera d' Eulero, dei BernouUi e di Lagrange.
In tutto il corso del lavoro, Y aiitore si e astenuto dal soUevare
odiose questioni di prioritä, dalle quali del resto fa rifuggire V
assoluta originalita della via seguita da pressoehe tutti i citati
matematici.
A. Favaro: Lezioni di Statica Grafioa.
(Padova, premiata tipografia F.- Sacchetto. 1877.) ^
Corrispondentemente al metodo da lui seguito neir insegnamento
della Statica grafica al quäle attende nella Universitä di Padova fin
dair anno 1870 — 71, V autore ha diviso queste sue lezioni in tre
parti, cioe Geometria di Posizione, Calcolo grafico e Statica grafica.
Fin da bei principio egli ebbe motivo di riconoscere che troppo
scarso era il numero dei suoi allievi, i quali conoscessero la Hngua
tedesca con profonditä sufficiente da essere al caso di consultare
con profitto la magistrale opera del Culmann e perciö egli pensö
di redigere ad uso dei suoi Scolari un riassunto degli scritti originali
che gli servono di guida per le lezioni, citando scrupolosamente in
capo ad ogni paragrafo le fonti alle quali attinse. Per la Geo-
metria di Posizione egli si valse in particolar modo dell' opera di
V. Staudt e di quella del Reye e per il Calcolo grafico e la
Statica grafica di quella del Culmann, tenendo conto anche di
tutte le pubblicazioni che da altri autori erano state fatte intorno
ai medesimi argomenti.
Per quanto riguarda in particolare la Statica grafica, nel pre-
sente volume si occupö esclusivamente della parte teorica, riservan-
dosi di pubblicame le applicazioni in altro volume che vedrä la luce
entro il 1878.
A. Favaeo. 419
A. Favaro: Intomo al probabile ailtore di una predizione di terre-
moto riferita da Petrarca.
(Venezia, tip. Grimaldo e C. 1876.)
I
Quantunque dal titolo apparisca che questo lavoro sia estraneo
alle matematiche, pure esso ne interessa la storia, giacche vi si
contengono notizie intorno adunVescovo d'Isola che fu discepolo
di Andalo di Negro matematico ed astronomo genovese (Jel secolo
decimoquarto. Intomo a questo vescovo somministrarono notizie
inesatte il Tiraboschi, lo Spotorno ed il Libri, tratti in errore
dal P. Ximenes, il quäle alla sua volta lo fu da un catalogo
di manoscritti magliabechiani compilato dal Targioni-Tozzetti:
ne tuttavia puö dirsi che il presente scritto soddisfi a tutte le
esigenze, ma maggior copia di materiali non riusci V autore a rac-
cogliere e ciö non pertanto giudicö opportuno di pubblicare quei
pochi dei quali venne a cognizione nella speranza di animare altri
a studii ulteriori i quali approdino a qualche cosa di piü concreto,
somministrando esatte nozioni intorno a questo personnaggio, il
quäle ä piü titoli deve destare un certo interesse in quanti si occu-
pano con amore della storia delle scienze.
Padova. A. Favaro.
Enrico Giordani: I sei cartelli di matematica disfida, prima-
mente intorno alla generale risoluzione delle equazioni cubiche, di
Lodovico Ferrari, coi sei contro-cartelli in risposta di Nicolo
Tartaglia, comprendenti le soluzioni dei quesiti dalV una e dalL'
altra parte proposti. Raccolti, autografati e pubblicati da Enrico
Giordani Bolognese. Premesse notizie bibliografiche ed illustra-
zioni sui cartelli medesimi, estratte da documenti giä a stampa ed
altri manoscritti favoriti dal Comm. Prof. Silvestro Gherardi,
Preside deir Istituto Teenico Provinciale di Firenze. Milano, 1876.
R. Stabilimento litograficodi Luigi Ronchi, e Tipografia degli In-
gegneri..
La disputa accompagnata da sfide, che ebbero fra loro Nicolo
Tartaglia e Lodovico Ferrari in occasioiie della scoperta, fatta dal
418 A. Favabo.
vantare qualche pretesa alla invenzione delle frazioni continue, alle
quali egli sarebbe pervenuto disegnando di costruire una rappresen-
taziöne del moto dei pianeti ed il lavoro si ehiude con brevi cenni
dati al fine di porgere una idea della parte ehe le frazioni continue
furono chiamate a rappresentare nello sviluppo successivo delle ma-
tematiche per opera d' Eulero, dei BernouUi e di Lagrange.
In tutto il corso del lavoro, Y autore si e astenuto dal soUevare
odiose questioni di prioritä, dalle quali del resto fa rifuggire V
assoluta originalitä della via seguita da pressoche tutti i citati
matematici.
A. Favaro: Lezioni di Statica Grafica.
(Padova, premiata tipografia F.- Sacchetto. 1877.) ^
Corrispondentemente al metodo da lui seguito neir insegnamento
della Statica grafica al quäle attende nella üniversita di Padova fin
dall' anno 1870 — 71, V autore ha diviso queste sue lezioni in tre
parti, cioe Geometria di Posizione, Calcolo grafico e Statica grafica.
Fin da bei principio egli ebbe motivo di riconoscere che troppo
scarso era il numero dei suoi allievi, i quali conoscessero la lingua
tedesca con profonditä sufficiente da essere al caso di consultare
con profitto la magistrale opera del Culmann e perciö egli penso
di redigere ad uso dei suoi Scolari un riassunto degli scritti originali
che gü servono di guida per le lezioni, citando scrupolosamente in
capo ad ogni paragrafo le fonti alle quali attinse. Per la Geo-
metria di Posizione egli si valse in particolar modo delV opera di
V. Staudt e di quella del Reye e per il Calcolo grafico e la
Statica grafica di quella del Culmann, tenendo conto anche di
tutte le pubblicazioni che da altri autori erano state fatte intorno
ai medesimi argomenti.
Per quanto riguarda in particolare la Statica grafica, nel pre-
sente volume si occupö esclusivamente della parte teorica, riservan-
dosi di pubblicame le applicazioni in altro volume che vedrä la luce
entro il 1878.
A. Favako. 419
A. Favaro: Intomo al probabile ailtore di una predizione di terre-
moto riferita da Petrarca.
(Venezia, tip. Grimaldo e C. 1876.)
