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Full text of "Rheinisches Museum für Philologie"

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Rheinisches  Museum 


für  l  '   .  ö 


PHILOLOGIE 


Ileraiisgegeben 


Franz  Buecheler  und  Hermann  Usener 


Nene  Folge 

Sechs  und  fünfzigster  Band. 


Frankfurt  am  Hain 

J.  D.  Saucrländers  Verlajir. 
1901. 


VerzeiclinisH  der  Mitarlieifer 

von  Baüd  XXXV— L VI  und  ihrer   Beiträge  von   Band  XLV  üu. 


I 
I 


Ahrcns,  H.  L.^  in  Hannover  f 
Amsel,   G.,    in   Gross  -  Lichterfelde 
Apelt,  0.,  in  Eieenach  i4U,  59.  50, 

394.  53,  im.  55,  9) 
Arnim,  H.  vüii^  in  Wien 
Asbacb^  J.,   in  Düsseldorf 
Α  über  t,    L*  C.  M.,    in    Chri&tiaiiia 
Aufrecht,  Th>»  io  Bann 
Ausfeld,  Α.,   in    Badflii-Baden  (50, 

357. 5^,435.  557.  55,  348.  5ff,517) 

Bttunier,  W.,  in  München  (54, 544. 

5.J,  479) 
Bartholomiie,     Chr.,      in     Gioseen 

(45,  151) 
Barwinski^   B,,   in   Deutsch -Kroiio 
Bauer,  Α.,  in  Gra?.  (53,  liig) 
BuunHük,  J.,   in  Leipzig' 
Becher,  F.,  in  Berlin  f  (45,  318.  47, 

»laa  55.  481) 
Bei  och,  J.,   in  Hora  (45^  4βδ.  555. 

4.9,  111.  50,  250.  54,  414) 
Bergk,  Th.,    in    Bonn   f 
Bethe,  E,,  in  Basel    {46,  511.   47, 

577.  4ö•,  9L  :3Γι5.  4H4.  55,  414) 
Biese,  Α.,  in  Neuwied 
Biri,  Th.,  in  Marburj^^  (45,  491.  46^ 

152.  50,  31.  lei.  5t  70.  15:i  240. 

4<;H.  49L  506.  52  Supph  54,40. 

201) 
Bifichoff,  E.  F.,  in  Leipzig  {53,  328. 

54,  9.  55,   4HH| 
Blaee,  F,,  iu  Halle  147, 2ΐ)9.  55,283, 

54,  33.  55,  9L  341) 
Boehrae,  J.,  in  Hamburg 
BcKir,   C.  de,    ni  Breslau  |45,  477. 

47,  321) 
Brand  IS,  C.  ü„   in  Charlottenburg 

(5/,   109) 
Brandt,  S.,  m  Heidelberg  (47,  390) 
Breyei^,  Α.,  in  Berlin  f  {^'%    1ό7. 

5β5.  56»  55) 
ßritikmanu,  Α.,  in  Königeberg  {51, 

273.  44  L  5^^  fi32.  .54,  93,  50',  5ή) 
BrcicktT,  L.  ().,  in  Ilamburg 
Brugmiinn,  K,,  in  Leipzig  {53,  <νϊΟ) 
Briigniann,  0.,  in  Leipzig  (50,  47H) 
Bi-uhn.  E,,  in  iüel  (45,  273.  48,  ^2H 

4iJ,    BIH) 
Bruns,  J.,  in  Kiel  f  l•^^.  13«,  223) 
BiiecLeler,   F.,    in  Bonn   (45,   159. 


Ul,  321,  46,  159.  233.  ίϊ32.  48, 
84.  320.  IJ31.  49,  175,  51.  153. 
325.  47  L  ίνϊ8.  52,  302.  39 L  53, 
im,  205.  54,  L  484.  55,  L  5Ci, 
154,  321) 

Buermann,  H.,  iu  Berlin 

Buettner,  R.,  in  Gera  (55,  121) 

Bugge,  S.,  in  Chriatiania 

Bunte,  B.,  in  Leer 

Bnreach,  K.,  in  Athen  f  (46\  193. 
47,  329.  4^,  424) 

Busche,  K.,  in  Lehr  (55,  299) 

Buaolt,  G.,  in  Göttiufren 

Busse,  Α.,  in  Berlin  {49,  72) 

Byvvater,  L,  in  Oxford 

Cauer,  F.,   in  Elberfeld  (4$,  244. 

