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Full text of "Rheinisches Museum für Philologie"

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Rheinisches  Museum 


für 


PHILOLOGIE 


Herausgegeben 


Franz  Buecheler  und  Hermann  Usener 


Neue  Folge 

Sieben  und  fünfzigster  Band. 


Frankfurt  am  Main 

J.  D.  Saiierländers  Verlag. 
1902. 


Verzeichniss  der  Mitarbeiter 

von  Band  XXXV^LVII  und  ihrer  Beiträge  von  Band  XLV  an. 


JLlirmis^  H.  L.,  in  Härmt»  ν  er  f 
Amsel,  G.,    in    ftross- Lieht« rfelde 

■  Apeitf  0.,  in  Eisenach  {49^  59.  50, 
394.  53,  i\2i.  55,  if) 
Arnim,  H.  vou^  in  Wien 
Aabach,  J,,    in  Däaseldorf 
Äubert,    L*  C.  M.t    in    Christ iani» 
Aufrecht,  Th.,  in  Bonn 
Ausfeld,  A,,   in    Badtin-Baden  iSO, 
:i57.  52 A^^'  557.  5.^,  :MH.  56\f»17) 

Bannier,  W.,  in  München  (54,  544. 

55,  479) 
Bartholomae,     Chr.,      in     Giesaen 

{45,  151) 
Barwineki,   B,,   in    Deutsch -Krone 
Bauen  Α.,  in  GraK  (ά3,  WS) 
Baunackf  J.,   in  Leipzig 
Beüber,  F.,  in  Berlin  f  (45.  MH,  47, 

m%.  55,  481) 
Beloüh»  J.,   in  Rom  (45,  4β5.  555, 

49,  HL  50,  250.  54.  414) 
Bergk,  Th.,    in    Bonn   f 

■  Bethe,  E.,   in   Basel    (4tf,  511.   47, 
577.  48,  91.  ;I55.  4h4,  55,  4H) 
Biese,  Α.,  in  Neuwied 
Birt,  Th.,  in  Marburg  {45,  49L  46, 
Κ       152.  50,  31.  KU.  51,  70.  ln;{.  240, 
■       4»iH,   I9L  50»].  52  Suppl.  54,40. 
"       201) 

Bischfiff,  E.  F.,  in  Leipxifi  (55,  328, 

54,  9.  55,  4SH) 
BImbs,  F,,  in  Halle  (47, 2<ίί>.  65,2Η3. 

54,  ;i:L  5.5,  91    .Ί4Ϊ) 
Uoehnje,  .L,  in  Hiinihurg 

■   Bijor,   0,  de,    in  Breslau   (45,  477. 
4r,:t21) 
Brandie»  C.  G.»   in  Lhurluttenburg 
(5/,   109) 

■  Brandt,  S.,  in  Heidell>erg  {47,  390) 
BrevRig^,  Α.,  in  Berlin  f  155,    157. 
.iii5.  515,  ffh) 
BrinkmHna,  A,,  in   Bnnn  {51,  273. 
44  L  5a,i\H2.    54,  i*.l  56\  55.  57, 
^     ie2) 


Brocker,   L.  O.,  in  Hamburg  f 
BrujTTnarin,  K,,  in  Leipzig  {53,  ίί,ΗΟ) 
Brugmann,  0.,  in  Leipzig  (5i>,  478  \ 
Bruhn,  E.,  in  Kiel  (45,  273.  48,  <52H. 

49,  im) 

Brune,  J.,  in  Kiel  f  (45.  138.  223) 

Buecheler,  F.,  in  Bonn  (45,  15*3. 
lf;L:i2L  46,  159.  23a  (Ϊ32.  48, 
84,  320.  H3l•  4.9,  175,  51  15.3. 
325.  471.  β3«,  5^.  302.  391.  63, 
Itie.  205.  54,  L  484.  55,  L  56, 
154.  321.    57,  315.  321) 

Buermann,  H„  in  Berlin 

Bueitner,  R.,  in  Gera  {55,  121) 

Bugge,  ί!ί.,  in  Chriitiania 

BuntCt  B.,  in  l^eer 

Bureüch,  K.,  in  Athen  t  (ίίίι  l^^J« 
47,  329.  49,  424) 

Busche.  K.,  in  Leer  (5.5,   299) 

Bnsiolt,  G.,  in  Göttingen 

liusae,  Α.,  in  Berlin  (49,  72) 

By water,  J,,  in  Oxford 

Cauer,  F..   in   Elberfeld  {46,    241. 

50,  348) 

flauer,  P.,  in  Düseeldorf  {47,  74) 
Cholodniak,   J.,   in  St,  Petersburg 
Christ,  W„  in  München 
Christenaen,  Η  ,   in   Hamburg  [54, 

IM) 
Cichorius,  C„  in  Breslau 
Cohn,  L.,  in  Breslau 
Conway,  R.  J.,  in  CardifF  (4P,  480) 
C-iraat'n,   P.,    in  Berlin  {51,  22H) 
Crönert,  W.,  in  Bonn  (53.  585.  54, 

f.R3    56,  mi,  57.  285  ί 
tVueius,  {}.,  in  Heidelberg  (45,  2H5. 

46,  318,    47,  ♦!!.    48,    152.   2ίΚί. 

49  299.  51,  544) 
CurtiuR,*E,   in  Borlin  f  (50,  .373) 

Harbishire,    H.  i>,,    in  Cambridge 
Daub»  Α.,  in  Freiburg  i.  Br.  f 
Degering,  H,,  m  Bonn  (57,  8) 
Dechent,   IL,    m   Frankfurt   a.  M. 


IT  Verzeichniss 

Ptvoke,  W.,  i:i   Mülhau>eu  i.  K.  +  FVitze,    H.  v..    i-i   IVrlin  i VI.  Γι*»*-ι 

IViter.  H.,  in   Hannover  Kritzsrhe.    R.   Λ..    in   Gie^?•*:!   |.5Γ. 
IV'itor*.  P..  in  Köln    .V•,  "sT»  .*i»i.'.i> 

lVi**uer.  H.  +     Vi.  41»  Krot*hi»»T.  W.  in  Par:*    47.2*.*\• 

Pu*i:i,  K..   ir.  München  '.»■!.  ITJi  Kuch«,    K..    in    ΠηνΙ••::    •  4'».    '•.'.:?. 
Piels.  U-,   m  Wt.av     4»',  ''.IT     4*.  .V*.  :»Τ•ϊ.    Λ1.   IM.    ."»;.>.   .'.TT.  ■::;;. 

P-.iterioh.   Α.,    in  «'ie^en  ι4»Γ.    :?.'>.  Kuhr.  K..  in  B- γ'.ϊτι     v*,     '.••!.     '/, 

*S•  Ui   j:.\  V..  ϊ.•ι.  ν:,  ττι  4.\  1•;»  ö:,  {2j. 

l^i:£^.  J.  IV   H.iv.l'.irv:     V*.  2\  f-irlwinel- r.  A,  κι   M-i:...:-;       V.  . 

iVerpfe:.!.  W.,    i».  A'^e:.    .ϊ/.   :j:  Οαϊ\ϋΐά.  •   .   .•.   ^■:  ^-■•  :rj 

P'Vv.ASjewjl•:.  Α    ν.  *.•.  Hr:  Ι  ϋπίΓ^'  ;.»γΙ:γ:ακ«'.  r..   V.  L  ::  ..j      4'. 

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V*.   l*v^     »IL      ^^.    ^ΐ"*     ΟΓ.  .V''  i.»»;n.-it- .  Α..  •\  ifrvit<wAM    4Γ.     Ι  •. 
l>rijCii-^donT',  Η  .  •.•-  Kr*:  x-ur:  Λ   Μ  +<.    ί :     '4.   4'*4 

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".: .                .            .; 

der  Mitarbeiter. 


nirschfeld,  G,,  in  Königsberg  f 
Hirschfeld,    O.,    in  Charlottenburg 

(5i,  470.  474.  475.  52,  2M) 
Hirzel,  R.,  in  Jena  (45,  419.  47,  H5i» 
Hoersühelmann,  W.,  in  Dorpat  t 
Hoflfmann,  E.,   in  Wien  f  i50,  i)ö. 

4H4.  480.  51,  ;520.  52,  09) 
Hnffmann,  0.»  in  Breslau  (5^,474) 
Holwerda,  J.  H.,  in  Leiden  {55, 4H)) 
Holzapfel,  L•.,  in  Giessen 
Ilosius,  C,  in  Münster  (46^'2Η1,  577. 

47, 4G2.  48,iiH0.  50,'2Si\.  51,  197) 
Hoyer,  R.,  in  Kreuznach  (53,  .'J7) 
Huelsen,    Chr.,    in   Rom    (4.5,  2S4. 

49,  879.  029) 
Hug,  Α.",  in  Zürich  t 

Ihm,  M.,  in  München  (45,  (Ί22.  (kU). 
46*,323.  371.  494. ()21.  47,  312.  48, 
035.  479.  49,  247.  310.  479.  50, 
191.  367.  5h  315.  473.  038.  52, 
129.  143.  205.  454  459.  i>33.  5.% 
105.  495.  56,  148.  635.   57,  310) 

Ilberg,  J.,  in  Leipzig  (45,  111.  47, 
489.  51,    105.  46(>.  52,  591) 

Imniisch,  0.,  in  Leipzig  {46,  488. 
013.  48.  290.  512.  .'3A?,  120.  54, 
313) 

Jahnke,  R.,  in  Brüssel  [47,  40()) 
Jan,  C.  V.,  in  Strassburg  f  ^46, 557) 
Jeep,   L.,  in   Königsberg  {51,  401. 

52,  213) 

Judeich,  W.,  in  Erlangen  {47,  53) 
Jungblut,  H.,   in   Frankfurt  a.  M. 

Kaerst,  J.,  in  Leipzig  {52,  42,  519) 
Kaibel,  G.,  in  Göttingen  f 
Kakridis,  Th.,  in  Athen  {57,  403) 
Kalbfleisch,  K.,  in  Rostock  {51, 460. 

53,  100) 
Kalkmann,  Α.,   in  Berlin 
Karo,  G.,  in  Bonn  {48,  311) 
Kekulo  von  Stradonitz,  R.,  in  Berlin 
Kiderlin,  M.,  in  München  f  {46,  9) 
Kirchner,  J.  E.,  in  Berlin  {46,  488. 

47,  550.  53,  380.  57,  470) 
Klatt,  M.,  in   Berlin  (45,  335) 
Klebs,    E.,   in  Berlin  {45,  430.  47, 

1.  515) 
Klein,  J.,  in  Bonn  f 
Klotz,  Α  ,  in  München  [56,  429.  «'.39) 
Knaack,    G.,    in    Stettin    {48,  0.32. 

49,  310.  470.  520.    57,  100.  205) 
Kiich,  J.,  in  Marburg 
Kock,  Tii.,  in  Weimar  t  {45,  50.  46, 

29i>.    48.  208.  579.    49,  102.  170. 

.50,  140j 


Koehler,  U.,  in  Berlin  (46,  1.  55, 

485.  491) 
Koepp,   F.,  in  Münster  (48,    154. 

485.  50,  2(i8) 
Koerte,  Α.,  in  Greifswald  {45,  172. 

52,  108.  333.    55,  100.    55,  13L 
57.  025) 

Koerte,  G.,  in  Rostock  {53,  239) 
Kopp,  .\.,  in   Berlin 
Korsch,  Th.,  in  Moskau 
Krascheninnikoir,  M.,  in  Dorpat  {48, 

034) 
Kroll,  W..  in  Greifswald  (47,  457. 

599.  50,  (530.   52,  286.  338.  569. 

53,  574.  56•,  304) 
Krumbachcr,   K.,  in  München 
Krumbholz,  P.,  in  Weimar  (50,  205. 

52,  237) 
Kuebler,    B.,    in    Berlin    (45,  485. 

46,  324) 
Kuhnert,   Ε ,   in  Königsberg  i.  P. 

{49,  37) 
Kunze,  R.,  in  (irimma  (53,  159.  56, 

3:^3.  57,  437) 

Landgraf,  G.,  in  München  (50,310) 

Lange,  K.,  in  Tübingen 

Lattes,  E.,  in  Mailand  (4.'>,  317.  57, 

318) 
Lehnert,  G.,  in  München  (55,  112) 
Leo,  F.,  in  Göttingen  (52,  509.  55, 

0ü4) 
liewy,  H.,  in  Mülhausen  i.  E.  (48, 

39«.  472) 
Lietzmann,   H.,  in  Bonn  {57,  034) 
Lindsay,  W.  M.  {57,  19(5) 
Loewe,  G.,  in  Göttingen  f 
Loramatzsch,  E.,  in  Freiburg  i.  B. 

{52,  303) 
Luckenbacli,  H.,  in  Karlsruhe 
Ludwich,    Α.,    in  Königsberg   (45, 

11.  46.  139) 
Luebbert,  E.,  in  Bonn  f 
Lueddecke,  K.,  in  Celle  {52,  028) 
Luetjohann,  Chr.,  in  Greifswald  f 
Lugebil,    K.,    in   St.  Petersburg  t 

Malchin,  F.,  in  Rostock  (55,  493) 
Mangold,  K,  in  Jena  (57,  259)^ 
Manitius,  M.,  in  Dresden  (45,  153. 

3If..485.  46•,  150.493. ()22. 47,405. 

Suppl.  48,  313.  474.  4.9,  170.  50, 

1.52.  315.  «',41.  5h  100.  52,   131. 

305.  53,  3!>3.    54,  293.    56,  462. 

57,  ;ί!ί2) 
Marcks,  J.  F.,  in  Köln  «56,   141) 
Martini,    E.,    in    Leipzig   (52,  348. 

55,  012) 


Verzeichnies 


Marx,  F.,  in  Leipzig  (46, 42C.  βΟ<ί. 

«3β.  47,  157..  5Ö,  321) 
Mau,  Α.,  in  Rom 
Meier,  P.  J.,  in  Braunschwei^s: 
Meister,  R.,  in  Leipzig 
Mendelssohn,  L.,  in  Dorpat  f 
Meyer,  E.,  in  Berlin 
V.  Mees,  Α.,  in  München  (53t  482. 

56,  167) 

Mollat,  6.,  in  Kassel 
Müllenbach,  £.,  in  Bonn  f 
Müller,   C.  Fr.,   in   Kiel    (46,  320. 

50,  301) 
Müller,  C.  F.  W.,  in  lireslau  (51, 480. 

53,  121.    54,  381.   526.    55,  312. 

635) 
Müller,  H.  J.,  in  Berlin 
Müller,  K.  K.,  in  Jena 
Münscher,  K.,  in  Breslau  {54.  248) 
Muenzel,  R.,  in  Hamburg 
Münzer,  F.,  in  Hasel  (53,  596) 

Hake,  B.,  in  Dresden 
Natorp,  1'.,  in  Marburg 
Neuhaus, 0.,  in  Königsberg  (56,  272. 

57,  474.  610) 

Neumann,    K.  J.,    in    Strassburg 
Niedermann,  M..  in  Basel  f52.  505) 
Niese,  B..  in  Marburg 
Nissen,  H.,  in  Bonn   (45,  100.  47, 

161.  49,  1.  275) 
Noack,  F.,  in  Jena  (48,  420) 
Norden,   E.,   in  Breslau  (48,  348. 

529.  49,  194.  54,  466.  56,  473) 

Oder,  E.,  in  Berlin    {45,  58.  212. 

637.  48,  1.  51,  52.  311) 
Oehmichen,  G.,  in  München  (46,  99) 
Osthoff,  H.,  in  Heidelberg 
Otto,  Α.,  in  Breslau 
Overbeck,  J.,  in  Leipzig  f 

Papadopulos-Kerameus,  Α.,  in  St. 

Petersburg  (46,  HIO.  161) 
Patzig,  E.,  in  Leipzig 
Paucker,  C.  v.,  in  Keval  t 
Paul,    L.,   in  Dresden  f   (54,  602. 

57,  71 ;) 
Peppmüller,  R.,  in  Stralsund 
Pernice,  K.,  in  Berlin  (46*,  495.  626) 
Peter,  H.,  iu  Meissen  (57,  231) 
Petersen,  E.,  in  Rom  (50,453) 
Pfleideror,  E.,  in  Tübingen  f 
Pflugk-Harttung,    J.   v.,  in  Berlin 
Philippi,  Α.,  in  Dresden 
Piasberg,  0.,  in  Strassburg  i.  E.  (5ό^, 

66.640.  54,  144.  638) 
Pokrowskij,  Μ  ,  in  Moskau  (52, 425) 


Pomtow,  H.,  in  Eberswalde  {49j 
577.  627.  51,  329.  560.  52,  105) 

Preuner,  E.,  in  Greifewald  {49,  313. 
,%2) 

Prott,   H.  V.,    in  Athen    (52,  187. 

53,  460) 

Rabe,  H.,  in  Hannover  (47,  404. 
48,  147.    49,  625.   50,  148.  241. 

54,  632.  55,  154) 
Radermacher,  L.,  in  Bonn  {47,  569. 

48,  622.  49,  163.  50,  137.  475. 
51,  314.  463.  596.  52,  13.  412. 
624.  634.  53,  497.  54,  2H5.  351. 
374.  638.  55,  149.  482.  56,  139. 
202.  57,  137.  158.  278.  314.  478. 
640) 

Raeder,  J.,  in  Kopenhagen  {57,  449) 
Rassow,  H.,  in  Weimar 
Reitzenstein,  R.,  in  Strassburg 
Reuss,  F.,  in  Köln  [54,  446.  56,  3»Ϊ9. 

57,  559) 
Ribbeck,  0.,  iu  Leipzig  f  (45,  146. 

147.  313.    46,  331.  :i^]3.  47,  597. 

(;28.  49,  472.  50,  277.  314.  55«) 
Ribbeck,  Wo.,  in  Berlin  f 
Riese,  Α.,  in  Frankfurt  a.  M.  {51, 

637.  55,  316) 
Rie8s,E.,inChicago(4Ä,307.4.^  177) 
Roemer,  Α.,  in  Erlangen 
Rohde,  E.,  in  Heidelberg  f  (4Λ,  1 10. 

49,  623.  624.  50,  1.  (500) 
Röscher,  W.  H.,  in  Würzen  {53,  169. 

639) 
Rossbach,  0.,   in  Königsberg   (46, 

311.  48,b92.  52,  1.  53,  167.  629. 

54,  211.  55,  641.  57,  473) 
Rossberg,  K.,  in  Hildesheim 
Ruehl,  F.,  in  Königeberg  (46.  14?:. 

426.   47,  152.  4<i0.   48,  565.  49, 

256.    50,  141.  53,  324.   635.  54, 

152.  316.  56,  508.  i)34) 
Ryssel,  V.,  in  Zürich  {48,  175.  51, 

1.  318.  529) 

Scala,  R.  v.,  in  Innsbruck  (46,  471) 
Schaefer,  Α.,  in  Bonn  f 
Schanz,  M.,  in  Würzburg  (50,  111 

54,  19.  55,  86) 
Scheer,  E.,  in  Saarbrücken 
Schepss,  G.,  in  Speier  t  (4θ,  482) 
Schlee,  F.,  in  Sorau  (46,  147) 
Schmid,  W.,  in  Tübingen  {48,  5.Ί. 

626.  49,  las.  50,308.  310.  52,  446. 

57,  624) 
Schmidt,  B.,  iu  Freiburg  i.  Br.  {53, 

477) 
Schmidt,   J.,  in  Königsberg  f  (45, 


3«•  Mitarbeiter. 


▼π 


148.  157.  ms.  482.  599.  β40,  46, 

77.  334.  47,  114.  325) 
Scbmidt,  Ο.  Ε.,  in  Meissen  (47,  241 , 

5L\  145.  53,  209.  55,  3«5) 
Schmidt,  W„  in  Helmstedt  (55,  625) 
Schmitz,  W.,  in  Köln  f 
Schneider,  R.,  in  Duiabui*g  (5^,  447) 
Schoell,  F.,  in  Heidelberg  {5fl.  155, 

51,  liHl,    53,   51 L    55,   4H9.    57, 

48.  159.  312) 
Schoell,  R.,  in  München  t 
Schoeoe.  Α.,  in  Kiel  (46,  Ib'S^ 
Schoene,  H.,  in  Charlotteubtirg  (55, 

135.   53,  482.    54,  1)38.    57,  »527) 
SchoenemauUp  J.,   in  Schlawe 
Schroöiier,  P«,  in  London 
Schulxirt,  R.|  in  KÖnigaberg  (55,98. 

56,  f^43) 
Schulten,  A„  in  Göttingen  (50,489. 

56,  120.  187.  57,  Ö32) 
Schaitess,  F,,  in  Hamburg  (57,  4<j5) 
SchultheM,   0.,   in   Frauenfeld  (5;, 

157) 
Schulze,  E.,  m  Homburg  v.  d.  H, 
Schulae,  K.  P.,  in  Berlin  (5 J,  541) 
Schulze*  W.,  in  Berlin  {48,  248) 
Schumacher,  K.,  in  Mainz 
Schwabe,  L.,  in  Tübingen 
Schwartz,  E,,  in  Göttingen 
Schwarz^  W,,  in  Doreten  l4St  258. 

49,  35ii.    5i,  i>3li.  52,  463) 
Seeck,  0,,  in  Greifewald  (46,   154. 

4a,  19i;.  602.  4^,208.  <im  55,  319. 

56,  227.  477.  i;31) 
Seume,  H.^  in  Hannover 
Siebourg,  M,,  in  Bonn  (57,  301) 
Sieglin,  W.,  in  Berlin 
Simaon,  B.,  in  Freiburg  i.  Br. 
Skutach,  F.,    in  Breslau    (47,  138. 

48,  Sm.  51,  478.  54,  483.  55,272. 

56,  638) 

Sobnaen,  F.,  in  Bonn  (51,303, 53^  137. 
54, 345.  495,  55, 310.  66,  475. 497. 

57,  328) 

Sommer»  F.,  in  Basel  {56,  βίϋ'ή 
Sommer brodt,  J.,  in  Brealaii 
Sonny,  A.^  in  Kiew 
Speyer,  J.  S. ,  in  Groningen  (4Γ,  638J 
Sprengel,  J.  G.,  in  Roasleben  (46^54) 
Stachelecheid,  Ä,,  in  London 
Stahl,  J.  M.,  in  Münster  (46,  250. 
481.  (il4.    46,  157.    40,620.    50, 
382   bm.  51,  157,  30H.   53,  322. 

54,  15Ü.  494.  55,  152.  160.  57,  1) 
Stangl,  Tb.,  in  Würzburg 
Stein,   H.,    in  Oldenburg   (54,  4!Mi, 

55,  531.  56,  627) 
Stengel,  P.,  in  Berlin  (5^,  399) 


Stephan,  Ch.,  in  Ktilk 
Sternkopf,  W,,  in  Dortmund (47, 

57,  629) 
Stbup,  J.,  in  Freibürg  i.  Br.  (53, 

56,  443) 
Stichj  J.,  in  Zweibrücken 
Strack,   M.  L.,    in  Bonn  (53, 

56,  161) 
Sudhauft,  8.,  in  Kiel  (48,  152. 

552,  56,  37.  307) 
Sueemihl,  F.,  in  Greifswald  f 

326.  49,  473.  53,  448.  485, 

54,  631.  55,  574.  56,  313) 
Swoboda^U.,  inPrag  (45,288. 46, 

49,  321.  55,  460) 
Szaiito,  E.,  in  Wien 


(46, 
626, 

497, 


Teichmüller,  G.,  in  Dorpat  f 
Thomas,  E.,  in  Berlin  (54,  313) 
Thouret,  G.,  in  Friedenau 
Tburneyaen,  R.,  in  Freiburg  i,  Br» 

i55,  4H4,  56%   161) 
Tiedke,  IL,  tu  Berlin 
Tittel,  K.,  in  Leipzigf  (56,  404) 
T<it3pffer,    J.,    in  Basel  f  (45^  37 L 

49,  225) 
Traube,  L.,  in  München    (47,  558. 

48,  284) 
TrJeber,  C,  in  Frankfurt  a.  M. 
Tümpel,  C,  in  Neuatettin  (46, 528. 

636) 

ÜDger,  G.  F,,  in  Würzburg 
UrUchs,  H.  L.,  in  Ansbach 
Lfrlicha^  L.,  in  Würzburg  f 
Usener,  H.,  in  Bonn  (47,  154.  414. 

4i?,461.  50,  144.  55,329.  55,286, 

311.   321.   480.    5^,  1.  145.  174. 

305.  312.  48L  640.  57, 171.  177. 

320) 

Viertel j  Α.,  in  Göttinnen 
Vliet,  I.  van  der,  in  Haar  lern  f 
Vogel,   F.,   in   Fürth 
Voigt,  G..  in  Leipzig  f 
Voigt,  M,,  in  Leipzig 
Vollmer,  F.,  in  München  (46,  343. 
51,  27.  54,   165.  637.  55,  520) 

Waclismnth,  C,  in  Leipzig  (45,  476. 

4ö,  327.  329,  465.  552.  52,  137. 

140.  461.  56,  149.  150.  215,  318) 
Wackernagol,  j„  in  Göttin  gen  (45, 

480.  48,  29^i.  51,  304) 
\Vftgucr,R.,  in  Dresden  {4^,378, 618) 
Weber,  IL,  in  Weimar 
Weber,  H„  in  Lüneburg  (51,  630) 
Wt^cklein,  N.,  in  München 


VIII 


Verzeichniss  der  Mitarbeiter. 


Weise,  0.,  in  Eisenberg 
Weizsäcker,  P.,  in  Calw 
Wellmann,  E.,  in  Berlin 
Wendland,  P.,  in  Kiel  (45, 309.  52, 

465.  55,  1.  5β,  113) 
Werner,  J.,  in  Lenzburg 
Wessner,  P.,  in  Bremerhaven  (52, 09) 
Westerburff,  E.,  in  Barmen  f 
Weymau,  C.,  in  München  (45,  320. 

47,  i>40.  5Ö,  154.  51,  327.  52,  302. 
53,  3 IG) 

Wiedemann,  Α.,  in  Bonn 
Wilhelm,  Α.,    in  Athen  {52,  296. 

56,  571) 
Wilhelm,    F.,   in  Ratibor  {57,  55. 

599) 
Winterfeld,    P.   v.,   in  Berlin  [55, 

481.  57,  167.  549) 
Woelflflin,  E.,  in  München  (47, 640. 

48,  312.  49,  270.    50,  152.  320. 
53,  327.  57,  318) 

Woerpel.  G,  in  Kiel  (57,311.  460) 
Wolters,  P.,  in  Würzburg 
Wotke,  C,  in  Wien 


Wünsch,  R.,  in  Gieseen  (49,  91.  51, 
138.  52, 144.  55, 62.  232.  56,  392. 
57,  468) 


Zacher,  K.,  in  Breslau  (45,524) 
Zangemeister.  K.,  in  Heidelberg  t 

(57,  166.  168.  169) 
Zarncke,  E.,  in  Leipzig 
Ziebartli,  E.,  in  Hamburg  (5/,  632. 

53,  635.  54, 488.  55,  501.  56.  157) 
Ziehen,  .].,  in  Berlin  (50,  643.  51, 

162.  589.  Ä8,  293.  449.  450.  53, 

270) 
Ziehen,  L.,  in  Plön  [54,   211.   54, 

321.  57,  173.  498) 
Zielinski,   Th.,    in    St.  Petersburg 
Zimmermann,  Α.,  in  Breslau  (45, 493 

50,  159.    5-2,  458.    54,  495.    55, 

486.  487.  56,  320.  57,  636) 
Zingerle,  Α.,  in  Innsbruck 
Zingerle,  J.,  in  Innsbruck  {48,  299j 
Zitelmanu,  E.,  in  Bonn 
Zurborg,  H.,  in  Zerbst  t 


Berichtigungen    werden   erbeten.     Für  mehrere  sind  wir  Herrn 
Dr.  R.  Klussmann  in  Gera  zu  Dank  verpflichtet. 


Inhalt. 


Seite 

Coniectanea.    Scripsit  F.  Buecheler 321 

Ein  Schreibgebrauoh  nnd  seine  Bedentang  für  die  Textkritik. 

Von  A.  Brinkmann 4«2 

Τυφλός  dW|p.    Von  K.  Fries 265 

Ländliches  Leben    bei   Homer   und   im  deutschen  Mittelalter. 

Von  M.  Siebourg 301 

Die  Berliner  Bruchstücke  der  Sappho.  Von  F.  Solmsen  ...  328 
üeber  eine  Scene  des  euripideischen  Orestes.    Von  L.  Rad  er* 

macher 278 

Zu  griechischen  Prosaikern.     Von  K.  Führ 422 

Unbeachtete  Strabonfragmente.     Von  R.  Kunze 437 

Herculanensische  Bruchstücke  einer  Geschichte  des  Socrates  und 

seiner  Schule.     Von  W.  Crönert 285 

Aus  dem  zweiten  Bande  der  Amherst-Papyri.    Von  L.  Rader- 
macher   137 

Zu  Achilles  Tatius.    Von  F.  Wilhelm 55 

Analecta  Theodoretiana.     Scripsit  J.  Rae  der 449 

üeber  eine  besondere  Bedeutung  von  γάρ.     Von  J.  M.  Stahl  1 

Ιερά  δ€θρο.    Von  L.  Ziehen 498 

Milch  und  Honig.     Von  H.  Usener 177 

Der   Magnet    und   die   Athmung    in   antiken   Theorien.    Von 

R.  A.  Fritzsche 363 

Hellenistische  Studien  l.    Von  G.  Knaack 205 

Zur  Ueberlieferung   der  Geschichte  Alexanders   des  Ghrossen. 

Von  F.  Reuss 559 

Der  Vater  der  Sisygambis  und  das  Verwandtschaftsverhältniss 

des   Dareios   ΙΠ    Kodomannos    zu   Artaxerxes  Π   und  UL 

Von  0.  Neuhaus 610 

Epigraphische  Beiträge.     Von  M.  Franke I 534 

Die  Inschrift  der  Aphaia  aus  Aigina.     Von  demselben 152 

Zu  der  Inschrift  der  Aphaia  auf  Aigina.    Von  A.  Furtwängler  252 

Zwei  alte  Terenzprobleme.    Von  F.  Scholl 48 

Zur  römischen  Elegie.    Von  F.  Wilhelm 599 


Η 


χ  Inhalt. 

Seite 

Facetiae  Tullianae.     Von  L.  Gurlitt 337 

Ueber    den    Verfaeeer    der  X    libri    de   architectura.     Von  H. 

Degerin(( 

Satzechlaeeetudion  zur  Historia  Augueta.  Von  P.  v.  Winterfeld  Γ)4ί) 

De    fragraentis    acriptorum    apud   Nonium    servatie.      Scripsit 

W.  M.  Lindflay    li»<i 

Aue  Dresdener  Handechriften.    Von  M.  Manitiue 392 

Die  älteste  Redaction  der  Pontificalannalen.    Von  A.  Enmann  517 

Die  Epochen  in  Varroe  Werk  de  gente  pdpali  Homani.     Von 

H.  Peter 231 

Untersuchungen  zur  römischen  Kaisergeschichte.    Von  A.  von 

Domaszewski »^W 

Kaiser  Marcus  Salvius  Otho.     Von  L.  Ρ aul 7β 

Legionen  des  Orient  auf  Grund  der  Notitia  dignitatum.     Von 

K.  Mangold 251» 


Μ  i  8  c  e  I  I  e  n. 

Kritisch -Exegetisches. 

Drei  Deutungen.     Von  L.  Radermaoher 478 

Zum  I. Strassburger  Archilochos-Fragmente.  Von O.Schulthess  1π7 

Zu  Sophocles  Antigone  528.     Von  W.  Schm i d 624 

Eine  Anspielung   in  dem  Zeushymnos  des  Kallimachos.    Von 

G.  Wörpel 4(>0 

Ein  Gesetz  des  Redners  Lykurgos.    Von  A.  Körte 625 

Dionys  de  Lysia  p.  32,  12  (p.  496  R).    Von  L.  Radermacher  158 

Ad  libellum  π€ρΙ  ΰψους.     Scripsit  G.  Wörpel 311 

Eine  Blattversetzung  bei  Galen.     Von  H.  Schöne 627 

Plautus  Amphitruo.     Von  Th.  Kakridis 463 

Die  Verse  des  'Vallegius*  in  der  Vita Terentii.  Von  F.  Scholl.  163 

Randbemerkungen  zu  Horaz.     Von  F.  Schultess 465 

Zu  Ciris,  V.  .369—377.     Von  R.  Wünsch 468 

Zu  Cicero  ad  Q.  fr.  II  3.     Von  W.  Sternkopf 629 

Zu  Pseudo-Sallusts  Invectiva.     Von  F.  Seh ö  11 159 

Agroecius  et  Plinius  de  Delphica.     Scripsit  0.  Rossbach...  473 

Zu  Trogus  Pompeius  Prol.  X.     Von  0.  Neuhaus 474 

Zu  Ammianus  Marcellinus.     Von  K.  Zangemeister 166 

Zu  dem  sogenannten  Laetantius  Placidus.     Von  G.  Knaack.  Κ  »6 

Zu  Avianus.     Von  P.  v.  Winterfeld 167 

Litterarhistorisches. 

Vir  bonus  dioendi  peritus.     Von  F.  Scholl 312 

Vir  bonus  dicendi  peritus.     Von  L.  Radermaclier 314 


Inhalt.  xi 

Seite 

Grammatisohes. 

Μυκήνησι.    Von  L.  Radermacher 640 

Zu   den    etruskisohen    Monatsnamen    und   Zahlwörtern.     Von 

E.  Lattee 318 

Erstarrte  Flexion  von  Ortsnamen  im  Latein.  Von  K.  Zange- 
meister    168 

Ueber  die  römischen  bezw.  italischen  Personennamen,  die  bald 
die  Stammsilbe  Pop(b)  bald  PSb(p)  tragen.  Von  A.Zim- 
mermann    636 

Secas  und  secundus  und  Aehnliches.     Von  K.  Zangemeister  169 

Prodecessor.     Von  H.  Lietzmann 634 

Antiquar!  seh -Epigraphisches. 

Das  Amphiktyonen-Gesetz  vom  Jahre  380.    Von  L.  Ziehen  .  173 

Die  Reitercenturien  des  Tarquinius  Priscus.    Von  E.  Wolf fl in  318 

Divus  Alexander.    Von  H.  U sener 171 

Zu  S.  183  ff.    Von  demselben 320 

Zu  CIA.  II  996.    Von  J.  E.  Ki rchner 476 

Böotisches.    Von  Atticaster 315 

Zu  lateinischen  Inschriften.    Von  M.  I  hm 316 

Zur  lex  Manciana  —  Pro  salute  imperatoris.   Von  A.  Schulten  632 

Das  Stigma  in  lateinischer  Schrift.     Von  K.  Zangemeister.  168 


UEBER  ΕΙΧΕ  BESONDERE  BEDEUTUNG 
VON  /αρ 


In  Kleons  Rede  bei  Thakydides  III  40,  4  beieet  e« :  ΐν  Τ€ 
Ευνβλών  λέγω'  ττ€ΐθόμ€νοι  μέν  έμοι  τά  Τ€  οίκαια  €ς  Μυτι- 
ληναίους και  τά  Ευμςρορα  δμα  ποιήα€Τ€.  δλλαις  bk  τνόντ€ς  τοις 
μέν  ού  χαρΐ€ϊσθ€,  υμάς  b€  αυτούς  μάλλον  biKciiuacoec.  ύ  γάρ 
ούτοι  ορθώς  όπέστησαν,  ύμεΐς  άν  ού  χρ€ών  αρχοιτ€ "  ei  b€  δη 
και  ού  προσήκον  όμως  ό£ιοΰτ€  τούτο  bpav.  παρά  το  εικός  το  ι 
και  Touobe  Ευμφόρως  bei  κολάϋβσθαι,  ή  παύ€σθαι  της  άρχης  και 
έκ  του  aKivbuvou  avbpaxaGilcoeai.  Dass  bier  dorcb  γάρ  weier 
eine  Erkläran^  nocb  eine  Begründung  eingefabr:  werden  kac^. 
liegt  auf  der  Hand.  Denn  eine  begründende  oder  erklärende  Be- 
ziehung zn  τά  δίκαια  ποιήσ€Τ€  könnte  man  nur  dann  sniers.  we::::: 
man  übersetzen  dürfte :  denn  η  η  r  in  dem  Falle  würdet  ihr  okce 
Befagnies  berrecben.  wenn  die  Mvtilenaer  mit  gutem  Grunde  ab- 
gefallen wären',  was  indessen  der  Wortlaut  nicbl  gestattet.  £'cex:- 
80  wenig  ist  eine  solcbe  Beziehung  zu  ύμας  αυτούς  biKaioKJe^^ 
zu  erkennen.  Denn  daee  die  Athener,  wecn  sie  Kleons  Raih 
nicht  Folge  leisten,  eher  sich  selber  richten  als  Dank  bei  ie:: 
Mytilenäem  finden  werden,  erklärt  sich  nicht  daran«,  dass  die 
athenische  Herrschaft  anberecbtigt  ist,  wenn  der  Abfall  der  Myti- 
lenäer  berechtigt  war  ι  denn  diese  Voranssetzung  und  die  darar> 
gezogene  Folgerang  bestreitet  Eieon*.  sondern  aus  der  vorher 
39,  1 — 4  charakterisirten  Gesinnung  der  Mvtilenaer  und  den  e^r:.- 
falls  vorher  V.*.  7  f.  bezeichneten  Folgen  milderer  Bebandlocg. 
wie  sich  das  ja  aoch  daraus  ergibt,  dass  der  Inhalt  des  Vor- 
hergehenden hier  zusammengefasst  wird.  Noch  weniger  kann  der 
durch  γάρ  eingeieitete  G«:darike  in  Beziehung  gesetzt  worden  zu 
εύμςρορα  ποιήσ€Τ€  oder  τοις  μεν  ού  χαρΐ€ΐσθ€.  Diejenigen  Kriti- 
ker nun,  die  hier  an  der  Verbindung  mit  γάρ  Anstoss  genommen 
habeui  erkennen  daran  entweder  die  entstellende  Hand  eine»  Be- 
arbeiters   odf^r    einen    Mangel    der    Ausarbeitung    des  Verfassers 

,  Mne•  f.  Puilol.  X.  P.  LVIJ.  1 


2  Stahl 

selbst,  mit  andern  Worten :  sie  verzichten  auf  dessen  Erklärung. 
Nun  findet  sich  aber  in  der  folgenden  Gegenrede  des  Diodotos 
eine  Stelle,  wo  T^p  in  ähnlichem  Zusammenhange  unbeanstandet 
geblieben  ist:  43,  4  f.  χρή  bk  ττρός  τά  μέγιστα  κα\  έν  τψ  τοι- 
tube  άΕιοΟν  τι  ημάς  περαιτέρω  προνοουντας  λέγειν  υμών  τών 
bi'  ολίγου  σκοπούντιυν,  αλλιυς  τε  και  ύπεύθυνον  τήν  παραίνε- 
σιν  έχοντας  προς  άνεύθυνον  τήν  ύμετέραν  άκρόασιν.  εΐ  γαρ  δ 
τε  πείσας  και  6  έπισπόμενος  ομοίως  έβλάπτοντο,  σιυφρονέστε- 
ρον  δν  έκρίνετε•  νυν  hk  προς  όργήν  ήντιν'  δν  τύχητε  Ιατχν 
δτε  σφαλέντες  την  του  πείσαντος  μίαν  γνώμην  ίημιουτε  και  ου 
τάς  υμετέρας  αυτών,  εΐ  πολλα\  ουσαι  ευνεΕήμαρτον.  Man  könnte 
nun  zwar  daran  denken  hier  γάρ  so  zu  verstehen,  dass  bx  ολίγου 
(Τκοπούντιυν  ans  der  Annahme  des  Gegentheils  von  αλλως  τε  . .  . 
όκρόααιν  erklärt  oder  begründet  würde ;  allein  αλλιυς  τε  .  .  . 
άκρόασιν  bezieht  sich  nicht  allein  auf  bf  ολίγου  σκοπούντων, 
sondern  auf  den  ganzen  vorhergehenden  Gedanken,  also  auch  auf 
χρή  .  .  .  λέγειν,  worin  gerade  dessen  Schwergewicht  liegt,  was 
zudem  auch  der  Ausdruck  dadurch,  dass  έχοντας  zu  ημάς  ge- 
hört, zur  Genüge  anzeigt;  und  so  kann  auch  das  angenommene 
Gegentheil  εΐ  γάρ  .  .  .  έβλάπτοντο  (das  βλάπτεσθαι  ist  nämlich 
die  Folge  der  Rechenschaftspflicht)  der  gleichen  Beziehung  nicht 
entbehren.  Dann  aber  kann  γάρ  nicht  mehr  als  erklärend  oder 
begründend  verstanden  werden.  Fragen  wir  aber,  welches  Ge- 
dankenverhältniss  sich  aus  jener  weiteren  Beziehung  ergibt,  so 
ist  das  folgendes :  die  Obliegenheit  des  περαιτέρω  προνοεϊν  würde 
für  die  Redner  nicht  in  demselben  Masse  vorhanden  sein,  wenn 
auch  für  ihre  Zuhörer  die  gleiche  Rechenschaftspflicht  und  deren 
Folgen  bestünden  und  diese  in  Folge  dessen  mit  grösserer  Be- 
sonnenheit urtheilten  und  so  das  zwischen  den  beiden  bestehende 
Missverhältniss  bedachtsamen  und  vorschnellen  ürtheils  aufge- 
hoben würde,  mit  anderen  Worten:  es  wird  eingeräumt,  dasa  der 
vorher  ausgesprochene  Gedanke  in  dem  angenommenen  Falle  einer 
Beschränkung  unterliegt,  ein  Gedankenverhäitniss,  das  sich  im 
Deutschen  durch  'freilich'  wiedergeben  läset.  Daraus  ergibt  sich 
für  die  zweite  Stelle  folgende  Uebersetzung:  'Es  ist  aber  nöthig» 
dass  wir  gegenüber  den  höchsten  Interessen  und  bei  einem  der- 
artigen Verhältnisse  es  uns  angelegen  sein  lassen  mit  etwas  wei- 
terem Vorbedachte  zu  reden  als  ihr  anwendet,  da  ihr  in  kurzer 
Frist  eure  Erwägung  anstellt,  zumal  da  das  Rathgeben,  das  uns 
zusteht,  der  Verantwortung  unterliegt  gegenüber  eurem  Anhören» 
das   keiner  Verantwortung  unterworfen   ist.     Wenn  freilich  der- 


Oelier  eine  besondere  Bedeutung"  von  ydp 


I 


jenige,  der  den  Rath  gegeben,  und  derjenige,  der  ibn  befolgt  bat, 
gleicbmäfieig  Scliaden  litten,  so  würdet  ihr  mit  mehr  Zuriickbal- 
tung  urtbeilen ;  jetzt  aber  straft  ihr  mancbnial  nach  unglückliebem 
Ausgang  in  der  ersten  besten  Aufregung  einzig  und  allein  die 
Ansicht  des  Ratbgebers  und  nicht  eure  eigenen,  dass  sie  eo  zahl- 
reich den  Fehler  mit  begangen  haben**  Kehren  wir  nun  zu  der 
angefochtenen  Stelle  zurück,  so  selien  wir,  daas  auch  dort  für 
den  Fall,  daen  die  Mjtilenäer  im  Rechte  gewesen  sind,  eine  ße- 
achränkiing  des  vorhergebenden  τά  δίκαια  ές  Μυτιληναίους  ττοιή- 
crere  eingeräumt  wird ;  es  wird  dann  noch  hinzugefügt,  welche 
Nothweniligkeit  eich  für  die  Athener  ergibt,  wenn  sie  trotz  der 
aus  dem  angenommenen  Falle  folgenden  Rechtswidrigkeit  ihrer 
Herraebaft  diese  dennoch  behaupten  wollen.  Dem  entspricht 
folgende  üebersetzung:  *Mit  einem  Worte:  ich  behaupte,  wenn 
ihr  mir  folgt,  so  werdet  ihr  gerecht  gegen  die  Mytilenäer  und 
zugleich  vortheilhaft  bandeln;  wenn  ihr  aber  andere  bescblieeet, 
so  werdet  ihr  einerseits  von  ihnen  keinen  Dank  haben,  anderseits 
eher  euch  selbst  richten*  Freilich  wenn  diese  mit  gutem  Grunde 
abgefallen  sind,  so  würdet  ihr  ohne  Befngniss  herrschen;  wenn 
ihr  aber  dann  auch  ohne  Berechtigung  es  euch  herausnehmt  dies 
KU  thun,  so  müsst  ihr  sicherlich  gegen  die  Billigkeit  auch  diese 
aus  Rücksicht  auf  euren  Vortheil  züchtigen,  oder  auf  die  Herr- 
schaft verzichten  und  in  gefahrloser  Sicherheit  die  Biedermänner 
spielen* 

Gegen  diese  Erkläning  der  beiden  Stellen  könnte  man 
immerhin  noch  Zweifel  begeu,  wenn  die  angenommene  Bedeutung 
des  χάρ  eich  auf  sie  allein  stüzte.  Mir  stehen  dafür  aber  auch 
noch  andere  in  ziemlicher  Zahl  zur  Verfügung.  Zunächst  eine 
aus  Piaton,  wo  sich  das  (jedankenverhältniss  auf  den  ersten  Blick 
in  einfucbster  Weise  kundgibt:  Cratjh  393  c  καλώς  λ^γ€ΐς* 
φύλαττ€  γαρ  μ€  μη  τταρακρούσυυμαί  σ€.  Denn  hier  wird  offen* 
bar  in  einschränkendem  Sinne  gegenüber  dem  καλώς  λ€γεΐς  die 
Möglichkeit  zugegeben,  dass  Hermogenes  sich  durch  Sokrates 
hinters  Lkbt  führen  lässt.  Ausserdem  gehören  hierhin  folgende 
Beiepiele:  Aesch.  Pers.  460—467  (WeckK) 

άμφΐ  hi. 

κυκλουντο  ττάσαν  νήσον,  ώατ   άμηχανεΐν 

δττοι  τράίΓΟίντο.  πολλά  μίν  χάρ  έκ  χερών 

πετροισιν  ίιράσσονιο,  τοίικής  V  άττό 

θώμιχχος  ioi  ττρο0τιίτνοντ€ς  ώλΧυσαν 

τέλος  h'  έφορμηθ^ντες  έί  ενός  ρόΒου 


4  Stahl 

παίουσι,  κρ€θκοπουσι  5υ<ττήναιν  μέλη, 

ίιυς  απάντων  έΗαπέφθειραν  βίον. 
Hier  wird  eingeräamt,  dase  das  κυκλοΟσθαι  gewissen  Schwierig- 
keiten unterlag,  hie  diese  schliesslich  überwunden  wurden.  Antiph. 
V  36  φέρε  γαρ  br\  ποτερψ  νυν  χρήσονται  τιυν  λόγιυν;  πότερα 
φ  πρώτον  εϊπεν  ή  φ  ύστερον ;  κα\  πότερ'  αληθή  έστιν,  δτ*  ίφτ\ 
με  είργάσθαι  το  ίργον  ή  δτ*  ουκ  έφη ;  ει  μέν  γάρ  έκ  του  εΐκό- 
τος  έ£ετασθήναι  δει  το  πράγμα,  οΐ  ύστεροι  λόγοι  αληθέστεροι 
φαίνονται.  Gegenüber  den  vorher  zur  Wahl  gestellten  beiden 
Alternativen  wird  zugestanden,  dass  έκ  του  εΙκότος  nur  das  eine 
Zeugniss  als  der  Wahrheit  mehr  entsprechend  in  Betracht  kom- 
men könne.  Plat.  Legg.  794  c  προς  hk  τά  μαθήματα  τρέπεσθαι 
χρεών  έκατέρους,  τους  μέν  δρρενας  έφ'  ϊππιυν  διδασκάλους  και 
τόΕιυν  και  ακοντίων  κα\  σφενδονήσειυς,  έάν  6έ  πη  Ευγχιυρώσι, 
μέχρι  γε  μαθήσεως  και  τά  θήλεα,  και  hr\  τά  γε  μάλιστα  προς 
τήν  τών  δπλαιν  χρείαν.  τό  γάρ  δή  νυν  καθεστός  περί  τά  τοι- 
αΟτα  αγνοείται  παρά  τοις  ποσιν  ολίγου.  Nachdem  die  Forde- 
rung erhoben  ist,  dass  Knaben  und  Mädchen  sich  in  gleichem 
Waffengebrauche  üben  sollen,  wird  eingeräumt,  dass  gegenwärtig 
in  dieser  Hinsicht  ein  Missverständniss  obwalte,  und  zwar,  wie 
die  folgende  Erläuterung  des  νυν  καθεστός  besagt,  in  sofern 
als  nicht  die  linke  und  rechte  Hand  gleichmässig  geübt  werden. 
Durch  die  Abweisung  dieser  unvollständigen  Uebung  wird  also 
jene  Forderung  dahin  näher  bestimmt  oder  begrenzt,  dass  das 
Ueben  nicht  in  der  gegenwärtigen  W^ise  geschehen  soll.  Dem. 
XX  117  ου  γάρ  oi  μή  οόντες  &  μη  'όόκει  οεινόν  εισιν  ουοέν 
είργασμένοι,  άλλ'  οΐ  δόντες  μέν,  πάλιν  5'  ύστερον  μηόέν  εγκα- 
λούντες αφαιρούμενοι,  εΐ  μέν  γάρ  τις  ίχει  όεϊΕαι  κάκείνους  ών 
iboaav  τφ  τι  αφηρημένους,  συγχωρώ  και  υμάς  ταύτό  τούτο 
ποιήσαι,  καίτοι  τουτό  γ*  αίσχρόν  δμοίως.  Durch  das  zweite 
γάρ  wird  hier  die  Behauptung,  dass  diejenigen  etwas  Verwerf- 
liches thun,  die  etwas  verliehen  haben  und  es  später  ohne  Grund 
wiederum  entziehen,  durch  das  Zugestündniss  eingeschränkt,  dass, 
wenn  die  Vorfahren  ebenso  gehandelt  haben,  es  auch  im  vorlie- 
genden Falle  vom  Redner  erlaubt  wird.  XXI  98  και  τί  φήσετ\ 
ώ  άνορες  όικασταί ;  και  τίν*  ώ  προς  τών  θεών  ΪΕετ'  είπεϊν  πρό- 
φασιν  όικαίαν  ή  καλήν;  δτι  νη  Δί'  ασελγής  έστι  και  βδελυ- 
ρός, ταύτα  γάρ  έστι  τάληθή.  άλλα  μισεϊν  όφείλετ',  άνδρες 
*  Αθηναίοι,  δήπου  τους  τοιούτους  μάλλον  ή  σώίειν  wird  ge- 
genüber der  ironischen  Ablehnung  des  Grundes  δτι  νή  Δι' 
ασελγής  έστι  και  βδελυρός  eingeräumt,   dass  das   die    Wahrheit 


üeber  eine  besondere  Bedeutiang  τοπ  γάρ 


ist»  ιΐίΐϊΐη  aber  hinzugefügt,  daefl  es  eher  als  Grund  für  das  Ge- 
gentheil  gelten  miisfie.  XXXIX  12  €Ϊτ'  έφ*  φ  θάνατον  ίημίαν 
'Ä  νόμος  λέγει,  τουθ'  ήμϊν  abeuiq  ίίέαται  ττράττειν;  ττάνυ  γ€. 
ου  τάρ  β  ν  αυτό  ποίησα  ιμ€ν.  οϊ6α  κάγώ,  τό  γοΟν  κατ'  έμέ, 
αλλ'  odls'  αίτίαν  τοιαύτης  Ζ:ημίας  ^ νιους  ίχειν  καλόν,  έίόν  μη. 
Der  hier  gezoirenen  Folgerung  gegenüber  wird  ziigeetaTiden, 
dasB  sie  bei  dem  Redner  und  seinem  Gegner  nicht  praktiach 
werden  würde;  aber  man  dürfe  Rie  darum   doch   nicht  bei  andern 

■  praktiseh  werden  laiieen.  XLIV  15  και  γάρ  €i  τή  ποιήσει  ισ- 
χυρίζονται, τ^ν  ώς  έγεν€το  ήμ€ΐς  δείΕομεν,  .  .  .  πώς  ού  προ- 
σήκει τους.  έγγυτάτω  γένει  δντας,  τούτους  την  κληρονομΐαν 
κομίσασθαι  και  υμάς  μη  τοίς  5υναμενοις  άριστα  παρασκευά- 
σασθαι,  άλλάτοϊς  άδικουμενοις  τών  πολιτών  βοηθεϊν;  el  μέν  γαρ 
έφ'  ήμϊν  ή  ν  ώστε  5είΕασι  τα  περί  του  γένους  και  της  ϊ)ΐαμαρ- 
τυρίας  αυτής  καταβήναι  και  μη^εvός  έτι  πλείονος  λόγου  προσ- 
δεΐσθαι,  σχε5όν  τι  τών  μεγίσιαιν  ειρημενυυν  ουκ  δν  ήνωχλουμεν 
τά  πλείω.  έπεώή  hk  ούτοι  τοις  μεν  νόμοις  ουκ  ένισχυριουνται, 
τώ  6έ  προειληφεναι  τι  τών  πραγμάτων  έκ  του  άνωθεν  χρόνου 
και  τώ  έμβεβατευκεναι  εΙς  τήν  ουσίαν,  τούτοις  τεκμηρίοις 
χρώμενοι  φήσουσι  κληρονομείν.  άναγκαϊον  ϊσιυς  και  περί 
τούτων  έστιν  ειπείν.  Hier  wird  gegenüber  dem  dyrcb  ήν  ώς 
έγενετο  ήμεΐς  ϊ)εί£ομεν  in  AuReicht  gestellten  Nachweifle»  wie 
es   bei  der    Adoption    zDgegangen    sei,    eingeräumt,    daee    darauf 

»verzichtet  werden  könnte,  wenn  die  Sache  mit  der  Darlegung  der 
Verwandtaebaft  und  der  Widerlegung  des  gegnerischen  Erban- 
fiprncbs  an  sii^h  abgethan  wäre  ;  da  aber  die  Gegner  (so  wird 
fortgefahren)  eich  nicht  aaf  die  Gesetise^  sondern  auf  die  Vorweg- 
nahme und  den  faktischen  Antritt  der  Erbsidiaft  etützen  werden, 
Idie  eben  in  Folge  der  Adoption  eingetreten  eind,  m  ist  es  nöthig 
auch  darauf  einzugeben.  In  Prooem.  53  wird  den  Athenern  vor- 
geworfen, daee  8ie  eich  die  gegenseitigen  Schmähungen  der  Red- 
ner gefallen  laaeen,  bei  denen  dieee  es  nicht  auf  dae  Wohl  des 
Staate«,  sondern  auf  ihr  eigenes  Interesse  abgesehen  haben.  Dann 
beiBst  68 :  και  γελάσαι  και  θορυβήσαι  καί  ποτ'  4λπίσαι  μετ^ίϊυϋ- 
καν  ύμΐν,  λαβείν  ϊ)έ  ή  κτήσασθαι  τή  πόλει  κυρίως  ά^αΒον  ού6έν 
αν  βούλοϊντο.  ή  γαρ  αν  ήμερί^ι  τής  λίαν  αρρώστιας  άπαλλαγήτε, 
ταύττ]  τούτους  ούί)'  όρώντες  άνΟεσθε.  νυν  bi  δραχμή  και  χοΐ 
καΐ  τέτταρσιν  όβολοϊς  ώσπερ  άσθενουντα  τον  δήμον  ί>ιάγουσιν. 
Dem  rnhigen  ΉinnehπJen  jener  eelbeteüchtjgen  Schmähungen  ge- 
genüber wird  aleo  eingeräumt,  daae,  eobald  sie  von  jener  zu 
groHBen  Schwäche  befreit  wären^  sie  nicht  einmal  den  Anblick 
eolober  Redner  würden  ertragen  könneni   und  dann  hinzugefügt, 


itahl 


daes  dagegen,  wie  es  jetzt  eel,  diese  das  Volk  wie  einen  Kranken 
behandeln  dürften.  In  Jereelben  Weise  eriächeint  auch  και  γάρ 
XXX IV  33  λ^Τ€ΐ  b'  ώς  ή  συγγραφή  (Τΐϋθ£ί(ΐης  της  ν€ώς 
αυτόν  anobouvai  κελΐύει  τα  χρήματα,  και  γ^ρ  ένθ€σθαι  τάγο• 
ράσματα  εΙς  την  ναύν  KtXeuet  σ€^  ei  be  μη,  π^ντακισχιλίας 
6ραχμάς  άττοτίν6ΐν.  σύ  bk  τούτο  μέν  της  συγγραφής  ού  λάμ- 
βανες κ.  τ.  λ.  Der  Redner  gibt  nSralicb  zu,  daes  er  im  vorli er- 
gehenden Satze  die  Art  und  \Veise>  wie  der  Gegner  eich  dee 
Vertrage»  bedient,  nicht  genügend  gekennzeiclinet  habe;  dieser 
beruft  eich  auf  die  eine  Beatimmnng  desselben,  Ifiest  dafür  aber 
die  andere  ausser  Acht.  Desgleichen  durch  τοι  in  beiheuerndem 
Sinne  verstärkt  XXllI  104  δτ€  Μιλτοκυθης  άπ€στη  Κότυος^ 
συχνόν  ή5η  χρόνον  δντος  του  πολέμου,  καΐ  άπηλλατμ€νου  μέν 
Έργοφίλου,  μέλλοντος  b'  Αυτοκλ€ους  έκπλΗν  στρατηγού,  έγρά- 
φη  τι  παρ'  ύμΐν  ψήφισμα  τοιούτον  bC  ού  Μιλτοκυθης  μέν 
άπηλθ€  φοβηθείς  και  νομίσας  υμάς  ού  προσεχειν  αυτψ,  Κότυς 
1>'  εγκρατής  τού  τ*  δρους  τού  ιερού  και  τών  θησαυρών  έγ^νιτο. 
και  γάρ  τοι  μετά  ταυτ\  du  άνορες  'Αθηναίοι,  Αύτοκλής  μέν 
έκρίν€θ'  ώς  Λττολωλβκώς  Μιλτοκύθην,  ο\  b€  χρόνοι  κατά  τοΟ  τό 
ψήφισμ'  εϊτιόντος  τής  γραφής  έίεληλύθεσαν,  τα  bi  ττράγματ* 
άττωλώλέΐ  τη  τγοΑει.  Der  von  Kolys  abgefallene  Miltokythe• 
hatte  den  Athenern  in  AnRsicItt  geetellt,  ihnt^n  die  thrakische 
HalbiiiBel  in  die  Hilnile  zu  Bpielen;  aber  von  Koty«  getaiißcbt  er- 
liesßen  sie  ein  den  Miltokythee  entniutbigendeB  Peephiema,  Trotz- 
dem kümmerten  eie  sioli  um  diesen  ihren  Beechluee  nicht,  als 
sie  den  Autokies  vor  Gericht  zogen.  Es  wird  also  zagestanden, 
dasB  dae  Pflepliisnia  ίη  «einer  VVirknanikeit  beschriinkt  gewesen 
nnd  von  den  Athenern  «elb«t  nicht  überall  beachtet  worden  ist*. 
Auch  auaaerhalb  der  attiecben  Litteratur  erecheint  γάρ  in 
diesem  Hinne,  und  zwar  in  der  pBeudohippokratiRchcn  Schrift 
ncpl  τίχνης.  Im  Kap,  5  ist  nämlich  von  den  Oreachen  die  Rede, 
aus  denen  Kranke,  ohne  einen  Arzt  zu  gebrauchen,  wieder  ge- 
sund wurden.  Dann  heieet  es:  καΐ  τψ  ώφελήσθαι  πολλή  ανάγκη 
αύτοϊς  έστιν  έγνυυκεναι  Οτι  ην  (τι)  τό  ώφΕλήσαν,  και  δτ  €βλά- 
βησαν  δτι  i'jv  τι  τό  βλάψαν.  τά  γάρ  ται  ώφελήσθαι  και  τα 
τψ  βεβλάρθαι  ώρισμίνα  ου  πάς  Ικανός  γνώναι.  Hier  wird  der 
Gedanke  ausgeeprochen,    dase  solche    Kranken    aus    dem    Nutzen 


^  Bei  Aeaohin.  III  31  ο  οϋτω  γάρ  έστιν  κ.  τ.  λ.  vermag  ich  γάρ 
nicht  in  dieser  Weise  τη  erklären  uud  glaube  daher,  daee  Blase  richtig 
oÖTUj  b'  έστΙν  hergestellt  hat,  indem  er  auf  225  verweist,  wo  ©ine  He, 
ebenfalls     verkehrtes  γάρ  statt  hi  hat. 


Jeb^r  eine  besondere  Bedeutung  von  γάρ 

nothwendig  erkennen  ηιϋβββιΐι  daee  iltnen  irgend  etwae  genützt, 
und  aus  dem  Schaden,  da»»  ihnen  irgend  etwas  geecbadet  habe, 
dh,  dass  es  irgend  eine  UrsacUe  dei«  Nutzens  nnd  Scbadene  gebe, 
und  dem  gegenüber  die  Beschränkung  eingeräumt,  daeR  darnm  doch 
nicht  jeder  im  Stande  ist  die  lieiUamen  und  Bcbädlielien  Mittel  zu 
erkennen  und  zu  unterscheiden.  Ernieriue  wollte  hier  ού  tilgen;  aber 
Tb.  Gomperz  in  «einer  bekannten  Bearbeitung  dieser  Schrift,  dem 
folgend  ich  auch  τΐ  vor  το  ώφΕλήΟΌίν  hinzugefügt  habe,  bemerkt 
mit  Recht  (Sitzungsber,  der  Wiener  Ak.  120.  Bd,  IX  S.  124), 
daRB  Bo  ein  verkehrter  und  dem  vorheTgebenden  ού  μήν  tjlö"T€ 
tib^vai  ö  τι  ορθόν  έν  αύττ|  ίνι  i^  ö  τι  μη  άρθόν  widersprecben- 
der  Gedanke  entstehe,  und  hat  ebenso  richtig  die  conceeaive 
Bedeutung  dee  γάρ  erkannt,  für  die  er  jedoch  nur  eine  einzige 
Belegstelle,  und  zwar  aus  dieser  Schrift  selbst  anführt»  Nachdem 
nämlich  im  Kap*  10  von  den  Organen  die  Rede  geweaen  jat, 
welche  der  Sitz  von  Krankheiten  sind,  die  weniger  zu  Tage 
treten,  wird  mit  dem  Anfiinge  von  Kap.  11  fortgefahren:  ού  γάρ 
hr\  όφθαλμοϊσί  γ€  xbavxi  τούτων  τών  €ΐρημ€νυϋν  oubev  ίστιν 
Eib^vai.  Εβ  iBt  klar,  daes  eiugeränmt  wird,  daee  daraus,  daee 
man  jene  Organe  kennt,  noch  nicht  folgt,  daee  man  auch  die  an 
ihnen   haftenden   Krankheiten  mit  den  Augen  wahrnehmen  könne• 

Mit  der  beeprocheuen  Bedeutung  dee  γάρ  iet  verwandt  sein 
häijßger  Gebrauch  im  Dialog,  wo  es  Entgegnungen  einleitet, 
wenngleich  hier  nicht  eine  Beflchränkung  des  vorher  Gesagten, 
sondern  deeeen  Richtigkeit  eingeräumt  wird.  So  fB,  Eur.  Iph. 
T.  538  f.  OP.  ολλως  λέκτρ'  ίγημ'  iv  Αύλίδι.  —  ΙΦ,  6όλια  γαρ, 
ώς  τ€  φασιν  οι  π€πονθότ€ς,  Xen.  Mem,  II  1,  2  ούκούν  το  μέν 
βοιιλ€0θαι  σίτου  ίίτττεσΟαι  .  .  .  άμφοτέροις  €ΐκός  παραγίτνί- 
αθαι;  —  €ΐκός  Τ«Ρ,  ίφΠι  ^lat,  Theaet.  187  a  ΘΕΑΙ.  άλΚά  μην 
τούτο  τ^  καλείται  *  .  .  boSaZIeiv.  ΣΩ.  ορθώς  γαρ  οϊει,  ώ  φίλ€, 
20Tb.  Phaedr.  229  a.  268  a.  Soph.  231  θ.  Farm.  141  c.  de  Rep. 
432  d.  433  a.  438  a.  Legg.  694  e.  712  b. 

Die  einräumende  Bedeutung  des  χάρ  überhaupt  aber  wird 
man  sehr  begreiflich  findeni  wenn  man  erwägt,  da^s  es  aus  ife  Äpa 
(ja  nun)  entBtanden  ist  und  dasR  bei  Entgegnungen  auch  dae  ein- 
fache Y€  in  demselben  Sinne  gebraucht  wird,  wie  sich  aus  dem 
Vergleiche  von  Plat.  Borg.  451  a  ορθώς  γάρ  oTci  mit  451  d  ορ- 
θώς γε  λέγων  σύ  ergibt.  Vgl.  Eur.  Hipp.  96.  Hec  246,  EL 
667.  Plat  Gorg.  449  b.  470  e. 

Mtinster.  J.  M,  Stahl. 


UEBER  DEN  VERFASSER  DER  X  LIBRI  DE 
ARCHITECTURA 


Am  Sohluese  einer  Abhandlung  über  etraskiechen  Tempel- 
bau ^  schrieb  ich  im  Jahre  1897:  Andere  stellt  sich  jedoch 
die  Sache,  wenn  wir  mit  Ussing  (Betragtninger  over  Vitr.  de 
arohit.  1.  decem,  Danske  Vidensk.  Selsk.  Skr.  6.  Raekke,  hi- 
storisk  og  filosofisk  Afd.  IV  '3)  das  unter  dem  Namen  Vitruvs 
tiberlieferte  Werk  in  das  3.  oder  4.  Jahrhundert  n.  Chr.  herab- 
rticken  müssent  indem  ich  damit  die  Möglichkeit  offen  Hess,  dass 
üssing  mit  seiner  Datirung  recht  haben  könnte. 

Als  ich  so  schrieb,  kannte  ich  Ussings  Buch  nur  erst  aus 
der  Besprechung  Wölff lins  im  Archiv  für  lat.  Lexikographie*  und 
seiner  Autorität  glaubte  ich  damals  wenigstens  die  Möglichkeit  jener 
Datirung  zugeben  zu  müssen,  die  ich  später,  nachdem  ich  die 
Schrift  selbst  kennen  gelernt  hatte,  entschieden  als  falsch  erkannt 
habe.  Es  sind  ja  nun  seither  auch  mancherlei  Stimmen  von 
solchen  laut  geworden,  die  sich  der  Ussingschen  Hypothese  ent- 
gegenstellten,  so  Krohn  in  der  Berl.  phil.  Wochenschrift*. 
Aitchison^  und  Browne  im  Athenaeum^,  Hultsoh  bei  Schmidt, 
Heronis  opera  B.  I  8.  LXX  Anm.  1,  aber  auf  der  anderen  Seite 
ist  auch  die  Zahl  derer  nicht  gering,  die  wie  Wölfflin  dieselbe 
sei  es  rückhaltlos,  sei  es  in  beschränktem  umfange  angenommen 
haben,  so  noch  im  Bullettino  communale  Lanciani  ^,  der  doch  eigent- 
lich gerade  in  seiner  Eigenschaft  als  Techniker  die  Unzulänglich- 
keit der  technischen  Gründe  Ussings  am  sichersten  hätte  erkennen 
müssen.  So  wird  man  mir  denn  nicht  die  Nothwendigkeit  be- 
streiten können,  die  durch  Ussing  wiederaufgegriffene  Frage  nach 

1  Nachrichten  d.  k.  Ges.  d.  Wissenechaften  zu  Göttingen.     Phil- 
hist.  Klasse  1897  Heft  2.  S.  137  ff.   Schlussanmerkung. 
«  Arch.  f.  lat.  Lexic.  X  p.  301. 
8  Beri.  phil.  Woch.  1897  p.  773  ff 
*  Athen.  N.  3625  p.  516. 
»  Athen.  N.  3626—27  p.  586. 
β  Bull.  comm.  1899.  XX VII.  p.  24.  Anm.  2. 


üeber  den  Veriai8(»r  der  X  Vihri  de  Arohitectura 


I 


I 


der  Aiitlienticität  der  überlieferten  Autoreiibezeiclinnng  nocb  ein- 
mal gründlichst  zu  %'entilireii  und,  wie  ich  hoffe,  mit  Sicherheit 
zu  entscheiden.  Diu  persünliclie  Berechtigung  hierzu  aber  leite 
ich  atiß  einer  nunmehr  über  3jährigen  iEteneiven  Beschäftigung 
mit  Vitruv  zum  Zwecke  einer  neuen  commentirten  Äuegahe  her, 
zumal  ieh  mir  durch  einen  längeren  Aufenthalt  in  Italien  und 
eingehende  Studien  antiker  Baureete  speziell  in  Eom  und  Pompeji 
dae  Recht  eigenen  Urtheüs  in  diesen  techniflchen  Fragen  des  Älter- 
thume  glauhe  erworben  zu  haben. 

Die  Gründe,  mit  denen  üeeing  operirt»  sind  zweierlei  Art. 
Einmal  «oll  die  Sprache  der  X  lihri  mancherlei  Eigenthümlich- 
keiten  zeigen,  die  dem  3.  reep,  4.  Jahrhundert  zuzuweisen  und 
der  Augueteiechen  Zeit  absolut  fremd  seien,  während  andererseits 
der  Verf.  derselben  sich  in  technischen  Dingen  in  mancherlei 
Beziehung  nnunterrichteter  erweise  al»  z.  B-  Plinius;  er  könne 
alflO  unmöglich  ein  Sachverptttndiger  gewesen  sein,  als  der  doch 
der  AngusieiBche  Baumeister  anzusehen  sein  würde.  Bei  mancher- 
lei Berührungen  zwischen  Pün.  und  den  X  libri  liege  die  Sache 
so,  daee  die  plini aniseben  Notizen  kurz^  klar  nnd  eteta  richtig, 
dagegen  die  entsprechenden  Stellen  der  architectura  stets  weit- 
echweifigt  unklar  und  sehr  häufig  direkt  unrichtig  eeien.  Man 
wird  Äügeetehen,  dass,  wenn  wirklich  durchweg  eich  diesea  Ver- 
hältuiae  zwischen  den  beiden  Schriften  constatiren  lieaee,  auch 
die  Hchlussfolgerung  üeftinge  unabweisbar  sein  würde,  und  be- 
sonders würde  der  letzte  Punkt  entscheidende  Bedeutung  haben, 
denn  es  ist  Belhstverständlich,  dass  der  nicht  der  Fachmann  sein 
kann*  welcher  uns  über  solche  technischen  Sachen  Falsches  und 
Uneinniges  berichtet,  Itber  die  ein  Literat  vom  Sehlage  des 
Plinius  eich  besser  unterrichtet  zeigt.  Dagegen  würden  die  ersten 
beiden  Gründe,  die  Klarheit  und  Kürze  des  Ausdrucks,  allein 
nicht  entscheidend  ine  Gewicht  fallen,  da  solche  Dinge  mehr  dem 
Schriftsteller  als  dem  Fachmann  anzurechnen  sein  dürften,  und 
Vitruv  recht  wohl  ein  guter  Architekt  und  ein  schlechter  Bchrift- 
ateller  zu  gleicher  Zeit  gewesen  sein  kiinnte,  und  wirklich  ge- 
wesen ist.  Im  Allgemeinen  wird  man  Yielraehr  geneigt  sein,  und 
80  nrtheilte  man  auch  bislier  in  unserem  Falle,  die  grössere  Kürze 
auf  Heohnung  des  AuBschreibera  zu   setzen. 

Einen  ferneren  Grund  für  die  Annahme  einer  späten  Fäl- 
schung findet  Ussing  in  dem  Verhältniss  zwischen  V^itruv  und 
Athenaeiis  mechanicns,  den  Diels^  aus  aprachlichen  Gründen  dem 


1  Sitzuiigsber.  ά.  Berl  Ak.  d.  W,  l«i)3.  p,  11^, 


10 


Oegerlng 


zweiten  nacbchrietl leben  Jahrhuntlert  glaubt  zuweisen  zu  können. 
Auch  hier  meint  ÜRsing  den  Nai^hweie  Hibrcn  fii  können,  daBs 
der  unfl  vorliegende  Vitruv  direkt  aae  dem  Atlienaeus  geechöpft 
babe,  aleo  zeitlich  nach  ibm  anzusetzen  «ei,  während  bekanntlich 
erst  kurz  vor  ibm  Thiel*  die  gemeinsame  Unelle  beider  mit 
groRser  Wabrficbeinlichkeit  in  Agesintratoe  bat  nachzuweißen  ver- 
sucht. Dazu  fügt  Uening  noch  eine  Reihe  von  solchen  Stellen, 
aus  denen  eich  ergeben  roII,  dasB  Vitrov  ein  Fälecher  gewesen 
sein  mnsfi,  weil  er  sich  hier  durch  Ungeschicklichkeiten  und  An- 
schauungen verriethe,  die  das  Gepräge  eines  Schriftstellers  einer 
späten  Zeit  deutlich  erkennen  liessen. 

Die  ganze  Schrift  Uesinge  ist  abgesehen  von  den  sprachtichen 
Beobachtungen  im  Wesentlichen  nur  eine  Aufarbeitung  und  Erweite- 
rung der  vergeBsenen  und  verechollenen  Schrift  von  C.  li.  F.  Schalt« 
'Untersuchungen  über  das  Zeitalter  des  röm.  Kriegsbaumeietera 
M.  Vitruvios  Pollio'*.  Schultz  erklärte  das  Werk  in  der  jetzt  vor- 
liegenden Form  für  eine  Fälschung  des  Papstes  Sylvester  Jl,  der 
eeiuerseits  eine  aus  dem  4»  Jahrhundert  stammende  (namenlose?) 
Compilatiou  aua  Plinius,  der  Epitorae  und  Pallad ius  zu  Grunde  ge- 
legt habe.  Dssing  modifizirt  dieRe  Ansicht  nur  insoweit,  als  er  die 
Fälschung  Sylvesters  der  Handechriften  wegen,  die  zum  Tbeil  eben 
Elter  sind,  streicht,  und  die  Datirung  der  Schrift  *mit  sammt  der 
Namenflfälscbung  in  das  3, — 5.  Jahrhundert  n.  Chr.  auch  durch 
sprachliche  Gründe  zu  stützen  versucht,  auf  die  Schultz  weniger  Ge- 
wicht gelegt  Imtte,  Die  übrigen  Gründe  sind  zum  grössten  Theile 
die  Schultz'schen  oder  stehen  durchaus  auf  demselben  Niveau. 
Methodisch  sind  die  beiden  Bchriften  durchaus  gleichwerthig,  aber 
Schultz  hatte  wenigstens  die  Entschuldigung,  daes  er  Dilettant 
und  nicht  Philologe  vom  Fach  war. 

Wir  wollen  nun  im  Folgenden  die  Ussing'schen  Gründe  im 
Einzelnen  durchgehen,  wobei  wir  uns  im  fianzen  an  seine  Dispo- 
ßition  anschliessen,  abgesehen  davon,  dase  wir  die  sprachlichen 
Beobachtungen  am  Schlüsse  bebandeln  werden. 

Der  hier  zunächst  vorliegende  Tbeil  wird  nur  das  Ver- 
hältniss  von  Plinius  und  Äthenaeue  zu  Vitruv  behandeln,  der 
zweite  demnächst  folgende  eolt  dann  verschiedene  topographische 


I 


1  Thieh  Leipz,  Studien  XVII,  2.  189*5, 

ä  Η eratj »gegeben  von  seinem  Sohne  Otto  Schultz  Leipz.  185β. 
Die  ersten  Gedanken  dazu  entwickelte  Seh.  im  Briefwechsel  tnit  Goethe 
8»  Rh.  Mua.  4.  (1836)  329  ff. 


Heber  den  Terfeeeer  der  X  libri  de  Ärchitectura 


It 


Fragen,  die  eich  ein  Vitruv  und  beeonders  an  die  Datimn^  eelnea 
WerkeR  knüpfen,  sowie  die  aprachbistoriRclien  Probleme  auafübr- 
lich  behandeln,  die  von  Üssing  gegen  die  Echtheit  deaflelben 
vorgebracht  werden,  doch  wird  hier  der  Gang  der  Untereuchung 
im  Ganzen  sich  freier  bewegen  können^  da  im  Prinzip  die  EnV 
Bcbeidang  bereite  im  ereten  Theile  fällt. 

Wir  beginnen  also  damit,  das  Verhältniaa  von  PliniuR  nnd 
Vitruv  zu  unterauchen.  Die  Exiatenz  einea  Scbriftfttellera  Vitruv 
ißt  einmal  durch  daa  Antorenverzeichniss  des  Pliniue,  wo  er  unter 
den  Quellen  zum  16,  35.  n.  S6.  Bnch  anfgeführt  wird,  geaicbert. 
Znm  SK  und  33,  Buche  wird  er  dagegen  nicht  angeführt  und 
man  hat  somit  von  vornherein  nicht  das  Κ  echt,  auch  für  dieae 
Bücher  vorhandene  Congruenzen  ale  Entlehnungen  anzupprecheii , 
wir  werden  jedoch  sehen,  daas  sich  fnr  das  33,  Buch  der  Fehler 
im  Index  nachweisen  VussU  der  den  Namen  Vitruv's  aus  demaelben 
entfernte.  Eine  der  in  diesem  Buche  von  Plinios  aua  dem  echten 
Vitruv  entnommene^  Notiz  über  das  Quinarayateni,  das  von  Fron- 
tin^  auadrücklich  auf  den  Baumeifiter  Vitruv  zurückgeführt  wird, 
iindet  eich  genau  in  uneerm  Vitruv,  Ebenso  wird  uns  durch 
Servius'*  die  Schrift  eines  Vitruv  bezeugt,  qui  de  architectouica 
ficripsit,  das  heieBt  aleo  ein  Buch,  das  dem  nnsrigen  an  Inhalt 
gleich  gewenen  sein  muss,  Dieae  Stelle  des  Serviua  ist  bislang 
meiner  Anaicht  nach  ganz  falsch  aufgefaest  worden,  Sie  lautet 
nach  Thilo  u.  Hagen:  Vitruviua  tjui  de  architectonica*  scnpait,  cum 
ab  aliquo  arcemur  ingressn  id  ostium  dicit  ab  ostando,  cum  ingre- 
dimus  aditum  ab  adeundo.  Wenn  man  das  freilich  so  auffasat,  als 
ob  Vitruv  selbst  diese  gram  malische  Erklarong  der  beiden  Wort© 
gäbe,  so  wird  man  vergeblich  in  unserm  Vitruv  darnach  auchen  und 
dann  wie  Schultz  (der  übrigena  durch  seine  Leaung  ait-dici  einiger- 
masseu  entschuldigt  war)  und  Üssing  daraus  einen  Beweisgrund 
gegen  die  Echtheit  dea  überlieferten  Vitruv  seh  mieden  oder  wie 
Krohn  ^  zur  Annahme  von  Lücken  sich  genöthigt  sehen,  wozu  wenig- 
atene  in  solchem  Umfange    nach  Massgabe    d^r  handachriftlichen 


*  Der  Beweis  dafür  folgt  später. 
^  Frontin.  de  aquis  25, 

"  8erv.  ad.  Verg.  Aen.  VI  43: 

*  Das  braucht  keineswejie  der  Titel  zu  sein,  den  Vitr.  seinem 
Werke  selbst  gab,  «andern  kiinn  eine  modernisirte  Bezeichnung  sein, 
wie  ja  dit*  Epitome  den  Titel  iti  derselben  Weise  umbildet.  Vgl.  dtiza 
Auguetin  2    Quaestion.  in  Heptat,  Ui^. 

^  BqtI  phiL  Woch,  1897  8.  773  ff. 


12  Degerinpr 

Ueberlieferung  gar  keine  Berechtigung  vorliegt.  Sehe  man  eich 
doch  die  Worte  des  Serviae  genau  an,  welcher  nur  behauptet:  'Deri 
wodurch  wir  vom  Eintreten  abgehalten  werden,  nennt  Vitruv 
ostium  von  oetare,  die  OefFnung  dagegen,  durch  die  wir  eintreten, 
nennt  er  aditus  von  adire*.  Servius  giebt  also  nicht  eine 
grammatiech  lexicalieche  Regel  aus  Vitruv,  sondern  begründet 
eine  solche  durch  den  Spachgebrauch  des  Vitruv.  Eine  Prüfung 
der  in  unserm  Texte  vorkommenden  Stellen  von  ostium  ^  und 
aditus'  zeigt,  dass  die  Beobachtung  absolut  richtig  ist,  dass  aho 
wenigstens  Servius  mit  Bestimmtheit  den  auch  uns  vorliegenden 
Vitruvtext  vor  Augen  hatte,  d.  h.  wenn  nicht  etwa  Servius  selbst 
die  Notiz  nur  von   einem  älteren  Grammatiker  übernommen  hat. 

Jedenfalls  aber  ist  dieses  Zeugniss  nur  für,  nicht  aber 
gegen  die  Authenticität  des  unter  dem  Namen  Vitruv's  überlieferten 
Buches  zu  verwenden  und  man  müsste,  um  seine  Beweiskraft 
abzuschwächen,  schon  behaupten,  dass  der  Fälscher  bei  dem  Ge- 
brauch der  Worte  aditus  und  ostium  immer  Rücksicht  auf  die 
Serviusstelle  genommen  hätte,  heisst  das  aber  nicht,  da  dieser 
Wortgebrauch  durchaus  nicht  allgemein  ist,  sondern  andere  Schrift- 
steller wie  z.  B.  Tacitus,  Ammian  die  Worte  promiscue  gebrauchen, 
einem  Fälscher  zuviel  zugemuthet?  Schon  damit  ist  eigentlich  die 
Echtheit  unseres  Vitruvteztes,  wie  ich  meine,  mit  Sicherheit  er- 
wiesen. 

Nehmen  wir  aber  wirklich  einmal  mit  üssing  die  Unecht- 
heit  desselben  als  sicher  an:  Was  folgt  nun  daraus?  Es  ist 
durch  NohP  festgestellt  (Ussing  kümmert  sich  freilich  nicht 
darum),  dass  Palladius  seine  technischen  Notizen  aus  der  Epitome 
des  Faventinus  geschöpft  hat,  die  ihrerseits  völlig  zweifellos  ein 
Auszug  aus  unserm  Vitruv  ist.  Eingeschoben  resp.  hinzugefügt 
sind  in  dieser  nur  im  Cap.  II  der  Abschnitt  über  einen  Thurm 
der  zwölf  W^inde  in  Rom  (in  der  Rose-Müller-Strübingen*schen 
Vitruvausgabe  S.  288,  27—289,  4)  Cap.  IV  die  Bemerkung  über 
hölzerne  Wasserleitungen  (S.  294,  11—12),  und  Capitel  XXVIII, 
Zuthaten,  die  wohl  als  eigene  Weisheit  des  Faventinus  anzu- 
sehen sind,  während  die  Schluss-Capitel  XXIX  und  XXX  auR 
anderer  Quelle  stammen  mögen.  Da  nun  Palladius  in  das 
4.  Jahrb.  n.  Chr.  gehört,  so  kann  Faventin  höchstens  am  Ende 
des  dritten  oder  im  Anfang  des  4.  Jahrb.  seinen  Auszug  aus 
unserm  von  ihm,    wie  die  Namensnennung    am  Anfang    beweist, 

1  Vgl.  Vitruv,  cd.  Rose  u.  Müllor-Str.  9<),  15  (142,  14.  Joe). 
«  Das.  13,  1(ϊ.  70,  9.  109,  11.  119,  19.  71,  21.  92,  5.  129,  5. 
8  Comment.  Mommsen.  pag.  64  ff. 


ieber  den  Verfaaaer  der  X  libri  de  Arckitectura 


I 


» 


bereite  für  ecbt  gehaltenen  Werke  gemacht  haben.  Die  Fäi- 
flchung  könnte  also  BpäteRtene  in  die  Mitte  des  3.  Jabrh.  datirt 
werden.  Wae  ist  nun  aber  inzwiachen  aus  dem  echten  Vitruv 
gewordenj  der  doch  PHniuH  vorgelegen  haben  mties,  seibat  wenn 
er  ihn  auch,  wie  Ueßing"  mit  Oehmichen  *  behauptet,  nicht  direkt 
eoiidern  nur  vergleicbweifie  benutzt  hat?  Wir  mÜHalen  also  an- 
iiebraeni  daee  das  echte  Buch  Vitruva  UDgefähr  im  2.  Jahrhundert  in 
Vergeaeenbeit  gtiratben  i^ei  uiid  dann  ein  Schwindler  unter  «einem 
Namen  im  3.  Jahrhundert  die  Falfichung  vorgenommen  habe. 
Diese  Annahme  ißt  aber  schon  an  und  für  sich  recht  wenig 
glaobbaft,  denn  wenn  das  echte  Werk  in  Vergeaeenbeit  gerathen 
konnte,  so  beweist  das  doch  eben,  daas  liir  dasaelbe  kein  Inter- 
eaee  vorlag»  also  natürlicher  Weise  erst  recht  kein  Anlaea  dazu 
vorhanden  war,  ein  aolches  Buch  ganz  neu  zu  f  als  eben.  Die 
meisten  von  den  aus  dem  Alterthum  in  reichlicher  Weise  be- 
kannten Fälschungen  sind  vielmehr,  wo  es  sich  nicht  etwa  um 
ganz  mythische  Personen  wie  Orpheus  handelt,  derart,  daea  ein 
Buch  einem  berühmten  Scbriftatelier  zu  seinen  echten  Werken 
untergeschoben  wurde^  für  das  der  unbekannte  und  u  η  berühmte 
Fälscher  mit  seinem  eigenen  Namen  nicht  in  genügendem  Maasse 
das  luteresBe  erwecken  zu  können  glaubte•  Eine  FälHcbung  je- 
doch wie  diese,  welche  ein  Interesse  an  der  Person  des  Verfassers 
eines  einzigen  Werkes  voraussetzt,  der  seinen  Ruf,  wie  es  scheint 
nur  diesem  einzigen  Werke  verdankt,  welche  aber  andererseitfl 
undenkbar  ist,  wenn  wir  die  Existenz  dieses  echten  Werkes 
voraussetzen  müssenj  hätte  wohl  kaum  ernstlich  erwogen  werden 
dürfen.  Für  Schultz  lag  die  Sache  insofern  günstiger,  als  er 
wenigstens  auch  die  Echtheit  des  Fliuianischen  Index  leugnete 
und  über  das  Yerhältniss  von  Palladius  und  der  Epitome  nicht 
unterrichtet  sein  konnte;  für  Ussing  sind  das  grobe  methodische 
Fehler.  Für  Jemanden,  der  einmal  die  Echtheit  der  Plinianiscben 
Autoren  Verzeichnisse,  au  der  ja  im  Fernste  nicht  zu  zweifeln  ist, 
aufrecht  erhält,  lag  es  ja  dann  wenigstens  viel  näher,  in  dem 
vorliegenden  Vitruv  eine  üeberarheitnng  des  echten  zu  sehen. 
Dieser  Versuch  wird  von  Ussing  aber  nicht  gemacht  und  wir 
werden  sehen,  dasa  dazu  auch  keine  Veranlassung  vorliegt. 

I>ie  Concordanzen  mit  PHnius,  welche  sich  in  unserem  Vitruv 
finden,  will  Ussing  im  Anschluss  an  Oehmichen  auf  eine  gemein- 
same Quelle    und    zwar    iiuf  Varro    zurück  führen,    wobei    freilich 


»  Oehmichen,  Plinian.  Stadien  18ö0.  S.  l. 


b^gering 


Üehtniohen  selbat  nicbt  daran  gedacht  bat,  die  Lebenszeit  Vitmve 
aDdere  als  in  der  herkuuimlicheti  Weise  aiizueetzeri.  Ueeing  aber 
benutzt  dieee  Tbeorie  nur  um  dae  unzweifelhafte  Zeugoise 
PJjniue  für  die  Ecbtlieit  υηκβΓβι  Vitruve  zu  entkräften,  wobei  i| 
freilieb  entgangen  ist,  das»  die  Existenzfrage  dee  echten  Vitrav^ 
von  der  Oehmicben'scheJ»  Hypothese  ja  gamicht  berührt  wird.  Die 
Oehmichen^ecbe  Annahme  von  einer  nur  vergleicheweieen  ßenatzung 
des  Yitrnre  könnte,  was  icli  nicht  glaube  und  aU  falsch  nach- 
weisen werde,  wirklich  berechtigt  sein,  ohne  daas  damit  das 
Factum  aus  der  Welt  geschaflft  wird,  dass  Fliniue  den  eohUn 
Vitruv  doch  luueete  vor  Augen  gehabt  haben.  Aber  wie  schon 
gesagt  ist  die^e  Annahme  Belbst  als  unrichtig  zu  beweisen. 

Oehmicben  operirt  haupteächiich  mit  dam  ßrunn^Fcheu  Be- 
griff des  auctur  cxquisitus,  den  Brunn  erfunden  hat^  um  dto 
Discrepanz  zwischen  der  handschriftliclien  Ueberliefening  iit 
praef,  17  ex  exquisitiit  aurtoribus  ceuhtm  and  der  bei  weitem 
grösHeren  (über  400)  Anzahl  von  Autoren,  welche  die  Indice• 
anführen,  aufzulösen.  Ich  kann  die  Richtigkeit  der  Interpretation 
Brunns  jedoch  nkbt  anerkennen^  da  die  grammatische  Construction 
der  überlieferten  Lesung  anerklärbar  bleibt;  XX  rerum  dignarum 
cora  lectione  voluniinum  circiterlJ,  quoruni  pauca  admodum  etn- 
diosi  attingunt  propter  secretum  materiae,  ez  exquisids  auctoribue 
centum  inclusimus  XXXVl  voluminibus,  adjeetis  rebus  pluriniie 
quas  aut  ignoraverant  priores  aut  poRtea  invenerat  i-ita,  vermag  ich 
nicht  zu  erklären,  denn  wenn  ich  iecfione  als  Abi.  abs.  =  bei  einer 
Leciüre  von  etc.  fasse,  so  fehlt  mir  das  Kegeos  zu  e:c  esqnisUis 
auctoribus  centum  und  dieses  kann  dann  nur  in  der  Nähe  dee 
verdächtigen  centum  stecken,  nehme  ich  aber  lectione  als  Abi 
instr,  so  fehlt  hierzu  wiederum  das  regierende  Wort  und  auch 
dieses  kann  ich  nur  an  derselben  Htelle  suchen,  80  gewinne  ich 
abgesehen  von  den  sachlichen  Birdenken  gegen  centum  und  gegen 
die  Brunn'sche  Erklärung  deeselbenj  auch  von  Seiten  der  Grammtik 
zwingende  Verdachtsmomente  gegen  die  Richtigkeit  der  üebcr- 
lieferung.  Ueber  die  Art  und  Weise,  wie  nun  die  Stelle  zu  heilen 
sein  dürfte,  kann  man  im  Zweifel  sein.  Man  könnte  et  cxquisith 
aucioribus  centum  schreiben,  dann  würden  aber  die  eicquisiti  auc- 
tores  als  besondere  Klasee  unter  anderen  uns  unter  den  Händen 
entscbwinden,  da  dann  eirquisitis  sich  auf  uh  Thetigkeit  dea  Ex- 
cerpirena  bezieben  müsste,  und  centum  bliebe  wieder  saohlieih 
uuerklärt,    oder  es  müt^ste  als  unbestimmte  ZülM  gefasst  werden;. 


üeber  deD  Verfasser  der  X  libri  de  Arcbitectura 


waiireclieitilicber  aber  ist  es  mir,  das«  wir  cenlum  in  cenirum  zu 
ändern  babeu,  sodaes  tx  exquisit is  aneiöribus  cenirum  —  das 
Beete  und  WertbvolUte,  der  Kern,  aus  den  erleaeneten  Autoren 
—  als  Apposition  zu  XX  rerum  dignarum  cnra  zu  beziehen  sein 
würde.  Gerade  Plinius  gebraucht  das  Wort  cenirum  auch  sonst 
in  der  Bedeutung  'fester  Kern  (37,  2«^.  37,  12iX  (cf.  37,98.)  16,  1ί)8). 
lob  lege  jedoch  keinen  besonderen  Wertb  auf  diese  positiven 
VerbeeRerungBvorscbläge,  mir  genügt  es,  wenn  man  nur  die 
Negation  zugiebt  und  anerkennt,  dasB  die  von  Brunn  dem  Pliniue 
iraputirte  Unterscheidung  zwischen  auctoree  selilechthin  und  ex- 
quifiiti  auftores  unhaltbar  ist»  Solch  ein  ßt^hleclittir  Schriftsteller 
ist  denn  doch  FliniuR  (zumal  in  der  Vorrede)  auch  nicht,  dass 
wir  ihm  zutrauen  dürften,  er  habe  einen  so  complicirten  Gedanken- 
lireis in  Bo  compendiöser  dunkler  und  noch  dazu  grammatisch 
anfechtbarer  Form  ausgedrückt.  Wir  müsöten  doch  auch  wohl 
erwarten,  dass  die  Indices,  die  den  rein  äusserlichen  Unterscbied 
zwischen  römischen  und  fremden  Schriftstellern  durchfuhren, 
irgendwie  auch  den  Unterschied  zwischen  den  auctores  exquisiti 
und  den  auctoree  erkennen  liessen,  aber  gerade  Brunn  hat  doch 
bewiesen,  dans  die  Ordnung  eine  solche  ist,  die  diesen  Unter- 
schied absolut  nicht  berücksichtigt 

Damit  soll  nun  aber  keineswegs  etwa  behauptet  werden, 
dass  nicht  gewisse  Unterschiede  in  der  Behandlung  der  Uuellen 
bei  Pliniufl  zu  constatiren  sein  werden,  sondern  nur  die  Beiech- 
tigong  soll  bestritten  werden  diesen  Unterschied  so  scharf  zu 
nrgiren,  wie  das  von  Oehmichen  geschieht.  Wir  haben  sicberlich 
Haupt  und  Nebenquellen  zu  unterscheiden,  es  lassen  sich  ferner 
spütere  Einschiebsel  erkennen,  aber  als  Belbstständige  Üuelten 
haben  wir  alle  die  in  den  Indices  genannten  Schriftsteller  je  für 
das  betreffentle  Buch  so  lange  anzusehen,  als  sich  nicht  bestimmte 
Corruptelen  in  diesen  Verzeichnissen  nachweisen  lassen,  die  das 
fehlerhafte  Eindringen  von  Namen  unbenutzter  Autoren  in  den 
Zusammenhang  offenbaren.  Wir  werden  einen  solchen  Fall  weiter 
unten  kennen  lernen. 

Andererseits  aber  haben  wir  natürlich  auch  nicht  das  Recht 

die  Benutzung    eines  Autors  als  (iuelle  für  irgend  ein   Buch  an- 

Äunohmen,  für  das  er  in  dem   betreffenden  Index   nicht  aufgeführt 

wird,  wenn  wir  nicht  ebenfalls  die  Störung  im  Index  nachweisen 

Η     können,  die  seinen  Namen  entfernte,  in  unserem  Falle  also  müssten 

Η    wir  zunächst  die  Benutzung   Vitruvr?  im  31.  lind  33.  Buche,    die 

V    Detlefsen  behauptet  hatte^  ablehnen. 


16  Degering 

£8  finden  eich  aber  anch  in  den  Indicee  gewisse  Reiben 
von  Autoren  aufgeführt,  die  unter  sich  im  engeren  Zusammen- 
hang stehen  (äusserlich  meist  kenntlich  an  der  alphabetiecben 
Reihenfolge),  die  Plinius  wohl  nicht  direkt  benutzt  haben  mag, 
sondern  von  denen  er  vielleicht  nur  in  einzelnen  Fällen  einzelne 
Citate  nachprüfte.  Diese  sind  dann  aber  immer  aus  einer  Hanpt- 
quelle,  die  natürlich  später  liegt  als  alle  die  übrigen,  entnommen 
worden;  die  Benutzung  dieser  Autoren  als  Quelle  ist  also  auch 
hier  vorhanden,  wenn  auch  erst  durch  Vermittlung.  Wie  Plinius 
aber  eine  Schrift  als  seine  Quelle  (das  heisst  doch  ex  auctoribus) 
habe  bezeichnen  können,  die  er  weder  direkt  noch  indirekt  be- 
nutzt habe,  sondern  die  nur  mit  ihm  aus  der  gleichen  Quelle  ge- 
schöpft habe,  das  ist  mir  unerklärbar  und  weder  mit  antiker  noch 
moderner  Citirmethode  vereinbar. 

Der  hier  eingenommene  Standpunkt  deckt  sich  im  Wesent- 
lichen mit  dem  von  Münzer  in  seinem  trefflichen  Buche,  Beiträge 
zur  Quellenkritik  des  Plinius,  entwickelten  Anschauungen  über 
die  Quellenbenutzung  des  Plinius,  obwohl  er  noch  an  der  Brunn- 
sehen  Unterscheidung  der  Autoren  festhält;  nur  bin  ich  auf 
anderem  Wege  und  auf  beschränkterem  Gebiete  zu  dem  gleichen 
Resultate  gekommen,  das  er  in  so  umfassender  und  eingehender 
Weise  begründet  hat. 

Wir  wollen  nunmehr  die  einzelnen  von  üssing  besprochenen 
Stellen  durchgehen.  Zunächst  Plinius,  16,  45.  Hier  sollen  nach  Det- 
lefsen  ^  die  Worte  excepta  larice  quae  nee  ardet  nee  carbonem  facit 
nee  alio  modo  ignis  vi  consutnitur  quam  lapides  aus  Vitrnv  ent- 
nommen sein.  Oehmichen  und  mit  ihm  Ussing  bestreiten  das,  und, 
wie  ich  glaube,  mit  Recht,  aber  natürlich  hat  nur  Oehmichen  die 
richtige  Begründung,  doch  hat  auch  er  die  Sachlage  nicht  mit 
voller  Schärfe  erfasst.  Plinius  folgt,  wie  er  selbst  §  48  sagt,  in 
der  Classificirung  der  Europäischen  Bäume  'quae  picem  ferunt' 
einer  römischen  Quelle,  ohne  Zweifel  Hygin,  der,  wie  das  Citat 
§  230  lehrt,  über  die  Hölzer  und  ihre  Verwendung  Angaben  ge- 
macht  haben  muss,  und  auf  den  auch  das  BrunnWhe  Indexgesetz 
führt.  Aus  dem  ganzen  Zusammenhange  der  von  38 — 49  reicht, 
kann  der  Satz  excepta  larice  ....  nicht  ausgeschieden  werden, 
auch  weiss  Plinius  über  die  larix  weit  mehr,  als  er  aus  Vitrnv 
schöpfen  konnte,  und  dass  er  gerade  nur  die  Einzelheit  der  Schwer- 
brennbarkeit  des  Holzes,    ohne  die    von  jenem  beigefügte   fabel- 


1  Philol.  31.  p.  389. 


Heber  den  Verfaeser  der  X  libri  de  ArcKitcotur* 


17 


haft6  Historie  eatnosimeD  haben  sollte^  ist  bei  der  Art  seiner 
Schriftstellerei  kaum  glaublich.  Anders  Hegt  jedoch  die  Sache 
für  Hygiii*  für  den,  wenn  er  die  Syetematik  dee  Nutzholzes  geben 
wollte,  die  Fabel  ußiiöthig  war.  Wenn  dagegen  Uaeing  glaubt, 
daea  Plinioi'  Worte  nee  alio  modo  ignis  vi  cmisumitur  quam  la* 
pides  etwae  artderea  bedeuten,  als  das  was  Fitruv  mit  'nee  ipsa 
polest  ordere  nisi  uti  $a£tum  in  fomace  ad  cakem  coqtteftdam  aliis 
lipnis  ureUur  sagen  will,  ao  irrt  er^  denn  lapis  bezeichnet  gerade 
80  wie  saxum  in  der  Regel  den  Bau  — ,  d.  h.  zu  Vitrnve  und  Plinine 
Zeiten  den  Kalkstein  von  Tibnr.  Ebenso  verkehrt  iat  ee  aber, 
wenn  DehmicheD  einen  Unterachied  zwischen  den  Ortaangabeii 
des  Fliniuß  und  Yitruv  bat  entdecken  wollen,  denn  wenn  Vitruv 
eftgt  quae  non  est  nota  nisi  in  mumcipaiibus  qui  suni  circa  ripam 
fluminis  Paäi  et  hiora  maris  Hadrianiy  β  ο  bezeichnet  er  damit 
garnicht  die  Heiuiatb  des  Baumee,  sondern  die  Zone  seiner  Ver- 
wendung. Der  Baum  iai  auch  bei  ihm  ein  Alpenbaum  ^,  der  auf 
dem  Po  und  Feinen  Nebenflüssen  tbalwärts  geflösst  wird  und  ao 
in  jene  Gegenden  gelangt,  wo  er  nach  Vitruv  Verwendung  findet 
und  ala  Nutzbolz  bekannt  ist* 

»Auch  g  192  i»t  vielleicht  nicht  aus  Vitruv  entnommen, 
ßondern  ee  haudelt  müh  wohl  um  eine  allgemein  bekannte  Sache, 
die  auch  von  anderen  Schriftetellern  erwähnt  wurde.  Dagegen 
ist  von  §  195  bis  198  ohne  Frage  Vitruv  mit  zu  Rat  he  ge* 
zogen.  Der  Zusatz  von  Fliniua  vasla  huec  (junipcrus)  in  His- 
Ijania  maximeque  Vaccaeis  atammt  aua  Bocchua^,  der  immer  für 
8paniachee  als  Gewährsmann  auftritt.  Damit  haben  ^ίγ  acbon 
hier  und  nicht  erst  §  216  ff.  ßocchue  und  Vitruv  dicht  neben 
einander,    wie  ee   der  Index    fordert. 

Auch  hier  bemüht  »ich  Uasing  zu  beweisen^  daaa  Vitrnv  kein 

iSacbveratändiger  geweaen  sei,  aber  auch  hier  beweist  er  nur,  daee 
»  Vitr,  R.  u.  M.  Str.  60,  7  ff. 
^  Boccbua  wird  als  Autor  in   den  Indices  genannt  zu  B.  1β.  33. 
34.  S7,    AuBBcr  den  Citaten  1(1,  21*'»  Dianatempel  von  Sagunt,  'i7,  97  car• 
buiiculietiü  Oliponenai,    37,  li27  Chryselectros  repertas  e^tte  in  Hispania. 

•  37,  24  Cornelius  Bocchus  et  in  Lusitania  (sei.  effossum  mirandi  pundene 
crytitallum)  sind  auf  ihn  ε urückzu führen  wahrscheinlich  im  Buch  34. 
144,  der  Ruf  von  Bibilis  und  Turiasio  als  ProduklioDSorte  guten 
EieeriB,  f.rner  141).  15i>— Ki8  und  Hi5;  im  33.  Buche  §  67—78,  diti  Be- 
scbrcibun^  der  Goldberg werke  Spaniens,  denn  diiss  sich  die  gans^e 
Auaeitiandersetzung  auf  den  spanischen  Bogbau  bezieht,  lehreu  §  78 
und  die  fachtechnischeii  Fremdwörter,  ferner  §  96  Γ  uod  §  158. 
Blielii.  Uui.  f.  FLUol.  K.  F,  LYII.  2 


18  Degering 

ihm  selbst  die  nöthige  Einsiclit  in  sulchcn  technischea  Fragen  fehlt. 
Diese  ist  ja  freilich  an  und  für  sich  auch  für  einen  Philologen  kein 
Erforderniss,  wohl  aber  für  Jemanden,  der  den  Techniker  so  scharf 
beurtheilen  will,  als  üssing  den  Vitrav.  Der  Vergleich  von 
Plin.  196  abietis  quae  pars  a  terra  fuit,  enodis  est.  haec  qua  dixi- 
mns  ratione  fluviata^  detoratur  atqne  ita  sappinus  vocatur,  supcrior 
pars  nodosa  duriorque  fusterna,  mit  Vitruv  II  9.  7  ex  ea  antem 
antequam  est  excisa  quae  pars  est  proxima  terrae  [per  radices 
recipiens  ex  proximitate  humorem]  enodis  et  liquida  efficitnr, 
quae  vero  est  superior  [vehementia  caloris  ednctis  in  aera  per 
nodos  ramip,  praecisa  alte  circiter  pedes  XX  et  perdolata]  propter 
nodationis  duritiem  dicitur  esse  fusterna.  ima  autem  cum  excisa 
qnadrifluyiis  disparatur  ejecto  tornlo  ex  eadem  arbore  ad  intestina 
opera  coniparatur  et  ita  sappinea  vocatur  beweist,  dass  mit  qua 
diximns  ratione  fluviatä  (nicht  etwa  fluviatä)  und  cum  excisa 
quadrifluviis  disparatur  dasselbe  gemeint  ist.  Ferner  ist  es  aber 
auch  sachlich  ganz  selbstverständlich,  dass  quadrifluviis  nichts 
Anderes  bedeuten  kann  als  das,  was  Plinius  im  vorhergehenden 
Capitel  195  im  Anschluss  an  Theophrast  V.  1,  6 — 11  mit  qua- 
dripertitos  habet  venarum  cnrsus  bezeichnet.  Soweit  hat  also 
Uesing  Recht.  Dagegen  ist  er  schwer  im  Irrtum,  wenn  er  nun 
weiter  behauptet,  dass  der  Ausdruck  quadrifluviis  bei  Vitruv 
auf  einem  Missverständniss  des  Ausdrucks  fluviatä  bei  Plinius 
beruhe.  Ich  meine  mit  solchen  Behauptungen  müsste  man  gans 
besonders  vorsichtig  sein,  denn  das  würde,  selbst  angenommen, 
das  Vitruv'sche  Werk  stamme  aus  dem  4.  Jahrhundert,  ungefähr 
dasselbe  sein  als  wenn  man  behaupten  wollte,  dass  heutzutage 
ein  gebildeter  Mann  irgend  welche  Ausdrücke  des  Siniplicissimus 
sollte  missverstehen  können.  Freilich  steht  er  mit  diesem  Irr- 
thum  nicht  vereinzelt  da.  Auch  Mayhoif  bezieht  das  qua  diximus 
ratione  fluviatä  nicht  auf  das  direkt  vorhergcliende,  sondern  auf 
§  180.  Hier  beitrat  es  aber  in  denCodd.:  Lignum  in  longitudinem 
fluiiat  utque  pars  fuit  ab  radice  validius  sidit.  Die  zweite  Hand- 
schriftenklasse  hat  für  fluitat  fluctuatur  und  einige  Handschriften 
quae  statt  que.  Die  Ueberliefernng  ist  aleo  keinesfalls  in  Ordnung. 
Was  aber  zu  lesen  ist,  ist  wenigstens  sachlich  sicher.  Ich  meine 
der  ganze  Zusammenhang  der  Stelle,  die  von  der  Struktur  und 
dem  Bau  des  Holzes  handelt,  kann  doch  nicht  so  plötzlich  durch 
etwas   unterbrochen    werden,    was  sich    auf   die  Zubereitung    des 


^  So  mit  Recht  Detlefsen  statt  decoratur. 


ϋθΙϊθΓ  den  Verfaeser  der  X  libri  de  Architectuia 


I 


Holzes  bezieht,  sonderti  θη  niues  auch  hier  etwa»  über  ilie  Struk- 
tur gegeben  werden.  Ich  lese  demDach  Ligtmm  (cum)  in  longi- 
tadinem  fiuitatur  quae  pars  iuit  ab  ratlice,  validiua  sidit  und 
übersetze:  legt  man  das  Holz  der  Länge  nach  auf«  Waeeeri  bo 
taucht  iias  Wnrzelende  infolge  des  gröseeren  specifischen  Cie- 
wiclites  tiefer  ein  resp.  eiiikt  unter;  und  es  iet  nun  aueh  offen- 
bar^  daas  hier  nicht  vom  lignum  im  Allgemeinen  die  Kede  ist, 
eondern  von  dem  gerade  vorher  genannten,  dem  Buclienhülze»  wir 
haben  also  nicht  nötbig  mit  Mayhoflf  in  dem  Satze  ein  späterea 
Einachiebsel  anzunehmen.  Von  dem  Auslaugen  tles  Holzes  im 
MeerwaRser  (ταριχεύείν  bei  Theophrast)  ist  also  weder  §  18G  noch 
§  196  die  Rede,  in  196  auch  schon  deshalb  nicht,  weil  fluviata 
daeteht  und  nicht  flnvitata.  Fluviata  passt  nur  zu  ijuadrifluviu«, 
ist  dieses  also  etwa  mit  vieradrig  zu  übersetzen,  so  kann  jenes 
nur  der  allgemeiuere  zu  diesem  speciellereii  Ausdrucke  sein  und 
also  nur  geädert  heiesen.  Dazu  stimmt  auch  durchaus  die  Bil- 
dung des  Wortes,  heieat  fluvius,  wie  aus  quadrtfluviue  hervorgeht, 
die  Saftader,  so  ist  davon  ganz  richtig  gebildet  fluviatus  mit 
Saftadern  versehen.  Auf  den  Fluee  d.  h.  auf  das  Wasser 
gelegt  könnte^  wie  gesagt,  nur  Euvitatus  lauten.  Somit  ist  also 
auch   liier  alles  in  Ordnung. 

Wenn  Ussiug  Vitruv  auch  daraus  einen  Vorwurf  macht, 
dasB  er  die  Länge  des  unteren  astfreien  Theiles  der  Τίίητιβ  auf 
ungefähr  20  Fass  bestimmt  ^  indem  er  fragt,  ob  denn  alle  Bäume 
gleich  hoch  eind,  so  beweist  daa  eben  wieder,  daes  er  kein  Recht 
hat  über  technisfbe  Fragen  zu  urtheilen.  Das,  was  Yitruv  als 
Techniker  bestimmt,  ist  eben  das  Minimalmass  der  schlag- 
fähigen  Bäume.  Die  ausführliche  Auseinandersetzung,  welche 
Vitruv-  zu  infernas  und  supernas  giebt,  bezieht  sich  garnicht^ 
wie  Ussing  uns  glauben  machen  mochte»  auf  den  Wortgebrauch; 
das  wäre  auch  freilich  für  den  römischen  Leaer  des  ersten  Jahr- 
hunderte  überflüssig  gewesen;  sondern  sie  giebt  eine  physikalische 
Erklärung  der  Vorzüge,  die  jene  vor  dieser  vorau«  hat,  und  wie 
sie  sich  so  oft  bei  Vitruv  finden, 

PÜn.  §  218  unterscheidet  sich  von  Vitr.  II  §  9  nur  durch  deu 
Zusatz  von  cerasus  firma  und  das  Fortlassen  νυη  populus,  salix, 
tilia,  vitex.  Beides  findet  seine  natürliche  Erklärung.  Dase  zu 
Vitruvs  Zeiten    das   KirschhoSz    schon  zu  Bauzwecken    verwendet 


^  Vitr.  Π  0.  7.  praeciea  alte  ciroitor  pedes  KK. 
a  Vitr    Π  "J.  17. 


so 


legeruig 


worden  i^t,  iet  nicht  Behr  wuhrecheinlicb,  da  der  Baum  erat  kurs 
vorher  m  Italien  durch  Laonlloe  eingeführt  war  (Plin.  n.  h.  15, 
25.  30.  Serv.  ad  verg.  Ueorg*  2.  γ.  18(  Hehn.  KulturptianzeTi  u. 
HauBtb.^  δ.  349.  Die  Altgaben  über  die  audert:p  Bäunte  jedoch  hatu* 
FliniuB  schon  §  209  in  anderem  ZuBammenhange  gebracht  und 
deshalb  hier  nicht  noch  einmal  wiederholt. 

Im  31.  Buche  ist  wie  getagt  von  vornherein  wegen  de« 
Fehleng  des  Nameivs  im  index  eine  Benutzung  νΊίΓυνβ  nicht  an* 
zunehmen*  jedoch  wäre  ee  verwunderlich,  wenn  Plinine  germde 
eine  Notiz  über  die  Hache  ane  einer  anderen  Quelle  übernommen 
haben  sollte^  die  nach  Frontin  I  25  bei  vielen  Leuten  aU  die 
ureigenste  Erfindung  Vitruve  galt,  nämlich  die  Angabe  über  die 
Conetruotion  und  Benennung  der  Waeeerleitungsrohre,  wie  eie  eiob 
itn  §  58  findet  und  noch  dazu  in  einer  Form,  welche  die  direkte 
Entlehnung  mehr  ale  wahrscheinlich  macht  Dazu  kommt  nati 
aber  noch  Folgendee:  Im  Index  zum  31.  Buche  steht  nämlich 
unter  den  römischen  Autorun  ein  Polyblue^  und  zwar  zwiechen 
Ovid  und  Soruatiue.  Eine  Benut^^uug  Uvide  kann  im  31.  Buche 
nur  bei  den  Notizen  über  die  wunderbaren  Uuellen  bis  §  35  in 
Frage  kommen.  Gleich  dahinter  aber  tri^t  man  auf  die  Stellen, 
welche  aus  Vitrav  stammen  können  resp.  etammen  müflien.  £e 
könnte  aleo  an  dieser  Stelle  im  Index,  der  übrigens  hier  im 
31.  Buche  auch  sonst  nicht  in  Ordnung  ist,  der  Name  Vitmye 
als  Pollione  vor  Polybio  auBgefallen  sein,  wenn  wir  nicht  viel- 
mehr annehmen  müssten,  dass  hier  Polybio  selbst  aus  Pollione 
corrumpirt  worden  sei,  und  zwar  dem  Citat  zu  Liebe  am  Schluaee 
des  31.  Buches,  wo  aber  ebenfalle,  wie  mir  scheint  zu  Unrecht, 
der  Name  Polybiue  bisher  unangefochten  geblieben  ist  und  wohl 
Polyclitus,  der  ohnehin  im  Index  vorkommt^  an  Stelle  von  Poly- 
biue eiiizuBetzen  sein  wird.  Daee  der  Adressat  der  consolatio 
ad  Polybium,  der  über  Homer  und  Yergil  geschrieben  hat,  auch 
über  medicinißcbe  Dinge  ein  Buch  verfasfit  habe,  ist  eine  nn• 
bewiesene  Behauptung',  die  um  so  unwahrscheinlicher  wird, 
als  Seneca  in  seiner  consolatio ,  deren  Abfassung  in  das  Jahr 
43 — 44  fällt,  nicht  die  geringste  Anepielong  auf  eine  derartige 
Schriftetellerci  des  Polybiue  macht,  die  vielmehr  rein  schöngeietig 
war,    und  Polybiue    nicht  lange  nachher  (47)  auf  Betreiben    der 


I 


I 


Detlefsen,  Progr.  v.  Gltickeiadt  1 883  8,  4, 


Üeber  den  Verfaeeer  der  X  libri  de  Architectura 


21 


I 


MeeRalina,  die  reibet  im  Jahre  4^  getötet  wurde,  liingeriohtet 
worden  ist^ 

DasR  im  3L  Buche  bereite  §  3fi  aiin  Vitruv  staitiint,  braucht 
man  nicht  anstunebnien,  dagegen  polemieirt  §43  gegen  Vitruv.  Wes- 
halb Oder^  meint,  daRs  dii^se  Polemik  niclit  von  Pliniue  selbßt  her- 
rühren konne^  weiss  ich  nirht ;  tu  tief  ist  denn  doch  diese  W^is* 
beit  gerade  nicht.  Man  schrei bl  iiberhaupt  meiner  Ansiebt  nach 
der  eigenen  Tbätigkeit^  des  Plinius  viel  zu  wenig  von  ilem  In- 
halte 4βτ  Bücher  zu,  obwohl  uns  eine  einfache  Rechnung  davon 
überzeugen  kann»  dase  der  Antbeil,  den  PliniuH  eicb  aelbst  zu- 
rechnet, garnicbt  so  unbetrücbtlicb  iRt.  l>en  20000  aus  anderen 
Sohriftstellern  laut  der  Vorrede  entnommenen  Notizen  stehen 
gegenüber  als  Summe  v^on  nur  32  Büchern  gemfCes  der  Snmmen- 
angaben  der  Indicee  circa  Β 4 000  reß  et  hietoriae  et  observationee, 
fiomit  würden  also  auf  die  36  Bücher  circa  38  000  Lemmata  zu 
reebnen  sein,  eodaes  Fl  in,  eelhst  fast  die  Hälfte  eich  zugerechnt^t 
haben  würde.  Das  mag  zu  hoch  gegrilTen  sein,  indem  vielleicht 
einige  der  grossen  Zahlen  der  Indices  falsch  überliefert  sind, 
immerbin  nimmt  aber  Plinine  einen  bedeutenden  Theil  für  Biob 
selbst  in    Anspruch. 

Bestimmt  muss  aber,  von  allen  anderen  abgeeebenp  §  57 
eu«  Vitruv  entnommen  sein,  da  wir  dem  Plinius  doch  nicht 
zutrauen  dürfen,  dass  er  etwas  indirekt  tibernahm,  für  das, 
wie  wir  geeeben  haben,  Vitruv  als  Erfinder  galt  Die  An- 
oabme  dagegen,  daes  diese  Nachriebt  ans  einer  gemeinsamen 
Qnelle  und  gar  au»  Varro  stammen  eolH,  ist  mit  der  oben  ange- 
führten Frontinstelle  absolut  unvereinbar,  denn  hiernach  ist  das 
Qninarsyetem  erst  unter  Auguetue  von  Agrippa  oder  Vitruv  er- 
funden, kann  also  Varro  trainicbt  bekannt  gewesen  sein.  Frei- 
lich hilft  »ich  Useing  wieder  damit,  dase  er  behauptet,  Frontin 
rede  von  ganz  eti^as  anderem  als  Vitruv  und  ebenso  «oll  auch 
PliniuB  von  Vilruv  abweichen.  Diese  letztere  Behauptung  können 
wir,  da  sie  wohl  von  Niemandem  getheilt  wird,  mit  Stillschweigen 
übergeben,  dagegen  wollen  wir  das  Verhäitniss  von  Frontin  und 
Vitruv  einmal  näher  ins  Auge  fassen,  da  sich  hier  die  Gelegen- 
beit  bietet,  ein  interessantes  Kapitel  antiken  Lebens  zu  be- 
leuchten. 


1  Vgl.  Bueobeler,  Rh.  Mus.  B7,  327. 

^  Oder,  Quelleneucher  im  Alterthum.    Philol.  Suppl.  B.  VIl   L  2 

^  Vgl.  dazu  jetzt  auch  Detlefm^n,  Unteriuoh.  1899    S,  18  ff. 
*  Oder,  Quelleuiuoher  S.  B62. 


22  Degeriiiff 

Λ 

YitniY  sagt  Folgendes  VII  1^4:  fietulae  ne  niinoe  longae 
pedum  denum  fundantnr,  qnae  ei  centenariae  ernnt,  pondoe  babeaot 
in  singalas  pondo  MCC,  ei  octogenariae  pondo  DCCCCLX,  ei  quin- 
qnagenariae  pondo  DG,  quadragenariae  pondo  CCCÜLXXX,  tri- 
cenariae  pondo  CCCLX,  vicenariae  pondo  CCXL,  quinum  dennm 
pondo  CLXXX,  dennm  pondo  GXX,  octonnm  pondo  C,  qainariae 
pondo  LX.  e  latitudine  antem  lamnarum,  quot  digitoe  habaerint, 
antequam  in  rotundationem  flectantur,  magnitudiunm  ita  nomina 
concipiunt  fietulae.  namque  quae  lamna  fuerit  digitorum  quin- 
qnaginta  cum  fietula  perficietur  ex  ea  lamna,  vocabitur  quinqna- 
genaria  eimiliterque  reliqnae.  Pliniue  etimmt  damit  vollkommen 
überein,  nur  daee  er  in  umgekehrter  Reihenfolge  die  Rohre  auf- 
führt und  zur  Erklärung  der  Bezeichnung  ein  anderee  Beispiel 
(denaria)  als  Vitruv  (quinquagenaria)  wählt. 

Zunächet  iet  nun  Ueeing  im  Anechluee  natürlich  an  Schuhs 
der  Meinung,  Vitruv  epreche  von  gegoeeenen  Röhren,  während 
er  doch  ausdrücklich  und  zwar  zweimal  [lamnarum  antequam  in 
rotundationem  flectantur  —  und  quae  lamna  fuerit  digit.  quinq. 
cum  fietula  perficitur  ex  ea  lamna]  von  der  Heretellnng  aus 
Platten  epricht,  und  eich  das  fundantur  natürlich  nur  auf  die 
Herstellung  der  Platten  eelbet  bezieht.  Dieee  wurden  aber  natilr- 
licherweiee  gegossen,  was  einmal  durch  die  eingegoeeenen  In- 
schriften bewieeen  wird  und  andererseits  dadurch,  dass  die  Alten 
unsere  moderne  Walztechnik  schwerlieh  schon  gekannt  haben, 
wenigstens  müsste  Ueeing  wohl  erst  den  Beweis  dafür  liefern. 
Die  Herstellungstecbnik  ist  vielmehr  die,  dass  die  Platten  in  der 
vorgeechriebenen  Grösse  gegossen,  dann  zur  Erhöhung  der  Dich- 
tigkeit und  Festigkeit  gehämmert,  darauf  über  einen  runden  Dom 
zusammengebogen  und  endlich  durch  eine  Lötnaht  geschlossen 
wurden.  Gegossene  Blei-Rohre  und  zwar  mit  Wandstärken,  welche 
proportional  der  Druckhöhe  zunehmen,  wurden  nur  da  verwendet, 
wo  die  Leitung  ein  tieferes  Thal  zu  überwinden  hatte  und  also 
demgemäss  die  Röhren  einen  stärkeren  Druck  auszuhalten  hatten. 
Den  ersten  Beweis  dafür,  dass  die  Alten  diese  Technik  kannten, 
verdanken  wir  den  Untersuchungen  des  Herrn  Regierunge-  und 
Baurath  R.  Bassel  über  die  antike  Druck  Wasserleitung  des  Be- 
tilienus  Varus  in  Alatri,  der  solche  Röhren  aufgefunden  hat^ 
Man  nimmt  nun  gewöhnlich  an,  dass  Vitruv  dieses  Verfahren 
nicht    gekannt  habe,    wie  ich    glaube    mit  Unrecht.     Vitruv    er- 


*  Vgl.  Ccntralbl.    der  Bauverwaltung  \HH2  u.  Annali  1Ö81,  204. 


Ueber  den  Verfaseer  der  X  libri  de  Aroliitectura 


23 


I 


I 


wähnt  die  Sftohe  wohl,  beeohreibt  sie  üher  nicliL  Da,  wo  er 
über  die  Anlage  des  veiter  (κοιλία)  sprioht,  eagt  er  VUl  β.  6; 
etiam  in  ventre  coltiqniaria^  eunt  facienda,  per  quae  vie  epiritue 
relaxetur.  Pliii.  hat  dieeelbe  Nachricht  in  folgender  Form:  31,  58 
in  anfractii  omni  rolliquiaria-  tieri,  ubi  dometurimpetuf*,  BPceRsaritim 
est.  Das  Wort  coUiquiaria,  welches  durch  dieae  Uebereinelimmung 
von  Vitruv  und  PHuitie  gesichert  ist»  kann  nur  von  cülHijuesco  abge- 
leitet werden,  das  eich  bekanntlich  auf  die  Gueeteehnik  bezieht»  Die 
heiden  Stellen  \vürden  also  eacbgemääs  iiberfletzt  lauten :  In  den 
Partien  der  Leitong,  wo  in  Folge  des  Gefilllee  und  Wiederan- 
eteigen«  ein  stärkerer  Drück  auftritt,  idubh  man,  um  den  Druck 
aufzunehmen,  ttebend  gegossene  Röhren  tnit  proportional  zur 
Druckhöhe  wachsender  Wandstärke  einfügen.  So  erklärt  sich 
nun  auch  ganz  einfach  eine  Sache,  die  bisher  immer  besondere 
Schwierigkeit  gemacht  Jmt  und  die  natürlich  auch  von  Schultz 
und  UsFing  gegen  den  Techniker  Vitruv  vorgehracht  worden  ist 
nämlich  die  gleicbmäeRige  Wandstärke  der  in  der  oben  angeführten 
Stelle  erwähnten  Rohren*  Dieee  Wandstärke  kann  man  aus  den 
vorliegenden  Angaben  ermitteln.  Es  ergieht  sieb  daraus,  daea 
ein  Plattenetreifen  von  10  Fuss  Länge  und  der  Breite  eines 
römischen  Digitus  12  römische  Pfunde  wog»  Da  der  Digitus 
aber  IS, 5mm,  der  Fuss  296  mm  und  das  römische  Pfund  327,5 gr 
beträgt,  so  erhalten  wir  also  pro  qcm  Überfläche  ein  Gewicht  von, 

12  ,  327,5  .   1000 

18,5  ,  296  .  -Tö^^  ^  ^^'^^^^- 
idirt  man  nun  diesen  Betrag  durch  das  specifieche  Gewicht 
dee  Bleies  ^^  11,370—11,42,  so  findet  man  die  Dicke  der  Platten 
mit  6,3  —  6,2  mm.  In  den  Aufzeicbnungen  Rassele  über  die 
pompejanische  Wasserleitung,  die  derselbe  mir  in  liebenswür- 
digster Weise  für  diesen  Zweck  zur*Yerfugnng  gestellt  hat,  findet 
sich  eine  ganze  Reibe  von  Röhren  der  verschiedensten  Kaliber 
verzeichnet,  deren  Wandstärke  er  zu  circa  6  mm  angiebt,  stärkere 
finde  ich  überhaupt  nicht  und  nur  einige  wenige  von  geringerer 
Plattenstärke,  z*  B.  2,5  mm  und  4  mm,  die  offenbar  aber  niobt 
Wasserleitungerobre  im  strengen  Sinne,  pondern  Abwässer-  oder 
Regenfallrolire  waren,  d.  h.  also  Rohre,  die  nie  mit  innerem  Drucke 
belnstet  waren.  Ebenso  habe  ich  selbst  Gelegenheit  gehabt^  eine 
Reihe  von  solchen  Röhren  im  Museo  civico  zu  Bologna  zu  unter- 

I  ^  GH  colliviaria. 

•  (jodd.  colliquinarift.  Vgl.  Gundermann  bei  Roee  Vitr.'  Scblues- 
anmerkung.  Ich  habe  übrigens  diese  llichtigalellung  selbetandig  und 
vorher  gefunden. 


94 


Degering 


Ι 


ι 


suchen.  Ancli  diese  sind  fast  durchweg:  νου  gleicher  WandRtHrke, 
ich  fand  im  Durchfichnift  circa  7,5  min,  doch  waren  dieselben 
innen  wie  aussen  mit  einer  starken  Sinterschicht  äberrogen,  so- 
dass sich  wohl  fttr  die  reinen  Bleirohre  dieselbe  Stärke  von 
6,3  mm  ergeben  wird.  Eine  EigenthiSmlichkeit  zeigte  sich  jedoüh, 
Qömlicb  die,  das«  der  übergeschlagene  Rand  der  Platien  ver- 
stärkt war;  ich  mas»  hier  bis  zu   12  mm. 

Nach  alle  dem  darf  msn  also  wob!  behaupten«  dass  die 
gleichmänfiige  Plattenetärke  von  circa  6,25  mm  =^  1  ti^mischer 
eicilicüs  fiir  die  gelötheten  Wasserrohre,  ganz  wie  Vitrnv  berichtet, 
allgemein  gebräocblieb  war.  Diese  anf  den  ersten  Blick  vielleicbt 
verwunderliche  Tbatsacbe  findet  ihre  Erkläriiug  dftrio,  dase  die 
Widerstandsfähigkeit  solcher  Röbren  ihre  äüsfierste  Grenze  selbst 
bei  den  gröseten  gebräuchlichen  Ealibem,  der  Centeuaria  mit 
einem  Durchmesser  von  55  cm,  wohl  nicht  in  der  Plattenstärke, 
sondern  in  der  Lötbnaht  fand,  und  andererseits  solche  Röhren 
eben  nur  unter  geringeren  Druckverhältnissen  Verwendung  fanden^ 
während  man  dort,  wo  man  eben  über  normale  Druck verbaltniase 
hinausgehen  mutete,  coniijiiiana  verwendete.  Hasset  versichert, 
dase  eine  Inansprucbnabme  solcher  gelötbeten  Röhren  mit  mehr 
als  5  m  Druckhöbe,  die  ungefähr  einem  hallen  Atmosphären- 
druck  entsprechen  würde,  wohl  kaum  bei  den  gewöhnlichen 
antiken  Leitungen  Überschritten  worden  sei*  Kacb  einer  durch  fl 
die  Praxis  gefundenen  Formel,  welche  im  Taschenbuch  des  In- 
genieurs  (Hütte)   1883,  S,  23B  mitgetbeilt  ist,  gilt  für  Röhren  mit 

innerem  Druck   die  Formel:  b^V^d^+o, 

wo  h  die   Wandstärke, 

d  der  innere  Durch meeser  in  cm, 

ρ  der  innere  Ueberdruck  i  in  kgr 

k  die  zulässige  Belastung  >     pro 
(Zugfestigkeit)  1    qom, 

c  (eine  Constante)  för  Blei  5,5  mm 

bedeutet.     Demnach    würde    also    eine    Centenaria    Vitruvs 

der  Naht  abgesehen)  bei  einer  Plattenstärke  von  6,3  mm,    einem 

inneren  Durcbmeeser   von   55  cm    und   einer   xu lässigen   Belastung 

des  Bleis  von    62  kgr*  (Koppe,  Physik   1887  S.  9)  pro  qcm,  für 

den  inneren  Ueberdruck 


*  Die  Zugfestigkeit  dea  Bleiee  wird  übrigens  sehr  verschied«»  anpfe- 
gebon  BO  z.  ß.  in  Mejers  Converf^.-L•.  auf  mehr  alt  dae  Doppelte  nämliok 
12Skgr.    Dadurch  würde  das  VerbiitDisB  natürlich  noch  ein  günetigerei.  . 


Ueber  den  Verfftsser  aer  X  libri  up  Architecttirii 


25 


=  124^"^=  1,7225  kgr  pro  qcm 


I 


55 

ergeben  d.  h.  also  eine  eolche  Rolire  (reep,  ihre  Wandung) 
wtirtle  einen  mehr  al«  dreifachen  Druck  aue^H halten  im  Stantle 
sein,  als  oben  angenommen  wurde;  ob  ancli  die  Löthnaht  dieüer 
Kraft  gewachsen  eein  würde,  ist  nur  durch  praktische  Verfluche 
ZB  entflcheiden.  Jeden  fall  β  hing  hier  auch  viel  von  dem  Maeee 
der  Sorgfalt  ah,  mit  dem  dieselbe  ausgefülirt  wurde. 

Soviel  ist  aber  ohne  Weiteree  sicher,  das«  der  Vorwurf, 
welchen  Schultz  und  UsBiug  gegen  Vitruv  erlieben,  daes  es  un- 
gereimt aei  für  die  Röhren  mit  groeaem  und  kleinem  Querschnitt 
dieselbe  Pkttenstärke  vorzuseh reiben,  völlig  gegenstandsloB  ist, 
und  eben  nur  ihre  CnkeimtnisH  der  Thatßaelien  antiker  Praxis 
heweiat. 

Mau  braucht  nun  aber  keineewegs  anzunehmen,  daea  die 
Vitruv'schen  Gewiclitsangaben  durchaos  als  absolute  Werthe  an- 
ÄBsehen  aeien,  sondern  es  scheinen  vielmehr  Minimalsätze  zu 
eein,  die  er  giebt.  Er  meint  eine  Quinaria  von  10  Fuss  Länge 
BoU  mindestens  60  Pfd,,  eine  Deiiaria  mindeetens  120  Pfd. 
wiegen  n.e.  w.;  denn  dadurch  wird  die  erforderliche  und  übliche 
Pla{ten«tärke  von  einem  Digitos  gewährleistet.  Die  Glei ch massig- 
keit  deraelben  war  also  praktisch  insofern  von  grossem  Werthe 
ale  sie  eine  leichte  und  sichere  Controlle  darüber  durch  das 
Gewicht  ermöglichte,  ob  die  Rohre  auch  die  rechte  Stärke  hatte, 
Eine  Differenz  von  ^/jq  mm,  die  durch  Messung  sehr  schwer  zu 
conetatiren  ist,  würde  für  die  Centenaria  echon  eine  Gewiehts- 
differenz  von  20  Pfd,  ausmachen  und  selbst  bei  einer  Quinaria 
schon  1  Pfd.  betragen,  d.  h,  also  mit  Leichtigkeit  zu  conetatiren 
sein.     Es  iat  also  auch  hier  Vitruv  durchaus  der  Praktiker. 

Ich  komme  nun  zu  dem  Verbal  tu  iss  2wischen  Vitruv  und 
Frontin  epeciell.  Schultz  und  mit  ihm  Uesing  behaupten,  dass 
das,  was  Vitruv  über  das  Quinarsystem  berichte  und  mit  ihm  und 
aus  ihm  Plinius^  die  Epitome  und  Palkdius,  nicht  zu  dem  stimme, 
was  Frontin  gewissermassen  officiell  darüber  mittheile.  Um 
diese  Aneicht  zu  prüfen,  ist  es  nothwendig,  den  Gedankengang 
Frontine  von  §24  —  :il  genauer  zu  verfolgen.  Er  sagt:  Die  Wasser- 
nioduli  richtete  mau  zuerst  ein  nach  dem  Digitus  oder  nach  dem 
ünzenmass;  der  nach  dem  Digitalroae«  tieiitimmte  Modulus  gilt 
in  Campanien  und  den  meisten  Orten  Italiens,  der  nach  der 
Unze  bestimmte  in  einem  Theile  von  Latiuni  (oder  wie  man 
aouet  die  vorbaudene  Corruptel  ergänzen  will)  noch  beute.    Man 


2β  Degcring 

unterscheidet    zwischen  Digitus  quadratus    und  Digitus  rotondas. 
Das  Yerhältniss    beider    ist    14  :  11    (er    rechnet  a]so    wie  Yitr. 


22\ 


Später  wurde  (in  Rom  natürlich)  ein  Modnlus  eingef&brt, 
der  weder  von  der  Unze  noch  von  einem  der  beiden  Digiti 
(rotundus  und  quadratus)  ausging,  wie  die  Einen  sagen  darch 
Agrippa,  wie  die  Anderen  sagen  durch  die  Bleirohrfabrikanten 
unter  der  Vermittlung  des  Architekten  Vitruv^  und  gelangte  in 
der  Stadt  zu  ausschliesslicher  Herrschaft,  derselbe  (Modolae) 
wurde  Qüinaria  benannt.  Und  zwar  behaupten  die,  welche  seine 
Erfindung  dem  Agrippa  zuschreiben,  dass  er  deshalb  so  benannt 
sei,  weil  5  alte  moduli  nunmehr  zu  einem  Rohre  zusammen- 
gelegt wurden ;  die  aber,  welche  VitruA'  und  die  Bleirohrfabrikanten 
als  Urheber  ansehen,  behaupten,  der  Name  leite  sich  davon  abt 
dass  eine  Bleiplatte  von  5  Digiten  Breite,  zu  einer  Rühre  in- 
sammengebogen,  gerade  diesen  Modulus  hervorbringe.  Aber  das 
ist  doch  nur  eine  unsichere  Bestimmung,  da  die  Innen- 
seite der  Platte,  wenn  dieselbe  rund  gebogen  wird, 
zusammengedrückt  (verkürzt),  die  Aussenseite  da- 
gegen ausgezogen  (verlängert)  wird.  Die  wahrschein- 
lichste Annahme  ist  die,  dass  die  Qüinaria  nach  einem  Durch- 
messer von  V4  Fingern  benannt  ist,  und  diese  Erklärung  paaat 
auch  für  die  folgenden  moduli  bis  zur  vicenaria,  indem  bei  jeder 
höheren  der  Durchmesser  um  V4  Digitus  wächst. 

§  26  folgt  dann  eine  Bestimmung  der  Grössenverhältnieee 
der  Qüinaria,  Unze,  Digitus  quadratus  und  Digitus  rotundus,  wobei 
die  Qüinaria  als  Einheit  gesetzt  wird. 

Es  wird  gesetzt 

Digitus  quadr.  Digit.  rot. 

0,83333  .  .  0,fi3888  .  . 

genauer  genauer 

0,8145  .  .  0,64 

1  Modulus  bedeutet  hier  das  Nonnalmase  des  an  Private  abge- 
gebenen Waseerquantums,  nicht  aber  die  beiden  oben  angeführten  Mas•• 
einheiten,  vielmehr,  wie  auR  dem  VcrhaltnisR  hervorgeht,  nur  einen 
Bruchtheil  und  zw«r  entspricht  ungefähr  V4  Dig.  quadr.  der  ange- 
führten Bedingung. 

'  Die  Verbeseerung  des  Polenu•  ist  die  richtigere.  Frontine  An- 
gaben sind  Nähern  η  gewertbo  nach  dem  röniiech-techniscben  Bruchsystem. 


Qüinaria 

1 

Unze  2 

im 

1,13777., 

genauer 
1,137731 

ISdbef  den  Verfasser  der  X  libri  de  Archttectura 


27 


I 


I 


I 
I 


Im  Uebrigen  wachsen  nun  die  (officiellen)  moduü,  welolie  auf 
der  Qiiinaria  beruhen,  von  Ja  aiia  auf  zweierlei  Weise  an.  Ein- 
Dial  Bo,  dafiB  die  Quinaria  »elbet  multiplicirt  wir^»  d.  h*  wenn  in 
ein  und  derselben  lichten  Rohrweite  mehrere  Qninarweiten  zu- 
sammengefaist  sind,  wobei  die  licht©  Weite  wach»!  im  Verliält- 
niss  zu  der  Anzahl  der  hinzugefügten  Quinarien*  Dieses  System 
wird  dann  gewöhnlicli  angewendet,  wenn  die  Abgabe  mehrerer 
Quinarien  (als  dae  MaRs  des  an  Private  abgegebenen  Wauser- 
quantums  vergl.  vorher  §  25)  neu  bewilligt  und  diese,  damit 
nicht  eine  mehrfache  Anbohrung  der  Hauptleitung  nöthig  wird, 
in  einer  Rohrleitung  vereinigt  und  zu  einem  Caetel  geleitet  wird, 
von  dem  aus  die  einzelnen  Abnehmer  jeder  sein  Quantum  (Qui- 
naria) erhält. 

Das  andere  System  hat  statt,  wenn  der  Zuwacha  der  Rohr- 
weite nicht  nach  ganzen  Quinarien  sich  berechnet,  sondern  nach 
dem  Masse  ihres  Durchmeesers,  wonach  sie  dann  auch  ihre  Be- 
nennung erhält  und  wonach  sich  die  Grösse  ihrer  Aufifluasmenge 
regelt;  z.  B*  die  Quinaria  wird  xur  Senaria,  wenn  ihr  Durch- 
messer um  V4  Digitus  wächst.  Aber  ihre  Capacität  wächst  nicht 
um  den  vollen  Betrag  einer  Quinaria,  denn  die  Senaria  faest 
iViö'  Quinaria,  und  in  dieser  Weiee  wacheen  nach  denselben 
Prinzipien  je  durcli  Hinzufügen  eines  Vierteldigitus  zum  Durch- 
messer,  wie  schon  vorhin  erwähnt  wwrde  (§  25),  die  Septenaria, 
die  Octonaria  u.   s.   w,  bis  zur  Vicenaria  an. 

Von  hier  ab  aber  tritt  ein  anderes  Rechnungsprinzip  ein, 
nämlich  jenes,  das  nach  der  ZahP  der  Quadratdigiti  rechnet,  die 
in  dem  Querschnitt,  d.  h.  in  der  lichten  Rohrweite,  eines  jeden 
Modul  US  enthalten  sind,  und  nach  diesen  Zahlen  werden  dann 
die  Rühren  (moduli)  benannt»  Denn  eine  solche  Röhre,  welche 
einen  Querschnitt  von  25  in  eine  Kreisfläche  verwandelten'' 
Quadratdigiten  hat,  heisst  eine  25er  Röhre,  in  ähnlicher  Weise 
eine  30er  und  so  der  Reihe  nach  mit  dem  gleichen  Zuwache 
von    je    5  Quadratdigiten    bis   zur    120er  Röhre.     Bei    der  20er 


^  Das  ist  auch  wieder  nur  ein  Näherungewertli  nach  dem  tech- 
nischen Brucheyetem;  genau  müsete  es  heiesen  Ι^/^^. 

^  Useing  S.  111  behauptet  unter  auBdrüoklicher  Berufung  auf 
diesen  Paraffriipben:  'Bei  irröeforen  Massen,  viconaria  hia  ccntenum 
vicenum  rechnete  man  aber  nicht  nach  Durchmessern  sondern  nach 
Kreisumfangen. 

*  Statt  coacti  lese  ich  conctos  sei.  digitoa  quadratos  viginti 
quin(|ue  cf.  S.  H,  26  digitus  quadratus  in  rotundum  redactus. 


28  Degerinjf 

Röhre,  welche  auf  der  Grenze  beider  Reohnnngemethoden  liegt, 
treffen  beide  annähernd  zu.  Denn  nach  der  Rechnung,  welche 
bei  den  vorangehenden  (d.  h.  quinaria  bis  vicenaria)  Modulen 
zur  Anwendung  kommt,  hat  eie  im  Durchmeaeer  ^/^  DigitenS 
(und)  da  nun  ihr  Durchmeeser  also  5  Digiten  beträgt,  to  hat 
sie  auch  gemäee  der  Kechnungsmethode  der  Modnli,  welche  nach- 
folgen (vicenaria  —  centenum  vicenum),  einen  Querschnitt,  der 
nur  um  ein  ganz  geringes  kleiner  ist  ale  20  Quadratdigiten*.  So 
wie  wir  hier  also  auseinandergeaetzt  haben,  verhält  es  aich  mit 
dem  Höhrensyetem  von  der  Quinaria  bis  zur  120er  Röhre,  and 
dieses  ist  dann  in  allen  seinen  Theilen  consequent.  Aueserdem 
passt  es  auch  zu  den  Rohrweiten,  welche  durch  die  Ausftthriings- 
bestimmungen  unseres  glorreichen  und  erhabenen  Herrschers  ge- 
setzlich festgelegt  worden  sind.  Mag  man  also  Consequenz  oder 
Autorität  von  einem  System  verlangen,  so  zeichnet  sich  in  beiden 
Beziehungen  das  System  der  Ausführungsbestimmungen  vor  anderen 
aus.  Soweit  Frontin!  Aus  diesen  Ausführungen  geht  nun  aber 
Folgendes  hervor: 

Erstens:  Λ^or  der  Einführung  der  Quinaria  rechnete  man 
nach  anderen  Systemen,  aber  alle  diese  Systeme  stimmen  darin 
überein,  dass  sie  die  Ausflussmenge  nach  dem  Querschnitt  der 
Röhre  bestimmen^. 

Zweitens:  Die  Quinaria  stammt  aus  der  Augusteischen  Zeit. 

Drittens:  Zu  Front  ins  Zeiten  wusste  man  den  Urheber 
dieses  Systems  nicht  mehr  mit  Bestimmtheit  zu  nennen,  und  war 
sich  auch  nicht  mehr  über  den  Ursprung  des  Systeme  und  seiner 
Benennung  klar. 

Viertens:  Den  beiden  herrschenden  Ansichten  über  den  Ur- 
sprung der  Benennung  stellt  Frontin  eine  dritte  gegenüber  und 
zwar  deshalb,  weil  es  ihm  darum  zu  thun  ist,  das  von  seinem 
Gönner    und  Kaiser  (Nerva)    wohl    unter    Frontins    eigener   Mit- 


*  Die    einzige  AendtTunjr    welche  nöthig  ist,  ist  ein  et  vor  cum 

einzusetzen. 

1 1    i?4 
2  Nach  ίί  24 — ^^    =  UV)43  Quadratdigiten.     Nach  den  heutigen 

math.  Rechnungsmetboden  — j-  also  etwas  weni^^er:   ϋί,Γ)349Γί. 

^  Von  der  Thatsache,  dass  die  Aueflussmenge  auch  wesentlich 
von  der  Druck  höhe  (d.  h.  der  Höhe  des  Wassers]  )ipgele  über  der  Aus- 
flussöffnung) abhängig  ist,  scheint  das  AUerthum  nur  eine  ungenügende 
Vorstellung  gehabt  zu  haben.     Vgl.  Frontin  I  85. 


Jeher  αβί  Verfasser  der  X  übri  de  Architeeierft 


I 


Wirkung  durch  ein  ÄusführuDgegeeetz  festgeeetzte  System  als 
rationell  zu  erweisen. 

Fünftenai  In  dießem  System  erscheint  Altes  und  Neues  ge- 
miecbt*  Neu  ist  der  auf  der  Zählung  yu»  Digitalquadranten  dee 
DurchmeBeera  beruhende  Syetemabscbnitt  von  der  Quinaria  bis 
zur  ViceTiaria,  alt  dagegen  und  auf  das  vor  dem  Auguetpischeu 
Quinareystem  übliche  Syetem  der  Digiti  quadrati  ssurückgreifend 
ist  der  Übrige  TheiL 

Um  aber  diese  Mischung  homogen  zu  verbinden  durch  daa 
Mittelgiietl  der  20er  Röhre,  ist  eben  die  neue  Erkltirung  er- 
funden. 

Die  Quinaria  Frontin«  ist  selbstverständlich  genau  dieselbe 
als  die  Vitruvsche.  Dieselbe  war  ak  Normalmafle  für  die  Wasser- 
abgabe an  Priviite  gesetzlich  eingeführt*,  und  hatte  nich  wohl 
ale  ausreichend  erwieeen.  Kine  Aenderung  hierin  wäre  also  schon 
wegen  der  vielen  £in£elanBchlUBBe*  die  hätten  geändert  werden 
mÜHiien,  eine  luisaliche  Sache  geweeen.  Es  geht  das  aber  auch  aus 
den  Wortt^n  Front  ine  (§  25)  hervor,  denn  wenn  er  nach  den 
beiden  anderen  Erklärungen  fortfährt:  maxime  probabile  eet, 
quinariam  dictam  a  diauietro  quinque  quadrantum,  so  will  er 
damit  doch  uS'enbar  nur  eine  dritte  Erklärung  für  dieselbe  iden- 
tische Suche  geben.  Zum  Ueberflueae  lasst  eich  aber  auch  noch 
rechnerisch  die  Identität  der  Vitruvscben  (Auguateiacben)  Quinaria 
mit  lier  Frontinacheo  nachweisen.  Wenn  man  eine  Platte  rund 
biegt,  80  daea  aie  eine  Hdhre  bildet,  so  ist  der  innere  Durch- 
meseer  dieser  Röhre  offenbar  nicht  gleich  der  Breite  der  Blei• 
platte  dividirt  durch  π,  sondern  genau  um  eine  Plattenstärke 
geringer,  weil  die  Krümmungsaxe  der  Platte  in  der  Mitte  der- 
selben liegt  und,  wie  Frontin  {ίξ  25)  richtig  bemerkt,  die  äusseren 
Schiebten  gedehnt,  die  inneren  dagegen  zusammengedrückt  werden* 
Die  Platten  stärke  haben  wir  aber  oben  auf  6,25  mm  berechnet, 
und  da  die  Breite  der  I'latte  5  Digiti  betrügt,  so  ist  also  der 
innere  Durchmesser 

X  =  /^jÜ'^"^  _  6,2δ  jmm  =  23,1  mm. 

Nach  Frontine  System  ist  aber  der  innere  Durchmeaeer  ^/4  Di- 
giten  =  23,125  mm. 


1  cf.  Frontin  II  10*5.  au»  einem  Gesetz:  neve  cui  eorurn^  quibue 
aqua  daretur  publice  J11A  esset  intra  quinquaginta  pede»  ejus  castelli 
ex  quo  uquam  ducerent  laxiorem  fistufaiii  eubicere  quam  quinariam. 


30  Degeringf. 

Dazu  \»t  aber  noch  FoIgendeH  zu  bemerken :  Die  groiiee 
Genauigkeit,  welche  Frontin  hier  für  die  Kaliber  der  Rohrleitungen 
in  Anspruch  nimmt,  ist  de  facto  bei  der  lleretellungeweiee  der 
Röhren  garnicht  möglich,  da  der  Querechnitt  derselben  infolge 
der  Löthnaht  kein  kreisrunder  war.  Eine  solche  Genauigkeit  war 
nur  möglich  bei  den  Calices  d.  li.  den  (gebohrten  oder  ge- 
gossenen) kurzen  ßronzerohren,  welche  in  die  Wand  einet  üa- 
etelles  eingelassen  wurden  und  an  die  dann  erst  die  Leitange- 
röhren anschlössen.  Diese  Calices  mussten,  wie  wir  durch  Frontin 
(II  105)  erfahren,  seit  Claudius  geaicht  werden,  um  absichtliche 
oder  unabsichtliche  Uebervortheilung  einzelner  Wasserempfänger 
auszuschliessen,  und  bei  dieser  Gelegenheit  mag  dann  auch  die 
endgültige  Fixirung  der  Quinaria  auf  den  Durchmesser  von 
V4  l^i^i^en  stattgefunden  haben,  da  eine  Prüfung  der  kreisrunden 
Oeifnungen  der  Calices  natürlicherweise  am  leichtesten  und  sicher- 
eten  durch  Messen   des  Durchmessers  ausgeführt  werden  'konnte. 

Schultz  und  Ussing  begehen  also  einen  Fehler,  wenn  »ie 
dieses  Aichungsprinzip  auch  auf  das  Vitruvsche  System  Über- 
tragen. Dieses  war  seinem  Ursprung  und  seiner  Bestimmnng 
nach  nur  ein  in  Rücksicht  auf  die  Fabrikation  und  den  Handel 
der  Röhren  ersonnenes,  während  dem  neuen  Systeme  andere 
juristische  Motive  zu  Grunde  lagen,  welche  die  gesetzliche  Rege- 
lung und  Ueberwachung  der  Wasservertheilung  bezweckten.  Beiden 
gemeinsam  war  nur  der  gleiche  Ausgangspunkt,  die  Quinaria. 
Für  die  Wasservertheilung  selbst  war  das  Vitruv'sche  Syetem 
dagegen  nicht  sehr  geeignet,  dieser  Vorwurf  trifft  aber  den  eraten 
Theil  des  offiziellen  Frontin'schen  Systems  in  dem  gleichen  Masse, 
da  sie  beide  auf  einem  glcichmässigen  Zuwachs  einer  linearen 
Grundlage  (Umfang,  Durchmesser)  beruhen,  dem  nur  dann  ein 
rechnungmässig  einfacher  Zuwachs  des  Querschnittes  entspricht, 
wenn  der  Zuwachs  der  linearen  Grundlage  einer  Verdoppelung 
oder  Verdreifachung  u.  s.  w.  entspricht. 

£s  ist  nun  aber  wunderbar,  dass  dieses  Frontin*Bche  neue 
System  gerade  da  wieder  aufhört,  wo  es  eigentlich  anfängtjpraktisch 
verwerthbar  zu  werden,  nämlich  von  der  Vicenaria  an,  von  der 
aus  immer  in  solchen  Stufen  von  5  zu  5  Einheiten  aufgestiegen 
wird,  und  wir  gerade  hier  das  alte  vor-Vitruv'sche  System  in  Gel- 
tung sehen,  das  zu  der  Quinarie  nicht  in  einfachem  rechnerischen 
Verhältniss  steht.  Es  zeigt  uns  dieser  Umstand  recht  deutlich,  was 
das  neue  System  eigentlich  bedeutet.  Offenbar  hatte  die  Quinaria» 
allein  von  dem  ganzen  Vitruv'schen  System    als    das  Grundmass 


Üeber  den  Yeriaiaer  der  X  libri  de  Architectura 


der  WaB«erabgabe  geBetzliche  Gültigkeit  und  Änerketiiiuog  ge- 
funden, diigegen  war  im  Uebrigen  das  alte  yim»  dee  Digitus  qua- 
dratuH  in  Gebriuich  gebliebenj  wenn  eicb  aucli  daneben  ein  l^sue 
entwiekelt  batte,  nach  Multiplen  der  Quinaria  zu  reebnen  (cf, 
Front.  27 J.  Das  neue  Syetem  ist  nichts  weiter  als  ein  Versuch, 
diese  MassBysteme  mit  einander  zu  verknüpfen,  und  dieser  Ver- 
sucli  ist  nur  in  recbt  äuaaerlicher  Weise  durchgeführt  durch  daa 
Mittelglied  der  Vicenaria,  in  der  beide  Systeme  zufällig  annähernd 
zufiammen  trafen. 

Das  Vitruv'sche  System,  dae,  wie  wir  vorhin  erörtert  haben, 
eigentlicb  nur  einen  handelspraktiBclien  Wertb  batte,  konnte  neben 
diesem  juristiecben  Masseyetemj  das  sieb  auf  die  Aichung  der 
Calicea  bezog,  rnbig  nebenher  bestehen  und  wird  auch  weiter  be- 
standen haben,  denn  so  unpraktisch  werden  weder  Faventin  nocli 
Palladius  gewesen  sein,  dass  sie  ihrer  Quelle  etwas  entnahmen, 
was  für  ihre  Zeit  wertb  loa  gewesen  wäre«  Man  sieht)  ee  ist 
auch  hier  kein  Grnnd  zu  irgend  welchen  Vorwürfen  gegen  den 
Techniker  Vitruv, 

Base  man  S.  207,  2  mit  Rose  sicilieo  statt  aemipede  schreiben 
muss,  ist  eigentlich  so  eelbstverstandliob,  dass  man  sich  wundern 
mues,  wie  Jemand  dagegen  überhaupt  etwas  einzuwenden  haben 
kann ;  wenn  je  eine  Conjektur  richtig  war^  so  ist  es  diese.  Dass 
die  Verderbnies  alt  ist,  beweisen  die  Kpitome  und  Palladius,  die 
pede  semifl  beziehungsweise  aeequipede  haben*  Die  Erklärung, 
die  üssing  von  der  PalladiuBstelle  giebt,  ist  unmöglich,  denn 
sensim  heiset  nicht  um  ein  Geringes  sondern  allmählich, 
nach  und  nach«  Aue  der  Epitome  und  aus  Palladius  ist  eben 
der  Fehler  nicht  mehr  wegzubringen,  da  sie  ihn  bereite  über- 
nommen hatten* 

Ueber  die  Stellen  im  33.  Buche  würden  wir  nach  dem 
oben  begründeten  Standpunkte  hinweggehen  kduneui  da  wir  un- 
bedenklich zugeben  können,  dass  die  hier  vorkommenden  Paral- 
lelen nicht  aus  Vitruv  stammen.  Es  würde  auch  wunderbar  sein, 
wenn  Plinius  gerade  für  die  Farben  Vitruv  als  Quelle  benutzt  haben 
aoUte»  Pliniue  weiss  hier  auch  viel  mehr  als  Vitruv*  Kr  kennt 
zwei  Arten  von  Minium,  den  Bergzinnober  und  die  Mennige,  die 
durch  Rösten  von  Bleioxjden  hergestellt  wird.  Er  weiss,  dass 
mit  dem  zweiten  in  Rom  Schwindel  getrieben  wird,  indem  es  statt 
des  echten  Zinnobers  verkauft  wird.  Er  füllt  aber  trotzdem  auf 
dieselben  Schwindelproben  hinein,  welche  die  Güte  des  echten 
Zinnobere    beweisen  sollen,    aber   nur  für   die  Mennige   zutretfen, 


as 


Degeritig 


und  auf  die  aucb   Vitrav  hmeingefaUen  iit,   der  den   Unterficliiad 
zwischen  Bergzionober  und   Mennige  überhaupt  nicht  keniiL 

I>aee  bei  PÜniuB  121  mit  inveiiio  et  caloe  adulterari  eine 
neue  Quelle  einsetzt  und  zwar  dieselbe^  die  aoeh  Vitruv  bentttsi«« 
liegt  auf  der  üand.  Die  Stelle  bei  Pliniua  lautet:  invenio  et 
oaice  adulterari,  ao  eimili  ratione  ferri  oandentie  lamna,  ai  doq 
ait  pumiD  (aorum  cudd  j  deprehendi.  inlilo  roHs  at^ue  Ji 
contactue  ioimieue,  remedium  ut  pariete  eiocato  cera  Paoioa  €i 
oleo  liquefacta  candenn  SHelie  inducatur  iteromque  admotis  galta« 
(aic  eodd.)  earbotiibne  inttratur  ad  §udoreiu  aeque»  postea  caode- 
lift  eubigatur  ac  deinde  linteie  puriR»  eicut  et  marmora  niteacutit. 
Dem  entspricht  bei  Vitiuv:  Vitiatur  uiiniuui  admixla 
caice.  Itaque  ai  qui  yelit  experiri  id  eine  vitio  eaae,  aio  #ril 
faciendiini.  Ferrea  lamna  eumatuff  eo  niinium  imponatur,  ad  ignem 
conlocetur  donec  Um  na  candeecat.  Cum  ο  candore  color  mutjitui 
fuerit  eritqne  ater»  tollatur  lamna  ab  igni  et  aio  refrigeratuDi  at 
reetituatur  in  pri«tjnum  colorem,  eine  vitio  etae  probabitur,  »in 
antem  permaneerit  nigro  colore,  »ignificahit  ae  eeae  vitiatam, 
und  die  Geschichte  vom  P^aberiua  aoriba  —  al  ai  qui  miIk 
tilior  fuerit  et  voluerit  expolitiotiem  miniaeeam  auniD  oolorem 
retinere,  cum  pariea  expolitu»  et  aridua  fuerit,  eeram  punicaei 
igni  liquefactam  paulo  oleo  temperatam  aaeta  indncat,  deinde  poatat 
carbonibuH  in  ferreo  vaee  eompoeitif»  eam  ceram  a  proximo  eoin 
pariete  eulfaciundo  sudare  cogat,  faciatque  (fiatque  codd,)  tit 
peraequetur,  deinde  tunc  eandela  lintetaque  puris  eubigat,  uti  aigna 
marmorea  nuda  curantur. 

Nicht  Pliniua  iet  aber  der  genauere^  Bondem  Vitrur.  Mennig 
erbitztf  wird  schwarz  und  wird  wieder  rotb,  so  bald  sie  aich  ab- 
kühlt,  ob  ein  Kalkzueatz  irgend  welcher  Art  stattfinileti  sei 
es  nalciumbydrat;  koblenfttiuer  Kalk  oder  Gyps^  das  maoht^  wie 
ich  selbst  probirt  habe,  nichts  aus.  Zinnober  dagegen^  mit  oder 
ohne  diese  ZasätKe^  zersetzt  sieb  bei  der  Erliitzung  und  bildet 
ein  schmutzig- dunkelbraunes  Pulveri  das  nicht  wieder  roth  wird 
beim  Erkalten,  Die  Probe  ist  also  offenbar  nichts  weiter  als  ein 
Schwindel  seitens  der  Mennige- Fabrikanten.  Vitruv  bat  davon  keine 
Ahnung,  sondern  hält  die  Meiinige  wirklich  für  echten  Zinnober^ 
Plinins  aber,  der  den  Dnterscbieil  kennt,  da  man  offenbar  in^ 
zwischen  und  wohl  er»t  seit  kurzer  Zeit  hinter  «iieeen  Fabrika- 
tioneschwindel gekommen  war  (hoc  est  secundarium  minium  per* 
quam  paucis  notum  ΧΧΧΠΙ  119)  sündigt  aus  Urtbeilelosigkeit, 
wenn  er  trotzdem  diese  Scbwindelproben  aufnimmt. 


Jeher  den  Verfaeser  der  X   libri  de  Architectura 


> 


I 


I 
I 


Äucli  im  zweiten  Tlieile  kann  m  eich  de  facto  nur  um 
Mennige  handeln,  die  unter  Mitwirkung  de»  SonnenlichteB  durch 
die  amraoiiiakhaltigen  Ättsdünfitungen  der  Abortgrubeu,  woran  es 
iin  Plebejerviertel  Korns  wohl  nicht  gefebii  haben  wird,  allmählich 
zereet«t  wird.  Die  von  Vitruv  und  Plinius  beechriebene  Schutz- 
decke von  Wach  Β  ist  jedenfalls  ala  Mittel  dagegen  sehr  χ  weck- 
mäeeig.  Ftir  die  Erklärung  der  Plinianiechen  Faeeung  füge  ich 
noeh  hinzu,  dase  gallae  Dativ  sein  muss  und  nicht  Genetiv« 
Adniotiä  gallae  carbonibus  ist  gleich  arlnxotie  earbonibuB  ad  gallam 
und  galla  bedeutet  die  Haut,  die  Oberfläche.  In  dieser  Be- 
deutung existirt  das  Wort  noch  heute  im  Italienischen  in  eprich- 
wörtlichen  Redensarten  siare  α  galla^  rimanere  α  yallu.  Es  findet 
eich  aber  auch  bei  Macrobius. 

Die  Stelle  U  0  lautet  folgendermaesen :  Post  bunc  Caecina 
Albinue  Plauens  in  judtcio  forte  amici  cum  moleetum  testem 
deetruere  vellet,  interrogavit,  qula  sutorem  eciebat,  quo  artificio 
se  tueretur;  ille  urbane  respondit  gallam  suhigo,  sutorinm  hoc 
habetur  instrumeutuin  quod  non  infacete  iii  adulterii  exprobrationem 
ambigujtate  convertit.  nam  Plancus  in  Mae  via  Galla  nupta  male 
audiehat.  Macrobius  kennt  also  das  vulgare  Wort  offenbar  selbst 
uiobt,  denn  das^  was  er  davon  sagt  sutorium  imtrummium  habetur, 
ist  sicherlich  falsch,  denn  für  eioe  solche  ßedeutUDg  haben  wir 
sonst  nicht  das  geringste  Zeugnies;  auch  passi  die  Construktion 
des  Witzwortee  ja  ganiicbt  dazu  —  gallani  subigere  kann  doch 
nur  heissen  'etwas  glattstreichen  d.  h*  entweder  etwas  (eine 
Tinclur)  auf  einen  Gegenstand  durch  Streichen  glatt  aufbringen 
oder  etwas  (einen  Gegenstand)  durch  Streichen  glätten.  Die 
richtige  Pointe  des  Witz  Wortes  ergiebt  sich  eben  erst  wenn 
galla  die  Haut,  das  Leder  bedeutet.  Mit  Gallapfel saft  arbeitet 
nicht  der  Schuster,  sondern  der  Gerber*  Wohl  aber  ist  das 
Walken  des  Leders  eine  wesentliche  Beschäftigung  des  Schusters. 

Im  35.  Buche  hört  selbstverfitändlich  das  Capitel  über  das 
Alramentum  41.  42  nicbt  zu  dem  aus  Vitruv  entnommenen  Gute, 
die  Benutzung  beginnt  erst  da,  wo  wirklich  Vitrav  als  Autorität 
in  Frage  kommt,  nämlich  bei  dem  Capitel  über  die  Ziegel fabrikatio η 
170—173. 

Vitr.  IL   3,  1  cödd,  Pliti.  35,  170  f.  codd. 

non  enim  de  harenoso  neque  Lateres  non  sunt  ex  sabuloso 

ealouloso  luto  neque  sabulonoso      neque  liarenoso  moltoque  minus 
luto     sunt     diiceiidi     quod    ex      fialculoso  dui^endi  solo  — 
bis  generibus  etc.  (Begründung), 

KJaeln.  Mai.  f.  FhJJül,  N.  F,  LVU.  8 


Desferinif 


faciendi    aulem     eunt    6x    terra      eed   e    cretoso  et  albloAnte 
ftlbida    rreto^n  »iv^    de  rubrica      ex    rubriea  vej  etiam   e  eabttl 
Hat  etiam  mascüla  eabulone.  maecnlo  cerle. 

Die  üebereinetimmung  beider  Stellen  ist  bo  groae,  dae« 
die  bftiidsi'briftliclie  Lesung  der  einen  aus  der  anderen  berichtig«» 
können.  Bei  Vitruv  iet  mit  Hoee  f^tatt  nabulono^  lutOt  Rabtilone 
aoluto  zo  aobretben  ef.  VUI  1,  deon  ihm  wird  ein  anderer  nabulum 
oder  sabulo  nacbber  bei  Pliniu«  und  Vitruv  entgegengeaetxt.  Bei 
Pliniue  iet  das  «innloee  certe  iim  Ende  zu  ^treicben  imd  dafür 
hinter  rnbricji  creia  einzusetzen,  daa  roni  Rande  her  an  faUelier 
Stelle  eingesetzt  und  zu  certe  verilerbt  worden  ist,  nibrica  alleia 
atehend  iet  der  rotbe  Ocker,  ein  Farbatoff,  Bei  Vitruv  ist  za 
rubrica  t^ra  cretoso^  bei  Püniua  soh  zu  cretoao  et  albicante  (im 
Gedanken)  -m  ergänÄPn. 

Wovon  hier  aber  die  Rede  iat^  das  iat  nur  der  ungebimODie 
Ziegel,  «ler  Luftziegel  und  Xicbtt  weiter.  Daa  ganze  Ca|»itel 
Vitr  l!  3  hfindplt  nur  von  «olöhen,  aber  ebenso  auch  Plinim 
170 — 173.  Eine  Verwechalnng  von  gebrannten  und  ungebranutee 
Steinen  ifit  von  Seiten  Vitriive  sowohl  wie  von  eeiten  Pliniai' 
völlig  ausgeecbloeeen.  Das  Material  dea  Palaetee  den  Mauaolif 
und  dee  Falaetea  der  Attaliden  tnueft  alao  eben  der  Luftziegel  g^ 
weeen  sein,  Uesing  freilich,  obwohl  er  S.  113  auedrücklich  aft- 
erkannt  bat,  das»  der  ganze  Abschnitt  nur  vnn  Luftziegeln  rede, 
hat  das  nuf  der  folgenden  Seite  bereit«  vergessen,  und  meint, 
PUniue  gebe  hier  (§  171)  stilbchweigend  zu  gebrannten  Steinen 
über.  Noch  weniger  thut  das  aber  Yitruv  in  den  entsprecheadeo 
Partien  II  8,  ίί  — Ϊ7,  denn  er  setzt  der  latericia  structura  an 
Schlüsse  derselben  ausdrücklich  die  etructura  teittacea  gegenüber, 
deren  Verweiidung  er  hier  und  im  Folgenden  auf  Pfeiler  tind 
einen  oberen  Schut?:rand  für  Luftziegelniaiiern  beßchrünkt  wifteen 
will,  während  er  den  Backstein  niauerbau  nur  mit  vorsichtiger 
Eeeerve  empfiehlt.  Vitruv  sagt;  De  ipaa  autem  testa  si  lit  op- 
tima seu  vitiosa  ad  structuram  statim  nemo  potest  judieare,  quod 
in  tempestatibus  et  aestate  (aetate  Hose)  in  tecto  cum  est  conlo- 
oata,  tunc  si  est  firiua  pro  bat  ur.  namque  quae  non  fuerit  ex 
creta  bona  aut  parum  erit  cocta,  ibi  se  ostendit  esse  vitioaam 
gelicidüe  et  pruina  tacta.  ergo  quae  non  in  tectis  poterit  patt 
laborem,  ea  non  potest  in  Btructora  oneri  ferendo  eüe  firm^ 
quare  maxime  ex  veteribus  tegulis  teeta  structi  parietee  firmitatem 
poterunt  habere. 

Ich  habe  Gelegenheit  gehabt,  in  Rom  und  Pompeji  genauere 


Üeber  deo  VerfaRner  der  X  lihri  de  Architeotur» 


tm 


üntereuciiungen  über  den  UmfaB^  oiid  die  Entwickelang  des 
Backf^teiu bauen  anziistelleri  und  bin  dabei  zu  den]  für  mich  nicbt 
iiberra^cliendeii  Resultate  gekonrnten,  dasß  die  VitruvWben  Be- 
merkungen absolut  richtig  sind.  Wenn  man  dieselben  freilicli 
mit  ÜBsing  eo  aiifTaBst,  als  bebanpte  Vitruv,  mau  flolle  die  zu 
einem  Bau  zu  verwendenden  Backsteine  erst  auf  dem  Dache  deu 
Unbilden  der  Witterung  aussetzen  und  aie  io  prüfen,  so  wäre 
da«  freilich  eine  Tborheit,  die  eines  Architecten  und  Fachmannes 
durf'haus  unwürdig  wäre.  Aber  diese  Thorheit  begeht  eben  nicht 
Vitruv  sondern  neuere  Erklärer,  wie  Schultz  und  Useing.  Vitmv 
sagt  nur,  dass  das  bewte  und  sicherate  Material  für  Backstein- 
nmuern  aus  alten  Dachziegeln  genommen  würde,  da  diese  bereits 
ftuf  ihre  Festigkeit  und  Wctterbeetändigkeit  geprüft  seien,  während 
man  bei  frisch  ge!>rannten  Hj:cirxen  nie  wissen  könne^  ob  sie  aue  gutem 
Material  hergestellt  und  richtig  gebrannt  worden  seien^  also  eich 
baltbar  erweisen  würden.  Er  traut  dem  Backsteinbau  also  noch 
nicht.  So  kann  natürlicherweise  ein  Architekt  nur  schreiben,  wenn 
ÄU  seiner  Zeit  wirklich  der  Backsteinbau  ereit  in  ganz  geringem  Um- 
fange zur  Verwendung  gelangt  und  es  an  der  ncitliigen  Erfahrung 
dieeem  Material  gegenüber  fehlte.  Dübs  dem  aber  zu  Augusteischer 
Zeit  80  war,  läset  sich  mit  Sicherheit  nachweisen* 

So  lange  man  freilich  die  Pantheonsrotunde  für  agrippinieoh 
alao  augusteisch  ansah,  hielt  es  schwer,  Mich  mit  diesem  Passus 
abzufindent  jetzt  aber  wo  daran  kein  Einsielitiger  mehr  glaubt, 
wird  man  vorurtbeilsfreier  dieser  Frage  gegenüberstehen.  In 
Pompeji,  um  mit  dem  Sichersten  zu  beginnen,  sind  die  meisten 
mit  Hilfe  von  gebrannten  Ziegeln  hergestellten  Bauten  später  als 
das  Erdbeben.  Namentlich  wo  es  eich  um  ganze  Wände  ans 
Ziegelmaterial  handelt,  wie  beim  Vespasianstempel,  beim  Hause 
der  Eumiichia,  den  Curienj  sind  diese  Wände  stets  nach  63 
zu  datiren.  Aelter  atnd  in  einigen  wenigen  Pallen  Pfeiler  und 
Säulen  oder  auch  Eckwandpfeiler  und  Thäreinfassungen.  Das 
Material  hierzu  ist  aber  in  Pompeji  ausnahmslos  Dachziegel- 
bruchsteiui  niemals  besonders  geformter  Mauerziegelstein.  Auch 
die  Ziegelsäulen  der  Basilika  sind  meiner  Ansicht  nach  nicht  aus 
besonders  geformten  und  dann  gehrannten  i^teinen  gebaut,  sondern 
die  Stücke  sind  ebenfalls  aus  solchen  Ziegeln  zurechl  geschlagen^ 
wie  sie  in  der  BaeiHka  auch  sonst  gefunden  sind,  mit  dem  Stempel 
Βί-ΠνΠ  IH.  Das  beweist  die  übereinstimmende  Dicke  und  die 
absolute  Regellosigkeit  in  der  Grosse  der  Stücke,  aus  denen  die 
Säulen  zusammengesetEt  sind,  die  sich  doch  heim  Gebrauche  einer 


36 


Degerin^ 


«β 

Β 
Β 

Λ 

Β 


Η 


Λ 

Ι 


b 


a 


Form  garnioht  er» 
kl&ren  lieitee.  Eben- 
so sind  auch  die 
Pfeiler  und  Anten 
der  Zwisehenwand 
zwischen  Yorballe 
und  Hauptranm  aas 
solchem  Ziegelmate- 
rial aufgeführt.  Rand- 
Mücke  und  Stücke 
mit  Resten  obiger  In- 
schrift beweisen  das 
mit  abeolnter  Sicher- 
heit. Vielleicht  ver- 
wendete man  hier 
den  Abfall,  der  sich 
bei  der  Zurichtung 
des  Säulenmateriale 
ergab.  Wirklich  ge- 
formtes Ziegelmate- 
rial findet  sich  nur 
in  den  Bodenlagen 
und  zwar  in  den  Pfei- 
lern und  Platten  der 
IlypokauRten  und  in 
den  tegulae  ^  hamatae 

1  Es  liegt  keine  Ver- 
anlassung dazu  vor,  das 
überlieferte  amatae  s=» 
hamatae  bei  Vitruv  und 
Plinius  3Γ>  in  mamma- 
tae  zu  corrigiren,  es 
giübt  so  wob]  hamatae 
wie  maniinatae  tegu- 
Ihc;  beide  Arten  kann 
man  in  den  Pompe- 
janer  frrnssen  Ther- 
men beobachten.  Die 
tegulae  hamatae  sind 
riatteii,  welche  an  je- 
der Ecke  einen  Zapfen 


Ueber  den  Verfaeaer  der  X  Hbri  de  Archit«otura 


37 


I 


und  itiammatae  der  Luftheizungen,  die  ja  aber  auch  ausdrücklich 
als  eine  nene  Erfindung  jener  Zeit  bekannt  sind,  Eiirenartig  ist 
das  Verfahren,  da**  man  in  Pompeji  bei  der  Construction  von 
Bogen  aui  eolcbem  Zie^elbrudi  angewendet  hat  2,  B.  bei  den 
Backöfen. 

Hier  eind  die  seitlich  aufgebogenen  Ränder  der  Ziegel, 
welche  naoh  der  oberen  Untereteckeeite  zu  echmäler  werden ^  in 
der  Vorderfläcbe  des  Bogen«  so  neben  einftTidergeetellt,  daiiH  ihre 
keilförmige  Gestalt  eicli  in  natürlicher  Weiee  der  Kröininung  des 
Bogens  anpaefit.  Aber,  um  das  noch  einmal  äu  wiederholen,  stet« 
fand  iob  nur  Dacbiiegelbruchstücke  verwendet,  nie  ganze  Ziegel 
oder  gar  eigene  zu  dem  vorliegenden  Zwecke  geformtes  Material. 
Ebenso  ist  es  aber  in  Rom  in  Augusteischer  Zeit,  und  wenn 
hier  auch  wohl  früher  ala  in  Pompeji  Mauerziegel  geformt 
wurden,  so  glaube  ich  doch  mit  aller  Bestimmtheit  behaupten 
zu  dürfeUj  das  β  auch  in  römiRchem  Ziegel  werk  vor  der  zweiten 
Hälfte  des  1.  nachchristlichen  Jabrbonderts  Mauerziegel  niobt 
vorkommen.  In  Rom  ist  dies  Verhältnise  ja  schwerer  zu  tiber- 
sehen,  weil  hier  von  Privatbauten  älterer  Bauperioden  eben  nur 
wenig  übrig  geblieben  iet,  aber  wo  man  Reticuiat  mit  Ziegcl- 
pfeilern  antrilft,  wie  2.  B.  neben  der  nova  nia^  in  der  eogen,  domue 
Gelotiana  und  dem  oberen  Tb  eile  der  domue  Liviae,  da  kann  man 
dieses  Ziegelwerk  bestimmt  nicht  über  die  erste  Hälfte  des  ersten 
Jahrhunderte  binaufrücken,  und  hier  lit  auinahmslos  dieselbe 
Technik  angewendet  wie  in  Pompeji.  Wann  das  eigentliche 
Ziegelmauerwerk  in  Italien  erfunden  ist,  dae  wird  eich  ohne  auige- 
dehntere  Untersuchungen  nicht  feststellen  lassen.  Der  Entwick- 
lungfigang  scheint  der  zu  sein,  daae  urtan  zunächet  dazu  überging, 
Plattenziegel  ohne  aufgebogenen  Rand  herzustellen,  um  der  Ver- 
wendung der  unbequemen  Raudstücke  überhoben  zu  sein,  dann  er- 


I 


oder  Haken  haben,  um  dessen  Länge  sie  von  der  Wand  abateben,  an 
welcher  sie  mittelBt  Bronzenagel  befestigt  werden.  Die  tegulae  mam- 
matae  bedeuten  gegen  diese  bamatae  ein<?n  technischen  Fortscbritt, 
Nämlich  bei  der  Befestigung:  der  tearulae  hamatae  konnte  es  leicht  vor- 
komraen.  dase  man  mit  einem  zu  kräftigen  Schlage  den  Ziegel  bei 
der  Befestigung  auf  der  Wand  zerbrach,  da  der  Schlag,  wie  man  aus 
der  Skrzze  bei  a  ersieht,  gegen  eine  ununt erstützte  Stelle  de»  Ziegels 
gefuhrt  wurde.  Oieeem  Ußbi^letaude  bf?gegnet  die  Construktion  der 
mammatae  auf  das  glücklicbete,  da  hier  die  Schlagstelle  b  durch  den 
Zapfen  veratärkt  igt. 


legering 


ι 

ι 

ι 


fand  mau  die  Anegleicbungsiichichten  darchlaufender  und  durch- 
bindender  Plattenreihen-  Jedenfalle  aber  sind  die  Drei  eck  Ziegel 
wohl  kaum  frÜber  at»  au^  dem  2.  Jabrhundert.  Im  Ganzen 
und  Oroeeeii  JRt  dae  römiaehe  Zie^elmauerwerk  aber,  von 
Pfeilern  und  Gurtbög'en  ab^eeeben,  die  aait  ganzen  Ptatttn- 
Ziegeln  mit  verpetzten  Fugen  bergeeteUt  werden »  eigentUeh 
immer  beim  Ziegelgusswerk  geblieben.  Der  Dreieckeziege] 
verdankt  aber  «eine  Krriridnng  oflTenbar  dt?r  häufigen  Vier- 
theiiung  der  groaaen  Platten  darcb  zwet  Di8>.'onaleit,  wobei  man 
dann  vier  Tbeile  mit  gleif>hen  glatten  Rändern  erhielt^  die  aiob 
zur  Verwendung  hi  der  AueeenflScbe  des  Mauerwerkes  eigneten* 
Auf  die  Herleitung  ^inr  Zie^eltecbnik  aus  diesen  Ursprüngen 
möchte  ieh  aneh  die  ganz  unrationelle  geringe  Dicke  dea  rumi* 
toben  Ziegelniaterial»  zurückfiibren. 

Hiermit  ist  aber  wieder  einem  der  wicKtigaten  Beweiagrlinde 
Ueainge  gegen  den  Techniker   Vitruv  der  Boden  entzogen«  Λ 

OaHR  Vitruv     in   dem   Absokiiitt    über  Ziegelfabrikation    von 
PliniuB  benutzt  ist,  dagegen  können  auch  die  kleinen  Abweicliungen, 
die  Uaeing  mit  Oebmieben  bter    oonetatirt.  nicht  beweisend  aein. 
Ob   bei   Pllmuf^  aedis  Jovis   et  HerouliK  nach   Vitruv  zu  ec h reiben  | 
iet  oder  umgekehrt   bei   Vitrav   in  aedibuR  Jovia  et  HercuHa,  dnal 
ISfet  aich   utcht  entaeheiden.      Et  Mevantae  ist  nur  Conjectur  iroft  | 
cod.  B.,    für  die.    da    die    anderen   Handachriften    eum   aevaginat 
haben,   andere  Conjecluren,  z.  B.    acvi   magni  oder  ex  aevo  ma| 
oder  dergl.  (rf.   Vitr.  vetustiim),  vielleicht  berechtigter  sind. 

Im    ^ϊ*>.    Buche    scheidet  natürlich     §  47    au»    der  Zahl    deF' 
Eicerpte   aus,  da  Vitruv  dem   Index   nach  erst  gegen  den  Hchluat  j 
des  Buchee  benutzt  tat  und   4ttY  ganze  §  47  ^anz  wohl  eine  aelb*  I 
ständige  Notiz    von    PliniuR    au«    der  Erinnerung    »ein   kann,    zu 
der  er  eventuell  die  Jahreszahl   in   irgend    einem   chronologiechen 
Werke  nachschlug.    Dagegen  iat  von  §  176  ab  ohne  Zweifel  Vitrnv 
benutzt,   denn  die  Abweichungen^  die  Pliniufi  hiit,   laf^een  «ich   ganz 
ungezwungen   durch  die  veriinderte  Stellung  erklären^  die  der  Tuff 
ab  Baumaterial  inzwiecheit  erhallen  hatte,  der  eigentlich  nur  noch 
im   Reticulat  und    in   Fundament- unterbauten   Verwendung    findet, 
während  ihn  aua  den  Pfeilern  der  Travertin  und  das  Ziegelmauar- 
werk  verdrängt   hatten.     Deshalb    länat  Pliniua  die  achlechteeten 
localen  TufTnorten,    die   Rubrae  und  PalleneeB,   ganz  fort  und   er- 
wähnt  von   den  anderen   nur  die  Hauplarten. 

Der  Stein  von  Htatonia  ist  nach  den   im  Muaeo  archeologioo 
zu   Florenz    befindlichen  Sculpturen  zu    urtheilen    ein  ganz  heller  i 


ι- 


Ueber  den  Verffteaer  der  X  libri  de  Arohtteoiura 


39 


Kalkstein,  der  BcblechterdiögB  nicht  mit  dera  Albanereteiiii  dem 
Feperiiii  »ondern  nur  mit  dem  Traverti«  au  vergleicben  iet; 
wer  hier  das  Vereehen  verurRftcbt  hat,  Vitruv  uelbst  oder  der 
Scbreiber^  das  dürfte  schwer  zu  entecheiden  Bein.  Möglich  wäre 
es,  daBs  Albariae  au*^  Tiburtitiae  durch  Uebersc"hreii>en  von  albae 
entstanden  ist,  sodase  alßo  z«  schreiben  wäre  colore  quemad- 
modum  Tiburtinae  albfte.  Liegt  aber  ein  Versehen  von  Seiten 
VitruvB  vor,  Bo  war  ef*  für  Pliiiiuf  nicht  unmiigtich,  diesee  Ver- 
sehen zu  beriohttgen. 

Was  Plinius  ξ  170  vom  lapift  dubiue  eagt,  iet  bei  Vitruv 
nicht  auf  alle  Steine  überhaupt  aungedehnt,  wie  ÜBsing  be- 
hauptet, sondern  wird  auBdrtieklich  nur  von  den  «chl echten  lo- 
kalen Tufl'arten,  epedeli  den  Knbrae  und  PalleuFee,  g^BÄgt  Wae 
Useing  hier  mag  gelesen  haben,  weise  ich  nicht;  noch  unver- 
ständlicher aber  iRt  Reine  Behandlung  v.  Plin.  36,  173.  Vitruv  VllI 
14  —  15.  Der  PaBBus  beginnt  bei  Vitruv  mit  den  Worten:  ein 
autem  kca  dura  enint  aut  niminm  venae  penitue  tueriut^  tunc 
eigninis  operibu»  ex  teotis  aut  BuperioribuR  loci»  exdpiendae  eunt 
ropiae,  Dbäu  «t'hreibt  Usiiiug  Folgende« r  Aber  er  (Vitruv)  epricht 
nicht  von  Cistemen,  welche  er  überhaupt  nicht  kennt,  sondern 
von  Brunnengraben,  Es  eind  Bntnnenwände  und  Böden,  welche 
er  mit  dem  erwähnten  Cementmauerwerk  bekleidet»  das  er  opue 
signinum  nennt.  Nachdem  er  dies  eo  gut  wie  er  ee  gewohnt 
ist  beschrieben  hat,  da  bjit  er  rein  vergeesen^  worüber  er  ge- 
sprochen hat,  und  während  Püniue  von  Ciaternen  sagt,  wie  ee 
ganz  richtig  ist,  uttliuB  geminae  eaae  ut  in  priore  vitia  conetdant 
atque  per  eolum  in  proximam  traneeat  pura  aqua,  echreihtVitmy 
§  15  gedankenlos (V):  ea  (was?)  fli  duplicia  aut  triplicia  facta 
faerint  uti  percolationtbuf^  tranenuitari  poeeint,  multo  Balubriorem 
et  euaviorem   Hquae   uhuui    efficient  etü. 

Diese  Behauptungen  sind  geradeKU  ungeheuerlich  uud  man 
kann  nur  annehmen,  daBB  tTe&ing  dieselben  Diedergeeohrieben 
hat,  ohne  den  Vilruvlext  selbst  einzusehen,  denn  wer  den  oben 
angeführten  Satz  vor  Augen  hat,  kann  unmöglich  behauplen, 
dass  hier  nicht  von  CiBternen  die  Rede  sei.  Der  ganze  Zu- 
sammenhang vun  Capitel  12 — 15  ist  folgender:  Da  wo  keine 
Unellen  vorhanden,  ans  denen  man  das  Waeser  zur  i^tadt  leiten 
kann,  da  muss  man  andere  Wege  der  Waeeervereorgung  ein- 
schlagen. Einmal  kann  man  Brunnen  graben  (natürlicherweise 
in  der  Stadt  seibst).  Hierbei  ist  Vorsicht  geboten,  wegen  der 
(namentlich    in    der  Canipagna    so    häutig    auftretenden J    giftigen 


10 


>€greriDf 


Bnifinengase  (KohleiiPÜnre,  Sumpfgai).  Hat  man  aber  den  Brunnen- 
ecbacbt  fertig,  so  mauere  man  ihn  mit  iinverbtindenfim  Matierwerk 
aas.  Wenn  jetioch  der  Bo<ien  zu  bart  ht  (oder  die  Gegend,  in 
der  die  Stadt  liegt,  zn  arm  an  Gnindwafmer)  (und  man  alao  am 
dieeen  Gründen  keine  Brunnen  anlegen  kann),  f>o  nelinie  met»,  ^ 
itim  altimum  refuginm  Peine  Zuflucht,  zum  CiBternenbau.  oder,  «ie  ^ 
Vitmv  eioll  auedrliclct,  dann  muHs  man  Begenwaeeer  von  den 
Dftcberi)  oder  böber  gelegenen  Punkten  ber  in  »ignini«  operibiie 
auffangen.  Der  Satz  ea  autein  —  efficient  iit  epracbliob  unge- 
Bcbickt,  eacblicb  aber  durchaus  ricbtig.  uti  pereolationibus  trana- 
miitari  pcmaint  bezieht  eich  nur  auf  Iriplicia.  Der  Satz  müaete 
genauer  alao  eigentitcb  fo1genderma§een  lauten :  Ka  autem  0I 
dnptieia  facta  fuerint  (ant  triplicia  uti  percnlalionihue  tTntiama- 
tari  pOBf*int^  irnilto  aaiubrioTeni  etc.  Gedankenlue  iet  da«  durcb- 
auB  nicht,  aber  eelbetveretändlich  ganx  etwas  anderes,  al»  wae 
FJiniua  aagt,  oder  beeaer  gesagt,  ee  int  mehr  a]e  Pliniui  gieht. 
Dem  Plinianiftchen  Satze:  ut  in  priore  considant  atque  per  eoltitn 
in  proximura  transeat  pura  aqua  entaprirht  «acblicb  bei  Vitruv 
erst  der  >^atz:  ttmne  enim  cum  habnerit  quo  eubaidat,  limpidior 
ilet  et  eine  odoribue  conRcrrabit  üaporem.  Die  Anlagen,  von  denen 
hier  aber  geeprochen  wird,  sind,  um  keinen  Irrtbnm  aufkommen 
zu  laasen^  nicht  etwa  aln  FilterbagRiuM  in  modernem  Sinne  auf- 
zufaseen,  »oudern  Kbirbaaeinfi,  in  denen  eich  die  Sinketoffe  ab• 
setzen.  Auch  bandelt  es  sich  bei  Vitruv  nicht  um  die  Anlage 
von  drei  eolclien  BasBins  btiiterelnanderi  eondem  um  zwei  neben- 
einander  liegende  KlärbaseinH  hinter  dem  einen  Schöpf baaBin^  damit 
man  die  ersteren  ah  wechselnd  reinigen  könne.  Da«  tranenmtari 
wird  hei  Vitruv  nur  intransitiv  verwendet,  uti  percolationibue 
tranamutari  poRnint  ist  also  zu  übereetzen:  damit  man  mit  den 
KlärbasBinR  abwecbReln  könne. 

Van  beeonderer  Schwierigkeit  ist  die  Frage  nach  der  Stnck- 
bearbeitung;  Vitn  VU  3,5  PÜnias  §  176  und  mit  ihm  überein- 
itinimend  die  Epirome  §  22  und  Palladius  I  15  reden  nur  von 
2  8chicliteTi  Marmoretuck  über  den  drei  SandmörtelBchichten,  Vi- 
truv dagegen  scheint  auch  drei  Stuckschichten  zu  verlangen.  Gs 
scheint  deshalb  zunächst,  als  ob  hier  wirklich  Plinius  auf  eine 
andere  Quelle  als  Vitruv  zurückginge;  auf  dieselbe  Quelle  muteten 
dann  aber  auch  die  Epitome  und  Palladius  über  Vitruv  hinweg 
zurückgreifen.  Das  letztere  let  aber  doch  durchaus  unwahrschein- 
lioh,  zumal  die  wörtliobe  Uebereinetimmung  zwischen  der  Epitom• 


Oebv  den  Verfasser  der  X  libri  de  Arebitecttira 


11 


und  Pakdiue  einerseitB  und  Yitnav  anderieite  bis   auf  den   glatt 
heraus  zu  schneidenden  Zusatz  vollständig  i«t. 

Epitoine:  inareRcente  inductione  alterum  coriiim 

Pallad  ins:  grani  marmorisind  actio  cum  sicoari  iuceperit,  aliud  corium 

Vitruv:  inareecente  inductioue  alterum  corium  mediocre 

Epitome: 

Palladius : 

Vitmv:  [dirigatur,    Id  cum  subaotum  faerit  et  betie  fnoatuml 

Epitome:  Bubtiliue  inducatnr, 

Paltadiua:  eubtiHus  oportet  imponi 

Vitruv:  subtil iue  induoatur. 

Man  würde  ja  dem  Epitomator  Faventin,  der  doob  von  der 
Saebe  selbet  etwan  A^ersteben  musste,  vielleiclit  eine  eolcbe  Ver- 
einfaclning  zutrauen  können,  aber  daon  wäre  es  docb  wunderbar, 
duBB  diese  saehliebe  Verein Tacbnng  atiliBtiscb  durcb  einen  soleb 
glatten  Schiiitt  ausgeführt  if»t.  i^o  ißt  ee  mir  denn  nicht  zweifel- 
baftj  dasfi  hier  im  Vitruvtext  von  unberufener  Hand  ein  EinBcbub 
gemacht  worden  i»t,  und  zwar  glaube  icb  auch  die  Veranlassung 
dazu  nachweisen  zu  können.  Die  Verbindung  et  item  zumal  in  der 
Bedeutung  et  toÜdem  ist  verdiiditig,  ple  kommt  eonst  nur  einmal 
125^  vor  und  dürfte  auch  dort  ecbwerlioL•  richtig  seiui  vielmehr 
etiam  dafür  einzusetzen  oder  et  zu  atreiehen  sein.  An  der  hier  zu 
erörternden  Stelle  jedoch  scheint  das  Compendium  von  item  aus 
dem  Zahlzeichen  II  =  dnobua  verlesen  und  dadurch  dann  die  Inter- 
polation veranlaßfit  zu  sein.  Dazu  kt>mnien  ferner  noch  verschie- 
dene Bedenken  aus  dem  eingeschobenen  Satze  selbst.  Zunächst 
mediocre  für  mittelstark,  während  es  sonst  gering  heiset,  dann  der 
Bedeutungßwechse!  von  subigere^  das  kurz  vorher  von  der  Bearbei- 
tung der  Stuckmaese  in  der  Mörtelpfanne,  hier  dagegen  von  dem 
Auftragen  und  dem  Glattstreichen  auf  der  Wandfläche  gesagt  wird. 

Ich  muss  noch  einige  Worte  ilher  die  Benutzung  Vitruvs 
durch  Pliniiis  im  36,  Buche  überhaupt  hinzufügen.  Die  Be- 
nutzung Vitruvs  beginnt  mit  §  166  und  reicht  bis  §  188  und  ist 
nur  durch  reinlich  auszuscheidende  Zusätze  erweitert 

Zunächst  tragen,  wie  gesagt,  die  EingangssUtie  der  verän- 
derten Stellong  Rechnung,  die  der  Tuff  als  Baumaterial  inzwischen 
erhalten  hat,  dann  folgt  §  lfi7— 168  eine  Auswahl  uns  den  von 
Vitruv  angeführten  Gesteinssorten,  zu  denen  aui  Schlüsse  Plinius 
einige  andere  hinzufügt.  §  170  folgt  die  Vorschrift  über  die  Wet- 
terprobe der  icblechtereu' Gesteiosarten. 


42 


D  6  g  e  r  i  ti  g 


Mit  §  171  beginnt  eiB  neues  Kapitel  Iber  die  Verbände  — 
§  172»  i3a8  obre  Frage  au«  Vitniv  entnommen  iet. 

§  173  behandelt  die  Anlage  von  Cieternen.  Die  Stellung 
dieses  CapiteU  zum  vorigen  läeat  sieb  nur  erklären,  wenn  maa 
anninirat,  dasR  hier  r^in  Citat  auf  jeden  Fall  angebracht  werden  §oU, 
das  der  Zettelkaeten  eben  nach  enthält«  Der  §  174  ist  aub 
lauter  Stückchen  zueammengeaetst;  eine  Bemerkung  aus  Cato,  eine 
Reminiscenz  aui»  Vilruv,  noch  dazu  nicht  einmal  ganz  richtig,  der 
folgende  Satz  wieder  anderswoher  und  endlich  zum  Schlnsa  ein 
Satz  auB  einera   Mirabilienechreiber* 

§  175  ist  wiederum  aoH  Vitruv.  §17*)  iat  wohl  eigene  Zu- 
that»  i§  177  wieder  Vitruv  bis  auf  die  Wundergeachichte  vom  Crocua. 

§  17B  und  119  aue  Vitruv,  anagenommen  der  letzte  S^tz, 
alles  aber  offenbar  mehr  ala  Leeefriicbte,  denn  als  ordentliebü 
Citate  übernommen, 

tj  180  stammt  aus  einer  mediciuiBchen  Schrift^  ebenso  181. 
§  182  und  183  Rind  anecheiuend  einer  grieehiRchen  ^Quelle  ent- 
nommen und  der  Selbelmord  deii  Proculejys  wohl  wieder  eine 
Znthat  von  Pliniua  selbfit.  Woher  §  164  und  185  etammen  mtigeo 
entzieht  (*ich  der  eicheren  Benrtheilung,  vielleioht  künnte  mui 
hier  und  §  180,  181  au  Varro  denken.  Von  §  186  an  hh  188  in- 
clusive dagegen  ist  wieder  Vitrov  benutzt.  Dieser  giebt  di« 
Hauptmasse,  einiges  wΊΓd  den  veränderten  Zeitumetänden  naoli 
geündert,  anderen  hinzugefügt,  mancbee  ohne  eonderlich  zum 
Thema  in  Beziehung  zu  stehen.  Auch  in  der  Disposition  de« 
ganzen  Passus  ist  keine  irgendwie  verntinftige  Ordnung^  die  ein• 
zelnen  Notizen  sind  untereinander  kaum  harmonisch  verarbeitet| 
kurz  man  erhalt  ganz  den  Eindruck,  als  ob  hier  einmal  ein  Facb 
der  Notizeniiammlung  gründlich  anegeschlittelt  werden  sollte. 
Man  beachte  besonders,  an  wie  wenig  geeignetem  Platze  §  173 
und  §   17S— »79  stehen. 

Wir  gehen  nun  dazu  über,  dae  Verbältniaa  von  Vitruv  and 
Athenaeus  zu  untersnchen.  Wir  können  uns  liier  kürzer  ffisBen,  da 
das  Wesentliche,  namentlich  soweit  es  die  einzelnen  Abweichungen 
zwiechen  Athenaeus  und  Vitniv  betriift,  bereits  von  Thiel  gesagt 
ist  und  wir  uns  deshalb  darauf  hier  beschränken  können,  die 
Ein'wände  zu  entkräften,  die  ITseing  gegen  Thiels  Aneicht  vor- 
bringt, dass  beiden  eine  gemeinsame  Ünelle  vorgelegen  habe* 
Ob  dtepe  Quelle  Agesistratu«  gewesen  sei.  wie  Thiel  mit  groaser 
Wahrscheinlichkeit  behauptet,  das  mag  ab  nicht  absolut  sicher 
bewiesen  dahingestellt    sein ;    das»    aber    Vitruv    den    Atbenaeue 


Oeber  den  Verfusser  der  X  libri  de  Arcljii&ütura 


AB 


nicht  benutzt  haben  kann,  fiae  läest  eich  beweisen  und  ist,  wie 
^eeagt,  von  Thiel  bewieeen  worden  ^ 

Dae  was  Vitriiv  mebr  giebt  ala  Atbenaeust  aiod  nach 
UeeiDg  freilieb  aacb  hier  wieder  mÜBBige  Zasätze  und  unnötbige 
Cmecbreibiingen,  und  wo  AbweichuBgen  zwißcben  beiden  statt- 
iindeii,  da  ist  nacb  ilim  natiivlidierweise  Atbenaeus  im  Recht. 
Man  braucht  aber  nur  üinige  Punkte  der  Uasing^aohen  Beweie- 
fübrung  vorzunehmen,  am  ihre  ünbaltbarlieit  einzueeben. 

Vergleicht  man  echon  die  ersten  Paralleleteil en  Atbenaeus 
p,  9  ed.  WeBcher  mit  Vitrnv  X  19,  so  finden  eich  hier  Dißcre- 
pan^ent  welche  es  ganz  unmöglich  maclien  anzunehmen^  daes 
Atbenaeoft  die  Vorlage  VitruvH  sei,  da  Vitruv  durchgängig  .\u8* 
führ  lieberes  und  Besseres  bietet  ixU  Athenaeue,  dagegen  anderes 
übergeht,  das  ebenaowenip  Athenaeue  aue  eigenem  Wipeen  «einer 
Quelle  wird  zugeaetzt  haben. 

Athenaeue  läset  einige  Soldaten  der  Karthager,  als  sie  sich 
an  den  Demolirunggarbeiten  des  Forts  ann  Mangel  an  Werkzeug 
nicht  betheiligen  können,  die  Erlindung  der  Handramme  machen, 
aber  er  läset  sie  mit  einigen  Stöseen  mit  Leichtigkeit  die  Mauer 
auf  eine  weite  Strecke  hin  niederlegen.  Bei  Vitruv  dagegen  fehlt 
es  den  Karthagern  insgeeammt  an  den  nöthigen  Werkzengeii, 
aber  die  Demolirung  seihet  wird  vielmehr  den  Thatsachen  ent- 
sprechend Bu  geschildert,  dasa  die  Karthager  mit  den  Kamm- 
bäümen  von  oben  beginnend  eine  Quaderreihe  der  Mauer  nach 
der  andern  herab  werfen.  Der  Zusatz  ec  ratione  bei  Vitruv  mag 
ale  überflüssig  gelten,  aber  das  Bild  Vitra vs  vom  freihängenden 
Wagebalken  iet  für  die  Schweberamme  bei  weitem  angemessener, 
ale  das  des  Athenaeue  vom  Jochbalken,  der  doch  an  der  Deichsel 
im  Mittelpunkte  fest  eaes,  alea  gar  die  Bewegung  nicht  aus- 
führen konnte,  die  zu  dem  Vergleich  den  Anlans  gab.  Nun 
vollends  das  Folgende.  Ob  der  Geras  ein  Calchedonier  oder  ein 
Carchedonier  war*  ist  an  eich  gleichgiltig,  aber  unwahrscheiniich 
iet  ee»  dasR  Vitruv  ohne  Grund  das  Caruhedon  seiner  Quelle  in 
Calchedon  änderte,  während  für  AthenaeuR  die  Veranlassung  einer 
Aenderung  in  umgekehrter  Weise  in  dem  zweimal  voraufgehen- 
den Carchedon  allerdings  vorhanden  war.  Sachlich  ist  eodanii 
nur  das,  wae  Vitruv  über  die  Maschine  des  Geras  sagt,  ver» 
etändig;  ein  Ding  wie  dae  von  Athenaeue  beechriebene  mueste 
beim    ersten    Htoee    gegen    die    Mauer   auseinanderfliegen.     Aber 


Thiel  aaO,  p.  279  ff. 


44  Degering 

nicht  allein  dienefl  beweiRt,  daeB  ee  nicht  Vitrav  int,  der  Keine 
Vorlage  geändert  hat,  sondern  noch  vielmehr  der  Umstand,  das« 
das,  was  nun  auf  diesen  Passus  folgt :  Γήρας  b€  πρώτος  ό  €ύρών 
6ιά  τήν  βραδύτητα  χελώνην  προςηγόρευσεν  =  Ideo  autem  quod 
tardos  oonatus  habuerat,  testudinem  arietariam  appellare  coepit 
sachlich  wohl  zu  der  Vitruv^schen  Fassung  des  vorhergehenden 
passt,  aber  keinesfalls  zu  der  des  Athenaeus.  Was  soll  man 
sich  denn  darunter  vorstellen,  dass  eine  solche  Maschinerie,  wie 
sie  Athenaeas  beschreibt  und  welche  doch  nur  durch  die  schnelle 
Bewegung  auf  ihren  Rädern  und  den  daraus  resultirenden  heftigen 
StosR  wirken  konnte,  wegen  der  Langsamkeit,  mit  der  sie  vor- 
wärts zu  bringen  war,  bia  τήν  βραδύτητα  χελώνη  =  testado 
benannt  wurde.  Liess  sich  eine  solche  Maschine  nicht  kräftig, 
dh.  schnell  Verstössen,  so  war  sie  doch  eben  unbrauchbar.  Bei 
Vitruv  dagepren  i«t  alles  in  Ordnung.  Hier  ist  die  Maschine  ein 
nur  schwerfällig  auf  Rädern  fortzubewegendes  grösseres  Bau- 
Averk,  dessen  zerstörende  Wirksamkeit  aber  von  dieser  Schwer- 
fälligkeit der  eigenen  Fortbewe^'ung  nicht  abhängt,  und  so  ist 
hierfür  der  Name  testudo  arietaria,  dem  im  griechischen  Original 
eine  gleiche  Doppelbezeirhnung  κριοφόρος  χελώνη  entsprochen 
haben  wird,  durchaus  am   Platze. 

Wenn  Ussing  S.  124  Vitruv  die  Unachtsamkeit  vorwirft, 
dass  er  das  griechische  Mindestmass,  wie  es  bei  Athenaeni 
steht,  έτΓταδάκτυλα  mit  semipedalia  übersetze,  so  wirkt  es 
erheiternd,  dass  er  selbst  in  demselben  Satze  semipedalia  mit 
sechsfingerbreit  übersetzt,  und  dnnn  kurz  darauf  übersieht,  daee 
im  Folgenden  bei  A^itruv  semipedalia  für  εΙς  IE  οακτύλους 
(Τυναγόμενα  bei  Athenaeus  eintritt.  Ussing  scheint  also  den 
griechisch-römischen  Fuss  in  12  Daktylen  und  Digiten  einzn- 
theilen.  Wer  aber  von  beiden  die  richtigen  Masse  hat,  kann 
meiner  Ansicht  nach  gar  nicht  zweifelhaft  sein;  die  runden 
Massangaben  Vitruvs  zeugen  durchaus  für  den  Praktiker,  die 
Athenaeischen,  scheinbar  so  minutiös  genauen  Varianten  dagegen 
verratben  den  philosophischen  Klüngel.  Zu  Athen,  p.  15  *Ήμ€Ϊς 
b'  έγράψαμεν  πρώτον  χβλώνης  χιυστρίοος  κατασκευήν,  εΤτο 
τών  δλλιυν  μηχανημάτων.  \^itr.  Χ  11».  8  Quae  sunt  ab  Diade 
de  macbinis  scripta  quibuK  niiit  comparationibus  exposui ;  nunc 
quemadmodum  a  praeceptoribus  anrepi  et  utilia  mihi  videntur 
exponani.  sagt  Ußsincr:  Athenaeus  forlader  nu  Diades,  og  Vitruv 
naturligvis  ligesaa,  skgondt  ban  aldrig  har  set  ham;  men  derfor 
forlader    han    ikke  Athenaeus.     Denne    angiver    i    des   Folgende 


Ueber  den  Verfaiaer  der  X  libri  de  Archit«ctura 


45 


Philon  fra  Athen  eoin  ein  Kilde,  Yitriiv  angiver  ktiii  eine  prae• 
ceptorea«  loh  depkei  siebt  man  vom  letzten  Satze  ab,  so  braucht 
man  nur  für  Vitruv  Atbejiaeus  und  für  Atbenaeus  Ageeiatratos 
einzusetzen,  um  etwas  Riclitigea  heraus  zu  bekommen,  denn  das 
wenigatens  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dase  bis  hierher 
und  im  Naehfolgenden  Athenaeus  völlig  anf  Agesistratus  und 
nicht  etwa  eelbst&ndig  auf  Dittdes  und  Philo  zurückgeht  Athen, 
p.  IM  stelle  ich  folgenderraaaasrin  her:  Τουτο  τό  κατασκεύασμα 
φησι  Φίλυυν  ό  'Αθηναίος  χρήσιμον  eivai  ττρός  le  τάς  τινομ€- 
νας  €ίς  ιήν  ττροσατυυγήν  τών  μηχανημάτων  τταρό5ους  και 
τάς  παρεκτάσεις  τιΐιν  *σταιΜίυν  και  τάς  σογχώσεις  κτλ. 

leb  will  nur  noch  eine  Probe  der  ÜRsing'scben  Kritik  he* 
leucbten.  Athen.  19/20.  Τό  της  όρυκτρίί)ος  χελώνης  τ^νος  τα 
μέν  δλλα  τταρατιλησίυυς  τοις  πρότερον  ψκονόμηται,  την  6έ  έμ- 
προσθεν όρθήν  ^χει  ττροσαγοίγήν,  οπα»ς  προσελθοΟσα  προς  τό 
τεϊχος  άπαρτίση  αύτψ  και  μη  παρεισπίπτη  άπό  του  τείχους  τα 
άφιεμενα  β^λη,  άλλ'  ασφαλώς  οΐ  υτΓορύττοντ€ς  έν  αύτη  οντες 
έρτ άγονται  .  .  Vitruv  Χ.  Ui.  21.  Quae  auteni  teBtudinea  ad 
fodiendum  comparanlur  —  όρυγες  graece  diountur  —  cetera  omnia 
babent  uti  flupra  scriptum  eat,  frotitee  vero  earum  fiunt  quemad- 
modum  anguli  trigoniorum  uti  a  muro  tela  cum  in  eas  mit- 
tantur  non  plania  frontibne  excipiant  plagae  eed  ab  lateribue  la- 
bentesi  sine  pericutoque  fodientee  qui  intua  sunt  lueantur.  Ua- 
aing  sagt  dazu;  Her  fortaeller  Overeaetteren,  at  denne  Maskine^ 
ßom  Athenaeoa  kalder  όρυκτρις  χελώνη,  paa  Graesk  bedder  öpuE, 
bvilket  vel  kan  vaere  nioligt.  Men  naar  han  i  Stetlet  for  Athe- 
naeos  όρθήν  saetter  quemadniodnni  anguli  trigüuiorum  er  dette 
mig  aidelea  uforetaaeligt,  Skal  Maakinen  elutt^^  iaet  til  Mnrfladen 
(άπαρτίί^ειν},  kan  dens  Front  ikke  vaere  Spidaen  af  en  Triangel, 
Wie  ist  es  nur  möglich  bier  den  Attenaeus  als  Vorlage  des 
Vitruv  anzunebmen  ?  Soll  man  jemandem,  der  ein  Werk  von  10 
Buohern  hauptsächlich  aue  griechischen  Uuellen  anaeehreibt,  ao 
geringe  Kenntnisae  der  griechiscben  Sprache  zutrauen,  daaa  er 
einen  «o  einfachen  Satz,  wie  den  vorliegenden  nicht  entaprechend 
hätte  übersetzen  können.  Ich  aollte  meinen,  der  Gedanke  daran 
aoUte  niemanden  ernstlich  einfallen.  Dae  was  Vitruv  giebt,  ist 
mit  dem  was  bei  Athenaens  steht  eaohlich  ganz  unvereinbar; 
aber  die  enge  formale  Verwandtschaft  der  Perioden  weist  ebenao 
zwingend  auf  eine  genieinaame  Grundlage.  Den  SchlüRsel  bietet 
uns  aber  der  Anonymus  oder  Hero  von  Byzanz  bei  Weacher  p.  214. 

üier  heieat  ea;    ταύτας  bk    (χελώνας  όρυκτρίοας)    ή    öip- 


m 


»  e  g  c  r  1  VI  (Γ 


ρυτους  €ΐναι  καΐ  κατά  πρόςαιπον  σκ€πομ^νας  προσάγεσθαι 
και  προσ€ΤΤ^ίΐ6ΐν  τψ  τείχει,  ή  μονοιττ€ρους  οτη0θ€  μέν  κατα- 
φέρεις, κατά  hk  πρόσυυπον  τετραγώνους»  και  ^κ  πλαγίων  τρα- 
ΤΓ€ΐθ£ώ€Ϊς  ώς  τριγώνους.  Wescber  giebt  zu  dieser  Stelle  an: 
Appollodor.  p.  H3.  L  β — 9.  8clilügt  luati  aber  die  betreffende 
Stelle  nacb^  so  wird  man  bald  finden,  da»»  dieie  BeziehoDg 
auch  eacbijob  nur  aiim  Tbeil  zutrifft,  während  sie  dem  Ausdrucke 
nacb  gar  nicht  «fo  eng  iet,  wie  das  gewöbnlich  zwiRoben  dem  Ano- 
nymue  und  seioen  tiuellen  sB.  kurjs  darauf  der  Fall  ist.  Es  ist 
also  zweifeUcs  hier  eine  andere  Quelle  mit  herangezogeu,  wo 
von  2  Arten  von  Oryktriden  die  Rede  war,  von  denen  die  eine, 
und  das  i^t  der  epringeode  Punkt,  zu  der  Beschreibung  Vitruvs 
paKBt,  Diese  Quelle  kann  der  Lage  der  Sache  nach  wohl  imr 
die  Hauptqaelle  de8  Anonyiiiuf*.  Atbenaeu«,  gewesen  Hein  bei 
dem  wir  den  Paeeue  beute  nicht  mehr  lesen.  Es  führt  uns 
also  die  Analjse  auf  die  meines  Wissens  noch  nicht  so  strikt 
nachgewiesene  Thatsacbe,  dass  das  unx  vorliegende  ßticb  de« 
Atbenaeuiä  nicht  in  seiner  ursprünglichen  (iesta!t,  sondern  nur  in 
einer  Bearbeitung  auf  uns  gekommen  ist.  Dm  wird  %B,  auch 
durch  folgende  Stelle  schlagend  bewiesen: 

Vitrnv.  Anonym, 

Ariea  aiitem  eiut  ha-  Ol  ΤΓ€ρΓΗγήτορα  . .  . 

Imerat      longitudinem       κρών    ττηχϋϋν     εκατόν 

pedum  CIV.  liititudine      βίκοσι  κατά  μήκος  έττοί- 

τη     iiTio     palmipedali,       ουν,     ^κ     bi    ιττέρνης 

κατά    μέν    πάχος    ιτο- 

δίαϊον,   €ίς  οέ    πλάτος 

παλαιστών  π^ντε'  έπΙ 

bi  τό  f  μπροσθΕν  άκρον 

συνήγον  αυτόν  €ίς  πλά- 
τος ποδιαΐον  καϊ  πάχος 

τριπάλαιστον. 

Wie  man  sieht  stimmt  hier  Vitruv,  abgesehen  von  der 
Länge  Β  angäbe,  genau  mit  dem  Anonymus  gegen  Atbenaeus,  ein 
Verhältnise,  das  ganz  unerklärbar  ist  ohne  die  Annahme,  dase 
dem  Anonymus  der  Athenaeue  in  anderer  Gestalt  vorgelegen 
haben  muse,  als  wir  ihn  jetzt  lesen.  Helbstverständlicb  bin  iob 
nicht  der  Ansicbt  dass  diese  Bearbeitung  das  Original  wesent- 
lich verändert  hat.  Form  und  Stoff  sind  in  der  Hauptsache  un- 
verändert geblieben  und  die  A^nderungen  rein  redactionelle  oder 
durch  eingetretene  bandschriftlicbe  Corruptelen  bedingte  Con- 
jecturen.     Die  Zeit  frage  der  Autorscbaft  wird    dadurch  in  keiner 


crassitudine  pedali, 
contractu  a  capite  in 
latitudine  pedis,  cras- 
liitiidine  S^ 


Ath«in. 
ToO  bi  KptoO  t6  αύμ* 
παν    tttvetai     μήκος 

πήχ€ΐς  ρκ.  ίκ  δέ  ητίρ- 
νης  πάχος  μέν  πο5ϋ&ν 
β.  πλάτος  bi  π^ντ€ 
παλαιστών  ■  ύς  άκρον 
hi  συνί^κται  αότοΟ  τΑ 
μέν  πάχος  ποΟιαΙον,  τό 
bi  πλάτος  τριπαλαι- 
στιαίον. 


υ  eher  den  Verfaei^er  der  X  libri  de  Arcliitectur» 

Weise  berülirt  und  es  bleibt  iler  DieU'scbe  Ansatz  nnangefochlen 
l>eiit*'beii  und  damit  natilrlicb  aücb  die  ganze  Frage  des  Verhält- 
tiiese«  zwiKcbeii  Vitruv  und  Atbenaeup.  Die  Metbodik  Jer  Kritik 
Ueftings  in  diesem  Falle  ist  übrigens  der  bezägHcb  des  Verliäk- 
niÄses  von  Pliniue  zu  Vitruv  verweDdeten  diametral  entgegen- 
gesetzt. Genügten  bier  ganz  kleine  Abweicbungen,  kurze  Zu- 
sHtze  und  drgl.  als  Beweise,  dass  Plinius  den  Vitruv  nicht  benutzt 
habe,  so  genügen  dort  selbst  die  grössten  und  unvereinbarsten 
Wiilersprürbe  nicht,  seine  Ansicht  zu  erscbiiltern,  da«»  Vitruv 
den  Atbenaens  ausgeschrieben  habe. 

Zum  Beschlüsse  des  ersten  Theiles  meiner  üntersucbnngen 
füge  ich  noch  einige  Verbessern ngs vorschlage  zu  Vitruv  und 
Athenaeus  an: 

Vilr.  27 Τ ^   10  ^  Possunt  autem  si  opus  fuerit  eae  macbinae 

ex  VUl  rotie  esse  sed  ad  loci  naturam  *uti  (ita  GH)  opus  fuerit 

temperatiie;    vergl.    Athen.   "Αυτη    6έ    γένοιτ'  fiv   όκτάτροχος  f\ 

χ€λώνη  *    άΧλά  τοιαύτα    μηχανήματα    ίί^στι  μεταΟκευάΖειν  τώ 

tcxvitij  έμβλ€ττοντι  £ΐς  τους  τόκους  τών  προςατωγών. 

Β  Vitr.   270,   11.    Item    babuerar  proiectura    eins    ex    tabulis 

"  *epibathram   (arcara  codd.)  oompactam    et    conÜxani  'intra    (inqua 

coddj    rudentibus    maioribus   extentis    e,  q.  s.    arcam    aus  atram 

^^i>t  fieet  von  epib atram. 

Vitr»  260,  10.  Uaqoe  bis  praescTiptionibus  ei  qui  attendere 
yoluerit  <et)  ex  varietate  earum  eligendo  unam  in  coraporationem 
conferre.  etc. 

Athenaeus   §  25  ist    der  übrigens  bei  Vitruv  und  dem   Ano- 

yraus    fehlende    Satz,   der   also    möglicherweise    erst  der  Znsatz 

des  Bearbeiters  uU    wohl  folgen  denn  aase  η    herznetetlen:    ^χει   bk 

:oi  παρα^ερματα  (codd.    ιταραΟΕίτματα)  iE  έκατΐρου  μέρους  ό 

ίκριός»  έπ   eibei  (codd.  έττειίϊή;  [laj  ταϊς  κάσαις  παραιτλήσια. 

(Forte,  folgtj 
Bonn.  Degering. 


ZWEI  ALTE  TERENZPROBLEME 


I. 

Ueber  den  Prolog  zum  Heautontimorumenoe  hat 
sieh  eine  Fülle  von  Erklärungen  und  Vermuthungen  ergoseen, 
leider  mit  sebr  geringem  Ertrag.  Wiederbolt  wurde  Alles  durch- 
einander geworfen,  wie  wir  ee  auch  in  den  beiden  handlicheten 
Ausgaben  von  Dziatzko  und  Fleckeisen  vor  Augen  sehen.  Dem 
gegenüber  haben  die  beiden  neuesten  Besprechungen  von  Leo 
und  Skutsch  mit  Recht  sich  des  Bestandes  und  der  Folge  der 
Ueberliefening  angenommen.'  Trotzdem  die  Frage  noch  wieder 
in  möglichster  Kürze  aufzunehmen,  bin  ich  durch  einen  ähnlichen 
umstand  veranlasst,  wie  Skutsch  (Philol.  LIX  [N.  F.  XIII] 
p.  1  if.),  dass  nämlich  meine  von  Schanz  Rom.  Litteratargeacb. 
Ρ  ρ.  81  mitgetheilte  und  bedingt  gebilligte  Ansicht  wohl  erst 
durch  etwas  eingehendere  Begründung  zu  allgemeinerer  Erwä- 
gung und  hoffentlich  zur  Anerkennung  kommen  dürfte. 

Nicht  aufzuhalten  brauche  ich  mich  bei  den  viel  miüshan- 
delten  Worten: 

Ex  integra  graeca  integram  comoediam, 
da  endlich  auch  Andere  auf  die  älteste  und  einfachste  Erklärung 
des  Bembinusscholions    zurückgekommen    sind.     Wenn    aber    aoe 
dem  noch  viel  mehr  misshandelten   Verse  6: 

Duplex  quae  ex  argumento  factast  simplici 
Skutsch  wieder  eine  sichere  Bestätigung  für  die  Annahme  der 
Contamination  des  Stückes  entnehmen  zu  können  glaubt,  so  ist 
bei  dieser  Erklärung,  wie  bei  anderen,  der  Wechsel  des  Aue- 
drucks nicht  berücksichtigt:  es  heisst  weder  'duplex  quod  ex  ar- 
gumento factumst  simplici  noch  'duplex  quae  factast  ex  simplici*; 
und  gerade  dieser  Wechsel,  sowie  die  mannigfachen  Anstösse  bei 
den  bisherigen  Erklärungsversuchen,  haben  mich  darauf  gebracht, 
dem  Worte  duplex  hier  denselben  Sinn  zu  vindicieren,  den  das 
griechische  διπλούς  bisweilen  hat,    der  bei  Catull  in  der  duplex 


Zwei  alte  Terensprobleme 


49 


I 

I 

I 


I 


AmathusUt^  bei  Horaz  in  dem  duplex  ülixes^  und  m  dem  Verae 
dee  Ovid  Am,  I  12,  27  deutlich  vorliegt  and  der  tlurch  die, 
ßicher  auf  einen  arcliaiBehen  SchriftetelJer  zurückgelieiide  Gloe&e 
des  Placidus  alfrißkem:  duplicemf  dolosum  noch  eine  weitere 
BeBtätiguDg,  durch  das  Sytionynmm  wie  durch  ά^Β  Interpreta- 
men t»  gewonnen  hat.  Dann  sagt  aber  der  Vers  über  Terenz 
und  eeine  Ueberaetzung  gar  nicbte  aus,  sondern  enthält  viel* 
mehr  ein  Urtheil  dee  Terenz  über  dai  Origiualetüek  des  Menander 
(ähnlich  wie  im  Aiidriaprolog  v,  10  — 12),  nämlicb  dase  e§  trotz 
dee  eiutiichen  Hujet»  nicht  eimpel  Bei,  de»  Dichters  Grewandtheit 
offenbart  ■. 


t  Die  Einwände  und  der  andere  —  nicht  neue  —  Erklarting^Ä- 
verßiich  von  Goldbacber  (in  den  Wiener  Studien  XX,  ISÜti,  p.  277  f.) 
scheitern  »ohon  —  aber  nicht  allein  —  an  der  Beziehung  der  Worte 
'nee  cursui  dupHcis  per  mare  ülixei'  auf  den  Anfang  der  Odyssee, 
welche  dorck  die  gleiche  Beziehung  der  vorhergehendeti  Worte  auf 
den  Anfang  der  Dias  und  die  Xothwendigktfit  dieser  Form  des  echt 
antiken  Citates  für  da»  Vtrständiuee  der  gaUÄui.  Strophe,  ja  des  ganzen 
Gedichtes,  gesichert  ist:  was  hier  nur  aogedeutet  werden  kann. 

^  Auf  die  unfruchtbaren,  sich  immer  im  Kreise  drehenden,  chro• 
nologiechen  Hypothesen  ^ehe  ich  nicht  ein,  und  will  auch  auf  Skutsch^s 
Behauptung,  dass  v.  17  f.  'maltas  coiitarainaese  graecas,  dum  faoit 
paucas  latinas'  mindestens  die  Verarbeitung  von  vier  Stucken  zu 
zweien  vürauseetze,  lediglich  mit  der  Frag«  antworten*  wie  viüle  Male^ 
genan  gerechnet,  vorhergegangen  sein  müssen,  um  Hyperbeln,  wie 
'sexci'nties*  zu  rechtfertigen;  ob  —  wie  Wölfflin  Arohiv  IX  p,  176 
lagt  —  'hundertmal'  gebrnucht  werde,  'obschon  es  genau  gerechnet 
nur  siebpnmal  oder  achtmal  heisseti  müsete',  oder  ob  nicht  ein  iJnge. 
duldiger  schon  beim  dritten  oder  vierten  Mal  behauptet,  er  habe 
hundertmal  gerufen,  geklingelt  oder  etwns  gesagt,  Vollends  die  leb- 
haften und  00  gern  übertreibenden  Homer  und  Italiener  werden  sich 
kein  Gewissen  daraus  machen  auch  für  '  ein  paar*  zu  sagen  '  viele* .  — 
iJei läufig  möchte  ich  noch  zu  dem,  auch  immer  noch  nicht  zur  Hube 
gekommenen  Audriaprolog  (der  sicher,  und  gerade  nach  den  Sohluee- 
vvorten,  zur  ersten  Aufführung  gehört)  das  eine  bemerken^  daes  der 
viel  besprochene  Plur»!  *tn  prologis  scribundia'  am  einfachsten  und 
richtigsten  als 'pluralis  generalis  zu  bezeichnen  ist  (zu  übersetzen  'mit 
Prologsehreiben*},  und  das»  die  besten  Belege  dufür  —  «n  Stelle  des 
meist  angeführten^  von  Karsten  nicht  am^rkiinnten  üben*  {vgl.  Dooat 
zu  Uec.  Π  i,  ΙΓι  ua  )  —  Terenz  selber  und  (Cato  bei)  Cicero  bieten: 
der  erster©  mit  Eun.  1  1,  3:  'men  perptli  meretricum  contumeliaa? 
exciusit,  revocat'  (wozu  Douat  richtig  bemerkt;  *oum  uni  ait  iratus,  de 
Omnibus  queritur'),  der  letztere  Tnsc  I  2  mit  der  Erwähnung  der 
Oratio  Catonia,  in  qna  obiecit  ut  probrum  M.  NobiUori,  quod  is  in 
provinoiam  poetas  duxisset;  duxerat  autem  cousul  üle  in  Aetoliam,  ut 
&h9itk,  Mne.  U  PMIol.  ü,  F.  LVJI.  i 


» 


Sohsn 


Ein  weiterer  Piinkt,  in  dem  ich  den  neoeiten  Aafitellangen 
von  Leo  ^  und  Hkutenh  unm^Hoh  beipÜiohten  kann,  betrifft  die 
Deutung  der   Eiygangeverse : 

Ne  quoi  eit  voetrum  miruuii  quor  p&rlee  eeui 
Poeta  dederit,  i^uae  »unt  aduleecentiuni, 
Id  primum   dtoauii  deinde  quod  ueni  elaquar. 
Dase   nach    dieser    Ankündigung   das  Folgende,   trotz    einos 
Umfange   tob    6   Veraeu   nicht   das    erste  aeiD   eoll,    daae  weller  1 
in    der   durchaus   ssu aam in en hangenden    Partie    11 — 27   v.   11  — 15 
das  'pritnumV^   die  mit    imm  quod*    angeknüpfte    Aueführung   dw 
mit  'deinde    quod    veni*    angekündigte   zweite  Tbeil    sein   soll  — 
das  sind  KüBHtlichkeiten    und   VeFlegenheitaerklärnngenf   die    nur 
uuf  dem  Papier    dargelegt    werden    können,    auf  Jebendigea  Ver* 
atändniss    beim  Anhören    nie  rechnen   konnten  und  konuen.      Leo 
hat    dae  UngeBchickte  werag»tene    gefühlt    und    nun  den  Dichter 
dafür    getadelt   statt   «eines    Interpreten.      Ueberhaupt    aber   kann 
'quod  veui^  &iii\i  nur  auf  die  allgemeinti  Aufgabe  des  Prologs,   dae  Μ 
ist    die    Einführung    des    aufzuführenden    Stückee»    beziehen,    die   ■ 
in  V,  4 — 9  gegeben   ist^    nicht   auf  einen  g&r  nicht  abgegrenzten 
Theil  der  speziellen  Aufgabe  des  Ambiriua  als  orator*. 


Bcimas,  Ennium'.  So  auch  wir:  *dti  sollat  keine  Homane  lesen,  uod 
thust  es  doch\  auch  wenn  daa  Verbot  nur  einm&l  überBchritten  ist. 
Es  kommt  eben  überall  nicht  auf  die  einzelne  Person  oder  Snohe  an, 
sondern  auf  die  Art;  nicht  dass  es  Ena  int  war»  Bondern  überhaupt  ein 
Dichter,  dass  eine  mcretrLic  nicb  solche  Behandlang  erlaubte^  dass 
Terenz  sich  mit  eint-m  Prologe  qnälen  musa  uaw.  —  diie  drückt  der 
Plural  auSf  ganz,  wie  der  Plural  von  Namen  ^^  'Leute  wie  N.  N. 

Ϊ  Äoalectft  Plautina  11,   1898,  p.  23. 

*  Die  von  Skutach  p.  7,  2  angeführte  Parallele  des  Ampbitruo- 
prologs  bietet  keineswegs  zu  dem  von  ihm  Gesagten  ein  wirkliobea 
Analogen,  sondern  be^ntarkt  vielmehr  unsere  Bedenken.  Dort  wird 
allerdings  die  Bitte  ais  das  erste,  das  Argument  (die  eigentliche  Auf- 
gabe des  Prologs)  als  das  zweite  angekündigt  und  auch  ausgeführt« 
Wenn  aber  durt  zwischen  die  Ankündiguug  und  die  Ausführung  des 
ersten  Theiles  ein  Intermezzo  eingeschoben  wird,  so  ist  dies  ganz  deut• 
lieh  als  solches  bezeichnet  durch  quid  oontraxistis  frontem?'  und  du» 
Anknüpfung  des  Weitereu  an  ein  bei  der  diKpositio  gebrauchtes  Wor 
wülirend  bei  Terenz  mit  'hodie  eum  acturos'  gerade  die  Ausiübra; 
über  die  Aufgabe  des  beutigen  Tages,  das  'quod  veni',  einsetzt* 
folgt  auch  einfach  *nuno  hoc  me  orerc  a  vobis  lussit  lupjiiter*, 
trotz  des  'nunc'  mit  der  förmlichen  Aufnahme  der  dispositio  bei  Te 
V.  10  *nunc  quam  ob  i*em  has  partie  didicerim,  pancis  dabo*  kei 
AehDlichkeit  hat. 


I 
I 


Zwei  mite  Terenzproblenie 


51 


I 


I 


Mit  dieear  AbweienTigf  die  icli  ab&iühtlich  nicht  breiter  auafiihre 
und  belege,  soll  aber  rniii  keineewege  den  üblicbeti  Ümeturz-  und 
OmptellungBvereycben  dae  Wort  geredet  sein  (die  noch  mit  Aue- 
werfnngen  nnd  Lückenannabmen  verbunden  auftreten,  die  ledig- 
lieb  Folge  der  UineteUungewillkür  sind)»  »ondern  der  viel  ein- 
facheren nnd  einleuchtenderen  Yertauechnng  der  Worte  ^deinde' 
lind  'prinium',  die  nicht  einmal  bloee  auf  Caujektur  beruht.  Ale 
eokbe  haben  Bie  längst  Palmeriue  und  Guy  et  vorgeecblagen,  die 
nur  uimothig  '  ίά  dicam  deinde:  primum  q*  v.  e.     ordneten  statt 

Id  deinde  dicam:  primum  quod  veni  eloquar. 
Natürlich  ist  dann  v^or  diesem  Vera  stärker  zu  interpungiren 
und  Ne  (^uol  sit  voetrum  miruin  ale  ein  prohibitives  *  Ne  mire- 
imni'  anfKuiaeeenj  nicht  als  Finalsatz  zu  dem  Folgenden.  Man 
soll  tich  über  das  zunächst  Auifaliende  beruhigen,  die  Erklärung 
wird  bald  nachher  folgen,  wenn  zuerst,  kurz  genug,  die  eigent- 
liebe  Aufgabe  erledigt  ist. 

Diese  Fassung  von  v*  3  hat  ja  mittlerweile  eine  urkund- 
liche Bestätigung  gefunden  in  dem  BeDibiiiusscholion:  quidam 
sie  exponunt:  primum  quod  veni  eloquar,  deinde  dicam  cur  partea 
aeni  poeta  d{ederit)  quae  sunt  a^dole»eentium^*.  Dasa  hier  nicht 
von  einer  antiken  Conjektur  die  Kedt;  ist,  zeigt  der  Ausdruck 
*exponunt\  und  dass  diene  'Erklärung  mit  dem  Wortlaut  im 
Bembinus  salbet  streitet,  beweist  gerade  ihr  Alter:  auch  bei 
Donat  und  anderwärts  beobaohten  wir  ja  nicht  selten,  dass  das 
Hcholion  einen  andern  Text  voraussetzt,  als  die  zugehörige  Hand- 
schrift bietet  oder  aus  einer  solchen  ins  Lemma  gesetzt  ist  ^ 
Dass  aber  die  'natürliche  *  Folge  des  "^primum — deinde    statt  der 


1  Einen  versteckteren  Fall  dieser  Art  bietet  Andria  v.  I2üf.  (1 1,93  f). 
Das  immer  noch  von  Spengel  und  Dziatzko  bevorzugte  'tjuia  tum 
(mihi  lameutari  praeter  ceteras  Vieast)'  ruht  lediglich  auf  dem  Codex  C 
(und  seiner  Abschrift  ß):  für  die  Lesart  'Quae  tum'  spricht  nicht  nur 
die  Üebereiüetimmung  des  derselben  Ctaese^  wie  C,  angehörigen  Ρ 
(auch  Ο  ^:  Oxoniensia,  oHm  Duaelmensis  nach  Hoeiug  'Americ,  Journ. 
of  arcbaeoL*  Vi  4  p*  31U  ff,)  mit  der  besonders  lu  beachtenden  Classe  DG^ 
sondern  auch  die  Erwägung,  dass  Quia  tum'  wegen  des  auschliessetideu 
*et  quia  ohne  Weiteres  aus  'Quae  tum'  gemacht  wurde:  nicht  so  leicht 
d&B  Umgekehrte.  Keineswegs  aber  verlangt  "et  quia*  vorher  'Quia  tum' 
(oder  lientley'a  Quae  cmn  ),  da  zunäcb^t  eine  weitere  Beobachtung  des 
Simo  Bugeknüplt,  dann  aber  mit  'et  quia  erat  forma  pructer  ceteraa 
honesta  sc  liberah'  ausdrücklich  zurückgegriffeil  wird  auf  die  vorher- 
gehende  Stelle  'forte  unam  aspicio  adulescentulam  forma  — *  usw.  Nun 
steht  allerdings  'Quia  tum  mihi    bei  Donat  als  Lemma  vor    oxcusatio 


59  SohSll 

hier  erforderlichen  und  gerechtfertigten  %)einde  —  primuni'  einge- 
echwärzt  wurde,  ist  ja  ein  für  oberflächliche  Betrachter  and 
Schreiber  fast  noth wendiger  A'orijang.  Eret  nach  Wiederher- 
stellung des  UrRprünglichen  passt  denn  auch  wirklich  die  Auf- 
nahme mit  V.  10: 

Nunc  quam   ob  rem  hae  partis  didicerim  paucie  dabo. 

IL 

Auf  den  vielbernfenen  und  durch  die  verBchiedeneten  Ver- 
suche heimgesuchten  Anfang  der  berühmten  Narratio  in  der  An- 
dria^  I  1,  24  (v.  51)  f.  zurückzukommen,  könnte  sehr  überflüseig 
scheinen,  nachdem  erst  jüngst  Vahlen  in  den  Abhandlungen  der 
Berl.  Acad.  d.  W.  1900  eine  eigene  kleine  Abhandlung  darüber 
gegeben  hat  im  Zusammenhang  seiner  Untersuchungen  über  et 
aut  uä.  im  Versausgang  bei  Terenz.  Allein  gerade  diese  letste 
Erörterung  erheischt  eine  kurze  Berichtigung.  Denn  so  viel 
Triftiges  und  Beachtenswerthes  auch  dort  geboten  wird,  so  ist 
es  doch  unzweifelhaft,  dass  Vahlen  diesmal  seine  gründlichen  Er- 
örterungen mit  einem  FehlgriiF  beginnt.  Gleich  auf  der  ersten 
Seite  bringt  er  das  Beispiel  Sosia  et  ||  Liberius  vivendi  als  erstes 
und  behandelt  es  dann  als  das  grundlegende  an  der  Spitze 
besondere  ausführlich,  mit  dem  Schlüsse :  'so  sollte  man  eich, 
meine  ich,  der  Folgerung  nicht  entziehen,  dass  hier  wenigstens 
diese  Versbildung   dem  Dichter   sicher  gehört    und   nicht  durch 


nccessaria*.  Dass  aber  ein  Donat  gloichfalle  die  FaRsung  mit  *Qase 
tum'  vor  Augen  hatte,  beweist  das  vorhergehende  Scholioii:  'iit  nihil  supra 
£λλ€ΐψις  Terentiana;  nam  uon  neceBse  est  eubiungere  duos  vertue*.  Aus 
diesen  Worten  hat  Klutz  geschlossen,  dass  im  Altertbum  eine  Vervoll• 
ständigang  dieser  Rede  durch  zwei  Verse  uuternonimen  worden  sei« 
und  Umpfenbach  in  seinen  Analecta  Tereiitiana  (Mainz  1874)  p.  11 
hat  wirklich  zwei  solche  Verse  exempli  ^ratia  fabricirt.  Allein  der 
genaue  Sinn  des  'subiungere  duoe  versus'  gebt  nicht  auf  eine  Vervoll- 
ständigung durch  hinzugefügte  Verse,  soud^rn  auf  eine  nähere  Verbin- 
dung der  zwei  Verse  *ut  nil  supra  (eani),  quae  tum  etc.  (wie  Wessner 
auf  meinen  Wink  in  seiner  Ausgabe  andeutet.::  und  daraus  ergibt  sich 
eben  auch  für  Donat  die  Lesart,  und  die  richtig,  selbständig  gefasste 
Lesart  'Quae  tum'. 

1  Beiläufig:  zu  den  Worten:  'Quod  pleriquo  omnes  faciunt  adules- 
ccntuli  Vt  animum  ad  aliquod  Studium  adiungant  aut  equus  Alere  aut 
canes  ad  venandum  aut  ad  pbilosophos  haben  sicli  die  neueren  Com• 
mentare  die  schöne  Parallelstelle  entgehen  lassen  aus  Isokratee  Area- 
pagiticus  4Γ):  τους  δέ  βίον  Ικανόν  κ€κτημ^νους  π€ρΙ  τήν  Ιππικήν  καΙ 
τά  γυμνάσια   καΐ  τά  κΟνηγέσια    καΐ  τήν  φίλοσοφίαν  ήνάγκασαν 


ztifälligen  Irrthuiu  oder  absichtliche  Ergänzung  entetanden  ist* 
—  und  doch  liegt  hier  gerade  ein  zufälliger  Irrthum'  Vablens 
und  eine  *abeiehtUche  Frgänzniig  der  fraglichen  Partikel  im 
Teren^text  ganz  eicher  vor.  Vablen  hat  eich  an  den  Text  und 
Apparat  Uropfenbache  gehalten,  ohne  die  Addenda  p.  LXXXII 
heranzuziehen,  er  lial  auch  von  Spengrl  die  erste  statt  der  zwei- 
ten Anegabe  benutzt  und  Bentley  nicht  nachgelesen:  eonst  würde  er 
vor  jenem  größperen  und  vor  weiteren,  nnheileutenderen  Irrthtiniern 
bewahrt  worden  sein.  Nun  vindi eiert  er  Sosia  et  den  Hand- 
echriften,  während  Cmpfenbacb  (und  Spengel  mit  ihm)  bezeugt 
'Sosia  (om,  et)  Vihfi ;  er  fügt  ak  weiteren  Zeugniee  für  et  *da8 
Lemma  des  Donat^  bini&Q»  während  doch  längst  auegemarbt  iet, 
daee  auf  die  bei  Umpfenhach  (aus  den  alten  Auegaben)  verzeich- 
neten Lemmata  gar  kein  Verlass  ist:  und  thatsächlich  kennt  auch 
die  üeberlieferung  des  Donat  et  nicht,  sondern  nur  Liberins, 
Vahlen  eagt  ferner,  er  wiese  nicht,  woher  Bentley  Sosia  m  habe» 
während  Bentley  —  allerdinga  nicht  zu  v.  24,  sondern  am 
Sohluse  Reiner  Anmerkung  zu  v;  27  —  in  mehreren  Zeilen  dieee 
eeine  Conjektur  begründet,  aue  *der  dann  weiterhin  die  öfter  auf* 
genommene,  von  Vahlen  und  Anderen  für  alte  Üeberlieferung 
gehaltene  Leeart  iSosia  et  gemacht  wurde.  Weiter  bekämpft 
Yahlen  die  von  Spengel  selbst  in  der  Neubearbeitung  aufgegebene 
Conjektur  und  schrei bl  die  von  dieeem  dafür  eingeeetzte,  von 
Vahlen  gieichfalle,  und  mit  Grund,  bekämpfte  Aendemng  Fleck- 
eiseti  zu,  der  sie  nur  aufgenommen  hat,  Endlich  läset  Vahlen 
für  die  prosodiache  Schwierigkeit  des  Lüb^rius  mvetidi  fuit  po* 
lest  (IS  die  Wahl  zwischen  Liherju(s)  *rait  Lach  mann  und  m{v€)ndi 
'mit  Klotzt  auch  diese  beiden  Erfindungen  gehören  aber  schon 
der  Zeit  vor  Bentley  an,  wie  aus  dessen  Ausgabe  zu  ersehen  war^^ 

hiarpißeiv  όρΰιντβς  ^κ  τούτιυν  τοΐτς  μέν  διαφέροντας  γιγνομ^νους»  τους 
hi  τών  ιτλ€ίστων  κακών  άπ€χομένους.  wo  die  frleiche  Verbindunsr  de» 
Pferde-  und  HundeRports  n\it  d«m  Philoeopliieren  (eben  auch  als  Sport» 
nicht  als  Sfudium)  bemerken« werth  ist» 

'  Bentley  wird  heutzutage  leider  oft  überhaupt  nicht  mehr  oder 
nicht  genügend  geleseQ,  nachdem  men  sieb  über  seine  KiuB»iligkeiten 
erhaben  fühlt.  Das  zeigt  sioh  oft  ?.um  Schaden  in  der  HorftÄlitteratur^ 
aber  auoh  im  Terenz.  So  hatte  Bentley  längst  Andr,  I  l,  89  (Hfi) 
mit  richtiger  Begründung  die  Lesart  quid  id  68t  im  vorletzten  Fu8i 
statt  quid  est  bevorzugt:  Dztat^ko  hat  es  erneuert  ohne  iJentleys  zn 
gedenken  tiod  ISchlee  in  WöHIina  Archiv  HI  p.  55«)  hat  m  grammatisch 
weiter  geatubEt,  dagegen  den  seit  Bentley  noch  näher  auegeführteu 
metriHuheii  itrund  bei  S^iite  geachobeü,  während  hior,  wie  so  oft,  Me- 
trik und  üramniatik  eich  gegenseitig  stüt^eu« 


u 


Scholl  Zwei  ftUe  Terenzprobleme 


I 


und   für  diese  Zeit  allein  pa»Ren  eie  auch.     Denn   Ltherju^  bUibt 
nicht  ntir  für  Terenz,  flondern  für  «Üe  ari^haiRche  Dichtung  tiher- 
baupt  nnerhort  αη4   uomöglicb^    wenn    «ich   aurh    in    einer  B<*iner 
Marotten  Lachmann  zu  Lucr.    129  dieser  Miiif»pehiirt  ftDi^enoniTnen 
und  ihr  ein  IH  tibi  maiefacjant  (PhoruL•   Π    3,  47)  und  ähnlichet 
xngetiellt  bat,    worüber    langet  Ritecbl   zu   Trin.   200  um!   Andere 
den  Stab  gebrochen  haben.     Aber  auch  ilas  alte  r/(rf>w(/f  wird   da- 
duri^b  nicht  besner  und  mi'iglicher,   daR«  f*ich   unter  Anderen  Kloti, 
ja  zweifelnd    reibet  Lindi»ay  in    der  Einleitui»ir    zu    gejner   neoen 
ÄBegabe  der  Captivi  p,  22  dafür  aunsprecben:  denn  «läse  die  an- 
geblichen  'Parallelen'  ganz  andere  geartet  Rindt  auch  diese  Form 
eine  ϋηίοιτη  iBt,  hat   man  gleichfall«  längfit  nachgewiesen.     Damit 
iet  aber  die  Fehlerhaftigkeit    nnd   Verbee^erongnbedürftigkeit  der 
Stelle  erwieeen,  um  so  mebr^   da  zu  dem   prosodisrben   Bedenken 
das  inhaltliche  hinzukommt  oder  umgekehrt:   und   da»  bat   ja  ge- 
rade Vablen,   wider  Willen,   aufe  Nene  dargethan,  indem   er  den 
nach  Bentley   eingebürgerten  Zueatz  für  noibwendig  erkennt.     Bei 
vernünftiger   Behandlung   werden    wir    aber    nun   natürlich    nicht 
eine   Partikel  am   Veraende   zusetzen  —    auch  wenn   wir  die  Mög- 
lichkeit dieser  Stellung  im  Allgemeinen  zugeben  —  nrd  dann   bei 
Liherius  weiter   berumbosH^ln,    wir  werden  aber  ehenpo wenig   rxk 
dem  beliebten  Gewaltmittel  greifen    die   Worte  Sosia  —   potefttoM 
hinauezuwerfen  und  nam  ts  —  tmm  atitea  aufeinanderklappen  zu 
laaaen:    vielmehr    werden    wir    das    Kreuz    gerade    vor  Liberi^isU 
eetJten    und    den  Sitz    des  Fehlere  da  aucheti,   wo  Veri  und  Ge-  ■ 
dankenansdruck  gleichermaaswen  bapern.      Denn    ho   gewiß«   Bcnt• 
leye  Änstoefi    am    Comparativ    gesucht    und    spitzfindig    war,    so 
richtig  man    die   Wendung  liberius   rtrere    an«  Nepof?   Tbem,  l,  2 
und  äbnlicben  Stellen  belegt  bat,  so  eicber  ipt  doch  Liberius  nicht 
notbwendig,    und     ii»t   ale   Interpretament     wohl    verständlich  ; 
kann    ja  pivendi   potesia^s    in    dem    prägnanten  Sinne    von   tni 
(für  den    ich    der  Kürze  halber   auf  meine   Bemerkung   m   Peram' 
V,  30  verweise)  bedeuten    die  Möglichkeit  aein  Lehen  zu  geniesBcn' 
und  eben  dieeer  Sinn  konnte,   wie  anderwärts  durch  cttm  lactitia 
(mi;ere)j   eo    hier  durch  liberius  gloaeirt  werden.     Dann  aber  bftl 
eben  dies  Gloii^em  die  verniißste  Gedankenverbindung  verdrängt,  j 
die    Bentley    durch    <flc>     Libera^    Andere    durch      e/>    /.t6^ttteyfl 
8peugel   und   Fleckeiaen  nenerdinga    durch   uhi  (oder  «0  für  fuU 
(zugleich    mit    Hebung    des    proacdiachen     Uebel«)    zu    gewinnen 
euobteut   und    die   wir    nun    nur  veraucheweiee    und   beiepieleweieee 
durch  <^El  iam}  v,  f,  p.   oder  ;  Vbi  ei)  i\  f,  p,   oder  \ßimid  nty^ 
V,  /.  p.  oder  ähnlich  andeuten   können.    Wirklich  corieren  können 
wir  den   Vera  niclit,   aber  wir  wollen    und   sollen  nn»  auch   nichii 
einreden    lasaen»    er    eei  gesund    oder  Terenz  aelber    habe  die« 
Krüppel  in  die  Welt  gesetzt . 

Heidelberg.  Fritz  Scholl. 


1,3 

Dicht  ^ 

SBCQ    ■ 


zu  ACHILLES  TATIUS 


Aas  den  GedankenkreiBen  des  Platonischen  *Pbae<lras  und 
'Symposion,  denen  Bicb  Xenopl3oTif*'iiympo»ioii  und  der  Abschnitt 
bei  Plato  De  legg.  ΥΠΙ  c.  5  p.  835  Ε  —  c.  8  p.  842  Ä  bin• 
zugesellen,  bat  Rieh^  d«roh  die  erotische  Poeaie  jeder  Gattung, 
vomebmliph  aber  durch  die  Liebeetragödie  dee  Euripidee*  ge- 
fördert, allmiblich  eine  popiilärpbiloflophiHebe  oder  vielmehr 
dilettantiecbe  Art  der  Betrachtung  entwickelt,  die  ee  gicb  im 
Gegenaatz  zu  Plato  η  β  erhabenem  Eroebiliie  zur  Aufgabe  machte» 
die  Natur  der  Liebe  nach  ihrer  tinnlicben  Seite,  nach  ihren 
Wirkungen  in  der  Götterflage,  in  der  Geechichte  berühmter 
PerBonürhkeiten*  im  täglichen  Leben  der  Menschen,  ja  sogar  im 
Tbierleben  gründlich  zu  erforechen^.  Akademiker^  Peripatetiker, 
Stoiker,  Epiknreer  n.  a,  haben  das  LiebeBproblem  in  «ahlreichen, 
in  der  Regel  in  dialogischer  Form  ftbgefaeeten,  zumeist  π€ρι  fpui- 
τος  oder  έραιτϊκίίς  oder  έρυυτική  τ^χνη  betitelten  Schriften  er- 
örtert (vgL  die  Zupammenatellung  Bolcher  Schriften  bei  A.  W. 
Winckelmann:  Plntarchi  ErotiniR.  Tnrici  18S6  8,  96  ff.)*,  mit 
denen  die  Tractate  rrepl  κάλλους  (vgL  Athen.  ΧΠΙ  c.  11  p.  561  a 
Stob.  fl.  65  f.  M.)  und  rrepi  γάμου  oder  ähnlichen  Titele  (vgl. 
L.  Schmidt:  Die  Ethik  der  alten  Griechen  11  H,  187  ff.;  P.  Wend- 
land:  Quaeptiones  Musonianac  BeroL  1886  P.  56  nnd  beaondere 
dae  mir  er«t  nach  Einsendung  diefler  Abhandlung  bekannt  ge- 
wordene Buch  von  K.  Praechter-  Hieroklee  der  Stoiker.  Leipi^ig 
1901  S,  121  ff.)  in  engem  Zu  Raramenhange  «teben.  HauptsÄchlich 
im   dreizehnten  Buche  des  AthenaeuSj   dem  aieführlicbsten  der  uns 


*  b  σκηνικός  άναγορ€υθ€ΐς  φιλό^οφοςι  vgl.  Sext  Emp.  adv. 
gr.  p,  um  B.;  Athen.  IV  c.  4H  p,  ]m  e  XIII  c.  11  p.  561  a. 

*  vgl.  E,  Rahde :  Der  griechiflche  Roman  *  S.  55  ff. 

*  Natiirüch  bedarf  dieeee  Verzeichniet  nach  den  Ergebniisen  der 
neueren  Forschung  mehrfach  der  Berichtigung.  Vgl  m,  a.  R.  Hirzel ; 
Der  Dialog,  131  f.  HO.  283.  345  t  373.  399,  —  Der  bei  Winokelmann 
ao.  zuleut  erwähnte  Capito  ist  ideutisch  mit  dem  Yerfaaaer  dea 
Epigramme  A.  P.  V  67. 


&G  Wilhelm 

erbnlteneii  LiebeRcIialo^e,  in  PlutarchR  Ερωτικός  ^  bei  Maximne 
Tyrius  Gr.  24  —  27*,  in  Lucian«  Έρωτες \  bei  f^tobaeuK  fl.  63—79^ 
und  aucb  bei  Clemens  RomanuR  Hom.  5,  10-19  Keco^rn.  X  20  ff. 
und  Clemens  Alexandrinus  l^rotr.  o.  2  ]>.  27  ff.  P.  ^  Paed.  II  c.  10 
— 12  p.  220  ff.  P.  lassen  sieb  die  Spuren  dieser  erotiscben  Lilte- 
ratur  verfolgen.  Als  eine  Entartung  dieser  Gattung  ist  die  scblüpf- 
rige  Schriftstellerei•  zu  bezeicbnen,  die  in  gejrenseitiger  Befruch- 
tung mit  der  erotisohen  K(>mr»>lie  und  Klegie  der  bellenistiflchen 
Zeit  jene  Liebeslebre  behanilelto,  die  uns  beispielsweise  in  Lncians 
Hetärengespriiehen,  im  erotiscben  Roman,  in  der  Liebesepietel  (so 
besonders  bei  Arif-taenetus  ,  im  erotiscben  Epigramm  und  in  der 
römischen  Elegie  begegnet',  wo  sie  durch  Ovid  in  der  Ars  ama- 
toria  ihre  reichste  Auebildung  gefunden  hat. 

Eines  der  beliebten  2Ιητηματα  jener  'Philosophie  ®  scheint 
nun  die  aus  den  socialen  Verbältnissen  Athens  seit  der  zweiten 
Hälfte  des  fünften  Jahrhunderte  begreifliche  Frage  gewesen  zu 
sein,  welche  der  beiden  Liebesarten  (ίρωτες),  die  Weiberliebe 
oder  die  Enabenliebe,  den  Vorzug  verdiene.  Der  von  den 
Dichtern  seit  Hesiod  Theog.  59<»  ff.  so  oft  wiederholte  Satz 
(vgl.  ua.  Eur.  Hipp.  <)16ff. ;  Aristoph.  Tbesm.  78β  ff.),  dase  das 
Weib  ein  *üeber  sei,  war  zu  einem  von  weiten  Kreisen  an^^e- 
nommenen   Dogma  geworden.     Die    nklavitiche  Stellung  der   Frau 

^  Verfasser  dieser  Schrift  ist  nach  E.  Graf:  Commontat.  Kibb. 
S.  70  PluUrch  der  Sohn. 

*  Vgl.  Hobein:  De  Maximo  Tyrii»  quaest.  philol.  selectae.  Got- 
tingae.  lW»r>.  S.  tili. 

*  Dem  Lucian  neuerdings  wieder  ahgeepr«)chen  von  W.  Lauer: 
Lucianus  uum  auctor  dialogi  Έρυττες  cxistimandiis  sit.  Heilage  zum 
Programm  des  Kgl.  Friedrirh-Wilhelniit-GvmiiAsiiini!!  zu   Köln  18i«i). 

*  Stobaeus  citiro  ich,  soweit  er  niciit  in  der  Ausjjrabt•  von  Wachs- 
muth  und  (iense  vorließ,  nach  Muiiieke. 

*  Vgl.  Wendling:  De  peplo  Aristotelico.  StrHS«!b.  1x91  S.  32  ff. 
70  ff.  —  Nach  W.  Christ :  Phil.  Studd.  zu  Clemens  Alexandrinus 
München  liKX)  S.  2H  (=  Abh.  d.  k.  bayer.  Ak.  d.  Wies.  I.  Kl.  XXI. 
Bd.  HI.  Abt.  S.  Ab2)  geht  der  ganze  Abschnitt  l'rotr  ϋ.  J— 4  auf  das 
Werk  des  Apollodor  über  die  Götter  zurück. 

*  Vgl.  Ribbeck:  Gesch.  d.  röra.  Dichtung*   II  J  Ί : 

'  Vgl.  Le«):  Plautinische  Forschungen  S.  ]J~  ff.  und  V  Hoi>!zer: 
De  poeüi  amatoria  a  comicis  Atticis  exculta.  ab  elo^iads  imitatione 
expressa.  p.   I.  di«e.  inaujr.  Marpurgi  Catt.   |Si»l*  .κ.  7^  ff. 

β  Vgl.  Lucian  au.  c.  .'il  ρ  431  (φιλοσοφείν  υπέρ  γυναικών;; 
Aoh.  Tat  1  \'Jj  1  (ήμ€ΐς  μέν  oijv  ταύτα  έφίλοσοφοΟμβγ  π€ρΙ  τοΟ 
θ€θΟ  sc.  Έρχυχος^. 


Zu  Achilles  Tatius  57 

mit  ihren  auf  Emaneipation  ^  gerichteten  Beetrehungen  und  das 
ausgehreitete  Hetärenweeen  dienten  dazn,  diesen  Glauhen  zu  he- 
feetigen.  Die  Enabenliebe  galt  nach  dem  Beispiel  massgebender 
Männer  länget  als  ein  zum  Vollgenuese  des  Lebens  unentbehrliches 
Element^.  Mit  besonderem  Behagen  ist  das  Feld  der  Knaben- 
liebe  nnd  der  Weiberliebe  von  dem  Peripatetiker  Klearchos  von 
Soloi  in  seinen  von  Athenaeos  häufig  citirten  έριυτικά^  und,  wie 
es  scheint,  auch  von  seinem  Zunftgenossen  Hieronymos  von 
Rhodos*  behandelt  worden.  Wohl  die  meisten  der  Verfasser  der 
oben  bezeichneten  Schriften  über  die  Liebe  haben  zu  dem  'Pro- 
blem' in  irgend  einer  Weise  Stellung  genommen,  ohne  dass  man 
bei  der  klaffenden  Lücke  der  üeberlieferung  über  den  Stand- 
punkt der  einzelnen  Auskunft  zu  geben  vermöchte.  Nach  den 
strengen  Grundsätzen  ernstdenkender  Stoiker  wie  des  Musonius 
Rufas  und  unter  fleissiger  Benutzung  der  älteren,  namentlich 
der  peripatetischen  Schriften  über  die  Liebe,  wird  die  Contro- 
verse  im  Ερωτικός  des  Plutarch  zu  Gunsten  der  Ehe  ent- 
schieden ^  Dagegen  werden  die  Weiber,  insbesondere  die  als  das 
'Uebel'    κατ'  έΕοχήν   angesehenen  γαμεταί,    bei  Athenaeus  XUl 

c.  7  p.  558  e  ff.  durch  zahlreiche  Zeugnisse  aus  der  Komödie 
herabgewürdigt.  •Αη  den  grössten  Kriegen®  und  am  Sturz  ganzer 

^  Vgl.  J.  Bruns:  Frauenemancipation  in  Athen.    Kiel  1900. 

^  Plato,  welcher  die  Knabenliebe  in  seinen  früheren  Dialogen 
derartig  verherrlicht  hatte,  dass  er  der  Sinnlichkeit  derselben  ent- 
schiedene Zugeständnisse  machte  (so  auch  in  den  kleineren  Dialogen 
wie  Lysis  und  Charmides;  vgl.  J.  Bruns:  N.  Jahrb.  f.  das  klass.  Alter- 
thum  1900  S.  3β),  hat  sie  in  den  *Geeetzen*  gänzlich  verworfen.  — 
Ueber  den  muthmassliohen  Standpunkt  des  Aristoteles  vgl.  Hirzel  ao. 
I  283.  —  In  der  πολιτ€(α  des  Zenon  von  Kition  war  die  Männerliebe, 
wenn  auch  nicht  die  grobsinnliohe,   empfohlen;    vgl.  Susemihl:    Gesch. 

d.  gricch.  Litt,  in  der  Alexundrinerzeit  I  56. 

8  Vgl.  zB.  Athen.  XIII  c.  IG  p.  564a;  c.  56  p.  589d;  c.  70  p.  597  a; 
c.  83  p.  605  d  u.  ö. 

*  Vgl.  Susemihl  ao.  I  150. 

*  üeber  Musonius  als  Quelle  des  Plut.  im  'Ερωτικός  vgl.  Wend- 
land ao.  p.  54  ff.  und  dazu  Wendland  und  Kern:  Beitr.  zur  Gesch.  d. 
gricch.  Phil.  u.  Rel.  S.  68  ff.  —  Gern  möchte  man  glauben,  dass  Plu- 
tarch in  der  erwähnten  Schrift  gegen  ältere  Ερωτικοί  polemisiert.  Au 
engere  Beziehungen  zwischen  dem  pluUrchischud  'Ερωτικός  und  den 
Έρωτ€ς  des  Lucian  glaubt  Hirzel.  Aber  die  ao.  II  282  Anm.  1  ange- 
führten Aehnlichkeiten  gehören  offenbar  zum  Gemeingut  des  naoh- 
platonischen  erotischen  Dialogs. 

*  Aehnlich  Philo  an  den  bei  Wendland  und  Kern  Beitr.  S.  36  f. 
citierten  Slellen.  Denolbe  Gedanke  vchon  boi  Aristoph.  Thesm.  785  ff. 


58 


Wilhelm 


Häiifier  tragen  sie  a\e  Sclmlil  (c  10  p.  δβΟ  b — f).  Gegen  die 
Stoiker^  welc^ie  der  Knabenliebe  unter  dem  Deckmantel  iJer 
Seelenliebe  Imldigen  fv^l*  Plyt.  Erot.  c,  5  p.  752  Α  und  [^ociao 
Έρΐϋτες  c.  23  p,  423),  wendet  eich  der  Gratninatiker  Myrtila• 
ebenda  c.  Ιίί  ρ.  5ß3  d  und  redet  bis  e.  20  p,  Seee  von  Knaben* 
liebe  und  Männerecbönheit,  während  er  c.  87  p.  608  a  ff.  an  einem 
Katalng  Bcbüner  Frauen  den  Nach  weil  fUbrt,  ÖTl  oubiv  iony 
οφθαλμών  Οϋταις  €υφραντικόν  ώς  γυναικός  κάλλος.  Γη  Lnciana 
Έρωτ€ς,  wo  das  epikureische  Geprä^fe  ebenso  deutlich  bemerk- 
bar ist  wie  da«  kyniRch-iiloiBche  ^ ,  vertheidigt  der  Korinther 
Cbarikli^R  die  Weiberlit-be,  der  Athener  KalMkratida«  die  Knaben* 
liebe  im  edlen  Sinne.  Der  Beifall  den  Schiedarichtere  Lykino• 
{^  Lucianue)  gehört  dem  Kallikratidae, 

In  der  Poeeie  hat  die  μου(Τα  παιδική  neben  dem  Motiv  der 
Weiberliebe  von  jeher  ihr  Anflehen  behauptet.  Durch  den*Chry- 
eippoa'*  dee  EuripideB,  der  nit?ht  grniidRätzlich  der  Feind  des 
weihlichen  Genebleehtf*  (vgl.  beeondere  Arietoph*  Theitm  544  ffj 
geweRcn  sein  kann,  für  den  ihn  seine  Zeitgenoeeen  hielten",  wer 
der  Cünfliet  zwiRchen  beiden  Liebeaarten  auf  die  Bühne  ge- 
kommen. ÄÜ8  der  neueren  Komödie  mit  ihren  häufigen,  den 
Aufffttllen  dcR  Ariptophane»  in  eeinen  drei  Weiherkomödien  an 
Heftigkeit  nicht  nncliRtebenden  VerwünÄchnngen  des  weiblichen 
Geachlecht«  und  de«  γαμεϊν  (vgl.  Antiphane«  fr.  292  K.  Ana- 
xandride»  fr,  Γΐ2  Eubulo«  fr.  116  f.  Arietophon  fr.  5  Alexie 
fr.  262  MenandroH  fr  154.  404.  484)*  eei  aer  Μισογύνης  de« 
Menandroa  (fr.  325)  hervorgehoben.  Von  Antiphanea  (fr.  181) 
und  DipliiloR  (fr.  58)  werden  im  Widerepruoh  mit  dem  Zeugniee 
dee  Pliit.  Qnaest.  conv.  VIl  8,  3  p.  712  C,  nach  weUhem  die 
Knabenliebe  für  die  v^a  κωμψϊϊία  keinen  Stoff  abgab,  Stücke  dee 
Titelfl  Παιοεραστής  und  ΤΤαώερασταί  genannt.  Die  Έρωτ€ς  f( 
Καλοί  de«  Elegiker»  Piianokl**«  echienen  von  der  Knabenliebe 
abzumahnend  Auf  das  Vorbild  dee  Heeiod,  nur  dafln  eie  yo» 
männlichen  Oeliebten  handelten,  weisen  die  Ήοΐοι  dee  SoRikrate• 
von  Phanugoria    und    der    γυναικών    κατάλογος    des   Nikainetoe. 


I 


1  Vgl.  PrRecjhter  ao,  S.  14«  f. 

^  Tragg,  iiraec.  fr,  reo»  Ä.  Nauck*  S.  \\Η2. 

s  Vgl.  Bloch;    Neue  Jahrb.  f.  d.  klaiB.  Alt.  1901  S.  32. 

*  Aehnlicbee  in  der  imitircTidcn  römisch*^ π  Komodier  vgl  Ribheok  ^ 
ao.  I  78  f. 

*  Vgl.  Swiemihl  ao.  I  191. 


Zu  AcliilleB  TutiaB 


59 


Änoli  von  den  Pielitern  wnä  die  Frage,  ob  der  &ppr\v  oder  der 
θήλυς  ^ριΐ)ς  der  begehrenBwertbere  eei,  verecbieden  beantwortet» 
Ah  δτΓΟυ  προ(Τή  το  κάλλος,  άμφώ^Είος  bekennt  sich  der  einn- 
liobe  Liebbfiber  in  dem  Fragraent  des  unjs^e  nannte  η  Dicbters  hei 
Plut.  Erot.  c.  21  p.  767  Ä  ^  Seleukos,  der  8obn  des  Gescbicht- 
echreibere  MnesiptolemoB,  welcher  letztere  am  Hofe  Antioehos 
des  Groseen  lebte,  preist  in  zwei  von  AthenaenB  XV  c.  53 
p.  697  d  oitierten  Aeklepiadeien  «einer  Ιλαρά  φαματα  iiie  Knaben- 
liebe gegenüber  dem  γαμεϊν.  Schwankenden  Sinnes  iflt  der  Epi- 
grammatiker Meleagroß  von  Gadara  (A.  P.  V  208  XU  41.  HH)* 
Vor  Straton  von  Sardea,  dem  talentvollen,  aber  lasciven  Snnger 
der  Knabenliebe,  findet  iiaH  Weib  natürlich  keine  Gnade  (Ä.  P. 
Xn  7),  vielmehr  ist  ihm  daH  τταιί)οφιλ€Ϊν  wie  dem  Kallikralidas 
bei  Lucian.  ao.  c.  33  p. -JBS  bi«  c.  3Π  p.  437  ein  είίρημα,  welehee 
der  vernünftige  Mensch  wie  jeden  ondern  KulturfortRchritt  vor 
dem  unvernünftigen  Tliiere  voranebabe:  vgl.  Ä.  P,  XII  245. 
Der  unbekannte  Verföpper  dee  Epigramme  A.  P»  XII  17  kommt 
EU  dem  Ergebnise:  Scrov  bυvατώτ€poς  δρσην  Θηλυτίρης,  τόσ0ον 
χώ  ττόθος  όίύτ£ρος,  während  Eratostbenew  Seholastiko«'-^  Α.  1\ 
V  277  und  Μ•  Argentariue  Α,  Ρ«  V  116  im  Sinne  dee  Chariklpn 
bei  Lucian  ao.  c,  25  p.  426  und  e.  27  p,  427  (vgl.  Musonin« 
bei  Stob,  fl,  (i9^  23)  für  da»  Weib  eine  Lanze  brechen.  Mit  der 
Weiberliebe  will  eich  auch  Agatbian  Α.  Ρ.  V  278  begnügen, 
aber  Α,  Ρ,  V  ί^02  verwirft  er  alle  Liebeearten  nnd  findet  dae 
Heil  einzig  in  dem  cyniaehen  Verfahren,  %velcheft  Diogenes  von 
Sinope  nach  Galen  De  loc.  afFect.  VI  5  Bd.  VOT  419  K.  an- 
gewendet haben  soll.  —  Unter  den  dieebezüglichen  Aeufiserongen 
römischer  Dichter'*  iet  der  ÄuFspruch  dee  Ovid  a.  a.  Π  683  f. 
bemerk  enswerth: 


*  Nauck  ao.  Adeep«  355. 
I  »  SueemihI  «o.  I  225. 

'  üeher  daa  Verhiltniaa  dea  CatuU  Äur  Knabenliebe  vgh  Haniecker: 
Jahrb.  f.  Phil  iSm  S.  273  ff„  über  daa  dHs  Tiball:  8at.  Viadr.  IHW 
S.  4H  ff.  Die  Erzeugniase  der  KjiabenmuBe  btjider  Dichter  —  und  das- 
eelbe  gilt  von  den  betreffenden  Dichtungen  dea  Horaz  und  Vergil  — 
können,  weil  sie  sich  als  reine  Nachahmung  griechiachpr  Muater  aua- 
weiaen,  den  tTlauben  an  eine  ihnen  7.u  Grunde  liegende  Realität  nicht 
erwecken.  Bei  Properz  apielt  die  Κ  nahen  liebe  to  gut  wie  gar  keinr^ 
Rolle-  vgl  Birt.  Rli.  Mus.  XXXVIII  p.  215.  Schon  in  der  griechiachen 
μούσα  τται^ική  wird  viele«  auf  bloaser  Xiiohahmung  älterer  Vorbilder 
ohne  den  Hintergrund  dea  Seibaterlebten  beruhen.  Der  erotische 
Dichter  glanbt  sein  Leaepablikum  nicht  vollatändig  zu  befriedigen, 
wenn  er  dai  Motiv  der  Knabenliebe  übergeht. 


BO  Wilhelm 

Odi  concubituR,  qui  non  utrumque  resolvünt 
(Hoc  est,  cur  pueri  tangar  amore  minue). 
Griecliiecbe  Epigrammenpoeeien  wie  die  oben  angeführten  hat 
Martial  gelesen  und  verwertliet:  vgl.  z6.  Mart.  IX  25  A.  P. 
Xil  175.  —  Mart.  XI  43  A.  P.  V  116,  Lucian.  ao.  c.  27  p.  42B. 
Der  Sittenprediger  Juvenal,  der  I  2  dae  unnatürliche  Treiben  der 
Männer  verdammt,  möchte  in  seinem  ψόγος  γυναικών  II  G,  84  ff.^ 
die  Verbindung  mit  einem  puer  delicatus  immer  noch  für  ge- 
rathener  halten  ale  mit  einem  der  sittenloeen  Weiber  seiner  Zeit. 
•Je  mehr  das  weibliche  Geechlecbt  der  allgemeinen  Cormption 
verfiel^  und  je  gewagter  infolge  dessen  die  eheliche  Verbindung 
zu  sein  schien,  um  so  mehr  scheint  man  sich  mit  der  Frage  nach 
den  Vurtheilen  der  Männerliebe  oder  der  Weiberliebe  beschäftigt 
zu  haben.  Der  letzte,  der  eie  ausführlicher  bespricht,  ist  Achilles 
Tatius,  der  Romanschriftsteller.  Es  handelt  sich  um  die  Excurse 
I  8,  1—0  und  II  B5,  .•5— 38  (Hercher),  welche  nach  dieser  Skizze 
ihres  Zusammenhangs  mit  der  vorhergehenden  Schriftstellerei  in 
Prosa  und  Poesie  ein  litterarhistorisches  Interesse  beanspruchen 
dürfen,  zumal  sie  den  Niederschlag  alles  dessen  enthalten»  was 
über  diesen  Punkt  gedacht  und  geschrieben  worden  ist.  Eine 
kurze  Inhaltsübersicht  wird  nicht  überflüssig  sein. 

Eleinias,  der  Vetter  des  Romanhelden  Eleitophon,  ergeht 
sich,  um  seinen  Geliebten  Charikles  von  einer  Heirath  abzu- 
halten, welche  dieser  nach  dem  Wunsche  seines  Vaters  mit 
einem  reichen,  aber  hässlichen  Mädchen  eingehen  soll,  in  einer 
Schmährede  gegen  das  Weibergesclilecht"  durch  das  Weib  (Pan- 
dora)  ist  alles  Uebel  auf  die  Welt  gekommen.  Der  Genuss,  den  es 
gewährt,  ist  wie  der  Sirenengesang,  den  man  mit  dem  Leben  be- 
zahlt (I  8,  1.  2^.  Schon  aus  den  geräuschvollen  Zurüstungen 
zur  Hochzeit  lässt  sich  auf  die  Grösse  des  Uebels  schliessen 
(§  o).  Wie  viel  StofI*  haben  die  Weiber  (Kriphyle,  Philomele, 
Stheneboia,  Aerope,  Prokne,  Chryseis,  Briseis,  das  Weib  des 
Kandaules,  Helena,  Penelope,  Phaidra,  Klytaimnestra)  der  Tragödie 
gegeben  (§  4 — 7)!  Entbehrt  das  Weib  noch  dazu  der  Schönheit| 
so  ist  das  Unglück  doppelt  (§  8)^  Endlich  macht  das  Heirathen 
die  Jugend blüthe  des  Mannes  vor  der  Zeit  verwelken  (§  9). 

1  Vgl.  V.  457  ff.  474  ff.  mit  Lucian.  ao  c.  :W  p.  410  bis  o.  42 
p,  445.     Es  ist  die  Sprache  des  stoischen  Aretalopren. 

2  ήκιστο  γάρ  iv  γυναιΕϊν  ολόκληρος  άρ€τή  φύεται.  Lucian.  ao. 
c.  f)0  ρ.  454. 

»  Vgl.  I  7,   l. 


Zu  Achillee  Tatiue 


*>1 


I 


Der  andere  Abscbnitl  (11  35,  3  tV.)  ist  ein  diatribeartiger 
Dialog  zwiflchezi  dem  erwähnten  Kleitaphon  und  dem  Äegypter 
Menelao«,  dem  Lobredner  der  Knaben  liebe.  DeRReii  Bebauptung, 
die  Scbtmbeit  der  Knaben  §ei  δριμύτερον  €ΐς  ί]6ονήν  l§  3),  wird 
von  jenem  mit  dem  Einwand  bestritten,  dass  der  Scböne  dem 
Liebiiaber  nur  allzuoft  mitten  im  GeimsRe  entfliehe,  so  daes  der 
Genuee  unbefriedigt  bleibe,  wie  der  Durßt  des  Tantalus  (§  J.  5). 
Dagegen  ist  nach  Meuelaos  der  wabre  Gennee  eben  derjenige, 
der,  je  kürzere  Zeit  er  wäbrt,  das  Verlangen  um  m  reger  erhält 
(^6^  l).  Darum  ist  auch  die  ßofie  schöner  als  alle  andern 
Blumen,  weil  ihre  Schönheit  rasch  eiitÜieht,  E«  giebt  nämlich 
zwei  Arten  von  Schönheit,  die  himmlische  [der  Knaben]  und  die 
gemeine  [der  Weiber]  (^  2),  Jene  Rtrebt  bald  zum  Himmel  empor, 
diese  verwelkt  am  Leibe.  Zeuge  jener  iet  Ganjmedep,  der  wegen 
seiner  Schönheit  von  den  Göttern  in  den  Himmel  entführt  und 
Zea«'  Mundsßlienk  wurde  (§  3).  Aber  noch  kein  Weih  —  denn 
auch  mit  Weibern  hat  Zeus  Gemeinschaft  liebabt  —  ist  uui  ihrer 
Scliütiheit  willen  in  den  Himmel  gekommen,  weder  Alkmene 
noch  Danae  noch  Semele,  und  Hebe  mueste  ihr  Ehrenamt  an 
Ganymedes  abtreten  (§  4).  Statt  dessen  findet  Kleitophon,  daee 
die  Schönheit  der  Weiber  deswegen  die  himmlische  sei^  weil  sie 
nicht  ao  schnell  vergehe.  DeuTi  daet  t'nvergängliche  ist  dem 
Göttlichen  verwandt,  waü  sich  aber  ändert  und  vergeht,  ist 
Bterblich  und  gemein  (37,  Ij.  Hat  doch  die  Schönheit  der  Weiber 
(Europa,  Anliope,  Danae)  den  Zeus  selber  vom  Himmel  herab- 
gezogen i§  2),  Der  Raub  des  Gatiymcdes  war  eine  Vergewal- 
tigung, bedauerlich  und  unschön  zugleich  (§  3),  Semele  aber 
ist  nicht  durch  einen  Raubvogel,  sondern  nach  Art  des  Heraklee 
durch  Feuer  in  den  Himmel  entfülirt  worden;  aus  der  Verbindung 
deB  Zeues  und  der  Danae  ging  [der  unter  die  Sterne  veraetzte] 
Perseua  hervor;  Alkmene  aber  begnügte  «ich  mit  der  Ehrung 
daas  Zeus  um  ihretwillen  dreimal  die  Honne  nicht  seheinen  lies« 
(§  4),  Uebrigeue  bieten  die  Umarmungen  und  Küsse  der  Weiber 
ein  ungleich  gröeaeres  Vergnügen  ala  die  der  Knaben  (§5 — 10), 
Für  die  letiteren  nimmt  Menelaoa  das  Hchlusewort:  die  Rede, 
die  σχήματα  und  selbst  die  i^chönheit  der  Weiber  beruhen  auf 
nichte  als  auf  künatlicher  Vernilsohiing  (38,  1.  2).  I>ie  Schön- 
heit der  Knaben  aber  ist  durchaus  natürlich  (§  3);  der  liebenden 
Umarmung  f^elit  die  Umarmung  beim  Ringkumpf  voraus,  dessen 
man  sieh  nicht  zu  sohämen  braucht  und  der  sich  2u  einem  Kampfe 
um  die  Lost  gestaltet  (^  i).     Die  Küsse  der  Knaben  sind  natür- 


Wilhelm 


< 


Hell,  und  du  Beh&geD,    welches  eie  einflöeeen,   ist  ein    tiJtereäU* 
üobes  (§  5). 

Die  Weise  unseres  Sophisten  ist  die,  dasa  er,  an  eigener 
Erfiodatig  unfruchtbar,  das  Material  mit  Fleiee  aus  audern  Schrift* 
etellern,  Prosaikero  und  Dichtern,  Eusatnmensncht,  mit  Vorliebe 
das  Pikante  entlehnt,  das  Entlehnte  mehr  oder  weniger  vertuecht* 
und  es  in  kurzen,  locker  irerbundenen  Sätzen^  zusamtnenfägt« 
Seine  Abh&ogigkeit  τοπ  der  voraueliegenden  erotischen  Litteratnr 
geht  so  weit^  das«  er  seihst  die  Gemeinplätze,  an  denen  diese 
Gattung  übeireich  ist,  nicht  verschmäht 

Dahin    gehört    die   Unterscheidung   der    ΑφροΜτη  Ουρανία 
und    πάνδημος:    vgl  Platu    Symp,    c,  8    p,   18ü  U    Xen.  Symp, 
8,  9  f.    Plut,   Erot.  c.   19   p.  764  Β    Athen.  XIII  c.  25  p,  669  d 
Luoian  D.  mer.  7,   1   p.  295.     Nach    Sokrates    bei  Xeooph^^n  ao* 
soll  die  Liebe  zum  Kö;pcr  von  der  gemeinen^  die  Liebe  zur  Seelt 
und  zur  Tugend    von   der   himmlischen  Aphrodite   stammen.     Be^ 
greiflicher  Weitie  fanden  die  sophietiBchen  Vertheidiger  des  Tiahfl 
6οφ!λ€Ϊν   die  Seele    und    die  Tugend    nur    bei    den  Knaben.     Sie™ 
koiiTtten  sich  auf  die  Stelle    in   der   sophietischen  Kede    des    Pau- 
saiiias    bei   Plato  ao.  o.  9   p.    181   C  berufen,    wo  der  SprössUng 
der  hiinmlischen  Aphrodite  (mit  eophietisehem  Gedankeneprunge)* 
Kcblecbtbm  der  Knabenero«  -*    ό  τών    παίοαιν  ίρυυς   —   genannt  J 
wird.     Demnach    sieht    Kallikratidas    bei    Lueian    ΈρυϋΤ€ς  c.  37l 
p,  438  in  der  Knabenliebe  den  Έρως  ουράνιος  (vgl.  Plat.  Syropvl 
0,  η   ρ.   185  β*  c,   12  ρ.    187  D),  während  ihm  die  Weiberliebe 
als  der  Έραις   νήιτιος   erecbeiot     Sein    Geeinnungegenosse    Pro-l 
togene»   bei   llutarch  ao.   r,  4  bedient  sich  dafür  der  Ausdrooka 
wtfiwen  Έρυυς  αληθινός  (ρ.  750  C)  oder  γνήίίιος  (ρ.  751  Α)  an 
Έροίς  θήλυς  καΐ  νόθος  (ρ.  7^.0  F),     SelbstverRtäudlicb  veitritj 
MenpliioK   bei  Arbilles  in  seiner  Süphietiechen  Argumentation  die-' 
selbe  AiiMcbauung.     Auch   er  ünterscbeidet  (II  :3Γ»,  2}  ein  κάλλος 
ούράνιον  und  πάνοημον.     Jenen,  natürlich  nur  den  Knaben,  wie 
dein   unftterblich  gewordenen   Ganymedes,    eigenthtimliche   κάλλος 
sucht  sich  des   sterblichen   Leibes    wie    einer    lästigen    Fessel    tu 
entledigen,  um   bald  in  seine  himmlische  Heimat  2uriickzukehren«fl 
Bekanntlich    ist    das    nach    Plato    die    Anfgabe    des    Philosophen; 

'  Das  zeigt  besondere  die  Weise,    wie    er   den  Heliodor  benntclsj 
vgl.  Neirake:  Quaest.  Heliod,   llal.  Sax.  18H9  S.  22  ff. 

^  Nach    dem    rheturiachen    Eecept    für    die   Stilart    der   dφ^i 
Vgl,  VV.  Schmid  bei  Wiattowa:  RealencycL  I  Sp.  24(j. 

»  Vgl  G.  F.  Rettig:  Plat  Symp.  Halle  I87ti  II  S.  132. 


Zn  Aohilles  Tatiue 


es 


vgl.  PhaeJr,  c,  30  p.   250  C,  Pliaedo  c.  9  p,  64  E.  c.  10  p.  (55 

»C  —  auf  diese  Stelle  mag  das  ίητεΐ  bei  Ach.  p,  85,  2  znrückgebeji 
—  c.  12  p.  67  D.  c.  33  p.  82  Ιλ  Ε.  PlatoTiificL•  mt,  wie  man 
leicht  bemerkt,  aucli  der  folgende  Satz  ι  Ach.  p«  85,  3),  dae&{  das 
Gemeine,  di*  für  Menelaoe  daa  Weibliche,  der  Erde  und  dem 
Leibe  anhafte.  Es  schwebl  das  vielgebrauchte  Bild  von  der  flügel- 
lahmen Seele  vor  (Phaedr.  c.  28  p,  248  C),  die  unvermögend 
anr  Gottheit  emporzud ringen  und  ihrer  Schwingen  beraubt  zur 
Erde  sinkt  (ίρριττται  κάτω  Ach.  ρ.  85,  3).  Deegleichen  zeigt 
eich  der  Einflnss  Platoa  in  dem  ebenfalls  recht  eophietiech  ge- 
haltenen Gegenbeweise  des  Kleitophon,  daes  das  weibliehe  κάλλος 
den  grösseren  Anspruch  auf  Unsterblichkeit  hübe.  Hier  (p,  85. 
20)  ißt  das  κινούμ€νον  €V  φθορςί  (vgl.  Phaedr.  c.  ;24  p, 
245  C  τό  .  .  .  ύτι'  άλλου  Kivouuevov  .  .  .  παολαν  .  Ιχει 
ευυής  und  ebd.  ρ.  245  Ε  ττάν  γάρ  σώμα,  φ  μεν  i£tw6ev  το  κι• 
νβϊσθαι,  άψυχον)  identisch  mit  der  rasch  vergängJicheD  Knaben- 
schiinheit,  deren  Abnahme  mit  der  Zeit  de»  ßartwuchees  beginnt 
(vgl.  A.  P.  XU  4.  195.  Lucian.  au,  c.  10  p.  407.  c.  26  p.  426), 
Niemandem  wird  es  einfallen,  aus  der  Berührung  mit  suluhen  ab* 
genutzten  Siitzen  Piatos  auf  besoudere  Vertrautheit  unseres  Aohilles 
mit  der  platoniHchen  Philosophie  echlieesen  zu  wollen.  Nichts 
Hegt  diesem  Sophisten  ferner  als  philosophiBcbe  Öpeculation  ^. 
Was  er  in  seinem  Bemühen  altisch  ku  schreiben  aus  den  Öohriften 
Piatos,  dieses  flauptvertreters  der  attisühen  Proßa,  entnommen 
hati  daß  bind  im  wesentlichen  nur  dessen  Worte  und  Hedewen- 
duugen^.  Aber  selbst  unter  diesen  werden  ihm  gar  manche  nicht 
direct  aus  Plato,  sondern  vielmehr  erst  durch  Vermittlung  seiner 
sophistischen  Vorläufer  zugeflossen  sein.  Andere  üebereinsum- 
mungen  mögen,  von  olfenkundigen  Gemeinplätzen  abgeeelieu,  dar- 
auf zurückzuführen  sein,  duss  Achilles,  wie  sich  zeigen  würd, 
auch  die  verlorene ^,  ihm  zeitlich  näher  liegende  Litteratur  über 
HLiebe,  Schönheit  α.  dgl.  verwerthet  hat,  für  welche  die  erotischen 
"  Dialoge  Platosi    vor  allem    der  vielgelesene  "^Phaedrus'    und   das 


f  1  VgL  Wyttenbach  in  Jacobe'  Awag.  des  Ach.  Prolh  p.  XIV  Anm, 

25;  dagegen  F.  Passow :  Vermischte  Schriften  S.  yü  und  A.  Stravoa- 
kiadia;  Achilles  Tatiue,  ein  iS'achahiner  des  Plato»  Äristotelee,  Plutarch 
und  Aelian.  Erlang.  Dias.  Athen  18bB  8.  7  f,  (oine  minderwertbige  Arbeit). 

^  Vgl  ü.  Sexauer:  Der  Sprachgebrauch  dei  Ach.  Tat.  Heidelb. 
Dies.  Karhruhö  lKi>!^  S.  7*3. 

*  VgL  Norden:  Die  antike  Kuusiproea.  1  439  Anin.  4, 


64  Wilhelm 

'Symposion'  ohne  Zweifel  eine  ergiebige  Quelle  gewesen  Bind. 
Möglioher  Weise  sind  die  eben  besprochenen  Stellen  hierher  zn 
rechnen  ^ 

Die  Verteidiger  der  Knabenliebe  empfinden  den  Unterschied 
zwischen  dem  Knaben  und  dem  Weibe  nach  einer  öfter  vorkom- 
menden Wendung  nicht  anders  als  den  Gegensatz  von  Natur 
und  Kunst:  απλούστεροι  παϊόες  γυναικών  (Ach.  ρ.  84,  11>; 
vgl.  Strato  A.  P.  XII  7.  In  dieser  Hinsicht  liefert  ihnen  deo 
Hauptanklagegrund  gegen  das  weibliche  Geschlecht  die  schon  in 
der  Komödie  (Aristophanes  fr.  H20  Antiphanes  fr.  148  Kubulos 
fr.  98  Alexis  fr.  98  Plaut.  Most.  2Γ»8  1Γ.  u.  ö.)  so  bitter  ver- 
spottete und  von  den  Moralphilosophen,  wie  zB.  von  Nikostratos 
in  der  Schrift  π€ρι  γάμου  bei  Stob.  11.  74,  (VJ  (vgl.  Juv.  II  6, 
461  ff.  und  Clem.  AI.  Paed.  II  10  p.  232  V.-)  mit  allem  Nach- 
druck verurtheilte  τίχνη  κομμωτική.  Gegen  diese  Sucht  der 
Weiber  die  natürlichen  Mängel  durch  konmetische  Mittel  zu  ver- 
decken ziehen  Protogenes  bei  Plut.  ao.  c.  4  p.  751  A,  Kallikra- 
tidas  bei  Lucian.  au.  c.  31'  ρ.  440,  MenclaoH  bei  Achilles  p.  87 
14  ff.  mit  gleicher  Leidenschaftlichkeit  zu  Felde.  Sieht  man 
solche  Weiber  sich  am  Morgen  vom  Lager  erheben  —  so  eifert 
Kallikratidas  bei  Lucian  ao.  —   so  findet  man  sie    hässlicber  als 

1  \Veni;;e  Heispiele  statt  vieler  mögen  das  üosagte  illustrieren. 
So  soll  gleich  die  Scene  am  Anfang  p.  40,  Η  iT.  nach  der  im  Eingang 
des  Phaedros  c.  5  p.  2.^0  Β  ausgeführt  sein.  Aber  wie  oft  kehrt  dieser 
den  Spott  des  Plut.  Erot.  c.  1  p.  74i>  Α  herausiOrderade  Gemeinplatz 
in  der  erotisuhen  Erzählung  wieder!  Vgl.  Lucian.  "Ερωτες  c.  18  p.  418. 
Hohde  ao.  S.  »12  Anni.  1.  —  Ach.  p.  49,  i;)  schliesst  der  Satz:  ταΟτα 
άκουσας  μάθε.  Aehnlidi  Plat.  De  legg.  Vll  c.  14  p.  h«10  Α  τοΟτο 
αυτό  πρώτον  μάνθανε.  Vgl.  abiT  auch  Lucian.  uo.  c.  *17  p.  4.Ί8  λο- 
γίΣου  .  .  .  τά  τοιαΟτο  μεταμανθάνων.  —  So  hat  man  zu  κάλλος 
...  δριμύτερον  εΙς  ήδονήν  (Ach.  ρ.  84,  12)  auf  den  wiederholten  Ge- 
brauch dl 8  Adjectivs  δριμύς  bei  IMato  hingewiesen,  dagegen  die  ei lixig 
passende  Parallele  bei  Plut.  ho.  ü.  19  p.  7<i4  C  (Έρως  .  .  .  ή6(υιν  καΙ 
δριμύτερος)  iibersehen.  —  Ebensowenig  ist  Ach.  ρ.  141,  lU  ταΟτα  μ^ 
ούν  £παι2[ε  σπουδή  eine  Naühahiming  von  Plat.  Phaedr.  c.  9  p.  234 
D  δοκώ  γάρ  σοι  ποίΣειν  καΐ  ούχΙ  έσπουδακέναι;  vgl.  Plat.  Symp. 
c.  19  ρ.  197  Ε  Xen.  Symp.  1,  1.  4,  '2S  Plut.  Erut.  c.  X  p.  7.^0  Α  Lucian 
ao.  c.  1  1».  .-$97,  Hirzel  ao.  1  .-ίίίΓ).  —  Andere  Heisj^ielc  werden  gele- 
gentlich vorkommen.  —  Natürlich  soll  hiermit  nicht  geleugnet  werden, 
dass  Achilles  die  landläufigen  Schriften  Piatos  gelesen  hat.  Nur  soll 
man  auch  die  zalilrcichen  Mittelglieder,  die  zwischen  Plat  ο  und  Achilles 
liegen,  nicht  vergeBscn. 

*  Wohl  nach  Musonius. 


Zu  AcliilleB  Tatins 


65 


jefie  Tiere»  die  dee  Morgens  zu  erblicken  eine  üble  Vorbedeutung 
iit.  Statt  des  Äffen,  der  liier  gedacht  ist  (vgl.  Lucian  Pseudol. 
c.  17  p.  175.  A.  P.  Υ  7ίϊ),  bedient  sich  Achilles  p.  87,  19  f. 
des  VergleioliH  mit  der  ihrer  fremden  Federn  entblöseten  Krähe 
(vgl.  A.  F.  ΧΓ  69).  Und  imn  gar  das  Fleehten  und  Färben  der 
Haare  (Ach,  p.  87,  18)!  Vgl  Lucian  ao,  c,  40  p.  441;  Cleni. 
AI.  Paed.  U  10  p.  232R;  Mueoniua  n€pl  κούρας  bei  Stob.  290^ 
15  ff.  H.;  Prop,  11  18  b  Rothst.  Am  ^eibe  beruht  eben  alles  auf 
Verßtellung  (Ach.  p.  87»  14  f.),  και  τα  ί^ήματα  ^vgl.  ÄDaxilae 
bei  Athen.  XIII  c,  6  p.  558  d  Enrip.  bei  Stob,  fl,  73,  31  Me- 
nandroa  ebd.  73,  43  Prop.  ΓΙ  9,  31  f.)  και  τά  Οχήματα  (zum 
Ausdruck  vgl.  Athen.  VllI  13  p.  335  d;  Cleni.  AL  Protr.  c.  4 
p.  53  P.;  A.  P.  Υ  ϊ29).  Wie  andere  die  schlicbte  und  echte 
Sobönlieit  der  Knaben:  ούκ  άρδ€ύ€ται  (έπαρχων  Lncian. 
ao,  c,  45  p.  448)  μύραιν  όσφραϊς  ovbk  δολεραΐς  και  αλ- 
λ ο  τ  ρ  ί  α  ι  ς  όσμαΐς  (Ach.  ρ.  87,  21  f.)!  Hier  gemahnt  die  Wahl 
des  Adjectivs  boλepός  (vgL  b  ό  λ  UJ  V  ρ.  87,  19)  an  das  Epi- 
gramm des  ttUfi  einem  τταιδομανής  zn  einem  θηλυμανής  gewordenen 
Riifinue  A.  P.  V  19  (Άντι  bi  μοι  TraibuüV  άδολου  χροός  ήρ£σε 
γύψου  Χρώματα  και  φύκους  άνθος  €τΐ€ΐ0όοιον),  während  das 
αλλότριο  ι  ς  όσμαϊς  an  Lucian  ao.  c.  38  ρ.  440  (αλλό- 
τριοι κόσμοι)  und  Pkt.  Phaedr  c.  16  ρ,  259  D  (άλλοτρίοις 
χρώμασι  καΐ  κόσμοις)  erinnert,  Angenehmer  (ήοιον  Ach.  ρ. 
87,  23)  als  alle  Salben  der  Weiber  duftet  der  ehrenvolle,  auf 
dem  Ringpktz  (vgl.  Plut.  ao,  c,  4  p,  751  Α  Lucian  ao,  c.  45 
p.  448)  vergossene  Schweiße  der  Knaben  (Ach.  ao.)  —  ein  Ge- 
meinplatK  auR  Xen.  Symp,  2,  3  (ελαίου  bl  ToO  iv  χυμναίίίοις 
οσμή  και  τταρούσα  ήδίων  ή  μύρου  γυναιΕί,  και  απούσα  ποθ€ΐνο- 
τ€ρα),  nur  dass  an  Stelle  des  Salbülgeruchs  der  Ringer  nach 
Vorbildern  wie  Plat  Phaedr.  c,  16  ρ.  239  C  (πόνων  μέν  άν- 
bpeiiüv  και  ι  b  ρ  uu  τ  οι  ν  Εηρών  απ€ΐρον)  und  Lucian  ao.  c.  45 
ρ,  448  (οϊ  τ€  τών  εναγώνιων  πόνων  άποσταλάΖοντ€ς  Ιδρώ- 
τες) der  Schwetea  gesetzt  ist:  vgl.  Α.  Ρ.  ΧΠ  123  und  Strato 
ebd.   192. 

Auf  Xenopbon  (Symp.  8,  29)  geht  mittelbar  oder  unmittel- 
bar auch  der  Gedanke  znrück,  dasa  keines  der  irdischen  Weiber, 
'  mit  sienen  Zeus  verkehrte,  wegen  seiner  Schönheit  uneterblich  ge- 
worden iüt  (Ach»  85,  9),  Dafür  haben  wir  in  der  von  Xenopbon 
unterksßenen  Aufzfihlung  salcher  Liebecliaften  des  Zeua  —  Alk- 
mene,  Danae,  8eniele  (p.  85^  V^  ff,)  —  Europa,  Antiope,  Danae 
Up.  85,  24  ff.)   —  wieder  einen  <Temeinpkl?,  der  in  den  Schriften 

Bbetii.  Mui.  f.  PhlluL  K.  F.  LVII.  ^ 


66  Wilhelm 

über  Liebe  nnd  Schönheit  (vgl.  Athen.  XIII  c.  20  p.  566  d 
[Lucian.]  Charid.  c.  7  p.  622^  dem.  Rom.  Recogn.  X  c.  22 
Hom.  5,  13  f.  Clem.  AI.  Protr.  c.  2  p.  28  P.)  nicht  minder  häafig 
war,  als  in  der  erotischen  Poesie  (vgl.  Ov.  Met.  VI  103  ff. 
Nonnos  Dion.  YII  117  ff.  XVI  238  ff.).  Vielleicht  entnahm  ihn 
Achilles  demselben  ßißXiov  έριυτικόν,  welches  er  an  der  Stelle 
bentltst  hat,  wo  Kleitophon  die  Behauptung  des  Menelaoe,  da•• 
alle  sterblichen  Frauen,  denen  Zene  in  Liebe  nahte,  statt  der  Un- 
sterblichkeit nur  üblen  Lohn  davongetragen  hätten  (p.  85,  10  ff.), 
zu  entkräften  sucht  (p.  86,  3  ff.).  Seine  nicht  besonders  geschickt 
benutzte  Vorlage  besagte,  dass  Zeus  seine  irdischen  Geliebten, 
wie  Alkmene  und  Danae,  in  der  Weise  ehrte,  das•  er  den  von 
ihnen  geborenen  Söhnen  die  Unsterblichkeit  verlieh,  dem  Herakles 
(vgl.  Clem.  AI.  Protr.  c.  2  p.  28  P.),  indem  er  ihn  durch  Feuer 
in  den  Himmel  entführte,  dem  Perseus,  indem  er  ihn  unter 
die  Sterne  versetzte:  vgl.  die  Parallele  in  der  Liebes- 
epistel des  Apion  bei  Clem.  Rom.  Hom.  5,  17  Ζευς  .  .  .  Κά- 
στορα καΐ  ΤΤολυ5€ύκην  και  Έλίνην  Λήόςι  χαριίόμενος  έποίησεν 
αστέρας*  και  ΤΤερσέα  5ιά  Δανάην  και...  Ήρακλέα  δια 
Αλκμήνη  ν,  durch  welche  die  kurze  Frage  des  Kleitophon  el  bk 
Δανάης  τήν  λάρνακα  γελςίς,  πώς  τόν  Περσία  σιιυπςΙς(Αο1ι. 
ρ.  86,  6  f.);  erst  völlig  verständlich  wird.  Uebrigens  ist  auch 
diese  schon  von  Xenophon  Symp.  8,  29  f.  angedeutete  Reihe  un- 
sterblich gewordener  Männer  (Kastor  und  Polydeukes,  Herakles, 
Ganymedes,  Perseus  ua.)  bekanntermassen  ein  ganz  vulgärer  locus 
communis;  es  genüge,  auf  Cic.  De  n.  d.  III  18,  45  Clem.  AI.  Protr. 
0.  2  p.  26  P.  und  die  vollständigste  Aufzählung  dieser  Art  bei 
Hygin  Fab.  224^  zu  verweisen.  .  Die  in  dem  Verzeichnisa  der 
Liebschaften  des  Zeus  wiederholt  (zB.  auch  Clem  Rom.  Hom.  5, 
14)  erwähnte  Semele  soll  von  Zeus,  nachdem  sein  Blitz  sie  töd- 
lich versengt  hatte,  in  den  Himmel  erhoben  worden  sein:  Σεμέλην 
bi  εις  ούρανόν  άνήγαγεν  .  .  .  πυρ  (Ach.  ρ.  86,  3  f.). 
Diese  Erweiterung  der  ursprünglichen  Sage,  welche  nur  die  Ver- 


1  Die  Parenthese  καΐ  γ  ά  ρ  γυναιΕΙ  κεκοινώνηκενό  Ζευς 
(Ach.  ρ.  85,  10)  scheint  dem  gleichfalls  pareuthctiscli  eingofügtea  Satz 
des  Charidemus  c.  7  p.  G22  ού  γ  ά  ρ  ανθρώπων  γ€  ούδέσι  πλην  el  μή 
τοΙς  καλοΐς  (sc.  Ζευς  ώμ{λ€ΐ)  nachgebildet  zu  sein.  —  Vgl.  ebd. 
άναγαγεΐν  έκεΐσε  und  d  ν  α  γ  α  γ  ώ•ν  έκεΐσε  sc.  c  t  ς  ο  ύ  ρ  α  ν  ό  ν  mit 
Ach.  ρ.  &5,  22  άνήγαγεν  εΙς  ούρανόν  (Χοη.  Symp.  S,  ;J0  iyut 
bd  φημι .  .  .  κα{  Γανυμήδην  .  .  .  ύπό  Διός  €ΐς  Όλυμπον  άνβνεχθήναι). 

3  Natürlich  schöpil  Hygin  wie  Cicero  aus  griechischer  Quelle• 


Zu  Achilles  Tatine  67 

breDnnng  zn  kennen  sclieint  (Ov.  Met.  III  308  f.  Hygin  Fab. 
179  Aob.  p.  85,  12),  ist  dem  Achilles  wohl  ans  Nonnoe,  mit 
dem  er  sich  auch  sonst  berührt,^  geläufig  gewesen:  vgl.  besonders 
Dion.  VIII  407  ff.:  Ζευς  .  .  .  φλογερήν  Σεμίλην  μετανάστιον 
εΙς  πόλον  δστρων  Ούρανόν  οίκον  ίχουσαν  ανήγαγε  ... 
Wo  die  Knabenliebe  gepriesen  wird,  sei  es  von  der  μου(Τα 
παιδική  oder  von  ihren  Lobrednern  im  erotischen  Dialog,  da 
wird  auch  des  schönen,  von  seinem  Liebhaber  Zeus  geraubten 
Ganymedes  nicht  vergessen:  vgl.  Theogn.  1345  ff.  Ibykos  fr.  30 
B.  Plat.  Phaedr.  c.  36  p.  255  C  Xen.  Symp.  8,  30  Lucian 
Έρωτες  ο.  14  ρ.  413  Charid.  c.  7  ρ.  622  Α.  F.  XII  65.  133. 
220.  221  uö.  Martialis  Υ  55  XI  43  uö.  Achilles  lässt  beide 
Sprecher  auf  die  Sage  Bezug  nehmen,  und  zwar  hat  er  sich  im 
Ausdruck  wiederholt  an  Lucian  D.  d.  5  angeschlossen:  vgl. 
Ach.  p.  85,  14  (συνοική)  Lucian  ao.  c.  2  p.  213  (συνοι-  ^^ 
κει).  —  Ach.  ρ.  85,  26  Lucian  ao.  c.  5  p.  215  (οίνοχοεί- 
τιυ)2.  Für  das  Motiv  der  Eifersucht  der  Here  wegen  des 
Ganymedes,  welches  Lucian  verarbeitet  hat  und  welches  sich 
auch  bei  Nonnos  ao.  XXY  445  ff.  findet,  hat  Achilles  keine 
Verwendung  gehabt.  Zwar  ist  Ήρη  (ρ.  85,  27)  die  üeberlie- 
ferung,  aber  die  strenge,  bis  aufs  Einzelne  sich  erstreckende 
Corresponsion  zwischen  der  Bede  des  Kleitophon  und  der  voraus- 
gebenden des  Menelaos  (man  beachte  besonders  das  in  den 
beiden  sich  entsprechenden  Sätzen  p.  85,  16  und  p.  85,  28  nach- 
drucksvoll  ans  Ende  gestellte  γυνή)  macht  die  Aenderung  'Ήβη 
(Hercher)^  durchaus  nothwendig.  Dagegen  dürfte  das  überlieferte 
τυραννουμένψ  (=  einem,  der  vergewaltigt  wird)  mit  Bücksicht 
auf  eine  Stelle  wie  Lucian  Έρωτες  c.  20  p.  420  (καΐ  τις  δρα 
πρώτος  όφθαλμοϊς  το  δρρεν  είδεν  ώς  θήλυ,  buoiv  θάτερον  ή 
τυραννικώς  βιασάμενος  ή  πείσας  πανούργως;)  vor  der 
Leeart  έσταυρωμενψ  (ρ.  86,  1)  den  Vorzug  verdienen:  ό  bt 
ανάρπαστος  γενόμενος  (zur  Ausdrucksweise  vgl.  Plat.  Phaedr. 
c.  4  p.  229  C  und  Lucian  Charon  c.  17  p.  513)  ύβρίίεται  καΐ 
έοικε  τυραννουμίνψ '  και  τό  θέαμα  έστιν  αϊσχιστον,  μειράκιον 
έΕ  ονύχων  κρεμάμενον.  Hier  hat  sich  Achilles  gleich  dem  Non- 
nos Dion.  XXV  429  ff.  an  eines  der  zahlreichen  Kunstwerke  der 


ι  Vgl.  Bohde  ao.  S.  474  Anm.  2. 

^  Schon  II  9  berührt  sich  Achilles  mit  diesem  Göttergespräch 
c.  2  p.  214.  Dieser  Liebesscherz  stammt  aus  der  Liebeslehre:  vgl.  Ov. 
aa.  1  575  f.;  A.  P.  V.  171 ;  Aristaeoetus  I  25. 

*  Vgl.  dagegen  Ach.  Tat.  übersetzt  von  F.  Ast.  Leipz.  1802  S.  103. 


es 


w  i  I  ii  c  1 1 


Malerei  oder  Plagtik  erinnert,  welche  den  Ganymedeeinythue    be 
handelten. 

Zum   BeweiHe,  daee  Qanymedeft  um  eeiner  Sohönheit  will 
in    den  Himmel   erhohen  wurde,    heruft  eich  AchtUee  p.  85,   7 
auf  daeselhe  Zengnisa    der  lliae    (Y  234  Γ)    wie  Athenaei 
XIII  c.  20  p,  56ϋ  <L     Auch  für    die  Schönheit  dee   Agamemn« 
werden  von    beiden  Scbriftetellern    (Athen*  XIII    c.  20  p.   5βΠ 
Ach.  p.  46,  28)    Veree  aus  der  Iliae    (Γ   169  f.  und  Β  478)  an 
geführt.     Ich    erkläre    mir    diese   üehereinetiuimuDg,    die  gewii 
nicht  auf  Zufall  heruht,    aus  gemeinsamer  Benutzung  einer  jeiii 
populärphiloeophiachen  Schriften  ncpi  κάλλους,   wo   diese  Hom^ 
yeree  nach   dem   bei  den    Populärechnftstellern   heliehten   Brauel^ 
ihre  Darstellung  mit  Dichterhlumen  zu  schmücken,  citiert  geweeea 
Bind  ^•     Noch    heachtenewerther    wi  eine   andere  Berührung  ewI 
gehen  Achilles  und  Athenaeue.     Zur  Begründung  des  Satzes»  di 
das  Weih  ein    κακόν   sei  (Athen.  XIII  c.  8  f.  p.  559  f.;    Ach 
8,  2  f.),    das  über  einzelne  wie  über  viele    dae   grösste  Unglück 
gebracht  habe,  erwiihnen  heide  das  Beispiel  der  Chryaeis,   welebe 
die  Peet  im  Griechenheere    vor  Troja   verHchnldelei    der   Briseis, 
welche  die   Ursache    der  μηνις  '  Αχΐλλ€υυς  war,    der  Helena,   di 
den    tröjünißchen  Krieg  entzündete  (Athen.  XIII  i\  10  p,  δίίΟ 
Ach,  I  8.  5,  6),    der  Phaedra,    die   das   Haus    dee  Theeeua    V( 
ödete    (Athen,  ao.   c.   10  p.  f»60  c    Ach.   p.   16,  23),    der   Kl 
mnestra,    die  den  Agamemnon   tötete  (Athen,  ao.  c.  10  p.   560 
Ach.  p.  46,  24  ;    vgl.    Athen,    ao.  c.  3  p.  556  c).     Bei    AcUill 
findet  eich  aasaerdem  daa  Beiapiel  der  Eriphyle,  Philomele,  StI 
neboia,  Aerope,   Prokne  (ao.  §4),  des  Weibes  des  Kandaule«  (§ 
der  Penelope  (§  tr).    Mag  ea  iicb  hier  auch  um  eine  traditione! 
Reihe  von   Beispielen    bandeln,    die   xum   Tbeil   wolil    bis  auf 
γυναικών    κατάλογος    des    Hesiod    zurück reiclit,    in    zahlreiofai 
Tragödien^  behandelt  ist  und   in  der  Komödie  (vgl   Athen 


an- 

i 


^  In  dem  ganzen  Abschnitt  des  Atbenaeue  von  XHI  c,  18  p. 
bis  c.  20  p.  56ße  Bcheirit  mir  der  Extract  Nolcher  Litteratur  wcpl 
λους  (vgl  c.  Μ  ρ.  561  a)  vorzuliegen. 

^  Vgl  Nauck  ao.  S.  ^ii:\  s.  v,  Ά€ρόπη,    Ελένη,  Εριφύλη,  Κλυ- 
μνήστρα,   ΠηνεΧόττη,   Σθενέβοια,   Φαίδρα.     Φιλομήλη   und  ΤΤρόκνη    f^g^ 
Ach.  V  3.  δ)  keimen  in  den  Stücken  des  Titele  Τηρεύς  vor  (vgl.  Nai 
fl.  V.),  Χρυσηίς  untl  Βρισηίς  im  Χρυσής   dea  Scipliokle».     Das»  die   *l 
γόνοι    und   Φιλομήλη    defl   Sophoeles    ein    und    dasselbe    Stück  gi 
seien,    vermutbet  Welcker:    Die  grieobisehtn    Trag.  p.  :?<jli  \J.     Γ 
Geachichte  dea  Weibes  des  Kandaulea    i  Her.  l  Η  ff.(   in  einer  Tn 


Zu  Achilles  Tatiua  69 

D.  8  p.  550  C),  in  ^ler  Liebeelehre  (Ov.  a.  a.  11  37B— 408),  in 
der  rümiflclxen  Batire  (Juv.  Π  ύ,  643  CK  ii^  Jer  ßpätgriechiHchen 
EpigTammenpoeBie  (A.  P.  IX  166)  wiederkehrt,  so  ist  doch  2wi- 
flclien  Achilles  um!  Athenaeus  eine  engere  Bezielning  unverkenn* 
bar*  Nun  ist  ee  ja  an  sich  durchaue  nicht  unwahrscbemlich,  daee 
der  Sophist  AcliilleB  das  Sophietenmalil  des  Athenaeae  geleeen  hat, 
hei  deiD  er  auch  das  «elteDe,  vom  Komiker  Alexis  (Athen.  ΧΠΙ 
c.  23  p.  568  a)  gebrauchte  Wort  πριιιτ6ττ€φος  (Aoh.  p.  S6,  11. 
87,  12)  finden  konnte,  aber  schon,  weil  die  Beiepielreihe  dee 
Achilles  ausführlicher  ist,  möchte  man  eher  glauben,  daes  beide 
Autoren  auch  hier  einer  gemeinsamen  Quelle,  vermnthlich  einer 
nicht  DÄher  nachweisbaren  Schrift  π€ρι  χάμου»  gefolgt  aind  ^ 

Dafür  sprechen  auseer  Parallelen,  wie  sie  Praecbter  ao, 
S,  146  anführt  (vgl.  namentlich  Hieron.  adv.  lov.  317  c  mit  den 
Beispielen  der  Paeiphae,  Clytaemnestra,  Eriphyle  und  dazu  F. 
Bock:  Aristoteles  Theophrastus  Seneca  De  matrimonio  Lips,  1898 
S.  46,  66),  die  Berührungspunkte  Äwiechen  Achilles  und  Sto- 
baeua  in  den  aus  der  Litteratur  Tcepi  γάμου  und  ähnlichen 
Schriften  excerpirten  Abschnitten  seines  florilegium  über  das 
γαμεϊν  (67  IT/).  Einige  derselben,  betreffend  das  Schminken^ 
Haarflechten  und  die  VerBtellungskunat  des  Weihes  in  der  Hede, 
sind  bereits  oben  vermerkt  worden.  Dazu  kommt,  dasa  beide 
Scbrifteteller  (Ach.  p.  46,  1  f.  Stok  73,  49)  dieselben  hesiodei- 
echen   Verse  0,  et  D,  57  f,    (vgl.  Eur.  Hipp,   bei    Stob.   ebd.  23 

(A.  P.  IX  165  Ach.  p.  46,  21)  anführen.  tSie  werden  in  den 
Schriften  ΤΓ€ρ1  γάμου  und  verwandten  Inbalts,  die  für  die  iSammlung 
des  Stobaeus  noch  so  manches  andere  Dichterwort  hergegeben 
liaben  (vgL  zB.  Stob,  73,  30  Lucian  Έριοτες  c.  38  p.  4S9.  — 
Stob.  71,  6  Plnt.  Erot,  c.  8  p,  753  AX  mehr  als  einmal  citiert 
gewesen  sein*  Im  Anklänge  an  das  bald  darauf  bei  Stobaeue 
ΚΤ3,  51  begegnende  Citat  ans  den  Επίγονοι  des  Sophokies  iju 
^παν  ύύ  τολμήσαίΤα*  και  ιτ€ρα  γύναι  oder  an  eine  ähnliche 
Stelle  eines  verlorenen  Dramas  heisst  es  Ach.  p.  46,   24  ff.:    ώ 


Wv 


behandelt  war,  weiss  ich  nicht.  Man  darf  wohl  annehmen,  dass  Achillai 
verschiedene  dieser  Dramen  geleeen  hai, 

'  Aus  einer  eolchen  Schrift  scheint  Äthenaeus  von  XIII  c.  10 
κ  560  b  bis  560  f  geschöpft  zu  haben.  Aus  Schriften  itejjl  γάμου  dürften 
»ich  auch  die  Citate  von  ΧΠΙ  o.  6  p.  557  e  bis  c.  ί1  ρ.  560  a  —  wenn 
auch  möglicher  Weise  erat  durch  Vei^iiUluug  eines  älteren  Sammel* 
werket  —  herleiten. 

8  Vgl.  Soph.  0.  C.  761    Äristopb.  Nub.  375. 


70  Wilhelm 

πάντα  τολμώσαι  γυναϊκΕς'  κδν  φίλώσι  φονεύουσι • 
κ&ν  μή  φίλακτι,  φονεύοικΤιν.  Auch  die  oft  wiederholte,  von 
Kleiniae  bei  Acb.  p.  45,  80  f.  (τί  γαρ  ήδίκησας,  ϊνα  ττ€6ηθής;) 
und  ρ.  47,  5  (μήπιυ  μοι  δούλος  τ^ντ))  bezeichnete  Auffassung, 
daes  die  Ehe*  eine  Fessel  sei  (Plut.  Erot.  c.  7  p.  753  A), 
dnrch  die  man  zum  Sklaven  wird,  zumal  wenn  die  Fran  über 
Glückegüter  verfügt,  findet  ihre  Belege  bei  Stobaens:  vgl.  Enri- 
pides  und  Menandros  ebd.  70,  4.  5.  72,  11.  Die  Klage  dei 
jungen  Cbarikles  bei  Ach.  p.  45,  25  f.,  der  nach  einem  der  Ko- 
mödie geläufigen  und  auch  von  Plutarch  im  Ερωτικός  übernom- 
menen Vorwurf  mit  einem  reichen  Weibe  verheirathet  werden  soll 
(έκδίοομαι  ό  δυστυχής  τοις  έκβίνης  χρήμασιν,  ϊνα  γήμιυ  πω- 
λούμενος), erinnert  an  Menandros  bei  Stob.  70,  5  (αύτάν 
οίοωσιν)  und  an  das  Bekenntniss  des  Demaenetus  bei  Plant.  At. 
87  (Argentum  accepi,  dote  Imperium  vendidi).  Zu  dem  Motiv 
der  reichen  Frau,  die  obendrein  noch  häsRlich  ist  (Ach.  I  7,  4, 
β,  8),  vgl.  Philippides  bei  Stob.  69,  S.  Hiemach  glaube  ich, 
dass  sich  Achilles  in  der  Declamation  des  Kleinias  I  8,  1  —  9  in 
der  Hauptsache  an  eine  der  Schriften  περί  γάμου  angelehnt  hat, 
wo  das  Ehekapitel  unter  Berufung  auf  zahlreiche  Dichteretellen 
—  wie  etwa  im  "^ Ερωτικός  des  Plutarch  —  besprochen  war  *. 
Auf  eine  solche  Schrift  deutet  auch  I  8,  3;  hier  werden  die 
lärmenden,  dem  Tumult  des  Krieges  vergleichbaren  Bräuche  yor 
der  Hochzeit  (zu  δικλίδων  κτύπος  vgl.  Α.  Ρ.  VI!  711  θυρέτρων 

^  Reiches  Stellcnmaterial  bei  Laaaulx:  Studien  d.  griech.  Alter- 
thums  S.  374  if. 

9  Bei  der  Lectüre  der  Untersuchungon  Elters  über  Geschichte  nnd 
Ursprung  der  griechischen  Florilegieii  (A.  Kiter:  De  gnomologiomm 
graecorum  historia  atque  origiue,  de  Justini  monarchia,  de  Aristobulo 
Judaeo,  9  Programme  der  Universität  Bonn  1893— ΙΗΟδ/OG  in  fortlau• 
fender  Paginierung;  Corollarium  Eusebianum,  ebenda  l«94/95;  De  gnom. 
graec  historia  atque  origine  commcntatiouis  ab  Eltero  conscriptae  ra^ 
menta,  ebenda  1897)  kann  man  leicht  auf  die  Vermuthung  kommen» 
dass  sich  auch  Achilles,  wie  so  viele  Schriftbteller^  eines  der  seit  Chry- 
sippos  überaus  häußgen  Samniclwurke  nach  Art  des  tlorilcgium  de• 
Stobaeus  bedient  habe.  Doch  habe  ich  sonst  keine  Spuren  gefuDden, 
die  auf  Benützung  eines  solchen  Werkes  durch  Achilles  schlieesen  lassen 
könnten.  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  daran  erinnert,  dass  der  Aufputi 
der  Darstellung  mit  Dichterstellcn  und  dichterischen  Ucdewendan^en 
echt  sophistisch  ist.  Gar  manche  dieser  Anklänge  verdankt  Achilles 
seiner  eigenen,  keinesfalls  zu  unterschätzenden  Beleseuheit  in  der  poe• 
tischen  Litteratur. 


tu  Achilles  Tatius 

,  .  .  πάταγον,  HeBycb  «.  v,  κτυτιίιυν)  verepottet;  Άτυχης  6 
μ€λλιι>ν  ταμ€Ϊν'  im  πόλεμον,  ί>οκώ  μοι,  π€μτϊ€ται  (Ach,  ρ,  4β, 
10  t)  —  man  hört  einen  Sprecher,  der  die  Elie  mit  ähnlichen 
Empfindungen  des  Äergere  bekämpftt  wie  sie  hei  Plut.  ao.  eil 
p.  755  B.  C  dem  Peleiae,  dem  Liehhiiher  des  achönen  Bacchon^  bei 
der  Nachricht  von  desaen  unter  Atifbietun^  dee  ganxen  lauten 
Hochzeiteapparatfi  vollzogenem  Rauhe  durch  die  heiralhaluatige 
Jenienotlora  (c.  10  p.  755  Ä)  zugeachriehen  werden.  Am  Schlnaae 
dee  Ähsclmitta  (Ach.  1  H,  9)  wird  dem  Heirathacandidaten  fol- 
gende Ermalm ung  gegeben :  μφί  τό  ανθός  προ  καιροΰ 
της  ήβης  άπολέστις.  ΓΓρός  γαρ  τοις  δλλοις  καΐ  τοΰτ'  ton  του 
γάμου  τό  ατύχημα '  μαραίνει  την  ακμή  ν.  Μη,  δέομαι,  Χαρί- 
κλεις,  μήπω  μοι  μαρανθής*  μή  τταραδψς  ευμορφον  τρυγήσαι 
^  ό  b  ο  ν  άμόρφψ  γ  €  u>  ρ  γ  ψ.  Die  Worte  aind  bezeicbnend  für 
die  Arbeitaweiae  dea  Achillee^  weil  nie  una  zeigen,  wie  er  eich 
eelhat  auf  kurze  Strecken  an  mehrere  Mnater  anachlieeat  und  das 
Vorgefundene  derartig  in  einander  zu  verwehen  weias,  daaa  sein 
Eoman  in  der  That  ^  einem  aus  allertei  bunten  Lappen  zusammen• 
geatüokehen  Teppich*  gleicht.  Zn  Grande  liegt  der  Gedanke^  den 
aein  älterer  Zeitgenoaae  und  Landsmann  Palladaa  in  dem  achon 
oben  ci feierten,  ohne  Zweifel  nach  älterem  Vorliild  gedichteten  Epi- 
gramm A.  P.  iX  165  mit  den  Worten  ausdrückt:  *Avbpa  γαρ 
έκκαί€ΐ  (sc.  γυνή)  τσϊς  φροντίσιν  ήί>έ  μαραίνει»  Και  γήρας 
προ7ΐ€τ4ς  τή  νβότητι  φέρει.  Gleichzeitig  aber  achweht  dem 
Achilles  Lncian  Έρωτες  c.  21  p.  421  vor  Augen,  wo  der  Ver- 
theidiger  der  Weiberliebe  geltend  macht,  daaa  vielmehr  die  un- 
sinnige Männerliebe,  die  aelbat  vor  Entmannung  nicht  zurück* 
Bchreckt,  dea  Mannea  Jugend  blüthe  vor  der  Zeit  verzehre  (τό  b* 
iv  νεότητι  παραμείναν  δ  ν  θ  ο  ς  εΙς  γήρας  αύτους  μαραίνει 
π  ρ  ό  οι  ρ  ο  ν).  Dazu  kommt  der  Vergleich  des  Geliebten  mit  der 
R  0  β  e  nach  Epigrammen  wie  A.  P.  XII  58  (Hhianoa)  und  ebd, 
234  (Strato)  und  endlieh  daa  von  Liebenden  und  Verbeiratheten 
nicht  minder  oft  gebrauchte  (Praechter  ao,  S.  1*34  L)  Bild  vom 
L  a  η  d  ma  η  η  und  aeinem  Acker  (vgl.  n.  a.  Xen.  Symp.  Θ,  25). 
Wie  an  der  eben  besprochenen  Stelle,  ao  aueht  Aebillea 
auch  ΙΓ  36,  Ϊ  dadurch  den  »Schein  der  Selbständigkeit  zu  erwecken, 
daaa  er  der  Auarührung  aeinea  Gewähramannea  (Lncian  "Έρωτες 
c-  25  p*  425)  widerapricht  *♦  In  seiner  Beweisführung  παιδικής 
^χρήσειυς  πολύ  την    γυναικείαν  άμείνιυ  (Lucian  ao.)  geht  Chari- 

1  Vgl,  Siravofkiadia  ao,  S.  9. 


Wilbolm 


klfR  τοπ  der  Behauet ang  «ur,  daee  der  GennsA  Alleinal  dann   om 
go  reizvoller  »ei»  je  länger  er  fttihalte:  πάααν  άπόλαυσιν  ηγούμαι 
τερπνοτέραν  βίναι  τήν  xpoviiurepav*.     Dafür   Ht^t»t    Meti«*- 
laos   ao.   νοίη  Stanclptinkt    tjes  Enabentiebbabere   atifi    liat  Weaen 
den  GenoRees  in  die  Flüchtigkeit  und  kurae  Zeitdauer  deeeelben: 
ποθ€ΐνόν  γαρ  άά  το  άκόρίστον.     Το   μέν   γάρ   ^»ς    χρή(Τΐν 
XpoviuJTcpov  τψ  κόρυυ  μαραίνει  τό  τερπνόν,  τό  6έ  άρπα* 
ίόμενον  ivgl  ρ.  84,  17)  καινόν  εστί  και  μάλλον  άνθεΐ"  ού  γαρ 
γεγηρακυίαν*   ^χει  τήν  ήΙ>ονήν  .   ,  .    Man  erkennt  (vgl.  natnent-  ^ 
Heb    die  Worte   έπι  τήν    υμετέρα  ν  .  .  ,  ή^ονήν  im    Munde   de•  Ι 
Gegners    bei    Lucian  ao.    und    dasn    Praecbter  ao*  S.  149;    Berl. 
pbiL  Wocbenscbr,   1896  Sp.   870  Anm.  1)  den   Auiflu««    pbilo^o* 
pbjBcber   Erörterungen  über  das  κεφάλαιον  τής  ή6ονής,  wie  eie 
zwischen    Epikureern  and    Stoikern   gang  und  gäbe  waren.      Der 
Liebhaber,    dem   «ich  der   Rchamhafte  Geliebte  durch   fortgeeetete  m 
Flucht  entzieht  (Ach.  [κ  84,  IH  ff*)  und  eo  die  dualen   de«  Tan-fl 
taluB*  bereitet,    von    d<inen    der   cytiiscbe  Tbeonineet    bei    l.ucian 
ao.  Ca  53  p.  456  nicbte  wissen  will»  iet  bereite  bei  Plat,   Phaedr. 
c.  17.    18  p.  240  f.  (vgl.  Xen.  Symp.  8,  23)  vorgezeicbnet*. 

Von    der  Lecttire    der  Schrift  Έριΐίτες    iet   Achilles    fern* 
II  37,  5  beeini^α9β^    wo  der,    nach  eeiner   llielernen  Aufifiihrufti 
p.  86,  14  ff.    zu    8f:bliee«en,    in    den   Werken    de«    θήλυς     i\ 
gründlich  bewanderte  (p.  87,  11   ff.)  Kleitopbou  mit  Anwendun, 
der    von   Lueian    ao.   wiederholt    gebrauchten    Redefarniel     εΐ 
hei  (c.   27  p.  428,  e,  49  p.  453  ^)    eine   nur    matiöige  Erfabmnj 


< 


^  oEeia  γάρ  ηδονή    παραπτάσα   φθάνει    πρΙν  f|  τναισθήι 
πεπαυμένη.   Απ  dieiie  Worte  klingt  Ach.  ρ*  H4,  13  πΦς  ίίριμύτ€ρον  (βα 
το  κάλλος  παισίν),  eCyc  παρακύψαν  μόνον  οίχ€  ται  .  ,  .^  nur  dass  d« 
Khcstor  die  AuBdruckaweiae  des  Demoatbenee  4,  24  τά  Ε€νικά  ,  .  .  τταρα- 
κυψσντα   in\   τόν   τής   ΐΓΟλ€ΐι>ς  πόλβμον  .  .  .  ιτανταχοΐ  μάλλον  ο  ϊ  )ς  c  *_ 
τ  α  ι  πλέοντα  vorgezog-en  hat. 

3  Der  Ausdruck    wohl  veranlasst  durch   Lueian  ao.  c.  25  p.  4S 
γυνή   μίν  oöv    άπό   irapB^vow   μίχρι   ηλικίας  μέσης,   irplv  ή  τ€λ<^α»ς 
έσχάτην  ^υτ(δα  τοο  γ  ή  ρ  uj  ς  4πώραμ€ΐν.  ίύάγκαλον  άνδράσιν  όμίΧημα 

*  Sprichwörtlich    {\'^\.    Ach,    jt.  Ι4Η,  Η)  wie  die   Sirenen    (Äc 
ρ.  46»  5.  Α.  Ρ.  V  um 

*  An  den  von  Hercher  verdächtip^ten  Worten  ΐίαταλ6ίτΓ€ΐ  τάρ  6|^ 
ψ  lij  ντα  (ic.  ό  τταΐς  τόν  Ιροοτήν)  ist  nicht»  zu  beanilandeni  vgL  t^ucii 
ao  ;  ft  ι  ψ  ή  V  όπομένειν. 

^  ύ  hi  bet  9iXoo09UJV  παιοί  itiOTCutiv.     Datür  Ach.  ρ. 
5  παίδες  οοψφν. 


Zu  ÄehilleB  Tatim 


73 


in  der  Weiberliebe  affectirt.  Eine  ähnliche  ύττόκρίίΤις  zeigt  Theo- 
mnest  bei  Lucian  ao,,  indeiD  er  die  Enteclieifiung  der  Frage  nach 
den  Vorzügen  der  Mäuner*  und  Weiberliebe  ablehnt  (c.  4  p.  401 
f,),  obgleicb  er,  an  Liebeegenüssen  aller  Art  förmlich  iibersHttigt 
(o,  2  p.  398  f.),  zu  dieeem  Schiederichteramt  wie  keiner  geeignet 
ist.  Recht  «nerfahreu  stellt  eich  auch  Charikles  c,  25  p.  426  : 
δ  b*  έστι  τούτων  άφαν€στ€ρα,  τοις  πεπ^ιρακόσιν  ύμΐν 
eibevai  παρίημι  (vgl.  Menelaos  bei  Ach,  ρ,  86,  13  f.  ειρήοεταί 
μοι,  κδν  μ€τρίιυς  έχυυ  πείρας)- 

Ιη  -brennenden  Farben  wird  die  Wollnst,  welche  die  Hetäre 
bei  Umarmung  und  Kues  enipfindet  nud  einflÖBst,  von  Kleitophon 
p*  86^  14—87,  8  (vgL  dagegen  Lucian  ao.  c.  2t>  p,  426  γυναικί 
bk  usw.  p.  427)  ausgemalt.  Zn  έχει  ρ.  86,  17  mnsB  aus  γυναικί 
ρ.  86,  14  (dieae  Lesart  empfiehlt  eich  statt  des  überlieferten 
γυναΐ£ί  wegen  Lncian  ao.  c.  26  p.  426  γυναικι  bk  und  Ach. 
p.  87,  14  γυναικι  μεν)  χυνή  als  Snbject  gedacht  werden;  έχει 
(γυνή]  τό  (Τώμα  ec.  des  Liebenden,  ρ.  86,  18  ist  ττεριβάλλειν  (das 
eigentliche  Wort  vom  Umwerfen  des  Oberk leide«)  mit  dem  dop- 
pelten Acciisativ  construiert  wie  das  Medium  bei  Her,  I  163  und 
dae  «ynoßjme  άμφιεννυμι  ^^  i  neu  buntem  quodammodo  amicit  vo- 
luptate  (wie  mit  einer  Hülle),  p.  86,  19  bedarf  daß  handsehrift* 
liehe  εγγίζει,  zu  dessen  transitivem  Gebrauch  Fol  VIII  6,  7 
und  Lucian  ao.  c.  53  p.  456  (χείλη  προσ  t  γ  γ  ί  CT  α  ς  χεί- 
Xedi)  zu  vergleichen  iet,  keiner  Aenderung.  Nicht  dae  Weib, 
fiondern^  wie  gesagt,  die  Hetäre  let  es,  deren  aus  der  Liebe^ilehre 
(vgL  Ov.  a.  a.  Hl  793  if.)  geläufige  Künste  (γλυΐίττίίειν,  κνίζειν, 
περιλαμβάνειν  Α,  Ρ.  V  129)  in  dieser  ausgelassenen  Ergiessung 
(vgl.  II.  a.  A.  P.  V  128)  bezeichnet  werden.  Sie  beruht,  wie  der 
Kenner  der  erotischen  Litteratur  leicht  bemerkt  bis  ine  Einzelne 
—  τιεριβάλλειν,  ίϊάκνειν  τά  φιλήματα,  άνοίγειν  τα  φιλήματα, 
άσθμαίνειν  usw.;  vgl.  besonders  Lucian  D.  m,  5,  3  p.  290.  5,4 
p.  292  ^  auf  blosaer  Nachahmung.  Dieselbe  ainnliche  Glut  er- 
künsteln die  Poesien  dee  Paulus  Silenkianus,  an  dessen  Epigramm 
A.  P*  V  272  (ίχιυ  στόματι  στόμα  και  ττερι  οειρήν  ...  βο- 
σκό μ  α  ι)  Ach.  ρ,  86»  22  f,  (περί  τό  του  φιλουντος  στόμα 
βόσκεταΐ)  anklingt.  Diese  Kunst  des  Küssens,  die  nicht 
bloss  die  Lippen,  sondern  auch  die  Herzen  aufe  innigste  ver- 
einigt wiesen  will  (vgl.  Plato  A,  P.  V  78  Xen.  Symp.  4,  26 
A.  P.  V  14.  171  Favorinus  bei  Stob.  f!.  65,  8  Longos  I  18 
Aoh.  II  7.  8.  IV  8  Aristaenetus  II  7  Rotbstein  zu  Prop.  I 
IB,     17)    und    zwischen     künstlichen    und     natürlichen     Küeeen 


74  Wilhelm 

(Ach.  11  88,  5),  zwiechen  φιλήματα  ^ι^ακτά  und  ά&{δακτα 
oder  απαίδευτα  (Longos  I  17  Ach.  II  B7,  10),  zwischen  φιλή- 
ματα μακρά,  ίμψοφα  und  μαλθακά  (Paul.  Sil.  Α.  Ρ.  V 
244,  1  Ach.  ρ.  86,  15)  so  wohl  zu  unterscheiden  versteht,  mag 
einen  hervorragenden  Theil  der  in  der  hellenistischen  Elegie  ver- 
arheiteten  Lieheslehre  gehildet  hahen,  welcher  Achilles  auch  eonst, 
besonders  aber  I  9.  10  und  II  4  gefolgt  ist.  Es  sind  die  Ab- 
schnitte, in  denen  Kleinias  und  Satyros  in  der  Rolle  der  dpurro- 
οι^άσκαλοι  dem  verliebten  Kleitophon  die  Mittel  und  Wege,  die 
Geliebte  zu  gewinnen,  in  der  Weise  des  aus  verwandten  Quellen 
schöpfenden  Ovid  an  die  Hand  geben  :  vgl.  Ach.  p.  48,  1 6  ff. 
Ov.  a.  a.  II  345  f.  —  Ach.  p.  48,  19  f.  Ov.  a.  a.  1  471  f.  II 
183  f.  (Tib.  1  4,  17.  A.  P.  IX  221).  —  Ach.  p.  48,  24  ff.  Ov. 
a.  a.  I  613  f.  —  Ach.  p.  49,  3  ff.  Ov.  a.  a.  I  609  f.  —  Ach. 
p.  50,  1  ff.  Ov.  a.  a.  I  673  ff.  —  Ach.  p.  60,  16  ff.  Ov.  a.  a.  I 
229  ff.  ITI  7(52.  —  Ach.  p.  61,  1  ff.  Ov.  I  351  f.  II  251  ff.  — 
Ach.  p.  61,  10  ff.  Ov.  a.  a.  II  229.  233  ff.  (Am.  I  9).  —  Ach• 
p.  61,  24.  Ov.  a.  a.  I  707  ff.  —  üebrigens  ist  auch  der  in  der 
knappen  Form  des  όφ€λές  ausgesprochene  Gedanke  Ach.  p.  87 
8  ff.  παίδων  .  .  .  Αφροδίτη  .  .  .  αργή,  ηδονής  V  ούδίν  (vgl. 
Lucian  ao.  c.  25  ρ.  426)  kein  anderer  als  der  ausführlicher  aua- 
gesponnene  bei  Ovid.  a.  a.  II  676-  684  (vgl.  Charit.  II  8  p.  40, 
12  f.  H.).  Gegenüber  Lucian  ao.  c.  53  p.  456  f.,  wo  Theomnest 
die  ganze  κλΐμα£  der  ηδονή  des  παιδεραστής  von  der  δψις 
(οφθαλμός  γαρ  οδός  έρωτικώ  τραύματι,  vgl.  Plat.  Phaedr.  ο.  86 
ρ.  255  C.  D  Philemon  fr.  138  Plutarch  περί  έρωτος  bei  Stob. 
66,  7  Musaeus  92—98  Ach.  I  4,  4.  9,  4.  V  13,  4)  und  den 
πρώτα  θιγήματα  (vgl.  Α.  Ρ.  XII  209)  bis  zur  έρωτος  ακμή  nach 
dem  Muster  der  Liebeslehre  (vgl.  Ov.  a.  a.  II  715  ff.),  aber  eie 
an  Raffinement  überbietend  enthüllt,  wird  das  sinnliche  Vergnügen 
der  Enabenliebe  von  Menelaos  II  38,  4.  5  mit  löblicher  Zurück- 
haltung vorgeführt.  Doch  zeigt  §  4  am  Schluse  deutlich,  da« 
er  sich  die  (Τυμπλοκή  in  der  Palaestra  nicht  etwa  wie  Anacharais 
im  gleichnamigen  Dialog  des  Lucian  1  p.  883  f.  denkt,  sondern 
dass  er  das  Ziel  des  Genusses  vielmehr  in  der  Ausschreitung  des 
Paidotriben  bei  Strato  A.  P.  XII  222  erblickt.  An  Strato  and 
andere  Vertreter  der  μούοα  παιδική  erinnert  auch  der  von  der 
SüRsigkeit  dcR  KnabenkuRses  handeintle  SchluRR  (p.  87,  32  ff.) 
mit  dem  trivialen  Bilde,  welches  das  Vergnügen  des  Kusses  mit 
dem  Genüsse  des  Nektars  vergleicht:  A.  P.  V  305  XU  138 
Lucian  D.  d.  5,  3. 


Ζα  Achilles  Tatius  75 

Plato  (Phaedr.,  Phaedo,  Symp.)  und  Xenophon  (Symp.)  — 
direct  und  indirect  verwerthet  -,  verlorene  populärphilosophisohe 
Litteratur  π€ρ\  ίρωτος,  πβρι  κάλλους  und  π€ρΙ  γάμου,  Luoian 
(besondere  Έρωτες^)  und  Plutarch  (Erot.^),  die  Liebeelehre  der 
hellenietischen  Elegie  und  allerlei  erotische  Epigrammenpoesien 
(so  von  Strato),  das  sind  im  Weeentlichen  die  Muster,  nach  denen 
Achilles  —  in  Wahrheit  ein  geschickter  Musivkünstler  —  diese 
beiden  Einlagen  seines  Romans  zusammengearbeitet  hat.  Solche 
Nach  Weisungen  in  möglichster  Vollständigkeit  darzubieten  wird 
für  einen  künftigen  Erklärer  dieses  Autors  trotz  Jacobs'  fleissi- 
gem,  aber  bei  weitem  nicht  erschöpfendem  Commentar  eine  Haupt- 
aufgabe bilden. 

Ratibor.  Friedrich  Wilhelm. 


1  Vgl.  da^bgen  Rohde  ao.  S.  481. 

2  Einen  Anhang  zu  dieser  Schrift  bilden  die  für  unecht  gehal- 
tenen, wie  es  scheint,  von  Ach.  II  12  fif.  (vgl.  Stravoskiadis  ao.  S.  23) 
benutzten  ΈραιτικαΙ  διηγήσεις. 


KAISER  MARCUS  SALVIÜS  OTHO 


M.  Salvins  Otho,  der  Nachfolger  des  Galba  auf  dem  Throne 
der  Cäsaren,  gehört  zu  denjenigen  Erscheinungen,  deren  Chamk• 
terbild  in  der  Geschichte  schwankt.  Und  das  ist  begreiflich 
genug.  Denn  in  ihm  zeigen  sich  zwei  ganz  verschiedene  Naturen, 
die  in  den  verschiedenen  £pochen  seines  Lebens  jede  für  sich 
wirksam  auftreten.  Darum  galt  er  schon  seinen  Zeitgenossen  für 
eine  problematische  Persönlichkeit,  zu  der  die  Einen  eine  bis- 
weilen leidenschaftliche  Hinneigung,  die  Anderen  eine  entschiedene 
Abneigung  hatten. 

Seine  Familie  war  noch  nicht  seit  langer  Zeit  in  die  Nobi• 
lität  aufgenommen.  Sein  Vater  L.  Salvius  Otho  war  zuerst  in 
der  Familie  Consul  suffectus  im  Jahre  33  n.  Chr.  gewesen,  und 
zwar  war  er  in  diesem  Consulat  der  Nachfolger  des  Galba  (Snet^ 
Galba  G).  Dieser  Luc.  Salvius  Otho  soll  dem  Tiberius  so  ähnlich 
gesehen  haben  und  so  lieb  gewesen  sein,  dass  viele  ihn  für  einen 
Sohn  desselben  hielten  (Suet.  Otho  1).  Der  ältere  Bruder  des 
Marcus,  L.  Salvius  Otho  Titianus,  der  später  an  der  Seite  desselben 
während  seines  kurzen  Hegimentes  eine  entscheidende  Rolle  spielte 
(Tac.  h.  1,75.  77.  90.  2,23.  33.  39.  60),  war  im  Jahre  52  βα- 
sammen  mit  Faustus  Cornelius  Sulla  Felix,  dem  Schwiegersohn 
des  Kaisers  Claudius  Consul  gewesen  (Tac.  ann.  12,  52),  dann 
unter  Nero  im  Jahre  65  Proconsul  von  Asien,  während  Cn.  Ju- 
lius Agricola  in  dieser  Provinz  Quästor  war.  Tacitus  Agr.  6 
stellt  diesen  Bruder  des  Marcus  Otho  als  geldgierig  und  gewis- 
senlos hin,  der  'zu  jeglicher  Habgier  geneigt  mit  der  gefälligsten 
Nachsicht  (gegen  den  Quästor)  eine  gegenseitige  Verheimlichung 
der  Schlechtigkeit  erkauft  haben  würde*  (in  omnem  aviditatem 
pronus  quantalibet  faoilitate  redemturus  esset  mutuam  dissimala- 
tionem  mali).  Tnd  Vitellius  schonte  ihn,  als  er  nach  der  Schlacht 
bei  Betriacum  Gericht  über  die  Generale  des  Otho  halten  lieas, 
weil  er  ihn  \^-egen  Energielosigkeit  für  ungefährlich  hielt  (Tao. 