Quantunque dal titolo apparisca che questo lavoro sia estranep
alle matematiche, pure esso ne interessa la storia, giacche vi si
contengono notizie intorno ad unVescovo d'Isola che fu discepolo
diAndalo diNegro matematico ed astronomo genovese (Jel secolo
decimoquarto. Intorno a questo vescovo somministrarono notizie
inesatte il Tiraboschi, lo Spotorno ed il Libri, tratti in errore
dal P. Ximenes, il quäle alla sua volta lo fu da un catalogo
di manoscritti magliabechiani compilato dal Targioni-Tozzetti:
ne tuttavia puo dirsi che il presente scritto soddisfi a tutte le
esigenze, ma maggior copia di materiali non riusci V autore a rac-
cogliere e cio non pertanto giudicö opportuno di pubblicare quei
pochi dei quali venne a cognizione nella speranza di animare altri
a studii ulteriori i quali approdino a qualche cosa di piü concreto,
somministrando esatte nozioni intorno a questo personnaggio, il
quäle ä piü titoli deve destare un certo interesse in quanti si occu-
pano con amore della storia delle scienze.
Padova. A. Favaro.
Enrico Giordani: I sei cartelli di matematica disfida, prima-
mente intorno alla generale risoluzione delle equazioni cubiche, di
Lodovico Ferrari, coi sei contro-cartelli in risposta di Nicolö
Tartaglia, comprendenti le soluzioni dei quesiti dair una e dall'
altra parte proposti. Raccolti, autografati e pubblicati da Enrico
Giordani Bolognese. Premesse notizie bibliografiche ed illustra-
zioni sui cartelli medesimi, estratte da documenti giä a stampa ed
altri manoscritti favoriti dal Comm. Prof. Silvestro Gherardi,
Preside delF Istituto Teenico Provinciale di Firenze. Milano, 1876.
R. Stabilimento litograficodi Luigi Ronchi, e Tipografia degli In-
gegneri..
La disputa accompagnata da sfide, che ebbero fra loro Nicolö
Tartaglia e Lodovico Ferrari in occasioiie della scoperta, fatta dal
426
A. Cati.et/
A. Cayley: On the analytical forms called Trees, with application
to the theory of Chemical combinations. (From the Report
of the British Association for the advancement of Science for 1875,
pp. 267—306.)
I have in two papers "On the Analytical forms called Trees,"
Phil. 'Mag. vol. XIII. (1857) pp. 172—176, and ditto, vol. XX. (1860)
pp. 337 — 341, considered this theory, and in a paper „On the
Mathematical Theory of Isomers," ditto, vol. XLVII. (1874) p. 444,
pointed out its connexion with modern chemical theory. In parti-
cular as regards the paraffines (7„^2« + 2? we have n atoms of carbon
connected by w — 1 bands, under the restriction that from each
•carbon-atom there proceed at most 4 bands (or, in 'the language
of the papers first referred to, we have n knots connected by n — 1
branches), in the form of a tree; for instance, w == 5, such forms
(and the only such forms) are
a<t
»4
a»
to
24
2o
S4
^3
4
S
And if (under the foregoing restriction of only 4 bands from
a carbon-atom) we connect with each carbon-atom the greatest
possible number of hydrogen- atoms (as shown in the diagrams by
the affixed numerals), we see that the number of hydrogen-atoms is
12 (==2»5-j-2), and we have thus the representations of three
different paraffines, C^Si2- I^ should be observed that the tree-
symbol of the paraffine is completely determined by means of the
tree formed with the carbon-atoms, or say of the carbon-tree, and
that the question of the determination of the theoretic number of
the paraffines CnH2n + 2 is consequently that of the determination
of the number of the carbon-trees of n knots, viz. the number of
trees with n knots, subject to the condition that the number of
branches from each knot is at most = 4.
In the paper of 1857 (which contains no application to che-
mical theory) the number of branches from a knot was unlimited;
and moreover the trees were considered as issuing each from one
knot taken as a root, so that, w = 5, the trees regarded as distinct
(instead of being as above only 3) were in all 9.
1
J
A. Cayt.ey. 427
To count the trees on the principle first referred to, we re-
quire the notions of „centre" and „bicentre'*, due, I believe, to
Sylvester^ and to establish these we require the notions of „main
branch" and „altitude": viz. in a tree, seleeting any knot at pleas-
nre as a root, the branches which issue from the root, each with
all the branches that belong to it, are the main branches, and the
distance of the furthest knot, measured by the number of inter-
mediate branches, is the altitude of the main branch. Thus in the
A
left-hand figure, taking A as the root, there are 3 main branches
of the ältitudes 3, 3, l respectively: in the right-hand figure, taking
A as the root, there are 4 main branches of the ältitudes 2, 2, 1, 3
respectively, and We have then the theorem that in every tree there
is eithef one and only one centre, or eise one and only one bi-
centre; viz. we have (as in the left-hand figure) a centre A which
is such that there issue from it two or more n^in branches of
ältitudes equal to each other and superior to those of the other
main branches (if any); or eise (as in the right-hand figure) a bi-
centre A3^ viz. two contiguous knots, such that issuing from A
(but not counting -4.JB), and issuing from B (but not counting JB-4),
we have two or more main branches, one at least from A and one
at least from JB, of ältitudes equal to each other and superior to
those of the other main branches in question (if any).
Hence, since in any tree there is a unique centre or bicentre,
the question of finding the number of distinct trees with n knots
is in fact that of finding the number of centre- and bicentre-trees
with n knots; or say it is the problem of the „general centre- and
bicentre-trees with n knots'': general , inasmuch as the number of
branches from a knot is as yet taken to be without limit; or since
(as will appear) the number of tjie bicentre-trees can be obtained
without difficulty when the prohlem of the root-trees is solved, the
problem is that of the „general centre-trees with n knots". It will
appear that the Solution depends upon and is very readily derived
from that of the foregoing problem of general root-trees, so that
this last has to be considered, not only for its own sake, but with
428
^. Catley.
a view to that of the centre-trees. And in each of the two
Problems we doubly divide the whole System of trees according to
the number of the main branches (issuing from the root or centre
as the case may be), and according to the altitude of the longest
main branch or branches, or say the altitude of the tree; so that
the Problem really is, for a given number of knots, a given number
of main branches, and a given altitude, to find the number of root-
trees, or (as the case may be) centre-trees.