Kaiser  Marcus  Salvius  Ottio 


I 

I 


I 


(t,  2,60:  Salviuß  Tifcianue  ....  ignavia  excueatus),  Ale  dieser 
Titjiinue  bereits  im  Jahr  52  Coneul  wurde»  war  er  nocb  ein  junger 
Mann,  unti  da»  läsat  darauf  sclilieBPenT  <iaßß  die  Familie  dem  kai- 
eerlichen  Hauee  nahe  stantl.  So  int  es  erklärlich,  wie  sein  jüngerer 
Bruder  Marcus  aelion  von  Anfang  de«  Regimentes  Nero*«  an  unter 
dessen  Geiioseen  sieb  befand  und  eelir  bald  bei  seiner  zügellusen 
Nntur,  die  so  gut  zom  Nero  sieb  sühickte^  sein  Vertrautester 
wurde  (Tac.  b.  1,  IB:  Namque  Otbo  piieritiain  incuriose,  adole- 
Bcentiam  petulanter  egerat,  gratus  Neroni  aemulatione  luxus).  Das- 
selbe  berichtet  Plutarcb,  der  sieb  'im  Allgemeinen  bald  zu  Ta- 
cituB,  bald  zu  Sueton  neigt'  und  wabrecbeinlicli  mit  dieisen  für 
Bein  Memoiren  werk  Γάλβας  και  "Οθων  eine  gemeinsame  Quelle 
benutzt  bat;  ob  diee  Cluvius  Rufus  gewesen  ipt,  wie  H.  Peter 
früber  annahm,  w&hrend  er  jetzt  den  älteren  Plinius  anzunehmen 
geneigt  ist,  das  läset  sieb  niebt  mit  Sicherheit  feststellen  (H* 
Peter,  die  geschieht! .  Literatur  über  di^  römische  Kaiserzeit  II, 
73.  275  Anm.  2j.  In  der  Zeichnung  des  Otho  trifft  aber  Phi- 
tarch  Galba  19  ganz  zusammen  niit  der  des  Tacitup,  wenn  er 
sagt:  τρυφή  bfe  καΐ  φιληbovίαις  Ευθύς  έκ  παίδοίν  ,  .  ,  .  bi€- 
φθαρμβνος  (ό  Όθων).  —  φιλψ  bk  τψ  "Οθωνι  και  συμβιιυτή  hm 
την  ά(Τωτίαν  έχρήτο  (ό  Νΐρων).  IHtm  Vertrautheit  »tieg,  als 
der  Einflußs  und  die  Macht  der  Ägrippina,  der  Mutter  Nero^s, 
sank.  Das  geschah  za  der  Zeit,  als  Nero  schan  im  zweiten 
Jahre  seines  Regiments  in  Leidenscbaft  %n  einer  Freigelassenen, 
der  Akte^  entbrannte.  Dieses  Verhältniss  ward  im  Anfang  von 
Nero  besonders  vor  seiner  Mutter  sehr  geheim  gehalten:  zu  den 
vertraulichen  Zusamnienkünften  mit  seiner  Geliebten  zog  er  nur 
zwei  Mitwisser  zu^  den  Marcus  Otho  und  den  Senecio,  beides 
feine  junge  Männer  von  glänzendem  Acussern,  adolescentnli  de- 
cori,  wie  Tacitus  ann.  12,  13  sie  nenntj  was  allerdings  nicht  zu 
Sueton  passt,  der  den  Otho  (Otho  12)  wenig  stattlich,  van 
ecblecbtem  Fnsswerk  und  krummbeinig  sein  läf^st  (modicae  sta- 
turae  et  male  pedatue  scambunqu©  traditur).  Aber  diese  Tradition 
mag  wohl  mit  aus  der  hauptstädtischen  Hcandalcbronik  stammen, 
die  Sueton  so  fleif^sig  benutzt  hat. 

Der  zweite  von  diesen  Busenfreunden  des  jungen  Kaisers^ 
Claudius  Senecio»  war  der  Sohn  eines  Freigelassenen  des  Kaisers 
Claudius.  Er  gehörte  später  zu  der  grossen  Verschwörung  des 
Jahres  05,  die  den  C.  Calpurnius  Piao  an  der  Spitze  und  so  Viele 
zu  Tlieilnebmern  hatte,  als  der  Hase  gegen  das  Scheusal  auf  dem 
Throne  zusummenführte.    l>ie  Thatkräftigsten   unter  iliesen   wareu 


78  faul 

der  Tribun  der  Leibwächter  Subriue  Flavus  und  der  Gentnrio 
Sulpiciue  Asper.  Auch  der  Dichter  der  Pharsalia,  Lucanae  An- 
naeuB,  dessen  Dichterruhm  Nero  aus  Eifersucht  niederzuhalten 
strebte,  gehörte  zu  ihnen  (ann.  15,  49).  Was  aber  den  Senecio, 
der  ann.  15,  50  unter  den  Ersten  aufgezählt  wird,  die  der  Ver- 
schwörung beitraten,  hierzu  bewogen  hat,  wird  von  Tacitus  nicht 
ausdrücklich  gesagt.  Indess,  da  es  aO.  heisst:  diejenigen,  die 
zuerst  die  Sache  in  die  Hand  genommen,  hätten  bei  ihren  Wer- 
bungen darauf  hingedeutet,  dass  die  Gräuelherrschaft  des  Nero 
an  ihrem  Ende  angekommen  sei  und  hätten  so  den  Claudius  Se- 
necio,  den  Cervarius  Proculus  usw.  als  Theilnehmer  der  Verschwö- 
rung gewonnen  (ann.  15,  50  :  ergo  dum  scelera  principis  et  finem 

adesse  imperio inter  se  aut  inter  amicoe  iaciunt,  adgregavere 

Ülaudium  Senecionem  etc.),  so  muss  man  wohl  annehmen,  dass  er 
noch  zur  rechten  Zeit  das  sinkende  Schiff  habe  verlassen  wollen. 
Denn  Rache,  etwa  wegen  Ungnade  des  Nero,  hatte  er  nicht  zu 
nehmen,  da  ausdrücklich  von  Tacitus  in  der  Erzählung  von  diesen 
Dingen  berichtet  wird,  dass  Senecio  auch  zur  Zeit  der  Verschwörung 
noch  im  vertrauten  Umgänge  mit  Nero  gelebt,  auch  den  Schein 
der  Freudschaft  immer  noch  beibehalten  habe.  DasH  aber  nur  Sinn 
fürs  Gemeinwohl  ihn  der  Verschwörung  zugeführt  habe,  wie  das 
von  dem  designierten  Consul  Plautins  Lateranus  ann.  15,  49  aue- 
drücklich  hervorgehoben  wird,  ist  bei  Senecio,  dessen  ganze  Lebens- 
art wollüstige  Weichlichkeit  war  (ann.  15,  70),  nicht  anzunehmen. 
Wir  werden  also  richtig  vermuthen,  wenn  wir  ihn  als  £inen 
derer  ansehen,  die  das  Ende  der  kaiserlichen  Wirthschaft  er- 
kannten und  bei  der  demnächst  erwarteten  Umwandlung  neue 
Hoffnung  haben  wollten,  wie  das  so  bei  den  meisten  der  Ver- 
schworenen war  (aO.:  ceteris  spes  ex  novis  rebus  petebatur).  Als 
die  Verschwörung  ans  Licht  gekommen  und  unter  den  Verschwo- 
renen auch  Senecio  mit  genannt  worden  war,  leugnete  er  erst 
lange,  dann  durch  versprochene  Straflosigkeit  verleitet,  nannte  er, 
um  sein  Zögern  zu  rechtfertigen,  auch  seinen  besten  Freund,  den 
Annaeus  Pollio,  als  Mitversohw^orenen.  Er  that  da  dasselbe,  wie 
Lucanus  und  Quintianus  und  andere  erlauchte  und  hochangesehcDe 
Männer  thaten,  Λvelche  noch  keine  Folter  gefühlt  hatten  und 
aus  Schrecken  davor  das  Liebste  und  ihrem  Herzen  Nächste  ver- 
riethen,  ann.  15,  17:  cum  ingenui  et  viri  et  equites  Komani  se- 
natoresque  intncti  tormentis  carissimu  suorum  quisque  pignora  pro- 
derent.  Non  enim  omittebant  Lueanus  quoque  (der  sogar  seine 
Jüutter  Acilia  angegeben    hatte)   et  Senecio  et j.  Quintianus  passim 


Kalter  Marcue  Salvins  Otho 


79 


FoonHuioK  edere.  Freilich  half  das  Alleß  trotz  der  yereprochenen 
Strafloeigkeit  bei  Nero  Nichts,  Er  gerieth  vieltnebr  in  desto 
grÖBsere  Angst,  je  mehr  Theil nehmer  genannt  wurden  (inagis 
magieque  pavido  Nerone,  aO.)*  Senecio  rouaete  in  den  Tod  geben 
wie  die  andern,  was  er  niclit  ohne  Würde  gethan  zu  hahen 
scheint,  Tacitus  berichtet  ann*  15,  70,  er  eei  geetorben  nicht  wie 
sein  vergangenes  wolltistigee  Leben  hätte  annehmen  laeeen:  Se- 
neeio  pofithac  (post  Annaeom  Lucannm)  ,  .  .  ,  non  ex  priore  vitae 
mollitia,  mox  reliqui  coniuratonim  periere, 

I  DaH  also  waren   die  beiden  Busenfreunde  dee  jungen  Herr- 

schere, die  vertrauten  Mitwisser  seines  Liebesgeheimnieses  mit 
der  Akte  (assiimti  in  conecientiam,  ann.  13,  12),  Marcus  Otho 
und  Claudias  Seuecio.  Sie  hatten  sieb  ohne  Wiseen  der  Agrip* 
pina,  tue  bis  dahin  ihren  Sohn  beherrscht  hattCj  in  sein  engstes 
Vertrauen  eingeschlichen  durch  verschwenderische  Aueechweifuöir 
und  zweideutige  Heimlichkeiten,  ann,  13,  12:  penitus  irrepserat 
per  Juxum  et  ambigua  secreta.  Da  diese  Worte  nicht  blos  auf 
Senecio,  Boodern  auch  auf  Otho  gehen,  so  wäre  wohl  irrepeerant, 
wie  Nipperdey  vermuthet,  deutlicher  gewesen,  indesseu  nölhig  ist 
es  nicht.  Dagegen  ist  die  Auslegung,  die  dieser  Gelehrte  den 
ambigua  secreta  gibt,  wohl  diR  richtige,  wenn  er  darunter  rer- 
dächtige  Zusammenkünfte  mit  dem  Kaiser  sieht,  wobei  Akte  zu- 
gegen war  uod  Otho  und  Senecio  zugezogen  wurden.  Diese  Zu- 
samineukünfte  hielt,  wie  gesagt,  Nero  jetzt  noch  geheim,  da  die 
Scheu  vor  der  Mutter  bei  ihm  noch  nicht  ganz  erstorben  war 
und  Agrippina  mit  Recht  von  ihm  als  heftige  Gegnerin  des  ver- 
traulichen Verhältnisses  angesehen  wurde.  Als  sie  hinter  die 
Sache  kam,  strebte  sie  heftig  dagegen  an,  Indess  half  ihr  das 
bereite  nichts  mehr  (ignara  niatre,  dein  frustra  ohnitente,  aC). 
Das  VerhäJtniss  mit  der  Akte  und  die  Busen  freund  schaft  mit  den 
beiden  Rouos,  den  Mitwissern  jenes  Geheimnisses,  dauerte  fort 
bis  zum  Jahre  ö8,  wo  es  plötzlich»  so  weit  es  die  Akte  und  den 
Otho  betraf,  ein  Ende  fand  und  zwar  durch  ein  noch  unzüchti- 
geres VerhältnisB,  das  den  Anfang  zu  schwerem  Unheil  für  da« 
gemeine  Wesen  machte  (magnorum  reipublioae  malorum  initium 
fecit,  Ann.  13,  45J.  Denn  in  dem  genannten  Jahre  begann  die 
Liebschaft  des  Kaisers  mit  der  Sabina  Poppaea,  diesem  unheil- 
vollsten aller  Weiber,  von  denen  die  Geschichte  weiss. 

Sabina  Poppaea  war  die  Tochter  des  1\  Ollios,  nahm  aber, 
da  dieser  ihr  Vater  ohne  je  eine  bedeutende  Stellung  eingenom- 
men zu  haben  mit  in  den  Sturz  des  Sejan  verwickelt  worden  war. 


Pfiul 


den  Namen  ihres  luülterlichen  Groesvatere  Poppaeue  Sabttiue  ao, 
der  durnb  den  Olauz  des  ConBulate  und  eines  Triumphe  eiot 
groftae  Berühmtheit  hinterlaaeen  hatte  (ano.  13,  45).  Denn  Pc»p- 
paena  Sabitius»  der  am  Ende  des  Jahres  :i5  n.  Chr*  verecbiedeti 
war,  war  jcwar,  wie  Tacitue  ann.  6^  39  berichtet,  der  Herkunft 
nach  uubedeijtf^nd^  aber  durch  die  Freundechaft  mit  den  Kaieern 
Augnstus  und  Tiberiue  zur  Ehre  dee  Coneulala  9  n.  Chr.,  und 
zur  ÄuBzeichnung  de§  Triumphs  im  Jahre  26  gelangt  und  war 
mit  der  Gewalt  über  die  grüseten  Provinzen,  Möeien^  Achaja, 
Macedonien,  bekleidet  (Tac.  ann.  1,  80).  Zwar  sagt  Tacitue  ann. 
6,  39f  zu  allen  diesen  Ehren  sei  er  gekommen  ohne  ein  beton- 
deres  Verdienst;  er  sei  Nichte  mehr  gewesen,  als  daes  er  deo 
Geschäften  gewachsen  gewesen  sei.  Indessen,  einen  Triumpbaiur 
zum  Ahn  zu  haben,  der  die  thracischen  Stämme  niedergesohlagen 
hatte,  die  auf  den  Hochgebirgen  in  der  Wildniss  unbändig  ihr 
Wesen  trieben  und  »ich  der  Aushebung  nicht  fügen  wollten  (ami, 
4,  46),  war  doch  für  ein  Weib,  das  nach  Glanz  und  Herrscbaft 
etrebtei  ein  Gewinn,  den  sie  sich  nicht  entgehen  lasse«  durfte. 
So  trat  sie  denn  mit  dem  Namen  des  Gtinstlings  zweier  Kaiser 
und  glänzenden  Triumpbators  in  der  Hauptstadt  auf,  ein  Weibi 
das  Allee  beease,  nur  keine  Sittlichkeit  (ann,  13^  45 :  hai6  mn- 
lieri  cuncta  aüa  fuere  praeter  honestum  animum}. 

Die  Mutter  dieser  Puppaea  Habina,  die  den  gleichen  Namen 
wie  sie  trug  und  eine  Tocliter  des  Poppaeua  Sabinus  war,    hatte 
alle  Frauen  ihrer  Zeit  an  Hchunheit  übertrofi'en   und  hatte   ihrea 
Huhra  und  ihre  Gestalt  zugleich  auf  die  Tochter  vererbt  (ann.  aO«J,4 
Aber  schon  diese  Mutter  hatte  neben   dem   Ruhm    der  SehöDh^it] 
auch  noch  den  Ruf  der  gaUnten  Dame  genuHserL•    Allerdinge  g'ingj 
dieser  Ruf  von  den  unreiueu  Lippen  der  Kaiserin  Messalina,   der] 
Gemahlin  des  Claudius,  aus  und  scheint  von  dieser  aus  Eifersucht 
gegen  die  sohüne  BYau  ausgegeben  worden  zu  sein.    Durch  ilirtn 
HelfershelfeTf  P.  Suillius,  eineu  der  schändlichsten  Ankläfi^r,  ditl 
damals  Korn  batte  (ann.   II,  5),    der  ebenso   käuflich   als  in   der^ 
Gunst  des  Kaisers  allgewaltig  war  (ann.  4,  81),  beschuldigte  aje  ' 
die  Poppaea  Sabina,  mit  dem  zweimal  Consul  gewesenen  Valerine  ' 
Asiaticus^    dem    Besitzer    der    sohünen    Lucullisclien    Gärten     im 
Norden  der  Stadt,    nach  denen    ihr  eigenes  Getüste  stand   (hortis, 
inhians,   ann.  11,   1),    in    Buhlschaft   zu  stehen  und  bewirkte  deul 
Tod   beiden     Asialicne    wurde    seinem    ordentlichen   Richter,   dem 
Senat,    entzogen    und   im  Cabinet  des  Kiiiseis   in  Gegenwart    der 
Mesttalina  und  des  Suillius  verhört.     Kaiser  Claudius  war  damalaj 


1 


taifler  Marcus  Sftkius  Otlio 


» 


I 
I 


^ 
» 


I  (47 — 51  II.  Chr.)  zöBammeii  mit  dem  heiichleri»ehen  L.  VitelliuB, 
dem  Vrtter  des  ef>äteren  Kaieers,  Censor,  and  glaubte  in  eeiiier 
GiiifltesHckwäche  durch  eine  raötlose  üetieorieche  Tliätigkeit  «eini*i]i 
Amte  geniigen  zu  müBHen  (ann.  II,  IH).  ÜBter  solchen  ümetäiideji 
war  dem  Relclagten  von  Tornherein  sein  Urtbeil  gepprocheu. 
Zu  freier  Wahl  de«  Todes  aua  kaiaerlicher  Gnade  verurtlieilt, 
öffnete  er  eich  die  Adern  (ann,  11,  2.  3).  Poppaea  dagegeiit  in 
Angst  veraetzt  durch  die  Meesalina,  die  ihr  durch  Abgesandte 
Einkerkerung  drohen  lieee,  gab  sicli  gleichfalls  Reiher  den  Tod» 
(aan.   aO.). 

Es  gehört  zur  Signatur  jener  Zeiten  und  ist  ein  Zeichen 
von  der  Fäulniss  derselben,  das»  diese  Vorgänge  von  den  Be- 
theiligten  seihst  als  eine  Scbiekealsbeetiinmung  hingenommen 
wurden.  So  hatte  denn  auch  der  Mann  dieser  Poppaea  Sabina, 
Cornelius  Scipio^  der  wenige  Tage  nach  dem  Tode  Reiner  Frau 
von  dem  dieses  Todes  übrigenA  unkundigen  Claudius  zur  Tafel 
geladen  und  gefragt  worden  war,  warnm  er  ohne  feeine  Gemahlin 
gekommen,  darauf  geantwortet:  sie  eei  ihrem  Todesgeftchick 
yerfiillen  (functam  fato,  ann.  11,  2).  Zu  solchen  AuBkunftstoitteln, 
die  TaeituB  ironisch  als  AuR^lisee  einer  feinsinnigen  Mäseigung, 
eines  elegana  iemperamentum  bezeichnet  (ann.  1 1^  4),  mnsete  sich 
damals  die  Sprache  der  vornehmen  Welt  bequemen,  wenn  man 
nicht  dem  gieieben  Geschick  wie  die  Opfer  unterliegen  wollte. 
Und  dazu  hatte  Cornelius  Scipio  offenbnr  keine  Lust,  Das  zeigte 
«ich,  als  er  bald  darauf  noch  einmal  in  Jie  Lage  kam,  fiir  oder 
gegen  den  guten  Namen  seiner  Frau  zu  zeugen.  Denn  kurze  Zeit 
nach  dem  Tode  derselben  wurden  zwei  erlauchte  Ritter,  die  den 
Zunamen  Petra  führten,  von  dem  wüsten  Hetzer  Suillius  mit  der 
Anklage  des  Majestätsverbrechens  vei folgt.  Auch  hinter  dieser 
Anklage  stand  Mesaalina  (ann,  U^  4),  Der  wahre  Grund  der  Ver- 
folgung lag  darin,  das»  jene  Ritter  ihr  Haus  für  Zusammenkünfte 
des  Mnester  und  der  Poppaea  hergegeben  haben  sollten.  Ob  das 
der  Fall  war,  lilest  Tncitus  zweifelhaft,  wenn  er  ann.  11,4  sagt: 
at  causa  necie  (etjuitum  illuetriom)  ex  eo,  (|uod  domum  suam 
Mnesteris  et  Poppeeae  congressibua  praebuissent.  Sieher  war  aber 
der  berühmte  Pantomime  Mnester  einer  von  den  vielen  Buhlen 
der  Messalina  (ann.  11,  60).  Nun  hatte  der  Senat  über  die  An- 
klage gegen  die  Kitter  zu  entscheiden,  Scipio,  der  gewesene 
consul  suffectus  (Nipperdey,  Anm.  20  zu  ann.  :3,  74),  ebenfalls 
ur  Abgabe  seiner  Stimme  aufgerufen,  sagte  (ann.  11,  4):  'Da 
ich  über  Poppaea'e  Benehmen  denke,  wie  alle   Andero,  so  nehmt 


82  Panl 

an,  daes  ich  auch  über  dasRelbe  Rtimme,  wie  alle  Andern  .    I 
nun  .«ieht  TacituR  nach  dem  oben  Rchon   citierteu  Aufldruck 
fein  ernunnenen  Mittelwtfg  zwiRchen  ehelicher  Liebe  und   eeni 
Kchi'ni  Zwange:  ele^aiiti  teniperauiento  inter  ct>niujj:aleui  et 
toriam  necesHitatem  (sententiam  dixit  Scipio). 

Wie  eR  nun  aber  auch  mit  diesem  Rufe  der  Buhlechaf 
der  älteren  Poppaea  gewcRen  nein  mai;,  schaden  konnte  ei 
Tochter  zu  einer  Zeit  nicht,  wo  Buhlerei  vom  Throne  herab 
vilegiert  war.  Die  Mutter  hinterliess  der  Tochter  nur  : 
'Ruhm  uiid  ihre  Schönheit*.  l>azu  kam,  daf*R  ihr  Vermögei 
die  Vornehmheit  ihres  llauseR  hinreichend  genug  war. 
Unterhaltung  war  heiter  angenehm,  ihr  Geiflt  nicht  unbedeu 
Sittsamkeit  zeigte  sie  nach  auHsen.  Leichtfertigkeit  wai 
WcRen.  Sie  ging  Reiten  auR,  und  dann  nur  mit  einem  Sei 
über  einen  Theil  ihren  GesichtR.  Um  ihren  Ruf  kümmert« 
sich  gnr  nicht  v.iul  ihren  Buhlen  gab  eie  dieselben  Rechte, 
ihren  Kheniännern  (maritoR  et  aduiteros  non  distinguens).  ] 
wirklichen  Liebe  aber  unterlag  sie  nie.  weder  eigner  noch 
ihrer  Verehrer  (neque  affectui  suo  aut  alieno  obnozia).  Wc 
winn  winkte,  da  gab  sie  sich  in  Wollust  hin  (unde  utilitae  c 
deretur,  illuc  libidinem  transferebat,  ann.   13,  45 j. 

Das  war  dafl   Weib,    das  ein    vollendeter   Roui,    wie 
war,   leicht  reizen  und  an  Hieb    locken   konnte.     Denn  eo  ia 
VerhältnieH,    nicht    umgekehrt,   dass  die  Poppaea    den  Otho 
lockt  hätte,    wie    duH  lloeck,    Rom.  Geschichte  I,  3.  p.  35^ 
nimmt,     ^uetun  (Otho  3)  Hagt  auRdrücklich,    dass  Otho    sie 
führt  und  ho  geliebt  habe,  das^j  er  auch  den  Nero  nicht  ali 
val   gleichmüthig  ertragen  habe.     Kr  habe  ihn  sogar  einmal 
in    Rein  Haus    hereingelaRHcn.     Dieses,    den    Nero  ausgeeohl 
zu  haben,  läest  Plutarch  (Galba  19 j  alierdingH  nicht  durch  < 
sondern  durcli  die  Poppaea  gcRchehen  Roin  und  es  läHst  sich 
entscheiden,   wer  liier  recht  berichtet  (h.  Peter,  dje  Quellen 
tarchs  usw.  p.  3Π  f.).  Aber  auch  nach  Plutarch,  der  vielleicht 
wie  flo  oft  in  Reinem   Memoiren  werke  Γάλβας  και  "Όθων,    η 
liehen   Mittheihingen   folgte   (vgl.    H.   l'eter,    die  geschichtl. 
teratur  urw.   II,  7 ο  f.),  war  Otho  erst    der  Verführer,    den 
dazu  angetrieben  hatte,  ύφήκε  (ό  NepuiV)  τον  Όθιυνα  π€ΐρ 
την  ΤΤοππαίαν,  und  dann  der  leidenKciiaftlich  verliebte  Gatt 
dessen    Eifersuitht    Poppaea    ihre  Freude    hatte  (Plut.  aO.). 
lebte  damals,  uIr  Otho  sie  an  sich  zog,  im  Jahre  58  n.  Ch 
der  Ehe  mit  einem   römiRchen    Kitter     iiulius   CrispinuR,    de 


Kaieer  Mkrcus  Salviiu  Otho 


83 


I 


47  praefectuB  praetorio  geweBen  war  und  in  dieser  Stellung 
auf  Betrieb  der  Messalina  und  auf  ßeielil  des  Claudius  <3en  Va- 
leriua  Äeiaticue  in  Ketten  gelegt  und  von  Bajae  nach  Eom  ge- 
schleppt hatte  (ann.  11,  1).  Für  dieee  That,  die  dem  Claudius  wie 
eine  grosse  Eriegfithat  vorkam  (citiö  cum  müitibus  tarn  quam  op- 
primendo  hello  CnspinuTu  uiisit,  ann.  aO.),  erhielt  Crispinue  1^/a 
Millionen  Sesterzien  (2250i)U  M,),  ausser  uen  Ehrenzeiclien 
der  Prätor  (ann.  11,4).  Aia  dann  Agrippina  an  die  Stelle  der 
MeesaHna  getreten  war  und  den  keines  eigenen  Urtheile  fähigen 
Kaiaer  (cm  nun  iudiciunij  non  odium  erat  uisi  iuditum  et  iussum, 
ann,  1 2,  3),  vüllfttändig  beherrschte,  verlor  Crispinus  im  Jahre 
f>l  seine  ÖtelJöug  als  praefectus  praetorio»  die  er  mit  Lusius  Geta 
zusammen  einnahm,  un«!  zwar  deahalb,  weil  Agrippina  hei  ihm 
Anhänglichkeit  an  die  Meeaalina  und  deren  Kinder  Britanuicus 
und  Octavia  vermuthete.  8ie  überredete  darum  den  Claudius, 
dass  unter  dem  Befehle  eines  Einzigen  bei  der  Leibwache  die 
strenge  Zucht  ernstlicher  werde  gehandhaht  werden,  und  so  trat 
Hurrufi  an  die  Stelle  der  beiden  Prafecten,  Später^  ab  die  Ver- 
Bcbwörung  gegen  Nero  im  Jahre  G5  diesem  nach  ihrer  Entdeckung 
Gelegenheit  bot,  alle  die  zu  vernichten  oder  zu  entfernen,  die 
er  für  seine  Feinde  hielt,  wurde  auch  kufiue  Crispinus  nach  der 
Insel  Sardinien  verbannt. 

Obgleich  er  im  Privatlehen  stand,  war  er  doch  dem  Nero 
verhaeet,  weil  er  die  Poppaea  zur  Frau  gehabt  hatte  (pellitur  .  • » . 
Keroni  invieusj  quod  Poppaeam  quondam  malrimonio  tenaerat, 
ann.  15,  71).  Ale  dann  den  Nero  die  Angst  um  sein  Leben,  die 
in  Folge  der  aufgedeckten  Verschwörung  immer  schreckhafter 
wurde,  im  Jahre  t56  dahin  brachte,  jene  Ströme  Blutes  zu  ver- 
gieeaen,  in  denen  Taoitus  ein  Strafgericht  der  Götter  über  Rom 
sab  (ira  illa  numiuum  in  rea  Romanas  fuit,  ann.  16,  16),  befand 
eich  auch  Crispinua  unter  denen,  die  in  einer  Reihe  den  Gang 
zum  Tode  antraten  (exitue  tristes  et  continuos,  aO.).  Er  empfing 
den  Befehl  zu  f*terben  und  tödtete  sich  selbst  (accepto  iussac 
mortis  Duntio  semet  interfecit,  .ann.  16,  17).  Und  wie  ihm  das 
Gescbick»  der  Mann  der  Poppaea  gewesen  zu  sein,  den  Tod  brachte, 
so  war  auch  für  seinen  Sohn,  den  er  von  der  Poppaea  hatte»  die 
spätere  Verbindung  dieser  mit  Nero,  von  der  wir  bald  erzählen 
werden,  die  örsache  gewaltsamen  Todes.  Henri  diesen  ihren 
Sohn  hatte  Poppaea  mit  in  den  kaienr lieben  Pallast  gebracht; 
als  er,  der  noch  in  frühem  Knabenatter  stand,  dort  einmal  ein 
Kinderspiel  'Fürst  und  Kaiser'  spielte,  wurde  die  Sache  dem  Nero 


Μ 


Pttut 


hinterbracbt.     In    seiner  wahnsiiuiigen  Kngnt  vor  inögHehen  Ge- 

ίβϊίΓΡΤϊ.  die  ibni  eifiRt  darth  den  Stiefnobn  koituiien  bönnten^  Heee 
er  den  Knaben,  wührend  derselbe  fisebte,  fliireh  ihm  mitgegebtfne 
Sklaven  im  Meere  ereüafeu:  Suelon,  Nero  35:  Pnvignam  Ro• 
fium  Crispinum,  Puppaea  natum,  inipubereni  adbuc,  quia  ferebatiir 
dücatne  et  imperia  ludere,  mergendum  mari,  dura  piec-aretur^ 
aervia  ipeiua  demandavit  (Naroi.  Die  Mutter  sobeint  ftita  ι1«γ 
Sache  Nicbta  weiter  gemaclit  zu  babeo* 

Dieeee  Weib  des  Kuiiie  CriBpiaue,  dae  ebenao  eohon  λΙβ  g&• 
wieeenloe  war,  lockte  also  Otbo  durob  sein  atattlichea  Auftreteiif 
dureb  »eine  Jugend  und  disrcb  sein  Verbältnies  zu  Nero  an  aicb, 
i\h  deeeen  ullerbegünßtigßter  Frennd  er  galt  (flagrantissiraua  ίο 
amicitia  Neroni?  babebatur,  ann.  13,  45).  Da»  Letztere  gab  na- 
türlicb  bei  der  Puppaea  die  Eutscbeidiing,  viel  mehr  ale  eeine  Ju* 
gend  und  sein  pTunkvolIe^  Leben,  was  ibr  aucb  viele  Andere 
gewähren  konnten.  Aber  der  flagrantiaeirnns  in  der  kaieerlichen 
Freundscbüfty  wie  damals  der  Begünitigte  mit  einem  Kraftausdrack 
in  der  rümiscben  vornebmeu  Welt  genannt  wurde^  konnte  allmn 
dem  dämoniicben  Weibe  zur  Herrachaft  verhelfen;  and  «o  ergab 
sie  sicli  ihm,  anfangs  in  wilder  Ehe.  Ihre  Trennurtg  von  Cri- 
epinuB  musR  aber  wenig  Bcbwierigkeitea  gemacht  haben.  Denn 
die  Ebeverbindung  mit  dem  Otho  erfolgte  bald  (aec  mora^  quin 
adnlterio  matrimoniurn  iungcretnr,  ann,  13,  46).  Otho  war,  wie 
gesagt,  in  die  neue  Gattiji  leidenftchartlich  verliebt,  und  in  eeitier 
unbesonnene  η  Verliebtheit  pries  er  bei  den  kaiserlichen  Schwet- 
gereien  die  Schönheit  und  feine  Erftcbdnung  seiner  Angebeteteti 
vor  seinem  kaiserlichen  Gönner  und  Herrn.  Zwar  will  Tacitoe 
den  Antrieb  zu  solchem  PreiHen  nicht  mit  Gewissheit  behaupten  ; 
er  sagt:  Otho  habe  ihre  reizende  Schönheit,  form  am  elegantiam* 
(|ue  gepriegen,  sei  es,  weil  er  unbesonnen  verliebt  war,  sei  ea, 
weil  er  den  Kaiaer  reizen  wollte  und  weil  er  glaubte,  das«,  wenn 
fiie  Ein  Weib  zösammen  beöässen,  auob  das  ein  Band  wäre,  waa 
seine  Macht  erhöbe  (si  eadem  femina  potirentur,  id  quoqne  vin- 
culnm  potentiam  ei  adiceret,  nO.^  Dirses  Inzweifelstellen  der 
Beweggriinde  Otho's  zeigt  nnr^  wie  schon  bei  seinen  Zeit^- 
noftsen  das  Urtbeil  über  seinen  Charakter  ein  schwankendes  war. 
In  der  That  scheint  aber  die  Preisgabe  der  Toppiiea  von  Seiten 
()tbo*8  keine  freiwillige  gewesen  zu  sein.  Plularch  iGalba  10) 
spricht  entschieden  dagegen :  έλθού^ης  bi  παρ'  αυτόν  ιίις 
ταμετίις  (της  ΤΤοττπαίας)  ούκ  ήγάττα  μ^τίχων,  άλλ'  ήσχαλλ€  μ€- 
ταΟΐ^ούς  (Otho).    Wie  sie  also  «eine  Frau  geworden   war,  wollte  ι 


( 


Kaiser  Marous  SäIvjub  Othu 


er  keinen  zweiten  Gemahl  für  sie,  was  nur  auf  Neru  gehen  kann. 
Auch  sein  .späteres  Handeln  gegen  Nero  ergiebt  dae,  und  ebenso 
njöSBte  er  den  Nero  gut  genug  kennen^  um  zu  wieeeu,  daeß  eine 
Gemeinsamkeit  deßselben  Weibes  nicht  als  ein  mögliches  Verbält- 
nisB  betrachtet  wenlen  konnte.  Die  ganxe  Schilderung  von  deni 
tbörichten  Benehmen  des  Otho  hei  Tacitus  απη.  13,  4'j,  spricht 
nicht  für  aehlaue  Berechnung,  wie  Hoeok  aO.  annimmt,  sondern 
gana  allein  für  blinde  Verliebtheit.  Man  hörte  ihn  heim  Äuf- 
etehen  von  der  kaiserlichen  Tafel  oft  sagen ;  Jetzt  gehe  er  (sese, 
dh.  Er,  dem  dieses  Gluck  allein  bescheert  sei)  zu  ihr,  seiner 
Herrlichen,  seiner  Schonen,  die  Jeder  wohl  sich  wünsche,  die 
aber  nur  den  Auserwählten  beglücke  (vota  omni  um,  gaudia  feli- 
oium,  aO.).  Natürlich  reizten  solche  Worte  den  Nero,  der  schon 
früher,  als  er  den  Otho  als  Verftihrer  angestellt  hatte,  das 
schöne  Weib  mit  lüHternen  Augen  betrachtet  hatte  {ΐ\ς  ήρα 
μέν  ό  Νΐρυυν  Κρισττίνψ  Ουνούσης  Plut.  G.  19).  Es  dauerte 
nicht  lange,  da  hatte  Poppaea,  die  Nichte  lieber  ersehnte,  bei 
dem  Kaiser  Zutritt»  Fürs  Erste  setzte  sie  sich  durch  Künste 
der  Liebkosung  fest  und  stellte  Hich,  als  wenn  sie  ihrer  Leiden- 
schaft nicht  mächtig  und  durch  die  Schönheit  Nero's  gefangen 
sei.  Dann,  als  der  Kaiser  bereits  von  der  heftigsten  Liebe  er- 
fasst  war,  fing  eie  an,  die  Spröde  zu  spielen  j  wenn  sie  länger, 
als  eine  oder  zwei  Nächte  bei  ihm  bleiben  sollte,  sagte  sie:  sie 
wäre  doch  eine  verheirathete  Frau,  könne  auch  ihre  Ehe  nicht 
aufgeben  ;  eie  sei  an  Otho  gefesselt  durch  seine  ganze  Art  zu 
sein  und  zu  leben^  worin  ihm  Niemand  gleich  komme.  Er,  Otho, 
sei  groseartig  in  seiner  Denkweise  und  in  seinem  ganzen  Auf- 
treten. Man  sehe  bei  ihm  nur,  was  der  höchsten  Stellung  würdig 
«ei*  Dagegen  Nero  mit  einer  Skinvin  als  Beischläferin  und  durch 
den  Umgang  mit  einer  Person  wie  Akte  gefeseelt,  habe  sich  aus 
dem  gemeinen  Zusammenleben  eine  abscheulif^e  und  schmutzige 
Lebensweise  geholt  (arm,  13,  46),  Dass  das  verschlagene  und 
ruchlose  Weib  nicht  umsonst  so  die  Spröde  spielte,  zeigte  sich 
bald  genug.  Nero  konnte  ea  Dicht  länger  ertragen,  dase  sie  die 
Frnu  eines  Andern  bleiben  solUe-  Otho  verlor  erst  seine  ver 
trauliche  Günetlingsstelhing,  dann  wurde  er  auch  aus  der  Um- 
gebung und  Gefolgschaft  des  Kaisers  ausgeschieden,  und  zuletzt, 
damit  er  nicht  immerfort  in  der  Stadt  den  Nebenbuhler  des  Kai- 
sers spiele  (nc  in  urbe  aemulatu«  ageret)  wurde  er  über  die  Pro- 
vinz Lusitanien  gesetzt  (Tao,  ann.  13,  4β  Flut  G.  20), 

Das   Alles   waren  Vorgänge  des  Jahres  58,  die  wir    in    der 
»Hauptsache  nach  den  Aunalen  des  Tacitus  dargestellt  haben*    In 


86 


f^%u\ 


um  Historien  1,  13  wird  dan  Verhiltniee  des  Nero  xur  Poppa«» 
Sahina  andere  berichtet.  Darnach  war  Poppaen  fichon  vor  der 
Bekanntschaft  mit  Otho  Mnitresee  den  Kaieere  und  dieser  gab  tte 
mir  dem  Otho  als  dem  MitwiBser  eeiner  zligelloiten  Au9#cliwei* 
fangen  in  Verwahrung  (depoenerat),  tind  Kwar  für  ho  lange,  \n» 
Nero  die  Ootavia,  seine  Frau,  aue  ihrer  Stellung  verdränirt  haben 
würde.  Aber  bald  hätte  er  den  Otbo  eelh»t  in  Verdacht  gtnom- 
men,  daiie  er  β  mit  der  Puppaea  halte  aiid  hMte  ihn  dann  ttnler 
der  Form  einer  Statthaltere-chaft  in  der  Provinz  LndtnnieD  be- 
eeitigt  fRuepentum  in  eadem  Poppaea  in  provinciam  Lueitaniao 
specie  legationifi  eepoenit,  h.  1^  13).  Diefie  Darf^tpllang  mtifie  abtr 
der  in  den  Annalen  weiohen,  da  dieee  etwa  xehn  Jahre  epJUer 
(116—117)  alfl  die  Hbtorien  tOflgegeben  worden  i^ind.  Dumia 
setzen  nie  eine  genauere  Durchforachung  der  Quellen  dun^li  den 
Antor  voraufl.  die  ihn  zu  dem  anderen  Berichte  führte.  Nur  μ 
viel  ist  aue  den  Angaben  der  Hifitorien  und  des  Plutarcb«  antn* 
nehmen,  daee  Nero  die  Poppaea  echon  gekannt  hat,  ehe  aie  OlWs 
Fran  geworden  war,  auch  daee  die  Poppaea  hie  znr  Zeit,  vnt 
Otho  entfernt  wurde^  immerfort  in  deaeen  Hanse  und  in  Gemetii* 
8chaft  mit  ihm  gelebt  hat  and  daee  die  Trennung  von  ihr  aeiiier 
Seite  eehwerlieb  eine  fretwilHge  gewesen  int.  Was  das  Letslert 
betrifft,  no  geht  ee  aueeer  den  schon  angegebenen  Gründen  aodk 
daraus  bervor,  dass  Otho  später«  als  er  Kaieer  geworden  wmr 
und  im  Drange  der  Geschäfte  stand,  seine  Liebe  zu  Poppmea 
nicht  vergessen  hat.  Er  liese  durch  Senatsbeschluss  ihre  Bild* 
spulen  wieder  aofrichten,  nat^hdem  sie  im  Jahre  62  durch  einen 
Volksauflauf  umgestürzt  worden  waren  (ann.  14,  61,  h.  1»  7β: 
ne  tum  quidem  immemor  amorum  statuas  Poppaeae  per  eenatni 
consultum  reposuitK 

Nach  Luaitanien  kam  also  Otho  unter  der  Form  einer  Statt- 
balterschaft  (specie  legatiouis).  Ua  er  von  den  hohen  Aemten» 
erst  die  Quästur  bekleidet  hatte^  diese  Provinz  aber  toost  ntiT 
von  prätorischen  Legaten  verwaltet  wurde»  so  war  die  Bestalltin^ 
Otbo'e  «cheinbar  eine  Beförderung,  der  Sache  nach  jedoch  kam 
die  Entfernung  einer  relegatio  gleich  (Sueton  Otho  3:  eeposituÄ 
est  per  causam  legationis  in  Lusi  tan  tarn.  Nipperdey  ann.  13,  46 
Anm.  S),  Natürlich  hat  das  Otho  selber  am  besten  gcwus«t  <  Plnt 
G.  20:  €ibώς  φυχής  ύποκόρισμα  και  παρακάλυμμα  τήν  αρχήν 
αύτψ  Ιϊΐοομένην).  Aber  die  Kränkung  rief  den  Mann  κυ  «meiner 
ursprünglichen  Kraft  zurück,  was  immer  ein  Zeichen  einer  nicht 
unbedeutenden  Persönlichkeit  ist.     Von  jetzt   an    sehen  wir  ϋιη, 


< 


( 


Kaiser  MarcuB  Salvius  Ütbu 


87 


I 


I 

I 


I 


tlen  der  Verhiet  seinem  Weibee  nicht  gleichgültige  gelasfleD^  aus 
«einem  luchtigeri  Treihen  und  liiderlichen  Genufisleben  heraus- 
gehoben. Er  gebort  2U  den  Naturen,  die  die  sinnliobe  Leiden- 
schaft nicht  uiiiiihig  machte  εα  Tüchtigen]  und  Änssergewöhnliclipnu 
Tacitiis  nennt  ihn  ditrum  einen  Menschen,  der,  ftusgelaRseti  im 
Privatleben,  im  Amte  Selbstbeherrichung  zeigte,  ann.  13»  46: 
procax  otii  et  poetestatis  temperanlior.  K.  Peter  hat  Reclitj  wenn 
er  Rom,  Gesch.  IIT^  p.  379  sagt;  'Otho  war  einer  der  Männer, 
in  denen  durch  den  Dienst  niedriger  Lüste  Herrechsucht  und 
Energie  nicht  unterdrückt  wnrden\  Und  auch  diese  Herrscliflucht 
war,  was  seine  Verwaltung  in  Lusitanien  und  vor  Allem  sein 
Scheiden  aus  dem  Leben  zeigt,  nicht  unedel»  vgl.  Sueton  0,  10. 
Was  epeeiell  seine  Verwaltung  von  Lusitanien  anbetrifFi,  die  von 
58  bis  68  dauerte,  so  waren  diese  zehn  Jahre  für  die  Provinz 
eine  gesegnete  Zeit.  Er  führte  sein  Amt,  nicht  wie  es  nach 
seinem  früheren  wüsten  Leben  zu  erwarten  war,  sondern  unbe- 
scholten und  gewissenhaft  (ann.  13^  46:  non  ex  priore  infamia, 
aed  integre  sancteque  egit),  In  den  Historien  hebt  Tacitus  seinen 
freundlichen  Sinn  und  sein  gerälliges  Wesen,  seine  comitas,  her- 
vor, eine  Eigenschaft  die  auf  den  Umgang  mit  seinen  Untergebenen 
und  auf  seine  freundliche  Behandlung  der  Frovinzialen  sich  bezieht. 
Dasselbe  Hegt  in  den  Worten  de»  Plutarch,  Otho  habe  mvh  in 
seiner  Provinz  erwiesen  ουκ  οχαριν  ού5έ  επαχθή  τοις  ύπηκόοις. 
Flut.  G,  20.  Und  Sueton  stimmt  dem  bei,  wenn  er  (Otho  3) 
sagt:  provtncfam  administravit  quaestorius  per  decem  annös,  mo- 
deratione  et  abetinentia  aingulari. 

AI»  nun  Galba  seinen  Abfall  von  Nero  erklärt  hatte  und 
von  seinen  Truppen  in  Spanien  am  3.  April  des  Jahres  68  xuni 
Kaiser  ausgerufen  wonlerj  war,  schloes  sich  M.  Salvius  Otho  ίΐΐκ 
der  Erste  an  ihn  nn.  Er  hatte  lange  auf  eine  solche  Gelegen- 
heit zur  Rache  gewartet  wie  ans  Snetons  Worten  (0.  4)  hervor- 
geht :  ut  tiindem  occaaio  ultionis  data  est,  conatibus  Galbae  pri- 
mus  acoessit.  Er  war  aus  Lusitanien  zu  Galba  gekommen,  trat 
mit  ihm  im  Juli  den  Marsch  nacli  Rom  an  und  zeigte  »ich  ausser- 
ordentlieh  eifrig  und  thätig  für  desücn  Sache.  Er  war  in  der 
Umgebung  des  neuen  Kriegsherrn  die  glänzendste  Kreoheinuug 
(inier  praesentes  splendidiseimue^  h.  1,13).  Dabei  brachte  er  be- 
deutende Opfer  für  die  ergriffent-  Sache,  gab  sogar  sein  gokienes 
und  silbernes  Tafelgeschirr  zum  Ausmünzen  her  (Plut,  aOj,  Wenn 
aber  Taritus  als  Motiv  für  seinen  Ue bertritt  auf  Galba's  Seite  au- 
giebtf  dasfi  er  vod  Anfang  an  die  Hoffnung  auf  Adoption   durch 


Γ  ίΐ  u  1 


den  Tajährigeti  Greis  und  liamit  aaf  Naobfolge  de^eelbeQ  in  der 
HerrBcliafl  gefaeet,  dieaer  HofTnting  auch  von  Tag  tu  Tn«;  heftifer 
narbgejagt  habe  (b.  1^  13),  eo  war  dienelbe  dadon-h  legrtindet, 
dftBa  der  grösete  Theil  der  Soldaten  ihm  gewogen  war  (και  τ6 
στρστιιυτικόν  f{bimq  €ΐχ€  τον  Όθιυνα  τταρ'  όντινουν  δλλον  άν- 
αγορευθήναι*  Plut,  G.  21).  Auf  dem  ganzen  Marechc  von  Spanien 
jiach  der  Haüptetadt  hatte  er  «ich  durch  Lenteeligkeit  uod  Frei- 
gebigkeit beliebt  gemacht  (PluL  20).  Dabei  mag  auch  eine  eb«?- 
gläubieche  Zuversicht  mit  geeprorheD  haben,  von  der  Sneton  (0. 
4)  berichtet,  der  Mathematiker  Belencae,  der  ihm  früher  schon 
geweiseagt  hatte,  er  werde  den  Kero  überleben,  «oll  nach  deaaea 
Tode  zo  Otho  nach  Lusitanien  gekommen  sein  und  ihm  geweia* 
aagt  haben,  er  werde  in  Kurzem  Eaiaer  sein.  Wie  dem  «oek 
sein  mag,  er  eurljte  die  Soldaten  auf  alle  Weise,  bceondera  durek 
Geschenke  zu  gewinnen ;  und  er  gewann  sie,  wie  Sueton  aO. 
sagt,  ut  iam  vix  ullua  esset,  qui  non  et  aeutiret  et  praedicaret 
eolum  eucceasione  imperii  dignum.  Es  ist  deehalb  wohl  glaublifh^ 
wenn  der  Vater  de»  Suelon,  Suetonius  Laetus,  der  den  Otho  gut 
kannte,  in  Bezug  auf  sein  späteres  Verbalten  ve reicherte,  er  würde 
nicht  mit  dem  Galba  zusummeiigestossen  sein,  wenn  er  nicht  fest 
davon  über^eygt  gewesen  wäre,  daea  sein  Auslangen  nach  der 
Krone  ohne  Krieg  erfolgen  könne,  Suet.  0.  10:  nee  concureurum 
(Othonem)  cum  Galba  fuiaae,  niai  confideret*  sine  hello  rem  trän- 
aigi  poase.  Seine  Beliebtheit  im  Heere  berechtigte  ihn  zu  euloher 
Annahme. 

Auch  der  Hof  des  Nero  war  bereit,  für  ihn  einzutreten  als 
für  denjenigen,  der  dem  Nero  in  außschweifender  Lebeuiiweiee  ahn- 
Itch  war  (faventibus  plerisque  militum,  prona  in  enm  uula  Neronia 
ut  similem,  h,  1,  13)»  Hatte  doch  Otho  in  den  Tagen  der  kaiser- 
lichen Gunst  zu  jener  Begleitung  des  Nero  gehört,  mit  der  dieser 
häufig  an  die  Mulviacbe  Brücke,  den  Samraelort  zu  allerhand 
liiderlicbera  Treiben  und  Liebesabenleiiern,  ausgeschwärmt  war, 
um  ungestört  ausser  halb  der  Stadt  daran  Theil  zu  nelimen  (Tae. 
ann.  13,  47.  13,  12).  8o  war  Otho,  der  stattliche,  ausgelaaeene, 
junge  Mann  nicht  blos  der  Vertraute  des  Kaisers  in  Liebei*hän- 
deln  gewesen,  sondern  hatte  auch  in  unbändiger  Aussrhweifung 
mit  ihm  gewetteifert  (Otho  pueritiam  incuriosef  adolescentiam  pe- 
tulanter  egerat,  gratus  Neroni  aemulatione  luxus,  Tae.  b.  1,  13)• 
Diese  wiihte  Ausgelassenheit  war  die  Kigensobaft,  die  ihn  den 
Hojleuien  jetzt  empfohlen  machte.  Indessen  war,  wie  geaagt, 
Otho  nicht    mehr    der    frühere    Wüstling,    der    in    nichtenutÄigeiij 


4 


Eaieer  Marcus  Salvius  Oibo 


89 


Dingen  {incnriose)  ilie  Tage  vergeudete.  Wie  er  jetzt  nach  der 
höcbiteii  Stellung  auRlangte,  «o  eiitepracb  auch  dem  hoben  Streben 
ein  starker  Wille  (non  erat  Othonis  mollis  et  eorpori  eimilis  ani» 
mue,  h.   1,  22).     Balil  eollte  eich  das  zeigen. 

In  den  ersten  Tagen  des  Jalirei»  69  (822  α.  c,  Tac.  h.  1, 
IJ:  pancis  post  kalenda»  lanuarias  diebns'  war  in  Rom  die  Nacli- 
richt  eingetroffen,  dasja  die  Legionen  deB  uberen  Gerraaniena  von 
Galba  abgefallen  seien  und  einen  andern  Kaiser  verlangten  (b. 
1,  12).  Das  bcHchleunigte  die  Abaioht  Galba'K,  der  schon  länget 
mit  eich  und  seiner  Umgebung  darüber  zu  Rathe  gegangen  war, 
bei  eeinem  hohen  Α  her  eich  einen  Mitregenten  und  Nachfolger 
zu  wählen*  Zu  dieser  Umgebung,  Reinem  geheimen  Cabinetsrath, 
gehörten  vor  Allem  drei  für  ihn  verhängniesvolle  Günstlinge^ 
die  nach  Huetoo  ihn  vollständig  nach  ihrem  Willen  leiteten  und 
unablässig  um  ihn  waren.  Das  Volk  nannte  sie  deshalb  seine 
Paediigogen  (Suet.  G.  4:  regebatur  trium  nrbitrio,  quoe  una  et  intni 
Palatium  hahitantes  nee  umquam  non  adhaerentes  paedagogOH 
vulgo  vocabant).  Der  erete  derselben,  der  auch  in  ganz  beion- 
derer  Gunst  beim  Imperator  stand  und  den  er  jetzt,  wie  früher 
zu  seinem  Legaten  in  Spanien»  so  in  Rom  zu  seinem  Mitconpul 
erwählt  hatte,  war  Titus  Viniiis*  Ihn  traf  der  allgemeine  Rns-n 
am  meisten,  da  er  ein  Mensch  von  iingemessener  Begehrlichkeit 
war.  Der  andere  war  Cornelius  Laco,  den  Galba  zum  praefectus 
praetorio  an  Stelle  des  Nymphidius  Sabinus  gemacht  hatte,  ein 
ebenso  anmassender  als  träger  Mensch  ;  der  dritte  war  der  Frei- 
gelassene Icelus,  der  dem  Galba  zuerst  die  Nachricht  vom  Tode 
des  Nero  und  von  »einer  Ernennung  zum  Kaiser  dureh  den  Senat 
nach  Spanien  tiberbracht  hatte  und  den  Galba  dafür  durch  das 
Geschenk  des  goldenen  Siegelrings  zum  Ritter  ernannt,  dazu  mit 
dem  Beinamen   Marcianus  ausgezeichnet   hatte  (Suet.  G,  14). 

Als  es  sich  nun  um  die  Adoption  eines  Erben  und  Nach- 
folgers in  der  Kaiserwürde  handelte,  waren  diese  drei  Günstlinge 
sammt  ihrem  Änliang  in  zwei  Fractionen  getheilt,  Titus  Viniuii 
war  der  Gönner  des  Otho,  Laco  und  Icelus  waren  anfange  we- 
niger für  irgend  eine  bestimmte  Persönlichkeit  und  nur  üherliaiipt 
für  eine  andere,  als  die  dem  Vinius  beliebte.  Jeder  von  ihnen 
verfolgte  ©ben  sein  Interesse  iL•  l,  lo).  Als  nun  am  Aufstände 
der  obergermaniRchen  Legionen,  die  zu  Mainz  und  Vindonissu  \m 
Canton  Aargan  ihre  Standquartiere  hatten  (en  waren  die  IV,  Maee- 
donica»  die  XXL  Rapax,  die  XXTL  Primigenia)  nicht  mehr  zu 
zweifeln    war  und    anch  bereits  Berichte   einliefen  von  dem   dro 


Μ 


il 


benden  AhfaU  des  A.  Vitelliue,  den  Galba  eelbet  zum  CommAtr- 
ilanten  de$i  unteren  Germatiienfi  ernannt  hatte  (ii.  1,  9)^  da  eradi- 
tete  en  Galba,  der  auf  die  in  der  Stadt  liegenden  Mannschaftrn 
kein  gropeee  Vertrauen  hatte,  fiir  das  einzige  Retttmgemlttel,  end* 
lieh  einen  Thronfolger  zu  beetellen,  der  für  »ein  Greiaenalter 
einen  Ausgleich  böte.  Er  zog  zur  Berathung  darüber  den  Viniüi, 
den  Laco,  den  Conanl  deeignatua  Marias  Celsna  und  deo  {»rae- 
fectoR  urbifi  Duceniufi  Geminu«  herbei,  obechon  die  Wahl  der  Per- 
sönlichkeit bei  Galba  von  vorherein  fest  stand.  Sein  Erkorener 
war  F*iiiO  Licinianu»,  mit  dem  übrigene  Laco,  wabrecheinlich  tu 
Aupoiclit  auf  die  ihm  von  Galba  zugedachte  Würde,  eich  berat• 
vertraut  gemacht  hatte,  Wenigetenß  ging  das  Gerede,  Pieo  tei 
auf  den  ertergieehen  Vorschlag  des  Laco  (Lacone  instante,  h.  1»  14) 
gewälilt  worden.  Wie  dem  auch  »ein  mag,  die  Kürung  war  f>ine 
gute»  Denn  die  öifentliche  Meinung  über  den  Piso  war  eelbtt 
eine  sehr  günstige  (prospera  de  Pisone  fama,  h.  aO.).  War  doch 
dieser  L.  Calpannas  Piso  Frugi  Licinianus  ein  Sohn  dea  M&ri^ua 
CrasBue  und  der  Scrihonia.  einer  Urenkelin  de«  Cn.  Pompejiu 
Magnus  und  ÄdoptivHohn  den  L,  Calpurnius  Frugi»  Nach  AnlUti 
und  Haltung  war  er  von  altem  Schlage  (vultu  liabituque  morit  ' 
antiqui,  h,  1,  14),  eine  ernste  Natur,  die  von  denen,  die  ihm  nicht  J 
besondere  wohl  wollten,  als  etreng  und  finster  hingenleHt  wurde.  ■ 
Grade  diese  eruBte  Seite  seines  CharakterR,  die  den  zochtloaen  ] 
Hoßeuten  des  Nero  Aergerniss  und  Verstimmung  bei  dem  G#- 
danken  an  »eine  Wahl  als  Nachfolger  Nero*B  brachte,  gab  Ar 
Ualb£t  den  Auseohlag  (h.  aO.).  Auch  Plutarcb  hebt  den  reoht- 
echaffenen,  patriotiechen  Sinn  hervor,  der  den  Galba  bei  der  Wahl 
eeinea  Nachfolger«  bestimmt  habe,  wenn  er  G.  21  «agt :  6  hl 
Γάλβας  άει  μ^ν  ήν  δήλος  προ  τοΟ  Ιόίου  το  κοινόν  τιθέμενος 
και  ίητών  ούχ  αύτώ  θίαθαι  τον  ήδιστον»  άλλα  Ριυμαίοις  τόν 
ώφελιμώτατον.  Dasn  e«  ihm  Krnet  war  mit  dii-ser  Wahl  und 
daee  er  Nichte  als  das  Wohl  des  Staates  im  Auge  hatte,  geht 
aus  der  Rede  hervor,  die  er  dann,  aU  er  den  Piso  in  den  Cabi- 
neterath  iiattt^  rufen  Inssen,  an  dieRen  hielt  £r  erinnerte  ihn  an 
seine  edle  Abkunft,  um  deren  willen  aHein  aber  er  ihn  nicht  xum 
Nachfolger  berufen  habe.  IHe  Hiiuptsache,  die  ihn,  den  durrtb 
den  Milien  der  Götter  und  Menschen  auf  den  Kaieerthrou  Ge- 
langten bei  der  Adoption  bestimmt  habe,  sei  die  vurÄügüchc  Ver- 
anlagung des  Piso  «elbst  und  die  Vaterlandeliebe.  Seine  und  den 
Piso  Ahnen  hätten  erst  (in  den  Bürgerkriegen  des  Cäsar  und 
Pom pejus  hatte  Galba's  Vater  auf  Seite  (^äsars  gestandeD,  während 


i 


Kainer  Marone  Sfth'ius  Othn 


On.  Calpnrniue  Pißo  ParteigüiTger  dei  Pompejus  gewesen  war) 
mit  den  Waffen  nm  das  Principat  gekämpft  Nachdem  er,  Galba, 
dieeee  im    Kriege  erlangt,    biete  er  ee  jetzt   dem   Pieo  ale   einem 

■  Manne  dee  Friedens.  Weiter  berief  er  eioL•  für  die  Adoption  auf  das 
Beispiel  des  AugustuR,  nur  das«  dieser  den  Nachfolger  im  eig- 
nen Hauee  gebucht  habe,    er  dagegen  im  ganzen  Staat.     Wie  er 

■  eelbet  nicht  auf  dem  Wege  der  Intrigue  (ambitiöse,  h.  1,  15) 
die  Oberherrschaft  erhalten  habe,  eo  wolle  er  auch  ein  durchaus 
imbeetochenea  Urtbeil  bei  der  Wahl  seinee  Nachfolgers  zeigen. 
Darum  habe  er  weder  einen  seiner  Verwandten  noch  seiner 
Kriegskameraden  ins  Aoge  gefasst,  sondern  den,  der  wirkliche 
Vorzüge  vor  allen  andern  habe*  Wie  des  Piso  Alter  die  wÜBte 
Leidenschaft  der  Jugend  hinter  sich  habe,  so  finde  sich  auch  in 
seinem  Leben  Nicht»,  was  der  Enischoldjgung  bedürfe.  Habe  er 
bisher  nur  Unglück  zu  tragen  gehabt  (zwei  Brüder  des  Piso 
waren,  der  Eine  unter  Claudius,  der  Andere  unter  Nero,  getödfet 
worden,  während  Pipo  selbst  langes  Exil  erlitten),  so  werde  er 
im  Glücke,  das  mit  schärferer  Sonde  das  Herz  des  Mannes  priife^ 
die  schönen  Güter  des  menschlichen  Geistes  bewahren,  die  Treue 
den  Sinn  für  Freundschaft   und   Freiheit. 

In  dieser  grossen  Rede,  die  Tacitus  den  Galba  h,  1,15.  1 Β 
sprechen  lässt,  erinnert  nun  dieser  den  Piso  daran,  was  der  Herr* 
scher  auf  dem  Throne  von  seiner  Umgehung  zu  erwarten  habe: 
Augendieuerei,  Schmeichelei  und  Selbstsucht,  Mieses  schlimmste 
Gift  für  ächte  Zuneigung  (sua  caique  utilitas,  pessimum  Teri  ad- 
feotus  venenum),  Sie  beide,  Er  und  Piso,  verhandelten  heute  mit 
einander  offeu  und  ehrlich ;  alle  andern  hätten  hei  ibren  Worten 
nur  den  Fürsten  im  Auge;  unbedingtes  Jasagen  ohne  Herz  und 
Empfindung  finde  gegen  den  Herrscher  statt,  wer  dieser  auch  sei 
(h.  h  15). 

Wenn  der  ungeheure  Reichskcirper  sich  aufrecht  und  im 
Gleichgewicht  halten  könnte  ohne  einen  Lenker,  so  wäre  ich 
der  Mann,  mit  dem  der  Freistaat  (wieder  was  in  den  Worten:  n. 
quo  respublica  inciperet,  liegen  kann,  ohne  dass  man  mit  Herix 
ein  denno  ergänzt)  seinen  Anfang  nehmen  sollte.  So  aber  ist  es 
schon  längst  dahin  gekommen,  dass  weder  mein  Greisenalter  dem 
römischen  Volke  mehr  gewähren  kann,  als  einen  guten  Nachfol- 
ger, noch  deine  Jugend  mebr,  als  einen  guten  Fürsten,  Er  wies 
dann  daraufhin,  dass  nach  dem  Erlöschen  des  Julisch-Claudischen 
Hauses  wenigstens  mit  der  Adoption  de«  Besten  ein  Ersatz  für 
die  Freiheit  gegeben  sei;  für  die  Wahl  desselben  gehe  die  Volks- 


η 


Γ'ιιυΙ 


gtimme  einen  Fingeraseig,    wie  er  denn  (telbttt,    GalbA,    dtu-eh  dji 
Stimme    Urtheilef^Yiiger  (ab  aeBtimaDtibus)    erkorexi    wordeo    wa, 
Pieo    möge    eicli    auch    nicht    erschrecken   laaeen,    wenn    hei   der 
jetzigen  Welterschütterung  zvtt'i  Legionen  (in  Obergennanien)  noch 
niebt  zur  Ruhe  gekommen  wären.    £e  wOrde  Allee  rtthig   werden, 
wenn  die  Adoption  bekannt  würde»  da  der  einzige  Grund   der  L'e- 
Zufriedenheit  «ein   Greieenalter   neu     Wenn    er   in   Piao    eine  gate 
Wahl  getroffen,   m  wäre  Allee  gut.     Zuietst  gab  er  seinem  Er- 
korenen noch  ak  letzte  Anweienng  für  den   rechten  Weg,  immer 
zu    bedenken*    wa«    er    «elbet    wollen    oder    nicht    wollen    wirji 
wenn  ein  Anderer  anstatt  seiner  Füret  geworden  wäre,     im 
zu   behalten   sei  immer  dai«,   dass  er  nicht   über  Sklaven  berreel 
wii3  ee  die  Völker  seien»  die  unter  Königen  ständen,   Bondern   ober 
Menschen^   die  weder    volle  Knecbtechaft  noch  volle   Freiheit  er- 
tragen könnten,  (h.   1,   16). 

Da  Plutarch  diese  Rede  des  Galba,  hätte  er  sie  gekannt«  _i 
eicher  aufgenommen  hätte,  well  »ie  eeinen  Helden  zu  adth 
flübeint,  eo  int  das  Fehlen  derselben  bei  ihm  ein  Zeichen,  dast 
Plutarcb  sohwerlich  aus  Tacitae  entstanden  ist  (β.  Η.  Peter,  die 
Quellen  Plntarobe  new.  p.  38V  Da  er  aber  in  dem  Bericht,  wq* 
er  die  Adoption  äes  Prso  erzählt,  G.  23,  in  der  Charakterieieriing 
der  Perfioneii  und  in  der  Angabe  der  Zeitumstände  doch  wieder 
mit  TacitUH  h.  \,  11  genau  übereinstimmt,  so  zeigt  dae,  amm 
TacitUR  nnd  Plutarch  ein  nnd  dieRclbe  Quelle  für  die  Berichte, 
<lie  sie  gemeinsam  haben,  benutzt  haben,  wahrecheinüch  den  Cla• 
vine  RufuH  («.  Ή.  Peter  aO.  p.  40  f.).  Wenn  Peter  diese  Ver^ 
motbnng  wieder  zu riirk nimmt  (Die  gescbichtl.  Litter  Π  ρ.  275 
Anu).  2),  so   will  uns  dafür  kein   rechter  Grund  einleuchten. 

Nach  der  Rede  Galbae,  die  Pieo  in  ruhiger  und  wUrdigtr 
Weine  hinnahm  und  beantwortete,  entscbloss  man  sieh,  nicht  auf 
dae  Forum  oder  in  ilen  Senat  zu  gehen,  um  da  die  Adoption  bektuinl 
zu  machen,  sondern  in  das  Lager  der  Prät  ο  rianer.  Das  vrMrt 
auch  ilas  Richtige  iiewesen,  wenn  Galba  seine  Zeit  verstanden 
liätte.  Nicht  als  ob  ihm  die  Dinge  und  Menschen  an  aicb  un* 
verstanden  gewesen  wären;  die  oben  angeführte  Rede  deaaelbes 
zeigt,  dag»  er  die  politische  l-»age  und  den  internationalen  Cha- 
rakter des  ungeheuren  Reicbskolosses,  der  die  Monarchie  noth* 
wendig  machte,  vollkommen  richtig  erkannte.  Aber  aein  ataat»*' 
miinniachcs  Handeln  cnt»prfieh  dem  richtiifen  Urtheü  nicht;  er 
folgte    in     der  Pröxia    den   Grundsätzen    eines    Mannes  aus    eil 


Kaiser  Marcu§  SaWitii  Otbo 


93 


fttoliteti  Pfttnoierfamilie^  nicht  eiiiei^  souveränen  Herrn  und  Ge- 
bieters, der  eich  auf  seine  Solduten  v^erläeet,  die  er,  gleichgültig^ 
Juroh  weluhe  Mittel,  nnauüöslicb  an  ßich  m  feefteln  verBtebt 
Wie  BO  oft  bei  Staatsmiinnern  in  Uebergangdpt^rioden  ging  Hein 
tbeoretischee  Yerflleben  und  sein  praktiechee  Handeln  weit  «us- 
einander.  Schon  bisher  war  ee  die  für  rlie  jetztigen  Verbältnisae 
scbleclit  angebrachte  Rparsamkeit  Galba«  gewesen,  die,  da  sie 
nur  üh  Geiz  auegelegt  wurde,  die  Neigung  der  Prätorianer  ihm 
zu  entziehen  angefatigen  hatte.  Drf  neronianische  praefectus 
praetorio  Nyraphi'Hus  Sabin ue,  der  eicK  noch  bei  Lebzeiten  des 
Nero  für  Galba  erklärt  und  m  dem  Abfall  iler  Prätorianer  von 
Nero  das  Meiste  betgetragen  hatte,  hatte  dieaen,  wofern  sie  die 
Partei  des  Galba  ergriffen,  ein  Geldge&chenk  als  auseerordeut' 
lieben  Ehrensold  (donativura),  versp rochen,  ob  mit  oder  ohne  Ge- 
heiße des  Galba,  läeet  sich  nicht  bestimmt  sagen.  Auf  jeden  Fall 
aber  waren  die  schon  unter  Clandiue  und  Nero  an  soicjbe  Geld* 
geschonke  gewöhnten  Prätorianer  (Tttt\  aun.  XII,  4L  60)  durch 
dasselbe  zur  Huldigung  für  Galba  bewogen  worden.  Galba  aber 
verweigerte  das  Geschenk  mit  der  Bemerkung^  von  ihm  werde 
der  Soldat  ausgehoben,  nicht  gekauft  (legi  a  se  njiUtem,  non  enii 
h,  1,  δ),  Tamtue  bemerkt  zu  dietjera  Worte  gauÄ  rithtig,  dasselbe 
wäre  für  das  Staats  wohl  gut  gemeint  gewesen,  ftlr  den  Galba 
selbst  aber  bückst  gefährlich,  dazu  auch  nicht  an  der  Zeit  (vox 
pro  republica  honesta,  ipei  anceps ;  nee  enim  ad  hano  formam 
cetera  erant).  Von  da  an  sah  die  Garde  jn  Galba  nickt  sowohl 
den  strengen,  von  den  Soldaten  einst  gefeierten  Fehlherrn  und 
Führer,  als  vielmehr  den  alten,  filzigen  Geizhals,  der  leider  an 
diu  Stelle  der  glänzenden  Erscheinung  einee  Nero  getreten  sei 
(h.,  aO.  vergL  Plut-  G,  22 :  κοινή  γάρ  δτΓαντ€ς  ol  υτρατ€υό- 
μ€νοι  τον  Γάλβαν  έμίσουν  ούκ  άττοοιδόντα  την  bujpcav).  In 
keinem  Äugenblioke  aber  war  dieser  Geiz  für  das  Geschick  der 
neuen  Herrschaft  verbüngnissvoOer,  als  jetzt,  wo  man  für  die 
Bestätigung  der  Adoption  eines  Nachfolgers  im  Regiment  und  im 
Heeresbefebl  die  Gunst  dee  Lagers  unbedingt  brauchte.  Diese 
Gunst  wollte  Galba  auch  jeti'.t  nicht  durch  Bestechung  und  wer- 
bende Scktneiclielei  erkaufen,  sondern  nur  durch  löbliche  Mittel, 
Die  Gardetruppen  sollten  eich  mit  der  Ehre  begnügen,  dass  sie 
zuerst  um  Anerkennung  des  von  ihm  Gewählten  angegangen 
worden  waren  (h.  1,  17).  Es  sollte  sich  bald  zeigen,  welchen 
[verhängnise vollen   Weg  Galba  eingeschlagen* 


94  Paul 

£8  war  der  lU.  .lannar  deR  Jahres  69,  ein  abiehenlicher 
Regentag  mit  Donner,  Blitz  und  allem  Unwetter.  Ale  Galba 
mit  seiner  Begleitung  im  Lager  angekommen  war,  sprach  er  vor 
der  ganzen  versammelten  Garnison  mit  imperatoripcher  Kürze, 
verkündete  die  Adoption  des  Piso  und  erwähnte  den  Aufstand 
der  obergermanischen  Legionen  nur  so,  als  ob  die  4.  und  22. 
Legion  auf  Veranlassung  weniger  Aufrührer  sich  bloss  in  lauten 
Ausrufungen  vergangen  habe,  in  Kurzem  aber  zum  Gehoream  zu• 
rückkeliren  werde.  \Veder  ein  gewinnendes  Wort  noch  ein  Geld- 
geschenk wurde  von  ihm  erwähnt.  Tacitus  berichtet  bei  der  Er- 
zählung von  diesen  Vorgängen  ausdrücklich  h.  1,  18:  Έι  steht 
fest,  dass  die  Truppen  hätten  gewonnen  werden  können  durch 
eine  noch  so  kleine  Freigebigkeit  des  allzu  sparsamen  Greises; 
sein  antikes,  starres  Wesen  und  seine  allzu  grosse  Sittenstrenge, 
der  wir  nicht  mehr  gewachsen  sind,  schadete  seiner  Sache*.  Nur 
die  Tribunen  und  Centurionen  und  von  den  Soldaten  die  ihm 
zunächst  Stehenden  antworteten  auf  die  Rt;ile  des  Galba  Erfreu* 
liches;  alle  andern  waren  niedergesclilagen  und  schweigsam,  im 
Gedenken  daran,  dass  sie  den  sogar  im  Frieden  beanspruchten 
und  unumgänglichen  Ehrensold  durch  den  Krieg  verloren  hätten 
(h.  aO.).  'Das  Heer',  sagt  Plutarch  G.  23,  schaute  feindlich  und 
iinster  darein,  weil  das  Geschenk  auch  jetzt  nicht  ihm  gegeben 
ward*.  Und  ähnlich  Sueton  G.  17:  perduxit  (Galba  Pieonem) 
in  castra  ac  pro  contione  adoptavit,  ne  tuiic  quidem  donativi 
uUa  mentione  facta.  quo  faciliorem  occasionem  M.  Salvio 
Othoni  praebuit  perficiendi  conata.  —  Von  dem  Lager  zog  man 
in  den  Senat.  Auch  hier  hielt  Galba  eine  einfache,  kurze  fiede, 
der  der  Erfolg  zur  Seite  stand.  Ingleiehen  sprach  Piso  freund- 
lich wohlwollend.  Und  grade  die,  welche  ihn  nicht  gewollt 
hatten,  huldigten  ihm  jetzt  in  übertriebener  Weise;  kam  es  ihnen 
doch  darauf  an,  die  frühere  Opposition  vergossen  zu  machen. 
Diejenigen  Senatoren,  die  keiner  Partei  angehörten,  und  das  war 
die  Mehrzahl  (medii  ac  plurimi,  h.  1,  19)  hatten  nur  ihre 
persönlichen  Hoffnungen  ohne  alles  Interesse  für  den  Staat; 
sie  kamen  darum  dem  Piso  unterwürfig  entgegen. 

Die  Annahme  des  Piso  zum  Nachfolger  des  alten  Kaieen 
hätte  immerhin  gut  ausschlagen  können,  wenn  sie  nicht  den  ver- 
letzt hätte,  der  auf  diese  Adoption  für  seine  eigene  Person  mit 
Sicherheit  gerechnet  und  sein  ganzes  Thun  seit  dem  AneobluM 
an  Galba  darauf  gerichtet  hatte,  selbst  zur  obersten  Stelle  empor 
zu  steigen,  M.  Salvius  Otho.     Für  ihn  war  auch,  wie  echon  be• 


ι 


Kai^r  Märcui  Salvitie  Otlio  95 

merkt,  Titne  Viniue  geetimnit  gewesen,  ilaB  einfltiPfirpicljste  Mit- 
glied im  Cabiueteratli  üefl  Kaiserf«.  Dem  Galba  wur  die  Freund- 
Rchaft  dee  ViDiue  mit  Otbo  nicht  nnbekanni;  ja  ViniuR,  der  eine 
unvfrnüihlte  Tochter  hatte,  ward  naclj  einem  viel  verbreiteten 
Gerede  ale  künftiger  Schwiegervater  des  Otho  angesehen  (Tac. 
h.  1,  13  Plnt.  G.  21).  TacitUB  ist  aber  aO.  der  Aneiehl,  lUns 
den  Galba  wirk  liebe  Sorge  für  den  Staat  bewogen  habe,  von  der 
Adoption  des  Otho,  der  ihm  zu  viel  von  Nero  hatte.  abÄUseben, 
Auch  Plutarch  sagt  aO. :  Galba  hätte  hier  wie  immer  den  all- 
gemeinen Nutzen  im  Auge  gehabt:  ά€ΐ  μέν  ήν  οήλος  πρό  του 
ibiou  το  κοινόν  τιθ€μ€νος  καί  ί^ητών  ούχ  αύτώ  θεσθαι  τον  ήδι- 
στον, άλλα  Τιυμαίοις  τον  ώφίλιμώτατον,  Vom  Otho  hätte  er  schon 
wegen  seiner  ungeheuren  Schulden  abgesehen*  Nachdem  also  die 
Wahl  auf  Piso  gefallen  war,  schien  nun  für  Otlio  das  ganze 
bisherige  Mühen  unnütz  und  vergeblich»  Und  wie  stark  war 
dieaee  Mühen  gewesen I  Daaa  er  bei  seinem  AnBchluss  au  Galba 
von  s'oroherein  die  Absicht  auf  den  Thron  gehabt  hat,  ist  wie 
8chon  oben  gesagt,  gans  fraglos  fh.  1,  13:  apem  adoptionie  statim 
coneeptam  ucriue  in  die«  rapiebat).  Bei  dem  hohen  Alter  Galba» 
war  Hoifnung  wie  Absicht  auch  begründet.  Deshalb  hatte  er 
ftchon  auf  dem  langen  Wege  von  Spanien  nach  Korn  die  Neigung 
der  Soldaten  zu  gewinnen  gesucht.  In  Reihe  und  Glied,  auf  dem 
Maische  wie  beim  Haltmachen  nannte  er  die  Aeltesten  mit  ihrem 
Namen,  rief  das  Andenken  an  die  Zeiten  zurück,  wo  sie  mit 
ihm  im  Gefolge  des  Nero  gewesen  und  nannte  sie  seine 
Kameraden,  So  erneuerte  er  alte  Bekanntechaften  und  suchte 
neue  zu  machen,  indem  er  ihnen  durch  Geld  oder  persönliche 
Verwendung  half.  Oft  lies»  er  dabei  Klagen  und  zweideutige 
Uetien  über  Galba  einfliessen  und  gebrauchte  allerlei  andere 
Mittel  zum  hetzen  (Tac.  h.    l,  23   Plutarch  G.  20). 

Um  nun  jetzt  einen  Andern  die  Stelle  einnehmen  zu  sehen, 
auf  die  er  selbst  mit  so  heissen  Wünschen  gehofft  hatte^  dazu 
war  Otho  der  Mann  nicht,  Verrauthet  doch  Tacilus,  das«  er 
schon  bei  seiner  Werbung  um  die  Gunst  der  Soldaten  nöthigen 
Falls  eine  Gewattthat  ins  Auge  gefaset  hatte,  b.  1,  23:  studia 
militum  iam  pridem  spe  sucoeesionie  aut  paratu  facinons  ad- 
fectaverat.  Jetzt  war  die  Zeit  gekommen,  wo  dieee  Anbahnung 
der  Gewaltthat  ihre  Ausführung  finden  musste ;  denn  glückte  die 
Erhebung  des  Piso  und  wurden  in  Folge  derselben  die  Zustände 
geordnet  und  ruhig,  so  war  alle  Hoffnung  Otho^a  vereitelt,  Also 
musate    all   sein   Trachten    sich    jetzt    auf  Vereitlang    der  Piäuo 


il 


Oftlbftft,  db.  aaf  ijeieen  8tor£  richten*  und  amm  dr&n^e  ntelif 
bloe  der  Zom  Otlioe  Ober  Galbn  und  »ein  Neid  naf  Pi»o,  »onderm 
naeh  viele»  Andere:  ein  Aufwand,  der  selbst  Γύτ  eineo  Fürel^B 
belaeund  gewesen  wäre,  eine  Geldknappheit,  die  kaum  ein  Pnrwi• 
mann  ertragen  konnte.  Bneton  eagt  0.  5:  *£r  wandte  eich  mr 
e^watt^  weil  ihn,  abgesehen  davon,  dafl«  die  Wahl  des  PUo  ihn 
innerlich  wurmte,  die  Schul ienniaaae  erdrückte;  er  machte  aeu 
gar  kein  Hehl,  daen  er  nur  aU  Kaiser  noch  bestehen  könne;  ei 
sei  gar  kein  üntereohied,  ob  er  auf  dem  Schlaohtfcld  durch  den 
Feind  falle,  oder  auf  dem  Forum  durch  seine  Gläubiger'.  Dabei 
redete  er  sich  selbst  in  Furcht  hinein  und  spiegelte  sieh  vor,  daes 
seine  Person  schon  üem  Nero  allzu  drückend  gewesen  sei.  Ein 
Kweites  Lusitanien  aber  mit  seinem  ehrenvollen  Exil  werde  ihn 
nicht  wieder  zn  Theil  werden.  Wem  einmal  die  Anwartschafl 
Huf  'ien  Thron  von  der  allgemeinen  Stimme  iugeschrieben  worden 
sei,  wie  ihm,  der  bleibe  dem  Herrscher  Tcrdüchtig  und  verbiuist. 
Auch  werde  ein  so  schroffer  Charakter  wie  Piso  eines  Otbo  nicht 
j^ehoncn.  Also  gelte  e»  zu  handeln  und  zu  wagen,  so  lange  die 
Dinge  noch  im  Fluee  waren.  Uebergangszeiten  seien  grossen 
Wagnissen  günstig  und  Ruhe  sei  gefährlicher  als  Verwegenheit. 
Beim  Tüde,  der  von  Natur  für  Alle  gleich  sei,  sei  nur  der  Un• 
tcrschied,  ob  man  bei  der  Nachwelt  vergessen  oder  verherrliebt 
sei.  Und  wenn  derselbe  Auegang  aus  dem  Leben  Schuldige  wie 
Unschuldige  erwarte,  sei  es  des  tapferen  Mannes  Sache,  ver- 
(lientermi^Bsen  den   Untergang  tn  ßnden.  Tao.  h.   1,  21. 

Mag  Tacitus  solche  Gedsnken  dem  Otho  nun  nach  seiner 
KennlnisB  von  der  Denkweise  desselben  zugeRchrieben  haben«  ohne 
daes  sie  allesammt  gensu  nach  Aeussernngen  desselben  sti  COB* 
irolieren  waren,  jedeufulls  entsprechen  sie  der  Gemüthsart  Othos 
wie  seiner  Lage  und  seiner  Umgebung.  Denn  auch  diejenigen 
seiner  Freigelassenen  und  seiner  Sklaven«  die  vertraulich  mit  ihm 
verkehrten,  drängten  auf  ihn  ein^  indem  sie  ihm  den  Hof  Nero*8 
mit  peiner  ungehemen  Ausschweifung,  seinen  Ehebrüchen  und 
seinem  Frauen  Wechsel  und  alle  andern  Begierden  eines  Despoten 
als  ihm,  dem  Otho,  gehörig  hinstellten,  wenn  er  den  Muth  des 
Wagens  habe,  dagegen  als  für  Andere  bestimmt,  wenn  er  die  Hände 
in  den  Schooss  lege.  Nicht  minder  als  die  Freigelassenen  und 
Sklaven  drängten  den  fatalistisch  gerichteten  Otho  die  Astrologen, 
diese  für  die  Machtiiibaber  unzuverlässige,  für  die  Hoffenden  trü- 
gerische Menschenart,  die  in  Rom  so  oft  verboteu  wurden  und 
sich  immer  wieder   einnisteten   (genus  hominum,  quod  in  civitatf 


Λ 


Eaieer  Maroue  Salviiia  Otho 


nofitra  et  vetubitar  gemper  et  retinf^bitur,  h.  1,22).  Sie  wollten 
in  den  Sterben  neue  Umwälzungen  und  ein  iletn  Otho  Glück  ver- 
heieeendefi  Jahr  gesehen  haben.  Viele  «olclier  Sterndeuter  (nia* 
themtiticos)  hatte  sii-h  Poppaea  gehalten ;  sie  waren  das  schlimmute 
Eiiirichtungeetück  ihrer  Hiretlichen  Ehe  (pessimum  principalie 
matriTnonii  inetrumentum,  Tac»  aO.),  die  ihr  zu  ihreu  geheimen 
Machinationen  dienten.  Wir  haben  eohon  von  dem  Seleucna  he- 
richtet,  der  nach  Sueton  nach  Lusitanien  oder  Spanien  gekommen 
sein  sollte.  Ee  wird  ja  wohl  nnr  eine  Variante  der  Tageechronik 
Reiü,  wenn  Tacitua  den  Sterndeuter  Ptolemaeua  nennt,  der  den 
Otlio  nach  Spanien  begleitet  und  ihm  verheiesen  haber  ilaee  er 
den  Nero  tiberleben  werde.  Da  dieser  V^erheiseung  der  Erfolg 
entsprochen  hatte,  eo  überredete  der  Äetrolog  den  Otho  leicht, 
dass  er  zur  Herrschaft  gelangen  werde  (Plut.  G.  23).  Für  Uthoa 
abergläubiecheft  Gemüt h  war  dieee  Yerheifieung^  die  Ptolennieua 
auf  Vermuth ung  und  dae  allgemeine  Gerede  gründete,  welches 
Othoi  Jugend  uud  Galbae  hohee  Älter  in  Rechnung  zog^  ein  pro- 
phetischer Ausspruch*  Und  FtolemaeuR  liess  ea  nicht  an  eick 
fehlen,  nunmehr  Otho  auch  zum  Verbrechen  aufzaetacheln,  wozu 
ja  der  Uebergang  vom  verbrecberiscben  Wunsche  leicht  ist 
(h.  1,  22). 

Wenn  wir  diesen  Mathematiker  Ftolemaeue;  den  wir  hier  in 
der  Gefolgecbaft  des  Otho  finden,  za  denen  rechnen^  die  Poppaea 
eich  gehalten  hat,  so  sind  wir  durch  den  Text  des  Tacitue  dazu 
berechtigt.  Denn  die  Worte  b.  t,  22  :  e  quibus  Ptolemaeue  gehen 
auf  die  unmittelbar  vorher  erwähnten  multos  matheraaticoe  der 
Poppaea.  I&t  dae  nun  der  Fall,  ao  iBt  Ptolemaeue  böcliet  wahr- 
scheinlich nacli  dem  Tode  der  Poppaea  2tim  Otho  gegangen,  und 
das  würde  ein  Zeichen  davon  sein,  daee  der  Zusammenhang  des 
Otho  und  der  Poppaea  seihet  nicht  durch  die  Vermählung  dieser 
mit  Nero  anfgehart  bat,  ein  Zusammenhang,  der  dem  mit  seiner 
Patronin  vertrauten  Aatrologen  wohl  auch  »oweit  bekannt  ge- 
wesen sein  wird,  daes  Ptotemäus  selbst  auf  günstige  Aufnahme 
bei  Otho  rechnen  durfte.  Da  es  aber  multi  mathematici  waren, 
die  sich  Poppaea  hielt,  so  wird  wohl  auch  Beleucue  unter  ihnen 
gewesen  sein,  woher  die  Verweohalung  bei  Sueton  leicht  ent- 
stehen konnte. 

Vor  allen  I>ingen  galt  es  nun^  in  den  Gemüthern  der  Sol- 
daten die  Unzufriedenheit  lebhaft  zu  erhalten  und  wo  müglich 
dem  angesteckten  Brand  immer  neuen  Zündstoff  zuzuführen. 
Hierbei  ging  dem  Otho  Maeviue  Pndens  als  höchst  geeigneter 
iilj«LiL.  Alu*,  r.  riiiiui.  Κ  r.  lyu,  7 


ΡλΰΙ 


Vermittler  <iir  Hand.    Maeviu»  hatte  zu  der  Schaar  babauoiiti^ 
Wuntifltlin^e    gehört«    die   aicb    tut  Keronieibeu  Zeit   om   den  Tl• 
gellinofl  eammellen,  diPRen  iBtriguatiteftten  ttnd  schmatxi^ten  der 
vertrauten     Eathgebor    de«    Nero  (Tac,    II    1,  24.    72;.     MaeTiue 
kannte  die   geeigneten  Peraönlicbkeiten  irn   Heere^    die  dtiroli  ge-  | 
meine  Mitte]    su   gewivinen    wareti^    in    deren  Anwendung    er    «o  ' 
weit  ging,  daae  er,  eo  oft  Galba  bei  Otbo  epeinte»  der  die  Wacbe  | 
ballenden  Coborte  Mann  Tür  Mann  500  Seitertien  in  Othoa  X&men  j 
auszablte  ala  eine  Gratitication,  die  f^ie  an  Stelle  der  Bewirthunf 
baben  eollten.    Otbo  gab  eich  damit  den  Schein,  aU  ob   er  acJhet 
die  Prätorianer  ale  seine  Gäete  anatlbe.     Und  nicht  geoiig,    d&ü 
hiennit  ein   Verfabren,   was   Nero  ein«!  bei  offieiellen   Dinem  eil• 
geführt|  wieder  aufgenommen  wurde,   Otbo   ging  so  hitzig  itn  Be- 
flteohen  vor,    dae^i    er  die  Gratifioation  bei   Einzelnen  noch  dflrek 
geheime  Belobnungen  erhöhte,  da,  wo  es  ihm  darauf  ankam,  des 
Mann  Bicb   uiitjedingt  iäu   attachiren,  im   bedeutenden   Maaeae.      So 
flehen kte  er  dem  Cocceiue  Proeulue,  einem  Gardegendannen   (tpe- 
culatori)i  der  mit  Reinem  Nachbar  über  die  Grenzen  eeines  Grund- 
stücke im    Proceee  lag,  desßen  ganzea  Grundstück,  nachdem   er  ei 
mit  leinem  Gelde  erworben  hatte.     Ltco,  der  Prätorianerprafect, 
der  wohl  die  AbBicbt  dieses   ganzen  Verfahrens    hätte    erkenueo 
können,   war  viel  zu  indolent,  um  etwaf^  daraui  zu  machen     (Ύάι 
h*  1,  24  Sueton  0    4). 

Ale  Haupt  Werkzeug  für  die  nunmehr  echarf  int  Aoge  g•* 
faeete  Gewriltthat  selbst  benutzte  Otbo  den  Onomastiie,  einen 
eeiiier  Freigelaftsenen  (Plut.  G.  24).  Dieser  führte  ihm  zunlLchst 
einen  Unterofticier  (tesaerariiHii,  Ordonnanz),  Naraens  Barbiue  PrKh 
culue,  und  einen  Feldwebel  (optionem).  Vetiirius,  zu.  Ana  d»Q 
Gespräch,  weklies  Otbo  mit  diesen  Beiden  ankntjpfte,  sah  er,  dast 
es  verschmitzte  und  verwegene  Gesellen  waren.  Er  ertheilte 
ihnen  darum  Geld  und  Versprechungen  in  überreichem  Maasse, 
um  durch  sie  noch  mehrere  zu  veiTiihren.  So  unternahmen  awei 
Soldaten  subalterner  Charge  die  angebeur«  Tbat,  dem  römiscben 
Reiche  seinen  Herrn  zu  nehmen  und  ihm  einen  andern  zu  geben. 
Und  sie  haben  ihn  gegeben  (h,  U  ^5:  suscepere  duo  manipu* 
lares  imperium  populi  Romani  transferendnm,  et  traastulere).  In 
die  Verschwörung  selbst  wurden  nur  wenige  gezogen.  Die  schon 
mehr  oder  weniger  befangenen  Gemüther  der  übrigen  wühlte  man 
mit  verecbiedL-nen  Kunstgriffen  auf.  So  hatt*?  Nymphidius  Habinus 
als  praefeclus  praetorio  unter  Nero  viele  begünstigt»  und  um  sie 
an  eioh  τη   ziehen,    in    höhere    IHenst Stellung    aufrücken     jaseen« 


liatfler  Marone  Salviu^  Otho 


so  Beförderten  bennrnliigte  man  tJamit,  daeii  »ie  unter 
GalböB  Regiment  als  ehemalige  Freunde  des  Nymphidiue  immer 
verdächtig  eredieinen  und  in  iinBicberer  Stellung;  stehen  würden. 
Die  Masse  der  Andern  regte  man  durch  Grroll  wegen  der  ver- 
lorenen AuHiieht  auf  dae  ao  oft  hinaus  geRcliohene  Geldgeschenk 
auf.  Endlich  gab  es  welche,  die  das  Andenken  an  Nero  und  die 
Selineucht  nach  der  früheren  Ausi^elasflenheifc  entzündete.  Einer 
wie  der  Ändere  befürchtete  einen  Wechflel  in  der  dienatliohen 
Btelliing.  So  erzählt  Taoitu«  h,  1,  25^  dem  hier  zu  folgen  ist. 
Sueton  fO.  5)  redet  von  fünf  Gardegendarmen,  denen  die  Sache 
Küeret  übertragen  worden  sei  und  die  zehn  andere,  jeder  je  zwei, 
mit  herAngezogen  Itätten;  durch  aiese  seien  dann  noch  andere 
geworben  worden,  nicht  allzu  viele,  weil  man  erwartete,  da«8 
hei  der  Ausführung  de«  Planes  selbst  eich  noch  eine  grössere 
Anzahl  anschliesseu  würde.  Darin  irrte  man  sich  auch  nicht. 
Denn  die  Gährung  ergritT  auch  die  in  der  Stadt  stehenden 
Trappen,  eine  für  Neuerungen  stets  bereite  ungeheure  Maftse,  die 
nif/ht  gerade  für  eine  bestimmte  Person  eingenommen  war,  aber 
für  den  einzutreten  stets  fertig  stand,  der  sich  auf  ein  Wagnias 
einlassen  wollte.  Es  waren  das  die  von  Nero  gebildete  Legion 
der  Heesoldaten,  die  legio  prima  claesica,  die  (lern  Galba  nicht 
vergass,  dass  er  ihre  Kameraden  von  der  Flotte  au  der  Mulvi- 
sehen  Brücke  hatte  zusammen  hauen  lassen  (h•  1,  6.  31);  ferner 
die  vielen  Truppenabth  ei  hingen,  die  Nero  aus  dem  germanisclien 
und  illyrischen  Heere  hatte  ausheben  lassen,  um  «ie  gegen  die 
Albaner  im  Kaukasus,  spiiter  gegen  den  Vindex  zu  gebrauclien, 
und  die  noch  in  Rom  zurückgebliehen  waren.  Die»e  alle  wurden 
sofort  entzündet,  sobald  sich  das  Gerücht  verbreitete,  dass  das 
obergermanische  Heer  wanke.  Bei  den  Schlechtgesinnten  war 
der  Aufstand  eine  ausgemachte  Sache,  die  noch  Unverführten 
thaten,  als  merkten  sie  Nichts.  Ale  Otho  einst  v^on  einem  Mahle 
heimkehrte,  war  man  schon  drauf  und  dran,  sich  seiner  zn  be- 
mächtigen und  ihn  zum  Kaiser  zu  proclamieren,  wenn  man  nicht 
doch  das  Unsichere  der  Nacht,  die  über  die  ganze  8tadt  «er- 
streuten  Standquartiere  und  die  Schwierigkeit  einer  Ueberein• 
Stimmung  bei  den  vom  Rausche  Erhitzten  gefürchtet  hätte.  So 
unterblieb  die  Sache  für  jetzt,  besonders  au*«  Furcht,  es  könnte 
der  Erste  Beste,  welcher  den  Soldaten  de«  pannonischen  und 
germaniechen  Heeres  begegnete,  die  ja  meisten«  den  Otho  nicht 
von  Person  kannten,  von  ihnen  anstatt  dieses  erkoren  werden. 
Auch  andere  Anzeichen  des  ausbrechenden  Aufstandes  wurden  in 


100  Paul 

Meuge  von  den  Leitern  der  Verschworenen  unterdrückt.  Wu 
aber  doch  zu  den  Ohren  des  Galba  kam,  daa  wies  Laco  als  gani 
unbedeutende  Dinge  ab,  weil  er  unbekannt  war  mit  dem  Geinte, 
der  unter  den  Soldaten  herrechte,  und  weil  er  in  eeineiii  Eigen- 
sinn  gegen  jeden  Rath,  auch  den  besten,  war,  den  er  nicht  ge- 
geben hatte    (h.  1,  2β). 

Am    15.  Januar  69    opferte    Galba    vor    dem   Tempel    de• 
Apollo,    und  der  Opferpriester  Umbricius    verkündete    nach    den 
ünglttok  drohenden  Zeichen    nahe    bevorstehende  Nachstellungen 
von  einem  Landesfeind  im  eigenen  Haus   (Tac.  h.  1,27:  haruspex 
Umbricius  tristia  exta  et  instantes  insidisR  ac  domesticum  hoetem 
praedixit   audiente  Othone.     Vergl.  Plut.  G.  24.     Sueton  G.   19: 
haruspex  identideni  monuit,   caveret   periculum,    non    longe    per- 
cusRores  abesse).     Diese   W'^eissagung  lässt    uns   vermuthen,    das• 
die  Pläne  der  Verschworenen    in    der  Stadt    gar  nicht     mehr  so 
unbekannt  gewesen  sein  können.    Für  Otho,  der  neben  dem  Opfern- 
den stand,  war  die  Aussage  des  Opferschauers   etwas  Freudiges, 
ein  seinem  Vorhaben  Glück  verheissender  Spruch.     Dennoch  war 
er  anfangs  bestürzt  und  wechselte  nach  dem  glaubhaften   Bericht 
des  Plutarch  (G.  24)  vor    Furcht    die   Farbe:    θορυβουμένψ    Κ 
αύτψ   και  χρόας   άμβίβοντι    παντοΙ)απάς  υπό   bέoυς  ποψαστάς 
*Ονόμα(Ττος  .  .  .  £φη  .  .  .    Gleich  darauf  meldete  ihm  sein  Frei- 
gelassener Onomastus,  dass   er  von  dem  Bauherrn  und  den  Bau- 
unternehmern erwartet  würde.     Das  war  das  verabredete  Zeichen, 
dass  die  SoMitten  zusammengetreten  und  die  Verschworenen  fertig 
seien.     Otho,    der    dem   Freigelassenen    folgte,    gab    als  üniache 
seines   Weggange  an,  dass  er  ein  Landhaus  in  der  Nähe  der  Stadt 
zu  kaufen  beabsichtige,   was  er  wegen  Alters  einer  genauen  Unter- 
suchung unterwerfen  müsse.     Auch  schlug  er  nicht  den  directen 
Weg  nach  dem  Lager  der  Prätorianer  ein,  sondern  ging  zunftchst 
durch   den  Pallast  des  Tiberius   nach    dem  Stadtviertel,    wo     die 
Victualienhäudler  feil  hielten  (Velabrunij,  und  erst  von  dort  ver- 
fügte er  sich   nach    dem    vergoldeten  Meilenstein    unterhalb     des 
Saturntempels.     Daselbst   traf    er  2'λ  Mann    von    der  Leibgarde. 
die  ihn  als  Kaiser   begrüssten.     Er   war  über  <lie8c  geringe   An- 
zahl besorgt,  aber  sie  setzten  ihn  eilig  auf  einen  Tragseeeei   und 
entführten  ihn  mit  gezückten  Schwertern,  um  ihn  nach  dem  Lager 
zu  tragen.     Unterwegs  schlössen  eich  etwa  oben  so  viel  Soldaten 
an,  die  Einen  im  Einverständniss,  Viele  aus  Neugier.     So  folgten 
sie  theils  unter  lautem  Freudengesclnei,   tlu'ils  btill  und   schwei- 
gend, um  sich  erst  nach  dem  Erfolge  zu  entscheiden.     Im  Lager 


Kaiser  Marcus  Saliriue  Otho 


lÖl 


I 


hatte  der  Tribun  Julius  Martialie  die  Wache.  Mochte  dieser  nun 
durcli  die  UngeheueHichkeit  des  eo  plötzlichen  Verbrechens  die 
Besinnung  verloren  haben,  oder  mochte  er  befürchten,  dass  das 
Lager  schon  weiter  mit  in  die  Versühwörnng  verstrickt  und, 
wenn  er  sich  dagegen  slemme,  dies  sein  eigener  Untergang  sei, 
er  galt  ilen  Meisten  als  Mitver^cliworener.  Auch  die  übrigen 
Tribunen  andCenturionen  zogen  die  sichere  Gegenwart  mit  «ohmach- 
voller  Untreue  den  Geboten  der  Pflicht  mit  unsicherer  Zukunft 
vor.  Und  so  war  die  Stimmung  der  Art,  dase  Wenige  das 
schmachvollste  Verbrechen  wagten,  mehrere  es  wünschten,  Alle 
es  litten  (Tac.  h.  1,  27.  28    Plut.  Gr.  25    Sueton  0.  βΐ 

Inzwischen  fuhr  Galba,  der  von  allen  diesen  Vorgängen 
Nichte  ahnte,  in  eeiiiem  Opfer  fort  und  bestürmte  immer  dringen* 
der  mit  Bitten  um  gunstige  Zeichen  die  Götter,  die,  wie  Tacitus 
sagt,  ein  bereits  in  andere  Hände  übergegangenes  Regiment  in 
ihren  Schutz  genommen  hatten  (ignarue  interim  Galba  et  sacris 
intentus  fatigabat  alieni  iam  imperii  deos,  h,  1,  29),  Da  traf 
plötKlich  das  Gerücht  ein,  es  sei  irgend  ein  Senator  ins  Lager 
entführt  worden ;  bald  darauf  hiess  es«  es  sei  Otho.  Zugleich 
sammelten  sich  aus  der  ganzen  Stadt  Leute  an,  wie  sie  grade 
unterwegs  sich  trafen,  die  theils  aus  Furcht  die  Dinge  über- 
trieben, theils  8te  geringer  darstellten,  als  sie  waren,  um  dem 
Galba  und  seiner  Umgebung  gefallig  zu  Rchmeicheln.  Nun  trat 
dieser  mit  den  bei  ihm  Befindlichen  zur  Berathung  zusammen 
und  man  fasste  den  Beschtuas,  die  Gesinnung  der  Cohorte  zu  ver* 
suchen,  die  grade  im  kaiserlichen  Tallaat  die  Wache  hielt,  und 
zwar  nicht  durch  Galba  selbst,  dessen  Autorität  jetzt  noch  nicht 
in  Frage  gestellt,  sondern  für  durchgreifendere  Maseregeln  auf- 
gehoben  werden  sollte. 

Es  trat  also  Piso  oben  auf  die  Stufen  des  Pallastee,  und 
redete  die  zusammengerufenen  Soldaten  an.  Ee  sei  dies,  sagte 
er,  der  secliste  Ta^^  (nach  unserer  Ziihlweise  der  fünfte),  daes  er 
als  Cäsar  berufen  worden  ^sei,  ohne  zu  wissen,  ob  diese  Würde 
tu  wünschen^  oder  aber  zu  furchten  sei.  Έβ  handle  sich  dabei 
nicht  um  seine  Person.  Er  kenne  das  Unglück^  und  eben  jetzt 
erfahre  er,  daas  auch  das  Glück  nicht  weniger  Gefahr  habe.  Es 
handle  eich  um  seinen  (Ädoptiv•)  Vater,  um  den  Senat  und  um 
das  Reich  selbst»  die  ihm  leid  thäten,  wenn  sie  (Piso  und  die 
Anhänger  Galbas)  heute  ihren  Dntergang  fänden,  oder,  was  in 
den  Augen  der  üutgeeionten  ebenso  jammervoll  sei,  ein  Blutbad 
veranstalten  müssten,      Ihe  letzte  Bewegung  (durch  die  Nero  ge- 


102 


Tttü  ι 


stürzt  worden  war)  habe  das  Traatliebe  gehabt«  dans  die  3l*^t 
von  Bhitverg:iei«feen  vertrhont  und  der  WechRcl  der  Regierung 
ohne  Bürgerkrieg  bewerkpielligt  worden  aei ;  durch  dit;  Adoption 
eobiene  ο  an  auch  daa  vorgeeorgt  wordeo  ««  «eiir,  datii  aurh  ba^b 
dem  Tode  de«  Oalba  die  Thinge  obcie  Krieg  einh  ordneti^ti.  '  tdi 
will  mieb  nicht,  »o  fuhr  Γιβο  fort,  auf  meine  voruehme  Geburt 
und  auf  meinen  gittliihrn  Charakter  berufen ί  man  braucht»  wenn 
man  eich  mit  Otbo  tu  vergleichen  hat,  nicht  die  Tüchtigkeit  etiiei 
edlen  Mannen  herbei  zu  xieben.  Die  Laeter,  deren  er  allaiii  akl 
rühmt,  bab<^n  das  Reich  echon  lerrlittet,  aU  er  eich  noch  alt 
Freund  des  Kuieere  aufspielte  SoJlte  er  eich  durch  aein  äasserei 
Gebahren  und  Auftreten  oder  auch  durch  »einen  weibiecheti  Auf- 
putz die  llerrechergewalt  verdient  haben?  Die  eind  im  Irrtliun, 
bei  denen  üppige  Verftcbwendung  unter  dem  Scheine  von  Frei- 
gebigkeit einen  Kiudruck  macht.  Diener  Mensch  wird  su  ver- 
geuden, nicht  zu  Hühenken  verstehen,  üurerei,  wilde  S^echgeU^ 
Zueammeuliegen  mit  Weil>eperf»onen,  dat  aind  die  Dinge»  die 
seinen  Geist  beschäftigenf  das  sind  nach  ihm  die  Belohn Qti|re&, 
die  der  Oberberrschaft  zufallen  müseen.  Die  geile  Lust  ntid  das 
Schwelgen  in  diesen  Dingen  soll  sein  Antheil  sein;  für  die  u* 
dern  alle  soll  das  als  Schmach  und  Schande  gelten/  Der  Bedn«r 
weist  weiter  darauf  hin,  dasH  ein  rucblos  erworbenes  Reg^itneat 
nie  gute  Massnahmen  getrotfen  habe.  Es  sei  in  ihrem  (der  Leib- 
garde) Interesse,  dass  nicht  die  Schlechtesten  den  Kaiser  machten. 
ihre  Treue  sei  bis  auf  den  heutigen  Tag  unbefleckt»  sollten  etwa 
jet«t  weniger  als  30  Ueberlänfer  und  Verr&ther,  denen  man  niclit 
einmal  erlauben  würde,  sich  einen  Centtirionen  oder  Tribunen  «n 
wählen,  Über  den  Tbron  verfügen?  Wollfen  sie  dieses  Beispiel 
zulaeaenV  Die  Frechheit  würde  in  die  Provinzen  dringeD,  aje 
selbst  (Pieo  und  die  zu  Galba  Stehenden)  würden  die  Folgen  der 
Verbrechen,  die  Garde  aber  würde  der  Aufgang  des  Bürgerkrieg• 
treifen.  —  Zuletzt  versprach  er  ihnen  ein  Donativurn,  das  wegen 
Treue  zu  erhalten  jedenfalls  besser  sei»  als  für  eine  ruchloae 
Thal  (b.  1,  29.  30). 

Der  Erfolg  dieser  Rede  war,  dase  die  Graduirten  (apecaU- 
tures»  Lentnants  und  zu  Ordonnanzen  benutzte  Feld  wehet,  Feld- 
jäger, GardegeudarmenJ  eich  verlogen,  der  Rest  der  Cohorte  aber 
den  Hedenden  nicht  abfällig  anhörte  und  wie  das  in  Zeiten  der 
Aufregung  vorkommt,  ohne  noch  einen  bestimmten  Entschluee  sil 
haben,  sich  unter  Waffen  in  Reib  und  Glied  aufstellten,  tnehl 
aui  Zufall,  als  aua  verrätherischer  Absicht  und  Verstellung^ 


i 


ι 

ι 


Iftiser  Mftrotie  Satviue  Qtho 

man  nachher  annahm.  Auch  wurde  der  deeignirte  Coneal  CeleuB 
Mari  US,  ein  treuer  Anhänerer  des  Galba^  zu  den  noch  in  Rom 
BtehtiTiden  Detacliemetitfl  dm  illyrißchen  Heeres,  tlie  in  der  Halle 
des  Vipsanius  Agrippa  im  Quartier  lagen»  geeantll,  ebenso  zwei 
Hauptleute,  die  die  Detachemente  der  germanischen  Armeecorpe 
aus  der  Halle  des  Tempelit  der  Libertas  herbeiholen  eollten.  Der 
Flotten legion  mieetraiite  man  ab  eiuer  feindlich  geeinnten  wegen 
der  Abechlachtung  ihrer  Kameraden,  die  Gatba  bei  seinem  Ein- 
tritt in  die  Stadt  hatte  niederhauen  lassen.  In  das  Lager  der 
Prätorianer  aber  gingen  drei  Tribunen,  um  zu  versncheni  ob  der 
noch  im  Anfang  begriffene  Aufruhr  durch  vernünftigee  Zureden 
zu  beugen  eei.  Zwei  von  diesen  Tribunen  empSngen  die  Soldaten 
mit  Drohungen^  den  dritten,  Pompejus  Longinue^  packten  sie  und 
entwaffneten  ihn,  weil  er  ihnen  ali*  Einer  von  Galbae  Freunden, 
der  seinem  Herrn  treu  ergeben  war,  jetzt,  wo  sie  im  Begriff 
standen,  γοη  dieaem  abzufallen,  nur  um  so  verdächtiger  war. 
Die  Flottenlegion  schloss  »ich  ohne  Zandern  den  Prätorianern 
an.  Ben  Celans  jagten  die  illyrißchen  Truppen  mit  drohend  vor- 
gehaltenen Wurfspeeren  von  daiinen*  Die  germanisohen  Abthei- 
kngen  schwankten  lange;  sie  waren  noch  körperlich  geschwächt 
und  zum  Frieden  gestimmt,  weil  Galba  sie,  die  von  Nero  kurz 
yor  der  Empörung  des  Vlndex  nach  Älexandrien,  wohin  er  sei  bat 
sich  begeben  wollte^  vorausgeschickt  und  jetzt  zur tickgek ehrt 
waren,  in  guter  Pflege  hatte  halten  lassen,  nachdem  sie  durch 
die  lange  Seefahrt  stark  mitgenomnaen  worden  waren  {Tac.  h. 
1,  31  vergL  Plnt  G.  25). 

Schon  hatte  der  zusammengelaufene  Pöbel,  nnter  den  sich 
ganze  Sklavenschaften  gemiecht  hatten ^  das  Palatium  angefüllt 
und  verlangte  mit  verworrenem  Geschrei  den  Tod  des  Otho  nnd 
die  Vernichtung  der  Verschworenen»  'gleich  als  wenn  sie  im 
Circue  oder  im  Theater  ein  kurzweiliges  Sohanipiel  forderten. 
Denn,  setzt  Tacitus  hier  hinzn»  verständiges  ürtheil  nnd  Sinn 
für  Wahrheit  ist  bei  der  Meoge  nicht  zu  suchen,  die  mit  ganz 
gleichem  Eifer  an  ein  und  demselben  Tage  dae  Entgegengesetzte, 
wie  eich  bald  zeigen  eoUte,  forderton*  (h.    I,  32). 

Den  Galba  zogen  zwei  Meinungen  nach  ganz  verschiedenen 
Seiten.  Titus  Vinins  war  der  Ansicht,  man  müsee  innerhalb  dee 
Pallttstes  bleiben,  die  Sklaventrupps  entgegen  werfen,  die  Zugänge 
verwahren,  nicht  gegen  die  erhitzten  Empörer  marschieren.  Den 
üehelgesinnten  solle  Galba  Zeit  lasBen  zur  Umkehr,  den^  Gut- 
gesinnten zur  Einigung.    Verbrechen  wüchsen  bei  voreiligem  Zu* 


104  Paul 

greifen,  gute  PlHne  durch  ruhigen  Zuwarten.  Fndlich  sei  so  einem 
Vorwärtsgehen,  wenn  en  rUthlich  erscheine,  die  Gelegenheit  ganz 
dieRelbe  in  der  nächnten  Zukunft,  dagegen  liege  eine  rfickgängijr« 
Bewegung,  wofern  man  Hieh  anderR  besinne,  in  der  Macht  de« 
Gegners  (h.  1,  32).  Die  Meinung  der  Andern  war  für  rascbff 
Handeln,  bevor  die  jetzt  noch  schwache  Bewegung  der  Wenigen 
stark  würde.  Bei  Zaudern  und  Lässigkeit  werde  Otho  sofort 
lernen,  das  Staatsoberhnuiit  zu  spielen.  Man  solle  doch  nicht 
warten,  bis  er  etwa  im  La/^rer  der  Prätorianer  Allee  abgemacht 
habe,  aufs  Forum  komme  und  das  Capitolium  betrete,  während 
Galba  aus  der  Ferne  zuschaue,  ein  vortrefflicher  Herr  nnd  Kaiser, 
der  mit  seinen  Freunden  sich  nicht  weiter,  als  bis  zur  Thfir 
wage,  natürlich,  um  eine  Belagerung  auszuhalten.  Das  Schmach- 
volle sei  auch  das  Unsichere.  Wenn  es  nöthig  sei  zn  fallen,  so 
solle  man  der  Gefahr  entgegen  gehen.  Das  bri^nge  dann  den 
Otho  in  eine  gehässige  Stellung,  ihnen  selbst  aber  ehrenvollen 
Nachruhm.  So  waren  die  Meinungen  im  Cabinetsrath  des  Kaiser«. 
Den  Vinius,  der  sich  der  letzteren  Ansicht  widersetzte,  griff  Laco 
mit  Drohungen  an,  wobei  Icelus,  der  einen  persönlichen  Hase 
gegen  Vinius  hartnäckig  /um  Verderben  den  Keiche  ausübt«,  ihn 
anstachelte  ih.   1,  34  vgl.  Plut.  G.  26). 

Nun  gab  Galba  sein  Zaudern  auf  und  trat  denen  bei,  die 
ihren  Bath  mit  stolzen  Worten  gegeben  hatten.  Ehe  man  aber 
sich  zum  Handeln  entschlosK,  wurde  Piso  ins  Lager  geschickt. 
Kaum  hatte  sich  dieser  entfernt,  so  trat  das  anfangs  unsichere 
Gerücht  auf,  Otho  sei  bei  den  Prätorianern  getödtet  worden;  bald 
darauf,  wie  das  bei  Lügen  von  so  grosser  Tragweite  geschieht, 
wollten  etwelche  selbst  dabei  gewesen  sein  und  es  gesehen  haben. 
Bei  der  freudig  erregten  und  gedankenlosen  Masse  fand  das  leicht 
Glauben.  Viele  waren  der  Ansicht,  das  Gerücht  sei  von  den 
Othonianern,  die  sich  bereits  unter  die  Menge  gemischt,  erfunden 
und  yergrössert  worden,  um  den  Galba  durch  die  freudige  Kunde 
aus  dem  Pallaste  zu  locken  (Sueton  G.  19:  extractus  rumoribns 
falsis,  quos  conspirati,  ut  cum  in  publicum  elicerent,  de  industria 
dissiparant). 

Nach  dem  Auftreten  des  Gerüchtes  erhob  nun  vollends  nicht 
bloss  die  versammelte  Menge  vom  Bürgerstand  und  dem  unwis- 
senden niederen  Volk  (populus  et  imperita  plebs)  ein  wüstes  Bei- 
fallsgeschrei» sondern  auch  manche  von  den  Rittern  und  Sena- 
toren, die  sich  von  ihrer  Furcht  jetzt  befreit  fühlten,  rissen  die 
Thtiren  des  Pallastes   auf,   stürzten  hinein  und   zeigten   sich  dem 


Cwier  Marcui  Balviuii  Otliö 


105 


,      Attie 
mand 


Gallia.  wobei  sie  klagten»  daes  ftie  nim  um  ihre  Racbe  gekommen 
seien  (praereptam  Bibi  ultTonein  querentes).  Je  feiger  Einer  war 
und  je  weniger  er  bei  eintretender  Gefalir>  wie  siüh  bald  ergab, 
Beinen  Mann  zti  stehen  wagte^  als  ein  desto  grösBerer  Zungenbeld 
trat  er  auf.  Kein  Menecb  wusste  etwas  BeHtimratee,  aber  alle 
gaben  ibre  Bebanptungen  mit  voller  Sicherbeitt  biß  Galba,  durcli 
Jie  allgemeine  Uebereinßtimmijng  der  im  Irrtbum  Befangenen 
fingen onrinen,  seinen  Panzer  anlegte  und,  da  er  wegen  lioben 
Alters  und  wegen  §  eines  eieclieu  Körpers  eich  nicbt  auf  den  Füssen 
halten  konnte,  von  den  andrängenden  Haufen  auf  einen  Tragsesael 
gehoWn  wurde.  Zu  gleicher  Zeit  kam  ein  Gaidegendarm,  Julius 
Attieus,  in  den  Pallast  gestürmti  zeigte  sein  blutiges  Schwert 
ind  rief:  Otho  sei  von  ihm  getödtet  worden.  Da  sagte  Galba: 
^tnerad,  wer  hat  dir  das  befohlen?*  Auf  dieHe  Frage  lässt  Pia- 
rch  (G.  26)  den  Mann  antworten*.  'Meine  Treue  und  mein  Eid  Γ 
wobei  die  Menge  ihm  Beifall  gerufen  habe.  Wenn  Plutareh 
diese  drastispbe  Scene  allein  lierichtHt,  so  ist  sie  darum  noch 
nicht  unglaubhaft.  Plutarch  hat  in  seinen  beiden  Schriften  Γάλ- 
βας  και  "Οθαιν,  die  Ein  Werk  bilden  (H.  Peter»  Die  geschichtl. 
Litteratur  über  die   röm.   Kaieerzeit  usw,  Π    ρ,   73  Anm.  2  ),  die 

»Kämpfe  und  den  Ausgang  dieser  beiden  Kaiser  ganz  ebpneo  er- 
zählt, wie  Tacitue  und  Sueton,  so  daea  wir  die  Annahme  einer 
gemeinsamen  Quelle  nit^ht  ablehnen  können  (H.  Peter  aO.  p.  7*3). 
Wenn  er  nun  hier  und  da  eolche  Züge  bringt,  die  die  beiden  an- 
dern nicht  berichten,  so  zeigt  das  den  Memoiren-Charakter  seines 
Werks,  in  dem  er  sich  auch  auf  uiündlichr  Aussagen  gestutzt 
hat.  Wie  weit  diese  auf  ThatsächHehem  beruhen,  liUst  eich  nicht 
immer  mit  Sicherheit  erweisen.  Indeasen,  da  er  die  Quellen  tn 
seiner  Kaisergeschichte  unter  den  CTesinnungsgenossen  des  Taci* 
teiech-Plinianischen  Kreises  gesucht  hat  (H.  Peter  aO.  p.  75  f.), 
80  ist  auch  kein  Grund  an  der  Wahrheit  solcher  anekdotenhaften 
Zuge  zu  zweifeln.  Sie  widersprechf^n  den  Thatsachen,  bei  deren 
Bericht  Plutarch  in  angenfülliger  Uebereinstinimung  mit  Taeitns 
und  Bueton  (G.  19}  steht,  keinesfalls. 

Dieser  Berieht  selbst  nun  geht  dahin,  dass  sich  Galba  in 
seine  Sänfte  gesetzt  habe,  um  sich  dem  Volke  zu  zeigen  und 
dem  Jupiter  Capitolinns  zn  opfern.  So  sei  er  aufs  Forum  ge- 
kommen. Hier  war  also  der  Vorgang  mit  dem  prahlerischen 
Gardegendarmen  Julius  Atticus,  an  den  Galba  seine  unwillige  Frage 
riclitete.     Mit   dieser    Frage»    sagt  Tacitus,    habe    sich  Galba   als 

Ε  π    Herrscher  gezeigt,    dem  es  darauf  ankan*,    die    ßoldatiecbe 
sltosigkeit  zu  bündigen,  unerschrocken  bei  E>rahungeii,  gegen 


im 


»aal 


über  den  Hcbmeielileni  unbenterliHcti  (ifiei^ni  atiitno  ad  coercendam 
militüreni  licentiAnu  minjiiitibiiR  intre[ndu8,  advereae  bl&ndientee 
incorruptue,  b.  1,  35),  In  dieser  BerichteritattuDg,  die,  wie  be- 
merkt, im  Weeent lieben  bei  allen  drei  Scbriftstetlern,  Tacitufti 
Sueton  nnd  Phitarcb,  gleich  ist,  baben  wir  nur  den  einen«  al* 
lerdingR  unbedeutenden,  Unterechied  noch  bervorxühebeD,  da•• 
nach  Tncitnii  Galba  bereite  im  Begriffe  gewesen  «ei,  eiob  aus  dem 
Pallaet  fortzubegeben,  als  ihm  Juliui  Atticue  entgegen  kommt  (b.  1, 
35:  obvine  in  Falatio  Inline»  Atticue).  Aebnlich  bei  Sueton  G.  19. 
Nach  Flutarcb  dagegen  aO.  beeteigt  Galba  erat  nach  dem  An^ 
treten  dee  Gardegendarmen  seine  Sänfte.  Bei  solchen  positiven 
Widerspriieben  iet  aber  immer  anzunehmen,  daea  Tacitue  den  Vor- 
gang 80  berichtet,  wie  er  stattfand.  Dio  Caaaiua  endlich  rerkiirzt 
die  Erzählung  (>4,  6  eo  sehr,  dase  au»  ihm  über  die  Keihenfolge 
Nichte  lu  ersehen  iet.  üeberbaupt  werden  wir  diesen  Autor  für 
unser  Thema  wenig  heranziehen  dürfen,  da  er,  wie  H.  Peter 
(Die  geschieht  1.  Litt,  usw  H,  92)  sagt,  manche  Geschichte  de^ 
Effeitfi  wegen  zustutzt,  bald  weglassend»  bald  ändernd  und  au•- 
scbmückend.  '£r  ist  mit  seiner  Vorlage  frei  und  sehr  willkür- 
lich mngeeprungen '  (H,  Peter  aO.  p.  275).  Nehmen  wir  den 
Fadeil  der  Erzählung  wieder  auf,  da  wo  wir  ihn  fallen  lieeaeD, 
indem  wir  uns  in  den  Hauptstticken  an  Taoitus  anscbliessen, 

AI»  Othu  im  Lager  der  Präto rianer  angekomnien  war,  seilte 
eich  sofort,  wie  schwer  Galba  gefehlt  halte,  daes  er  den  Trtippeu 
das  Geldgeschenk  nicht  ausgezahlt,  auf  das  diese  gerechnet  hatten 
und  das  ihnen  auch,  wenn  nicht  vun  ihm  selbst,  doch  in  eeinem 
Namen,  versprochen  worden  war.  Dem  Otho  dagegen  kam  eein 
leichtsinniges  Geldverscbwenden  und  sein  gliinzendes  Auftreten 
jetzt  zu  Statten.  Denn  Nichte  an  ι  leres  war  es,  was  sofort  die 
Gemüther  der  Soldaten  im  Lagir  für  ihn  und  seine  Thronerbebung 
einnabni.  Sie  nahmen  ihn  in  geecbloBsenem  Kreis  in  ihre  Mitte 
und  zwar  so,  daas  die  Tribunen  und  Centurionen  keinen  Zutritt 
zu  ihm  haben  konnten ;  denn  der  gemeine  Soldat  glaubte  ihn  be- 
schützen zu  müssen  \or  den  Officieren.  Das  ganze  Lager  scbaUle 
auf  allen  Seiten  von  wildem  Jubelgeschrei  und  fanatischem  Tau- 
mel wieder.  Man  fattste  sieh  au  den  Händen,  lag  sieb  in  den 
Armen,  sagte  sirh  den  HuldiguiigReid  vor,  man  empfahl  den  neuen 
Kaiser  den  Soldaten  nnd  die  iSoldaten  dem  neuen  Kaiser,  Otho 
selbst  führte  ein  für  den  Moment  passendes,  für  ihn  seihst  aber 
unwürdiges  Scbtiuspiel  auf;  er  bezeugte  mit  weit  vorgestreckten 
Armen   dem  grossen  MautVn   die  tiefste  Rhrfurcht,  warf  ihm  Kue•» 


i 


Kaifler  Marcue  Salviug  Otho 


107 


bände  zu  und  benahm  sicli  ganz  in  knecbtieclier  Weise»  Alles 
um  den  PreiB  der  Herrschaft  (nee  deerat  Otho  protendenR 
manua  adorare  vulguß,  lacere  oecuk  et  omnia  flerviliter  -fic.  fa- 
cere-  pro  dominatione,  h,  1,  36).  Di©  ganze  Flottenlegion  leistete 
zuerst  den  Huldigangeeid.  Als  das  geschehen  war,  hielt  Othü 
vom  Walle  des  Lagers  herab^  nm  die  ihn  umstebencle  Masse 
nooh  mehr  anzufeuern,  eine  Kede,  worin  er  sie  als  Katneraden 
ansprach  und  sein  Schicksal  als  mit  dem  ihrigen  unlösbar  ver- 
knüpft darstellte.  *Ieh  weiae  nicht  recht,  wie  ich  mich  Euch 
vorstellen  soll,  sagte  er  ;  Privatmann  kann  ich  mich  nicht  nennen 
da  ich  von  Euch  zum  Fürsten  erklärt  worden  hin,  Kaiser  aber 
auch  nicht,  so  lange  noeh  ein  Anderer  diesen  Titel  führt;  auch 
was  mit  Enoh  ist.  weiss  ich  nicht,  so  lange  ein  Zweifel  besteht, 
ob  ihr  den  Oberherrn  des  römi Beben  Volkes  in  Enrem  Lager 
habt  oder  den  Feind  desselben.'  Er  stellte  ihnen  vor,  Rie  niÜBsfen 
entweder  zusammen  untergehen  oder  zusammen  ihr  Heil  finden. 
Von  Galba  sei  nur  dtt&  i^chlimnieie  für  ue  beide  ζυ  erwarten; 
das  habe  er  an  der  Malvisehen  BriUke  gezeigt,  als  er  ohne  allen 
Grund  so  viele  Tausende  habe  hinschlachten  lassen,  denen  er  erst 
Verzeihung  versprochen.  Wie  er  seinen  Einzug  in  die  Htadt  über 
ein  Leichenfeld  gehalten,  w  habe  er  dann  zu  seiner  kniserlichen 
Würde  nur  den  Ruhm  hingemordeter  Feklherrn  und  Staatsmänner 
in  Spanien,  Gallien,  Germanien  (Fontejus  Capito),  Afrika  (Clo- 
dius  Macer)  hinzugefügt.  Jede  Provinz,  jedes  Lager  sei  von 
Blut  befleckt.  Galba  nenne  das  freilieh:  zur  Ordnung  gebrachtj 
wie  er  seine  Grausamkeit  Strenge^  seinen  Geiz  Sparsamkeit,  seine 
Todesstrafen  und  Degradationen  Zucht  nenne.  Dann  wies  Otho 
darauf  hin,  wie  die  Vertrauten  Galbas,  ein  Icelus  und  Titus  Vi* 
nius  seit  sieben  Monaten  nach  dem  Tode  des  Nero  mehr  geraubt 
und  schlimmer  gehaust  hätten,  als  einst  die  Vertrauten  des  Nero. 
Das  eine  Haus  des  Icelus  hütte  schon  zu  der  Geldspende  hinge- 
reicht, die  Euch  nie  gegeben  worden  ist,  deren  Beanspruchung 
aber  Euch  täglich  vorgeworfen  wird*  (una  illa  -  dos  Icelus  -  domii« 
sufficil  donativo,  quod  vobis  numquam  datur  et  quotidie  expro- 
hratur,  h.  l,  37).  Zuletzt  kam  Otho  auf  Piso  zu  sprechen,  iih 
einen  dem  Galba  in  unfreundlichem,  gränilieheni  Wesen  und  im 
Geiz  sehr  ähnlichen  Nachfolger.  Auch  hätten  sie,  die  Kameraden, 
selber  das  anifallende  Unwetter  gesehen,  wodurch  sogar  die  Götter 
ihren  Abscheu  λ^ογ  dieser  AdopHon  gezeigt  hätten.  Der  Senat 
und  dae  römische  Volk  denke  hierüber  ganz  gleich.  Jetzt  komml 
|ee  auf  Eure  Bravheit   an^    bei    denen    alle  Kraft  und  Stärke  fiir 


108 


ί 


ebreovolle  Unternehmungen  int  und  ohne  Ale  auch  die  herrIicB»ieo1 
Plüne  niiliU»«  und  nichtig  4tnd.  Nicht  zum  Krieg»  nicht  IQ  g^ 
fahrlichem  Tliuo  rufe  ich  Euch;  die  Waffen  Aller  Truppen  eind 
mit  nne.  Auch  nicht  die  Eine  Cohorte  in  der  Toga  (die  im  ■ 
kaieerlieben  Pallaet  wachhabende  Cohorte)  vertheidigt  jelit  dm  \ 
Galba,  sondern  eie  halt  ihn  feet.  Hat  eie  Euch  erblickt  und  hat  ι 
eie  meine  Parole  empfangen^  so  wird  der  tStreit  nur  darüber  aexu,  ■ 
wer  bei  mir  am  meisten  zu  Gute  haben  soll.  Für  Zaudern  ist  ^ 
bei  eiuem  Unternehmen  kein  Platz  mehr,  dae  nur  Lob  finden 
kann,  wenn  ee  durchgeführt  wird.*  Kach  dieser  Rede  lieaa  er 
das  Zeughaus  öffnen.  T)ie  Waffen  wurden  haetig  heran  β  genommen 
ohne  allen  militMriacben  Brauch  und  ohne  die  Ordnung,  daea  der 
Prätorinner  und  der  Legionesoldat  sich  durch  seine  Special wafft 
(lancea-pilum)  unterschieden  hätte.  Audi  die  Helme  und  Schilde 
der  Hilfetrupperi  wurden  ohne  Cnter«cbied  genommen  und  alme 
dasB  ein  Vnrgepetzter  einzugreifen  wagte  (h.   1,  38)* 

Wie  der  Aufruhr  wui*h«  und  das  Stirn meugeritusoh  hi§ 
die  Stadt  sich  veniehmlteh  machte,  war  Pißo  unverrichteter  Sache 
aus  dem  Lager  zurückgekehrt  und  traf  den  Galba,  der  inzwiacheti 
sich  BUB  dem  Palatium  entfernt  und  dae  Forum  erreioht  hatte. 
Auch  Celflu«  Marius  bracble  Unerfreuliches  zurück.  Da  rietben 
die  Einen  in  der  Umgebung  des  Galba^  ina  Palatium  zurückzu- 
kehren, die  Andern,  das  Capitoltum  zu  besetzen,  Mnnohe  nach, 
Rieb  der  Rednerlüline  vor  den  Utbonianern  zu  bemächtigen»  Dia 
Mehrzahl  schri«  nur  das  den  Ansiebten  der  Andern  Entgegen* 
gesetzte,  und»  wie  es  bei  nnglückseligen  Maaneregeln  gebt,  als  dai 
Beste  erschien  daa,  wozu  keine  Zeit  mehr  war.  Laoo  soll  ohne 
Wiesen  des  Galba  den  Mord  des  Titus  Vinius  geplant  haben«  eet 
es,  um  die  Soldaten  zu  beschwichtigeTj,  sei  es,  das«  er  ihn  im 
EinveretändniBs  mit  Otho  gUubte,  oder  endlich  auch  aus  Haas. 
Indese  zögerte  er  mit  der  Ausführung,  weil  nach  ilem  Beginn  ά%Λ 
Blutvergiessens  ein  MaaBB  sebwer  einzubrilten  war.  Auch  starten 
ecbliranie  Nachrichten  und  däN  Auseinanderflieheu  der  nächeten 
Umgebung  den  Plan.  Der  Eifer  liess  auch  bei  denen  nach,  die 
asuerst  voller  Begeisterung   für  Galba    gewesen   waren   (h.    1,  39). 

Unterdessen  wnrfle  Galba  hierbin  und  dorthin  getrieben,  je 
nachdem  die  wogende  Menge  gegen  ihn  etiess  (του  φορ€ίου,  κα- 
0άιτ6ρ  έν  κλύδιυνι,  6eöpo  κάκ€Ϊ  6ιαφ€ρομένου  και  ττυκνόν  άπο- 
νΕυοντος,  Plut.  G.  20).  Hallen  und  Tempel  füllten  sich  von 
allen  Seiten  :  von  ila  au«  sah  man  sich  die  Sache  mit 
aO.).     Kein  Zuruf  knm    auK  der  MaB«e  des  Volks,  der 


I 


«lüH    von  ^ 

b  an   (PIquI 

Heb  recken  fl 

^1 


Kaiser  .Marcus  Salvius  Otho 


109 


wie  Tacitüs  eagt,  auf  allen  (lemchtern  ;  nacli  allen  Seite  η 
lauschte  man  mit  geBpftniiteiii  Olir.  Es  war  kein  Länii*  keloe 
Ruhe,  ea  war  ein  Sclnveigeji,  wie  es  groese  Fiirelit  und  grosfler 
Ingrimm  erzeugt  Inzwischen  wurde  dein  Otlio  gemeldet,  daaa 
»ich   das  Volk   bewaffne.     Da  befahl  er  rascb  vorwärt«  zu  gehen 

»und  die  Gefahr  beim  Scho|)f  zu  fassen.  Und  eo  bemächtigten 
eich  die  Soldaten,  grimmig  auflseliend  und  im  gestreckter  Trabe 
iü  Furum«,  ohne  das«  sie,  wie  Tacitus  hier  mit  wehmüthiger 
Bitterkeit  bemerkt,  der  Anbtitk  dee  Capitols,  die  heilige  Scheu 
vor  den  hohen  Tempeln  und  der  Gedanke  an  die  früheren  oder 
apäteren  Herrscher  von  einer  That  abschreckten,  deren  Rächer 
'  allemal  der  Nachfolger  auf  dem  Thron  ist.  Sie  beeilten  sich, 
Β  ihren  unbewaffneten  und  greisen  Kaiser  und  Herrn  zu  tüdten, 
~  nicht  andere,  als  wollten  aie  den  Vologeses  oder  Pacorus  von 
'  dem  Viiterlichen  Thron  der  Ärsaciden  herabstosaen  (Tac,  h.  1,  40). 
Β  Alf)   der  Schwärm  dar  Bewaffneten   in  die  Nähe  de«  Gatba 

I  gelangt  war,  ns6  ein  Fäbndrich  der  ihn  begleitenden  Cohorte, 
Atiliu»  Vergilio,  das  Brustbild  dee  Kaisers,  welches  in  Medaillon- 
form am  Schafte  des  Feldzeichens  angebracht  war,  herunter  und 
warf  ee  auf  die  Erde.  Auf  dieses  Zeichen  wandten  sich  die 
ganze«  Truppen  itum  Otho^  das  Volk  Verliese  in  eiliger  Flucht 
das  Forum;  wer  noch  Hchwankle,  gegen  den  wurden  die  Waffen 
gezückt.  Hier  berichtet  Flutarcdi  G.  20:  kein  Mensch  habe  jetKt 
dem  Galba  Hilfe  geleistet  ausser  dein  Centn rionen  Sempronius 
Densua,  der  unter  so  vielen  Taueenden  allein  des  römischen  Na- 
mens werth  gewesen  sei.  Dieser  aber  habe,  und  zwar  nicht  weil 
er  vom  Galba  etwas  Gutes  besondere  erfahren  gehabt,  sondern 
nur  weil  er  dem  Recht  und  Gesetz  Folge  geleistet,  eich  vor  die 
Η  ß&nfte  gestellt,  habe  seinen  Hauptmannsstab  erhoben  und  den  an- 
^  drängenden  Meuterern  laut  zugerufen,  sie  sollten  des  Herrschers 
schonen.  Diese  aber  seien  mit  ihm  ins  Hnudgemenge  gekommen. 
Da  habe  er  sein  Schwert  gezogen j  bis  er  sich  tapfer  wehrend 
gefallen  sei  Und  von  Plutarch  hat  den  Hergang  auch  Dio  64,  6 
80  ttbemommen,  der  damit  zeigt,  wie  wenig  selbständig  er  den 
Ereignissen  nachgeforaclit  liat.  Denn  dieses  Eintreten  des  Sem- 
proniue  Denen s  geschieht  nach  Tacitus  h.  I,  43  nicht  für  Galba, 
sondern  für  Piso,  Dadurch,  dass  8em|>roniu8  sich  den  Mord- 
gesellen  entgegenwirft,  entkommt  Piso  in  den  Tempel  der  Vesta, 
wo  er,  allerdings  nur  auf  kurze  Zeit,  dem  Verderben  entgeht. 
Hier  liegt  der  Irrthuni  jedenfalls  hei  Plutarch,  obgleich  beide, 
citus  und   Plutarch,  sich  auch  hier  auf  dieselbe  Quelle  stützen, 


wie  die  Einleitungeworte  zu  der  Erzalilung  «ei^o,  die  bd 
ciius  lauten:  Inaigriem  illa  die  virtiin  SeinproTiiuiti  Detistioi  iio^M 
aelae  vidit;  bei  Plutnrch:  öv  μόνον  dvbpa  (hciI.  Semproniutn) 
ήλιος  έπ€Α€ν  έν  μυριάσι  τοααύταις  ίίιον  τής  Ραιμαία^ν  ή〕 
μονίας  (vergl.  Η,  Peter,  die  Quellen  den  PluUrch  uew,  p.  99}, 
Flntarch  liat  hier  Reine  Quetle  uur  obeHliicbtich  angeeehen  oder 
ea  iflt  ihm  ein  Gedäulitnitefehler  untergelaufen. 

Mitten  auf  dem  Forum  war  das  Baeein  de«  Curtini?  (Cnrtiiii 
laoü»)»  eine«  jener  »iebenbundert  von  den  Aquäducten  geepeiaten 
ßrunnenhecken  Home.  Neben  diesem  Wasaerbecken  wurde  Gslba 
durcb  die  ängstlicbe  Haat  aeiner  Träger  ana  «einer  Sünfte  gi?« 
worfen  und  ralUe  am  Boden  hin.  Sein  letattee  Wort  wird  ver- 
aobieden  berichtet  Tacila«  erzählt  b.  1^  41,  dasa  er  nurh  d«r 
Auaaage  der  £inen  Hebentlicb  gefragt  babe,  wa«  er  denn  Sohlimtnet 
gethan»  um  ein  eolcbea  Scbickeal  zu  verdienen,  und  nm  wenige 
Tage  gebeten  habe,  damit  er  daa  veraprochene  Geachenk  an  die 
Truppen  auszahle;  die  meisten  aber  nagt  Tacitue,  hwtten  erxihlt, 
er  habe  Reine  Kehle  freiwillig  den  Mördern  dargeboten  und  ge- 
sagt, aie  aollten  nur  machen  und  zuatoaeen,  wenn  daa  zum  Kutaea 
des  Gemeinweeene  wäre,  8ueton  aber  lüRst  ihn  CG.  50)  nach  dem 
Beriebt  der  Einen  ausrufen:  'wae  macht  ihr,  KameradenV  Ich 
bin  £ueT  und  Ihr  seid  mein  Γ  Nach  dem  Bericht  der  Andern  ttiid 
zwar  der  meisten  hätten  seine  Worte  ro  gelaulet,  wie  Tacitua 
angibt.  Plütarch  theilt  G.  27  nur  dm  Eine  mit:  Galba  habe 
Beine  Kehle  den  Mördern  dargeboten  mit  den  Worten:  bpÖTe^  d 
TOÖTO  τψ  ϊϊήμψ  'Ρυυμαίαιν  <ίμ€ΐνόν  ίστι.  Nach  Dio  endlich  (aO*) 
hätte  er  nur  die  Worte  geeprochen:  τί  κακόν  ino\r\ua;  Den 
Mördern  war  es  jedenfalla  einerlei,  was  er  aagte.  Wer  ihn  ge- 
mordet hat,  imt  nicht  ganz  flicber;  raani-he  nennen  einen  Gefreiten 
TerentiuB,  andere  einen  gewiesen  Lecaniua^  die  meisten  den  Ca- 
muriüat  einen  Soldaten  der  XV*  Legion,  welche  ihr  Standijuartier 
zu  Vetera  in  Untergermanien  hatte,  von  der  aber  damals  eine 
Abtheilung  in  Rom  war.  Die  übrigen,  die  aich  bei  der  achmith- 
liehen  That  betheiligten,  zerrisRen  dem  Gemordeten  Arme  und 
Beine  und  «ehlugen  in  ihrer  graueigen  Wildheit  noch  dem  ver- 
atUmmelten   Körper   Wunden   (b,    I,  41). 

Nachdem  eo  römifitbe  Soldaten  ihren  knieerlichen  Herrn, 
der  Qübewaifnet  und  hochbejahrt  war  (τόν  γέροντα,  τόν  άρχΐ€- 
ρία,  τόν  αυτοκράτορα,  Dio  aO.)  zu  t5dten  eich  beeilt  hatten^ 
gingen  aie  auf  Titue  Vinius  loe.  Auch  bei  ihm  weiss  man  nicht, 
ob  die  Furcht  des  Augenblicke    seine  Stimme  eratickt   hat,    oder 


Kaiser  Marcus  Salviua  Otho 


111 


[ib  er  laut  gerufen  hat,  Pf*  «ei  wiiler  «len  Befehl  d^n  Otho,  ihn 
XU  tiidten,  Diee  letztere  beetUtigt  Plutari^h  G.  21 ;  da  spricht 
ViniiiH  in  der  Angst  RcineK  Herzens  tue  Worte  aus:  άποθνήσκαι 
παρά  την  *Όθιυνος  γνώμην.  Tacituj*  ist  geneigt,  in  dieKen  Worten 
ein  Bekenntnbs  seiner  Mit  wissen  Schaft  an  dem  Complot  gegen 
Gatba  zu  seheih  Er  meint,  sein  Leben  und  sein  Ruf  sprächen 
dafür.  Daes  man  auch  in  der  Umgebung  de»  Galba  seine  Mtt- 
wisseuftchaft  aunalim,  geht  aus  der  Abeicht  Lacos,  ihn  zu  tödten 
hervor,  die  wir  oben  erwälmten.  Vor  dem  von  Augustus  in  der 
Nähe  der  alten  Roetra,  an  der  Stelle^  wo  Cäsars  Leiche  ver- 
brannt worden  war,  errichteten  Tempel  des  Divus  Julius  sank 
Titue  Vinius  zusammenj  nachdem  er  iunächst  in  die  Kniescheibe 
getroffen  und  dann  von  einem  Legionssoldaten  durchstocbeu  wor 
den  war  (Tac.  h,  1,    12  Plut.   G.  27). 

Auch  Piao  musste  sterben.  Wie  «chon  erzählt,  hatte  zu- 
erst ein  Hauptmann  der  prätorischen  Coliorte,  Seniproniua  Deneus, 
den  \^erwandeten  vor  den  Mortlern  gerettet.  Dieser  Centurio 
war  von  Galbe  mit  der  Wache  für  Piso  betraut  worden.  Er  zog 
gegen  die  Mordgesellen  seinen  Degen  blank,  warf  sich  ihnen  ent* 
gegen,  hielt  ihnen  mit  Entrüstung  ihre  Süliandthat  vor  und  for- 
derte sie  auf,  sich  gegen  ihn  selbst  zu  wenden,  l'adurch  machte 
er  ΘΒ  dem  acbon  verwundeten  Piao  möglich,  zu  entfliehen.  Er 
entkam  in  den  Tempel  der  Veeta.  Dort  nahm  ihn  mitleidig  ein 
Tempelsklave  auf  und  verbarg  ihn  in  seiner  Dienstwohnung.  Die 
Mordgesellen  kamen  aber  ancli  hierher  und  zwar  auf  specielleu 
Befehl  des  Otho,  der  grade  auf  die  Verniclitung  des  Piso  brannte  *. 
Der  eine  von  den  beiden  Kerlen,  die  ihn  mordeten,  war  Sulpicius 
Florufii  ein  Soldat  aus  einer  zu  Eom  liegenden  Abtheilung  df^a 
britannischen  Heeres,  der  erst  vor  Kurzem  von  Galba  mit  dem 
Bürgerrecht  beschenkt  worden  war;  der  andere  war  Statins  Mur- 
cua,  ein  Gefreiter  der  Leibwache  (epecolator).  Die  beiden  Kerle 
zogen  den  Piso  an  den  Eingang  des  Tempels  und  ermordeten  ihn 
da  (h.  1,  43). 

Ueber  keine  Ermordung  soll  Otho  eine  grössere  Freude  ge- 
habt haben,   kein    gefallenes  Haupt  soll  er  mit  so  unersättlichen 


1  Die  Textesworte  h-  1^  4ί1:    cum  advenere  missu  Othonis  norai* 

iintim    in    caedem    eiua    ardeuteä   Sulpicius  l'lorus et  Statius 

Miirctie  lern  ich  nach  der  Conjectur  von  Heinsius,  der  statt  ardentes 
ein  ardentis  vorBchlägt.  Mir  acheint  daa  norninatira  und  die  Bemerkung 
im  Anfange  des  folgenden  Capitels  üher  Otboa  grosse  Freude  beim 
Morde  des  Piso  dieae  Conjectur  notbwendig  zu  machen. 


112 


Äugen  angesehen  haben,  nU  das  des  Pieo.  E^  Ut  ganz  glaub 
lieh,  WaR  Ptutarch  G.  27  erzählt:  AU  der  Kopf  des  Gatb«  dem 
Otlio  gebracht  wurde,  habe  er  gerufen:  'Due  will  nichts  he ia^an, 
Katneraden,  seigt  mir  das  Haupt  den  Pieo!*  Tacitus  meiitl^  tleri 
urund  von  dieaer  numäseigen  Freude  eei  wohl  gewesen,  dcea 
Otho  jetÄt  erst  von  aller  Sorge  befreit  geweeen  aei;  doch  könne 
auch  der  Gedanke  an  die  in  der  Person  des  Galba  geschändete 
Majeatät,  und  bei  Titue  Yiniue  an  die  Freundeohaft  mit  diesem 
den  Geifct  dei*  Otho  mit  unheimlichen  Voretellungeii  erfüllt  liiiben; 
dagegen  bei  Pieo  habe  er  geglaubt,  sich  nach  mensch lichem  und 
göttlichem  Rechte  freuen  zu  dürfen.  Wie  dem  nun  auch  sein 
mag,  an  keiner  Stelle  des  Taciteiechen  Berichtes  wird  Otbo  in 
sehwä^zeren  Farben  vom  Autor  gezeichnet,  als  in  dieaem  Kapitel 
L*  1,  44.  Und  diese  rohe  Gniueamkeit  zeigten  auch  seine  Ge- 
hilfen bei  der  wilden  Orgie*  Die  Häupter  der  Gefallenen  wurden 
Yon  ihnen  auf  Stangen  geheftet  und  zwischen  den  Feldzeichen 
der  Cohorten  neben  dem  Adler  der  Flotten  legion  ei  übergetragen. 
Dabei  zciglen  die  Möidei  ihre  blutigen  Üilnde,  utiil  auch  die 
rühmten  sich  der  blutigen  Tbat  als  einer  hochpreislichen  Beiden- 
that|  die  nur  dabei  gewesen  waren  oder  auch  nur  dabei  geweeeo 
sein  wüllten.  VitelUue  fand  später  nach  Besiegung  des  Otbo 
mehr  ak  120  Bittschriften  an  Otbo  von  solchen ,  die  um  eine 
Belohnung  eingekommen  waren  wegen  irgend  einer  bemerkent• 
werthen  Hilfe,  die  sie  an  jenem  Tage  geleistet  haben  wollten. 
Vitellius  befahl  diese  alle  zu  faseen  und  zu  todteni  nicht  um  dem 
Galba  damit  eine  Ehre  zu  erweisen,  »ondern  er  that  es  aus  pa* 
Ijtiscber  Klugheit,  um  eich  selbst  für  die  Gegenwart  durch  ein 
abschreckendea  Beispiel  zu  sichern  und  für  die  Zukunft  seinem 
Nachfolger  die  Verpflichtung  zur  Rache  aufzuetellen»  Man  sieht, 
das  Princip  ist  sehr  ult,  nach  dem  die  Flirsten  noch  heutzutage 
handeln  (tradito  priucipibuB   more,  h,  1,  44). 

Senat    und    Volk    waren    wie    verwandelt.     Die   Väter»  'als 
wären  sie,  oder  als  wären  die  Götter  andere  geworden    (καθάτΓ€ρ 
άλλοι  τέγονότες  ή  θεών  αλλυϋν  γετονότοίν,  PUit.  G.  28),  schwuren 
den  Eid  für  OtbOf   der  seinen    eigenen    Eid    nicht    gebalten;    eie  ■ 
nannten   ihn  Cäsar  und  Augustus.     Alle   stürzten    in    das  Lager   ^ 
der  Prätttrianer,  einer  eilt«  dem  andern  voraus,  man  lief  um  die 
Wette,    schmähte    auf  Galba,    lobte    die    politische  Einsicht    der 
Soldaten,  küeste  dem  Otho  inbrünstig  die  Band,  und  je  mehr  dae 
Alles  erlogen  war,    desto    mehr    ihal  man  es.     Otho    aber     Ih 
eich  das  gefallen,   indem    er    die  drohende  Gier  der  Soldaten 


kaieer  Marcue  Salviue  Otho 


I 


beechwichtigen  suchte.  Diese  forderten  den  designierten  Consul 
Mariue  Celeue,  der  bU  zuletzt  dem  Galba  ein  treuer  Freund  ge- 
blieben war^  zur  Todefletrafe.  Die  Thatkratt  und  Unbeachoiteii- 
heit  dei  Celsue  waren  in  iliren  Äugen  verwerfliche  Dinge.  Es 
war  klar»  dasß  es  bei  ihnen  auf  Mord  und  Beute  und  darauf  ab- 
gesehen  war,  daas  grade  die  Beßten  dem  Verderben  geweiht 
werden  eoHten.  Da  Otho  noch  nicht  die  Autorität  beeaas,  daa 
Verbrechen  zu  verhindern,  eo  lieeß  er  den  Mariue  Celsus  in  ver- 
atelltem  Zorne  fesseln  und  entzog  ihn  so  dem  Untergange|  mit 
der  VerBichernng,  dass  er  noch  härter  büeaen  eolUe  (Tac,  h.  1,  45), 
oder  wie  Plutarch  G.  27  eagt,  daaa  er  noch  ge wiese  Dinge  von 
ihm  erfahren   müeee. 

Von  da  an  ging  Alles  nach  der  £nt8cheidung  der  Soldaten 
vor  siek  Die  wählten  eich  die  Lagerpräfecten  eelbst,  von  denen 
Einer  LiciuiuB  Procnlua  war,  bei  dessen  Wahl  sie  allerdinge  auf 
den  neuen  Kaieer  Rückeicht  nahmen.  Denn  dieeer  Liolniue  Pro- 
culufi  war  bisher  schon  ein  intimer  Freund  Othos  gewesen ^  von 
dem  mivn  muthnraasste,  dass  er  dessen  Plane  gefördert  habe. 
Den  bisherigen  Präfecten  Laco  hingegen,  der  unter  der  Um- 
gebung Galbas  derjenige  geweeen  war,  welcher  dem  Otho  nicht 
getraut  hatte,  ücbb  dieeer  jetzt,  unter  dem  Vorgeben  der  Ver- 
bannung auf  eine  Insel,  von  einem  Ünteroflioier  (ab  evocato) 
auB  dem  Wege  schafTen.  Marcianue  Icelue  aber,  der  bei  Galba 
in  sehr  hoher  Gunst  stehende  Freigelassene  und  hohe  Hausbe- 
amte desselben,  wurde  als  dem  Sklavenstande  angehörig  öffent- 
lich hingerichtet  (h,  1,  46).  üeber  das  Alles  war  bei  den  Sol• 
daten  wie  in  der  Stadt  grosse  Freude.  Die  hohen  Magistrate 
wetteiferten  mit  dem  Senat  in  Schmeicheleien. 

Noch  war  das  Forum  besudelt  mit  dem  Blute  der  Er- 
mordeten, die  noch  in  ihren  Staatskleidern  und  mit  abgesichlagenem 
Haupte  auf  dem  Platze  lagen  (ίτι  τών  ν€κρών  ακέφαλων  έν 
ταΐς  ύττατικαΐς  έαθήσιν  έρριμενων  έπι  τής  αγοράς»  Plut,  G.2S), 
als  Otho  durch  «ie  hindurch  nach  dem  Capitolium  und  von  da  in 
den  kaiserlichen  Palast  zog.  Da  angekommen  gab  er  die  Kr- 
iaubniea,  dass  die  Opfer  des  grausigen  Schlachtens  begraben  und 
verbrannt  würden.  Den  Pisu  bestaltete  sein  Weih  Veronia  und 
sein  Bruder  Scribonianus,  den  Titus  Vinius  seine  Tochter  Cri- 
spina.  Die  Häupter  der  Ermordeten,  die  die  Mörder  abgeschlagen 
hatten,  um  sie  als  Kaufgegenetände  zu  verwerthen,  hatten  von 
den  Angehörigen  erst  losgekauft  werden  mlissen  (h.  1, 47).  Plu- 
tarch  G.   28    beschränkt  diese   Angabe    nur    auf    das  Haupt    des 


lU  Paul 

Vinine.  Der  Leichnam  des  GaU>a  Imtte  längere  Zeit  anbeerdigt 
dagelegen  und  war,  ein  Gegenstand  dea  Hohnes,  von  der  rohen 
Menge  unter  dem  Schutze  der  Nacht  mieshandelt  worden.  Zu- 
letzt heerdigte  ihn  ein  mitleidiger  Sklave,  Namens  Argins,  der 
den  im  Stadthauehalt  wichtigen  Poeten  eines  Rechnungeführen 
inne  hatte  (dispeneator  Argius  e  primoribus  servis).  Auch  dem 
Galba  hatte  man  das  Haupt  abgeschlagen;  Markedenter  und 
Trossknechte  hatten  es  aufgeepiesst  und  zerstochen;  so  wurde  ei 
am  folgenden  Tage  am  Grabhügel  des  Patrobius  gefunden.  So 
berichtet  Tacitus  h.  1,  49,  an  den  wir  auch  hier  uns  halten. 
Plutaroh  G.  27  läset  das  Haupt  dem  Otho  gebracht  und  dann 
von  diesem  den  Sklaven  des  von  Galba  hingerichteten  Patrobinf 
geschenkt  werden.  Da  Argius  den  Rumpf  bereits  verbrannt 
hatte,  so  fügte  er  das  Haupt  der  Asche  hinzu  und  barg  beides 
in  einem  armseligen  Grabe   in  seinen  (des  Galba)  Gärten^. 


1  So  verstehe  ich  die  Worte  in  h.  1,  4i»:  Galbae  corpus,  diu  ne 
glectum  et  liccritia  tenebrarum  plurimis  ludibriis  vcxatum,  dispensatir 
ArgiuB  e  primoribus  Rervis  humili  sepultura  in  privatis  eius  hortis  c€t 
texit.  Caput  per  lixas  calonesque  suffixum  lact-ratumque  ante  Patrobü 
tumulum  (libertus  is  Neronis  punitus  a  Gallm  fuerat)  postera  demnin 
die  repertum  et  cremato  iam  corpori  admixtum  est.  Hier  enthalten 
die  Worte  bis  contexit  das,  was  im  Allgemeinen  ül>er  die  Restattong 
des  Galba  zu  sagen  war  und  erhalten  dann  noch  eine  nähere  Aas- 
führuug  durch  das  folgende  caput  etc.  Dor  Hergang  war  also  der:  die 
rohe  Menge  hatte  mit  dem  Leichnam  Oalbas,  den  erst  Niemand  weiter 
beachtet  hatte,  ihren  Spott  getrieben,  einen  Spott  so  grausiger  Art, 
dass  er  nur  unter  dem  Schutze  der  Xucht  vor  sich  gehen  konnte  Dabei 
hatte  man  ihm  das  Haupt  abgenchlagen,  es  aufgespiesst  und  an  den 
Gralihügel  des  von  Galba  getÖdteteu  Xeronischen  Freigelassenen  Pa- 
trobius  geschleppt,  wo  es  am  andern  Tage  gefunden  wurde.  Den  Rumpf 
dagegen  hatte  Argius  der  Verhöhnung  der  Mi-nee  entzogen  und  ver- 
brannt und  die  Asche  dann  in  einem  nrin8elif:ren  Grabe  geborgen. 
Dann  fügte  er  auch  noch  das  Haupt  hinzu.  Man  sieht  aus  dieser  £r^ 
klärung,  duss  es  durchaus  nicht  iiothig  ist,  w'w.  Heraus  nach  dem  Vor^ 
gange  von  Dodcrlein  und  Huhn  ^elhan,  die  Worte  'liccntia  tenebra- 
rum^ au!«  ihrer  Verbindung  mit  'piurimis  hidibriis  vexatum*  loszu- 
reissen,  um  sie  durch  ein  Komma  von  diesen  getrennt  nach  vexatum 
zu  setzen  und  so  mit  dem  Huuptverl)um  contexit  zu  verbinden.  Der 
Hohn  an  dem  LeichuKm  war  so  schauerlich,  das»  er  nur  bei  Nacht  ge- 
trieben werden  konnte.  Warum  soll  denn  du,  wie  jene  Gelehrten  wollen, 
^rade  der  mitleidige  Sklave  des  Schutzt-s  der  Nacht  liedurft  haben,  die 
ihn,  wenn  anders  die  rohe  Menge  ihn  am  Aufnehmen  des  Leichnams 
hätte  hindern  wollen,  gar  nicht  geschützt  hätte.    Natürlich,  da  er  den 


Kaiser  Mftrcus  SftWiuR  Otho 


Itß 


Diea  war  das  Ende  des  Galba,  im  dTeiundsiebeigeten  Jahre 
Beine»  Lebenfl,  eines  röraiechen  Mannen  aus  edlem  Geechleclit, 
der  fünf  Kaiser  üb«rlebt  hatte  nnd  glücklicher  grewesen  war  aiiter 
der  Herrschaft  Anderer,  ah  unter  der  eigenen.  Tacitue  τιθβπΙ 
ibn  einen  mittleren  Gei«t  (Tnediam  ingenium,  h.  1,49),  der  nicht 
gerad«  auf  Niedriges  und  Sohlechtee  gerichtet  war,  aber  auch 
nicht  auf  Grosses  und  Gutea  (tnagie  extra  vitia,  quam  cum  rir- 
tutibufl,  aO.),  der  bedeutender  echiei},  als  ein  Privatmann,  »o  lange 
er  ein  solcher  war,  und  der  nach  allgemeinem  Urtbeil  befähigt 
ftir  den  Thron  gewesen  wäre,  wenn  er  ihn  nicht  eingenommen 
hätte. 

üeber  die  Stadt,  die  echon  voller  Angst  ob  des  entsetz- 
lichen neuesten  Verbrechens  und  in  Furcht  war,  Otbo  künnte, 
trotss  seines  milden  Auftretens,  in  seine  alte  Lebensweise  ver- 
fallen (Djo  64,  8),  kam  jetzt  zu  allen  erlebten  Gräueln  ein  neuer 
Schrecken,  die  Botschaft  über  Vitelline.  Sie  war  schon  in  den 
letzten  Tagen  vor  der  Ermordung  des  Galba  in  Bora  ange- 
kommen, aber  man  hatte  sie  unterdrückti  »o  dass  erst  die  Auf* 
ifihnung  der  heiden  obergermaEischeu  Legionen,  der  IV.  und  der 
XHL  öffentlich  bekannt  war.  Diese  war,  wie  wir  wissenj  kurz 
vor  der  Atioption  des  Pieo  dem  Galba  gemeldet  worden,  der 
sie  in  seiner  Ansprache  an  die  Prätorianer  als  eine  unbedeutende 
Sache  hißgestellt  hatte.  Wie  gross  der  Schrecken  in  der  Stadt 
bei  der  Nachricht  von  der  Sohilderhebnng  des  Vitellius  und  seiner 
Proclamierung     als    Kaiser    durch     das    niedergermanieohe    Heer 

iwar,  sieht  man  aus  der  allgemeinen  Trauer  und  aas  der  Sorge, 
die  sich  des  Senats,  der  Ritterschaft  und  des  Volkes  bemächtigte. 
Denn  auch    in  der  grossen  Masse,    die  sich  sonst  um  die  Staats- 

[  angelegeuheiten  und  das  gemeine  Wohl  nicht  kümmerte,  lebte 
doch  das  Gefühl^  das«  in  Otho  und  Vitellius  die  beiden  durch 
Unzucht,  Trägheit  und  Ausschweifung  aller  Art  Verruchtesten 
aller  Sterblichen  vom  Schicksal  ζώτ  Vernichtung  des  Reiche  ana- 
erlesen  seien.  Man  sagte  sich,  dass  zwar  auch  in  den  vorigen 
Kämpfen  um  das  Principiit  die  Welt  fast  umgekehrt  worden  «oi, 


Leichnam  bei  Nacht  iiufhoh,  verbrannte  er  ihn  auch  bei  Nacht;  zu 
warten  war  da  nicht.  Aber  auch  zum  Verbrennen  brauchte  er  nicht 
den  Schutz  der  Nerht.  Endlich  ist  der  Begriff  der  licentia  gar  nioht 
einfach  der  der  Erlaubniss,  tondeni  er  ist  dabei  die  Nuance  eines  Miee- 
Ibraucha  dieser  KrlaubniM.  Nun  miisbrauchte  aber  nicht  der  mitleidige 
Argins  die  Nacht,  wohl  aber  die  rohe  Menge,  Das  ist  für  die  Stellung 
der  Worte  entscheidend. 


IIG 


aber  das  Reich  habe  doch  nooli  beim  Siege  einet  Julius 
und  Auguetus  lie^tand  gehabt,  wie  denn  anch  der  Staut  noch  Be- 
etand  gehabt  haben  wiiide,  wenn  Pompejue  und  ßrntus  Sieger 
geblieben  wäre.  Aber  jetzt^  für  wen  e<>llte  man  Jetzt  die  Tenp«! 
besuchen  und  beten,  für  den  (Jtbo  oder  für  den  Vitelliut?  Schifft 
ea  doch  ruchlos,  Gebete  zu  den  Otittern  zu  senden,  wo  die  Wahl 
vorlag  zwiecben  zweien,  von  denen  man  nur  so  viel  wuaete,  dasi 
der  ale  der  echlinimere  Htch  zeigen  würde,  der  den  Bieg  davoi 
tragen  würde   (h*  1,  50), 

Die  Schilderbebung  des  VitelUus  galt  auch  dem  neuest 
Throne.  Und  Otho  wueete,  dass  er  eich  nur  durch  Kampf 
ihm  erhalten  würde.  Er  konnte,  wie  Di  ο  G4J  eagt,  den  Fi 
nicht  wieder  zurückziehen,  nachdem  er  einmal  auf  den  Tltroi 
gekommen  war,  so  gern  er  das  vielleicht  gethau  hätte.  Wenigst 
berichtet  Sueton  0.  7  und  Dio  aO.,  daes  er  in  der  Nacht  naoj 
Ermordung  ita  Galba,  von  schrecklicben  Träumen  gequält,  eoh 
geächzt  und  geeeufzt  habe,  von  dem  Lager  gefallen,  und  auf  dem 
Boden  liegend  von  der  herbei  eilenden  Wache  gefunden  wordia 
Bei.  Das  sind  freilich  Zeichen  bittereter  Heue.  Aber,  wie  ge- 
sagt, er  konnte  nicht  mehr  zurück.  Weniger,  weil  YiteUius 
eelböt  auf  Entscheidung  durchs  Schwert  gedrungen  bitte;  auf 
diesen  kam  es  nicht  weiter  an.  Sondern  vor  allen  andern  drängte 
G.  Fabiue  Valens,  sein  Legionscommandeur  in  NiedergerxuanieD, 
wohin  Äulu8  Viteüiui  gegen  Ende  deü  Jahres  68  von  Galba  ai 
Stelle  des  ermordeten  Statthallers  Fontejus  Capito  gesandt  worden 
war.  Duroh  das  Ungestüm  des  Valens  war  Vitellius  selbst  ertt 
zur  Ergreifung  der  Kaiserwürde  fortgerieeen  worden  (h»  1,  52); 
jetzt  wurde  er  durch  ihn  zum  Marsch  uslcAi  der  Hauptstadt  be* 
stimmt.  Mit  dem  gleichen  Ungestüm  drängte  der  Legiona- 
commandeur  in  Übergennanien,  Λ«  Alicniis  Caecina,  ein  Mann  von 
masslflsein  Ehrgeiz,  der  noch  in  der  Blütiie  der  Jugend  stehend, 
von  Galha  sein  Commando  erhalten  hatte,  dann  aber  dee  Unter- 
srhleifs  angeklagt  von  ihm  der  gerichtlichen  Verfolgung  Preis 
gegeben  worden  war.  Jetzt  nun  sucht  Caecina,  nachdem  er  gich 
in  die  Litbe  der  Soldaten  eingeschlichen,  das  Unterste  zu  oberst 
zu  kehren  und  schloss  sich  darum  mit  den  beiden  in  Mainz 
stehenden  obergermaniachen  Legionen,  der  l\'.  und  XXII,  an 
den  Vitellius  an  (h.  1,  56),  So  hatten  also  die  germaniaohen 
Legionen  zusauinieu  den  Aulus  Vitellius  zum  Kaiser  ausgenifen, 
und  zwar  die  Truppen  in  Niedergermanien  am  2.,  die  in  Ober 
germanien  am   3.  Januar. 


I 


Kaiser  Maroui  Salviua  Utho 


in 


^ 


ί 


I>ae  Einzelne  dieeer  Vorgänge  und  der  Kämpfe,  die  sich 
nun  bid  zur  Hcblacht  hei  Betriacum  unter  der  Führung  oder 
vieimebr  auter  dem  Namen  des  Vitelliüs  abppieiten.  werden  wir 
hier  übergeben,  da  nur  wiederzugeben  wäre»  was  C,  Peter  in 
seiner  'Geschiebte  Home*  p.  383  ff.  nnii  Th,  Mommsen  in  der 
Abfaandlang  die  zwei  Scblacbteu  von  Betriacum*  ( Hermes  V 
p.  IBl  ff.)  auafubrlich  dargestellt  haben.  Nur  das  Nöthigete  sei 
bemerkt. 

Das  Vitellianiache  Heer,  zu  dem  sich  noch  8000  Mann  von 
den  in  Britannien  stehenden  Truppen  gesellt  hatten,  bewegte 
fiicb  in  drei  grossen  Corps  gegen  Italien  vorwärts.  Den  einen 
Zug  führte  Fabius  \'nlenB»  nm  durch  die  Cottiechen  Alpen  über 
den  Mont  Cenis  ein7.ubrecbfin,  den  andern  Caeeina,  der  auf  kürzerem 
Wege  durch  die  Poniniscbeu  Alpen  über  den  grossen  St,  Bern- 
liard  zog.  Das  Corps  des  Valens  bestand  aus  Abtheilungen 
der  untergermaninchen  Legionen,  der  I,  XV,  XVl,  dazu  da« 
Gros  der  V*  Legion,  die  den  Beinamen  Alauda  führte.  Dieses 
Corps  bestand  ans  40000  Mann  BewaflFheten.  Das  des  Caeciua 
bestand  aus  obergermanischen  Truppen,  deren  Kern  die  XXL  Le- 
gion, mit  dem  Beinamen  Rapax,  war.  Es  zahlte  30000  Be- 
waffnete, Zu  beiden  Corps  kanaen  noch  germanische  Hilfsvölker, 
aus  denen  sich  auch  Vitellins  sein  eignes  Heer  ergÜnzte^  welches 
eine  Stärke  von  GOOCiO  Mann  hatte.  An  der  Spitze  dieses  dritten 
Corps  wollte  er  dann  mit  der  vollen  Wucht  der  Kriegsmacht  den 
beiden  andern  folgen  (h.  1,  61). 

Wie  gesagt»  ea  kam  nicht  mehr  auf  die  Führer»  weder  auf 
Otho  noch  anf  Vitellius  an,  ob  der  Biirgerkrieg  von  neuem  toben 
sollte.  Das  zeigt  der  Briefwechsel  (h.  1,  74.  75),  der  zwischen 
beiden  anfangs  stattfand  und  in  welchem  sie  sich  gegenseitig 
Geld  und  jede  Annehmlichkeit  eines  verschwenderischen  Lebens 
an  jedem  beliebigen  Orte  anboten.  War  dieser  Briefwechsel 
zuerst  in  versöhnlicher  und  gefälliger  Form  (mollius)  gehalten 
worden,  so  hörte  das  bald  auf  und  beide  warfen  sich  Liederlieli- 
keit  und  schlechte  Streiche  vor^  womit  jeder  von  beiden  Recht 
hatte  (nenter  falso,  h.  1,74)*  Diese  gegenseitige  Heaohelei  war 
eben  so  unwürdig,  als  die  gegenseitige  Verfolgung  durch  Meuchel- 
mörder tböricht  war.  Am  wenigsten  konnte  das  die  Lage  der 
Dinge  ändern  (vgl  Plut  0.  4  Sueton  0*  7.  8  Dio  64,  10). 
Das  Heer  des  Vitellina,  diese  noch  von  dem  Siege  über  Vindex 
heran  Bebten  und  nach  neuem  Kampf  and  Beute  lüsternen  ger- 
mnniselien  Legionen,  wäre  auch  ohne  ihn  zum  Kampfe  geschritten. 


118  Paul 

ZwiHchen  diesem  Heer  ond  seinem  Feldherrn  war  ein  wαDde^ 
barer  Unterschied.  Der  ^^oldat  drängte  vorw&rte,  weder  die 
Winterszeit  war  fUr  ihn  ein  Hinderniss,  noch  wollte  er  etwa• 
von  Bedenken  wissen,  die  in  seinen  Augen  nur  von  den  An- 
hängern eines  faulen  Friedens  erhoben  werden  konnten.  Er 
wollte  nur  vorwärts,  nur  in  Italien  einbrechen,  auf  die  Haupt- 
stadt marschieren.  Handeln,  nicht  lierathen  war  sein  Motto  (nihil 
in  discordiis  civilibus  fentinatione  tutius,  ubi  facto  magie,  quam 
consulto  opus  esset,  h.  1,  *»2).  Dagegen  blieb  Vitelliue  in  träger 
Kühe  in  der  alten  Veteranencolonie  zu  Coln  sitzen  and  genoss 
nach  seiner  Weise  die  hohe  Stellung  des  Staatsoberhaupts  im 
Voraus  in  unersättlichem  Sinnengenusn  und  verschwenderiechen 
Mahlzeiten,  schon  am  hellen  Tage  berauscht  und  mit  überladenem 
Magen  beschwert.  Aber  der  mächtige  Eifer  der  Soldaten  trat 
für  den  Führer  ein  und  erfüllte  auch  das,  was  jenem  obgelegen 
hätte  (h.,  aO.)•  Gerüstet  und  des  Winters  gewärtig  forderten  sie 
das  Zeichen  zum  Aufbruch.  Endlich  wurde  es  gegeben  und  ab 
Fabius  im  März  69  sein  Heer  in  Bewegung  setzte,  Rch webte, 
ein  günstiges  und  den  Soldaten  hocherfreuliches  Wahrzeichen, 
ein  Adler  in  ruhigem  Fluide  dem   Heere  voran  (h.,  aO.). 

Als  dem  Otho  die  drohende  Gefahr  nahe  genug  gerückt 
war  und  auch  die  Versuche,  erst  «las  Heer  des  Gegners  zum  Ab- 
fall zu  bringen,  und  dann,  ihn  selbst  durch  Meuchelmord  zu  be- 
seitigen (h.  1,74.  7Γ»),  Nichts  gefruchtet  hatten,  entschlose  er  eich 
zum  Kampfe.  Er  verliess  Hom  um  24.  März  69  in  einer  Hal- 
tung, die  seiner  kaiserlichen  Würde  entsprach.  Hatte  er  echon 
vorher  seit  seiner  Thronbesteigung  gegen  Aller  Erwarten  alles 
weichliche  Nichtsthun  aufgegeben,  Vergnügen  und  üppige  Schwel- 
gerci  fahren  lassen  (h.  1,  71),  so  schritt  er  jetzt  seinem  Heere 
in  eisernem  Panzer  als  Soldat  zu  Fuss  voraus,  rauh  und  schlicht 
wie  ein  einfacher,  tapferer  Krieger  (h.  2,  11:  lorica  ferrea  usui 
et  ante  signa  pedester,  horridus,  incomptus  famaeque  dissimilie). 
In  seinem  Gefolge  befand  sich  ein  grosser  Theil  hoher  Staatsbe- 
amten, die  er  mit  sich  genommen  hatte,  nicht  iim  sie  im  Kriege 
zu  verwenden,  sondern  unter  dem  Vorwand,  sie  als  Gefolgschaft 
um  sich  haben  zu  wollen.  Unter  dieser  Suite  war  auch  der 
ßruder  des  A.  Vitellius,  Lucius  Vitelliiis,  dem  Otho  dieselbe 
aufmerksame  Behandlung  zu  Theil  werden  liesn,  aU  den  andern 
\^ornehmen  und  Hochgestellten.  So  schien  er  durch  Thätigkeit, 
durch  Besonnenheit ,  durch  rücksichtsvolles  Entgegenkommen 
gegen    den  Senat,    durch    milde   Behandlung    seiner  Gegner    den 


Kaiser  Ma 


4u&  Otho 


im 


I 


ί 


Übeln  Ruf,  den  er  aus  früheren  Zeiten  mitbrachte,  Lügen  strafen 
SGQ  wollen.  Gleich  am  zweiten  Tage  Reiner  Herrschaft  hatte  er 
«len  Marina  Celeue  kommen  lassen  und  ihn  durch  frenndüche  Zu• 
Sprache  für  sich  gewonnen*  hatte  ira  Senat  railile  Worte  gesprochen, 
hatte  dem  Verginius  Rufus,  diesem  Retter  dee  Reichs  vor  Vindex, 
daß  CnneaUt  übertrageiä,  die  von  Nero  und  Galba  in  hohe  Aemter 
Beförderten  bestätigt,  ältere  würdevolle  Personen  in  Priesterämter 
eingesetzt,  den  untei  Nero  Verbannten,  von  Galba  Zurückberufenen 
ihre  Güter,  Bo  weit  de  nicht  verkauft  waren,  zurückgegeben. 
Damit  hatte  er  die  Vornehmen  und  Mächtigen  in  Rom.  die  es 
erst  vor  ihm  gebangt  hatte  wie  vor  einer  Rachegöttin  oder  einem 
bösen  Oämon,  iß  eine  ihm  freundliche  Stimmung  versetzt  (Plut. 
0.  1).  und  ebenso  hatte  er  das  Volk  gewonnen  durch  die  Be- 
strafung des  TigellinuH.  War  doch  keiner  von  allen  den  Schurken 
um  Nero  gehasster  als  TigelMnue;  jetzt  hatte  er,  der  länget  bei 
der  Veränderung  der  politischen  Zustände  die  Rache  des  Volkes 
gefürchtet  hatte,  eich  nach  Sinuessa  in  Campanien  geflüchtet,  wo 
er  auch  in  dieser  verzweifelten  Lage  noch  in  den  ümarmungep 
lüderlioKer  Weiber  Lüste  suchte,  nach  welchen  sich  die  Geilheit 
des  im  Sterben  zuckenden  Körpers  selbst  noch  regte.  Ob- 
sclion  Alle  wussten^  dass  er,  unheilbar  krank«  sobreekliehe  Qualen 
litt,  wollte  man  doch  nicht,  dass  er  auch  nur  noch  das  Sonnen- 
licht schauen  sollte,  das  durch  ihn  so  viele  nicht  mehr  sahen. 
In  Sinuessa  lag  er,  weil  er  dort  im  Hafen  nach  seiner  Meinung 
sich  sofort  einschiffen  konnte,  wenn  er  fliehen  musste.  Otho 
schickte  also  einen  Beauftragten,  der  ihn  hinrichten  sollte.  Diesen' 
bat  Tigellinus,  nachdem  er  ihn  umsonst  für  Freilassung  zu  be- 
stechen versucht  hatte,  nur  so  lange  mit  der  Execution  zu  warten, 
bis  er  sich  rasiert  hätte.  Ale  das  ihm  gewährt  worden  war, 
echnitt  er  sich  die  Kehle  durcL  Abgeseben  von  dieseni  Fall 
nahm  Otho  an  Keinem  eine  persönliche  Rache  (Plut.  0,  2.  3).  Nur 
den  Cornelius  Dolabella»  der  als  Verwandter  Galbas  von  der 
öfl^entliclien  Meinung  als  dessen  Adoptivsohn  und  Nachfolger 
neben  dem  Otho  seihet  und  neben  Pieo  bezeichDet  worden  war, 
internierte  er  in  Aquinuni  (b.  l,  8S}>  Was  ihm  sonst  gefährlich 
sobeinen  konnte,  befand  sich  eben  in  der  Zahl  des  Gefolges. 
Gerade  aber  durch  diese  Mitnahme  so  vieler  vornehmer  und 
hochgestellter  Personen  WTirden  die  Sorgen  der  Hauptstadt  auf- 
geregt; kein  Stand  wjtr  frei  von  Furcht  und  Gefahr,  die  man  im 
Falle  eines  für  Otho  ungünstigen  Ausgangs  des  Bürgerkriege 
hereinbrechen    sah»     J>ie  Urtheilsfähigen    hatten  grosse 


120 


Paul 


Sorg©  um    iVie  Itohe   um!    den  BeHtanil    dee  Htaiile«^    die  LHcl 


dIi    mit    eitlen  ΠοίΤηυ 


id  ilit" 


tiBDigen  dhgegen  trugei 
gro«ee  Zahl  derer,  deren  Credit  erecliöpft  war,  wuren  m unter 
lind  guter  Dinge;  rühUen  sie  nirb  doch  am  «ichereten  in  aneicberfo 
Zeiten  (h.  1,  88).  In  dieser  Lage  vertraute  Otho  eeinem  Bruder 
Salvius  Titiünuft  die  Ruhe  der  Htadt  uml  die  Sorgen  rlen  Hegt- 
raentB  an  ih.  1,90J.  Diejenigen,  welche  ihm  noch  und  zwar 
religiöeen  Bedeukeu  (die  12  heiligen  Schilde  waren  noch  niol 
an  ihren  Aufbewahrongsort  zurück  gebracht)  ein  längere«  Vi 
weilen  in  Rom  empfahlen,  wiee  er  energisch  zurück;  alles  Zöj 
hielt  er  für  gefährlich^  wie  man  bei  Nero  gesehen  habe.  Di< 
Nachricht,  dae«  Caecina  die  Alpen  überechritten  habe,  liee«  ihm 
keine  Ruhe  mehr  (h.   I,  89).  ι 

So  tapfer  er  hier  nun  anch  m  «einem  Auftreten  ereclieint, 
Bo  deuten  doch  die  erwähnten  VerBUcbe,  dtircli  Unterhandlungen 
und  verbrecberiurbe  Mafisnahmen  seine  Stellung  zu  wahren,  d^rm 
hin,  aüm  Otho  da»  Gefühl  butte,  daRs  zu  seiner  Stellung  uod 
deren  Behauptung  ihm  Ei  η  es  fehle,  die  Eigenschaft  des  Feldherm. 
Dieses  Fehlen  aller  Feldherrnkraft  zeigte  eich  Terhangniesvoll 
schon  bei  einem  Ereignis«,  das  kurz  vor  seinem  Auezug  aas  Rom 
sich  dafielbfit  algeüponnen  hatte.  Er  hatte  Befehl  gegeben,  dase 
die  17.  Cohorte  aus  Ostia,  der  Hafenstadt  von  Rom,  in  die  Stsdt 
verlegt  werden  polle.  Ein  Tribun  der  Prätorianer  sollte  fUr 
deren  Bewaffnung  i^orgen.  Ungestört  und  ohne  Auftnerkeam* 
keit  im  Lager  zu  erregen,  liess  der  Tribun,  Varius  Criepinue^  ύίφ 
Waifen  dem  Zeughaus  im  Lager  bei  Nacht  entnehmen  und  auf 
Wagen  laden.  Aber  der  V^organg  ward  doch  bekannt  und  gradt 
die  Absichtlichkeit  unvermerkter  Ausfühmug  brachte  die  grüaate 
Erregung  hervor.  Die  Soldaten,  unter  denen  viele  trunken  waren« 
wurrlen  durch  den  Änhlink  der  Waffen  in  Aufregung  versetzt 
und  beschuldigten  die  Tribunen  und  Centurionen  des  Verratha,  tth 
dem  sie  ihnen  die  Absieht  unterlegten,  sie  wollten  die  Sklaven 
der  Senatoren  zur  Vernichtung  Othos  bewaffnen.  Den  Varius 
Crispinus,  der  sich  dem  Aufstand  entgegen  warf,  und  die  etrengaten 
der  Hauptleutf  tödtcten  sie,  nahmen  gewaltsam  aus  dem  Zeog• 
haus  Panzer,  Helme  und  Schilde,  zuckten  die  Schwerter,  bestiegen 
die  Rosse  und  drangen  in  die  Stadt  ein  nach  dem  kaiserlicheti 
Paläste  bin  (b.  1,  80),  Dort  sass  Otho  mit  einer  grossen  Anzahl 
vornehmer  Frauen  und  Männer  aus  dem  Senatorenstand  beim 
Gastmahl.  Diese  waren  ersohrocken  und  wussten  nicht,  woran 
sie  waren,  ob  es  ein  Aufstand  der  Soldaten  oder  ein  vom  Kaii 


Kaiser  Murcus  Salvius  Otho 


121 


* 
» 


I 


% 


eelbßt  geplanter  Ueberfall  sei,  ob  sie  bleiben  oder  flielieii  sollten, 
Aengatlicli  waren  ibre  Äugen  auf  Otliu  gericbtet,  der  gefüröbtet 
wurde,  während  er  selber  fürchtete.  Dieser  hatte  eofort  die  beiden 
Präfecten  der  Priitorianer,  die»  wie  man  nach  dem  Berichte  des 
Tacitus  L•  1,  81  annehmen  mnss,  mit  icur  GesellBohaft  gehört 
hatten,  zur  Besänftigung  der  tobenden  Soldaten  abgeschickt  und 
biesft  seine  Gäste  »Ich  schnell  entfernen,  was  diese  mit  einer  un- 
ziemlichen Eile  thaten.  Sie  legten  die  vornehme  Kleidung  ab, 
nahmen  ihren  Weg  durch  die  Fenster  und  suchten,  ohne  irgend 
eine  Begleitung  ihrer  Sklaven^  unbekannte  Wohnungen  auf,  die 
meisten  bei  armen  Client en.  Bei  ihrem  Eindringen  in  den  Palast 
verwundeten  die  Soldaten,  die  den  Otho  xu  iehen  forderten,  den 
sich  ihnen  entgegenstellenden  Tribun  Julius  Martialis  und  den 
Legionepräfecten  VitelliuBSnturninus,  Walfengetöse  und  Drohungen 
gegen  die  Vorgesetzten  und  den  Senat  erdröhnten  auf  allen  Seiten, 
die  Wuth  der  Wahnsinnigen  forderte  Aller  Untergang,  bis  Otho, 
der  auf  seinem  Polster  Btehend  die  Aufständischen  zum  Einhalten 
heschwor»  sie  wieder  zur  Ruhe  brachte.  Hatte  er  das  nur  mit 
Mühe  erreicht,  eo  war  das  hei  Weitem  Schlimmere,  da«B  er^s  mit 
Aufopferung  der  kaii^eiliehen  Wiirde  durchgesetzt  hatte  (contra 
decUB  imperii  .  .  ,  .  aegre  cobibuit,  h*   1,  82  Plut.  0.  'ό). 

Widerwillig  und  sfhuldbewuast  kehrten  die  Erregten  ins 
Lager  zurück*  Dort  wurden  sie  von  den  beiden  Präfecten,  von 
dem  eineuj  Liciniue  Proculus,  milder,  von  dem  andern,  Plotius 
FirmuR,  strenger  angeredet.  Das  Ende  des  Vorgangs  war  aber, 
dnss  jeder  Soldat  5004^)  i^estertien  erhielt.  Jetzt  erst  wagte  Otho 
das  Lager  zu  betreten,  wo  ihn  die  Tribunen  und  Centurionen, 
nachdem  sie  zum  Zeichen  der  Trauer  ihre  Dienstabzeichf  η  ab- 
gelegt^ umringten  und  Buhe  und  Sicherheit  vor  neuen  Auftritten 
verlangten.  Die  Prätorianer  hatten  eelbst  das  Gefühl,  dan»  dieser 
Aufruhr  sie  geschändet;  wieder  zum  Gehorsam  bereit  verlangten 
sie  noch  obendrein  die  Hinrichtung  der  Rädelsführer  ibrer  eigenen 
Meuterei  (h,  aO.).  Der  ganze  Vorgang  wäre  unter  einem  energi- 
schen Feldherrn  unmöglich  gewesen.  Wa«  Ihat  dagegen  Otho? 
Anstatt  eines  kräftigen  Einschreitens  gegen  die  Ziigellnsigkeitj 
wie  es  die  entgegeDges*?tzten  Stimmungen  jm'Heer  möglich  machten 
und  wie  die  Beeten  es  forderten,  suchte  er  die  Gunst  des  ge- 
meinen Mannes  zu  gewinnen,  der  ein  nach  unten  abhängiges 
Regiment  mit  dem  Bürgerkrieg  und  seinen  Gelegenheiten  zum 
Plündern  liebte.  Den  neuen  Kaiser  beherrschte  der  Gedanke, 
daea    die    durch    Verbrechen    erworbene    Herrsch ergewalt    nicht 


122 


Ρ  II  u  1 


plötzlieli  durch  ^ute  MAnnezacbt  iind  die  StrcDge  der  a1t43n  Zeit 
behauptet  werden  könne.  Und  eo  hielt  er  denn  Tage  darauf  (Flut. 
0.  S)  eine  Rede  an  die  Meuterer^  worin  er  ihr  Vorgehen  ale  einen 
Ausbruch  allzogropser  Liebe  zu  seiner  Pereon  mild  verartbeilte 
und  eine  Zügelung  ihrer  Tapferkeit  und  ein  Maaaehalten  in  der 
Zuneigung  gegen  ihn  verlangte  (h.  1,  83:  nimia  pietaa  veBtn 
acriuB,  quam  coneiderate  —  ec.  vo§  *-  excitavit).  Jetzt,  wo  man  in 
den  Krieg  ginge,  dürfe  man  nicht  verlangen,  dase  jede  Botech^ft 
öffentlich  kundbar  gemacht,  alle  PlÄne  in  Gegenwart  aller  be- 
rathen  würden.  Ein  Soldat  niURffe  manchee  ebenso  gut  nicht 
wiesen,  aU  wieaen;  das  bringe  die  Autorität  des  Feldberrn  und 
die  Strenge  der  Mannezucht  mit  sich.  Selbst  die  Vorgeeetzten, 
Centurionen  und  Tribunen,  miissten  in  vielen  Fällen  blindlings 
gehorchen.  Wenn  jeder  Einzelne  bei  jedem  Befehl  fragen  wollr^ 
dann  gehe  der  Gehorsam  zu  Grunde  und  mit  dem  Gehorsam  die 
Heeresleitung.  Sie  sollten  doch  bedenken,  daae  dem  Vitellitii 
und  seinen  Bpiefifsgesellen  Nichte  Erwünerhteree  begegnen  könne, 
als  Aufruhr  und  Zwietracht  in  ihren  Reihen.  Ihre  Feinde 
wüsaten  dann^  dass  sie,  Otbo  und  die  Seinen,  blind  in  ihr  Ver* 
derben  hinein  rennen  würden.  *Dae  Heerwesen,  Cameraden,  siebt 
mehr  auf  dem  Gehorsam,  ale  auf  dem  Nachfragen  nnd  dem  Be* 
sprechen  der  Befehle  des  Fektherm,  und  das  Heer  ist  im  Momente 
der  Entscheidung  daa  tapferste,  was  vor  der  Entscheidung  das 
ruhigste  ist.  Euih  gehört  die  Waffe  und  der  kriegeriscbe  Sinn, 
mir  tiberlasst  die  Berathnng  und  den  Befehl.  Euer  Vergehen 
war  die  Schuld  Weniger,  die  Strafe  wird  nur  zwei  treffen  .  Und 
so  geschah  es  denn;  das  kriegsgenchtliebe  Verfahren  richtete 
sich  nur  gegen  swei.  Man  sab  darin  freilich  ein  MaasshaUen  der 
Strenge,  wie  denn  überhaupt  die  Rede  mit  der  Scblussmahnang; 
für  den  Senat  als  das  glänzendete  Erbe  von  den  Vätern  einzu- 
stehen, heirallig  aufgenommen  wurde.  Wies  doch  der  kaiserliche 
Redner  darauf  hin,  dass  der  breite  Purpurstreif  des  Senatskleides 
den  Angeredeten  selbst  in  Aussicht  stehe  (h.  1,  84:  nam  ut  ex 
vobis  senatores,  ita  ex  senatoribus  principes  nascuntur).  Kein 
Wunder  also,  dass  die  Rede  beschwichtigend  wirkte.  Aber  was 
war  damit  gethan?  Es  blieb  doch  als  Resultat,  was  Tacitos 
h.  l,  85  sagt:  *Ee  wurden  die  für  den  Augenblick  beruhigt,  die 
nicht  geztij^elt  werden  konnten  (compositi  ad  pruesens,  qni 
coerceri  non  poterant).  Das  war  aber  picher  nicht  das  Thun^einen 
Feldherrn,  dieser  Mangel  an  durchgreifender  Energie. 

Und  so    war   denn  auch    der  Erfolg   kein    durchgreifender. 


Kaiser  Marijue  Stil  ν  ins  Otbo 


123 


I 


Die  Stadt  wurde  nicht  berabigt;  Überall  war  Waffengeklirr  und 
kriegemäaBigei  Aussebea.  Die  tsoldaten  waren  zwar  nicbt  zii 
einem  allgemeinen  Krawall  ia  hellen  Haufen  zaeammeugerottet, 
aber  sie  trieben  sieh  vermummt  in  den  Häusern  nmher  nnd 
pasBten  in  böswilliger  Absiebt  Allen  atif,  welche  durch  ihren 
Amtßadel,  ihren  Keichtbum  oder  durcb  irgend  eine  besondere 
AuBzeichnung  bösem  Gerede  ansgesetzt  waren.  Auch  Vitelliaiier 
Boliten  sich  in  der  Stadt  herumtreiben,  um  die  Stimmung  der 
Parteien  zu  erfofBchen,  Verdacht  war  überall,  nnd  kaum  im 
Schooese  der  eigenen  Familie  lebte  man  ohne  Änget  Man  zeigte 
andern  Sinn  und  nahm  andere  Mienen  an»  um  nicht  bei  zweifel- 
haften ^Nachrichten  den  Anschein  zu  haben,  als  mieatraue  man, 
nnd  bei  glüoklicheny  als  frene  man  eich  zu  wenig.  Auch  der 
Senat,  für  den  das  richtige  Maaes  sowohl  im  Schweigen  als  im 
Reden  echwierig  genug  war,  zeigte  seine  berüchtigte  Schmeichelei. 
Jeder  drehte  und  wendete  seine  Worte,  wie  es  ungefilbrlicb  er- 
Bchien ;  denn  Schweigen  konnte  für  Trotz  gelten,  freimüthiges 
Reden  Verdacht  erregen.  Den  Vitelliue  nannte  man  Landesfeind 
und  Vatermörder,  man  erging  eich  in  landläufigen  Schmähungen 
wie  in  begründeten  Vorwürfen  mit  lautem  Schreien  und  lärmen- 
dem Woitgepoltpr  {h.   1,  85). 

War  der  Senat  in  dem  Zustande^  wo  er  nichts  BesBeres 
WQSste,  ale  eich  zu  überschreien  (tumultn  verborum  sibi  ipsi  ob- 
Btrepentes,  aO.),  so  war  die  breite  Masee  dee  Volks  aufgelöst  in 
wahnsinnige  Änget,  üeberall  sah  man  schreckende  Zeichen  und 
Vorbedeutungen*  Da  eollte  in  der  Vorhalle  des  Capitöls  die 
Siegesgötlin  die  Zügel  ihres  Zweigespanns  aus  den  Bänden  haben 
fahren  laaeen.  Aus  der  Nische  des  Capitolinischen  Tempels,  wo 
die  Juno  stand,  sollti;  eine  Gestalt  von  nbermenschlicher  Grösse 
hervorgegangen  sein ;  die  Statue  dee  göttlichen  Julius  auf  der 
Tiberinsel  Bollte  bei  ganz  heiterem  Wetter  sich  von  Abend  nach 
Morgen  gedreht  haben.  In  Etrurien  sollte  ein  Rind  mit  Menschen- 
Btirame  gesprochen  hahen.  Zu  allem  andern  war  der  Tiber  aus- 
getreten und  überschwemmte  weite  Strecken  der  Stadt,  riss  manche 
Passanten  von  der  Strasse  weg,  noch  m^hr  aus  den  Werkstätten 
und  von  ihren  Lagern»  die  sie  in  ihren  Miethswohnungen  nicht 
schnell  genug  hatten  verlassen  können^  um  sich  in  die  oberen 
Stockwerke  zu  retten.  Viele  von  diesen  Miethshäueern  (insulae) 
stürzten  zusammen  nnd  versperrten  den  Zugang,  so  dass  man 
auch  darin  ein  böses  Zeicheu  sah,  dass  dem  Otho^  der  sich  zum 
Auemarsch    röetete,    der  campus  Martins    und    die   vm  Fliiminia, 


die  von  Eoni  durch  gans  Umbrien  führte,  vereperrt  war.  Zur 
Beruhigung  der  Gemütlier  veranetiiltete  Otho  ein  Reinigunge-  iiii4 

Sühnopfer  (h.  },SB.  87).  Dann  ergriff  er  ieine  MaRgregeln  und 
entwarf  eeine  EriegFipläne.  Aber  auch  hier  zeigte  aicli  aein 
Mangel  an  Feldherrntalent  in   aoffälliger  Weise. 

Otbos  Streitkräfte  waren  dem  Gegner  wohl  gewacli»eii, 
£e  standen  zu  ihm  in  Rom  dte  Prätorianer  nnd  die  atädttecheii 
Cohorten,  die  Flottenlegion  und  deren  noch  ans  dem  Blutbad 
des  Galba  an  der  Mnlvischen  Brücke  übrig  gebliebenen  Cameradeni 
ferner  bedeutende  Truppen abtheilnngen  ans  dem  germaniaoben 
und  illyTlBchen  Heere,  die  noch  Nero  in  Rom  zneammengezogen 
hatte,  sowie  2000  zu  Soldaten  erhobene  Gladiatoren.  Aueeerden 
verfügte  er  über  die  ganse  Flotte.  Die  Hanptfttärke  seines  Ffeerei 
aber  bildeten  die  7  Legionen  in  Dalmatien,  Pnnnonien  and  Möeien, 
die  von  den  Provinzheeren  entschieden  für  Otlio  waren  (h.  2,  II). 
Den  Oberbefehl  über  diese  Truppen  übergab  Otho  drei  tüchtigen 
Generalen^  dem  vielfach,  beeonder»  in  Britannien  bei  Nieder- 
werfuug  des  gefahrliihen  Aofstandee  der  Briten  unter  der  Künigin 
Boudicca,  bewährten  Suetonius  PaulinuR,  dem  Anniu«  Gallos  und 
dem  deeignierten  Coniiul  Mariu«  CeJeus.  Bei  der  Aufnahme  dea 
Letzteren  unter  «eine  Feldberru  iseigte  Otho  eine  «einer  hohen 
Stellung  würdige  Klugheit,  Denn  es  war  wohl  weniger  ih 
Hucht^  eine  Grossmuthseene  aufzuführen,  die  ihn  bei  dieser  Wahl 
leitete,  wie  das  Tacitu«  h,  1,71  darstellt,  wenn  er  sagt:  clemeo- 
tiae  titulus  e  viro  claro  petebatur,  iondeni  die  Deberzeiiguiigf 
dase  er  an  dem  Manne,  der  dem  Galba  bis  zur  letxten  Stunde 
Treue  bewahrt  hatte,  selber  einen  treuen  Anhänger  finden  würde, 
wenn  er  ilin  l'Ur  sich  gewinnen  könnte.  Deshalb  hatte  er  ihn 
wohl  schon  frtjher  der  Wuth  der  Boidaten  entzogen  und  ihn  nur 
zum  Scheine  in  Fesseln  gelegt.  Jetzt  waren  auch  die  Soldaten 
mit  der  Wahl  eines  Mannea  zufrieden,  dessen  Tugend  sie  nicht 
weniger  bewunderten»  al«  sie  ihr  gestürnt  hatten   (h.   l,  71), 

Hätte  nun  Otho  sich  selbst  die  oberste  Entscheidung  vor- 
behalten können,  so  wäre  Alles  gut  gewesen.  Er  setzte  nber 
den  drei  Heerfiihren,  um  sie  zu  überwaclien,  einen  Mann  zur 
Seite,  der  sein  beeorideres  Vertrauen  genoss,  jenen  Licinius  Pro- 
culus,  den  Einen  von  den  beiden  Prätorianerprafeclen,  den  sioli 
diese  selbst  gewählt  haften.  Diese  Maassregel  verdarb  Allee,  da 
Licinius  seine  Vetrauensstellung  nur  daxu  benutzte,  die  Ptäne  der 
tüchtigen  Feldlierrn  zu  verdüehti^en  und  tm  durchkreuzen  (h,l,87 
Plut.  0.  7).      Während   die   Iiinge   inmier  mehr  zur   F^ntschetdung 


I 


i 


Iftifler  Marcus  Snlvitifl 

trieben,  ging  tlie  einlieitliohe  Führung  bei  dem  OthoTiianiachen 
Heere  immer  mehr  verloren.  Grade  in  dieser  Lage  kurz  vor 
und  bei  der  entsebeidwiiden  Scbladit  von  Betriacum  zeigte  es 
eich,  wie  es  dae  Unglück  des  Otbo  war,  daae  er  kein  Feldherr 
war.  Die  Uneinigkeit  der  Othonianischen  Führer  kam  schon  vor 
der  Schlacht  zuiu  Ausbrueh.  Paulinos  und  Celsus  hatten  für 
Aufschub  der  Schlacht  gestimmt^  bis  die  Legionen  aus  Dalmatien 
und  Mösien,  die  im  Anzug  waren,  eiiigetrotfen  seien;  Gallus  war 
in  Folge  eines  Sturzes  mit  dem  Pftirde  nicht  dienstfähig,  hatte 
aber  durch  Boten  seine  Zustimmung  für  Paulinns  und  CelRiie  ge- 
geben {h,  2,  33  Plut,  0*  8).  Aber  Licinius  Procolus  und  der  von 
Rom  herbeigerufen*?  Bruder  Olhos»  Titianus,  standen  im  Kriegs- 
rath  jenen  gegenüber  (h.  aO,  und  Plut.  aU.J,  und  Otbo  stellte 
sich  auf  ihre  Seite,  in  dem  er  sicli  durch  die  Sclimeicheleien  der 
unerfahrenen  Uatligeber,  die  ihn  auf  sein  Glück  und  seinen  guten 
Genius  hinwiesen,  bestimmen  liess.  Auch  da^iU  liese  er  eich  be- 
stimmen^  nicht  auf  dem  SchlachtfeW  gegenwartig  zu  sein,  wo- 
gegen auch  Paulinuö  und  Celsua  Niclite  einwendeten.  Denn  sie 
wollten  ihren  kaiserücheu  Herrn  nicht  den  Gefahren  der  Schlacht 
aussetzen,  sondern  ihn  auf  alle  Fälle  für  die  oberste  Leitung 
des  Stantes  und  Heeres  bewahren.  Tacitus  setzt  der  Erzählung 
dieser  Vorgänge  h.  2,  33  bin^u;  is  primue  dies  Othonianae  parte« 
aftlixit,  Mas  war  der  erste  Unglückstag  fiir  Otho  und  seine  F*artei'. 
Er  war  dies,  nicht  nur  weil  ein  bedeutender  Tbeil  der  Prätorianer, 
die  in  seiner  Umgebung  waren,  und  eine  starke  Reitertruppe  mit 
ihm  nach  Brixellum,  wo  er  jetzt  seinen  Aufenthalt  nahui^  abzog 
und  der  Äluth  des  übrigen  Heeres  durch  die  Entfernung  des 
obersten  Feldherru,  dem  der  Soldat  allein  treu  und  ergeben  war, 
gebrochen  wurde  (vergh  Plut.  0.  10:  ϋυσπερει  τι  σώμα  τής 
δυνάμεως  άπ€κοψ€),  das  Schlimmste  war,  daes  Otbo  bei  seinem 
Weggange  vom  Heere  die  BefugniBse  der  einzelnen  Corpsführer 
unentschieden  liess.  Da  waren  CorapetenzconÜicte  unausbleiblich 
(imperia  ducum  in  incerto  reliijuerat,  h,  2,  33). 

Nachdem  nun  Otho  sich  nach  Brixellum  begeben,  wur  das 
oberste  Commando  bei  seinem  Bruder  Titianus,  die  wirkliche 
Gewalt  aber,  vis  ac  potestas  (h.  2,  39)  bei  dem  Präfecten  Pro- 
cains. CelsuB  und  Paulinas  museten,  wenn  ein  Plan  jener  fehl 
schlug,  zum  Deckmantel  fremder  Schuld  dienen.  Die  Officiere 
waren  in  schwankender,  unsicherer  Stimmung,  weil  sie  den  Rath 
der  besseren  Generale  verschmäht  und  die  Leitung  in  den  Ilauden 
ganz  Unfähiger   sahen ;    der  Soldat  war   ernst    und    zum    Kampf 


126  V%\\\ 

aufgelegt,  nur  den  Befehlen  der  Oberen  gegenüber  mebr  sur 
Kritik  als  zu  unbedingter  Befolgung  geneigt.  So  rückte  man 
bie  zum  vierten  Meilenstein  nach  Cremona  zu  von  Betriacnm  auii. 
Als  man  dort  wieder  über  die  Annahme  der  Schlacht,  zn  der 
die  Vitellianer  nach  der  Vereinigung  der  Truppen  des  Gaecina 
und  Valens  bereit  waren  (h.  2,  31),  trotz  der  brieflichen  For- 
derungen des  Otho  in  Zweifel  war,  weil  die  Truppen  die  Gegen- 
wart des  Kaisers  verlangten  [h.  2,  39),  und  weil  Celsae  and 
Paulinus  besonders  darum  vom  Kampf  abriethen,  weil  die  Mann- 
schaft noch  vom  Marsche  mit  schwerem  Gepäck  ermüdet  war,  so 
gab  ein  Brief,  den  Otho  durch  einen  Numidischen  Expresareiter 
schickte,  den  Ausschlag  (Plut  0.  11).  Mit  den  allerstrengeten, 
im  drohenden  Tone  abgefassten  Weisungen  verlangte  er,  ver- 
stimmt und  des  Wartens  überdrüssig,  das  Eintreten  in  die  Ent- 
scheidung (h.  2,  40  :  rem  in  discrimen  mitti  iubebat  aeger  mora 
et  spei  impatiens).  Titianus  und  Prorulus,  die  im  Kriegeratbe 
mit  ihrer  Ansicht  unterlegen  waren,  wandten  sich  zum  Recht, 
das  ihnen  das  Obercommando  verlieh,  und  so  ging  die  Schlacht 
vor  sich  und  ging  verloren,  so  tapfer  auch  die  Othonianiechen 
Truppen  kämpften  (h.  7,  41.  42  vergl.  Plut.  0.  12).  Das  Un- 
glück war,  ihre  Führer  waren  ohne  Zuversicht  und  der  Soldat 
ihnen  nicht  ergeben  (pavidi  duces,  miles  ducibus  infensne,  h.  1, 
41).  Der  Angriff  der  batavischen  Gehörten,  die  zu  Neros  Zeit 
als  Hilfsvölker  der  XIV.  Legion,  der  Geniina  Martia  Victrix  bei- 
gegeben worden  waren  (Tac.  h.  1,  59)  entschied  die  Niederlage 
der  Othonianer  (Plut.  0.  12  Tac.  h.  2,  4')).  Denn  nachdem  die 
Bataver  unter  dem  Lagerpräfeeten  des  Heeres  im  unteren  Ger- 
manien, Varus  Alfenus,  die  Mitte  der  feindlichen  Reihen  durch- 
brochen, flohen  die  Othonianer  nach  Betriacum  zu  (Tac.  h.  2,  44). 
Betriacnm,  nach  welchem  Orte  die  Schlacht  genannt  wird,  lag 
nach  Mommsen  (aO.  p.  1Γ)4)  zwischen  Piadena  und  Bozzolo,  ein 
militärisch  ungemein  wichtiger  Punkt,  weil  in  die  von  Cremona 
am  nördlichen  Ufer  des  Po  hinlaufende  Strasse  hier  die  andere 
von  Verona  kommende  einfier.  Auf  dieser  Strasse  hatten  sich 
die  Othonianer  am  cntcheidenden  Tage  festgesetzt  gehabt,  um 
den  Gegner  zum  Schlagen  zu  nöthigcn.  Die  Sohlacht  selbst  wurde 
unweit  der  Thore  von  Cremona  geschlagen,  heisst  darum  auch 
bei  Dio  die  Schlacht  von  Cremona.  Betriacnm,  wo  eine  starke 
Reserve  geblieben  war,  lag,  wie  auch  Tacitus  h.  2,  44  angibt, 
sehr  weit  von  dem  Orte  der  Niederlage  entfernt:  fugere  paeeim 
Othoniani  Betriacnm  petentes;  immensum  id  spatium. 


Marcus  SalviiiB  Othö 


127 


Trotz  der  verlorenen  Scbkcbt  wäre  die  Sache  Othos  nocli 
Bicht  verloren  gewefleii.  Die  Prätonaner,  die  vor  grimmiger 
Wutb  knirscbten  und  behaupteten,  sie  wären  dnrcb  Verrath  beeiegt, 
PO  wie  eine  bedeutende  Reßerve,  die  noch  in  Betriaoum  stand  und 
noch  nicht  ins  Treffen  gekommen  war,  ferner  die  Trappen,  die 
Otho  selbst  bei  Brixclhim  noch  um  «ich  hatte,  endliob  die  3  niil• 
eiechen  Legionen,  die  ganz  intnct  bei  Äquileja  standen,  wollten 
noch  für  ihn  (kämpfen  b.  2,  44.  45),  Und  was  in  solcher  Lage 
die  Hauptsache  ist,  sie  liebten  den  Otho%  fü^t  Di  ο  ί>4,  12  hier 
hinKü :  ö  T€  μΕγιστον  έν  τοις  τοιούτοις  εστίν,  έφίλουν  τον 
"Οθωνα  και  ττασαν  αύται  ευνοιαν,  ουκ  άιτό  τής  γλώττης,  άλλα 
και  αττο  της  ψυχής  είχον. 

Freilich  sicher  war  der  Aoegaog  des  fortgesetzten  Krieges 
doch  nicht.  Tacitua  erwähnt  h.  2,  37,  dase  eine  Anzah!  von 
Gewährsmännern  berichteten,  es  hätten  in  beiden  Heeren,  dem 
des  Otho  und  dem  des  Vitellius,  sei  es  aus  Angst  yor  dem  Bürger- 
krieg, sei  es  aus  Ekel  vor  den  beiden  Hänptern,  deren  Schand- 
thaten  von  Tag  zu  Tag  mehr  bekannt  und  besprochen  wurden, 
sich  Zweifel  geltend  gemacht,  ob  man  den  Streit  nicht  aufgeben 
und  in  gemeinsame  ßerathung  treten  oder  auch  dem  Senat  über- 
laaeen  solle,  einen  Kaiser  zu  wählen.  Die  Otboiüaniechen  Feld- 
herrn  hätten,  nacb  jenen  Berichteretattern,  wohl  auch  Verzug  ge- 
sucht für  Herbeiführung  einer  Entscheidungj  besondere  Paulinue, 
der,  wenn  die  Wahl  bei  dem  Senat  stand,  bei  seinem  ruhmvollen 
Namen  grosse  Hoffnung  auf  den  Thron  gehabt  hätte.  Dass  Pau- 
linus  je  eine  solche  Möglichkeit  für  Beilegung  des  Streites  ine 
Auge  gefas^t,  dazu  hält  Tacitys  ihn  für  zu  klug^  dass  es  aber 
der  stille  Herzenswunsch  von  Manchem  gewesen  sein  möge,  statt 
des  Streites  Ruhe,  und  einen  braven,  recbtschaffenen  Kaiser  an- 
statt der  schlimmen,  schandbaren  zu  haben,  will  er  nicht  leugnen. 
Das  ist  bezeichnend  fiir  den  Weitergang  der  Dinge  und  für  die 
Entschlüsse  Othos.  Denn  auf  ein  Heer,  dessen  tüchtigste  Miinner 
nicht  mit  ganzem  Herzen  bei  ihrem  Fürsten  sind,  ist  in  entachei- 
dender  Stunde  nicht  zu  zählen.  Was  das  Heer  des  Otho  angeht^ 
so  war  jetzt  sein  tüchtigster  General,  Paolinus,  niabt  wieder  ins 
Lager  bei  Belriacum  zurückgekehrt^  sondern  hatte  es,  ebenso  wie 
Licinius  Proculus,  zu  betreten  vermieden  (Flut.  0*  13),  wahr- 
scheinlicb  aus  Furcht,  dass  man  ihn  empfangen  möchte,  wie  inau 
den  Legaten  der  13.  Legion  empting,  indem  man  ihn,  Vedius 
Aquila,  unter  Schimpf  Worten  und  Tbiitlicbkeiten  als  Verrat  her 
lohrie  (b.  2,  44);    more  vulgi  suuni  quisque  tlagitinm  aliie  ob- 


128 


Ptul 


iect&ntee^  setzt  Tacitu»  biozu.  Titiaim»  und  Celeut  waren  diirtli 
ÄTiniuB  Gallüfl,  der  seit  dem  Hturze  mit  dem  Pferde  ΐπι  Lager 
zurückgeblieben  war,  vor  der  Wuth  der  Soldaten  bewahrt  wof- 
den;  Amiiufl  führte  den  Wutbentbranoten  *u  Gemütbe,  wie  lh6• 
riebt  nach  dem  Scblage  ein  BltilrergieBflen  unter  deo  eig^neo 
Leuten  sei  and  wie  alles  üeil  für  die  Besiegten  in  der  Einigkeit 
liege.  Aucb  war  die  Wutli  der  Maeseo,  abgeeehen  von  den  Pri« 
torianern,  nicht  ein  AuebrueU  der  Kampfeeloet.  Im  GegentheJl« 
ibr  Miith  war,  immer  abgeeehen  von  den  Pratorianern,  ©in  ge• 
brochener  (ceterie  fraclue  animue,  b.  2,  44).  Wie  wenig  Kampf«•• 
lust  bei  den  Otbonianet  π  da  war,  zeigte  eich  am  folgenden  Tage. 
Die  Vitelliaiier  hatten  mit  der  Verfolgung  eine  römieche  Xeile 
vom  feindlichen  Lager,  fünf  Meilen  vor  Betriacum  Halt  gemacht. 
Α  Dl  folgenden  Tage  nun  waren  auch  diejenigen  von  den  Otko- 
iiianern,  deren  Gebabren  kurz  vorher  ein  unbändiges  gewesen 
war,  zum  Nacligeben  bereit.  Es  wurde  eine  Gesandtschaft  zo 
den  VitellianiacbeD  Führern  geschickt,  Dieee  waren  zum  Frie- 
den geneigt  und  wie  die  Gesandten  nach  einiger  Verzögerung 
bei  den  Vitellianern  in  ihr  Lager  zurückkehrten,  folgten  diese 
ihnen  ebendahin.  Da  brachen  Besiegte  wie  Sieger  in  helle  Thränen 
aus,  beklagten  in  wehmütbiger  Stirn niung  das  Geschick  des  Bürger- 
kriegs und  traten  in  die  Zelte  der  Brüder  und  Verwandten  ein, 
um  die  Verwundeten  zu  pdegen.  Die  Belohnungen,  die  ihnen 
bisher  als  Frucht  des  Sieges  entgegen  gewinkt  hatteti,  erschienen 
ihnen  jetxt  als  zweifelhafter  Gewinn,  sicher  war  ihnen  nur  der 
Tod  so  vieler  Angehörigen  und  die  Trauer  um  sie.  So  schildert 
Tacitus  die  Dinge  nach  der  Schlacht,  Plutarch  (0.  13)  weicht 
in  einzelnen  Angaben  ab,  aber  was  die  Stimmung  der  beiden 
Heere  betrifft,  inionderheit  aneli  die  Fnedensbereitschaft  der 
Othonianer,  trifft  er  mit  Tacitue  zusammen:  έπ€ΐ  b€  ττύρϋυμενοί 
(oi  ηγεμονικοί)  έώραιν  τους  στρατιώτας  είρήνης  5€ομ€νους  ..,,., 
έ^οΕε  Κ€λσφ  και  Γάλλψ  ßabiiciv  και  5ιαλ€Τ€0θαι  τοίς  π€ρι  τον 
KcKivav  και  Ούάλ€ντα*  Selbst  Titianus  war  für  friedliche  Ver- 
ständigung gewesen,  obsclion  nur  für  kurze  Zeit.  Es  ist  klar, 
mit  einem  Heere  iu  solcher  Stimmung  konnle  Otho  nicht  mit 
einiger  Hi<:L•erheit  der  Zukunft  entgegen  sehen  ;  auf  dauernden 
Erfolg  war  nicht  zu  rechnen,  w^olil  aber  auf  nnermesslicli  νϊ»•1 
Sorge  und  Elend. 

Da  msiciite  Otho  dem  Streit  ein  Ende  dun-b  eine  That,  die 
mit  vollem  Rechte  von  den  Alten  einmüthig  bewundert  und  ge- 
priesen  wird.     Er  erklärte^  dass  er    durch    seinen  Tod    der  Welfi 


I 


Caieer  Marcut  Salviu«  Otho 


12tt 


» 


den  Frieden  zurückgeben  wolle.  Uiiersükrockea  und  fest  in  eeiiiem 
Entechlttea  liatte  ütho  zu  Brixellum  die  ßotficljafl  von  der  Schlacht 
erwartet.  Zuerst  kam  nur  ein  Gerütiht  vcm  deui  schweren  Vn* 
heil,  dann  braühteii  Flüchtlinge  aus  der  Sehlaoht  selbst  die  Nach- 
richt vaii  dem  verlorenen  Tag*  Nach  Dio  64,  11  war  es  eiu 
Reiter,  der  dem  Otho  zuerst  die  Niederlage  meldete  und  der  von 
Othüs  Umgebung,  die  die  Sache  niebt  glauben  wollte,  für  einen 
Flüchtling  oder  Feind  erklärt  wurde.  Darauf  soll  er  geantwortet 
haben ;  'wenn  doch  meine  Nachriebt  falsch  wäre,  ο  Kaiser!  Gern 
würde  ich  sterben,  wärest  Du  nur  Sieger!  JetÄt  aber  will  ich 
aus  dein  Leben  scheiden,  damit  ich  nioht  um  eigener  liettung 
willeij  geflohen  zu  sein  öcbeine.  Du  aber  faeae  Deinen  Ent• 
schluBs,  was  Du  thun  nius»t;  denn  nicht  lange,  so  werden  die 
Feinde  da  sein.''  Nach  diesen  Worten  habe  er  sich  getödtet. 
Dieser  Bericht  des  I>io  ist  nicht  uuglauhlich^  weuii  man  bedenkt, 
das»  Otho  grosse  Liebe  bei  seinen  Truppen  genose.  Auf  den  Tod 
dieses  Soldaten  berief  er  sich  auchi  als  kurz  darauf  die  Seinen 
ihn  inständig  und  unter  L'hränen  baten,  er  müge  sich  schonen. 
i'Ich  werde  ihm  folgen,  sagte  er,  um  in  Zukunft  nichts  Α  ehn  Hohes 
mehr  zu  sehen  oder  zu  hören'  {Dio  «U^  14).  Von  diöMcm  Sol- 
daten und  seiuem  Ende  berichtet  auch  Suüton  (0*  5U}  und  fügt 
bei:  Otho  habe  gerufen,  er  düi'fe  solche  Männer  nioht  länger  in 
Gefahr  stürzen. 

Aber  wie  es  sich  mit  dieser  ersten  Melduifg  auch  verhalten 
mag,  unbedingt  sicher  ist  auch  nach  Tacitus  die  treue  An- 
hänglichkeit der  Truppen  an  Otba  auch  nach  der  unglücklichen 
Schlacht.  l>ie,  welche  ihn  umgaben^  riefen  ihm  zu:  er  solle 
guten  Muthes  aein,  noch  seien  Krälte  da,  die  unversehrt;  sie 
selbbt  seien  zu  Sieg  oder  Tod  entBcbloüsen.  In  der  That  sie  waren 
vom  Taumel  der  Begeisterung  ergrilTt^n  und  wollten  sich  um  jeden 
Preis  schlagen*  Sie  streckten  die  Bände  nach  Otho  aus  und  um- 
fassten  seine  Kniee*  Plutarch  (O,  15J  berichtet  von  einem  ge- 
meinen Soldaten,  der  das  Schwert  zog  und  mit  dem  Ruf:  'wisse 
Cäsar,  so  sind  Äile  bereit  für  Dich  in  den  Tod  zu  gehen  Γ  sich 
tödtete«  PlotiuH  Firmus,  der  andere  Lagerpräfect  der  Frätorianer, 
redete  in  ihn  ein,  er  solle  nicht  das  treueste  Heer,  nicbt  die 
besten  Soldaten  verkssen.  Es  gehöre  ein  grösserer  Muth  dazu, 
Unglück  zu  ertragen,  als  das  Leben  zu  verlassen ;  tapfere  Männer 
hielten  auch  im  Missgeschick  fest  an  der  Hoffnung,  Je  nachdem 
(Hho  solcbes  Zureden  mit  einem  naohgiebigen  oder  mit  einem  un- 
beugsamen Gesichtsausdruck  aufzunehmen  schien,  erscholl  Beifall 


130 


Patil 


der  ITmeteljenden  oder  Seufzer.  Gewiee,  iiAob  der  Slimmtut^ 
üieeer  Soldaten,  di»r  Prätorianen  die  dem  Otiio  atif  Tod  und  Leben 
ergeben  waren  (|jropriii»  Othtiiue  milee,  h.  2,  46),  und  uAch  «ir 
der  drei  mösiioUen  Legionen,  die  bereite  in  Aqoili»}«  «t«i] 
konnte  der  Krieg  wieder  aufgenommen  werden.  Auch  die  Hi 
in  Asien,  Syrien,  Aegypten  und  Judäa  waren  noch  für  iho,  da 
der  Senat,  ja  nogar  die  Kinder  und  Frauen  eeiner  Geg-ner,  dit 
sich  in  Rom  befanden*  *Äbcr,  eagte  er  nach  Plul,  O,  15,  ef 
kein  Krieg  gegen  einen  Hannibal  und  Pyrrhue  oder  gegen  diti 
Cimbern  für  Italien,  eondern  Römer  kämpfen  mit  Römern,  Sieger 
wie  Besiegte  «chädigen  da«  Vaterland*,  t^nd  weil  dieser  Krie^ 
in  aeiner  Schreckgestalt  ihm  eo  vor  Augen  titand  (bellam  atroi, 
lugtibre,  incertum  Tictis  et  victoribaa),  so  war  er  enteohloaMa, 
der  Sache  ein  Ende  zu  machen  (ipee  avereua  a  consilila  bellt, 
h.  2,  46.  47  Plut.  0.  15),  Er  habe  gezeigt,  so  eagte  er  zu  eeioei 
Getreuen^  dae«  er  Glückswacheel  ertragen  könne.  Die  Kürze  aeiner 
RtgieruDg  «ei  für  Benrtheilüng  seiner  Person  nicht  in  Betracht 
zu  ziehen;  denn  e«  sei  schwerer  ein  Glück  nicht  zu  miaabrancbca, 
daß  man  nicht  lange  zu  haben  glaube.  *Πβτ  Bürgerkrieg  ging 
von  Vitellius  aus;  daae  aber  nur  ein  Mal  gekämpft  wird,  mit 
dieaer  lüblichen  That  will  ich  vorangehen.  Nach  diesem  Opfer 
aoll  die  Nachwelt  den  Otho  achätzen.  Mag  Vilelliua  aicb  aeinei 
Bruderp,  seinee  Weibes  und  seiner  Kinder  erfreuen,  ich  will  keine 
Rache  und  keinen  TrouL  Mögen  Andere  die  Herrschaft  länger 
in  der  Hand  baben^  Keiner  soll  eie  aber  mit  gleichem  Muthe  auf• 
gegeben  haben*.  Kr  wolle^  eo  eagte  er  weiter,  nicht  die  Verant- 
wortung auf  eich  nehmen,  daea  sa  viele  römißche  Männer,  eo 
viele  ausgezeichnete  Heerschaaren  wiederum  auf  den  Schlacht- 
feldern blieben.  Mag  der  Gedanke  micli  in  den  Tod  begleiten, 
dass  ihr  für  mich  habt  sterben  wollen,  aber  ihr  sollt  am  Leben 
bleiben !  Und  nun  wollen  wir  nicht  länger  zögern,  ich,  daae  ieh 
euer  Leben  sichere^  ihr,  dase  ihr  mich  kennen  lernt  ale  feateii 
Charakter.  Mehr  über  das  Ende  zu  sagen,  wäre  unmännlich. 
Sehet  es  aJd  Beweis  meines  festen  Sinne»  an»  da&s  ich  über  iiie- 
mand  klage.  Denn  Götter  oder  Menschen  anklagen,  ist  Sache 
dessen,  der  leben  will*  (b.  2,  47). 

Darauf  redete  er  noch  die  Einzelnen  freundlich  an;  sie 
sollten  eilen  und  nicht  durch  längeres  Verweilen  den  Zorn  dei 
Siegers  noch  aufreizen.  Das  that  er  mit  heiterem,  stillem  Ant- 
litz und  mit  unerBcbrocker.em  Ausdruck  in  Wort  und  Rede  (φαΐ* 
bpuj    καΐ  καθεστιίίτι   προσώπψ    Plut.   Ο.   15),    wodurch    ^ 


Kaiser  Marcui  Salvias  Otho 


131 


Thränen  der  Seinen  liemmte,  die  zur  Stunde  nicht  migebracjbt 
waren.  Dann  befahl  er,  ihnen  RchiflTe  und  Fahrzeuge  zur  Ab- 
fahrt zu  geben*  Schriftliche  Eingaben  unil  llriefej  tlie  eine  Pur- 
leinahme  für  ihn  oder  Vorwürfe  und  Schmähungen  gegen  YttelliuB 
anfwiesen,  vernichtete  er  und  verth eilte  unter  «eine  Freunde  Geld 
in  epareamer  Weiße,  je  nach  VerdienPt  und  Benöthigung.  Reines 
Brudere  Sohn  Salvius  Coccejanue,  der  in  jugendlichem  Alter  stand 
und  ängstlich  und  traurig  war,  tröstete  er  noch,  lohte  seine  kind- 
liclie  Anhänglirhkeit  an  ihn  und  tadelte  seine  Furcht.  Vitellius 
rerde  nicht  so  grausam  sein,  dase  er  ihm,  dem  Otho,  für  die 
Erhfiltung  seinefl  ganzen  Hanpee  mit  dem  echnödeeten  Undank 
lohne.  Kr  verdiene  durch  seinen  freiwilligen  Tod  die  Milde  des 
Biegers;  wenn  er  gewollt  hätte,  so  hätte  er  noch  kämpfen  können. 
Er  Labe  dem  Staat  das  achliramste  Unheil  erspart.  Möge  also 
^  Salviua,  der  Neife,  mit  starkem  Müthe  das  Leben  ergreifen  und 
l^weder  je  vergessen,  dase  ein  Otho  sein  Oheim  gewesen  sei,  noch 
auch  alizu  sehr  daran  denken  (h.   2,  48   Plut.  0.   16). 

Darauf  venibscliiedete  er  Alle  und  wollte  ein  wenig  ruhen, 
[icbrieh  aber  erst  noch  zwei  Billets,  an  seine  Schwester,  die  er 
tröstete,  und  an  die  Statilia  Mesealina^  die  Urenkelin  des  bei  Au- 
guetus  in  hohem  Ansehen  etehenden  8tatiliu8  Taurue»  Diese 
hatte  Nero  nach  dem  Tode  der  Poppaea  Sabina  zur  Frau  ge- 
nommen, nachdem  sie  schon  viermal  verheirathet  gewesen  war, 
zuletzt  mit  Atticufl  Vestinue,  der  sie,  obgleich  er  wusste,  daes 
Nero  zn  ihren  Liebhabern  gehorte,  doch  geheirathet  hattOi  wo- 
durch er  eich  freilich  den  Zorn  des  Nero  und  den  Tod  zuzog 
(Sueton    Nero  35),     Sie  hatte  den  Nero    liberlebt  und  mag  wohl 

Idie  AnfmerkBamkeit  des  Otho  als  die  Nachfolgerin  seiner  geliebten 
Poppaeß  auf  eich  gezogen  haben,  als  dieser  nach  zehnjähriger  Ab- 
wesenheit nach  Uom  zurückgekehrt  war  Sie  muss  wohl  schön 
gewesen  sein,  da  Otho  die  Absicht  gefasst  hatte,  sie  zu  heiratlien* 
Jetzt  schrieb  er  ihr  in  seinen  letzten  Stnnden  einen  Brief,  worin 
er  ihr  sein  Andenken  und  seine  irdischen  Ueherreste  empfahl 
(commendans  reliquias  suas  et  memoriam,  Sueton  0,  1Π.  Yergl. 
KSievere,  Studien  z.  Gesch.  d.  röm«  Kaiser  p.  124). 
^L  Wie  er  nun  so  mit  dem  Gedanken    an    den    Abschied   vom 

^Kidien  beschäftigt  war,  störte  ihn  ein   plotzlicber  Lärm.    Er  kam 
TOn  einer  wilden    Aufregung    der  Soldaten.     Sie   droheteu    ihren 
Officieren,  die  eben  im  Fortgehen  begriffen  waren,  den  Tod,  w^enn 
.      sie  ibren   Herrn   verliee^en;   denn    sie    sahen  in  ihrem  Fortiieben 

._ 


132  Paul 

ginius  RufuB  erbittert,  jenen  Sieger  über  den  Vindex,  der  »eh 
nur  ungern  nn  G.ilba  angeRchloRHen,  ιιηΊ  den  Otho  gleicit  nach 
seiner  Thronbefiteigung  zum  Coneul  für  März  und  April  69  er- 
nannt hatte  (h.   1,  77). 

Warum  diese  Prntürianertruppen,  die  nicht  die  frfifaereo 
germanischen  Truppen  des  Verginius  waren,  hier  gegen  diefen 
wackren  Mann  so  erbittert  waren,  sagt  Tacitae  nicht;  ^rub^ 
scheinlich  hielten  sie  ihn  auch  für  einen  Verräther,  wie  die  in- 
dem. Sie  belagerten  das  Haus,  in  welchem  er  eich  verschloesen 
hielt.  Da  trat  Otho  unter  sie  und  tadelte  mit  strenger  Miene 
und  scharfen  Worten  die  Anstifter  des  .Xufruhrs,  der  nun  be- 
schwichtigt wurde  (Plut.  0.  16).  Diesen  Aufruhr  der  PrStorianer 
gegen  den  Verginius  Rufus  trennt  Plutarch  (Ό.  17)  von  dem 
gegen  die  abreisenden  Freunde  des  Otho  und  die  Senatoren,  die 
bei  ihm  im  Heere  waren  (0.  D»).  Er  verlegt  ihn  yielmehr  in 
die  Zeit  nacli  dem  Tode  des  Otho.  Da  hätten  sie,  die  Präto• 
rianer,  erfahren,  dass  noch  einige  Senatoren  da  seien;  dieee  hätten 
sie  abreisen  lassen,  nur  den  Verginius  Rufus  nicht.  Bewaffnet 
seien  sie  in  sein  Haus  gekommen  und  hätten  von  ihm  verlangt, 
er  sollte  entweder  die  Kaiserwürde  oder  die  Gesandtechaft  η 
Unterhandlungen  mit  dem  Feinde  übernehmen.  Er  aber,  der 
weder  das  Eine  noch  das  Andere  gewollt,  sei  durch  eine  hintere 
Thür  entwischt  (Plut.  0.  l^).  WMr  schliessen  uns  hier  an  Tacit» 
an,  der  den  Verginius  zugleich  mit  den  andern  Freunden  des 
Otho  bedrolit  sein  und  durch  das  strenge  Auftreten  des  Otbo 
entkommen  lässt.  Ein  zweimaliger  Aufruhr  der  Soldaten  liwt 
sich  schwerlich  denken. 

Nach  der  Stillung  des  Aufruhrs  hatte  sich  Otho  wieder 
zurückgezogen  in  sein  Gemach,  da  er  seine  Freunde  gesichert 
sah  (h.  2,  49).  Als  dann  der  Tag  sich  zu  Ende  neigte,  stillte  er 
seinen  Durst  mit  einem  Trünke  kalten  Wassers.  Darauf  Heu 
er  sich  zwei  Dolche  bringen  und  ]>rüfte  die  ScbUrfc  eines  jeden, 
nahm  dann  den  Einen  und  legte  ihn  unter  sein  Kopfkissen.  So 
berichtet  Tacitus  h.  2,  4i».  und  das  ist  jedonfjills  glaubhafter, 
als  was  Plutarch  (0.  17)  er/älilt,  Otho  habe  i\n\  Dolch  in  seine 
Arme  gesiblossen,  €ΐς  τάς  άγκάλας  άναλαβών,  um  so  mehr,  als 
auch  Sueton  (0.  11)  sachlich  mit  Tacitu«  übereinstimmt,  wenn 
er  sagt:  Otho  habe  die  beiden  Dolche  auf  ihre  Schärfe  gepraffc, 
und  nachdem  er  den  einen  unter  sein  Kopfkissen  gelegt,  habe 
er  die  Thüren  seines  Gemachs  ijeötFnet  un.i  sei  in  tiefen  Schlaf 
gefallen.     Eine    andere    Ungenauigkeit    Plutarohs    ist    auoh    die, 


Kaiser  Marcus  Salviue  Otho 


133 


dasB  er  den  Otho  jene  verständige  GeMvertbeilung  erst  jetzt  im 
Angeeicht  seines  Todes  vornehmen  läsRt,  während  er  eje  nach 
I  Tacitus  schon  früher  vorgenoramen,  um!  zwar  wie  dieser  h.  2,  48 
herichtet,  an  seine  Freunde,  nicht  wie  Plutarch  (0.  17)  sagt,  an 
Beine  Sklaven. 

Nachdem  er  nun  erfahren,  dase  seine  Freunde  ahgerelst, 
verhrachte  er  die  Nacht  ruhige  und  nicht  etwa  echlaflos  fh.  2,49 
Plut.  aO.).  Beim  ernten  Morgei)grauen  stiese  er  sich  dann  das 
Schwert  in  die  Brust.  Plutarch  aO.  läset  ihn,  ehe  er  sieh  das 
Schwert  in  die  Brust  stieas,  einen  Freigelüsseiien  rufen,  mit  dein 

»er  für  die  abreisenden  Freande  vorher  alles  Köthige  angeordnet 
gehabt  hätte ;  nachdem  er  nun  von  diesem  erfahren,  dass  9ie  fort 
seien  und  jeder  da»  Nöthige  empfangen  habe,  habe  er  zu  ihm 
gesagt:  *So  gehe  denn  Du  nun  und  zeige  Dich  den  Soldaten, 
wenn  Da  nicht  elend  von  ihnen  getödtet  werden  willst,  weil  Du 
mir  zum  Tode  verhol fen  hättest*.  Der  Freigelassene  sei  da  fort- 
gegangen und  nun  habe  sich  Otho  mit  beiden  Händen  das 
Schwert  in  die  Brust  gestossen.  Diese  Erzählung  scheint  doch 
nach   der  Manier    des  Plutarch    einigermaassen  decoriert  worden 

■  tu.  sein,  da  Tacituß  von  dem  Freigelassenen  Nichts  weiss  und  den 
Otho  die  Nachricht  von  der  Abreise  der  Freunde  schon  erhalten 
läset,  ehe  er  sich  zum  Schlaf  niederlegte,  nicht  ehe  er  sich 
tödtete.  —  Auf  das  Todesröcheln  des  Sterbenden  waren  Freige- 
lassene und  Sklaven  mit  dem  Plntius  Firmtis,  dem  prätorianischeu 
Lagerpräfecten,  ins  Zimmer  getreten;   sie  fanden  nur  eine  einzige 

t  Wunde  an  dem  Entseelten.  Man  nahm  sofort  seine  Bestattung 
vor.  Er  hatte  inständig  gebeten,  dass  man  ihm  nicht  das  Haupt 
abschneide  und  es  zum  Gegenstande  des  Gespöttes  mache,  wie 
das  in  so  scheusslicher  Weise  nut  dem  Haupte  des  Galba  ge- 
schehen war.  Seinen  Leichnam  trugen  die  Prätorianer  unter 
Lobsprüchen  und  Thränen;  die  Andern  bedeckten  seine  Wunde 
und  seine  Hände  mit  heissen  Küssen.  Manche  dieser  Soldaten, 
von  denen  Viele  bei  der  Nach  rieht  von  seinem  Tode  herzuge- 
H  strömt  waren  (Plut,  0.  17),  tödteteo  sich  neben  dem  Scbeiter- 
^  häufen,  auf  den  man  ihn  gelegt  hatte,  und  zwar  nicht,  wie  Plu* 
tarch  und  Tucitus  h.  2,  49  ausdrücklich  bemerken,  weil  sie  den 
Verlust  genossenen  Gutes  zu  betrauern  geliabt  hätten,  oder  aus 
Furcht  vor  kommenden  Vebeln,  sundern  weil  sie  der  gross* 
herzigen  That  ihres  Kaisers  folgen  wollten  und  aus  Hingebung 
^■ftir  ihn  (quidam  militum  iiixta  rogtim  interfecere  ee^  non  noxa 
neqne  ob  metum»    sed  aemulatione  decorie  et   caritate  prinoipis^ 


ΪΜ 


Psal 


'Keinem  AHeinlierrurlier  odi-r  Kdoi^,  •*|^  Plftfardi  (Ο.  17),  scbebt 
e'me  »o  grenzetiloite  LieW  tum  Hemcbeo  moe  gfwolml  m  habta. 
wie  jeneii  zum  Untertbänij7<«dit.  .  .  Auch  παρΗ  wtneni  Tc»de  wm^ 
(ieti  fle  die  Hehmoebt  niicli  ibn  tiimmer*  (οΰς  χβ  μηδ*  άνο- 
θανόντος  6  πόθος  προδλιττ€νκ  Und  diene  «eine  That  «ninlt 
boebg^prifteti  ntcbt  blo«  van  Ei  dm  Inen,  «ondem  τοη  allen  Lafrtr»» 
wo  Trappen  von  tbni  standen  ipottea  promiece  Betrtaci  Pb- 
eantlae  aliieqoe  in  coetrie  cislpbralum  id  genue  oiortia,  Tac  aO.)* 
Bieaa  Wortf  de•  Tarituf  interpretiert  Otto  Seeetc  (G««eli.  dw 
Untergänge  der  antiken  Welt  1^  366,  dabin,  daet,  nacbdetn  Otbo 
dnrcb  eigne  Hand  gefallen,  ee  anter  seinen  Truppen  'hriaabe 
zum  Sport'  geworden  sei,  'diei  ßeiepiel  nacbzuahmen\  F•  ifl 
aber  nicbt  notbwendig,  daa  'oelebritum  tu  zu  erklären,  Aach 
ein  Grabmal  wurde  ibm  erricbtet  von  aneprucbsloeem  Aaseelica, 
weil  en  dArntn  gerade  Dauer  verbiete  ^Otboni  sepalcratn  exüitmo- 
tum  est  niodicum  et  nian^Dniin,  Tac.  b.  2»  49j.  Der  Zneiata  et  tnaa* 
eunmn  «oll  darauf  btnwciaen,  das«  dae  acbUcbte  Deokmal  den 
Grimm  der  Macbthaber  nicbt  beraunfordern  konnte.  Vitellia« 
meinte,  wie  er  es  aab:  dieReR  Manaoteum  pa^ae  für  Otbo  (Suetuit 
Vit.  10).  Platarcb ,  der  ea  nocb  zu  Brixellum  aab«  ala  er 
mit  dem  ConBulareo  Meatriua  Florua,  der  au  den  von  Otbo  aua 
Rom  mitgenommenen  Senatoren  geborte,  über  daa  Sch1acbtiel4 
gingf  nennt  ee  ebetifullR  ein  μνήμα  μ^τρίον  (Plut.  Ο.  14.  18). 
Kb  hatte  &h  Anfacbrift  iüe  Worte:  'den  Manen  dea  Marcua  Otbo\ 
wenn  man  mit  Laberk  lieat:  Δαίμοσι  Μάρκου  "Οθιυνος,  anstatt 
der  tiburlieferten  Leeiirt:  6ηλϋϋσ€ΐ  Μ.  0.,  wua  keinen  Sinn  giebt 

Otbo  atarb  am  16.  April  69  n.  Cbr.,  im  beinabe  voll- 
endeten ^1.  Jabre  eeinea  Lebena,  am  02.  Tage  seiner  Hegiernng. 
Geboren   war   er    im  Jabre    785  u,  c*   (IV  kal,  Mai.),  32  n.  Chr, 

Wae  die  ietzte  Tbat  dea  Otbo,  «einen  freiwilligen  Tod,  be- 
tritt, ao  will  C.  Peter  Geacb.  R,  HI,  p.  397  ibr  eine  gewiaae 
Grösse  nicht  abepreoben,  meint  aberi  daaa  die  Ueberaättigung 
durcb  die  genoeseiien  Hei/e  de»  Lebens  und  die  Scbeu  vor  veetteren 
Anstrengungen  und  öefabren  einen  nicbt  geringen  Tb  eil  daran 
gebabt  halten.  Dit^ae  Aneicbt  iat  acbwerlicb  richtig,  obwobl  Peter 
aicb  dafür  auf  Plutarcb  0.  9  atützeii  stu  kthmen  «cheiDt,  wenn 
auch  an  dieaer  Stelle  nur  die  Ungeduld  Otboi  und  sein  Unge- 
atüm,  die  Dinge  durcb  eine  Scblaebt  zur  Enti^cheidung  zu  bringen, 
nu!)  seiner  Uubekanntucbaft  mit  Erieg  und  Kriegagefabren  und 
aeinem  üppigen  GenuaHleben  von  Plutarcb  erklärt  werden  aoll. 
Aber    eine  Scbeu    vor   Anatrengungeu    und  Gefabren,    wie  Peter 


Kaiser  Marctia  S&lvine  Otho 


135 


den  will,  kannte  Otbo  nach  den  Zeugnbeen  des  Tacilus  uicIiL 
ich  an  UebeisUttigung  durch  Bein  wildes  Genueeleben  litt  er 
keineswege.  Da,  wo  Tacitus  den  Otho  mit  Vitellias  vergleicht, 
b,  2^  31,  Bcb reibt  er  nacb  dem  Zeügniee  der  Zeitgenossen  wohl 
dem  VitelHiis  'ignavae  voluptates*  zu,  dem  Otho  aber  'flagran- 
tieeimae  libidinee  .  also  nofh  immer  brennende  Begier  nach  des 
LebeiiR  GentisBen  Hätten  die  genoaeenen  Reize  des  Lebene  ihm 
eine  Scheu  vor  weiteren  Anstrengungen  eingegeben  gehabt, 
Tacituß  hätte  nicht  von  ßeiiiem  Tode  ak  einem  facinne  egregium 
sprechen  können,  wodurch  er  eich  Ansprach  auf  dauernden  Nach- 
ruhm erworben  habe.  Eh  liegt  Nichte  vor,  warum  wir  an  dem 
Grunde,  den  Otho  selbst  fiir  seinen  freiwilligen,  mit  der  ruhigsten 
Entecbloefienbeit  gewählten  Tod  angiebt,  zweifeln  sollten.  Er  hielt 
sein  Leben  für  einen  zu  hohen  Preis,  um  dem  Bürgerkrieg  kein 
Ende  zu  machen,  wenn  ee  auf  ihn  ankam  (h.  2.  47).  Wenn  auch 
Plutareb  der  Abechiedsrede  dea  Otho  (0*  15)  manche  eigene  Zu- 
tbat  hinzugefügt  haben  mag,  so  hat  er  doch  sicherlich  in  seinem 
Geiste  gesprochen,  wenn  er  ihn  aagen  täeet:  'Wenn  ich  der  Herr- 
schaft über  die  Römer  würdig  gewesen  bin,  so  darf  ich  auch 
mein  Leben  für  das  Vaterland  nicht  schonen  (bei  μ€  της  έμής  ψυ- 
χής ύτΐέρ  τής  πατρίδος  άφειΟΕίν).  Ich  eehe  nicht,  wie  leh  den 
Römern  mehr  zum  Heile  sein  kann,  wenn  ich  den  Sieg  davon- 
getragen haben  werde,  als  ich  es  ihnen  bin,  wenn  ich  mich  selbst 
für  den  Frieden  und  die  Eintracht  und  dafür  werde  hingegeben 
haben,  dase  Italien  nie  wieder  einen  solchen  Tag  aieht*.  Solche 
Aeusserungen  stimmen  mit  dem  überein,  was  Sueton  von  seinem 
eignen  Vater  Sueton iue  Laetus  bericbtel,  der  als  Kriegstribun 
der  13.  Legton  die  Schlacht  hei  Betriacum  mitmachte.  Dieser 
hat  bald  nach  dem  Tode  des  Otbo  seinem  Sohne  häufig  erzählt, 
dasB  derselbe  schon  als  Privatmann  den  Bürgerkrieg  so  sehr 
verabscheut  habe,  daas  er  einst  bei  einem  Gastmahl,  als  auf  das 
Ende  des  Cassius  und  Brutus  die  Rede  kam»  sich  vor  Grausen 
geschüttelt  habe  (ut  .  ,  .  cuhorruerit,  0,  10).  Glaublich  ist  es 
Also,  was  Viele  nach  seinem  Tode  annahmen,  Otho  habe  mehr 
aüH  Rücksicht  auf  das  Gemeinwesen  und  aus  Scheu,  die  Herr- 
schaft mit  dem  Opfer  so  vieler  Menschen  zu  behaupten,  den 
Todesgedanken  gefasst,  als  aus  V'erzweiflung  oder  aus  Misstrauen 
in  seine  Truppen,  von  denen  noch  Viele  in  gans  unversehrtem 
Zustande  gewei*en  seien,  während  Ändere  ganz  frisch  aus  Da!- 
matien,  Pannonien  und  Mösien  dazu  gekommen  wären  (Sueton 
LO.  9). 


13β  Panl  Kaiser  Marcui  SmWiiu  Otho 

Wollen  wir  aber  das  Haaptmotiv  anchen,  wm  den  Otho  in 
dienem  Entfloh  Ια  8«  eine«  heroi  Beben  Entaagena  brachte,  ao  war  es 
der  Zweifel,  ob  er  die  Sache  durchfuhren  könne.  Daher  das 
Gefühl,  daiifl  er  flchöner  flterben  könne,  alu  die  Herrachaft  führen 
(τΓΐστ€ύσατ€  πολλάκις,  δτι  ^ύvαμαι  κάλλων  όποθαν€ΐν  ή  δρχ€ΐν, 
Plut.  Ο.  15).  Eine  Unnicherheit  und  Miratrauen  in  aein  Feld- 
herrntnlent  hatte  ihn  flchliefl^lich  dazu  gebracht,  der  Entacheidongs- 
flchlacht  fem  zu  bleiben.  Auch  Reine  Ungeduld,  die  er  nach 
allen  Berichten  in  den  Iftzten  Tagen  im  höchsten  Grade  seigte 
(Tac.  h.  2.  31.  33.  39.  40  Plut.  0.  9  Sueton  0.  9),  verrftth  einen 
gronaen  3fangel  an  Selbstvertrauen.  Er  hatte  daa  beatimmte 
Gerdhl,  dass  die  Entscheidung  der  Dinge  nicht  von  ihm  ahhiog, 
er  vielmehr  den  Lauf  derselben  dem  Zufall  tiberlaaaen  mflsse 
(μ€θ€Ϊνοι  τά  πράγματα  προς  τό  συντυχόν),  wie  sein  Cabinets- 
secretär,  der  Rhetor  Secundus.  von  ihm  sagt  (Plnt.  O.  9).  Da 
war  der  Entschluss  zu  sterben  für  eine  cross  angelegte  Natnr, 
wie  Otho  war,  ein  sich  mit  Nothwendigkeit  einstellender.  Damm, 
wenn  Ifartial  ß,  32  ihn  wegen  seines  Todes  mit  Cato  gleich- 
stellt: 

Sit  CatOy  dum  vivit,  sane  vel  Caesare  raaior: 
dum  moritur,  numqnid  maior  Othone  fuit? 
so  hat    er  ebenso    recht,    als   wenn  er   als  entscheidendes  Motiv 
flir  seinen  Tod    ihm   den  Gedanken  zuschreibt,    er  habe  weiteres 
Blutvergiessen  verhüten  und  den  Bürgerkrieg  endigen  wollen: 
Cum  dubitaret  adhuc  belli  civilis   Enyo 
Forsitan  et  posset  vincere  moUis  Otho, 
Damnavit  multo  staturam  nanguine  mortem 
Et  fodit  certa  pectora  nuda  manu. 

Paul. 


AUS  DEM  ZWEITEN  BANDE  DER 
AMHERST  PAPYRI 


Der  erste  Band  der  aue  der  Sammlung  des  Lord  Amberst 
veröffentlichten  Papyri  hatte  eine  wesentliche  Bedeutung  für 
Theologen;  jetzt  ist  in  kürzester  Zeit  ein  zweiter,  glänzend  aus- 
gestatteter Band  gefolgt,  der  eine  reiche  Fülle  von  allerhand  Lit- 
teraturresten  enthält;  es  eröffnen  ihn  Classical  Fragmente,  wie 
auch  sonst  in  den  Publikationen  der  Engländer.  Die  Heraus- 
geber, Bernard  P.  Grenfell  und  Arthur  S.  Hunt,  haben  wieder 
ein  hervorragendes  Stück  Arbeit  geleistet,  und  ich  meine,  dass 
man  ihnen  für  ihre  Verdienste  keinen  besseren  Dank  abzustatten 
im  Stande  ist,  als  indem  man  fitere  Kreise  auf  diese  in  Deutsch- 
land nur  in  Ausnahmen  zugäAglicbe  Veröffentlichung  hinweist 
und  durch  ein  paar  Proben  des  Inhalte  ein  Interesse  für  sie  zu 
erwecken  sucht. 

Im  Anfang  stehen  die  Reste  einer  Tragödie,  streng  gebaute 
Trimeter.     Erkennbar  ist  der  Schluse  einer  Botenrede: 

ταυτ'  άγγελών  σοϊς  ου  καθ'  ήοονήν  οόμοις 

ήκω*  σύ  b',  ώνα£,  τής  έκεΐ  φρουράς  w- 

φρόντιΓ  δττως  σοι  καιρίιυς  ?Ε€ΐ  ^_. 
Der  Antwortende  muss  Hektor  sein;  der  zunächst  zum  υπηρέτης 
spricht: 

χώρει  προς  οίκους  δπλα  τ*  έκκόμχΐέ  μοι 

και  τήν  Άχιλλέιυς  οοριάλιυτον  ασπίδα. 

ΪΕιυ  γάρ  αυτήν  τήνοε  καίΐ  προβλήσομαι 
Indem  er  fortfährt,  erfüllt  ihn  Unruhe^;    den  Boten  jagt  er  weg 
als  Böses  vorbedeutend ;  trotzdem  ist  er  bereit  zu  gehen  ^  und  den 


^  κα(  πυις  τέθραυσμαι  sicher.    Davor  etwa  έγώ  τ'  έμαυτοΟ  χ€(ρον[α 
γνώμην  ίχφ  nach  zahlreichen  euripideischen  Analogien. 
2  Etwa  äW  ουδέν  ή  [μέλλησις ]  έλθών  b\ 


\m 


Bjidi^rTnaoHer 


KaTnpf  zw  wapren.  Die«  mn«»  der  Rinn  der  letzten  V#rpr  ii^tit, 
die  «ich  leifler  ntir  gRnz  nnnicher  im  Wortlant  feetetellen  ]a«em. 
Aber  deutlich  utelU  eieli  heraus,  daef*  Hektor  Tor  dem  Zweikampf 
mit  Achilleue  redet ;  demnjich  iet  der  Rchanplatz  TroJÄ,  und 
wenn  er  es  in  dieier  '  RÖBtun^n^Hcene  war»  io  musp  er  es  eben 
im  ganzen  Stück  ^eweeeif  »ein.  Da«  verlanj^  da«  Geaeti  von 
der  Einheit  de»  Orte«*  Also  kann  von  einem  Drama,  in  dem 
Achill  die  Hatiptrnlle  Rpielt,  von  einem  Stück  wie  die  Μυρμι- 
ϊϊόν€ς  oder  Nηpηt^€ς  dee  Aischyloe*,  keine  Rede  aein. 

So  wie  die  Din^e  liegen,  kommt  von  den  tiberlieferteti 
Tragödientitel n  nur  einer  wahrhaft  in  Betracht,  der  Hektor  dct 
AstydamaH.  Bieaei»  Stück  aber  ift  gleichfalle  hochberiihmt  ge- 
wenen,  wie  eine  Bemerkung  des  Plutarcb  verrith;  nach  Welkem 
Vermnihiing  hat  es  Naevine  im  Hector  proficiecena  nachgebildet. 
Wir  kennen  daraua  nnr  die   Worte: 

hilm  κυνήν  μοι,  ηρόύπολ^   .  .   .  . 
μη  και  φοβηθτ)  τταϊς 
Worte,  die  der  gewappnete   Hektor   PpricHt^    aU    er    im   Begriffe 
Rtehf,  von   aeinem   klfiinen  Sohne  AhBchied   zu  nehmen*      Da«   neu 
veröffentlichte  Fragment  Hcheint  einer  knrjs  vorhergehenden  Seen• 
anzugehören  *. 

Anachlieaeen  mochfe  ich  hier  den  Hinweia  aaf  Pap,  XVll, 
Reale  einer  anaführlirhen  Hypotheaia  zn  dem  Eanpideiscben 
Skiron;  die«  Stück  hat  Blaaa  durch  eine  Coincideni  mit  Nanek 
fr.  679  scharfsinnig  erarhloeeen*  Merkwürdig  iat,  daaa  Veree 
daran»  in   der  Hypotheftifl  citirt  werden  : 

w 

πρόλογος  ^^5€ϊ[κται"  έν 

Ιάμβοις.  έιταιν[€Ϊται  hk 

καίΐ  πΐ€ρι  τ[ο|ο  τταν[τός  (ie.  imprimie) 

τών  ιάμβυυν,  ου  {=  ubi)  λέγ[6ΐ• 

*7τρ00αντες  oubev  έ[στι  .... 
Die  Verae  »ind  leider  nicht  sicher  herzustellen;  der  Gedanke  von 
der  Macht  der  Δίκη  wird  klar  durch  ähnliche  Euripideiiche  Seil- 
tenÄcn. 


« 


I 


i 


*  Daran  denken  Blase  and  die  Herauegeber. 

f*  Einer  Mittheilung  von  Dr.  Crönert  entnehme  ich,  das«  H*  Weil 
iniwitcheu  im  Dezcmborheft  deis  Journal  des  Sa  ν  ante  (auf  uueerem  Le«e* 
2vmmer  ist  erst  das  Novemberbeft  sugänglich)  dieselbe  Aneicht  atiage- 
eprochtin  hat*  und  freue  mich  der  Ueberemfttinmiung.j 

^  Ueber  diese  Auwemiung  des   Wortee  i.  Hematerhuyi  zu  1 

i  p.  m. 


Aus  dem  Äweit>^n  Bimde  der  Amherst  Papyri 


im 


I 


I 


Ν  17  bedeutet  einen  äuBRerst  nierkwürdigeti  Fund:  nacb  der 
Subskription  Άριστάρχου  Ηροδότου  istfi  der  Rmi  von  Excerpten 
aus  einem  Commentar  des  Arietarcboe  züin  ersten  Bucb  Herodote*. 
Excerpte  niÜRseii  es  sein,  weil  von  Cap.  Ϊ95  unmittelbar  iiuf 
C.  215  libergeeprungen  wird.  Zu  verstehen  ist  wenig:  "δνος 
Ιώς  iGm\  οίον  καΐ  έν  τοΐς  ττλοίοις  δν[οι  Εύλου?].  Herodote 
üeberliefernng  bietet  ονος  ίαιός  ^V£0Tiv;  auf  die  Variante  ist 
niehts  zu  geben^  da  die  Citate  aucli  nacbber  ungenau  sind.  Erklärt 
mnaete  werden,  warum  Herodot  deu  Zusatz  Ζώς  für  die  Esel  in 
den  Schiffen  nötbig  faod;  es  gab  ja  aucb  "hölzerne  Eflel'*,  wie 
man  eine  Zugmaschine,  eine  Art  von  Win<Jen  nannie,  die,  wie  heut- 
zutage, 80  auch  damils  jedes  Frachtschiff  beseseen  haben  muse. 
Dann  w*eiter^  ohne  jedes  Zeichen  des  U ebergange  eine  Glofiee  zu 
C,  215  *äviTiir[oi' ού]χ€ΐ,  [ά]λλά  "αμιπ[τΓ0ΐ'*^  ϊ]πιτοι  5υο  [ευ]- 
άτ^τοι^  ιμασι  οεοεμένοι  και  [ίπ']  αυτών  τίνες  όχούμ[€ΐνοι*  οι 
ήρυϋ€ς  τοις  δρμασιν  τιροσήλαυνον  και  οοτοίς  άττ^βαινον,  ο\  bi 
προς  Ιλάϋύούΐν  6  μεν  otTreßaivtv,  Ö  hk  μενυυν  τταρείχετο  τήν 
του  ηνιόχου  χρείαν.  Hier  scheint  eine  ConjecUir  des  Aristarch 
vertheidigt  zu  werden;  wir  sind  jetzt  im  Stande  ihm  die  Bemer- 
kung in  Bekkera  Änecd.  p»  205  v.  αμιπτΓος  zuzuweisen*.  Der 
Zusatz  tiber  die  Kampf eaweise  der  ήραιες  verräth  den  Homer- 
kritiker. 

Dies  Stück,  ao  zerfetzt  und  trUmmtn^haft  es  sein  mag,  hat 
doch  inaofern  auch  ein  litterurhietorischee  Interesse,  als  es  das 
erste  Zeugnise  dafUr  ist,  dass  Aristarch  sich  mit  Herodot  kritisch 
beschäftigt  hat  Dass  die  wissenschaftliche  Erklärung  des  Thu- 
kydidea  in  die  Alexandrinerzeit  hinaufreicht,  hat  üsener  durch 
Vergleich  der  Scholienlitteratur  erschlossen.  Dennoch  ward  nioht 
ersichtlich,  wie  weit  wir  hinaufgehen  dürfen.  Das  konnte  ja 
alles  DidymoB  sein.  Nun  erscheint  Aristarchoe  als  Herodotkritiker 
auf  dem  Plane.  Zu  glauben^  dass  €r  keine  Ausgabe  besorgt 
habe,  kann  man  sich  nur  schwer  entachlie^sen,  und  so  erhält  die 
Anschauung,  dass  damals  bloss  Dichter  edirt  worden  seien,  einen 
starken  Stoss,  Nur  das  eine  wird  man  weiterhin  annehmen 
dürfen,  dass  die  Prosaikerausgaben  der  ersten  Alexandriner  nicht 
das  kanonische  Ansehen  erlangt  haben,  wie  ihre  Dicbtertexte. 
Ob  wir  nun   hier  auch  ein  Zeugniaa  besitzen^    das    in  der  Frage 

*  Daria  auch  ein  neues  tJophoolesfragment:  Σ.  iv  ΤΤοιμέΟΓ  ού 
χαλκός  ού  οίδηρος  ΟΤΓΤ€ται  χροός.  ^  Ergänzung  νυη  ßiasa 

*  Vgl.  Pollux  Ι  1%.  *  Vgl.  diii  Herausgeber, 


140  Radermacher 

nach  dem  alexandrinischen  Kanon  zn  deiisen  Onnsten  ▼erwerthet 
werden  darf,  wage  ich  nicht  mit  Bestimmtheit  sa  entscheiden, 
wenn  ich  auch  meine,  dase  diese  Frage  nicht  gani  so  erledigt 
werden  kann,  wie  es  v.  Wilamowitz^  in  seinen  letzten  ünter^ 
Buchungen  gethan  hat.  Zwar  dürfte  er  in  dem  einen  Punkte 
Recht  behalten,  der  ihm  das  Wesentliche  war,  daae  es  schon  frühe 
nur  neun  Lyriker  gegeben  hat.  Aber  an  bloss  zebn  Redner  bereite 
in  hellenistischer  Zeit  zu  glauben  scheint  mir  nnmöglicb.  Es  ist 
wahr,  (läse  man  grade  bei  der  Anlage  der  τήνακες  mit  boden- 
loser Oberflächlichkeit  herrenloses  Gut  auf  bekannte  Namen  ge- 
setzt haben  muss;  das  Verzeichniss  der  Dinarcbreden  bei  Dionyi 
zeigt  es  zur  Genüge.  Aber  dort  operirt  er  nun  doch  anob  mit 
Leuten  wie  Demokleides  und  Menesaichmes.  wie  mit  bekannten 
Typen.  In  den  perganienischen  Verzeichnissen  findet  er  eine  Rede 
des  Kallikrates;  in  Alexandrien  freilich  war  der  Mann  bereits  in 
der  Sammlung  Deinarchos  untergegangen.  In  der  grossen  Ueber- 
sieht  am  Rchlusee  von  de  Isaeo  mag  er  ja  vieles  unbesehen  ans 
Α  eiteren  abgeschrieben  haben;  aber  sollte  es  damals  wirklich 
keine  Rede  von  Polykrates  gegeben  haben?  Für  Aristogeiton 
alles  zugegeben,  obwohl  die  Annahme,  dass  Reden  unter  seinem 
Namen  erst  nach  Dionys  gefälscht  worden  sind,  nicht  zwingend 
erwiesen  werden  kann,  so  müssen  doch  Reden  des  Kritiae  exi- 
stiert haben,  die  Herodes  Atticus  wieder  ausgrub  und  zn  Ehren 
brachte,  und  was  Dionye,  Harpokration  und  Athenaeus  von  Py- 
theas  haben,  stammt  das  etwa  aus  vorhellenistischer  Zeit?  Auch 
den  Philinos  citirt  Harpokration.  >Γοη  Polyeuktos  κατά  Δημά&ου 
steht  ein  Citat  bei  dem  Rhetor  Longinus,  etwa  als  spätere  Fäl- 
schung? Ks  ist  endlich  möglich,  dass  die  Kednernamen,  die  Pbilo- 
demos  neben  den  Zehn  nennt,  für  ihn  ein  leerer  Schall  gewesen 
sind,  aber  selbst  wenn  es  damals  bloss  noch  11  attische  Redner 
gab,  so  bedeutet  die  Zahl  10  immer  schon  eine  Auswahl.  Und 
eine  Auewahl,  die  zudem  für  Aristarchos  bezeugt  ist,  sind  die 
lambographen ;  diese  Thatsaohe  lässt  eich  nicht  widerlegen  dnrch 
eine  Deduktion  wie  die  folgende:  '^Skytbinos?  gab  es  den  über- 
haupt für  das  Publikum?"  Denn  os  müsste  mindestens  aledann 
noch  bewiesen  werden,  dass  es  einen  Mann,  den  es  für  das  Publi- 
kum nicht  gab,  für  die  alexandrinische  Gelehrsamkeit  auch  nicht 
gegeben  habe.     £s  ist  überflüssig  darauf  hinzuweisen,  wie  häufig 

1  V.  NVilamowitz,  die  Textesgesühiulite  der  griechischen  Lyriker 
I    ExcurB.  (S.  (M  flf.)• 


Äug  dem  zweiten  Bande  der    Vinherst  Papyri 


141 


die  wiRReiiBcliiift liehe  Litteraturgesohklite  und  das  Urtheil  de<i 
PobllkumH  aüseinandörfalleD*  Für  die  Tragiker  ißt  die  Auewalvl 
zugegeben ;  dasB  sie  mit  dem  GeRcbmacke  der  Leute  überein- 
Htimint,  beweist  nicbta  für  andere  Fälle.  Bei  den  Lyrikern  i«t 
ee  keine  Auewahl ;  aber  wa«  bindert  anzuiiebmen,  dass  sie  eben 
eammt  und  eonders  der  Aufnahme  in  den  Kannn  würdig  befunden 
worden  sind?  Eine  Auswahl  von  Epikero  ist  fiir  Arietarcbos  und 
Arietopharii?»  bezeugt.  Was  nun  endlich  Herodotos  und  Tliuky- 
dides  anbelangt,  so  würden  sie  ja  in  den  Kanon  gekommen  »ein, 
wo  und  wann  immer  ein  »okber  gemacht  worden  ist,  aber  es  ist 
doch  eine  merkwürdige  ErRcbeinang»  dass  wir  jetzt  den  AriHtarcbos 
auch  als  Herodotoskritiker  wiederfinden,  gleichwie  wir  intensive 
BescbäfHgung  mit  Tbnkydidefi  für  die  Alexandriner  schon  länger 
erweisen  konnten,  Kurz  die  Thatsachen  sind  diese:  eine  Aus- 
wahl auf  den  verschiedensten  Gebieten,  bestehend  schon  vor 
Dionys,  in  Verbindung  mit  etlichem  der  Name  des  Arietarcbos 
und  Aristophanes  unmittelbar  bezeugt,  anderes  namenlos  aber 
(loch  A^orbanden,  auf  einigen  Gebieten  auch  verschiedene  Ver- 
zeioh niese,  wie  bei  den  Klegikern*  Damit  mag  man  aich  nun  ab- 
finden, wie  man  wilh  Die  einfachste  Deutung  ist  doch^  dass  es 
einen  alexandriniseben  Kanon  gegeben  hahcj  dass  dieser  Kanon 
aber  spätere iGrammatiher  nicht  daran  hinderte,  auch  den  ihrigen 
zu  machen,  indem  sie,  weitherziger  im  ürtbeil,  den  einen  oder 
anderen  Namen  zusetzten.  Dies  ist  meines  Erachtene  eine  Erklärung, 
die  den  überlieferten  Thatsachen  am  bequemsten  Rechnung  trägt. 
Ein  Glück  i^t  übrigens,  dass  Pergainon  endgültig  aus  der  Erörte- 
rung ausgeschieden  zu  sein  scheint. 

Die  Abschweifung  war  lang,  und  ich  kehre  nunmehr  zur 
dache  zurück. 

Papyrus  XX,  der  von  den  Herausgebern  ins  IV.  Jabrh. 
p.  C.  gesetzt  wird,  enthält  die  Reste  von  Scbotien  zum  Artemis- 
hymnus des  Kallimachos;  sie  sind  mit  den  erhaltenen  thetl weise 
verwandt,  aber  reichhaltiger  gewesen.  Usener  hat  hierzu  einige 
treffliche  Ergänzungen  beigeeteuert:  XX  2  (zu  Vs.  107)  ΤΗΝ 
ΔΕ  ΜΙΑΝ  KEAAAONTOC  5υνάμίθα  ekeiv  τό  κeλά^ovτo[ς 
άντΙ]  έτηθβτου  καΐ  λέγειν  ποταμόν  Άρκ[α5ίας,  ώς]  κυριον^  Zu 
Vers  138  TAMOC  E[CCETAI  ύμν]ήσ€ται :  AKAKHCIOC  tV.  U3) 


«  Weiter  vielleicht  AtNßl  ΕΠΙ  ΘΡΗΙΚΙ  öpci  Θρφ[κης :  0€ν6ρο]φόροι 
"Ολομποι  6ρη.  l^ie  letzte  Bemerkung  gebt  auf  Uli  fi.  ίττοΟ  &'  ίταμ€ς 
π£ύκrlv|;  tür  due  Lemma  (Μυαφ  έν  Ούλύμπψ)  ist  in  der  Ueberlieferung 
kein  Raum* 


142  Radermacher 

λίτ€ται  ή  έττ[ίθ€τον  δια]  το  ίν  όρ€ΐ  [Άκακησίψ    τάς  τ]ονό[ς 
ίχ€ΐν  ή  βτι]  αναίτιος  έστι.     Zu  Ver«  172  ff.:   ΠΙΤΑΝΗ    πόλις 
Λακ€Οαίμονος:  [AAAC  ΑΡΑΦΗΝ]ΙΔ[ΑΟ  6ήμ]ος 'Αττικής.   Weiter 
war  «yohl   zu  Ve.  17«  bemerkt:    ΣΤΥΜΦΑΙΙΔΕΟ  Ή;Γ€ΐρ(υτιχαί* 
δ[ρος  τι  Στυμφη*  θ€σ]πραιτ{ας.  Στυμφαϊον  bk  δ[ρος  καλ€ΐται 
Kajl  ^θνος  Σκυθείας.    Im  Aneohlues  hierau  wurde  die  Geschichte 
der  Iphigenie*  erzählt,    und   e»    ist    sehr  zu  bedauern,  dass  diese 
Ueberliefernng  rettungslos  veistümmelt  ist,  denn  nimmt  man  m- 
sammen,  dass  Lei  Kallimachos  von  ^αφοι  Στυμφαιΐ5€ς    geredet 
wird,  dass  in  dem  Scliolion  aber  immerhin  noch  ή  bk  Ίφΐγέν€ΐα 
Ααφος   —   έκ  της  έλάφου  zu  erkennen    \»i    und    dass    ebendort 
vorher   die  Στυμφαιΐόες,    ein  Στυμφαϊον    δρος    und    ein    £θνος 
Σκυθίας  in  zweifellosen  Zueaoimenliang   gebracht   sind  (die  oben 
gegebene   Ergänzung    ist   nur   ein   Versuch),    so  ergiebt   sich    als 
nothwendiger  Schluss,   dass  hier  Dinge  vorgetragen  waren,    von 
denen  wir  sonst  nichts  wissen. 

Am  Schluss  der  Clanhica  steht    dann    etwas    sehr  Lästiges 
zu  lesen,   drei  Babriuei'abeln,    die    ein    ägyptischer  Lateiuschtttze 
zu  übertragen  unternommen  hat.     Dabei  hat  er  Fehler  gemacht, 
so  schlimm,  wie  sie  uuch  heute  gemacht  werden,  und  zum  Theil 
noch  schlimmer;  es  stecken  sogar  einige  Käthsel  in  dieser  latei- 
nischen Uebersetzung,  und  so  möge  denn  alles  hier  seinen  Platz 
finden,    damit   andere  daran   sich  erfreuen  oder  ihren  Scharfsinn 
versuchen.     Des  bequemeren  Druckes  halber  sind  die  Sttlcke  an- 
ders geordnet,  als  wie  sie  im  Papyrus  stehen, 
αίλουρος   opvtv  οικιης   €V€6p€[uuiv 
κορυκος  οια  πασσαλω  απηρτηθη 
τον   δ'  €10'  αλ€κτα)ρ   πινυτος   αν- 
κυίλογλωχιν 
και  τουτ  €Κ€ρτομησ€ν  οίυ  ψωνη- 

σ[ας 
πολλούς  μ€ν  οι6α  θυλάκους  tbu)[v 

ηδη 
ουΟ€ΐς  οδόντας  €ΐχ€ν  μ€ΐ21ον  αίλουρου 
αγροικος     ηπ€ΐλησ€    νηπιω    τιτθη 
κλαι[οντι 
σίγα  μη  σ€  τω  λυκω  ριφω. 


1  Τύμφη   bei  Stephanus  von  ßyzanz ;   doch  siehe  Strabon  325  C. 

3  U8(Micr  orgänztr  noch :  ή  bi  Ιστορία  Ιίχεχ,  ώς  μ^λλουσαν  θύ€σθαι 
*Ιφιγ^ν€ΐαν  ή  Άρτ€μις  άρπά^ασα  άιτήγαγ€ν  €(ς  Ταύρους  [καΐ  ίκ€ΐ  Up€]i[a 
γ€]νομένη  τής  'Αρτέμιδος 


Aus  dem  zweiten  Bande  der  Amherst  Papyri  143 

λύκος  δ  άκουσας  την  τε  γραυν  αλη-  luppus   autem   auditus   aDucellam 

θυ€ΐν  vere  diotu[m 

νομισας  €μειν€ν  ως  έτοιμα  οειπνη-  putatiis  tn[a|nsit   quasi  parata  ce- 

σων  naret 

ειυς  ο  παις  μεν  εσπέρας  εκοιμηθη  dum  puer  quidem  eero  dormisset 

αυτός  δε  πίνων  και  χάνων   λύκος  ίρββ    porro    esuriens    et     luppus 

οντος  enectuB  ver[o 

απήλθε  φυχραις  ελπισιν  ενεδρευσας  rediuit  frigiti<8)  spebus  frestigia- 

tur  (prestigiatus  Blase) 

λυκαινα  δ  αυτόν  η  συνευνος  ηρωτα  luppa  enim  eum  coniugalis    inter- 

rogabat 

πως  ουδέν   ήλθες  αράς    ωο    πριν  quomod[o  n]ihil  tulitus  uenisti  8[i]- 

ειωθεις  cut  sol6[ba8 
0  δ 

κακεινος  ειπεν  πως  γαρ  ος  γυναικι  et  ille  [dix]it  quomodo  euim  quis 

πιστεύω  muliei'i  cr[edo 

αλω[πε]κ  εχθραν  αμπελ[ου   τε  και  bulbecula  inionfortunam  (Hsgb.  => 
κηπ[ο]υ  vulpecularo  importunami  binea- 

risqfue  h]ort[isque 

|Εεν]η  θελησας  περιβαλείιν  τις  α]ι•  peregrina    uoleus   uircomitti    quis 

κειη  saeui[tia 

[τη]ν   κερκον    άψας    και   λίνου    τι  codam  8u[cjcen8U8  et  linei  quidem 

[π]ρ[οσδησα]ς  a[lli]gatus 

αφηκε    φευγειν    την  δ    επίσκοπος  sinuit   fii[ge]r6    [hjaoc    speculator 

[δαιμ]ων  genius  malus 

εις  τας  αρουρας  του  βαλοντος  ωδη-  ^"^^^a  aruras  missuro  procedebat 

Τ€[ι 

το  πυρ  φερουσαν  ην  δε  ληϊων  ωρη  ignem  babbandam  erat  autem  tem- 

pus  sectiüs 

και  καλλεικαρπος  ελπίδων  πληρη[ς  et  pulcheri  fructus  spaearum  sorsus 

ουδ  ειδεν  αυτού  την  αλωα  δημητηρ  oportet    ergo    serenae   magis   aut 

inequa  irasci 

—    —    —    —    —    —     ««       nee  uidit  eins  ariis  Cereris 

est  quidam  ira  ultricis  quem  custo- 

diamuB 
ipsismet   ipsis   nocentiam  ferentes 
ammo8ali[bu8 


Der  Papyrue  stammt  nach  Angabe  der  Herauegeber  aas 
dem  Ende  doe  dritten  oder  Anfang  des  vierten  Jahrhunderte, 
also  der  Zeit,  in  der  Babrius  besondere  eifrig  gelesen  worden 
ist^     Er  überliefert    die  Fabeln    in   einer  weit  schlechteren  Ge- 


*  Vgl.  0.  Crusius  de  Babrii  aeUte  Lpz.  Studien  II  S.  237  flf. 


144  Rad  er  Dl  acher 

Btalt,  ale  nie  im  Atbuas  stehen;  manche  AbweiehaDgen,  wie  KÖ- 
ρυκος  οία  für  ώς  θύλακος  τις,    erweieen  eich    schon   durch  die 
Metrik  als  unhaltbar.     tLs  int  ein  verwilderter  Teit,  wie  das  bei 
einem  Schnlautor  leicht    vorkommen    kann.     Babrius    aU  Schul- 
lektUre  ist  an  sich  nichts  Merkwürdiges;  aber  Beachtung  yerdient 
nun  doch,    dass   er   so  früh  als-  Unterlage  zum  Uebersetzen  ver- 
wendet   worden   ist.     Etwa    gleichzeitig   hat  Titianoe  ''Aeeopiam 
trimetriam     in  lateinische  Prosa  übertragen*;  dann  hat  man  ja  zum 
Gebrauch    für    die  lernende  Jugend  Fabeln,  griechisch  und  latei- 
nisch nebeneinander,  veröifentlicht,  und  unter  den  Masteratficken 
des  Uositheus  stehen  denn  auch  zwei  Erzählungen  in  Choliambeo. 
Dositheus  ist  aber  nicht  der  einzige,  der  derartiges  gemacht  hat. 
Was  wir  an  Resten  dieser  Litteraturgattung  aus  dem  Mittel- 
alter noch  besitzen,    wird    erst   klar  werden,    wenn  es  ein  wirk- 
liches Corpus  fabularum  giebt.     So    finden    sich    im  Codex  Pari- 
sinus Graecus  425,  einer  Miscellanbandschrift,  in  der  zB.  der  ge- 
fiilschte  Brief  des  Constantinus  über  seine  Taufe  und  die  Werke 
desllesiudus  nebeneinander  stehen,  am  SchlueHe'institutiouee  gram- 
niaticae  latinae-graecae'  und  als  deren  Fortsetzung  drei  äsopische 
Fabeln  gleichfalls  griechisch  und  lateinisch :  π€ρΙ  buo  φίλων  και 
δρκτου^,  π€ρΙ  αλώπεκος  και  κιθαριυδοΟ,  περί  ΐΕευτοΟ  κα\  ίχιως*. 
Sie  haben  mit  Dositheus  nichts  gemein.    Zur  Probe  sei  die  mitt- 
lere herausgehoben:  fol.  50  περί  αλώπεκος  και  KiOapujboö. 
άλώπηΕ  εΙς  οΐκίαν  έλθοΰσα  κιθαρωδού  και  έκαστα  τών 
αύτου  σκευών  διερευνωμενη  εύρε  και  κεφαλήν 
μορμολυκίου  εύφυώς  κατεσκευασμενιν  ήν  και 
αναβουσα  ταϊς  χερσιν,  ίφη  ώ  ο\ά  κεφαλή 
και  τδγαθον.  και  βέλτιον  είκεφαλον  ουκ  έφαλον  ούκ  έχ€ΐ. 
Ö  μϋθος  προς  δνόρας  μεγαλοπρεεις  (so!)  μέν 
τωι  σώματι  κατά  ψυχήν  bk  αλλόκοτους 

de  uulpe  et  citaredo. 
Vulpes  cum  in  domum  cuiusiiam  citharedi  ingressa  eaeet 
quodlibet  eins  ex  iustrum  indagabat  et  nianibus 
portractubut.  cuuique  ita  indagaret  capitis  iniaginem 
tiotam  et  adumbratum  niugna  arte  et  subtili  ingenio 
instrurtam  et  ornatam  inuenit.   eamque  in   manibus  captane 
hec  inquit,  o.  quam  pulcruin  et  formosum  cuput.  quod 
corobro  quideni  uacuuni  ex  ist  it. 

»  0.  ΐ.  Habriu«?  Vgl.  Ousiu?  «aO.  S.  iW*. 
*  Vpl.  Halm  f.  171. 
»  Vgl.  Halm  fab.  ;U1. 


Aus  dem  Äweit^n  Bande  der  AmherBt  Papjrri 


145 


hec  fabula  pertinet  ad  hominee  corpore  quidem 
formosoe  et  magnos,  aiiimo  auteni  ignauoe.  et  inertes, 
Hier  ist  das  Latein  erträglicli,    das  Griecbiech  dagegen  in- 
zwischen um  ßo  schlechter  geworden. 

Den  ßeet  der  ClaBsica  übergehe  ich.  Es  iet  ein  bantea 
Allerlei,  Stücke  von  einem  Lexikon  zu  OdysReeXV^  (Pap.  XVIJI) 
und  lliaa  Xi  {Pap.  XIV),  aue  einem  gram mati Beben  Traktat 
(XX Ij,  in  dem  Aristarchoe  citirt  wird,  aus  Homer,  Tsokrates  ττρός 
Δήμονικον  und  Demoetbenee  προς  Φίλιππον  β'.  Ausser  laokrutes» 
[Deraosthenee  and  Hypereides  hat  man  eben  in  Aegypten  keine 
ntfiBchen  Redner  gelesen.  Dazu  Papyrns  XIV^  das  Brncbettiick 
einer  Albaiidlting  überMantik^  iit  der  die  Zeichen  bebandidt  werden, 
die  man  bei  der  Wahl  eines  Freundes  beachten  soll:  cTKOTToiJVTii 
ei  ομεινον  φίλο  ν  τιοιήσααθαι  τον  b€[iva]  σκ€τττ£ον  τά  0ημ€ϊα, 
€1  έχΕται  του  μαντευτικοο  τρόπου*  Einiges  ist  nur  in  kärg- 
f  liehen  Tniinmern  erbuUen,  so  der  Rest  eines  Epos  (?  X71  ήλίου 
π  .  .  .  coL  3),  die  tTelierbleibsel  von  Verseni  hinter  denen  die 
Herausgeber  Arietophanes  vermutben  (?  XIV),  endlich  ein  Frag- 
ment, worin  von  sieben  Wölfen  (επτά  λυ[κοΐ]},  sieben  Löwen 
(ίπτάλέο[ντες]),  von  Wasser,  einem  Kruge  {κάλπ[ις])^  dem  Loscben 
eines  Feuers  und  von  einer  Dame  Namena  Philinna  die  Rede  war; 
der  Zusammenhang  ist  unklar.  Mit  Papyrus  XXIX  beginnen  die 
Docnments  of  tbe  Ptolemaic  Period,  und  daran  scbli essen  sich 
Funde,  die  bis  ins  7,  Jahrliimdert  n.  C.  reichen.  Privates  und 
Amtlicbes,  Dekrete  und  Entecbeidungen  von  allerhand  Würden- 
trägern neben  Petitionen,  Pachtverträgen,  Schuldscheinen,  Quit- 
tungen, Bescbwerdescbriftcn  und  namentlich  auch  zahlreirhen  De- 
nunziationen, aus  denen  man  den  Eindruck  gewinnt,  das«  nicht 
bloss  Rom  seine  Delaturen  und  Athen  seine  Sykophanten  gehabt 
hat.  Interessant  ist  auch  die  Bitlscbiift  (Pap.  XXXV),  welche 
im  Jahr  132  τ.  C.  die  Priester  des  Soknopaios  und  der  Isis  an 
den  Strategen  Apollonios  richten;  aus  schwerer  Krankheit  ist  dieser 
von  dem  grossen  Gotte  und  der  höchsten  Göttin  gerettet  w^orden, 
also  ist  es  seine  Pflicht  sich  dankbar  zu  erweisen  (Z.  31  ^.). 
Reich  vertreten  ist  dann  namentlich  die  ßrieflitteratur,  an  deren 
Bpitze  ein  Erlass  des  Königs  l^tolemäus  Iliilometor  aas  dem 
Jahr  157  v,  C.  genannt  zu  werden  verdient.  Man  thut,  wie  in 
ähnlichen  Veröffentlichungen,  so  auch  hier  einen  rechten  Einblick 
in  das  Leben  und   Treiben  der  Menschen  jener  Zeit, 


Ϊ  Vieles  läset  sich  da  noch  ergänzen,  wie  Z.  2ί15  £ύ[μηλος  πολλά 
πρόβατα  ίίχουσα,  Ζ,  243  αθύρματα  πα[ι]φαί]  usw. 


Β        liti9lu. 


146  ftadermaohei^ 

Hier  giebt  es  noch  mancherlei  nachzutragen  und  sn  berich- 
tigen. Ν  3H,  5  ff.  hat  wohl  gelautet  ορθώς  ουν  [έποίιι]σας 
άκουσας  αυτών  [έρχοΐμένιυν  [το  π]ρ[ώ]τον;  ee  handelt  eich  um 
zwei  Boten,  die  in  einer  wichtigen  Angelegenheit  geschickt  worden 
waren  und  vorher  zu  solchem  Geschäft  noch  keine  Verwendung 
gefunden  hattet).  Ν  61  ist  eine  prutokollarisch  aufgenommene  Ent- 
scheidung des  VibiuR  Maximus,  der  sich  als  Präfekt  yon  Aegypten 
für  das  Jahr  luT  n.  C.  auewei>t;  hier  ist  in  Zeile  7  die  Frage 
τίνος  και  τίνος  ϋπαρχόντιυν;  richtig  und  auch  nicht  dorch  Inter- 
punktion zu  trennen.  (leradcKo  heJHet  es  in  einem  Isäuefragment 
(11  Huermann  X  Suuppe):  εισφοράς  λογίΐη  ΤΓΟ<Τας ;  τόσας.  κατά 
πόσον  αργύριο  ν  είσενηνεγμενας ;  κατά  τόσον  καΐ  τόσον 
Ν  6^,  t>7  ist  βασιλικός  vielmehr  als  Kigenname  zu^faseen^;  es 
ist  ein  Kollege  des  Ursus,  der  gemeint  wird.  Der  Name  ist  so 
selten,  dass  es  schon  die  Mühe  lohnt  auf  ihn  aufmerksam  zu 
machen.  Ν  70,  4  ist  καθιστ[α]νόμενοι  sicher  zu  verstehen,  mög- 
lich aber,  dass  der  Verfasser  καθιστανάμενοι  geschrieben  hat. 
Mit  α  und  ο  in  den  Flexionsendungen  h  vt  man  es  in  Aegypten 
nicht  so  genau  genommen. 

Ν  TG  ist  der  Rest  eines  rersonalstandregistere;  da  läset 
sich  der  Schluss  noch  ein  wenig  verständlicher  gestalten.  Σ€ΐλ- 
βανός  λιθοτόμος  έπικεκλημένος  καλαβώτης  —  mit  dem  Bei- 
namen Eidechse-  -,  έτι  έν  τή  Τελεσψ  γίτιυν  Σαβινι[ος]  έν 
ορομαϊς  (ενορομες  Pap.)  Ιχιυν  το  έργαστηριν  dh.  "für  Woll- 
müntel  (V)  habend  die  Werkstatt'.  Im  guten  (Triechisch  rntteate  es 
freilich  heissen  ένορομίσιν  έχιυν  το  έργαστήριν,  aber  ένορομαΐς 
stellt  nun  einmal  da,  ένορομή^  mag  das  Volk  gesagt  haben  statt 
des  beinah  gleichklingenden  Wortes,  das  aus  Juvenal  (III  103 
accipit  endromideni,  VI  246  endroniidas  Tyrias)  und  Martial  ge- 
läufig ist.  Weiterhin  wird  der  Mann  charakterisirt  als  ές  τά 
'Επίμαχης  γείτιυν  .  .  ατυ  ιματιοττώλου.  Hier  ist  ές  τά^Ετη- 
μάχης  Bestimmung  der  Kichtung,  und  die  vage  Umschreibung 
mit  τά  i»t  echt    hellenintisch;    sagt   doch  Aristeas  zB.  p.  31,  11 


*  Ού^γετος  έκρινε  —  ώς  Ούρσος.  ούτος  δέ  καΐ  έΕής  Βασιλικός  4δή• 
λωσαν  κτλ. 

^  καλαβώτης  für  άσκαλαβώτης  auch  Septuag. 

^  Wir  wiBBeu  sonst  nur  aus  Plutarc)!  de  nuisica,  dass  Hiera,  eine 
Weise,  die  zum  πίνταθλον  aufgespielt  wurdt?,  '  Ενδρομή  geheissen  habe. 
ένδρομ{ς  bedeutet  übrigens  ausserdem  einen  hochaufreicheuden  Stiefel, 
und  auch  in  diesem  Sinne  könnte  ένδρομή  ('worin  man  läuft*)  ver- 
standen sein. 


Aus  dem  zweiten  Bande  der  Amhergt  Papyri  147 

άνάκλασιν  γάρ  ίχει  τά  τιυν  τόπιυν  \  Die  Septuaginta  hat  viel 
Entsprechendes.  Was  endlich  den  Namen  des  Mannes  anhelangt, 
so  ist  wegen  des  Raumes  Σαβινιανός  oder  Σαβινίλλος  ausge- 
schlossen, Σαβίνιος  allein  denkhar;  Belege  gibt  der  Index  von 
CIL.  III  gerade  aus  griechischem  Gebiet  in  reichlicher  Menge. 
In  Ν  77  führt  sich  ein  Priester  ein:  [ου  ΘΑιυ]ν  κατητορ[ήσαι 
ά]λλά  ορών  τον  φίσκον  πβριγραφόμενον  ύπό  ΤΤολυοεύκους,  wo 
man  die  Verwendung  des  Verbums  περιγράφιυ  notiren  mag;  im 
nämlichen  Papyrus  ist  unten  δττερ  φανερόν  τουτο  έγίνετο  ganz 
ßo  richtig,  wie  etwa  in  Henoch  XVII  1  έν  ili  o\  όντες  έκεϊ. 
Charakteristisch  für  die  Sprache  sind  Formen  wie  βα(Ττάεαντες 
(22)  άναοώναι  (24);  ein  neues  Wort  ist  Z.  91  προσεπίτροττος, 
wenn  richtig  Άρτταγάθης  als  κράτιστος  του  κάκου  καΐ  προσε- 
πίτροπος  bezeichnet  wird.  Denn  möglich  wäre  και  προς  als 
Adverbiale  zu  fassen,  wie  79,  32  και  προς  άπό  τών  αρχόντων. 
In  Ν  78,  einer  Beschwerde  wegen  Bedrohung,  scheint  mir  nichts 
Fo  sicher  als  dass  Z.  12  παντοοαπώς  μου  πλεονεκτεί  δνθριυπος 
α[ύ]θάοης  zu  lesen  ist,  vgl.  Ζ.  20:  τοιαύτης  ουν  αύθαοείας  έν 
αύτψ  ούσης.  Ein  ασθενής  "έπαγγειλάμενος  εΙς  το  2ήν  έπι- 
χειρήσειν"  (Ζ.  19)  wäre  dem  Bittsteller  wohl  nicht  so  vieler 
Mühe  werth  erschienen.  In  Ν  79,  37  dürfte  συσκευώρημα  im 
Papyrus  stehen;  die  Herausgeber  lasen  συσκεριυρημα.  Das  Wort 
ist  neu  und  muss  dasselbe  wie  συσκευή  "List,  Intrigue"  bedeuten. 
Das  zugehörige  Verbum  συσκευωρεϊσθαι  "gemeinsam  Ränke 
schmieden**  hat  Demosthenes,  σκευώρημα  desgleichen.  In  Ν  86 
muss  der  Schluss  lauten:  επιθέματος  bk  γενομένου  έΕεϊναί  σοι 
έτέροις  μεταμισθουν.  έάν  ουν  φαίνηται,  μισθώσαί  μοι  έπι  τού- 
τοις "so  vermiethe  mir  unter  diesen  Bedingungen";  zweimal  (in 
έΗεϊναι  und  μισθώσαί)  steht  der  Infinitiv  an  Stelle  des  Impera- 
tivs; das  ist  volksthümlich,  vgl.  CIL  V  8772  CIG.  Sic.  et  lt.  772. 
Die  Formel  kehrt  wieder  am  Schluss  von  Ν  90  und  91,  92, 
93:  έάν  φαίνηται,  μισθώσαί,  und  auch  dort  ist  sie  durch  vor 
gesetzten  Punkt  abzutrennen.  In  Ν  117  entsprechend:  έάν  φαί- 
νηται,  κυρώσαι.  έάν  bk  μή  κυριυθώ,  ου  κατασχεθήσομαι  τή 
ύποσχέσει.  Etwas  sehr  Beachtenswerthes  bietet  dann  Pap.  88 
(128  p.  C),  da  in  ihm  άνά  in  distributiver  Bedeutung  erscheint. 
Denn  das  άπότακτον  έκφόριον  wird  für  drei  Aecker  bestimmt; 
im  ersten  Jahr  auf  άνά  κριθής  άρτάβας  οκτώ,  im  folgenden  auf 
άνά  πύρου  άρτάβας  οκτώ.    Auch  die  nächste  Urkunde  (121  η.  C.) 


1  Vgl.  Wendland  Gott.  Gel.  Anz.  1901,  S.  784. 


48 


lladermaelief 


1 


^rwältni  dva  [κριθής?]  αρταβας  tl•  ήμισυ  καΐ  τιΐι  l0)ovTt  Γ ; 
?T€i  τά  άπό  άνατταύματος  ανά  ττυρου  'ii  ήμισυ  και  τά  άπό  ico- 
λάμης  ήνά  αργυρίου  οραχμάς  είκοσι  άϊ.  je  zwanzig  Siller- 
dracbroen*  Der  beete  Vergleich  aus  einem  litterarischen  Stock 
litHenocbX  Πι  (καθ'  ϊκαστον  ^τος  ¥ν  μιτρον)  έλαίας  ιτοιήσο 
&νά  βάτους  ^€κα.  Ueberhaupl  hi  dietier  Sprachgebraach  fEr 
jene  Zeit  lOeinee  Wirieens  nur  im  Kreise  der  biblifichen  Schrift* 
etellerei  gedlufig:  έλαβον  άνά  δηνάριον  και  αύτοΙ  ev.  Matthaei 
20,  10;  και  XaßtTUJOav  άνά  λαμττάόα  Protevangelium  Jaoobi 
νΠ  2;  έν€τκάτιυσαν  άνά  fiaßbov  ebd.  VI  1 1  3.  Jetzt  etellt  eich 
heraus,  daes  dies  echtes  Volk^grieiihiecb  iHt  and  an  fremdspraebigen 
ICiofluen  nicht  gedacht   werden  darf. 

Im  Fapyrufl  92  handelt  es  etoh  um  die  Facht  einer  Oel* 
mühle,  die  von  Pferden  getrieben  wird;  daher  (Z*  20 1  6υ[ισιυ  hi 
κα\  uTiep  διπλώματος  ΐττ[παίν]  buo  τά  κατά  συνήθιαν  νόμιμα^ 
wo  über  Μπλαιμα  die  gelehrte  Anmerkung*  der  Herauegeber  so 
vergleichen  ist^. 


^  Hier  »ρϊ  noch  ein  eklataDter  ¥Al  der  Art  abgeihan.  κατήιρχιρ 
loll  nach  Schmiede)  p,  85  aramäische  Zuatut?.ung  von  κατήτορος  «ein. 
Thiimh  hat  ibm  weiter  nicht  β  als  auv^YUfp  entgegenge  halten«  üae  freilich 
allein  dtjrch  rAbbiniichc«  Schrifithum  bezeugt  und  deshalb  werthlos  ist 
(Ür.  Sprache  im  Zeitalter  des  Hellenisniue  h,  12ti)»  Inzwischen  fand 
Ileubner  {an  incubutione  p.  IHM  in*  Enkomium  des  Ther«poti  einen 
ιτρόομιυν  (lü,  *Jj  =  προσμονάριος,  und  verglich  den  Eigen uamon  ΤΤάρμων 
bei  Fick-Becbtel  Gr.  Personen  η  η  men  ρ.  205.  Ein  beeierer  Beleg  iit  U 
vielleicht,  daee  der  διάκτορος  Άργειφόντης  in  den  Hcholia  Townleymna 
in  lliad.  Π  ρ.  Γ>Η,  10  Manes  ala  tiidKTiijp  crschtint.  Daxn  6taKUJV  für  5td* 
κονος^  ΤΤίνδαρ  für  ΤΤίν&αρος,  β.  KrunibachtT  bei  Dcubner  aaO  ,  wo  anoh 
auf  ngr  4ττ(μων  ^  επίμονος  hingewieeen  wird.  Endlich  der  Name 
Σΐφιυρ,  Σΐφιυρος,  Σύμφορος  vgl.  Brinkmann  in  dieser  Ztachr.  54  H.  \^ 
Anm.  2, 

^  Dagegen  muse  £inipriich  erhohen  werden,  wenn  sie  Κ  110,  14 
den  Ausilruck  κατά  άσφάλ€ΐαν  ομολογεί  αν  in  κατά  άαφάλ€ΐαν  Ομολογίας 
ändern  wollen;  dem  widerspricht  schon  καθ'  όμολοχίίΐν  an  dereetben 
Stelle  im  fol(jrenden  Papyrus.  Alan  die,  οίς  Ποσειδών  άσφάλ€ΐ6ς  iariy 
ή  βακτηρίίϊι  werden  eher  an  κατά  ά0φάλ€ΐον  όμολογίον  als  Grundform 
denken;  wenn  die  Papyri  βραχή  für  Ρροχήι  άΧκή  für  όλκή^  κάταχος  ίητ 
κάτοχος  und  Umgekehrtea  schreiben,  »ο  wird  man  ihnen  auch  ein 
άαψάλίίαν  verleihen  (vieles  der  Art  hat  A.  Dieterich  im  Index  des 
Pap,  mag.  b.  litt,  ο  ziisammengeetellt);  doch  ist  auch  ein  Femininuai 
άοφαλΕία  zu  άοψύλ^ιος  sehr  wohl  denkbar,  selbst  üu  άνοίκ€ΐος  giebt  es 
dvoiK£(a,  und  eo  möchte  man  an  κατ'  άσφαλείαν  όμολογίαν  glauben, 

*  Pap.  101,  ä  vergessen  sie  zu  notiren,  dase  ίπεί  fiir  έττΐ  steht,  waa 
det  Sinnes  wegen  nothwendig  ist  und  daher  hier  kuri',  angemerkt  eein  mag^ 


I 


^ 


Au8  dem  zweiten  Bnndß  der  Ämheret  Papyri 


14D 


IntereHeant  ißt  ύαηττ  weiter  Papyros  125,  eine  RecliuHng 
für  auegelegte  BegräbnisekoBten.  In  Zeile  5  gebort  zur  Maske 
(ττρόσυυττιυν)  wohl  noch  ein  ί€]\μά(τΐον),  in  8  sinil  die  Kosten 
für  ein  στηθίν  (=  στηθίον)  ziemlich  hoch  berechnet.  Die 
Heraoigeher  vermutben  darin  einen  HalsRchmnck;  konnte  nicht 
die  plaetißch  herauRgearbeitete  Bvunt  der  (weiblichen)  Mumie  ge- 
meint sein,  vgL  Budge,  Α  Gnide  to  tbe  first  anil  eecond  Egyptian 
Room8,T.XXiy{Wiet!eTnann)?InN  126  (Atifang  des  2.Jabrh.  n.C) 
wird  die  τιμή  τεττάρων  χοΟν  ελαίου  auf  28  Drachmen  und  einen 
Obolen  angegeben,  χουν  lasat  einen  Genitiv  χΟυν  neben  χοών 
erechlieseen  (vgl.  όναχνούίΤτης  αναγνώστης  Κ.  iHeterich  S*  17. 
Mayser  Vokalismus  8.  1^)^  der  regelrecht  gebildet  ist  f Dieterich 
S.  43).  Die  Verdumpfung  dee  uu  z\i  ov  iet  sehr  zu  bemerken. 
Ν  130  (70  ρ.  α)  Brief  eines  GlntaR  an  Endychidee  (so  i)  den 
Gymnasiarcben;  der  Mann  hat  ofTenbar  das  Oriechiech  wie  ein 
Sachee  gesprochen ;  denn  er  schreibt  auch  τιυΗις  für  5ό£τ|ς.  Er 
bildet  eine  dritte  PI  Perfecti  τ€θ€λήκουσΐ.  Zu  seiner  Entetbul- 
digung  sagt  er  an  einer  Stelle:  irtpi  xe  τών  i€  (άρταβών)  ούτ€ 
πλην  ίύρών  ούτε  κερόν  (db.  καιρόν)  γνους,  άλλα  μεθ'  ήμερας 
δψα»μαι  (dh.  δψομαι),  wo  die  Herausgeber  richtig  πλέον  in 
πλην  Hucben,  aber  gemeint  scheint  πλεΐν.  In  Ν  133,  9 :  παρα- 
Τένάμενοι  γαρ  έκεΐ  άντί[α1  ένήκαν  ήμεϊν  δαπάνην  ουκ  όλίγην 
και  ώς  Ibei  βρ[αχύτ6ρο]ν  mag  man  das  ioniKche  Adverb  άντία 
notieren;  andere  Ergänzung  ist  unmöglich,  indem  nur  für  einen 
ßncbßtaben  Raum,  Weiter  heiRst  es  και  μετά  πολλών  κόπων 
ανηκάσαμεν,  der  YerfaRser  des  Briefe  bat  fiich  άναγκάίυϋ  ia 
άν- άγκάΐ^ιυ  zerlegt;  er  braucht  sich  dessen  nicht  zu  schämen,  da 
die  Priester  des  grossen  Gottes  Soknopaios  in  einer  Bitt^chnft 
vom  Jalir  132  vor  C.  (N  35,  23)  κατεγτ^γύηκας  Bcbreiben;  also 
κατ-  εγ-  γι^άω.  Noch  eine  Kleinigkeit  lä«8t  sich  in  Ν  135  klar- 
stellen. Die  Herausgeber  lesen:  άπ[ο]λήμψτι  [πα]ράΈρμοφίλου 
κεράμου  μυριάδας  ί)ύο  εις  Θρατη[ν1,  εάν  γενηται  ημάς  μη  υπο- 
γύως  άναπλεϊν.  Stillte  da  nicht  vielmehr  υ  statt  des  unleser- 
lichen α  stehen  und  εΙς  θρύγην  verstanden  werden  mÜBsen  dh. 
'*rür  die  Ernte",  wie  es  auch  der  Sinn  empfiehlt?  Der  Ersatz  des 
τ  in  τρύγη  durch  θ  wäre  nicht  gerade  etwas  Absonderliches, 
vgl.  K.  Dieterich  S.  lOG,  Mayser  Consonantismne  S.  10;  an  dae 
Schwanken  der  Handschriften  zwischen  τρυγονάω  und  θρυγονάω 
bei  Aristophanea   EccL  94  sei  nebenbei  erinnert. 

Ν  141  und  142  sind  zwei  Bittschriften  wegen  erlittener 
ΰβρίς.     In  1    verklagt    eine    Wiltwe    ihren    eignen   Bruder    und 


150  Radcrmacher 

deeeen  Frau,  die  »ie  lialb  todt  geechlagen  hätten.  Dae  wird 
draetiKch  und  mit  küstiicher  Uebcrireibung-geRchildert:  κατ€ν6γ- 
κόντες  εΙς  το  ίδαφος  πληγαϊς  Ικαναΐς  με  κατέκτιναν,  χρόνθοις 
T€  καΐ  λακτίσμασιν  καθ'  δλων  τιυν  σωμάτων,  ώς  κα\  iitX  τών 
δψεών  μου  τά  οΙδήματα  φαίνεται,  ήμιθανή  καταστήσαντες  ου- 
δέν fjrrov  και  τήν  περί  έμέ  έσθήτα  περιίσχεισαν.  Demoethenee 
(κατά  Κόνωνος  8)  hat  gleiches  MiRRgesrhick  nicht  lebendiger  er- 
zahlt. Aber  der  alte  Bauer  in  Ν  142,  dem  Nachbarn,  mit  Kenlen 
und  Schwertern  bewaffnet,  sein  Kigenthum  abgenommen,  igt  zum 
Advokaten  gegangen,  weil  er  des  Schreibene  unkundig  war.  Und 
der  hat  ihm  ein  groRReg  Schriftstück  aufgCRCtzt,  in  dem  ei  an 
den  nöthigen  Schlagwörtern  nicht  fehlt.  μεταλθφρον]θΟντές  τε 
τω  περί  αυτούς  πλούτω  και  τή  ίπι  τόπων  τυραννίςι  χρώμενοι 
έμου  τελούντος  Λποκαρπουνται,  ρο  heiRRt  ea  von  den  Gegnern. 
WaR  das  bedeutet,  verRteht  man  erRt,  wenn  man  die  Schollen  zn 
DemoRtheneR  Midiana  1  heranzieht:  Κ6χρηται  τή  προτάσει  bia 
τήν  ποιότητα  του  Μειδίου*  πλούσιος  γάρ  καΐ  μεχαλό- 
φρων.  ο\  bk  τοιούτοι  μ€χΙους  είσΐν  τών  πολλών 
και  ώς  τυραννικοί  διαβέβλη νται,  vgl.  zu  3:  άντικρύς 
δια  τούτων  αΐνίττεται  τον  τύραννον  (von  Meidiae\  zu7: 
ΑΕιός  έστιν  ώς  υβριστής  και  τυραννικός  δημοσίςι 
κολασθήναι.  IMcrcr  Stürk  enthält  aurh  Gelehrtes  im  Wort- 
flchatz.  έπΙ  hi  άντιλίγουσιν  kann  dem  Zusammenhange  nach  nicht 
flir  έπει  hk  ά.  »tehen;  vielmehr  muRs  έπι  he  'ausRcrdem' bedeuten. 
DaR  hat  ja  Arrian  zR.  Anab.  IT  7,  5.  Bei  Diodor  ΧΙΓΙ  8,  5  hat  trn 
hk  der  alte  Patmius,  drei  gute  HandRchriften  geben  έπε\  bt,  was 
auf  daflRelbe  herauRkommt,  die  übrigen  έτι  hi,  wie  im  Text  steht. 
Zu  beachten  haben  dicRc  HedenRart  namentlich  die  Herausgeber 
dea  PauRaniaa.  Hei  ihm  ist  I  22,  7  έπι  hk  allgemeine  Ueber- 
lieferung,  wo  man  entweder  έτι  hk  in  den  Text  nimmt  oder  sonst- 
wie Rieh  zu  helfen  Rucht^.  V  7,  8  haben  έπι  bk  weitaus  die 
meisten  HandRchriften;  einige  wenige  έπειτα  bk  oder  έπειτα. 
Das  nichtige  dürfte  demnarh  έπΙ  bk  sein.  Auch  Π  13,  4  ist  es 
vielmehr  in  überliefertem  έπεί  γε  enthalten,  als  das  konjixirte 
έπειτα. 

Gerade  die  letzten  Stücke  der  VeröfTentlichung  geben  allerlei 
InteresRantefl  für  Grammatik  und  Lexikographie  aus.  Ν  144,  22: 
τό  γαυνάκιον  έπράθη  b\'  έμου  σίτου  άρταβών  δέκα  di.  *der 
Pelz    wurde    von    mir   für  zehn  Mass  Getreide  verkauft*.     Von 

*  Vgl.  Michaelis  in  der  neusten  Ausgabe  z.  St. 


Aua  dem  zweil&n  Baude  di^r  Anihersi  Papyri 


151 


καυνάκης  abgeleitet  iat  ein  Dem,  καυνάκίον,  da«  sich  in  byz.  Prosa 
belegen  lässt.  Merkwürdig  ist  nun  die  Erweicbung  dea  κ  ζα  γ, 
vgl  τΐίβ€ρνήτης  κυβερνήτης,  im  Äegyptisohen  eben  so  eelten, 
wie  das  Dmgelielirte  bäafig.  Aus  UBseren  Pftpjri  ist  die  Schrei- 
bung άγγάλαις  statt  άγκάλαις  150,  25  zu  vergleichen,  oder  in 
Ν  79'έτμ6Τρηται  für  έκμετρηταί.  Ν  145,  4  ff.  kann  meines 
Erachten 8  nichts  anderes  gestanden  haben  als;  βούλομαι  μΐν 
καταΕιιυθήναι,  άει  γράφειν  τ^Ι  drj  θβοσεβεία  και  τιροσαγορευειν 
τήν  [άνείφάμιλλόν  σου  καλοκάγαθίαν.  Für  den  Curialetil  be- 
zeichnend iat  die  TTnmögliclikeit,  den  Angeredeten  andere  als  in 
einer  Umachreibung  eu  nennen.  Der  Schliiss  diesee  Briefes  iet 
absonderlich  :  ττροσαγορβύίϋ  τήν  αήν  οιάθεσιν  και  τά  φίλτοΓά 
(Του  τά  πάντα,  hier  darf  man  sich  an  Petrons  topanta  erinnern, 
—  ToÖTo  γαρ  τΓροτίίττ€σθαι  εύλογο  ν  [eljboTa  irepi  τών  αυτών 
ύπαρχθήναι  —  die»  ist  beinahe  gar  nicht  zn  üherwetzen,  steht 
aber  zweifellos  für  eibOTQ  δτι  nepl  τών  αυτών  (sciL  τών  φιΚ- 
τάταιν)  εμοι  υπάρχεις,  was  regelrecht  ins  Passiv  versetzt  so 
lautet;  ειοότα  δτι  περί  τών  αυτών  υπάρχομαι  (υπό  σου).  Ν  147,8 
ασττερ  έπάναγκες  έκνεάσας  άποκαταστήσαι  (seil,  άρτάβας  πύ- 
ρου) ist  έκνεάσας  wohl  für  έκνεασάσας  verBchrieben;  wenigstens 
ist  έκνεάευυ  sonst  intransitiv.  So  «teht  αγοράς  filr  άγοράσας  bei 
Grenfell  Hunt  Hogarth  119  p.  575  k  Ν  150,  20  ein  Beleg  Tür 
erstarrtes  πλήρης,  vgL  Brinkmann  in  dieser  Ztschr.  LIV  (1894) 
S,  94,  es  ist  also  nichts  zu  emendiren.  Die  in  Ν  153  erwühnten 
γαιδάρια  «ind  übrigen«  keine  Bauern,  sondern  Esel;  schon  Pn 
Gange  v*  άεί^αpoς  hat  über  das  Wort  alleR  Notbwendige  gesagt, 
έάν  hk  ίκφρήσης  ebd.  Z,  15  dürfte  die  Lexikographen  inter- 
essiren;  da  kommt  ein  gloBseinatiRcbes  Wort  im  Jahr  592  n,  C. 
plötzlich  zum  Vorsehein,  Der  Schreiber  von  15ß  verwechselt  die 
Casus:  θελήση  ή  ση  αδελφότης  boövai  τον  γραμματηφόρον 
(Pap.  TOJV  γραμματιφορϋϋν)  ταριχίοο  κυτίνια  επτά  '  es  möge  der 
Herr  Bruder  die  Gewogenheit  haben,  den  (so!)  üeberbringer  des 
Briefs  sieben  Fässchen  PöckeMsch  einzuhändigen*,  κυτίνιον  zu 
κύτος  ist  neu, 

ITnd    nun    zum  Schlüsse    noch    ein  Wunsch:    dass    der    so 
reichen  und  schönen  Gabe  bald  weitere  folgen  mögen, 

Bonn,  L.  Radermacher. 


*  Vgl  Buecheler  Rh.  Mus.  LVI  (1901)  S.  325. 


DIE  INSCHRIFT  DER  APHAU  AUS  AEGINA 


ToO  beivoq  Κλ]€οίτα  Ιαρεος  έόντος  τάφαιαι  ώι^^ς 
ώικο5ομ)ήθη  χώ  βωμός  χιϋλίφας  ττοτεποιήθη 

χώ  π€ρίβολο]ς  ΤΓ€ρι[€ΐτΓθΐήθη. 

Von  der  Inetbrift  der  Ajibaia,  die  une  die  bairiecbeo  Äu•' 
grabungtin  auf  Aegina  geschenkt  hftben^  bat  Furtwängler  ein,  wie 
der  mir  durcb  seine  Güte  zugegangene  Papierabklatech  z^tgU 
vorztigliobea  Faceimile  in  den  Sitzungebericbten  der  Münoheoer 
Akademie  1901  8.  B72  mitgetbeilt  *,  Die  Ergänzung  dee  Name&e 
in  Zeile  1  rührt  von  ihm  her  und  Rcbwerlicli  giebt  es  eine  andre» 
Indem  er  aber  Κλ€θίτα  an  den  Anfang  stellt  und  in  Zeile  2 
έποι]ήθη  lieat^  erreicht  er,  wie  ihm  nutih  nicht  entging,  keine 
gleichnjäBßige  RftumauBnillang :  der  Eigenname  wäre  2a  kurai. 
Eine  fioluhe  Anordnung  itat,  2umal  bei  der  grüseen  Sorgfalt  der 
Bchönen  Schrift  ganz  unmöglich;  sie  wird  Oürrigiert,  wenn  wir  in 
Zeile  2  ein  längeres  Wort,  Am  ich  gegeben  habe,  einsetzen  und 
Κλ€θίτα  als  Hezeichnung  des  Vaters  nehmen,  dem  aleo  der  Name 
de«  Priestere  voranetand ;  paeeend  wäre  unter  vielen  anderen  sB« 
Λυοία.  Das  zu  Anfang  der  dritten  Zeile  verlorene  Wort  endete 
auf  Sigma,  dessen  Ohertheil  ich  auf  dem  Abklat«cb  erkannt  habe; 
von  den  Voreoh lägen  Furtwiinglers  enthält  zwar  κα\  τό  τείχος 
die  gleiche  BnehBtabenzahl  wie  mein  χώ  ττΕριβολος,  iet  aber 
wegen  seiner  Ewei  Iota  dem  Räume  nach  weui|t;er  wahrBcheinlich^. 

Aber  das  gütige  Glück  bat  uns  ao  viel  von  der  kostbaren 
Urkunde  bewahrt»  daas  auf  die  Er^iänzung  wenig  ankommt.  Sehr 
wichtig  dagegen  ist  uns,  ob  Furtwängler  mit  Keeht  für  auege* 
macht  hält,  daas  der  Vorgänger  des  uns  erhaltenen  Tempela  und 
damit  auch  dieser  der  Aphaia  gebort  bat 


^  Das9  in  Zeile  2  daa  X  kennt  buh  ist^  bat  Furtwüngler  aeltiel 
Berliner  philolog.   Wochenichnft  1ί*ΰί,  10M8  nnchgt? tragen. 

'  Ich  freue  mich,  daatu  Fnrtwäugler  meiner  Erpfänzung  hricBich 
beigestimmt  hat.  —  Hemcrkeuawerth  in  der  Inschrift,  die  sicher  dem 
seebeteii  Jahrhundert  angehört,  iet  dtn•  frühe  Schwund  des  Vaw  von 
Ροΐκος.  Ebenso  steht  öuF  einem  andern  bei  den  gleichen  Ausgrabungen 
gefundenen  Steine  κήρτ'^ν  fiir  καΐ  "Eptiuv* 


Die  insclirift  der  Aphaia  aus  Aegiim 


153 


I 
I 


*Der  frftlirauch  <1efl  Wortes  οίκος  orler  οίκημα  für  den  Cult- 
raum  einer  Gottheit  ist  durcb  manclierlei  Analogien  zu  belegen', 
sagt  Furtwängler  S.  373.  Die  heiden  Worte  sind  sehr  verschie- 
tlen  ;  οίκημα,  das  eiTjen  ebenso  all ijrenie inen  Be^iriff  bat  wie  unser 
Bauwerk*,  ist  für  ilie  Tnselirift  gleif^hgiltig  ;  betreffs  οϊκος  bat 
Fiirtwäiij^ler  imzweifelbaft  Reobt :  er  fübrt  mit  der  Inschrift  ana 
Tlnsbe  ClOr,  Sept.  l  2733,  in  der  ein  οίκος  και  Διόνυσος, 
sicher  eine  Aedicula  mit  Cultbiltl,  geweiht  wird,  einen  späten, 
aber  passenden  Beleg  an.  Aber  wir  mtieeen  den  Gehraueh  des 
Wortes  genauer  festzustellen  versuchen.  οϊκος  kann  eheneo 
*HauH  bedeuten  wie  'Gemach*;  man  sollte  also  erwarten,  dai»fl 
ein  in  einem  TempelbeÄirk  befindlicher  οϊκος  sowohl  ein  Raum 
des  Tempels  als  ein  von  ihm  abiretrennter  besonderer  Raum  sein 
könnte.  Aber  die  erhaltenen  inechriften*  kennen  nur  die  zweite 
Verwendung;  die  sichersten  Belege  sind  folgende.  Ein  Εύοώρβίος 
οίκος,  di.  wie  Conze  richtig  erklärt,  eine  Stiftung  des  Eudoros, 
im  Heiligtbnm  des  Äpollon  zu  Anaplie  ist,  da  ea  zar  Ortsbe- 
atimmnng  dient,  nothwendig  ein  eigner  Bau  (ClGr*  Ins.  ΙΤΓ  248 
Z.  12);  Clor,  3163  wird  ein  den  Nemeseis  in  einem  Nemeseion 
geweihter  οΐκος  ausdriicklich  als  neben  den  Tempel  gesetzt  be- 
zeichnet (τον  παρατ€θ6ντα  οΐκον).  Ebenso  wird  man  sich  τον 
οϊκον  τον  έν  τώι  Upüui,  der  den  Priestern  von  Ändania  als  Ge- 
Bchäftslokal  dient  (Dittenbergera  Sylloge  653  Z.  ΙΠ),  nicht 
innerhalb  des  Tempels  vorstellen. 

Α  ho  so  weit  war  Furtwängler  im  Recht,  als  er  den  οϊκος 
der  Aphaia  für  ein  selbständiges  Banwerk  ansah.  Aber  unmög- 
lich kann  das  Wort  den  Tempel  bezeichnen  ;  niemand  wird  glau- 
ben, dass  kpoi  οίκοι  nicht  ein  völlig  synonymer  Ausdruck  wäre 
fiir  kpai  οίκίαι,  die  wie  Ulrich  Köhler  (Atlien.  Mittbeil,  7»  373) 
endgiltig  gelehrt  bat,  'Dependenzen  der  dabei  stehenden  Tempel 
waren,  die  man  ganz  mit  Unrecht  'einfach  fiir  Tempel  genommen 
hat*.     Man  wende  nicht  ein,    dass    unsre   positiven    urkundlichen 


"^  Die  volIeläTidigete  mir  bekannte  BeispieUammlung  hat  CoiizCi 
ünterauchungeu  auf  Samotbrake  I  41  zneamtnengebracht ;  dazu  Wend- 
laud  und  Kern^  Beitrage  114.  —  Nicht  ganz  hergehÖrig  ist  die  von 
Furtwängler  angeführte  Inschrift  bei  Wendland  und  Kern  S.  112  == 
Kern,  Inschriften  von  Magnesia  u.  94.  Da  das  Wohlwollen  gerühmt 
wird^  dua  jcmaDd  ciq  τόν  οίκον  τόν  Upov  καΐ  είς  τόν  δήμον  hegt,  der 
Begriff  dea  οϊκος  also  dem  des  δήμος  parallel  sein  muss,  bexeichnet 
es  die  Genoaaenscbaft,  die  in  dem  οίκος  tagt,  eine  Uebertragung  die 
auch  die  modernen  Sprachen  vornebmen:  charabre,  Abgeordnetenhaus• 


154  Fräukcl 

ZeugniRse  alle  viel  jünger  Rinii  aln  die  Tnsclirift;  all  angiltig 
darf  «ie  nur  betracliten  wer  nie  durch  ältere  Urkunden  wider- 
legen kann,  aber  in  unseren  naoralen  BauinRchrifteiiy  die  doch 
bis  liocb  infl  vierte  Jahrhundert  hinaufreichen,  wird  der  Tempel 
immer  ναός  genannt,  niemals  οίκος. 

Wenn  alflo  der  Aphaia  ein  οΤκος  errichtet  wird,  eo  muM 
ein  Tempel  in  dem  gleichen  TemenoR  vorhanden  geweaen  sein. 
Nehmen  wir  an,  dasR  Rchon  dicRer  Tempel  der  Aphaia  gewidmet 
war,  Ro  könnte  der  οΤκος  nur  untergeordneten  Zwecken  der  Ver- 
waltung gedient  haben;  würde  man  dann  Reine  Krrichtnng  in 
einer  ro  monumentalen  Bekundung  an  erRter  Stelle  anführen? 
Vielmehr  iRt  die  äu»«RerRte  WahrRcheinlirhkeit.  dafle  nnner  οΤκος 
den  Cult  der  Aphaia  aufnahm.  daRR  nothwendig  also  die  Gottheit, 
die  im  Tempel  verehrt  wurde,  von  Aphaia  verschieden  war. 
Welche  war  cr  ? 

Dafle  der  Tempel  nicht,  wie  man  friiher  allgemein  annahm, 
der  Athena  gehörte,  halte  ich  mit  Furtwängler  für  unzweifelhaft; 
denn  der  an  Reinem  ureprttnglichen  Orte  gefundene  Grenzstein 
ihreR  HeiligthumR  war  gute  anderthalb  Stunden  von  nneerem 
Tempel  entfernt*).  Welche  andere  Gottheit  sollte  aber  mit  Aphaia 
ihre  CultRtntte  getheilt  haben  alR  ArtemiR,  der  sie  wie  Pansaniai 
Π  30.  3  Ragt  μάλκΤτα  φίλη  war,  die  eine  GIorrc  dcR  Heeych  gradezn 
identJHch  nennt:  'Αφαία*  ή  Δίκτυννα  καΐ  "Αρτεμις? 

Und  daRR  in  der  That  die  Cultptätte  der  Aphaia  auf  Aegina 
im  TemenoK  der  ArtemiR  war,  iat  überliefert,  Antoninus  Li- 
beraÜR  40  erzählt  έΕίκετο   ή  Βριτόμαρτις  €ΐς  Αϊγιναν  έν  πλοίψ 

.  όποβασα  έκ  του  πλοίου  κατεφυγεν  εΙς  δλσος,  δθι  περ 

ίστι  νυν  αυτής  το  \ερόν,  κάνταυθα  έγένετο  αφανής  [καΐ 
ώνόμασαν  αυτήν  Άφαίαν*!.  έν  bt  τιϊι  \ερψ  τής  'Αρτέμιδος 
τόν  τε  ■*  τόπον  έν  φ  αφανής  έγένετο  ή  Βριτόμαρτις  αφιέρωσαν 
Αίγινήται  και  ώνόμασαν  .'αυτήν ^  Άφαίαν  και  Ιερά  έπετέλεσαν 
ώς  θεώ.  An  der  richtigen  Henutzjing  dicRCs  werthvollen  Zeng- 
nisRCR  konnte  Furtwängler  nur  daR  Vorurtheil  hindern,  daee  οΙκος 

'  Wolters,  Athen.  Mitthoilungcn  14.  \h\. 

2  Oioso  Wort»*  erheint  der  neueste  Herausgeber  Martini  mit  Recht 
oingoklaiiimort  zu  haben,  der  sonst  ΛΊο  Stella  wcnijr  i?lücklich  l)ehandelt. 

•^*  S>  O.  Schneider:  Überliefort  ist  hi.  Fiirtwänjrler  safift  S.  378: 
'Dass  das  Artoniie-Hoili>ithum  ein  von  dem  Orte  der  Verehrang'  der 
Aphaia  i:i'tronMtt'r  Ort  war,  j^olit  mit  Siulierheit  aus  dem  ((e^ene&tzlich 
>;oj;oiiübt'r  j;o8t eilten  foljfondeii  τόν  bi  τόπον  hervor'.  Aber  das  an• 
kuüpfeude  bi  ist  doch  nicht  daasolbo  wie  άλλα. 


Die  Inschrift  der  Aphaia  aus  Aegina  155 

den  Tempel  bezeichne.  Auch  Paueanias  II  30,  3  eagt  von  der 
Aphaia:  ταύτην  μέν  θ€Ον  έποίησεν  "Αρτεμις. 

Mir  erscheinen  die  Gründe  zwingend ;  es  wird  eingewendet 
werden,  dass  Pausanias  das  lepov 'Αφαίας  nennt,  ohne  doch  den 
dabei  stehenden  Tempel  zu  erwähnen.  Aher  wenn  dies  hei  an- 
dern Schriftstellern  Gewicht  hätte,  bei  dem  an  Wunderlichkeiten 
reichen  Pausanias  hat  es  keines:  es  ist  psychologisch  leicht  er- 
klärlich, dass  ihn,  der  wie  bekannt  ist  gierig  war  nach  Cult- 
raritäten,  das  Interesse  an  der  verschollenen  Aphaia  hinnahm 
und  daps  er  über  der  ausführlichen  Nachricht  die  er  von  ihr  gab 
die  Erwähnung  des  Haupttempels  vergase.  Es  konnte  dies  um 
KG  eher  geschehen,  alß  er  zu  seiner  Zeit  längst  nicht  mehr  in 
Gebrauch  war  ;  der  ganze  Platz  war,  wie  Furtwängler  (S.  389) 
sagt,  früh  verödet,  nach  den  Funden  schon  seit  dem  fünften  Jahr- 
hundert. So  kann  es  auch  nicht  in  Verwunderung  setzen,  dass 
<lie  Agineten  sich  in  der  unteren  Stadt  einen  zweiten  Artemis- 
tempel   bauten,  den  Pausanias  II  30,  1   nennt^ 

Dass  in  beiden  GiebelfeUlern  Athena  die  Hauptstelle  ein- 
nimmt, ist  eine  Discrepanz,  die  wir  als  helehrenHe  Thatsache  an- 
zuerkennen haben;  sie  bleibt  bestehen,  wem  man  auch  den  Tempel 
zuschreiben  will,  da  er  der  Athena  nun  einmal  nicht  gehört  hat. 
Eh  ist  doch  auch  verständlich,  dass  man  an  dieser  bevorzugten 
Stelle  das  Geschlecht  des  Landesherren  Aiakos  durch  D.irstellung 
ihrer  nationalen  Kriegsthaten  verherrlichen  wollte,  und  die  Gott- 
heit, die  nach  dem  Bedürfnias  der  Giebelcomposition  die  Mitte 
einnehmen  mueste,  konnte  dann  nur  eine  kriegerische  sein,  wie 
Athena*. 

Wir  müssen  noch  einmal  zur  Inpchrift  zurückkehren.  Wenn 
sich  der  Ausdruck  χώ  βωμός  ποτεποιήθη  auf  die  eben  errichtete 
Kapelle  der  Aphaia  bezöge,  wie  wunderlich  wäre  er.  Das  für 
ein  Heiligthum  wesentlichste,  der  Altar,  wird  nicht  'zugefügt'; 
der  οΤκος  ist  ohne  ihn  gar  nicht  denkbar.  Die  Inschrift  kann 
ausser  von  dem  Hause  der  Aphaia  von  allen  Theilen  des  Te- 
menos  berichten,  in  dem  sie  aufgestellt  war:  es  wurde  dem  vor- 
handenen Altar  der  Artemis  ein  zweiter  beigesellt.     Da  der  Aus- 

^  Unter  den  sehr  wenigen  Weihinschriften  von  Aegina  gilt  eine 
neben  Zeus  und  Athena  der  Artemis  (LeBas,  Voyage  II  1<)83|. 

^  Uebor  die  Bedeutung  der  Athena  im  Gi»*bel  vergleiche  man  die 
schönen  Ausführungen  Furtwänglere,  Beschreibung  der  Glyptothek 
S.  156  f. 


15β  F  r  ä  η  k  e  Ι  Die  Insohrift  dof  Apluum  mnt  Aegin» 

druck  auf  die  Kapelle  der  Aphaia  nicht  paut,  ist  er  eine  Be- 
stätigung, dass  sie  nicht  allein  etand.  Unter  ό  έλέφος  yersteht 
Furtwängler  dae  elfenbeinerne  Cultbild  der  Aphmia,  für  da•  aber 
HO  wenig  wie  für  ihren  Altar  das  Verbum  angemeasen  wftre ;  das 
richtige  Wort  wäre  \δρύθη.  Aber  wo  hat  6  έλέςκχς  diese  Be- 
deutung? Es  ist  als  ^  der  £Ifenbein8chmuck*  anfxufaeeen;  auch 
zu  diesem  stimmt  ποτεποιήθη  nicht,  wenn  er  an  dem  neuen 
οΤκος  gleich  bei  desAcn  Bau  angebracht  worden  wäre.  Also  wird 
auch  er  dem  schon  bestehenden  Tempel  hinzugefügt  worden  sein, 
wohl  seiner  Thür,  wie  die  Thür  des  Asklepiostempels  von  Epi- 
dauros  nach  Zeile  65  der  ßauinschrift  reich  mit  Elfenbein  ge- 
schmückt war.  Der  περίβολος  hat  natürlich  den  ganzen  Bezirk 
umschlossen :  unsere  Inschrift  giebt  Kunde  von  seiner  Anege- 
staltung,  in  der  die  Kapelle  der  Aphaia  nur  ein  Glied  war. 

M.  Fränkel. 


t 


MISCELLEN 


Zum  I.  Strassbnr^er  Α rcbilochas- Fragmente 

R,  ReitzenBlein,  Zwei  neue  Fragmente  der  Epoden  des  Är- 
ohilocboe,  Berl,  Sitzgeber.  1899  S.  857  ff.  las  in  dem  L  Frag- 
mente, das  die  Verwiinwchnng  einei  eidbrücbiiien  Freundes  ent- 
hält und  von  Hon  Epod,  10  frei  nftchgeabmt  ist,  in  Zeile  3  εύ- 
φρονε0  .  .  .  und  ergänzte  dieses  mit  H.  Dieb  ^u  €ύφρον€<τ[τατα]. 
Der  kalte  Hohn  dieser  Litotee  paset  recht  gut  zum  scharfen 
Grnndtone  dee  Gedichtes,  wirkt  aber  nach  meinem  Gefühle  nicht 
mehr  recht,  nachdem  nehon  γυμνόν  vorausgegangen  ist  F.  Blase, 
der  die  Papyrusbruchfitücke  selber  stiidiren  konnte,  sah  bloss  eO- 
φρον[  .  .  und  er^^änzte  dies  im  Rhein.  Mus.  55  (19(10)  8.  34B 
zu  γυμνάν  €ύφρόν[αιν  βροτών].  Diese  ErgSuzung  trlÜ't  schwer- 
lich das  Richtige.  Per  Ausdruck  ist  viel  zu  malt  für  diepes  Ge- 
diclit.  Der  Sinn  von  γυμνόν  wird  durch  den  da/ugesetzten  Ge- 
netiv abgeschwächt;  der  Si^biffbriidiige  strandet 'nackt',  nicht 'der 
Hilfe  wohlwolleuiler  Sterblichen  har*.  Aehnliche  Kin wunde  erhob 
gegen  den  Vorschlag  von  Blass  nuch  neulich  Am.  Hanvette, 
Revue  des  ^tud,  grecq.  Η  (Ιί^^Ο  S.  73,  ohne  jedoch  selber  eine 
Ergänzung  der  Stelle  zu   wagen. 

In  Ευφρον  .  .  *  ist^  wenn  ich  mich  nicht  täusche,  ein  dae 
Grässliche  der  Situation  noch  steigender  Ausdruck  zu  suchen, 
dieser  aber  durfte  €ύφρόν[ης  Οκόταϊ]  oder  ακότει  sein.  Ich  ver- 
mag freilich  die  Verbindung  €ύφρόνης  0κότος  nicht  zu  belegen, 
finde  sie  aber  durchaus  unanstüssig.  Bass  bei  €υφρόνη  früh 
jede  Erinnerung  an  den  Grundbegriff  der  milden,  freundlichen 
Nacht  Oller  gar  der  Freude  (ευφροσύνη)  verschwunden  ist,  zeigt 
schon  Hesiods  μακραι  γαρ  έτιίρροθοι  εύφρόναι  cicriv  (\\\  υ.  Τ» 
1>β0 :  vgl.  Goettlitig  zu  Vs.  h2A).  Wollte  trotzdem  jemand  in 
unserer  Stelle  diese  Grundbedeutung  noch  durclischimmern  sehen, 
so  würde,  mein'  ich,  gerade  das  Oxymoronj  der  innere  Gegensatz 
der  Begriffe  €υφρόνη  und  σκότος,  aufs  Beste  zum  Stiloharakter 
dieser   Verse  des  Archilochos  passen. 

Paläographisch  steht,  wenigstens  bei   der  Lesung  von  Blass^ 

der    von    mir  vorgescblngenen   Ergänzung    nichts  im   Wege.     Da 

ich  in    dem   Facsimile    bei  Reitzenstein   weder   ec  noch  ω  zu  er- 

nen   vermagi    so    wage  ich    auch    nicht,    mit    ir^'end    welcher 


158  Misoellen 

Sicherheit  zu  behaupten,  dass,  wie  mir  allerdings  wahrscheinlieli 
ist,  über  dem  ο  von  ευφρον  der  lieRt  eines  Accentes  sichtbar 
sei.  Iflt  das  der  Fall,  ro  iet  €ύφρονέσ[τατα]  unrichtig,  während 
die  Ergänzung  €ύφρόν[ης  σκότψ]  an  Wahrscheinlichkeit  gewinnt 

Wenn  Keitzenstein  Zeile  2  des  gleichen  Bruchstückes  πλα• 
εόμενος  richtig  gelesen  bat  —  Blaps  erklärt,  das  Signa  nicbt 
zu  erkennen  —  so  scheint  mir  hinter  diesem  Worte  eiv  Punkt 
angemesen.  Mit  Vers  3  beginnt  ein  neuer  Satz,  der,  dprch  die 
Parenthese  ίνθα  ττόλλ'  άναττλήσει  κακά  |  δούλιον  δρτον  ibuiv 
unterbrochen,  mit  ^ίγ€ΐ  π€ττηγότ'  αυτόν  seinen  Abpchluss  findet. 
Ist  das  wirklich  so  '^ungeheuer  hart*,  wie  Blass  aaO.  S.  344  be- 
hauptet? iBt  etwa  die  Verbindung  von  V.  12  ταυτ'  έθέλοιμ^  δν 
Ibeiv  mit  V.  13  ος  μ'  ή6ίκησ€,  λάΕ  b'  έφ'  όρκίοις  ?βη  nicht  auch 
hart?  Die  Härte  der  Conntruction  darf  in  einem  Gedichte,  wie 
dem  vorliegenden,  nicht  Anstoss  erregen.  Uebrigene  ist  das 
Nachhinken  von  ^ίγ€ΐ  π€ττηγότ'  αυτόν  durch  die  Epanalepsis  von 
αυτόν  gemildert,  während  diescR  αυτόν,  wenn  es  auf  ein  ihm 
näher  stehendes  \^erbum  als  λάβοιεν  bezogen  werden  mfisste, 
geradezu  lästig  wäre. 

Frauenfeld  (Schweiz).  Otto  Schult  he  es. 


Dionye  de  Lysia  p.  32,  12  (p.  496  R.) 

Dass  der  Guelferbytanus  und  die  mit  ihm  verwandten  inter- 
polirten  Handschriften  (interpolirt  nenne  ich  sie  auch  noch,  nach- 
dem Blass  ^  das  Gegentheil  behauptet  hat)  im  iudicium  de  Lysia 
gelegentlich  einen  Text  bieten,  der  auf  den  ersten  Blick  sich  all 
ganz  vortrefflich  empfiehlt,  aber  trotzdem  im  Widerspruch  la  dem 
durchgehenden  Sprachgebrauch  des  Autors  steht,  habe  ich  Fleck. 
Jahrb.  1895  S.  243  ff.  an  zwei  Beispielen  deutlich  zu  machen 
versucht.  Die  Sache  ist  ja  doch  auch  für  die  Kritik  der  bei 
Dionys  erhaltenen  Lysiasreden  von  prinzipieller  Bedeutung.  Des- 
halb füge  ich  hier  einen  neuen  Beleg  hinzu,  weil  sich  durch  ihn 
auch  Thalheim  in  seiner  jüngRt  erschienenen  Lysiasausgabe  bat 
täuschen  lassen.  S.  496  R  nämlich  bieten  sowohl  der  Floren- 
tinus  als  der  AmbroRianus  mit  seiner  Sippe:  τήν  έΕέτα(Τΐν  ύπό 
τών  ύπ'  έκ€ίνου  γραφεντιυν  ποιήσομαι,  eine  Lesung,  die  selbst- 
verständlich unmöglich  iHt.  Im  Guelferbytanus  nebst  Verwandten 
dagegen  steht  την  έίέταϋχν  άπό  τών  ύττ'  εκείνου  γραφεντιυν  ποιή- 
(Τομαι;  das  scheint  einleuchtend,  und  so  haben  denn  alle  früheren 
Herausgeber  und  neuerdings  wieder  Thal  heim  geschrieben.  Aber 
der  feststehende  Brauch  fordert  die  Verwandlung  von  υπό  in 
im,  wie  ich  hergeetellt  hatte.  Wenn  irgend  ein  Schriftsteller, 
so  hat  Dionys  seine  stehenden  Redensarten;  Rchon  die  Zusammen- 
stellungen von  Sadee  könnten  dies  jedermann  veranschaulichen*. 


1  Vgl.  jetzt  auch  Fuhr,  G.  G.  A.  IJiOI  S.  10Γ». 

^  De  bionysii  Hai.  soriptis  rhetoricis  p.  2ϋ1  (177)  sq. 


Miscellen 


m 


Aleo  zB.  de  Dem.  p,  97G  πάρεστι  τψ  βουλομ^νψ  σκοττεΐν  έττ' 
αυτών  ττοιουμ^νψ  ταιν  τταραδειχμάτων  την  ίίέτααν,  ρ.  ΙΟΟΙ 
τήν  άκριβεστάτην  βάσανον  έπϊ  τών  ομοίων  εργιυν  λαβουΟαι 
(άττό  fiollte  man  liier  doch  wahrliaftig  eher  erwarten)^  p.  1008 
Ttap€0Ti  τώ  βουλομ^νιυ  σκοττεϊν  έπι  της  άρτίαις  παρατ6θ€ίσης 
λίίεως  ττοιουμβνψ  τήν  έ£€τασιν  vgl.  de  Isaeo  ρ.  592.  από 
findet  8Ϊο1ι  in  dorn  Zusauimenhang  überlmupt  nieiiiee  \\Ί«Β6πβ 
nirgendwo,  wohl  aber  ini  noch  als  tlas  gewöhnliche  in  ähnlichen 
Verbindungen :  vgh  im  ταιν  παραδειγμάτων  σαφές  τι  ποΐ€ΐν 
de  Dem.  1118,  ^σται  hi  τούτο  φαν€ρόν  im  τών  τταραΟΕίγμά- 
TUüv  de  comp.  ρ.  86,  άπεδείκνυον  ^m  τών  παρα?)€ΐγμάτιυν 
ebd.  ρ.  180,  δπαντα  έπ€Ει^.ναι  im  τών  παραδειγμάτων  ebd* 
ρ,  170,  έρώ  b'  im  παραδείγματος  ebd,  ρ.  46,  ei  τις  αυτό  €πΊ 
παραδείγΜατος  ϊδοι  de  comp.  ρ.  44,  σκοπ£Ϊν  έπι  παραδειγμάτων 
©hd.  ρ.  181  V. 


^m    CUM. 


Bonn* 


L•  Radermacher. 


Μ  Pieudu-Sallngts  Inveetiva 


Die  Invective  —  oder  richtiger  Replik  —  Pseudo-Ballasts 
gegen  Cicero  haben  im  Jahre  1898  gleichzeitig  und  nnabhängig 
von  einander  iL  Wirz  in  den  'Festgaben  zu  Ehren  Max  ßiidingere* 
S.  89^116  und  Κ  Reitzenatein  im  Hermes  ΧΧΧ1Π  S.  87  — 101 
mit  einem  Anhang  von  E.  Schwartz  S.  101  —  108  sehr  eingehend 
behandelt.  Wesentliche  Uebereinetimmang  herrseht  in  den  bei- 
derseitigen Beeprechungen  darin,  daeei  die  Invective  nicht  von 
demselben  Verfaseer  herrühren  kann,  wie  die  angebliche  Replik 
Ciceroe  —  die  eigentlicb  eine  Duplik  sein  sollte  — ,  niid  dass 
die  Invective  sich  in  diiB  Jahr  54  v.  Chr.  stellt,  während  die 
^Responftio  dieae  Zeitgrenise  nicht  einhält  ixnd  überhaupt  auf  viel 
spätere  Abfassung  hinweist,  wie  ja  auch  nur  für  ^Hallust'  die 
Bezeugung  Uuintilians  vorliegt.  Während  aber  Heitzenstein  und 
Schwartz  in  lebhafter  Auefiihrnng  das  Pamphlet  nun  wirklich  in 
das  Jahr  54  setzen,  ja  8cbwartz  eißh  und  Anderen  einreden  raiichte^ 
das«  es  von   L.  Piso  herrühre,    hat  sich    Wirz  von  solchen  hitzi- 


ge 


*  Noch  an  eiocfr  anderen  Stelle  hat  Thalheim  gegen  den  Sprach- 
braucb  des  Dionys  verütuBsen,  indem  er  p.  4ΗΛ  Ε  (S.  23,  2i?  nnserer 
Äusg.J  mit  den  Λ el leren  καΐ  1>ή  καΐ  τόν  Λυσίαν  iv  τούτοις  καταριθμείται 
schrieb.  Wenn  ich  aus  ubeiÜeierlen  καταριθμ€!  καΐ  vielmehr  κατηρίθ- 
μηκ€  gemacht  hatto  die  Aenderutig  ist  au  eich  wohl  nicht  weniger 
leicht;  ein  itacietiBcber  Fehler),  so  leitete  mich  hierbei  nicht  der  Wunsch, 
etwa  Β  andertfs  zu  drucken,  als  meine  Vorifängor  gedruckt  hatten,  son- 
dern viclntehr  die  Beobachtung,  dass  fMonys  und  Diodnr  zwischen 
ΐ€αταριθμ€ΐσθαί  τι  und  καταριθμ€ΐν  τίνα  ίν  τισι  scharf  unturscheideni 
damit  war  für  uuftire  Stelle  die  Kichtschnar  der  li^hatidlunji  gegeben 
(vgl  Rhein.  Mus*  1896  S.  475^  wo  die  Btispiele  atuheu),  Ιϊμ»  plotKliche 
Eintreten  dee  Perfekts  nach  vorhergehendem  Fräeena  hat  bei  Iiionye 
kein  Bedenken;  so  de  Uin.  p.  IJ40  H:  ΐΓροοιμιάΣ€ται  γάρ  όμoίuJς  ίκίΐνψ 
κοί  in*  6\ου  του  λογού  παραπλήοιος  μ€μένηκ€. 