We next introduce the restriction that the number of branches
from any knot is equal to a given number at most; viz. according
as this number is = 2, 3 or 4, we have; say oxygen-trees, boron-
trees*), and carbon- trees respectively; and these are as before root-
trees or centre- or bicentre-trees, as the case may be. The case
where the number is 2 presents no difficulty : in fact if the number
of knots be = w, then the number of root-trees is either ^(tt + 1)
or ^w; viz. n = 3 and w = 4, the root-trees are
and the number of centre- or bicentre-trees is always = 1: viz. n
odd, there is one centre-tree; and n even, one bicentre-tree; the case
is considered only as a particular case of the general theorem.
The number is = 3 is analytically interesting: although there may
not exist, for any 3-valent dement, a series of hydrogen Compounds
BnIIn + 2 corresponding to the paraffines. The case where the
number is = 4, or say the carbon-trees, is that which presents the
chief chemical interest, as giving the paraffines (7njB2n4-2 5 and I
call to mind here that the theory of the carbon-root trees is
established as an analytical result for its own sake and as the
foundation for the other case, but that it is the number of the"
carbon centre- and bicentre-trees which is the number of the
paraffines.
The theory extends to the case where the number of branches
*) I should have said nitrogen- trees; but it appears to me that nitrogen
is of necessity 5-valent, as shown by the Compound, Ammonium -Chloride,
=> HN^ Cl: of course the word boron is used simply to stand for a 3-valent
element.
PJI«HB|i ft
A. OaYLBY. — G. V. SCHIAPARELLI, 429
from a knot is at most = 5; or = any larger number; but I have
not developed the formula.
As regards the analytical theory: considering first the case of
general root-trees, we endeavour to find for a given altitude 1^ the
number of trees of a given number of knots n and main branches
a, or say the generating function
where the eoefficient ^ gives the number of the trees in question.
And we assume that the problem is solved for the cases of the
several inferior altitudes 0, 1, 2, 3 ... ^ — 1. This being so, we
are able to form the generating function for the case of an altitude
N and the formula with a shght modification becomes applicable
to centre-trees. The bicentre-trees can be taken account of se-
parately without much difficulty; and the general problem is
thiis solved.
Cambridge. A. Cayley.
Schiaparelli, G. V. Di alcune questioni concementi il movimento
degli occhi. (Annali di Offcalmologia del Profess. A. Quaglino.
Anno V. Fascicolo 2 e 3. Milano 1876.)
Lo scopo di questa breve Memoria e di rischiarare alcuni dubbi,
che erano stati proposti suUa teoria geometrica del movimento degli
occhi, quäle e sviluppata da Helmholtz nel §. 27 della Physiologische
Optik. Queste spiegazioni, che sono di carattere afifatto elementare,
non avrebbero merit^to di essere citate nel presente Giornale, se
come loro conseguenza non mi fosse riuscito di presentare tutta la
teoria geometrica della roteazione deir occhio intomo alla linea vi-
suale (cioe del fenomeno appellato Bollung dagli offcalmologi tedeschi)
in una legge molto semplice, dalla quäle tutte le proposizioni re-
lative a quella teoria si deducono facilmente e brevemente.
Sopra una superficie sferica, concentrica al centro del moto rota-
torio del bulbo si projettino i movimenti di questo, e s' indichi col
punto fisso Ä la direzione primaria della linea visuale; con un altro
punto mobile J5 di quella superficie designiamo la direzione che
prende la stessa linea visnale durante un suo movimento qualunque.
Chiamo arco, vettore del punto B V arco ^^ di circolo massimo, il quäle
Bepertorium fttr reine und angewandte Mathematik. ^ 29
^L : - 430 Cr. V. SCHIAFABELLI. — M. DisiB^ AnDB]£.
r
t^ si moverä esso pure intomo al suo estremo fisso Ä, variando ad
k:
f'
i»'^
I; ' ogni momento di direzione e di lunghezza. Nel moversi di B V arco
vettore descriverä suUa snperficie sferica un' area in modo simile a
quelle, che fanno i raggi vettori dei pianeti nei piani delle loro or-
bite. Ciö posto, ed ammesso che il movimento deir occhio abbia
luogo esattamente secondo le leggi di Donders e di Listing, la
sua roteazione intomo alla linea visüale si farä secondo quest' altra
legge:,
„Nel passare della linea visuale (o del punto B) da una
posizione qualunque ad un' altra qualunque, percorrendo qualunque
via intermedia: la roteazione deir occhio intomo alla linea visuale
si fa sempre in senso contrario al moto deir arco vettore intomo
alla posizione primaria Ä] e questa roteazione e ad ogni istante pro-
porzionale all' area descritta dair arco vettore intomo ad -4, per
modo che la roteazione cresce di un grado ogni volta che V area
predetta cresce di ^^^ di tutta la superficie sferica/'
Questa proposizione vale, qualunque sia il movimento di B
rispetto ad vi e qualunque sia la natura della curva percorsa da B
sulla sfera. Quando la descrizione delle aree si fa in senso opposto,
anche la roteazione cambia di segno. Si puö cosi facilmente calco-
lare la quantitä di roteazione (o Bollung) deW! occhio fra due fasi
qualunque di movimento. Come caso particolare si deducono le
formule date da Helmholtz pel calcolo di ciö ch' egli chiama Rad--
drehung, e pel calcolo delY incUfia^ione diDonders. E facilmente si
pDssono anche derivame dimostrazioni dei teoremi eleganti sulla~
rotazione' deir occhio, che Helmholtz ha sviluppato a pag. 467 — 468
e 487 — 495 del suo grande Trattato.
Milano, Marzo 1877. G. V. Schiaparelli.
D^sirö Andrö: Döveloppements en söries des fonotions elliptiques
et de leurs puissances.
I. Si Ton designe par tc un exposant entier et positif, et par
Afa;), ii(x)j v{x) les trois fonctions elliptiques, on peut, comme on
le sait, en ordonnant par rapport aux puissances croissantes de Xj
ecrire:
D^siB^ Andriö. 431
On sait de plus que, dans ces developpements, les coefficients
A^^\ B^^\ C^^^ sont des polynomes entiers en A^, de teile sorte
que Ton a *
? '9>0 ' '3,1 ' '3,2 •
M. Desire Andre s'est propose de trouver la forme generale des
coefficients a^^]., ß^^l^ y^'^\ regardes comme des fonctions de g, les
indices % et i etant supposes constants. Ses resultats ont ete pre-
sentes ä Tacademie des scien'ces de Paris dans la seance du 10 Juillet
1876 et son travail fait Tobjet d'un memoire insere in extenso dans
les annales scientifiques de TEcole normale superieure.
Nous allons exposer d'abord, le plus bri^vement possible, la
methode employee dans ce travail. Nous ferons connaitre ensuite
les resultats obtenus.
II. La determination des coefficients' du developpement d'une
fonction quelconque revient au calcul des derivees successives de cette
fonction. Dans le cas particulier des fonctions elliptiques et de leurs
puissances^ tout se ramene au calcul des derivees d'ordre pair.
Uauteur du memoire s'occupe donc en premieur lieu de ces derivees,
et, afin de conduire de front tout ce qui est relatif aux trois . fonc-
tions elliptiques, il etudie, non pas ces fonctions elles-memes, mais
une fonction ^>{x)^ qui satisfait ä Vequation differentielle
(II) = -D + Fg,^ + Ö9,*,
et qui contient les trois fonctions elliptiques comme cas particuliers.
II est tres-facile de voir que les derivees d'ordre pair de ^>'^{x)
sont des polynomes entiers en 9?, pairs ou impairs suivant que
Texposant n est lui-meme pair ou impair; et, comme tout se passe
29*
.Ht-
g%
\.
432 « DäsiR^ Andb^.
ä tres-peu pres de la meme maniere dans les deux cas, nous pouvons,
dans ce resume, n'en considerer qu'un seul, supposer que Texposant
7t et impair est egal ä 2|) + 1, et ^crire
M. Desire Andre dispose en un triangle, analogue au triangle
de Pascal; tous les coefficients F correspondant au developpement
de 9^^ + ^ de teile sorte que chaque ligne horizontale presente les
coefficients d'une meme derivee et chaque colonne verticale les
coefficients d'une meme puissance de 9?; puis il montre que chaque
F de ce triangle est egal ä la somme des trois F les plus voisins
de la ligne horizontale immediatement superieure multiplies respective-
ment par des facteurs determines.
II s'ensuit que F^^^^'^^^ est un polynome dont les differents termes
presentent chäcun un coefficient numerique et une puissance d'ex-
posant positif ou nul de chacune des quantites V, D, G. Si
Ton n'a effectue aucune reduction, le nombre des termes de ce
polynome est egal au nombre des chemins qui remontent, con-
formement ä la loi de formation des F, du polynome considere
•^i^r ^^ au polynome initial F^^^'^^K Si Ton figure chacun de ces
chemins par des points marquant les F oü il passe et par des
traitS; verticaux ou obliques, joignant ces points successifs, on
obtient une ligne presentant des traits de trois sortes et formant
ce que l'Äuteur appelle un chemin ternaire. Le terme du polynome
qui correspond ä ce chemin est le produit des facteurs apportes
respectivement par chaque trait et chaque point. Quant au polynome
F^^^^\ il est la somme de tous ces produits.
Ce meme polynome F^^^-^^ est homogene et du degre q par
rapport aux quantites F, 2), G, Son terme general est represente
par Texpression
qir,%
dans laquelle /^^^ designe un coefficient numerique, e la difference,
prise en valeur absolue, des deux nombres r et p, G et D deux j
entiers egaux Tun ä 6 et Tautre ä zero. Ce terme general est la '{
somme de tous les termes du polynome considere qui proviennent
des chemins temaires presentant chacun q — e — 2i traits verticaux.
Si, dans chacun de ces chemins, on supprime tous les traits ver-
DiSsiBiä AndbiS. 433
tieaux, ainsi que tous les points qui les sunuontent immediatement^
piiis qu'on rapproche les tron9ons restants, on forme de nouveaux
chenyns, dits chemins binaires, parce qu'ils ne contiennent plus que
deul sortes de traits. Les termes provenant de tous les chemins
ternaires qui se reduisent ainsi ä un meme chemin binaire ont uue
somme dans laquelle les quantites correspondant aux points et aux
traits de ce chemin binaire se mettent en facteur commun; et il
en resulte que cette somme se presente sous la forme d'un produit
de deux facteurs dont le premier ne depend pas de g, tandis que
le second en depend.
En etudiant. dans cette somme partielle, mise ainsi sous la
forme d'un produit, le facteur qui depend de g, on constate qu'il
est le terme general du developpement, suivant les puissances
croissantes de la variable, d'une certaine fraction rationelle. II en
est de meme de la somme partielle que noüs considerons. De meme
encore du coefficient f^^^ . ^^ pris dans tout son ensemble. La fraction
rationelle qui correspond ä ce demier cas est la fonction geheratrice
de /"^^^i"^^ considere comme fonction de q, les indices p, r, i etant
supposes constants. M. Desire Andre forme le denominateur de
cette fraction, il le donne tout decompose en facteurs du premier
degre, et il montre que le numerateur est un'-polynome d'un degre
inferieur au degre du denominateur.
Puisque le denominateur de cette fraction rationnelle se presente
ainsi tout decompose en facteurs du premier degre, il suffit d'appli-
quer les proprietes connues des series recurrentes proprement dites
pour obtenir le terme general du developpement de la fraction, et
c'est en operant ainsi que Tauteur parvient ä la forme analytique
generale du coefficient / ^"V regarde comme une fonction de g,
tous les autres indices etant supp&ses constants.
On connait ainsi la forme analytique de tous les coefficients
des derivees d'ordre pair de 9?*^"*'\a?). En y rempla^ant F, G, D
par les quantites convenables, on arrive aux derivees d'ordre pair
des puissances (2p + \y^^ des trois fonctions elliptiques. II en
resulte que Ton connait la forme analytique des coefficients des
puissances successives de x dans les developpements consideres.
Seulement ces coefficients ne sont pas encore ordonnes par
rapport aux puissances de x^: ils presentent des puissances de Ä^,
de 1 + ^^ dß 1 — ^^ ^6 2&^ — 1, de 2 — h^. On suppose toutes
t'»»'"r:T?*r^ ,
434 D^siR^ Andb]£.
ces puissances developpees, on groupe les termes renfermant une
meme puissance de Tc^, et Ton parvient finalement a la forme ana-
lytique generale des coefficients a^^. ; /3^^^. ^^, y(2p+J)^
C'est une methode absolument semblable qui conduit ä la forme
analytique generale des coefficients a ^V/'l i; T^^^r
III. Voici les resultats, tout nouveaux, selon nous, auxquels
M. Desire Andre est parvenu en suivant la voie que nous venons
d'indiquer:
Chacun des' coefficients a^^\, ß., y^'^l. oü q est seul variable,
est le terme general d'une serie recurrente proprement dite.