160 


Misoellen 


gen  Uebertreibungen  und  seDsationelleD  Aufstellangen  frei  geh&Uen 
und  das  Produkt  mit  Recht  auf  eine  Linie  gestellt  mit  deü  Peeudo- 
Atitoniufi  und  Peeudo-Calilina  Kedeii  Ίιι  toga  Candida  ,  von  deren 
Abfaeeung  durch  Ciceroe  'obtrectatoree  wir  bei  ABConiue  leeeo 
(T^ährend  Quintilian  die  eretere,  wie  unser  'Hallustianum',  ffir 
echt  gehalten  eq  haben  echeint),  und  mit  ahnlichen  Apokryphen*. 
DasB  die  alten  Kbetoreu  und  lihetorsijiüleri  wie  die  Historiker, 
folcbe  für  bestimmte  Personen  und  «Situationen  fingierte  Reden 
tibten  und  Terübten,  ii^t  ja  bekannt  genug:  und  eo  gewiss  ihnrn 
dabei  oft  und  leicht  Aiiachroniemen  begegneten,  so  hetset  es  doch 
nicht  Tior  die  Moglitdikeit,  eondern  auch  die  vielfach  vorliegende 
Thatsächiichkeit  besser  in  die  Zeit  eingc^paeeter  Erzeugnieee  arg 
verkennen,  wenn  man  sich  gleich  7m  solchen  Schliiseen  versteigt, 
wie  die  beiden  Straseburger  Collegen*  Vollende  die  Seh watU' sehe 
Hypothese  ist  geradezu  unbegreiflich  und  unmöglich-.  Wenn  er 
sich  diifür  auf  die  Bezeugung  einer  FitionieeheD  Schiuiihschriit 
durch  Cicero  eelbst  beruft»  so  ipricht  ja  gerade  dieses  Zcugnisi 
auf  das  Klarste  gegtn  seine  Anwirbt:  denn  da  ist  die  litd^  gani 
deutlich  von  einer  Schrift  unter  Pieo'e  Namen.  Nun  verstehen 
wir  nach  dem,  wa  f  Wirz  noch  beeeer  als  Keitzenstein  bemerkt 
und  belegt  hat,  «ehr  wohl,  wie  die  Maske  HalltistSf  und  eben 
auch  in  jener  Zeitgrenze,  zu  der  Invective  benutzt  werden  konnte: 
wie  aber  Jemand  die  noch  viel  verBtüntl liebere  und  hervortreteo- 
dere  Rolle  des  Pisa  dem  Öalluet  hiitte  üntersohieben  sollen,  das 
iet  doeb  mehr  als  dtinkel  und  unklar*  Wae  aber  im  Einzelnan 
noch  zur  Cuteretiitzung  der  Annahme  dieser  Autorschaft  vorge- 
bracht oder  vielmehr  mühsam  zusammengesucht  wird,  das  iat  so 
fadenscheinig  und  schleierhaft,  das»  der  scharfsinnige  Urheber  der 
Meinung  sie  vielleicht  schon  jet^t  selber  nicht  mehr  ernsthaft 
nimmt.  Jedenfalls  lohnt  es  nicht  gegen  dieee  Windmühlen  st} 
kämpfen :  wohl  aber  erscheint  es  angezeigt  eine  einzelne  Stelle 
SU  besprechen,  bei  der  Reitzenstein  und  Scbwartz  gänzlich  in  die 
Irre  gegangen  sind,  während  Wirz  sie  zwar  richtig  beurtheilt, 
»her  nicht  richtig  behandelt  hat. 

Bei  den  Worten  quo  iure  atm  de  exilio  iuo  Dprrackio  re- 
disti^  cum  imequcrL•  hat  Reitzenslein  p,  88,  3  mit  Recht  die  Ver- 
suche älterer  Herausgeber  und  Jordans,  sowie  Euesneis  Conjectur 
abgewiesen  und  sich  mit  Vogel  für  insequeri^  (nicht  iequerii*)  etit- 


^  Die  sehr  problematischen  Versuche  von  Wirz,  Benutzung  der 
Briefe  Ciceroe  uL•  uachzuweiaen,  lassen  wir  auf  eich  beruliii.  Die  IJeber* 
eiiistimmuugcn  sind  keiueswegs  so  schlagcud  und  die  Liickeuhaftigkeit 
unserer  Kenotnies,  gerade  was  die  damalige  Tageslitteratur  betriH^  ist 
kaum  in  Anschlug  gubraclit, 

^  Als  'unwahrecheinlioh*  hat  sie  gleich  Schanz  in  der  awetten 
Auflage  seiner  Littoraturgeechichte  bezeichnet.  Auch  Peter  in  den  Ab- 
handlungen der  Kgl,  SUchs  Ges.  d.  W.  XXI,  liH>l,  ii  b.  175,  1  deutet 
seine  Skepeis  gegen iil>er  den  neuen  Uilenburuiigen  an.  Dagegen  haben 
8chlee  (im  Jahresbericht)  und  Maurenbreeher  (lu  der  Anzeige  von  WiraJ 
sich  beifällig  geaueseit. 


Miscellen 


» 


ficLleilerj,  folgert  aber  plötzlicb  una  un vermittelt  ^s  ο  m  ί  t  (?)  ist 
die  Annalirae  einer  Lücke  unvermei^licV  und  ergänzt:  (qui  cum 
capitis  pericidn  omncs  pro  te  lahorcs  cxa?iclavif)  oder  (qui  pro  ie 
capUis  pericultim  finbiit,}  quo  inre^  cum  de  ea^ilio  tno  Dyrrachio 
redist if  eum  inscqi4erts9  Er  tlejikt  dabei  an  Horte nsiiie  (v^L  pro 
Mil.  37),  wenn  auch  natürlich  alles  unsicber  eei.  Man  braucht 
diese  Periode  bloss  im  Zusammenhang  der  Sätze  bei  Reitzenstein 
(selber  xu  leflen,  nm  sofort  zu  fühlen,  dass  sie  aus  der  Umgebung 
vallfltändig  herauHfällt   und  stilwidrisr  ist, 

Schwartz  aber  meint  S.  105:  die  Erwähnung"  dei  gewöbn- 
lioben  und  üblichen  Hafena  für  die  Ueberfahrt  nach  Italien  Jieaae 
eich  zwar  allenfalls  daraus  erklären,  dass  Cicero  die  letzten  sieben 
Monate  seines  Exils  in  p3'rrachium  zubrachte,  er  möchte  sie  aber 
doch  in  eine  eigentbümliche  Beleuchtung  rücken  durch  den  Gegen- 
satz »wischen  dem  verbannten  Consularen  und  dem  Proconsul 
Makedoniens^  der  von  demselben  Hafen  aus  zurückgekehrt  war,  und 
dem  Cieero  gerade  die  schmähliche  Abreise  von  Dyrrachium  bei 
Kacbt  und!  Nebel  vorgerückt  hatte  (in  Pis,  93),  —  aber  auch  er 
mufie  das  für  unsicher  erklären,  weil  der  Zusommenhangj  in  dem 
der  Satz  stehe,  wegen  der  schweren  Terderbniss  wohl  immer  un- 
klar bleiben  werde. 

Nun,  die  Erwähnung  von  Dyrrachiura  ist  nicht  nur  durch 
die  sieben  Monate,  Bonilern  vor  Allem  durch  das,  wue  Cicero  pro 
Planoiü  07  f,  und  anderwärts  sagt,  hinliinglich  gerechtfertigt : 
und  gewisa  hat  Wirz  ohne  zureichenden  Anlass  und  ohne  Wahr* 
echeinlichkeit  DyrrncMo  als  Glossem  eingeklammert.  Eine  Be- 
ziehung aber^  wie  sie  Scbwartz  hineinlegen  möchte,  ist  nicht  nur 
unsicheri  sondern  ganz  unannehmbar  —  selbst  abgesehen  von 
dem  Ungrund  seiner  ganzen  Hypothese  — ,  weil  auch  etwas  der- 
artiges aus  dem  Charakter  und  Zusammenhang  der  ganzen  Partie 
Yollfitiindig  herausfallen,  durchaus  stilwidrig  sein  würde. 

Wie  Reitzenstein  an  llortensius  denken  konnte»  ist  trotss 
pro.  Mii.  37  unerfindlich:  mit  Hecht  sagt  Wirz  p.  107  es  Ίΐege  auf 
der  Hund'  die  W^orte  auf  das  Verhältniss  von  Cicero  zu  PorapejuB 
zu  beziehen  und  mit  Recht  hat  er  es  nicht  für  nöthig  gebalten 
dafür  die  bekannten  Zeugnisse,  wie  pro  Sestio  74.  104;  in  Pis. 
35.  80 ;  pro  Mil  39,  anzuführen.  Wenn  aber  Wirz  für  quo  iure 
cum  schreibt  quo  auefore^  so  ist  diese  Aenderung  zunächst  äns- 
serlick  ohne  jede  Probaldlität;  sodann  aber  verstehen  wir  aurh 
nicht,  wie  in  dieser  Form  sich  äer  Satz  anschliessen  kann  an  ilie 
W^orte  i-ui  in  civitafe  insidias  fecisfij    ancillüris^^  die   doch    eben- 


*  cutus  tu  eitac  insidias  fecisti,  (ei)  ancillatis  schreibt  Wirz, 
wahrend  lleitJteiiHtt;in  in  dem  überHeferten  in  civitate  einen  eigenthüm- 
lichen  Aufdruck  fdr  *im  Fritiden*  sehen  möchte,  der  zugleich  die  Worte 
de  emiiui  vorbereiten  und  veracbarfen  solle,    Hub  letait>ere  iat,  auch 

»Abgeeehen  von  tkr  gleich  in  Frage  tn  stellenden  Fol^^v  der  Worte  in 
cimiaU  —  de  civdio,  kaum  rtehl  verstfindlicb  ;  daa  tretere  ist  niisht  nur 
*eigenthiimUch\   soiulem  höchst  kÜDstlich :   und  an   diese  Klaul*erei  ssu 

Rb^in.  Miu.  t,  PbUQL  N.  F.  LVll,  11 


Ι«ί> 


Miicellen 


fall«  ohne  Weifcres    und    ohne   Zweifol    auf  deuBelben    Pompejoa 

^eben.     Ons  war  wohl  nucli  der  (τ rund,    weshalb  Iteitzenetein  yo1| 
der    einfachen    und    wahren    Rrkliirung    der  Stelle    quo    tute  et 
abirrte.     Diese  scheinbare  Schwierigkeit  findet  über  die   ftchnelistti 
Löenng    und    zugleich    gewinnt    die  Frage    der    Hereteljunf^   dee 
Sinnes   in   jener  Stelle    eine    entechiedene    Forderung*    wenn    wir 
wenige  Zeilen  später   leseu  :    quem  mojrme  odisii^  ei  mair*m4'   (4- 
sequeris.     DasR    die     fraglichen    Wort«    im    Cii*geneate    xo   die»ett 
stehen,  aleio  auch  wirklich   7,u  ihnen  zu  «teilen  sind,  iniiem  we^riO 
der  gleichen  Form   inseifwris  nach   obseqittrts  der  erBte    Hntz  aim• 
gelaaeen    und    dann    vom    Hand    an    fiilscher  Stiille    nacbgetrftgeQ 
wurde,    das    Hchlü^^l   doch   in  die   Au^eii  und  i»t  uro    hu    eicbercr, 
als  nicht  nur   die    Fürmen    qufm  —  ci  oi/mfueris  und  quo  (?)  ^ 
eum  inspqueris  »ich    vollkommen    entsprechen^   sondern    auch    die 
Verba  odisii  und  redisfi  an  einander  anklingen    (witj   untnittelhtr 
vorher    Imdis^   laudm).     l^amit  iRt  aber  auch  eehon  nahe  gelegt, 
danä  dem   quem  —   ei  in  der  Liuikebr  ati  —  eum  entRprach '   und 
daes  zü  iure  der  dem   odisti  enteprechende  Gegenbegriff  aus  detn 
flinnloften    cttm  zu  gewinnen   ist:    ich   denke   intufHUH  (Ιτπηί     liegl^| 
ja  bis   auf  ein  paar  Striche    in    cmn)  oder    ein    Synonymom,    daij 
beim    Nachtrag    der    Stelle  am   Ftiind   versilümmelt   wurde*.      Wii 
lesen  also:   quae  Hin  partes  rci  puhficae   placcftt?   quem  amicumJi 
quem  inimicum  hube.i?  cui  in  cti'itatc  {?  inciriliter?)  ifwidias    fi 
stif  aneiUaris;  fjuos  tyrannos  appellabas,  turuni  potent iae  faiesi  im' 
tibi  ante  optimates  vtdchafifurj  eosdem   nunc   dinnenits  ac  fnrimO$. 
vocas;    Vatinii  causam  agis^    de   Scsttn  tvalc   cjristiwas;    htbulw 
pettdantissimis  rerbis  iaedis,  Inttdiis   Catsarem:  qfiüm  maa'inte  odl• 
stif  ei  ma^vime  obneqneris :  rui  ittre  intftmus  {?)  de  e.vilio  tuo   ί)^\ 
rackiö    redi^ti,    eum  insequcrts;   aliud  stans,    aliud  ncdeus   de 
publica  sentis;  his  inal^  diris,  illas  odii^ti,    tetL^simc  transfuga^  η< 
que  in  hac  neque  in  illa  parte  fidetn  holden s !  Ich  denke  die   Vei 
heReeruug    durch    die    Umstellung   macht  »ich  an    beiden    Stellen 
gleichmäsKig  geltend,  und   wir  dürfen   im  Gegeneatz  zu   i^chwiirtu 
«agen,    daee  wir,   wenn  aaüh  nicht  den  ursprünglichen    Wortlanti 


W  I 

1 


glauben  miig  noch  weiter  Hindern,  dass  in  hac  dvitate  unmittelbar  vor«H 
hergeht.    Ungern  möchte  muti  aber  »n  stark  ein^irtifenj  wie  Wirz  thut, 
und  ctfi  äiidt-rn,  um  dann  ti  eiirachiebon  zu  mui^8*'n.     Vielleicht  steckt 
in  tncititate  ein  Adverhiiim^   wi*.*  iticoffdetc  oder  incivditer. 

Ϊ  cui  ii%ii  qu&y  riicljt  quoi,  waa  äus.aerlith,  vullencJ»  vor  iure,  näher 
läge,  da  auf  eolche  Eehitiv  tornii'n  in  der  üeheriieferung  dit'ses  Stücke«* 
nicht»  hinweist  und  cut  iure  auch  ohutdit*»«  vollcnd?*  nach  der  Veritöm 
nielung  des  nächstfolgenden  Worleii,  leicht  xu  qtto  iure  werden  konnte 

-  Passend    wäre    rttt    ittre   midtctuSj  8i>    das»  cum  aus  dem   liest4 
ciiif  nach  Ausfull  von  addt  t^nfilanden  wäre»   Darauf  konnte  iii  der  re^j 
aponsio  Cicero'a  hinweisen  4,  It:  non  enim  nni  privattm  ancillnttui  s^un 
neque  me  addixi,  und  wenn  diese  Hcziehung  vorläge,  so  würde  sil 
dafür  sprechen,    dftss  schon  dem  Verfa'^eer  der  resporiRio  inidtus?j^  uii 
beiden  featze  cui  ^  unciliar  in  und  cid  iure  oddtctus  —  insequcris  neben 
einander  vor  Augen  standen,  sei  ea  bloss  wegen  der  gleichen  BeKiehun 
mi  es  wegen  der  schou  eingetretenen  Verstellung. 


Miicelien 


1β3 


ι 


ι 

ι 


ch  den  Sinn  und  ZuRainnieBhang  des  liier  ausfübrücli  be- 
sprocheneu Satzes  trotz  der  Verde rbninR  Richer  und  klar  erfaBSPD 
könne  η .  Aach  die  Wiederhohinff  von  (iWi^)  odi^^if  nnnh  {ma.rime) 
ödisti  fällt  bei  unserer  Wiederheretellung  kaum  mehr  uiiaTigenehra 
auf:  und  echwerlich  werden  wir  mit  Wirz  illos  aduiaris  oder  et- 
was älinlichee  dafür  einzueetzen  veranlaast  und  berechtigt  sein. 

Aber  auch  daBR  wir  die  von  ReitzenRtein  und  Schwartz  be* 
hauptele  Lnrkftnhaftigkeit  in  dieBeni  Falle  anzücrkeniieii  weder 
genöthigt  noch  auch  nur  im  Htande  waren,  hat  noch  weitere  ße- 
dentnng.  Denn  auch  anderwärtft^  beruht  die  Annahme  von  Ver- 
lusten,  die  Bezeichnung  unfleres  Stückes  als  Fru|^ment  oder  Ex- 
cerpt  nur  daran f,  dass  das  Voi liegende  den  Ansprüchen,  Yor- 
stelluncen  und  Behauptungen  in  jener  phantasiereiclien  Doppel- 
beliandlung  des  Hermes  nicht  entspricht.  Reitzenfitein  sagt  uA* 
S-  93  f.^  dftFfl  den  Namen  Sallust  die  Invektive  erfst  erhalten  konnte» 
als  dieser  Theil  oder  diese  Theile  aus  einer  grösseren  Rede 
ausgelöst  und  isoürt  waren,  daes  der  Schlusssiitz  wohl  einen 
Τ  h  e  i  1 »  nicht  eine  vollständige  Rede  beenden  könne, 
es  sei  unmöglich,  das«  eine  Rede,  welche  eich  aelbst  als 
Antwort  gibt  *nnd  den  Redenden  in  Gefahr  zeigt*  (?),  keinerlei 
Vertheidigung^  kein  Eingehen  auf  die  Anechnldigungen  des  Gei:^- 
ners  enthalte.  In  vollster  Uebereinstimmung  sagt  Schwartz  uA. 
S.  lOii :  'nur  die  Invektive  ist  erhalten,  die  Vertheidigung  ist 
verloren'   und   zieht  daraus  weitere   Schlüsse, 

Allein  die  Eingangsworte  stellen  ja  niiit  der  wtinechenewer- 
thesten  Deutlichkeit  fest,  d«H8  der  Autor  lediglich  auf  Cicero'« 
makdkta  mit  mnltdkta  erwidern  will:  nur  um  'pereönliclie  Be- 
merkungen', nicht  um  eine  wirkliche  Debatte  handelt  es  sich  in 
diesem  angeblichen  Auszug  aus  einer  höchst  unparlamentarischen 
parlamentarischen  Verhandlung  des  Senats  aus  der  Zeit  Cicero^s 
lind  Hallußts.  Wer  also  hier  neben  dem  ψόγος  die  άττολογία 
vermipst  und  für  nothwendig  verloren  häU»  der  verlässl  das  Ge- 
biet nicht  nur  der  Interpretation,  sondern  auch  der  bereclitigten 
Divinaiion. 

Heidelberg.  Fritz  S  ο  li  ö  1 1 . 


I 


Die  Verfle  des  'Vallegioe'  iu  der  Vita  T^rentil 

üeher  den  Namen  des  Dichters  der  drei  Verse,  welche 
Donat  in  dem  Auctarium  zu  Suetons  Vita  Terentii  anführt,  ist 
man  im  unklaren  und  wird  man  ohne  unerwartete  Hilfe  wob! 
immer  im  Unklaren  bleiben:  denn  ilie  äusserlich  naheliegenden 
Aeuderungen    Vaillcjtfms  und    VageUtm  empfehlen    eich    sachÜcli 


ί  Wenn  R<*itzen8tein  S.  f>4,  l  schon  vor  tibi  quirar  und  dann 
wieder  vor  vennn  nt  opinor  einen  (grosseren  AusfttU  'zu  empfinilea  meint", 
80  läüst  sich  übc^r  solche  Empfindungen  natürlich  nicht  etreiten:  wer 
sie  niüht  theilt  —  ohne  fredich  ilarum  das  Gan^ie  loben  zu  wollen  — , 
der  wird  für  minder  feinfühlig  gelten  mÜMen! 


lU 


MMOflUCtt 


keineswegs  und  die  sacblieh    eiu|ifeblenswerdi<»r«n    Valet^img  oder 

Volcacius  hüben  kaum  äuRnere   Wnbreebeinliobkeit. 

Dem  gegenüber  herrscbt  über  den  Wortlaut  liemHebe  Ue• 
bereitifltimmung.  An«  dem  Oberlieferten  ( Scipi^nii  fabulas  edl• 
disse  Termtium  Ytdlcgius  m  (uiiont  aitj  hac  qune  vocantur  fabu- 
lae  ctiiae  sunt  non  hos  qui  iura  populis  rtimtibm  (oder  r^rtnstn- 
übus)  dal/at  summa  hortore  äffte tus  fecit  fabulas  hat  RitecKl  aach 
verecbiedeiien  Anläufen  hergeetellt  (den  Eingang  mit  Windiiicb- 
mann  und   Flerkeisen): 

Tuae,  Terenti,  quae  vocantur  fabulae 

Cuiae  sunt  ?  non  bas  iura  qui   populis  dabat 

Sumino  ille  bonore  affectus  fecit  fabulae? 
und    diese   Fat^Bung   haben  uA.   Dziatzko  uod  Fleckeisen    in    ihfe 
Terenzauegaben,    Wessner    in    seine  im  Druck  befindliche    Dooat- 
ausgäbe  aufgenommen  *, 

Daes  aber  in    drei  Benaren    eine  ßucbetabenlndernng,   twi 
EinechiebuBgen  —  die    eine  mit    zweifelhaftem    Anhalt    an    eil 
anderen  Stelle  — ,  eine    Streichung  und   eine  Umetellung    varge- 
noinnien  eind,  kann   gewiss  nicht  das  (iefühl  der  Sicherheit  oder 
auch  nur  der  Wahrscheinlichkeit  geben^  wenn  auch  eine  derartige 
YerJerbninB   nicht  geradezu  unmöglich  genannt   werden   kann. 

In  diesem  Fall  kommen  wir  aber  bei  genauerem  Zu^lieii 
auf  eine  einzige  ganz  sichere  Verderbniss,  für  die  allerdinge  diie 
einigermaseen  eichere  Heilung  kaum  ku  ümlen  sein  wird:  im 
Uebrigen  lassen  sieb  durch  richtigere  Auffassung  der  Ueberliefe 
rnng  Aeiitlerungen  vermeiden* 

Um    mit    dem   nächstliegenden    ru   beginnen,    so    xeigt    der] 
Eweite  Vera   einen  entschiedenen  Üeber#<chusH,  wahrend   der  dritte 
einen  Defekt,  nicht  im  Sinne,  sondern  im   Metrum  aufwetet.      Da* 
raus   wird   einfach  zu  scblieseen   sein,    daes  dfdfcU  nicht  ans   Endi 
des   zweiten«    aondern  an  den  Anfang    des    dritten   Versea  gebSi 
und  durch 

Dabat,  ei'immo   bonore  afTeetus  fecit  fabulas 
jeder  Anstofis  und  jede  Aendcrung  zu  vermeiden  ist.    Wir  haben 
genau  den   gleichen  Fall,    wie  bei  der  GrabRchrift  des  Paeuvius-— 
in   der  man  den  ersten   Vers    bis    vor  Kurzem  mit    rogai    schloen| 
uitd    daduroh    vorher  u  η  d   nachher    zp     Einrenkungen    genöthigf 
war,    während  die  vor  einigen  Jahren   ans  Licht   gekommene   in* 


I 

i 


1  Vgl.  Ritschi  Opuec.  ΠΤ  p.  214.  2i>8— 274.  Etwas  abgewtobim 
ist  Speneel  in  seiner  Andriaaiisgabe  p.  V,  indem  er  im  letzten  Vers 
die  alle  Umelellyng  dee  EraNmu»  Honore  summo  vor?,iebl,  im  erstea 
liae  läeet  und  um  Ende  Tntnliat  zusetzt.  Vjf»!  acbonender  ist  diese 
Behandlung  «uch  nicht,,  und  er  bätte  wenigstens  {Tdrentia^nae  q,  t),  f^j 
mit  Barth  schreiben  sollen.  Schanz  abur  in  »einer  Litteraturgeachichti 
ϊ•ρ.  llHf.  benutzt  den  rein  conjccturalcn  Vocaliv  TfftfiU  in  der  obi« 
gün  Fassung  zu  wditenjn  Folg^erungen.  Siehe  unten.  Anders»  abitp 
nicht  gelinder  und  nicht  ohne  gröberen  Fehler,  bat  BUhrens  FPR 
p,  280  die  Verse  gestaltet. 


Mi  Beeilen 


165 


I 

I 


» 


Bcbriftliche   Parallele  bewiee,  daes  roffat  asam   Pulgenden  Vers  ge- 
harte   und  nur  vorher  eine  leiclite  Naclihenfserung  eh  treffen  war. 

Aber  aiii^h  im  ersten  Vers  hilft  eine  ganz  ähnliche  Masfi• 
nähme  über  tuae  \  Teretiü)  statt  hae  oder  ühnliche  GewaltmaHR- 
regeln  hinweg.  .Mlgemein  liat  man  in  den  nacli  VaUe^ms  fol- 
genden Wehrten  in  actione  ait  den  Titel  des  Gedichtes  ge«ucht 
und  dafür  eine  ganze  Reihe  von  Beeeern η gs vorschlagen  ohne  jede 
Wahrscbeinliübkeit  auegeeonnen  oder  eo  künstliehe  ßrkÜlrungent 
wie  Schar Ϊ  (β.  ο.  Anm.),  der  aus  dem  gar  nicht  überlieferten 
Tertnti  auf  die  Form  der  (GericlitR)verhandiQng  ^^  Actio  schlüss. 
Bchreiben  wir  aber  —  was  doch  gar  keine  wirkliche  Aenderung 
ist  —  in  aetioneim),  so  ergibt  sich  sofort»  dass  diese  Worte  nielit 
den  Titeli  sondern  den  Anfang  des  Citates  vor  dem  eingeecho- 
henen  ait  enthalten,  und  Seipiofiis^  ValJeghts  zusammengehört  mit 
dem  vorhergehenden:  nam  duos  Terentios  poetas  fuisse  scribU 
Maecius, 

In  ictionem  hae  quae  vocantur  f4bu]ae 
gibt  einen  untadeligen  Vers  und  Sinn:  die  Redensart  in  acihnem 
Vöcare  stellt  sich  zu  den  bekannten  in  itis^  in  mdidum^  in  rottfra, 
in  cerfatnina  vocare  uäm.  und  es  wird  in  höchet  paesender  Weise 
die  Frage  als  eine  Verhandlung  über  litter  arisch  es  Eigen  th  um 
bezeichnet,  was  au«  'Actio'  als  Titel  weder  ohne  Weiteres  zu 
entuehmen  war^  noch  eine  glaubliche  Vorstellung  für  ein  ganzes 
litterarhiRtorisches  Gedicht  erwecken  kann. 

So  bleibt  nur  die  wirkliche  und  echwere  Corrnptel  des 
mittleren  Verses: 

Cuiae  sunt?   non  haa  qui  iura  popolis  retentibue  (recen- 

eentibus). 
Ist  die  überlieferte  Stellung  qtti  iura  richtig,  so  muss  auf  iura 
ein  vocalisch  anlautendes  Wort  gefolgt  sein:  man  könnte  denken 
an  amplis,  so  dans  nach  Wegfall  des  α  nach  {iur)a  au®  pUs  ge- 
leaen  wurde  populis  und  dann  aus  {jefdihus  entstanden  wäre  re- 
gmtihus  mit  weiteren  Corruptelen;  oder  es  könnte  poplis  den 
Vers  geechlosaen  haben  und  davor  ein  Adjektiv  von  der  Messung 
optdentis  aus  dem  folgenden  sinnlosen  retentibus  zu  suchen  sein, 
Auth  qui  iura  opsfrepeniibm  DaJbat  wäre  denkbar,  Stellt  man 
dagegen  mit   Rit«chl  iura  qui  um,  so  könnte  populis  bleiben  und 

entihns 
dazu  am  Schluse  etwa  reeens  treten,  aus  tecens  die  Ueberlieferung 
der  Handschriften  erklärt  werden.  Das  alles  sind  nun  freilich 
vage  Möglichkeiten  oder  kritische  Spielereien;  in  dessen  dieses 
Kreuz  ist  ja  auch  bisher  nur  durch  einen  Gewaltakt  entfernt 
worden:  und  wenn  auch  Andere  mit  uns  nur  hier  hängen  bleiben 
sollten,  so  wäre  immerhin  schon    Erkleckliches  gewonnen* 

Heidelberg.  Fritz  Scholl. 


i¥i 


Hi»ce11«n 


Zu  Λ III miau III«  HjireelHiiiis 

ÄmmUniiA  Marc,  30,  5  g  19:  Vtlentinitn  ktsin  sein  PfeH 
niclit  brfitüigert,  lia  ei«  iUli   1>lturnt;  aer  'fihtiavmgt  KmWer   brfieSi 
dftli«r«    neiiirm    S!alhnf»i»t<vr    Ah    recbtft    Hanti    iib£iil»au#n. 
Wort«  liiuten:  (VnleritiniiinuH)  *iit  erat  irimanii»,  dexteram  utratol 
militie  tuiiftit  Al»«n(li|  qiuie  tum   inMilientem  iumento  puiseral 
ttuetti:  jjeriiiKcti^ut"  cruciaUililer  iuiioctiud  iuvenii,   ni    tnbunuii 
l>uli   C^rr^Vm  dirum   nefat    rimi    aui    periculu   dißtulieecC      So 
üburliefert    Statt  'pulfieriit*  liat  Oiirdtl»ÄUf«en   rnit  C,  F.  W,  MltU 
'piiUarAt*   fingfti*«tiit;  da«)  folgernde  Wort   war  frühpr   in   der  (toB 
niclji  vorktmuiienden)  Form  Voutiueto*  beibelialten  worden,  wEhr 
Gardthaüfitrn   dafiir   ΚΐΗΗκ]ιπβ*ιι  Vermuthung  'inconstiUo   auff 

Π1Ι-Π  bat.    Keine  dieeer  Äcijdenjiiffen  i»i  befriedigend.      Hi     

HtrHtor   ili'n    Kii»«i*r    gneclilftg*•!!,    ^ΐ!|>ίΐίϊΊ\   wenn   iiiich  *uhne  Vo 
bediicbt'  (der  XuKutx'wia  ir^wöbnliüh    i^t  natürlirb  p^nm  υηζπ11ί««βΐ| 
HO    wäre  er    nirht  Ίππίκ-βη«     g^eweeeti«     Ohtieliin    rntfernt   eicK  ι 
Aendcrunj^    'iuconeulto'    recht     weit    von  der  Ueberlieremng, 
Ι><3Γ  kalutivNttlx  brauabt  txhar  den   ZornatiRbruch  ValenHiiian*e 
Dicbt  SU  bci^rüTideih  Chnrakterieiincb  für  dieeen  Kaiser  tut  gera 
daefi   er    gfgen    aru  StiilliuBiBltir    trotx    deÄneii    Uneohuld    wütfc 
K«  i«t  7.n  li^Rcn   f  u  1  η  e  r  a  t   c  ο  η  β  u  e  t  e.     Steigbügel    halte 
damaln   nirbt,    um    so    mebr   war  et;   üblicb,    dai»8  man    beim  A| 
tteigen  eicb  von  Jemand  mit   unterirebaltener  Hand   auf  dae   Pf^ 
hinaufhelfen   htim\  vgK  7^B.   2*2y  l    ^  2     mitite,  ψύ  ne    (IiiU*ntl 
inneneuruin    αψιο    «ii-xtra    maitu    eiexit'«       Vics   hatte    der    Hu 
nieiMler  wie    gewuhiiliub   (roniitieie),    eo  auoli   in  diesem    Fatte 
than.    Πλ§  Adv^rbinni  VoriHiu^te    braucht  Animian  auch  23,  *2 

Heidelberg.  Karl  Zangemeialer. 


Zu  dem  NOgenaiintfO  Lactanliui  rian'itiii^ 

Hd,  ίνΊ  S.  ^»46  A,  2  nHiclite   li.  Helm  seine  V'ermuf  hung 
Ovid  met.  VII   76'J  dtirch   den   Koinnientalür    i.actantiua    L'lacij 
stbtssen,    'n\  certom   es«et   libri   VH   fabulam  XXV HI   ab 
tani     eR«e/     Abf^r    die    i^anze    Partie     von    den    Worten 
aufetn  amoris  inpaiicnfiu  (fab.  XXV^II)  bis  zu ra  Seh  Ins«  von  XXI 
bat    gar    keine    bt*nd»cbriflliche  Gewähr:    die   l'eberlieferung 
w^olil   in    Μ   ab  auch  in   dem    etark   interpolirten   N(eapol-)    enft 
in  XXV Π    mit  (ütis  {aUts  N)    se  rvcmidklä  {reromlU  N)  saUi 
und    bebt  crut    wieder    in  XXIX    mit   Kic    cum    nssidue 
Studio  fvras  pcrsrquerrftfr    an.      I^a«    fragliche  Zvvi»rhenf«tQck 
wie  schon   Muncker   bemerkt  hat»  von   Rainerin**  interpoHrt. 
den  Namen  Lactantiu«  Placidiif^,  den  die  gute  üeberlieterung   ni^ 
kennt,   wird   man   verzichten   müeeen, 

Stettin.  Georg  Knaaok. 


Miscellen 


tf>7 


Zu  AvJaniiB 

Vh  Fabeln  Aviana  liat  Löclimaiiii  inn  Zeitalier  der  Antonine 
liinanfrucken  wollen,  wur  lieut  wohl  Eillgempiii  aiifgegelien  int. 
Aber  sebctn  die  Vorrede  für  sicli  allein  wurde  ^enü^jen^  Lacb- 
majTiR  Datirunii:  ?ai  widerleg-en.  Sie  zeigt  fierentuirtea  Satz- 
Rcbluss^  ist  also  frübestena  aus  der  zweiten  Hälfte  dee  vierten 
Jabrlmiiderte.  Freilieb  muse  man  sie  nehmen,  wie  sie  in  den 
Heß.  überliefert  i«t;  die  Kritiker  baben  ihr  tibei  mitgespielt. 
Man  betraebte  nur  den   Anfang: 

Duhitanfi  mihi,   Theodosi  opfime,  qitonmn  JMterarum  tfttdo 

nostri  fiominis  mfimormm  mandaremas,    fahuiarum   tartus 

occutTif^    quffd  in  ins  urhane  concepia    fahifa^    deceat    et 

tnvi  iticumfiitf  nvct'itsifas  rerifaÜs.  nam  quts  iecum  de  ora* 

iione^  fiuis  de  poemafe  hqueretur,   cum  in  ufroque  Uliera- 

rum  (Innere  d  Atthos  gratca  erudUimie   super  es   et   lati- 

nilaie  Tiomatws, 

Hier  hat  Lachinann  gleich    den  ersten  SatKBcblniifi  zefRtöTti 

er  fand  in    seiner  ältewten  Hg.    den  Singular  mandmem,    der    zw 

duhitünti  nuhi  zu  pausen  schien,  und    bexog  nosier^  das  eich  nicht 

wegschaffen    liess,    wolil    auf    tlen  Yerfasaer  und  ilen   AdresRaten 

zueammen:  quonam  lifferantm  fituio  nofttra  nonthm  memoriae  man- 

daretn^     Aber    nachher  hei  est    ee  ja  huius    er  ff  ο    maleriae   d*tcem 

nobis  Ae^opum  ftorerit  und  fecitnuSt  und  dax wischen  $um  conahtSt 

60  das«  man   sieht,     Avian  wollte    abwechReln,    und  dass  er  hier 

den  Plural  wählte,  geschah  gerade  um  de«  Cursus  willen. 


'  Wilhelm  Meyers  weittragende  Entdeck utigut»  (Goettinger  ge- 
lehrte Anzeigen  I8i)H  S.  1  fif)  sind  κ  war  durch  Nordens  Hutike  liunet- 
prosa  in  weiteren  Kreisen  bekannt  geworden  ;  aber  die  Beachtung^  die 
ihnen  gebührtj  haben  sie  nach  immer  nicht  gefunden.  Was  wir  zu- 
nächst brain^henj  sind  Kinzeluntersuchuiigen  spiitlateiniacber  Prosaiker; 
und  hier  wird  der  SatzHchluea  in  allen  Fragen  der  lilterariHchen  wie 
der  Textkritik  ein  entscheidende»  Wort  raitssuäprechen  haben,  ßieher  ist 
wenig  in  dieser  Richtung  geschtdien.  Gelegentlich  haben  Traulje  im 
CasÄiodor  und  ich  in  dfii  Nachträgen  zu  Holder»  Eub^gius  den  Satz• 
scblusB  verwerthet;  ebrnao  für  Fragen  der  mittelniterliclien  Litteratur 
ich  mehrfach:  über  die  8atzechbiBBe  der  Vita  Beniionis  (Excura  zu 
Scheffer- lloicbor-it*a  Abhandlung^  Berliner  Sitzungeber.  1901.  S,  1^3  ff.), 
über  die  Trarislatio  «ts  Alexandri  papae  et  lustini  prespiteri  (Neues 
Archiv  dur  Geaellechaft  für  altere  deutsche  (ieecbichtskuiide  XX Vi 
751  flfOv  die  vier  Papstbrtefe  in  der  Bric^fsammlung  der  b.  Hildegard 
(Neuoa  Archiv  XXVII  '237  ίΤ,).  6  μίν  θερισμός  πολύς,  οΐ  6έ  έργάται 
6λ{γοΐ.  —  SiK'ben  erscheinen  Fragmenta  liurBnti,  herausgegeben  von 
\\,  Meyer^  in  der  Festachrift  zur  FeiiT  des  15t>jährigcn  Br^Btebetia  der 
Königl  Gei'ellBcbaft  der  Wiesenefhaften  zu  Gdttingen  1ί*01.  Ana  der 
Fülle  *ieitier  rntereucbungen,  die  alltm  Seiten  der  niittellateiniechen 
Philologie  reichsten  Gewinn  bringen,  eind  hier  zu  neHnen  die  Ab» 
schnitte  über  den  tjuautitireuden  rhythmis^en  Schluas  der  lateiniecheu 
Prosa  (S.  154),  den  ficcentuirten  rhy Ibmischen  Schlu&e  (S.  155)  und  den 
Nutzen  der  Kenntnias  dea  rhythmiachen  Schluseee  (S  Iti^b  nebst  den 
Ausgaben  einzelner  Proben  aus  dem  CJuerolus  (ö  Ifj^i),  Cyprian  de  mor* 
ialitate  (S.  155)  und  Dantes  Schreilien  gegen  die  Florentiner  (S.  1δ(>), 


IfiS  Miscellen 

Nicht  beHRer  iHt  en  der  dritten  Pause  ergangen.  Es  iit 
völlii?  gewis«.  daBR  hier  fal<ita<  und  tvrrVa«  auf  einander  b«;rerhnet 
Rind.  Lachmann  nher  glaubte  den  (iejEreneatz  noch  ach&rfer  fasiei 
zu  Hollen :  zu  falsHas,  meinte  er,  gehüre  neeessifas^  und  dem  He- 
griff defl  urhaue  conceptum  entRprecbc  die  severi/oe;  9Λ%ο  necessUas 
.^creritaHs.  Daran  hat  dann  Bahren 8  mit  einer  seiner  graphisch, 
aber  auch  nur  graphisch,  bestechenden  Acnderungen  angeknüpft 
und  nun  auch  die  fahifas  bcReitigt.  die  durch  salsitas  ersetzt 
werden  hoH.  Aber  man  darf  doeh  l)illig  fragen,  was  denn  an 
der  rhythmiRch  tadelloRen  l-eberlieferung  auszusetzen  ist:  die 
Fabel  erfordert  nicht  die  strenge  Folgerichtigkeit  der  Wirklichkeit, 
sondern  ihr  Gebiet  ist  anmuthige  Krtindung;  wie  falsitas  and 
vrrifoii,  so  entHprerhen  sich  urbanc  concepta  qnd  neressitas» 

Auch  die  vierti'  Puupe  ist  der  Kritik  zum  Opfer  gefallen: 
aus  loijuerefur^  das  Avian  gerade  dem  CursuR  zu  Liebe  gMtetzt 
haben  wird,  wenn  auch  Worte  dieser  (Quantität  im  Curena  yelox 
selten  sind,  hat  BährenR  rontenflef,    KIHh  loquetur  machen  wollen. 

Alle  diese  Conjecturen  führen  fehlerhafte  Schluesformen  ein 
statt  der  besten  Sohlussforni,  dos  Cursus  velox  ^^v^,  ww-^w  In- 
correct  sind  in  unserer  Ueberlieferung  nur  zwei  mittelstarke 
Pausen,  Acsopum  fwveris  und  ridcrc  f'rritmts;  beide  SchlÜRse  sind 
weder  rhythmisch  noch  quantitirend,  aber  für  verderbt  möchte 
ich  sie  darum  nicht  erklären,  da  der  Sinn  kein  Bedenken  weckt 
und  das  Beobachtungsgebiet  zu  wenig  ausgedehnt  ist,  um  eine 
sichere  Kntscbeidung  zuzulassen  :  vielmehr  wird  Avian  eher  zu 
denjenigen  Vertretern  des  rbythmisrben  Satzschlusses  zn  stellen 
sein,  die  hier    und  da  Ausnahmen  zulassen. 

Berlin.  Paul  v.   Winterfeld. 


Firstarrte  Flexion  von  Ortsnamen  im  Latein 

Bekannt  ist.  dass  das  ri>niisohe  Strassenbuch  und  die  Pen- 
tinger  Strasscnkarte  sehr  häufig  die  Stationsnamen  nicht  im  No- 
minativ, sondern  in  einem  der  Casus  obliqui  aufweisen,  die  dai 
correctc  Latein  auf  die  Frage  Wo,  Wohin  oder  Woher  verwendet. 
Nicht  minder  bekannt  ist,  dass  im  Mittelalter  die  Flezionsformen 
vieler  Ortsnamen  erstarrt  waren  und  einer  der  bezeichneten  Ca- 
sus als  indeclinable  Benennung  der  Ortschaft  sich  fcRtgesetzt  hatte. 
Ich  brauche  nur  zu  erinnern  an  Treveris  (franz.  Tröves),  Tungris 
(franz.  Tongres),  Parisiis  oder  (bis  ins  15.  Jahrb.  häufig)  Pari- 
flius.  Manche  dieser  erstarrten  Ablative  Avurden  sogar  allmäblich 
als  Nominative  vorwendet  und  die  Namen  danach  declinirt,  zB. 
Treverim,  Treveri  (Ablat.);  vgl.  meine  Bemerkungen  in  den 
Neuen  Heidelb.  Jahrbb.  2  S.  14.  Aneh  der  Aceusativ  des  Plural 
findet  sich  nicht  selten,  zB.  Abrincatas,  Hedonas  uA.  (vgl.  N.  H. 
J.  2  S.  10),  nnd  für  den  Abi.  Sing,  der  2.  Decl.  bedarf  es  bei 
seiner  Häufigkeit  keiner  Belege. 


Miscellen 


tm 


Dieser  ErRtarruTjgR- Vorgang  läsfit  ßich  aber  für  viel  frühere 
Zeit  fiachweifieB.  DaRs  in  jenen  ItinerarieB  liie  CaRU«  obliqui  in 
den  lueieten  Fällen  nicht  τοπ  den  mittelalterlichen  Abscbreibern 
herrühren,  lehren  die  vier  ReiRe-Becher  aus  Vicarello  (Corp,  XI 
n.  3281  —  3264)^  die  im  Original  vorhanden  sind  ond  offenbar 
der  guten  Kaieerzeit  angehören.  Auch  hier  ündel  sich  der  Nomi- 
nativ Kehr  aelten.  Cm  nur  Einiges  anzuführen,  bo  braucht  n.  1 
meißt  den  Acf^tieativ,  daneben  aber  Ocriclo,  Aquia  Vocontiis^ 
ParietiniR.  Nr,  I!  und  III  ziehen  häufig  den  Ablativ  vor»  bieten 
daneben  aber  Rigomagi  (-go  111),  Ildum,  Ambrussiim^  Gianuin^ 
Ticinuni  (-no  ΪΙΙ),  Larabrum,  Helvillum,  Hispalim,  Haeöim,  Si- 
teras  oder  SaeterraR,  Baeterras  (-rra  UIJ.  In  n.  IV  finden  sich 
neben  Haeta,  Dertosa  auch  Ugiae,  Obuclae,  Cordubae  («elbst  in 
der  üeberachrift  'ab  Hispali  Cordubae,  statt  'Cordubam*),  ferner 
Saprunto,  Ocrielo,  Koro  Doiniti,  Tarracone,  aber  auch  Traiectura 
Hbodani,  Alanniiim,  Laumellum,  Ticinum ;  Haeeim;  BaeterraR, 
Cuttias,  Claternas,  —  In  allen  vier  Exemplaren  ßteht  Ocriculo 
(Oiriclo);  desgleichen  wiegen  in  allen  vt>r  die  Formen  ßaelerrae 
(das  '^Baeterra*  in  n.  ΙΠ  ist  nnr  Schreibfehler)  und  Taurinis  (n. 
IV  hat  Angueta  Taurin*}» 

Aber  auch  auBserlialb  der  Itirterarien  finden  sich  Belege 
dieser  Erscheinung  und  zwar  aus   der  frühen   Kaieerzeit, 

In  der  GrahinBchrift  des  Peiigenee  (Arch.  Zeitung  2,  1869, 
S.  30ϊ  Bonner  Jahrbb.  53  S.  151;  Bücheier  AnthoL  n.  1268; 
Corp.  XIII  n*  6429),  die  m  das  2*^  vielleicht  das  Κ  Jahrb.  ge- 
setzt werden  darf,  «teht:  [ς^^ΐίη  ßcntiti  Tea[n]o  Siälcino^  statt 
dee  Nominativs  *Teanum  Bidicinum*, 

Und  schon  in  Pompeji  gebrauchte  der  Volkemund  solche  ver- 
steinerte Namensformen ;  denn  meines  Eraolitens  ist  hierher  zu 
ziehen  die  Wartdinöcbrift,  die  höcbstwahrflclieinlich  zu  Xero*s 
Zeit  angemalt  wurde  (hgg.  von  Sogliano,  Notizie  d.  sc.  1B97  8. 
198  und  Mau,  Köm.  Mittli.  1Θ9Η  8.  Ί9):  wdi<^i{i)s  ANfr{usfi) 
felic{iierl  Puieolos,  Anthm,  Tegeami  {zwif^chün  Nola  und  Nuceria; 
auf  tler  Peut.  Karte  'Teglano*  verflchrieben),  Pampeiosi  hat  sunt 
terae  <Ohnia[c],  Hier  stehen  Tegeano,  Puteolos,  Pompeios  statt 
der  Nominative,  und  es  ist  nicht  zufällig,  dass  gerade  diejenigen 
Casus  hier  auftreten»  die  auch  in  den  Itinerarien  hauiig  erscheinen. 

Heidelberg.  Karl  Zangemeister. 


SE€VS  statt  SEtTXDVS  iiiid  Aehnlkliee 

In  rompejaniKchen  Wahlprogramnic:n  finden  eich  eigenthürn- 
Heh  verkürzte  Formen  von  Personen n*<men,  die  ich  im  4.  Bande 
des  Corpus  inscr.  Lat.  auf  S.  !0  und  264  zusiimmengestellt  habe. 
Es  steht  dort  nümlich  statt  Cerrioium,  Postumiom,  Proculura,  Se- 
c  u  η  d  η  m  :  Cer  tium  (n,  4  i*  3  und  ν  er  in  u  t  h  l  i  ch  η ,  9  Γ> ) ,  Pobii  um  ( 1 9  5. 
1016),  Procim  (1081),  Semm  (i593,  737).  Diese  gemalten  Pla- 
kate waren  schon  im  J.  1865,  als  ich  in  Pompeji  arbeitete,  längst 


IW 


Mi»<7e]ltu 


^er«cliWQii(li?fi  mh  m  vifle  nttdirr,  über  die  Zeugnteae  tlfttxeti  mat 
ge|i<^n«teiti|r  urd  iiin«1  nU  g]^uh^^{\iA\^  tn  lipfraclilr*n•  tMe  tftitf 
Form  HK(!VH  liiPiit  eich  jrt/t  nurh  nti^  Steinini^chriften  belegen«  vuA 
damit  jerewinner»  wir  auch  für  die  Übrigen  eine  Befitütigung.  Alf 
einem  t.n  Znhthach  bei  Βτΐηΐτικ  gefundenen  Ctrebiteine.  der  oliie 
Zueiffl  aub  tieni  eiotcn  J»hibuiidtrt  etamint  (Bramhnch  n.  ISA*; 
Brrkrr  KefalDg  1*^75  ικ  197)  steht  s^ecuii  Äierrjp),  db,  '•€θΐΐΐΐαΐΐι 
bere•'^  wie  Becker  bereite  rirlitig  eikliiit  liaL  PieKellie  Form 
weipt  niir  v,  I>oniNf«zpw»ki  ηυ»  Rtndt*rninif»rhen  Tni»f  briften  ron 
equitea  singulRreR  nach :  Oaji*  VI  n,  3176.  3223.  ί'3Π4,  anf  denffi 
allim  KU  Imt-n  ifit  .sTn/5  /i<?i(f^l^  sie  etammen  wollt  aus  dem 
2*  Jahrhundert.  —  Diene  Ivui/foroien,  Hlr  die  sich  vermQtlilich 
noch  wettere  Belfge  fiudeti  wprdt?n,  dürfen  wir  Hcbwerlieb  al« 
ßraphiacbe  Abküryjjiigen  betrachten,  da  diese  Art  der  Abbreviattir, 
die  im  rnterdrücken  von  Silben  und  Silbentheilen  aiiR  der  Wort* 
»Ute  beetehf,  eret  in  «pSterer  Zeit,  im  !5.  Jabrh  ,  auftritt  (vfb 
Weatd.  Korr-Blett  1885  Sp.  Tu.  Wnbrerheinlirher  ϊβΙ  die  Au- 
nabme,  dasfi  diese  KrHcbeinung  dem  Vulgärlatein  angehört  und 
due  Vulk  dieac  vielgebrancbten  Worte  oder  Nameu  in  der  Thal 
a]po  ausgesprochen  hat. 

Heidelberg.  Karl  Züiigemeieter. 


i 


Das  Stigma  in  fttt^^inieeber  Schrift 

In  der  Niihe  von  Main«  bei  Laubenheim  ist  im  J,  190O' 

Fragment  einei»  Grnbuleins  zu  Tage  gekommen,  dee  in  pj 
grapbiBcber  Bexiebung  besonderes  Inteiesee  besitzt.  Heraua^ 
ben  ist  es  von  Koerber  im  Weeld.  Korr.-Blalt  19ul  Sp,  3,  voa 
niir  kopirt  nach  einem  vortrefflithen  Abklatsch,  den  ich  denieel• 
ben  Gelehrten  verdanke  ^  ('orp.  XIII  n.  6ίΗ8•.  In  der  dritten 
Zeile  findet  »ich  nämlich  das  st  ileH  Wortes  *stipendiornm*  dorcb 


das  Zeichen 


wiedergegeben.   Die  Grabinschrift  gehört  eioem 


Veteran  der  leg.  XVJ  an,  Btammt  al^o  aus  der  ersten  Hälfte  dt* 
ersten  Jabrh,  nach  Chr.,  und  es  ist  dies  meine»  Wissens  der  El- 
teste  Beleg  für  diese  LiLatur  in  lateinischer  Schrift,  vielleicht  über* 
baupt  der  älteste,  wenigstenB  scheint  sie  «ünst,  zB.  auch  auf 
griechischen  Papyri  iioch  nicht  naclgewieeen  zu  sein.  Uniweifel- 
haft  ist  sie  au»  der  griechiBehiMi  Srhrift  τη  die  lateinische  Sbei^ 
tragen;  die  Hrhreitiuieieter  Kfims  wftren  ja  meist  Griechen.  Sie 
musR  im  L  Jahrb.  «ihnn  recht  verbreitet  gewesen  eein,  denn 
drei  weitere  InRcliriilcn  auk  Mainz  und  Binijen  (Curp,  XIII  n. 
6902=  Brauibach  1184;  n,  0958  -  Bramb.  1211  aus  Main«  und 
n.  75CJ6  =  Koerher  Kat.  n.  41  aus  Bingen)  bieten  SIi\  statt  STIP. 
und    lasHen    errathen,    dass    in    der  Vorlage   dasselbe  Zeichen   för 


MiBCelU'tJ 


171 


ST  stand,  diefies  aber  vora  Steinmetz  nielit  erkiinr>t  wurde;  in  ii. 
750fi  ifit  vielleiclit  nicht  S,  POfidern  diese  Xota  anzunehmen^  wenn 
aufh  in  ungeechiekter  Anf^führunjü:  (vgl»  das  FHCsimüe  hm  Koerher), 

Es  verdient  noch  besonders  hervorgehoheu  zn  werden»  dass 
das  Zeichen  für  die  Zahl  VI  nur  zufällig  diepielbe  Form  hat.  Es 
findet  eich  schon  auf  einem  griechieehen  Papyrus  vom  J.  146  vor 
Chr.  (Letronne,  Journal  dee  eavants  1833  S.  330  mit  Face.,  vgh 
Wattenbach  gr.  Pah,  Aut.  S.  8),  Wachetafel  vom  J.  167  n.  Chr. 
(Corp.  in  n.  I,  abgehildet  von  mir  auf  tah.  A,  numeri  n.  lf>  und 
16) ;  apätere  Belege  ans  griechifloher  Schrift  findet  man  hei  t-rardt- 
haueen  gr.  Pal.  1879  8.  265,  aus  lateinischer  Schrift  in  den  hi- 
dieefl  zum  Corpus  und  zu  Spezialeammlungen  von  christlifiben  In- 
fichriften.  Diese  Ziffer  iet  offenhar  aus  dem  Digamma  oder  Vau, 
dem  »echeten  Buchstahen  des  Älphahets,  entetanden,  aber  dann 
und  zwar  echoo  früh  mit  dem  Stigma  confundirt  worden. 

Heidelberg.  E&rl  Zangemeister. 


rHVVS  ALEX.4NDER 

Jöbai^nefi  Chrifioistomoe   vertritt  in   der  XX VI    Homilie  über 
den    Π    Brief  an    die  Kt^rinthier  (l  X  p.  i>24*  ^Montf )  <lie   enhe- 
merifitieche   Ansicht    über  die    EnUti^hung  des  Götzendienstes :  ι 
oÖTüJ    γαρ    Kai    €ί6αιλολοιτρ€ϊαι    την   αρχήν   {κράτησαν 
τϋον  ανθρώπων  υπέρ  άΕίαν  θαυμαεομ€ναίν.    ούτως  'Αλέ- 
Εαν6ρον   τρισκαί6€κατον   ^νόμΐ0€ν    είναι   θ€Ον 
ή  σύγκλητος  "Ρωμαίων,    και  γαρ  αυτή  ταύτη  ν  ivieli, 
^^καi^  ταύτην)  είχε  την  ά£ίαν,   χειροτονείν  και  έγκρίνειν 
θεούς. 
Montfancon  steht  dieser  überraschenden  Nachricht  rathlos  gegen* 
über.     Wie    der  römische  Senat   dazu   gekommen  «ein   solle  Ale- 
xander  den    grossen   zu  einem   tlotte,    nnd    gar   zum   Xlllten    zu 
erklären,  vereteKt  er  nicht,  und  vergeblich  hat  er  sich  nacli  einem 
bestätigenden     Zengniss    umgethan    (s,   auch  t.  X   priief.   p,    VIll; 
nur  die  Zahl     ist    ihm    durchsichtig:    Alexander   der  gr»  ist    den 
XII  dt  ermsentes  hinzugefügt  worden.    Aber  der  Prediger  spricht 
von    der    Befugnis«    des    Sennts,    einem    verdienten   Kaiser    nach 
seinem  Tode  göttlichen   Rang  zUÄuerkenneu  ^ ;   und   wie  er    gleich 
darauf   von   der   ApotLeoee    des  Antinou»   durch   Hadrian   spricht, 
so   kann   er  jenes   Senattftrecht  auch    uur  durch  das  Beispiel   eine« 
römischen     Herrschers    veranschaulicbt    Itaben.     Er    spricht    von 
Alexander    Severiis       Aelins    Lampridius    bezeugt    nns    im  lieben 
desselben  c,  63  %enatus  cum   in   deos   rettulit  -  .  .  .  dati  sunt 
et  sodales    qui   Alexandrini    appellati    sunt,    addita    et    festivitan 
matris  nomine   atque  ipsiuB^    quae  hodieque   Romae  religiosissime 


^  8.  Mommaen^  Römieehes  Staatsrecht  2»  886, 


172  Mimvilon 

celebratur  natali  eius  (lic\  Wan  liierniit  Lampridia«  ffir  die  Con- 
RtantiniRche  ZHt  l)e/(Mi|;t,  die  feir*rIiohe  Bej^ehang  von  Alezarderi 
ücburUta^,  hatte  auch  noch  über,  die  Mitte  dea  Jahrhunderte,  und 
verinuthlicb  bie  in  die  Zeit  von  Johannen^  Predigt  ofBcielle  Gel- 
tung;:. Der  Chrono^ra|>h  vom  J.  "\bi  hat  in  seinem  Kalender 
(CIL  1  1-  p.  274)  unter  dem  ernten  October  die  Notia  einge- 
tragen: Νίί//ι//.9  ALP:XANI)KI•  Virrcnsfis  lAissits  XXIIir,  wo- 
durch uns  denn  auch  der  Ύαρ  bekannt  int. 

Lehrreich  iet  nun  die  beHtimmte  Angabe,  dase  Alexander 
(Severuft)  zum  '  dreizehnten  Gotte'  bezw.  divus  erklärt  worden 
sei.  Wir  wisnen  auR  den  Acten  der  frafres  arvailes^  daee  die 
Zahl  der  verehrten  divi  im  J.  183  Rieh  auf  16,  im  J.  224  auf 
20  belief.  Aber  in  dicRen  Zahlen  Rind,  wie  Hcnzena  Liste  der 
bezeugten  älteren  ConRecrationen  ^\nm.  2)  zeigt,  auch  Kaieerinnen 
einbegriffen.  In  der  Anerkennung  geRchehener  Cunflecrationen  muM 
man  biR  um  224  weitherziger,  oder,  wenn  man  will,  li^ewiBsen- 
hnfier  gPWCRen  Rein  alR  ein  .lalirzebnt  Rpäter  beim  Tode  des  Alexander 
(235).  Die  damaU  vorhandene  Zahl  von  12  divi  nüthigt  ans  an- 
zunehmen, daRfl  in  der  ZwiRchenzeit  eine  BeRchrftnkung  stattge- 
funden hatte  und  ro  Claudius  wie  CommoduR  auR  der  Liate  ge- 
Rtrichcn  waren.  DieRe  Zahl  stimmt  ^enau  zu  der  Cnltnsordnung, 
die  bei  Philücalus  im  Kalender  vom  J.  354  hervortritt  und  noch 
im  darauf  folgenden  Jahrhundert  bei  TolemiuR  Silvias  erkennbar 
ist.  PhilocaluR  verzeichnet  folgende  Geburtstage  älterer  Kaiser 
vor  Alexander,  alle  mit  der  ausdrücklichen  Bezeugung  der  obli- 
gaten 2  mal  12  Kennen  im  CircuR^:  divus  Augustus  IX  k.  oct^ 
V^eRpaRianufl  XV  k.  dec,  divus  Titus  111  k.  ian.,  Nerya  VI  id. 
nov.,  TraianuR  XIV  k.  oct.,  divus  HadrianuR  IX  k.  febr.,  Pins 
AntoninuR  XIII  k.  oct.,  divus  VeruR  XVIII  k.  ian.,  M.  Antoninns 
VI  k.  mai.,  divus  Pertinax  k.  aug.,  divuR  Severus  III  id.  apr. 
Die  Mehrzahl  derselben  bezeugt  auch  Polemius  Silvine ;  seine 
AusluRRungen  können  nur  Zufälligkeitsgrüiide  haben,  es  fehlen 
bei  ihm  AuguRtuR,  Traianus,  AntoninuR  PiuR,  wie  nachher  Ale- 
xander. Aber  er  bewahrt  den  bei  PhilocaluR  auRgelassenen  na- 
ialis  (divi)  lulii  Cacsaris  {IV  id.  iul.),  den  Ausgangspunkt  der 
römiflchen  Kaieerverehrnng"*.  Mit  diesem  ist  die  erforderte  Zwölf- 
zahl erfüllt,  auf  welche  seit  etwa  230  die  älteren  vor  Alexander 
consecrierten  divi  im  Cultus  beschränkt  waren  und  blieben  ^    Die 


^  Heuzeu,  Acta  fratrum  Arvaliuni  p.  14M  f.,  vgl.  Mommsens  Hom. 
Staatsrecht  2,  S33  Γ  Anm.   1.  4 

^  Ausnahmsweise  4S  am  IS.  Sept.  (Traianus)  und  am  8.  Nov. 
(NtTva  und  Constantius). 

*  Ueber  die  Cultustaire  s.  Mommsen  CIL  l  p.  3ί»6  (l  1«  p.  321). 

'•  Das  von  Juliauus  ap.  in  den  Causaros  p.  ;K)Sd  ff.  gesciiilderte 
Göttcrmahl  kann  für  iVwAo  Kraire  an  nich  keine  Beweiskraft  bean- 
8))ruchcn.  ΑΙητ  vb  dient  di>m  obigen  durchaus  zur  Bestätigung.  Clau- 
dius wird  zu  seiin'n  (lünRtliiijren  forttresebickt  (310])^  und  Commodas 
gar  nicht  '/ur  Versammlung  zugelassen  (312b). 


Miscellen  173 

von  Johannes  Chrysostomos  verwerthete  Nachricht  wird  ver- 
ständlich nur  unter  der  Annahme,  dase  im  J.  235  allein  jene 
zwölf  divi  anerkannt  waren.  U. 


Das  Amphiktyonen• Gesetz  vom  Jahre  380 

Eins  der  wichtigsten  vorhandenen  Sakralgesetze,  dessen  Her- 
stellung und  Erklärung  aber  bisher  entschieden  zu  kurz  gekommen 
sind,  ist  das  Amphiktyonen-Gesetz  vom  Jahre  380^.  Es  wäre 
wohl  mehr  dafür  geschehen,  wenn  nicht  die  unentbehrliche  Grund- 
lage gefehlt  hätte:  die  sichere  Eenntniss  der  ursprünglichen 
Zeilenlänge  der  Inschrift ;  noch  der  letzte  verdiente  Herausgeber, 
Baunack,  musste  ihre  Berechnung  für  unmöglich  erklären.  Dabei 
konnte  Niemand  im  Zweifel  darüber  sein,  dass  der  Stein  selbst 
ein  sicheres  Mittel  zur  Lösung  der  Frage  zu  bieten  schien.  Z.  8 
und  9  nämlich  steht  hier: 

το  * Απόλλΐϋ[ν]ος  του  ΤΤ[υ]θίου  και  τας  Λατος  καΐ  τας 

*Αρτάμ[ιτος  -  -  -  - 
λά  καΐ  τάγαθά,   αΐ  V  έφιορκέοιμι^   τά  κακά  άντι  τών 

αγαθών 

Ζ.  11,  12  und  13  aber: 

κατάν    άΗίαν    μηδέ    δώρα    δεΕεΐσθαι    μηοίποκ[α]:    ουτ[ω]ς 

ύπ[ί]σχ[ο]μαΓι 

το(ς)"  και  τάς  Άρτάμιτος,  καΐ  εύορκίοντι  μέμ  μοι 

πολλ ά  και  αγαθά 

Ιερομνάμονας  όρκιΕέιυ  και  τός  κά[ρ]υκας  τόν  αυτόν  δρκον 
Beidemal  also  steht,  wie  die  gesperrt  gedruckten  Worte  klar  zei- 
gen, dieselbe  Eidesformel,  deren  Wortlaut  sich  wie  von  selbst  er- 
giebt,  zB.  Z.  11  und  12  folgendermassen : 

κατάν  ά£ίαν    μηδέ  δώρα  οεΕεϊσθαι  μηοίποκα*    ούτως    ύττί- 

σχομα[ι  ποι  τδ  'Απόλλωνος  το  ΤΤυθίο  και  τας  Λα]- 
τος  καΐ  τας  Άρτάμιτος  και  εύορκίοντι  μέμ  μοι  πολλά  καΐ 
αγαθά,  [αΐ  b*  έφιορκέοιμι  τά  κακά  άντι  τών  αγαθών  οόμεν. 
τός  bi\  Ι  Ιερομνάμονας  κτλ. 
Das  scheint  evident  und  birgt  doch  rüoksichtlich  der  Zeilenlänge 
einen  unheilbaren  Widerspruch  in  sich,  denn  Z.  12  zählt  danach 
93,  Z.  11   aber  nur   79    Buchstaben.     Nun   sind  kleinere  Unter- 
schiede in  der  Zeilenlänge  bei  nicht  (Ττοιχηοόν  geschriebenen  In* 
Schriften  natürlich,    aber   ein  Unterschied  von  15  Buchstaben  in 
zwei    dicht    aufeinanderfolgenden    Zeilen    ist    unmöglich.      Noch 


1  CIG.  1688,  Ahrens  Dial.  II  484-492,  CIA.  II  545,  Michel  Re- 
cueil  des  Inscr.  Grecques  702,  die  sorgfältigste  und  eingehendste 
Herausgabe  jetzt  von  Baunack  bei  CoUitz  SGDL  2501,  wo  auch  die 
weitere  Litteratur  verzeichnet  ist. 

s  ΕΦΙΟΡΚΕΜΙΟΙ  steht  auf  dem  Stein  mit  Vertauschung  der  Silben. 

8  Der  Stein  hat  TOYKAI  ohne  Zweifel  für  ΤΟΣ  oder  ΤΟΥΣ  ver- 
schrieben s.  Baunack  zu  der  Stelle. 


üühliuiiuer  altht  <*§  Ζ,  8,  wo  bei  geiiiiu  ent^precht^nlfr  Erg&imn 
gnv  nur  BT  ßonlietabfn  herauAkornmen,  Man  hjit  frübpr  gr>eirok«- 
lieh  vereiichtf  durch  hlinechiehun^^  von  tinnöthi|C«ai  oder  g^r  mtbr^m- 
(lern  Ftillftel  Z.  Η  und  1 1  auf  die  Lunge  von  12  z^  bringt^, 
mit  Recht  bat  ßaunack  das  vcmchmälit,  aber  χα  eikl&reti  wt)«jfr• 
er  da§  Schwanken  xwiiichen  C7,  71*  und  Dil  Buchntabeti  aurL• 
nicht  —  'es  köunte  ja  Z,  12  άντΙ  TUjy  αγαθών  recht  wohl  ff  bim, 
aber  auch  bei  dieser  Annnhme  erhnli  man  nicht«  Klare«  iia*l 
Evidente«'  —  und  hiilt  eben  deshalb  eine  Berechnang  der  Zeilen* 
linge  überhaupt  für  unindgliob. 

Oud  doch  tut  nie  m%Uch,  und  Baunack  sei  bat  war,  ohne  t* 
zu  wieBen^   schon  auf  dem  οιπΛίμ;  richtigen    Weg.     In  der  obigcb 
Ergiinxwnir    vertragt  Z.  1 1   wwder    Zuwiitz    noch    Streichung,    aiaci 
ateckt    der    Fehlt^r    in  Z.  VI:    nicht    Z.  11    ist   tu    klein,    eond«»!« 
Z.  12  ist  tn  gropt8f  und  es   lünat  Hioh  ja  auch   hirr*   wie   ßautiiiH 
aelbnt    zugibt,   ganx    gut   etwae   streichen  —  ea  ικΐ  einf«cb   «utt 
der  aufttuiirÜLben  Form  et  τά  κακά  dvTl  ταιν  άχοθαιν  6όμ€ν  dae 
der    übliohcn    kürzeren      zu     setzen,     am     besten      die     auch  ia 
der    Lab  V  adenin  Stil  ritt   B,  Z.  18    vorkommende:    τά    κακά     δόμιν^ 
oder,    da  Ζ.  11   bei   αγαθά  kein    Artikel    Rtand,    aueh    hier    ohnul 
Artikel:  ai  b'  4φιορκ(οιμι,    κακά   δόμ€ν.     Dann   erhalt  man  Ur\ 
diP  ganze  Zeile  12  mir  narU  7H  Bncbetabi-n,  wae  «u  den   7^  Hoch-' 
fltnben    vun   Z.  II    t^tinujit,    und    uuch    Zeile  Η    taaet    «ich     dnrebl 
Uiijfrtellniig    von    ύπίΟχυμαι    hinter    die    G«>ttcri»amen    leicbl   mf 
dieRflbc  Zeilenlüng**,  nätrilich   7  7    Buchstaben,   bringen. 

Wenn  dipsce  Ergebnis«  ilberliiiupt  ntich  einer  Beerütigung 
liedarf,  ao  geschieht  e«  durch  die  glatte  Krledigung,  die  jclit 
gewiaee  Zeilen  finden.  Hier  waren  die  FrgänzQngen,  die  der  Hinn 
forderte»  m  klar,  dan«  sie  schon  von  den  eraten  Heran  _ 
eingesetzt  wurden,  aber  da  sie  die  vorau«geseUten  groBfi*ri 
von  93  oder  mehr  Bticbetaben  nicht  aut»riUlten,  findet  sich  rnii^vr 
ihnen  gewohnlich  nnch  eine  grossere  Lücke  in  den  Auf^gnben  an- 
gedeutet. Läset  man  nun  diese  Lücken  uuberUckaichtigt,  so  er- 
gibt das,  was  Eurünk bleibt,  gerade  die  oben  gefundene  Zeilen- 
länge;  zB,  erscheint  Z.  20  in  den  Äuagaben  so; 

€lX€0Ouj  του  Ίαρου  καΐ  στρατευόντιυν  έττ*  αύτός*ΑνφικτΙΙον€ς 
κατά  κα  το\  ιαρομνάμον€ς  -  -  -  -  ^παγγέλ]  Ιλυυντι 
Ohne  die  Lücke  zfiblt  die  Zeile  mit  der  ^cbon  von  ßockh  gefun- 
denen Ergänzung  genide  77  BuchsUben.  Ebenfio  geben  die;  eben- 
falls  längst  als  noth wendig  erkannten  Lrgfiny.angen  v.  Z,  15  eine 
Geaammtlänge  von  7H  Buchstaben.  Endlicli  Z.  1,  17  und  H6 
sählen  ohne  die  in  den  Ausgaben    vermerkten  Lücken   7fi    Buch- 


1  In  Z.  11  verführte  dazu  auch  die  frübrrr!  ungenaue  Letart: 
ΎΓ.  ΣΧ.  M.,  was  siich  vi?rhaltiiiajiniii?iitiii  ungfüAvungen  crgänfen  Hess  jcu 
<ιπισχόμΐ€νος  όμνύατ;  aUr  witi  schon  1  rtjhiicr  bemerkte  und  jeljit  %'οη 
Blas9  bet-tätjgt  wird,  steht  biuter  dini  Μ  eai  A,  es  ist  aUo  ύιτίοχομοι 
«υ  les6D,  und  so  steht  auch  in  der  Labyadeuinscbrift  Λ  Ζ.  14. 


cell  ο 


175 


Stäben,  was  sich  bei  einer  ni*  lit  (Ττοιχηίϊόν  geBchriebenen  Insclirift 
mit  Zeilen  von  77—79   Hurbstabei]   durchaus  verträgt. 

Die  Frage  der  nrKprüriirHcbpn  Ζ  eilen  länge  i«t  al«o  jetzt, 
wie  ich  wohl  sagen  darf,  sicher  gelüst  nud  damit  die  Grimdiage 
für  die  weitere  Herstellung  geeehaifen.  EinigeR  ergiebt  iiich  fast 
von  fielbst,  zB*  der  Wortlaut  dee  Paragraphen   über  die  \αρά  γά: 

TT[tpobog  γάς  Ιαρας  -  αϊ  τις  τάν  γάν  έπΐ€ρ]|γά2[οιτο  8ν 
Άμφικτίονες  \άρυυσαν,  έπ€ί  κ[α1  ά  ττepoboς  γίνηται  άποτ[Εΐσάτιυ 

τώι    Ίαρώι ]|στατήρας    Αιγιναίος    κάτ    τ|ιό| 

πίλέθρον  ίκαστον,  τοι  bi  \€ρομνάμ|ονες  π^ριΐόντων  τάν  iepav 
γάν!  Ι  και  π[ρασ|σόντα)ν  τον  έπιερταίόμενον  αϊ  5έ  μη  TTcpüciev 
ή  μη  τιρ[άσ0οιεν,  άττοτεισάται  ό  μή  τϊεριίών]  |  μηδ'  ^|κτΓ]ρά{Τσων 
τριάκοντα  στατήρας  ^  αι  be  κα  μη  ατιοτίνηι  ό  [όφtiλuüv,  ά  ττόλις 
έ£  ας  κ'  ti  ό  ιερομνάμων]  |  eiX€CF[6ujJ  του  ϊαροϋ  και  στρατ£υόν- 
τιυν  έπ'  αυτός  *Ανφικτ[ίονες  κάτ  τά  κα  τοι  \εραμναμον€ς  έπαγ- 
ti\]\  XuiVTu 

Dabei  Itomrat  auch  vur  allem  die  l^esiing  KiihlerK  Z.  19 
Anfang  pa00ßv,  neuerdingfl  au<  h  von  Mirliel  wuedrlicklich  be* 
zeugt,  mit  der  aber  bisher  Niemand  etwas  anfangen  konnte,  zu 
ihrem   Recht. 

Z,  24—26  lauten  jetzt  fli©  StrafbestimTnungeu  kürzer:  al 
hl  τις  τ[ός  νόμος  τούτους  παρβαίνοι,  τοι  i]  ΐαρομνάμονες  Ιαμι- 
OVTUJV  ÖTivi  κα  biKoiuJi  σφ[ι]ν  boKfli  €ίμ€ν  έττ|ιίαμϊΐϋΐ,  το  b* 
ήμισσον  άύ  ^στω  τών]|  κατατ[τε1λλόντυυν  ποι  τός  ιαρομνάμονας. 

Aucii  den  Faragrapb  übfT  die  Keparalyr  der  HeiligthUmer 
glaube  iclt  etwas  iurdern  zu  köuiieu.  Er  beginnt  Z,  Ρ>5  mit  der 
Befltimniung:    τόν    ναόν    του  Άπόλλυυνος    του  Πυθίου   και  τάν 

αύλάν  κα\  τον  τάς  Α  - bρόμov  και  τάν  κραναν  τάν  ίμ- 

nebitui  τοΙ  Ίαρομνάμονες  τοι  Άμφι[κτιόνυυν  κατά  τάν  ΤΤυθιάόα 
ίκά]σταν  εφακείσθιυν.  Die  Lücke  beträgt  nach  dem  oben  ge- 
wonnenen Ergebnis^  nngeiahr  25  Buchstaben.  Seit  Böckh  ergänzte 
man  biF^her  zu  Anfang  der  Lücke  Ά[ρτάμιτος|»  Bannack  verumthete, 
dasH  auRserdem  in  der  Lücke  vielleiclit  der  Tempel  der  Leto  er- 
wähnt war,  aber  dazu  ist  jedenfalls  kein  Flatz.  War  wirklich 
Artemis  genannt,  so  kann  auaserdem  nur  noclt  eine  attributivisch 
eingcRcbobene  Bestimmung  zu  bpόμoς  gefolgt  eein,  was  freilich 
wenig  wabrHcheinlich  int,  da  cb  doch  wohl  nur  den  einen  bpόμoς 
wie  die  eine  αύλά  gab.  Nun  ist  ja  aber  die  Ergänzung  'Α[ρτά* 
μίτος]  keine«weg8  »icher,  vielmelir  hat  Danielsson  Vjiinget  aus  rein 
»adi liehen  Gründen  hier  die  Erwähnung  dea  Tempeis  der  Άθήνη 
Προναία  vermisiit,  der  nach  dem  Apolloheiligthum  der  ange- 
»ehenete  in  Delphi  gewesen  zu  sein  scheine,  und  vorgeecblugen» 
ihren  Namen  an  Stelle  der  Artemis  zu  setzen.  Hierfür  liefert 
nun  das  oben  gewonnene  Ergebniss  über  die  urÄprüngliche  Zeilen• 
^iJInge  eine    glanzende    Bestätigung.     Ergänzt    man    nämlich:   τόν 


ι  Indogerm.  ForBcli.  IV  (1894)  S.  167;  über  die  Άθήνη  Προναία 
rreller-Hobert,  Gr.  Myth.  I  1?*5. 


176  MictfDeii 

τας  Ά[θαναίας  τάς  ΤΤροναίας  ναόν  και  τόν]|&ρόμον,   βο  füllt 
diee  genau  die  Lücke  zu   77  Buchstaben  aae. 

Endlich:  vor  dieser  Bestimmung  stehen  sn  Anfang  der 
Zeile  35  die  Buchstaben  ιος,  die  offenbar  die  EnduDg  eines 
Genetiv•  enthalten.  Ich  schlage  vor  zu  ergSnten  [άκέθ']ιος,  ein 
Wort,  das  auch  in  der  delphischen  Tempel baureohnnng  8GDI 
2502  Z.  ß2  vorkommt^,  und  sehe  darin  die  Ueberecfarift  des 
Paragraphen,  die  nacMicr  durch  das  Wort  ές>ακ€ΐ<ΙθΐΑΐν  aufge- 
nommen wird.  Aehnlich  stehen  auch  in  der  Mysteneninachrift  von 
Andania  die  Ueberschriften  der  einzelnen  Paragraphen  meist  im 
blossen  Genetiv,  in  unserem  Gesetz  steckt  vielleicht  derselbe 
Genetiv  in  dem  Wort  οίκήσιος  Ζ.  21  und  Ζ.  40  in  obdiv,  vor  dem 
sich  auch  ein  Interpunctioiiszeichen  findet.  Düse  sich  daneben 
auch  Ueberschriften  im  Nominativ  finden  zB.  Z.  26  λώτις,  be- 
weist nichts  dagegen,  wie  die  Parallele  derselben  Myaterienin- 
schrift  zeigt. 

Der  grössere  Theil  der  Inschrift  harrt  freilich  auch  jetzt 
noch  der  Herstellung,  aber  die  sichere  (Grundlage  iat  jetzt  doch 
vorhanden,  und  durch  ihre  Darbietung  den  Fachgenossen  die  Arbeit 
zu  erleichtern,  ist  der  Hauptzweck  dieser  Zeilen. 

Plön.  Ludwig  Ziehen. 

^  Καλλιτ^λει  τοΟ  μαχαvώματo^  άκ^σιος  στατήρ€ς  τρ€ΐς,  ^ραχμά. 


Verantwortlicher  l^cdaclcur:   L.  Raderniachor  in  Bonn. 
(*2:).  DoccmlxT  Ji)Ol.) 


MILCH  UND  HONIG 


Die  Gegenwart  des  Dionysos  auf  Erden  äussert  sich  neben 
anderen  Wundern  dadurch,  dass  von  selbst  Milch  und  Honig  fliesst 
um  die  Durstenden  zu  laben.  Von  Milch  flieset  der  Boden  und 
vom  Nektar  der  Bienen  ^:  so  dünkt  es  den  Bakchantinnen,  wenn  sie 
die  Gegenwart  des  Gottes  fühlen.  Daher  nach  einer  von  Ovid 
(Fast.  3,  736  ff.)  erzählten  Sage  α  Baccho  mella  reperfa  ferunt, 
Schon  bei  der  Geburt  des  Dionysos  hebt  Philostratos^  es  hervor, 
dass  die  £rde  selbst  sich  an  seinem  Schwärmen  betheiligen  werde, 
indem  'sie  ihm  gewähre  Wein  aus  Wasserquellen  zu  schöpfen 
und  Milch  wie  aus  Brüsten  bald  aus  einer  Ackerscholle,  bald 
aus  einem  Felsen  zu  ziehn^ :  es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass 
dieser  lebendigen  und  eigenartigen  Schilderung  die  Worte  eines 
alten  Dichters  zu  Grund  liegen.  Aus  dem  sprödesten  Stoff  ver- 
mag der  Gott  das  süsse  Nass  hervorzuzaubern.  Um  die  Töchter 
des  Minyas  zu  bekehren,  läset  er  aus  den  Bäumen  ihres  Web- 
stuhls *  Nektar  und  Milch*  fliessen^;  bei  Alkman  melkt  er  Milch 

^  Kurip.  Bakchen  142.  Zum  Folgenden  verweise  ich  auf  die  mit 
hingebendem  Fleise  gefertigte  Schrift  eines  Imkers  W.  Robert-Tornow, 
De  apium  mellisque  apud  ueteres  significatione.  Berl.  1893  und 
WH  Koscher,  Nektar  und  Ambrosia,  Leipz.  1883. 

'  Philostr.  imag.  1,  14  p.  30,  23  (Ausg.  des  Wiener  philo!.  Se- 
minars) ή  γή,  f\  γ€  καΐ  συμβακχ€ύσ€ΐ  αύτψ  καΐ  οίνον  άφύσοΕίν  έκ  πη- 
γών δώσ€ΐ  γάλα  τ€  οΐον  άπό  μαΙών  ^λκειν  τό  μέν  ίκ  βώλου,  τό  δέ  ίκ 
πέτρας. 

^  Antoninus  Lib.  10  καΐ  έκ  τών  kcXcövtujv  έρρύη  νέκταρ  αύτψ 
καΐ  γάλα:  dass  hier  Worte  des  Dichters  (Nikander)  bewahrt  sind,  ist 
Jacobs  zu  Puilostr.  imag.  p.  317  nicht  cutgangen:  daraus  erklärt  sich 
wohl,  dass  nicht  Honig,  sondern  Nektar  genannt  wird.  Bei  Ovidius 
metam.  4,  3i)4  ff.  statt  dieses  Wundere  ein  anderes,  dem  Tyrreuerschiff 
(Hom.  hymu.  7,  38 fi*.)  nachgebildetes:  alles  Holz  am  Webstuhl  beginnt 
zu  grünen  und  Weinlaub  zu  treiben. 

Uheiu.  Μα«,  f.  PhUol.  N.  F.  LVII.  ft  12 


> 


178 


ösener 


wue  Löwen"*.  So  konnte  Seneca  (üedip*  494  ff.)  in  der  Schilde- 
rung des  Beilagers  von  Di(>nyeoM  und  ArJadne  das  Wunder  des 
Honiglhaue  und  der  Milcb  i^riimenden  Quellen  nicht  fehlen  lueeen 
Die  wunderthätige  Kraft  des  (Tottes  geht  auf  seine  achwiuuie- 
riechen  V'erehrerinnen  über.  Uer  Bote  der  Euripideisclien  ßak- 
ehe«  era&lilt  (708  if.)^  wie  die  auf  dem  Kithaeron  ech wärmenden 
Weitjer  nur  mit  den  Fingern  den  Boden  -m  echiirfen  brauchten 
um  Milch  hervorzuzaubern  .  und  wie  von  ihren  Thyreosetäben 
Honig  troff.  Die  Vorstellung  ist  im  IV.  Jh.  noeli  vollständig 
lebendig.  Die  Bakclien»  sagt  der  Sokratiker  ÄeBchines^,  pflegen, 
wenn  sie  gotterfüllt  sind,  ao8  Orlen,  denen  die  andern  Menschen 
nicht  einmal  Wasser  zu  entnehmen  vermögen^  Milch  und  Honig 
jcu  echiipfen.  Und  treffend  läset  Piaton**  seinen  Sokratee  sagen: 
*die  Bakclien  lüehüpfen  ans  den  Flüssen  Milch  und  Honig  in  ihrer 
Verzüokungp  aber  wenn  sie  bei  Sinnen  sind,  nicht.'  Dae  gehört 
seitdem  als  fester  Zug  in  dasi  dichterische  Bild  des  bakcliischen 
Jubele^.  Die  Ueberschwenglicbkeit  Claudians  verntag  noch  den 
Hochzeitstag  des  Stilicbo  und  der  Serena  aaeb  durch  dies  Bild*^ 
zu  verherrlichen: 

feruut  tmU'isque  lactis  et  ßumifui  lacfis  erupisse  solo, 
Dionysos  bringt  den  Himmel  auf  *die  Erde  hernieder.  Himm- 
lische Gaben  müssen  es  sein,  womit  er  seine  Gegenwart  bezeugt. 
In  der  That  gilt  der  Honig  als  Speise  derG-ötter*.  Das  Zensknäb* 
lein  wird  auf  Kreta  durcli  Milch  und  Honig  ernährt.  Dem  kleinen 
Dionysos  netzt   Makris^  als  Hermes  ihr  ihn  gebracht^  die  trookene 


*  Arielidee  r.  4  t.  I  p.  4Π  Diud.  ώςπ€ρ  ical  Xeovruiv  γάλα  άμ^- 
χ€ΐν  άνέθηκέ  τις  αύτψ  AaKUivmöq  ποιητής  dh.  Alkman  fr.  3t   Β. 

^  Aristides  r.  45  t.  II  p.  23  D.  καΐ  γάρ  αϊ  βάκχαι  έιτειδάν  ίνθεοι 
γίνωνται,  οθεν  οΐ  άλλοι  [έκ  τύίν  φρ€άτιυν  Haiilgt  von  Jacobs  tu  Phi- 
lostr,  im.  p.  AU}]  ούΟέ  6&uip  δύνανται  ύ&ρ€ύεσθαι,  ίκεΐναι  μ^λι  καί  γάλα 
άρύονται.  VgL  CFH ermann  Disp.  de  Aeachinis  Socr.  reliquiis  {Gott. 
1850)  p.  2:L 

®  PL  Ion  ρ  534»  ιίίςπερ  a\  βάκχαι  άρΟτονται  έκ  τών  ιτοταμΰιν 
μέλι  κα\  γάλα  κατ6χόμ€ναι,  ίμφρονες  hi  wuai  oÖ. 

'  Vgl.  Horat.  c,  Η  19,  ^  f.  Philoatr  v.  Apolbm  U,  10  p.  23S  OL 
imag.  1»  18  p.  3fi,  Π  f,  der  Wiener  taacb  Eur.  Bakch.  TOS  (T.  ebenso 
wie  Vit.  soph.  1,   IRJ  Tzetzes  zu  Lykophron  143. 

^  t  laud.  de  couaulatu  StilichoniB  1,  85  p.  1H2  Jiirt. 

*  Porphyrios  de  antro  nymph.  1(>  θεύϋν  τροφής  οΟοης  τοΟ  μέ 
λιτός.  Zeuet  Kallimachoa  Η.  auf  Zeus  48  Antoninu»  Lib.  ΙΐΙ  Diud,  5, 
70,  Dionysos:  ApoUon.  Rh.  4,  1131  f.  Achillcua:  Philoatr  ι  mag.  2,  2 
p,  ii4,  7  der  Wiener.    Vgl  Roschtir  a.  30,  58.  (;0f.    Hobert-Tornow  8i»  ff. 


I 
I 
I 

i 


δ.      1 


Miloh  usd  Honig 


17S 


Lippe  mit  Honig*  Und  den  jungen  AcliilleiiR  zieht  Cbeiron  mit 
Milch.  Mark  nod  Honig  auf.  Wie  einen  Gättertrank  nimmt 
Piiidar'**  da»  Gemenge  von  Milcli  nnd  Honig:,  wrnn  er  en  als 
Bild  fur  seine  Dichtung  gebrauch  1,  wie  ein  ander  Mal  den  Nektar. 
Hier  schlägt  die  Voretellong  ein^  daee  Seher  und  Dichter, 
die  Künder  göttlichen  WortB  auf  Erden,  durcb  die  Götterspeiee 
e«  Honigs,  die  ihnen  in  frihi-fiter  Jugend  aof  wanderbare  Weise 
"^ngeflÖsBt  worden,  zu  ihrem  hohen  Berufe  geweiht  worden  seien. 
Dem  neugeborenen  lamoB  nahen  zwei  Schlangen  'nach  der  Götter 
Willen'  und  nähren  ihn  eogleich  '  mit  deni  tadetlosen  Safte  der 
Bienen'  (PimK  Ol,  6,  45).  Von  den  alten  Künderinuen  der  Zu- 
kunft, die  am  ParnasB  hausten,  den  drei  Schwestern  Θριοί^ι  er- 
zahlt der  Homerische  HyranuB  auf  Hermes,  sie  flögen  hin  und 
her  um  sich  von  Waben  zu  nühren  ;  wenn  der  Genuas  des  gelben 
Hoiiigs  sie  in  Begeisterung  versetze,  dann  ^nde  man  sie  bereit, 
willfährigen  Sinnes  die  Wahrheit  zu  künden;  aber  wenn  ihneu 
die  stisse  Speise  der  Götter  entzogen  werde,  dann  sprach en  sie 
FaUches,  indem  sie  wirr  durcheinander  redeten,  Und  noch  Pindar 
bezeichnet  (Pjth.  4,  60)  die  Pythia  mit  dem  Ausdruck  delphische 
Biene'  (χρησμός  μβλίσσας  ΔΕλφίοος). 

Häufiger  und  mannigfach  sind  die  Beziehungen^  in  welche 
die  Dichtung  zu  Honig  und  Bienen  gesetzt  wird.  Bienen  um- 
schwärmen den  PindaroR  ^^  unmittelbar  nach  der  Geburt;  sie 
bringen  als  GiJtterbotinnen  ihm  den  begeisternden  Honig.  Nach 
andrer  Sage  wandert  er  nach  TheBspiai,  dem  Sitz  des  Helikoni- 
echen   Musencultuft^  und  legt  sich,  von  der  Sonnenhitze  ermattet^ 

^am  Wege  nieder:  da  kommen  Bienen  zum  Schlafenden  geflogen, 
nud  bilden  an  seinen  Lippen  eine  Honigwabe,  Sophokles  ^^  wurde 
schon  in  der  alten  Komödie  'Biene*  genannt.  Auf  die  Lippen 
dee  jungen  Plntun  Hessen  sich  Bienen  nieder,  *die  i^üssigkeit 
Biner  Rede  voraus  zu  künden  ^^*.  Nach  einer  Hesiudsage.  die 
^  Piüd.  Nem.  3»  TT  xobe  xoi  πφπυυ  μ^μιγμένον  μ^λι  λευκφ  0ύν 
γάλα>ςτί,  κψναμένα  5'  ^epo'  άμφέπο  {also  noch  W^nseifr  zugemischt?), 
vgb  bthm.  4,  'A  iv  ö'  Ιρατ^ινψ  μ^λιτι  καΐ  τοιοδε  τιμ^.  i^agegen 
Ol.  Τ,  Τ  νέκταρ  χοτόν,  Motoäv  δόσιν. 

^ι  Hom,  Hyiiiiuis  auf  Herniee  ήόβ— ίϊίί  vgl.  Baumeister  ζ.  St.  ρ.  24(]. 
Zum  folgenden  vgl.  Rohert-Tornow  aO.  p,  Sm-lOl.  114  fT. 

^'  Philostr.  imug.  2,  VJ;  die  andere  Sage  bei  Pausunias  IX  t?3,  *2. 
^«  Schob  zu  Soph.  Oed.  Col,  IT  und  Aias  Ui>9,  vgl  die  Auspie- 
lijngen  des  Arietophaoee  in  der  Vita  Soph.  2:?  p.  2P  (X  Jahn  mit  den 
Anmerkungen  (vor  der  Elektra). 

1*  Pliniui.  n.  L•  11,55  Cicero  de  dinin.  I  3Ö,7S  II  :\\,m.    Ueber 


180  Usener 

auf  Lucanue  übertragen  wurde,  umechwärmteD  Bieneu  die  Wiege 
de8  Dichtere  und  netzten  eich  zahlreich  darauf  nieder.  *  Die 
Dichter  erzählen  uns',  heisst  es  in  Platone  Ion  (p.  534*;.  'dass 
sie  von  honigHtrömenden  Quellen  in  den  Gärten  und  Waldthälern 
der  Musen  die  Lieder  saugen,  die  sie  uns  bringen '.  Nach  oft 
wiederholtem  aber  abgeschwächtem  Bilde  sammeln  die  Dichter 
wie  Bienen  den  süssen  Honig  des  Liedes  ein  ^^;  alterthümlicher 
klingt  es,  wenn  die  Bienen  gradezu  '  Vögel  der  Musen'  genannt 
werden. 

Quellen  oder  Ströme  von  Milch  und  Honig  gehören  also 
zur  Ausstattung  des  Götterlandee.  In  dem  himmlischen  Jerusalem 
sollen  zwölf  Quellen  Milch  und  Honig  strömen  ^®.  In  einer  apo- 
kryphen Vision  wird  der  Apostel  Paulus  in  goldenem  Schiffe  zur 
Stadt  Christi  gefahren :  vier  Flüsse  umgeben  die  Stadt,  der  erste 
von  Honig  (im  Süden),  der  zweite  von  Milch  (im  Westen),  der 
dritte  im  Norden  von  Wein,  der  vierte  im  Osten  von  Oel;  der 
Honigstrom  ist  der  Ort  der  Propheten,  der  Milchfluss  der  un- 
schuldigen Kindlein  und  der  reinen  Seelen:  Bilder  vom  Land  der 
Verheissung  und  vom  Paradies  laufen  hier  zusammen  und  sind 
ins  Jenseits  zurück  verlegt.  lamos  usw.  lehrt  uns  verstehn, 
warum  die  Propheten  sich  um  den  Honigstrom  sammeln.  Bei 
den  Griechen  bricht  die  Vorstellung  durch  in  einer  sprichwört- 
lichen Redensart^''.  Während  wir  von  einem  Sack  voll  Gold 
sprechen,  sagte  der  Grieche:  er  hat  einen  Bienenkorb  voll  Geld 
(oder  Schätzen).  Hier  ist  die  alte  Vorstellung  des  himmlischen 
Schatzes  ^^  beeinilusst    und    gefärbt    durch    das  Bild  vom  himm- 

Hesiod  und  Lucanus  s.  die  jüngere  Vita  Lucani  in  Reifferscheids 
Sueton  p.  ?<>,  1(>. 

w  Aristoph.  Vögel  749  Horat.  carm.  IV  2,  27  ff.  Lucretias  3,  11 
Lukian  in  den  Άλΐ€ΐς  c.  <?.  Vf(l.  Varro  r.  r.  III  Ηί,  7  'cum  Musarum 
08SO  dicantur  esse  uolucres ' . 

^°  Eedra  V  "2,  19  (in  Fritzsche's  Libri  apocryphi  Vet.  lest.  p.  (>4o) 
'et  totideni  (dh.  V2)  fontes  fluenles  lac  et  ηιοΓ  Apocalypeis  Pauli  23  ff. 
in  Tischendorfs  Apocalypsee  apocryphae  p.  ό2  ff.,  lateinisch  in  James' 
Apooryplia  anecdota  (Texte  and  studies  ed.  by  Arm.  Robinson  t.  II  iJy 
p.  24,  14.  2Γ),  2*i  ff.  Im  griechischen  Text  wird  der  Milchstrom  in  den 
Süden  verlegt,  es  folgt  der  östliche  (p.  .Ö4,  4  il  άμφηλίου  :  lies  αφηλίου ) 
oline  Angabe  des  Stoffs,  dann  der  nördliche  mit  Oel. 

^"  Aristoph.  Weep.  241  läset  einen  alten  Heliasteii  von  den  Reich- 
thümcrn,  die  Laches  aus  Sicilien  mitgebracht  haben  soll,  sagen:  σ(μ- 
βλον  hi  φασι  χρημάτων  ίχ€ΐν  ατταντ€ς  αυτόν. 

W  S.  Sintlluthsagen  s.   1«2  ff. 


Milch  und  Honig  181 

liechen  Honig:  der  Bienenkorb  ist  wie  eeine  nächsten  Verwandten, 
das  TiRchlein  deck  dich  und  der  Wundereäckel  defl  Mercuriue, 
des  Fortunatue  usw.,  ein  nnvereieglioher  Schatzbehälter  himm- 
litohen  Segens.  Er  bedarf  doch  wohl  auch  für  den  mythologi- 
schen Stumpfsinn  keines  Wortes,  dass  man  Bienenkörbe  im  Alter- 
tlmm  so  wenig  wie  heute  als  Geldtruhen  benutzt  hat. 

Vom  Bilde  des  Götterlandes  sind  die  Vorstellungen  des 
Paradieseslebens  oder  des  goldenen  Zeitalters  entlehnt^®.  Römische 
Dichter,  gerade  hierin  gewiss  von  Griechen  abhängig,  vergessen 
in  ihren  Schilderungen  des  goldenen  Zeitalters  so  leicht  nicht 
dies  Wunder.     So  Tibullus  (I  3,  45): 

Ipscie  mello  dabant  quercus  ultroque  ferebant 
obuia  securis  übera  lactis  oues 
oder  Ovidius  (met.  1,  111  f.): 

flumiua  iam  lactis^  iam  flumina  neciaris  ibant^ 
flüuaque  de  airidi  stiUabant  ilice  meUa^. 
Auch  der  Traum  eines  wiederkehrenden  Paradieses  mag  sich  des 
tief  eingeprägten  Hildes  nicht   entschlagen.     Schon    die   alte    he- 
bräische Sage    stattet    damit    das    Land    der  Verheissung    aus^^. 
Desgleichen  Vergilius  (ecl.  4,  30): 

et  durae  quercus  sudabani  roscida  mella. 
Und  Sertorius  erhofft  von    den  Inseln    der  Seligen,   zu  denen    er 
sich  hinüberretten  möchte,  dass  dort 

mella  caua  mauant  ex  ilice  und 

illic  iniussae  ueniunt  ad  mulctra  capellae 
refertque  fenta  grex  amicus  ubera-^. 
Nur  etwas  tiefer  gestimmt,  näher  dem  Irdischen,  klingt  die  He- 
eiodische  Verheissung  für  das  Land  der  Gerechten,  dass  da  auf 
den  Bergen  die  Eiche  in  dem  Wipfel  Eicheln  und  in  der  Mitte 
Bienen  trage '^^.  in  der  rhristlichen  Litteratnr  zeigt  sich,  wie 
das  Mosaische  Land  der  Verheissung  einen  durch  hellenischen 
Glauben  wohl  vorbereiteten  Boden  fand.     In  der  oben  schon  an- 


1»  S.  ebend.  197  fl*. 

«>  Vgl.  nocli  Ovid  am.  III  H,  40  Aetna  v.  13  Rübert-Toruow 
p.  83  ff. 

«  Die  Belege  β.  Sintfluths.  207,  1. 

«  Horat.  epod.  lii,  47.  49  f. 

"  Hesiod  Werke  232  f.  vgl.  Plinius  n.  h.  Kj,  31.  In  der  noucu 
Petrus- Apokalypse  c.  5  und  ebenso  in  der  Apokal.  des  Paulus  11 
(Tiechendorfe  Apoc.  apocr.  p.  40,  lat.  in  RubinsoDs  Texts  and  studies 
Π  Η  ρ.  14,35)  uö.  ist  dor  'Ort  der  Gerechten'  ein  hinnnlisclies  Paradies. 


1R2 


Usener 


gezogenen  Apokalypne^*  wird  PauluB  vom  Engel  in  den  zweiten 
Himmel  geführt,  das  Land  der  Verheissung  und  den  Hchiiuplatz 
dee  taueendjäbrigen  öottewreiobs,  da  «ielit  er  einen  Firns,  der  von 
Milch  und  Honig  iliesel,  und  an  seinen  Ufern  Palm  bäume  und 
Weinstöoke  von  wunderbarer  Fruchtbarkeit.  Der  Teufel,  der 
die  h*  AntbuRa  zum  Abfall  von  Cbrietufi  beiHmiuen  mochte, 
epricht  zu  ihr:  *  Komm  und  trink  von  dem  Flusse,  der  Milch  und 
Honig  Rtriinit.'  Unigekehrt  iiusaert  eich  das  dureb  die  Fesse- 
lung des  KroiTüR  berbpigeführtp  Knde  des  goldenen  Zeitalters 
für  Vergilius  darin.  dasB  Jupjnter  meUa  derussit  foUis:  der  wahre, 
reine  Honig,  wie  ibu  das  goldene  Zeitalter  genoFRen,  pflegte  wie 
Himmelstbau   au   den   Blättern  der   Bäume  zu   hangen. 

Der  Cultußbrauch  if»t  nur  die  äueeere  Gegtaltung  der  Vor- 
etellungen  VLon  Gott  und  göttlichen  Dingen^  die  in  einer  Gemeinde 
oder  einem  Volk  lebendig  i<ind.  Von  den  Vorstellungen,  die  wir 
eben  überbliclit,  muss  auch  die  Anwendung  von  Milch  und  Honig 
im  CultuB  abhiingig  geweftep  eein,  Die  wichtigste  und  gebräuch- 
lichete  fand  bei  deui  Opfer  an  Todte  »tatt.  8ciion  Odysseue  gieest 
den  Todten  bei  der  dreifachen  Spende,  die  er  darbringt,  auch 
Gemiech  von  Honig  und  Milch  in  die  Grube  («.  unten  Anm.  33), 
Bi»  in  die  späte  Zeit  dauerte  der  Brauch,  namentlich  bei  der 
Todtenbeechwörung  schien  er  nnerlässlich.  Honig  und  Milch 
wurden  alsn  als  SeelenspeiRe  angesehen.  Die  Geister  der  Ein- 
schlafenen  wurden  im  seligfu  Jenseite  wohnend  gedacht,  es  kam 
ihnen  die  süflee  Nahrung  zu,   welche  die  Htige  dorthin  vereetzte. 

Dem  PorpbyrioR  verdanken  wir  die  Nachricht,  dass  bei  den 
Mitbrasweilien  Honig  verwendet  wurde  ^8,     Es  geechah    das    bei 


**  In  der  lateinischen  Fiiesung  der  Text»  and  stud,  11  3  p.  22,  2ίϊ. 
Actu  8.  Anthu8ae  c.   VS  in    deu  Aaaleota  Bolbnidiana  L  X]l  p.  2β,   Ηΐ. 

«δ  Verg.  Georg.   1,  131.    Vgl  Piiniu»  n.  h.   U,  ;J0  f, 

•^  S.  Robert-Tornow  p.  CJ4—14<i»  Röscher,  Nektar  u.  Ambr.  H5  f. 
und  beeondere  8tengel  in  Fleckeisens  Jahrh.  1887  S,  iiori 

*^  Porphyr,  de  antro  nyniph.  '2H  p,  75,  1»  iiß  6ιό  καΐ  σπένδειν 
σύταϊς  (ταΐς  ψοχαΙς)  τους  ψυχαγωγούς  μέλι  κεκρσμ^νον  γάλακτι  \ιιΙ. 
ebend.   1«  ρ,  <ί9,  18  οϊό  καΐ  μέλιτος  σπον6«ς  τοΐς  χθονιοις  Ιθυον, 

®*  Porpli.  de  antro  nyniph.  1E>  βταν  .  .  .  τοϊς  τά  λ€οντικά  μυου- 
μένοις  c  Ις  τάς  χ€ΐρας  άνο*  ο6ατος  μέλι  νίψα0θ*ιι  έγχέυιοι,  καθαράς  |χ€ΐν 
τάς  χ€ΐρπς  ηαραγγέλλουσιν  από  παντός  λυπηρού  καΐ  βλοπτικοΰ  καΐ  μυ- 
σαρού  .  .,  καθαίροοσι  bi  καΐ  τήν  γλώτταν  τψ  μ^λιτι  dao  παντός 
όμαρτωλοΐ),  {H*}  Οταν  δέ  τψ  ΤΤίροιτι  προσάγακτί  μέλ(  ώς  φύλακι  καρ- 
πών (?),  τό  φυλακτικόν  ίν  ουμβόλψ  τίθενται.  Vgl.  Fr,  Cumont,  Textes 
et  monimenfN  figares  rei  hux  mystt^rcR  de  Mithra  1,ίϊί?Π.  Heber  Rei- 
nigung durch  Honig  bezw.  Ambrosia  s.  Koscher  aO.  39  ff. 


Milch  und  Honifr 


183 


den  Weihungen  iium  vierten  und  fiinften  Grade,  dem  des  Löwen 
und  dem  de«  Perpere.  Dem  künftii^eii  Löwen  wurde  statt  Wasser 
Honig  auf  die  Hände  gegoBsen  als  lieinigungsmittel ;  '  »ie  reinigen 
aber  auch  die  Zunge  mit  dem  Honig  von  nlleni  Sündhaften  : 
die  Zungp  wurde  aleo  nur  bestrichefi  mit  Honig.  Bei  dtsr  fünften 
Weihe  znm  Perser  wurde  Honig  a!«  'erlialtendpa^  Mittel ^^  ge- 
reicht: BB  scheint  also  in  diesem  Fall  ab  UnBterblichkeit  ge- 
währende Götteriipeiee»  wie  eine  Art  Ambrosia  gegeben  worden 
in  eein.  Hätte  iin»  doch  Porphyrios*  etatt  ans  von  der  Feuer* 
natüv  des  Liiwen  zu  unterhalten,  aus  seinem  Pallas  mehr  über 
den  litnrgiflchen  Hergang  berichtet.  So  bleiben  uns  seine  An- 
gaben  fürs  erste  fremdartig. 

Glücklicher  Weise  sind  wir  weit  gründlicher  unterrichtet 
ober  die  Anwendung,  welche  die  alte  cbrietliche  Kirche  von  Milch 
und  Honig  machte.  Die  Akten  liegen  noch  heute  so  reichlich 
▼0Γ,  daee  wir  nicht  nur  die  liturgische  Gestaltung  und  ihre  Ge- 
schichte genügend  kennen,  eondern  auch  über  das  Wesen  der- 
ilben  zu  nrtheilen  vermögen. 

In  der  christHchen  Kirche  wurde  ehemals,  und  wird  heute 
noch  bei  den  Kopten  und  Aetbiopiern  der  Brauch  beabachtet,  den 
Tättflingen,  narbdem  sie  das  Taufbecken  verlassen j  Milch  und 
Honig  zueammengetniecht  darzureichen^^.  Die  uns  erreichbar 
älteste  Form  des  Brauchs  kennen  wir  erst  eeit  Kurzem  durch 
die  lateinische  Bearbeitung  der  Didascnlia  apostolm'um,  welche 
Edmnnd  Hauler  aus  einem  PalJmpsest  zu  Verona  hervorgezogen 
hat^l.  Unmittelbar  nach  vollzogener  Taufe  wurden  die  Täuflinge 
von  einem  Presbyter  mit  geweihtem  Gel  gesaibt  und  traten, 
OAchdem  eie  die  Taufkleider  angelegt  hatten,  in  die  Kirche.  Dort 
empfieng  sie  der  Bischof,  um  sie  unter  Handauflegung  mit  ge- 
weihtem Oel  (Chriema)  zu  segnen  und  ihnen  den  Kuss  zu  geben, 
worauf  sie  an  dem   Gebet  der  gesammten   Gemeinde  theilnabmen 

^  Ueber  erhaltende  und  antieeptiache  Kraft  dea  Honigs  s.  Röscher 
*0.  5G  C 

*>  Hipron>mu8  in  der  Altere« ti ο  Lociferiani  et  orthodoxi  c.  Η 
L  Π  ρ,  tHQ*  Vall.  'Nam  et  multit  alia  quae  per  traditionem  in  ecclesiia 
obeeraantiir,  atiutoritatem  sibi  scriptae  legie  ueurpaueruTit,  uelut  in 
lioa<7ro  ter  caput  mer^tare^  deinde  rfjressm  lactis  Η  mrUu  praegt^stare 
eonctffdiom  (entlehnt  aus  Tertallian  s.  Anm.  IT)  in  itifantiae  eignifica- 
tiooem  die  dominico  et  omni  peMticoste*,  auch  Anm.  40.  Vgl,  Martine 
De    anliquis  ecclesiae  ritibus  t   l,   15    t,  3  p.  15ii  Muratori  zu  Liturgia 

^^      Romana  uetua   1,30  ff.,  Asaemani  im  Codex   liturgicui  eccl.  uniu.  :i,  114. 

^B  "'   Didascalia•'    apostolorum    fragiiienta  Veroneneia    latina   ed.   E. 

Η     Hiuler  (Lipi.  1900)  p.  111—8. 


» 


m 


^ 


1Ö4 


und  zum  Schluiie  »ieli  am  Bruderkuss  betbeiligten.  Dann  wurde 
das  Mceeopfer  für  sie  dargelnacht.  Es  warde  dazu  Brod,  Wei» 
mit  Wasser  gemischt,  Milch  und  Honig  gemieclit,  endlich  Wasser 
con«i?criert.  Äliidei»n  belehrte  der  Biecbof  die  Täutünge  über  die 
sacraTüientale  Bedeutung  der  einzelnen  Elemerite^  braeii  das  Brod  und 
theilte  es  ans  mit  den  Worten :  ^  Das  Brod  des  Hinimelfi  in  Christo 
Jeßu\  lind  der  Täufling  antwortete  Amen.  Nun  stellten  sich  drei 
Presbyter  ^wo  ihrer  fio  viide  nicht  vorhanden  waren,  Diaooue  an 
Stelle  der  Fehlenden)  der  Reihe  nach  auf,  ein  jeder  mit  einem 
Becher  versehen*  im  Recher  des  Ersten  war  Wasser,  der  Zweite 
reichte  Milch  (und  Houig),  der  Dritte  Wein  igemieeht  mit  Waseer). 
Also  drei  Becher,  und  von  jedem  musste  der  Täufling  dreimal 
kosten.  Der  Geistliche  sprach  zum  ersten  Schluck:  'in  Gott 
dem  allmächtigen  Vater  ;  zum  zweiten :  Xind  in  uiiserem  Herrn 
Jesus  Christus',  und  zum  dritten:  '  Und  im  heiligen  Geist  und 
der  heiligen  Kirche'  ^**.  Auf  jeden  Spruch  des  Geistlichen  ant* 
wortete   der  Täufling  Amen. 

Hier  ist  also  Milch  uiid  Honig  gradexti  unter  die  Bestandtheile 
einer  zu  besonderem  Zweck  veranstalteten  Kucharistie  get*omiiien, 
und  um  die  flüssigen  Elemente  auf  die  erforderliclie  Dreizahl  zu 
bringen^  hat  mnn  das  Waiiser,  obwohl  es  schon  im  Weinkelob 
enthalten  war,  besonders  eingestellt  als  %mhol  innerlicher  Reini- 
gung. Allein  man  würde  sehr  irren,  wenn  man  diese  eigenartige 
Stufenfolge  flüssiger  Abendnmhlebestandtheile  ausschliesslich  durch 
solche  Erwägungen  zu  erlilären  glauben  sollte.  Alle  drei,  auch 
der  sprudelnde  Quell  lebeudiiieii  Wassers,  waren  gegeben  in  alter 
tief  gewurzelter  Vorstenuiig;  es  sind  die  wanderbaren  Erzeugnisse, 
durch  welche  sich  die  Gegenwart  Gottes  wie  einst  dee  Dionysos 
ofl'enbart.  Es  sind  genau  dieselben  drei  Spenden,  nur  in  anderer 
Ordnung,  welche   Odysseus*''^   für   die  Seelen   der   Abgeschiedenen 

®  Ich  entferne  mich  hier  scheinbar  vom  Wortliuit  der  Quelle, 
Dort  steht  p.  \V4  'et  gusteut  qui  percipient  de  singulia  (dh.  von  den 
drei  Beübern  mit  Waeeer,  Milch,  Wein}  ter  dictjute  eo  tjui  dut  "In  deo 
patre  omnipotenti",  dicat  auteni  qui  accipit  "Amen",  'Et  domiuo 
lesu  Christo  et  apiritn  sancto  et  aancta  ecclesia".  et  dicat  "Amen*', 
ita  singulis  fiaf.  Es  iat  uumö|^lich  ter  anders  als  mit  gmtent  zu  ver- 
binden; dann  mi  es  abtT  unerlä^slich,  dn-^n  zu  jedem  Sohluck,  uicht 
bioB  zu  zweien,  ein  Segensworl  vom  Geistlichen  geeproeheo  werde. 
^  noro,  λ  2ii  f. 

άμφ*  αύτψ  (βόθρψ}  6ε  χοήν  χεόμην  ττάσιν  vckucooiv, 
πρΟ^τα  μελικρήτψ,  μ€τ€ττ€ΐτα  bi  ήδέι  ο(νψ, 
τό  τρίτον  αύθ'  ϋ&ατι-  έττΐ  6*  ολφιτα  λ€υκά  πάλυνον. 
Tgh  κ  ^18  f.  Nitzflcb  Anm.  3,  162. 


ι 

Ι 

ι 


Milch  uud  Honig  1K5 

in  die  Grube  giesst:  Honiggemiech  (db.  Milch  und  Honig),  Wein, 
snletzt  Wasser.  Man  müsste  die  Angen  echliessen,  um  zu  ver- 
kenneiif  dass  der  Brauch,  deu  die  'Apoetelltbre'  schildert,  nur 
auf  hellenischem  oder  hellenisiertem  Boden  kirchlich  geworden 
sein  kann. 

Schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  11.  Jahrb.  nach  Chr.  war 
er,  mindestens  im  Bereiche  von  Alexandria,  in  Uebung.  Das  be- 
zeugt Clemens  Alex.^,  wenn  er  Milch  als  die  Nahrung  nach  der 
leiblichen  Geburt,  Milch  und  Honig  als  Speisung*  nach  der  gei- 
stigen Wiedergeburt  in  Vergleichung  setzt.  Mit  derselben  Be- 
stimmtheit können  wir  behaupten,  dass  der  ältere  Verfasser  des 
Bamabasbriefs  die  Sitte  noch  nicht  kannte.  Seine  ausführliche 
Erörterung  des  Landes  wo  Milch  und  Honig  flieset'  (c.  G)  würde 
einen  anderen  Gang  genommen  haben,  wenn  er  von  der  Verwen- 
dung zur  Taufe  eine  Ahnung  gehabt  hätte. 

Es  ist  lehrreich  zu  beobachten,  wie  der  alte  Brauch  all- 
mählich abstirbt;  richtiger  gesprochen,  von  der  Kirche  abgcRtossen 
wird.  Die  ägyptische  und  mit  ihr  die  äthiopiRche  Kirche  hat  Milch 
and  Honig  als  Bestandtheil  des  den  Täullingen  gespendeten 
Abendmahls  festgehalten.  Für  die  ägyptische  Liturgie  waren  die 
Mgenannten  Kegeln  des  Hippolytos  maasegebend,  die  uns  arabisch 
and  in  koptischer  Umarbeitung  vorliegen.  Hier  heisst  es  von 
den  Vorgängen  nach  der  Taufe  ^^: 

'Dann  beginnt  der  Diakon  zu  heiligen,  und  der  Bischof  voll- 
endet die  Eucharietie  des  Leibes  und  Blutes  des  Herrn.  Ist  er 
damit  fertig,  communiciert  die  (lenicindc,  während  er  an  der  Tnfol 
des  Leibes  und  Blutes  des  Herrn  steht  und  die  Presbyter  andere 
Becher  mit  Milch  und  Houig:  tragen  fdli.  halten),  um  die  Commu- 
nicanten  zu  lehren,  dass  sie  zum  zweiten  Male  als  kleine  Kinder 
geboren  sind,  da  doch  die  kleinen  Kinder  an  Milch  und  Honig 
coromanicieren So  gibt  ihnen  der  Bischof  vom  Leibe  des  Ge- 
salbten und  spricht  dazu:  "Das  ist  der  Leib  Christi*'.  Sie  ant- 
worten Amen.     Bei  denen,    welchen    er    den  Becher   gibt,    spricht 

»*  Clemens  AI.  paedag.  I  <>,4Γ)  ρ.  45,44— 7  Sylb.  vfrl.  <;,  ;i4  p.  4:i, 
19-21  und  6,  51  p.  47,  14. 

**  Kanon  des  Hippolytos  li),  15  nach  W.  Riedel,  Die  Kirchen- 
rechtsquellen  des  Patriarchats  .\lexandrien  (Leipz.  1900)  S.  :?l.'i,  bei 
Haneberg  (Monach.  1870)  p.  77.  Vj^l.  Achelis  in  den  Texten  und  Unter- 
saohungen  VI  4  S.  100  f.,  wo  man  auch  eine  (Jebersetzunf^  der  koptisch 
erhaltenen  (hg.  von  Lagarde  am  Schluss  seiner  Aegyptiaca)  Aeff.  Kirchen- 
ordnoDg  findet,  lieber  den  heutigen  iirauch  s.  JMVansleb  ( Wansleben) 
Eist,  de  Teglise  d'Alexandrie  (Par.  1»;77)  ρ.  20<ί. 


18β  üeener 

er:    "'Das    ist    dos    Hlut  Christi''.     Sie    antworten    Amen,     Darauf 
commum eieren  sie  von  der  Milch  und  dem  Honig  als  Hinweie  auf      _ 
die  kommende  Zeit    und    die  SÜBsigfkeit    der  Güter   in    derselben:     I 
jene  Zeit,  welche  nicbt  zur  Bitterkeit  zurückkehren  wird^  und  jene 
Güter,  welche  nicht  verschwinden,  80  eind  sie  vollkommene  Christen 
geworden,  welche  man  mit  dein  Leibe  Christi  genährt  hat* 
Dem  enteprechend  echreibt  die  äthiopische  Taufordnung ^*  vor: 
*Und    darauf   »ollen    sie   von  dem  .  .  .  Geheimnise  (der  Encha- 
ristie)  empfangen  .  .  .,    sie    ßollen  eeaen  daa  Fleißch    und    trinken 
das    theure  Blut    uDeerei  Herrn    und  Heiland»  Jesu  Chrieti.     und 
darauf  foII   man    denen,    welche   in  Je^n  Christo   (wieder-)gehoren 
sind,  Milch  (und)  unver fälsch ten  (Honig)  geben/ 
An  Stelle  der  drei  Kelche  let  eine  Dreiheit  der  Äbendmahls- 
elemente  überhaupt  getreten :    Brot^  Wein^  Milch  und   Honig,    In 
dieeer  Gefitalt  mögen  die  Taufbräuche  an  die  africaniiche  ^"^  Kirche 
gelangt  »ein.     Vor  der  kirchlichen  Wieeensohaft,    die   aünmhlieh     ■ 
auch  den  Gottesdienst  beeioflufieen   musste^    konnte    eich  der  un- 
biblieehe    Beetandtheil     der    Eucbarietie    auf    die    Dauer    nicht 
halten.     Dae    dritte  Concil    von  Carthago  (397)  echärfte  die  Be- 
echränkung  der  Eucbarietie  auf  Brot  und  Wein  nachdriicklicb  ein, 
und    i?cbIo68    in   die»  Verbot  auch  die  Milch  und  den  Honig  ein, 
die  den  Täuflingen  gereicht  würden^®:  sie  hätten  ihren  besonderen 


**  K.  Trumpp^  Dae  Taufbuch  der  äthiop,  Kirche  in  den  AhbandL 
der  philos.-philoi.  CL  der  k,  Bayer.  Akademie  der  Wiesen  seh  XtV  3 
b.  182.    Vgl.  H.  Deii7.ini?er,  Ritus  orientalium  1,  2iJ2. 

^"^  Tertulliauue  de  coronii  mibti»  ii  '  dehiuc  ter  mergitamur  ,  .  , 
inde  suacepti  lacti»  et  raellia  concordiam  praeg^netamus'  vgl,  adv.  Mar- 
cionem  I  14  'mellis  et  lactia  aocietatem  qua  auos  infantat  (Chriatu8)\ 
Die  kühn  gefaasten  Worte  der  ersten  Stelle,  die  HieronymuR  (al>en 
Anm.  ίίΟ)  aufujchreiht,  finden  genügendes  Verständnise  nur  unter  der 
Voraussetzung,  daea  Tert,  Worte  und  Gedanken  der  Liturgie  zueammen- 
fasst,  Milch  und  Honig  werden  den  Täuflingen  f:ereicbt  zum  Vor- 
geschmack (praeguatamna)  der  ewigen  Seligkeit;  die  einträchtige 
Miachung  der  beiden  Fliiseigkeiteu  wird  auch  im  Segensspruch  der 
rnmischen  Kirche  Junten  S,  188)  hervorgehoben  und  gedeutet  auf  die 
VerbindunjT  des  Irdischen  und  Himmlischen  in  Chriato.  Diesen  letzteren 
Gedanken  hatte  alao  auch  die  Segeiisformel  der  africiiniBchen  Kirchs'- 

*  Conc.  C'arthag.  Hl  c.  24  =  conc.  Hippon.  {391}  c.  23  =  cod. 
canouum  ecclesiae  Africanae  (vom  J.  419)  c  S7  'Vt  in  eacramentis  cor• 
poris  et  aanguinife  domini  nihil  amplius  offeratur  quam  ipse  dominus 
tradidit  hr.  pani»  Rt  uinum  aquae  mixtum,  primitiae  uero  seti  tuel  et 
Ihc,  rpiod  unfj  die  sollemniasimo  pro  infantis  myaterio  solet  offerri, 
quamuia  in  altari  offeratur,  euani  tarnen  haben t  prnpriam  henedictionem, 
ut  a  Sacra  η  ICH  t  ο  domin  ici  corporis  nut  sanguinia  diatingußutur'  usw. 


I 


I 


I 


Mitcb  uDil  Honig 


1«7 


I 


Segen  (benedicfionem)  und  seien  der  eigentlichen  Commnfiion  fern 
IQ  baUen. 

Anderwärts  hat  man  die  fremdartigen  Beetandtheile,  falls 
9ie  Oberhaupt  bekannt  gewesen  waren,  zeitig  fallen  laesen.  Die 
groesen  griechiechen  Kirchenväter  des  IV  Jahrh.,  unter  denen 
Kyrilloe  von  Jerusalem  in  eeinen  KatecheHen^^  und  Johannes 
Chrjsufitomoe  in  ihrem  Schweigen  geradezu  ale  Zeugen  gelten 
müssen,  kennen  sie  nicht  mehr;  aucb  die  etwa  in  dieser  Zeit  ab- 
geschlossenen ApoHtolischen  Constitutionen  (7,  43  f.)  wissen  nichts 
davon.  Und  wenn  Hieronymus^"^  bemerkt,  daes  der  Brauch  bis 
zu  seiner  Zeit  'in  den  Kirchen  des  Westens'  beobachtet  werde, 
zeigt  er  sich  zwar  über  die  &epflogenheiten  der  Aegyptisclien 
Kirche  wenig  unterrichtet,  aber  um  so  besser  mit  der  Thatsaohe 
Tertraut,  dafls  den  Kirchen  PaläBtinas  und  Syriens  die  Sitte  fremd 
war.  Den  Orientalen  ist  die  MailändiBche  Kirclie  gefolgt:  in 
den  Tauf  predigten  des  Maximus  von  Turin  ist  keine  Andeutung 
von  Milch  und  Honig  mehr  zu  tinden  ;  spätestens  mit  dem  V.  Jh. 
war  also  in  Oberitalieu  die  Sitte  erloschen. 

Anders  ist  Rom  vorgegangen.  Das  älteste  römische  Sacra- 
mentar»  das  im  Laufe  des  VI.  Jh.  zueammengestellte'*^  mcvamenUi- 
fittm  Lemlnum^  beginnt  zwar  infolge  von  Versttimmelung  erst  im 
April,  und  hat  somit  die  Abschnitte  über  die  österliche  Taufzeit 
eingebtisst,  allein  es  bringt  unter  den  Formeln  der  Pfingsttaufe  den 

(erwarteten  Segen  auf  Milch  nnd  Honig  **.  Ich  gebe  ihn  seiner 
Wichtigkeit  halber  in  Uebersetzung : 
*  Segne,  Herr,  auch  diese  deiue  Geschöpfe  der  Quelle,  des  Hon  ige 
_  und  der  Miloh;  tränke  deine  Diener  aus  diesem  Qudl  unveraieg- 
Β  baren  LebenswaeserB,  das  der  Geist  der  Wahrheit  ist;  und  nähre 
I  i-ie  von  dieser  Milch  und  dem  Honig,  gleichwie  du  unsern  Vätern 
I  Abraham,  Isaak  und  Jakob  mgemgi  haat^  sie  einzuführen  in  das 
Land  der  Verheissung,  da»  Land,  das  da  fiieeal  von  Honig  und 
^  Die  aonat  so  mittbeilsame  Aquitanierin  geht  auf  !die  Tauf- 
brancbe  selbst  nicht  ein  (Itinera  Hieroaolymitsna  ed.  Geyer  p.  i>9), 
*o  Hieron.  in  lesaiam  55,  1  t.  IV  p.  ίί44"  ValL  *qui  raofi  ac  typua 
io  occidentis  eccleetis  hodie  ueque  seruatur,  ut  renatin  in  Christo  uinum 
lacque  tnhuatur\  Man  hat  eich  unnötbiger  Weise  über  diese  Zu- 
eanimeiistellung  von  Weiu  und  Milch  den  Kopf  zerbrochen.  Mit  der 
liiJch  ist  der  calix  ladis  dh,  lactis  d  mdlis  gemeint,  wie  es  auch  in  der 
Oidaac.  apost.  p.  113,38  kurzweg  heisst  Sixundus  qui  lac  (tenety  Vgl, 
Anm.  50. 

*^  S,  L,   Dachesne,  Origines  du  culte  ehret  ien  p.   130  ff. 
*'^  Muratori*»    Liturgia    Roniiina    uettis  1,  8tM    Leo    Masrnua    ed. 
Ballerini  t.  Π  ρ.  24. 


üeener 

Miloh.  Verbinde  tleuti  deine  niener,  ο  Herr,  mit  dein  lieiligeo 
Geieki  alin  wie  hier  verbunden  ist  Honig  und  Mikb,  zum  Zeichen, 
dftBs  hininiliHühi*8  und  irdiacbes  Wesen  geeinigt  iet  in  Christo  Jesu 
umerciB  Herrn/ 
Versteben  und  würdigen  können  wir  dieeen  Segenespracb 
erst  jetzt,  nacbdem  uns  die  ^Apoetellehre  mit  der  ältesten  Ge- 
stalt des  Taufbraucbe  bekannt  gemacht  hat.  Aueeer  über  Milch 
und  Honi^  wird  der  Segen  aueh  über  Quellwaeser  gesprochen, 
Dae  Wafleen  das  dem  Wein  des  Sacramentfi  beigemiBcht  iet^ 
wird  mit  dem  Altarkelche  creweibt*®;  hier  kann  ee  eicb  alfto  nur 
um  Wasser  handeln,  dfii»  besonders  gereicht  wirJ  und  auf  g-leicher 
Stufe  mit  Mileh  und  Honig  eteht  Wer  etwa  denken  mochte^ 
durch  Streichung  des  unbequemen  Worte  den  Anstosa  zu  heben *^^ 
würde  dem  Spruch  einen  noch  schwereren  Schaden  zufügen,  in- 
dem nun  der  ganze  Satz  vom  Quell  unversiegbaren  Lebenewas* 
eera  vollständig  zweck-  und  beziehungslos  würde.  Aleo  wurde 
damals  noch  zu  Rom  den  Täuflingen  daa  Abendmahl  genau  in 
der  Wei»e  gereicht,  wie  sie  die  Apostellehre  voreohreibt.  Der 
AuRtbeiliing  des  Brote  füllte  die  Darreifibung  der  drei  Kelche 
mit  Waseer,  Mileh  und  Honig,  zuletzt  Wein*  Es  verBtebt  sich 
von  selbst,  da  Brot  und  Wein  als  Elemente  der  Eucharistie  für 
sich  consecriert  wurden,  dasÄ  iler  Inhalt  der  beiden  anderen  Kelche 
besonders  zu  segnen  war.  Unwillkürlich  erhebt  «ich  die  Frage, 
ob  dieser  lateinieche  Text  der  Apostel  lehre  in  nähere  Beziehung 
zur  römischen   Kirche  gesetzt   werden  kann  (vgl.   Anm.  52). 

Schon  dag  im  Laufe  des  VU,  Jh.  entstandene**  sacramen- 
iarittm  Gclasiantmi  hat  diesen  Segenasp ruch,  und  damit  Jede  Spur 
von  Mileb  und  Honig  ausgemerzt  und  ebenso  ist  er  aus  den 
Exemplaren  des  sogen,  sarr.  Gregorianum  verstihwunden;  die  sonst 
ao  gut  unterrichteten  mittelalterlichen  Scbriftsteller  über  Liturgik 
beobachten,  so  viel  mir  bekannt,  vollkommenes  Schweigen.  Wohl 
aber  kommt  noch  ein  liturgisches  Sendachreiben  in  Betracht,  daa 
ein  römischer  Diakon  des  bäuügen  Namens  .lohannea  an  deo 
vir  inlustris  Benarius  richtet  ^^.  Der  vornehme  Hofmann  hatte 
sich  unter  vielem  anderem  auch  darüber  Aufklärung  erbeten, 
warum  *iu  den  heiligen  Kelch  Milch  und  Honig  gegossen  und  am 


4 


*s  Vgl.  Didaec.  apost.  p.  112,  7  t 

**  Das  haben  dii*  Ballerini  gethan,  gestützt  auf  die  unten  S.   l!MJ 
zu  besprechenden   F\itiJalbücb€r. 
*'*  8.  Duchenne  aO.   121  ff. 
*®  In  Mttbjllons  Museum  Italicuni  I  2  \κ  6I>— Τ<ϊ, 


Μ 


Milch  und  Honig  189 

Oeteraametag  zusammen  mit  dem  Messopfer  dargebracht  werde*  ^'', 
Wie  die  Frage,  so  zeigt  die  sachkundige  Antwort,  dass  damals 
die  römische  Kirche  den  Brauch  noch  übte.  Nach  dem  Obigen 
kann  das  spätestens  dem  V— VI.  Jh.  zugetraut  werden.  Es  war 
also,  wie  längst  anerkannt  ist,  ein  grober  Anachronismus,  wenn 
Mabillon  (aO.  77  f.)  den  Verfasser  in  einem  Schriftsteller  des 
IX.  Jh.,  dem  Biographen  Gregore  des  grossen  und  Freund  des 
Anaetasius  bibliothecarius  wiederfinden  wollte.  Sicherer  war  es, 
▼on  dem  seltenen  Namen  Senarius  auszugehen.  Einen  solchen 
kennen  wir  als  Hofbeamten  Theoderichs,  den  Freund  des  Enno- 
dine*^  und  in  derselben  Zeit  sehen  wir  einen  gelehrten  Diakon 
Jobannes  in  vertrautem  Verkehr  mit  Boethius  und  Symmachus: 
auf  ihn  hat  daher  bereits  Rand*®  unsere  Schrift  richtig  zurück- 
geführt. Die  Schrift  gehört  also  den  ersten  Jahrzehnten  des 
Vr.  Jh.  an.  Es  war  nicht  unwichtig,  die  Zeit  festzustellen.  Wir 
haben  in  dem  Sendschreiben  das  urkundliche  Zeugniss  dafür, 
dass  noch  damals  die  römische  Kirche  dem  Täufling  bei  seinem 
ersten  Abendmahle  Milch  und  Honig  reichte.  'Hochheilig^  nennt 
Johannes  den  Kelch  nicht  darum,  weil  Milch  und  Honig  dem 
Weinkelch  der  Eucharistie  zugegossen  ^^,  sondern  weil  der  Kelch, 
der  diese  Flüssigkeiten  enthielt,  als  Bestandtheil  des  Sacraments 
gereicht  wurde;  das  wird  von  Johannes  ausdrücklich  bemerkt ^^, 
und  seine  Beantwortung  der  Frage  ist,  sogar  mit  wörtlichen 
Anklängen,  ganz  auf  die  Andeutungen  der  lat.  Apostellehre  ge- 
gründet **.  —  Kom  hatte  also  den  alten  Brauch  am  längsten  un- 
verändert bewahrt,  bis  er  um  600  (durch  Gregor  den  gr.?)  plötz- 
lich wie  mit  einem  Federstriche  abgestellt  wurde. 


*'  C.  12  p.  75  'quaesistis,  cur  in  sacratissimum  calicem  lac  mit- 
tatur  et  mel  et  paschae  sabbato  cum  sacrificiis  oiTeratur.* 

*^  Mommsen  zu  Cassiod.  p.  4i»i)  vgl.  Vogel  zu  Ennodius  p.  .*$Γ)9. 
Dass  Senarius  nicht  Arianer  war,  souderu  zur  römischen  Kirche  ge- 
hörte, zeigt  das  Schreiben  des  Johannes  p.  i)9. 

*®  E.  K.  Rand,  Der  dem  Boethius  zugeschriebene  Traktat  de  fido 
catholica,  im  XXVI.  Suppl.-Band  der  Jahrbücher  f.  Philol.  S.  444  f. 

**  So  scheint  Mabillon  Mus.  Ital.  II  p.  ΧΓ1Χ  verstanden  zu  haben. 
Clemens  AI.  paedag.  I  (>,  nl  p.  47,  18  S.  kennt  zwar  viui\  Mischung 
von  Milch  und  Wein,  aber  er  weiss  auch,  dass  dabei  die  Milch  gerinnt. 
Wein  und  Milch  gemischt  zu  trinken  'a  rcrum  natura  et  hominum  usu 
abhorret\  wie  W.  Christ  zu  Pindar  p.  yr>7  richtig  urtheiit. 

**  Johannes  aO.  p.  75  'l)aptizntiR  ergo  hoc  sacramenti  irciiue 
offertur'  und  gegen  Ende  'nntriti  talibus  Hucramentis'. 

^  Sowohl   bei  der  aus  iler  be.ntdictio    staninicnden  Heranziehung 


190 


tJaener 


Der  Hagenflspruch  den  sacram.  Lemünum  hat  nich  lancier 
i^rhalteii  ab  der  Brauch  selbst.  Als  der  Spruch  filr  die  Taufe 
überfliiesig  geworden  war,  hatte  man^  wie  ee  kirchliche  Benedic- 
tionen  für  alle  möglichen  Leben smittel  gibt,  deren  ErRtlinge  ge- 
eegnet  werden  sollen  ^^,  so  für  Milch  und  Honig  als  alltägliche 
NabrnngBiniftel  dieeen  Sprueh  verwertbet.  In  Ritualbiiehern  des 
IX/X.  Jh.  ^  steht  er  hinter  den  Segenfispriieben  awf  das  ÖBter- 
lamm  und  auf  andere  Fleiecbarten.  Die  Umbildung  hat  mau  mit 
einem  sehr  geringen  Maaes  von  Veretändniss  und  Geschick  voll- 
zogen^. Man  hat  einfach  im  ersten  Satz  die  Erwähnung  der 
Wasserquelle  gestrichen  und  im  zweiten  die  Worte,  die  allzu  deut- 
lich auf  den  Becher  mit  Wasser  hinwiesen,  theils  gestrichen, 
theils  geändert.  Dass  so  der  zweite  8atz  gnuK  sinnlos  geworden» 
hat  den  Liturgiker,  der  diese  Operation  voriiabni,  ebenso  wenig 
gestört,  als  dass  der  ganze  Segen  auf  die  Taufe  abzielt.  Der 
Spruch  war  nun  reif,  vergessen  zu   werden. 

Für  die  kircheugeschicbtliclie  Erfahrung  und  die  theolo- 
gische Einsieht  meines  jungen  Freunds  R.  I^ietzmann  bestand 
sofort,  als  ich  ihm  den  Sachverhalt  dargelegt  batte^  kein  Zweifel 
daran,    dass    der  Gebrauch  von  Milch   und   Honig  bei  der  Taufe 


der  terra  repromissionü^  wie  bei  dem  Gegensatz  der  Bitteruiss  (amara) 
des  iidiBchen  Siiudenlebene  (Job.  paet  amara  delicta  und  amaritudinü 
Ineriwaii,  Dia.  ap.  p,  112,  1β  amara  cnrdis  dulcia  effidevit). 

^3  Eiae  eebr  reichhaltige  Sammlung  bat  Tor  Zeiten  das  Kloster 
Eineiedeln  veranstaltet:  Manuale  benedictionum  ritiiumque  etclesiasU- 
cor  um  (ed.  lll  1<ί8δ), 

^**  De  diu j nie  catholicae  eccleaiae  officiis  ♦  .  .  patruni  ac  eoripto- 
rum  libri  .  .  .  per  Mich.  Hitttjrpium  (Co km.  1ΓϊΠ8  fol.)  p.  7i»t>  Martin 
Cierbertfl  Äfonumeuta  uetiiris  liturgiae  Alemaonicac  (1779,  4)  t.  IIp.  319. 
Muratori  Lit.  Rom.  uet.  2, 505  t  ifibt  denselben  Segcu  'ex  peruetusto 
rituali  pontifieali  Roraauo  membr&naceo,  quod  exstat  apud  equitem 
Maifeium'  (p.  415).  In  den  zahlreichen  RitualbÜ ehern,  wtdcbe  für  die 
Praxis  der  Geistlichen  gedruckt  worden  aiad,  wird  man  den  Spruch 
vergeblich  suchen. 

^''  Ich  will  die  Sätze,  auf  welche  es  ankommt,  in  den  beiden 
Fassungen  gegenüber  atellen: 


Sacr,  Leon, 
ßeuedic  domme  et  lias  tuais  creaturas 
fontis,  raellis  et  laütis.  et  pota 
famulos  tuoe  ex  hoc  fönte  aquae 

uitae  perennis, 
qui  est  spiritue  ueritatia.    et 
enutri  eos  de  hoc  lade  et  melle  .  . , . 


Ritualbücber 
Benedic  doraine  hiis  creaturas 
lactis  et  mellisj  et  pota 
famuloB  tnoB  fönte  perenni, 

qiii  eat  Spiritus  ueritatis.  et 
enutri  eos  dt*  hoc  lacte  et  melle  , 


I 

I 
I 

I 


Milch  α  od  Honig 


191 


η  ursprünglicli  in  der  ganzen  ChriRteniieit  verbreiteter, 
sondern  vvie  der  palästiniBclieii,  Byriechen  und  griechischen  Kirche 
von  Anfang  an  fremd,  so  nur  der  ägyptiscben  mit  der  africani- 
echen  unil  röraiechen  geineinaara  gewesen  sei,  mithin  in  Äegypten 
*leine  Wiege  habe.  80  eehr  ich  Α  ο  fange  mich  gegen  diese  Auf* 
fasenng  sträubte,  weil  dem  Brauch  sein  griechiseher  Ursprnng 
so  denilicb  aufgeprügl  ist,  hat  mir  bei  r obigem  Ueberljlick  der 
Tbatsachen  mehr  und  mehr  die  Richtigkeit  jenes  lirtbeilg  ein- 
geleuchtet. Alte  und  eingewurzelte  symboliache  Brünche  werden 
nicht  fio  leicht  über  Bord  geworfen,  nametiUieh  nicht,  wenn  so 
8cli legende  Bibelworte  sie  zu  atützen  scheinen ,  wie  in  diesem 
Falle  das  Land  der  Verheissung*  Wann  aollte  der  Osten  den 
Brauch  aufgegeben  haben j  wenn  er  ibn  wirklich  heseBüen  hatte? 
Das  vierte  Jh.,  das  so  viel  Heidnischeti  in  die  Kirche  aufnahm, 
war  schwerlich  die  Zeit  für  diese  Reinigung.  Und  doch  ist  in 
der  zweiten  Hälfte  dieses  Jh.  der  Brauch  dem  Osten  ganK  un- 
bekannt. Auf  hellenißchem  Boden  freilich  muse  er  entstanden 
Rein.  Aber  war  Aegypten  nicht  hellenistischer  Boden  ?  In  der 
That  waren  hier  alle  Voräinßsetxnngen,  und  zwar  in  hervorragen- 
dem Maasse  gegeben:  Α egy plen  wnr  das  Land,  wo  unter  dem 
Einiluss  der  Gnosis  zuerst  heidnische  Elemente^  fast  planmassig, 
in  das  Christenlhum  eingemischt  wurden. 

Wie  war  man  darauf  verfallen,  den  Täuflingen  Milch  und 
Honig  als  Sacrament  zu  reichen  ?  Man  hat  die  Erklärung  des 
Brauche  in  der  Nahrung  des  ersten  Kindheitsalters  zu  finden  ge- 
glaubt. In  wiefern  damit  ein  Stuckchen  Wahrheit  gegeben  iet, 
wird  sich  im  weiteren  Verlauf  herausstellen.  Zur  Erklärung 
aher  reicht  das  schon  darum  nicht  aus,  weil  bei  der  Tanfe  Mi- 
schung von  Milch  und  Honig  gereicht  wird,  von  deren  Verwen- 
dung für  Säuglinge  natürlich  kein  alter  Zeuge  spricht.  Gewöhn- 
lich faset  man  den  Brauch  als  eine  Uebertragung  des  alttesta- 
mentlichen  Landes  der  Verheiesung,  das  von  Milch  und  Honig 
flieset^.  Sicher  hängt  beides  enge  zusammen.  Aber  wer  den 
göttesdienstlichen  Ritus  aus  dem  altteetamentlichen  Wort  ableitet, 
verwecheelt  Ursache  und  Mittel.  Das  Land  der  Verheissung 
hätte^  wenn  es  überhaupt  die  Kraft  besessen  hätte  steh  in  eine 
liturgische  Handlung  umzusetzen,  üllenfalls  auf  die  Gestaltung 
^m  der  letzten  Oelung  Einfluss  üben  können,  dergestalt,  dass  dem 
^Λ     Öterbenden  Milch  und  Honig  wie  zum  Vorgeschmack  der  ewigen 


w  S.  oben  S.   181  Anm.  2L 


ijicaer 


S«UgkeH  gtreidht  wanleo    vare.     Aber   die   Kluft   zwischen    der 
1^ttl'hAi»dhui|r  vsd  jener  Verheieeaog  war  nicht   zu  überspringen 

einen  Termitielnden  Gedanken,  der  die  Kraft  dee  Anstoeees 
Wir  haben   hier  wieder    ein    lehrreiches   Beispiel    dafür, 

überkommene»  im  Heidenthum  wurzelnde  Voretellungen  in 
Litmr$rie  gestaltend  eingreifen.  ΓΚβ  biblische  Parallele 
bleibt  eo  lang  ein  todtes  Wort,  als  nicht  eine  Voretellung  jener 
Art,  Qnwillknrlicb  und  unanfhalteam  wirkend^  in  dein  Bibelwort 
den  christlichen  Aasdruck  zu   finden  lehrt. 

Welche  Voretellnngen  dabei  leiteten^  laeeen  die  alten  Zeugeoj 
dee  litnrgiischen   Brauch«    nicht    in    Zweifel,     Nach    den    Canonee^ 
Hippolyti^^    sollen    die    T&uflinge    Milch     und    Houig    genieseen 
Vif»  Hinweis  auf  die  kommende  Zeit  und  die  SüBBigkeit  der  Güter 
in  derselben ;  jene  Zeit,   welche  niclit  zur  Bitterkeit   zurlickkchren 
wird,    und  jene  Güter,    welche   nicht    verschwinden'.     Oder    wie 
der  Piiikon  Johannes  es  auedrUckt :  'Den  GelaufHen   wird    darumj 
diese  Form   des  Sacraineiits   dargereicht,  damit  üie  zur  Erkenntnis•  ι 
kommen,  daes  nur  die,   welchen  iler  Leib  und   das  Blut  des  Herrn 
J51I    Theil    geworden    ist,    das    Land    der    Verlieiseung    empfangen 
werden^    und  daes  «ie  beim   Antriti   der  Reiee  dorthin  wie  Säug- 
linge mit  Milch  and  Honig  geepeist  werdend     £b  ist  nicht  nütbig 
weitere  Belege   zu   häufen. 

Wir  haben  oben  feststellen  können,  daas  zu  den  Vorstel- 
lungen, womit  das  Gatterland  und,  was  damit  wesensgleich  ist^, 
iler  Aufenthalt  der  Seligen,  das  Paradies  oder  der  Ort  de«  gol- 
denen Zeitalters,  ausgestattet  wurde,  seit  Alters  auch  gehörte,  dass 
ofl  ein  Land  sei,  wo  Milch  und  Honig  fliesst.  Darum  kündigt 
sich  durch  die«  Wunder  der  Gott  an,  der  durch  seine  Gegenwart 
den  Hininjcl  auf  Erden  zaubert,  Dionysoe.  Den  Todten  wird  Ge- 
misch  aus  Milch  und  Honig  gespendet,  weil  den  im  glücklichen 
Jenseite  wohnenden  Geistern  die  Speise  der  Götter  zukumuil.  In 
einem  Zauberbache ^'-^,  auf  das  mich  A.  Uieterioh  hinweist,  wird 
angeordnet:  Nimm  die  Milch  mit  dem  Honig  und  trink  davon 
vnr  Aufgang  der  Sonne,  dann  wird  etwa«  Giitt liehet  in  deineui 
Herzen  sein  .    Deutlicher  konnte  nicht  gesprochen  werden.    Eben 


"  Oben  8,  ΙΗίί. 

^  S.  SiutfluthHBgen  S.  197  it 

*®  Berliiiur  Ziiulierp^jpyrus  hg.  von  Parthey  in  den  Abhandl.  d. 
Berl.  Akaaemiü  ΙΗΐΙΓί  S.  Il*Ö;  20  f.  και  λαβών  τό  γάλα  αύν  τψ  [μ^Οτι 
diiOTri€  iifilv  ανατολής  ϊ^λίου,  καΐ  ίσται  τι  fvöcov  ίν  rr)  σή  καρΜφ 


filoli  und  Honig 


193 


r 

I 


diese  Voratellung  tnueate  eieh  bei  der  Gestaltung  der  altctriet- 
lichen  Taufe  wirksam  erweieeu.  Der  Christ  gewinnt  fhircb  die 
T^ufe  die  Sohnscliaft  Gottes  ;  geboren  von  flterblichen  Eltern, 
streift  er  im  Waeper  der  Taufe  das  Irdiecbe  ab  und  wird  wieder- 
geboren zu  einem  Sobne  Gottes,  zu  einem  göttlieben  und  zur 
ewigen  Seligkeit  berufenen  Wesen.  Deeeen  zum  Zeicben  wird 
der  Täufling  mit  Milcb  und  Honig  geepeisst  niebt  nur  eymboliecb 
«ondern  aucli  Bacramentah  indem  die  göttliche  Speise  unmittelbar 
das  göttlifbe  Wesen  de«  Neugeborenen  bekräftigen  hilft 

Die  allgemeine  mythologische  Yorfiteüung  muaete  durch 
thateäcblicben  Brauch  naher  gelegt  sein,  wenn  sie  in  den  chriBt- 
lieben  Tanfceremonien  so  siniif&llig  zur  Änecbauung  gebracht 
werden  sollte*  Die  Yermutbung  ist  kaum  abzuweisen,  daee  die 
Weihen  griechischer  Mjaterien  dag  nächste  Vorbild  der  altcbriett- 
liehen  Sitte  gewesen  seien*  Wir  wiesen  das  bis  jetzt  noch  nicht. 
Auf  ein  anderes  Vorbild  können  wir  mit  gröaserer  Bestimmtheit 
hinweisen.  Seit  Schneidere  Bemerkung  in  Bockhs  Pindarcom- 
taeutar*"*  ist  es  oft  nachgesprochen  worden **^^  dass  ee  im  Altei•- 
Ckmn  üblich  geweten  aei,  Säuglinge  mit  Honig  zu  nähren.  Sieht 
man  genauer  zn,  so  handelt  es  sieb  um  einen  in  der  Regel  ein- 
maligen Akt.  Man  pflegte  dem  neugeborenen  Kinde  etwas  Honig 
tn  den  Mund  zu  streichen  und  dann  ihm  abgekochten  Honig  ein- 
zuflnssen,  bevor  es  an  die  Brust  gelegt  wurde *^,  Auch  Laien 
betonen  e»,  dass  Honig  die  allererste  Nahrung  des  Kindes  sei 
und  der  Milch  vorhergehe  *^  Bei  dieser  verbreiteten  Praxis  bat 
der  Honig  deneelben  Zweck    wie   dae  auf  Aleuianniscbem  Gebiet 


^  Bei  Böckh  zu  Pind.  Ol.  6,  47  p.  158.  Sehneider  stützt  sich 
auf  die  gelehrte  Bemerkung  des  laaac  Voss  ^nm  Barnabaebrief  (Epi- 
»tolae  genuinae  s.  Ig  natu,  Ametelod.   hAi\}  p.  'dVi. 

β»  CFHermann  Gr.  Pritatalterth.  aB,  Π  (S.  289,  5  der  TU.  Aufl.J 
RoBclier,  Nektar  u.  Ambrosia  S.  62  f. 

«2  Soranue  gynaec.  30,  m  p.  2n><,  VI  ff.  Rose  vgl.  Aetias  Ami- 
denus  IV  3  f.  *ί8^  Aid.  Paulus  Aegin.  I  5  f.  2*  Aid.  Im  Hebammen• 
katecbiBmuB  nach  Sorarius  heiset  es  p.  31,  1  Rose  hundig:  'digito  dehct 
inaroma  eiui  (infantie)  os  i peius  inlinere  ue!  muleam  tepidam  instillare 
ei  aic  poitera  eiiam  lac  offerre*. 

^  Schol,  Α  riet.  Thesmoph.  50*1  ού  γάλα  πρότερον  τοΙς  βρ^φισιν 
έΜδοσαν  άΚΚά  μ^ι  άπολ€Ϊχ€ΐν.  Μ^ναν^ρος  &έ  ούκ  όρθύϋς  ττοίΐΐ  τά  dp* 
τίτοκα  γάλακτος  άπολείχ€ΐν  Melampue-Dioniedes  zu  Dionysios  Thr. 
ρ,  35,  17  Hilg.  (BAG  ρ.  7-S8,  33)  und  eobol.  T.ondin.  p,  491,  15  H.  ώς 
τό  μίλι  πρώτιστον  βρΰιμά  έστι  τοΙς  βρίφεοιν  (von  Uhüg  nachgewiesen) 
Barnabashriof  Η  Οτι  πρώτον  τά  παι&ίον  μ^λιτι,  έΐτα  γάλακτι  Ζωοιτοΐίϊται. 


194 


ϋββηθΓ 


ι 


ι 


sogenannte  Kindstränkli  oder  Kiniiseilftli**.  Daes  aber  die  grie- 
chiecheii  Aerzte  dazu  grade  Honig  wählterit  hatte  ^seinen  Grund 
darin^  daee  er  ihnen  dureh  eiiien  in  graue  Vorzeit  zurückreichen' 
den  Brauch  gegeben  war.  Bei  den  Germanen*''^  und  vermuthlicli 
auch  den  Slaven  wurde  das  Kind  duriih  EinflöBsung  von  Honig 
dem  Lieht  und  Leben  geweiht:  wer  da«  gekostet,  dem  war  da» 
Recht  zum  Leben  feierlich  und  tinentreiiisbnr  zuerkannt,  er  durfte 
nicht  mehr  auageeetzt  oder  getödtet  werden.  Auch  für  Inder  und 
Perser*^•*  ist  gleicher  Brauch  bezeugt.  Für  die  Griechen  gestattet 
die  erwähnte  i^itte  auf  den  alten  Hintergrund  zuzlickzuscLliessen. 
Soranue  findet  ee  nöthig  unter  den  Stoßen,  die  dem  Kinde  zu- 
erst  gereicht  wurden,  ausdrücklich  Butter  abzuweisen:  wir  finden 
bei  den  Indern  Honig  mit  Butter  und  geronnener  Müch  gemiecht, 
bei  den  Juden,  wenn  wir  ans  Jesaiaa  7,  15  scblieBRen  dürfen, 
Butter  und  Honig  an  Stella  des  von  SoranuB  eiupfoljlenen  Honigs, 
So  gewiee  aber  der  indische  und  jüdische  Brauch  auf  alten 
Glaubensvorstellungen  beruht,  haben  wir  auch  den  Honig  der 
griechischen  Sitte  darauf  zuruckznfüliren.  In  den  Sagen  von 
künftigen  Dichtern  und  Sehern,  die  oben  (S.  179)  berührt  wurden, 
hat  sich  die  alte  Anschauung  erhalten,  Sie  begegnet,  nur  auf 
gottliche  Stufe  emporgerückt,  in  der  von  Pindar  (Pjth.  9,  63) 
erzählten  Öage^  dnss  Hermea  den  eben  geborenen  Aristaios  Eur 
Gftia  und  den  Hören  gehriicht  und  diese  ihm  Nektar  uud  Am- 
brosia in  die  Lippen  geträufelt  und  daduroh  unsterblich  ge- 
macht hätten.  Η 

Gewiss  kann  in  dieser  Ansohauuug  und  dem  daraus  ent- 
sprungenen Brauch  ein  wichtiges  Vorbild  für  die  Gestaltung  der 
Einweihungsriten  gelegen  haben,  welche  die  alte  Kirche  übernahm* 
Aber  eben  so  deutlich  scheidet  eich  bei  schärferem  Zusehn  der  dem 
Nengeboreneii  gereichte  Honig  von  dem  Gemisch  aus  Milch  und 
Honig,  wie  es  der  Wiedergeborene  empfieng.    Und  so  werden  wir 


«  S.  Koohholz  Alem.  Kioderlied  S,  282, 

»  S.  JGrimms  I).  Rechteitlterthamer  S.  457  f.  (l*  630  ff.)  vgl, 
Roacher  aO.  Ho,  Für  die  Slaven  spricht  die  Angabe  V.  Grohmanii» 
Aberglaulje  und  ί Gebräuche  in  Böhmen  und  Mähren  S,  107  n.  7(»7. 
Auch  bei  den  Südalaven  dürfen  wir  den  Brauch  vorauflsetzen  nach 
dem  niedlichen  KoL•  (Talvj'e  Volkelieder  der  Serben  2,  S8),  auf  den 
schon  JGrimm  D>  Myth.  535  hingewiesen  hat:  Kwei  Schwestern  wün- 
schen ein  Briiderchen  zu  habeu,  putzen  eine  eohiine  Puppu  heraus,  und 
'  stecken  (ihr)  Honig  in  den  Mund  und  Zucker: 
"  les  das  doch,  und  fange  an  zu  sprechen", 

^  AKuhu  Herabkuuft  des  Feuers  S.  122^  f.  Anni.  1, 


I 


Milch  und  Honig  195 

darch  nneeren  Umblick  gebieterisch  za  dem  Paukte  zurückge- 
führt, von  dem  wir  ausgiengen.  Die  Wurzel  dee  Brauchs  kann 
nur  in  den  mythischen  Vorstellungen  vom  himmlischen  Land 
gesucht  werden,  wie  sie  am  lebhaftesten  in  Sage  und  Cultus  des 
Dionysos  ausgeprägt  waren. 

Zum  Schluss  möge  es  mir  veretattet  sein,  mit  wenigen 
Worten  noch  einmal  auf  die  oben  (S.  182  f.)  erwähnten  Gebräuche 
der  Mithrasweihen  zurückzukommen,  auf  die,  wie  ich  hoffe,  die 
im  weiteren  Verlauf  gemachten  Beobachtungen  etwas  Licht  werfen. 
Mit  der  Stufe  des  Löwen  trat  der  Mithras Verehrer  aus  dem  Rang 
der  *  Dienenden',  dem  die  drei  unteren  Stufen  (Corvus,  Cryphiue, 
Miles)  angehörten,  in  den  Rang  der  *Theilnehmenden'^^,  in  dem 
die  vier  Stufen  des  Löwen,  Persers,  Sonnenlänfers  und  Vaters 
erstiegen  werden  konnten.  Man  sieht,  die  niedere  und  die  höhere 
Rangklaese  verhielten  sich  etwa  wie  in  der  christlichen  Kirche 
die  Eatechumenen  und  die  Gemeinde  der  Gläubigen.  Begreiflich 
also,  dass  erst  bei  den  vier  höheren  Graden  Weihungen  sacra- 
mentaler  Art  vorkamen.  Bei  dem  ersten  des  Löwen  bestand  sie 
in  einer  Reinigung;  aber  der  Honig,  mit  dem  die  Zunge  be- 
strichen wurde,  entspricht  zu  sehr  der  alten  Sitte,  durch  diese 
Handlung  das  neugeborene  Kind  dem  Leben  zu  weihen,  als  dass 
wir  nicht  die  Deutung  auf  Reinigung  als  nachträgliche  Priester- 
weieheit,  wie  sehr  sie  auch  in  der  Liturgie  Ausdruck  gefunden 
haben  mochte,  nehmen  müssten.  Krst  mit  der  Stufe  des  Löwen 
war  der  Mithrasdiener  zur  Theilnahme  an  den  Mysterien  ge- 
boren. Bei  der  Einführung  in  die  zweite  höhere  Stufe  wurde 
Honig  als  Speise  gereicht.  Und  hier  kann  es  nach  Allem,  was 
wir  beobachtet,  keinem  Zweifel  mehr  unterliegen,  dass  der  Honig 
in  seiner  alten  mythologischen  Bedeutung  als  Götterspeise  ge- 
nommen wurde  und  dem  neuen '  Perser'  Göttlichkeit  und  Seligkeit 
verbürgen  sollte. 

ü. 


β'  S.  Cumout  aO.  1,  317. 


DE  FRAGMENTIS  SCRIPTORVM  APVD 
NONIVM  SERVATIS 


In  libello  meo,  cui  titulus'Noniue  Marcellus',  Oxonii  a.  1901 
edito  dooui  Nonium  Marcellum  in  componenda  Compendiosa  Doctrina 
materiem  Buam  ex  XLI  libris  hausiRRe,  quos  eodem  Reniper  ordine 
ad  partes  vocat: 

1  Glossario  neecioquo, 

2  Planto  in  fabalis  XXI  Varronianis  (hoc  ordine:  Amph., 
Asin.y  Aul.,  Bacch.,  Gist.,  Gas.,  Gapt,  Gnrc,  Epid.,  Mil., 
Men.,  Merc,  Most.,  Pere.,  Peeud.,  Poen.,  Rud.,  Stich•, 
Trin,  Truo.,  Vid.*), 

3  LaoretiOy 

4  Naevio  in  Lycurgo, 

5  Aocio  in  hiR  fabulis:  Earys.  (Eris.),  Arm.  Ind.,  Asty., 
Oen.,  Ter.,  Alph.,  Amph.,  Melan.,  Epinans.,  Pelop.,  Phoen., 
Med.,  Philoct.,  Alcm.,  Teleph. 

6  Pomponio  in  hie :  Pict.,  Proet.,  Pannnc,  Papp,  agr.,  Piscat., 
Pist.,  Praec.  poet.,  (?)  Petit.,  (?)  Pore, 

7  Novio  in  his:  Füll,  fer..  Paed.,  Agric. ,  Zon.,  (?)  Dec, 
(?)  Gallin.,  (?)Ficit.,  (?;Tabell.,  (?)Sann.,  (?)Macc.,  (?)Macc. 
ex.,  (?)  Mil.  Pomet.,  (?)  Papp,  praet.,  (?)  Praec.  poet., 

8  Accio  in  his:  Epig.,  Meleag.,  Aen.  aut  Dec,  Stas.  vel 
Trop.  Lib.,  Atham.,  Clyt.,  Bacch.,  Neopt.,  Erig.,  Nyct., 
Andr.,  Atr.,  Phin.,  Agam.,  (V)  Antig.,  (?)  Chrys., 

9  Lucilio  in  Saturarum  libris  1 — XX, 

10  Ennio  in  his  fabulis:  Uect.  lytr.,  Teleph., 

11  Turpilio  in  his:  Boeth.,  Demetr.,  Caneph.,  Demiurg.,  EpicL, 
Thras.,  Paed.,  Philop.,  Leucad.,  Lind.,  Lemn.,  Parater.,  Het., 

^  In  libello  meo  Vidulariam  (Bid.)  inter  Bacch.  et  Cist.  in  Nonü 
exemplari  fuisae  dixi.     Quod  turnen  nunc  dubito.     Cf.  Non.  4(ΐ8  M.  3f>. 


De  fragmentis  ecriptorum  apud  Nonium  servatis  197 

12  Paonvio  in  hie:  Atal.,  Perib.,  Dalor.,  Herrn.,  (?)  Ilion., 
(?)  Med., 

13  Cicerone  in  librie  de  Repnblica, 
?  14  Gloseario  altero, 

15  Varrone  io  hie  Menippeie:  Εύρ.,  Έχιυ,  π€ρΙ  έΕαγ.,  Mut. 
ηΛΙ.,  *Ανθρ.,  Marcop.,  Cygn.,  Sciam.,  Syneph.,  Τό  έπι  τή, 
'Αλλ'  ού,  Pap.  pap.,  Pseud.  Αρ.,  Cosmot.,  Gloria,  Flaxtab., 
Teetam.,  Εκατ.,  Peripl.  I  et  II,  Octog.,  Serran.,  Έιυς 
πότε,  Deeult.,  Devict.,  Prom.  libr.,  περί  xep..  Tithon.,  Est 
mod.,  Epitaph.,  Trihod.  Trip.,  (?)  π€ρΙ  dp.,  (?)  Vinal., 

16  Cicerone  in   libro  II  de  Deorum  Natura, 

17  Accio  in  hie  fabulis:  Myrm.,  Diom., 

18  Sallustio  in  lug..  Eist.,  Cat., 

19  Afranio  in  hie  fabulie :  Vop.,  Priv.,  Fratr.,  Exoept,  (?)  Di- 
vort., (?)  Epist.,  (?)  Susp., 

20  Cicerone  in  libro  I  de  Officiie, 

21  Naevio  in  Danae, 

22  Vergilio, 

23  Terentio  (hoc  ordine  fabularum :  Andr.,  Ad.,  Phorm.,  Hec, 
Heant.,   Eun.), 

24  Cicerone  in  epistolie  ad  Caes.  iun.,  in  orationibus  Yerrinie 
et  Philippicie, 

25  Lucilio  in  librie  XXVI— XXX  (hoc  ordine  citatie:  XXX 
—XXVI), 

26  Gloseario  tertio, 

27  verborum  eerie  quadam  alphabetico,  quem  diount,  ordine 
(ABCD— )  diepoeita, 

28  adverbiornm  eerie  eodem  diepoeita  ordine, 

29  Cicerone  in  librie  II— III  de  Off.,  Hort.,  Sen., 

30  Planto  in  fabulie  Amph.,  Α  ein.,  Aul., 

31  Varrone  in  hi»  Menippeie:  Marcip.,  Andab.,  L.  Maen•, 
Myet.,  Agath.,  Quinq.,  Endym.,  Virg.  div.,  Geront.,  Parm., 
Herc.  t.  f.,  Meleagr.,  Ταφ.  Mev.,  Seequeul.,  (?)  Herc.  Socr., 
Sexag.,  Γνιυθ.  σ€.,  Eum., 

32  Gellio  in  Noctibne  Atticis, 

33  Varrone  in  bis  Menippeie:  Bimarc,  Man.,  Mod.,  Όν.  λυρ., 

34  Cicerone  in  librie  de  Pinibue, 

35  Gloesario  quarto, 

36  Sieenna  in  librie  III — IV  Hietoriarum, 

37  Cicerone  in  Oratore,  et  librie  de  Oratore, 

38  Gloseario  qninto. 


198  Lindsay 

39  Cicerone  in  Acad.,  Tnec., 

40  Varrone  in  libro  1  de  Ke  Buet., 

41  Varrone  in  libris  de  Vita  pop.  Born.,  Cat  vel  de  lib.  educ. 

Docui  porro  eoe  fontee  ea  conetantia  a  Nonio  esse  adhibitoe» 
ut  loci  ex  ÜB  citati  enndem  ordinem  in  eingalis  Compendiosae 
Doctrinae  libris  servent  atqae  in  fontibne  ipsie. 

Verbi  gratia,  in  libro  II®  sub  Uttera  Ρ  baec  lemmata  ex 
fönte  XXX®!  (Plauto  in  Anipb.  Asin.  Aul.)  exbibet  Nonius 
(pp.   151,  152  M.): 

piem  cum  citatione  Asin.  506 


portiscnlue 

»» 

„       515 

perplexabile 

>t 

„       792 

praesegmina 

»> 

Aol.  312 

pipulo 

>» 

„     445 

pioos 

»> 

„     701 

Sequnntnr  baec  lemmata  ex   fönte    XXXP    (Varr.   in  Me- 
nippeis  quibasdam): 

percellere  cum  citatione  Farm. 


pinsere                „ 

Ταφ.  Mev. 

porcas                 „ 

Ταφ.  Mev. 

putidum              „ 

Ταφ.  Mev. 

[paenitndinem] 

praebitio            „ 

£um. 

pueros                „ 

Eum. 

paxillas              „ 

Eum. 

Quid  est  car  dubitemae  credere  locos  satnrarum  Ταφ.  Mev. 
et  £um.  verum  ordinem  non  minus  exbibere  quam  looos  fabu- 
lamm  Asin.  et  Aul.? 

£t  reote  quidem  nos  ita  credere  demonstravi  in  libello  supra 
dicto,  ubi  tota  res  plene  tractatur. 

Habemus  igitur  regulam  ad  quam  verus  ordo  fragmentorum 
aliquot  apud  Nonium  servatorum  constituatur,  eorum  scilicet  quae 
Nonius  ex  soriptore  ipso,  neque  ex  glossario  aliquo  neque  ex 
üommentatione  marginali  bausit.  Qua  regula  usus  bic  in  unum 
colligam  ea  quae  citationum  apud  Nonium  dispositio  de  vero 
ordine  fragmentorum  docet.     Seite  igitur: 

Lucilii  lib.     I  fr.  XXIX  Mu.  locum  habere  post  fr.  XXVIIl 
III           XXI                          „  XLIII 

XLV  „  VI 

VI  (immo  νΠ)  XIV  „  XIV  (libri  VH) 


De  fragmentis  scriptorum  apud  Nonium  servatis 


199 


iliilib.  vu 

fr.     XIV  Mu. 

locuin  habere 

poBt  fr.             XI 

Vlll 

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XXXVIII 

XXVIII 

VI 

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libri  XXIX  (immo  XXVIII) 

VIII 

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XXX  libri  XXIX 

(iramo 

libri  XXIX) 

XVIII 

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XXXII 

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(fort.  Ubri  XXVIII) 

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LXXXI 

200 


L  indsay 


Luoilü  lib.  XXIX  fr.  XXXIV  Mu. 

looum  habere  post  fr.    XLII 

LVII 

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XXVIII 

libriXXVIII  (immo  XXIX) 

LXIII 

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LXXI 

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LVII 

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LV 

XXX                VI 

XI 

XI 

LXVHI 

libri  XXIX  (immo  XXX) 

XV 

LXXV 

XVIU 

XIX 

XIX 

LXIU 

?  XXXIV 

LXXVIII 

XXXV 

XXXIV 

XXXVII 

XXXV 

XL 

XXXIX 

XLIX 

LXXIX 

LVII 

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LXXIV 

LXX 

LXXIX 

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xcn 

Cl 

LVI 

?  ine.  (immo  libri  VUI)  XLIV 

XllibriVIII 

Sieennae  lib.  III  fr.  14  Pet. 

locum  habere 

poet  fr.     33 

18 

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31 

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IV        52 

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110 

68 

11 

52 

79 

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122 

81 

η 

83 

82 

99 

81 

De  fragmeutie  ecriptorum  apud  Nonius  servatii 


201 


Sieennae  lib.  IV  fr.  86  Pet.    looam  habere  poet  ft*.    60 


94 
103 
104 
107 
110 
118 
122 
ine.  136  (immo  librilll) 


116 
104 
121 
118 
120 

93 
107 

17 


Cioeronis  Hertens,  fr.  84  Muell.  locnm  habere  poet  fr.  16 


96 
Rep.  III  §  40  Numquam  etc. 
?  fr.    3  Poeni  etc. 
(fort  libri  IV.) 
IV  §     6  Ceneorie  etc. 
§     7  Nolo  etc. 
§     7  Fidee  etc. 
£pp.  ad  Caes.  lun.  II  fr.  18 


33 

§  24  Nam  cum  etc. 

§     8  lib.  IV. 

Admiror  etc. 

6  Itaque  etc. 

7  Fides  etc. 
6  Censorie  etc. 
17 


§ 


fr. 


Plauti^  Amph.  fr.  VIII  (Teubn.,  1893)  locum  habere  poet  fr.  IX 

XU  „  VH 

Bacch.  XIII  „  V 

Varronis   Agath.  fr.  VIII  Bue.    locum  habere  poet  fr.     I 

XV 

VI 

VI 

XXXVI 

XII 

XVI 

XXVIl 

„  XXVIII 

XL 

„  XXX 

IV 

V 

π 
π 

IV 

1  Non  tarnen  affirmare  licet  Bacch  fr.  XVII  poet  XVIII  locum 
habere.  Nam  ez  ordine  eo  quem  singulae  particulae  lemmatum  in 
lib.  IV®    tenent   nihil  certi  colligitur  (cf.  lemma  inducere,  p.  330  M.). 


Bimaro. 

X 

XII 

Heoat. 

V 

Eam. 

XII 

XIII 

xvu 

XXX 

XL 

XLV 

XLvm 

Geront. 

V 

VH 

xm 

Γνωθ. 

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202  L  ί  11  d  s  a  y 

Varronis  L.  Maen.  fr.  IV  Bue.    looum  habere  poet  fr.  III 


Man. 

XIV 

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X 

Marcip. 

I 

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VIII 

III 

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II 

IV 

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VII 

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XVI 

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Mod. 

IX 

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XVIII 

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XII 

Όν.  λυρ. 

V 

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XI 

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XV 

XVI 

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Pap.  pap. 

IX 

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X 

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Sesquenl. 

XXI 

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XVI 

Sexag. 

III 

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IV 

Ταφ.  Mev.    IV 

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VIII 

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XIV 

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IX 

XVI 

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XIV 

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ΧΠ 

Naevii  Lycurg.     fr 

.  XIV  Ribb, 

.(1871)   „ 

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Ennü  Hect.  Lytr. 

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IV• 

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?  Pacuvii  Med. 

XXII 

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XXI 

Teuc. 

XI 

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XIX 

Accii        Alom. 

IV 

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III 

Enrye. 

VI 

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Med. 

IX 

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XIV 

Meleag. 

IV 

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XVII 

Phoen. 

III 

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ΧΠ 

Teleph. 

XV 

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IX 

?Afranii  Epiet.  fr. 

XI  Ribb. 

(1873)    „ 

X 

Except. 

VIII 

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VI 

Fratr. 

X 

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XI 

XIV 

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IV 

Vop. 

XXV 

1t 

XVI 

Pomponii  Pannuc. 

III 

11 

VI 

IV 

11 

π 

VI 

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IV 

De  fragmentis  Bcriptorum  uimd  Noiiiora  servatis 


2on 


Ρ 


Pomponii  Pict.       fr.         I  Ribb.  locam  habere  poet  fr.    Π 

Π                          „  IV 

Praec.  post.YIU                          „  VE 

ProBt            IV                          „  V 

V  „  vni 

?Novii      Paed.  VI  „  V 

De  fragmentie  Yarronis  librorum  de  Vita  pop,  ßom.  et  de 
Lib.  educ.  nondum  eatis  commode  editortim  tiibil  dico.  Qui  ta- 
rnen eoriitn  librorum  editionem  parabit,  m  diligenter  Noniaiianiiii 
ordinem  oif atioDu  rn  scratetur  neceeee  erit. 

Neque  ea  indicia  neglegeTida  quae  ordo  citationüm  praebet 
ad  etnendaTidoB  librorum  vel  tituloH  vel  numeroe  a  ecribis  per- 
peram  relatoe  vel  ad  oonfirmandoe  eos  quoe  editoree  mutare  το• 
Inertmt. 

Apparet  igitur: 

Lucilii  lib.  VI  fr.  XI Υ  revera  eeee  lib,  Vli*,  cum  antece- 
dant  duo  lemmata  ex  lib.  ΥΠ*'.  Itaqne  legendum  ap.  Noti.  22 
M.    F/X  imtari  (ΥΠ.  actari  codd.), 

Lucilii  V\h.  XIX  fr.  IX  revera  esee  lib.  XXIX*  (eic  codd. 
aliquot),  cum  lerania  spargere  (Non,  J04  M.)  ex  foute  Liciliann 
ftltero  venerit. 

Lttcilii  üb.  XXVnfr.  XXXIY  revera  eese  lib.  ΧΧΥΠ*  (sie 
codd :  XXVI  coni,  M.).  Quod  enim  lemmata  (Non.  !  38  M.)  ex  lib. 
XX VP  sequuntur,    id  optirae  convenit  cum  citaudi  more  Noniano. 

Lucilii  lib.  XXYIII  fr.  1  vv.  1— 2  revera  esse  üb.  XXIX^, 
cnm  lemina  deferre  (Non.  289  M.)  inter  ieiumata  ex  üb.  XXX" 
et  lib.  XXIX  0  ßtet. 

Lucilii  lib.  XXIX  fr.  LXVIII  revera  θκββ  Hb.  XXX*,  cum 
sequantur  lemmata  ex  lib.  XXX*'. 

LuciÜi  Üb.  XXIX  fr.LII  βοώ  eeeelibriXIX  (pfccodd.).  cum  lern- 
ma  cupidlias  et  cupido  ex  foüteLuciliano  altera  bauetum  ©HBe  videatur. 

Lucilii  lib.  XXX  fr,  XXX Υ  revera  eeae  lib.  XXX*,  cum  prae- 
cedentia  et  «equentia  lemmata  ex  eo  Hbro  sint. 

Sieeniiae  ΐτ,  9  eme  lib.  III*  (/  vel  II  codd.j,  cum  lemma 
renmkare  (Nou.  57  M.l,  primum  lemma  in  «erie  SieenTiiana,  No- 
niüB  ex  ruo  exemplari  eumpsisBe  videatur.  Id  autem  exemplar 
tantummodo  libroe  III— IV  babuit.  Sequuntur  lemmata  ex  lib. 
IIF  bauBta. 

Bieennae  fr.  104  esse  Üb.  lY^  cum  lemma  eoeetim  (Non. 
449  M.)  inter  lemmata  ex  libro  lY"    baueta  stet. 

Sieennae  fr.   117  esse  lib,  IU\,    cum  iequantur  lemmata  ex 


204 


Li  ο  dsay 


Hb.  ΙΙΓ'.  Legendura  igilur  ap.  Noti.  161  M.  20  III idemque  (IUI 
U]emqne  vel  II f  iiilemqne  rodd,). 

Ciceronie  Acad.  Poet,  1Π  fr,  13  esse  lib,  IV*  et  locum  post 
Acad,  Pr.  II  §  12ü  habere^  cum  lerama  txuUare  (Non.  65  M.)  se- 
quatnr  duo  lemraata  ex  lib,  IV^*  hausta. 

Cohl  palL  ific.  fr.  XVIII  mnnulum  »ettsi  locum  Tiirjtilii  esse 
et  aut  ex  Paraterusa  fabula  ant  ex  Hetaera  citatumi  iiisi  quidem 
VarroDis  Baturae  Menippeati  nescio  cui  aecnbendiim  eat.  Kam  prae- 
cedunt  lemraata  mUfant^  tiUcari  (Non,  185  M.)  ex  Tuqjilii  Lindia 
et  Parateruea,  sequiintur  duo  lemmata  ex  Salluetio  hausta. 

Uaamvifl  tainen  Ntiniue  mirum  quantum  coBStantiae  in  or- 
dine  citatiomun  servatido  exhibiierit^,  cftvendoui  est  iie  codicutn 
tefttimoiiiiim  sine  debita  eircumepectione  abiciatur.  Itaque  Schott- 
Bitiellero  non  aeseotior  negaiiti  illud  Luciliujs  Stitifrarum  lib.  X/ 
ap.  Non.  p.  22  M.  29  (s.  v.  tricones)  verum  eaee  poesCj  cum 
lemma  tricoties  haue  eeriem  Lucilianam  claudat:  cernuus  Sat  III, 
strkinrae  Sat.  III,  qtm'Uwre  Sat,  VI,  caries  Sat  VII,  virosae  Sat 
Vn,  capronae  Hat.  VII,  cerebrosi  Sat.  XV,  prostomis  Sat,  XV, 
tricones  Sat.  XI.  Locus  enim  Lucilianns,  qui  illnd  trico  exhibet, 
etiani  in  IV**  rapitulo  Cotnpendioeae  Dootrinae  apparet  (n.  v.  ien- 
fuWf  'faeile*,  p.  HHH  M.),  ande  huc  ab  interpolatore  neecioquo 
translatuß  eetse  videtur''.  Nempe  pluB  adiuvamur  in  confirmando 
quam  in  abiciendo  testimonio  coilicum.  Noli  igitur  dubitaie  illud 
XF// Qnicherati  abicere  in  citatione  (LuciL  XXVIII  fr.  XL)  ma- 
nifeetiesime  ex  fönte  Luciliano  altero  hansta  {ap,  Non.  H7I»  16). 

ad  S.  Andreae  Scotorum,  W.  M,  Lindeay. 


'  Sicüi  ea  qua©  in  Hbello  men  exposiai  parum  pereuaierunt,  h 
quaeeo  Becmn  reputet,  qiiot  lemmata,  qiiae  primo  aepectu  a  norma 
dieaentirc  videantur,  ttim  dcnmin  txmsentire  intellegantur,  nimul  atque 
verue  foiiN,  unde  Noniua  ea  hiiufient,  ait  mdaijatue,  Ilabes  ap.  Non.  HiB 
M.  2  ciiationem  i».  τ.  niaturum)  ex  Accii  Melanippo  inter  Vergilianam 
et  Ciceronianam  (ÜIT,  lll  5i}).  Crediderie  ordineni  interriiptura^  cum 
illa  Accii  fnbula  longe  prius  quam  Vergüii  poemata  et  Ciceronie  de 
Officiis  libri  11—10  vocari  a  Nonio  ad  partes  soleat.  Reapice  autem 
ad  p»  154  [s.  v.  pravanite)^  intelleges  Nonium  revera  hunc  vereum 
Accianum  in  Glossario  Adverbiorum  repi-ierisse,  non  in  ipea  Accii  fa- 
bula. Cf,  *Non.  Marc/  \κ  22  (ad  adfari,  Non.  p.  40),  p.  27  (ad  pau- 
periest  Non.  p,  494),  p.  43  (ad  expetunt,  Non.  p,  104),  \h  93  Ud  fasti- 
düiteTj  Non.  p.  l^i),  p.  4H  (ad  mpum,  Non.  p.  12^),  etc. 

'^  Illud  etiain  velim  tecum  reputes,  quot  citationea*  qune  ordinem 
interrumpere  videaiilur,  in  aliia  Compendioaae  Doctrinae  locia  repe* 
riantur,  ex  quibua  eas  ab  interpolatore  travectaa  esse  pateat.  Velut 
illa  Ciceroniaiia  (Hort.  fr.  24)  quae  ex  Nonii  p.  401  (b.  v.  mtbiperej  tra- 
vecta  ordinem  hoc  mndo  interrumpit  in  p.  ί19ή  (s,  v.  äege»): 

SEGES  est  frumenti  fruotui.  Vergilius  Aen.  lib,  II:  in  eegeiem  * « * 
auetriii.  [Segetem,  terram.  M.  Tu  Hins  in  Horteneio:  ut  enim  se- 
geten  agncolae  subigunt  .  .  ,  serant]  Segetem  etiam  ipeam  ter- 
ra m  dicimiis.  Vergiliup,  etc, 
Nonne  manifeetum  eet  verba  ea,  quae  incluei,  ex  adeoriptione  marginali 
in  oontextum  ipsnm  deerraHie? 


I 


I 


I 


HELLENISTISCHE  STUDIEN 


I.    Nieoe  und  Skylla  in  der  hellenietischen 
D  i  c  h  t  u  η  g. 

In  der  kleinen  nach  vielen  Seiten  hin  anregenden  Schrift 
'Aue  VergÜB  Frühzeit ,  in  der  mit  ziemlicher  Wahrecheinlichkeit 
Cornelius  Gallus  als  Dichter  der  Ciris  erwicRen  wird,  kommt  der 
Verfasser,  Fr.  Skutsch,  auch  auf  die  griechische  Vorlage  zu 
«preohen  und  glaubt  Heynes,  zuletzt,  von  Kohde  (Gr.  Rom.  S.  i)3 
A.  3)  gebilligte  Annahme,  dass  Parthenios  die  Quelle  sei,  auf 
einem  anderen  Wege  noch  verstärken  zu  können  (S.  87).  Viele 
Dichter,  heisst  es  in  der  Ciris  (46 — 53),  haben  behauptet,  die 
Skylla,  die  ich  besingen  will,  sei  das  Meerungeheuer: 
54    complures  illam  et  magni,  MesscUa,  poetae 

longe  alia  perhibent  tnutafam  membra  fi^ura 

ScyUaeum  monstro  saxum  inf  es  fasse  vorwi ; 

illam  esse  aerumnis  qiia^n  saepe  legamus   TJIixi. 

Candida  snccinctam  latrantibus  inguina  moustris, 
60  Dulichias  vexasse  rates  et  gurgite  in  alto 

deprensos  nautas  canibus  latterasse  marinis. 

sed  neque  Maeoniae  patiuntur  crcdere  charfae 

nee  malus  i  stör  um  dub  ι  i  s  erroribus  auctor. 
Skntsch,  der  in  dem  malus  auctor  Homer  erkennen  will,  denkt 
an  einen  Nachklang  der  unehrerbietigen  Aeusserungen  des  Parthe- 
nios  über  den  Mäoniden  (Anth.  Pal.  VII  377  ^;  er  erklärt  ferner 
den  vorletzten  Vers  so:  die  Sache  ist  unglaublich,  weil  sie  in 
den  'Mäonischen  Charten  steht.  Aber  erstlich  sind  diese  durch 
die  doppelte  disjunctive  Partikel  deutlich  von  dem  malus  auctor 
geschieden,  zweitens  leuchtet  jedem  unbefangenen  Leser  ein,  dase 

*  V.  9  ist  mit  Küster,  dem  Martini  folift,  zu  schreiben  (ύϋστ'  άγο- 
ρ€θσαι)  πηλόν  OöuaacCav  καΐ  πάτον  Ίλιάοα. 


306 


Knsaok 


mit  4eiD  eiodringlicb  wiederholten  itlam  auf  die  in  den  vorber- 
ifehenJen  Vereeu  angekündigte  Sagen versioii  verwieeeD  wird,  dh. 
eben  nuf  die  SctfUu  iV/.s/,  was  Skutecli  8.  9ll  f,  mit  unzureicben- 
den  Grüuden  beetreitet.  Somit  ist  der  malus  auctor^  der  Erfinder 
dieBoe  angebliulieD  Sjukretismus,  der  mit  bemerkenswerther 
Schärfe  abgew^ieeeii  wird,  eine  ganz  befitiuimte  (Dichter-J  Pereön- 
licbkeit^  über  deesen  Werk  sich  zum  Glück  mehr  ermitteln  läset, 
ab  was  in  diesen  Versen  gesagt  ißt.  Die  Berufung  auf  Hüiner, 
der  ja  da«  Ungeheuer  nur  als  Tochter  der  Krataiie  kennt  (Cir. 
Γί(ί  ^=^  μ  124),  bat  mit  den  erwähnten  Ausfällen  des  Parthenios 
nichts  zu  echaffejK  Wühl  aber  wird  tlurch  ein  zwar  länget  be- 
kanntee,  aber  nicht  nach  Gebiibr  gewürdigtes  Zeugniss  das  Ma^ 
terial  vermehrt*  Wenn  der  Dichter  der  Ciris  alle  andern  Be- 
richte über  Skylla  nicht  gelten  lasst — die  Verwundlung  in  einen 
Fisch  wnrd  beiläufig  484  ff.  abgelehnt  — ,  seinen  dagegen  d«im  Leeer 
als  auegesuchte  Rarität  anpreist  (89  S,): 

qimiqitid  et  uf  qtiisque  est  tali  de  clade  locntfiS^ 
somuia  ntmt:  pütiiiii  Ikeat  cognoscert  Cirin 
aique  unam  €£t  muliis  ScffUam  non  esse  pucllis  — 
so  sind  wir  berechtigt  seine  Erzählung  auf  ihre  besoudern  Züge 
zu  prüfen.  Sie  gipfelt  bekanntlich  in  der  Metamorphoee  dee 
NifiOR  nud  der  Skylla  —  uns  aus  Vergi!  (Georg.  I  404  ff*)  und 
Ovid  (Met.  VIII  145  ff.)  geläufig.  Aber  für  ersteren  ist,  wie 
Skxttsch  nachgewiesen,  unser  Gedicht  die  alleinige  Üuelle  — -  bis 
auf  einen  gleich  zu  erörternden  Zug,  während  Ovid  auf  dieselbe 
griechische  Vorlage  (Parthenios)  zurückgegriffen  hat.  Unabhängig 
von  diesen  tritt  für  die  Verwandlung  die  Puraphrase  der  Όρνίθίακά 
des  DioiiysioH  von  Philadelphia  ein  (11  15  in  den  Poetae  bucol, 
et  didact.  p.  11^  [Didütj);  dies  Zeugnise  muss  mit  dem  erhiiltenen 
Excerpt  aus  den  Mütamorphosen  des  Parthenios  (Fr*  20  Martini, 
Parthenii  Nicaeni  quae  supersunt  p»  23  =  p.  270  Mein.)  zusam- 
mengestellt werden. 


SchoL  DioD.  Per.  420 
(ergänzt  durch  Eustath.) 
—  ώς  hi.  ΤΤαρθ^νιος  έν  ταϊς  μ€- 
ταμορφώσεσιν    λ^τ€ΐ,     έπ6ΐϊ>ή 
Μίνως  λαβών  τα  Μέγαρα    bia 
(Σκύλλης  Eustath.)   τής  Ν  ίσου 


Bionye»  *Ορνιθ. 


ήοέκίρρις^    άΕίαντώ^ 
άσ€βημάτα}ν6ί6ιιυσι  bίκη\ 


ι 
ι 
ι 

ι 


*  Die  falsche  Orthographie  wird  mau  dem  byeantiniicbeo  Para* 
phraiteii  lasseti  müssen. 


HellenietiÄcliö  Stuilien 


θυτατρός  έρασθείσης  αύτου 
και  άττοτεμούσης  της  κεφαλής 
τοο  πατρός  τον  μόρσιμον  ττλό- 
καμον  κάϊ  οΰτως  αυτόν  πpoboύ- 
σης.  εννοηθείς  ώς  ή  τον  τιατφα 
ττροήούσα  ουδενός  δν  ιτοτε 
^(^^ίιυς  φείσαιτο,  ττροσδήσας 
αυτήν  (ττη5αλίψ  ν€ώς  Eust.) 
εϊασεν  αυτήν  έπισύρ€(Τθαι  τή 
θαλασσή  ίτήν  irpoboTiv  και 
ττοτροφόντιν  άφήκε  σύρεσθαι 
bia  θαλάσσης  Euet.)  -  δθεν 
Σαριυνικός     ούτος    ό    πόντος 

^    εκλήθη  —  Ιστ'  ε(ς  βρνεον  ή  κόρη 

Η    μετεβλήθη  \ 

^Μ  diigi 


δτι  TOÖ  Μίνυυος  ερασθεϊσσ  καΐ 
τόν  πορφαροΟν  τού  ττατρός 
πλόκαμον  έκτεμοΟσα  την  πα- 
τρίδα εϊλετο  Tipoboövai  τψ  Μί- 
VUJI '  δ  bi  την  προίιοσίαν  και 
μετά  την  νίκη  ν  μεμψάμενος 
άπεοησεν  (έττέοησεν?^  αυτήν 
νεώς  και  κατά  της  θαλάττης 
€Ϊασ€  φερεσθαΓ 


Die  l'i^barftitißtiinmung    im 


καΐ  μεταβ^βληται  μέν  ουταις 
εις  ορνεον  αυτή,  μισείται 
bi  παρά  πάνταιν  όρνέιυν, 
κδναλιαίετος  αυτήν  θεά- 
σηταιπλανίΑ/μενην,  εύ* 
θυς  έπιθέμενος  δια- 
φθείρει, 
treten  Abecbnitt   hi   βο  groes^ 


α  es 


diigfi  man  die  genaueren  Angaben  über  den  Vogel,  welche  am 
Ende  des  Excerptee  binzutretenv  nnbedeTiklicli  iiuf  dieselbe  QueUe, 
also  auf  die  Metamorphosen  des  Parthenioa,  zuiückfähreti  darf* 
Bestätigung  gibt  die  lateinische  Nachdichtung:  wie  der  Anfang 
des  Stockes  mit  Cir.  52: 

haet:  pro  purpureo  poenam  scelerai  α  captllo, 
pro  p€dria  solvens  exci^a  et  fundUus  urhe 
unerkennbar  zueammentrifff,  so  entspricht  der  Schlnss  den  letzten 
Versen.  Das  ist  wichtig  ftir  die  Bciirtheilung  des  Verhält- 
nisees  zwischen  Original  und  Bearbeitung.  In  denselben  Zu* 
sanimenbang  gehört  aber  auch  die  eonst  nicht  zn  belegende  An- 
gabe, das»  die  κεϊρίς  von  allen  Vögeln  mit  ihrem  Haas  ver- 
folgt werde*  ein  ins  Uehertriebene  gesteigerte ^  ans  uem  unge- 
selligen Wesen  des  Reihers  (β.  uj  abgeleiteter  Zug^.  Zu  diesen 
sicber  auf  Pürthenios    zoriickgehenden   Einzelheiten  kommt    noch 

Ϊηβ    Vergils    Georg.   I  404—409,      Hier    hat    der    Dichter 
ίατ'  Martini  für  Öti.     Die  Worte  οθεν  —  εκλήθη  dürfen 
e 


Ϊ  ίστ*  Martini  für  Öti. 
nicht  getilf;^  werden. 

3  Vgl.  Ciriß  517:    inftUx  virgo  nequiqunm  α  morte  recepta 
incuUum  soliä  in  ritpibus  exigit  aevum. 


aber 


zwischen  die  arateiRoben  Wettefz^eiclieii  xwei  Verwendlung«eag€n 
eingeechoben:  die  äiledcte  Thetidi  alcyoncs^  und  Nisop  mit  Skji^lla. 
FormeH  Bind  die  Verse  απβ  der  Cirie  entl*ihnt,  ein  Kora|jHment 
fMr  Cornelius  Gallue-^  iiibaltlicli  aber  geben  sie  etwas  Neues, 
eiD  WetterzeicbeD,  das  iß  der  Cirie  π  i  c  b  t  stebt,  also  wobl  in 
deren  Vorlage  vermmtbet  werden  darf. 

Es  ist  kein  grosser  Zuwacbe,  der  «α  dem  bisher  bekannten 
Bruch  stück  der  Metamorphoflen  binzugekoninicn  ist,  immerhin  aber 
ausreichend,  um  erkennen  zu  laRsen,  dasfi  der  Rtimer  in  »einem 
Epyll  keine  blosse  Ueberaetzung  aus  dem  Griecbischec,  sondern 
eine  freie  Bearbeitung  geliefert  bat.  Mit  dieser  Einschränkung 
darf  man  die  Ciris  als  ein  Werk  des  bithynischen  DichterR  be- 
trachten^. Dass  dieser  auch  sonst  noch  in  EinKelbeiten  mehr 
bot,  ist  von  vornherein  wahrscheinlicb,  es  läset  sieb  aber  auch 
aus  dem  höchst  einseitigen  Auszug  des  Scboliasten  —  der  ja  nur 
die  etymologische  Beutung  des  Σαρωνικός  κόλτιος  geben  will  — 
ersohliessen*  An  die  üeberreichung  der  verbängnifln vollen  Locke 
durch  SkyUa  ist  eint*  HeÜexion  des  Minos  geknüpft,  die  in  dem 
auffallend  kurzen  und  trockenen  Beriebt  des  lateinischen  Bearbeiters 
(386  ff.)  fehlt*.  Bei  der  Dürftigkeit  des  vorliegenden  Materials 
würde  eich  über  diesen  Punkt  nichts  Sicheres  auemacheji  laseenf 
wenn  nicht  auf  ibn^  sowie  auf  andere  Unebenheiten  der  Br^fithlung 
von  einer  anderen  Seite  her  ein  Licbtetrabl  fiele. 

1  Sie  decken  sich  keineswegs  mit  Theokr*  Vll  57: 
άλκυόν€ς  γλαυκαΐς  Νηρη£σι  ταί  τ€  μάλιοτα 
όρνίχων  ^φ{λαθ€ν, 
wie  ζΒ,  MoFÄch  do  graec.  iiuctor.  in  Georg,  a  Vergilio  expreasie  iDiea. 
Halle  187i^)    |>.  HO  annimmt,    sondern    weisen   auf  eine  von  Ovid  Met. 
XI  4%    zur    Verknüpfung    verwandte    Sagen  Version    (Ehwaki    z.    410)* 
Da  nach  Probus  /.   Verg.  für  die   achöne  Sage  von  Keyx   und  Alkyone 
Nikander  Ovids  Gewährsmann  war,  so  käme  dieser  in  Betracht.    Ande- 
rerseits 19t  zu  beaebt'Tif    da(<s    nach   dem   von  Probus    neben  Nikander 
genannten   Metamorptiosendichter  Tbeodoroi  (vgl.  meine   Anal.    Alex. 
Rom.  p.  54)  Alkyone,  die  Tochter  Skirons,  Enkelin  Polypcmons  (Ov. 
met  VII  401)»  in  einen  Eisvogel  verwandelt  wurde.     Also   spieltt*    die 
Gesdiichie  in  der  Megaris,  und  jene  ist  vielleicht  mit  Nisos  und  Skylla 
verwandt* 

»  Vers  404  f.  gehen  den  Α  η  f  a  η  g  des  Gediehtea  (49  und  52, 
nach  der  Widmung)  wieder,  40i>— 409  sind  wörthcb  aus  dem  Schtuss 
binübergenommen. 

8  Vgl.  im  allgemeinen  Merkel  prolus.  ad  Ovid.  Ibim  p.  359. 

*  Noch  Htärker  drückt  das  Eustath.  aus:  τήν  προδότιν  καΐ  ττα- 
TpocpovTiv  άφήκ€  σύρ€σΟαι  ^ιά  τής  θαλάσσης,  vgl.  Cir.  419, 


Helleniftische  Studien  209 

Die  Sobärfe,  mit  der  im  Prooemium  der  Ciris  der  Dichter, 
welcher  die  Scylla  Niei  mit  dem  MeeroDgebeuer  gleichsetzte,  zu- 
rechtge wiesen  wird,  läset  auf  nicht  geringe  Verbreitung  dieser 
Version  und  auf  keinen  unbedeutenden  Verfasser  scbliessen.  In 
der  That,  wie  bekannt  diese  Sagenform  war,  bezeugen  wieder- 
holte Anspielungen  der  römischen  Dichter^.  Wir  haben  nicht 
das  Recht  als  Quelle  aller  das  Prooemium  der  Ciris  oder  Vergil. 
ecl.  VI  74  (s.  u.)  zu  vermuthen.  Besondere  Beachtung  beansprucht 
Properz  IV  4,  39,  da  bei  ihm  die  verliebte  Tarpeja  sich  an  ihr 
griechisches  Vorbild  erinnert: 

quid  mirum  in  patrios  ScyUam  saetHsse  capiUos 
candidaque  in  saevos  inguina  versa  canes. 
Denn  dieses  Distichon  ist,    wie  Rohde  (Rom.  93,  3)  treffend  be- 
merkt, mit  III  19,  21  zu  combinieren ' : 

Tuqne  ο  Min  ο  α  ve  nun  data,  Scylla^  figura, 

tondere  purpurea  regna  paterna  coma. 
hanc  igitur  dotem  virgo  desponderat  hosti! 

Nisßf  titas  portas  fraude  reclusif  Amor, 
at  vos  innuptae,  fdicius  urite  taedas: 

ρ  endet  Cr  etaea  tr  nc  t  α  pueJla  rate. 
non  t<tmen  immerito  !  Minos  sedet  arbiter  Orci  : 
Victor  erat  quamvis,  aequus  in  hoste  fuü. 
Damit  sind  die  bedeutendsten  Momente  einer  ganz  bestimmten  dich- 
terischen Darstellung  kurz  zusammengefasst.     Die  Probe  auf  die 
Richtigkeit  der  Rohdeschen  Vermuthung  gibt  ein  sehr  wichtiges, 
bisher  noch  nicht  genügend  gewerthetes^  Euripidesscholion  (Hipp. 


1  Propert.  IV  4, 39  ff.  Ovid.  Am.  111  12,21  A.  a.  I  331  (bezeich- 
nenderweise sind  hier,  um  die  scheinbare  Sagencontamination  zu  be- 
seitigen, zwei  Verse  später  interpoliert)  Her.  XII  123  Fast.  IV  50. 

^  Skutsch  S.  94  denkt  an  eine  Vergilreminisceuz. 

*  Dieses  Scholion  hat  eine  eigene  Geschichte.  Von  Welcker  Gr. 
Trag.  1225,  3  sehr  kurz  erwähnt,  war  es  Helbii,'  Denkmäler  und  For- 
schungen 186()  Sp.  190  unzugänglich  ;  Rohde  führt  es  nicht  auf,  Skutsch 
kennt  es  nicht,  ebensowenig  wie  Vollgraff  de  Ovidii  inythopoeia  p.  90 
(Berl.  Dies.  1901),  der  sich  unnöthigerweise  über  dieses  mirae  confusionis 
doeumentum  ereifert.  A.  Leuschke  de  inctainorph.  in  schol.  Vergilian. 
fmbolis  p.  55  (Marburg.  Diss.  1896)  berührt  es  nur  flüchtig,  etwas  mehr 
gibt  0.  Waser  Skylla  und  Charybdis  in  der  Litterutur  u.  Kunst  der  Grie- 
chen u.  Römer  (Zürich  1894)  S.  57.  Weder  Wagner  noch  Röscher  (Myth. 
Lex.  III  426  ff.)  halten  es  für  wichtig.  Dagegen  spielt  es  in  der  'so- 
laren* Mythologie  Sieckes  (de  Niso  et  Scylla  in  aves  mutatis,  Progr. 
de•  Berl.  Friedrichs-Gymn.  1884)  natürlich  eine  bedeutende  Rolle. 

.  Mw.  t  Philol.  N.  F.  LYII.  14 


210 


Kna Ack 


I 


1200),  deaeetj  UebereiuBtimmiingen  mit  Properss  im  Druck  ber- 
vorgeholieTi  eind:  —  dXXoi  5έ  φασίν  οτι  ίκ  της  Σκύλλης  της  θυ- 
γατρός  τού  Νίαου  του  άοελφου  τού  Αιγειυς  και  Πάλλαντος. 
ούτος  γαρ  φκηΐίΕν  £ίς  Μ€χαρα  έάσας  τους  αδελφούς  μαχόμενους 
περί  της  βασιλείας,  και  ην  ίΐμαρτόν  μη  παραληφθήναι  τόν  τό- 
πον, έν  φ  ήν  6  Νισος,  ίως  είχε  τόν  xpucroöv  πλόκαμον  έν  τή 
κεφαλή  αύτου  (β*  π.),  ό  ουν  Μίνως  στρατοτιεοεΟσας  κατ'  αυ- 
τού ουκ  ήΐϊυνήθη  παραλαβεΐν,  ή  hk  θυγάτηρ  αυτού  Σκύλλα 
β  ε  UJ  ρ  ή  0  α  (Τ  α  τ  ό  ν  Μ  ί  ν  tu  έ  φ  ί  λ  η  0  ε  ν  αυτόν  και  σ  υ  ν• 
ετάΕατο  αύτψ  προοοΟναι  τήν  πόλιν,  εί  λάβοι 
αυτήν  γυναίκα,  οϊϊέβυνίθετο.  και  παραγενομε'νη 
τέμνει  του  τεκόντος  τόν  ττλόκαμον  και  την  πόλιν  wpoubuuKe. 
και  μετά  τό  παραλαβεΐν  τήν  πόλιν  έλαβεν  αυτήν  επάνω  τού 
πλοίου  και  Ι  ί>  η  σ  ε  ν  αυτήν  εί  ς  τ  ό  π  η  b  ά  λ  ι  ο  ν  (ScbwartE; 
πλοϊον  die  Hse.)  και  έν  τή  θαλασσή  καθήκεν  και  έμειν€ 
συρομένη  έν  αυτή  και  5ιά  τούτο  εκλήθη  Σαριιι- 
νικόν  τό  πέλαγος,  έκπεσοοσα  bi  έν  τή  θαλασσή  και  θ  η  - 
ρίον  γενομένη  την  οίκείαν  φύσιν  μετέβαλεν  ουδαμώς. 

Hier  haben  wir  eine  einheitliche,  geechlosaene,  id  eine  Me- 
tamorphose auslaufende  Erzählung.  Und  zwar  wird  die  Könige* 
toohter  nicht  in  einen  Seevogel  oder  Fiacb,  sondern  in  ein  θηρίον, 
dh.  in  das  bekannte  Ungeheuer  verwandelt^  —  darf  man  ange- 
sichtB  der  üebereinetimmutigen  mit  Propera  daran  zweifeln^  dass 
die  HypotheHis  desselben  Gedichtes  vorliegt,  aus  dem  der  Elegiker 
die  Hauptsachen  entlehnte?  Die  Strafe  Skyllae  und  die  daran  ge- 
knüpfte Etymologie  ist  die  gleiche  wie  bei  Farthenios,  aber  die  ■ 
Verhandlungen  der  Verratberin  mit  dem  Landeefeinde  erscheinen 
hier  klar  nnd  veretändlicb,  während  wir  in  der  Ciria  bloeee  An- 
deutungen lesen  (lB7j  413»  422),  die  für  den  Kenner  der  Sage 
berechnet  sind,  Zweifler  könnten  auch  in  diesem  Punkte  die 
Schuld  auf  den  Bearbeiter  schieben  und  im  Original  eine  gröseere 
Äueführlichkeit  annehmen.  Aber  zu  G-unsten  der  vorgetragenen 
Annahme  spricht  ein  entscheidender  Umatand:  die  verechiedene 
Auffassung  der  Liebe  zwischen  Skylla  und  Minos,  In  der  Cirie, 
dh.  bei  Parthenioa^  fällt  alles  Licht  auf  Skylla,  während  Minoa 
fast  verschwindet;  in  der  ersühluseenen  Versiun  ist  uujgekehrt 
dieser  die  Hauptperson.  Läset  schon  der  properzische  starke 
Ausdruck  Mitwa  vefmndata  (igura  den  Sachverhalt  ahnen,  so  ge* 
winnen  wir  durch  die  Tarpejealegie   noch    mehr  Anhalt,   Gewisa- 


I 

I 


I 


^  So   wird    sie   auch    bei  Palaiph.  21    und  im  Schol  Q  zu  Hom, 
Od,  μ  lOii  geuanut. 


HelleniBtisGbe  Studieo 


211 


heit  durch  Ovid.  Met.  VIII  21  ^.     Dieeer   soiiBt  in   aemer   Dar- 

Stellung  abweichend,  triffTt  an  zwei  Stellen  aufiTÄllig  zaeammen  mit 

Η I  cur  SU14S  hmc  Uli  reseret  mea  moenia  Mavars 
et  Htm  noster  Amor'^ 
=  Prop,  Nis€j  t  uas  por  las  fraude  reclusit  Amor. 
Ov,  101  (von  Minos) 

—  ut  kffes  captis  iustiesimus  auctor 
hostibus  imposuU, 
=^  Prop.  Victor  erat  quanwiäf  aequus  in  hoste  fuit^ 
nnd  daes  hier  eine  beiden  gemeineame   Quelle    vorliegt,    beweist 
der  auf  eine  besondere  dichterieche  BaretelluDg  hinweisende  Nonnus 
Dionye.  XXV  148,  der  165  ff.  mit  Properz  unti  Ovid  uich  deckt: 
Μίνως  μέν  πτολίπορθος  έψ  ποτέ  κ  άλλε  ι  τ  υμνώ 
ύαμίνης  τέλος  εύρε  και  ο  ύ  ν  ί  κ  η  α  ε  σ  ι  b  ή  ρ  ψ , 
άλλα  πόθφ  και  ίρωτι. 
Somit    «larf    die    Zueammengeborigkeil    dieeer    drei    Zeugen    ab 
Äicher  angenommen    werden.     Aber  es  geht  weiter.     Denn    wenn 
man  die  stehenden  Phrasen  des  Panopolitaners  abzieht  und  aeinen 
unleidlichen  Schwulst  auf  eine  schlichte  Redeweise  zurückzuführeu 
V ersucht^    eo  ergeben   sich  sogar    in  Einzelheiten  unverkennbare 
Uebereinstimmungenf  wie  folgende  ZueammensteOuiig  Lehrt: 
oiba  μόθον  Μίνυιος,  Öv  ήνυσε  θήλυς  *Ενυώ 
κ€0τόν  έλαφρίεουσα  και  ού  τελαμώνα  βοείης, 
δττιτότε  Κύττρις  ίην  κορυθαίολος,  ότιπότε  ΤΤειθώ 
χάλκεον  ίτχος  ίτταλλε  —  — 

ήνίκα  λαψ 
Νισοίψ  Μεγαρήι  Κυοιυνιάς  ίβρεμε  σάλτηγ^» 
εϋτε  Φόβον  και  Δεΐμον  ιϋών  αυνάεθλον  Έρώτιυν 
ϊχνείΤιν  αΐδομενοισιν  έχάΖετο  χάλκεος  "Αρης 
άσττίοα  κουφίίουσαν  ότιιιτεύΐϋν  Άφροοίτην 
καΐ  ΤΤόθον  α  ι  χμ  άί  οντά,  και  εύθώρηκι  μαχητή 
άβροχίιαιν  έτέλεσσεν  "Εριυς  καλλίτριχα  νίκην. 
Σκύλλα  γαρ  ύπνώοντος  άκερσεκόμοιο  τοκήος 
ήΧικα  ιτορφυρέης  άττεκείρατο  βότρυν  έθείρης 
και  πόλιν  ίπραθε  ιτάσαν  ^να  τμητήρι  σι5ήρψ 
βόστρυχον  άμήσασα  πολισσούχοιο  καρήνου, 
(Es  folgen  die  bereite  oben  auegezogenen  Verse.) 

—  —  κορυσσομένου  hk  Λυαίου 

ού  Πόθος  έτιρήυνεν  άκοντοφόρων  μόθον  Ίν^ών, 
ού  ΤΤαφίη  κεκόρυστο  συναιχμάΖουαα  ΛυαΙψ 


912 


Κ  Q  a & ok 


κάλλβϊ  νικήσααα,  μόθου  τ€λος  ού  μία  κουρη 
οίατρομανής  χραίσμησεν  έμαύύαμένη  Διονύ<7ου/ 
ού  6  όλος  \μ€  ρόεις  — 
Ovid.  24  ff: 

hac  iuäke  Mifws^ 
sm  captä  abdiderat  er  ist  at  α  cas  side  pennis^ 
in  galt  α  formosus  erat^  sm  sumpserai  aere 
fulgenitm  clip  enm,  cl  ip  eum  sumpsisse  decebat* 
t  or  $er  at  adductis  hasiilia  lenta  lacertis^ 
laudabat  vir  ρ  ο  iunctam  cum  viribus  artem. 


cum  vero  faciem  dempto  nudavercU  aere^ 
purpureusquG  aibi  8tr€ttis  insignia  picfis 
terga  premebat  equi  spumanimqm  ora  regebat, 
viä:  suu^  V  ix  sa  nae  υ  ir  g  ο  Ν  i  sei  α  comp  os 
mentis  erat. 

DeD  F]indruck  dee  präcbtigeu  Keiters  auf  dae  Mädcbenherz 
Boliüdert  au  ereter  Stelle  und  überträgt  auf  aeiue  Tarpeju  Pro- 
per2  aaO.  19: 

vidit  arenosis   Tatium  proludere  campis 

pictaqm  per  fluvas  arma  ievare  iubas. 
obsiupuif  regis  facie  ei  regalibus  armis 
inietque  oUitas  eacfdit  urna  manus^^ 
deren  eentiinentale  Reilexiün   Sl : 

nie  equrn,  tUe  mcos  in  castra  reponet  amores^ 
cm  Tatius  de^ras  collocal  tpse  iubas^ 
in  den  nicbt  minder  eentimeiitiileTi  Gedanken  Skytlas  bei  Ovid  36 
eine  Parallele  findet: 

fei  im  iaculum^  quod  tangerei  ille, 
quaeque  manu  pr  emer  et  felicia  fretta  vocabat. 
Dieee  eotepreclien  wieder  genau  den  Wünecben  des  in  die  eprade 
Jägerin  Kikaia  verliebten  Hirten   Hyinnos  bei  Nonn.  XV  257: 
αϊθ€   βίλος  γίνόμην  ,  ,  . 

aiOe  βέλος  γενόμην  θηροκτόνον»  οφραμε  γυμναΐς 
χερσίν  έλαφρίσσειβν  .  .  , 
παρθίνε,  κουφίίεις  β^λος  όλβιον,  υμέτεροι  γαρ 


1  Ζα  dteeem  Yerte  vgL  Eliwalda  Anmerkung. 
^  üeber  diesen  'altjxandriniechen   KuDetgriff  vgl.  Dilthey  de  Call. 
Cyd.  p.  55,  4. 

^  Hieran  tchliewt  sieb  bedeutsam  das  oben  angeführte  Dieticbon* 


Hellenistieohe  Stadien  213 

"Ύμνου  μηλονόμοιο  μακάρτεροί  βίσιν  όιστοί, 
δττι  τβών  ψαύουσιν  έρωτοτόκιυν  παλαμάων^ 

£«  sind  nar  einzelne  Züge,  die  wir  anf  diesem  Wege  ge- 
wonnen haben,  aber  sie  fügen  eich  wohl  zusammen  und  geben 
von  der  Daretellnng  des  unbekannten  hellenistischen  Dichters  (A) 
ein  ziemlich  deutliches  Bild^.  Sein  Vorbild  war  eine  Stelle  des 
euripideischen  ersten  Hippolytos  (Ovid.  Her.  IV  79  —  84,  vgl. 
Paus.  II  33,  3),  wie  bereits  M.  Mayer  de  Eurip.  mythopoeia 
[Dise.  Berl.   1883]  69  gesehen  hat. 

Wie  stellt  eich  nun  dazu  Parthenios?  Die  Thatsache  wird 
angedeutet  ISO: 

ni  Scylln  novo  correpia  furore, 
Scyllüy  patris  miseri  patriaeque  inventa  septdcrumy 
0  nimium  cupidis  Minoa  inhiasset  oceüis, 
wobei    die  Entstehung  dieser  Leidenschaft  durch    die  Rache   des 
beleidigten  Eros    hier    füglich    ausser  Spiel  bleiben    darf'.     An- 
dererseits weisen  die  Verse  429  ff: 

vuUu  decepta  pudla 

ut  vidi,  ut  perii!    ut  me  malus  äbstulU  error! 

non  equidem  ex  ist  ο  speravi  corpore  posse 

tale  nuüum  nasci:  forma  vel  sidera  f alias 
nnerkennbar  auf  die  Schönheit  des  Ereterkönigs  hin,  die  der 
Liebesraserei  des  Mädchens  als  Folie  dienen  soll.  Im  Hinter- 
gründe steht  die  ausführliche  Schilderung,  wie  sie  in  Α  zu  lesen 
war,  oder  mit  andern  Worten:  Α  wird  vorausgesetzt;  für  den 
Kenner  gentigten  die  wenigen  Anspielungen.  Aber  damit  nicht 
genug:  durch  eine  besondere  Erfindung,  deren  Einzelheiten  erst 
später  erörtert  werden  können,  wird  Minos  noch  mehr  in  das 
rechte  Licht  gerückt.  Das  ist  die  Episode  über  Britomartis 
ff.,   die   im  Munde  ihrer  Mutter  Karme,    die  aus  Kreta  ver- 


^  lieber  dies  Wunschmutiv  ist  Rohde  Born.  162,  4  zu  vergleichen ; 
einige  Parallelen  aus  moderner  Volkelitteratur  gibt  Biese  Ztsoh.  f.  vgl. 
Litt.-Gesch.  N.  F.  I  411-425. 

*  Diese  und  ähnliche  Zusammenstellungen  würden  nun  freilich 
ganz  nutzlos  sein,  wenn  der  neueste  Beurtheiler  der  Ovidischen  Meta- 
morphosen, VoUgraff  p.  38  mit  seinen  Behauptungen  Recht  hätte.  Allein, 
je  tiefer  man  in  diese  Erzählungen  eindringt,  desto  mehr  erkennt  man, 
dass  Ovid  die  Gebilde  der  griechischen  Dichtung  mit  unvergleichlicher 
Leichtigkeit  in  einen  Hotten  Stil  alfresco  umgesetzt  hat,  wobei  aller- 
dings gar  manche  Feinheiten  der  Originale  verloren  gingen.  Einer  der 
besten  Kenner  Ovids,  H.  Ehwald,  theilt  diese  Ansicht. 

^  Zumal  da  die  Partie  139—105  verderbt  zu  sein  scheint 


2U 


Κ  η  aao  k 


trieben  als  Pflegerin  der  Rkylla  im  tiiegarifictien  Königflpalaete 
weilt,  die  dämoniBohe  Gewalt  des  Kreterflirsteii  vor  Augen  stellen 
BolL  Dieser  KtinetgriC  den  Helden  in  einem  gewisflen  Dnnl^el 
zu  laesen  und  die  Nebenpersonen  in  den  Vordergrnnd  zu  rücken, 
iet  auch  Bonst  der  hellenietiecben  Dichtung  nicht  fremO :  so  er- 
echeinen  die  Tbaten  des  Herakles  wiedergespiegelt  in  den  Reden 
Albmenes  und  Megarai  bei  dem  Verfasser  des  unter  den  Nacb- 
laes  des  Mo8cbo8  geratbenen  anrautbigen  RpyllsK  Aber  auch  die 
breite  Schilderung  der  LiebeBleidenachaft  in  der  Ciris  ist  nicht 
das  eigene  Werk  des  Partbenios:  erbat,  wie  v.  238  \^erständlicb 
genug  engedeutet  wird,  die  verliebte  Myrrbn  (Anton,  Lib*  34, 
Ovid.  Met.  X  299  ffJ  sieh  zum  Vorbild  und  Muster  genommen. 
Einer  eingebenden  Begründung  bin  ich  durch  Kalkmann  (de 
Hippoh  Eurip.  quaestt.  nov.  [Bonn  1882]  p.  s7  sqq.)  enthoben, 
Ee  fragt  eich  nuu,  ob  sich  ans  Ovid^  der  ja  Α  notorisch  benutzt 
hat,  noch  etwas  gewinnen  lässt.  Trotz  der  »ehr  ähnlichen  Dis* 
Position  der  Reden  Skyllas^  trifft  er  mit  dem  Dichter  der  Cirie 
doch  nur  in  ein  paar  Einzelheiten  zusammen,  Cir.  105  wird 
die  Königeburg  bcachrieban: 

stcU  Megara^  Alcaihoi  quondam  mufiUa  labore, 
Älcuthoi  Phoebique^  deus  tiafnque  adfaU  Uli; 
unde  etiam  citharae  voces  imitatus  aculas 
saepe  iapis  recrepai  CtfUenia  murmura  pulsus 
et  veter em  soniin  Phoebi  tesfaiur  amorem. 
Das  ist  untadelig  gesagt  und  deckt  sich  mit  einer  später  zu  be- 
sprechenden, aus  derselben  megarischen  Quelle  slamm enden  Notix 
des   Pauflanias^    so    dass    man    diese  Verse   auf  das  Original   wird^ 
zurückführen  dürfen.     Die  Gescbichte  steht  auch  bei  Ovid   Η 
reg  in  turris  erat  vocaUbu%  uddita  w«m, 
in  quihits  auratam  proles  Lefoia  fertur 
deposuisse  lyranii  saao  sanus  eins  inhaesiL 
saepe  illuc  sollt  α  est  astender  e  filia  Nisi 
et  petere  easiguo  r  esonantia  saxa  lapiflo^ 
tum  cum  ρα*τ  esset;  hello  quaque  saepe  solebat 
spectare  ex  illa  rigidi  certamina  MariiSj 


Ϊ  Vgl.  Wilamowitz  Eurip.  Herakl  I  84,  161«. 

*  Ciris  257 — 282  erste  Rede  Skyllaa  (Geständniss  ihrer  Liebe)  ίχ»' 
Ovid.    44- HO,    Selbetgespräch    Skyllas    (.Seelenkampf ) ;    Cir.    404— 4f>,s 
zweite  Rede  (Klagen  der  Geschleiften)  r>j  Ovid.  lOö  — 142  (Klagen  der 
£nttäuecbten|;  vgl.  Chudzenmüller  Beiträge    £nr  Ciris,  Jahrb,  f.  PhiloK 
SuppL  XX  536  f. 


Hellenietisclie  Sindieo 


315 


81 

■ 


»er  in   beeseren   Zusammen  hang  mit  der  Person  der  Heldm  ge- 
bracht, von   der  Cir.  172  erzählt: 

üoepe  redit  patriae  adscendere  perdita  muroSf 
a€r  in  sque  favii  causam  s  ib  t  vi  ser  e  turr  e  s\ 
Fast  niöchte  man  an  eine  Verbeeserung  dee  älteren  Gedichte« 
denken  —  wenn  ee  eich  überhaupt  nacbweieen  Hesse;  dasts  Ovid 
dieses*  Werkchen  de«  Corneliiiß  Gallns  noch  gekannt  und  benutzt 
hat*.  So  müssen  wir  ηπί*  beRcbeiden  den  Unterschied  anziierkennen» 
sei  es  dass  er  bereitR  im  Original  (A)  stand^  sei  es  dass  Ovid 
Belbst  diesen  Zug  spielend  ausgemalt  hat  üebrigens  ist  auch 
über  die  V^orlage  der  Ciris  keim^  Entscheidung  möglich,  da  wir 
nicht  mehT  wiesen,  in  welcher  Weise  Partbenios  das  camam  sibi 
viscre  turres  motivirf  hatte.  Etwas  zuversichtlicher  möchte  man 
fiber  einen  andern  Widerspruch  urtbeilen.  Bei  Ovid  G4  spricht 
Skylla  die  Befürchtung  aus; 

noti  metuam  verfe^  ne  quis  tua  peetora^  Mino 8, 
vu  hier  et  imprudens,  quis  enim  tarn  dirus^  ut  in  (e 
dirigere  immtem  non  imcius  audeat  hastam? 
und  dass  Α  eh  η  lieh  ea  in  Α  gestanden  hat,  macht  Propert.  IV  4,  25 
wabrecheinlicb,  wo  es  efcwae  anders  gewandt  ist: 
sacpe  fulü  hlandis  argentia  Ulia  npmphiSj 

Bomula  ne  faciem  laederct  hasta   Tati, 
In  der  Cirie  dagegen   ist  Minos  unverwundbar  268: 

nie  fvides)  nostris  qui  moenibiis  adsidet  Jwstis, 

quem  pater  ipse  deum  scepiri  donavit  honorem 

cui  parcae  frihuere  nee  ullo  vul  nere  laed  i 


nie  mea,  ille  idem  oppugnat  praecordia  Minos. 


*  So  ua.  Waecr  8.  58:  Ovid  und  der  unbekannte  Verfafiaer  der 
Cirie  benutzten  die  τι  am  liehe  Fassung  der  Sage'  —  auch  dae  ist  in 
dieeer  Verallgemeineriang  falsch  —  'ja  ich  habe  den  bestimmten  Ein- 
druck, dasB  der  eine  Dichter  auf  den  andern  Kiicksicht  genommen  und 
liehst  bei  jenen  Partien  verweilte,  die  er  bei  seinem  Vorginger 
itweder  ganz  übergangen  oder  bluss  angedeutet  fand:  dies  musa  eine 
Yergleicbung  der  beiden  ohne  Weiteres  lehren*.  GanzeuDiöUer  hat 
ii  nneudliühi'm  Fleiss  eine  Anzahl  Steilen  geaammelt,  welche  die  Ab* 
^ngigkeit  des  Cirisdichtera  von  Ovid  beweisen  sollen;  kehrt  man  nun 
loch  das  Yerhältniss  um»  so  ist  keine  wirklich  beweiskriftig.  Trot£- 
detn  hat  Waser  eine  richtige  Empfind ong  gehabt,  man  braucht  nur  seine 
Worte  auf  die  griechischen  Quellen  Ä  und  C  (Partbenios)  2U  beziehen. 
Richtig  Ribbeck  Gescb,  der  rom,  Dichtung  II  365. 


216 


Κ  η  »aok 


Dieser  sooet  nirgende  überlieferte  Zug  eieht  doch  wie  eine  Po- 
lemik gegen   Α  auR. 

VerhftltniesnLäeeig  breit  mögen  in  Α  die  Yerbandlungen 
der  Jnngfrau  mit  dem  Feinde  geschildert  »ein,  wie  wir  au«  dem 
Euripideßscboliasten,  dem  die  kürzeren  Andeutungen  Properzene 
beetätigend  zur  Seite  treten»  noch  zu  erachliessen  vermögen.  Hier 
wird  auob  die  Dienerin  Skyllae  tliätig  eingegriffen  haben.  Ob 
aber  die  bis  zur  Unverstand lichkeit  knappen  Angaben  in  der 
Cirie  dae  Original  treu  wiedergeben  oder  ob  in  diesem  die  Sache 
eingebender  durgestellt  gewesen,  das  entzieht  sich  leider  unserer 
EenntnisB ;  wir  vermögen  «ur  zu  ahnen,  dass  der  ausfübrliobe 
Bericht  in  Α  wieder  im   Hintergrunde  steht 

Zeitlich  folgt  nnn  die  frevelhafte  That  Skyllas»  die  sämmt- 
liehe  Zeugen  natürlich  ilbereioetimmend  erzählen**  Nur  in  einem 
Nehenumstand  weicht  Α  ab :  während  die  andern  von  einer  pur- 
purnen Locke  de»  Fürsten  reden,  ist  sie  bei  ihm  golden.  Diese 
Angabe  des   Euripidesscboliasten   wird  von  zwei  Seiten   beßtätigt: 


Prob,  zu  Verg.  eoL  VI  74 
(p.  23  Keil): 
Nisi  reffis  Megarensium  erinttn 
huheniü  aureum  euneiemque 
fafakm  urhem  Minos  re^r  Cre- 
iemmm  mpugtiabai.  sed  iSet^Ua 
NiM  ßia  pulcrum  Minotm  e 
muris  prospectavit  ei  adamavit 
ei  dormientis  crinem  i/atrii^  ttm- 
puiavit  ä  hosii  deiuii(  peiens 
praemium  nupiias.  at  HL• 
parricidamrefragaius 
Η  xor  em  obsidium  sohnt^  qno- 
niam  hosiem  aeque  manibus  fiUae 
peräitum  vid^at.  — 


Tzetz,  Lyc.  650 

(Cbil.  π  539): 
.  .  .  τής  €κύλλης,  f\  κατ'  ίμϊ  (!) 
θυγάτηρ  ήν  Νίσου  του  Μεγα- 
ρέως,  τ€μοί}σα  b€  τήν  χρυσήν 
αύτοο  τρίχα  καΐ  fivavbpov  αυ- 
τόν έργασαμενη  (έν  έκείντ^  γαρ 
τή  τριχΐ  fiv  αύτψ  τό  τιαν  της 
5υνάμ€ως,  καθάπ€ρ  και  τώ  €αμ< 
ψών )  άνι;ίρ6θη  ύττό  του  Μίνιυος, 
φ  καΐ  προυδωκί  τον  πάτερα  κτέ. 


Ι 
Ι 


*  Sehr  kurz  ist  der  Bericht  in  der  Ciris  387^  aber  hier  etwa  eine 
andere  Quelle  als  Parthenio«  anzunehmend  wo?, η  Kalkmann  p.  Dl  ge- 
neigt »cheint,  geht  doch  nicht  an:  wir  wiesen  ja  nicht,  was  im  OH^^inal 
stand.  Dem  Xoiinue  XXV,  164  βόίίτρυχον  άμήσασα  πολισαούχοιο 
καρήνου  schwebte  vielleicht  noch  Kallim.  Fr.  anon,  39  πορφυρίην 
ήμησ£  κρέκα  vor,  welches  mit  Fr,  184  Οκύλλα  γννή  κατάκασσα  κσΐ 
oö  ψύθος  οΰνομ'  ίχουσα  vor  Wilamowitz  (Nachr.  der  Gott,  (ies.  der 
Wifti.  IHii'l,  739)  berHÜa  Tonp  verbunden  hatj  beide  standen,  wie  wir 
jetft  wissen^  in  der  Hckale, 


Hollenietische  Studien  217 

Da  Tietcee  im  Folgenden  die  Schleifung  Skyllas  mit  dem  Soholion 
übereinetimmend  berichtet,  so  Rchöpft  er  wohl  aus  eben  der- 
•elben  mythographischen  Quelle,  direct  vielleicht  aus  Scholien 
inin  Lykophron,  die  zu  dienern  Verse  jetzt  fehlen;  ProbuR  geht 
auf  einen  mit  Varianten  ausgefltatteten  Ovidcommentar  zurück  ^ 
Nun  ist  auffallend,  daee  alle  sonfltigen  Zeugen  der  Version  Α 
(Propens,  Ovid,  Nonnus)  an  Stelle  des  χρυσούς  πλόκαμος  die 
Purpurlocke  setzen.  Indessen  wird  man  aus  dieser  einzigen  Ab• 
weiohong  gegen  die  versuchte  Reconstruction  der  Dichtung  Α 
keinen  triftigen  Einwand  erheben  dürfen,  vielmehr  den  Einfluss  der 
Yulgata  erkennen,  die  fast  die  gesammte  Litteratur  und  die  bildende 
Konst  beherrscht*.  Der  kleine  von  dem  Dichter  vorgenommene, 
fttr  den  Gang  der  Erzählung  völlig  belanglose  Wechsel  darf  auf 
Rechnung  der  verwandten  (jüngeren  ?)  Sage  von  Pterelaos  und 
Komaitho  gesetzt  werden^. 


•  Von  den  Worten  petens  praemium  nuptias  =  Ovid  92  praemiul 
nuüa  peto  nisi  te  an  bis  zu  Ende  unverkennbar.  Deshalb  ist  sein  hv- 
rioht  oben  zur  Reconstruction  von  Α  nicht  verwcrthet  worden. 

•  Bezeichnend  Tibull.  I  4,  (>3  carmine  purpurea  est  Nisi  cuma, 
8Ut.  Silv.  UI  4,  84  ua. 

•  Vgl.  Apollod.  II  51.  (JO  (Tzetz.  Lyc.  982).  Beide  stellt  neben- 
einander Ovid  Ib.  301 : 

neve  magis  pia  sit  capitique  parentis  amica, 
quam  sua  vel  Pterelae  vel  tibi,  Nise^  fuit. 
und  Dio  Chrysoet.  64,  341  W.  (ή  τύχη  6{δωσι)  ΤΤτ€ρίλ<;ί  κόμην  χρυσήν, 
Ν(0ψ  ιτλόκαμον  πορφυροΟν.  Diese  goldene  oder  purpurne  Ilaarlockt^ 
des  Helden,  welche  sein  Leben  und  die  Wohlfahrt  seines  Landes  ver- 
bürgt, ist  ein  alter,  in  mehreren  neugriechischen  Märchen  wiederkehren- 
der Zug.  So  schneidet  bei  Hahn  Griech.  Märcb.  II  2^<2  (Variante  au« 
Syra  zu  No.  65)  die  Mutter  aus  Liebe  zum  Drakos  ihrem  Sohne  dio 
drei  goldenen  Haare  auf  dem  Haupte  ab  (ähnlich  die  epirotische  Ver- 
sion S.  284  und  das  kyprische  Märchen  bei  Sakellarios  Κυπριακά  No.  8 ; 
mir  nur  aus  B.  Schmidts  Buch  bekannt).  Bei  B.  Schmidt  Griech.  Märch. 
Sagen  u.  Volkslieder  No.  11  (der  Capitän  Dreizehn)  hat  ein  König  drei 
Haare  auf  der  Brust  (die  Farbe  wird  nicht  angegeben),  die  ihn  un- 
überwindlich machen;  sein  Weib  verräth  ihn  um  Gold  und  schneidet  sie 
ihm  ab:  eine  merkwürdige  Parallele  zu  der  ältesten  Form  der  Skylla- 
•age  1>ei  Aeichylos  (s.  u.).  Auch  in  den  Sagen  und  Märchen  anderer 
Völker  —  an  Simson  erinnert  bereits  Tzetzes  —  kommt  Aehnliches  vor: 
Grimm  KM.  29  (mit  Anm.).  —  Dass  mit  dem  Verlust,  der  Locke  der 
Tod  des  Nisos  besiegelt  war,  wird  mehrmals  ausdrücklich  hervorge- 
hoben, 10  von  Paus.  I  19,4  (Localsage  von  Nisaia),  Schol.  Bern.  Verg. 
Ed  VI  74   Apollod.  III  210.    Corneliue  Gallus  spielt  V.  523  darauf  an. 


218 


Κ  η  a  a  ck 


Der  zeJtlicIieTi  Folge  imch  iet  nutimehr  das  Wandgemälde  von 
Tor  Maraiicio  (Helbij^  Führer  Ü  190f,  jetzt  bei  Skutecb  abge* 
bildet)  zu  nfTiTieiK  Skylla,  die  verbEngrniRsvolle  rote  f?)  Locke 
in  der  R.  Riebt  auf  der  Stadtmauer  und  blickt  mit  einem  Aus- 
druck, in  dem  «ich  Liebeesebneucbt  und  Melancholie  miecben^ 
nach  dem  Lager  des  Minoe  hinab  —  eine  Situation,  die  eowoM 
der  in  Α  vorauezuselzendeix  Seelenstimmung  ala  auch  der  in  der 
Ciriit  auegemalteD  angemefiAen  eracheint.  Etwas  mehr  läast  sich 
ans  dem  achönei)  pompejaniecheti  Wandgemälde  ersohlieseen,  da« 
Heibig  Denkmal,  und  Forp^^k,  tHilfi  Tflfp!  212  veröffentlicht  and 
Campan.  Wandgem.  No.  Ii137  folgendermaaeen  beechrieben  hat: 
'fn  einem  Gemaelie  eitxt  auf  einem  mit  grünem  Tnche  belegten 
Lehnsessel  ein  Jüngling^  Μ  i  π  ο  8 ,  mit  röthlicher  Chlamye  über 
den  Schenkeln,  einen  i^peer  in  der  L,  Ihm  gegenüber  steben 
zwei  weibliche  Gestalten,  eine  Alte  in  grünliobem  Chiton,  rötb- 
lichem  Mantel  nnd  Kopftuch^  offenbar  eine  Amme,  welcha 
beide  Η  ä  η  d  t'  i  ra  0  e  β  ρ  r  ä  c  b  zu  dem  Jüngling  er• 
bebt*,  und  ein  Mädchen  in  grauviolettem  gerötbetem  Gbiton 
mit  Ueberwurf,  mit  gelüBten  blonden  Locken,  8kylla, 
welche  mit  der  R*  dem  Mino«  die  rotbe  Locke  ihres  Vaters  dar- 
bietet Mino«  wendet  voll  Abscheu  das  Haupt  ah  und  erbebt 
abwehrend  die  R.  Hinter  peinem  Sessel  ragen  stwei  männliche  Fi- 
guren hervor,  die  eine  mit  Helm  und  Schild  bewehrt,  mit  ein- 
ander im  (ye&präcb  begriffen  ;  Spuren  einer  dritten  sind  über  ihnen 
sichtbar.  K.  ira  Bintergrunde  innerhalb  der  offenen  TbÜr  steht 
die  Wache,  mit  Helm  und  Schild,  sehr  zerstört ,  Die  Situation 
entspricht  genau  der  Schilderung  Ovide  88   ff. : 

per  medios  hastes  {meriti  fiducia  tanta  est) 
pervemi  ad  refjem^  quem  sie  adfata  ρ av entern  est: 
^suasfi  Amor  f'acinus:  proles  ego  regia   Nisi 
Sctflla  tibi  trado  patriaeque  meosque  petiates, 
praemia  nidla  peio  nisi  te :  mpe  pignus  amorla 
purpureum  crinem  nee  me  nunc  t rudere  crinemt 
sed  patrium  tibi  crede  cnputf^  seelerafaque  deaira 
mumra  pmreMt;  Minos  porrecfa  refugit  — 
aber  hier  fehlt  die  Amme;  sie  ist  wohl  absichtlich  weggelassen, 
um  den  Muth  der  *Verbrecherin  aus  Liebe*   stärker  hervorzuheben. 
Gebt  die   Diirstellung    auf  Partbenios   zurück?    In   der  CiHs   hilft 
ja    die     Dienerin,    nachdem    sie   dem    Mädchen    das    Gestlndniss 


I 

I 


1  Nur  die  K.  ist  aul  der  Abbildung  sichtbar. 


Helleniatische  Studien 


219 


» 


I 

I 


abgerungen    bat*    die    verruchte   Tbat    vollbringen,    mitbe wogen 
durch  eelbRteüchtige  Hoffnung  : 

reicht  qnod  mornia  Cressa  ffoudeat  (384); 
das  reicht  aber  bei  weitem  nicht  Βΐιβ,  dieee  bedeutsaine  Scetie 
tu  erlclilreTi,  Man  miieste  zu  der  immerhin  bedöBklichen  Annahme 
greifen,  dass  der  Bearbeiter  sie  unterschlagen  hat,  eine  Annahme, 
die  eich  durch  die  allerdings  auffallende  KtirKe  der  Erzählung 
^B6 — 388  noch  nicht  empfiehlt.  Andererseits  können  wir  une  die 
Pflegerin  bei  der  wichtigen  Rollen  die  sie  in  der  Cirie  Rpielt  ^, 
lebr  wohl  als  ünterhändlerin  zwischen  der  verliebten  Königs- 
tochter und  dem  feindlichen  Heereskönige  vorstellen.  Diese  Ver- 
handlungen aber  waren  in  Α  erzählt  ^  was  liegt  niiher  als  die 
Mitwirkung  der  Vertrauten  auch  im  letisten  entscheidenden  Mo- 
ment anzunehmen  ?  Ist  diese  Erwägang  richtig,  so  könnte  das  pom- 
pejanische  Bild  trotz  der  rothen  Locke  auf  Α  zurückgehen,  In- 
deaaen,  so  einfach  liegt  die  Sache  nicht»  vielmehr  kommt  noch  — 
«unächst  für  Ovid  —  eine  dritte  Version  (B)  in  Frage,  die 
flygin.  Fab.  198  überiiefert : 

Nisus, 

NistiS  Marik  ßliitSf  sive  uf  alii  dicunt  Pandhnis  (Deiofiis  verb. 
von  Muncker)  filiusy  re,p  Megarensium  in  capite  crinem  jmrpurfinm 
habuisse  dkitttr,  c  u  i  r  e  sp  ο  η  s  u  m  f  u  i  t  ί  am  d  i  u  eu  m  r  t- 
ffnaturunt  quam  diu  cum  crinem  c  u  st  ο  d  isscf, 
quem  Minos  lovis  ßlius  oppugnafum  cum  venisset,  α  Scilla  Ni.n 
filia  Vener  is  impulsu  est  amatus,  quem  tä  victorem  faceret, 
patri  dormienti  fafaleni  crinem  praecidif.  itaque  Nisus  nietus  α 
Mitioe  est.  cum  antem  Ifinos  Cretam  rediret,  cum  ex  fide  data 
roffavU,  ut  secum  arehereL  iUe  nepavii  Cr  den  sanetis- 
simam  t  a^if  um  sc  elu  s  recepfura  m.  Ufa  i^e  in  mare 
praedpitamt  j  ne  (ut  navem  M.  Schmidt)  persequeretur,  Nisus 
autem  dttm  ß'mm  persequitur,  in  avem  haliaiejetoft  (id  est  aquüam 
marinam)  convcrsus  est,  Sctflla  filia  in  piscem^  ci{r)rim 
quem  voc  ant.  hodieque  siquando  ea  avis  eum  piscem  natantem 
ctmspexerit^  mitiii  se  in  aquam  raptamqm  unguibus  dilaniaf. 

Mit  ihr  beginnt  bei  Hygin  eine  Reihe  von  Verwandlungs- 
sageii  (bis  206),  weiche  auf  hellenistische  Dichtungen  zurück- 
zugehen scheinen.  Die  Erzählung  ißl  nicht  ganz  einheitlich,  wie 
die  genealogische  Variante  zeigt,  auch  sonst  sind  Zusätze  nicht 
ADageechlossen,    aber    als    G^  α  η  ζ  e  β   beansprucht    sie    nicht  nur 

^  Ura  80  auffallender  ist,  dass  sie  nachher  ganst  verschwindet. 


sao 


κ  η  ft  Ä  c  k 


we^en  der  ganx  singulären  Metamorphose  '  oneer  InteresBe,  τη- 
mal  da  ihr  Werth  iieuerding«  beBtritten  worden  iet.  Seitdem  M» 
Schmidt  eine  weilgehende^  durch  die  ganze  Sammlung  eich  hin- 
ziehende Benutzung  der  Metamorphoden  Ovide  zum  Theil  mit 
Recht  vermuthet  hati  hetracbtet  man  alle  Uebereinetimmimgen 
aJe  Interpolationen.  Und  so  läent  in  uneerm  Falle  eelbet  ein 
β  orgfaltiger  ForRcher^  wie  R.  Eliwald^  die  Worte  patri  dormienti 
fatalem  crin^m  praecidlt  aue  Ovid  entlehnt  sein  (xn  B5),  Das 
trifft  nicht  zu:  fataHs  crtnis  ist  üebereetzung  dee  μόρσιμος  πλό- 
καμος, nnd  die  eonstigen  Bcheinharen  Entlehnnnger.  find  in  Wahr* 
heit  keine-,  Tm  Gegentlieil:  wie  schon  Kalkmann  p.  91,  2  be- 
merkt hat^  weicht  Hygin  in  verschied enen  Punkten  ab  oder  bietet 
mehr  äIr  Ovid ;  er  kennt  den  Orakelsprach,  eine  besondere  Mo- 
tivierung der  Liebe  Skyllai»,  giebt  eine  abweichende  Verwandlung 
Dazu  kommt  nocb  die  Andeutung  des  Eheversprechene ;  dieser 
Zug  ist  vielleicht  aus  einer  anderen  Qaelle  hinzugesetzt.  Wer 
ohne  vorgefasste  Meinung  das  Kapitel  üeet,  nndet  eine  im  ganzen 
wohl  abgeschloRsene  Erzählung :  es  ist  ein  Auszug  des  in  der 
Cirie  beiläufig  erwähnten  Gedichtes,  das  auch  Ovid  für  seine  Dar- 
stellung verwertbet  hat.  lienn  nicht  nur  stimmen  die  Worte  des 
zürnenden  Minos  97  : 

Di  te  summoveanty  ο  nostra  infamia  saecliy 
orbe  suOy  telhisquc  tibi  pontusque  negeturl^ 
certe  etfo  non  f^iar  I ovis  inctt nabulüf  Creten^ 
qui  mms  est  orbiSt  tantum  contingere  monstrum 
durchaus  mit  Hygin  iibereiu,  sondern  auch. das  Folgende  UM— 103 
und  besonders   142: 

vis  dkterat,  inmlU  imdis 
consequUnrque  rafes  faciente  euptdine  vires 
Gfwsiacaeqtte  huerei  comes  insidiosa  carinae 
entspricht  ganz  der  iSituation  in  B,  hierin  völlig  abweichend  von 
Α   und  C  (Parthenios).    An  diesem  einigermassen  gesicherten  Er- 
gebniss  wird   man    fefithalten  dürfen  ;  umsomehr  ist  zu   bedauern, 
dase   sich    aus   den    allgemeinen  Angaben    des  Mythographen  für 


1  Ausser  der  srelegentlichen  Erwähnung  in  der  Cirie  484  ff.  kommt 
sie  nur  noch  bei  Serv.  Verg.  Aen.  VI  28*i  vor:  nam  et  %Ua  NiH  i»«ctm- 
dum  oliGS  in  avem  coni^ersa  ist^  secuitdum  alios  in  piseem. 

'  Zu  dem  letxten  Worte  dilaniat  bemerkt  Schmidt  Imiiard  Oind. 
l  €.  147,    Aber  hier  steht  laceraret, 

^  Diee  ist  von  Ovid  hinzugefjetÄt,  um  bereits  auf  die  150  (nach 
C)  ersftblte  Verwandlung  hinzuweisen. 


Hellenistische  Studien  2dl 

die  früheren  Momente  der  Erzählung  kein  deutliches  Bild  ge- 
winnen läset.  D  i  e  Skylla,  wie  sie  Ovid  zeichnet,  selbständig  pla- 
nend und  handelnd,  scheint  mit  der  durch  die  LiebesgÖttin  ( Ve- 
neria impulsu)  zum  Entschluss  getriebenen  nicht  unvereinbar  zu 
sein,  aber  ein  Entscheid  ist  unmöglich. 

Während  Β  für  sich  steht,  gehen  Α  und  C  Hand  in  Hand. 
Nach  dem  bisher  Ermittelten  darf  man  annehmen,  dass  Parthe- 
nioe  auch  in  diesem  Falle  der  Entleiber  war:  er  entnahm  also 
die  Schleifung  durch  das  Meer  und  die  daran  geknüpfte  Etymo- 
logie des  Οαρωνικός  κόλπος  der  älteren  Vorlage  ^  Diesen  für 
Λ  and  C  wohl  bezeugten  Umstand  hat  der  lateinische  Bearbeiter 
übergangen;  um  so  breiteren  Raum  nehmen  die  ergreifenden 
Klagen  der  Betrogenen  ein,  die  wohl  schon  in  C  standen^.  Ueber 
Α  wiesen  wir  nichts,  Ovid  lässt  (nach  B?)  die  Enttäuschte  der 
entweichenden  Flotte  nachrufen  und  trifft  ein  paar  mal  in 
unwesentlichen  Einzelheiten  (Ov.  109  «χ»  Cir.  428,  Ov.  127  «v*  Cir. 
418  ff.)  mit  Gallus  zusammen  ^  Was  endlich  die  Verwandlung 
Skyllae  betrifft,  so  gehen  die  drei  Versionen  völlig  auseinander. 
Schon  vorher  scheiden  sich  Α  und  C.  Für  die  in  C  erzählte 
Metamorphose  war  der  Ort  belanglos  —  daher  geht  die  Fahrt 
bis  auf  die  Höhe  von  Kreta  (Cir.  477)  —  das  θηρίον  dagegen 
bedarf  einer  festen  Localisierung.  Der  Punkt,  wo  die  Verwand- 
lung geschah,  lässt  sich  angeben  :  es  ist  das  Vorgebirge  Σκύλ- 
λαΐον  bei  Hermione  am  Ausgang  des  saronischen  Golfes,  auf 
das    auch  in  der  Cir.  472    angespielt   wird.     Hier    wurde    noch 

^  Die  recht  ausführlich  gewesen  zu  sein  scheint,  wie  aus  dem 
Enripidesschol.  zu  ersehen  ist:  καΐ  μ€τά  τό  παραλαβών  τήν  πόλιν 
{λαβεν  αυτήν  επάνω  τοΟ  πλοίου  καΐ  ίδησεν  αυτήν  εΙς  τό 
πηδάλιον  (β.  ο.)  καΐ  έν  τ^  θαλασσή  καθήκ€ν  καΐ  έμεινε  συρομένη  έν 
αυτή  κτέ.  Die  Variante  bei  Tzetz.  κρεμασθεΐσα  τής  πρώρας  statt 
πρύμνης  ist  nur  ein  Versehen  des  Berichterstatters. 

*  Vielleicht   ist  Fr.  34  Mart.  ώ  έμέ  τήν  τά  περισσά    hierher   zu 
ziehen.    Gallus  hat  ausserdem  die  Klagen  der  verlassenen  Ariadne  bei 
CatuU  stark  benützt,    üeber  die  Betrachtuugen  des  Minos  s.  o. 
"  Grösser  ist  die  üebereiustiramung  zwischen  Cir.  190: 

Nise  paier,  cui  direpta  crudeliter  urbe 

vix  erit  una  super  sedcs  in  Utrribus  altiSy 

fessus  ubi  extnicto  possis  consüUre  nido, 

tu  quoque  avis  metuere:  dahit  tibi  filia  poenas 
und  Ovid.  12ό:  ex  ige  poenas 

Nise  pater,  gaudete  Malis  modo  prodita  nostris 

moenia  — 
Liegt  für  beide  Parthenios  vor? 


222 


später  das  Grab  Skyllae  ge^eigti    wie  bis  auf  den  Soliluae  über4 
[l    373    (daraus    Eustath.  Dion.   Per.  420 " 


eiiietimiDeud    Strak    Vlll    37. 

a,  E.)  und  Paaean.  11  34,  7   berichtei) 

Strabo 
To  bk  Οκύλλαιον  τό  έν  Έρμιόνΐ}  .  .  . 
ώνομάσθαι  φααίν  άττό  €κύλλης 
της  Νίσου  θυγατρός»  %  έ£ 
έρωτος  τΓροί)οοσαν  Μίνψ  την 
Νίσαιαν  κατατιοντιυθήναί 
φ  α  σι  ν  ύπ*  αυτού,  b  €  υ  ρ  ο  h* 
έκ  κυμανθέίσα  ν  ταφής  τυ• 

Χ€ΐν. 


Pauflan. 
.  .  .  Οκυλλαΐον  (sie)  άττό  της 
Νίσου  καλούμενης  θυχατρός.  ύις 
γαρ  hf]  την  Νίσαιαν  ο  Μίνιος 
και  τα  Μ€γαρα  ctXev  εκείνης 
ττροοούσης,  οοτε  γυναίκα  ^Seiv 
αυτήν  Ιτι^φασκ€ν  καΐ  πρόσε- 
τα£ε  τοις  Κρησιν  ^κβάλ- 
λ£ΐντήςν6ώς•  άποθανού- 
σαν  5έ  άτΐ€ρριψ€ν  ές  την 
άκρανταύτην  6  κλύϊϊοιν. 
τάφον  bk  ουκ  άιτοφαίνουσιν 
αυτής,  άλλα  ττέριοφθήναι  τόν 
νεκρόν  φασι  διαφορηθ^ντα  ύττό 
ταιν  έκ  θαλάσσης  όρνίθυαν. 
Natürlich  verdieDt  Strabo  allen  Glauben:  die  gegeutbeilige  An- 
gabe hat  Paueaniae  oder  sein  Gewährsmann  alleio  zu  verautworten  *. 
An  diese  obHcure  Localeage  nun  knüpfte  der  nubekiinnte  helle - 
luetische  Dichter  an  und  wagte  es,  die  Epouyme  von  Οκύλλαιον 
dem  homerischeD  ττέλωρ  κακόν  gleiclizueetzen  (falls  er  nicht 
bereite  eine  alte  Sage  kannte):  das  war  bei  dem  fast 
kanouischeu  Ansehen  Homere  eine  Neuerung,  die  Anfeehen  erregte 
und  Nachahmung  faud^.  fieewegen  echilt  ihn  Cornelius  Gallus  in 
den  zu  Anfang  angeführten  Versen  einen  malus  auctor,  den  er  aus 
dem   Maeoniden    zu    witlerlegen    versucht '^     Denn   dasH    hier  die 

*  üubi'greiflißherv^^piBe  wollen  Hitzig-Bh'imner  (Paiisau.  Bd,  11  644) 
im  atraboni^chen  Text  vor  τυχείν  ein  ού  einachiehen,  imr  Fauf^anias  jtu 
Liehe.  Dii-  gemeinsame  ratitmalisÜBch  gefärbte  Quelle  w:vr  wohl  eine 
Localperiegeie,  die  eine  itiernlich  junge  Gestalt  der  Sage  bot.  Da!» 
Werfen  ins  Wasser  auch  bei  dem  Sohol.  Beru.  Verg,  EcL  Vi  74,  der 
sonst  die  Vulgata  giebt.  Apüllod.  III  210  erstählt  die  Sage  in  bekannter 
Weist',  zum  Schlues  heisst  es  Mtvmq  bi  Μ€γάρων  κρατήσας  καΐ  τήν  κό- 
ρην  τής  πρύμνης  τιην  ποδών  έκδήσας  όπορρύχιον  έποίηΰε,  das 
scLeint  Contamination  der  von  AC  befolgten  und  der  raiionalistisohen 
Version. 

-  Die  complures  rnngtii  poetat  sind  wohi  unter  den  hellenistischen 
Dichtern  /u  suchen. 

"  Ihm  folgt  Vergil  Ed.  VI  74 
ipitd  hquar  aut  Sciilfam  Nish  quam  fama  iecuia  est  eqi. 
mit  leii»er  Aenderung. 


Hellenistische  Studien  223 

eigene  Kritik  des  Gallus  vorliegt,   erhellt  aus  dem  Zusammen- 
hang: Partbenios,  der  die  Odyssee  für  "Kotli*   erklärte,  wird  wohl 
andere  geurtbeilt  haben.     Mit    dieser  Thatsache    müssen  wir  uns 
begnügen:    dass    auch    sonst   noch   Abweichendes   in  Α   zu  lesen 
war,  liegt  wohl  in  dem  Ausdruck  dubiis  erroribusK     Vorbildlicb 
für   den    hellenistiechen  Dichter    scheint    die  bereits   von   Hedyle 
(Athen.   VIL  297b)  bearbeitete    anmuthige    Sage  von  SkyUa  und 
Glaukos  gewesen  zu  sein-. —  Etwas  näher  berühren  sich  Β  und 
C:  beide   lassen    den  Vater   der  Jungfrau  in  einen  Seeailer  ver- 
wandelt werden,  und  Β  schihlert,  wie  noch  aus  dem  Auszuge  zu 
erkennen,    recht   anschaulich    das   Uerabstossen    des    Raubvogels 
auf  seine  Beute,  den  Fisch  κίρρις*^.    Diese  Verwandlung  Skyllas 
wird   beiläufig  erwähnt  und  zurückgewiesen  in  der  Ciris  484: 
sed  tarnen  aeternam  (^)  squamis  vestire  puellam 
mfulosque  inter  tcfieram  committere  pisces 
nou  statuit  (fämmm  eet  avidum  pecus  AmphUriks)^ 
was  schon  451  angedeutet  war: 

aequoreae  pri^tea,  inmau'ia  corpora  pimti 
undique  conveniunt  et  ylauco  in  yuryite  cirvum 
verbere  caudarum  atgue  oria  miniianlur  hiatii. 


^  Weitere  Schlüsse  zu  xiehen,  mag  einer  anderen  (lelegenheit 
vorbehalten  sein.  H.  Steudinj?  'Skylla  ein  Krake  am  Vorgebirge  Skyl- 
laion,  Jahrb.  f.  Philol.  l.s'j.i,  Ih^  ft".  hat  aus  anderen  Erwägunpon  diese 
Localisierung  als  die  ursprüngliche  angenommen.  Die  von  ihm  ver- 
schmähte Etymologie  von  σκύλλ€ΐν  ^cexasnt  Cir.  (iü)  scheint  in  Λ  ge- 
standen zu  haben:  τήν  οίκείαν  φύαιν  μ€τέβαλ€ν  ούοαμώς  bemerkt  der 
Scholiast  zu  Eurip.  Vgl.  auch  Tümpel  Berl.  phil.  Wochenschr.  Ib95, 
993  11".  Sie  fehlt  bei  Schmidt  (Koschers  Lex.  III  Sp.  ί),•{4).  Es  gab 
auch  ein  Grab  der  Kirke  auf  einem  der  Φαρμακοϋσσαι  genannten  In- 
selchen bei  Salamis  (Strab.  IX  .'^9')).  An  dem  sikelischcn  Οκύλλαιον 
und  seiner  Bewohnerin  übt  noch  Prokop.  de  bell.  Goth.  III  27  -—  er 
nennt  sie  τό  θ  η  ρ  ι  ώ  &  €  ς  γύναιον  —  eine  des  InteresHes  nicht  er- 
mangelnde Kritik. 

3  Vgl.  Kohde  Rom  124,  2;  Leuschke  aaü.  p.  ;W— 41.  Wascr 
S.  37  ff. 

■  Etym.  M.  p.  515,  14  κίρρις  6  Ιχθύς,  έπ€ΐδή  κιρρός  έστι  τήν 
χροιάν(?).  Κ€ρ1ς  δέ  διά  τό  e.  In  der  Lilteratur  kommt  er  in  dieser 
Form  nur  bei  Oppian  Hai.  1  128  (κίρρις)  und  III  iss  ικιρρίδα  [sie]) 
vor,  nach  den  Angaben  Schneiders  bieten  die  Hss.  σκίρρις  und  σκιρρ(δα. 
Nach  diesen  Zeugnissen  wird  man  auch  bei  Ilygin  cirri^  schreiben  müssen. 
Die  Form  Κ€ρίς  scheint  verschrieben  für  κηρίς,  was  Diphilos  (Ath.  VIII 
•'fö5c)  einmal,  Alexandros  von  Tralles  mehrfiich  anführt  (Schneider  zu 
Oppian  I   12«  [Strassb.  177i5J)  —  wtMin  derselbe  Fisch  gemeint  ist. 


2S4 


Es  liegt  kein  Grund  vor  dieeeii  gelegentlicheo  Seitenblick  auf  einen 
diciiterieclien  Vorgäoger  mit  der  etwas  schwächlich  ausgefallenen 
Kritik  dem  Parthenios  abzuBprerbeii:  die  Verwandtschaft  der  Na* 
men  κίρρις   und  κεϊρις^  sowie  die  yon  beiden  in  äholicher  Weise 


1  Was  fiir  ein  Voipel  gemeint  war^  darüber  war  man  sich  bereits 
im  Älterthum  nicht  kl&r;  ebenso  schwankt  die  spraehlicho  Form.  Die 
richtige,  indirect  von  Ovid  bezeugte  Farm  (150  vocatur  Ciris  et  α 
ienso  ent  hoc  nmnen  atUpia  capillo)  giebt  Hesych.  κ€ΐρις.  öpveov 
Upa£,  ol  b^  αλκυόνα.  Eine  Spur  des  Richtigen  Hegt  vielleicht  noch  in 
dem  Comment.  zu  Ovid  Met,  VIll  Fab,  1  (falecblicb  LactantiuB  PlaoidtJB 
genannt)  vor;  —  in  mlticrem  krinen  (ao  M,  für  KClpiv?)  iraruifigurata 
est.  Ein  anderer  Artikel  bei  Heeych,  κ1(ρίρις"  λύχνος,  Ö  ρ  νέον  ή  'Aöui- 
νις  ivgL  κύρις)  iat  atark  verkürzt,  wie  Ftym.  M.  515,  14  zeigt:  κ{ρρις  * 
clZ^oC  Ιέρακος.  όμοίυις  bi  λίχεται  ό  Ά^ωνις  (fehlt  bei  Meister  Griecb. 
Dial.11301)  im  Kypriechen  Regieter),  παρά  Λάκωσι  bi  ό  λύχνος.  Diese 
Form  wurde  mit  κίρκος  zosammeugebracbt:  Corp.  glose.  latin.  Η  Κκ) 
Circum^  Ιίρακα.  Ιοτι  bi  opveov  μ€ταβληθε£σης  τής€κύλλης 
τ  ή  ς  Ν  ί  ο  ο  υ  ( Muncker :  νήοου  cod.),  Μ^χαρέυας  (Μίγαρέαιν  cod.), 
Νοηη.  Dioii.  XLII  535,  bei  dem  der  άλιαίετος  dem  κίρκος  die  Beute 
abjagt  ρ  folgt  dieser  Deutung.  iSie  iet  indessen  ebenso  falech»  wie  die 
der  Humanisten  auf  das  Eebhuhn  (Julius  Sabinus  bei  Heyne  Einleit,  z, 
Ciris]  oder  auf  die  Haubenlerche  (Micjllus  zu  Ovid  151),  denn  Parthe- 
nios  hat  jedeufalle  einen  Wasservogel  gemeint,  wahrecheinlich  eine 
Keiherart,  was  bereits  Scaiiger  vermuthet^  Koscher  (Myth.  Lex.  111  431  f.) 
naher  zu  begründen  versucht  hat.  Uud  zwar  passt  das  am  meisten 
hervorBteeheude  Merkmal,  der  rothe  vom  Scheitel  auegebende  Scliopf, 
auf  deo  Kuhreiher,  Bubulcus  Ibis  (Ardea  bubulcus)^  eiue  in  Aegypten 
gemeine  Species,  die  von  dort  aus  öfter  Südeuropa  besucht  (Brehm 
Thierleben  IV  705 f).  Wenn  Koscher  diese  mit  der  tu  Griechenland 
(nebtin  Ardea  cineraria)  häutigen  iSpecies  Ardea  purpurea  (Δ,  Mommseii 
Griecb.  Jahreszeiten  111  182)  identiticiereu  will,  so  irrt  er:  die  ausge- 
zeichnete Abbildung  und  Beschreibung  in  dem  mir  durch  die  Güte 
meines  Collegen  überL  W.  Müller  zugänglich  gemachten  Hauptwerke 
über  die  Vögel  Mitteleuropas,  Naumann  Naturg.  d.  Vögel  VI  218—225 
(der  neuen  Bearbeitung)  erweisen  eine  völlig  verackiedene  Art,  Aber 
nicht  alle  Züge  passen  auf  den  geselligen  und  verhältnisämässig  zu- 
traulichen Kubrciher^  das  einsame  Hausen  und  die  Feindächaft  mit 
anderen  Vögeln  stimmt  eher  zu  dem  gemeinen  Heiher  (Brehm  1395, 
Naumann  1%J.  Die  Verfolgung  durch  den  Seeadler  ist  sonst  ge- 
rade nicht  bezeugt,  doch  hat  Brehm  4H0  dies  an  dem  afrikanischen 
Schreiseeadler  beobachtet.  Auch  in  der  πώυγΕ  (Anton.  Lib.  5)  oder 
φϋϋυΕ  (Ps.  AristoL  bist.  au>  IX  18)  wollen  mauche  Erklärer  eine  Reiher- 
art (Ardea  stellaris  (Rohrdommel)?  purpurea?  iiyctieorax  ?  Sunde vall 
Thierart»  de•  Aristot.   151,  vorsichtiger  Aubert-Wimmer  1  111)  tinden; 


I 


Hellenistische  Studien  225 

and  recht  aaeführlich  erzählte  Verwandlungsgeschichte  am  Schlüsse 
weieen  anf  Beziehungen  zwischen  Β  und  C,  die  im  Einzelnen 
leider  nicht  mehr  festzustellen  sind  ^.  In  C  ist  die  Metamorphose 
mit  besonders  liebevollem   Eingehen  geschildert. 

Damit  ist  über  Α  und  ß  gesagt,  was  irgendwie  zu  er- 
mittein war.  Bevor  wir  von  diesen  Abschied  nehmen,  sei  noch 
ein  Blick  auf  die  kunstvolle  Verknüpfung  der  drei  Sagenformen 
bei  Ovid  geworfen.  Von  der  Dichtung  Α  ausgehend  und  sie  in 
sinzelnen  Zügen  nachahmend,  setzt,  wenn  das  oben  Dargelegte 
richtig  ist,  mit  89  Β  ein;  die  langen  Klagen  der  Verschmähten 
klingen  an  C  an,  auf  dessen  Version  V.   140 

puppimque  amplexa  recurvam 
per  freta  longa  trahar 
deutlich  hinweist.  Wieder  folgt  er  B,  aber  die  Verwandlung 
(mindestens  Skjllas)  wird  im  Anschluss  an  C  erzählt^).  Und 
fiberall  hat  die  grosse  Kunst  des  Erzählers  die  Fugen  des  aus 
drei  Vorlagen  zusammengesetzten  Berichtes  ho  geschickt  ver- 
itrichen,  dass  der  Leser  zunächst  eine  einheitliche  Geschichte  vor 
sich  zu  haben  glaubt:  erst  die  Analyse  vermag  die  Bausteine 
aoezuBondem.  Welche  Perspective  auf  die  Quellenforschung  diese 
Erkenntniss  eröffnet,  soll  hier  ebenso  wenig  erörtert  werden,  wie 
die  jüngst  mit  ungleichem  Erfolge  behandelte  Frage,  ob  der 
Dichter  diese  .Versionen  bereite  in  einem 'Handbuche'  zusammen- 
gestellt fand^ 


die  daran  geknüpfte  Greuelgeschichte  (Puuly-Wissowa  llealencyklop.  u. 
Balis)  gehört  aber  schwerlich  hierher.  —  Wenn  andere  bei  Ilesycli.  in 
der  κείρις  einen  Eisvogel  erblickten,  so  soi  an  die  von  Boios  behan- 
delte ephesische  A^olkssagc  (Ant.  Lib.  II)  erinnert,  wo  Pandareos  zum 
άλιαίετος  wird,  seine  (iattin  zum  άλκυών,  beide  »ind  den  Siriiiffern  gute 
Wetterpropheten  (vgl.  Diouys.  Όρνιθ.  II  1).  Nahm  Parthenios  darauf 
Bezug? 

^  Der  im  Wortlaut  fast  stimmende  Orakelspiuch  beweist  nichts, 
da  er  auch  in  Α  stand:  er  gehört  zu  den  festen  BestandtheiltMi  der 
megarischen  ISage.  Neben  der  wohlverständliehiMi  Motivierung  der  Liebe 
FiCnm/»  impuhu  erscheint  der  bei  dem  Ilcrafeste  })efrangcnc,  im  Ein- 
zelnen noch  ganz  unklare  *  Frevel*  verhältnissmässig  liarmlos,  aber  ein 
Vergleich  ist  nicht  mehr  möglich. 

*  Mit  eigenartiger  Prägnanz  fassät  Kuiil.  Namatian.  de  red i tu  II 
54  die  Verwandlungen  beider  zusammen: 

Niseum  crinem  flere  puUintur  accs 
wohl  nach  Ovid,  der  im  Vorliorgehenden  berücksiiihtigt  JHt. 

■  Dag  läfist  sich   für  Η  und  C  vorrnnthen,  dn  der  sog.  Interpnlator 
Rhein.  Mq>.  f.  Philol.  N.  F.  LVII.  15 


9M 


!  naftck 


Es  bleibt  iiuch  einiges  über  Partbenioe  zu  sagen  übrig. 
Seine  Abliängigkeit  von  den  Vorgängern  iet  im  Lnufe  der  Unter- 
sncbung  zur  Sprache  gekomnieo»  hier  eollen  die  bereite  kurz  er- 
wähnten Motive,  durcli  deren  Einführung  er  dem  allbekannten 
Sagenetoffe  neuee  Interesee  zu  verleihen  versucht  hat^  auf  ihre 
Herkunft  hin  geprüft  werden. 

Für  die  Belagerung  der  Stadt  Megara  durch  Mino«  gab  die 
verbreitete,  bei  Apollodor  und  Ovid  vorliegende  Tradition  die 
Ermordung  des  Ändrogeoe  an  ;  in  der  Ciris  bekriegt  der  Kreter- 
könig  die  Stadt,  weil  »ie  die  Zuflachtestätte  des  flüchtigen  Po• 
lyidoe  geworden  ißt,  Dur  ist  sonst  nirgend»  überliefert,  wobl 
aber  kennen  wir  einen  Aufenthalt  des  iieliers  in  Megara^  und 
dürfen  ein  Zerwürfniss  zwischen  ihm  und  Minoa  bei  den  Tra- 
gikern, vornebuilicb  bei  EuripideH^  annehmen^.    Hier  wird   mega- 


Servii  z.  Verg.  Ecl.  VI  74  aue  ab  η  lieh  er  Quelle  folgendes  hat:  Postea  Η 
Sc^Ua  α  Minoe  contemptn  [cei]  dolore  [qitod  contempta  esset  (Aß)  rel 
(quod)  quofti  parrkida  α  Minoe  (fd  puppim  religata  tracta  dt  (C)  wi 
av^m  drim  conOtrsa  est(Q}\.  Die  bisherigen  Untersuchungen  von  Plaehn 
(de  Nicandro  uliisque  poet.  gr.  ab  0?idio  in  met.  conscr,  adhib,  Hal- 
lenter  DIbb.   \SS2}  49  sq.  und  Leuschke  p.  56  genügen  nioht« 

1  Um  den  Alkathooa  wegen  des  Todeclilagi  «eines  Sohnes  Kalli- 
polis  {PauB.  I  42,  G)  zu  entsühnen  (ebd.  43,  5), 

a  Eurip.  Polyid.  Fr,  Ul,  t>43.  ίϊ44.  Welcker  Gr.  Trag.  II  772. 
Schon  in  den  Kreterinnen  de»  Aeschylos  wurde  dem  Seher  der  härteste 
Toii  aoiiedrob^  falle  Welcker  Frg.  118  richtig  gedeutet  hat.  Auf  eine 
tragische  ^ιήσις  geht  eine  bisher  übersehene  Aaspielnng  im  zweiten  an• 
geblicb  platonischeo  lirtefe  (tlpistologr.  graec.  p.  4ί)3) :  πέφυκ€  Ευνι^ναι 
€ΐς  ταύτό  φρόνησίς  τ€  καΐ  ούναμις  μεγάλη,  καΐ  ταϋτ*  Οίλληλ'  acl 
οιώκ€ΐ  καΐ  ίητ€ΐ  καΐ  Ευγγίγνίται,  dafür  werden  liiatorische  Belege  ge- 
geben ^  καΐ  ^ή  τσΰτα  μιμούμενοι  ο  Ι  π  ο  ι  η  τ  α  Ι  Κρέοντα  μέν  καΐ 
Τειρεσίαν  συνάγουοΐ,  ΤΤολύει&όν  τε  καΐ  Mivm,  'Αγαμέμνονα  Μ 
καΙ  Νέστορα  κσΐ  Όουοαέα  καΐ  Παλαμήδη  .  .  ,  τοΟταιν  δέ  τους  μέν  εΙς 
οιαφοράν»  τους  b*  εΙς  φ» λίαν  άλληλοις  ίόντας,  τους  bi  τοτέ  μέν 
ε  ί  ς  φ  ι  λ  ί  α  ν,  τοτέ  5'  ε  Ι  ς  6  ι  α  φ  ο  ρ  d  ν,  καΐ  τά  μέν  όμονοοοντας, 
τά  δέ  διαφερομένους  (Jbouoiv.  Aganiemnun  imd  Nestor  gehen  wohl  auf 
die  Iliaa  (A)^  die  übrigen  Paare  Pind  Sprecher  tragischer  ζήσεις  in  der 
Antigene  und  dem  eunpideischen  Palamedea,  und  so  werden  auch  wohl 
Polyidoe  nod  Minoa  aus  dem  Polyidos  des  Etiripidea  i^tammen ;  jeden* 
falls  war  dies  Drarna  bekannter  als  die  Μάντεις  dos  Sophokles  und  die 
Kreterinnen  des  Aesohylos.  Wenn  Clem,  Alex.  Strom.  1  399  P,  in  einer 
Aufzählung  berühmter  Seher  anführt  Πoλm^ός  τε  έν  Άργει  καΐ  έν 
Μ  €  γ  d  ρ  ο  ι  ς,  ού  μίμνηται  ή  τ  ρ  α  γ  ψ  1>  t  α,  βο  darf  man  die  letzten 
Worte  nicht  pressen  (vgl  Änm,  Ij.  In  Unfrieden  seheidet  Polyidoe 
von  Kreta  nach  Apollod.  Ill  20. 


I 


I 


I 


I 


HelleniBtieche  Η  tu  dien 


$27 


» 


1 

I 


ieohe  Ueberlieferung  vorliegen.  DeriD  das«  der  Verfasser  mit 
er  localen  Sage  wohl  vertraut  war^  beweist  die  ganz  aiisge- 
ßuchte  Nachricht  von  dem  Atifeullialte  des  Melampus^  und  die 
KOHfltigen  eine  periegetieche  Quelle  vor  au  β  setzen  den  Angaben  über 
Stadt  und  ümgebang.  Die  früher  angeftihrten  V'erse  105 — 109 
Htimmen  fast  wörtlich  Biit  Paua,  1  42,  2  τότ€  bfc  αύται  (Al- 
kftthooB)  τειχίίοντι,  ώς  φααιν  οι  Μεγαρείς,  σιινεργάίεταί 
τ€  Άττόλλαιν  (lOij)  καΐ  την  κιθάραν  κατ€θηκ€ν  Ιπϊ  τον  λίθον 
f\v  hi  τύχη  βαλών  τις  ψηφϊοι,  κατά  ταύτα  ούτος  τ€  ήχησε  και 
κιθάρα  κρουσθ€Ϊ0α  (107.  108)^,  ferner  enteprechen  die  Verae 
4fi5  ff.r 

praeter if  abrupias  Scirunis  protinus  arces 
infesiumque  suis  dirae  f  estudinis  exii 
spelaeum  mulfoque  ernentas  hospiie  caufes 
der    Angabe    bei   Paus.  1  44.  8    τάς    bk  .   .  voμίεoucFιv    εναγείς 
8©»  π^τρας)τ  6τι  παροικών  0φίαιν  6  CKipuiv  6πόσοις  τών  £€vujv 
ίττετύγχανεν    ήφιει    (Τφάς    ές    την    θάλασσαν,     χελώνη    bk 
^_4τιενήχ€Τ0  ταϊς    ττετραιςτούςέκβληθενταςάρ- 
^ΙτάΖείν  .  .  .    (vgl.  Kalüm.   (Hekale)    Fr.    378).       Wir   müeBen 
ans  begnügen,  die^e  UebereinsHmraiingen  zu  notieren;  jede  weitere 

il  1  Cir,  tl2  hospitio   qnod   ae  ΛΊ^ί  Pol^do»  auito  .  .  .  itxerat 

"Würde  streng  genommen  auf  Abas  (Paus,  I  4H,  5)  zu  bezii^heii  ββϊπι  da 
dieser  aber  inytliologiach  kaum  in  Betracht  kommt,  «o  muea  Melampus 
gemeint  sein,  der  allerdinge  nicht  filr  Megara  selbat,    sondern  nur  für 
^H  Aigosthena  bezeugt  tat  (Paus.  I  44,  5  und  die  inschriftliehen  Zeugnisse 
^■bei  Koscher  II  2512),     üebrigena    benutzt    der  Gewäbramanii    des  Par- 
^^  Ihenios    eine    abweichende  Königeliste,    was  K.  Seeliger  Alkathoofi  und 
die  megariache  Königaliste  (Featscbr.  f.  Overheck  S.  ίίίί;  nicht  genügend 
hervorhebt.     Dase  in  dieser  ganzen  Partie  voll  nungesuchter  Gelehrsam- 
keit Parthenioa  selbst  vorliegt,    zeigt  V.   113,    der  bereits  von  Scaliger 
mrüclcü hersetzt  ist: 

Καρπάθιον  φεύγιυν  (Xciirujv  Seal  j  καΐ  νάματα  Κοΐφάτ€ΐα. 
^  Derselben  öeberlieferung  (oder  di^m  Pürthenios?)  folgt  der  uu- 
*  bekannte   Dichter    Änth,    Plan,  279    (€Ϊς    τόν    iv    (ν\€τάροις    κιθαριστήν 
OV): 

Τόν  με  λίθον  μέμνησο  τόν  ήχή€ντα  ιταρέρττιυν 

Νισαίην  Οτε  γάρ  τύρσιν  έτ€ΐχο&όμ€ΐ 
*Αλκάθοος»  τότ€  Φοϊβος  έττοιμαοόν  ήρε  δομαΐον 

λάα  Λυκωρίίην  άνθίμ€νος  κιθάρην. 
ίνθεν  έγώ  λυροοιδός,  ύποκρούοας  bi  με  λίτττή 
χερμά&ΐ  τόν  κόμπου  μαρτυρίην  κόμισαι. 
jüebrigeus  ist  dieser  alte  Ruhm  Megaras,  den  acliori  Theogn,  773  kennt, 
[nur  ein   Reflex  des  thebaniachm  Maoerliaui  dnrch  Amphioti  and  Zethoa, 


22β 


Κι 


lek 


Vermuthung  über  die  Quelle  des  Partlienioe  wäre  auesicliteloe* 
Aber  die  TbateaöLe  sei  L•eΓvorgeb<Jbeπ,  dase  aacb  einer  der  letzten 
Vertreter  bellt^iißtiecber  Dichtung ,  eigene  Kriinduiigen  ver- 
schmäbenil*  auf  die  gute  locale  üeberlieferung  zurückgreift  —  dae 
iBt  der  iMtifliiBt!  de«  Kallimacbeiscben  άμάρτυρον  ού6έν  aeibuj*. 
Hiebt  zufrieden  mit  diesem  Zuge  bat  der  Diobter  noch 
eiuen  zweiten  eingeftibrt,  den  er  an  die  Pereon  Karmes, 
Pflegerin  Skyllae,  anknüpft: 

287  ύ  Herum  nostrae  Mims  immice  senectae, 

semper  ui  aul  oUm  natae  te  propter  eundem 

aut  amor  insanae  luetum  portaret  alumnae! 

iene  ego  tarn  lan^e  capia  atque  amcta  nequivit 

famgrave  ser Vitium,  tarn  duros  passa  lahores 

efftifjcrej  nt  s^htam  ej^itium  crudeh  fneorum? 

(vgL  332).    Wer  ist  Karme  und  wober  Btaramt  sie?  Ogygii  Phoe" 

nicis  filia  beiest   eie  220^    dae    Btimmt    allein   zu  Anton.  Lib.  40 

Κασ0ΐ€τΐ£ίας  της  Άραβίου  και  Φοίνικος  του  Άγήνορος  έτ€ν€Τ0 

Κάρμη,    wäbrend    Paus.  II  30,  3   und  IHod.  V   7β,  3  abweichen. 

Liest  man   weiter»    so  werden   die  kurzen  Angaben  Cin  301   ff.: 

unde  alii  fugis^ie  ferunt  et  numen  Apkae  α  e 

inrginis  assignant^  alii  quo  miior  esses, 

Biciynam  ditere  iuo  de  nomine  Lunam 

eTRt  durcb  den  Verlauf  der  Erzählung    des  AntoninuB    verstand 

lieb.     Zwar    die    zuletzt    genannte    Epikleee    konnte    der  Dichter 

aus   Kallimacboe  (Arteraisbymn.    195  ff,)  entnebmen: 

μίσφ'  δτ€  μαρτΓίομίνη    και  5ή  σχεδόν  ήλατο  ττόντον 
πρηόνος  έΕ  ύττάτοιο  και  ίνθορεν  εΙς  άλιήων 
biKTua,  τά  σφ^  έσάωσαν.  δθβν  μ^τέπ^χτα  Kubuivcq 
νύμφην  μένΔίκτυναν,  δρος  6'  Ö9ev  ήλατο  νύμφη 
Δίκταΐον  κ  α  λ  έ  ο  u  α  ι  ν,   an  welcben  die  vorhergebenden 
Verge:     uumquam  tarn  chntj'e  fugkns  Minois  amor  es 

praeceps  aerii  specula  de  mofitts  iisses  Μ 

noeb  unverkennbar  anklingen.  Dagegen  wird  die  eretere,  d  i  9 
mit  Kreta  gar  nichts  zu  thun  hat^  wie  genagt,  erat 
durcb  Antoniniia  verständlich  r  έκφυγοοσα  ΐϊέ  Mivtoa  έ£ί• 
K€TO  ή  Βριτόμαρτις  εις  Α  ϊ  γ  ι  ν  α  ν  έν  πΧοίψ  ύύν  avbpi  άλΐ€ΐ 
'Αν5ρομήΐ)€ΐ.     Als  die&er  eie  vergewaltigen   will,    entflieht  sie  in 


1    Π.; 

4 


I 


'  Dae  antiquarische  Intereaae  des  Dichters  erhellt  iiocb  ferner j 
aus  den  Angabon  über  die  τ€ττιγοφορίσ  12ίΐ— 128,  vgl.  StudnicxkiLj 
Jahrb.  dei  areh.  Inet.  Xmil  274  Γ 


Hellen  18 tische  Studien  229 

eincD  Hain  und  yerechwindet  daeelbst:  τόν  bi  τόπον,  έν  φ  αφα- 
νής έγένετο  ή  Βριτόμαρτις,  αφιέρωσαν  ΛΙγινήται  και  <;αύτην> 
ώνόμασαν  'Αφαία ν  και  Ιερά  έπετέλεσαν^  Ααβ  dieser  Ver- 
gleichang  darf  zweierlei  gefolgert  werden:  erstens,  das  Original 
ist  daroh  die  Schuld  des  lateinischen  Bearbeiters  an  dieser  Stelle 
gekürzt;  zweitens,  in  dem  von  Antoninus  excerpierten  Bericht 
haben  wir  seine  Quelle  zu  sehen;  die  Reminiscenzen  aus  KalH- 
maoboe  mag  Parthenios  hinzugesetzt,  sie  können  aber  ebensogut 
bereits  in  der  Vorlage  geHtanden  haben  -.  Dürften  wir  nun  in 
dieser  einen  Abschnitt  aus  den  έτεροιουμενα  Nikanders  ver- 
mathen,  wie  0.  Schneider  Nicandr.  43  sehr  wahrscheinlich  ge* 
macht  hat,  so  stände  die  Benutzung  seines  bedeutendsten  Vor- 
giogers  in  der  Metamorphosendichtung  durch  Parthenios  ausser 
Zweifel  ^  Soviel  über  die  Person  der  Earme ;  eine  andere  Frage, 
wie  diese  Gestalt  in  die  megarische  Sage  hineingekommen,  lässt 
noh  nicht  mehr  beantworten,  nur  vermuthen  darf  man,  dass  sie 
die  wahrscheinlich  namenlose  τροφός,  welche  sich  die  leider  so 
wenig  kenntliche  Tragödie  von  Nisos  und  Skylla  als  Vermitt- 
lerin der  Botschaft  an  den  Feind  nicht  wird  haben  entgehen 
laesen^,  ersetzt  hat. 

1  Vgl.  Paus.  aaO.  Bekanntlich  hat  Furtwängler  neuerdings  das 
alte  Heiligthum  der  Aphaia  wieder  auf<refunden ;  die  Hoffnung  durch 
inschriftliche  Zeugnisse  Beglaubigung  der  aiginetischen  Legende  zu  er- 
halten, ist  wohl  nicht  ganz  aussichtslos. 

s  Uebereinstimmung  mit  Kallimachos  lässt  sogar  noch  der  Auszug 
erkennen  —  αυτήν  Ιδών  Μ(νως  καΐ  έρασθείς  έδίωκεν.  ή  bi  κατέφυγε  παρ' 
βνορας  Αλιέας,  οι  bi  αυτήν  κατέδυσαν  €ίς  τά  δίκτυα  καΐ  ώνόμασαν  έκ 
τούτου  Κρήτες  Δ(κτυν[ν|αν  καΐ  ί€ρά  προσήνεγκαν.  Vgl.  noch  Noun. 
Dion.  ΧΧΧΠΙ  :^33: 

δφρα  νέη  Βριτόμαρτις  έγώ  φυγόδεμνος  ακούσω, 
ήν  ποτ€  πόντος  £6εκτο  καΐ  έμπαλιν  ώπασε  τα(η 
Κυπριδίων  Μίνωος  άφειδήσασαν  ερώτων. 

3  Nicht  allein  für  diese  vorhältnissmässig  kleine  Partie;  wenn 
Kalkmanns  (aaO.  H8)  Vormuthung  in  Bezug  auf  Anton.  Lib.  34  das 
Richtige  triiTt,  so  bat  Parthenios  aus  Nikander  auch  die  Farben  für 
die  Liebesraserei  seiner  Heldin  entlehnt. 

*  Ovid  Trist.  II  393  (=  FTG.  p.  840^),  Lukian  sali.  41?,  vgl. 
Welcker  Trag.  1ι>2ί>  f.  Rohde  Rom.  37,  2  (Modestinus  PLM.  IV  360,  <> 
braucht  man  nicht  zu  den  'tragici  ignes'  zu  rechnen);  dazu  fügt  Waser 
S.  HO  Hygin.  Fab.  242  [qui  se  ipsi  hiterfecerunt)  und  Martial.  X  4,  2, 
wahrscheinlich  mit  Recht.  Dagegen  bietet  Sidon.  Apollin.  XI  <)H  — 
das  Citat  Wasers  ist  falsch  -  nur  eiue  Ovidreminisoeuz.  Zu  der  Tra- 
gödie würde  das  pumpejaiiische  Bild  stimmen. 


'  η  a  ii<i  k 

Hinter  dem  LykeioQ  erhob  sich  das  Denkmal  des  Nisoe» 
jedem  Athener  des  funften  Jahrhunderte  wohlbekannt  ^  So  konnte 
der  grosse  Tragiker  auf  VpreiändniBs  eeiner  Hörer  rechnen,  wenn 
er  neben  die  Kindesmörderin  Althaia  die  φοινία  Οκύλλα  stpHte, 
welehe  verblendet  dnrch  das  goldene  Halsband  des  Minos,  den 
tieben  Vater  ttmbrachte: 

Νΐσον  άθανάτας  τριχός 
νοσφίσασ'  άττροβούΚιυς 

πν€ονθ'  ά  κυνόφρυυν  υπνψ.  _ 

κιτχάν£ΐ  b£  νιν  'Ερμής. 
(Choeph.  602  ff.  Khff,)-. 

Das  ist  die  älteste  Version,  doch  wohl  auf  einen  Epiker 
zurückgehend»  die  im  Keim  fafit  alle  von  den  Späteren  weiter 
ausgebildeten  Züge  Hchon  enttialt;  vielleicht  erscheint  sie  noch 
auf  einem  ethwarzfigurigen  Vasenbilde,  Die  weitere  Entwicklung 
der  Sage  ist  dunkel^  doch  hat  wohl  die  Tragödie  dan  wirksame 
Hotiv  der  Liebe  z\i  dem  Landeefeinde,  das  in  verwandten  Sagen 
eine  bedeutsame  Rolle  spielt,  wenn  nicht  erfunden,  eo  doch  aue- 
geführt u]]d  vertieft.  Ihr  folgt,  in  Einzelheiten  vielfach  variierend 
und  umgestaltend,  die  hellenistische  Erzählung,  deren  letzter  Ver- 
treter noch  einmal  alle  Momente  zu  einein  groHsurtigen  Seelen* 
gemälde  zusammenfasst,  das  auch  in  der  lateinischen  Nachbildung 
wirkt  und  ergreift. 

Stettin,  G.   Knaack. 


^  PaiJB.  I  19,4.  Die  .^nepi^lungen  auf  Tereus,  Fandion  und  sein 
Gt' schlecht  in  der  Ciris  lehren  nichts  Neues.  Die  megariache  Sage 
mu8S  einmal  gau^  auf  (gearbeitet  werden. 

^  l>ie  Scholien  (jsu  ßOI(  kenDeii  die  spatere  Saife  δτ\  ΰρμον  ϋηό 
Μίνιυός  φησιν  ίίληφέναι  €κύλλαν,  ού  5  ι*  ίρωτα,  die  das  andere  Mal 
zur  Erklärung  des  άπροβούλως  vcrkehrtt-rweise  herbeigezogen  wird. 
[Zu  der  obf*n  S.  217,  Jl  gehobenen  Zu&ammonBleiluug  wird  es  dienlich 
sein,  eine  Hinweisung  auf  den  alten  Glauben  zu  fügeii*  den  Petroniat  38 
bejEeugt:  'de  uihilo  crevit.  modo  solebat  coUo  Hut)  ligna  porlare.  aed 
quomodo  dicuut  (ego  nihil  Bcio,  sed  audivi),  quoni  Incuboni  pilleum 
rapuiiset,  thessauruin  iuvenil     Ü.J 


'PIE  EPOCHEN  IN  VARROS  WERK 
DE  (JENTE  POPVLI  ROMANI 


Di©  TTeberlieferung  über  (ϊίβ  Epochen  Varros  in  den  vier 
BöcLern  J)e  gente  popuU  Eomani  beschränkt  sich  auf  wenige  An- 
gaben, and  eelbet  diese  führen  nur  zn  einer  widerspruchsvollen 
Voreteliung.  Zu  griinde  gelegt  hat  man  bei  ihrer  Beepreohuag 
eine  Stelle  des  Ceneorinus  (Ile  die  nat.  21^  1),  da  sie  eine 
Uebersicht  über  das  Werk  zxk  enthalien  schien,  obgleich  es  nicht 
auadrücklich  citiert  wird^),     Sie  lautet: 

Et  si  origo  mundi  in  hofninum  fwliViam  uenisset^  inde 
€nVordiuni  snmaxmus,  tiunc  uero  id  interuaUum  t empor is 
trecfabOy  quod  ιστορικόν  farro  mlpcUaL  hie  enim  tria  dis- 
crimina  temporum  esse  tradit, 

primum  ab  hominum  prmcipio  ad  catacli/smurn  priorem, 
quod  propier  igtwrantiam  nocatur  αοηλον^ 

secundum  α  cafaclifsmo  priore  ad  oli/mpiadem  primam, 
quod,  guia  hf  m  mulia  falndosa  referuntur,  μυθικόν  nomi- 
neänr,  feriium  u  prima  oli/mpiade^^  ad  nos^  quod  dicitur 
WropiKOv,  quia  res  in  eo  gesfae  ueris  historiis  continsntur. 
Frrmum  enim  tempus,  sim  habuit  initium  seu  semper 
fuit,  cerie^  qnot  aumirum  sit,  non  potest  comprekendi. 

secnndum  tton  plane  quidem  scitur^  sed  tarnen  ad  mille 
circitcr  ef  se.tctnföii  mtnos  esse  creditur,  α  priore  sciUcei 
caiaclifmyio,  quem  dicunf^et  Ogggii,  ad^Inachi  regnum  annos  ^ 
circifer  CCCC^*^**^  hinc  adjöl^mpiadcm  prhnam  paula  pUts 


*  Auch  IL  KettiuT  hat  iu  eemoti  Varronischen  Htudien  S,  38— 7H 
die  Richtigkeit  der  An  graben  des  Cenaorinus  nicht  bezweifelt,  ituerat 
und  allein  hm  jetzt  C.  Frick  [die  Quellen  Äugustins  im  X  VIIL  Buche 
»einer  Schrift  De  ciuiiaU  dei)  (Progr.  d.  Oymn  von  Höxter)  S,  δ,  ohne 
jedoch  weitere  Folgernngeij  zu  ziehn. 

^  So  die  DarmBtädter  Hdsehr.  anm  sunt  0.  Jfihii. 

®  quadrigenti  Darmet. 


232 


Peter 


Erw 

1 


im 

I 


CCCC,  quo8  sohSi  qiMmuis  myihici  temporis  poshemos^  Im 
fjuia  α  mcfnotia  scripforum  proiriwos  guidam  rcrfins  dtfm 
fiolueruiii,  et  qutdem  Sosihius  scripsü  esse  CCCLXXXX  F,  Era 
fosiliefies    mitem    CCVVVII,    Timaeus   CCCCXVIL    An 
1) XI III,  ef  ί  raeiefm  νιηΐΐΐ  diuei*s€,  qu&rimi  etiaw  ipsa 
sensio  i nee r tum  efi^st  dechwat. 

De  iertfo  aufem  tempore  fuit  quidem  alvjua  inier  auciores 
dksciisio  in  sT.r  septemue  tantum  modo  annis  uersata;  sed 
hoc  qtiödctiinque  caJiifitiis  Viirro  dUcussH  d  pro  cetera  sua 
sagnciiaie  mitte  diuetmrum  cimtatium  conferetts  iemporu^  nunc 
defeetus  eorumque  inferuaffa  retro  dinumcrans  ertrit  ticrum 
lucenique  ostendÜ^  per  quam  numerus  certus  non  annarum^ 
modo  3ed  et  dierum  perspici  pos$it. 

Wie  länget  geeehü  worden  ist,  sind  die  Worte  durch  ei: 
Lücke  entstfilU  und  zwar  nmee  diese  liinter  der  ersten  Zahl 
CCCC  angenommen  werden ;  hinc  besieht  «ich  nach  dem  Aueweie 
der  nächfiten  Zahlen  auf  das  cxcidium  Troiaen  und  ee  müsfien 
nach  der  jetzt  gewöhn  liehen  Ergänzung  von  dem  Inachi  regnum 
hie  dahin  βΟΟ  Jahre  gerechnet  gewesen  eein^  eodase  aU  Epoclii 
herauekommen  würden : 

Fluth  des  Ogygiie  ca.  2S76  v,  Chr., 

Inachi    regnum    ca.  40()      ^^  ca.    1976, 

TraJÄB  Fall  ca.    12(X)  =  ca.    1176, 

l.  Olympiade      ca.   1600   =  ca.      776. 

Mit  dieeer  Rechnung  würde  tibereinetimmen,  daee  Arnobins 

(V  8,  fr.  7    der   Frag:m.    hifit,  Rom.)     von     der    Deukalioniecben 

Fluth  ^    bis    zum  Coneulat  des    Hirtius    und    Panfia  Varro    in   De 

gente  populi  Romani,  *noch  nicht  2000  Jahre'  rechnen  läßet,  wenn 

wir  diese  Fluth  in   die  Zeit  des  Inachne  versetzen,  was  die  Scbo- 

lien  zu  EuripideB  OreM.  932  anedrticklich  bezeugen. 

Dagegen  aber  epricht  Varro  selbst,  der  De  re  rnst  JTl  1,  2  fT., 
also  im  J.  37/717  Theben  die  älteste  griechieche  Stadt  nennt, 
seine  Erbauung  durch  König  Ogygue  noch  vor  die  nach  ihm  be- 
nannte Fluth  hinaufechiebt  und  sein  Alter  auf  'ungefähr  2100  Jahre' 
taxiert;  mögen  wir  das  Jahr  desGeHprächs  (54/700)  oder  das  der 
Abfassung  als  Ausgangspunkt  annehmen,  so  fällt  die  Fluth  später 
als  2154  oder  2137,  also  über  200  Jahre  später  als  bei  Cen^ 
aoriniie.     Auf   ein  noch    jüngeres    führt   uns   eine    ebenfalls    auf 


*  Fälsch  lieh  nehmen  Boiseier  Etttde  8ur  Varron  p.  184  u,  Gruppe 
ilenn.  X  hl  di*?  Ogygiicbe  atä;    Arnobiue  ke*nnt  nur  die  des  Deuk«liq 
unter  den  griechischen  Flutbonj  ».  unlen  Ö.  240  Aum. 


Dio  EjKichen  in  Yarros  Werk  De  gnnte  popnli  Rotniini        ^B 


Varro  zurückgebende  Angabe;  denn  er  iat  der  heidnisebe  Ge- 
währsmanD,  dem  Aiigiietinu»  im  IP,  Bueh  eeiiieft  Gotteeataatee 
folgt,  und  wenn  clieeer  »agt,  dass  eie  nach  ibm  (also  Varro)  mehr 
ale  300  Jahre  früher  etattgefunden  habe  als  bei  Eueebiiie  und 
Hieronymns  (XVUI  8),  eo  kommen  wir  auf  die  Zeit  vor  2057, 
da  eie  in  deren  erhaltenen  Werken  iintpr  dem  J.  200  Abr,,  d.  h. 
1757  V.  Chr.  verjteichnet  ist^.  Demnach  kann  Varro  seit  der 
Abfaesung  dee  Werkes  De  gente  p.  R  bis  zu  der  de«  landwirth- 
ecliaftlichen  seine  Meinung  darüber  nicht  geändert  haben  und 
die  Angabe  bei  Censorinufi  entweder  nicht  aus  dem  erateren 
herrühren  oder  sie  iet  nicht  richtig  überliefert. 

Zwar  herrscht  bekanntlich  in  den  Ansätzen  Jer  alten  griechi- 
schen Chronologie  die  äuseerete  Willkür.  Zablenktinstelei  und 
landfichaftliche  Eitelkeit  haben  eie  zustanile  gebracht,  dann  sind 
nach  verschiedenen  Grutideälzen  aufgebaute  und  ausgeklügelte 
Öyeteme  vielfach  in  einander  gearbeitet  worden  und  endlieb  haben 
üngenauigkeit  und  Flüchtigkeit  der  Abschreiber  das  Ihrige  ge- 
than,  nm  una  den  Einblick  in  die  Wetketätte  dtr  ersten  Rechner 
noch  mehr  xu  erschweren. 

in  VarroB  Zeit  genossen  die  sich  bis  zum  J.  61  v.  Chr, 
eretreckenden  und  bald  nach  diesem  Jahr  erechietieiieu  Χρονικά 
des  Kaator  grosses  Ansehen  and  mussten  grade  ihm  bei  seiner 
Gestaltung  des  römischen  Stamm baumfi  sehr  bequem  liegen,  da 
der  Grieche  in  Tahellenform  orientalische,  griechische  und 
römische  GeBchicbte  mit  einander  verbunden  und  über  die  Zer- 
8ti5rang  Trojas,  das  bisherige  Endziel  der  griechischen  Chrono- 
graphen hinaus  in  die  noch  ältere  Zeit  Griechenlands  zurilckver* 
folgt  hatte,  um  diesem  ein  den  orientalischen  Reichen  gleiches 
Alter  zu  verleihen.  Je  weiter  daher  Varro  den  öreprang  Roma 
hinan frückte,  desto  vornehmer  machte  er  seine  ffcns^  das  Vorrecht 
des  Adels  (Liv,  X  8,  3),  und  überbot  des  Nepos  Chronica,  die 
im  Anschluss  an  Apoüodor,  den  Nachfolger  des  Eralosthenee, 
mit  der  Zerstörung  Trojas  begonnen  hatten.  Er  citiert  den 
Kastor  selbst  in  dem  uns  hier  beschUftigenden  Werke  (fr.  Π 
meiner  Sammlung  der  Fragm.  bist,  Rom.  p.  230).  Nun  stehen 
für  diesen  folgende  Baten  feet; 

^  Ich  lejre  hier  wie  überhaupt,  die  Gleichung  Abr  1  ~  ν  Chr,  201(ί 
zu  tirunde,  ziehe  aleo,  um  die  Jahre  efit  Abraham  auf  vorchriatlii^he 
zu  übi^rtrngen,  von  2011  »b.  DiftWenxtm  um  eine  Zahl  lind  nicht  zu 
vermeiden,  da  in  den  Liiteri  de»  Eusebius  di*'  Zablen  nie  rein  gegeben 
werden.     S,  v.  Gutechmid  Schriften  IV  8. 


234 


'eter 


OgyguB  war  ein  Titane  und  Zeitgenofise  des  Belue,  des 
ersten  Königs  der  Assyrier,  des  Vaters  des  Ninus  (L),  mit  dem 
Kastor  die  Angabe  der  RegieningBZfthlen  begonnen  hatte  (fr.  1  ff. 
p.  156  ff.  bei  Müller  in  den  Fragm,  chronoL;  vgl  J.  Brandig 
Commentatio  de  temporutn  &raecorum  antiquiBeimomm  rationibae» 
Bonn  1857,   p,  35). 

Die  aseyriechen  Küoige  τοη  Ninua  I.  bia  Ninua  H,  haben 
1280  Jahre  regiert  (Eneeh.  I  p.  55  ScL•,).  Μ 

Die   mit  ÄegialeuR  anfangende  Königsreihe  von  Siojon»    die« 
älteßte  ίϊΐ  Griechenland,    regierte  bia  Zeuiippue  959  J.  (fr.  6  f., 
vgl.  Geker  lul.  Afric.  Π  8.  03  ff.),  nach  EuBebiue  von  2089—1129. 

Die  Reibe  der  aigiviechen  Könige  von  Inachue  bi«  Sthetie- 
lus  regierte  382  J.  (fr.  9—11),  nach  Ensebiue  von  1856—1474, 
die  der  Danaiden    162  J.,  nach  Ensebiue  bis  1312. 

In  der   athenißcheu  Kömgsreihe    von  Cecrops   bia  AlkmeoE— 
{nach  Eufiebiuß  1556  —  744)  regierten  die  Erechthidett  (449  odeifl 
450  Jahre,   die  Neliden  52  (οΐΙ.  58),    die  Medontiden  309    (ver- 
ßchrieben    in    209),    fr.    12  f.    s.  Geizer    U    77.    v.    Gutechmid, 
Sehr,  IV  10  ff, 

Ankunft  tles  AeneaR  in   Italien   1182,  fr.  20  u.   la 

Gründung  Roma  765  (oder  764  na^h  Holzapfel,  Eum*  Chrotm 
S.  247). 

Hegierang  der  röin lachen  Konige  244  J.,  fr.   19. 

Mit  diesen  Angaben  tiber  die  Regieningadaner  etimrot  Etiae 
hine  überein,  der  eich  auch  in  seiner  Tabelle  für  den  Anfang 
und  dufi  Ende  der  Königfireiben  von  Sioyou  (11  p.  56  8cb.), 
Ärgoe  (p.  15  II.  30)  und  Athen  (p.  56)  auf  Kantor  beruft,  wea- 
halb  ich  aeiue  Zahlen  oben  mit  eingeeteljt  habe;  hÖclieteiiB  um 
wenige  Jahre  weicht  er  von  ihnen  ab,  und  wir  sehen  also,  daea 
das  Gerippe  zu  seiner  griechiechen  Chronologie  ihm  Kastor  ge-^^ 
liefert  hat.  Eusebiua  hat  über  seinen  Vorgänger  Julius  Afri'i^ 
canue  hinwegschreitend  ^Profanquellen  von  ganz  anileTem  Werth 
eemen  christlichen  ZeitgenoKtien  ersehloßficn  ;  dies  hat  uns  GeVs&er 
(aO,  Π  88)  naehge wiegen.  Darin  entfernt  sich  Eueebiue  aüer- 
dinga  von  Kaetor»  daee  er  die  aesyriBche  Königereihe  (von  Ninua 
an)  weiter  heruntergerückt  hat.  Nach  aeinein  Gewährsmann  hat 
diese  1280  J.  regiert,  also,  da  er  nach  Brandia  (aO.  p.  35) 
und  Geizer  (aaO,)  ihree  Reiches  Untergang  in  tias  Jahr  843  Retrt, 
von  2123  an,  wozu  noch  die  Regierung  des  Belue  hinzuzufügen 
wäre,  die  Kaetor  wegen  der  Unsicherheit  der  Ueberlieferung  in 
Zahlen  nicht  angeben  will,  der  aeg*  Exeerptor  Barbari,  der  aUem 


Die  Epochen  in  Varros  Werk  De  gente  populi  Roman ί        235 


den  von  Kaator  erfnndeiten  letzten  König  Ninits  Π.  nennt,  auf 
62  (Geher  1  209  ff.  U  33  i\),  Augustinus  (de  ciu.  d,  XVi  17) 
auf  65  beziffert.  Nach  Eosebius  hat  dage^fen  Niiius  L  2059  die 
Begiernng  angetretenj  demnach  um  64  J.  später  als  bei  Kastor 
(etwa  um  die  Regierungsdauer  dee  ßelus),  Äegialeus  im  J.  2069, 
db,  30  Jahre  vor  Ninus  I.,  und  da  er  dies  um  daf?  15»  Jahr  des 
Belus  geechehn  läset  (Euseb.  1  173),  würde  er  die  Regierung 
des  Belus  auf  45  Jahre  berechnet  haben  (vüxi  2013  an),  wenn 
hier  nicht  eine  Verwirrung  vorliegt;  denn  für  Eusebluö  kommen 
wir  bei  einem  Ansatz  von  62  (bez.  65)  Jahren  des  Belus  vor 
2059  auf  das  J.  2121  (bez.  2124),  also  fast  auf  das  des  Kaator 
für  den  Anfang  des  Kinus.  Die  Vermuthung  drängt  eich  auf, 
daee  bei  den  2123  Jähren  Kastors  Belus  mit  eingerechnet  ist, 
doch  lege  ich  darauf  hier  kein  Gewicht;  für  mich  iet  »unäobst 
die  Hauptsache,  dass,  da  nach  ihm  OgygUB  ein  Zeitgenoese  des 
Belus  war,  die  Ogygiscbe  Fluth  in  die  J.  21ί^5  (od.  2188)  bis 
2123  oder  2121  (od.  2124)  bis  2059  fallen  muae,  also  in  den 
Zeitraum  von  2188  —  2050  und  dies  übereiniitimmt  mit  dem  ubr 
Varro  2154—2057,  und  daraus  folgt  die  Bestätigung  dafür,  das« 
der  um  wenigstens  221  frühere  Anaatz  des  Censorinus  nicht 
Varronisch  sein  kann. 

Weiter  aber  treffen  auch  die  'ungefähr  400  jährigen  Kpocben 
för  Varro  nicht  zu.  Augustin,  der  beste  Kenner  unseres  Werke«, 
citiert  es  nämlich  nach  der  Benutzung  im  18.  Buch  noch  einmal 
im  22.  (c.  28)  und  fuhrt  aus  ihm  folgende  Worte  an:  Genethliaei 
Boripsertmt  esse  itt  renascendis  hominibus  quam  appcUani 
7Γαλιτγ€ν€(Τίαν  Grneci;  kac  scripserunt  conßei  in  minis  numero 
quadringentis  quadraginta^  ut  idem  corpus  et  eadrm  anima.^  quae 
fuerint  cmimmta  in  hmmne  aliquando,  eadem  rursus  redemU  in 
coniunctionem,  und  zwar  musf  Varro  selbRt  sohihe  Epochen  der 
παληπ'£ν€αία  angenommen  haben;  denn  Augustln  fährt  fort  Istc 
Varro  quidem  sine  HU  getief hliaci  nescio  qui  und  bezieht  sich 
auf  die  ^^  iedergeburt  als  Varronisch  am  Ende  des  Kapitels:  adsu- 
mant  etiam  hoc  de  VarrotWy  ut  ad  eadem  rorpora  redeant,  in  qui- 
Ims  anfea  fueruni,  Sie  sieht  auch  im  Einklang  mit  Varros  ganzer, 
in  Pythagoreischen  Balinen  sich  bewegender  Geistesrichtung; 
er  Hess  eich  'Pythagoricü  modo  nach  seinem  Tode  in  Laub  von 
Myrte,  Olive  und  Pappel  einhüllen  (Plin.  n.  h.  XXXV  160). 
Der  Name  des  Gründers  dieser  Schule  war  in  Rom  seit  altere 
populär.  AI«  zur  2eit  der  Samniterkriege  das  delphisohe  Orakel 
befahl    dem    weisesteö    Hellenen    ein   Standbild    in   Rom    zu    er- 


Peter 


richten,  wählte  man  den  Pythagorae  (Plin.  XXXIV  26.  Plut. 
Nuoia  8);  Kuriia«  Einrichtungen  sind  schon  früh  mit  ihm  in  V'er- 
biiidung  gesetzt  worden  (Seh wegler  Rom,  Gesch.  I  560—64). 
Dann  scheint  sein  etwas  zurückgegangenes  Äneehn  von  P.  Nigi- 
<ltus  Figulus  ftufgefrisüht  worden  zu  sein;  Cicero  loM  diesen  des- 
halh  nach  seinem  Tode  {im  J.  45,  Tim.  1)  und  findet  im  Römi- 
ecben  viel  Pytbagoreiechee  (Tnec,  IV  2,  3  f.).  £e  aohetnt  ihm 
auch  nicht  an  Eifer  gefehlt  zu  haben  Proselyten  zu  machen 
(β•  Zeller  Gesch.  der  gr.  Phiios.  EI  2»  S.  94  it.),  noch  der  Hof- 
philüsoph  des  Augustus  Äriue  Didymus  hat  über  Pythagoreische 
Philosophie  geschneben.  So  liegt  es  im  Geiste  der  Zeit,  dass 
Kaator  römiscbe  Sitten  auf  Pythagoras  zurückführt  —  τα  'Püu- 
μαϊκά  τοις  ΤΤυθαγορικοϊς  συνοικ€ΐα)ν  sagt  Plutarch  quaeat.  Rom, 
10  — ,  nnd  wenn  Varro,  der  sich  auch  in  dem  Logistoricus 
Tuhero  de  origine  hutnatia  an  Pythagoras  angeschlossen  und  nach 
ihm,  selbst  ein  ^genethliacus^  II her  die  Zeitdauer  zwischen  der 
Empfängnies  und  der  Crehurt  gehandelt  (Censor,  9),  in  De  gente 
p.  R.  Kaetora  Sytiteni  zugrunde  gelegt  bat,  so  hat  er  sieh  zu  ihm 
subon  durch  die  Gemeinsamkeit  der  Anlehnung  an  die  Pytha* 
goreer  hingezogen  gefühlt.  Wir  eeben  dies  Verhältnißs  nocb 
durch  die  Bearbeitung  Plutarche  in  den  tiuaefttiones  Roraanae 
bindurchscbeioeu  (A.   Barth  De  luhat  όμοιότησιν  ρ.  24  sqq.). 

Von  den  grossen  Weltjmhren  und  der  Lehre  von  ihren  Hocb- 
Bommern,  den  Weltbränden  und  ihren  Wintern,  den  Ueber- 
schwemmungen  (β.  Üsener  Die  SintfUdhsagen  S.  39)j  ist  diese 
Palingenesie  indes  zu  unterscbeiden.  Obgleich  jene  besondere 
von  den  Stoikern  ausgebildet  worden  »Ht,  unter  denen  Iliogeiiee 
das  Weltjiihr  auf  36ΓιΧΐ8ϋΌ  Jahren  berechnet,  andere  wenigstens 
nach  Tausenden,  so  gehörte  sie  doch  nicht  zu  den  Fundamental- 
sätzen  der  Schule  (Zeiler  ΠΙ  1^  S*  554  ff,J,  und  so  hat  Varro, 
trotz  seiner  sonstigen  Abhängigkeit  von  ihr,  eine  periodische  Er- 
neuerung der  Welt  in  Verbindung  mit  der  Seelenwandennig  ge• 
lehrt  (Zeller  aü.  8,  1Γι4  C),  die  in  viel  kürzeren  Zeiträumen 
«ich  dadurch  vollziehe,  dass  sich  derselbe  Geist  und  derselbe 
Körper  wieder  vereinigen.  Während  also  hei  den  Stoikern  durch 
den  Einfluss  der  Gestirne,  die  mil  dem  Ende  des  grossen  Well- 
jahrs, dh.  nach  Vollendung  des  Laufes  des  Pols  des  Erdäqnators 
um  den  Pol  der  Ekliptik,  in  ihre  alte  Htellung  zurrüek kehren 
und  die  Sitten  der  Menschen  bestimmen  (Serv,  z.  Vergil  ecl,  4^  4 
unit4ersa  c^r  asirurum  motu  penderc  mauiftstum  est),  das  allmählich 
HÜndig     gewordene    Menschengeschlecht    wieder    gebessert    wird, 


Sie  Epochen  in  Virroe  Werk  De  geute  popuU  Bomatii        9ίί7 


wird  bei  Varro  immer  narh  440  Jahren  dae  alte^  beaeere 
Gescbleclit  wiedergeboren,  Wunder  aiu  Hiiomel  o4er  auf  Erden 
haben  für  ihn  nur  die  Bedeutung,  dasfi  sie  den  Menschen  daR 
Ende  einer  Periode  anküniiigen,  ^cumfatalis  dies  ueneritt  vitm  ad- 
fuerit  lila  tKcesmias  temporum  oder  *cum  deo  uisum  ordiri  tneliorat 
uetera  finiri\  wie  e»  bei  Seneca  (quaest.  nat.  ΙΠ  27;  28,  7)  beiast, 
und  oar  als  solche  Zeichen  hat  er  die  üeberBchweniniungeD  der 
Sage  für  die  älteste  Zeit  verwendet,  darin  dem  PoeidoniuB  ent- 
gegenkomniend,  der  im  Gegensatz  zu  Panätiua  an  dem  Weltjahr 
festgehalten  hatte  —  wer  hätte  sich  damals  seinem  Einfluse  ganss 
intziehn  können?  — ,  im  übrigen  gernnB«  den  Lehren  der  etrua- 
kiscben  Ritualhücher  (Ceneor.  17,  5,  a.  0.  Muller  Efr.  II  S.  331  ff, 
und  unten  S.  244  t).  Auch  Kaator  war  ein  Anhänger  dieser  An- 
sicht; ein  Snirabile  portentum'  am  Himmel,  die  Veränderting 
der  Farbe,  GrivRae,  Geatalt  und  des  Laufea  der  Veniis^  habe  sioh 
unter  Ogygue  zugetragen,  läeat  ihn  unter  Berufung  auf  ^mathe- 
maiici  nob'des  Varro  berichten  (fr,  »ϊ),  offenbar  in  Beziehung 
auf  die  Sintfluth. 

Nun  verstehn  wir  auch  die  Bedeutung  der  genethliaci 
für  die  Chronographie.  Nach  Cenaorinua  haben  sie  die  für  die 
Menecheii  gefalirlichen  8tEi'eDJahre  festgeBtellt  (14|  10)  und  das 
12 jährige  ^haldäische  Jahr  nicht  nur  für  die  Beobachtung  des 
Laufes  von  Sonne  und  Mond  wichtig  genannt,  aondern  auch, 
^quod  in  co  dicunt  i&mpestcäes  frugumque  prouentus  ac  stef'ilitaies^ 
iiem  morbös  salubritatesque  circumire*  (18.  7).  Das  Volk  identi- 
ficierte  sie  mit  den  'maihemaikV  (Gell  I  9,  6),  Gellius  mit  den 
Chaidaei,  indem  er  im  1.  Kapitel  des  14,  Buchs  nach  Favorinuft 
auefiihrlich    ihr  Treiben    schildert  und    die  Verkehrtheit  geiaaelti 

it  der  sie  aus  der  Stellung  der  Gestinie   bei  dem  Eingehn  der 
ihe»  der  Conception  und  Geburt  Schlüsse  zögen  auf  tien  Charakter 

Cid    das  Schicksal    der    Kinder    und   Kindeskinder    uef,      Varros 
Uativitätssteller  L.  Tarutius  aus  Firmuin  hatte  es  sogar  auf  seine 
'^Aufforderung  gewagt,    umgekehrt    aus    des    Romulus    Leben    die 
Stunde  seiner  Conception,  seiner  Geburt  und  eeines  Todes  zu  be- 
rechnen (Plut.  Rom,   12.  S.  Moramaen  lüim.  Chrono}.  146  f.). 

Die  Pythagoreische  Ansicht  von  Epochen  durch  Palingenesie 
ist  demnach    als    von    Kastor    und   Varro  übernommen  erwiesen. 

^enigatens  von  Griechen  stammen  aber  auch  ihre  440jährigen 
Perioden, 

Die  Zahl  440  iat  nicht  durch  Zufall  gewählt.  Es  hatte 
för  das  menschliche  Lehen  aeit  alten  Zeiten  die  7  eine  besondere 


^Χ€Τ 


BetJeiitunf;  schon  Soloti  halte  da»  Lehen  in  Perioden  von  7  Jahren 
eingetheiU,  die  Stufenjahre  gelten  überhaupt  als  kritiech,  be- 
sondere das  63,,  qttem  uei  hebdmnades  nouem  tiel  septem  enmades 
€ωφ€%Ηηί  (Cene.  14,  14);  mit  ihm  hürt  auch  bei  Solon  das 
eigentliche  Leben  auf,  «eine  10.  Periode  ist  imr  zum  Sterben  be- 
stimmt. Als  daher  die  griechische  Chronographie  in  ihrem 
Btreben,  daa  Alter  ihres  Volkes  bis  zu  dem  der  orientalischen 
zu  »trecken,  daranf  verfiel,  die  Geschlechter,  nach  denen  bis  da- 
her die  Geschichte  berechnet  worden  wsr^  über  ßSVj  (Herodot) 
oder  SO  Jabre  (Hellanicus)  bis  ym  einem  MenscheBtehen  auezu- 
dehnen,  gab  man  ihm  eine  Länge  von  β3  Jahren  ond  multipli- 
«irte  diese  Zahl,  nm  grössere  Perioden  zu  gewinnen,  wieder  mit 
7  (7X63=441).  C*  Müller  hat  in  seiner  Sammlung  der  Fragmente 
der  griechischen  Chronographen  unzweifelhaft  richtig  den  Kinfluee 
der  Zahlen  Γ»3  und  441  oder  abgerundet  440  nnf  die  Gestaltung 
der  griechischen  Chronographie  erkannt,  wenngleich  er  oft  allzu- 
gewaltsam  die  Ueherlieferung  in  dies  Prokrußteftbett  hineinzwängt 
und  in  der  Erklärung  dei  Zahl  63  durch  Umrechnung  aus  Mond- 
in Sonnen  jähre  irrt, 

Varro  hatte  im  Gegensatz  zu  dem  goldenen,  silbernen  usw. 
Zeitalter  nach  der  Stelle  den  Censorinus,  von  der  wir  ausge- 
gangen sind,  die  ganze  Vergangenheit  eingetheilt  in  eine  dunkle 
Periode  (abqXovi  der  Menschheit  von  ihrem  Beginn  an  (auch  die 
Annahme  ihrer  zeitlichen  Entstehung  ist  Pythagoreisch,  Zeller  Ρ 
Β.  302)  bis  zur  Fluth  des  Ogygus,  in  eine  mythische  bis  siu* 
ersten  Olympiade  und  in  eine  historische,  die  zweite  aber  nach 
dem  Charakter  ihrer  Erdichlungen  wieder  in  Hallten*  von 
denen  die  der  ersten  sich  vöüig  frei  sogar  auf  Kosten  der  Moral 
der  Götter  bewegten,  die  der  zweiten  sie  schonten  und  sich  an 
das  geschichtlich  Mögliche  hielten  (fr.  14),  Ferner  verband  er 
Rom  unmittelbar  mit  Troja  tind  sab  in  dessen  Zerstörung,  mit 
der  er  daher  das  zweite  Buch  schloss  (fr.  14),  den  Anfang  einer 
neuen  Periode,  die  sich  mit  lioms  Gründung  vollendete.  Zeitlich 
Aber  bemass  er  diese  Zeiträume  nach  griechischem  Muster;  denn 
440  Jahre  vor  753  führen  auf  HÖH,  das  Jahr  des  Auszugs  gegeaj 
Troja  nach  Eratosthenes',  wäbrend  Kaetor,  bei  dem  die  Gründung 
Korns  in  das  J«  765  fällt,  bis  zur  ersten  Olympiade  di 
440    Jahre   herausreehnet;    sei    es,    dass    wir    diese    mit    Geizer 


1  4.*i9  Juhre  reclmet  Johannes  Lydus  De  magutr.  1  2  ungenau  von 
der  Ankunft  d«B  Aeneae  in  Italien  bis  zur  Gründung  Roma  'nach  Cato 
und  Vnrro*,  417  *nech  Africanus,  Kaitor  u.  EusöbiuV, 


Die  Epochen  in  Tar rn«?  Werk  De  gente  popali  Romani 


939 


I 

I 


(ü  78  f.)  in  ilaa  J.  Ttw  verlegen  und  das  der  ZerstörOFig  Trojti« 
annehmen,  dh,  1207  nach  Müller^  ί  Ρ2ί>7^7ί•7^440),  flei  e^, 
daes  wir  ale  Kastonsche  Endzahl  776  μnd  alR  Anfang  den  Beginn 
der  Belagerang  {Γ21β)  einsetzen.  Eine  Bestätigung  erhält  die 
25rM  440  dadurch,  daBs  hei  tler  Annahme  von  zwei  Perioden  zu 
je  4  Jü  Jahrefi  eeit  der  Fluth  de«  Ogygns  his  zum  TrojaniRchen 
Krieg  die  eretere  in  das  Jahr  2073  fällt  {440+753=1191?; 
1193  +  2x440—2073),  also  in  den  von  uns  ohen  (S.  232f.)  nach 

Varro    eelhat  amgrenzten  Zeitraum   (2154 5057),    nnd    auch  für 

Kastor  ergeben  sirh  bei  der  Zeitrechnung  von  2x440  zu  1216  oder 
1207,  seinen  Jahren  des  Trojanischen  Kriegs,  Zahlen  (2096  oder 
2087),  die  zu  der  oben  fefitgestellten  Zeit  für  die  Ogygieche  Flüth 
Btimtnen. 

Er  bleibt  noch  die  genaue  Feststellung  der  Scheidung  der 
zwei  ersten  Perioden  übrig. 

Die  zu  Anfang  unserer  Untersuchung  abgedruckte  Stelle 
des  CeiisorinuB  rechnet  die  erste  von  der  Fluth  des  Ogygoa 
*arf  Ino/rld  regnum  ",  und  da  sie  am  natiirlichsten  durch  die  zwei 
überlieferten  griechischen  Sagen  eingescliloseen  und  überdies  die 
des  Denkalion  auch  von  dem  Seholiasten  des  Euripides  in  die 
Regierung  defi  InachuR  verlegt  wird  (s.  ob.  S,  232),  m  kann  sie  sehr 
wölil  in  den  lückenhaft  überlieferten  Worten  erwähnt  gewesen 
tein,  etwa  so:  ad  InacM  regnmit  (musqiie  catacl^smumy  mmos 
rirciter  CCCC  \compu(fuii;  ifinc  ad  txctdium  Troiae  atim  sunt 
iJCCCy^,  hitic  ad  olpmpiadem  primam  eqs.     Nach   unserer  obigen 

1  Gelzers  Ansatz  119.3  für  die  Zeretoruug  Trojaa  hei  Kaetor 
|U  U9)  Imt  mich  nicht  überiseugt;  ich  halte  au  Müller  Frapn.  chfon. 
p.  122  eq.  feet 

^  Von  Gellius  I  IB,  3  ist  ein  Fragmöct  Varroa  aus  dem  17,  oder 
Ιίί.  Buch  der  Antiq^iitatea  huraanai^  erhalten  t  *ati  Eomtüi  initium  plus 
milk  et  ctmium  tmnorum  est\  Onp;er  (in  diesem  Museum  XXX Υ  S.  38) 
deutet  dies  auf  die  Frist  von  der  Abfassung  des  citierteri  Werkes  47/707 
bifl  zu  der  eretuii  Grmidkiiig  Roms  durch  den  alteren  ttomulus  £uiid  nach 
ihm  Holstapfet  Eöm,  ChrmioL  S.  112.  243).  Diüse  Vermuthuug  sieht 
aber  auf  sehr  aohwachen  FÜBseu;  einfaclier  bezieht  man  die  Zahl  auf 
die  Vergangenheit ;  von  der  Gründung  Roma  bis  zu  der  des  argiviecheu 
Reichs  Biod  es  nach  Euaebiu»  1103  Jahre;  die  Rechnung  in  De  genle 
p*  Ä»  (β.  ob.  b.  2.*]4  f.)  braucht  nicht  auf  das  frühere  Werk  übertragen 
zu  werden. 

β  hinc  —  DVÖG  Ergänzung  von  0.  Jahn,  amws  —  computantnt 
Hultsch.  Durch  Einsetzen  von  miUe  et  trecento»  als  Summe  (^tatt  IGOO) 
und  Er|?ätizen  von  D  (statt  HOO)  würde  man  die  Angaben  des  CenaO' 
rinus  den  von  una  als  Varroniseh    ermittelten    nähero    können.     Doch 


240 


Pete 


Rechnung  würde  iUr  VarroniBchee  Jahr  1(Ϊ33  eein,  in  Ueber* 
eitifitimmung  mit  Auguetiii,  der  De  ciuitate  dei  18,  40  (^  fr.  9)  nach 
Varro  die  Aegypter  von  des  InachuR  Tochter  leie  Vor  Dicht  viel 
mehr  als  2Ü00  Jahren'  die  Schrift  lernen  lässt,  aleo,  da  er  daa 
genannte  Werk  426  vollendet  hat,  einige  Zeit  vor  1 574,  Schwierig- 
keit bereitet  freilicli  die  Angabe  in  fr.  13  bei  demselben  Angustin 
(de  ciu.  d.  XV HI  10),  dase  die  Deukalionieche  Fkth  unter  dem 
atbenifichen  König  Cranaus,  dem  Nachfolger  dee  Cecrops»  etattge- 
fnndeii  habe;  dies  würde  sit^  wenn  wir  uns  an  die  Kanones  dee 
KueebiuB  halten,  in  die  Zeit  von  1506—1498  verschieben.  In- 
des sind  die  attisclien  Chronologen  und  Hietoriker  hemUbt  ge- 
wesen, den  Anfang  ihr*ir  Geschichte  müglichet  weit  Zurückzudatieren, 
nm  nicht  an  Alter  hinter  Argos  zuriickzustehn ;  daher  haben  aie 
eich  für  das  Jahr  1790  (102O  J.  vor  der  ersten  01ympia.de) 
ebenfalls  einen  König  Ogygue  erfunden,  in  seine  Regitjning  die 
erste  Fluth  verlegt  und  seitdem  das  durch  sie  verödete  Ättica 
hie  CecrüpB  190  Jahre  künigelos  »ein  lasi^en  (Euseb.  praep. 
euang.  X  lü,  7  u.  chron.  I  p.  181  Seh.);  Clemens  von  Alexandria 
(ström.  121,  1B9)  kennt  sogar  Schriftsteller,  nach  denen  Cecrops 
seit  dem  J,  2162  regiert  hat^  Man  darf  also  wohl  vermutlien, 
d&SB  bei  Varro  Cecrops  in  ältere  Zeit  gerückt  war  und  mit  ihm 
sein  Sohn  Cranans;  es  mtisste  denn  Augnstin  eicli  eine  Ver- 
wecbselung  haben  zu  schulden  kommen  lassen.  Kastor  bietet  uns 
für  die  Deukalionisehe  Fluth  keine  Stütze;  er  nennt  sie  in  unserer 
Ueberlieferang  nirgends;  wo  ihn  Eusebius  («.  ob.)  von  einer 
Fluth  um  das  Jahr  1757  sprechen  lässt.  da  ist  es  die  des 
attiscben  Könige  Ogjgue,  *die  erste  grosse*  und  seine  Zeit- 
rechnung für  sie  und  Cecrope  so  ziem^ich  die  des  Eusebius ;  die 
Differenz  beträgt  nur  40  Jahre,  Wir  haben  auch  hier  (mit  C, 
Müller  p.  170)  eine  Vermengung  verscliiedener  Ansichten  anscu- 
nehraen,  da  in  der  Praeparatio  euang.  Hellanicus,  Philochorus, 
Thallus,  Diodor  und  Alexander  Polyhistor  rusammeu  als  Ge- 
währsmänner für  die  Angabe^  das«  von  dem  attischen  Ogygus 
und  seiner  Fluth  bis  zur  ersten  Olympiade  1020  Jahre  ver- 
strichen seien,  angeführt  werden  und  darüber  jedenfalls  keine 
Uebereinstimmnng  unter  ihnen  bestanden  hat;  so  wird  sich  auch 
an  der  zweiten  Stelle  des  Eusebius  (in  der  Chronik,  arm.  Text)  das 

glaube  ich  eher  an  eine  Verwirrung  in  der  Ueberlieferang,  also  eine 
Schuld  des  Ceasorinus  oder  sei  μ  er  Vorlage,  wie  oben  S.  2*12  an  eine 
Verwechselung  dtir  beiden  Flutlitn  durch  Arnobiu»  bez.  seinßr  Vorlttge. 
^  (»utßchmid  bchr.  IV  -S  f.  ändert  allerdingH  die  Zahlen«  sodass 
Cecrops  in  dns  J.  15(12/U1  zu  Btehen  kommt. 


Jk. 


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η 


Dk  Epochen  in  VürroB  Werk  De  geute  populi  Romaui         241 

*Iksi^fmi  {id)  et  Kastor  in  his(miae  epitome  eodem  modo  nar  auf 
die  iwiite   Hälfte  iles  Absatzes  beziehn,  aiif  die  Zeit  des  Cecrops, 

^*in  solcher  Aufbiiu  der  Cbronologie  nach  gewinnen  Zahlen 
und  Zahlenrt'iheTi  war  für  die  alte  Zeit,  das  όδηλον  und  das 
μυοίκόν,  üblich  gcweften,  seitdem  man  iiberbaupt  die  überlieferten 
Ereigiiieefi  auf  bestimmte  Zahlen  feet^mlegen  vereucht  hatte.  In 
der  h  18 to riechen  Zeit  mueete  Datürlich  nach  anderen  Grund- 
aätzeo  veTfahren  werden.  Auch  die  christliche  Chronologie  be- 
tont mit  Nachdruck  diesen  Gegensatz^  Africanus  (Müller  Introd* 
in  fr.  chron*  \x  111  iV),  EuRebiu»  (praep*  eu.  X  10,  1  Μ^χρι 
μίν  τών  όλυμιτιάοοίν  oubtv  ακριβές  \0τόρηται  τοις  Έλλησι 
πάντιυν  €ίογκ€χυμ€νυίίν  και  κατά  μηϊ>έν  αύτοϊς  τών  ττρό  του  συμ- 
^κυνούντυ^ν  at  hi  ήκρίβυυνται  τιολλοϊς,  τφ  μή  έκ  πλείστου  δια- 
στήματος, bia  τ€τραετίας  hi  τάς  άνατραφάς  αυτών  κοΐ£Ϊσθαι 
τους  "Ελληνας*  ού  bi}  χάριν  τάς  έν^ο£οτάτας  και  μυθώb€ις  im- 
λ€£άμ€νος  ιστορίας  μέχρι  της  πρώτης  Ολυμπιάδος  έπιορα- 
μουμαι)  und  Hieronynms  (ρ.  "8  f,:  Ab  hoc  tempore  Graeca  de  iem- 
pi/rihus  hhioria  uera  vredilur;  nam  ante  hoc^  nt  cuique  uisum  esi^ 
dntersas  sentmUias  protulerunt). 

Sollte  die  Künstelei  mit  den  Zahlen  überhaupt  fortgesetzt 
werden,  so  konnte  dies  nur  so  ge&chehiij  duss  entweder  aus  fest- 
etehendeo  Jahreezahlen  auf  die  Bedeutung  der  in  eie  fallenden 
Ereignisse  gescblüsfien  wurde  oder  gew isseti  JahreBxahlen  zuliebe 
Katarerecheinungen^  besondere  am  Himmel  beachtet  oder  erdichtet 
wurden.  Von  beiden  Systemen  iindet  sieb  indes  bei  Yarro  keine 
Spur.  Wie  der  Charakter  jeder  genealogischen  Arbeit  t» ich  ändert, 
sobald  sie  aus  dem  Dunkel  und  Nebel  der  Vorzeit  in  das  Lieht 
der  Geschichte  tritt,  so  auch  die  seine.  Er  hatte  sich  zwei  Auf- 
gaben gestellt,  eine  Clironographie  der  vorroniischen  Völker^  die 
gewissermaaesen  in  Linien  den  Stammbaum  der  gens  Komana 
Michnen  sollt© ^  und  das  dürftige  Gerippe  des  μυθικόν  durch 
Fabeleien  verhüllte  —  in  der  Weise  der  Verfertiger  von  Stamm- 
bäumen römischer  Familien  — ,  und  eine  Entwicklung  ihrer  Sitten 
und  Cultur  aus  denen  der  älteren,  einen  Bfammbaum  auch  für 
eie.  Das  letztere  giebt  uns  sogar  Servius  (fr, 21)  als  den  alleinigea 
lahalt  unserer  vier  Bücher  an;  Ίη  quibus  dicit^  quid  α  quaque 
irn^evini  gente  ifcr  imitationcm ,  Krtihner(i>e  Varroth  antiq,  Hbris 
p.  iO),   Kitscbl  {Opmc.  ill  446  f.)    u.  A.    haben  ihm    zwar  eine 

*  liie  Idee  der  vier  Weltreiche,  die  daiiiale  schon  aufgetauoht  war 
(8.  C.  Trieber  Hermes  XXVH  S,  :^2l— 314),  Rcbeiut  er  mit  Stillschweigen 
tit>ergangen   /u  haben ;    sin   pauste  nicht    in  da»  Syatem   dieses  Werkes, 

lltieüi.  Mtti.  r.  PliUal.  N.  F.  LYIL  10 


242 


Peter 


Yerwecbsliing  mit  De  tdfu  popuU  Romani  schulfi  gegeben,  aber 
mit  Recht  liaben  ihn  von  diesem  Vorwarf  Mercklin  PhiloL  III  271 
una  Keltner  De  ulia  p,  Jl.  p.  25  ti.  Vurroit.  Sfud,  S.  fiö  wieder 
freigeeprocherj.  Daee  sich  die  beiden  Werke,  von  denen  das  eine 
uumittelbar  nach  dem  anderen  verfiisst  worden  ist,  das  eretere 
das  private,  das  andere  das  öffentliche  Leben  bebandelte,  im  In- 
halt mehrfach  deckten,  darf  bei  Varro  nicht  auffallen.  Der  Ge- 
danke war  ihm  durch  den  Geist  der  Zeit  eingegeben.  In  den 
litterariachen  Kreisen  wurde  damals  das  Verbältnies  der  Römer 
zu  den  Griechen  eifrig  erörtert  und  auf  die  Frage  zugespitzt^  ob 
sie  zn  den  tupeiai  oder  Εηλυϋται  zu  rechnen  neien  ^  Cicero  in 
den  Tusculauen  (geschrieben  45  u.  44)  vermittelt  (Γ  1,  1):  ineum 
semjier  hidhiimi  fuif  ωηηία  noströs  auf  inuenisse  per  sc  sapienüus 
qtium  GratcoB  atä  accepta  ab  Ulis  fecwse  meUora^  quae  quidem  digna 
stcUiüs seilt ^  m  quihus  elaliot^arent.  Die  unbefangenen  Griechen 
hatten  seit  Polybias  die  Äbbüngigkeit  der  Römer  von  anderen 
Völkern  erkannt,  aber  voll  Bewunderung  auch  die  Kunst,  mit 
der  sie  das  von  anderen  Entlehnte  ihrem  Wesen  anzupiissen  und 
zu  beeeern  verstanden;  dies  war  auch  der  Gesichtspunkt,  von 
dem  auti  Posidonias  die  römische  Geschichte  behandelte,  und 
nach  seinem  Vorgang,  schon  von  seinem  Lehrer  Äelius  Stilo  an- 
geregt, Varro.  Darüber  kaon  nach  den  Untersuchungen  Wend- 
lings  kein  Zweifel  sein.  Die  Anlage  des  Werkes  De  gefife  p.  /?. 
brachte  es  mit  sich,  dass  er  sitdi  in  der  Schilderung  des  Römischen 
kurz  fajsen  konnte.  Da  das  zweite  Buch  mit  dem  Trojanischen 
Krieg  Bcbloßs,  wird  das  dritte  bis  zar  Gründung  Roms  gereicht 
haben,  und  es  blieb  so  für  dieses  selbst  nur  dm  vierte  übrig; 
doch  konnte  dies  genügen,  wenn  er  es  schon  vorher  bei  den 
Mastern  anderer  Völker  immer  im  Au^e  gehabt  hatte,  zumal  da 
er  in  den  Antiquitäten  rernm  humanaiuni  sich  schon  ausführlich 
mit  der  Urgeschichte  des  römischen  Volkes  beschäftigt  hatte 
(Ritschl  Opiisc.  II f  S.  44(ϊ  f.;.  Die  Fortführung  der  Chronologie 
konnte  er  aber  nicht  einfach  fallen  lassen  ;  wurde  doch  von  dem 
römischen  Aberglauben  gewissen  Zahlenunterschieden  in  den  Jahren 
besonderer  Werth  beigemessen;  so  hatte  P,  Cornelius  Lentulus 
den  AUobrogern,  um  sie  fUr  die  Verschwörung  Zugewinnen,  vor- 
geredet, das  Jahr  63  sei  das  iles  LTntergenge  der  Hauptstadt  und 
des  Reichs  als  dae  aehnte  nach  der  Freisprechung  der  Vestalinnen 


*  S.  hierüber  und  über  das  folgende  E,  Wendung  *Zu  PoMdoftitia 
md  Varro"  Herrn,  XXVUI  S.  SSö— 353. 


J>ie  Epocbeo  in  Vhitoä  Werk  D^»  g-etite  poputi  Roinani        243 


ft 


und  daa  zwanzigste  nach  dem  Brande  des  Capitole  (Cic.  in 
Catil  ΠΙ  4,  9). 

Varro  war  für  die  damalige  Zeit  ein  Gelehrter,  auch  ale 
Chronolog.  CenRorin  rühmt  (b.  oh.  S.  232),  daes  er  dureli  den 
Vergleich  mit  der  Chronographie  anderer  Staaten  und  durch  Be- 
rechnung der  früheren  Finsternißee  in  die  Zeit  nach  der  ersten 
Olympiade  volles  Licht  gebracht  (vgl.  Plut.  Rom.  12)  und  die 
EreigDiBPe  nicht  π  er  nach  Jahren,  sondern  eogar  nach  Tagen  he* 
rechnet  hahe;  Arnohine  (fr.  7)  Rpricht  von  cur iosae  computaUones, 
durch  die  er  den  Zeitraum  von  der  Deukalioniflchen  Fluth  hie 
zum  Coueulat  dcR  Hirtius  und  Pansa  geraesBen  hahe;  unter  den 
Gebieten,  durch  deren  Erciffnung  er  sich  um  die  Urgeschichte 
Eome  verdient  gemacht  habe,  zählt  Cicero  im  J»  46  in  den  ihm 
gewidmeten  Acnderaica  an  erster  Stelle  auf  \tefaiem  pafriaef  de- 
»eriptiones  temporum'  (13^^).  Ee  thut  dieser  Anerkennung  weder 
Eintrag,  dass  er  die  dazu  erforderlichen  antronomiechen  Kennt- 
nisse nicht  beseasen  und  die  Rechnungen  nicht  selbst  ausgeführt 
Ijat,  noch  das«  die  ErgebniBRe  mit  dem  Aufwand  von  Gelehrsam- 
keit in  keinem  rechten  Verhältnise  .^^tanden*  Er  hat  jedenfalls 
den  allein  richtigen  Weg  eingeschlaßien.  indem  er  sich  an  den 
auch  Cicero  befreundeten  L,  Tarutine  wandte  als  'in  prunis  Chol' 
daicis  rafionihtts  ernditus*  (Cic.  de  diuin.  Π  47,  98)^.  Die  Ein- 
ieitigkeit,  mit  der  dieser  von  seiner  Wissenschaft  Gebrauch  machte, 
dürfen  wir  Varro  nicht  zur  Last  legen;  sein  Einfall,  von  den 
Thaten  des  Romulus  auf  die  Nativität  zu  schliesden  mag  damals 
Staunen  erregt  haben. 

Es  fehlen  uns,  wie  gesagt,  genaue  Zeugnisse  über  das  System 
ier  römischen  Chronologie  Varros  seit  der  Gründung.  Wir 
wiesen  jedoch,  dase  er  in  den  Äntiquitates  rerum  humanarum,  die 
er  kurz  vorher  nach  mehrjähriger  Arbeit  abgeschlossen  hatte, 
seche  Bücher  den  Zeiten  und  von  ihnen  wieder  eins  den  Saecula 
gewidmet  hat  {Gruppe  Herrn.  X  S.  Γι2  f.).  Trotz  der  politischen 
Erregung  müssen  diese  nach  dem  Tode  Cäsais  über  die  litterari- 
schen  Kreise  hinaue  ein  lebhaftes  Interesse  auf  sich  gezogen  haben. 

Wie  Octavian  einen  KometeUj  der  wahrend  der  seinem 
Adoptivvater  zu  Ehren  vom  20.— 30.  Juli  noch  im  J.  44  ge- 
feierten Spiele    am  Himmel    erschien    und    sieben  Tage    sichtbar 

'  Auch  von  späteren  Generfttioneu  wurde  er  ^»erührat:  έταϊρος 
αύτοΟ  (Varronis)  φιλόσοφος  μέν  άλλως  καΐ  μαθηματικός,  ίιπτόμ€νος  hi 
τής  π€ρΙ  τόν  ττίνακα  μ€θό&ου  θεωρίας  έ'ν£κα  καΙ  boKUiv  Ι  ν  αύττ)  περιττός 
€Ϊναι  Plut.  Rom,   12.  mathematicorum  fiMlisiiimm  Solin  l^  Ι^ί. 


244 


Peter 


blieb,  zur  FesHirnng  »ei Tier  Rtellimg  berintite,  indpui  er  ihn  als 
Zeichen  der  Erhebung  de»  Ermordeteu  unter  die  Götter  deutete, 
iet  bekannt.  Zugleich  nber  prophezeite  der  Karuepex  Vulcatiti« 
ntii»  ihm  die  Wende  *vom  9.  zum  10.  fiueciikiin  ;  die«  bat  Aognstue 
erdb«t  in  seiner  LebensbeBcbreibuTig  der  T'eberlieferüiig  für  werth 
gehalten,  mit  dem  Zusatz  (Sem.  z.  Verg.  ecl.  9,  4ß,  fr.  5  p»  25 ΐί), 
dase  der  Weieeager  erklärt  habe,  er  werde  sofort  fiterben,  weil 
er  dies  GeheimniRs  wider  den  Willen  der  Gütter  verrathen  habe, 
und  eei  auch  wahrend  des  Sprecbenii  todt  niedergeeunketi.  So 
hatte  also  Varro  genügende  Veranlassung  den  Stoif  neu  zu  be* 
handeln  und  seine  Mitbürger  zu  belehren. 

T>ie  Hauptseh wierigkeit  nineftte  für  ihn  sein,  zu  den  griecht- 
sohen  Si  by Hin  ieeben  Büchern  und  ^u  dem  EinflusR  der 
etruftkiftchen  Weissagung  Stellung  zu  nehmen.  Die  letztere 
hefriRtete  dae  erste  Saernlum  einer  Stadt  oder  eines  Staates  von 
der  Lebensdauer  des  am  längsten  lebenden  unter  den  am  Tag 
der  Gründung  geborenen  Einwohnern,  das  zweite  von  den  seit 
dessen  Tod  am  längsten  lebenden  usw.  Die  Gatter  selbst  be- 
zeichneten dw  für  Menscbeo  schwer  sichtbaren  Grenzen  durch 
^portetttdt  die  Haruflpices  beobachteten  diese  eorgfältig,  zeichneten 
sie  auf,  und  so  hatten  die  ersten  vier  etruskiscben  Saecula  eine 
Dauer  von  400  Jahren  gehabt,  das  fünfte  von  123,  das  seebete 
und  siebeute  von  je  119;  im  8.  stand  man  zu  Varros  Zeit,  wie 
Censorin,  dem  wir  diese  Nachrichten  verdanken  (17,  5  f.),  unter 
ausdrücklicher  Berufung  auf  ihn  berichtet;  noch  ein  neuntes  und 
zehntes,  sagt  er,  sei  dem  etruskischen   Volke  besohieden. 