Cette Serie recurrente est definie par Tune ou Tautre des deux
equations
fj^[0-{2t + 1)«]'+' X ff^[z-(2t + lyf +'+'-' =
o p-\-l
suivant que p est egal ä 2jo + 1 ou ä 2p,
Dans le cas oü tc est egal ä 2^ + 1 , chacun des coefficients
a^'^l, ß^^'l y^^l est de la forme
* p4-1
p
dans le cas oü ä est egal ä 2jp, chacun de ces coefficients est au
contraire de la forme
p _ h^^ p_±i
V ^/g)(2o'^+2',s.(^)(20%
les expressions IS^iq), S^(g') representant deux polynömes entiers en
g, le premier toujours du degre i, le second du degre ^ + i — t
II suffit evidemment de remplacer p par zero dans la premiere
de ces formules pour obtenir les resultats relatifs aux fonctions
elliptiques elles-memes^ et de remplacer dans la seconde p par
Tunite pour obtenir les resultats relatifs aux carres de ces fonctions.
I
1
Mischer. — Mabtin Ebaüse. 435
Mischer: Die Gresetze der Bewegung punktueller Massen. (Progr.
m
des Gymn. u. der Realschule 1. 0. zu Minden, 1877.)
Die Arbeit enthält eine Erweiterung einer in Schlömilch's
Zeitschrift früher von mir veröffentlichten Abhandlung (die Be-
wegung materieller Punkte auf vorgeschriebenen beweglichen
Bahnen), worüber ich bereits in diesem Repertorium referirt habe.
Der Calcül ist voUständig^angegeben und die Methode auf mehrere
Aufgaben der Mechanik angewendet.
Es wird gezeigt; dass die in jener Abhandlung aufgestellten
Bewegungsgleichungen die ganze Mechanik eines Massenpunktes ent-
halten. Ferner wird (ein dort nur kurz berührter Punkt) folgendes
Resultat gewonnen:
Die Zeit tritt auch dann nicht explicite in die Bewegungs-
gleichungen ein, wenn ein mit der Bahn fest verbundener Punkt Cf
sich entweder in einer Graden mit constanter Geschwindigkeit oder
in einer Parabel wie ein geworfener Punkt bewegt, Wege, deren
Ebenen der Richtung der das Mobile beeinflussenden constanten
Kraft — nur eine solche darf wirken — parallel sein müssen.
Dabei darf die Bahn mit constanter Winkelgeschwindigkeit um eine
durch 0' gehende, der Richtung jener Kraft parallel bleibende Axe
rotiren.
Die behandelten Aufgaben sind folgende:
1) Das sphärische Pendel.
2) Bewegung eines schweren Punktes auf einem Kreiscylinder,
für verschiedene Bewegungsgesetze des letzteren.
3) Bewegung eines schweren Punktes auf einer rotirenden
Geraden.
Minden i. Westf. Mischer.
Martin Krause: Algebraische Untersuchungen aus der Theorie
der elliptischen Functionen. (Math. Annalen, Bd. XII, S. 1—22.)
Neben anderen Gleichungen haben in der Theorie der elliptischen
Functionen diejenigen Gleichungen Beachtung gefunden, welche
zwischen dem Producte des ursprünglichen Moduls in dessen com-
plementären und dem Producte des transforinirten in dessen com-
plementären bestehen. Die Theorie derselben ist für einen unpaaren
W. I •
436 Mabtin Krause. — Hambübgeh.
TransformatioDsgrad n, der keinen quadratischen Theiler enthält,
von den Herren Hermite, Joubert, Königsberger begründet- |
worden ; beschränkt sich jedoch auf die Gleichungen selbst^ während :
die Discriminante unberücksichtigt bleibt. Die oben erwähnte Ar-
^beit hat den Zweck, diese Lücke auszufüllen. Es wird in derselben
zunächst die Form der Discriminante festgestellt, dann eine Methode
zur Bestimmung der von einander verschiedenen Wurzeln derselben j
gegeben und endlich nach Lösung des allgemeinen Problems der j
Wurzelentwickelung fixirt, wie vielfach eine jede dieser Wurzeln ist. }
Als Beispiele sind die Transformationszahlen bis 30 gewählt i
worden. !
Breslau. * Martin Krause.
Hamburger: Ueber das Ffaff'BChe Problem. (Gninert's Archiv, Theil
LX, 185—214.)
In der Abhandlung „üeber totale und partielle Differential-
gleichungen*' Borch. J. Bd. 58) hat Herr Natani zuerst die Lösung
des Pfaff 'sehen Problems auf die successive Integration integrabler
Systeme totaler Differentialgleichungen zurückgeführt, derart dass
von jedem Systeme nur je eine Lösung erforderlich ist. Nach ihm
hat Clebsch im 60. und 61. Bande des Borch. Journ. die Lösung
desselben Problems durch die successive Aufstellung simultaner par-
tieller Differentialgleichungen, von denen je ein Integral zu er-,
mittein ist, bewerkstelligt. Vorliegende Abhandlung bezweckt, eine
Darstellung des Problems zu geben, welche auf direktem Wege zu
der Natani'schen Form der Lösung und zu den anderen jon Hrn.
Natani wie von Clebsch gefundenen Resultaten führt. Als Aus-
gangspunkt dient folgender Satz:
Besteht die Transformation
wo Xi . . Xn beliebige Fuiictionen von x und C/j ..[/,,%.. Us eben-
falls Funktionen von x bedeuten, die vorstehender Gleichung genügen,
so gelten als analytische Folgen derselben stets die n Identitäten
j^Kdxx "~ dxi ) ^^^ —
I
]
I
i
\
I
Hamburger. 437
Aus diesen ergeben sich unmittelbar die zur Lösung des Pfaff-
schen Problems nacheinander aufzustellenden Systeme integrabler
Diflferentialgleichungen.
, Es werden nacheinander behandelt
1) der Fall einer geraden Anzahl der x unter der Voraus-
setzung, dass die Determinante der Grössen
/. N dX.i dXx
^ ^ dxx dxi
nicht verschwindet.
*
2) der allgemeinere Fall, in welchem der vorhergehende als
besonderer Fall enthalten ist, und welchen Clebsch den „deter-
minirten Fall" des Pf äff 'sehen Problems nennt.
3) der Fall einer ungeraden Anzahl der x unter der Voraus-
setzung, dass die Determinante
(l:l)..(l»),-Xi
V ' * '/* \' * ' * * von Null verschieden ist.
(wl)..(nw), — Xn
X^ , . Xny
Derselbe dient als Beispiel für die Behandlung des allgemeineren
von Clebsch sogenannten „indeterminirten Falles" des Pf äff 'sehen
Problems, auf welchen in der vorliegenden Arbeit nicht näher ein-
gegangen wird.
Zum Schluss folgt eine Anwendung auf die Integration der
partiellen Differentialgleichung 1. Ordnung
d. h. auf die Transformation
d0 — Pidx^ , . — PndXn = D^dtii + • • • Un+ldUn^l
mit der Bestimmung, dass w^ die gegebene Function 9? sei.
Berlin. Hamburger.
1
Inhaltsverzeichniss.
Seite
M. All^l'Ein Beitrag zur Theorie der Functionen von drei Veränderlichen 310
Zur Theorie des Gauss'schen Erummungsüiasses 313
Ueber die Bewegungsgleichungen eines Systems von Punkten 314
Andr^y Dösirö : Däveloppements en series des fonctiqns elliptiques et de
leurs puissances • 430
P. Bachmann: Arithmetische Kleinigkeiten 58
K. Becker: Die Grundlagen der Geometrie 240
G« Bertini: Sistema simultaneo di dne forme biquadratiche binarie . . 368
Sopra una classe di trasformasdoni univoche involutorie . . . 368
G« Biasi: II calcolo sulle incognite delle equazioni algebriche — Studi
analitici — 315
€• A. BJerknes: ForelÖbige Meddelelser om de Kräfter, der opstaa, naar
kugleformige Legemer, idet de udfäre Dilatations- ogN Kontraktions-
Svingninger, beväge sig i et inkompressibelt Fluidum 264
L. Boltzmann: Zur Integration der partiellen Differenzialgleichungen
erster Ordnung 163
Bemerkungen über die Wärmeleitungen von Gasen . . . . 164
— - Ueber das Wärmegleichgewicht von^ Gasen, auf welche äussere
Kräfte wirken 165
M« Brioschi: Sur une formule de transformation des fonctions elliptiques 13
L« Burmester: Kinematisch-geometrische Untersuchungen der Bewegung
gesetzmässig veränderlicher Systeme 58
M« Cantor: Die Römischen Agrimensoren und ihre Stellung in der Ge-
schichte der Feldmesskunst 117
F« Caspar j: Die Krümmungsmlttelpunktsfläche des elliptischen Para>
boloids 229
A. Cayley: On the geometrical representation of Cauchy's theorems of
Koot-limitation 18
An elementary treatise on EUiptic Functions 422
On the analytical forms called trees with application to the
theory of chemical combinations 426
B« Clansins: Ueber die Ableitung eines neuen electrodynamischen Grund-
gesetzes 287
Ueber die Behandlung der zwischen lineiEuren Strömen und
Leitern stattfindenden ponderomotorischen und electromotorischen
Kräfte nach dem electrodynamischen Grundgesetze 329
Inhaltsyerzeichniss. 439
Seite
M« Curtze: Bemerkungen zu dem Aufsatze Günther's: „Zur Geschichte
der deutschen Mathematik im fünfzehnten Jahrhundert** 247
Beliquiae Gopemicanae 247
Hat Copemicus die Einleitung in sein Werk selbst gestrichen
oder nicht? 249
J« Dienger: Die Laplace^sche Methode der Ausgleichung von Beobach- ,
- tungsfehlern bei zahlreichen Beobachtungen 241
H. Dnr^ge: üeber die Doppeltangenten der Curven vierter Ordnung mit
drei Doppelpunkten -47
üeber die nichtpolaren Discontinuitäten 76
£• Edlund: TJeber die Abhängigkeit der contactelectromotorischen Erafb
von der Temperatur 324
R. Engelmanii: Abhandlungen von Friedrich Wilhelm Bessel 128. 318. 396
G« Escherich : Ableitung des allgemeinen Ausdruckes für das Krümmungs-
maass der Flächen 306
Beiträge zur Bildung der symmetrischen Functionen der Wurzel-
systeme und der Resultante simultaner Gleichungen 308
Flächen II. Ordnung mit einer Symptosen-Axe 404
7 Die reciproken linearen Flächensysteme . . . . . . . . 405
A« Favaro: Saggio dl cronografia dei matematici dell' antichitä . . . 413
. Sulla ipotesi geometrica nel Menone di Piatone 414
Notizie storiche suUe frazioni continue dal secolo decimoterzo
al decimosettimo 416
Lezioni di Statica Grafica 418
Intorno al probabile autore di una predizione di terremoto
riferita da Petrarca . . . . 419
R« Ferrini: Sulla correzione della temperatura di un liquido nel quäle
non si possa affondare a sufficienza il termometro 93
Tecnologia del calore 94
Sulla temperatura delle fiamme 96
W« Fiedler: Die darstellende Geometrie in organischer Verbindung mit
der Geometrie der Lage 206
Notiz über algebraische Raumcurven, deren System zu sich
selbst dual oder reciprok ist 224
A« Fliegner: Der Einfluss von Erweiterungen in Rohrleitungen .... 101
W« Frftnkel: Anwendung der Theorie des augenblicklichen Drehpunktes
auf die Bestimmung der Formänderung von Fachwerken. — Theorie
des Bogenfach Werkes mit zwei Gelenken 103
üeber die ungünstigste Belastung von Bogenträgem mit zwei
Gelenken 105
J« Frischauf: Elemente der absoluten Geometrie . 155
L. Fuchs: üeber die linearen Differentialgleichungen zweiter Ordnung,
welche algebraische Integrale besitzen und eine neue Anwendung der
Invariantentheorie 1
E, Giordani: I sei cartelli di matematica disfida, primamente intorno
alla generale risoluzione deUe equazioni cubiche, di LodoTico Ferrari,
p^
c^sj^.*rT^vii.