In  Rom  tritt  uns  dieser  Begriff  zuerst  in  den  ludi  sftecu- 
lares  entgegen,  die  nach  Varro  in  seiner  Schrift  Be  scaenicis 
originibfis  (Censor.  17^  8)  zuerst  im  J.  249/505  infolge  vieler 
'portefifa  und  Blitzschläge  und  nach  Befragung  der  Sibylliuischen 
Bücher  von  Staatswegen  zu  Ehren  des  Die  und  der  Proserpina 
eingesetzt  wurden  mit  der  Bestimmung  der  jedesmaligen  Wieder- 
holung der  Feier  nach  hundert  Jahren;  14B/6Ü8  ist  diese  wirk- 
lich aueb^  wenngleich  um  drei  Jahre  verschoben,  erfolgt  (a, 
Mommsen  Chrond,  S»  180  f,  und  auch  Boltau  Eöw,  Chrono!, 
H.  386  ff.),  seitdem  aber  in  Vergessenheit  gerathen  (Suet.  Aug  31. 
Cland,  21);  in  dem  fälligen  Jahr  49/705  mit  seinen  politischen 
Wirren  bat  niemand  daran  gedacht.  Geblieben  ist  seitdem  auf 
die  Dauer  nur  die  offizielle  Aufzeichnung  der  Wunder  (ßerna^s 
Ges.  Äbhandi  11  S,  307  f.),  angeregt  durch  ihre  Verbindung  mit 
den    Saecula,     Danehen    aber    hat    Mommsen    (ChrmL  S.   17 Γι  tf.) 


Die  Epochen  in  Varrus  Werk  De  genie  popuÜ  Romani        245 


noch  eine  aidere  Säüularfeier  aufgefunden,  die  in  der  Eitiichlagung 
eines  Nagele  durch  den  hochüteii  Beamten  der  Republik  in  die 
Wand  des  der  Minerva  geweihten  Tbeile  des  Tempels  des  Capito- 
iiniecben  Juppiter  be^tand^  nach  aeiuer  Verinuthung  infolge  einer 
groBBen  Peet  im  J.  463/291  eingeführt  war  und  für  die  J.  363/391 
Qöd  263/491  bezeugt  ist.  Betreffs  der  letzteren  bezieht  eich  der 
Antiquar  Cinciue  bei  Livitia  VIII  3^  7  (β,  Melliq,  I  p,  CX  eqq.) 
auf  eine  ähnliche  Sitte  in  dem  etruBkiecheii  Voleinii»  die  ereteren 
loUen  von  den  Sibyllinißchen  Büchern  angeordnet  worden  eein 
(Cenior.  17,  8),  Die  Beeinflueeung  der  Eömer  durch  die  elrna- 
kifiche  Haruepicin  ist  uralt  und  eretreekt  eich  bie  in  das  letzte 
Jahrhundert  der  Republik  hinein.  Sowohl  im  J,  44  gab  ein 
etruflkischfcr  Harnepex  über  das  erwähnte  HimmelßÄeichen  Beecbeidi 
alfi  im  J,  88/6IJ6,  nachdem  unter  anderen  W'nnJern  ein  lauter, 
klagender  Trompetenton  bei  wolkenlosem,  klarem  Himmel  allge- 
niein  Angel  hervorgerufen  hatte,  sodass  der  Senat  die  'angesehen* 
sten  £trueker,  die  mehr  als  die  übrigen  zu  wisäen  glaubten^  be- 
fragte (Flut.  Sulla  7^  Auch  diesmal  ging  ihre  Deutung  auf  eine 
Wende  der  Saecula. 

Für  die  Chronologie  war  dies  physische,  in  der  Zahl  der 
labre  wechselnde  iSaeculum,  das  ^'.  mricitti  oder  naiuralii^  nicht 
KQ  brauchen  ^^  und  je  weitere  Zeiträume  die  Römer  %\i  überblicken 
sich  gewohnten,  deeto  mehr  musste  sich  dae  Bedürfniss  eines 
jnrietiechen  mit  bestimmten  Zahlen  aufdrängen,  also  die  längste 
Lebenszeit  ein  für  uUemal  festzulegen.  In  der  Geschichtschreibung 
hat  der  Consul  des  J.  133/621  L.  Calpurniue  Pjso  zuerst,  so 
viel  wir  wiesen,  von  einem  solchen  saeculum  zu  lOO  Jahren  ge- 
sprochen (fr,  36  EelL  I  p*  135;  s.  übn  Unger  in  diesem  Mus. 
XXXV  S.  33  f.)^  im  ofentlichen  Leben  haben  die  Sibyllinisohen 
Bücher  eingegritfen. 

Zu  diesem  Naebweis  müssen  wir  etwas  weiter  ausholen  und 
iunächst  die  oben  citierte  Plutarchn teile  schärfer  ins  Auge  fasaeu. 
Jejii?  angesehenen  Tusker  fügten  nämlich  ihrer  Deutung  die  Er- 
klärung hinzU|  duss  es  im  ganzen  acht  nach  Lebensweise  und 
Sitten  verschiedene  Gcsihlechter  (τ^νη)  gebe  und  dass  jedem  von 
dem  Gott  eine  Zahl  von  Zeiten  bestimmt  «ei,  die  sich  in  dem 
Um  lauf  eines  groseen  Jahres  vollende  ΙσυμτΓ€ραινόμ€νον  ένιαυ- 
του  μ€γάλου   περίό^ψ}.     Wenn    dieser    (die  ΤΓ€ρίθ6ος)    ein   Ende 


'  Ceneor.  17,  13  mstri  maiofis   tuUurak  saeculu$n  quantum  u$0i 

ixploratum  non  habebant* 


Peter 


habe,  ho  werde  von  der  Erde  oder  vom  flimmel  aus  irgend  ein 
Zeichen  in  Bewegong  igeeetzt,  damit  es  den  Sacbkundigen  sogleich 
offenbar  sei»  daee  Menfichen  mit  aniieren  Sitten  und  Lebeneweieen 
geboren  neien,  die  den  Göttern  ra^br  oder  weniger  am  Herisen 
liegen  würden  als  ibre  Vorgänger;  ganz  beeonderß  gebe  eich  dieser 
Wechsel  ancb  kund  in  der  WeiBsagekunet,  die  in  dem  einen  Ge- 
schlecht wegen  der  klaren  und  deatlicben  Göttersseicben  hoch  in 
Ehren  stehe,  in  einem  anderen  bei  uneitberen  und  dunkelen  sich 
Aufe  Bftthen  legen  mtieee  und  deshalb  nur  geringes  Aneehn  ge- 
nieeee.  Die  Weisheit  gebt  auf  Varro  »nrück«  wie  dae  Fragment 
^iJe  saecuUii:  auditvnt  sonutn  inhae  de  caelo  hei  Serviue  z.  Aen,  VllI 
526  beweist ;  aber  sie  ist  getrübt.  Klarer  flit'set  die  Quelle  bei 
CenBorinuB  (17,6,  g.ob.S.  244),  Plutarch  hat  erstens  misB^^erstanden, 
dasB  im  J.  88  das  8.  Saculum  von  10  angebrochen  sei,  dae 
'beinah  letzte  .  wie  ee  in  der  WeisBiigung  der  Vegoia  (in  den 
Gromat  net.  p.  S50  L.)  heiest  (Mommeen  Chrmi.  S.  189  f.),  und 
namentlich  nicht  römiaebe  und  etruskische  Saecula  getrennt,  die 
je  nach  dem  Volke  verecUieden  gerechnet  wurden*.  Freilich 
tritt  diefle  Verkündigung  in  \\  idersprncb  mit  der  de»  Vulcatiua, 
wenn  wir  die  Beziehung  auf  Etrurien  bei  Plutarch  ergänzen; 
denn  schon  44  Jahre  später  lässt  die  letztere  das  10.  Saeculum 
beginnen^  sodass  daR  8,  und  9.  durchBchnittltcb  nur  22  Jahre 
gedauert  hütte,  während  Jie  vorausgeli enden  durchsclinittlich 
108^7,  keine  unter  100,  Doch  darf  une  dieses  niclit  beunrnhigen 
(Mommeen  Ckron,  190);  wir  erkennen  vielmehr  daraus,  welcher 
Schwindel  damals  in  Rom  mit  Wunderze i oben  und  den  etruskiscben 
Prophezeiungen  getrieben  wurde  und  wie  diüse  nach  Belieben 
auf  Etrurien  und  Rom  gedeutet  wurden. 

Nun  muBste  eich  unter  solchen  VerhaltniBBen,  da  die  etrus- 
kiechen  Saecula  von  einem  bestimmten  Änfaug  nue  gerechnet 
wurden  Cquo  die  urbc^  afque  ctuitates  cmi^iifuerenhi/  Cen«or.  17,  5), 
das  gleiche  Bedurfniss  nach  einem  Änfaug  auch  in  Hom  aus- 
bilden; sebon  Valerius  Antias  (fr.  22  Bdl  1  247 j  nannte  jene 
Säcularepiele  von  249/505  die  dritten  und  weiss  von  zwei  älteren 
in  den  vorausgehenden  zwei  Jahrhunderten  (Gen»,  17. 10,  Zosim,  Π  4 


*  quoi  numero  mecuJa  fi  ^enti  data  sint  Cens,  aaO,  Damit 
fallen  alle  Vermuthungen  A.  Mommseue  (DU  Saecula  der  Etruifker) 
in  diesem  Mus.  ΧΠ  S.  539—550)  in  sich  zusammen,  die  von  dem  fal- 
schen Satz  auegehn,  daa»  alle  ütrtiskieohen  Zeichen  und  Wnuder  auch 
Rom  betroffen  hätten. 


Epochen  in  vürS^ferk  De  gente  populi  Roraatii         247 


vgl.  FeetuB  8-  u,  eaec,  ludi  p.  329),  Bis  ^ur  Gründung  der 
Stadt  wagte  er  aber  niclit  zunickziigehn;  dieser  Verauch  ist  erst 
im  J.  88/6f»0  gemacht  worden,  Nach  dem  GründiingBJahr  des 
Fabiue  Pictor  waren  damala  660  Jahre  verftoseen,  der  Krieg  mit 
den  BandeBgenoBseD  und  der  eben  entbrennende  zwischen  Manne 
und  Solla  hatten  die  Gennüther  genagsam  aufgeregt,  um  für 
BinimelBzeichen  nnd  Sübnfeete  empfänglich  zu  sein:  damals  ent- 
atand  dae  von  Phlegon  und  Zoeimus  überlieferte  Sibyllenorakelj 
dae  von  dem  ersteren  aufldrijoklich  in  seineu  einleitenden  Worten 
(Macrob.  p.  51  Keller,  p.  133  in  den  Sibyllinischen  Blättern 
τοπ  Diele)  in  den  BundeBgenoaeenkrieg  verlegt  wird-  Aber  anch 
ohne  die«  würden  die  zwei  letzten   Verse 

καί  σοι  ττασα  χθων  Ίταλή  και  πάσα  Λατίνων 
αιέν  ύπό  οκήπτροι0ιν  έπανχένχον  ίυγόν  ίΗι 
vna  dahinführen;  unrichtig  beziehen  Dlels  (aO.  S.  14)  nnd  Gardt- 
Bauaen  (Augnsius  I  S.  1011  Π  625)  da«  Orakel  auf  die  Säcular- 
epiele  des  Äiigustua;  auch  Mommsene  Datierung  {Ephem,  epigr. 
Vm  p.  235)  der  Abfassung  im  Jahr  126/628  iat  weniger  be- 
gründet. Gewiee  hat  ea  Aenderungen  und  Einschiebungen  nament- 
lich wegen  der  von  Aaguslue  angeordneten  neuen  Opfer  erfahren, 
die  Vermengong  jüngerer  und  älterer  Verse  iat  Diele  (aO*  S,  15) 
nicht  entgangen.  Für  den  Kern  aber  hat  ßergk  {Mmmm,  Ancyr* 
p.  76)  mit  dem  Jahr  88  unzweifelhaft  daa  Riehtige  getroflTen* 
Die  Befragung  der  '^Itbri  füiaks  im  nächsten  Jahr  berichtet 
Graniua  p.  23,  2  Bonn,;  damala  wurde  beschloesen  aie  öffentlich 
vorzulesen;  aie  verhiessen  Ruhe  und  Frieden,  wenn  Cinna  und 
aeche  Tribunen  ans  dem   Vaterlande  vertrieben  würden. 

Die  Sibyllinischen  Bücher  waren  nicht  •ιιιιτ  in  griechischer 
Sprache  verfasat,  auch  die  Bräuche,  die  aie  vorschrieben,  waren 
griechisch  (\r.  16  des  eraten  Orakele  τιαϊοας  δαας  ττάρος  είττα 
κίλευ'  λχαΐστι  τάί>'  ^pbeiv)  und  wurden  ala  eolche  von  den 
Körnern  empfunden;  et  nos  dicinuta  XV  uiros  Graeco  ritu^  non 
Ramano  fmere,  Varro  de  U  l  Vn  88;  andere  Stellen  s.  bei 
Diele  aO.  S.  5-^»  f.  8o  Ist  denn  auch  in  dem  Sitcnlarorakel  die 
Äufidehnung  des  Saecolum  auf  1 10  Jahre  anstatt  der  römischen 
100  griechisch,  vielleicht  ureprünglich  ägyptisch  ^Gardthauaen 
U  620): 

Άλλ'  όττότ'  äv  μήκΐ0τος  krj  χρόνος  άνθρώποι0ι 
Ζ!ωής,  €ΐς  έτβων  εκατόν  5€κα  κύκλον  abeuuiv, 
μ€μνήσθαι  'Ριομαϊε  -^  τάΟ€  ττάντα  κτλ.  (ν.  1  ff.). 
Empfohlen   wurde  sie  durch  die  Einladung  des  Herolde  zu  Spielen, 


24M 


Peter 


*die    keiner   genebn    habe    noch    eelien    werde     (Buet.    ClanJ.  21. 
Mommsen    ChrmmL  S.   182  f.);    durcli    häufigeres    üeberucLreite-n 
einer  Lebensdauer   von    100  Jübren'    aollte   eie    nicht   läcberlich 
werden.      Von    der    PalintieneBie    findet    sieh    allerdings    in    dem 
Orakel  keine  Spnr  —  anrh     dies  ist    ein   Beweis   für    ilas  Alter, 
wenn    es     einee     eolohen     noi^h     bedürfte;     erut    in    der    vierten 
Ecloge  Virgile  an  seinen  Gönner  ÄRiniiiR  Pollio«  also  im  J.  40/714 
tritt  eie  nns  in  der  8ib)llitiiechen   Weissagung  entgegen: 
Yltma  Cumaei  uenit  iam  catminis  aeias; 
7im{ffius  φ  infcf/ro  saeclorum  itascitur  nrdo.* 
iam  rtdii  et    Virtjo^  redeunt  Saturtiiä  regna^ 
iam  noua  progenies  endo  demittHur  alto,  (4 — 7.) 
wozu   Prolins  (p.  9  K.)  bemerkt:  Cummi  carminis  ud  α  Sihylla~ 
qnod  Cnwana  d  post  qaathwr  saemla  παλιττ^νεσίαν  futuram  ceeinit 
mi  eqe. 

Diese  Neuerung  kann  nur  anf  die  eben  erecbienenen  vier 
Bücher  IM  [fenfe  pofmli  Bonmnf  geschoben  werden ;  von  Virgil 
kann  sie  keinesfallR  herrühren.  Varro,  soweit  nicht  echon  Kantor, 
hat  mit  den  griecluRcljen  Hibyüeiiurakeln  zn§;Ieich  die  Palingeneeie, 
die  zwar  auch  in  die  etruskieche  Lehre  eingedrungen  war,  wenn 
die  üeberliefening  nicht  Verschiedenes  durch  einander  geworfen 
hat.  aber  dot^h  griechischen  Ursprungs  war,  und  den  etruskischen 
Glauben  von  der  Kundgebung  des  Endes  der  Saecula  durch  Natur- 
erscheinungen zusainmengearbeiteti  obwohl  ein  eolchee  Eintreten 
der  Götter  mit  der  Fixierung  der  Zahl  unnöthig  geworden  war, 
und  eo  die  Vorstellung  von  der  Wiederkehr  besserer  und  glück- 
licherer Zeiten  nach  einer  f^ewissen  Reibe  von  Jahren  vorbereitet, 
die  Virgil  dicbterisch  weiter  ausgeschiDÜekt  bat;  die  Bezeichnung 
von  (4)  Weltalteni  nach  Metallen,  des  glücklichsten  ale  aurea 
adas  unter  der  Herrschaft  des  Saturn,  und  die  Flucht  der'Virgo 
aus  dem  heruntergekommenen  Menschengeaohlecht  (vgl  Horat, 
carra.  saec.  57  Ü',)  rührt  schon  von  Hesiod  her'*^.  Unzweifelhaft 
bat  die  Zahl  110  auf  Varros  ganze  ältere  Chronographie  einen 
entscheidenden  Einflnss  ausgeüht;   110  Jubre  mit  der  für  die  Pjtha- 


^  ServiuB  z.  Aeii.  IV  »^^3  bezeichnet  120  Jahre  als  die  hncbst- 
mögliche  1-ebenedauer,  bei  Anderen  bewegt  eich  iiie  höchste  erreichte 
iwiBüben  110  und  120,  vgl  Hin.  n,  h.  VII  15K  ff.  Cens.  17,4  ff.  Cicero 
Cato  m.   1<;,  ßii. 

'  8.  £.  Graf  Äd  a/ureae  aatatin  fahulam  syrnhola  p.  G  ff.  β2* 
47  ff. 


Diu  Epocheu  in  Varros  Werk  De  gente  populi  Romani        249 

goreer  und  ihn  wichtigen  4'  multiplioiert  ergeben  die  440  Jahre, 
die  die  Genethliaci  für  eine  Periode  der  Menschheit  herauege- 
rechnet  hatten.  Das  erste  Mal  wird  sie  bis  auf  wenige  Personen 
durch  die  Ogygische  Fluth  vernichtet,  das  zweite  Mal  nach  440 
Jahren  durch  die  des  Deukalion;  ein  neues  Zeitalter  eröffnet  der 
Trojanische  Krieg,  die  Ursache  der  Uebersiedelung  des  Aeneas 
nach  Italien,  das  nächste  die  Gründung  Roms,  dessen  Bestehn 
schon  weit  in  die  zweite  Periode  hineinreicht.  So  stellte  er, 
indem  er  die  τοη  den  Griechen  aus  7  Menschengeschlechtern 
(d.h.  7X63)  herausgerechnete  Zahl  440  nach  römisch-etruskischer 
Vorstellung  in  4  Saecula  zu  je  110  Jahren  zerlegte,  ein  sich 
durch  die  älteste  Geschichte  bis  in  die  römische  hinein  schlingen- 
des Band  her  und  verlieh  ihm  von  Rom  aus  eine  göttliche  Weihe. 
Vor  Prophezeiungen  wird  sich  Varro  bei  der  im  J.  43  doppelt 
nothwendigen  Vorsicht  gehütet  haben,  beschäftigt  aber  hat  er 
sich  schon  im  18.  Buch  der  Antiquitates  r.  hum.  mit  der  Frage 
nach  den  für  Rom  bestimmten  Saecula;  dort  hatte  er  die  Meinung 
eines  gewissen  Vettius  'hi  augurio  non  ignöbilis*  mitgetheilt,  dass 
es,  wenn  die  Erzählung  der  Historiker  von  den  12  (dem  Romulus 
erschienenen)  Geiern  richtig  sei,  es  bis  auf  1200  Jahre  bringen 
werde,  nachdem  es  einmal  über  120  Jahre  glücklieh  herüberge- 
kommen sei  (Gens.  17,  15). 

Auch  aus  der  Verbreitung  der  Vorstellung  von  der  Wieder- 
kehr eines  neuen  Zeitalters  dürfen  wir  darauf  echliessen, 
dass  sie  von  einer  gewichtigen  Autorität  getragen  worden  ist. 
Virgil  hatte  den  Glauben  an  sie  nicht  verloren,  obwohl  ihn  die 
im  J.  40  ausgesprochene  Hoffnung  getäuscht  hatte.  Wie  er  in  der 
Ecloge  von  dem  Ende  der  ferrea  und  dem  Beginn  der  aurea  aetaa 
gesungen  hatte,  so  prophezeit  in  der  Aeneis  (VT  791  ff.)  Anchises 
dem  von  der  Sibylle  in  die  Unterwelt  geleiteten  Sohn  von 
Augustus  Cäsar  'dini  genus* :  ^aurea  coudet  saecula^  qui  rur• 
aus  Lotio  regnaia  per  arua  Saiurno  quotidam\  Namentlich  aber 
hat  es  dieser  selbst  verstanden,  sich  die  von  Varro  geschichtlich 
begründete  und  auf  ein  bestimmtes  Ziel  gerichtete  Sehnsucht 
seiner  Römer  nach  einer  besseren  Zeit  zu  nutze  zu  machen. 

Gemäss  seiner  Politik  knüpfte  Augustus  äussorlich  an  Altes 
an;  seine  im  J.  17/737  veranstalteten  Säcularsp  iele  sollten 
frühere  fortsetzen.    Die  im  J.  49/705   fällig  gewesenen  konnte  er 


*  Vgl.  de  1.  1.  V  12    omnia  sunt   quadripertita ;    daher  auch    die 
4  Bücher  De  gente  p.  B, 


sm 


jedodi  nicht  brauchen;  er  hätte  so  ^ie  Erinnerung  an  die  Bijrger- 
kriege  wachgerufen.  Er  wollte  auch  nicht  die  unterirdiechen 
Götter  und  damit  die  zu  Ende  gebende  Zeit  feiern,  an  die  nur 
die  das  Festlied  eingenden  3X9  Knaben  und  Mädchen  erinnern, 
also  die  bei  allen  den  Zorn  der  tJnteririliechen  abwendenden 
Sühnfesten  übliche  Zahl  (Diele  S.  38  ff.,  bes.  43  ff.),  vielmehr 
von  ihr  ab  in  die  goldene  Zukunft  den  Blick  lenken  und  setzte 
daber  Hei!  und  Segen  Rpendende  Lichtgoltheiten  für  jene  ein 
(Momrasen  Ephem,  ep.  VÜI  p.  237).  Neu  war  ferner  die  Uebertra- 
gung  der  von  Varro  für  die  Weltgeecbichte  erwieeeuen  sibyllinischen 
Periode  von  110  Jahren  auf  die  SäcularBpiele,  von  ihm  ange- 
deutet duri'h  den  Zug  der  110  Matronen»  proclamiert  durch  den 
Festdiehter  (v.  21)  ca'ius  undenos  dcciens  per  minos  orhis  \d 
cantus  referatqne  Ittdos^  bestätigt  durch  die  Acta  (Z.  25,  Eph,  ep. 
\  III  p.  228)  s]acfifietum  saeadare  ludosqney  qui  ceniensimo  et 
d[ecmo  anno  recurrufti].  Kech  Zoeimuf}  [U  if  2)  hatte  ihm  die 
Bräuche  der  damals  noch  junge  Ateius  Capito  als  Kenner  dee 
Pontißcalrechts  dargelegt  und  erklärt  {und  wohl  auch  nach  des 
Kaisers  Idee  sureebt  gemacht),  die  Zeit  die  mit  der  Aufeicht 
über  die  Siliylliniichen  Bücher  betraute  Priesterschaft  ermittelt, 
die  schon  im  Jahre  vorher  auf  seinen  Befeh!  die  »chwer  leserlich 
gewordenen  Bücher  neu  abgeachriehen  hatte;  'damit  kein  Anderer 
sie  lese  ,  giebt  CaRsiuB  Dio,  dem  wir  diese  Nachricht  verdanken 
(Γ)4,  17,  2)»  als  Gram!  an;  die  wahre  Absicht  war  natürlich  die, 
fVei  mit  ihnen  schalten  zu  können.  So  wurden  bei  dieser  G-e- 
legenhcit  nnter  Bennt^.ung  von  Hausfeiern  des  Valeriechen  Ge- 
schlechts für  die  Jahre  456/21)8,  346/^08,  236/518  und  126/628, 
also  für  einen  Zeitraum  von  440  Jahren  von  17/737  an  zurück 
Säcularspiele  in  die  iSibjllinischen  Akten  gefälscht,  wie  Mommsen 
(C%runöl.  18Γϊ  t)  erkannt  hat.  Dass,  worauf  Gardthausen 
{Auffustus  I  1*110  li  624)  groiieen  Werth  legt,  ein  neuer  Komet 
im  J.  17  den  Kaiser  bestimmt  habe»  die  schon  früher  begonnenen 
Vorbereitungen  rasch  abzuscblieHsen,  hat  mich  nicht  überzeugen 
können.  Er  wird  bei  der  Wahl  dee  Jahres  seine  besonderen 
Gründe  im  Äuge  gehabt  haben  (Hirschfeld  Wiener  St  ν  d,  II]  104), 
das  Ende  einer  zehnjährigen  Regierung,  die  Geburt  des  Lucius 
Caesar  und  die  Adoption  der  beiden  Enkel,  äusserlich  brachte  er 
das  Fest  mit  dem  Kometen  des  Jahres  44  in  Verbindung.  Dies 
erweisen  deutlich  zwischen  den  Jahren  17/737  und  15/739  ge- 
eohlagene  Hünzen  des  M.  Sanqninius  mit  der  Erwähnung  der 
Ludi  eaecukres  auf  der  einen^  des  Kometen  des  Diuus  Julius  auf 


Die  Epuchiiii  in  Varros  Werk  De  gente  populi  Eoraani        ^t 


er  anderen  Seite^  und  wenn  andere  Kometenmiinzen  aus  tlen 
Jahren  17  nnd  16  neben  den  Spielen  den  Namen  des  Angustue 
nennen,  eo  dürfen  wir  αηβ  jenen  und  aus  Münzen  mit  dem  Kopf 
des  Diniie  luüue  und  einem  Stern  darüber  auch  hier  nuf  den 
Kometen  des  Jahree  44  scbliefiBen^ 

Auguetus  bat  in  liomitian  und  Septimius  Severne  iiachfolger 
für  eeine  Rechnung  gefunden^  während  Claudius,  Antoiiinue  Piue 
and  die  Pliilipper  den  Schluss  der  Jahrhunderte  der  Stadt  ge- 
feiert haben.  Für  beide  Feiern  hat  Varro  den  Grund  gelegt  oder 
wenigetene  veratärkt ;  für  die  letztere,  indem  er  dem  willkürlichen 
Hin-  und  Herrechnen  der  Griechen  ein  F]nde  machte  und  durch 
«eine  Autorität  ein  beßtimmtes  Gründnngi^jahr  (oder  sswei  an  ein- 
ander grenzende)  zu  allgemeiner  Anerkennung  brachte,  sodass 
überhaupt  erst  eine  offizielle  Feier  niöglicli  wurde;  für  die  erstere 
dadurch,  daes  er  die  von  den  Griechen  durch  Summierung  der 
Geechlechter  geschaffene  Zahl  440  in  Saecula  theilte  und  die  Zahl 
110  mit  der  der  Sibyllinischen  Bücher  verband.  So  hat  er,  zum 
Theil  nach  dem  Vorgänge  Kasbjrs,  die  biB  Apollodor  geltende 
Rechnung  mit  Geechlecbtern  aus  df;r  römiechen  Litteratur  ver- 
drängt und  der  römischen  Chronologie  das  der  Eigenart  seines 
Tolkee  entfiprechende  Gepräge  für  die  Zeit  Keiner  Dauer  aufge- 
drückt. Welche  Marksteine  er  in  der  Geeohichte  des  gegründeten 
Koni  angenommen  hat,  darüber  ancb  nur  Vermuthungen  aufizu- 
eprecheui  fehlt  uns  jeder  Anhalt^*  In  der  für  ihn  persönlich 
kritischen  Zeit  des  Jahres  43  wird  er  es  vielleicht  überhaupt 
vermieden  und  sich  mit  der  Kegistrierung  der  Ansichten  Ändereri 
wie  er  eie  überhaupt  liebte,  begnügt  haben. 

St.  Afra  in  Meiseen,  Hermann   Peter. 


Ϊ  S.  Gardthauaen  aO.  ί1  S  K22  f.  —  Hat  etwa  AuirustaH  die  Zahl 
,  der  iingenden  Mädchen  i^nd  Knaben  auch  nur  beibehalten,  um  an   die 
27  seit  dem  Erschein«>n  des  Kometen  verstriobeiien  Jahre  zu  erinnern, 
wie  an  das  Saeculum  von  HO  Jahren  durch  die  110  Matronen? 

2  Mommsen  (Jkron.  8.  2\U  ff.  lliti  hat  daa  von  Dionys  von  Iluli- 
kamaBs  dem  'Senator  L.  Cinciue  (fr.  i)  zugeschriebene  Grüiidungsjakr 
I  729  und  die  daraus  i?e folgerte  Länge  der  Könjgszeit  von  220  Jahren 
mit  dem  100 jährigen  SaecuJum  und  so  mit  Auguetus  in  ßezielmni^  ge- 
setzt und  den  L.  Cineius  mit  eint^m  Philologen  in  der  Zeit  des  Atigustus 
idenlificiert.  Der  durch  Blitzachlnpr  erfolgte  Tod  des  Könige  Tullue 
Hoütilius  ist  schon  vor  Yarro  in  das  J.  110  der  St.  verlegt  worden. 
Mommsen  Ckron,  S.  IHH  f. 


zu  DER  INSCHRIFT  DER  APHA I Α  AUF 
AEGINA 


Die  Schlüpse,  zu  deDen  M.  Franke!  in  eeiner  Besprechung: 
der  Aphaia-fnechrift  oben  S.  152  —  156  gelangt«  kann  icli  nicht 
für  richtig  halten.  Er  glaubt  daraus,  daee  das  Cultlocal  der 
Aphaia  in  der  ioBchrift  nicht  ναός,  sondern  οίκος  genannt  ist, 
BchlieRflen  zu  dürfen,  dass  diese  Giittin  nicht  die  Beeitzerin  dei 
ganzen  Heiligthums  und  damit  dea  erhaltenen  Tempels  sowie 
seiner  verlorenen  Vorgänger  war^  sondern  dass  Aphaia  nur  in 
einer  'd^pendetiee  wohnte^  der  Tempel  aber  einer  anderen  Göttin 
gehörte,  nnd  zwar,  wie  er  aus  Antoninus  Liberalis  40  glaubt  er- 
schliessen  zu  dürfeOt  der  Artemis.  Er  geht  davon  ans,  dass  der 
οίκος  unserer  Inscbrifl  völlig  gleicher  Art  sei  wie  jene  Upal 
οΐκίαΐ,  von  denen  ü.  Köhler  in  den  Athen.  Mittheil.  VII  (1882) 
373  f.  bandelt  und  von  denen  dieser  nachweist»  dass  sie  'zu  dem 
Zwecke  erbaut  waren,  als  Dependenzen  der  dabeistehenden  Tempel 
zu  dienen/  Alsoj  scbliesst  Fränkel,  da  unser  οίκος  für  die  Aphaia 
gebaut  ist,  gewiss  aber,  wie  er  meint,  nieht  'nur  untergeordneten 
Zwecken  der  Verwaltung  gedient  haben*  kann,  indem  dagegen 
die  monumentale  Bekundung  seiner  Errichtung  spräche,  da  der 
οίκος  also  *den  Cult  der  Aphaia  aufnahm^  so  sei  *nothwendig 
die  Gottheit,  die  im  Tempel  verehrt  wurde,  von  Aphaia  ver- 
schieden' gewesen. 

Fränkel  scheint  hier  gar  nicht  zu  bemerken,  wie  sehr  er 
eicb  mit  sich  seibat  in  Widerspruch  gesetzt  bat.  Der  οίκος  der 
Aphaia  ist  nach  ihm  gleich  den  Kobler^schen  kpai  οικίαι,  den 
*Dependeuzen  der  dabeistehenden  Tempel'.  Allein  diese  waren, 
wne  Köhler  des  genaueren  ausführt  'bestimmt,  heilige  Gegen- 
stände, welche  in  den  Tempeln  oder  sonst  keinen  Platz  fanden, 
aufzunehmen.  Von  den  Tempeln  unterscheiden  sie  sich  dadurch, 
dass  sie  kein  Cultbild  enthalten  und  keine  Opferbandluui^en  in 
ihnen  vorgenommen  werden'.  So  Köhler ;  Beispiele  solcher  οίκίαΐ 
und  ΟΪΚΟΙ  in  Heiligthiimern  sind  nach  Köbler^e  Aufsatz  noch 
mehrere  durch  Inschriften  bekannt    geworden  und    sie   bestätigen 


Zu  der  Inscbrift  der  Aphaia  auf  Aegina  253 

seine  Definition.  Tn  oder  beim  Heiligthum  von  EleusJR  waren 
nach  den  Inschriften  i€pai  οίκίαι  als  Wohnungen  für  die  Prie* 
Bterinnen  (Έφημ.  άρχ.  1883,  119,  50  οικίαν  τήν  lepav  ου  ή  lepeia 
οικ€Ϊ;  126,  80  €ΐς  τάς\€ράς  οικίας  ταϊς  Ιερείαις).  In  den  Rech- 
nungen von  DeloB  kommen  mehrere  οΤκοι  in  dem  Heiligthume 
vor,  die  in  die  Kategorie  von  ^Dependenzen*  der  Tempel  gehören, 
wie  der  οΤκος  im  Sarapieion  und  der  neben  dem  Isietempel;  ein 
οίκος  hier  wird  nur  nach  dem  Materiale  al»  der  von  Porös,  einer 
als  der  der  Andrier  bezeichnet  (Bull,  de  corr.  hell.  1882,  VI, 
29  ff.;  Dittenberger  syll.«  588  Z.  155.  178.  220.  230);  er  war 
offenhar  ein  Thesauroe,  wie  denn  Plutarch  (de  Pythiae  orac.  12. 
13.  14)  den  ThesauroR  der  Korinthier  und  den  der  Akanthier  in 
Delphi  einfach  οΤκος  nennt.  Von  solcher  Art  war  gewiss  auch 
der  οΤκος  im  Heiligthum  von  Andania  (Dittenberger  eyll.  ^  653, 
113  €ΐς  τον  οΤκον  τόν  έν  τψ  Upui).  Das  Charakteristische  und 
Wesentliche,  das  diese  οίκοι  vom  Tempel  unterscheidet,  ist,  wie 
Köhler  hervorgehoben  hat,  dass  in  ihnen  kein  Cultus  stattfindet. 
Allein  Fränkel,  obwohl  er  seine  ganzen  Schlüsse  auf  der  ange- 
nommenen Identität  des  οΤκος  der  Aphaia  mit  den  von  Köhler 
behandelten  οίκίαι  und  οΤκοί  aufbaut,  nimmt  gleichwohl  an,  dass 
der  ftginetische  οΤκος  gebaut'  war  zu  dem  Zwecke,  den  'Cultus 
der  Aphaia  aufzunehmen'  (S.  154),  ja  er  sagt  (S.  155),  der  οΤκος 
eei  'ohne  den  Altar  gar  nicht  denkbar',  er  sei  also  zweifelloser 
Cnltraum ;  auf  S.  153  gibt  er  mir  auch  zu,  ich  habe  unzweifel- 
haft Recht,  wenn  ich  behauptete,  dass  der  Gebrauch  des  Wortes 
οίκος  für  den  Cultraum  einer  Gottheit  durch  Analogieen  zu  be- 
legen sei.  Er  gibt  zu,  dass  die  Inschrift  von  Thisbe  CIGS.  I 
2733,  wo  ό  οίκος  καΐ  ό  Διόνυσος,  'eine  Aedicula  mit  Cultbild', 
geweiht  wird,  ein  zwar  'später,  aber  passender  Beleg*  sei.  Hier 
liegt  der  Widerspruch.  Wenn  der  οΤκος  unserer  Inschrift  den 
Cnltraum  der  Aphaia  bedeutet,  dann  ist  es  eben  ein  οΤκος  ganz 
anderer  Art  als  die  von  Köhler  besprochenen  οΤκοι  und  οίκίαι, 
deren  Wesen  darin  besteht,  dass  sie  des  Cultes  entbehren.  Wenn 
Fränkel  den  äginetischen  οΤκος  dem  Culte  der  Aphaia  bestimmt 
sein  läset,  dann  sind  alle  seine  Schlüsse  sus  der 'Dependenz - 
Eigenschaft  jener  ganz  verschiedenen  Köhler'schen  οίκίαι,  also 
vor  allem  der  Schluss  auf  eine  von  Aphaia  verschiedene  Besitzerin 
des  Heiligthums,  gänzlich  hinfällig. 

Die  von  Köhler  behandelten  \εραι  οίκίαι  sind  von  den 
Tempeln  in  ihrem  Wesen,  da  sie  nicht  dem  Cultus  dienen  und 
kein    Cultbild    enthalten,    durchaus  verschiedene   Bauten.     Allein 


der  äginetische  οΤκος  <ler  Aphaia,  wenn  er,  wie  auch  Frätikel 
aiininmit,  dem  Cultus  dieser  Göttin  dientt%  waa  war  er  denn 
andere  tile  ein  Tempel? 

Es  war  im  Alterthum  ein  häiiiiger  Fall,  das»  iirnerliülb 
eines  grösseren  Heiligthums  eich  Tempel  befunden,  die  nicht  der 
Hauptgottheit,  nicht  dem  Inhaber  dee  ganten  Heiligthmnat  son- 
dern anderen  Goltlieiten  gehörten.  Allein  da»  regelmibeige  Wort 
für  einea  solchen  Tempel  ist  ναός  genau  wie  für  den  Haupt- 
tempel \  Dase  οίκος  etwa  der  Ausdruck  für  einen  Tempel  jener 
Art  wäre,  hat  nie  Jemand  behauptet  un^l  eine  eolche  Behauptiiog 
wäre  ja  auch  gänzlich  grundlos. 

Also  nach  gewöhnlichem  Gebrauche  müeete  da«  Cultlocal 
der  Aphaiu,  von  dem  auch  nach  Fränkel  in  unserer  Inschrift  die 
Kede  ist,  ναός  heiesen*  Der  Ausdruck  οίκος  ist  ungewöhnlich 
fUr  ein  Cultlocal;  allein,  wie  auch  Fränkel  zugibt,  durch  An'i- 
logieen  zu  belegen,  leb  hatte  tiubei  erinnert^  daes  auch  οίκημα 
Γύτ  einen  dem  Ciiltc  dienenden  Bau,  dli.  Tempel  verwendet  vor- 
kommt,  wie  denn  Pauaaniös  zB.  das  Ereebthoion  so  nennt.  Fninkel 
weist  gewiRB  mit  Recht  darauf  hin,  das»  οίκημα  einen  allgemeineren 
Begriff  habe,  wie  uneer  *Baowerk*;  allein  ee  genügt  jener  Ge- 
brauch immerhin  zum  Beweise,  daßs  ein  Tempel  nioht  immer  nur 
ναός  genannt  werden  mueetei  sondern  das«  dazu  auch  eine  von 
oiKfciv  abgeleitete  allgemeinere  Bezeichnung  verwendet  werden 
konnte.  Uehrigena  hatte  ja,  ebenso  wie  οίκος  nicht  immer  einen 
cultloeen,  aondeni  auch  einen  Cultraum  bezeichnet,  auch  ναός 
nicht  immer  die  letztere  Bedeutung,  sondern  zuweilen  auch  die 
eines  eultloeen  der  Gottheit  geweihten  Tbeflaoros  (Poiemon  bei 
Athen.  XI  p.  479   f.;  Ötrabo   XI  p,  637  ναΐσκοι). 

Anders  stände  die  Sache  natürlich,  wenn  sich  nachweisen 
liesBe,  dass  οίκος  überhaupt  niemals  und  unti^r  keinen  Umstünden 
ein  dem  Gülte  dienendee  Local  bezeichnen  könne.  Dann,  und 
nur  dann  müesten  wir  annehmen,  dass  der  der  Aphaia  gebaute 
οίκος  unserer  Inechrift  nur  als  Thesauroe,  als  Priesterwohn ung 
oder  für  Verwaltnngszwecke  errichtet  worden  wäre.  Auch  dann 
würde  natürlich   jed^  Spur    von  Anhalt  fehlen^    als  Hauptgötlin 


I 


I 


^  Ein  BeiepieJr  hei  welchem  zugleich  das  Wort  οίκος  vorkommt, 
bietet  dtt*  luschrift  von  Anapbe,  CIG  Jm.  MI,  248,  die  von  dem  Baue 
einea  ναός  der  Aphrodite  imierhalb  des  kpov  des  Apollun  liaudelt  und 
den  Ort  \vu  dir  Btio  stau  finden  soll  bcBtimnit  6π€\  ä  ΙλαΙα  ά  ποτί  τόν 
Eubujpeiuv  οίκον  καΐ  τόν  M&iMAciov;  dies  siud  natiirlieb  οίκοι  der  oben 
besprocheneu  Art. 


In&chrift  der  Aphaia  auf  Ae/>iTia 


» 


» 


des  HeiligthumH    eine    andere    als  die  in  der  rnscbrift    genannte 
Aphaia  /u  verinuthen. 

Aileiii  aucli  abgesehen  von  den  Analogieen»  welche  geetatten 
οίκος  hier  fiii'  den  Cuttraum  der  Aphuia  zu  aehmen,  spricht  die 
ganze  Art  und  die  Fassung  der  Inschrift  Hlr  diese  Auffasftung. 
Die  Inschrift  beurliuiidet  in  feierlicher  Form»  dass  unter  dem 
Prieeter  Kieoitaa  (oder  dee  Kleoitaa  Sohne)  das  Haus  für  die 
Aphaia^  dh.  eben  ihr,  der  Göttin  Haas  gebaut  worden  ist,  Was 
eoll  dies  Haue  der  Aphaia  anderes  sein  als  ihr  Tempel?  Das 
etgenB  für  die  Göttin  eelbat  gebaute  Haus  kann  nur  für  ihren 
Cultuß  beetimmt  sein.  Andere  eteht  die  Haehe  mit  den  Weih• 
inBchriften,  welche  berichten,  dasa  Jemand  einen  οίκος  der  oder 
jener  Gottheit  geweiht  hat^.  Man  kann  der  Gottheit  ja  ailes 
mögliche  weihen,  was  nicht  für  ihren  Cultue  bestimmt  ist,  also 
auch  einen  οϊκος  für  irgendwelche  Zwecke  wie  Aufbewahrung 
von  Dingen,  Verwaltung,  Wohoang.  Bei  diesen  Weihinachriften 
bleibt  ea  uns  alao  ungewiaa,  ob  der  οίκος  dein  üulte  oder  an- 
deren Zwecken  diente.  Die  äginetieche  Bau  Urkunde  iat  anderer 
Art;  der  οίκος  hier  ist  für  die  Aphaiaj  dh,  doch  für  Nie  zur  Woh* 
nußgi  zum  Cultus  erbaut,  nicht  bloti  ihr  geaehenkt  wie  irgend 
ein  änderet  GegenaCand,  Und  dann  kommt  dazu:  χώ  βαθμός  ,  , 
ποτ€ΤΤθΐήθη,  ftuch  der  Altar  ward  hiuzngebaut.  Dies  ist  ein  voll- 
kommen correcler  Ausdruck  für  ei-neo  vor  der  Front  eines  neuen 
Tempels  hinzugefügten  neuen  Α  Ηβη  und  durchaus  nicht  'wunder- 
lich*, wie  Frank el  meint.  Ebenso  ward  bei  dem  neuen  Tempel- 
ban,  der  noch  erhalten  ist,  ein  neuer  Altar  in  der  Achse  des 
Tempels  und  parallel  demselben  vor  seiner  Front  hinzugefügt* 
Die  Erwähnung  des  zu  dem  οίκος  gehörigen  Altarea  in  der  In- 
ichrift  ifit  der  unzweideutigste  Beweis  dafür,  dasa  jener  iler  Cult* 
räum  iat  Von  dem  mit  dem  βυι/μός  ssuaammen  erwähnten  έλ€φας 
sei  hier  abgesehen,  da  seine  Bedeutung  nicht  ohne  weiteres  deut- 
lich ist;    obwohl    ich  glaube,    daaa  der  Ausdruck  nichts  anderes 


1  So  die  Inschrift  von  Samothrake,  CouEe  Samothr,  I  41  No.  8,  wo 
ein  οίκος  den  θ€ο1ς  μεγάλοις  geweiht  wird;  in  einer  Inschrift,  die  wahr- 
scheinlich von  Smyrna  stammt  fL'Ji?  31ii8),  wird  ein  οίκος  den  N^emeeeis 
geweibt.  Tu  einer  Inschrift  des  vierten  Jahrhunderts  von  Aatypalaia  ward 
nach  der  früberen  Lesung  {ÜIG  II  add.  2491  c)  ein  οίκος  dem  Apollo 
geweihti  doch  ist  die  Lesung  bezweifelt  worden;  nach  Hiller  von  Gart- 
ringen*»  Abschrift  {ÖIG  In^.  1Π  185)  ist  .  .  κον  sicher  uiid^  da  nur 
I  Kwei  BuchstttUiii  vorangehen   diirPtu,    ist  die  Krgänzutifi   oIJkov   uuab- 

t 


S5e 


F  u  r  t  vv  ä  η  g  1  e  r 


als  das  ElfenbeiTibild  bezeichnen  kann.  E«  muss  hier  in 
nionumentalen  Bauurknnde  nel>en  οϊκος  und  βωμός  etwas  Wesent- 
liche» und  Wichtiges  gemeint  sein,  wie  ee  das  Cultbild  war; 
etwas  80  gänzlich  Nebensächliches  wie  etwa  ElfenbeinBehmuek 
an  den  Thüreu,  den  Frankel  liier  verstehen  will,  ist  gewiee  nicht 
anzunehmen;  abgesehen  davonj  daee  die  durch  die  Anegrabung 
eTwieeenen  überaus  einfachen  Verbal tnisRe  des  HeiHgthums  in  der 
Zeit  der  Inechrift  prunkvollen  Schmuck  sehr  wenig  wahrscbein* 
lieh  machen.  Das  Elfenb<.Mn^  musß  etwas  Integrirendes  be- 
zeichnet haben.  Fräiikel  ist  der  Ansicht,  daee  das  Verbiim  ττοτ- 
€ΤΓθΐήοη  nicht  zu  einem  CnUbild  passe;  allein  mit  Unrecht:  in 
Olympia  zB.  wurde  ja,  wie  wir  jetzt  genau  wissen,  wirklich  da« 
neue  (golilelfenbeioerne)  Cultbild  zu  dem  neuen  Tempel  KOgar 
erst  längere  Zeit  nach  deBsen  Vollendung  *  hinzu"  gemacht,  \n 
unserer  Inwcbrift  steht  da«  HauR  der  (löttin  al*»  die  Hiiupt«ache 
voran,  dann  folgen  Altar  und  Bild.  Ganz  ho  würde  man  wolil 
auch  in  unseren  Zeiten  die  Banurkunde  über  eine  neue  Kirche 
abfassen  und  den  Bau  voran  nennen,  Altar  und  Bilder  ah  'bin- 
zugemacht*   folgen  lassen. 

Nach  Frank  eis  Erklärung  der  Infichrift  will  diese  mit  χώ 
βωμός  ποτ€ποιήθη  sagen  *  es  wurde  dem  vorhandenen  Altare 
der  Artemis  ein  zweiter  beigeßellt*.  Allein  es  heisst  ja  ό  βωμόςι 
der  Altan  nicht  βαιμός;  die  Inschnft  kennt  nur  den  einen  ΑΗλγ 
und  unterscheidet  ihn  nicht  von  einem  zweiten.  Uebrigeus  ist 
jene  Annahme  auch  unantik  gedacht.  Ein  vorhandener  Altar 
kann  durch  einen  neuen  ersetzt  werden;  ein  neuer  Altar  neben 
einem  vorhandenen  wird  aber  nur  einem  neuen  Culte,  also  einer 
neuen  Differenzierung  derselben  Gottheit  oder  einer  anderen  Gott- 
heit haben  gelten  können  ;  einfach  einen  zweiten  demselben  Culte 
dienenden  Altar  einem  vorhandenen  beizugesellen',  widerspricht, 
soviel  ich  sehen  kann,  antiker  Anschauung. 

Also  der  Altar  gehört  zum  οίκος;  und  dieser  ist  der  Wohn- 
raum der  Aphaia,  Anders  Bcheint  mir  die  Inschrift  nicht  ge- 
deutet werden  zu  können. 

Allein  der  Fränkerschen  Annahme  stehen  nicht  nur  die 
Inschrift,  sondern  auch  noch  andere  wichtige  Thateachen  im  Wege. 

Vor  allem  die  Funde  selbst.  Wir  habeu  ausser  der  grossen 
Α pliaia- Inschrift  noch  eine  zweite  gefunden,  welche  die  Göttin 
nennt  (^Silzungsber.  d.  bayr.  Akad.  1901  S.  370);  es  ist  eine 
Weitung;  sie  steht  auf  dem  Fragment  eines  flachen  Opferbeckene 
einer  eigenen  Art^    wie   sie   eben  diesem  äginetisohen   Heiligihum 


Ζα  der  Inschrift  der  Apliain  uuf  Aeglna 


25Ϊ 


ist.  Wir  dürfen  ohne  Weiteres  annehmen,  dasa  die  zahl- 
reich im  ganzen  Heiligtbura  zeretreut  gefundenen  Reete  gleicher 
Becken  ebenfaÜR  zu  Weibgeschenkeu  an  Aphaia  gehörten  und 
ihrem  Culte  dienten»  Wir  haben  ferner  auch  auf  dem  Fragmeute 
eine»  Marmorbeckeng  den  wabricheinlichen  Rest  einer  Weihung 
an  Aphaia  (αφ  .  .)  gefunden.  Auch  dieee  Marmorbecken  bildeten 
eine  relativ  bedefftende  Klasee  von  Weibgeeohenken  in  dem  Heilig 
tbam.  Die  wenigen  Bonstigen  Fragmente  von  Weibüngen  ent- 
halten keinen  Namen  einer  Gottheit.  Eine  andere  Gottheit  als 
Aphaia  ist  nirgend»  genannt. 

Die  (ertlichen  Verbiiltnieee  zeigen  ferner  deutlich,  daBH  nur 
ein  CultuB  hier  gepflegt  wurde,  in  alter  Zeit  auf  sehr  eng  be- 
grenztem Räume.  Für  jede  der  Epochen  ist  je  nur  ein  grosaer 
Altar  naebweiftbar.  Die  Baulicbkeiten  der  frühen  Epoche,  wel- 
cher unsere  Inschrift  —  schon  auf  Grund  der  Eigenart  des  ver- 
wendeten Materialee  ^  zugewiesen  werden  raues,  müaeen  über- 
aua  einfach  gewesen  sein.  Der  οίκος  war  «iclierlicb  wirklieb  nur 
ein  HaUB|  eine  Cella  ohne  Säulenumgang,  Die  relative  Gröaee 
und  Monumentalität  aer  Inschrift  beweist  aber  jedem  der  ört- 
lichen Verbältuieae  Kundigen,  daea  der  ihr  zugehörige  Bau  gewiee 
nicht  eine  bloeee  'Dependenz  eines  Tempelsi  eondern  eben  der 
damalige  Hauptbau  geweaen  sein  rauae.  Vor  allem  ist  indeas 
überhaupt  gar  kein  Platz  vorbanden  in  dem  beacbränkten  Raum 
des  alten  Heiligtbume,  wo  der  von  Fränkel  angenommene  zweite 
Tempel  gestanden  haben  sollte. 

Endlich  iat  auch  anter  den  bildlichen  Funden  nicht  die  ge- 
ringste 8pur  davon,  daas  zwei  Gottheiten  hier  verehrt  wurden, 
und  nicht  die  geringste  Spur  namentlich  deutet  auf  Artemis,  die 
Frinktil  als  Hauptgottheit  vermuthet.  Unter  den  zahlreichen 
Terrakotten  ist  keine  einzige,  die  etwas  von  Artemie  hätte» 

Der  Friinkerscben  Annahme  steht  femer  entgegen  des  Ρ  a  u* 
«α  Dia  8  ZeugnisB,  der  unser  Heiligthum  aU  das  Upov  der 
Aphaia  bezeichnet  und  einen  Tempel  der  Artemis  nur  unten  in 
der  Stadt  kennt  Fränkel  muse  einen  unerhörten  Irrthum  des 
gerade  in  solchen  Dingen  genauen  Periegeten  annehmen.  Wäre 
flbrigena  die  Aphaia  nur  nebenbei  in  einem  Artemis-Heiligthum 
verehrt  worden,  wie  Fränkel  meint,  so  würde  sie  woht  längst 
vor  Pausanias  verklungen  gewesen  sein.  Ihr  Name  haftete  an 
dem  lange  acbon  verödeten  Ueiligtbum  aber  nur,  weil  es  wirk- 
lich ihr  Heiligthum  und  nicht  das  einer  anderen  Gottheit  wie 
tder  Artemie  war. 


^hS     Furtwängier  Zu  der  fn^cfarift  der  Apbaia  auf  Aegina 


SchliesBlich  beruht  aücb  die  Meitjiing  Fränkels,  bei  Anto- 
ninns  Liberalie  {c.  40)  »ei  bezeugi,  daRe  unser  Heiligtbum 
der  Artemis  gehört  habe,  auf  einem  Irrthutn,  nnd  en  iet  viel m ein• 
das  Gegetitbeil  richtig.  AntotJinuB  bezeugt,  tksa  das  HeiliglhDTii 
der  Apbaia  und  das  der  Artetinn  versclnedene  LoralitÄteii  waren, 
ή  hi.  Βριτόμαρτις  άποβασα  έκ  τοΟ  τιλοίου  κατ^φυτ^ν  εΙς  άλύος 
ίϊθι  Tiep  ΐστι  νυν  αύτης  τό  \epov,  κάνταυθα  ^ίγίν^το  αφανής. 
Hiermit  ist  bezeugt  ein  lepov  der  Britomartie,  die  dann  Aphaia 
genannt  wurde,  in  einem  ολ<Τος  auf  Aegina,  da  wo  die  Legende 
die  Aphaift  αφανής  werden  Ües«,  Nachher  heiRRt  cb  von  dem- 
Beiben  Orie  τόν  bi  τόπον,  έν  φ  αφανής  ifiv^To  ή  Βριτόμαρτις» 
άφιίρίΑΚίαν  Αίγινηται  και  ώνόμασαν  *Αφάην  και  \epa  έπδτέλεσαν 
ώς  θεώ.  Also  jenen  Ort  wo  die  Britomartie- Apbaia  verechwatid, 
baben  die  Aegineten  zu  einem  \cpov  dieper  Göttin  gemacht  nnd 
ibr  fortan  bier  geopfert  Der  Ort  w^ar  ako  vorher  noch  kein 
kpOV,  flond<*rn  er  wurde  ernt  dazu  gemacht,  nnd  zwar  nur  zu 
einem  lepov  der  Apbaia  Also  etwas  ganz  anderes  als  was 
Fränkel  annimmt  ist  tiberliofert.  Hätte  FrSnkel  Hecht»  so  müeste 
Äntoninns  eagen  :  Britomartis  floh  in  daß  Heiligthum  der  Artentie 
und  bier  erhielt  auch  pie  danu  Verebruug ;  statt  deeeen  heieet 
ee  aber,  Britomartis  flob  in  ein  άλύος,  und  der  Ort  wo  eie  bier 
verschwand,  wurde  zu  ihrem  icpov  gemacht.  Mit  den  zwtechen 
den  beiden  angeführten  Sätzen  stehenden,  auf  die  erste  Erwäh- 
nung des  Verschwinden»  folgenden  Worten  iv  &έ  ται  Uptii  τής 
Άρτ€μι^ος  wird  ein  neues  anderes  Local  eingeftihrt,  das  nach 
dem  klaren  Wortlaute  unmöglich  identiiiciert  werden  kann  mit 
dem  Orte  des  Verschwinden  β,  der  von  den  Aegineten  erat  %u 
einem  tepov»  nnd  zwar  dem  der  Britomartie- Apbaia  gemacht  wird. 
Das  folgende  τόν  hi  τόττον  zeigt,  dass  naoh  *Αρτφιδος  eine 
Lücke  in  der  Ueberliefernng  ist»  die  wir  nicht  mehr  ausfüllen 
können  ;  die  Conjectnr  τόν  Te  τόττον  ist  nicht  znhiseig,  weil  das 
noch  namenlose  ι5λ0θς,  in  dem  Britomartis  verleb  windet,  und  da» 
Upov  der  Artemis  eben  ala  zwei  getrennte  Oertlicbkeilen  ange- 
führt werden.  Der  Autor  erwähnt  erst  das  noch  namenlose  δλ- 
0θς,  den  Ort  des  Verschwindens,  dann  das  kpov  der  Artemis,  in 
dem  etwas  war  das  leider  auegefallen  iet,  und  kehrt  dann  zu  dem 
ersteren  Orte  zurück  mit  der  Bemerkung^  dass  dieser  zum  Hei- 
ligthum der  nun  Apbaia  genannten  Britomartis  wurde.  Das  Upov 
der  Artemis  auf  Aegina  ist  uns  durch  Pausanias  bekannt;  ee  lag 
unten  in  der  Stadt;  das  lepov  der  Apbaia  aber  bähen  die  neuen 
Ausgrabungen  aufgedeckt. 

A.  Furtwängler, 


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I 

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LEGIONEN  DES  ORIENT 

auf  Grund  der  Notitia  dignitatum 

Im  Orientheer,  wie  es  uns  die  Notitia  dignitatum  tiber- 
liefert, finden  wir  ungefähr  92  Legionen  mit  folgenden  Artbe- 
seich nun  gen :  palatinae,  comitatensee,  peeudocomitateneee,  ripa- 
riensee  und  solche  ohne  jede  Artbezeichnung.  Der  Versuch,  auf 
Grund  der  Not.  dignit.  von  den  damaligen  Zuständen  des  römi- 
schen Heeres,  speziell  den  Legionen  ein  Bild  zu  geben,  beab- 
sichtigt einer  Lücke  abzuhelfen,  die  in  unsrer  Kenntniss  des 
römischen  Heerwesens  um  400  n.  Chr.  deutlich  hervortritt.  Die 
Behandlung  der  Legionen  gliedert  sich  nach  den  5  Artbezeioh- 
nungen,  unter  denen  sie  erscheinen. 

A.   Palatinische  Legionen. 

1.  Artbezeichnnng  und  Verwendung.  Es  sind  dies, 
wie  schon  der  Name  sagt,  die  Palast-  oder  Gardelegionen  der 
Kaiser,  und  wir  finden  sie  auch,  entsprechend  ihrer  Bezeichnung, 
unter  den  2  Reichsmarschällen,  den  '  magietri  militum  praesen- 
tales  ,  im  Innern  des  Reiches  stehend,  meist  in  Byzanz,  wo  sich 
ja  der  Hof  des  Kaisers  am  meisten  aufhielt.  Die  Stellung  dieser 
Legionen  brachte  es  zweifellos  mit  sich,  das8  sie  die  angesehensten 
Truppen  waren,  wie  sie  ja  auch  bei  der  Aufzählung  der  Legionen 
stets  an  der  Spitze  stehn.  Wir  können  also  annehmen,  daRs  diese 
palatinischen  Elitetrnppen,  in  2  Corps  gegliedert,  eine  Art  Re- 
serve bildeten,  aber  in  dem  Sinne,  wie  dieser  Begrifl'  zu  Napo- 
leons 1.  Zeiten  gebraucht  wurde.  In  der  Nähe  der  Hauptstadt 
garnisonirend  und  durch  die  stets  am  Hof  anwesenden  Garde- 
commandeure  direct  zur  Verfügung  des  Kaisers  stehend,  waren 
sie  die  letzten  verwendbaren,  aber,  weil  Gardelegionen,  aus- 
Bchlaggebenden  Truppenkürper,  die  radial  den  bedrohten  lleichs- 
grenzen  zugeführt  werden  konnten. 


2«50 


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2.  Besondere  Yerliäl tiiieae.  Die  einzige  Ausnahrae, 
wo  Artbezeichuung  und  Verwendnng  nicht  ülereiiistiimiien,  ist 
die  palatinisclie  Legion:  Britonee  Senioree.  Mau  kann  eich 
die»e  Abweicliiing  entetanilen  denken  durch  eine  Detachirung,  die 
infolge  zwingender  Bedürfniese  nöthig  geworden  war;  und  ea  ist 
ganz  leicht  möglichi  dase  ein  ZuBummenhang  besteht  Ewiechen 
der  drohenden  Stellung  Alurichs  in  den  illynechtin  Gegenden  und 
jener  Entsendung  zu  dem  dürtigen  magieter  militum.  (Man  ver- 
gleiche die  3.  rnsflieche  Gardedivieion  in  Warschau  und  die  kau- 
kaeiecbe  GreüadierdivisionJ  Für  die  Möglichkeit,  so  diese  Diffe- 
renz auBzugleichen,  kann  noch  folgende  Erecheinung  als  Beweis 
beigebracht  werden,  daae  nämlich  Legionen,  die  mit  ihrer  Haupt- 
macht nicht  in  den  Donaulandschaften  garnisoniren,  entweder  dort- 
hin detachiren  oder  zur  Verfügung  der  raagistri  lutlttutn  per 
Thraeiae  und  per  Illyricum  stehen,  auch  wenn  sie  ganz  am  an- 
deren Ende  des  Reiches  ihr  Stand lager  hatten.  So  steht  unter 
dem  magieter  müituni  per  Thriiciafi  die  in  Theba'is  garnisünirende 
comitatensifiche  Legion  1,  Maximian»  Thehaeorum,  ferner 
die  in  Aegypten  und  der  Thebiiie  etehende  comitatensieche  ITL 
Diocletiana  Thebaidoe.  Die  Diocese  Aegypten  konnte 
wohl  auch  am  eheeten  solche  Abgaben  ertragen,  denn  sie  war 
doch  damals  wohl  am  wenigsten  von  Feinden  gefährdet.  Viele 
derartige  Verschiebungen  werden  wir  später  noch  za  erwähnen 
haben. 

3>  Benennung  der  Legionen.  Diese  13  orientali• 
sehen  Palaetlegionen  haben  folgende  Namen ;  Britones»  Nerrii» 
Bleikugelschleuderer,  Lanzenwerfer,  Daci,  Scythi.  Eine  Legion 
heisst  bloss  Die  Tapferen^;  eine  andere»  die  der  *Primani*,  ist 
wahrscheinlich  identisch  mit  der  legio  1.  Augusta.  ♦Schtieesüöh 
gibt  es  noch  'Elfer',  ündeciraani. 


I 
I 
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B.  Comitateiisische  Legionen. 
1.  Artbezeiohnung  und  Verwendung.  Nach  der 
Artbezeichnung  zu  schliesseD,  sind  es  wohl  diejenigen  Legionen, 
die  die  Feldherrn  ine  Feld  'begleiteten  ^  was  auch  durch  die  Ver- 
wendung, die  sie  erfahren,  bestätigt  wird.  Sie  «tehen  namÜnh 
alle  (88  an  der  ZahlJ  unter  den  3  magislri  militom  und  den 
duces  der  Grcnzprovinzen.  Jedoch  sind  die  unter  den  daces 
stehenden  Legionen  nur  sokbej  die  auch  unter  den  Truppen  der 
raagislri  aufgeführt  werden.  Diese  Erscheinung  hat  wohl  den 
Grund,    dass    solche   Legionen   mit  doppelter  Commandatur  zwar 


Legionen  des  Orient 


261 


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* 

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im  Bereioh  dem  dux  unteretehenden  Greuzgebietee  dielocirt  waren 
tiod  eomit  auch  der  dax  ein  gewissee  VerfiigungÄrecht  über  aie 
tatte  —  denn  ein  GrenzHcbuiz  auf  exponirter  Linie  verlangt  eine 
einlieitlicbe  Conjinandostellet  —  diiss  ßie  aber  jederzeit  von  dem 
Djagister  zu  Expeditionen  unter  seinen  Befehl  zurückgenommen 
werden  konnten, 

2.  Beeondere  Verb äl  tu  i ese,  Zueret  baben  wir  die 
Erecheinang  zu  verzeichnen,  an»»  eine  Legion  oder  ihre  Tbeile 
zweien  und  melir  Comniandeuren  unterstellt  werden  kann;  zB. 
die  comitatenBiBcbe  V.  Macedonica,  die  zwar  in  Dacia  ripeneie 
und  Aegypten  garniaonirt,  aber  dem  magiater  militum  per  Orien- 
tem  unteretellt  ist.  Vielleicbt  liesse  sieb  dieses  Ünicum  eo  er- 
klären, dasß  diese  Legion  ursprünglich  dem  magi«ter  per  Orientem 
unterstand,  dann  aus  unbekannten  Gründen  nacb  Α egy pteu  ver- 
legt worden  iet  oder  »cbon  vorber  dort  garniBonirte  und  eo  auch 
zu  den  Truppen  des  coraee  liraitie  Aegypti  geborte.  Dieser  aber 
muaete,  wohl  aua  den  gleichen  Gründen,  wie  bei  der  L  Maxi- 
miana  und  der  IIL  Diocletiana  (fl.  oj,  jetzt  auch  von  der  V.  Mace- 
donica  zum  Donauscbütz  detachiren.  ~~  Nach  Dacia  ripeneis  batte 
femer  die  dem  comes  limitia  Äegypti  zugehörige  XIILGemina 
eine  Äbtheilung  geecliiekt.  —  Dieses  Beispiel  und  das  der  Π.  Tra- 
Jana  sind  die  einzigen,  dase  sich  Grenzcomm^ndeure  in  am 
Commando  über  eine  Legion  theilen. 

Sehr  merkwürdig  ist  weiter  daa  Verbal tniss  der  X.  und 
XIV.  Gern  i  na,  die  in  Pannonien  unter  den  dortigen  duce»  — 
also  im  Weatreicb  —  stehen,  ansHerdem  auch  noch  bei  den 
Truppen  des  magister  militum  per  Tbraciae  geführt  werden. 
Diese  Erflcheinung  und  die  der  VIL  Gemina,  die  in  Leon  in 
Spanien  liegt  und  zu  den  Truppen  des  magitter  per  Orienten! 
gehört,  vermaß^  ich   nicht  zu   erklären. 

Ferner  gehört  hierher  die  IL  Flavia  Conetantia  The- 
haeorum,  die  in  Tbeba'is  liegt  und  doch  dem  magister  per 
Orientem  zugehört.  Wenn  man  nicht  zufällige  Garniaon  dort 
annimmt,  kann  man  die»  wohl  ri  erklären,  daaa  dem  äi^yptiaohen 
Heer  nach  seinen  grojjäen  Abgaben  nach  der  Donau  von  den  am 
nächsten  steh  enden,  verfüg  bart^n  Truppen  (und  dies  sind  eben  die 
des  magiRter  per  Orientem)  die  H.  Flavia  Conatantia  Thebaeorum 
EUgewiesen  wurde,   um  die   entstandenen   Lücken   auszufüllen. 

f)ies  sind  die  ungewöhnlii^hen  Verhältnieae,  die  bei  comita- 
lensifichen  Legionen  vorkommen  und  sii-b  meist  erklären  lassen. 
Iin   allgemeinen  t^teht  fest^  dass  die  in  grossen  Massen  unter  den 


2ß2 


Mango!  d 


niagietrl  miUtuiii  fltehentlen  comilateneiRclifn  Legionen  ein©  Art 
Reserve  zweiter  Gattong  bildeten,  indem  flie,  mehr  im  Inneren 
<lee  Reiches  etehend,  jederzeit»  olme  die  Grenztruppen  schwächen 
zu  miieeen,  zur  Offennive  vordrehen  konnten,  bei  Defensive  aber 
die  Grenzforp«  verstärken  nrtd  als  üntersitiitziing  hezw.  Auf- 
nahme hinter  der  Grenzlinie  Stellung  nehmen  konnten.  Drei  solcher 
Corps  gab  es:  in  ülyricnm,  Thracien  und  im  Orient.  Schon  die 
Vertbeüunp"  der  Legionen  auf  diese  3  Heere  zeigt,  daes  die  Do- 
naiiland Schäften  damals  um  tn eisten  Truppen  beanspruchten•  denn 
dort  stehen  2  ^Actiouscorpe',  wie  man  sie  vielleicht  bezeichnen 
kann,  jedes  einzelne  Rtürker  al«  das  oneiitaliscbe.  Jedenfalls  hat 
bei  den  comitatensi sehen  Legionen  schon  in  häufigerer  Weise  aU 
bei  den  palatinischen  die  Noth  eine  Verwendung  dieser  Legionen 
geboten,  die  nicht  mehr  der  in  der  Artbezeichnung  angedeuteten 
Verwendung  entsprach, 

3*  Legionsnamen.•  Ausser  den  schon  erwähnten  Namen 
bei  den  Legionen  mit  besonderen  Befehl sverh&ltnissen,  finden  wir 
noch  folgende:  Leute  des  Mars,  Ballisteuschützenj  Germanen, 
Gallier,  Lanzenwerfer,  Kaiikasieri  Leute  aus  den  Donauland- 
fiohaften,  Legionen  mit  den  Namen  der  Diana,  Minerva  und 
der  Kaisen 


I 

I 


I 


C.  PaeDdoentnitJiteiisieehe  Lp^ioneo. 

Sie  stehen  wie  die  cornitatenRiRchen  im  inneren  des  Landes 
unter  den  magistri  militum.  Das  Wort  *pseudocomitateneie'  wird 
wob1  so  zu  erklären  sein,  dass  diese  Legionen  zwar  wie  die  co- 
raitatensischen  verwandt  wurden,  ihnen  aber  canst  nicht  gleich- 
gestellt waren.  Sie  kommen  in  der  Kangordnuni?  am  Ende  und 
ihre  Namen  haben  einen  auxiliären  Beigeschmack^  der  nicht  voll- 
gültige,  echte  Legionen  verräth.  Die  Ueberlteferiing  sagt  auch^ 
dass  sie  an  Ansehen  und  Gehalt  den  übrigen  Legionen  nachstanden. 
Jedenfalie  garnisonirteu  sie  um  400  n.  Chr.  nicJit  an  der  Grenze, 
wie  Forcellini  meint. 

Die  legio  L  Italica  ist  hier  noch  zu  erwähnen,  die  als 
ripariensis  unter  dem  dux  Moesiae  ET*  und  gleichzeitig  als  pseu- 
docomitatensis  unter  dem  magister  militum  per  Orieniem  steht* 
ΓΗθ  einzige  birklärung  wird  wohl  die  sein,  dass  sie  zuerbt  ak 
pseadocomitatensis  unter  dem  magister  stand  und  wie  so  viele 
andere  an  die  Donau  gesandt  wurde,  wo  sie  dann  unter  dem  dux 
als  'Ufer  legion  verwandt  wurde,  narhdem  sie  entweder  einen 
Theil  im  Orient  zurückgelassen  hatte,  der  natürlich   pseudocomi- 


I 
I 


Legionen  des  Orient  263 

tatene  blieb,    oder   aber   als  pReudocomitatatensische    zu   des  ma- 
gieter  Verfügung  stand. 

Die  Namen  dieser  Legionen  sind  sehr  oft  von  Städten  und 
Ländern  abgeleitet,  allein  von  den  9  in  Illyrien  haben  6  Namen 
von  dortigen  Städten  und  die  Vermuthung  liegt  nahe,  dass  diese 
aach  ihre  Oamisonsorte  waren.  Sonst  gibt  es  noch:  2  armeni- 
sche, 2  italische,  1  parthische-Legion,  Bogenschützen  (!),  Schleu- 
derer (!),  fortenses  auxiliarii,  Transtigritani,  Ballistarii  und  solche 
mit  des  Theodosius  Namen. 

D.  Ripariensische  Legionen. 

Es  sind  dies  (ausser  der  schon  erwähnten  I.  Italica): 
Π. Heren lia,  XI.  Claudia,  LJovia  in  Scythia  und  Moesia  Π. 
Warum  aber  werden  die  in  Moesia  I.  nnd  Daoia  ripensis  gele- 
genen Legionen  nicht  auch  riparienses  genannt?  Irgend  eine 
grössere  Bedeutung  kann  dieser  Name  nicht  gehabt  haben,  viel- 
leicht war  es  nur  ein  ehrender  Zusatz,  wofür  geltend  gemacht 
werden  kann,  dass  alle  4  Legionen  alte,  2  sogar  sehr  alte  Le- 
gionen sind.  Jedenfalls  sind  sie  die  einzigen  im  ganzen  römi- 
schen Reich,  obwohl  die  weiter  aufwärts  an  der  Donau  stehen- 
den Legionen  doch  gradesogut  diesen  Namen  als  Artbezeichnung 
verdient  hätten. 

Es  scheint  also  sicher  zu  sein,  dass  ripariensis  nur  ein 
terminus  ist  zur  Bezeichnung  der  Verwendung,  nicht  der  Art, 
woraus  weiter  folgt,  dass  man  ripariensis  und  comitatensis  nicht 
von  einem  GeHichtspunkt  aus  betrachten  darf,  denn  es  sind  keine 
einander  ausschliessende  Begriffe.  Es  wäre  ebenso  falsch,  das 
heutige  deutsche  Heer  in  Linien-,  Füsilier-  und  Grenz- Regimenter 
eintheilen  zu  wollen.  Sonf>t  werden  die  ripariensen  Legionen 
etwa  auf  derselben  Stufe  mit  den  Psendocomitatensen  gestanden 
haben  (vgl.  I.  Italica). 

C.  Lejicionen  ohne  Artbezeichnnng. 

Diese  Legionen  sind  alle  diejenigen,  die  unter  den  comites 
und  duces  stehen.  Und  zwar  untersteht  jede  Legion  nur  ihrem 
Grenzoommandeur  mit  Ausnahme  der  schon  erwähnten  XIII.  Ge- 
mina  und  II.  Trajana  Thebaeorum.  Sie  sind  entweder  zum  Schutz 
der  Grenze  bestimmt,  oder  wie  die  II.  und  III.  Isaura  zum 
Schutz  gegen  nnbotmässige  Völker  im   Innern. 

Der  Verwendung  nach  sind    sie   wohl  limitanei,   aber  diese 


264  Mangold  Legionen  des  Orient 

Bezeichnung  findet  sieb  nicht.  Dae  Wort  Mimitaneue'  kommt  im 
Orient  überhaupt  nicht  vor  und  Umee  nur  in  dem  Titel:  comee 
limitie  Aegypti. 

Die  Verwendung  der  Legionen  iet  also   folgende: 

1)  2  Gardecorpe,  Hauptreserve  unter  den  magistri  militum 
praesentales,  zur  Verfügung  des  Kaisers,  bestehend  aus  pa- 
latinischen  Legionen. 

2)  3  Actionscorps  unter  den  magistri  militum  per  Illyricum, 
Thracias  und  Orientem,  aus  comitatensisohen  und  psendoco- 
mitatensiechen  Legionen  zusammengesetzt,  im  Inneren  des 
Reiches. 

3)  Die  Defensivtruppen  an  der  Reichsgrenze  unter  comites  und 
duces,  bestehend  aus  ripariensischen  Legionen  und  solchen 
ohne  Artbezeichnung. 

Jena.  K.  Mangold. 


τυφλός  ανηρ 


Wie  stark  einst  der  ägyptische  Einfluss  auf  GrieoheDland 
gewesen  sein  moss,  haben  aufs  Nene  und  in  höherem  Grade,  als 
bekannt  war,  die  Ausgrabungen  in  Knossos  dargethan.  Man  wird 
in  Zukunft  mehr,  als  es  bisher  geschehen,  den  Spuren  jener  Be- 
einflussung auch  in  der  älteren  griechischen  Litteratur  nachgehen 
müssen»  und  Bethe  hat  ja  in  seinem  auf  der  Strassburger  Philo- 
logenversammlung  gehaltenen  Vortrag  'Homer  und  die  Helden- 
sage' mit  Recht  auf  die  Discrepanz  zwischen  unserem  archäolo- 
gischen und  unserem  historisch- mythologischen  Wissen  hinge- 
wiesen. Auch  Reichel  und  Robert  suchen  die  Mykenischen  Burgen 
und  die  homerischen  Sagen  mit  einander  in  Einklang  zu  bringen. 
Von  Myken  aus  aber  führen  deutliche  Culturpfade  nach  Osten 
und  nach  Süden. 

Viele  Sagen  erzählen  uns,  dass  hervorragende  Dichter, 
Rhapsoden  oder  Propheten  blind  gewesen  seien. 

Τυφλός  άνήρ,  οΙκεΐ  bk  Χίψ  ένι  παιπαλοεσση, 
του  πασαι  μετόπισθεν  άριστεύουσιν  άοιδαί, 
βο  wird  der  Sänger  des  Delischen  ApoUohymnas  geschildert. 
Tbukydides  setzt  den  Verfasser  des  Hymnos  dem  Homer  gleich; 
es  ist  müssig  darüber  zu  streiten,  jedenfalls  war  es  ja  ein  ange- 
sehener Rhapsode,  der  die  Dichtung  verfasste  und  der  sich  selbst 
als  blind  bezeichnete.  ^Quem  si  quis  caecum  genitum  putat,  Om- 
nibus sensibus  orbus  est'  sagt  Velleius  (I  5,  2)  von  Homer,  und  wie 
er,  dachten  viele  im  Alterthum.  Was  Homer  von  späteren  Dichtern 
zu  seinem  Vortheil  unterschied,  war  gerade  die  Kunst  des.Sehens, 
des  künstlerischen,  unbefangenen  Sehens.  Der  weder  durch  ra- 
tionalistiche  noch  durch  mystische  Theorieen  getrübte  otfene  Blick 
für  die  Welt  der  Wirklichkeit,  das  ist  es  ja,  was  dem  Dichter 
der  Odyssee  eine  so  imponierende  Stellung  am  Anfang  der  Welt- 
litteratur  verlieh.     Sehen  wir  doch  noch  jetzt  alle  von  ihm  ge- 


Frioi 


schiMerten  Vorgänge  und  ZuetätitJe  beim  Le§en  dentlioli  mit  demj 
geietigen  Aii^e  und  staunen  über  die  Anschaulichkeit,  den  Wirk- 
lidhkdtseinn,   der    io    beiden    Epen    hervortritt.     Cicero,  Velleine 
und  Proklos  hatten  Recht,  wenn  sie  von  jener  Sage  nichte  wiesen 
wollten. 

Die  Art,  ίο  der  die  Blindheit  de8  Demodokos  in  der  Odyssee 
eingeführt  wird,  hat  etwas  antithetiech  Zugespitztee,  etwas  Stili- 
ßirtes.  Er  ist  gieickeaiii  ein  hübfiches  Epigramm,  wenn  gesagt 
wird,  daee  die  Muse  dem  Sänger  die  Augen  nahm  und  die  Lieder 
gab.  Odysseus  staunt  darüber,  dass  Demodokos  das  Schicksal 
der  0necben  so  genau  besingen  könne^  als  habe  er  es  selbst 
gesehen  oder  gehört  (Θ  487  it).  Er  bittet  ihn  nun,  die  Zer- 
störung Trojas  vorzutragen.  Od.  α  351  bezeichnet  Tclemachoa 
das  Lied  über  die  Heimfahrt  der  Griechen  von  Troja  als  das 
neuste»  welche«  immer  am  meisten  Beifall  bei  den  Zuhörern  finde. 
Jedenfalls  kann  dann  die  Zerstöriinj;  Trojae  keine  der  ältesten 
Lieder  gewesen  sein.  Wenn  nun  Demodokos  (Θ  500  fF.)  diese 
no  eiDdriiiglicli  und  anschaulich  schildert,  das»  Odyeeeus  in  den 
tiefsten  Kummer  versinkt,  so  hat  es  immerhin  einige  Schwierig- 
keit, sich  einen  Blinden  als  Sfhilderer  der  neusten  Zeitgeschichte 
vorzustellen.  Gewiss  hatte  der  Phäakische  Sänger  auch  als  Nicht- 
blinder  diese  von  ihm  besungenen  Ereignisse  nicht  mit  eignen 
Augen  sehen  können;  dennoch  ist  es  nicht  recht  vorstellbar,  dase 
ein  blin^Ier  greiser  Sänger  als  epischer  Schilderet  einer  jüngst- 
vergangenen Kriegszeit  seiner  Aufgabe  in  so  wirksamer  Weise 
gerecht  wird.  Doch  sei  dem,  wie  ihm  sei.  Die  Blindheit  steht 
mit  dem  üebrigeo  in  keinem  nothwendigen  Zusammenbang,  sie 
giebt  nur  Gelegenheit  zn  einer  der  Bemerkungen  über  den  Sänger, 
in  denen  der  Dichter  der  Od^esee  eich  so  wohl  gefällt.  Oft 
genug  nimmt  er  Gelegenheit^  die  Würde  und  Bedeutung  des  Sängers 
henrorzulieben  ;  es  klingt  zuweilen,  wie  eine  Aeusserung  pro  domo; 
und  in  der  That  darf  man  vielleicht  glauben,  dass  hier  ein  per- 
sönliches  Motiv  hineinspiell.  Der  Sänger  weilt  am  Hufe  des 
Ftirsten,  seine  Harfe  hängt  im  PaluHt  (Od.  θ  255),  er  lebt  von 
der  Gunst  des  Herrschers  {ebend,  477  ff.).  Es  liegt  in  seinem 
Interesse,  die  Würde  seines  Standes  nach  Möglichkeit  zu  erheben. 
In  diesem  Sinne  i^t  es  vielleicht  aufzufassen,  wenn  die  Macht  des 
Gesanges  oft  in  ähnlicher  überschwänglicher  Weise  geschildert 
wird.  Otlysseus  weint  bei  dem  Liede  des  Demodokos  wie  eine 
Frau,  die  von  dem  Leichnam  des  Gemahls  in  die  Gefangenschaft 
fortgeschleppt    wird.     Penelope    steigt    mit  zwei  Jungfrauen  aua 


Τυφλός  άνήρ  267 

dem  Frauengemach  in  den  Männersaal  hernieder  und  ersucht  den 
Phemioe  mit  seinem  Geeange  über  die  Ruckkehr  der  troischen 
Helden  innezuhalten,  er  wisse  ja  viele  andere  schöne  Lieder  zu 
singen,  dieses  Lied  aber  zerfleische  immer  wieder  ihr  Herz;  sie 
ertrage  es  nicht  länger,  es  zu  vernehmen  (α  328  ff.).  Das  könnte 
nun  freilich  vom  Dichter  auch  deshalb  allein  eingefügt  worden 
sein,  um  die  Treue  der  Penelope  hervorzuheben.  Indessen  war 
ja  dafür  längst  im  reichsten  Maasse  gesorgt ;  das  ganze  Epos 
legte  Zeugniss  davon  ab.  Dann  aber  erwidert  Telemachos  auf 
die  Rede  der  Mutter  in  einer  Weise,  die  auf  diese  einen  etwas 
peinlichen,  beschämenden  Eindruck  machen  musste,  den  Freiem 
aber  auch  nicht  sonderlich  sympathisch  sein  konnte,  da  Tele- 
machos ja  den  Odysseus  verherrlichenden  Sänger  in  Schutz  nahm. 
Der  einzige,  der  sich  von  der  Rede  des  Jünglings  aufs  ange- 
nehmste berührt  fühlen  konnte,  war  —  der  Sänger.  Er  solle 
singen,  wie  es  ihm  um  das  Herz  sei,  Zeus  lenke  das  Gemüth  der 
Sänger  und  erfülle  ihre  Seele  mit  Begeisterung.  Penelope  solle 
nicht  zürnen,  der  neuste  Gesang  erhalte  stets  den  meisten 
Beifall  bei  der  Versammlung.  Der  Dichter  spricht  hier  aus  eigener 
Erfahrung  und  zur  Verherrlichung  seines  Standes.  Penelope  aber 
kehrt  zurück  in  ihre  Gemächer,  staunend  über  ihres  Sohnes  kluge 
Rede. 

Dann  lobt  Telemachos  auch  den  Freiern  gegenüber  den 
Phemios  in  überschwänglicher  Weise  (370  f.),  ohne  dass  ein  rechter 
Zweck  dieser  Worte  ersichtlich  wäre.  Aber  nicht  nur  in  dem 
spät  entstandenen  ersten  Buch  findet  sich  derartiges,  die  Sänger 
spielen  ja  im  Gegensatz  zu  der  älteren  Ilias  in  dem  jüngeren 
Epos  eine  erhebliche  Rolle,  und  das  ist  nicht  etwa  bedeutungs- 
los oder  zufällig. 

Phemios  entgeht  dem  allgemeinen  Blutbad  durch  seine  klug 
gewählten  Worte  (χ  344  ff.).  Zunächst  wieder  die  Versicherung 
von  der  Heiligkeit  des  Standes,  dann  die  an  dieser  Stelle  und  in 
diesem  Zusammenhang  etwas   unmotivierte  Aeusserung : 

αυτοδίδακτος  S  εΙμί,  θεός  bi  μοι  έν  φρεσιν  οϊμας 

παντοίας  ένέφυσεν. 
Kr  verspricht,  den  Odysseus  wie  einen  Gott  besingen  zu  wollen 
und  betont,    dass  er  nicht  aus  Begehrlichkeit  in  den   Palast  ge- 
kommen sei.    Auf  fernere  Fürbitte  des  Telemachos  wird  er  dann 
begnadigt. 

Etwas  Paränetisches  möchte  man  fast  aus  der  Stelle  her- 
aushören,   an    der  Odysseus    dem    Demodokos    das    beste    Stück 


Fleiflch  reicben  lägst,  amm  alle  Meneclien  bezeugten  den  Sängern 
Ehrfurcht,  und  die  Miise  selbst  beschütze  sie.  Der  Dichter  dieses 
Abschnitte  etellt  den  Odyeseiie  gleichaani  ab  ein  Muster  für  alle 
Fürsten  hin,  an  deren  Höfen  flieh  Sänger  aufhalten,  und  ermahnt 
zur  Nacheiferung  eines  so  guten  Vorhildea  (Θ  474  ff.),  Odyeeeua 
giebt  dem  DemodokoB  dann  ale  Thema  zu  weiterem  Gesänge  die 
Geschiolite  vom  hölzernen  Pferde;  er  ist  weniger  zurückbaltend 
gegen  den  Aöden,  als  Τ  e  l  e  m  a  c  h  α  346.  Auch  in  dessen 
Worten  könnte  eine  Beziehung  auf  die  Wirklichkeit  liegen. 
Wollte  der  Dichter  vielkicht  den  oft  lanniechen  and  empfindlichen 
Herren  eine  Lection  ertheilen?  Hatte  er  etwa  dnrch  missliebige 
Geeänge  einmul  üble  Erfahrnngen  gesammelt,  deren  Wiederholung 
er  auf  diese  Weise  vermeiden  wollte? 

Im  siebzehnten  Geflang  (p  374  §\)  schilt  Antinoos  den  Sau* 
hirten^  weil  dieser  den  Bettler  in  die  Stadt  geführt  habe,  Eu* 
maioB  antwortet  nun  nicht  etwa,  wie  man  es  erwarten  »ollte,  in- 
dem er  dem  Uebermüthigen  ßein  Unrecht  vorhält,  eondern  er 
führt  aus,  dass  man  wohl  Niemanden  einladen  würde,  als  einen 
der  5ημίθ€ργοί, 

μάντιν  η  ίητήρα  κακών  ή  τέκτονα  boupiuv 
f\  και  θ£στιιν  άοιδον,  ο  Ktv  τφτττ[(Τιν  deibaiv. 
ouTot  γαρ  κλητοί  γε  βροτών  έπ^  άπείρονο  γαΐαν. 
Durch  den  ZuwamroenlTang  ist  diese  Digression  über  die  Sänger 
usw.  nicht  gefordert.  Der  Dichter  spricht  offenbar  in  eigner  und 
Reiner  Stand  es  genossen  Sache,  die  wirklich  entsprechende  Ant- 
wort wird  dem  Antinoos  erst  von  Telemachos  397  ff.  gegeben. 
Immer  wieder  iindet  sich  in  tler  Odyssee  das  V^erhältniss  den  be- 
eitzenden  Herren  zum  hungernden  Diener  oder  Bettler.  Der 
arme  Landstreicher  wird  verspottet,  streng  scheidet  Enmaioe 
zwischen  dem  darbenden  Fremdling  und  dem  Sänger,  der  sehliees- 
lieh  auch  von  der  Milde  »eines  Herren  lebt.  Ist  es  nnr  Zufall, 
dase  an  so  vielen  Stellen  der  Odyssee  das  Elend  d^r  Bedürftig- 
keit hervorgehoben  wird?  Die  Arten  des  airileiv  bei  den  Reichen 
werden  in  ρ  geradezu  theoretisch  erörtert^.  Jeglicher  Tud*  sagt 
Eurjalos  (μ  341  f.)  ist  furchtbar^  aber  der  schrecklichste  ist  der 
Hungertod.  Demodokos  dagegen  sitzt  in  der  Mitte  des  Saales, 
ihm  werden  die  Speisen  wie  ein  ehrender  Tribut  gereicht.  Der 
Aöde  war  eben  auf  die   offene   Hand   der   Mächtigen  angewiesen, 

*  zB.  ρ  347  albύ}ς  b'  ούκ  αγαθή  Κ€χρημΐνψ  άνδρΐ  παρί'ΐναι,  vgl. 
[Hesiodoe  Werke  Ηίΐ  t  und]  Diphiloe  οϋ  bei  ηαρασιτείν  όντα  öuodpt« 
στον  Οφό&ρα. 


Ι 


Τυφλός  άνήρ 


de9 


«ein  bereclitigtes  luterense  war  es,  die  Wohlhabenden  günstig  zu 
etimnien.  Den  tireistei»  Bettler  verachtet  er  selbst,  rait  ihm 
möchte  er  nichts  gemein  haben,  aber  auf  »einen  göttlichen  Beruf 
mit  Recht  aIoL•  glaubt  er  einen  Anepmch  auf  ^Unteratiitzung 
durch  tlie  Μ  acht  igen  zu  haben,  uhne  dadarch  an  Ansahen  zu 
verlieren. 

Gerade  die  erwähnten  Abschnitte  der  Odj'Bsee  sind  nun 
wahrsibeinlich  spätere  Ziieätze.  Die  Würde  des  Sängerberüfea 
dank  mit  dem  Niedergang  der  epischen  Kanst  aber  immer  mehr 
herab,  und  bei  Hesiod  werden  Handwerker  und  Bettler  bereits 
mit  den  Sängern  in  eine  Kategorie  gefitellt  (έρχ.  25  f.)^  Die 
vielen  Legenden,  die  von  besonderer  Gnade  der  Götter  gegen 
einzelne  Sänger  oder  von  besonderer  Rettung  derselben  aus  all- 
gemeinen Gefahren  oder  auch  von  Bestrafung  aller  ihnen  ange- 
ihanen  Cnbilden  bei  den  Griechen  im  Schwange  waren  (Heeiod, 
IbykoB,  Arion  ua.),  dürften  ebenfalls  einer  tendenziösen  Färbung 
nicht  entbehren.  Aach  die  Erzählungen  über  die  wunderbare 
Maclit  des  Gesanges  gehören  vielleicht  in  diesen  Zusammenhang* 
Man  denke  au  Orpheus  (vgl.  0,  Gruppes  Artikel :  Orpheus  in  Roschers 
Mytholügiecbem  Lexikon  Sp.  1115  ΑΓ.),  Ganz  ähnliche  Schilde- 
rungen,  nur  noch  phantasliscber  und  farbenreicher,  finden  sich 
im  indischen  Epos,  wo  die  Macht  des  Gesanges  sich  in  einzelnen 
Wirkungen  documentirt,  die  mit  dem  griechischen  Mythos  auf 
die  eine  oder  andere  Weise  verwandt  sein  müewen*  Mit  dem 
griechischen  Sänger  hat  der  indische  übrigens  auch  andere  Züge 
gemeinsam.  Auf  Schritt  and  Tritt  begegnet  man  im  Rigveda 
dem  SchluBsgebet  des  Sänget*»  um  reiche  Schätze  und  um  die 
Gunst  wöhlliabender  Beschützer.  Immer  wieder  kehrt  die  Bitte 
an  Agni  und  andere  Götter»  dem  Sänger  hold  zu  sein,  ihm  Ge- 
deihen und  vor  allem  reiche  Gönner  zu  vermitteln.  Der  grie- 
chische Aöde,  minder  naiv  als  eein  indischer  College,  hüllt  seine 
Wünsche  in  die  Form  feiner  Anspielungen,  wie  er  ja  den  Odye- 
seuB  selbst  in  dieser  Form  sich  einen  Mantel  verschaffen  läaet 
Die  Zeiten,  in  denen  die  offene  Bitte  der  persönlichen  Ehre  keinen 
Abbruch  bereitete,  waren  vorbei,  man  muiste  auf  neue  Mittel 
sinnen. 

Da«  Gegenstück  zu  dem  Bilde,  das  die  Sänger  von  sieb  und 
der  Würde  ihres  Standes  entwerfen,    bildet    das  berühmte  agyp- 


1  Vgh  Ärist.  rhet.  Π  24,  7i   ομοιον    hi  καΐ  öri  ^v  τοΙς  Ιεροΐς  oi 
υχοί  fbouui  καΐ  άρχοϋνται.     Vgl  auch  d&e  fr.  des  Aiio•, 


270 


tiflche  BarfoerUed,  aus  dem  mÄW  eriieht,  wie  unter  Umetänden 
von  ÄodereD  über  den  Sänger  grenrtheilt  werden  konnte.  Mag 
das  merkwürdige  Gediclit,  da»  übrigens  aus  viel  späterer  Zeit 
stammt,  al>er  ducL•  Riickfichlüsae  auf  frühere  Zeiten  gestattet, 
anch  als  Product  de»  Brodneides  oder  irgend  welcber  lutriguen 
aufzufaesen  Rein,  es  zeigt  doch  deutlich,  wie,  wenigsten«  im  Nil- 
thal, ein  minder  etilen  Glied  der  Sängerznnft  eich  benehmen 
konnte,  wie  er  dnrch  übermässige  GefräRsigkeit  seinen  Bauch  auf- 
schwellt,  wie  er  aus  schnödester  Habgier  den  Zuhörern  mit  i^einer 
unerträglichen  Stimme  zusetzt  usw,  Man  wird  bei  der  Leetüre 
des  Gedichte  lebhaft  an  die  Art  erinnert,  wie  die  Freier  den 
Odyseeus  und  den  Iroe  behandeln  ^,  ebeuso  au  die  spilteren  Ane- 
ge»taltungen  der  Π erak leesage,  den  die  Komödie  zum  Schlemmer 
machte,  man  denkt  ßcbliesslich  au  die  ständige  Figur  de«  F^ara- 
aiteu  in  der  späteren  Komödie,  die  zuerst  in  Sicilien  bei  £pi- 
charm  erscheint-  Es  ist  hüchat  wahriiL-heinlich,  dies  von  der  grie- 
chischen Komüilie  und  ihren  Cliariikteriypen  Bowie  vom  komischen 
Epos  der  Griechen  Fäden  zu  den  konjischen  Darstellungen  der 
Aegypter  hinüberführen.  Dase  die  Aegypter  über  eine  starke 
humoristische  Ader  verfugten,  ist  bekannt.  Die  Sage  vom  Frosch- 
mäueekrieg  wird  nicht  zu  Trennen  sein  VQn  dem  ganz  ähnlicheii 
Kriege  der  Katzen  und  Mäuse  ^  oder  der  Scliilderung  der  ver* 
kehrten  Welt,  in  der  die  Katzen  die  Mäuse  bedienen^.  Diese 
und  ähnliche  Beziehungen  verdienten  eine  genauere  Untersuchung 
auch  von  ägy pto logischer  Seite  her,  wobei  auch  baby Ionische 
Einflüene  (Fabelelemente)  zu  sondiren  wären.  I>aee  übrigens  der 
Yerfall  des  griechischen  Sängerthume  mit  dem  politischen  Wandel 
der  Zeiten  in  Zusammenhang  stand,  bedarf  keiner  näheren  Er- 
wähnung. 

Auf  die  weite  Verbreitung  des  Parasitentypua *  weist  ja 
schon  Lükian  hin,  wenn  er  Tiepi  παρασίτου  c.  ^U),  allertlinge  halb 
echerzhaft,  sagt'  ή  μίντοι  τιαρασαική  .  .  .  και  έν  Έλλησι  και 
βαρράροις  μία  έύτι  καΐ  κατά  ταύτα  και  ώσαύτυυς.  üebrigene 
ist  nach  Lukians  nicht  ganz  ernst  gemeinter  Aussuge  Homer  der 


1  Tgl.  auch  ρ  219  ff,  2?ß  fi".  34:i  ff.  ο  2  ff.  ua. 

«  S.  Erman,  Aegypten  S.  Γ»8β, 

»  S.  Zeitechr.  f.  Ac^ypt.  Sprache  n.  Alterthumsk.  1897,  S.  140. 
Eine  rindere  Vyreion  s,  Zeitschrift  der  Bücherfreunde  li>Ü),  S,  4TS.  Vgl. 
auch  über  ägyptieche  Karikaturen  0  KelhT»  DitiThiere  des  claasischen 
Alterthums  iS.   IMH  u.  20a 

*  S.  0.  Ribbeck,  Kolax,  Abb.  ά.  Säcbs.  G.  d.  W.  1884,  1   ff. 


Τυφλός  άνήρ 


271 


[•Erste,  der  dem  ParaRitenthum  das  Wort  gereilet,  wenn  er  sagt, 
ee  gäbe  kein  scliönerea  TiCbeD,  als  wenn  alle  Tiethe  gedeckt  sind 
und  der  Wein  reiclilieli  fliegst  usw.  (t  5  fl^.),  Kai  ώς  ούχ  Ικανώς 
ταύτα  θαυμάίων  μάλλον  την  αΰτου  γνώμην  ποΐ€Ϊ  φαν^ραιτ^ραν 
€υ  λέγων  [ι  11)  Τούτο  τί  μοι  κάλλιστον  Ινι  φρεσιν  €ibeTat 
εΤναι,     Ein    walirer    Kern    scbeint    in    fliesen   Ausflibningen  ent- 

I  balten  zu  pciil  Im  Gegeni^atz  zu  Liikian  ßcblieaBt  Athenäoi  aHR 
der  IliaBBtelle  F  575  ff.,  der  Dichter  habe  nnter  dem  φίλος  €i- 
λαττιναστής  des  Hektor  ΓΤθ6ής  einen  Parasiten  veratanden,  der 
duffb  einen  Speerwurf  des  niäsfigen  Spertaners  Menelaos  κατά 
ίακΤτηρα^  in  den  Baucli,  den  Wohnsitz  der  Sclilemmerei,  in  g©• 
Eiemender  Weise  bestraft  werde,  der  Dichter  habe  also  die  Para- 
fiten  geiweeln  wollen,  eine  Inainuation,  die  jeder  thatsächlichen 
Begründung  entbehrt. 

Für  LnkianR  AuffaRsung  Bpreohen  Stellen,  an  denen  die 
Maiht  der  γαστήρ  ούλομένη  beklagt  wird,  die  den  Menschen 
viel   Unheil  bringe  und 

της  ¥veK€v  και  νίιες  έύ^Ιυγοι  οπλίζονται 
πόντον  έττ'  άτρύγετον,  κακά  6υσμ€ν^€σσι  φφουσαι 
(ρ  287  f.  vgi  ο  344  (J  54  J.     Es  ist  unleugbar,  dass  aus  gewissen 

I  Abschnitten  der  Odjssee  eine  gedrückte,  verbitterte  Sfimranng 
ipricht.  in  den  harmlosen  Erzählerton  der  älteren  Theile  mischt 
sich  ein  herber  Klang,  ein  Hauch  der  Entsagung.  Mitleiderre- 
gende  Bilder  der  Ärmath,    des  Niedergangs   drängen  eich  in  die 

^Phantasie  des  Dichtere.  In  der  Ilias  spielt  der  Gegensatz  von 
Arro  und  Reich  fast  keine  Holle.  Der  Dichter  der  jüngeren 
Odysseetheile  verhält  sich  zn  seincin  älteren  Coli egen  wie  Euri- 
pides  zn  den  früheren  Tragikern.  Auch  er  hebt  das  Cbarakte- 
ristische  hei  vor,  Weiberintriguen  spielen  hinein,  das  weibliche 
Element^  überhaupt  wird  stärker  betont,  die  Schlauheit,  die  So- 
phietik  der  Freiefi  der  t^ttüJv  λόγος  beherrscht  die  Welt*  Der 
Sänger  stellt  die  untadeligen  Helden  der  früheren  Generation  dem 
corrnmpirten  Adel  der  Gegenwart  gegenüber,  Begelirlich  blickt 
er  zu  ihrer  Höhe,  ihrem  Ueberflnss  empor,  er,  der  das  Loos  der 
Bedürftigkeit  so  anschaulich  zu  schildern  vermag,  als  kenne  er 
es  aus  eigenster  Erfahrung.  Der  Duft  festlicher  Gelage  dringt 
ihm  anlt>ckend  aus  den  Palästen  der  Herrn  entgegen  (p  2Γ)9), 
der   Schall    üppiger    Feste    sehlägt   an    sein  Ohr  (ψ  14ί^  ff.),    er 


^  Und  zwar  oft  nach  der  echlimmen  Seite  hin.     ρ  3U>  ua.  leitet 
l  über  Seniunidee  zu  Euripides  hinüber 


27S 


Friee 


flililt  sicli  den  Herren  eBtfremdet;  eie  flind  Übermüthig  gegen  ihn 
geworden,  den  durch  die  Ungunat  der  Zeiten  rreachäd igten.  Der 
Tliaesänger  blickt  m  i  l  »einen  Hehien  Teräehtlich  auf  Tliersitea, 
den  armen  Teufel,  herab;  der  Sänger  der  Odyeeee,  «elb^t  gleich- 
Bhm  zum  Thereitea,  zara  Satiriker  geworden,  blickt  mit  dem 
Bettler  verächtlich  und  grollend  zti  den  ihm  social  überlegenen 
Beiden  empor.  Er  verachtet  ihre  Frivolität.  Ritterernst  und 
traurig  klingt  der  Aosruf  über  den  Herrendienet,  iler  den 
Charakter  der  unfrei  Gewordenen  herabziehe  (p  319  ff.).  Die  auf 
Bührung  zugeschnittene  ArgoBi»pi8ode  zeigt,  dane  auch  der  alte 
Sang  nicht  mehr  verfing,  dapM  neue  Reize  nöthig  waren,  um  da« 
abgestumpftere  Publiknm  zu  feReeln,  da«  in  den  Freiern  eo  deut- 
lich geschildert  wird  und  aas  der  Dichter  zu  tief  Rtndirt  hat, 
ab  daRH  wir  an  hloR^e  Fictionen  glauben  könnten.  Fe  hat  et- 
wa» für  den  Dichter  und  »eine  Zeit  SymboÜRclicp,  wenn  d**r  Held 
der  Dichtung,  der  gewaltige  Recke,  in  seine  Heimat  znrUrkkebrt 
πτωχψ  λ€υγαΧ€ψ  έναλίγκιος  ή6έ  γεροντι, 

Um  nun  zum  AnRgangspunkt  unserer  Untersuchung  zurück• 
zukehren,  müeeen  wir  uns  zunächst  zum  ßewiiestsein  bringen, 
daPR  nur  Deinodokoe  bei  Homer  als  blinder  Sänger  bezeichnet 
wird.  PhemioH  wird  als  sehend  gedacht  {of.  Od.  χ  330  ff.).  Auch 
der  Sänger,  welchem  Agamemnon  vor  seiner  Abfahrt  die  Gattin 
zur  Bewahrung  anvertraut  hatte,  kann  nicht  blind  gedacht  wer- 
den. Sonet  hatte  ihn  Aigisthos  nicht  auf  eine  ferne  Insel  zu 
schicken  brauchen,  um  ungehindert  durch  ihn  Feinen  Verrath  zu 
tiben  (Od.  γ  267  if.). 

Die  Sänger  der  Odyssee  hatten  klare,  hellsehende  Augen. 
Ihr  Blick  schweifte  über  Land  und  >feer,  Farben  und  Formen 
der  wirklichen  Welt  prägten  sich  mit  uuauslufichlichen  Zügen  in 
ihre  Seele.  *  Wir  dürfen,'  sagt  ein  namhafter  Vertreter  der  Augen- 
heilkunde^, 'da  unser  Geist  nur  jene  Eindrücke,  welche  ihm  durch 
die  Augen  zuströmen,  zu  dem  bunten  Spiel  der  Phantasie  zu  be- 
nutzen vermag,  die  Phantasie  dreist  eine  Tochter  des  Lichte 
nennen  und  behaupten,  ohne  Augen  giebt  os  keine  Phantasie'. 
Freilich  ist  ee  ja  nicht  notbig,  an  Blindgehorene  zu  denken,  und 
man  kann  auf  Milton,  Pfeffel  ua.  hinweisen.  Allein  die  Odyssee 
im  Besonderen  ist  ein  Reiseepo«,  jede  Zeile  der  *  Αλκίνου  άτιό- 
λογοι  verräth  Autopsie  ähnlicher  Zustände  und  Lokaliläten,    Die, 


^  H.  Magnus,  da«  Auge  in  Feinen  äathetischen  und  cuUurgeechicht- 
Uvhen  Beziehungen.     Breslau   IHTÜ  S.  lOG. 


Τυφλός  άνήρ 


S78 


fneobe  Energie  ferner,  mit  der  Oilyeseue  und  seine  Gefährten 
van  Abenteuer  zu  Abenteuer  eilen,  der  kecke  Muth  dieser  Ent- 
deckungsffthrer,  die  dnrch  öturm  unil  Wetter  unbeirrt  dabin- 
ftteaern,  imiuer  wieder  die  Segel  eiuijpiinnen  oder  die  Schiffe  in 
den  geschickt  anege wählten  Hafen  ziehen,  das  Alles  konnte  nur 
ein  jugendkräftiger  Sänger  erzählen,  der  wohl  aelhat  mit  Hand 
angelegt  hatte  und  nun,  durch  das  Staunen  der  ihm  laueobenden 
Menge  erniuthigt,  der  Phantasie  die  Zügel  Bcbiessen  liess  und  zw 
weilen  etwas  rodoniontatlenbaft  Erlebtes  und  Erdachtes  ineinander- 
wob.  Sebliesslich  ist  es  nicht  gut  denkbar,  dass  alle  Sänger, 
die  an  der  Ilias  und  Odyssee  dichteten,  an  demselben  Uebel 
litten.  Das  wäre  ein  zu  merkwürdiges  Spiel  der  Natur  gewesen* 
Der  τυφλός  άνήρ  bildet  doch  zum  Glück  immer  die  Ausnahme, 
nicht  die  Regeh  ßergk  in  seiner  Litteraturgeschichte  meint,  die 
Blinden^  zu  jeder  anderen  Hantiruug  unfähig,  hätten  sieh  der 
Sangeskunst  zugewandt,  und  so  sei  die  Häufigkeit  blinder  Aöden 
leicht  zu  erklären*  Aber  die  Homeriden  waren  keine  Jem  Leben 
erstorbenen  Krüppel t  und  vor  Allem  kiinn  wobl  jeder  Blinde  die 
techniscbe  Fertigkeit^  die  für  den  Rhapsoden  notbwendig  ist,  er* 
lernen;  dass  aber  gerade  jene  spät  eiblindeten  Männer^  die  sich 
der  Kunst  als  einem  Notbbehelf  zuwandten,  nun  eben  die  ge- 
nialen  Dichter  wurden^  zu  denen  die  spätesten  Jahrbunderte  em- 
porstaunen,  das  ist  nimmermehr  wahrscbeiulieh.  Die  Kuunt  der 
Homeriden  kann  nicht  ein  Nothbebelf,  ein  elender  Ersatz  der 
Unglücklichen  fUr  einen  besseren  Broderwerb  gewesen  seitt,  sie 
muss  in  den  Zeiten  der  Blütbe,  vor  dem  späteren  V^erfall,  so 
hoch  in  Ehren  gestanden  haben,  dass  nur  die  Besten,  die  Be- 
gabtesten und  Gebildetsten  sie  ausüben  konnten,  Die  genialen 
Männer,  denen  wir  die  ge wattigsten  Epen  der  Wcltliltfln*tur  ver- 
danken, sie  sind  —  das  bedarf  keines  Beweises,  das  nmss  Jeden 
»eine  eigene  Begeisterung  für  Homer  lehren  —  durch  den  Gott 
in  ihrem  Busen  zu  ihrem  hehren  Beruf  gefübrt  worden,  nicht 
durch  ein  körperliches  Gehrechen.  Viele  konnten  das  Kbapsoden* 
band  werk  lernen,  aber  wenige  waren  aueerwählt.  Später  wurde 
das  ja  andere;  schon  aus  den  später  entstandenen  Ί  heilen  der 
Odyssee  spricht  ein  anderer  Geist.  Die  Sänger  der  Ilias  und 
der  άπόλογοι  waren  als  rüstige  Männer  mit  offenem  Sinn  und 
unbegrenzter  Empfänglichkeit  für  die  Eindrücke  der  Welt  begabt, 
Der  l>ichter  des  zweiten  Tbeiles  der  Odyssee  besitzt  einen  engeren 
Gesirbtskreis,  seine  Gedanken  streifen  kaum  über  Itlinka  hinaufl. 
Hier   fühlt  er  sieh  heimisch;  die    weite  PerKpectivp,  die  ihm  ah- 

Kbefo.  Mua,  L  Phllol.  N.  F.  LVII.  lÖ 


274 


Κ  Γ  i  L»  β 


gellt»  ereetzt  er  durch  liebevolle  DetailficbildeningeTi,  die  der  im• 
gestüme  IliaR dichter  wohl  verschmäht  haben  würde.  Auch  Spuren 
dee  Rational iftini! 8  treten  vielleicht  in  dem  immer  wiederholten 
Mi8f*tratien  gegen  üll  die  Logenberichte  hervor,  die  man  hentzu- 
tage  von  Wanderern  ana  aller  Herren  Länder  zu  hören  bekomme 
(λ  361  ff .  ψ  217  nö.).  Vielleicht  legt  hier  der  spätere  Dichter  an 
die  Producte  des  älteren  Nostofldichters  den  kritischen  Maseetab 
eeinee  aufgeklärteren  ^^tandpnnktee  an.  JedenfallH  läeet  eich  die 
Anaicht  nicht  aufrecht  erhalten ,  daes  Homer  ganz  hinter  seinem 
Gegenstande  verBchwinde  ;  bei  genauer  Betrachtung  besondere  der 
jüngeren  Abschnitte  ergiebt  sich  eine  erhebliche  Anzahl  von 
Spuren  aubjektiver  Empfindung  und  persönlicher  Stellungnahme 
zu  den  obwaltenden  Zeitverhiiltniesen.  Wer  von  letzteren  ge- 
nauere Kunde  besässe,  dem  würde  vielleicht  so  manche  Stelle, 
an  der  wir  nun  achtlos  vorübergehen,  in  ihrer  tieferen,  pereön• 
liehen  Bedeutung  klar   werden. 

Ob  der  Verfasfier  des  Hymnos  auf  den  delischen  Apollo 
wirklich  blind  war  oder  nicht,  läset  sich  nicht  ©niacheiden*  Die 
Wahrecheinlicbkeit  spricht  wohl  dafür,  daes  Deinodokos,  Hotner, 
der  Sänger  von  Chios,  Thanijris  ua.  nur  der  Sage  nach  blind 
waren,  die  inneren  Indicien  sprechen  gegen  eine  derartige  An- 
nahme. Nun  fragt  er  eich,  welches  ist  der  Ursprung  einer  tol- 
cben  Sage? 

Εθ  steht  fest,  dass  die  Zahl  der  Blinden  im  Süden  Europas 
grösser  ist,  als  im  Norden,  dass  aber  in  Aegj'pten  die  Zahl  der 
mit  den  verschiedensten  Augenkrankheiten  und  auch  mit  Blind- 
heit Behafteten  grösaer  ist,  als  in  jedem  anderen  Lande*.  Noch 
jetzt  soll  es  in  Unteragypten  von  Blinden,  Einäugigen  und  Trief- 
äugigen wimmeln»  Dasa  durch  Napoleons  ägyptiBche  Expedition 
die  Igyptische  Augenentzündung  nach  Europa  verschleppt  und 
hier  epidemisch  wurde,  ist  eine  bekannte  Thatsache.  Im  Alter- 
thuni  werden  ähnliche  Zustände  geherrscht  haben,  zumal  die  sa- 
nitären Verbäitnisse  damals  auf  einer  weit  primitiveren  Stufe 
standen,  als  heute.  Der  oben  citirte  0|>lithalmologe  freilich 
meint,  es  fehle  an  sicheren  Anhaltppunkten  für  eine  solche  An- 
nahme (S,  80  ff.),  Nun  bezieberi  sich  aber  im  Papyrus  Eber« 
ein  Zehntel  sämmtlicher  mitgetheilter  Recepte  nur  auf  Augen- 
krankheiten ^     Hirechberg  hält    dem    entgegen,    daea    bei   Galen 

cf,  Schenkel,  Bibellexikon  u.   Blindheit;  Hirechberg,  Aegypten, 
üeschichtlichü  Studien  einos  Augenärzte».     Leipzig  IHifO.  S.  lH 

*  V*  Oöfelc  in  Nouburgor  und  Pageln  Handbuch    der  Geschichte 
der  Medizin^  Jena  U^Ol^  1  TU  u.  87.     Ernutn,  AugypUu  S.  4^. 


I 


Τυφλάς  Ανήρ 


ίΛ 


daiiielbe  Verhältnif!K  obwalte.  Ob  dieß  einenr  alexandrinieehen 
Einflai«e  ζ uzust^b reiben  ist  oder  nicht,  »tebt  diibin^;  BlleJWfthr- 
Hcbeinlichkeit  apricht  jeileTifallB  dafür,  daefl  die  Zahl  der  Blinden 
in  Äegypten  auch  im  AUerthum  eine  erhehliclie  gewenen  sei, 
Zwei  blinde  Könige  von  Aegypteu  nennt  Herodot  (il  HL  137). 
Dem  ereteren  wird  das  Augenlicht  znr  Strafe  für  einen  Frevel 
gegen  den  heiligen  Strom,  also  eine  Gottheit  entzogen,  wie  dae 
ancli  in  vielen  griechisehen  Sagen  vorkommt,  zB.  Thamyrie,  Ly- 
kurgoe  ua.  Aach  Hteeichoroe  verfällt  zeitweiee  diesem  Schickeal, 
hie  er  eich  durch  eine  Palinodie  rettet  Diese  Wunderkur  er- 
innert lehhaft  an  die  epidaiiriechen  Heilungen  durch  göttlichen 
Eingriff^  und  man  kann  zwischen  diesen  Fictionen  kluger  Priester 
und  der  Sage  von  Stesichoroe  vielleicht  einen  Zuaammenhang  er- 
kennen« Auch  in  der  Bibel  findet  eich  die  Beraubung  des  Augen- 
lichte zur  Strafe  für  gottlosee  Verbalten  nicht  eelten  (2  Kon.  6, 
18,  ApOBtelg,  13,  II  na.),  Helena  erzählt  von  dem  Reichthum 
Aegyptena  an  Arzneien,  Jeder  ist  dort  Arzt  und  übertrifft  alle 
an  Erfahrung  (6  229  ff,).  Aucli  Herodot  erzählt  viel  von  den 
Heilkünstleni  des  Nilthala  nnd  dem  dort  herrschenden  Specialisten- 
thom.  Kambysee  läset  eich  den  besten  Augenarzt  aus  Aegjpten 
kommen  (Herod.  Hl  l).  Mit  beeondereni  Ετηβΐ^  wie  sonst  nir- 
gandi,  wird  das  Auge  und  die  Blindheit  in  der  Bibel  behandelt, 
Ee  gibt  im  Hebräischen  11  Wurzelworte  für  die  verschiedenen 
Formen  des  normalen  Sehens  un^l  14  für  dae  Blindeeiu.  Das 
Ange  wird  als  der  gröeete  Schatz  des  Meneehen  bezeichnet;  wer 
Blinde  irre  führt,  verfallt  besonderer  Strafe^,  Es  ist  nicht  un- 
denkbar, daee  hier  ägyptische  Einwirkungen   vorliegen. 

Im  Buch  der  Richter  wird  erzählt  (16,  20  ff,),  wie  die  Phi- 
lister Simson  blenden.  ^  Da  nun  ihr  Herz  guter  Dinge  war, 
sprachen  sie:  Laset  Simeon  holen^  dase  er  vor  uns  spiele.  Da 
boleten  sie  Simson  aus  dem  Grefängniss,  und  er  spielte  vor  ihnen, 
und  sie  stelleten  ihn  zwischen  zwo  Säulen.  Simeon  aber  sprach 
zu  dem  Knaben,  der  ihn  hei  der  Hand  leitete :  Lass  mich,  dase 
ich  die  Säulen  taste,  auf  welchen  das  Haus  stehet,  dass  ich  mich 
daran  lehne.  Das  Hau»  aber  war  voll  Männer  und  Weiber.  Ee 
waren  aucih  der  Philister   Fiireten    alle  da;    und    auf    dem   Dach 


'  IL  Magnus,  die  Augenheilkunde  der  Alteti.  Breilau  ΙίίΟΙ.  S,  IH  f, 
tritt  eniechieiJeu  für  Beeinttuaeung  der  griechi»chea  Mediciri  durch  die 
Ägyptische  ein. 

s  H,  Mai^nui  aO.  S.  H. 


276 


Friei 


bei  (IreitÄUPend,  Mann  und  Weib,  die  «Ja  zueaben,  wie  Simson 
spielte.  Simsun  aber  rief  den  Herrn  an  und  epiacb:  Herr»  Herr!  _ 
gedenke  meiD,  und  etärke  mich  docb,  Gott,  dies  Mal,  daae  ich  ■ 
für  meine  beiden  Augen  mich  einet  räche  an  den  Pbilißtern.^  Er 
etürzt  das  Gebäude  und  begräbt  eich  und  die  Pliilieter  unter  den  _ 
Trümmern.  Der  entkräftete  Fürst  atebt  eeinen  Peinigern  erst  ■ 
ohnmiiciitig ,  dann  iibermüclitig  gegenüber»  wie  Odyeeeue  den 
Freiern,  Er  wird  zum  Singen  gezwungen,  wie  Pliemio».  Er  fleht 
Gott  um  Bestrafung  der  Feinde  für  seine  Blendung  an,  wie  Po- 
lypbem  den  Poseidon  anruft  (i  527  ff,).  Als  blinder  Sänger,  vom 
Knaben  geführt,  erflcheint  er  bei  allgemeiner  Lustbarkeit,  und 
ihm  lauflchen  Männer  und  Frauen,  So  auch  Demodokofl  bei  den 
Phäaken, 

Erman^  berichtet,  dass  in  Äegypten  vorzugsweise  die  Blin- 
den als  Sänger  benutzt  wurden^  es  existiren  l^enkmäler,  auf 
denen  wir  den  blinden  Sänger  vor  seiner  hoben  Harfe  kauern 
und  spielen  sehen.  Hier  ist  wohl  die  Quelle  aller  Sagen  vom 
blinden  Sänger  zu  finden,  denn  die  naturgeroässeste  Entwicklung 
iet  doch  die,  daes  ein  auffälliger  Zug  der  Mythe  von  dem  Punkt 
anSi  an  dem  er  durch  tbatsäcli liehe  UmBlände  eine  äussere  Be* 
gründung  findet,  mit  vielen  anderen  Zügen  die  Wanderschaft  in 
andere  Cultnrgebiete  antritt  und  sieh  da  weiter  entwickelt  Simeon,  ■ 
Demodokoii^  Thamyris»  Xenokritoe  ua,  sind  Söhne  des  ägyptischen 
Sängers -.  Die  Könige  des  alten  Reiches  warteten  nicht  darauf,  bie 
die  Sage  ihre  Person  mit  einer  Gloriole  umgeben  hatte;  die  Helden-  ■ 
sage,  deren  Mittelpunkt  sie  waren,  wurde  auf  ihr  eignes  CommanJo 
von  dem  woblbeetallten  Hofpoeten  angefertigt  oder  wiederholt. 
Von  einem  eigentlichen  Epos  ist  bei  den  Aegyptern  keine  Rede, 
das  Lied  des  Peotaur  ist  kaum  ein  Hymnos  oder  eine  Hhapeodie. 
Lyrieche,  hyranenartige  Verherrlichungen  ohne  poetische  Gestal- 
tung und  Erfindung  waren  allerdings  eine  Aufgabe,  die  einem  ■ 
Blinden  mit  Aussicht  auf  Erfolg  anvertraut  werden  konnte.  Um 
80  widernatürlicher  scheint  es  nun,  daes  der  llomeride  desjenigen 
Organs  entbehrt  haben  solle,  dessen  der  wahre  Epiker  am  scUwer- 
sten  entnithen  kann. 

So  hat  sieh  denn  die  Sage    von    dem    ehrwürdigen  Greise, 


1  Äegypten  8.34ί?.  Wilkinson,  the  manners  imd  the  cuatomeof  the 
anoient  Egyptiana^  ed.  Birch,  Lofidon   IH7H  I,  A-iii, 

^  üeber  Simson  als  Helden  eiiiea  Sunnenntythua  vgK  jetzt  0* 
Gruppe,  Griediiflche  Mythologio  und  Religionsgeechichte,  S.  113  Anm.  17. 


Τυφλός  άνήρ  277 

dem  blinden  Manne  in  nichts  aufgelöst.  Man  hat  neuerdings 
die  erhaltenen  Bildnisse  Homers  auf  die  Beschaffenheit  der  an 
ihnen  dargestellten  Augen  hin  untersucht ^  Das  Ergebniss  ist, 
dass  '  die  Erblindungsform  auf  vorangegangene  schwere  infectiöse 
Schleimhauterkrankung  der  Augen  und  zwar  auf  die  im  Volks- 
mund als  ägyptische  Augenerkrankung  bekannte  hindeutet,  wie 
sie  gerade  im  Süden  so  häufig  vorkommen  und  so  häufig  zur 
Blindheit  führen*.  Der  Bildhauer,  der  die  speciell  von  dem  ge- 
nannten Gelehrten  untersuchte  Statue  schuf,  hat  mit  künstleri- 
schem Gefühl  das  Richtige  gefunden. 

Berlin.  Carl  Fries. 


^  H.  Magnus,  Die  antiken  Büsten  den  Homer,  eine  augenärztlich• 
ästhetische  Studie.     Berlin  18%.  8.  70. 


Euripides  hat  im  Oreetee  die  tiberlteferte  Sage  nach  freiem  . 
ErmeBRen  gestaltet  uod  bü  eine  Reihe  tiener  SilTiationen  geechaffe 
Der  Reichthum  bunt  wechselnder  Scenen  verleiht  dem  Stück 
»einen  heBten  Reiz  *»  Aber  keine  Seene  giebt  e«,  die,  frei  er- 
funden^ etwae  ganz  Anderes  böte,  ale  man  βοπβϊ  im  Drama  zu 
sehen  gewohnt  war;  vielmehr  laeeen  »ißh  überall  typische  Vor- 
bilder nachweisen,  ho  wie  A.  Dieterich  bereite  für  die  groeee 
SchlafBcene,  die  das  Drama  eröffnet,  den  weiteren  ZuBammenhang 
in    einleuchtender    Weise    klargestellt    hat*      IHe    Dialogpartien, 

'  Tö  ^ρΑμα  τΦν  έιτί  σκηνής  €ίι&οκϊμοι>ντυυν  »agt  die  2.  Hypotheiis* 
»  Rhein.  Mus.  iti  S.  25  ff. 


tJebep  eine  Scenc  des  eurtpicleieclieu  Orestoe 


275 


I 


bhe  folgen,  zeigen,  vom  techiiiRcben  SiatidpUDkt  aue  genom- 
juerit  keine  Abweichung  vod  dem  übliclien  Sehenia.  Erst  gegen 
Ende  de»  Stücket»  wendet  der  Dichter  frische  und  kräftige  Far- 
ben an,  indem  er  auf  eine  stärkere  Bühnenwirkung  hinarbeitet. 
Hier  findet  eich  ein  Auftritt,  der  auf  den  ersfen  Blick  als  etwas 
wirklich  Neue«  erscheint,  derjenige  niimlitdi,  in  welchem  dae  Ver- 
schwinden der  Helena  und  die  Gefangen  nähme  der  HermioniS 
dnrcb  OresteB  und  Pyliides  von  einem  plirygiechen  Sklaven,  der 
aue  dem  Gemetzel  entkam^  dem  Chor  erKÄhlt  wird.  Das  ißt  im 
Grunde  nichts  als  ein  Botenbericht,  und  somit  wäre  nach  der 
Technik  der  antiken  Tragödie  der  iarabiBche  Trimeter  ale  das 
Versmaee  der  Erzählung  das  gegebene  gewesen.  Statt  dessen 
finden  wir  ein  weit  auegesponnenes  Lied  in  gelösten  Rhythmen 
nach  der  Weise  des  ορμάτ6ΐον  μ^λος;  es  musR  ein  Gianzstüek 
aufgeregter  Musik  gewesen  sein.  Diese  Scene  bietet  jedoch  nicht 
bloBB  ein  formales,  sondern  auch  ein  etofflichee  Interesse.  Denn 
die  Erzählung  des  Phrygers  ist  so  breit  angelegt^  die  Thatsachen 
sind  so  eigeuthümlich  gestaUet,  dazu  ist  das  komiache  Moment  so 
bewuBst  in  den  Yordergrund  gestellt,  daes  es  sieb  verlohnt, 
alle  diese  Dinge  einer  schärferen  Prüfung  zu  unterwerfen.  Naob 
dem  Berichte  des  Augenzeugen  entwickelt  »ich  die  Handlung 
in  folgender  Weise. 

Orest  und  Pylades,  mit  Thränen  in  den  Augen,  nähern  eich 
dem  Seesei,  auf  dem  Helena  sitzt,  lassen  sich  demiitbig  vor  ihr 
nieder  und  umecblingen  wie  Schulz  flehende  ihr  Knie.  Die  pbry- 
gischen  Diener  sjiringen  beunruhigt  auf;  sie  fürchten  eine  List, 
können  sieh  aber  über  die  Absiebten  der  beiden  Helden  nicht 
klar  werden.  Orest  bittet  die  Helena,  ihm  zu  dem  uralten  Herd- 
fitz  seines  Ahnherrn  Pelops  zu  folgen,  weil  er  mit  ihr  Geheime« 
zu  bereden  habe.  Unterdessen  treibt  Pylades  die  Dienerschaft  aus 
dem  Saale  und  eehliesat  sie  in  den  Kammern  des  Palastes  ein. 
Dann  xiehen  beide  plötzlich  die  vSchwerter,  die  sie  bis  dahin  vor- 
sichtig unter  ihren  Purpnrgewändern  verborgen  hatten,  und 
fallen  über  Helena  her  ^  Auf  deren  Wehegeeohrei  befreien  die 
Phryger  sich  gewaltsam  aus  ihrem  Gefängnis«  und  eilen  zu  Hülfe, 


*  Ich    leae  1457  ff  -    Λμφιπορφύρων    (άμφΐ    ιτορφυρίιυν    Hdschr.) 
ΤΓ^πλυϋν  ύττό  (ΐκότου  (  Είφη  στΓ4σαντ€ς  Ιν  χ^ροϊν,  lasse  πέπλιην  von  ύπό 

IcJKOTon  abliiingen  und  dies  wieder  V(in  οπάσ£ΐντ€ς;  sonst  vermag  icVi 
CoBstnietion  und  Simi  nicht  jsu  versteheti.  άμφιπόρφυρος  masa  'ringsum 
purpurn*  heieeen ;  άμφίχρι^σος,  άμφίτορνος  sind  ent^preehende  Bildungen 
des  Eunpides.    Vgl.  ausstjrdem  Med.  £iö:  irep^  γάρ  ή5'  imi>  Οκηνι^ς  ττόδα. 


2H0 


Raderm&cfaer 


aber  Pybdee  tritt  ihnen  entgegen,  utid  ntin  in  4em  atiBbreGlienden 
Kampfe  zeigt  sich  die  Ueberlegenheit  der  Helienen  in  gläniEeiid- 
sitem  Liclite.  Von  den  Asiaten  fallen  die  einen^  aniiere  werden 
verwundet,  wieder  andere  flehen  knierüllig  um  ihr  Leben,  die 
Mehrzahl  sucht  ihr  Heil  in  «chleuniger  Flucht^.  Hermione,  die 
inzwischen  abnungi»loH  den  Saal  betrat,  wird  (jfefHngen,  Helena  da- 
gegen  plötzlich   entrijikt   und   so   dem  Tudeeechirkflal   entzogen. 

Für  diene  weitliintig  ungelegte  Komposition  fiind  namentlich 
drei  Momente  bemerkenHVvertb :  einmal,  ΊπΗβ  Oreet  und  Pyladea 
Anfange  mit  ruhiger  Vortiirht-  zu  Werke  gehen,  von  ihrer 
eigentlichen  Ahalcht  nichts  ahnen  laRsen  und  erst  im  gegebenen 
Augenblick  urpfiitdich  die  Maske  abwerfen,  Uas  zweite  ißt  der 
von  vorneherein  »oharf  dQr«ihgeftibrte  Gegensatz  zwischen  der 
siegreichen  I^eberlegenbeit  lier  beiden  jeriecbiscben  Helflen  und 
dem  elenden  Verzagen  der  ihnen  entgegentretenden  Pbryger. 
Drittens  muse  der  Gesammteindruck  der  drastischen  Schilderung 
ein  komischer  sein;  er  wird  nicht  bloss  durch  die  Jammergeetalt 
des  Erzählers  verbürgt^,  ftojidern  auch  durch  die  Art^  wie  das 
lächerliche  Benehmen  der  phrygischen  Dienerschaft  während  des 
Kampfes  mit  Behagen  breit  ansgemalt  wird. 

Diese  komische  Wirkung  hat  der  Scboliast  empfunden  und 
demnach  zu  Anfang  der  Scene  bemerkt,  dass  hier  Euripitles  seine 
eigenthtimliclie  Weise  aufgebe  und  Dinge,  die  ihm  nicht  an- 
etändeii,  zur  [Darstellung  bringe*.  Auch  Aristophanes  sagt  in 
der  Hypothesis:  τό  ίϊρδμα  κιυμικιυτέραν  Ιχιχ  τήν  καταστρο- 
φήν,  und  diese  Aeusserong  kann  nicht  wörtlich  genug  verstanden 
werden.  Dass  der  Dichter  mit  Bewusstsein  auf  eine  solche 
Wirkung  binausarbeitete,  beweiet  die  folgende  Scene**,  eine  Unter- 
redung zwischen  Orestes  und  dem  Eunuchen^  in  der  dieser  jäm- 
merlich um  sein  Leben  winselt  und,  um  sich  zu  retten,  die  frech- 
sten Verdrehungen  vorträgt,  wahrend  OresteSi  offenbar  spielend, 
ihn  hinhält^* 

1  Dieser  Al*schnitt  ist  in  den  Scholicti  merkwürdig  miesverstan- 
den  und  auf  die  Kämpfe  vor  Ilion  bezogen. 

*  ippoi  τα  ς  ήούχου  προνοΐβς  κακοΰργος  üjv.  an^t  der  Phryger, 
der  damit  die  Art,  wie  ürcft  und  Pylades  vorgübeu,  trefifend  charak- 
terisirt. 

^  Ks  genügt  auf  die  Art  xu  verweisen,  wie  er  sich  einfuhrt  (Vb. 
imJi»  ffj, 

*  Scholion  ^u  Vs.  13f>9  und  zu  Vb,  1;jh4. 

^  Hier  bemerkt  der  Scholiast  txw  ί512)  dvdiia  καΐ  τραγωδίας 
itol  τής  *Ορΐοτοο  ουμφορας  τα  λ€τόμ€να. 

*  Vere  1527  μφρος  cl  5οκ£ϊς  με  τλήναι  οήν  καθαιμάΙαι  δέρην  iet 


Ι 


ι 


Ücber  eine  Sc4?iil;  des  euripideiachen  Orestei 


2H1 


Suchen  wir  von  den  bezeichneten  Geeichtßpnnkten  auB  nach 
einem  Vorbilde,  dem  Euripidcs  in  unserer  Scene  gefolgt  pchi 
kööTite,  80  drängt  eich  meines  Eracbtena  zwingend  due  Aben- 
teuer des  Η  er  ak  Ich  mit  BuBiris  auf.  Bueiris,  der  8ubn  des  Aigyptos 
lind  K«>nig  von  Aegypten,  pflegte,  wie  ApollodoroB  II  5,11  erztibli, 
die  Fremdlinge,  die  in  Hein  Land  kamen,  zu  opfern.  Und  ab 
Herakles  in  Reine  Hand  gerieth,  lieee  auch  dieser  3eu nächst  ech ein- 
bar ruhig  und  ergeben  i^ieb  xiim  Altar  führen;  aber  dort  ange- 
langt, gab  er  die  Veretellnng  auf,  ersublug  den  Busiris  und  rich- 
tete unter  seiner  GefolgKcbaft  ein   furcht barcB  Blutbad  an. 

Auf  einer  Caeretaner  Hydria  dee  VI,  Jabrb.  finden   wir  den 

Sfihlussakt    des   Dramae  durgefttelU  ^     An  der  έύτία  liegt  König 

BasiriB  erschlagen.     Davor   etebt    der    gewaltige  Held  HerakleR, 

mit   der  Rec'bten  einen   Menschen   würgend»    den  seine  Tracht  als 

Ausländer  deutlich  cbarahteneirt.     Mit  der  Linken  hat  er  einen 

[Zweiten,  ebenso  bekleideten»  beim  Beine  gepackt  und  schwingt  ihn 

durch  die  Luft,  um  ihn  am  Altar  zu  zerecbniettern  ;   zwei  andere 

hängen  leblos  mit  der  charakterißtischen  Kopfhaltung  der  Erdros- 

eelten  in  seinen  gekriimmten  Ellenbogen.    Wieder  andere  stampft 

er  mit  den  Füssen  nieder.     Was  noch  lebt,  sucht  sich  in  eiligster 

[Flacht  zu  retten;  einer  kniet  anf  dem  Altar,  einer  ilahinter;  beide 

[Strecken  dem  Helden  flehend  ihre   Hände  entgegen.    Pae  ist  alles 

■Oy  wie  es   Euripides    beschreibt: 

δ  μέν  οΙχόμ€νος  φυγάς,  Ö  hi  νίκυς  ών» 
6  hk  τραύμα  φφων,  6  5έ  λισσόμενος 
θανάτου  ττροβολάν. 
ύιτό  σκότον  ί>'  έφ€ύτομ£ν* 
νεκροί  b'  ίττιπτον,  οί  h'  έμελλον^  ο'ί  b*  Ικβίντο. 
Ι  Auf  der  Rückseite  sehen  wir  die  Leibwacbe  de«  Bueiris  zu  Hülfe 
[eilen:  fünf  Leute,    durch  Tracht  und  namentlicb  dnrcli  Kopiform 
[lind  Wollhaare  als  Aethiopen  deutlich  charakteriairt".   Sie  tragen 
iKealei]  in  den  Händen. 


rararoatiech   in  Ordnung  (vgl,  Madvig  Adv,  1  182),  wenn  man  λήν  dv 
[für  τλήναι  eineetit. 

^  Veröffentlicht  in  den  Monumenti  inediti  VHI,  27  vgl  die 
^Vignette  und  Furtwäogler  in  Röschere  Myth.  Lexicon  I  2215. 

^  Die  Neger  aind  deutlich  erkennbar,  dagegen  in  der  Kampfsccne 
J  erscheinen  neben  ihnen  auch  Aegypter^  durch  beilere  Hautfarbe, 
ilchlicbtes  Haar  und  semitiBchee  Profil  eiclitlieh  unlerecbiedeii.  Als  wertb- 
ivoUe  BeobacbtuTjg  möchte  ich  ubrigena  hier  noch  eine  Bemerkung 
iLöschckeB   mittbeilen.     Er  lehnt    die  Darstellung  der  Vase  als  bewuiet 


Badermiiclier 


In  der  no  geBtalteiei)  ßtieirislegende  kehren  tinverkennbar 
ιΊΐβ  ürei  Μ  er  km  nie  \vie<Ier,  ilie  oben  an  der  Scene  de»  Oreetes 
ΐΐΐβ  benonderB  eigenlhüniHcii  hervorgehoben  worden  nind.  Auch 
Herakles  verstellt  eich  zunächet  und  macht  eret  im  gegebeneu 
Augenblicke  von  »einer  HeMönkraft  Gebrauch.  Zweitens  wird  die 
Feigheit  diT  Barbaren  mit  grellen  Farben  geschildert,  drjttene 
aieigt  bereite  dae  Vaeeiibild  deutHch  eine  komiBch  traveetireude 
Auffassung  des  Abenteuere.  Einzelheiten  bei  Euripidee  werden 
jetzt  erst  klar.  Helena  suil  an  der  ίύΐία  ereoblagen  werden ; 
difner  Zug  hi  mit  merkwürdiger  Treue  fei»tgebalten.  üeberhaupt 
versiebt  mau  nun  ernt  die  Unnsch weife  der  Handlung,  Im  Grunde 
lag  es  doch  für  die  bilden  Helden  näher,  gleich  beim  Eintritt 
diu  Thüren  de«  Gemaches  zn  schlieeeen  und  dann  ohne  Weitereg 
nioderzuKchtagt  n,  was  sich  drinnen  fand.  Man  darf  nicht  ein- 
wenden, di^r  Saal,  in  deui  Helena  aase,  nei  nicht  so  leicht  zu  ver- 
riegeln gewesen;  dae  int  ja  alles  Fiktion  des  Dichtere,  der  gerade 
ßü  gut  tlen  Cebeifall  der  beiden  Frauen  in  ein  einthürigee  Zimmer 
verlegen  konnle.  Stall  dcßsen  ist  die  Gefangennahme  der  Hermioue 
in  dem  Berichte  de»  Fhrjgius  ecgar  rccln  unwahrscheinlich  dar- 
geelellt*  Hat  sie  denn  von  dem  Kampfgetümmel  gar  niehte  ver- 
nommen? Allein  bei  aller  Aehnlichkeit  der  beiden  Handlungen, 
deren  VcrBchiedenkeit  ihrereeite  eich  sofort  erklärt,  wenn  man 
erwägt,  an^a  Euripidee  eine  durehauH  abweichende  Sachlage  ent• 
eprecbend  ausgeetaltete,  fragt  cb  sich  nun  doch,  auf  welchem  Wege 
ihm  sein  Vorbild  vermittelt  wurde*  Die  Antwort  ergiebt  sich, 
wenn  man  bedenkt^  das«  der  Busirie  für  die  Komödie  ein  überauii 
beliebter  Vorwurf  gewesen  ist.  Wir  kennen  Stücke  dieeee  Namens 
von  Epicbarmon,  Kratinoe,  Antiphanee,  Ephippos,  Mneeimachoe  ^ 
Hierzu  kommt  ein  8at)  repiel  dee  Phrynichoe  und  aiui  de»  Euri- 
pides,  den  somit  die  Geschichte  stark  interessirt  haben  muBP.  Etwa 
in  gleicher  Zeit  bat  «ich  die  attiHcbe  Kunst  des  Vorwurfe  bemäch- 
tigt, wie  mehrere  erhaltene  Vasen bild er  bezeugen ^     Nun  mag  man 

travestireod  an  die  Daretellung  der  Ermordung  des  Priami>8  diircli 
Neoptolemofi  an,  der  bitrhei  tlun  kleinen  Astyanux  am  Fusse  gefa^et 
hat  und  durch  die  Luft  schwingt  (Monum.  XI,  1^>,  Damit  erf^chliesst 
eich  eine  erhe*diehe  Perepektive  nach  oben,  eine  Verbindungelime  hie 
hinauf  2um  Εροίί). 

*  Vgl  HUler  v.  Gärtriugen  in  Pauly-WisBOwae  Realencyolopädie 
Hl  S.   J07i>. 

*  Vgl    Furtwäogltär  in  Utischcr  Myth.  Lex.  I  S.  2233  und  Arch, 


Ueber  eine  äcene  des  earipideisohen  Orestes  :283 

wohl  gerne  zugeben,  daee  die  Phantasie  der  attischen  Dichter  nnd 
Maler  ungewöhnlich  fruchtbar  war,  und  dass  es  ihnen  gelungen 
sein  mu88,  dem  tiberlieferten  Stoffe  viele  neue  Seiten  abzugewinnen ; 
zuletzt  mueete  dennoch  die  Fabel,  immer  wieder  von  Neuem  auf- 
getischt, das  Publikum  ermüden.  Somit  war  es  ein  geschickter 
Griff  des  Euripides,  dass  er  das  überkommene  Motiv  auf  eine 
reue  Situation  übertrug  und  für  sie  auf  solchem  Wege  eine  Ge- 
staltung fand,  die  den  Hörer  unmittelbar  packen  musste;  denn  es 
ist  klar,  dass  die  Wirkung  der  Scene  auf  dieser  Ausmalung  beruht. 

Aus  dem  bisher  gewonnenen  Ergebnisse  lässt  sich  noch 
eine  weitere  Folgerung  ableiten.  Die  Beobachtung  des  Aristo- 
phanes,  dass  der  Orest  des  Euripides  eine  einigermassen  komi- 
sche Katastrophe*  habe,  rückt  in  eine  besondere  Beleuchtung, 
nachdem  sich  herausgestellt  hat,  dass  der  Dichter  sich  mit  Be• 
wusstsein  an  Komödie  und  Satyrspiel  anlehnt.  Man  darf  folgern, 
dass,  wenn  der  Orestes  einer  Tetralogie  angehörte,  er  das  letzte 
Stück  derselben  gewesen  sein  niuss,  nnd  dass  seine  SchluRSFcenen 
das  Satyrspiel  unmittelbar  ersetzten.  Die  Arbeit  ist  derber  aber 
auch  durchsichtiger  als  in  der  Alkestis.  Dieses  Stück,  das  an 
gleicher  Stelle  aufgeführt  worden  ist  und  dessen  Auffassung  so 
lange  Schwierigkeit  gemacht  hat,  ist  die  beste  Parallele  zum 
Orestes  und  kann  sein  Yerständniss  unmittelbar  erschliessen,  nur 
dass  hier  nebenbei  noch  die  Travestirung  der  Charaktere  viel 
allgemeiner  und  rücksichtsloser  durchgeführt  wird. 

[Zusatz.  Ich  will  die  Gelegenheit  nicht  vorüber  gehen 
lassen,  ohne  auf  eine  merkwürdige  Beziehung  zwischen  Orest- 
scholien  und  rhetorischer  Litteratur  hinzuweisen.  Demetrius  de 
eloc.  7  sagt:  των  bi.  μικρών  κώλων  κάν  οεινότητι  χρήσίς  έστιν. 
bcivoxepov  γάρ  τό  έν  όλίγψ  πολύ  έμφαινόμενον  και  σφοορότερον, 
b\ö  καΐ  ο\  Λάκωνες  βραχυλόγοι  υπό  οεινότητος.  και  τό  μέν 
έπιτάσσειν  σύντομον  και  βραχύ,  και  πας  δεσπότης  οούλω  μονο- 
σύλλαβος. Dass  diese  Worte  Beachtung  gefunden  haben,  be- 
weist das  Citat  in  den  Anonymi  Prolegomena  τών  ευρέσεων  W 
VII  ρ.  64,  26,  dessen  Kenntniss  ich  K.  Fuhr  verdanke.  Aber 
die  Worte  o\  Λάκωνες  βραχυλόγοι  kehren  immer  wieder  in  einer 
Reihe  von  Scholien,  die  wir  zu  Orest  640  ff.  besitzen,  die  freilich 
nach  ihrer  geschwätzigen  Breite  und  Dürftigkeit  spätes  Fabrikat 
sein  müssen.  Nur  die  Notiz  zu  643  8  V  ίλαβες,  τόυτου  βηθέντος 
αϊρουσιν  οΐ  ύποκριταΐ  τήν  χεϊρα  beruht,  wie  die  gleiche  Ueber- 
liefening  im  Etymol.  Gud.  v.  όρνεΐσοαι  verräth,  auf  alter  Tradi- 
tion;   dass   jedoch    die   Scholien    zur  Stelle  einmal   ausführlicher 


2^4     Radcrniacbcr  ücbcr  cirn^.  Scenc  des  earipideischen  Orestes 

und  ganz  anders  gelautet  haben  mtiseen,  zeigt  die  Nachricht  in 
den  Prolegomena  Hermogenis  WVI  p.  7:  o\  γάρ  έΕητητσί  τον 
Όρίστην  Εύριπίοου  έΗηγούμβνοι  τον  ύποκρινόμενόν  φασί  τον 
ΜενΑαον,  του'Ορίστου  πολλά  λαλήσαντος,  όλίγτι  πράΕει  [φασί] 
κεχρήσθαι  [τον  ύποκρινόμενον  τόν  Μενέλαον].  του  γάρΌρεστου 
είπόντος  *  άπόοος  δσον  ίλαβες  έμοΟ  πατρός  πάρα,  σχηματί- 
σασθαί  φασι  τόν  Μενέλαον  ήτοι  τόν  ύποκριτήν  και  άνανευσαι. 
δθεν  και  6  έπιφερόμενος  ίαμβος,  ώς  άνανενευκότος  του  Μενελάου 
νομίσαντος  περί  τών  χρημάτων  τόν 'Ορέστη ν  οιαλέγεσθαι,  επι- 
φέρεται οίίτως  *  ου  χρήματ'  εΤπον.  Diese  Ansführungen,  die 
ζΒ.  in  Demetrius  de  eloc.  195  oder  Seneca  Brief ll,7(vgl.  Henee, 
Philologns  1901  S.  387)  ihr  Gegenstück  haben,  sind  für  die 
Kenntniss  des  Spiels  der  antiken  Schauspieler  von  Bedeutung;  es 
scheint  leider,  dass  man  derartiges  bei  der  endgültigen  Redaktion 
der  Scholienlitteratur  einfach  weggeschnitten  hat.] 

Bonn.  L.  Radermacher. 


HERKULANENSISCHE  BRUCHSTÜCKE 

EINER  GESCHICHTE  DES  SOKRATES 

UND  SEINER  SCHULE 


Die  Rolle  Nr.  495  der  herkulanensiechen  Bibliothek  wurde 
im  Jahre  1830  von  C.  Malesci  geöffnet.  Doch  die  Maeee  war  zu 
spröde,  als  dase  sie  eine  glatte  Aufwickelung  gestattete,  und  so 
Hess  der  Italiener,  nachdem  er  zwölf  kleine  Blätter  (pezzi)  los- 
gelöst hatte,  den  Rest  uneröifnet  liegen.  Dieses  Stück,  das  7  cm 
im  Durchmesser  und  17  cm  in  der  Länge  miest,  eine  Schwere 
aber  von  210  gr  besitzt,  wird  noch  heute  unter  den  geschlossenen 
Rollentheilen  aufbewahrt.  Jene  zwölf  Blätter  nun  wurden  in  der 
Folgezeit  zweimal  entziffert.  Die  Neapler  Abschrift  (n),  von 
Vincenzo  Corazza  angefertigt  und  heute  unter  den  papiri  inediti 
sich  vorfindend,  enthält  13  frammenti  auf  -i  Blättern.  Was  die 
Engländer  in  Oxford  (o)  besitzen,  ist  geringeren  Umfangs;  man 
kann  es  jetzt  in  der  Sammlung  der  Oxforder  Photographien  Bd. 
VII  Blatt  30 — 36  einsehen.  Aber  diese  Abschriften  haben  darum 
keinen  grossen  Werth,  weil  jene  12  pezzi  noch  erhalten  sind. 
Die  auf  drei  Tafeln  aufgespannten  Reste  habe  ich  im  Frühjahr 
1900  untersucht,  doch  nicht  Buchstabe  für  Buchstabe,  denn  dazu 
fehlte  die  Zeit.  Allein  bei  den  lesbareren  Stellen  ist  wohl  die 
Hauptsache  erledigt. 

Es  sind  nur  die  unteren  Theile  der  Columnen  erhalten. 
Die  Schrift  ist  fein  und  zierlich,  von  mittlerer  Grödse.  Auf  die 
Zeile  gehen  etwa  18 — 20  Buchstaben,  am  Ende  finden  sich  häufig 
die  als  Füllzeichen  verwandten  Häkchen  )  und  ^.  Es  sollen  nun 
die  einzelnen  pezzi  vorgenommen  werden  ^. 

tav.  I  pezzo.  1.  Sehr  zerstreute  Sohriftreste;  die  einzelnen 
Blattlagen  sind  öfter  durcheinander  gerathen.    Die  Ueberbleibsel 

^  Bei  der  Ergänzung  haben  H.  Diele  und  H.  Useuer  werthvolle 
Beiträge  zur  Verfügung  gestellt,  wofür  ihnen  hier  mein  aufrichtiger 
Dank  ausgesprucheu  sei. 


28(ΐ  C  r  δ  η  e  r  t 

von  wenigetene  drei  Columnen  laseen  sich  erkennen;  aus  der  mitt* 
leren  siammt 

lOYECOKI 

ΈΚΠΑ 
tav.  1  pezzo  2.     Hier  herrsoht   dieselbe   Verwirrang.     Das 
Stück  am  linken  Bande  (fr.  1  n)  ist  von  sottopoeti  etark  durch- 
setzt  und  darum  zunächst  nicht  lesbar.    Doch  gehören  die  Zeichen 
ΝΘΙΤΤ  sicher  zusammen  (Ξα]νθίπ[πη).  Rechte  liest  man 

APKA 

οΐκί- 

α ]MA 

υπέρ 

Aus  Ξανθίππη  und  okia  läset  sich  folgern,  dass  auf  diesem 
Blatte  von  dem  Familienleben  des  Sokrates  die  Rede  war. 
tav.  I  pezzo  3  =  fr.  2  n. 
.  .  ΗΘ 
άνθριυ[π 

TACTEP[ Έρμιπ- 

πός  φη[σιν 
Die   rechte    Hälfte   der  in  η  gezeichneten  Colnmne  scheint 
anderswohin  zu  gehören.     Ale  sottoposto  findet  sich  noch 
.  .  .  λόγον  ΠΕ 
λαβών  αύτ 
τήι  όφωνίαι 
tav.  1  pezzo  4  =  fr.  3  η  (VII  32  ο). 

Τρά]ψαν[τ  . 

Ι  διά  τήν  €ύ- 

...  αν  ά]πο[σ]τήσαι.  Έπει  (nach  ΑΙ  Zwischenr.) 
b'  Λΐΐσχίνης  έιυράτο  πΐ€- 
β  ίούμ]€νος  υπό  τής  πενί- 
ας   ]"άπό  του  λόγου  ^ 

και  έθί2:€σθαι>  (nicht  δανεί^εσθαι) 

Ο]ωκράτους  ΠΑ 

Unter  fr.  3  finden  sich  nun  zwei  weitere  Blattlagen.  Zu 
sottoposto  1   gehört  links 

^  H,  was  in  ο  vor  άπό  Rteht,  gehört  zum  sottoposto.  Man  sieht 
hingegen  noch  den  Rest  eines  oberen  Querstriches.  Zur  Sache  vergl. 
Diog.  II  (^2:  φασί  δ'  αύτώι  λέγειν  Οωκράτην,  έιτει&ήπερ  έπιέ^το  ύττό 
πενίας,  παρ'  4αυτοΟ  &ανε{2^εσθαι  τών  σιτίων  ύφαιροΟντα. 


Herkulaneneieche  Bruchstücke  einer  Oefictiiclite  des  Sokrates  usw.  287 

€]ιυκρά- 

της jlTTA,  und  rechte 

bia  πα[ντός Ι- 
κανά  

έπαγ 

.  .  OM, 

ΖΌ    BOttopOStO    2 


TINOC 

τήν  χβϊρα 

€iv  φη-  σειεν  ώς 


σιν ]AICCXE  τρατιη 

νόμενος  ΑΙ  < '  ουν  ovb 

tay.  II  pezzo  5.     Hier   liegen   wenigstens  4  Colamnen  vor. 
Links  liest  man 

φύ]λακος) 

Άθη]ναϊοι, 

das  Stück  am  rechten  Ende  aber  =  fr.  5  η  (VII  33  ο).  Die 
Ausdehnung  dieser  Columne  nach  links  ist  noch  nicht  sicher  er- 
mittelt worden. 

QTHC  .  . 

ά]ναστροφη  .  . 

\N  €Ϊναι  Ν  .  . 

.  .  .  EITH  .  μ€θ'  έαυτοΟ 
5  .  .  ά]παλλ[α]γής  άντοσ 
....  oÖKOuv,  ίφη,  φρον||[τιΣ  .  .  . 
tay.  II  pezzo  6.     Auch   hier  findet  man  nur  verwirrte  Co- 
lumnensttickchen.     Was  man  in  der  Mitte   oben   liest,   schrieben 
die  Neapler  (fr.  5)  und  die  Oxforder  (VII  35  und  VII  36,  zwei- 
mall) ab.     Ueber    die  Ausdehnung   der  Zeilen    läset    sich    nach 
den  Abschriften  nichts  Bestimmtes  sagen,   auch  der  Papyrus  hat 
nichts  ergeben. 

OYN 

.  .  Ν  ίφη  κάρΙ)οπο[ς 

.  .  ΗΙΡΑΦ  .  .  .  ΕΙΔ.ΗΕΑ*     ' 

τοποΥΝΕίπΩ  Όυκα» 


'  παρατ€]νόμ€νος  Α1[σχ(νης? 

^  Das  Ι  nach  Η  ist  über  die  Zeile  gepchrieben,  es  ist  also  iota 
mutum. 

^  t{  o6v  etffU);  ού  κά[ρ6ο]ιτον;  Usener  unter  Hinweis  auf  Aristoph. 
Wölk.  669-680. 


288  Crönert 

TON  καΐ  προσ6νέτκα[ς 
καΐ  περίπατων 
In  fr.  5  scheint  wie  in   fr.  4    eine  Anekdote   ( ίφη)  erzählt 
ZQ  werden. 

tav.  II  pezzo  7.     Die    linke  Hälfte  =  fr.  6  η  (VII  32  ο) 

ΕΧΘ 

ταύτα  Τ  .  .  . 

Κ  .  .  Δ  άφ€λ->       TTCNC 

κομένου  b'  Αι]σχίνου  bia>  ΛΗΜΑ 

5 TAN  ...  .  ΤΟΝν         .  .  .  .' 

Πότρ      ΙΩΝΙΑ  

tav.  II  pezzo  8  =  fr.  7  η.  Die  Begrenzung  der  Zeilen  ist 
unsicher. 

.  Δ  .  NON  (öeivov?)  γάρ  Τ 
6  .  .  .  καΐ  Διογ[ένης  (?) 
ίσκ|ιυπτον  ΕΓ  .  .  ΕΙ 
.  .  .  έν€τ[κ€Ϊ]ν  ΤΟ! 
tav.  III  pezzo  9.      Das   grössere    Stück  =  fr.  8  η   (VU  30 
und  VII  35  o).  [Έρ- 

μιπ]πος  έ[ν 
Τρά]φ€ΐν 
MAC  .  ΕΝ 
άπό  πρώ[τ 

ΔΕ.."ΑΡΧ[ άλ- 
λα τών  Ι  [ ουκ  άνε- 

κινδυ-  >  κτόν  Τ€νίσθα[ι 

ν ]στίαν  αύ-  ^  τόν  Διονύσιον 

τ ]ΤΟΥ  >  τεσθαι  Δίιυν» 

Rechts  wird  wohl  von  dem  Zerwürfniss  zwischen  Piaton 
und  Dionysios  berichtet. 

tav.  III  pezzo  10  =  fr.  0  η  (VII  35  ο). 
niECE  .  ΜΑ  .  .  TINEC[Eevo.8 
φώντι  μ€τ[ά  τ]ή[ν  'Αθηνών  αλιυ- 
σιν  στρατ€υσ[α]μ€νΐϋν[ι  εΙς 

1  Oder  ατίαν. 

-  Nach  Δίων  ist  noch  ein  schwarzer  Punkt  oben  erhalten,  es 
scheint  also  der  nächste  Buchstabe  weder  Α  noch  I  noch  0  gewesen 
zu  sein. 

3  έπιτιμαν  γάρ  ΛοκοΟσιν  έ]πΐ€ΐκα)[ς]  μάίλα]  τινές  [Ξ€νο]φώντι 
Usener. 


Herkulanensische  Bruchstücke  einer  Geechicbte  dos  Sokrates  uew.  289 

την  *Ασίαν,  ΤΤλάτωνι  b[e^ 
TINEC    Zeile  1   ist  nur   in    ο  erhalten;    vielleicht   standen 
zwischen  C  und  Ξ  noch  Buchstaben, 
tav.  III  pezzo  11  =  fr,  10  n. 

Δ  .  HE  πολιτ[ ά 

ρί[σ]τη  πό[λ]ις 
λ'  άκολουθ 
ΜΗΝ  αΰΕτ]αι  Ι 
6  ΛΗΝΕΝ 
AYTOMC  .  NEC 
tav.  III  pezzo  12  =  fr.  11—13  η.     Davon  ist  fr.  11  sehr 
schlecht  überliefert.  Man  liest  OCKOYPOYC^  Zeile  4  und  ΤΤλ]ά- 
τιυνο[ς    μ]αθητώ[ν    Zeile  δ.     fr.  12    (=VII  34  ο)   ist   ebenfalls 
arg  zertrümmert: 

\  πολι[τ 

*Αθη[ν]αίων  ii  A[.  .  .  .  άπο- 
στ]άντιυν8,  μετ'  έκφ[ορας 
ο]έ  λαμπράς  ?θαψ€,  κ[αθ]ά[π€ρ 
5  έ]μαρτύρησ€  ΞΕΝΟ  .  .  ΤΕΙ* 
Ob  die  Ergänzungen   richtig   sind,   muss  eine  Nachprüfung 
lehren.  Wer  mag  der  Bestattete  sein? 

Aus  fr.  13  (Vn  34  o)  ist  noch  weniger  zu  gewinnen: 

QC  πο- 

λ ]6έ  [σιυ]φρόνιυς 

ΑΤΕΝΛ  .  .  ΑΝΕ 

μετ'  €ύτα]Είας  είπεϊν 

Dazu  kommt  endlich  ein  Stückchen  in  o,  das  weder  in  η 
noch  in  den  heute  erhaltenen  Resten  anzutreffen  ist,  es  wird 
darum  ein  sovraposto  gewesen  sein.  VII  31  ο : 

Ν  bt  αύ[τ 

...  ην  καΐ  μη 
.  Sv]bpa  μαλ 
ταϊς  ΠΑ  .  ΦΘΙΝ 

1  Etwa  Διονύσιον  κολακ€ύσαντι  (üsener). 

-  Die  beiden  Söhne  des  Xenophon,  Gryllos  und  Diodoros,  wurden 
auch  Διόσκουροι  p^enannt,  Diog.  II  52. 

^  ^Εαναστάντιυν  (Usener)  füllt  den  Raum  nicht  aus. 

^  Ξενοφών  scheint  nicht  möglich  zu  sein;  Ξενοκράτει  Uscncr 
unter  Verweisung  auf  die  Rede  des  Lysias  προς  Ξενοκράτην  (fr.  206 
Sauppe). 

Rhein.  Mob.  f.  Phllol.  N.  F.  LVII.  19 


$m 


C  r  ο  II  f  Γ  1 


,  .  ,  τ]νώμα[ις 
.  .  φιλ]οσοφ 
,  .  ,  .  .  ΜΕΝ/ 

Diese  recht  ßpärlivhe  Ausbeute,  die  der  Papyrue  biß  jetzt 
geliefert  hat,  würde  kaum  eine  u m fassen d er e  Wiedergabe  der 
Schrift  zeich  eil  rechtfertigen^  wenn  sich  nicht  inzwischen  ein  wei- 
terer, werth vollerer  Bestandtlieil  jenes  Buches  gefunden  hätte. 

In  dem  Aufsätze  '  LT  eh  e  r  die  Erhaltung  und  die  Be- 
handlung^ der  herkulaneneischen  Rollen  (Nene  Jahrb. 
f.  d.  kl.  Älterth.  1900,  S.  686)  habe  ich  zwischen  den  aufge^ 
ÄOgenen,  nitter  Glas  gebrachten  un^l  den  lose  übereinander  ge- 
ßchichteten  Papyri  unterschieden.  In  der  letzteren  Grupiie»  deren 
Inhalt  auf  über  2000  Blätter  geschätzt  war,  findet  sich  sehr 
vieles,  was  noch  nicht  abgeschrieben  worden  ist.  Davon  mag 
das  Meiste  unergiebig  sein^  bei  genauetn  ZuReben  aber  darf  man 
damit  rechnen,  nicht  unbedeutende  Funde  zu  machen. 

In  der  erstfr^n  Zeit  meines  Aufenthalles  in  Neapel  (4.  Nov. 
1899  — L  Juni  1900)  verfolgte  ich  den  Plan,  von  dem  ganzen 
Bestand  der  entrollten  Papyri  ein  sorgfältigefi  Verzeichniss  an- 
«ulegen.  Nach  einigen  Monaten  inilessen  zeigte  mir  die  Mu- 
eeumeleitutig  an,  dass  sie  selber  ein  neues  Verzeichniss  bearbeiten 
und  herausgeben  lassen  wolle ^.  Das  bestimmte  mich,  von  nun 
an  meine  Bamniebrbeit  einzustellen  und  die  Zeit  nur  noch  einigen 
der  wichtigeren  Papyri  zu  widmen,  Aber  kurz  bevor  diese  Aen- 
derung  meines  Arbeitsplanes  eintrat,  brachte  mir  der  Zufall  ein 
sehr  merkwürdiges  Siück  eh  Gesicht,  Luigi  Corazza,  der  selber 
in  früheren  Jahren  noch  nach  der  Weise  der  alten  disegnatori 
herknlanensische  Schriftreste  abgezeichnet,  oder  beeser  gesagt^ 
abgemalt  hatte  —  denn  vom  Griechischen  verstand  er  eben  ge- 
rade so  viel,  um  die  Buchstaben  von  einander  unterscheiden  zn 
können  —  ,  beobachtete  mit  wachsender  Aufmerkeamkeit|  wie 
schnell  ich  die  Hchriftzeitdien  zu  Papier  brachte.  Er  selbst  buhe, 
so  meinte  er,  dazu  eine  zehnmal  längere  Zeit  nöthig  geb^ibt,  Ks 
war  am  6.  Februar  19i0,  als  er  mir  erklätte,  dass  das  Museum 


1  Das  Museo  Nazionalo  hat  die  Abeicht»  eine  neue  Bearbeitung 
der  Papyri  vornehmen  zu  lassen  (una  reorgauiaazione  degli  studi  de' 
papiri  Ercolanesi),  vgl•  S.  589  des  oben  angefübrion  AarsatKes.  Zum 
Leiter  dieser  Arlieiten  ist  cav.  EmidiL)  Martini»  der  Direktor  der 
Bibliotheca  nationale,  beetimmt;  ein  Anfang  indessen  ist  noch  nicht 
gemacht  worden. 


Herkulanensiflclie  Bructiatücko  tnner  Geschiobte  des  Sokr&tee  tiiw.    25)1 


gerne  aus  meiner  Arbeitskraft  Nutzen  ziehen  wolle.  Er  werde 
mir  noch  nicht  eatzifFerte  Fapyri  vorlegen,  unti  ich  solle  eine 
eorgfältige  Abschrift  davon  dem  Papyrusarchiv  hinterlassen.  Dann 
öffnete  er  den  letzten  der  Papyrusschranke  und  nalim  zwei  Käst- 
chen heraus  In  diesen  famlen  eich  die  Reste  des  Fapyrua  558^ 
einer  Rolle,  die  als  eine  der  letzten  des  ganzen  Bestandes,  und 
zwar  von  L.  Corazza  selbst,  im  Jahre  1888  geöfTnet  worden  war. 
Die  Aufrollung  war  sehr  schlecht  ausgefallen.  Statt  langer  zu* 
earamenhängender  Blätter  konnte  Corazza  fast  »ur  kleine  Stück- 
chen abltjKen^  und  auch  in  diesen  liefen  die  einzelnen  Lagen 
durcheinauder.  Im  Ganzen  zählte  man  einen  grüeseren  pezzo  und 
25  kleine  Eine  Durchsieht  der  Reste  belehrte  mich  nun  bald, 
dass  icli  ilcn  i:)hei  en  Theil  der  Rolle  vor  mir  hatte,  deren  andere 
Hälfte  in  dem  Papyrus  495  erhalten  war.  Wie  schade,  dass  ein 
so  wichtiges  Stück  so  zertrümmert  vorlag!  Und  selbst  diese  we- 
nigen Trümmer  waren  so  beschaffen,  dass  man  beim  Anfassen 
Gefiihr  lief,  weitere  Stückchen  von  den  einzelnen  pezzi  abzu- 
lösen, die  dann  für  immer  vprloren  waren.  Hingegen  war  das 
Vorhandene  sehr  leicht  zu  lesen,  da  die  schone,  regelmässige 
Schrift  deutlich   von  dem   Untergründe   abstach. 

Zwei  Abschriften  fertigte  ich  an,  von  denen  die  eine  jetzt 
unter  den  papiri  iiieiliti  liegt.  Hie  und  da  habe  ich  einige  sovra- 
posti  abgehoben,  um  die  verdeckte  Schrift  zu  lesen»  Da  aber 
die  Masse  sehr  spröde  war  und  ich  mich  beeilen  musste,  so  liess 
ich  noch  manches  zu  thnn  übrig,  um  nicht  durch  hastige  und 
unvorsichtige  Arbeit  den    Verlust  noch  grösser  zu   machen. 

In  den  meisten  der  folgenden  Bruchstücke  läset  eich  die 
Auiitlehnung  der  Zeilen  nicht  bestimmen.  Die  Punkte  an  der 
linken  Seite  dienen  dann  dazu,  die  genaue  Stellung  der  Buch- 
etaben  zu  bezeichnen.  Eine  Eigenthümlichkeit  der  Kolle  sei  hier 
noch  hervorgehoben:  am  oberen  Rande  finden  sich  niuht  geringe 
Reste  von  Kapitelüberschriften,  vgL  pezzo  4,  8,  11,  Γ2,  17,  26. 
Diese  Ueberschriften,  die  in  der  ganzen  herkulanensischen  Bücher- 
nuisse  allein  stehen,  ύηά  für  die  Feststellung  des  Inhalts  von 
grösster  Wichtigkeit  ^  Aus  ihnen  geht  mit  völliger  Sicherheit 
hervor,   dass  wir  ea  mit  einem  βίος  Οωκράτους  zu  thun  haben. 


*  Die  Kfipilelangaben  sind  später  hinzugefügt,  wie  die  VerHchie- 
denheit  der  Schrift  darthul.  Üjese  Selirüt  ist  von  geringem  Umfang, 
starte  narli  rechts  geneigt  und  mancbmal  au  die  Cursive  erinnernd, 
Oeftcr  üüdet  man  nach  die  Uaohetnhen  untaroinaorler  verbunden     Die 


202  Cröiiert 

pezzo  1  linke:  rechte: 

φησιν  Α  .  ,  έν  π€ΐ[ραΐ€Ϊ 

WHNK/  .  .  ΠΑΝΑ 

ΘΑ  .  ΝΑΤΟΙΝ 

1  μ]€ταλη 

ΤΗ  ....  ΤΩΝ 

....  Ο]υρα[κοσ 

flovrapoeto  links:  rechte; 

ΙΟΙ  HNEC 

MAP  τρά]ψαντος 

TOI  ! '.  .  NEN 


ού]κουν 

pezzo  2  links:  rechte: 

μήτε  ΟΩΠ (Οώπατρος?)  ....  Ν 

Χό  .  .  .  ACA οκλής  κα[ιΐ 

ΟΦ οωκεν  Μ 

PI ΤΑΜΕΝ 

pezzo  3:  eovrapoeto  1  : 


.  \ΜΑΛΑ 

.  HCIACQ 

Β 

t Ν 

ΔΕΙ 

Η 

φιλοσ]θφίαι 

ηται 

QTQNO 
γεν- 
bia 

.  Ν 
ΙΟΝΠ 
.TÖN 
6  TQNI 
ΡΟΟΔΙ 

.  Ν 
.  C 


Hand  trifft  man  in  den  Randbemerkungen  zu  Philodems  Werk  über 
die  akademische  Schule  wieder  (hierüber  wird  die  Ausgabe  MeklerB 
das  Weitere  btirichtun);  sie  als  nianus  Philodemi  anzusehen,  liegt  kein 
Grand  vor.  Die  KoUe  Γ)Γ)Η  bietet  das  älteste  Beispiel  von  Kapitelüber- 
schriften in  Ilandschrifteii;  doch  wird  die  Entstehung  dieses  Rrauches 
noch  in  frühere  Zeit  fallen,  wie  sich  aus  den  Inhaltsangaben  der  In- 
schriften erkeiiüen  lässtf  vgl.  zB.  Inschr.  v.  Magnesia  08  und  100  aus 
dem  2.  Jhdt.  v.  Chr.  In  der  Ueberlieferung  des  Diogenes  Laertios 
sind  die  lemmata  sehr    häufipr ;  ihre  Herkunft   ist  unbekannt. 

1  Διίοκλής?  Vgl.  Diu«:.  H  8i>. 

2  Nur  die  (irt-nze  der  Zeile  iiacli  rechts   ist  gesichert. 
"  6ija  μύλα  [πολλής  παρ|ρησίας  ώ[μ(λ€ΐ  IJsener. 


Herkulanensischc  Bruchstücke  einer  Geschichte  des  Sokratcs  asw.    293 


.  .  .  .  ΑΘ9Ρ  (oder  OY) 
τήι  άφων{[αι 
ώμ]ίλησ€ν  (Ueener) 

sovraposto  2: 
AI  bi  μοι  περί  της  ΘΑΜ  (oder  ΘΑΛ)ΐ 
ICCQ  μέγα  χω 
PIA  κοσμήσει  πα* 
TQI  άκρ€ΐβ€στ€[ρον 

δ  Τ€  ποΐ€Ϊ  ΚΑ  (θβ  folgt  nicht  C  oder  θ) 
.  .  .  Γ.  .  .  ΙΥΦΥΙ 

eovrapoeto:  2 
T€  τούτο  πιθανός  (wo  ist  der  Rand?) 
τ]ής  ευστοχίας  κα 
•  •  ος  της  κατά  τη[ν 
.  .  έστησε  ΔΙΥ" 
.  .  .  πό  του  C0  (oder  CR  oder  CV) 

Oben  rechte  über  dem  Schriftraum 
findet  sich  Μ  .  YO  als  Best  eine  Kapitel- 
überschrift. Doch  ist  es  nicht  sicher,  ob 
dies  zu  sovraposto  2  gehört. 


pezzo  4: 
.  ΙΝΙΓ 

6  .  ΑΓΩΙ 
MENOCEX 
.  .  9TO 
sovraposto  1: 

6  .  .  .  ΛΟΙΤΤΕ 
I  παρά  τά 
....  NEAI 
.  .  π]ερι  τής  τρ 


pezzo 

5  eottoposto: 

pezzo  5: 

ΤΙ 

.  .  Ι 

ΡΓ 

κ]αΙΤΟΥ 

ΑΝ 

Μεγα[ρ 

CINA 

*Αθηνα8 

β  .  ΙΕΙΡΥ  (oder  Α) 

.  'και  θο[ρικ  (?) 

.  HCX  (oder  Α  oderA) 

^  Die  Ausdehnung  der  Zeilen  lässt  sich  nicht  erkennen.  In  Zeile  2 
kann  vor  CQ  nur  C  oder  Ε  gestanden  haben;  die  Hasta  aber  am  An- 
fange rührt  wohl  von  eine^i  Ν  her.  Diele  versucht:  ί>ηθήσ€τ]αι  bi 
μοι  π€ρΙ  τής  θαλ[άμης  (Grotte),  ής]  ίσω  μέγα  χώ[μα,  τά  ή]ρία,  κοσμήσει, 
πά[λιν  έν  τρ(]τωι  άκρ€ΐβέστε[ρον.  Vielleicht  stamme  ήσπερ  £σω  μέγα 
χώμα  und  ήρ(α  κοσμήσει  aus  einem  Epigramm,  doch  sei  das  Stück  in 
jedem  Falle  auffällig. 

*  KOIM  meine  Abschrift,  doch  sieht  das  C  in  diesem  Papyrus 
dem  I  sehr  ähnlich,  da  es  in  der  Hauptsache  aus  einem  langen  ge- 
raden Strich  besteht,  an  den  sich  oben  ein  Häkchen  ansetzt. 

■  κ]αΙ  τοΟ  [Εύκλε(δου  iy]  Μετά[ρων  φοιτύτντος]  •Αθήνα[ίε  Usener. 


294 


Crönert 

pezzo  6: 

ΠΡ 

.1 
.C 

ΤΙ 

ΠΑ 

ΚΑ 

S  Λ 

eovrapoeto  1 : 

1  ά]νγ€λλον[τ 

2  .  .  «CIN 

8 C 

8  ....  PI  φύσις 
.  έ]7τι  της  νυν 

ΕΙ 

10  κΐατά  hk  την 

.  αται  έν  Χ 

eovrapoeto  1: 
18  ΟΝΗΝ 

καΐ  Λ 

15  καΐ  Τ 

ΗΘΙΑ 

pezzo  7  linkR: 

"Λ 

ΑΓΕΙ Ψ  (oder  Φ)  01 

έκ6Ϊ]νο  b*  einev 

ούδετεροις  ού 

6 ήσαντος  > 

υτων  έρασ-  > 

Δ  (oder  Ξ)  ΟΥΤΟΤΕΜΙ 

πά]λιν  δταν  bi-  < 

Ν  άπό  χωρί[ου 

10 ΙΛΑ  κτίστη  . 

ΙΛΑ  κτ[ίσ- 

τ ]  ΩΝΟΝΛ  . 

AMEN  ".  . 

σθαι  και  ύττ  . 

ΙΟΕΙΙ (echräg  linke  über 

pezzo  7  rechte:  10  erecheint  ein  T) 

1>ιάθ[€σι]ν  της 


HerkuUnensieche  Bruchstücke  einer  Geschichte  des  Sokrates  asw.    295 

HIMI  .  .  .  χρήσα[σθαι  τήι  γρα- 
φήι  φ[ησιν 

Λυσίου  (vgl.  Diog.  Π  40) 
6  QCA 

άπολ[οτ 
Λ 
Δ 
sovraposto :  ΕΤΟΥ— 

α 

ρβζζο  8:     ...  τί€λ€υτή  χρήσασθαι 

.  των  έν  αύτώι  (nach  ΕΝ  ist  ΟΝ  getilgt) 
.  πολ€ΐτών  (vor  π  sind  5  Bachet.  getilgt) 
ή]6υνάτησαν  τ€> 
.  Οάτυρος^  b'  6  Καλλα- 
τιανός  φησι]ν  τώι  Οωκρά- 

τ€ΐ ]  TTOAAC  άωρου  (auch  TOAAC  ist  möglich) 

"Κ  .  προβολήν 

'  ΟΥ  .  καΐ  τά  των 

10 ων  τόν  Οωκρά- 

τη Γ.  .  ΒΗ/ 

IIA  άτητο[ς  ..]!.. 

"Α  έπιπρα 

....  έτ]κληματ 

15 αΙτίας 

Am  oberen  Rande  steht  ICI  .  KPAT,  etwa  τ€λ€υτ]ή  Οωκρά- 
τ[ους.    Von  der  sich  rechts  anschliessenden  Colamne  ist  nur  der 
Anfangsbuchstabe  der  4.  Zeile,  T,  erhalten, 
sovraposto:  9  OY 

10  -οπως" 
pezzo  9  sottoposto:  i  .  .  vP 

3  συ]ναθροίσ[ας 

3  . .  tqnt' 

4  .  .  .  .  EAEP 

Von  diesen  Zeilen  ist       7  Φ 
die  Ausdehnung  unbe-  T[ αύ- 

1  Die  Heimat  des  Peripatetikers  (vgl.  über  ihn  FHG.  III  159— 
lf)4,  Susemihl  I  498)  war  bislang  unbekannt.  Das  11.  Bruchstück  bei 
Müller  handelt  von  den  Frauen  des  Sokratee,  das  12.  von  Piaton.  Es 
ist  recht  ärgerlich,  dass  sich  die  neue  Stelle  so  schwer  verstehen  lässt. 


29(>  C  Γ  δ  η  β  Γ  t 

kannt;    die    folpenden         τάρκη[ς 
Stücke    etammen    vom     lo  TA 
linken  Rande.  .  I 

αλλά  κ[αΙ 

ONT 

ΘΥ~ 

pezzo  9:     έν  τώι]  πρώτωι  ι  οιατριβών 

τον  Λοκρόν•       Ε ΜΙ 

ΤΟΝ  Γ 

tÖN 
pezzo  10:    ι  i\i  ΑκαδηΓμείας 
ΤΤλότυυνι 
YC  τών'  ΤΟ 

pezzo  11:       ΩΝ  .  .  . 

Ν.  .  .  . 

-ΟΝ  .  .  . 

έν  bk  τώι  έ]κκα[ι]ϊ>ε- 

5  κάτωι  φησί  τόν  Δημή]τριον  * 
Πλάτω- 
ν   ]  ΤΤΛ  . 

'.ΕΝ 

ΩΝ 

10 IN 

PQ 

έκει 

\Ε> 

8ovrapo8to:     τό]ρας'  b'  έν  τώι  ΜΕ 

ΝΤΩΙΛΕΥΤΕ^  ΤΟ 

Υ  πώρρω  bi-  Χ 

]  All  .  ACEAE  . 

5 "" 

ΚΑ 
Κ 

Ueber  der  linken  Seite  findet  sich  die  Kapitelangabe : 
C  .  ΜΑΘΗ  .  AI,  alRo  Οωκράτου]ς  μαθη[τ]αί. 

^  Vielleicht  Τίμαιον,  da  pezzo  10  von  Piaton  dir  Kode  ist  (Diele). 
2  τόν  Φαληρέα   (έν  τήι  Οωκράτους  άπολογίαι  Diog.  IX  15  u.  57)? 
8  Auch  (itwa  Μητ]ρας  wäre  möglich. 
*  TßlAEYTE  bat  der  Schreiber  nacht rä;; lieh  durch  Striche  getilgt. 


Herknlanensisobo  Bruchetuckc  einer  Geschichte  des  Sokratee  usw.     297 


pezzo  12  (die  Grenzen  der  Zeilen  stehen  nicht  fest): 
AN^  όιπλώση 
.'.  NON  ποι 
.  .  .  "PA  πηλόν  €Ϊ[ν]αι 
....  HNIQ  κ[αι]  Τ 
6  .  .  .  .  έπιΖητο[υ 

....  vJu£iV(?)  .  ΤΙ 

NACAEI 

.... "ANTQN 

ί>ιητ 

10 αύτ 

Dazu  kommt  über  dem  Schriftraum  die  Ueberecbrift:   απο- 
φθέγματα Οωκράτ[ους. 
sovaposto:    i  APAICC  θραττ[α 

NANTOC  bi  Άτ[τικ(?)2 
ΝΕΤΟ  και  Κ  (vor  ΤΟ  ein  Κ  getilgt) 

4  .  .  .  .  ΤΟΥ 
pezzo  13:       ι  .  .  ΝΤΟ  .  .  .  .  C 

NQN  ....'.  -ΟΕΦΙΘΝ 

ΙΚΑ CElNENi 

.IC ΔΕ 

CAPrr Ν 

pezzo  14:     ι  ων  b'  άπό  τ[ου]  λαλο[οντος 

(das  zweite  Λ  aus  Β  verbeesert) 
σ]υντρίβουσα  (Xanthippe?)  TTQ 
ΤΕΥΓΓΟ" 
TTAC  .Λο 

5  .'τα  .  ΝΛΑ 

pezzo  15  linke:    ι τή]ν  *Ασίαν^  Πλά- 
τωνα b'  εις  Οικ€]λίαν  [π]λ€υ-  (so  üsener) 
σαι *.  .']πΥ  .  ΩΔΕ* 

:  ...  ΜΕ 

^  χλαΐν]αν?  Das  τρίβιυνα  διπλοΟν  wird  bei  Diogenes  dem  Kynikcr 
erwähnt,  Diog.  VI  22. 

*  Ist  die  Stelle  etwa  mit  Diog.  II  31 :  βΐπόντος  γοΟν  τίνος  αύτώ| 
ώς  €ίη  *  Αντισθένης  μητρός  θράιττης,  σύ  δ'  Λιου,  ?φη,  οοτως  αν  γεν- 
ναΐον  έκ  δυοίν  *Αθηνα(ιυν  γενέσθαι;  (vgl.  VI  1)  zu  verbinden? 

"  Etwa  Ξενοφώντα  μέν  εΙς  τή]ν  Άσίαν  (üsener). 

*  ΤΤυ[θ]ώδ€  entweder  von  Sokratt^s  (Diog.  II  23)  oder  von  Xeno- 
phon  (Anab.  III  le)  gesagt  (Üsener). 


298  Crönort 

rechte :  1 YCME 

πρίν 


6  ΙΑΓΕ 
I  προσ 
€ίπ€ 
pezzo  16:     ι  σΐοφώτατον  EPE^ 
.  .  .  ΟΦΑΙ  τους 

Τά]ρ  τρά[φ€ΐ 

pezzo  17:     ι  NC  .  ΟΥΓΕΝ  .  .ACK 
.  .' .  ΩΤΙΔ  ' 
Darüber  am  Kande  ΗΜΑΤΑ  (1>ιηγ]ήματα  Diele) 
Bottopoeto:  davon  ist  nur  die  Kapitelüberschrift  bis  jetzt  gelesen: 

'  Οωκράτης. 
pezzo   18:     i  ύμ€ΐς  καΐ 

""EINAT 
pezzo  19:     i  ANT/ 
pezzo  20:     i  biJaXu€[i 
pezzo  21 — 25:  fast  ganz  unergiebig 
pezzo  26:    i  l-  τον  Λίριον 
2  .  ΞΕΩΝ 
8  ...  Μ 
und  an  anderer  Stelle:      β  .  .  KA 

Λ 
MIKHI 
μητρός 
9  bia]Xu€i 
Am  oberen  Rande  die  Zeichen  :  TOTOM  (oder  TOYOM). 

Die  letzten  Windungen  des  Papyrus  sind  noch  nicht  auf- 
gerollt, sö  dass  demnach  der  Titel  des  Werkes  vielleicht  noch 
wiedergewonnen  werden  kann.  Vor  allen  Dingen  möchte  man 
gerne  den  Verfasser  wissen.  Die  Hiate  τήι  άφωνίαι  pap.  495 
pezzo  3  und  pap.  558  pezzo  3,  (Ττρατευ(Ταμένω[ι  εΙς  (dies  ist 
sicher)  pap.  495  pezzo  10,  τωι  άκρειβεστερον  pap.  558  pezzo  3 
sprechen,  so  scheint  es,  gegen  Philodem,  und  man  darf  darauf 
aufmerksam  machen,  dass  vier  Verstösse  gegen  die  wohlklingende 


1  τ(να  Äv  λέγοι  σ]οφώτατον  έρέ[σθαι,  vgl.  Diog.  II  37(?). 

2  Vor  Τ  stand  wohl  ein  N;  Φ€ρ€κύδη]ν  τ.  Λ.  Diele. 


Herkulanensische  Brochiitäcke  einer  Geschichte  des  Sokratet  uew.     ΐϊ99 


Wortfolge  bei  dem  kleinen  Raoni»  deo  die  Reete  einDehmeTi,  um 
BO  mehr  ins  Gewicht  fallen,  als  die  umfänirliclien  Schriften  Phi- 
lodems  über  die  akademißche  und  die  6toi»ehe  Schule  nur  sehr 
wenige  Hiate  zeigen.  Auf  der  andern  Seite  indessen  weiBs  man 
kein  besseres  Werk,  dem  man  pap»  495  und  558  zu  (heilen  könnte» 
als  die  σύντα£ις  φιλοσόφων  des  Gad areners.  Denn  dass  dieses 
grosse  Werk  in  den  herkufanensischen  Rollen  vorhunden  gewesen 
sein  muas,  wird  immer  klarer.  Kleinerei  noch  unbekannte  Brudi- 
slücke,  darunter  ein  Papyrue^  der  die  Geschichte  der  Epikureer 
wiederaugeben  scheint,  sollen  demnächst  vorgelegt  werden. 

Hätten  wir  das  Buch,  dessen  geringe  Ueberbleibeel  eben 
aufgezählt  worden  sind,  vollständig,  wir  gäben  gerne  ein  gunÄCs 
Dutzend  moraliaclier  Abbandlungen  des  Philodem  dafür!  Doch 
wir  haben  gegriindete  Hoffnung,  dass  sich  jene  üeberbleibsel  noch 
um  wichtige  Stücke  vermehren  lassen.  Es  ist  dflrnm  in  der 
Ordnung,  dass  das,  was  noch  geleistet  werden  kann^  hier  scharf 
bezeichnet  werde. 

1)  Der  Papyrus  558  ist  dergestalt  aufgerollt,  dass  an 
vielen  Stellen  zwei  oder  drei  Lagen  übereinander  gerathen  sind. 
Ein  gut  Tbeil  der  sottoposti  habe  ich  schon  gelesen ;  vieles 
bleibt  noch  aufzudecken,  da,  wie  ich  bemerkte,  ich  mich  scheuen 
musste,  die  Arbeit  zu  überstürzen.  Es  muss  dann  auch  festge- 
stellt werden,  in  welchem  Zusammenhang  die  einielnen  pezzi 
stehen.  Es  ist  bis  jetzt  noch  nicht  gelungen,  Stücke  des  einen 
pezzo  mit  dem  eines  andern  zu  verbinden.  Endlich  ist  auch  der 
Titel   noch  zu  ersühliessen. 

2)  Die  aufgerollten  Theile  des  Papyrus  495  sind  in  viel 
echlechterer  Verfassung  als  die  Reste  der  oberen  Hälfte.  Einmal 
haben  die  zusammenhängenden  Stücke  geringeren  Umfang^  und 
dann  sind  die  einzelnen  Columnen  schwer  auseinanderzuhalten. 
Aber  Geduld  und  Sorgfalt  mues  auch  hier  den  Bieg  davon  tragen, 
und  man  darf  nicht  eher  ruhen,  als  bis  man  den  letzten  Buch- 
staben erschlossen  und  genau  in  die  zugehörige  Columne  unter- 
gebracht hat,  ich  glaube,  dass  dann  der  Papyrus  495  wohl  noch 
einmal  soviel  bieten  wird  als  heute» 

3)  Am  Meisten  ist  noch  von  dem  noch  nicht  aufgelösten 
Rollentheil e  zu  erhoifen.  Ich  vermuthe,  dass  darin  die  Reste 
von  mindestens  8  —  10  Colnmnen  verborgen  sind.  Nun  ist  es 
aber  leider  vorläufig  mit  dem  Änfrollen  herkulanensiscber  Papyri 
schlecht  bestellt.  Die  Kunst  der  Neapolitaner  hat  eich  erscbopft; 
sie  ist  immer  die  nämliche  gewesen    und  hat  nur  an  den   Hollen 


mo 


Cronert   IlerkuknensischLT  Biiioli«tüc!ke  usw. 


EreprieeslicbeB  geleistet,  deren  Lagen  elaetisch  und  leicht  lögJicl 
waren*  Eine  iieae  Kunat  zu  sueben,  war  man  noch  im  Anfang 
des  vergangenen  Jahtliunderts  eifrig  bestrebt.  Dann  erlahmte 
der  Eifer,  da  man  doch  immer  nur  Brocken  erhielt,  und  weil 
man  i^ich  nicht  dazu  veretand,  die  Aufmerkeamkeit  der  techni- 
ßt'hen  WieaeuBcbaffeu  auf  die  Reste  hinzulenken^  so  hat  man 
immer  seltener  die  Lösung  ύϋΤ  schweren  Aufgabe  versucht.  Zwar 
hat  einat  der  grosse  Chemiker  Liebig  nach  vielen  Mühen  einen 
PapyrnB  zum  Zwecke  eines  Α  ufrollunga  versuch  es  erhalten,  von 
einem  Erfolge  aber  wird  nichts  gemeldet*  Soll  man  darum 
mehrere  hundert  ungelöster  Papyri  aufgeben?  Es  ist  doch  beaser, 
man  giebt  noch  ein  paar  Dutzend  Hollen  zu  untere uehungen  hin, 
als  dass  nun  der  stattliche  Beat  der  ecb5nen  Sammlung  langeam 
zerfallt  und  vermodert.  Augenblicklich  ifit  die  Zeit  nicht  un- 
günstig: seit  cav.  Emidio  Martini  den  Auftrag  erhalten  hat^  die 
Papyri  von  Neuem  zu  ordnen  und  zu  untersuchen,  wissen  wir, 
daes  der  lierkulanensisiilie  »Schatz  in  gute  Hände  gelegt  ist. 
Möge  die  Zeit  nicht  ohne  fruchtbringende  Versuche  dahingehen! 

lat  dann  auch  der  Beat  der  Roü^  495  dem  Auge  geöffnet» 
dann  wird,  nachdem  die  Schriftzeichen  aufgenommen  worden  sind, 
der  Verßucli  gemacht  werden  niüeseu,  die  getrennten  Hälften 
wieder  zusammenzufügen.  Ein  wenig  lasst  sich  schon  heute  ver- 
binden  ^,  aber  ohne  erheblichen  Nutzen,  Bis  jetzt  erkennt  man 
Boviel,  dasB  in  der  Schrift,  die  etwa  nepi  €αικράτους  oder  Tcepl 
της  Οωκράτους  αιρεσεως  betitelt  gewesen  sein  luag^  die  Scbil- 
derung  des  LebenBlaufes  die  Hauptsache  war.  Angegliedert  wur- 
den, wie  auch  in  der  Geacbichte  der  Stoikeij  Anekdoten  (trcpi 
Οοίκράτους  ί)ιηγ]ήματα{?}  Pup,  558  pezzo  17)  und  bemerkens- 
werthe  AuBspriiche  (άποφθ£ΤΜοτα  €ωκράτ[ους  pezzo  12).  Von 
Quellen  werden  genannt  Satyroe  (Pap»  558  p,  8),  dessen  Vater- 
stadt durch  diese  Anführung  jetzt  bekannt  ist,  und  wohl  noch 
HermippoH  (Pap,  495  ρ.  3  und  p.  9),  Diokles  (Pap.  558  p.  2) 
und  Demetrioß  der  Peripatetiker  (p,  11);  dazu  kommen  noch  zahl- 
reiche namenlose  iSpuren,  Eine  Benutzung  der  Hauptquelle  für 
Philodems  Geschichte  der  Akademiker^  der  Chronika  des  Apollo- 
doroe  von  Athen,  läset  sich  bis  jetzt  noch  nicht  feBtstellen. 

Bonn.  Wilhelm  Crönert, 


ι  τήι  άφ^ίνίαι  pap.  495  pezzo  3  und  papr,  558  pezzr»  ίί  (hier  ver- 
mnthet  Diels  eine  tioablotte);  pap.  495  pexsco  10  und  pap.  5E>H  pezzo  15, 
wo  ebenfalls  die  Wortt-  merkwürdig  iibemnstimmen. 


LAENDLICHES  LEBEN  BEI  HOMER  UND 
IM  DEUTSCHEN  MITTELALTER 


In  Homers  Beschreibung  vom  Schild  des  Achilles,  jenem 
antiken  'Lied  von  der  Glocke',  haben  in  letzter  Zeit  besonders 
die  ländlichen  Scenen  die  Aufmerksamkeit  der  Philologen  und 
Historiker  erregt ^  Das  hat  seinen  Grund  darin,  dass  heute 
auch  bei  der  Erforschung  der  Geschichte  des  Alterthums  die 
wirtbschaftlichen  und  socialen  Momente  in  den  Vordergrund  treten 
und  dazu  reizen,  aus  jenen  lebensvollen  Schilderungen  des  Kpos 
eine  Anschauung  von  den  Zuständen  des  sog.  hellenischen  Mittel- 
alters zu  gewinnen.  Dürftig  genug  ist  freilich  jene  Quelle  trotz 
der  Frische  des  Details,  und  längst  hat  man  die  vergleichende 
Betrachtung  ähnlicher  Erscheinungen  und  Entwicklungen  bei  an- 
dern Völkern  als  ein  Ersatzmittel  angewandt,  um  auf  viele  un- 
gelöste Fragen  eine  Antwort  zu  erhalten.  In  Bezug  auf  die  An- 
fänge des  griechischen  Staates  sagt  E.  Meyer  Gesch.  d.  Alt.  II 
81  Anm.;  'Ohne  die  Analogie,  welche  vor  allem  die  germa- 
nische und  die  semitische  Entwicklung  bietet,  würde  der  Ver- 
such [jene  Anfänge  zu  schildern]  undurchführbar  sein  .  Ich  war 
nicht  wenig  überrascht,  jüngst  in  Weisthümern  des  rheinischen 
Mittelalters  auffallende  Aehnlichkeiteu  zu  den  ländlichen  Zustän- 
den bei  Homer  zu  finden.  Ihre  Kenntniss  verdanke  ich  in  erster 
Linie  dem  interessanten  Aufsatz  von  K.  Lamprecht:  Ländliches 
Dasein  im  14.  und  15.  Jahrhundert,  Westdeutsche  Zeitschrift  für 
Geschichte  und  Kunst  VIII  (1889)  189—210. 

Auf  dem  dritten  Kreis  des  Prachtschildes  für  Achilles  bildet 
Hephaistos  drei  Scenen  aus  dem  Landleben,  zunächst  die  Pflüger 


*  E.  Meyer,  Geschichte  dos  Alterthums  II  öfter.  —  R.  Poehl- 
mann,  Aus  Alterthum  und  Gegenwart.  (IV.  Die  Feldgemeinschaft  bei 
Homer.  V.  Aus  dem  Ijellenisehen  Mittelalter.)  —  W.  lleichel,  Home- 
rische Waftena  p.  1Γ)2  ίΙ.  —  C.  Hentze,  Zur  Darstellung  des  Land- 
lebens auf  dem  Aehillesschilde  C  .')41  -  Γ)71>.    Philologus  LX  (1901)  502  flF. 


30δ 


S  ΐ  e  b  ο  u  r  Pf 


bei  der  Arbeit  ^  Dargestellt  ist  ein  weites  Ackerfeld,  deesen 
fettei^  Boden  dreimal  υ nige wendet  und  dadurcb  locker  und  weich 
wird 2.  Viele  Pflüger,  von  denen  jedem  wobl  ein  Theil,  ein  Ge- 
wann des  grossen  Ackerfeldes  «ugewieseti  ht,  ziehen  ihre  Furchen 
auf  und  ab  (543  ένθα  κα\  ?νθα),  am  Anfang  wie  am  Ende  den 
Pflug  wendend,  so  daae  da  immer  eine  halbkreisförmige  Bewegung 


^  Bei  der  Kiemlich  vernachrassi*?tcii  Interpretation  dieser  wie  der 
beiden  folgenden  Stellen  gebe  ich  eine  Paraphrase  und  begründe  das 
einzelne  in  den  Anmerkungen 

3  C  »41  ή  νείός  wird  durchweg  in  Wörterbüchern  und  Comnien- 
taren  nuter  Ergänzung  von  γή  mit  ΛτιιίίΤίΐ//,  Neuhrueh,  Brache  wieder- 
gegeben, und  Brachi'^  novale^  heisst  es  auch  späterhin*  Aber  nach 
W.  Schulze,  Kuhns  Ztachr,  L*7  (1885),  003  f.  hat  ή  ν€ΐός  etymolügiech 
nichts  mit  ν^ος  zu  thuu;  es  bedeutet  vielmehr  gana  allgemein  Fehl^ 
Fliir  xmd  gehört  «u  elav.  niva  (aus  ^neiva)  Feld^  Flur,  Der  wurzel• 
hafte  Bestand thefl  vci-  kehrt  wieder  in  V€i09€V  έκ  κραοίηε  Κ  10 
V€io6i  λίμνης  Φ  317,  νβίαφα  χα^τήρ  Ε  539  ua.;  er  bezeichnet  das  tief 
unten  gelegene,  νειός  ist  atsu  die  für  das  Ackerland  bcfsonders  in 
Betracht  kommende  NmliTung  des  TJialeH  und  fier  Ebene  im  Gegen- 
satz zu  d^?n  'Hohen'  der  Berge.  Entscheidend  ist  für  mich,  dass  an 
Bftmmtlichen  IlümerateUen  (K  353,  Ν  703,  C  641,  547,  e  1:?7,  θ  1:^4, 
V  33)  die  Bedeutung  Netdiruch,  Brncha  nicht  gefordert  wird,  dagegen 
Fehl  gut  pnest;  aodann  luiisste  es  doch  wohl  bei  Gleichheit  mit  ν^ος 
ή  ν€ίά  sc.  γή  heissen;  vgl.  ή  οΙκουμένη^  ή  'Αττική,  ή  έσχατιή  —  τρί• 
πόλος,  dreimal  gep^higt  helsat  das  Feld  542,  ebenso  e  127  und  dar* 
nach  Heaiod.  Theog.  ίί71.  Ämeis-Ilentze  bemerkt  dazu  in  Ueberein* 
Stimmung  mit  andern:  'Man  pflegte  das  Brachfeld  dreimal  zu  pflügeu^  im 
Frühling,  im  Sommer  und  im  Herbst  unmittelbar  vor  dem  Siien**  In 
diesem  Sinno  hätte  das  Wort  hier  gar  keinen  Zweck.  Der  Künstler  i^telk 
vielmehr  einen  Theil  des  Feldes  in  dem  durch  dreimaliges  Plltigen  er- 
reichtea  lockeren  (μαλακήν  541)  Zustand  der  Krume  dar.  Mit  dem 
andern  Tbeil  ist  der  Pflüger  beschäftigt.  —  Vs.  547  heiset  die  νειός 
Ραθ€ΐα,  dufl  ergänzt  cupela  542.  Das  Feld  ist  breit  utid  tief  tn  der 
Ausdehnung.  So  redet  der  Grieche  von  diim  βάθος  τής  Φάλαγγος,  wir 
von  der  Tiefe  eine«  Hauses.  Homer  Υ  4ί*ϋ  βαθέ'  <ϊγί<€α  oöpeoq,  βαθεΐα 
ΐίλη.  Β  91  die  Griechen  kommen  ν€ών  ^πό  καΐ  κλκίάα;ν  |  ήιόνος  προ- 
πάροιθ€  βαθ€ίης,  wo  Ameis-Hentze  mit  Hinweis  auf  βαθύς  κόλϊτος  500 
tief  gebttchieteB  Ufer  übersetzt.  Die  Küste  de»  Hellespont  bei  Ilios  ist 
aber  nicht  eingebuchtet,  sondern  ziemlich  grade,  llacb  und  saudig, 
und  nur  auf  einem  breiten,  tiefen  Strand  hatte  das  Lager  Raum,  Der 
Dichter  kennt  die  Gegend  genau.  —  Ich  gebe  übrigens  7.u,  das3  an 
uasrer  Stelle  ν€ΐός  βαθΕΐα  auch  auf  die  Tiefe  der  Krume,  der  Humue- 
Bchicht  gehen  kann.  Die  Verbindung  mit  τ^λςον  und  die  Ergänzung 
in  eupctt*  laset  mich  die  andre  Bedeutung  vorziehen. 


Ländliches  Leben  bei  Homer  und  im  deutschon  Mittelalter     303 

enUtebt  (543  οινεύοντες).  Jedesmal  wenn  sie  am  Ende  das  Ge- 
spann umgelenkt  haben  (544  ετρέψαντες)  und  dann  an  den  Aus- 
gangspunkt, an  den  Weg  zurückgekommen  sind,  dann  tritt  ein 
Mann  heran  und  reicht  dem  von  der  Sonne  und  der  schweren 
Arbeit  durstig  gewordenen  einen  Becher  Weins.  Dann  geht  es 
wieder  herauf  (546  άν'  δγμους)  zum  andern  Ende  ^ 

541  έν  b*  έτίθει  veiov  μαλακήν,  ττίειραν  δρουραν, 
eupeiav  τρίπολον*  πολλοί  V  άροτήρες  έν  αύτη 
Ζεύγεα  δινεύοντες  έλάετρεον  ίνθα  και  ίνθα. 
οΐ  b'  οπότε  ετρέψαντες  ίκοίατο  τέλοον  άρούρηε, 

545  τοϊει  b'  ίπειτ'  έν  χέρα  όέπαε  μελιηδέος  οϊνου 
δόεκεν  άνήρ  επιών  τοι  δε  στρέψαεκον  άν'  δγμους 
Ιέμενοι  νειοΐο  βαθείηε  τέλεον  Ικέεθαι. 

Dass  auch  heute  noch  der  griechische  Bauer  bei  der  Feldarbeit 
mit  Wein  sich  stärkt,  8ah  ich  vor  drei  Jahren,  als  wir  zu  meh- 
reren Reisegefährten  in  der  Umgebung  von  Athen  das  Kuppel- 
grab von  Menidhi  suchten  und  nicht  finden  konnten:  wir  wandten 
uns  an  einen  im  Felde  grabenden  Mann  ;  aber  ehe  er  uns  Ant- 
wort gab,  reichte  er  uns  zum  Willkomm  die  grosse,  mit  Rhezinat 
gefüllte  Flasche.  Immerhin  schien  es  mir  doch  stets  merk- 
würdig, dass  jenen  homerischen  Pflügern  nach  einem  Herauf  und 
Herunter  allemal  ein  Becher  gereicht  wurde,  bis  ich  bei  Lamp- 
recht aaO.  S.  203  Folgendes  las:  'Bei  der  Landarbeit  wurde  gar 
viel  getrunken.'  Zum  Beweis  citirt  er  ein  Weisthum  von  Menz- 
weiler  aus  dem  Jahre  1429,  das  ich  hier  nach  Lamprechts  Wirth- 
schaftsleben  I  556  im  Original  mit  den  nöthigen  Erläuterungen^ 
wiedergebe. 

der  selb  armmann^  soll  den  herren  einen  tag  achten^  und 
soll  man  ime  ttnd  seinen  pf erden  und  knechten  gütlich  tun;  und 
demselben    ackerman   soll  man   stellen  einen  eimer    voll  wins    vf 


^  Γ)4(»  τοΙ  δέ  sind  natürlich  die  eben  durch  einen  Truak  erquickten, 
nicht  'andere*,  wie  Ameis-Hentze  meint.  Das  Feld  hat,  wie  jedes 
Ding,  zwei  Enden,  τέλςον  άρούρης.  544  ist  der  Ausgangspunkt,  647 
das  entgegengesetzte  Ende  gemeint. 

2  In  den  das  Mittelalter  betreffenden  Dingen  hat  mir  mein  Col- 
lege Dr.  P.  Eschbach  seine  sachkundige  Hilfe  geliehen. 

8  Der  arme  Mann  ist  der  Hörige,  der  frohnpflichtige  Bauer,  der 
fröndcTf  wie  es  unten  p.  307  heisst:  er  hat  selbst  hier  Pferd  und 
Knecht. 

^  achten,  richtiger  arten  =  pflügen. 


mi 


S  i  θ  b  ο  u  r  g 


iklkh  angewande^  tmef  einen    wiesen^  becher  darin^   wan  e$  imi 

und  seinem  knecht  noit^  iM,  dafs  sie  drinkcn. 

Hier  Bteht  also  sogar  an  beiden  Schmaleetten  des  Ge- 
wanns ein  Trunk  bereit,  und  wie  bier  der  Ackersinann  und 
seine  Kneclite  nur  trinken,  wenn«  sie  dürstet,  so  wird  β  in  der 
bomeriBcben  Scene  auch  an fzu fassen  »ein.  In  der  dem  Dicbter 
vorschwebenden  plaetischen  Gestaltung  war  an  einer  Stelle  jener 
Moment  abgebildet,  wo  einem  der  vielen  Pfliiger  der  Schenk  am 
Weg  den  Becher  reicht.  Wer  wollte,  konnte  bier  trinken,  an- 
geboten wurde  es  ihm  stets.  Poehlmann^  meint  irrig,  der  Trunk 
sei  dazu  da,  um  zu  lebhaftem  AVetteifer  anzuRpornen;  Speise  und 
Trank  bilden  Jen  Lohn  «les  Feldarbeitere  in  der  Zdt  der  Natural- 
wirthschaftj  Beechaiienbeit  und  Umfang  desselben  werden  oft  ge- 
nug in  den  deutschen  Weisthömern  aufs  genaueste  foetgesetzt'^. 
Das  Essen  ßtiielt  denn  auch  eine  wichtige  Rolle  in  der 
zweiten  Scene  bei  Homer.  Mäher  und  Garbenbinder,  letztere  von 
anreichenden  Knaben  nnterfitützt,  sind  auf  einem  τ€μ€νος  βαθυ- 
λήιον  an  der  Arbeit*^.  Der  βαοιλ€ύς  steht  bei  ihnen,  auf  den 
Stab  gestützt,  stille  Freude  ob  des  ErnteRegens  lagert  auf  seinem 
Antlitz  (ciu>inj,  γηθΟ€υνος  κήρ>  Im  Hintergrund  (άτιάν€υθ€ν 
558)  schlachten  Herolde  unter  einer  Eiche  einen  grossen  Ocheen, 
und  Mägde  mengen  den  Brei  zum  Brod-  oder  Kucbenhacken^ ; 
sie  bereiten  das  Essen  für  die  Arbeitaleute. 

556  βααλεύς  b*  tv  Toki  ciaimj 

€κήπρον  ^χαιν  έ€τήκ€ΐ  έττ'  οχμου  γηθϋ€υνος  κήρ. 
κήρΐίΚ€ς  b'  άτιάνευθίν  υττό  hpvX  bana  ττίνοντο, 
ßööv  b*  Ι6ρ6ύ€αντ£ς  μέ^αν  δμφ€πον*  αΐ  bi  γυναίκες 
5€Ϊπνον  έρίθοκιν  λεύκ'  αλφιτα  πολλά  ττάλυνον. 


^  An  jeder  UmvvendestelK  Lexer,  Mittel hoclid.  Wörterbuch  hat 
die  Form  anwande. 

s  WeiBsen.  »  Noth  thnt.  ^  aaO.  p.  125. 

•^  Lamprecht  WZ  8,  204.     S.  u.  p.  305. 

®  Auch  hier  i»t  der  AuBdruck  wieder  im  einzelnen  sebr  genau 
und  plastisch  aitschaulich.  Vn.  die  Müber  mit  Sicheln  (δρΕπάναις  551) 
arbeiten,  so  fassen  sie  mit  der  linken  so  viel|  wie  in  die  Hand  gebt: 
das  sind  die  δράγματα  Γϊ52.  Von  den  Knaben  beisst  es  555,  dase  sie 
erst  die  Hand  voll  Aehren  nchmei),  ϊ>ραγμ€ύοντες,  diese  dann  auf  den 
linken  Ellbogen  legen,  έν  ΐίγκαλίδεςα  φέροντ€ς,  offenhiir  bis  er  voll 
ift  und  das  dann  dem  (Jarhenbinder  reichen,  dcπ€pχές  ττάρεχον. 

'  Andere  kann  ich  das  λ€ύκ'  Αλφιτα  πολλά  πάλυνον  5ti0  nicht 
verstehen. 


LäadlicheB  Lebtm  bei  Homer  und  im  deuteohea  Mittelalter      Γί05 

Damit  vergleiche  man  nun  die  eingehenden  Beetimmungen, 
die  ei»  Weiethum  von  Öchöiifels  in  Luxemburg^  aus  dem  J*  1662 
über  das  Erneu  der  Frohnarbeiter  trifft. 

§  7.  it(em)  ein  Jüder  vogtey  oder  unterthan  wie  obdehd  ist 
schulälff  eti  heu  und  haber  meJien,  einen  nieder  -  da}un  ^u  sieUen, 
demselben  ist  der  herr  schuldig  am  morgen  eifie  mütsch^  und  ein 
siück  Jcäss,  SU  mittag  speck  und  erhesis,  dergleichen  eine  suppe  und 
brod  genut/  su  selben  imbis  und  ^u  abend  ein  matsch^  wie  su  mor- 
gen^ doch  kein  Mse» 

%  8.  It.  tvan  die  froknder  kohren^  schneiden ^  heti,  haber^ 
wielkohren^  aufheben  oder  hauMen^y  gibt  *nan  ihnen  mit  ein  mittags 
mMeeifj  erbes  oder  ander  speis^  supp  und  über  den  andern  tag 
ein  htii  k  spccks,  und  da  man  kein  speck  gihf^  speist  man  ander 
drcyerky  speisz^  und  jeder  frohnder  täglich  itvo  mtUscheny  wie 
abstehet  ....  Dann  wird  sogar  die  Gröeee  der  Miitscben  genau 
angegeben. 

§  9.  /i.  wan  sie  heu  einfuhren  und  ein  gantjsen  tag  fahrenp 
gibt  man  ihnen  drcg  mald  ein  haasmannskostcn  und  ktin  mtUsch, 

Zum  Eseeii  und  Trinken  gehört  Musik  und  Gesang:  τα  γάρ 
τ'  αναθήματα  6αιτός.  Sie  linden  wir  in  der  dritten  Öcene  bei 
der  Weinlese.  Nur  ein  schmaler  Pfad  führt  zu  dem  Weingarten  ^ 
hin.  Darauf  sind  fröhliche  Mädchen  und  Jünglinge  dargestellt, 
die  in  Körben  die  köstliche  Frucht  heimtragen»  die  eie  selbat  go- 
leaen  haben.  Denn  die  Winzer  bringen  nach  566  allemal  die 
Trauben,  die  sie  lesenj  eelbRt  zur  Kelter.  Mitten  unter  der 
lustigen  Schaar  Rpielt  ein  Knabe  liebreizend  die  Laute  und  singt 
dazu  mit  feiner^  Stimme  den  Linos.  Die  Winzer  und  Winze- 
rinnen klatschen    mit    den  Händen  im  Takt^,    mehr  hü(>fend  als 


1  Hardt,  Luxemburger  Weiathümer  p.  070  V 

'^  nieder  =  Mäher. 

^  mütsch  =  ©ine  Art  kleinen  Brodes.    (jrimm  DeutacheB  Wörterb. 

*  Ξ=  Korn.  ^  Welche  Art  Korn  gemeint  ist,  vermag  ich  nicht 
zu  eruireti.     Ob  die  Lesung  richtig  ist? 

*•  hausten  ==  m  Haufen  setzen.  Weigand,  Deutecbes  Wörter- 
buch® B.  V* 

^  Diiö  in'  αυτήν.  Falsch  Ameislleatze  mit  andern:  über,  d,  i, 
durch  ihn  seihet  hin,  den  WLijigarten  im  Gegensatz  zu  dejn  umgehen- 
den Graben  und  Zaun.' 

^  XeTTToAdri  φυυνή  571;  sie  hat  noch  nicht  mutirt. 

"  (ίήαοντ€ς  άμαρτή  57ί.  Cober  {n^ccm  thcilt  mir  F.  Solmsen,  der 
demnachsl  in  anderm  ZusammonUang  tnngehender  über  die  Oeuchichte 
BJieln.  Mai.  f.  FkUloK  N.  F*  LYU.  2U 


30« 


Siehourg^ 


gehend  ziehen  eie  daher  (572  iroci  €καίροντ€ς  ?ποντο)  untl  singen 
den  Refrain,  der  in  Juchzen  und  Jodeln  aueklingt  (572  μολττή 
τ*  ίυγμψ  τε).  Wenn  sie  ihre  letzten  Körbe  abgeliefert  haben, 
wird  der  Knabe  ihnen  znm  Tanze  aufepielen. 

565  μία  b'  οΐη  άταρπιτός  fjtv  έπ'  αυτήν, 

τή  vkcovTo  φορήες,  δτ€  τρυτόψ€ν  άλιυήν. 
τταρθενικαι  ϊϊέ  καΐ  ήΤθεοι  άταλά  φρονέοντβς 
πλ€κτοϊς  έν  ταλαροκι  φέρον  μ^λιφέα  καρπόν, 
Tokiv  b'  ^v  μέεοοιοι  παις  φόρμιγγι  XiTcir) 
570  1μ€ρ06ν  κιθάριί€»  Xtvov  b'  υπό  καλόν  deibev 
λεπταλ^η  φυυνή'  τοί  be  ρή€€οντ€ς  άμαρτή 
μολπή  τ'  ιυγμψ  τε  ttocV  €καίροντ€ς  έποντο. 
An  diese  muntere  Scene  erinnert  eine  Beetimmung  im  Meni 
cbinger  Vogterecht  von  1441*.  Die  zum  Rechen  verptiichteten^ 
Leute  vereammeln  sich  im  ÄnUhof  anf  ein  Glockenzeichen ;  '  die 
sallen  dann,  so  man  leutef^  in  den  Atuthof  konmim,  und  mii  einem 
Pfeifer^  voratfuhin  pfeifen  lassen  uns  auf  die  vorgenanie  mad, 
und  des  abends  soll  er  in  wieder  heim  lassen  pfeifen  \  Man  eieht, 
wie  der  GntBherr  bedacht   ist,    den   Arbeitern  das  Unangenehme 


des  Yerbnma  und  seiner  wirklichen  und  vermeintlichen  Angehöri|fon 
zu  handeln  beabsichtigt^  mit,  das»  en  nicht,  wie  Wörterbücher,  Gram- 
matiken, Commentare  immer  nccb  anzugeben  pflegen,  mit  ^ήγ^υμι 
zerbreche^  zerreiue  zusammenhängt*  Vielmehr  l)©deutet  ei  scMagt^ 
schmettere^  werfe,  Mänc  (trana.  und  intrana.  wie  βΐίλλω)  und  ist  iden• 
tisch  mit  attisch  (ίάττω,  gemeingriech,  f)accai.  Dessen  α  setzt  man 
ab  Kürze  an,  es  spricht  aber  alles  dafür,  das»  es  lang  ist  und  beide 
Formen  sich  nicht  anders  zu  einander  verhalten  wie  die  derselben 
Wurzel  entstammenden  att,  βαχία  und  ion.  ^ηχίη  Brandung  di.  das 
SeMß^jcnt  Schmettern  der  Meereswegen.  Ausserhalb  des  Griechiechen 
erscheint  die  Wurzel  ^αχ  iu  slav,  rasU  'SdUag\  rasUi' schlagen  mit  κ  = 
idg.  gh  (».  E.  Liden,  Ein  baltisch-elavisches  Anlautgeeetz.  Göteborgs 
Högekolaa  Äreskrift  im'J  IV  S.  25).  ^  Wer  das  Wort  in  der  Homer- 
stelle,  wie  es  durchweg  geschieht,  mit  stampfen  übersetzt,  und  durch 
itocl  CKaipovxei  näher  aueflibren  läest,  der  macht  m.  E»  den  so  vor- 
trefiiich  beschreibenden  Dichter  zu  einem  schlechten  Stilisten»  Da 
die  Füflse  572  genannt  sind,  so  bleiben  für  (ϊήεςοντες  άμαρτή  nur 
die  Hände.  Die  Körbe  haben  die  Winzer  auf  dem  Rucken,  —  Anders 
ist  es  bei  Apoll,  Rhod,  1,  öHti  C  der  ausdrucklich  πέδον  ^riccctv 
Kpatirvotci  irofc€cci  sagt. 

*  J.  Grimm,  Rechtsalterthümer^  H95. 

^  Der  'Pfeiffer*   ist  der  MuRikant  mit  beliebigem  Instrument,  da- 
her *  pfeifen'  ^^  aufspielen. 


Ländliches  Leben  bei  Homer  tind  im  deutachen  Mittelalter       3ü7 


äes  DieiTBtea  zu  mildern  und  den  Müden  am  Abend  den  Heim- 
weg zu  kürzen.  Wie  fröhlich  zlehti  unare  Soldaten  Belbet  naeh 
anstrengendem  Marsch  einher,  wenn  die  Muiik  einsetzt.  Weiter 
gehen  die  Anordnungen  eines  Weisthums  von  Lindacheid  im  Taanua 
atiB  dem  17.  Jahrhundert  *:  ^die  iunckcrn  sollen  ein  pfeyfer  habtn^ 
der  den  schmitern  pfey}\  und  wann  die  sonne  noch  hmtms  hoch 
stehet,  so  soUefi  sie  daHtAen,  bis  es  nacht  wirdj  und  soll  ihnen  kost 
gehen,  die  da  gut  und  ffestind  sei^  und  aueh  trinken,  das  da  gut 
und  gesund  seg,  das  nianmid  dar  von  schwach  oder  ungesund  werde.' 
in  einem  W^eisthum  von  Sehünfels^  (Luxemburgs  Merech)  aua  dem 
Jalire  1G82  heiHst  es  im  §  H:  Ks  segn  auch  dicselhige EolUnger^ 
schuldig  in  obgemeifer  wies  oder  brüU^  fünf  meder  zu  stellen,  wie 
auch  füuf  per  söhnen  zu  hausten,  den  welcften  mederen  und  hau- 
.^teren  der  hen-  den  kosten^  wie  denen  zu  Schötifels  schuldig  ist. 
tiid  wati  die  fr  ander  ^  denselben  briihl  oder  wies  zu  Morsch'^ 
hatisten  oder  uffheben^,  ist  der  meger^  zu  Schönfels  schuldig  ein 
sackpfeiffer  oder  sonst  ein  pfeiffer  dahin  zu  stellen^ 
dem  der  herr  zu  Schonfeh  die  hosten  zu  geben  schuldig.  Ab- 
gesehen von  dem  Pfeifer  wird  jedem  auch  die  Analogie  der 
zweiten  homerischen  Scene  mit  ihren  Maliern  und  Garbenbindern 
auffallen. 

Die  bemerkenewerthen  Uehereinstimmungen,  die  nach  dem 
Voratebenden  zwiachen  den  ländlichen  Zuatänden  des  griechischen 
und  deutschen  Mittelaltere  obwalten,  werden  geeignet  eein,  das 
Veretlndnisa  der  Honieratellen  zu  furdern.  Ea  ist  achon  von 
andern  hervorgehoben  worden,  dasa  das  Konigthum  mit  seinen 
beiden  Hauptbefuguiesen,  der  Rechtapreehung  und  Heerführung, 
darin  nicht  vorkommt.  Da«  llecbt  \νΐΐ4  vor  einem  Sebiedarichter, 
dem  IFiÄ^ser  κτιυρ  ^^  501  und  den  γέροντες  geaucht,  dem  Heer 
Rchreiten  Area  und  Athene  voran*  Wenn  daher  V.  556  der 
βαειλ€ύς  erwähnt  wird,  der  auf  den  8tab  gestützt  atill  vergnügt 


Ϊ  Lamprecht  Westd,  Zeitachr.  8,  194-  Grimm,  Weietbümer  IV 
S.  57(5  §  5.     Bücher,  Arbeit  und  Rhythmus^  p.  289. 

^  Hardt,  Luxemburger  Weistbümür  p,  G71. 

^  Die  Bauern  von  Rollingen  Ijei  Merech. 

*  hrüll^  unten  bridU^  ist  eine  sumpfige  Wiese,  ein  Bruch. 

^  Die  Kost,  die  Speise. 

^  FrohnpHichtige  Bauern,  Hörige.  '^  Merech  in  Luxemburjf« 

**  uffhehen  =  aufladen.  *  Der  meger  ist  der  Guisverwalter, 

1"  Im  deute cheu  Mittelalter  ii Läusen  die  Hechlakundigen  viri  pru* 
dentes.    Unser  Weisthmn  ist  mit  fcTiup  gleielien  Namens. 


aoe 


Sieboarg 


iHm  Ernteeegen  «ich  weidet ^  ho  wird  das  der  adlige  Grundkerr 
piein.  '  Der  Titel  des  HerrficherR  (ΓάναΕ,  βασιλεύς)  geht  auf  alle 
Adligen  über,  welche  im  Ratli  sitzen  oder  ein  Amt  bekleiden^'. 
*  Wie  kleine  Könige  sitzen  die  GroesgrtindbeBitzer  auf  ihrem  Hof*\ 
Jene  Aaffaeeung  findet  eine  Stütze  in  den  Aualogieen  tineerer 
Weiethümer.  Der  βααλευς  entipricht  dem  Herrn»  dem  Junker. 
Man  braucht  eicli  nicht  zu  wandern,  daes  er  in  der  ersten  und 
dritten  Hcene  fehlt  nnd  nur  bei  der  Ernte  auftritt«  Aurli  dae 
Esaen,  Trinken  und  Singen  hat  der  Dichter  auf  die  drei  Scenen 
vertheilt  Es  wird  nns  eine  groHse  Gutswirthschaft  in  den  ver- 
echiedensten  Htadien  vorgefübrt :  dem  ßαcιλ€uς  gehört  das  Pflug- 
tand so  gut,  wie  das  Getreidefeld  und  der  Weingarten;  Herden  und 
Weide  fehlen  nicht  (C  572  —  589).  Auch  auf  die  Vertreter  der 
arbeitenden  Kliisee  fällt  durch  un«re  Weisthiiraer  Licht,  Diese 
Acbeiden  sich  bei  Homer  deutlich  in  zwei  Gruppen.  Zu  der  einen 
gehören  die  PHüger  (542  άροτήρέςΐρ  Mäher  (551 ;  Α  67  άμητήρ€ς), 
Garbenbinder  (554  άμαΧλθΙϊ€ττΐρ6ς)  mit  den  Knaben,  die  Mäd- 
chen und  Jünglinge  im  Weingarten  (567  παρθΐνικαΐ  και  ήιθ€θΐ)* 
Die  antlere  Gruppe  bilden  der  Schenk  (546),  die  κήρυκες  (Frt>hn- 
boten)  und  γυναίκες,  die  für  das  Essen  sorgen  {558  iiV),  und  der 
Knabe,  der  epielt  und  eingt,  der  Pfeifer  (569).  Dieee  letzteren 
alle,  die  keine  Feldarbeit  verrichten,  «ondern  die  MeuHchen  be- 
dienen,  eiud  wohl  da»  Ingewinde  deH  Herrenhauses,  die  ίϊμώές, 
Koeohte  und  Mägden  Die  eigentlichen  Feldarbeiter  lieieeen  550 
fpiöOL  üeber  die  Etymologie  dee  Wortes  theilt  mir  F.  Solmeen 
freund licliat  Folgendes  mit:  έ-ρϊθ-ος  Arbeiter,  Lohnarbeiter'  zu 
nind.  rädh-^aii  '  macht  fertig,  bringt  zxx  etande^  gewinnt',  rüdh- 
Hj^ati  *  bringt  zu  Htande^  befriedigt*;  aveet.  räd-aÜi  *niaclit  zu- 
ret-bt';  serbisch  rtid  ''Arbeit'  rad-ifi  'arbeitend  Das  έ  i&t  pro- 
theliaeh,  wie  fatt  alle  ursprünglich  mit  r-  anlautenden  W'iirter 
einen  protbetiseben  Vokal  entwickelt  haben,  das  ί  neben  dem  Ö 
der  andern  Sprachen  erklärt  sich  aus  alten  Ablautverlmltnissen. 
Vgl.  aeoL  πώνιυ  su  gemeingr.  πίνα)*/ 

Die    eo    gewonnene    Bedeutung  'Arbeiter*     berechtigt    uns 
la,  £,  unter  den  IptOoi  550,  560,  wenn  auch  das  Wort  zunächst 


'  E,  Meyer,  GdA.  11  379.  Er  meint,  der  Dichter  des  Scbildee 
werde  schwerlich  nach  dem  b.  Jahrh,  gelebt  haben. 

«  Ebeiid.  p.  307. 

'  π  140  Laertcs  μ^τά  δμιύων  Ιπϊ  οΤκφ  irlvc  καΐ  ήςθ\ 

*  Beftiouberger  Bexz.  Beitr.  4,  327,  Wackcrnagel,  Altind.  Gramm. 
1,  lüö. 


Ländliobes  Leben  bei  Homer  und  im  deutselien  Mittelalter       309 


nur  von  den  Mähern  und  Bindern  gebraucht  wird,  alle  jene  Feld- 
arbeiler  zu  verstellen,  also  auch  die  Pflüger  und  Winzer.  Die 
ganze  Situation  und  die  Analogie  unarer  Weiethümer  erlauben 
uns  aber  wohl  nocli  etwas  weiter  zu  gehen.  Eretlicb  sind  da- 
runter sicher  nicht  die  freien  Bauern  eine»  Dorfes  zu  verstehen, 
die  etwa  auf  der  gemeinsamen  Feldflur  ackern.  Dagegen  spricht» 
wie  echon  Poehtmann  ^  hervorhebt,  der  βα€ΐλ€ύς  in  der  zweiten 
Rcene,  der  sich  ala  tüchtiger  Gotabesitzer  selbst  um  die  Wirth- 
schaft  kümmert  und  das  ipja  έτΓΟτττεύειν,  έπΙ  Ιργα  ib€iv  ausühtp 
das  der  Dichter  Λ^οη  Laertea  rühmt  ^.  Die  Ιριθοι  sind  auch  nicht 
mit  den  θήτ^ς'*  identisch,  den  Knechten,  die  sich  ohne  eignes 
Haue  gegen  Kost,  Kleider  und  Schuhe  auf  beatinimte  Zeit  ver- 
dingend Selbst  ein  armer  Mann',  ein  οκληρος  άνήρ,  φ  μη  ρίοτος 
πολύς  €Ϊη^  nimmt  solche  in  Dienst,  sie  werden  mit  den  ομώες 
ftuf  gleiche  Stufe  gestellt**,  sie  nennt  Achill  in  der  Unterwelt, 
wenn  er  dem  Odysseus  das  elendeste  Los  auf  Krden  bezeichnen 
wili^.  Gegen  jene  Identificirung  spricht  die  ganze  Art  der  Be- 
handlung der  Arbeiter  sowie  die  Scheidung  von  dem  Ingesinde. 
Am  ersten  möchte  ich  die  ίριθοι  vergleichen  mit  dem  armmanny 
dem  fröuder  unsrer  Weiethümer,  den  hörigen  Bauern,  die  von 
ihrem  Grundherrn  Haus  und  Land  zu  Lehen  erhalten  gegen  ge- 
wisse Abgaben  und  die  Verpflichtung  zur  Frobnarbeit  an  be- 
stimmten Tagen.  Wenn  Lamprecht  vom  14*  und  15*  Jahrh.  sagt, 
daes  der  Druck  der  Grundherrschaft  noch  nicht  allziistark  auf  den 
Schultern  der  Unterthanen  gelastet  habe,  so  lässt  sich  das  Gleiche 
wohl  von  den  so  lebenefriech  geschilderten  patriarchalischen  Zu- 
ständen bei  Homer  vermnthen. 

Noch  ein  kurzes  Wort  über  die  Veranetaltungen  für  Er- 
quickung und  Vergnügen  in  den  homerischen  Scenen.  Hentze* 
meint,  es  handle  sich  bei  dem  Mahl  um  eine  besonders  festliche 
Bewirthung  nach  Äbschlues  der  Arbeit,  und  auch  hei  der  Pflüge- 
f*cene  habe  der  Dichter  den  Moment  gewählt,  wo  die  Arbeit  theil- 
weise  beendet  sei.  Das  ist  nicht  richtig.  Die  reichliche  Bewirthung 
wahrend  der  ganzen  Dauer  des  Frohndienstee  bildet,  wie  dargelegt 


1  aaO.  p.  12ΓΊ.  ^  ^  140^  144, 

'  Ebenso  urtheilt  Hentze  aaO.  p.  608. 

*  c  35*i  fl**  bilden  Λτος  έιτηίτανος,  €Ϊματα  und  ύιτοδήματα  den  Lohn. 
»  λ  4H9  ff. 

^  h  644:  θήτ^ς  τε  δμώές  τ€,    wo  das  vorgehende  έοΐ  ούτοΟ»    die 
*  eignen*,  zu  beachten  ist. 

7  λ  489  if.  »  aaO.  p.  504,  505,  507. 


aio 


Siebourg   LäDdHcbes  Leben  bei  Homer  uew. 


wurde,  den  Entgelt,  den  t3er  Grundberr  zu  zablen  hat:  dae  eind 
*  die  Kosten',  Weil  man  ferner  in  jenen  bomerisohen  Bildern  deij 
täglichen  Lebens  den  Cult  vermiest  bat,  will  Reicbel  dieeeii 
wiederiinden  in  der  Zurüstung  des  Mahles  nnd  bei  der  WeinleseJ 
In  jenem  ^  eiebt  er  das  Opfer  eines  Rindes  ond  der  Erstlinge 
der  neu  gewonnenen  Mehlfrnobt  nach  glücklicher  Ernte.  Selbst 
die  Eiche  Σ  558,  die  nacb  Ε  32B  τ  207  Ε  ί>93  Η  60  dem 
ZeuB  heilig  sei,  ist  ihm  nicht  zufällig.  Diese  Auffassung  halt 
gleichfalls  gegenüber  den  erwähnten  Darlegungen  über  die 
Kosten*  nicht  Stand.  In  der  Winzerscene  soll  e«  sich  gar  um 
einen  Theil  des  nrttursjpniboliftclien  Dramas  der  Linoeklage  han- 
deln^ deren  Feier  in  Griecbenland  uralt  sei.  Freilich  von  einem 
'trunkenen  WeinleHefest'  mit  einem  Vorsänger,  der  'mit  gellender 
Stimme  begabt  ist  und  von  *Tanz  und  Gejodel*  ist  hier  nicht 
die  Rede,  aber  auch  nicht,  wie  Reichel  will,  von  *dem  geniee- 
eenen  Chortanz,  der  immer  religiöse  Grundlage  bat  und  von  der 
feierlichen  Phorminx  begleitet  wird.  Reicbel  übereetstt  V,  570 — 
572  so:  'der  Knabe  sang  dazu  schön  den  Linos  mit  gedämpfter 
Stimme.  Ihn  begleiteten  die  andern,  im  Takte  einfttlleud,  mit 
Gesang  und  Gei^töbn  und  ind^m  sie  mit  den  Füssen  stampften  . 
Ein  Vergleich  mit  meiner  Feraphrase  S.  305  u.  maeht  die  verscbie- 
denen  Irrthümer  in  dieser  Ueberlragung  klar.  Der  Dichter  sagt 
so  deutlich  wie  nur  möglich,  welche  Scene  er  sich  dargestellt 
denkti  nicht  Fest  noch  Tanz  ^.  Die  Winzer  und  Winzerinnen 
tragen  (5G8  φ€ρΌν)  ihre  Körbe  heim;  wie  der  Pfeifer  von 
Menchingen  den  Wiesenarbeitern  bei  der  Heimkehr  aufspielt,  eo 
verkürzt  hier  Hpielen.  Singen  und  Juchzen  den  Weg*;  nls  richtiges 
junges  Volk,  dem  die  Musik  in  die  Beine  fährt,  legen  die  Leute 
ihn  mehr  hüpfend  aU  gehend  iGurück^  im  Vorgenuse  dee  später 
sicher  folgenden  Tanzes* 

Bonn.  M.  8i  ebourg. 


1  Homerische  Waffen»  p.  151,        '-^  Ibid.  p.  155. 

°  Bücher,  Arbeil  und  Rhythmus^  p,  3ii0  übersetzt:  *Jene  aber 
folgen  im  Tanzschritt,  alle  KUgleich  mit  den  Füssen  stampfendp  uDt4?r 
Gesang  und  Jauchzen*.  Hier  iat  mir  nicht  klar,  ob  ίϊήςςοντες  άμαρτ^ 
oder  €κα(ροντ€ς  '  im  Tanzschritt*  beisseti  aoll,  was  beides  nicM  anginge. 
wob€ca  kann  auch  nicht  mit  (ϊήαοντ€ς  verbunden  werden.  Bücher  meint, 
in  dieser  Scene  gingen  Arbeit  und  CuUua  unmerklich  ineinander  über» 
weil  auch  er  einen  Tan  sc  darin  findet. 

*  C  572  ίποντο  ^/e  gingen   daher,    nicht  αμ'  ^ποντο,    noch  αύτψ. 


MISCELLEN 


Ad  Hbüllutn  u€pi  ΰψους 

Pag.  4,  lü  (ed.  Jahn-Valilen)  codex  Piirieiniie  b  eiuequa 
gemellus  Vaticanu«  a  —  nara  ab  iis  in  han  libelli  sectione  auxi- 
lium  petefidum  est,  cum  in  ParieiBo  Ρ  duo  exciderint  foHa  — 
exbihent  μοι  δοκώ»  quod  vitio  laborare  inde  a  temporibue  Τοϊΐϋ, 
primi  buias  particulae  edilorifl»  itsi^ue  ad  tioBtram  aetatem  miro 
modo  omnee  coneentiunt  viri  düctL  Pleriquef  quae  leni&eima  τι- 
detur  e«se  medela,  cum  Tollio  μοι  bOKCi  io  textu  reponebant, 
SpengeliuH  €μοι  boKei  exprimendiim  curavit.  ftuod  autem  con- 
to lit  vir  de  rhetortbua  Graeeis  imus  oninium  optirne  ineritus  lo- 
€um  cap,  12,  4  (p.  24,  20)  petitom  ou  κατ'  άλλα  hi  τίνα  ή 
ταύτα»  έμοι  boKel,  φίλτατ€  TcpevTiave,  eo  exeinplo  non  necee- 
sario  efficitur  ut  noBtro  loco  eandem  formam  έμοϊ  revoceTnua,  cum 
praesertiiT»  alibi  etiam  μοι  hoKU  in  ueum  couTerterit  scriptor,  cf. 
p.  15,  2;  26^  15.  Inde  verigiraillimum  est  auctorem  libelli  for- 
mis  μοι  et  έμοί  promiecue  URnm  ease.  Hammerus,  qui  poat  Leon- 
bardi  Spengeli  mortem  alterara  curavit  rbetonim  Graecomm 
editioiiem  (Lipt.  1894  J^  fortasee  legendem  cenauit  μοι  bOKeiV. 
Talis  modi  infinitivo«  absolutoe,  qui  dicuntur,  corapluriea  adbibet 
icriptor,  veluti  p.  9,  20.  24,  8,  68,  6.  At  equidem  maximopere 
vereor,  ne  uimie  confidenter  et  praepropere  illam  elocütionem 
attemptaverint  et  ineonsulte  vocaverint  in  dubitationem  editorea. 
Nftm  formula  μοι  δοκώ  ut  confueione  quadam  verbi  personalia 
bOKÜb  et  locutioniB  impereonalie  boKti  μοι  facile  explicatur, 
ita  idoneia  fidequ«  dignis  defenditnr  testiraoniis,  Yelut  in  Pia- 
toßia  Theage  p,  121  d  traditur  boKtii  γάρ  μοι  τών  ί^λικιωταιν  τι* 
ν£ς  αύτου  και  δημοτών  ,£ίς  τό  αστυ  καταβαίνοντες  κτλ  ,  ubi 
codex  ClarkianuB  Β  et  Venetus  Τ  boKÜu  jap  μοι  exhibent,  ψιοά 
com  Stepbaoo  editorea  in  boxEi  matabant;  porro  Lynceue  apud 
At.henaeum  IV  3  p.  129  a  ^ττ£»σβάλλουσιν  αύλητρίδ€ς  καΐ  μου- 
σουργοί και  σαμβυκιστριαί  τίνες  Tobiai,  έμοι  μίν  γυμναι  boKUi, 
ττλήν  Ιλβγόν  τίνες  κτλ.  nbi  Meineke  nulla  neceasitate  έμοι  boKctv 
immiitari  iufrsiit.  Pmeterea  idem  iDveni  apud  Stnibonem  X  p.  452 
μετωνόμασαν  A£üKaba  έτιώνυμον,  boKui  μοι,  τού  Λευκάτα, 
iSimililer  in  Xenopb.  Cyrup.  V  4.  37  και  συ  τ'  &v  έμοί,  ώς  γ' 
έμοι  boKiii,  πάνυ  χρήσιμος  είης  —  ne  id  qnidem  intemptatum 
a  viria  doctia,  cum  DindorßuH  potius  δοκεϊ  pro  boKiIi  pouendum 
autumaverit,  Deni(|Qe  cf.  Plotitii  Enn.  I  6,  8  ώς  ΤΓού  τις  μύθος, 
bOKUü  μοι»  αΐνίττεται.     Quorum    locorum  aliua  alium  defeudit  ao 


Sit 


Miecelleti 


tuetur.    Quodei  v\ri  docti  meuioreß   fuiaeent  υηαβ  ei  oorrigeretnr 

locuB^  ceteroa  qtioque  corrigenflofi  espe,  BbetinuiBseTit  certe  a  con- 
iecturis  et  eitplicfiticmeni  verborQTii  circiimiipexissent» 

Quae  cum  ita  siiit,  μοι  bOKOi  integram  esse  leotionem  statuo, 
Kiliae.  '  Gu&tavue  WörpeL 


Vir  lionna  dicendi  perituB 

Das  Wort  des  alten  Cato  vom  Redner,  da»  näcbet  dem  an- 
vergleiclilichen  rem  fene^  tyerba  sequetitar  mit  Reclit  zu  den  ge- 
prieeenßteti  seiner  körmgen  Dicta  gehört,  ist  trotz  eeiner  Be- 
rühmtlieit  Fieuerdings  verscliiedenen  MissveretänduiPsen  ausgesetzt 
gewesen. 

Zunächst  hat  0.  Ribbeck  in  eeiner  Geßchicbte  der  Römi- 
flcben  Dichtung  I  S,  15  eich  sowohl  hinsichtlich  des  Urspriinge 
als  der  Bedeutung  des  Wortes  geirrt,  indem  er  es  dem  Carmen 
de  mortbus  zuwies»  statt  den  praecepfa  ad  filium,  und  indem  er 
übersetzte 'ein  guter  Mann,  Sohn  Marcus,  ist  des  Wortes  mächtig*| 
während  vielmehr  eine  Elefinition  vorliegt,  nach  welcher  der 
oraior  ein  vir  hofius  diemdi  perihts  ist  Obwohl  er  ausd rück  lieb 
auf  das  Versehen  aufmerksam  gemacht  war,  hat  er  doch  beide 
Irrthümer  in  der  zweiten  Aufiiiire  festgehalten,  ja  den  ereteren 
in  einer  der  wenigen  Anmerkungen  (ϊ^.  ^bO  zu  8.  15)  auch  auf  den 
UnterKeichneten  übertragen,  der  an  den  Titel  Oracbim,  auf  aller- 
dingB  unzureichender  GrOndUige,  für  die  praecepia,  nicht  für  das 
earmen,  gedaoht  hatte.  In  «einem  Aufsatz  über  Cato,  mit  dem 
er  leei  das  Neue  Schwerzerische  Mueeum  eröffnete,  Imtte  Ribheck 
selbst  in  beiden  Beziehungen  das  Richtige  gegeben.  Man  braucht 
auch  nur  die  testinionia  bei  Jordan  p,  HO  anzusehen,  um  sich 
von  der  einfachen  Wahrheit  zu  überzeugen :  es  kommt  aber  noch 
hinzu  die  satirische  Urokehr  des  Wortes  durch  Heren  η  ins  Senecio 
bei  Plinius  (die  Jordan  p.  XI  nachgetragen  hat):  und  auch  die 
Parallele  ans  dem  Abschnitt  de  agri  cultura  Vir  bonus,  Marce 
nii,  colendi  peritus,  cuius  ferranienta  splendent'  zeigt  trotz 
des  dort  in  dem  einzigen  Zengniss  fehlenden  'agricola  est*  (oder 
ähnlich)  durch  den  Wortlaut  deutlichst,  dase  es  sich  nur  um 
eine   Definition  handeln  kann. 

Nun  hat  aber  weiter  L.  Radermacher  in  dieser  Zeitschrift 
LIV  (1899)  S.  286  ff,  den  Nachweis  versacht  und  mit  grosser 
Zuversicht  als  geführt  betrachtet,  dass  unsere  Definition  gar  nicht 
catonisch,  sondern  stoisch,  von  Cato  dem  Diogenes  von  Babylon 
nachgesprochen  sei:  und  diese  Meinung  ist  von  Schanz 'Geschichte 
der  Rom.  Litteratur'  11  2-  (1901)  S. '^57  angenommen  und  ver- 
breitet worden  ^ 


I 


t  Schanz  nennt  dafiir  noch  von  Arnim,  *DaB  Leben  und  die 
Werke  dee  Dio  von  Pru9a*S.  9L  Von  dieser  Stelle  ist  allerdings  jener 
Aufsatz  von  Radfrmnchpr  ausgegangen  und  rr  citirt  sie  am  Anfang 
und  Scfalues  S.  2Ην>  und  292.    AHein    gerade   die   von  Schanz   hervor- 


Miicellen 


313 


Wenn  man  bei  Radermacher  B,  291  die  Worte  liest:  'Dies 
ipt  nicht  CatoH  Lelire  —  wolier  sollte  dein  Alten  der  Gedanke 
gekommen  sein,  das  Moralisclie  so  scliarf  zu  betonen ?\  so  tränt 
man  freilich  eeinen  Augen  kaum:  denn  was  lag  dem  Manne  näher 
und  mehr  am  Herzen  ala  das  Moralieclie,  der  nicht  nicht  nur  im 
Jahre  184,  sondern  sein  ganzes  Leben  lang  die  nota  ceeßoria, 
gerade  in  sittlicher  Kichtnng,  handhabte,  bei  jeder  Gelegenheit 
Moral  predigte  und  gerade  deshalb  alft  CenBorius  typisch  wurde? 
Und  nun  will  Radermacher  gar  behaupten,  jenen  Gedanken  habe 
er  erst  'im  Jahre  UU\  alfto  zwanzig  Jahre  nach  seiner  Censur, 
"^auB  dem  eigenen  Munde  den  Diogeue«  vernunimen*  bei  Gelegen- 
heit der  berühmten   PhiloKupliengeRandteiihaft  in    Rom. 

Zudem  hat  Raderraacher  yogar  der  Wendung  das  eigentlich 
Moralische  vorher  halb  genommen^  da  er  sicli  die  Berechtigung 
vindicirt  'den  vir  honus  Quintilians  im  ττολίτης  αγαθός  des  Dio- 
genen  wiederzuerkennen  .  Nun  können  wir  aber  ziinächet  diese 
Berechtigung  keineswegs  zugestehen*  Für  Cato  nicht  — -  denn 
da  genügt  zur  Widerlegung  ein  Vergleich  der  oben  angeführten 
rarallelstene  vom  Landmaruij  der  doch  gewiss  nicht  als  πολιτικός 
άνήρ  *  colendi  |>eritu«'  isi:  um!  die  Annahme,  dase  etwa  der  gute 
Cato  den  eigentlichen  Sinn  missverstanden  und  die  Formel  falsch- 
liidi  übertragen  hätte,  würde  zwar  in  manchen  neueren  Behaup- 
lungen  manche  Analogie  finden:  aber  ungereimt  bliebe  sie  doch. 
Allein  auch  für  Qnintilian  iüllt  jene  Berechtigung  fort:  denn  die 
i^peciell  stoische  Aneticht  berührt  dieser»  mit  ausdrücklicher  Be• 
zugnahme  auf  die  philosophi*  {von  denen  er  ja  einmal  I  1,  9 
gerade  den  Diogenee  eitirt)  in  den  Worten  1  prooem.  i^  10  'ncijue 
enim  hoc  concesserim»  rationera  rectae  honestaeqne  vitae,  nt  (]ui• 
dam  pntaverunt,  ad  philosoplios  releganduro,  cum  vir  ille  vere 
civilis  et  publicarum  privataruiin|ue  rerum  administrationi  ac- 
cümniodatus,  qui  regere  consiliis  urbes,  fundare  legibus^  eraendare 
iudiciis  possit,  non  alias  8it  profecto  quam  orator  .  Da- 
gegen die  vorhergehenden  Worte  §  9  "^oratorem  autem  insti- 
tuimus  illnm  perfectum,  i^ui  esße  nisi  vir  honus  non  po- 
test*  betonen  eben  jenen  calouiBchen  Satz^  (leu  Quintilian  so  gut 
(ΧΠ  1,  1)  wie  der  ältere  Öeneca,  der  jüngere  Plinius  und  Andere 
mit  Stolz  und  Emphase  dem  Cato  zuspricht,  dessen  rein  morali- 
echen  Sinn  er  in  verschiedenen  Partien  seines  Lehrhuf^hs  deutlich 
kennzeichnet  - —  und  den  dennoch  Quintilian  auch  als  diogenia- 
nisch  gekannt  und  schon  in  dem  von  ihm  ausdrücklich  heran- 
gezogenen stoischen  Traktat  gefunden,  also  Avohl  nur  aus  Patrio- 
tismus für  catonisch  erklärt  haben  soll. 

Nun  aber  erst  der  angeblich  historische  Beweis,  jenes  'merk- 
würdige Znsammeutreffen  ,  das,  wie  Radermacher  trumpfend  t^e- 
merkt,  'die  Kette  achlieaaen   solT.     Hätte    Cato    seine   praecepta 


fifehobene  und  gebilligte^  von  uns  bekämpfte  Annahme  findet  sich  nicht 
hei  Arnim,  non  dem  nur  d^r  richtige,  |ft  von  Quintilian  seihet  ausge- 
sprochtnie  Theil  der  Behauptung. 


314 


iecelleii 


erst  Dach  dem  von  HadeTin acher  angegebenen  Jabre  164  verfaest, 
so  wäre  dieser  Katecbtemug  an  ilen  etwa  dreissigjährigen  Sohn 
MarcuH  gerichtet  geweeen.  Setzen  wir  gar  tlae  wirkliche  Jahr 
jener  ΓhiloκόItL•enge8and^βchaft  ein,  die  nach  der  Tradition  erst 
0  Jahre  epäler  Btattfand,  so  wären  diese  Belehrungen  höchstene 
2—  5  Jahre,  bevor  der  Sohn  als  praett>r  deeignatne  und  aner- 
kannter JuriHt  etarb;  an  ihre  Adreeee  gelangt  Der  Adressat 
wird  aber  wohl  eher  das  Alter  gehübt  hÄben^  in  dem  Ciceros 
Sohn  Mareue  Rtand^  da  der  Vater  an  ihn  den  Katechismus  de 
partitione  oratoria  richtete  (Rirzel  der  Dialog*  1  S<  493,  4),  als 
daS}  in  dem  dieser  die  Schrift  de  ofßcüft  empfing.  Ketnesfalls 
aber  kann  er  so  alt  gewesen  sein,  wie  Hadermachere  Annahme 
Dothig  macht.  Das  historische  Argument  schliesst  also  keiixee- 
wegs  die  Kette,  sondern  erle achtet  lediglich,  dass  wir  es  mit  einer 
lockern  Papierkette  zu  thun  haben,  die  beim  leisesten  Windstoss 
xerreifist  nnd  zerflattert. 

Wir  haben  aber  diese  ganze  Deduction  auch  deshalb  ein- 
gebender bekämpft,  weil  sie  noch  allgemeiner  charakteriBtisch  ist 
als  ein  Auswuchs  jener  trivialen,  aber  noch  nieht  trivial  ge- 
wordenen Wahrheit^  die  heiate  wieder  so  laut  gepredigt  wird, 
die  aber  nicht  selten  niebr  iii  ihren  Auswüchsen  als  in  ihrem  ge- 
sunden Kerne  neu  ist. 

Heidelberg.  Fritz  Scholl. 


Vir  bonus  diceidi  peritiie 

Ks  ist  mir  weiter  nicht  betrübend,  zu  sehen,  wie  hier  mit 
starken  Worten  eine  Deduction  erschlagen  w^ird.  die  ich  bei  Ge- 
legenheit einer  Untersuchung  über  Quellen  des  Quintilian  gomucht 
hatte,  die  zweifellos  verkehrt  und  historisch  ganz  unberechtigt 
ist.  Nur  eine  kurze  Bemerkiing  möchte  ich  mir  erlauben.  Dass 
Diogenes  von  B.  ein  Philosoph  war,  weiss  ich  sehr  wohl,  nnd 
die  citirten  Worte  des  Quintilian  habe  ich  gelesen.  Bei  ihm 
steht  auch  noch  folgendes  (II  15,  34):  Hinc  eins  substantiae 
maxime  conveniet  linitio  rhetmktn  e^se  bene  dkendi  scientiam. 
Kam  et  orationiß  omnes  virtutes  semel  oomplectitur  et  profinus 
wores  etiam  oratoris,  cnm  bcne  dkere  nmi  possit  nm  bonus.  Idem 
valet  Chrt^sippi  finis  ille  ductus  a  Cfeanfhe,  T)ie  Definition  'rhe- 
torieen  esse  bene  dicendi  scientiara'  ist  nach  Sextus  Empiricus 
(προς  (Ρήτορας  6)  stoisch ;  Chrysippus  und  Cleanthes,  die  oben 
bestätigend  den  Reigen  hesohliesHen,  sind  Stoiker;  den  Stoikern 
war  die  Beredsamkeit  virtus  (Cic.  de  orat.  §  159).  Wenn  auf 
(rrund  dieser  Sachlage  jemand  zur  Ansicht  kommt,  die  Definition 
'orator  est  vir  bonns  dicendi  peritus'  könne  wohl  ßtoisch  gewesen 
sein,  SU  ist  da«  ein  leicht  verzeihlicher  'Irrthum' ;  iui  übrigeii 
kommt  für  die  Frage  der  Quintiliiinquellen  nicht  in  Betracht,  oh 
in  diesem  Falle  Cato  dem  fiiogenes  gefolgt  i«t*  was  ich  längst 
tiicht  mehr  geglaubt  habe,  oder  eigne  Weislieit  geprägt  hat, 

Bonn.  h.  Radermacher. 


MiBoellen 


315 


Unter  den  JnBchnfteti  von  Akraipbiai  entdeckte  Hr,  Penlrizet 
ond  veröffentlichte  im  Bnllelin  de  corresp.  Iielleni^ue  XXIV 
1900  p.  10  ff,  ein  lezeiligee  etil\rollee  Epigramm  des  dritten 
Jahrb.  auf  einen  General,  der  biiotiBcties  Kriei^svolk  gegen  dee 
Könige  unzäblbiire  Mannen  geführt  und  in  der  Schlacht  nach 
18  maliger  Cliarge  seiner  Keiterti  den  Tod  gefunden.  Das  Ge- 
dicht schlieset  mit  dem  Appell  an  die  jüngere  Generation: 
άλλα,  veou  TivecrOe  κατά  κλ€ος  vahe  μαχηταί^ 
ώΐ)'  αγαθοί  Tfatepuiv  ΑΙΣΤΕΑ  [p]u[o]gevou 
Der  verdiente  Herauflgeber  erläutert  den  Schluss  durch  die  Worte 
^  inaintenez  intact  rboniieur  qni  a  valu  ä  von  perea  d*etre  cbantee 
par  le«  pCifelee  und  bemerkt,  dass  <jt0T€aj  die«  Verbale  schon 
bei  Arifitopbanee  und  Pluto  η  vorkomme.  Ujid  ein  ho  aufigezeieh- 
neter  Gelehrter  wie  Hr.  Homoile  (ebenda  p,  177)  findet  hierin 
nur  das  Wort  ^υόμενοι  unbefriedigend,  man  erwarte  vielmehr 
etwas  wie  auSopevot,  'jionr  augmenter  les  gloiree  k  cbanter'- 
Gcstebe  ich  en  nur:  aU  altmodischer  Philologe^  der  eich  an  den 
kleinen  Buttraann  oder  Herrmann  öder  auch  keinen  Mann,  aber 
an  die  Sache  der  Gramm Atik  hält,  war  ieh  versucht  dem  böoti- 
fiehen  Dichter  zuzurufen,  was  der  Alkide  dem  Martial  'graece 
numquid*  ait  'poeta.,  neseis?  Aber  eollte  nicht  doch  der  Dichter 
unfichuldig  sein  an  dieaem  auch  für  kciiien  Arsinoiten  glaublichen 
Griechisch?  Denn  gut  und  schön  bfilte  er  gesagt,  ja  mueste  er 
tagen  πατ€ραιν  δστ€α  ^υόμΕνοι,  und  bat  der  Steinmetz  wirklich 
das  Iota,  jenen  Buchst  üben  mehr  eingegraben,  dann  κατακλίνΕίν 
αυτόν  €ΐς  Άσκληττιου  κράτιστόν  ecTriv,  wo  er  die  richtige  Be- 
handlung erfahren  wird  durch  den  weltbekannt  gewordenen 
ΑΙύκΚαηός. 

Etwas  liöotisidi  muthet  mich  auch  ein  andres,  freilich  in  und 
für  Milet  auf  einen  mi lesischen  General  gemachteR  Epigramm  an 
in  der  dunkenewertben  eräten  Publication  durch  Hrn,  Wiegand  in 
den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  1901  I  p.  905. 
Wenn  ein  paar  Aecente  dem  Äuge  misfallen  oder  das  Veretänd- 
nifis  nicht  erleichtern,  sondern  erschweren  —  so  der  Gesandte 
£ΐς  βαΐΤίλΕΐας,  nämlich  der  geg&n  Könige  freimiithig  aufgetreten 
—  das  mochte  zu  Lobecks  und  Lehra'  Zeiten  des  Aufhebene  werth 
eein  ;  heute  ist  ea  fa^t  ge  wob  π  lieh,  und  wer  weiss  sich  so  fehler- 
frei, dasB  er  eplitterricbten  möchte?  Aber  der  drille  Vera  jenes 
Epigramme,  dessen  Metrik  ist  für  Äuge  und  Ohr,  selbst  ein 
Βοιώτιον  ούς,  wehetbuend.     Er  lautet: 

Κρήττ]  μέν  στβφάνωι  σ€,  Λίχα,  και  θΓΐσ€ος  Αστή 

πάτρια  νησαίη  τ'  ίστεφβ  bia  *Ρό5ος, 
συνςΙΟ€  Νηλίίίϊαισιν  όμαιχμία'  πρώτος  Ίώνα>ν 
(σττ\ύας  Κ  ρητών  φύλλ'  άναλε£άμ€νος* 
Man  fragt,  warum   nitbt  σονά  bk  Νηλ€ί6αι0ιν  όμαίχμια  πρώτος 
κτλ.?    der  Sinn  verlangt  ferner  φΰλ'  ά.  wa«  vielleicht    auf  dem 
Stein  ohne  Elision  geschrieben   oder  gar  in  ΦΥΛΛ  verechrieben 


die 


Μ  isoeil θπ 


und  dann  niisverBtanrlen  die  ganxe  Verbal ilionuing  ϋΠΒ  beiclieert 
liat  —  wenigstenB  ünde  ich  keine  nanftere  Antwort  auf  dae 
Warum,  Atlicaet  er. 

Zu  latejitiichen  Ineelnfteu 

I.  Tlie  VotiTinecLrift  ai)  die  Victoria,  welche  in  Suinniim 
vitUB  (deiii  heutigen  TruRacco)  am  Fucitierßee  gefunden  wurde, 
CIL.  I  183  (vgl.  p,  555)  —  IX  3849,  bietet  ein  noch  iiiii:elö8te« 
Rüthael.  Der  Wortlaut  ?1eht  fe^t:  Vecos  SitpiijMa^)^  I  ykfm-ie 
8EINQ  I  dono  dedd  \  lubs  wcrcfo  \  gueistorcs  \  Sa{lrh)  Magio 
St(aii)  f.  I  Pae{io)  Anakdio  Säüii  /.)-.  PeutnngflverHUi^he  «ind 
nur  weniife  gemacht  worden.  \Seinq,  f[j\]a  »ignificet  ignoratur^ 
bemerkt  MomniPen  in  der  epäteren  Publikation  und  verweist  auf 
Beine  Anmerkung  au  CIL.  I  183:  cum  in  lapide  pro  quaentore 
qufistof'  Bit,  seimj  forla^se  cognatinne  eoniunctum  eet  cum  SancuB 
Banqualisque  vorabuli»  ,  Aucb  Schneider  (Exempla  nr.  84)  denkt 
an  e i η  en  (Ϊ  ο 1 1 :  *  f ο r t a β s e  Semo { α  i) \  \V e g e u  d er  Α  b  k Μ  rz u η g  s c li  e i  η t 
mir  ein  Gotteruanie  ausgeBchloßfien^  und  auch  an  einen  —  etwa 
to|)iftcheu  -^  Reiuamen  der  Victoria  zu  denken  hält  scjiwer.  Ich 
vcrmutbe,  da&e  signwn  daB  7Λ  Buchende  W^ort  igt,  wodurch  ein 
korrekier  epigraphiKcber  Text  gewonnen  würde,  daeü  also  8E1KQ 
für  SEIGN  steht.  Für  die  Bchreihung  mit  EI  genügt  ein  Hin- 
weia  anf  die  alte  Inechrift  vom  Nemus  Dianae  CIL.  XIV  4  270 
Pouldiiia  Turpdia  Cn.  u^ror  hovc  seignum  pro  Cn.  fUhd  Diamü 
dopum  dfidtt.  Belege  für  daB  vor  fi  eiugeachobene  η  anzuführen, 
iBt  kaum  nöthig.  Schnchaidt  Vulgärlatein  I  p.  113  ff.  gieht  eine 
Reihe  von  Beispielen,  unter  denen  aber  einige  inachriftliche  xn 
Rtreiehen  Bind.  Grut.  37,  1^  sinfjfw  {womit  auch  noch  Vanicek 
EtyuK  Wörterbuch^  p*  291  operirt)  erledigt  sich  durch  CIL-  111 
587B;  ebenio  unrichtig  ist  sing^  bei  Grut.  54,  8  {=  CIL.  III  5877) 
und  42,4  (CIL/Vi  36"*,  LigorianiBche  Fälscliung»  sing,  hei  Grut. 
Druckfehler).  Dagegen  lieBsen  BJehi  um  von  den  zahlreichen 
handBcliriftlichen  Beißpielen  abzusehen,  anfuhren  smgnifer  (CIL.  VI 
3(ΐ37),  dingnissme  {CIL.  XIV  138G),  itif/nfs  (CIL.  3121),  confffiatus 
(öfter  in  CIL.  X)  ^  Schwierigkeiten  bereitet  nur  das  <i.  Ob 
man  sich  dafür  auf  die  Schreibung  eqo  —  eco  {ctfo)  berufen  darf, 
pei  dahingestellt*.  Ebenso  bedenklich  bleibt  die  Annahuve  eines 
8teinuietzverfie!iensi,  obwohl  es  nicht  auBser  dem  Bereich  der  Mög- 
lichkeit   liegt,    das»  Q  irrthiimlith    für  G  eingehauen   ist.     Eher 


I 


I 


'  Vgl.  die  analoge  Dedikatiou  des  Aninu^^  vecm  CIL.  IX  3813, 

3  Das  Faceimile  bei  Ritechl  PLME  tab.  MH  D  ist  nach  einem  Ab- 
klatsch gefertigt,  Mommpen  hat  dea  Stein  revidirt  untl  festgestellt, 
dass  am  ScIiIush  kein  F  gestanden  hat. 

^  Das  zweimalige  ingnowiniac  in  der  Lex  fulia  muuicipulis  (Zeile 
120.  121)  hält  Schuehardt  für  etymologische  Schreibung,  was  auch  für 
cmig}iatus  ijelten  könnte, 

*  CIL,  XV  ίί159  i'qo  Fidfios  {dnr.n  die  Anmerkung:  von  Dressel). 
X  Η33β,  I  tqo  Ä'iaeso)  Atfaios.  XV  6J22  tro  C,  Anionios.  Die  Lesung 
Mnqohiia  (Schneider  ur,  41  h)  ist  ganz  dubiös  (CIL.  XIV  4113), 


Mitcelleu 


311 


Hesse  ee  eich  auf  etymologisL-Lem  Grutide  erklären.  Wie  dt^-fUiS 
von  dec'ct^  ßo  sig-tnun  von  srqtt'  'Hagren  (  vinim  mihi  Camena 
ineece  vereutum  usw.  Vaiiicek  p.  290  f.  Stolz  Histor,  irraiiiin. 
p,  135,  357).  Trifft  Jas  zu,  ao  wi^re  SEIQN  die  etyraologieche 
Schreibung  oktie  die  phonetische  Äuö^'leichuiig,  SEINU  auf  jeden 
Fall  ein  Wechaellalg  zwischen  Sprech-  und  Schreibweise  vagirend, 
was  aber  vielleicht  für  alte  und  locale  Aufzeichnung  nou  ultra 
fideni     (Biicbeler). 

LI.  In  der  Ephemerie  epigr.  Vlll  p.  155  nr,  024  ist  die 
in  Segni  gefundene,  von  Gatti  (Bull,  d*  Inst  1883  p.  190)  ko- 
pirte  Vütivinach ri ft  an  die  Bona  dtui  durch  eine  verfehlte  Con* 
jectur  entstellt  worden.  Gegen  Gattis  Abschrift :  Atirurtceiii  Sp{iiri} 
}\Ηία)  Acte  mwjiiaira)  Botte  dcae  imucas  dttas  et  palliolum  rasas 
caleinas  [galbinas  verlangte  Mommseu  wegen  der  galbina  rasa 
Juvenale]  et  lucertiü  aerm  d(oiw}  diedit)  läsat  sich  nichts  ein* 
wenden,  wie  bereits  Bücheier  {Fleckeisens  Jahrb.  1S86  Bd.  133 
p.  113)  hervorgehüben  hat,  trotz  der  Schreibung  ealeinas,  welcher 
auf  der  Inschrift  vom  Nemisee  CIL.  XIV  2215  die  bei  den  La- 
teinern üblicliere  calhtinani  gegenübersteht  (vesfvm  siriaim  pur- 
puream  et  caUainamjj  die  auch  bei  Marliaf  XIV  1ί)9  (calhiina^) 
überliefert  ist  (vgl  Plin.  n*   h,  37,   110    u.  a.  nu), 

HL  Unter  den  von  Wünsch  im  Rhein,  Muh.  li^OO  be- 
sprochenen 'neuen  Fluchtafeln*  beftndet  sieh  auch  (p.  239  nr»  8) 
das  Bleitäfelchen  aus  der  Nekropole  von  CaleS|  von  dem  Mancini 
in  den  Atti  d.  R.  Accad.  di  Napoli  XLt  2  Tat  ΠΙ  ein  Facsimile 
veröifent licht  hat.  Wünsch  hat  die  Publikation  in  der  Epheni. 
epigr*  νΠϊ  ρ«  135  nr,  529  übersehen  und  damit  auch  die  von 
Bücheier  gegebene  Erklärung,  gegen  die  sich  Stichhaltiges  nicht 
einwenden  lässt* 

IV.  Die  interessante,  von  Schulten  im  Hermes  XXX [I 
p.  273  ff.  ausführlich  befiprochene  Papyrusurkunde  über  eine 
eniptiü  pueri  aus  dem  Jahre  16t>  lehrt  uns,  dass  die  Trieren  der 
Misenatiächen  Flotte  Tigris^  Liber  paler j  VhiuSf  SaluSf  Prom- 
derdia  zu  einem  Flottendetaühement ^  gehörten,  welches  den 
Winter  165/166  im  Hafen  von  Seleucia  Pieriae  verbrachte:  eine 
Sendung,  die  oflenbar  mit  den  kriegerischen  Ereignissen  der 
Jahre  162- — 16β  zusammenhängt  (MommBen  Ιΐ.  G,  V  p.  406).  Die 
genannten  Soldaten  (darunter  ein  bucinaiar  principaliS^  vgl.  den 
cornken  dupUcarms  e*r  classe  M^en.  CiL.  XMl^)  scheinen  ander- 
weitig nicht  bekannt  zu  sein,  bis  auf  einen,  den  suboptio  von 
der  Triere  Salus  C.  Arruntius  Valens,  der  zum  optio  auf  der  Li- 
burne  Nereia  avancirt  sein  kann.  Sind  die  Persönlichkeiten  iden- 
tisch, so  wären  die  Inschriften  CIL.  X  34iMa  und  3469  annähernd 
datirt. 

V.  Die  von  einem  unerfahrenen  Steinmetzen  eingemeisselte 
Inschrift    aus  Athen   CIL.  111  6541a  =  Dessau  2224    lautet    Κ 


*  actum  Sekucine  Ficriae  in  caittriii  in  hiberfm  vcmliationis  d&s. 
pr.  Mismatiwii.     *Ve3tillatio  classis*  auch  CIL.  VI  B!3ö, 


ai8 


Miecellen 


Gf'anonws  N.  f.  CAI  |  11  II vir  |  dmno  Lnrrna  centu\rio  Cornel 
Sphi\t]eri  ]  Uew(He)  XIIX  rJ  Cn.  Pmnpci  \  Macini)  lecmtc  secutifia. 
In  CAI  vermütliet  MoDiirmeu  ilaH  Cognomen  [Caiulus?)^  da  anch 
der  Beiname  des  F^oiiipeiiis  mit  den  drei  erstell  BuchfitaLen  Ab- 
gekürzt wiedergegeben  sei.  Das  Alter  der  IiiNclirift  und  die  Ana- 
logie anderer  Jnechriften  (iJesetau  22*ό\  —22^b  ua.)  scheint  eher 
für  das  Fehlen  einen  Cognoniene  zu  Rprecben»  so  dase  iu  CAI  die 
TribuH  zu  Buchen  wäre.  Das«  es  niebt  die  Gal[ena)  sein  kiiun, 
hat  Mominsen  bereits  angemerkt ;  Luceria  gebürt  zur  Claudia  (CIL. 
IX  p,  V4),  und  es  liegt  nabe,  duBB  CAI  für  CLA  verhauen  iet, 
Halle  a.  d.  S.  M.  Ihm. 


Die  Reitercentiirieo  des  Tarqainiiis  Priscug 

Da  Marquardt  Rom.  Staaleverwjiltüiig  11  ί^Γ2,  Anm,  6  m 
Recht  die  coriupte  Graniueetelle  p*  4  ed,  Bonn,  hei-angezogea  hafr, 
80  ist  der  Wortlaut  genauer  feetzuetellen:  de  cquitibus  mm  omit~ 
fam,  quos  Turquinrns  mulfijjlieavititiou,  etwa  CÜITIPACIPLI  Γ) 
(Jtay,  ut  primes  (im  Gegeupatze  zu  den  liatnves  scmnäi  etc.) 
inos  eqao!^  ifi  proeUum  du^^erc^if. 

Unrecht  dagegen  gesebieht  tiem  FloruSj  welcher  1  f%  2  ge- 
Bchrieben  haben  ßoU;  .HeMatu:!^  nuiifistateni  nnmcru  ampliavit  et  ccn- 
turiis  fribus  atwit  (^e^iitUcsy ^*  quatcuus  ÄtÜHS  Ncvhis  numerum 
attgeri  prohlbebat.  Hier  ist  (^cquitesy  Ergänzung  von  Pighiue, 
während  umgekehrt  centuriis  Interpolation  zu  dem  falRcb  ver- 
standenen trihus  ist.  Bekanntlich  wollte  der  König  die  drei  Tri• 
buB  vei*mehren,  wahrficbeinlitb  auf  (V,  wilbrend  der  Augur  nur 
gestattete  die  Zahl  der  Vollbürger  in  den  einzelnen  Tribus  zu 
erbüben.  Die»  reibt  sich  besser  an  ilie  Erweiterung  des  Senates, 
als  die  Notiz  über  die  Reiten 

ÜnbeBtreitbar  aber  schrieb  Florus  nur,  was  der  Leaer  nach 
Beinen  eigenen  Angaben  über  die  ältere  Heeres  Verfassung  ver- 
stehen konnte.  Nun  schreibt  aber  Florus  I  1,  15  von  Komnlus: 
iiwcnhis  divisa  per  trihus  in  equis  et  in  armis  (Reiterei  und 
Fusavolk)  ad  subUa  bdli  excubaret^  rottsitium  rci  p.  pencs  seues 
esset ^  qui  .  ,  ,  ob  aütatcm  scnatus  rocabantur.  Diese  von  Ro- 
wiulus  errichteten  Trihus  wollte  Tarquinius  vermehren,  durfte 
aber  nur  die  Etatetärke  erhöhen. 

München.  Ed.   Wölfflin. 


I 


i»it     Μ 


I 


Ζα  den  etraekificfaen  Monatenamen  and  Zu lil Wörtern 

leb  erlaube  mir  einige  Einwendungen  zu  der  Darstellung 
von  Hkutecb  (Rhein.  Mub.  5G,  638)  über  die  Identität  von  etr, 
acak  und  ceÜ  mit  lat.  etr.  Adus  (Juni)  und  Cditis  (iseptember) 
und  zu  den  von  ihm  daraus  gezogenen  Folgerungen  über  den 
Werth  der  in  den  Mumienhinden  zu  acak  und  celi  beigegebenen 
Zahlwörter  außzusprecben,  in  der  Hoffnung^  das»  Skutsidi  selbst 
dieselben    gleich    zu  löeen  vermöge  und  seine  Entdeckung  wirk- 


Miscellen 


319 


\wh  zu  einem  *hic  Rhodus  liic  »alta*  für  die  Dfiutung  des  Etrneki- 
sehen  werde.  —  Beide  von  Skutseb  eitirten  Htellen  der  Mumien- 
binden  Hclieineii  mir  nämlich  unisertrerinlich  von  mehreren  anderen, 
die  ich  eelbRt  ehen  darom  schon  Saggi  e  Appunti  intorno  alT  isc. 
etr.  della  Mivmmia  p.  li>5  f.  zusammen  behandelt  habe.  Es  Rind 
überhaupt  folgende»  die  fast  alle,  wie  jene  beiden,  im  Anfange 
neuer  Abschnitte  etehn: 

VIII  1  Qucie,  ds\  s*aris,  wobei  zu  erinnern,  dasa  s'ar  (zu 
dem  s'aris'  flieh  verhalt  wie  eis  zu  dem  bekannten  Zahlwort  ci) 
aU  Zahlwort  durch  die  Vergleichung  von  Fabretti  8vippl.  318 
(afnera.  sor-venas  mit  das,  332  tawera,  sda{r]'v[ena[s  und  Fab. 
2100*•  ^  iamera.  ztlar'V€[n\as  und  noch  dazu  mitBulL  Inst.  1881,  91 
lu[r^-venas  und  Fab.  71  ankiar)• venes  nachgewiesen  (Saggi  34), 
da  augenflcheinlicb  sar  sich  zu   dem  bekannten  Zahlwort  s'a  ver- 

*  hält  wie  ular  zu  zai\  vgl*  jetzt  auch  camp,  etr.  Rh.  Mus.  55.  ίί 
Ζ.  7  mar,  irac  (wie  Mumienb.  X  3  marem,  £αχ)  zu  τηαχ  und  EaL 
Nun,  wenn  die  ganz  ähnlich  gebaute  Stelle  VI  14  ceU.  hiSis\ 
snByttmis'  nach  Skutsch  etwa  *  am  20  4-  χ  des  Monats  Celius*, 
wenn  Vlll  3  e'^hm.  ßaBrumii^'.  acalc  'am  22.  des  äcIur  ,  wenn 
endlich  Fab.  P.  Suppl.  3H8  ma%  mBrmn  '21'  bedeuten»  was  für 
ein  Datum  irgend  eines  Monats  Owcie  können  die  Zahlwörter  ci/V 
s'aris*  bezeugen?  Vielleicht  etwa  zB.  am  5,  [und]  (>.'  (vgl.  hier 
unten  zu  X  17  u.  X  2-3)? 

VI  9  saBmmSfie,  hisas\  was  man  vielleicht  nach  Skuteche 
Vermuthung  etwa  am  20,  irgend  eine«  Monat«  Lusa'  deuten 
könnte.  Aber  kein  mögliches  Monatsdatura  mit  Anwendung  der- 
aelben  Voraussetzungen  geben  mir: 

IX  γ  2  cieni.  cealxus .  hmximittctL  und  ΧΓ  12  eshm,  C€alxtts\ 
einam*  sowohl 

XI  17  Bimfim,  [xialxus .  et]nam,  ίχ,  eslafi,  cialXHs\  \  vmml, 
wo  zwei  Gruppen  von  Zahlwörtern  durch  die  eopulativc  Partikel 
'X  (vgl*  Saggi  220  f.)  vereinigt  sind;  in  der  That»  da  cialxus' 
cealxm  dem  mit  ci  sieher  zusammen  hängen,  da  nicht  d  sondern 
max  aueh  für  Skutsch  *eins  bedeutet,  da  zal  saBrttm  seiner  Mei- 
nung nach  'zwei  und  zwanzig*,  so  kann  man  den  Zahlwörtern 
dem  cealxu^\  eshm  €ealxm\  lüttem  cialxus  nur  einen  grosseren 
Werth  als  'zwei  und  dreissig    zuschreiben.     Ebenso: 

XU  10  dunem  dalxm\  mö^n,  womit  wenn  nicht,  wenigstens 
dem  äusseren  Hoheine  nach,  ein  neuer  Abschnitt,  doch  immer  eine 
neue  Zeile  beginnt; 

X  2~:^  cus.  peBerenL  dem.  cmlxuz,  capeni  \  marem.  ^αχ,  wo 
wahrscheinlich,  wie  oben  XJ  17  zwei  Zahlgruppen  zueammenstchn, 
da  wie  pederem  zu  capeni  passt,  so  marem  ^αχ  (vgl,  ob,  Vlll  l 
m  saris)  zu  dem  ϋβαίχκι,  und  desto  mehr,  als  wie  sehen  be- 
merkt, marem  an  max  und  βπχ  an  £al  erinnern.     Endlich 

XI  14  — 16  entnam.  dr^mn.  /hr.  reives\  Beter i  \  ßtnam.  at!<[na]. 
esa  /χ.  htSis\  sraBrumis*  \\  fierxve  (r[in]  neBuns'l^  wo  das  Monate- 
datum dasselbe  ist  wie  bei  reli  (VI  14),  aber  der  Bau  ganz  ver- 


Micillon 


icbieden  und  der  MonatsnaTne  entweder  yerschieden  oder  fehlend« 
—  Ueberhaupl  scheint  mir  merkwürdig,  dans  von  den  neun  Mü- 
mienstellen,  wo  das  Wort  vcli  vorkommt  (Haggi  79  f.),  es  nur 
in  einer  einzigen,  <lb.  eben  der  von  Skutsch  benutzten  (VI  14), 
in  Verbindung  stebt  mitZablenj  dagegen  in  den  aclit  anderen  bat 
man  meistens  ceH  suB  {IV  14.  21—22.  \^  10,  IX  18)  und  gerade 
sufanas'  celi  stS  (V  15  — H))  oder  cell.  erc.  su^ct  (V  17),  einmal 
cell  tur  (XI  3),  und  einmal  celi'pen  (XI  2),  womit  jetzt  zu  ver- 
gleichen camp,  etr,  Z.  8.  28  prici-pen  neben  13  price-lu-tule. 
Dagegen  gleicbfalle  in  dieser  camp,  etr.  Urkunde  Z.  25  Bu-acal, 
26  Θ«.  sti.  zei,  acar  (vgl.  24  xem-lai,  du  ml);  also  wahrscheinlich 
in  beiden  Stellen  entweder  6w  acal  oder  0w  amr;  ist  aber  Bu  acal 
vorauziehen,  eo  hätte  mau  hier  zweimal  acal  nach  dem  Zahlwort 
Θμ  wie  in  den  Mtimienb.  VIII  3  acah  nach  den  Zahlwörtern  talem 

Zuletzt  fiei  mir  im  Hinblick  aaf  Bkutsche  freund  liebes  Ge^ 
BtäodnieR  (Anm.  2),  daee  ich  richtig  in  Fab.  P.  Sappl.  388  die 
Lesung  ^ilc  fi  purts'vavc  ti  immer  vorgezogen  habe,  gestattet  zu 
bemerken,  dass  ich  aber  nicht  in  jenem  Texte  das  Amt  *  ohne 
Zahlangabe  erwähnt,  eondern  gerade  in  il  die  Zablangabe  zu  er- 
kennen glaubte,  was  jetzt  durch  folgende  Stellen  mir  immer  mehr 
begründet  zu  sein  scheint,  in  denen  die  Wiirler  tii  (vgL  mi  mii, 
ni  niiy  Bi  θ/ΐ,  ri  riU  ^cri  acrii,  piüa  puiia)  und  tei  (vgl.  i  ci,  in 
c/Wt  is  eiSf  is'er  eher^  marci  marcei^  ΒαχβΊη  Baxs'ein)  ale  Zahl- 
würter  erscheinen: 

Not.  d.  Scavi  1896.  15  mit  Rendic.  Ist.  Lomb.  1890,  1102 
— 1104  Injemiitias,  s'e{Bre).  sieBres)  \  yv]akle  i']iL  iiu  vgl*  Fab. 
2124  ril  IV  mit  2275  ril  Illlr  Fab.  S.  Suppl.  119  mit  IUI 
mit   110  avUä  huBs  uew. 

Mum.  XI  Τ  3  e^'t.  ici,  vgl.  X  21  esi-c,  c*.  ΗαΙχεα,  Bu.  esi-c. 
fall  X  γ  4  tei*  iewa,  vgl.  X  22  jeac^  lena  (Uemiic.  Ui,  Lomb,^ 
1900«  1B83  ff.)»  Da  bia  jetzt  nie  neben  .^mtetiteln  etr.  ZahlaQ** 
gaben  in  Ziffern,  sondern  nur  in  Worten  vorkamen,  ro  ftcheint 
mir  ii  nach  zitc  puris'ravc  ganz  pasgend,  und  nicht  verschieden 
wäre  meiner  Meinung  nach  das  t{i}  in  Fab.  21Ö0  emiei'c.  eprBnevc. 

t-macstrevc,  i-m  . tmxvak^  da  mmairev-c   gewieß  mit 

lat.  mauister  etwa«  zu  schaflfen  hat» 

Mailand.  Elia   Latte»* 


Zu  S.  iiiU  fl".     Ein  üb  ersehe  υ  es   ZeugnisSi    der  LVII,  Kanon    tie«] 
Cuncilium  Trullaimui  von  *>ίϊ2:   'Ότι  oö  χρή  έν  τοΤς  θυοίαοτηρίοΐς  μΑΐ « 
καΐ    τ<4λα   ΤΓροσφ^ρ€οθίχι  (vgL  S.   IHG  Atiiu,  :ΐΗ),    vermag    an    den  Aof- 
elellungeu  St   187  und  lÜÜ  f.   nichts  zu  äudoru.     Wog  lieber  Weise  war 
das  Verbot  gegen  die  Aegyptische  Kirche  gerichtet.  U. 


Verantwortlicher  Itedacteur:   L.  Radermacber  in  Boiiu. 
(19.  März  1902,) 


CONIECTANEA 


Ι  In  Horati  carmine  I  2  Tiberie  Iliae  ee  iactat  nxorine 
amnie.  adnotat  Porphyrio  p.  6,  12  Hold.  Ilia  auctore  Ennio  in 
amnem  Tibcrim  iussu  Atnuln  regis  Albanorum  praecipiiata  antea 
enim  Anieni  matrimonio  iuncta  est.  aique  hie  loqtiitur  qua^i  Tiberi 
potius  nupserit.  qnibne  in  verbie  antea  enim  nnnc  delentnr  quasi 
deformata  ex  Anienis  nomine  et  male  iterata.  at  praestare  mihi 
videtur  haec  ratio  nt  qnaeratnr  in  litterie  illie  qnod  transitnm  a 
Tiberi  ad  Anienem,  ab  altero  ad  alterum  flnmen  faciliorem  red- 
dat  ant  explicet.  atqne  hninn  modi  nnptiarnm  praedicari  etiam 
loca  solent,  έν  προχοής  ποταμού  παρελ^Εατο,  Pharsalum  coeunt, 
nimilia.  yide  igitur,  Enniana  ne  haec  faerit  memoria:  in  amnem 
Tiherim  .  .  .  praeclpitata  Antemnis  Anieni  matrimonio  iuncta  est, 
nam  Antemnae  dictae  qnod  ante  amnis,  qua  Anio  influit  in  Ti' 
herim,  nt  Varro  ecripsit  L.L.  V  29,  ante  amnem,  ut  Senrine  Aen. 
Vil  631. 

II  In  declinando  nomine  qnod  est  Minos  Graeci  Latiniqne 
nibi  non  conetiterunt :  eatis  est  Homeri  memoraeee  versnm  ή  τέκε 
μοι  Μίνωα  κα\  άντίθεον  Ταοάμανθυν,  in  quo  Μίνωα  Nauckiue 
edidit  ex  Syriaco  codice,  at  Aristophanee  et  Aristarchus  Μίνων 
τε  κα\  ά.,  vel  Prieciani  dicta  VI  70  p.  255  H.  in  Ciri  poemate 
caRue  accueativue  bis  legitur,  in  versu  132  et  367,  illie  a  Lach- 
manno  restitutus  sie  7ii  Scylla  ...  ο  nimium  cupidis  Minoa  in- 
hiasset  ocellis,  et  tamen  vir  idem  ibidem  ubi  '  sie  eoribendum 
edixit  (Lucreti  p.  162)  luculenter  oetendit  quam  ramm  fuerit  et 
minime  acceptum  poetis  latinie  hoo  synaloephes  genue  in  quo 
priorie  vocabuli  paenultima  littera  esset  vocalis  longa,  enumeravit 
exempla  quae  cum  omnino  pauoa  sunt  tum  maximam  partem  a 
Ciris  versa  ea  re  distant,  quod  tres  quae  sibi  euccedunt  vocalee 
spondei  mensuram  implent  {Bacchea  ad  belUi,  Phoebea  insignia\ 
in  Ciri  autem  ad  troohaeum  redactae  sunt,  itaque  cum  pro  Mi- 
nois  nomine  Codices  si  non  praebeant,  num  dubitabimus  restituere 

Wtelil.  Mos.  L  Philol.  M.  F.  LVU.  21 


Β  η  e  c  ii  e  1  e  Γ 


I 


quod  et  mutfitii  facilius  est  et  lucuDdinft  anditUf  Mhwn  ifihtaaset^ 
in  versu  M7  niiUft  fertur  ctMÜcinn  discrepantia,  cnnspntiunl  omne^ 
in  generum  3iifi0fi  nu*furibuii  e^rfis  hfiitfCit\  verum  tiinieii  t\\%% 
falsa  efit  de  132  mea  opinis,  bine  quoqiie  iolli  oportet  molestari 
«liRioneiii  scribendo  MwotK  iniitafnr  in  nniilis  Ciitullum  is  qnf 
Cirini  eoTnpoFniit,  in  hofi  r{'ceiif*iBHe  videttjr  a  Cfilullo  qui  feceral 
ad  Mhioa  f?enit  sedesqitc  ftuperhas. 

Cirifl   vfrsuf»    ΙΓιΠ   «.   novissimi    eclitorr*«    ifa    ΓχρΓί*ίΐ«ΓηιΐίΙ  iit' 
dootaft  argutia»  *^08  plane  non   inti^llexiRRe  cmlnf»,  ptiam  Tbib»   et 
Ε11Ϊ8  quiboRt'iini    hoe   niüii    eonveuit   iit  nnllam  prr>rRiiK  in  li hm ππηΜ 
Hpfiptura  litlerani    immnteni*    narriit  pot^a  qiioinodi»  Srylla  lunonif« 
ira«  sild   concitarit»   narrnl   et  in  in  υ  Je    ut   Alexandrini    et    implica- 
tiufi  quam    ulariiis  ut    nidcH    poelae,    concludil    βϊ   retinuiReet  gTA* 
dwin  |>uellii»  non  futurum   faisse   öt   iinpiirn  aram  tanireret  ciilpain 
qiie  contraherfit   periurii»   «leinde  enbicit 

eisi  quis  noeuisse  fihi  perhirki  rrcdaf? 
causa  pia  cf^i :  timnif  frniri  (e  t i sf ender e  Inno, 
bor  PRt :  re  vern  tarnen  non   nb  periiirinni   Tuno  te  pnnivit  fied  nt 
jEelotypa.    efsi  oratoria    illa   e^t    roniunctio    qua    adnecfitur   enon- 
tiatum  ciiatrnrium  diversiiinve,  ps^ritor  ao  qufimqitam  quid  loquar?, 
Srylla  nutriPi  uM  amat  hif  nnhntts  inqtiit  qitod  oporfd  awarL• 
in  quo  falsa   ianien  lateet  pietttfts  ifimgn  vernn  262.    ■melius  qth 
par  Sit  anmri^   Lacbmannti»  (Lucr.  p,  5i\)  non  tam   verbi  oport^ 
vilitate  offensu«,  nt  arbilior,  quam  modornm  viribijB  inrlii^ativi   etf 
rroiiiunr.tivi.    qiiae  priniarii   Aiigusteae   actatia  poetae   non  admiee- 
rnnt,  Tie  Ovidius  qniHem   ri  πηηιη   pt   alternm,    iiliqiie    paorifimma 
F^onliron  exenipla  excipimns,  in  carmina  in4iixit  pronui*  ad  gram 
maticain    licfntiam  Prop(*rtius  (qui  Maecenati  dioit  ßrar  in  parf^ 
ipfifi  fniftsc  fttaSy    iocains   viele  licet    in    avitnm    nomen   P*ojxirtim\ 
pro  virili  parte   frequentisRini«  adiiibnit  Aetuae   Rrnptrir  nnn  dia 
Rimili«  ei   qui   Cirim  cecinit,   nam  philosopbiae   et  poetirae   Rindiia 
iilerquc   ileditna  in   haf^  qiuHem    pliii?  menu^riae  nimm  ingenü  prae- 
fititit   nobisque  fnigea  iron   satis  evpntilata«  tribiüt,    itaqne  in   hi« 
poematifl  scabritiaa  atribligineftqiie   BermontB  atqiie  expoi^itioirifi,  ai 
podiciim   atictonta»   Riippetit   et  analogia  non  defipit^  roiiHervanila« 
pnliue    quam    abolenrlas   censeo,    velut   in   VAv\  312  interpolatnTu 
»eeiiti  1  ihr  um  Laeti  edunt  hatc  tum  nohis    gravia    αΙφ^€    hnlitjuta 
fitrre,    ftnn,    mra    ahtmnn^    tut  mm  spcs  infrfjra  maftcret,    fif   νΰ,τ 
fsfn  mcas  nmuhtm  violararat   anrcs:   in  arcbetypo   autom  erat  ticc 
vox    hfa    mens  nondum    t\  a,^    vere    opinor,    ut    ne^ativae   du 
signifieal  um    neguliviim  inien^lant    v^t    oonfirment,    quemadmodu 


'OoDiPctanea 


323 


volgua  loqui  Rolet  tieque  Varronem  loqni  in  rarixiinp  putliiH  iBi- 
iimrro  τρόπους  φη  mm  modo  ifinora^se  me  rkmiaf,  sed  omnhw 
omnis  hcroas  mgat  nemssc)^  et  in  versii  ÜBi^  poeta  expresBuruft 
aententiam  hipertitam  hanc:  nutrix  socia  fit  alumnae,  cum  quod 
siiccnrrere  volt  amaTifi,  tum  qiiod  revelii  in  patriam  cupit»  priuR 
qnifleni  meinbrum  a  cum  pnrticiila  exorditur^  in  posteriore  aiitem 
ad  eani  nie  respondet  non  minns  illa  taniefh  ret^hi  quod  eqs.  «ed 
liaec  hacteiiiifl:  fortafise  alias  revertar  ad  Cirim,  «i  quid  mitii  di- 
fetiiliiin  reetat  post  cam  quam  modo  accepi  a  Leone  (iottingae 
pablicatam  commentationem  amplieRimanL 

Sf yllae  mptaniorpliosin  non  praeteriit  Ovidius,  cntu«  narratio 
ex  fftbnla  auiHo  vetnetiore  tlerivafa  esse  videtur  quam  unde  V'er- 
gilianum  Carmen  flnxit,  ideo  potieftinium  quod  nullae  apud  Ovi- 
dinm  ftunt  partes  iiiitricis.  band  paulum  coinmotnH  »um,  cum  quae 
V  e  r  b  a  <  Ϊ  ν  id  i  u  i  Sc  j  1 1  a e  d  a  t  m  et ,  V  Τ  Π  7  ^  igtm  vis  prer  ilms  Fori una 
irpngfiatj  eit  licet  eententia  minime  insolita,  verba  tarnen  ad- 
modum  congrnere  videbam  cum  vereu  Sophocleo  fr.  37Ί  ουκ  ItJXi 
τοις  μη  bpuicTi  σύμμαχος  Τύχη.  bie  i^umptue  fertur  ex   Minoe, 

III  Orrienlani  in  Ibermift  hiemalibua  dnos  fratreß  qui  eae 
reetanraverunt  annu  341  slatuie  marmoreii  et  compliiribaei  tituli:i 
bonoraverunt ,  qnorujn  unns  bic  est  CIL,  XI  4095:  provocati 
teniporis  beul  Und  hiem  dd.  tmpp.  Constan([i  et  Cmufantts}  Au^ 
gtiJitoimnfiHC  nn.  roinmpfaiem  thermarum  fiicnialium  6'e*r,  (iluvius 
Martintis  et  M,  CmsoUus  Saturninm  omnibas  honoribus  fmicH 
de  sua  peeunfa  ordim  seu  civibus  Oerkofanis  ad  nieliorem  pidcri- 
iudinem  pro  civiea  ttdJWtione  ettm  mtfjmeHto  opeti  novi  cterclenfes 
aflsicfmverunf  ef  dedicaverutd.  apparet  dictumque  est  a  Bormanno 
non  nihil  peccattim  est*e  in  ortbos^raphiü,  v<shit  incidi  oport.uit 
propncftli  iemptüis  bmUhidine  sine  m^  nmi  augmenio  op^ns  novi 
eam  s  finali,  gravina  tarnen  Vitium  nullum  IneBt.  nam  ad  <fjrtfr- 
cienfcs  quod  adnotatum  legimn»  in  CIL.  ^debuisRe  ecribi  Civeientes 
conicit  HirscIifeUr,  fefcUit  viroe  doctiHsinios  verbum  vetue  et 
ramm  de  quo  ßentleiofi  diftputavit  ad  Terenti  baut,  I  l»  i^l 
sumphtm  cxcrcirmf  mom  boc  cn:eirirc  ort  um  ab  sarciendo  apte 
reparationi«  aignificat  operam  et  a  novia  acceesionibns  distingnit, 
et  cum  duraefte  Terentianum  verbum  in  aevum  Conatantini  baec 
inicriptio  ostendat,  etiam  mens  milii  error  reprehendendn«  eHt 
qxii  €*Tarfurum  abiudicare  quo  η  dam  voluerim  a  Q.  Oieerone  comm. 
pet.  45  pa^c.  55.  retern m  pmi^ter  e.rt're.h'e  exaarcire  tum  etiam 
alterum    iiHurpaliiitur  rxercire  quoti   eRRet  exercere,     ut    in    gluKMiu 


Γοβοϊθΐβί 


SU  τη 

vm 

'in- 
ίση 

ΊοΛ 


pataestra  ίώΐ  (Uhleiae  se  ejcerciunt  (IV  548,  1  Goetz.),  qua  enim 
oonitigatione  exriunt  et  ext^itus^  amhitmt  et  ambitus  copuiantur, 
eadem  volgu«  ad  ea'erdfus  siniileaque  liuic  formaa  Ratis  tritaa 
ifttaiB  quoque  ej^remnt  adittruere  coeperat.  Λ 

RBecriptum  imp.  Constantini   Aug.  et  Cnesarum  quo  ciritÄti^ 
HlRpello    concenHerUTJt    ut    urb»   Flavia  ConRtan«    vocaretur,    cum 
Htepellateß    publice  incidpudum    curareut  CIL.  Χί  5265,  quadr 
tarius    multiH   modia  cornipit.     velut    hoc   nunc    fertur    eiti»    prii] 
ciphnn:  omnia  qukiem  qnae  humani  ^rneris  soricfefe  iuenfur^  pe 
vigUium  ntrae  cagUaiiüne  conplecfimur,  scd  prüt'isionum  no^tranim 
opfis  moj^imns  est  tif  nnttersae  urbes^   qnas    ht   Inminihus  j^rorin- 
üiarum  har  retponum  omiüum  Specks   ei  forma  tlisfhiguHur,    non 
modo  (Ugnifaie  prisiinnm  (enemti,  sed  diam   ad  meliorem   staluH 
beneftceviiae  nostrae  tmmere  prohennfur.    cum  igitur  itn  vos  Ttisciü 
fidsererefis  esae  conhwehs  eqs.     Bonnannue    adnotat  'debuit    eRfte^ 
fere  permgiliitm  culrarum  vel  pervigHi  ctirae  \  tum  opus  mimmum^ 
tum  distfitijuit  poRiiilat.    primum   ilhid   non  puto  iiecegflariuui,  etRi 
Severuw  u\  ediito  de   ludis  eaecularihu«  aliique  pervigiletir  curam 
iactaruut,  Üeel  βτηιη  dirempti»  eyllabiii  efferre  per  vigiUum  cura^t 
ei  iiitei  pretrtri  quasi  άγρυΐΓνουνΤ€ς  ύττό  φροντίδων,  quia  vifjÜium 
Varro  dixit   |>ro  vigiliis    et    ipaae  eurae  a   Lütini«    vigilnnlp«    vel 
vi^nacPM    audiunt,    tum    optt^  maa^imnm    romprobare    non    diibito, 
baesitavi  quideiu    paruuiper    propter    termiimtionem    adiectivi    an 
praeferrom  provisimtimi  nosiraritm  scßpus  ma^rimus  est,  qufid  vo- 
cabulntn    graecum    latinitati    acceeeit  aevo  Conetaniini,    eed    hniofl 
nourini   adiectivüm    ipfluui    minus  videtur  ttouvenire,    at  di^tkipuii 
rurPUR   non  diibito  repiidiare  nt   quo  nitor   sententiae    ab    impera- 
tore  expreflsae  plarie  fuecetur:  quem  in  lutmana  i'oruia  oculi,  eum 
in  provincÜH  urheR  nlarioreR  loeuiri  teneut:   sequttur  iit  empndennie 
urbeSf  quftrum  luminifmii  prorlnciarum  ae  reffkmum  omniitm  speries 
et  forma  disiingmiur,     quoniam    tabulam    inannoream    Henzeime 
et  BoruianniiH  Ruie  ocuIir   inRpexeruut   atque   ille    litteriH    magnie 
et  RatJR  pulcrift  inpcriplam   uarrat,  bon  quarum  m  tabula  tpsa  in- 
ventum  iri  non    audeo    sperare,    Roulptoreni  igitur  prave  legendotB 
aut  alii\  quAPumque  re  transverRUm  artuui  rredo  muta««e  in  quasin. 
de  fwobeanfur    aiiteni  similiter  ac    »npra    de    crcrcinnt    dicemhim 
eat:    duplex    signiflcatu  hie  ex  novicin  pronnntintione  ideni   valet 
quod    proveJfanfur,    apud    veteres    erat    aut    poterat    eme  prohi-M 
beantur,  ™ 

Erratum    est   in  tranecribendo  et  explicando  titnlo  Tuficano 
CIL.  XI  Γι717:     L•  Grcsto   L,  (\  Ouf\  Piofmlo  IUI  mr  o)  t«wnt*J 


Coiiiectanea 


dpics)  d  incolae  merenii,  quml  in  (er  cetera  (etnpore  matjist{raft(s) 
sut  in  kariUiic  oki  vmb{tis)  suis  quaitus  Ubr,  pr.  p.  et  epuKum) 
dedU.  Daiii  au€turt&  Mominüenu  ßormarinue  quat[erfias]  tiL•r(as} 
poiuit  et  ciim  tlubitatiooie  ßignifl  adiunxit  pr{öpria)  p(ecHma}^ 
recte  uh  diffiJens,  nam  sua  pecimia  verbiim  erat  huiue  rei  pro- 
pritmij  laii:dtji[ue  virum  lutegre  οίοΐβι^αβ  teetatuin  qtmttu^  cerlum 
€st\  stcut  ago  ijitm  cum  de  quattus  dieserebam  in  arehio  lex. 
I  p.  102  ΘΧ  Tuficü  adlatum  hoc  exemplum  ignoravi,  ita  non 
iiiirur  ei  etiam  nunc  eunt  qui  Dimie  infrequene  vocabuluitj  igno- 
reiit.  repeto  carmen  epigr.  Poinpeianum  (meae  eylloges  dSl) 
msibiis  hie  bibifurj  dipumiitim  sl  dederis  meliora  bibcs,  quattus  si 
dcderis  vi  na  Falerria  bibieajj  uiide  videant,  Disi  per  m  liqueat, 
quattuur  atises  ei>  verbo  denotari.  et  pretium  olei,  non  numeruni 
lilirarum  in  Gresi  eiogio  deEniri  optirtuit,  poetquam  caritae  oki, 
nun  pejLuria  aut  inopia  memorata  ent,  siout  CIL.  XI  6117  Fo ro- 
se tu  pro  nie  iisee  Maeei  Ilufi  merita  praedloant  quod  imn&na  kara 
fru7ntnf(i)  denario  mod/um  praestitU  vel  Pliuius  nat.  L•  XV  2 
pupulu  Romano  M.  Seluoi  aedtlein  \wr  totuin  annum  olei  deuas 
tibrae  einguÜB  a^sibtis  praeHtttisse  traditi  eundem  aedilv»!  qiii 
in  cerilate  tisse  mmlium  poptdo  dcdii  (Cic,  dw  ulT.  11  5!^).  Gresiue 
civibuH  qiiattuB^  ntei  fvlbr,  Ubrac  pro  porlione  deditj  id  est  libra 
olei  »i  veiiibat  *aere  quaternoV»  gratis  ut  etaret  Tuücanin  feoit, 
8J  aeeibue  o€tc>,  ut  dimtdio  jireüo^  eiiniliaque  ratione  eadem.  unde 
illo  tempore  eolitaui  ee^e  heiikinam  olei  conetare  colliga»  quattUB»iB. 

Asmi  fuit  neque  iam  apparet  titulus  sepulcratie  hie  CIL,  XI 
5440:  M.  Pdlio  M.  l  PrimigeniOf  pmdatjwjo  M,  ^(tl  Stweri  ϋΐ 
Peflkitum  Procuks  d  Scvcrcs,  Miemcscttis  pairi  picniisstmo,  sub- 
Bcriptum  est  in  Corpore  *M1E>1ESETVS  omtiee,  quod  nomeu 
fueril  nuecio',  ANEMESETVS  opioor,  cuius  nominie  exünipfum 
Rumaniim  iam  in  Theeauro  L  fat.  consigiiatum  babes.  ipaa  cor* 
ruplelii  fidem  apograpbi«  tantum   non  ßrmat 

Pitinates  Pieanreneee  patruuo  neecimiis  ciii  CIL.  XI  C035 
slatuam  «t  tabulam  aeream  iticisttm  iiitcris  ubitderititl  qudc  mm 
sölum  prcsmtmm  merilloru]m  bencßcia  obieskntur^  sed  et  prcterl• 
[lornm  .  *  .J  ouaniur  insignta.  vidiL  lapideni  et  deRoripsit  Bor- 
inannue  supplevitque  in  ext  rem  ο  veren  rvnotaniur  insitfnia.  ne 
0  quidein  integra  aupereet  eed  adfeota  forma,  aubatituemus  clo- 
quantur. 

Sentini  collegiura  fabrum  kaL  luliis  anni  260  convenit  et 
quinquennales  eonim  rettuleront  CIL.  XI  5748  vernibu«  6  bs, 
scmper  et  in  praeieritum  Ua  splendidissimum  n{ufnerum)  n{osfrum)  \ 


8^ 


Buechelcr 


ctmisum  esse  tä  adfceüone  sj^kndoris  8ui  in  singuUm  \  quosquae 
condignos  merentes  c.dbvant,  vel  maxime  |  in  konore  adque  dhiuitate 
Mcmmiae  Victor iae  quofijdtu/i  indoles  mmnorim  femittCy  niafris  nu- 
meri  nosiri^  \  proorsus  usquaeque  esse  provcctum  nomen  dofHu^  | 
eiuSf  iit  per  ordmem  (jener ts  stu  omrtes  in  numerum  7i{ostntm)  ) 
pairotii  in  colkifium  nmirum  ap/nliarenhir,  optan\äaque  cranl  ut 
amnes  universisqwie  imolumes  in  Γ  tmmctum  nostrum  vidcrentur^ 
et  qiumittm  tür  splen\didus  Curetius  Funcua  patronus  mimer i  de- 
beat  €.€\emplo  pietatio'  parentinm  cf  mairis  houorificientia,  \  itnqut 
si  omnibtis  f^iderctur,  ίφ«1α  aeream  ei  off'erri.  iam  aee  titulie  or- 
natiim  Fiisco  per  legatoa  iedecim  oiferri  dtjcernitur.  nianifeeta 
Hßrmoni»  vitia  alia  t'i  adsignabiniu^  ψύ  rettulit  ecribendamve  ta- 
bu Iam  curavit  —  velut  <3ebtiit  dißere  aut  omnes  in  numa*o  nosiro 
patrom  appellarcntur  aut  umnes  patroni  in  coUcgio  κοΦ'ο  app,^ 
nunc  ϊ>ίς  ταύτόν  ήμιν  €ΐπ£  Μαρτιάλιος  —  alia  opilici  aenirio» 
qui  paenultimain  Heuteritiani  prorena  mntilavit  praetermiaea  negli- 
genter  in  v.  16  tali  verbo  qtioniam  Fuscus  patronus  nnmeri  ynostri 
demereriy  debeat  e^vemplo  eqs.  baet:  viiia  Hordosqae  vel  sunt  iam 
expiirgatä  vel  esse  faciamiiB:  quid  est  autem  Memraia  Viotiiria 
quondiwi  indülus  memorim  fenüna?  Boniiaiiims  dubitat  imloles 
'utrnüi  eypereit  ϋχ  lüiigiore  oratione  au  iiRvieum  dt  pro  int(ni(tris)t 
4jaüd  propoBuit  MommBeu  .  in  iÜud  fortaest«  eo  incidit  quüd  ^iiOiv* 
dam  et  memoriae  inter  kc  paruni  iipte  copulaii  credebat|  et  re 
Vera  Victoria  qiwtidam  indeiebiUs  mcmortiie  femina^  ut  hg«  utar 
exemplo,  yix  potuit  appellari.  eed  quäle  Mommeenus  äuuipeit 
epitbetoti,  tali  iutiirieüto  cümmilti  ieta  adgregariqutj  potuisse  nou 
negaverim^  oratioueiu  per  se  nullo  egere  additaiiieato  tsontundo. 
non  ergo  agnoHCeinus  indolis  memoriae  feniiiiain,  id  est  memojiae 
dolorem  ex  gravi  deeiderio  lueluqua  uit>veutiiiV  certe  qui  solue  hoc 
VQCabulura  tradidis^e  videtur  Pseudojdnloxenus  sie  iiiterpretatu« 
est  indötis  επίπονος  σπουίιαΐος  {gloes.  lat,  VI  p.  506  üoeiat.j, 
ut  origiuera  ei  iion  illani  quam  aboXuj  scdulo^  »ed  eaud«m  cum 
verbo  indoiesco  fuisse  puteui,  alque  tum  cum  niulier  mortuu  hoc 
modo  praedicata  tjst,  volgus  coepisHe  etUm  siniplieiler  dolum  pro 
ilolore  vocare  notum  est. 


IV  Cicero  ad  Atticuni  XIII  25  extn  haec  ecribit  de  epi- 
»tula  ad  VarroneiD  praepoeita  Acudeuiieis  posterioribuH:  sed^  quaeso^ 
episitdu  mm  ad  Varroncm  Viädettc  tibi  placnit'f  tnaie  mi  sit  si 
Ufnqttatn  quicquam  tarn  enitar  ergo  (d  ego  nc  Tironi  guidmn  dicfavi, 
fjui  (otas  π€ριοχάς  perscqui  sotet,  ^ed  Spintharo  egltahatim.    cor- 


HonlßctHiiea 

nijitaruiti  verbomui  vini  au  Bentenliam  qui  oliiri  baec  eummeiiiati 
Rujit  Muretum  Bübiuiu  Gmeviuni  maxima  ex  parte  adseculüH  eese 
arbitrtjr,  euiBudatio  vero  neque  illie  bene  cessit  iieque  adhuc, 
t|uautnui  ex  Muelleri  editione  et  ScLicliu  relationibue  cognovi, 
prüptiflita  e«t  iJonea,  miratur  Cicero  auiitiu  iuaui  ad  Varrunem 
e|)istalam  perpIacuiBee,  adfirnmt  ee  iion  muUum  Idbons  aut  uperae 
in  eam  itopeiidiBse^  opponit  our  placuerit  causam  Lanc,  quitd  suii 
ipsiuB  fuerint  verba  oinnia,  uibil  a  librario  intervereum  aut  inter• 
mixtiiiu,  bitiima  graecii;  tittc;ri»  ut  penuuteitiuiä  euadeu  ad  liuuc 
iiiuduDi:  male  mi  sU  si  tintquam  qtdcquam  tarn  iv  ΤΤαρεργψ.  at 
ego  —  ißta  eirim  tiitisteiiiia  erat  locutiui  Ciueroni  qiioqtie  fami- 
liariö  (ad  U.  111  Ü,  Ü),  reticentia  autem  in  re  apeita,  ci>ricitata 
voct!  minimc  ingrata  est. 


Υ  'Άντ€μνα  και  Κρουατομερ^ια  Diunjniue  HaL  Büribit, 
Aniemtmque  prisvo  Crusimnh  prior  Hiliu»  graece  vel  püetic«,  imm 
latioe  vnuabantur  Aiffminac*  hoc  uimm  exenjpJum  adesto  varie- 
tatis  centieiiB  usurpatae.  ulim  in  prat!fatioiie  Petroiiii  dixi  babi- 
taiii  esse  ceimm  Trinialdüinö  in  praedio  eius  Cuniaiio,  Cumae  ta- 
luüit  illam  i^oloniam  non  fuißBe  de.  qua  canvivae  üuiifabutartitittir 
Cü  argumentu*  qiicid  quasi  rem  raritate  nutabileni  Triiualt-io  in 
ca[i.  4^  jiruimnliat  nam  i^ibi/liam  quiihm  Cnmis  etfo  ipm  oculis 
nwis  vkli  in  ampidia  petniete  eqß.  uberiu«  de  locu  uenae  püslea 
di^piLtitruut  alii  i[ui  in  Cumae  coiiveniro  üelera  otiinia  rectts  eta- 
tuerunr,  arguuiuiUum  uutem  quod  oun^ra  j»rutuleram  liaud  pruba- 
biliter  ita  ekvaruiit,  ut  in  ieto  eiiuntiato  Üumis  verbum  qua»i 
iiilerpuiutuin  delereiit.  imuiu  euini,  quoniam  ubi  Triuialcio  Sibyllaui 
vidit  jhi  di  honiineaque  graeoe  loquebaiitur,  quoniam  in  Äaiani 
nuK  revociat  teelie  ujiicus  qui  praeter  Triinalcioneiu  iriiracalum 
ilhnl  narrat,  Hibyllam  pendentem  in  cavea  non  auipulbicea  qui- 
dein  sed  taiuen  roLunda  ferrea  (Ampelius  8^  16),  quoniitm  denique 
in  Aaia  IViinalcio  puer  vixit  (caji.  75),  Κύμην  neceeee  eat  intöl- 
legi  την  της  Αιολίίϊος,  uqu  την  έτέραν  Ιταλίας,  illam  eane  lit- 
terati  liominee  quj  hieturiae  vel  eborognipLiau  liadunt,  etiatn  latine 
Cyiueii  »eriber«  sulent  dificriminis  tlili^tuliiicque  eauea»  ued  vere 
Ititiiiuui  vo€abnluiii  Cunuts  luisise,  acei^mininlaluiii  populo  Descionli 
graecaiu  litterain  et  declinaliouem  ideoque  non  alienimi  a  Tri- 
nialciuni»  sennone.  optime  ut  niibi  videtur  detdarat  allerna  vice 
ή  ΚαμττανΙς   Κύμη  Cuinae  nomiiiata  a  Latin i^. 

pijnuoe.  F.  Bueebüler. 


DIE  BERLINER  ÜRUCHSTÜECKE  DER 
SAPPHO 


Die  Ennde,  daee  β8  dem  DirectorialaBeistenten  an  den  Kü- 
niglichen  Museen  in  Berlin  Herrn  Dr.  W.  Sehubart  gelungen  sei 
in  den  Papyrusbeständen  der  ägyptisclien  Abtheiluug  neue  Keete 
der  Sappho  und  des  Alkaios  zu  entdecken,  hatte  freudige  £r^ 
Wartung  bei  allen  denen  erregt,  die  insbesondere  die  einzige 
Dichterin  im  Herzen  beschlossen  tragen.  Nun  liegen  diese  Reste 
in  den  Sitzungsberichten  der  Berliner  Akademie  vom  20.  Fe- 
bruar 1 902  (S.  195  ff.)  allgemein  zugänglich  vor,  und  wir  haben 
dem  glücklichen  Finder  und  seinem  unermüdlichen  Helfer  v.  Wi- 
lamowitz  für  die  mühevolle  Arbeit  zu  danken,  die  sie  mit  der 
Entzifferung  des  schwer  lesbaren  und  der  Herstellung  des  viel 
fach  verderbten  Textes  geleistet  haben.  £s  sind  von  Sapphu 
auf  drei  aneinander  anstossenden  Fetzen  einer  Pergamenthand- 
schrift,  die  der  Herausgeber  auf  Grund  der  Schriftzüge  dem  6. 
oder  eher  noch  dem  7.  Jh.  n.  Chr.  zuweisen  möchte,  drei  oben 
und  unten  unvollständige,  auch  sonst  noch  in  der  Mitte  oder  am 
Rande  mehr  oder  minder  stark  verstümmelte  Columnen  mit  drei 
verschiedenen  Gedichten,  die  sich  durch  ihre  Veremasse  als  dem 
fünften  Buche  angehörig  erweisen.  Bei  Alkaios  handelt  es  sich 
um  ein  Papyrusstück  aus  dem  1.  oder  spätestens  2.  Jahrhundert 
n.  Chr. ;  was  von  der  Schrift  erhalten  geblieben  ist,  sind  so 
schmale  Streifen  zweier  Columnen,  dass  wir  über  die  Lesung 
einzelner  Wörter  nicht  hinaus  kommen,  zu  einem  Erfassen  des 
Sinnes  des  Ganzen  nicht  vordringen  können.  Es  gewährt  einen 
schwachen  Ersatz,  dass  an  der  linken  Seite  der  zweiten  Spalte 
ein  Soholion  so  gut  wie  vollständig  lesbar  ist,  das  uns  eine  bis- 
her unbekannte  Thatsache  aus  dem  Leben  des  Dichters  und 
Parteimannes  erzählt:  er  habe  mit  seinen  Anhängern,  deren  Zahl, 
wie  es  scheint,   auf  zwanzig  (ic)  angegeben  wird,  einen  Anschlag 


»> 


Die  Berliner  Braohstücke  der  Sappho  329 

Huf  Myrsilos  geplant^  dieser  sei  aber  ruchbar  geworden,  und  sie 
hätten  eich  dem  Strafgericht  durch  die  Flucht  nach  Pyrrha  — 
diesen  Namen  ergänzt  v.  Wilumowitz  überzeugend  aus  TTup[.  .]v 
—  entzogen,  eine  Flucht,  die  als  die  erste  bezeichnet  wird. 

£s  wird  den  Lesern  dieser  Zeitschrift  erwünscht  sein  Ge- 
naueres über  den  Inhalt  des  neuen  Fundes  zu  erfahren.  Ich  setze 
daher  zunächst  die  Theile  der  beiden  ersten  sapphischen  Gedichte, 
die  eine  fortlaufende  Lesung  erlauben,  in  der  Fassung  her,  die 
ihnen  von  Sch(ubart)  und  v.  W(ilamowitz)  gegeben  ist,  soweit 
ich  nicht  von  dieser  abweichen  zu  sollen  glaube;  wo  sie  »ich 
von  dem  überlieferten  entfernt,  füge  ich  in  der  Adnotatio  ohne 
weitere  Kennzeichnung  die  handschriftliche  Lesart  bei.  Vom 
dritten  Gedicht  ist  so  wenig  erhalten,  dass  wir  auch  hier  zu 
keiner  irgendwie  zusammenhängenden  Vorstellung  von  meinem 
Inhalt  gelangen  können. 

I 

1  L— vi/— WW— V-^CjJ 

τ€θνάκην  b'  άοόλιυς  θίλιυ*. 
δ  μ€  ψισοομίνα  κατελίμπανεν 
πόλλα  και  τόί>'  έίν[ν€π€ν•] 
»ώιμ'  ώς  beiva  π€π[όνθα]μ€ν, 
6  Ψάπφ',  ή  μάν  σ'  άέκοισ'  άπυλιμπάνιυ.« 
;5  τάν  b'  έγώ  τάί>'  άμειβόμαν 

»χαίροισ'  ίρχεο  κδμ€θ€ν 
μέμνασθ',  οίσθα  γαρ  ώς  σε  πεοήπομεν. 

4  αΐ  bi  μή,  άλλα  θέιυν  θέλω 
10  δμμνασαι  [....]  λ[.  .]ψ€αι, 

ιθ[ 1  κα\  κάλ'  έπάσχομεν. 

5  π[όλλοις  γάρ  στ€φά]νοις  ϊιυν 
και  ßp[obu)v  .  .  .]κίιυν  τύλοις 

και  .  [ ]  παρ'  έμοι  παρεθήκαο 

6  15  και  π[όλλαις  ύπο]θύμώας 

πλέκ[ταις  άμφ'  ά]πάλαι  bipai 
ανθέων  έρ[άτιυν]  πεποημέναις 

7  καΐ  πόλλαις  .[....]  ς  μύριυ 
βρενθείω  β[ασιλη{](υ 

2  κατ€λιτηταν€ν  7  καμοθεν  8  μεμναισθ*  9  θέων  eeövSch 
10  ομναισαι  όμμναΐσ',  αΐ[ς  άπυ]λ[ε(]ψεαι  Seh  13  τυλλοι  14  παρε- 
θηκας  15/16  =  Fragm.  46  Β.*  17  πεποημμεναις  vgl.  κάλημμι8α. 
1,  ΙΠ.  νόημμα  14.  φ{λημμι  70  und  zur  Erklärung  Unters.  7s.  gr.  Laut- 
u.  Versl.  165  f  Anm.       18  πολαις       19  =  Fragm.  49  B.^ 


iySO  Soluisen 

20  έΕαλ^ίψαο  κ  .  [.  .  . 

8  και  στρώμν[αις  .  .  . 
άπάλαν  παρί.  . 
έΕίης  ποθ€[.  .  . 

9  κιυΰτε  τι  σ[.  .  . 
25  Τρον  oub'  ύ[.  .  . 

?ττλ€τ'  ό  .  .  [.  .  . 

10  ουκ  δλσος  L.  .  . 

Π 

2  ώς  π  .[.  .  .J  .  ωομενό  [...].... 
σέ  θέαι  Ικέλαν  άρι- 

5  γνώτα  ταιόε  μάλιστ'  έχαινε  μόλττα. 

3  νυν  bi  Λύόαισιν  ένπρέπεται  γυναί- 
κεσσιν  ώς  ττοτ*  άελίω 

ούντος  ά  βροόοοάκτυλος  σελάννα 

4  ττάντα  περρεχοισ'  άστρα,  φάος  b'  έπί- 
10  σχει  θάλασσαν  έπ'  άλμύραν 

ίσως  και  πολυανθέμοις  άρουραις, 

5  ab'  έέρσα  κάλα  κέχυται,  τεθά- 
λαισι  bk  ßpoba  κδπαλα 

θρύσκα  και  μελίλιυτος  άvθεμώbης. 
β  15  πόλλα  bk  ίαφέγγεος  άγάναι  δπι 

μνάσθεισ'  "Ατθώος,  Ιμφωι 

λέττταν  'τοι  φρένα  Kapbia  βάληται. 
Folgen  noch  Ueberbleibsel  einer  Strophe. 

1  θέας  θέαισ'  Seh  nach  W  5  σεοεμαλιστ'  8  μηνο,  σελάννα 
durch  das  Metrum  gefurderi  und  von  Seh  mit  Recht  eingeset/t  1) 
περεχοισ  12  αοερσα  13  λεισι  καπαλαι  15  2^αφογγαις  oder  Ζα- 
ψογγακ,  daher  lässt  Seh  die  Wahl  zwischen  der  obigen,  von  W  em- 
pfohlenen  Schreibung  und  πόλλα  bi  ίάφθογγ'  α(κ'  άγάναι  οπι  μνάσθηις 
"Ατθίδος,  die  vor  jener  den  Vortheil  haben  würde,  dass  sie  nicht  zur 
Annahme  eines  Anakoluths  zwänge       1(>  ιμερω       17  ποι 

Beim  Anblick  dieser  Ueberbleibsel,  die  in  SehubaitK  Ver- 
ötfentlichuug  durch  eine  beigegebene  Lichtdrucktafel  veranschau- 
licht sind,  überschleicht  einen  zunächst  das  Gefühl  der  Pjnttäu 
schung,  dass  uns  das  Schicksal  wieder  einmal  nichts  Ganzes  ge- 
gönnt hat;  Bruchstücke,  nichts  als  Bruchstücke!  ruft  man  unwill- 
kürlich  aus.  Macht  man  sich  aber  mit  dem  auf  uns  gekommenen 
näher  bekannt,  so  schwindet  jenes  Gefühl  alsbald  vor  dem  der 
Freude    über    die  köstlichen  Stücke   Poesie,   die    uns    da  wieder- 


Die  Berliner  BruchetÜcke  der  Sapplio 


^1 


gegeben  eiiid^  köelliober,  wie  mich  diiukt,  und  von  tieferer  Empüii- 
dung  (lurt'hwtjlit  als  die  tiid  wenig  nllehterne,  8chwuiiglii«e  Geleit- 
dde für  den  Brinler,  f\W  un^  vor  wenigen  Jahren  die  Oxyrbyii- 
chospapyri  gebracht  hüben.  Wie  wundervoll  iet  nicht  in  dem 
ernten  der  beiden  Lieder,  das  den  Abscbied  einer  »Schülerin  von 
der  Dichterin  stum  Vorwurf  bat,  der  Unterechied  in  Wewen  und 
Fühlen  der  beiden  Frauen  charakterisiert  l  'Tot  sein  nuieht  ich 
ganz  gewia»  Γ  so  ruft  die  Jüngere  in  ihrem  Schmerze  aus  mit  dem 
Ueberechwange^  der  der  Jugend  so  wohl  ansteht,  und  laxil  wei* 
uend  (ψιΖομίνη  *  κλαίοοίΤα  Hee>'cb)  fäl^rt  sie  fort:  *\Veb  mir, 
wie  hart  ist  unser  Los,  Siippho!  Wahrlich»  ungern  hiss  ieh  dich! 
Die  Lehrerin  aber,  die  gewies  schon  oft  solch  tScheiden  durch- 
gemacht hat  und  die  weiefi,  wie  eehnell  der  MenBch,  zumal  der 
junge,  eich  dank  dem  holden  Leichtsinn,  den  ihm  die  Natur  ver- 
liehen, in  die  neuen  A^'erhültni^ee schickt^  wie  bald  die  Frinnernngen 
an  dae  frühere  verblaieen,  antwortet  gelaeeener:  'Geh  getrost  und 
sei  meiner  eingedenk ;  weiest  du  doch,  wie  lieb  wir  dich  loilten. 
Wenn  aber  nicht,  tio  gedenke  wenigstens  der  Götter,  in  di^rcn 
DienBte  wir  viel  Öohones  genossen  haben'*.  L^nd  ee  folgt  eine 
Schilderung  dieses  Schönen  ;  die  Dicliterin  spricht,  bo  viel  die 
dürftiger  werdenden  Ueberreete  erkennen  laeeen,  von  den  Veil- 
chen, den  Rosenkränzen»  den  Blumengewinden,  den  duftenden 
Salben,  den  PolKtern  —  al!  das  hjit,  wie  es  scheint,  bei  den  hei- 
ligen Festen  im  Haine  der  Uotter  seine  Verwendung  gefunden^ 
Das  zweite  Gedicht  handelt  von  einer  fernen  Freundin,  allem 
Anscheine  nach  Ätthis,  die  einst  die  anwesende  Freundin,  an  die 
die  Verse  gerichtet  sind,  gar  oft  mit  ihrem  w^ohl bekannten  Sänge 
g&feiert  bat  Nun  aber  glänzt  sie  inmitten  der  lydischen  BVauen 
wie  wohl,  wenn  die  Sonne  gesunken  ist,  der  rosenrote  Mond,  der 
alle  Gestirne  überstrahlt;  ά  βρο6θΙ)άκτυλος  (Τελάννα  sagt  die  Dich- 
terin» der,  wie  Schubart  richtig  bemerkt,  die  Färbung  vorschwebt, 


^  ομμνασαι  80  zi»  butoncnj  dh.  als  Im  per.  Äor.  Med,  aufzufassen 
mit  der  attiech-ioni sehen  Endung,  die  auch  für  das  Äeolische  gesichert 
ist  durch  biZai  Alk.  5ti,  erscheint  mir  natürlicher  als  die  vuri  Seh.  be- 
vorzugte Accentuation  όμμνάιο^  <iik]i  die  die  Form  als  Inf  Aor.  AcL 
kennzeichnet ;  dubi-i  vcrmiBst  man  aber  ein  d.  Die  Abtreimuiiy;  von 
αΙ[ς]  als  Rolativum,  die  dann  weiter  die  Aouderung  des  vorliergehendeu 
θίυυν  in  θ£άν  naeb  aicb  scielit,  ist  deshalb  nicht  unbedenklich,  weil  das 
Relativ  um  bei  den  beiden  Lyrikern  in  der  Regel  durch  den  Denion- 
strativ^tamm  το-  vertreten  iat,  sichere  Beispiele  für  den  echten  Hclati?• 
Btamni  subr  soHen  bind  (llolinmnii  Dial.  11  557  f ;.     Eine  bvfricdigende 


332  Solmsen 

die  der  Mond  in  wannen  Nächten  bat,  wenn  er  eben  über  den 
Horizont  euiporgeetiegeu  ist,  ein  deutliches  Zeichen,  wie  abge- 
griffen das  epieche  Beiwort,  wie  verscblissen  seine  Bedeutung 
schon  für  die  Sänger  um  die  Wende  des  7.  und  6.  Jahrhunderts 
V.  Chr.  war,  und  eine  wichtige  Bestätigung  für  die  von  W.  Schulze 
Gott.  gel.  Anz.  1897  S.  887  if.  entwickelten  Anschauungen  über 
das  Abhängigkeitsverhältniss,  in  dem  die  Epitheta  und  überhaupt 
der  dichteriRche  Formel-  und  Wortschatz  der  lesbischen  Lyriker 
zu  dem  des  £pos  steht.  Und  nun  findet  Sappho  Freude  an  dem 
Naturbilde,  das  ihr  vor  die  Seele  tritt,  und  malt  es  im  einzelnen 
aus :  sein  Licht  ruht  über  dem  salzigen  Meere  gleichwie  über 
den  blumenreichen  Fluren,  der  schöne  Tau  ist  ausgegossen,  und 
es  stehen  in  voller  Blüthe  die  Rosen  und  zarten  Thrysken  und 
der  blumige  Klee  (θρύσκα*  δγρια  λάχανα  Heeych;  dazu  ίν- 
θρυσκον*  λάχανον  κάρψ  δμοιον.  φέρει  bfe  και  άνθος  ώστε  είναι 
και  βρωτόν  και  στεφανωτόν  llesycli  und  in  weiterer  Verwandt- 
schaft wohl  auch  θρύον,  das  II.  Φ  351  mit  λωτός  und  κυπειρον 
als  die  Ufer  des  Xanthos  umsäumend  genannt  wird  und  der  Stadt 
am  Alpheios  in  Elis  θρύον  Β  592,  θρυόεσσα  Λ  711  den  Namen 
gegeben  hat,  gewöhnlich  als 'Binse'  verstanden;  vielleicht  stam- 
men diese  Pilanzennameu  von  der  Wurzel  θρυ-  ^flüstern,  surren, 
rauschen,  lärmen*  in  θρέομαι  θρόος  θρϋλέιυ).  Wird  nach  dieser 
Schilderung  der  Jüondnacht,  die  des  grössten  unserer  Dichter, 
mag  sie  auch  an  die  Tiefe  des  Gefühls,  das  seinem  eigenen  Liede 

Ergänzung  des  Versechlusses  vermag  ich  nicht  zu  bieten ;  eine  Nachprü- 
fung der  llaudsclirift  wird  versuchen  müssen  über  den  in  der  Mitto 
noch  eben  erkennbaren  Buchstabon,  in  dem  Seh.  ein  Λ  vcrniuthet„-EU 
grösserer  Sicherheit  zu  kommen.  —  In  der  Schreibung  des  Verbal- 
stammes wechselt  die  Handschrift  zwischen  Beifügung  und  Weglassung 
des  ι  adscriptum:  μέμναισθ'  I  Η  (vgl.  über  diese  Form  u.).  δμμναισαι 
I  10,  aber  μνάσθεισ*  II  1β.  Das  steht  im  Einklang  mit  der  wissen- 
schaftlichen Controversc,  die  über  diesen  Punkt  im  Altertlium  geführt 
wurde  und  für  die  die  Aktenstücke  von  Usener  Fleckeiseus  Jhb.  91 
(18β5),  24Γ>  f.  gesammelt  sind.  Das  Richtige  ist  Beifügung  im  Praesens, 
das  mit  Suffix  -ισκω  gebildet  ist,  Weglassung  in  den  anderen  Tempora, 
wie  die  zahlreichen  inschriftlichen  Belege  für  Μνησι-  und  -μνηστος  be- 
weisen. Dass  in  einem  äolischen  Text  das  stumme  ι  reichlich  zugefügt 
ist,  kann  um  so  weniger  Wunder  nehmen,  als  die  Vertheidiger  der  Or- 
thographie μιμνήισκω  sich  grade  auf  äolisches  μιμνάισκω  (μν^ισκω?) 
beriefen,  s.  Anecd.  Üx.  1  19G,  32  f.  Herodian  II  79,  34  Ltz.  =  Schol. 
Λ  7! '9  (nicht  richtig  aufgefasHt  von  Hoifmaun  Dial.  Π  421  uinl  J.  Schmidt 
KZ.  37,  37  fi'.,  dessen  Annahmen  ich  nicht  zu  folgen  vermag). 


öle  Berliner  Bruchstücke  der  Sappho 


SÜ8 


an  den  Mond  entitromt,  nicht  entfernt  heranreichen,  doch  nicht 
ganz  unwürdig  wäre»  noch  jeiriand  es  wagen  wollen  den  *  Alten' 
dae  Gefühl  für  die  Natur  abzusprechen? 

Doch  es  ist  nicht  meines  Amtes  den  Folgerungen  weiter 
nachzugehen,  die  eich  aug  dem  schönen  Funde  Tür  die  Litteralnr- 
geachichte  und  für  die  Würdigung  der  Persönlichkeit  der  Sappho, 
namentlich  was  ihr  Verhältnise  zn  ihren  Mädchen  angeht,  ziehen 
liissen.  Man  wird  es  verstehen,  dasa  mich  beim  Lesen  der  Verse, 
iih^esehen  von  dem  Genüsse  ihres  poetischen  Werthes,  noch  eine 
heitondere  Frage  heschäftigt  hat,  die  Frage,  wie  weit  durch  ihre 
äussere  Form  die  Ansichten,  die  ich  vor  einem  Jahre  in  meinen 
Untersuchungen  zur  griech.  Laut-  und  Verslehre  137  ff.  öher 
tlas  Digamma  bei  den  beiden  1  es  bischen  Lyrikern  vorgetragen 
habe,  bestätigt  oder  widerlegt  werden  ;  sie  liefen  darauf  hinaus, 
dass  das  Vau  im  Anlant  noch  durchweg  vorhanden  gewesen  sei 
nnd  alle  diejenigen  EinÜüsse  ausübe,  die  es  überhaupt  jemals  auf 
griechischem  Boden  innerhalb  dee  Verses  ausgeübt  habe,  dh. 
überall  sieh  wirksam  erzeige  ausser  bei  kurzen  consonantiHcli 
fichliessenden  Silben  in  der  Hcnknngj  die  davor  nicht  durch  'Po- 
ftition*  gelangt  werden.  Der  dieftuialige  Befund  erhärtet  jiunächst 
noch  einmal  das,  was  wir  schon  bisher  über  den  schrifllichen 
Ausdruck  des  l>igamma  in  den  nlexandrinischeii  Ausgaben  wussten: 
vor  ρ  war  es  durch  β  bezeichnet,  daher  H  8  βροδοϊϊάκτυΛος.  Π 
ΠΙ  ßpoba,  wohl  auch  I  13  ßp[obiuv|  nach  des  Herausgebers  Er- 
gänzung: hingegen  vor  Vocnl  war  F  geschrieben,  die  Bedeutung 
dieses  Zeichens  aber  war  den  Hell  reibern  späterer  Jahrhunderte 
nnverständlicb  geworden,  und  deshalb  finden  wir  es  in  nnserer 
Handschrift  in  allen  in  Betracht  kommenden  Wörtern  weggelassen ; 
olaBa  I  8.  ϊυυν  I  12.  Ικ^λαν  II  4.  Ι0αις  Π  IL  έρσα  11  12,  Sm 
11  15.  tlTTOV  in  8,  αοομ'  ΙΠ  10  ^  Den  Grund  dieser  Verschie- 
denheit habe  ich  aaO.  S.  175  Γ  klarzulegen  mich  benniht.  Wie 
sieht  es  nun  um  die  Wirkungen  dieser  Wörter  auf  den  Auslaut 
der  im  Verse  vorhergehenden?  Ohne  Belang  sind  I  12  [(JT£- 
ςιάΐνοις  luiv.  I  13  και  ßp[oötJüv].  11  8  ά  βροϊ)οί>άκτυλος.  II  U 
Ϊ0αις  und  111  8  efnov  am  Versanfang.  Schliessender  Langdi- 
phthong ist  unverkürzt  geblieben  in  άγάναι  όπι  Π  L5 ;  danach 
hübe  ich  II  4  an  Stelle  des  grammatisch  unmöglichen  0i  Οεας  ϊκίλαν^ 
Worin  das  -ς,   nach  der  Lichtdrucktafel    zu  schliessen,    sicher  zu 


Wort. 


1  Das  Alkaiosfragment   enthält    ÄufalHg  kein  mit  F  beginnendet 


Rteheii  edieint,  ύέ  Biüi  ΙκΑαν  pje(*f^hrieben,  währenii  v.  Wila- 
mowitz,  den  die  Darlegungen  in  meinein  Bnrlie  nicht  Uberzengtj 
haben,  9€atcj'  eingesptzt  hat;  meinn  Aendernng  ist  jedenfalle 
nicht  tiefer  greifend  al«  fWe  seine.  II  12  bat  die  Handechrift 
άί>€ρ(Τα,  daf»  VerflniasR  forilert  aber  zu  Beginn  einen  Kretikus, 
und  Sfhiibart  hat  ileRlialb  hinter  dem  h  ein  e  eingeschaltet;  ob 
wir  ilas,  wie  er  thut,  ά  b^  έ^ρίΤα  oder  ά  hk  Ιρύα  lesisn,  int  gleich- 
gültig; vielleicht  also  haben  wir  hier  einen  Fiill*  in  dem  Di- 
gamma  die  Klision  eine«  Rchli  essen  den  kurzen  Voruls  verhihdert 
hat.  In  b€  ßpoba  II  Ιίϊ  ist  kurzer  A'ocal  in  fler  Hebung  vor 
Fp-  alfl  Liinge  gehrauebt.  111  10  bildet  [o]ub€V  α5ομ'  den  Vers• 
anfang;  das  Metrum  dieser  f'ohunne  läRst  Rieh  bei  ihrer  fstarken^ 
Zeretcirung  nicht  mit  Sicherheit  beetimmen,  echeint  aber,  wie 
Scliubart  darlegt,  dem  der  zweiten  gleich  gewesen  zu  «ein;  ύαηη 
kann  *b€V  eine  Länge  oder  Kurze  flaretellen,  un<1  die  letztere 
würde  durch  meine  Theorie  erfordert  wer<len,  8o  weit  etimmen 
die  Dinge  uIbo  zu  dieser.  Zu  wiί^prί^f^Γecben  seheint  ihr  aber  dae 
einzige  noch  übrige  Beiflpiel  einefi  digammirten  Worteg^  ο?σθα 
I  8,  vor  dem  der  auBlanlende  Diphthong  von  μ€μναισθαι  clidirt 
iflt,  Ist  dieee  Form  aber  dem  Zweifel  8o  entrückt,  daRS  an  ihr 
die  Theorie  zerRchellt?  Er  wird  auf  ihre  Gewiihr  nicht  «idtworeu 
wollen,  wer  an  der  Π  am!  der  Adnotatio  die  Ueberlieferung  mit 
dem  durch  das  VersmafiR  oder  den  Sinn  geforderten  Text  ver- 
glichen und  RJch  überzeugt  hat,  wie  sehr  dieser  in  jener  ge- 
litteu  hat.  Ich  bebe  den  kraeeeflten  Beleg  herauR,  die  Ver- 
drängung von  σ€λάννα  II  8  durch  μήνα,  daR  vcrmntblith 
urRpriinglich  GtoRScm  gewcRcn  isl  oder  in  einem  Scholion 
gentanden  hat,  und  bring«  hier  noch  einen  weiteren  ähnlich 
liegenden  zur  Sprache^  den  wir,  glaube  ich«  anerkennen  mÜRfien: 
I  'Λ  έ€ν[ν€π£ν],  *Λη  der  Ergänzung  €^v[v€nev],  Ragt  Srhubart, 
läHBt  Rieh  nicht  zweifeln,  eo  unmöglich  daR  Augment  auch  er- 
echeint ,  Auch  ich  wÜHHte  die«  in  keiner  Weifle  zu  recht- 
fertigen —  Pindar  und  Bakchylidee  Ragen,  wenn  «ie  da«  Verbum 
augmentiren  wollen,  {npocf  )ήν€ττε  Fyth.  4,  97.  ί>,  29.  Nein. 
10,  79*  Baccb,  14,  9 — ,  wÜRgte  aber  ebenso  wenig  etwa  einen 
iliatuR  iu  labt  fv[veK€V]  zu  rechtfertigen  *  und  sehe  nur  einen 
Ausweg  ani  der  Schwierigkeit,  die  Annahme  dasi*,  ähulich  wie 
μήνα  für  0€λάννο(,  βο  tob'  ievvtnev  etwa  fiir  Tobe  €Ϊπε  μοι  oä. 


^  Dass  die  Handschrift   j6h'  eev 
b  Viiet4>t,,  ist  ohne  Hedi'Utung, 


mit  Aprmtrnpli  hinter  dem 


Die  Berliner  llruchHlücke  der  Sappho 


a^5 


e in j^' et! rungeil  ist.  Lässt  eich  Tinn  entBpreehend  für  μίμνασθ'  eine 
in  Messung  und  Bedeutung  gleicliwertige  Form  ersinnen,  die  jenem 
den  Platz  geräumt  haben  könnte?  Der  Infinitiv  in  imperativiscber 
Geltung  ißt  an  sich  bei  den  leßbiecben  Lyrikern  so  gut  inüglich 
wie  überall  in  Griechenland  und  tbatBäcblicbj  wenn  auch  der 
Imperativ  seihet  durchans  das  regelmäeBige  ist,  wenigstene  in 
einem  eiüheren  Beiepiel  zu  belegen:  Sa,  78,  1  B,'*  üi)  bt  (JT€- 
φάνοις,  ώ  Δίκα,  ncpOtdO'  έράταις  φόβαισιν.  Imfnerhin  würden 
wir  in  unserem  Verse  nach  dem  vnrbergelienden  Imperativ  έρχ^ο 
vielleieht  auch  von  μ€μναμαι  eher  die  2.  Sg.  Fmp.  erwarten.  Wie 
muRRte  die  im  Alliioliscben  lauten?  Im  UrgriechiBcben  *μ€μναο 
nuR  ^μέμνΰύο  mit  regelretditer  Yerbauchung  des  0  ζ  wisch  en  den 
Vocalen.  Deeaen  nngeelÖrte  Weiterentwickelung  durch  die  Mittel- 
stufe *μ^μνηο  hindurch  liegt  vor  in  ion.  μβμνεο  Herodot  V  105 
(becXTfOTa,  μεμνεο  τών  Αθηναίων).  Herodas  4,  89.  Orph.  Lith, 
ijf>9  Ab.  uö.;  vgl.  2.  Sg.  Ind.  μ€'μντ|αι  Φ  442,  woraus  μ^μνη 
(oder  μέμνη*?)  Ο  18,  Υ  188  uö.  Wenn  daB  Dorische  dem  μ^- 
μνίχσο  (F^picharm  2Γ)0  Κ.,  kein  sicheres  Zeugniss  für  das  echte 
Dorisch),  das  Attische  μέμνησο  entgegensetzt,  so  haben  diese 
Formen  (J  wiederhergestellt  gemäss  der  Tendenz,  die  ?Aim  we- 
nigsten beim  Attischen  unser  Material  für  die  2.  Sg*  Imperativi 
wie  Jndicativi  Med.  der  *unthematisclien'  Flexionsweise  dentlich 
7J1  erkennen  gestattet;  vgl*  ührigenR  schon  Ψ  64>5  μ€μνη0αΐ.  Aus 
dem  Aealischen  besitzen  wir  zu  dürftige  Belege,  um  irgend  etwa*» 
Sicheres  aussagen  zu  können;  was  wir  haben,  zeigt  zum  Theil 
iIpu  fürs  Ürgriechische  zu  erscli liessenden  Zustand:  einerseits  Ι(Τ0ο 
Sa.  1,  28*  anderseits  μ£γαλύνν€0  Sa,  35^  zum  arideren  Theil  nn- 
ursprüngliches  Wiederaufleben  des  ύ:  äpvuCTO  Sa.  75.  Nehmen 
wir  an,  das«  μεμναμαι  sich  unbeeinflusst  weiter  entwickelt  hat 
wie  im  Ionischen,  so  musste  '^μΕμναο  zu  'μ^μνα  fuhren  wie 
iirgr.  hom.  'Aiböo  zu  *Αίϊ)α  Sa.  OR,  3,  Kpoviböo  zu  Kpovibö 
Alk.  48  Λ, 

χαίροισ'  ίρχεο  καμεθεν 
μεμνα,  Γοΐσθα  γαρ  ώς  ae  π€Ϊϊήπομ£ν 
entspricht  glatt  dem,  was  wir  braucben,  und  es  ist  auch  leicht 
i^crtng  verständlich,  dass  diese  Form,  die  so  wenig  durch  eine 
Euilung  als  bestimmte  Person  gekennzeichnet  war,  eondern  ledig- 
lifh  den  Stamm  zu  enthalten  schien,  sich  in  der  Ueherliefernng 
nicht  behauptet  hat,  sondern  durch  den  deutlicheren  Infinitiv  er- 
eet»t  Word•' η  jsL  Ich  hofie,  dass  diejenigen,  die  im  vorigen  Jahre 
njpinen    AuHfTihrungen    zugestimmt    haben,    auch    diesen    Versuch 


936  So  Im  86  η  Die  Berliner  ßruöhstäoke  der  SAppho 

mit  dem  nea  ane  Tageslicht  getretenen  znrecht  zu  kommen  ein* 
leuchtend  finden  werden. 