K'-;
440 Inhaltsyerzeicbniss.
Seite
coi sei contro-cartelli in risposta di Nicolb Tartaglia, comprendenti
le Boluzioni dei quesiti dair una e dair altra parte proposti .... 419
P. Gordan: Das Formensystem binärer Formen ..;...... 12
Ueber den Fi^ndamentalsatz der Algebra 254
u. M. Noether: üeber die algebraischen Formen, deren Hesse-
sche Determinante identisch verschwindet 256
S. Günther: Ein stereometrisches Problem .64
Auflösung eines besonderen Systems linearer Gleichungen . . 64
Das independente Bildungsgesetz der Kettenbrüche .... 65
Lehrbuch der Determinantentheorie . 66
üeber aufsteigende Kettenbrüche 167
Vermischte Untersuchungen der mathematischen Wissenschaften 168
Sulla possibüitä di dimostrare l'assioma delle parallele mediante
considerazioni stereometriche 189
Das allgemeine Zerlegungsproblem der Determinanten . . . 190
Zur Geschichte der deutschen Mathematik im fünfzehnten Jahr-
hundert 246
Adolph Zeising als Mathematiker 334
Note sut Jean- Andre Segner, premier fondateur de la mdt^oro-
logie math^matique 400
Anfänge und Entwicklungsstadien des Coordinatenprincipefr . 400
Note sur la rdsolution de requation indetermin^e. y* — hx^ = az
en nombres entiers 410
Kritik der Baumtheorien von Helmholtz und Schmitz -Dumont 411
Neue Methode der directen Summation periodischer Ketten-
brüche 412
Gandelflnger: Vorlesungen über analytische Geometrie des Raumes, ins-
besondere über Oberflächen zweiter Ordnung, von Otto Hesse . . . 256
M. Hamburger: Zur Theorie der Integration eines Systems von n linearen
partiellen Differenzialgleichungen erster Ordnung mit 2 unabhängigen
und n abhängigen Veränderlichen i . . . . . 71
üeber das Pfaff'sche Problem 436
A. Harnack: üeber die Verwerthung der elliptischen Functionen für die
Geometrie der Curven dritten Grades 136
üeber eine Behandlungsweise der algebraischen Differenziale
in homogenen Coordinaten 138
Guido Hauck: Grundzüge einer axonometrischen Theorie der darstellen-
den Perspective. 1. Planperspective, 11. Perspectivische und projecti-
vische Collineation im Baume 383
Helmert: üeber die Formeln für den Durchschriittsfehler ...... 159
Der Einfluss der schiefen Stellung der Latte bei Distanzmessungen
und eine empirische Formel für den mittleren Fehler der Distanz-
messung an dem Tachymeter von G. Starke 160
üeber die günstigste Wahl der Cardinalpunkte bei dem Ab-
stecken einer Trace 161
Einfache Ableitung Gauss'scher Formeln für die Auflösung
einer Hauptaufgabe der sphärischen Geodäsie 162
InhaltsyerzeichnisB. 441
f Seite
Ilelmert: Nachrichten über einen Mikroskoptheodolit 162^
lieber die Wahrscheinlichkeit der Potenzsummen der Beobach-
tungsfehler und über einige damit im Zusammenhang stehende Fragen 372
^ Die Genauigkeit der Formel von Peters zur Berechnung des
wahrscheinlichen Beobachtungsfehlers difecter Beobachtungen gleicher
Genauigkeit. — Die Berechnung des wahrscheinlichen* Beobachtungs-
fehlers aus den Quadraten der Verbesserungen directer Beobachtungen
gleicher Genauigkeit und die Fechner'sche Formel. — Die Berechnung
de» wahrscheinlichen Beobachtungsfehlers aus den ersten Potenzen
der Differenzen gleich genauer directer Beobachtungen 374
Untersuchung über den Einfluss eines regelmässigen Fehlers
im Gange der Ocularröhre des Visirfemrohrs auf Messungen, ins-
besondere auf das geometrische Nivellement 378
Zur Untersuchung der Nivellirfemrohre ........ 379
Ueber das Verticalaxensystem des Repetitionstheodoliten . . 379
Zu Galles Methode der Nordlichtshöhen '. 380
Constante Fehler in Comus' Bestimmung der Lichtgeschwindig-
keit 380
Discussion der Beobachtungsfehler in E'oppe's Vermessung der
Gotthardtunnelaxe : 380
' — — Näherungsfbrmeln für die Gauss'sche Projection der Hannover-
schen Landesvermessung 381
:— Zur Herstellung graphischer Tabellen mit zwei Eingängen . 382
E. Hess: Ueber zwei Erweiterungen des Begriffs der regelmässigen Körper 226
Ueber die zugleich gleicheckigen und gleich flächigen Polyeder 229
Ueber einige merkwürdige, nicht convexe Polyeder .... 408
R« Hoppe: Zum Problem des dreifach orthogonalen Flächensystems . . 56
Beispiel einer einseitigen Fläche 67
Ueber die Symmetriepunkte des Dreiecks 58
G« Kirchhoff: Ueber die Reflexion und Brechung des Lichts an der Grenze
krystallinischer Mittel ; 285
F* Klein : Ueber binäre Formen mit linearen Transformationen in sich selbst 10
Ueber den Zusammenhang der Flächen 77
Eine neue Relation zwischen den Singularitäten einer algebrai-
schen Curve 237
—^ Ueber den Verlauf der AbeFschen Integrale bei den Curven
* vierten Grades. — Ueber eine neue Art von Riemann'schen Flächen.
— Ueber den Verlauf der AbePschen Integrale bei den Curven vierten
Grades (zweiter Aufsatz) . 238
: Ueber lineare Differentialgleichungen . . . .^ 323
L« Koenigsberger: Ueber die allgemeinsten Beziehungen zwischen hyper-
elliptischen Integralen 79
Ueber die Entwicklung der hype/elliptischen Integi*ale erster
und zweiter Gattung in Reihen . . ^ 84
— Beziehungen zwischen den Periodicitätsmoduln zweier hyper-
elliptischer Integrale 87
— Referate aus den hinterlassenen Papieren von F. Richelot . . 191
/
Inhalte rerzeichnisB.