Zum  Schluss  sei  noch  der  Belege  gedacht,  die  uns  die  neuen 
Bruchstücke  für  die  Digammaverhältnisse  im  Wortinneren,  na- 
mentlich zwischen  Vocalen,  gebracht  haben.  Iloifmann  Dial.  II 
4G1  f.  hat  festgestellt,  dass  ursprünglich  durch  F  getrennte  Vo- 
cale,  wenn  der  erste  von  ihnen  kurz  war,  in  den  Texten  der 
beiden  Lyriker  niemals  contrahirt  erscheinen,  dagegen  bei  langem 
ersten  Vocal  gelegentlich  Contraction,  bei  Diphthong  gelegentlich 
Verkürzung  stattfindet,  und  ich  habe  ans  diesem  Umstände  im 
Verein  mit  gewissen  anderen  Thatsachen  der  üeberlieferung  den 
Schluss  gezogen,  'ass  das  F  in  der  erstgenannten  Stellung  zur 
Zeit  des  Sappho  und  des  Alkaios  noch  thatsächlich  vorhanden 
gewesen  sei  (aaO.  172  f.).  Die  neuen  Fälle  fügen  sich  HofT- 
manns  Beobachtung  ohne  weiteres :  wir  finden  auf  der  einen 
Seite  άίκοισ'  I  5.  φάος  II  9.  6ροσΟ€ντας  III  12,  vielleicht  auch 
έέρΟα  II  12  (β.  ο.)  uncontrahirt,  auf  der  anderen  zwar  αελίιυ 
II  7  uncontrahirt,  aber  πεττοημίναις  I  17  mit  -o-  für  -oi-.  Von 
Wörtern,  die  urgriechisch  F  nach  Liquida  oder  Nasal  hatten, 
begegnet,  abgesehen  von  b^pai  I  16  in  einem  Verse,  der  uns 
schon  früher  bekannt  war,  nur  eine«:  κάλα  I  11  und  Π  12.  An 
der  ersten  dieser  beiden  Stellen  ist  Kürze  der  Wurzelsilbe  er- 
forderlich, an  der  zweiten  möglich;  auch  das  stimmt  zu  dem, 
was  wir  sonst  über  die  Gestalt  dieses  Wortes  und  der  analogen 
Fälle  überhaupt  bei  den  beiden  Lyrikern  wissen. 

Bonn.  Felix  Solmsen. 


FACETIAE  TVLLIANAE 


Wae  Drumann  GR.  IV  598  fF.  über  Ciceros  Witz  sagt,  ist, 
wie  immer,  aoReerordentlich  reich  an  eachlicher  Belehrung,  nur 
hätte  er  eich  die  Empörung  sparen  sollen.  Cicero  machte  seine 
Witze  nicht  für  uns,  sondern  für  seine  Zeitgenossen,  und  diese 
hatten,  sofern  sie  nicht  selbst  die  Zielscheibe  des  Spottes  Avaren, 
an  ihnen,  wie  uns  genügend  bezeugt  ist,  ihre  helle  Freude.  Dru- 
manns  Entrüstung  würden  sie  eben  so  wenig  verstanden  haben, 
wie  die  Bestrebungen  der  'Retter  Ciceros,  die  seine  Derbheiten 
verschleiern  oder  weginterpretiren  wollen.  Cicero  selbst  war 
stolz  auf  seine  ganz  einzige  Befähigung  für  den  Witz  und  durfte 
es  sein.  Denn  darin  war  er  unbestritten  der  erste  Mann  in  Rom, 
dem  selbst  ein  Cäsar  mit  Entzücken  lauschte.  Er  liess  sich  des- 
halb nicht  gefallen,  dass  man  ihm  schlechte  Witze  •  zuschrieb, 
die  er  nicht  gemacht  hatte,  wachte  aber  auch  darüber,  dass  ihm 
sein  eigenes  Gut  nicht  geraubt  wurde.  Ich  glaube  also  Cicero 
sogar,  nicht  nur  der  Wahrheit,  zu  dienen,  wenn  ich  ihn  gegen 
seine  zu  eifrigen  Freunde  in  Schutz  nehmen 

Das  Bestreben,  ihn  nichts  Unschickliches  sagen  zu  lassen, 
tritt  gleich  bei  dem  Briefe  zu  Tage,  in  dem  sich  Cicero  selbst 
über  die  Frage  ausspricht,  wie  man  sich  den  unanständigen  Aus- 
drücken gegenüber  zu  verhalten  habe,  ich  meine  den  Brief  an 
Paetus,  ad  fam.  IX  22. 

üeberliefert  sind  die  Anfangsworte:  Arno  verecundinm  vel 
poiius  Ubertatem  loquendL  Dazu  bemerkt  C.  A.  Lehmann  'Quaest. 
Tüll.  p.  Γ)9  f.:  nihil  est,  quo  ea  quao  contraria  esse  debent 
neque  sunt,  defendi  possint;  itaque  conicitur  Arno  verecundiam^ 
in  potitis,  Wesenberg,   cum   vel  mutare  non  liceat,    ita  locum  re- 

^  Für  die  bisherigen  Angaben,  die  nur  Allbekanntes  wiederholen, 
bedurfte  eR  keiner  Belepfo.  Wer  dies«'  wünscht,  findet  sie  bei  Dru- 
mann aaO. 

Rhein.  Mos.  t  PhUol.  M.  F.  LYII.  22 


^  Oarlitt 

etituit  verecundinm,  (tu  impiideniiarn)  vel  potius  ...  Ne  id  qui- 
dein  placet,  cum  ego  ante  Arno  desideretur.  Kgo  eoribo  Arno 
verecundiamy  vel  poiius  liberfatem  loquendi  (odt),  Ee  folgen  Be- 
lege für  die  Antithese  amo  und  odi.  C.  F.  W.  Müller  bemerkt 
dazu  *probab/,  setzt  aber  vorsichtiger  Weise  lieber  im  Texte  vor 
vel  ein  f.  Ich  glaube  zeigen  zu  können,  dass  die  Ueberlieferung 
richtig  iftt :  Paetus  hatte  in  einem  uns  nirht  erhaltenen  Briefe 
einen  derben  Ausdruck  gebraucht^  und  daran  offenbar  die  Frage 
geknüpft,  ob  Cicero  daran  auch  nicht  AnstoRs  nehme.  Cicero 
will  ihn  nun  gewiss  nicht  verletzen  —  das  würde  er  aber  thun. 
wenn  wir  Ubertafem  loquendi  (odi)  conjiciren  —  und  schreibt 
deshalb  (5):  Te  adversus  me  omnm  audere  grntum  est;  ego  servo 
ei  servabo  —  sie  enim  adsuevi  —  Platofiis  verecundicmi.  Von 
dieser  abschliessenden,  zusammenfassenden  Stelle  ans  ist  der 
ganze  Brief  und  besonders  der  Eingang  zu  beurtheilen,  der  damit 
in  Einklang  steht.  Denn  er  heisst:  *Ich  bin  für  decenten  Aus- 
druck oder  vielmehr,  ich  bin  dafür,  dass  man  sich  frei  (dh.  jeder 
nach  seiner  Neigung)  ausdrücke'.  Dass  er  selbst  die  Decenz 
bewahre,  bezeichnet  er  mehr  als  eine  Gewöhnung,  dass  er 
aber  im  Principe  gegen  offene  Aussprache  auch  des  Obscönen 
nichts  habe,  das  begründet  er  durch  den  Nachweis.  Zeno,  dessen 
Verstand  dabei  lobend  hervorgehoben  wird,  wie  die  Stoiker  über- 
haupt, hätten  mit  guten  Gründen  das  Vorhandensein  des  Ge- 
meinen in-  der  Sache  und  im  Worte  geleugnet.  Aiqui  hoc  (  = 
Vihertas  loquendi)  Zenoni  j)lacuit,  homini  meherrule  acutOy  etsi  Aca- 
demiae  nosfrae  cum  eo  magna  rixa  est  soll  doch  offenbar  heissen: 
*  Obgleich  ich  mehr  der  Akademie  angehöre,  obgleich  die  Aka- 
demie mit  Zeno  im  Streite  lag,  dennoch  muss  ich  den  Standpunkt 
des  Zeno,  der  die  Uberttis  hquendi  fordert,  als  berechtigt  aner- 
kennen*. Schon  die  Thatsache,  dass  Cicero  darauf  diesen  Stand- 
punkt so  eingehend  begründet,  beweist  seine  principielle  Zustim- 
mung. Auf  die  Frage  aber,  weshalb  er  selbst  im  Gebrauche 
denn  doch  die  verecundia  bevorzuge,  hat  er  die  Antwort:  *ich 
bin  einmal  daran  gewöhnt  und  will  von  der  Gewöhnung  nicht 
lassen,  obgleich  ich  die  lihertas  loquendi^  das  Recht  des  freien, 
auch  derben  Wortes  anerkenne  und  eigentlich  lieber  habe*.  Das 
mag  zum  Theil  ein  höfliches  Entgegenkommen  gegen  den  Stand - 
pnnkt    des  Paetus  sein,    zum  Theil  aber  wird  es  Ciceros    wahre 


*  §  2;  Quotl  tu  in  ppistula  nppellas  mm  fwmine^  illc  (Piso  FVugi) 
tcctius  'pencm'. 


PaoQtiae  Tullianae 


3.99 


Meiming  ausdrücken.  Es  gilt  feetznbnlten,  daefl  iibertas  toqnendi 
an  Hich  nicht  das  Atissprechen  des  ObsctineTi,  eondern  nur  das 
Recht  bedeute,  die  Sache,  die  Cicero  selbst  tectis  verhis  (§  5) 
behandelt,  nachWuiiBch  auch  apertissmis  zu  behandeln,  das  Kind 
beim  rechten  Namen  zu  nennen.  Besondere  lege  ich  bei  meiner 
Interpretation  Werth  auf  das  Wort  JoquendL  Cicero  sa^t  nicht 
(Ikendl  lihcrtas.  Er  spricht  hier  also  von  dem  Tone  in  der  Um- 
gangssprache, im  Verkehre  mit  Freunden,  nicht  von  dein  Tone, 
den  man  im  üifen fliehen  Leben  einzuhalten  habe.  Für  diesen 
würde  er  jetlenfalls  im  Principe  möglichste  DecenÄ  als  Regel 
fordern,  wie  er  hekanntlioh  auch  ira  orator  nnd  in  de  ornt.  thut^ 

Recht  missverstanden  und  misshandelt  hat  man  folgende 
Stelle : 

Α  d  fam.  IX  Ifi,  7.  Qimn  tu  mihi  f  pojyilmntf  quem  f  de- 
fjarium  narras?  quam  ftßrofmirfn  pafinam?  Die  Uebei liefern ng 
stimmt  überein  in  dem  Worte  popdium  (D),  nur  dasg  Μ  Η  po- 
pjUium  bieten.  Ich  verstehe  nicM,  weshalb  man,  statt  den  Eigen- 
namen Popilius  anzuerkennen,  der  in  Ciceros  Schriften  vielfach 
vorkommt-,  sich  mit  allerlei  Conjecturen  gequält  hat  (pompdnm 
RutiliuB ,  polfffmm  Corradus,  poptUum  Bücheier).  An  Popilius 
scheint  dabei  nberhaupt  kein  Interpret  anch  nur  gedacht  7M  baben^ 
obgleioh  verwandte  »Stellen  vorliegen  zB.  ad  fam.  IX  15|  3  Ca- 
tulum  mihi  narras  et  iUa  iempora  Q.  fr.  Π  1  (t3),  1  tarn  pridem 
iMnm  canfo  Caesar €m>  Cicero  weist  eine  Einladung  des  Paetue 
scherzhaft  mit  der  Bemerkung  ab :  mit  einem  Popilius  als  Tisch- 
genossen  darfst  du  mir  nicht  mehr  kommen*  und  begründet  das 
damit»  dass  er  jetzt  gewohnt  sei  mit  ganz  anderen  Leuten,  mit 
einem  Hirtius  und  Dohibella  zu  speisen  :  llirtinm  e<ju  et  Dola* 
beUam  dieendi  discipnlos  hahco^  cenandi  rnnffisfros;  puto  enim  te 
audisse  ,  .  iUos  apud  me  declaniitarcj  mc  apud  illos  eenifarc.  Ist 
ntao  die  Lesart  Popdium  so  undenkbar^  daes  man  KU  Conjeeturen 


*  In  dem  Brief  an  Paetns  (ίΧ  21,  1)  betont  er  aber  selbst  den  grossen 
Abatiind  zwischen  öffentlichem  und  privatem  Sprechen  mit  den  Worten; 
VfTum  tarnen  quid  tibi  ego  videor  in  epistuHs'i  nonne  plebtio  sermone 
ttfftrc  UxHm  ?  Nee  enim  semper  eodrm  modo.  Quid  mim  simik  habet  epi- 
Htda  mit  indicio  aut  contioni  ?  Quin  ipfta  iudtcia  non  solemus  omftia 
tractare  itno  modo,  Prmxtas  cauaas^  et  eas  teniiest  agimus  stditiliuR; 
capiti•^  attt  famae  ornatiHs:  epi^tulfiK  vrro  quotidiantfi  vcrhia  texerc  soltimis. 

'^  Hesoniicrs  ist  daa  Geschlecht  der  Popilius  durch  die  Laenat 
mehrfach  vertreten-  Am  ehesten  wird  man  hier  am  Ιλψιϊί»ίί  LncnnB 
aagur  a    im  denken  dörfeu  (A.  ΧΠ  13,  2;  14,  1;  17). 


340 


ü  urlitt 


greifen  mÜBflte?  Auch  um  folgende  denarium^  dan  alle  Hss*  bieteüi 
bat  maD  mit  Unrecht  verdächtigt  und  dafür  cbeiifallfl  Namen  von 
ßch lichten  Speie en  eingesetzt  (thpitmrinm  Tlumrischgericht,  Ru- 
tiliua;  thi^nnum  Thunfisch,  Schütz ;  caniharum  Kanne  ec*  Weines» 
dcTBelhe;  naritani  Meerschnecke,  Fr,  Schall),  Meniiebeohn  sagt: 
detiarhim  ciuii  Uittheckio  (fr.  com.*  p.  396)  teneri  ^ome  non  credn, 
Bed  hie  quoque  defiiderari  viIjr  alicuiuft  f  ihi  nomen.  AndreBenj 
liest  pontpihtnt^  queiti  tht/nnum.  C.  F,  \V.  Müller  gieht  die  Lesart 
der  Hftf.  mit  Kreuzen  der  Verderbnisf».  C.  Bardt,  Commenlar  il 
S,  2Γ*5  lieat  polt/ptts  and  tk^nnuSj  sagt  al>er  eine  Bieliere  Her- 
Bteliuüg  sei  unmöglich. 

HolUe  nicht  Paetue  in  seinem  Briefe,  in  dem  er  sich  für 
bankerott  erklärte  (tu  autem  qimd  mihi  hmam  ropiam  eiures\ 
Rcherjihaft  gesagt  haben,  mehr  ale  einen  Denar  dürfe  daß  Uiner 
nicht  kcjaten*?  Er  könne  höchntena  —  und  nnn  folgt  erst  die 
Nennung  der  billigen  Speise  —  mit  einer  tprotarkhi  paiina,  einer 
Hclvüeeel  Fischragout  mit  Käse^  aufwarten?  Die  Ueherlieferung 
der  epp»  ad  fam.  erweiet  sich  eben  wieder  als  viel  beHser,  all! 
hieher  angenommen  wird.  Zumal  wo  MHD  übereinstimmen,  da 
sollte  man  mit  Conjecturen  äusBerat  zurückhaltend  «ein»  Indem 
ich  aluo  die  Ueberlieferung  in  allen  Punkten  halte,  üticr^efae 
ich:  'Wae  sagst  du  mir  da  von  PopiliuSj  was  von  dem  Denar, 
was  von  der  Schüesel  Fiechrdgiiut  ?'  woran  eich  treiflich  an- 
Bchliesftt:  facilitate  tnea  rsfa  /ercbantur  mdea:  Meine  (lutmüthig- 
keit  hat  sieh  diese  deine  Behandlung  vordem  gefallen  Jaenen', 
fiunc  mutata  res  est.     Und    darauf   folgt   in    gleicher   Reihe   die 


*  Ea  mag  nicht  zufällig  »ein,  dai^e  dereelbe  Paetui  in  einem  ähn- 
lichen Zueainmenhang  mit  eeinem  aestimatiottfs  nach  IX  18,  4  scherzend 
davon  gcspruchen  hat,  dnw  er  nicht  im  Stande  sei  elkim  tli'iHirii*rinn 
impkre.  Das  empfand  anch  Boeckel,  'CiceroniB  epp,  selJ*^'  8.  3:i*2  zu 
ep.  yi  {^  IX  18|  4).  "Vielleicht  halte  Paelus  scherzend  geacliriebHn, 
ihm  blL'ihö  so  wenig  BawrverTnögiin,  dasa  er  nicht  einmal  fitieii  Topf 
damit  füllen  könne:  man  denkt  iiMwillkürlich  au  die  qtmdrilüircm  att- 
him  iiuro  onustam^  nach  der  die  Aulularia  hei  PlautuB  ihren  Namen  hat, 
Vielleicht  bestand  auch  eine  Bcherzhafte  ZuBammenetelhmg  von  dieser 
oltn  mit  {ep  IX  Hj,  7)  tyrotarichi  patitHim  (Plaut.  Capt.  IV  2,  i)G=  84« J}'* 
lius  lt*tzlu  ist  falsch^  aber  man  eieht,  wie  nahe  BoecltLd  der  richti^r,  π 
Erklärung  kam.  Zu  jener  StclU^  bemerkt  er:  'puiullium  ....  denanuw 
für  une  nicht  recht  verständlich,  man  erwartet  den  Namen  einer  ge- 
ringen Speise. 

3  Ein  noch  hmite  in  (lauen  beliebtes,  sehr  flchn»ackh«ftei  Gericht, 
pBi  Reeepl  daxu  ^a^bt  uuEi  Apiciutl•  IV  2,  137• 


FBoetiae  Tullianae 


341 


Aufzäbluiig:  1)  jetzt  speiee  ich  mit  einem  Hirtin  »j  2)iiuftiuine 
Knauserei  init  deinem  Denar  laeee  ich  nach  nicht  ein»  Dieeer 
Gedanke  uteckt  in  den  Worten :  Tu  aufcm  qnod  mihi  bimam  co- 
pimn  eiures,  nihil  est;  tum  enim,  mm  rem  habcbas^  qtmesitvufiit  (e 
faciebai  nitentioremt  nunc^  cum  (mn  aequo  ummo  bona  jKrdas,  t  w<>w 
CO  sis  comiliOj  ut,  cttm  mc  hospith  recipiast  aestmaiiotiem  ie 
aiiquam  putes  accipere.  Es  Ui  allerlei  zur  Heiluni;  der  verderbten 
Worte:  iton  eo  sla  consiHo  ut  vorgeselilagen  wor*ien.  C.  F,  W. 
Müller  lieet  non  eo  sis  ceuseo  animoCconhTM**  ρ.  12)^  utm  <^esly 
tjuody  CO  sis  consilio  Weeenberg,  ifon  eo  possis  consilio  (jtttiy 
Madvig  {'adv.  crit/  III  p.  163),  non  {est^  quod  non)  eo  sis  con- 
ailio  Lebmann  (WS.  f.  kL  Phil.  1885  p.  1106  und  Quaest.  TiilL 
\h  01). —  Der  Gegensatz  erfordert,  dass  jetzt  Paetu«  als  nicht 
Hparsam,  eoEdern  αΐβ  freigebig  dargeetellt  werde  ^.  'So  lange  da 
VermögeD  hattest,  sparleet  du.  Seitdem  du  gelernt  baut  groeee 
Verluste  mit  gutem  Humor  zu  ertragen^  ist  auch  nicht  zu  fürchten, 
dasH  dein  Gaetmaht  knauserig  ausfallen  werde*.  Wie  dieser  Ge- 
danke, den  schon  C.  Lehmann  richtig  dargestellt  bat^  am  besten 
zum  Ausdrucke  komme,  will  ich   hier  olfen  lassen*«    '^)  *l)ie  Art 


*  C.  Bardt,  Commentar  Π  S.  25i>  erklärt  diese  Stelle  kur«  und 
treffend  :  "Die  Bewirtbunicr,  die  dir  Küsten  macht,  niueat  du  mit  derselben 
Seelenrubc  leiBlen,  mit  der  du  die  Taxe,  die  dich  echädigt^  entgegen* 
niminal,  obt-ndrein  {etiant)  thut  der  hichiag  von  einem  Freunde  weniger 
weh  ikvior  esi)  als  von  einem  Schuldner'.  Dort  findet  man  au  eh  das 
Nölbigo  über  dio  aeslimatio  (β,  auch  Heft  1  S    225  tm  lulia  lex.). 

^  Um  aber  meine  Meinung  nicht  ganz  zu  verschweigen:  ich  gbiubi'» 
dans  mm  eo  fit  consilio  {==  non  ßi  eo  com.)  zu  lesen  eei^  einmal,  weil 
fit  dem  vurausgchendeii  quitetitictttits  ier  facitbat  aUentiörem  genau  auch 
im  Wortlaute  entspricht  {facio  und  /So  drücken  die  Thatigkeit  oder  den 
Zustand  allgemein  aus,  die  vorher  durch  das  eigentliche  Wort  beseicbDet 
wordt'n  sind  Für  diesen  Gebrauch  von  facio  s  Beispiele  bei  Hofmann- 
Lehmann  (Ausgow  Br.  "^  zu  A.  Vl[  :?,  2;  auch  A.  X.  Η  A.  l  F.  XVI  11,3), 
Bodaim  weil  es  graphisch  beinahe  identiaeb  ist  nn't  dem  sis^  da  dieucs 
mit  langem  β  geschriebca  wurde,  schliesslich  weil  dB»  folgende  ttt  pnU« 
mir  zu  beweisen  scheint^  dass  vorher  nicht  die  zwuite  Person  (etwa: 
tmn  (est,  qr^otl  non}  tn  sü  con»iiio)  gestanden  habe:  denn  man  kann 
doch  kaum  sagen:  eo  »um  attwiliü,  ut  putem^  'ich  habe  die  Absicht  iiu 
jjflauben".  Dus  grenzt  fast  an  Πηβΐοη.  ί>ίο  Härtt•  und  Unklarheit  diese« 
Anadruekes  hat  ζΐί.  nnch  C  Banlt  empfunden  Er  liest  deslialb  mit  C, 
F,  W.  Müller  (i'omment.  US  25t*);  non  ent,  qitod  non  eo  sis  animo,  ut 
puk^  mit  Beseitigung  der  doppelten  Negation;  'Du  hast  alU*  Veran- 
lassung die  Sache  so  anxusehn,    als  ob'   —  dns   reg.  Yerbum  putes   ist 


rurlitt 


dee  ΧΗιιΐΐΓΗ  üel  niülil  prulKeuhaft  iit  dtr  Ueberflille,  »tindern  gVau- 
zena  und  fein',  was  im  Gegensatz  zu  ifßroiarkhi  patina  etebt. 
Wir  haben  also  eine  vollstäTiiiig  durchgeführte  Antithese,  ee  eiit- 
ßpricht  dem  Foi/ilhis  der  Hirt  ins,  dem  dcnarius  die  Erwähnung 
des  Vermögens  {res)^  dem  FiBchragout  die  Angabe  der  ceuae  mit 
Charakteristik  der  Speieen:  nee  (ωααι  eas  cenas  quiuro^  ut  magnae 
reliqulae  fiant;  quod  cTt7,  magnificxim  sü  et  kmtum,  Memwi  te 
mihi  Phimme  cenam  narrare:  temper  ins  fint^  cetera  eodetn  mmJo. 
Dafür  daee  aber  tifrotarichi  patina  als  einzige  Speise  f^enaniit 
war,  flpricht  auch  der  Hatz  gegen  Kode  des  Briefee:  tu  rcra  — 
volo  etihn  obstertjere  animi  tui  metum  —  ad  tyrotarkhum  anil- 
qimm  redL  Wären  aber  drei  Speisen  genannt  geweöen,  wie  man 
duroh  Conjeetur  hiueinbringeo  wollte,  weshalb  halte  dann  Cicero 
hier  eine  und  mir  die  letzte  angeführt?  So  haben  wir,  meine  ich, 
allen  Grund  in  §  7  PopiUnm  nnd  äenarium  zu  halten,  wodurch 
die  gauie  Stelle  viel  gedankenreicher,  witziger,  der  Penudenbau 
viel  einheitlicher  und  zugleich  kynstvoller  wird.  Dazu  komnit, 
daea  drei  Speisen  doch  ßchon  eine  Art  Luxus  wären,  Wiihrend 
Paetus  gerade  zum  Auedrucke  seiner  Armuth  in  seinem  Scherze 
erklärt  haben  wird,  nur  mit  einem  und  dazu  nur  mit  dem  billtg* 
eten  Gerichte  aufwarten  zu  künnen.  Unsere  Stelle  ist  also  die 
höchst  witzige  Beantwortung  der  Einladung  de«  Paetus,  in  der 
ea  etwa  hiess:  'Sei  mein  Gast,  lieber  Cicero  I  Aber  leb  knnn  dazu 
nur  noch  den  biederen  Popilias  einladen;  denn  infolge  der  eüsari- 
echen  aestimationea  bin  ich  so  verarmt,  daas  ich  auch  höehi^tene 
einen  Denar  für  das  'Diner'  aufwenden  kann.  Du  muest  dich  also 
mit  Fisch ragout  begnügen*»  So  erhalten  wir  in  Ciceros  Antwort 
einen  nach  Inhalt  und  Ausdruck  vortrefflichen  Text,  ohne  daee 
auch  nur  ein  Buchstabe  der  üeberlieferung  angerührt  wird  ^ 


dunu  nicht  zu  übersetzen  \  Fiiies  wird  aber  bei  dieser  Lesung  noch 
mehr  als  überilüssig,  weshalb  sollte  dann  Cicero  nicht  gesagt  hubeHf 
ηυη  est^  quod  rwn  putea^  wbb  dasselhc  kiirzcr  und  klarcir  besagt?  Viel 
angemeasener  ist  es  jedenfalls,  wenn  co  wtmtio  auf  ein  limlcres  Subjekt, 
hier  auf  res  oder  ganis  allgemein  auf  das  Inipcrsouale  'tti'  hiv-ogeu  wird* 
welche*  die  Absieht  verfolgt»  dem  Paetus  den  Glauben  beizubringen, 
daes  eine  glänzende  Bewirlhung  Cicero»  ihm  von  Nutzen  sein  werde, 
Die  Uebersetzung  wird  meine  Absicht  klarer  machen:  'Denn  damsila, 
als  du  Vermögen  hattest,  machte  dich  das  auf  kleine  Profite  erpicht, 
jetzt,  da  du  dein  Vermögeu  leichten  Sinnes  preis  giehst,  geschieh  t 
das  (sc.  Knausern)  absichtlich  η  i  c  h  t ,  damit  du  dir  einbildest, 
das«  dir  eine  Bewirthung  irgend  eine  aestiuiatio  einbringen  konnte  . 

*  Deltweiler,  Ciceronie  opp.  seleet.^  ö,  IIH  f.,  dem  diese  Hehanil- 


Facti tiae  Tulliänse 


343 


Ad  faui.  IX  18,  3  Eitrcntum  illud  est^  quod  fu  nesc'io  an 
primmn  pttfc'i:  plurvs  htm  pavanes  confecl  qttam  (u  jndlus  euIuM' 
bmoa.  Tu  istic  fc  Haterlano  iure  dclcffa'^^  cfjo  iite  kie  Hirtiano, 
Veni  ii/dur^  st  vir  es,  ci  f  disceam  ττρολεγομενας,  tpms  qnaeHs; 
etsi  SUH  Minerrnm^  f  scd  quoniodo  ridco,  Si  aeafinifdioitts  tnas 
rmderc  non  pofes  twguc  ollant  dctiarhntm  impkre^  Iitmiam  tibi 
remigraudum  est;  satlus  est  /de  cruditate  quam  illic  fatne,  Su 
lautet  dio  LTeberlieferung  in  M;  in  D  lese»  wir  disce  airpoXcifo- 
μενας,  B«ot  fobs.  crit.'  p.  20)  vermutbet:  disce  α  me  προηγμενΟι 
wuil  προλεγόμενα,  wie  MentltflBBtibn  zugiebt,  bei  Ciceru  und  im 
kliiRsiatilitiii  (iriindiisck  iiiidit  imchweiflbar  iat.  Aber  ΐΓροΐΐγμ€να 
jiaBst  dem  Hinue  nach  nicht  recht.  Es  bedeutet  nach  <ler  Lehre 
iler  Stoiker  Dinge,  die  zwnr  nicht  gut  an  fiicb  (άχαθά),  aber  doch 
diesen  naheRtehend  und  nicht  verwerflich  Rind.  Cicero  nennt  sie 
8utjet  jjromotüf  iirodueta^  prueposita^  jnaecipim^  aber  er  rechnet  ku 
dieRen  niemale  die  gaetronoiniechen  Genusae,  aaf  die  hier  ange- 
spielt wird.  Für  diese  haben  die  Stoiker  den  verächtlichen  Aue* 
drack  άτΓ0ΤΓροηγμ€να,  den  Cicero  in  dein  Briefe  an  Varru  Ud 
fani.  IX  7/i)  gebraucht:  itaque  mtUum  est  άττοπροηγμενον,  qnod 
noH  verear^  ebenscj  fle  ün,  III  15:  .  .  ρηΐο  cmtcedi  uöbis  opi^rtere^ 
ul  (-iraeco  virbo  ii(amtn\  si  qnando  minus  occurrcf  Laiimtmt  m  hoc 
^ephippiis  d  ^acratophoris*  potius  quam  ^ proegmenis*  et  ^apo- 
procijnwnis'  coiicedidttr^  qumHqnam  hacc  qttidem  'praeposifa'  rede 
d  *reicffa*  dircre  licebit.  Das  in  D  erhaltene  anlaateTiiie  α  Bcbcint 
ein  Pini^erzeig  zu  ββίη,  daee  auch  in  unserer  Stelle  von  (ücero 
άποπροηγμενας  («c.  rcs}^  quns  qitacris  gestanden  habe,  Taetüs 
war  ein  Feinschniecker,  den  Cicero  deshalb  beständig  neckt.  Sieh 
Helbflt  lioKciehnet  Cicero  auf  dieeein  Gebiete  ale  Neuling,  Wenn 
er  uhu  den  angebÜrh  verarm le η ^  hungernden  Freund  jetzt  zu 
«it'h  lädt,  um  ilini  bei  sich  über  die  reiecta  einen  I^ehrciireu»  zu 
ert heilen,  et>  paKRt  dazu  die  anschli essende  Bemerkung:  etsi  suß 
Mim'nmm  iec.  doecbo).  Die  Stelle  mn^fi  früii  von  einem  des 
Griecbischen  Kundigen  enlatelU  worden  nein,  denn  ττρολ€γομ€νας 
ist  nicht  verech rieben,  sundern  schon  Conjectur;  Deshalb  wage 
ich  eine  AendcruJig,  die  nich  etwii«  stark  vun  der  Ueberlieferang 
entfernt:  d  discc  α  wi\c>  ά(κο)προητμίνα,  quae  quaeris*  *( Komme 
also,  wenn  du  ein  Mann  bintj  und  lerne  von  mir  die  Nichtig- 
keiten, auf  die  du  auegehet,  uhgleich  tla  <{αβ  Schwein  die  Idinerva 


liing  unserer  Stelle  durch  briefliche  Mittheilung  bekannt  wurdu,  stimmt 
ihr  bei  and  hat  Text  und  Erklärung  dem  entepreoheud  gedruckt. 


S44 


Göirliti 


[belehren  iiiu««]  .  Cifero  eirljrtnbt  dies  im  Tuwculiiniitii  (§  1); 
Paetne  ist  in  Neapgüs*  Wenn  nun  Cicero  sagt:  Satins  est  hie 
crtiditittc  quam  istic  fawc  («c.  perire)^  β  ο  bezeichnet  er  mit  hie 
nicht  nur  Tuseuluni,  Bontltirn  zugleich  Rom,  mit  istie  aher  Nea- 
polie«  Der  daswiBchen  liegende  Ciedanke  muss  aJeo  den  Worlluiil 
und  Hin  η  haben:  Si  aestimati&nes  Him  vendei^e  non  pol  es  ncgne 
oUam  devariontnt  imphre^  (non  Neapolini  Bed)  R&mam  tibi  rcmi- 
giandum  est.  Denn  damit  stimmt  da»  Weitere  über« in :  Video 
te  bona  perdidisse:  spero  idtm  istic  familiäres  tuos  ich  hoflfe, 
dase  auch  deine.  Freunde  in  Neapolre  verarmt  eind*,  ho  ilafin  du 
in  Rom  bleiben  musst  *ßeflser  in  Rom  iin  verdorhenem  Magen, 
als  in  Neapolis  Hungere  elerhen  .  Die  Hbb.  bieten ;  sed  fjuu- 
nwdo  indeo  st  aestimatmies  {M  und  Β  ohne  6/).  Darauß  glaube 
ich  Ciceros  Hand  beretellen  zu  künnen,  in  dem  ich  schreibe:  Scd 
91  f  tiuomodo  pideOf  aestiniationcs  usw.  Cicero  etellt  es  abeichllich 
Hin  höcliat  unwahrscheinlich  hin,  daee  Paetue  wieder  zu.  Vermiigeo 
komme f  um  eben  den  Scherz  vollkommen  zu  machen,  dass  PuetUB 
vor  dem  Hungertode  etehe^  wenn  er  nicht  zu  ihm  nach  Rom- 
TuBtsulum  reise.  Jeder  Yerzug  iKt  also  von  Üebel ;  'deine  aesti- 
matioiiCB^  eagt  er,  wirst  du  ja  doch  nicht  Iob,  bekommet  ja  doch 
—  quomodo  videOf  wie  ich  deutlich  sehe  —  keine  Groecben  wieder 
in  deinen  Spartopf*.  Quomodo  video  ist  also  gebraucht  wie  pr. 
Ro8c.  Am.  7  {worauf  Schmalz  verweiKt):  ego  contra  Itrevem  posiu- 
Uttionem  adfero  et^  quomodo  mihi  persuadeo,  aliquanto  aaquiurem 
(b,  auch  L,  Mendelssohn  a.  L),  Für  meine  Vermuthung,  daee  si 
nicht  unmittelbar  vor  aesiitnationes  stand,  sondern  dorthin  in  Μ 
wohl  erst  coDJicirt  worden  ist,  giebt  D  einen  Anhalt,  wo  si  tiber- 
hau pt  fehlt.  Dagegen  sed  quomodo  vide<ryo  (oder  vidco)  zurück* 
zu  beziehen  auf  etsi  sub  Mimrvam,  und  mit  Si  aestimaiioneb  fort- 
zufahren, wie  Bengel,  Baiter,  Wesenherg,  Boeckel  ep.  91,  Tyrrcll- 
i*urßer,  C.  F.  W.  Müller  wollen,  halte  ich  für  eine  Ahschwachung 
dee  tjcherzea :  eist  sus  Minervatn  und  ehenso  des  folgenden 
Scherzee,  der  dadurch  beBonders  wirkt»  daas  Cicero  seinem  Freunde 
jede  Hofinung  auf  peouniären  Aufschwung  zu  nichte  macht. 
Meine  Lesung  hatten  schon  Orelli  und  tSchtnalz  (Jahrb.  f.  cl.  Phih 
1891  S.  330)  empfohlen. 

Ad  fam.  IX  10,  1?  glaube  ich  mit  leichter  Acndernng  aus 
in(/cntium  fnlarum  und  aus  cum  Sophia  Scpiume  den  Text:  iv- 
gentium  stdurum  (Forellen)  .  .  .  cum  σοφίας  έττιτομή  unfJ  damit 
einen  anmuthigen  Scherz  hergeetellt  zu  haben  (Philol.  1 900S,ii22  Ιϊ".), 

Ad   fajn.   IX  19,  1   hahe  ich  in  der   BerL  pbil.  WS.   1900 


Fi€Qtiae  Tulliftome 


;UL• 


K,   48  Sp.  15üU   btslmndelt:  aä  iiuam  ktjiHeit   *zn  Hfint*i    Gelieblei»*. 
Ea  bedarf  also  auch  liier  keiner  Conjectur. 

Ad  fam.  IX  2Üj  2:  dcdiscendae  tibi  suni  sportellae  (MD^, 
sporiidae  HD*)  et  artolmjifni  iui:  nos,  tarn  t  p»i'  artis  tantnm  ha- 
be mm ,  ut  Vf^riiitn  tuum  et  Camillnm  —  qua  munditia  homincs^ 
qtta  ekf/antiaf  —  vocare  saepius  audcamus*  So  lautet  die  ü eber- 
lief er  uiig.  In  den  Anegaben  findet  man  Htalt  artolügtßni  stete 
artotaguni,  den  Namen  einer  öpeiee»  mnm  Plannknclieiie,  der  au« 
Melil^  Wein,  Milch,  Oel,  Fett  und  Pfeifer  bereitet  wnrde  (Hin. 
h.  tu  18,  105).  Griecbiech  lieiest  diese  Speise  άρτολάγανον 
(ÄtheiJ*  3  p*  113•^),  iet  aleo  Neutrum,  wie  das  Simplex  λάχανον, 
laganum  (Cels.  2,22  und  8,7  Apio.  4,134).  Das«  daneben  aber 
aucb  das  Maeeulinum  άρτολάγανος  υ  der  lat.  artdaganm  unmög- 
lieb  eei,  kann  niobt  bebau |>tet  werden.  Das  Genue  wechselt  oft,  bo 
auch  in  τάριχος,  ου,  ό  und  τάριχος,  ους»  τ5  (Athen.  3  ρ.  IID^*''). 
£β  sind  andere  Grunde,  weshalb  ich  die  Conjeotur  glaube  ab- 
lehnen zu  mÜBsen,  So  oft  Cicero  zu  Paetus  kani^  wurde  er  von 
diesem  mit  dem  tyrotarlchus  traetirl  (ad  fam.  IX  Iß*  7  β.  oben; 
9;  'Fu  veru  ad  i^rotarkhum  antiquum  redi).  *  Die  Erinnerung  an 
diese  Speise  muee  sich  in  Ciceroa  Seele  mit  der  Person  des  Paetae 
fest  verbunden  baben^  wenn  er  zwei  Jahre  später^  ad  Att.  XIV 
16,  1  (an.  44)  schreiben  konnte:  Ich  bedachte  den  tyrotaridms 
des  Paetus  mit  einem  üeberfall  .  (C»  Bardt,  Comment.  II  S.  256,) 
Wenn  also  Cicero  den  Paetus  mit  einer  Speise  hätte  necken 
wollen,  so  wäre  es  wohl  auch  in  unserer  Stelle  das  *6wige  Fisch-^ 
ragout'  {(yrotnrkhm  aniiquus)  gewesen.  Sodann  steht  artolrnjuni 
neben  spart eliae.  Beide  Namen  müssten  entweder  Speisen  oder 
Geräthe  bedeuten.  Sportella  ist  aber  keine  Speise,  Sporta  heieet 
der  Korb,  sportdia  das  Körbchen  (Suet.  Dom,  4  Petr.  40,  3)  und 
als  Kiichengescliirr  ein  Gerath,  in  dem  man  Speisen  leicht  auf- 
kooban  oder  braten  liess  (Αρίο,  6,  248;  8,  364  und  374),  Spor- 
tdla  war  also  entweder  ein  kleiner  Herd,  ein  Fenerbeeken  in 
KorbgcBtalt,  oder  ein  Gefäss,  das  auf  dem  Feuerbecken  gebraucht 
wurde.  Mau  bat  allein  aus  unserer  Stelle  geechloseen,  dass  es 
ein  "^Speisekörbohen  bedeute  und  die  darin  gegebene  kalte  Küche, 
das  kalte  Gericht,  im  Gegensatz  der  förmlichen  Mahlzeiten' 
(Georges,  Wörterb."^  β.  ν.)  und  deshalb  dascu  ein  zweiten  Gericht, 
artotaganif  durch  Conjectur  geschafTen.  Bleiben  wir  bei  der  durch 
ÄpiciuB  gesicherten  Deutung^  dass  sporteUa  ein  Kocli gerat h  ist, 
so  kann  auch  artoloff^ni  keine  Speise  bedeutet  haben.  Alle  drei 
besten   Hbb.  fiiimmen    in   der  Schreibung    dieses  Wortes    liberein. 


346 


»urlitt 


Oraod  gc'flug,  es  mit  allen  Mitfelu  zn  vertheidigen.  Auch  zu- 
gegeben, «Jas«  hier  sporitUa  dae  Körbchen  mit  eeinem  trocke- 
nen, kalten  Inhalte  sei,  io  wurde  doch  auch  das  andere  Wort 
echwerlich  eine  Speise,  eondern  Gleicharti^ee  bedeuten.  Nun 
giebt  es  auch  das  Wort  άρτολάγκνος  (Pokmo  cp.  1:  άρτολά- 
γυνος  πήρα,  *ein  Ranzen  mit  Brod  und  Flasche'  nach  Paseow 
Handwörterb.  d.  gr-  Sp.^  β,  ν.  άρτ.|»  Εβ  bedeutet  Χάτυνος  be- 
kannt! ioh  einen  breitbauchigen  irdenen  Krug,  ebeneo  da»  in  der 
Form  vielfach  wecbeelnde  lat.  Wort  lagoena^  lagona^  laguna^  la- 
ff^fios  etc.  Artolagynns  müeste  also  ein  Gefaee  sein,  in  dem  Brod 
bewahrt  oder  gebacken  wurde.  Dae»  aber  ein  Brodbacken  auf 
einem  so  genannten  Geräthe  je  etattgefunden  habe,  int  nicht  nach- 
weinbar  und  deshalb  nicht  glaublich^  da  wir  den  Namen  für 
dieee  kleinen  thonernen  oder  Bilbenien  Backöfen  mit  ziemlicher 
Beetinimtheit  kennen,  Wenigstene  hat  mich  0.  Benndorf  in  «eineni 
Aufsätze  'Altgriechinchee  Brod^  (Eranos  Vindobonensie  8,  372 — 
385)  davon  überzeugt,  da«s  diese  griecliiBch  κλίβανοι  hießsen; 
ebenso  ist  dihauus  im  Lateinischen  gebrauch lirh.  Er  wäre  dann 
arfolagfffws  ein  *  Brodkrug,  also  wohl  ein  Gerätb,  in  dem  man 
Brod  vor  Trockenheit  oder  Mäueen  schiitzte,  od(^r  in  dem  man 
es  auf  dem  Tische  servirte^  etwa  uneeren  Cakesbüchsen  ent- 
sprechend. Ee  konnte  aber  natürlich  auch  eine  Art  Casflerolle 
gewesen  eein^  in  der  man  Brod  oder  in  unHerera  Fall  das  Fisch- 
TÄgout  zu  backen  oder  braten  pflegte.  Wir  kennen  die  Benen- 
nungen der  zahlreichen  Kiiobengeräfhe  so  wenig,  dass  wir  uns 
bescheiden  müssen.  Jedenfalls  will  Cicero  hier  zwei  bescheidene 
Geriithe  nennen,  die  bei  Paetus  zur  Bedienung  der  Gaste  ge- 
braucht wurden,  und  dazu  ausreichten,  die  aber  in  Vergessenheit 
kommen  mussti^n,  wenn  Cicero  mit  jetzt  sehr  gesteigerten  An- 
sprüchen an  die  Küche  wieder  sein  Gast  sein  sollte.  'An  deine 
Casserölohen  und  Brodhüchsen  ht  jetzt  nicht  mehr  zu  denken!' 
so  möchte  ich  die  Sielle  übersetzen  und  sehe  mich  darin  bestärkt 
durrh  das,  was  Cicero  weiter  sagt:  i^um  hmninc  ctiaci  tibi  res  est, 
et  fjui  mm  aHquid  intelhtjat  (όψιμαθ€ΐς  aniem  hormfies  sci^  qttam 
insol^es  sini),  Bie  hierher  brauchten  wir  nur  die  Ueberiieferung 
zu  interpretiren^  jetzt  aber  folgt  eine  Textverderbniss»  Man  hat 
echon  viele  aber  nicht  zum  Ziele  führende  Versuche  gemacht,  die 
Worte  Nos  tum  f  e^  artis  tanlum  habcmn^'i  sq.  zu  emendiren:  Nos 
iam  arte  oder  ex  artts  βα,  ejtqui sitae  artis^  e^rercitafionis,  όψαρ- 
τυτίκής,  όψαρτυίΤίας  —  nichts  konnte  befriedigen.  Offenbar  stand 
hier  ein  griechisches  Wort,  das  zu  aporteiiae  und  ariolagpii  eine 


Facetiae  Tullmnae 


347 


Steigerung  bedeutet,  BeuchöMkne  IlörricihtüTi^en  reichen  für  ao 
verwolinte  Gäste  nicht  ans,  es  mÜBeeri  grÖRsere  Mengen  bereit 
gehalten  werdeiu  Das  führt  auf  die  bekannte  Wendung  sCiCies 
tantum  (flecliBmal  eo  viel),  oder  ila  es  griechisch  sein  eoll»  έ£άκΐς 
tantumf  das  lateinisch  geschrieben  (EX  Α  KI 8  J  der  üeberlieferung 
eicartis  nahe  genug  steht  ^ 

Im  Philol.  1898  S.  403  f.  hatte  ich  flen  Versuch  gemacht, 
die  Worte  des  Briefes  ad  Att.  XVI  11  ^  l  Asta  cyi  aegre  nie  immi 
usw*,  weiche  über  Ciceros  zweite  Philip pica  handeln,  in  ohsctinem 
Sinne  zu  erklären  und  zu  berichtigen.  Diese  Behandlung  hat 
sehr  verschiedene  Aufnahme  gefunden*^*  Nur  0.  E.  Schmidt  hält 
sie  für  vöUig  verfehlt  und  ist  über  sie  wie  über  andere  meiner 
Vorsohläge  sittlich  entrüstet  (Rhein.  Mus.  LV,  lüOO,  S.  407  tf.)> 

Während  er  vordem  hinter  asfa  ea  einen  Eigennamen  suchte^, 
sagt  auch  er  jetzt  mit  der  Bestimmtheit,  die  Üim  eigen  ist,  hasta 
bedeute  hier  dasselbe  wie  das  griechische  όβ€λός,  das  Zeichen 
der  Athetese  .  .,  also  asta  ca  atgre  me  tenuL  *Ich  habe  deinen 
όβ€λός  nur  ungern  stehen  lassen'.  Statt  φαλλψ  Luciliano  aullen 
wir  maltlia  Luciliafia  lesen  und  uns  bei  der  'verhältnissmässig 
harmlosen  Stelle  jedes  GedankeDs  an  eine  Ubac5nität  enthalten. 
Dem    habe   ich  zu  erwidern:    Cicero  bezeichnet  seibat  durch  die 


*  Ich  dachte  auch  an  έοχάρας  tanium,  gebe  aber  dem  Obigen 
den  Vorzug,  weil  die  Wendung  »cxkü  Umtum  formelhaft  ist  ^um  Aus- 
drucke eines  vielfach  Griissercn. 

»  α  F.  W.  Müller  hiilt  sie  für  zutrelTcnd,  Λ,  i\  Clark  ('the  dim, 
sev/  XIY,  1900  p.  llij)  uennt  meine  Coiijcctur  sine  φαλλψ  (coa.valh) 
Luciliano  'brillant';  E.  Schelle  sagt  (Neue  Philol.  Rundschau  XX,  1900 
S.  4Gi>):  'Die  Stelle  ist  durch  Gurlitt  aufgeklärt  worden*;  0.  Plael^erg 
(WS.  für  klase.  Pliil  XV,  1898  S.  IU>8);  'Der  Versuch  aine  φαλλώ  Lu- 
ciliano zu  ifchreibeü,  vorher  {hjasta  (=^  φαλλψ I  beizubehalten  und  in 
beidem  die  Andtiatung  einer  Obscönitat  tu  sehini,  deren  Beseitigung 
AtticuH  durchgesetzt  hätte,  ici  nicht  ak  unmögüch  abzuweieenT  aber 
keinesfalls  als  sicher  anznnehmen*.  Ablehnender  urtheilt  Th,  Öehiclie, 
'Jahreaber,  zu  CiceroB  Briefen*  in  der  Zeitschr.  f.  d.  Gymnasial wesea 
XXV,  1S[>9  S.  :i3f>  f.,  welcher  asta  mit  Fr.  Schmidt  {Prgr.  von  Wür?.• 
bürg  18l>2  S.  32  f.)  ale  όβ£λ6ς  π€ρΐ€θτιγμένος  fasat  und  demnach  die 
Worte:  (ab)  iwwi«  ca  aegre  me  tcnui  übersetzt:  Von  dienern  deinem 
Striche  habe  ich  mich  nur  mit  Mühe  ferngehalten'. 

a  Rhein.  Mus.  Bd  LIII  S.  23ίί  Α.  1.  Έο  kann  ich  zB,  den  Namen 
der  Frau  nicht  herausbringen,  die  Cicero  trotz  ihrer  Beziehungen  zu 
Antonius  d<>oh  in  der  IL  PhiL  (§  8)  schonen  will,  ein  Name,  der  sieb 
in  dein  Bucbstaben-Couglomerat  a^fci  ea  verbirgt'. 


348 


Gnrlitt 


Sohlueebenjerküiig  ^moriar  nisi  faccki  deo  Inhalt  seiner  den 
betreffenden   Bemerkungen  als  im  hoben  Grade  wiUig•     SchmV 
bleibt  une  den  Witz  echtildig. 

Hasta  ^  όβελός  zu  erklären,    schien    mir  aus  epraeblieheM 
Gründen  unannehmbar.     Wenn  Cicero    hätte  sagen  wollen:    'ich 
habe  deinen  Strich  nur  ungern  stehen  lassen  «  so  hätte  er  nicht 
das  Pronomen  ea,  sondern  doch  wohl  ista  auhreiben  müssen.    Be 
zeichnet  er  doch  sogar  in  demselben  ZusamtneD hange  seine  eigem 
von  Atticus  nur  leise  redigirte  Rede  milden  Worten:  hta  oratta^ 
Sodann  wäre  erst  nachzuweisen^  dass  Cicero  tetwrc  auch  mit  de; 
blogsen    abl.  separationis    in    dem    Sinne     sich    einer  Sache    ent- 
halten'  gebraucht    habe,    statt    mit  α  und    abl.     Die    blosse    Be 
bauptung,  dass  das  zulässig  sei,  kann  doch  nicht  ausreichen  \ 

Ferner  wäre  erst  noch  zu  belegen,  dass  Cicero  mn]  sein 
Zeitgenossen  ha$ta  in  dem  Sinne  von  όβ^λός  gebraucht  babeni 
Mir  ist  mit  dieser  Bedeutung  hei  den  Lateinern  nur  vcru  mn 
ohelus  nachweisbar.  Gicero  selbst  würde,  zumal  in  einem  Briefe 
an  Alticus,  wahrscheinlich  den  griechisL-ben  Ausdruck  όβελός 
gebraucht  haben,  da  er  auch  in  einem  Briefe  an  l\  Dolabella 
(ad  fam,  IX  10,  1)  sagt:  alter  Aristarckiis  hos  (vtrskulos)  oßeXiieu 
Wenn  man  mir  bestreitet,  dass  obscöne  Gedanken  hier  zu  Grunde 
liegen,  so  frage  iob,  ob  eine  andere  Beschimpfung  [mHttimeltiijM 
als  eine,  die  auf  sexuellem  Gebiete  liegt,  (ia  wabrecheinlicher 
angenomnien  wird,  wo  es  sich  für  Cicero  um  eine  Verunglimpfung 
des  Familienlebens  des  C*  Antonius  handelte?  Sicca  und  Septi- 
mia  aber  waren  in  der  anredigirten  Rede  Ciceros  an  der  Stelle, 
wo  des  Antonius  erste  Ehe  mit  der  FreigeJasRenen  Fadia  und  die 
Kinder  dieser  Ehe  besprochen  waren,  in  beschimpfender  Weise 
genannt  worden.  Mehr  wissen  wir  freilich  nicht.  Auch  daran 
halte  ich  fest,    dass   mit  ΤΓαΐ5£ς  παίδων  in  scherzendem  Doppel 

*  Auch  sonst  wird  die  Stelle  sprachlich  keineswegs  gcialh'gerJ 
wenn  wir  Schmidt  folgen.  Demi  wenn  Cicero  sagen  wollte:  'Deinei) 
Strich  bahü  ich  nur  ungery  anerkannt',  ao  kannte  er  das  kaum  ung 
acljickter  thnn,  ala  mit  den  vorliegenden  Worten.  Dazu  kommt,  da 
Attiüua  nicht  durch  einen  Strich,  sondern  durch  ausfüiirbehere  hriefil 
liclie  Begründung  die  Aendurung  der  Stelle  güfordert  halte.  Er  hat' 
auch  die  Glaiizatellen  nicht  angestrichen,  Himdern  ausgeechriebcu  {άνθη 
pmithti)  -  d«rin  hat  Plasherg  aaO.  S,  Π9Η  Anm.  2  doch  wohl  das 
Rechte  angedeutet  —  und  wird  sich  vvolil  überhaupt  nicht  gestattet 
haben,  im  Originale  zu  corrigircn,  w*?nn  auch  Cicero  aeherihaft  aagti 
er  habe  den  Rothatiffe  gefürchtet  Kurz^  die  Sache  ist  nicht  ao  klar^ 
und  einfach,  wie  Schmidt  die  Leser  glauben  machen  wilL 


Jl 


Facetiae  Tulliftnae 


U9 


nne  gesagt  werde,  erftlenn  *ro  dase  ee  Kindeekindet  i^iFfeii^ 
[veiteiiB,  *fio  das«  raati  wisne,  Kinder  von  Kindern  *  War  Fadia 
•  etwa  in  Wahrheit  oder  einem  Klatsche  zufolge  die  illegitime 
Schwester  dee  Antonius,  dann  aber  thatsächlich  eeine  Grattin,  «o 
konnte  Cicero  die  Kinder  dieser  Ehe  als  παίδες  TTaibuüV  bezeichnen, 
[lücb  lege  ich  auf  fliese  Deutung,  die  auch  PlaBberge  und  Schiche« 
Widerepruch  gefunden  haben,  weniger  Werth.  Sie  würde  jedfin- 
f;ilh  zu  dem  Tone  nnd  Credankenkreise,  durch  den  Cicero  seine 
politischen  Gregner  verfolgt,  dürchauB  passen  —  'denn  der  Ihiss 
vt'rleitete  ihn,  seiue  Pfeüe  in  Schmutz  zu  tauchen*  (Drumann  G. 
R.  V\  S.  606}  —  ynd  würden  ebenfalls  witzig  die  Schlusshemer' 
kung  moriar  fiisi  faceiel  rechtfertigen  helfen.  Wer  also  hier 
keinen  witzigen  Sinn  nachweisen  kann,  der  hat  Cicero  jedenfalls 
nicht  verstanden.  Meine  Interpretation  ist  weder  gewaltRatn* 
noch  habe  ich  den  *  Gedanken  verpfeffert*.  Denn  erstens  ist  asfa 
überliefert.  Ich  handle  daher  im  guten  Rechte  des  Textkritikers, 
wenn  ich  mich  bemühej  die  Ueherlieferung  zu  halten.  Zweitens 
ist  meine  Aentlerung  von  valio  Luciliano  in  φαλλψ  LiwiUam 
graphisch  bei  weitem  näher  liegend,  als  irgend  eine  bisher^  be- 
sondere aber  ai«  die  von  Schmidt  vorgeschlagene  malitia  Liwi- 
iana,  gegen  die  ansiierdem  Schiche  aaO.  S.  375  {nicht  eben 
gliiitklicb)  geltend  macht :  'sie  würde  einen  Vorwurf  gegen 
Lucilius  enthalten,  der  hier  Cicero  fern  Iiegt\  Für  meine 
Conjectur  spricht  sodann  das  vorausgehende  asfa  —  hier  schützt 
eins  das  andere  -=  ;  es  spricht  dafür  auch  die  Erfahrung,  dass 
griechische  Worte  in  den  Briefen  sehr  häufig  als  lateinische 
verschrieben  sind,  so  in  demselben  Briefe  δνθη  als  ente  \ 
Schmidts  Widersprach  aber,  das»  φαλλός  sonst  nirgends  bei 
('icero  vorkomme  und  in  dem  abstracten  Sinne  =^  Zote  über- 
hfinpt  nicht  belegt  sei,  ist  doch  zu  nichtssagend.  Oder  ist  etwa 
die  Aenderung  von  ante  in  ανθη  deshalb  weniger  richtig,  weil 
sich,  so  viel  ich  sehe,  dieses  griechische  Wort  nur  einmal 
bei  Cicero  und  zwar  an  dieser  Stelle  findet?  Das  Wort  φαλλός 
aber  in  abstractem  Sinne  zu  nehmen,  hat  nicht  die  geringsten  Be- 
denken :  denn  es  ist  eine  bei  Dichtern  und  Prosaikern  gleich  be- 
liebte Figur,  dae  Concretum  für  das  Abstractum  zu  setzen,  so  os 
für  oratkr,  pectus  für  animus.  Wem  das  nicht  genügt,  den  ver- 
weise ich  auf  die  sehon  oben  erwähnte  Briefstellei  ad  fam.  IX 
22,  2,  l>asi  Lucilius  einen  derben  Ton  liebte  und  so  wenig  wie 
Plautus  vor  Zoten  zurückschreckte,  ist  bekannt,  und  ich  kann  auf 
Vano  (bei  Nonius  201,  6)  verweisen,  wo   es  hei  sei:    aiavi  tiosfri 


Gurlitt 


cum  allmm  ae  enept  et^riim  rerhti  oUrent,  tarnen  opfime  animi^i 
ertwt.  Eine  ^ung^erecbtferti^te  Alnirtheiluiig  über  Ciceros  Charakter 
wird  mir  mit  «icbt  melir  Berechtiguug  zum  Vorwurf  gemacbt 
Cicero  giebt  eelbst  zn^  dasB  er  eicli  von  eeicem  Haeee  gegen  An- 
tüTiiiifi  babe  verleiten  lj\«8on>  l?eechimtifuni?en  aucb  gegen  seinen 
Wobllbäter  und  bisbengen  Freund  Sicca  in  Keine  Rede  aufziinebmen. 
Scbmiilts  Bemerknng:  'Es  ifit  nnr  gut,  dase  das,  was  mrkitch  in 
der  II.  Pbil  Rtelit,  uns  die  Probe  machen  läefit  auf  den  verbiilfnise- 
nuissi^ liarmlofleu  Inbalt  der  Wurle  sriavt  παϊ^€ς TiaibuJV  ...  cum  etc* 
beweint,  das«  er  diese  Stelle  irrtbiimlicb  für  den  urRprÜnglicben 
Text  hält,  Av'äbrend  eft  docb  nur  der  scbon  redigirte  Text  «ein 
kann,  aus  dem  «iie  ronfnmelm  entfernt  tftt.  War  In  der  Komüilie 
ein  WortRpiel  mit  asia  beliebt^,  m  muKate  »ich  jeder,  der  nieht 
nnwillkürHch  Geläcbter  erzeugen  wollte,  mit  dem  Gebrauche 
dieseR  WortiiH  vorfieben.  Denn  difi  lliimer  waren  in  solcben  Dingen 
eebr  feinbürig^.  Nahm  Cicero  aber  einnml  trotji  eeiner  eonRt  — 
auch  nurangeblicb  ^  —  bewahrten  retecundin  loquendi  ein  Citai  ana 
der  Komiidie^  einen  Volkswitjr.  oder  den  derben  Stdierz  eines 
Freundes  in  Beine  Briefe  auf,  so  w*iisfite  er,  was  er  that  und 
braucht  deßbalb  von  niemandem  in  Schatz  genommen  zu  werden, 
l>aK  teilt  also  auch  von  der  Stelle  eines  Briefes  an  P.  Dolahella, 
ad  fam.  1X10,  3,  die  ich  im  Pböof.  LVIH  (N.  F.  ΧΠ)  S,  45  ff. 
unter  dem  Titel  Ά  ti  u  η  ρ  i  g  m  e  η  t  α  r  i  ii  s  nnd  Verwandtes^  mit 
Rwei  anderen  Htellen  zu«ammeri  in  diesem  Sinne  bebamlelt  hatte^ 
Die  iStell©  lautet :  Cum  itfitm'  mihi  erit  e^rphrafum  te  lihenier  esse 
risurum,  stribam  ad  te  plurihus.  Te  iamcn  hoc  sehr  rote,  vrmenter 
popuhini  soiüdtum  fuisse,  de  P,  SuUae  morte  unfc  quam  cerfum 
scierU,  Nunc  quaerere  desierunt,  quo  modo  pericrU;  »aiis  puttmi 
se  scire^  qtwd  sciufif.  EffO  cehroqui  aequo  afiimn  fern;  unttm 
rereoTt  ne  hast  α  Caesar  is  refruurit. 

Gegen  luoino  Behauptung,  dass  die   letzten  Worte  obscöneti 
Sinn  haben,   macht  0,  E,  SobmiJl  zunächst  gelteml :   Das  wäre  des- 


1  Plaut.  MoBt.  .Ί23,  wo  man  dtm  obscönen  Sinn  nioht  erkannt 
hat,  ebensowenig  wie  in  di'n  Worten  {ϊ\21)  qitod  mdii  in  mntiH  cst^  die 
zu  erklären  sind  durch  ÄrieL.  iiub.  734  πλην  d  τό  πίος  ΐν  tQ  bcli^ 
und  auB  CIL.  IV  19:i9=  Rhein,  Mus,  1857  XII  S.  2m  und  Bncliejer 
Anthol  231. 

-  leb  erinnere  an  Orat,  c,  45  (Quint.  VIII  3);  erinnere  auch  nocb- 
mal»  an  dc^n  Oir  dieace  Thema  bciebst  lebrroichen  Brief  nn  Paetue  (ad 
fam    IX  2-2). 

»  v^].  nrwmann  (iR,  VI  S.  598  Ci  ad  lam.  IX  22.  1;  5, 


Facctiae  Tullknae 


351 


halb  falsch,    *  weil   das   hohe   Alter    dos    verstorbenfiD  Sulla    den 
GeilankaD  ausBclilieese,    dafts    er  für  Cäsar    ein  GegeiiBland    wol• 
lüstigen  Begehronß  gewesen  sei.     Sulla    starb  nämlich  als  Grei« 
von  60 — 70  Jahren*.     Das  war  mir  nicht  unbekannt,   wie  mein 
Citat  aue  de  off»  II  8^  29  (S.  46)   beweii^t.     Trotzdem  meine  itdi^ 
ilasB  eich    der  Scherzende,    der  mit  dem   Doppelsinne  der  Wurte 
hast  α  und  refrigescere  spielt,  um  die  fibub  Würdigkeit  oder  innere 
Wjibrflcheinlifihkeit   des   Witzes    wenig     kiltnmerto.     Dieser  Witz 
hafte    nur  den  Zweck    der   bitteren  Stimmung  des   VolkoH  gegen 
den  Veretorhenen,    der  wie  wenige  verhaest    war,    nnd    xtigleicU 
gegen  Cäsar  Luft   zu  mucken.     Wenn  dabei  eine  leichte  MogUeh- 
keit  durehklang^  das«  Cäear  und  Bulla  jemals  in  wollüstigem  Ver- 
kehre gestanden  haben    könnten,    so    genügte  das  den  Spottftürh* 
ligen.     DasB    man    «ch    den  Witz  in    der  Stadt    zurannte  (ftimn 
stiJifinrrU)^    daee  Cicero  hier  wohl   bloe    den  Stadtwitz  kolportirt, 
.schliesse  ioh  aus  ep,  XV  17,  2  Cacsnretn  putabant  tnoleste  laiurfim^ 
verefiiem  ne  hast  α  refrixissct.     Man  muse  sich  zum  Verstand  ui«se 
Kolcker  Wortwitze»  fUr  die  der  Südländer  auch   hetiic  nocli  groHse 
Vorliebe    hat,    an  verwandte,    so    an  MoItkeR    von  Bismarc k  er- 
zälilten   Witz  von  der  'geBprengten'    Brücke  in    Dresden  erinnern 
(Gedanken    und  Erinnerungen  ü    8.  92),     '  WiBsen    Sie   schon', 
fragte  ein  Römer  den   andern  mit    erheuchelter  Trauer,    Mass  P. 
Sulla  gestorben  ist?*   —  ^Ja  wobl!  Aber  was  liegt  daran?' *Nun, 
die  Sache  ist  doch  ernst,  ich  fürchte,  ne  hasta  Caesaris  refrixerit^. 
Lachend    gehen    beide  weiter,    um  den  Witz  gleich    wieder    dem 
niirhsten   Bekannten  vorzulegen.    So  ««hliesst  auch  Cicero  seinen 
Brief  mit  diesem  Witze,  um  sich  einen  guten  'Abgang*  zu  schafren 
wie  ein   Schauspieler,   der  daiu  wolil  noch  sein  plaudite  rief.     Es 
ist    ein    falscher   Anspruch,    dasa    jeder  Witz   der  Wahrheit  ent- 
sprechen   nibsse  (vgl.  de  orat.  LT  59,  240;    60,  243).      Auf   die 
Frage,   woher  ich  wisse,    dass  Cicero  einen  Witz    machen  wolle, 
kann  ioh  nur  antworten:  'Von  ihm  selbst'.    Denn  er  leitet  seinen 
Bericht  über  den  Tod  des  Sulla  mit  den  Worten  ein:  'Wenn  ich 
erst  weiss,    dass  du  gerne    lachst,    werde    ich    dir    ausführlicher 
sehreiben.    Aber  den  einen  Spass  sollst  du  doch  erfahren'  {te  ta^ 
men  hoc  scire  volo)  und  nun  folgt  der  Bericht  voll  bitteren  Hohnes. 
0.    E.   Schmidt   (S.   405)    erklärt    unsere    beiden    Stellen   höchst 
nüchtern:  'Cicero  meint,  Cäsar  werde  über  den  Tod  des  P.  Cor- 
nelius Sulla  betrübt  sein,  in  der  Besorgnis»,  die  Auctionen  könnten 
in  Stillstiiiid    kommen'.     Das    ist    ja    ungefähr   der    ehrbare  iiv- 
danke,    liinter  dem  sich  der    obscöne  versteckt,    der    eben  vertßtM 


553 


6ür1itt 


iecfus^  re  impudmtiOr  (ad  fam.  IX  22,  1)  ist,  Aebniich  boshaft 
war  CiferoR  Witz^  mit  dem  er  ά^τι  jungen  Octavian  eo  Bchwer 
kränkte:  lamhindum  atloksccntcm  ornandmn  iollenäum  (ad  fam. 
XI  20,1)  —  ^man  niiise  ihn  loben,  ehren,  —  in  die  andere  Welt 
—  befördern  .  DasB  Schmidt  aber  den  wahren  Sinn  nicht  wieder- 
giebt,  ist  leicht  seu  erweisen;  zunüclifit  ans  rein  sprachlichen  Grün- 
den. Cicero  *  in  eint'  nicht,  Hondern  er  ftirchtet  (rercor),  er  ttircbtet 
aber  auch  nicht,  die  Auclionen  kininten  in  Stilletand  kommen» 
sondern  {nc  hast  α  refrixerii)^  sie  wäre  erkaltet.  Ebenen  hei  est  ^ 
GB  ad  fam»  XV  \7,  2  Caesar em  puk^ant  molestt  laturum^  ver entern 
«e  hasta  refrixisset.  Die  Geschäfte  de»  GUterverkaufee  sind  doch 
nicht  mit  dem  Angenblicke  'erknltet',  al«  Bulla  starb,  sondern 
sie  könnten,  falls  sich  für  Bulla  kein  ebenbürtiger  Kaufer  finden 
sollte,  s|>äler  einmal  nachliisfien.  Hätte  Cicero  das  sagen  wollen, 
so  würde  er  nicht  da»  Perfect  und  Flnsq,  gesetzt  haben.  Vor 
allem  aber  spricht  die  politische  Stimmung  Ciceroe  gegen  eine 
solche  Deutung.  Man  denke  sieh  die  Lage,  als  er  (kurz  vordem 
30.  Dec,  46)  den  Brief  ad  fam.  IX  10  schrieb.  Cäsar  stand 
mit  seinem  Heere  in  HiBpania  und  C.  Vibius  Panaa  rüstete  sich 
(ad  fam.  XV  17,3),  ihm  zu  folgen,  um  mit  ihm  die  Pompeianer 
niederzuwerfen.  Wie  gleichgilt  ig  musete  in  κο  ernsten  Kriegszoiten 
dem  Cäsar  selbst,  wie  viel  gleiehgiltiger  Cicero  die  Frage  sein, 
wer  in  Rom  die  Güterausschlachtung  der  Verurtheilten  beeorge? 
Für  dieses  echmutzige  und  gewinnbringende  Geschäft  werden  sich 
nur  zu  viele  Hände  bereit  gefunden  haben.  Kann  Cicero  im 
Ernste  gesagt  haben:  *ich  fürchte  (re/Tor),  das«  Cäsars  Auo- 
tionen  in  Stillstand  geratlien  sind,  Aviibrend  er  in  Wahrheit  sich 
darüber  nur  gefreut  haben  wird?  Konnte  ihm  daran  liegen,  das» 
Cäsar,  der  seine  Parteigenossen  bekriegte,  in  Rom  Geldgeschäfte 
mache?  Seine  wahre  Stimmung  giebt  er  in  demselben  Briefe  selbst 
mit  den  Worten  (§  i3)  J^e  Hispania  novi  niJtil^  scd  ejrpvdatio 
magna  :  ramore^  (rhtioreSf  sed  abienoTOi.  Sehen  wir  weiter!  Meine 
Vermuthung,  dasa  Cicero  in  dem  Briefe  an  Cassius  in  XV^  17,  2 
mit  Attm^  pigtnentarius  spöttisch  Octavian  bezeichne,  und  das« 
Caeeius  in  demselben  Hinne  ach  reibe,  Cäsar  werde  den  P.  Sulla 
nicht  vermissen,  cum  fiUmn  (=  Octiivianum)  vidcrit^  bekämpfy 
0.  E.  Schmidt  mit  folgenden   Gründen : 

Cassius  sagt  ganz  einfach  :  Cäsar  soll  sich  trösten  im  Hin- 
blick auf  den  Sohn  des  Sulla,  weil  dieser  dasselbe  Geschäft  be- 
treibt, wie  der  Vater'* 

Gewiss,  das  ist,    \mv  ich  nie  gezweifelt  habe,    der  ehrbare 


^boetiae  Tulliftnitd 


m 


Gedanke,  hinter  dem  ßicb  wieder  die  Zote  vereteckt.  Sohmidt 
fragt  freilich  r  *  Woher  weiss  (iurlittj  daee  Caseine  eine  Zote 
machen  will*?  Ich  weiss,  dasi?  er  witzig  sein  will,  weil  er  auch 
»onet  den  Tod  des  Sulla  durchaun  ppöttisch  und  mit  bißei^en 
Witzen  behandelt.  DasR  er  aber  mit  filhtm  denselben  hexeichnen 
wolle,  den  Cicero  Ätius  pigmentarins  genannt  hatte,  schlieese  ich 
aun  dem  sonst  von  CaHeius  beohachteten  Eingehen  auf  Ciceros 
Gedanken: 


C.  CasRins  (R  XV  19,  3) 
cuins  cgo  mortem  forli  meher- 

(mies  animo  tuU*  — 

II ec  tarnen  Caesar  ,  .  .  seeto- 

rem  desidcrabity   cum  filium  vi- 

derit. 


Cicero  (E.  XV  17,  2) 

IIoc  tu  pro  tua  snpientla  feres 
aequo  ammo   — 

Caesarem  putabant  mokste  Ich 
turum,  veretüem  ne  hasfa  re- 
frLTlsset;  ßündins  Marcellus  et 
Aldus  ρψηΐϋηίφΊηβ  valde  gau- 
dchant  se  adversarium  perdi- 
disfte. 

Gegen  diese  Vermuthung  aber,  das«  Cicero  mit  AftiuK  pig- 
menfarhis  und  ebenso  Cassius  mit  filius  den  jungen  Otitavian  he- 
zei(ih(ie.  macht  O.  E.  Schmidt  als  vermeintlich  durchschlagendes 
Argument  gelten,  dai^s  CäsarH  Adoption  damals  noch  nicht  er- 
folgt, geschweige  in  Umn  bekannt  gewesen  aei,  dass  mithin  mit 
fdius  unmöglich  schon  Octavian  gemeint  sein  könne.  Das  klingt 
überzeugend,  denn  thatsachlich  nahm  Cäsar  'Di©  Adoption  des 
jungen  Octavian  erst  am  13.  Sept.  45  vor  (unser  Brief  ist  aber 
schon  im  Jan.  desselben  Jahres  geschrieben),  und  auch  damals 
hlieh  die  Adoption  noch  ein  Geheimnisfi,  Erst  im  Laufe  des 
Winters  45/44  bildete  sich  in  der  Umgebung  Cäsars  die  Ueber* 
Zeugung  aus,  dass  Octavian  atatn  Nachfolger  bestimmt  sei' (O.E. 
Schmidt,  Jnn,  Brutus  in  den  Verb  and  1.  der  Görlitzer  Philologen- 
vers, S.  178;  Gftrdthausen,  ÄugustuH  I  S.  4Π).  Diese  Bemer- 
kungen sind  richtig,  sind  mir  aber  nicht  neu,  (loh  hatte  deshalb 
auch  nicht  gesagt  ^nach*  der  Adoption,  sondern  *zur  Zeit*  der- 
selhen*).     Ich  nahm    an    und    sohloss    eben    aus    unserer  Stelle, 

1  Diesen  Ausdruck  hatte  ich  —  offen  gestanden  —  ahaichtUch  »o 
unb^Mimmt  ^rehalten,  um  die  Kritik  nicht  auf  einen  Einwand  hinzu• 
weiHen,  den  kb  filr  nicbt  etichhultig  hielt  und  deshalb  auch  nicht  selbst 
er»t  widerlegen  wollt**.  Dasiu  kommt,  daee  meine  Heutun^  von  Ätius 
pifimrtttitrüfH  sclhat  dann  zu  Kraft  besteht,  wenti  man  vorziehen  srdlle, 
fiJfuH  biiT  fitir  nuf  den  Soli  η  df»M  SuHf*  zu  beziehen,  ich  gpl>e  al>er  ^u, 
duHS  ich  be^^er  getbim  hätte,   meine  («runde,  die  hier  folgen,  schon  im 

HtoeUi.  Μυ>.  f.  l'bHul.  N.  F.  1.VIL  23 


Qurlitt 


dasB  dem  Vollzüge  der  Adoption  das  Gerede  ^leicliCD  tnbaltes 
vorauegegAngen  sei.  Da  Ciiear  keinen  Leibeserben  iiatte,  8o  nmse 
die  Frage,  wer  ihn  teerleii  werde^  schor»  hxth  die  GeituUher 
stark  bewegt  und  die  Biitke  auf  seinen  Groper»effen  gerieht  et 
haben.  leb  niui««  midi  jedenfalls  wundern»  dasH  gerade  Sclimidt  mir 
eine  Mügliebkeit  nbfltreitet^  die  er  selbst  annübernd  scbon  aus- 
geeprochen  nnd  zur  ßrundlage  einer  weitblickenden  Hypolheae 
ge.macbt  batte.  In  Reinem  bekanaten  Vortrage  auf  dem  Giiriit/er 
FbÜülogentage  'M.  InTjiufl  Brntns  sagt  er  (S.  178);  'Nacb  fipiner 
Heimkebr  adoplirte  den  jungen  Ot'favian  «ein  Obeini  am  13  Sejit. 
in  Beinern  Testamente  (Suet.  Caep.  ^3),  und  wenn  dasHtdbe  aiirli 
geheim  gebnlten  wur<le,  pt>  verrietben  dooli  andere  Mass* 
nahmen,  wie  «H,  OctavianB  Entaendung  naeb  Apollouia  .  *  .  . 
CävRar«  Willeii  auf  dae  deut liebste  (Nicol,  Damasc.  ΙΟΛ 
Älit  dempelbrn  Rechte  nehme  ich  an,  das«  auch  vor  der  Adoption 
Cäsara  Wille  von  seinen  Neidern  und  Feinden  geahnt  oder  ihm 
doch  nnlergeüi'boben  wurde.  Denn  Cüear  w^ar  vor  AuHbnieb  dee 
B[ianist  hen  Krieges  bis  Finle  Sept.  (neue  Aera)  4i*  in  Rom  (0.  E. 
Sehniidt,  Der  Briefw.  S.  257),  Octavian  damals  in  seiner  Um- 
gebung und  nur  iliirfdi  Krankheit  verhindert,  Anfang  45  mit 
ins  Feld  zu  ziehen  (Nicub  Damasc.  βίος  Καίσαρος  e»  10),  folgte 
ihm  aber  nach»  so  dass  er  im  Mai  mit  ihm  äu  Kalpe  in  Süd* 
Spanien  /Jisammentraf  (iK  11.  Schmidt  iiaO.  S.  309),  Ee  konnte 
der  Umgebung  Cäsars  nicht  entgangen  sein,  dass  Octavian  bei 
Cäflur  in  Gunst  stand,  und  somit  ist  es  gewiss  nicht  unwahr- 
seheinlieb,  das»  man  schon  seit  Ende  46  die  Adoption  Oetaviana 
ak  Vermuthung,  als  eine  böse  Ähnung»  aussprach^.  Mtdir  aJa 
eine  Vermutbung  branebt  man  auch  in  dem  Worte  cum  ßmm 
Videritf  *  wenn  er  erst  einen  Soli  η  zu  sehen  bekommt',  niebt  zu 
erkennen.  Ale  Cicero  seine  Bemerkung  über  Alnis  pigmcntarlm 
schrieb I  am  30.  Dec.  46  oder  bald  daran fi  war  Octavian  jeden- 
falls noch  in  Rom,  ebenso  Ende  Jan.  45,  als  Cassius  schrieb: 
cum  fiUum  viderit^  aber  dieser  wusste  wohl,  dass  er  Cäsar  folgen 
walle,  und  mag  deshalb  auf  die  bti vorstehende  Begegnung  an> 
spielen  '  wenn  er  einen  Sohn  zn  sehen  bekommt  ,  Grosse  Be- 
gebenheiten werfen  eben  ihren  Schatten  voraus.    Um  nicht  schon 


ersten  Aufsätze  aoezusprechen.     Der  Wunsch,  kurx  za  sein,  verechuldeL 
oft  Μ  ifis  verstand  π  ieee. 

*  Man  denke  au  die  neachaftigkeit,  mit  der  Scnaation^bedürftige 
uns^^rL•  Uöf*'  timlauern,  um  über  iieue  Verlobungen  und  der^rL  tierüchte 
aueitustreucn. 


I 


I 


I 


Gesagtes  zn  wiederholen,  verweise  ich  im  üebrigen  auf  meinen 
Aufsatz  im  PhiloL  (LYIII  N.  F.  ΧΠ  S,  45  ff,)  *•  Mögen  andere 
entficheiden,  ob  auf  diese  Hypothese  Schmidts  Ürtheil  paeet :  'Ich 
würde  eagen,  hier  ist  von  Gurlitt  alles  an  den  Haaren  herbei- 
gezogen, wenn  nicht  auch  in  diesem  Bilde  echon  ein  zu  grosses 
Zugefltändniss  enthalten  wäre*,  oh  es  femer  meine  Schuld  ist, 
wenn  er  gestehen  innss,  *daee  für  solche  Beweisführung  «eine 
Fasflungsgabe   nicht   auRreiche\ 

Im  Weiteren  wendet  ei  oh  Seh.  mit  zutreffenden  Gründen, 
die  aber  zumeist  schon  von  O.  Plasherg  in  einem  Oktoberheft  der 
WS.  f.  kl.  Phil.  1898  Sp.  1200  f.  vorgebracht  worden  waren,  beson 
ders  gegen  zwei  von  mir  schon  längst  aufgegebene  Conjecturen, 
in  denen  ich  von  einem  falschen  Gedanken  verleitet  den  Orts- 
namen Astura  mit  .leichter  Aenderong  für  astnie  einsetzen  wollte 
(ad  Att.  X  6,  l;  ad  fam,  Π  16,  6).  Es  ist  eine  Entstellung, 
Wf^un  Seh.  meine  Behandlung  dieser  vier  (soll  heissen  zwei)  Stellen 
Rpüttisch  al«  *Prohe*  des  von  mir  selbst  *80  sehr  betonten  Con- 
servativiftmus'  hinstellt.  Ich  übersehe  nicht  alle  von  mir  schon 
vorgetragenen  Conjecturen,  glaube  aber,  dasa  sich  zu  dieser 
Probe'  kaum    eine  zweite  gleichartige   wird  nachweisen  lassen*. 

^  [Corr.  Nachtrag:  Ei no  Nachprüfung  ist  geboten,  da  auch  Schiebe 
meine  Deutung  unter  Hmweis  auf  Scb,  glaubte  abweisen  zn  mÜBaen: 
Jahrefibericht  von  IHiH)  (Bd,  XXV  S.  334  und  33iiJ  und  1901  (Bd.  XXVIl) 
S.  2ö8  f.  Ich  trage  nur  folgendes  nach:  Es  mag  richtig  sein,  daes 
mit  Μ  acetorem,  nicht  mit  FH  secta^yrcrtt  zu  lesen  sei  (Schmidt  S.  405), 
An  meiner  Deutung  dt-r  ganzen  Stelle  ändert  das  nichtfl^  ja  es  ist  ihr 
vielleicht  noeh  günatiger,  weil  die  Autitheae  starker  wird.  Nach  Schmidt 
soll  Casaiue  sagen:  ^Cäaar  wird  den  Güterausschlachter  nicht  vermieeen, 
wenn  er  dessen  Sohn,  der  ebenfalls  Güterauaechlacbter  ist,  sehen  wird'. 
Das  \n{  allerdings  sehr  matt  und  wit^iloft^  beabsichticrt  ist  deshalb  wohl 
die  sLarke  Antitbese,  'er  wird  den  Güterausschlacbter  nicht  entbehren, 
wenn  er  seinen  eigenen  Sobn  sieht* .  Seh.  'protcatirt'  gegen  einen  Ver* 
dacht,  daaa  Cicero  auf  eine  lasterhafte  Beziehung  Cäsars  zu  Ootavian 
angespielt  habe.  Protestirt  er  auch  gegen  Ciceros  WttJS  aduUeJiceniem 
laudamiiimf  toUendum  oder  gegen  Drumanns  Worte  (GR.  111  740;  VI 
iiOfi):  'Cicero  benutzte  auch  das  Gerücht  von  einem  entehrenden  Umgang 
zwificljen  Caaar  und  Nicomedes,  dem  Könige  vtm  Bithyuien,  um  in  Briefen 
und  nach  Sueton  (Caes.  4ii)  selbst  im  Senate  nach  seiner  VVeiae  zu 
scherzen  ?1 

3  Es  müsate  denn  ad  Att.  XIJI  41  fin.  sein,  wo  ich  für  Cras  igiiurf 
nisi  quid  α  te  commexxtus  conjicirt  habe:  α  te  commutalur  (Pliilol.  LIX 
N.  F.  XIIL  UWX>  S,  t'27).  CommmtHs  lasat  eich  wohl  durch  Hinweis 
auF  Plantus  vertheidiiicn.     An   dieser  Stelle  aber  butte  Schmid*  * 

eine  Aenderung  für  nöthig  gehalten,  nämlich  commeat  vp  (vet 


Bm 


Gurlitt 


Natürlich  ißt  ancb  der  Fehler,  den  iob  an  dieser  Stelle  j^emacbt 
hatte,  *lypi8cli\  Mit  «oUlien  Mitteln  iimuht  man  die  Arhfit  eineH 
anderen  verächtlich.  Auch  in  einem  dritten  Falle  άΛ  AU.  XVI 
15,  ii,  wo  aber  der  Text  anerkanntermaeBen  verderbt  i&t,  habe 
ich  fälschlich  den  Namen  Ä^fura  finden  wollen.  Aber  eben  so 
faluch  isti  was  Seh,  selbst  bietet^  indem  er  vorschiägt:  vonsenti 
in  hac  cura^  uhi  snm  (oder  nohieciim\  tii  jm  eä'petUam.  henti 
cura^  tibi  sum  irI  unlateiniscb,  wie  etbon  Boot  betont,  fmhbcum 
aber  paRnt  wegen  de»  Plurals  nicht  zu  i^um  und  zu  me^  es  müsste 
mecum  h  e  i  sse  η ,  Die  U  e  b  e  r  U  e  f er  ti  η  g  lautet:  conscn  f  i  hi  hat  cur  α 
uni  sum^  h(  me  espediam^  was  ich  jetsEt  also  lesen  uiucbte:  ctm- 
srnfim  (=  consent  imtis}  har  cur  α  obicurii|iie  td  tue  eÄ'peduim^  quibt4S 
aniem  rebus  veml  mihi  quklem  in  metäem,  scd  certi  condltuere 
nihil  posmm,  priusqtmm  te  vi  der  o.  Das  h  eiset:  *Wir  sind  darin 
einigj  daRs  ich  mich  aus  meiner  gegenwärtigen  (Geldjeorge  wo 
auch  nur  immer  befreie  (jeder  Retter  soll  ihm  also  willkommen 
sein),  mit  welchen  Mitteln  das  aber  geschehen  ktinne,  darüber 
habe  ich  eine  Idee,  kann  jedoch  nichts  bestimm tes  festsetKen^ 
ehe  ich  dich  nicht  gesprochen  habe  . 

Man  darf  annehmen,  dass  Sehniidt  mit  denjenigen  Con- 
jecturen,  die  er  zugleich  mit  seinem  Angriffe  gegen  C.  F.  W. 
Müller  und  mich  vorträgt,  sein  Bestes  geben  will,  das«  wir  sie 
als  specimen  ernditioiiis  ansehen  sollen.  Er  wird  daher  nichts 
dagegen  haben,  wenn   ich  sie  einer  eingehenden  Kritik   unterziehe. 

Cicero  schreibt  ad  Att.  XIII  48,  l  (vom  2.  Aug*45)  Lepfa 
tiif  roffid,  utf  si  quid  sibi  optis  λϊ/,  arnirrum,  nwrlnus  mitn  Ba- 
biiÜinii.  Der  Name  BahtdUidS  findet  sich  niebrfach  belegt  1.  Kr 
ist  besondere  in  Campanien^  Bruttium,  Lncanien  häufig,  vermuth- 
lieh  oski«rher  Herkunft  (öuarini  lex.  osco-lat,  p,  8l ),  Auch  ^a- 
bjdeius  kommt  vor  CIL.  VI  2,  134^3.  Da  nun  Lepta  den  Tod 
des  BahuHiiiS  aus  Puteoü  meldet,  da  wir  in  Caipua  infli-briftlich 
den  Namen  Babtdifus  in  dieser  Sidireihung;  in  Pntetili  selbst  eine 
Babidfia  nacb weisen  konnten,  so  Hegt  doch  ^ewis«  kein  (irund 
vor,  an  der  LTeberlieferung  dieser  BriefHtelle  zu  zweifeln.  Anders 
O.  E.  Schmidt.  Er  sagt  (S.  102):  *Dcr  Name  BabulUus  läset 
sicfi   nirgends    sonst    nachweisen    und    ist  mir  aucb  schon 


1  (IL  X,  I  7ij:i:i,  ΓιΙ4<1:  Μ  Bahfthiis,  (\  f\  Cicero  und  nahrere 
andere  Bafndii,  CMl  y,  BahuUittiit^  4Ü.iT  M.  Bttbidliit^  RMittdits  {Capua), 
Tlj;i3.  Wir  liaben  Bnbultm  VI  1,1454;  21f>ti  (Puboli)  ΠΙ  i\  n\m;  IX  i, 
4(137;  Bftbidliitniti^  IX  lii>H:i:  X  2,  S22h  ((  apua);  Bubaria  VIII,  2.  l.'ii^O; 
a-itiö;  a4«iG;  ;i4KT;  [Bftbßjna   I690j  341»»;  51.  Bttbmim  ΪΧ  47iit, 


FaoetiAe  TulIiaoAe 


357 


wegen  eeiner  Form  bu  verdäcliti^,  daüR  ich  ilin  für  eine  jener 
liiiuliiien  Zueaminen^ielmiigen  von  Abkürzungen  iineeh*f\  Untl 
nun  beginnt  ein«  kiibne  Combination  mit  den  gfjwültsitmsten 
Textverderbungen.  'Es  han^luit  eicli,  führt  nämlicb  Bnh.  fort,  um 
eine  ErbHcbaft,  an  der  Lepla  und,  wie  es  β  che  int,  aueli  Cicero 
bethüiligt  ist  .  Daee  aber  Cicero  belbeiligt  eei,  ist  eine  Ver- 
mulhuiig,  für  die  nicht  einmal  iler  Schein  «prii^ht.  Im  Gegen- 
tlieil,  allea  spricht  dagegen.  Würe  Cicero  beihii^Iit  wur'ltin^  «o 
würde  er  das  doch  in  erster  Linie  dem  Freunde  mitgetlicill  haben, 
würde  dann  auch  sein  Rrselieinei)  an  dem  Orte  der  Teatamenls- 
regyJierung  nicht  von  «lern  Wunsche  Leptaa  abhüngig  gemftcht 
haben.  Lepta  wünschte  Cicero«  Rechtebeieiaud.  Mehr  besagt 
unsere  Stelle  auch  im  weiteren  Verlauf  nicht.  Ja  die  Angabe: 
C€ies€irr  opinor  e.r  nnckt^  cisi  nihil  mUmc^  sed  Lepla  e.r  fr  knie 
beweist  e  »ilenlio  auf  iIüh  BeetimmteHte,  das»  Cicero  in  dem 
Teatamente  eben  nicht  bedacht  sein  konnte.  Nun  erfahren  wir 
HUK  einem  Briefe  vom  12.  Aug.,  ad  Att.  ΧΙ1Ϊ  46,  da««  Cicero 
und  Cäeer,  der  durch  Balbue  vertreten  wurde,  damals  an  einer 
Erbschaft  des  in  Puteoli  verstorbenen  Ciuvius  betheiligt  waren. 
Unter  den  Erben  dieses  Ciuvius  wird  nun  Lepta  ebensu  wenig 
genannt,  wie  Cicero  unter  denen  des  Bah u  11  tue,  Schmidt  hält  aber 
aus  dem  eineiigen  (irundci  weil  beide^  Ciuvius  und  BabuUius  in 
Puteoli  gestorben  zu  sein  scheinen  —  ilenn  erwiesen  ist  auch 
das  nicht  —  ,  beide  Fälle  für  identisch  und  macht  diese  Ver* 
muthung  zum  Ausgangspunkte  flir  seine  Texlesänderungej».  Zu- 
nächst wii  d  uns  zugemutbet  statt  BttlrnUins  zu  lesen :  pit,  chuyiuSf 
was  Pti{ieolis)  CiuvhiS  heiseen  soll.  Man  hure  und  staune  l 
'Nach  dieser  Er  k  enn  tni  es' (I),  fährt  er  fort,  sei  die  Erbschafte- 
regnlirung  des  Ciuvius,  die  er  selbst  früher  ('Der  Briefw/  8,  341  t) 
geliehen  hatte,  in  einigen  Punkten  zu  berichtigen.  'Am  2.  Aug. 
früh  habe  Ciceru  den  Tod  des  Ciuvius  dureb  diesen  Brief  des 
Lepta  erfahren  und  danach  an  Ätticus  XI Π  i^  geschrieben*.  Das 
ist  falsch  ι  Statt  Cluvms  muss  es  Bahitlliui  hej^aen.  Der  Tod 
des  Ciuvius  musn  ihm  schon  früher  bekuunt  geworden  sein,  in 
dem  Briefe  A.  XTÜ  48  ist  d>iher  aueh  von  ihm  und  seinen  Folgen 
gar  nicht  die  Rede.  Schmidt  fahrt  fort:  Im  Laufe  des  Tages 
hatte  Cicero  eine  Besprechung  mit  Baibus,  dem  Geschäftsträger 
Gäsars^;  man  kam  iil>erein,  dasw  die  werthvoMe  Hinterlassenschaft 
t  ßuvur  Bidbua  in  Unterband lun^j  wtgen  der  Erbechafl  eintrat  ι 
wird  er  doch  erst  bei  Cäsar  angwfragl  haben,  <di  er  gewillt  sei  die  Erb- 
schaft anzutreten,  Ciuvius  muss  also  wesentlich  früher  ab  am  2.  Aug. 
gestorben  sein. 


358 


Gurliti 


defi  C!uviu8  verslti^ert  werJeu  sollte,  sobald  Ciifiar  zu  rück  ^ek  tili  rf 
eei*  Docli  kaDDte  man  zunäcbit  noch  nicht  die  genaueren  Be- 
ötitnmuugeii  des  Testamentee.  Zum  Vertreter  «einer  Tntereieen 
will  Cicero  den  Bankier  Vestonus  in  Futeüü  wählen,  vgl  ad 
Att•  Xni  37,  4  (ebenfalls  noch  am  2.  Äug.  gescbneben):  IJe 
auctiom  prosm^btnda  equidem  loctäus  sum  cum  Balbo:  placebat 
ftq*  Hier  wird  aleo  die  Cbronolügie  der  Briefe  bestimmt  auf 
Grand  der  f aleeben  Hypotheee»  döB8  ΒίώηΙΗηε  gleich  Pttteolis 
Cluvius  sei.  Ebenso  wenig  haltbar  ist,  wie  gesagt,  die  Behaup- 
tung, daB8  Lepta  ein  Erbe  deft  Cluviu»  gewesen  sei^  Dieee? 
wird  auch  nie  als  solcher  genannt.  Seh.  aber  sagt  ι  Ich  weiee, 
daea  der  vierte  Erbe  Lepta  war*.  Erst  'echien'  ee  so,  dann  wurde 
es  *wahr8cheinliph\  gleich  darauf  siur  Erkenntnis«  und  nun  zura 
*  Wiesen  ,  und  damit  wird  dann  auch  der  Text  von  ad  Att.  XVI 
2f  1  'verbeneert*.  Dort  heieet  ee:  Erotem  remisi  ciiius^  quam 
cofisiifuerani,  ut  vaset,  qui  Ilortensiu  t  cf  qttia  eqttihus  qukkm  ait 
se  Idibtt^  constituissc^  Hortmisius  vcro  hnpudenter.  Ich  habe  be- 
wiesen (Pkilol,  LIX  N.  F.  XIII  1900  8.  106  f.)  und  dafür  die 
Zustimmung  von  C.  R  W.  Müller  und  Th.  Schiehe  (aaO.  S,  377)* 
daee  für  et  UVIAE  zu  lesen  sei:  ei  OVIAE,  das»  es  sich  also 
nicht  um  das  Cluvianische  Erbe  handele,  sondern  um  einen  fundus 
der  Ovia,  fiir  den  Zahlung  zu  leisten  war.  Seh.,  der  diesen  Be- 
weis noch  nicht  kannte,  macht  aus  der  Ueberlieferung,  indem 
er  an  drei  Stellen  gewaltsam  eingreift:  qui  Hordeomo  et  I.ephie^^ 
quibus  qu'tdem  .  .  .  Hordemiim  vero  imptidenter.  Drei  verschie- 
dene Angelegenheiten  also,  die  Nachlassen schaft  des  BubuHius^ 
die  des  Clumus  und  das  Geschäft  Ciceroa  mit  Ovia  werden  von 
Seh*  als  eine  Sache  behandelt  und  mit  dieser  völlig  haltlosen 
Hypothese  werden  die  Briefe  datirt  und  'eniendirt*.  Natürlich 
iet  dae  Ergebnis»  in  allen  Punkten  verfehlt^. 

^  Lepta  hatte  mit  dem  Erbe  des  Cluvius  gar  nichts  χα  thun.  Er 
unterbandeite  mit  Balbua  (ad  Att.  XIH  4^),  I)  iu  einer  anderen  Ange- 
legenheit^ nämlioh  wegen  einer  curatio. 

2  Froher  hatte  er  (Rhein.  Mus.  N,  F.  LH  S.  ^31  uuter  Nr.  104) 
statt  Leptae  ebenso  verkehrt  Plotio  conjicirt  (aus  ad  XHl  4ίί»  3).  Ρίο- 
liua  war  auch  nicht  Erbe  des  Oluvios,  sondern  Agent  des  Balbua. 

^  [Wenu  neuerdings  Tb  Suhieho  (Jiihresh.  d.  pbiL  Verein»  XXVH 
S.  268j  in  A.  Χ1Π  48,  I  BaltuUttis  in  Vihidlim  andern  will,  b*i  ist 
aueb  diese  Coujectur  durch  das  Vorstehende  widerlegt.  Auf  Schiebet! 
sonstige  Bemerkungen  gegosi  meinu  (Philo L  LVllI,  ΙΗίίίΙ  S.  4i>  ö.)  vor- 
getragenen Deutungen  und  Conjücturen  kann  hier  nicht  mehr  einge- 
gangun  werden.  Zum  Theil  erledigen  Pie  aich  durch  «iae  bisher  Gesagte, 
Correctur  *N  ach  tr  agj . 


Faoetiae  TulUanae 


as9 


So  weuiß^  wie  in  Jen  bisher  behmidelten  Fällen  kann  ich 
in  den  folgenden  die  von  Schmidt  behaupteten  etarken  Ahliür- 
Zungen  hei  Kigennanien  erkennen.  In  ep.  nd  Att.  XV  2  soll 
derer tissemque  f  avuiius  in  Yesciuno  aerCf:!  übw.  verdorben  «ein  aue 
demriissemque  arp,  üs{^  Arpinum  versus)  oder  mjui.  üs  (=^  Aqui' 
num  veriffis).  Sacht  ich  wäre  dem  nichte  Zwingendes  entgegen, 
wie  der  HinweiR  auf  ad  Att.  XVI  10,  l  verti  ifjHur  me  α  Min- 
turni»  Arpintwi  versus:  cansfifueram  it(  .  .  Aquhti  manerem  zeigt, 
aber  beBonders  aus  paläograpbistheu  Gründen  halte  ich  diese 
;\enderQng  fdr  ebenso  will kürl ich,  als  Seh. β  frühere  {a  Sinnes- 
sano)  ,  .  ,  proficiseens  α  I^deolis  ('Briefw/  im  Neudruck l.  Eine 
durühechbigeßd  sichere  I.eeung  iet  flir  diese  Stelle  noch  nicht 
gefunden.  Meine  Vermutliung:  accttbans  in  Vesclano  halte  ich 
für  η  ah  erliegend,  jedenfalle  aber  möchte  ich  behaupten,  daes  so 
«tarke  Zusammenaiehungen  der  Eigennamen  hiRber  nicht  eicher 
erwieeen  werden  konnten.  Die  'typiecben  Beispiele  erfolgreicher 
Bemühungen'  in  dieser  Hinsicht  —  meist  Conjecturen  eigenen 
Fabrikates  — ,  die  Seh,  im  Rhein.  Mas.  Bd.  LIII  (18981  S.  233 
auffuhrt^  sind  jeden  fall  β  nicht  stichhaltig'.  Zunächst  Α  XV  3,  l 
nati  =  Arpinati  iRt  keine  absichtliche  Zuftammenxiehung,  son- 
dern einftiches  Abschreiber- Versehen  ;  A,XV21  in  Neöidem  <nach 
Schiebe)  aus  his  Μ  und  hus  Z,  das  ich  bisher  für  rio!itig  hielt, 
ja  unabhängig  von  Scliiche  gefunden  hatte,  steht  doch  nicht  ausser 
Zweifel,  U  F.  \V,  Miiller  hat  oh  abgelehnt.  Es  konnte  hier 
aui»h  eine  Zeitheslimmung»  wie  /<(ora)  /7/1,,  vorliegen.  Das« 
A.XI  17a,  1  für  in  ematiam  zu  lesen:  Egna^m  {F.maUa?)  cum  hat 
C,  F,  W.  Müller  und  Tb.  Schiclie  auch  nicht  überzeugt,  .Schiebe 
(aaO.  S.  351  f)  macht  dagegen  gewichtige  Bedenken  geltend 
und  enipiiehlt  dafl  von  Bosius  herrührende  Itofjm  matri  eam. 
A,  Χ1Π  4,  1  iftt  Et  qtmkm  <^de  Tiidifam  idcm"}  pnio  zu  lesen, 
wie  C.  Lehmann  Quaeett.  p.  50  gezeigt  und  Müller  anerkannt 
hat,  es  liegt  also  eine  Lücke  vor,  niclit  aber  ist  *aus  et  quidem 
durch  Aufliißung  von  Abkürzungen'  de  Tttditamf  fdtm  herzu- 
stellen. In  Ä,  XV  :l  m\[  de  mala  aus  de  Mmiafw  entstanden 
sein.  Näher  liegend  wäre  zB.  de  Ma^lo  =  de  Mareelh,  Denn 
das»  in  dieser  Weise  abgekürsil.  wurde  mit  Nennung  der  zwei 
ereten  und  der  zwei  letzten  Buchstaben,  dafür  la§sen  sich  Belege 
in    genügender   Menge    beibringen*.     Auch    de   Venfidh    statt  de 

^  ,4d  fam  IX  4  ijt  überliefert:  Ißt  Coctio  ntihi  gralum  eitt.  Bei 
einer  s^dchtin  ganz  /.usatnnicnhanglosett  Notiz  ist  nur  eiuL-  wiibracheiii- 
liehe  Lösung  des  Rätseli  mdgÜoh  unter  engem  Anschlues  an  die  über- 


360 


Ο  u  Γ  Ι  i  1 1 


enictio  m  A.  XVI  2,  5  höhe  icli  an  anderer  Stelle  {Pliilol.  LIX 
N.  F.  XIII  19Ü<)  S.  98  f.)  als  sehr  uiiwuhrsdieiiilich  trwiesen 
und  sehe,  daee  es  auoL•  Müller  ablebnt.  Kurz  dieee  Bdüpiele, 
welche  Sclimidt  als  sichere  Bele^^e  für  etarlie  AbkürzuDg  der 
Eigennamen  anfiihrti  haben  keine  BeweiBkraft,  i^och  weniger  seine 
weiteren  Verauche  nach  dieser  RicIituTig  hin.  So  eoU  A.  XI¥ 
14,  1  de  Pherionum  more  (S,  233)  eitstand eii  sein  aus  de  P.. 
Ilerio,  η  um  rnore  ^  rfe  P(ansiie),  Ilirtii  novo  mftre.  Auch  da#1 
haben  MüHer  and  Schiche  (S.  376)  ahgelehnt,  and  ii:h  glaubte 
dafür  lesen  zu  aollen :  de  rhthrum  m^re  (Fhilol,  LIX  N,  F. 
XIII  lÜOO  S.  109),  Die  Beispiele  lieseen  sich  %^erniehren  (Schmidt 
Khein«  Mub,  LIII  (1898  S.  2SI  ff.),  jedoch  mag  ee  gentigen  auf 
Schiches  Jahrefiber  S.  370,  376^  nnd  meinen  etwa  gleichzeitig 
efBchienenen  zu  verweisen,  leb  würde  mir  Seh. η  Conjectur  noch 
gefallen  lassen,  wenn  an  der  Stelle,  von  der  die»e  Betrachtung 
ausgeht,  A.  XV  2,  «{iMmtiii  oder  arpumns  β  lande,  wie  aber  acut  ins 
aus  Äquinum  verstis  oder  Arpiaum  vet^siis  entstanden  sein  sollte, 
dafür  fehlt  mir  der  Schlüseel  und  ein  analoger  Fall. 

Sachlicli  bedenklich  ist  auch,  daee  man  devertere  in  den 
Briefen  und  an  dieser  Stelle  zunächst  doch  alH  'einkehren'  fassen 
muBB,  'Seinen  Weg  ändern  bezeicbnet  Cicero  in  Ä.  XVI  10,  1 
durch    m€  verti    oder   eonet   auch    durch  Uer  vertere.     Viel    eher 


lieferten  Zeichen  und  diese  bedeuten  nicht  De  Cocceio  (Ceirrndue»  'fort, 
recte*  Meüdelaaohn)  sondern  De  Cl  Oct^io  ^  de  C.  Octavio^  der  auch  ad 
Ätt.  II  1,  12,  ad  Qu.  fr.  Ι  1,  21 ;  2,  7  genannt  wird,  der  Vater  des 
Auguetuf,  lu  dem  Briefe  ad  Att.  IV  17  fin.  heiest  es  fast  ebenso : 
Non  enim  te  puto  de  Imtro^  quf}d  iam  dejtptrutum  est,  ctwi  de  iHdicUHf 
quac  lege  Coctia  fiantj  qimtrere.  Hier  ist  Owtia  vcrmuthlich  aus  Cor^Ua 
=  Cornelia  verdorben.  iJenii  es  \f'Ah  mehrere  Itgcs  Cornelktc  (Verr.  II 
77,  de  1.  agr.  II 1,  (i,  Phil.  I  18  ua,  aiehe  unter  CortieUae  im  index  no- 
min, bei  ßaiter-Kayser).  In  unserem  Falle  handelt  es  Bich  wi>bl  um 
die  lex  Comelia  de  pecuniiit  repetundis  (p.  Rubir.  Post  9)  oder  vielmehr 
wegen  §  2  uneeree  Briefes  um  die  fix  de  provinciis  ordinandiii  fad  fam. 
I  9,  25;  III  ^i,  5,  ίί;  10,  <;),  Eine  lex  Coctia  gab  ea  ni^-bt  Iti  A.  XV 
26.4  vcTiimthete  ich  (Neue  Jahrb.  f.  d.  klaas.  Altertb.  111  S  Η02),  das» 
itdi  entstanden  aei  au»  ΓίΐΡΐ  ==  TuUiani;  bin  A.  Χ1Π  20,  4  mit  Γ.  F. 
W.  Müller  der  Miunung»  datiB  in  toto  die  Abkürzung  für  in  To{rqua)to 
eeL  Andere  Beispiele  ündet  man  bei  Müller.  Kurz,  ich  kann  imr  solche 
Abkürzungen  in  den  Briefen  auerktitmun,  in  denen  ein  hestimnites  System 
und  Methode  bemcht. 

1  Djeee  Stelle  ad  Att*  XV  13,  4  glaube  ich  durch  bloeae  Umstel- 
lung de»  Konunas  geheilt  «u  haben:  non  qua  powpa  ad  .vf,  tarnen  dam 
venturum  (BerL  phih  W.  8.  1900  N.  477). 


Fatsetiae  Tullknae 


gUube  icbj  das»  Weeenberg  da»  Heclite  ΙηΟΊ,  wmm  er  eagt: 
'Latet  eine  dubio  ad  cnm  nomiiie  viri  alicuiua  familiariR,  ut  ad 
Acilium  (Klotz) ;  denn  auch  Ίί«  Worteteilung  empfiehlt  SdunidtH 
Corjectur  nicht.  Sie  ist  deshalb  weit  davon  entfernt,  für  sicher 
gelten  zu  können*  —  Id  dem  Briefe  ad  Att.  VI  t,  25  liest  man 
bei  den  neueren  Heraasgebern:  Et  heus  (u!  tamne  vos  α  Caesare 
per  llerodem  taltnfa  Attka  L  ea:tof'^Mis?  Die  Leeart  iamne  stand 
nach  des  ßosins  Angabe  in  Z.  Wo  er  allein  au§  Ζ  citirt,  ist 
ihm  nicht  gana  zu  trauen  {vgL  C.  A.  Lehmann,  *de  Cic*  ad  Alt. 
epp/  p.  110),  aber  eeine  Angabe  ist  nicht  gerade  unglaublich 
und  giebl  einen  erträglichen  Sinn  und  Ausdruck.  Cäsar  war  ein 
säumiger  Zahler,  es  mag  deshalb  Cicero  mit  Verwiinderung  ge- 
fragt haben:  'Schon  ist  es  euch  gelungen,  da§  Geld  aus  ihm 
herauszupresiBen?'  Auch  die  Frageforra  nach  Ei  heus  tu!  ist  durch- 
aus üblich:  zB.  ad  fam.  VU  11,  2  Sed  heus  tu!  quid  agw?  ec- 
quid  fit?^. 

Die  LTeberlieferung  von  Μ  und  G^  lautet  Genuarios  α 
Caesare,  wofür  O.  E.  Schmidt  (S.  S9fi  ff.)  die  von  Turnebus  em* 
pfobleoe  Conjectur  Genuae  vas  als  allein  zulässig  erweisen  will, 
obgleich  diesen  Versuch  C.  F,  W.  Müller  schon  mit  der  mir 
zutreffend  Rcheinenden  Bemerkung  abgelehnt  hatte:  genuarios  MC 
propter   iabeUarios^t  Gefiuae  tos  'natürlich    mit  Turnebue    ei  η  zu - 

*  Was  sonst  diese  Lesart  iamne  vos  empfelilen  könnte^  findet  man 
schon  in  Booti  Ausgabe  angemerkt.  Ich  bin  nicht  ganas  davon  über- 
zeugt. Man  könnte  auch  denken  an  itane  ?  das  sicU  in  iamnc  verdürben 
auch  ad  Att.  XIV  10,  2  Endet,  vgl  Hof  mann- Andresen  'Auegew.  Briefe, 
II ^  S.  209;  iamne  Lorsohur  He.,  O-PEMb]  iam  Q\  Ausg.  de«  Beatus.  Für 
den  Gebrauch  von  iUme?  und  itane  vero?  Endet  man  dort  S.  108  die 
Beispiele  ad  fam.  XU  30,  1;  ad  Att.  V  2,  2;  XVI  7,  a;  Phil.  V  27; 
VI  15;  in  Verr.  V  77.  Es  wäre  also  mögiich,  dass  Cicero  auch  hier 
gesagt  hätte:   Et  hcits  iu!  Itane?  vos  α  Caesare  sq. 

^  Wenn  sich  nachweisen  iiesse,  data  die  Lesart  Genimrias  aus  dem 
Laurisheimensis  etamme,  dann  hatte  dieses  Zeugniss  GewichL  Bekannt- 
lich hat  aber  Cratander  oft  die  Lesart  jener  alten  Hs.  m  den  Text,  die 
vulgatft  (aus  A^  und  A'^)  aber  an  den  Rand  gejsetzt.  Mir  sind  die  edd. 
Ascensiaciae  jetzt  nicht  zugängig*  Ehe  diese  nicht  mit  C  und  c  vergli- 
chen sind,  hat  C  an  eich  keinen  Werth.  Denu  steht  in  A^  *  Ganuirios 
in  C  ebenso,  aber  in  c  Iamne  voHj  mi  ist  dieses  die  Lesart  des  Laurish. 
0.  E-  Schmidt  i»t  doch  «oust  gegen  C  misatrauisoh,  weshalb  nicht  in 
diesem  Falle? 

^  Es  genügt  Wohl,  ein  blosses  Verlesen  von  {itanevas  oder)  tatit* 
nevos  anzunehmen.  War  α  offen  geschrieben,  so  konnte  iitmni;  leicht 
durch  fti Ische  Trennung  der  Striche  zu  GVnwa,  und  dann  vos  leicht  zn 
io»  werden. 


sm 


Ourlitt 


ieduSi  re  mpudentior  (ad  fam.  IX  22,  1)  ist,  AehtiHcti  boshait 
war  CiferoR  WitJE^  mit  dem  er  den  jungen  Octavian  eo  schwer 
kränkte:  i  auffand  um  adolesccntem  ornandum  iollmdum  {ad  fam. 
XI  20,1)  —  ^maii  iviubs  ihn  loben,  ehren,  —  in  die  andere  Welt 
—  beförtlern  \  DaMe  Scbmidt  aber  den  wahren  Sinn  nicht  wieder- 
giebt,  ist  leicht  zu  erweisen;  znniicbfit  aus  rein  ifprachlichen  Grün- 
den. Cicero  'meint'  nichts  sondern  er  fürchtet  (rereör),  er  turchtet 
aber  auch  nicht,  'dif^  Auctionen  könnten  in  Stilt&tand  kommen  , 
sondern  (»r  hmfa  refriwcrd\  sie  wäre  erkaltet.  Ebenen  heisst 
es  ad  fam.  XV  17,  2  Caesarem  putahant  moleste  laturum^  veretitem 
ne  Iiasta  refrijtisset.  Die  Geschäfte  de«  Güter  Verkaufes  sind  dooh 
nicht  mit  dem  Äugenblicke  'erkaket*,  als  Hulla  starbt  sondern 
sie  kiinnten,  falle  eich  für  Sulla  kein  ebenbürtiger  Käufer  finden 
ftoUte,  später  einmal  nachlaHsen.  Hatte  Cicero  das  sagen  wollen, 
80  würde  er  nicht  das  Perfect  und  Flu  sq.  gesetzt  haben.  Vor 
allem  aber  apricht  die  politische  Stimmung  Ciceros  gegen  eine 
solche  Heutung.  Man  denke  Fiich  die  Lage,  als  er  (kurz  vor  dem 
30.  Dcc.  46)  den  Brief  ad  fain.  IX  10  fichrieb.  Cäear  stand 
mit  seinem  Heere  in  Hispania  und  C,  Vibius  Pansa  rüstete  eich 
(ad  fam.  XV  17,3),  ihm  zu  folgen,  um  mit  ihm  die  Pompeianer 
niederzuwerfen.  Wie  gleich  giltig  musste  in  so  ernsten  Kriegezeiten 
dem  Cäear  selbtit,  wie  viel  gleich  giltiger  Cicero  die  Frage  sein, 
wer  in  Hom  die  GüterausRcblachtung  aer  Ver artheilten  besorge? 
Für  dieses  echmutzige  und  gewinnbringende  Geschäft  werden  sich 
nur  zu  viele  Hände  bereit  gefunden  haben.  Kann  Cicero  im 
Ernste  geaagt  haben:  *ich  fiirchte  (rercör\  das«  Cäears  Auc- 
tionen in  Stillitand  geralhen  sind ,  während  er  in  Wahrheit  sich 
darüber  nur  gefreut  haben  wird?  Konnte  ihm  daran  liegen,  dass 
Cäsar,  der  seine  Parteigenoesen  bekriegte,  in  Rom  Geldgeschäfte 
mache?  Seine  wahre  Stimmung  giebt  er  in  demselben  Briefe  selbst 
mit  den  Worten  (§  3)  De  Hispania  nom  mhii^  sed  expectaiio 
magna:  rnmores  tristiores,  sed  ahionoTOi.  Sehen  wir  weiter!  Meine 
Verrauthung,  dass  Cicero  in  dem  Briefe  an  Caasius  in  XV^  17,2 
mit  Attius  pigmentarius  spöttisch  Octavian  bezeichne,  und  daee 
Caeeius  in  demselben  Sinne  schreibe,  Cäsar  werde  den  P.  Sulla 
nicht  vermiesen,  cum  filimn  {—  Octavianura)  viderif,  bekämpft 
0.  E.  Schmidt  mit  folgenden   Gründen: 

Cassius  sagt  ganz  einfach :  Cäsar  soll  sich  trösten  im  Flin- 
blick  auf  den  Sohn  des  Sulla,  weil  dieser  dasselbe  Geschäft  be- 
treibt, wie  der  Vater'» 

Gewiss,  das  ist,    Nvie  ich  nie  gezweifelt  habe*    der  ehrbare 


I 


Fioetise  TatlTanaa 


Gedanke,  liioter  dem  eich  wieder  die  Zoto  Terateckt.  Scbmidt 
fT%gi  frettich :  'Woher  weies  Giirlttt,  d&is  Cnssins  eiue  Zote 
machen  will*?  Ich  weiee,  dae»  er  witiig  sein  will»  weil  er  auch 
ionet  den  Tod  des  Sulla  durchaus  eφottiβch  und  mit  biseigen 
Witzen  bebandelt.  Das«  er  aber  mit  fiUnm  deueelben  bezeichnen 
wolle,  den  Cicero  Ätius  pi^mentarms  genannt  hatte,  soblieese  leb 
ftaa  dem  eonet  von  Caaeiae  beobaebteten  Eingeben  auf  Cieeroe 
Gedanken: 


α  Caeeiue  (R  XV  19,3) 
cnim  ego  moriem  forti  meher^ 

etiles  €tnimo  Mi,  — 

uec  tarnen  Caesar  .  .  ,  seeto- 

rmi  desiderabU,   πα«  ßUmn  m- 

derii. 


Cicero  (E.  XV  17,  2) 

Hoc  tu  pro  tua  snpienfia  feres 
aequo  OüffiM   — 

Caesarem  putabant  moleste  la- 
turum,  rereniem  ne  hasta  re~ 
frixisset;  Minäias  Marcellus  et 
Atiius  pigmentaritis  valde  gau- 
dcbmit  86  adt^ersctrium  perdi- 
disse. 

Gegen  diese  Vermuthung  aber,  daae  Cicero  mit  Attins  pig- 
menfarim  und  ebenso  Cassiue  mit  filiüs  den  jimgen  Octavian  be- 
reicbne,  macht  0.  E.  Schmidt  als  vermeintlich  durcbscblagendee 
Argument  gelten,  dans  Cäears  Adoption  damals  noch  nicht  er- 
^^^S^9  geschweige  in  Rom  bekannt  gewesen  sei,  das«  mitbin  mit 
fiiius  unmöglich  schon  Octavian  gemeint  sein  könne.  Das  klingt 
überzeugend,  denn  thatsScblich  nahm  Cäsar  'Die  Adoption  des 
jungen  Octavian  erat  am  13,  Sept.  45  vor  (unser  Brief  iet  aber 
eohoQ  im  Jan.  desselben  Jahres  geschrieben),  und  aucli  damala 
blieb  die  Adoption  noch  ein  Gebeimniss.  Erst  im  l^aufe  des 
Winters  45/44  bildete  sieb  in  der  Umgebung  CEsare  die  Ueber- 
zeugüng  aus,  dass  Ontavian  zum  Nachfolger  bestimmt  sei  (O*  E. 
Schmidt,  Jun.  Brutus  in  den  Verband  1,  der  Görlitzer  Philologen- 
vers.  S.  178;  Gardthaneen^  Augwstua  l  S.  4!>).  Diese  Bemer- 
kungen sind  richtig,  sind  mir  aber  nicht  neu.  (lob  hatte  deshalb 
auch  nicht  gesagt  nach  der  Adoption,  sondern  *ziir  Zeit*  der- 
selben^).    Ich  nahm    an    und    achloss    eben    aus    unserer  Stelle, 


ι  Diesen  Auedruck  hatte  ich  —  offen  gestanden  —  abeiGhtlich  so 
iinbpBtimmt  gehalten,  nin  die  Kritik  nicht  auf  einen  EinwaiHl  hinstu- 
weisen,  den  ich  fiir  nicht  stichhaltig  hielt  und  deshalb  auch  nicht  seibat 
erst  widerlegen  wollt«»  Dazu  kommt,  daes  nieiae  I Deutung  von  AHuft 
piijmfuUwiuH  m4hnt  dnnn  zu  Kraft  he4teht,  wen?!  man  vorziehen  sollte, 
fiJifts  liier  mir  fiiif  den  Solm  df!*  Sulla  zu  heüieben.  Ich  geVw  aber  j;n, 
dmn  ich  besser  gelhiin  hättt%  meine  fi runde,  die  hier  folgen,  fichon  im 
Hhein.  Mna.  f.  k^biUtl.  14.  V.  LVIL  2^ 


m 


Gtirlitt 


dane  dem  Vollzüge  dm'  Adoption  duH  Gerede  gflcicIieE  tnhaltet 
YoratiegegangeTi  eei.  Da  Cäsar  keitien  Leibeserben  liatte,  eo  roasg 
*die  Frage»  wer  ilin  beerben  werdt^  sclion  früh  die  Geniütber 
etark  bewegt  and  die  Blicke  auf  seinen  Grofteneffen  gerichtet 
habeji.  Irli  muiia  niirb  jetlerifaüs  wundern^  daRs  gerade  Scbmidt  mir 
eine  Miiglichkeit  abRtreitet,  die  er  eelbat  annähernd  ecbun  aiie- 
gesprochen  nntl  zur  Grundlage  einer  weitblickenden  HypolheBe 
gemacht  baUc.  In  Reinem  b(*kannten  V^orlrapie  m\f  dem  GiJrlit/er 
Fbilt>logentage  'M,  Innin»  Brutus  eagt  er  (8.  178):  *Kacb  Reiner 
Heimkehr  ailoplirte  dpn  jungen  Octavian  Rein  Oheim  am  13  Sept. 
in  «einem  Tesiamenle  (Suet.  Cae«.  83),  und  wenn  dasselbe  aach 
geheim  ^eballen  wurde,  κο  verriethen  doch  andere  Mass- 
nahmen,  wie  zB.  OetavianR  EntRendniig  naeh  Apollonia  *  .  ,  . 
CUflar«  Willen  auf  daR  deui  liebste  (Nitol.  naniiiRC,  ΙΟΛ 
Mit  dpuiiielben  lieebte  nehme  irJi  an^  da««  auch  vor  der  Adoption 
CanarR  Wille  von  seinen  Neidern  und  Feinden  geahnt  oder  ihm 
doch  nntergesoboben  wurde.  Denn  Citear  war  vor  AuRbrucb  «lee 
»panierben  Kriege»  bifl  Ende  *Sept.  (neue  Aera)  4t)  in  Rorn  ((K  E. 
Schmidt,  Der  Briefw.  S.  257)»  Octavian  damale  in  «einer  üni* 
gehung  uml  nur  durch  Krankheit  verhindert,  Anfang  4Γ)  mit 
in»  Febl  zu  zitiben  (NituL  DumaRC,  βίος  Καί£Γαρος  c.  10),  folgte 
ihm  aber  nach,  so  dasR  er  im  Mai  mit  ihm  zu  Kalpe  in  iSiid- 
Bprtnien  znfsammrntraf  (O.  K,  Schniidt  aaO.  S.  3B9).  Ee  konnte 
der  Umgebung  Caiiarft  nicht  entgangen  Rein,  daRß  Octaviau  bei 
Cibar  in  Gunat  stand,  und  somit  ist  es  gewie»  nieht  unwahr- 
ßcheinlich,  dasa  man  schon  aeit  Ende  46  die  Adoption  Octaviane 
alfl  Vermuthung,  als  eine  böee  Ahnung,  atisRprach^.  Mehr  ale 
eine  Vermuthung  braucht  man  auch  in  dem  Worte  cum  filium 
viderit,  '  wenn  er  eret  einen  Soli  η  zu  sehen  bekommt*,  nirht  zu 
erkennen.  Als  Cicero  seine  Bemerkung  über  Atiu^  pigmcntarhis 
schrieb,  am  30.  Dec.  46  oder  bald  darauf,  war  Octavian  jeden- 
falls noch  in  Rom,  ebenso  Ende  Jan*  45^  als  Cassins  eehrieb: 
cum  fiUum  viderit^  aber  dieser  wueete  wohl,  dase  er  Cäsar  folgen 
walte,  und  mag  deshalb  auf  die  bevorstehende  Begegnung  an- 
spielen '  wenn  er  einen  Sohn  zu  sehen  bekomuit  .  Grosse  Be- 
gebenheiten werfen  eben  ihren  Schatten  voraus.    Um  nicht  schon 


ersten  Aufest/.e  auszusprechen.     Der  Wunsch,  kurz  zu  sein,  yerscbuldet 
oft  Μ 19  s V  ere tä η  d  η  i sse . 

*  Man  denke  an  die  neachtirtigkeit,  mit  di*r  Sonafttinnsbediirftige 
nna**re  Hoff  unilauLTn^  um  über  neue  Verlobungen  und  dergl,  Gerüchte 
auszustreuen. 


Geeagtefi  zu  wiederlinleii,  verweii^e  kh  im  Üebrigen  anf  meinen 
Aofeatz  iro  Piniol  (LVTII  N,  F,  XFT  S.  45  ff.)'.  Mögen  andere 
entscheiden,  ob  auf  diese  Hypothese  Sclimidts  ürtbeil  piiHst ;  'Ich 
würde  eagen,  bier  ist  von  Gnrlitt  alles  an  den  Haaren  lierbei- 
gezogen,  wenn  nicht  ancb  in  diesem  Bilde  echon  ein  zu  grossee 
ZugeständnisH  enthalten  wäre\  ob  es  ferner  meine  Schuld  ist, 
wenn  er  gestehen  musK,  daas  fiir  solche  Beweiflfnbrnng  seine 
Fassungsgabe   nicht  ausreiche*. 

Im  Weiteren  wendet  sich  Seh.  mit  zutreffenden  Gründen, 
die  aber  zumeiet  schon  von  0.  Piasberg  in  einem  Oktoberheft  der 
WS.  f.  kl.  PbiL  1898  Sp.  1200  f.  vorgebracht  worden  waren,  beson- 
ders gegen  zwei  von  mir  schon  länget  aufgegebene  Conjeoturen, 
in  denen  ich  von  einem  faleehen  Gedanken  verleitet  den  Orte- 
namen Astura  mit  .leichter  Aendernng  für  astute  einitetssen  wollte 
(ad  Att.  X  0,  1;  ad  fam,  Π  U»,  6),  Es  ist  eine  Entstellung, 
Wi^nn  Seh,  meine  Behandlung  dieser  vier  {soll  heissen  zwei)  Stellen 
spöttieoh  als  'Probe'  des  von  mir  selbst  *8o  sehr  betonten  Con- 
servativismue'  hinstellt  Ich  übereehe  nicht  alle  von  mir  schon 
vorgetragenen  Conjecturen»  glaube  aber,  dass  sich  zn  dieser 
Probe*  kaum    eine  zweite  gleichartige   wird  nachweisen  laRsen^. 

'  [Corr,  Nachtrag:  Eine  Nachprüfung  ist  geboten,  da  auch  Schiehe 
meine  Deutung  unter  Hinweis  auf  Seh.  glaubte  ab  weisen  zu  müssen  ί 
Jahresbericht  von  1899  (Bd.  XXV  S.  3:i4  und  :m)  und  1901  (Bd,  XX VII) 
S,  2Γ>8  f.  Ich  trage  nur  folgendes  nach :  Es  mag  richtig  sein,  dass 
mit  Μ  sectorem^  nicht  mit  FH  sectatoreju  zu  lesen  sei  (Sehmidt  S.  40ή). 
An  meiner  Deutung  dtT  ganzen  Stelle  iiudert  das  nichts^  ja  es  ist  ihr 
vielleicht  noch  günstiger,  weil  die  Antiiiiese  stärker  wird.  Nach  Schmidt 
soll  Caseius  sagen;  'Cäsar  wird  den  Uüterausaohlachter  nicht  vermiHaen, 
weon  er  dessen  Sohn,  der  ebenfalls  niiterausschhichter  ist,  sehen  wird'. 
Das  ist  allerdingR  st'hr  matt  und  witxlog,  beabiiichtigt  ist  deshalb  wohl 
die  starke  Antithese,  *cr  wird  den  Guteraueschl achter  nicht  enthehren, 
wenn  er  seinen  eiirenüii  Sohn  sieht* .  Seh.  'protestirt*  gegen  einen  Ver- 
dacht, das«  Cicero  auf  eine  lasterhafte  Besiehung  Casars  zu  Ootavian 
angespielt  habe.  Protestirt  er  auch  gegen  Cieeros  Witz  adulenctntem 
laudandum,  toUmdum  oder  gegen  Drumauns  Wort©  (GR.  III  740;  VI 
(KXj):  'Cicero  benutzte  auch  das  Gerücht  von  einem  entehrenden  Umgang 
zwischen  Cäsar  nnd  Nicomedes^  dem  Könige  von  Hithynien,  um  in  Briefen 
und  nach  Sueton  {Caes.  49)  selbst  im  Senate  nach  Heiner  Weise  za 
ech ersten  ?) 

^  Es  roüsste  denn  ad  Att,  XIII  41  fin.  sein,  wo  ich  für  Cras  igitur^ 
nm  quid  α  te  commeattis  conjicirt  habe:  α  te  conimutatur  (PhiloL  LIX 
N.  F.  XIII.  UKK)  S.  1*>7).  ComwrntU!^  läs<<t  sich  wohl  durch  Hinweis 
auf  Plantus  verthei»liii»*n.  An  dieser  Stelle  aber  hatte  Schmidt  selbst 
eine  Aenderung  für  nöthig  gehalten,  nämlich  commeat  vp  (vtaperi)* 


85β 


QurlUt 


Natürlich  ist  auch  der  Fehler,  den  ich  an  dieser  Stelle  gemacht. 
hatle^  *typi8ch\  Mit  ftoUhen  Mitteln  macht  man  die  Arheit  eines 
anderen  verUchllit:h.  Auch  in  einem  dritten  Falle  ad  Att.  XVI 
15,  0,  wo  aber  der  Text  anerkanntermaeflen  verderbt  iet.  habe 
kh  fäbchlich  den  Namen  Asiura  finiten  wollen.  Aber  eben  so 
faluch  ist»  was  Seh.  »elbsst  bietet,  indem  er  voraidilägt;  consenti 
tn  huc  cura^  uhl  sxm\  (oder  nohificum\  at  me  e^^pediam.  Iienn 
cnra^  ίώί  sttm  ist  unlateiniech,  wie  eclioii  Boot  betont,  nobiscum 
al>er  pawet  wegen  des  TluralH  nicht  zu  sum  und  stu  nte,  βκ  iniisfite 
mecum  heUeen.  Die  Ueberlieferun^  lautet:  comenit  in  hoc  cura 
uni  sumi  tti  me  e^pediam,  was  ich  jetzt  also  lesen  mochte:  coh'^ 
seilt ÜN  (^  consattimus)  hoc  cura  ubicnncjue  nt  me  eivpediam^  quibus 
at4f€m  rebus  reuit  mihi  quidem  in  metdemt  sed  certi  comtituere 
nikU  passmn,  priusquam  te  mdcro.  Das  heiset:  'Wir  sind  darin 
einig,  daBH  ieh  mich  aus  meiner  gegenwärtigen  (Geldjaorge  wo 
auch  nur  immer  befreie  (jeder  Ketter  soll  ibm  aleo  willkommen 
«ein),  mit  welchen  Mitteln  das  aber  ge«chehen  könne,  darüber 
habe  ich  eine  Idee,  kann  jedoch  nichts  Beetimmtee  feütset^enf 
ehe  ich  dich  nicht  geeproohen  habe  . 

Man  darf  annehmen,  das«  Schmidt  mit  denjenigen  Con- 
jeeturen»  die  er  zngleieh  mit  seinem  Angriffe  gegen  t',  F,  W. 
Müller  und  mich  vorträgt,  sein  Bestes  geben  will,  das«  wir  sie 
als  specimen  eruditionis  ansehen  sollen.  Kr  wird  daher  nicht» 
dagegen  haben»  wenn  wh.  sie  einer  eingeheniien  Kritik   unterziehe. 

Cicero  schreibt  ad  Att.  XIII  48^  1  (vom  2.  Ang.  45)  Ltpia 
me  roffdh  ttf,  si  quid  sibi  opiis  sit^  üccnfrantf  morfuus  ruffn  Ιϊύ' 
bfdlitis.  Der  Name  Β  ab  f  dl  ins  findet  sieh  mehrfatih  belegt  ^  Kr 
ist  besonders  in  Campanien,  Bruttium,  Lucanieu  häufig,  vermntb- 
lich  oskisrher  Herkunft  (Guarini  lex.  osco-laf.  p.  i^l).  Änch  ^ff- 
bideius  kommt  vor  Cl!..  VI  2,  134f'3,  Da  mm  Leptii  den  Tod 
des  BahfdHus  aus  Puteoli  meldet,  da  wir  in  Capua  insehriftüeh 
lieh  Namen  Babtdlius  in  lüeser  Scbrcibyug,  in  Puteoli  selbst  eine 
Bahtdim  nacbweisen  konnten,  so  liegt  doch  gewiss  kein  iirund 
vor,  an  der  IJeberlieferung  dieser  Briefstelle  zu  zweifeln.  Anders 
€>.  E,  Schmidt.  Er  sagt  (S.  102):  *I)tr  Name  Babidlius  lässt 
sich   nirgends    sonst    nachweisen    und    ist  mir  auch  schon 


1  (IL  X,  f  7(i:j:i,  rittii:   ^f,  BfdmUu-i,  C.  f.  Cicftro    und    mthrer 
andere  Bahiditf  5Η6Τ  Q.  BafitdliuH^  4037  Λί.  liabulliuii  iiexiiiiiiMÄ  (Capuftl 
Tili:).     Wir  hübeD  Btibidlia  VI  LH4r>i;  LMf>t!  (rutroli)  111  i?,  .ΊΚί^ί;  L\   l/ 
4ii;i7;  Bidmllittnux  IX   (»πη:!:  X  2.  s^if»  fiapuai;   liaituna  VMl,  2.   hMHi; 
a-ltiöj  aiijG;  imi;  IBabnJnn   ΐ5ίΚ);  ^4«;«;  Γ>1.  liehunH^  iX  4i"*.>. 


Faoetiae  Tullianae 


357 


wegen  seiner  Forni  so  verdächtig,  dasR  ich  ihn  für  eiiie  jentr 
hiiiiHiien  ZueiUiinienzichiingen  von  Abkürzungen  iiiiHtiht;'.  Unil 
nun  beginnt  eine  kübne  Cunibinalion  mit  ilen  gowalteainsten 
Textverderbungen.  'Es  hanflelt  sich,  fiibrt  niiinlicli  Scb.  fort,  um 
eine  Erbi^chaft,  an  der  I^epla  und,  wie  es  β  che  int,  aucli  Cicera 
betlieiligt  i^t  .  Dass  aber  Cicero  bei  heil  igt  seit  ifit  eine  Ver- 
muthung,  für  die  nicht  einmal  der  Schein  Rprichl.  Im  Gegen- 
theil,  alles  spricht  dagegen.  ^\  äre  Cicero  bedaiht  worden,  ho 
würde  er  dae  dock  in  erster  Linie  dem  Ifreunde  niitgetheiit  haben* 
würde  dann  auch  sein  Erecheinen  an  dem  Orte  der  Testamenl«- 
regulierung  nicht  von  dem  Wunsche  Leptas  abbüngig  gemacht 
haben.  Lepta  wünschte  Ciceros  Rechtebeistand.  Mehr  besagt 
uuiiere  Stelle  auch  im  weiteren  Verlauf  nicht.  Ja  <lie  Angabe: 
Caesar,  opinor  ex  nneiti,  eist  nihil  adhuc^  scä  Lepta  e.r  triente 
beweist  e  eilentio  auf  das  BestimniteHte,  daes  Cicero  in  dem 
Testamente  eben  nicht  bedacht  sein  konnte.  Nun  erfahren  wir 
«UH  einem  Briefe  vom  12.  Aug.,  ad  Att.  ΧΙΙί  40,  dass  tiicero 
und  Cäsar,  der  durch  Baibus  vertreten  wurde,  damals  an  einer 
Erbschaft  des  in  Puteoli  verstorbenen  Cluvius  betheiligt  waren. 
Unter  den  Erben  diese»  Cluvius  wird  nun  Lepta  ebenso  wenig 
genannt,  wie  Cicero  unter  denen  des  Bahullius.  Schmidt  hält  aber 
aus  dem  einzigen  (Trunde,  weil  beide,  Cluvius  und  ßabuUius  in 
Fuleoli  gestorben  zu  nein  scheinen  —  denn  erwiesen  ist  auch 
das  nicht  —  ,  beide  Falle  für  identisch  und  macht  diese  Ver- 
mnthung  zum  Ausgangspunkte  fUr  seine  Textesändernngen.  Zu- 
nächst wird  uns  zugemuthet  statt  BabnlUus  zu  lesen:  pu.  clumus^ 
was  PitQeolis)  Cluvius  lieissen  soll.  Man  hüre  und  staune! 
Nach  dieser  Erkenntnisa  (!),  fährt  er  fort,  sei  die  Erbschafts- 
regulirung  de«  Cluvius,  die  er  selbst  früher  CDer  Briefw/  S,  341  f.) 
geticben  hatte,  in  einigen  Punicten  zu  berichtigen.  *  Am  2.  Ang. 
früh  habe  Cicero  den  Tod  des  Cluvius  dundi  diesen  Brief  des 
Lepta  erfahren  und  danach  an  Atticus  XIU  4R  geschrieben'.  Das 
ist  falsch:  Statt  Cluvius  mnss  es  Bal^ulHui  heissen.  Der  Tod 
des  Cluvius  mnss  ihm  schon  früficr  bekannt  geworden  sein,  in 
dem  Briefe  A.  XIIl  48  ist  daher  auch  von  ihm  und  seinen  Folgen 
gar  nicht  die  Rede.  Schmidt  falirt  fort:  *Ini  Laufe  des  Tages 
halte  Cicero  eine  Besprechung  mit  Baibus,  dem  Geechäftsträger 
Cäsare*;  man  kam  ilbercin,  das«  die  wt-rth volle  Hinterlassenschaft 
t  Bevor  Biilbus  in  Unterhandlung  wiegen  der  ErbschafL  eintrat, 
wird  er  doch  trst  bei  Cä«ar  augetVa^il  haben,  nli  er  gewillt  sei  die  Erb- 
'  »chaft  anzutreten.  Cluvtus  muae  also  wesentlich  früher  als  am  2.  Aug. 
gestorben  sein. 


358 


Oorlitt 


defiCluviiis  vcruttif^ert  wertleu  eullte,  sobald  Canar  £urüt*k^'ekelirt 
sei.  liocb  kaoüte  man  Jiunächwt  noch  nicht  die  genaueren  Be- 
etiminungeD  dee  Testamentee.  Zum  Vertreter  »einer  Intereeeen 
will  Cicero  den  Bankier  Veetoriue  in  Futeoli  wühlen,  vgl,  ad 
Att.  Xfll  37,4  (ebenfalle  noch  am  2.  Aug.  geßcbrieben):  IM 
auctioiie  prasci^ibenäa  equidem  locutus  sutn  cum  Balbo:  placebat 
ßq'  Hier  wird  aleo  die  Chronologie  der  Briefe  bestimmt  auf 
Grund  der  falsch en  Hypotheee,  daes  Babidiius  gleich  Fitfeolis 
Cluvius  sei.  Kbeneo  wenig  haltbar  iet,  wie  geeagt,  die  Behaup- 
tung, daee  Lepta  ein  Erbe  des  Cluvius  geweeen  sei*.  Dieeer 
wird  auch  nie  aln  eolcber  genannt.  Seh.  aber  sagt:  'Ich  weiss, 
daes  der  vierte  Erbe  Lepta  war'.  Erst  'schien*  ea  eo,  dann  wurde 
ee  *wabrncheinlich\  gleich  darauf  zur  *ErkenntuiRe  und  nun  zum 
'Wiesen',  und  damit  wird  dann  auch  der  Text  von  ail  Att.  XV'I 
2,  1  Verbeeeert*.  Dort  beieiit  es:  Erotcm  remisi  cHius^  quam 
constitueram^  tä  vsset^  qiü  Ilortctisio  t  cl  qtiia  equibtis  quklem  ait 
se  Idibus  cofistUuisse^  Iloriensiu^  vero  hnpudenter.  Ich  habe  be- 
wieeen  {Philol.  LIX  N.  F.  ΧΙΓΙ  1900  8.  106  f.)  und  dafür  die 
ZuFtimmung  von  C.  F.  W.  Müller  und  Tb.  Schiebe  (aaO.  S.  377)» 
dasB  für  et  QVIAE  zu  lesen  sei:  üf  OVIAB,  dasB  es  sich  alno 
nicht  um  das  Cluvianiecbe  Erbe  handeie,  eondern  um  einen  fundus 
der  Ovia.  für  den  Zahlung  zu  leisten  war.  Soh.,  der  dieeen  Be- 
weis noch  nieht  kannte,  macht  aue  der  Ueberlieferong,  indem 
er  an  drei  Stellen  gewaltsam  eingreift:  qui  Hordeonio  ef  Leptae^^ 
qtiibiis  quklem  .  ,  ,  Hordeonms  vero  impudenier.  Drei  verHchie- 
dene  Angelegenheiten  alao^  die  Nachlaeeenechaft  deH  BtJibuflius, 
die  des  ülutmis  und  daa  Geachäft  Cieeroe  mit  Ovia  werden  von 
Seh.  als  eine  Sache  bebandelt  und  mit  dieser  viillig  haltlosen 
Hypotheee  werden  die  Briefe  datirt  und  'emendirt\  NaliirlicL 
iet  daa  Ergebniee  in  allen  Punkten  verfehlt^ 

^  Lepta  hatü?  mit  dem  Erbe  des  Cluviue  gar  nichts  xu  thun.  Er 
unterhandelte  mit  ßalbuB  (ad  Att.  XIIl  4l>,  I)  iu  einer  anderen  Ange* 
legenheit,  nämlich  wegen  einer  curatio. 

«  Früher  hatte  er  l Rhein.  Mus.  N.  F.  Ltl  S.  237  tmter  Nr,  104) 
statt  Leptae  ebeneo  verkehrt  Phtio  conjicirt  (aus  ad  XllI  4*ί,  3),  Plo- 
UuB  war  auch  nicht  Erbe  des  Cluvius,  sondern  Agent  des  Balbua. 

"  [Wenn  neuerdings  Th  Schiebe  (Jabresb.  d.  pbil.  Vereins  XXVIl 
S.  258J  in  A.  XllI  48,  1  Babuüius  in  VibnUim  ändern  will,  bm  ist 
auch  diese  Conjectur  durch  das  Vorstehende  widerlegt.  Auf  Sehiches 
sonstige  Bemerkungen  gegeti  meine  (Phüol,  LYIJI,  lb9i^  S.  45  ff.)  vor- 
getragenen Deutun^^eu  und  Conjecturen  kann  hier  nicht  mehr  einge- 
fangen  werden.  Zum  Theil  erledigen  f»ie  «ich  durch  das  bisher  Ge§»gle. 
Oorrect  ur  -N  ac  h  tragj . 


Facetiae  TiillUnae 


359 


So  weni^  wie  in  den  l>isher  liehandftlteii  Fällen  kann  ich 
in  den  folgenden  die  von  Schmidt  behaupteten  starken  Abkür- 
Äungen  hei  Eigennamen  erkennen*  In  ep.  ad  Ätt.  XV  2  βαΐΐ 
derer tissetnque  f  acuihis  in  Vesdanu  acvefi  usw.  verdorben  sein  auB 
devertissemqm  arp.  us(=  Arpinum  versus)  oder  aqut.  üs  (^^  Aqui- 
num  versus).  Sachlicli  wäre  dem  nitdite  Zivi  η  gen  des  entgegeiii 
wie  der  Hinweis  auf  ad  Alt.  XVI  10,  1  verti  igitur  me  α  MtU' 
iuritis  ÄrpinufH  versus:  cönsiititcram  ul  ,  .  Afjiiini  manercm  zeigt» 
aber  besondere  aua  paläographiachen  Gründen  balte  ich  diese 
Aenderung  für  ebenso  wiükürlieh,  als  ScU.ö  frühere  {a  Sinues- 
sano)  .  .  .  profkisceits  α  PtttcuUs  ('Briefw/  im  Neudruck).  Eine 
durebeohlageud  sicbere  fjeenng  ist  für  diese  Stelle  noch  nicht 
gefunden.  Meine  Verrauthung:  accuhans  in  Veseietw  hülfe  ich 
für  näherliegend,  jedenfalli  aber  möchte  ich  behaupten,  dass  ßo 
starke  Zueammenziehungeii  der  Eigennamen  biisher  nicht  eicher 
erwiesen  werden  konnten.  Die  typischen  Beinpiele  erfolgreicher 
Bemühungen*  in  dieser  HinBicht  —  meist  Conjecturen  eigenen 
Fubrikates  — ,  die  Seh,  im  Rhein.  Mus.  Bd.  Uli  (18981  S.  233 
aufführt,  wind  jedenfalls  nicht  stichhaltig,  ZunacliBt  Α  XV  3,  1 
nitii  ^  Ärpinati  ist  keine  absichtliche  Zusamroen/jehung,  son- 
dern einfaches  Abschreiber- Verseben;  A.XV24  in  Nesidetn  (nacb 
Schiebe)  aus  his  Μ  und  hus  Z,  (las  ich  bisher  für  richtig  hielt, 
ja  unabhängig  von  Schiebe  gefunden  hatte,  steht  doch  niclit  auHser 
Zweifel.  C.  F.  W.  Müller  hat  es  abgelehnt.  Es  könJite  hier 
aufdi  eine  Zeiibeslimmung,  wie  /i(ora)  2 HL,  vorliegen.  Daee 
A.  XI  17a,  1  für  in  emafiam  zu  lesen:  Et/nafia  {Enmtia?)  eam  hat 
C,  F.  W,  Müller  und  Tb.  Schielie  auch  nicht  überzeugt.  Sciüche 
(aaO.  S.  351  f)  macht  dagegen  gewichtige  Bedenken  geltend 
und  empfiehlt  das  von  Bosina  herrührende  Itaqtic  mafri  caw. 
A.  XllI  4,  1  ist  Et  quidem  (^de  Ttfdifaiw  idcttiy  ptäo  tax  lesen, 
wie  C.  Lebmann  Quaestt.  p.  50  gezeigt  und  Müller  anerkannt 
bat,  ee  liegt  also  eine  Lücke  vor,  nicht  aber  ist  'aus  et  qtüdem 
durch  Auflusung  von  Abkürzungen*  de  Tttditatw  idem  her/u* 
stellen.  In  A.  XV  3  soll  de  tmilo  aus  de  Mufdafto  eni stand en 
sein.  Näher  liegend  wäre  zB,  de  Ma'^lo  -^  de  Marcefh.  Denn 
danB  in  dieser  Wei«e  atigekürzt  wurde  mit  Nennung  uer  zwei 
ersten  und  der  zwei  letzten  Buchötaben,  dafür  lassen  sieb  Belege 
in    genügender    Menge    beibringend     Auch    de   VeiiHdio    statt  de 

*  Ad  fam  IX  4  ist  überliefert :  De  Coetio  mihi  gratmi  est.  Bei 
einer  solebLin  ganz  zusamnienbiingloeen  Noti«  ist  nur  eine  wahrschein- 
lich«) Lösung  des  Rätsels  möglich  unter  engem  Anschluss  au  die  über- 


360 


α  u  Γ  Ι  i  1 1 


enictio  in  A,  XVI  2^  5  Imbe  icli  an  anderer  Siclle  (Phiiül.  LIX 
N,  F.  XXII  19(XJ  S.  98  f.)  ak  sehr  unwahrBcbeinlicL•  erwiesen 
and  sele»  daea  es  aucli  Müller  ablehnt.  Kurz  dieae  Beispiele, 
welche  Sclimidt  ale  sichere  Belege  für  starke  Abkürzung  der 
Eigennamen  anfiihrt,  haben  keine  Beweiskraft,  noch  weniger  eeitie 
weiteren  Versuche  nach  dieser  Richtung  hin.  So  soll  Ä*  XIV 
14,  1  de  Plierkmum  more  (S,  233)  entstanden  sein  aus  de  P* 
Ilct'io.  num  tnore  ^  de  Piansiie),  lUrtil  novo  mwe.  Α  och  da« 
haben  Müller  und  Schiebe  (S.  376)  abgelehnt,  und  ich  glaubte 
dafür  leeen  zu  sollen:  de  rhetorum  more  (Philol.  LIX  N.  F. 
XIII  1900  B.  109)*  Die  Beiepiele  liesaen  sich  vermehren  (Schmidt 
Khein.  Mub.  Uli  (1898  S.  231  ff.},  jedoch  nmg  es  genügen  auf 
RchicheB  Jahresber  S*  370,  ä76  *  und  meinen  etwa  glejchzeitig 
erBchierienen  zu  verweisen.  Ich  würde  mir  8ch,s  Conjeotur  noeh 
gefallen  lassen,  wenn  an  der  Stelle»  von  der  diese  Betrachtung 
ausgeht,  A.  XV  %  aqumus  oder  arpumus  ständet  wie  aber  ncutiti 
aus  Aquinum  versus  oder  Arpinum  versus  entstand en  sein  sollte, ' 
dafür  fehlt  mir  der  SchlÜeBel   und  ein  analoger  Fall. 

Sachlich  bedenklich  ist  auch,  dass  man  devertere  in  den 
Briefen  und  an  dieser  Stelle  zunächst  doch  als  ^einkehren*  fassen 
musB.  Seinen  Weg  ändern  bezeichnet  Cicero  in  A.  XVI  10,  t 
durch    me  verii    oder   eonst   aach    durch  iter  vertere.     \  iel    eher 


Uüfertcn  Zeichen  und  diese  bedeuten  nicht  De  Cocceio  (Ccirradua,  'fort* 
rccte'  Mendelssohn)  sondern  De  O.  Ocf^io^^dc  LI  Octavto,  der  auch  ad 
Attt  II  1,  Γ2,  ad  Qu.  fr.  I  1,  21 ;  2,  7  genannt  wird,  der  Vater  des 
Äuguetus.  lo  dem  Briefe  ad  Att.  IV  17  fiti.  heisst  08  fast  clienso: 
Non  cfUm  te  puto  de  Ittstro^  quini  iam  dcniuratnm  est,  aut  de  ittdicits^ 
quac  lege  Coctia  fiant^  quaercre.  Hier  ist  Coctia  vermuthlich  aus  Cor^lia 
^=  Comdia  verdorben.  I>enn  es  gab  mehrere  Icges  Corneliac  (Verr*  11 
77.  de  1.  agr.  Ill,  fi.  PliiJ,  I  18  ua-  siehe  unter  Corneliae  im  index  no- 
mio.  bei  Baiter-Kayser).  In  unserem  Falle  handelt  es  eich  wohl  um 
die  kx  iorncUa  de  pecuniis  repctmidis  (p.  Riibir.  Poat.  9)  oder  vielmehr 
wegen  §  ΐ2  unseres  Briefes  um  tJie  lex  de  provincits  ordinandiH  fad  fam. 
1  9,  25;  III  β,  5,  ιϊ;  10,  ί!}.  Eine  lex  öjctia  gab  es  nirht  In  A.  XV 
26.4  vermuthete  ich  (Neue  Jahrb.  f,  d.  klaea.  Alterth.  Itl  S  302},  da 
iuli  entstanden  »ei  aus  Tiü'^i  —  TttJUani]  bin  A,  XIII  20,  4  mit  C.  F, 
W-  Müller  der  Meinung,  dai^s  in  toto  die  Abkürzung  für  in  Tu{rtji4a}to 
■ei.  Andere  Beispiele  lindet  mau  bei  Mülh-r.  Kurz,  ieh  kann  nur  solclie 
Abkürzungen  in  den  Briefen  anerkermcn,  in  denen  ein  bt  stimm tes  iSystem 
und  Methode  herrscht. 

1  Diese  Stelle  ad  Att.  XV  U,  4  glaube  ich  durch  blosse  Umstel- 
lung des  Koinmns  geheilt  zu  haben:  non  qnn  ρσνψα  ad  se^  tarnen  claMi 
vmturum  (ßerh  phil,  W.  b.  IDOÜ  N.  477). 


Fac«tiae  TulHanae 


36Ϊ 


ghiube  iub,  d&iB  Weeenberg  dan  Rechte  trilTlf  weiiu  er  sagtt 
*Latet  sine  dubio  ad  cum  nomine  viri  alicuiue  familiari»,  ut  ad 
Acilium  (Klotz);  denn  auch  üe  Wcirtstellang  empfieliit  SchmidtB 
Conjectur  nicht.  Sie  iat  deslialb  weit  davon  entfernt»  für  flicher 
gelten  zu  köTinen.  —  In  dem  Briefe  ad  Att.  VI  l»  2Γί  liest  man 
bei  den  neueren  Herausgebern :  Et  heus  tu!  iamne  ims  α  Caesar e 
per  Herodetn  talenta  Attica  L  artarsisUsf  Die  Lesart  iamne  stand 
nach  des  Boaiue  Angabe  in  Z.  Wo  er  allein  aue  Ζ  citiri,  ist 
ihm  nicht  ganz  zu  trauen  (vgl.  C.  Ä.  Lehmann,  Me  Cic.  ad  Alt. 
epp.'  p.  110),  aber  ieine  Angabe  iet  nicht  gerade  unglaubHch 
und  gieht  einen  erträglichen  Sinn  und  Ausdruck.  Cäsar  war  ein 
eäumiger  ZahleTi  ee  mag  deshalb  Cicero  mit  Verwunderung  ge* 
fragt  haben:  *8chon  ist  ee  euch  gelungen,  da»  Geld  auH  ihm 
herüURZupreKsen?'  Auch  die  Frageform  nach  Et  hetis  tu!  let  ilurch- 
ftus  üblich:  zB.  ad  fam.  Vil  11,  2  Sed  heus  tu!  quid  agis?  cc- 
quid  ßi?\ 

Die  Ueberlieferung  von  Μ  und  Gr®  lautet  Gemmrios  α 
Caesare,  wofür  0.  E.  Hchmidt  (S.  395  ff,)  die  von  Turnebua  em- 
pfohlene Conjectur  Gemme  vos  ah  allein  zuläesig  erweisen  will, 
obgieicli  iiieeen  Verbuch  C.  F,  W.  Μ  tili  er  schon  mit  der  mir 
zutreffeod  scheinenden  Bemerkung  abgelehnt  hatte:  genuarws  MC 
propter   tabeUarios^f  Genuae  vos  'natürlich    mit  Turnebus    einzu- 

'  Was  8on5t  diese  Lesart  iamne  vo8  empfehlen  könntei  findet  man 
Bohon  in  Boote  Ausgabe  atigcmurkL  Ich  bin  nicht  ganz  davon  über- 
zeugt. Man  könnte  auch  denkt^'n  an  Uane?  das  flick  in  iamne  verdorben 
Auob  ad  Ali.  XIV  10^  2  findet,  vgl.  Hofmann-Andreetin  ^Ausgew.  Briefe, 
111^  S.  209:  iiimije  Lorscbtr  Hs.,  0-PRMb1  tarn  0\  Auay;.  des  Beatus.  Für 
den  Gebrauch  von  ttanc?  und  üane  Ptrol  findet  man  dort  S,  108  die 
Beiepiüle  ad  fam.  XII  iJO,  I;  ad  Att  V  2,  2;  XVI  7,  Ü;  Phil.  V  27; 
[VI  15;  in  Verr,  V  77.  Es  wäre  aleo  möglich,  daaa  Cicero  auch  hier 
genagt  hatte:   Et  hetis  tu!  Itane?  vus  α  Caesar e  aq. 

^  Wenn  eich  nachweisen  lieeee,  daee  die  Leeart  Genuarias  aus  dem 
Lauriilieiracneia  atamme,  dann  hätte  dieses  Zeugnis»  Gewicht.  Bekannt- 
lieb  hat  aber  Cratatider  oft  die  Lesart  j^ner  alten  H».  m  den  Text,  die 
vulgata  (aufl  A*  und  A^)  aber  an  den  Kaud  gesetzt  Mir  sind  die  edd. 
Äsoeusianae  jetzt  nicht  zugängig.  Ehe  diese  nicht  mit  C  und  c  vergli- 
chen sind,  hat  C  an  sich  k«Mnen  Werlb*  Denn  steht  in  A'  ^  Genuarios 
in  C  ebenso,  aber  in  c  lumnt  ms^  m  ist  dieses  die  Lesiirt  des  Lauriak 
0.  E.  Schmidt  ist  doch  soust  gegen  C  m isstrau i seh,  weshalb  nicht  in 
diesem  Falle? 

^  Ee  genügt  wohl»  ein  bloeses  Verlesen  von  {itmicms  oder)  tarn* 
nevoa  anzunehmen.  War  α  offen  geschrieben,  so  konnte  ifimne  leicht 
durch  frt Ische  Trennur^g  der  Striche  zu  Οιηηα^  und  dann  vom  leicbt  zu 
[io9  wurden. 


362 


Gurliti  Fftcistiae  Tulliatiae 


eetzen'  0-  E.  Scliitiidt  'Der  Firiefw/    p.  44Π  n,  'Priidentine  Boot^J 
welcher  eagt:    Fac  id  Gennae  factum  esBe^    taioeD  non  erat,  cn 
boc    Domen  cum  vi  ioitio  qaaeetionie  poneretor«     Schmidt  bringt 

ale  neue  Stütze  aeiner  Conjectur  eine  Berechnung  bei,  durch  die 
erwieeen  werden  soll,  dase  Caaar  in  der  Zeit,  zu  der  die  Geld- 
zahlung »eineraeite  erfolgte,  thateächlich  in  der  Gegend  der  Allo- 
broger-Stadt  Oenava  (Genf)  gewesen  sei.  Diese  Berechnung  führij 
natürlich  nur  zu  Α nnähernnga werten,  da  über  die  Reise  dea  He*i 
rode«  oder  Eroa  (wie  ich  lieber  mit  Ζ  lese),  über  Cäaars  Auf- 
enthalt in  der  Stadt  Genava,  über  die  Weise,  wie  Cicero  in  Lao- 
dicea  die  Kunde  von  dem  Geldgeechäft  erhielt,  oh  durch  den 
Briefboten  oder  den  Bericht  des  langsamer  reisenden  F.  Vediue, 
und  über  anderes  mehr  nur  Vermuthungen  in  Rechnung  geeeti 
werden  können.  Aber  aelbet  das  Unbeweisbare  zugegeben,  daeiH 
Eros,  statt  brieflich,  persunlich  mit  Cy^sar  und  in  Genava  ver* 
handelt  hiitte,  wa«  hätte  Cicero  veranlaeeen  können,  gerade  dieeea| 
für  den  ganzen  Handel  gleichgiltigen  Umfitand  so  sehr  zu  be^ 
tonen?  Zunächst  nennt  er  Genava  sonst  nit'ht  einmuL  Käme  es 
bei  ihm  vor,  so  konnte  es  aHein  wie  bei  Cäsar  b.  g.  I  0^3.  7,2 
Getmva,  nicht  Genua  lauten^.  Wae  Gallien  betriift,  so  kennt 
Cicero  die  Haedui  (A.  I  19,  2;  VII  10,  4),  und  die  Namen  einiger 
weiterer  gallischer  Stiimme  (pn  Bnlbo  32;  pr.  Qiiinct.  80;  pr, 
Font.  20;  26;  ad  Qu.  fr.  111  8,2),  von  gallischen  Stadien  aueser- 
hulb  der  Provincia  nennt  er  nur  Samarobriva  (F.  Vit  11;  12; 
16),  um  über  den  Namen  zu  scherzen.  So  ergibt  sich,  dass  für 
eeine  Vorstellung  die  Welt  im  Norden  eigentlich  schon  mit  den 
Städten  Massilia  und  Narbo  und  Toloea  abechliesst,  was  nörd- 
licher liegt,  komml  anläsHÜoh  des  gallischen  Krieges  vorüber- 
gehend in  seinen  GesiclitskreiB,  kann  ihn  aber  nicht  interessiren. 
So  kann  ich  aue  mannigfachen  Gründen  ächmidts  Hoffnung  nicht 
theilen,  daws  der  nächste  HerauRgeber  der  Atticuabriefe  endlich 
der  bisher  versohmähten  Kniendation  {Germae  vos)  zu  ihrem 
Kfchte  verhelfen  werde*,  kann  vor  allen  den  Combinatiouen  über 
die  Herkunft  der  Hs.  Z,  welche  an  diese  falsühe  Conjectur  ge- 
knüpft werden,  niclii;  den  geringsten  Werrli  beimessen,  obgleich 
er  aie  uns  nun  schon  zum  dritten  Male  cmpßehlt,  —  Damit  sind 
Schmidts  neueste  Conjecturen  erledigt,  |die  jetzt  auch  Schiebe 
aaÜ.  ftämmtlich  abgelehnt  hat]. 

Steglitz.  Ludwig  Gnrlitt. 

^  Auch  daß  spricht  gejien  die  Conjectur  Geffuae  υοβ,  weil  Genavae 
V08  sich  Qoch  weiter  von  Gvtiuanos  entfernt.     Ja  Cicero   würde  woh 
Genaiiaene  υσβ  geeohrieben  haben. 


DER  MAGNET  UND  DIE  ATHMUNG 
IN  ANTIKEN  THEORIEN 


I. 

Lnorez  fordert  zu  Eingang  seiner  Abhandlung  vom  Magneten 
(VI  906 — 1089  Lm.)  die  schärfste  Aufmerksamkeit  des  Lesers, 
da  man  nur  auf  weiten  Umwegen  diesem  Wunder  beikommen 
könne  (917 — 920),  und  findet  gegen  den  Schluss,  dass  es  sich 
um  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  handle,  soweit  auszuholen 
also  gar  nicht  nöthig  gewesen  wäre  (1081  — 1083)  ^  In  diesem 
Widerspruch  gewahrt  Munro  (notes  zu  v.  1089)  ein  Geständniss 
des  Unvermögens:  after  dwelling  at  inordinate  length  on  the 
early  parte  of  this  question,  he  hurries  on  at  the  end,  and 
finishes  abruptly,  as  if  he  feit,  what  is  indeed  the  truth,  that 
he  had  after  all  quite  failed  in  Clearing  up  the  mystery.  Das 
trifft  aber  den  Ausleger,  nicht  den  Dichter.  Die  erst  betonte, 
dann  geleugnete  Nothwendigkeit  der  amhages  vermag  Munro  nicht 
zu  erklären  und  meint  darum,  Lncrez  sei  mit  der  Erklärung  des 
Magneten  nicht  fertig  geworden.  So  kurzer  Hand  lässt  sich  der 
Anstoss  nicht  beseitigen,  und  eindringende  Untersuchung  des  Ka- 
pitels scheint  unumgänglich.  Die  Fragen  nach  der  inneren  Folge- 
richtigkeit der  Gedanken  und  nach  ihrer  äusseren  Herkunft  sind 
zugleich  zu  stellen;  Einsicht  in  das  Wesen  dichterischer  Con- 
ception  und  Analyse  der  Quellen  müssen  sich  gegenseitig  fordern 
und  zur  erreichbaren  Klarheit  verhelfen.  Auch  können  wir  uns 
der  Hoffnung  nicht  begeben,  von  da  aus  die  Stellung  dieses  Ab- 
schnitts im  sechsten  Buche  besser  zu  verstehen   als   es  der  vor- 


^  Es  heisst  die  Schwierigkeit  umgehn,  nicht  heben,  wenn  Creech 
den  Vers  1081  nur  auf  die  vorangehende  Aufzählung  bezieht:  'nee 
mihi  fas  est  tam  multam  operam  in  Ulis  enumerandis  consumere'. 
Das  Wort  amhages  findet  sich  bei  Lucrez  nur  an  diesen  zwei  Stellen. 
Munro  bemerkt:  Ί081  comp.  919:  the  one  seems  almost  to  be  written 
with  rcference  to  the  other . 


364 


Prit%8obe 


^■efiiestefi  Meijiung•  von  dem  im  fertigen  Zuetande  des  Gedieh  tee 
biflher  gelang:.  Ich  nenne  diese  Meinung  vorgefaest,  denn  man- 
gelnde Erkenntnisfl  der  Zueamnienliänge  beBclmldigte  lieler  den 
Dichter  als  flieh  selhnt  der  nnfäLigkeit^  uiu  ihn  darauf  durch  die 
Formel:  'ultima  manue  non  acceeüit  wiederum  zu  entlaBten* 
Uem  entgegnen  wir,  daee  jene  Unfertigkeit  eine  Hilfsvorfftellungi 
keine  in  der  Sache  gegründete  Vorayeeetzuiig  iet.  Eine  bequeme 
Auefluctit  allzu  zeitiger  Beruhigung,  ecteidet  sie  ans,  wo  immer 
Absicht   und  Anlage  dee  Autors   zureichende  Motive   gewähren^. 

Mit  Recht  spricht  Munro  von  'ausflergewöhnlicher  Lange*. 
Lucrez  wendet  an  den  Magneten  184  Ver»e  und  diese  Ausführ- 
lichkeit gegenüber  der  Behandlung  anderer  Phänomene  ist  nicht 
selbfitverständlich.  P.  Rusch  hat  in  seiner  Dissertation  *De  Ρο- 
ή idonio  Lucret i  Cari  auctore  in  carmine  de  rerum  natura  VI' 
(Griphiswaldiae  1882)  den  EinflusB  des  Poseidonios  hie  an  die 
Schwelle  unsres  Capitels  festgesteUt^  nicht  darüber  hinaus.  Bei 
♦Seneca  wird  des  Magneten  nicht  gedacht,  Plinius  müht  sich  nir- 
gends ernsthaft  um  die  Losung  des  Ratlisels*,  es  let  unwahr- 
schein lieh ,  dass  der  Magnet  in  die  Reihe  der  notpaboHa  f;ehorle, 
ee  ist  ausgeschlossen^,  dass  die  bis  v.  1*05  befolgte  Tradition 
den  Dichter  zu  einer  so  umstand  liehen  Erörterung  geführt  hätte* 

Wie  hegreift  eich  also  die  Vorliebe  des  Lucrez  gerade  für 
den  Magneten?  Wir  lesen  bei  Cicero  de  div.  1  39,  86  :  'Cur  fial 
quidque,  quaeris.  Recte  omninti;  sed  non  nunc  td  agitur;  äal 
necne  fiat,  id  quaeritur.  Ut  ai  magnetem  Itipidem  esse  dieam, 
qui  ferrum  ad  i^e  adliciat  et  attrahat,  rationem,  cur  id  fiat,  ad- 
ferre    nequeam,    fieri    oninino    neges,     Uuod    idem    facis  in  divi- 


^  δ.  auch  IL  Üeinze  S.  4ό  seine«  Commentare  zum  drtitt>ii  Bndie. 

"  Vgl,  dazu  Bricgers  Bedenken  Bura.  Jb.   Bd  ;iiMl>W)  S   im  ff. 

*  Man  findet  die  Plinitiiißttillen  aufgeführt  in  Albert  Palma  Schrift 
Der  Mahnet  im  Altortbuni'  (Pg,  v.  Miiulbruim-Stuttgart  IHul).  Ich 
cilire  dankbar  diese  beleieue  Arlieit. 

^'  Die  Paradoxogrnpben  beriehlen  von  Ditigcu  nnd  Wesen,  die 
dei  gewöhnlichen  Erfalirung  widfratreilen,  sei  es  weil  sie  au  bestimmten 
Uerteru  haften,  sei  es  weil  sie  (wie  Gt'wohnbtiten  und  Eigfiiechaften 
BoJbet  verbreiteter  Tb  lere)  dem  obertlüchliLh  [itiiblickendt5D  sieb  eut- 
yiehen.  Diepe  Εέναι  Ιστορίαι  (Wilamowiti!  Autig.  S.  25)  fordern  gut- 
gläubige Leser;  der  Mugnet  aber  lag  vor  aller  Augt-n.  ^  Üasa  die  πα- 
pdfcoCa  durch  den  Abarhnilt  über  den  Maj^netüU  abgesebluBsen  werden, 
stiühlo  Stuerctiburg  *l'e  carm,  Lucr,  primo'  (diaä.  Li(}8.  1874)  su  er- 
weisen aus  dem  tiebrauchc  der  Formel  qtwd  sitpt'rest.  Aber  Vahk*ii 
Mb.  d.  Berl.  Ak.  1877  S,  48ti  bat  die-so  loduottou  widerlegt. 


Der  Mngnet  und  die  Athmmig  in  antiken  Theorien  565 

nationo*.  Der  Magnet  <IieTit  hier  als  Paradigmo  deR  tiTieiklär* 
baren  und  dennoch  wirkliehen;  diins  aher  Cicero  dies  Pnradigma 
nicht  auffl  Gerathewohl  herausgegriffen  hi4,  erweift  alt?  später 
Zeuge  noch  Pb.  Alexander  Aphr.  (in  Idelers  PhyRiei  et  medici 
Graeci  1  p,  4),  der  den  Magneten  unter  die  ολυτα  τταντίλώς 
rechnet^  θ£ψ  μόνψ  γνώριμα,  τψ  Km  την  τούτιυν  ούσίαν  ύπο- 
στήααντι  ^. 

Der  Anklang  der  Verse  910—916  nn  Ann  Gleiebnifl^  im 
platüniiichen  Ion  p.  533^'  ώστ'  ένίοτ€  ορμαθός  μακρός  πάνυ 
σώηρών  οακτυλίαιν  έΕ  άλλήλιον  ήρτηταΐ"  πάσι  hi  τούτοις  il 
εκείνης  της  λίθ€υ  ή  6ύναμϊς  άνήρτηται  if^t  Fthon  von  Giovanni 
Baltista  Piti   benierkl•   worden: 

quippe  catenam 
saepe  ex  anellie   reddit  pendejitibaH  ex  fte 
und: 

ex  alioque  alius  lapidis  vim  vinclaque  noscit 
An  eine  unmittelbare  Benutzain^  der  lonstelle  wird  niemand 
denken,  aber  ihre  Beziebiinii  55ur  poetischen  Manie  leitet  uur 
darauf^  das«  jene  Manie  den  Apologeten  der  Maiiiik  eine  beliebte 
Parallele  bot,  und  wir  eiinnern  uns  der  Verehrung,  deren  Platon 
in  der  mittleren  Stoa  genoes'.     So   versteh t    sich    der  Eifer   des 


^  Vgl.  auch  Psellufl  de  lap.  bei  Ideler  aO.  I  p,  14ΰ  mit  den 
S ch hl «8 Worten  p,  247  tind  Ptut  Γοιιν.  disp.  II  7  p,  Ιί4ΐ«  (wo  «äieh  die 
These  der  Unerklärbfirkoit  auf  die  Fal>el  von  der  Neutral ieiruns:  dee 
Magneten  dnrch  den  Knoblauch  ^urücko-ezogen  hat),  —  Bei  anderer 
Gelegenheit  vertritt  Plutarch  den  gleichen  metbodiBchen  Grufub^atz, 
ebend.  V  7  p.  (iöO*»  τφ  δέ  αίτ(ας  άπορβϊν  άιηστ€ΐσθαι  τήν  Ιστορίαν  οϋ 
δικαίως. 

^  Vgl,  die  Zaeammenstellung  der  Platoncitnta  ans  Poseidonios 
π€ρΙ  μαντικής  in  Herlfelders  Pg.  über  die  Quellen  von  Ciceroa  zwei 
BücIktu  de  divinatione  iFreiburg  IH7H)  S.  ί)  f,  —  P.oseidonio»  konnte 
übrigens  auch  seine  συμπάθεια  φύσ€α)ς  (vgb  C,  Wachsmuth,  Ansirliten 
der  Stoiker  über  Μ  antik  S.  27)  durch  Hinweis  auf  den  Magneten  gut 
erläulern,  —  Die  Fiinfzßhl  der  Uin^e  (tjuinque  etenim  licet  interdum 
plureecjue  videre,  vgl,  IV  H27  quinque  ctiiim  aut  »ex  ut  fieri  eimulacra 
Buerint,  IV  E>77  sex  eiiam  aut  pcptem  loca  vidi  ttiddere  voces)  wird  im 
Ion  nicht  benannt.  Philo  de  niund.  opif,  cap.  4'J  ied.  L.  Cobn^  Berl. 
ΙΗί^Γϊ  ρ,  4ΐϊ»  17  καΙ  πέμπτος  Τ€τάρτου  καΐ  ^T€poi)  und  Galen  Π  ρ,  48  Κ. 
(wo  er  gegen  Kpikur  »ich  wendet),  erweisen  aber,  daDS  sie  typisch  iet. 
—  Es  ist  nicht  anzunehmen,  da 8«  der  Verfaaeer  des  Ion  dem  Euripidee 
melir  vcribinkt  nh  den  Xhinen  μογνί^τις.  Hns  \on  Suidiis  aufhrhaltne 
Fmgment  uuh  dem  Oineue  (571   Nauek,  von  Matthias  K'g^'"  BiMfmann 


my 


Vritittche 


Luorez,  die  niecbaniRche  Erklärung  für  ein  Phänomen  diirchza- 
fiihrenj  lieneen  Unerklärbarkeit  Um  lanten  wie  die  lauen  Ver- 
theiJigei"  des  Uebernatürlichen  innerhalb  der  Katar  eben  wieder 
heraueeteHten  ®. 

Woher  nun  entnimmt  Luerez  seine  Waffen  zum  Ansturm 
auf  diese  Position  dee  Wundergiftuhenn?  Man  denkt  zanächet  an 
K[>ikur,  dessen  Theorie  des  üagnetismu«  Galen  nat.  fac.  I  14 
(Kühn  II  p.  44  ff.  Helmreicb  [ΠΙ]  p.  133  ff.  U»ener  Epi- 
curea  fr»  293  p.  208 — 11)  bespriehl.  Nach  Epikur  —  Roviel  be- 
sagt deutlich  auch  diese  polemisch  gelrübte  Darstellung  —  ge• 
schiebt  die  Anziehung  durch  ein  Umfassen  (τϊ€ρηιλέκ€σθαι)  der 
angeiriirniig  einander  entsprechenden  Endm  (τΐ€ρας  άγκιστρώοες) 
der  beiderseitigen  Atome.  Lucrez  erwähnt  diese  künstliche  Kr- 
kläning;  aber  wo  und  wie?  Ganz  am  Schluese  heiaet  ei  v,  1087 — 9: 


riiihtig  gedeutet)^  hat  eine  andere  Pointe  nls  die  Mag^netbrücke  im  Ion, 
Galt  ülirigens  Jiur  Zeit  des  Poacidonios  der  Ion  für  Hatnns  Werk,  eo 
wäre  damit  nofh  nichts  ge  wo  1 1  neu  für  die  Frage  der  Autorschaft. 

β  Lucrez  bekennt  eich  v.  ItOH  f,  »iir  Ableitung  d**«  Wortes  ma^nes 
vom  Lamie  der  MAgnelen.  Handelt  siebte  da  nur  um  eine  populäre 
BetehrungV  Huttmanu  Muh.  d.  AW.  Π  S.  4H  erklärte  μαγνήτις  (=  μαγ- 
γανήτιςϊ  von  μα*^(αναν  (=  μαγγαν€ύ£ΐν).  Hat  stoischer  Haufr  zu  be- 
zieh uugsreicher  Etymologie  das  nämliche  versucbt  und  άνη  Magneten 
al»  'Wunderstein'  gexeicbuet?  Die  Stelle  des  Ps.  ßa^iliua  de  virg*  18 
(111  p.  ίϊϋ*>»)  'Qς  atbiripov  πάρρΐϋθ€ν  μαγνήτις  τοΟτον  ιτράς  έαυτήν  μαγ- 
tavcüei  (das  Gleichnisa  ohne  das  Wortspiel  hfit  auch  Lucian  Imag,  1) 
beweist  wenigslene,  dass  grircbiecbe  Öhren  den  Anklang  bemerkten, 
—  Lucre?.  liÜtte  also  bii?r  gegen  eine  atoiscbe  Etymologie  polemisirt 
(vgl  übrigen»  Reitzenstein,  Stra&ab.  Feetechrift  IHOl  S.  ir>lj  ff.).  —  Uas 
nebenbin  —  wir  betrachten  hier  nur  die  Theorie  des  Magneten  in  einer 
bestimmten  Richtung,  Zur  Frage  nach  dem  Vorkommen  des  Steine 
und  dem  Wandel  seiner  Benennung  haben  «Saimaaiua  (Exe.  PL),  Kai* 
conet  (Mem.  de  Tac.  de»  inscr.  4  []12S]  p.  ilK^— S4)»  Tb.  IL  Martin 
(Mem.  pree.  k  Tac- d.  inne,  VI  [IHR)]  p.  :i91— 411)  man  eher  lei  Kusammeu- 
getragcn,  das  kritischer  Sichtung  gewärtig  bleibt.  J.  Klaproth  'Lettre 
k  M.  le  baron  Α  de  Humboldt  sor  Tinvention  de  la  boussole*  (Parb 
1834)  bringt  fiir  dae  griechisch-romieche  Altertbum  keinen  Ertrag.  In 
Andry  und  Thourets  Beobachtungen  und  Untersuchungen  über  den 
Gebrauch  des  Mn^nel,^  in  der  Heilknnst'  (Uebers.  Lpzg.  1785)  findet 
man  viel  Gelehrsamkeit»  nützliche  Hinweise  bei  Wilh.  Waldmiinn  im 
Arch,  t  Geaeh.  d.  Med,  I  (1«7H)  S,  lUU  ff,  m\  \Y  A.  v.  Ürbanitzky 
schrieb  ein  Unterhaltungabuch;  'Elektricität  n,  Magnetinmus  im  AUer- 
thume\  VV(f>n-Pe9t-Lp/g    1>^1, 


Der  Magnet  tind  die  Atbmting  in  antiken  Theorien  ίΐβΐ 

Est  etiam^  quasi  nt  anellin   bamieque  plicata 
inter  se  qnaedam  poBf*tnt  coplata  teneri; 
quod  magiB  in  lapide  hoc  fieri  ferroque  videtür, 
und    eben    die    conventionelle    Verbeugung    vor    der    Lebre    dee 
MeisterB  verräth  une,  daes  der  Schüler  im   übrigen  ihr  nicht  ge- 
folgt war*. 

Also  weder  Poseidonioe  noch  Epiknr  —  die  Forechung  nach 
der  Herkunft  der  Lucrezischen  Magneten tbeorie  iet  gleichftani 
freigegeben.  Unser  Versuch  aber  wird  auf  eine  analytische 
Wietlergabe  des  Gedankengangee  eich  stützen,  zumal  deHHen 
innere  Einheit  und  Widerepruchfloeigkeit  nicht  ohne  Weiteres 
ainlitbar  und  nicht  von  Anfang  voraiiHzueetzen  iet, 

92 i — 932:  Von  flilen  Körpern  erfolgt  eine  stetige,  oft 
ßinnfallige  Emanation.  —  93ΐ5 — 958:  Alle  Körper  sind  poröR^ 
weil  überall  die  MiBchung  der  Materie  und  des  Leeren  statt- 
findet, —  959  —  978:  Die  Wirkung  der  Emanationen  auf  ver- 
Bcliiedene  Korper  ist  verschieden.  979—990:  Die  Geatall  und 
Capacität  der  leeren  Räume  in  den  Körpern  ist  verechieden,  — 
998-1001:  Die  magnetifiche  Anziehung  ist  nach  diesen  all- 
gemeinen FestHtellnngen  leicht  za  erklaren,  1002—1004:  Die 
Emanation  vom  Magneten  zerstreut  die  Luft  zwiRcben  Magnet  und 
Eisen.  1005  —  8:  In  das  so  entstandene  Vacuum  stürzen  die  Ema- 
nationen de«  Eisens,  denen  das  Eisen  selbst  folgt.  1009  — 1011:  Das 
Eisen  ist  derjenige  Stoff,  dessen  Theile  am  innigsten  znsanimen- 
hangen.    10!  2—1016:  Eben  darum  muss  (3er   Eisen körper  seinen 

*  Das    wesentliche  dieser  Theorie  hat  Ob.  Schröder  'Lukrcz  und 
Thucydides'  (Pg.  v,  Strasaburg  1898)  S.  Mt  richtig  umschrieben:  *  Da- 
mit (nach  den  Grundaätzeo  seiner  Kanonik)  ein  ί'λκίοθαι  erfolge,    fügt 
Epikur  zu  den  iilaerkommenen  Enkaualioiien  uml  dem  Naturgesetz,  dnss 
die  Knr|)er  ihren  Emanationen  folgen,  noch  die  περιπλοκή,  deren  Ein- 
fübning    wiederum    die    άιτόπαλαις     fordert'.      Im    übrigen    kann    ich 
Schrödür  nicht  zustimmen.    Er  vermuthet  (^vie  vor  ihm  Gassendi  Phys. 
eecit    Hl  Mhr.  I  lib.  3  esp.  4),    daes    Lucrez    die    Abaicht    hatte,    über 
I  Epikura  Theorie  sich  noch  weiter  zu  verbreiten;  ich  meine,  Lucrex  bat 
f  die  άπόηαλσις  beschwicgen,  weil  sie  mit  der  vorher  entwickelteu  Poro- 
^eitat    und  Durchlässigkeit    der    συτ»ίρίματα  selbst  für  ihn   sich  ichwer 
vereinigen  liess.    (Auch  pflogt  die  Formel  est  etiam  lauge  Erörterungen 
nicht  einzuleiten,   vgl  V  715.  VI  132.  295).      Je    sicherer   die  Ansiclit 
durchdringt,  Lucrex  habe  nach  zeitgenossischen  Vorlesungen  gearbeitet 
LlUsener,  Epic.  p.  XXXVL     Diela,  Eiementum  S.  9),  um  so  williger  wird 
fman  migestebcn,  dass  an  peripheren  Stellrn    fies  SyRtemfi  auch    fremile 
IScIiulmctuungen  einwirken  konnten^  wofern  sie  nur  dur  superstitio  Ab* 
Ibruch  tbatvn. 


36B 


FritzBche 


EmanatjoTien  folgten,  bi«  er  am  Magneten  hängt.  1017—  1021  :  Dae 
iet  eine  allgemeine  Eri^cbetDuiig:  wo  immer  ein  Vacuam  entetebt, 
drängen  die  Körper  biiiein.  1022  —  1032:  Die  Käbernng  den 
Eisene  an  den  Magneten  wirtl  nach  Entstehung  des  Vacnum  durch 
die  Luft  unteretlitzt,  die  nachdrängt  auf  der  dem  Magneten  ab- 
gewandten Seite.  Dieee  Luft  besetzt  die  Poren  und  treibt  daa 
Eieen  vorwärts  wie  der  Wind  das  SegelßcbifT.  1034 — 1041: 
Dasselbe  bewirkt  die  innerhalb  de«  Eieene  —  wie  iunerhalb  aller 
Körper  —  fluthende  Luft.  —  1042 — 1055:  Ei  kommt  auch  vor, 
da«e  da«  Eisen  vor  dem  Magneten  zurückweicht.  Samothrakieche 
Ringe  und  Hammerechlag^''  in  eherner  Schale  gerathen  hei  Nähe- 
rung eines  Magneten  in  unstäle  Bewegung ;  die  magnetische  Edia- 
nation  erregt  die  Feile{>änc%  weil  die  Emanation  vom  Erx  die 
Poren  des  Eieena  inne  bat  und  jener  den  Eintritt  wehrt»  1056  — 
1064:  Daaa  aich  die  Anzieh  η  ng  defi  Magneten  nur  auf  daa  Eisen 
Ruseert,  kann  nicht  Wnnder  nehmen.  Gold  ist  zu  echwer  (=  zu 
wenig  porös)^  um  bewegt  zu  werden,  Holz  zu  porös  (■=='  zu 
leicht),  eoda^e  die  Emanation  hindurchgeht^  ohne  Wideretand  xu 
Bnden.  Das  Eisen  steht  nach  ^^ciner  Porosität  (^  Schwere)  in 
der  Mitte  und  ao  begreift  sich  die  specifieche  Wirkung  de» 
Magneten.  —  10ö5 — lOSO:  Die  specifieche  Eignung  des  Eisens 
für  den  Magneten  hat  viele  Analoga:  Stein-Kaik;  Leim-Holjt; 
Wein- Wasser;  Purpur-Wolle;  ChrysokuU-Gold  ;  Erz*Blei,  1084— 
1086:  Wo  ConvexeB  ond  Concaves  (materks  und  Ittane)  cor- 
respondiren,  da  ist  die  Yerhindung  zweier  Körper  am  festesten. 
1087 — 108i*:  Solche  Verbindung  kann  man  sich  auch  durch  Oeaen 
und   Haken   bewirkt  vorstellen. 

Alexander  von  Aphrodieias  be^^^richt  quaest.  nat.  et  roor. 
11  23,  136  f.  (p.  72  f.  Braus)  ii  die  Magnettheorien  des  Empe- 
doklea  und    des  Demokrit.      Beide    waren    dem   Lurrez    mittelbar 

^"  Bei  den  Samotbrakischen  Ringnn  (vgl  Phn.  Ν  Π.  Λ:%  23  dort 
Siüigs  Note.  Isid.  Hisp.  orig  1ί\  :ί2,  h)  wirkt  das  dem  Eiaen  ange- 
gelegte Gold  wie  das  Erz  der  Schale  heim  Harnmerschlag-  Hören  wir 
da  von  einem  Orakelspieh  gegründet  auf  die  von  Lucrez  falech  vor- 
iiandenc  Polarität  dee  Magneten,  diu  Munetho  (bei  Plut.  le.  et  Or«  Γι2 
ρ.  3Ή\^\  auf  Horos  und  Typbon  symbnlisirt?  Propert.  IV  f>,  9  'lila 
velit,  yjoterit  magnvM  non  ducere  ferrunr  wäre  dann  wörtlich  zu  nehmen, 
vgl.  noch  C.  0-  Müller,  Orchnmenos.    2.  A.  S.  444  Anro.  2, 

**  Diesen  Tractat  charaktcriwirt  Rose  An:it.  ps.  p.  242,  Die  von 
Alexander  im  Verfolg  besprnchfne  Lrhrc  dee  iHogpues  von  Apollonia 
(vgl.  Dieh  Vh.  d,  3Γι,  Philol,  V.  [SttUtn  IHHl]  S.  106  f.)  i<t  fiir  nf»aere 
Unleniueliunfi  ohne  Bekng 


her  Mft|?Tiet  und  die  Athtnung  in  aTJÜken  Theorien 


36^ 


oder  unmittelbar  gewis«  bekannt,  and  der  AbBnbnitt  1002  -1021 
zeigt  eifhere  Spuren  ihree  EiniltieseR.  Kropedokles  lehrte  die 
Verdrängung  der  Luft  durch  den  magnetiachen  Btrom :  αί  μέν 
γαρ  τούτου  άπόρροιαι  τον  ά^ρα  τόν  έπι  τοις  του  aibnpou  πό- 
ροις  άτταιθούσί  τ€  και  κινουσι  τόν  έπίττατματίζοντα  αυτούς' 
τούτοο  b€  χαιρισθέντος  αθρόα  άττορροίςι  ρεούαη  τον  σίοηρον 
?τΓ€σθαι. 

Deui  Pemokrit  gehört  der  Hinweie  auf  die  dichtere  tStructur 
des  EiHens  und  den  Drang  der  Krirper  in»  Leere :  λαμβάνει  τό 
την  λιθον  και  τόν  σίδηρον  έΕ  όμοιων  άτόμαιν  συτκ€Ϊ(Τθαι,  λεττ- 
TOT€puJV  hk  την  λίθον  και  .  .  elvai  άραιοτεραν  τ€  και  πολύ- 
KevtJüT€pav  αυτήν  εϊναι  .  .  ,  .  vorher:  6  Δημόκριτος  be  καΐ 
αυτός  απόρροιας  Τ£  γίνεΟθσι  τίθ€ται  και  τα  δμοια  φ^ρεσθαι 
προς  τα  ομοια,  άλλα  και  είς  τό  κενόν  (so  conjiciren  für  κοινόν 
Palm  und  Diela)  πάντα  φέρεσθαί. 

V,  1022- — 1041  läsBt  uns  diese  Tradition  im  Stinh,  Empe- 
dokles  und  neiuokrit  wisften  nicht«  von  der  Beihülfe  def*  Luft- 
druck», Wir  hegreifen  nun,  warum  Lucrez  im  vorhergehenden 
Abschnitt  einen  Hauptpunkt  der  demokritinclien  Lehre  ignorirte: 
da&  Eindiingen  der  Magnetatome  in  die  eymmetriechen  Poren 
des  Eiaens,  denn  dort  wäre  für  drängende  Luft  kein  Platz  ge- 
wesen* Wir  eretauneui  dasa  in  der  folgenden  Erklärung  des 
unter  magnetiseher  Einwirkung  bewegten  Hammerschlag«  in 
eherner  Schale  das  Eindringen  des  magnetischen  destus  in  den 
Eisenkorper  vorauegesetzt  wird.  Wie  löst  sich  dieser  Wider- 
spruch ? 

Bei  Plutarch  Qaaeat.  Piaton.  VlI  7  p,  1005*'  finden  wir  fol- 
gende Ausführung:  τό  h'  ήλεκτρον  ουδέν  ?λκ€ΐ  τών  παρακει- 
μένων ώσπερ  oob'  ή  σώηρϊτις  λίθος,  ουί)έ  προ0πη5α  τι  τού- 
τοις αφ'  αύτου  τών  πλησίον '  αλλ'  ή  μέν  λίθος  τινάς  άπορροάς 
έΕίησιν  εμβριθείς  και  πνευματώδεις,  αίς  b  Ουνεχής  αναστελλό- 
μενος όήρ  ώθει  τόν  πρό  αύτου'  κάκεΐνος  ^ν  κυκλψ  περπών 
και  ύπονοστών  αύθις  im  την  κενούμενη  ν  χώραν  άποβιάίεται 
καΐ  συνεφέλκεται  τόν  σίοηρον.  Es  acheint  mir  zweifellos,  dass 
die  eine  Quelle  des  Liicrez  der  de»  Plutarch  benachbart  war. 
Beide  Darstellungen  nehmen  von  der  empedokleiech-deino kriti- 
schen Theorie  ihren  Aasgang,  geben  ihr  aber  eine  neue  Wendung 
durch  Einführung  des  äusseren  Luftdrucks  und  Verzicht  auf  die 
Durchdringung  des  Eisens  mit  raaguetiachem  nestuH,  Bei  Empe- 
dokle»  und  Domokrit  ist  die  Emanation  vom  Magneten  unmitfel- 
hiife   Ureatdie    der  Näherung  des  Kiaena,    bei   Plutarch    und   nach 


»70 


F  Γ  i  t  ζ  β  c  h  e 


der  zweiten  TrAslition  dua  Lucrez  mittelbare^  sofern  die  Stärke 
der  Etnanalion  am  Luftdruck  zur  Wirketiinkeit  luiugt'^  Die 
Vereinigung  der  beiden  Theorien  iat  dem  Ihchter  bie  v.  1Ü41 
leidlich  gelungeni  von  (Ia  an  wird  scheinbar  die  zweite  Quelle 
ausser  Acht  gelaseen  und  die  specififlche  Affinität  von  Magnet 
und  Eieeu  nacli  der  erftteui  demokritieclien  Theorie  abgelmndeii. 
Scheinbar.  Denn  Pluti*rch  fiihrt  fort  l>.  li^f^5'' ό  σί5ηρος  οΰτ' δγ^ν 
όραιός  έστιν  ώς  ΕύΧον  ουτ'  άγαν  πυκνός  ώς  χρυσός  ή  λίθος, 
αλλ'  ίχ€ΐ  πόρους  και  οϊμους  και  τραχύτητας  bia  τάς  ανωμα- 
λίας τψ  αέρι  συμμέτρους,  ώστε  μή  άπολισθάνειν  άλλ'  ¥^pαις 
τισιν  ένισχόμ€νον  και  άντερα ίσ€σι  ττεριπλοκήν  σύμμετρον  έχού- 
σαις»  ώς  δν  έμπέύί}  ττρός  την  λίθο  ν  φ€pόμevoς,  άποβιάίεσθαι 
και  ηροιίίθΒν  τον  σίοηρον.  Die  Äehnlichkeit  nut  ν.  105Η  ff. 
springt  in  dlt.  Augen,  2ugleieh  aber  eine  bedeutsame  Abweicbun^. 
Beide  behunpten  die  besondere  Eignung  der  ICieenporen  gegenübfM* 
denen  de«  Hul/,es  und  des  Golde«;  bewegende«  Elemeut  jedocli 
iiit  bei  IMntari'h  der  durch  den  magnetischen  acstns  wirksam  ge- 
wordene Luftdruck,  bei  Lucrez  der  magnetinGhe  aestus  eelbet.  — 
leb  forniulire  das  Ergebniee  meiner  Analyse:  Zwei  Theorien,  die 
des  Deinokrit  und  eine  andere,  die  in  reinerer  Gesialt  bei  Plu- 
tarch  eieh  findet^  versuchte  Lucrez  aufeinander  abzuatimmen,  dooli 
hat  er  volle   Harmonie   nicht  erreicbt^^, 

Epikur  veretattcte  seinen  Anhängern  für  die  Erklärung  ein- 
zelner Phänomene  freien  Spielraum,  Von  dieser  Licenx  macht 
LucreK  im  sechsten  Buche  den  rc  ich  liebsten  Cie  brauch.  Ihm  eigen- 
tbümlich  ist  aber  ein  Verfleehterj  der  Theorien,  die  im  Bereiche 
der  Schule  angeboten  wurden.  Lucrez  nagt  et-ei,  wo  die  Beb  nie 
vel'Vel  vorgesehen  hatte.    Die  Einleitung  zum  Magnetcapitel  (921  — 


1*  Vs.  1003  wird  aestns  aUBdrücklich  synonym  mit  Hmmn  ge- 
briiut:hL,  Wir  wiBsen,  das«  ts  von  Lucrez  aut;h  im  Sinne  vnn  'LiiTt- 
stujin'  verwandt  wird  —  so  schwankt  der  Inhalt  des  Worti's  wie  die 
Vorstelhinfi  des   Dichter». 

le  J.  Woltjer,  Lucretii  pbilosophia  com  foritibus  companita  (üto- 
ningftp  IHII)  p.  157  f.  bat  die  doppelte  Ueberliefening  bcmirkl,  doch 
glauV  icli,  man  kommt  zu  besserem  Schlues,  Wi.'iiTi  man  v.  \0*2  und 
Kj42  statt  lütjf»  die  Naht  im  Guwtibe  sucht.  —  KM4  -  .Hi)  eteucrt  Liiurez 
aus  eigenen  Mitleln  noch  bei  die  Sidbstbewegung  der  Luft  im  Innern 
des  Ma^rneten  (er  glaubt  auch  hk*r  das  Arpuciönt  zu  stärken  iiiid 
seil  wacht  es  für  uiichtrrne  Betrarbtiing).  Ιϊίβ  Anschauung  durcl»* 
stiirmti  r  Oiihleu  pchwin^t  nach,  du*  gegenüber  den  Krtllirbi-ti  (v.  ΓιΤίΐ) 
und  dem  Aeiuii  (iiH4)  ihn  ergrifieu  halte. 


Der  Mftgtiet  und  die  Athmung  in  antiken  Theonen 


371 


I 


990)  iRt  dnriihaus  angelegt  auf  eine  Beliandlang  des  Probleme 
im  demokritischen  Sinne.  HanptHätze  der  atomistisolien  Physik 
werden  uinständlicb  recapitulirt,  dea  Luftdrucke  mit  keinem  Worte 
gedacht  Nun  spricht  Lucrez  von  dem  dichten  Bau  des  Eigene, 
ab  welcher  die  Anziehung  vollkommen  erkläre.  Er  sieht  den 
Leser  noch  uiiglliubig  und  ruft  die  Luft  zu  Hilfe,  ohne  zu  be- 
denken, dasfl  er  damit  die  Kraft  des  ersten  Beweiftgmndes  BchwÜcht, 
Die  Fülle  der  Argumente  boU  wirken,  für  ihre  Geschloeeenheit 
fehlt  es  dem  Lucrez  an  liritischera  Scharfblick.  —  Sagte  ich,  er 
habe  volle  Harmonie  nicht  encicht,  so  versteht  eich  das  von  un- 
fterem  Standpunkt  —  wir  fordern  von  dieeem  Gedichte  die  Con- 
Beqoenz  ei  nee  naturwiRBenschaftlicben  Lehrbuchs  und  meeeen  den 
Dichter  am  Ma^eetab  einer  Logik ^  von  der  seine  Seele  niehls 
ahnte.  Zu  dieser  Poesie  gekürt  eine  rührende  Naivität  gegen- 
über dem  Satze  des  WiderBpracha.  Die  Emphase  de«  Lucrez,  in 
lebhafter  ZwieHprarhe  mit  dem  wundergläubigen  Leser^  durch- 
hriebt  den  vorgezeichneten  Plan,  wo  immer  ein  neues  Zeugniee 
ÄU  Diensten  «teht.  Mögen  wir  bemerken,  dass  da  Rathsel  blei- 
ben, daRR  die  ErRuheinung  nioht  erledigt  ist,  Lucrez  fühlt  eich 
als  Sieger  und  Rohüeflslich  Bcheint  ihm  der  Feind  der  aufge- 
wandten Streitmacht  kanra  würdig.  So  und  nicht  als  eine  Ca- 
pitutation  fasse  ich  die   Verleugnung  der  amhages. 


IIL 

Wo  suchen  wir  die  Quelle  der  Theorie  vom  Luftdruck?  — 
Gegen  Demokrits  Ansiobt  hcRtand  ein  Bedenken,  das  Alexander 
von  Aphrodisias  aO.  einem  frühereu  Kritiker  (dem  Aristoteleft?) 
njichwpricht  άλλα  τό  μίν  τήν  λίθον  καΐ  τόν  Οίδηρον  iE  όμοιοι  ν 
συγκΕϊαθαι  οέ£αιτ*  άν  τις,  ττώς  hi  και  (Bruns  für  €ΐς)  τό  ήλ€κτρον 
και  τό  ήχυρον,  6τι  και  έπ  εκείνων  λέγει  (Spengel  für  λέγεται) 
ταύτην  τήν  αιτιαν ;  Ιτι  πολλά  έλκόμενα  ύττό  του  ι^λέκτρου,  οίς 
ττάσιν  €1  έί  ομοίων  σύγκειται,  κάκεϊνα  εΙ  όμοιων  άλλήλοις 
συγκείμενα  Ιλκοι  δλληλα* 

Weiter  hatte  Slraton  (bei  Simplicius  in  Ariat,  phys.  p.  663,  3- 
Ü5ä,  21,  vgl.  Diele  Sitz.-Ber.  d,  BerL  Ak,  l8i»3  S.  113  f.)  die 
magnetische  Anziehung  als  Argument  für  das  κενόν  zurück- 
gewiesen,  da  vielmehr  das  κενόν  eine  Hypothese  zur  Stütze  der 
^λ^ις  sei*  Diesen  Vorwurf  der  petitio  prinripii  «pürte  Bpikur 
und  80  erfand  er  seine  Flakchen  und  Üesen  unti  die  άττότταλσίς 
der  aufprallenden  Km mat innen  —  aber  dadurch  wurde  ein 
neuer  Zweifel   aufgeweckt  —  die    magnetische  Brücköj   die  nach 


»2 


Fritceclie 


iemakrit  noch  vemtäniilieh  war,  Hlimmte  non  nicht  zti  Epikurs 
tüfteliger  Vorstellung  (vgl.  Galen  II  p,  48  KJ.  —  Wer  jedoch 
die  Luft  als  motoriecbes  Element  einführte,  bedurfte  nicht 
mehr  jener  problematiechen  Symmetrie  der  Emanaiioneu  und 
der  Poren  und  brauchte  eich  auch  nicht  mehr^'*  auf  den  Drang 
der  Körper  ins  Leere  zu  berufen.  Wie  eine  von  auBsen  wir- 
kende Kraft,  die  Hand  des  Färbers,  Purpur  und  Wolle  onlöelicli 
verbindet,  so  schielt  die  Luft  den  Eisenring  an  den  Magnet^ 
eteiu.  Der  Magnetieraue  verlor  den  Charakter  spontaner  Attrao- 
tion  Dud  lieee  sich  den  von  Luerex  Vt  1066  W.  auf  gezählten  Er• 
echeinuBgen  specifischer  Adhäsion  angliedern.  Auch  die  magne* 
tische  Brücke  fügt  sich  ein  —  der  Luftdruck  wirkt  weit  genug, 
um  fünf  und  mehr  Ringe  aufzureihen.  Hier  hatte  man  endlich 
eine  meehanipche  Erklärung,  die  dem  ftrrum  vmmt  des  tmperi- 
tum  tmitfiiS  (Plin.  N.  H, 34,  147)  die  Lebenskraft  austrieb.  Durch 
den  άήρ  ύπονο0τών  war  jegliche  ολκή  ausgeschaltet,  sowohl 
die  üffenhare  einer  φιΐίΤική  ϊϊύναμίς  oder  οίκβίότης  ποιότητος 
(θ.  GaL  Π  200  Κ.)  als  die  verschleierte  einer  φορά  προς  το 
K€VOv.  Der  aber,  «lem  Lucre?,  ssunächst,  die  όλκή  am  radicalnten 
bestritt,  war  Äsklepiades  von  Bithynien  '^,  s.  Grälen  II  ρ.  45  f.  K. 


^*  Der  Einwand  Alexanders  gegen  Detnokrit  trifft  nicht  die  von 
Plutarch  aufbehal  tt'ne  Theorie,  Die  Poren  dee  Eiaens  sind  nach  Pia- 
tarch  dem  άήρ  anfecpaaBt,  der  vom  Magneten  herweht;  das  vom  ge- 
riebenen Bernstein  ausatroinende  φλογοεώές  ist  viel  schwächer  als  die 
diroppoal  έμβριθΰΐς  καΙ  πν€υματι1τδ€ΐς  des  Mag»eien,  darum  tet/t  der 
HeriLHtein  viel  weniger  Luft  in  Bewegung  und  ea  werden  nur  ganz 
leichte  Gegenstände  zu  ihm  herangeführt.  Daaa  es  dazu  tnnes  Ein- 
driugens  der  Luft  in  die  Poren  dieser  κουφότατα  καΙ  Εηρότατα  über- 
haupt bedürfe,  wird  nicht  gesagt,  vielleicht  genügt  sie  xu  bewegen  der 
Druck  auf  ihre  Ausseiitiache;  aber  fseibst  w^nn  di^ae  dem  Hern  stein 
Eufall(*nden  Dinge  πόρους  τψ  d^pi  συμμέτρους  hätteiv,  würden  sie  auF- 
einauder  nii'ht  wirken  wie  der  Bernstein  auf  Jeglicbes  von  ihnen,  weil 
e*e  ja  keine  Luft  in  Bewegung  aetÄen.  Man  lieht,  wie  die  Einführung 
der  Symmetrie  zwiscben  Poren  und  Luft  statt  zwischen  Poren  uud 
£maimtion  SchwitTigkeiten  beaeitit^t, 

'^  Üeber  Aeklepiades  im  aHgemeinen  s.  C.  G.  Gumpert:  Aacle- 
piadii  Bitbyni  fragmenta.  Vinariae  1794.  K.  F.  Burdach  sehr ieb  über 
Aekl.  und  John  Brown  eine  geistreiche  Parallele  (Ijpzg.  IHOU),  bedaeh- 
tiger  alp  die  enthusnasmirten  Italiener  (f*  b\  Biaticiäni  (La  med.  d'Ascl, 
Verttizia  I7t>i>)  n,  Ant.  Coochi  (lliscors.  Fior.  1754,  in  den  Diflcor«i  e 
JeHiTP,  Milano  1H24.  l  p.  1?<ΐ7— 3*23).  Neuere  Li tteratur  hei  C.  Haumker: 
Problem  il.  Mnli-ric  S  ;t-2f»  f.,  Sus  niüil  AL  L.  G,  II  S.  4*iH  ff.,  WeMimum 
in  PauIy-'V^^uCA^ae  R.  E,,    dazu    noch  IHele  im  ludvx  notninum    seiner 


Der  Ma^et  und  die  Athnmng"  in  antiken  Theorieo 

(p,  134  He.):  'Α(Τκληπιά5ης  bi  τό  T€  τής  είρημΐνης  αΐτίσς  (de 
Tlieorie  Epikurs)  άπίθανον  ύιτώόμβνος  καΐ  μη5€μίαν  δλλην  έφΓ 
οίς  ύιτ^Οετο  στοιχ€ίοις  έ£€υρίσκαιν  πιθανή  ν  έπι  τό  μη5'  ολιυς' 
ϊλκεσθαι  Xeteiv  υπό  μηδενός  μηδέν  άναισχι/ντήσας  έτράπετο. 
Galen  meint  (ρ.  133  He  ),  der  Magnetismus  batte  eigentlich  Un- 
gläubige von  der  Anziehung  verwandter  Qualitäten  überzeugen 
8olleiK  τίς  ούν  ή  άδολεσχία ;  ή  ένοοΕος  αυτή  και  πολυθρύλητος 
λίθος  ή  τον  σίδηρον  έπκΤπυϋμένη,  τάχα  γαρ  5ν  αυτή  ποτέ 
την  ψυχήν  αυτών  έπισπάοαιτο  πιΟτεύειν  clvai  τινας  ίν  ίκάϋτψ 
τών  σιυμάτιυν  έλκτικάς  τών  okeituv  ποιοτήτων  δυνάμεις.  Die 
V^enieinung  »ülcher  6υνάμ€ΐς  ist  das  Α  und  ö  des  adklepiadei- 
fichen  8jf*tem8,  AsklepiadeR  durfte  die  Anziehung  des  Eisens 
nimraer  zugestehen,  zumal  eie  von  den  Gegnern  raechanischer 
Biiilogie  als  aniirganisclieR  Analogon  der  eigen  thütnlich  organiscban 
Kräfte  verwendet   wurde ^®. 

Aber  aus  Galen  erfahren  wir  ja  nur,  Äeklepiades  habe  die 
Anziehung  geleugnet  —  das«  er  den  Luftdruck  zum  Ernatz  her- 
beirief, wird  nicht  geHiigt.  Zwar  durch  die  Emtfernung  der  ολκή 
wurde  die  Annahme  eine«  bewegenden  Elemente  bedingt.  LäRst 
sich  ersobliessen,  was  sich  nicht  belegen  lastet,  daes  ARklepiades 
als  solchee  Element  die  Luft  ansprach?  Longis  ambagibue  est 
adeundatu. 

Ausg.  dee  Anonymus  Londtnensis  und  S.  42  der  Sohrift  *ElemenLum*. 
WciUmaiin  Pn.  Schule  S.  55  ff.  Anm.  2.  Von  Asklepiaden*  Lehren 
hermlitrn  uns  die  scbb'übt  verlii'hit«  Mise^unat  άντ  ibin  verpilichttiten 
inulhudtschLMi  ticbulc  {Sorun-C^aelius)  und  der  keifende  Widertupruch  drs 
Galen  —  nur  Colsus  urtheili  unbcfaiigeu»  Der  KlaUcb,  den  Plinius 
wuitcrträgt  (schon  Üayle  hat  ihn  abgefertigt}  darf  den  Auklcpiadei 
noch  nicht  zum  Charlatan  etcmpeln  und  wenn  er  wohl  einen  Und  Eichen 
Stil  schrieb»  war  er  darum  doch  mehr  als  'uii  type  curieux  de  medecin 
btau  parleur'  (Cruiset  lit,  gr.  V  p.  'AQOl  —  Wie  Aeklepiades  durcli  die 
Geltun}^  dfB  CnvliiiB  Aurelianus  im  M.  A,  hcriiberwirkt  auf  die  moderne 
Corpusculartheoriep  hat  Kurd  Laiwwitz  i  d.  YJHeh.  t  wise.  Philoe.  III 
(1Η7Π)  S.  408  ff,  und  an  raebreren  Stellen  eeinur  Goschichto  der  Ato* 
mietik  dargelegt 

^^  Auf  dieee  Analogie  —  nur  atm  ei  WL-ilerter  Ansicht  des  Mague- 
tismuBf  baute  noch  vor  hundert  Jahren  dt-r  deutsche  Naturphiloeoph : 
'Der  ftllgemeiuc  Ma^etismus  wird  das  seyn,  was  der  Sensibilität  in 
der  AuBBenwelt  entapricht,  oder,  dieselbe  tetsle  Ursache^  welche  in  der 
alliiemeincn  Natur  Urtsacho  des  atlgemeinen  Magnetismus  ist,  wird  Ur- 
sache der  Sensibilität  in  der  organischen  Natur  seyn":  ao  Scbetling 
im  '  Krsteu  Entwurf  eiues  Systems  der  Natorphiloaop'iio',   Werke  1   Abtb, 

m  a  218. 


WH 


r  i  t  ζ  8  c 


he 


IV. 

Bei  AetiuB-PluL  Plac  phil  IV  22,  2  (p.  412f,  Diele)  wird 
ufifi  überliefert,  wie  A«klcpiude8  die  Athmung  erklitrle.  J-  F.  K. 
Hecker  in  Keiner  Geecliichte  der  Heilkuriile,  einem  Werk  pragma- 
tiecheii  GeiBteB|  ßd,  I  S.  375  beobachtete  *  einige  Äehnlichkeit* 
dieecr  Theorie  mit  der  platoniefben.  Der  Hiöweie  ist  wichti^% 
kann  aber  nicht  genügen.  Zudem  befremdet  im  Gefolge  Plalons 
ein  Arzt,  den  wir  ganz  nahe  bei  den  Epikureern  zu  finden  i^e- 
wohnt  eiüfl.  Es  gilt  die  Aebnlicbkeit  der  Theorien  genau  zu 
lim  schreiben»  Wir  betrachten  zuerst  die  Atbmungslebre  des  Platon 
nach  dem  Texte  dee  TimaioR  p.  77  ff**', 

Piaton  handelt  vom  Athem  im  Zueammenbaiige  mit  der  Er- 
nährung: Das  eterbliche  Lebewesen  ist  anatomiecb  fertig  (πάντ* 
ήν  τα  του  θνητού  Ιώου  ^υμπεφυκότα  μέρτ]  και  μέλη  Τβ"  f.)^ 
sein  pbyitiotogische^  Dasein  iet  zu  gründen  und  zu  bichern  gegen 
die  Äufloeung  durch  Feuer  und  Luft,  Die  Götter  fichüfen  aUo 
die  PÖaiizeri  als  Lebewesen  niederer  Ordnung  ΐώσθ'  ^Tcpov  Ιώον 
εϊναι),  [damit  sie,  von  den  höheren  Lebewesen  als  Nahrung  auf" 
genonmien,  diesen  stetig  die  durch  Äuflüftung  in  Luft  und  Feuer 
abgebende  Erd*  und  Waeeersubstanz  ersetzen].  Die  aufgenoni- 
meneii  PHaiizenstoiTe  erhalten  und  stärken  den  thieriBcheu  Korper, 
nachdem  sie  die  Form  des  Blntea  erhalten  haben.  Wie  geechiclil 
diese  Verwandlung  der  Robötoffe  in  Blut  und  weicher  Art  wird 
dies  Blut  über  den  ganzen  Korper  vertbeilt?  Piatons  Vorstellung 
verharrt  im  Bereich  iler  Pflanzencultur,  von  der  zuvor  die  Rede 
war,  und  er  vergleicht  den  tbierisclien  Körper  einem  Gurten,  den 
die  Götter  mit  Kanälen  durchziehen.  Diese  Kanäle  sind  die 
Adern.  Platou  nennt  die  beiden  Kückenaderu  zu  Seiten  der 
Wirbetsriule  als  die  Hauptltnien  tle»  KanalsyBtems  und  bespricht 
den  cbiastiscben  Anöchluee  dee  Kopfes  an  den  Rumpf  durch  die 
Adern. 


I 


^^  loh  biu  mir  bewueet,  da«e  jede  Paraphrase  platonischer  S&ty^e 
eine  Vi-rgröberun;/  ihre»  fndmlU'S  ciif-cbliesHt  utid  beeomler»  hier^  wo 
ein  phyaiologiaühf's  Bild  wil'  im  Sohnttcnnese  bin^rewiirfen  isl.  Uw% 
Ahnutigerciehe  gebt  verloren  Dennoch  Fehc  ioh  kein  anderes  Mittel, 
was  mir  dputlicb  schien,  anderen  niitzutbeilen.  Abwt'iühiiii0^»"ii  meiner 
Ansicht  von  den  CommentHtoren  iStallbtuim  und  Archer-Hind  (Lond. 
bSH8)  hübe  ich  nicht  einzeln  angei^cb»*n,  auf  Th.  H.  Martins  Ktude«  sur 
le  Timee  de  Piaton  (2  voll.  Paiie  IMl)  mich  bauh-ji  zu  borufeii  war  kein 
AnlasHf  Fä.  SusemihU  Bednchtsamkeit  in  den  Noten  »o  «einer  Uchf*r- 
letzung  (Stuttg.  18f>ll)  verdient  das  meiste  Lob, 


er  Magnet  und  die  Athmongr  in  antikcD  Theorien 


375 


Das  Kanalbett  iet  aue^eboben,  aber  norb  trocken  —  wie 
liomnit  die  WaeeerleiUing  zu  Stande?  Der  Garten  nämlicb,  der 
büwäBHert  werden  eoH,  lit^gt  überbalb  der  spendenden  Unelle, 
Obne  Bild  gcFprocbcnj  wie  wird  Nahrung^  au«  der  BancbJiöble  in 
Blut  verwandelt  den  Adern  zugeleitet?  Antwort:  durcb  stetig 
iiuf-  und  abecbwebendefl  Feuer.  Das  Feuer  zeitheilt  bei  Beinern 
Einiritt  in  die  Bauehboble  Speise  und  Trank  zu  kleinsten  Tbeil• 
eben  und  trägt  diese  Tbeileben  bei  seinem  Austriit  eni[>or,  ho  ge- 
langen sie  alN  Blut  in  die  Adern  und  iliegaeu  dort  wie  durcb  ein 
Thal^®  durch  den  Körper.     Wir  fragen  weiter:  warum  vollzieht 


'*  Das  Feuer  leialet  für  die  Bewegung  der  Flüeeigkeit,  waa  aoust 
das  tiefall.  Hecktvr  aO.  S.  li^2  siebt  einen  WiderBprueb  in  der  77«  f* 
vorgctraiieiien  Gi^fäsfllehre  zu  70»*»  τήν  hl  Kapbinv  αμμα  xwv  φλββών 
Kai  πητην  του  ηίριψΐρομένον  κατά  ττάντα  τά  μ^λη  σφο^ρώς  αίματος 
εΙς  τήν  δορυφορική  ν  οϊκησιν  κατέοτησαν.  Γ».  Tim.  πτρ\  ψυχας  κόσμου 
C  Μ  ρ.  lOi^  srlircibt :  τροφά  hi  ποσά  diio  ίϊίΖας  μέν  τας  καρ6ίος,  πά- 
γος Η  τας  κοιλίας  επάγεται  τψ  σώματι.  DieBer  Vpmuch  dieScbwierig- 
keit  atilisliecb  m  überb rücken  vt-ifanfit  nicht,  wenn  aber  W,  Anton 
Do  origine  libelli  trepl  ψυχάς  (Nuniburgi  l^fM)  p.  39(i  dem  ^laton  zu* 
ecbn-ibl :  *nun  cor  BinipHciter  ftmtem  sanguinis  eeee  per  omiie  uorpui 
tnaiiantiflj  sed  impetu  quodüm  nianantie'  (vgl.  auch  p*  .S71|  presst  er 
den  Text  ^wir  vor  ibui  tialeii  V  p.  573  K.|  Man  könnte*  —  um  im 
Bilde  zu  bleiben,  das  Herz  al«  das  Samroelbecken  betrachten,  von  dem 
die  Kanal] ίηίΐΊΐ  uuegehen,  daa  aclbst  aber  von  der  Baucliboble  aus  ge- 
speist wird.  lianii  war*,*  dnti  Herz  Quelle  der  Adern,  die  Huuchhöhle 
des  Blutes.  (Einer  eolchen  Theorie  scheint  iich  Aristot.  reep.  v,,  14 
p.  474**  /Λ\  widLTset/>*n:  toö  b*  αϊματος  καΐ  τών  φλ€βών  τήν  αυτήν  άρ* 
χήν  άναγκαΤον  εΐνα^Ι  Die  Auöfiihruii|i:  70*'  über  die  Lunge  als  Re- 
gulrtior  der  Herxwärnie  (vgl.  auch  M,  WelJmann:  Fragmentearanilung 
d.  gr.  Aerzte  1  S.  Π9)  hat  auf  den  Mechanieniui  der  Athniung  keinen 
Bejiug.  T>ic  IjüDge^  beieet  vb  dort»  nimmt  in  ibre  Poren  πνίΟμα  und 
ιτόμα  auf  und  ver breitet  Kühle  —  dadurcb  verecbafft  aie  tieni  Herzen 
in  sniricr  Hitze  Erholung  (Abzug?  vgl,  Anm,  20)  und  Erleichterung. 
( Ideelle«  Object  /.u  ψύχουσα  ist  καρ6(α,  nicht  πν€θμα  wua  ττόμα  trotz 
neuerer  Uebersctzer  Ficinue  richtig:  '  cordis  ardorem  huiusmodi  re- 
spiratioue  et  n-frigerio  tipefacit").  Wir  erfubrcn  nicht»  davou,  dasa 
ή  τοο  πλεύμονος  ihia  die  Bewegung  dre  ττνεΰμα  verursache.  Die  Lunge 
iel  kühl  »cbon  durch  ibn^  Bltitlosi^keit,  jedentulh  kühh*r  als  das  Herz. 
UebrigeiiB  eoll  man  bei  den  anatomischen  und  physiologischen  Angilben 
i]vB  Tiniftios  weder  sill?.n  ängstlich  Uehcreinetimniung  erdeuten  noch 
allzu  eutechieden  Widcreprücbe  betonen.  PJaton  *  umtastet  die  Natur 
(Goethe)  und  tritt  von  verschiedenen  Seiten  an  die  Pbänomeno  heran » 
80  darf  mau  aciiie  Ansichten  nicht  durchaus  ivi  eine  Mäche  rücken. 
1>ίΒ  VorftelluDg  im  Timaios    bewegt  «ich  mit  dem  Nacheinauder  einei 


a76 


Frit^iche 


a&s  Feuer  diei»e  an!•  und  rtb«rliwpbpni3e  Bewegunt?  ?  Weil  es  der 
Luft  folgt,  die  bei  dem  Α th mutig  beiiatiuteii  Vorgang  eben  diee« 
Bewegung  ihytbmiBcli  iiueföbri.  So  stellt  Piaton  ein  funotionellee 
Verhaltniee  her  zwischen  Äthem,  Blutbiblnng,  Blnturalauf.  Die 
Athraung  selbst  wird  durcb  ein  knnetreicliee  Diagruram  erläutert; 
Uneern  Körper  ningibt  eine  Luftscbicbt^  die  wir  une  der  porösen 
Wand  eines  Korbes  anliegend  voret eilen*  Im  Innern  onserea 
Körpern  befinden  eicb  zwei  lufterfüllte  Räume»  der  eine  in  der 
Lunge,  der  andre  in  der  Baucbböble  —  wir  nennen  dieee  beiden 
Luftbehälter  έγκύρτία,  weil  eie  gleicbiiam  nh  Körb<?hen  in  dem 
grossen  Korbe  stehen,  deeeen  Wandung,  wie  gesagt  von  der  Luft 
aueeerhalb  umgeben  iet,  deeeen  Inneres  aber,  soweit  die  έγκύρτια 
den  Raum  nicht  einnehmen,  von  Feuer  erfüllt  ist.  —  Gleiche« 
strebt  zu  gleidiem  —  die  äussere  Luft  (κύτος  TOÖ  κυρτου)  drängt 
zu  den  liifterfuUten  έγκύρτια  und  umgekehrt,  ee  erfolgt  jene 
rbjlhmiscbe  Bewtguiig,  die  wir  als  Ausuthmen  und  Einatlimen 
zn  bezeicbnen  pflegen.  Da?  Feuer,  zwischen  έγκύρτια  und  κύτος 
gestellt,  geht  u&r  Luft  nach,  [je  nachdem  beim  Atisathnien  der 
Anstoes  von  den  έγκύρτία  oder  beim  Einathmen  vom  κύτος  her- 
kommt] *®- 


Werdenden,  wenn  nnn  dae  Nebetieinander  den  Seienden  in  der  Dar- 
stellung nicht  völlig  barmonirt,  mögen  wir  ein  göttlichea  Genie  nicht 
verklagen. 

*ö  Aue  dem  Fra-^ment  de»  galeniBchen  Coromentara  zum  Timaioa 
(puhl.  p.  Ch.  Daremberg  Paris•  Lpzg  1848)  lernte  ich»  dass  l)  έγκύρτιον 
nicht  mit  dem  Lexikographen  Timaios  in\  τής  φάρυχτος  zu  fa^aün  ist, 
2)  τό  μ^ν  τών  Ιγκυρτίιυν  ρ,  7Hc  für  τά  έχκύρτια  ptcht.  Im  übrigen 
ist  dieser  Commenter  durch  da«  Streben  nach  anatornipctier  IjOCHliai* 
rung  für  die  Chni^kt^rieHk  Galens  wichtiger  ale  für  die  Erklärung 
Platona.  —  κύρτος  und  έγκύρτία  beeti^ben  au»  Luft  und  Fouer ;  ick  be* 
greife  also  nicht,  wie  neueren  Interpreten  πλέγμα  und  πλεύμων  iden- 
tisch ^ilt,  AnatonuHcbe  Subelrate  eind  achon  um  deawilleii  hier  nicht 
zu  suchen,  weil  da»  ϊψον  achon  vorher  als  platBliBchcs  Gebild  volleriilet 
war  (78c).  —  Vielleicht  darf  man  soviel  »agen :  das  ^γκύρτιον  ΰίκρουν 
iii  Agens  der  Brustathmung,  daa  andi^re  ^γκύρτιον  der  Bauchatbmung. 

—  Die  έγκύρτία  werden  in  der  AuBfübrung  über  die  αΙτία  dea  Athems 
nicht  nielir  erwähnt,  79<*  erscheint  die  warme  Luft  in  den  έρευρτια 
und  das  Feuer  iro  übriiren  Räume  des  πλ^μα  ala  oinhelltge  Masse, 
Uieronymus  Müller  denkt  an  zwei  oder  gar  drei  Athmunfrstheorien 
Piatone.     Wer    abt^r    so    scIiHrf    biiiblickt,    verschiebt    das  lieeichtsfeld. 

—  78^^  nepl  τώ  σώμα  οσον  κοίλον  ημών  ι  δσον  κοίλον  heisst  'soweit 
Fiat»;  war*.  8uBcniihl  hat  richtig  gesehen,  dast  die  Oberßäche  dea 
Körper^t  nicht  das  Innere  gemeint  tat. 


Der  Mag'tiei  und  die  Aibmui^j^  in  antiken  Theorien 


377 


Kun  begeben  wir  uii«  aue  dem  Gebiete  Ult  Plijöiülogie  in 
uüfi  äer  Pbyeik  und  bcBchreiben  den  empiriscb  feetgeetellten,  in 
seiner  Bedeutung  für  die  Erlialtimg  de«  Lebena  erkannten  Rbytb- 
niüs  des  Atbems  als  eine  nütljwendige  Bewegung  von  Elementen. 
Piaton  entwirft  folgende  Scala: 

1)  Aasatbmen   durcb  Mund  Dnd  Nase. 

2)  Einathmen  durch  die  HauL 

3)  Aueathmen   durcL•   die  Hant. 

4)  Einatbmen  dnrch   Mund  and  Nase. 

5)  Änealbmen  dureb  Mnnd  und  Naee. 

Piaton  öffnet  der  Luft  zwei  Pforten:  1)  Mund  nnd  Nape 
2)  die  Poren  der  Haut  (bia  μανών  xtJJV  σαρκών  79*^),  DerAue- 
tritt  von  Luft  durcb  die  έίηβ  Pforte  bewirkt  jeweilig  den  Ein- 
tritt von  Luft  durcb  die  andere.  Biee  aber  geecbiebt  wegen  des 
horror  vami  (79^  ίττ€ΐ6ή  κ€νόν  oubiv  έστιν  vgl.  58»)*  Die  aus 
dem  Mund  und  der  Nase  auBetrömende  Luft  verschiebt  die  den 
Korper  umgebende  Luftecbicht  derart^  daee  BruBt  und  Lunge  bo- 
fort  wieder  mit  Luft  gefüllt  werden.  Die  durch  die  Haut  auB- 
strömende  Luft  veranta&et  mittele  gleichartiger  Schiebung  dae 
Eindringen  von  Luft  durch  Mund  und  Nase.  Aber  wie  kommt 
ea  denn,  dasB  wir  aueatbmen,  jetzt  durch  die  eine  Pforte,  jetzt 
durch  die  andere? 

Hier  erinnern  wir  uns,  daee  uufler  Körper  eine  Wärmequelle 
enthält,  aue  ihrem  Dai^ein  erklärte  eich  uns  die  hohe  Temperatur 
des  Blütee.  Diese  Wärme  strebt  nach  auiiHen  *zu  dem  ihr  Ver- 
wandten', will  sagen  zu  τψ  τοΟ  παντός  τόττψ,  καθ'  Öv  fj  του 
πυρός  €Ϊληχ€  μάλιστα  φύσις»  ου  και  πλ€Ϊστον  αν  ήθροΐ0μ€νον 
6Ϊη  προς  Ö  φέρεται  (63^  vgl,  auch  Martin  U  ρ,  273).  Es  bieten 
eich  als  Aueweg  abwechselnd  die  beiilen  Atbmnngwpforten^.  Nun 
wissen  wir  aus  Erfahrung,  das»  immer  das  Ausathmen  dem  Ein- 
atbmen  unmittelbar  folgt  —  also  wendet  eich  das  Warme  immer 
zu  der  Pforte,  wo  gerade  eingealbmet  wird.  So  verstehen  wir 
auch  die  Erwärmung  der  eingeathmeten  Luft,  die  dem  Wärme- 
etrom  begegnet,  die  Äbküblung  der  ausgeathmeten,  deren  Wärme 
aiüb  verfluch  tigt. 


^  Das  Feuer  hat  Zug  an  der  Stelle  des  Lufteintritta  (vgl.  Plat. 
Tim.  p.  85i>,  wo  Archer-Hind  αναπνοή  alfl  Vetitibition'  faaet).  ΪΗβββη 
"Zug"  be zeichnet  Thoophrast  de  igne  23  selbst  mit  άναττνοή  (ähnlich 
Plut.  de  Pyth.  orac.  17.  p»  402•^  περί  τήν  dvairvoi^v  toö  νάματος).  Vor- 
her (78*)  und  später  (80'^)  wird  ja  gei«agt,  das  Feuer  folgt  der  Luft, 
beim  Aueathnien  nach  aouen,  beim  Kin&thmen  einwä^rts  2U  dun  Ädern. 


378  Fritzechö 

Zwei  Krilfte  wirken  ziiRfimineii  bei  der  Athmung:  1)  «ler 
Umtrieb  rler  ilarrti  das  Ausathiaen  in  Bewegung  gesetzten  Loft, 
2)  der  Auetritt  une  einwohnender  Wärme,  jeweilig  ermöglicht 
durcb  das  Dasein  zweier  AtbmuiigBpforlen.  Piaton  erklärt  aleo 
70•^*^  daß  Äuaatbraen  unter  der  Annahme  des  Einathujens  als  ge- 
gebener Thatsacbe  und  setzt  79*"*'  das  Aasathmen  für  da»  Ein- 
atbmen  voraus.  Ein  dritteß,  das  ans  eolcbem  Cirkel  berauBflihrte, 
liäit  Piaton  nicht  gefunden,  wabrscbeinlich  auch  nicht  geeucht, 
er  verlegt  KivoOv  und  κινούμ€νον  in  denselben  lebenerhaltenden 
Prooefis^*. 

Piatons  Theorie  »ieht  M.  Wellmnnn  von  empedokleiecber 
Farbe  dentlich  ilurcbBcbimHiert»  nur  meint  er,  Piaton  eei  mit  der 
Annahme  vom  'kreiRfürniigen  UmBclrwung  dee  Ganzen  eeinr 
eigenen  Wege  gewandelt-^.  Bas  war  keine  Laune  —  Platuii 
wollte  hinauBkommen  über  Empedoklen.  Dee»en  GleiebniBB  von 
der  KlepKydra  erklärt  die  Ursache  de«  Beginns  {την  αιτίαν  τής 
αρχής  αυτών  71Ρ^)  drrAlbmung  nicht.  Daes  die  ohere  Mündung 
der  Klepsydra  von  der  Hand  dcfi  MüdohenR  geechlüBsen  und  ge- 
öffnet wirdj    müsaen  wir   bionebmen.      Der  platonincbe  Rotations- 

^'  Ärietolelee  traut  dem  Flaton  zo^  dnaa  er  die  muh  umgebende 
Luft  für  warm  gebalten  babu  (du  rtFp.  4721^  !W— ίΙί>),  Was  über  Ari- 
atoteh*»  enif,feguüt:  τό  μέν  γάρ  έκτΓν€Ομ€νον  Eivm  θ€ρμ6ν,  τό  6' elöirvc- 
όμ6νον  ψυχρόν,  daie  sagt  ja  Platoti  aelbat  (7£)'•):  τό  hi  περϊΐκοθέν  είς  τό 
πΰρ  εμπίπτον  θερμαίν€ται,  τό  b*  ίίών  ψύχεται,  Veretand  Ar.  θερμαί- 
νεται im  Sinne  von  cntHt  da  es  doch  hier  cahscii  bedeutet?  Auch  da* 
ria  vurkeiuit  er  Platona  Änsiobt  und  Absicht,  daea  er  resp.  472«^  20 
»'in wirft:  συμβαίνει  hi  τοΙς  οοτιος  οίομένοις  πρότφον  τήν  ^κπνοήν  γί- 
ν€σθαι  τής  €ΐστΓνοής,  da  doch  für  Flaton  dit*  zeitliche  Priorität  eine» 
der  beiden  reapiralorisclu-n  Acte  giir  nicht  in  Frage  kommt.  Aristo* 
Itilee  greift  feater  zu,  ala  Platona  acbwcbende  lietrachtoTig  der  Pliäuo- 
πϊβηβ  verträgi  [dasa  er  aber  die  in  der  Akademie  fortgebildete  Keepi- 
rationelühre  (a.  u.)  bekämpfe,  vermutbet  Dareniberg  (Galien-Timee  p.  52f 
ohne  Noth|. 

^^  Fragmentaammliing  der  gricobiscben  Aerxte  1  S.  83  f.  Ich 
verweise  auf  die  dortigen  Feati-lciluiigt'n  und  Vermuthungeu  übir  Pla- 
lone  Verhältniea  zur  sikdisclii  η  Aerzteschule.  Die  Annahme  von  Poren 
und  die  Leu^nuug  des  leeren  Raumoe  hat  abrr  Platou  iticbt  als  Wider• 
apriicb  empfunden,  da  ja  die  Foren  der  Haut  wegen  der  atetigen  ttc- 
ρίαισις  k*»iiieri  Augenblick  loftletT  sind,  —  Licbtenstädtj  Platona  Lehren 
Muf  dem  Gebiett?  der  Nuturforsehutig  und  Heilkuude.    Lpsig'  IHSii  dringt 

rtiobt    tief;    vgl  uoch  B.  Rothlaul":    Die    Phyaik  PlaU»» (Ϊ.  Pg. 

München  1887J  8.  3il  ff-  (Piaton  hab^  die  Bedeutung  des  Luftdrücke 
im  8iuno  Torrioellis  erahnte 


Der  Magnet  una  die  AthTniuii^  in  atttlkfn  Theorien 


379 


apparat  arbeitet  eelbstthätig.  Die  pbjitiologiecben  Probleme  hatten 
bidIi  zögefipitzt  seit  den  Tagen  des  Enippdokles,  der  auch  die 
Frage,  ob  ολκή  oder  nicbt^  in  ibrer  antitbetiecbeij  Scharfe  nicht 
nlinte^^.  Plftton  weist  noch  Isin  auf  die  Scbröpfkiipfe  und  dan 
Schluclcen,  auf  Höhe  und  Tiefe  der  Töne^  FlieHiien  des  WaeeerSt 
Niederfabreii  der  Blitze^  auf  Mngiiet  und  Bernstein  und  gelangt 
zn  der  energiachen  These:  ττάντιυν  τούτιιυν  αλκή  μέν  ουκ  fcTriv 
θύί)€νί  irOTt  (80*^)^*»  In  «einem  eiibönen  Buche  *  Wirklichkeiten 
{Berlin  1900  H.  16)  hat  jüngathin  Kurd  Laaewitz  die  Wichtigkeit 


I 

I 


^  Hauptatelie  für  die  Äthmung  bei  Erapedokles:  Ariel,  rosp.  7 
p-  47:5*ir>  üetzt  bei  Diela  poet.  philoe  fr.  p.  14:i  fr.  100).  —  Mit  der 
Frage  der  πρώτη  αναπνοή  hat  sich  Empedoklea  in  anderem  ZuHammcn- 
hange  beachäatgt.  [Aet.  IV  2%  1  ;41 1  D)  jetzt  poet.  phil  fr  p.  DH  n.  74]: 
Das  erste  Eiiiathmen  ^eschelie,  wenn  der  Foetiis  im  Moment  dpr  Ge- 
hurt auB  der  umgebenden  Feuchtigkeit  heraustritt  und  die  äueiere  Luft 
in  die  geöffneten  Gefäese  eindringt.  Durch  natürliche  Wärme,  die 
ujitib  aussen  strebt^  werde  diese  eingedrungene  Luft  nieder  auagetrieben 
und  sie  driuife  aufe  neue  ΐΊη,  wenn  die  Warme  nach  innen  Ιέντός  äu 
ϊθΗΰη  mit  Stursfi  und  Bernardakis)  sich  zurückzieht.  Plato^  der  im  Ti- 
niBioe  den  MenBclien  aus  der  Gottheit  Hand,  nicht  ans  der  Mutter 
Schooea  ersteh en  lu'iaat,  konnte  die  von  Empedoklea  angebotene  em- 
bryologifM?hö  Begründang  de«  ersten  AthemzugeB  nicht  übernehmen. 
Die  Frage  der  vöv  κατέχουσα  αναπνοή  (Aet,  über  Emp.  aO.)  acheint 
Empedokles  durchaus  goaundcrt  νυη  der  πρώτη  αναπνοή  τού  πρώτου 
Σψου  erörtert  zu  haben  (vjil.  l'lato  Tim,  7ΐί*  τό  τής  άναπνοίις  π^θος, 
οϊόνπ€ρ  τά  νΟν  έστιν^  VJ"-'  τήν  οέ  αΐτίαν  τής  αρχής  αυτών  θετ^ον  τήν&ε). 
im  allg.  vgl  noch  Hecker  (jesch.  d-  Heilk.  I  S.  89.  ^-  Der  empedo- 
kletaclien  Klepeydra  ähneln  am  meisten  die  von  Heron  pneum.  I  p.  ö,  23 
Hchinidt  beachrii^-benen  ψά  Ιατρικά  —  die  platonische  Alhmung  aber 
wird  durch  die  σ»κύα  am  besten  erläutert.  Es  wäre  einmal  zuftiinimen- 
hängend  λμ  betrachten,  wie  der  Fortacbritt  phyBikalischer  balax  in  der 
Wahl  »olcher  technisehcr  Vergleiche  zu  Tage  tritt. 

Ä*  Vgl.  Galen  do  plac.  Hipp,  et  Ph  VHl  8  (V  p.  707  Γ  Κ.,  ed. 
Iw,  Müller  p*  714  f)  "Ev  μίντο»  τή  π€ρΙ  αναπνοής  batr}  οιην^χοη  προς 
αυτόν  ού  σμικρά,  πρώτον  μέν  τώ  bia πνοής  μαλλον  αΐτίαν  εϊπεϊν^  ούκ 
αναπνοής,  €ΐτα  ού6έ  ταύτης  άμέμπτιυς.  αναιρεί  γάρ  όλκήν^  f\  προς  πολλά 
τών  φυσικών  Ιργων  ό  Ιπποκράτης  χρήται  ,.,...,  Wenn  Galen 
Tim.  ρ.  52  Plrttona  περίϋ^σις  der  προς  τ6  κενούμενον  ακολουθία  dea 
Eraaiatratos  gleichaetzt»  ist  dae  proleptiiob  zu  nehmen.  Krasiatratoe 
(vgl.  Dieb  Sb.  d.  ßerl.  Ak  IHlii  S  lüB)  fuast  hier  auf  Stratons  Lehre 
vom  unstetigen  Vacuum.  Straten  beruft  sich  (a.  Simplicius  in  Ariet. 
phys.  p.  (UJ5,  3}  auf  Plalone  Leugnung  der  ολκή»  hat  aber  die  'Schie- 
hnnpr  in  den  näcbslen  Ranmtiieir  genauer  durchdacht  und  ist  duiurch 
zum  Zugeatändnies  des  nicht  coiitinuirlichen  Vaouum  gekommen. 


L 


380 


Fritzpirhfi 


jenen  SaUefl  fiir   die  Autonomie  der  inechani Beben  Caiiflalität   ιιτι- 
tcrhalb  der  Weltseele  bervorgohoben  —  ein  Materialiflt  wie  Aekle- 
pia'ies    wurde   niebt  untreu»    wenn    er  in  Platone  Spuren  im 
μηο*  ολως  ϊλκεσΟαι  λέτ€ΐν  ύπό  μηδενός  μ^hiv  έτράττετο. 


Teil  5Eog  vorhin  die  Nacbricht  dea  Aetioe  IV  22,  2  (p.  41 2  f,  ΟΛ 
her&n  zur  Lehre  des  Asklepiades  von  der  Athniung.  Die  Steife 
lautet:  Άσκληπιάδης  τον  μέν  πνεύμονα  χώνης  οίκην  (ΤυνίίΤτηίΤίν, 
αΐτίαν  bfe  τής  αναπνοής  την  έν  τψ  θώρακι  λετττομερειαν  ύτιοτί- 
θ€ται,  προς  ήν  τον  ί£υυθ€ν  αέρα  βεΐν  τε  και  φΐρεσθαι  παχυ-^ 
μξρή  δνταρ  πάλιν  hk  άπωθεϊαθαι  μηκίτι  του  θώρακος  οϊου  τη 
δντος  μήτ'  έπ€ισ^έχ€σθαι  μήθ*  υττοστέγειν  υπολειπομένου  he 
τίνος  έν  τψ  θώρακι  λεπτομερούς  άεΐ  βραχέος  (ού  •χάρ  απαν 
εκκρίνεται),  προς  τοΟτο  ττάλιν  τό  εϊσω)  ύπομένον  τήν  βαρύτητα 
του  έκτος  άντεπεισφίρεσθαι.  ταύτα  hl  ταΐς  σικύαις  άπεικάΖΙει* 
τήν  6έ  κατά  προαίρεσνν  άναπνοήν  γίνεΟθαί  φηαι  συναχομίνιον 
τιΒν  έν  τψ  πνευμόνι  λΰπτοτάτιυν  πόρυυν  και  τών  ßpatxiujv  στε- 
νουμενων*  τή  γαρ  ήμετφ^ι  ταυθ'  υπακούει  προαιρεσει.  Aekle- 
piadee  bat  wie  Platon  nach  der  αίτια,  der  Mechanik  der  Atbmung' 
geforecht  und  die  platonische  Theorie  »einer  Physiologie  ange- 
paeet  Er  verwarf  die  eingeborne  Wärme,  wie  jede  Ιμφυτος 
ίϊύναμις  (Galen  Vll  p.  615  K.),  darum  nennt  er  λεπτομερές-^ 
nnd  παχυμερες^  was  bei  Piaton  Feuer  und  äussere  Luft  heiset 
—  die  πηγή  πυρός  (τό  θερμότερον  μάλλον)  wird  in  dieser  Ter• 
minologie  zu  dem  im  Thorax  zurückbleibenden  λεπτομερές.  — 
Der  Zusatz  über  die  kiinRt liebe  Athmung  ergänzt  die  lückenhaft 
überlieferte  Erklärung  der  natürlichen.  Die  αναπνοή  κατά  προ- 
αίρεσιν  erfolgt  durch  willkürlichee  Zusammenziehen  der  feinBten 
Poren  in  der  Lunge  und  Verengerung  der  Bronchien  (vgh  die 
Atbemgymnastik  bei  Galen  VI  p.  173  K.).  Jene  Conlraction  ver- 
xögert  nämlich  den  Zutritt  des  λεπτομερές  zum  παχυμερές,  es 
bedarf  zur  Ueberfüllung  den  verfügbaren  Räume«  einer  grösseren 
Muflse  von  παχυμερές  ak  bei  der  unfreiwilligen  Athmung,  die 
AuBathmung  erfolgt  später,  der  Rhythmus  wird  verlangeamt 
Folgende  Aneicht  ergibt  sich  daraus   für    die    unfreiwillige  Ath- 


**  Pp*  Tim,  Locr  p.  9H«  ττΟρ  μίν  (bv  &ιά  räv  λεπτομερίαν  hiä  itdv- 
TUJV  ήκ€ν  ivgl  was  Anton  aO,  p.  21^1  f.  jEueammentrfigl},  Im  Cbiaamua 
dazu  üliereetiit  Cael.  Aurel  morb.  acut.  I  ίδ  (ρ.  4ί1  Amman)  da«  λ€πτο- 
μερές  des  Aeklepiades  geradezu  mit  fervor* 


i 


Der  Magnet  dnd  die  Athmang  in  tnlikeo  Theorieo  381 

mung:  Dae  im  Thorax  eingefleesene  conHtantfi  λετηομΐρίς'''  ver- 
bindet sich  auf  dem  Wege  durch  πόροι  und  βράχχοι  mit  dem 
durch  den  Liingentrichter^'^  eindringenden  άήρ  ττσχυμΕρής.  Diene 
Verbindung  erzeugt  eine  Spannung  des  αήρ  παχυμ€ρής,  der 
selbst  in  die  Structur  des  λ€τιτομ€ρ€ς  übergelit.  Sobald  aber 
der  Haum  ilea  Thorax  nicht  mehr  zureicht,  wird  die  Luftmanee 
nach  auseen  ahgeetosHen,  το  έν  τψ  θώρακι  λ€Τττομ€ρές  wirkt 
gleichsam  exfhlosiv  "®.  Der  Erwärmung  der  Atheniluft  bei  Piaton 
(είς  τό  πυρ  εμπίπτον  θερμαίνεται  Tim.  79®)  entspricht  bei  Askle- 
piades  die  Verwandlung  von  άήρ  παχυμερής  in  daß  λεπτομερές. 
Die  πλήριυσις  war  eine  Hypothese  des  ilerophiloB*^^,  AMklepiadee 
übernimmt  aie  und  kann  au  der  Beritfung  auf  tien  Drang  das 
Feuers  zu  dem  ihm  Verwandten  entrathen,  der  Hinweis  auf  die 
Ausdehnung  der  eingeathnieten  Luft  wiederum  eispart  es  ihm, 
eine  natürliche  Tendenz  der  Lunge  znr  εΓυ0τολή  und  5ιαστολή 
mit  Herophilos  anzunehmen,  der  πλήρωίΤίς  folgt  die  gewaltsame 
Entleerung  und  nun  genügt  —  ohne  horror  vactü  —  die  Schwere 


*  Constant  ala  ein  quantitatives  Minimum»  nicht  als  Subatanz. 

^  G umperl  aO.  p.  70,  dem  andere  folgen»  kehrt  den  Trichter 
um,  sodass  die  Höbre,  der  Trachea  eiituprechend,  Tisch  oben  steht.  So 
ht  aber  das  Bild  niclit  gemeint;  Askl.  denkt  hier  in  wenig  an  die 
Traciiea  wie  Ps.  Hippocr.  de  cnrde  z.  Auf  (über  den  vgl.  Wellmann 
Fragms,  I  S»  94  ff,)  an  den  Oesophagus,  wenn  er  vom  Magen  an- 
merkt :  b  γάρ  στόμαχος  όκοΐον  χώνος,  «ei  έν&ίχεται  τό  πλήθος  καΐ  άασα 
προσαιρόμ€θα,  vgl.  auch  Gah^n  Μ  ρ.  709  Κ.  ΠΙ  ρ,  ί!94  Κ.,  wo  vom 
πύελος,  dem  infunäihufum  ctr^hri^  die  Rede  ist  und  Columella  3,  18 
g.  E.»  wo  es  von  der  Schnittfläche  einen  nnten  umgebogtinen  Setzlings 
heisst ;  'more  infundtbuli  per  meduUam  transmittit  quicftuid  aquarum 
caelcatinm  fluperflnit', 

^  Lionardo  di  Capoa  ragionamento  V  Nap.  1681)  p•  245  'ne  ei 
dee  qui  tacere,  che  si  pare,  ch'Aeclcpiade  vicin^)  siaio  foese  ad  avere 
cogniÄiono  duU'  elatere  dclP  aria'.  Dem  widerspricht  Gumpert  aO. 
p.  ΊΧ  ohne  Rt^chl  und  Grund.  Vgl.  auch  Krnst  Platner  p.  2i>3  ff.  seiner 
au  kundigen  Bemtrrkungen  zu  griechischen  Aerzten  überreichen  *Quae- 
ationes  pbyaiologicae'  (Ups.  Π94),  wie  Sudhaus  S.  147  f.  und  an  an- 
dern i!itellen  aeinea  Commentara  zum  Aetna, 

^  Vgl.  C,  F,  H.  Marx  Comrarnt.  Gott.  vol.  8  (Druckjahr  1841) 
clasa.  phys.  p.  115  not.  L  —  Aetius  IV  22,3  {p.  413  D).  Das  λ€ΤΓΓθ- 
μερ^ς  des  Aeki  entspannt  uicht  nur  diiu  üh ervollen  Raum,  sondern  ent- 
leert ihn  aohier,  Herophiloa  masa  die  überachiiaeige  Luft,  die  aus  der 
Lunge  in  den  Thorax  trat,  aus  dem  Thorax  in  die  Lunge  zurück  und 
VOD  da  niidi  aus8**n  leiten,  um  l'latas  tm  sßhaflVn  für  die  neu  von  auasen 
eintretende  Luft. 


382 


F  r  i  t  ϊί  s  ti  li  e 


der  äüftfleren  Lyft  zom  VerRtiiniliiißs  ihres  Eindringen«*'®.  Wie 
gescliickt  entwand  eich  Aeklepiades  allen  naturales  facultates,  wie 
gewandt  verilocLt  er  Äneiditen  des  Piaton  und  Annabmen  alexan* 
dr inischer  Aerzte. 

Das  Lesagt  uns  der  dürftige  Beriobt  dea  Doxographen. 
GnlenH  Notizen  sind  beflondera  au  überdenken.  Wir  erfahren  da 
(ill  p>  406  f.),  Aöldepiftdes  habe  den  Arterien  in  der  Lunge  — 
und  zwar  diesen  allein  —  eine  zwiefache  Bewegung  :«!ierkannt, 
i^v  τ'  οϊκοθ€ν  έχουσιν  έκ  τίις  ίΤφ€τέρας  αυτών  ουσίας,  σφύ- 
ζουσα ι  6ηλονότι,  και  ή  ν  έκ  του  της  αναπνοής  έργου,  σβιομένου 
5ιά  παντός  του  πνεύμονος,  έπικτώνται.  Oaa  lieient  doeb  deut-j 
lieh:  der  Pnlsficblag  der  Arterien  ist  eine  von  der  Atheinbe- 
wegung  der  Lunge  unabhängige  Erscheinung.  Dassu  etimmt,  wa 
Galen  VIU  p.  758  K.  ane  des  Asklepiadefi  Schrift  πφ!  τής  άνα*^ 
πνοής  καΐ  τών  σφυγμών  anrulrrt:  και  ή  ττροκ€ΐμ€νη  γ^γραπται 
λΟις,  £ΐς  οιορισμόν  αναπνοής  τ£  και  σφυγμών  έχουσα  προσ- 
κ6ίμ€νον,  ουχ  δτταΕ,  αλλά  και  πολλάκις  γιτνομ€νη  κατά  μίαν 
είσπνοήν.  Die  eigne  ουσία  der  Arterien  ist  keine  iktiuralis 
facultas  —  eolcbe  leugnete  Aeklepiadee  hier  wie  nllentbalben 
(Gal,  Vni  p,  755  K.  ου^εμίαν  υπολαμβάνων  ί)ύναμιν  ύφ*  ή^ 
ή  τε  καρδία  και  αι  άρτηρίαι  κινούνται)  ■  die  Arterien  atbnien  eil 
wie  die  Lunge  durch  einwohnendes  λεπτομερές  und  zud ringende 
AusBenluft,  aueh  hier  erfolgt  Ueberfülking  und  Rllekkehr  in  den 
vorigen  Stand  (Galen  VIII  p.  748  K.  οϊεται  γαρ  ό  άνήρ  ούτος 
και  την  καρ&ίαν  και  τάς  αρτηρίας  διαστ^λλεσθαι  τιλτιρουμενας 
πνεύματος,  είσρεοντος  αύταΐς  5ιά  λεπτομερειαν,  ήν  εντός  έαυ• 
"  τών  Ιχουσιν^    οτον   bi   πληραιθεισών  είς  το  έμπροσθεν  ούκετι 


**  Daa  παχυμ€ρές  liiult  auch  EraBistratoü  fiir  eine  Bedingung  des 
AthcToB  (Gat  111  p.  540  K.);  er  widerstrebte  der  ολκή  und  dem  θερμόν 
ίμφυτον  (Gal.  VI!  p.  H14  K.  Spreni7ol  Gesch.  d.  Arzricikde.  I^  544, 
Fncbs  Erasisiralea  diep.  hps.  lK!:l2p,  21).  Eriieistratos  bezficlmet*!  tiie 
Erfüllung  der  Arterien  als«  Function  des  Attieme  (Gal.  IV  p,  471  K.), 
AekL  die  Erzeugung  dpr  Seele.  Daa  zeigt  uns  den  Gegensatz  der  It 
genia  Erasistratop  war  eine  eminent  wiseenRchaftliche  Natur  — 
siiobtc  ohne  facuUates  occultac  auezukommen,  wo  er  aber  zu  kerner 
fricdig^end^^n  ErkUirnng  gelangte,  bat  er  hei  der  oiTenon  Fra^re  sieb 
schieden,  Α  sei  trat  mit  dem  AtJSprucli  auf»  alle  Frobleme  aus  «eine 
Främiesen  ?.u  lösen  f  che  non  isebivHhd/)  malgt'volez/a  niuna,  ne  ai  fer 
mando  nella  prima  buocia  delle  cose,  e^ngeirnava  eeoondo  ngui  su 
poasa  dΊrJtoΓnaΓ8ΐ  ne*  piu  pipoeti  negreti  della  natura':  L. di  Capoa  aO<j 
p,  24;i). 


ι 


[)er  MaifoH  und  die  Athmuiig  in  Antiken  Theorien  383 

^^r|,  καταπίπτειν  αΰθις  6ΐς  την  ίμπροσθεν  ύττάρχουσαν  έαυτα?ς 
κατάστασιν  φύσ€ΐ  τον  χιτώνα).  Die  ro  veranlaKHt«  Systole  und 
Diastole  tles  Herzenij  und  der  Arterien  ist  der  Pulfi  nacL•  der 
Definition  de»  Aeklepiades  (GaK  VIU  p.  757  K.  τόν  μέν  σφυγ- 
μόν  €Ϊναι  αυστολήν    και  οιαστολήν  καρδίας  τ£  και  αρτηριών). 

Wie  kommt  aber  tka  ττνεύμα  in  die  Arli-rien?  Das»  es 
dürob  die  Lunge  angeleitet  werde,  ist  seh  wer  vorfiel  1  bar,  weil 
ja  dann  die  Lungenarterie  nur  eine  eiiifui^lje  Bewegung  ausführen 
und  ein  PnlRBchlag  einem  AtheniÄUg  ejilsprecheii  würde.  Εκ  aclieint 
unuingänglich»  da»«  hier  die  Hantatbinuug  eTiiselÄt^^  Galen  bat 
dieü  Zwiftebenglied  η  nt  erschlage  η ,  nun  bezeugt  üi^er  der  Anany- 
uiuB  f.ondineiiiäie  36,  48  —  38,  53,  daRs  Ai^kletdadeH  von  der  eiCT* 
κρι0ις  εις  ήμας  aueführlich  gehandelt  hat.  Die  unmittelbare 
Verbindnng  der  beiden  reRinratoriwchen  SjHteme  würde  danu  her- 
gestellt durch  daa  λειττομβρβς,  das  aus  der  Tiefe  ile«  Thorax  fiier 
durch  die  Lungen ^  dort  durch  Her»,  Arterien  und  Hantporen  mit 
der  Ausaeiiluft  immer  wieder  ine  Vernehmen  tritt,  bei  Athmung 
und   Puls  stets  aufe  neu   Ageus  uuil    Product 

Aeklepiades    !»at    wie    Piaton   Respiration    und    Perepiration 

•*'  DieThaieäcblicbkeit  der  Hautathniung  war  «trittig.  beim  Alton. 
Lond,  W,  4ίΐ  wird  sie  ausdrücklich  hervorf^ehoben,  Fir»  wird  doutlich 
verneint  von  Seneca  N.  Q»  VI  24,  2,  (Zu  dem,  was  Ruhkopf  und  Koeler 
hiezu  anfuhren,  vgL  noch  Ideler  zu  Arietot  Meteor,  II  2,  14  u.  Kroit 
Platnor  aO,  p,  2<j1  flTd,  ArchigcneB  glaubt  die  Perspiration  durch  Ohn- 
machtszuatände  hysterischer  Frauen  besonders  belegen  üu  müssen  (vgl. 
Wellmann  PiieuTn.  Schule  S.  CJH).  —  W.  Cruikshiinks  Geschichte  und  Be- 
schreibung der  einsaugenden  Gofaeac  (heg.  von  C.  b\  Ludwig.  Lpzg. 
17h^)  mÜMste  für  das  Altertbuai  auf  Grund  philologischer  uud  medi- 
cinischcr  Kenntnisse  unnerer  Zeit  neu  geschrieben  werden.  —  Den 
Wendepunkt  dieser  Ansehauungen  hat  Daremherg  angedeutet:  tliat« 
des  sc.  med.Ip^lDl  'Quand  Tanatomie  eut  ruine  sans  retour  les  h}T)o• 
theeea  d^mpedocle»  de  Diogene  et  de  Democrit©  sur  la  distribution  et 
le  role  des  pretendus  canaux  aeriens,  lu  physiologie  n^eut  pas  d^autre 
reesouroe  que  de  prendre  lee  arlerea  pour  leur  faire  jouer  le  role  de 
ces  canaux  miaginaires  et  pour  les  mettre  directement  en  rapport  avec 
les  bronehcfl,  sans  oublier  cependant  d'attribuer  une  certaine  part  de 
reapiration  ä  la  peau*.  Darum  mag  ich  auch  Bäumker  aO.  nicht  «u• 
gestehn,  dase  Aekl.  von  Empedokles  wesentlich  aVdiange.  Askl.  \mt 
nich  mit  der  Gefässlebre  de«  ErMtstratoa  auscinandergeeetzt  und  gegen 
die  tlerophileer  polemiairt.  Da  konnte  i^r  trotz  seiner  mehr  bo&uhrieenen 
als  erwieseaen  Unkcnntniss  der  Anatomie  auf  Empedokles  so  wenig 
»ich  beriifeu  wie  ein  moderner  ΓhyHiιJl•ιg  auf  einen  Aulor  vor  Leeu* 
wenhoek« 


9M  ^^^"  FritiflcHe 

unter  tias  glfiicho  Geeetz  geetellt,  auf  ihre  riiythmiscbe  Beziehang 
aber  verziijblet.  Allee  in  allem  gewann  der  kluge  Mann,  was  er 
cretrebtep  eine  verBtändlicbe  Theorie  auf  Grund  der  einfachen 
Principten  seiner  Physiologie.  Äeklepiades  verglich  mit  der  Ath- 
mung  ilen  Austritt  des  Blutea  in  den  Scbröpfkopf)  er  hat  also 
auch  für  diesen  locus  classieus  der  6λκή  die  ολκή  abgelehnt**^ 
Wie  bei  Platon  wird  die  (Τικύα  mit  der  όναττνοή  lusanimen- 
gestellt. 

Ist  nach  unseren  AuBfiihrnngen  ein  Einfluea  der  platonischen 
Theorie  auf  die  asklepiadeische  höchst  wahrscheinlich,  so  iträaben 
wir  uns  doch  gegen  die  Annahtne  directer  HtterariHcher  Ab* 
hängigkeit.  Der  TimaioR  lag  zwar  nicht  abseits  der  Wege  da- 
maliger Bildung,  PoseidonioH  hat  ihn  comoientirt^  Cicero  Kum 
Theil  übersetiEt,  dennoch  wollen  wir  dem  vielge»chäftigen  Arzte 
vertiefte  Platonlectiire  nicht  zutrauen.  Wir  suchen  nach  einem 
Vermittler.  Der  berufene  Name  des  Pontikers  Herakleides  bietet 
sich  an.  Neben  Asklepiades  begei^net  er  uns  als  Vertreter  der 
Αναρμοι  δγκοί^^  Scheintod  und  Bedingungen  des  Athems  hat  er 
im  Dialog  τΐ€ρϊ  της   δττνου    erörtert^.     Aber    das    reicht    nicht 


^  Dm  Räthscl  bei  Arietot  rhet,  ΠΙ  2  p.  140Γιβ8  Keigt,  wie  nahe 
das  Schröpfen  volksthümlicher  Voretelinng  lag;  es  erncheint  als  eine 
typiiiche  Form  der  ολκή,  wenn  Arietot.  an.  gen.  Π  4  ρ.  737^32  fregen 
diö  ^λκ€ΐν  τά  α16οΐα  φάσκοντ€ς  lüOTrep  τάς  οικύας  aicb  wendet,  wenn 
Olynipiodor  in  meteor.  1  13  (99,  29  ed.  Stuve)  ein  Muthungeverfahren 
der  Β  Γ 11  η  neu  graber  Μκην  σικύας  verdeutliclit,  wi^nn  Theon  bei  Galen 
VI  p,  208  K.  von  der  heies  ahgewafichuuen  έττιφάνίΐα  »agt^  ϊνα  αοτη 
αικύας  τρόπον  τήν  λαμβανομΐνην  τροφήν  έτΓίστταίμένη  τοις  κεκμηκώαιν 
άντιδιίληται  ν^ύροις;  bei  Tbemietios  Anal,  poat  Π  15  f.  \'Λ  (ρ.  %,  18 
Spenifel  (ίΟ,  1  Wallit-s)  sind  Magnet,  Bernstem  und  Schröpfkopf  Schul- 
beispiele dur  άντιπ€ρίστασις,  Heron  pneura.  1  p.  10, 1  u.  ii\  10  Sdimidt 
wird  am  Schröpfkopf  die  kiinatlicbe  Erzeujiung  elm-s  coiitinuir liehen 
Vacuum  demonetrirt»  Chrysipp  bei  Atihtlles  p.  12^  Petav.  nimmt  die 
Anziehung  durch  die  σικύα  als  Beweis  dafün  ÖTi  irOp  καϊ  uf\p  κου- 
φότατα κσΐ  άνωφ€ρή  Vgl  noch  Daremberg  zn  Oribas.  vol  II  p.  7711  — 
Hl  und  Welimann  Pneum,  Schule  S.  228  f.  —  Wenn  Plutarch  Quaest, 
Plat.  VII  3  «agt,  die  Luft  im  Schröpfkopf  werde  durch  die  Erhitzung 
weiter  als  die  Poren  des  Erzea,  so  ist  gemeint^  das  Volumen  der  Luft 
werde  grösser  als  das  Volumen  des  Hohlraum»,  άντ  vom  t>or5Hen  Er* 
umgeben  hU 

•■  VmI.  Bäumker  aO.,  Otto  Voe»  lie  Heraclidis  P.  vita  et  smptie 
diu.  RoBtochii   IHim  p,  m. 

^  Vgl  Hirzol  f>ialog  I  S,  32.1  (T   und  Voss  aO.  p.  GH  ff. 


I 


t)er  Magnet  und  die  Atlimun^  in  antiken  Theorien 


385 


fe 


au8i  wir  haben  hier  keinen  sichern  Anhalt  und  müesten  nne  hei 
einer  unbestimmten  Vermuthung  beeeheiden.  Eine  kaum  beachtete 
Anmerkung  Galen»  deutet  nach  einer  anderen  Richtung.  In  seinem 
Commentar  zum  Timaios  p.  34  der  Ausgabe  von  Daremberg  lesen 
wir:  τίν£ται  τοίνυν  ή  τοιαύτη  κι  νησί  ς  ούκ  ακριβής  κύκλος  im 
τα  αυτά  οιά  παντός  π€ριφ€ρόμ£νος,  άλλ'  uJς  αυτός  eiTT€V,  Ινθα 
και  ένθα,  και  κατά  τούτο  οιήνετκεν  ή  του  Πλάτωνος  ΜΗα  της 
έ£  *Ακα5ημίας,  ούχ  ώς  ΐρασίστρατος  έγραψεν^  έκ€ίνη  μέν  γαρ 
κατά  κύκλον  ακριβή  6ιά  τιαντός  τΓ€ριφ6ρ€σθαι  τον  αέρα  im  τα 
αυτά  και  ώσαύταις  βουλεται,  αυτή  h'  ου  κατά  κύκλον  άύ  τόν 
αυτόν,    αλλ'  ώς  άν    τις    €Ϊττοι,    κατά    ίϊύο    ημικύκλια   έναντίιυς 

άλλήλοις  κινούμ€να.     --  — ούκ  olba,  τί  5ό£αν  αυτφ 

τήν  της  ττ€ριώσ£α)ς  boiav  άντΙ  της  ολκής  [ρ.  3Β]  εϊλετο,  κατά 
τούτο  μόνον  (Τχεοόν  άττοστάς  Ίπττοκράτους.  ότι  μι  ν  γάρ  τό  τής 
άναττνοής,  €Ϊτ'  έργον  cm  ττάθος  χρή  καλ£Ϊν,  ου  γίνεται  κατά 
irepiujaiv,  Ερασίστρατος  iöeiEev,  έλ€γ£ας  τήν  Έστιαίου  boEav. 
Dazu  ergiinKend  Galen  Nat.  fac.  U  S  (H  p.  111  K.  III  p,  182  He.) 
σμικρότατός  έΰτι  τήν  γνώμην  (bc.  ΐρασίστρατος)  καΐ  ταπεινός 
εσχάτως  έν  άπάσαις  ταΐς  άντιλογίαις,  έν  μέν  τοις  περί  ττέψεως 

λόγοις έν  b^   τοις    περί    τής    άναττνοής 

τοις  περιωθεΐσΟαι  τον  aepa  φάσκουσιν  t^so.  άντιλίγυυν).  PktouB 
Theorie  der  Athraung  iRt  in  der  Akademie  (durch  Hestiaioe?) ^** 
ausgebaut  worden.  Die  platonische  π£ρίυυσΐς  ίνθα  καΐ  ίνθα  wurde 
durch  eine  voilständige  Umdrehung  ©reetzt;  auf  welche  Art  and 
in  welcher  Absicht?  Eine  Figur  mag  das  yerhältniBB  der  beiden 
Theorien  verdeutlichen.  Ich  bezeichne  mit  Q  die  Feuerquelle 
(πηγή  πυρός),  mit  Α  den  Lufteintritt  durch  Mund  und  Nase, 
mit  ß  den  durch  die  Haut, 

Α 


»  Ueber  Heetiaio»  vgl,  Laert.  Diog.111,11.  Simpl  Phye.  453,28, 
Doxogr.  ]},  MIH'J  15  und  p.  403^  \ΰ,  —  Iudex  Acad.  phiL  Hercul.  ed. 
S.  Mt^kler  (ßörl  l*>02)  p,  34, 

Ittiolu.  Uua.  L  PhUoI.  K.  F.  LTIL  25 


386 


fri  t  «  Boli  β 


Nach   Piaton   geht  »Jie    erfite  UmdreliUTig  von  Q  Aber  Α   sa 
Bf  die  zweite  von  Q  über  Β  2u  A,  dabei  wirkt  die  LuflitcbiebungH 
nur    auf  der    Strecke    zwischen  Α    und   Β ;    zwiftcben  Q—  Α    und  S 
Q — Β  bewegt  sich  dae  Feuer  zum  0υτΤ€νίς;   nach  der  akadenii• 
echen  Lehre    geht    die    erete    Umdrelmng    von    Q  über  Λ   iind    Β 
211  Q,  die  zweite  von  U  ilber  Β  und  Α  zu  Q,  dae   Rad    wird  aleo 
nach  jeder  vollutändigen  Umdrphnng    an  der  ττηγή  πυρός  wieder 
zurückgedreht.      Dm  Feuer    bewegt   flirh  nieht  zu  dem  ihm   Ver-e 
wandten,  sondern   BtöRBt  die  durch  «Schiebung  btB  Q  vordringende! 
Lttft  nach  au8f(eii>  die  von   Α   kommende    auf   dem  Weg  über   Ar 
die  von   Β  koinmendc  auf  dem  Weg  über  B.     Piatone  Lehre  vom 
Drang  des  Feuer«  zum  αυτΤ€ν€ς   war  dem  Verdachte  einer  ver- 
hüllten ολκή  aoegeaetzt;    man    bemerkt    leicht,    daen    die    aksde-fl 
iniwche    Correctur   diesen  Anstand    beseitigen    sollte,      üebrij^ene^ 
ist  die  akademische   Feuerquelle  nach   ihrer  Function  dem   aakle- 
piadeiBchen     λ€πτομ6ρ€ς     noch     ähnlicher    alw     die     FeuerqocUe 
Flatone. 

EraeietratoB|  erfuhren  wir  durch  Galen,  hat  gegen  die  irc- 
ρίακΤις  polemieirt,  ohne  des  Unterschieden  der  beiden  Theorien 
an  achten^®.  Wir  brauchen  also  den  leichtbeschwingten  Auf- 
klärer Asklepiadefi  mit  dem  «Studium  dee  Timaios  nioht  zu  be* 
lasten.  Er  fand  die  platonisch-akademieche  AthinungRlehre  ab 
DiHcussjon&tbema  zubereitet  in  der  medicini«chen  LitteratOn  Die 
von  Hecker  richtig  beobarbtete^  von  un»  im  einzelnen  benchriebene 
Verwandtschaft  der  Athmungslehren  des  Piaton  und  de«  Askle- 
ptades  lässt  sieh  geschichtlich  begreifen. 

VL 
her  Werth  des  Galencitates  für  unsere  Unter snehung' 
damit  noch  nicht  au»geBchi5pft.  Wurde  die  Theorie  derAthmuiig 
in  der  Akademie  weitergebildet,  so  ward  auch  eingehende  Be- 
handlun#7  des  Schrupfkopfß,  des  Berupfeins  und  des  Magneten  er^ 
fordert,  zumal  Pia  ton  im  TimaioR  mit  wenigen  Worten  über  diese 
Phänomene  hinweggeglitten  war.  Wir  dürfen  auf  solche  Tradition 
die  Ausfiibrungen  Plutarcha  in  der  siebenten  platonischen  Fragre 
unbedenklich     beziehen.       Eben    dort    aber   fanden    wir    wie    bei 


**  Für  PlatouB  nächste  Schüler,    die  seinen    müudhchen  Vortrag] 
noch  gehört    hatten,    war    der  Timaios    noch    kein    starrer  Codex,    aiel 
werden    platonische«   und  eigenes   nicht  streng  geschieden  haben.     UieJ 
Venveeliälung  des  Kraft iatratoa  braucht  »Uo  nicht  von  Übti^rflächlichkeii 
Bicb  herzuBchreiben. 


l)er  Mngiiet  und  die  Athmuniir  der  antiken  Theorie  3B? 


I 


I 


Lacrez  den  ftuseeren  Luftdruck  alR  Helfer  Hiagnetischer  Eniana- 
tion.  Der  Abatanil  der  Zeit  \}w\  der  Schulen  von  Lucrez  auf- 
wärts zu  Piaton  und  abwarte  zu  Plutarcli  verwehrte  uns  vorbin 
die  Htterarische  Deutung  dee  Einklänge  der  Lehre.  Jetzt  eehen 
wir  den  Äsklepiadef,  ilen  Hospitanten  dee  Epikureißnms,  ganz 
nah  der  Epoche  dee  Lucrest  und  seineE)  Kreiee,  durcb  medici- 
niache  Debatten  denselben  Akademikern  verpflichtet,  von  denen 
Plutarch  abhüngt.  Ohne  Willkür  dürfen  wir  schlieaeen,  amn 
Afiklepiadee'  Erklärung  des  Magneten  έφ*  οίς  ύπεθ€το  στοιχ€ίθΐς 
der  plutarch tecben  ähnlich  sah. 

Also  hätte  Lncrez  die  Lehre  vom  Luftdruck  der  Schrift 
dea  Aaklepiades  über  Athem  und  Pule  entnommen?  DaR  behaupte 
ich  nicht  —  eine  beecheidenere  Folgerung  verspricht  mehr 
Sicherheit  und  tieferen  Einblick  in  die  Absichten  und  Neigungen 
dee  Dichters.  Der  feinhörige  Giueeani  bemerkt  zu  v.  954^6: 
■^Lticrezio  in  queet'  ultima  parte  de!  libro  VI  ha  molto  occupata 
la  mente  della  tnorbida  v^is  (n*ha  gik  parkte  a  proposito  delP 
Etna  e  degli  Ävcfua  loca)j  sia  ρβΓοΗέ^  giä.  penai  alla  chiusa  del 
poema  colla  peste  d'Atene,  sia  invece  che  questa  particolare  oc- 
cupazione  dello  sjiirito  gli  abbia  ispirato  qnella  chitisa\  Wir 
können  die  Leetüre  des  Lucrez  nicht  nachprüfen  und  wir  eollen 
bedenken,  dass  sein  Geist  nicht  au«  Büchern  allein  Nahrung  ge- 
zogen hat.  8ind  ihm  aber  überhaupt  medicinische  Erörterungen 
ans  Ohr  geklungen,  so  sind  ihm  die  Ansichten  des  Aaklepiades 
nicht  fremd  geblieben  —  denn  laut  genug  war  dieser  Neuerer 
auf  den  Markt  getreten. 

Ä.  G»  M.  Raynaud  (De  Asclepiade  Bithyno  medico  ao  phi- 
losopho.  Theeis,  Paris  1862  p.  33j  meint,  Lucrez  habe  IV  664  ff. 
die  Fiebertheorie  des  Asklepiades  entlehnt :  das  wird  sich  bündig 
nie  erweisen  lassen;  uns  genüge,  dass  medicinische  Themata  im 
Gesichtskreise  des  Dichters  lagen.  Von  dorther  eher  als  von 
rhetorischen  Freunden  ^'^  mag  auch  die  Pestechilderung  des  Thu- 
kjdides  ihm  zngetragen  worden  sein.  Der  Zusammenhang  läset 
aich  nur  leise  und  fernher  bezeichDen.  Jedenfalls  werden  wir 
nicht  mehr  leichthin  sagen,  das  Kapitel  von  den  Epidemien  sei 
äusierlich  an  das  vorhergehende  angeschlossen.  Auch  beim 
Magnetismus  6ndet  ein  contagium  statt 

Die  ausfülirliche  Behandlung  des  Magneten  durch  Lucrez 
haben  wir  verstanden  aus  der  Lebhafligkcit  des  Kampfes  um  τό 


^  Wie  üi.  ßchröder  meint,  'Lukrest  und  Thucydidea'  S,  36. 


Prittflohe 


I 


θαυμαεόμ€νον    nepl    τής   ϊλίβαις    τών  ΊΗί>ακλ€ΐιυν  λίθων  (Plat- 
Tim.   80^).      Her  Athiiiung   ala   einer  jibyeiolügisohen  Grundfrage 
hat  Äeklepiades   eine   Monographie    gewidmet  —    ee    lohnte    ί 
ßchon^  dabei  ζ  α  verweilen* 

Ein  nie  beglichener  Streit  unibrandete  im  Alterthum 
Erecheionngeii  dee  MagnettemuB  ηηύ  der  Respiration,  und  dieeer 
Btreit  epielte  eich  ah  im  Vorbofe  der  l(leUpby^Jk.  Die  Alien 
konnten  die  AiiflÖeang  de»  MagnetiRniUß  in  Mechanik  nicht  er- 
reichen, aber  wenn  sie  τί|ν  ivboiov  ταύτη  ν  και  πολυθρύλητον 
λίβον  (Gal.  Π  ρ.  44  Κ,)  wieder  und  nieder  bedachten,  hat  ainü 
sichere  Ahnung  «ie  geleitet.  Denn  liier  waltet  ein  Urphänomen 
—  nach  Goethes  Worten  ^^  Ee  war  ein  weiter  Weg  bis  zur 
Ansieht  der  modernen  Physik,  die  Wechselwirkungen  zwischen 
elektriachen  und  magnetischen  Strömen  entdeekt,  die  Elektricitat 
der  Optik  angliedert,  von  dieeer  Position  aus  die  Frage  nach  den 
Eigenschfiften  des  Aetbers  stellt  und  von  ebendaher  'das  Wesen 
der  alten  Materie  selbst  und  ihrer  innersten  Eigenschaften,  der 
Trägheit  und  der  Schwere*  ^®,  zu  verstehen  hottt.  So  hat  sich 
die  Aufgabe  umgekehrt  r  magnetische  und  elektrische  Kräfte«  vor- 
dem das  X,  werden  nun  ale  die  gegebenen  Grössen  in  die  Glei- 
chung eingestellt.  Die  Alten  etieesen  angesichts  des  Magnoien 
auf  den  theoretischen  Ort  der  modernen  Physik  und  kamen  trotz 
allen  Suchens  und  Deulelns  nicht  darüber  hinweg;  dase  sie  aber 
nicht  daran  vorbeigingen,  erweist  den  Ernst  und  die  Ehrlichkeit 
ihrer  Forschung.  In  der  Discussion  des  Magneten  hatte  die  tne- 
chiinistische  Polemik  den  Einbruch  lebendigen  Wesens  ins  Reich 
des  Anorganischen  abzuwehren  —  man  berennt  ein  feindlicbee 
Vorwerk  im  eigensten  Gebiet.  Die  Versuche  hinwiederum»  ohne 
naturalis  facidias  die  Athmung  zu  erklären,  sind  ein  Vorstoat 
der    mechanistischen    NaturanRieht    ins  Centrum    des   organischen 


I 

I 


Μ  Sprüche  in  Proia  Nr.  790  (Bd.  19  S.  172  Hempel).     Vgl.  auch 
Hegels  Enoyclopädie  der  philoßophiBchen  WiBaensciiafteti  §312  β  (Werke 
VII  l  S.  24f>)  'Der  Magnetismue  ist   eine   der  BeBtimmungen,    die  eich 
vurnchmlich  darbieten  nuissten,  als  der  Begriff  sieb  in  arr  bestimmten 
Natur  vermuLhete    und    die  Idee  einer  Nftturphilofiophie    faeate*.     Hier 
darf  noch  erwähnt  werden,    dasB    dem  Entdeclter   des  Erdmagnetismus  β 
seine  flypoUiese  ala  Beetätigung  der  antiken  Wültaeele  bedeutsam  schien«" 
8.  Gull.  Gilbert  De  maguete  ......  phyeiologia  nova.    Londini  U>00. 

lib.  V  cap.  Xll  p,  210. 

^*  Ik'inridi  ilert?!    in    sein  cm    Heidelberger  Vortrsge,    Hrs*  W, 
Ä  354. 


^Tffagnet  und  die  Athmang  der  antiken  Theorie  389 

Reicbe«*^.  Audi  bier  blieb  ee  beim  Poetulat  *—  die  Atbmung 
war  in  Aeromecbapik  niclit  restltjB  aufzureübnen.  Die  beiitige 
Physiologie  ist  von  ΐ  komme  machine  wie  tmr  irgend  wann  ent- 
fernt: 'Je  eingebender,  vieleeitiger,  gründlicher  wir  die  LebenB- 
erscheinungen  zu  erforschen  streben,  desto  mehr  kommen  wir  zur 
EinHicht,  daga  Vorgänge,  die  wir  bereite  geglaubt  hatten,  pbyei- 
kaliflch  und  chemisch  erklären  zu  können,  weit  verwickelterer 
Natur  sind  und  vorläufig  jeder  mechaniBchen  Erklärung  Hpotten'*^ 
Wir  verfeinern  unsere  Methoiien  und  bereichern  unsere  Erfahrung 
un<i  wir  gelungen  wietier  und  wieder  dahin,  wo  unbewaflfneten 
Auges  und  mit  tastender  H«nd  die  Alten  «ich  mühten,  zu  ewigen 
Problemen.     Cum  excnsatione  itaque  veteree  audiendi  sunt* 


Ex  DU  Γ8 

1.  l/ucrez  verwendet  VI  799  fl'.  als  Beispiele  gehemmter 
HivKjdrutiun  den  Toil  ίπΐ  warmen  Bade  und  die  Kok lenox.vd Ver- 
giftung, Ilieeelben  Belege  finden  eich  bei  Galen  in  einer  Po- 
lemik gegen  ErasiKtiatoe  (und  Äsklepiiidee)  de  ue.  resp.  IV  [IV 
p.  194  u.  496  K.,  vgL  auch  de  uh.  pari.  VIII  8  (III  jk  540  K.)]. 
Daee  Lucrez  und  Galen  auch  der  lebensfeindlichen  HölileTiluft  hier 
gedenken,  erbebt  die  Tarultele  über  die  Möglichkeit  den  Zufalle ^*^ 


*"  Umgekehrt  stand  die  von  Ρ  lato  π  Tim.  ρ .  ii3^  (dort  Archer- 
Htud'a  Note)  abgülelmte  Weltathmuug  der  Pythagoreer  (vgL  Boeckh, 
Pbilobos  S.   lOH  IT.}. 

**  Uustav  V    Bunge,    Lehrb.    d.  Physiologie  (Lpzg.  VJOi)  II  8,  3. 

*-  Die  Aeclepiadea  des  Anonymus  Lond.  grenzen  unmittelbar  an 
diese  Themata.  37,  5L  SBy  1  (vgl,  auch  CaeL  Aurel.  m.  ac.  1  ΙΓι  ρ.  Γ>3 
Am.)  ist  von  der  Wirkung  dea  Hibergeils  die  Rede:  τό  KuöTOpfmv 
προοοιαθέν  τοις  μυκτήροί  fiiiivvuö»  τάς  δυνάμ€ΐς  bieyelpov  τήν  ψΐίχήν 
καΐ  έντέΐνον.  Vorher  37,  ,10  vom  weieeen  Nieswurz:  κσΐ  μήν  καΐ  ό 
λ€υκός  Ιλλ^βορος  άποθυμιώμενος  γοναιίΐν  dym^oq  γίνεται  τών  καταμη- 
ν(υυν.     l>azu  vgl.  Lucr.  VI  7Π4 — 1>: 

castoreoque  gravi  mulier  sopita  recurabit, 
et  manjbua  nitidum  teiierie  o|m»  i;fduit  et, 
tempore  eo  m  odurutast  qtiO  mtnislnia  solvit. 
ί  Durch  dies  Emailbildchen  wird  Giuseani  an  den  Sehluss  von  CatuU  (i5 
i:riüoert.     Ich  darf  binzu&etzon,  daes  beide  Dichter  eiu  Sprichwort  oder 
vielmehr    dessen  Ausdeutung    durch   Grammatiker   anmuihig    variireu, 
vgl.  Featus  p.  Hi5,  17  M.,  Otto  Spr.  d.   H.  S.  231).    Wöun  übrigen»  dae 
Bibergeil  heim  Auon.  überhaupt,  naeb  Galen  XIll  p.  320  K,  für  die  Stick- 
anfälle  UysleriBcber  erwecklioh  ecbi^int,  nennt  esLucrez  betäubend  tur 


3ίΚ) 


Friteiehe 


"Ι 

1 

ι 


Nun  berichtet  Caeliue  AwreliatiUH  rnorb.  acut.  I  15  (p.  52  l 
man)  folgende  Anmerkung  de«  Aekiepiadefi  von  iler  Wirknng  der 
Haute:  'Accueanf^  enim  eoe  qni  rutam  probaverunt  adhihendam, 
vilandae  inquit  prima  gravabilee  virtute«  (ec.  in  phreniHde), 
siqnidem  ascensu  qüodain  inepirationie  cnput  inva<lant  et  magn 
menti  occasionee  alienationis  Bubiciant'.  Das  paset  zn  Locr, 
V.  802  f. : 

oarbonumqne  gravis  vir  atque  odor  ineinuatur 
quam  facile  in  cercbnini, 
uihI    der  Zusatz  'nisi  aquam  percepiinne  ante^    wideratreitet  jeden 
falls  nicht  den  prophylaktischen  Grundsätzen  des  Asklepiaden, 

Die  Leenng  der  v.  804  f.  bleibt  nngewiee.     Schreiben    wir,, 
mit  Lach  mann: 

at  cum   membra  domue  percepit  fervidior  vis, 
tum  fit  odor  viri  plagae  mactabilie  instar 
[oder^    näher  der  üeberlieferung  (fervida  eervi»  od,  fervis),    doch 
küuRtlicher  mit  Mnnro:    fervidu*  nervi»],    so  etellt  eich  die   Ver- 
mutbung    ein,    dasp  Lucrez    noch    auf    den  Koblendunet    bezogen 
habe,  was  «eine  Quelle  (wie  Galen  IV  p.  496  K.)  vom   Finiies- 
geruch    friech    geetrichener   Gemächer  (τοις  V€tJUÖTi  κεχρισμ^νοις 
οΐκοις  τιτάνψ)  besagte,     Leeen  wir  aber  mit  der  VulgatA: 
at  com  membra  hominis  percepit  fervick  febris 
tum  fit  odor  viüi  plagae  mactabilie  inetar 
(oder    für  iwmtfiis    mit  HeinrichBen    und  Madvig  domans)»    dan 
hätte  Lui^rez  von  dem  Streite   gehurt,    der    um    des  Aeklepiad 
Schrift    nepi    οϊνου    600€υϋς    entbrannt     eine    üppige    Litteratur 
emportrieb*^.     Daas  nämlich   Aeklepiadee  dem  Kranken    auf   der 
Höhe    des    Fiebers    Wein     gereicht     habe,     wird    nach    Caeliue'     , 
undeotlichen  Angaben    von    Gumpert   aO.  p>   123    geradezu    ver^^fl 
neint,    auch    der    scharfsinnige    Le    Clerc    sagt   Bist,  de   la  njid.n 
(Amsterd,   1702)  Ü   p.   111:    '11  faccordait   aisomenl   λ  ceox  qui 
avaient  la  fievre,    pourvu  qu'elle  eut  nn  peu  diminui  de  ea  pre- 
mi^re  violence*.     Asklepiades    liebte    starke  Änsdrticke,     Er  hat 
erklärt:  'Wer  Phrenetiechen  zur  Ader  lässt»  der  kann  sie  gleicli 
mit  der  Band  todteohlagen'  (Gels,  III  18  'perinde  eeae  dixit  hii 


den  beeonderen  Zustand  der  Katamenten  (vgL  noch  den  beiPlin,  K.  1 
32»  133  mitgetheiUen  gynäkologiechen  Aberglauben).     38,  ;^T  bespriohti 
der  AnonymQB  die  Abkühlung  beim  Austritt  aue  warmem  Dade, 

48  «Q^ii  yQj^  poBtoa  de  volumine  illo  disserucre,    innumeri*  PL 
N,  H.  23,  32.    Vgl  H.  Bruns,    Quaestiones  Asiclcpiadeae  ....  Disa. 
etoüh.   (Parchim  1884J,    Wellmann  im  Herme»  24    S,  534  f. 


Der  Magnet  und  die  Athmung  in  antiken  Theorien  391 

sanguinem  mitti  ac  ei  traoidentar*.  Gael.  Aar.  morb.  aoat.  I  15 
p.  46  Am.  ^phlebotomiain  etiam  nihil,  inquit,  iugulatione  differre 
in  phrenetiois*).  Hallt  solche  Draetik  wieder  in  der  auffälligen 
Wendung  des  Lucrez:  plagae  mactabilin  instar? 

2.  Aeklepiades  bemerkte,  dass  der  Α  der  läse  Pleuritischen 
in  Athen  und  Rom  schadet,  in  Pariam  und  am  Hellespont  aber 
zuträglich  ist  (Cael.  morb.  ac.  Π  22  ρ.  131  Am.). 

Er  hatte  also  ein  Auge  für  geographische  Pathologie.  — 
Lucrez  handelt  von  den  Leiden,  die  bestimmten  Gegenden  eigen- 
thümlich  sind  und  sagt  dabei  y.  1114  f.: 

Est  elephas  morbus  qui  propter  flamina  Nili 
Gignitur  Aegypto  in  media,  neque  praeterea  usquam. 
Den  Historikern  des  Aussatzes^  gelten  diese  Verse  als  Beweis 
gegen  das  Vorkommen  der  Elephantiasis  ausserhalb  Aegyptens 
zu  jener  Zeit.  Aber  Lucrez  schildert  ja  gleich  darauf  die  Wan- 
derung des  lebensfeindlichen  caelum  einer  entfernten  Oertliohkeit 
in  unseie  Gebreiten.  Das  Vaterland  (nicht  die  Ausdehnung)  der 
Elephantiasis  (und  1141  der  athenischen  Pest)  wird  mit  Aegypten 
bezeichnet.  Wie  dem  auch  sei,  Plutarch  Conv.  disp.  VIII  9,  1 
p.  731  citirt  einen  Athenodoros,  έν  τώ  προτέρψ  τών  Επιδη- 
μιών ιστορουντα  πρώτον  έν  τοις  κατ'  ΆσκληπιάΙ)ην  χρόνοις 
ού  μόνον  την  έλεφαντίασιν  αλλά  κα\  τόν  ύ^ροφόβαν  έκφανή 
γενέσθαι.  Asklepiades  hat  die  Elephantiasis  im  Abendlande  zu- 
erst als  Arzt  beobachtet,  vielleicht  ausführlich  behandelt  in  seiner 
Schrift  περί  αλωπεκίας  (vgl.  Galen  XU  p.  410  K.  Gumpert  aO. 
p.   172  ff.)". 

So  scheinen  allenthalben  gleichsam  unter  der  litterarischen 
Oberfläche  Verbindungslinien  durch,  die  zu  scharfen  deutlichen 
Strichen  auszuziehen  nicht  gelingt,  weil  Dichter  gemeinhin  nicht 
auf  Bibliotheken  arbeiten  und  nicht  wie  Gelehrte  oitiren. 

Giessen.  R.  A.  Fritzsche. 


^  Vgl.  Gbr.  Hensler  S.   192  seines  ausgezeichneten  Werkes:  Vom 

abendländischen    Aussatze Hbg.   1790.     Nachher   gieng   das 

losgelöste  Lucrezcitat  von  Hand  zu  Hand. 

*^  In  die  gleiche  Betrachtung  gehört  der  8<icer  tgnie^  den  Lucr. 
VI  f>60  und  1167  beschreibt. 


AUS  DRESDENER  HANDSCHKIFTKN 


L  Schölien  sn  Vegetfns. 

Der  Cod.  Dreedeneie  De  182  enthält  fol.  63—135  die  Epi- 
toma  rei  militarie  des  Vegetiue  von  einer  Hand  aus  eaeo.  X.  Die 
üeberlieferung  gehört  zwar  zu  der  geringeren  Handechriftenklaeee, 
aber  der  Dresdeneie  bietet  an  manchen  Stellen  Scholien»  die  we• 
nigetene  zum  Theil  auf  gute  Quelle  zurückgehen.  ^Manches  iet 
aUenliuge  in  den  Schollen  durch  grosse  Flecke  onleBeriich  ge-  ■ 
worden  and  ee  kommen  überhaupt  nur  die  beiden  ersten  Bacher  I 
in  Betracht,  da  die  Thätigkeit  des  Scholia^ten  in  Buch  III  und 
IV  fast  ganz  aufhört  und  nur  noch  wenige  Worte  interpretirt 
eind.  NutnenÜkb  prunkt  der  Verfaseer  mit  seinen  KenntniRsen 
im  Griechiechen,  das  theilweise  vollständig  fabch'  tür  Erklärungen 
herangezogen  wird»  Solche  Erklärungen  entspreclien  bäofig  der 
wissenschaftlichen  Bildung  der  karolingiscben  Zeit  und  da  an 
einigen  Stellen  Paulus^  (Diaconus)  Auszug  aus  Festus  benutst  fl 
wird,  Θ0  iBt  der  Schlues  wohl  nicht  zu  gewagt,  dnss  der  Ver- 
faeser  der  Scholien  dem  8  —  9.  Jahrhundert  entstammt,  wenn  auch 
manches  auf  ältere   Grundlage  zurückgeht.  U 

Die  Handschrift  selbst  ist  von  Lang  in  seiner  Ausgabe  des  ^ 
Vegetius  (Lipe*  1885)  p*  XXXVII  beschrieben  worden,  aber  nur 
nach  Angaben  von  Du  Rieu,  nicht  nach  eigner  Anschaming. 
Zunächst  besteht  der  gHiize  Dresilner  Codex  aus  zwei  Theile», 
die  in  der  alten  Micheli^berger  Bibliothek  gesondert  als  119  und 
als  I  20  vorhanden  waren.  Der  zweite  den  Vegetius  enthaltende 
Theil  bat  mit  jenem  ersten ^  vom  Präpoeitus  Ragenarius  dem  Ma- 
rienklüflter    zu    Rheims    geschenkten  Theil    keinerlei    Berührung^ 

^  So  zu  p.  20,  4,  wo  '  Mattiobarboli  *  aus  mathesis,  barin  uud 
baleiii  erklärt  wird;  und  59,  3,  wu  der  Scholiast  den  ersten  Buetand* 
theil  des  Wortes  *  polipticuB '  mit  πόλις  zusammenbringt, 

^  Die  beiden  Schriftarten  sind   gänzlich    verschieden    und    fallen  I 
zi^itUch  auieiminder. 


Αΐ]β  DreHdener  ffandschriflen 


außeer  daee  er  später  mit  ihm  zueammetigebutiden  warde.  Es  ist 
Jaber  nicbt  ricbtig"  gaweeen,  daee  die  chronologiaclien  Verhfilt- 
nieee  dee  ereteD  Theile  auf  den  zweiten  durcb  Du  Rieu  und  Lang 
übertragen  worden  eind:  der  zweite  Theil  etammt  eicher  ans  dem 
10.  Jahrhundert,  Ferner  ist  dieeer  Tbeil  nicbt,  wie  Lang  sagt, 
von  einer  Hand  durchcorrigirt  worden,  die  auch  die  Scholien  ge- 
geBchrieben  habe,  sondern  es  sind  drei  Conrectorliände  £U  unter- 
scheiden, deren  eine  allerdinge  mit  der  Hand  des  Schoüa^ten 
identiBcb  ist.  Die  Scbotiaetenhand  ist  von  ganz  anderer  Bchreib- 
tibung  ab  die  Hand  dee  Sehreib  er  b^  welche  dick  nnd  u  η  schön  er^ 
echeint.  Die  Schoüastenband  ist  eicher  gleichzeitig,  ja  sie  reprä^ 
sentirt  sogar  einen  sehr  alteo  Ductus,  wie  sich  besonders  aus  dem 
lang  heraufgezogenen  e  ergiebt. 

leb  laeee  nun  die  noch  deutlich  erkennbaren  Scholientbeile 
nach  den  Seitenzahlen  der  Ausgaben  von  Lang  hier  folgen;  das 
erste  Scholion,  wahrscheinlich  über  das  Wort  epitoma  ist  ganz 
un  leeer  lieh  geworden, 

5,  17  procerUafan  magnitudinem  cnormitatem  longitudinem. 
i'h  3  demdes  otioBoe.       <Jj   11  ignnvos  inertes,       ^l^  2  \  inconstdiiofes  mi^ 
nii9  prudentee.      7,  2  mippdat  subveniat  euffragetur,       7,  4  dimicatione 
proelio.       7,  9  sub  divo  enb  caelo  aperto.       7,  12  gentare  purtare, 
7.  17  papilionibtts  teniorÜB.  papiliones  tentoria  dicuntur  α  einiilitudine 
pupilionuTn    hoc    t»st    parvarum   Vüktiliuni  qua»  vulgo  -  .  .  niulant  di- 
cunt^,       7^  19  emergit  coüsurgit.       7,  li)  aftgnriis  anf^ana  greü«  latine 
compulsio  dicitur.    Ergo  angariae  Hunt  loca  ab  urbibuN  renmta  in  qui- 
bua  militea  exercere  militiam  eompelluntur^.       7^  22  infitianduni  dene- 
gandum.      8,  12  aiacriUui  velocitaa  fortitudo.       8,  4  dictaiwam  dieta- 
turam  idest  principatum  uam  dictator    princeps  nunoupatur*.         9,  15 
demi^  untias  unius  pedie,  hoc  est  tota  longitudo  pedis  praeter  bis  duo- 
decimam  partem.       9,  Ιΐϊ  alaree  cquitcs  alaree  equites  dicnntur  qni  ex 
Htroque  laterii  in  luodum  alarutn      ......  dependiint.      W  Ιΰ  cohor- 

tibus  co!ior»  eat  multitudo  peditum  sive  equitum  arniatorum,  nam  una 
legio  X  oohortes  habet  10,  14  muscuhsü  fortibtie   vel  ntidosis. 

Π,  2  ducarios^  ducarii  sunt  qui  ducariaa  hoc  est   frenoe    loreos    com- 


*  Drei  bis  vier  Buchstaben   tinletorlich. 
»  Cf.  Isidori  orig.  XV  10,  3. 
^  Nach  der  falschen  Leeart  itatt  t\grariii  bat  der  Scholiaiit  oder 

seine  Quelle  imlor  Benutzung  von  Vegetius'  Dare^tidlung  dieBe  Inter- 
pretation gegeben,  angaria  ccinipulflo  vel  vi  ooageus,  Corp,  gloss.  lat. 
od.  Götz  V  49L  38. 

*  Faet  ganz  unleserlich. 

*  Corrigirt  aus  dulcnrioB.    Die  riebt ijie  Leaart  i»tt  dnlciarios.    Das 
Wort  diitiflrius  ist  oiuht  uachweishMr,  ebenso  wenig  ducat'ni. 


89i  fliaiiiiius 

pünunl.       11,  2  linteones  linteannna  lexentet*        11»  3  ffinccca  gynecea 
sunt  domus  texeniiuni  Diulierunii    iiam  gyue  grece  malixT  latine  inter- 
pretatur^.         11,  12  Sertorio    Sertoriua    quidatn    dux    quem    Potnpeiue 
aei|iiipürabat  in  bellico  pxercitio.       1!,  ΙΓι  iilofieum  fnilüem  ßdelem  euf- 
fkientem  ad  inilitiae  opua.       11,  18  stipcnäm  muneribue.       12,15  5M&- 
rogandi  ordinandi.        13,  11  epitontata  excerjitioiiea  eive  breviaria. 
l.H,  12  atispiciis  initüß.       13,  14  aede^  domi.       18,  20  ciUitior  velocior* 
14,  15  vecte  fuBte.        15,  5  Uxm  Hx&  est  B«rviis  qui  leqyitur  exer- 
citum  caii»a  lucri*.       15^  14  pcUoii  stipitei  grandei.       16,  13  adacta  hn- 
pulsa.        l(i,   15  caesa    caesa    est   ictus   caesim  ferieoe  cui  ooutraria  est 
pimcta  boc  est  ictus  punctim  videlicct  perforatiDi  feriene*.       17,  3  con- 
tufjcrtmles  coüsoctob,         lü,  10  caifSidibus  gaU^rii.         19,  10  catafraetis 
tfttafraciae  aunt  ......  peotora  ,  .  .  ,  tur**.       Ιίί,  15  funditorcs  fun- 

ditores  aunt  qui  ex  fuuda  lapidee  emittuiit.       20,  1   ΙΙΙψτία  nomen  pro- 
vinciae.        20»  4  Mattiobarboli  perite  et  fortiier  etnittentes  nam    grece 
Tiiatliesia  doctritia  et  bariu  forte,  baiein  vero  emittere  dicitun       22,  IH 
dracoiinrii  di*ucoiium  Signa   ab  Α  pullin  ü    niorlu  Fytbotiia   aerpentis    in- 
tboattt  Huat '»       2.1,  Η  ροΐϋς  { Vegü.  pilatae)  coniptoe  expeditae.       23,  27 
püleis  hoc  est  üsipitum  muiiimeiitis  in  modum  galeri.       23,  27  Panno- 
nicof  ft   Piinnonia   proviucia   nomitiantiir.        25,  IH  officere  tiooere. 
25,  21  impedimentorum  ouerara,        2(ϊ,  7  decumüna  Paulus  dicit:  deca- 
tTiiana    porta    appellatur  quja  sit  magBa  quomodo  et  decumana  ova  di- 
cyatur    et   deoiimani  lluctus   qui  tint  tnagni;    iiam    et    ovum    decimam 
maiufl  iiasoitur  ei  thictue  dtfcinmei  fiuri  nmximus  dicitur^.        ;?!},  13  tu- 
mtiUuaria  tuniultuüiiuni(!)  upue  dicitar  bete  est  ν  de  et  ruslicuiii^  .... 

2G,  22  lifjoncs  fosoria.  2<i,  22  rastra  a  radendo  dieta  terra m,  rat 
autem  denUtum  metrumentum*''.  2<»,  22  qmtlo»  corbe».  27»  18  ma- 
trieulae  matnculae  sunt  legionarii  iiiiliteH  qui  tanqüam  raatres  tyrouibue 
8UDt  instruendis       29,  5  emtckata  enodata,      2D,  5  oongesai  cougregavi 


1  Nftch  Servius  ad  Aen.  VII  14, 

3  Nech  leid.  orig.  XV  G,  3. 

"  So  mit  c  in  der  Handecbrift  statt  acie. 

*  Pauli  epitOmo  Festi  (ed.  Aem.  Thewrewk)  p.  H3  lixac  qui  exer- 
oitum  eecuntur  quaeetus  gratia.  Jixc  qui  exercitum  »(»cuntur  queetaa 
causa,  Corp.  Glosa.  lat,  IV  534,  42, 

^  Stammt  zum  Tbeil  aus  Veget.  I  12.  Das  Wort  perforatim 
fiudet  Bich  nicht  btii  Georges  λ 

"  Das  Uobrige  ist  unleserlich. 

'  leid.  orig.  XVIIl,  3,3.  —  Daa  Py  vod  Pytbonia  ist  nicht  mehr 
zu  lesen^  sondern  aus  laidor  ergänzt. 

**  Pauli  epit,  Fcsti  ed.  Thewrewk  p.  50.  —  In  der  Handecbrift 
ist  eint  znagnf  —  dicitur  kaum  zu  lesen. 

"  Daa  weitere  ist  nnlcBcrlich. 

'^  Nach  laid.  orig.  XX  14,  9  Raatra  quoqne  aut  a  radendo  terram 
aut  a  raritate  dentium. 


Α  ÜB  Dreedenuf  HandBcbriften 


396 


I 


29,  ti  dilcciu  electione.  29,  12  Epyri  in  Epiro  iiiaola»  30,5  Pu- 
Mim  Arricanum.  30,7  enervaverit  iiifirmavent,  30  app.  2  epühoma 
xcerptio  vel  breviarium.  digfsta  ordinata.  34,  12  ocreati  ocreae 
euDt  quibus  crora  miHtum  ΐη  bello  teguntur*  34»  13  claMeium  clansis 
(c.  ciaeis)  est  multitudo  navium,  dno  των  κάλων  id  est  a  ligiiis  notni- 
natur*.  34,  14  lümniarum  mAxiiDaruii]  navium.  3i>,  β  (täminicuhtm 
auxilium.  36,  9  ferentarios  ferentarii  qui  Hnna  feruiit^.  37,  17 
signabo  monetrabo.  37,22  dinsimulatio  aeglegentia.  38,7  inpoliUur 
inoraatior.  38^  15  mtispidh  initü»  coneecrationibua.  39^  II  aquihim 
formam  aquilae.  Von  dem  grosBen  weiteren  ScholioD  zu  aquila  ist  nur 
nocb  leebar  erhalten  geblieben :  auspica  .  .  .  legioni  .  «  .  quo  ut  de- 
inc»*pa  milituin  signis  committerettir".  40,  3  tnudeatim^  expreeae. 
40» 3  adscnhmdi  deputandi  enumeraudi.  41,12  campomi'iatore»^  cam- 
pütn  metaiites.  42,  1  podismum  podiemua  est  pedalia  menaura  qua 
loca  castrorum  menaurantur.  42,  3  törquati.  Von  dem  Scholion  eind 
nur  nocli  diu  Worte  zu  leaen:  .  .  .  va«  annonas  coueequebantur;  m 
Bcbeint  aus  dem  Wortlaut  bei  Vegetius  uumittelbar  hin  übergenommen 
zu  sein,  43,  25  pr^feeti  iudices  vel  comitee  legionis  atque  magietri. 
43,  24  tciisera  preceptum  ducis  (aua  VegeL  11  7  p,  41,  ίΙ).  44,  12  in- 
pedimentis  oneribue  atque  utensilibue.  45,  1 1  cassides  galeae.  45,  14 
cunkalarios  cunicularii  sunt  qui  cuniculoa  id  eet  foramina  aub  terra 
efTodiunt*.  4f>,  8  aquilifer  aquilifi^r  est  qui  aquilam  id  est  imaginem 
aquilae  pro  aigno  fert  in  proelio.  46,  18  criistitt  crista  est  aummitae 
galeae.  47,  δ  papüitme  lentorio.  50,  il  iriarii  triarii  sunt  militeii 
qui  in  tortia  acie  üoneistunt^.  53,  9  poUpticis  polipticua  liber  cat  in 
quo  vita  nrbana  ecribitur.  58,  16  cnnntB  ,  ,  .  ,  rba  marina  vel  pa- 
luatrie.  5i),  IH  technici  (im  Text  etelit  acaenici)  tecbutci  i.  «k  poai- 
tore»  vel  technici  ipsi  sunt  boni  artiücea.  00,  19  arpagonrs  arpagonea 
uncinuloa^  vel  aarculos.  Bl,  1  ligones  ligcitiea  fosuria  dicii  quasi  1e- 
vonea  quod  terram  levant*.  61,  1  futra  nilrum  dictum  eat  quod  eo<?) 
terra  eruitur  vel  hareufti*'  in  biinc  modum.        61,  1  fuvm&  canalee. 


1  Stammt  ana  Scrviua  ad  Aen.  I  43. 

3  Pauli  epit.  Feati  p,  HO  Ferentarü  auxiliarea  in  hello  a  Tereado 
auxilio  dicti. 

^  Der  Wortlaut  ist  zn  ergäüEen  nach  laid,  orig,  XV!!!  3,  2. 

*  Ist  durch  Correctur  nua  enucheati  bergeatellt  wnrden. 

^  Der  Schob ast  hat  die  Stelle,  welche  falsch  interpungirt  iat, 
miaa verstanden  und  die  beiden  Worte  campo  metatores  zu  dem  un- 
möglichen campomctatorea  zusammengezogen, 

^  PauU  epit.  Feati  p,  35  Cuniculum  id  eet  fnramen  sab  terra. 

'  lat    wahracheinlich    aus  Veget.  1,  20  (p,  23,   12  ff,)  genommen. 

®  Das  Wort  ist  bei  Georgee  nicht  vorbanden. 

*  leid.  orig.  XX  14,  11. 

10  Pauli  epit.  Feati  p.  355  Rutrum  dictum  quod  eo  harena  eruitur, 
—  Am  Eande  findet  eich  die  Doppel  Zeichnung  einei  Grabscheite, 


nullit  ία  β 

lif,  1  eofinos  oorbt's.      fil,  2  (Μίώτα»  dolatorias  bipennee*.      β1,  3  ραΐί 
fustea.       ίΐΙ|3  iioi^wiiur  radutjtur.       GT,  5  arietejs  vinm»  de  bis  otntiibi 
in    aßqiientibu»    nftrrabitur.        ίίΐ,  Β  πίψβίίαίοτίίΐ«*  trudeotee.        H8, 
spatas  et  ad  püa  vel  beleae^  i.e.  campae.  acutum  vcl  poltam.       113, 
occvearc  forlumim  hou  est  malsm  eaae  fortunam.        138,  3  cratibus  (c. 
crotibus)  ceutonibuB. 


1 


I 


Man  ßiebt  aus  eiDigeTi  der  gegebenen  Erklärungen,  namlicl 
ans  denen,  welube  eicb  verderbten  Lesarten  anecblieaaen,  daee  die 
iScbolieu  nicbt  eebr  alt  sein  können.  Mancbe  Hcbolien  geben 
offenbaren  Unsinn ;  die  Worte  döcariue  und  dii^aria,  perforatinj 
und  ancinuluB  eclieinen  eonat  nicht  nacliweiebar  zu  ßein,  AIr 
Hauptquelle  hat  der  Scboliait  den  Vegetiue  Bolbst,  Serviue^  leidor 
und  Paulua*  Auszug  aus   Festue  benutzt. 


\ 

bril| 


Ich  ecblieese  bier  noch  eine  weitere  Miscelle  an,  die 
derselben  Handscbrift,  aber  aus  ihrem  ersten  in  Kheinis  geechr 
benen  Tbeile  stammt.  Im  DresdeDsis  De  182  folgt  nämlich  auf 
das  Itinerarium  Äntonini  fol,  5U*  unter  der  gemein«Ämen  Auf- 
schrift *Heplem  montes  urbis  Komae*  die  Aufzählung  der  sieben 
Hügel  Korns  (der  Capitolinus  erscheint  hier  als  Tarpeiue)  und 
eiß  g&u'L  kurz  gehaltenes  Summarium  über  die  römiechen  Wafiser- 
leitangen.  Letzteres  scheint  auf  den  ersten  Blick  ein  Auszug 
aus  den  betreffenden  Kapiteln  Frontin  β  zu  sein^  der  durch  einige 
der  spateren  Zeit  angehcirige  Namen  ver mehrt  wurde;  aber  die 
Namen  der  Begründer,  die  hier  aufgeführt  werden,  stimmen  meist 
nicht  mit  Frontins  Ueberlieferung  überein.  Wenn  unter  Alexander 
der  Kaiser  Severus  Alexander  zu  verstehen  ist,  so  würde  Aure- 
lian  der  letzte  der  hier  genannten  Kaiser  sein.  Dass  die  Äufzäh* 
lang  Tielleioht  noch  aus  der  späteren  Kaiserzeit  stammt,  dafür 
dürfte  der  Umstand  sprechen,  dass  die  Herstellung  der  Waftser- 
leitungen  sämmtlitdi  den  Herrschern  oder  doch  Mitgliedern  lier 
kaiserlichen  Familie  zugeschrieben  wird,  während  ja  aus  Frontin 
(de  aquis  urbis  Romae  ed.  Biicheler,  Lips.  1858)  zum  Theil  ganz 
amleres  bekannt  ist.  Möglicli  ist  auch»  dass  das  kleine  Stück 
erst  karolingiscben  Ursprungs  ist,  es  kann  aber  auch  ebensogut 
einem  früheren  Jahrhundert  entstaniraen.  Unbekannt  scheint  d« 
Wort  oonfluctio  zu  sein. 


'  dolaftra  gecuris  bipennis  dolatoria,  Corp.  Gloss.  lat.  Π  577, 

3  Ehtstaoden  aus  appellant  tnrres. 

^  belsa  i,  e.  sagitta.  Da  Gange- UeoBobel^  glosaarium  i  β43. 


Aus  Dreadener  Hftndüchriflen 


397 


Den  einzelnen  aquaeductiie  habe  ich  die  in  Betracht  kom- 
menden Stellen  aus  Frontin  nach  BüchelerH  AuBgabe  hinzugefügt, 
aber«  wie  schon  gesagt^  die  Angaben  decken  eich  meist  nicht  mit 
demi  wae  dort  erzählt  wird« 

Septem  montes  urbi«   Rouiae. 
Tarpeiue,    KequiUnuB,    PalatiniiB,    Celius,    Aventinu^j   Quiri- 
naliß,   Viminalie. 
Nune   nomina  tiquarum   que^  usibue  aeteni^  urbie  furmarum  cnn- 

fluccionibira  adveotac  eunt  indicemus. 
Claudia  inventa  et  ndducta  ent  a  Claudio  C^eare  (Front.  !^  13  p   9). 
Martia  inventa  est  a   ^larco  Agrippa  (ib.  1,   7  p,  5). 
Traiana  inventa  adductaque  est  a  Traiano  Augueto. 
Tepnla  item  a  Marco  Aprippa  inventa  deductaqiie  est  (ib.  1,  9  p.  7), 
iulia  inventa  ab   Aureliano  perdnctaque  est  (ib.   i,  9   p.   7), 
Alsialina    intern    inventa  perductaque  est  a  Claudio  Ceeare  (ib.  I^ 

η  ρ.  8). 

Alexandrina  inventa  perductaque  eöt  ab  Älexandro. 

Virgo  inventa  perductaque  est  ab  Aprippa  C^>«are  {ib.  I,   10  p,  8). 

hrusitt  inventa  perductaque  e^t  a  Druso. 

Pr^ter  baeo  repletur  etiam  indigenie  nimpbie  que  admiratur 
virgo  Aeneam  taliter  Italiam  dixit:  Nimpb^  LauienteB  niinphe 
genus  amnibua  unde  eet^ 


IL  ScholkB  £11  Statins  Tbehais. 

Die  kgl.  Bibliothek  in  Dresden  besitzt  in  der  Handeohrift 
De  15<>  einen  Band  von  150  Pergamentblättern,  welcher  dee 
Statins  Thehaie  in  zwei  Exemplaren  enthält.  Ale  Vorötehblatt 
der  Handschrift  dient  die  erste  Seite  von  foL  1  welche  genaue 
Auakunft  über  die  Abfassung  und  Zugehörigkeit  giebt.  Zunächst 
findet  eich  hier  von  der  Hand  dee  Schenkgebera  folgender  Eintrag; 

Argumentum  Ovidii 
Aeeotiat  pugnam  Tydeo  primue  Polintcem, 
Tydea  legatum  docet  ineidiaeque  eecunduB. 
Terciüs  Bemonidem  canit  et  vates  laniantea. 
Quartuß  habet  regee  ineiintea  prelia  septem. 
Max  Furi^  Lemoi'  quinto  narrantur  et  angui». 


'  C,  Domina  quarumcumque. 
^  Vcrg    Aen.  VUl  71. 
*  c.  lenni. 


Man  i  tili 8 


Ärclieraori   buHtuio   sexto  iudique  gerntitar. 

Dat  ür»ioe  Thebis  et  vatem  eeptimuB  umbrit. 

Ootavo  cecidit  Tydeua,  epee  fida  Pelas^ie. 

Ypomedofi  nono  oioritur  nutn   Parthonopeo. 

Fuinime  perctieiUH  decimo  Capaiieue  euperatur. 

Undecimo  seBe  perimunt  per  vulnera  fratree. 

Argjam  flentem  memorat  dwoderms  et  ignee. 
Darunter  utekt  von  derselben  Hand  des  13,  Jafarb änderte 
die  Notiz:  Liber  magietri  Nicolai  queni  coninlit  eancte  Marie  in 
NienbQrg,   Statiae. 

Hierauf  folgt  ein  Eintrag,  der  sieb  auf  die  Anordnung  des 
Ganzen  beziebt  und  erst  nacli  dem  Binden  gemacht  werden  konnte: 
Statu  Tbebaidos  Hbri  duodecim.  Item  Statins  cuiue  eopra 
Volumen  ubi  primae  liber  cum  initio  eecnndi  deeet  quem  ilefeetum 
invenies  in  primifi  decem  folܫ  voluminis  auterioris.  Item  defec- 
tu8  uniufl  folii  cum  et  unius  folii  ruptura  in  XI  libro,  Jteni  de" 
fectuß  dnorum  sequentium  nuiepenultiroi  et  ullimi  foliorum,  quere 
omnia  in  volumine  priori.  Item  que  in  priori  desunt  ut  argu- 
menta et  gloeee  vel  ob  decoloralionem  atramenti  pro  effigiebue 
caracterum,  quere  in  poeteriori. 

Sancte  dei  genitricis  Marie  «anctique  Cipriani  episcopi  et 
martiris  in  Nienburg. 

Religatue  annu  domini  1472  opara  Fetrorum. 
Hiernach  ergiebt  sich  ab  Provenienz  tiir  die  HandRchrift 
daa  anhaltiecbe  Kloster  Nienburg  am  EinHüBs  der  Bode  in  die 
Saale»  ein  altes  Benedictinerkloster^  welcheß  aueb  mehrfache  Be< 
iieliungen  zu  geechicbtlicber  Litteratur  aufzu weisen  hat  (Watten- 
hach,  Deuteohl  Geeohichttiquellen  1  353,  Π  357). 

Der  Banii  ist  insofern  verbeftet  worden,  als  auf  den  ereten 
Quaternio'  von  α  (so  nenne  ich  die  erste  UandHcbrifl,  die  zweite  b) 
ein  Uuaternio  von  b  folgt,  doch  »o,  dasa  er  zu  einem  Ternio  ana- 
geschnitten  ist;  er  beginnt  mit  XI  358,  dann  fehlt  498 — 634, 
worauf  XI  zu  Ende  geführt  wird.  Zwischen  XU,  8  und  9  ist 
ein  Blatt  herausgeschnitten,  desgleichen  fehlt  ein  Blatt  nach  408» 
doch  HO,  das»  409—549  wirklich  fehlen•  Das  XIL  Buch  endet 
dann  mit  Ve.  G87.  Ua  nun  die  letzen  132  fehlenden  Verse  ein 
Blatt  auemachen,  ao  ist  es  wabrscheinlicht  dase  sie  ehedem 
fälschlich  auf  dem  zweiten,  später  herausgeschnittenen  Blatte 
dieses  Q.üaternio  ge«tanden  haben.     Hierauf  folgen  nun  die  Lagen 


1  Er  reicht  bis  Π,  53. 


Aus  Drefldaner  HandsclirifleTi 


399 


von  α  mit  II,  53  beginnend  «ml  zwar  folgen  auf  einen  Qiiaternio 
zwei  Uuinionen^  darauf  sieben  Quaternionen  und  ein  Binio.  Die 
Hand  des  Scbenkgebere  und  Schreiberi  reicht  biß  fol,  75**  Tlieb. 
IX,  825.  Den  übrigen  Theil  bie  foL  lÖl*  db*  big  «um  Knde  der 
Thebais  (P^xplicit  Stacins)  bat  eine  jüngere  Hand  geschrieben, 
die  immer  zierlicher  und  kleiner  werdend  ecblieaslicb  von  foL8U* 
an  von  einer  gröweeren,  ihr  sehr  ähnlichen  abgelöst  wini,  Dieae 
f*pUteren  Hände  gehören  dem  14*  Jahrhundert  an  nn^l  ohne 
Zweifel  hat  datier  der  Maginter  Nicolaue  seine  StatiaHbandßclirift 
dem  Kloster  Nienburg  unvollendet  hinterlasBen  und  eie  ist  dort 
ep&ter  vollendet  worden.  Aber  aüch  in  dem  ersten  Theile  sind 
in  der  Mitte  verscbiedene  H&nde  erkennbar,  nämlich  von  fot 
35'-  — 47^,  erat  dann  setzt  der  frühere  Schreiber  wieder  ein.  Aber 
der  Abschnitt  auf  fol.  75*  ist  nioht  nur  an  der  Schrift,  sondern 
auch  an  der  Pj-klärung  des  Textes  zu  erkennen;  während  nämlich 
in  dem  ganzen  ersten  Theile  von  der  Hand  des  Hchreibere  häu- 
fige Hcholien  und  Gdoseen  an  den  Rand  oder  übergeschrieben 
eindj  fehlt  dies  von  foL  75*  an  gänzlich. 

Die  zweite  Handschrift  h  beaitzl  also  den  schon  erwähnten 
nreprü  η  glichen  in  α  verhefteten  Qiiaternio  and  beBteht  dann  aue 
sieben  weiteren  iiuaternionenj  deren  letzter  eigentlich  ein  iiuinio 
ist,  dem  zwei  Blätter  ausgeschnitten  sind ;  oder  vielmehr^  er  be- 
steht aus  drei  Lagen  und  zwei  einzelnen  Blättern.  Es  beginnt 
also  b  in  dem  (jesammtcodex  auf  fol.  9a  mit  «einem  unvolktän- 
digen  Sohluesiiuaternio,  während  sein  wirklieber  Anfang  fol.  102 
mit  Theb.  II,  268  einsetzt.  Da  nun  im  Anfange  (die  poetischen 
Argumenta  eingerechnet)  1011  Verse  fehlen  und  der  UuftteruSo 
bei  69  Zeilen  auf  der  Seite  gegen  1100  Verse  besilzt,  so  ist  bei 
dem  ersten,  verloren  gegangenen  Quaternio  von  b  die  erste  Seite 
des  ersten  Blattes  unbeschrieben  gewesen,  wie  bei  α  und  der  Text 
hat  erst  auf  foL  \h  begonnen.  So  hat  b  im  Ganzen  jedenfalli 
neun  Quaternionen  gehabt»  dereTi  erster  vollständig  verloren  ging 
und  deren  letzter  durch  Ausschneiden  mehrerer  Blätter  unvoll- 
ständig geworden  ist. 

Nun  es  ist  kaum  zweifelhaft,  welche  von  beiden  Hand- 
schriften die  ältere  ist.  Der  Hchrift  nach  ist  b  unbedingt  daa 
ältere  Werk,  aber  α  ist  sorgfältiger  geschrieben^  da  hier  bei 
weitem  nicht  soviel  ganze  Verse  oder  Verstheile  ausgelassen  «ind, 
wie  in  h,  wo  ein  ungefähr  gleichzeitiger  Corroctor  sehr  reichliche 
Arbeit  fand,  ersten«  die  Lücken  auszufüllen  und  zweiten«  den  Text 
nach  einer  anderen   Handschrift  zu   verbessern.     Dieser  Corrector 


Msmiti«• 


nklit  föfisfe  Attzakl 


I    (iCIBi,     Wtlllht  F 

GUmkb.  um  m 


M.  110 


aUmi, 


I  dieser  Handficlinit  ι 


h  kmilwr  i 


mtif  keil  b«t 


mit  Ibl.  tl3 


4im 


m  Tlieile  ψομ 
Dieee  lelxiert 


weleke 


liier  intereeeirea  «»d  ivmr  di«  Aseülirtickerea  StScke. 


8ie  weielieQ  to  beiden  HmiidMiinffeeii  ψόλ  eynader  εΙη  obwikU 
ttuehe  wdrtUcb  Sberetnttmntwi;  5  ist  bedcstead  reiclMr  an  Seli^ 
liM  Vld  Glowen  «b  o,  du  oar  fftr  einige  llnfcro  ätleke  reich- 
haltig ErkUmD^  bietet.  Ahm  büde  Hrndeebrifleii  Uaeen  die 
BcholieD  mit  dem  9.  Eaebe  oftdnK  and  b  hat  ron  hier  an  nur 
noch  die  allerdiDgs  reichlicheo  Verbeesemiifei]  de•  Correctore 
an  Rande  aofzuweiaen^  wabreod  der  apatere  Text  von  α  fast  tm- 
corrigirt  geblieben  iet.  Die  Sebolien  lehnen  eich  beidereeits  meiet 
eng  an  I.^«tantiae  Placidoe  (ed.  Jahnke,  Lipa.  1896)  an,  indem 
eil*  entweder  den  vollen  Text  decteelben  oder  Auezüge  ans  ihm 
bieten.  Aber  in  vielen  Erklärungen  aind  anaere  ^^cboHen  reieh- 
baltiger  als  PlacidDi  ttnd  manches,  was  α  und  6  haben,  beeitxt 
Hlacidnii  üherbaopt  nicht.  Dabei  hat  ea  nicht  den  An»chein,  alft 
ob  diese  Erklärungen  anf  eigene  Faoet  gemacht  waren,  da  sie 
eich  fast  eämmtlich  der  ßrklaronga weise  des  Plaoidiis  ansohlieaeen 
nnd  zuweilen  ein  gar  nicht  nnbeti  ächtUchee  Mehr  haben,  das 
recht  gut  von  jenem  geRchrieben  sein  könnte.  So  hat  es  beinahe 
den  Anschein,  ale  ob  hier  Anszüge  ans  einer  reicheren  Placidua- 
flberlieferang  vorlügen,  ale  die  von  Jahnke  benutzten  Handechrifteii 
aufweisen.  Dase  diese  ächotien  abgeschrieben  und  nicht  etwa  erat 
von  den  Schreibern  beider  Flandscbriften  binzugeseizt  sind,  ergiebt 
sich  deutlich  aus  einer  groHeen  Zahl  von  Versehen,  wo  ans  Miae- 
verstand nisa  barer  Unsinn  steht. 

Ich  gebe  in  der  folgenilen  ZtiBammenetellung  natürlich  nur 
eine  Auswahl  der  wichtigeren  Stücke.  Im  allgemeinen  sind  alle 
aus  Placidus  genommenen  Bemerkungen  ansgeechloBeen  und  solohe 
nur  dann  aufgenommen  worden,  wenn  α  und  b  bedeutendere  Ab- 
w flieh ungen  oder  ZuBätze  zu  Placidus  beeitzen,  um  zu  be^juemerer 
Uebereicht  zu  gelangen,  habe  ich  die  in  Placidus  nicht  vorhan- 
d^inen  Stellen,  welche  in  a  und  b  zugleich  erscheinen  für  α  und 
für  b  mit  abgedruckt. 


I*  Handechrift  A* 


Theb.  1  CAi  Sptnx  orat  eerpene  in  iieraore  Theharum  qui  igTiorantes  sua 
problvniutn  iolvere  ioteriiciehat,    sdlicct  quad    animal    isaet   pHus 


i 


Ans  Β  res  den  er  Hnnciechnften 


401 


im  pedibu0|    pofltea  II,  deinde  IIL     8ed  Edipus    ea  solrit  et  ser- 

pentem  oceidit  dicens  hoc  auinml  eaee  homiiiem. 

domun  com  sol  ibi  eet  per  tot  um  orbem  lucet. 
TV  <>5δ  Icarus^  cum  paatores   vineas    colere    dociiiaset   et    ilbid    vinam 

bibissent  (c-  bibisaet),   credentea  se    bibiaee   veneoura    iiiterfecerunt 

eum  et    in  fossüTn  proiec(!ruDt ;    λ   quo    cum    canicula    sua    nomine 

ΜϋΓΑ  manum  avulsiBset  nd  Erigonem   Hüam  eius  venit  eamque  ad 

patrem  duxit  quapropter  uterque  iiiter  eidera  locatua  eat. 
722  Liidm  et  atra  (tristis  supcrscr.)  ^acrum  recoht   trihntens  Ophdttm. 

triateria  eat  f^stum  triennale  qaod  Bacbo  in  anno  it,  vel  ideo  tria- 

teris  dicitur  qnia  tribus   diebus  celebratur. 
7<ϊ2  Tot  victimaa  immolabo  tibi  quot  sunt  in  exeroitu  hominee.    AebD- 

lieb  auch  bei  Lact.  Plac.  p.  251. 
8,%  hadon    Peneua    binomiue.      sanchis    uterque    XantuB     in    Crpfra    et 

XantuB  npud  Troiam^  ideoque  dixit  uterque. 

V  20  Multa  aunt    que    monent  hob   properare  ad  bellam  attamen  que- 

cuuque  ee  eive  dea  aive  mortali». 
21  fittum  absentiam  mortis. 
4.i  ad  hoc    quod   dixit  Yaiphile    quid    longa    exordia    necU)*  ad    hoc 

Adiaetua  'Immo  age*. 
f>5  mnanti  vel  β  lira  Apollinis  vel  propter  ombratas  montee(?)» 
58  sacnivirnus  sacrantes  aliis  diis. 

62  Nee  OuUu  n«;  crine  prior  id  est  non  apparene   in  vnltu    neque    in 
cnltu  qualis  priua. 

63  Ceifion  legem    amoris   maritalie  removisse.     Idahos  dictum  ab  op- 
pido.     vulucres  columbaa  qua  regunt  currum  illiua. 

64  erant  qucdam  muiierea. 

65  maiora  quam  aoleat      tela  at  ensee  lanceas,  cum  priut  taninm  sa- 
gittas  ferret. 

69  mariti  quia  Vulcanus  ibi  oolitur. 
703  €cce  bic  est  viva, 
707  geminusqne  hominis  et  piacie* 
711  Pensavit  vertens  in  gaudia  lacrimas. 
714  inhospiia  aed  bcne  boepita. 
725  Oultus  patuerunt. 
743  Fheht  woraa  ne  ad  bella  veniamue. 

751  Pilit  Neaioris  qui  regnavit  in  Pilo  et  vixit  per  trea  etatee. 

752  Frigiis  qui  tatitum  vixit  quod  mutatua  est  in  cicadam,  degtre 
Imtgiug  quod  dicit  non  maluisnet  tantum  vivere  et  earere  hoc  ho- 
nore  quam  mori  puer  et  habere  honorem. 

VI  180  ferro  minuü  forpicibu». 

188  Exelamat  crepitat.    arcere  a  rogo. 


*  In  manchen  Stücken  bedeutend  kürzer  \mi  Lact  Plac  ad 
Theb.  IV  Γι55  ρ.  2+3;  vgl.  Hygini  fab.  CXXX  und  fast  gleie-blautend 
Sciiol  Btrozziana  hei  ßrc>'8ig,  Gerroanici  Caeaaria  Araioa  p.    ΙβΗ, 

Uhcl».  UOM,  I.  PliiJol.  N.  F.  LYlt.  26 


VA  Γ. 


tanittufl 


2^  Seameua  an  gute,   expectes  quin  in  pictura  o^icndittir  qnoniodö  Cft* 

paneuB  anguem  interfecit. 

239  Exciti  vicini  asstnit. 

2f»i>  Dartae  hec  fuit  filia  Danai. 

lüit  dtgentr  illo  et  ille  jifrex  erat  letua  credi  iion  degener  i.  qoia  ore- 
debatur  rioß  degenerani  a  Caiitaüo  grege  i,  α  Pegaso  eub  ouiua 
pL'de  »atue  eat  CaHtaliua  Tont  ubi  ApoUo  et  Muse  c*olebantar,  quod 
dicit  qui  Pegasue  stupuit  ad  sibOa  caiine  i.  Apollinet»  eiitiii(?)  üi 
fönte  et  voluit  paeci  cum  audiret  Apoll inem  catientexn. 

♦i21  KtineoH  alter  didtur  EuDeos  ab  Argoo  f>mini»  i.  a  üreca  impoei- 
tione  vel  ab  Argoo  oraine  quia  greoe  eu  bonum  neoi  Dovue.  Inter- 
pretatur  ktiiie  bonua  iiovua  quaBi  a  buno  novo  genitue  vel  ab 
eveotu  Argonautarum. 

337  frairum  di'orum  vel  lovh  Neptuni  Plutoiiie. 

33H  mdtra  dimtt  currere  faciat. 

341  imenr  tdhts  an  Hit  i,  telluB  [ιη  add,  c]  itifima  an  Bit  media. 

342  miindr)  iufcdticlft  hitenti  her  ρ  circumdata  inferior  um. 
3Γ>Η  Ejiirrmn  in.  fUa  sunt,    fila  vita  est, 

44(1  Fimiantemqut  {vet  funaiem  eupempr.)  Thoan  funaliB  dicitur  qui  adeo 

ferus  erat  quod  fune  oportebat  eum  ligari. 
447  pitinere  qunrto  quaria  parte  ciireiie. 

502  SchHtfmqiw  kvem  iUgnumqnt  pm|rriiim  nomen  equi. 

503  Nunc  aaitem  dicens  ite.    orbes  qntulrige. 
5Ί0  Pftci^  opus  scilicet  üuraua,    eacrn  vocani  bominea* 
535   ifitmima  harena  Hi<)tmoB  mons  eat  ubi  Falemon  fibua  Athnmantis 

eiium  dictus  rat  Imbuipae  eepulcrum    et   in  ujio    qtinque   anno    eub 

honore  eiu»  iuvenes  divfrsa  certamina  iudornm  faciebaoL 
f>37  Ante  Dymas  cum  esset  iuvenie.    ^^cuinu  eon, 

ΗΛ  iutitiitjue  in  corpore  vultus    niühil    valebat  vultus  respectu  corporig. 
ΓίϊΊ3  Pnihtdios  euper.    Iiaitstus  oleum,    oleo  unxit  et•  ut  caro  eua  labil ίβ 

esset  et  nullue  eum  detineret. 
r>62  iu:iia  prior  iuncta  ipsa  forma,     tili  Uh'st  vel  Polinici. 
fjfiy  eoUiditnt  manibus.    iffnea  preparata  od  cnir»um  fHciendum 
fi7Ü  )if.c  opino  ßfiP:  excitabant  se  qiinsi  cursuni  dpbuisHi'tit  mox  incipere 

et  in  ipsa  moiioiie  retrabebant   ee  a  ciirsu. 
f>7J  ftuhmmt  regula  Urnen  precipilata  est  regula, 
O'iij  iussus  Phtercla»  a  rege  vel  aliii. 
1)41   Promieere  manum  ad  boc  opus. 
\$i'2  rcdiit  inffhoia  quia  riumquam  fuit  nusta. 
VihQ  latit»  disci.    cogitane  in  animo. 

iihU  horridu  campt  nou  in   longitiidinem  aed  in  altitudinem. 
H47  thoris  appelUt  caMos  iboros  duricia  manuitm.  non  iiiir(?fr  defioiebat 

ük  Airillfus. 
VII  iW  IuMtaitrare  ditm  uacratum  tibi. 
9Ü  altarihns  an  gm  η  Phiton,  sei  licet  magia  colatur. 


I 


AüB  i>reidener  Ffandichrifteü 


409 


97  adnatei  umbra  PaleTnonia,    Liceo^    τηοηβ,    ibi  'sotio  aubraerBa  Pale• 

nioae  mater'*  i  Ino 
173  Curetas  cum  quibua  &ltae  fuieti. 
175  defuit  Ärgm  non  alius  quam  Argos» 
180  Liguriji  Ligurffue  rex  Tracum  tuit  qui  ϋί  Bacum  de»im  negavit  et 

vineae  dtnaetavit  et  dum  eas  exetirpavit  crura  sibi  detruneavit. 

199  tanta  quies  quaiita  est  mihi. 

*201  Lapdatios  nepotm  a  Lapdaco  patre  Laii  (lau  c), 

220  suspeeiiur  ptos  propter  Teeeom  boc  ilicit  qui  secundo  <k^Ievit  rege 
Creunte. 

221  Inno  queretur  pro  casu  Grecorum  omnium  pruter  AdriiRlunu 

207  virtttte  quia  similis  erat,     procid  a  hTi&uUi.    paternum  patruele. 

200  Öcake  proprium  nomen  caterve* 

208  noti  efexegeeis,    certamina  campi  pro  pedeslri  certamiue, 
2<i9  sarisas  aagittafi. 

275  et  nimia  quia.  opprimit  Hegefes.    herba  efexegeais  iterum. 

278  promptum  vel  pronum  i,  facile. 

279  tanroiiue  insignü  Amphion, 
2H0  Maete  eatia  acte,    parat  quia. 

2H2  Eliconia  tarba  hie  dat  iiitelligi  poetas  etiain  eonvenisse  vt<l  incolan 

proximoB  fonti,    et   dicifc  Permeasum  et  Horinam  duvion  Munifi  ea- 

cratoa. 
293  coneordia  nostris  fratribua,  Elheocli  et  Polinici. 
298  ihalami  cOTicubitus    crudumquc  rüdem» 

304  Plus  pater  gaudet.  oHm  in  futuro.    senectus  quia  senex  erit  cum  filio, 
323  quem  implorarei  cuius  npem,    haltebat  quia  ruagiater  dearum  bellum 

moverat, 
3iH  Taiem  jnirabimttr  qualia  pater  fuit. 
335  GL•ucus  bic  tangit  de  Glauco  itx  pisccm  mutato. 
348  propeUentent  impetu  undarum, 
350  amnemque  avertere  potando  funditaa  aquam. 
3Γ>8  nodro    cum    Siwguine    lupiter    in    apecie^  aquile    Eginam    vftiavit 

filiam  Aeopi. 

in  tertfa  comante^  i|uorum  come  in  terga  pendent. 

cerne  Apostua  pbatur  ad  Fülitiicem. 

Excitus  luiuultu  populi. 

üenerandaqiie  nomina  vocaado  me  matrem. 

Qu^m  non  permovcas  Quis  non  imm  movere  tu  r  pietate, 

maUoqm  cnse  arniis  multorum. 

misere  matres  que  pariunt  uutie  doleant. 

credite  γηαίή  pietatem  habere  deaunt. 

€ώ  Hircanis  hoc  etiam  a  feria  impetraaeem. 

cruore  recepto  bomioie  vel  animalia» 


*  Die  Worte  gehen  auf  1  14,  wo  DreaderiEis    aber    mit  der  rich- 
tigen Ueberli eierung  atatt  'submeran*  'casiira*  lieit. 


40i 


SfBiiiiiii• 


547  tuorum  qai  ia6dele8  suDi. 

555  castra  patent  hoc  venia!  Etbtoclee. 

Vni  60  violentm  dieit  legis  qne  data  ett  Orpbeo  ne  uxorezn  reepieiat; 

fuit  melior  me  quia  fuit  immuUbilis. 
68  E<U  nefas  adeo  magDom  ut  mirentiir  fratree  met* 
^9  fratrts  lappiter  et  Neptunui. 

70  Prima  odii  fratres  vel  fac  ot  8.  adeo  i,  ad  haue  figteronem  (?)  Γακηΐ 
fratres    fratres  Ethiociee  et  Polinioee. 

72  atrox  Tideüs.     kostile  caput  Menalipi. 

73  arceat  Creon.     manibus  corporibus,     niidis  inbomatia. 
76  Quere  ο  Tesipbone,     φίί  f\dmine  i^fies  Capaneiifl. 
B4  Ai  tibi  ο  Ampbiarae.     wanes  mittain  qni  te  poniaot. 
Itl  ßnitor  maxime  finitor  et  eator. 
92  Ät  mihi  doti  iraacaris,     Ät   mihi   qui   quondam   aliie    irasoer^ 

meritis,  ni  miln  iiod  irascaris,  quia  non  promerui. 
123  moueri  ad  pietatcm. 

161  timore^  per  imaginationem. 

162  tibi  ο  Adraftt«.    facies  fuit  dolorts. 

174  Heu»  ubi  verba  Grecorum  ad  laudein  Amphiarai, 

175  tellus  hiatus  telluris. 

223  alumpnum  i.  alumpnorum  Bacbi  ^t  Herculifl» 
22^  manibus  Europe, 
231  lassam  (statt  lapeam)  a  Parnaso, 

235  lampade  honore.    fratrum  Vulcyini  et  Martie  vel  Cyclopum. 
255  Quali^  talis  ett  i    tani  letufi  Edtppus  quatis  fnii  Pbineas  et  cetera, 
265  marcore  cbnetate. 

2fi6  Ineerteque  modo  modo  aocense  modo  extincte. 
347  MarciduH  vinci  fuso  in  sacris. 
622  invigilare  quieti  i.  alicai  dormienti. 
694  Inipetere  iÜum  111  um    in   quem  prius    venerat,    illum   semp^r    inse- 

quitur. 
750  Üaptwumqu€  suem  notat  aprum  quera  ibi  interfecit 
766  pur(favit  limina  qtiod  dicit  se  purgavii  limpba  cum  lampada. 
iX  13  hominemque  gerit  liumatiitat<im 
36  Dirignit  prc  nimio  dotore,     iuvenis  Polinicee. 
305  ßuctivago  Egino  quia  navita  erat. 

310  cuius  nattfragm  unde  quam  miiiimo  flumine  pericliULur. 
318  Senium  def ender e  fam€   prcterita    reducwre   ad    Tiiemoriam    vi    famSl 

dare  indeficientem  gloriam  ne  pereaL 
324  Lettis  adttlant^m  faventem  eibi, 
34*t  tota  in  penetralia  usque  ad  corpus. 
39Ö  ηση  solum  nepotem  sei  licet  multos  alioe, 
401  nondum  Nereidn  portu  factam  deam  marie. 
433  iungunt  caligine  videntur  iungere,     terms  vel  rippu. 
^'M  clnmaiu»  sacris  ululatibua  in  sacrificiie  Baclii. 
461  Orwtta  nautis  tempeetuosa  Stella ^ 

^  of.  achoL  Acron.  ad  Hör.  epod.  10,  10. 


Aus  Dreedener  Handschriften  405 

499  demissa  supeme  a  summo  capite. 

502  IIuc  unde  eoeunt  ad  hanc  voraginum. 

f>09  occumbere  ferro  numquid  dobui  ferro  et  non  aquis  mori? 

512  Pallas  et  odit  quia  caput  Menalipi  consumpsit. 

518  Busta  dabas  dare  te  deceret.   flamme  quas  dabant  Atbenienses  cor- 

poribus  Grecorum  occiso  Creonte  et  eaptis  Thcbis  ab  eis. 
521  flumina  nutu  lovis,  dedit  enim  signa  aquis  ut  cessarent. 
524  scopuli  surgunt  pacatio  maris. 
541  Extrahit  a  manu  sua.     casside  rapta. 
551  ipse  potentem  quia  vulneravit  eum. 

5G3  8UUS  ordo  quia  omnia  arma  tua  tecum  habebis,  quod  expedit  quid. 
5Γ>4  interea  donec  illud  fiat. 

5<U)  Sic  anccps  quia  aliquando  favet  hino,  aliquando  illino. 
589  Armaque  curva  suum  dentes  et  ungues. 
595  vulnerc  cemit  ita  sibi  videbatur  in  noote  illa. 
598  solo  in.   querenti   cur  hoc   esset,    cruentas  Menadas   sacerdotissas^ 

Bachi  dicit  quc  ideo  dicuntur  Menades  quia  defioiunt  in  sensu. 
G05  notasque  sibi.     Silvas  quas  in  noote  viderat. 

G10  gens  nspera  ritu  quia  ibi  humana  oaro  immolatur,  quod  non  facio 
i)\H  Noctis  in  qua  fiunt  saorificia  Bachi.    temerata  essem. 


Die  Soholien  von  b  sind  mit  einer  sehr  blassen  Tinte  an 
den  Rand  geschrieben.  Sie  haben  jedenfalls  vom  Anfang  an  be- 
gonnen, auf  fol.  102^  setzen  sie  sofort  ein.  Sie  sind  ungemein 
zahlreich  und  grössere  Stücke  aus  Placidus  wechseln  mit  ganz 
unbedeutenden  Glossen  ab.  Wie  oben  sind  auch  hier  nur  die 
wichtigsten  und  mit  Placidus  nicht  übereinstimmenden  Stücke 
herausgenommen  *. 
II  417  sola  fides  hec  fides  quam   ostendis   suffioeret   ad   odium   fratris 

ostcndendum. 
425  pace  sequestra  media,   inde  Sequester  quasi  mediator  duorum. 
4()0  Cythero  mons  iuxta  Thebas.    yronice  loquitur. 
463  primus  sanguinis  auctor  Edippus  incestus  fuit. 
470  Erectus  setis  aus  quem    misit  Diana    in  regionem  Oenei  ad  vindi- 

candum  suum  furorem. 
499  superni  montis  sursum  eminentis. 
512  commercia  iungere  linguae  disputare  cum  ea. 
543  viduo  ligno  privato  a  ferro. 
5(54  Pholus  proprium  nomon,  Pholus  fuit  centaurus^ 


*  Dies  Wort  ist  bei  Georges''  nur  aus  Schol.  Luoani  VII  778  belegt. 

*  Die  Stücke,    welche  auch  α  besitzt,    habe  ich  am  Ende  durch 
(α)  kenntlich  gemacht. 

*  e.  oentams. 


40β 


lanitius 


577  laxare  cattrcam  raraui  facere. 

599  lasHo  l^ragmone  udub  de  XX  fabrii  fulmiiue, 

f»2G  fMtai  vel  rnpletR  de  prrrupto  eangTiioe  iulercepla  vooe  cam  vellei 
loqiii  vel  BÜtijr  pateO)  iniercepta  i.  intiTciuBH  rrpletA  vooe  L  ore,J 
oontinene  pro  contento,  repkto  dioo  de  preropto  eani^uine. 

629  Tfitiipitidiit  patronimicotn   nonicn. 

ti34  ExhaurU  Ihoraca  dolor  pate8(ij  dioi|  t|Uüd  pru  dolore  ublttus  est  Bui| 
purictili  neo  texit  ne  lorioa. 

638  luce  natanUs  defectu  tabeates. 

639  Siitiit  stabil  tt  teiiet  aper  it.     remhit    uun  cluuiit  prius  oculos  quan 
vidi!   ad  illum  mortuum. 

666  üeknca  a  loco»     Gel,  cifvitae)  ubi  invrnfu»    fuit    usus  tybie  fac 

buxo.     huxu  baxea  lybia. 
677  Luxiiriata  fames  sacmta. 
680  Crudescunt  crudeliter  agunL 
6βΙΐ  fttipcrbi  quia  spfüvit  Diunam. 

688  nimit4mque  tecundis  prüaeiitiiim  occinioue. 

689  Parce  dHs  pete  doos  ut  crfdari». 
693  deceptus  ah  nlitr  ab  ullo  boinine  satiipto  ab  alite, 
69β  ManibfM  i.  infernalibus  diis. 
702  fumantmt  multitudine  arroatoruTn. 

717  erude»cit  crudelii  aparet, 

718  magis  ardentes  quam  tu  ο  Pttllas. 
72B  qmi  du  qua  parte  tutnpli. 
733  Hie  in  illo  taroplo. 
738  vittnji  babebant    nigras    vittai    et    Urnen    variataa    uiveis    virguhs ' 

quaiitum  ad  frontem. 
IIl  20  Chrantem  oratioiiem  dicentein  proptcr  lep^atum. 

27  Orion  atella  tempestuosa,  videtur  inclinaro  densitnte  nubium. 

34  obiiuit  oocidentibua  aatrie.      ThHis  uxor  Occpani, 

38  ÄfUiqiios  longo  temporie  lervataa  fluere, 

40  gelido  rtmeabat  Eoo  in  primo  ortu  diei. 

47  ahrgii  dedujtit  vel  expuUt. 

?0  harena  quam  sibi  iufudit  dolemae. 

iil   ira  f uteri  fuit  ira  illiua  qtiod  pudet  me  fatöri, 

89  in  ictnm  quia  non  plaogit  ad  ictiim. 

99  umquam  quatnvie  sepultura  tibi  interdieatur. 
101  coni€mpium  regi9   si    vetuetatem    i,  contetnpeiiHti 
exemplum  quomodo  ceteri  coiitempntjre  deboant. 
107  t  actio  Pheho  quia  propter  mortem  tu  am  tacebunL. 
111  durant  habitu^  habitUR  sacerdotalis« 
113  servat  quia  iuesu  Kthioclis  insepultus  romanaerat. 
134    Yde  proprium  nomeo  matroon, 

141  canendo  carmina  raa^yicft  dicendo. 

142  lumina  ccdro  ut  meliua  ardeat, 
170  Pentfitii  damat  Pentliea  suum  filium. 


reg^eni    et   dediatt 


Aqb  Dresdener  ilandechriflen 


407 


I 


!72  Marsippaque  proprium  oomeOi  Marpissa  amica, 

I?^.3  regia  Cadnii  hoc  dicit  propter  Se meiern. 

185  Cottscdit  lapsa  itt.    fnnerea  arbitratus  po  feram  iii?pie»e- 

187  Leargitm  quem  matri  abBtulit. 

1H9  Phenisife  Thebane  a  Feuiee  fratre  Cadmi. 

190  Incrmas  expuvii  quia  ante  iieacivit  quod  fücttset. 

197  hwidiitm  in  ν  ί dos  dixerunt,  deos 

200  liegma  Dirce  rey:ina  The.    ab  Anfione  et  fratre    buo   dilatiiala    in 

foiitem  mutata  eat» 
213  tcrraqne  instemar  avita  i.  avito  eepulchro. 
^(\  entuhis  orbis  clipeua  i-  imitator  aolis  rotunditak'  cHpei  vel  ri'ddens 

lumen  illatum. 
252  Itmo  milii  carior  cuDctis.     tewplumque  ampkxa  quiul  Arffae  (!)  eet 

ei  dicatum. 
2B8  iidiimanta  dura  freua  vel  pro  herba  legatur« 
274  catena  quibus  bgati  Btimus  a  Lucaiio  (1). 
2i!f0  prrcando  dum  te  precur,  quaai  diouiüt,    n'\\  pro    me   fad»;    et    eet 

coiiBtructio  pi;r  defectum. 
288  Tracasque  Tracea  qua-ii  trucea  quia  ibi  oolitur  Mara. 
2ίί0  Heptat  reptat  facta  serpeiis, 
305  Imsus  iusbub  sum  comp  lere. 
30(ί  legi  quali  ego  fungor. 
332  nat€int  pcdearibus  usque  ad  pulearia, 

334  despeeto  perfoFisOj  dcorBiiiii  pectue  nuum  aspicieiiB  vuhierHluni. 
352  scrvatoreviqKe  Haraieum  ad  effodiuudum  ImniaTium  iauguinem. 
370  fcda  cHpidf}  quia  illic  iit>D   ivi  ne  essem  fratricida. 
379  Audämique  quia  prius  voluit  ire  quam  ThideuB. 
Β84Ϊ  altus  l^njiiliis  prudeiifl  ad  dauda  oousilia. 
3i*i)  Ufiox  ferro  aiper  ad  i  neiden  dura» 
400  aediictus  metitc  e latus  a  dolore. 
400  tristi  ad  indtcandam  tristieiam. 

4iiö  Mimnt  raona.    Giaroqtte  mous,   revcUi  quibu»  rüvitjcla  ee. 
444  Jnctrtusquc  animi  utnim  bellaret  armis. 
4<vi  temerasse  quia  homima  non  cat  volare  ΙΓ), 
4€i)  ganini  vales  Araplioraua  et  Mi^Iattipus. 

4tlt)  lajciwit  8o!vit,  minuit,  ßol  enim  iiaacene  vrigida(l)  aera  solvit. 
4βο  mutiUe  mmtraqua    noatra    ori(gine)  Ihk•    dicitur  eefondum  Pithago- 

ricam  Bcntetitiam    qui    animas    homiriimi    recederitee    vel    avea    vel 

quelibet  auimalia  intrare  asserebat  I  P). 

dejctri^que  quia  a  d extra  purLe  venit'utilma  mala  omina  sunt. 

caligtfie  mundi  quia  quod  aliis  caligo  eat,  ilLi  lux  uBt. 

Pendeai  stet  Immobilie. 

Vector  aquila,     avis  urtca  Mintrvt  cormB(ij  vel  oiconia. 

pater  pater  vel  ad  de  um  vel  ad  nie. 

Thesmlm(mqu€  ntfa^  nicroniancia. 

wart«  pregresim  fortitudine  eua. 


408  Manitiut 

(>14  pallüla  virgo  ΡΙιοιηοηυυ^. 

(>18  Expcriar  uut  moriar. 

G25  arcana  prvfari  que  vidi  in  meinte. 

β2Η  nonter  Apollo  qui  apud  ιπ•8  colitur. 

<jdO  cecos  non  videnti^e  (luod  ad  interitutii  veHtnim  tenditit. 

()32  nil  dtdce  domi  non  sant  vobis  uxorcs  ncf|ue  liberi. 

VM  gradu  rapido  quia  sponte  non  iui. 

1)46  fixos  arceo  casus  a  diis  statu  tos. 

üßO  Tyrrcnus  dangor  in  Tirreno  inventus. 

Gül  Vota  virum  meliora  voluntates  mulorum(!)  virorum. 

(>52  vnnis  avibtts  vaua  canentibus. 

CM  tibi  iuto  non  tangam  te. 

Γ)<)2  prima  ad  clasaica  cum  primum  sonuerunt  tube. 

Γ»β5  ventisquc  aut  alite  quia  solent  au^nires  in  ilatibus  ventornm  auguria 

cognosoerü  et  in  alitibus  (P). 
β()ϋ  procul  hec  si  mihi  obvius  vcneris. 
ϋ75  donec  stctit  ita  hie  nichil  obsiitit  usquc  ad  Tbebas. 
()08  huic  oUm  gentris  pudor  nisi  enini   pater    filio    restituatur,    iinpro- 

percbitur(!)  quod  est  ßlius  exulis. 
705  misero  nupsisse  marito  quia  eua  pauperies  äuget  niiserie  pietatem. 
707    Ut  timeam  qui  etiam  per  me  sperat  rcstitui. 
718  iustae  moderatum  consiliura. 
IV  8  stetit  agere  Dirces  ab  Argie  usquo  ad  Thebas  iecitBellona  hastam. 

20  Suspiranda  cum  suspirio  Iugienda(!). 

26  amica  mantis  amicorum  multitudo. 

28  magni  caligo  maris  profunditas  turbat  eos. 

3Γ)  CalUope  que  preeä(t)  carminibus  poctarum  in  nemorc  studentium. 

38  Mens  ImusIo  de  fönte  in  carminibus  expHcandis.    rcx  tristis  et  eger 
Adrastus  animo  et  corpore. 

40  adhortantes  preliari  volentcs.     Adrastus  coactus  a  μτβηυηβ 

47  Queque  pavet  ne  ab  illo  evertatur.    Caradron  turbulentum  fluvium. 

55  Plegctofite  ubi  morare  solebant  et  ubi  venire  solebant. 

5G  domos  propter  Tereum.     Micenis  propter  Thiestem  et  Atreurn. 

70  laxa  cervice  a  labore.     inanibus  amiis  quia  non  potrst  bellare. 

77  Advenere  viri  qui  calamitatibus  sunt  moti. 

79  muUi  precipuum  videbatur  venerunt. 

85  Hiberna  sub  nocte  quando  ad  regem  venit     Teumesius  a  loco. 

86  Terga  leo  ad  maf^nitudinem  leonis  referunt. 

ViO  Ter  niveum  scandente  iuba  trcs  enim  cristas  kabcbat^  vel  tres  iuhas 

cqui  temo  ordine  positas. 
135  laudatque  nefas  quia  suos  niaritos  occiderunt. 
144  obiectus  dettnet  amnem  amnibus  enim  tollit  cursum. 


1  Dies  Soholion,  das  Plnoidus  nicht  hat,  geht  sicher  auf  eine  noch 
antike  Quelle  zurück. 
^  c.  habebit. 


RieUreBdeuer  Handeilirifteü 


409 


I 
I 


I 


■ 


152  tarnen  üliani  licet  nutitiuitat«  Bit  tlesuliita,     iiwetittm  uiüitam. 

1B4  cubiH  ssdmnt  ubi  accubucrunt  illa  riocte. 

1^7  molis  aene  ctipeua  eius  euper  coriufii  ere  ooopcrttie  erat. 

1ΙΪ8  hoiuys  dipeue.    aqualet  horrcL    tripUci  tribua  capitibua. 

190  ofjrmrattjue  deum  onicula  Apollin is. 

l!li)  Deposuit  cnHi^  vel  iiexiis  rnoniÜB. 

224   Maka  promuDctorium  iuxta  marc  quod  facii  periculum  navigautibae« 

233  cormtaio  propter  victoriam  corouain  accipit  bonorabili  more. 

245  nivetts  tigai  mbtr  saliva  equortini, 

20G  sinum  damidem.     nodia  liibcris  Hispanicntibua  {1}  balteis.     irrugai 

trahit  in  rugam. 
280  puerperkt  parturicioDee. 

282  lucis  vice»  quod  diei  nox  obscnira  et  iiocti  dies  Buccedcrt:t 
289  Fhide  Apollo  a  Phitone. 
295  Cinosura  unde  fuit  minor  uraa  Heliee  (P). 
340  robore  nnli  dicit  eoa  diiros  quia  ώοώ  nioveulur  auo  fletii. 
350  Iwpdus  cum  impetu  voluntat  bellanüL 
355  (tcerescrre  natos  quia  ßbi  auper  sinua  pairum  aüOi^ndebaut,  du  scie- 

baut  ituroe  ad  bell  um. 
b^9  swrdum  aurdum  sive   citara    ideo    dicit    quia    manu    non    carmino 

noQ  (!)  GOndebatur. 
360  Boetis  urbibus  ßoeta  (t)  est  provinoia  Thebarum« 

369  Accumuhit  Thebania.  turbatrix  fama  fama  turbavit  eoa  diveraia 
opinioDibua, 

370  Asopiäe  ήρρα  ÄBopuB  fluviua  est  Tbebaiiorurii, 

378  correpia  canistns  a  Uacho,  cani&tria  in  quibua  oblafiones  erant  vel 
corom's  factie  ad  modiim  caiaelrorum. 

382  Ercctam  propter  bellum  elevatum.    Hrbtm  ThcbaH. 

385  qttatis  Hmuara  montea  Thracie.  tyrsuvt  vocat  virgaiii  quam  m ί- 
α ia  tri  Bachi  portabant. 

38t>  irreptare  Lygiitgu  dum  Ligurgaa  vitcs  inuideret  igitur  crura  ab- 
ßcidit,  ideo  irreptare  dicit. 

389  Hermi  de  fontibm  HermiB(l)  est  fluviuH  aureas  tralieiie  harenaa. 

390  tmi  progenicn  nou  Thebaui,     armis  in  tuo  aacrificio  babitie. 
394  Caucason  mona  Äairiomra. 

399  comua  miscent  quia  invicem  bella  fuerunt* 
404  gdatis   VuUibus  frigidie  pro  exatmai  i. 

406  tcrroribus  impar  iioii  feren«  ν  an  um  terrorem. 

407  iencbrmque  sagaces  ideo  dicit  quia  quamvi»  cecua  tarnen  omnia 
captabat. 

410  ventm  spirantibus  extis  vera  omina  (omnia  c)  dantibus. 

423  vacuusque  horror  quia  tiuUu»  ibi  habitat. 

424  lücis  imago  ibi  quedam   lux  parva  et  pallida. 
429  canum  gemitus  auditi  quando  novilunium^  fit. 


*  Nacb  Georges  "^  nur  Vulg.  aoU  ap.  3, 
3  Daa  Wort  febU  bei  George•. 


10. 


410 


MAtiitiui 


•13!^  cifcum  undtqHc  (bris  poBilia  ία  uirouiiu. 
4iyo  quifjtcit  niittit  caput  luper  pburciratn  et  dormit. 
4<i7  putria  sanffuine  illorum  etinguine  qui  eo  mutuia  valiieribiia  occid 
4Ί0  vana  in  prAta  quia  umbre  hoü  faciunt 

4>^5  tcuro  vencnoBA  arbor  ett,  de  caiui  funeree  faoet  dicaotur  (nc!)•! 
509  ntqueo  tolmire  moram  L  non  poesutn  diu  vos  expectiLre^ 
f»06  p&Uetunt  Tartara  motu  ad  inoantatiotiem  tllius« 
[il2  frontis  opacc  quia  senex  quasi  frontem  utnbro»am  habet. 
f)t4  dici  tutsciqite  tintcnius    mctu  Apollmis    dioil  se   nullts   ene   gern 
contumelifflin  facere  »am  Laiotiia,  qne  est  et  Diaim,  et  Proeer 
fuit  80Γ0Γ  ApoUinis.     Dermoygom  dioit,  de  quo  pbiloiopfai    omij 
crt'ata  üsseivharit«  ΰΐιίυβ  nomen  riuHua  fuit  »Uius  uominare  et  illi 
aolum  dicebant  regnare  super  omnefi  deos  aliua  (P>. 
BIG  triplicis  mundi  de  um  cell  terrtj  et  maris. 
ö20  Panditur  Elmum  chaos  piorum  anime  veoiunt. 
523  Plegeton  qui  igneus  eat. 
5:24  Et  Stix  palus  per  novem  c  treu  los  interfuaa,   bec  suo  itieiitii.-.1 

discernit  a  superie  et  ideo  dicit  hie  iuteritua.     obstat  tio  veDmni 
WM   Vera  nimis  poHcetiH  veritatem  excucieua. 
hB2  penarum  Jucra  i.  penas  quas  η  put  auperos  luorati  autit  aliia 

ßcifl  faclie. 

Ml  remtahÜe  saxum  Sieiphi;  de  Siiiptio  loquitur  qui  vera  philoeofi 
coniempta  ad  voWt^ndum  saxum  9\xper  uuum  nüonteiD  constitutua  ( 
538  Falkfüeaquf  laciis  prtipter  Taiitaluni  dicit, 
555  fierpens  ecrobibus  pleiiiH  saug u ine. 
filb  invidioita  caterva  ßUoriim  et  tiliarum. 
ViOH  alium  accedit  ad  imhrem  laatis  et  mollia. 
iUiO  Mimalkmes  miiiistri  Bacbi. 
ftH\  hianUbun  arvia  meridiaiio  calup>  üimio  apertie. 
tiH2  Stat  raffor  b^^rret  iol.  ethera  lud  eobm  lilve. 
i*89  fugiat  Üquor  foiitei  illiue  eilve. 
i\dl  indulgetit  astra  qui  inier  sydera  locatus  est. 
711  adverrmsque  traliens  velocitnie  aua, 
122  trüuitvrui  triaterie  eat  featum  triennale  quod  Bacbo  in  aimo  fit  ' 

ideo  trialeria  dicitur  quia  tribua  diebu»  t'elübralur  (a). 
7*i2  numerumqtie  rependam  tot  victimas    iijpendlam    tibi    quot    bomü 

sunt  in  exercitu  (fi). 
83G  Xanctus  uterqtie  CreLe  et  Troie. 

V  *Λ  sonipes    rapü  Botiipes    ponitur    ibi    pro    equite,    virtutem 
aitim  perdidorat. 
8  cmqne  ante  hcti.'!  antequam  biberet. 
41    Pttrqne  operi  tanUy  digtia   videbatur    ab    illia    que    merito    taut 

exercitum  servaaeet. 
45  obtrntfi  comis  quia  viaatrictaeat  comia  parentibua(?)  ramii  arb 
55  JJelouc  sonanti  lyra  Apollinis. 
<>3  Ceston  aciHoet  optimam  partem. 
HO  audire  ruinös  quam  redire  et  iaoere  nobiacura. 


Aus  Dresdener  Handecliriften 


111 


Ϊ 


02  Teumesia  thias  Thebaua  eacerdoe  Baccki. 
105  pellitß  sexum  müliebrem  molHciem, 
lOe  inane»  domo»  a  maritis  vacuas. 
121   Bodopeia  coniua;  Progne  que  orat  de  Tracia. 
131  ffavisa  Folia^u  qu©  euum  animum  in    multas    cedea    tintoruni    pro- 

mibtebat  et  cogebai  aliae  mulieres  ad  cädem  promigsu. 
134  eeptisque  favet  dicit  voluutate  deorum  esse  factum    quod    couiuges 

eodem  tempore  advenireDt  quo  eorum  aecem  tractabmit 
13H  mdioraque  federa  meliorea  maritoe. 
142  Bistonides  Trace  a  Bistoiie  fluvio.     mdrite  maritate. 
145  amm  Indiugtt  pater  Mars,  acuta  babent  rotunda. 
15*J  Caropeia  coniunx  Carops  vir  Po»  (^^  Polixus). 

173  Matte  sub  Otris^o  bellum  quod  geeserunt  in  Otriiio  monte  Trade. 

174  ddulifa  miporant  templa  eacrifioiie, 

17!)  nee  longius  umquani  dicit  dieoi  perlongatum  a  love  ne  cito*  veniret 
nox  in  qua  erant  occidendi,   L  antea  numquain  tara  eero  apparue- 
runt  tenebrc  quam   nunc. 
li)2  Qucque  iacetit  iact^nt  iu  illo    loco    quo    cultu    erat    maxima.     niitts 

mariios  ut  delectaret  maritoe, 
194  adflaverat  ipie  amorie  quia  perituri  erant, 
202  cimctü  stia  regnat  Ennis  prius  furor  erat  uuicntqtie 
S08  Evinctttm  iamis  cortina  propter  esterna  sacrificia. 
230  impdUtque  niinis  ut  frutrem  occideret*     inaerii  enstfti  illi  Licaile* 

232  stimuUsqui  dagcUie  magtatrL 

233  In  mores  negat  ire  suos  iu  prietinam  ferttateni. 

295  Flnmimi  vetitoa     proapedem  propter  ditnissuni  patrem. 
29tj  cdumque  retexenti  discooperiens, 

297  d^divia  in  raare  pendentia. 

298  iuga  currum  vel  equon. 

30ij  Nota  situ  mutatione  loci  ?el  vetustate. 
310  Conticuerc  domu»  interfectie  virie. 
312  npirant  manes  maritürura  noatrorum, 

320  falst  criminis  astu  quia  credebant  mc  occidisse  patrom, 

321  regno  ut  crederent  mihi,     considerc    regiuam    coDstitm^runt    quod 
mibi  lupplicium  fuiL 

323  deos  testata  quia  patrem  oocidi.    fidemque  quaf^i  aliquie  dioat  cur 

EuoiperEt  dicii  se  non  andere  di mitte re. 
325  Eiranqüe  eine  viribus,     sine  culmitie  aiae  rege  vel  virie. 
378  per  ri*piif  ut  illi  coutra  terapeatatom  labnrabanL 
442  se  mole  ferentetn  aicut  gravis  bamo,    quia  non  talea  passuft  babult 

quftlei  Hercules. 
444  Arma  cum  quibus  Lernam  expugaavit  Hercules. 
4βΟ  revolvitur  annue  nam  annue  ia  ae  ipium  redit, 
4(^3  coacti  per  precee  lasonie. 
465  Nomm  avi  renom  Thoantie  patrie  meL 


i  c.  icito. 


412  Manitius 

170  rrtumcula  fiiiicrii     itaxi  ad  quod  solcbat  ligari. 

iM'j  farinwiquf  rcjtOHCunt  cur  patrem  uon  occideret  requirnnt. 

VM  nti:  rrgna  itwant  qiii(a)  regina  cram. 

VXt  Incomitata  »rquor  sine  pcdissuqais^ 

Γι()2  eomanti  rutilariti  propter  Hurcs. 

Γ)4Μ*ι  irnclmiur.  aolnto  (y)rpore  ezienso. 

r»<)H  lAvida  fax  oculi«  nigra  atics  erat. 

MKI  itrna  agmina  iruH  numcros  deutium  habuit. 

Γ)Ι<ί  iacH  tujgerv  ripe  tollit  cursuin  tua  magnitudine. 

frJO  anfnictu  cireumvulutione. 

Tiit?  foutfHque  rej)rrHiH)8  in  terra  roconditos. 

W2i  hicntusque  sni  pre  aiiguetia  sitis^  ignarue  quod  agat. 

rrJfi  (>re    Hupinato   olovaU)    ut   aliquem    humorom     reoipiat.     ffemetUit 

üulore. 
Γ>.ΊΟ  exit  in  orbcm  qui  cxtenditur  in  australcm  plagam. 
WS\  spiria  intorta  suis  circuniflezionil)U8. 
Γ).Ή)  an  ut  indc  saccr  an  idou  inortuuH  es. 
Γ)1.')  inaomnia  voces  tales  voces  oniittebat. 

Γ1Ι!)  fioUis  trautu  serpontis.    viridi  vcstigia  pueri.    honiis  propter  sitim 
Γ)(>1)  memhra  Giganta  ad  inipedinienlum  mei. 
f)7K  Imploraniem  valde  tristem,    animam  vindictam.    arte  iüum  et  00 

gnatc  gemaistis. 
Γ)87  summa»  Jibavit  leviter  tetigit. 

Γ)ίΚ$  in  funere  primo  prima  invenoione  pn>pter  dolorem  pueri. 
Γ)03  in  carbore  cara  in  qua  nidum  feoerat. 
i\\*\  ligaiis  som«  non  intelligentibus. 
«■»15  ArgoM  Arj^o  nautas. 

(>'iO  Nosco  deo8  Uocordor  quo  dii  dixerunt  mihi  in  somnis. 
i\'2:2  qtios  argito  rcvcrsa  ad  se  dicebat. 
{\2H  Exsoloi    ({uia  dicit,    ο  Lempne  si   tibi  non   solvi  nephas  occidend 

patrem  tamen  modo  persolvi. 
i\'2\)  meriii  duri  mali  quia  puerum  perdidi. 
<Jl()  Ptrsri  vtrtiM  de   quo  Perseus  ad    occidendam  Gorgoncm   volavi 

Aplu'Honto",  quia  rosponsum  fuit  ci  datum  Tcbanum  bellum  illiu 

saiiguino  imbuendum  foro  quod  contigit  in  morte  ßlii;  concucieba 

Caput  quia  onmia  advema  ibi  vidit.    vertice   sancto  Montis    qui(a 

lupiter  ibi  colitur 
(>Γ)1  AdvcMt  tristatur  nd  sonum  tubarum  timens  ne  illuc  duceret.    exe 

quioH  eadaver.     tßltvia  mater  Euridicem. 
H5.*)  pit'ioH  ignaOa  fuit  crga  filium  qua  uzor. 
Γ)Γ)Γ)  arva  marantia  eum  propter  long^m  viam. 
()Γ)Κ  omnis  fabula  Lempni  qui  dixit  se  s^ryaese  patrem  falsum. 

^  c.  redisscquis. 

3  siiit  in  sitis  eorr.     Die  Erklärung  de•  Soholiaeten  bestätigt  di< 
aufgenommene  Emendation  'siti*. 

^  vgl.  Lact.  PLacidus  za  Theb.  ΙΠ  461.  β8λ 


Aus  ftresdener  Haudaclirifteti 


413 


I 


6til  Oencius  heros  Thideus  Oenii  filiue, 

665  Erimansius  Partonopeus  a  monte  Argadie  in  quo  matcr  Bua  vetm• 
batur. 

670  Unus  avum  sanguis  occidat  reum  ne  occidatie  t;iim  qiiia  de  nostra 
progeoie  est.     neve  indulgetc  furori  dimittitü  |iug^iiare. 

679  Inve^iiai  tumuUs  Quasi  utiuani  inveniainus  le  hiu  cura  rtiversi  fueri- 
mus.  fata  gementem  mortem  filii, 

682  Eebar  et  hostiks  veninse  hosfitee  vi>s  turmae  ηύ  menia  Tliebes  non 
buc. 

707  geminuHque  Triton  detta  mariB,  phcis  et  bomo. 

70i)  Thftis  mare.     montesqiie  quin  Eon  eraut  operti  fluclibus. 

716  protinus  Nnnciif^  quaei  diceret  vix  inlraverat  et  statim  QUQciu» 
venit  Ligurgo  de  morte  ήΐ'ύ  et  proceüserant  equit^^a  ei  in  auxilium. 

722  Diripiunt  cum  impetu  veiierant.  /ientes  pre  gaudio.  peciora  mu- 
tant (vel  tempora)  qui  aliquando  nnuB  aliquaedo  alter  osculabatiir. 

726  Efisibus  quin  laeou  pergeue  de  Lempuo  ilKe  reliqnerat  du  ob  euses, 
quoB  illi  modo  portabant.     hiwierin  filiorum.     Jason  aparait. 

727  munere  tanto  tanta  felicitate. 

729  »igna  polo  Bachus  dedit  eignum  in  calo  et  audita  8unt  timpana* 

735  inddiüits  armis  fataliier  debens. 

736  Parce  fata  secundum  ritum  omnia  demonslraBt. 

7Φ)  transgressi  fata  parenium  qiiia  nwmqiiam  fyt^ruut  tarn  felioes  ut 
V09  estis. 

750  sacrum  purum,    rte  plangite  dwos  nolitc  super  deoa  irasei. 

751  dms  qui  modo  deua  est  Pilit  senctte  Nestona  qui*  aput  Pilon 
manait,  ter  centura  aimos  vixit. 

Vi    9  pharetre  victorie,  Phitone  enim  interfecto  ab  Apolline  Phocenee•• 
pro  iiberacione  illius  peatilencie  quam  habuerunt  de  serpente  Äpol• 
lini  ludos  oelebrabant. 
11  quottens  tocieni  omni  anno  redit  ad  Htue. 
15  alumnü  de  Grecia  regibus. 

24  qutrere  terras  eundo  per  pelagus. 

25  Ciara  descriptio  diei.     Thitonia  a  (autom?)  aurora  (aura  c). 

30  MuUiplicantque  ^onos  multiplicaro  faciunt.  exntuji  Lifrurgu». 

31  Vittarum  quia  ut  sacerdos  redimitue  erat,    squahntia  pulvere  sardida. 

34  famuliis  premit    ad  plajictum  cogit-     volente-s  plorare» 

35  atmha  reraota  a  cadavere  filii. 

37  dignis  VuUibus  aptia  illo  tempore  quo  luctue  erat  omnibtie. 
47  facta  retensem  quia  omoes  morieoiur, 

53  vaga  ρ  β  es  im  discurrentia. 

54  teneraque  €gpre.iso  quia  eat  funereji, 
50  morituris  flonbus  quia  cito  deficiutit. 

69  Arabum  strue  aromatibus  et  Arabicis  odoribue. 
64  Linus  Linue  Apolünie  (filius)  qui  simili  niortc  periit  a  catiibua,  a 
matre  illis  oppoiiituEi  qui  eum  04xnderuat, 

*  c.  quia. 

>  e.  Pboceneii. 


412  ManitiuB 

470  rdinacula  funem.    saxi  ad  quod  solobat  ligari. 

489  facinueque  reposcurU  cur  patrem  uon  occideret  roquiruDt. 

494  nee  regna  tuvant  qni(a)  rogina  eram. 

495  IncomitcUa  sequor  sine  pedisscquis^ 
502  eomanti  rutilanti  propter  flures. 
506  tractuque  soluto  corpore  extenso. 

508  Livida  fax  oculis  nigra  aties  erat. 

509  tema  agmina  tres  nunieroe  dentium  habuit. 
51()  iacet  aggere  ripe  tollit  cnrsum  sua  magnitudine. 
520  anfractu  ciroumvolutione. 

522  foiitesque  repressos  in  terra  rcconditos. 

524  Incertusqne  siU  pre  angustia  sitis^  ignarus  qaod  agat. 

525  Ore    supinato   elevato    ut   aliquem    humorem    recipiat.    gemtniia 
calore. 

5.'i0  exit  in  orbem  qni  extenditur  in  australem  plagam. 
531  spiris  irUorta  suis  oircumflexionibas. 
bl^  an  ut  inde  sacer  an  ideo  mortuus  es. 

548  ifisomnia  voces  tales  voces  emittebat. 

549  notas  tractu  serpcntis.    viridi  vestigia  pueri.    liosiis  propter  sitim. 
569  memhra  Giganta  ad  impedimenlum  mei. 

578  Imploraniem  valdo  tristem,    ammam  vindictam.    aris  iüum  et  co- 

gnate  gemuistis. 
587  summas  liöavit  leviter  tetigit. 

593  in  funere  primo  prima  invencione  propter  dolorem  pueri. 
()03  in  carhore  cara  in  qua  nidum  feocrat. 
613  ligatis  sortis  non  intelligontibus. 
r>15  Argos  Argo  nautas. 

620  Nosco  deos  Recorder  que  dii  dixerunt  mihi  in  somnis. 
622  qiw8  arguo  reversa  ad  se  dicebat. 

628  Exsolvi  quia  dicit,  ο  Lcmpne  si  tibi  non  soivi  nephas  occidendo 
patrem  tarnen  modo  pcrsolvi. 

629  meriti  duri  mali  quia  puerum  perdidi. 

640  Persei  vcrtice  de  quo  Perseus  ad  occidendam  Gorgonem  volavit 
Aphesonto'^,  quia  rcsponsum  fuit  ei  datum  Tebanum  bellum  illiaa 
sangutne  imbuendum  fore  quod  contigit  in  morte  ßlii;  concociebai 
Caput  quia  omnia  adverna  ibi  vidit.  vcrtice  sancto  Montis  qui(a) 
lupiter  ibi  colitur 

651  Ädvehit  tristatur  ad  sonum  tubarum  timcns  ne  illuc  duceret.  eaw- 
quias  cadavcr.     olwia  mater  Kuridicem. 

653  pietaa  ignava  fuit  erga  filium  qua  uxor. 

655  arva  morantia  eum  propter  longam  viam. 

()58  omnia  fahüla  Lempni  qui  dixit  se  s^rvasse  patrem  falsum. 

^  c.  redissequis. 

3  sitit  in  sitis  corr.     Die  Erklärung  des  Scholiasten  best&tigt  die 
aufgenommene  Emendation  *8iti*. 

8  vgl.  Lact.  Plaoidus  zu  Theb.  ΙΠ  461.  633. 


Am  Dresdener  Haüdechriften 

317  audito  ApoUine  carmine  Musanim  et  Phebi. 

315  credi  nee  degtncf  i  quin  cietlubatur  liOii  degeDerare  η  CaeUHo  grege 

i.  a  Pegasü  sub  ctiiue  pede  natus   eei  Cnetalma  fons  tibi  Apollo  6i 

Miiae  cotebantur,  c|iiüd  dicil  qui  Pegai^us  eiupuil  ad  sibila  canne  i. 

ApolUnee  id  fönte  et  tioluit  pasci  cum  audiret  Apolliiitm  canere  irt) 

440  Fiimardernque  funalem  dteit  qnia  adin  ferus  oral  quod  fune  oporte- 

bat  eum  ligjiri  (a). 
535  in  Hitmiaca  harmn   m   festo  Palemoiiip.     HiBtimoi!    mons    ent    ubi 
PalemOTi    iiliys  Atbamantia  siinm  dictus  f*st   habuiase  Bepiilcrum  et 
in  unoquoqiie  anno  sub  lionrire  eins  invems  diversn  (inrtainina  Ια- 
donim  faciebant  (α). 
Γι51  latiiitque  in  corpore  vitlUts  uidiu  valebat  vultus  reapect«  i'orporis(ii) 
554  fmcattir  olivo  υΐυο  uuxit  &e  ut  caro  labilis  (.'ssut  ut  tinllua  detineret  ia) 
557  Ceti  stdlantis  (vei  stjUantis)  videntur  enim  cinttlb?  etillare  de  aslns. 
5(Π   Proximus  et  forma  iuncU  jpea  forma  Ydc  vtd  Polinici. 
5<)9  r^«m  Crurrt  preparata  ad  cursum  fnciendnm  [a]. 
571  Hummimt  regula  Urnen  prpcipitata  e«t  ruiiula.  Excitabant  ee  quasi  ctir- 
eum  debuiesent  mox  inciperu  et  ipaa  moliotif*  retrahtibantapacursufti). 
(ϊ2<>  iii^sus  Fhlerela-'t  a  rege  vel  ab  aliiaiir). 
H42  rtdiit  inglttria  quia  numquam  fuit  auea  (α). 
Ιί50  Qiiod  Itiius  oogitans  in  animo.     mtdk  qnod  ciftiuii  tdnc   qma    pro- 

tetidebattir  ueque  ad  medium  ulnaiD. 
I55i»  Ergo  opermn  fidmB  quia  taliB  erat* 

Ιϊ57  Ci'lo  dej^tram  mtiiiur  non  in  longitudiiiein  sed  in  altitudineni. 
714  ntida  de  plehe  prompta  et  expedita. 
718  brachia  finxit  fecit  flexibilia  ad  hoc  opus. 

778  efftmdititr  ilh  ictuni  enitn  pHssua  est  cadendo  vel  ad  nuperiorein. 
846  duriis  thoris  »pellftt  calloti  thoroa  duriciam  niatmuni  (ri)» 
855  haut  alUiT  habet  se  quam  Tydeus, 
898  Victor rm  ipsuro  Adrastum, 
913  hrevi  tempore.   fatcUis  flignificana  fatum, 
VII  7  axemque  nivosi  Syderü  septentrioTialem  ρ  lag  am» 
18  credas  beUo  rediiSHe  tarn  leti  peragunt  ludoe. 
23  immüritas  urhes  que  nichil  promeruerunt, 
3(j  Tempedas  etertui  plage  frigue  continuum  illius,. 
42  C^ngitur  contra  septeütrionem.     Hemo  Hemua  est  hiühb  Trade. 
45  Ledituf  obscuratur.     sedtin  ptopter  cruentam  dorn  um  Martis, 
53  Mom  armata  quia  sota  eripit  vi  tarn  vel  am  diversis  geTieribua  (gen- 

tibus  c,j  occisionie.  73  Sanguinea  Bellona  manu  aoror  eiua, 

74  dirigttit  viau  obatupuit  pavore. 
83  impeUU  iupellit  remeantem.     resides  pigroa. 

93  triateride  muUa  multia  festis. 

94  Insiaurere  diem  propter  consumptum  Bacbiuro  magia  colatur. 

95  Main  adire  Pelops  cum  sacrificatur  ei. 
104  Dux  ea  Ad  ras  tue  dixit. 

107  gtmin(4tfi  mere  Ion i um  et  Egearn. 
115  Silvas  Silvas  a  !oco  euu. 


416  MAnititte 

123  Pendet  sollicitum  erat,    fragor  multitudo  exeroiti»  ArgiTi. 

12()  An  duftitent  au  dubiU'nt  venire. 

128  Ituluitur  quia  in  divemas  aoies  ne  niutavit  at  eos  sie  magie  deci] 

120  metu  inani  quia  non  erant  hostcs.     comternii  deieoerit. 

132  Incidit  videbatur  Grecis.    vestigia   vallis   immieBos    est    abi 

sunt  Sacra. 
138  nichil  flagrantihm  quia  oinnes  mori  tnalebant  quam  bellum  ilimii 
147  patrios  reminiscitnr  igtifs  quo  fulmiriata  est  mater  ma. 
185  ilostiUs  Tritonis  aquas  Ncptunus  invidit  Athpnis   quia  fuemn 

minatc  Palladis  nomine. 
192  TauruH  velicns  Europam. 
198  vcteres  sereque  ab  antiquitate  soriate. 
221  luno  querctur  pro  advereitato  Grcconim. 
239  expectatque  furores  Greoos  furentes. 
249  Audimus  hie  video  tarnen  non  coprnoRCcnn. 
255  hie  hie  est  ille  quem  Diana  sagittas   interfocit   propter  Partli 

poum.    cui  nivea  artna  in  cuius  honorem. 
2f)G  iugis  iniquis  arduis  vel  ezcelsis  et  in  quo    solehat  Athalanta 

proüis  euren  contcndere     dua«t  Athalantas   fuisse    manifestam 

unam  Archadicam  etc.  (P). 
282  Eliconia  turba  dicit  propter  Gallum  aliosque  poetas   qui    inci 

bant  per  Eliconom,  ibi  vult  poetas  intelligi  conveuisse.     £lico 

et  Permessum  et  ilormiuin  dicit  fluvios  Musis  coneccratos. 
291  origine  fratres  ut  fratres  existimari  poeeint;    fratribus  esaent 

Ethiocles  et  Poliniccs. 
207  Laphitonia   nimpha  Laphitaon  diotus  est  pater  quem  Sois  nin 

violavit,  inde  natus  Alatreus. 
304  Ventura  seftectus  in  futuro  etate  antecedente. 
309  celsos  qwidriiugos  hie  notat  magnitudinein  eins. 
31Π  arreptis  Pontibus  cum  collectis  aquis  voluit  pugmirii  cum  lovc 
32G  Fulmineum  einer em  ex  quo   tempore   fulminatus    fuit,    pruna^ 

ventes  in  sc  habuit. 
3G9  in  terga  comantes  qiiorum  come  in  tcrga  pendent  (α). 
377  Stimulare  parem  cogere  ad  bellum. 
405  de  cursibus  annes  sunt  visi  refluere  quasi  in  die  sereno. 
418  Perseos  effigicm  quia  occidit  Gorgonem. 
431  Cunctantem  equum  intrare  volentem. 
452  Quis  qucat  quo  modo  Thebe  illa  nocte  turbatu  fuerunt. 
459  exterfws  ignes  quos  externi  subvcnientes  acccndant. 
4β5  lucemque  iiment  diem  timebant,  proptor  bellum  tamen  optabai 
4()0  oculosque  reposcit  optabat  oculos  ut  cum  filiis  bollaret^  tumult 
475  Exangues  genas  senio  tabentes. 
478  cum  maicstate  malorum  cum  multitudtne^  deformitatis. 


*  c.  bellare. 

^  c.  multitudinem. 


Aui  Dresdener  HandBcbrifien 


417 


I 

I 


479  melior  iam  sesats  qnia  taoc  meliores  erant  üliu»  filie  quum  üliu 

480  FrecipUanii^m  artus  velociter  membra  moventem. 
486  tarn  misswi  nuntius  quem  locasta  tnieerat, 

493  lacrimis    gaudentibus    iinplet    pre    gaüdio    lacrimatus    est    deoscu- 

lando  eam. 
500  miserabiUs  hospe^  mieeratioae  dig^nue. 
513  1?«;  Edipedo  qui  ecelere  notus  est  omnibtia. 
Β 14  Nupsi  equidiffi  illicitum  par.    tahs  quales  pepen  quia  coacta. 
51(1  Qtmdsi  ad^  perstm  üt  bellare  velie  cum  fnitre  tuo  de  nobia  trium- 

phare  potee  interficiendo  me  et  Borores  tuae. 
522  Si  vobis  carm  pietatera  habete  de  Elio. 
h21  tumidas  cohortes  ad  bellum  parataa. 

531  gaudetque  cruore  reeepto  hominis  vel  animalis. 

532  flexa  Pekugum  corda  diotis   locaatae. 
53β  animum  turbante  matris  et  sororiB, 
539  fidum  Ethkicla  fidum  dicit  yronice. 

641  bona  federa  ge$to  propter  cioatricea  plagarum  aeparatrix, 

552  Ante  hec  antequam  hoc  fiat  in  castra  ut  le  remittat. 

557  medkque  sorores  quia  inter  noe  et  i]]um  federa  portant, 

B<i2  fcra  teutpus  inermis  oportunilatem  quomodo  Erinia  poeeet  eot    ad 

bellum  impellero* 
b^b  vastator  luoi  orientalia  plage. 
5tl9  Sanguinis  feritatie,    Indum  gramen  epeoies  quibua  eraut  circumdati. 

580  animumqm  ptiurem  prietitiBm  feritatem. 

58 1  erumpunt  argis  egrcdiuatur  per  campoi. 
688  Corripiunt  aurigam  Parthon  ο pei. 

B94  adducto  telo  quia  prius  telura  adducitur  quam  emittatur. 

5%  ad  portas  Thebanorum.     utrimqu€  ex  utraqae  parte. 

(i02  penetrak  in  interiore  parte  templi. 

603  Bachetts  qui  li«chiim  colit.    PJtlegetts  propriam  nomen,  eaoerdoe. 

B0(i  Auxilio  tardi  quia  iam  mortuua  erat, 

(!0i>  Comüium  quod  locasta  habuit  cum  Polmioe. 

611  prfceps  quia  bellum  cupiebat.    tempore  ütitur  quod  tempaa  cet  ad- 

portavit, 
615  8cvu^  iam  clamor  Argivorum  et  Thebanorum. 
fiSl  subUu  ghbü  Bubito  venieutibua.     ghbü  coadunationibue. 

627  rapuit  ticftius  iMmio  flatu. 

628  iipn  ms  longinqua  que  prope  voa  gesta  aunt, 

631  Horrent  a  cantilena  deficiunL  tumidtus  tubarum  aamtue.  Eliconia 
plectra  Elicon  est  mons  conseeratus  Musia  iuxta  Hiebas. 

ίί'ί2  SidOnitmi  ThebaDura.  mak  fidtis  quia  durt  orie  non  obtemperat 
rectori. 

633  Rumpentem  quasi  trahentem  rumperet. 

637  nee  iam  arma  quia  mortuua  erat. 

638  anima  defectus  uterqtie  hominis  et  equi. 

640  «Urmintque  gladiis  ae  perimunt.     alierna  corpora. 
64U  Bachvas  cultm   Bacho  sacratos. 

Rhein.  Moa.  i.  Philol.  N.  F.  LVIL  27 


41H 


EftQittat 


65!  Bromio  Btcbo.    mutart  fmorem  ut  tucre  belli  m  hellaai « 
iii}2  ^fi»fw  terrtte  ^ttfin»  iiu*»i  «iiceret  n»?miaeiii. 
G^  Koc^/fraftJ  Uiigit   hie   quod  Cftdinna    in  Cirr«   roiponeiti 
fiiOfttrtsm    civiutem    ubi    väl-cä    jiroot^*?!!*    i^<itiii!t»cerel. 
münu9  popul)  nb  everBirme  huiui  urbie. 
0)6  C^fHA  «4icfata  «utiffnr  quin,    de    «tupe   deorum    desoiftidiiiiii 

hmc  (it  luppiter  tirW  piopter  Semel^Tn. 
6β7  Crrrtifip/wjttf  Aocrr  propt«;r  Herrn lonem  Mftrtb  fiUim. 
6ίΚ)  formtänfttümA  arva  hiAtuin  terra. 
r»i'f2  Mestua  propter  int^ritum  sui  vatie. 
I>lf7  hunctatii  et  rrnerahüe  quU  illesum  vulnerp* 
liX)  Sttt^gerit  niiiji<itj'at.     ciie^^ue  quu  acivit  se  iDoriturum. 
TOT  iriyctdaii  launt^qur  iiequi  diviriAtionem* 
TT 7  vetito  sepnlcrty  rpiia  eepulluram  interdixit. 
BOfi  henifpia   Timpfätait  quin  facit  ab  ai'mis  ceisartt. 
H22  rursuif  MUcuH  quia  nute  extiterat. 
VI  11  'Λ  turbat?it  nmnes  dcos  inferni. 

9  Nfcditm  iiistrnverM  uf.  eolel  defuiictum  liielrarf?- 

10  |MJjrie  noiarril  feüit  notarum    euribifrc  nomßii* 

14  iiecuri  a  peni«.  ciVcMfiiirpefere  fragiyrmi    non  tanttim  tupr 
rebttiitur. 

2*'t  tnäHsqtit'  omnihuH  tmihrU  proptcr  dL^Bceiisum  AmpliiaraL 

21  cum  fratft  veremL•  sciliceL  Hadamaiito. 

3ύ  tmtndmHqnf:  nmcittau  ad  regiiiduiii  iiifero«, 

44  T^ktmi»  alioe  j^igaritefi.    miifinfmqm'  ptdmu  iSaturnuni, 

liH  ineidcaHtqui'  soror^n  uon  Boluni  super i. 

(ii>  otithia  sitfUn  ienitriaria. 

Τΐϊ  Mmulttt  utnix  lu/aUJe  c^pnt   propter  Tydeum    dicit     (gne 
Arcmi  ut  Creoii, 

Hü  »Mt  ittf  mitumtem  quia  iioita  ejo^  onitione  cepii  luqttt. 

Hl  lum  ii€dv8  defectis  equia. 

£12  Ai  Htihi  nliis  iraeuere. 

\H  ^'rve  ira  ditfnare  hominent  ii©  digiierie  OüleTiflepo  imm  tnam  cn 

ίΐΤ  f Uff  int  nee  InictiH  tn  fttiirum  biüuI   U\g\i  pn»  Hert'ido. 
lüä  <i#f/<fi  rn'entum   Umbrarum  ad  tu  um  hon*  ι  rem. 
Iü7  Non  ignaru»  inii  soicbatii  enini.     turhine  iiimultn. 
lOB  e  mttibUH  hauitü  acoepit  nie, 
121   Ifav  aderit  coniuna:  mea»  Eriphile. 
Il\'i  trau  fsuas,     arma  ciint  Jeiitei  nouit  vel  movet, 
IJl  curruii  hnmua  ttarhrl  quia  vivi  absorbpimir. 
I4;J  profunde  NoctU  ttcr  per  qüod  valta  dcsceudit'  ad  iiiferoa.  i 
14il  icUttn  cttffnusrit  alumpnofi  quia  nos  aolutn  abporbct  i^tTbebatioA•! 
jr»2  y<irt<•  ίιΛι  iiiiir  /"mirs'  omuie  Arfiiva  phaltitix. 
lljtj  Ntc  liuidtnut  cqHH9fi  t|ui  mos  est  reverlcutilms  de  preliia. 


*  lliiT  wie  Nieta  r,  ilec<'ri<1ii 
'  d;  sevat. 


Au8  Dresdener  Handschriften 


41ΐ) 


1G8  efflantes  plagoB  efflatua  eraittentes 

170  pngnar  jittttiiit  timor  pujfiie  que  i^ra«  erat  futum. 

174  Heus  uhi  laurigri  \6rl  η  Grcoorum  ad  laudam  AnphiarÄi(rt). 

IHG  qt(i>i  casus  iuifiit  ijaia  inauilUa  nmrto  ruurttius  t^rat. 

Id^l  mtitis  Lidphis  otuiiia  loca  iu  quibue  cuUtur  ApoUu  mutaveraU 

201  cortiigrri  vatia  nem*iit  iii   Li  bin  11  ittiiouis  hareuoaus  lupiter    in    nio- 

dum  arit^tis  colitur. 
205  nuUa  ferientur  ab  nlite  quia  aves  ηυΐΐα  dahnnt  respooea* 
217  facüis  mmvits  quia   facile  iioliMxUs   iuviidit. 
2iii«  ip^mqtie  marcent  deficiutit  pre  ebrietate. 
2)t2  apiramiiht  sonnt-    buxua  fiütula. 
229  mantbHsqtte  attriia  ionajdfü  Cornua  Kurope. 
245  abticta  /jrmit  soUttin  eaae  remota. 

25(1  siridertj  coIuercH  ArpiMS.     wf  semitt  (thartas  a  Zetn  t^t  Calai. 
251)  Grakinwi  iacehat  mhorii  quia  anitna  <  l  corpore  fatig^ati  eraut. 
2(15  voces  marctve  auptrhe  luarfor    proprie    est    raucitaa    voci»  cüni  su- 

perbia. 
2*ίβ  Incertequt^  faces  mm  deßcientes.     iwaif  perpigil  ignU  quasi  iam  de- 

dignabantur  vigfilarti  et  face  β  accendere. 
200  Mandiwere  animaa  inari  obdormieatea, 
270  deiis  qni  navigat  ahio  Triton  vel  Neptunus. 
285  Scqua  Jmneti  negat  esiie  par^m  rtspuendo  dignuni  se  raonetrat. 
2&i  Achimemus  puer  Adiimenii  staut  populi  iu  urieutCj  ideo  dal  exem- 

pluni  iL•  ia,  quia  ibi  reg^nurn  hereditate  teoetur. 
290  Caspia  Umitia  mandet  iie  quia  syum  ingredintur  rtjgnum. 
293  nee  adhuc  implere  iyatüm  coronani   patria. 
312  ü  TfTtim  mt'din  quia  medium  Inoum  tenet,  in  elementifi  nnuequifique 

habet  eua, 
332  dt»  om  prtcaius  ut  Hentiamus  te  orare  pro  nobis. 
335  »acra  feram  premga  quia  nolabo  preeagium  vel  eignificantia 
343  fragor  excital  tti^cs  ad  bella  sonueiunt. 
3tiJ  mtdtf)  laxantur  cardine  scptem  porte  aperimitur 
3δβ  aecretus  Nilus  quia  i^noratur  eius  priucipitim 
SGS  gradum  tarde  movd  iati  proceseerunt  alacree» 
429  ntagnum  et  gentile  tumenten  eecundum  virtutem  gentis. 

476  dttos  Heticomdti}}  tilioa  Ethioclis, 

477  Egee  Veneris  ab  Ej^eo  mari  ubi  nata  est, 
4i51  Sanguis  occiaorum  ab  Emone. 

533  non  infensa  cerebro   Vulnera  quia  non  percusajt  ad  morteni. 
548  HeHconius  Corimlms  aacerdos  Muaaruni. 
B5*i  soceros  Avffsaius  Ediputn  et  locaatani. 

558  Squalor  deförmitas  Edipi, 

559  nee  pect^tra  virginis  itU  Diverm  amabiliorem  t^GÜ  quia  vir^fo  ama- 
bat  eum, 

5Γ)0  inque  mvvm  phtcrhant  ut  aibi  rautuo  inTi^feröntur 

5<Ϊ4  CV«  atpfctetifr  agit  nt  bnidtnii  acquirat  a  puellit  quia  puer  erat, 

610  Net:  multi  dicebant.    quae  iuj:ia  iu  preaenti  erant. 


f 


490  Kmaitivff 

ί^Αί  trfBWM  Ρ^.α^Λ  tres^tsi  et  Tetsli. 

^  ^;??  7Ίμκ(  frvsr  ridezAo  dixit. 

I  702  Onma  tda  roKiU  esm  votis  in  rss  Tcci^nt. 

r  710  t^rviUur  in  arM4  wofar^j  Upid«  de  opiie  ic  «crztsm  cadd 

l  713  PaUada  fidam  qri/t  Uli  Urth^^. 

I  714  eeiant««!  luwama  parma  qnia  plorftbat. 

7:2^  mozisMU  Opleu«  armiger  πιω. 

731  2a<«ra  iffitlinantia  non  valestu  itare. 

761  ruftu^v^s  oerMm't  utpote  nodas. 
i.   .  lißH  flu»  txi^  ultrix  plus  oompalit   iaoere. 

7^>e  purgavit  lumitM  limpha  qood  κ  pnrgaTerit   nimpha  cam  Imi 

IX  '2Wf  UmtU  uwiJt/ram  oorpu«  inhnmatam. 
^y.9  Siridant  Tidsus  qaia  tos  eritis  in  homana  !). 
305  cum  ftw^ivago  Egyno  qaia  naata  erat. 
401  impingit  Orina(l)  nauti»  Stella  tempeatoota. 
7iH  fadtä  ruhet  igne  veneni  qaia  intozicata  erat. 

X  5  I\MndUur  eampus  illis  reoedentibos. 
i()  ffont^m  frontem  caetromm  Greooram. 
r»7  (Jadmee  pehei»  Semelet. 
72  magni  For»  dedit  auxüii  licet  enet  in  tanta  ambigraitate. 

17i'  perempto  Proximu$  oonsanjirnioitate  vel  virtute. 

5Γ>Η  Luciusque  Furor que  loctas  mulieram,  furor  virorum. 

ζ}\¥.)  Sfinguinenn  flammarum  apices  qaod  significat  Creontem  regnat 

ihM  digenia  vftustiu  preteritum  quia  dea  memorie. 

017  horrentia  terga  auum  et  apronim. 


Soweit  reichen  die  Erklärungen  des  Scholiasten,  wenig 
alle  Hpiiteren  Scliolien  sind  nur  uloseen  und  faet  belanglos.  G 
genfi  hört  die  blasse  Tinte  des  Scholiasten  von  b  mitten  im  I 
lion  zu  VI  315  auf  und  wird  dann  durch  eine  Tinte  ersetzt 
noch  dunkler  ist  als  diejenige  des  Schreibers.  Die  Hand 
SoholiiiHten  scheint  aber  dieselbe  zu  bleiben,  nur  gegen  den  Sc 
hin  wird  sie  von  einer  etwas  grössereren  und  weniger  g] 
miisHig  schreibenden  Hand  abgelöst,  die  in  Lib.  XI  und 
iluHHcrst  zalilreiohe  Correoturen  des  überaus  schlecht  werde 
Textes  anbringt  und  ausgelassene  Verse  ergänzt. 

Die  Scholien  sind,  wie  man  sieht,  in  beiden  Handsch; 
Nf)hr  viTRchirden.  Manches  stimmt  allerdings  wörtlich  üb< 
wi(^  dio  Krklürungen  zu  IV  722  und  762,  zu  VI  31Γ>.  440. 
r»r»l.  Γ)Γ)».  r><jy.  um  «42.  «50.  r.r>6.  846.  Vn  369.  531.  vin 


Ans  Dresdener  Handschriften  421 

IX  305  und  461.  Diese  Stellen  haben  meist  einen  reicheren  In- 
halt, aber  stets  zeigen  sich  doch  kleine  Verschiedenheiten  zwi- 
schen α  und  6,  so  daes  kaum  einer  aus  dem  anderen  abgeschrieben 
haben  kann,  sondern  wohl  eher  eine  gemeinsame  Vorlage  anzu- 
nehmen ist. 

Aus  dem  Vergleiche  mit  Lactantius  Placidus  ergiebt  sich, 
das 8  die  .Dresdener  Scholien  zuweilen  ein  nicht  unbedeutendes 
Mehr  aufzuweisen  haben.  Viele  grössere  Stücke  sind  wörtlich 
aus  Placidus  abgeschrieben  —  sie  sind  hier  im  Druck  wegge- 
blieben —  andere  Stellen  sind  aus  Placidus  excerpirt,  aber  es 
findet  sich  duch  manches,  was  auf  ihn  nicht  zurückgehen  kann, 
wenn  sein  authentischer  Text  wirklich  vorliegt.  Und  davon  kann 
einiges  nicht  aus  dem  Zusammenhange  ergänzt  sein,  sondern  muss 
auf  alter  Grundlage  fussen.  Die  hauptsächlich  hier  in  Betracht 
kommenden  Stellen  sind  folgende:  α  I  66.  IV  695.  836.  VI  321. 
VU  97.  b  Π  599.  III  429.  V  524.  VU  279.  266.  666.  667.  VIII 
206.  358.  656.  Viele  andere  Stellen  verrathen  deutlich  späten 
Ursprung,  aber  die  Hauptmasse  der  Erklärungen  fügt  sich  durch- 
aus dem  von  Placidus  festgehaltenen  Modus.  Es  ist  daher,  wie 
schon  oben  hervorgehoben  wurde,  nicht  unmöglich ,  dass  die 
Scholien  des  Placidus  reichhaltiger  gewesen  sind,  als  sie  heute 
vorliegen.  Oder  es  hat  noch  eine  andere  Soholienmasse  zur  The- 
baie  gegeben,  welche  mit  Auszügen  aus  Placidus  verbunden  in 
den  Dresdenses  theilweise  zur  Abschrift  gelangt  ist. 

Dresden.  M.  Manitius. 


zu  GRIECHISCHEN  PROSAIKERN 


I 
I 


L  Ein  paar  Yerball  bornuii  gen  in  der  Viilgate. 
Die  Güte  und  ZuveHnseigkeit  einer  He  zeigt  sich  faüufi^* 
grade  au  fehlerhaft  überlieferten  Htellen :  in  ibr  ist  gewieeenhaft 
die  Vorlage  wiedergegeberir  wenn  sie  auch  nnverBtänillicb  ist, 
wahrend  in  einem  andern  Zweige  der  üeherlieferung  dae  Un- 
verstand liebe  durch  eine  freie  Aenderung  dee  Α bßcb reihere  no 
zurecht  geetntzt  ist,  daee  ein  brauchbarer  Sinn  entsteht.  Oft 
genug  ist  eo  dae  Richtige  gefunden,  aber  ee  ist  Conjectur,  keine 
üeherlieferung,  andererseits  bat  nicht  selten  der  mittelalterlielie 
Gelehrte  vorbeigeschossen  und  erwt  ein  nenerer  Kritiker  hat  dae 
Richtige  getroffen.  Es  ist  deshalb  Pflicht  immer  wieder  auf  die 
üeberliefernng  zurückzugehen.  Das  ist  eine  allbekannte  Wahr- 
heit, und  doch  wird  sie  hin  und  wieder  vergeeseD.  Dafür  ein 
paar  Beispiele. 

1.  An  der  echönen  Stelle  in  Piatos  GorgiaB,  wo  Sokrate« 
Bchildert,  wie  ee  einem  Arzt  ergehen  würde^  der  sich  gegen  die 
Anklagen  eines  Koches  vor  einem  Gerichtshof  von  Kindern  ver- 
theidigte,  heiKst  es  522*  ή  ei  €Ϊττοι  την  άλήθέΐαν.  δτι  ταοτα 
πάντα  έγώ  έττοίουν,  ώ  iraibeq,  υγιεινώς,  πόσον  οϊει  5 ν  άναβοήσαι 
τους  τοιούτους  οικαστάς;  Hier  ist  π00ον  in  einem  Apographum 
richtig  geändert^  BT  hütien  OTtOÖOV,  Ol€l  bat  Τ  unii  Β  von  zweiter 
Hand,  die  erste  hat  ποίΒ,  db.  PUto  schrieb  πόσον  τι  οΪ€ΐ  fiv  ^ 
άναβοήσαι,  vgl.  Dem.  23,  210  πηλίκον  τί  ποτ'  δν  στ€νά£€ΐον  ■ 
οι  άνδρες  έκ€Ϊνοΐί  wo  τι  erat  aus  Σ  hinzugekuiumtMi  ist»  Dem 
Wahren  war  übrigene  Schanz  schon  nahe,  er  wollte  όπόίΤον 
tilgen  und  τί  oiei  schreiben.  Tl  ist  häufig  in  TT  verlesen  und 
vereclirieben  worden,  if*h  erinnere  nur  au  Sait|ipefl  schöne  Emen- 
dntion  [Lys]  9,  16  τί  b*  αν  έπρα£αν  aus  πάν  έπραΕαν  Χ,  was  der 
Hebreiher  des  Laurentianus  in  πάν  fiv  verballhornte.  Vielleicht 
ist  dureh   eine   äbolidbp  BesAprung  aucli  Piat  Prot.  328**  zu  heilen 


πολλού    τάρ    ποιοομαι   άκηκοίναι    ä    άκήκοα  Πρωταγόρου,    wo 


En  grieehisohen  Prosaikern 


423 


man  nepl  oder  ττρό  eiozueetten  vorgeschlagen  hat;  aber  «ollte 
man  nicht  hp^s^r  τιμυυιχαι  sihreiben?  ίί.  Gastm.  175**  ττοΚλοΟ  τι- 
μώμαι  την  παρά  σοι  κατάκλισιν.  Docli  \itH  ΊηΧ  ja  nur  eine 
andre  Müglinhlteit,  eieher  «cheint  mir   Culgende   VernmOiun»r. 

2.  In  i^okrates'  Seiidflchrfiben  an  *!en  Kiiiiiji  Plii!ij>p  ΙϊρϊκηΙ 
e»  §  4*1  ηγούμαι  b'  οΰτυυς  öv  ύ€  μάλιστα  καταμαθΐΐν,  ύτ  ei- 
ρηνικώς  €ΪΤ€  ττολ€μικώς  αϊ  ττόλΐΐς  αύται  προς  αλλήλας  ^χουσιν, 
€1  οΐ€£€Χθοιμ€ν  μήτε  τταντάπασιν  άττλώς  μήτε  λίαν  ακριβώς  τά 
μ£γι*ίτα  τϋυν  παρόντων  αύταΐς,  και  πρώτον  μέν  σκ€ψαίμ€θα  τά 
Λακεοαιμονίΐϋν,  wie  «eit  den  Zurcbern  luit  Γ  gBlesen  wirJ.  Er 
wird  also  0Κ£ψαίμ€θα  von  ei  abhängig  gemachtt  aber  dae  ist 
unlogisch,  denn  der  König  erkennt  das  VerhaltniKe  der  Städte^ 
wenn  der  Redner  die  gegenwärtige  Lage  in  den  Hiinpt|>unkten 
etiltildert.  und  er  beginnt  diese  SthiUlerung  mit  και  πρώτον  μίν, 
man  uuise  aleo  davor  Htark  inter]>ungiren.  ihm  hat  aiiuli  U. 
Hchiieider  riubtig  erkannt  und  den  vor  Benseler  üblichen  Punkt 
wieder  hergestellt.  Aber  was  »oll  nun  der  Optativ?  IrIi  kann 
ihn  niclit  erklaren,  und  8o  ist  es  vor  vielen  100  Jahren  schon  einem 
andern  ergangen,  in  ΛΘ  steht  €Κ€ψώμ€θα  (Η,  Buermiinn,  Die 
haniiiithriftliche  Ueberlieferung  des  Isokrates,  fierlin  li^H5,  8,  19), 
was  l  Bekker  beibehalten  bat,  und  «tünda  es  in  Γ,  so  würde 
keiner  Anetoss  nehmen,  denn  bitEiXBoipev  ist  iwar  Plnr,  maie»l. 
nntl  €Κ€ψώμ€θα  nch Messt  autdi  Philipp  mit  ein,  aber  dieser  Wechsel 
findet  «ich  auch  «onst,  zB.  folgt  H,  18  auf  π£ΐρασόμ€θα  bibadKtiv 
ϋμ&ς  unmittelbar  περί  hi  της  ειρήνης  πρώτον  5ιαλΕχθώμεν  και 
σκεψώμεθα,  τί  αν  iv  τώ  παρόντι  γενέσθαι  βουληθεϊμεν  ήμϊν, 
es  Würden  also  die  Zuhörer  eingeiitihlosseiK  Aber  Γ  hat  εκεψαί* 
μέθα,  und  nun  erwäge  man,  ilaee  der  Redner  den  König  anredet 
und  tlen  nächsten  Abschnitt  Άργείους  τοινυν  ϊοοις  δν  (51),  den 
folgenden  άλλα  μην  τά  περί  Θηβαίους  ού6έ  ύί  λέΧηθεν  (5 Η) 
einleitet,  und  ich  denke^  man  wird  itiir  zugeben,  dasfl  eine  solche 
Anrede  anch  hier  höchst  wahrwcbeinlich  is!»  also  sebreibe  man 
σκεψαι  wie  zH.  S  58  u.  GH.  σκεψαΐμεθα  int  liemnach  eine  An- 
gleichung  an  ίηεΕέλθοιμεν,  aber  die  andre  Ueberlieferung  ist 
vom  Richtigen  weiter  entfernt  als  Γ.  t^iir  ihn  muss  ich  auch  §  AH 
eintreten.  Ifokrates  8cbildert  die  traurige  Lage  der  Lakeda- 
monier:  wie  werden  bekriegt  von  den  Nachbarn,  mit  Stießtrauen 
behandelt  von  den  Peloponne^iern,  gHbasst  von  den  meisten 
Grieelien,  άγονται  5έ  και  φέρονται  και  της  νυκτός  και  της 
ήμίρας  ύπό  τών  οικετών  τών  σφετίριιιν  αυτών,  owbtva  bfe 
χρόνον  6ιαλείπουσιν    ή    στρατεύοντες  έπί    τινας    ή    μαχόμενοι 


Oi 


Fuhr 


προς  τινας  f|  βοηθοοντ€ς  τοις  όττολλυμένοις  αύτατν,  Γ  hat  aber 
ούδ€μίαν  6'  ήμφαν  6ιαλείττου0ΐν,  wae  ausser  Ο,  Schneider  keiner  ■ 

anfgeDommeO  hat.  Wab  reche  ία  Lieh  Dimmt  man  an,  ίχμέραν  eei  f 
anB  dem  vorhergehenden  ημέρας  entstanden,  ein  grade  im  ür* 
hlnaa  sehr  haoüges  Versehen,  tmd  hält  die  Uebertreibung  für  χα 
eiark,  aber  ούί)€μ{αν  ήμέραν  ist  unzweifelhaft  viel  bezeichnender 
und  nacbdrücklicber  als  ovhiva  χρόνον  tind  findet  eich  ganz  ähn- 
lich 7,  82  άλλήλοις  κακά  τταρίχοντες  ουΟ€μίαν  ήμφαν  btaXd- 
πομεν,  und  was  die  üebertreibung  angeht,  so  kann  man  auch 
Arcbidam,  65  όρώσι  —  τάς  στάθΓ€ΐς,  δς  έπυνθάνοντο  πρότερον 
παρ'  Ιτέβοις  ούσας,  νυν  παρ'  αύτοϊς  ολίγου  5€ϊν  καθ'  έκάστην 
τήν  ήμεραν  γιγνομένας.  —  Da  aller  guten  Dinge  drei  sind,  ffige 
ich  aus  dem  Philippoe  noch  eine  Stelle  an^  wo  es  sich  iim  eine 
grammatiscbe  Kleinigkeit  handelt:  §  64  heiset  es  von  Konon  τα 
τείχη  τής  πατρίδος  άνώρθωσεν,  vgl  15,  319  τα  τείχη  τής 
πατρίδος  κατασκαφέντα,  20,  11  κατασκάψασαι  τα  τείχη  της 
πατρίδος^  Dein.  1,  37  τους  όρθώσαντας  τα  τείχη  της  πόλειιις, 
ßlase  brauchte  also  nicht  mit  der  geringem  Ueberlieferung  τα 
τής  πατρίδος  zu  schreiben. 

3.  Nicht    so    sicher   ist   mein   Urtheil    in    folgendem  Falle. 
Plutarch  erzählt  Cam,  10  die  bekannte  Gesehichte  von  dem  ver*l 
rätheriscben    Schulmeister  in   Fslerii,    den    die  Kinder  nackt  O.nd} 
gefesselt  zurückführen,   τον  Κάμιλλον   (Ιυϋτήρα    και    πατέρα    καΐΙ 
θεάν  άνακαλουντες  •    ΰιστε  μή  μόνον  τοις  γονεοσι  τών  παίόυυν' 
άλλα  και  τοις  άλλοις  πολίτοις  τσΰθ'  bpwüi  θαυμά  τε  και  πόθον 
έμπεσεΐν  τής  του  Καμίλλου  δικαιοσύνης,    fcitephanus  hat  θαυμά 
τε  aus  θαυμάΕειν  geändert,    woau   man  Cat>  min.  64  σαφέστατη 
γαρ  αϊσθησις  τότε  παρίστη  καΐ  πόθος  και  θαύμα  τής  τοο  Κά- 
ταινος  αρετής  πασιν  άμαλώς  vergleichen  kann,   aber  τε  καΐ  er*  m 
regte  mir  einst  (Rhein,  Mus.  XXXllI  584)  mit  Hecht  Bedenken,! 
nur  war  es  damals  noch  nicht  bekannt,  ilase  die  beste  Ueberliefe* 
rung    für    diese  Vita,    die  iSeitenatetter  H«,    aus    der    sehr    viele 
Stellen    zu    bessern    sind,    ταΟτα    ορθώς  θαυμασαΐ    bietet;    vgl, 
Wolfg.  Meyer,  de   codice  Plutareheo  Beitenfitettensi^  Leipzig   1895^ 
S.  69;    ich  vermuthe,    das    daraus    ταυτ*  όρΟϋϋς  θαυμάσασι  πό- 
θον έμπεσεϊν  herzuHt eilen   ist. 

4.  Der  Seitenetettensie  verhilit  uns  zu  einer  Variante,  die 
W.  Mejer  nicht  bemerkt  hat,  Camillus  äst  wegen  Unterschleife 
Angeklagt,  das  Volk  war  gereizt  nnd  zeigte  offen,  dass  es  ihn 
verurtheilen  werde,  da  versammelte  er  neine  Freunde  UTid  die 
mit  ihm  gedient    [und   kommandirtj   hatten,    nicht   wenige  an  der 


tu  griechiechenProBaikero 


\ 


Zabl,  τους  le  φίλους  και  τους  συστρατΕυίίαμενους  [και  τους 
συνάρΕαντας  om.  S]  ουκ  ολίγους  το  ττλήθος  αντας  (c,  12j  aber  zu 
φίλους  hat  8  (wie  öflfir,  beHondbri*  im  Pomp,  und  im  Craaßue)  eitifj 
Hand  bemerk  ung,  nämlioh  von  erster  Hand  (wie  ich  aua  Autopsie 
weiflfl)  xp  τΐ€Χτα0τάς,  dh.  klärlich  πέλάτας,  woEiit  Liv.  V  32,  8 
zu  vergleichen  ist;  cam  accitis  domum  tribulibue  et  clmiiibuSj 
quae  magna  pars  plebie  erat.  In  den  Text  wird  πελάτας  niülit 
aufzunehmen  ββίη,  gleich  im  folg.  ist  wieder  von  den  Freunden 
die  Rede,  aber  Bcachiung  verdient  es  eicherlich.  Uebrigens  lie&t 
man  πελάται  iiiuht  mit  Recht  bei  Sintenie  Crass.  27 :  ale  die 
Partber  angreifen  o^  μέν  οίκίται  και  πελάταΐ  πλάγιοι  ntpie- 
λαύνοντες  έτόΕίυον,  nach  Pseudo-Äppian,  während  die  PIu- 
tarcbhes,  auch  die  Seitenstetter,  oi  μέν  Ιτπτόται  πλάγιοι  haben; 
dae  Wort  ist  sonst  nicht  eben  häufige  darf  aber  grade  deswegen 
nicht  angetastet  werden,  es  ist  aber  auch  viel  anschaulicher  und 
klarer  als  q\  οΐκέταΐ  και  πελάται,  denn  am  dies  richtig  zu  ver* 
steheOf  musi  man  sich  erst  erinnern,  daes  die  Reiterei  aus  ιτελάται 
τ£  και  bouXot  bestand,  c.  21.  —  Beiläufig:  Ageti.  6  beseitigt  der 
Seitenetettensii  eine  Interpolation :  άκού(ΐαντ€ς  ου  ν,  heieet  es  bei 
Sintenäs,  Ol  Βοιιυτάρχαι  προς  όργην  κινηθ€ντ6ς  έπεμψαν  υπη- 
ρέτας  άπαγορεύοντες  τψ  *Αγησιλάιυ  μή  θύειν  παρά  τους  νόμους 
και  τα  πάτρια  τα  (βο  S)  Βοιωτών,  in  S  fehlt  κινηθεντες,  das 
hinzugesetzt,  wurde»  weil  man  den  adverbialen  Gebrauch  von  προς 
όργήν  verkannte,  vgl  Alex.  71  πολλά  μέν  έΧοώόρηαεν  αυτούς 
προς  όργήν,  wie  eohon  Soph.  El•  3<39  μηbέv  προς  όργήν, 

Π.  ΕΘΗΚΑΝ  und  ΕΔΩΚΑΝ  bei  den  Rednern. 

Bei  den  Hednern  ist  es  nicht  ungewöhnlich,  dase  sie  einen 
Gedanken  allgemein  beginneuj  ihn  aber  nicht  regelrecht  zu  Ende 
führen,  sondern  sich  dem  grade  vorliegenden  Falle  zuwenden, 
der  ihre  Gedanken  ganz  erfüllt,  zB.  Lye,  31,  32  ει  μήτηρ,  i^ 
πέφυκε  και  αδικούμενη  υπό  τύυν  εαυτής  παίοων  μάλιστα  άνεχε- 
σθαι  ,  »  .  ένόμιΕε  τούτον  κδν  άπό  τεθνεώσης  φέρειν  εαυτής. 
Das  hat  man  mehrfach  nicht  beachtet  und  die  leichte  Incongruenz 
durch  Aenderungen  bee^eitigen  wollen,  wie  Lys,  19,  3S  πώς  fiv 
€Ϊ€ν  άνθρυυποι  άθλιώτεροι  ή  ει  τά  σφ^τερ^  αυτών  άπολιυλε κότες 
^oκoΪ€V  τάκείνιυν  Ιχειν;  wo  Frohberger  είμεν,  Hertlein  τά 
ήμέτερ'  αυτών  und  Rauchenstein  ίϊοκοΐμεν  änderte,  oder  Isai- 
ύ,  53  πώς  dv  τις  περιφανίστερον  έΗελεγχθείη  τά  ψευ^ή  με- 
μσρτυρηκώς  ή  εϊ  τις  αυτόν  ίροιτο  "Avbρόκλεις»  πώς  οϊσθα  Φι- 
λοκτήμον'  ÖTI  ούτε  ίϊΐέθετο  ούτε  υΐόν  Χαιρέστρατον  έποιήσατο* ; 


4m 


Fuhr 


WO  Scheibe  da«  erete  τις  tilgte,  Kiwaü  Äehnlichee  Hegt  m*  Er. 
aucb  an  eioer  Sttlle  dee  Anüuki4«H  vor.  Er  vertlieidtgl  eich  in 
der  Frieden 8 rede  §  33  f.  gegen  den  Einwand  der  Friedenafreiindis, 
die  den  Geeandtiin  vorwerfen,  es  sei  uiä recht,  dasa  sie  nioht  kraft 
ihrer  unbesebränkten  VoUiuaubt  den  Frieden  abgeecbloeeen  biitent 
denn  dem  Atbfniscben  Volk  könne  mau  nur  beimlich  oder  duroh 
Tänaebuug  belfen.  Der  Feldherr;  sagt  er  dagegen,  darf  eich  im 
Krieg  der  Heimlichkeit  und  Tiinechung  gegen  den  groseen  Haofeti 
btidieneiT,  Gesandte  aber,  die  über  einen  Frieden  fiir  Grieeberiland 
vurhandehi»  dürfen  das  nicht,  eondern  ee  ist  eher  zu  Jobeii  slU 
zu  tadeln,  weiiii  eie  mit  unbedingter  VoUnmcbt  auegeeandt  euch 
trützdem  die  Möglichkeit  erneuter  Erwägung  verftchaffen  —  el- 
ρήνης  hi  πφι  ιτρεαβευοντας  κοινής  τοις  Έλλησιν,  έφ'  οίς  öp- 
κοι  τε  όμοσθήαονται  ύττ\Καί  je  σταθήσονται  τίτραμ^μ^ναι,  ταύτα 
5έ  ouTt  λαθΕΪν  oÖT€  έΐαττατήσαι  beiv,  άλλα  πολύ  μάλλον  έπαι- 
V€iv  ή  ψέτ^ιν»  el  πεμφθεντες  αυτοκράτορες  (τι  aild,  Α,  om*  U,. 
dein  Lipaiue  mit  Recht  folg-tj  άΐΓο6ώ0ουσιν  ύμΐν  περί  αύτΰιν 
0κέψα0θαι,  DaH  ist  denk  iuU  gaiu  tinanbtüHHig,  aber  bei  dem 
Redner  luaen  wir  ander&t  άττοί)ώ0ομ€ν,  dh»  er  hat  den  iillgein einen 
Gedanken  verlaBaen  und  Hieb  dem  eignen  Fall  zugewandt,  wozu 
nun  atlerdinga  atreng  genommen  da»  Teiu[}UB  nicbt  mehr  paitet, 
BlaHR  hat  dee<halb  αττε^ώκαμεν  geändert  und  damit  eine  unstatt- 
bafle  Form   in  den  Text  gesetKt. 

Die  Steilen,  an  denen  der  Plural  von  ίθηκα  und  fbuJKa  bei 
den  Rednern  vorkommt^  hat  E.  R.  Öcbulze»  (juaeetiunculae  gram- 
maticae  ad  oratore»  Atticoe  »pectaiitea  (Frogr.  den  Gymn.  xu 
Bautiien  1H89)  p,  22  ti.  gesammelt,  ea  fehlt  nur  κατέθεσαν  [OemJ 
59,  30j  ibociav  iJenu  15,  29.  18,  195,  hinzugekommen  iat  seit- 
dem  έθεσαν  Hyper*  g.  Ätbenog,  21,  μετεοοτε  ebenda  31 ;  bei 
εθηκαν  ist  Aiich.  1,  13  zu  streichen,  dort  mi  mit  dFg  Ιθεντο  zu 
erhreihen,  [Dem.]  13,  28  ist  παρεοΐϋκαν  beeeer  bezeugt.  Zählt 
man  einfaeh  zunammen^  ίίο  ergiebt  tticb  3  mal  ίθεμεν  1  uiat  εττε- 
θήκαμέν,  1  ίθετε  1  άνεθήκατε,  21  Ιθβσαν  ανέθεσαν  usw.  12ίθη* 
καν  άνέθηκαν  usw.,  8  έ^ομεν  u.  Comp*  6  έϊκύκομεν  u.  Com  μ,, 
ίΠ  έ5οτε  usw.  12  έ^ώκατε,  80  ί5οσαν  17  έδωκαν,  aber  dieee 
atatii^tiRehe  Ue bereicht  giebt  kein  kLare»  Bild.  Stutzig  wird  inati 
sofort,  wenn  man  sieht,  dasB  von  den  49  Formen  des  L  Aor.  42 
auf  Demotlhenes  und  die  unter  «meinem  Namen  gebenden  liedeti 
entfallen,  und  sieht  man  de»  näheren  zu,  so  findet  nrnn,  dass  in  den 
HIteftten  Reden  127 — ^\)  auf  16  Formen  ohne  κ  nur  1  ΤΓαρ€5ώκατ€ 
kimimt    (2H,  8)^    während    in    der  Leptinea    3  Ιΐϊομεν  und  IboTC 


i 


Zu  gneehiBL»heii  Froiaikern 


427 


I 


mei<iet  in  zwischen  die  Häufung  melr  aU  2  Kürzen  und 
gebraucht  deshalb  lieber  die  Formen  mit  κ,  deren  üe- 
Iraucb  im  Anfang  de«  4.  Jiibrbanderte  in  der  officiellen  Sprache 
aiifkomint»  sie  erHeli einen  auf  den  Inschriften  Feit  385,  **.  Meister- 
baue»  Grammatik  d.  att.  Inschriften  7  ί,  3,  So  erklärt  eich  (Τυμ- 
φεροντας  έθηκαν  -vomouc  24,  211,  οΐ€θηκαν  19,  88.  20,  109. 
54,  S^  κατ€θηκαν  24,  Ι  Π,  προσέθηκαν  23,  202  (bis)^  ebώκαμ£V 
20,  ΐ:3ί>,  μeτ€bώκαμ€V  23,  tJ5,  έδώκατε  2",  84.  85.  8C.  ΐίΤ.  120. 
2\f  56.  57j  6,  άπ€ίϊώκατ€  21,  i  Ι,  τταρ6οώκατ€  51,  8,  ibuuxav  1ί>, 
190.  20^  70,  fcvebuLJKav  19,  76,  μ£Τ€6υϋκαν  firooetii,  53,  4,  ΤΓαρ€- 
Οωκαν  19,  94-  :ϊ6,  1 4.  44,  und  aufb  im  E|)itupbjos  έπέΟηκαν  Π 
nnd  napebwuKöv  4,  wie  in  der  Retle  von  der  Anordnung  (ΧίΠ) 
άτΓ€5ώκαμ€ν  3,  ^^ιυκαν  23.  24.  wöpibtUKav  28.  34  —  da^^eiren 
ττρουδοααν  8,  40,  Ιΐ,  56.  19,  96.  Wtie  übrig  bleibt,  ist  wenig: 
παρ€ίίώκατ€  28,  8,  προΰοωκαν  20,  53,  oubiva  προύΐ>ώκατ6  τιώ- 
ποτ€  τών  φίλων  23,  112,  άλλα  πολιτείαν  fbu>Kav  μόνον  23,  200, 
VieUeicht  sind  an  den  beiden  letzteii  »Stellen  ibjtbmiRclte  Krwa- 
gnngen  maaRgebend  gewesen,  wie  auch  bei  Hyper.  f.  Euxenipp 
§  ΐί  άνεθήκατε  und  Kpit.  g  19  στίφανον  τη  najpibi  [π€ρι]έθη- 
καν  (bei<lenial  in  der  KlauRcl),  der  aber  auch  έδωκαν  hat  Epit. 
§  16.  Man  darf  aber  auch  nicht  auRger  Acht  ]ae»en,  daee  die 
Kede  322  geli alten  ist.  In  den  unter  Demosthenee  Namen  gehen- 
den Reden  steht  47,  2  έττέθηκαν,  i*9,  96  κατεθηκαν  97  άνέθηκαν, 
Μ,  28  έπ€θήκαμεν  und  dem  entsi>rec]iend  38.  m9  έπebώκαμ€V. 
Bei  den  altern  lieiinerii  findet  sich  von  τιθ^ναί  gnr  keine 
Form  w)it  κ,  έοώκατε  hat  Ant,  5,77,  άττείϊυυκαν  Lyn.  19,  7  (a. 
887),  ά^τtbώκαμ€V  laai,  5,  28  (um  390),  τταρέδωκαν  Is.  12,  lOG. 
Wührenti  Scbulze  aaO.  20  <lie  Form  bei  Antiphon  mit  Recht  un- 
geftichten  hat,  läset  er  sie  an  den  3  andern  *Stellen  gelten,  weil 
die  Reden  ine  4.  Jaürh.  gehören,  und  auch  ich  habe  früher  ge- 
glaubt, Lyeias  habe  dn^biJUKav  abaiohtlich  gebrauübt,  nni  den  dem 
Markt  und  den  Gerichten  fremden  Spreeher  durch  eine  altert  hü  m- 
licb-poetiscbe  Form  zu  cbarakleriairen,  habe  aber  wohl  den  Werth 
der  üeberiieferung  jeu  hoch  geHchätKt  (2,  64  hat  der  Palatinu« 
μ£τέb^Jüκαv,  die  vun  ibm  unabhängige  andre  Üeberiieferung  μετέ- 
booav,  fr.  75,  6  dw^bujaav  M)  und  billige  jetzt  Tbalheime  Aen* 
derung.  kai,  5,  28  ϊσως  έρ6Ϊ,  ώς  όμολοτή<ίαντ£ς  αύτψ  όττο- 
bübaeiv  τα  άνηλωμ^να  ουκ  άπ£5ώκαμ€ν  wt  ana  granimatischen 
Gründen  Buermanna  άlτob€b^JUκαμ€V  nöthig,  vgl.  zB.  [Dem.]  34,  12 
ώμολόγ€ΐ    aHobmOeiv      -     14  €μοΙ  γαρ   iiKob€bitiic€  το    χρυσίον 


428 


Fiibr 


usw.  St>  bleibt  nur  nap^bujxav  bei  Is.  PanatheD.  106,  in  dem 
Αοσαν  «i7.  171,  άπ€Ϊ>οσαν  104,  μ€τέhQύav  94,  παp€^ö0αv  52. 
Γ26  stellt^  icli  kann  deshalb  an  die  Ricbtigkeit  der  Ueberliefe- 
FunjET  nicht  recht  glaaben,  der  ZDfall  hat  es  allerdings  eigen- 
thümtich  gefügt,  daes  eich  die  Form  grade  in  der  jängsten  Hede 
Kndet,  die  ans  einer  Zeit  stammt,  wo  die  Formen  mit  Κ  euhon 
häufiger  sind* 

Die  üntersucbting  lehrt  also,  daes  die  Formen  mit  κ  eich 
öfter  eret  bei  Demosthenee  von  S55  ao  finden,  lediglich  infolge 
dee  Bestrebens  3  Kürzen  hintereinander  zu  meiden  ^,  nebenbei 
denk  ich  zeigt  sie,  dans  unsere  Demostheneaü  her  lief erung  nieht 
schlecht  ist. 


in  Zu  Philodema  rhetorischen  Schriften* 
Philodems  rhetorische  Schriften  Yerdanken  ihre  Änferetehnng 
Siegfried  Sud  haus.  Mit  hingebendem  und  entsagungevoUem 
Fleisse  hat  er  RcharfHinnig  und  gelehrt  eine  Auegabe  geliefert, 
die  allgemeine  Anerkennung  gefunden  hat  und  stete  von  Neuem 
die  Bewunderung  dea  aufmerksamen  Benutzere  erregen  mose. 
Bei  ihrem  Erseheinen  konnte  man  erwarten,  es  werde  sich  die 
Aufmerksamkeit  der  Philologen  dem  jetzt  erst  zngaDglich  ge* 
machten  Schriftsteller  in  reichem  M&eee  su  wenden,  aber  die  Zeil• 
umst&nde  waren  nicht  gtuBtig:  gleichzeitig  wurden  ausAegyptei 
Sande  Schätze  h  er  ν  er  gezogen «  die  naturgemass  mehr  das  Inte 
auf  sieh  lenkten,  ale  die  rhetorischen  Ueberreste*  deren  Lektüre 
infolge  ihrer  Zertrümmerung  noch  weniger  angenehm  ist.  und  eo 
sind  nur  wenige  Bettrage  zur  Herstellung  ersehienen.  Vielleiohl 
hilt  auch  mmneher  eeine  £rgSnzungeii  und  Vermuthungen  am 
Rande  seines  Exemplars  verborgen*  Wenn  ich  ee  meinereeits 
wage,  ein  paar  anspruchslose  Bemerkungen  hier  zu  veröffenl- 
licheo,  so  enauthigt  mich  dazu  daa  Lob,  das  S.  Sndhaue  einig«» 
Vermuthungen  gezollt  hat,  die  ieh  ihm  gelegentlich  mittheilte. 

*  Darauf  mues  man  bei  l>em.  stets  aufii  sorgfUtigile  achi 
Schabe  aaO.  p.  39  bei  Beeprechang  der  anooutrahirten  Formen  Mcfto' 
a«w.  Terabsaumt  es  und  will  dms  fehlerhafte  β€λτίονα  ΐί-t,  29  ούτ€  χι 
oÖTC  0€λτ{ιιι  νόμον  aus  Aks  einsetzen  Beiläufig:  Dem.  5v  7  d  γ^ 
Διονύοου  τραγψοούς  iBidaaoBe^  Αλλά  μή  ircpt  ααττηριας  καΐ  tcotiHÜv  wpor- 
μάταη  ήν  h  λόγος  sind  mir  die  beiden  letzten  Wörter  seit  Unp^m  ver^ 
dichiig,  nicht  wegen  der  Kürzen,  sondern  weil  die  Redei^Bart  {<m 
vcpl  τίνος  'es  handelt  sicli  um*  anch  sonst  verkannt  ist,  so  war  Lji.  12« 
Τ  i  ού  Tf  pl  βολιτιύις  ύμίν  f  crrai  άλλα  wtpl  οιιντηρίιις  ebenso  6  λόγος  tu* 
terpotirt 


2ü  griechiscben  Proflaikem 


429 


1.    Nil  sine  magno  vita  labore   dedit    moitaliböH,   aucli  die 
Beredeamkeit    nicht;    zum    Beweis    kaiin    man    Tbemi&tokleB   an- 

I führen  (Π  205) 
Τόν   VUKTC 
του  (Ττροτηγου  π€ρι[ττα- 
τουντα  καν  Ka6eu5[eiv  ού- 
^^  κ  έώμενον  υπό  του  [Μιλ* 

^Ρ  τιάΐ>ου  τροπαίου. 

Sudhaue  ergänzt  νυκτέρβύοντος  του  Οτρατηγοϋ,  mir  unveratäiid- 

Plich,  was  der  Sinn  verlangt  iet  klar,  vociu  ambtilabiU  in  puhüeo 
Thenmiocles  sagt  Cic.  Tasc.  IV  19,  44,  also  νύκτωρ  ττρό  του 
στρατηγίου,  eine  Vermutlrnng,  die  tibrigene  nach  Sud  haue*  freund- 
licher Mittheil ung  der  Papyrus  in  erwünBcbter  Weise  beelätigt, 
er  hat  cτpατητιoυ*  wie  die  Photographie  der  Ox f.  Abschrift  aus- 

I  weist.  —  Gleich  darauf  ist  τόν  hlä  τό  καλώς  τΓθλιΤ€ύ€σθα ι  nach 
ρ.  301  fr.  VI  wahrBcheinlicher. 
Von  Theraistoklefl  iet  auch  II  188  fr.  Ι1Ϊ  die  Rede,  wie 
schon  V.  Wilaraowitz  Herm.  XXXIV  G36  geeehen  hat.  Es  bantlelt 
sich  in  diesen  leider  sehr  verstörten  Stiicken  nm  die  Aufgaben 
de»  StaatsmanuH,  also  wohl  fr.  III  [τιθλι]τικου.  (έπί0τασθαι)  πόλιν 
έκ  μικρας ποιήσαι  μέγαλην  (fr.  IV  10)  rühmte  Themistokles  von  sich, 
Flut,  Them.  2,  Kim.  9.  Er  wird  mit  Sardanapalos  verglichen, 
dessen  Spuren  Sudhaus  mit  glänzendem  Scharfsinn  auch  fr,  II 
gefunden  hat  in  ΚΑΙΔΑΙΙΑΤΤ,  eine  Vermuthung,  die  durch  das 
folgende  ή]μΐραΐ  μιάι  gesichert  wird,  es  hiess  bekanntlich  von 
Sardanapai  auf  dem   Denkmal  bei  Anchiale  in  Kilikieni    er   habe 

IAnchiale  und  Tarsos  an  einem  Tage  gebaut,  Arr.  Α  nah.  Π  5,  4 
aue  Arietohul,  vgL  Strab.  XIV  672,  Athen.  XO  530 ^\ 
2,  So  viel  im  einzelnen  in  der  Liste  der  grosaen  Staats- 
männer und  Redner  II  212  f.  unsicher  bleibt,  so  stehen  doch  die 
Namen  anfangs  fest:  Peisistratos,  Kleisthenes^  Themistokles, 
Periklea  und  dann  nach  dem  Mann  ό  τήν  έν  ΤΤλαταΐα[ΐς  μάχη  ν 
βρα]β€ύσας  Kimon»  Wer  war  aber  jener?  nach  Sudhaus  Pausa- 
nias,  aber  wo  wird  je  von  dessen  Beredsamkeit  gesprochen?  Ich 
glaube  es  kann  nur  Λρΐ0τείοης  dagestanden  haben;  Aristeides 
findet   eich    Ώ   201   ti*.  X¥  ^   und  in    einer   ähnlichen   Aufzählung 


*  Ob  dort  am  Schlues  'Αντιφώντα  zu  ergänzen  ist,  scheint  mir 
fraglich,  Antiphon  gilt  Pbilodem  scheint  es  weniger  als  Redner  denn 
filfl  V(»rfflBser  einer  τέχνη  l  1H7,  wo  Sudhaus  vorher  aas  den  Bachstabon 
.  ,  Ol  ,  upouKK  .  au  die  0  hat»   Ζωπύρου  καΐ  gemacht  hat,   ich  glaube 


m 


Ϋ  η  h 


bei  D»o  Chry«  im  Anfang•  iler  22  Rede,  nicht  Jedocli  bei  Cic 
de  oraL  111  137  lf,  Anf  Kinion  tolgt  liann  nach  ^udhau»;  Αλ]- 
κ^lßιάbης  ό  tüüv  Λακ€5)αι[μονί]ιυ|  v  και  πάντων]  ΤΤ€λο[7τ]ονν[η- 
σίυϋν  κρατΓΐίΤ]ας  ανα  .  .  .,  aber  diese  Ergänzung  iit  eaehlich 
höclief  anfpfbtbar  uml  bedenk  Heb,  zumal  die  Liiclie  nicht  |ra«2 
auiigefiillt  wird.  leb  inurbte  rnit  aller  \Or8icht  stur  Erwägung 
Steuer»,  ob  nicht  von  Kpnnieinondus  die  Rede  war,  der  bei  Dio 
wie  bei  Cicero  stallt,  Auffalleutl  ist  es,  daes  Solon  nicht  geuannt 
wird»  der  fiunftt  η  irgend  η  fehlt  und  von  Pbil(i4eni  II  201  erwähnt 
wird,  vgL  auch  Cie..  Brut  7,  27.  Da?»  iilteste  Verzeichnie«  derart 
(a.  H5H)  stehl•  Iftokr.  15^  ^'^1  ff-  Sdlon,  Kleisthenes,  Themietoklee, 
PerikleF,  ein  paar  Jahre  Hpäter  Titiint  Dem.  3  Ol.  21  Arieteides, 
Nikiae,  Demoethenee,  Perlklep;  später  wird  mit  Kimon  und  The- 
mi^tüklee  de«  ersten  Vater  Miltiades  ziisaniniengekoppelt,  Doxo- 
patn  VI  24  W.  =  Max.  Plan,  V  214,  was  wahrscheinlich  auf 
Plat.  (jorg.  516^  zurückgeht.  —  Mit  Sicherheit  ergäneen  läeet 
eich  bei  Philodem  der  letzte  der  Reihe,  nümlicdi  Tιμόθeoc,  wöbe' 
efl  dahingestellt  bleiben  mufip,  ob  ew  ό  μ(ϊθη|τής  oder  άκουε]τής 
Ίσοκράτουε  hiegs. 

TimotheoB  wird  auch  Π  178  ί  b  erwähnt  [Ισοκράτης  τταρά] 
του  Κυιτρί[ου  τάλαντα  ^JXaßev  €Ϊκ[οσι  και  κα]ρά  Τιμοθ£[ου  του 
Ko]viuvoc  oy[TOC  fXaßev  ά\]\α  btKa,  doch  iet  ea  fraglichp  ob  die 
Ergänzung  gana  rieht  ig  ist»  Vun  einem  so  reichen  Geaclieuk  des 
TimotiieoH  wiaBen  wir  βοηκί  nicht»,  nech  PBeudo-Plnt.  837^'  gab  er 
isokratee  aus  der  samiHchen  Beute  ein  Talent.  Es  handelt  eich  bei 
Philodem  um  den  finanziellen  Frlrag  der  Beredpamkeit,  von  De- 
moethenes  wurde  wohl  Aelinlicbea  berichtet  wie  bei  Plut.  Dem. 
20,  PeeudoPIut  647^,  es  hiess  natürlich  ßadiXea  τον  [μ^ταΐν, 
vgl.  11  172,  13*  Hier  könnte  das  folgende  τηο  vielleicht'E9iaXTT|C 
zu  ergänzen  sein,  vgL•  Pseudo-Piut,  aaO. 

S.  Manchmal  läest  eich  nicht  verkennen,  da^e  falsch  ist,  wa» 
Südh.  im  Text  hat,  aber  eine  fiichere  Besserung  zu  finden  will 
nicht  gelingen.    So  iet  zB.  in  der  Anekdote  I  333  unten  das  Impf. 


en  steckt  eher  Θ€θδιί;ρου  darin,  den  Dionys  au  Α  mm,  a  2  p.  722  mit 
Tliraeymachns  und  Antiphon  zueammen  nennt,  und  11  lllj  wo  er  mit 
Korax  zii»ammeogestellt  iet  Es  kunii  neben  Kallielratua  (11  14äs  Καλ- 
λιστράτου bi  τής  [μέν]  πολυιτρατμοσύνης  [oubiitlox'  [έκλ]υσαμ4νου  ver- 
•tehe  ich  nicht,  etwa  ουδέποτε  παυοαμ^νου ?)  Arietophon  genannt  ge- 
weeen  sein,  den  Sudhaus  11  i?15>  iiiifgeppiirt  Imt.  Pahiiitcr  vermulhei 
V.  Wilamowit/  aaO.  <ΐΗ7  Κέφαλος »  die  alicrdiups  uuBichern  Spuren  .  ν 
.  .  υλoc  weiien  eher  auf  ΕΟβουλος  hin. 


La 


2u  gnechiiclien  Prosaikeru 


431 


^TTCxeipeic  einnlos,  der  Zunatnioenhatip  verlangt  da»  FuL  (wns 
willsit  dö  tbiiTi?)  oder  dae  Prae«.  (was  baat  <lu  vor?),  ob  «ber 
€ττΐχ€ΐρ€ϊς  wl^  13  XU  Ifflen  irL  oder  ob  ein  anderef?  Wort  in 
ΕΠΕΛΕΙΡΕΙΟ  nj.  denn  Κ  =-  IC)  oder  ΕΠΕΛ  .  EIC  (N)  ^tpckt, 
das  ifit  ßiiiwer  zu  sage  τι.  Am  HcIiIubb  e  wartet  in:\n  eher  έπΊθτ]ά* 
μενοΐ.  Oder  0  1^1,  20;  die  Redner,  8o  d«^m  Volk  oicdjt  y.u 
Willen  Find,  werden  τ€ύ£]€σθαι  2Ιημ[ιών  και  biawTluaeuuv  και 
[ταπ£ΐνώ0€ω]ν  και  στρέβλ|ών  και  τ6λ)£υτώνι  wo  oiir  κακώσευϋν 
oder  ατιμώσεων  uud  bημeύσ€UJV  oder  φυγαϊ)€ΐών  vorziizieljen 
scheint. 

4.  Unsicher  wie  Co njectiin*n  wind  natürlich  alle  Ergänzungen, 
die  einen  EingrifT  in  die  Ucberliefernng  bedingen,  sie  können 
durch  eine  neue  Vergleichung  sofort  über  den  Haufen  geworfen 
svertlen,  aber  bei  der  l^neicherbeit  der  Ueberlieferung  nrusy  man 
öfter  Kchon  etwas  wagen,  zB.  Ti  94,  4  ^  ISO  ei  h*  Αισχίνη€ 
έχθρόε  ών  μ€τ'  δλλυυν  πλειόναιν  και  XeEeuac  ....  ιαςτονοιαν 
ovobilei,  wahrend  130,  11  θα  .  .  αφ  .  οττοιαν  gelegen  wird.  Sud- 
liiiuH  schreibt  θαυμασιουργίαν,  der  Ueberlieferung  liegt  θαύμα* 
τοττοιίαν  uiiher;  angespielt  wird  auf  Aifich.  3,  107  ταΟτα  hi  τί 
ΐ0τιν,  ώ  κίνα5ος;  ρήματα  ή  θαύματα;  —  Au  eh  1  197  liegt  ein 
AifichineBeitat  *  vor,  ou  μήν  άλλα  και  τούτψ  (DemoRllieueeJ  — 
φωνήν  oHeiav  Αίαχίνης  ovtibiüei  geht  auf  2,  Ιό7  έντειναμΕνος 
ταύτην  την  oEeiav  και  άνάσιον  φιι>νήν,  da»  folgende  ποτέ  hk 
και  μακράν*  wohl  auf  2,  1  06  avaßoqt  παμμέγ^θες  Δημοσθένης. 
—  AiacbineB  bietet  übrigene  eine  erfreuliche  Beetätigung  einer 
Ergänzung  von  Budhana:  Π  189  fr.  I  τόν  τιατΐρ[α  τύττταιν]  ή  μή 
τρέφω[ν  ή  μή  πα]ρίχυυν  οϊκησ[ιν,  das  iat  ein  Greeetzespaeaue,  β. 
Äiach.  1,  28  *ϊ>οκιμασία'  φησί  ^βητόρων  έάν  τις  λέγΐ]  έν  τψ 
δήμψ  τόν  πάτερα  τύπτων  ή  την  μητέρα  t\  μή  τρεφων  F|  μή 
παρέχων  οϊκησιν*.  Das  bei  Pbilodein  eich  anechliesRende  \\  ort 
über  Periklee  ist  leider  verloren  gegangen,  ΙΙΡΕΙΛ  ist  wobl 
\ερεϊα.  —   II  114,  19  in  der  Aufzahlung  der  Verbrecher  acheint 

>  Zu  3,  ir>H  hatte  Blaea  Pbüod.  I  Hm  anführen  sollen  Öxi  Δη- 
μοαθένην  ούχ  ώc  τους  περιτρίψαντας  τών  πορθμέιον  ίιΚ^ιλυ[ον]  .  ϊΓ€θθύ- 
ν£ΐν  άνατ€τραφότα  τήν  Ελλάδα,  Ifider  grade  an  der  wiühtigeten  Stelle 
(έπευθύνίϊν  oder  άπευθύνειν  V)  lückenkaft ;  περιτρέψαντας  ist  wohl  freies 
Citat. 

*  Wenn  Π  203,  29  με  nicht  gan^  sicher  sein  sollte,  ao  ist  es 
geraten  da«  Übliche  oö  μακροΟ  b€i  λόχου  berzuRtellen,  μέχα€  Xotoc  ist 
unser  'grtiBses   Wort", 


Fuhi 


ΛΕΠΤΟΙ  Α  auf  XuüKobuTac  bifiEufiiliren,  die  aucb  ti  144,  12  er- 
wähnt werden. 

5,  Trotz  eines  Eingriffe  in  die  üeberlieferung  ißt  die  Her- 
etellung  zweifellofl  I  Γ2*λ    Aufgezählt  werden  die  Theile  der  Beat 

πρ]οοιμίου  καΠ  ο]ι[ητή(ί€ΐυ]ς  και  πίστεων  και  ιγ€ . ,  ujt  [,  και] 

συγκΕφαΧαιώσευυς,  ζη  lesen  ist  και  [ύ]τΐ€[Εαιρίσ€]ιυ€  *,  vgl.  Ι  202, 
18  ττροοιμίυυν  και  διηγή(Τ€αιν  και  ιήστειυν  και  xmelaipiaeujv  και 
έπιλότων. 

Wae  Ι  369  der  Sinn  verlangt,  iet  klar,  üeberliefert  iet 

be  πιστ 

cemv  τάς  μέν  άτίχνους 

κοινάς  απάντων  ύπάρ- 

χ€ΐν,  τών  b'  έντεχνων  κτλ., 

aieo  τιϊιν  hk  πίστεων,   aber  die  nberlieferten  BnchetÄben  fügen  siel 

nicht  ohne  Gewaltsamkeit,  nnd  doch  wird  man  den  terniinüe  tech- 

nieuB  einzuführen  haben,  den  Philodem  Ϊ  126,  202.  372  braucht^ 

denn    πιστώσεων  bat  m.  W.  keiner  je  dafür  gesagt   imd  της  bk 

πιστώσεως,   wie    Theodoros    von    Byzanz  den   3.  Tbeil  der  Rede 

nannte,   Plat.  Phaidr.  266''»  iet  im  Zusammenhang  unmöglich.  — 

Daee  gleich  darauf  Z,  13  ιατρού^  zu  schreiben  ist,  bat  Gompers 

(s.  Π  praef.  XXVI)  schon   bemerkt,  vgl.  37S,  :^  το  εικός  ΙατρΟ€ 

οΐϊϊε,    wo  Södbftus  den  Artikel  nicht  einzusetzen  hraucbte,    auch 

383,  7  ist  oub*   αν  σοφός  überliefert. 

I  167  col,  VII  [τινές  b]l  γράφοντες  καΐ  τοις  άι .ς 

καταποικίλλουσι  τον  λόχον,  ενίοτε  bt  όφ'  έτε'ρων  γε  πράγμα* 
των  μεταφε  ...  ν  τάς  ονομασίας  ist  wohl  άντιθετοις  und  μετα- 
φερουσιν  zu  erganzen.  Ζη  der  ganzen  Stelle  kann  man  IHon,  de 
Demoeth.  966  vergleichen.  Ob  11  95,  1 1  τά  τε  αντίθετα  oder  επί- 
θετα zu  ecbreiben  ht,  wird  sich  vielleicht  entscheiden  taeeen,  wetm 
es  daselbst  gelingt  das  rätselhafte  αϊ  έπίφεσ  zu  lösen. 

G.  1  38Β  ooL  CX  erhält  durch  die  Nachvergleicbang  det 
Papyrus  (Π  praef.  XX III)  ein  ganz  andres  Aussehen*  obwohl 
vieles  recht  unsicber  bleibt,  aber  wenn  Ζ  5  Sudhaus  oubt  μίμοΐντο 


^  περάτωαις,  das  Usener  im  Ind.  b.  προοίμιον  vorschlägt,  ist  mir 
unbekannt.  Constant  sind  die  Namen  προοίμιο  ν  Ονήγησις  und  επίλογος, 
die  Benennungen  der  anderen  Tlieile  wechifeln  häufig,  β.  Syrian  U  I2R» 
Rhet.  Vll  (>3  W  {vgl  V  366)  ist  natürlich  zn  lesen  άντΐθεσις  λύσις,  αΐ 
Κ€γόμ€ναι  πίοτ€ϊς,  VA  πίστεις,  ήγουν  άντίθΕΟίς  και  λύσις  τών  άντικειμ^αιν. 

2  Dagegen  ist  11  2*20.  30  γυναίκας  ττρός  <ίνί>ρα[ς  σ]ταοια£ούσας 
tu  lcit»n,  vgl.  221,  23,  wo  Ζ.  21  tυμυct  in  Ν  auf  σοΧΑοοαι  rührt.  », 
220,  26.   222,  30. 


i 


Zu  g^riechißchen  Prosaikern 


433 


I 


I 


I 


τους  δραττβτας  liest,  ao  panfit  dies  nirlit  in  da»  SatzgeAii?e,  die 
Buchatahen  cibe  weiaei»  vielmelir  muf  ύ  bi  hin.  Ob  Z.  (>  in  άποκα- 
λο  .  αιτα  etwa  άποκαλουμ€νους  steckt  ?  7  et  /λα  τιναττοοσι  .  0€V- 
Tu>v  Hclieint  άλλα  τίνα  προστιθί ντιυν  zu  sein,  ίϊ84^  1 1  ένκαλοΰσί 
τιν€ς,  383,  13  wird  Hndhaus'  HerstelliHig  durch  den  NeapolitaTiue 
nicht  bestatigtj  er  hat  ποτεν^γ  ]  τα",  was  wolil  ττοτ'  eveTKOViac 
heinBen  wird,  Aler  wo  der  ZusammenhaTig  unklar  iet,  iat  jede 
Vernruthung  mehr  ein  lu«U8  ingcnii,  ich  gebe  nur  ein  |>anr  Proben, 
die  vielleicht  hier  und  da  weiter  helfen:  I  124  oben  προοιμίαιν  ~ 
bintri^eujv?  I  271  fr.  XIX  άκριβ€σ]τ£ραν  σκ£ψιν?  Π  8,  4  ο]κα- 
[ρή)ά[νΑ]οΐ€ν;  πώς  h'  αν  άναΙιρ]θΪΕν?  vgl  U  28,  3,  11  27,  2 
λυμαιν[€]σθα|ι]?  U  29  coL  XXXIV  Π  υ]τ1ι]€ΐν[θ]τ€ρου?  II  91  fr. 
XIX  b  τοιούτψ  0υ[λλογισμψ? 

7,  Π  67  fr,  3  heiset  es  t[i  hi  καί  ijivtc  έφηοαν  iT€pl[ti- 
ν€σθαι]  το  Xeietv  και  τα1ϊ]ς  ά[σκήσ£σιν],  das  ist  doch  nichta 
anderes  als  das  «priuh  wörtliche  έκ  του  λΐχίΐν  τό  λ^Τ^ιν  itopiie* 
ται  oder  τό  λαλεϊν  ίκ  του  λαλ€Ϊν  (Syrian  Ι]  4  R),  wie  aus  dem 
folgenden   hervorgeht   αλλ'    οΊ     πλείστοι   π[αρ€στρ€φον?1το    και 

τό  λέγειν και  κακώς  έκ  του  λέγειν  ^φασαν    [π€ριγί]ν€- 

σθαΐ,  Sudhaus'  Ergänzung  σπανία>ς  Rcheint  mir  nicht  angemeßsen, 
man  erwartet  'fehlerhaft'  'verkehrt'  φαύλαις  oiler  πλημμελώς. 
Damit  haben  wir  das  griechische  Wort»  das  Cic.  de  orat  I  150 
anführt:  fallit  eos  quod  audiernnt  dicendo  homines  ut  dicant 
efficere  eolere ;  vere  enim  etiam  illud  dicitur  perverse  dkcre  ho- 
miftes  perverse  dicendo  faciUime  consegtti,  ^  üehrigeas  findet  »ich 
der  aus  Cic,  de  orat.  I  62 '  bekannte   Architekt  Philo    auch    bei 


*  Die  Erklärer  der  Bücher  de  oratore  könnten  etwas  mehr  an» 
den  Griechen  zur  Eriüuternng  beibringen,  »B.  heiBst  es  bei  Sorof  zu  I 
83  atque  ip^ain  eloqueutiam,  quod  ex  bene  dicendi  scientia  con&taret 
'nach  atoiecber  Moral  beruht  die  Tugend  auf  dem  Wiesen ,  warum  aber 
fehlt  die  Definition  der  Rhetorik  έτπστήμη  xoö  eö  λ^γ^ινί  So  oft  ich 
iitrigena  die  Cicerostelle  lese,  nehme  ich  an  atque  Anatoss  und  ver* 
nisae  eine  begründende  Partikel^  denn  ea  heginnt  der  Beweis  des  stoi- 
schen Satzes  oratorem  nisi  qui  sapiens  esset  eaee  neminem,  es  scheint 
mir  also  nütig  namqne  zu  scbreiben.  Zu  I  91  quasi  dedita  opera  ne^ 
minem  scriptorem  artis  ne  medioer iter  quidem  disertura  fuiaee  sollte 
auf  Plato  verwiesen  werden,  der  gegen  die  Fechtmeister  dasselbe  Ar- 
gument vorbringt,  Lach.  183«'  Οίαπ€ρ  επίτηδες  ούδίΐς  πώποτ'  ίύ&όκιμος 
γ4γον€ν  ^ν  τψ  πολ^μψ  άνήρ  tüjv  τα  6πλιτιχά  έπιτη&^υσάντων,  zu  Ι  220 
quid  etset  iracundia,  fervornti  muntis  an  cupiditaa  imenundi  dnloris  auf 
Arist.  rhet.  Π   i:J7>i'*  31   όργη   öpcEiq  μετά  λύπης  τιμωρίας,  eine  Stelle, 

lilietii.  Wwm,  t,  Fhllol.  K.  F.  LVU.  28 


434 


Fuhr 


Philixi,  I  192,  l  ύϋς  και  Φίλωνα  τον  αρχιτέκτονα  ττ€ρι  της  σκ^υο- 
θήκης  ούτος  αυτύς  ίίσήτατ^ν  5ημηγοροοντα.  Wir  winAe»  leider 
nicht,  wer  der  ούτος  αυτός  war^  ob  vielleicht  I>enietnoe  ναβ 
Plmlttfon?  er  hatte  Pliüo  erwühnt  (I  34Γ»,  l)  und  wird  voti  Phi- 
UHlf*m  in  dienem  Almrbnitt  iiftpr  angeHihrt,  gleich  ein  paar  Seite« 
tlHiauf  (197,  25)  lieiRet  es  παρά  hk  τψ  Φαληρ€Ϊ  λ€Τ€ται,  mn 
Name  nnift«  αΙ»ο  v<>rlit*r^rgftiif[|^eii  sein,  wie  Pliitodeui  fronet  dlirt 
6  Δημήτριος  6  Φαληρ^ύς  έν  τψ  nepi  τής  Ρητορικής  oder  et 
τοις  Ktpi  της  ρητοριιοΊς  συντράμμασι  (1  272,  4).  Im  Index  ι,. 
Δημήτριος  hütte  Sn^hniiR  zu  ττ€ρι  τών  Ισοκράτους  Ι  1ί»8,  1ί 
περιόδων    hinxurügen    βοΙΙ^μϊ* 

8.  II  fi,  7  ού  γάρ  bioptCci  λ^γων*  'θ€λή0ω  δ  και  ύμϊν 
συμφέρει,  π£ρϊ  ών  ^ή  και  π€ίθ€ΐν  πιυς  ίστιν'  —  έπ€ΐ  μ^τριον 
αν  ήν»  €1  και  ψ€οί>ος»  αλλ*  απλώς  λέγειν  ^TteiGci,  οτι  ττοτ'  δν 
βουληθή  τους  άκούοντας*  kann  ich  nnr  verstehen,  wenn  ieh 
άλλ*  άτΓλιίις  λ€γ€ΐ  iintlere,  vgl.  Π  17,  *»  ου  τοιούτο  h*  Ιύτ\ν 
το  6ΐτάγγ€λμα,  άλλ'  ι1>ς  απλώς,  περί  ού  ποτ'  αν  έθ^λιυσιν  αυ- 
τοί, π€ί0€ΐν. 

9.  \¥eing  glücklich  hat  iviidhane  die  2  Stellen  behandelt, 
in  tlenen  ein  Wort  ihn  DemoHtheiief*  über  Pbokinn  fiteht,  U  11)2 
καΐ  γάρ  [λ^τΙ^Γ  'τών  έμών  λόγων  und  Ιί  202,  25  8ν  ίφη  Δη* 

μοσθένης  ύψ τών    έαυτοΰ    λόγων.     Den    Gedanken    Imt 

inzwischen  Bchon  ν.  Wiluniowitz  anO.  tJ37  richtig  geetellt  und 
unter  Vergleichnng  vöu  Plut.  Dem.  10,  Phi>k.  5  σφατί^α  ergänzt 
Ich  hatte  niir  aii«8erdeni  Stob.  il7,  34  €ρχ€ται  €ίπ€ν  ή  τών  έμών 


die  Polilenz  de  Pctsidonii  libris  πίρΐ  παθών  (FlcckeiB,  Jahrb.  8iippl 
XXIV)  p.  Γι><ί>  vor  einer  ronjectur  bewalirt  hätte,  vgl,  auch  Hnr.  ep•  1 
^,  il^  f|ui  non  mndrrabiliir  irae,  iufüclum  volei  eise,  dolor  qnod 
BUaserit  et  mens,  dum  poena»  od  in  per  ν  im  feBtinat  iniilto.  —  1  i?OB 
(lA^i  Antonius:  id  faetam  qiind  in  principio  fieri  in  omnibus  thV 
putniioriiims  oportere  censco,  iii  quid  itiud  sit  de  quo  dtiputettir,  eiE- 
planetur^  wie  ähnlich  Cicero  an  andern  Stellen.  Darüiter  wird  er  von 
Prnnil,  Geschichte  der  Lagik  I  515  hart  angelassen,  er  spreche  *die  ab- 
gejiohmackte,  Bchulmässige  Behauptung  aus,  aber  warum  denn  den  guten 
Cicero  wegen  etwas  schellen,  was  auf  aeino  griecbiwcben  Quellen  ku- 
»üekgebt?  beiset  es  dr>ch  !iuch  bei  Plat.  Pbaidr.  'i37b  π€ρΙ  παντός  μ(α 
αρχή  τοΙς  μ^Κλουοι  καλύις  prmXcueoOai '  etfc^vai  ht\  irepl  ού  Öv  ή  ή  βοαλή 
κτλ  —  1  Γι8  de  iure  civium  generali m  in  nrdint's  nfUitc»nue  diseripto 
erklärt  sich  am  besten  uns  Aiscb.  1,  7  ττριίττον  μέν  περί  της  σωφροσύ- 
νης τών  παίδων  τών  ήμ€τίρων  ^νομοθέτησαν,  καί  διαρρήδην  άπ^δ€ΐΕαν| 
δ  χρή  τόν  παΐδα  τόν  iAcuBepov  έηιτη5€ύ€ΐν^  —  ίτΓ€ΐτα  &€ύτ£ρον  ircpl 
τών  μίίρακίιην,  τρίτον  δ*  ίψ€£ής  π€ρΐ  τών  αλλαιν  ηλικιών. 


Zu  griechiechen  Prosaikern 


435 


I 


I 


λόγων  0φυρα  και  κοπίς  iiotirt  υ  ml  verrnuthet,  da««  Π  202  σφΰ- 
ραν  €Ϊναι  zu  leseTi  sei,  worauf  aüch  II  102  die  Hpureri  φ€λυ  .  α 
zu  fUbren  Ridieiiieii. 

10.  11  141,  31  και  ταυθ'  ύις  ού  κατ6[ψ€υσ]μεν'  ήμεΐς, 
άλλ*  ώσπερ    έχ€ΐ  λ£Τθ[μ€ν,  ό  βίος]    μ€μαρτύρη|κ€ν  ήμιν]   και  ό 

ττάντ'  έ χρόνος  ergänzt  Sud  bau«  έμφανίΐων.  aber  Kolon 

κατά  τών  ψευοομΕνων  τον  χρόνο  ν  ενόμιαε  σαφέστατο  ν  Ι^λεγχον 
£ΐναι  Dem.  SC•,  '21,  τψ  χρόνψ,  öv  ύμ€Ϊς  σαφεστατον  Ιλ€τχον  του 
αληθούς  νομίσατβ  L)k,  19,  61,  ö  τ'  eieXeTXuiv  μόνος  αλάθ€ΐαν 
έτήτυμον  χρόνος  Find,  OL  Χ  53,  al^o  cXttxujv  oder  έΕ€λεγχιΐ)ν. 

H.  Einmal  ist  en  mir  glaub  ieb  gelnngen  ein  Brucbstück 
einzuordnen,  II  278  fr.  XX  a.  Da  b  fjol.  V  a.  E.  entfipricbt^  miias 
man  a  eiwa  col.  IV  a.  E.  oder  V  a.  A.  Hucben,  und  es  finden 
flicb  in  fler  Tbat  einige  8puren,  die  uns  bereebtigen,  dae  Fr.  dort 
einzoRetzen  col  IV  32  τήν  ττολιτικήν  ^=^  την  το,  zu  col.  V  8  βιβλψ 
wird  bi  τη  gehören»  9  λον  Δημάδη  ν  =  αλλαδην»  1 1  θέλοντας 
■^  θέλον.  Allerdingfl  gebt  dia  Gleichung  nicht  ganz  auf,  kq\ 
φιλο0θ  lüRRt  flieh  niebt  unterbringen,  aber  ebensowenig  in  b  μαλ* 
λυον,  wie  dort  auch  ϊϊΐ£λίχ[θη]  hinter  itpoc  άλλ  (Άλκιβιάδην  ?) 
stebL 

12.  Wenig  befriedigt  die  Art  und  Weieei  in  der  Sndbau« 
PbiloilemB  Platocitate  behandelt  hat,  ich  meine  nicht,  das»  er  ein 
paarmal  vergeeeen  hat  die  Stelle  anzugeben  (I  224,  5  Gorg.  456'', 
I  2<ΐ1,  8  Meno  9:V^  ff,  auch  wolil  II  2  col.  XII  9  u.  Π  184  fr.  IV 
Gorg.  450®),  nein  daws  er  die  Ueberlieferung  hei  Plato  vernaoh- 
läBRigt  hat.  Das  erste  Citut  steht  I  2,  7  ol  hl  τήν  (Τοφίαν  μόνην, 
οι  hk  την  λόγο  ν  ίχουσαν^  φ  προσφέρει  d  προσφέρει  καθάπ€ρ 
Πλάτων,  wozu  HadhaiiH  bemerkt  Gorg.  503.  Ah  ich  die  Stelle 
bei  Schanz  verglich  oi  άλλοι  πάντες  δημιουργοί  βλέποντες  προς 

το  αυτών  f ργον  έκαστος  ουκ  εική  εκλεγόμενος  προσφέρει 

προς  το  ^ργον  το  αύτου,  irlauLle  ich  im  ersten  Augenhlick, 
Philodem  bestätige  die  Lesart  des  Vindob.  προσφέρει  fit  προσ- 
φέρει, obwohl  mir  richtiger  erschien,  was  ich  mir  vor  Jahren 
hoigeschrieben  hatte  (ö  δν  προσφέρ»;ι>  ^  s.  gleich  darauf  τίθησιν 
6  άν  τιθή,  aah  dann  aber  gleich,  dass  ja  bei  Pbilodem  nocb  φ 
steht  und  erinnerte  mich  der  bekannten  Stelle  465''  τέχνην  αυ- 
τήν (nämlich  die  Beredsamkeit)  oö  φημι  εϊναι,  αλλ'  έμπειρίαν 
δτΐ  ούκ  έχει  λόγο  ν    ουίιένα   ών  προσφέρει,    wie   die  Neueren 


*  Etwas  weiter  ob«n   »chlage  ich    vor   τοΟτο  Μ  τέχνη   τις   είναι 
[ζώμολάγηταΐ'  ττώς  Λν  τις  ίχοι)  eiireiv  7Μ  ergftn?,en, 


4%  Fuhr  Zu  griechiechen  Proeaikem 

nach  Ficinus  udiI  Comarius  lesen,  aber  BT  haben  φ  προ<Τς>€ρ( 
&  πρθ(Τφέρ€ΐ,  und  diese  J^eeart  hatte  also  auch  Philodem  i: 
seinem  Exemplar.  Uebrigens  hat  auch  ών  προσς>έρ€ΐ  eine  Αι 
handschriftlicher  Gewähr  bei  Doxop.  ΤΓ  114  W. 

Die  Ueberlieferung  in  BT  bestätigt  Philodem  noch  an  eine 
andern  Stelle:  Π  177,  3  schreibt  Sudhaus  toG]  γάρ  δικαίου  [χ6 
piv  nalp€buJK€V,  während  bei  Plat.  457**  gelesen  wird  εκείνο 
γάρ  έπι  όικαία  xpeicji  παρέόιυκεν,  aber  biKoiqt  stammt  aas  einex 
Vindob.,  BT  wie  vulg  vor  Heindorf  haben  biKaioUy  es  ist  als 
έπι  γαρ  δικαίου  xpei<)i  παρέδωκεν  zu  ergänzen.  Im  Anfang  de 
f  Stücks  hätte  Sudhaus    auch   getrost  ού  τόν  bibaEavra  schreibfi 

sollen. 

II  17Π  wird  mit  einigen  stilistischen  Aendemngen  ein  Stuc 
1  aus  Kallikles'  Hede  Oorg.  486  angeführt.     Sndhans  hat,  schein 

I  es,    ver säumt    den    Apparat    nachzuschlagen,    denn    Z.  2    άπήγ( 

\  haben   BT,    9  war    aus  Plato   τυχόντα   aufzunehmen,     10    ist  τ 

I  überflüssig    und  II    muss    es    θα^εΐν  &v   heissen  (όποθάνοις  fi 

Plato).     Kallikles    hat  vorher   seinen  ganzen  Spott  anegeechüttc 
'  über  den  Mann,  der  sich  der  Philosophie  widmet  und   sein  Lebe 

mit  3  oder  4   jungen  Leuten    im   Winkel   (έν   γωνίςί)    verbring 
Das  erinnert  mich  an  Philod.  II   174  fr.  XIV  =  180  fr.   Via 
ιλυμηι  τών  έν  ταΐς 
.  .  νιαις  έσκιατροφημένιυν 
φιλοσόφων, 
wo  έπ\  λύμη  und  έν  γιυνίαις  zu  ergänzen  ist,  vgl.  Cic.  de  ora 
I  Γ)7  in  angulis. 

Berlin.  Karl  Fuhr. 


UNBEACHTETE  STRABOFRAGMENTE 


Die  umfangreicLe  Lücke  am  Hchlugee  des  7.  Buche»  Siraboe 
wird  von  uns  am  eo  störender  empfunden,  als  durch  eie  gerade 
die  Besclireibung  von  solchen  Ländern  betroffen  iet,  welche  zu- 
glduh  in  der  Geschichte  de«  Älterthume  eine  verbal tniesniäeKig 
wichtige  Rolle  apielen  :  Epirua,  Makedonien  und  Thrakien.  Zum 
ülück  ermöglichen  ea  unH  die  palatiniecben  und  vatieaniechen 
Ext-erpte  (vgL  hieriilier  Kramere  Aufgabe  Bd.  11  S.  72  ff.,  An- 
merkung), uoB  wenigatens  in  den  Hauptzügen  ein  Bild  von  den 
verloren  gegangenen  Th eilen  zu  machen.  Nach  Kramera  Zählung 
eind  es  im  Ganzen  58  Fragmente^  welche  uns  durch  diese  beiden 
Chrestomathie u  erliuiten  geblieben  aind ;  aber  gar  manches  davon 
verliert  an  Helbatändigem  Werthe,  da  oftmale  beide  AuRziige  einen 
nnd  denselben  Gegenstand  behandeln»  anetalt  ^  wie  eB  für  uns 
wünechenewertber  wäre  —  fiich  gegeneeitig  zu  ergänxen.  Des- 
halb mfiKaen  wir  e»  mit  Dank  begrüsaen,  wenn  sich  Mcineke  nncb 
andern  Hülfemitteln  umgesehen  hat,  um  die  Zahl  der  Fragmente 
zu  erhöben,  So  finden  wir  denn  in  seiner  Ausgabe  noch  folgende 
Bruchfilvicke,  die  er  den  Berichten  anderer  Sehrifteteller  entnom- 
men hat: 

fr.      1    =^  Steph.  Byz*  Δωοώνη 

„     11*=  Etym,  Magn.   p.   20Γ^  ti 

„     16*  =  8teph,  Byz.  Κραννών 

„     IG'»^  Steph,  Byz.   Όμόλιον 

„     2;r-^  Eustalh.  ad  11  Β  8ίΐ0 

„     58*  =  Stepb,  Byz*  Τετραχιυρπαΐ 

„     58^  =   Athen.  XIV  p.  657   f. 

Alle  diese  von  Meineke  aufgenommenen  Fragmente  enthalten 

ein    namentliches    Citat    Strabos    mit  Ausnahme    von    fr*    L 

Doch  auch  dies    letztere  für   straboniscbes  Gut   anzusehen,    wird 

tiae  nicht  unmethodiscb  erechetnen.   Wir  le»en  als  Straboe  letzte 


ι 


Worte  vor  der  Lücke  (μ.  32Ü  Cae.):  Κιν^ας  b'  hi  μυθαι6^στ€ρον  .  . 
und  in  tlleeem  Pmirmcnt  l  finden  wir  den  Bericht  eben  aicm 
Kiuea«  genau  über  denselben  et?geijf<tatjd  (Düdona)i  wie  tr  «»• 
bei  Slefilianue  Byzaptiue  β.  ν.  begegnet  Mag  freilich  8rr»bo  tot 
Ötepbanu»  nicht  aui*drückliüb  aU  GewährRmann  erwähnt  werde«, 
ao  iet  ea  ilocli  kaum  andern  moglicli,  als  dieitee  Citat  jene«  alt- 
bekannten Kineaf»  auch  bei  Stepbanua  auf  Strabo  surtickxufuhrca, 
zumal  tlioser  ja  ein«   Huiiptt|uelle  des  StephaiiUH  hiMet* 

Ist  e»  unti  nun  etwa  vergönnt^  zu  Meinc*kee  8trβbofrι^^IDentea 
nouh  neue  zu  Rammeln?  Diese  Frage  glaube  loh  mit  *Ja'  beaDt• 
Worten  zu  können  und  zwar  auf  Grund  dee  C  om  mentare  ros 
EuetalhiuH  zu  Dionyeiu»  periegetee  (abgedruckt  (ä 
Müllerö  Geograplii  Graeci  minorea  Π  ρ.  201  ff.).  Schon  llnprt 
hat  man  JH  den  hohen  Werth  aiese»  Commentare»  erkannt,  wel- 
über  Huf  irewiBnenhafter  Benutzung  antiker  Quellen  beruht  (fSr 
die  geographiacben  Tbeile  sind  Rtrabo,  Stepbanua  ßysantioa,  He- 
rodtit  und  Arrian  excerpirt),  Schon  früher  (Rhein.  Mae*  Bd.  56 
p,  SSS  Ü\)  habe  ich  naehieuweiwen  geencht,  wie  wir  im  einselntii 
verderbte  Stellen  Strahoe  an  der  Hand  dieaes  Comtnetitare  Ter- 
besnern  klinnen,  wie  alao  Euetathins  ein  beaeeree  Rxemplar  au 
Strabo  betsessen  zu  habtrn  ecbeint,  aU  die  erhaltenen  Handeühriften 
darutellen.  Daher  lag  mir  die  Vermittbung  nalie,  daes  Euetatbius 
nicht  nur  ein«  beeeere,  eondern  auch  eine  vollständige  ff 
Handschrift  des  Straho  beeeeeen  liabe,  welche  nnoh  nicht  durch 
die  Lücke  in  Buch  7  entetellt  war,  Zur  Gewieeheit  aber  wird 
mir  diene  Verniuthung  erhoben  durch  fr,  23*,  in  welchem  wirj* 
in  der  That  der  Belefleuheit  des  Euätathiue  (näinlieh  seinem 
BoDiercommentar)  ein  etrabouieche«  Fragment  verdanken,  leb 
h;ibe  nun  alle  diejtmigen  Stellen  des  DionyscouimentarSi  in  denen 
irgendwie  eine  Erwähnung  oder  Bescbreibung  von  Epirue,  Ma- 
kedonien und  Thrakien  zu  vemauthen  war,  durdigeleeen  und  auf 
die  Quellen  hin  geprüft,  nämlich  die  Verse:  95;  132 — 174;  254 
—2Ü0;  298—331;  378— 4Π0;  427-431;  488—496;  513—525; 
538-553;  B75— 576;  587—590;  662-767;  793—814;  821, 
863;  1088—1106,  Die  übrigen  Stellen  dee  weitBcb weifigen  Com- 
mentars  durchzuarbeiten»  habe  ich  bis  jetzt  wenigstene  unter- 
lassen. Denn  nach  dem  Ertrage  der  durchfu  rechte  η  Tbeile  xu 
BchUeseen»  hätte  ich  aus  jenen  entweder  gar  keinen  gefticlierten 
Erfolg  erwarten  dürfen  oder  doch  nur  einen  solchen,  der  nicht 
im  entferntesten  der  aufgewandten  Zeit  und  Mühe  entsprochen 
hätte.      I>enn    so    Itiicht    auch    auf    der    einen  Helle    die   Quellen* 


Unbeachtete  Strabofragmonte 


439 


fu rechung  dee  Euetathiue  erscheint,  inHiifern  als  er  an  Hunilerten 
von  Stell*in  «eine  Gewälirfimiinner  gewiHRtiDhaft  mit  Naniciii  an- 
fiihrt,  Bü  giebt  es  docli  vieüeicbt  noch  zahlreicbtjre  Htelitin,  wo 
wir  nur  auf  Vermuthun^en  angewieeen  eiDd,  weil  Euetatbiue  dort 
—  niebr  aiia  Nachläeiigkeit,  ak  um  mit  dem  Schein  von  Ge- 
lehrnamkeit  zu  prunken  —  die  Nennung  seiner  Uaelle  unlerlaHsen 
hat.  Auch  die  sichere  Thataaobe^  dase  Eustatbiue  von  Geographen 
eigentlich  nur  die  schon  oben  erwähnten  Schrift Hteller,  nämlich 
Straboj  StephanuB,  Berodot  und  Arrian  ausgebeutet  hat,  hilft  uns 
nicht  viel  weiten  Denn  die  Schluesfolgerung:  'Alle  geographi- 
schen Stellen  des  EuHtatbiüB,  die  nicht  von  ihm  ausdrücklich  dem 
Arrian,  Herodot  und  Stephanue  zugeschrieben  werden  oder  dort 
von  uns  nachgewiesen  werden  können,  sind  etraboniscb',  diese 
Scblusefolgerung  wäre  voreilig*  Wir  besitzen  ja  leider  nicht 
den  ganzen  Stepbau  ue  und  Ärrian,  eudnss  ein  nnmenlos  über- 
lieferter geogra|>hiBcher  Bericht  des  Eustatbius  ebenso  gut  auch 
eine  fehlend©  Stelle  dieser  heiden  Schriftsteller  wiedergeben 
konnte.  Doch  trotz  alledem  gab  ich  die  Hotfnung  auf  Gewinn 
nicht  auf.  üass  ich  freilich  namentlich  überlieferte  Strabo- 
fragmente  entdecken  wUrde,  war  mir  von  vornherein  unwahr* 
§cheinlich.  Das  biesne  doch 'die  GewisRenbaftigkeit  eine«  Mcineke 
zu  gering  einschätzen  (freilich  β.  unten  eine  wichtige  und  merk- 
würdige Ausnahme),  Meine  Forschungs weise  gründete  sich  nun 
auf  folgende  Erwiigung:  Eustathius  verarbeitet  eeine  Quellen  nicht 
etwa  gründlich,  ßondern  fügt  die  verschiedenen  Berichte  lose 
neben  einander»  eodass  die  Fugen  für  uns  noch  deutlicli  zu  er- 
kennen sind.      Ein   Beispiel  genüge: 

Eustathius  p.  315  (Müller): 
V.   1  — 3  ^  Strab.  p.  591 

4  =  Steph.  Byz,  Σηστός 
5—6  =  Herod,  IX  114 
fi— 11   =  Strab.  p.  590  f. 

11—13  =  Strab.  p.  813 

13— U  ^  Steph.  Byz,  "Αβυίϊος  (Vi 

14  — 1(>   ^   Eustathiiie  selbst 

16—19  =  Istros  (bei  Strabo?) 

Id—'ZQ  =  Steph.  Byz.  "Αβοοος 

2β— 32  =  Eust.  selbst 

32—33  =  Strab,  fr.  51 

34—37  =  Strab.  fr,  33  u.  36 

37—44  =  Enat  eelbst 


440  Kunze 

44—45  =  Strab.  ρ.  487 
46  =  Arriau. 
Wenn  nun  also  eine  innerlich  zueaniraenhängende 
geographisclie  Notiz  des  EustathiuH  eich  zum  Theil  nachweis- 
lich deckt  mit  einem  aDerkannten  Strabofragraent  oder 
einer  sonstigen  Strabostelle,  so  wird  wohl  auch  der  andere  Theil, 
welcher  mit  jenem  ein  organisches  Ganzes  bildet,  dem  Strabo 
entstammen.  Somit  besteht  das  Ergebniss  meiner  Untersuchung 
mehr  in  der  Erweiterung  bekannter  Strabobruchstüeke  als 
in  der  Auffindung  neuer  Fragmente.  Ja,  ich  habe  sogar  auf  die 
Ausbeutun/r  aller  der  Stellen  verzichtet,  wo  zwar  die  Art  des 
Inhaltes  mit  einer  gewissen  Wahrscheinlichkeit  auf  Strabo  als 
Gewährsmann  schiiessen  läsHt,  aber  kein  anderer  Anhaltspunkt 
vorliegt.  Um  nur  ein  Beispiel  anzuführen,  Strabo  spricht  ver- 
schiedene Male  (fr.  29,31  und  H2)  vom  toronäischen  Meerbusen; 
da  ist  doch  wohl  die  Annahme  beinahe  zwingend^  dass  er  auch 
die  Stadt  Torone  erwähnt  haben  wird,  welche  dem  Meerbusen 
den  Namen  gegeben.  In  unserm  Strabo  nun  steht  nichts  von 
Torone,  dagegen  lesen  wir  bei  Eustathius  p.  276,  v.  13  f.  die 
sehr  brauchbare  Nachricht :  ίνθα  που  και  τόπος  τις  κατά  παρα- 
φθοράν  Τορώνη  λεγόμενος.  Da  möchte  man  gern  diese  Worte 
auf  Strabo  zurückführen  und  zwar  um  so  lieber,  als  uns  im 
vorausgehenden  —  wenigstens  meiner  Ueberzeugung  nach  —  ein 
strabonisches  Fragment  vorliegt.  Aber  die  in  diesem  Bruchstück 
erwähnte  Halbinsel  Pallene  und  die  Stadt  Torone  (auf  der  Halb- 
insel Sithonia)  können  unmöglich  bei  Strabo  unmittelbar  neben 
einander  erwähnt  worden  sein,  und  es  liegt  uns  daher  hier  keines- 
wegs ein  zusammenhängender,  einheitlicher  Bericht  vor.  So  habe 
ich  nicht  nur  diese,  sondern  alle  Stellen  ausser  Acht  gelassen, 
in  denen  wir  nur  bis  zu  einer  Wahrscheinlichkeit,  nicht  aber, 
gestützt  auf  sichere  Anhaltspunkte,  bis  zu  einem  hohen  Grade 
von  Gewissheit  gelangen  können. 

Folgende  Stellen  glaube  ich  nunmehr  als  strabonisch  in  An- 
spruch nehmen  zu  dürfen : 

1.  Eustathius  (Müller)  p.  268,  44— p.  260,7:  φησί  bi, 
6  αυτός  Γεωγράφος  και  δτι  6  Ίστρος  ποτέ  Ματόας  έλέγετο, 
δ  ίστι  κατά  "Ελληνας  δσιος*  καΐ  δτι  πολλάκις  μέν  οι  Σκύθαι 
bi'  αύτου  περαιούμενοι  ούόέν  έπασχον,  συμφοράς  bi  ποτ€  αύ- 
τοϊς  έπειςπεσούσης  ήρμηνεύθη  Δάνουβις  ή  Δάνουσις,  ώςπερ 
του  άμαρτεϊν  εκείνους  αΐτίαν  ίχων  (τουτέστιν   αίτιώμενος  hxa 


Ucbeachiete  Strabofragmente 


Ut 


του  τοιούτου  ονόματος  ύπ'  tKtivtuv  κατά  την  αυτών  γλώσααν, 
ώς  αίτιος  αύτοϊς  ί>υςτυχιας  γενόμενος).  Dieee  von  Eustatbiue 
aumlrikklitb  als  Erzählung  dea  Strabo  (denn  er  ist  κατ'  έΗοχήν 
Ο  Γεωγράφος)  bezeicbneten  Worte  würden  wir  bis  jetzt  vergeb- 
licb  in  unRern  StrabüauÄgaben  sucb«!!.  I^enn  der  Gedanke,  daes 
wir  une  hier  in  der  glücklicben  Lage  befinden^  ein  nanientlicb 
bezeugtes  Strabofragment  zu  besitzen,  ncbeint  den  Herausgebern 
biHher  nicht  gekoiniiien  zu  eein.  Dae  mag  eeiueti  Grund  darin 
haben t  dasR  unH  bei  Hteph.  Byz.  unter  Δάνουβις  eine  ganz  ähn- 
liciie  Angabe  überliefert  isl :  Δάνουβις  ή  Δάνου0(ς»  Ίστρος  6 
ποταμός»  πάλαι  Ματόας  καλούμενος,  συμφοράς  bk  τοις  Σκύθαις 
έπιπεσούσης  ουταις  εκλήθη.  Ματόας  5έ  λέγεται  ές  την  Ελλη- 
νίδα γλώοααν  άσιος.  υτι  πολλάκις  περαιοόμενοι  ουδέν  έπεπόν- 
θεισαν.  ό  bi  Δάνουσις  ίρμηνεύεται  ώςπερ  του  άμαρτεΐν  έχων 
αίτίαν.  Anstatt  nun  anzunehmen^  daee  wie  in  zahlreiclien  andern 
Fällen  (man  vergleiche  hierüber  den  index  acriptoruni  in  Meineke« 
Stejihanuwausgabe),  so  auch  hier  Stephanue  von  Strabo  abbS^ngig 
i«t,  bat  man  bisher  vennuthet,  flaBs  es  nicb  hier  bei  Kiistathiue 
um  einen  Schreibfehler  handelt,  der  au«  dem  ursjniingliehen 
έθνικογράφος  (db.  StephanuB)  ein  γεωγράφος  (db.  Strabo)  hat 
entwtuhen  liienen  ([iernhardy:  'ceterum  ό  αυτός  Γεωγράφος  mim m^ 
ni  librarionun  la^iHus  procndit»  i^uiii  |>lerai|ne  Bint  deprtjinpta  de 
Stephano  v.  Δάνουβις;  nequ«  enim  Strabo  tale  aliquif]  memo- 
ravit,  Unare  videtur  vetas  lectio  fuisee  nblitterntii  6  dOviKO- 
γράφος).  Oui^b  ecbeint  en  mir  sehon  bedenklieb,  ilas  in  diesem 
Commentar  wenigstens  kaum  nachweisharii  έθνικογράφος  durch 
Conjectnr  zu  erscliliesKen  (EuMatbiiia  citirt  ge  wob  η  lieh  mit  den 
Worten  6  τά  ΐθνικά  γράψας),  und  zweitens  wünlen  dmdi  dann 
dieee  Worte  ό  αυτός  ^θνικογράφος  weder  zu  ileni  vorausgcben- 
clen  nocdi  zu  dem  nach  folgen  den  Berichte  pappen,  der  in  beiden 
Filllen  aicb  an  Straho  anlehnt  (p.  208  v,  43;  τόν  παρά  τώ  Γεαι- 
γράφψ  ϊτερον  Ίστρον  und  ρ,  269  ν.  7:  λέγει  δέ  εκείνος  και 
ΟΤΙ  τώ  Ίστρω  παράλληλα  κτλ.  —  Htrab.  ρ*  313),  Deshalb  bat 
man  auch  an  einen  «ach lieben  irrtlnim  des  Eustathins  selbut  ge* 
dacht,  der  hier  den  Stepbanus  mit  Strabo  verwechselt  habe.  So 
«cbreibt  Müller,  *At  quae  sequuntur,  erroreni  ip«ius  ptjtiu«  Ku- 
stalhii  CBse  coarguunt\  Müller  ist  ee  aber  an<:h,  der  in  seinen 
folgenden  Worten  zweifelnd  diejenige  Aneicbt  andeutet^  die  ich 
rückbattlciB  für  die  einzig  richtige  erkläre,  das?  wir  hier  nämlich 
ein  Strabofragment  vor  uns  haben;  *Motlo  errorem  subesse  recte 
statuamuH.     Fieri  enim   potestf  ut  noetra  petita  »int  e  Straboniani 


^nnse 


Ubri  eeptiiui  parte  depenJitu,  quam  luadaverit  Stepbanus*.  Mit 
dieser  ÄDiiahmt!  lüüen  eich  alle  bieberiiien  Schwierigkeiten  der 
Erkltirtiiij;  am  eiafaclieten  und  fiatürlichi^ieiL  Uebrigetis  können 
wir  auB  Strab.  p.  305  und  p.  Sit  noob  deutlich  nacbweieen,  d&M 
Strabo  in  der  That  am  derartige  üebergange  der  Skythen  über 
die  Donau  naeb  Tbrakien  gewuset  bat.  Und  die  Wahrscheiulich- 
keit,  daee  er  gegen  Sehlues  seines  7.  Btichee,  wo  er  ja  Thrakien 
behandelt,  noch  einmal  auerdbrÜcb  auf  diesen  Gegenstand  zu 
sprechen  gekommen  istt  wird  wohl  niemand  von  der  Hand  weisen. 
Die  von  mir  eingeklammerten  Worte  des  Eustathiue  (TOUteCJTlv 
bis  γενόμενος)  möcbte  ich  nicht  zum  Strahofragment  selbst 
rechnen,  sondern  ich  sehe  in  ibnen  nur  eine  Erläuterung,  die 
Eustathiue  2u  den  vorausgebenden  Strabo worten  giebt.  Daher 
fehlen  auch  die  e!ite|>recbeTiden  Worte  bei  Stephanus.  Scbliese- 
lich  sei  noch  beiläufig  darauf  hingewiesen,  daee  wir  uns  an  dem 
citirten  Stepbanusartikel  eine  Vorsteüung  von  der  unyerst&n- 
digen,  ja  ein u losen  Art  uinl  Weiee  bilden  können,  in  welcher  der 
Epitomator  den  Text  des  Stepbanua  behandelte.  Es  macht  sich 
nämlich  die  Umstellung  der  Worte  0υμφορας  bis  εκλήθη  (wie 
auch  Meineke  will)  hinter  £π€ττόνθ€σαν  nothwendig,  um  nur 
einigermftftsen  den  urspriingÜchen  Sinn  berzustellen,  was  wir  ja 
bier  an  der  Hand  von  Euetathius  bequem  beurtheilen  können*      fl 


2.  Euetathius  p.  309  γ,  3P. 
— 43:  Κορινθίων  ίστ\  κτίσμα 
ή  Κέρκυρα  και  ηύίήθη  ποτέ,  και 
ποΧλάς  πόλΕίς  και  νήσους  ώ- 
κισε  και  ναυτικόν  ^σχ€  ττολύ, 
ώςτε  και  έν  τψ  ΤΤερσικώ  πο- 
λεμψ  ο\  Κερκυραίοι  ναυς  έίή- 
καντα  έπλήρωσαν,  Οταν  το  άμ* 
φίβολον  του  πολέμου  εύλαβού- 
μενοι  ούτε  τψ  Ξέρί^  ούτε  τή 
Έλλάοι  έβοήθησαν,  άλλα  την 
βοήθειαν  άνεβάλλοντο.  '  Ηρη- 
μώθη  hk  αύθις,  Οίς  και  εϊς 
τοιαυτην  παροιμίαν  ττεσείν* 
'ελευθέρα  Κέρκυρα,  χεΓ  δττου 
θέλεις'. 

Diese  beiden  Angaben  über  die  einstige  Macht  (von 
60  öchiffen  eprinht  anob  Herodut  Vll  168)  und  den  nacbmal 
Verfall  von  Korkyra  ergangen  eich  auf  das  vortheilhafteste.    Einen 


=  Strab,  fr.  7:  δτι  im  yi- 
λοίτι  έν  παροιμίας  μέρει  *^€- 
λάται  Κέρκυρα  ταπεινιυθείσα 
τοις  πολλοίς  πολε'μοις  =  fr.  8 : 
οτι  ή  Κέρκυρα  τό  παλαιόν  ευ- 
τυχής ην  και  6υναμιν  ναυτικήν 
ττλείστην  εϊχεν,  αλλ*  υπό  πολέ- 
μων τινών  και  τυράννων  εφ- 
θάρη'  και  ύστερον  ύπό  *Ρυϋ- 
μαίων  έλευθερωθΕίσα  ουκ  έπη• 
νεθη,  αλλ'  έπι  ^oibopia  παροι- 
μίαν ελαβεν*  ελευθέρα  Κόρκυρα, 
χέν  απου  θέλεις' 


ή 


Ußbeachtete  BtrabofragmGutß 


443 


I 


zwiri^enden  Beweie  iluiiir,  JaHH  uilk  vuiu  erBteri  bi»  zum  letzten 
Worte  tles  EuetHtbiuö  wirklkh  die  Angabe  des  Htmbo  vorliegt, 
sehe  icb  in  folgeiideiii  Ihiistaiide,  Die  eigentliebi*  Scliärfe  de« 
Spott verpes:  *έλ€υθ£ρα  Κόρκυρα,  χέΖ'  δττου  θέλ€ΐς'  winl  uns  aue 
dein  bie  jetzt  bekannten  fr.  S  gar  niLdit  recht  klar,  sondern  es 
musR  unbedingt  neben  dem  έλ£θθ€ροϋ0θαι  aucli  da«  έρημοϋοθαΐ 
dee  E*i8tatbiu8j  sei  es  wörtlich,  sei  es  wenigstens  dem  8inne  nach 
genannt  gewesen  sein  (das  ούκ  έτπ}ν6θΓ|  in  tr.  8  ist  ho  nmtt 
und  farblos«  dase  es  beinahe  wie  corrupt  anssieht).  Ergänzen  wir 
nun  fr.  7  und  8  dnrcb  die  angeführten  Worte  des  Eui^tatbine^ 
so  verscbärft  nicb  uns  das  Witzwort  der  tTriechen  zu  dem  beissen- 
den  ÄusHprutib:  *Ihr  sei 4  frei,  Kerkyräerl  Ihr  könnt  jetzt  thun, 
was  ihr  wollt;  ja,  ihr  könnt  zB.  sogar  x^leiv,  wo  ihr  wollt, 
gleich  mitten  in  der  Stadt;  denn  diese  nenre  Stadt  gleicht  ja  über- 
haupt mehr  einer  Einöde  als  einem   bewohnten  Orte  * 

a  Euflt.  p.  242,  4— 11:  έχβΐ  =    Strab.    fr.   ö8    Änf.:    οτι 

γαρ  άμφφόλως  ταύτα  ί>ιά  τους     Ελλήσποντος  ούχ  ομολογείται 


παλαιούς,  ών  öl  μίν  μόνα  τα 
κατά  Σηστόν  και  *Άβυοον  Έλ- 
λήστιοντον  eiTTov,  di  hi  και 
ολην  την  ΤΤροποντίοα.  ο'ί  δέ 
μέρος  τι  αυτής  το  εντός  TTe- 
ρίνθου  ήτοι  'Ηράκλειας  τψ 
Έλλησιτόντψ  απένειμαν,  οι  5έ 
και  τι  τοϋ  Αιγαίου  πελάγους 
τψ  Έλλησττόντψ  προςεθεντο* 
καθά  που  τάχα  και  Όμηρος, 
όπερ  και  πλατύν  έκεϊνος  λέγει 


παρά  πάσιν  ό  αυτός»  άλλα  5ό- 
ίαι  περί  αύτου  λέγονται  πλείους. 
οι  μέν  γάρ  ολην  την  ΓΤροπον- 
Txha  καλοΰσιν  Έλλήσποντον, 
ot  b€  μέρος  της  Προποντίίϊος 
τά  εντός  Περίνθου "  όί  5έ  προς- 
λαμβάνοοσι  καΐ  της  έΕιυ  θα- 
λάσσης της  προς  τό  Αιγαίον 
πέλαγος  και  τον  Μέλανα  κόΧ- 
πον  άνεψγμενης  ....  μάρτυρα 
και  'Όμηρον  καλούντες  κτλ. 


Έλλήσποντον, 

Öcbon  Müller  hat  die  Thatsacbe^  dasH  es  sich  hier  um  ein 
ziemlieb  umfänglicbcs  8trabofragment  handelt^  richtig  erkannt, 
wenn  er  zu  der  Stelle  des  Euatathias  sieh  äussert:  'Ducta  sunt 
e  Strabone ,  cnius  vide  Hb  7  fragm,  ¥atic.  57  (Meineke  58)*, 
Doch  hiit  es  ^rülfer  noch  unterlaesen»  eine  wichtige  Folgerung 
zu  ziehen^  ilass  wir  nämlich  aus  Eust.  das  vaticanische  Strabo• 
brochBtütjk  trefflich  ergänzen  können:  Bis  jetzt  fehlt  ja  bei  Strabo 
die  ganz  unerlässlicbe  Angabe,  dase  manche  Gewährsmänner  nur 
die  Meerenge  zwischen  Seetus  und  Abydus  Hellespont  nennen  ί 
also  gerade  die  allergebräucbiiehste  Auffassung  ist  bei  Strabo 
nicht  angegeben,  wenn  wir  nicht  auf  Grund  von  EuHtathius  bei 
Strabo  zwiRcben  dt  μέν  γαρ  und  Ολην  την  ίΤροποντί5α  die  Worte 


aufoeiiiuen:  (μόνα  τα  κατά  Σηστον  και  *Aßubov,  οι  be  και^. 
Dil  man  οοίΐ  ferner  buk  den  bei  Eastathius  ν  11  folgenticn 
Worten  (τούτοις  ht  μη  φαινόμενος  άκολουθον  ό  Διονύσιος) 
deutlich  erkennt,  dasö  er  bie  zu  dieser  Stelle  nur  aus  einer 
Quelle  geschöpft  hat,  eo  Laben  wir  auch  noch  cks  Homürcitat 
V,  10  (ττλατύν  έκ€Ϊνος  λεγέΐ  Έλλήσποντον  =  Hom,  II,  Ρ  432 
und  Η  86)  als  straboniecbeR  Eigentbum  zu  rechnen.  Und  in  der 
Tbat  finden  wir  ja  im  vaticaniechen  Strabolragraent  echon  xwei 
andere  Homerstelltjn  cllirt,  dnrch  welche  Strabo  in  seiner  be- 
kannten Weise  geographische  Ansichten  einer  spätem  Zeit  Bcbon 
als  homerisch  zu  erweisen  secbt  (11,  I  360;  Δ  520  und  Β  845). 
4.  Eust.  p.  244,  5— B:  Δια  hi  το  κακόΕενον  και  όύςπλαον 
αύτοο  και  το  €ίς  ΤΤόντον  άκελθεΐν  ομοιον  ην  τώ  €ίς  μ€τα  κακόν, 
ώς  και  οι  παλαιοί  φασιν^  Öirtp  μ€χρι  και  εΙς  δρτι  κρατ€Ϊ,  και 
τοΟτο  br\\oi  μέν  και  ύ  ΓίΟίγρόφος,  UieseB  ufFenbare  Straba- 
citat  will  Müller  (in  seiner  lateinischen  üebersetzung  des  Eu- 
f+tathius)  in  Strabu  p.  21  wiederfiniien,  verniiitblicb  in  den  Worten: 
τους  ιτλέοντας  έκ€ΐσ€  (seil,  €ΐς  τον  ΤΤόντον)  όμοίιυς  έκτοττί- 
ieiv  έδόκουν  ώςιτΕρ  τους  Um  στηλών  έττΐ  πολύ  προϊοντας. 
Doch  von  der  Ansicht,  dass  το  €ΐς  ΤΤόντον  άττελθεΐν  δμοιον  ή  ν 
τώ  εις  μέ^α  κακόν,  lesen  wir  dort  nichts»  und  es  widerspräche 
aller  Wahrscheinlichkeit,  dae»,  wenn  hier  wirklich  nur  ein  un- 
genaues Citat  von  Slrabo  p.  *J1  vorlüge,  bei  dieser  Citirung  die 
ITafisung  dee  EustathtuM  schärfer  und  bestimmter  ausgefallen  sein 
sollte  wie  die  des  ausgeRch riebe iien  Strabo  selbst.  Denn  so  ist 
doch  ohne  Zweifel  das  Wertverhältniss  zwischen  ίκτοττίί€ΐν  und 
€ΐς  μέγα  κακόν.  Nein,  wenn  man  für  die^e  EnstatbiuseteHe  den 
erhaltenen  Text  de»  Strabo  heranziehen  wollte,  so  wäre  viel  eher 
an  Strabo  p.  29S  (Rndc)  zu  tlt^nken :  δττλουν  eivai  τότε  την 
θάλατταν  ταύτη  ν  καΐ  καΧεΐσθαι  ^ΆΕ^νον  bia  το  6υςχ€ΐμ£ρον 
και  την  αγριότητα  τών  περίοικου ντοίν  εθνών.  Doch  aueh 
dießi!  Stelle  entspriclit  in  einem  wichtigen  Punkte  nicht  der  Dar- 
stellimg  deK  Entitalbius.  Während  nämlirh  dieser  auftdrücklieh 
aueh  von  der  Gegenwart  spricht  (όπερ  μέχρι  και  εις  άρτι  κρα- 
τεί), gelten  Strabos  Worto  ρ.  298  nur  von  der  VerpHngenbeit 
(τότεν.  Meiner  Ueberzengung  nach  habeii  wir  es  auch  hier  — 
was  nuifi  bisiier  verkannt  hat  —  von  Anfang  bis  zu  Ende  mit 
einem  ^traboniscJien   Fragment  aus   Buch  7   zu   thun. 

Γ).  EuRt.  p.:uri,32--37:  Σά-  =    Strab.     fr.    50;     ίbίbαEε 

μος  Θρςικια,  ήτις  Kaßeipujv  εϊ-     τους  Τρώας  τα  4ν  Σαμοθράκη 
χεν   ιερά,    οι    και   Κορύβαντες     μοστήρια. 


Jnbeaclitete  Sirabafragnnente 


έλΐτο 


fovTo,  και  Θ 000 ς,  ήτις  και 
χρυσία  είχε  ποτ€,  και  το  Δά- 
τον  συνώκισε,  ιτόλιν  ivhoEov 
περί  την  του  Στρυμόνος  πα* 
ραλίαν.  άφ*  ου  τταροιμίαν  οι 
παλαιοί  φααι  'Δάτος  αγαθών*, 
ώς  τό  'αγαθών  άγαθίδες*. 


fr.  51:  δτι  τους  έν  τή  Σα- 
μοθράκη τιμωμένους  θεούς  ει- 
ρήκααι  πολλοί  τους  αυτούς  τοΐς 
Καβεΐμοις, 

Strab.  fr.  33  (Ende):  eicTi  hl 
περί    τόν  Στρυμονϊκόν  κόλττον 
πόλεις   καΐ    ?τεραι,  οΐον  .  .  . 
Δάτον,  δττερ  και  άρίστην  ?χει 
χώραν   καΐ  ευκαρπον   καΐ  ναυ- 
πήγια  και  χρυσού  μέταλλα  *  άφ' 
ου  καΐ  παροιμία  'Δάτον   αγα- 
θών,   ώς    καΐ  'αγαθών   άγαθΐ- 
bας'   —  fr,  36  (Anfang), 
Es  ist  uTiverketinbar,    iiasB  Euntath  ganz   und    gar    die  Er* 
aäblung  Strabos  wiedergiebt.    DaB  Nene  nun,  daa  wir  aus  Eustath 
aU  BericbtStraboB  kennen  lernen,  besteht  in  der  Nacbriobt,  dase 
Daton  eine  Colonie  von  Tbaeos  JBt, 

r>,  Eu8t.  p.  298,  11  — 12:  άπ*  =  Strab,  fr.  3:   ΰτι    ή    πα- 

αύτής  και  'το  Δωδωναίο  ν  χαλ-      ροιμία    'το    έν   Δuu^ώvτ|  ^αλ- 
κεϊον*  έπι  τών  πολυλόγων.  κίον'  εντεύθεν  ώνομάσθη,  κτλ, 

Pnrcb  Euetatbiue  wird  also  da»  etraboniBobe  fr.  3  inRofern 
erweitert,  als  wir  nunmehr  erfahren,  daea  das  Sprinhwort  auf 
eohwatzhafte  Menschen  angewendet  wurde  (hierzu  siehe  auob 
Stepb.  Byz.  s.  v.  Δωδώνη), 

7.  Eust  p.  314,  42—315,  \:  Σηστός  μέν,  Λεσβίων  άποι- 
κος, καθά  και  ή  Μάουτος,  ώς  ό  Γεωγράφος  φηαί,  Χερρο- 
νησί  α  πόλις,  'Aßubou  ί)ΐέχουσα  στα^ίους  λ',  έκ  λιμένος  εις  λι- 
μένα, Dass  Eustath  eich  hier  der  Angaben  des  Strabo  bedient 
bat,  giebt  er  ja  selbst  an,  aber  das  VerständniBS  der  Htelle  wird 
nns  insofern  erschwert,  als  wir  die  Bemerkung  ώς  ό  Γεωγράφος 
φησι  einerseits  auf  Λεσβίων  άποικος  beziehen  können  (und  dann 
erfahren  wir  aus  Eustath  nichts,  was  wir  nicht  schim  aus  Strabo 
p.  Γιί>1  wiiBsten);  andererseit«  aber  konnten  diese  Worte  auch  zu 
ή  Μά6υιος  gehören,  und  dann  würde  dadurch  für  uns  das  stra- 
boniscbe  fr.  56  ergänzt:  είτα  Μάδυτος  και  Σηστιάς  άκρα  κτλ. 
Die  letztere  Annahme  gewinnt  sehr  an  Wahrscbeinlicbkeit  durch 
dan  eigene  Geständniss  Strabos  (p.  591):  περ\  6έ  Σηστού  %a\ 
τής  ολης  Χερρονήσου  προείπομεν  εν  τοις  περί  της  Θράκης 
τόπο  ι  ς,  dh.  Strabo  bat  in  dem  verloren  gegangenen  Scbluaa 
des  7*   Buche«  auadrUcklich   über  Sestos  usw.  berichtet, 


446 


Kanze 


\ 


p.  205:    και  αύτοι    οι  Φ( 
Βρίτ€ς  €ίσί,  θράκιόν  τι  ί< 


=  Strah.  fr.  27:  δτι  f| 
λήνη    χ€ρρόνησος,    Τ\ς    i\ 
ισθμώ  κ€ΐται  ή  πριν  μέν  Τ 
baia,    νυν     bk    Κασσάνδ 
Φλετρα  τό  πριν  έκαλεΐτο. 


Hifrzu  i^efiellen  eich  non  nor-1i  einige  Bmchntlicke,  di 
nni  Dur  von  geringer  B^rdeutung  sind,  weil  ihr  Inhalt  niri 
über  da«  binher  wchon  Bekannte  hinaufgeht : 

«.  EoRt.  p.  275.  ίίΟ-  32:  κα-  =  Strah.  fr.  25:  Βρ{τ€ς 

λούμενοι  bt  ποτέ  Βρίγες.  είτα  κών  έθνος,  ών  τιν€ς  biaßc 
μεταβάντες  είς  Άσίαν  μετεπε-  εις  την  Άσίαν  Φρύγβς  j. 
σον  ε{ς  τό  τών  Φρυγών  δνομα  νομόσθησαν,  iiehe  aacli  S 
=  Ε  u  et.  ρ.  359,  40-42:  δλλοι 
bi  φασι  και  έτερους  Ευρω- 
παίους εϊναί  ποτέ  Φρύγας,  έΕ 
ών  περαιίϋθίντιυν  οΊ  κατά  τήν 
Άσίαν  έγίνοντο. 

9.  Euet.  ρ.  276,  11-13: 
οΤονται  b{  τίνες  ΤΤαλλήνην  λί- 
γεσθαι  τήν  τής  Κασσανόρείας 
χερρόνησον,  τώ  Αίγαίψ  και  αυ- 
τήν παρακειμίνην. 

Obwohl  »Steph.  Byz.  unter  Παλλήνη    ganz    Aehnlichea 
hält,  RO  muRR  dicRer  doch  auf  jeden  Fall  alR  etwaiger  Gewi 
mann  auRRoheiden,    weil   P'uRtath   RelbRt   vorher  die  Angaben 
StephanuR  anführt  (Z.  *\  ff.)  und    mit  οΐονται  bi  τίνες  einen 
wiRRfin  GegenRatz  aufRtellt. 

10.  EuRt.  p.  261,  42  —  43: 
ήν  bi.  και  6  Μακεόών  ήγεμών 
ποτέ  τής  ομωνύμου  χώρας, 
ήτις  και 'Ημαθία  πρότερον  έκα- 
λεϊτο. 

11.  KuRt.  ρ.  323,  3()  biB 
324,  1:  6  Μίλας  κόλπος  .  .  . 
τήν  κλήσιν  ίχων  άπό  ποταμού 
ΜΑανος  .  .  .  έκόώόντος  είς 
αυτόν  .  .  .  κόλπος  bl  ΜΑας 
εστίν,  ώς  οΐ  ακριβέστεροι  λέ- 
γουσιν  .  .  .,  περί  δν  και  ή  Αί- 
νος κείται,  πόλις  Αιολική,  φασι 
γαρ  οτι  έν  τώ  Μίλανι  κόλπψ 
ή  Αίνος  προς  τή  εκβολή  του 
"Εβρου. 

12.  Euflt.  ρ.  241,  29—31: 
του  μίντοι  Ελλησπόντου  τό 
στενώτατον  έπταστάόιόν  έστι, 


=  Strab.  fr.  11  (Anfii 
δτι  Ημαθία  έκαλεϊτο  πρότ 
ή  νυν  Μακεόονία.  έλαβε  bk 
νομα  τούτο  άπ  αρχαίου  ι 
τών  ηγεμόνων  Μακεδόνος 

Strab.  fr.  52  (Anfang):  ι 
τή  εκβολή  του  "Εβρου  bian 
δντος  πόλις  Αίνος  ίν  τφ 
λανι  κόλπω  κείται,  κτίσμα 
τυληναίων  και  Κυμαίων. 


=  Strab.  fr.  57  (Ende): 
bk  Ελλησπόντου  τό  στεν 
τον  έπταστάόιόν  φησι. 


ün beachtete  8trdl>ofragmente 


447 


I 


ΤΓ€ρί  που   τήν  Θρακίαν  χ€ρρό- 
νηαον  κατά  Σηστόν. 

ι  Eufltath  könnte  hier  ja  auch    eine    andere  Strabostelle  ver- 

wertliet  haben,  welche  ilie«elbe  Notiz  bringt,  nüniHcli  p,  591  : 
ενταύθα  (bei  Abydus)  Ιΰτι  το  έτϊταστά^ιov  &n€p  llevL•  ΞφΕης, 
aber  grÖBeere  aupsere  Aebnlichkeit  befürwortet  mehr  die  Ansieht, 
dsMfi  wir  die  Worte  des  EuRtalh  auf  Buch  7,  fr,  57  zurück- 
zurübren  haben*  —  Ob  nun  Eii«tatb  »eine  folgenden  Worte  (έτττα- 
στάίϊΐον  hk  κατά  τόν  Γεωγράφον  όμοίιυς  και  το  του  ΣίΚ€λΐ' 
KOÖ  τΓορθμοΟ  στ£νώτατον)  gleich  in»  AnscbltiRfto  an  daR  VorauR- 
^bende  im  7,  Bunbe  Stnibos  las  oder  ob  es  die  Worte  St  ruh, 
p,  122  eind  (o  ττρός  τη  Ιταλία  πορθμός   έπταστάδιος),    die   er 

Ι  BHH  eigener^  auserleRener  Gelehrsamkeit  zur  Yergleicliiing  ii eran- 
zieht, mn«B  nattirlich  dahingestellt  bl reiben. 

ScblieeRlicb  können  wir  auR  Strabo  selbst  BruebRtiioke  «eineB 
7.  Bunhes  reconstruiren.  Dafür  ergaben  sieh  mir  folgende,  nur 
nebenbei  gefundene  Beiepiele : 

13.  Strab.  p,  443:  €ΐρηται  έν  τοις  Μακ€5ονικοϊς, 
βτι  Ιστι  (ecil.  τόΌμόλιον)  ττρός  τή  'Όύΰί}  κατά  τήν  αρχήν  τής 
του  ΤΤην€ΐθύ  &ιά  τών  Τ€μττών  ί)ΐ€κβολής.  Wir  kiWuiten  diese 
Worte  etwa  ale  fr.  Ιβ®  aneetzen. 

14.  in  gleicher  Weise  wird  von  Strabo  p,  550  eine  Stelle 
seiner  Beschreibung  Makedoniens  citirt,  die  für  nn«  verloren  ge- 
gangen ist:  ό  h^  Σκήψιος  οοτ€  τήν  τούτου  boEav  ^oikev  αττο- 
beHάμ€Voς  ούτε  τών  trepi  τήν  ΤΤαλλήνην  τους  ΆλιΖΙώνους  ύπο- 
λαβόντυυν,  ών  έμνήσθημ€ν  Ι  ν  τοις  Μακεϊ>ο  νικοϊς.  Diese 
Worte  konnte  man  etwa  als  fn  25*  oder  27*  einsi-bietu-n. 

15.  Enillicb  gehört  hierher  die  schon  oben  angpfiihrto  Stelle 
p.  591:  nepl  hl  Σηστοϋ  και  τής  ολης  Χερρονήσου  προείιτομεν 
^ν  τοις  π€ρι  τής  Θράκης  τόποις  (=  fr.  5tl). 

16.  Dass  wir  aber  bei  Strabo  manchmal  aiicb  an  solchen 
Stellen  Lücken  anzunehmen  haben,  wo  wir  es  an  nml  für  aich 
kaum  vermntben   würden,  lehrte  mich  folgender  Vergleich: 

Rust    p.    312,  34—30:    οτι  Strab.  p.  49Γ.:   Iwöi  U  άττό 

nepi  τον  ρηθεντα  ϊϋθμόν  Κ€Ϊται     τών  κατά  θάλατταν  ληστηρίων, 

ακάτια  έχοντες  Χ€πτά  στενά 
και  κουφά,  δσον  ανθρώπους 
πέντε  και  €Ϊκο(Τι  δεχόμενα,  σπά- 
νιον  5^  τριάκοντα  οεΕασθαι 
τους    ττάνιας    δυνάμενα*    κα- 


καΐ  τό  μέγα  φύλον  τών  Καμα- 
ριτών,  οι  οίίτίο  λέγονται  άπό 
πλοίιυν  στρογγυλών  λτιΟτρικώνι 
οϊς  εχρώντο,  α  έκηλοΰντο  κα- 
μάραι  παρ'  ΈλληΟιν.   ήσαν  6έ 


448  Kunze  Unbeachtete  StrabofrftgiDente 

ακάτια  λβπτά,  στενά  και  κουςρα,     λοΟσι  V  αυτά  ο\  'Έλλην€ς  η 
ανθρώπους   εις    κε   όεχόμενα,     μάρας. 
σπάνια  bk  και  εις  λ'. 

£β  ίκΐ  leicht  ersichtlich:  die  beiden  Erzählungen  fthnel 
Rieh  80  auffällig,  daRR  Kustath  unbedingt  den  Strabo  auegeechrieb« 
haben  niuRR,  nur  fehlt  bei  letzterem  higher  die  Erwälmnng  d< 
Namenfl  Καμαρΐται.  Doch  gewisH  wird  er  dem  Strabo  auch  di 
KenntnisR  dieses  Reltcnen  Namenw  venlanken,  der  überhaupt  h 
keinem  griechischen  Schriftsteller  auRRer  bei  Eustatb  nachweisbi 
zu  sein  scheint.  Wir  haben  daher,  ohne  dabei  dem  Vorwnri 
der  Willkür  zu  verfallen,  bei  Strabo  eine  kleine  Lücke  anzi 
nehmen  und  etwa  zu  ergänzen :  καλοΟσι  b*  αυτά  o\  Έλλην€ 
καμάρας,  <όφ'  ών  και  αυτούς  λέγουσι  Καμαρίτας).  i 
bedarf  kaum  noch  eines  HinweiRes,  wie  leicht  in  Folge  der  Aehi 
lichkeit  zwischen  καμάρας  und  Καμαρίτας  die  dazwischenstehei 
den   Worte  von  einem  Abschreiber  weggelassen  werden   konnte 

Grimma.  R.   Rnnxe. 


ANALECTA  THEODORETIANA 


Posteaquam  vere  anni  1900  libellum,  qui  inecribitur  De 
Theodoren  Graccarnm  affectianum  curafione^  in  lucem  emiei,  in 
animo  mihi  erat  editionem  huiue  Tbeodoreti  operis  quam  primum 
comparare.  Neque  tamen  mihi  liouit  operam  meam  tarn  celeriter 
abflolvere,  quam  Rperaveram.  Paucis  enim  mensibue,  poBtquam 
prodierat  libellus  meue,  benevolentia  viri  doctiesimi  meisque  stu- 
diis  summo  opere  faventis,  loannis  Mercati,  certior  factue  sum,  in 
bibliotheca  Vaticana  etiamtum  latere  oodicem  praestantisBimum 
Tbeodoreti  Curationem  oontinentem,  qui  me  antea  in  illa  biblio- 
theca versantem  effugieset  neque  omniuo  umquam  diligentiue  in- 
epectuR  esset.  Itaque  textus  recensendi  operam  tarn  diu  difiPerre 
conetitni,  quoad  huius  codiois  ingenium  penitus  cognovissem. 
Rxitu  vero  anni  1901  cum  Romam  me  contulissem,  oodicem  in- 
spexi  totumque  contnli,  quo  factum  est,  ut  de  quaestionibus  non- 
nullie  ad  textus  recensiönem  pertinentibus  certius  iam  diiudicare 
possim  quam  antea. 

Codex  est  Vaticanus  2249,  olim  Columnensis  8^^,  membra- 
neus  in  8^*^,  foliorum  320,  saeculi,  ut  videtur,  decimi.  Continet 
foll.  1 — 163  varia  Dionysii  Areopagitae  opera,  fol.  vero  164  in- 
cipit  Tbeodoreti  Curatio,  quae  oodicem  explet  usquc  ad  finem. 
Sicut  aetate  praestat  ceteris  codicibus  omnibus,  quibus  asservata 
est  Tbeodoreti  Curatio,  ita,  licet  locis  haud  paucis  neglegentia 
quaedam  librarii  appareat,  bonas  tamen  scripturas  tam  saepe  ex- 
bibet,  ut  affirmare  liceat,  huius  maxime  auctoritate  genuina  Tbeo- 
doreti verba  revocari  posse.  Nee  raro  etiam  confirmare  mihi 
videtur,  quae  antea  disputavi;  est  tamen,  ubi  me  erravisse  ex  eo 
edoctus  sim.  Quo  melius  intellegantur,  quae  infra  disputabo, 
primum  iterare  libet  summam  eorum,  quae  de  ceteris  codicibus 
in  libello  supra  nominato  exposui. 

Codicnm  genera  tria  distinxi,  quorum  primo  praesunt  Bod- 
leianus    Auct.    £.   U.    14   (signatus    littera   B)    et    Lauren tianus 

Rbcin•  Mu.  1  FUM.  H.  F.  LVII.  29 


450 


R  a  β  d  e  r 


Lftter 
eolvi 


X  18  (L),  alteri  Pftrieinne  Coielinianus  250  (C)  et   in  priore  op 
parte  Vatiranus  62ö  (V)»    tertio  Hcorialeuiie  X.  U    15   (S). 
aceedit  mixtuin  gennt,  ad  qtmd  pertinet  itnprirait  Mamaoue  559  \ 
et  in  posteriore  operie  parte  etiain  ood,   V   modo  ootninemara 
Longe   optimoH    liabui    Codices   generia  primi  (BL)^    cum  ntcni 
generia    codicee  fCV)  mixtique  (M)   etiam    ex    parte    tion    aolam 
Bcribendi  erroribus  eatis  mullisi  sed  etiam  interpolationibae  la 
rem;  ad  tertii  detiiqne  generia  codice»  (8),  quamquam    vitiis  hi| 
pauciB  inqainati  eint«  eaepe  tarnen  velut  ad  arbitroe  conftigieiid 
eeee  existimavi.    Moc  tarnen  ex  loois  a  me  tractatis  mihi  app 
videtur,  m  erroree    tantum    acribemli    epeclemae,    cum   CV  poti 
contun>^'endtini]   eeee  codicom  S,    interpolationibite  tarnen   pleriaa 
vacare,  quibue  abundant  illi. 

Redeamue  nunc  ad  coiiieem  nogtrum  Vaticanum  2249,  qne 
Κ  littera  eignare  Übet.  Qui  quainquani^  ut  dixi«  aetate  partter 
ao  bonitate  eeterie  pracBtat^  nulhis  tarnen  iüonira  ex  eo  deflcri| 
eeee  poteet.  Vitia  eiiim  praebet  nonnuMa^  qtiae  in  nullo  alio  ι 
dice  inveciuntur.  Praef.  10  (p.  2,  29  Sylb.J  praebet  ftei  καΐ 
θυσιών  (και  τών  θυσιών  Ihex  cett.),  11  85  (ρ,  33,  37)  om.  aoli 
ψυχήν.  ac  üontinüo  poat  praebet  πρθ0ονομάίουσι  pro  προσοτν^ 
ρ€ύουσι,  in  22  (ρ.  42,  1)  praebet  ^κάλ€σαν  pro  ώνόμασαΥί  V 
22  (ρ.  73,  Ui— 17)  om.  aolus  verba  έν  ττ|  KOlXiqt  τής  καρδίας' 
o\  bi  έν  τψ  αϊματι  ■  και  oi  μέν,  ΥΠ  21  (ρ.  105,42)  praebet 
Οεραπεύων  pro  ιατρεύιυν,  V1I1  4  (ρ.  J  11,  17— 18)  οιη,  eolu»^ 
verba  άφορώντ€ς  άλλα  τον  οινον  θαυμάΣοντ€ς,  IX  69  (ρ.  134,  < 
praebet  ßiov  pro  χρόνον. 

Um  expüflitiH   alii    loci    afferendi    sunt,    ubi   Κ    codex    eoU 
veraci  ecriptnram  eervaviefle  videtur,     IV  5^1  (p.  65»  21)  praet 
^ςίστον  άπάντίυν  τών  ιτοιητών  BLMCV,  et  |5αστον  άττάντων 
τroιή0twJV  S,    quam   e^riptiirain   in  codii^e   etiam   Palatino   214 
venit  Sylbnr^iu»,  edidit  antera  e  coniectura  ρςιστον  άττασών 
τιοιήσειυν ;    veram    scripturaui  {>äuTOV    arrdvrujv    τών    ττοιητίυ 
servavit  Iv     Kecte   etiam   ήβρυσμίνα>ν    praebet  V  8  (ρ.    7(), 
(ήβρυσμίνυυν  S,    τίβρισμένυυν  BL,  ήκριβαιμενιυν  V    et  Pal  21 
oni.   MO.    V  14  (p.  71,  37)  Inter  verba   PbiloIaT  furmam  doric 
σάματι  ruIub  Fervavit  (σώματι  BL,    σήματι   MSCV^  et  Ctemen^ 
cod,  L),     Dcnique  animadverteiidum  est,  IV  11   (p.  57,  15)  aoli 
enm    prueberp  Έκφαντος.    quam  ^nipturnni    confirmat  Stoba 
(Έκφατος  OL,  Διόφαντος  MSCVK  um\  IV  12  (p.  58,  3)  M^ 
Ciou  (nou  Μνασαίου)  tuim    Phiturcbo, 

SaliK    igihir    dömonetrasBO    mibi    vidpor,     Κ    codicem,    ot( 


Cnftleeta  TbeodoretiatiR 


461 


I 


loijiö  haud  paucia  propriae  ecripturae,  bonae  alia«^  alias  pravae, 
exbibeat,  buIIo  modo  neglegendura  eese.  Saepuis  vero  acoidit, 
iit  loci«,  iibi  ceteri  Codices  inter  m  dieBentimit,  a  Κ  rodice  scn- 
ptiira  alterutra  ronörmetur.  Itaque  quid  ipee  scripsprit  Theodo- 
retuB^  nunc  certius   quam   antea  diiudioare  posBuniiie* 

Nec  dubiuiu  eeee  potent,  quin  ad  Codices  optimos  BL  pro- 
xime  accpdat  codex  K.  Cum  bnias  generi«  codicibus  id  commune 
habet,  ut  preefatio  operis  iiiscribatur  ιτροθεωρία  (deest  tarnen  ini* 
tiuTn  in  L),  cum  in  ceteris  aut  verbo  ύτΓΟθ€οΊς  aut  onmino  non 
inecribatur  Praeter ea  vitia  nonouUa  maioris  momenti  cum  iltie 
communia  babet.  Π  9  (p.  22,  37)  cum  BL  ora.  αρχήν»  qnod 
dewidcrari  nequit,  Π  24  (ρ.  25,  10 J  cum  iisdem  praebet  μνημο- 
νΐκόν  pro  μή  μόνιμον,  iV  59  (ρ.  66,  20)  cum  iiidem  verba  μ€- 
γαλαυχουσιν  oöt€  σμικρυνόμεναι  peseinjo  tranepoeuH  post  κι- 
χρώμ€ναι,  V  77  (ρ.  83,  22)  cum  BLM  om.  verba  και  αρετής 
έφιίμ€θα,  VI  30  (ρ.  90,  25)  cum  L  om.  verba  της  μ€τίστης 
πόλεως  Toöbe,  et  lacuua  eat  in  B,  VR  9  (p.  103,  53]  cum  B\» 
om.  verba  σεμνολογουΟΊ  καΐ  Deuique  totam  eectioneiu  X  27 
om.  cMm  BL,  dubium  rectene. 

Quamquam  igitur  ad  BL  propius  afscedit  Κ  quam  ad  ceteros 
omnesi  non  tarnen  eum  iii  proreue  in  nnum  coniciendus  est;  multo 
enim  artiore  vinculo  ilU  inter  «e  conexi  sunt.  Äntea  autem,  Κ 
Codice  nondum  adbibito,  saepius  locus  erat  dubitationi ;  magno 
enim  aestiraandi  erant  BL^  neque  tarnen  omnibus  locis  sequendi. 
Nunc  vero,  ubi  accessit  auctoritas  codicie  K»  afirmandum  non  est 
illud  quideno,  bunc  cum  illis  consent ientem  semper  vernm  scriptu- 
ram  exhibere  —  natu  vitia  quaedam,  ut  demonetravi,  comniunia 
babent  — ;  at  si  ceterorum  codicum  scriptura  a  Κ  confirmatur* 
erroreni  codicum  BL  plerumque  deprebendere  licet,  Minutus 
igitnr  est  numerus  locorum  dubitationi  obnoxiornm. 

Kxempla  aflTero  baec.  1  54  (p.  V2,  ^)  cum  SCVBTp.  Μγρ, 
praebet  πτίλοις,  non  πτ^ροϊς,  quod  exbibent  BLM,  et  quod  in 
illo  proverbio,  de  quo  agitur  (τοϊς  σαυτου  πτ€ροΐς  ήΚίΛίς),  alibi 
quoque  invenimus.  De  boc  ioco  in  dissertatione  mea  (p.  5B)  da* 
bitaveram;  nune  vero  in  codicibus  BliM  interpolationem  subesse 
potius  crediderim.  ü  25  (p,  25,  ΐ:ΐ)  manifesta  corruptela  codi- 
cum  BL  τήν  του  τ€ρατώίϊους  Πυθαχόρου  σοφίαν  pro  την  τερα- 
τώδη ΓΓυθαγόρου  σοφίαν  in  Κ  ηοη  invenitur;  reelius  etiam  Π 
94  (ρ.  34,  48)  αποστολική  καΐ  προφητική  idem  praebet  cum 
M8CV  qmm  προφητική  και  αποστολική  BL  (cf,  dis«.  ntea  ρ.  49), 
Praetulerim  etiam   II  HU  (p.  :i5,  47)  scripturam  codicum    KMSCV 


452  R  a  e  d  e  Γ 

όνομά2ΐ€ται  (προσατορ€ύ€ται  BL).  Eadcm  ratione  erroree  co- 
dicum  BL  «leprohenduntur  looif».  qui  sequiintur:  III  75  (p.  49,  52) 
τάς  άγαλματοττοηας  pro  της  άγαλματοποιΐας  τά  πλβΐστα,  111 
105  (ρ.  55,  81)  φιλίαν  pro  οουλείαν,  IV  (i3  (ρ.  67,  7)  όυναμένην 
pro  δαπανίϋμενην,  IX  11  (ρ.  124,40)  πολιΤ€ίαν  BLMV  pro  ήγί- 
μονίαν,  IX  21  (ρ.  126,  38)  νομοθετών  BLMV  pro  νόμων.  Deni- 
que  XI  δ  (ρ.  152,  ΙΗ«  forma  Boloeca  γνώσησθβ  a  BL  praebita, 
quam  in  dieeertatione  niea  (p.  72)  proreuB  reRpuere  aaena  non 
»um,  a  Κ  non  coofirmatur;  praebet  euim  γνώτε  cum  ceteria  ple- 
risque  (γνώσητε  Μ). 

Sunt  etiam  loci,  ubi  Κ  codex  cum  uno  vel  paucie  oodicibni 
eorum,  qui  generJR  diverHi  ennt.  ecripturam  habeat  communem, 
quae  vera  esse  videatur.  Praef.  5  (p.  1,  32)  non  dubito,  quin 
recte  praebcant  (Γοφών  KS,  om.  autem  ceteri.  Ftiam  Praef.  lH 
(p.  3,  7)  nielior  est  Br.ri[>tura  ούοέν  προγινώσκοντβς,  quam  prae- 
beut  Κ8Βγρ.  Μγρ.  C'fp.,  quam  altera  Bcriptura  a  BMCV  exhibita, 
ovbi  μέρος  γινώσκοντες,  et  IVaef.  17  ,ρ.  :s,  :]Γ))  ante  είρημένων 
bene  adilunt  ευ  KM.  Recte  iidem  et  VS  m.  eec.  V  3  (p.  69,  35] 
praebent  αυτήν  pro  αυτή,  et  XII  65  (p.  174,  50)  όραιντα  poft 
μαχομένας  recte  praebent  KS  boH,  om.  autem  LM,  et  post  bia- 
κιυλύειν  exbibcnt  CL  m.  ßec.  Neque  tamen  semper  pro  vera  ha- 
benda  est  ea  Hcriptura.  quam  Κ  codex  cum  codicibuR  generie  di- 
verei  oomniunem  habet.  Sunt  enim  vitia  quoque  communia  loci• 
nonnulÜB,  eine  tamen  jLrenerJB,  ut  ea  de  eau»a  dubitari  non  liceat, 
quin  cum  BL  codicil)Ufl  Κ  artius  cobaorent.  Nam  levia  qaaedam 
vitia  eiuBmodi  Bunt,  ut  et  hie  et  illic  casu  oriri  potuerint. 

I  4y  (p.  11,  20)  τών  φιλοσόφων  τά  δόγματα  praebent  KS 
pro  τά  τών  φιλοσόφων  δόγματα,  Ι  86  (ρ.  15,  33)  βοών  pro 
είπών,  Ι  00  (ρ.  n>,  9)  ώνόμασεν  KV  ιεΤττε  S,  έκάλεσ^:  BLMt; 
[)raecedit  autem  aliufi  έκάλεσε),  V  6  (ρ.  70,  15)  bia  τοΟ  προ- 
φήτου προσενεγκών  Κ  Μ  pro  προσενεγκών  διά  του  προφήτου, 
V  71  (ρ.  82,  14)  λόγους  K^^CV  pro  λόχους,  V11I  17  (ρ.  113.44) 
πυράν  νήσας  και  εαυτόν  γε  καθείς  KS  (καταθείς  recte  BL,  έν 
τώ  ποταμώ  ττλησιάίοντί  γε  εαυτόν  καθείς  CV  per  intorpolatio- 
nem),  IX  βΟ  (ρ.  133,  8)  om.  νόμιυν  KC,  nee  poteet  desiderari, 
ped  post  σκυτοτόμου  faeile  excidere  potuit,  IX  72  (p.  135,  2) 
πόλις  KSC  pro  πολιάς.  Ma^^is  dubito  de  VIll  52  (p.  119,  42), 
ubi  Rcriptura  codieum  BLMV  της  τών  πραγμάτων  βοώσης  αλη- 
θείας melior  mihi  videtur  quam  illa  oodicum  KSC  τής  τών 
πραγμάτων  φωνής  βοώσης,  quae  interpolationem  ölet. 

BeRtant  loci,  ubi  cum  BL  couRentit  K.     Apparet  antein,  ei 


An&lecta  Theodoretiana  453 

bi  inter  se  artius  oonexi  sint,  bie  locis  minus  yalere  codicis  Ε 
testimonium  quam  illic,  ubi  cum  alterine  generis  codicibns  con- 
eentiat,  ac  locos  iam  attnli,  ubi  illi  vitia  communia  exbiberent. 
Sed  est  etiam,  ubi  veram  ecripturam  tradant.  Praetuli  iam  antea 
I  21  (p.  7,  18)  ecripturam  codicum  BL  φησι  (pro  φασι)  eicut 
IV  β7  (ρ.  68,  7)  eorundem  repeixlovTwv  (pro  κιθαριίόντιυν,  quod 
inepte  dicitur  de  cicadie);  utrubique  autem  Κ  cum  BL  consentit. 
Praeterea  IV  70  (p.  Γ)8,  37)  melius  KBLM  δσπαρτος  και  άνή- 
ροτος  (verba  sunt  Homeri  ι  123)  quam  SCV  άνηροτος  και 
δσπαρτος,  sicut  V  75  (ρ.  82,  47)  melius  KBLS  καταστέλλιυν 
quam  MCV  κατα0πών.  VIII  ()G  (p.  122,  24)  scriptura  codicum 
BL  a\  hk  τί  γάμος  ουκ  έπιστάμ€ναι  a  Κ  confirmatur  (ίτι  γάμους 
SCV.  pro  τί  γάμος).  Sed  manifestum  est,  unoquoque  loco  rem 
diligenter  deliberandam  esse. 

Cum  multis  locis  non  solum  ipsius  Tbeodoreti,  sed  eorum 
qnoque  scriptorum,  quorum  verba  exscripsit,  Clementis  maxime 
et  Eusebii,  Codices  nobis  consnlendi  sint,  boc  loco  etiam  illud 
qnaerendum  est,  quam  bene  Κ  codex  cum  bis  consentiat.  Cum 
vero  ex  ceteris  codicibus  BL  ad  dementem  et  Eusebium  pro- 
pius  accedant,  plura  etiam  ille  cum  iis  communia  babet.  Quod 
quamquam  ad  praestantiam  eius  comprobandam  non  nibil  valet, 
memoria  tamen  tenendum  est,  cum  locis  permultis  magna  negle- 
gentia  auctores  suos  Tbeodoretus  exscripserit,  etiam  boc  fieri  po- 
tuisse,  ut  scripturae  Clementis  vel  Eusebii  in  Tbeodoreti  Codices 
per  interpolationem  inferrentur. 

I  48  (p.  11,  14)  cum  LS  et  Ensebio  recte  ίχον  praebet  Κ 
(εχόντων  Β,  έχοντος  Μ,  ίχοντα  CV),  VI  23  (ρ.  89,  Ι)  solus 
recte  praebet  κα\  bx]  καθ'  ^οην  (και  1)ή  και  καθ'  ^οην  ceteri, 
και  γάρ  καθ'  ^δην  Clem.  et  Eus.),  VI  43  (ρ.  93,  11)  cum  C  et 
Fiat,  et  Eus.  praebet  bi]  φώμ€ν  (Δημοφών  ceteri  corrupte),  IX 
38  (p.  129,  3Γ>)  Piatonis  ecripturam  ατελή  (του  γελοίου  σοφίας 
ορεπόμενος  καρπόν)  servavit  Κ,  apud  Eusebium  vero  in  δτε  bf\ 
corrupta  est,  et  ceteri  Tbeodoreti  Codices  sie  tradunt :  &τ€  bia 
BLSV,  δτε  bi\  biaMi'. .  Discimus  ex  bis  locis,  codicum  scripturae 
non  nimis  religiöse  servandas  nobis  esse. 

8ed  est  etiam,  ubi  Ε  codex,  etsi  cum  Tbeodoreti  fontibus 
consentiat,  scripturam  tamen  ab  illo  alienam  conservasse  videatiir. 
I  107  ip.  18,  21)  in  ceteris  omnibus  codicibus  legimus  την  bk 
έτΓίστήμην  2Eiv  άμετάπτιυτον  μβτά  λόγου;  Κ  solus  cum  demente 
(Strom  U  2,  9.  II  17,  76)  ύπό  praebet  pro  μ€τά.  Videtur  e  de- 
mente illatum   esse.     VI  12  (p.  87,  4)  male   eequitur  C  et  Euee- 


454 


Baeder 


bium  DÖTUJ  bk  και  τό  xptüjv  είρήσθαι  praebene;  recte  aut«m| 
oÖTüi  hk  καί  χρ^ών  παρά  τό  χρ^ος  €ίρή(Τθαι;    scilicet  sie 
apud   Eueebium  ecribeiidum   eet.     Unomodo  ftictum  sit,     ut 
(p.  33,  8)  cum  CV   coneentiene  χρόνον  praebeat  K,   nee<*io 
BLMS,   τρόπον  Plut.  et   dem.  et   Eue.).     Haec    habui    üe 
Vat.  2240  qoae  dieeererem  Κ 


In  difliertatione  mea,    quam  antea  oomroemorairi,    aori] 

ιιοηηοΐΐοβ    indicavi ,     qui     Theodoreti     Curatinnfim     ext^cnpei 
(p.  05  iqq-);  fuerunt  autem  AnaptaHiuR  Sinaita  atque    liemo, 
meri    interpree,    quae    vero    apu•)    Micliaelem   Glycaui    Tbeodorel 
verba  reperiuntnr,  ab  bis  eumpta  eeee  tuepicatne  sum.      lie, 
tano  expoBui»  qaaedam  addere  placet. 

Vidit  iam  GaUfordiue,  partem  eoruuii  quae  leguntur 
Tbeodoretum  VT  2ti  eqfj,,  apud  Suidatn  ioveniri  θ.  ν.  ΤΤλ 
ein  vero  Suidae  editionem  Bernbardianam  couBulae,  non  baei 
lutD,  eed  etiam  articuloB  Σαρ^αναπαλος  et  Σατανάς  inagn^ 
parte  a  Theodoreto  Bumptos  eeee  iuveujas.  Neque  tarnen  e: 
mandnm  est,  Tbeodoreti  CuraHonem  Suidiie  natam  fuieee.  Appj 
enim,  baec  omnia  Suidatn  a  Geurgia  Monacbo  miituatam  efuu 
Ornnia,  quae  de  Platonif«  doctriiia  Suidas  iiarr»t,  locique  6x  fl 
«criptis  deitumpti  üßdem  fere  verbis  leguntur  iu  Georgii  Chtoit 
II  8  (p.  58 — 62)\  articuli  vero  Σαρ6ανάπαλος  et  Σατανάς  sumoi 
aunt  θ  ΐ  6  (ρ.  9— tO)  et  Π  7  (ρ.  55).  Haec  tarn  mantfeeta  «■ 
ut  pluribus  verbie  opus  non  eit;  notuni  autem  est,  perniulta  ova 
nino  Georgii  apud  Suidam  reperiri^  Sed  cuiii  non  Bolum  Suidl 
Georgium^  verum  etiam  Georgiue  Tbeodoretum  verbo  teima 
ecripaerit,  factum  eet,  ut  haud  raro  ipea  Tbeodoreti  verba 
Suidam  inveniautur^ 


aidl 

\ 


I 


*  De  codicibus  Tbeodoreti  Curationie  baec  addere  placet.  Atm 
vata  eat  etiam  in  cod.  Vaticano  ürbinati  117  (saec.  XV),  fol  1β9 
Evulsii  autem  sex  quateriiionibue,  lacuna  est  a  1  71  usque  ad  VI 
Hie  codex  aifinis  ent  codici  S,  quocum  praeter  alia  id  comtnune  hl« 
ut  praefatio  vocetur  ύπόθ€σις,  et  ut  XI  34  novue  libri  tiluhis  TT€| 
μ€τεμψυχώσευις  invcniatur.  Praeterea  initium  operis  Ufique  ad  I  27  ii 
venitur  iu  cod,  Vaticano  I!>49,  fragmetitum  exig^uum  in  Vaticano  l^ 
aliud  In  Athoü  450H,  ut  iudicat  Lambrofi  in  catalo^^o, 

*  Vid,    Krumbacber:    Gesobichte    der    byzantiniscben    Litteü 
3  56B  sq. 

**  Codici*  Vaticaui    129in    qui   Suidae    lexicon    continet,    prii 


Anftleota  Theodoretiana 


4f)5 


» 


^ 


Sefl  multie  loci  β  praeter  eon,  qnoB  indicavi,  Georgine  Theo- 
doretuTii  exRcripRlt  vel  eompilavit.  Kgo  eoe  afferam,  qui  mihi 
intiütaerüTit ;  Biint  fortaHne  etiam  alii|  bis  vero  eatie  re«  deiDOii- 
etratiir.  I  Γ»  (ρ,  9)  qnae  de  Sardanapalo  tradit  Georgiai«,  a  Theo- 
doreto  Xli  93—94  sutnppit  Tura  vero  Π  G  (p.  52—53)  de  bar- 
barie  artium  inveiitürihua  Th.  I  19—20  sequiinr.  Dein  tratiRit 
ad  pbilosophorum  sententiaa  de  mundo  expoiieDdas  Tb.  !V  16 
flecQtiifi.  Änaxagoram  et  Pytbagoram  et  Pjatonem  ab  Aegyptiis 
edootos  esse  (p.  54),  sumpRit  a  Tb.  Π  23 — 24.  Seqoitur  ex- 
poaitiQ  de  deorum  gentium  origine;  qnae  de  ea  dieputat  Georgiue 
(p.  54  —  55),  omnia  cotupilavit  e  Th,  IIT  7,  44.  49.  85.  23—33. 
59,  quae  vero  Heqimntur  de  Satana  { p.  55 — 56),  sumpeit  a  Tb. 
in  100  —  102.  Dein  (p.  5ti  — 57)  barbarorara  virtates  extollit; 
utitur  autem  verbis  Tbeodoreti  V  i5i>— 75.  In  capite  aequenti 
(II  8)  agit  de  Piatone.  Praemittuntnr  quaedam  de  atomie  eumpta 
^Th'  IV  10,  dein  vf^ro  alioram  pbüoeopborum  eentetitiae  de  for- 
tiina  et  fato  exponuntur,  Hequitur  autem  (p.  57  —  58)  Tli,  VI  14 
— 15.  9.  7.  V  48.  28.  Ceterie  pbiloeopbie  Platonem  opponit» 
qnippe  qui  liberum  bominum  arbitrium  eeee  contenderit  DeumqQe 
mall  naneam  esae  tiegaverit  (p.  58 — 61);  verba  execripsit  Theo- 
doreti  V  29—30.  33.  44-47.  II  33-34.  V  34-H5.  37-38. 
VI  26 — 31.  Statim  Bubinngit  PlatoniR  ^eDtentias  de  indicio  poet 
mortem  falnro  (p.  61 — ^^2);  sequitur  autem  Tb,  I  Uii.  XI  25 
—  27.  Haec  vero  omnia  Platonem  in  Aegypto  ab  Hebraeie  di• 
dicieee  ait;  addit  autem  verba  eiußdem,  quae  affert  Tb.  11  78. 
Denique  iteratis^  quae  de  falsiR  gentium  opinionibuB  antea  dispu- 
tavernt  (affert  autem  p.  64  verba  Tbeodoreti  IIT  86 U  i indem  ver- 
bi»  utenB,  quibup  utitur  Tb.  VI  87 — 88,  poet  Cbristi  adventum 
omnia  commutata  esse  contendit   (p.   64). 

His  loci«  e  poeterioribus  Chronicorum  partibue  alii  addendt 
•nnt,  qai  ipei  quoijue  a  Tbeodoreto  eumpti  sunt.  III  119  fp.  261) 
de  anachoretiB  agit  iisdem  verbis,  quibus  utitur  Tb.  IIT  92  —  93, 
Transit  ileinde  ad  virtutem  activara  tractandam  (p.  261  —  266)» 
Tbeodoretum    nt    antea    execribeiis  (XII    4 — 7.  35—36.  30—31. 


folium  mtque  ultimum  (fob  55ίί}  quaedam  e  Thtjodoreti  Ciiratione  oon- 
tinere  ait  MertMiti  (Giovanni  Mercaii:  Note  di  letteratara  bibbea  e 
cristiana  antiea   p,  2lU  sq.).     At  euut  rc  vera  Georgii;  f^L   1   ine.  ά\λά 

καΐ  άλλοις  .  .  .  .  .,    düs ίϊιαρρή&ην  o{  προφήται    οώάσκουσιν  πα 

(ί  e,  Georg.  Chruu.  Π  Η  {ρ.  ί>0— iUj),  Fol•  55ίί  ine.  καταλύα€ΐης  Kai 
Ισην  φησΐν  ..... ,  des.  .  .  .  ,  ή  ττρός  τό  οΰς  ήχος  έγέ  (i.  e.  Georg 
Cltrou.  II  6  (ρ.  51  —  531). 


4δβ  Racder 

II  3ß— 37.  XII  4;^.- 40.  Γ):ί.  55—57).  Denique  IV  218  (ρ.  530- 
531)  de  aiiimaruin  aeternitate  ac  iudicio  eupremo  agit  eecntn» 
Th.  II  22.    V   13.    XI  4()  -41.  35. 

Facile  est  intellegere,  maxima  socordia  in  Theodüreto  ex- 
Rcribendo  Georgium  egiRse.  Locoh  Theodoreti  e  diversi«  Ciira- 
tionie  partibuR  petitos  alium  alii  subiecit,  paucis  commutatie  vel 
omiRsie  vel  de  suo  aclditi**.  Evenit  autem,  ut  verba  Theodoreto 
apta,  flibi  inepta  iinmntata  reliquerit.  Loquitur  Theodoretus  V 
73  de  Ismaelitis,  de  quibiiH  utitur  verbi«  Ol  νομά&€ς,  o\  ήμέτ€ροι 
πρ00χιυροι;  etiam  apud  Geori^iuni  p.  56  legiraae  ol  τταρ*  ήμΐν 
νομάΟ€ς  και  πρόσχιυροι;  dicit  Theodoretus  V  72,  de  Persarum 
ingenio  testari  poRse,  €i  τις  νυν  πρεσββύων  ή  στρατηγών  ή 
έμπορίαν  τινά  μ€τιών  αύτοϊς  συνεγένετο;  idein  dicit  Georgia» 
]).  56,  cuius  tempore  PerRavum  regnum  occiderat.  Legimae  apnd 
Georgium  p.  57 :  και  γουν  Δημόκριτος  περί  τούτου  ουτιυς  cI- 
πεν  και  γάρ  τα  μέν  έκ  θ€θο  πάντες  ίχομεν,  τά  bi  έκ  της 
είμαρμίνης  και  τύχης  και  των  σμικροτάτιυν  έκείνιυν  σωμάτων 
και  προδήλως  φερομένων  άνω  και  κάτω  παλλομένων  και  ττερι- 
πλεκομε'νων  τε  και  διισταμένων  και  περιφερόμενων  έΕ  ανάγκης, 
quae  verba  aliquantum  iiiutata  eunipsit  a  Tb.  VI  9;  Democritom 
vero  ita  locutum  eRRe,  non  dixerat  Tboodoretus.  Statim  eub- 
iungit  baeo  verba  a  Th.  VI  7  sumpta:  άφ*  ου  ού  μόνον  πλου- 
τον  και  πενίαν  και  ύγίειαν  και  νόσον  και  δουλειαν  και  έλευ- 
θερίαν  και  πόλεμον  και  ειρήνην  διανέμειν,  άλλα  και  άρβτήν  και 
κακίαν  άποκληρουν  έφη,  ubi  illud  άφ'  ού.  quod  deeet  apud  Theo- 
doretum,  nihil  habet,  quo  roHpiciat;  ceterum  Theodoretus  non 
Democrito,    sed  Aristoteli   haec  verba    tribuerat.     Similiter    quae 

III  49  de  Graecie  narraverat  Theodoretus,  dicit  Georgius  p.  54 
de  AegyptÜR,  nani  quae  praecedunt  (apud  Th.  III  44),  dicta  eraut 
de  AegyptÜB,  nee  meliuR  p.  55  Romani  dicuntur  malos  daemonas 
ut  deoR  coluisRe,  nani  de  üUr  non  loquitur  Th.  III  59. 

Accidit  etiam,  ut  verba  Theodoreti  prorflUB  mutaverit  Geor- 
gius vel  alium  sensuni  iis  subdiderit;  plerumque  enim  male  in- 
tellexisse  videtur.  Sicut  cum  Theodoretus  IV  10  de  parvis  illis 
corporibus  locutus  eeset,  δ  bxa  των  ςπυταγωγών  είσβάλλων  ό 
ί^λιος  δείκνυσιν  έν  έαυτψ  άνω  και  κάτω  παλλόμενα,  dicit  Geor- 
gine ρ.  Γ»7:  δείκνυσιν  εαυτόν  άνω  και  κάτω  παλλόμενον;  quam- 
quam  hoc  fortasse  librariis  imputare  licet.  Male  vero  intellexit 
Theodoreti  verba  XII  57  :  και  ό  Σωκράτης  bi  φυλάττεσθαι  έκ€- 
λευσε  τά  άναπείθοντα  μη  πεινώντας  έσθίειν  και  μη  διψώντας 
πίνειν,   quae  sie  reddidit   ρ.  266:    ίτχ  bi  πάλιν  Σωκράτης   φυ- 


Analecta^Theodoretiana  457 

λάττεσθαι  σφόορα  και  παρατηρβΐσθαι  τήν  άκρασίαν  διοάσκιυν 
έφη,  μή  πεινώντας  λίαν  έσθίειν  και  μή  οιψώντας  πολλά  πί- 
V61V.  Seneue  igitur  plane  commutatue  est.  Λ  lue  locis  eenen  non 
commutato  pauca  addidit  de  buü.  Dixit  Th.  V  46 :  ό  bk  'Αριστο- 
τέλης έτι  ίώντι  τψ  ΤΤλάτιυνι  προφανώς  άντετάΗατο;  legimus 
apud  Georgium  ρ.  58:  Αριστοτέλης  ό  τάλας  et  προφανώς  τ€ 
και  άναισχύντως.  Infra  Th.  V  47:  και  γαρ  οή  τήν  ψυχήν 
εκείνου  φάντος  άθάνατον,  ούτος  ίφη  θνητήν,  Georgius  vero 
ρ.  59:  και  γάρ  οή  τήν  ψυχήν  εκείνου  είπόντος  τριμερή  και 
άθάνατόν  τε  και  θεοειδή,  αυτός  θνητήν  ?φη  και  έπίκαιρον. 

Quaerendum  est  denique,  quid  verba  genuina  Theodoreti 
nobis  restituere  conantibiis  excerpta  Georgii  valeant.  Confiten- 
dum  est,  cum  ipse  Georgius  Tbeodoretuni  exscripserit  negle- 
gentissime,  ac  praeterea  opus  illius  pessime  editum  sit,  nibil  fere 
subsidii  ex  eo  peti  posse.  Locis  tarnen  quibusdam  utile  erit  in- 
dicare,  quibuscuni  codicibus  nostris  consentiat  Georgius.  Igitur 
III  100  (p.  54,  23)  ora.  Georgius  verba  ή  θεία  γραφή  cum 
KBLS,  III  101  (ρ.  54,  33)  exhibet  του  τύφου  το  πάθος  cum 
KBL,  ibid.  (ρ.  54,  39)  om.  ό  cum  KBLS,  VI  30  (p.  90,  2Γ,)  om. 
verba  της  μεγίστης  πόλεως  τουοε  cum  KL  (lacuna  est  in  B). 
Kursus  autem  V  75  (p.  82,  47)  cum  MCV  pracbet  κατασπών,  non 
καταστελλων,  et  VI  30  (p.  00,  26)  praebet  γενέσθαι  cum  CV 
(γίνεσθαι  cett.) ;  praeterea  autem  V  30  (p.  74,  37)  cum  KM  et 
Plat.  et  Eus.  om.  verba  εΤναι  αρχήν  ή;  ibidem  vero  (ρ.  74,  38) 
cum  Plat.  et  Eus.  praebet  άνθίλκειν  τοις  δλλοις  νεύροις  ϊκαστον, 
atque  sie  etiam  apud  Theodoretum  scribendum  esse  videtur  (άν- 
θέλκειν  τοις  δλλοις  μετρίοις  έκαστον  Κ,  άνθίλκειν  μετρίως  τών 
τοις  δλλοις  ϊκαστον  μετρίως  ϊκαστον  Μ,  άνθέλκειν  μετρίως 
τών  άλλων  ϊκαστον  cett.). 

lam  in  dissertatione  mea  (ρ.  66)  annotavi,  locos  Theodoreti 
III  100—102,  VI  30—31,  VII  16-21,  XII  89—94  etiam  ab 
Anastasio  Sinaita  exscriptos  esse.  Vidimus  nunc,  eosdem  fere 
locos  (praeter  VI!  16 — 21)  a  Georgio  exscriptos  esse,  sed  plures 
etiam  hie  addidit.  Accedit,  quod  locis  modo  indicatip,  ubi  uo- 
dicum  scripturae  differunt,  cum  Georgio  consentit  Anastasius, 
ac  praeterea  pro  verbis  Theodoreti  VI  31  (p.  00,  37-39)  και 
ταύτα  Ήσαίας  καΐ  Ίείεκιήλ  και  πάντες  ο\  προφήται  διαρρήδην 
οώάσκουσι  exhibent  illi  ώς  [Μαρρήδην  Georg.,  και  Anast.]  ο\ 
προφήται  ^ιοάσκουσι.  Quo  modo  explicabimus  lianc  congruen- 
tiam  inter  Anastasium  atque  Georgium?  Exscribere  Anastasium 
Georgias  non  potuit,  quia  lucos  multo  phires  hie  exhibet,  neo  si 


45β 

qttii»  eonlendAt,  ΙΠα  AtiaftTaftH  rmpita  vpiirim  ette  et  t  6«or|rto  ex- 
•edpta,  hoc  ei  credirre  ραβι^ιιιηαβ;  nnm  e  Georgio  nemo  at9telief«T 
polest,  omni  Α  pntnplA  eüee  a  Tbeodoreto,  ^ood  dUerte  lodicatTir 
apad  Ana«taeium.  Nihil  jgitur  relioquitiir,  niai  ut  exeerpU  qtiae- 
dam  e  Theo^loreti  Carattotio  iatn  antiquitus  facta  eaae  eoepiceiairi 
c  quibaa  et  Anaeta«ium  et  Georgium  eua  haueieae  oredeadimi  att 

Exitat  etiam  fragmentnm  lihri  noper  repertnm,  in  quo  quaie* 
dam  inveniunlur  e  Theodoreti  Curatione  exacripta.  Edidit  Mer- 
Cftti  in  lihro,  qaem  antea  conuneinorAriTnae  ^,  e  codice  palimpAeiito 
Vaticano  1653.  Frapnentutn  ent  martyrii  Trophiroi,  qoi  enn 
pracfecto  (ήτ€μόνι)  alii|oo  altereane  iiidacitar,  ita  ut  a  poetia  et 
aoriplorihtiA  anliquif«  uterque  artna  petat.  Recte  vidit  Mercaü, 
locoB  acriptoröm  antiquonmi  eoßdi?m  Traphimom  afferre,  qui  in- 
veniantiir  apud  Tlieodoretiim  VI  22 — 34,  Epioharmi,  Diphili,  Pin- 
dari,  PlatoniB,  Moeie.  atque  ordine  qnoqiie  eodera,  Neqn©  locoa 
eolum  aifert  eoedem;  iisdeni  verbie  etiam  iititnr  Trophimue^  qai- 
bna  ipee  TheodoretiiP,  mutati«  tantunit  quae  ree  mutare  iiibebant, 
ai  exi'ipiaR  di»rrepantiaa  quaeJam  exignae.  Sicut  Theoiloretne  VI 
27,  allatia  verh'm  Platonii»  Le^i:.  IV  ψ,  715  Ε— 71β  Β,  sie  pro- 
flequitiir:  bia  τούτων  ό  φιλόσοφος  Koi  τον  τοΟ  παντός  ^ctfc 
κηί)€μόνα  καΐ  τήν  im  τινιυν  έσθ'  &m)  μακροθυμιαν  καΐ  την  ίν- 
τ€υθ£ν  τοΐς  άνοήτοις  προσγινομένην  λώβην  και  την  εις  υστ€ρον 
ούτοϊς  ^τηφ€ρομΐνην  ττανίϋλ€θρίαν,  Etideni  fere  Tropbimue  prae- 
fecto:  ίχ6ΐς  bia  τουτυυν  έπιγνώναι.  el  ßouXei,  και  τον  TiJJV  πάν- 
των κη?)€μόνα  και  την  έπί  τίνων  μακροθυμίαν  ίσθ'  οπη  καΐ  τήν 
προσγινομίνην  λώβην  τοις  κατά  σέ  άνοήτοις  και  την  έπαχ^ 
σομ^νην  αύτοϊς  πανιυλΕθρίαν  €ίς  ΰστιρον,  Mutata  ean«  eet  ver- 
boniiii  ccilloüatio,  ac  prueterea  verba  Theudorefi  colloqiuo  aptata 
sunt  ίίχβις  ίπιγνώναι  —  τοις  κατά  σέ  άνοήτοις);  cetera  oronia 
cangruunt. 

Μ  Uli  qnideni  diibium  eppe  Don  pote«t|  quin  ia,  qui  marty- 
rium  c^onfpcit,  Tbno  turetopi  exporipaerit,  i)ubitat  Bane  Mercati 
et  ex  niio  fönte  utrnmqne  bRiiBieae  potiui  exiPtimat.  Ar  locoa, 
de  quihiia  bic  agitiir,  ab  EuBebio  Buinpftit  Tbeodoretue,  nt- qne  iure 
obici  poteat,  me  quoque  locie  qwiliumlam  aliunda  Tbe*»doretuni 
hauaiaae  opinatum  enae  (vid.  Mercati  p.  221);  illia  enim  looie, 
ubi  orania  Tbeodoreti  cum  Eusebianie  optiuie  congruunt,  alii  fonti 

'  GiovHntii  Mrrrrtlii  Note  di  b^teraturn  bibb'ca  e  crietiana  antioa 
(Hoinao  l!K)l),  cnp.  15»  p.  207  $qq  ('  Un*  apologia  aütieUeuica  aotto 
forma  dj  martirio'^, 


> 


ύ^ 


knalecta  Thcodoretiana 


4δ9 


ι 


nulliaß  relinquitur  looiie;  daih  Eiieebium  eexcenties  exscripeit  Tlieo- 
doretuB,  Nee  majore  iure  Iniiß  (»ententiBe  ühici  pofre«t,  in  tnar- 
tyrio  duoe  I0CO8  Hoineri  (E  B92 — ^400»  Α  2^ β)  aferri»  qui  apud 
Tlteodoretuni  iion  invenianttir;  verba  enim  Homeri  noti  afferuntur 
a  Tropliimo»  eed  a  praefecto»  Scilicet  res  ita  ae  babet,  ut  uter- 
que  poetaroin  atque  ecriptorum  loci»  utatur,  cum  praefectue 
CbriRtianoB  Deumque  eornin  irrideat,  Tropbimus  Dei  providentiae 
oonfidendunj  esse  antiquorum  teßtitnoniie  adhibitis  demon«tret» 
Itaque  qui  luartyrium  couflcripeit,  Tropliimo  e  Tbeodoreti  arma- 
mentario  tela  miniitravit,  praefecto  vero  sunipeit  aliunde.  Neque 
tarnen  pro  certo  coufirmari  potest,  ipsum  Tbeodoretura  eum  legifiee, 
Nam  cum  ioci  e  Tbeodoieto  exscripti  (VI  22 — 34)  iideni  fere 
flint,  qui  etiam  apud  Anastaeium  et  G-eorgium  iuveniüntur,  fieri 
potcBt,  nt  ille  quoque  excerptie  usue  eit» 

Cum  palimpaegtuB  cudex,  qui  Tropbimi  martyrium  con- 
ti net,  Omnibus  Tbeüdoreti  codicibus  aetate  praeetet  (videtitr  eese 
»aecali  IX)^  qnaerendum  ent  deniqiie.  qiiidiiani  no\m  flubRidii  ai) 
Theodoreti  textum  recensenduni  praebeat.  Sed  vel  ea  de  causa 
rainue  praebet  niartyrium,  quia  uon  omnia  Tbeodoreti  verba  dili• 
ipen^eime  ibi  exflcripta  Fnint.  Sicut  VI  23  ip,  88,  5  Π  pro  Tbeo- 
döireti  verbia  αληθή  φιλοΟΌφίαν  τη  Kujpuibia  ττροσμιέας  in  lüar- 
tyrio  legi  in  U8  irj  κιυμψϊϊίςι  φιλοσοφίαν  αληθή  έπιμίΕας,  ibid. 
(ρ.  81\  1|  γνυυρίΕομ€ν  pro  νομί21ομ€ν,  VI  25  (ρ.  89,  16)  άκάματον 
pro  τταναλκή,  Kursus  atitem  in  locis  ab  ipso  Tbeodoreto  negle- 
genter  e  fontibus  exsonpti«  cum  eo  aliquotiea  connentit  martyriutn, 
ut  VI  22  (p.  88,  4Pt)  uterque  praebet  5ιαφ€υτ€ΐ  (έκφΕυτει  Cie- 
menR  et  EueebiuR),  VI  2'ό  ΐρ.  89,  1)  και  !)ή  και  καθ'  äbou  mar• 
tyrium  cum  Tbeodoreti  Μ  (αδην  celeri  cudd.,  και  vero  posterius, 
quod  cum  metro  discrepat,  om,  aolus  Tbeodoreti  K;  καΐ  γαρ 
καθ*  ςΐοην  Clem.  et  Em.),  ibid,  (p.  89,5)  ante  θεός  add.  ό 
cum  Theodoreti  MB.  Videtur  igitur  martyrium  Μ  oodicem  magie 
quam  ceteros  sequi ^  »ed  VI  26  (p.  89,  32)  cum  KL  add.  και  poet 
φλέγεται,  verba  autem  seqaentia  την  ψυχή  ν  exbibet,  quae  de- 
Bunt  iu  M.  Ceterum  Μ  codex  noti  est  inter  optimoe;  quaedam 
tarnen  vitia  eius  tarn  antiquo  tempore  orta  e8«e  videntnr. 

Quamquam  igitur  ad  textum  recensendum  vel  emendanduni 
nihil  fere  adiuvamur  ab  üb,  qui  Theodoretum  ex8crip»erunt,  id 
ipeum  tarnen^  quod  totiea  execriptus  est^  dii*num  est,  quod  anim- 
advertamus.  Apparet,  Theodoretum  saeculia  prosirais  ac  Byzan* 
linornm  quoque  aetate  magie  leetum  esse,  quam  ego  aliique 
credidimus, 

^Hauuiae.  loannea  Eaeder, 


MliSi'KLLEN 


Kine  AnNpiplun;;  in  dem  Zenflhjmnns  den  KalliHach«8 

\U*i'  V nt*\r]niu *rs/.fAX  de«  erKtrii  HyiiinuR  des  Kalliiuacbos 
iiMiHH  die  ϊΗίΐϋίΠ'  Forschung  den  immerhin  noch  erheblichen  Spiel- 
raum zwiHr-hf'n  diMi  Jahren  285.  284,  281/279,  280,  278,  275, 
271  und  2ί»ί)  ΙίΐίίΗίΜΐ.  ohne  dapR  nicht  f^egen  jede«  einzelne  der 
gf-njinntiMi  .Jahr<»  ^ewir-htifre  (jründe  genug  »prächen,  die  den  An- 
Hiitz  aln  niiiidostifiifi  zweifelhaft  erBcheinen  lieRsen.  Sicher  ist, 
daH8  nur  durch  FestHtelhnig  von  AnsyMeluntren  auf  Litteratnr.  vor- 
nehmlich aber  auf  aktuelle  I'olitik  und  Geecbicbte,  die  dem 
Dichter  ein  KüMzeug  Heiner  Mu«e  werden,  eine  ohronologieche 
Fixirung  Keiner  (iedichte  ermöglicht  wird,  ebeneo  sicher  aber, 
dartK  dien  an  Pich  gewien  richtige  V^erfahren  durch  allzu  grosse 
philologisihc  Spürkraft  so  forcirt  ist,  dase  die  Erklärung  der 
Hymnen  darunter  gelitten  hat.  Um  zu  einem  endgültigen  ürtheil 
iilier  die  Datijung  zu  gelangen,  wird  es  noch  vieler  neuer  Argu- 
mente bedürfen,•  auf  einen  AnhaltPpunkt  für  den  1.  Hymnus  sollen 
die  naclifolgenden   Zeilen   hinweisen. 

In  dem  Haupttheil  des  Gedichts  wird  Zeus  als  der  Be- 
schützer der  Könige  gepriesen.  Nicht  der  der  ScliifTahrt  Kundige, 
nicht  der  Krieger  oder  Sänger  sind  seine  Schützlinge  —  sie  alle 
sind  der  Fürserge  gering<n'er  (TÖtter  anheimgestellt  —  sondern 
die    Herrscher  (7i)  f.) 

€K  ^έ  Διός  βασιλήες•  έπει  Διός  ουδέν  άνάκτιυν 

Ociorepov.  (so  die  Hss.). 
Dies  Sat/gefüge  hat  wegen  der  scheinbar  durch  nichts  raotivirten 
unmittelliaren  Aufeinanderfolge  des  Wortes  Διός  von  jeher  den 
Krklärern  die  schwersten  Hedenken  verursacht,  und  bis  auf  den 
ln'utigen  Tag  bilden  «Üese  Verse  eine  crux  ]diilologorum.  Rs 
kann  hiir  nicht  ilcr  Ort  sein,  die  zahllosen  Conjecturen  durch- 
zugehen, welehc  man  zur  Heilung'  der  vermeintlich  verderbten 
Stelle  vorgeschlagen  hat;  iloeh  will  ich  in  Kürze  bemerken,  dass 
tler  (offen bar  durch  Hergks  έττ'  ουδεος  veranlasste)  Vorschlag 
von  NVilamowitz  im  χθονός  zu  lesen,  abgelehnt  werden  niuss: 
lienn  abgesidnn  davon,  dass  dieser  Zusatz  zu  farblos  ist  un»!  zu 
sehr  ilen  Kind  ruck  bb)ssen  Versfüllsels  machen  würde,  trägt  er 
einen  ganz  frenidcn  Gedanken  in  den  Zusammenhang  hinein  und 
reiht   vor  allem   die   beiden  (ledanken    *die  Könige   stammen   von 


Miscciien  461 

Zf'us'  und  *  nichts  ist  göttlicher  als  die  Herrscher  ohne  jede  Ver- 
mittelung  aneinander.  Der  einzige  Ausweg  zur  Hechtfertigung 
diofios  höchst  auffallenden  und  harten  Asyndetons  wäre  der,  einen 
Gegensatz  zu  statuiren ;  doch  wird  man  einen  solchen,  wofern 
die  Sache  nicht  etwa  auf  Spintisirerei  hinausläuft,  nirgendwo  zu 
entdecken  imstande  sein.  Deshalb  nehme  ich  keinen  Anstand  zu 
behaupten,  dass  eine  conjunctive  Partikel  auf  alle  Fälle  verlangt 
werden  niuss,  um  klarzustellen,  dass  der  Satz  oub^v  άνάκτιυν 
Geioiepov  als  Motivierung  der  vorangehenden  These  έκ  bk  Διός 
βααιλήες  gedacht  ist.  Zu  gewagt  scheint  es  mir,  mit  Vahlen 
(Berl.  Ak.  1895  p.  881  f.)  dem  Dichter  eine  überaus  knappe  Rede- 
weise, die  auch  dem  Sinne  nach  kaum  genügen  dürfte,  vindiciren 
zu   wollen   wie 

*έκ  bk  Διός  βασιλήες,  έπει  Διός. 

('von  Zeus  stammen  die  Könige,  weil  sie  des  Zeus  sind'). 

Hierbei  ist  έκ  bk  Διός  βασιλήες  nicht  als  von  Kallimachos 
selber  herrührend,  sondern  als  Citat  eines  andern  Dichters  (He- 
siod  Thcog.  96)  aufzufassen.  Indess  ist  es  m.  E.  nicht  angängig, 
das  έττει  Διός  als  selbständiges  Kolon  von  den  folgenden  Worten 
abzutrennen  und  dann  mit  einem  harten  Asyndeton  fortzufahren; 
überdies  tritt  der  Gedanke  έκ  bk  Διός  βασιλήες  erst  in  das 
rechte  Licht,  wenn  man  voraussetzt,  dass  er  von  unserem  Dichter 
im  Gegensatz  zu  dem  von  anderen  Besungenen  angeführt  wird: 
man  preist  den  Hephaistos  als  Schutzgott  der  Schmiede,  den  Ares 
als  den  der  Krieger,  den  Phoebus  als  den  der  Sänger  —  nun 
emphatisch:  von  Zeus  aber  stammen   die   Könige  ab. 

Ich  glaube  der  Stelle  mit  Hülfe  einer  neuen  Interpretation 
beikommen  zu  können^.  Bekanntlich  war  die  Dynastie  der 
Ptolemaeer  seit  Ptolemaeus  Soter  eine  absolute  Monarchie,  wie 
sie  strenger  wohl  kaum  gedacht  werden  kann.  Eine  tiefe  Kluft 
ist  zwischen  dem  König  und  seinen  Unterthanen  befestigt,  welche 
weder  hüben  noch  drüben  irgend  einen  Uebergang  bietet.  Ganz 
zu  geschwcigen  von  den  ausserordentlich  weitgehenden  Rechten, 
welche  der  jeweilige  βασιλεύς  in  politischer  Hinsicht  auszuüben 
in  der  Lage  war,  manifestirte  eich  seine  unumschränkte  Macht 
auch  nach  einer  anderen  Seite,  der  des  Kultus  und  der  göttlichen 
Verehrung.  Es  steht  fest,  dass  die  ägyptischen  Könige  von  sich 
als  von  Göttern  redeten  und  sich  vom  Volke  als  Götter  an- 
reden und  verehren  Hessen  zu  ihren  Ijcbzeiten  nicht  minder 
als  nach  ihrem  Tode.  Die  Form  des  Kults  war  eine  drei- 
fache :  entweder  führten  sie  eine  Sonderexistenz  als  Gott  und 
hatten  eigene  Priester  (so  auch  Philadelphos),  oder  sie  wurden 
als  σύνναοι  θεοί  anderen  Göttern  aggregirt  oder  endlich  es  ward 


^  Zu  den  folgenden  AuBruhrungen  vergl  Strack  Dynastie  der 
Ptolemaeer.  —  Derselbe:  Griechische  Titel  im  Ptolemaeerreich  im 
Rhein.  Mus.  f)f)  (1900)  S.  KU  ff.  —  Kornemann:  Zur  Geschichte  der 
antiken  Ilerrschorkulte,  in  Lehmanns  Beitr.  z.  alten  iiosch.  I  1  (1901) 
!S.  51   ff. 


m^ 


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X*. 


eise» 


ββός 


Dif«i 
t4    «ie 


ibm  iit  WmttM  iwa  Δώς  outtw  äwamm  & 
Um9g  hefrl    Z^  ia^el  mA  4er  ββίΤαΙΙϋΙ  ia  4n 

t«9g:  iiBa  «IrveU  dtr  Ihekter  liier  in  AU^eaieioea  ibcr  iHi 
K^^fü  ipficlrt«  dt«i  iiratliek  Abkoenneii  mal  Sj^kae  de«  Zevt  ψΜ, 
m  bt  detiDoeli  «aY«iikCittb«r,  dns  er  »ehiMi  Uer  MMeekheealich  de• 
FiiilAdelpbo«,  dM  •ptdgllgi  lieWag  d«  Zes•«  iat  ilo^  Ikti, 
■od  Μ  ik«  alldii  kimrtca  «ed  aiBMiiiii  dk  Lfver  der  d«a«lig«B 
Zeit  denken«  Und  sitr  Uel}«r|ii«R«ttg  die«e«  ftreag  geooaiBieD 
nur  dein  nonen  proprium  mkonoiendefi  Διός  maf  den  GAUangv- 
tiegrilf  &νακΤ€ς  bedurfle  e•.  »cbdit  mir,  nar  etaee  einxi^en 
Bebritle•.  Dam  Kallimaehot  itati  dec  ofücielleit,  farbloe^ii  θ€6ς 
den  β€Ος  κατ*  έ£οχπν  reizte,  wer  wollte  «ich  darüber  wandern,  η 
άίΓ  die  Gi^pflfi^enheiten  dei  iicb  in  Hyperbeln  bewegenden  Hof-  fl 
μοβί^π  kennt?  Jene«  problematitche  Διός  scheint  mir  also  in 
Anlehnung  an  den  officiellen  Titel  der  Könige  gebr&Qoht  m  »eiD 
und  »U'Ai  auf  die  göttliche  Verehrung  and  den  Cult  zu  besieben. 
KiTie  anniibernde  Ueberset^zung  würde  Fielleicht  nneer  'Herracher 
ron  (lotteignaden'  bilden.  fl 

Fallfl  meine  Erkljlrnng  der  Stelle  der  Kritik  standhalten  ^ 
«üUte.  wUrde  en  einer  Aenderung  defi  überlieferten  Textes  nicht 
bedllrfrn»  zugleich  gewinnen  wir  aber  für  die  Chronologie  dea 
Hyninui«  eine  HujidhAbe.  Die  neueren  pHpyrui^funde  haben  er- 
geben, daRi  gerade  der  in  unserem  Gedichte  gefeierte  Ptolemaloii 
J^iIUde1[)bo•  eii  gewesen  i^t^  der  den  ofüciellen  Kimigecaltns  in 
Aegyptrn  einftihrtc.  Im  Jnbr(*  279  decretirte  er  zunärhet  »einen 
Kilern,  Ptoleomio»  Sot**r  iinfi  Berenike,  göttliche  Kbren  (Oeol 
Σΐυτήρ€ς),  darauf  coneecrirte  er  271/27Ü  seine  Schwester  nnd 
üattin  AfNinue  II.  Unmtttelhar  nachher,  vielleicht  noch  in  dem 
nfimliohen  Jahre,  nühtnnt  er  auch  selber  den  Gottestitel  ange- 
injuitiipu  XU  haljpn.  En  könnte  «tiittig  crftcheinen,  welches  dieser 
11  fvdrr  linhtigtM  2  CreignihBe  (denn  die  Apotheofle  der  Arsinoe 
Uhu  ihn'H  Brtidi  rgcniahlx  «tclitin  in  ursächlichem  Zusammenhange, 
worliher  v.  Trotl  ItheiiK  Mus.  53,  1898,  p.  466)  unser  llymnue 
/,ur  VoniUNHctÄiing  hat,  doch  vviid,  denke  ich,  die  Entscheidung 
uuftehwcr  asu  fllllcn  eoin,  wenn  miui  hedenkt,  dass  die  279  er- 
iülgte  Ctiniipcrirung  der  Kllern  weit  weniger  bedeutungsvoll  und 
epuehemuehend  wur  —  denn  «ii*  gcinhiih  *otTenbar  in  Nachahmung 
dnr  Ni^lHMi  vtnhandentMi  Ntildti«chcn  Cultc  von  Otoi  Σωτήρες, 
inftheKundoro  de«  nthrniHchrn  für  Antigi)noB  und  nemetrioH'  Kor- 
ntsnmnn  mit),  p.  70  —  als  die  Ktnführung  di^s  ofiiciellen  Cnltus  dea 
l(*bondiM)   Hermebt^rs;  dies  int  das  eigentliche  Novun]^  und  vou 


I 
I 


Miecelten 


tlieRem   ao  heileutsatnen  Ereigniss   haben  wir  meiner  Ueberzeugiing 
nach    an    ^ler    belrnnrlelten   Stelle    einen    greifburen   Niederscliiag. 
Ich  Pelie  deiunacli  als  terniinuH  pofit  quem  da«  Jfibr  27ίί  an,  utuI 
viel   epäter  wir4   iniser  Hymnns  aiM-h    kaum   t^ntetanilen  sein. 
KiftL  Gustav  Wörpel. 


I 


PlnntiiB  Ampltitruo 

Ho  viel  iih  weise,  hat  Nieniaml  biftlK^r  über  Plautus  Am- 
phitruü  den  Verilaeht  geüusKcrt,  das«  auch  diese  Komödie,  wie  viele 
anrlere  des  PUutU8,  eine  eunioedia  tfontaminutft  ist ;  im  Gegentheil 
hat  man  gemeint,  Amphitnio,  wie  BaccbideB  Aulnlaria  -Mui^teJlaria, 
sei  von  den  Komödien^  *dere(i  Form  Plautue  gelasRen  hat,  wie 
sie  dem  Geiste  dee  Meister«  cntstiej^en  war,  und  denen  er  nur 
in  der  Ausführung  von  Spiel  und  Rede  die  bunten  Züg-e  «eine« 
zwiflclien  i^riechiecb  und  römisch  «chillerndeti  Stiles  aufgepiiigt 
hat  (Leo,  Flaut.  Forsch.  151).  Doch  eine  weitere  UnterHiichuiig 
wird  vielleicht  auch  dieaes  Stück  den  coiitaniitiirten  einreihen. 
Mir  weni^etene  iet  ee  am  wahrec.heinlichslen,  dass  hier  eine  Con- 
tamination  vorliegt,  wenn  in  dem  gleich  auf"  die  ηο.ν  Ionght\  in 
der  Zeus  cum  Äkumefm  roluptafcm  rapd,  folgenden  Tage  Alkmene 
geminos  filios  parttf  obwohl  alter  deeumo  post  mense  fmseefnr  fmer 
quam  scmtnatus  est^  alter  mense  sepfumo  (vgL  Leo  zu  47i>  ff.  und 
Langen,  PlantiiiiRche  Studien  234  -  237,  welch  letzterer  eine  Er- 
weiterung   n:ii  hplantinisfdicr  Zeit    für   Vers  479 — 4i>5   annimmt). 

In  der  zweiten  Scene  des  eTuten  Actus  sagt  Mercuriuer 
Bene  proiiperegm  hoc  hodie  operis  proces'^it  mihi:  amovi  α  fonlms 
ma^timatn  iwfj^e^/iam  (Sosiam),  pcUri  utlkerei  tut  ο  illam  ampk.mrier 
etc.  alle«  richtig  bis  zum  Vers  478,  Von  Vers  479  an  giebt 
MereuriuR  einen  Zueatz  zum  Argumentum:  nunc  de  Alenmefta 
dudum  qitod  di.ntnus  mtnus,  hadic  iila  parief  fiihs  tjeminos  duos 
etc.  l^er  Znsatz  an  und  für  Rioh  ist  vielleicht  nicht  sehr  auf- 
fallend, obwohl  ein  ähnlicher  sonst  nirgends  bei  Plautue  vor- 
kommt; denn  in  der  Cistellaria  sagt  die  tena  nicht  das  Argu- 
mentum selbst,  was  nachher  Auxilium  erzählen  soll,  sondern  sie 
sagt  nur  das  aus,  was  sie  über  Seleniume  Abenteuer  weiss.  Das 
Auffallende  ist  hier:  der  Zusatz  trifft  eben  das,  was  im  Original 
nicht  vorhanden  gewesen  zu  sein  scheint^  ilie  Geburt  und  die  Ge- 
burtsRcenen.  In  der  folgenden  Scene  (1  3)  sagt  Pseudo-Amphitruo 
zu  Alkmene,  indem  er  von  ihr  Abschied  nehmen  und  das  Haus 
verlassen  muss:  Bene  vale^  Alcumena^  cura  remcommunem^  quod 
facis;  atqjte  imperce^  quacno:  mcn-'^cs  iam  tibi  esse  acfos  vides: 
mihi  nercsse  cif  ire  fiinc;  icrum  quod  crit  natmn  tollito,  Eretena 
iet  es  sehr  fraglich,  oh  Pseudo-Amphitruo  dies  sagen  dürfte, 
menses  iam  übt  esse  acios  mdes;  au  oh  wenn  es  für  Amphitruo's 
Reraen  geltend  war^  eollte  der  Dichter  —  zugegeben,  dass  die 
Verec  470  -  495  nicht  plautiniach  sinrl,  wie  Langen  will  —  in 
der  ersten  Scene  du»  dritten  Äclus,  wo  er  den  Jnppiter  sagen 
lüaat;   posf   igitur  dmnum  fariam  res  pahtm  ßai  alque  Akumtno^ 


404 


Miscellen 


in  tempore  aw.r/7/ww  feraw  faciarnque  ni  uno  fetu  et  quod  grm 
est  viro  et  we  quod  gravUlwit  pariat  >ine  dohribtts^  über  Herkc 
Geburt  voranRctagen,  dasR  er  sogleich  nach  der  Empfängniiie 
boren  wird  (wie  Langen  glauben  will),  dh.  nicht  άορί(Ττιυς 
tempore,  sondern  hodie,  zumal  da  der  Herkules- Mythua  ganz 
derfl  klang.  Wenn  der  Dichter  weder  dort  (III  1)  noch  sc 
irgendwo  etwas  über  Herkules'  Geburt  Ragte,  so  wäre  es 
Beweis,  dass  die<»eburt  entweder  natürlich  oder  wenigstens  d 
sie  so  geschehen  sollte,  wie  man  darüber  zu  denken  pflegt.  1 
glauben,  wenn  der  Dichter  den  luppiter  sagen  läset  in  tem} 
aturilium  feranu  so  stellt  er  sich  die  Geburt  nicht  am  sei 
Tage,  an  dem  er  dies  sagt,  vor.  Ausserdem  wenn  Alkmene 
Niederkunft  nah  wäre,  sollte  sie  nichts  über  die  bevorstehe 
Geburt  sagen?  Sie  klagt,  weil  Pseudo  .\mphitruo  fortgehen  w 
priusquam  lertus  uhi  cubuit  conraluif  locus  (513)  und  sie  Ja 
muntern  ex  abitu  coticinnaf  (529);  über  die  Geburt  kein  \V( 
weder  in  der  dritten  Scene  des  ersten  Actus,  wo  Juppiter  zu 
sagt :  mcfises  iam  tibi  esse  arfos  vidrs;  mihi  fieresse  est  ire  hi 
verum  quod  erit  natum  toUito^  nor-li  in  <ler  zweiten  Scene 
zweiten  Actus  (Canticuni).  Das  ist  sehr  sonderbar  für  eine  F 
die  der  Niederkunft  so  nah  ist. 

Da  nun  die  Geburt  nicht  innerlich  mit  der  übrigen  Komü 
verbunden  ist,  möchten  wir  glauben,  dass  Plautus  die  Gebui 
scenen  nicht  im  Original  gefunden,  sondern  sie  durch  Contai 
nation  aus  einem  anderen  Stück  zugefügt  hat,  um  Stoflf  und  Hai 
lung  zu  häufen '.  Er  hat  sich  bemüht,  diese  Scenen  vorzuberei 
(I  2.  I  λ.  II  2),  aber  ganz  üusserlich  und  nicht  trelfend.  D 
die  Geburt  ein  dem  Original  fremdes  Stück  war,  zeigen  auch 
Verse  ^76  flf.  post  iyitur  demmn  faeinyn  res  patam  flat  afque  - 
cumenae  in  tempore  aua^ilium  f'eram  etc.,  also  der  Betrug  soll  ν 
der  Geburt  entdeckt  werden.  Dass  es  aber  nicht  nothwend 
dass  alles  was  Juppiter  voraussagt,  also  die  Geburt,  in  der  fabi 
selbst  stattfinden  musste,  kann  man  nicht  leugnen  (vgl.  Casin 
Der  Dichter  des  Originals  scheint  mir  den  Mythus  so  umgefor 
zu  haben,  dass  Alkmene  vom  Amphitiuo  im  schwangeren  'd 
stan<le  zurückgelassen  wurde,  als  er  in  den  Krieg  zog ;  aus  d 
Krieg  kam  Amphitruo  drei  Monate  nacliher  zurück,  und  zv 
an  dem  gleich  auf  die  uo.t  loufjior  folgenden  Tage;  in  der  fi 
longior  wurde  Alkmene  auch  von  Zeus  schwanger.  Die  Nied- 
kunft  sollte  in  zehn  Monaten  nacli  Am]d)itruos  Zug  und  in  siel 
Monaten  nach  dessen  Rückkehr  stattfinden;  also  nicht,  wie  ! 
Plautus,  gleich  nach  der  Rückkehr. 

Zum  Schluss  des  Originales  machte  der  μάντίς  Teipedi 
oder  Ζευς  όπό  μηχανής  die  ganze  Geschichte  klar  und  sa| 
Herkules'  (xeburt  voraus.  Was  die  Bromia  über  die  Geburt  ai 
sagt,  ist  wahrscheinlich  aus  Kuripides^  Alkmene  abgeleitet.  Α 
?3uripi(les'  Alkmene  hat  Plautus  oder  dessen  Original  im  Rud( 
(v.  8»i)  hingedeutet.  Aus  der  lÜuripideischen  Tragödie  ist  vi 
leiciit    auch    die  von  Sosia  gelieferte  Beschreibung  der  Schla< 


Miacellen 


4fi5 


[(ν.  203  £),  Eine  solclie  Schiltlerung  im  Ampliitruo  bätte  nur 
ann  Zweck,  wenn  Merconne  nichts  über  d]p  Stsblacbt  uwl  den 
Sieg  der  Tbebaner  wusste.  wesliiilb  er  8o«ia'fl  Besi-breibung  ex 
angiporto  erlaufluben  musetp;  aber  MercunuFi,  uIh  (ifdt,  wusete 
alleB;  er  batte  aiitb  die  patera  aus  dem  versie-^elten  Kasten  weg- 
gestoblent    obiie    dan     Siegel     zu    verlelzei».      Von     Coiitamination 

Katicb  die  IneonBequenzeii  und  UnwabrRcbeinlicbkeiteii 
Iren,  über  die  Langen  p.  91  fF.  und  Leo  zu  880  sprechen, 
ben.  Theopbanefl  KakridiB* 


Randbemerkan^en  zu  Horai 

Carm.  III  4»  9—13 

jMe  fabuloBae   Voltnre  in  Appulo 

Nutriei«  extra  limeii  apud  viam 
Lado  fatigatumque  somno 

Fronde  nova  puerum   paluinbes 

Texere,  mirum  quod  foret  omnibuR  .  .  , 
Der  Diebter  betont ;  'ee  war  ein  Wunder  für  alle  Umwobner, 
wie  iob  dort  woblbebötet  scbitiminertei  wie  ich  unter  beiligem 
Lorbeer  dalag  (impcrfect).  Der  Vorgang;;'  hoIJ*  wie  die  Zeitform 
zeigt,  nicht  erftt  durch  Höreneagen  bekannt  geworden,  «ondern 
von  vielen  gesehen  sein.  Da  durfte  er  auch  nicht  in  des  Waldes 
tiefete  Gründe  verlegt  werden  (etwa  imtriejB  extra  limina  de- 
vi  um),  Hondern  an  eine  den  Bergwald  durchkreuzende  Htraeee, 
auf  der  am  Abend  Feld-  und  Waldarbeiter^  Bewohner  der  Nacb- 
bardijrfer,  truppweiBc  heimwärts  ziehen  und  nahe  am  Wege^' 
fianme  den  Knaben  gebettet  finden.  Nach  der  mehr  negativen 
Ortsangabe  extra  nutriois  limen  giebt  die  genauere  Bestimmung 
apttd  viam  anscbauÜcb  den  Platz  für  das  Hpiel  des  Knaben  und 
für  die  zahlreichen  »päteren  Augenzeugen  ;  sie  stinnnt  zudem  fast 
bnchetäblicb  überein  mit  dem  überlieferten  Apuliae.  Ihtse  damit 
die  nutrix  'Pullta'  wieder  in  ihre  Anonymitiit  zurücksinkt,  wird 
dem  Odentone  nur  angemessen  und  förderlich  sein. 

KCarm.  ΓΙΙ  6,  21^24 
Motua  iioceri  gaudet  lonicoe 
Matura  vix  et  fingitur  artibus 
lam  nunc  et  incefitos  aniiores 
De  tenero  meditatur  un^ui. 
Die    überlieferte  Lesart    matura    virgo    widerstreitet,    trotz 
aller  Rettungen,  dem   Postnlate    jedee   Ledere;  die  neuere  Erklä- 
rung der  Worte  de  tenero  ungui  iiit  nicht  überzeugend*    Verlangt 
wird    genau    der   obige  BegriÖ'   quue  vix  (vixdum?)  ntaturu  eeL 
Auffallend   erscheint  beim  ersten  Anblick  da»  alleinstehen^le,  fast 
eubfitautiviBche    matura.     Sollte   die   Unbefitimmtbeit    nicht    beab- 
fiichtigt  sein,  ila  das   fragliche   weiblithe  Wiesen  nicht  Kiud^  nicht 
Gattin   und  am  wenigsten  paesend  virgo  genannt  werden   konnte? 
0er  horazifiche  Sprachgebrauch    zeigt    das  Adjectiv  und    Particip 
Ebeln.  Μα«,  f.  Philo!  N-  P.  LVIL  30 


Am 


Miscetlen 


nicbt  selten  in  jeuer  eelbetändi/i^en  Stellung,  ohne  Anlelinung  aa 
ein  Subetantiv,  ausser  an  ein  gedachteR*  Ars  poet,  277:  qitae] 
canerent  agerentqne  peruncti  faecibue  ora.  (hU  ίϊ  7»  !1;  emn 
frat;ta  virtufl  et  minaoee  turpe  eolum  tetigere  inento.  Oile  ΪΙί 
12,  1:  mieerarum  est.  Helbet  für  den  Singular»  der  ja  noch 
kühner  ereL'heint,  giebt  es  bekannte  Analogien.  Ode  Ml  20,  15: 
qualiH  aut  Nireue  fuit  aut  a(|uo>ta  raptua  ab  Ida.  (Me  I  7,  9 
pluriinQS  in  lunonia  honorem  apturo   dicet  equi^t   ArgciB. 

Carni.  ΠΙ  23,  17-20 
ΙπίΕΐιηίθ  aram   si  tetigit  manus, 
Non  cum  torosa  blandior  hoetia, 
MoUivit  avereoe  penates 

Farre  pio  et  saüente  mica. 
Die  nberlieferte  Leftart  euratuoea  ergiebt  etatt  eines  klaren 
Sinne«  eine  gradezu  merkwürdige  Vieldeutigkeit  der  Bezieh angen. 
Da  aoll  non  zu  blatidior  geboren,  gefährdet  aber  auch  dae  noeb 
näher  stehende  euintuoea  durch  ein  negatives  Vorzeichen  ί  hoetia 
Roll  ablat  inistruin.  sein,  wird  aber  unmittelbarer  al«  ahK  com- 
par.  empfunden,  wie  in  ί  24,  KJ  Threieio  blandine  Orpheo;  für 
iien  philologisch  uiigefickulten  Leeer  kam  ausBerdeni  die  Möglich- 
keit hin2u,  hoittia  als  Nominativ  anfzuiaaeeni  wie  doch  sogar 
Bentley  tliat;  echlieaeliüh  sind  bei  farre  pio  wiederam  beide  Ab- 
lative  denkbar,  der  iDetrunieDtale  und  der  comparative. 

Das  begleitende  cum  macht  die  Structiir  sofort  einfach  und 
eindeutig;  non*  ctiut  toroea  ho&tia  (ei  accedat»  fiitura)  blandior. 
Die  Hand  naht  dem  Altare  njit  einem  Opferstiere:  dieeeo  Sach- 
verhalt  drückt  das  cnni  der  Begleitung  wohl  sogar  genauer  aus^ 
als  der  instrumentali!^ ;   und   ee  schärft  den  Gegensatz  zu  innmnie, 


I 


In  des  Dichters  Vorstellung  ist  die  hoetia  hier  eng  verbunden  ■ 
mit  der  in  V.9  — 12  geschilderten  victima,  die  auf  üppiger  Weide  " 
für  ein  solches  (Jpfer  heranwächst,  l>ieee  Schilderung  der  vorauf- 
gegangenen  Miistung  führt  eher  auf  einen  BegriH'  wie  torosus  m 
hinaus,  als  grade  auf '^kostspielig' ;  die  Triften  auf  dem  Algidus  I 
und   liei   Alba  werden  ja  der  Prieeterschaft   selbst  gehören.  " 

Schliesslich   glaube    ich,    dass    unsre  Ode    dem  Ovid   vorge- 
schwebt haty  als  er  Melam.  7,  426  schrieb: 

fovet  ignibue  aras 
Mumribmque  deos  iinplet»  feriuntqne  secures 
CoUa  torom  bunm   vinitoruin  cornua  vittis, 
♦Solche  Hi'zugnahnie  würde  zugleich  dem   viel  bestrittenen  inmunial 
zu    Hülfe  kommen,    das   ich   selbst    früher  durch   insnntis  eraetzenj 
zu  sollen  meinte, 

Carm.  J  20,  9 --12 
Cae^ubum  et  prelo  domitam   Caleno 
Tu  solcs  uvam :  mea  nee  Falernae 
Teniperant  vite«  iteque   Formiani 
Foeiila   CO  lies* 
Plie  MittelstUck  V,  H  — Η  ist  im  Verhältniss   zn  dem  Gana 


luoeUen 


46T 


ι 
ι 

ρ     Γύϊ 


dieser  poetiffcLen  Kleinigkeit  recht  iiinraugliüh.  Eä  entliäU  also 
Wühl  auch  die  Hauptsache^  den  Hiuweie  auf  die  Bedeututig 
des  TaiiCR.  Bei  solcher  Bezieluing  eret  Rdheint  das  Gedicht 
die  oft  vermi«ete  Poitite  zu  erhrttteii.  Der  Aulass  des  verab- 
redeten Zu8aiiimeii8einH  ist,  ähnlich  wie  bei  III  8,  ein  Tag  ge- 
meinaanier  froher  Erinnerung :  der  Erinnerung  an  Mäcens  Er- 
rettung an 8  lebensgefährlicher  Krankheit.  Die  Eriünerung  haftet 
an  dem  Tage  seineB  damaligen  ersten  WiedererscheinenB  in  der 
OelTentlichkeit,  zugleich  dem  Tage  einer  groBsen  öflentlicheu  Hul- 
digung. An  diesem  Gedenktage  wili  Horaz  den  Freund  bei  eich 
sehen.  'Du  würdest  bei  solchem  Anlasa  Cäcuber  und  Trauben - 
blut  von  Ca  leg  spenden  (bei  soles  ist  aus  V.  1  zu  ergänzen  potaie, 
aus  iler  ganzen  Situation  apponere);  mir  füllen  nicht  diese  er- 
lauchten Stätten,  auch  nirht  Falernerreben  den  Becher  mit  ihrem 
Feuertrank^  und  ebenso  wenig  Formiäs  Hügel.  Behlichten  Land- 
wein wirst  du  bin  mw  Irinken;  aber  er  ist  vom  eigenen  Wachs- 
thum  und  eorgeam  gepflegt;  er  ist  zudem  ein  unmittelbarer  Zeit- 
^noBse  tlce  denkwürdigen   Ereignisses', 

Schlichter  Wein  ist  darum  nicht  schlechter  Wein.  Das 
binergut  ist  nach  seiner  Lage  —  die  wir  ja  nun  kennen  — 
für  den  Weinbau  durchaus  geeignet,  trotz  der  Seufzer  des  un- 
geduldigen viliuUB  in  Epist.  ί  14,  23.  Die  Sohlussstrophe  will 
nicht  sagen,  dass  Horaz  edlere  Weine  nicht  führe;  aber  sie 
wachsen  ihm  nicht  zu,  er  ist  nicht  WHingutsbesitzer  'in  Rlidee- 
heim  und  am  Johannisberg*,  wie  wir  es  nnitatis  mtitandis  dem 
Mäcenas  zutrauen  dürfen.  Die  Strophe  gibt  nicht  eine  triviale 
Gegennbersteliung  von  Reichthum  und  Armuth.  Sie  will  ne- 
gativ nuch  einmal  die  Pointe  scharfen:  an  einem  Tage  von 
80  hochpersönlichem  Wertbe  gebe  ich  von  dem  Eigenen,  von 
dem  Ertrage  des  mir  so  werthen  Eigenthuins;  so  ehre  ich  den 
am   besten,  der  es  mir  zugeeignet  bat\ 

Epist.  1   IS,  104,  t05 
Me  i|uotien8  gelidus  reiicit  Digentia  rivus, 
Quem  Mandela  bibil  rugoftn«  frigore  pagus  ,   , 
Voss  übersetzt:  'die  von  Bergfrost  schaudernde  Dorfschaft*; 
Diiderlein:    ^das  rauhe  Gebirgsdorf*;    Kiessling:    'die  vom   Frost 
verhut/cltcn  Bewohner  des  pagus  . 

Wer  im  Thale  des  Anio  von  Tivoli  nach  Vicovaro  wandert 
oder  impositus  mannis  behaglich  hinauffiibrtj  hat»  bevor  er  linker 
Hand  in  das  Licenzathal  einbiegt^  längere  Zeit  den  freien  Aus- 
blick auf  das  vor  ihm  liegende  Dorf  Cnntalupo  (Bftrdella)i  das 
flieh  heute  Mandela  nennt.  Zweierlei  lehrt  der  Augenschein  : 
erstens  das«  diese  Ortschaft  keine  rauhe  Höhenlage  hat^  zweitens 
dass  ilire  Bewohner  nicht  das  Wasser  der  Licenza  trinken.  Der 
Ort  liegt  etwa  4^7  m  hoch,  überhaupt  nicht  mehr  in  dem  engeren 
Licenzathale.  sondern  rechtsseitig  auisserhalb  davor;  das  Fliiss- 
ehen  (337  ra)  bleibt  lief  unter  dem  Dorfe  und  ziemlich  entfernt 
von  ihm.     Oh  die  Bewohner  dieBee  Vorherges  im  Alterthum  über- 


468  Miscellen 

haupt  noch  mit  zum  pagiiR  Mandela  zählten,  hleibe  dahingeitellt; 
Hornz  meint  mit  dem  paguB,  der  aun  dem  FIuBse  trinkt,  jeden- 
falls seine  näheren  Nachbarn,  die  Bewohner  de«  eigentlichen, 
engeren  Licenziithalep,  in  welchem  er  selbst  — -  bei  den  bentigeD 
vigne  di  S.  Pietro  gegenüber  dem  Dörfchen  Licenza  —  wohnte 
(N.  FritBch,  Neue  Jahrb.  f.  Phil.  ls95,  S.  57-78).  Das  Klima 
dieses  Thaies  ist  aber  ebenso  wenig  von  besonderer  Kühle,  wie 
das  des  sonnigen  Cantalupo  (  Mandela' )  auf  der  vorgelagerten 
Abflachung  des  Berges.  Das  zeigt  die  Satire  II  8,  10  si  vacnum 
tepido  cepisset  villula  tecto;  deutlicher  noch  der  Brief  I  IG,  5 — 8 
in  dem  ürtheil  temperiem  laudes.  Folglich  bezieht  sich  das  At- 
tribut rugosus  frigore  überhaupt  nicht  auf  das  allgemeine  Klima 
der  Gegend,  sondern  nur  auf  die  vielgepriesene  Kühlung  des 
Flüsschens  selbst.  In  diesem  Sinne  steht  das  Substantiv  in  der 
Ode  III  2L,  !<>:  tu  frigus  amabile  .  .  tauris  .  .  praebea.  Das 
Attribut  rugosus  aber  will  mit  leichter  Hyperbel  sagen:  das 
Wasser  der  Licenza  int  so  kalt,  dass  es  dem  Trinkenden  die 
Gänsehaut  verursacht.  Also  'aufschauernd  ob  der  Kälte  dieees 
Wassers*  trinkt  die  Dorfschaft  Mandela,  dh.  die  Bewohner  der 
im  oberen  Licenzatliale  zerstreut  liegenden  Anwesen,  aus  ihrem 
Flüsschen. 

Are  poet.  251—259 
Syllaba  longa  brevi  subiecta  vocatur  iambus, 
pes  ritus;  unde  etiam  trimefris  accrescere  iusait 
nonien  iambeis,  cum  senos  redderet  ictus 
primus  ad  extremum  similis  sibi:  nempe  ita  pridem, 
tardior  ut  paullo  graviorque  veniret  ad  aures, 
spondeos   stabiles  in   iura  paterna  recepit 
conimodus  et  patiens,  non  ut  de  sede  secunda 
cederet  aut  quarta  socialiter;  hie  et  in  Acci 
nobilibus   trimetris    apparet  rarus  .... 
Gedankengang:  Die  lange  Silbe,  verbunden  mit  der  ΛΌrauf- 
gegangencn    Kürze,    lieisst  lambus;    ein  flüchtiger  Fuss,  weshalb 
er  sich  auch   verftärkt   hat    und   in  der  iamhlHchen  Zeile  dreimal 
paarweise  auftritt,  wHhrend  er  eigentlich  in  sechs  Hebungen  eich 
wiederholte,  vom  ersten  bis  zum  letzlon  nich  selbst  ähnlich.     In 
solcher    Absicht    hat    er   ja    von  je   her   (nämlich    ebenfalls,    um 
etwas  gemessener  und  gewichtiger  ins  Gehör  zu  fallen),  die  nach- 
haltigen Spondeen  in  sein  väterliches  Krbe  aufgenommen,  gefällig 
und   fügsam  ;  doch   nicht  so  weit  ging  die  Kameradschaft,  das»  er 
auch   den  zweiten    nnd  vieiten    Platz  geräumt  hätte.    An  diesen 
Stellen    kommt    der  lambus  in  den  gepriesenen  Trimetern    des 
Accius  nur  noch  vereinzelt  zum  Vorschein*. 

Hamburg.  F.  Schultee  β. 


Zur  Ciris,  V.  369—377 

In    seinem     Buche    'aus  Yergils    Frühzeit'    hat  Fr.  Skutsch 
den  Nachweis  angetreten,   dass  die  Ciris  älter  ist  als  es  die  (:ie- 


MisoeHeii 


4β9 


ί 


dicbte  Yergils  «iiul.  Für  die  BegriinrluKg  dieBer  These  war  neben 
anderen  l'nterfluchungeTi  auch  eine  Prüfung  der  guD^en  Veree 
und  V^erRtheile,  die  das  EpyllioD  von  der  Skylla  mit  den  (τβ- 
eängreij  defi  aUlssmo  poefa  gemeinsam  bat,  auf  ihre  Priorität  bin 
iiatbweudig,  Skutsch  bat  dieBen  Ver^ileicb  auf  S.  112  if.  seines 
Werkep  aiigeistellt,  und  zu  Gunetefi  der  Cirk  als  der  Α  eiteren 
entflchiedeu.  Dagegen  int  Fr.  fjeo  bei  einer  erneuten  Durch- 
mufiterung  der  fraglicben  Steneri  (Hermes  XXX VO  1902  H.  34  — 
47)  zu  dem  entgehe ngeaetKten  Drtbeil  gekouiTnen,  Wenn  ich 
es  wage,  in  dieser  IHscrepanz  der  Meinungen  dafl  Wort  zu  er- 
greifeni  eo  gcficbieht  es  nur,  um  für  eine  Stelle  der  Cirie,  die 
sieb  mebrfacb  mit  Vergiliscben  Versen  berübrtj  das  V'^erfabren 
nocb  einmal  aufiiunebtDenj  da  mir  die  letzte  Behandlung  hier 
nicht  da8  Richtige  zu  treffen   Beb  eint, 

Efi  ist  V,  3β9  ff.:  die  Τροφός  bat  den  Liebeekumnier  der 
Skyllft  entdeckt,  und  ist  nun  im  Verein  mit  der  Königetocbter 
bestrebt,  Nisus  zu  veranlaesen,  daas  er  dem  feindlichen  Herrscher 
der  Kreter  den  Frieden  und  zugleich  die  Hand  der  Skylla  an- 
biete. Um  das  zu  bewirken»  mues  als  letzte«  Mittel  der  Zauber 
herhalten;  das  poeÜRcb  »o  dankbare  Motiv  einer  μαγική  πράΕις 
ι         wird  in  Scene  geaetzt : 

iai  nutriv,  paiufa  comfyonens  sitiphura  iesta^ 
370  narcissitm  casiarnque  herhas  huendit  okntes, 
^  terque  norena  ligans  ttiplici  diversa  colore 

Β  fda    (er  in  ijremhim  mectitn'  inqnit  Viesjiwf,  tirffo, 

Β  'desptie  ter,  virgo:  numero  deus  mpare  gandeC . 

^  inde  lovi  magno  geminans  iSiifgw  data  sacraj 

375  Sacra  nee  Jdaeh  anubns  nee  cofjnfta  GraiSf 
Η  pcrgit^  Amt/flaeo  sparffeus  aliarm  t hallo ^ 

9  regis  lolcftfcis  auhnmn  deiUjerf  voHs, 

Zu  der  TTeberliefernng  dieser  Veree  iet  zu  bemerken:  370 
Die  Hsfl  ecbwanken  zwischen  ronttmdit^  was  Leo  aufnimmt  (B.  42 
Ann),  3),  und  incendit^  dessen  sachliche  Richtigkeit  sich  unten 
ergeben  wird.  371  ligmii  oder  ligat  die  Hee.,  ligans  VerbeeBe- 
mng  von  0*  Ribbeck.  374  indt  magno  geminai  iovi  frigidula 
Sacra  die  Η«η.,  von  den  vielen  möglichen  Aenderungen  empfiehlt 
sieh  vielleicht  die  hier  vorgcachlagene  duri^b  die  geringe  Ab- 
weichung von  ihr  Traditiitn.  375  fdaeis  die  Hab  ,  Aeaeis  die  Aus* 
gaben  nach  HeinsiuR.  Aber  diei»e  Conjectur  \nt  dadurch  auege- 
ecbloRfien,  daiiR  sie  einen  WiderH]iruch  mit  lolciacus  v.  377  her- 
vorrufen würde.  Idaeac  »ind  die  Frauen  vom  kretischen  Ida  : 
weder    dee    Mino»    noch    des    Niflus    Landeleute    kennen    eolcben 

■  Zauber, 
In  der  hier  auegebobenen  Stelle  der  Cirie  eind  die  üeber- 
einstimmungen  mit  Vergil  gehäuft.  Bei  ihm  lesen  wir  EcL  11  11 
herbas  eoidimdit  olcnft'S ;  U  AH  narchsum  ei  ftoreH  iinigil  bene 
alenfis  micfhiy  htm  casia ;  λ•  III  73  ferna  tibi  haec  primum  friplici 
diver sa  rrdore  tk'ui  rimnado^  Vlll  75  nuwtro  detis  impare  gau- 
dd;   VIII  77  nette  tribuii  nodis  ternoa  AmarffUi  colmea*     Hieriu 


470 


Mtioelkrt 


kommt,  vrenn  man  incinn  Loeuni?  τοπ  ν.  371  atiniiumf«  nach  ^em. 
fV  ίϊΗ8  aarra  loti  Sfygio,  Da»»»  dieiK»  Veree  und  Τ  heile  ▼«• 
VerÄcn  zuerst  von  Vrrjril  ^iniirhtet,  un<l  'Unn  von  *!«•ιη  Vrrfmntf 
ilcr  V\r\^  flir  üpin  Poem  i>iitlelint  »Hen,  zeigt  Leo  dadurch, 
er  in  tliesi*iij  rint^  krihr  ν<ίη  Wr«tÜBnen  gt'^tüi  da^  antike  Zael 
ritiial  mifweiNi.  'ZerMoftneni»  Kräuter  clipnen  dem  Zaubertmfit 
.  .  ,  (bei  ilcm)  Zernloi»«*!«  drr  Blumen  und  ider)  Knilpfutifr  Hi» 
Li«hi*iiknolenK  —  nur  da«  kann  v.  371  hriieiitfn  -  .  .  fehlt  dir 
kenntlichr  HeTiirliiin^  auf  dem  Zwi*ck  der  Handlnnt',  der  nirbt 
dii5  BetliüiiiTiß:  oiler  Rindint^'  fino«  Liebhiiber«»  itondern  die  Γ»- 
«tininiUTiff  df'K  Κίίηΐίίΐί  ist  Feriier:  Nari"ii*H  und  Seidelbast  w- 
Htbeinen  niriinid  aU  inn|?iHrlH'  Κ  runter,  Kddlinb,  vvjirum  jferf»ti»«§t 
nie  htrhas   ohntes^  dl>.   in   diVwfiri  Falle  duftt^rid^  Priihlit  fU, 

nicbt   ctua    rflaiJ/-rn,    ilerrn   Saft  riin^n    etiirken    [inft    \  t  ?* 

litf»  die  Hereclili^'unir  di«*f«er  Hin  wunde  zu  prOfen,  niüseen 
wir  lUTiiiebiit  narb  der  Al»«iebt  der  (urine  fragen;  denn  J€?  nach 
dem  Zwenke  den  Zanber«  kann  «ein  Ritual  versrbieden  sein,  flaa 
bentimmendr  Wort  Hiebt  in  v,  .'^77  :  dffifftre.  Wir  Imben  ea  also 
mit  einem  I>ehxion«y.anber  /u  thun ;  diesem  liegt,  um  die  Worte 
E.  Kuhnertf  (Panty^WJHHcjwa,  liealencyeloiiüdie  IV  237  4 J  zu  g•* 
braueben,  'die  V'nr^lelhinp  /,n  Gnmde,  daas  die  Wirkung  des 
Zauber«  eirjem  durebbobrenden  8lieb  gleielif:  wie  ein  solcber  den 
Meneclien  liibnit,  ilin  <lr«  freien  (lehranchfi  iieiner  KriU'te  be- 
raubtf  HO  wirkt  andi  der  Zaulier  auf  ilin;  der  Besprochene  iet 
dem  Tode  verfnUen  nnd  wird  bo  lange  von  Ndmicrx  nnd  Siech* 
thnm  gequält,  bis  er  Ri^b  dnreh  KrluMung  einer  beetimmten  Be- 
dingung von  der  Wirkung  der  nnlieil vollen  Znnberwafte  zu  be- 
freien vermag'.  In  dem  bier  Vi^rliegenden  Ktille  aoll  aIpo  der 
Geifit  des  Νίκη»  «ο  lange  gidäbmi  werden »  Im  er  sieb  den  Wüii- 
Hchen  seiner  Tochter  bpi|iienit ;  ein  Zweek.  der  iibrigen«  nicht  er- 
reicht wird,  V.  378: 

nnUa  mattet  stahiletn  fatlackt  NisvnK 

Jede  Zauberli  and  lang,  also  aueb  die  drfi.TiOy  besteht,  wenn 
flie  vollständig'  üein  Bolb  auR  mehreren  Tbeilen.  Voran  geht  ein 
Hauchopfer  ί^ττίθυμα)^  es  folgt  da»  Haii(*tatiick,  die  Verbindung  von 
magiacher  That  (πράΕις)  mit  inagisebem  Wort  (λόγος),  begleitet 
von  einer  Prophylaxe^  die  den  Bexenmeister  selbst  vor  allen  böeen 
Geietern  srbiilzen  soll,  die  sein  Gebet  entfesHelt  (φυλακή  της 
ττράίευυςι.  Man  kann  sieb  von  dieser  stets  gleieb  l«Ieibenden  Ein- 
theilung  leicht  überzeugen,  wenn  man  die  Kecepte  dnrtdi mustert, 
die  unfi  in  den  F*Hpyri  magicae  erbalten  «ind.  So  beginnt  denn 
auch  hier  Carme  mit  der  Bereitung  de«  ^πίΟυμα;  dazu  nimmt  sie 
ala  Ingredienzien  Schwefel,  Narstisse  und  Caeia:  hierzu,  nicht 
zum  Zaubertrank*  der  in  der  defixio  keine  Stelle  hat»  verwendet 
nie  die  Blumen.  DerHehwefel  aln  heiligCH  Riiueberniittel  ist  ur- 
alt; ea  gab  eine  Ktymologie,  die  Oeiov  al«  Ma«  Gottliche*  schlecht- 
hin faaete,  w^il  ea  vor  allem  der  nacralcn  —  abo  auch  der 
zauberhaften  —  Lustration  diente.  Ab  Odysseu«  die  Freier  im 
Palaete  erschlagen   hat,   ruft   er  df^r  Eurykleia  zu  (Od«  XXtl  481): 


471 


ι 


oTce  θ€€ΐον,  TPiliJi  κακΦν  δκος,  oke  hi  μοι  πυρ. 

Auch  der  CliaMüer  im  Pliilopsemien  (Ϊρβ  T.tikiari  (S  12)  be- 
Twü'/A  zu  fieifiem  Werke  ihn  Schwefel  als  έττίθυμα,  und  im  Pa* 
ρ}τιιβ  LoiidinenpiF  CXXl  (l'enkticbr.  il.  Wien.  Akad.  XLM )  v.  498 
heii*8l  Bhi  λαβών  θ€Ϊον  και  νειλοκαλάμης  ιπέρμα  ^ττίθυε  προς 
τήν  Ceλήvηv. 

Wie  dorf  die  ν€ΐλοκαλάμτΐ.  ^hu  hier  von  fler  Amme  der 
Skylla  die  Narzii^fie  verwendet.  Allerdingfi  i^t  in  der  songtigen 
Zauber litteratiir  νάρκκ€ος  &h  derartiges  ingiedienR  nicht  l'ezeugt, 
aber  daee  die«  nur  eine  zufällirre  Liieke  in  der  Ueberlieferonif 
ist,  zeigt  uns  der  raebriach  bestätigte  Volkiiglaube,  der  sich  an 
diese  Pflanze  anknüpft.  Es  ist  eine  Dnbeimlielie»  ehtbonisehe 
Blume;  die  Erde  hatte  i^ie  empcjrpprieBfien  laRsen,  um  Pernepboiie 
durch  ihren  Glanz  zu  bethoren  ^Hvnin.  Rom.  in  Cer.  8):  ale  eie 
die  Unterweltsbliithe  jjflüekte.  war  Fie  dem  Plnton  verfallen. 
Narziaaen  waren  es  daher,  mit  denen  eich  die  Giitt innen  von 
Eleiisis  bekränzten,  Sopholtlefl  (0.0,118^)  nennt  sie  το  μεγάλαιν 
θεαϊν  άρχαΐον  €Τ€φάνιυμα.  Dae  icbolion  tu  dieser  Stelle  und 
Euetalhiup  (zur  II.  p.  87,  2&  und  1173,  49)  denken  bei  den 
'groeF*en  Göttinnen'  an  die  Eumeniden,  und  etellen  —  ebenso 
wie  Fl  in.  N.  H.  XXI  128  ans  griccbiseber  Uuelle  —  einen  ety- 
molügi Nieben  ZufianiTnenbang  vapKiccoc  άπύ  του  ναρκαν  heri  δτι 
του  φρίττ€ΐν  και  ναρκάν  eiciv  αι  baipovtc  αίτια  t.  Ausführlich  er 
nennt  Phitareh  {Quaept.  eonv.  lil  1  p.  04  7  R)  den  Narzies  άμ- 
βλύνοντα  τά  vtupa  και  βαρύτητα€  ΐμποιοϋντα  ναρκώ5€ΐς.  Daf*H 
die  Verwendung  einer  f^olchen  Pflanze  gerade  hier,  wo  es  eich 
darum  handelt,  Geiitt  und  Körper  des  Nians  zu  lähmen,  eebr  wohl 
am  Orte  ist,  wird  man  gerne  zngeben. 

Die  Ca&ia  endlich  wird  nn«  auch  in  anderen  Texten  ge- 
radezu als  Zaaberkraui  genannt.  In  dem  I^eydener  Papyrus  W 
I  17  (A.  fHeterieh,  Ahraxas  S,  171)  gehört  sie  zu  den  sieben 
Kräutern,  die  al«  έπιθυματα  der  hieben  Planetengötter  verwendet 
werden,  und  zwar  i^t  die  Kacia  dem  BernieR  heilig;  Pap.  mag. 
Paria,  v.  1309  (Itprikschnften  der  W^ien.  Akad.  XXXVl)  eraeheint 
eie  ebenfallfi  ala    Bestandtbeil   eines   έπίθυμα- 

Die  Scbwefelstüt'ke  werden  in  breiter  Srbaie  zurechtgelegt, 
Nftrzi**«  und  Casiti  w*erden  dazu  gethan.  Damit  ist  die  Vorberei* 
lang  zum  Raucbopfer  vollendet,  und  es  kann  angezlitidet  werden : 
inrenfiif  iRt  hier  ganz  an  seinem  Platze.  Ist  aber  der  Weihrauch 
erst  im  llrennen,  so  mischt  siib  mit  dum  Geruch  de«  Schwefels 
der  Duft  von  Narzisse  und  Cat^ia:  daher  nennt  aie  der  Dichter 
hof'bas  olentes. 

Nach  dem  έπίθυμα  wird  die  eigentiiche  πραίις  vorbereitet. 
Dreimal  neun  Fäden  von  drei  verechiedenen  Farben  werden  mit 
einander  verkn<jtet.  Wie  dadurch  dies©  Fäden  gebunden  wind, 
soll  auch  der  Geist  des  Nirus  gefenfielt  st^in.  Die  Symbolik  er- 
klärt Hich  aui*  der  giieibischpn  Vorlage.  Was  den  Lateinern 
die  i{fifij'it\  das  ist  in  Hellas  der  κατάb€cμoς,  der  Bindezauher. 
Wir     haben     liir    dicRcn    noi-h    ein  aiiftfübrliches   Rette[>t   im    Pap. 


472  MiBocllen 

Par.  380:  'nimm  zwei  Fif?ürchen  und  eine  Bleitafel,  ουνόήεας 
τό  πεταλον  τοις  ίψδίοις  μίτψ  άπό  Ictoö  ποιήοας  δμματα 
jEe\  Und  zwar  darf  man  nicht  geltend  machen,  daee  in 
dicHem  Bindezauber  das  Symbol  de«  verknoteten  Fadeni  nur 
vorkomme,  weil  cr  ein  Liebi'szauber  sei  -  -  er  lieifl^t  v.  29<> 
φιλτροκατάΙ)€ομος  — ,  *\n\n  nicht  nur  der  Name  zeigt  uns. 
daee  ein  Utjare  bei  jedem  κατά{)€€μος  vorkommen  kann»  son- 
dern wir  haben  auch  noch  «len  directen  Beweis  hierfür  aof 
der  Bleitafel  CIL.  VIfl  Ruppl.  12Γ>11,  14.  Hier  handelt  e«  sich 
um  die  defiitio  eines  verhasstcn  GeffnerH;  da  fenselt  man  einen 
Hahn  und  Hchreibt  dazu  a)C  ouTOC  ό  αλέκτωρ  κατα6έ6€ται  Tok 
TTOci  και  xaic  X€pci  και  τη  κεφαλή,  oötujc  καταδήοατε  ι  τον 
beiva).  Auch  an  unserer  Stelle  ist  demnach  das  Binden  der 
Fäden  als  Vorbild  der  Fesselung  des  Nisus  durchaus  am  Platze. 
Für  die  dreifache  Farbe  der  Fäden  sowie  fiir  die  heiligen  Zahlen 
3  und  3 -3• 3  verweise  ich  auf  \V.  Kroll,  Antiker  Aberglaube 
(Virohow-Holtzendorff  XII  27H)  S.  :i8  f.  Die  Anschammg  ttu- 
mero  deus  hnpare  gaudct  ist  uralt:  so  wird  denn  auch  hier  in 
der  ganzen  Handlung  überall  künstlich  die  ungrade  Zahl  her* 
gestellt.  Wir  haben  dreimal  neun  Fäden,  drei  Farben,  dreifaches 
Ausspucken.  Dass  die  Ciris  hierin  weniger  systematisch  ftei  als 
Vergil  in  der  VIII.  Ecloge,  der  v.  74  drei  Fäden,  drei  Farben, 
drei  Umgänge  hat,  ist  nicht  ^ζ^Ώτ  richtig. 

Der  λόγος,  der  die  πραΕις  begleitet,  wird  in  der  Ciris  nor 
kurz  erwähnt ;  es  sind  die  vota  in  v.  377.  Dagegen  ist  dae 
φυλακτηριον  ausführlicher  geschildert:  ter  in  sinutn  despuiiur. 
Das  ist  bekannter  griechiHcher  und  italischer  Brauch,  um  böee 
Geister  und  schädliyhe  Kintiüsse  abzuwehren.  Wie  der  mensch- 
liche Speichel  zu  dieser  prophylaktischen  Kraft  kam,  hat  Frank 
W.  Nicholson  dargethan  ( The  Salica  Superstitiofi  in  Ciassicäl 
LUterafure,  Harvard  Studies  VIII  1897  p.  2i^— 40).  Unter  den 
von  ihm  angeführten  Belegen  finden  sich  auch  die  beiden  Theo- 
kritstellen,  die  contaminirt  das  Vorbild  der  Ciris  gewesen  sein 
könnten  ^  11  62  : 

καΐ  λ^τ'  έπιφθύίοκα•  τά  Δέλφιοοο  ocTia  μάεοιυ, 
und  VI  39: 

ώε  μή  βαοκανθώ  0€,  τρίο  €ic  έμόν  έτττυοα  κόλπον, 
ταύτα  γάρ  ά  γραία  με  Κοτυταρις  iEebibaEev. 
Von  weiteren  Einzelheiten  der  Zauberhandlung  erfahren  wir 
nur  noch  in  v.  376,  dass  der  Altar  —  auch  der  βωμός  gehört 
zum  magischen  Apparat,  s.  zB.  Pap.  Par.  M,  37,  42  —  mit 
amykläischem  Thallus  bestreut  wird.  Das  ist  sicher  die  Blume 
des  llyakinthos  gewesen;  dieser  stammte  aus  Aniyklai  (Preller- 
Robert,    Griech.  Myth.  I  S.  248),    und    die  nach    ihm    benannte, 


^  Während  der  Corrcctur  lese  icli,  dass  P.  Jahn  dem  Dichter 
der  Ciris  die  Kenntniss  Theokrits  abspricht  (Hermes  XXXVII  1902 
S.   |ίϊί>),  ahnr  Hoine  Ausführungen   liaben  mich  nicht  überzeugt. 


Mieceiliin 


473 


trauerkundeTide  Bltithe  eignete  sicli  eehr  wohl  zur  Verwendung 
im  t  od  t  bringen  Jen   Btndezau^ier* 

■  So    folgt   also    die  lleicenkiinfit    der  Carme    in   allem  ^jcnan 

den  Vorstiliriften  aiitikeii  Zauberrituale  und  den  Voretellunj^enj 
die  bei  seiner  Fixirung  mai<egebend  waren.  Einen  eacblii;heu 
Anetose  irgend  welcher  Art  wird  uiün  in  v.  369—377  der  Ciris 
nicht  tinden,  und  so  darf  man  denn  aiieli  ao«  dieser  Partie  kein 
Argument  für  die   Priorität   V^ergils  ableiten, 

Breslau.  R.  Wune  eh. 

iAgroetioB  et  PliiaiBe  de  Delphka 
Delphicae  (i.  inensae  vel  cortinae)  vocabnlum  nt  per  anti- 
quitatem  notnm  erat  et  pervnlpHtuin,  ita  postea  non  modo  libra- 
Tm  eed  eliam  pbilologie  fraudem  fecit.  velut  Ä^roecii  p,  l}^, 
15  K.  haec  leguntor:  Cirerö*iiibeo  prami  nfrosqve,  hinos  hehcham  , 
quia  Delphi ca  vam  paria  semprr  stuft,  unde  ipse  Chero  dkebat 
^Sfi/phumm  paria  vonplttra*.  sed  dubitare  non  licet  quin  repti- 
luenda  «it  rodieum  Bpriiensiuni  338  et  432  scriptuTa  φηα  ad  dclft- 
cüniy  a  qua  vix  differt  id  quod  est  in  libro  Moniepessulano  30t> 
quae  ad  deifica,  neque  euim  in  CicerouiR  verbis  a  grammatico 
allatis  (in  Verr.  IV  32)  quiequaui  iuvenitur  de  nescio  quibus 
vascülis  Delphicifl»  Red  sermo  est  de  duobn»  ecjphifl  argentei«  ei- 
gillatis,  quoB  in  abacie  Binüliljusve  niensi«  pretiosis  exponi  BolituH 
esse  coDstat  ficriptorum  et  artis  monumt ntorum  ünanimo  coueeneu. 
siniilis  est  condieio  verborum  PHnü  nat.  hi«t,  VII  210  Jftl• 
phicn  antiqui  aerts^  quae  est  hodk  in  PeJafio  dono  principimt 
ßfirterrae  dicata  m  hihlioiheva^  cum  insrripfioHC  fali  eqs.,  nipi 
quod  tabiäa,  quod  post  iMlphica  inserebatur  et  Weickerum  boiuH 
mtieei  IV  (IS 36)  p.  422  eq.  permovernt  ut  de  tabula  vel  laniina 
DelphiH  Romani  allata  coo-itaret,  äani  post  Codices  diligentius  col- 
latoß  expalfiunj  ei*t.  inre  igitor  Bueehelerns  ibid.  XXXVII  (1882) 
ρ  H37  de  tripode  agi  dixit  et  mireris  Pregeruni  inscr.  Graec. 
Biet  Γ   117  tabula   illud    recipi  entern    eajnqiie   Delphicae    Minervae 

■  dedicatam  fuisFe  opinantem. 
eed  difficilior  exisitit  de  iuBCriptione  liuiuß  donarii  quaestio» 
ouine  parteni  priorem  pofttquam  W^lckerus  Renarium  esse  per- 
Bpexit,  Mayhoffius  merito  «ic  edidit:  Ναυ0ικράτης  άνεθίτο  τά 
Διός  KOp(f.  nam  propinR  haer  ab^unt  a  liNerifi  traditis  qnani 
quae  alii  poRuernnt  τή  Διός  κόρη  et  favent  formit*  lioricifi  verba 
proxima.  graviu«  corrupta  est  poeterior  iHücriptionie  pars  et  ab 
aliift  aliter  coriHtituta.  quam  »w  exhibent  eodicee  Vatiranue  3861 
Pariflinufi   6795   Leidensis   Lipsii   VIl : 

■    t"  {ύε\  νδεκα  ιδ^'  af)  ta  δε,  af)  νηδδεξιοδδιο- 
νοονα(Δλ;λ^)Ε 

sie  Kiccordianu« : 

Ρ'ΝΑ^ΒΑΤΑΝΝΑΑΘΞΙΟΔΑΤΟΝΟΝΟΝΑΕ 
in   quibus  emendandis  qni   prüb;ibiliyia    protulernTit  (τάν  £>€κάταν. 
ά  bi  biiaf  abei  νόψ  Wel*  kerua,   ή  6'  'Εργάνη    hllmio    bibo- 


Miiioelltm 


μενον    Tube    Butilideiui•)    ideo   et  ipei  β  vero   aberrantntf    ijiiu 
allenim   f^erariuiii  ifüctre  t^tuiluennt.  at   eoruii)   quae   tradttH   iUDtl 
numerus  [iiojiiuK  «icredit  ud  dactylicum  ei  in  proniptu  etujt  alioruml 
Ittularum    exenipla,   in  qiübiiB  senarii  cum  bexametris   vet  distichii 
ila  coniungantor    (211,  2H2,  360,  450.  588,  642,  684,  798    Km- 
belli,  44,   12Ö   Pregeri)  ul  fere  noiniua  propria  dactylie   non   aptt  ] 
iaraliis  rcfeerventur.   hoc  ni    tenuerimOe,    verieimillimuin   videbitur 
bunt;  tripudi  b  ex  am  et  mm  inecnptum  fuieee;  τάν  &€κάταν  <ταύταν),  | 
ά  b*  αΕιον  d&vov  övaüt, 

Regimontii  Frueeorani.  Otto  Roeebaob. 


1 


Im  FroK  X  7.n  den  bistoriae  Pbilippicae  des  Trogue  Pom* 
]>ejui*  find  die  Tbwten  des  Artaxerxep  11.  in  eine  Periode  zusnm- 
niengelaRHt,  die  in  Rnehl»  Auepabe  folgen dermaesen  lautet:  Ct 
Aititxeixes  llnenii>n  patificatHR  cnm  Euagora  rege  Cyprio  bellam 
Afgyplium  in  uile  Ace  couipanirit,  ipea  in  Cadosiie  vicius,  de* 
ft'ctoreti  in  A^ia  («urpuralt^p  **uos  persecutue^  primura  liotatiifn 
praelVutnm  [Pnpblag<»niae];  Papblagonon  origo  repetita:  deinde 
praefectnm  Hellefponti  Ariobarzanen,  deinde  in  Syria  praefeotnm 
Armeniae  Oronten,  omnibusiine  (!)  vinlis  decesserit  filio  Ruccee- 
►ore  Üebo»  Ks  eri^cbeint  mir  ungtanblicli,  dapR  dieBea  iingebenrr^ 
Hebe  Satxgebiide  den  urBprihifiltchen  Wortlaut  dflrBtellen  sollte, 
und  viellficbt  i^t  es  nur  (li^sbalb  bipber  der  Aufmerkaamkeit  der 
Kritik  entgangen,  weil  die  Yerderbniee  der  Stelle  eine  «ehr  alte 
und  so  allen  HundRfbriften  geraeineam  zu  sein  »cbeint.  Die  _ 
Anomalie  des  Satze«  liegt  daiin,  daRs  L  die  Participia  victua  und  Λ 
j^erBecjutuB  an  verbunden  nebeneinander  gestellt  werden;  2.  unklar  ™ 
iet,  ob  victUH  dem  vorbergebenden  rompararit  oder  dem  folgenden 
perRei'ntuii  untergeordnet  ßeiii  soll  ;  IL•  den  Fartieipien  ein  über- 
georiineler  Salz  \iUIig  fehlt,  da  Rtalt  dee  erwarteten  Hanptver- 
biim»   ein   mit   qne  angeknüpfter,   also  coordinirter  Satz   folgt, 

SüWübl  gegen  die  Aniiwhme  einer  Subordination  von  victoa 
unter  persetutuR  al«  aurh  gegen  die  einer  Coordination  der  Par- 
ticipia epricbt  vor  allem  das  Fehlen  des  llaiiptBatzea;  co4irdinirt© 
raitiripia  bind  ilberdieR  in  den  Prologen  Rtet«  durch  Conjunetionen 
verbunden.  Aurh  an  einen  finl>fttiintivi»rben  fTebraueb  der  Pi»r* 
ticipien  'Seine  I^epiegnug  dnrch  die  KaduRier;  Verfolgnng  der 
abtrüiniigen  Stitiafien,  durch  den  ilie  Ankniipfung  eiitea  neuen 
Setzen  mit  que  erirügliclier  wui'de,  iftt  nicht  zu  denken,  denn  die 
zablri'ithen  so  in  den  Prologen  verwendeten  Partieipia,  zB. 
Fapblagonon  origo  repetita  in  unFtrer  Stelle  eelbRt,  bilden  natur- 
gemäfi«  aUHnabnii^InP  selbstandigr  Sütze  und  laflsen  i*tete  die  Kr- 
gänÄiing  von  e*it  oder  κηηΐ  zu,  wlilirend  bier  die  Participialcon- 
sirnetionen  :  ip^e  in  CaduRÜR  victUR  und  defectore»  .  .  *  .  peree- 
cütUi^  fiirh  niebt  ohne  Zerstörung  dep  Satzgefligee  nuR  demf^elben 
herfttiRnehmen  laswen  und  iiuRRerdeni  zwischen  zwei  Conjunotiven 
(compararit^*ieße8Rerit)  «teben. 


Miecelleri 


475 


Wenfi  trot;i(!em  aurli  heute  nocli  die  übeTlieferte  Forni  de« 
SntÄee  feiitgeb alten  wird,  »o  können  die  Hieran Bg-eber  pfr^pciitus 
unmögtich  aU  Particip  aiiffapRen,  möeeen  vielmetir  eit  dazu  er- 
gänzen, Θ0  dafiB  der  Satz  drei  Prädicate  eiitlialten  würde:  ronipa- 
rarit-persecutufl  (sit)  —  deceeRerit.  Aber  auch  gegen  diese  Er- 
klärung der  Stelle  erheben  sieb  Hclnvere  Bedenken,  sowohl  grani- 
iiiati«che  als  Paeblicbe.  So  häufig  nämlich  die  Aualasöung  der 
Hülfflverha  ewt  und  sunt  »neh  in  iniRereu  Prolo^fen  ist,  so  findet 
eich  für  die  von  ait  und  »int  in  den  Prologen  sonst  kein  Bei* 
spiel.  Denn  ProL  IX:  Ut  Phiüppufi  a  Periutho  summotuB  und 
XXXIV:  Ut  babita  inier  Ariaratben  et  Oropbernem  regni  cer- 
tamina  ist,  wne  die  Utngebwng  der  Sätze  zeigt,  der  Indicativ 
zu  ergänzen.  Nimmt  man  aber  —  so  suchte  schon  Grauert  (vgl. 
die  Auflgabe  von  Du  ebner)  die  Stelle  zu  heilen  —  an^  der  Ver- 
fasser der  Prologe  babe  wirklich  pereecutus  «it  geschrieben  und 
f  Jetztercs  «ei  nur  spater  in  den  Handschriften  ausgefttllen,  so  iüt 
ja  ätiNserlieh  nun  <ler  Satz  in  bester  Orduung,  nicht  so  aber  der 
Inhalt.  Denn  ilieeer  ist  dann  auch  €r>nRequenterweise  naeb  dem 
Vorgang  DuebnerR  ^  in  ilrei  ünterabtheilinigen  7.u  zerlegen,  deren 
erste,  mit  compararit  ^KibliesRenii^  die  ohne  perstinlicbe  Mitwirkung 
des  Künigs  ausgefochtenen  Kämpfe  der  Perser  g^f^en  Kyprus  und 
Aegypten  umfassl,  wäbrenil  die  zweite,  dureb  ipfe  eingeleitet,  die 
Thaten  des  Artaxerxes  selbst  in  den  Kriegen  gegen  ilie  Kadusier 
und  die  aufständischen  Satrapen  andeutet^  die  dritte  endlieb  von 
seinem  Tode  banilelt.  Dadurch  wird  jedoch  der  KaduHierkrieg 
von  denen  gegen  Kypros  und  Aegypten  scharf  getrennt,  dagegen 
in  Veridndong  mit  den  in  eine  viel  spätere  Zeit  fallenden  Satra- 
penempörungen gebracht  und  so  der  Anschein  erweckt,  als  ob 
Trogus  jenen  Krieg  zeitlich  später  als  den  374  v,  Chr.  unteruommenen 
Feldzug  gegen  Aegypten^  angesetzt  bätte*  Nun  beweisen  aber 
l>iod.  XV,  8,  4;  10»  1  und  Cornel,  Nep.  Datam.  1  klar,  dasa  der 
Feldzug  gegen  die  Kadusier  eine  Reihe  von  Jahren  vor  dem 
gegen  Aegypten  noch  w;4hrenfl  des  kyprisclien  Kriege«  (390 — 
380  V.  Chr.)  stattgefunden  hat,  und  da  die  (luelle  des  Trogus 
uiTTnöglich  die  umgekehrte  chronologisobe  Fieihenfolge  der  Er- 
eigniese  enthalten  haben  kann,  so  erfordert  die  Rücksicht  auf  <len 
thatiiächlichen  Hergang  der  Dinge  unzweifelhaft  die  engste  Be- 
ziehung der  Worte:  ipse  in  Cadusiia  victu«  zum  vorhergehenden 
Satz:  Ut  Artaxerxes  .  .  .  pacificatua  cum  Knagora  .  ,  .  bellum 
Aegyptinm  compararit,  nicht  zum  folgenden:  defectores  .  ,  .  per- 
eecutUB,  mit  dem  sie  zeitlich  und  «ach lieh  gar  nichts  zu  thun 
haben. 

Wie  man  alsi>  auch  den   Wortlaut  unserer  Stelle  dreht  und 


*  ^  D.  Hetzt  hinter  compararit  ein  Kolon,  Jeep  und  Raehl  voreicJi- 

tiger  nur  ein  Komnm^  ohne  u&t-s  ea  freilicL•  auf  k't?.tere  WtneB  klurer 
wird»  ob  victup  dem  vnrhergeheTidpn  cnrnparnrit  ndfr  dem  folgendt^ii 
peraecutua  untergeordnet  ietI. 

3  Kur  dieaer  kann  mit  dtii  WorluJi:   b<-4luiu  Augyptium  in  urbu 

b Λ ce  compararit  gemeint  ieiu.  Vgl  Judvich,  Kleimtsiat  Studien  S.  1(ΐΟ  6Γ. 


47β 


MieceHen 


wendet,  immer  bleibt  er  bedenklich.     t>»  nun  ferner  die   Prolog 
nonet    nirgends    einen  Satz    von    irleicher  Länge    and    Unklftrhe 
bieten,  vielmehr  überall  einfach  and  klar  gehalten  eind,    eo  tnu 
in  unserer  Stelle  noch  ein   Fehler  verborgen  nein* 

Eb  bedarf  nun,  glaube  ich,  zu  ihrer  Heilung  nur  einer 
geringfügigen  Aenderung,  näralich  ausser  dem  eehon  voa  Grauer 
vcrnmtheten  sit  hinter  peraecutue  der  Einechiebting  von  ut  hlntt 
victnu.  Der  Sali  laotet  dann:  Vt  Artaxentee  .  .  ,  belloni  Aegy| 
tinm  eompararit,  ipae  in  Cadneiii  victus,  Ut  defectoree  .  ,  .  j^ef 
aecutti«  Sit  oinnibtiÄque  victie  deceeeerit.  Mit  einem  Schlage  ver 
acrhwinden  eo  die  unklare  Häufung  der  Participien  und  daa  Ana^ 
koliith,  und  der  Sinn  ist  nun  klar  und  den  Thateachen  ent- 
sprechend. Der  Ausfall  des  ut  aber,  der  nach  meinem  Dafür- 
halten die  ganze  Corniptel  rerschuldet  hat,  konnte  auseerordenl- 
lieh  leicht  und  daher  auch  schon  sehr  früh  durch  daa  ZOsatiiineii^^H 
treffen  der  beiden  fast  gleichen  Silben  es  in  victue  ond  ot  be^^| 
wirkt  werden,  und  es  konnte  dann  nicht  ausbleiben,  dasg  ihm 
auch  das  sit  nach  porsecutua  bald  in  die  Versenkung  folgte  und 
das  schon  wegen  dee  vorausgehenden  paeificatus  später  wohl 
meist  abgekürzt  geschriebene  victue  in  victos,  victor  ü,  dgl,  ve 
dorben  wurde. 

Kömgeberg  i,  Pr.  0.  Neu  hau•. 


obi 


Zu  €U.  Π  nt 

Auf  der  Burg  gefundener  Katalog,  (Ττοιχη?)όν  abgefasst, 
aus  der  ersten  Hälfte  des  vierten  Jahrhunderts  v.  Chn,  von  Köhler 
abgeseh rieben.  Erbalten  sind  zwei  Columnen,  von  denen  die 
rechtsstehend  fr!  ganz  fragmentarisch  ist.  Die  linksstehende  leec 
ich  folgendennaasen  *;  Abweit  liungeu  von  Kühlere  Leeuug  sind  mit 
*  bezeichnet. 

ίΊπτιοθωντίίίος*] 

" ς  Άντικλ^ους 

' —  ^  —  Α]ϊσχριυνος 
^  Αριστο Ιφάνη  ς  νΑριστομή6(ου> 
Κΐφΐά*]&αι 

,  .  .  .  8]υϋρος  Σμικύθοι/ 
Νικΐίσ*1τρστος  Νικοστράτ(ου) 
Εοκο|μος  Εύκομίαινος 


10 


Κόπρ*ΐ€ΐοι 
Εύβου]λίί)ης  Εύβουλου 
Ιφιλιίτπτίϊϊης  Κ€φαλίωνος 
ΞενΙότιμος  Ξενοκρίτου 
Άνα*]καιής 


'  INflcbtrNiilirh  hemt  rkr  ich,  dass  dii' Kr^jnn^iiiiprt'n  in  Z.  l.i;,  io. 
14  ohne  JlvgrÜßduug  schon  von  R,  Löper  Äthuu.  Miltlieil.  XVJl  4l>^,  1 
gegeben  eiudj 


Miscellen  477 

ι  Γ)  [θρά]σων  'Αριστοκλέους 
Καλ]λίδημος  -€νοτίμου 
Άρι]στηΐδης  ΈΕηκέστου 
Άριστοκ]λής  θρ|ά]σω[νος]. 
Dass  das  Verzeichniss  der  Hippotliontis  angehört,  ^eht  aus  Z.  14 
hervor.  Der  einzige  Demos,  der  vor  -καιής  drei  ßuehstaben  hat, 
ist  der  der  [Άνα]καιής.  [Έρι]καιής  darf  nicht  ergänzt  werden, 
da  nur  die  Schreibung  Έρικ€€ύς,  Έρίκειεύς,  Έρικιεύς  in  den 
vorciuistlichen  attischen  Inschriften  üblich  ist.  Von  den  hier 
genannten  Άνακαιεϊς  hat  Z.  15  [θρά]σων  'Αριστοκλέους  einen 
Naohkoninien  in  θράσων  θράσωνος  Άνακαιεύς,  dem  Antrag- 
Hleller  des  Volksbeschlusses  zu  Ehren  des  Zenon  im  J.  2G4, 
Laert.  Diog.  Vll  10.  Auch  CIA.  II  952  Θράσων  Πολύευκτου 
Άνακαιεύς,  επιμελητής  in  einem  Katalog  Anfang  des  2.  Jhdts. 
v.Chr.  gehört  zu  derselben  Familie.  Z.  18  [Άριστοκ]λής  θρ[ά]- 
σιυ[νος]  wird  ein  Vetter  des  in  Z.  15  genannten  [θρά]σων  'Αρι- 
στοκλέους sein.  Von  dem  Z.  17  erwähnten  [*Αρΐ]στηΐδης  ΈΕη- 
κέστου  ist  ein  Bruder  CIA.  II  iOOü  [Έ]Η[ηκία]ς  ΈΈχ\[κέστου*\ 
(Ι)  ['Αν]ακαιεύς  in  einem  Katalog  kurz  vor  Mitte  des  4.  Jhdts. 
Dieses  ΈΗηκίας  Sohn  ist  CIA.  II  1177  ΈΕήκεστος  (II j  Έζηκίου 
Άνακαιε[ύς]  in  einer  Weihinschrift  eines  CoUegiums  Mitte  des 
4.  Jhdts.  oder  etwas  später.  Auch  in  der  Grabschrift  CIA.  II 
2075  haben  wir  einen  Angehörigen  dieser  Familie,  sofern  hier 
zu  lesen  ist:  [--η]  Φίλωνος  [Εύων]υμέιυς  [θυτ]άτηρ,  [ΈΗη- 
κ]*€στου  f  Ανα]καέιυς  [τυν]ή.  Ob  hier  die  Gattin  des  Έζή- 
κεστος  Ι  oder  des  ΈΕήκεστος  II  gemeint  ist,  lüsst  sich  nicht 
sagen. 

Von  den  [Κειριά]δαι  muss  Z.  7  [.  .  .  .  δ]ωρος  Σμικύθου 
für  einen  Bruder  des  CIA.  II  672  vorkommenden  -όβιος  Σμικύθου 
Κειριάόης,  ταμίας  τών  άλλιυν  θεών  im  J.  37()/5  gelten.  Der 
Ζ.  8  genannte  [Νικόσίτρατος  Νικοστράτ(ου)  ist  identisch  mit  dem 
in  der  Grabschrift  CIA.  II  2126  aus  der  Zeit  von  400-350  er- 
wähnten Νικόστρατος  Νικοστράτου  Κειριάδης. 

Unter  den  [Κόπρ]ειοι  ist  Ζ.  13  [Ξεν]ότιμος  Ξενοκρίτου  der 
Vater  des  CIA.  II  944  als  διαιτητής  um  325  v.  Chr.  bezeugten 
Νικοτέλης  Ξενοτίμου  Κόπρειος.  Wenn  ΝικοτΑης  um  325  als 
διαιτητής  60jährig  ist,  so  ist  seine  ακμή  um  352,  die  ακμή  des 
Vaters  Xenotimos  um  385  anzusetzen.  In  Berücksichtigung  des 
zuletzt  genannten  Jahres,  zusammengehalten  mit  dem  J.  376/5, 
welchem  der  zu  Z.  7  herangezogene  -όβιος  Σμικύθου  Κειριάοης 
zuzuweisen  ist,  wird  man  unseren  Katalog  CIA.  II  996  etwa  in 
die  Zeit  380 — 370  verlegen  müssen. 

Welchem  Demos  dieZ.  3— 5  erwähnten  Personen  angehören, 
ist  nicht  auszumachen.  Vielleicht  istZ.  2  einzusetzen  [Άίηνίεϊς]. 
Zu  Z.  5  [Άριστοφ]άνης  *ΑριστομήΙ)[ου]  vgl.  CIA.  Π  643,  6 
'Λρ[ιστ]ομηΙ)ης  'Λ[2ηνιεύςν],  ταμίας  \ερΟϋν  χρημάτων  im  J.  400/399, 
aus  derselben  Familie  wie  CIA.  II  1006  *Αριστομήί)ης  Άριστο- 
φώ[ντος]  Άίηνιεύς  in  einem  Katalog  etwas  vor  Mitte  des  4.  Jhdts. 
=  *Αριστομή6ης  'Λεηνι(εύς),  τριήραρχος  in  einer  Seeurkunde  de« 


478 


Misoellen 


J.^  356/5,  ΟΙΑ.  Π   794   d  28.     Zu   Ζ.  4  [ Α]Τ<Τχραινος   vgl) 

Αίαχριυν    Mev[avbpou  Άίηνι^υς*]^    έπϊμ€λητής    in    eiiieui   Vefj 
zeiciinifs«    nach    iler    Mitle   tiei»  *>.  JhdtB.,    CIA.  \V  2,  952   b  29. 
Dessen    Sulm    iet    Μένανδρος  ΑΤ(ΐ|χριυνος  Ά*|2ηνΐ€ύς,    έφηβος] 
unter  Archon   Kcliekruttie  (  KU/IOO),   ClA,  11   4G7,  141, 

Berlin.  Job,  E.  Kirchner. 


Drei  Denton^eii 

I    bri  —  hlvi. 

'bq  pro  b^T)  nihili'  mit  diesen  korzen  Worten  faeet  Valileii ' 

Hßin  Urtlifil  über  eine  Contraction  zusammen,  deren  Exietens 
zuerBt  Diiidurf  angenomiiien  hatte,  Pabei  epriclit  V.  freilicli  eebr 
voTfiicbtig  üLer  eine  Ari8to|ibane88teUp,  die  in  Betraclit  kommt*: 
verum  iitut  de  AriHtupliane  iudicatiir  et  roiniciK«  Aristnieles  nee 
tuetri  tingustiis  preuiilur  iieque  vero  Dorice  scribil.  Ee  handelt 
sieh  um  AriBlojibaneis  FrüRche  205.  DiomsoR,  von  Cbaron  übers 
Wasser  gerudert,  ist  in  den  beiülimten  Wettstreit  iiiil  de«  FrÖ• 
«eben  verwickelt; 

βρεκέκεκέΕ  κοά^  κοάζ* 

τούτα;  γαρ  ου  νικήσ€τ€. 
Βάτραχοι 

oubfe  μην  ημάς  αύ  ττάντιυς. 
ΔϊόνυίΤος 

oύbeτΓoτe'  κεκράΕομαι  γαρ 

KÄv  με  brj  bi'  ήμίρας 

βρ€Κ€Κ6κέΕ  κοά£  κοά£, 

έιυς  fiv  υμών  επικράτησα)  τοΟ  κοάί. 
Die  Ueberlieferuiig  stebt  fest ;  denn  hu,  ilas  einige  HandRcbritten 
bieten»  bedeutet  keine  Abweicbung.  Dazu  Dindorfs  Antnerkung: 
Reatitui  ego  ex  libriß  Kavennate  et  Veneto,  t|uorum  alter  bf\i 
alter  bή  Labet,  mono«} üabam  siibionctivi  forniam  b^»  eamque 
aliie  eti^im  in  locis  poetarniii  obHtteratam  esf^e  existimo,  quibus 
fi3niz6«in  adliibuit  Meinekiue  in  (iariB  criticis  p.  14.  Dindorf  iet 
mit  seiner  Vermutbuiig  keineswegs  durcbgedrungen:  auch  Meineke 
bat  später  in  Reinem  Text  das  überlieferte  μ€  geBtricben  und  κδν 
bilj  bt'  ήμ€ρας  gedruckt,  und  thie  it^t  die  gewtibulirlie  Lesung 
aller,  die  weder  an  eine  Hynizese^  nocb  an  eine  (sonst  nirgendwo 
in  dieser   Form   überlieferte)   Contraction   von  bB]  glaaben. 

Aber  lüftet  sieb  die  Ueberlieferunt^  niirbt  g;inz  anders  ver- 
«leben?  Muse  sie  vielrnebr  niebt  iinders  gedeutet  werden?  Ee 
giebt  doeb  auch  ein  Verbuia  bcuj  ich  fe«ßele,  binde;  in  der  atti- 
schen Gerichtsspracbe  beisst  es  soviel  wie  unser  ^einkerkern*• 
8o  an  eil  bei  den  Komikern ;    tv  ΈύΚψ,  έν  κλίμοκι  tritt  gelegent- 


«  Ariitotelee  Poetik«  S.  294.  «  Ebd.  S.  208.  "  Sie  ist 

vielleicht  isulässigt  wenn  lange  Silbe  vorangcbi.     Vgl.  Kock  ?,.  St, 


i 


479 


Hrli  hinzu,     '^eiii  regelretilit  gel>iltli*ter  Cotjjunctiv  ist  bi}^.     Also 
luit   man   bloßs  deatHcb  zu  interpungireii : 
κ€κρά£ομαι  γαρ, 
κάν  μ€  brji  h\'  ήμΐρας, 
βρ€Κ€Κ€Κ€£  κοάΕ  κοάέ, 
^ως  αν  υμών  επικρατήσω  του  κοάΗ. 
Dfts    heiHRt  wörtlicli:     Auch    wenn   er  mich    für    eiupu  Ta^    ein- 
epprrt  (weisen  iitfentlichi^r   Ruhewtörung   nämlich),    no    werdp    icli 
dennoch  ßpexeKtKcE  κοά£  κοάΕ  gchreien«   bi«  ich  Vihtv  euer  κοάΕ 
die  Obeihand   gewinne*,     Daas  ich  hi*  ήμί'ρας  richtig  verbunden 
hahp,  will  ich  nicht  durchane  behaupten;  jedeufalli?  gewinnt  durch 
die  andere   AuffasHung    dcfl  brj  der  Getränke  an   komischer  Kraft. 
Gerade  tlie   bVösciie  zeigen  Ja,  dasi  dort   unten  die  Polizei  ^enau 
wie  im  Diesspits  fiehatidhabt    wird;    Ιιίοηνβο«  selbst    verfällt  ihr 
später   in   hochnothpeinlichem   Verbön     Aber  wen    hat    man    sich 
nls  Subjekt  ku  brj  vorzustelleu  ?  Et^   könnte  Charon  eein,  auf  ilen 
dann    DionyRos  mit   deuj  Finger    weist;    ah   Kapitän    hat    er   auf 
seinem  Schiffe  Polizeigewalt,     Indea  mit  griisserem  Rp^^hte  dürfen 
wir  wohl  übersetzen:    auch    wenn  man   mich  für  einen  Tag  ein- 
sperrt', mit  jener  Unbestimmtheit  des  Subjekis»  die  in  der  alten 
Sprnche  nicht   gerade    pelten    ist.     v.    Wilamowitz  (Grieche   Le«e- 
bucli    Erläuterungen  I  S,   23)    hat    neuerdings  düvüii  i^chandeit** 
Gemeint    ist   in    eolchen   Fällen   immer  'der  dazu   Befugte'.     5εί 
δ  δήμιος. 

Fessehin!^  in  der  Unterwelt  als  Strafe  für  dort  begangene 
rngebühr  hi  Kuletzt  eine  volk^tbümliebe  Anscliaunng;  auch 
'llieseuB  und  Peirithoos  eind  im  Hades  gebunden  worden,  genau 
wie  Held  Dieterioh  nnd  seine  öeBellen,  da  sie  den  Rosengarten 
dee  Königs  Laurin  verwüsteten.  Mehr  über  diese  Dinge  an  an- 
derer Stelle!  Hier  mögen  die  grammatischen  Folgerungen  ge- 
nügen, AU  Bewein  für  eine  Tontraction  von  ί)€Γ|  dürfen  die 
AriBtophanesveree  nicht  in  Betracht  kommen,  und  damit  ist  aller- 
dinge dieser  Annahme  die  etärkRte  Stütze  entzogen. 

II  €ΐς  V€UJV 

In  dem  soeben  erechienenen  Hefte  der  von  der  Berliner  Mo- 
eeumeverwaltung  herausgegebenen  griechischen  Urkunden  ist 
Ν  95!^-  von  einem  Apollonioe  die  Rede  als  von  τοΰ  νυνι  λι- 
τουργουντος  άμφό6ου  Άπολλωνίου  εις  veyuv  λίΐτουργΐϊν  ττάλιν 
μίλλοντος.  Da  Wilcken  €ΐς  V€UJV  durch  zugesetztes  Fragezeichen 
nnd  weggelassene  Prosodie  als  dunkel  bezeichnet,  so  sei  die 
Deutung  nicht  verschwiegen^  die  mir  allein  berechtigt  erscheint: 
es  steckt  mit  ganz  gewöhnlicher  und  leichter  itaciatiecher  Ver* 
Schreibung  (u»  für  o)  είς  veov  darin  im  Sinne  von  unserem  *auf 
ein  Neues',  Die  Zahl  dieser  Adverbialbildungen  mit  €ΐς  ist  im 
Griechischen  ausaerordentlicb  gross;   €ίς   aei,   €ΐς  αύθις,  είς  αύ- 

^  Lhiter  den  einsilbigen  ü?tümmen  auf  e  ist  ja  gerade  dieser  der 
einzige,  der  zum  Unterschiede  von  'bim  ich  ermangele'  die  Contraclion 
überall  dnrchnUirl, 

^  VgL  Kühiter-iicrth,  firamm.  der  gr,  Sprache  g  352  g  (S.  35), 


480  Misoellen 

τ{κα,  βίς  6ψέ,  €{ς  ΰστ€ρον,  βις  αΰριον,  εΙς  τήμερον  Rind  beliebig 
lierauKgegriiTeno  ßeiApiele,  die  lehren,  ilaHR  es  eich  in  der  Regel 
um  die  Verbindung  von  Adverbien  mit  der  Präposition  handelt. 
€ΐς  oibiov,  seit  TbukydideH  gebiäuchlicb,  läeHt  eich  auch  so  ver- 
etehen  und  €ΐς  veov  nicht  minder;  denn  V€OV  ist  neben  ν€(Αΐς 
seit  Homer  Adverbinm  gewesen.  Dass  πάλιν  hinzutritt,  darf  so 
wenig  AnetoRfl  erregen,  wie  wir  an  unserem  *  wieder  von  Nenem* 
Anstoss  nehmen,  πάλιν  ist  bekanntlich  ein  Wort,  das  Verstär- 
kung liebte;  seine  Stellung  nach  dem  Begriff,  zu  dem  en  gehört, 
ist  echt  hellenistisch.  Noch  sei  auf  die  merkwürdige  Bildung  έν 
ν€ψ  hingewiesen,  über  die  ich  Fleckeisens  Jahrb.  1895  S.  255 
gehandelt  habe. 

III   b^V 
Das  149.  Fragment    des  Epicharmos    steht    bei    Kaibel     in 
folgender   Fassung: 

—  τί  bi  lob'  εστί ;  —  bηλαbή  τρίπους.  —  τί  μάν  ίχβι  πό6ας 
τέτορας;  ουκ  έστιν  τρίπους,  άλλ'  ^έστιν)  οΤμαι  τετράπους.  — 

—  έστιν  όνομ'  αύτψ  τρίπους,  τβτοράς  γα  μάν  ίχβι  πόbας. 
Alles  einleuchtend  bis  auf  das  Ιστιν  im  letzten  Ver^;  denn  die 
L'eberlieferung  bietet  έ<Ττι  b'  6νομ\  und  das  ist,  meine  ich,  zu  be- 
halten. Man  mH^;  die  Adversativpnrtikol  durch  eine  Ellipse  erklären, 
wie  sie  lebhaften  Südländern  wohl  zuzutranen  ist:  {jOO  τρίττους 
εστίν),  έστι  b'  δνομ*  αύτψ  τρίπους.  Epiclmrm  hat  geschrieben, 
wie  das  Volk  sprach;  solch  ein  freie»  be  hat  in  seinen  Gesprächen 
Epiktet,  bei  dem  es  zB.  Dies.  I  1-1,  11  heiset:  Άλλ'  έγώ,  φησίν,  ού 
ουναμαι  πασιν  αμα  τούτοις  παρακολουθβϊν.  —  τούτο  έέ^σοι 
και  λ^γει  τις,  οτι  ίση  ν  ί  χεις  ούναμιν  τψΔιί;  Entsprechend  liest 
man  in  dem  lateinischen  Fragment  des  Buches  Henoch  (S.  138 
Fl.'R.j:  Et  timuit  Lamecli,  ne  non  ex  eo  natus  esset  nisi  nontine 
dei,  et  venit  ad  patrem  suum  MathuRalem  et  narravit  illi  oninia. 
dixit  Mathusalem:  Ktjo  autem  non  possum  scire,  nisi  eamus  ad 
patrem  nostrum  Enoc.  Bekannter  ist  eine  Stelle  des  Petron, 
cena  Trimal(?h.  c.  5b:  Post  hoc  dictum  Giton,  qui  ad  pedes  etabat, 
risum  iam  diu  comprcsnum  etiam  indecenter  eifudit.  Quod  cum 
animadvertisset  adverearius  Ascylti,  flexit  convicium  in  puemm 
et  'tu  autem  inquit  *etiam  tu  ridee,  oaepa  cirrata?'  Der  Redende 
8tellt  in  seinen  Gedanken  den  Giton  in  einen  Gegensatz  zu 
Ascyllus. 

Bonn.  L.  Radermacher. 


1  Bei  Lucian  vtrae  bist.  1  VI  ist  die  Iiiterpunction  falsch:  καΐ 
ίΐμ€ΐς  ήρόμεθα,  τίνες  τ€  €l€v  οΐ  πολέμιοι  καΐ  τήν  αΐτίαν  τής  &ιας>ορΑς. 
'ό  6έ  Φαέθων*,  φησίν,  'ό  των  έν  τψ  ήλ{ψ  κατοικούντων  βασιλεύς*.  Κβ 
iiiuss  heisscn  δ  δέ,  'Φαέθων*,  φησίν,  'ό  των  έν  τφ  ήλίψ  κατοικούντων 
βασιλεύς'.  Gewöhnlicht-r  ist  άλλα  in  der  oben  cliarakteriairten  Ver- 
\veiiduiif<:  Xenoplion  Anal).  II   1,4  Epictet.  Diesert.  I  2,20  etc. 

Verantwortlicher  Kedacteur:    L.  Budcrmacher  in  Bonn. 
(13.  Juni  1ίΚ)2.) 


EIN  SCHREIBGEBRAUCH  UND  SEINE 
BEDEUTUNG  EUER  DIE  TEXTKRITIK 


Wie  man  heutzutage  das,  wae  man  einem  Schriftstück  nach- 
träglich einzufügen  wünscht  und  doch  nicht  in  den  Context  selbst 
hineinschreiben  möchte,  auf  seinem  Rande  einzutragen  und  da- 
durch an  den  gewollten  Platz  zu  verweisen  pflegt,  dass  man  hier 
und  dort  einander  entsprechende  Zeichen  setzt,  so  verfuhr  man 
auch  im  Alterthum  und  Mittelalter.  Aber  die  Verweisungszeichen 
waren  nicht  das  einzige  Mittel,  das  zur  Orientirung  solcher  Rand• 
Zusätze  verwendet  wurde,  man  suchte  diesen  Zweck  auch  noch 
auf  andere  Weise  zu  erreichen.  Ein  paar  Beispiele  mögen  den 
Sachverhalt  erläutern. 

Theodoros  Metochites  sagt  von  Synesios  S.  127  MK.  ίοτχ 
b'  ou  και  νεμβσήσαι  τις  δν  οικαίιυς  το  της  γλώσσης  παρά- 
τροπον.  An  Stelle  des  letzten  Wortes  bietet  die  Handschrift, 
nach  der  A.  Mai  diesen  Essai  zuerst  veröfTentlichte  (Scriptorum 
vett.  nova  collectio  II  S.  687),  πάτροπον,  wozu  am  Rande  ρά- 
τροπον  vermerkt  ist.  Auch  damit  ist  ersichtlich  nichts  anderes 
als  παράτροπον  gemeint,  die  Randbemerkung  will  sagen :  schiebe 
in  πάτροπον  vor  τρόπον  die  Silbe  pa  ein.  Das  gleiche  Ver- 
weisungeprincip  ist  in  einem  von  A.  Ludwich  Batrachomachie 
S.  345  hervorgehobenen  Falle  bei  einem  sehr  umfänglichen  Nach- 
trage befolgt.  In  der  ältesten  Handschrift  dieses  Gedichts  (Ba• 
roccianus  50)  stehen  die  Verse  209,  214,  215,  218  und  219 
(άλλ'  oub'  ώς  άπβληγεν  κτέ.)  in  dieser  Reihenfolge  im  Text. 
Dazu  notirte  ein  Corrector  des  18.  Jahrhunderts  rechte  neben 
209:  —  στίχοι,  wiederholte  dann  auf  dem  unteren  Rande  der 
Seite  das  Zeichen:  —  und  schrieb  dazu  paarweise  die  Verse  210, 
211,  212,  2i:^,  213\  2 IG,  217,  218,  219  (iXV  oub'  ώς  άπ€λητ€ν. 
Wie  im  vorigen  Beispiel  τρόπον,  so  stellt  hier  der  aus  dem  Text 

Rhein.  Mus.  t  Philol.  N.  F.  LVIL  31 


482  ßrinkmann 

wiederholte  Verstheil  das  Stichwort   dar,   das  den    voränsgeben- 
den  Versen  ihren  richtigen  Platz  vor  219  anweist. 

Dies  Verfahren  ist  nicht  erst  im  Mittelalter  aufgekommen. 
Ganz  ebenso  half  sich  der  Copist  des  Herondae-Papyras,    als  er 
das  Anfangewort  des  Verses  VIT  99  (ΤειυυτοΟ  irrthümlich  an•- 
gelassen  hatte:    er    holte    es  in  dem  freien  Kaame  über  der  Co- 
lumne  (40)  nach  und  fügte  ihm  das  Wort,    vor    dem    es    einzo- 
schalten   ist,  (Ττατήρας,    in  Verbindung   mit  einem  Verweieangs- 
zeichen  '    hinzu.     Aber   auch    wo    es    sich   nicht   um   Ergänzung 
fehlender,  sondern  um  Variante  oder  Correctur  vorhandener  Text- 
worte handelt,    hat    man    sich  desselben  Orientirnngemittele    be- 
dient.    ZB.  in  der  Hercnlanischen  Rolle  von  Polystratoe'  Schrift 
π6ρ\  άλογου  καταφρονήσεως    liest    man    am  Fuss  der  22.  Col. 
die  Notiz  λαβείν  όληθι,  durch  correspondirende  Zeichen  bezogen 
auf  Z.  25  άπόλαυσιν  λαμβάνειν  άληθινήν.    Mit  einer  ganzen  An- 
zahl in  gleicher  Weise  orientirter  Uandzusiitze   ist  der  Text  des 
von  Leemans  (Papyri  gr.  musei  Lugduni-B.  II  1885)  und   A.  Die- 
terich (Abraxas  1891)  herausgegebenen  Leydener  Zauberpapynu 
W  nachträglich  vervollständigt.     So  stehen  unter  8.  19  (199  D.) 
die  Worte  επικαλούμαι  σε  ώς  ό  λίψ,  στάς  προς  τόν  λίβα  λέγε 
η  II 000  υυυυωωωιυΐϋ  αααααα  εεεεεεε  επικαλούμαι,  es  ist  dem- 
nach im  Texte  vor  einem  επικαλούμαι  der  Satz  έπικαλουμαί  σε 
—  εεεεεεε  einzuschieben,  der  durch  ein  nahe  liegendes  Veraeben 
übersprungen  war.     Nun  ßndet  sich  έπικαλοΰμαι  auf  dieser  Seite 
sehr  oft,  in  Betracht  kann  jedoch  nur  der  Abschnitt  kommen,  in 
dem    von    den    Winden   die   Rede   ist,    nämlich   Zeile  20,   22,  24 
oder  26,    und  unter    diesen    hat  wieder  Z.  24  die  am  besten   be- 
gründeten Ansprüche.     Denn   nur   wenn    man  den  Nachtrag  hier 
einrückt,  werden  die  vier  Winde  in  einer  naturgemässen  Reihen- 
folge (OSWN)  aufgeführt.  Ferner  sind  über  S.  9  (173  D.)  die  ΛVortβ 
gesetzt  είτα  κυνός  οστρου  ανατολή  ν  εΤτα  την  τήςΟώθεως, 
dh.  είτα  — άνατολήν  soll    vor  είτα  τήν  τής  (sie)  Οώθεως  Ζ.  47 
eingeschaltet  werden.     Kurz  vorher  macht  sich  eine  weitere  Lücke 
bei  πρόθεσιν  (/.  45)  auf  den  ersten  Blick  bemerklich.    Sie  wird 
ausgefüllt  «liirch  die  am  Fuss  der  Seite  eingetragenen  Worte  τήν 
τροπήν  του  κόσμου  τήν  καλουμενην   πρόθεσιν.     Unmittelbar 
über  diesem  Nachtrage  steht  ein  zweiter:  και  τόν  τής  ημέρας 

*  Cruaius  liest  6  und  deutet  di»?s  οΰτως,  aber  weder  kann  die 
nach  links  sich  öiVnende  krumme  Linie  ein  ο  sein,  noch  sind  die  Zeichen 
darüber  Spiritus  und  Accent. 


EiQ  Schrei bgebmuch  unil  seine  BedenttiUi^  für  die  Textkritik   483 


I 


και  τον  έπάναγκον  αυτών  ϊνα  έί  αυτών  (S.  172  D.)*  Er  dient 
zur  Ergänzung  von  Ζ.  36  και  τον  τής  ήμερας  θεόν,  ϊνα  έ£  αυτών. 
Hier  iiiid  also  dem  Siippleuient  nicljt  duf  die  Worte,  vor  die  ea 
gehärt^  sondern  aυc!l  die,  hinter  denen  es  seinen  Platz  finden 
soll,  hinzugefügt.  Noch  mehr  Siclierheiteraassregeln  sind  bei  einer 
Nacbtragang  nm  Ende  der  S.  tj  (102  II)  getrofien.  Äuager  voran- 
und  nacligegtellten  Btiehwoiten  finden  fliidi  noch  Verweieunge- 
zeichen  im  Text  Z,  22  ÖKOue  μοχλέ  7,  ανάβαλε  γη  und  vor  dem 
Nachtrage  7  ακουε  μοχλέ,  εις  buo  γεν  ου  ^  κλείυυν  hm  τόν 
αϊααϊνρυχαθ,  ανάβαλε  γη.  Nur  einmal  werden,  abgesehen  von 
VerweiRungezeichenj  zur  Orientirung  allein  die  Worte  verwendet^ 
hinter  tienen  der  Eandzusatz  eiiizuRchieben  iet  Ueber  S,  G  (187  D.) 
steht  της  θεοσοφίας  ανεύρετο  ν  ποίησον  την  βίβλον,  zu  Ζ.  22 
πλησθεις  της  θεοσοφίας  gehörig.  Dass  diesmal  das  Sliehwort 
vorausgeschickt  ist,  mag  seinen  Grund  in  der  Rücksicht  auf  die 
grammatiBclie  Zusammengehörigkeit  nnd  den  Platz  der  nachzu- 
tragenden Worte  liaben,  die  den  Abachluss  eines  Textabechnittee 
bilden.  Immerhin  dürften  derartige  Fälle  zu  den  Ausnahmen 
geboren.  Die  Regel  bei  Verweißungen  mlttelet  Stichworten  war 
jedenfalls,  Randzusätzeu  die  Textworte  folgen  zu  lasgea,  vor 
denen  sie  eingeschaltet  werden  sollen.  Und  ee  leuchtet  ein,  daee 
diese  ^rt  von  Reclamen  sich  in  der  That  am  besten  zur  Grien« 
tirung  eignete.  So  hat  sich  ihr  Gebranch  auch  nicht  auf  die 
Verweisung  von  Marginalien  bescli rankt  Denn  es  liegt  doch 
das  gleiche  Prinzip  zu  Grunde,  weuD  man  die  Reibenfolge  der 
Blattlagen,  Blätter  oder  Seiten  in  den  Codices  statt  durch  Zahl- 
zeichen vielfach  dadurch  hezeiclinete^  dass  man  ihnen  am 
Bcbluss  das  oder  die  Anfangsworte  der  näobstf olgenden  Seite 
beischrieb.  Auch  diese  Sitte  reicht  bis  ins  Alterthum  znriick. 
Nicht  nur  der  Leydener  magische  Pap>ruscodex  W  befolgt  sie  ^» 
sondern  bereits  aitbabylonische  Schreiher  verfahren  danach.  So 
ist  die  Reihenfolge  der  von  Zimmern  (Ässyriolog,  rübliothek 
ΧΠ    L    1896)    veröfTentUcliten    '  Surpu*-Tafeln    auf   diese    Weise 

t  Das  entspricht  genau  dem  deutscbeo  'entzwei  gehen',  es  kann 

ö 
diiber  κλεώύϋν^    wie  man  das   »ςλειαιν  gelesene  Wort  gedeutet  hat,    un- 

miiglich  richtig  sein.     Man  vgl.  noch  S.  (>,  fjl  (1H9,  13  Ü.)  σχίοον  €ΐς  6ύο. 

-  Daas  es  in  diesem  Sinne  zu  verstehen  int,  wenn  bis  S.  19  (mit 

einer  Ausnahme)  die  Sohluseworte  jeder  Seite  und   die  Anfangs  werte 

der  nächsten  sieb  decken,    geht   am    klarsten  duraus  hervor,    dses  das 

Wort  ΐ€ρατιστΐ|  aus  die  8.  Seite  eröflneti   am  Schlana  der  7.  in  beBun- 

derer  Zeile  für  sich  allein  geschrieben  ist. 


484 


H  Γ  i  η  k  r  η  a  ii  η 


feetgelegt.  Die  4.  Tafel  zB,  echJieest  mit  den  Worten  (8.  25): 
^  Beecliwüruiig.  Ein  böeer  Flucti  hat  wie  ein  Dämon  eineo  Men- 
echeü  befaileD.  Vierte  Tafel  Surpu.  Ilirem  Original  gemäee  ab- 
geechrieben*  uhw.  Die  Worte  *  Beschwörung — befallen*  sind  dem 
Anfang  der  5.  Tafel  entnommen,  sie  bilden  die  'Sticbzeile*,  die 
angiebt,  daee  diese  Tafel  derjenigen  unmittelbar  voranzugehen 
habe,  die  bo  beginnt,  äub  dem  Mittelalter  bal  sich  dann  dieae 
Verwendung  der  Heclamen  in  Scbrift  und  Druck  weiter  und 
weiter  vererbt,  und  wenn  eie  jetzt  aus  den  Erzeugnissen  der 
modernen  Druckerprease  faet  ganz  verschwunden  eind,  leben  sie 
bekanntlicb  in  der  cuneervativen  Praxis  der  Kanzleien  noch  beute 
uneingeBcbränkt  fort. 

So  verbreitet  nun  auch  der  Gebrauch  von  Stich  werten  zur 
Orientiruiig  marginaler  Nachträge  gewesen  sein  muae,  ist  er  doch 
allem  Änscbeiii  nach  niemals  zu  allgemeiner  oder  auch  nur  über- 
wiegender (xeltiing  durchgedrungen.  Dieser  Zuatand  konnte  aber, 
ja  muBste  fast  mit  Notbwendigkeit  zu  mancherlei  Uebelständen 
führen.  Äbscbr«iber,  denen  dae  Stich  wort- Verfahren  nicht  ge- 
llufig  war,  standen  derartigen  Verweiaungen  rathloe  gegenüber 
und  waren  genölhigt  eich  mit  ihnen  nach  Maesgabe  ihrer  Ein- 
eicht und  Gewissenhaftigkeit  abzuünden.  Weaeen  man  aich  aber 
unter  solchen  Umständen  zu  veritehen  hat,  lässt  eich  leicht  er* 
messenj  wenn  man  bedenkt,  wie  viel  Verwirrung  überhaupt  durch 
unrichtige  Verwerthung  von  Marginalien  in  der  autiken  Litterator 
angerichtet  iit,  wie  oft  Varianten  und  abweichende  Receneionen  *, 
Correcturen  und  Inhaltsangaben^,  Glaesen  und  Scholien,  Ver- 
weisungen^ und  redactionelle   Vermerke*,    lobende  oder  tadelnde 

1  VgL  Blaea  in  Iw.  Müllere  Handbuch  I«  S.  260  f.  üeber  die  be- 
flondere  Bedeutung  diescö  Factors  in  der  Äristotelee-Öeberlieferuag  a. 
naraentiicb  L.  Spengel,  AbhaDill.  d.  bayerischen  Akad.  VI  (1852)  S.  511, 
Turatricke  Fraef,  zu  de  anima  S.  XXll  ff*  und  Diele  Abhandl.  d.  Berliner 
Akad.  1HH2  S.  31  0'. 

^  Das  gilt  natürlich  vorzugeweiee  von  Werken  wiesen  β  chaftli  oben 
Inhalts,  zli.  RheL  ad  Λΐΐϊχ.  S.  23»  20  Sp.  [ττόθεν  dv  τις  άιτολοτησαιτο] 
(erkannt  von  Victoriutt),  Phil  ο  η  Mech.  S.  49,  17  [irepl  τής  καθόλου 
τίχνης],  aowit?  S.  \)4,  13,  lleron  l*neuni.  b.  1:?,  3  f.  Seh.  [μεταβάΧλα 
τά  παχύτερα  τών  ηαΐμάτιυν  εΙς  λ€πτομΕρ€ατίρας  ουσίας]  und  S.  22,  25  ff. 
[^ιάτι  οΐ  κάτιυ  κηλυμβώντες  ού  θλίβονται  ύπά  τοΟ  öwepavuj  Οοατος]. 

*  ΖΒ.  Hippocr.  V  S.  344  U  [τά  έκ  τοΟ  σμικρού  ττινακιδίου  σκ€- 
ητέα]  β.  Bröcker  Rhein,  Mu».  40  S.  431,  Alex.  Aphmd,  II  S.  12H,  52 
[ir€pl  τής  άττορίας  ταύτης  καΐ  έν  τοις  υστέροις  €ίρηταί  τι)  s,  Bruna, 
Suidaa  unter  Συριανός  [€ίς  τά  Πρόκλου)  β.  U.  Scholl  Anecd.  Π  S*  5, 

*  DioQye.  Hah  de  leocr.  S.  570  R.  ^  HO,  12  UR.  [άσύναιττα]    •. 


i 


I 


Ein  Schreibgobrauoh  und  seine  Bedeutung  für  die  Textkritik     485 

Aeussemngen^  und  sonstige  Notizen  kritiecber  Leser  an  der  ersten 
besten  Stelle  darcb  die  Abschreiber  den  von  ihnen  copirten 
Texten  einverleibt  sind.  Bereits  Grälen  weiss  in  seinen  Erlänte- 
rungsschriften  zu   Hippokrates  ein  Lied  davon  zu  singen  *. 

Nach  alledem  wird  man  darauf  gefasst  sein  müssen  in  den 
antiken  Texten  auch  solche  Schäden  anzutreffen,  die  auf  diesem 
Wege  entstanden  sind.  Diese  Fehlerquelle  ist  auch  nicht  ganz 
ohne  ausdrückliche  Anerkennung  geblieben.  So  zeigte  Usener 
Epicnrea  8.  XXIV  f.,  dass  einer  der  verschiedenen  Zusätze, 
durch  die  Diogenes  Laertius  III  6  und  7  seine  Vorlage  erweitert 
hat  und  die  dann  durchweg  an  möglichst  unpassende  Stellen 
gerathen  sind,  noch  jetzt  sein  ürsprungszeugniss  in  Gestalt 
des    angehängten    Stichworts    aufweist      Es    ist   der    Satz  (§  7) 

Sadee  de  Dion.  H.  scr.  rhet.  S.  19  ff.  und  Serapion  v.  Thmuis  S.  72, 2' 
Lagarde  [ανακόλουθα]  8.  Pitra  Anall.  sacra  V  S.  59  und  Sitzungsber. 
Bari.  Akad.  1894  S  481,  dh.  *  hier  ist  der  Text  unzasammenhängend', 
ferner  Diog.  Laert.  X  121  [μ€τιτέον  hk  itt\  τήν  έπιστολήν]  u.  122  [τό 
έΗής  •  Δοκ€ΐ  h*  αύτοίς]  β.  Usener  Epicurea  S.  XXXII  ff.  Im  pseudoplut. 
Leben  des  Andokides  steht  am  Schluss  des  von  Westermann  als  nach- 
trägliche Einlage  entlarvten  Excurses  über  den  Hermenfrevel  (h\ä  τό 
πρότ€ρον ώς  Κράτιππός  φησι)  der  Vermerk  [προσαμαρτών  μυ- 
στήρια], di.,  wie  Dübner  erkannt  hat,  προς  *Αμαρτών  μυστήρια  'setze 
vorstehendes  den  (der  Einlage  unmittelbar  vorhergebenden)  Worten 
άμαρτών  μυστήρια  hinzu*. 