Tgei: Referate ans den hinterlaBBenen Papieren ron F. EicEelot.
netriBche Focm der hyperelliptischen Integrale der ersten,
und dritten Gattung ' . . 340
eher die Reduction hTperelliptiBcher Integrale aof algebmisch-
nische FunctJonen 334
;: Ueber einige Anwendungen eines beBondem Falles der
iphkchen Terwandtaohaft (der Affinität) 63
er die Bestimmung von symmetrischen Functionen der Wurzeln
^ebraischen Gleichung durch deren CoetBcienten 158
;ber Borchardt'B Function 393
iber ein bestimmtes Integral 395
üeber die Discriroinante der Modulargleichnngen der ellip-
?unctionen 49. 77
IgebraiBche Untersuchungen aus der Theorie der elliptischen
len 435
; Allgemeine Theorie der partiellen Differentialgleichungen
:^Dng 27
Sur le aystfeme de tigea articulÖes 95
i: Beitrag zu der Theorie der Krümmung 277
IS Imaginäre in der Geometrie und das Bechneu mit Würfen 3G9
ergleicbung zweier Werthe des wahrscheinlichen Fehlers . . 370
: Dei documenti intomo la dimora di Nicolb Copernico in
185
Lettere d'illustri aatronomi (Kepler, Tycho Brah^ ete.) trovate
na 186
Theorie des äqnations aux däriväes partielles da premier ordre 34
ir la m^Üiode de Cauch; ponr l'intägration d'une ^quation _
T^ea partielles du premier ordre 41
trodaction ä la th^rie des däterminantB; Elements de la
les d^terminants d'apres Baltzer et Salmon 41
äw Demonstration of the Fundamental Property of Linear
ial Gc|uations; Demonstration de la propri^t^ fondamentale
itiona diff^rentielles lin^aires 42
ur une queation de maiimum appellde Probleme d'Huyghens 43
irecte Begründung der Theorie der BerührungstnuiBfonnationen
eher eine Erweiterung derLie'schen Integrationsmethode 26
eher die Weiler'sche Integrationsmethode der partiellen Diffe- •
eichungen erster Ordnung 75
Dd the Momente and Beactions of Continuone Girders . . . ' 253
1 the Flexure of Continnons Qirders 254
ä Bewegung materieller Punkte auf vorgeschriebenen beweg-
Bahnen 250
ie Gesetze der Bewegung punktueller Massen 436
eiträge zur Theorie des Fachwerks 107
sber die Zusammenset^nng der Kr9fte im Baume .... 108
ler: Zur Geometrie der Scbranbenbewegung und einer Regel-
itter Ordnung 262
1
Inhaltsverzeichniss. 443
Seite
M. Noether: üeber die singulären Werthsysteme einer algebraischen
Function und die singuläxen Punkte einer algebraischen Curve . . 43
— : Zur Eliminationstheorie 371
A. Fringsheim: Zur Transformation zweiten Grades der hyperelliptischen
Functionen erster Ovdnung. 67
A. Badicke: Üeber die mathematische Darstellung der Riemann'schen
P-Function 50
0, Boethig: Die Probleme der Brechung und Reflexion 156
G. y • Schiaparelli : Di alcune questioni concementi il movimento degli occhi 429
L. Sehläfli: Correzione alla Memoria intitolata: quand' e che dalla super-
ficie generale di terz' ordine si stacca un pezzo rientrante? . «• . . 11
lieber die Convergenz d6r Entwickelung einer arbiträren Function
f (x) nach den Besserschen Functionen
wo Pi , p2 , ^3 , . . . . die positiven Wurzeln der Gleichung I {§) =
vorstellen . . .' 78
V« Schlegel : Die Elemente der modernen Geometrie und Algebra ... 52
M* Schröter: Jacob Steiner 's Vorlesungen über synthetische Geometrie . 133
H. Schubert: Allgemeingültige Formeln und Vorstellungen der abzählen-
den Geometrie , . . , . 349
Moduln vielfacher Bedingungen bei Flächen zweiter Ordnung. 364
G." Sidler: Zur Dreitheilung eines Kreisbogens . 249
L. Sohncke : Die unbegrenzten regelmässigen Punktsysteme als Grundlage
einer Theorie der Krystallstruktur 109
Üni Versalmodell der Baumgitter 114
Zur Theorie des optischen Dreh Vermögens von Krystallen . . 114
H. Streintz: Ueber die Temparaturvertheilung im Leitungsdrahte eines
galvanischen Stromes 251
B. Starm: SuUe forze in equilibrio 387
Das Problem der CoUineation 388
On correlative Pencils '. 388
üeber correlative oder reciproke Bündel 388
H. W* Lloyd Tanner: -The Solution of partial differential equations of
the second order, with any number of variables, when there is a
general first integral 298
A. Toepler: Zur Theorie der stationären elektrischen Strömung in ge-
krümmten, leitenden Flächen* 282
Bemerkung zur Fourier'schen Reihe 402
H. Weber: Bernhard Riemann's gesammelte mathematische Werke und
wissenschaftlicher Nachlass 145
A, Weiler: Integration der partieUen Differentialgleichung erster Ordnung
von unbeschränkter Allgemeinheit 293
Weissenhom: Grundzüge der analystischen Geometrie der Ebene für ortho-'
gonale und homogene Punkt- und Linien -Coordinaten 259
T. Weyrauch: Neue Theorie der überhitzten Dämpfe, nebst weiteren
Beiträgen zur Theorie der Dämpfe i . . . . 140
InhRJtaverieichniBB.
Festigkeit und DimensionenbereciiiinDg der Eisen- and
ictionen mit BückBicht auf die neueren Yersuche . . ,
nouuBclie Mittheilun^n
}er die Wirkung des Droaaelna und den Eiufluss des scbäd-
lea auf die bei Dampfmatcbinen verbrauchte Dampfmenge
Sur une clas&e de points aingnliars de surfaces. — Note
ularit^B des courbes planes. — Revision et extension des
im^riques de la thäorie des surfaces r^ciproquee . . . ',
BerichtigungeD.
i 6 Y. untea, lies: Culmann's graphische Statik statt „ets
nel (2) lies F-f Fo = {6+Go) (xu+a) statt G {xu+o)
le 18 V. unten, lies: des Bichtungskegels.
le 6 T. oben, lies: Hyperboloid.
le 19 T. unten, lies: „oder" statt der (Anfadgawort).
le 10 T, outen, streiche „and" vor ans.
le 1 V. unten, lies: „der" statt den.
le ^ T. unten, fehlt ein Komma nach Classe.
le 4, T. oben. Der Scblosssatz sollle kurz heissen: Man
ibenlinie dasselbe thnt.
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