^  Vgl.  ua.  Cobet  Mnemosyne  IX  S.  98  ff.  Es  ist  freilich  auch 
wohl  hie  und  da  Missbrauch  mit  solchen  Annahmen  getrieben.  So  hat 
Cobct  bei  Julian  VII  S.  231^^  in  dem  Satze  di  ZeO  πάτ€ρ  ή  6  τι  σοι 
φ(λον  όνομα  ή  δπως  6νομάΖ[€σθαι  —  τουτί  γάρ  £μοιΤ€  ού^έν  &ιαφέρ€ΐ 
—  δείκνυε  μοι  τήν  έπΙ  σέ  φέρουσαν  όδόν  die  Worte  τουτΙ  γάρ  ?μοιγ€ 
ού^έν  διαφέρει  als  ironische  Randbemerkung  eines  Lesers  getilgt.  Schon 
das  hierbei  ganz  unbegreifliche  γάρ  hätte  ihn  oder  Hertlein,  der  ihm 
folgt,  bedenklich  machen  müssen.  Vollends  klar  wird  die  Verkehrtheit 
der  Athetese,  wenn  man  vergleicht  zum  Gedanken  etwa  Origen.  c. 
Geis.  V  41  und  Macar.  Magnes  IV  21  S.  200,  zum  Ausdruck  Method. 
S.  343,  Γ)  Bonw.  άπό  τών  στοιχείων  ή  ΰλης  ή  στηριγμάτων,  ή  δ  πως 
αοτοί  βούλεσθε  όνομάίειν  —  ουδέν  γάρ  διαφέρει,  Aelian  V.  Η.  Ι  25 
Αλέξανδρος  ό  Φιλίππου,  εΐ  δέ  τψ  δοκεΐ  ό  τοΟ  Διός  —  έμοί  γάρ  ουδέν 
διαφέρει,  Aeschines  Tim.  1G4  όστισδηποτοΟν  —  ουδέν  γάρ  διαq>έpει. 

2  S.  Galen  XVII  1  S.  79  f.,  (534,  909  und  sonst  (vgl.  Bröcker 
Rhein.  Mus.  40  S.  417  ff.  und  Blass  im  Handbuch  Ρ  S.  257  ff.),  ausser- 
dem Simplicius  in  Categ.  51^  38  Br.  δισσογραφία  τις  έν  τούτοις  συνέβη* 
ουδέν  γάρ  'Αριστοτέλης  έκ  περιττοΟ  τοϊς  λόγοις  προστίθησιν,  άλλ*  Τσως 
Κω  παραγεγραμμένης  τής  άλλης  γραφής  οΐ  γρά(ροντες  τά  δύο  εΙς 
τό  εδάφιον  ένεγράψαντο. 


Brinkmann 


προσ€Ϊχ€  Κρατύλψ  τ€  τψ  Ήρακλ€ΐΤ€ίψ  και  Έρμοτέν€ΐ  τφ  τα 
ΤΤαρμ€νί6ου  φιλοίΤοφουντκ  Jer  ww  dag  folgendtj,  im  jetzigen 
Zoeamnienhangti  nnverjstäiKJliche  €τΐ€ΐτα  angiebt^  vor  crreiTa  μβντοι 
μέλλαιν  (§  6)  seinen  Platz  hatte  finden  sollen.  Und  Ladwieb 
erklärte  ßatrachoroaohte  S.  345  die  Thatsache,  dass  sich  V,  7β 
fast  Yolletändig'  mit  69  deckt  durcli  die  Vermuthung,  ee  seien 
74  und  75  im  Archetjpua  am  Rande  iracbgetragen  gewesen  und 
69  hinza^efügi,  ijm  ihre  Einreibung  vor  diesem  Verse  zu  ver* 
anlaeeen.  Im  Allgeineinen  bat  man  jedoch  anscheinend  diesem 
VerweiBnngsmodus  eowie  den  durch  seine  Onkenntnise  oder  Yer- 
nacbläsifigang  verursachten  Irrungen  nicht  die  gebübrende  Auf- 
merkeamkeit  geschenkt.  Eh  dürfte  fiich  daher  verlohnen  dem 
Gegenstände  etwas  näher  nacb^ngehen  und  seine  Wichtigkeit  für 
die  Ueberlieferung  der  antiken  Litieratnr  an  einigen  charakter- 
ietiechen  Proben  aufzuzeigen. 

Ein  bekannteSf  dem  Änaxagoras  zugeecbriebenes  Wort  lautet 
in  JaD)blirhH  Protreptikos  c,  9  nach  dem  Florentinns  ερωτηθέντα, 
τίνος  αν  ένεκα  ^λοιτο  γενεοίθαι  τις  και  Ιήν,  άποκρίνεαθαι  .  ,  , 
ώς  του  θεάσααθαι  τα  περί  τον  ούρανόν  και  ττερι  αυτόν  δστρα 
κτέ.  Mit  Hilfe  der  Paral leisteilen  hat  Piste ili  in  seiner  Au«- 
gabe  S,  51,   13  die  Scblussworte  verbefisert  zu 

θεάσασθαι  [τα  ττερί]  τον  ούρανάν  και  <jay  περί   αυτόν 

δατρα. 
Man  wird  diese  Corruptel  scbwerlicb  anders  erklären  konntju,  als 
wenn  man  in  τά  irepi  eine  arsprünglich  aueeerbalb  des  Texte•, 
beigescliriebene  Correetur  siebt,  die  besagen  sollte,  dass  vor  ττερί 
(αυτόν  άστρα)  der  Artikel  irrthümlich  ausgeiaesen  sei.  Ebenso 
wird  man  Steilen  zu  beurtbeilen  haben  wie  Kleomedee  II  δ  S-  194, 
17  f.  Z. 

oÜTiü  [ττάσαν  αυτήν)  περιέχεται  —  nämlich  ή  σελήνη  — 
περί  (πά0αν>  αυτήν, 
Heron  Automat.  S.   430,  9  Scb. 

και  (άνωθεν  περόνιον)   διώσαι  hia  τρυπηματίου    του    έν 
τή  πλευρςί  και  [δνωθεν  περόνιον  Ισιωσα  ς]  bia  τής    αγ- 
κύλης^ 
und  vermuthlicb  auch  den  in  dieser  Zeitschrift  LVl  S, 
handelten  Satz  der  Rede  Gregors  an  Origenee  §   161 

οίς  εϊπερ  έπείσθη*  πριν  φιλοίΤοφήσαι ,  προσελθενν  τό 
πρώτον,  (προσανείχετο)  δν  και  ήγάπα,  .  ,  .  οία  οή  μή 
προκατειλημμένης  τής  ψυχής  μηbeπui  λόγοις  (προσανεί- 
χετο δ  ν  και  ή  τάπα]. 


ι 


^ 


Ein  Schreibgebrauch  and  seine  Bedeutung  für  die  Textkritik    487 

Zur  Annahme  eines  verkannten  Nachtrages  mit    doppelter  Orien- 
tirung  drängt  die  Ueberlieferung  in  Porphyrios'  Leben  Plotins  c.  9; 
laxe  6έ  και  γυναίκας  σφόδρα  προσκειμένας,  Γεμίναν  τε, 
ης  και  έν  τή   οικία  κατψκβι,    και  την  ταύτης  θυγατέρα, 
Άμφίκλειάν   τε    ...   [σφόδρα   φιλοσοφίςι    προσκει- 
μένας]. 
Die  Schlufisworte  waren  wohl  die  Randbemerkung   eines  Lesers, 
der    an    dem  Ausdruck     έσχε    σφόδρα  προσκεΐμένας  fes  waren 
ihm    sehr    ergeben')  mit    Unrecht    Anstoss    nahm    und    —    zum 
Schaden    des    Sinnes     —    φιλοσοφία     dazwischen     eingeschoben 
wissen  wollte.    Der  seltenere  Fall  einer  Verweisung  durch  voraus- 
geschicktes Stichwort  scheint  dagegen  bei  Athenaeus  XI  S.  505  f. 
vorzuliegen.     Denn  wenn  Eaibel  mit  Recht  hergestellt  hat 

άλλα  μην  ου  δύνανται  Πάραλος  και  Ξάνθιππος  ο\  Περι- 
κλε'ους    υιοί    [τελευτήσαντες   τιϊι    λοιμψ]   ΤΤρωταγόρςι 
διαλ^γεσθαι,  δτε  <τό>  δεύτερον  έπεδήμησε  ταϊς  'Αθήναις, 
ο\  Ιτ\  (?)  πρότερον  τελευτήσαντες  <τψ  λοιμψ), 
θο    ist    die  Verderbniss    doch    nur  unter   der   Voraussetzung   be- 
greiflich,   das»    τελευτήσαντες    τψ    λοιμώ    ein    verstelltes  Mar- 
ginale ist,    das  den  Ausfall   von   τψ    λοιμψ    am  Satzschluss    be- 
richtigen sollte. 

Handelt  es  sich  in  den  bisher  betrachteten  Beispielen  immer 
nur  um  die  Nachtragung  von  einem  oder  zwei  Worten,  so  fehlt 
es  auch  nicht  an  Belegen  für  irrthümlicbe  Einordnung  längerer 
Randzusätze  dieser  Art.  Besonders  klar  tritt  der  Sachverhalt  zu 
Tage  in  dem  biographischen  Artikel  des  Suidae  über  den  Ko- 
miker Phrynichos.  Da  werden  die  Sttloke  dieses  Dichtere  in 
folgender  Ordnung  aufgeführt: 

Εφιάλτης,  Κόννος,  Κρόνος,  Κιυμασταί,  Σάτυροι,  Τρα- 
γωδοί  ή  'Απελεύθεροι,  Μονότροπος,  ΜοΟσαι,  Μύστης, 
ΤΤοάστριαι,  Σάτυροι. 
Nun  kennt  die  Liste  des  cod.  Estensis  (Eaibel  FCG.  IS.  10)  von 
Phrynichos  nur  10  Komödien,  hier  sind  es  11,  aber  der  Titel 
Σάτυροι  wird  zweimal  genannt  und  zwar  das  zweite  Mal  ohne 
jedes  unterscheidende  Kennzeichen.  Man  strich  daher  frühzeitig 
das  zweite  Σάτυροι  als  überflüssig.  Allein  C.  Wachsmuth  (Symb. 
phil.  Bonn.  S.  151)  erkannte,  dass  die  Verderbniss  tiefer  greife 
und  die  ursprünglich  durchweg  alphabetische  Reihenfolge  der 
Titel  zerrissen  habe,  ohne  dabei  auf  eine  Erklärung  ihres  ür- 
eprungs  einzugehn.    Einmal  auf  diese  Dinge  aufmerksam  geworden 


4^8 


Β 


Γ 1  η  k  m  α  υ  li 


eitiht  man  leicht,  was  vor^cirangen.  Die  Titel  Μονότροπος, 
Moucrm,  Μύστης»  Ποάστριαι  waren  aus  Versehen  übereprungen 
und  am  Rande  zuRammen  mit  Σάτυροι  als  Stichwort  naeh- 
getragen,  zum  Zeichen  dase  nie  vor  Σάτυροι  in  den  Text  ge- 
hörten ^  Der  nächste  Copiet  beachtete  das  nicht  und  echob  den 
Nachtrag  eammt  eeiiiem  Stichwort  kurzerhand  ans  Ende  des 
Pinax. 

Nicht  ganz  eo  einfach  liegt  der  Thntbeetand  bei  einer  Stelle  ^ 
der  Schrift  deg  Alexander  von  AphrodieiaR  περί  κράσεως  καΐ  | 
αύΕήίΤειυς.  Im  IL  Kapitel  dieses  ebenso  schwierigen  wie  wich- 
tigen Buches  wird  die  fitoische  Lehre,  da&s  Gott  (daii  wirkende) 
die  Materie  (das  leidende  Prinzip)  durchdringe  und  gestalte, 
von  den  verechiedeneten  Seiten  aus  beleuchtet  und  ad  absur- 
dum  gefuhrt  An  fseinem  8chlnsBe  beiset  es  dann  8,  226,  30  ff, 
der  Α kHdemie- Ausgabe  προς  hk  τούτοις  6Ϊ  τα  κιρνάμενα  όλλή- 
λοις  σώματα  άντιττάσχ€ΐν  υπ'  αλλήλων  ανάγκη»  τα  bk  δΓ  αλ- 
λήλων xüjpoövTa  σώματα  κιρναται  άλλήλοις,  εϊη  τ'  αν  δλληλα 
+•4  Ταύτα  μΐν  £ίπ€ΐν  προήχθην  bia  τους  αντιλέγοντας  κτέ. 
Mit  Recht  hat  der  Herausgeber  dae  Zeichen  der  Lücke  geeetxt, 
ee  fehlt  der  Nachsatz,  die  Sehlussfolgerung:  *bo  wi  auch  Gott 
mit  der  Materie  vermischt,  erfährt  demnach  von  ihr  Gegenwirkung, 
leidet  alsu*  oder  ähnlich.  BrunB  hat  auch  bereue  treffend  dtira&f 
hingewiesen,  dafls  der  hier  anngefallene  (redanke  sich  weiter  unten 
St  227,  19  ff.  vorfinde.  Da  stehen  unvermittelt  und  zuaamme»- 
hangloe  zwischen  zwei  Sätzen,  In  denen  von  ganz  anderen  Dingen 
die  Rede  i#<t.  die  Worte  και  6  θ€Ος  κιρνάμενος  τή  υλη.  €Ϊ  hk 
τοΟτο,  και  άντιπάσχιυν  υπ'  αύτης  *  οίς  ^π^ται  τό  τ€  τον  θ€Ον 
πάσχ€ΐν  κα\  τό  τήν  ΰλην  ttoiciv^  άλλα  ταύτα  —  dem  Sinne  nach 
genau  das,  wae  S.  2'Jf),  34  fehlt.  Es  kann  daher  kein  Zweifel 
sein,  dasfi  hier  eine  verachlagene  llandbemerkung  vorliegt,  die 
anir  Ergänzung  der  Lücke  am  Ende  des  IL  Kapitels  hatte  dienen 
sollen.  Nun  ist  mit  οίς  έττεται  τό  T€  τον  θ€Ον  πάσχειν  και  τό 
τήν  ΰλην  ττοΐ€Ϊν  die  Sclilussfülgerung  ans  Ziel  gelangt,  für  den 
Gedanken  ist  nichtn  weiter  erforderlich*  immerhin  besteht  iiber 
die  Möglichkeit,    dase    einst   doch  noch   eine  jetzt  verlorene   Be- 


I 

I 

I 


Ϊ  Von  hier  aus  eröffnet  eich  vielieiclit  auch  ein  Weg  zu  der  von 
Daub  (Fleckeis.  Jahrb.  1881  S.  2ii4)  vermieattn  Erklnrung,  wie  in  den 
Bioi  des  Opbeliou  die  Titel  der  diesem  Komiker  von  Meiueke  (Biit. 
crit.  S,  4ir>)  u.  A>  abgesprochenen  Stücke  Σάτυροι,  Μοϋσαι,  ^Αονό- 
Tpowot  (sie)  eingedrungen  sein  können. 


I 


Eid  Schreibpfebrauch  und  seine  Bedeutung  für  die  Textkritik     489 

merkong  mehr  oder  weniger  gleicbgiltigen  Inbalte  folgte  und  die 
abgerissenen  Worte  άλλα  ταύτα  ibren  Anfang  bildeten.  Darüber 
gilt  es  ziinäcbst  Klarbeit  zu  gewinnen.  Der  Satz,  der  auf  die 
von  Bruns  angezeigte  Lücke  folgt  (S.  226,  34),  beginnt  mit  den 
Worten  ταύτα  μέν  βίπεϊν  προήχθην  κτέ.,  ibm  feblt  also  der  un- 
mittelbare Anschluss  an  das  vorangegangene.  Hergestellt  wird 
die  Verbindung,  wenn  man  entweder  hinter  μέν  ein  6ή  oder  ouv 
einschiebt,  oder  aber  vor  ταύτα  eine  Partikel  wie  καΐ  oder  άλλα 
hinzufügt.  Da  nnn  vor  ταύτα  sich  ohnehin  die  Lücke  befindet, 
80  ist  natürlich  das  letztere  weitaus  vorzuziehen.  Ist  dem  aber 
80,  dann  kann,  da  mit  diesem  Satze  die  bisherige  Erörterung  ab- 
gebrochen wird,  nur  άλλα  ernstlich  in  Frage  kommen.  Der  auf 
die  Lücke  folgende  Satz  begann  also  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  mit  αλλά  ταύτα.  Eben  diese  Worte  άλλα  ταύτα  stehen 
aber  ganz  abrupt  am  Schluss  des  Nachtrags,  der  zur  Ausfüllung 
jener  Lücke  bestimmt  war  und  sie  auch  inhaltlich  in  vollkommen 
befriedigender  Weise  ausfüllt.  Der  Nachtrag  ist  also  in  der 
•  That  am  Ende  vollständig  und  das  abrupte  άλλα  ταύτα  stellt 
das  ihm  zur  Orientirung  angehängte  Stichwort  dar:  er  passt 
somit  genau  an  den  auf  die  Lücke  folgenden  Satz  an.  Setzt 
man  ihn  nun  an  dieser  Stelle  ein,  so  wäre  Alles  in  schönster 
Ordnung,  wenn  das  jetzt  vor  der  Lücke  stehende  άλληλα  fehlte. 
Also  vor  der  statuirten  Lücke  ist  ein  άλληλα  überflüssig,  da- 
hinter ein  άλλα  erforderlich,  mit  anderen  Worten  dies  άλληλα  ist 
nichts  anderes  als  das  vermieste  άλλα,  leicht  verschrieben  unter 
dem  fortwirkenden  Einflüsse  der  unmittelbar  vorhergehenden 
αλλήλων  und  άλλήλοις  ^  Die  Entstehung  des  jetzigen  Textes 
dürfte  demnach  in  folgender  Weise  vor  sich  gegangen  sein.  In 
einem  dem  Archetypon  vorausliegenden  Exemplar  war  der  Schluss 
des  II.  und  der  Anfang  des  12.  Kapitels  geschrieben  €Ϊη  τ'  δν| 
άλλα  ταύτα  μέν  είπεϊν  προήχθην  κτέ.  mit  Auslassung  von  και 
ό  θεός  —  ποιεΐν  zwischen  δν  und  άλλα.  Diese  Auslassung  zog 
dann  die  weitere  Verderbniss  von  άλλα  zu  άλληλα  nach  sich. 
Der  übersprungene  Satzschluss  και  ό  θ€Ος  —  ποιεϊν  aber  ward 
am  Rande  nachgetragen  und  ihm  die  Anfangsworte  des  nächsten 
Satzes  άλλα  ταύτα  als  Reclame  angehängt.  Wird  er  eingeordnet, 
80  ergiebt  sich  folgendes : 

πρόίς  bk  τούτοις    €l  τά  κιρνάμενα  άλλήλοις  σώματα  άντι- 
πάσχ€ΐν  υπ'  αλλήλων  ανάγκη    (bia  τούτο   γάρ   ούδέτερον 

1  Vgl.  Bd.  LVI  S.  72  dieser  Zeitechrift. 


490 


Β 


rinkmariß 


αυτών  φθείρεται,  δτι  ίκάτερον  αυτών  πάσχον  ύφ'  Ικατέρου 
iv  τώ  ττάσχ^ιν  άντιτΓθί£Ϊ),  τα  bk  bi'  άλλήλοίν  χιυρούντα 
σώματα  κιρναται  άλλήλοις,  εϊη  τ'  δν*  |  και  ό  θεός  κιρνσ- 
μ€νος  τή  υλη.  el  hk  τοΰτο,  και  άντιττάσχων  ύττ'  αυτής' 
οίς  ϊπ€ται  τό  τε   τόν    θεον    πάσχειν   και   το    την    υλην 

άΧ\ά  ταΰτα^^^' 
TTOieiv.  άλλ[ηλ]ά  ταΰτα  μέν  είπεϊν  ττροήχθην  Οιά  τους 
αντιλέγοντας  μεν  ΆριατοτΑει  κτέ. 
Wie  kt  filier  der  Nachtrag  aii  die  so  weit  abgelegene  Stelle  ge• 
rathen,  an  der  er  jet^st  Btebt?  Der  Schaden  ist,  wie  ßicb  gezeigt 
hat^  jedenfalls  recht  alt.  Nun  Icliren  aber  die  griechieclieii  Hand* 
echrifteti  den  Altert Imm«  und  frühen  MittelalterB^,  wie  die  Her- 
ciilaiiiscben  Rolleui  die  Papyri  de»  Bakcbylides,  Herondas,  Hotner^ 
H>'fiereide(5^  der  Asren«io  .Jesaiae,  die  Bibelcodices  uva.,  d 
man  damals  als  Unterkunft  für  Nachträge,  Varianten  und  ähnJ 
liebe  Kotizen  vorssage weise  den  Raum  über  und  unter  den 
Spalten  oder  Seiten  zn  benatzen  pÜegte^.     Ee  dürfte  eich   daher 


•  Dem  xe  entspricht  (ei  5έ  τοΟτο)  καί.     Der    sich   sriinäcbat    dar- 
bietende Gediinke,  DRcb  €Ϊη  τ'  άν  etwa  (ή  ΰλη  κιρναμίνη  τφ  θ€φ^   oder 
dergkiclicn  lu  ergänzen,  hält  reiflicher  Prüfung  nicht  Stich,     Mit  cüj^ 
dv   beginnt  Alex,  mit  Vorliebe  den  Nachaati,    «B.  S.  2^1,  35.    222.  ΙδΛ 
18.  24.    22G,  23  und  τε  gebraucht  er  oft  in  sehr  freier  Weiee,  ^ 

*  Daseelbe  gilt,  wie  ee  scheint,  von  den  ältesten  lateinischea 
Handschriften.  Die  Orientiniüj.,'  der  Randzusätze  wird  hier  abgotebemfl 
von  den  VerweiBurify^izoichen  noch  dadurch  bewirkt»  dass  man  der  de«V 
fekten  Textatelle  wie  ibrem  Supplement  die  litterae  sinRulares  h»  (oh. 
hoc  iupplendum  oL•)  beifugt,  so  im  PliniuB-Palimpaest  von  St*  Paal 
(Dziatzko  Unters.  Über  d.  antike  Buchwesen  S.  110,  vgl.  Mommaen- 
Studßmuud  Analecta  Liv.  S.  22).  und  in  Dicht er*Handechriften  auch  ig 
der  Weise,  dass  dem  der  AuBlaesung  vorangehenden  Ver^e  ein  A^  doo 
»»chgetra  ebenen  -ff  und  die  folgenden  Buehstaben  in  der  Reibe  η  folge 
de«  Alphabete  vorgesetzt  werden ,  zB.  im  Medioeus  39»  l  (β.  Max  HoS-^ 
mann  S.  XVII)  und  Vaticanus  3225  des  Vergil  (a*  daa  Fac^imile),  Wel«fl 
leicht  auch  im  Ambrosianua  des  Plautue  (383^  β.  Studemundt  Apo•" 
graphuni). 

^  Diese  Thatsache  hat  bereite  Schubart  in  eeinen  Bruchstücken 
zu  einer  Methodologie  der  diplomatischen  Kritik  (1850)  tJ.  Hi  richtig 
erachlosaen,  erklärt  und  verwendet:  'Auch  durch  Verschulden  der  Ab- 
schreiber konnten  gröesere  Stücke  des  Textes  ausfallen;  bemerktii  man 
dii'H  nicht,  so  entstand  eine  Lücke;  wurde  es  Tioch  bei  Zeiten  eutdookt, 
»0  trug  man  das  AuR^^elfiasene  am  Rande  nach,  und  zwar  in  der  Kegel  f 
am  oberen  oder  unteren  Rande,  weil  es  an  dem  schniäleren  Seiten- V 
rande  meist  an  Raum   gebraeh,    uni    einen    längeren  Abschnitt    eintu- 


I 


Ein  Sclireibgebriinüh  und  seine  Hedeutunjj  für  die  Textkritik 


aucli  im  vorliegenHeB  Falle  enipfehleii,   mit  dieeem  feststellenden 

GebraDcb   zu   reclinen  urul    niibt    iibstnicten  Alögliclikeiten  nacb- 

litijagen.     Die   aiiRfielaftKenen    Wurle    waren  also  urspriinglicb   am 

ίΓηΒβ  der  Seite   uachgetragen,    211  der    sie    gebörteo    und    wurden 

[später  an  eben  dieser  Stelle  in  den  Text  eingereiht. 

Zu    dem    hier  erscbloeeenen   Vorgang    liefert  die  genaueste 

[Analogie  ein  Abscbnitt  des  niebrfacb   erwähnten  Leydener Zauber- 

papyrna  W    und     zwar    der    in    doppelter^    groeftentheile    gleicb- 

lantender  Fa«8ung  darin  enthaltenen  Kopmupoiie,  die  Ä.  Dietericb 

|snm    Ausgangspunkt   Reiner   Abranas-ünterBUühungen    genommen 

hat.     In  der  zweiten   FaBBnng  Ιιρικβϊ  es  S.    12,  1  ff,  (Leemanns  IT 

8.   121,  Dieterich  8.   8  f.)  έτ€λασ€   το  ττίμπτον  {η.  ό  θίός)  και 

τελών  £στυγνασ€  καΐ  έφάνη  Μοϊραε  κατέχουσα  ίυγόν.  μηνύουϋα 

[Ιν  εαυτή  τό  δίκαιον  £Ϊναι.     An    der    entepredienden   Stelle    der 

[ereten  (S.  5,  7  ff,)  ist  aber  zwischen  5ίκαιον  und  eivai  folgendes 

|eingeBchoben: 

λ€Τ€ΐ  την  βαριν,  ίφ'  ή  αναβαίνει  ανατ£λ[ο]λα]ν  τψ  κόσμψ. 
^στιν  δέ 

ίφη  h*  αύτοϊς  ό  θεός  έΗ  άμφοτ€ρυϋν  €Ϊναι  τό  δίκαιον 
ττάντα  ht  υηό  σε  ^σται  τά  ^ν  κόσμψ.  και  πρώτη 
εκλήθη  οέ  ονόματι  άγίψ  άναγραμματιΕομένψ  φοβ€ρψ  καΐ 
φρικτφ  θοριοβριαταμμαωραπαϊί^^υ^^οίγγαρωαμματαιρβοι- 
ροθ.  €κάκχασ€  τό  ^κτον 
ούτως  είχε  τό  άντίγραφον. 
[Wie  man  sieht,  besteht  die  Einlage,  abgosehMn  von  den  Schlüge* 
Worten,  aiiPi  drei  Stücken,  die  weder  zu  einander  noch  zu  dem 
Satze,  in  den  sie  eingeschoben  sind,  die  geringste  Beziehung 
haben.  Ihr  Auftreten  an  dieser  Stelle  int  daher,  wie  Dieterich 
(S.  9)  gesehen  hat,  nur  dann  begreiflich,  wenn  man  fiie  als  Raml• 
bemerkungen  der  Vorlage  faset,  die  der  Copist  von  W  verständ- 
nisslos  dem  Texte  einverleibte.  Darauf  weist  auch  das  ihnen  ain 
Schlnss  angefügte  οΰτυυς  είχε  τό  άντίγραφον,  mit  dem  der 
Schreiber  seine  Ratblosigkeit  eingesteht  und  sich  zugleich  ilem 
Leeer    gegenüber    aller  Verantwortung    entledigt.      Und    weiter, 


tragen*  Hierdurch  wurde  deraelbf?  in  den  meisten  Fällen  weit  von 
seinen)  ursprünglichen  Platxe  abgerückt,  nnd  gerieth  in  ErmanireluTig- 
von  Verweiaungazeichen  oder  hei  Vernueliläseigung  derse!!>en  von  Seilen 
des  Abschreibers  in  ratblose  Irre,  so  ilass  man  den  Aualall  tmtvvedyr 
da  einnigtf,  wo  sich  ein  passender  Ρΐβί/.  ohne  Sn«bcn  darztiVjioten 
schien,   odiT  wo  er  etwa  zunächst  stand.'     VjjL  ancb  ßlass  im  Handb, 

tp  s.  m± 


Β  rinkmann 


jede«  dieeer  drei  elieinalif5:en  Marginalien  besteht  aus  einem  in  ricli 
gesohloHRenen  Satze^  aaf  den  jede!? mal  zwei  be^w.  drei  abge* 
nsKene  Worte  folgen ;  sie  tragen  also  du  rc  hau  η  das  Geprfige 
der  mit  nat^hgeetelltem  Sti^hwurt  orientirten  Randzasatxe  und 
VariaTiten. 

Was  zunächst  das  erste  von  ihnen  betrifft,  so  findet  es  fdcfa 
in  dieser  ersten  Fa^sang  der  Kosmopoiie  nirgends»  es  war  daher 
in  der  Vorlage  zweifellos  als  Supplenient  gemeint,  das  vor  einem 
f0Tiv  b6  in  den  Text  aufgenommen  werden  sollte.  Nun  koinnit 
aber  |0TIV  hk  in  dieser  Partie  des  Papyrus  wiederlioli  vor,  ei 
empfiehlt  sich  daber^  um  den  richtigen  Platz  zu  ermitteln,  von 
der  zweiten  Fasiiiing  auszugehen.  Hier  stehen  jene  Worte  λ^γ€ΐ 
—  κόσμψ  S.  11,  21  (Dieterich  8.6**;  hintej*  τό  hk  φυσικόν  uoxt 
ίνομα  αίγυπτιστι  Άλϊϊαβαείμ  und  vor  6  hk  έττΐ  της  βάρ€ΐλΐς 
φανείς»  Dem  entspricht  in  tler  ersten  Fassung  S.  4,  2β  (Diele* 
rieh  S.  6*J  τό  be  φυσικόν  σου  όνομα  οίγυπτιστι  'Λλ^αβαβίμ 
(γράμματα  θ)»  κατ  Ι  άτι  ν  hi  ό  έττι  της  βάρ€ΐυς  φαν€ΐς  kxL 
Man  hat  hier  κατ  uml  ^GTiV  zu  κάτεαην  liueammengefaest  und 
so  ein  weder  sonst  beglaubigte«  noch  an  sich  glaublichee  Visr- 
bum  geeohaüen.  Wie  man  «ich  aber  auch  mit  diesem  κατ  mag 
abzufinden  haben,  soviel  ist  unbestreitbar:  genau  an  der  Stelle, 
auf  welche  die  zweite  Faesung  hinführt,  findet  eich  in  der  Tbat 
ein  ^CJTiv  be,  das  Stichwort  jenes  Nachtrages.  Was  hedeatet 
nun  da»  räthselhafte  κατ  ?  Es  kommt  noch  einnml  im  Papymi 
vor,  nämlich  S,  4,  2,  und  zwar  wie  aus  dem  beigegebenen  Faoei* 
milc  auf  Tafel  Π  ersichtlich  ist,  mit  höher  gestelltem  Endbuchstaben 
geschrieben  (κα'^'Χ  floniit  als  Abbreviatur  gekennzeichnet.  Die 
Satzgruppe»  in  der  es  da  erscheint  —  πρώτον  έφάνη  φως.  αύτή• 
b»'  ής  ίστησε  τα  πάντα  έγίνετο  hk  θεός.  κατ.  ούτοι  γαρ  €ΐσι. 
ουτιυς  €Ϊχ€  τό  άντίγραφον'  —  steht  ausser  jeder  V^erbindung  mit 
dem  vorhergehenden!  wie  dem  nachfolgenden,  eie  ist  anoh  äiifleer- 
lieh  vom  übrigen  Text  scharf  abgetrennt  Dieser  Umstand  m 
Verein  mit  dem  bezeichnenden  Zusatz  οϋταις  είχ€  τό  άντίγραφον 
beweist  aber,  daee  der  Fofleue  bereits  in  der  Vorlage  am  Rande 
stand,  und  zwar  da  diei?telle«  auf  die  er  sich  bezieht  {S.  4,  39  = 
8*  7*  8  IT.  D.),  erst  später  folgt,  ebenso  wie  in  W  am  oberen  Hände. 
Also  κατ  ist  Abbreviatur,  ee  findet  sieb  einmal  an  einer  Stelle,  xä 
der  ehemals  eine  Randbemerkung  gehorte  (S.  4,  27)i  das  anderemal 
in  einer  solchen  Randbemerkung  selbst  (H.  4^  2),   in  beiden   Fällen 


I 
I 
I 


1  Diese  Zeilen  eind  von  Dieterioh  unberücksichtigt  gelaBiieD. 


£in  Schreibgebrauch  und  seine  Bedeatung  für  die  Textkritik     493 

ist  es  ein  überflüssiges  und  störendes  Element,  das  aus  dem  Zu- 
sammenhange vollständig  herausfällt.  Was  liegt  also  näher  als 
den  Schluss  zu  ziehen,  dass  es  auf  die  Randbemerkung  als  solche 
Bezug  hat,  dh.  irgendwie  zur  Verweisung  dient,  mithin,  da  im 
einen  Falle  das  zugehörige  Marginale  weiter  unten  folgt,  im  an- 
deren das  Marginale  zu  einer  weiter  unten  folgenden  Stelle  ge- 
hört, dass  es  κότιυ  zu  lesen  ist?  In  der  That  sind  derartige 
Vor-  und  Rückverweisungen  auf  und  von  Randbemerkungen  mit- 
telst κάτιυ  und  άνω  im  Sinne  von  'siehe  unten'  bezw.  'oben'  in 
den  antiken  Manuscripten  nichts  weniger  als  selten.  So  steht 
im  Oxyrhynchos-Papyrus  des  V.  Buches  der  Ilias  (II  S.  102) 
neben  V.  125  rechts  κάτιυ,  links  ein  Verweisungszeichen,  am 
Fuss  der  Columne  ist  dann  der  ausgelassene  Vers  12G  nach- 
getragen und  ihm  ein  entsprechendes  Zeichen  vor-,  ein  άνω  nach- 
gesetzt. In  ähnlicher  Weise  ist  verfahren  in  den  Herculanischen 
Rollen  der  Rhetorik  Philodems  IS.  9  Sudh.  (=  V«  33),  IIS.  133 
(=  VF  189),  S.  185  (=  XI2  114),  S.  245,  264,  des  Index  Aca- 
demicorum  Col.  20  (Mekler  S.  72  f.,  vgl.  S.  21,  37,  XIII),  ferner 
in  den  Oxyrh^nchos-Papyri  I  S.  26  Col.  II,  im  Codex  Sinaiticue 
IV  82,  92  US.  Ebenso  findet  sich  aber  auch  häufig  umgekehrt 
neben  oder  über  eine  lückenhafte  Stelle  ein  δνιυ  gesetzt,  das  auf 
die  am  Kopf  der  Seite  eingetragene  und  demgemäss  mit  dem 
\''ermerk  κάτω  versehene  Ergänzung  verweist.  Im  Hypereides- 
Papyrus  Α  zB.  hat  der  Copist  zu  Anfang  der  Euxenippea  eine 
Zeile  ausgelassen  und  den  Defect  dann  dadurch  ausgeglichen, 
dass  er  die  übersprungenen  Worte  άλλ'  ήν  σπάνιον  ibeiv  über 
der  Columne  (19)  nachholte,  ihnen  ein  κάτιυ  anhängte  und  da, 
wo  sie  im  Texte  fehlen  (hinter  Z.  2),  δνιυ  hinzufügte.  Weitere 
Belege  liefern  Volum.  Hercul.  X-  176,  der  Η e ron d as  -  Papyrus 
Col.  34,  Oxyrh.  P.  I  S.  42,  Π  S.  44,  S.  100  f.,  Amherst  P.  Π 
S.  24.  In  einigen  der  angeführten  Beispiele  ist,  wie  es  scheint, 
auch  nur  eins  der  beiden  Verweisungewörter  gesetzt,  in  mehreren 
Fällen  sind  sie  ferner  abgekürzt  geschrieben,  einmal,  in  der  Hy- 
pereides-Handschrift,  κάτυυ  fast  genau  so  wie  im  Leidensis  W. 
Es  ergiebt  sich  also  nunmehr  folgendes  Resultat:  In  der  Vorlage 
des  Leydener  Zauberpapyrus  stand  am  Rande  zwischen  Αλοαβαείμ, 
γράμματα  θ  und  ίστιν  bt  ό  oder  im  Text  über  dieser  Stelle 
(S.  4,  27  W  =  S.  6•  3  D.)  das  Verweisungswort  κάτΐϋ,  dies  κάτω 
bezog  sich  auf  »lie  am  Fuss  der  Seite  nachgetragene  Ergänzung 
λέγει  την  βάριν,  έφ'  ή  αναβαίνει  ανατέλλων  τώ  κόσμψ,  der 
£(ΓΓΐν  bt  als  Stichwort  angeschlossen  war.     Die  Einordnung  des 


4*M 


BriTikinaiMi 


ίκλήθη  bk  ονόματι  άγίψ  άνα* 
γραμματιΖομενψ  φοββρώ  και 
φρικτώ  θοριο  —  οιροθ.  έκάκ- 
χασε  το  έκτον 


Supplements  ist  tnitbin    durcli    zwiefache   OrientirungBinittel   fett*' 
gelegt  und  gegen  alle  Zweifel  gnäioU^rt 

Eine  etwas  an<iere  Bewandtnis«  hat  ee  mit  den  beide» 
übrigen  in  W  zwischen  δίκαιον  und  eivai  (S.  5,  8  ff,  =^  S.  9*  D.) 
eingesprengten  EandberaerkungeTi  der  Vorlage.  Ihr  Inlialt  findet 
eich  in  ganz  ähnlicher  Form  eioige  Zeilen  weiter  im  Text  τοη 
W  vor.  Dem  einen  (S.  5,  8  ff,  =  8.  10*  D.)  entepricht  Z.  14  ff.; 
ίφη  ί>*  αύτοϊς  ό  θ€Ος  έ£  τών  δέ  μαχόμενων  ό  θεός 
αμφοτέρων  είναι  το  ί>ίκαιον,  ίφη*  Έί  άμφοτεραιν  το  δίκαιον 
πάντα  hk  υπό  σέ  Ιαιαι  τα  έν  φανήσεται,  πάντα  hk  υπό  σέ 
κόσμψ.    και  πρώτη  ίσται  τα  έν  κόσμψ.  και  ττρώτη ,. . 

das  andere  (S.  5,  10  ff.  =^  S.  10*  D,)  ke!irt  Ζ    17  ff.   wieder: 

ης  το  όνομα  άναγραμματιίό- 
μενον  μεχα  έστιν  και  αχιον 
και  fvijo£ov.  ίστι  bk  τοΟτο' 
θοριο  —  οιροθ  γραμμάτων  μθ. 
έκάκχασε  το  Ι'κτον  .  .  . 
Beide  hilden  also  im  vorliegenden  Exemplar  nicht  Ergänzungen^ 
sondern  stellen  Varianten  dar.  Es  fragt  sich  allerdinge,  ob  eie 
diese  Bestimniung  von  vornherein  hatten.  Denn  ee  ist  an  sieb 
eehr  wohl  denkbar^  daee  wie  der  erete^  bo  diese  beiden  anderen 
Theile  der  Einlage  von  S,  5  m  Antigniplion  urfipriinglicb  lor 
Änsfüllnng  von  Lücken  heetimmt  waren,  dann  aber  dieBem  Zwe^k 
entfremdet  wurden*  weil  nachträglich,  sei  es  der  Copist,  ein  Cor- 
rector  oder  Li-^ser  nach  einem  anderen  Exemplar  die  Er^änrusg 
im  Teste  eelbBt  vornahm.  Es  fehlt  dafür  nicht  an  Analogien« 
So  ist  im  Η  erondas- Papyrus  das  auflgelaseene  Anfange  wort  de« 
Verses  Vll  99  (cFeuJUTOÖ)  nieht  nur  über  der  Columne  ergänzt, 
sondern  auch  dem  Verse  selbst  nachträglich  vorgesetzt,  und  im 
Demofltlvenee- Fragment  AmherRt  Papjri  II  8.  24  sind  die  Z.  5 
übersprungenen  Silben  —  γεθος  ουναμε  —  sowohl  am  Kopf  der 
Seite  wie  über  der  lückenhaften  Zeile  nachgetragen.  IndesaeD 
einfacher  und  natürlicher  erscheint  doch  die  Annahme,  daee  diese 
beiden  ebenialigen  Randbemerkungen  von  Haue  aus  als  Varianten 
gedacht  waren  ^.     Zu  Gunsten  dieser  Auffassung   fällt   inebeeon- 


*  Ea  liegt  danu  derselbe  Füll  vor  wie  in  der  oben  S.  482  ange* 
führten  Stelle  aus  Polyetratos'  Schrift  π,  άλόγοίΐ  καταφρονησ€ως  und 
«Β.  im  Rainer-Piipyru»  von  Xenophoos  Kyrupaedie  V  ^,  ii4  (Mitth.  aus 
der  Sammlung  dt^r  Pap.  Krxherzng  Hainer  VI  S.  88):  neben  den  Text- 
worten  μΐΚον  αύτοΐς  ίσχιφώς  Otti^  τό  μέλλον  άποβήσοιτο  steht  ein  Ver• 


Ein  Schreibgebrauck  und  seine  BeJe.afuii|^  für  dk  Textkritik     405 


!  (]er  Umetanil  ins  Gewiclit^  dum  auch  in  der  zweiteTi  Version 
der  KoRinopoiie  weiiigetpns  Hie  Benierkimg  über  den  anagramma- 
tißclieD  Nameu  θοριο  —  οιροθ  in  doppelter  Fassung  geo^eben  int 
(S.  12,  8  ff,  =  S.  10^  13  ff,  D.),  einmal  genau  in  der  Gefitall•,   wie 

Ρ  sie  in  der  Einlage  S.  5, 10  ff.  «tehi:,  sodann  wörtlich  \n  der  Fornii 
die  sie  im  fortlaufenden  Texte  S.  5,  17  ff.  liatl 
Ist  hier  die  Entscheidung  mimerbin  nicht  allen  Zweifeln 
entrückt,  κο  läset  sieb  eine  andere  Frage,  deren  Lösung  nocb 
ausstebt,  mit  um  so  grösserer  Sicbcrbeit  beantworten.  Von  diesen 
drei  vom  Sidireiber  des  Leydener  Zauberbnchs  verkannten  liand- 
beraerkungen  iS.  5,  8  ff.)  bezieben  aicli  die  zweite  und  dritte  auf 
nachfolgende  Stellen  (S.  5,  14  ff,  und  17  ff.),  sie  standen  daher 
in  der   Vorlage  jedenfalls  über  der  Seite,    zu  der    sie    geborten. 

»Die  erste  dagegen  liatte  im  Äntigrapbon  ihren  Platz,  wie  sieb 
(S.  493)  ergabt  am  Fass  der  Seite,  zu  der  sie  einen  Nachtrag 
lieferte^  and  zwar  ging  diese  Seite  derjenigen  anmittelbar  voraus^ 
an  deren  Kopfe  die  beiden  anderen  standen.  Indem  nie  nun  der 
Bchreiber  des  Leydeneis  alle  drei,  ohne  sich  um  ihre  Bestimmung 


I 


weisungszeicben,  dies  wiederholt  eich  unter  der  Columne  bei  einer  Fusa- 
note,  welche  die  varia  lecüo  g:iebt  μΐλον  Ισχυριΰς  αύτοΐς  Οπτ)  τά  νΟν 
παρόντα  anoßrjOuiTo 

^  Ebenno  ist  die  Noti«  am  Kopf  der  S,  4  πρώτον  ίφ«νη  φώς, 
αυτή»  δν  ής  Ιΰτγ\σι  τά  πάντα,  έγένΕΤΟ  Η  θεός  zu  beurtheileu.  Sie 
bfzieht  sich  auf  Z.  39  f.  κανχάσαντος  πρώτον  αύτοΟ  έφάνη  φώς,  αυγή, 
καΐ  διηύγασ€ν  τά  πάντα•  ίγ^νετο  6έ  θεός  κτέ.  Wie  früher  (S,  492)  ge- 
zeigt, etand  sie  bereits  in  der  Vorlage  am  oberen  Haude  der  ent- 
aprechcndeii  Seite.  Zur  Orientirür((T  waren  ihr  auHser  dem  auf  die  zu- 
g^hiirige  Ti/xtatelle  verwüistiiden  Kdrui  nocb  die  Z.  38  in  W  wieder- 
kebrenden  Worte  οΰτοι  jap  tloi  angeschlossen,  dh.  'siebe  unten  die 
mit  ουτοί  γάρ  ύύΐ  beginnende  Zeile',  Und  hier  ist  auch  noch  das  dem 
κάται  de^  Marginale  corresiJüudireade  ävm  bei  der  «ugehorigen  Text- 
stelle  vorhanden:  es  ist  nach  Dietericbs  Angabe  (zu  S.  7"  8)  am  linken 
Rande  der  Z.  38  ein  AN  bei  geschrieben,  da»  nur  als  άν(ω)  gedeutet 
werden  kann,  —  Während  nun  diese  Bemerkong  im  Antigraphon  am 
Kopf  derjenigen  iseite  stand,  der  die  4,  des  Leydensis  W  entspricht^ 
ao  befand  sich,  wie  früher  (S.  4R3)  ermittelt,  die  eriite  der  drei  Ein* 
lagen  S.  5,  7  ff.  in  der  Vorlage  am  Fuee  derselben  Seite,  Diese  be- 
gann demnach  ulier  VV^abrecbeinliobkeit  nach  ebenda,  wo  in  W  die 
S.  4  anfängt,  nnd  HcblosB  sicher  mit  τό  δίκαιον  S.5,  7  W^  war  also  noch 
etwas  nmfäiiß^l icher  nh  die  correspondirendo  ihrer  Copiii,  Aus  dieser 
Seitenlange  dürfte  dann  w^eiierbin  folgen,  dass  bereits  die  Vorlage 
nioht  Rollen-  Hondern  Codexform  hatte. 


im 


β 


riDkmann 


zu  kümmern,  an  eben  dem  Orte,  wo  er  sie  vorfand,  dem  Texte 
einverleibte,  mussten  sie  naturgemäss  in  der  Weise,  wie  sie  sich 
jetzt  im  Papyrne  vorfinden,  genau  hinter  einander  cq  etelien 
kommen  und  in  eine  gänzlich  fremdartige  Umgebung  hinein  ge< 
rathen  ^ 


^  Diesen  BemerkangeD    zum  Leydener  Zauberbuch    ntag    ee    ge* 
stattet  sein  ein   paar   kritische   Kleinigkeitea   anzuBchliesseti.     S.    1,  10 
^  170,4  D(ieterich)  ist  gelesen  €ΐσ€λθόντος  yäp  τοϋ  Seoö  π€ρισσότ€ρον 
{u.  ol  λύχνοι)  έΕαιυθήαονται.     Man    bat   daiaus  ^£υιο0ήσονται,    ξχηι 
ιί;σθήσονται  oder  έΕαπωθήαονται    gemacht,   ohne   jede  Wabrscheinlidi- 
keit     Geraeint  ist  doch  'wann   der  Gott  erscheint,  werden  die  Lampeo 
starker  brennen \  also  ΙΠαφθήσοντοι      Wer  e»  fdr  tiötbig  hält,   ver- 
gleiche th.  λύχνον    έΕϊίμμ^νον    im    Pariser  Zanberpapyrus  Z.   »ΐ7  (S.  4€ 
Weseely).     S.  1,  33  f.  —  173,  4  D.  L  τόν  λόγον  τΦν  ιϋρογεν(α>ν)  τόν  ^ 
τή  Κλει&ί.    S.  4. 17  U.  11,7  ^  4,  15  D.  1,  διά  οέν  (=  ak)  ί6ο€άσθην. 
S.T,2iit=  190,  20  D.  1.  βοήθηοον  έν  άνάγχαις,  ελέη  σον  (für  α€ήμι«ν) 
iv  θύραις  ^ιαίοις.    S.  15,43  —  ΙΗΙ,  5  D.  1.  ίτη»εαλοομαί  σε  τόν   πάντων 
μ€ίεονα.    S.  1Η,  1  =  1%,  J7  D.  ί.  συ  γαρ  tl  έγώ  κοϊ  ί-γώ  σύ-  Ö  έ<ά)ν 
et  π  ω  ϊ»€ΐ  γ€νέοθαι.    Ebenao  ist  9;  28  =   170,  h)  D.  ού  4v  βούληται  flr 
ίάν  ==  dv  geschrieben ,     Eine  Form    wie  ένβίπυϋ  hat   in    dieser  Sphire 
keinen  Platz.     Weiter  heieet  es  dann   τό  jap  όνομα  σου  Ιχω  φυλακτή- 
piov   4ν  Kupilqt   τή   Ιμή    καΐ   ού   κατισχΟοει   με   απασα   σδρα£   κινού- 
μενη, ούκ  άντιτάΕεταί  μοι  πάν  πνεομα,   ού  δαιμόνιον  rri     Das  von  V, 
ΓιίΓ  dus  uüversiäudlifht*    öbpaE    eingesetzte  ΣτύΕ    verstösst   gleich    eehr 
gegen  alle  diplom ausübe  Probabilität,  wie  es  den  durch  den  Zusammen- 
hang geforderten  und  dnrch  κινούμενη    gewährleisteten  Sinn    verfcshlt: 
Wer  den   Zauberkraft  igen  Gottesnamen    im   Herzen    trägt,    gegen    den 
vermögen  weder  Ij'bendige  Wesen    von   Fleiscb    und  Blut   noch   Getstar 
und  Geepeneter  etwas  auszurichten.    CAPAH  ist  also  CAPAH  dh.  cdpE, 
mit  der   gerade    in    diesem    Papyrus    so    ungemein    häufigen  Voculent- 
faltung.     Der   Beispielsammlung   D.s   Fleckeisuns  Jahrb,  isupplementbd. 
XVI  S.822  sind  hinzuzufügen  7,  34  u.  35=  191,  3  f ,  D.  σειέσαι  it.  cfc- 
βέσθητι,  7,  37  =  ]ί)1,  7  Π.  φηλάΕ  {=  φλόΕ),  10,  11  =  174,  12  D.  οστερου, 
17,35  ^   l&ti,  β  D.  πολλούτος    (=  πλούτος).     Dagegen  ist   aua    seiner 
Liste  άνατέλολοίν  S.  5,  7  —  3,  4  D.  als  Schreibfehler  zu  streichen,  iwi- 
sehen    gleichen    Cnnsonanten    kann    naturgemäss    Aoaptyxe    nicht    ein- 
treten.    Zum  Ausdruck  vgl,  zB.  LXX  Numeri    lli,  22.  1^7,  11  ίκύριος  6} 
θ€Ος  τιΐιν  ττνευμάτιην  καΐ  πάσης  σαρκός  und  die  Bemerkung  Dei&smanns 
zu  den  Rachegebeten  von  Rheneia  Philol,  LXI  S.  2nH.  —  Auf  die  zahl- 
reichen Stellen,    an  denen    man    mit    Unrecht    din  Ueberlieferung    an- 
gcUetet  hat  (wie  S.  10,  12  =  174, 12  D.  κατά  buüv  [für  6ύο|  τρόπους, 
geschützt    durch    das  folgende  καοότι  —  καΐ  δτι  usw.  vgl.  diese  Z«tt> 
Schrift  LVl  h,  67.  2,    S.  14,  4:^  =  17^,  Ki  D,   atcB^otau   S,  IC,  15  = 
1H6, 4  I).  άποθαν€ΐσαι   iur   άποθαν€ϊ  uam.)»   eoll  hier   nicht  näher  ein* 
gegangen  werden. 


Ein  Schreibgebrauch  und  seine  Bedeutung  für  die  Textkritik    497 

Die  Betrachtung  alier  angeführten  Stellen  dürfte  somit  für 
die  Ueberlieferungsgeechichte  und  Textkritik  insbesondere  folgende 
Ergebnisse  herausgestellt  haben: 

In  sorgfältigen  griechischen  Manuscripten  des  Alterthums 
und  früheren  Mittelalters  werden  nachträgliche  Zusätze  zum  Text, 
Varianten  und  ähnliche  Notizen  im  Allgemeinen  nicht  im  Schrift- 
raum, sondern  am  Rande  und  zwar  in  älterer  Zeit  vorwiegend 
am  Kopf  oder  Fuss  der  Seiten  eingetragen. 

Die  Orientirung  dieser  Marginalien  geschiebt  dadurch,  dass 
man  ihnen  wie  den  zugehörigen  Textstellen  einander  entsprechende 
Zeichen  oder  die  Verweisungswörter  κάτω  und  Svu)  beisetzt  oder 
aber  den  Randzusätzen  Stichworte  hinzufügt.  Häufig  kommen 
auch  je  zwei  dieser  Orientirungsmittel  gleichzeitig  zur  Verwendung. 

Als  Heclamen  benutzt  man  vorzugsweise  das  oder  diejenigen 
Textworte,  vor  denen  der  Leser  die  Nachtragung  vorzunehmen 
hat,  sie  werden  also  den  Marginalien  am  Schluss  angehängt. 

Trotz  ihrer  Einfachheit  und  Zweckmässigkeit  werden  diese 
Gepflogenheiten,  die  sich  zum  Theil  bis  ins  späte  Mittelalter  und 
weiterhin  fortgepflanzt  haben,  oft  verkannt  oder  vernachlässigt, 
wodurch  zahlreiche  und  nicht  selten  schwere  Textschäden  ver- 
ursacht sind. 

Königsberg  i.  Pr.  A.  Brinkmann. 


RUeln.  ICoe.  f.  Phüol.  N.  F.  LVtl.  32 


ΙΕΡΑ  ΔΕΥΡΟ 


In  der  bekannten  Stelle  über  die  Epidauria  bei  Pbilostrnt 
(irebeii  de»  Apollonios  von  TjRna  iV  18,  155):  ήν  μίν  hf]  Έττί- 
δαυρίυυν  ήμφα.  τά  hl  ΐττιδαύρια  μετά  ττρόρρησίν^  τε  και 
kpeia  beöpo  μυαν  Άθηναίοις  πάτριον  Im  θυσία  beuT^qi»  τουτι 
64  ένόμισαν  Άσκληιτίοΰ  Ιν€κα,  ΰτι  6ή  έμύ^ααν  αυτόν  ή  κοντά 
ΈπιοαυρόΟεν  όψέ  μυστηρίων  bat  das  Wort  ί>€ύρο  Schwierig- 
keiten gemacht  und  ist  wohl  meist  a!«  verdorben  aogeeeben  wor* 
den,  ZuletÄt  hat  A.  Körte  (Ath,  Mitth.  21.  315  Änm.)  vorge- 
icblagen  beutepov  atatt  beöpo  zu  lesen.  So  elegant  nun  diese 
Conjectur  in  paläograpbisclier  Hinsicht  ist,  so  wenig  innere  Wahr- 
scheinlichkeit hat  eie,  da  das  δεύτερον  neben  im  θυσία  Οευτ^ρφ 
überflUeeig  iet^,  so  daes  ich  fast  behaupten  müchte:  wenn  δεύ- 
τερον seihet  überliefert  wäre,  niuBsten  wir  e»  ändern  bezw.  als 
Interpolation  streichen.  Demgegenüber  etand  für  mich  schon 
lange  fest,  dass  b€Opo  überhaupt  nicht  zu  ändern,  sondern  mit 
dem  vorausgebenden  Worte  zu  einem  Aueruf  zu  verbinden  eei^ 
der  als  Feettagsname  ebenso  gebildet  sei  wie  das  bekannte  äXabe 


^  In  der  Handschrift  steht  πρόσρν^σις«  aber  dase  die  bekaiiDie 
eleusiniscbe  πρ6ρρτ\ύΐς  gemeint  und  so  uucb  zu  ftobretben  isti  hat 
schon  Preller  gesehen. 

3  Man  bat  sieb  freilich  auch  die  Interpretation  dieses  Ausdrucks 
ohne  Noth  erschwert  uud  mehr  dahinter  gesucht  als  dahititer  steckt, 
obwohl  die  einfache  Erklärung  dessen,  was  PhiJoslrat  meint,  so  nahe 
liegt:  von  eitier  gewissen  Zeit  an  fand  zweimal  eine  Vorweihe  fiir  die 
proi^seii  Mysterien  statt,  einmal  wie  immer  in  Agra  und  auiserdem  — 
έπΙ  Bvaiq  b£\}xipq  —  an  den  Epidaurien  Ob  diese  ührigens  wirklich 
zugleich  mit  Einführuug  det  Asklepmsoultea  im  J.  420  gestiftet  wur- 
den, kann  bezweifelt  werden;  auffallend  ist  jedenfalls,  wie  Foueart  mit 
Recht  bemerkt  hat,  das»  die  auf  iüe^e  Einführung  bcziipfliche  Urkunde, 
die  Körte  mit  so  glänzendem  Scharfsinu  hergestellt  hat,  mit  keinem 
Wort  die  μύι^σις  des  Asklfjpios  erwähnt. 


I 


Ί€ρά  6eOpo  499 

μύ(Τται.  Aber  nicht  minder  war  ich  mir  darüber  klar,  dass  ich, 
wenn  diese  Ansicht^  mehr  als  ein  vielleicht  richtiger  Gedanke 
sein  sollte,  schuldig  sei  den  Namen  aus  dem  Verlauf  der  Myste- 
rienfeier  zu  erklären.  Hierbei  etiees  ich  nun  aber  auf  unüber- 
windliche Schwierigkeiten,  die  nicht  sowohl  in  beOpo,  als  im 
Worte  lepeia  lagen,  und  die  deshalb  ebenso  für  diejenigen  gelten, 
die  den  Tag  einfach  Upeia  benennen,  nur  von  ihnen  nicht  be- 
rücksichtigt worden  sind.  Grosse  Opfer  nämlich  wurden  natür- 
lich an  den  grossen  Mysterien  ebenso  gut  dargebracht  wie  an 
jedem  anderen  grossen  Fest,  aber  vergebens  wird  man  nach  einem 
Tag  suchen,  an  dem  die  Opfert hi er e  selbst  eine  solche  Rolle 
spielten  oder  überhaupt  spielen  konnten,  dass  er  danach  hätte 
benannt  werden  können,  zumal  mit  einem  so  farblosen  Namen 
wie  es  Upeia  ist.  Man  braucht  nur  einmal  zum  Vergleich  andere 
Festtagsnamen  wie  die  ΧΟ€ς  und  Χύτροί  der  Anthesterien  heran- 
zuziehen, um  sofort  den  Unterschied  zwischen  diesen  charakter- 
istischen Bezeichnungen  und  dem  angeblichen  Ιέρεια  gewahr  zu 
werden.  Was  aber  für  das  einfache  \ερεΐα  gilt,  gilt  auch  für 
ιέρεια  δεΟρο.  Zwar  kommt  durch  οεΟρο  wenigstens  Leben  und 
Handlung  in  den  Namen,  aber  bestehen  bleibt,  dass  die  Ueber- 
liefernng  nichts  bietet,  was  eine  solche  Bezeichnung  rechtfertigen 
könnte.  Und  so  konnte  ich  meine  ursprüngliche  Ansicht,  dass 
alles  an  der  Stelle  in  Ordnung  sei,  doch  nicht  aufrecht  erhalten; 
wenn  ich  mich  nicht  mit  einem  blossen  Namen  ohne  realen  In- 
halt begnügen  wollte,  war  der  Schlues  unvermeidlich,  dass  zwar 
nicht  δευρο,  wohl  aber  das  Wort  \ερεϊα  verdorben  ist.  Und  ich 
sah  denn  auch  bald,  dass  die  Heilung  leicht  und,  wie  ich  hoffe, 
sicher  ist. 

Bei  Philoetrat  mues  ein  Tag  gemeint  sein,  an  dem  irgend 
etwas  δευρο,  dh.  also  doch  nach  Athen,  kam  oder  gebracht  wurde. 
Nun  weiss  die  Ueberlieferung  nichts  von  Opferthieren,  die  dahin 
gebracht  wurden,  wohl  aber  berichtet  sie  bekanntlich,  dass  am 
14.  Boedromion  —  das  Datum  steht  inschriftlich  fest'  —  durch 

^  Zustimmend  bereits  erwähnt  v.  Prott,  Bureiane  Jahresber.  CU 
(1S99.  111)  8.  114.  —  Jüngst  hat  auch  Foucart  (Les  grands  mystdres 
d'Kleusis.  Paris  1900)  dieselbe  Ansicht  vertreten  und  Upeta  δεΟρο  als 
Namen  zusammengefasst. 

2  CIA  III  n.  5  Z.  9:  δεδόχθαι  τ]ώι  δήμωι,  προστάΗαι  τώι  κοσ• 
μητήι  των  [έφηβων  κ]ατάτά  άρχαΐα  νόμιμα  [Α](γ)€ΐν  Έλευσΐνάδε 
τού[ς  έφήβ|ους  τήι  τρίτηι  έπΙ  δέ[κα]  τοΟ  Βοηδρομιώνος  μ€[τά  τ]οΟ 
είθισμένου  <τχήμα[τος]  τής  άμα  Ιεροίς  πομπ[ής,  Υ]να  τήι  τετράόι  έπΙ 
5έκα  πα[ραιτέ]μψιυσιν  τά  Ιερά  μέχ[ρι]  τοΟ  *Ελευσ€ΐν(ου  τοΟ  ύπό  [τήι  π]όλει. 


500  Ziehen 

die  Epheben  die  heiligen  Bilder  der  Göttinnen  and  andere  CqU- 
gegenstände,  die  sogenannten  \ερά,  von  Eleusie  naeh  Athen  ge- 
leitet wurden.  Von  diesen  also  konnte  es  in  der  That  heiseen 
Upa  beOpo  und,  wenn  wir  nan  gar  in  einer  der  über  diesen 
Festakt  handelnden  Inschriften  lesen  {CIA  III  5,  Dittenberger 
Syll.  *652):  δπιυς  δ[ν  έν  κόσμψ  άχθίβίη  τά  Upa  bcupö  τ' 
έκ  τής  *Ελευσ€Ϊνο[ς  και  πάλιν  έΕ]  άστεως  Έλευσ€ΐ[ν]ά6€,  so 
darf  darin  wohl  geradezu  eine  urkundliche  Bestätigung  daf&r  ge- 
sehen werden,  dass  bei  Philostrat  Ιερά  οεΟρο  zu  scbreiben  und 
damit  also  der  14.  Boedromion  gemeint  ist.  Daraus  folgt  dann 
weiter,  wenigstens  bei  ungezwungener  Interpretation,  dase  die 
bei  Philostrat  vorhergenannte  πρόρρησις  auf  den  13.  Boedr.,  nnd 
zwar  wohl  auf  den  Abend,  die  nachfolgenden  £pidanria  auf  deo 
15.  Boedr.  fallen. 

Dies  Ergebniss  steht  nun  aber  in  scharfem  Widereprucb  mit 
den  herrschenden  Anschauungen  über  Anordnung  nnd  Datierung 
der  eleusinischen  Festtage,  als  deren  Haupt  Vertreter  heute  wohl 
A.  Mommsen  und  Foucart  gelten  dürfen,  die  beide  ausführlich 
diese  Frage  behandelt  haben  ^  Wie  dieselben  die  für  une  in 
Betracht  kommenden  Tage  angeordnet  und  datiert  haben,  wird 
am  besten  folgende  kurze  Gegenüberstellung  zeigen: 

MOMMSEN  FOUCART 

.13  Boedr.  Zug  der  Epheben  nach  Eleusis 

14  „  Geleit  d.  \ερά  durch  d.  P^jth.  nach  Athen 

15  „  άγυρμός  άγυρμός  —  πρόρρησις 

16  „   πρόρρησις  —  αλαοε  μύσται       δλ.  μύσται  — Ιέρεια  beOpo 
17)  ^  ,  ^    .       Ιέρεια 
181 


!  Ιέρεια 

Asklepieen  .       ^    ,  17  od.  18  Έπιδαύρια. 

Επιοαυρια 


Wie  man  sieht,  weichen  beide  in  wichtigen  Punkten  von  einander 
ab,  aber  darin,  worauf  es  hier  ankommt,  stimmen  sie  überein: 
sie  lassen  beide  die  πρόρρηίΤις  erst  nach  dem  14.  Boedr.,  also 
nach  der  Kiiiholung  der  Ιερά,  und  die  Έπιοαύρια  nach  dem  1(5., 
dem  sicher  bezeugten  ^  Tag  des  αλαοε  μύσται,  stattfinden,  wah- 
rend nach  meiner  Annahme  jene  auf  den   13.,    diese  auf  den   15. 


J  S.  A.  Mommsen,  Foste  d.  Stadt  Atlicn  S.  205  flf.,  Foucart,  Lee 
grands  mysteres  d'ileusis  p.  91)  ff. 

2  S.  Folyaen.  III  11,  2    Plut.   Phok.  Ιί  und  Cam.  19. 


Ίβρά  ^eOpo 


501 


k 


ι 


ι 

ι 


fallen«  Εβ  fragt  sieb  nun,  ob  nicht  vielleicht  filr  die  berrHchenile 
Anschauung  wichtige  eachlicbe  Gründe  sprecben,  denen  gegenüber 
das,  wae  ich  oben  auf  Grund  der  Fbilußtratstelle  auageführt, 
trütÄ  allem,  was  dafür  spriebf,  hinfällig  wird.  Aber  icb  glaube 
nmgekebrt,  diis8  die  Datierung  Monimsenft  und  Foucarts  schweren 
Bedenken  unterliegt,  die  durch  die  meinige  vermieden  werden. 
Dabei  Bebe  ich  ganz  von  dem  äusseren  Bedenken  ab,  das  wohl 
jedem  sofort  in  die  Augen  springt,  dase  nämlich  nach  jener  An- 
nahme PbÜostrat  zwar  den  Iß,  Boedr*  erwähnt,  aber  nicht  mit 
dem  für  ihn  sonst  bezeugten  Namen  αλαδ€  μύσται  und  daraus 
für  sie  die  Notbwendigkeit  folgt  für  dieRen  Tag  eine  doppelte 
Benennung  «inKunehmen.  Wichtiger  sind  die  in  der  Sache  selbst 
liegenden  Gründe. 

Was  sEunächBt  die  πρόρρτ|0ΐς  betriiFt,  so  urtheilt  Fouoart 
insofern  richtiger  als  Mommsen,  als  er  sie  auf  den  von  ihm  an- 
genommenen ersten  Tag  des  Festes  verlegt  Denn  eine  ττρόρ- 
ρη0ις  TOURS  doch,  was  auch  ihr  besonderer  Inhalt  sein  mag^  lu 
Anfang  des  Festes  stattfinden,  wenn  sie  anders  ihren  Namen  mit 
Hecht  tragen  soll.  Aber  das»  nun  gerade  der  15.  Boedromion 
den  Anfang  des  Festes  bildete,  ist  nicht  mehr  als  eine  freilich 
all  wiederholte  Hypothese,  die  auf  einer  willkürlichen  Auslegung 
der  Angaben  Plutarchs  {Camill.  19  u.  Alex.  31)  über  die  der 
Schlacht  bei  Arbela  vorausgehende  MondfineterrÜBH  beruht.  Da- 
nach hat  diese,  wie  wenigstens  sehr  wahrscheinlich  *  ist^  am 
15*  Boedr.  und  zwur»  wie  Phitarch  ausdrücklich  bemerkt,  nepi 
τήν  τών  μυστηρίων  ταιν  ΆθήνηίΤΐ  αρχήν  stattgefunden.  Aber 
da  Plutarch  das  Wort  ττ€ρί  gebraucht,  sind  wir  doch  nicht  ge- 
zwungen, nun  gerade  unbedingt  den  15.  eelbit  als  den  Tag  der 
αρχή  anÄUsehen.  Fiel  der  erste  Tag  der  Mysterien  auf  den  14. 
oder  auch  den  13..  so  konnte  er  doch  immer  noch  sagen,  die 
Mondfinsterniee  des  15.  sei  irepl  τήν  αρχήν  gewesen.  Nun  fand 
aber  ja  doch  schon  am  14.  die  feierliche  Einholung  der  icpd 
nach  Athen  statt;  gehörte  dieser  Akt  etwa  nicht  zum  Fest?  Ich 
weiss  nicht,  ob  man  mir  entgegnen  wird,  er  gehöre  bloss  zu  den 
*  Vorbereitungen*  und  das  eigentliche  Mysterienfest  habe  damit 
noch  nicht  begonnen.     Jedenfalls  ist  es  gut,    dass    die   Entachei- 


'  Drr  Vollmond  an  eich  beweist  freilich  noch  nicht  den  15.;  für 
Geminos  beginnt,  wio  ich  A.  Mommsen  (S.  205  Anro,  Γ»)  entnehme,  die 
πανοί ληνός  nach  mittlerem  Gang  der  Phasen  am  14.»  nach  dem  schnell- 
aten  Gang  am  IH.  ond  nach  dem  langeameten  erit  am  15, 


5U2 


Ziehen 


düng  mcht  von  dieser  Frage,  die  aaf  einen  Wortetreit  binfittR 
käme,  abliätigt;  entscheidend  ist  vielnjelir  die  Rückeicht  auf  den 
Inhalt  der  πρόρρησις.  Denn  die  πρόρρησις  der  Myeterien  ent- 
hieltj  wie  feststellt  ^>  die  Äaeecblieesung  der  άνΖ>ρθφόνοι  nnd  der 
βάρβαροι  vom  Feste.  Sollen  wir  nun  wirMich  glauben,  daee 
man  mit  dieser  AueschlieBeuog'  bie  nach  der  Einholung  der  Ιφά 
wartete  und  es  ruhig  geachehen  liess,  daee  Mörder  und  Barbaren 
eich  unter  die  Gemeinde  drängten,  die  den  Upa  entgegengingt, 
und  vielleicht  mit  den  Uehrigen  das  Eleusinion^  betraten?  Da«  ■ 
scheint  mir  unmöglich:  jene  ττρόρρησις  mueete  vorher  stattfinden, 
damit  die  i€pa  nicht  durch  die  Gegenwart  von  Unreinen  befleckt 
werden  konnten,  dh.  also  am  13.  Mittags  oder  Abends,  dem  Tag, 
auf  den  auch  die  oben  gegebene  Leanng  der  Philostratstelle 
führte. 

Nicht  ganz  so  einfach  steht  es  mit  den  Epldaaria.  Hier 
ifit  ohne  Zweifel  A,  Mommsen  derjenigei  der  tiefer  und  schärfer 
in  die  Frage  und  ihre  Schwierigkeiten  eingedrungen,  zuletzt  aber 
doch  auch  nicht  zu  dem  m,  E.  richtigen  Schlüge  gekommen  ist 
Das  πρώτον  ψ£υϊ>ος  liegt  bei   ihm   darin,    dass  er   glaubt,    ver- 


Ϊ  iiocr.  Pane<^.  \fil:  Εύμολπίδαι  hi  κα\  Κήρυκ€ς  έν  τή  Τ€λ€τή 
TÜJv  Muarripiuiv  hiä  τό  τούτιυν  (PersarumJ  μίσος  καΐ  τοΙς  άλλοις  βαρ 
βάροις  €ίρτ€0θαι  τιΰν  iepuüv  ώσπ€(>  τοις  άνδροφόνοις  προαχορεύουσιν ; 
Sohol.  Ariat.  Rhu.  369;  τταρά  τήν  τοϋ  Προφαντού  καΐ  6(3^δούχου  ιτρόρ- 
ρησιν  τήν  έν  τι^  ποΐκίλτ)  στο^  Statt  der  βάρβαροι  steht  —  wohl  mehr 
dem  Wortlaut  der  Formel  entfiprechend  -^  hei  Libüniue  (Corinth.  IV 
p*35GR.;i  αστις  φιυνήν  άσύνβτος  und  bei  Theo  Smyruaeua  (p.  22)  τοίις 
—  —  φ^νήν  άΕύν€τον  ίχοντας.  Foucart  hält  freilich  auch  in  seinem 
neuen  Werke  daran  fest,  daes  hierunter  diejt'iiigen  «u  verBteheu  seien, 
deren  Stimme  mit  einem  physittchen  DefeL't  behaftet  war,  so  dasa 
sie  die  heiligen  Formen  nicht  nachsiugoii  konnten,  und  das«  die  Bar* 
baren  als  άνδροφόνοι  ausgeschlossen  waren.  Bei  der  Wichtigkeit  der  Η 
Sache  —  vor  allem  für  die  Hypothese  von  der  ai^yplischen  Berkanft 
der  Eleusioien  —  wie<lerholo  ich  hier,  was  ich  früher  in  den  ßer.  d. 
Freien  Deutsch.  Hochetifta  189ίί  S.  203  bemerkt,  dass  die  Foucart *eche 
Au0as9ung  auf  einer  falschen  interprf*tation  der  in  der  oheu  ange- 
führten isokratesstelle  atehendeu  Worte  ujaifcp  τοις  άνοροφόνοις  beruht, 
welche  bedeuten  'ebenso  wie  den  Mördern*,  nicht  'comme  mt'urtriers'; 
bei  dem  von  F.  angenommenen  Sinne  dürfte  der  Artikel  nicht  stehen. 

'  Lye.  gepeii  Andok.  52  άιτήντα  τοις  ΐ€ροϊς  π€ρΙ  h  ήοέρησίν,  iltr- 
ήλθεν  €ΐς  τό  'Ελ€υσίνϊον. 

'  S    d,  Lyeiasslelle  in  Anm.  2;    vidleieht  aber  berieht  sich  hier 
das  Betreten  d*'S  Eh'ueinions  auch  auf  einen  spUteren  Tag. 


'Ιερά  bcOpo 


503 


Ι 


ι 


pflichtet  zu  der  Reiniguüg  am  16.  ßoedr.  seien  nur  die  gewesen, 
die  in  den  Epidatiria  geweiht  werden  wollten^  und  daßfl  er  dem- 
gemäee  ilen  Tag  dXabc  μυ0ται  nur  als  Paraekeue  der  Epidauria 
«uffaest.  Das  i^t  aus  mehr  als  einem  Grunde  unglauhlich.  Ein- 
mal lautet  der  Ruf  aXabe  μύαται  nicht  eo  ala  oh  blose  ein  Theil 
der  Mysten  gemeint  eei»  eondern  er  richtet  eich  doch  offenbar  an 
alle.  Dai  verlangt  uiirh  die  Sache;  denn  m(>gen  auch  einmal  die 
kleinen  Mysterien  als  προκαθάρσις  und  τιροάτνευσις  der  groesen 
bezeichnet  werden  (echoh  Α  riet,  Plut.  895)  —  dase  die  dort  ge- 
weihtenj  nachdem  bo  viel  Zeit  verstriehen  war,  bevor  eie  an  der 
τελετή  theilnahmen»  Hieb  noch  einmal  einer  feierlichen  lieinigung 
unterr.iehen  mnsaten,  vereteht  eich  doch  von  »elbet.  Ja,  streng 
genommen  verbietet  uns  eogar  der  Sprachgebrauch  das  öXabe 
μύύχαι  auf  die  zu  beziehen,  die  erst  nach  dem  16.  die  Weihe 
empfingen;  denn  μύ0ταΐ  können  nur  die  heiseen^  die  schon  ge- 
weiht sind,  oder  auch  die  gerade  geweiht  werden  ^  Eher  liesse 
fliüh  also  auf  Grund  der  herrschenden  Datierung  behaupten^  daee 
die  Theilnehmer  der  Epidaurienweihe  die  Reinigung  des  16.  liber- 
^upt  gar  nicht  mitgemacht  hätten.  Und  daes  jene  Datierung  in 
der  That  zu  diesem  bedenklichen  Schluss  führt,  lehrt  auch  eine 
andere»  zeitliche  Erwägung. 

Die  Anknüpfung  der  Epidaurienweihe  an  des  Aeklepioe  An- 
kunft in  Athen  setzt  die  Möglichkeit  vorauSi  dass  auch  derjenige, 
der  erst  an  dem  Tage  der  Epidauria  in  Athen  eintraf,  noch  die 
Weihe  empfangen  konnte.  Das  trifft  zunächst  für  Asklepios  selbst 
zu  ;  denn  der  Tag  heisst  doch  wohl  deshalb  Epidauria,  weil  der 
Gott  an  dieaem  Tage  von  Epidaurue  herkam»  und  dass  auch 
später  noch  jene  Moglichlceit  vorhanden  war,  beweiet  eben  Äpol- 
lonioB  von  Tyana,  der  nach  der  Erzählung  Philoetrate  an  diesem 
Tage  in  Athen  eintraf  und  die  Weihe  empfing.  Wenn  nun  aber 
diese  Weihe  erat  nach  dem  Iß.  Boedr.  stattfand,  so  hat  Asklepios 
und  jeder,  der  sich  später  in  gleicher  Lage  befand,  die  eo  wich- 
tige Reinigung  im  Meere  versäumt^  und  die  Athener  hätten  doch 


*  IJegyoh.  i,  v.  6  τών  μυστηρίων  μεταλαβιΟν  und  das  ist,  soviel 
ich  »ehe,  die  vorherrschende  Bedeutung;  in  der  anderen  steht  es  bei 
Plutarch.  Alk.  1Θ:  τοί»ς  h'  άλλους  εταίρους  παρείναι  καΐ  μυεΐσθαι,  μύστας 
προ σαγορ€υομέ νους»  und  wiederholt  iti  der  alton  eleusiniechen  Inschnft 
ViÄ  IV  i,  1  (Dittenb.  Syll.«  Γ46,  Ziehen,  Ug.  Sacr.  3),  zB.  c  am 
Ende:  τό](,  μύστας  τός  Έλ€[υ<ΐ!νι  μυομ^]νος, 

^  Man  könnte  einwenden,  Af^klepioa  bedürfe  der  Reinigung  nicht. 


dann  βο,  wie  ei«  eine  naclilrägliche  μύη(Τΐς  einnchteten,  ancl 
nAchträglicbe   HeiiiignngRfeier  v^r^ehen   müf^sen.     Allein  d«TOD 
keine  Spur  xn  entdecken.     Ich  bin  in  der  eigen tbilmliolieii  L«i:e 
hier  mit  Λ-  Momnaeene  eigenen  Worten  argomentieren   zo  k*  r - 
Erjagt  (S.  219);  'Der  Sage  nach  führte  man  ihn  (den  Tag  der  Kj    , 
ein   zu  Gunaten  de»  Asklepioi,    der  άψέ  μυοΤηρίων  *  ^ekomincfi 
war.     Er  kam  zu  epät,  er  hatte  etwas  vereäamt      £twa  die  Rei* 
nigntig  dei   16,,  indem  er  sieh   eret  am  17.  einetellteV*    Die  Frage 
sei  zu  verneinen :  ^  Ffätte  es  eich  nm  Vereäumung  des  Heini^iing»- 
tages  gehandelt,  so  würden  die  Athener  einen  iweiten  Heinignng»• 
tilg  für  AeklepioB  geetiftet  bähen,    aber  sie  stifteten   die    £pidatL-, 
rienweihe,     Wae  Aeklepioe  verträumt  battef  war  eine  Weihe; 
hätte  aU  Neuling    echon    im   Frühjahr  (Antb.)  eich   einfinden  ui 
§ich    ÄU  Agra  der  Vorweihe  der    kleinen    Myftterien     uttterziebi 
müeeen\     Dae  int  durthaue  richtig;    nur,    scheint  mir,  fehlt  di 
richtige   Scblusa:    Aeklepios  hat    nicht    die  Reinigung    vere§u 
tiho   —   ht  er  auch    vor  der  Reinigung  bereits  eingetroffen,    dl^ 
vor  dem   16.  Boedr4>mioi].     Auch  hier  also  bewährt  eich    wie  bei 
der  πρόρρησις  mein  aus    Fhilostrat    gewonnener  Aneatz,    der  die 
Epidanria  dem   15.  zuweist,  als  der  richtigere. 

Es  bleibt  kurz  die  Frage  zu  erledigen,  wae  an  den  beide«' 
Tagen,  die  jetzt  zwischen  dem  16.  und  19.  Boedr.  frei  sind,  ge 
scliah.  An  dem  einen  von  ihnen  fand  nun  ofenhar  überhaopt  ^ 
keine  Feier  statt,  vielleicht  meint  ihn  Aristoteles  *Αθ,  ΤΤολ,  56,  4lfl 
ττομττών  b'  έττιμ€λ€ϊταϊ  (ό  ίρχιιιν)  της  t€  τψ  Άσκληττιώ  γιγνο*  ~ 
μβνης  Οταν  οίκουρώσι  μύαται.  Denn  dass  die  hier  erwähnte 
πομπή  an  den  Epidauria  stattgefunden  hat,  wie  meist  angenommene 
wird,  ist  durchaus  nicht  bewiesen  und  scheint  mir  sogar  unwiih 
acheinliüh^.     Jedenfalls    ist    die  Voraussetzung    berechtigt,    dati 


4 


aber,  waa  sieh  vielleicht  der  Gott  sparen  konnte,  war  für  die  gewöhn- 
lichen Sterblichen  nach  ihm  Jedeofall»  nothwendig. 

*  Es    ist   fraglich,    ob  οψέ  wie  M.  mciut,    in  Betifhung   auf    die] 
kleinen  >lyet.  geeagt  ist;    es    kaon    sich  auch  einfach  darauf  beztehea«] 
dass  ÄakL  erat   am  Ϊ5.  kam,    während    die   Mysterientheilnehraer    sie 
sonst    wohl    schon    am    13»  versammelten»    weshalb   dieser  Tag 
άγυρμός  prehriesen  haben  mag;  s.  Hesych.  unter  dem  Wort. 

^  Der  Ausdruck  τής  πομπής  τψ  Άοκληΐϊΐψ  γίγνοΜ^νη«;  ^^^(S^f  da 
diese  π.  zu  Ehren  des  A.  nach  seinem  Tempel  stattfand;  aber  an  den  ^ 
Epidauria  erwarten  wir  gerade  umgekehrt  Asklepios  als  Gast  im  Eleu*-j 
sinion  zu  sclR-n,    wie   übrigens   auch  Foucart  gefühlt  zu  haben  schein 
(Grands  mysi.  p.   Πί>).  —  Was  die  Worte    δταν  οϊκουριϋσι  μύοται 


Ί€ρά  bcOpo  505 

zwischen  dem  Zug  nach  dem  Meere  am  16.  und  dem  anetrengen- 
den  Jakchoszuge  am  19.  Boedr.  ein  Ruhetag  eingeschoben  war. 
Man  darf  wohl  damit  in  Verbindung  bringen,  dass  wir  vom 
18.  Boedr.  Decrete  besitzen^,  und  darf  also  diesen  18.  dafür  in 
Anspruch  nehmen.  Es  bleibt  nun  noch  ein  Tag  übrig;  allein 
wenn  ich  mich  nicht  sehr  täusche,  brauchen  wir  auch  noch  einen, 
nämlich  für  eine  Opferfeier  im  städtischen  £leusinion.  Freilich 
wurde  auch  an  den  Epidauria  dort  geopfert,  aber  diese  Feier 
ging  nur  die  an,  die  hier  erst  die  Weihe  empfingen,  und  es  ist 
doch  mehr  als  wahrscheinlich,  dass  den  Göttinnen,  deren  \epa 
eigens  nach  Athen  gebracht  wurden,  hier  auch  von  der  Gemeinde 
selbst  wie  von  allen  Mysten  zusammen  und  zwar  nach  dem  16., 
dem  Tag  der  Reinigung,  ein  Opfer  dargebracht  wurde.  Auch 
die  Ueberlieferung  bietet  hierfür  Anhaltspunkte,  vor  allem  Lysias 
gegen  Andokides  4:  φίρε  γάρ,  δν  νυνι  'Ανδοκίδης  αθώος  απαλ- 
λαγή   και  λάχη  βασιλεύς,   δλλο  τι  ή  υπέρ  ημών    και 

θυσίας  θύσει  και  εύχάς  εοΗεται  κατά  τά  πάτρια,  τά  μέν  έν  τώ 
ένθάδε  Έλευσινίψ,  τά  bi  έν  τψ  Έλευσϊνι  Ιερψ; 

Völlige  Gewissheit  hierüber  ist  freilich  erst  von  dem  Fund 
neuer  Urkunden  zu  hoffen;  für  eicher  halte  ich  nur,  um  dies  zum 
Schlüsse  noch  einmal  festzustellen,  die  Reihenfolge:  \H.  Boedr. 
άγυρμός  mit  πρόρρησις,  1 4.  ιερά  οευρο,  15.  Έπιοαύρια,  16.  άλαοε 
μύσται. 

Plön  i.  Η.  Ludwig  Ziehen. 


trifft,  so  ist  mit  Recht  aufgefallen,  dass  der  Artikel  fehlt,  den  mau 
deshalb  auch  wohl  eingeschoben  hat.  Sollte  nicht  vielleicht  in  den 
Worten  sich  der  Name  des  betreffenden  Tages  verbergen,  bei  dem 
ebenso  wie  bei  dXab€  μύσται  der  Artikel  weggelassen  war,  und  den 
Aristoteles  möglichst  getreu  wiedergiebt? 
1  CIA  II  314.  330. 


uxtp:ii8uciujngen  zur  roemischen 
kaisekgeschichtp: 

I.    Die  Ermordung  Caraoallas. 
Die  VerHchwörung,   welche   Ciiracalla»    graueamer   Willkür 
ein  Ziel  setzte,  hatte  sich  in  dem  Kreise  jener  Officiere  gebildet, 
durch  deren  Treue  der  Kaiser  sein  Leben  gesichert  glaubte.     Dae 
Hiiupt  der  Verschworenen  war  der  Ganlepräfect  M.  Opellias  Ma- 
crinus.     Er  wusste,  dass  der  Kaiser  seinen  Tod  beschloeeen  hatte 
und  nur  in  seiner  feigen  und  tückischen  Art  zögerte,  den    Mord- 
befehl zu  erlassen.     Der  Tod  des  Kaisers  allein  konnte  ihn  noch 
retten.     So  gewann  er  die  Krüder  und  Tribunen  dee  Prätoriarae, 
AureliuB  Nemesianus  und  Aurelius  Apollinaris,  sowie  den  evocatue 
lulius  Martialis  die  gefahrvolle  That  zu  wagen  ^    Die  Vita  zeigt, 
dass  auch    andere    einflussreiche  Männer   um    die  Veracbwömng 
wnssten,  und  ergänzt  dadurch  Dio  in  wesentlichen  Punkten.     Sie 
sagt:  Conscii  caedis  fuerunt  Nemesianus  et  frater  eins  Apollinarie 
Recianusque^,  qui    prnefootus   legionis   secundae    Parthicae    mili-  • 
tabat    et    qui    equitibus    extraordinariis    praeerat,    non    ignoran- 
tihus  Marcio  Agrippa,  qui  classi  praeerat^  et  praeterea  plerieqae 


^  Dio  1^,  Γ).  Ilerodian.  4, 13.  Vita  Carac.  G.  Herodian  erwähnt 
nur  den  Martialis,  weil  er  allein  drn  Mord  vollzog.  Nach  Dio  ist 
Marlialis  peraöiilich  bflt^digt  durch  die  Verwi-igerung  des  Centurionatet. 
Herodian  nennt  anden^  Gründe:  τούτου  τόν  άδ€λ(ρόν  πρό  ολ(γαιν  ήμ€- 
ρών  άνηρήκ€ΐ  διαβληθ^ντα  μέν  ούκ  έλεγχθ^ντα  δ^,  αύτφ  τ€  Μαρτιαλίψ 
ένύβρισ€ν,  Ανανδρον  αυτόν  καΐ  άγ€ννή  καλών  καΐ  Μακρίνου  φ(λον. 
Beide  Begründungen  können  neben  einander  bestehen.  Herodian  hebt 
nach  seiner  Weise  das  psycholotrisch  Interessantere  hervor.  Es  genügt 
nicht  auf  die  gleiche  Beleidigung  des  Cassius  Chaerca  hinzuweisen,  um 
Herodians  Anj^aben  zu  verwerfen.  Auch  die  Tyrannen  gleichen  sich 
in  ihrem  Wahnwitz. 

2  Ist  wohl  nur  ein  Schreibfehler  und  der  richtige  Name  Tric- 
cianus  wäre  einzusetzen. 

^  Hirßchfeld,  Untersuchungen  S.  12G;  Mommsen  Staater.  Π  851. 
Auch  er  war  durch  Zurücksetzungen  gereizt. 


Untersuchungen  zur  römischen  Kaisergeschichte  «507 

officialium*  impuleu  Martialis.  Dio  bestätigt  indirect  die  Angaben 
der  Vita,  da  er  Aelius  Triccianus  und  Marcius  Agrippa  als  Männer 
bezeichnet,  welchen  Macrinus  nach  seiner  Thronbesteigung  sein 
volles  Vertrauen  geschenkt  habe'\  In  der  Vita  ist  der  Name  des 
Mannes  ausgefallen,  der  die  equites  extraordinarii  befehligte®. 
Die  equites  extraordinarii  werden  nur  an  dieser  Stelle  genannt. 
Aber  der  Name  ist  nach  dem  Gebrauche  der  römischen  Militär- 
sprache so  richtig  gebildet,  dass  er  auch  richtig  überliefert  sein 
muss.  Wer  diese  equites  extraordinarii  waren,  ist  unschwer  zu 
erkennen.  Dio  berichtet,  dass  Caracalla  im  Augenblicke  seiner 
Ermordung  von  einer  engeren  Leibwache  umgeben  war,  die  er 
aus  Scythen  und  Germanen  gebildet  hatte:  78,  5,  5  f.  ό  bk  bx]  Σκύ- 
θης  ούτος  ούχ  ώς  και  συμμάχων  αύτψ  μόνον,  άλλ'  ώς  και  φρου- 
ράν  αυτού  τρόπον  τινά  ίχιυν  συνήν  καΐ  γαρ  Σκύθας  και  Κελ- 
τούς,  ου  μόνον  ελευθέρους  άλλα  και  δούλους,  και  άνορών  και 
γυναικών  άφελόμενος,  ώπλίκει  και  περί  αυτόν  εΐχεν,  ώς  και 
μάλλον  αύτοϊς  ή''  στρατιώταις  θαρσών  τά  τε  γάρ  άλλα  και 
έκατονταρχίαις  σφάς  έτίμα,  λέοντας  τε  έκάλει. 

Diese  Truppe  unterscheidet  sich  von  der,  ebenfalls  germa- 
nischen, Garde  der  equites  singulares  in  wesentlichen  Punkten. 
Die  equites  singulares  ergänzen  sich  im  dritten  Jahrhundert  aas 
den  Auxilia,  wie  die  Prätorianer  aus  den  Legionen,  während  die 
Σκύθαι   Gothen    oder  Carpen®  sind.     Auch    gelangen    die  Decu- 


*  Officiales  ist  technisch  correct ;  aber  der  evocatus  Martialis  ge- 
hört nicht  zu  den  officiales.  Vgl.  lib.  de  castr.  mun.  c.  β.  7  und  meinen 
Commentar  S.  53  und  65. 

*  Dio  78,  13. 

β  Das  lehrt  der  Satzbau  und  ist  von  Gemoll  richtig  erkannt 
worden. 

'  Der  Artikel  τοΙς,  den  Hoissevain  nach  Reiskea  Vorschlag  vor 
στρατιώταΐζ  einschiebt,  ist  sinnwidrig.  Sie  sind  nicht  eipfentlich  Sol- 
daten,  ebenso  wenig  wie  die.  auch  analog  recrutirteu,  corporis  custodes 
der  ersten  Kaiserzeit.     Vgl.  Marquardt  St.  V.  II  487. 

8  Vgl.  Westd  Korr.-Bl.  1900,  146:  honorato  a  divo  Magno  An- 
tonino  Augusto  (scstertium)  quinquaginta  milia  u(ummuni)  et  viginti 
quinque  [etj  gradura  promotionis  [ob]  alacritatem  virtu[li8  adv]ersus 
hostes  Ca[rpos]  et  res  prospere  et  va[lide  gesjtaa  Cl(audius)  Nicomfedes] 
buleuta  civitatis  [Tyra]norum.  Diese  Inschrift  wirft  Licht  auf  die 
Worte  der  Vita  Carac.  5,  4  Deinde  ad  Orientem  profectionera  parans, 
omisso  itinere  in  Dacia  resedit.  Der  Schauplatz  der  Kämpfe  ist  die  Gegend 
lim  Tyra,  also  das  Soythenland.  Deshalb  kann  der  Witz,  der  dem 
Helvius  Pertinaz  das  Leben  kostete,  Vita  Carao.  10,  G  Getae  6,  6  echt  sein. 


&08  ▼.  Domasseweki 

rionen  der  equitee  singulares  nach  der  Dienetordnang  regel• 
mäesig  zum  Centurionat,  wan  dagegen  für  die  corporis  costodes 
mit  Recht  ale  nngewöhnlich  hervorgehoben  wirdi  Endlich  sind 
die  eqnites  singulareR  röniinch  organisirt  und  ciyilieirt;  der  Bei- 
name Löwen  jedoch  bezeichnet  die  barbarieche  Wildheit  der 
'  blonden  Bestien  .  Zur  Zeit  dee  Mordes  hielten  diese  Reiter  in 
unmittelbarer  Nähe  dee  Kaieere,  der  in  eeiner  eteten  Todeaangnt 
nur  ihrer  blinden  Treue  vertraute.  Und  doch  hatte  Martialis 
mitten  unter  ihnen,  beritten  ^  seinen  Platz  gehabt  und  konnte  eich 
dem  Kaiser  nähern  ohne  ihren  Verdacht  zu  erregen.  Nur  seine 
dienstliche  Stellung  kann  dies  erklären.  £r  ist  der  praepositne  der 
equites  extraordinarii  gewesen  ^^  Gerade  deshalb  hat  Macrinas 
den  Martialis  zum  Werkzeug  gewählt.  Denn  er  ist  der  einzige, 
der  den  Mord  auch  nur  versuchen  konnte. 

Der  Scythe,  der  den  Mord  rächt,  wird  sofort  von  den  beiden 
mitverschworenen  Tribunen  getödtet,  die  befürchten  konnten,  der 
sterbende  Martiali»  hätte  sie  verrathon.  Denn  bei  Dio  78,  5,  5 
ist  zu  lesen  εκείνον  6έ  [αύτοι|  o\  χιλίαρχοι  ώς  και  βοηθοΟντ€ς 
κατέ(7φαΕαν.  Auch  die  Anwesenheit  dieser  beiden  Tribunen  des 
Prätoriums  kann  nicht  auf  Zufall  beruhen.  Der  Kaiser  war  nach 
Herodians  Zeugniss  nur  mit  einem  kleinen  Gefolge  nach  Carrhae 


Denn  aus  Vita  Carac.  4,  8;  Herod.  4,  (>,  3  folgt  keineswegs,  dass  er 
am  Anfange  der  Regierung  Caracallas  ermordet  wurde. 

*^  Das  sagt  Herodiun  ausdrücklich;  aber  auch  aus  Dios  Erzählung 
gt»ht  es  hervor.  Die  Vita  holt  die  Umstände  des  Mordes  nach  c.  7,  1, 
wo  sich  die  Haud  des  späten  Scribenten  in  dem  Anachronismus  pro• 
tectores  verrath.  Vgl.  Mommsen  Kphera.  ep.  5,  12i>.  Die  zweite  Schil- 
derung c.  7,  2  ist  eine  schlechte  Variante.  Denn  der  Strator  der  dem 
Kaiser  das  Pferd  hält  (Herod.  4,  13»  4)  ist  nicht  der  Mörder.  Am 
albernsten  ist  der  Schlusssatz  conclamaturaque  ab  omnibus  est  id  Mar- 
tlalem  fecisse.  Martialis  That  wurde  nur  von  einem  der  zunächst 
stehenden  corporis  custodes  bemerkt,  weil  ihn  der  blutige  Dolch  ver- 
rieth.  Den  pup:io,  nicht  den  ^rladius  hat  Martialis  benutzt,  weil  das 
Aufblitzen  des  Schwertes  bemerkt  worden  wäre.  Die  falsche  Aus- 
malung der  Vita  ist  eine  unzeitige  Heminiscenz  an  das,  was  Dio  vom 
Rufe  des  \'^olkes  in  Rom  berichtet  78,  8,  2. 

'0  In  der  Vita  ist  der  Name  gestrichen,  weil  er  gleich  später 
wieder  vorkommt.  Wie  sinnlos  der  Scribent  seine  Vorlaufe  oft  ver- 
stümmelt, zeigt  sehr  deutlich  Vita  Severi  (>,  11  wo  die  Auflösung  der 
Garde  —  die  Hauptsache  —  getiljTt  ist.  Sie  ist  erst  c.  17,  in  einer 
Einschaltung  aus  Eutrop,  erwähnt. 


üutereuchiingen  zur  römischen  KaieergeßclucKte 


509 


I 


aufgebroclieD  ^*.  Von  dem  Erscheinen  des  Kftiser«  untrennbar  sind 
die  specuUtoree  des  Prätoriums  und  die  hastilarü  der  eqnitee 
singiihires^*.  Die  eqnitee  singtilares  werden  von  zwei  Trihunen 
befehligt*^.  Obwohl  diese  Tribuni  bis  zur  GÄrdeprafectur  empor- 
«feigen^*,  hat  aioh  doch  nie  ein  solcher  tribiinuR  der  equites  ein- 
gtilares  auf  einer  Inechrift  gefunden,  die  ^le  Laufbahn  eines  Offi- 
ciers  vnn  Ritterrang  verzeichnet,  Icli  kann  mir  dies  nur  erklären, 
wenn  diese  Tribuni  abkonmiandirte  Tribiini  dee  Prätoriums  waren. 
Standen  die  beiden  Brüder  Xemesianue  und  Äpollinaris  an  der 
Spitze  der  equites  singnlaree,  bo  ist  ihre  Anwesenheit  beim 
Morde  selbstverständlich  und  es  ist  wieder  klar,  warum  gerade 
sie  mit  dem  Commandanten  der  engereu  Leibwache  von  Macrinns 
aueersehen  waren.  Sie  sind  die  eichersten  Werkzeugei  die  er 
finden  konnte. 


liib  hatte  früher  die  Ansicht  Moramaens^^  getheilt,  daiS  die 
Γερμανοί,  welche  nach   tlerodian  **>  bei  der  Ermordung  der  Kaiser 


i 

I 


ii  öiiv  ΙππεΟσιν  ouv  όλίτοΐς,  ϊνα  δή  μή  πάντα  τόν  ατρατόν  σκύλ»]» 
τήν  ό^οΐττορΐαν  έποΐ£Ϊτο* 

ϊ^  Vgl.  Westd.  Zeitachr.  1895,  ^U  ff.;  ebendeshalb  heiesen  diese 
Reiter  später  tectores. 

is  Marquardt,  Staate v.  II  491  und  Annali  dell'  Inatit.  1885, 
230  ff. 

^*  So  Tattiua  Maximua  Prosopogr.  3,  297  n.  28  und  zwar  inner- 
halb weniger  Jahre. 

1^  St.  R.  Π  809, 

^^  8γ  6j  6  άφΐκτο  δέ  αύτφ  καΐ  Γερμανών  ύύκ  όΧνγη  συμμαχία, 
ιΐ€μφθ€ΐ0α  ύπ'  αύτιΐιν  κατ*  eövoiav  ήν  εΐχον  προς  αυτόν  ανυυθ€ν»  έΕ 
ούιτ€ρ  ήν  αύτιίϊν  έπιμελϋϋς  άρϊας.  —  8,  7,  8  έηανήλθον  6έ  ical  oi  άπό 
Γ€ρμαν{ας  έληλυθύτες  σύμμαχοι*  ^9dpp€i  fäp  αύταιν  ττ)  €ύνο((^  άτί  καΐ 
τοΟ  ίθνους  επιεικώς  πρότερον  άριας,  οτε  16ιώτευεν.  —  8,  8»  2  έλύπουν 
bi  αυτούς  (die  Prätorianerj  καΙ  oi  Γερμανοί  παρόντες  τψ  ΜαΕίμψ  ίν  τε 
τή  Τώμη  !>ιατρΐβοντες'  αντιπάλους  γάρ  ^Εειν  ήλπιίον,  ει  τι  τολμψεν, 
καΐ  ^φε^ρεύειν  αύτοίς  ΰπώπτευον»  εϊ  τινι  bόλψ  άποΣωσθεΐεν,  εκείνοι  bi 
άτε  παρόντες  ίίςιδίως  ύποκατασταΐεν  τό  τε  Σεβήρου  υπόδειγμα,  δς  τους 
ΓΓερτίνακα  άποκτείναντας  άπίίιυσεν,  είσήει  αύτοΐ>ς.  —  Η,  Η,  5  έβούλετο 
μεταπέμψασθαι  τυΰς  Γερμανούς  σχ>μμάχους,  όντας  έν  'Ρώμη,  αυτάρκεις 
^αομένους  άντιατήναι  τοϊς  ^πιβουλεύουοιν,  —  8,  8,  7  ^πεΙ  hi  πυθόμενοι 
οΐ  Γερμανοί,  λαβόντες  τά  δπΚα,  ήπειγοντο  ώς  άμϋνοΟντες  αύτοίς•  —  8^  8, 7 
οΐ  Γερμανοί  μαθόντες  (1νΐ}ρημ^νους  τε  καΐ  ίρριμμΐνους,  d'v  χάριν  ήπεί- 
γοντο,  οοχ  έλόμενοι  πόλεμην  μάταιον  ΐιπ^ρ  ανδρών  τεθνηκότιην,  ίπαν- 
ήλ6ον  ΐς  τό  Ιαυτών  κοταγώγιον. 


510 


τ.  Dotnaszewski 


Balbiniie  und   Puppienue  Maximus  eine  Rolle  spielen,   die  eq 
singularee  de«  Kaisers   eeien,  und   demgemä^s  angenommen,    Pup* 
|>ienT]e  Haximns  liätte  ale  Privatmann    aach  das  Amt  eines  Tri- 

bnnnf!  der  equitee  »ingulares  bekleidet.  Aber  diese  Aneicbt  ist 
onbaltban  Nicht  nur  dagi^  Herodian  an  allen  Stellen  die  Vor- 
Btellong  feathllt»  die  Γ6ρμανο1  seien  Texillationee  des  Rbein• 
heeree^^,  treffend  die  Befürchlungen  der  Garde  ecbildert,  dase 
eie  das  Schicksal  der  Garde  des  Commodue  ereilen  könnte»  and 
damit  die  letzte  üreache  der  Ermordung  des  Kaisers  bezeicbnet^ 
den  rivalieirenden  Corpegeist  der  Truppen^  am  Schlüsse  verwendet 
er  ein  Wort,  dan  die  equites  singulareß  ausscbliesfit.  Die  castra 
der  eqnites  etngulares  können  nimmermehr  als  καταγιυγιον  be^ 
Äeichnet  werden.  Dieeee  Wort  kann  nur  die  Nothunterknnft  von 
Vexillationen  bedeuten,  für  welche  die  Lager  der  Hauptstadt 
keinen  Eatim  boten.  Genau  in  derselben  Weise  lagen  die  frem* 
den  Truppen  bei  Galbas  Ermordung  in  Öffentlichen  Gebäuden: 
Tacit.  bißt.  1,  31  Miesus  et  Celsne  Mariue  ad  electos  Illjrici  ex* 
ercitui,  Vipsania  in  porticu  tendentes,  Praeceptum  Amallio  Se- 
vero  et  Doraitio  Sabino  primipünribuR,  ut  Gernianicos  milites  e 
Libertatie  atrio  accereerent  Und  von  Septimitia  Severns  Einsu^ 
sagt  die  Vita  7  Tota  deinde  arbe  militee  in  templis,  in  porticibusp 
in  aedibus  palatinie,  quasi  in  etabulis  manserunt.  Fuit^ue  ia• 
gressQB  Severi  odioBue  atque  terribilis^  cum  milites  inempta  di- 
riperent,  vastaiionem  orbi  rainitantes^^  Das  κατατώγιον  der 
germaniscUen  YexillationeB  des  Pappienue  Maxim  üb  lag  weit  ab 
vom  Kaiserpalaste,  und  eo  kam  es,  daes  sie  zu  spät  eintrafen^ 
das  Leben  ihres  Kaisers  zu  retten. 


I 


( 


ΪΙ.    Die  Pompa  an  den  Decennaiien  des  Gallienus. 

Zu  den  wertlivolleten  Theilen  der  Hiatoria  Augnsta  geb%>rt 
die  Vita  Gallieni.     Dennoch     besteht   auch    hier   bei   unserer  ge* 


^"^  Die  Alpenpäese  waren  gedeckt  gegen  Maximinus  durch  die 
Armee,    die    sich    io   der  Lombardei  gebildet  hatte.     Weatd.  Korr^fiJ. 

w  Die  Hebe  riegenheit  dee  An  ο  »listen,  der  diesem  Theile  der  Vi  U 
Severi  siu  Grunde  liegt,  über  Dio  tritt  hier  glUii/end  btTvor.  Wahrend 
Dio  nur  von  weissgekleidetcm  Publikuw  und  Blumtn werfen  spricht, 
schlagt  der  groese  Schriftstdler  mit  voller  Macht  den  furchtbaren  Ton 
an,  den  daa  Eracheinen  der  barbarisclicu  Hiirde  für  daa  Lieben  der 
Hauptstadt  bcdcMitete.  Es  ist  der  Rchicksalsechwerete  Moment  in  der 
Gcechicbte  Rom». 


I 


iStSwnchungen  itur  römischen  Kaieergeschiclite 


I 

I 


ringen  Kenntnie«  jener  Zeit  volliiDfe  ünBicIierheit,  wie  weit  der 
echte  Crrundstock  durch  ganz  unhistoriHcbe  Interpolationen  ge- 
litten hat.  Das  nierkwürtlige  Siück  über  die  Decennalienftjier 
des  Kaisers  enthält  dea  Befremdenden  genug.  Und  doch  lästit 
eich  für  eine  Reihe  von  Zügen  dieser  Pompa  zeigen«  daes  eine 
ganz  echte  Ueberlieferung  vorliegt.  Die  Schilderung  des  Feet- 
sngee  beginnt  mit  den  Worten  β,  1  iam  primum  inter  togatoe 
patres  et  eqnestrem  ordioem  albato  miltte  et  omni  populo  —  Ca- 
pitolium  petit.  Mommsen  veretand  die  miJites  albati  '  von  einem 
weieeen  Festkleid  der  späteren  Zeit  und  vergUoh  Herodian  8,  7, 
wo  der  Einzug  des  Maximua  in  das  befreite  Aquileia  geschildert 
wird:  ol  λ£υχ€ΐμονουντ£ς  κα\  οαφνηφόροι  θεών  πατρίυυν  έκαστοι 
ΤΓρο0€κόμι2ον  αγάλματα  —  Ευφήμουν  τ€  και  ^φυλλοβολούν 
τον  Μά£ιμον.  l>er  weisRe  Anzüg  des  PiihlikumR  bei  Festlich- 
keiten ist  vielmehr  eine  alte  VorHchrifl  Ho  sagt  Dlo  vom  Einzug 
des  Tiridates  unter  Nero  63,  4  τό  μ^ν  γάρ  μέσον  αύτης  ό  δή- 
μος λ€υχ€ΐμονών  καΐ  ϋαφνηφορών  κατά  τέλη  €ίχ€,  τα  h'  &\\α 
οΐ  στρατιώται,  λαμπρότατα  ώπλίίίμενοι,  ώστε  και  τά  Οττλα  αυ- 
τών και  τά  σημεία  άστράκτειν.  Ebenso  von  Severus  Eiuzng  in 
Rom  74, 1  και  ό\  άνθρωποι  λευχειμονουντες  και  γανύμενοι  πολλά 
επευφημούν'  οϊ  τε  στρατιώται  έν  τοις  οπλοις,  ώσπερ  ^ν  πα• 
νηγύρει  τινι  πομπής,  έκπρεπώς  άνεστρίφοντο.  Auch  für  die 
Festspiele  im  Theater  und  im  Circiis  ist  die  weisse  Tracht  vor- 
geschrieben*. Aus  Dios  Zeugniss  ersieht  man^  dass  die  Soldaten 
in  der  Fompa  bewaffnet  aufziehen.  Wenn  sie  unter  öalUenn« 
weisse  Mäntel  tragen,  eo  hat  dies  einen  ganz  anderen  Sinn  als 
bei  der  Plebs,  Was  wir  darunter  zu  verstehen  haben,  lehrte 
vor  Kurzem  eine  Inechrift  aus  Helinpolie  C.  III  14387  E.:  .  ,  . 
Antonio  M,  f.  Fab.  Nasoni  [(eenturioni)  le]g.  III  Cyrenaicae  [fcen- 
turioni)  le]g.  XiU  Geminae  honorato   albata    decureione    ab    im- 

ί  St  R.  m  221. 

*  Martialis  14,  IM  Ämphitheatrali  noa  commendatnus  ab  neu, 
cum  tegit  algetiles  alba  lacerna  togas.  4»  2  Spectabat  modo  solug  iater 
omnee  nigris  munuB  Horatius  lacernid,  cum  pleba  ei  minor  ordu  maxi- 
musque  sancto  cum  duce  candidua  sederet.  Toto  nix  ceddit  repeute 
caelo:  albis  speotat  HorattuB  Ucemie.  5,  23.  14,  131.  Domitiane 
Theateredict  hatte  diu  weiiiae  Farbe  wieder  etogescbärft.  Dugegen 
Conimodui*  erepart  dem  iieheu  Pobel  die  läetigo  Tracht  Vita  Ιβ,  Η  et 
contra  consuetudinem,  paenulatoa  iuesit  speetatorce,  non  togatos,  ad 
muiiu?  coijveniie,  quod  funebribue  Bülebat,  ip^e  in  pullis  veetimentit 
praesidens.  'J'ertuUians  heiligrr  Zorn  gegen  die  römische  Kleiderord- 
Dung  richtet  sich  eigeuUicb  gegen  den  römiechen  Staat. 


5J2 


ν,  Do  inuK^ewski 


peratore —  [prima]  püu  leg,  XIII  Gera,  —   Dievem  ^ 

turio  ist  die  Ehre  den  weieeen  Mantel  zu  tragen  bereite  verlieb 
worden,  ehe  er  noch  sium  Primipiliit  gelangte.  Wenn  tnnti  aid 
hier  einer  Stelle  des  Tacrtiie  eniinern  will  über  den  Einzug 
Vitellitie  in  Rom,  ao  wird  das  Weeen  dieaer  Auszeichnung  \•οί 
kommen  klar:  hist.  2,  B9  ante  aquilae  praefecti  caetrororo 
bunique  et  primi  ceutunonuDi,  Candida  veate;  ceteri  iuxta  ettam 
quisque  centurium  armifl  donisque  fulgentes;  et  rotlttiini  pb 
lerae  torquehque  s^pleiidebant.  Dae  weisee  Feetkleid  iat  iletnnad 
ein  Vorrecht  der  Ufficiere  von  Ritterrang  und  wird  den  Cent 
Honen  nnr  als  ein  Zeichen  der  äui^eeren  Annäherung  an  dieObf 
officiere  verliehen.  An  der  spitze  der  Legionen  niar^chiren  au 
in  der  Marechordnang  Centurionen,  bei  Arrian.  ίκτ»  ρ•  Hl  Η. 
ίπ£ΐτα  τό  σημ€Ϊον  της  π€ντ£καιΙ)€κάτης  φάλαττος  χαι  άμφ' 
αύτψ  ό  ίιτ€μών  της  φάλαχτος  Ούάλης.  και  ό  ϋτταρχος  και  οι 
χιλίαρχοι  οίς  τ^τακται^  και  οί  έκατόνταρχοι  ϋ\  της  πρώτης 
cy1ttίpας  έττιοτάται*  Wührend  in  Arriane  Marschordnung  nur  die 
prhni  ordineB  diesen  Ehrenplatz  haben»  wählt  Tacitne  für  die 
decureio,  den  Parademarsch,  mit  Absicht  den  Ausdruck  pritni 
centurionum,  weil  er  auch  jene  Centurionen  umfaeet,  welche,  von 
niedrigerem  Hange,  durch  die  albat^  decureio  auegezeichnet  sind. 
Gallienus  dagegen  hat  allen  Soldaten  das  Hecht  ertheilt  in  eeiner 
Pompa  mit  dem  weiseen  Mantel  der  Oberofßciere  aufzusiehen. 
Um  das  zu  verstehen,  mues  man  erkennen,  dasa  in  jener  Zeit 
die  Söhne  der  Centurionen  bereite  als  equites  Homani  geboren 
werden* 

C.  III  4327  M,  Val.  Vaieriani  (centurionie)  leg.  Uli  FU-_ 
viae   vixit   an.  XLII  et   M.   Val.  Ulpio  eq(uo)   publ(ico)  fil. 
an.  Vm  — 

C.  III  8156  luL  Viotorino  eqiuite)  R(omano)  vixit    ann, 
difra  uno  luL  Flavianue  (eenturio)  leg.  IUI  Fl(aviae)  — 

Die  ständische  Gliederung  des  Heere»  ist  hier  gänzlicb  zer-' 
Htört*.     Daa  eigentliche  Wesen  von  Gallienus  Pompa  erhellt  erat 


*  Nicht    alle  Tribunen    «lei*  Legion   führen  ein  Commando»     De 
tribiinue    aexmestrie  i»t  dem  Stube  des  Statthalters  zugetheilt.    WeatdJ 
Zeitechr,   JB9;>,  HL     Vgl.  auch  C.  XIII  31t>2. 

*  Lehrreich    sind    auch   C,  111   12388,    VI   273.   2477,  3552.    VUl 
185&5.    XI  2f>5f>.    XIV  2429.  Eph.  ep.  V  L^M).  Cagnat  an.   epigr.   189 
Q,  2(i.     Den  Grund  auch  zu    diesem  Verderben  de«  Heeres    hat    Sept 
miui  Sevarus  gelegt.     Die  genaue  Behandlung  dieser  Frage  kann  Uia 
nicht  gegeben  werden. 


Untersuchungen  zur  römischen  Kaisergeschichte  513 

aus  den  Worten  8,  3  mille  daoenti  gladiatores  pompabiliter  ornati 
cum  auratis  vestibus  matronarum.  carpenta  cum  mimis  et  omni 
genere  histrionnm.  Έβ  ist  also  thatsächlich  ein  Carnevalszug. 
Woher  er  stammt  erläutert  die  Inschrift  C.  VI  3744: 

Descriptio  fer[iarum] 

quae  in  cohorte  [.  .  .  vig(ilum)] 

Cl.  Mamertino  et  [Nevitta] 

coss  a.  362 

Matronae  cum  carpentis 
8ifon[ibus]  .... 

falci[bu8]  .... 

un[cini8]  .... 

b[alli8tis]  .... 

Die  beiden  seltsamsten  Züge  der  Pompa,  die  matronae  und  die 
carpenta  kehren  auch  hier  wieder.  Die  Pompa  ist  ein  reines 
Soldatenfest,  wie  man  sie  zu  Ehren  des  Kaiserhauses  im  Lager 
zu  feiern  pflegte  ^  Der  gemeine  Soldat  giebt  den  Ton  an  bei  Gal- 
lienus  Decennalia^  Dennoch  marschirt  an  der  Spitze  des  Fest- 
zuges, in  grotesker  Verzerrung  von  Roms  grosser  Vergangenheit, 
der  Kaiser  als  Triumphator,  wobei,  wie  billig,  die  besiegten  Völker 
blosse  Comparsen  sind.  8,  5  ipse  medius  cum  picta  toga  et  tu- 
nica  palmata  inter  patres,  ut  diximus,  omnibus  sacerdotibus 
praetextatis  "^  Capitolium  petit.  hastae  auratae  altrinsecus  quin- 
genae,  yexilla  centena  praeter  ea,  quae  collegiorum  erant,  dra- 
cones  et  signa  templorum  omniumque  legionum.  ibant  praeterea 
gentes  simulatae  ut  Gothi,  Sarmatae,  Franci,  Persae.  Die  hastae 
auratae  weiss  ich  nach  ihrer  technischen  Bedeutung  nicht  zu  er- 
klären. Aber  vielleicht  bezieht  sich  auf  sie  Herodian  5,  4,  9 
ώς  δέ  έπ\  πολύ  τον  Μακρϊνον  ουκ  έβλεπον  ο\  υπέρ  αύτου  μα- 
χόμενοι ουδέ  τά  βασιλείας  σύμβολα  —  5,  6,  8  εϊτι  πολυτελές 
ανάθημα  δσα  τε  της  βασιλείας  σύμβολα.  Die  Vexilla  der  CoUegia 
sind  inschriftlich  beglaubigt  ^  Dasn  sie  mitten  unter  den  Fahnen 
der  Armee  einherziehen,  ist  eine  Concession  an  die  plebs  urbana 
und  ein  Carnevalsscherz  mehr.  Die  Dracones  werden  hier  zum 
erstenmale  in  unserer  Ueberlieferung  genannt,  während  sie  dem 
spätrömischen  Heere  des  4.  Jahrhunderts  geläufig  sind.  £s  sind  die 


^  Vgl.  über  diese  Art  κωμασία  der  Lager  Neue  Heid.  Jahrb.  9,  162. 
β  Neue  Heidelb.  Jahrb.  10,  231. 

''  Auch  das  ist  ein  echter  Zug.    Mommaen  St.  K.  1,  421  f. 
•  C.  ΠΙ  7487.  7900.  8018.  8837.    Vita  Aurel.  34. 

ta.  •  ■*•"  T.  r  Lvu.  33 


▼.  Domms^ewski 


Fahnen  reicb erfremder,  barbariscber  Hölfsvölker  zd  verirteben,  db 
in  dieser  Zeit  einen  festen  Bestand tbeil  den  römiechen   Heere« 
bilden  beginnend 

Am  ScblasB«  ist  signa  templomm  omniomqne  teg:ioiiDm  nieb 
eigentlich  v^erderbt,  eandem  ein  MisaTeretändnins  des  AutoreJ 
fn  der  Vorlage  stand,  äbnlicb  wie  bei  Herodian  4,  4,  8«  τά  άγάλη 
ματα  και  τά  σημεία  ττάντιυν  τών  στρατοττ€'6υϋν.  Der  Üeber-j 
eetzer  verstand  αγάλματα  von  Tempelstatuen,  während  es  die' 
Bilder  von  Heereegöttern  sind.  Denn  eine  griechische  Quelle  liegt 
sicher  xn  Grnnde,  In  der  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  gab 
es  keine  lateinische  Bistoriograpbie  mebr,  der  eine  solche  Schil- 
derung entstammen  konnte.  Noch  unter  Dioctetian  sind  die 
Götterbilder  des  Heeres  nachzuweisen  ^^.  Der  Autor  wueete  üicbtifl 
mehr  davon;    er  bat    demnach  in  christlicher  Zeit  geschrieben ^ 

Die  Signa  der   Legionen    jener  Zeit   sind   durch   die   Nativi-. 
tätsgestirne    cbaracterisirt**.     Ihr  Auftreten    in    der   Pompa    det 
Decennalien  wirft  Licht  auf  die  Legionsmünzen  des  Gallienus  *• 
Die  Legionen  der  Münzen  sind  folgende«    Britannien :   II  AugDeta 


•  Unter  Maximinus  Thraxp  Herodian  7,  n,  10;  8^  1^  3,    Aurelian, 
Dexippus  fr  24  Müller  p.  G^2  u.  685,  wo  die  Art  ihre«  Eintrittes   ins 
njmieche    fieer  klar    wird»     Vita    Probi    14,  17  ^  Zoeimue  1^  HH  (( 
Contingente  hahen  die  Stärke  der  numeri),    Vita  Probi  18,  L  2  ^  Zo* 
flimuB  1,  7L 

10  We«td.  Zeit5chr.  1^95,   114  Anm.  471. 

**  Der  eog.  Trebel litis  Pollio  hat  iileo  nicht  unter  Diocletian  g«• 
ichriehen.  Ein  ähnlicher  AiiÄchromsmiis  findet  sieb  in  der  Vit* 
Getae  β  Yen  tum  deniqtie  est  U8i|ue  ad  seditirnjem  urbanieianorum  mi• 
litiun,  quoi  non  levi  auctoritate  Bassianus  oon«pressit^  tribuno  eoriim, 
ut  all!  dicunt  interfectOj  at  alii  relegato.  Der  Schreiber  denkt  sich  die 
Cohorlee  urbauae  nur  von  einem  tribiinus  befehligt.  Dae  ist  für  um 
eret  in  der  Zeit  zwischen  ol7  und  337  nachweisbar  C.  VI  llHfi  und 
ist  historiach  nach  utifierer  Kenntnise  aufzufasften  als  eine  Folge  der 
capitis  deminutio,  die  Rom  durch  Constantin  erlitten  hat.  Und  doch 
soll  auch  der  sog.  Spartianus  uater  Diocletian  geschrieben  haben.  Ueber- 
dies  ist  es  ein  Missverstaitdnisa ;  denn  derTrihunus,  der  Cilo  zum  Tode 
schleift,  ist  nach  Πιο  77,  i  ganz  deutlich  ein  Tributme  der  Prätorianen 
Der  Irrthum,  dass  die  urbaniciaiii  den  €tlo  bedrobeni  6ndet  sich  auch 
Vita  Carac.  4.  In  der  Vita  Carac.  2  wird  die  legio  II  Parthica  als 
pars  Tiiilitum  apud  Albarn  bezeichnet,  wie  die  griechisL'hen  iSchrift- 
steller  den  Legionsnamen  umschreiben.  VgL  Dio  78,  34;  79,  2.  4 
Herodian  7,  5*    L>ss  spricht  entachieden  gegen  eine  lateinische  Vorlage. 

w  Arch.  epigr.  Mitlh.  XV  PJl  f. 

*■  Vgl.  meine  Schrift,  die  Fahnen  S.  ίώ;  Colien,  Gallien. 


i 


άιΛ 


ünteretiolmng^eti  zar  röini sehen  Kaiaerg'escbichte 


515 


XX  Valeria  Victrix;  Germaitia:  I  Miaerria,  VIII  Äuguata,  XXII 
Priniigenia,  XXX  ülpia  Victrix;  Raetia:  III  Italica  ;  Noriciim  Π 
Italiea ;  PaTinouia:  Ϊ  Adintrix^  ET  Ädiutrix,  X  Gemina,  XIV  Ge- 
Diina.  Dacia:  V  Macedanica,  XIII  Gemina,  Moesia:  I  Italiea, 
IUI  Flavia,  VII  Claudia.  XI  Claudia, 

Von  den  britauTjiBchen  Legionen  etand  die  XX  Valeria  da- 
mals am  Rheiue  ^*  und  wabrsclieinlicli  die  II  Äiigusta,  da  eine 
loschrift  unter  GallieiiuB  Vexillatioaen  melirerer  britanuiicbe  Le- 
gionen in  Ulyricum  nennt ^^  Es  fehlt  dagegen  auf  den  Miinzerv 
die  3.  britannieche  VI  Victrix,  die  epaninobe  VII  Gemina,  alle 
des  Orientes  und  die  III   Augiistn  Afrieas. 

Daher  müeete  man  sieb  die  politiselie  Lage  ^nr  Zeit  der 
DecennaHen  so  denken ,  dass  Gallienus  in  den  Standquartieren  der 
Legionen,  deren  Münzen  er  priigte,  anerkannt  war.  dagegen  den 
Orient^  Africa,  Spanien,  Britannien  verloren  batte.  Wenigatens 
für  den  Westen  läent  eben  diese  politiecbe  Lage  zur  Zeit  der 
Decennalieu  die  Vita  Gallieni  erkennen.  7,  1  Contra  Poetumum 
igitur  GallienuR  cum  Aurcolo  et  Claudio  duce  qui  poatea  Im- 
perium optinuit  «(principe  generis  Constanti  Caesaris  no8tri\  bellum 
iniit  et  cum  mnltis  auxiliis  Poetuniue  iuvaretur  Celticis  et  Fran- 
ciciß,  in  bellum  cum  Victorino  procefisit,  cum  quo  imperium  parti- 
cipaverat  victrii  Gallieni  pars  fuit  pluribus  proeliis  eventuum 
variatione  decursis.  Mommsen  bat  alle  diese  Kämpfe  gegen 
Poatumua  als  blosse  Erfindung  gestrieben^**,  weil  keine  andere 
(Quelle  davon  wisse«  Das  ist  niebt  riubtig.  Zonaras  12,  24  be- 
richtet den  L  Krieg  gegen  Poatunuis  dea  Jahres  2ßl,  der  an 
der  schweren  Verwundung  des  GalJienus  scheitert,  genau  wie 
die  Vita  4,  4 — 5^^.  Doch  hat  Mommsen  selbst  später  deu. Grund- 
stock der  Vita  Gallieni  mit  vollem  Rei-bte  auf  Dexippus  zurück- 
geführt, also  die  beste,  gleichzeitige  Quelle  *^     Auch  die   eigen- 

i*  Weatd.  Korr.-BL  1Ö98  p,  153. 

**  C.  III  2228.  Die  Vi  Victrix  konnte  nicht  abberufen  werden, 
da  sie  den  britannischen  Wall  vertbeidigte. 

10  Eüin.  Geacb.  V   150, 

^"^  Auch  die  Angabt*  der  Vita,  dass  Postnmus  7  Jahre  regiertei 
wird  richtig  sein,  sie  Kfthlte  vom  Jahre  ^*il,  dem  Siege  über üaUienua, 
während  Foatumus  auf  seinen  Münzen  die  tribusicia  poieatas  vom 
Tage  seiner  Lfsurpation  rechnet.  "Wenn  Claudius  als  einer  der  Führer 
des  zweiteu  Kriegca  im  Jahre  2G.1  genannt  wird,  so  ist  das  lieber 
ricbtig.  Deuu  nur  einer  der  vurnebrasten  Generale  konnte  später  Gal- 
lienu»  auf  den  Thron  folgen. 

18  Hermes  25,  255. 


TAf»    r.  Domtfxewiki  Unt«rtiiek*2n!:m  rar  römiadiai  Kftinrgvedii^te 

thöiniiche  Zählung  der  EhrenDAmen  Mxt«m  pia  »extnai  fidel»  tof 
den  Leirion^mGozen  erkiirt  ficb  eiafaeb.  wenn  sie  im  Jmhrf»  der 
DeceoDalien  geprS^  sind.  Spätesten•  im  Jabre  260  f&hrt  die 
Leirio  V  Macedonicn  aaf  einer  daciseben  Inscbrift ''  den  Beinamen 
tertium  pia  fidel i«.  Noch  anter  nandint  heiaat  die  legio  II 
adiutrix.  sextnm  pia  »extom  fideli«^.  Die  6.  Verleihanp  de« 
Ehrf^Dnamene  hat  also  Epoche  gemacht,  ist  im  Ged&chtnisa  ge- 
blieben,  während  die  "..  die  weit  weniger  Mfinzen  nennen,  Ter- 
geeiien  wurde.  Ima  Verhaltnios  der  Siteren  Inschrift  mit  tertinm 
pia  fidelis  zu  der  jüngeren  Inschrift  mit  sextnm  pia  fidelia  seigt, 
dass  Gallienns  nach  der  Zahl  dieser  Verleihnngen  seine  Begie- 
rungHJahre  zählte,  seit  dem  Zeitpunkt  wo  sein  Vater  Talerianiu 
znm  Partherkriege  ausgezogen  war  und  er  allein  im  Westen 
herrschte.  Als  bald  nach  den  Decennatien  Gallien  wieder  ver- 
loren >ring,  in  Illyricum  neue  Gegenkaiser  auftraten,  gab  Gallienus 
dieoe  Adulatio  auf.  Der  Legionen,  die  ihm  noch  anhingen,  waren 
zu  wenige  geworden.  Man  sieht  aus  dieser  Art  von  Münzlegenden 
dasH  Gallienus  das  einzige  Fundament  seiner  Herrschaft  in  den 
gemeinen  Soldaten  sah. 

Heidelberg.  y.  Domasxewski. 


i«  C.  III  875. 

«  C.  III  372Γ)  a.  270. 


DIE  AELTESTE  REDACTION  DER 
PONTIFICALANNALEN 


Die  Frage,  um  welche  Zeit  and  von  wem  die  ältesten  An- 
nalen  in  Eom  zusammengeetellt  wurden,  ist  für  die  Kritik  der 
älteren  römiechen  Gesebichte  eine  Cardinal  frage,  die  im  Grande 
noch  einer  bestimmten  Löeang  harrt.  Wie  bei  sehr  vielen  Pro- 
blemen der  römischen  Geschichte,  so  läset  sich  auch  hier,  wie 
wir  weiter  unten  sehen  werden,  wahrnehmen,  dass  die  klarste 
Formulirung  der  Frage  schon  längst  von  Theodor  Mommsen  auf- 
gestellt worden  ist.  Hinsichtlich  der  ältesten  Anfänge  der  offi- 
ciellen  Historiographie  Roms  hat  Mommsen,  im  Gegensatz  zu  den 
grundlosen  Leugnungen  und  ausweichenden  ümdeutungen  der 
Neueren,  an  den  kostbaren  Zeugnissen  Ciceros  (De  oratore  2,  52) 
und  des  vielleicht  ans  Verrius  Flaccus  schöpfenden  Vergilcom- 
mentators  zu  Aen,  1,  373  festgehalten,  wonach  die  römische 
Stadtchronit  ihren  Ursprung  aus  der  jährlich  vom  Pontifex  in 
der  Regia  ausgestellten  Tafel  genommen  hat.  Diese  geweieste 
Holztafel  (album)  enthielt  oben  die  Namen  der  eponymen  Magi- 
strate und  in  späterer  Zeit,  wie  es  aus  dem  Zeugniss  des  Poly- 
bios  (bei  Dionys.  1,  74)  erhellt,  die  Jahreszahl  der  Stadtära. 
Auf  ihr  merkte  der  Pontifex  an  digna  memoratu  dornt  müifiaeque 
terra  marique  gesta,  und  zwar,  nach  dem  Vergilcommentar,  per 
singulos  dies.  Der  Hauptzweck  der  Publication  war,  nach  Ciceros 
Worten,  pofestas  ut  esset  poptdo  cognoscendi,  also  der,  dass  das 
Publikum  alle  wichtigen  Vorkommnisse  erfahren  konnte.  Mit 
Recht  bat  man  nach  dieser  Seite  hin  die  Pontificaltafel  mit  den 
seit  Cäsar  publicirten  Acta  diurna  verglichen  ^.    Einige  Schwierig- 


^  H.  Peter,  Hiet.  Rom.  rell.  p.  X.  Es  liegt  in  der  Natur  der 
Sacho,  dass  besonders  wichtige  Nachrichten,  deren  möglichst  schnelle 
A'^erbreitung  man  wünschte,  wie  zB.  die  Nachricht  von  der  trasimeni- 
sehen  Niederlage,  auch  durch  öffentlichen  Ausruf  bekannt  gemacht 
wurden. 


Γι]8  EnmaDn 

keit  bietet  nur  die  Angabe,  dasfl  die  Anfzeichnnng  der  Ereignisse 
auf  der  Tafel  per  sinfjnhs  dies  etattgefonden  habe.  Sollten  diese 
Worte  bucbstäblich  bedeuten,  dase  der  Pontifex  jeden  Tag  seine 
Aufzeichnung  machte,  ro  hat  man  mit  Recht  entgegnet,  dtsi 
nicht  jt'den  Tag  des  GedäuhtninpeR  würdige  {digna  memorata^ 
Dinge  pich  in  dffr  Stadt  ereigneten.  Andererseits  gab  es  tief 
sich  dem  Gedächtnisse  einprägende  Rreigniflfte,  die  nicbt  an  be- 
stimmte einzelne  Tage  gebunden  waren.  Hierzu  gehörten  zB. 
Epidemien  und  Hungersnüthe,  welche  neben  Finsterniesen,  nach 
Catüs  (bei  Gdlius  2,  2S,  i\)  freilich  wohl  sicher  übertreibenden 
NVorten,  den  Hauptinhalt  der  Pontiiicaltafel  ausroacbten.  Gerade 
das  Vorkommen  von  Einzeichnungen  letzterer  Art  beweist,  das« 
der  Zweck  der  Tafel  war,  nicht  sowohl  eine  Tageschronik,  all 
vielmehr  zugleich  und  hauptsächlich  eine  Jahreschronik  zn  liefern. 
Darauf  führt  ja  auch  der  Name  libri  anuales,  welchen  die  Zn- 
Hummenstellung  der  Tafel  von  jeher  geführt  haben  mnse.  Der 
Ausdruck  per  singulos  dies  ist  also  nicht  tibertrieben  streng  zu 
verstehen,  sondern  bedeutet  offenbar  nur,  dass  die  Jahrestafel 
aus  allmählichen  Einzeichnungen  entstand,  die  der  Pontifex  an 
den  einzelnen  Tagen  vornahm,  sobald  etwas  erinnerungswürdige« 
sich  ereignet  hatte.  Hunger  und  Pestilenz  konnten  zur  Auf- 
zeichnung gelangen  etwa  bei  Gelegenheit  einer  zur  Abwehr  unter- 
nommenen öffentlichen,  sacralen  oder  administrativen  Handlung ^ 
Eine  sehr  ansprechende  Erklärung  der  Worte  per  singulos 
dies  hat  0.  Seeck  (Die  Kalendertafel  der  Pontifices  S.  62)  zu 
geben  versucht.  Die  historiHclie  Jahrestafel  sei  ursprünglich  ein 
Kalender  gewesen,  auf  dem   der  Pontifex  Tag  für  Tag  anzugeben 

*  Hiermit  erledigt  sich  wohl  das  von  Ciehorius  (Pauly-Wiesowa 
Itealencvül.  1,  Sp.  2200)  erhobciio,  durch  Cutos  Worte  angeregte  kri- 
tische Hrdeiiken  gegen  die  Ghuibwürdigkeit  des  cicerouischen  pote^tas 
Ht  esset  pnpuh)  votjnoscendi.  Kin  zweites  l^edeiiken  vtui  Cichoriue,  dass 
i>  keinon  Sinn  gehabt  hätte,  stadtbokiinnt«.'  Thutsachon  noch  zur  all- 
gemeinen Krnntniss  zu  briniren,  scheint  mir  ebenfalls  nicht  stichhaltig 
zu  sein.  Selbst  unsere  Tageszeit un}ien,  um  von  Woclicn-,  Monats-  oder 
.luhreaiibiTsichten  zu  schweigen,  bringen  häufig  Naehriehten,  die  sich 
bert»its  von  Mund  zu  Mund  verbreitet  hab«n  und  aller  Welt  schon 
bekannt  sind.  L'nsere  Presse  würde  eine  ihn-r  Aufgaben,  als  voll- 
ständige Chronik  der  Ereignisse  zu  dienen,  schlecht  erfüllen,  wenn  sie 
in  jenem  Falle  sich  Schweigen  auferlegen  wollte.  Was  zu  gegebener 
Zeit  allen  bekannt  war.  kann  ausserdem  nach  einiger  Zeit  wieder  ver- 
gessen sein,  dann  dient  eben  die  Aufzeiciniung  zur  Wiederherstellung 
des  Gedächtnisses. 


Die  älteste  Redaction  der  Pontificalannalen 


519 


weloheR  Datum  man  schriel).  War  etwa»  merkwürdigea 
in  der  Stadt  YOTgefMeu,  m  figte  er  dieses  z^m  gegebenen  Datum 
in  ktirzeflter  Form  hinzu,  ursprünglich  weniger  um  einer  künftigen 
Geechiiihtephreibung  vorzuarbeiten,  als  um  das  Datum  durch  eine 
allen  geläuüge  Erinnerung  kenntlich  zu  machen  und  so  innerkalb 
des  Kalendere  ge wiese  Marksteine  zu  schatTen,  von  denen  man 
voran  und  rückwärts  zählen  konnte..  Wir  fligen  hinzu,  am» 
dieser  ureprünglieh  chronologische  Zwef^k  den  von  Cicero  be- 
zeichneten einer  öiTentlichen  Bekanntmachung  neuer  Ereignieee 
nicht  ausschlies«tj  ehenpo  wenig  wie  den  Zweck  einer  Beurkun* 
düng  tur  die  Zukunft.  Alle  drei  Dinge  konnten  sehr  wohl  Hand 
in  Hand  gehen  oder  sich  sehr  bald  eines  aus  dem  anderen  ent- 
wickeln. Der  natürliche  Zusammenhang  der  Jahreschronik  mit 
dem  Kalender  wird  nicht  nur  durch  Analogien  aus  andern  Zeiten 
und  Ländern  hestätigt,  sondern  steht  auch  in  bestem  Einklänge 
mit  allem,  was  sich  über  die  Geacliichte  des  Pontificalcollegioms 
ermitteln  lässt.  So  ist  ea  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich  und 
auch  von  Mommsen  (Rom.  Gesch.  1,  173)  nachdrücklich  behauj>tet 
worden,  dass  die  vielseitige  und  wichtige  Thätigkeit  jenes  Priester* 
coUegiume  sich  im  Lauf  der  Zeit  entfaltet  haben  muss  aus  seiner 
ursprünglichen  Obliegenheit  aUjabrlicb  den  Kalender  tu  redigiren 
und  zu  veröffentlichen.  Die  ursprünglichste  Form  4er  Kalender- 
publication  hatte  sich  erhalten  in  einem  ehrwürdigen  Rest,  der 
allmonatlich  durch  Öffentlichen  Ausruf  auf  dem  Kapitel  vom  Rex 
eacroruM,  als  dem  ehemaligen  Haupt  des  CoUegiums,  vollzagenen 
Verktxndung  der  Kalender  und  Nonen.  Eine  jüngere,  bereits 
Bchriftliche    Form    der   t^uhliciitlon    wäre    die    Kalendertafel    des 

Β  Pontifex,  aue  welcher  sich  dann  auf  natürlichem  Wege  die  histo- 
riographische  Thätigkeit  des  CoUegiume  ausgebildet  hätte.  Wann 
jener  Tebergang  zur  schriftlichen  Bekanntmachung  des  Kalenders 
stattgefunden  hat»  entzieht  aich  einer  sicheren  Bestimmung.  Seeck 
(aO.  72)  lässt  die  Kalendertafel  entfitchen  gleichzeitig  mit  der 
regelmässigen  Schaltung.     Da  der  Schaltraonat,  nach  dem  Zengnies 

^des  Macrobius  (1^  13,  21)  bereits  in  einer  Geeetzurkunde  der 
Consuln  L,  Pinarius  und  P,  Fnräus  (282  d.  St  =  472)  erwähut 
war,  rückt  fteeck  den  Anfang  der  schriftlichen  Kalenderpublieation 

■^lereits  in  die  allerilteste  Epoche  der  Republik.  Allein  aus  dem 
Gebrauch  des  Schaltnmnats  folgt  noch  nicht  die  Nothwendigkeit 
seiner  pcbriftlichen  Publication.  Im  Gegontheil  beweist  der  Aue- 
dmek  initrcaiare  and  intercakdio  unwiderleglich»  dass  er  anfangs 
durch  Ausruf  verkündet   wurde,   indem    die    Zwisohenausrufung* 


520  Enmann 

die  calatio  der  gewöhnlichen  Monate  unterbrach.  Für  die  Re- 
form der  Kalenderpublication,  ihren  Uebergang  zum  ■ohriftlicheo 
Verfahren,  liegt  ee  nahe,  an  diejenige  Epoche  za  denken,  in 
welcher  überhaupt  in  Rom  die  alte  mündliche  Rechteübnng 
Rchriftlich  fi^tirt  wurde,  nämlich  an  die  Zwölftafelgeeetzgebnng, 
die  ja  nach  MomniRenR  Nachweie  eine  Kalenderreform  in  sich 
einechloBR. 

Die  ausgefüllten  Jahreetafeln  mit  ihren  kalendarischen  und 
den  im  Laufe  der  Zeit  vielleicht  immer  reicher  werdenden  chro- 
nikalischen Notizen  wanderten,  wie  angenommen  werden  mnes, 
in  das  Archiv  der  Regia.  iSie  haben  dann  später  das  anthen* 
tische  Material  für  die  römische  Geschichtschreibung  gebildet 
Wäre  uns  bekannt,  vom  welchem  Jahr  an  diese  kostbare  Samm- 
lung sich  bis  zur  Epoche  der  beginnenden  BuchannaÜBtik  er- 
halten hatte,  so  liesse  sich  damit  auch  der  Anfangspunkt  der 
beglaubigten  Geschichte  Roms  feststellen.  Livius  (6,  1)  wnsete 
oder  nahm  als  sicher  an,  dass  die  Verwüstung  Roms  durch  die 
Gallier  auch  die  ältesten  historischen  Documente  betroffen  habe. 
Selbst  wenn  man  in  der  That  auch  den  Umfang  der  damaligen 
Zerstörung  Roms,  wie  Thouret  (Jahrb.  für  clase.  Philol.  Suppl. 
XI  S.  95)  erweist,  auf  massige  Grenzen  zurückführt,  so  werden, 
nach  Seecks  treffender  Bemerkung  (aO.  S.  74),  die  auf  dem  Fo- 
rum campirenden  Eroberer  ihr  Feuerungsmaterial  sicher  nicht 
aus  den  Wäldern  geholt  haben,  so  lange  dicht  nebenbei,  in  der 
Regia,  ein  ganzer  Stoss  für  sie  unnützer  flolztafeln  aufgeschichtet 
lag.  Seit  Niebuhr  hat  man  mit  Recht  auf  Ciceros  (Rep.  1,  25) 
Angabe  hingewiesen,  wonach  die  älteste  Sonnenfinslerniss,  welche 
sich  in  den  Pontißcalannalen  mit  dem  richtigen  Tagesdalum  v^er- 
zeichnet  fand,  ungefähr  auf  das  Jahr  350  der  Stadt  fiel.  Hier 
lag  also  die  erste  Spur  gleichzeitiger  chronikaÜRcher  Aufzeich- 
nung vor,  die  entweder  auf  eine  noch  erhaltene  oder  unmittelbar 
nach  der  Katastrophe  aus  der  frischen  Krinnerung  der  Zeit- 
genossen reconstruirte  Jahrestafel  zurückgehen  mochte.  Auf  den 
Tafeln  waren  ferner  die  Namen  der  Magistrate  angemerkt,  alao 
in  älterer  Zeit  wohl  vorzugsweise  die  ConHuinamen.  Wir  glauben 
nun  an  einem  anderen  Orte  nachgewiesen  zu  haben  ^,  dass  in  der 

^  Vgl.  meinen  Aufsatz  'Die  älteste  Hedactioii  der  röinipchen  Con- 
sularfaBteu'  (Zoitschr.  für  alt'i  Geschichte  Bd.  I  S.  03).  Nachzutragen 
ist,  dass  Matzat  (R.  Chron.  1,  197)  und  Seock  (KalcridertaM  S.  77) 
Spuren  noch  andersartiger  Interpolation  nachgewieseu  haben,  bestehend 


Die  älteete  RodAction  der  Pqiitificalatiniilen 


521 


ältesten,  um  das  Jahr  300  v.  Chr.  erfolgten  Redaction  des  nnn 
überlieferten  CoBfiularverzeichnisBefl  eine  nicht  geringe  Anzahl 
von  Jahresfitellen  durch  willliiirliclie  Interpolationen  aufgefüllt 
Β  waren,  die  wieder  big  um  das  Jahr  350  der  Stadt  reichen,  alno 
^  der  Epoche,  xon  welcher  an  die  Rnbrik  der  Sonnenfinaternifise 
in  den  Annalen  ihren  Anfang  nahm.  Offenbar  iet  der  Grunfi 
beider  Ersclieinungen  ein  gleicher.  Es  fehlte  an  älteren  Jflhres- 
tafeln,  und  dieee  Lücke  hat  nur  zum  Tb  eil  aus  andersartigen  Au  Γ- 
ι Zeichnungen  ergänzt  werilen  können.  Diese  und  andere  Anzeichen» 
Η  wie  zB,  die  Thatsaehe,  dass  erst  von  dem  Jahr  361  (393)  an 
zuverlässige  CenHaazahlen  überliefert  sind  und  sichere  Nach- 
richten über  Cüloniegründungen  beginnen,  führen  zum  geinein- 
eamen  Sohluss,  dass  regelmlef^ige  zeitgenüitf^if^che  annaÜBtischf' 
Aufzeichnungen  erst  uniiefäbr  von  der  Zeit  des  gallischen  Brande» 
an  in  Rom  vorhanden  waren.  Pie  Geschichte  des  fünften  vor- 
christlichen Jahrhunderts  dürfte  sotiiit  zu  irgend  einer  gegebenen 
späteren  Zeit  auf  Grund  mehr  oder  weniger  zuverlasfiiger  oder, 
hesser  gesagt,  unzuverlässiger  Daten  reconetruirt  worden  sein. 
Der  Geschichte  dieser  Epoche  geht  aber  noch  eine  ausführliche 
Erzählung  der  Urgeschichte  der  Stadt,  die  Königsgeechichte, 
voraue.  Auf  einem  völlig  unaimalistischen  Gerüst  aufgebaut  und 
allenthalben  das  Gepräge  ätiologischer  Gonstruction  verrathend, 
kann  sie  in  keinem  Falle  aus  der  einzigen  für  die  Homer  nutz- 
baren Quelle  echter  Geechichte,  der  annalistischen  mit  den  Er• 
eigniween  gleichzeitigen  Aufzeichnung  entflössen  sein. 

Die  Geschichte  Roms  bis  zur  Epoche  des  pyrrhiachen  und 
der  punischen  Kriege  zerfällt  also  hinsichtlich  ihres  Ursprungs 
und  ihrer  Bezeugung,  wie  aus  dem  vorhergehenden  hervorgeht, 
in  drei    ungleiche  Theile.     Von    der  Zeit    um    die    gallieche  Er• 


Ρ 


'  in  der  Wiederholung  der  Eponyraennamen  der  Jahre  iiSfJ — ^30  (428— 
424)  und  33H-342  (4lfi— 4!2)  für  je  fünf  folgende  Jahre*  Meine 
öbrigene,  wie  ich  nachträglich  aebe,  schon  von  A.  Schäfer  (N-  J.  f.  Ph. 

\  113,  574)  gemnchte,  aber  anders  erklärte  Beobachtung  ging  dahin,  da^i 
in  die  Liste  der  patriciechen  Consuln  des  V*  Jahrhunderte  v,  Chr.  im 
ganzen  1]  Volumnii,  Minucii,  Sempronii  und  (ienucü  eingeechwarzt 
lind  und  dieses  nicht  anders  als  im  Interesse  der  plebejischen  Coneuhi 
der  Jahre  447—451  (307—303  v.  Chr.)  h.  Volumnius,  T.  Minuciue,  P. 
Semproniuf  und  L,  Genucius  geschehen  sein  kann.  Oieraua  habe  ich 
geschlijssen,  das»  unsere  Redaction  der  Fasten  etwa  im  Jahre  450—151 

'(,TO1— 303),  im  Aedilenjahr  des  Cn.  Flavius  und  wahrscheinlich  von 
ihm  selbst  vorgenommen  worden  ist. 


&89 


ΕητΏϋτιη 


obemng  an  beruhte  sie  iiuf  ^gleichzeitig  mit  den  Ereig^iaeen  vnn 
den  Pontiiicee  geübter  Eikzeiclinimg  in  die  Jabreetafeln.  TroU 
vieler  Zneätzei  Erweiterungen  nnd  Äueecbmückaagen  durch  die 
einander  folgenden  Generationen  annaliatischer  Bearbeiter  liegt 
uns  über  diese  Periode  ein  zuverläesiger  Grundstock  echter  bieto- 
rieober  üeberlieferung  vor.  Der  zweite  Theil,  die  Geecbicbte 
der  Republik  τοη  dem  ersten  urkundlich  bezeugten  CoQsolf  detn 
Einweiher  des  kapitolinischen  Tempel»,  M.  Horatiue,  an  bie  am 
dae  Jahr  ZhO  d.  St  entbehrte,  im  ganzen  genommen,  jener  xq* 
verbiseigen  Grundlage,  der  Jabreetafeln.  Zu  einem  gewieeeo 
Theil  kann  dieser  Mangel  ausgeglichen  worden  sein.  Ibeile  d 
unvollständige  Ueberreste  chronolcgiecher  Aufzeichnung^  wol 
vielleiclit  das  Heeemvirat  eine  gewiese  Epoche  gebildet  bat*  theils 
durch  anderweitiges  indirect  hietoriBcbes  Material^  Familientra* 
dition  und  jedenfalls  noch  manches  rechtsgeeobichtliche  Material, 
welches  in  den  Akten  und  Commentarien  der  Frieetersohaften 
und  Magistrate  eine  Zuflucht  gefunden  hatte.  Weitaue  zum 
gröBaeren  Theil  aber  wird  die  Geschichte  dieser  Epoche  auB 
ätiologifch  gebundener  erfindender  Reconetruction  gefloieen  eein. 
Dazu  kam  als  dritter  Theil  die  Konigegescbiebte,  welche  vlillig 
dem  Gebiet  der  atiologiaeben  Dichtung  angehört.  Trotz  dieeee 
ungleichen  Ureprungs  finden  wir,  soweit  sich  die  römiscbe  Ge• 
icbichtechreibung  übersehen  läset,  alle  drei  Tbeile  eteU  mit 
einander  nicht  bloss  äuRserlich  verechmolzen,  sondern  auch  in 
einen  durobaue  unloebaren  inneren  Zueammenbang  gesetzt.  Sie 
bilden  zusammengenominen  eine  wohlgeordnete,  vollständige,  von 
der  Griindung  an  beginnende  Stadtgeschicbtei  ein  Werk  von  dem- 
selben streng  folgerichtigen  Aufbau,  wie  der  Staat^  dessen  all- 
mähliches Anwachsen  von  den  unscheinbarsten  Anfängen  es  scbil• 
dem  sollte.  In  classischer  Weise  hat  die  Entstehung  dieser 
römischen  Stadt  geschieh  te  Tb.  Momrasen  in  folgenden  kurzen 
Zügen  flkizzirt  (Rom.  Gesch.  ^  1,  4fi9>:  *  Es  liegt  in  der  Natur  der 
Chronik,  das«  sie  zu  der  Gefichichte  die  Vorgeschichte  fügt  nnd 
wenn  nicht  bis  auf  die  Entstehung  von  Himmel  und  Erde,  doch 
wenigstens  bis  auf  die  Entstehung  der  Gemeinde  zurückgeführt 
zu  werden  verlangt  und  es  ist  auch  ausdrücklich  bezeugt,  dass 
die  Tafel  der  Pontifices  das  Gründungsjabr  Roms  angab.  Da- 
nach darf  angenommen  werden,  dass  das  Pontificalcollegium,  als 
es  in  der  ersten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  anstatt  der  bis- 
herigen spärlichen  und  in  der  Hegel  wohl  auf  die  Beamtennameri 
sich  beschränkenden  Aufzeichnungen    zu   der  Anlage    der    form- 


Die  älteete  Redfietion  df?r  PnutilicalanQaleu 


523 


liclieti  Jabreschronik  fortecliritt,  auish  ilie  zu  Anfang  fehle nde 
Gesohicbte  der  Könige  RomR  und  ihres  Sturües  hinzufii^te  und 
indem  es  auf  den  Einweihun^etng  des  capitolioiBcben  Tempele, 
Κ  den  13.  Sept.  245  zugleich  die  Stiftung  der  Eepubllk  setzte, 
™^  einen  freilich  nur  Rcbeinbaften  ZuRnminenbang  zwiscben  der  zeit- 
losen und  der  annaliatiecben  Erzatiliing  beretellte/  lieber  die 
Königegeßfhiciite  stellte  Morarasen  folgendee  fest:  'Eine  Zu- 
samraenknüpfüng  der  verschiedenen  Märchen,  die  Featetellung 
der  Reihe    der    sieben    Könige,    die    ohne    Zweifel    auf    der    Ge- 

IBcblecbterrechnung  ruhende  Ansetzung  ihrer  Regierungazeit  ine* 
gesammt  auf  240  Jahre  und  seihat  der  Anfang  officieller  Auf- 
zeichining  dieser  Ansetzungen  hat  wahrscheinlich  schon  in  dieser 
Epoche  stattgefunden:  die  Grundzüge  der  Erzählung  und  nament- 
liiih  deren  Quasichronologie  treten  in  der  späteren  Tradition  mit 
so  ninvandelbarer  Festigkeit  auf,  dass  schon  darum  ihre  Fixirung 
nicht   in,    sondern    vor    die    litterarische    Epoche    Roms    gesetzt 

■  werden  muss/ 
Mommsens  ADsichtging  also  darauf  hinaus,  dass  im  Schoosee 
des  Pontificalcollegiums  in  der  ersten  Hälfte  de*«  fünften  Jahr- 
hunderts der  Stadt,  also  etwa  um  die  Periode  der  Samniterkriege, 
das  vorhandene  annalistische  Material  vereinigt  und  hei  dieser 
Gelegenheit  durch  die  Frühgeschichte  der  Republik  und  die 
KÖDigsgeschichte  nach  oben  hin  ergänzt  wurde.  Dieses  Anfangs- 
werk einer  eigentlichen  GeschichtBchreihnng  darf,  wie  wir  oben 
auseinandergesetzt  haben,  als  die  älteste  Redaction  der  römischen 
Annalen  bezeichnet  werden,  als  das  erste  annalistische  Corpus 
einer  Gesammtgeschichte  Roms.  Diese  erste  Fixirung  der  Stadt- 
Β  geschichte  hat^  wie  Mommsen  treS'end  hervorhebt«  ein  für  allemal 
die  immer  wiederkehrenden  Grundzüge  auch  für  alle  weiteren 
Bearbeitungen  des  gleichen  Stoßes  geliefert.  Gerade  deshalb  ist 
es  für  die  hietorische  Kritik  von  besonderer  Wichtigkeit,  die 
durch  die   Bemerkungen   Mommsens    eingeleitete  Frage    nach  der 

»näheren  ßeschatTenheit  der  ältesten  Ännalenredaction  einer  scharfen 
Untersuchung  zu  unterziehen.  InsbesoTidere  muss  sieh  die  Frage 
erheben  nach  einer  genaueren  BestiuiTnung  der  Zeit  und  Person 
des  Verfassers,  endlich  nach  dem  Umfang  und  der  Form,  welche 
die  ältesten  Annalen   mnthmasslich  gehabt  haben. 

Sehen  wir  uns  in  der  neueren  Litteratur  über  römische  Ge- 
schichte um,  so  erweist  sich  leider^  dass  Mommsens  Erwägungen 
auf  einen  wenig  fruchtbaren  Boden  gefallen  sind«  Von  einer 
liieren  ßedaction   der  Pontißcalannalen   als    die  Annales  maximi 


Γι24  Ε  η  man  η 

den  auMgehenden  zweiten  Jahrh änderte  ▼.  Chr.  ist  nicht  die  Bede, 
weder  bei  Seeck  oder  So  hau,  noch  bei  Ciehorine,  Paie  und  deo 
vielen  anderen,  welche  sich  über  die  Anfinge  der  römischen  In- 
naliAtik  mehr  oder  wenii^er  ausführlich  ansgeeprochen  haben. 
Her  Oberpontifex  Mucius  Scaevola  stellte  im  Zeitalter  der  Grie- 
chen den  alten  Brauch  der  Ansstellnng  der  Jahrestafeln  ein  ond 
höchHt  wahrRchcinlich  war  es  derselbe  Scaevola,  der  da«  ganxe 
vorh mdene  Material  an  Tafeln  und  andern  historiechen  Anfzeicb• 
nun/^en  d^s  Püntific:ilcolleg:ium8  einer  zusammenfaseenden  fie- 
daction  unterzog  und  in  80  Büchern  als  Annalee  mazimi  hertni- 
^ab.  Dieses  Werk  war  also  die  Schluseredaction  der  officiellen 
Annalistik  nn>]  bilriete  den  Abschluss  der  gesammten  hietorio- 
graphiHühen  Thäti^keit  der  Pontifices.  Sieht  man  nnn  mit  dei 
üben  erwähnten  Forschern  in  diesen  Annales  maximi  die  erste 
und  einzige  Burhaus/t^abe  der  Pontificalannalen,  so  wird  man  zum 
Schluss  ΐζϋΐχ'όύύΐζΧ,  dans  die  ^anze  ältere  Annalistengeneration  zu- 
Hanimen  mit  Naevius,  Knnius  und  Cato  ihr  Material  einzeln  ans 
mUhKamcin  Studium  der  in  der  Regia  aufgeschichteten  Jahres- 
tafeln entnommen  haben  niusste.  Bei  der  Wiedererzählnng  der 
KönigsgCRcbicbte  un«!  der  Frübzeit  der  Republik  mtteste  sie  dann 
eine  noc^h  griissere  Wumlerkraft  geleitet  haben,  als  die  70  Bibel- 
Ubersetzer,  da  ja  für  jene  älteste  Periode  in  dem  Tafelarchiv 
jtMJe  feste  (7run<11a^e  fehlte.  Gegenüber  Mommsene  lichtvollen 
Krürterungen  int  unleugbar  eine  bedauerliche  Unklarheit  über  die 
AnHinge  der  römischen  Annalistik  eingetreten.  Anstatt  der  Lö- 
Hung  des  ProbleniK  der  Pontißcalchrünik  zeigen  sich  die  Epigonen 
der  kritischen  Schule  eher  bestrebt,  die  gegebenen  festen  Punkte 
des  Probleme  nach  Möglichkeit  wegzudisputiren,  wodurch  freilich 
die  Ki'bwierige  Frage  scheinbar  am  sichersten  aus  der  Welt  ge- 
schafft wird.  Seeck  versucht  zu  demonstriren,  dass  die  Annalee 
maximi  (und  damit  die  Buchannnlistik  der  Pontifices)  so  gut  wie 
gar  nicht  existirt  haben,  (-ioborius  lässt  sie  aller  annalistischen 
Analogie  zuwider  und  im  \ViderH]>ruch  zu  den  klaren  Worten 
Ciceros  tih  inffio  nrum  Jinntapwrum  erst  von  400  v.  Chr.  die  Er- 
zählung beginnen,  wonach  implicite  die  Künigsgeschichte  und  ihr 
organisehor  Zusammenhang  mit  der  Chronik  in  ein  nichts  auf- 
gelöst wird.  Kiner  ähnlichen  Auflösung  unterwarfen  Cichorins 
und,  wie  es  scheint,  neurrdings  auch  Bormnnn  die  von  Cicero, 
Pionysit»s  und  Serviiis  wohl  bezeugte  historische  r»ffentliche  Tafel- 
chronik, indem  diese  in  eine  unbestimmbare  Sammlung  esoteri- 
scher Notizen  über  speoielle  Amtshandlungen  der  Pontifices  ver- 


Die  älteste  Redaetiou  (ier  PontificaUnDalen 


wandelt  wird.  Dergleichen  Notizen  gehörten  vielmeiir  in  die 
Acta  oder  Commentaria  des  CollegiumB.  Freilich  ist  nicht  zu 
bezweifeln,  dase  in  diesen  Gattungen  des  überprieatcrlichen 
BcliriftttiumR  die  atiologiBcbe  Tendenz  äbnlicli  gewuchert  haben 
und  zur  Erklärung  der  Anfange  des  Fest-  und  Opfercyclus,  so* 
wie  zur  Exemplificirung  des  geistlichen  ReclitB  eine  ähnliche 
Menge  von  fingirten  pseudohiBturiachen  Erzählungt^n  erzeugt  haben 
wird,  wie  auf  dem  Gebiete  der  politischen  Stadtgeschichte,  Ab- 
gesehen von  ihrer  allgemeinen  Geistesverwandtechaft  mit  der 
Annalistik  ist  aun  den  geistlichen  Commentarien  sicher  vieles 
direct  in  die  Annalen  hineingetragen  worden,  um  die  leeren 
Blätter  der  älteren  Periode  angemessen  auszurdllen.     Inbesondere 

Ätcbeinen  die  80  Bücher  der  Ännales  maxinii  zu  einem  beträcht- 
licbcn  Theil  mit  aus  den  Commentarien  gefloeeener  geistlicher 
Fabulistik  angefüllt  gewesen  zu  sein.  Für  dergleichen  *  Dinge 
sind  dann  die  Annalee  maximi  eine  reiche  Quelle  für  die  jüngere 
Privatannaliatik  eines  Tubero,  Macer  und  Antias  geworden,  noch 
mehr  aber  für  die  Antiquare.  Es  wäre  aber  durchaus  verkehrt, 
sich  hiernacli  ein  einseitigee  Bild  von  den  Anfängen  der  Ponti- 
ficalanualen  zu  machen^  ein  Bild,  in  welchem  gerade  die  in  einer 
unverdächtigen  guten  UeberUeferung  bewahrten  Grundzüge  ihrer 
Entstehung  ausgetilgt  sind. 

Wir  halten  daran  fest^  dass  die  römischen  Annalen  anfange 
ans  jährlich   wechselnden  Holztafeln   bestanden,   welche  der  Ober- 

Bpontifex  nicht  für  die  Sonderzwecke  seines  Collegiums,  sondern 
zum  öffentlichen  Beeten,  zur  Bekanntmachung  und  Beurkundung 
chronologischer,  allmählich  aber  auch  immer  reicher  werdender 
hiitorischer  Daten  abfasste*  Diese  zeitgenöesischen,  etwa  vom 
Jahre  400  oder  Imchstena  ein  halbee  Jahrhundert  früher  be- 
ginnenden Aufzeichnungen  bildeten,  in  der  Uegia  aufgehäuft, 
dank  ihrer  äuseeren  Form,  grosser  schwerer  und  leicht  zerstör- 
barer Hoktafein,  das  di^nkhar  schwierigst  zu  benutzende  histo- 
rische Archiv  der  Welt,  Es  konnte  nur  eine  Frage  der  Zeit 
eein,  wann  dieses  kostbare  Material  in  bequemerer  Buchform  zu- 
Bftmmengebracht  und  redigirt,  leichterer  Benutzung  zugüngüch 
gemacht  wurde*  In  der  That  begegnen  wir  bald  nach  dem  zweiten 
punischen  Kriege  in  Rom  bereite  einer  blühenden  historischeu 
Buchlitteratun  Ihre  Vertreter^  Fabius  Pictor,  Crncius  Alimentus, 
Ennius,  Cato  erscheinen  den  Zeitgenossen  des  Äugustus  und  auch 
noch  uns  als  die  Begründer  der  römischen  Historiographie. 
Dennoch    eetxt  die  Thätigkeit  aller  vier    die    bereits    vollzogene 


52β 


Snniftiiii 


Bacbredaction  der  annalietischen  Geschichte  in  VeThmaung  mit 
der  Konigegeecbichie  voran«.  Mit  Recht  hat  Motnmee»  auf  41e 
unwandelbare  Fertigkeit  der  Eonigegeechichte  in  der  ganxeii  ro- 
miecben  Litteratnr  aufmerkeam  gemacht  und  deshalb  Üire  et»• 
malige  individuelle  Fixirung  vor  den  Anfang  der  litter^ritcbeii 
Epoche  BomSf  alea  vor  Fabins  Pictor  geeettt.  Die  greringe  Zahl 
der  Varianten  in  der  Erzähl ang  der  alteeten  eeschichle  het  an 
genannten  vier  Autoren  —  einige  Abweichungen  des  Fahim 
kommen  dabei  auf  Rechnung  von  ihm  benutzter  grieebiecber  An* 
toren  —  lassen  an  der  Benutzung  einer  gerne ineatneii  Urqt»tlle 
nicht  zweifeln»  Das  Originelle  jener  Autoren  beetebt  oicht  m 
der  Aufsuchung  dee  ürstoffee  für  die  alte  Geschichte,  sondern 
in  den  jedem  eigenen  Zielen  der  litterariechen  Bearbeitung  eifiai 
und  degsejben  Stoffes.  Fabitts  und  Cincius  gestalten  daraus  eis• 
gedrängte  Uebereicht  unter  reicherer  Berückeichtigung  der  Ur- 
geschichte für  den  Geschmack  de  hellenistischen  Ptibliknmi. 
Cato  wendet  sich  an  das  nationale  Publikum.  Rucht  aber  seine 
Bearbeitung  auf  die  Höbe  hellenistißcher  WiasrnBcbaft  zu  bringeD. 
Rnnius  gestaltet  den  Stoff  zu  einem  nationalen  Epos  und  mt» 
prosaischen  Annalen  schafft  sein  Dichtergenius  poetische. 

Die  Annales  maximi  sind  gewiss  nicht,  wie  Seeck  bnapt- 
sächlich  aus  der  geringen  Zahl  namentlicher  Fragmente  zu  de- 
monstriren  versucht,  wenig  gelesen  und  benutzt  worden,  im 
Gegentheil  steht  ihr  Erscheioen  offenbar  in  ursächlicher  \Virkao| 
zu  dem  erhöhten  neuen  Aufschwung  der  Privatannaliatik  des 
sullaniscben  Zeitalters  uniJ  ihm  Aufblühen  einer  antiquariechen 
Wissenschaft  in  der  [elzton  Periode  der  Republik.  Dieser  Litte- 
nitur  hat  dies  Werk  der  Ponlifices  eine  Fülle  thateäcblichen 
Stoffes  zugeführt,  ist  aber  von  ihr,  wie  das  ganz  natürlich  ist, 
abeorbirt  und  schnell  der  Vergessenheit  überliefert  worden•  £e 
bedarf  keiner  namentlichen  Citate,  wo  wahrscheinlich  jede  Seite 
de«  Liviu»,  Dionysios,  Varro  und  Festus  umfangreiche  und  in- 
dividuell bearbeitete  indirecte  und  directe  Fragmente  jenes  An* 
naien werke  darbieten.  Eine  parallele  Wirkung  aus  paralleler 
Ursache  bietet  das  Aufblühen  einer  privaten  Geschieb tslitteratur 
im  ausgebenden  Zeitalter  der  punisehen  Kriege  dar.  Die  an  der 
Oberfläche  nicht  mehr  sichtbaro  befruchtende  Quelle  kann  niebtt 
anderes  gewesen  sein,  alt  eine  äUere  Ausgabe  der  Pontifical• 
annalen,  die  Vorgängerin  der  Annales  maximi.  Ihr  äusseres 
Verhältniss  zu  letzteren  kennzeichnet  sich  durch  das  Pr^dioat 
fHdXfmi«      Die   'grosse'    erweiterte    Gesammtauegabe    ist    an    die 


T>ie  älteste  Redaclion  der  Potilificalannalen 


527 


I 


I 


Stelle  älterer  und  wahrecheinlicb  weit  kürzerer  Ätinalen  getreten, 
Tbeils  aus  der  gleichea  Ursaclie  wie  die  maxhm,  wegen  der  bal- 
digen Absorbiriing  durcb  die  Privatantmlen,  theÜs  aber  gerade 
darcb  die  neue  officieüe  vermebrte  und  verbeaserte  Ptiblication 
siati  die  alten  Annalen  einer  noch  griindlicberen  Vergessenheit 
verfallen  als  die  des  Scaevola,  Diesen  TodeftyrRacbeti  verdanken 
die  alten  Annalen  andererseits  etcber  uncb  ihr  Fortlebeo  biü  in 
die  auf  uuß  gekomnienen  letzten  Ausläufer  der  romiftcben  Ge- 
fichicbtscoiitinuation.  Es  kann  deshalb  durcb  ans  nicbt  als  Ver- 
meeaenbeit  betraohtet  werden ^  wenn  wir  nns  in  der  Erzählung 
eines  Livins  oder  Dionyeios  nach  kennaeicbnenden  Spuren  der 
ältesten  Ännalen  umseheup  welche  uns  Auskunft  über  die  Zeit 
und  Pereon  ihres  Berausgebere  an  die  Hand  2a  geben  im  Stande 
sind.  Namentlich  ist  dazu  die  Königsgesobicbte  geeignetnj  da  sie 
als  litterariacbe  Soböpfung  am  ehesten  das  individuelle  Gepräge 
einer  bestimmten  Zeit  und  eines  bestimmten  Verfassers  an  sieb 
tragen  muss. 

Die  Königsgeschichte  ist  in  ilirer  ursprünglichen  GePtalt^ 
wie  ich  in  meinem  russisch  geschriebenen  Buch  *  Die  römische 
KönigBsage  (St.  Petersburg  1896)'  nachzuweisen  versucht  habe» 
ureprtinglich  mit  der  Absicht  erfunden  worden,  in  den  kürzen 
Biographien  von  sieben  fingirten  Königen,  in  der  Art  des  Fertor 
Resins  rex  Aequicolorum,  ätiologische  GründungsgeBchichten  der 
sieben  vornehmsten  PriestercoUegien  Rom«  zu.  geben.  Vielleicht 
haben  diese  Biographien,  wie  ich  vermuthe,  als  Einleitungen  Jtu 
einer  um  die  Zeit  dee  ogolniscben  Gesetzes  im  Interesse  der 
Plebs  angelegten  officiellen  Priesterliste  gedient.  Dann  sind  diese 
Königsbiographien  vereinigt,  in  chronologischer  Reihenfolge  ge- 
ordnet und  in  zweiter  Schiebt  überarbeitet  worden  mit  Rück«icht 
auf  die  Aetiologie  der  allgemeinen  Entstehungsgeschichte  der 
Stadt  und  des  römischen  Staates,  sodass  jedem  Konige  sein  6e- 
Ptimmter  Antheil  an  der  Gründung  Rome  znfieh  Im  Gegensatz* 
zu  den  alten  zeitlosen  Königebiograpbien  wurde  die  neue  Königs* 
geechichte  chronologisch  fixirt  und  in  dieser  Form  den  streng 
chronologisch  geordneten  Annalen  der  Republik  angegliedert.  In 
der  Umarbeitung  und  Einordnung  der  Königsgeschichte  in  die 
allgemeine  Geschichte  Roms  muss  das  Werk  des  ersten  Heraus- 
gebers der  Annalen  bestanden  haben.  In  der  ersten  Hälfte  des 
dritten  Jahrbnnderte  vor  Chr.  ist  die  Kunde  vom  Stadtgründen 
dem  Konig  Romulue,  schon  zu  den  griechischen  Historikern 
Kallias  und   Timaios  gedrungen»     Obgleich  letssterer  wahrschein- 


')2H  Ε  η  Dl  a  η  η 

lieh  eine  ForscbaneffreiRe  nach  LatiniOf  vielleicht  auch    nach  Ron 
unternommen    bat,    fehlte    ihm    noch   die  Kenntniss  eines   Grün- 
(iungHdatums  Roms  άμπ  römischer  Quelle.     Die    erste  Thatsacbe, 
welche  die  volizoi^ene  chronologiHche  Fixirung  der  Grtindang  der 
Stadt  und  Romit  üuch  der  chronologiech  fixirten  Königegeechichte 
beweiHt,   iMt  das  Säcularfeet  vom  Jahre  505  (249  v.  Chr.).    Hier 
\\ei;t  eine  Berechnung  des  Gründungedatums    der   Stadt    vor   luf 
daH  Jahr  749    unserer   Zeitrechnung.     Wie    wir  (aO.   S-  301  ff.) 
gezeigt    haben,    war    in   dieser  Rechnung    der    ältesten   Annaleo- 
redaction    auf    die  Künigzeit    sieben  Generationen,    7  X  33V3  == 
23:ϊ  Jahre  +  4  Interregnen  (4  X  500  Tage  =  2000  Tage  =  rnnd 
6  Jahre),  also  239  Jahre  gezählt,  der  Anfang  der  Republik    auf 
51<»  V.  Chr.,  die  Vertreibung  der    Könige  auf  511   gesetzt,  wäh- 
rend nach  der  Rechnung  der  Fasten  des  Cn.  Flavias   bis  auf  das 
Jahr  '50 1  nur  20 1  Jahre    vom    ersten  Consuljahr    an     verflossen 
waren,  also  die  Gründung  der  Republik  auf  508  v.  Chr.    angesetzt 
war.     Dir   Fapten   waren  also  in  der  Annalenredaction,   vielleicht 
um  die  im  Jahre  *J4i»  nötliigen   .'»00  Jahre  der  Stadt  abzurunden, 
um  2  Jahresstellen  vermehrt  worden.     Eine  der  letzteren  dürfte 
(las  Rchun  von  Mommson  (Rom.  Forsch.  1,  111)  als  Interpolation 
beauKtandete    Consularjahr   2t'»7    (=  487  v.  Chr.)   gewesen    sein. 
Der    angeblich    patricische    Consul   dieses    Jahres  C.   Aquilius  ist 
ni(;ber  wohl  als   patricischer  Ahne  des  plebejischen  Consuls  495  = 
2Γ)ίί  V.  Chr.    C.   Ai^uilius    eingeschoben    worden,     wie    dieselben 
A<|uili<*r  auch  in  die  (iründungsgeschichte  der  Republik   als  Ver- 
wandte dos  Fri'iheitHhelden  Collatinus  eingeführt  sind  ^.      Weisen 
also    bereits   zw<'i   Spuren  auf   einen  Zeitgenossen  des  ersten   pu- 
nlRchcn    Krieges,    der    ersten    Säcularspiele    und    des   Consuls  C. 
Aquiliu^i    als   VeriasstT   der  Annalen    hin,    so    zeigen    sich     noch 
WiMtiMo    Kennzeichen  der   Rücksichtnahme  auf  die  Ruhmsucht  der 
plebejischen    Nobilitiit    der    genannten  Zeit.     In    der    Geschichte 
des  Tarquinius  Super buH  (Dionys.  4,  <'»2J  tritt  ein  Orakel be wahrer 
M.  .VtiliiiK  auf,  als  einer  der  vornehmen   Bürger  (επιφανείς)   be- 
/«'iehnet,  ein  Ahnherr  des   berühmten  Consuls  λΐ.  Atilius  Regulus. 
Mit  sichtlich    ironischer  .Absicht  sind    freilich    sowohl    der   *  vor- 
nehme* Orakelbe  wahrer  Atilius,   als  audi  die  Aquilii,  die  angeb- 
lichen patricischen   Ahnen  des  Consuls  C.   Aquilius,  zu  ruchlosen 
Verbrechern  gestempelt.    Oil'enbar  that  das  dem  Vergnügen,   schon 
in    der    alten  (icschichte    vorzukommen,    keinen    Abbruch.      Weit 

*  Mommsen,  Rom.  Forsch,   1,  111. 


Die  älteste  Redaction  der  Pontificalannalen 


529 


I 


Hebevollert  ja  mit  besonderer  Aufzeichnung  i&t  in  den  Ännalen 
das  GeHdilecht  eines  dritten  CousuIb  der  Zeit  des  eraten  puni- 
sehen  Kriegee,  dea  Qu.  Matniliue  Vitulua  (Cooeul  265  und  262 
>.  Cbr,)  be Jacht  worden.  Octavius  Mamiüiis  aus  Tusouliim  er- 
eebeiiit  als  Schwager  des  Königs  Tarquituus,  L.  Mamiliiia  aue 
derselben  Stadt  reitet  daa  Capitol  vor  dem  üeberfaU  des  AppiiiH 
HerdoniuB  und  erhält  dafür  von  den  dankbaren  Römern  das 
Bürgerrecht  (Liv.  3^  2u)t  ale  der  einzige  Ttieculaner,  dem  diese 
Ehre  zu  Theil  geworden  ist  (Cato  Orig.  1  fr.  24),  Aber  nicht 
blosH  da?  Geschlecht  der  Mamilier,  sondern  aach  ihre  Vaterstadt 
Tuaculum  erfreut  eich  einer  ganz  heeondera  liebevollen  Beachtung 
in  den  Ännalen.  Yen  keiner  andern  Stadt  anseer  Koin  wird  ao 
häufig  und  fio  eingehend  berichtet,  als  von  Tusculum  und  «einen 
Bürgern  ^  Man  sollte  meinen,  der  Annaliet  sei  ein  Landaniann 
der  Mamilier,  ein  Tusculaner  gewesen. 

Das  älteste  Annale  η  werk  war  als  Ausgabe  des  Pontifical- 
collegiums  äusserlich  ein  anonymes  Werk,  wie  auch  die  apätereu 
Annales  maximi«  Wie  man  aber  mit  Reclit  annimmt,  daaa  da« 
Erscheinen  dieser  letzteren  erat  durch  die  persönliche  Autorität 
und  die  persönliche  litterarieche  Thätigkeit  des  gelehrten  Pontifex 
Maxirnus  P.  ÄJuciua  Scaevola  zu  Stande  gekommen  ist^  so  läset 
eich  gleichea  und  in  noch  höherem  Masse  für  die  älteete  Redaction 
der  Ännalen  voranaaetzen.  Um  das  bistonsche  Archiv  der  liegia 
zum  eraten  Mal  der  Oeffentlichkeit  zu  übergeben,  bedurfte  es 
einee  Mannes,  dem  nicht  bloss  die  Autoritfit  einea  Pontifex  Maxi- 
rnus zu  Gebote  stand,  sondern  der  besonders  freieinnig  den  Bann 
der  prieaterlichen  Geheimnisskramerei  zu  durchbrechen  im  Stande 
war*  Nicht  umaonst  ist  in  die  Geschichte  des  Ancus  Marcius 
die  bezeichnende  Erzählung  eingelegt,  dass  dieser  König  die  von 
Nuraa  verfafiet«n  priesterlichen  Commentarien  der  Oeffentlichkeit 
übergab,  bis  die  patricischen  Pontifices  sie  nachher  wieder  ver- 
steckten. Der  Verfaaser  dieses  historischen  Prücedenzfallea,  der 
dem  Princip  der  Oeifentlichkeit  besonders  zugeneigte  Oberpnn- 
tifex  rausa  aelljatverständlich  ein  Plebejer  gewesen  sein.  Es  geht 
das  nicht  bloss  aus  den  Spuren  seiner  nahen  Beziehungen  zur 
plebejischen   Nobilität  hervor,    aondern  auch  aus  der  ganzen   ao- 


1  Ygl.  Liv.  3,  7.  1«.  42.  m,  4,  10.  27.  45^47;  5,  28;  ίϊ,  25-26. 
3.H,  B7;  7,11;  8.  7.  Η  Sl.  Beeondera  interessant  iat  die  letÄtauf- 
geführtt-  Stelle,  wn  rühmend  von  der  Liebe  der  Tusculaner  KU  ihrer 
Vaterstadt  vind  ihrer  Einniüthigkeit  eritählt  wird. 

Uhtiu.  Mu»,  L  PhUoL  X,  F.  LYU.  34 


530  R  η  τη  »  α  η 

nalintiscben  Erzählung,  welche  Schritt  für  Schritt  die  Errangen• 
»ohaften  der  Plebe  in  ihrem  gronsen  Kampfe  um  Rechtsgleichheit 
verfolgt.  Die  praktioche  Staatskunst  mnes  denr  ältesten  Annt- 
lieten  nahe  gelegen  haben,  insbenondere  blickt  in  der  ESnigt- 
geschichte  ein  beeonderes  Intereeee  durch  für  Din^,  die  die 
Finanzverwaltung  de«  StaatR  nnd  den  Kreis  der  ceneoriRchen  Ge- 
schäfte berühren.  Dem  alten  FetialenkÖnig  Anoue  Marcias  sind 
eine  Reihe  von  Neu<j>ründiingen  zugewiesen,  die  auf  den  ersten 
Blick  jeden  Zusammenhang  unter  einander  yermieeen  lassen. 
Blickt  man  aber  genauer  hin,  so  sind  diese  Griindangen  Unter 
Steuerobjecte  des  römischen  Staates  (vgl.  meine  '  Königsssge' 
8.  180  if.):  der  Hafen  liefert  das  portorinm  maritimaniy  die  Tiber- 
brücke den  Brückenzoll,  die  silva  Maesia  als  Staatawald  dts 
vectigal  picuriarum  und  SchifiTRhauholz,  die  Salzgruben  das  vectigal 
salinarum,  die  Wasserleituni^sanlagen  (aqua  Mnrcia,  Tnllianam, 
foRsae  Quiritium)  das  vectigal  pro  nquae  forma,  die  Anweisnng 
des  Aventin  zu  Bauplätzen  der  Plebejer  den  Bodenzins  (vectigal 
Solarium).  Noch  näher  streift  nn  das  censorische  Interesse  die 
Sorgfalt»  mit  welcher  der  AnnaÜHt  den  Ursprung  der  grossen 
öffentlichen  Bauten  unter  seine  Könige  \'ertheilt,  der  Bauten,  an 
denen  noch  die  Republik  beständig  remontirend  und  erweiternd 
fortgebaut  hat,  die  Kloaken,  der  Circus,  der  grosse  Tempel  des 
Capitoln,  die  Stadtmauern,  um  nicht  zu  reden  von  der  Dar- 
stellung der  allmählich(*n  Bebauung  der  Stadthügel  nnd  -thäler. 
Die  FhantaKie-des  ältesten  Annalisten  hat  den  plebe jerfreundlicben 
Larensobn  und  Fortunadiener  Servius  Tullius  aueersehen,  nm  ffir 
das  HauptMtück  des  censorischen  Geschäftes  den  Grund  legen  sn 
lassen.  Nach  dem  Nachwi^ise  MoniniHens  (Köm.  Staatsrecht  3,  245) 
muRS  der  Verfassor  der  Erzählung  vom  ersten  Census  des  Servins 
Tullius  ein  Ceneusformular  vor  sich  gehabt  haben  der  Zeitperiode, 
wo  der  Werth  des  As  dem  zehnten  Theil  des  Denars  entsprach. 
Diese  Valuta  ist  nach  Mommsen  im  Jahre  485  (269  v.  Chr.)  ein- 
geführt worden,  so  dass  ich  hier  zu  meiner  Freude  aus  Mommsen• 
glän/endt-m  ForRchungsresultat  einen  neuen  Beweis  dafür  schöpfen 
kann,  dann  der  älteste  Bearbeiter  der  Annalen  ein  Zeitgenosse 
des  ersten  )»uni8chen  Krieges  war.  Dem  selben  Verfasser  ver- 
danken wir  vermutlilich  die  Reihe  guter  und  zuverlässiger  Üensas- 
zahlen  der  älteren  Annalen  und  die  weniger  guten,  weil  stark 
der  künstlichen  Construction  verdächtigen  Notizen  über  die  ältesten 
Coloniegründungrn. 

Zu  den  bereits  gewonnenen    persönlichen  Zügen    fügen    wir 


Die  älteste  Redaction  der  Pontificalaunalen  531 

noch  einen  hinzn.  Der  Herausgeber  der  ältesten  Geschichte 
Korns  muss  ein  Mann  von  nicht  gewöhnlicher  schriftstellerischer 
Begabung  gewesen  sein.  Das  epische  und  dramatische  Colorit 
der  Erzählung  hat  bekanntlich  bereits  Niebuhr  zur  Annahme  hin- 
gerissen, dass  die  älteste  Geschichte  Roms  auf  einfe  dichterische 
Quelle  zurückgehe.  Mommsen  (Hermes  21,  570)  hat  den  Ver- 
fasser iler  Tatiuslegende  einen  Dichter  genannt,  wenn  auch  ver- 
muthlich  einen  derjenigen  die  ^  ihre  Eingebungen  nie  aufgeschrieben 
haben  .  Nicht  ohne  Grund  haben  grosse  Dichter  der  Neuzeit 
von  Shakespeare  an  sich  an  Stoffen,  wie  sie  die  Erzählungen  von 
den  Horatiern  und  Curiatiern,  Lucretia,  Coriolan  ua.  boten,  zu 
herrlichen  wSchÖpfungen  begeistert.  Wer  war,  fragen  wir  nun, 
dieser  hochbedeutende  Geschichtserzähler  und  Begründer  der  rö- 
mischen Historiographie,  der  Freund  der  Aufklärung,  der  ple- 
bejische Staatsmann  und  Pontifex  Maximus,  der  Freund  und 
Landsmann  der  Mamilier  von  Tusculum,  der  Zeitgenosse  des 
ersten  punisohen  Krieges  und  der  ersten  Säcitlarspiele  Roms? 
Hat  dieser  Mann  in  seinen  Annalen  der  Ruhmsucht  seiner  Freunde, 
der  Mitglieder  der  neugebackenen  plebejischen  consularischen 
Aristokratie,  mit  harmlosem  Spott  nachgebend,  nur  ihnen  Ahnen 
enlacbt,  hat  er  nicht  ein  ähnliches  ironischss  Denkmal  sich  selbst 
gestiftet?  Unser  Blick  lenkt  sich  unwillkürlich  auf  den  Volks- 
tribun des  Jahres  274  d.  St.  (480  v.  Chr.),  Tiberius  Pontificius, 
dessen  Thaten  Livius  (*2,  44)  und  der  halikarnassische  Rhetor 
(9,  5)  gewissenhaft,  ausführlich  und  feierlich  uns  darlegen.  Der 
alte  Annalist  hätte  sicher  kein  geringes  Vergnügen  über  diesen 
Erfolg  seiner  witzigen  Erfindung  gehabt.  Die  edele  Gens  der 
Pontißcii,  das  plebejische  'Pontifexgeschlecht'  ist  leider  mit 
seinem  ersten  Vertreter,  dem  wackeren  Volkstribun  Tiberius,  so- 
fort wieder  ausgestorben,  vermuthlich  weil  es  für  sein  hohes 
Alterthum  an  unheilbarem  Anachronismus  litt.  Erst  lange  nach- 
her, im  Zeitalter  des  pyrrhischen  und  ersten  punischen  Krieges 
tritt  uns  in  verkehrtem  Laufe  der  Generation  der,  wenn  auch 
nur  geistige,  Vater  des  Tiberius  Pontificius  entgegen.  Es  ist 
ein  wohl  bekannter  Tiberius  Pontifex,  der  erste  plebejische 
Poiitifex  Maximus  Tiberius  Coruncanius.  Aus  dem  Municipium 
Tusculum  stammend*,  hatte  er  eich  in  Rom  durch  seine  hervor- 

^  ('icern  pro  Plancio  8,  20  num  quando  vides  Tusculanum  ali- 
qucm  de  M.  Cutono  illo  —  num  de  Ti.  Coruncanio,  municipe  sun,  nuro 
de  tot  Fulviis  (irlorian?    Diesem   bestimmten   Zeufrnieee  widersprechen 


532  Ε  η  mann 

ragenden  Eigenschaften  d^n  Weg  zu  hohen  Ehren  nnd  zu  ^roatem 
Ansehen  bei  Keinen  Zeitger.oicsen  gebahnt.  Im  Jahr«  474  (SM 
V.  Chr.;  zum  Con^ul  gewählt  zeichnete  er  eich  im  Krieg  gtgtn 
die  Etruwker  und  den  Könijj:  I\vrrho«  aiia.  Ob  er  seihet  das 
CenRoramt  bekleidet  hat.  wie  viele  angenommen  haben,  läeat  aicli 
au8  der  verdorbenen  Stelle  de«  Fe^tue  (p.  237  β.  ν.  portorinm) 
mit  Sicherheit  nicht  entscheiden  (vgl.  De  Boor  Faeti  ceneorii 
S.  77).  Nach  dem  Zeugniee  Ciceroe  war  er  indeeeen  mit  den 
Censoren  Q.  Aemilins  Papua,  L.  Fabricna  Laacinua  478  (276)  und 
M'.  Curina  Uentatue  fCensor  482  =  272)  in  naher  Frenndschaft 
verbunden  ^  In  seinem  Consulat  wurde  auseerdem  die  Plebs 
durch  den  Censor  Domitius  zum  ersten  Mal  in  die  Abhaltung  des 
LuHtrum  eingeführt.  In  das  PontificalcoUeginm  cooptirt  erlangte 
er  darauf  zwischen  den  Jahren  501—502  (=  253  —  252)  die 
Würde  des  Pontifex  Maximus',  Fodass  unter  seiner  Aegide  die 
ersten  Säcularspiele  gefeiert  werden  konnten.  Ale  Inhaber  der 
höchsten  geistliehen  Würde  zeichnete  er  sich  durch  grosse  Fröm- 
migkeit und  tiefe  KeniitniRs  des  geistlichen  Rechts  ans  nnd  be- 
wies sich,  den  Traditionen  des  Collegiums  zuwider,  als  Vorkämpfer 
der  Oeffentlichkeit,  indem  er  zuerst  alle  geistlichen  Rechtssachen 
bei  oflenen  Thüren  verhandelte.  Zu  diesen  vielen  Verdiensten 
liegt  es  uns  daran,  sein  grossestes  mehr  als  zweitausend  jähriger 
Vergessenheit  zu  rntreissen,  den  Ruhm  Roms  nationale  Ge- 
schiebtt;  und  die  lateinische  Prosalittcratur  begründet  zu  haben. 
Dieser  Ruhm  gebührt  dem  Tiberins  Coruneanius  und  nicht  seinem 
engeren  Landsmann  (Jato,  der   mit  Unrecht  in  der  Schätzung  der 

ulltTdingK  die  Worte  des  Kaisers  (laudius  bei  Tacilus  (Ann.  11,  24) 
'ii('(iuu  Oiuhn  i^norn  lulios  Alba,  Corunoanios  Camerio,  Porcios  Tasculo 
—  in  Henulum  accitoH*.  Kinoii  Irrthiim  des  über  Coruneanius  im  übrigen 
Bo  wühhjntt-rrirhtoten  Cicero  an/iinelimen,  ist  unmöolich.  Vielleicht 
Hiainmte  das  (iosülileclit  deH  Coruncaniue  aue  Canierium  und  war  dann 
iiacli  Γιιηυιιΐιιηι  überμ[esiedcIt  oder  Camcrium,  das  schon  zu  Catos  Zeit 
niciit,  nielir  f.'xistirlo  und  dessen  l^ago  noch  heute  unbekannt  ist-,  ge- 
hörte /inii  (lebieto  von  Tiisculuni. 

^  (-ie.  Lael.  ll,'{i)  videnins  Papum  Aemilium  C.  Luscino  fami- 
liärem fuiHHe  (hic  Ά  jtatribus  aecepimus)  l)is  una  consulea  et  collegaa  in 
censura:  tun)  et  cum  üh  coniunctissimos  fuissc  Mauium  Curium  et  TL 
Coruncanium. 

*  Kpii.  Livii  XVIll  'Tib.  Coruneanius  primus  ex  plebe  pontifex 
mnxinius  creatus  est'.  Die  Noti/  Btebt  zwischen  einer  Nachricht  von 
der  im  «lahre  2.V)  erfolgten  Zerstörung  der  Motte  und  der  über  die 
Ceusur  des  Valeriu»  Muxinius  und  V.  Sempronius  252. 


Die  älteste  Redaction  der  Pontificalannalen  533 

neueren  seinen  Platz  eingenommen  hat,  nur  dank  dem  zufälligen 
Umstand,  dass  die  nächsten  Vorgänger  des  Cato,  die  ersten  Be- 
nutzer des  grossen  Annalenwerks,  sich  der  griechischen  Sprache 
bedient  haben.  Die  Annalen  des  Coruncanius,  in  den  allerersten 
Jahren  des  sechsten  Jahrhunderts  der  Stadt  entstanden,  mussten 
einen  Schatz  zeitgenössischer  Erzählung  über  die  Geschichte  der 
zweiten  Hälfte  des  fünften  Jahrhunderts  geboten  haben.  An 
diese  schloss  sich  dann  mit  seiner  ausführlichen  Erzählung  des 
Zeitalters  der  punischen  Kriege  Fabius  Pictor  an,  während  das 
von  dem  Redactor  der  ältesten  Pontificalannalen  errichtete  Grund- 
gerüst für  alle  Zeiten  bestehen  geblieben  ist. 

St.  Petersburg.  A.  Enmann. 


EPIGRÄPHISCHE  BEITRAEGE 


I    Corpus  Inecrip  tionam  Graecarum  1511. 

Unter  deu  uns  erhaltenen  Inschriften  übertreffen  nicht  viele 
an  Wichtigkeit  des  Inhalts  die  von  Böckh  aus  Fouruionts  Pa- 
pieren veröffentlichte  Corpus  Inscriptionum  Graecarum  1511. 
Denn  sie  enthält  eine  Liste  von  Geld-  und  Naturalbeiträgen,  die 
den  Lakedaimoniern  zur  Führung  eines  bestimmten  Krieges  (ποτ- 
τόν  πόλεμον)  von  andern  Staaten  und  von  Einzelnen  geleistet 
worden  sind,  und  zwar  hat,  wie  die  Vocalbezeichnung  lehrt, 
dieser  Krieg  nicht  später  als  im  fünften  Jahrhundert  stattgefunden. 
Fourmont  überliefert  die  Urkunde  unter  den  tegeatischen,  was 
Böckh  damit  erklärte,  dase  die  Lakedaimonier  durch  die  Auf- 
stellung an  einem  fremden,  ihnen  ergebenen  Orte  die  Kunde  der 
ihnen  zu  Theil  gewordenen  Wohlthaten  weiter  verbreiten  wollten  ; 
Bohl  (Inscriptiones  antiquissimae  69)  schloss,  dass  zu  Tegea  der 
gemeinsame  Schatz  der  gegen  die  Perser  verbündeten  Hellenen 
bewahrt  worden  sei.  Dass  der  Dialekt  einer  öffentlichen  Urkunde 
der  Lakedaimonier  nur  der  lakonische  sein  könne,  hat  Ahrens 
gesehen ^  dass  von  der  Schrift  das  gleiche  gilt,  Kirchhoff*,  in- 
dem er  sagt:  *es  bleibt,  wenn  eine  andre  Erklärung  sich  nicht 
darbieten  sollte,  immer  die  Möglichkeit  offen,  dass  das  Bruchstück 
verschleppt  worden  ist*. 

Dazu  brauchen  wir  jedoch  nicht  unsre  Zuflucht  zu  nehmen ; 
der  Stein  war  nicht  in  Tegea  aufgestellt,  sondern  in  Lakonien 
und  ist  dort  noch  heute,  leider  arg  verstümmelt,  vorhanden:  er 
bildet  zurechtgehauen  den  Bogen  der  Thüröffnung  an  der  Kirche 
des  heiligen  Vasilio»,  die  etwa  2^4  Stunden  südlich  von  Sparta 
auf  einem  kleinen  Hügel  zwischen  den  Dörfern  Trapezondi  nnd 
Kydonia  liegt.     Lesbare  Reste    sind    nur    von    den    ersten    zehn 

1  De  dialectis  II  8.  157. 

2  Alphabet  2  94  f.  =  M49  f. 


Epigraphische  Beitrage  ^5 

Zeilen  der  Breitseite  übrig,  und  auch  diese  sind  seit  Fourmonts 
Zeit  durch  eingemeisselte  Ornamente  stark  beeinträchtigt:  links 
durch  ein  16  Centimeter  breites  mit  verschiedenen  Zuthaten  ver- 
•ebenes  liegendes  Kreuz,  rechts  durch  einen  Kreis  von  14V2  Zenti- 
metern Durohmesser,  in  den  ein  zweiter  eine  Rosette  umgebender 
Kreis  eingeschrieben  ist.  Nach  der  zehnten  Zeile  hat  der  hier 
beginnende  Bogenschnitt  nur  ein  schmales  Stück  zurückgelassen, 
in  dem  ausser  einigen  Schatten  von  Buchstaben  nichts  mehr 
kenntlich  ist.  Mein  Reisebegleiter  im  Frühjahr  1902,  Herr  Dr. 
von  Prott,  hat  das  schwierige  Geschäft  vollbracht  in  blendender 
Mittagsglut  die  kostbaren  Reste  abzuschreiben,  und  er  hat  mir 
einen  wohl  gelungenen   Papierabklatsch  gemacht. 

£s  ist  ein  sprechender  Beweis,  wie  wenig  Griechenland 
epigraphisch  erforscht  ist,  dass  ein  solcher  Stein  hart  an  einer 
der  am  meisten  begangenen  Strassen,  dem  guten  Fahrwege  nach 
Gythion,  offen  an  einer  Kirche,  in  deren  jeder  man  nach  Resten 
des  Alterthums  zuerst  zu  suchen  pflegt,  so  lange  verborgen 
bleiben  konnte.  Wie  nützlich  könnten  sich  rüstige  junge  Männer 
machen,  wenn  sie  kleinere  Bezirke  vollständig  und  bedächtig  ab- 
suchten; wer  eine  ganze  Landschaft  eilig  durchstreifen  muss, 
kann  unmöglich  alle  Seitenwege  verfolgen,  selbst  wenn  seine 
Körperkräfte  ihm  die  Vermehrung  der  Unbilden  einer  griechi- 
schen Reise  gestatten  sollten.  .Auch  ich  hätte  an  der  Stelle  un- 
seres Steines  schwerlich  gesucht,  wenn  ich  nicht  längst  gewusst 
bätte,  dass  er  vor  40  Jahren  dort  vorhanden  war:  Conze  und 
Michaelis  erwähnen  ihn  unter  genauester  Ortsbeschreibung  in 
ihrem  bekannten  Reisebericht  Annali  delV  instituto  1861  p.  50, 
obne  freilich  die  Inschrift,  die  sie  mit  Recht  als  oltremente  lo- 
gora  e  corrosa  bezeichnen,  mitzutheilen.  Aber  abgeschrieben  hatte 
sie  Michaelis:  ich  fand  sie  in  seinem  Tagebuche,  das  er  »mir  bei 
dem  Beginn  meiner  Vorbereitungen  für  das  peloponnesische  Cor- 
pus gütigst  zur  Verfügung  gestellt  hatte ;  von  Conze  rühren  einige 
am  Bande  fragweise  beigefügte  Lesungen  her.  Dass  sie  ihren 
Schatz  nicht  erkani.ten,  ist  natürlich;  denn  sie  konnten  zunächst 
nur  unter  den  als  lakonisch  veröifentlichten  Inschriften  suchen, 
und  als  dies  vergeblich  war,  mochten  sie  wohl  nicht  von  einem 
Steine,  den  sie  für  unbekannt  hielten,  eine  Copie  bieten,  die  ihnen 
bei  dem  traurigen  Zustande  der  Erhaltung  unzulänglich  und  nicht 
nutzbar  schien.  Die  Leistung  hätten  sie  dann  freilich  unter- 
schätzt; schwerlich  wäre  es  einem  Andern  besser  gelungen,  der 
nicht  die  ältere  Abschrift  zur  Hand  gehabt  hätte. 


53G 


!*r&nkel 


Wie  aber  ist  FonnnontB  Ortsangabe  zu  erklären  ?  Hat 
er,  üa  er  vor2ugßweiKe  die  Epigraphik  iler  wahren  Gegend 
TitiereB  i^teiiieß  durch  Beine  grotesken  Falsohungen  zu  bereichern 
vereucht  hat,  Bie  in  der  Abeicht  gewieser  ausgleichender  Ge- 
rechtigkeit andrerf3elte  durch  bewueste  Unwnbrlieit  berauben 
wollen*  oder  hat  er  eine  grobe  Fahrlässigkeit  begangen?  Da  die 
Antwort  wesentlicb  ist  für  die  Glaubwürdigkeit  der  vielen  Orte- 
aiigaben,  für  die  wir  auf  ihn  angewieeen  aiiid,  bat  ich  Herrn 
Gustave  Foug^res  in  Paris  zu  prüfen,  ob  aua  der  Handschiift 
eine  Löeung  des  Probleme  zu  gewinnen  »t'u  und  indem  er  mir 
mit  der  Freund liclikeit  und  sacblichen  Hingabe  willfahrte,  durch 
die  er  und  andre  aeiner  Landsleufe  sich  licbon  früher  da  β  grösste 
Verdienet  um  meine  epigraphische  Arbeit  erworben  haben,  ist 
es   ihm   gelungen  den  Sachverhalt  völlig  aufzuklären. 

In  dem  von  Michel  Fourmonts  Hand  herrührenden  Codex 
steht  die  Inscbrift  auf  Folio  22Π,  dadurch  eingereiht  unter  die 
von  Tegea,  daee  die  Abtbeilung  auf  ihrem  Titelblatt  Folio  218 
' Inseriptions  de  Tegee^  üherechrieben  ist.  Aber  zu  unsrer  Γη• 
ecbrift  selbst  eo  wenig  wie  zu  einer  andern  auf  demselhen  Blatt 
copirteu  ist  als  ihr  Ort  Tegea  genannt;  in  dem  Manuscript,  dan 
die  auf  Gruntl  dee  andern  angefertigten  Reinschriften  Fournionte 
enthält,  ist  zwar,  wie  Herr  Henri  Omont  die  Güte  hatte  mir  mit- 
zulbeilen,  ii  Tegoe*  beigemerkt,  »her  mii  Bleifeder  von  epaterer 
Hand,  Dies  ist  also  gleichgiltig,  ebenso  daee  ia  ilem  Iudex  der 
von  Fourmont  geeanimelten  Insobriften,  den  sein  Neife  und  Reise- 
begleiter verfaeiit  bat,  die  m^sngB  unter  den  ^ Inscriptions  frouvoes 
ά  Tegee  verzeichnet  ist;  denn  Niemand  wird  darin  eine  selb- 
ständige Erinnerung  suchen  anstatt  blindlings  vorgenommener 
Eegistrirung  nach  dem  fertigen  Codex.  Aber  der  ursprünglicheren 
Copie  i«t  wenn  auch  nicht  der  Ort,  po  doch  die  nähere  Stelle 
unserer  Inschrift  beigeschrieben :  "^  Dans  la  meme  eglisc  de  St. 
Basiie,  ce  fragment,  sur  unc  base.  Der  Ausdruck  Bctzt  voraus, 
dasß  unmittelbar  oder  doch  kurz  vorher  eine  Kirche  des  heiligen 
Vasilios  erwähnt  sei ;  aber  man  muse  bis  Folio  45  zurückgehen, 
ehe  man  eine  solche  findet,  und  /war  zu  einer  unter  den  In- 
Schriften  von  Sparta  angeführten  byzantiniechen  Urkunde.  Offen* 
bar  hfitte  also  das  Blatt  mit  der  Abschrift  unsres  Steine»  ur- 
spriinglich  seine  Stelle  unmittelbar  hinter  Folio  45  und  hat  sich 
von  da  in  die  tegeatische  Abtheilung  verirrt.  Das  Unglück  ist 
vor  der  Anfertigung  des  Begisters  geschehen;  ob  die  Schuld 
daran   Michel  Fourmont  selbst  triigt  oder  sein  Neffe  oder  die  un- 


I 
I 
I 

I 

I 
I 


4 


ή 


Epi graphische  Beiträge  537 

Toreichtige  Hand  eineR  Dritten,  der  sich  mit  den  noch  losen 
BlSttem  beschäftigte,  kann  man  nicht  wissen,  aber  es  steht  fest, 
dass  die  richtige  Angabe  Fourmonts  nur  durch  einen  Zufall  ver- 
dunkelt worden  ist.  Er  hat  die  Inschrift  ohne  Zweifel  in  der- 
selben Kirche  des  heiligen  Vasilios  gesehen,  bei  deren  umbau 
sie  nachher  verwendet  worden  ist. 

Weder  oben  noch  links  noch  in  Zeile  1 — 10  rechts  hat  seit 
Fourmonts  Zeit  eine  Verstümmelung  des  Steines  stattgefunden; 
ob  aber  oben  und  rechts  der  ursprüngliche  Band  erhalten  ist, 
liest  sich  so  lange  der  Stein  verbaut  bleibt  aus  äusseren  Kenn- 
zeichen nicht  entscheiden  und  seine  Loslösung  würde,  auch  wenn 
die  ErlanbnisB  zu  erreichen  wäre,  ohne  grössere  Kosten  nicht 
zu  bewerkstelligen  sein.  Dennoch  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass 
rechte  der  Rand  intakt  ist.  Fourmont  fand  nämlich  auf  zwei 
Seiten  Schrift,  und  zwar  hat  die  der  zweiten,  die  er  nur  als  ^sur 
Vauire  costS*  befindlich  bezeichnet,  nach  ihrer  geringen  Breite 
nothwendig  auf  einer  Schmalseite  gestanden;  es  muss  also  der 
anstossende  Rand  der  vorderen  Breitseite  erhalten  gewesen  sein. 
Nun  ist  dies  links  nicht  der  Fall,  war  es  aber  zu  Fourmonts 
Zeit  ebenso  wenig,  da  er  hier  nicht  mehr  Schrift  giebt  als  wir 
noch  heute  haben:  folglich  war  die  unbeschädigte  Seite  die 
rechte.  Die  grösseren  Ergänzungen  «sind  also  an  die  Anränge 
der  Zeilen  zu  stellen.  Die  Schrift  ist  nicht  sehr  gleichmässig, 
80  dass  für  die  Zahl  der  fehlenden  Buchstaben  ein  kleiner  Spiel- 
ranm  bleibt.  In  dem  hier  folgenden  Herstellungsversuch  sind  die 
heute  lesbaren  Buchstaben  durch  Unterstreichen  kenntlich  ge- 
macht, die  sonst  ausser  Klammern  stehenden  sind  von  Fourmont 
fiberliefert;  die  übrigen  nöthigen  Nachweisungen  über  die  Lesung 
werden  unten  angefügt. 

1 τοις  Λακ]6δαιμονίο[ις  .... 

2 ακα]τίος  διαρι(κ)ός.    Έφ6[κ]6  [Κ]αλ[λίμα- 

3  χος  δραι  τοις  Λ]ακ6δαιμονίοις  τΓοτ[τ]όν 

4  πόλεμον  Ιννέ]α  μνάς  και  δέκα  στατέρας.     ["Ε- 
δ  ÖOK€  τοις  Λακ]6δαιμονίοις  Λυ[κ]6ίδα  Λυιός 

6 ος  Όλέ[νι]ος  [?]δο[κ€  τοις  Λακε- 

7  οαιμονίοις]  ποττόν  πόλεμον  τριέρ6[σιν]  μ[ι- 

8  σθόν  άργυρί]ο  Jlvας  bue  και  τριάκοντα.     [Έδον 
9 τον  Χίον  τοι  φίλοι  toi^Jtöv  [Λα- 

10  κΕΟαιμονίον]  στατερας  ΑΙγιναίος 


538  F  r  ä  D  k  e  1 

Z.  1 ΙΊΛΙΟ'Ν  .  .  .  .  \0  •  •  Fourmont,    nach 

gütiger  Mittheilung  des  Herrn  Oniont;  CIGr.  weicht  etwas  ab. 
υΨΙΙιΜν.  Michaelip.  Die  Stelle  ist  äusserst  schwierig,  aber 
Protts  mühsame  Lesung  vollkommen  sicher. 

Z.  2.  Das  auslautende  Sigma  des  Zahlwortes,  das  sehr  ver- 
rieben ist,  hat  Fourmont  nicht  erkannt  und  die  Lücke  dafür  an- 
zugeben unterlassen;  das  Richtige  vermuthet  hatte  Kohl.  Dann 
giebt  Fourmont  zutreffend  ΔΑΡΙΥΟΣ:  der  Steinmetz  hat  geirrt; 
das  Wort  erkannte  Böckh.  Es  folgt  ΕΦΕΙ  .  .  ΑΛ  .  ΨΟΙ  bei  Four- 
mont, Ev|  TIE///AM  Michaelis,  ΕΟΕΙΦ///ΑΛ  \0  Prott,  indem  er 
das  zweite  Phi  als  unsicher  bezeichnet;  es  würde  die  Möglich- 
keit einer  Lesung  ausschlie^sen.  Ich  sehe  auf  dem  Abklatsch 
ri<^  El  Ε  .  ΑΛ  .  .  \  und  halte  das  hergestellte  Verbum  für  sicher. 
In  dem  auslautenden  Ε  stimmt  Michaelis  mit  mir  überein;  davor 
kann  man  an  der  senkrechten  Hasta,  die  ganz  deutlich  und  von 
allen  Zeugen  gesehen  ist,  den  Ansatz  des  abwärts  gehenden 
Striches  im  Winkel  des  Κ  zu  erkennen  glauben.  Der  Sinn  war 
also  'gestattete  zu  erheben*:  der  Beitrag  ist  nicht  haar  ausgezahlt, 
sondern  auf  einen  Ort,  an  den  die  lakonische  Streitmacht  ge- 
langen musste,  angewiesen  worden.  Am  Ende  sehe  ich  klar  den 
Schimmer,  den  Fourmont  und  Prott  als  0  auffassten,  aber  dies 
ist  ganz  unsicher  und  eher  wäre  /  anzunehmen,  so  dass,  da  \  die 
letzte  Hasta  eines  Μ  sein  dürfte,  Καλλίμαχος  wahrscheinlicher 
ist  als  Καλλιμέοες,  Καλλιμένες  usw. 

Ζ.  4  Anfang  Ξ  Formont,  daraus  Böokh  ένν]έα,  und  in  der 
That  scheint  von  dem   Epsilon  vor  Alpha  ein  Rest  vorhanden. 

Z.  5.  ΛΥΡΕΙΔΑ  Fourmont,  emendirt  von  Böckh. 

Zeile  6  ist  von  Fourmont  ausgelassen.  Die  Lesung  bis  0^ 
ist  ganz  sicher  und  Michaelis  hat  sie  übereinstimmend;  nachher 
giebt  dieser  nichts«  Prott  *eine  schwache  Rundung,  unklar  von 
welchem  Buchstaben ;  darauf  D  unsicher  und  I '.  Ich  sehe  auf 
dem  Abklatsch  '  lOI.  —  Dass  zu  Anfang  der  Zeile  der  Name 
von  Lykeidas'  Sohn  angegeben  war,  ist  von  der  äussersten  Un- 
wahrscheinlichkeit,  denn  auf  den  etwa  11 — 12  Stollen  stand  noth- 
wendig  seine  Gabe  und  der  Anfang  des  Namens  des  Oleniers  ; 
das  gewöhnliche  ποττόν  πόλεμον  ist  hier  vollends  unmöglich. 
Gewiss  war  der  eigentliche  Spender  Lykeidas  und  der  Sohn  konnte 
ungenannt  bleiben,  da  er  nur  den  Beitrag  abgeliefert  hat;  viel- 
leicht hatte  der  Tod  den  Vater  gehindert  die  geäusserte  Absicht 
auszuführen.  —  Das  Ethnikon  war  bei  einem  Fremden  nothwendig 
zu  nennen,  während  es  bei  den  lakonischen  Spendern  fehlt    Man 


Epigraph  iechu  Beiträge  539 

könnte  auch  Όλέ[ρι]ος  ergänzen,  aber  ein  Beitrag  aas  Kreta  ist 
sehr  viel  weniger  wahrscheinlich  als  einer  aas  dem  peloponnesi- 
Bchen  Olenos. 

Z.  7  Ende  ΤΡΙΕΡΕΓΧΜ  .  .  Fourmont.  τριήρ€[σι]  Böckh; 
das  Ny  έφ€λκυστικόν  wird  mit  Dittenberger  (Sylloge,  1.  Auf- 
lage n.  34),  der  danach  sehr  wahrscheinlich  μ[ισθόν  ergänzt  hat, 
binzuznfligen  sein. 

Z.  8  άρτυρί]ου  gab  Böckh.  —  bue  ist  vollkommen  sicher. 

Z.  9.  Zu  Anfang  reicht  für  die  Ergänzung  τοις  AaKCbai- 
μονίοΐΐς  der  Raum  bei  weitem  nicht.  Die  Auslassung  erklärt 
eiob  leicht,  da  die  Empfänger  durch  das  gleich  folgende  τον 
[Λακ€5αιμονίον  bezeichnet  waren ,  welche  Ergänzung  Ditten- 
bergers  dadurch  noch  sicherer  wird.  P2h  war  hier  gewiss  der 
Verwendungszweck  des  Beitrages,  den  die  Spender  vorgeschrieben 
hatten,  angegeben,  wie  bei  dem  vorhergehenden  Posten  Z.  7/8.  — 
Dann  hat  Fourmont  +ION;  der  erste  Buchstabe  hat  sehr  ge- 
litten, doch  ist  Ψ,  die  nothwendige  lakonische  Form  des  Chi, 
vollkommen  sicher.  Während  Dittenberger  gewaltsam  ändern 
wollte,  hat  also  Meister  (Dialekt-Inschriften  4413)  richtig  ange- 
nommen, dass  nur  in  der  Gestalt  des  Buchstabens  geirrt  war. 
Wie  nahe  +  lag,  sieht  man  noch  heute  aufs  Deutlichste,  und 
ebenso  wie  der  so  sorgfältige  Micliaelis  fast  übereinstimmend  mit 
Fourmont  glauben  konnte  F  zu  sehen ;  Conze  hatte  das  Wahre 
erkannt,  indem  er  *K?'   beischrieb. 

Z.  10  Anfang.  Die  Ergänzung  Λακεόαιμονίον  ist  von 
Dittenberger. 

Der  Fund  unsres  Steines  ist  durch  die  Sicherheit  über  den 
Schriftcharakter  auch  werthvoll  für  die  Feststellung  der  Zeit, 
auf  die  f&r  die  historische  Nutzbarkeit  alles  ankommt.  Kirchhoif 
hatte  genrtheilt,  dass  die  Μάλιοι,  die  zweimal  als  Beitragende 
auftreten  (und  zwar  nach  dem  Ausdruck  ibov  TOi  Μάλιοί  ihre 
Gemeinde),  nur  die  Bewohner  der  Insel  Melos  sein  können,  und 
da  dieee  von  Ol.  91,  1 — 93,  4  von  attischen  Kleruchen  besetzt 
gewesen  sei,  es  aber  wegen  der  noch  ganz  epichorischen  Schreib- 
weiee^  bedenklich  wäre  die  Urkunde  unter  das  Ende  des  pelo• 
ponneeischen    Krieges    herabzurücken,    so    sei   sie    vor  Ol.  91,  l 


^  Mit  Recht  hält  Kirchhof!'  wie  Böckh  fiir  unglaublich,  dass 
da«  in  der  letzten  Zeile  überlieferte  ΧΙΛΙΟΥΣ  auf  dem  Steine  ge- 
weien  seL 


NO 


i'rfttjke! 


(416)  zu  eetzen;  am  wahrecüht^iuliefieten  Bei  unter  dem  Kriege, 
für  den  die  Beißteuern  geleistet  sind,  der  arcbidamif*cbt5  za  ver- 
ßteheiu  DieseR  auch  nusilFÜcklich  als  Vkeineswege  eicher'  be- 
sfielobnete  Beiuhat  hi  niilü  zwingt^nd;  denn  die  PrämifiRen  ge- 
statten  die  zweite  Mögliehkeit,  das»  die  Beiträge  aue  Meloe  in 
der  kurzen  Frist  zwieeben  der  Restitution  der  alteti  Bewobner  im 
Jahre  405  und  dem  Ende  des  Eriegee  im  Frühjahr  404  geleistet 
worden  rnnd.  Betrachtet  man  aber  die  Schrift,  so  kann  man 
nicht  glauben,  dase  die  Aofzeichnung  früher  erfolgt  ist  als  in 
den  letzten  Jahren  des  fünften  Jahrhunderts:  sie  seigt  den  Cha- 
rakter dee  Schwankens  und  Uebergangee,  vor  allem  in  den  For- 
men am  My  nnti  Ny,  die  tbeils  altertbüralich  eindy  tbeils  gut 
dem  vierten  Jahrhundert  angehören  konnten.  Das  geschloeeene 
Hauebzeichen  B,  das  Fourraont  in  Zeile  5  überliefert,  hat  sich 
in  Lakonien  eebr  lange  gebalten:  es  findet  Bich  neben  dem  ioni- 
ecben  Omega  auf  der  Inschrift  bei  Röhl,  InscripUones  antigim- 
simae  n,  83,  wie  anf  der  höchst  wabrscheinUcb  ebendaher  stam* 
menden  n.  82,  die  lliltenht?rger-Purgtfld  (In&chriften  von  Olympia 
274)  mit  Recht  auf  die  Scheide  des  funften  und  vierten  Jabr- 
hundertH  gesetzt  haben  werdend  Dasa  im  diese  Zeit  in  die 
officielle  Orthographie  Spartas  der  lonisniue  noch  nicht  ein- 
gedrungen war,  zeigt  der  obere  Tbeil  der  Urkunde  n.  91j  der 
in  Deloe  genau  nach  spartaniBcher  Vorschrift  aufgezeichnet  ist, 
und  zwar  nach  Horaolles  sicherem  Nachweis  zwisohen  403  und 
397.  Diesen  epigraphischen  Gründen  hat  mich  die  Güte  des 
Herrn  Henri  Oniont  in  den  Stand  gesetzt  einen  sehr  gewichtigen 
historifloben  hinzuzufügen.  In  Zeile  21  (der  früheren  Zählung) 
ist  nämlich  ΕΦΕΣΤΙΟΙ  ein  starkes  Versehen  Bekkers,  während 
Fonrmont  sowohl  in  der  ursprünglicheren  als  in  der  ins  Reine 
geschriebenen  Copie  ΕΦΕΣΙΟΙ   überliefert'^.    Wenn  man  aber  auch 


'  Ebenso  wird  n.  83  zu  dattren  Bein,  welche  Urkunde  Kirchhoflf, 
Alphabet*  S.  l£>4  erst  gegen  die  Mitte  des  vierten  Jahrhunderte  »etzt. 
Sein  Grund  ist,  das»  Theta  in  n.  91  Zeile  2  und  •ί  uocli  die  archaische 
Form  mit  Kreuz  bnt;  aber  eine  nolobe  Einzelheit  braucht  nicht  typisch 
zu  Bein,  Büntieni  kann  auf  der  beibehaltenen  Gewohnheit  oder  dem 
archaiairenden  Geschmack  des   Auafertigers  berohen, 

3  So  hntto  OttVied  MglkT  (Dorier  I  1«1)  verrauthet  oder  viel- 
leicht auch,  da  er  die  Lesart,  ohne  ein  Wort  darüber  zu  sagen,  nur 
in  der  DarsteUuug  verwerthet,  durch  einen  sehr  begreiflichen  Lese- 
fehler aus  den  Scheden  des  Corpus,  die  Beine  Quelle  waren  (s*  Böckh, 
Kleine  Schriften  7,  2»1),    gewonnen.     Mit  Recht  hat  Dittecberger    die 


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Epigraphische  Beiträge  541 

alleDfalls  meinen  kann,  dase  den  Maliern  ihr  damaliges  Verhalten 
bei  dem  furchtbaren  Gericht  des  Jahres  416  angerechnet  worden 
sei,  wie  bätten  die  Ephesier,  die  Mitglieder  des  attischen  See- 
bundes  waren,  vor  des^^en  Zerfall  eine  Handlung  so  offenbarer 
Rebellion  wagen  können,  als  die  Beisteuer  der  grossen  Summe 
▼on  tausend  Dariken  zu  den  Kriegsmitteln  des  Feindes  gewesen 
wäre,  ohne  daes  wir  durch  Thukydides  von  StrafmassregeTn 
hörten?  Dagegen  war  die  Stadt  seit  dem  Jahre  412  den  Atlienern 
verloren  und  ihre  Beziehung  zu  der  spartanischen  Streitmacht 
mueate  eine  besonders  nahe  sein,  da  diese  von  408  bis  406  dort 
ihr  Hauptquartier  hatten  Wenn  ferner  Zeile  9  geflissentlich 
beryorgehoben  wird,  dass  der  chiische  Beitrag  nicht  von  der  Ge- 
meinde, sondern  von  den  Lakonerfreunden  herrührt,  so  muss  er 
in  eine  Zeit  der  Unruhe  und  Parteigährung  gehören,  wie  die 
Ineel  sie  nach  ihrem  ebenfalls  412  erfolgten  Abfall  von  Athen 
durcbgemacht  bat^  So  vereinigt  sich  alles  zu  der  Sicherheit, 
daes  die  in  der  Urkunde  verzeichneten  Beiträge  in  den  letzten 
Jahren  des  peloponnesischen  Krieges  geleistet  worden  sind.  Aus 
dieser  Zeit  sind  uns  auch  solche  freiwillige  Beisteuern  an  die 
Spartaner  bezeugt:  Lysander  bat  dazu  die  asiatischen  Küsten- 
städte vermocht^;  vor  allem  aber  ist  für  uns  wichtig,  dass  sein 
Nachfolger  in  der  Nauarchie  Kallikratidas,  wie  Xenophon  (Hel- 
lenika  I,  6,  7  ff.)  erzählt,  angeekelt  von  der  Noth wendigkeit  bei 
den  Satrapen  zu  antichambriren  und  ergrimmt  über  die  Schmach, 
&88  Hellenen  den  Barbaren  um  des  Geldes  willen  schmeicheln 
müseten,  4m  Jahre  406  in  einer  Vernammlung  der  Milesier,  die 
er  berief,  die  Bundesgenossen  zu  Opfern  aufforderte,  worauf  er 
von  milesiscben  Privaten  und  aus  Chics  erhebliche  Summen  er- 
hielt*.    Seine   gerechten  und    starken   Empflndungen,    deren  ein- 


jetzt  als  richtig  herausgestellte  Lesung    als  Conjectur    für    unstatthaft 
erklärt;  Röhl  hat  sie  als  seine  eigne  wieder  aufgestellt. 

1  Vergl.  Ed.  Meyer,  Geschichte  des  Alterthuras  IV  S.  508.  im  ff. 

*  Thukydides  8,  'J8,  3:  ol  οέ  Χΐοι  -  -  ύπόπτως  διακείμενοι  άλλή- 
λοις.     Diodor  13,  G.5,  3  f. 

»  Diodor  13,  70,  4. 

*  Der  in  der  Urkunde  Z.  0  verzeichnete  Beitrag  aus  Chics  kann 
»ohwerlioh  mit  dem  von  Xenophon  orwähnten  identisch  sein,  da  dieser, 
fünf  Drachmen  auf  den  Mann  der  SchiiTsbcsat/.ung,  zu  erheblieh  war 
als  dass  der  Kaum  die  Erfjänzunti  der  nölliiijfen  Anzahl  von  Stateren 
zuliesse.  DasMelbe  ^ilt  für  die  nacli  Thukydides  s,  101  παρά  τών  Χίαιν 
im    Jahre  411    eingegangene    Unterstützung,    als    deren  Urheber    man 


542  Franke] 

dringliche  Schilderung  durch  Xenophon  den  Stempel  der  Wahr- 
heit trägt,  hat  Kallikralida»  ohne  Zweifel  durch  die  von  ihm  nach 
Geld  entsandten  Trieren  in  Sparta  geltend  machen  lassen,  und 
bei  dem  Versiegen  der  persischen  Goldquelle  werden  sie  nicht 
bloss  in  Milet  und  Chios  gewirkt  haben.  Etwa  in  dieser  Zeit 
werden  also  die  Beiträge  geleistet  sein,  von  denen  unsere  Urkunde 
meldet;  dass  die  eben  von  Sparta  zurückgeführten  Melier,  die  sich 
erklärlicher  Weise  zur  Betheiligung  gedrängt  fühlten,  erst  auf 
der  Schmalseite  vei zeichnet  sind,  stimmt  dazu,  dass  ihre  Spenden 
zu  den  spätesten  gehört  haben  müssen.  Die  Breitseite  könnte  ja 
etwas  früher  geechrieben  sein,  aber  nach  den  Kriterien  der  Schrift 
nicht  wesentlich  früher;  so  wird  kaum  ein  Zweifel  sein,  dass 
die  Urkunde  erst  unmittelbar  nach  dem  Friedensschluss  als  ein 
Zeichen  der  Dankbarkeit  aufgestellt  wurde  und  dass  sie  uns  so- 
mit für  die  Geschichte  der  lakonischen  Schrift  einen  festen  chro- 
nologischen Anhalt  gewährt  ^ 


überdies,  wie  auch  wohl  bei  der  von  Xenophon  Hell.  2,  1,  5  bezeugten 
aus  dem  Jahre  405,  die  Gemeinde  ansehen  muBs. 

1  Otfried  Müller  (Dorierl  180),  dem  Böckh  zuzuetimroen  geneigt 
war,  wollte  nicht  weit  von  der  Wahrheit  unere  Urkunde  in  die  Zeit 
Lysanders  setzen.  —  Sehr  merkwürdig  ist  das  Verfahren  Röhls,  der, 
da  die  Schrift  vor  das  Jahr  427  fallen  müsse,  entschlossen  gleich  bis 
etwa  in  die  Zeit  der  Schlacht  bei  Mykale  hinaufgeht.  Damals  hätte 
man  die  Spenden  doch  nicht  an  die  Lakedaimonier,  souderu  an  die 
Hellenen  gerichtet.  Beruhen  kann  der  terminus  ante  quem  nur  auf 
Uöhls  falscher  Datierung  der  Inschrift  n.  88,  die  in  WahrhÄ  ins  vierte 
Jahrhundert  gehört;  s.  Kirclihoif,  Alphabet^  S.  154.  Man  sollte  meinen, 
für  die  subtile  Abschätzung  des  Schriftcharakters  wäre  die  Voraus- 
setzung ein  starker  Glaube  an  die  Geschicklichkeit  und  Genauigkeit 
Fourmonts,  die  durch  die  doppelte  Brechung  in  Bekkers  Abschrift  und 
Böckhs  Typen  noch  wirksam  geblieben  waren.  Dennoch  ist  Höhl  von 
solchem  Glauben  weit  entfernt;  er  erhebt  entrüstete  Klage  über  Four- 
monts negUgefUia;  da  der  Stein  misere  exscriptus  sei,  habe  homo  üle 
uns  um  seinen  Nutzen  gebracht.  Hat  er  uns  denn  nicht  vielmehr  die 
Urkunde  gerettet,  und  mit  ihr  blos  in  Lakonien,  wo  gerade  man  seine 
Ausdauer  bewundern  lernt,  hunderte  anderer?  Das  arge  Missvorständ- 
niss,  dass  er  Reste  des  Alterthums  geflissentlich  zerstört  zu  habvMi  be- 
kenne, hat  Rose  (Archäologische  Aufsätze  S.  429  f.)  aufj,'elöst;  er  hätte 
nur  nicht  zugeben  sollen,  dass  es  manchmal  doch  geschehen  sei,  auf 
den  blossen  Gemeinplatz  hin,  dass  die  Eitelkeit  einen  Stein  allein  ge- 
sehen haben  zu  wollen  vorkäme.  Ross  rühmt  ebenda  Fourmonts  Ab- 
schriften: 'wo  ich  seinen  Spuren  habe  folgen  können,  ...  da  habe 
ich  ihn  gewissenhaft  genau  befunden,  selbst  genauer  als  seine  Commen- 


Epi^aphisclie  Beiträge  543 

Am  Fueee  des  1{ leinen  Uügels,  der  das  Kirchlein  des  hei- 
ligen Vaeilios  tragt,  liegt  das  Fragment  einer  uncanellirten  Saale; 
in  der  Kirche  befindet  eich  ein  korinthischee  Kapitell.  So  hat 
vielleicht  der  Hügel,  wozu  seine  Lage  sehr  geeignet  ist,  auch 
im  alten  Hellas  ein  llciligthum  getragen;  aber  viel  wahrschein- 
licher ist  ee,  dase  die  Spartaner  unsrem  Steine  denselben  Platz 
angewieeen  haben,  an  dem  sie  ihre  wichtigsten  öifentlichen  Ur- 
kunden aufzustellen  pflegten  ^',  dass  er  also  aas  dem  etwa 
IY2  Stunde  entfernten  Amyklaion  verschleppt  ist. 


II.    Zur  Aphaia-Inschrift  ClPel.  1580. 

Es  ist  abermals  Adolph  Michaelis,  dem  ich  zu  danken  habe: 
er  hat  mir  fUr  die  Aphaia-Inschrift  eine  durch  veränderte  ^Inter- 
punction  zu  gewinnende  wesentliche  Verbesserung  mitgetheilt 
Er  liest:  .  .  .  Όϊγος  [ο19οοομ1έθ€  χό  βωμός,  χόλίφας  ποτε- 
ποιέθ€.  [χό  π€ρίβολο]ς  π€ρι[€]ποΐ€θ€  Es  leuchtet  ein,  dass 
diese  Satztheilung  die  wahre  ist.  Mit  Recht  urtheilt  Michaelis, 
dass  οίκος  und  βωμός  zusammengehörig  sind  und  dass  der  In- 
halt, da  er  nun  völlig  auf  das  eine  Haus  der  Aphaia  zu  beziehen 
ist,  geschlossener  wird.  Doch  οΐ9οοομ]ήθη  passt  jetzt  nicht; 
ich  war  auch  vorher  damit  nicht  völlig  zufrieden,  fand  aber  ein 
andres  Verbum  auf  έω,  an  das  ich  allein  dachte,  nicht.  Einwand- 
frei möchte  Folgendes   sein: 

Κλ]€θίτα  Ιαρίος  έόντος  τάφαίαι  ώι9ος 
έτ]ίθη  χώ  βωμός,    χώλέφας  ποτεποιήθη. 
κα!  τώρ9ο]ς  π€ρι[€]ποιήθη.  • 
Die  Form  von  τιθεναι  zu  Anfang  von  Zeile  2   wie  zB.  ClPel.  192; 
Inseripiiones  anliquiss,  314;    Inschrift  des  erzenen   Viergespanns 


tatoren*.  Auf  unsrem  Stein  erkennt  man  nouh  heute  in  täuschendeu 
Zu^ligkeiteo  Quellen  seiner  Fehler,  so  dass  also  schon  damals  die 
Lesung  sehr  schwer  gewesen  sein  muss.  wie  ja  auuh  die  letzten  vierzig 
Jahre  darin  einen  merkbaren  Unterschied  nicht  hervorgebracht  haben. 
Man  sollte  sich  klar  machen,  was  es  hiess  eine  verriebene  archaische 
Urkunde  zum  ersten  Male  abzuschreiben,  im  Jahre  17.30,  wo  die  dia- 
lektischen und  epigraphisühen  Eigenthümlichkeiten  nicht  verstanden 
werden  konnten,  die  Arbeit  also  zumeist  eine  rein  mcchanisciie  sein 
niusste:  da  wird  man  aueli  die  Auslassung  einer  Zeile,  da»  schlimni!»te 
Vei sehen,  nicht  für  unverzeihlich  halten. 

1  Vergl    zB.-Thukydides  5,  18,  10.    23,  5. 


544  Fränkel 

auf  der  Burg  von  Athen  Herodot  5,  77.  Zu  Anfang  von  Zeile  3 
(και  τό  ^ρ9ος)  stünde  AI  auf  dem  Raum  der  breiten  Buchstaben 
Λ  in  Z.  1  und  Τ  in  Z.  2,  genau  wie  in  dem  Erhaltenen  in  Z.  1 
Ol  über  φ   und  das  zweite  AI  über   Π,  in  Z.  3  PI  unter  M. 

Da  ich  zu  der  Inschrift  nochmale  das  Wort  nehmen  musste, 
habe  ich  zugleich  auf  die  Entgegnung  einzugehen,  durch  die  Furt- 
wängler  oben  S.  252  ff.  meine  S.  152  ff.  gegebenen  Ausführungen 
zu  widerlegen  geraeint  hat^.  Der  erneuten  Erörterung  kommt 
die  feste  Grundlage  zu  Gute,  die  Michaelis  geschaffen  hat,  und 
die  erhobenen  Einwände  scheinen  zu  zeigen,  dass  es  gut  ist  man- 
ches eingehender  zu  begründen  als  ich  früher  für  nöthig  hielt. 
Furtwängler  fragt:  'der  aeginetische  οίκος  der  Aphaia,  wenn  er 
.  .  .  dem  Cultus  dieser  Göttin  diente,  was  war  er  denn  anders 
als  ein  Tempel?  Selbstverständlich  war  er  das,  aber  nicht  der 
Haupttempel  des  Temenos.  Furtwängler  heftet  sich  daran,  dass 
Ulrich  Köhler,  auf  den  ich  mich  berief,  für  die  i€poi  οΤκοι  den 
Cult  ausscbloss.  Ich  hätte  hervorheben  sollen,  dass  seine  Be- 
stimmung zu  eng  ist,  dass  er  die  lepol  οίκοι  zwar  richtig  als 
^Dependenzen  der  dabei  stehenden  Tempel'  definirt  hat,  dass 
sie  aber  einem  Cult  ebenso  gedient  haben  können  wie  der  Ver- 
waltung'; einen  für  den  Cult  bestimmten  οίκος  hatte  ich  aus 
der  Inschrift  CIGr.  Sept.  I  2233  angeführt.  Wenn  aber  im  ge- 
nauen amtlichen  und  sacralen  Gebrauch  οίκος  gleichbedeutend 
mit  ναός  sein  könnte,  müsste  es  in  einer  unsrer  vielen  Bau- 
inschriften dafür  stehen.  Worin  sonst  sollte  aber  der  nothwen- 
dige  ßedeutungsunterschied  bestanden  haben  als  in  der  von  Köhler 
für  die  andre  Art  der  Upoi  οΤκοι  festgestellten  Inferiorität?  Meint 
man,  dass  bei  der  UntQirscheidung  mehr  auf  Ausstattung  und 
Grösse  gesehen  sei,  so  kommt  es  im  Allgemeinen  und  sicher 
in  unsrem  Falle  auf  dasselbe  hinaus,  denn  das  Gebäude  für  den 
Hauptcult  unsres  Temenos  kann  nicht  eine  Aedicula  gewesen  sein. 
Man  kann  von  zwei  vaoi  desselben  Bezirkes  sprechen,  wenn  man 
die  Unterscheidung  zwischen  dem  ursprünglichen  und  dem  zu- 
gefügten Culthause  nicht  betonen   will ;  aber  der  einzige  Tempel 


1  Auf  Herwerden,  Lexicon  Graecum  euppletorium  p.  935  f.  u. 
'Αφαία  hat  Furtwänglers  Polemik  keinen  Eindruck  gen>acht. 

'  Ich  darf  die  Flüchtigkeit,  die  ich  begangen  habe,  damit  ent- 
schuldigen, dass  ich  zur  giösston  Eile  gezwungen  war,  um  meine  Aus- 
führungen noch  im  Corpus  citiren  zu  können  und  dass  die  Jahreszeit 
zur  Reise  nach  Griechenland  drängte. 


fipigraphische  Heitrage  545 

eines  Bexirks  kann  in  der  Weihung  nicht  οίκος  genannt  werden. 
Da  jetzt  dnrch  MichaeÜR  vollende  gesichert  ist,  dasH  der  οΤκος 
der  Aphaia  ihrem  üulte  diente,  kann  der  Uaupttempel  des  Te- 
menos  oioht  dem  Gülte  derselben  Gottheit  gedient  haben.  Wenn 
Aphaia  eo  gründlich  in  Vergessenheit  geiieth,  dass  ihre  'Legende 
erst  der  gelehrte  Nikander  wieder  entdeckt  zu  haben  scheint* S 
80  ist  das  schwer  vorzustellen,  wenn  sie  einen  prachtvollen  Tempel 
an  bevorzugter  Stelle  besass,  leicht  wenn  ihr  nur  eine  neben* 
fiächliche  Capelle  zu  eigen  war. 

Gegen  die,  wie  ich  meine,  feste  philologische  Thatsache, 
daea  οίκος  nicht  dasselbe  ist  wie  ναός,  können  die  Fundthat- 
Sachen,  die  zufällig  sind,  nicht  aufkommen.  Die  hier  behandelte 
Inschrift  ist  bis  auf  das  kleine  Fragment  zur  äussersten  Linken 
durch  Verbauung  gerettet;  die  ausserdem  ganz  oder  fast  sicher  auf 
Aphaia  bezüglichen  Steine  ClPel.  1582  und  1584  sind  in  einer 
and  derselben  Gegend  gefunden,  auch  der  minder  sichere  1585. 
Wenn  höchstens  drei  oder  vier  inschrifiliche  Zeugnisse  für  Aphaia 
übrig  sind,  so  ist  die  Zahl  zu  gering  um  zu  behaupten, 
daes  deren  auch  für  Artemis  übrig  sein  müssten.  Wie  gründ- 
lich die  Zerstörung  der  Inschriften  in  unserem  Temenos  war,  be- 
weist dass  wir  nach  so  erschöpfenden  Ausgrabungen  wie  den 
bairischen  im  Ganzen  mit  Einschluss  des  schon  vorher  vorhan- 
denen Inventars  ClPel.  39  nicht  mehr  als  neun  haben.  Nach- 
dem unser  Ueiligthum,  wie  Furtwängler  (Akad.  S.  389)  gewiss 
mit  Recht  annimmt,  schon  seit  dem  Jahre  431  verödete,  können 
auch  Weihgeschenke  an  Artemis  in  ihren  unterwärts  gelegenen 
Tempel  versetzt  worden  sein.  Wenn  Furtwängler  weiter  geltend 
macht:  'Unter  den  zahlreichen  Terrakotten  ist  keine  einzige,  die 
etwas  von  Artemis  hätte',  so  könnte  auch  keine  auf  Aphaia  zu  be- 
zichen sein;  denn  nach  dem  was  Furtwängler  (Akad.  S.  380  ff.) 
über  deren  künstlerische  Darstellung  ermitteln  konnte,  war  sie 
der  Artemis  ähnlich.  Die  Terrakotten  beweisen  also  nach  keiner 
Seite;  aber  jedenfalls  ist  Marmor  niuht  schlechter  als  Tlion. 
Nun  berichtet  Furtwängler  (Akad.  S.  380)  von  dem  Funde  einer 
früharchaisohen  Marniorstatuette,  deren  Typus  auch  ...  in  einer 
Marmorstatuette  aus  der  tiefsten  Schicht  am  Artemision  von 
£phe8os  erscheint  .  .  .  :  die  Aphaia  und  die  ephesische  Ar- 
temis wurden  in  alter  Zeit  in  einem  und  demselben  .  .  .  Typus 
gebildet  .     Es  wird    einfacher  sein,    auch    die  aeginetische   Figur 

*  So  Furtwängler,  Sitziingsber.  d.  Müncheuer  Akad    1901  S.  IlS  ). 
Moa.  f.  PhUol.  N.  F.  LVJI.  35 


Μβ 


tkel 


für  Arteniie  zu  nehmen  und  für  eine  erwünecbte  Beetätigniig 
ihree  Cnlte». 

*Die  ürtlichen  Verhältnieee  zeigen  ferner  deotlicb.  dasfi  nur 
ein  Cultiie  hier  gepflegt  wurde  .  .  ,  ,  Vor  Allem  ist  gar  kein 
Platz  vorhanden  in  dem  beechränkten  Raum  de«  alten  Heilig- 
tbume,  wo  der  ,  .  »weite  Tempel  gestanden  baben  eollte/  Setzt 
man  hier,  wie  ee  recht  ist,  anstatt  dea  zweiten  Tempels  eine 
CapeÜe  von  vielleicht  eehr  beecbeidenen  Abmeesungen,  so  kann 
die  Behauptung  aof  hinreichender  Grundlage  nicht  ruhen ;  denn 
*diiB  Fundament  de«  (alten)  Bauee  mufle  wohl  unter  dem  jetzigen 
Tempel  stecken',  heisst  es  in  den  Sitzungeberichten  S,  386, 

DaRs  an  unerer  Stelle  ein  \ξρόν  *Αφαίας  eei»  aagt  Paoftaniaa 
vullig  zutreffend,  er  aagt  nur  nichts  daas  es  sieh  im  Heiligthum 
der  Artemie  befindet,  begeht  alao  keinen  'unerhörten  lrrthum\ 
noch  Überhaupt  einen  Irrihnm,  sontlern  nur  eine  Auslasaung*  Ich 
möchte  hier  ein  fUr  die  Frnge  nach  dem  Inhaber  unseres  Temenos, 
wie  ich  meine,  wichtigeB  Argument  nachtragen.  Nach  dem  Zeug* 
nies  des  FausaniaH  3,  14,  2  wurde  in  Spaita  die  "Αρτεμις  Ai- 
γιναία  in  einem  eignen  Tempel  verehrt,  t)ie  ethninche  Bezeich- 
nung beweist,  dftss  ArtemiH  die  Hau[itgottheit  von  Aegina  gewesen 
iat;  um  einige  Beispiele  anzufülircn*  nenne  ich  die  epidaun sehen 
Weihungen 'AttüXXujvi  Άμυκλαίιυ  il Tel,  1078,  ^Αρτ^μιί^ι  Έφεσία 
Β,  Π 93,  Άσκλητιιοΰ  Tltpfaμr\vύύ  η,  1262.  Das»  man  aber  das 
Geschlecht  des  Laudesheroen  *  der  Insjl  Aiakoa  in  den  Tempel- 
giebeln der  Hauptgottbeit  verherrlicht ,  iat  verständlioh,  aber 
nicht,  dass  man  düfür  den  Tempel  einer  untergeordneten  Heroine 
gewählt  hiitte,  deren  Legende  keinen  Grund  dafür  bot.  Sicher 
ist  auch,  dass  wenn  der  Cult  der  Artemis  su  bedeutend  war,  eie 
nach  der  frtiben  Aufgrabe,  mindestens  dem  gänzlichen  Zurück- 
treten des  auf  der  Höhe  gelegenen  Heiligthumf^  einen  andern 
Tempel  gehabt  haben  muss,  den  Pausaniaa  erwähnt.  Er  nennt 
2,  30,  2  als  Hauptgottbeit  der  Aegiueten  für  seine  Zeit  Hekate, 
die  ja  auch  nur  eine  Gestalt  der  Artemis  ist;  sie  hatte  neben 
dieser  einen  eignen  Tempel. 

Endlich  Autoninus  Liberalis.  Durch  die  Absicht  seines 
Buches  wie  durch  dns  im  Codex  voranstehende  Argument  ist 
aicber,  di&ss  die  iinn  angehende  Erzählung  einen  Vertust  erlitten 
hat:  es  fehlt  die  Verwandlung  der  Britomartis  in  ein  Götterbild, 
Otto   Schneider    und   Martini     haben    den   Ausfall   nach  iv  hl  τω 


*  S,  16Γ>  mt  dnfUr  *  Landf*iiborri*ii'  gedruckt, 


Kpigraphische  Beitr&ge  547 

ΐ€ρψ  τής  *ΑρτίμΛος  angeeetzt,  was  Furtwängler  (Akad.  S.  377  f.) 
verwirft,  indem  er  vermuthet,  daes  das  Fehlende  vielmehr  die 
Stelle  dee  tautologiechen  Zueatzee  και  ώνόμασαν  αυτήν  Άφαίαν 
eingenommen  hahe.  Eb  steht  fest,  dass  er  recht  hat:  das  Emblem 
bat  das  Echte  verdrängt;  dass  für  Britomartis  ihr  Bild  erschienen 
sei,  mnes  noth wendig  an  den  Bericht  von  ihrem  Verschwinden 
angeechlossen  gewesen  sein.  An  der  Stelle  aber,  von  der  Furt- 
wängler mit  richtigem  ürtheil  den  einzigen  in  der  Ueberlieferung 
fehlenden  Zug  der  Erzählung  entfernt,  nimmt  er  nun  doch  einen 
zweiten  derartigen  Defect  an.  Das  ist  nur  zulässig,  wenn  er 
für  ihn  einen  nothwendigen  Inhalt  aufweisen  kann,  und  dieser 
Verpflichtung  genügt  er  nicht ;  denn  er  kann  nur  sagen  '  was 
hier  (in  dem  Heiligthum  der  Artemis)  auf  Aphaia  Bezügliches 
war,  ist  durch  die  Lücke  des  Textes  verloren'.  Was  soll  denn 
in  einem  fremden  Heiligthum  auf  das  Verschwinden  der  Bri- 
tomartis Bezügliches  geschehen  sein?  Wenn  hier  das  Heilig- 
thum der  Artemis  erwähnt  wird,  so  ist  zweifellos,  dass  es  der 
Schauplatz  des  Erzählten  gewesen  ist.  Es  ist  auch  offenbar, 
dass  dies  allein  zu  Pausanias'  Ausspruch  ταύτην  θ€Ον  έποίησεν 
Άρτεμις  passt  und  dass  es  sich  mit  dem  aus  der  Anwendung 
des  Wortes  οίκος  in  der  Inschrift  Ermittelten  zusammenschliesst. 
Da  jedes  Anzeichen  fehlt,  dass  die  Erzählung  einen  zweiten 
Verlust  erlitten  habe,  ist  seine  Annahme  ein  unerlaubtes  Mittel, 
um  nneren  Text  in  Ordnung  zu  bringen.  Dem  Anstoss,  der  an 
der  anvermittelten  Einführung  des  Heiligthums  der  Artemis  ge- 
nommen werden  kann,  ist  leicht  zu  begegnen,  indem  man  die 
zweifellos  noth  wendige  Ergänzung  ungefähr  so  gestaltet:  κάν- 
ταυθα  έγίνετο  αφανής  <και  Εόανον  έφάνη  άντ'  αυτής  *  συνέβη) 
ht  έν  τφ  Ιερφ  τής  Άρτίμώος.  τόν  bk  τόπον  κτλ.  Dass  nach 
der  Lücke  hk  und  έν  ihren  Platz  vertauscht  hätten,  wäre  sehr 
natürlich.  Nachher  ist  jedenfalls  noch  ein  kleiner  Verlust  ein- 
getreten, da  das  Object  zu  ώνόμα(Ταν  fehlt,  als  welches  Martini 
αυτήν  einsetzt.  Es  wäre  entbehrlich,  wenn  man  άφίερωσαν 
Αΐχΐνήται  <αύτή>  schreibt,  wo  der  Ausfall  nach  dem  ganz  ähn- 
lich anf  ταΐ  auslautenden  Worte  leicht  eintreten  konnte;  aus  dem 
Dativ  des  Pronomens  wäre  wohl  der  Accusativ  zu  entnehmen. 
Doch  mag  der  Schriftsteller  sich  auch  nachlässig  ausgedrückt 
haben;  wenigstens  fehlt  dasselbe  αυτή  auch  am  Schluss  seiner 
ersten  Erzählung  nach  oi  bk  θύουσιν  δχρι  νυν,  wo  freilich  auch 
wieder  der  Ausfall  des  Wortes  vor  Ίουλιήται  wegen  des  Ho- 
voioteleiiton  veranlasst  sein  kann. 


548  Franke  1  £pigraphieche  Beiir&ge 

Betrachten  wir  nach  diesen  Einzelheiten  noch  einmal  die 
ganze  Inechrift.  'Ale  Kleoitae  Priester  (der  Artemis)  war,  ist  der 
Apbaia  das  Haue  errichtet  worden  nnd  der  Altar/  Da  der  Altar 
heeonders  erwähnt  wird,  hat  er  nicht  in  der  Aedicnia  gestanden, 
die  das  vom  Himmel  gefallene  Üultbild  enthielt,  sondern  vor  ihr  im 
Freien.  *ünd  das  Elfenbein  wurde  hinzugefügt.*  Es  war  also 
nichts  Nothwendiges,  sondern  Schmuck;  an  welchem  Theile  des 
Bauwerks  er  sich  befand,  können  wir  nicht  wissen;  doch  ist  die 
Vermuthnng  statthaft,  dass  er  an  der  Thür  angebracht  war. 
*Und  das  Gitter  wurde  heramgelegt',  um  Haus  und  Altar  von 
dem  übrigen  Bezirk  der  Artemis  abzusondern.  Die  Monumen- 
talität der  Inschrift  war,  wenn  auch  nicht  durch  die  Grösse  des 
Baues,  durch  die  Bedeutung  ihres  Inhalte  begründet,  meldete  sie 
doch  von  der  Aufnahme  einer  neuen  Gottheit. 

Berlin.  Max  Frank  el. 


S  Α  TZSCHLÜSSSI'UDTEN 
ZUR  HISTORIA  AüGüSTA 

I.    Hadrians  Α  atobiograpbie. 

In  der  Vita  Hadriani  beruft  eich  Spartian  mehrmale  auf 
die  Seibetbiographie  des  Kaisers^,  und  Peter  hat  in  sorgfältiger 
Analyse  der  Vita  die  Meinung  begründet*,  daee  grössere  Ab- 
schnitte im  ganzen  auf  diese  Quelle  zurückgehn.  Dass  Spartian 
selbst  die  Autobiographie  ausgezogen  und  mit  einer  andern  Quelle 
(db.  mit  Marine  Maxiraus)  verglichen  habe,  will  ihm  Peter  frei- 
lich nicht  recht  zutrauen. 

Hier  führt  der  SatzsohluRe'  weiter.  Die  Scriptores  histo- 
riae  Angastae  wenden  ihn  alle  an;  freilich  wohl  nicht  ohne  ge- 
wisse individuelle  Eigenheiten,  die  noch  näher  festzustellen  sein 
werden.  Für  uns  genügt  hier  zu  wiesen,  dase  auch  Spartian 
durchaus  den  metrischen  Satzschlues  schreibt.  Nun  finden  sich 
aber  in  der  Vita  Hadriani  nicht  bloes  einzelne  Stellen  (die  schlecht 
überliefert  sein  können),  sondern  ganze  Abschnitte,  die  diesem 
festen  Gebrauch  Spartiane  widersprechen.  Die  genaue  *  ünter- 
sQohung  dieser  eatzechlueeloeen  Abechnitte  und  der  wenigen  ein- 
gesprengten rhythmiechen  Sätze  oder  Sätzchen  iet  im  Intereese 
der  Quellenkritik  nicht  zu  umgehn.  Ich  bemerke  von  vornherein, 
dass  auch  in  'satzschlueslosen  Abechnitten  eich  vereinzelte  Aus- 
nahmen finden  und  finden  müssen,  die  aber  nur  die  Regel  be- 
stätigen: auch  wer  nie  etwas  vom  Satzschluss  gehört  hat,  schreibt 


1  Historicorum  Romanorum  fragmenta,  coli.  disp.  rec.  Peter 
(Leipzig  18aS),  S.  324  f. 

*  Die  Scriptores  historiae  Augustae  (Leipzig  1892),  S.  121  ff. 

'  Bhein.  Mus.  N.  F.  LVII  lf)7,  Aum.  1;  hinzugekommen  ist  in- 
zwischen Skutsch,  zu  Favonius  Eulogiua  und  Chalcidiue,  Philologus 
LXI  198  ff. 


560  ν.  Winterfeld 

mitunter  correcte  SchlüsRe;  wir  können  ans  nur  wandern,  daes 
diese   zufälligen   Ausnahmen  nicht  häufiger  sind. 

Zunächst  die  Eingangepartie,  Kapitel   1  —  4. 

1,  1  von  einem  andern  als  Hadrian  stilisirt,  aher  inhaltlich 
auf  der  Autobiographie  beruhend.  Die  Satzschlüsse  Hispanien- 
sibüs  münatf  tempörlbüs  r^sedisse^  tps^  cömm^mörat  sämmtlich 
correct. 

1,  2  kaum  ein  Satzechluss  correct:  ätävüs  Märylllnus  ist 
keine  Pause;  und  der  lambus  pflegt  auch  meist  nur  in  schwä- 
cheren Pausen  zu  stehn,  nicht  wie  hier  in  der  stärksten  JRomant 
füit.     Inhaltlich  ohne  Zweifel  aus  der  Autobiographie. 

1,  3  —  1,  5  ebenfalls.  Nur  der  eine  Satz  ingenio  eius  sie  ad 
ea  declinanie,  ut  α  nonnullis  Gräecülüs  dic^retur  ist  nach  Inhalt 
und   Form  dem  Kaiser  schwerlich  zuzutrauen. 

2,  1  dagegen  wird  von  Hadrian  herrühren,  der  sich  der 
echt  spanischen^  Jagdlust  seiner  jungen  Jahre  auch  später  nicht 
geschämt  haben  dürfte ;  das  folgende  quare  setzt  diesen  Satz  noth- 
wendig  voraus:  mit  dem  fünfzehnten  Jahre  ist  Hadrian  nach 
Spanien  zurückgekehrt,  hat  dort  seine  militärische  Laufbahn  be- 
gonnen —  und  ist  alsbald  der  spanischen  Nationalleidenschaft 
verfallen ;  das  sieht  Trajan,  er  will  ihn  herausreissen,  und  ruft 
ihn,  da  er  als  Spanier  unter  Spaniern  nicht  davon  zu  heilen  wäre, 
kurzer  Hand  aus  Spanien  ab.  Dazu  stimmt  es,  dass  reprehen- 
siönem  siüdiösus  ein  fehlerhafter  Satzschluss  wäre,  da  nur  _^, 
v^w-*^  und  -.^v,  i^-_«^  erlaubt  sind. 

2,  2  sicher  authentisch.  Zwei  der  vier  Satzschlüsse  sind 
correct,  iüdtcändls  dätns  und  legiönls  cr^üfus\  die  beiden  andern 
incorrect. 

2,  4  giebt  sich  als  Gerücht  {dicltür  cömp^risse),  wozu  die 
rhythmisirte  Form  stimmt  (auch  ess^  comp^r^rat), 

2,  5 — 2,  8  knappe  authentische  Nachrichten  (nur  die  sors 
Vergiliana  ausführlich)  ohne  Satzschluss;  die  paar  Ausnahmen  be- 
weisen nichts :  exercitüs  tnJssus  in  schwacher  Pause ;  beneficiü- 
riüm  TintPvenii  in  starker  Pause,  aber  doch  mit  Hiatus;  zweimal 
könnte  *  alllateinischer*  Kretiker^  vorliegen:  superiorem  träns- 
läius  (est),  .sörfes  cönsuli^ret ;  der  Rest  widerstrebt  hartnäckig. 
Nur  wo  die  paedayogi  puerorum  erwähnt  werden,  quos  Traianus 
impenstus  dltigebat,  zeigt  Inhalt  (vgl.  4,  5)  und   Form,  dass  wir 


^  Kieesling,  Neues  Schweizerisches  Museum  V  327  ff. 
2  W.  Moyer,  Gott.  gel.  Anz.  1893,  S.  14. 


Satz8ohla888tudien  zur  Historia  Augusia  551 

in  dem  Relativsatz  ein  Einschiebeel  von  andrer  Hand,  aus  skan- 
dalsliehtiger  Zeit,  vor  ans  haben.  Und  ebenso  ist  der  Schluse- 
eatx  g[uam  (eortem)  alii  ex  SibyUinis  versibus  ei  proventss^  dixe- 
runt  natürlich  anszuecheiden:  wieder  stimmen  Inhalt  und  Form 
zaeammen. 

2,  9  aus  dem  (natürlich  nicht  direct  benatzten,  sondern  von 
Marine  Maximue  citirten)  Αρυΐΐυηΐηβ  SyruR^  Die  Satzechlüese 
imp^Srti  möx  fütüri,  manänt^  respönsOy  librls  suis  tndidit  aämmt- 
lich  correct. 

2,  10  aus  Marine  Maximue,  dem  soeben  auch  das  ApoUonius- 
oitat  entnommen  war.  Die  Satzechlüsse  dem  entsprechend  cor- 
rect: pleniöretn  rMit,  faventS  Plötlna  (was  4,  1.  4  wiederkehrt), 
didU  völenie, 

3,  1  der  erste  Satz  ein  kurzes  Datum  ohne  Satzschlass, 
also  aas  der  Autobiographie.  Das  daran  angeknüpfte  Histörchen 
von  der  Verspottung  seines  Dialekts  und  seinem  Eifer,  den  Dia- 
lekt abzulegen,  zeigt,  wie  billig,  correcten  Satzschluss:  pronün" 
(iätis  rlsus  (esset),  und  (allerdings  in  starker  Pause)  operäm  d^dit, 

3,  2  bereitet  zunächst  Schwierigkeiten.  Inhaltlich  ist  dieser 
Paragraph  ohne  Zweifel  ganz,  wie  Spartian  es  für  die  zweite 
Hälfte  bezeugt,  der  Autobiographie  entnommen;  aber  die  Form 
ist  durchaus  rhythmisch:  nur  zu  Anfang  der  altlateinische  Kre- 
tiker  senülüs  cürüvit;  sonst  familüriiis  prösiicüttis  {esl)^  möribüs 
öbsSqiientem,  locuplettssime  män^rätum.  Wörtlich  herübergenom- 
men ist  also  wohl  nur  das  erste  Grlied  post  quaesturam  acta  se- 
tusfus  curavit]  die  andern  sind  umstilisirt.  Und  zwar  ungeschickt. 
Denn  Trajan  wird  wohl  kaum  den  Hadriau  '  wegen '  seiner  Theil- 
nahme  an  der  kaiserlichen  Trinktafel  begabt  haben.  Der  'echrift- 
atellernde  Kammerdiener'^  mag  die  Sache  nach  seinem  Auf- 
faeeangsvermögen  pragmatisirt  haben.  Er  findet  bei  Hadrian, 
dase  dieser  sich  den  Trinkgelagen  des  Kaisers  nicht  habe  ent- 
ziehen können,  und  dann  weiter,  dass  Trajan  ihn  (wohl  gar  bei 
einem  Gelage)  beschenkt  oder  befördert  habe ;  da  ist  sein  Schluss 
fertig:  post  hoc:  ergo  propter  hoc. 

3,  4.  5  trotz  des  adserit  nicht  umstilisirt,  und  daher  ohne 
Satzeohlaae:    man  darf  nur   für   in  quo  magistratu  .  .  omen    sibi 


^  Für  diesen  völlig  unbekanuten  Autor  hat  auch  die  Gelehrsam- 
keit und  der  Sammelfleiss  des  J.  Λ.  Fabricius  (Bibliotheca  Graeca,  cur. 
Harlees,  Hamburg  1790  ff.,  III  102.  lY  278)  keinen  zweiten  Beleg  auf- 
treiben können. 

s  Kieseling  aaO. 


552  y.  Winterfeld 

fucttim  adserity  quod  pnenulas  amiserit  einsetzen  omen  ei  factum 
est,  nnd  amisit,  eo  hat  man  den  ursprünglichen  Wortlaut.  Der 
Autor  i^t  also  hier  zu  trüge  gewesen,  auch  nur  die  Gonsequenz 
des  Citates  zu  ziehen  nnd  den  Satz  zu  rhythmisiren.  Nur  der 
Hinblick  auf  seine  Zeit  tinde  hodieqtie  imperatores  sine  paenidis 
α  togütts  videntnr  zeigt  wieder  den  Satzschluss. 

3,  6  -  3,  10  aus  der  Autobiographie ;  kein  Satzechluss  ausser 
Π,  7:  quctre  adcunanfe  gemma,  quam  Traianus  α  Nerva  acceperat, 
donatus  ad  spem  successioräs  erectus  est.  Aber  diese  Stelle  ist 
verdächtig.  Zwar  wäre  der  immerhin  überladene  Ausdruck  nicht 
schlimmer  als  2,  5  missus  trauslatus  est;  aber  es  ist  plump,  dass 
die  Bedeutung  der  symbolischen  Handlung  ausdrücklich  angegeben 
wird.  Ich  meine,  ad  spem  successhnis  erectus  stammt  nicht  von 
Hadrian,  sondern  ist  späterer   Einschub. 

3,  11—4,  1,  wo  abermals  die  Begünstigung  durch  Plotina 
erscheint,  sind  wieder  gut  rhythmisirt :  fatniliüritäs  crebruit,  im- 
peratör^  dictäv^rat,  temporS  desfinüfus  (est):  Klatsch  a  la  Marius 
Maximus. 

4,  2  glaube  ich  wiederum  die  Autobiographie  zu  erkennen : 
der  Inhalt  schliesst  sich  ungezwungen  an  3,  10  an:  'jetzt  endlich 
hatte  die  Zurücksetzung  von  Seiten  der  Freunde  Trajans  ein 
Knde;  bisher  hatten  ihm  nur  folgende  nahegestanden.* 

4,  3  dagegen  mit  dem  indirecten  Vorwurf  der  Grausamkeit 
und  dem  Satzsohlups  iyränntdts  läpsis  wird  ganz  auszuscheiden 
sein,  zumal  der  unbedingt  unechte  Zwischensatz  ohne  eigne  Pause 
geblieben  ist :  der  Ditrochäus  allein  Ins^cilttts  (est)  genügt  wohl 
für  Cicero,  aber  im  allgemeinen  nicht  mehr  für  die  Historia 
Augusta. 

4,  4—  4,  5  müssen  gleichfalls  fallen  :  4,  4  enthält  wieder  den 
favor  Plotwae^  4,  5  ein  Gerücht  (opinio  mtiltä  flrmävit)  skanda- 
löser Art;  natürlich  dem  entsprechend  Satzschluss. 

4,  6 — 4,  7  erkennen  wir  in  den  satzschlusslosen  Daten  vom 
28.  und  30.  Juli  118  noch  einmal  die  Autobiographie:  da  hat 
Hadrian  die  Nachricht  von  der  officiellen  Adoption  und  gleich 
darauf  vom.  Tode  Trajans  erhalten  und  diese  Daten  (nicht  die, 
wo  die  Ereignisse  wirklich  eingetreten  waren,  sondern  die,  wo 
er  die  Nachricht  erhielt)  hat  er  der  Berechnung  seiner  eignen 
RegierMng  zu  Grunde  gelegt. 

4,8-4,10  blosse  Gerüchte  über  andere  Adoptionspläne 
Trajans.     Satzschluss. 

Damit  sind    wir  bei  der  ersten  Epoche  in  Hadriane  Leben, 


Satzechlusestudien  zur  Historia  Augusta  553 

bei  Reiner  Tbronbeeteigun^,  anp^elangt.  Von  hier  an  verläset  uns 
der  enmittelbare  Wortlaut  Jer  Autobiographie  mehr  und  mehr; 
faet  alles  zeigt  den  metrischen  SatzRchluRs.  Wenn  Peter  auch 
den  zweiten  Theil  als  eine  für  Hadrian  sehr  parteiische  Gre- 
sebichte  bis  zum  Jahre  134  charakterisirt,  und  nach  einer  Be- 
merkung Plews  betont,  er  zähle  chronologisch  die  ersten  Re- 
giernngshandlungen  auf,  ordne  aber  nach  Eigenschaften  (was 
doch  Hadrian  Reibet  ganz  gewiss  nicht  gethan  haben  wird),  so 
stimmt  dazu  die  Beobachtung  des  Satzschlusfies.  Von  hier  ab 
sind  fast  alle  Nachrichten,  so  weit  sie  überhaupt  in  der  Auto- 
biographie gestanden  haben,  durch  das  Medium  des  Marius  Ma- 
ximoe benutzt,  und  dem  entsprechend  umstilisirt.  Nur  ganz  ver- 
einzelt begegnen  auch  noch  jetzt  unrhythmische  Notizen ;  aber 
sie  sind  selten  und  dann   meist  von  geringem  Umfange. 

5,  1   Friedensvorsätze  beim  Regierungsantritt. 

6,  3  Hadrian  lehnt  es  ab,  den  letzten  dem  todten  Trajan 
zukommenden  Triumph  sich  selbst  zuerkennen  zu  lassen.  Aber 
die  triviale  Begründung  uf  opfimus  imjxirator  ne  post  mortem 
qitidem  iriumphi  amitf^ret  dJgnVäiem  wird  Zusatz  sein. 

6,  6  —  8  mit  seinen  zwar  nicht  geradezu  fehlerhaften,  aber 
seltenen  Schlüssen  :  zweimal  altlateinischer  Kretiker  tempüs  prae- 
fecit  und  pücem  cömpösüit,  ferner  Moe.iiäm  pctity  nur  einmal  und 
gerade  in  schwacher  Pause  stipendits  qu^rebütur:  Dispositionen 
im  Orient. 

6,  9  CTneigennützigkeit  bei  Confiscationen. 

10,  2  über  sein  einfaches  Leben  im  Lager  (p.  12,  4  cibis 
—  12,  7  Traiani)  und  10,  3  Mannszucht  (p.  12,  9  siquidem  — 
12,  12  abesse), 

11,  2  der  Feldzug  nach  Britannien,  wo  aber  die  letzten 
Worte  (wiwriitw,)  qu'i  barbaros  Bommiösqn^  dlvidPret  wiederum  sich 
nach  Sinn  und   Form  als   Kinschiebsel  kennzeichnen. 

18,  3  ff.  scheint  hie  und  da  der  ursprüngliche  Wortlaut 
durobzuschimmern :  18,  3  und  18,  5  (üneigennützigkeit  bei  Pro- 
scriptionen  und  Erbsehaften),  ferner  18,  7  (Milderung  der  Sklaven- 
gesetze) sind  satzschlusslüs,  der  nächste  eng  anschliessende  Satz 
hat  Dor  den  altlateinischen  Kretiker.  Wie  weit  hier  ausserdem  die 
wörtliche  Entlehnung  norh  geht,    wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

19,  1  Amtsdaten,  und  daran  angeschlossen  Bemerkungen 
über  Bauten  und  Spiele  im  allgemeinen  (19,  'i),  in  Athen  (19.  3), 
in  Rom  (19,  4  ff.).  Aber  10,  4  ist  wohl  Kinschiebsel  {scaeni- 
cum  üVQCävit)^  ebenso  19,5  die  W orte  post  ceteras  inmensissimüs 


564 


ν.  Winterfeld 


Vulüptates;  der  Schtues  dea  Kapitela  (19,  6 — 19,  3)  ist  miadeetenft 
umetiliflirt. 

Kapitel  22  (Sorge  für  Recht  und  Brauch)  ist  ganz  e&tz- 
Rchluaftloe:  in  21  Zeilen  finden  Rieh  nur  folgende  mehr  oder  we- 
niger erlaubte  SchllUse:  smphslme  dedit t  togälüs  pröcessii^ 
spönfü  ditävU^  pere^irma  cöntempsit^  frequentier  audtvit,  ÖptUniU 
si^nätöribtis,  Afrirams  dll^rtus  (est),  alao  kanm  ein  Drittel,  uod 
auch  davon  sind  nur  drei  rein  kretisoh.  Bier  haben  wir  aleo 
wieder  die  durch  ihren  knappen  Stil  genugBam  erkennbare  satz- 
achluefllo»e  Quelle  vor  υ  η  β.  Denn  auch  die  beiden  satzechhi^a- 
loeen  Sätze  22,  12  (lacum  Fuduum  emislt)  und  22,  14  (Hadrian 
in  Afrika),  die  Peter  mit  Recht  hier  auegeechieden  hatr  fiind  wohl 
durch  das  UngeRrhick  des  Biographen  an  dieee  Stelle  gerathen, 
etammen  aber  auB  der  gleiehen  Quelle,  wie  der  Hanpttbeil  des 
Kapitek.  Daas  dies  die  Autobiographie  war,  erecheint  mir 
gieher;  auch  das  primus  22.  8  {ab  epistulis  et  α  liheUis  primus 
etfuites  Eomatios  hahuU)  benagt  nirht,  das»  es  dann  nachher  andere 
Kaieer  ihm  nachgethan  haben^  eondern  nur,  daee  es  niemand  vor 
ihm  gethan  hatte. 

Wer  dieee  Abflchnitte  auf  ihren  Inhalt  hin  prüft,  wird,  von 
den  rhythmiBchen  Zwiecheneiitzen  abgeeehen,  abeolut  iiichte  darin 
flndeii,  waa  nicht  in  der  Autobiographie  gestanden  haben  konnte  ; 
dagegen  sehr  vielee,  wae  ntir  ane  Ihr  GtHrnmen  kann.  Darnach 
erscheint  der  Schluae  iinauH weichlich:  wie  im  übrigen  Mariue 
MaximuB  die  Quelle  ist,  ao  ist  ea  für  diese  ftat^echluBBlosen  Ab* 
echnitte  die  Autobiographie,  und  zwar  wörtlich,  iuweit  nicht  etwa 
eine  unwillkürliche  üngenauigkeit  de»  Benutzers,  dh.  nunmehr 
doch  wohl  des  Spartian  eelbet,  oder  ein  Fehler  der  Üeberliefe- 
rnng  eine  Ausnahme  bedingen.  Denn  wenn  wir  annehmen  wollten, 
die  Autobiographie  aei  nur  indirect  benutzt,  so  wäre  es  recht 
anffalHg,  daaa  hier  trotz  des  complicirten  Wegee  der  ureprüng- 
liche  satzechluefiloae  Wortlaut  eo    Horgfältig  bewahrt   worden  iet. 

Freilich  erhebt  sich  hier  ein  Einwand,  an  dem  die  aonat 
wohlbegrtindete  Annahme  zu  echeiterfi  droht.  War  die  Auto- 
biographie Hadrians  lateinisch  oder  griechisch  geschrieben?  Hören 
wir,  was  Spartian  eelbet  sagt,  10,  1 :  famm  celehris  Hadrianus 
tarn  cupidtls  fUit,  ui  übroa  vitae  ituae  $criptos  α  se  libertis  suis 
d^d^rU  iVf^räfis^,  iubefift^  ut  eos  Sftis  nomhnhtjfi  pnbllcürent]  nam 
et  Phlegoutis  lihri  Uadriani  esse  tttcüniur.     Darnach  weise  Spar- 


^  So  itt  der  Satzachluei  herzusteUen:  Utteraii*  dederit  vg. 


Satzschi U888tudien  zur  Historia  Augusta  555 

tian  von  einer  unter  Phlegons  Namen  gehenden;  also  griechischen 
Selbstbiographie  des  Kaisers;  aber  benutzt  hat  er  nicht  sie,  son- 
dern, 80  Bchliesse  ich,  eine  lateinische,  die  Hadrian  vielleicht 
auch  zunächst  einem  seiner  Freigelassenen  zur  Veröffentlichung 
übergeben  hatte,  bei  der  sich  dann  aber  der  Name  des  wahren 
Autors  durchgesetzt  hatte.  Aus  Phlegons  Schrift  hätte  er  die 
Citate  Hadrianus  ipse  commemorat  (1,  1)  usw.  nimmer  in  dieser 
Form  geben  können,  da  er  hier  der  Autorschaft  des  Kaisers  ja 
gar  nicht  gewiss  ist.  Dagegen  ist  Pblegon  benutzt  in  der  Vita 
Saturnini  des  Yopiscus,  c.  8 :  dort  zeigt  der  Brief  Hadrians  ^ 
ziemlich  sorgfältigen  Satzschlues^  und  die  Diction  ist  die  des 
Yopiscus;  ob  der  Brief  echt  ist  oder  nicht,  kann  ich  hier  un- 
erörtert  lassen:  er  ist  jedenfalls  aus  dem  Griechischen  übersetzt, 
wie  noch  jetzt  die  Worte  alassontes  versicolores  (p.  226,  9)  zeigen. 
Und  es  ist  nichts  Unerhörtes,  dass  wir  eine  lateinische  und  eine 
griechische  Fassung  der  Selbstbiographie  neben  einander  treffen: 
das  nächste  Vorbild  ist  die  Selbstbiographie  des  Augustus,  das 
Monumentum  Ancyranum,  bei  dem  freilich  die  doppelte  Redaction 
andere  Gründe  hatte;  doch  mochte  der  Einfluss  dieses  Vorbildes 
auch  auf  Hadrian  wirksam  sein. 

n.    Zur  Textgeschichte  und  Textkritik. 

Die  Untersuchung  hat  sich  bis  hierher  ganz  auf  den  Satz- 
schluss  gegründet.  Ich  füge  nunmehr  noch  einige  Bemerkungen 
über  einzelne  Stellen  der  Historia  Augusta  an,  die  sich  mit  Hilfe 
des  Satzech lusses  herstellen  lassen. 

Hadr.  4,  10  nee  desunt  qui  facHönS  Plötlnae  mortuo  iam 
Traiano  Hadrianum  in  adoptionem  adscifum  ess^  prödtd^rini^ 
supposito  qui  pro  Traiano  fessa  voc^  loquebatur.  Hier  hat  die 
Ueberlieferung  loquebatur  mit  Correctur  in  löqu^retur.  Gram- 
matisch richtig  ist  nur  der  Conjunctiv,  und  nur  ihn  erkennt  der 
Satzeobluss  an. 

Hadr.  15,  1  amicos  ditavit  et  quidem  nön  p^tenteSy  ctim  pe- 
ienHbüs  nihU  negaret.  Der  Satzechluss  verlangt  nll  n^gäret. 
Ebenso  ist  Aurel.  10,  1  curioattäs  ml  r^cüsai  zu  schreiben. 

Hadr.  17,  6  zerstört  parieti  an  der  Stelle,  wo  Peter  es  mit 
Kellerbauer  einschiebt,  den  Satzschluss;    es    muss    wohl   heissen 

1  Darüber  Peter  S.  18«  f. 

^  Die  Ausnahmen  (p.  225,  19  vivai  otiosus  und  p.  225,  23  otiosi 
vivuni;  p.  226,  1  morata  civitas;  p.  22(),  11  convimis  adhibeas)  ent- 
schuldigt die  Uebersetzung. 


556  ν.  Winterfeld 

cum  guodam  tempore  veieramim  guendam  notum  sibi  in  militia 
dorsnm  ei  ceteram  parfem  corporis  \parieth  vidUset  ädftSr^re. 

Hadr.  18,  »J  winl  doch  wohl  der  einzige  Verstose  durch  eine 
kleine  Aenderung  zu  befleitigen  sein:  de  thesauris  ita  cavit,  ut  si 
qtits  in  suo  repperiasct,  rpse  pöt^retur,  si  quis  in  cUienOy  dimidium 
dominö  däret,  si  quis  in  puhlico,  cum  fisco  aequaUidter  pürtlretur. 
Die  Ueberliefernng  hat  ipse  potirefur.  Ebenso  ist  Tac.  10,  2  tie 
quid  per  noctem  sedUiöms  orerttiur  zu  verbessern. 

Äurel.  5,  1  ist  die  von  Lessing  im  Lexicon  s.  v.  legere  mit 
Recht  gebilligte  Ergänzung  mulia  superflua  in  eodem  Jeglss^  (,me^ 
niemtni  nicht  bloss  dem  Sprachgebrauch  gemäss  und  graphisch 
elegant,  sondern  sie  wird   auch  vom  Satzschluss  gefordert. 

Aurel.  15,  6  ist  nur  das  vom  Sprachgebrauch  geforderte 
Futurum  zulässig:  sed  nos,  ut  solemusj  hanc  quoque  rem  in  mS- 
dtn  rmnquemus]  vgl.  16,  3    Ver.   11,  4    Prob.  3,  3. 

Aur.  19,  6  ist  Cramers  Aenderung  falsch,  die  überlieferte 
Lesart  fata  rei  ;>.,  quae  sunt  aeternä,  perqulrtte  richtig.  Aber 
weit  wichtiger ,  von  grundlegender  Bedeutung  für  die  Text- 
geschichte und  Kritik  der  Historia  Augusia,  ist  es,  dass  'post 
perquirite  volg.  haec  add. :  patrimis  watrimisque  pueris  Carmen 
Ihdldte:  nos  sumptum  sacriSy  nos  apparatum  sacrificiiSy  nos  agris 
ambarvältä  Indtcemns.^  So  I*eter  im  Apparat  der  zweiten  Aus- 
gabe ;  in  der  ersten  waren  diese  Worte  ganz  weggeblieben,  und 
ebenso  hat  Lessing  diese  zwei  Sätze  in  seinem  Lexicon  bei 
Seite  gelassen.  Aber  sie  sind  echt,  so  echt  oder  unecht  wie 
die  ganze  lange  Rede  des  Ulpius  Silanus.  Die  ambarudia  wer- 
den nachher  wirklich  angesagt  (20,  3),  und  entsprechend  dem 
ersten  Satz  heisst  es  kurz  cantata  carmina.  Aber  man  wird  viel- 
leicht einwenden,  gerade  aus  der  späteren  Stelle  habe  ein  Ge- 
lehrter der  Renaissance  sich  den  Stoff  zu  jenen  Zusätzen  geholt. 
Das  triift  indessen  nicht  zu.  Weder  hatte  er  dorther  die  cor- 
recte  Erwähnung  <ier  patrimi  matrimique  pueri  nehmen  können, 
noch  würde  er  sich  auf  jene  zwei  Sätze  beschränkt,  sondern  voll- 
ständige üebereinstimmung  des  Geforderten  und  Ausgeführten 
hergestellt  haben.  Dazu  kommt  nun  der  Satzschluss,  der  die 
beiden   beliebtenten  Formen  aufweist.     Dass  der  Ditrochäus  durch 

oo  ersetzt  wird,  ist  ganz  in  der  Art  des  Vopiscns;  vgl.  zB. 

gleich  19,  4  crupisse,  und  20,  5  fractaretis.  Auch  der  Hiatus  ist 
für  Vopiscus  unbedenklich,  der  zB.  22,  1  gleichfalls  in  starker 
Pause  sogar  impcriüm  Itcr  fltrivit  schreibt.  Es  wird  also  noth- 
wendig    sein,    dass    bei    der  Wahl    des   Lrsalzes    für    die  Editio 


Satzsohlussstudien  zur  Historia  Auf^usU  557 

prinoeps^  auf  diese  Stelle  besondere  Rücksicht  genommen  wird. 
Aach  auf  das  jetzt  darch  einen  Murbacher  Katalog  aas  der  ersten 
Hälfte  des  neunten  Jahrhunderts ^  verbürgte  hohe  Alter  des  Mur- 
baceneie  darf  hier  wohl  hingewiesen  werden,  nnd  auf  die  That- 
sache,  dase  die  Ueberlieferung  der  Historia  Angusta  in  Murbachi 
wo  soviel  irische  Handschriften  lagen,  und  die  £xcerpte  des  Se• 
dulius  in  dem  Cusaner  Florileginm  ^  für  die  Textgeschichte  der 
Historia  Augusta  schwerer  wiegen  müssen  als  die  angelsächsische 
Schrift  des  Bambergensis,  dessen  Bruder  oder  Vater  in  Rom  ge- 
wöhnliche fränkische  Schrift  zeigt  ^. 

Aur.  37,  5  f.  nam  tnulH  ferunt  Quintillumy  fratrem  Claudii, 
cum  in  praesidio  Italico  esset,  audifa  morte  Claudii  sumpslss^ 
^mpthr^nm;  verum  posica,  uhi  Aurelianvm  cömphtt  imp^rarCy  α 
toto  ejrercitü  \ea]  der^lictuw,  cumqiie  contra  eum  contionaretur  ncc 
α  müifibüs  aüdiretHr,  incisis  sihimct  venis  die  vicesimo  imperii  sui 
perisse.  Hier  ist  ea  einfach  zu  tilgen:  TJA  ist  falsche  Wieder- 
holung der  ersten  Züge  von  EXEBCITV^,  und  man  darf  nicht 
tum  herstellen,  was  hier  ganz  überflüssig  ist  und  den  Satzschluss 
verdirbt.  Wie  der  Schluss  herzustellen  ist,  wird  sich  vorläufig 
nicht  mit  Sicherheit  ausmachen  lassen.  Für  wahrscheinlich  halte 
ich  incisis  stUmet  vettis,  die  vicesimo  imp^rti  sie  p^rlsse,    Lessings 


1  Peter   in    Bursiana  Jahresbericht  LXXVII  (1893  II)   S.  \hO  ff. 

*  Bloch,  Straesburger  Festschrift  zur  4»).  Versammlung  deutscher 
Philologen  und  Schulmanner  (1901),  S.  271,  Nr.  2G8  Vita  cesarum  vel 
tirannorum  ab  Uelio  Adriano  usque  ad  Carum  Carinum  libri  Vfl;  und 
dazu  meine  Notiz,  Neues  Archiv  für  ältere  deutsche  Geschichtskunde 
XXVII  527  f.  Ich  bin  nicht  im  Zweifel,  dass  das  dieselbe  Murbaoher 
Handschrift  ist,  die  Frobenius  für  die  Erasmische  Ausgabe  von  lf)18  be- 
nutzt hat,  und  auch  dieselbe,  aus  der  in  der  gleichen  Druckerei  Beatus 
Rhenanus  und  Burer  1520  den  Velleius  Paterculue  herausgegeben  haben. 
Aber  wie  kommen  die  sieben  Bücher  heraus?  Die  Ueberlieferung  des 
werthvollen  alten  Cataloges  ist  jung  und  schlecht.  So  ist  es  ganz  un- 
bedenklich, daraus  herzustellen  lisqut  ad  Carum  Carinum  LVII;  denn 
soviel  sind  es  nach  dem  Iudex  der  ΒΗηι1)6Γμ6Γ  und  der  Valatinischen 
Hs.  (Peter  I  S.  XIII):  LVI  eiusdem  Firmus^  SaturninuSy  Proculus  et 
Bonosus,    LVII  eiusdem  CaruSj  Charinus  et  Numerianus. 

*  Mommsen,  Hermes  XIII  298  ff. ;  Traube,  0  Roma  nobilia 
8.  a64  f. 

^  Chatelain,  Paleographie  des  classiques  latins,  pl.  191. 

*  Viele  Beispiele  für  die  Vertauschunir  von  Α  und  λ"  bei  W. 
Heraens,  Quaestionos  criticao  et  palaeographicae  de  vetustissimis  codi- 
cibns  Livianis  (Berlin  1885),  S.  9t)  f. 


56β       τ.  Wioterfeld  Sfttxsdüiiaisltidieii  mnr  Htitort»  At^gieta 


Ijtxiecn  w,  τ.  imptrhan  (S.  262^)  ksnn  zeigen,  daee  fiii  bei  »oleliefi 
Bfttiningeii  we^nbldben  pflegt;  »ber  es  wird  die  Darlegtin^  de« 
Spraebgebrancbe  ron  sie  abzuwarten  eeiii,  ebe  mau  ein  acUTer* 
ficbtlicbee  ürtbetl  abgeben  darf. 

Tac.  1 4, 5  werdea  die  Worte  post  inierrtgnum  prtnctp€s 
nünc&päti  mit  Unrecht  seit  Satmasiae  gestricben;  ebne  sie  iel 
kein  rbytbmiecber  Abicblose  da. 

Tae.  15,  4  bat  eine  kleine  Interpolation  yeranlasst,  dem  T« 
mit  Umetellongen  oder  mit  der  Annahme  einer  Lücke  xu  Leibe  an 
gebn.  während  der  Batzscblaes  lehrt,  daes  ein  einzige«  Wort  ge* 
«trieben  werden  maei,  das  hinzugefügt  worden  iet,  weil  man  einen 
Gräcieniit«  nicht  verstand.  Ich  gebe  gleich  die  richtige  Lesart 
nn:  die  Wahrsager  handeln  sehr  king,  gleich  auf  tausend  Jabre 
im  voran  Α  zu  prophezeien,  ffUiaj  si  post  centum  annos  praedi- 
cercnf,  forte  possent  [eorum]  depreJtendi  mendäciä  polticente^f  cum 
Pix  remanere  tali8  passet  kistörta,  dh.  'man  könnte  alsdann  nach- 
weisen, dasB  sie  Liigen  prophezeiten,  während  pich  das  Gedücbt- 
nies  einer  solchen  Geschichte  tausend  Jahre  lang  gewiss  nicbt 
lebendig  hält\ 

Berlin,  Paul   v,   Winterfeld, 


ZUR  UEBERLIEFERUNG  DER  GESCHICHTE 
ALEXANDERS  D.  GR. 


Kaum  eine  andere  Zeit  ist  Gegenstand  eo  vielfacher  Quellen- 
nnterenchnngen  in  den  letzten  Jahren  gewesen,  als  die  Zeit  Ale- 
xandere dee  Grossen,  gleichwohl  entspricht  das  Ergebnies  der  anf- 
gewandten  Mühe  nnr  in  geringem  Masse,  und  die  Ansichten  stehen 
mit  einander  in  so  schroffem  Widerspruche,  wie  kaum  auf  einem 
anderen  Gebiete  der  geschichtlichen  Forschung.  Will  man  zu  einem 
richtigen  Urtheil  über  die  Ueberlieferung  der  Alexandergeschichte 
gelangen,  dann  muss  man  mit  verschiedenen  Vorstellungen  bre- 
chen, unter  deren  Bann  ein  grosser  Theil  der  Untersuchungen 
steht,  und  zunächst  die  richtige  Beantwortung  verschiedener  lit- 
teraturgeschiohtlicher  Fragen  zu  gewinnen  suchen,  ehe  man  die 
Frage  nach  den  in  der  erhaltenen  Literatur  benutzten  Quellen 
auf  werfen  darf.  Unter  den  Historikern,  welchen  besonders  weit- 
gehender £influse  auf  die  überkommenen  Darstellungen  von  Ale- 
xanders Regierung  zugeschrieben  wird,  steht  mit  in  erster  Linie 
der  im  Ausgange  der  Republik  und  zu  Beginn  der  Kaiserzeit  in 
Rom  lebende  Alexandriner  Timagenes.  Glaubt  doch  G.Landgraf 
(Berl.  philol.  Wochenschrift  1901  S.  410—14)  in  der  von  Wagner 
in  den  Jahrbüchern  f.  class.  Philol.  Supplbd.  26  S.  91—167 
herausgegebenen  epitome  rerum  gestarum  Alexandri  Magni  den 
Auszug  eines  im  4.  oder  5.  Jahrhundert  n.  Chr.  lebenden  Schrift- 
steilere  aus  einer  lateinischen  Bearbeitung  der  griechischen  Ale- 
xandergeeohichte  desselben  erkennen  zu  dürfen.  Man  hat  damit 
ihm  eine  Bedeutung  beigelegt,  die  ihm  nicht  zukommt,  und  es 
därfte  angezeigt  erscheinen,  gegen  die  auf  unhaltbaren  Voraus- 
eetznngen  aufgebaute  Timageneshypothese  Einsprache  zu  erheben. 

1.  Timagenes  und  die  Alexanderüberlieferung. 

Nur  wenige  unsichere  Mittheilungen  über  die  Schriften  des 
Timagenee  sind  auf  uns  gekommen,   gering  ist  auch  die  Anzahl 


5β0  U  ο  U  8  8 

der  Fragmente,  die  wir  aus  ihnen  besitzen.  Der  die  Aufmerk- 
Bamkeit  auf  ihn  lenkte,  ist  kein  Geringerer  gewesen  ale  Gustav 
Scliwab  in  seiner  Abbandlung  de  Livio  et  Timagene  aemulis,  Stutt- 
gart 18o4;  er  sprach  die  Vemiuthung  aus,  dasH  der  bei  Livius 
IX  17  ff.  gegen  die  Mevissinii  ex  Graecis  gerichtete  Tadel  auf  ihn 
gemünzt  sei.  Von  dieser  Annahme  ausgehend  erklärte  Gutschmid 
(Rhein.  Mus.  Bd.  37  S.  ο48  ff.)  die  bistoriae  Philippicae  des 
Trogus  Pompeius  für  die  Bearbeitung  eines  griechischen  Original- 
werkes,  dessen  Verfasser  Timagenes  gewesen  sei,  eine  Hypothese, 
die  VVachsniuth  (Rhein.  Mus.  Bd.  46  S.  465 — 79)  dahin  uiodi- 
ficirte,  dass  zwar  neben  Timagenes  noch  andere  Quellen  benutzt 
seien,  auf  diesen  aber  eine  Reihe  charakteristischer  Eigentbüni- 
lichkeiten  wie  die  augenfällige  Feindschaft  gegen  Rom  und  die 
Hinneigung  zu  den  Parthern  zurückzuführen  sei.  Seine  Spuren 
in  der  Alexanderüberlieferung  suchte  dann  nachzuweisen  J. 
Kaerst:  Beiträge  zur  Quellenkritik  des  Q.  Curtius  Rufue  Gotha 
1878,  Forschungen  zur  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  Stuttgart 
1887,  und  Untersuchungen  über  Timagenes  in  Philologus  Bd.  5β. 
Dagegen  fehlte  es  auch  nicht  an  Stimmen,  welche  sich  gegen 
diese  Annahme  ausgesprochen  haben;  so  erklärte  E.  Meyer  (Gesch. 
d.  Alterth.  11  S.  23),  die  Hypothese,  dass  Trogus  eine  Umarbei- 
tung des  Timagenes  sei,  sei  nicht  erwiesen  und  lasse  sich  nicht 
erweisen,  und  Soltau  (Hermes  XXIX  S.  ()14  A.  3)  glaubte,  für 
Livius'  Diatribe  keine  besondere  Quelle  annehmen  zu  dürfen.  Vor 
allen  hat  aber  in  letzter  Zeit  Seliwartz  (Pauly- Wissowa  im 
Artikel  Q.  Curtius  Rufus)  gegen  die  Schwäbische  Hypothese 
scharfe  Stellung  genommen  und  mit  gewichtigen  Gründen  ihre 
Unhaltbarkeit  durgethan.  Von  einer  Alexandergeschichte  des 
Timagenes,  so  fülirt  er  aus,  ist  uns  nichts  bekannt,  die  erhaltenen 
Fragmente  weisen  vielmehr  ausnahmslos  auf  eine  Diadochen- 
gesehichte  hin.  Ebenso  wenig  ist  uns  überliefert,  dass  er  jemals 
im  Solde  des  Partherkönigs  gestanden  hat,  wir  wissen  nur,  dass 
er  sich  durch  gelegentlich  geäusserte  Bosheiten  und  Taktlosig- 
keiten die  Gunst  «les  Augustus  verscherzte.  Der  Vorwurf  des 
Livius  lässt  sich  mit  weit  grösserer  Berechtigung  auf  andere 
griechische  Zeitgenossen  beziehen ,  von  denen  Dionys.  Halle, 
άρχ.  'Ριυμ.  1  4,  8  schreibt:  *von  den  Zeitgenossen  klagen  die 
Uebelgesinnten  das  Schicksal  an,  dass  es  das  nichtswürdigste 
aller  barbarisclicn  Völker  mit  den  Gütern  der  Griechen  bereichert 
habe,  ja  einige  Schriftsteller  haben  sich  sogar  erfrecht,  dies 
schriftlich    zu    hinterlassen    und    haben    als    echte    Sklaven    und 


Zur  üeberlieferung  der  Geschichte  Alexanden  d.  6r.  561 

Sohmeiehler  barbarischen  Königen  zn  Liebe  Schriften  verfasst, 
die  weder  onparteiisch  noch  wahr  sind/  Dies  ist  die  Auffaeeung, 
die  aach  Livias  bek&mpft,  wenn  er  sich  gegen  die  nichtswürdigen 
Griechen  wendet,  welche  selbst  den  Parthem  ihre  Sympathieen 
widmen  ond  behaupten,  das  römische  Volk  würde  schon  vor  dem 
Namen  Alexandere  des  Grossen  gezittert  haben.  Dionysios  kann, 
darin  mnss  man  Schwartz  beistimmen,  Timagenes  nicht  im  Auge 
gehabt  haben,  auf  diesen  treffen  die  Worte:  οΐς  οουλ6ύοντ€ς  κα\ 
καθ'  ήοονήν  ομιλούντες  in  keiner  Weise  zu.  Er  ist  im  Jahre 
55  y.  Chr.  nach  Rom  gekommen  und  ist  in  Italien  gestorben 
(Snidae  έτελεύτησεν  έν  *Αλβάνψ,  Seneca  de  ira  III  23).  Aus 
der  Zeit,  da  der  Krieg  zwischen  Octavian  und  Antonius  auszu- 
brechen drohte,  ist  eine  von  Müller  (Fr.  H.  Gr.  III  S.  315  ff.) 
nicht  beachtete  Nachricht  über  ihn  erhalten,  die  auf  eine  ein- 
flussreiche  Stellung  in  Rom  schliessen  lässt;  Plut  Anton,  c.  72 
καΐ  γάρ  ΆλεΕδς  ό  Λαοδικεύς  γνωρισθείς  μέν  έν  'Ρώμη  bia 
Τιμαγίνους  κοί  πλείστον  Ελλήνων  δυνηθείς.  Er  war  beliebt 
bei  der  ganzen  Bürgerschaft,  selbst  die  spätere  Ungnade  bei  dem 
Kaiser  verschloss  ihm  das  Haus  keines  einzigen  Römers  (Seneca 
aaO.).  Auf  eine  besonders  scharf  hervortretende  Feindseligkeit 
gegen  das  Römervolk  lässt  dies  nicht  schliessen ;  wenn  er  daher 
als  Feind  der  Stadt  Rom  bezeichnet  und  berichtet  wird,  er  habe 
bei  einem  Brande  derselben  sein  Bedauern  darüber  ausgesprochen, 
daes  die  Stadt  aus  ihm  nur  um  so  schöner  wieder  erstehen  werde, 
so  kann  dies  nur  eine  der  gelegentlich  gemachten  boshaften 
Aeusserungen  sein,  wie  sie  damals  wohl  vielfach  von  ihm  um- 
liefen (Seneca  ep.  91  u.  Controv.  34  a  quo  multa  improbe,  sed 
vennste  dicta).  Seine  Zunge  verschonte  niemanden,  selbst  nicht 
den  Herrscher  und  das  Herrscherhaus  (Seneca  de  ira  111  23; 
Controv.  34;  Flut,  de  adul.  c.  27)^;  da  alle  Warnungen  nichts 
fruchteten,  verbot  Augustus  ihm  schliesslich  sein  Haus.  Auch 
nachdem  er  die  Freundschaft  des  Kaisers  verscherzt  hatte,  zogen 
seine  Freunde  sich  von  ihm  nicht  zurück,  und  dieser  selbst  ver- 
dachte es  einem  Asinius  Pollio  in  keiner  Weise,  dass  er  in  per- 
sönlichem Verkehr  mit  dem  spottsüchtigen  Griechen  blieb.  Aus 
allen   Zeugnissen    geht    hervor,   dass  Timagenes   im    alltäglichen 


^  Auch  in  den  von  Plut.  quaest.  conv.  I  13  citirteu  Worten:  καΐ 
ιτρός  Άθηνόδωρον  τόν  φιλόσοφον,  el  φυσική  ή  προς  τά  ίκγονα  φιλο- 
στορτ^α  ist  eine  Beziehung  auf  Octavian,  den  Schüler  des  Atbenodoros, 
enthalten. 

,  Mm.  t  Philol.  N.  F.  LVU.  36 


662 


Rens» 


Verkehr  ««eine  Neig^nn^  zum  Spott  nicht  zn  ιώ grein  ven' 
dftram  braacht  aber  nooh  nicht  der  Vorwurf  des  blinden  Rdmi 
basBes,  wie  iha  Livins  au^epricht,  an  seine  Adresse  g'erichtet 
eein.  Ausser  auf  die  von  ScbwarU  angeführten  Worte  dee  Dio• 
nyeios  kann  auch  auf  eine  Stelle  Plutarch«  hingewicpen  werden, 
die  uns  nahelegt,  daee  die  Frage,  ob  Alexander,  wenn  er  tiadi 
Italien  gekommen  wäre,  die  Römer  besiegt  haben  würde,  damals 
die  Gemüther  in  Rom  vielfach  beschäftigt  haben  mues.  In  der 
Rede  des  blinden  Appiu»  Claudius  gegen  den  Frieden  mit  Pjrrbni« 
heisfit  es  Plot.  Pyrrh,  c.  19:  που  TCtp  υμών  ό  προς  απαντάς 
θρυλούμ€νος  aei  λόχοςϊ  ΰϋς.  ci  παρήν  έκεϊνος  €ΐς  Ίταλίαν  ό 
μέγας  "Αλ€£ανί>ρος  και  συνηνεχβη  ν€θΐς  ήμϊν  και  τοις  πατράσιν 
ημών  άκμάίουσιν,  ουκ  öv  ύμνεΐτο  νυν  ανίκητος,  άλλ'  ή  φυγών 
f{  που  πεσών  ενταύθα  ττίν  Ρώμην  ένΙ>οΕοτέραν  άπ€λνττ€.  ν^^Ι, 
App.  Samn.  c.  ΙΟ,  Οτοβ.  III  15,  10.  Diese  Worte  hat  Plutarch 
gewiss  auch  Dionypios  von  Halikarnase  entnommen,  den  er  ja 
neben  Hieronymoe  von  Kardia  benutzt.  Ist  der  Satz,  daes  Ale- 
xander bei  einem  Angriff  auf  Rom  den  Ruf  der  Unbesiegbarkeit 
eiogebüfist  haben  würde,  ein  damals  in  allen  Tonarien  behandeltes 
Thema  gewesen,  dann  bat  es  gewies  auch  an  Gegenerklärungen 
nicht  gefehlt  und  es  wird  misslich  einen  bestimmten  Namen  für 
den  üebeltbiiter  auffinden  2U  wollen,  über  den  Liviue  die  Schale 
seines  Zorns  auegieeet.  Damit  wird  der  Hypothese  Schwabe  der 
Boden  entzogen,  und  mit  dieser  fallen  auch  alle  auf  ihr  auf- 
gebauten Combinationen    zusammen« 

Von  Timagenes  soll  auch  die  ungünstige  Beurtheilung  stam- 
men, die  Alexander  bei  Trogus  und  Curtius  erfährt,  Diodors 
ürtbeil  über  Verfehlungen  des  Königs  ist  ein  mildes,  bei  Trogna 
und  Cnrtius  hat  die  mit  diesem  gemeinsame  Vorlage  (Klitarchl 
durch  eine  Miltelqoelle  di.  Timagenes,  der  Curt.  IX  5,  21  citirt 
wird,  eine  Fassung  erhalten,  in  der  über  jenen  ein  scharfes  Vei^ 
dammungBurtbeil  ausgesprochen  wird.  Dieser  Mittelquelle  soll 
auch  Livius  die  That«achen  entnehmen^  mit  denen  er  sein  hartes 
Urtheil  über  den  Makedonierkonig  begründet.  Der  Gegner,  mit 
dem  der  römische  Geschieh tsch reiber  sich  «nseinandersetit,  ist 
sicher  ein  Zeitgenosse:  IX  18,  ίΐ  non  intellegunt  se  hominis  res 
g^etae  ei  eins  iuyenis  cum  populi  iam  octingentesimum  bellantis 
annum  rebus  conferre,  aber  in  der  Annahme,  dass  er  Alexander 
ungünstig  beurtheilt  habe,  liegt  ein  innerer  Widerspruch,  Livius 
hat  grade  das  an  ihm  auszusetzen,  dass  er  diesen  auf  Kosten  der 
Römer  erhfeht     Von  den  Fragmenten   des  Timagenes  nimmt  nur 


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Zur  üeberlieferung  der  Geechichie  Alexanders  d.  Gr.  563 

eine  (Cnrt.  TX  5,  21)  auf  die  Zeit  Alexanderfl  Bezng,  ohne  Zweifel 
fand  er  indessen  in  dem  Werke  περί  βασιλέων  oft  Gelegenheit, 
auf  die  Thätigkeit  seiner  Feldherrn,  der  Begründer  neuer  Dy- 
nastieen,  zurückzugreifen,  ohne  damit  eine  eigentliche  Alexander- 
geschichte zu  liefern.  Als  Historiker  genoss  er  nach  Quintilians 
Zeogniss  (X  1,  75)  Ansehen,  es  ist  daher  leicht  erklärlich,  wenn 
gelegentlich  auch  Curtius  sich  auf  das  Zeugniss  des  ihm  zeitlich 
nahestehenden  Schriftstellers  beruft,  ohne  dass  man  deshalh  tiefer- 
gehende Benutzung  seitens  desselben  annehmen  darf.  Auch  für 
die  parteiische  Behandlung  des  Königs,  wie  sie  bei  Trogue  und 
Curtius  vorliegt,  ist  nicht  er  verantwortlich  zu  machen,  diese 
geben  das  Urtheil  wieder,  welches  unter  den  damaligen  Römern 
allgemeine  Geltung  gewonnen  hatte.  Wie  sie  urtheilte  auch  Vel- 
leius  Paterc.  II  51  magno  illi  Alexandre,  sed  sobrio  neque  ira- 
cundo,  und  mit  ganz  besonderer  Schärfe  Seneca,  dem  vielleicht 
die  Darstellung  von  Curtius  nicht  unbekannt  gewesen  ist  (ep.  59, 
12  gentes  ne  finitimis  quidem  satis  notas  und  Curt.  ΥΠ  3, 5 
nationem  ne  finitimis  quidem  satis  notam ;  ep.  56,  9  otii  vitia 
negotiis  disouti  und  Cart.  ΥΠ  1,  4  otii  vitia  negotio  discuti,  vgl. 
Klebs  Philol.  N.  F.  Υ  S.  151  A.  2).  Unersättliche  Ländergier 
ist  die  Triebfeder  des  Königs  und  läset  ihn  nicht  einmal  an  den 
Grenzen  Halt  machen,  die  Hercules  und  Bacchus  gesteckt  waren 
(ep.  15,  2).  Glückliche  Yerwegenheit  schafft  ihm  Erfolg,  aber 
dem  Haubthiere  gleichend,  das  mehr  mordet,  als  sein  Hunger 
verlangt,  ist  er  der  Henker  seiner  Freunde,  eine  Gotteegeissel 
der  eroberten  Länder  geworden  (de  benef.  1  15).  In  wahnwitziger 
Yerblendung  kennt  er  nur  das  eine  Ziel,  der  Schrecken  der 
Yölker  zu  sein,  gebietet  er  den  Lakedai moniern  Sklavendienste 
und  den  Athenern  Schweigen.  Mit  Unrecht  führt  er  den  Namen 
des  Grossen,  denn  der  Sieger  über  so  viele  Yölker  erlag  der 
eigenen  Leidenschaft  und  dem  Zorne.  Gegen  diese  Herabsetzung 
des  grossen  Königs  erhoben  Widerepruch  Plutarch  in  der  durch- 
aus polemisch  gehaltenen  Schrift  περί  τής  ^AXeiavbpou  τύχης 
und  Arrian  in  seiner  άνάβασις  'AXeEavbpou.  Wenn  bei  Curtius 
das  Bild  Alexandere  verunglimpft  ist,  so  trägt  die  Schuld  daran 
nicht  die  Yorlage,  die  er  benutzte;  immer  wieder  bricht  auch 
bei  ihm  die  Bewunderung  durch,  die  dem  Makedonier  gezollt 
wird,  und  wiederholt  sieht  er  sich  zum  Zugeetändniss  genöthigt, 
dass  seines  Helden  Anlage  von  Haus  aus  gut  und  tüchtig  ge- 
wesen sei.  Curtius  ist  mit  einem  Yorurtheil,  das  von  vornherein 
feststand,    an*  seine  Aufgabe  gegangen,    er    wiederholt    nur    die 


664 


ßeuifi 


ι 


Kritik,  die  vor   ihm  Liviue    an    dem  Könige    geübt   hatte.     Daea 
die    Aatdnickeweiee    dieeee    Alexanderbiographen     von    der    di 
rSmiBohen   Geschiobtechr&ibere    abhuDgig    iet,    ist   eine    ecbon 
hervorgehobene  Beobachtung  ^^    dass   er  sieb  aocb  in  eeineti]  Ul 
theil  über  Alexander    durch  ihn  hat  beeinflueeen    laeeen,   ergiebf 
die  Vergleicbung  mit  Liv*  IX   17—19. 

Mit  Liviue  tbeilt  Cttrtiue  die  Geringechätzung  der  Griechen: 

VIII  5,  7  qui  profeBsionem  hunestifiHiiiiarum  artium  maliR  cor• 
ruperant  moribuSj  vgl.  IV  5,  U  ;  VllI  10,12.  Die  Erzählung 
von  Alexajider§  Edelmuth  gegen  die  königlichen  Frauen  giebt 
ihm  Ankes»  mit  den  gleichen  Worten,  wie  jener^  auf  die  spa- 
teren Aneechreitungen  dea  Königs  hinzu weieen:  Liv«  IX  IB,  i— 
referre  piget  ,  .  ,  foeda  snpplicia  et  inter  vinura  et  epulae  caeilefl 
amicorum,  vgU  CurL  III  12*  19  sie  abetinuieaet  inier  epulae  et 
vinum  oaedibue  amicorum,    VIII  2,  6.  8;    3,  8;    4,  30,     An   Liv« 

IX  18,  1  u.  2  *de  Alexandro  nondum  merso  secundie  rebue  *  »  - 1 
qui  ei  ex  habilu  novae  fortunae  novique  ut  ita  dieam  ingenii, 
qiiod  eihi  victor  induerat,  epecletur,  Dareo  magie  eitnilie  quam 
Älexandro  in  Italiam  venieset*  erinnern:  Curt.  III  12,20  sed  non- 
dum fortuiia  se  animo  eins  euperfuderat,  VI  6,  5  aed  cum  illia 
quoqiie  mores  induerat  euperbiatnqiie  Imbitue  auimi  iusoleiitia 
eequebatur  (X  1,  40),  Vi  6,  10  regem  victis  quam  victoribae 
eimiliorem*  Von  den  Freunden  forderte  Alexander  fueafällige 
Verehrung:  Liv.  IX  18^  4  deeideratae  liumi  iacentitim  adulationefli 
vgl.  Curt.  VI  6,  3  lacere  humi  venerabundoe,  VllI  5,  6.  Der  Tadel 
über  die  auperba  veatie  mutatio  kehrt  hei  Curt.  VI  6,  4  wieder^ 
über  die  Neigung  zum  ^Frunke  V  7,  l ;  X  5»  34,  über  den  Jäh• 
zorn  HI  12,  19;  IV  2,  5;  4,  17;  6,  27;  VI  2,  4;  VlIl  5,  22; 
6,  1;  X  5|  34,  Über  die  vanitas  emetiendae  etirpie  IV  7,  25  und 
30;  VIII  5,  5;  X  5.33,  Wie  der  König,  ist  auch  das  Heer 
entartet:  Liv,  XI  18,  3  exercitum  degenerantem  in  Perearum 
inoree,  Curt.  VIM  5,  14  ne  in  peregrinoe  externoique  ritua  se 
degenerare  oogeresi  X  5,  33;  V  1«  36  u.  39.  Mit  trunkenem  Heere 
durchzog  der  König  dae  eroberte  Land,  ale  hielte  er  einen  fröh- 
lichen Umzug:  IX  17, 17  per  quam  temulento  agmine  comieeabanduB 
inoeeeit,  Curt,  V  7,  5  anrgunt  temulenti,  V^  7^  10  a  oommiesabundo 
reg©!  VIIl  10,  18;  IX  10,  2t>;   10,  28  inceeaiese  temuleutoa•     Um 


^  Auch  an  der  ν tel besprocheneu  Stelle  X  ί^  3  'qui  noctis  quam 
paenc  tupromam  habuimus,  novum  itdus  iltuxit*  ahmt  er  Liv.  VI  17^4 
^noctii  illiot  quae  paene  ultima  atque  extreqia  nomint  Romano  fuiV  nach. 


i 


Zur  Ueberliererung^  der  Gi^schicljte  Alexanders  d.  Gr. 


mb 


^ 


den  Euhm  dee  Stegere  herabzusetzen  ι  werden  seine  Gegner  ver* 
ächtUcb  gemacht,  Weiber  uiid  Eunuchen  bilden  ihr  Gefolge:  Liv, 
IX  17,  le  quem  muliemm  ac  apadonum  agmen  trabentem  ititer 
parpuram  atque  aanim,  oneratum  fortunae  apparatihua,  praedam 
veriue  quam  hoetem^  Gurt  III  3,  23  epadonum  grex,  uö.;  111 
2,  12  nitet  purpura  auroque ,  IM  10^  9;  13,  7.  Wai  Liviue 
vom  pereiecben  fleere  behauplet^  wird  gelegentlich  auf  dae  Heer 
Alexandere  übertragen:  IV  14,  11  parata  hofitibue  praeda,  IX 
10,  27;  V  1^6  uftu  didioieee  .  .  .  eadem  trabentem  Älexandriim, 
qQihae  rebus  antea  vicieeet,  inferiorem  fore.  Wäre  der  König 
oacb  Italien  gekommen,  hätteD  Pereer,  Inder  qbw.  ihm  mehr 
Schwierigkeiten  bereitet,  denn  Hilfe  geleistet:  Liv,  IX  19,  5  Indos 
.  a  .  .  maiiiB  impedimentum  quam  auxilium,  Gurt  IV  12^  9  Indi 
,  .  .  nomina  veriue  quam  auxilia*  lieber  solche  Gegner  eiegte 
er,  weil  er  sie  geringe  eh  ätzte;  Liv.  IX  17,  lö»  Gurt.  IV  14,  3, 
in  einem  Ktimpfe  mit  italUcben  Stämmen  dagegen  hütte  er  dem 
Drtheil  eeinea  Oheims  Alexander  beistimmen  müssen,  daee  er  ea 
hieher  nur  mit  Weibern  zu  thun  gehabt  habe:  Liv.  IX  19,  11; 
Cort.  Vni  Ij  37*  Mit  einer  einzigen  Schlacht  wärde  er  den 
ganzen  Krieg  verloren  haben  :  Liv.  XX  19,  9  uno  proelia  victne 
Alexander  bello  victus  eeset,  ein  Gedanke,  den  bei  Gurtina  der 
Pereerkönig  vor  der  Schlacht  bei  Gaugamela  aussprieht:  IV 
14,  15  et  hello  vioerimuB,  si  vicimuB  proelio,  Dass  ihm  dabei 
wirklich  die  Worte  des  Liviua  vorschwebten,  ergiebt  die  Ver- 
gleichung  von  IV  14,  1Θ  ^quantuscunq^ae  .  «  ,  yideri  potest,  tinum 
animal  est  mit  Liv,  IX  18,  8  quantalibet  magnitudo  hominis  con- 
olpiatur  animo,  unias  tarnen  ea  magnitudo  erit  Noch  einmal 
verwendet  er  Livianiecbe  Gedanken  in  einer  Rede  des  Chari- 
demns ;  Livins  vergleicht  das  makedonische  Heer  mit  dem  romi- 
eohen,  Charidemus  mit  dem  persischen :  Liv.  IX  19,  6  arma  clupeus 
tariesaeque  illis,  19,  7  statanus  titerque  milea,  ordinea  servans, 
sed  illa  phalanx  immobilia,  Gurt.  III  2,  13  Macedonum  acies  cly- 
peis  bastisque  immobiles  cuneos  ,  .  .  .  peditum  stabile  agmen  .  .  , 
ordinee  eervare  didicerunt.  Seine  Erfolge  dankte  Alexander  in 
erster  Linie  dem  Glücke:  Liv•  IX  18,  8,  Gurt.  IV  9,  22;  16,  23; 
V  5,  5;  Vn  7,  31;  VIII  3,  1;  10,  18;  IX  10,  28;  X  5,  35;  für 
ihn  stritt  der  Ruhm  seines  Naraena:  Liv.  IX  1Θ,  6;  Gurt  V 
13,  14;  tX   5,  6  pngnabat  pro  rege  celebrati  nominis  fama. 

Ist  demnach  Curtius^  Urtbeil  durch  Livins  beeininsst,  dann 
darf  man  die  Alexander  feindliche  Tendenz,  welche  in  «einer 
Daratellung  zu  Tage  tritt,  nicht  als  Kriterium  für  die  Benutzung 


566  Renas 

dee  Timagene»  verwertben.  Noch  weniger  ist  man  dazu  be- 
rechtigt bezüglich  der  Part  herfreundlichkeit  die  man  bei  ihm  hat 
erkennen  wollen.  Wohl  kommt  der  Schriftsteller  wiederholt  auf 
dieses  Volk  zu  sprechen:  IV  12.  11;  V  7,  9;  8, 1 ;  VI  2, 12,  es  wäre 
auch  höchst  auffallend,  wenn  er  in  einer  Zeit,  da  der  Gegensatz 
zwischen  Römern  und  Parthern  so  stark  war,  von  den  Ländern, 
die  später  den  Sitz  der  Partherherrschaft  bildeten,  hätte  sprechen 
wollen,  ohne  dieser  zu  gedenken,  aber  eine  besondere  Vorliebe 
für  die  Gegner  Roms  lässt  er  an  keiner  Stelle  durchblicken. 

Was  Trogus  betrifft,  so  nimmt  er  zweifellos  einen  parther- 
freundlichen  Standpunkt  ein,  doch  das  trifft,  wie  das  Zeugniss 
des  Dionysios  zeigt,  auf  griechische  Historiker  zu,  die  wir  nicht 
mit  Timagenes  gleich  setzen  dürfen.  Auf  das  Bild  Alexandere, 
wie  es  bei  jenem  gezeichnet  wird,  scheint  der  scharfe  Ausfall 
des  Livius  gleichfalls  nicht  ohne  Einwirkung  geblieben  zu  sein. 
Trogus  hat  die  Geschichte  desselben  gekannt,  das  spricht  er 
XXXVIII  3,  11  aus;  directe  Bezugnahme  auf  die  Alexanderepieode 
(iJy.  IX  17,  10  imbellem  Asiam  quaesisset)  mag  in  Justin  XXXVIII 
4,  7  vorliegen,  wo  Asien  zu  Italien  in  Gegensatz  gestellt  wird: 
audire  populos  transalpinae  Galliae  Italiam  ingressos  maximis 
eam  plurimisque  urbibus  possidere  et  latius  aliquante  solum 
finium  quam  in  Asia  quae  dicatur  imbellis  idem  Galli  occapa- 
vissent.  Hinweisen  darf  man  daher  auf  die  mannigfachen  Con- 
gruenzen,  welche  beide  Historiker  in  der  Alexandergeschichre 
bieten:  Justin  XI  (>,  15  terrore  nominis  vicit,  XH  13,2;  XI 
13, 1  hortatur,  spernant  illam  aciem  auro  et  argento  fulgenteni,  in 
qua  plus  praedae  quam  periculi  sit ;  XI  14,7  felicitas  regis ; 
ΧΠ  3,  8  habitum  regum  Persarum  adsumit;  4,  1  a  Philippe  patre 
illum  tantum  degenerasse,  ut  mores  Persarum  ailsiinieret;  12,2; 
XII  6,  6  amicura  a  se  occisum  inter  epulas  et  pocula ;  13,  7  in- 
staurata  commissatione;  14,  4  supplicia  crndeliter  habita  (Liv. 
IX   18,  4)  uä. 

Nahe  liegt  auch  die  Frage,  ob  bei  Cnrtius  die  Bekannt- 
schaft mit  Trogus  anzunehmen  ist.  Kaerst  glaubt  sie  verneinen 
zu  müssen  und  höchstens  Curt.  Vlll  1,  17  die  Mi)glichkeit  einer 
versteckten  Polemik  gegen  Justin  XV  3,  7  einräumen  zu  dürfen, 
andere  dagegen,  wie  Crohn  (de  Trogi  apud  antiquos  auctoritate 
Strassburg  1882)  und  Petersdorf  (eine  neue  Hauptquelle  des  Qu. 
Curtius  Rufus,  Hannover  1884)  zählen  die  historiae  des  Trogus 
zu  den  von  Curtius  benutzten  Uuellen.  rnwabrscbcinlich  ist 
letzteres  nicht.     So  knüpft  der  Alexanderhistoriker  au  den  Kampf 


Zur  Ueberlieferang  der  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  567 

zwischen  Makedoniern  und  Lakedai moniern  bei  Mantinea  Be- 
trachtungen an,  die  stark  an  das  anklingen,  was  Trogns  über  den 
Zneammenstosfl  dieser  Stämme  bei  Sellasia  ausführt: 

Justin  XXVIII  4,2  inter  dnas  Curt.  VI  1,  7—8  duarum  no- 

nobilissimas  gentes  bellum  sum-  bilissimarum  hello  gentium  exer- 
mis  utrimque  viribus  fuit,  cum  oitus  pari  Μ  arte  pugnabant,  La- 
hi  pro  vetere  Macedonum  gloria,  cedaemonii  vetera,  Macedones 
illi  non  solum  pro  inlibata  li-  praesentia  decora  intuebantur, 
bertate,  sed  etiam  pro  salute  illi  pro  libertate,  hi  pro  domi- 
certarent.  natione  pugnabant. 

In  gleicher  Weise  sprechen  sich  beide  auch  über  die  Herkunft 
der  Parther  aus:  Justin  Π  1,  3  qui  cum  ipsi  Parthos. Bactrianos- 
qne  condiderint,  ebenso  JI  3,  6,  und  Curt.  VI  2,  14  Scythae  qui 
Parthos  condidere^.  Auch  die  auffallenden  üebereinstimmungen 
in  der  Alezandergeschichte  sind  daher  wohl  nicht  alle  aus  der 
Benutzung  der  gleichen  Quelle  zu  erklären,  sondern  verrathen 
einen  engeren  Zusammenhang  beider  Darstellungen.  Von  solchen 
seien  hervorgehoben :  Justin  XI  8,  3  plenus  pulveris  ac  sudoris, 
Gart.  III  5,  2  pulvere   ac  sudore   simul   perfusum;    J.  8,  4  rigor 

—  C.  ΠΙ  5,  2  rigere;    J.  8,  8  oculos  in  vultus  legentis    intendit 

—  C.  III  6,  9  nee  a  vultu  legentis  movit  oculos ;  8,  9  ut  seou- 
mm  vidit,  laetior  factns  est  —  C.  II I  6,  12  non  seourum  modo, 
sed  etiam  laetum  regem  fecit;  J.  15,  5  multis  vulneribus  con- 
fossnm  —  C.  V  13,16  multis  vulneribus  confossum;  J.  XII  5,  8 
in  unam  cohortem  contribuit  —  C.  VII  2,  35  in  unam  cohortem 
seorevit;  J.  6,  5  aestimatio  —  C.  VIII  2,  1  aestimatione ;  J.  6,  7 
a  se  occisum  inter  epnlas  et  pocula  lugebat  —  C.  VIII  2,  8  a 
me  inter  epulas  occissns  est;  J.  9,  9  trunco  se  adplicuit  —  C. 
IX  5,  4  stipiti   corpus    adplicuit;    J.   11,  5  missionem   flagitabant 

—  C.  X  2,  12  missionem  postulare  coeperunt;  J.  11,8  e  tribu- 
nali  desiluit  —  C.  X   2,  30  desiluit   de  tribunali^. 

Hat  Curtius   die  Darstellung   des  Trogus  eingesehen,    dann 
erklärt    sich    die    Gemeinsamkeit    der  Verurtheilung   Alexanders 


*  Vgl.  Justin  II  12,  4;  XVIII  3,  1;  XXII  5,  10.  Sonny  (Rhein. 
Mus.  Bd.  41  8.  473  ff.)  sieht  darin  eine  Nachahmung  Vergils  (Aen.  I 
33  Romanam  condere  gentem,  I  277). 

*  Neuhaue,  Progr.  d.  Friedr.  College  zu  Königsberg  1900  S.  37 
A.  3  vergleicht  Justin  XI  15,  14  mit  Curt  V  13  ut  regio  more  cura- 
tum  maiorum  monumentis  inferretur,  übersieht  aber,  dass  die  an- 
gefahrten Worte  gar  nicht  Curtius  angehören,  sondern  in  einem  supple- 
mentum  stehen. 


568 


auch  ohne  Timagenes,  die  Bedeutung,  die  man  diesem  für  die 
Alexandergeachiohte  hat  beimeeeen  wollen,  kommt  ihm  in  keiner 
Weise  20.  Von  seiner  Partherfreundlichkeit  wiaseD  wir  gar 
nifhte,  von  seiner  Riimerfreundschaft  zu  wenig,  um  eo  weit- 
gehende Combiuationen  darauf  bauen  zu  dürfen,  wie  sie  vielfach 
auf  die  spärlichen  überlieferten  Notizen  gebaut  worden  sind. 


2.  Eratoethenes  und  die  Λ1  exanderüberlieferuug. 
In  der  Zuflammeufitetliing  der  yerBchiedenen  Berichte  giebt 
eich  bei  d&n  einzelnen  Autoreu  vielfach  eine  auffallende  üeber- 
einetimmung  kund,  die  zu  der  Annahme  geführt  hat,  Plutarch 
und  Arriau  hätteu  die  eitirten  Quellen  nicht  direct  benutzt,  eon- 
dem  aua  einem  Sammelwerk  geschöpft  (Schöne).  Von  einer  Ver- 
muthung  Gutechmid»,  die  auch  Nieee  (GeRch.  d.  Hellen iem.  Bd.  1 
S.  B)  hilligt,  ausgehend»  Buchten  Kaeret  und  Lüdecke  (de  fonti- 
hue,  quibuB  UBue  Arrianue  Änabaeim  compoBuit  in  Leipziger  8tu^ 
dien  XI)  Straho  als  den  Verfasser  deeeelben  zu  erweiBen»  erkläre 
dieser  doch  eelbet,  die  Alexandergeschichte  in  einem  besonderen 
Werke  behandelt  zu  haben  {Π  S.  70).  Gegen  die  Benutzung 
eines  derartigen  Sammelwerke  sprach  eich  Fränkel,  die  Quellen 
der  Alexanderhistoriker,  Breelau  1883  S.  3t>  ff.  aue,  und  mit  ihm 
erhob  auch  Schwarti  (Pauly- Wiseowa  im  Artikel  Arrian)  den 
Einwand,  ein  so  citatenreiches  Sammelwerk,  iu  dem  die  einzelnen 
Citate  sauber  geechieden  gewesen  seien  und  Arrian  gleifh  erkannt 
habe,  wae  Aristohul  und  Ptolemaios  ausgesagt  hStten,  habe  nicht 
existirt  und  könne  nicht  existirt  haben,  da  nur  vereinzelt  citirt 
werde  und  auch  Straho  davon  keine  Auenahroe  mache.  Eine 
Alexandergeschichte  Strabos  hat,  so  fahrt  er  fort,  nicht  existirt, 
die  Worte  ύπομνηματιίομ€νοις  τάς  *Αλί:£άνϊ)ρου  πράΕ€ΐς  sind 
von  Excerpten  zu  verstehen,  die  jener  aus  Alexauderschrift- 
etellern  sieh  für  seine  Geographie  gemacht  hat.  Diesen  Ααβ- 
führungen  kann  ich  mich  nur  auBchliessen.  Hätte  Arrian  wirk* 
Ijch  nur  aus  Straho  geschöpft,  dann  wäre  nicht  einzusehen,  wes- 
halb er  in  vielen  Parthieen  so  wenig  Verwandtschaft  mit  Strabu 
zeigt.  So  iflt  jeuer  selbst  iu  geographischen  Dingen,  die  beide 
Aristohul  entnehmen,  ausführlicher  als  dieser  (Strabo  XVI  1 
S.  739  u.  740  und  Arrian  VII  21,  2),  in  der  vorausgesetzten 
Alexandergeschiohte  konnten  dieselben  aber  unmöglich  eingehen- 
der behandelt  sein,  als  in  den  γέο^χραφίκά.  Auch  mehrfache  Irr- 
thUmer,  die  aioh  Strabo  in  seiner  Geographie  bezüglich  der  Ge- 
eohiohte  Alexandere  zu  Schulden  kommen  Iftsst,  machen   die  Ab- 


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Zur  üeberlieferong  der  Geicbichte  Alexunder»  X  Gr 


» 


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I 

* 


fftesung  einer  befionderen  Schrift  über  diese  nicht  eehr  wahr- 
scheinlich» So  vertritt  er  Xlll  S.  593  allein  die  Ansicht,  erst 
Dach  der  Sohlacht  am  Granikoe  sei  Alexander  nach  IHon  ge- 
kommen (Arrian  I  11,  7,  Plot  Alex,  c,  15,  Djod.  XVH  17*6)» 
läaet  den  Ktinig  XIV  3  S.  666  die  Stadt  Termeeeos  erobern, 
w&hrend  nach  Arrian  I  28,  2  die  Belagerung  aufgegeben  wurde,  und 
bezeichnet  IX  5  S.  533,  wenn  hier  nicht  ό  Λ€Οννατος  ausgefallen 
iet,  Leoflthenea  als  Gefährten  Alexandere,  Mikhet  eigenthüinlich 
ist  XI  c.  13  S.  523  die  Notix,  Μη5ία  Άτροττάτιος  habe  seinen 
Namen  von  Atropates  erhalten ,  der  die  Unterwerfung  dieses 
Reiches  unter  die  Makedonier  verhindert  habe  und  Honig  liaaelbei 
geworden  sei,  während  er  nach  Arrian  IV  18,  3  vou  Alexander 
ala  Satrap  dorthin  geschickt  wurde.  Wird  man  daher  auch  von 
der  Benutzung  Strabos  durch  Plutarch  und  Arrian  absehen  müssen, 
so  läset  sich  gleichwohl  eine  Gemeiasamkeit  verschiedener  Citate 
sowie  der  Darstellung  bei  den  erhaltenen  Schriftstellern  nicht  in 
Abrede  etellen,  Ura  diese  zu  erklären,  hat  man  festzuhalten, 
dass  in  den  benutzten  Quellen  schon  altere  Darstellungen  ver- 
arbeitet waren,  dazu  kommt  aber  noch  ein  zweites  nicht  un- 
wesentliches Moment,  Unsere  Älexanderüberlieferung  ißt  von 
einem  für  die  spätere  Zeit  sehr  einiuesreichen  Kritiker  behandelt 
and  gesichtet  worden^  der  Niederschlag  seiner  Kritik  liegt  mehr 
oder  weniger  bei  Strabo,  Plutarch  und  Arrian  von  Dies  geschah 
durch  Eratosthenes^  dem  eine  reiche  Litteratur  zu  Gebote  stand 
(Strabo  Η  S,  69)  und  der  die  Summe  des  geographischen  Wissens 
togf  das  durch  die  Feldzüge  Alexanders  und  der  Diadochen  er- 
ichloesen  war  (vgl.  Drojsen  I  2  S.  396  und  Niese  ί  S.  7).  Keiner 
der  Schriftsteller  nach  ihm  hat  sich  seinem  Einfluse  entziehen 
können,  sein  Urtheil  iet  maRsgebend  geblieben  für  Strabo,  Flu* 
taroh  und  Arrian. 

Auf  das  Zeugniss  des  Eratosthenes  beruft  sich  Plutarch 
(Alex.  c.  3)  für  die  Nachricht,  Olympias  habe  ihrem  Sohn  das 
Geheimnise  seiner  göttlichen  Herkunft  mitgetheilt  und  ihn  er- 
mahnt, dieser  stets  eingedenk  zu  eeim  Vor  der  Schlacht  bei 
Gaugamela,  so  kutet  des  Eratosthenes  Erzählung  bei  Plut. 
Alex.  31,  fand  im  makedonischen  Lager  ein  Zweikampf  zwischen 
2wei  Soldaten  statt,  von  denen  einer  Alexander,  der  andere  Dariue 
darstellte,  Alexander  rüstete  jenen,  Philotas  diesen  aus.  Mit  ge- 
s(»annter  Aufmerksamkeit  folgte  das  Heer  dem  Kampfe,  der  für 
den  Darsteller  Alexanders  entschieden  wurde  und  diesem  als  Be- 
lohnung zwölf  Dörfer  und  ein  persisches  Gewand  eintrug:  ταύτα 


570  Reuse 

οδν  'Ερατοσθένης  Ιστόρηκεν.  AIr.  GewähremaDii  wird  dieser 
anob  in  der  Schrift  de  fort.  Alex.  I  8  für  die  Behauptung  ge- 
nannt, daRs  Alexander  nicht  persieche  oder  medieche,  sondern 
eine  ans  beiden  xaeammengeeetzte  Tracht  angenommen  habe,  and 
diese  Mitt heilang  wird  auch  Plat.  Alex.  c.  45  vorgetragen  (vgl. 
Diod.  XVll  77,  5,  wonach  £ratosthenes  aas  Elitarch  zo  schöpfen 
scheint).  Arietoteies  rieth  dem  König,  die  Griechen  als  Freunde 
zu  behandeln,  den  Barbaren  aber  za  begegnen,  als  seien  sie  nur 
Thiere  oder  Pflanzen,  dieser  Rath  fand  weder  Alexanders  BeifalK 
noch  die  Billigung  des  Eratosthenes,  der  nur  die  Scheidung  der 
Menschen  nach  der  Tüchtigkeit  oder  Schlechtigkeit  gelten  lassen 
wollte  (Strabo  Π  S.  66  =  Berger  frg.  II  C  24).  Auch  dieser 
Nachricht  begegnen  wir  in  der  Schrift  de  Alex.  fort.  I  6.  Die 
Fabeleien  über  die  Feldzüge  des  Dionypoe  und  Herakles  nach 
Indien  fanden  bei  dem  alexandrinischen  Gelehrten  keinen  Glauben, 
ebensowenig  Hess  er  die  Verlegung  der  PrometheuBsage  nach  dem 
indischen  Kaukapos  gelten:  Arrian  V  3  λέγει  πάντα  δσα  ές  το 
θ€Ϊον  αναφέρεται  έκ  Μακεδόνων  προς  χάριν  τής  ΆλεΕάνορου 
ες  τό  οπέρογκον  έπιφημισθήναι.  Von  Eratosthenes  stammt  nach 
Kaerst  die  Kritik,  welche  bei  Plut.  Alex.  c.  46  an  der  Amazonen- 
sage  geübt  wird,  diese  Vermuthung  erhält  ihre  Bestätigung  durch 
Justin  XLIl  3,  5,  der  ebenfalls  schon  die  Zeugnisse  für  die  Be 
gegnung  Alexanders  mit  der  Amazonenkönigin  in  seiner  Quelle 
zusammengestellt  fand  (multi  auctores  prodidere).  Dass  diese 
Quelle  Eratosthenes  gewesen  ist,  beweist  die  Vergleichung  von 
Justin  XLU  3,  5  ff.  mit  Strabo  I  8.  48  (Berger  frg.  I  Β  8),  XI 
S.  523  (Berger  III  Β  32),  XVI  746  (Berger  III  Β  38)  und 
Plinius  VI  31. 

So  finden  wir  eine  Reihe  von  Stellen,  die  auf  Benutzung 
des  Eratosthenes  in  der  erhaltenen  Litteratur  uns  führen;  wir 
sind  aber  auch  im  Stande,  die  Kritik  kennen  zu  lernen,  die  er 
an  den  Alexanderschriftstellern  und  ihren  Schriften  übte.  Die 
Feldzüge  Alexanders  haben  die  geographische  Eenntnies  der  Mit- 
welt und  Nachwelt  erweitert,  sie  haben  den  grössten  Theil  Asiens 
und  die  nördlichen  Striche  Europas  erschlopsen  (Strabo  I  2  S.  14 
=  ßerger  I  Β  10).  So  kann  man  die  Gebirgsgegend  von  Ariana 
am  besten  beschreiben,  wenn  man  «len  Weg  darstellt,  Avelchen 
AlexaiMJer  von  Parthiene  aus  nach  Baktra  nahm  ι  Strabo  XV  2 
S.  724).  Das  ist  ein  Eratosthenischer  Salz,  den  auch  Plinius 
wiederholt  ausspricht:  II  i>7;  VI  15.  21.  Nicht  alle,  welche  über 
den  Orient  mit  seinen  Wundern  schrieben,  haben  sich  ein  nüch- 


Zur  Üeberlieferung  der  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  571 

ternes  Urtheil  bewahrt,  viele  sind  daher  in  den  Verdacht  der 
Uebertreibung  und  Lüge  gekommen.  Den  meiRten  Schriftatellem 
ist  nicht  zu  trauen,  sie  nehmen  ee  leicht,  theiU  um  Alexandere 
Rahm  noch  zu  mehren,  theila  weil  der  Feldzug  bis  zu  den 
Suesereten  Enden  Asiens  ging,  das  Entfernte  aber  schwer  zu 
widerlegen  ist  (Strabo  XI  6  S.  507,  vgl.  l  S.  14).  Einfalt  und 
Fabelsucht  nehmen  ihnen  alle  Glaubwürdigkeiti  Alexanders  Prah- 
lerei zu  Liebe  hat  man  viel  Lügenhaftes  vorgebracht.  Man 
wusste,  dasB  der  Tanais  die  Grenze  zwischen  Asien  und  Europa 
bilde,  das  Stück  aber  vom  hyrkanischen  Meere  bis  zum  Tanais 
einen  grossen  Theil  Asiens  ausmache;  so  sann  man  auf  ein  Mittel, 
dass  sich  wenigstens  die  Sage  verbreite,  Alexander  habe  auch 
über  diese  Gegenden  geherrscht.  Daher  zug  man  die  mäotische 
See,  in  welche  der  Tanais  mündet,  mit  dem  kaspischen  Meer  in 
eins  zusammen  und  behauptete,  beide  seien  mit  einander  verbunden 
und  eins  sei  ein  Theil  des  anderen.  Als  Beweise  dafür  führt 
Polyklit  an,  dass  jenseits  des  Tanais  die  Tanne  wachse,  die  dem 
oberen  und  östlichen  Asien  fremd  sei,  und  dass  das  hyrkanische 
Meer  süsses  Wasser  habe  und  Schlangen  in  ihm  lebten.  Hier- 
gegen wendet  Eratosthenes,  der  auch  andere  derartige  Behaup- 
tungen widerlegt,  ein,  dass  die  Tanne  auch  in  Asien  vorkomme 
und  Alexander  aus  ihrem  Holze  eine  Flotte  gebaut  habe  (Strabo 
XI  S.  509).  Auch  mit  den  Erzählungen  des  Onesikritos  war 
Eratosthenes  wenig  einverstanden.  Was  er  von  den  Baktrern 
erzählt,  ist  nicht  gut.  Sie  werfen  die  vom  Alter  oder  durch 
Krankheit  Entkräfteten  den  Hunden  vor,  die  geflissentlich  hiezu 
gehalten  werden  und  die  sie  in  der  Landessprache  Todtengräber 
nennen.  Ausserhalb  der  Stadtmauern  von  Baktra  sieht  man  nur 
Reinlichkeit,  innen  aber  ist  alles  voll  von  menschlichen  Gebeinen. 
Alexander  schaffte  diesen  Brauch  ab.  Wenn  Alexander  wirklich 
dergleichen  traf,  so  weiss  man  nicht,  was  man  von  den  persi- 
schen und  früheren  Herrschern  denken  soll,  was  für  Gebräuche 
sie  gehabt  haben  mögen  (Strabo  XI  S.  517),  vgl.  de  fort.  Alex. 
1  5.  Aus  der  Kritik  des  Eratosthenes  mag  auch  Plutarch  Alex. 
c.  46  stammen:  Onesikritos  las  König  Lysiniachos  das  4.  Buch 
seiner  Aufzeichnungen  vor,  in  welchem  er  die  Begegnung  Ale- 
xanders mit  den  Amazonen  darstellte,  da  fragte  dieser  lächelnd : 
*wo  war  ich  denn  damals?'  Unter  allen  (iefälirten  Alexanders, 
welche  die  miterlebte  Geschichte  litterarisch  behandelt  haben, 
verdient  er  darum  am  allerwenigsten  Glauben.  Strabo  XV  1,  698 
'man  eoUte  Onesikritos  nicht  sowohl  Alexandere,  als  aller  Fabeln 


679 


Reuse 


ObereteueriTianTi  neitnen.  Zwar  haben  alle,  die  um  Alexander 
waren,  sich  Heber  an  Wunder,  nU  an  die  Wahrheit  gehalten, 
doch  Boheirit  dieser  an  Liebe  für  das  Wunderbare  alle  übertroffen 
zu  haben.  Uebrigenn  bat  er  anch  manches  Glaubwürdige  und 
Wichtige,  wenn  man  ihm  aehon  keinen  Glauben  beimiaat.*  Den 
Vorwurf  der  Lüge  erapart  ihm  daher  auch  Arrian  VI  2,  3  nicht: 
OnesikritoH  hat  auch  dann  gelogen,  daea  er  eich  als  Nauarchen 
auegiebt,  während  er  doch  nur  Steuermann  war.  Nicht  minder 
hat  er  sich  in  seinen  Berichten  Über  Indien  der  Cehertreibong 
und  Lüge  verdächtig  gemacht,  tfoch  ist  er  hier  von  anderen  noch 
überboten  wurden:  Strabo  II  S.  70  (Berger  I  Β  23)  'Diejenigeni 
welche  über  Indien  achrieben,  haben  sich  ata  Lügner  erwiesen, 
vor  allen  Deimachoa,  hernach  Megsathenes,  Onesikritoa  und  Nearch 
und  andere,  die  solche  Albernheiten  erzählen.  Am  wenigsten 
darf  man  Deimachoa  und  Megaathenea  Irauen.  Diese  aind  ee,  die 
von  Langobren  reden,  von  Leuten  ohne  Mund  und  Naee,  von 
Einäugigen  und  Langrüaelem  und  von  Menacben  mit  zurüek- 
geeohlagenen  Fingern.  Sie  wärmten  auch  den  homeriachen  Kampf 
der  Kraniche  mit  den  Pygmäen»  welche  sie  drei  Spannen  lang 
machten,  wieder  auf,  Sie  kennen  auch  die  goldgrabenden  Ameisen» 
die  epitzköpfigen  Pane,  die  Schlangen*  welche  Rinder  und  Hirsche 
mit  dem  Geweih  verschlucken^  worin  einer  den  anderen  zu  wider- 
legen sucht,  wie  auch  Eratostbenea  sagt/  Ihnen  werden  Pa- 
troklea  und  andere,  nicht  unglaubwürdige  Zeugen,  die  EratoBthenes 
anführt,  gegenübergeatellt.  Die  gleichen  Vorwürfe  werden  wieder- 
holt Strabo  XV  S.  702  u,  711,  vgL  Plin.  VO  21,  sie  hat  auch 
Arrian  offenbar  vor  Augen,  wenn  er  V  4,  3  achreibt:  (miß  ών 
έχώ  oure  οίστνσι  νόμοις  ί)ΐαχρώνται  iv  τήδ€  rrj  £υττραφή 
άνΐγραψα  oötc  Iwa  ei  ΐ)ή  τίνα  άτοπα  ή  χώρα  αύτοΐς  έκφ€ρ6ΐ 
, .  • .  ουδέ  τους  μύρμηκας  τους  τον  χρυσόν  αφισιν  έρχάίομένους. 
Als  Motiv  fiir  die  unwahren  Erzählungen  wird  vielfach  der 
Wunsch  Alexander  zu  schmeicheln  vorausgesetzt.  So  ist  es  die 
Sebmeichelsucht  der  SchriftsteUeri  welche  die  Erzählung  von  der 
Königin  der  Amaxonen  Thalestris  aufgebracht  hat.  Unter  den 
vielen  GeBchichtachreibern  reden  gerade  die  wahrheitsliebenden 
nicht«  davon,  und  die»  welche  divon  reden,  stimmen  nicht  tiber- 
ein. Klitareh  sa^t,  Thalestris  sei  von  den  kaspischen  Pforten 
und  vom  Thermodon  her  zu  Alexander  mehr  als  6CK10  Stadien 
weit  gekommen.  Was  aber,  um  des  Königs  Ruhm  zu  mehren, 
verbreitet  worden  --  geeotal  ee  stimmte  alles  fiberein  —  das 
kennzeiohoet    mehr  die  Sehuieiohelsucht,   als    die  Wahrheitsliebe 


I 

I 
I 


Zur  Ueberliefening  der  Oetchichte  Atexandere  d.  Gr. 


578 


^ 


I 


derer,  die  ee  erfondeB  liaben  (Strabo  XI  S.  505).  Ihre  ÜDglaub- 
wiirdigkeit  giebt  »ich  in  dem  Mangel  ati  Uebereiiistimmung  kund. 
Von  denen,  welche  Alexander  Aeien  unterjocben  halfen,  wider- 
»pricht  oft  einer  dem  anderen«  Da  eie  ηηπ  über  das,  wae  aie 
gesehen  halten,  so  yerRchtedener  Meinung  sind^  waa  soll  man  von 
dem  nach  Hörensagen  Berichteten  halten?  (Strabo  XV  S.  685). 
Bae  waB  von  BacehuB  und  Herakles  geaagt  wird,  hält  Megaethenes 
mit  einigen  für  wahr^  die  meisten  anderen,  darunter  Eratostbenes, 
für  unglaubwürdig  und  fabelhaft  (S.  687}*  Nach  solchen  Sagen 
haben  einige  die  Nyeäer  zu  einem  Volke  gemacht  und  bei  ihnen 
eine  Stadt  Nysa^  eiue  Gründung  dea  Dionysos,  und  einen  Berg 
MerOB  angenommen,  wofür  «ie  sich  aof  den  dortigen  Epheu  und 
die  Weinrebe  berufen.  Zu  Nachkommen  des  Dionysos  machen 
aie  auch  die  Oxydraken  wegen  der  hei  ihnen  wachsenden  Rebei 
sowie  wegen  der  herrlichen  Bacchuezüge,  bei  denen  die  Könige 
unter  Cym bei nkkng  und  in  prächtigen  Gewändern  ine  Feld  rücken. 
Auch  reden  sie  prunkend  von  einem  Felsen  Aornos,  au  dessen 
Fues  der  Indus  vorbeifiieftst  und  weichen  Alexander  beim  ersten 
Sturme  eroberte,  um  nämlich  diesen  zu  erheben,  dass  Herakles 
dreimal  an  diesem  Felsen  angesetzt  habe  und  dreimal  zorück- 
geBchlngeu  sei.  Abkömmlinge  «einer  Kriegegeiioaflen  aeien  die 
Sibier,  die  ala  Kennzeichen  ihrer  Abstammung  noch  den  Brauch 
hätten,  eich  mit  Fellen  zu  bekleiden  und  Keulen  zu  tragen,  und 
dieae  auch  den  Stieren  und  Mauleaeln  aufbrennen.  Unterstützt 
wird  dieae  Sage  durch  die  vom  Kaukasoe  und  Prometheus;  denn 
diese  haben  sie  vom  Pontos  Euxeinos  hierher  veraetzt,  weil  aie 
bei  den  Paropamiaaden  eine  heilige  Grotte  fanden.  Diese  wiesen 
sie  als  dai  Gefängntgs  des  Prometheus  vor^  hierher  sei  He- 
rakles gekommen  zur  Befreiung  des  Prometheus,  und  diea  sei 
der  Kaukasos,  den  die  Griechen  als  den  Ort  der  Anfesselung  des 
Prometheus  bezeichneten.  Dass  dies  Erfindungen  von  Schmeichlern 
Alexanders  eiud»  erhellt  daraus,  dass  die  Geschiebten  nicht  mit 
einander  übereinstimmen,  indem  einige  es  wirklich  erzählen,  an* 
dere  es  nicht  einmal  erwähnen.  Denn  es  ist  nicht  wahrsehein- 
lieb,  dass  so  berühmte  prahlerische  Geschichten  nicht  einmal  be- 
kannt geworden  sein  sollten,  oder  zwar  bekannt,  jedoch  nicht 
merkwürdig  genug  befunden,  und  zwar  von  den  glaubwürdigsten 
derselben  (Strabo  XV  S.  687).  Die  Herkunft  dieser  Ausführungen 
I  aus  Eratosthenes  kann  nicht  zweifelhaft  sein^  wir  finden  sie  genau 
so    wieder  Arrian    Indica  2,  4    und   5,  8 — 13   und   Α  nah.  V   1  ff. 


574  Reuse 

heber  genannt.  Arrian  kann  die  Zweifel  eeineR  Gewäbremannes 
nicht  theilen  und  sich  nicht  entRchlieeeen,  die  tirzählungen  über 
Dionysos  wenigstens  preiszugeben,  wenn  er  auch  zugiebr,  dass 
die  Verlegung  der  Promethenssage  της  ΆλεΕάνδρου  ϊνεκα  δόξης 
vorgenommen  ist  (V  ö,  3,  vgl.  Γ»,  3  τά  'AXeEavbpou  αο£οντ€ς) 
und  dass  die  Mittheilungen  über  Herakles*  vergebliche  Angriffe 
auf  den  AornosfelRen  eitel  Prahlerei  sind  (IV  28,  2  τον  Ήρακλεα 
ές  κόμπον  του  λόγου  έπιφημίίεσθαι,  Ind.  ο.  Γ),  10  Μακεδονικόν 
κΟμπα(Τμα'.  Trotz  dieses  Zugeständnisses  aber  kann  er  es  sich 
nicht  versagen,  Alexander  selbst  in  der  Rede  V  25,  3  ff.,  die 
auch  noch  andere  Widersprüche  mit  der  sonstigen  Darstellung 
aufweist  (26,  1),  die  gleiche  Prahlerei  in  den  Mund  zu  legen: 
26,  5  ή  "Αορνος  πέτρα  ή  τψ  'Ηρακλεϊ  άνάλιυτος  προς  ημών 
ίχεταΐ.  Alles,  was  auf  die  Gottheit  und  ihr  Eingreifen  von  den 
Makedoniern  zurückgeführt  wird,  ist  nach  Eratosthenes  Alexander 
zu  Liebe  ins  Masslose  übertrieben:  V  3,  1  λέγει  ές  τό  ύπέρογκον 
έπιφημκτθήναι.  Das  ist  der  Wortlaut  der  Eratostheniscben  Kritik, 
den  Strabo  und  Arrian  festgehalten  baben:  IV  28,  2  έπιφημί- 
Σεσθαι,  28,  4  τψ  μύθψ  πεφημισμένψ ,  V  3,  1  έπιφημισθήναι, 
Strabo  XVI  S.  737  οΐ  Μακεδόνες  κατεφήμισαν,  ΧνΠ  802  (Berger 
Ι  Β  9)  προσεπιφημκτθήναι,  er  kehrt  auch  wieder  bei  der  Be- 
urtbeilung  Homere:  I  S.  22  (Berger  I  Α  12)  τών  μύθων  .  .  . 
πεφημκτμ^νιυν. 

Trotz  dieser  scharfen  Verurtheilung  spricht  Eratosthenes 
diesen  Gewährsmännern  nicht  alle  Glaubwürdigkeit  ab.  Wenn 
sie  auch  manches  aus  Schmeichelei  hinzusetzen,  so  geben  sie  doch 
auch  viel  Glaubwürdiges  an.  So  sagt  Eallisthenes,  Alexander 
habe  hauptsächlich  des  Ehrgeizes  wegen  gestrebt,  zu  dem  Orakel 
des  Juppiter  Ammon  zu  gehen,  da  er  gehört,  dass  auch  Persens 
und  Herakles  dahin  gegangen  seien.  Strabo  XV ü  S.  814  knüpft 
hieran  die  Erzählung  des  Kallisthenes  über  Alexanders  Zug  zum 
Ammontempel  und  dessen  Mittheilungen  über  das  Orakel  und  die 
Orakelsprüche  der  Branchiden,  wobei  wieder  der  Vorwurf  der 
Schmeichelei  und  Lüge  nicht  unterdrückt  wird :  τούτιυν  κολα- 
κευτικώς  λεγομίνιυν  und  προστραγψδεϊ  bk  τούτοις  6  Καλλισθένης. 
Wegen  dieser  liiconsequenz  tadelte  Hipparchos  seinen  Vorgänger 
bezüglich  des  Patrokles  (Strabo  Π  S.  69),  und  in  allgemeiner 
Fassung  ist  dieser  fadel  ausgesprochen  Strabo  I  S.  47  τά  μέν 
ίλέγχιυν,  τά  ί)έ  πιστεύιυν.  Eratosthenes  spricht  gegen  solche, 
die  offenbar  Erdichtetes  und  Unmögliches  theils  als  wirkliche 
Fabel,  theils  als  Geschichte  vorbringen,   was  zu  erwähnen  nicht 


Zur  üeberliefening  der  Geschichte  Alexanders  d.  6r.  575 

der  Mühe  lohnt,  weshalh  er  eich  auf  solches  Geschwätz  nicht 
hätte  einlassen  sollen  (Straho  1  S.  62).  Zn  den  Schriftstellern, 
denen  man  nicht  trauen  kann,  gehört,  wie  wir  sehen,  auch  One- 
eikritoB,  gleichwohl  kann  man  seine  Nachrichten  nicht  übergehen, 
da  er  manches  Glaubwürdige  und  Erwähnenswerthe  berichtet 
(Strabo  XV  S.  697).  Wie  sehr  Arrian  diesen  Standpunkt  theilt, 
wird  weiter  unten  dargelegt  werden. 

Der  Einfluss  des  Kratosthenes  tritt  auch  deutlich  zu  Tage 
in  den  Auslassungen,  die  Strabo  XVI  S.  737  über  die  Schlacht 
bei  Gaugamela  giebt.  Da  die  Makedonier  Gaugamela  als  ein 
elendes  Dorf  antrafen,  Arbela  dagegen  als  einen  ansehnlichen 
Ort,  machten  sie  dies  als  Ort  der  Schlacht  bekannt  und  über- 
lieferten es  so  den  Geschichtschreibern,  vgl.  Plut.  Alex.  c.  31. 
Ausführlicher  hat  Arrian,  der  sich  für  Gaugamela  auf  das  Zeug- 
nies des  Ptolemaios  und  Arifltobulos  beruft,  den  kritischen  Ez- 
curs  des  Alexandriners  uns  tiberliefert:  VI  11,4 — 6  Gaugamela 
war  keine  Stadt,  sondern  ein  unbekanntes  Dorf  mit  schlecht- 
klingendem Namen,  deshalb  trug  Arbela  den  Ruhm  davon,  als 
Schlachtort  gewählt  zu  werden.  Arbela  lag  600  oder  nach  an- 
derer Ueberlieferung  500  Stadien  vom  Schlachtfelde  entfernt,  mit 
demselben  Rechte  ki>nnte  man  daher  die  Schlacht  bei  Salamis 
als  Schlacht  von  Korinth  oder  die  Sohlacht  bei  Artemision  als 
Schlacht  bei  Aigina  oder  Sunion  bezeichnen.  Arrian  bringt  dies 
nicht  in  dem  die  Schlacht  darstellenden  Abschnitte,  sondern  bei 
Behandlung  der  Frage,  ob  Alexander  im  Lande  der  Ox)draken 
oder  Maller  verwundet  wurde,  schöpft  also  offenbar  aus  einer 
Quelle,  die  sich  über  die  Glaubwürdigkeit  der  Alexanderschrift- 
steller aussprach.  Eben  daher  stammt  selbstverständlich  das 
ganze  Kapitel  über  die  V^erwundung  des  Königs  :  VI  11,  2  vieles 
andere  haben  die  Geschichtschreiber  über  die  Verwundung  ge- 
schrieben und  die  Ueberlieferung  hat  es  aufgenommen  nach  dem 
Berichte  derer,  die  zuerst  gelogen  haben;  11,7  das  schwerste 
Versehen  ist  aber  die  Rettung  Alexanders  durch  Ptolemaios, 
der  nach  eigenem  Berichte  gar  nicht  an  jenem  Kampfe  theil- 
genommen  hat. 

Auf  Eratosthenes  wird  auch  die  Zusammenstellung  der  ver- 
schiedenen Zeugnisse  über  den  Tod  des  Kalanoe  zurückgehen,  ob- 
wohl Schwartz  ( Pauly- Wieso wa:  Arrian)  für  Strabo  und  Arrian 
eine  gemeinsame  Quelle  leugnet.  'Von  dem  Mangel  an  lieber- 
einstimmnng  bei  den  Schriftstellern  zeugt  auch  das,  was  von 
KalanoB  gesagt  wird.     Dass  er  zu  Alexander  kam  und  freiwillig 


dorcli  Feuer  eicb  todtete,  darin  BtiiDinen  sie  tiberein,  aber  nicbt 
in  der  Art  und  Weiee'  (Strabo  XV  717),  Strabo  will  verschie- 
dene Ueberliefenir^geß  mittheilen,  verepricht  aber  mebr  nie  er 
hält.  Nachdem  er  die  Erzähiang  Klitarrhe  (Diod.  XYU  107) 
vorgetragen  bal,  bemerkt  er,  iiacli  anderer  üeberlieferung  Rei  der 
Iniler  Biolit  auf  ein  goldenee  Rnbebett  gelegt  worder»,  eondern 
ftof  einen  Hobstos  in  einem  böjiternen,  mit  Blättern  gefüllten 
Hausej  und  knüpft  daran  den  'i'atjel  des  Megaetbenee  gegen  Ka- 
lanoa  und  deeaen  Anerkennung  für  Mandanie.  Howeit  etimmt 
auch  Arrian  VLI  2  und  3^  1  mit  8trabo  überein,  wird  dann  aber 
eingebender  in  der  Mittbeilung  anderer  Abweichungen  über  Keben- 
dingCi  die  letzterer  übergebt. 

Ußwahrbaftigkeit  und  Uebertreibung  eind  also  die  Fehler, 
deren  die  grosse  Menge  der  Alexanderecbrifteteller  sieb  schuldig 
macht,  sie  laesen  sieb  leiten  von  dem  Streben^  dem  Könige  zu 
aebmeicheln,  um  no  mehr^  als  dieser  geschmeichelt  haben  witl^ 
sie  kennen  um  »o  weniger  MasD  in  ihren  FabeleieUf  als  sie  von 
weit  abliegenden  Ländern  erzählen,  bei  denen  Niemand  eie  wider- 
legen kann;  nur  der  Umatand,  das«  sie  einander  widersprechen » 
läftst  in  vielen  Fallen  ihre  Lügen  als  solche  erkennen.  Hült 
man  sich  an  dieee  Grundsüge  der  Eratostheniecbeu  Kritik,  dann 
kann  man  nicht  zweifelhaft  nein,  wem  Arrian  seine  Ansicht 
über  die  von  ihm  benutzten  Qoellen  zu  danken  hat.  üeber  Nie- 
manden haben,  so  erklärt  er  l  1,  so  viele  Schriftsteller  geschrieben, 
wie  über  Alexander  den  Oroesen,  bei  Niemanden  stehen  sie  aber 
auch  mit  einander  so  in-  Widersprich,  wie  bei  ihm.  Arrian  hält 
sich  an  Ptolemaios  und  Ariatobnlof^,  beide  haben  an  des  Königs 
Feldiiigen  tbeilgenommen»  beide  aber  nach  des  Königs  Tod  ge- 
schrieben, für  beide  üel  daher  der  Grund  siur  Schmeichelei  weg, 
weder  Zwang  noch  AuBRicht  auf  Belohnung  konnte  sie  yer- 
anlaesen,  die  Dinge  anders  darzustellen,  als  sie  sich  zutrugen. 
Neben  ihnen  giebt  es  aber  noch  die  Berichte  anderer,  die  nicht 
ganz  unglaublich  und  daher  der  Wiedergabe  nicht  unwerth  er- 
scheinen: ού  πάνττι  fimota,  Π  12,  8  οοθ'  ώς  αληθή  oöie  ύίς 
πάντΓ)  δίπατα.  Wo  das  Eingreifen  der  Gottheit  in  Frage  steht, 
kann  Arrian  dem  skeptischen  Eratosthenes  nicht  folgen ^  manches, 
was  dem  natürlichen  Verstände  unglaublich  erscheint,  wird  doch 
begreiflich,  wenn  man  göttliches  Walten  annimmt  (V  l»  2).  Solcher 
Glauben  wird  freilich  auf  harte  Pn>be  geatellt,  wenn  selbst  die 
luverlässigsten  Gewährsmänner  mit  einander  nicht  harmoniren, 
wie  III  3,5;    dann  muss   er  auf   genaue  Darstellung    verzichten 


Zur  Ueberlieferung  der  Geschiebte  Alexandere  d.  Gr.  577 

and  kann  nur  vereichern,  daes  eine  Gottheit  dabei  eingegriffen 
habe,  weil  die  Wahrscheinlichkeit  dafür  spreche.  In  solchen 
Fragen  hat  Plutarch  sich  dem  Standpunkt  des  Eratosthenes  mehr 
genähert,  wenn  er  von  dem  Marsche  Alexanders  an  der  pamphy- 
lischen  Küste  schreibt:  AI.  c.  17  ή  bk  τής  Παμφυλίας  παρα- 
δρομή πολλοίς  γέγονε  τών  Ιστορικών  ύπόθ€σις  γραφική  προς 
ϊκπληΗιν  και  δγκον  ώς  θείςι  τινι  τύχη  παραχωρήσασαν  τήν 
θάλα(Τ(Ταν  *Αλ€ζάνορψ,  während  Arrian  auch  hier  die  Zweifel 
an  dem  Walten  der  Gottheit  für  unberechtigt  hält:  I  IH,  2  ούκ 
δνβυ  του  θείου  ^  Trügt  letzterer  aber  auch  Bedenken,  hier  die 
Anschauungen  seines  Gewährsmannes  zu  den  seinen  zu  machen, 
80  folgt  er  doch  sicher  diesem,  wenn  er  von  den  ungereimten 
Lügen  über  die  Inder  spricht,  die  sich  nicht  widerlegen  Hessen 
(V  4,  3).  Manche  Fabeleien  über  diese  haben  Alexanders  Feld- 
züge  als  solche  erwiesen,  soweit  nicht  einige  seiner  Gefährten 
selbst  Lügen  verbreitet  haben,  sie  haben  dargethan,  dass  die 
Inder  kein  Geld  besitzen  und  nicht  verweichlicht  in  ihrer  Lebens- 
führung sind;  dass  sie  hohen  Körperbau  und  dunklere  Hautfarbe 
als  die  anderen  Völker,  mit  Ausnahme    der  Aithioper,   haben  (V 

4,  4).  Das  ist  ein  Citat  aus  Eratosthenes,  wie  die  Vergleichuug 
mit  Euetath.  ad  Dionys.  peripl.  v.  1107  (Berger  fr.  III  Β  16) 
und  Strabo  XV  S.  690  (111  Β  12)  ergiebt  (vgl.  auch  Strabo  XV 

5.  696  β€λτίους  bk  —  φαμεν). 

In  der  Behandlung  der  Alexandergeschiohte  nimmt  Erato- 
sthenes denselben  Standpunkt  ein,  wie  in  der  Homerfrage,  und 
darin  liegt  ein  weiterer  Beweis  für  unsere  Annahme,  dass  die 
Spuren  der  kritischen  Methode,  wie  sie  bei  den  späteren  Histo- 
rikern vorliegen,  auf  ihn  zurückführen.  Auch  Homer  jagt  nach 
Wundern  (Strabo  1  S.  18),  seine  Mythen  knüpfen  theils  an  wirk- 
liche Oertlichkeiten  an,  iheils  werden  sie  nach  erdichteten  Orten 
verlegt  (I  S.  22  τιϊιν  μύθιυν  .  .  .  πεφημισμ^νων).  Die  Meinung 
derjenigen,  welche  behaupten,  die  Irrfahrt  des  Odysseus  sei  nicht 
erdichtet,  lässt  sich  durch  den  Mangel  an  Uebereinstimmung 
widerlegen  {il  αύτου  του  μή  συμφιυνεϊν  έλ^γχεσθαι  ψευδό- 
μενους). Das  ist  dasselbe  Argument,  mit  dem  auch  die  Glaub- 
würdigkeit der  Alexanderschriftsteller    in  Zweifel  gezogen  wird. 


^  Kallisthcnes,  um  den  es  sich  handelt,  mag  eich  wohl  ähnlich 
ausgesprochen  haben,  wie  Xenophon  über  den  l'eberpranir  des  Kyros 
über  den  Euphrat:  Anab.  1  4,  18  έ6όκ€ΐ  6ή  θ€Ϊον  etvai  καΐ  σαφώς 
ύποχωρήσαι  τόν  ποταμόν  Κύρψ  ώς  βασιλ€ύσοντι 

HlMin.  Μαι.  f.  Plillol.  Ν.  F.  LVII.  ^7 


B78 


Leute 


Nicht  andere  stellt  ee  mit  der  ßehaaptuiiij^f  man  könn«  annehmen^ 
der  Bicliter  habe  die  Irrfahrt  des  Odyeeeue  in  den  Weeleti  ver- 
legen wollen^  habe  aber  theile  auR  Mangel  an  genaueren  Nach- 
richten, theiU  mit  Äbeicht  »einen  Vornatz  uicht  anpgefilhrt,  um 
alles  ine  Knrehtbare  und  Wunderbare  ziehen  zu  können  (Strabo 
l  8.  26)*  Noch  schärfere  FaRsung  wird  dieeeni  Vorwurf  mir  de» 
Worten  gegeben:  Homer  stellte  besondere  das  Ferne  als  wunderbar 
dar,  weil  er  hier  am  leichtesten  aufschneiden  liönne  {biä  το  eu- 
κατάψευστον)«  Auch  die  Schriftftteller  über  Alexnnder  nehmen 
f^e  leicht,  weil  der  Feldzug  des  Könige  bie  £u  den  äiieseraten  En- 
den Asien»  ging,  das  Entfernte  aber  seh  wer  zu  widerlegen  ist 
(XI  S.  507). 

Von  den  Schriften  des  Eratosthenee  kann  nur  eeine  Geo• 
gxmpbje  als  Quelle  für  die  späteren  Darsteller  der  Älexander- 
Keaohichte  in  Betracht  kommen,  Sie  beatand,  wie  Berger  8.  17 
ausführt,  au«  drei  Büchern;  das  erste  enthielt  einen  kritischen 
tTeberblick  über  die  Geschichte  der  Geographie  von  den  ersten 
Anfangen  bia  auf  die  Zeil  des  Verfassers,  in  dem  zweiten  wurde 
eine  Darstellung  der  leitenden  Prinzipien  und  Fixirang  der  Pa- 
rallelen gegeben,  dem  dritten  war  die  Eintheilung  und  specielle 
Bebandlnng  der  οικουμένη  vorbehalten.  Nach  Berger  beschränkte 
£ratosthenes  dch  im  dntten  Bache  anf  die  Darstellung  der 
ünaaeren  Umrisse  der  einzelnen  Lander^  so  wie  sie  unter  seinem 
Namen  bei  Strabo  erhalten  sind,  indessen  dürfte  er  in  der  Mit- 
theilnng  von  geographischem  Material  doch  weiter  gegangen  sein, 
nie  Berger  annimmt.  So  lässt  in  Strahos  Behandlung  Indiens 
auf  Eratoathenischen  Ursprung  schliessen,  was  XV  S.  685  über 
die  Widersprüche  bei  den  Schriftstellern  über  Alexander  und 
S.  688  über  die  Lügen  der  Schmeichler  desaelben  mitgetheilt 
wii*d.  Für  Benutzung  des  gleichen  Aators  anf  B.  686 — ^688 
spricht  die  Vergleiohung  mit  Arhans  Indica:  Megasthenes  über 
frühere  Feldxtige  nach  Indien  =  Ind,  δ,  4 — 7;  Nysa  =  Ind.  5,9; 
Aornoa  =  Ind,  5,  10;  Sibier  =  lud,  5,  12;  Kaukaeos  =  Ind. 
5,  10 — 11;  eine  solche  Üebereinstimmung  wäre  undenkbar,  wenn 
beide  nicht  diese  Zusammenstellung  schon  vorgefunden  hätten. 
Zwischen  den  von  ßerger  als  frg.  IIl  Β  6  und  HI  Β  12  he- 
leichneten  Stücken  Strabos  steht  ein  Abschnitt,  der  Angaben  aus 
Kteataa,  Onetikritos,  Nearchos.  Megasthenes  und  Deimaohoe  ent- 
b&U.  auch  diese  finden  sich  bis  anf  die  Notia  aus  Deimachoa  in 
derselben  Reihenfolge  Arrian  Ind.  3,  6— i^  wieder;  bei  beiden 
kann  es  sich  nor  am  Herübernahme  dieser  Citate  ans  Kratosthenes 


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Zur  Ueberlieferung  der  Gescluchte  Alexanders  d.  Gr.  579 

handeln.  Den  angeführten  Fragmenten  entspricht  im  ganzen 
Arrian  Ind.  3,  9 — 6,  9,  hier  licet  man  die  Eratosthenes  (frg,  III 
Β  52)  eigenthümliche  Erklärung  der  Nilanschwellang  (6,  7  α.  8), 
seine  Ansicht  über  die  Regengüsse  in  Indien  (<'>,  6),  den  Ver- 
gleich zwischen  Indien  und  Aetbiopien  (Berger  fr.  III  Β  16). 
Strabo  und  Arrian  (6,  8)  citiren  Onesikritos  für  das  Vorkommen 
der  Flusspferde  in  den  indischen  Flüssen,  ersterer  wiederholt 
seine  Angabe  XV  S.  707  gewies  nach  derselben  Quelle.  Eben 
daher  ist  aber  auch  XV  S.  692  das  Citat  aus  Nearchos  ent- 
nommen, das  in  demselben  Zusammenhange  auch  Arrian  Ind.  6,  5 
steht  in  einer  Form,  die  deutlich  die  Polemik  gegen  Aristobul 
erkennen  lässt;  ίίεται  bk  και  του  θέρους.  Dem  Auszuge  aus 
Eratosthenes  will  Strabo  eine  speziellere  Beschreibung  Indiens 
nach  anderen  Schriftstellern  folgen  lassen,  doch  macht  er  sich 
auch  in  dieser  von  jenem  nicht  frei.  Was  er  S.  691  aus  Nearchos 
mittheilt,  steht  ausführlicher  Arrian  V  6,  4—6,  wo  in  §  2  die 
Eintheilung  Asiens  in  4  (Τφρατ(&€ς,  in  §  3  die  Grenzen  Indiens 
nach  Eratosthenes  behandelt  sind.  Bei  der  Erklärung  des  Namens 
in  §  4  zählt  er  wie  Nearch  bei  Strabo  verschiedene  Ebenen  auf, 
die  von  Fltlssen  angeschwemmt  sind,  und  citirt  wie  dieser  das 
Wort  Herodots,  dass  Aegypten  ein  Geschenk  des  Nil  sei.  Das 
Citat  ist  von  Nearohs  Worten  unabhängig,  daher  hat  er  es  nicht 
gehabt,  wie  ja  Arrian,  der  V  4,  2  schon  Ktesias  angeführt  hat, 
hier  noch  auf  Hekataios  sich  beruft  (vgl.  Strabo  XI  S.  507  ή 
Κτησίςι  ήΉροϋότψ  και  Έλλανίκψ  και  SXXoic  τοιούτοις).  Auch 
für  Strabo  wird  es  daher  wahrscheinlich,  dass  Nearch  hier  nicht 
direckt  benutzt,  sondern  mit  Herodot  aus  Eratosthenes  herüber* 
genommen  ist.  Eine  Nachricht  aus  Ktesias  enthalten  Strabos 
Worte  XV  S.  700:  ώστε  και  έφ'  εκατόν  σταοίους,  ώς  ο\  μη 
μετριάΖοντές  φασιν  κτλ.  vgl.  Arrian  V  4,  2,  der  V  6,  8  auch 
der  15  Nebenflüsse  des  Indus  gedenkt  (Strabo  aaO.);  auch  hier 
darf  man  daher  Eratosthenes  als  Mittelquelle  betrachten.  Diesem 
möchte  ich  auch  Arrian  V  20,  8—9  zuweisen;  die  Bemerkung, 
dass  Ptolemaios  nur  bei  dem  Akesines  die  Breite  ungegeben 
habe,  weist  deutlich  auf  Benutzung  eines  Geographen  hin.  Wenn 
von  Strabo  XV  S.  705  die  Lebensdauer  der  Elefanten  auf  200, 
nach  Onesikritos  auf  300  Jahre  berechnet  wird,  so  bat  auch  hier 
nicht  er  diese  verschiedenen  Angaben  zusammengestellt,  sondern 
sie  schon  vorgefunden:  Plin.  VIII  10  vivere  ducenis  annis  et 
quosdam  trecenis.  Aehnlich  steht  es  mit  Strabo  XV  S.  705  τών 
bk    μυρκήκων    κτλ.  und  Arrian    Ind.   15,  4  u.  5.     In    einem  Ab- 


580  Heues 

Bobnitte  über  die  Jagden  in  Indien  wird  an  die  Bemerkung  Xe- 
archs,  er  habe  die  Haut  von  goldgrabenden  Ameisen  gesehen, 
die  Beechreibnng  der  letzteren,  wie  sie  Megasthenes  giebt,  an- 
gescbloBsen,  das  führt  zur  Annahme,  dass  auch  hier  die  gemein- 
same Vorlage  eingesehen  ist.  Eratosthenes  wird  ja  als  Quelle 
seiner  indica  von  Arrian  V  5,  1  ausdrücklich  genannt.  Seine 
Kritik  des  Deimachos,  der  den  Schattenwechsel  im  Küdlichen 
Indien  leugnete,  steht  Ind.  c.  25,  7—8.  Zu  den  Worten,  welche 
Strabo  XV  S.  720  auf  das  Bergersche  Fragment  III  Β  22  folgen: 
πλην  φοινίκων  και  άκάνθης  τινός  καΐ  μυρίκης  sei  auf  frg.  III 
Β  48  (Strabo  XVI  S.  767)  hingewiesen :  φοίνικας  ίχουσα  ολί- 
γους καΐ  άκάνθαν  και  μυρίκην  και  ορυκτά  ΰοατα  ώσπερ  και  ή 
febpuJCTia,  auch  hier  geht  die  Benutzung  des  Eratosthenes  weiter, 
als  sie  von  Berger  angenommen  wird.  Hierher  werden  auch 
Strabos  Mittheilungen  über  das  Klima  der  Landschaft  Persis 
^XV  S.  727  wo  ein  Fragment  aus  Eratosthenes  sich  anschliesst) 
gehören,  die  Arrian  Ind.  40,  2-5  Aufnahme  gefunden  haben  und 
hier  durch  die  Worte:  την  bi  TTepaiba  τριχη  νενεμήσθαι  τών 
ώρβιυν  λόγος  κατέχει  von  dem  aus  Nearch  Entnommenen  ge- 
schieden werden.  Das  Citat  aus  Nearchos  bei  Straho  XI  S.  524 
über  die  Uxier,  Koesäcr  und  Marder  steht  auch  Arrian  Ind.  40,  (>, 
doch  wird  jener  im  11.  Buche  von  Straho  gar  nicht  genannt,  und 
es  ist  unwahrscheinlich,  dass  dieser  ihn  dort  eingesehen  hat,  um 
ihm  eine  Notiz  über  die  Kossäer  zu  entnehmen.  Ueber  den  Tigris 
handelt  Erat.  fr.  Β  III  3^  (Strabo  XV  S.  746)  und  III  Β  .'51 
(ebendas),  sowie  III  Β  32  (Strabo  XI  S.  523),  letzteres  hat 
grösseren  Umfang,  als  Berger  ihm  giebt,  wie  aus  der  völlig 
gleichlautenden  Darstellung  des  Plinius  (VI  31)  ersichtlich  ist. 
Für  Strabo  XVI  8.  7 18  έν  ή  τιμώσι  την  Συριαν  θεόν  und  XVI 
S.  785  Δερκετώ  b'  αυτήν  Κτησίας  λέγει  ergiebt  sich  die  Quelle 
aus  dem  unter  Eratosthenes  Namen  gehenden  κατα(Ττερ.  c.  oS 
κατά  την  Βαμβύκην  .  .  .  Δερκετους  ήν  οΐ  περί  τους  τόπους 
οικουντες  Συρίαν  θεάν  ώνόμασαν.  ΛΌη  besonderer  Bedrutung 
für  die  Alexandergeechiehte  ist  auch  das  11.  Buch  Strabos,  auch 
in  ihm  hat  man  vieles  als  Kigenthum  des  Eratosthenes  anzu- 
erkennen. So  gehört  ihm  an  die  Theilung  Asiens  durch  einen  von 
Westen  nach  Osten  streichendeu  Gebirgszug  in  eine  südliche  und 
nördliche  Hälfte  (vgl.  11  S.  (»7,  XI  12  S.  522,  Arrian  Ind.  2,2, 
;Vnah.  V  5;  i».  l  —  2),  die  Soliilderung  der  Fiuehtbarkeit  Hyr- 
kuniens,  die  man  im  gleiehen  Wortlaut  auch  II  S.  T^»  liest.  Die 
Vorstellung,  welche  Eratosthenes  von  dem   k aspischen  Meere  hat, 


Zur  Ufiberlieferung  der  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  581 

hat  Arrian  Anab.  V  2β,  1  und  VII  16,  1—3  beeinflueet.  Auf  ihn 
^eht  anch  Arrian  ΤΤΓ  30,  7 — 9  zurück,  nur  ist  die  in  den  Worten 
και  τόν  Τάναϊν  τούτον  elalv  οι  .  .  .  ausgeeprocjhene  Ansicht 
diejenige,  welche  von  Eratosthenee  bekämpft  wird.  Ebenflo  steht 
es  mit  Strabo  XT  8  (S.  717)*  Die  Makedonier  nannten  das  Ge- 
birge, welches  Asien  scheideti  Kaukasos;  im  Osten  schliessen 
eich  Paropänisos,  Eniodos  und  fmaos  an  (Arrian  Ind.  2,  1—9/ 
Anab.  V  5).  Verwandt  mit  dem,  was  Plut.  de  fort.  AI.  I  8  ans 
Eratosthenee  angiebt.  ist  auch  da«,  was  wir  Strabo  XI  13  S.  526 
über  die  medische  und  persische  Tracht  lesen. 

So  dürfte  Eratosthenee  doch  in  seinen  Mittheilungen  weiter 
gegangen  sein,  als  dies  Berger  zugestehen  will.  Spätere  Be- 
arbeiter der  Alexandergeschichte  fanden  bei  ihm  reiches  Material, 
vor  Allem  aber  fanden  sie  die  Ueberlieferung  kritisch  gesichtet 
und  nach  dem  ihr  zukommenden  Werthe  beurtheilt.  Von  der 
Kritik,  die  er  geübt  hat,  haben  Strabo,  Plutarch  und  Arrian  ihr 
Crtheil  über  die  Ge8chichte<;hreiber  der  Feldzüge  Alezanders  ab- 
hängig gemacht. 

3.  Aristobul  und  Elitarch. 
üeber  die  Zeit,  in  welcher  Klitarch  geschrieben  hat,  und 
über  das  Verhältniss,  in  welchem  er  zu  Aristobul  steht,  gehen 
die  Ansichten  auseinander.  Nach  Fränkel  (S.  82)  hat  er  seine 
Alexandergeschichte  vor  diesem  in  den  Jahren  304 — 300  v.  Ohr. 
abgefaeet  und  ist,  wie  Schwartz  (Pauly-Wiseowa  :  Aristobulos)  be- 
hauptet, von  ihm  benutzt  worden.  Die  überlieferten  ürtheile 
über  Aristobul  lauten,  von  Lukians  anekdotenhaften  Erzählungen 
abgesehen,  sehr  günstig,  sie  haben,  ausser  bei  Schwartz,  all- 
gemeine Zustimmung  gefunden.  Letzterem  dagegen  ist  er  ein 
hausbackener,  nüchterner  Philister,  der  erst  spät  zur  Feder  ge- 
griffen habe,  sein  Werk  kein  wurzelechtes  Grewächs,  sondern  nur 
ein  Spross  an  dem  i^rossen  Baum  der  geschichtlichen  und  legen- 
darischen Erzählungen  von  Alexander.  Nicht  allein  Nearch  und 
Onesikrit,  sondern  auch  Klitarch  soll  der  compilirende  Litterat  zu 
Rathe  gezogen  und  in  Kleinigkeiten  bekämpft  haben,  um  die  von 
ihnen  vertretene  Gesanimtanschauung  doch  bestehen  zu  lassen  und 
selbst  zu  übernehmen.  Niese  (Histor.  Zeitschr.  Bd.  79  S.  2  A.  1) 
nimmt  dagegen  Abhängigkeit  Klitarchs  von  Aristobul  an  :  '  Eli- 
tarch gab  für  den  Beinamen  Soter  des  Ptolemaios  Lagi  die  be- 
kannte Erklärung.  Nun  ist  aber  als  festgestellt  anzusehen,  dass 
dem  Ptolemaios  erst    nach    seinem  Tode  die  Apotheose  und  der 


Ε  β  α  a  t 


ßeiname  Soter  znerkannt  worden  ist;  dieser  läsM  BicH  erst  im 
25.  Jalire  <lee  Ptolemaios  II  sapret  nachweieen  db,  261  v.  Cbr,  ♦  . . 
Also  wird  Klitarch  nicht  vor  2ßO  v.  Clir.  ^eechricben  haben^ 
womit  etinimt,  dae§  er  obne  Zweifel  den  Arietobul  ausgiebig  be- 
rnitait  bat\  Kin  schrofferer  Widereprucb  der  Aiieicbten  ist  nicht 
denkbar,  ebensowenig  aber  die  Lösung  der  Quellenfrage,  ehe  die 
litterariftche  Frage  der  Priorität  des  einen  oder  anderen  Hcbrift- 
fttellcre  gelöst  iat.  Das  Urthfil  von  Schwartz  erBcheint  von 
vornberein  al«  wenig  wahrecbeinlieb.  Aristobul  schrieb  am  Ende 
seines  Lebens  nieder,  was  er  selbst  erlebt  und  gesehen  hatte, 
dabei  nahm  er  Bc^ug  auf  VerÖffeiitlicbungen  von  Zeitgenossen, 
die  vor  »einer  D&ri^teUung  erschienen  waren,  Elitarcb  dagegen 
ist  an  dem  Krzilhlten  selbst  nicht  bethelHgt  gewesen  und  be- 
nutite  das  Material,  das  andere  vor  ihm  herauRgegehen  hatten; 
jener  wird  von  den  Alten  wegen  Reiner  Zuverlässigkeit  gerühmt, 
dieser  erfährt  dagegen  den  «chärfsten  TadeK  Der  Nachweis, 
dass  KHtarch  erst  nni  260  v,  Chr.  geschrieben  haben  kann  und 
Aristobul  benutzt  haben  muss,  läset  sich  aber  aus  den  erhaltenen 
Fragmenten  und   Berichten  erbringen. 

Das  kaepische  Meer  betrachteten  Alexander  tind  seine  Zeit- 
genossen, ebenso  wie  die  Griechen  vor  ihm  tHerod,  1  202»  Arietot. 
meteor.  Π  1,  10),  als  Binnenmeer  (i)iod.  XVIII  5,2,  anders 
Arrian  V  5,  4).  Da  man  Jaxartes  mit  dem  Tanais  gleichstellte, 
kam  man  auf  die  Vermntbung,  kaRpische«  Meer  und  palne  Maeotis 
mttssten  dasselbe  Meer  bezeichnen  oder  doch  miteinander  in  Ver* 
bindung  stehen.  Dies  ist  die  Auffassung  Pnlyklits,  die  er  mit 
Gründen  zu  erweisen  puchtp  (Strabo  XI  S.  Γη)9  u,  510).  Auch 
von  Alexander  erzählt  Arrian  Vfl  16,  2,  er  habe  beabsichtigt, 
durch  eine  Flotte  untersuchen  zu  lassen,  ob  das  kaspische  Meer 
mit  dem  schwarzen  Meer  zusammenhinge  oder  ein  Busen  des 
grossen  Ozeane  sei,  doch  giebt  er,  wie  schon  die  Worte:  ου  γάρ 
TTUi  έ£€ύρηντο  α\  άρχαΐ  της  Κασπίας  θαλάσσης  beweisen,  eine 
Auffassung  wieder,  die  der  Zeit  des  Maked^nierkönigs  fi-ni  lag. 
Diese  untersuch ung  führte  später  im  Auftrage  der  Könige  8e- 
leukos  Nikator  und  Antioehus  I  Patrokles  aus  (Plin,  VI  Jl),  der 
in  dem  genannten  Meer  einen  Busen  des  äusseren  Meeres  sah 
Qod  es  als  mdglich  hinstellte,  von  Indien  aus  in  dasselbe  in 
segeln  (Putroklee  fr  3  u.  5  b,  Möller  F.  U.  Gr.  II  S.  443),  Die 
Autorität  de«  Eratosthenes  hat  seiner  Ansicht  allgemeine  Geltung 
verschafft.  Demselben  Kreise  gehörte  auch  die  Vorstellung  an, 
dase  dei  Isthmos  zwischen  kaspii^ohcm  und  schwarzem  b^ziehunga- 


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Zur  Ueberlieferun^  der  Geecbicbte  Alexandere  d.  Qr, 


583 


weiße  aeüwfiobem  Meere  eehr  BcbToal  sei,  deebalb  trag  sich  Se- 
leukoa  mit  dem  Plane  ihn  durcbKtechen  zu  lasseu,  wurde  aber 
vorher  von  Ptolemaios  Keraunoe  ermordet  (Plin.  VI  12).  Damit 
vergleicbe  man  Klitarcb  fr.  6  u.  7  bei  Müller.  Das  erste  lautet 
bei  Pliniua  VI  13  Irrumpit  Scytbico  Oceano  in  a versa  Aaiae, 
plaribue  nominibu»  accalaniu]  appellatum,  celeberrimis  duobus 
Caepio  et  Hyrcanio.  Non  rainas  hoc  esse  quam  Pontum  Etixinum 
CUtarcbue  putat.  Daas  er  wirkiicb  nur  die  Ansiebt  dcR  Patroklee 
wiedergiebt^  lebrt  Htrabo  XI  S.  508  ώς  φησι  ΤΤατροκλής,  δς 
και  πάρκτον  τ|Τ€Ϊται  το  πέλαγος  τοΰτο  τώ  ΤΤοντικψ.  Mit  den 
Gelehrten  und  Technikern  des  Seleukidenbofei  theilt  Klitarcb  ^ 
ferner  die  Meinung,  daes  nur  ein  scbmaler  Landisthmoe  schwarzeH 
und  kaspiöches  Meer  trenne:  Hlrabo  XI  S.  491  o\  b'  έπ\  το- 
croÖTOV  συναγατόντες  τον  ΐίΧθμόν,  έφ'  δύον  Κλείταρχος,  έπί- 
κλυστον  φήαας  έΕ  έκατέρου  του  π€λάγους.  Klitarcb  musa  da- 
her Patrokles  beiiutstt  und  nach  i!im  geecbriebeD  haben,  die  Ab- 
faeeang  seiner  (rescbichte  kann  frühestens  um  2d0  v.  Chr.  er^ 
folgt  sein. 

Klitarcb  ist  bei  Diodor  XV fl  75  benutzt  {vgl  §  7  u,  frg.  8), 
der  über  das  kaepische  Meer  sich  folgenderraaBsen  ausläset :  Ale- 
xander unterwarf  alle  Städte  bis  zum  kaspUchen  Meere,  daa 
einige  b3Tkarii8cheti  nennen,  in  ihm  soll  ee  viele  grosse  Schlangen 
geben  und  mancherlei  Fische,  die  sich  in  der  Farbe  sehr  von 
den  unsürigen  unterscheiden.  Auch  Piat.  Alex.  c.  44  giebt  die 
Darstellung  Klitarchs  wieder,  dies  beweist  ausser  anderem  die 
mir  Diod.  XVIÜ  7ti,  5  und  Curl.  VI  5,  18  gleichlautende  Er- 
»ihlung  von  der  VVegnahiue  des  Bukepbalas  bei  den  Mardern 
(andere  Arrian  V  19)  ί  er  berichtet:  *Da  Alexander  einen  Meer- 
busen sab,  der  nicht  kleiner  zu  sein  schien,  als  der  Pontos  Eu- 
xeinos,  aber  sÜRseres  Wasser  hatte,  konnte  er  nichts  Genaueres 
über  ihn  erfahren ,  vermuthete  aber,  dase  ea  ein  ijurückgetretener 
Theil  des  niäoti«cben  Sees  sei  ,  und  knüpft  daran  die  mies* 
verstandene  Bemerkung^  daes  die  Katurforscber  sebon  vor  Ale- 
xander das  kaspiscbe  Meer  (τό  *Υρκάνιον  πέλαγος  και  Κάσπιον 
6μοο  προοαγορευόμενον)  als  einen  Busen  des  äuseeren  Meeres 
erkannt  hatten.     Diodor  und  PJutarch  bringen  Züge  aus  der  Be- 


'  Ich  <?timmi^  den  Äusfiibrung:en  Npumanns  (Hermes  XIX  8»  180  ff.) 
heU  doch  das  eine  katin  ich  ihm  nicht  zugeben,  daes  Klitaroh  nur  die 
Anschauungen  der  Zeitgeiioflnen  Alexanders  vertrete  und  daes  Aristobul 
schon  Patrokles  gekannt  und  benutzt  habe. 


584  Rents 

Hchreibnng  Polyklits,  die  wir  ans  Strabo  XI  Γ)09  kennen  und  die 
von  Eratopthenee  bekämpft  wnrde,  Plutarcli  verbindet  «eie  mit 
den  Angaben  des  Patrokles.  DasBelbe  ist  der  Fall  bei  Cnrtius 
VI  4,  16—19.  Man  vergleiobe  VI  4,  18  dnlciuH  ceterie  =  Plut. 
c.  44  γλυκύτβρον  τής  δλλης  θαλάτης,  ingentie  magnitudinie  ser- 
pentee  alit  =  Polyklit  frg.  i,  Diod.  XVIl  75,  5,  piecium  in 
eo  longe  diverpue  ab  aliie  color  est  =  Diod.  XVII  75,  5 ;  qui- 
dam  Caepium,  quidam  Hyrcanium  appellant  =  Klit.  fr.  6,  Diod. 
XVn  75,  5,  Plut.  c.  44,  alii  sunt,  qui  Maeotim  palndem  in  id 
cadere  putent  et  argamentum  afferant  aquam,  qnod  dulcior  sit 
quam  cetera  maria  =  Polyklit  fr.  5,  Plut.  c.  44 ;  §  19  a  septen- 
trione  ingene  in  litüH  mare  incumbit  longeqae  agit  flnctue  et 
magna  parte  exaeetnann  stagnat  =  Elitarch  fr.  β  n.  7  (έπίκλυ(Ττον 
φή(Τας).  Et  quidam  crediderc,  non  Caepium  mare  esse,  sed  ex 
India  in  Hyrcaniam  cadere  =  Patrokles  fr.  3.  Bei  Elitarcb  stand 
ein  längerer  geographischer  Excurs,  der  bei  Curtius  bis  zur  ün- 
veretändlichkeit  gekürzt  ist:  VI  4,  16  namqne  perpetua  valles 
iacet  usque  ad  mare  Caspium  patens.  Duo  terrae  eins  velut 
bracchia  excnrrunt:  media  flexu  modico  sinum  faciunt  lunae  ma• 
xime  eimilem.  Durch  Eratosthenee,  aus  dem  Patrokles  und 
Polyklit  ja  auch  bei  Strabo  citirt  werden,  kann  er  seine  Angaben 
nicht  erhalten  haben,  dem  steht  die  Erwähnung  der  Amazonum 
campi  (§  17)  im  Wege,  von  welchen  jener  ja  nichts  wissen  will 
(Frilnkel  S.  63).  So  bleibt  auch  hier  die  Möglichkeit,  dass  Curt. 
VI  4,  16 — 19  aus  Elitarch  entnommen  ist,  dass  dieser  also  der 
'compilirende  Litterat  *  (Schwartz)  ist,  der  Polyklit  und  Patrokles 
benutzt  hat.  So  wird  auch  VI  2,  15  urbs  erat  ea  tempeptate 
clara  Hecatompylos  condita  a  Graecis  verständlich,  eine  Mit' 
theilung,  die  in  dieser  Form  in  der  Vorlage  nicht  gestanden 
haben  kann,  vgl.  Diod.  XVil  75,  1  πλησίον  της  όνομα21ομ6νης 
*Εκατομπύλου.  Weder  Plutarch  noch  Arrian  erwähnen  die  Stadt, 
und  dies  mit  gutem  Grunde,  da  sie  allerdings  von  Griechen,  aber 
erst  von  Seleukos  Nikator  angelegt  ist  (Appian  Syr.  c.  57\  Auch 
hierdurch  erweist  sich  Klitarch  als  einer  späteren  Zeit  angehörig. 
Ueber  Hyrkanien  sprechen  Diod.  XVIl  57,  4  ff.  (§  7  =--  Klitarch 
fr.  8)  und  Curt.  VI  4,  21  u.  22,  des  ereteren  Nachrichten  über 
die  dortigen  Feigen  und  Reben  stehen  auch  Stral>o  II  S.  73  und 
XI  S.  008  u.  009,  nur  weicht  dieser  in  einer  Zahlenanjfahe  (έΕή- 
κονταΐ  von  jenem  (b^KQ)  ab.  An  der  ersten  Stelle  wird  eine 
Mittheilung  über  den  Oxos  vorgetragen,  die  Eratosthenes  auf 
Aristobulo»  und   Patrokles  zurückführt  (Strabo  XI  S.  Γ»09),  ander 


Zur  üeberlieferung  d•  r  Geschiclite  Alexanders  d.  Gr.  nS5 

zweiten  wird  das  Zeugnifls  Arietobuls  für  eine  Angabe  angeführt, 
die  auch  Klitarch  macht:  πβύκην  b^  και  έλάτην  και  πίτυν  μη 
φύ€ΐν,  τήν  bk  Ίνί>ικήν  ττληθύειν  τούτοις,  vgl.  Diod.  XVII  89, -1. 
Straho  hat  wahrscheinlich  ErntostheneB  benutzt,  dieser  aberAri- 
etobulos.  Ob  auch  Klitarchs  Parstcllung  daher  stammt,  mu8R 
noch  unentschieden  bleiben,  da  Diodor  XVII  7Γ»,  G  und  Curt.  VI 
4,  2*2  auch  mit  OneBikrit«>s  frg.  3  (Plin.  Xli  18)  harmoniren. 
Ausgeschlossen  ist  friMÜch  nicht,  dass  auch  Aristobnl  diesem 
folgte,  sicher  fand  sich  die  gleiche  Mittheil nng  schon  in  Strabos 
Vorlage :  U  S.  73  έν  bfe  τοις  b^vbpeai  σμηνουργεΐσθαι  και  τιυν 
φύλλων  άπο(5β€Ϊν  μ^ι,  ebenso  ΧΤ  S.  509. 

Dass  bei  Curtius  Eratosthenische  Tcberlieferung  vorliege, 
ist  angenommen  worden  (zB.  von  Fränkel  S.  23),  ist  aber  nicht 
richtig.  Nach  VII  3,  19 — 22  theilt  das  Kaukasosgebirge  Asien 
in  zwei  Theile,  der  eine  fällt  nach  dem  kilikischen  Meere  usw., 
der  andere  nach  dem  kappipchen  Meere,  dem  Araxeeflusse  und 
den  Steppen  Skythiens  hin  ab.  Mit  ihm  hängt  das  Tauroegebirge 
zusammen,  das  in  Eappadokien  sich  erhebt,  Kilikien  begrenzt 
und  in  die  armenischen  Berge  übergeht.  So  bilden  die  Höhen- 
züge einen  fortlaufenden  Gebirgsrücken,  von  dem  die  Flüsse  theils 
nach  dem  rothen,  theils  nach  dem  kaspischen,  theils  nach  dem 
hyrkaniecben  und  pontischen  Meere  abfliessen.  Wie  Curtius 
dazu  kommt,  hier  das  kaspische  Meer  und  das  hyrkanische  Meer 
von  einander  zu  scheiden,  ist  nicht  ersichtlich,  möglich  ist,  dass 
er  hier  seine  Quelle  unrichtig  wiedergiebt,  doch  werden  beide  ja 
auch  Arietot.  meteor.  II  1,  10  als  verschiedene  Meere  betrachtet. 
Nun  hat  ja  bekanntlich  Eratosthenes  die  Scheidung  Aiens  in  zwei 
Hälften  durch  das  Taurosgebirge  und  seine  Fortsetzung  behauptet, 
dennoch  kann  weder  Curtius  noch  Arrian  III  28,  5  von  ihm  ab- 
hängig sein.  Die  vorgetragene  Anschauung  bestand  schon  vor 
ihm  (vgl.  Diod.  XVIII  Γ),  .3),  auch  jene  haben  sie  anderswoher 
eDtoommen.  Beide  bezeichnen  den  Gebirgszug  als  Kaukasos  und 
betrachten  den  Tauros  nur  als  einen  Theil  desselben  (Arrian  III 
28,  5,  Curt.  Vn  3,  20  secundae  magnitudinis  mons),  Kratosthenes 
dagegen  hat  für  den  ganzen  Gebirgszug  den  Xamen  Tauros  ge- 
braucht: Strabo  II  S.  67  u.  08  ^  Berger  TU  A.  2  uö.,  Arrian 
lud,  0.  3,  1  άπό  του  οΰρεος  του  Ταύρου,  ϊνα  του  Ίνί>οο  αι 
ττητβί).  Gegen  die  Alexanderschriftsteller  wendet  er  «ich  mit 
scharfem  Tadel,  weil  sie  den  Namen  KuukuHos  auf  das  indische 
Gebirge  übertragi^n  haben:  Strabo  XI  S.  505,  Arrian  Ind.  2,  4  ff., 
dessen  wird  Arrian  erst  Anab.  V  5  inne    und    sieht    sich    daher 


5β6 


R  e  u  s  ν 


zu  einer  Entschuldigung  A*eranla8et  (V  5,  3).  Arnan  hat  IH 
28,  δ  flicli  an  Aristobul  angeschloeeen«  für  Klitarchi  dem  nicht 
eigene  Beobachtung  und  Erfahrung  zu  Gute  kamen,  wird  dae 
Gleiche  angenommen  werden  müaeeD.  üeber  dae  Land  der  Paro- 
pamifiaden  haben  gemeinsame  üeber  liefern  η  g  Diodor  XVII  8,  2 
und  Straho  XV  S.  72Γι,  wo  sich  auch  vieles  mit  Curtiue  Ge- 
meinfitime  (VU  2,18;  3,1;  4,25)  findet  Btraboe  Quelle  ist 
aber  nicht  Klitarch»  eotulern  Arietobul,  wi#>  Arrian  An.  ΠΙ  28,  6 
ergiebt, 

Benutzung  dee  Eratoslhenes  durch  Curtiuft  könnte  tnau  auch 
in  1,  13  anzunehmen  geneigt  sein^  da  eriiterer  als  Wentseite  eine 
neue  Linie,  die  auf  ungefähr  3{XK)  iiladien  bemeseene  Entfernung 
vom  ieeiechen  Meerbusen  nach  Aroieos  einführte  (Strabo  Π  08, 
Plin,  VI  2,  Berger  S.  157),  indessen  behauptet  der  Alexauder- 
biograph  doch  nichts  anderes,  als  zB-  Strabo  XII  S,  534  ton 
h'  uiaw€f>  χβρρονήσου  μ€γάλτ|ς  Ισθμός  ούτος,  σφιγτόμ€νος  0α- 
λάτταις  6υσί  κτλ.  Fbeniio  steht  es  njit  Curt.  V  1,  13  duo  milia 
et  qningenta  stadia  emensi  eunt,  qui  amplieeimum  intervallum 
circa  Armeniae  montes  notaverunt^  genau  so  Diod,  Π  tl,  1.  Auch 
Strabo  theilt  dies  mit:  XI  S.  521  什χουσι  hi  άλλήλαιν  αΐ  ττηγαι 
.  .  .  KCpi  οισχιλίους  και  πεντακόσιους  σταδίους,  aber  in  Era- 
toethenes  hat  er  diese  Masehestimmung  nicht  gefunden,  wie  er 
XVI  746  ausdrücklich  ausspricht:  το  μέν  ουν  μίτ*<ϊτον  δ  άφί* 
στανται  6ιάσττιμα  άπ  άλλήλαιν  το  προς  τοϊς  δρεσίν  έστι '  τούτο 
b'  fiv  €Γη  το  αυτό  6π€ρ  εϊρηκεν  Ερατοσθένης,  τό  άπό  θαψάκου 
.  ,  .  .  έπι  τήν  του  Τίγριος  διάβασιν  .  .  ,  6ισχιλίαιν  τετρακοσίων 
vgl•  ΙΓ  S,  80.  Diodor  oder  seine  Quelle  hat  im  zweiten  Buche 
Alexanderschrifteteller  benutzt,  unter  ihnen  iat  auch  Klilarch  ge- 
wesen (JacobyiKteeias  und  Diodor  in  Rhein.  Mus*  XXX  S.  555  ff.)*. 


1  Jäcoby  geht  lu  weit,  wenn  er  den  ganzen  Abschnitt  aus  Klitarch 
herleitH,  aber  auch  Ktesias  ist  nicht  direct  benutEt,  wie  Kiumbholr, 
Rhein.  Mus.  Bd.  41  S.  32l  ff,  Bd.  44  S.  2H7  ff,  annimmt:  nach  Mar quart 
(Fhil,  Siippbd.  Υί  8.  f>01  ff.}  ist  Agatharchidef  Diodors  Quelh•.  Wenn 
Wagner  (JshrK  f.  Phil.  18<»R  S.  335)  diesem  auch  Diod.  XVIII  5  eu- 
weisen  will,  •ο  kann  ich  ihm  dienao  wenig  folgen,  wie  Haake  (Progr, 
V.  Haifen  IHRI  S.  »%  der  dies  Eratnsthenes  suschreibt.  Gegen  beide 
spricht  XVin  5,  3  τήν  Ύρκανίαν  θάλατταν  ούσαν  καθ'  ίαυτήν  Den 
geographiechen  Abschnitt  gieht  Dindor  hier,  weil  mit  ihm  seine  neue 
Quelle  di.  Hieronymoa  von  Kardia  eiiiaetüte.  Für  diesen  spricht  auch 
§  Γι  Ινδική  βαοιλ€(α  μεγάλη  tcal  πολυάνθρωπος,  womit  auf  das  von 
6aiidrokotto9  begründete  indinchü  Heiuli  bingcwieeen  wird 


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Zar  Ueberlieferung  der  Geschieh* e  Alexanders  d.  Gr.  587 

Sicher  ist  es  aber  nicht  zufällig,  wenn  Klitarch  and  Ari- 
etobnloe  hier  wieder  mit  einander  tibereinetimmen:  Diod.  II  11,1 
=  Strabo  XV  S.  739  μετά  γαρ  τους  Ινδικούς  ούτοι  λέγονται 
b€UT€p€U€lv;  denn  dase  Strabo  letzterem  folgt,  ergiebt  die  Ver- 
gleichnng  mit  Arrian  VIT  2,  21  ff.  Die  Klitarch^sche  Beechrei- 
bung  Babylons  (Diod.  U  1,  10;  Curt.  V  1,  24  ff.)  ist  dieselbe, 
der  wir  auch  bei  Strabo  XVI  »S.  738  begegnen  (vgl.  Diod.  II  9,  4 
α.  5  nnd  Arrian  VII  17,  1),  doch  werden  XVI  c.  1  ausser  Era- 
tosthenes  nur  Polyklit  und  Aristobul  namhaft  gemacht.  Benutzung 
Polyklite  ist  bei  ElitarohCurtius  auegeechlofssen :  V  1,  12  causa 
fertilitatis  est  humor  qui  ex  utroque  amne  manat,  dagegen  Πολύ- 
κλειτος hl  φησι  μή  πλημμυρεϊν  τόν  Εύφράτην  (Strabo  XVI 
S.  742),  wohl  aber  könnte  sie  für  Aristobulos  zutreffen:  XVI 
S.  740  πλημμυρεϊ  γαρ  ό  Ευφράτης  und  Arrian  VII  21,  2.  Von 
letzterem  stammt  auch  Arrian  VII  7,  3  δθεν  κα\  τό  δνομα 
Μεσοποταμία  προς  τών  έπιχιυρίιυν  κληΐίεται  (Schwartz  aaO.), 
ihm  schliesst  eich  Curt.  V  1,  15  an.  Dergleichen  Bemerkungen 
finden  sich  bei  ihm  mehrfach,  vgl.  Arrian  III  30,  7  und  frg.  13. 
Auf  ihn,  nicht  auf  Eratosthenes,  geht  daher  auch  Curt.  IV  9,  16 
(genauer  epit.  rer.  Alex.  §  67)  zurück,  obwohl  auch  dieser  für 
den  Namen  Tigris  dieselbe  Erklärung  hatte  (Strabo  XI  S.  529, 
Plin.  VI  31). 

Bei  Aristobulos  hat  die  Geographie  besondere  Berücksich- 
tigung gefunden,  dies  machte  ihn  für  Geographen  wie  Eratosthenes 
als  Quelle  sehr  schätzenswerth.  Auch  Klitarch  hat  von  seiner 
Darstellung  der  durch  Alexanders  Feldzüge  berührten  Länder 
vieles  sich  angeeignet.  Dies  ist  der  Fall  bei  dem,  was  er  über 
den  Fluss  Ejdnos  schreibt:  Curt.  III  4,8  u.  5,  1  Cydnus  .  .  . 
quippe  .  .  .  solo  puro  excipitur  und  mediam  Cydnus  amnis  inter- 
fluit  =  Arrian  II  4,  7  βεϊ  bio  μέσης  τής  πολίιυς  .  .  οία  bia 
χώρου  καθαρού  βέιυν,  und  in  gleichem  Masse  bei  seinen  Angaben 
über  den  Pasitigris,  womit  andere  die  vereinigten  Flüsse  der 
Landschaft  Susis  bezeichnen  (Strabo  XV  S.  729),  und  über  das 
Land  der  üxier:  Curt.  V  3,  1  oritur  in  montibus  üxiorum  =■ 
Strabo  XV  S.  729  δς  έκ  τής  ΟύΕίας  και  αυτός  βεϊ  (Diod.  XVII 
67,  2),  V  3,  3  finitima  Susis  est  et  in  primam  Persidem  ex- 
currit,  artum  inter  se  et  Susianos  aditum  relinquens,  Diod. 
XVII  67,  2  bio  χώρας  τραχείας  =  Strabo  XV  S.  728  παρεμ- 
πίπτει γάρ  τις  ορεινή  τραχεία  και  απότομος  μεταΕύ  τών  Σου- 
σίων  κα\  τής  Περσικός,  στενά  ίχουσα  ουσπάροοα.  Letzterer 
deckt    sich  in  seiner    weiteren   Darstellung  mit  Arrian  HI   17,  1, 


588  Reii88 

wo  Arietobuloe  benntzt  ist  (FrMnkel  S.  272).  üeber  das  östliche 
Europa  nnd  Westasien  nördlich  des  kaepischen  Meeres  haben 
Aristobul  und  Klitarch  die  gleichen  unklaren  Vorstellungen ;  beide 
unterscheiden  zwischen  europäischen  und  asiatischen  Skythen: 
Arr.  III  8,  3;  IV  1,  1  ;  15,  1  ;  Curt.  VI  2,  13;  6,  13;  VH  4,  G. 
32;  6,12;  7,2  u.  3,  zwischen  denen  der  Tanais  die  Grenze 
bildet  (Arr.  III  30,  7,  Curt.  VII  7,  2  u.  3).  Für  Aristobul  ist 
dies  verständlich,  Klitarch  aber  tritt  hierdurch  in  Widerspruch 
mit  der  Ansicht  des  Patrokles,  dass  das  hyrkanische  Meer  ein 
Busen  des  nördlicben  Weltmeers  sei,  er  hat  diese  neben  der  älteren 
Anschauung  aufgenommen,  ohne  sie  weiter  zu  berücksichtigen 
und  ohne  die  Identität  von  Tanais  und  Jaxartes  aufzugeben :  Curt. 
VI  4,  19  et  quidam  credidere  etcet.  Den  Zug  Alexanders  nach 
dem  Tempel  Ammons  hat  Aristobul  nach  Kallisthenes  erzählt 
(Arrian  III  3  u.  Strabo  XVII  8.  814),  desgleichen  Klitarch  (I)iod. 
XVII  49,  Curt.  IV  7).  Bei  der  Schilderung  der  Oase  Siwah  ist 
manches  aus  Herodot  IV  181  selbst  mit  Beibehaltung  des  Wort- 
lautes entlehnt:  Arr.  III  4,  5  μακρός  6  χόνδρος,  Herodot  κατά 
χόνδρους  μεγάλους;  Diod.  XVII  50,  5  τήν  πηγήν  χλιαράν,  He- 
rod.  χλιαρόν,  sie  muss  daher  auch  von  Kallisthenes  herrühren, 
^  der  wiederholt  auf  jenen  sich  bezieht:  frg.  22  auf  Herod.  VI  21, 
frg.  38  και  Καλλισθένης  ήκολούθησεν  αύτώ.  Damit  wird  aber 
die  Vermuthung  von  Schwartz  hinfällig,  dass  Arrian  II ί  4  aus 
Klitarch  geflossen  sei ;  die  Möglichkeit  ist  sogar  nicht  aus- 
geschlossen, daäs  diesem  die  Erzählung  des  Kallisthenes  durch 
Aristobul  vermittelt  ist. 

So  wenig  wie  Eratosthenes  haben  auch  Agatharchides  und 
Artemidor  ein  Anrecht,  unter  die  bei  Curtius  benutzten  Quellen 
gezählt  zu  werden,  wie  dies  von  Gutschmid  und  Kaerst  geschehen 
ist.  Es  handelt  sich  um  die  Land  und  Leute  von  Indien  be- 
handelnde Einleitung,  welche  Curt.  VIU  9  der  Erzählung  des 
indischen  Feldzuges  vorausgeschickt  wird.  Ans  der  Aehnlichkeit 
von  §  9  mit  Artemidor  bei  Strabo  XV  S.  719  (Οίδάνης,  boi 
Curtius:  Dyardanes)  folgt  nur,  dass  dieser  ebenfalls  Mittheilungen 
aufgenommen  hat,  die  in  der  Quelle  des  Curtius  Aufnahme  ge- 
funden haben,  und  etwas  anderes  ergiebt  sich  nicht  aus  der  Ver- 
jjleichung  von  §  14  mit  Agatharchides  bei  Strabo  XV ί  S.  779. 
Nearch  verwarf  die  schon  von  Ktesias  (Strabo  aaO.)  gegebene  Er- 
klärung des  Namens  'Erythräisches  Meer'  aus  der  Farbe  und 
leitete  diesen  von  einem  Könige  Erythras  her,  weiter  ireht  die 
Mittheilung  von    Cuit.  VIII  9,  14  u.  X    1,  13  u.   14  nicht,    dazu 


Zar  Üelierlieferun^  der  Geschichte  Alexandere  d.  (ir.  589 

brauchte  er  aber  nicht  Agatharchidee  einzusehen  Keinerlei  An- 
gabe findet  sich  bei  ihm,  welche  erst  aus  späterer  Zeit  etammen 
könnte,  yielmehr  weieen  alle  auf  die  Alexanderschriftsteller  hin. 
Wenn  §  2  die  Ueberlieferung  des  Megasthenes  (Arrian  Ind.  3, 
7  u.  8)  verworfen  wird,  eo  wird  von  Curtiue'  Quelle  einer  der 
zahlreichen  abweichenden  Angaben,  die  Strabo  XV  S.  689  auf- 
gezfthlt  werden,  der  Vorzug  gegeben ;  ist  Diod.  II  35,  2  aus  Aga- 
tharchidee entnommen,  so  kann  er  nicht  Quelle  dos  Curtius  sein, 
da  er  der  Ueberlieferung  des  Megasthenes  folgt.  Auffallender- 
weiee  erscheint  §  10  unter  den  Flüssen  Indiens  der  Ethimandus, 
aber  was  über  ihn  mitgetheilt  wird,  lässt  keinen  Zweifel,  dass 
Aristobuls  Etymaudros  (ος  bia  τών  Ευεργετών  Piex)  gemeint 
ist:  Arrian  IV  6,0;  Aristob.  fr.  22.  Die  Nachricht,  dass  die 
Inder  auf  Baumbast  Schriftzeichen  geschrieben  haben  (§  15), 
steht  im  Widerspruch  mit  Megasthenes  frg.  22  (Stiabo  XV  S.  709), 
aber  im  Einklang  mit  Nearch  (Strabo  XV  S.  717).  Die  Elefanten 
Indiens  sind  nach  §  17  grösser  und  stärker  als  die  afrikanischeL 
(Dioii.  Π35),  das  licrichtet  auch  Onesikritos  (Strabo  XV  S.  703). 
Mit  Strabo  XV  S.  718  ψήγματα  χρυσού  καταφίρειν  τους  ποτα- 
μούς harmonirt  §  18  aurum  ilumina  vehuut,  hier  kann  daher  die 
Entlehnung  aus  Megasthenes  nicht  zweifelhaft  sein,  aus  dem  auch 
die  Nachrichten  über  die  kostbaren  Perlen  in  §  19  geflossen  sein 
können  (Arr.  Ind.  c.  8,  11).  Zu  §  21  lapilli  ex  auribus  pendent, 
bracchia  quoque  et  lacertos  auro  colunt  (vgl.  IX  1,  29),  bietet 
eine  Parallelslelle  aus  Megasthenes:  Strabo  XV^  S.  709  (Arrian 
Ind.  10,  5)  und  S.  712  σινί>ονοφορουντα  και  χρυσοφοροΟντα 
μετρίως  ταϊς  χερσι  και  έν  τοις  ώσί,  zu  §  22  aus  eben  dem- 
pclben  Strabo  XV  S.  711)  κομον  6έ  κτλ.,  zu  §  23  Strabo  XV 
S.  718,  wo  Aehnliches  aus  Klitarch  berichtet  wird.  Für  Be- 
nutzung des  Megasthenes  sprechen  manclierlei  Anzeigen  in  §  28 
und  31,  gegen  ihn  gerichtet  ist  aber  in  §  30  die  Bemerkung: 
cuiae  (vini)  Indis  iargus  est  usus.  Auch  an  Nachrichten  aus 
Aristobulos  fehlt  es  in  diesem  Abschnitte  nicht.  Die  Pfeile  der 
Inder  sind  nach  Nearch  (frg.  7  bei  Strabo  XV  S.  718  und  Arr. 
Ind.  IH,  7)  drei  Ellen  lang,  nach  §  28  und  IX  5,  9  (namque 
Indisy  ut  antea  diximus,  huius  magnitudinis  sagittae  erant)  haben 
sie  nur  eine  Lunge  von  zwei  Ellen.  Letzteres  ist  die  Ueber- 
lieferung des  Aristobulos  frg.  28  οιπήχει  τοΕεύματι.  Stammt 
demnach  Curt.  VIII  9  aus  Klitarch ,  so  muss  dieser  sich  an 
Oneeikntos,  Nearch,  Aristobulos  und  Mej^asthcncs  gehalten  haben  : 
für  Nearch    ist  dies    län;ist    erkannt  (vgl.  fr.   14   u.   15  mit  Clit. 


690 


Heiifte 


fr.  15  uDd  Diod.  XVII  90,  frg.  25  mit  DioJ.  XVII  106),  für 
Megaethenee  ergiebt  eich  die  Bentitzuiig  eeitene  Kütarchs  aufl 
Pliii.  VU  2.  Wenn  es  bierheisst:  Mandoram  {?)  nooien  eis  d©dit 
Clitarohue  ei  Megasthenes^  so  muse  bei  Glitarch  die  Krzäblting 
Je»  Megasthenes,  daeH  indiecbe  Frayeii  mit  7  Jabren  gebäreo 
(Megaatb.  fn  24,  Arrian  Ind.  c.  9,  7),  Aufnabme  gefunden  baben. 
Dieser  kann  daber  erst  nach  Megasthciie«!  der  in  Seleukoe*  Auf- 
trag in  Indien  gewesen  ist,  seine  Gescbicbte  Ale^tanders  ge* 
eeb rieben  baben. 

Klitaroh  soblieaBt  die  Reihe  der  Aiexanderecbnftsteller  und 
bat  die  endgiltige  Redaction  der  Alexandergeecbicbtt^  gegeben, 
wie  sie  für  die  nüclisten  Jabrbunderte  maeegebend  geblieben  ist. 
Die«  lehrt  uns  auch  die  Vergleitdmng  der  Fragmente  bei  den 
Nachrichten ,  die  nicht  auf  geographische  YerhältniBBe  Bezug 
baben.  Wir  sahen,  das»  Aristobnl  und  Klilarcb  nach  Kallistbenes 
über  den  Zug  Alexandere  nach  dem  Ämmontempel  berichteten, 
Spuren  des  Kallifetbenee  und  Arietobnlos  läset  Juetins  Bericht 
über  die  Scbladii  aui  tTrauilios  erkennen  (XI  (!,  11  ff.).  Mit  jenem 
verlegt  er  das  Schlachtfeld  auf  die  campt  Adraetii,  ygl.  Strabo 
XIII  H.  587  Ά6ραστ€ίας  ne^tov  (frg,  2i))t  mit  diesem  giebt  er 
die  Zahl  der  auf  makedonischer  Seite  gefalletien  peditee  aaf  9  an 
(XI  6,  12),  Nach  Arietobul  bei  Plut.  Alex.  16  nind  vom  Heere 
Alexandere  34  Mann,  darunter  9  τιείοί  gefallen,  eine  Angabe, 
die  durch  Arrian  I  16,  4  dahin  ergänzt  wird,  daee  beim  ersten 
ZuaammeuatoBS  25  Reiter  gefallen  seien;  ancb  die  9  Mann  von 
der  Infanterie  bedeuten  nur  diesen  ersten  Verlust,  Auch  über 
die  Ehrung  der  Gefallenen  macht  Justin  XI  6,  13  die  gleichen 
Angaben,  wie  Arrian  I  16,  4  und  Plut.  Alex.  c.  16.  Arietobul 
hat  Kallisthenes  theilweise  auegeflchrieben:  Callieth.  frg,  23  (dazu 
Strabo  XIII  656  über  Halikamaee)  vgl,  mit  Arr.  I  23;  Call, 
frg.  32  vgl.  mit  Arietob.  frg.  6;  Call,  fr,  36  mit  Ariet.  fr.  9, 
Was  dieser  von  Alexanders  Weg  an  der  Küste  Pamphyliens  er* 
xKhlte,  ist  in  die  Darstellung  Aristobule  übergegangen  (Arrian  I 
2β,  2)  und  ebenso  in  die  Klitarcbs:  Curt.  V  3^22  mare  quoque 
novum  in  Pampbylia  iter  aperuerat.  Wie  Kallisthenee,  war  auch 
Onesikritoa  Elitarch  bekannt.  Bei  den  Kathäern  stand,  so  er* 
xiblt  er  bei  Strabo  XV  S.  699,  die  Schönheit  in  besonderer 
Achtung,  die  Konigswürde  wurde  dem  Schönsten  übertragenp  die 
Kinder  wurden  zwei  Monate  nach  ihrer  Geburt  untersucht  und 
nach  dem  Befund  ant  lieben  erhalten  oder  getgdtet.  Das  Gleiche 
ürtftKlen  Piador  XVII  9t,  I  ujid  Curt.  IX  1,  24  vom  Lande  des 


i 


ή 


Zur  Ueberlieferung  der  Geschicbte  Alexandere  d.  Gr.  591 

Sopeithee,  das  von  Strabo  zur  Kathaia  gerechnet  wird  (Niese  I 
S.  136,  A.  4).  In  gleicher  Weise  ist  NearchoR  von  Klitarch  be- 
nutzt worden:  Nearch  fr.  14  πήχεων  έκκαίδεκα,  fr.  15  έκκαιοεκα- 
πήχεις  έχΛνας,  Clit.  fr.  15  δφιν  ττηχών  έκκαΛεκα.  Aristobul 
polemieirt  frg.  82  gegen  die  übertriebenen  Angaben  von  der 
Θτοβββ  der  indischen  Schlangen,  wobei  er  wohl  Nearch  im  Auge 
hat,  und  bezeichnet  eine  kleine  Schlangenart  als  besonders  ge- 
fährlich. Auch  seine  Mittheilungen  hat  Klitarch,  dessen  frg.  15 
Π.  16  durch  Diod.  XVIl  90  vervollständigt  werden,  verwerthet: 
Ariet.  fr.  32  τους  bk  πληγίντας  αίμοββοεϊν  έκ  παντός  πόρου 
μετά  έπΐϋδυνίας,  Diod.  XVII  90,  Ο  τον  bk  πληγέντα  πόνοι  οεινοί 
συνεϊχον  καΐ  ^ύσις  ίορώτος  αίματοειοους  κατείχε.  Zur  Heilung 
benutzen  die  Eingeborenen  gewisse  Wurzeln.  Uebereinstimmend 
mit  Nearch  frg.  25  schildert  Kleitarch  den  Kampf  der  Flotte  mit 
den  üngehenern  des  indischen  Ozeans  (Diod.  XVII  109).  un- 
verkennbar ist  die  Benutzung  des  ersteren  (frg.  20)  in  Klit.  frg.  21•: 
Oritas  ab  Indis  Arbis  fluvius  disterminat  (Nearch  b.  Strabo  XV 
S.  720).  Hi  nullum  alium  cibum  novere  quam  piscium,  quos 
un^ibue  diesectos  sole  torreant :  atqne  ita  panem  ex  bis  faciunt, 
ut  refert  Clitarchus  (Diod.  XVII  105,  4;  Curt.  IX  10,  6  fF.). 
Wort  für  Wort  dieser  Schilderung  finden  wir  wieder:  Arr.  Ind. 
24,9;  28,8  u.  9;  29,12.  Ueber  die  Kleidung  dieses  Volkes 
wird  gesprochen:  Ind.  c.  24,  9  (Strabo  XV  S.  720)  =  Diod.  XVII 
105,  3;  Curt.  IX  10,  10,  über  die  Wohnungen:  Ind.  28,  16; 
30,  9 ;  Strabo  aaO.  =  Diod.  XVII  105,  5.  Indessen  auch  hier 
fehlt  es  nicht  an  Zügen,  die  für  Aristobul  charakteristisch  sind, 
80  Strabo  XV  S.  721  πίπτειν  bk  τους  δμβρους  έν  τοις  fivui 
μέρεσι  τοις  προσαρκτίοις  και  εγγύς  τών  ορών,  wozu  Arrian 
Anab.  VI  25,5  den  bezeichnenden  Zusatz  macht:  καθάπερ  ούν 
καΐ  f|  HvboiV  γή.  Mit  Recht  weist  daher  Schwartz  diesem  Arrian 
VI  24,  4 — 26  zu  ;  selbst  das  Citat  aus  Nearchos  in  VI  24.  2  dürfte 
ans  ihm  entnommen  sein^  lag  es  doch  Arrian  näher,  den  Land- 
weg Alexanders  nach  Aristobul  darzustellen,  als  nach  dem  Be- 
richte des  Nearchos  über  seine  Seefahrt.  Auf  jenen  geht  weiter- 
hin aber  auch  Strabos  Darstellung  XV  S.  722  προς  bk  τη  anOQxq. 
—  723  εΙς  τήν  Καρμανίαν  zurück.  Erzählt  wird  hier  die  wunder- 
bare Heilung  des  Ptolemaios,  der  im  Lande  der  Oriten  verwundet 
war.  Jostin  XU  10,  3,  Diodor  XVII  103  und  Curt.  IX  8,  20  ff. 
verlegen  dieselbe  nach  Hamatelia,  auch  ist  es  bei  ihnen  eine 
Schlange,  die  Alexander  auf  das  heilende  Kraut  aufmerksam  macht, 
nicht  ein  Mann.    Ueber  die  Zubereitung  de«  Heilmittels  sprechen 


592  Reuse 

sich  Strabo  and  Diodor  übereliistiTnmend  aus:  τρ{βοντα,  Diod. 
XVII  103,  8  τρίψας,  über  die  Verwundung  am  genauesten  Diodor: 
τό  bk  σώμα  κατεττλασΕ  και  ττιεϊν  6ούς,  wonach  aUo  Justins  'qua 
in  potu  accepta ,  sowie  Curtius'  'vulneri  imposuit' (Strabo  έπιτι- 
θεναι  τψ  τρωθίντι)  in  der  gemeinsamen  Vorlage  gestanden  hat. 
Die  Differenz  zwischen  Strabo  und  den  anderen  Berichterstattern 
führt  darauf,  dass  Elitarch  den  Bericht  dee  Aristobulos  umgebildet 
hat.  Cienau  dieselbe  Beobachtung  läest  sich  bei  Klitarch  frg.  16 
und  Strabo  XV  S.  699  machen.  Bei  diesem  bestrichen  die  in- 
dischen Jäger  ihre  Augen  mit  Wasser,  bei  jenem  mit  Honig  (Diod. 
XVII  50,  2),  bei  diesem  benutzen  sie  zum  Fangen  der  Affen 
Säcke,  bei  diesem  Spiegel  und  Sandalen,  aber  trotz  dieser  Diffe- 
renzen ist  bei  Kliturch  selbst  der  Wortlaut  der  Quelle  Strabos 
mehrfach  beibehalten  worden. 

Auffallend  wenig  Berührung  mit  der  Erzählung  Klitarchs 
bieten  die  Fragmente  des  Ptolemaios  (Fränkel  S.  247),  damit  er- 
ledigt sich  von  selbst  Müllers  (frg.  S.  74)  Behauptung,  Klitarchs 
Bestreben  sei  es  gewesen,  dem  Könige  Aeg^ptens  zu  schmeicheln. 
Ebenso  wenig  kann  mau  Fränkel  zugeben,  dass  dieser  sein  Werk 
geschrieben  habe,  um  den  Uebertreibungen  Klitarchs  entgegen- 
zutreten. Bei  den  Verlustangaben  von  Issos  berechnet  Arrian  II 
11,8  die  gefallenen  Perser  auf  100,000  Mann,  unter  denen  sich 
1 0,(ΗΧ)  Keiter  befanden;  soll  dies  beissen:  'zu  denen  10,000  Reiter 
kamen*,  dann  giebt  er  dieselben  Zahlen,  wie  Diodor  XVII  3o, 
Curt.  Ill  11,27,  Plut.  AI.  20  (Justin  XI  9,  10).  Man  betrachtet 
sie  als  die  Zahlen  des  Ptolemaios,  doch  bezieht  sich  sein  Zeugniss 
bei  Arrian:  ώστε  λέγει  Πτολεμαίος  nur  auf  die  Worte:  τους 
μετά  σφιυν  —  φάραγγα  und  er  hat  selbst  gar  keine  Zahlen  mit- 
getheili.  Ist  Ptolemaios  von  Klitarch  nur  wenig  benutzt  worden, 
dann  ist  dies  um  so  mehr  mit  Aristobulos  der  Fall  gewesen. 
Um  von  den  zahlreichen  Congruenzen  abzusehen,  welche  man  bei 
Arrian  einerseits  und  Diodor  •  Curtius-. lustin  andererseits  auf- 
gedeckt hat  (vgl.  Fränkel  §  12),  will  ich  hier  nur  noch  das  ge- 
meinsame Gut  hervorheben,  das  in  den  Fragmenten  erhalten  ist. 
Hierher  gehurt  Aristobuls  Erzählung  v^om  Tode  Purmenions  bei 
Strabo  XV  S.  724,  die  gleichlautend  auch  Diodor  XVII  80  und 
Gurtius  VII  2,  17  geben.  Die  Weissagung,  welche  Antigonos 
von  den  Chaldäern  erhielt  ( Λ  riet.  fr.  1),  wird  auch  Diod.  II  31,  2 
niitjretheilt,  hat  also  auch  bei  Klitarch  ge^itanJen.  Den  Inhalt 
von  fr,;:.  7  Host  man  Justin  XI  10,  2.  Bei  (luugamela  fand  man 
echriftlirhe  Auf/eiohnungen  über  die  porsisolie  Aufstellung  (frg.  12), 


Zur  Ueberlieferung  der  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  593 

daher  rnnee  Arriao  III  11,  3 — 7  aus  Arintobaloa  stammen  (Schwartz 
aaO.) ;  auf  diesen  gebt  dann  aber  auch  zurück,  was  §  8  ff .  über 
die  Aufstellung  des  makedonischen  Heeres  gesagt  wird.  Diodor 
(XVII  57)  und  Curtius  (IV  13,  26)  haben  sich  hier  gleichfalls 
an  ihn  angeschlossen,  nur  haben  sie  einzelne  Aenderungen  vor- 
genommen, wie  sie  zB.  beide  schon  die  Abtheilung  der  Argyras- 
piden  erwähnen,  deren  Arrian  erst  VII  11,  3  gedenkt  und  die 
nach  Justin  XII  7,  G  erst  vor  dem  indischen  Feldzug  gebildet 
worden  ist.  Nach  Aristobul  (frg.  18  u.  20)  erzählen  Diodor 
(XVII  83,  7)  und  Curtius  (VE  5,  19)  die  Gefangennahme  des 
BesBos,  nach  ihm  (Arrian  IV  3,  7;  6,  2)  auch  die  Niederlage  des 
Menedemos  (Curt.  VII  7,  31),  aus  ihm  (Arrian  IV  13,5)  stammt 
Curt.  VIII  6,  16.  Eine  Aenderung  hat  erfahren,  was  frg.  28* 
erzählt  wird,  indem  Curt.  VIII  10,  29  (Plut.  AI.  c.  28,  de  fort. 
Alex.  Π  9)  Alexander  selbst  in  den  Mund  gelegt  wird,  was  nach 
Aristobul  Aeusserung  des  Dioxippos  ist. 

Unter  den  Quellen  Elitarchs  befand  sich  auch  Megasthenes, 
von  ihm  stammten  die  von  jenem  übernommenen  (frg.  11^  Er- 
zählungen über  Dionysos  und  Herakles  in  Indien.  Arrian  V  1  ff. 
bat  sie  nachträglich  eingeschoben,  nachdem  er  in  IV^  die  Er- 
zählung schon  bis  zu  Alexanders  Ankunft  am  Indus  geführt  hatte, 
er  giebt  V  2,  7  einen  Zusatz,  der  vielleicht  aus  Elitarch  stammt 
(Justin  XU  7,8  und  Curtius  VIII  10,  16  ff.).  Mit  ihm  stimmt 
ttberein  die  Darstellung  in  der  epit.  rer.  Alex.  §  36  —38  (ed. 
Wagner  in  Jahrb.  f.  Phil.  Supplbd.  26),  vgl.  Ind.  1  und  Plut 
Alex.  c.  48.  Fast  bei  allen  Schriftstellern  wird  der  gleiche  Tadel 
gegen  die  griechischen  Dichter  und  ihre  Fabeleien  über  die  Ge- 
burt des  Dionysos  ausgesprochen:  Diod.  II  38;  Curt.  VIII 10,  17; 
Arrian  Ind.  I  7;  Plin.  VI  23;  Pompon.  Mela  III  66,  hei  Arrian 
wird  angeschlossen  die  Kritik  des  EratoHthenes  (V  8,  1  vgl.  Ind. 
c.  5).  Von  Aristobulos  und  Ptolemaios  können  diese  Erzählungen 
nicht  herrühren,  als  Gewährsmann  für  sie  wird  Arrian  Ind.  c.  5,  ^ 
ausdrücklich  Megasthenes  namhaft  gemacht,  und  dasselbe  ge- 
schieht auch  Strabo  XV  S.  t>87  και  τά  περί  Ηρακλέους  bk  και 
Διονύσου  Μεγασθένης  μετ'  όλίγιυν  πιστά  ηγείται,  vgl.  Arr.  Ind. 
8,*6.  Eratosthenes  kritisirt  hei  Arrian  Aiiab.  V  2,  4,  Ind.  5, 11  und 
Strabo  XV  S.  678  die  Erzählung  von  Herakles  und  den  Sibiern, 
die  bei  Curt.  IX  4,  2  u.  3  Aufnahme  gefunden  hat. 

Elitarch  hat  also  ausgiebigen  Gebrauch  von  der  üeber- 
lieferung  der  ihm  vorausgehenden  Schriftsteller  gemacht,  er  ist 
der    compilirende    Litterat,    der    die    Geschichtschreibung    über 

BJieiii.  Mob.  f.  Philol.  N.  F.  LVIL  38 


594  Beate 

Alexander  zu  einem  gewiesen  Abschlues  gebracht  hat.  Unter 
seinen  Quellen  steht  in  erster  Linie  Aristobulos,  der  selbst  nicht 
unabhängig  von  anderen  gewesen  ist,  vgl.  auch  Cliares  fig.  6.  7.  8 
(Arrian  IV  19)  und  9.  Es  ist  daher  erklärlich,  dass  in  den  aus 
Klitarch  abgeleiteten  Berichten  wiederholt  auf  den  Widerspruch 
der  Gewährsmänner  aufmerksam  gemacht  wird  Diod.  XVTT  22.  Γ> ; 
23,1;  65,5;  73,4;  besondere  Beachtung  verdient  XVÜ  65,5 
εκουσίως  Άβουλήτου  .  .  .  παροοόντος  αύτψ  τήν  πόλιν,  ώς  μέν 
ίνιοι  γεγράφασι,  προστάΕαντος  Δαρείου  .  .  .,  weil  die  Ver- 
gleichung  mit  Curt.  V  8,  8  ^sive  Darei  iussu  sive  sua  sponte'  den 
Beweis  liefert,  dass  die  abweichenden  Angaben  schon  in  der  ge- 
meinsamen Vorlage  gestanden^.  Ueber  die  Lebensumstände  Kli- 
tarchs  ist  uns  nichts  überliefert  worden,  abgesehen  von  einer 
Notiz  bei  Diog.  Laert.  FI  113,  der  zufolge  er  aus  der  Schule  des 
Aristoteles  aus  Kyrene  in  die  des  Megarensers  Stilpo  übergetreten 
ist.  Als  Demetrios  PoHorketes  im  Sommer  307  Megara  eroberte, 
lebte  Stilpo  noch  in  dieser  Stadt,  demnach  müsste  man  annehmen, 
dasstauch  Elitarch  gegen  Ende  des  4.  Jahrhunderts  v.  Chr.  sein 
Schüler  gewesen  ist.  Allzugrosses  Gewicht  darf  man  indessen 
der  Nachricht  des  Diogenes  nicht  beimessen,  der  Name  Klitarohs 
konnte  leicht  mit  gleichlautenden  (zB.  Klearchos)  verwechselt 
werden.  Sollte  die  Mittheilung  aber  auch  auf  guter  Ueberlieferung 
beruhen,  dann  kann  er  doch  erst  Jahrzehnte  später  mit  der  Ge- 
schichte Alexanders  sich  beschäftigt  haben,  das  ergiebt  sich  aus 
der  Benutzung  des  Megasthenes  und  Fatrokles.  Klitarch  war 
der  Sohn  des  Historikers  Deinon,  über  dessen  Lebenszeit  eben- 
falls nichts  bekannt  ist»  aus  dessen  Fragmenten  man  aber  viel- 
leicht auf  Bekanntschult  mit  der  Ueberlieferung  über  Alexander 
schliessen  darf,  vgl.  frg.  15  hei  Athen.  II  iu  und  frg.  16  bei 
Plut.  Alex.  3(>  mit  Arrian  III  4,3,  frg.  3  mit  Klitarch  frg.  18. 
Als  Zeitgenossen  Alexanders  sieht  auch  Diod.  IL  7.  3  Klitarch 
«icht  an,  wenn  er  schreibt :  ώς  φη(Τι  Κτησίας  ό  ,Κνίδιος»  ώς  6έ 
Κλείταρχος  και  τών  ϋστ^ρον  μετ'  *Αλ€Εάνορου  διαβάντων  und 
§  4  ίνιοι  τών  νεωτέρων,  Mio  welche  nach  Ktesias  mit  Alexander 
nach  Asien  gezogen  \varen\  sind  otFenbar  die  Autoren,  aufweiche 
Klitarch  sich  berufen  hat. 


*  Tiirt.  IV  1Γ\  V2  incortuni,  suono  ooiisilio  an  rogis  imperio. 
Krtcrst  \ori;loicht  .\rri:iii  lll  i^>.  •'»  K€.\€V6i  inul  schliosst  daraus,  die 
roluTiMnstiuimuuj:  s«»lU»  abwirbt  lieh  vorduukoit  werden,  näher  lipijt  es, 
«ueh  hier  l>ilVer*»n/  in  der  l'ebcrliefiTunjr  un:'UTi.»liinen 


Zar  OeberlieferuQg  der  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  595 

Nur  gelegentlicli  ist  bieher  die  von  Wagner  edirte  epitome 
rerom  Alexandri  herangezogeD  worden;  sie  ist  durch  zahlreiche 
Irrthümer  des  Epitomators  entstellt,  giebt  aber,  von  einzelnen 
fremden  Znthaten  abgesehen,  im  ganzen  in  §  1 — 87  die  Ueber- 
lieferong  Klitarche  wieder.  Wagner  hat  in  seinen  Anmerkungen 
sehr  sorgfältig  die  entsprechenden  Parallelstellen  zusammen- 
gestellt, ich  kann  daher  davon  absehen,  dies  noch  einmal  zu  thun 
und  hervorzuheben,  wie  nahe  die  epitome  der  Darstellung  Diodors 
und  des  Gurtius  steht.  Nur  einige  wenige  Stellen  mögen  hier 
Besprechung  finden,  an  denen  der  Epitomator  von  diesen  abweicht . 
oder  nur  abzuweichen  scheint;  an  einelnen  Stellen  glaube  ich 
auch  den  sehr  verderbten  Text  richtiger  gestalten  zu  können. 
Wenn  in  §  1  Schwartz  rediisse  für  redegisse  vorschlägt,  so  steht 
dem  Diod.  XVII  77,  4  entgegen,  wo  man  ebenfalls  Κ6κρατηκέναι 
liest.  Zu  §  2  darf  man  auch  auf  die  Worte  des  Klei  tos  bei  Flut. 
c.  51  την  Περσικήν  ίώνην  και  τον  feiaXeuKOV  χιτώνα  hinweisen, 
doch  mag  zugleich  erwähnt  werden,  dass  c.  5t)  τψ  Σπιθριοότου 
Είφ€ΐ  nicht  zur  Erzählung  Klitarchs  passt,  da  nach  dieser  nicht 
Spithridates,  sondern  Rosoikes  durch  das  Schwert  des  Eleitos 
fiUlt  (Diod.  XVn  70,  7;  Gurt.  VIII  1,  20).  In  §  3  hat  man  für 
Gabisios  nicht  den  Namen  einer  Völkerschaft  herzustellen,  son- 
dern zu  schreiben :  Agrianos  et  hyyasputas  armari  iussit;  in  §  4 
darf  vor  amicitiam  insinuandi  die  Präposition  in  nicht  fehlen. 
Wagners  Erklärung  von  in  agro  regio  in  §  9  halte  ich  für  un- 
möglich und  lese  in  arce  regia,  vgl.  Curt.  VII  6,  24  praesidio 
inde  (di.  Maracanda)  deiecto,  Arrian  JV  5,  2  o\  hk  έν  Μαρα> 
κάνδοις  έν  &Kp(ji  φρουρούμενοι.  Der  richtige  Sachverhalt  ergiebt 
sich  aus  epit.  13  Graius  oppugnare  deetitit.  Auf  einem  Versehen, 
wie  sie  sich  der  Epitomator  mehrfach  zu  schulden  kommen  läset, 
beruht  es,  wenn  er  §  23  berichtet,  Cattenes  sei  an  Alexander 
ausgeliefert  worden,  er  fiel  im  Kampfe  gegen  Krateros.  FiLr 
castra  praeterit  in  §  32  ist  vielleicht  Bactra  praeterit  zu  lesen. 
Der  Aornosfelsen  hatte  nach  Arriau  IV^  28,  3  einen  Umfang  von 
200  Stadien  und  eine  Höhe  von  1 1  Stadien,  nach  Diodor  XVII 
85,  3  von  100  bezw.  IG  Stadien,  Wagner  giebt  es  auf,  ihre 
Ueberlieferung  mit  derjenigen  der  epitome  in  Einklang  zu  bringen, 
und  schreibt  in  §  46  cui  (statt  cuiue)  circuitus  Stadium  XVII 
[milia]  erat  in  summo  vertice.  Die  Zahl  17  soll  sich  unzweifel- 
haft auf  die  Höhe  beziehen,  daher  mag  etwa:  cuiup  circuitus 
Stadium  C. ,  altitudo  XVII  erat  in  summo  vertice  (vgl.  Curt. 
VIII  11,  6  cuius summa  in  acutum  cacumen  exsurgunt). 


Reo«• 

Ueber  die  StreitkrälU  dee  Köoige  Foms  hat  Diod,  Χ7Π  87.  S 
gAtiz  andere  Zahlen  als  ep*  §  54  tind  Curt.  VI  Π  13,  G,  aber  die 
Verluttangaben  bei  Diod.  XVII  89,  2  u,  3  und  epit.  §  62  ύηά  die 
gleichen;  die  Difi'ereaz  mag  aich  etwa  eo  erklären,  daee  IHodor 
niebt  das  Ηββτ^  das  Porue  folgte,  sondern  die  geearomte  Kriege- 
macht  eeinee  Lande«  im  Auge  hat;  die  Zahl  der  Heiter  wtirde 
freilich  immer  noch  nicht  mit  Cort.  VJII  14«  2  aich  vereinigen 
iMMeUf  doch  kann  die  Zahl  fehlerhaft  überliefert  sein.  Der  Zahlen- 
differenz  bei  Angabe  der  Elefanten  in  epit.  §  18,  Diod.  XVII 
93*  1,  Curt,  1X2,4  iet  gleichfalle  keine  Bedeutung  beixumeeaen» 
Wagner  findet  aber  auch  einen  Widereprnoh  darin,  daee  Alexander 
nach  Curtiue  snerat  an  den  Bypanie,  dann  zu  König  Phegeiu 
gekommen  eei,  wahrend  nach  der  epitome  dieaer  den  Makedonien! 
auf  dem  Marsche  zu  dem  genannten  Fluse  eich  anschlieesL  Bei 
dieaer  Annahme  haben  Curtiue^  Worte  ad  fluvium  Hypanim  pro- 
ceaait  (IX  X,  35;  eine  unnchtige  Deutung  erhalten,  sie  sind  aa 
^benetzen:  'er  rückte  in  der  Richtung  auf  den  Uypauie  TorV 
Im  folgenden  §  schlägt  Wagner  aucta  für  pauca  vor^  damit  Ut' 
wenig  gebeeaert;  vielleicht  dürfte  paeaim  die  urBprüngliche  Lea* 
art  aein  (Flut  62  biippiipev  Κ  Wie  der  £pitomator  dazu  kommt^ 
in  §  70  den  Tod  eines  Schnee  der  Roxane  zu  melden,  ist  nicht 
eraichttich;  auch  hier  trägt  nur  er,  nicht  seine  Quelle  die  Ver- 
antwortung für  diese  Nachricht,  Vergebens  bemüht  man  aich 
die  Worte  ad  Eleumezen  zu  erklären,  ich  ändere  sie  in:  ad  ooe- 
tum  amnium  oder  fluminuni,  vgl.  Curt.  IX  4,  9.  Schwierig  iet 
ea,  die  £rzäblung  über  Alexandere  Kampf  und  Verwundung  bei 
den  Maliern  aus  einem  dei^  bekannten  ^Schriftsteller  ableiten  zu 
wollen,  bei  seiner  Darstellung  scheint  der  Verfasser  der  epitome 
Klitareh  nicht  gefolgt  zu  sein.  Leider  nennt  auch  Arrian  VI 
12,  7  ff*  nicht  die  Vertreter  der  abweichenden  Berichte.  Die  Worte 
Ol  μ€ν  έύλιυ  πληγέντα  usw.  echeinen  auf  Aristobulua  zu  gehen 
(frg.  2ö*),  aber  bei  ihm  wird  der  König  erat  an  der  Brust  und 
dann  am  Halse  verwandet;  ebenso  muss  die  Deutung  von  §  8 
auf  Klitarcb  als  zweifelhaft  erscbeineu,  da  die  Worte  Ευνανα- 
βήναι  Άλ€£άνί)ρφ  κατά  την  κλίμακα  όμοο  ΤΤίυκιατςι  im  Wider- 
spruch mit  Diod.  XVIl  99,  8  bi'  έτ€ρας  κλίμακος  προΟαναβάς 
und  Curt  IX  5,  7  stehen.  Unvereinbar  tnit  Piodor,  Curtiue  und 
Justin  ist  auch  die  Darstellung  des  Kampfe«  bei  dem  Epitomator, 
bei  jenen  springt  Ale^tatuler  zunächfit  alltiin  in  die  Stadt  (XVII 
99,  1  καΟήλατο  μόνος»  Justin  Xil  9,  5  eine  ultu  eatellitt*)  und 
wird  durch  einen  Huhnes  in  die  Brust  verwundet,  ehr  die  Freund« 


Zur  Ueberliefernng  der  Geschichte  Alexanders  d.  Gr.  597 

ΖΠ  Hilfe  kommen,  bei  diesem  ernteigt  er  mit  3  Gefährten  die 
Mauer,  springen  dieselben  mit  ihm  in  die  Stadt  hinab,  wird  Leon- 
natos  am  rechten  Schenkel  (Curt.  IX  5,  17  cervice  graviter  icta), 
Alexander  an  der  Brost  und  dann  am  Halse  verwundet.  Das  ist 
die  Erzählung  des  Aristobulos,  der  Plut.  Alex.  c.  63  folgt:  ώς 
elbov  αυτόν  μετά  buoiv  υπασπιστών.  Dabei  finden  sich  auch 
in  der  Klitaroh'sohen  Ueberliefernng  Züge,  die  sie  mit  der  Er- 
zählung Aristobuls  gemeinsam  hat,  zB.  Curt.  IX  5,  3  forte  ita 
libraverat  corpus,  nt  ee  pedibus  exciperet,  Plut.  Alex.  c.  63  κατά 
τύχην  ορθός  £στη,  IX  5.  9  sagittam  dnorum  cubitorum,  Aristob. 
frg.  28•.  Auch  die  Vergleichung  mit  Plut.  de  fort.  Alex.  I  u.  11 
bringt  keine  Klarheit;  hier  kämpft  Alexander  zuerst  allein  (II 
13  ώς  έώρων  ίνα),  wird  der  Kampf  bald  ins  Land  der  Maller 
(1  2;  Π  9),  bald  der  Oxydraken  (II  13)  verlegt,  werden  Ptole- 
maios  (I  2;  II  13),  Limnaios  und  Leonnatos  (II  13)  als  Retter 
des  Königs  genannt.  Zu  den  hier  benutzten  Quellen  gehört  Ari- 
stobulos, neben  ihm  sind  aber  auch  andere,  wie  zB.  Ptolemaios 
(II  7  που  o\  δράκοντες)  zu  Rathe  gezogen.  Ein  deutliches  Bild 
gewinnen  wir  nur  von  der  Ueberliefernng  Aristobuls,  darnach 
scheint  es  unzweifelhaft  zu  sein,  dass  diese  auch  in  der  epitome 
vorliegt.  Der  Inhalt  von  epit.  {$  79 — 84  deckt  sich  vollständig 
mit  Plut.  Alex.  c.  64,  doch  ob  er  von  Klitaroh  stammt,  muss 
unentschieden  bleiben.  Erst  von  §  84  an  treffen  wir  wieder 
nachweisbar  auf  «eine  Spuren  ^  Für  das  fehlerhafte  in  Ophiorum 
war  gewiss  in  ostio  fluminis  (ilum)  geschrieben,  vgl.  Curt.  X 
1,  11  insulam  ostio  amnis  subiectam.  lieber  den  Inhalt  von 
§  87  ff.  vgl.  Wagner  aaO. 

Gegen  den  Ausgang  der  römischen  Republik  stand  die 
Alexandergeschichte  Klitarchs  in  höchstem  Ansehen,  Sieenna  hat, 
so  erzählt  Cicero  de  leg.  I  2,  an  seinem  Vorbilde  sich  gebildet, 
Caelius  Rufus  ihn  aufs  eifrigste  studirt  (ad  famil.  V  10).  Diodor, 
Trogus  Pompeius  und  Curtius,  welche  in  der  nächsten  Zeit  die 
Geschichte  Alexandere  behandelten,  haben  daher  in  erster  Linie 
ihm  sich  angeschlossen.  Wie  weit  sie  ihn  direct  benutzt  haben, 
soll  hier  nicht  untersucht  werden,  auszuscheiden  ist  jedenfalls 
eine  Mittelquelle,   welche  die  Darstellung  Aristobuls  und  Klitarchs 


1  Kaerst,  Di88<irt.  §  t\  ist  (lf»r  Aneicht,  Curtius  Erzählung  (IX 
8,  30  ff.)  sei  aus  der  bei  Arrian  (VI  18,  4  f.)  entweder  mit  Absicht  oder 
aus  MiRsverständniss  umgebildet  worden ;  auch  epit.  §  84.  85.  88  giebt 
dieselben  Nachrichten,  wie  Curtius,  theilweiso  mit  den  gleichen  Worten. 


598    Reu 88  Zur  Ueberlieferung  der  Gesohiohte  Alexandere  d.  Gr. 

contaminirt  hätte,  da  dieser  gelbst  schon  die  Geschichte  des 
erFteren  zur  Grundlage  seiner  eigenen  Bearbeitung  gemacht  hatte. 
Als  Mittelquelle  muss  auch  Timagenes  ausser  Betracht  gelassen 
werden,  von  ihm  können  nur  einleitend  die  Stifter  der  einzelnen 
Dynastieen  und  ihre  Thätigkeit  unter  Alexander  in  seiner  Königs- 
geschichte  behandelt  worden  sein.  Strabo  theilte  mit  seinen 
Zeitgenossen  die  Werthschätzung  Klitarchs  nicht,  nur  an  5  Stellen 
seiner  Geographie  erwähnt  er  den  Namen  desselben;  man  setzte 
Zweifel  in  seine  Glaubwürdigkeit  (Quint.  X  1,  75)  und  kehrte 
zum  Urtheile  des  Eratosthenes  zurück,  der  Plolemaios  und  Ari- 
stobnlos  vor  allen  anderen  den  Vorzug  zuerkannt  hatte.  Seinem 
Urtheile  schlössen  sich  Arrian  und  theil weise  auch  Plutarch  an, 
bei  beiden  begegnet  uns  daher  der  Name  Klitarchs  an  keiner  ein- 
zigen Stelle.  Wenn  man  eine  besondere  Alexandergeschichte 
Strabos  annehmen  zu  müssen  glaubte,  um  die  zahlreichen,  auf- 
fallenden Uebereinstimmungen  bei  den  Letztgenannten  daraus  zu 
erklären,  so  entbehrt  diese  Annahme  der  Berechtigung,  Strabo, 
Plutarch  und  Arrian  sind  in  der  Werthbemessung  und  Auswahl 
ihrer  Quellen  bestimmt  durch  die  Kritik  des  grossen  alexandri- 
nischen  Gelehrten. 

Köln.  Friedrich  Reuss. 


ZUR  ROEMISCHEN  ELEGIE 


1. 

Unerechöpflicb  ist  in  der  römischen  Elegie  das  Tbema  der 
£ifereacht.  Man  kennt  die  Leidenschaftlichkeit,  mit  welcher  sie 
eich  änseert.  Erbrochene  Thüren,  zerrissene  Gewänder,  zerraufte 
Haare,  zerschlagene  und  zerkratzte  Gresichter  —  ista  decent  pueros 
aetate  et  amore  calentes  (Ov.  a.  a.  III  571).  Süss  ist  es,  solche 
Ausbrüche  der  Eifersacht  von  der  Geliebten  ertragen  zh  dürfen 
(Tib.  I  6,  69  ff.  —  Prop.  III  8,  5  ff.  R.  —  Ov.  Am.  I  7,  63  ff.; 
a.  a.  Π  451  f.).  Properz,  der  wiederholt  fingirt  (III  8.  IV  8), 
sie  von  Cynthia  erfahren  zu  haben,  sieht  darin  die  sicherste 
Bürgschaft  für  die  Echtheit  der  Liebe,  die  sich  durch  Kämpfe 
nur  um  so  reizvoller  gestaltet.  *A€i  γάρ  πιυς  ήοίους  a\  τών 
έρώντιυν  μ€θ'  υβριν  κολακεϊαι  δοκοΟσιν  (Aristaen.  Ερ.  II  14  Η.)• 
Er  selber  freilich  bekennt  sich  über  die  Anwendung  solcher  Ro- 
heit erhaben  und  will  sie  dem  άγροΐκος  überlassen  (II  5,  21  ff.)  ^, 
wie  Tibull  dem  rauhen  Krieger  (I  10,  65  f.).  Genug,  wenn  der 
Liebende  der  Geliebten  den  Rock  zerreisst,  ihr  Haar  verwirrt 
und  sie  zum  Weinen  bringt  (Tib.  I  10,  61  ff.  —  Ov.  Am.  I  7, 
45—48).  Ovid  hält  Am.  I  7  eine  förmliche  Anklagerede  gegen 
eich  selbst,  weil  er  es  gewagt  habe,  der  Geliebten  die  Haare 
auszureissen  und  ihre  Wangen  blutig  zu  schlagen^.  Siegreich 
bekämpft  er  Am.  II  5,  durch  den  Anblick  ihrer  holden  Scham 
gerührt,    die  Versuchung   die  Treulose   zu  züchtigen  ^    und  Am. 


1  Vgl.  Ribbeck  Agroik.  S.  :V2.  Kock  Com.  Att.  fr.  III  S.  28. 
Hauptsächlich  nach  dieser  Properzstelle  ist  der  wilde  Timanth  ge- 
zeichnet, von  dessen  Jähzorn  Pausias  und  sein  Blumenmädchen  in 
Goethes  schöner  Elegie  sich  unterhalten. 

a  Vgl.  Tib.  1  6,  78  f.;  Ov.  Am.  I  7,  1  ff.  23  ff.  —  Ov.  a.  a.  II 
169  ff.;  Prop.  IV  5,  31  f. 

8  Vgl.  Tib.  I  10,  59  f.;  Ov.  Am.  II  5,  11  f.    I  7,  G. 


600  Wilhelm 

II  7,  7  giebt  er  vor,  den  Nagel  seines  Mädchens  in  seinen  Haaren 
•  zu  verspiiren,  sobald  er  eine  andere  lobe^. 

Die  Abhängigkeit  der  römischen  Elegiker  untereinander, 
insbesondere  diejenige  des  Ovid  von  Tibnll,  soll  hier  nar  an- 
gedeutet sein,  aber  nicht  ausführlicher  besprochen  werden:  vgl. 
Jahrb.  f.  Phil.  1895  S.  117  f.  In  der  griechischen  Komödie 
findet  sich  das  Motiv  der  Misshandlung  der  Geliebten,  soweit  ich 
sehe,  zuerst  bei  Aristoph.  Plut.  1013  ff.,  wo  die  verliebte  Alte 
von  dem  jungen  Manne,  der  sich  einst  von  ihr  aushalten  liess  und 
den  ihr  Plutos  durch  Ausschüttung  seines  Reichthums  entzogen 
hat,  folgendes  berichtet: 

μυστηρίοις  bi  τοις  μεγάλοις  όχουμίνην 

ΙτΑ  της  άμά£ης  δτ€  προσίβλεψίν  μ€  τις. 

έτυπτόμην  bia  τοΟΘ'  δλην  τήν  ήμίραν. 

οοτιυ  σφόδρα  ζηλότυπος  6  νεανίσκος  ήν. 
Eingehend  ist  es  von  Menandros  in  den  Komödien  ΤΤεριΚ€ΐρομένη 
(di.  die  Geschorene,  zum  Zeichen  der  Schmach  durch  Beraubung 
des  Kopfhaars  Entstellte)  und  Ταπιίομίνη  verarbeitet  worden  ^: 
vgl.  Husohke  Anal.  crit.  in  Anthologiam  Graecam.  Jenae  et 
ups.  1800  S.  171  ff.  und  dazu  Meineke:  Menandr.  et  Philero. 
rell.  p.  136  ff.;  Ribbeck,  Alazon  S.  39;  Dziatzko  in:  Jahrbb.  f. 
class.  Phil.  27.  Supplbd.  Leipz.  1900  S.  123ffe.  Bei  Theokr. 
Id.  14,  34  ff.  erzählt  Aischines  dem  Thyonichos,  wie  er  beim  Ge- 
lage seiner  Geliebten  Kyniske  aus  Eifersucht  zwei  Schläge  ins 
Gesicht  versetzt  habe  (ττύΕ  έπι  κόρρας  'Ήλασα,  •  κδλλαν  αύθις), 
80  dass  sie  auf  und  davon  gelaufen  sei,  und  wie  ihn  hinterher 
die  alte  Liebe  zu  ihr  gequält  habe  (v.  3.  50  ff.) ;  vgl.  Calpurniue 
Ed.  3,  28  ff.  Noch  belangreioher  ist  das  Trostgedicht  des  Rufinus 
A.  P.  V  41  (vgl.  ebd.  43}  auf  eine  zerbläute  und  herausgeworfene 
treulose  Schöne,  dessen  Anfang  (Τίς  γυμνή  ν  ούτω  σε  και  έΕέ- 
βαλεν  και  fbeipcv;  Τίς  ψυχήν  λιθίνην  είχε  καΐ  ουκ  έβλεπε;) 
eine  gewiss  nicht  zufällige  Aehnlichkeit  mit  Tib.  I  19,  59  f.  (A, 
lapis  est  ferrumque,  suani  quicumque  puellam  Verberat)  aufweist; 
vgl.  auch  das  proripi  vias  bei  Tib.  1  G,  72.     Ferner  tcehört  hier- 

*  Vffl.  Tib.  I  G,  «9  f.;  Ov.  Am.  11  7.  7. 

*  Andere  war  der  Inhalt  des  Γ€ΐυργός.  Yjrl.  Dziatzko  im  Rhein. 
Mus.  M.  ISjn»  S.  4i>7  ff.;  :>;\   IJMX)  8.   104  ff. 

*"'  Kino  ^απι^ομ^νη  και  π€ρικ€ΐρομ^νη  ist  die  Magd  der  schönen 
Sismonda  bei  Hocoaceio  IVc.  VIl  i<;  y^\.  Landau,  Die  Quellen  des  De- 
kanieroii  -  S.   WJ. 


Zur  römischi'ti  Elegie  601 

her  das  Epigramm  des  AgathiaH  Scholaetikos  A.  P.  V  2'20  im 
Tivi  Κλεοβούλψ  τήν  παλλακήν  άποκ€ίραντι  und  die  reuevolle 
Palinodie  des  Paulus  Silentiarus  A.  P.  V  248  (Ώ  παλάμη  πάν- 
τολμ€,  σύ  τόν  παγχρύσεον  ίτλης  ΆπριΕ  οραΕαμένη  βόστρυχον 
αύβρύ^αι  κτλ.))  deren  Verwandtschaft  mit  der  oben  erwähnten 
ovidischen  Elegie  Am.  I  7  unverkennbar  ist.  Aehniich  wird  in 
Menandroe'  ΤΤβρικειρομένη  die  Klage  des  jähzornigen  Polemon 
gelautet  haben,  der  nach  dem  Zeugniss  des  Philostratos  Ep.  16 
nach  verübter  That  κλά€ΐ  και  μεταγιγνώσκει  τώ  φόνψ  τών 
τριχών. 

Nach  Huschke  aO.  haben  die  römischen  Elegiker  den  Vor- 
wurf der  Züchtigung  der  Geliebten  durch  'len  eifersüchtigen  Lieb- 
haber direct  aus  Menandros  entnommen.  Jeder  Kundige  weiss, 
dass  die  augusteischen  Dichter  die  Dramen  des  Menandros  gelesen 
haben,  und  die  Möglichkeit  einer  unmittelbaren  Beeinflussung  der 
lateinischen  Elegiker  durch  den  griechischen  Komiker  muss  auch 
hier  zugegeben  werden*^.  Aber  die  Thatsache,  daes  jenes  Motiv 
bei  den  spätgriechischen  Epigrammatikern  begegnet^,  läset  kaum 
einen  Zweifel,  daes  es  auch  in  der  hellenistischen  Elegie,  der  er- 
giebigen Quelle  für  jene^  verbreitet  war  und  dass  es,  wie  so 
viele  der  den  römischen  Elegikern  gemeinsamen  Motive,  haupt- 
s&chlich  durch  Vermittlung  der  hellenistischen  Elegie,  die  ihrer- 
seits aus  der  Komödie  —  und  nicht  zum  wenigsten  aus  der  me- 
nandrischen  —  schöpfte  '°,  in  der  römischen  Elegie  Eingang  ge- 
funden hat^^  So  hat  wohl  auch  Ovid  Am.  I  7,  von  dem  Vor- 
bilde des  Menandros  abgesehen  ^^  eine  Elegie  aus  alexandrinischer 
Zeit  und  zwar  vermuthiioh  die  nämliche  benutzt  wie  Paulus 
Silentiariue  aO.,  der  nicht  für  einen  Nachahmer  der  lateinischen 
Dichter   gelten    darf  ^^.     Auf  ein  alexandrinisches  Muster  dieser 


^  Vgl.  Leo,  Plautin.  Forsch.  S.  129  [und  Rheiu.  Mus.  55,  604  ff.]. 

8  Vgl.  auch  Philoetr.  Ep.  61. 

•  Vgl.  R.  Bürger,  De  Ovidii  canninum  amatoriorum  inventione 
et  arte.     Guelf.  1901,  S.  H. 

^^  Vgl.  V.  Hoelzer,  De  poesi  amatoria  a  coraicis  atticie  exculta, 
ab  elegiacis  imitatione  expressa.     Pars  prior.    Marp.  Catt.  1899. 

**  Nicht  beweiskräftig  hierfür  ist  Ov.  Her.  19,  81  ff.  (Acontius 
anCydippe),  weil  Ovid  hier  von  den  lateinischen  leichtern  abhänprig  ist. 
Vgl.  Zingerle,  Ovidius  und  srin  Vorhältniss  zu  den  Vorgängern  und 
gleichzeitigen  römischen  Dichtern.     1.  Theil,  S.  9f>  f. 

"  Vgl.  Bürger  aO.  S.  23. 

"  Vgl.  Mallet,  Quaeet.  Prop.  S.  :). 


602  Wilhelm 

Art  dürfte  ferner  dos  Tibullische  (I  10,  57  f.)  Bild  des  Amor, 
der  in  gemächlicher  Gleichgiltigkeit  zwischen  den  Streitenden 
sitzt  (vgl.  Theokr.  Id.  1,  32—38  und  Chariton  11,  4  Φιλόν€ΐκος 
b'  έστΙν  6  "Ερως  και  χαίρει  τοις  παραοόΕοις  κατορθώμασιν), 
zurückzuführen  sein.  Wird  man  fehlgehen,  wenn  man  annimmt, 
daee  auch  die  komische  Figur  des  miles  gloriosue^^  der  ans 
Eifersucht  auf  geradezu  barbarische  Weise  gegen  die  Geliebte 
loszieht  —  ein  solcher  Barbar  in  Weibsgestalt  ist  Cynthia  bei 
Prop.  IV  8,  55  ff.^^  —  bereits  in  der  alexandrinischen  Elegie 
vorgekommen  ist?^® 

2. 
Jahrb.  f.  Phil.  1892  S.  614  ff.  habe  ich  begründet,  warum 
ich  die  Auffassung,  dass  sich  TibuU  I  2  beim  Gelage  befinde, 
nicht  theile.  Mag  sich  das  Motiv  des  unglücklich  Liebenden, 
der  beim  Becher  unter  Freunden  Trost  sucht,  aber  seine  Leiden- 
schaft nur  noch  mehr  erhitzt,  so  dass  er  jammert,  weint,  schreit, 
vor  Erschöpfung  einschläft  und  von  den  Genossen  theils  be- 
mitleidet theils  verlacht  wird,  in  der  hellenistischen  Elegie  auch 
öfter  vorgefunden  haben  (vgl.  Asklepiades  A.  P.  ΧΠ  135.  Kal- 
limachos  A.  P.  XII  134.  Alkiphron  I  35,  2.  Prop.  III  25,  1  ^7), 
das  Tibullische  Gedicht  an  und  für  sich  betrachtet  besagt  nichts, 
was  die  Annahme  einer  solchen  Situation  nothwendig  macht ^^. 
unmittelbarer  und  ergreifender  erscheint  mir  die  Wirkung  des 
Gesanges,  wenn  ich  mir  vorstelle,  dass  ihn  der  Dichter  leibhaftig 
vor  der  Thür  der  Geliebten  vorträgt  —  άνήνυτα  προσκαρτερΟϋν 
και  θυραυλών  .  .  .  \k€T€uujv  .  .  .  ταΟτα  bi\  τά  μυριόλ€κτα  και 
συνήθη  προς  τά  παώικά  τοις  έρώσιν  (Aristaen.  Π  20).  Nicht 
als  ein  bloss  gedachtes,  sondern  als  ein  wirkliches  πάρα- 
κλαυαίθυρον  ~  nach  conventioneller  Art  —  giebt  sich  die 
Dichtung.  Der  Ansicht,  dass  die  Scene  von  Anfang  bis  zu  Knde 
vor  Delias  Thür  zu  denken    sei,   ist  auch  Hoelzer  aO.  S.  61   ff., 


1*  Tib.  I  10,  <;5  f.;  Hoelzer  aO.  S.  74  f. 

^*  Vgl.  Lukianos  D.  mar.  l).  15. 

*e  Ueber  das  Motiv  des  Erbrechens  der  Thür  ^θυροκοπήσαι)  vgl. 
Leo  aO.  S.   140  und  Hoelzer  aÜ.  S.  68  f. 

^'  RisuB  eram  positis  inter  convivia  raensis;  vgl.  Leo,  De  Horatio 
et  Archilücho.   S.  10  f. 

^s  Auf  das  Argument,  dass  v.  1  die  Anrede  puer  nicht  enthalte, 
will  ich  kein  Gewicht  mehr  legen;  vgl.  Kalliniachos  A.  P.  XII  51. 
MeleagroB  A.  P.  V  136. 


Zur  römisohon  £legie  603 

nur  dasB  er  eich  mit  Rücksicht  aaf  die  Beziehung  zwischen  Ko- 
mödie und  Elegie,  wie  sie  in  diesem  Gedicht  mehrfach  hervor- 
tritt, nach  Dissens  Vorgang  den  Dichter  gleich  dem  Phaedromus 
im  Eingang  des  Plautinischen  Cnrculio  in  Begleitung  eines  mit 
Wein  und  den  erforderlichen  Gefässen  versehenen  Dieners  vor- 
stellt^^. Aber  heisst  nicht  auch  das,  in  die  Elegie  etwas  hinein- 
tragen, was  die  Worte  des  Dichters  'selbst,  die  unter  allen  Um- 
ständen den  ersten  Masstab  für  die  Erklärung  abzugeben  haben, 
mit  keiner  Silbe  andeuten? 

Die  Voraussetzung,  dass  der  κιυμάΖιυν  vom  Becher  kommt, 
ist  tur  den  antiken  Leser  selbstverständlich.  ΤΤρός  μέθην  ό 
έρών  καΐ  προς  το  έράν  ό  μ€θΐΗυν  έπίφορος  (Heliod.  III  10). 
Tibull  hat  sich,  liachdem  er,  es  sei  zu  Hause  im  stillen  Kämmer- 
lein oder  auswärts  im  Freundeskreise,  umsonst  versucht  hat,  den 
Liebesgram  durch  Wein  zu  lindern  (vgl.  I  δ,  37),  vom  Trank 
hinweggestohlen.  Da  steht  er,  wie  der  verliebte  Asklepiades 
A.  P.  V164.  167  oder  Meleagros  A.  P.  V  191  allein  und  ohne 
Begleitung^,  der  Kälte  der  Nacht  und  dem  Regen  ausgesetzt 
(v.  29  f.;  Asklepiades  A.  P.  V  167.  189),  vor  der  Thür  derOe- 
Jiebten,  findet  aber  keinen  Einlass.  Um  diesen  neuen  Schmerz 
zu  stillen,  will  er  sich  den  Wein  kräftiger  mischen  (natürlich, 
nachdem  er  dahin  zurückgekehrt  ist,  wo  er  soeben  getrunken 
hat)  und  trinken,  bis  ihn  tiefer  Schlaf  befällt,  den  niemand  stören 
eoU.  TTiv',  Άσκληπιάοη•  τί  τα  οάκρυα  ταύτα;  τί  πάσχεις;  er- 
muntert der  liebeskranke  Asklepiades  Α.  Ρ.  ΧΠ  50  sich  selbst. 
So  redet  auch  Tibull  und  zwar  im  Anklang  an  die  Vorschrift  des 
Meleagros  A.  P^  XII  49  (Ζιυροπότει,  δυσέριυς,  και  σου   φλόγα 


^•  'Venit  nimirum  poeta  cum  puero,  qui  vasa  et  vinum  fert,  ad 
Deliae  ianuam,  sive  ut  item  ac  Phaedromus  lenam  (cf.  Tib.  I  5,  47  sqq.) 
sibi  vino  propitiam  faciat,  sive  ut  ipee  cum  Delia  potet  et  accubet. 
Sed  magno  cum  dolore  intellegit  fores  clausae  et  eibi  infecta  re  domum 
abeundum  esse.  Itaque  reversurus  iubet  servum  potioni  plus  meri 
affundere,  ut  fortiore  poculo  sumpto  et  amoris  dolore  vino  super ato 
domi  somnum  capere  possit.  Sed  ut  plerisque  amatoribus  etiam  Ti- 
bullo  Bacchus  uon  remedium  furoris,  sed  'ignis  in  igne*  fuit.  Quare 
poculo  epoto  ad  maiorem  cupidiiiis  ardorem  incenditur,  ita  ut  que- 
rellas,  quae  inde  a  versu  7  sequuniur,  fundat/ 

«>  Vgl.  auch  Tib.  I  2,  88  ff.  Ob  die  άποκ€κλ€ΐμένη  in  Grenfells 
Erotic  fragment  in  Begleitung  einer  Dieneriu  zu  denken  sei,  ist  nicht 
sicher;  vgl.  dagegen  Crusius  Philol.  δδ,  1896  S.  3i)7.  Omni  coraite 
viduatus  erscheint  auch  Thrasyllus  bei  Apuloiiis  Met.  VIII  10  f.  an  der 
Thür  der  Geliebten. 


604 


τάν    φϊλότιαιίϊα   Κοιμάαει    λάθας    bυJpohότας    Βρόμιος•    Zuj| 
ττότ€ΐ,    και   πλήρες    άφυσσάμ€νος    σκύφος   οϊνας,   Έκκρου0< 
στυγ€ράν  έκ  κραίϊίας   obuvav)^*  tmd    an  Thoogiu    461ϊ   Γ  (Μη!> 
eübovT*  έπέ^€ψ€.^  Σιμυινίοη,  öv  τιν'  δν  ημών  θαίρηχθ^ντ' 
μαλθακός  ύπνος  ϊλη)^  wh  flelber  an: 

Ad  de  merum   vinoque  novoe   oompeeoe  dolores, 

occupet  tat  fesfii   ludiina   victa  sopor : 

neu  quiRquam   multo  percusium  tempora  Baccho 

excitet,  iofelix  iliim  requieecit  aiin>n 
Aber  Amor  erweiet  »ich  Diäclitiger  als  Bacohas^'',  Er  kann 
weichen  von  der  spröden  Thür**  und  «timmt  nacL  kurzer  Be- 
gründung dei  ίρυϋς  6υσερως  (ν.  5  f,)  mit  ν,  7  die  Klage  an, 
die  bie  zum  Sohlueee  wübrt.  ■ 

Delia  ist  wie  die  Lyce  in  dem  παρακλαυοίθυρον  des  Hör. 
Ca.  III  10  Baevo  uupta  viro.  Der  σύγκοιτος  (Ä.  P.  V  191*^) 
=  coniiinx  (Tib.  l  2,  41)  bat  ibr  ttretige  Keuacbbeitewachter  be» 
«teilt  (v.  5.  15).  Die  Ralbeclilftge,  wie  jener  betrogen  werdeM 
kann  —  ούχ  ούτω  γαρ  Ευφραίνει  τό  φανερό  ν  της  έΕουσίας  ιΐΐ^ 
το  απόρρητον  τής  ή6ονής»  παν  ht  τεριτνότερον  το  κεκλεμμενον 
(Philüstr,  Ερ.  HO;  vgl  Ον.  Am,  11  19^  3)  --  sind  niclits  andere»,  aU 
die  YorRcbriften  der  von  Tibull  1  2,  15  ff,  und  in  den  verwaudteD 
Partien  1  G,  5  if.  8,  55  ff.^  verwertheten  Liebealebre  der  alexan 
driniRclieB  Elegie.  Vgl  Bürger  aO.  S,  88  ff,  127.  Bier  war  in  Äi 
lebnong  an  die  erotiicbe  Tragödie  (vgl.  Eur  Hipp.  476  ff»)  ui 
Komödie  (vgL  Ptaut.  Ah.  7bü  ff.)  die  Anweisung  gegeben,  die  Thtir 
geräuecblof!  zu  entriegeln  und  zu.  öffnen  (Tib,  I  2,  10.  18;  vgl.  Ari- 
ßtopii, Tbeam.  487  f.;  Plaut.  Cure.  158  f*) -^.  die  Wächter  ru  täusohi 


j 


^'  Auf  dieie  Stelle  verweiet  Leo  aO.  S.  U.  —  Zu  dem  ebd. 
geführten  Verse   Ov.  Her.    15,  2nO  vgl  Philoetr.   Kp.  ed.  Boiee.  8. 
E.  Rohde,  Der  griechisulie  Huraan  -  S.  171,  Anm,  3.    Bürger  aO.  S,  ; 

^  Durch  einen  alexandriniftcben  Dicliter  (KallimacbosJ  vermiUell 
VgL  Reitzeusteiui  Epigr.  uud  SkoHon.  S.  Φ  f. 

^^  Dieser  Conflict  »wiechen  beiden  bildet  das  Motiv  für  LygdamuB 
ΠΙ  ii;  vgl.  Jahrb.  f.  Phil.   IHai  S.  7(19  ff. 

**  Zu  dem    plntzHf.hen  Cmechwung  der  Stimmnttg  vgl.  Tib.  I 
7-10.  5,  5-8.  f»,  3-fn 

^  *H  Tiv'  i%€t    σύχκοιτον:    V(iL   Tih.  Ϊ  ft,  H  neecio    quem    tacil 
callidft  ßocie  fovet  {<ϊλλος  irtu  ΔημοΟς  θάλπεθ'  ύπό    χλανΐδι;    Α, 
V  173). 

»  Vgl  Fhilol.  1ί»01   S.  5Ηίϊ. 

^'^  Die  verräthcrieche  Thor  auch  bei  Boccaccio  Dec«  VIII  7. 


ΖπΓ  römisclien  Elegie 


ß05 


(ν.  15,  Plaut.  Mil.  153.  467),  lautlos  vom  Lager  aufzufitehn  and 
fortzuBcblekheu  (v.  19;  vgl,  Tib.  18,59»  Nonnae  Bionys-  XVI 
265  ff.),  sich  durch  σημ£Ϊα,  συνθήματα  und  ν€ύματα  λα- 
B  θρίϊϊΐα  (TiL•  Ι  2,  21  f.  Plaut.  Ab.  784.  Prop.  ΠΙ  8,  25  f.  Mu- 
saioe  101-107.  Heliod.  V  4  ΥΠ  7.  Ach.  Tat.  Ϊ  10,  4.  Paul. 
Sil.  A.   P.  V  262)  sogar   in  Gegenwart    des  Gatten  gar  trefllich 

Izu  verstau iligeti"^  —  Lieblingsthemen  des  aiiB  ähnlieben  Quellen 
wie  Tihull  ecliöpfenden  und  diesen  selbst  nacbahraenden^^  Ovid: 
vgl  Am.  I  4.  6^0  11  2.  Γ-.  19.  111  2^K  4.  a.  a.  I  137  f.  489  f. 
597  ff. 82,  111  611—658.  Her.  16,  75  ff.  Wie  Tibull  auf  die 
verheiratbete  Helia  v.   16  (audendum  est:    forte»    adiuvat  ipea 

■  Ventis),  Bo  redet  bei  Eur.  Hipp.  476  die  Amme^^  auf  Phaedra 
ein  (τόλμα  b'  ipwua*  θ€Ος  [sc.  Κύττρις]  έβουλήθη  labe),  und 
wie    eie    den  Liebeszauher    m  Hilfe   ruft  (v.  478  f.    509  f.)»    ao 


ί 


I 


**  Hierher  gehört  auch  das  Spiel  mit  dem  Üecber  (Ov.  a.  a.  I 
57Γι  f  Ä,  P.  V  17L  Lukiauos  D.  d.  5,  2  p,  214.  <>,  2.  p.  217.  Apuleius 
Met.  11  16,  Ai'h.  Tat.  Π  ίΚ  Aräetaen.  1  25)  und  der  Kniff,  die  begangene 
Untreue  mit  conetanti^r  Kccklieit  abzuleugnen  (Plaut.  Mil.  188  ff.  Me- 
leegros  A.  P.  V  184.  Tib.  I  G,  7  f,  Ov.  Am.  11  2,  57.  111  14.  Boccaccio 
Dec.  VI  7).  Hinterher  beschwert  eich  der  φιυτο διδάσκαλος,  das»  er  von 
der  Geliebt-en  mit  Hilfe  der  Künste,  die  er  ihr  gelebrt  hat^  aelbst  hinter- 
gan^en  wird:  heu  beu  nunc  premor  arte  mea  (Tib.  I  B,  lOj.  So  be- 
kUgt  sich  Arifttaeü.  I  25  die  Hetäre  Philainis  über  ihre  undankbare 
Schülerin,  die  ibr  durch  Anwendung  den  von  ihr  gelernten  \^ert'abrens 
den  Geliebten  abspenstig  gemacht  hat:  τοιαΟτά  μοι  παρ' αυτής  τά  τρο- 
φ€ΐα•  οΐίτοί  ue  νΟν  άντιιτ^λαργοϋσα  οΐκαίαν  άποοίδωσι  χάριν. 

-»  Vgl.  Ον.  Trist.    II  447  ff.   (lauter  Änepiplutigen  auf  Tib.  I  #i). 

^  Flebentliche  Bitte  an  den  ianitor.  Derselbe  Vorwarf  bei  Apu- 
leiue  Met.  IX  IH;  vgl.  Ov.  Am.  II  2.  Andere  Parallelen  zwiachen  Ovid 
und  Apuleius:  Ov.  a.  a.  I  22iJ  ff.  Hl  7*i2;  Apul.  Η  11  (vgl  Ach.  Tat. 
II  3,  3).  —  Ov.  a.  a,  IH  771  ff.;  Apul.  II  17  (vgl.  Ps.-Lnkianos  Λούκιος 
ή  Ονος  c.  Μ  ρ.  57ί>  —  c.  10  ρ.  578). 

^^  Hierzu  Bürger  aO.  S,  46, 

33  VgJ.  V.  608.  Tib.  I  2^  16.  Die  Abhängigkeit  des  Ovid  von 
helleniati^chem  Vorbilde  erbellt  besonders  aus  der  Vergleicbung  mit 
Ach.  Tat.  I  9,  10.  II  4;  vgl.  Rh.  Mue.  57,  1902  S.  74.  —  Den  Vor- 
schrifttin  der  Liebeelebre  durchaus  entsprechend  let  übrigens  mich  das 
Benehmen  des  Thranylius  gegen  die  verheiratbete  Charite  bei  Apuleius 
Met.  Vlll  2.  üemerkenawerth  ist  die  Aehnliehkeit  dieser  natürlich  auB 
dem  (jriechischen  entlehnten  Novelle  mit  der  Erzählung  bei  Plut. 
Amator.  22:  vgl.  Rohde  aO.  S.  590. 

'^*  An  Stelle  dei*  τροφός  übernimmt  in  der  Komödie  die  Kupp- 
lerin die  Stelle  des  έρωτο διδάσκαλος. 


β06  Wilhelm 

auch  Tibull  (ν.  41  ff.).  Die  Verse  25—28«*  sind  zueammen- 
znhalten  mit  Prop.  III  16,  11 — 20.  Gemeinsam  ist  der  wohl 
gleichfalls  aus  der  hellenistischen  Elegie  übernommene  Gedanke, 
dass  der  (tren)  Liebende  sacrosanct  ist,  weil  er  anter  dem  Schutze 
des  Amor  und  der  Venus  steht.  Unangefochten  wandelt  er  in 
finstrer  Nacht  (vgl.  Philodemus  A.  F.  V  25),  kein  böses  Thier 
—  statt  der  bissigen  Hunde  bei  Prop.  aO.  ist  bei  Hör.  Ca.  I 
22^  der  Wolf*•  eingesetzt  —  kann  ihn  verletzen.  Von  der 
Liebeslehre  scheint  Tibull  auch  an  der  Stelle  abhängig  zu  sein, 
wo  er  mahnt,  dass  die  Geheimnisse  der  Venue  zu  verschweigen 
sind  (I  2,  33—40;  vgl.  Ov.  a.  a.  II  603—612)  und  dass  die  diva 
non  mihi  generata  ponto  (Sen.  Phaedr.  «^  279;  vgl.  Tib.  aO.  v.  40) 
an  dem,  der  jene  preisgiebt,  furchtbare  Rache  nimmt. 

Auf  die  besprochene  Versgruppe  16 — 40  folgen  die  auf  den 
Aberglauben  der  Geliebten*®  berechneten  Verse  41  —  58.  lieber 
das  Motiv  des  Liebeszaubers  bei  den  römischen  Elegikern  und 
seine  griechischen  Quellen  vgl.  Philol.  1901  S.  582  *®.  Allerdings 
glaube  ich,  dass  Tibull  an  dieser  Stelle  in  der  Haaptsache 
von  einer  andern  griechischen  Leotüre  als  der  dort  bezeichneten 

8*  Vgl.  Ov.  Am.  I  6,  7-14. 

^  Zum  Wesen  des  integer  vitae  scelerisque  purus  di.  mit  einem 
Worte  des  pius  gehört  es,  dass  er  der  Geliebten  die  Treue  hält:  vgl. 
Wunder  in  Jahrb.  f.  Phil.  99  (18i>9)  S.  854.  Dass  Horaz  am  Schlüsse  des 
(iedichts  nicht  bloss  die  Sappho  (fr.  2,  3  ff.  dbu  φων€ύσας  υπακούει  καΐ 
γελαίσας  ίμερόεν),  sondern  auch  einen  hellenistischen  Dichter,  dem  die 
Stelle  der  Sappho  vorschwebte,  nachahmt,  lehrt  Aristaen.  II  21,  wo 
der  Jüngling  der  Geliebten  die  ganz  abnliche  Schlussversicherung  seiner 
Liebe  giebt:  ?στω  τοίνυν  ίργον  ^v  μόνον  έπιδέΕιον  έμοί  φίλεΐν  Δελ- 
φ(δα  καΐ  ύπό  ταύτης  φίλεΐσθαι  καΐ  λαλεΐν  τή  καλή  καΐ  άκούειν  λ  α  λού- 
ση ς.  Nach  dem  λαλεΐν  des  hellenistischen  Vorbilds  ist  der  Name  La• 
läge  gebildet,  wenn  ihn  Horaz  nicht  schon  durt  vorfand. 

^  Die  Begegnung  mit  einem  wilden  Thier  auf  einsamem  Pfade 
gilt  als  der  schrecklichste  der  Schrecken;  vgl.  Semouides  fr.  14.  Catull. 
4Γ),  7.  Dieses  catullische  Duett  gemahnt  wie  das  horazische  Ca.  III  9 
an  die  erotisch-mimische  Lyrik  der  Hellenisten;  vgl.  Crusius  aO.  S.  384. 
Beide  Gedichte  handeln  vom  Glück  des  amor  mutuus  (Catull.  aO.  v.  20). 
Man  beachte,  wie  in  beiden  die  Geliebte  den  Liebenden  im  Ausdruck 
überbietet.  Zum  horazischen  Motiv  (Trennung  und  herzlichste  Ver- 
söhnung) vgl.  Aristaen.  1  l?*2. 

3"  Nach  dem  Muster  des  Euripideischen  Ιππόλυτος  καλυπτόμενος. 

**  Zum  Typus  der  abergläubischen  Hetäre  vgl.  ua.  Lukianos  D. 
nuT.  4,  1  p.  28G.     Alkiphron  I  :}7.    II  4,  15  f.    1>1. 

3»  Dazu  Bürger  aO.  S.  99  f. 


Zur  römischen  Elegie  60T 

abhängig  ist.  £in  ooninnx,  der  mit  Hilfe  solcher  Schwarzkunst  ^ 
derartig  verblendet  wird,  dass  er  an  keinen  Hörnerpflanzer  glaubt 
(v.  41.  55)  und  seinen  Augen,  die  ihn  in  keinem  andern  Falle  im 
Stich  lassen  würden  (v.  57  f.),  selbst  dann  nicht  traut  *^  wenn 
er  sein  Weib  mit  jenem  zusammen  im  eignen  Ehebette  sieht 
(v.  56),  das  ist  ein  Stofl',  der  den  Vergleich  mit  den  pikanten 
Geschichten  von  zauberkundigen  Buhlerinnen  und  geprellten  Gatten 
nahelegt,  wie  sie  Ps.-Lukianoe  (Λουκιος  f\  δνος)  und  Apuleius 
(Metamorphosen)  erzählen  *2,  deren  Vorgänger  auf  diesem  Ge- 
biete, Aristeides  von  Milet^^  Eubios  ua.,  ihre  zahlreichen  Leser 
in  ihren  dem  TibuU  gewiss  nicht  minder  wie  dem  Ovid  (Trist. 
U  413  ff.)  bekannt  gewesenen. Novellen  mit  ähnlichen  άκόλα0τα 
όιηγηματα  (Ps.-Lukianos  Amor.  1)  unterhalten  haben.  Eine  solche 
Novelle  wird  dem  Tibull  vorgeschwebt  haben.  Dieser  Typus 
des  durch  έπψοαί  (ν.  53)  gebannten  Ehemanns,  der  ου  πιστ€ύιυν 
τοις  έαυτου  όφθαλμοϊς  οοθ'  οτι  βλέπουσιν  ουθ'  δτι  έγρηγό- 
ρα(Τιν**,  zusehen  muss,  wie  er  zum  Hahnrei  gemacht  wird,  er- 
innert an  die  Figur  des  geleimten  Alten  in  der  Komödie  ^^,  die 
von  der  Novelle  nicht  unbeeinflusst  ist*^,  und  lebt  in  dem  alten 
Nikostratus  der  bekannten  Erzählung  des  Boccaccio  Dec.  VII  9 
fort:    er  bemerkt  von  dem   angeblich    bezauberten  Birnbaum  aus 


«>  Vgl.  Boccaccio  Dec.  VHI  7.   IX  5. 

*^  Vgl.  Ov.  Am.  II  2,  57  f.  Viderit  ipse  licet,  credet  tamen  ille 
neganti  Damnabitque  oculos  et  eibi  verba  dabit. 

*2  Vgl.  Ps.-Luk.  aO.  c.  4  p.  572  ff.  (die  Gemahlin  des  Hipparch, 
eine  μάγος  δβινή  καΐ  μάχλος,  und  ihre  gleichgeartete  Magd  Palaistra); 
Apuleius  aO.  I  8  (Meroe,  saga  et  diviua,  potens  caelum  depoiiere,  ter- 
ram  puependere,  fontes  durare,  montes  diluere,  munes  sublimare,  deos 
infirmare,  eidera  extinguere,  Tartarum  ipsum  inluminare;  vgl.  Tib.  I 
2,  42  ff);  1X29.  IX  5  ff.  (die  listige  Tagelöhnerfrau  und  ihr  betrogener 
Gatte;  vgl.  Boccaccio  Dec.  VII  2).  IX  17  ff.  (der  düpirto  Rathsherr 
Barbarus). 

*^  Vgl.  Apuleius  aO.  I  1.  Suseniihl,  Gesch.  d.  griech.  Litt,  in 
der  Alexandrinerzeit  II  574.  700.     Itohde  aO.  S.  584  ff. 

**  Ps.-Luk.  aO.  c.  13  p.  581.  Auf  das  Moment  der  Augen- 
täuschung bei  der  Zauberei  kommt  es  an.  Sonst  hat  die  Stelle  ihrem 
Zusammenhange  nach  mit  dem  Tibullischen  Passus  nichts  zu  thun. 

^  Vgl.  Ribbeck,  Gesch.  d.  röm.  Dichtung^  IS.  81.  Man  denkt  an 
die  Fabel  des  miles  ^loriosus,  auch  an  Amphitruo:  vgl.  du  Meril  Poesies 
ineditee  du  moyen  äge  Paris  1854,  S.  354  Gredere  quod  nihil  est  ali- 
quid fuit  Amphitryoni,  Quod  videt  Decius  credidit  esse  nihil  und  dazu 
Landau  aO.  S.  82. 

*«  Vgl.  Rohde  aO.  S.  59i;. 


eo6 


WniieJm 


den  Ehebruch  seiner  Frau  Lydia  mit  eeinem  Diener  Pyrrbue  und 
iflt  sohlieeeliob  feitt  überzeugt,  daea  seine  leiblichen  Augen  ihm 
eine  falRobe  Tbateache  vorgespiegelt  haben  "^^.  Unter  den  v.  43  ff, 
angeführten  Künsten  der  sag&  scheint  dae  aeetiro  convooare  orbe 
niveu  (v,  50)  anderweitig  nicht  nachweisbar  zu  sein.  Dass  Tiboll 
auch  hier  nach  griechischem  Muster  gearbeitet  hat,  verrüth  die 
von  Hüsnhke  herbeigezogene  Stelle  Diod.  Sic.  Υ  55^  wo  et  von 
deuTtlrbinen  beisst:  λέγονται  b' ούτοι  κα\  γόητες  γεγονεναι  και 
παράγ€ΐν  δτ€  βούλοιντο  (vgl,  cum  libet  Tib.  aO,  ν.  4Vi)  ν€φη 
xe  και  όμβροος  και  χαλάΖας,  ομοίως  hk  κα\  χιόνα  έφίλ- 
κΕσθαι. 

Die  Gruppe  59—04  schliesst  mit  eiaem  Gemeinplatz  der 
erotischen  Poesie  (amor  raütuüB) :  vgL  zu  den  von  Leo  PL  F.  S.  130  f. 
und  Hoelzer  aO.  S.  66f,  angeführten  Stellen  Plaut.  Mil.  100  f,  Theokr. 
Id.  12,  15  f.  Bion  8*\  Die  v,  65  ü\  angirte  Persönlichkeit  des 
ferreuB*^,  der  es  über  sich  gewinnen  kann,  dem  Liebcbei»  Kriegs* 
rühm  und  Beute  vorzuziehen,  ist  in  der  Elegie  typisch:  vgL 
Prop.  III  12.  20.  Ganze  Scbaaren  von  Barbaren  vor 
sich  hertreibend,  ganz  in  Gold  und  Silber  gerüstet,  hoch 
ζ  11  Ross  und  dadurch  vor  allen  kenntlich,  so  ist  er  ähnlich 
di^m  άλαίών  gedacht,  den  Lukianos  D.  mer.  13  nach  dem  Vor- 
bild des  MenandriBcheii  ΜιΟούμενος^  prahlen  lässt;  πρθ€Εήλασα 
τών  δλλυυν  ίπττέιυν  ίπ\  του  ίππου  τοΟ  λευκού  ...  οι  Γα- 
λάται'^*  καίτοι  άλκιμοι  δντ€ς  €τρ60αν  €ύθυς  ώς  elbov  μ€  και 
oühuq  ίτι  υπέστη  (1)  *  .  .  Άλλ'  έγώ  τολμήσας  τταρήλθον  ές 
τό  μΕσον  ου  χ€Ϊρον  του  ΤΤαφλαγόνος  ώπλισμένος,  άλλα  πάγ- 
χρυσος  και  αυτός,  ώστ€  βοή  €ύθυς  έ^Ιν^το  και  παρ'  ημών 
και  παρά  τών  βαρβάρων*  έγνώριααν  γόρ  με  κάκεινοι  ι5όντ€ς 
άπο  της  πέλτης  μάλιστα  καΐ  τών  φαλάραιν  και  του  λόφου  (3), 
Das  Gegentbeil  jenes  ferreus  ist  der  hei  den  Erotikern  so  oft 
wiederkehrende  Liebhaber,  dem  aller  Uubm   und  alle  Schätze  der 


*''  Directe  Blindheit  an  Stell«  der  Verblendung  in  Scherasmin• 
Erzählung  bei  Wieland,  Oberoii  VI  ^ί(ί  tF.j  vgL  H.  DiinUer,  Erläute* 
rungen  zu  deutsohen  Claaeikern  Π,  Wielands  Oberon.  2.  Aufl.  S  7L 
M,  Koch ,  Das  Quellen verhikltniei  voa  Wielaude  Oberon,  S,  55.  — 
Ueber  antiken  Einfluss  auf  Boccaccio  vgl  Landau  aO.  S.  2K8;  Kohde 
ftO.  8.  bl2  ff.;  GaBpary,  Gesch,  d.  itaL  Litt.  II  33  f. 

**  Dazu  Anm.  36. 

*«  VgL  Leo,  PbiL  Unters.  II  S.  37. 

^  Hibbeck,  Alazon  S.  36. 

51  Dafür  Im  Tib.  aO.  v,  fi7  die  Cilicier.   wie  bei  Plaut.  Mil    42. 


i 


I 


Zur  römischen  Elegie  609 

Welt  gegenüber  dem  traulichen  Zusammenleben  mit  der  Geliebten 
nichts  bedeuten  (vgl.  ua.  Plaut.  Cure.  178  ff.  CatuU.  45.  Me- 
nandroe  bei  Alkiphron  II  3,  12):  κδν  πίτραν  οΐκώμεν,  eu  olba 
Άφροοίσιον  αυτήν  το  eövouv  ποιήσειν  (Glykera  an  Menandroe 
bei  Alkiphr.  11  4,  10;  vgl.  Tib.  aO.  v.  74).  Die  ganze  Reihe 
V.  65 — 74  ist  nichts  als  die  ausführliche  Ausmalung  des'Non  ego 
laudari  curo,  mea  Delia:  tecam  Dum  modo  sim,  quaeso  segnis 
inersqne  vocer*  der  ersten  Elegie  (v.  57  f.).  Zu  dem  folgenden 
(v.  75 — 78)  überaus  oft,  am  anschaaliohsten  von  Heliod.  VTI  9, 
behandelten  Gemeinplatz  von  den  qualvollen  Nächten  des  an- 
glücklichen  Liebhabers  vgl.  Philol.  1901,  S.  586.  Der  Liebende, 
der  sein  Leid  der  Verletzung  der  Gottheit  zuschreibt  (v.  79  ff.), 
begegnet  in  der  Komödie  (Plaut.  Gas.  617)  und  wird  in  der 
alexandrinischen  Elegie  ebenso  wenig  gefehlt  haben  (vgl.  Cydippe 
an  Acontius  bei  Ov.  Her.  20,  47  ff.  177  ff.)  wie  der  bussfertige 
5υ(Τέραις  (Tib.  aO.  v.  83  ff.).  Unter  den  hier  bezeichneten  αλ- 
λόκοτοι προσκυνήσεις,  wie  sie  im  Δεισιδαίμων^^  des  Menandros 
verspottet  waren,  habe  ich  das  tundere  poste  caput  sunst  nirgends 
belegt  gefunden.  Dem  vorübergehenden  jugendlichen  Spötter ^^, 
der  sich  an  dem  Unglück  des  Ausgeschlonsenen  weidet  (^7)  ^, 
wird  das  Schicksal  des  πάλιν  μειρακιευόμενος  πρεσβύτης^^  pro- 
phezeit (87 — 96),  welcher  nach  langer  Verachtung  des  Amor  be- 
kennen muss:  αυχένα  σοι  κλίνω,  Κύπρι,  μεσαιπόλιος 
(Paul.  Sil.  Α.  Ρ.  V  234;  vgl.  Tib.  aO.  ν.  ί^Ο  po^t  Veneris  vinclis 
subdere  collasenem).  So  giebt  Meleagros  Α  Ρ.  XII  :23  vor,  die 
κωμάίοντες  oft  verlacht  zu  haben  (τοις  ουσέρωσι  Κώμοις 
ήιθέων  πολλάκις  έγγελάσας.  vgl.  Tib.  aO.  ν.  89  qui  iuvenum 
miseros  lusisset  amores),  bis  er  sich  selbst  vom  triumphirenden 
Eros  vor  die  Thür  eines  Geliebten  gestellt  sieht.  Auf  der  Vorschrift 
der  Liebeslehre,  dasfi,  wer  die  Herrin  gewinnen  will,  sich  erst 
die  Dienerin  geneigt  machen  muss  (Ter.  Eieaut.  300  f.  Ov.  a.  a. 
1  351  f.  II  251  ff.  Ach.  Tat.  II  4,  2j,  beruht  v.  94.  Vgl.  Bürger 
aO.  S.  59.  Von  einem  solchen  Gespräch  zwischen  einem  Jüngling 
und  der  Magd  der  Geliebten  berichtet  Aristaen.  I  22  ^'^  Zu  v.  97  f. 
vgl.  Ov.  Am.  II  9. 

Ratibor.  Friedrich   Wilhelm. 


*'  Nach  Meinekes  Vermuthuug  von  Plutarch  iu  der  Schrift  περί 
&€ΐσι&αιμον(ας  benutzt. 

^  Hoelzer  deukt  an  einen  grassator  iiocturuus.  Aber  ein  solcher 
läset  es  beim  blossen  Spott  nicht  bewenden;  vgl.  El.  in  Maec.  1,  29. 

•■^  Zu  V.  88,  wo  freilich  die  Lesint  schwankt,  ist  das  Trostwort 
der  Chrysothemis  an  Elektra  bei  Soph.  Kl.  !H(*>  f.  verglichen  w<»rden: 
τοις  αύτοισί  τοι  Ούχ  αυτός  alei  δαιμόνων  παραστατ€ΐ. 

^  Hoelzer  S.  87. 

^  Vgl.  Boccaccio  Dec.  Π  5. 


Ebein.  Μαβ.  f.  Philol.  Ν.  Ρ.  LVII.  39 


DER  VATER  DER  SISYGAMBIS 

UNI)  DAS  VERWANDTSCHAFTSVERHAELTNISS 

DES  DAREIOS  111  KODOMANNOS 

ZU  ARTAXERXES  II  UND  III 

Bekanntlich  leitete  der  GrosekÖnig  ArtaxerxeH  ITT  Ochos 
seine  Regierung  durch  ein  graanigeR  Bluthad  ein,  indem  er  alle 
Mitglieder  des  Achämenidengeschlechtes  und  des  Hofes,  von  denen 
er  in  irgend  einer  Weise  Gefahr  flir  den  Bestand  seiner  Herr- 
schaft hefürchten  zu  müssen  glauhte,  ohne  Rücksicht  auf  Bluts- 
Terwandtschafty  Alter  und  Geschlecht  abschlachten  Hess.  Von 
diesem  Massenmord  besitzen  wir  in  zusammenh&ngender  Dar- 
stellung der  persischen  Geschichte  nur  einen,  ganz  kurz  und  all- 
gemein gehaltenen  Bericht  bei  Justinus  X  8,  1  :  Hereditas  regni 
Ocho  tradita,  qui  timens  parem  coniurationem  (als  die  seines 
Bruders  Dareios  gegen  Artaxerxes  II  gewei?en  war)  regiam  cogna- 
torum  caede  et  strage  principuni  replet,  nulla,  non  sanguinis,  non 
sexus.  non  aetatis  miserioordia  perniotus:  scilicet  ne  innocentior 
fratrihus  parricidis  haberotur.  Daneben  erzählen  aber  noch  zwei 
andere  Schriftsteller  des  Alterihums  von  einer  gewaltigen  Metzelei, 
die  jener  Perserköni^  unter  den  böchststehenden  Persönlichkeiten 
seiner  Umgebung  angerichtet  habe ;  ja  sie  geben  über  dieselbe 
genauere  Einzelheiten  als  sie  Justin  bietet,  freilirh  beide  nicht 
in  zusammenhängender  gesohiohtlieber  Erzählung  sowie  ohne  An- 
gabe der  Zeit,  in  welcher  die  blutige  Tragödie  sich  abspielte, 
und  der  Umstände,  durch  welche  sie  herbeigeführt  wurde.  Va- 
lerius  Maxinnis  berichtet  in  seiner  Sammlung  historischer  Bei- 
spiele IX  ί  Ext,  7'  Folgendes:  Apertior  et  taetrior  alterius 
Ochi  cognomine  Artaxerxis  cnidelitas.  qui  Atossam  fororem  atque 
eandem  socrum  vivam  capite  defodit  et  putruum  cum  centum 
amplius  tiliis  rtc  nepotil  us  vacua  area  deslitutum  iaculis  coniixit, 
nnlla  ininria  laoessitns.    sed    quod  in  bis    maximam    apnd   Peraas 


Der  Vater  der  Sysisrambis  usw.  ßll 

probitatis  et  fortitndinis  landem  coneietere  videbat.  Die  zweite 
Stelle  findet  Hieb  bei  Cartiae  X  5,  23,  wo  auf  dasselbe  Ereigniss 
aogespielt  zu  werden  scheint  wie  bei  Yaler.  Max.  Hier  beisst 
es:  Snbibat  inter  baec  animum  (sc.  Sisygambis)  octoginta  fratres 
saoe  eodem  die  ab  Ocbo,  saevissimo  regam,  trucidatos  adiectnm- 
qne  etragi  tot  filiomm  patrem. 

Beziehen  sich  nun  die  Angaben  des  Yalerius  und  Curtius 
auf  dasselbe  EreignisR,  von  dem  Justin  berichtet?  Es  wäre  ja 
immerhin  nicht  ganz  unmöglich,  dass  Ochos  wiederholt  einen 
solchen  'Aderlass'  zu  seiner  Sicherheit  für  nöthig  erachtet  und 
vollzogen  hätte.  Indessen  dies  ist  sowohl  an  sich  als  wegen  des 
Schweigens  Justins  kaum  glaublich,  und,  dass  wenigstens  Yalerius 
von  dem  gleich  nach  der  Thronbesteigung  des  Ochos  erfolgten 
Blutbad  spricht,  das  auch  Justin  berichtet,  wird  dadurch  ausser 
allen  Zweifel  gestellt,  dass  beide  Schriftsteller  dasselbe  Motiv 
für  die  Unthat  des  Herrschers  angeben  (Just.:  timens  parem  con- 
iurationem,  Yaler.:  quod  in  bis  maximam  apud  Persas  probitatis 
et  fortitudinis  laudem  consistere  videbat)  Da  nun  aber,  wie  ich 
glaube,  auch  die  Notiz  des  Curtius  mit  der  Erzählung  des  Va- 
leriuB  sich  vollkommen  in  Einklang  brin<;en  läset,  so  kann  es 
keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  die  Angaben  aller  drei  Schrift- 
steller auf  einunddenselben  Yorgang  sich  beziehen  und  daher  ge- 
trost mit  einander  in  gegenseitiger  Ergänzung  für  die  Darstellung 
desselben  combinirt  werden  dürfen  ^  Nur  eine  auf  den  ersten 
Blick  sehr  auffällige  Abweichung  zwischen  Yaler.  und  Gurt, 
scheint  dem  im  Wege  zu  stehen.     Yaler.  giebt  nämlich,  wie  wir 


*  Von  den  neueren  Darstellern  aor  persischen  Geschichte  stützen 
sich  Spiegel,  Eran.  Altertliumskunde  Bd.  2  b>.  480  und  Grote,  Gesch. 
Griechenlands  V^  S.  544  A.  124  nur  auf  die  Erzählung  Justins.  Noel- 
deke,  Aufsätze  zur  pers.  Gesch.  S.  ΤΓ>  hält  die  Angaben  des  Curtius, 
die  noch  weiter  gehenden  des  Valer.  Max.  hat  nicht  berücksichtigend, 
für  übertrieben,  bezieht  sie  aber  auf  denselben  Vorgang,  von  dem 
Justin  berichtet:  ihm  scliliesst  sich  Judeich  in  Pauly-Wissowas  Real- 
encyklopädie  u.  Artaxerxes  H.  Ilalbb.  S.  l.'ilH  völlig  an.  Nur  I>roy8en 
(Gesch.  d.  Hellenismus  Hd.  1  S.  57)  und  .lusli  (Gesch.  d.  alten  Persiene 
S.  137;  verschmelzen,  wenn  sie  auch  ihre  Quellen  nicht  ausdrücklich 
anführen,  die  Nachricliten  aller  drei  Schriftsteller  mit  einander,  wie 
sowohl  ihre  Darstellung  als  namentlich  der  Umstand,  dass  sie  weiter- 
hin, allein  unter  den  Modernen,  sich  über  die  nur  ans  Curt.  X  Γ),  2H 
und  Valer.  Max.  IX  2  Ext.  7  zu  ergrüiidondc  Herkunft  der  Sisygambis 
äussern,  deutlich  erkennen  lassen. 


^)12  Ncuhaus 

fuiben,  die  Zahl  der  Ermordeten  auf  mehr  als  100,  Cnrt.  nur 
auf  80  PerRonen  an.  Aber  dicRe  Differenz  verschwindet,  wenn 
man  erwägt,  dass  ereterer  erzählt,  Ochoe  habe  seinen  Vaters- 
bruder  mit  über  100  Söhnen  und  Enkeln  tödten  lassen  (pa- 
iruutn  cum  centum  amplius  filiis  ac  nepotibiis)^  letzterer  dagegen 
nur  von  den  Brüdern  und  dem  Vater  der  Sisygambis  spricht. 

Voraussetzung  hierbei  ist  nur,  dass  unter  dem  Vatersbrnder 
des  Ochos  bei  Valer.  und  dem  Vater  der  Sisygambis  bei  Curt. 
dieselbe  Person  zu  verntehen  ist,  und  so  werden  wir  auf  die 
nicht  nur  für  die  Quellenkritik,  sondern  auch  geschichtlich  wich- 
tige Frage  geführt:  Wer  war  der  Vater  der  Sisygambis  und  in 
welchen  verwandtschaftlichen  Beziehungen  stand  der  letzte  Perser- 
könig  Dareios  Kodomannos  zu  seinen  Vorgängern  Artaxerxee  II 
und  Artaxerxes  III?  Die  sichere  Entscheidung  dieser  Frage  wird 
durch  die  Dürftigkeit  der  uns  zu  Gebote  stehenden  Ueberlieferung 
sehr  erschwert.  Abgesehen  von  der  uns  beschäftigenden  Stelle 
des  CurtiuR  findet  sich  nämlich  nirgends  die  geringste  Andeutung 
über  die  Herkunft  der  Mutter  des  Dareios  III ;  nur  über  des 
letzteren  Vater  Arsanes  giebt  uns  Diod.  XVII  5,  5  die  Auskunft, 
dass  derselbe  der  Sohn  des  Ostanes,  des  Bruders  des  Artaxerxes  II 
(vgl.  Plut.  Artax.  l),  war.  Von  den  modernen  Historikern  äussern 
sich  über  das  Verwandtschaftsverhältniss  der  Sisygambis  zum 
Hause  der  Achämeniden  meines  Wissens  nur  Droysen^  und  Justi*, 
aber  in  entgegengesetztem  Sinne;  nach  ersterem  war  Sisygambis 
eine  Tochter  des  Artaxerxes  11,  nach  letzterem  eine  Tochter  des 
Ostanes  und  Schwester  und  Gattin  zugleich  des  Arsanes.  Da 
keiner  von  beiden  Gelehrten  die  Gründe,  auf  die  seine  Ueber- 
zeugung  sieh  stützt,  angegeben  hat,  so  sei  uns  der  Versuch  ge- 
stattet, selbst  zu  ergründen,  wie  sie  zu  ihren  Ansichten  gelangt 
sind  und  welche  Anschauung  die  richtige  ist. 

Das  Fundament  der  ganzen  Untersuchung  kann  nur  unsere 
Curtiusstelle  bilden,  aus  ihr  allein  kann  überhaupt  gefolgert  wer- 
den, dass  Sisygambis  dem  Hause  der  Achämeniden  angehört  hat^ 

«  aaO.  S.  «4 

2  aaO.  S.  1Γ)  virl.  8!)  und  Irun.  Namenbucli,  Marburg  181^5,  S.  304 
vgl.  399. 

'  Freilich  kommen  auch  Stellen  in  Betracht,  wie  Diod.  XVII 
37,  <>  (Alexander  redet  die  bei  Issoe  gefangene  Sisygambis  'Mutter  an, 
versichert,  sie  solle  ihm  eine  zweite  Mutter  sein,  und  lässt  ihr  die  ge- 
wohnten kiuHglichei.  Ehren  erweisen)  und  IIS,  ;i  Sisygambis  nimmt 
sich  nach  Alexanders  Tod  selbst  das  Lehen  καταθρηνήσασα  ....  τήν 


Der  Vater  der  Sisygambis  usw.  613 

Freilich  giebt  Curt.  kein  anderes  Motiv  für  die  Blutthat  des 
Ochoe  an  als  seine  Grausamkeit,  aber  durch  den  Vergleich  mit 
den  Nachrichten  des  Justin  und  Valerius  Maximus  ergiebt  sich 
zum  mindesten  so  viel,  dass  den  Tyrannen  bei  der  Ermordung 
der  Bruder  der  Sisygambis  (und  ihres  Vaters?),  von  der  Curtius 
spricht,  dasselbe  Interesse  geleitet  haben  muss,  das  ihm  Valerius 
und  Justin  in  ihrer  Erzählung  seiner  Greuel  zuschreiben,  dass 
also  die  Familie  der  Sisygambis  ein  Zweig  des  königlichen 
Hauses  gewesen  sein  muss.  Ebenso  muss  aber  auch  jeder  weitere 
Versuch,  Genaueres  über  die  Abkunft  der  Sisygambis  zu  er- 
gründen, von  derselben  Stelle  ausgehen.  Alles  hängt  ab  von 
der  sachgemässen  Erklärung  der  Worte:  'adiectumque  stragi  tot 
filiorum  patrem'  und  ihrer  richtigen  Combination  mit  den  anderen 
uns  erhaltenen  auf  die  Verhältnisse  in  der  königlichen  Familie 
bezüglichen  Stellen.  Nimmt  man  die  Worte  des  Curtius 
für  sich  allein,  so  kann  er  mit  ihnen  doch  nur  mei- 
nen, dass  nach  der  Ermordung  seiner  80  Söhne  auch 
noch  der  Vater  der  Sisygambis  niedergemetzelt  wor- 
den sei.  Nun  hat  man  jedoch  —  wenigstens  weiss  ich  es  mir 
nicht  anders  zu  erklären  —  diese  Worte  einerseits  mit  der  Er- 
zählung Plutarchs  Artax.  30,  dass  Artaxerxes  II  aus  Schmerz 
über  den  durch  die  Hinterlist  des  Ochos  bewirkten  Tod  seiner 
beiden  andern  Söhne  Ariaspes  und  Arsames  gestorben  sei,  an- 
dererseits mit  Justins  (X  1,  1)  Angabe,  dass  jener  König  118  Söhne 
gehabt  habe,  in  Verbindung  gebracht.     Beides  lag  nahe,  da  der 

εαυτής  έρημίαν,  vgl.  Just.  XllI  1,  (>:  quod  pietatem  filii  in  eo,  quem 
ut  hoetem  timuerat,  oxperta  esset);  ferner  die  geuau  mit  Diod.  XVII 
37,6  übereiiistimmendeu  Parallelcrzählungen  des  Curtius  111  12,  13  ff., 
Plutarch  Alex.  21  urul  Justin  XI  9,  12  ff.  über  die  erste  Begegnunj^ 
zwischen  Alexander  und  Sisygambis;  die  Schilderun^ren  der  hohen  Ver- 
ehrung, die  der  Eroberer  stets  der  unglücklichen  Frau  zollte  (Curt.  V 
2,  18  ff.;  3,  12  ff.;  Plut.  Alex.  30),  und  endlich  auch  Curt.  V  3.  13,  wo 
sich  Sisygambis  selbst  als  regina  bezeichnet.  Man  könnte  sagen,  dass 
Alexander  so  grosse,  in  den  ihm  von  ('urt.  V  2,  22  in  den  Mund  gelegten 
Worten:  'Dulcissimae  niatri  Olynipiadi  nomen  debitum  tibi  reddo* 
gipfelnde  Ehren  nur  einer  wirklich  königlichen  Frau,  einem  Gliede 
des  \cbämenidenhauses,  erwiesen  liaben  würde.  Gleichwohl  geben  uns 
Alle  diese  Stellen  keine  absolute  Gewissheit  darüber,  ob  Sisygambis 
schon  durch  (ieburt  dem  königlichen  Hause  angehört  hat;  alles  dort 
Erzählte  könnte  auch  darin  allein  seine  Erklärung  finden,  dass  sie  eben 
die  Mutter  des  regierenden  Herrschers  war.  (S.  über  die  Stellung  der 
Königinmutter  am  persiscll•  ii  Hofe  Spiegel  aO.  3,  G80.) 


β14  NeuhuuB 

Ausdruck:  *  adiectumque  stragi  tot  filiorum  patrem'  die  Todeeart 
lies  Vaters  der  Sisygambis  nicht  bestimmt  genug  erkennen  läest 
und  die  auffällig  hohe  Zahl  (80)  seiner  getödteten  Söhne  von 
selbst  die  Gedanken  auf  Artaxerxes  lenkte,  der  sich,  wie  man 
aus  Justin  wusste,  eines  der  Angabe  des  Curtius  entsprechenden 
Keichthums  an  Söhnen  erfreut  hatte.  Es  hütte  freilich  dabei 
nicht  vergessen  werden  dürfen,  dass  nach  Valerius  Maximus  auch 
der  auf  Ochos  Befehl  ermordete  patruus  desselben,  also  der  Bruder 
des  Artaxerxes  li,  eine  annähernd  gleiche  Zahl  von  Söhnen  ge- 
habt haben  muss  als  letzterer  nach  Justin,  da  über  100  Söhne 
und  Elnkel  mit  ihm  niedergemacht  wurden;  ja,  ich  wage  sogar 
zu  behaupten,  dass  die  Primürquelle,  auf  die  die  Angabe  des 
Valerius  Maximus  zurückgeht,  die  Ziffern  fiir  die  Zahl  der  ge- 
tödteten Söhne  und  Enkel  von  einander  gesondert  enthalten  and 
für  die  Söhne  dieselbe  Ziffer  -  80  —  geboten  hat,  welche  Curtius 
(aus  derselben  Quelle)  für  die  Zahl  der  ermordeten  Brüder  der 
Sisygambis  giebt.  Dazu  ist  wohl  noch  ein  drittes  Moment  ge- 
kommen, auf  das  Herr  Prof.  Justi  in  Marburg,  dem  ich  über- 
haupt mehrere  werth volle  Fingerzeige  für  die  Behandlung  der  in 
Rede  stehenden  Frage  zu  danken  habe,  mich  aufmerksam  gemacht 
hat,  nämlich  die  Verwechselung  des  von  Diod.  XVII  5,  5  ge- 
nannten Arsanes  (in  Wirklichkeit  ein  Bruderssohn  des  Arta- 
xerxes II)  mit  dem  bei  Flut.  Artax.  30  erwähnten  Sohn  des 
Artaxerxes  II,  Arsames.  Beide  Personen  sind  schon  von  den 
Chronographen  des  Altert hunis  in  den  Königelisten  wegen  ihres 
fast  gleii'h lautenden  Namens  sehr  häutig  zusammengeworfen  wor- 
den *.  und  dasselbe  ist  dann  von  den  Neueren  geschehen,  die  da- 
bei die  ausdrückliche  Angabe  Diodors,  dass  Arsanes  der  Sohn 
des  Ostanes.  Bruders  des  Artaxerxes,  gewesen  st*i,  entweder  über- 
sehen oder  ihr  keinen  Glauhen  geschenkt  haben  müssen.  Auf 
diese  Weise  hat  sich  dann  die  Aneicht  gebildet,  dass  als  der 
pater  der  Sisygambis  bei  Curt.  Artaxerxes  II  anzusehen  sei,  die 
80  ermordeten  Brüder  derselben  zu  «len  1 1>>  Söhnen  dieses  Königs 
gehörten  und  die  Worte:  adieetumque  straci  tot  tiliorum  patrem 
nicht  Λ•οη  einem  gewaltsamen  Tode  des  pater  der  Sisygambis  zu 
verstehen,  sondern  aus  Plut.  Artax.  30  zu  erklären  seien,  kurz, 
dass  Sisygambis    eine    Tochter    des    Artaxerxes  II    sei. 


'  V^l.  Justi,    Iran.  Namonbuoh    und   Judoioh  r.i  Paul  ν -Wieso  was 
Kcalvuo\klop.  u.  .Vr«anc«. 


Der  Vater  der  Sisygambis  usw.  615 

Sie  findet  eich  ausser  bei  Droysen  auch  in  Teuffeie  Realencyklo- 
pädie^  und  in  der  Encyklop.  Britannica'. 

Aliein  gegen  diese  Annahme  erheben  sich  die  schwersten 
Bedenken: 

1)  hat,  wie  bereits  erwähnt  ist,  nach  der  einzigen  aus- 
führlichen Erzählung  über  den  Tod  des  Artaxerxes  Π,  die  wir 
besitzen,  Plut.  Art.  30,  Ochos  bei  Lebzeiten  seines  Vaters  nur 
zwei  seiner  Brüder,  die  gefürchtetsten  Rivalen  um  die  Herrschaft, 
aas  seinem  Wege  geräumt,  und  der  Tod  dieser  beiden  Lieblings- 
söhne  hat  genügt  den  greisen  König  mit  Kummer  und  Gram  in 
die  Grube  zu  stürzen. 

2)  nach  Justine  ausdrücklicher  Angabe  hat  Ochos  erst  nach 
dem  Tode  seines  Vaters  und  nach  seiner  Thronbesteigung  die 
Abschlachtung  seiner  zahlreichen  übrigen  Verwandten  angeordnet. 

3)  ist  es  schon  an  sich  ganz  unglaublich,  dass  Ochos,  so 
lange  sein  Vater  noch  lebte  und  herrschte  —  denn  auch  nach 
dem  Tode  des  ursprünglichen  Thronfolgers  Dareios  und  des 
Ariaspes  wurde  er  nicht  zum  Nachfolger  aueersehen,  geschweige 
denn  zum  Mitregenten  erhoben,  wie  Plutarchs  Erzählung  (c.  30 
vgl.  26)  ausser  allen  Zweifel  stellt  —  ein  solches  Blutbad  unter 
seinen  Brüdern  anzurichten  hätte  wagen  dürfen. 

4)  würde  Curtiue,  wenn  Sisygambie  wirklich  eine  Tochter 
dee  Artaxerxee,  demnach  eine  Schweeter  dee  Ochoe,  aleo  die 
80  Brüder,  deren  Ermordung  durch  Ochoe  er  eie  beklagen  läest, 
ebenfalle  Söhne  deeeelben  Königs  und  Brüder  dee  Ochoe  geweeen 
wären,  sie  gewies  haben  Hagen  lassen:  ihre  und  seine  eigenen 
Brüder  seien  von  Ochos  getödtet  worden  (octoginta  fratree  euoe 
ipsiusque). 

5)  berichtet  Curt.  V  3,  12,  dase  Madatee,  Satrap  der  üxier, 
mit  der  Tochter  einer  Schweeter  der  Sieygambie  vermählt  und 
eo  ein  naher  Verwandter  dee  Üareioe  Kodomannoe 
geweeen  sei.  Auch  hier  fällt  ee  auf,  daee  Curtiue,  wenn  er  wirk- 
lich   Sieygambie    für    eine    Tochter    dee   Artaxerxee  II    gehalten 

ί  Bd.  2,  Hi]b  u.  Dariiis.  Hier  wird  auf  Aeliane  Var.  Hiet.  XII 
43  als  Beleg  liingt;wie8<?i),  wo  sicli  ubor  nur  die  Worte:  Ό  bi  τ€λ€υ- 
ταίος  Δαρ€ΐος  ό  ύπό  Άλ€Εάνί>ρου  νικηθ€ΐς  δοΟλος  (so  in  der  Ausgabe 
von  Hercher,  alte  Lesart:  δούλης)  ή  ν  finden,  die  für  alles  andere  eher 
sprechen  als  dass  Sisyganibis  eine  Tochter  des  Artaxerxee  gewesen  sei, 
jedenfalls  aber  nicht  das  Geringste  zur  Entscheidung  der  Frage  nach 
ihrem  Vater  beitragen  können. 

2  Vol.  VI  p.  82 ij  u.  Darius. 


618  Neuhaus 

hätte,  weder  den  Namen  ihrer  Schwester  genannt  noch  die  Zu- 
gehörigkeit derselben  zu  dem  regierenden  Zweige  der  Achäme- 
niden  erwähnt  haben  Boilte^  Auch  Rollte  man  doch  in  diesem 
Falle  erwarten,  daRS  der  Schriftsteller  nicht  bloRs  von  einer  Ver- 
wandtschaft des  Madatee  mit  Dareios  redete,  sondern  vielmehr 
hervorhöbe,  dass  jener  Satrap  durch  seine  Heirath  auch  mit  den 
Grosskönigen  Artaxerxes  II  und  III  oder  mit  dem  königlichen 
Hause  überhaupt  verwandt  geworden  sei. 

6)  endlich  haben,  wenn  Justis  Vermuthung,  eine  Ver- 
wechselung deR  Arsanes  bei  Diodor  mit  dem  Arsames  bei  Plu- 
tarch  habe  zur  Bildung  der  Ansicht,  SisygambiR  sei  eine  Tochter 
des  Artaxerxes  II,  mitgewirkt,  richtig  ist,  die  Gelehrten,  denen 
dieser  Irrthum  zugCRtossen  ist,  fibersehen,  dass  in  diesem  Falle 
der  Arsanes  Diodors  doch  zum  Sohne  den  Artaxerxes  II  und 
Bruder  der  Sisysambis  wie  des  Ochos  selbst  würde,  Dareios  III 
aber  von  väterlicher  wie  von  mütterlicher  Seite  ein  Enkel  des 
Artaxerxes  II  und  Neffe  des  Ochos  und  damit  als  legitimes  erb- 
berechtigtes Mitglied  der  regierenden  Linie  der  Achämeniden  ein, 
wenn  auch  vielleicht  wegen  jugendlichen  Alters  nicht  sogleich, 
hO  doch  für  spätere  Zeit  dem  Ochos  sehr  gefährlicher  und  zu 
fürchtender  Nebenbuhler  um  die  Herrschaft  gewesen  sein  würde. 
Dann  wäre  es  aber  einerseits,  zumal  im  Hinblick  auf  die  An- 
gabe des  Valerius  Maximus,  dass  der  argwöhnische  Tyrann  seinen 
Oheim  sammt  Söhnen  und  Enkeln  tödten  Hess,  und  des  Justin, 
dass  er  alle  irgendwie  hervorragenden  Angehörigen  des  königlichen 
Hauses  ohne  Rücksicht  auf  den  Grad  der  Verwandtschaft,  auf 
Alter  und  Geschlecht  hinschlachten  Hess,  völlig  räthselhaft, 
warum  Ochos,  der  Mörder  des  Vaters  (Arsames),  den  Sohn, 
desRcn  Rache  und  Rivalität  er  mehr  als  die  irgend  einer  anderen 
Prinzen  zu  fürchten  hatte,  verschont  haben  sollte;  andererseits 
aber  würde  alles,  was  Diodor,  Plutarch,  Justin  u.  A.  uns  über 
das  Jugendleben  des  Dareios  Kodomannos  und  sein  Emporkommen 
aus  niedrigen  und  dürftigen  Verhältnissen  (er  soll  in  seiner  Ju- 
gend königlicher  άατάνόης  di.  Courier,  Eilbote  gewesen  sein,  ja 
er  wird  sogar  geradezu  als  οουλος  bezeichnet)  berichten^,  völlig 
unbegreiflich. 

ί  Dies  und  das  vorhergeljende  Argument  verdanke  ich  der  Güte 
des  Herrn  Prof.  Justi. 

2  Vgl.  Plut.  Alex.  \x  u.  de  Alex.  fort.  1  1;  II  S;  Diod.  XVII 
80,7;  Just.  X  .S,  :{;  Tiirt.  III  M,  _>  flf. ;  Stralm  XV  ;),  24 ;  Aelinn  Var. 
Hiet.  XII  4;j. 


Der  VatcT  der  Sieygambis  usw.  617 

Von  welcher  Seite  man  also  auch  die  Annahme,  Sieygamhis 
sei  eine  Tochter  des  Artaxerxes  11  gewesen,  betrachten  mag, 
immer  stellt  sie  sich  als  unhaltbar  heraus.  Ich  bin  daher  über- 
zeugt, daes  Curt.  X  5,  23  nicht  mit  Plut.  Arlax.  30  und  Just.  X 
1,  1,  sondern  mit  Valer.  Max.  IX  2  Kxt.  7  (sowie  mit  Diod.  XVll 
Γϊ,  5  und  Just.  X  3,  1 )  zu  combiniren  und  durch  letztere  Stellen 
zu  erklären  ist.  Nach  Valer.  Max.  liess  Ochos,  wie  wir  wissen, 
auch  seinen  Vatersbruder  mit  über  100  Söhnen  und  Enkeln  tödten. 
Dieser  patruns  aber  ist  jedenfalls  kein  anderer  als  der  von  Diod. 
aO.  genannte  Ostanes.  δς  ήν  άοελφός  ΆρταΕέρΕου  του  Περσών 
βασιλεύσαντος,  Vater  des  Arsanes  und  Grossvater  des  Dareios  111. 

Nach  Ktesias  nämlich  (Exe.  Phot.  §  49),  der,  wie  er  ver- 
sichert, seine  Angaben  der  Parysatis  persönlich  verdankt,  hatte 
diese  Königin  ihrem  Gemahl  Dareios  II  13  Kinder  geschenkt,  von 
denen  die  ältesten  eine  Tochter,  Amestris,  und  drei  Söhne:  Ar- 
sakas,  als  König  Artaxerxes  genannt,  Kyros  und  Artostes  waren. 
Nur  die  genannten  und  noch  ein  vierter  jüngerer  Sohn,  Oxendras, 
wuchsen,  wie  Ktesias  weiter  berichtet,  heran,  während  die  übrigen 
Kinder  schon  früh  starben.  Auch  Plutaroh  Artax.  1,  1  (vgl.  5,  3 
u.  22,  6)  führt,  nach  seinem  eigenen  Zeugniss  Ktesias  folgend, 
vier  Söhne  des  Dareios  II  und  der  Parysatis  an :  Arsikas,  Kyros, 
Ostanes  und  Oxathres.  Auffällig  erscheint  es  hierbei  anfangs, 
daes  Plutaroh,  trotzdem  er  unmittelbar  nachher  (1,  2)  dem  Ktesias 
betreffe  des  ursprünglichen  Namens  des  Artaxerxes  grössere 
Glaubwürdigkeit  zuerkennt  als  dem  Deinon^,  den  Söhnen  des 
Königepaares  Namen  giebt,  die  zwar  den  von  Photios  aus  Ktesias 
entlehnten  ähnlich,  aber  doch  immerhin  abweichend  sind.  In- 
dessen diese  Schwierigkeit  ist  leicht  zu  beseitigen,  ohne  dass  wir 
annehmen  dürften,  der  Ostanes  und  Oxathres  des  Phit.  seien  etwa 
andere  Brüder  des  Artaxerxes  Π  als  die  von  Phot.  Artostes  und 
Oxendras  genannten.  Das  ist  wegen  des  unumstösslichen  Zeug- 
nisses des  Ktes.-Phot.  §  49  völlig  unmöglich.  Wie  der  Arsikas 
bei  Plut.  mit  dem  Arsakas  des  Phot.,  so  ist  vielmehr  zweifellos 
auch  der  Ostanes  des  ersteren  mit  dem  Artostes  des  letzteren 
und  der  Oxathres   des  ersteren   mit  dem  Oxendras    des   letzteren 


^  Ό  b*  ΆρτοΕ^ρΕης  *Αρσ(κας  πρότ€ρον  έκαλ€ΐτο*  καίτοι  Acivuiv 
φησίν  δτι  Οάρτης.  'Αλλά  τόν  Κτησίαν,  cl  καΐ  τάλλα  μύθων  απίθανων 
καΐ  παράφορων  έμβ^βληκ€ν  €ΐς  τά  βιβλία  παντοδαπήν  πυλαίαν,  ούκ  €ίκός 
έστιν  άγνο€ίν  τοόνομα  τοΟ  βασιλέως,  παρ'  φ  διίτριβ€,  θ€ραπ€ύων  αυτόν 
καΐ  γυναίκα  καΙ  μητέρα  καΐ  παϊδας. 


618  Neuhaus 

identibcli  ^  Wenn  Justi  in  dem  von  ihm  im  Iraniechen  Namen- 
buch S.  398  aufgehtellteij  Stammbaum  der  Achämeniden  im  Gegen- 
satz zu  seinen  früheren  Aueführungen  (S.  40;  52)  den  Getanes 
neben  dem  dritten  Sohn  Artostee  als  fünften  and  jüngsten  Sohn 
besonders  reuhnet,  so  thut  er  dies  wohl  nur,  um  eine  absolut 
vollständige,  jedem  Zweifel  entzogene  Namenliste  herzustellen, 
setzt  sich  aber  dadurch  in  Widerspruch  sowohl  mit  der  ausdrück- 
lichen Angabe  des  Ktes.-Phot.  §  49,  dass  nur  vier  Söhne  des 
Dareios  Π  und  der  Parysatis  am  Leben  blieben,  als  auch  mit 
der  von  Plut.  Artax.  1,  1  und  5,  3  gebotenen  Reihenfolge  der- 
selben, da  an  beiden  Stellen  Ostanes  als  dritter  Sohn  vor  Oxathres 
genannt  wird«  Von  diesen  beiden  jüngsten  Söhnen  des  Dareis  11 
und  der  Parysatis  wird  endlich  (Artostes-)  Getanes,  wie  wir  be- 
reits wissen,  noch  bei  Diod.  XVll  5,  5,  (Oxendras-)  Gxathres 
unter  der  Namensform  Gxyartes  bei  Athenaios  XIII  p.  609*  er- 
wähnt*. 

Es  sind  also  unzweifelhaft  von  den  18  Kindern  des  Da- 
reios II  und  der  Parysatis  neben  Artaxerxee  II  nur  drei  Söhne 
am  Leben  geblieben  und  in  das  Mannesaiter  gelangt:  Kyros, 
Gstanes  und  Oxathres.  Da  nun  von  diesen  der  bei  Eunaxa  ge- 
fallene Kyros  ausscheidet,  so  kann  nur  entweder  Getanes  oder 
Oxathres  der  nach  Valer.  Max.  von  Ochoe  getödtete  patruue  ge- 
wesen sein.  Aber  auch  an  Gxathres  kann  schwerlich  gedacht 
werden,  da  eicherlich  Juetis  Vermuthung  (Iran.  Namenb.  S.  232), 


^  Vgl.  schon  Baehr,  Ctes.  Cnid.  oper.  reliqu.,  Frankfurt  1824, 
p.  11)1),  der  eich  auf  Scaliger,  Emend.  temp.  p.  587  D,  beruft,  und 
ebeuHo  urtheilen  in  neuester  Zeit  Justi,  Iranisches  Namenbuch  S.  40 
vgl.  52  (u.  Artostes  und  Austanes)  und  232  (u.  Oxathres)  und 
Judeich  in  Pauly-Wissowas  Realencyklop.  u.  Artaxerxe.<t.  Wahrend 
dann  Smith,  Α  study  of  Plut.  lifo  of  Artax.,  Leipzig  1881,  p.  7  die 
drei  Stelion  in  Plutarchs  Artaxerxes,  wo  Ostanes  (und  Oxendras)  ge- 
nannt werden,  νο^τοη  diT  Abweichung  der  Namen  von  Ktes.-Phot.  §  49 
auf  Deinon  zurückführt,  und  Muntey:  Welchen  Quellen  folgte  Plut.  in 
seinem  Leben  des  Artaxeixeii?,  Greitfenberg  188;>,  S.  3  wenigstens  zu 
derselben  Ansicht  hinneigt,  weist  Krumbholz,  de  Ctesia  aliisque  aucto* 
ribus  in  Plut  Artax.  vita  adhibitis,  Eisenaeh  IsSi»,  p.  12  nach,  dass 
die  von  Photios  gebodnen  Nanu-n  Artostes  und  Oxendras  ebenso  in 
den  Handschriften  verdorlK-n  sind  wie  Arsakas  (vgl.  über  letzteren 
Namen  auch  Noeldeke  aO.  S.  »Jl  A.  1)  und  Plutarch  die  richtigen 
Namensformen  aus  Ktosias  bewahrt  hat. 

2  Vpl.  >chweighäuser,  Ausgabe  von  Athen.  Deipnos.  vol.  VII 
p.  ;>04;  Ju^ti,   Iran.  Namenbuch  S.  2o2  u.  Oxathres. 


Der  Vater  der  Sisygambie  usw.  619 

dasB  unter  dem  von  Gurt.  III  13,  13  alfl  Bruder  des  Dareios  III 
bezeicbueten  Oxathree  vielmehr  unser  in  Hede  stehender  Oxathres, 
der  jüngste  Bruder  des  Artaxerxes  II  und  somit  Grossonkel  des 
Dareios  III,  zu  verstehen  sei,  das  Richtige  trifiPt.  An  der  ge- 
nannten Stelle,  wo  Curtins  die  Gefangennahme  zahlreicher  vor- 
nehmer persischer  Frauen  bei  der  Einnahme  von  Damaskos  er- 
zählt, heisst  es:  'In  eodem  grege  uxor  quoque  einsdem  Ochi  fuit 
Oxathrisque  —  frater  hie  erat  Darei  —  filia.*  Da  nun  unmittelbar 
vorher  erzählt  wird,  dass  auch  drei  erwachsene  Töchter  des  Ochos 
gefangen  wurden  (aO.  §  12:  'Intei  quas  tres  fuere  virgines, 
Ochi,  qui  ante  Dareum  regnaverat,  filiae,  oUm  quidem  ex  fastigio 
paterno  rerum  mutatione  detractae,  sed  tum  sortem  earum  cru- 
delius  adgravante  fortuna*),  so  kann  es  wohl  keinem  Zweifel 
unterliegen^  dass  die  hier  erwähnte  Gemahlin  des  Ochos  nicht  die 
Butter  jener  Jungfrauen  gewesen  sein  kann,  sonst  würde  Curtius 
doch  wohl  die  Mutter  vor  den  Töchtern  oder  wenigstens  mit 
ihnen  zusammen  erwähnt  haben.  Vielmehr  muss  es  sich  hier  um 
eine  andere  Gattin  jenes  Königs•  handeln.  Justi  hat  daher,  wie 
ich  glaube,  richtig  die  folgenden  Worte  Oxathrisque  filia*  als 
aufs  engste  mit  *uxor  quoque  eiusdem  Ochi  fuit'  zusammen- 
gehörend mit  einander  verknüpft  und  versteht  unter  *Oxathris 
filia*  dieselbe  Person,  die  eben  als  *uxor  Ochi'  von  Curtius  be- 
zeichnet ist.  £s  entspricht  dies  sowohl  dem  natürlichen  Sinn 
und  dem  tiatzbau  der  Stelle^  als  auch  dem  Gebrauch  der  Con- 
juuction  que,  welche  'solche  Nomina,  die  als  zusammengehörig 
einander  ergänzen  und  vervollständigen,  also  (integrirende)  Theile 
eines  Ganzen^  verbindet-.  Ungenau  und  unrichtig  ei'scheint  mir 
dagegen  Spiegels,  Grotes  und  neuerdings  B.  Nieses  Interpretation 
der  Stelle,  die  neben  vielen  anderen  edlen  Perserinnen  die 
Wittwe  und  Töchter  des  Königs  Artaxerxes  Ochos 
und  die  Tochter  von  Dareios  Bruder  Oxathres  in  die 
Gewalt  der  Makedonen  fallen  lassen^. 

Ist  nun  aber  Justis  Erklärung  von  Gurt.  III  13,   13  richtig, 
ist    es    dann    glaublich,    dass    eine    Tochter    des    jüngeren 


^  Dem  erstüu  Gliede  des  Satzes:  In  eodetn  grego  uxor  quoquu 
eiusdem  Ochi  fuit  Oxathrisque  filia  folgt  ein  ^eiiau  correepondirendee 
zweites:  et  coniunx  Artabazi,  principis  purpuiatorum,  filiusque,  cui 
Uioneo  fuit  nomen. 

2  Ellendt-Seyflfert  latein.  Gramm.  (^Γ).  Aufl.  Berlin  1882)  S.  289  §  343. 

»  Vgl.  Spiegel  aaO.  II  S.512;  Groto  Bd.  <ϊ2  s.  171;  Niese,  Gesch. 
d.  griech.  u.  makedon.  Staaten,  Gotha  1893,  S.  78  Δ.  3. 


()20  Ν  θ  u  h  a  u  8 

Bruders  des  Dareios  III,  des  bei  Curt.  und  anderen  Schrift- 
Ktellern  8οηκΙ  oft  genannten  Oxathres,  Gemahlin  des  Ochoe 
gewesen  eein  Hollte?  Dareios  und  der  eben  erwähnte  Oxathres 
waren  doch  Neffen  jenes  Könige  (l)iod.  XVIl  5,  5),  die  Tochter 
des  Oxathres  und  Gemahlin  des  Ochos  wäre  also  zu- 
gleich seine  Grossnichte  gewesen.  Was  für  einen  ge- 
waltigen Altersunterschied  müssten  wir  in  diesem  Falle  zwischen 
den  beiden  Ehegatten  annehmen !  Ochos,  Sohn  des  Artaxerxes  II 
und  der  Stateira,  muss  vor  dem  Jahre  400  v.  Chr.  geboren  sein, 
da  letztere  um  dieses  Jahr  durch  Parysatis  vergiftet  worden  ist ', 
während,  da  Dareios  III  Geburt  um  380  fällt ^,  sein  jüngerer 
Bruder  noch  später  geboren  ist  und  sich  kaum  vor  360  v.  Chr. 
verheirathet  haben  kann.  Wir  würden  also  die  Vermählung  des 
Ochos  mit  der  Tochter  des  Oxathres,  seibat  wenn  die  Frühreife 
orientalischer  Frauen  berücksichtigt  wird,  frühestens  in  eines  der 
Jahre  350 — 345  v.  Chr.  setzen  können,  in  eine  Zeit  also,  in  der 
Ochos  bereits  dem  sechzigsten  Lebensjahre  sich  näherte,  während 
die  junge  Frau  kaum  das  jungfräuliche  Alter  erreicht  hatte.  Un- 
möglich ist  ja  auch  dies  nicht,  und  Justi  läset  es  daher  (im 
Stammbaum  der  Achämeniden  aO.  S.  399)  auch  unentschieden, 
ob  jene  von  Curt.  III  13,  13  erwähnte  Gemahlin  des  Ochos  die 
Tochter  des  Grossoheims  oder  des  Bruders  des  Dareios  III  ge- 
wesen ist.  Finleuühtender  indessen  ist ,  wenn  überhaupt  die 
ΛVorte:  *  uxor  quoque  eiusdem  Ochi  fuit  Oxathrisque  —  frater 
hie  erat  Darei  —  filia  mit  Recht  von  ihm  zu  einem  Ganzen 
zusammengefasst  und  von  derselben  Person  verstanden  worden 
sind,  jedenfalls  seine  Hypothese  (S.  232),  dass  Curtius  hier  die 
beiden  Oxathres  mit  einander  verwechselt  hat  und  dass  die  ge- 
fangene uxor  Ochi  eine  Tochter  des  jüngsten  Bruders  des  Ar- 
taxerxes II,  also  eine  Cousine  des  Ochos  gewesen  ist. 

Ist  nun  aber  der  von  Curt.  III  13,  13  *  frater  Darei*  ge- 
nannte Oxathres  in  Wahrheit  der  Oheim  und  zugleich  Schwieger- 
vater des  Ochos  cewesen,  so  ist  wohl  wegen  des  letzteren  Yer- 
wandtschaftpverhältnispes  kaum  anzunehmen,  dass  Ochos  auch  ihn 
habe  ermorden  lassen.  Scheidet  daher  auch  Oxathres  aus  der 
Reihe  der  Oheime  des  Ochos  aus,  so  bleibt  nur  Ostanes  als 
der  patruup  übriir,   von  dessen  und    seiner  Söhne  und 

*  Ktt^^.rhot.    ^   •Ί  :    IMut     Aitax.    Γ•.      λ^ΐ.   ,ludeich    in    Fauly- 
>Vi8S0N\us  Koali'iiovklop.  u.  Artaxorxos  11. 
-  Arrlan.   Annb    III  1^:?,  »ί 


Der  Vater  der  Sisygambis  usw.  621 

Enkel  Ermordung  Valeriue  Maximue  IX  2  Ext.  7 
spricht,  und  die  an  aich  solion  nahe  liegende  Vermuthung,  dass 
der  Vater  und  die  Brüder  der  Sisygambie,  deren  Abechlachtung 
Curt.  X  5,  23  sie  beklagen  läset,  dieselben  Personen  sind,  von 
denen  Valerins  spricht,  wird  so  meines  Erachtens  bis  zur  Evidenz 
gesichert.  Sisygambie  war  also  nicht  eine  Tochter  des 
Artaxerxes  II,  sondern  seines  Bruders  Ostanes.  Hält 
man  damit  endlich  die  Angabe  Diod.  XVII  5,  5  zusammen,  dass 
Dareios  ΙΠ  der  Sohn  des  Arsanes,  dieser  aber  der  des  Ostanes, 
des  Bruders  des  Artaxerxes,  gewesen  sei,  so  ergibt  sich,  dass 
Sisygambis^  die  Gemahlin  des  Arsanes,  zugleich  auch 
Reine  Schwester,  Dareios  III  Kodomannos  aber  von 
mütterlicher  wie  von  väterlicher  Seite  ein  Gross- 
neffe  des  Artaxerxes  II  und  Neffe  des  Artaxerxes  III 
im  zweiten  Grade  gewesen  ist. 

Freilich  verhehle  ich  mir  keinen  Augenblick,  dass  der  Be- 
weis, den  ich  zu  führen  versucht  habe,  nicht  exact  genug  ist, 
um  jeden  Zweifel  an  der  Dichtigkeit  meiner  Beliauptung,  dass 
Ostanes  der  Vater  der  Sisygambie  sei,  auszuschliessen.  Denn  um 
nachweisen  zu  können,  dass  dieser  Mann  der  nach  Valer.  Max. 
von  Ochos  ermordete  V^atersbruder  sei,  habe  ich  mit  Justi  die  Worte 
<les  Curt.  111  13,  13  *  uxor  quoque  eiusdem  Ochi  fuit  Oxathris- 
que  filia'  vielleicht  unrichtig,  jedenfalls  abweichend  von  sehr  her- 
vorragenden Gelehrten  erklären  und  den  Zusatz  jenes  Schrift- 
stellers *frater  hie  erat  Darei'  als  einen  Irrthum  desselben  be- 
zeichnen müssen.  Selbst  wenn  dies  aber  mit  Recht  geschehen 
ist,  so  kann  immer  noch  gegen  meine  Argumentation  der  Ein- 
wurf erhoben  werden,  es  sei  zweifelhaft,  ob  der  Vatersbruder 
des  Ochos  sowie  dcHsen  Söhne  und  Enkel,  von  deren  Ermordung 
Valer.  spricht,  identisch  seien  mit  dem  V^ater  und  den  Brüdern 
der  Sisygambie  bei  Curt.  X  5,  23.  Erwäge  ich  jedoch  alle  in 
Betracht  kommenden  Dinge,  so  werde  ich  immer  wieder  zu 
Justie  und  meiner  Ueberzeugung  zurückgeführt.  Zunächst  schliesst 
der  Zustand  der  auf  uns  gekommenen  üeberlieferung  jedes  be- 
stimmtere Ergebniss  als  das  unserige  aus,  und  die  allein  neben 
der  unserigen  noch  aufgestellte  Vermuthung,  Sisygambis  sei  eine 
Tochter  Artaxerxes  11  gewesen,  hat  sich  als  ganz  unhaltbar  er- 
wiesen. Sodann  wird  durch  unsere  Annahme  der  beste  Einklang 
der  gesammten  Üeberlieferung,  die  uns  erhalten  iyt,  hergestellt. 
Einmal  finden  so  die  drei  von  den  Greueln  des  Ochos  handelnden 
Stellen  ihre  vollkonmiene  Aufklärung,    und  es  stellt  sich  heraus, 


622  Neuhaus 

dass  Rie  eich  auf  einunddasselbe  Blutbad  beziehen.  Zugleich 
aber  ist  es  nur  bei  uuBerer  Annahme  zu  verntehen,  wie  Dareioe 
dem  von  dem  roiestrauiechen  und  grausamen  König  angerichteten 
Blutbad  entgehen  konnte,  und  ebenso  ist,  was  hiermit  aufs  engste 
zusammenhängt,  nur  mit  unserer  Ansicht  die  bei  zahlreichen  oben 
zusammengestellten  Schriftstellern  sich  findende  Nachricht  von 
den  bescheidenen  Verhältnissen  und  der  niederen  Stellung,  in 
denen  Oareios  in  seiner  Jugend  sich  befunden  habe,  zu  ver- 
einigen. Nur  wenn  er  ein  Hpross  eines  fem  vom  Hofe  lebenden 
jüngeren  Zweiges  der  Achämeniden  war,  nicht,  wenn  er  der  re- 
gierenden Linie  angehörte,  ist  es  erklärlich,  warum  Ochos  seine 
Eltern  und  ihn  verschonte.  Seine  Eltern  müssen  dann  aus  irgend 
einem  für  uns  nicht  mehr  erkennbaren  Grunde,  vielleicht,  weil 
auch  sein  Vater  Arsanes  schon  in  untergeordneter  Stellung  und 
ausserhalb  des  nächsten  Gesichtskreises  des  Ochos  lebte,  dem  von 
Curtius  berichteten  Schicksal  ihres  Vaters  und  ihrer  Brüder  ent- 
gangen, und  mit  ihnen  muss  auch  er  selbst  gerettet  und  in  der 
Verborgenheit  bescheidener  Verhältnisse  aufgewachsen  sein,  bis 
er  sich  durch  seine  persönliche  Tüchtigkeit  von  dem  niederen 
Amte  eines  ά(Ττάνοης  wieder  in  die  hohen  Kreise  emporschwang, 
denen  er,  wenn  man  Droyeens  Ansicht  folgt,  schon  durch  seine 
Geburt  selbstverständlich  angehört  hätte.  Ganz  besonders  der 
Umstand  endlich,  dass  wir  durch  unsere  Untersuchung  in  dem 
nach  Valer.  Max.  ermordeten  Vatersbruder  des  Ochos  den  von 
Diod.  XVII  5,  5  als  Vater  des  Arsanes,  des  Vaters  des  Dareios  111, 
erwähnten  Getanes  wiedergefunden  haben,  scheint  zu  zeigen, 
dass  wir  der  richtigen  Spur  gefolgt  sind,  denn  so  wird  auch 
zwischen  dieser  Stelle  und  der  Erzählung  des  Vsler.  ein  enger 
Zusammenhang  hergestellt.  Wenn  es  nun  auch  nie  möglich  sein 
wird,  den  ganz  einwandfreien  Beweis  zu  führen,  dass  dieser 
Ostanes  auch  der  Vater  der  Sisygambis  und  ihrer  Brüder  ist, 
von  deren  Ermordung  Curtius  redet,  so  wird  doch  Jeder,  der 
dies  bestreitet,  entweder  annehmen  müssen,  dass  das  von  Ochos 
bei  seinem  Regierungsantritt  unter  seinen  Verwandten  angerichtete 
Blutbad  einen  noch  grässlicheren  Umfang  gehabt  habe,  als  man 
bisher  geglaubt  hat,  oder  dass  er  gar  wiederholt  ein  so  furchtbares 
Verbrechen  begangen  habe.  Beides  ist  gleich  unwahrscheinlich. 
Es  scheint  also,  wenn  wir  zum  Schluss  die  Ergebnisse  un- 
serer Untersuchung  zusanimonfassen,  gewiss  oder  wenigstens  auf 
Grund  aller  in  Betracht  kommenden  Verhältnisse  das  Glaub- 
hafteste zu  sein,  dass : 


Der  Vater  der  Sieygambis  usw.  623 

1.  der  Vatersbruder  des  Ocbos  bei  Valer.  Max.  IX  2  Ext.  7 
dieselbe  Person  ist  wie  der  Vater  der  SisygaTnbis  bei  Curt. 
X  5,  23; 

2.  an  beiden  Stellen  auf  denselben  Vorgang  und  dieselben 
Personen  angespielt  wird ; 

3.  Sisygambis  nicbt  eine  Tocbter  Artaxerxes  IT,  sondern 
seines  Bruders  Getanes  und  nicht  nur  Gemahlin,  sondern  zugleich 
anch  Schwester  des  Arsanes  gewesen  ist,  was  nichts  Wunder- 
bares hat,  da  Heirathen  unter  Geschwistern  im  persischen  Königs- 
hause  etwas  ganz  Gewöhnliches  waren.  —  Schon  Perizonius 
bemerkte  denn  auch  zu  Aelians  Var.  Hist.  XII  43:  '(Sisygambis), 
quae  Tel  ipsius  Artaxerxis  Mnemonis  fuit  filia  vel  potius  ex  eins 
fratre  orta,  Tide  Curt.  X  5,  23  und  neuerdings  zählt  Judeich  in 
dem  von  ihm  verfassten  Artikel  über  Artaxerxes  Π  in  Pauly- 
Wissowas  Realencykl.  (2,  1317)  Sisygambis  unter  den  Töchtern 
dieses  Königs  nicht  mit  auf. 

Endlich  möchte  ich  noch  ganz  kurz  darauf  hinweisen^  dass 
die  Erzählurgen  des  Valerius  und  Curtius  über  die  von  Ochos 
verübten  Greuel  nicht  nur  eachlich  mit  Just,  X  3,  1  überein- 
stimmeU)  sondern  dass  wenigstens  zwischen  Valerius  und  Justin 
vielleicht  eine  noch  engere  Verbindung  besteht,  insofern  manches 
dafür  zu  sprechen  scheint,  dass  Val.  Max.  IX  2  £xt.  7  ebenso 
wie  Justins  Bericht  dem  Werke  des  Pompeius  Trogus  entlehnt  ist. 
Für  Curtius  lässt  sich  deshalb  Bestimmteres  nicht  aussprechen, 
weil,  was  er  X  5,  23  sagt,  nur  eine  der  Sisygambis  in  den  Mund 
gelegte  Anspielung  auf  die  Massenmorde  des  Ochos  ist,  diese 
selbst  aber  in  einem  der  verlorenen  beiden  ersten  Bücher  seiner 
Alexandergeschichte  erzählt  waren.  Da  aber  seine  Worte  an 
jener  Stelle,  wie  wir  gesehen  haben,  mit  den  Angaben  des  Valer. 
und  Justin  vollkommen  vereinbar  sind  und  da  ferner  auch  sonst 
zahlreiche  Uebereinstimmungen  zwischen  ihm  und  Justin  fest- 
gestellt sind,  so  kann  man  wohl  die  Vermuthung  wagen,  dass  er 
dasselbe  erzählt  hat  wie  Trogus  Pompeius,  sei  es,  dass  er,  wie 
Crohn  (De  Trogi  Pompei  apud  antiquos  auctoritate,  Strassburg 
1882)  und  Petersdorff  (Eine  neue  Hauptquelle  des  Q.  Curtius 
Kufus,  Hannover  1884)  behaupten,  aus  diesem  selbst  geschöpft 
hat,  sei  es,  dass  beider  Nachrichten  auf  dieselbe  Quelle  zurück- 
gehen. 

Königsberg  i.  Pr.  Otto  Neu  haus. 


MISCELLEN 


Zn  Sophokles  Anti/^oiie  528 

0.  Hense  hat  id  seinem  Aufsatz  *i)ie  Modiiicirung  der 
Maske  in  der  griechischen  Tragödie*  (Festschr.  der  Universität 
Freibnrg  z.  50j8hr.  Regierungsjubiläum  des  Grossherzogs  Friedrich 
von  Baden  1902,  »S.  234)  die  sehr  gewinnende  Vermuthung  aus- 
gesprochen, dass  Ismene  v.  524  fF.  in  einer  neuen,  das  geröthete 
Angesicht  darstellenden  Maske  auftrete.  Er  schliesst  das  wohl 
mit  Recht  aus  der  Ausführlichkeit,  mit  der  ihr  Gesichtsausdruck 
in  den  Worten  des  Chors  geschildert  wird,  und  begründet  den 
Maskenwechsel  mit  dem  seit  lemenens  erstem  Auftreten  in  ihr 
vorgegangenen  Gesinnungswechsel:  mit  den  unverkennbaren 
Zeugen  jenes  Kampfes  (durch  den  sie  sich  zu  dem  Kntschluss, 
der  Antigone  doch  noch  nachträglich  beizustehen,  durchgerungen), 
der  ihr  das  Blut  in  das  Antlitz  getrieben  hat,  Hess  sie  der  Dichter 
erscheinen,  dh.  mit  veränderter  Maske.* 

Die  Thatsächlichkeit  des  Masken  wechseis  darf  unbedenklidi 
zugegeben  werden.  Eine  andere  Frage  aber  ist:  drückte  die  neue 
Maske  wirklich  ein  erröthendes  Gesicht  aus? 

Ismene  weint;  die  φιλαοβλφία  hat  ihr  Thränen  in  die  Augen 
getrieben  (527).  Die  νεφίλη  kann,  wie  ja  auch  durch  τίγγουσα 
über  jeden  Zweifel  erhoben  wird,  mit  gebräuchlichem  Tropus 
umschreibend,  nichts  anderes  bezeichnen  sollen,  als  eben  die  φΐ• 
λάόελφα  όάκρυα;  vgl.  Eurip.  Hippol.  172  στυγνόν  b'  οφρύων 
ν^φος  αύ£άν€ται,  welche  Stelle  zugleich  beweist,  dass  auch  bei 
Sophokles  die  Worte  νεφέλη  όφρύιυν  zu  verbinden  sind.  Also 
ist  ύπεραιματόεν  als  ein  Wort  zu  verstehen.  Eine  Verbindung 
des  υπέρ  per  tmesin  mit  αΙίΤχύνει  giebt  keinen  befriedigenden 
Sinn.  So  wachsen  die  länget  geltend  gemachten  ästhetischen 
Bedenken  gegen  den  Ausdruck  an  dieser  Stelle.  Das  Gesicht 
Ismenens  wird  gar  als  *über  und  über  blutig*  bezeichnet.  Dass 
ein  solcher  Ausdrurk  den  Sinn  des  Erröthens  haben  soll,  kann 
nur  annehmen  wer  dem  Dichter  eine  starke  Geschmackslosigkeit 
zutraut.  Die  Sache  liegt  aber  thatsächlich  anders:  das  βεθος 
niuss,  da  die  Thränen  darauf  niederfallen,  den  Wangen  gleich- 
gesetzt  werden  ^  die  also  nach  richtiger  Interpretation  hier  reich- 

*  nie  Vorstellung,  d;iss  Thrüiu'n  ilas  Gesicht  entstellen  (αίσχύνβι), 
ist  seit  Homer  (ß  .'tili;  6  T-ti»)  geläufig  (Propert.  1  1?^,  15  et  tua  flendo 
luiniiiu  di'ieetis  turpia  sint   laorimis). 


Miscellen  625 

liehe  Blutepuren  zeigen.  Also  bat  sich  lemene  die  Wangen  zer- 
kratzt, eine  Sitte,  die  mit  Trauer  und  Todtenklage  ständig  ver- 
bunden ist.  Man  erinnert  sich  der  Worte  des  Choephorenchors 
bei   AeschyluB  (v.  24  f.): 

πρίπ€ΐ  παρηίς  φοινίοις  άμυγμοΐς 
δνυχος  δλοκι  νεοτόμψ, 
der    στέρνων    πληγαι   αίμασσομένιυν   Soph.  Ei.  90,    der    Stelle 
der  euripideischen  Hekabe  (v.  652  ff.  N.) : 

πολιόν  τ'  έπΙ  κράτα  μάτηρ 

τεκνιυν  θανόντων 

τίθεται  χέρα  όρύπτεταί  τ€  παρειάν, 

όίαιμον  όνυχα  τιθέμενα  σπαραγμοϊς. 
Wenn  nun  die  άμυχαι  παρειών  zum  festen  Bestand  der  rituellen 
Todtenklage  gehören,  wie  bezeugt  ist  (Lue.  de  luot.  12.  16),  so 
^iebt  Ismene  an  unserer  Stelle  ohne  Weiteres  durch  ihren  Auf- 
zug zu  erkennen,  dass  sie  die  Todtenklage  um  Polyneikes  voll- 
zogen hat,  und  die  φιλόόβλφα  όάκρυα  ν.  527  gelten  nicht  der 
όόβλφή  Antigene,  sondern  dem  όόελφός  Polyneikes.  Damit  hat 
sie  aber  etwas  gethan,  was  von  Kreon  (v.  204)  ausdrücklich  ver- 
boten war,  sich  also  zur  Mitschuldigen  der  Antigene,  wiewohl 
in  einer  ihren  Charakter  bezeichnenden  mehr  äusserlichen  und 
gefahrlosen  Weise,  gemacht.  Als  solche  will  sie  ja  eben  hier 
erscheinen,  und  so  ist  was  sie  536  sagt,  nicht  geradezu  erlogen, 
wenn  freilich  auch  Antigene  eine  solche  Betheiiigung  von  Weitem 
an  dem  τάφος  zurückweisen  muss.  Ismene  hat  ja  offenbar  den 
κιυκυτός  nicht  an  der  Leiche  des  Polyneikes,  sondern  innerhalb 
des  Palastes  vollbracht:  Kreon  meint  v.  491  f.  nichts  anderes 
als  ihre  Todtenklage,  die  diesem  Verstandsmenschen  wie  jede 
sonstige  Aeusserung  des  πάθος  (v({l.  v.  e2:-i)  als  λύ(Τ(Τα  erscheint. 
Tübingen.  W.  Schmid. 


Ein  Gesetz  des  Redners  Lykargos 

In  dem  unter  Plutarchs  Namen  überlieferten  Leben  des 
Redners  Lykurgos  werden  eine  Anzahl  von  Gesetzen  mitgetheilt, 
die  der  eifrige  Reorganisator  der  athenischen  Finanzen  und  des 
athenischen  Cultus  eingebracht  hat.  Das  an  vierter  Stelle  an- 
geführte Gesetz  (vit.  X  oratt.  p.  842  Α  =  Westermann  Biogr. 
p.  273)  Έτι  bfc  ώς  του  ΤΤοσειόαινος  αγώνα  ποιεϊν  έν  TTeipaiei 
κύκλιων  χορών  ουκ  έλαττον  τριών,  [και]  όίόοσθαι  τοις  μέν 
νικώσιν  ουκ  έλαττον  όέκα  μνας,  τοις  he  bevripoxq  οκτώ,  ΐί  bk 
τοις  τρίτοις  κριθεϊσιν^. 

Man  hat,  so  viel  ich  sehe,  bisher  an  dieser  Nachricht  keinen 
Anstoss  genommen,  und  die  Einrichtung  kyklischer  Chöre  für 
den  Poseidon  ist  mehrfach  mit  Lykurgs  Priesterthum  des   Posei- 


*  Vor  δίδοσθαι  hat  Duebner  καΐ  eingefügt,  Reiake  schlug  ών  vor; 
μίν  habe  ich  hinter  τοις  statt  hinter  ftibooBai  gestellt. 
•  Rhein.  Mus.  f.  Pliilol.  N.  F.  LVII.  40 


(;2(>  MisccUen 

don-Krerbtbeue  (vit.  X  oratt.  843  E)  in  Verbindung  gebracht 
won)t«n  ^  Aber  der  im  Peiraieue  verehrte  Poseidon  war  eicher- 
lirh  nicht  der  Poeeidon-Erecbtheus  der  Burg,  er  ging  also  den 
PrioHter  dieReR  Gotten  nichts  weiter  an,  und  die  Poseidoncböre 
ΙκΜΜπη  Mich  aus  den  Familieninteressen  des  Eteobutaden  nicht  er- 
klärten. 

nie  Nachricht  will  eich  nun  gar  nicht  recht  mit  unfern 
RonNtigen  Kenntnissen  von  attischen  Festen  vertragen.  Lyrinche 
(!hJ>re  werden  in  Attika  sonst  nur  den  beiden  musischen  Göttern 
Apollon  und  Dionysos  dargebracht',  warum  erhält  der  im  Cult 
NO  wenig  hervortretende  Poseidon  plötzlich  diese  kostspielige 
Khre?  Wie  kommt  es  ferner,  dass  wir  von  Poseidonien  im  Pei- 
raieuH  sonst  weder  durch  die  Schriftsteller  noch  durch  die  In- 
Mchiiften  etwas  erfahren?  Müssten  nicht  wenigstens  die  Haut- 
^elderlisten  (CIA.  II  741),  deren  Zusammenhang  mit  Lykurgs 
Verwaltung  so  klar  erkennbar  ist,  dieses  von  ihm  verherrlichte 
FeNt  erwähnen?  Diese  Fragen  drängen  sich  auf  und  erwecken  ein 
gf^wisHes  Mibstrauen  gegen  die  Nachricht  des  Biographen. 

Schwerlich  würde  ich  aber  eine  Aenderung  wagen,  wenn 
nicht  zu  dem  sachlichen  Anstofs  ein  sprachlicher  hinzukäme: 
Kinen  Agon  für  Poseidon  einrichten,  heisst  nicht  αγώνα  ποΐ€Ϊν 
ToO  ΤΤθ(7€ΐοαινος,  sondern  τψ  ΤΤοσβιόώνι.  In  allen  mir  bekannten 
Fällen  wird  bei  ποιεϊν,  συντελβϊν,  τιθίναι  αγώνα  der  Name  des 
Gottes  im  Dativ  hinzugefügt,  eine  besondere  reiche  Fülle  von 
Beweismaterial  liefern  die  Magnesischen  Inschriften  über  die  Ein- 
setzunji  der  Leukophryena  (Kern,  Inschriften  von  Magnesia  16 — 
87),  nicht  weniger  als  36  Mal  kommen  in  ihnen  solche  Wen- 
dungen vor.  Mit  Einfügung  eines  einzigen  Buchstabens  lassen 
Mich  jedoch  alle  sprachlichen  und  sachlichen  Schwierigkeiten  be- 
seitigen —  es  ist  zu  schreiben  του  ΤΤοσεώεώνος.  Im  Monat  Po- 
seideon  werden  im  Peiraieus  Dionysien  gefeiert,  die  sich  grade 
im  IV.  Jahrb.  grosser  Beliebtheit  erfreuen.  In  den  Hautgelder- 
listen  werden  mehrfach  (s  6,  c  15,  d  Ί)  nicht  unerhebliche  Be- 
träge als  von  ihren  Opfern  stammend  verzeichnet,  und  die  Tempel- 
verwaltung von  Eleusis  verwendet  für  sie  im  Jahre  32^/8  (Ditten- 
berger  SIG.^  587  Z.  106  und  183)  genau  dieselbe  Summe  wie 
für  die  Lenaeen.  Im  Gesetze  des  Euegoros  bei  Dem.  XXI  10 
heisst  es  δταν  ή  πομπή  ή  τψ  Διονύσψ  έν  TTeipaiei  και  ο\  κω- 
μωδοί και  θ\  τραγιυόοι,  damals  fehlten  den  peiräischen  Dionysien 
also  noch  die  lyrischen  Chöre,  erst  Lykurgos  hat  das  Fest  auch 
hierin  den  städtischen  Dionysien  gleichgestellt.  Nach  Arist.  πολ. 
*Αθ.  54,  8  wird  man  annehmen  dürfen,  dass  auch  für  diese  Chöre 
der  Demarch  des  Peiraieus  die  Choiegen  bestimmte.  Alles  dies 
fügt  sich  so    zusammen,    dass    die   leichte  Aenderung  des  Textes 

Ϊ  So  Meier,  Comnunt.  de  vita  Lyc  p.  XLII,  A.  Mommsen,  Feste 
(If^r  Stadt  Athen  S.    117. 

2  Riisch  nimmt  nucli  für  Paiiathenaei'u,  rronicthocn  und  ITe- 
phaistien  chorische  Agone  an  (Pauly->Vi88own  III  *J4.'i;t),  schwerlich  mit 
Kocht,  vgl.  Dittonbergor  zu  Shi.'•^  712  /.   11. 


Miscelleii  B27 

wobl  aU  gesichert  gelten  darf.  Zweifeln  kann  man  nur,  ob  der 
Name  des  Gottes  Dionysos  bei  Pseudo-Piutarcb  genannt  war; 
unbedinat  nöthig  scheint  es  mir  nicht  ihn  einzusetzen,  denn  wenn 
im  Püseideon  kyklische  Chöre  im  Piraieus  auftreten  sollen,  ho  ist 
es  für  jeden  Athener  selbstverständlich,  dase  sie  zum  Dionysos- 
fest  gehören. 

Greifswald.  Alfred  Körte. 


Eine  Blattversetzong  bei  Ualen 

In  Galens  Commentar  zu  der  hippokrateischen  Schrift  περί 
δρθρων  steht  zur  Erläuterung  des  Satzes  (c.  45;  t.  II  p.  171,  13 
Kühlewein)  τούτο  μέν  γαρ  το  προς  τήν  κοιλ(ην  ^ίπον  ο1  (Τφόνου- 
λοι  εντός  δρτιοί  είσιν  άλλήλοισιν  Folgendes  (t.  XVIII  Α  526 
Kühn):  όποϊαι  μέν  ούν  βίσιν  έκάστψ  τών  (Τφονόύλων  αϊ  αποφύ- 
σεις, έπί  τε  τών  σκελετών  είπεν  είρημίνον  νυν  περί  τών  σφον- 
buXujv,  οΟς  κατά  τά  fvbov  μέρη  κίκληκεν  αρτίους,  τουτέστιν 
άπηρτισμενους  αυτών  τε  καθ'  εαυτών  ?καστον  έν  τε  τή  προς 
αλλήλους  όμιλίςι.  Offenbar  reiset  hinter  έπί  τε  τών  σκελετών 
der  Zusammenhang  ab:  von  Beobachtung  der  Wirbel  an  Skeletten 
ist  bei  Hippokrates  nicht  die  Rede,  und  schon  die  äussere  Form 
der  Rede  zeigt,  dass  mindestens  mehrere  Worte,  vielleicht  mehrere 
Sätze  fehlen,  um  von  den  anderen  Verderbnissen  zunächst  ganz 
abzusehen. 

Nicht  geringeren  Α nstoss  bietet  der  AKschnitt,  der  den  hip- 
pokrateischen Worten  (e.  45;  t.  II  p.  173,9  Kühlewein)  άπό  bk 
τούτου  άχρι  του  μεγάλου  σφovbύλoυ  του  υπέρ  τών  έπα)μίbuJv 
Ιθυκύφη  *  έτι  b^  μάλλον  boκέει  ή  έστιν  gewidmet  ist.  Er  lautet 
(XVIII  Α  546  K.j:  ολίγον  τι  κατά  τον  θώρακα  φαίνονται  σιμού- 
μενοι  τά  fvbov  τών  οστών  ο\  σφόνουλοι  το  b'  οπίσω  μέρος 
αυτών  \κανώς  κυφόν  φαίνεται  bia  τήν  της  άκάνθης  Λπόφυσιν. 
δν  b^  λίγει  μεγαν  σφόνουλον  υπέρ  τών  έπιυμίοιυν  εϊσεσθαι  και 
bi'  υπομνήματος  έρχεται  προς  άνάμνησιν,  έν  ώ  περί  τών  οστών 
έγραψα,  προσαρμόίειν  b'  ημάς  προσήκει  τοίνυν  τοις  λεγομένοις 
έκεινα  μή  bεoμέvoυς  ύπ'  έμου  πλην  ει  που  λέΕις  έμπίπτοι  χρή- 
2!ουσά  τίνος  έΕηγήσεως,  ης  ένεκεν  και  τά  τοιαύτα  υπομνήματα 
γράφεται,  καθάπερ  γε  και  το  έπι  τη  προκειμένη  νυν  ^ήσει. 
Auch  hier  liegen  schwere  Störungen  des  Zusammenhanges  vor; 
vor  εϊσεσθαι  klafft  eine  J^ücke,  und•  die  folgenden  Sätze  passen, 
wenn  man  genauer  zusieht,  überhaupt  nicht  an  diese  Stelle. 
Welches  ist  denn  die  λε'Εις  χρήίουσά  τίνος  έΕηγήσεως,  die  für 
den  in  Rede  stehenden  Satz  der  hippokrateischen  Schrift  den  An- 
läse zur  Commentirung  gegeben  haben  roIIV  Man  könnte  den- 
ken, Ιθυκύφη;  aber  dieses  Wort  wird  ja  thatsächlich  gar  nicht 
erläutert. 

Der  Codex  Laurentianus  LXXIV^  7,  eine  Pergamenthand• 
Bcbrift  des  IX.  Jahrhunderts^,  führt  zu  einer  überraschenden 
Lösung  der  beiden  Probleme. 

^  Vgl.  ApoUoniua  von  Kitium  (Leipzig  IHDi*»),  Einleitung  S.  l— XVIL 


G2^  MisccIIen 

Auf  den  ersten  Blick  freilich  vermehren  sich  die  Schwierig- 
keiten nur,  statt  sich  zu  verringern;  denn  der  Text  der  Flo- 
rentiner Handschrift  weist  noch  weitergehende  Störungen  der 
üeberlieferung  auf,  als  der  Druck.  Es  folgt  nämlich  526,  4  auf 
die  Worte:  όποϊαι  μέν  ουν  βίσιν  έκάστψ  τών  σφονούλιυν  αι 
αποφύσεις,  άπό  τ€  τών  σκελετών  zunächst  ein  Abschnitt,  der 
im  Druck  536,  3  mit  το  στέρνον  απάντων  πλατύτατον  beginnt 
und  his  546,  10  καθάπερ  τε  και  τό  πρό  της  προκειμένης  Θη- 
σέως fortläuft.  Hieran  schliesst  sich  unmittelbar  526,  4  είπεν 
είρημίνον  und  es  geht  wie  im  Druck  weiter  bis  546,  4  άπό- 
φυσιν.  Dann  heisst  es:  öv  bk,  λίγβι  μ^Τ^ν  σφόνουλον  υπέρ  τών 
έπιυμίοων,  ήτις  έστιν  τών  του  τραχήλου  κατά  τον  αριθμόν 
ϊκτον  άπό  τής  κεφαλής.  Εβ  folgt  das  neue  Lemma:  αυτό  6έ 
τό  άρθρον  του  αύχ^νος  λοροόν  έστιν  (ρ.  546,  11). 

Mit  anderen  Worten:  die  Handschrift  giebt  den  Abschnitt 
536,  8 — 546,  5  zweimal;  einmal  an  falscher  (526,  4),  das  andere 
Mal  an  richtiger  Stelle  (536,  3).  Hei  seinem  ersten  Auftreten 
sind  ihm  noch  6  Zeilen  angeschlossen,  die  im  Druck  an  anderer 
Stelle  (546,5-  10)  stehen;  das  andere  Mal  wird  er  durch  12  Worte 
vervollständigt  (ήτις— κεφαλής),  die  im  Druck  ganz  fehlen.  Erst 
mit  diesem  halben  Satz  sind  die  Elemente  vollständig  gegeben, 
deren  wir  zur  Wiederherstellung  des  ursprünglichen  Zusammen- 
hangs bedürfen. 

Der  Hergang  ist  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  folgender 
gewesen.  In  einer  Handschrift  des  Galencommentars  war  das 
innerste  Doppel blatt  eines  Quaternionen,  das  den  Abschnitt  536, 
3 — 546,  5  (153  Zeilen  des  Kühn 'sehen  Drucks)  enthielt,  an  falsche 
Stelle  gerathen.  Ein  Abschreiber  copirte  den  Passus  zunächst 
da,  wo  er  ihn  fand ;  dann  merkte  er  den  Irrthum  und  copirte 
das  Stück  zum  zweiten  Mal  au  der  richtigen  Stelle,  ohne  jedoch 
die  erste  Version  zu  tilgen,  in  diesem  Zustand  liegt  die  Üeber- 
lieferung in  der  Florentiner  Handschrift  vor. 

Bei  dem  Versuch,  das  grosse  Emblem  auszuscheiden,  ist 
dann  später  durch  ein  Versehen  der  Abschnitt  546,  5 — 10  von 
der  ersten  an  die  zweite  Stelle  mit  hinübergeschoben  worden, 
und  die  12  letzten  Worte  (ήτις  —  κεφαλής),  deren  Anschluss 
vielleicht  wegen  der  in  ήτις  steckenden  Corruptel  nicht  klar 
wurde,  sind  ganz  verloren  gegangen.  Diese  Fassung  liegt  in  den 
Drucken  seit  der  Aldina  vor. 

Um  den  ursprünglichen  Zusammenhang  der  Darlegung  her- 
zustellen, scheiden  wir  den  doppelt  vorhandenen  Passus,  da  wo 
er  in  der  Handschrift  zum  ersten  Mal  und  an  falscher  Stelle 
auftritt,  aus  und  schliessen  uns  sodann  in  der  Anordnung  der 
Abschnitte  vollständig,  im  Wortlaut  so  nahe  als  möglich  der 
Teberlieferung  an.  I>ie  beiden  Abschnitte  des  Galencommentars, 
die  zunächst  in  Frage  kommen,  erhalten  dadurch  folgende  Gestalt: 

I 

XVm  52:»,  !>  ff.:  Τούτο  μέν  γάρ  το  προς  τιΊν  κοιλίην 
fWirov  ο\  σφόv^υλoι  ^ντος  αρηοί  είσιν  αλλήλοισιν. 


Misoellen  629 

Τών  σφονούλων  τό  μέν  οπίσω  μέρος  άπόφυσιν  όΗεΐαν 
Ιχει  χονορώοη  κατά  τό  πέρας,  ην  όναμάίουσιν  δκανθαν,  τό  b' 
άντικείμενον  τούτψ  τό  πρόσιυ  τε  και  εντός  —  έκατέρως  γάρ 
όνομά2ΐ€ται  —  χόνόριμ  μέν  επαλείφεται  και  αυτό,  περιφερές  b' 
έστι  και  λεϊον  oύbεμίαv  όΕεϊαν  άπόφυσιν  έχον  oOb'  δλιυς  έΕοχήν 
τίνα  βραχυτάτην,  ώσπερ  οπίσω  τε  κάκ  (και  L)  τών  πλαγίων 
έχει.  όποΐαι  μέν  ούν  είσιν  έκάστω  τών  σφovbύλωv  α\  (in  ras. 
m.  1)  αποφύσεις,  άπό  τε  τών  σκίΕλετών  ||  546,  5  ||  εϊσεσθε  (εϊ- 
σεσθαι  L)  καΐ  bf  υπομνήματος  έχετε  (έχεται  L)  προς  άνάμνη- 
σιν,  έν  φ  (viell.  [iv]  δ)  περί  τών  οστών  έγραψα  (vgl.  Π  ρ.  758  Κ.), 
προσαρμόίειν  b'  υμάς  <προσ>ήκει  τοϊ<ς>  νυν  [τοις]  λεγομένοις 
έκεϊνα  μή  bεbεμέvoυς  (bεbεμέvoις  L)  ύπ'  έμου,  πλην  ει  που 
λέΕις  (λέΕεις  L)  έμπίπτοι  χρήίουσά  τίνος  (τινας  L)  έΕηγήσεως, 
ών  (ήν  L)  ένεκεν  και  τά  τοιαύτα  υπομνήματα  γράφεται,  κα- 
θάπερ  γε  (τε  L)  και  τό  κατά  τήν  προκειμένην  (5ήσιν  (πρό  τής 
προκειμένης  (5ήσεως  L)  ||  ρ.  526,  4  ||  εΐπεν  είρημένον  περί  τών 
σφovbύλωv,  οΟς  κατά  τά  έvbov  μέρη  κέκληκεν  άρτιους,  τουτέστιν 
άπηρτισμένους  αυτόν  τε  καθ*  εαυτόν  έκαστον  έν  τε  τή  πρόο 
αλλήλους  όμιλίςι.  bιότι  γάρ  οοτ'  έ£οχή  τις  αύτοϊς  έστιν  ενταύθα 
καΐ  κατά  πάν  άλλήλοις  έφαρμόττουσιν,  άρτιους  αυτούς  ώνό- 
μασεν  είναι  προς  αλλήλους  οίον  άπηρτισμένως  (άπηρτισμένους 
L)  όμιλούντας. 

11 

XVIII  Α  545,  10  ff.  (L  erste,  Lg  zweite  Fassung):  *Από  bfe 
τούτου  άχρι  του  μεγάλου  σφovbύλoυ  του  υπέρ  τών  έπωμίbωv 
ιθυκύφη,  έτι  bi  μάλλον  boκέει  (boκέειv  L)  ή  έστιν.  ή  γάρ 
άκανθα  κατά  μέσον  ύψηλοτάτας  τάς  έκφύσιας  τών  όστέων 
έχει,  ένθεν  hi  κα\  ένθεν  έλάσσους. 

'Ολίγον  τι  (om.  Lg)  κατά  τόν  θώρακα  φαίνονται  σιμού- 
μενοι  τά  έvbov  [έάν]  (om.  Lg)  τών  οστών  (om.  Lg)  ο\  σφόvbυλoι. 
τό  b'  οπίσω  μέρος  αυτών  Ικανώς  κυφόν  φαίνεται  (φαίνεται 
κυφόν  Lg)  bia  τήν  τής  άκάνθης  άπόφυσιν.  δν  bk  λέγει  μέγαν 
σφόvbυλov  υπέρ  τών  έπωμίbωv,  είς  τις  (ήτις  L)  έστιν  τών  του 
τραχήλου,  κατά  τόν  αριθμόν  έκτος  (έκτον  L.)  άπό  τής  κεφαλής. 

Charlottenburg.  Η.  Schöne. 


Ζα  Cicero  ad  Q.  fr.  11  3 

Am  12.  Februar  56  berichtete  Cicero  seinem  in  Sardinien 
befindlichen  Bruder  über  die  politischen  Vorgänge  seit  dem  Be- 
ginn des  Monats.  Der  Anfang  de«  Briefes  (11  3)  lautet:  Öcripsi 
ad  te  antea  superiora;  nunc  cognoscCf  postea  quae  sint  acta.  Α 
Kai.  Febr.  legationes  in  Idus  Febr.  reiciebantur :  eo  die  res  con- 
fecta  non  est.  Den  zweiten  Satz  giebt  die  Moser' sehe  üeber- 
Setzung  80  wieder:  'Vom  1.  Februar  wurden  die  Gesandtschaften 
auf  den  13.  hinausgeschoben:  an  diesem  Tage  wurde  (also)  die 
Sache  nicht  abgemacht.'  Hier  ist  zweierlei  falsch  aufgefaest: 
erstens  ist  reiciebantur  ein  imperfectum  de  conatu:  die  Audienzen 


β30  Miscellen 

iler  fremden  GesaniUen  eollten  hinati^^geBcboben  werden,  man 
(lebattirte  darüber;  und  zweitens  ist  res  nicbt  eine  beliebige  an- 
dere Sacbe,  die  in  Folge  der  reiectio  legationum  nicbt  zu  Stande 
kam,  sondern  eben  die  reiectio  selbst:  die  Debatten  verliefen  re- 
sultatlos^  Es  war  gewiss  nicht  nötliig,  den  tiberlieferten  Satz 
so  misszuverstehen ;  aber  allerdings  steckt  meines  Eracbtens  auch 
ein  Fehler  in  der  Ueberlieferung.  Es  scheint  mir  unzweifelhaft, 
dass  das  Α  vor  Kai.  Febr.,  als  durch  Dittoeraphie  entstanden, 
zu  tilgen  ist.  Denn  es  kommt  Cicero  gar  nicht  darauf  an,  mit- 
zutheiien,  dass  die  Audienzen  vom  1.  Februar  auf  den  13.  ver- 
schoben werden  sollten,  sondern  vielmehr,  dass  am  1.  Februar 
kein  Bescbluss  darüber  zu  Stande  kam.  Die  Suche  wurde  näm- 
lich hinterher  doch  perfect,  wahrscheinlich  gleich  am  2.  Februar, 
jedenfalls  vor  dem  6.,  wie  das  folgende  zeigt:  zwischen  die  Be- 
richte über  die  Gerichtsverhandlungen  vom  2  und  vom  6.  Fe- 
bruar schiebt  Cicero  den  wieder  auf  die  Senatsverhandlungen 
bezüglichen  Satz  ein  :  Interim  reieciis  legafionibus  in  Idus  refere- 
batur  de  provinciis  quaestorum  etc.  Auch  diese  Verhandlungen 
führten  zu  keinem  Ziel.  I^iest  man  nach  meinem  Vorschlage: 
Kai.  Febr.  legationes  in  Idus  reiciebantur:  eo  die  res  confecta 
non  est,  so  wird  das  reiciehantur  sofort  durchsichtig,  und  eo  die 
hat  nun  seine  deutliche  Beziehung:  auch  die  falsche  Auffassung 
Tunstalls,  der  eo  die  von  den  Idus  verstehen  wollte,  ist  nun  aus- 
geschlossen. Nach  der  lex  Gabinia  vom  Jahre  67  ging  bekannt- 
lich während  des  ganzen  Februars  die  Annahme  der  Gesandt- 
schaften allen  andern  Gegenständen  vor:  legationes  in  Idus  Febr. 
reicere  ist  also  auch  ohne  die  Hinzufügung  eines  terminus  a  quo 
verständlich,  ja  der  Zusatz  α  KaL  Febr.  hat  sogar  an  unserer 
Stelle,  wo  die  Debatte  über  die  von  der  Regel  abweichende  Ar- 
beitseintheilung  am  2.  Februar  fortgesetzt  wir•!,  etwas  Schiefes. 
Zudem  aber  spricht  die  ganze  .\nlage  des  Briefes  für  die  Weg- 
lassung des  a:  Cicero  giebt  seinem  Bruder  eine  tabellarische 
rebereicht  über  die  acta  der  einzelnen  Februartage ;  an  der  Spitze 
der  verschiedenen  Abschnitte  steht  immer  «las  Datum,  auf  welches 
wiederholt  mit  eo  die  Bezug  g»'nommen  wird.  Vgl.  §  I :  A.  d. 
im.  Non.  Febr.  Milo  adfnit  ....  prodict;i  die»  est  in  VIll. 
Idus  Febr.;  §  2  (nach  der  Einschiebung  des  Satz»»s  mit  Interim) : 
A.  d.  VIII.  Id.  Febr.  Milo  adfuit  ....  Res  in  posterum  dilata 
est.  Clodius  in  Quirinalia  prodixit  dieni:  §  ,*{:  A.  d.  VII.  Id. 
Febr.  senatus  ad  ApoUinis  fuit  .  ,  .  eo  die  nihil  perfectum  est. 
A.  d.  VI.  Id.  Febr.  ad  ApoUinis  senatus  ronsultum  est  factum 
....  ?Ä»  die  Cato  vehementer  est  in  Tompeium  invectus  .  .  .; 
§  5:  A.  d.  IUI.  Id.  Febr.  Sestius  .  .  est  po.Uulatus  .  .  .  eodem 
die  senatus  eonsultum  factum  est  .  .  .;  §  6:  A.  d.  III.  Id.  Febr. 
dixi   pro  Bestia  .   .  .;   §  7:    Pridie  Idus   Fehr.  haeo  scripsi    ante 


'  Houie  Fehler  «uoh  boi  lyrrelK  der  retcithtinlur  mit  'were  put 
otf  "  übor*ftrt  und  \iuter  rts  xtr^itolit  the  ()Ut'8ti<<u  ^lio  vhould  restort- 
rtolemx ". 


Misotllen  631 

lucem.  Ohne  Zweifel  begann  hIro  die  Anfzählung  der  Tage  nach 
dem  einleitenden  Satze  mit:  KaL  Febr,  legationeu  in  Idue  reicie- 
bantur:  eo  die  res  confecta  non  eRt. 

loh  benutze  die  Gelegenheit,  um  auf  eine  meinea  Eracbtens 
gans  evidente  Eniendation  von  GulielmuR  hinzuweisen,  welohe  die 
neueren  Herauegeber  verRchmälit  haben,  obgleich  sie  durch  Mad- 
vigfl  Autorität  empfohlen  worden  war.  Nämlich  in  §  2  uneercR 
Hriefee  heiset  es  von  der  Rede  des  Pompeiue  für  Milo:  Dixit 
PompeiuB  sive  voluit;  nam,  ut  surrexit,  operae  Clodianae  clamo- 
rem  euetulerant,  idqiie  ei  ]>erpetua  oratione  (^ontigit,  non  modo 
ut  adclamatione,  Red  ut  üonvicio  et  maledictia  impediretur.  Qui 
ut  peroravit  —  nam  in  eo  eane  fortie  fuit;  non  est  deterritne ; 
dixit  omnia  atque  interdum  etiam  silentio,  cum  anctoritate  pere- 
gerat  —  eed  ut  peroravit,  Burrexit  Clodiue.  Dazu  bemerkt  Madvig 
Adv.  crit  FI!  p.  191:  Quid  anctoritate  peregerat  et  quidem  eae- 
piue?  Nihil  eane,  sed  perfregeraf  (er  drang  darch).  Sine  accu- 
sativo  dicitur  perfringere  etiam  Or.  97.  [Sic  iam  Gulielmus,  cui 
nemo  auscultavit.]  Die  Aenderung  ist  leicht:  Ausfall  von  FR 
hinter  ER.  Aber  dass  Rie  auch  einen  vorzüglichen  Sinn  her- 
Ktellt,  hat  man  nicht  erkannt.  K.  Lehmann  (Jabresber.  in  der 
Zeitschr.  f.  Gymn.  1888  p.  286^  Rtiess  Rieh  an  dem  Tempus: 
'  Ref.  hält  hier  ein  Flusqnamperf.  nicht  für  recht  möglich*.  Das 
scheint  auf  C.  F.  VV.  Müller  Eindruck  gemacht  zu  haben;  denn 
er  läset  peregerat  mit  crux  im  Texte  stehen  und  sagt  in  der 
adn.  crit.:  "^ perf regerat  Gulielm.,  Madv.  Adv.,  plusqnamperfectum 
improb.  Lehmann  Jahreeber.*  Der  Einwand  Lehmanns  beruht 
aber  offenbar  auf  einem  Missverständniss;  er  hat  wohl  cum  für 
die  Präposition  genommen^,  und  dann  ist  allerdings  das  Plus- 
quamperfekt anstössig.  Aber  cum  ist  die  Conjunction,  in  itera- 
tivem Sinne  gebraucht'  mit  Rücksicht  auf  das  vorhergehende 
interdum:  manchmal  herrschte  sogar  Stille,  nämlich  allemal,  wenn 
Reine  Autorität  durchschlug.  Für  den  absoluten  Gebrauch  des 
Verbums  hat  Madvig  eine  Stelle  nachgewiesen;  die  Redensart 
anctoritate  perfringere  findet  Rieh  auch,  vom  Senate  gebraucht, 
in  der  (kritisch  allerdings  nicht  ganz  sicheren)  Stelle  p.  red.  ad 
Uuir.  4,  1 0 :  ut  aliquando  perficeretur,  cum  primum  licuit,  fre- 
quentia  atque  auctoritate  perfregit. 

Dortmund.  W.  Sternkopf. 


*  Wie  SüpÜe-Böckel,  welche  umstellen:  'dixit  umnia  cum  aucto- 
ritate*,  oderKnvRer.  welcher  vorschlug  'cum  auctoritate  peregit',  oder 
Lambinus.  dtr  lesen  wollte  'cum  auctoritate  eemper  eprerat',  oder 
Tyrrell,  der  die  Leberlielerunj;  hält,  aber  anmerkt:  the  change  of  tense 
18  Strange. 

3  Madvigs  Frage  lautet:  quid  auctoritate  peregerat  et  quidem 
saepius? 


β32  Miscellen 

Zar  Lex  Manciana  —  Pr•  galnte  imperat^rie 

Obwohl  ich  die  üeberzeuguntr  hege,  daee  einem  urtheils- 
fähigen  Publikum  wenig  mit  Antikritiken  gedient  ist  —  denn  es 
wird  eich  eein  ürtheil  über  die  Berechtigung  einer  Kritik  selbst 
bilden  —  glaube  ich  doch  Seecks  Entgegnung  (in  dieser  Zeit- 
schrift LVI  477  f.)  auf  meine  Kritik  (ebenda  LVI  120  f.)  beant- 
worten zu  müssen,  da  Seeck  sich  und  seine  Leser  über  einen 
für  seine  Lesung  wesentlichen  Punkt  täuscht.  Er  glaubt,  sich 
bei  seiner  Lesung  der  Inschrift  zweier  bei  verschiedenem  Licht 
aufgenommener,  also  sich  ergänzender  Photographien  mit  Erfolg 
haben  bedienen  zu  können ;  die  eine  sei  ihm  von  Dessau  mit- 
getheilt  worden,  die  andere  ist  die  der  Toutain'schen  Publikation 
beigegebene.  Dem  gegenüber  kann  ich  feststellen,  dass  der  Stein 
überhaupt  nur  einmal  photographirt  worden  ist  (Mittheilong 
Gaucklers),  dass  die  von  Dessau  an  Seeck  gesandte  Photographie 
dieselbe  ist,  welche  Toutain  in  Heliogravüre  reproducirt  bat. 
Seeck  hat  sich  wohl  durch  den  verschiedenen  Ton  der  beiden 
Abdrücke  täuschen  lassen.  Sollte  aber  nicht  diese  optische  Selbst- 
täuschung ein  schlimmes  Präjudiz  für  die  Seeck'schen  Lesungen 
sein,  die  man  weder  auf  dem  Stein  noch  auf  der  Photographie 
hat  wiederfinden  können?  Mit  den  beiden  verschiedenen  Photo- 
graphien ist  es  also  nichts,  aber  bestehen  bleibt  immerhin  die 
entfernte  Möglichkeit,  dass  Seecks  Augen  auf  der  Photographie 
mehr  haben  lesen  können  als  andere  auf  dem  Stein  und  auf  der 
Photographie  zu  entdecken  vermögen.  Bei  allem  Respekt  vor 
diesen  Augen  ~  Glauben  verdienen  sie  erst  dann,  wenn  auch 
andere  noch  auf  dem  Stein,  der  doch  den  Ausschlag  geben  muss, 
Seecks  Lesungen  wiederfinden  sollten.  Ich  glaube  nicht,  dass 
das  geschehen  wird.  Wenn  Seeck  anführt,  dass  Studemund  und 
Löwe  anerkanntermassen  auf  Palimpsesten  mehr  gelesen  hätten 
als  ihre  Vorgänger,  so  dürfte  dieser  Vergleich  nicht  ganz  zu- 
treffend sein,  denn  jene  beiden  Gelehrten  hatten  eben  das  Original 
vor  sich.  Was  würde  aber  Seeck  sagen,  wenn  Jemand  auf  einer 
Photographie  seiner  ambrosianischen  Palimpseste  mehr  gelesen 
haben  wollte  als  er  auf  dem  Original  ?  Und  doch  wäre  das  der- 
selbe Fall.  Berechtigter  wäre  der  Einwand,  dass  unter  Um- 
ständen ein  guter  Epigraphiker  auf  einer  Photographie  mehr 
lesen  könne  als  ein  schlechter  auf  dem  Stein,  aber  diese  Prä- 
rogative wird  Seeck  wenigstens  in  diesem  Falle  wohl  nicht  in 
Anspruch  nehmen,  da  Toutain  und  ich  den  Inschriften,  zumal 
den  afrikanischen,  nicht  als   Neulinge  gegenüber  stehen. 

Seeck  glaubt  sodann  meine  Lesung  'pro  salufe  .  .  tw- 
p(eraioris)  .  .  (/λγ)  data  α  .  .  procuratoribus'  als  sachlich  unmög- 
lich nachweisen  zu  können  und  meint  dazu  s^anz  nett:  an  ihren 
Früchten  sollt  ihr  sie  erkennen.*  Ich  fürchte,  dass  hier  der  Pfeil 
auf  den   Schützen  zurückprallt. 

Seeck  schreibt :  *  Nach  Toutain  und  Schulten  wäre  das  Statut 
zum  Heile  des  Kaisers'  geireben.  Liegt  darin  wohl  Sinn  und 
Verstand?'  Für  die  Römer  allerdings,  denn  es  giebt  nicht  wenige 


Miscellen  633 

Fälle,  wo  sie  pro  saJuie  imperatoris  solche  an  und  für  sich  un- 
gewöhnliche Weihgaben,  wie  es  jene  lex  iet,  dedicirt  haben. 
Pro  Salute  imperatoris  führen  kaiserliche  Colonen  eine  Mauer 
(C.  VIII  8777)  oder  andere  absolut  profane  Anlagen  auf  (C.  VIII 
587).  werden  geweiht:  Thermen  (C.  VIII  2706,  1245),  tahularium 
et  pondera  (ib.  757),  cella  victuaria  (ib.  4645),  arcus  (ib.  1577, 
2480) ;  pro  heatitudinc  principum  eine  basiUca  (ib.  8324).  pr«  magni- 
ficentia  saeculi  ein  Getreidespeicher  (ib.  7975);  pro  felicUate  do- 
minorum  Augg.  wird  ein  Fluse  eingedämmt  (C.  ΧΠ  1690  und 
1691)  und  pro  saluie  etc.  ein  Weg  wiederhergestellt  (C.  XII 
2343).  Aach  daes  pro  salute  imp.  in  Lambäsis  eine  schola 
(Clublokal  der  militärischen  Vereine)  dedicirt  wird  (Wilmanns, 
Exempla  1481)  gehört  hierher,  denn  wenn  auch  in  der  schola 
das  Bild  des  Kaisergottes  ptand,  ihr  erster  Zweck  war  ein  pro- 
faner wie  der  des  Vereine  ein  profaner  ist ;  die  religiöse  Form 
durfte  aber  nicht  fehlen.  Ist  nun  in  allen  diesen  Fällen,  wo 
pro  salute  imp.  nicht  eine  der  gewöhnlichen  Weihgaben  (Altar, 
Tempel  etc.),  sondern  ein  profaner  Bau  dedicirt  wird,  jene  Formel 
Ohne  Sinn  un'l  Veratand?'  Keineswegs.  Zwar  werden  diese 
Bauten  nicht  wie  gewöhnliche  Exvoto  ad  hoc  für  das  Heil  des 
Herrschers  dedicirt,  sondern  ihr  eigentlicher  Zweck  war  ein  pro- 
faner, aber  nach  römischem,  jeden  Akt  des  öffentlichen  und 
privaten  Lebens  auf  die  Götter  beziehenden  Empfinden,  dienten 
auch  sie,  indem  sie  dem  von  den  Göttern  behüteten  Reich  dienten, 
den  Göttern  so  gut  wie  Tempel  und  Altar,  mochten  also  auch 
sie  pro  salute  imp.  gelobt  und   dedicirt  werden. 

Damit  ist  Seecks  Annahme,  dass  die  Formel  pro  salute  imp. 
sich  nur  auf  ein  eigentliches  Weihgeschenk  beziehen  könne,  wider- 
legt, denn  wenn  für  das  Heil  des  Kaisers  Mauern  und  Bade- 
anstalten dedicirt  werden,  warum  nicht  auch  ein  Domanialstatut  ? 
Es  lässt  sich  aber  sogar  der  gar  nicht  noth wendige  Beweis  er- 
bringen, dass  die  Dedication  einer  Urkunde  pro  salute  imp. 
nicht  vereinzelt  dasteht.  In  Lambaesis  steht  tlber  dem  Mit- 
gliederverzeichniss  und  dem  Vereinsstatnt  der  cornicularii :  pro 
felicUate  et  incolumitate  saeculi  dominorum  nn.  (Wilmanns  1482) 
und  über  dem  '  album  veteranorum*  (ib.  1489):  /.  o.  m.  p{ro)  sia- 
lute)  d,  n.  Aureliani  Aug.  Die  beiden  Vereine  weihen  also  für  das 
Heil  des  Kaisers  ihre  Stiftungsurkunde  oder  halten  es,  wenn  man 
die  Formel  nicht  so  streng  nehmen  will,  für  angebracht,  über 
dieselbe  zu  setzen:  ^pro  salute  imperatoris^.  Wie  man  aber  auch 
die  Formel  auffassen  mag,  ob  wörtlich,  als  causa  votiy  ob  formel- 
haft in  dem  Sinne  wie  das  griechische  Τύχη  αγαθή,  in  jedem  Fall 
bezieht  sie  sich  hier  auf  eine  Vereinsurkunde,  die  eigentlich  mit 
der  salu^  des  Kaisers  wenig  zu  thun  hat,  sicherlich  nicht  mehr 
wie  jene  Nutzbauten,  deren  Dedicatiunsurkunde  ebenfalls  die 
Ueberschrift  pro  salute  imp.  trägt.  Aber  es  giebt  noch  nähere 
Analogien  zu  der  lex  Manciana;  ich  verdanke  sie  niemanden 
anders  als  Seeck  selbst.  Er  hat  zuerst  gesehen,  dass  es  mehrere 
Fälle  giebt,  wo  Akten    eines   Processsieges    von    der  siegreichen 


f>:a  MicrlleD 

F'iirtpi  in  dor  Form  pine«  Rxvoto  dedicirt  werden  (Zeitschr.  f. 
Soz  .  und  WirthschaftPireech.  1^98,  ^'2Ci).  So  Rteht  auf  dem  die 
lis  fvVouum  (BrunB  frmles  p.  362)  enthaltenden  Stein:  ^  Hercttli 
sacrum'  und  der  ad  eaemplnm  legis  Hadrianae  f?egebene  Er- 
lass  der  Procuratoren  (InBchrift  von  Αϊη  Waseel)  steht  auf  einer 
ara  Icyis  diri  Jfndriafif,  die  also  ebenfalls  ein  Exvoto  ist.  Und 
diese  ara  Jcffis  Hadrianae  wird  freweiht  -  pro  saluie  imp,  (wie 
sicher  und  mit  Seecks  Beifall  her^restellt  worden  ist'».  Zwi- 
schen der  ara  legis  Hadrianae  aber  und  der  ara,  auf  der  die 
lex  Manciana  angebracht  ist,  also  der  ara  legis  Mancianae,  be- 
steht nicht  der  ^reringste  Unterschied,  denn  hier  wie  dort  wird 
ein  Altar  dedicirt,  der  ein  T)omanialgesetz  trägt.  Ausdrücklich 
wird  diese  Dedieation  bekundet  freilich  nur  auf  der  ara  legis 
Hadrianae  (aram  legis  divi  Jladriani  Pafroclus  .  .  proc.  ittsfituif) 
aber  dass  auch  der  Stein  der  lex  Mancianae  ein  Exvoto  ist,  zeigt 
seine  Form.  Waium  soll  also  in  aller  Welt  der  Altar  der  lex 
Manciana  nicht  ebenso  gut  pro  Salute  imp.  dedicirt  worden  sein 
wie  die  ara  legis  Hadrianae?  Wenn  Seeck  die  Formel  'pro  sa- 
lide  imp.  .  .  (/V.r)  dafa^  —  statt,  wie  man  erwarten  würde:  pro 
salute  imp.  ara  insfiMa  et  Icr  ad  exemplum  legis  M.  α  procc. 
data  inlata  est  —  niclit  gefällt,  so  ändert  das  an  der  Thatsacbe, 
dass  wir  es  hier  mit  einem  Altar  zu  thun  haben,  also  einem  in 
hundert  Fällen  pro  salute  imp.  dedicirten  Exvoto,  nicht  das  Ge- 
ringste, und  vor  /er  data  steht  pro  salute  so  gut  und  so  schlecht 
wie  vor  alhum  referanoriim  auf  dem  Stein  von  Lambaesis. 
Wir  haben  eben  aus  solchen  Fällen  zu  lernen,  dass  pro  salute 
imp.  oft  eine  formelhafte  nur  in  lockerem  Zusammenhang  mit 
der  eigentlichen  Inschrift  stehende  Wendung  ist,  durch  die  man 
einem  an  sich  profanen  Gegenstande ,  wie  es  eine  Urkunde 
oder  ein  Nutzbau  ist,  die  beliebte  sacrale  W^eihe  geben  wollte 
-  -  ganz  so  wie  sich  die  römischen  Vereine  bei  einem  denkbar 
praktischen  Zweck  doch  gerne  als  Cultgenossenschaften  formu- 
liren.  Was  Seeck  sonst  noch  vorbringt  —  dass  die  Lesung  \pro 
salu\te  gegen  die  epigraphische  Symmetrie  Verstösse,  da  der 
Kaum  vor  pro  grösser  als  der  hinter  saltde  gewesen  sein  würde, 
heisst  doch  dem  Verfertiger  einer  so  erbärmlich  gravirten  In- 
schrift,  wie  es  die  lex   Manciana  ist,  7U   viel   Ehre  anthun. 

Göttingen.  A.  Schulten. 

riU)l)E(ESSOK 
Sticre^stit  i  dccc>sor  inuidit  heisst  es  in  einem  Fragment  von 
Ciceros  Scaurianii  S  3;^  und  auch  Tiicitus  Agr.  7  wendet  dcces.'ior 
nur  in  einem  Atbem  mit  swccs^or  an.  In  ofticiellen  Acten• 
►tücken  «ier  späteren  Kaiserzeit  begeijnet  dann  decessor  'der  Vor- 
gänger' überaus  liäutig,  und  man  hat  nach  Analogie  von  proauu.'i 
proptcios  weitergebildet  p9'Oileces>or  ' der  Vorvorgänger'.  So  redet 
Tapst  Simplicius  r»fler  von  pr"dca\<sor  meuji  J.eo  Collect.  Avell. 
ed.  Günther  p.  l.?7,  S.  i:»2,  7.  i:U,  1.  1λ8,  7:  es  folgen  auf 
einander   Leo  Hilarius  Simplicius.    Symmachus  in  den  Relationen 


Miscellen  635 

bezeichnet  20,  1  den  Auchenius  Bapeiie  als  prodecessor  meits: 
daes  dies  eein  Vorvorgänper  war  lehrt  rel.  26,  2  Auchenitis  .  .  . 
siiccessor  eins  .  .  .  apud  me.  Von  demeelben  als  irrodecessor 
scheint  32,  2  die  Rede  zu  sein,  wie  W.  Meyer  p.  27  seiner  Aas- 
gabe anmerkt  Ein  Secretär  der  ostpfotliischeu  Kanzlei  schreibt 
in  Ca  sei  od  ors  Varia  IV  41,  l  deecssorem  prodeccssoremque  uestrum 
und  Vili  16,  6  per  dccessorei^  prodecessor esque  uesiros.  Daneben 
aber  hat  man  das  Wort  als  erleichbedeiitend  mit  dem  abge- 
schliffenen iiecessor  verwendet:  in  dem  pro  ^  προ  fand  man  den 
Küheinbar  fehlenden  Begriff  des  'vor'.  So  deutlich  Symmachus 
rel.  25,  3,  wo  freilich  iVIeyer  auch  *  Vorvorgänger*  übersetzt.  In 
Bauangelegenheiten  hat  suh  cjcamine  decessoris  mel  der  Professor 
Cyriadee  den  Senator  Auxentius  verklagt:  posfquam  ad  cogni- 
tioncm  mcam  (des  Symmachus)  w/»«/M»n  ß.9/ hat  Auxentios  mit  einer 
Gegenklage  gegen  den  Professor  geantwortet,  dieser  nnäua  ac- 
cusatione  seinerseits  wiedergebissen.  Vor  der  eingesetzten  Unter- 
Buchungscomuiission  hat  sich  Auxentius  aus  dem  Staube  gemacht. 
Aus  Furcht  vor  Angriffen  hinter  seinem  Rücken  bittet  nun  Cy- 
riades  ut  actcrnitati  nesfrac  et  reJafionem  «.  c.  prodeccssoris  mei 
et  nunc  acta  suggererem.  Die  Relation  des  prodecessor  ist  also 
nichts  anderes  als  das  Protocoll  sub  examine  decessoris,  beide 
fraglichen  Worte  also  hier  gleichbedeutend  gebraucht.  In  einem 
kaiserlichen  Decret  an  den  Proconsul  von  Africa  Probianus  bei 
Augustin  epist.  88,  4  (Goldb.  p.  410^  4  im  Apparat  I)  wird  Aelianus 
&\r  prodecessor  tuus  bezeichnet.  Probian  ist  am  25.  Aug.  315  als 
Proconsul  Africae  nachweisbar,  Aelian  in  gleicher  Stellung  bis  zum 
25.  Febr.  315:  schwerlich  ist  ein  anderer  dazwischen  gewesen. 
Im  sog.  Cyrillglossar  (Goetz  Π  410,  14)  steht  'προάρζας  ante• 
cessor  prodecessor^  und  das  Muratorische  Fragment  bezeichnet 
Z.  48  den  Johannes  als  prodecessor  des  Paulus.  Characteristisoh 
ist,  dasB  an  sämmtlichen  bisher  behandelten  Stellen  die  alten 
Ausgaben  praedecessor  herstellen,  ein  Wort,  das  es  gar  nicht 
giebt.  In  Georges'  Handwörterbuch  "^  finden  sich  dafür  folgende 
Belege:  'Augustin.  de  bapt.  c.  Donat.  II  !^  12.  13.  Symmach. 
epiet.  X  47.  Cassiodor.  var.  IV  14.  Rutil.  Namat.  ί  474'.  Das 
Cassiodorcitat  birgt  einen  stets  weiter  vererbten  Druckfehler  IV  14 
statt  IV  44:  das  ist  die  eben  citirte  Stelle.  Symmach.  epist. 
X  47  ist  alterthnmlich  für  rel.  34,  3:  da  haben  die  Hss.  de- 
cessoris: dasselbe  steht  auch  längst  bei  Rutilius.  Bleiben  als 
einziger  Beleg  die  Augustinstellen,  wo  natürlich  die  Mauriner 
wie  gewöhnlich  aus  prodecessor  geändert  haben :  II  vj  12  wird 
Bischof  Agrippinus  von  Cartbago  prodecessor  des  Cyprian  ge- 
nannt: er  hat  lange  vor  diesem  anitirt.  II  §  l-i  sind  prodecessor  es 
die  Bischöfe  der  Vorzeit,  wie  in  dem  Actenstück  Coli.  Avell. 
p.  231,  20  prodecessor  es  sanctifatis  nestrae.  Die  praedecessio  fa- 
wiliae,  welche  Du  Gange  aus  den  Gesta  Tancredi  bei  Martene 
Anecd.  III  111  citirt,  stammt  aus  einer  zu  jungen  Handschrift 
and  einem  zu  alten  Druck  um  Berücksichtigung  zu  verdienen. 
Bonn.  HansLietzmann. 


Heber  dk  römisehfii   brzw,  imlisclien  Ferfioiie»iHÄmpii.   ilt<*  buld   die 
Staiiiiiieilbe  Pojiibj  bald  l'Qbi|i|  trugen 

Htibiier  Va^^I  aich  Iw.  M,  I•  p.  655  f.  üLer  das  rieunle  la- 
taiiiiflohe  prarnomen  folgendermaeeen  auf<:  Pübllufi  gr,  ΤΤόπλιος, 
selten  Ραρ(\\\ΐί*),  aU,  Pö&lio.  nieeclbe  Ahweclielung  im  Htamme 
xeigt  auch  püblii^ui«,  imd  bier  kam  Thurneyeen  damiif  —  n,  Ruitne 
Zt^r.hr.  Bii.  80  p.  4i**>  f  --  7Λν«ι  v6r»chie<lene  Äiljective  pühlirua 
und  poplicuH  anzuMetiniei^,  von  denen  ein«  von  pöbe«,  dae  andere 
von  pMp(ii  dnft  hergeleitet  «ei  und  die  dann  »cliUeFiRlicb  im  Ge- 
brauch identifsrh  gi? worden  witren.  Aber  dieeee  Aueliilfpuiittel 
vertagt  Überall  da.  wo  kein  1  bintcr  der  Stanniißilb*-  eich  be- 
findet, zB.  bei  Pap(p)iuH  neben  Pöpius,  bei  der  tribu«  Popinia 
—  vgl.  CIL.  VI  1421  —  neben  der  tribüH  POpinia,  bei  n.  g. 
Popidiuft  neben  Püpidiuf  new,;  und  doch  kann  «mn  eiob  dem  Ge- 
danken nicht  versohlieiiHen,  das»  alle  diese  Eigennamen  tn  einander 
gehören.  Da  nun  Kret«chmer  —  β.  Einleitung  in  iVw  griechieche 
Spr.  ;?ΐ34  f,  —  ans  Lallnamen  gebildete  Pereonennamen  in  Klein- 
asien  in  eretnunliidier  Häiififikeit  findet,  da  nach  ihm  die  Sitte 
Lalhvörter  zur  Bildung  von  Personennamen  enjinwenden  auch  bei 
idg,  Völkern  nachweisbar  ist  —  er  führt  unter  andern  fiir  daa 
Latein  Acca,  Atta  Appius  Tatiue  an  —,  ao  werden  wir  den 
Narai^nfitaram  Pop-  bezw.  Püp  auch  so  entstanden  uua  denken 
dürfen,  wenn  er  sieh  unter  ein  bekanntes  Kinderwort  unterbringen 
ISSast.  Nun  haben  wir  im  Latein  das  c,  Päpue,  und  von  Weiter- 
bildungen dessflbei»  führe  ich  hier  nnr  an  n*  g.  Papinfi,  Päpilin««. 
Päpinin«,  Päpinn«  bezw.  Papiniu«,  r,  Papo,  n.  p,  Papsenna  und 
Papuleiue.  Diese  Namen  hängen  dorh  oifenhar  mit  dem  KiodeR^vort 
für  *  Vater*  zueammiin.  Für  den  Vokal  a,  der  nach  Kretechmer 
p.  335  der  häufigste  ist  in  diesen  Kinder  Worten»  treten  aber,  wie 
er  Reibst  sagt,  anch  andere  ein.  Ro  fülirt  er  neben  Nnnna  Nwnna, 
Nönna  Ninna  an  usw.  Demnach  konnte  anrh  im  Latein  neben 
dem  Kindesworle  des  Stammes  püp  bezw.  päpp  —  vgL  für 
Pa^ius  CIL.  VI  2381Γ»  und  V  552**  und  XV  1179  —  auch  pöp 
bezw^  popp  und  püp  bezw.  pupp  —  Kpb,  Kp.  VIII  501  Pu/φο- 
niue  —  es  geben»  zumal  wenn  mit  der  Vokalveränderung  auch 
eine  Bedeutungpvcränderung  verknüpft  war  —  päpa  Vater  neben 
püpns  Sohn,  Knabe.  —  So  scheint  mir  aueh  Titos  Sohn  bedeutet 
zn  haben,  wahrend  tala  Vater  liieas.  HeisRt  doch  im  Pariser 
Jargon  iiti  heute  noch  ein  Strassen  ju  nge  und  toto  nennen  das 
Kind  die  franzÜsisrhen  Ammen.  Ich  will  nun  zuerst  die  Namen 
mit  Stamm  F*up(Poppi  und  dann  die  mit  Püp  anführen,  so  weit 
sie  mir  eben  aufgcRlossen  sind.  Entspreehenii  dem  Appellatjvum 
pöpusia)  wird  es  im  Lutein  auch  pO]>(ptnB  bezw,  popfpla  gegeben 
haben.  Denn  ebenso  wie  jene  Kinderlaute  finden  wir  auch  diese 
•Is  Kigrennamen  angewendet,  »o  CIL.  ΧΠΓ  2297  Valeriae  Poppae, 
XUI  iefi8  MansuetiH  Poppfi,  Brtnnb.  n.  715  Popae  matri  und 
CIL,  tV  1119  Popum.  Hierher  stelle  ich  nun  auch  die  Ab- 
ktirtting  Pop,*  ich   faf^c  sie  also  nieht  als  Abkürzung  von  Pnblius 


I 


Miecellen  637 

bezw.  Popliue,  wie  gewöhnlich  geschieht.  Wird  doch  auch  Pupas 
in  der  Abkürzung  Fup.  gebraucht,  zB.  bei  Planta  II  p.  550  n.  278 
(ftquikuliech)  steht  Pup.  Herenniu.  und  CIL.  XIV  4030  P,  Mae- 
cilius  3  et  Pup,  1.  Apollonius;  in  der  letzten  Inschrift  wäre  doch 
die  Abkürzung  dieselbe  gewesen,  wenn  beidemal  der  Vorname 
Publins  bezw.  PupHus  gelautet  hätte.  Wir  finden  die  Abkürzung 
Pop.  CIL.  Ϊ  178  (inscr.  PisaurensisJ  T.  Popaio(s)  Pop.  f;  ferner  bei 
Conway  §  326  b  (faliskisch)  Pop.  Petrunes  =  Pupus  Petronius, 
und  Pop.  CIL.  I  937  ist  nicht  näher  zu  bestimmen,  weil  es  ganz 
allein  steht.  Eine  Weiterbildung  hiezu  ist  das  n.  g.  Pop(p)iu8 
bezw.  Pop(p)ia ;  es  erscheint  nicht  nur  im  Latein,  so  zB.  CIL. 
II  5914  Popia  L  (f.^),  VllI  7690  Rocta  Poppia,  Statins  Popius 
»Saturninus  Inschr.  von  Tebessa  in  Algerien,  CIL.  III  2615  Maxi- 
inilla  Poppia,  Eph.  Ep.  VIII  n.  1247  Sex  Popius,  sondern  auch 
im  Italischen,  so  nach  Conway  §  345  (faliskisch)  Popia  Calitenis 
und  nach  Planta  II  506  n.  78  osk.  Ni  Pupie  =  Numeri  Popii. 
Zum  n.  g.  Pop(p)pius  bezw.  Pop(p)ia  giebt  es  nun  wieder  Weiter- 
bildungen, wofür  ich  die  Belege  jedoch  nur  bei  seltenem  Vor- 
kommen angeben  will.  Besonders  häufig  ist  die  gens  Pop(p)aea 
bezw.  Pop(p)eia  —  zB.  CIL.  VI  24761  L  Popeius  Sex  fil.  — 
oder  Poppea  —  zB.  Poppeae  Agrippinae  CIL.  VI  7638.  —  Die 
Urform  haben  wir  noch  im  CIL.  1  n.  178,  wo  T.  Popaeo(s)  steht. 
Ans  diesem  n.  g.  leitet  sich  wieder  hier  die  gens  Pop(p)aedia  — 
arspr.  Pop(p)aidia,  cf.  CIL.  X  8056  Q  Popaidius;  eine  andere 
Weiterbildung  ist  Poppaienus  —  cf.  CIL.  XI  1368  und  1381.  — 
Ein  Deminutiv  zu  Pop(p)us  ist  Popallus  —  s.  CIL.  V  8122,  6 — ; 
beide  verhalten  sich  zu  einander  wie  Attus  zu  Attalus.  Weiter- 
bildung hiezu  ist  Poppaienus  CIL.  XIV  3945.  In  dem  Namen 
Poppiaca  Valeriana  CIL.  V  3109  sehen  wir  eine  speciell  ober- 
italische Weiterbildung.  Unter  den  Weiterbildungen  ist  ziemlich 
häufig  auch  Pop(p)idius  (a),  die  auch  das  Italische  hat  —  bei 
Planta  n.  34.  35  (osk.)  steht  U  Pupidiis  und  n.  251  (päl.)  V. 
Vopd\%^  doch  n.  167  (osk.)  finden  wir  schon  die  parallele  Form 
Pupdis.  Auch  popillns  (a)  finden  wir  als  Namen,  also  eine  Ent- 
sprechung zu  pupillus  (a),  zB.  CIL.  VI  2407  Valentinius  Po- 
pillns, XIII  2237  Popillae,  vgl.  auch  IX  4381.  Die  hieraus  her- 
vorgehende gens  PopiWia,  bei  der  aber  auch  die  Form  Popi^ius  (a) 

—  vgl.  zB.  CIL.  I  533  —  ja  selbst  Po;>pi//ia  —  so  CIL.  VI  24809 

—  gebräuchlich  war,  ist  bei  den  Römern  bekanntlich  sehr  häufig 
gewesen.  Poplius  —  vgl.  CIL.  I  1116  —  bezw.  Poplia,  so  bei 
Conway  (falisk.)  p.  382  n.  339    und   p.  375  XI  β  η.  19  und  21 

—  merkwürdig  ist,  dass  die  Griechen  fast  immer  ΤΤόττλιος 
schreiben,  nur  selten  ΤΤούπλιος,  nie  ΤΤούβλιος  —  bezw.  Poplianus 

—  vgl.  CIL.  X  7545  -—  könnten  synkopirte  Formen  zu  dem 
vorigen  Gentilnamen  in  der  Form  Popilius  sein  —  vgl,  Manlius 
neben  Manilius  — ;  aber  da  sie  auch  zu  pr>p(u)lus  bezw.  Popli- 
cola  als  Koseform  gezogen  werden  können,  so  bringe  ich  sie  hier 
nicht  in  Anschlag,  ebenso  wenig  wie  die  g.  Poplicia,  die  man 
auch  zu  poplieus  ziehen  könnte.     Von  der  tribus  Popinia  —  statt 


638  Miscellcn 

Pupinia  —  habe  ich  oben  schon  gesprochen;  in  Popnia  Q.  1. 
Faueta  —  CIL.  I  1062  und  VI  21470  —  haben  wir  die  eyn- 
köpirte  Form  dazu.  Poppo  häufig  in  CIL.  XII  —  verhält  sich 
zu  PoppuB  wie  Cato  zu  Catus.  Als  Weiterbildung  dazu  fasse  ich 
die  gens  Pop(p)onia  —  vgl.  zB.  CIL.  1  93i)  —  und  halte  diese 
Form  nicht  für  verderbt  aus  Powipouialus);  denn  es  giebt  ein 
paralleles  Pu/;onio(8)  im  Faliekischen  nach  Conway  p.  375  n.  320 
XI  β  23  und  Pupponius  (Tibur)  Epb.  Ep.  VIII  n.  501.  In  Pop- 
puleia  T.  f.  CIL.  IX  3320  sehen  wir  eine  Deminutivform  zu 
Poppeia,  die  wir  oben  gebracht  haben. 

Vom  Stamme  Pap-  führe  ich  hier  au  in  seiner  Anwendung 
als  praetf.  und  c.  das  bekannte  Appellativum  pupu8(a}.  Weiter- 
bildung dazu  ist  das  häufig  vorkommende  n.  g.  Püpius  (a),  ferner 
die  gens  Pupelia  —  vgl.  CIL.  VI  28735  Pupeliae  Fuscae  — ,  die 
gens  Pupenia  --  s.  CIL.  VIII  877  Quartina  Pupenia  — ,  ferner 
die  g.  Pupidia  —  zB.  CIL.  X  8370  — ,  ferner  die  g.   Pupien{i)a 

—  vgl.  zB.  CIL.   VI  2u'2J23  u.  J24.     Die  Deminutive  von  püpus 
püpulus    und   püpillus    kommen    ebenfalls    als  Cognomina    vor; 

ich  erinnere  hier  nur  an  den  bekannten  Orbilius  Pupillae  und 
führe  aus  CIL.  V  5373  P.  Secundieni  Pupuli  an.  Eine  Weiter- 
bildung zu  PupilluB  ist  das  n.  g.  Pupillius  (a)  —  vgl.  zB.  CIL. 
VI  25225  — .  Und  hierzu  könnte  als  synkopirte  Form  Pwplius 
gehören  —  vgl.  zB.  Gr.  Lat.  K.  1  p.  321  (Diomedes)  und  p.  533 
(Charisius)  'Pttplius  Cornelius  Scipio  — ,  wenn  man  nicht  Ver- 
derbung aus  Pi^IiuB  annehmen  will.  Zu  Puplius  haben  wir  als 
W^eiterbildung  Puplena  n.  g.  masc.  Not.  d.  Sc.  1897  p.  93  f.,  ferner 
^rens  Publicia  —  zB.  CIL.  VI  25144,  daneben  umbr.  puplece 
Planta  II  n.  293  (1,  2,  3  aus  Tuder)  —  ferner  g.  Puplilia  —  so 
zB.  CIL.  VI  18259  — .  Als  weitere  Abkömmlinge  von  Pupu8(a) 
bezw.  n.  g.  Pupius  (a)  füge  ich  hier  noch  an  Pupinus  —  s.  CIL. 
3871  — ,  woher  wieder  die  gens  Püpinia  —  zB.  CIL.  V  5796  — 
und  die  tribus  Pujiinia  und  der  ager  Pupinius  entstammt.  Ueber 
Pupponius  und  falisk.  Puponio(8)  habe  ich  oben  schon  gesprochen. 
Wie  sind  nun  die  Formen  mit  Pü6-  bezw.  mit  Püi;-  neben  den 
aufgeführten,  die  Po^-  und  Püp.  aufweisen,  zu  erklären?  Erstere 
haben  fast  alle  hinter  sich  1;  nur  CIL.  Vlil  5630  heisst  ein 
Mann  P.  P«6isciu«  Fidus.  Nach  dem  Vergleiche  FalerixiB  :  Fa- 
liscus  =  puber  :  pubiscus  könnte  man  wohl  auf  eine  Herkunft  dieses 
Namens  von  pubes  (pubis)  Öubst.  bezw.  puber  Adj.  schliessen, 
und  da  in  dem  b  von  pubes  eine  nspirata  media  —  sei  es  bh, 
sei  es  dh  —  stecken  wird,  so  könnten  wohl  PM/u8(a)  —  vgl. 
CIL.  VI  2316  Otacilia  Pufa  und   VIll  20178  U  Tereutius  Pufus 

—  die  italische  Wurzelform  des  Wortes  pubes  aufweisen.  Auch 
sie  sind  zum  n.  g.  weitergebildet,  wie  CIL.  VI  2545  Sex  Pufio 
Quarto  und  XV  6641  C.  Puf(i)  Sec(undi)  beweisen.  Dazu  soll 
nun  auch  nach  Conway  das  pälignische  Poef.  —  p.  684  add  —  als 
abgekürzte  Form  eines  n.  g.  gehören  cf.  ind.  V  s.  v.  Wir  haben 
also  in  Pubisoius  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  einen  Eigennamen 
mit  dem  Stannn   von   pubes  (pubis),  und  die  italischen  c.  Pufus(a), 


Misculleu  639 

sowie  das  italische  n.  g.  Pafius  lassen  auch  auf  die  Existenz  eines 
lateinischen  c.  Pubufl(a),  sowie  eines  lateinischen  n.  g.  Pubius 
einen  Schluss  zu.  Pnbu8(a)  bezw.  Pubius  mussten  natürlich  wegen 
der  Formähnlichkeit  mit  dem  c.  Pupus(a)  bezw.  dem  n.g.  Pupiu8(a) 
verwechselt  werden^  und  so  hat  denn  im  Kampf  ums  Dasein  die 
Form  Pub'  in  den  1-Formen  den  Sieg  davon  getragen,  während 
sie  in  den  Mosen  den  kürzern  zog.  Daher  Publeius,  Publius, 
Publicius,  Publilius,  Publienius,  Publisidia,  Publinus  —  CIL.  V 
6625  — ,  Publinedius  —  s.  CIL.  VI  25199 —.  In  den  l-Formen 
trat  nun  noch  als  vierter  Concurrent  pr>p(u)lu8  herzu.  In  Popli- 
cola  hatte  sich  im  Latein  einer  von  den  wenigen  Vollnamen  mit 
2  Namenstämmen  erhalten,  ähnlich  wie  in  Agricola,  Silvicola  — 
zB.  Valerius  Silvicola  CIL.  XIII  2016  — ,  Horticola  —  zß.  CIL. 
Vi  1530  L  Val.  Helvidio  Prisco  Horticolae  c.  v.  — ;  aber  auch 
die  Kurzformen  mit  einem  Stamme  wurden  gebraucht,  so  Agrius, 
Silvius,  Hortius  —  diese  selbst  italisch,  so  steht  bei  Planta  II 
D.  201  ^  Mz.  Hurtiis  — ,  und  Poplius.  Nun  konnte  aber  auch  aus 
Popilius,  wie  ich  oben  zeigte,  ein  Poplius  sich  entwickeln, 
und  so  waren  denn  in  den  1-Formen  die  von  Poplicola  bezw. 
ρΓ)ρ(υ)1ηΒ  herkommenden  Namen  von  denen  mit  dem  Stamm 
Pop  nicht  mehr  zu  unterscheiden  Da  aber  Pop-  und  Pup-  neben 
einander  hergingen  und  die  Püp-Formen  in  der  1- Weiterbildung 
noch  Beeinflussung  von  Pub-  (aus  pubes)  erfuhren,  so  konnte  es 
vorkommen,  dass  desselben  Wortes  Namenstamm  bald  Popl-,  bald 
Püpl-y  bald  Pübl-  lautete.  Ja  schliesslich  schuf  man  nach  Pübl- 
neben  Pübl-,  analogisch  zu  Popl-  noch  ein  PoM-.  So  gab  es 
denn  Poplius,  Püblius,  Püplius;  ja  selbst  Poblius,  wie  CIL.  XI 
6695,  73  (Perusiae)  L  Poblio(e).  Es  gab  Poblicola  —  CiL.  V 
(4484  und  4486)  — ,  Poplicola,  Publicola;  Puplicola  ist  mir 
nicht  bekannt.  Es  gab  Poblicius,  Poplicius,  Publicius  und  Pupli- 
cius  -  zB.  CIL.  VI  25144  und  XIV  490_  -,  usw.  Uebrigens 
braucht  Publicius  nicht  nothwendig  von  püblicus  herzukommen, 
68  kann  auch  eine  Kurzform  zu  Public-ola  sein,  grade  wie  Δη- 
μο(Τθάς  zu  Δημοσθ-ίνης.  Schliesslich  möchte  ich  noch  bemerken, 
dass  Thurneysens  Herleitung  von  püblicus  aus  pubes  nach  der 
Analogie  von  pop-licus  —  K.  Z.  3U,  488  f.  —  mir  nicht  ganz 
einwandsfrei  erscheint;  gab  es  ja  doch,  wie  ich  eben  gezeigt, 
höchst  wahrscheinlich  die  regelmässig  gebildete  Adjectivform 
pabiecus.  Konnte  püplicus,  später  püblicus,  nicht  etwa  das  be- 
zeichnet haben,  was  die  püpuli  dh.  die  jungen  Burschen  angeht? 
Pubes  bedeutet  ja  auch  nur  '<iie  junge  Mannschaft',  und  da  ist  es 
doch  wahrscheinlicher,  dass  pü/)licuR  bezw.  pü2/licus  von  einem 
Worte  mit  1  als  einem  ohne  1  herstamme. 

Breslau.  August  Zimmermann. 


1^40  MiieelleD 

Μυκήνησι 

Der  alte  Lokativ  de«  Plurals  ist,  adverbial  erstarrt,  in  BiU 
•iuDgen  wie  θύρασι  Άβήνησι  Δεκβλβίασι  Μουνυχίασι  Όλυμπίασι 
ΤΤ€νΤ€λησι  ΤΤλαταιασι  Φλυήσι  zum  Theil  bis  in  späte  Zeit 
^^b^odifr  geblieben,  üblich  war  er  namentlich  bei  der  Bezeichnung 
atti«4;her  l>emen '.  Dass  von  dem  uralten  Ortsnamen  Μυκήναι 
eine  gleiche  Bildung  einmal  existirt  haben  muf^s,  ist  an  sich 
wahticheinlich.  Steht  zu  θύρασι  ein  θύραθεν,  zu  ΤΤεντελησιν 
ein  ΤΤεντίληθεν  usw.,  so  ünden  wir  entsprechend  Μυκήνηθεν  im 
antiken  Epoff.  Aber  Μιικήνη(Τι  ist,  soviel  ich  sehe,  erst  durch 
f'onjertur  zu  erschliessen.  In  einem  neuen  Fragment  der  so- 
genannten Epitome  des  Adamantios,  das  Foerster  Hhein.  Mus. 
N.  F.  55  S.  141  bekannt  gemacht  hat,  heisst  es:  δνομα  ip- 
γάσβται  ό  τοιούτος  άνηρ  ή  φόνους  συγγενών  ή  μίίεις  ή  βρώ- 
σεις άνομους  και  ειΐΗυλοθύτους.  όττοϊα  τα  θυεστου  του  ΤΤε'λοπος 
πάθη  έν  πόλει  Μυκήνΐ]  και  του  ΟΙόίποδος  του  Λάιου  έν  θήβαις 
και  τα  θηρεως  τουθρ<3ΐκός  λέγεται  γενέσθαι.  Aber  die  Pariser 
Handschrift,  auf  der  das  txcerpt  beruht,  hat  die  merkwürdige 
i^esung  όποια  τά  θυεστου  του  TT.  πάθη  έμο\  κινήσει  κα\  του 
κτλ.  \ν  er  diese  Ueberlieierung  nach  dem  Buchstaben  einschätzt, 
wird  in  έμοι  κινήσει  nichts  anderes  erblicken  als  ein  durch  ita- 
cistische  Aussprache  entstelltes  Μυκήνησι. 

Für  die  Werthung  der  Pariser  Excerpte  ist  die  seltene 
Form,  die  sicher  nicht  von  dem  Epitomator  stammt,  sich  viel- 
mehr wohl  schon  bei  Polemon  fand,  von  nicht  geringer  Bedeutung. 

Bonn.  L.  Radermacher. 


*  Vgl.  noch  Άγγελήσι  Άγρυλήσι  Άθμονήσι  ΑίΕιυνήσι  Άλωιτεκήσι 
Αμφιτροπήσι  Άνακαίασι  Άραφηνήσι  Άφίδνησι  *Αχαρνήσι  Εκαλήοι  *Επι- 
ηφίσιασι  'Ερικ€(α0ΐ  *Ερχια0ΐ  Κεφαλήαι  Κηφιστάοι  Κριΰιοι  Κρ  αιπιάοι  TTcp- 
ασήσι  ΤΤρασιοσι  ΤΤτ€λ€άσι  Σφενδαλήσι  Φυλήσι. 


Verantwortlicher  Hedacteur:    L.  Radermachor  in   Üonn 
(«;.  Octüber  nK)2.) 


Register. 


Achilles  Tatius  Kritisch  •  Exegeti- 
sches Τ)δ  (I  8,  1-9)  GO  (Π  4,2) 
i>09  (II  35,  3—38)  ßO  (II  36,  1) 
71  (II  36.  2)  62  (p.  40,  8)  64» 
ip.  45,  25.  30  f.  p.  46,  24  f.  47, 5) 
69  (p.  49,  13)  641  (p.  84,  11)  64 
(p.  «4,  12)  641  (p.  i^5,  3)  63 
(p.  85,  7  f.)  68  (p.  85,  9.  10  flF. 
24  f.)  65  (p.  86,  3)  66  (p.  86, 
14-87,8)  73  (p.  87,14.  18.  19 f. 
21  f.  23)  65  (p.  141,  10)  64^ 

Adamaiitios  Epitome  640 

Aderlsss  391 

Aegyptisches  Harfnerlied  270 

Aelian  var.  hist.  (XII  43)  6151.  (ji^^ 

Aeliae  Lampridius  (vita  Alex.  Sev. 
o.  63)  171 

Aelteste  Redaction  der  Pontifical- 
annalea  517  f. 

Aeschines  (III  215)  6^ 

Aeschylus  Choeph.  (602  ff.  Khff.) 
230    Pers.   (460—467  Weckl.)  3 

Aetiue-Plutarch  Plac.  phil.(IV22,l 
p.  411  Diele)  379«  (IV  22,  2 
p.  412  D.)  374.  380 

Agathias  Scholastikos  601 

Agesistratos  10 

Agroecius  de  Delphica  (p.  116,  15 
K.)  473 

Akraiphiai  Inschr.  (Bull,  de  corr. 
hell.  XXIV  70)  315 

Alexander  Aphrod.  quaest.  nat.  et 
mor.  (II  23, 136  f.  p.  72  f.  Bruns) 
368  π€ρΙ  κράσεως  καΐ  αυξήσεως 
(c.  11  ρ.  226,  30  ff.  akad.  Ausg.) 
488 

Alexander  der  Grosse,  zur  Ueber- 
lieferung  der  Geschichte  A.  d.  Gr. 
559 

Alexandriner,  Canon  d.  A.  140 
Prosaausgaben  139 

Alkaios  (48  A.)  335 

Altchristliche  Bräuche  183  f. 

Amherst  Papyri,  Kritisches  zum 
II  Bande  der  Amh.  Pap.  137  f. 
liheiu.  Muh.  f.  ΙΊιίΙυΙ.  Ν.  F.  LVII. 


AmmianuB  Marcellinas,  zu   (30,  5 

§  19)  166 
Amphictyonen-Gesetz  (a.  380)  173  f. 
άμυχαΐ  παρ€ΐών  624 
dvd  distributiv  147 
Analecta  Bollandiana  (t.  XII  p.  26, 

16)  182»* 
Anastasius  Sinaita  457 
Andokidee  περί  εΙρήνης  (33  f.)  426 
Anemesetus  325 
Annales  maximi  524 
Anonyme  Fragmente  in  den  Amh. 

Pap.  145 
Anthologia   Palat.   (V  41)  600    (V 

116.  208)  59    fV  220.   248)   601 

(V  234)  (»09  (V  277  f.  302.   XII 7. 

17)59  (XII 23)  601.  609  (XII 49. 

50)603  (XII  41.  86.  175.245)59 
Antiphon  (V  36)  4 
Antoninus  Liberalis  (10)  177»  (40) 

154.  228 
Aphaia•  Inschrift    aus    Aigina  152. 

252.  543 
Aphaia  Sondergöttin,  ebd. 
Apollodor  (II  5,  11)  281    (ΠΙ  210) 

2221 
Apollonius  von  Tyana  498 
aquaeductus  397 
Archilochus- Fragment    in    Strass- 

burg  (l)  Kritisches  157 
Aristainetos  (I  22)  609 
Aristarch,  Commentar  zu  Herodot 

(Amh.  Pap.   17)  139 
Aristides  rh.  (4   t.  I  ρ    49  Dind.) 

178*  (45  t.  II  p.  23  Dind.)  178^ 
Aristobulus  581  ff. 
Aristophanes,    Reste    in    d.    Amh. 

Pap.  145  —  vesp.  (241)  180"  — 

av.  (749)  180ii^  —  the8m.(schol. 

V.  50i;)  1ίί3ω  _  rau.  (265)  478 

—  Plut.  1013  ff.)  600 
Aristoteles  resp.  (7  p.  473»  15)  3792« 
Arnobius  (V  8  fr.  7  fr.  hist.  Rom.) 

232.  243 
Arriun    έκταΕις   (ρ.  81    Π)   512   — 
41 


642 


Hegitter. 


anab,  (I  1)  576  (I  16,  2)  577  (I 
16,4)  590  (I  28,2)  569  (114,7) 
587  (II  11,  Η)  592  (II  12,  8)  576 
(III  3,  5)  576  (III  4,  5.  8,  3)  588 
(III  11,3-7)  593  (III 17,  1)  587 
(III 28,  5)  585  (ΠΙ  28,  6)  586  (III 
30.  7-9)  581  (IV  1,  1)  588  (IV 
3,  7)  593  (IV  δ,  2)  595  (IV  6.  2) 
593  (IV  6,6)  589  (IV  13,  5)  593 
(IV  15,  1)  588  (IV  28,  2.  4)  574 
(IV  28,  3)  595  (V  1,  2)  576  (V 
2,  7.  4)  593  (V  3,  1.  3)  570.  573. 
574  (V  4,  2)  579  (V  4,  3.  4)  572. 
577  (V  5)  585  (V  5,  1.  6,  1-2) 
580  (V  6,  4—6.  8.  20, 8-9)  579 
(V  26,  1)  581  (V  26,5)  574  (VI 
2,3)  572  (VI  11,2.  4-6.7)575 
(VI  12,  7)59<;  (VI  25,  5)591  (VII 
2,  21  ff.  7,  3)  587  (VII  11,  3) 
593  (VII  1«,  1-3)  581  (VII  16, 
2)  58i>  (VII  21,  2)  Γ>Μ7.  -  Indic. 
(1,  7)  593  (2,  2)  5K)  (.>,»)  Γ)7;ί. 
585  (3,  1)  585  1.3,  β-Η)  .^78  ('Λ, 
9—6.  9)  579  (Γ>,  2.  11)  593  (5, 
4-7.  9.  10-11.  12)  578  (5,8- 
13)  573  (15,4.  5)579  (24,9)591 
(25,  7—8)  580  (28,  8.  9.  16.  29, 
12.  30,  9)  591  (40,  2- δ.  6)  580 

Ananes  612 

Artaxerxes  (II  u.  ΙΠ)  610 

Artemishymnns  des  Kallimacbos 
(Schollen)  141 

Asklepiades  .373 

Astydanias'  'Hector  (?)  in  den  Anih. 
Pap.  137 

Athenaeue  (p.  0)  43  (11V20)  4."»  (§  2:>) 
47  Athenaeue  (Π'  3  p.  12iu)  ;n  i 
(VII  297t>)  223  (XI  p.  479  fj  2:>4 
(XI  p.  5i>5  f.  \  487  ( X 1 11  c.  7  p.  ;V>s*i 
ff.)  δ7  (XIII  c.S  f.  ρ  Xy\)  f.)  i;s 
(XIII  c.  10  p.  r>*X)t-i ;  c.  1Γ)  p.  5«;3J 
c.  20  p.  δ*ί6« ;  c.  ^1  p.  «iOs*  H*. ) 
57  (XIII  p.  609*^.  (ilS  (XIV  p. 
657  f.)  437  (XV  c  .\3  p.  697•»)  5i» 

Athmungslehre  bei  IMuto  .'»74  ή'. 
bei  Asklepiades  .'>>*0 

Augustinus  ι  de  civ.  Dei  XVIII  10. 
40    240  (XXII  2^1  2:C> 

Avianus:  Fal>eh:-I>atirung.  Kriti- 
sches 1«>7  f. 

Habrius  in  den  Amh.  Pap.   142 

Hacchylides  (14.9•    »34 

Backöfen     und     Uaoksteinbau     in\ 

Alterthum  ,**5.  37 
Βασιλικός  K!»:enn;une  M' 
Bii:raobom\om:ioh\a  «v.  ΛΧ*     _!*'• 

4iil 


Berliner  Bruchstücke  der  Sappho 

328 
Berliner  Gr    Urkunden  (958«)  479 
Betriacum,  Schlacht  bei  B.   126 
Bibel  (2.  Rom.  6. 18    Apostelg.  13, 

11    Rieht.  16,  20  ff.)  275 
Bienen  und  Honig,  Beziehung  rar 

Dichtung  179 
Blattversetzung  bei  Galen  <ί27 
Bleirohre,  antike  22 
Blindheit  Humers  274  f. 
Bocchus  17 

Briefe  in  d.  Amh.  Pap.  149 
Buchredaction  der  Pont  .-Ann.  525 
Bus  irislegende  281 

Caelius  Aurelianus :  morb.  acut.  (Γ 
Ιδ  ρ.  46.  52  f.  II  22  ρ.  131  Am- 
man)  390  f. 

Canon  der  Alexandriner  140 

Caracallas  Ermordung  506 

Cassius  Dio:  'Ρωμ.  Ιστορ.  (54,  1ί,2) 
250  (6.%  4)  511  (64,  6)  106  (64, 
7)  116  (64,  8)  115  (64,  10)  117 
(♦;4,  11 )  12ί>  (64,  12)  127  (64, 14) 
129  (74,  1)  511  (78,  5,  δ  ff.)  507 

Catull  (45)  609 

Censorinus  de  die  nat.  (21, 1)  231 
(14,  10.  17,  5)  237  (17,  10)  246 
(18,  7)  237 

Ζητήματα  der  Liebesphilosophie  56 

Christlicher  Cult  und  heidnische 
Mysterien  183  f.  193 

Chronologie  im  alten  Griechenland 
2a3 

CIA  (Π  545)  173»  (II  996)  476  (ΠΙ 

5,  9)  4992 

Cicero  —  de  div.  (I  :«»,  Sii)  364 
(ü  47.  i»H)  24.3.  —  de  off.  ill  58) 
325  -  de  fin.  (III  l.^»  34,3  -  de 
orat.  (159)  314  -  Tim.  (1)  23*; 
—  acad  (I  3.  9»  24;>  —  Tusc. 
Ί  1.  1)  242  iIV  2.  3  f)  23»;  — 
pr.  Rose.  Am. '7)  .'^4  —  ad  Att. 
(IV   17.  3.W    iVI   1.  2:>.  3til    ,X 

6,  1)  :i55    «XIKa.  h  :Γ.9   •ΧΙΙΙ 

4.  li  3.V.1  (XIII  •2ι\  Ι)  3.V>i  XIII 
25)  3*>i;    iXIII  4s.  1     .l"«»    (XIV 

14,  1)  3»H1  iXV  2.  :C»^»  .XV  .3,  1. 
24)  :Vi9  (XV  2»;.  4»  S.V•^    XVI  2, 

5.  10.  1)  :W  (XVI  11.  1  .347 
(XVI  l.\  »i^  :C>#i  —  .» i  :λ:ιι.  tll 
Ui. »;)  :C>5  IX  4  ivi  .IX  7.  2i 
313  (IX  10,  2)  .344  iIX  1".  i'iCx» 
.IX  1»•..  7^  o.i^^   IX   U*,  1    -.44  .IX 

15.  3»  34:^  fix  •Λ\:  :λ:^  I\  21. 
υ:^^»ΜΙΧ•22«:ν37  «χν  ι  τ.  2  !ΐ\ 

3»  ;i,'M  ai  i^u'.ntuni  fr     Π  3  »»J*• 


Register. 


β43 


CIG  ί1511)  584  f.  (1β88  Ahrene 
Dial.  II  484-492)  1731  (31(53) 
153 

CIGIns.  (III  248)  153.  254» 

CIGS  (I  2733)  253 

CIL  (I  1«  p.  274)  172  (1  183)  316 
(III 4327)  512  (III  587«)  31(>  ΠΙΙ 
6541a)  317  (III  8156)  512  flll 
14387  f.)  511  (VI  3637)  316 
(VI  3744)  513  JX  3849)  316  (X 
3464a  u.  3469)  317  (XI  4095)  323 
(XI  5265)  324  (XI  5440)  325  (XI 
5717)  324  (XI  5748.  6035.  6117) 
325  (XIV  2215)  317  (XIV  1386. 
4270)  316 

ClPel.  (1580)  543 

Cirie  (46—53)  205  (105  f.)  214  (112, 
113)  227»  (130  f.)  213  (132)321 
(156)  322  (172)  215  (190)  221« 
(220)  228  (257-282)  214«  (262) 
322  (268)  215  (286  ff.)  213  (287  ff. 
301  ff.)  228  (312)  322  (367)  321 
(369-377)468  ff.  (383)  323  (387) 
216»  (404-458)  2142  (41«  ff.  428) 
221  (429  ff)  213  (451)  223  (465  ff.) 
227  (471)  221  (484)  223 

Cittemenbau,  autiker  39 

Clemene  Alexandr.  453;  Stroinat. 
(I  21,  139)  240 

CJoncilium  Trullanum  (can.  LVII) 
320 

Contamination  von  Plautus  'Ara- 
phitruo'?  463 

Culttage  der  XII  divi  imperatoree 
172 

Curtiua  Rufus  (II  6,  24)  595   (III 

1,  13)  586  (III  2,  12.  13)  565 
(III  3,  2  f.)  6162  (in  3,  23)  565 
(III  4,8.  5,  1)587  (1115,2.  6.9. 
12.  8,  9)  567  illl  11,  27)  592  (III 

•  12,  13  f.)  6128  (III 12,  19.  20)5<54 
(III  VI  13)  619  (IV  2,  5.  4.  17. 
6,  27.  7.  30.  50)  5ij4  (IV  9,  16) 
587  (IV  9,  22)  565  (IV  12,  9;  565 
(IV  13,  26)593  ilV  14.  3.  11.  15. 
18.  16,  23)  565  (V  1.  12.  15.  24) 
587  (V  1,  13)  586  (V  1,  36.  39) 
564  (V  2,  18  tr.)  612»  (V  2,  22) 
6128  (V  3,  1)  587  (V  3,  12)  612« 
615  (V  8,  22)  590  (V  5,  5)  565 
(V  7,  1.  5.  10)  564  (V  8,  8)  594 
(V  13.  14)  565  (V  13,  16)  567 
(VI  1,7-8)  567  (VI  2,  4)  564 
iVI  2,  13)  588  (VI  2,  14)  567  (VI 

2,  15)  584  (VI  4.  16—19)  584 
(VI  4,  19)  588  (VI  4,  21.  22)  584 
(VI  5,  18)  583  (VI  6,  3.  4.  5.  10) 
564    (VI  6,  13)  58«    (VII  2,  17) 


592  (VII  2,  35)  567  (VII  3,  19- 
22)  585  (VII  4,  6.  32)  588  (VII 
5,  19)  593  (VII  6,  12)  588  (VII 
7,2.  3)588  (VII  7,  31)  565  (VIII 
1,  36.  39)  564  (VIII  1,  37)  565 
(VIII 2,  1.  8)  567  (VIII  3,  1)565 
(VIII 5,  5.  14)  564  (VIII 5,  7.  22) 
564  (VIII  6,  1)  564  (VIII  6,  16) 

593  (VIII  7,  5  10)  564  (VIII  9, 
14)  588  (VIII  10,  16-17)  593 
(VIII  10,  18)  564  f.  (VIII  10,  29) 
593  (VIII  13,  6.  14»  2)  596  (IX 
1,  24)  590  (IX  5,  4)  567  (IX  5, 
21)  563  (IX  8.  20)  591  (IX  10,  6. 
10)  591    (IX  10,  26.  28)  564  (X 

1,  11)  597  (X  1,  13.  14)  588    (X 

2,  12.  30)  567  (X  5,23)  611  (X 
5,  33.  34)  564  (X  5,  35)  565  (X 
9,  3)  564» 


Dareios  III  Kodomannos  610  ff. 

hi  480 

bq  -  hii)  478 

Decennalien  des  Gallien  510 

decessor  634 

Demetrius  de  eloo.  (7)  283 

Demokrit  369 

Demosthenee  (XX  117)  4  (XXI  98) 
4  (XXIII  104)  6  (XXXIV  33)  6 
(XXXIX  12)  5  (XLIV  15)  5  (pro• 
oem.  53)  5  προς  Φίλιππον  (Amh. 
Pap.)  145 

Diohterweihe  179 

Digamma  bei  Sappho  333 

Diodor  (II  1,  10)  587  (II  7,  3)  594 
(II  11,  1)  586  (II  31,  2)  592  (II 
35,  2)  589  (II 38)  593  (V  55)  (K)8 
(VII  67,  2)  587  (XVII  5,  5)  612 
(XVII  8,  2)  586  (XVII  30,  7)  616» 
(XVII  37,  6)  612«  (XVÜ  36)  592 
rXVII  50,  5)  588  (XVII  57)  593 
(XVIl  57,  14  f.)  584  (XVII  65, 5) 
.594  (XVII  75,  1.  5)  583.  584 
(XVII  75,  6)  585  (XVII  77,  4)  595 
(XVII  80)  592  (XVII  83,  7)  593 
(XVII 85,  3)  595  (XVII  87,  2.  89, 
2)  596  (XVII  90.  6)  591  (XVII 
91,4)  590  (XVII  93,  1.  99,  1.  8) 
596  (XVII  103,  8)  591  f.  (XVII 
105.3.  4.  5)  591  (XVII  118,  3) 
612«  (XVIII  5,  2)  582  (XVIII  76, 
5)  583 

Diogenes  Laertius  (II  113)  594 

Dionysoscommentar  des  Eustathius 
439  f. 

Dionys  Halicam.  —  άρχ.  'Ρωμ.  (Ι 
4,  3)  560  —  de  Lysia  (ρ.  23,  22 


β44 


Reipfter. 


ρ.  488  R.)  159«    Krit.  zu  (ρ.  32, 

12  ρ.  496  R)  158. 
Dionytoe-Sage  und  -Cult  177  f. 
Di  vi  imperaton*«  (Cult  tage)  172 
Divui  Alexander  171  f. 
hoKtS)  μοι  und  ^oκ€ΐ  μοι  311 
I)roedf*nor  Handschriften  392 

Kifertucht  als  Thema  in  röm.  und 

jrriechiecher  Elegie  599 
6ΐς  vcuiv  =  €ΐς  v^ov  478 
Elegie,  zur  röm.  El.  599 
Elephantiaeie  391 
Eleusinisohe  Myetfirien  500  f. 
ένδρομή,  έv^poμ(ς  14β 
Ennius    bei  Porphyrlo  ((J,  12)  321 
Μ  hl  adv.  150 
Epicharm  (fr.  149  Kaibel)  480 
Έπιδαύρια  502 
iipigramm  (Berl.  Sitzungeber.  UK)1 

1  p.  \ΧΚή  315 
t>pitome  rerum  Alex.  595 
Ppochen  bei  Varro   „de  gente  po- 

puli  Roman  i"  231  ff. 
E^we  (in  den  Amh    Pap.)  145 
Eratosthenen,    als   Geograph   569. 

Kragm.    (Berger   I    Α    12)   574 

(I  Β  8)  570  (Ι  Β  9)  574  (1  Β  10) 

570  (Ι  Β  23)  572)   (II  C  24)  570; 

(Müller  ΠΙ  Α  2)  585  (Berger  III 

ΐηί)578  (III  Β  12.  Ηϊ)  577  (III  Β 

22. 3 1 .  32.  :i8. 48)  580  (III Β 32.  :^) 

:>70 
Erfindung  dor  Handramme  43 
ErntearlHMt     Ihm    Homer     und    im 

Mittelaltt^r  :UV4 
'Έρωτ€ς  (II  .μ,  5)  72 
En^twche  EpijrrammenjH>eeie  (^"> 
Eretarrte  Flexion   von  i>rtenamen 

im  l4iteiiii9ohen  H>S  ff. 
FjrstickungstiMl  viS9 
{t^ηκαv   und  (^αικαv  bt^i  don  Re*l- 

ntm  425  f. 
FTruski$ohoMouat$n»men  und  /abl- 

worter  31S  f 
Ktvmologioum    Mat:».    ι  ρ    2l>i,  •ΐ> 

Euohan<t:iche  liebrauohe  1>4 
Fttnp;de<,  üK^r  eim^  ΝΛ?ηο  d<*s 
Funp  Orx!^te*  27^  —  A'.v>f5.t:< 
.ΝΪ  -  B*ivher.  α 42  ΙΤ:»  .  Τν^^ί  • 
17>  —  ι  hrrsi5:ppi>•  Λ**  —  EIec:rA 
•VT^  Τ  —  Ή#ν*.  \24^^  Τ  —  Htpix 
•  ^  :  4>Μ^>Λ  νΚ-Ικ^Ι  S  Ι2^ν• 
-ΜΟ  —  ϊρν  taur  u\>f  Τ  — 
Or«v    κ4ο1  s  t*40t    ίΝ"χ|«Ικ 

i>^>»  iV.xvi  ,fr-4l  riU-44  1^^^• 


Entebius  praep.  evang.  (X  10,  l) 
241  (X  10,  7)  240  ~  chron.  (I 
p.  181  Sch.)  240 

Euetatbius  (438.  439  ad  Π.  Β 
850)  437.  —  Com.  ad  Dionys. 
(ρ.  241,  29-31  Müller)  44« 
(ρ.  242,  4-11)  443  (ρ.  244, 
5-8)  444  ίρ.  2β1,  42-43)  44β 
(ρ.  2β8, 44)  440  (ρ.  275,  30-32) 
44(5  (ρ.276,11— 13)44(>  (ρ.  276, 
13  f.)  440  ίρ.  298,  11-12)445 
(ρ.  309. 36-43)  442  (ρ.  314, 42— 
315, 1)  445  ίρ.  315.  32-37)  438. 
444  (ρ.  323,  36-324, 1)446  ίρ. 
Μ2, 34-39)  447  (ρ.  359, 40-42) 
446 

exercire  323 


Fabeln,  lateinisch  griecbiaoh  142 
Facetiae  bei  Cicero  337 
Faveutinus,  epitome  12 
Festus  (p.  .329)  247 
Flexion,  spätgriechiscbe  149 
Florus  {I  (),  2.  1, 15)  318 
Fluteage  239 
Fragnienta  scriptorum    apud    No- 

nium  servata  19Γ) 
Frontinue,  de  aquis  (25)  11' 
γαιδάρια  151  * 

Galba,  imperator  87  f. 

Galen,  Blattversetzung  im  Corom. 
zu  Hipp,  πβρί  dpOpurv  627  nat. 
fac.  (I  14)  ,366  (II  p.  45  f  K.)327  f. 
(IIS;  II  p.  111  K,  III  p.  lS2He.i 
.385  Jll  p.  4Γ.6  f.  K)  .382  (VIII 
p.  74X.  755.  757.  758  K^  3S2  —  de 
US.  resp-  (IV  ρ  4ί>4— 4ί^ϊ  Κ)  :i89 

—  de  US.  part.  ^VIII  S;  Π|  ρ.  540 
KK3S^i  _  ae  plac.  Hipp,  et  PI. 
(Vnis;  V  p.  TOT  f.  K:  rd-  Iw. 
Müller  ρ  714  f.    -7^»** 

Gallien  US  <viia  S  1     510 
Ganymod*a-.:e  »ίΤ 

Tdp,  üWr  «'ino  b-^.  !idtiv  iVirutumr 
von  T-   1  f    —   T^p  =  frr.lioh  2  f. 

-  γαρ  ur.i  j{  =  •τ>^'\^\•  Τ  — 
χάρ  avis  τί  »ifV.  7  —  rcL?  rur 
Kialei:  n*:  vor.  Κ  .τ^.  jv.;:r.i^r.  im 
Dialog  7 

Towvaciov  17x* 

Gvi!:-»  I  V.  -i   1  :   :  :  .      ::  v« 

ΐνΛϊίίΓΐ aasi  st  .:    >«:•-..:    Λ  u v<  •  * : -  .  -^ 


Register• 


645 


Grani.  Tractat  (in  den  Amh.  Pap.) 

145 
Gregor,  or.  ad  Orig.  (§1<>1)  48f> 

Hadrians  Autobiographie  549 

Heliodor  (VII  9)  Γ,09 

Herculanensische  Bruchstücke  einer 
Geschichte  des  Sokrates  u.  seiner 
Schule  285  ff. 

Hermes-Hymnus  (558-5<J3)  179" 

Hero  Byzant.  (Anonymus  Wescher 
p.  214)  45 

Herodian  (V  4,  9.  Γ>,  8)  513  (VIII 
6,  «  ff.)  509*« 

Herodot  (IUI.  137.  III  1)275  (IV 
18 1)  588 

Heron  Automat,  (p  430,  9  Seh.)  486 

Herondas  (VII  99)  482 

Hesiod,  Werke  (232  f.)  18188  ίργ. 
(25)  269 

Hieronymus  (p.  78  f )  241 

Himmelsspeise  178 

Historia  Augusta,  Satzschlussstu- 
dien zur  H.  Aug.  549  f. 

Homer  (in  den  Amh.  Pap.)  145  — 
(α  328  ff.  207  (α  351)  266  (α346) 
268  (α  370  f.)  267  (γ  267  f.) 
272  (δ  229  f.)  275  (θ  255.  477  f. 
487  f.  500  f.)  266  (Θ  474)  2(>K 
(1 527  f.)  276  (i  5  f.  11)271  (λ  26  f.) 
18488  (λ  361  f.)  274  (μ  314  f.)  268 
(0  344)271  (p  319  f.)  272  (p269. 
287  f.)  271  (p  347)  2681  (p374f. 
397  f.  347)  268  (σ54)271  (χ344Γ.) 
267  (χ  330  f.)  272  (ψ  148  f.)  271 
(ψ  217)  274  —  (Β  845  Δ  520 
Η  86 1 360)  444  (Ρ  432)444  (Ρ  575  f.) 
271  ίΣ541*ιν€ΐός)3022  (Σ541  — 
547)503  (Σ556-559)304  (Σ5()5— 
572)  306 

Honig  177  f. 

Horatius,  carm.  (Ι  2)  321  (1 20,  9— 
12)  466  (III 4,  9-13.  6,  21—24) 
465  (III 23,  17-20)466  (IV  2, 
27  ff.)  180«  -  epod.  (16,  47.  49  f.) 
18122  — epist.(I  18, 104.  105)467 
—  ars  poet.  (251—259)  468 

Hygin,  fab.  (198)  219 

Jamblichos,    protreptic.  (c.  9)  486 

Ί€ρά  beöpo  498  f. 

Indisches  Epos  269 

indolis  326 

Infinitivus  pro  imperativo  147 

Inschrift    der  Aphaia    aus   Aegina 

152.  252.  543 
Johannes  Chrvsostomos  (t.  X  p.624a 

MoMtf.)   171 


Isaios  (6,53)  425 

Isocrates,  —  προς  Δημόνικον  (in 
den  Amh.  Pap.)  145  —  Philippos 
(8, 18.  46.  49.  51.  53)  423  (64) 
424  —  Archidamos  (65)  424  — 
Paneg.  (157)  502^ 

Julian  (VI!  p.23la  Cobet)  485 

Justin  56Hf.  (s.  Trogas  Pompeius 
bei  Justin) 

Juvenal  146  (12.  116,  34  ff.)  60 

καΐ  προς  147 

Kalenderpublikation  519 

Kallimachos,  —  Artemishymnus 
(195  ff.)  228  -  Schol.  z.  Art.-H. 
(in  den  Amh.  Pap  )  141  —  Zeus- 
hymnus  460  (Anspielung  imZ.-H.) 

Kapitelüberschriften  in  Handschrif- 
ten 291» 

Karme  228  f. 

Kastor,  Χρονικά  233  f. 

κατήγωρ  etc.  148» 

καθιστάνω  146 

Kleomedes  ίΠ5  ρ.  194,  2171.)  486 

Klitarch  581 

Komische  Scene  im  Euripideischcn 
Orest  280 

Kteeias  bei  Photios  (§  49)  617 

Κύμη  327 

κυτίνιον  151 


Lactantius  Placidue  166.  421 

Ländliches  Leben  bei  Homer  und 
im   deutschen  Mittelalter  301  ff. 

Legionen  des  Orient  (nach  der  no- 
titia  dignitatum)  259  ff. 

Lex  Manciana  632 

Lexikon  zur  Od.  (XV)  und  II.  (XI) 
in  den  Amh.  Pap.  145 

Liebesproblem,  —  dilettantische  Art 
der  Betrachtung  des  L.  55  — 
Stellungnahme  der  Verfasser  erot. 
Schriften  zum  L.  57 

Livius  —  (V  32,  8)  425  (VHI  3,  7) 
245  (1X17,16)565  (IX  17.17) 
564  (1X18,  1.2.4)  564  ΓΙΧ  18. 
6.8)565  (IX  18,9)562  (1X19, 
5.  6.  7.  9.  11)  565  (XI 18,  .3)  .564 

Locativ  auf  -ησι  640 

ludi  saeculares  244 

Luftdrucktheorie    der  Alten  371  f. 

Luftziegel  34 

Lukian  —  πβρί  παρασίτου  (c.  30 1 
270  —  ?ρωτ€ς  58.  62  (c.  25  ρ.  425) 
71  fc.  25  ρ.  426.  c.  27  ρ.  427)  59 
(c.  27  ρ.  42«)  60  (c.  33  ρ.  433- 
c.  36  ρ.  437)  59  (c.  37  ρ.  438)  62 


64β 


Register. 


—  vcT.  bist.  (Ι  12)  4H0'  -  d. 
mer.  (Ki   1.  ii)  βΟΗ 

Lukrez  (VI  799  f/.  H89     (VI  802  f. 
804f.)  3ίΚ)    (VI  90i>-1089  Lm.) 
:m     (VI  921-990)  370  f.     (VI 
1114  f.)  391 
Ijykurgos  Redner  (Gesetz)  β25 
Lyeias  (19,38.  31,32)  425 

Macrobius  (p.  91  Keller)  247 
Mai?netthe<)rie  hei  Lukrez  3β7  f. 
Ma^et    und   Atmung    in    antiken 

Theorien  3i)3 
Mantik  (in  den  Amh.  Pap.)  145 
Martial  (VI32)13i?    (ΪΧ  25.  XI 43) 

60 
Menander  —  hei  Alkiphron  (11  3, 

12)  e09    —   Δ€ΐσιδα(μων  (509  - 

Μισογύνης  58 
Milch  und  llouig  in  Sage  u.  Cultus 

177  ff. 
Minos  322 

Mithraeweihen   182  f.  195 
μοΟσα  παιδική  —  in  der  Poeeie  und 

in  der  νέα  κωμψδία  58 
Μυκήνησι  (540 

Nectar  und  Ambrosia  im  Götter- 
lande 180 

Nero  77  f.  —  N.  und  Acte  79  — 
N.  und  Sabina  Poppaea  79  f. 

Nisos-  und  Skyllasage  205  f. 

Noniue  Marcelhis,  compend.  doct. 
Quellen  196  f.  —  de  vero  ordine 
fr.   198  f. 

Nonnus  Dionvs.  iXV  257)  212  (XXV 
148  ff.)  21  i 

notititt  diijnitatum  259 

οϊκος  in  der  Kultsprache  153.  252. 
544 

Όρνιθιακά  (Dionys.)  (II  15  in  den 
poet.  bucol.  et  didact.  p.  119 
Didot)  20(5 

Ortsnamen  im  Ltiteinischen ,  er- 
starrte Flexion  von  O.  im  L.  li>8f. 

Otho,  Kaiser  Marcus  SalviuH  7») 

Ovid.  —  ars  amat.  il  351  f.  II  251  f.) 
609    (IIf»s:U.j.59f.    (111571)599 

—  urnor.  (17)599  (119)609  — 
fast.  (3.  736  tT.)  1 77  -  heroid.  (20, 
47  f.  lT7f.)6U9  -  luetam.  (1 1 1 1  i.) 
181  (V1I426)4<W•)  (VIIl  14f.)  214 
iVIII21f.^211  (VIII 44— 80)2142 
(VIII  64)  215  iVIII73)3i3  (VIII 
101)  211  (VIII  108—142)  2142 
(VIIl  109,  127)221  (VIII  1l\5)  2218 
(VIII  145  f.)  20.5 


Pachtvertrafif  in  den  Amh.  Pap.  148 

Pacuvius,  Grabschrift  des  P.   U'yi 

Paladins  12 

Palingenetie  226 

ParthenioB  205.  226  f.  —  nietam. 
(fr.  20  Martini  p.  23  p.  270  Mein.) 
206 

Paulus  SilentiariuB  601 

Paueanias  (1 9,  4)  230^  (1  22, 7)  150 
(142.2)227  (144,8)227  (II  13,4) 
150  (1130.3)155  (II 3»,  7)  222 
(in  14. 2)  546  (V7,8j  150  (IX  23, 
2)  179" 

π€ρΙ  οψους  (4,  10)311 

Pereonalstandregieter  (in  den  Amh. 
Pap.)  146 

Petronius,  ccna  Trimalch.  (c.  48) 
327 

Pflügen  des  Feldes  bei  Homer  und 
im  deutschen  Mittelalter  301 

Phanocles,  έρωτες  ή  καλοί  58 

Philodemus,  rhet.  Schriften  428 
(12,7)435  (I  126.  167  ool.  VII) 
432  (I  197)  431  (I  333)  430 
(I  369)  432  (I  383  col.  CX)  432 
(II  6,  7)  434  (II  67  fr.  3)  4:33 
(II  94,  4)  131  (II  95,  11)  432 
(II  102)134  (II  114,  19)431  (II 
130,  11)  431  (II  141,  31)  435 
(II  151,  20)  431  (11  174  fr.  14) 
436  (II  176.  177,3)  436  (II  178, 
Ib)  430  (II  188  fr.  III)  429  (II 
189  fr.  I)  431  (II  202,  2f»  434 
(II  205)  429  (II  212  f.)  429  (II 
278  fr.  ΧΧη  435 

Philostratos,  —  imag.  (1,  44  p.  30, 
23  Ausg.  d.  Wien.  phil.  Sem.)  177^ 
(2,  12)  179"  —  vita  Apollon. 
Tyan.  (IV  18,  155)  498 

Phrynichos  487 

Pindar,  —  Isthm.  (4,54)  Nem.  ^3, 
77)  17910  Ol.  (6,45)  179  Pyth. 
(4,60)179  (9,63)194 

Piso  als  Mitregent  Galbas  90 

Piaton  —  Cratv1.i.393c)  3  —  (iorpr. 
(451  a.  d.  449  b.  470 e)  7  (522 a) 
122  —  Jon.  (533e)3i;5  (534  a) 
17!^«  -  Legg.  (694  e  712  b)  7 
(794  o)  4  —  Parm.  (111c)  7  — 
Phaedo  63  —  Phaedr.  6:i  (229  a. 
268  a)  7  -  Prot.  (;i2.sd)422  — 
Soph.  (231  e)  7  —  Svinp.  63  — 
Theaet.  (187  a.  207  b)  7  —  Tlieag. 
(121  d)  311  -  Tim.  (77  ff.)  .374 
-  de  rep.  (432  d.  433  a)  7 

Plautua,  —  Amphitruo  eine  eo- 
moed.  contaminata?  4ί5•»  —  <'a8. 
(617)    609    -    Cure.  (178  f.)  609 


Register. 


647 


Plinius,  nat.  biet.  (II  β7)  570  (VI 
12.  13)  583  (VI  15. 21)  570  (VI 
21)582  (VI  23)  593  (VI  31)  570. 
587  (VII  2)  590  (Vll  210)  473 
(VIII  10)  579  (XII  8)  585  (XV  2) 
325  (XV  25. 30.  209)  20  (XVI 45. 
48. 230)  16  (XVI 186)  18  (XVI 
192. 195—198.  216  ff.)  17  (XVI 
198)  15  (XVI  218)  19  (XXXI  20 
(XXXI  36.  43. 57)  21  (XXXI 58) 
23  iXXXlII)31  iXXXlU  119.121) 
32  (XXXIV  26)  236  (XXXV  41. 
42.  170-173)  33  (XXXV  160) 
235  (XXXVI  47. 176)  38  (XXXVI 
l(i(;_188)  41  f.  (XXXVI  170. 173) 
39  (XXXVI  176)40  (XXXVII 28. 
120)  15 
Plotinue,  Enii.  (I  6,  8)  311 
Plutarch,  vitae  parall. :  —  Age8ii.(6) 
425  —  Alex.  (c.  3)  570  (c.  16)590 
(c.  17)  071  (c.  18)616«  (c.  20)  592 
(c.21)  6123  (C.28)  593  (c.30)  612». 
613  (c.  31 )  501  (c.  31.  45.  46)  570 
(c.  4 1)  583  (c.  63. 64)  597  —Auton. 
(c.  72)  Γ)61  —  Artax.  (1,  1)  612. 
617  —  Cam.  (10)424     (19)  501 

—  Cati»  min.  (64)  424  —  Grass. 
(27)425  —  Galba  (21-28)  90  f. 

-  Numa  (8)  236  —  Otho  (1—4. 
7—18)  117  f.  —  Pyrrh.  (c.  19) 
562  —  Rom.  (12)  237  —  Sulla 
(7)  24;)  —  de  fort.  Alex.  (I  1)  6162 
(12)  597  (15)  571  (16.8)  570 
(II  7)  597  (II  8)  616«  (II 9)  593. 
;)97  (II  13)  597  —  couv.  disp. 
(VIII  9, 1  p.  731)  391  -  de  Pyth. 
orac.  (12,  13,  14)  253  —  Erotik. 
57  (c.  4)  62  (c.  21  p.  767  A)  59  — 
quaest.  Piaton.  (VII  7  p.  Iu05b.d) 
3(;i)  —  quaest.  Rom.  (10)  236 
vitae  X  or.  (p.  824A)  625 

PoiyHtriitos  482 

Pompa,  die  P.  an  den  Pecennalien 
des  Gullieuus  510 

Pompeianisches  Wandgemälde  218 

Pontificilannalen,  die  älteste  Re- 
daction  der  P.  517  ff. 

Pontificaltafel  Jahreschronik  518 

Pop-pub-  Stamiusilbe  von  Personen- 
namen ()36 

Populär-philosoph.  Litt,  iiiy 

Porphyrius  (p.  6,  12  Hold.)  321 
(vita  Peotini  c.  9)  487 

}}r(icdecess()r  635 

Priscian  (VI  70  p.  255  H)  321 

pro  Salute  imperatoris  632 

probeantur  .*>24 

prodeCi'ssor  634 


Properz  (III  16,  11-20)  606    (III 

19,21)209    (IV  4,  25)  215   (IV  4, 

39)209 
πρόρρησις  501  f. 
Prosaausgabeu    der    Alexandriner 

139 
προσβπίτροιτος  147 
Protokoll  (in  den  Arab.  Pap.)  146 
Pseudo-Hippokrates ,    π€ρΙ    τέχνης 

(0.5)6  (c.  11)7 
Pseudo-Sallust,  Inveotiva  159 
Ptolemaeus,  Astrologe  97 
Ptolemaios  Pbilometor,  Erlass  dess. 

in  den  Amh.  Pap.  145 
Pythagoras  und  Varro  23ΰ 

quattiis  325 
Quinarsystem  21 

Quintilian  (11,9)313  (1115,34)314 
(XII  1,1)  313 

Rhapsodien  272 

Reitercenturien  des  Tarquinius 
Priscus  318 

Römische  Elegie  599 

Römische  Kaiser-Geschichte,  Unter- 
suchungen 506  ff. 

Ruiinus  600 

Sabina  Poppaea  80  f. 

saeculum  245 

Sänger,  der  S.  in  der  Odyssee  265 

Sappho,  Berliner  Bruchstücke  328 
Abschied  einer  Schülerin  329  f. 
An  eine  Freundin  330  f. 

SatzschlusBstudien  zur  historia  Au- 
gusta  549  f. 

Säuglingsptiege    der  Griechen  193 

Scaevola  524 

Schreibgebrauch  u.  Textkritik  481 

8copU8  324 

Scriptores  histor.  Aug.  549  ff.  — 
vita  Hadr.  (Spartianus)  549  f. 
(rhythm.SatzBchlu88)549f.  (Quel- 
len) 554  (c.  1,  1.  2.  3—5.  c.  2, 1. 
2.  4.  5-8)  550  (c  2,  9.  10.  c.  3, 
1.  2.  3.  4.  5)  551  (c.  3,  6-10. 
11-c.  4,  1;  c.  4,  2.  3.  4-5.  6-7. 
8—10)552  (c.  5,  1.  c.  6,  3.  6—8. 
9.  c.  10,2.3.  c.  11,  2  c.  18,3. 
c.  19,  1.  4.5)553  (c.  16,  1.  c.  22) 

554  —   Aurel.  (5,  1)  55()     (10,1 

555  (15,6.  19,6)556  (37,5f.}557 
Tac.   (10,  2)  556  (14,  5.  15,4)  558 

Scylla  32.3 

secwt  =  secundua  u.  ä.  169  f. 
Seneca,  —  Oedip.  (494  ff )  178  — 
quaest.  nat.  (III  27;  2S,  7)  237 


G48 


Regiiter, 


Seiieciö  78 

»eptem  montes  urbls  Roma«  3*M 

Serviue,  ad  Verg.  —  Aen.  (Vi4B) 
11«  (VIII  52tj)'24i;.  —  Georg.  (11 
18)  20-  —  Ecl  4,  4)  23ii  (ih  4G 
fr.  5  p-  2Γκί|  244 

Hextue  Empiricua  προς  (Ρήτορας  (6) 
.^14 

Siby  Hill  lache  Weiesaguiigen  244 

SiropliLnua  371 

Sisygambis  HIO 

"Skiron",  Hypotbeeis  zu  Euripides' 
Sk.  in  den  Atnh.  Pap.   Ι,ΊΗ 

Skyllftaage  205  ä. 

i?okrutes  (8.  Hei  cul.  ßruelxBt.)  280  f, 

^ophodes  (Äntigone  52KJ  β24  — 
echol.  z.  Äiae  (llliVi)  ITU'^  sohol. 
SS.  Oed.  CoL  (17j  I7i»^^ 

iipartianus,  viU  Hadriaüi  ö4i* 

Staiius'  Tln^bais  ΜϊΠ  f. 

Stephanus  Byzarjt.,  Δάνουβις  441 
Δωδώνη,  Kpavvujv,  Όμόλιον,  Te- 
τραχιυρΐται  137    Τύμφι^   142 

ατηθίον  14!^ 

Stich  Worte  483 

Stigma    in   der  lat.  Schrift  170  f. 

StobaeuB  69 

*Strabo,  —  uobeachtele  Fragmente 
437  -  (Ip.  22)574  (1  p.  4h)  570 
(Π  p.  67)  580.  585  (IJ  p.  70)  572 
(U  p.  T;|)  584  (V  3,3)  587  [VU 
tr.  3)  445  (YH  fn  7)  442  (Vll 
fr.  II.  25.  27)  U*^  (Vll  fr.  33. 
3Gi  445  (Vll  fr.  50)  444  (Vll  fr. 
51)  445  (Vll  fr.  52.  57)  44tj  (Vll 
fr.  5ii)  445  (Vll  fr.  m]UH  {Vll 
p.  2115)  441Ϊ  (VII  p.  208)444  fVIl 
p.  4i»5.  550.  5^1)  447  ( Vlll  p.  373) 
222  (IX  5  p.  533)  5t;B  |X  p.  452) 
311  (Xl  p.  491.  50H)  583  (Χί 
ρ.  505)573.  585  (ΧΙ  ρ.  507)  578 
(XI  ρ  509)  571,  582.  584  (XI  508) 
584  <ΧΙ  ρ.510)582  (XI ρ,  521)  5sii 
(XI  12  ρ.  522)580  (XI  13  ρ.  523) 
54iJt.  570  (XI  ρ.  524)  58U  {XI  13 
ρ.  52<;)  581  (Χί  52^0  587  (ΧΙ 
ρ.  Η37)  2^4  (ΧΙ  8  ρ.  717)  5Κ1 
(XII  534)  58(1  (ΧΠ1  ρ.  ms  XIV 
3  ρ.  ίϊΗί>)  5Ι>11  (XV  ρ.  Ιι78.  (187) 
bm  (XV  ρ.  t>B5.  687)  573  (XV 
ρ.  «η5.  {\m.  im  1.  VOO.  705.  707) 
57ίί  (XV  ρ.  ω^ί  5W.  592  (XV 
709,  712,  718.  719)  589  (XV 
ρ.  7171  57(>ϊ  XV  ρ.  719)  5ΚΗ  (XV 
ρ.  720.  727)  580  (XV  ρ.  721  f.) 
5ίΗ  (XV  ρ,  724)592  (XV  ρ.  725) 
5ΗΓ,  (XV  ρ.  728  r  739)  587  (XVI 
ρ.  737)  774  Γ,  (XVI  ρ.  738.  74α 


742)  587   (XVI  ρ.  746)  570.  586 

{XVI  ρ.  748.  7(μ)  580  (XVI  ρ.  77^) 

588  (XVI  ρ.  785)  580  (XVII ρ. 803, 

814)  574 
Straton    (bei    Simpliciue    in  Arist 

phye.  p,  <?*i3,  3.  G52,  21)  371 
SuetoB,  —Aug.  (31)244  —  Cliod. 

(21)  244  —  Galba  (4.  6.  14.  17. 

19.  20.  21,  24.  50)  7β  f.  -^  Nero 

(35)  84   -   Otho  (E  3.  4,  5.  6. 

7.  10.  11.  12.  50)  129  —  Viteil, 

(10)  134 
SuidftH  487 

'Surpu' -Tafeln   (assvrioi.  BibL  XII 

L  I896J  48::1  f. 
συσκ€υώρημα  147 

Tacitui,  —  ann.  (I  80)  80  (III  74^) 
81  (IV  31.  39.  4ij)  80  (XJ  1)  80 
(XI  1.  4)83  (XI  2  3.  4.  [H.  IJO) 
Hl  (XI  5)  -HO  (XU  13)  77.  Kf 
(XII  41.  C1*J  93  (XII  52)  7'>  (Xlil 
12)  79.  s>^  (XIU  45)  79.  W  82. 
84  IXIII  4(ij  8  4.  8;»  (Xm  46») 
86  (XIll  47)  88  (XIV  (Π)  8«  (XV 
17.  49.  50.  70)  78  (XV  7V)  815 
(XVI  16.  17)  H3  — hiat.  (15,  IT) 
93  (I  9.  14)  90  (I  12,  22/  H^  {l 
13j  77.  86  f.  (I  15.  Κί)  91  (I  18. 
19)  94  (1  6,  31)  99  (Ϊ  21)  96  (1 
22)  97  (I  23)  95  {1  24.  25.  T2) 
98  (1  26.  27)  100  (Ι  27.  28t.  2y) 
101  (1  29,  HO)  102  (1  31.  32*  103 
(l  32.  34)  104  {l  35)  106  (I  36. 
37)  !07  (I  3H.  39)108  (1  40.  43i 
109  (1  41)110  (1  42.  43)  111  (I 
44)  112  (I  45.  46.  47)113  (149) 
114  f.  (I  ΓιΟ  52,  56)  116  (I  öS») 
126  (1  61.  74  15)  117  (162.  7E 
74.  75)  118  (I  75.  77.  90)  76  il 
71.  m.  81)  124  (1  77)132  (178) 
86  (I  80.  89.  ίίΟ)  120  (I  81.  82) 
121  (1  m,  H4.  85)  122  (I  88) 
119  f.  {II  11)  118,  124  (1123.  33. 
39.  60)76  (1131.  33.  39.  40)  136 
(1131.  39.  40.  43.  44H26  (1131. 

47)  135  (II  33.  39)  125  (II  37. 
44.  45)1 27  f.  (11  46.  47)  13(J  (II 

48)  131  (11  48.  49)  133.  134  (II 
491  1.32  (11  60)  77  (Π  89)  512 
(VII  41.  42)  126 

TiirqiiiiiiuB  Priscus  318 
Taufgebräucbe  183  f.  191 
Terenz,  —  aswei  alte  T. -Probleme 
48  r.  —  Hautontim  (proL  1—3) 
50  (Bembin.  schol.  z,  prol,  3)  51 
fprol  6)  4H  (I  1,91)  323  (300  f.) 
609  —  Äüdria  (I,  24  Γ.)  o2 


Register. 


849 


Textgeschichte  und  Textkritik  555 

Thöocrit  (II  62  VI  39)  472  (XIV 
34  ff  J  600 

Theodoret  454  —  *Graec.  äff.  cur.* 
(cod.  Vat.  2249)  449 

Theodoros  Metoch.  (p.  127  M.  K.) 
481 

Theognie  (El.  469  f.)  604 

θρύγη  149 

Thukydidee  (III  40,  4)  l  (III  43, 
4  f.)  2 

Tiberias  Coruncanius  531 

TibuU  (I  2)  602  (I  3,  45)  181  (I 
10,  57  f.  65)  602 

Timagenes  564 

TimaioB,  com.  Galen.  385 

Titos  Viniue.  111 

Totencult  182 

Trogas  Pompeius  623  —  Krit.  zu 
(prol.  X)  474  —  Tr.  Pomp,  bei 
Justin  (II  1.3.  3,6)  567  (X  1,  1) 
613  (X  3,  1)610  (X  3, 3)  616«  (XI 
6,  11  ff.)  590  (XI  6,15)  566  (XI 
8,3.  4  8.  15,5)567  (XI 9,  12  f.) 
612«  (XI  10,2)592  (XI  13.  1.  14, 
7)  566  (XII  3,  8.  4,  1.  6,  6.  12, 
2.  13,  2.  7.  14,  4j  566  (XII  5, 8. 
6,5.  7.  9,9.  11,5.8)567  (XII  7, 
6.  8)  593  (XII  9,  5)  5%  (XII 10, 
3)591  (XIII  1,  6)  612»  (XV  3,  7) 
566  (XXVIII  4, 2)  567  (XXXVIII 
4.  7)  566  (XLII  3,  5)  570 

Trophimus  martyr.  458 

Τύμφη  142 

Τυφλός  άνήρ  265 

Tzetzes  zu  Lykopbron  (650  Cbil. 
II  539)  216 

Ueberlieferung  der  Gesch.  Alex.  d. 

Gr.  559  ff. 
Unbeachtete  Fragmente  bei  Strabo 

437 


Untersuchungen  zur  röm.  Kaiser- 
Gesch.  506 

Valerius    Maximus    fact.    et    dict. 

mem.  (IX  2  Ext.  7)  610 
Varro  —  de  gente  populi  Romani 

231  -  de  re  rust.  (III  1,  2  ff.) 

232  -  de  1.  1.  (VII  88)  247 
Veeetius,  Scholien  392  f. 
VaUegius,  Verse  des  V.  in  der  vita 

Terentii  163 

Velleius  Paterculus  (1 5,  2)  265  (II 
51)  563 

Verballhornungen  in  der  Vulgate 
422 

Verfasser  der  X  libri  de  archi- 
tectura  8 

Vergü,  —  Aen.  (VI  791  ff.)  249  - 
Eol.  (IV  4-7)  248  (IV  30)  181 
(Prob.  z.  VI  74  p.  23  Keil)  216 
—  Georg.  (I  404  ff.)  206  f. 

Vibius  Maximus  146 

Vir  bonus  dioendi  peritus  312  f. 

Vitellius,  Kaiser  115 

Vitruv,  —  de  archit.  (II  3,  1)  33 
(II  8,9-17)  34  (U9,  7)18  (VU 
3,  5)  40  (VIII  6,  4)  22  (VIII  14— 
15)  39  (X  19)  43.  45   (X  21)  45 

Wandgemälde    von  Tor  Marancio 

218 
Weinlese  bei  Homer  und  im  deutsch. 

Mittelalter  .•Κ)5 

Xenophon,  —  Cyrupaed.  (V  4,  37) 
311  Mem.  (II  1,2)  7 

Zauberpapyrus  (Leyden)  —  Kriti- 
sches 4961  (p.  5,  7  ff.  p.  12, 1  ff.) 
4in  (p.  19,6.  8.  9)  482 

Zeushymnus,  Anspielung  im  Z.-H. 
des  Kallimachos  460 

Zosimus  (II  4)  246 


Car]  Qpori'i,  UniverBltute-BuclidiUrkeroi  in  Bnntl; 


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