50,  348) 
Cauer,  P.,  in  Duseelderf  (47,  74) 
Cholodniak,  J-j   in  St,  Petersburg 
Christ,  W.,  in  München 
Christeneen,  H-,  in  Hamburg  (54, 

134) 
Cichoriua,  C,  in  Breslau 
Cohn,  L.,  in  Breslau 
Couway,  R.  J,,  in  Cardiff  (4ί^,480) 
Corssen,   P.,    in  Berlin  (51,  22<i) 
Crönert,  W.,  in  Bonn  {53,  585.  54, 

593.  56,  607} 
Cruaius,  ü.,  in  Heidelberg  (45,  2<i5, 

46,  318.    47,  f>L    48,  152.  299. 

49,  299.  5t  544) 
Curtius,  E,,  in  Berlin  f  (50,  373) 

llarbishire,   H,  D.,    iu  Cambridge 
Daüb,  A,,  in  Freiburg  i.  Br.  t 
Dechent,    H.,    in    Frankfurt    a.  M. 
Deeoke,  W.^  in   Mülkausen  i.  E.  t 
Deiter,  H.,  in  Hannover 
Deiters,  P.,  in  Köln  {56,  687) 
Deesauer,  H.  t  (50,  ÜB) 
Die  hl,  E.,   iu  München  (54,   172) 
Diels,  II.,   in  Berlin  {46,  »>17.    49, 

478.  56,  29) 
Dieteriüh,  A,,    in  Giesaen  (46,  25. 

4^,  14  L  275.  55,   19L  56,  77) 
Dietxe,  J,,  in  Hamburg  (49,  2U 
Dittcnberger,  W.,  iu  Halle  (47,  324) 
Duerpfeld,  W,,   in  Athen  {5ί,  127) 
Domaezewaki,  A.  v.,  in  Heidelberg 

(45, 1.  20a  46,  599.  47,  159.  20f 


IV 


yersoiohnies 


48y  240.   342.  i9y  612.   53,  638. 

54,  158.  311.  55,  318) 
Dragendorff,  H.,  in  Basel  (51,  281) 
Drerup,  £.,  in  Münohon  (5t  21) 
Duemmler,  F.,  in  Basel  t  (45,  178) 
Duhn,  F.  V.,  in  Heidelberg 
Diincker,  Α.,  in  Kassel  t 
Dvroff,  Α.,  in  Freiburg  i.B.(50,481) 
DziaUko,  K.,  in  Gottingen  (45^  639. 

46\  47.  349.    47,  634.   49,  559. 

54,  497.  55,  104) 

Bgenolff,  P.,in  Heidelberg (56, 284) 

Ellis.  K.,  in  Oxford 

Elter.  Α..  in  Bonn  (46, 112.  47, 130. 

629^ 
Enthoren,  L.,  in  Strassburg  i.  E. 

(46*  4ikX   4S^  472) 
Eskncfae,  G.,  in  Siegen  (45, 236.  :^) 

Fabridus,   E..   in  Freiburg  i.  Br. 

(40%  SM.  589.  48.  448.  51,  456) 
Faltin,  G.,  in  Neu-Ruppin  t 
FlacK«  H.,  in  Hamburg  f 
Foerster,  R.,  in  Breslau  (4^,  167. 

168.  481.   Ä\  66.  610.    51,  481. 

δα.  144•  296.  298.   53,  547.   55, 

139.  435> 
Foerster,  Wilk.,  in  Rheydt 
Fraenkel.  Α.,  in  Zabem 
FränkeL  M.,  in  Berlin  (4Γ,  473.  56, 

2:0.  423.  480.  640> 
FrankeL  S.,  in  Breslau  [51.  32S) 
Fredtfrking,  A.•  in  Woma  {46.  144. 

A?,  449> 
FreudentbaU  J•*  in  Breslau 
Frick,  C  in  Höxter  {46.  106> 
Friederich.  B.»  in  Hannover 
Frtedlander,  L.  in  Scrassburg  i.  E. 
Fries.  C.  in  Berlin  \54.  Söö.  5ö,  IS^ 
Fritze,    H.  v.^   in  Berlin  {5X  Ö!^\ 
Froehner,  W.,  in  Paris  (47.  290 
Fuchs.   R.«   in   I>resden   (4^.  ^>2. 

30.  576.    51.  l-H.  5;.»,  ;?77.  »vU. 

Λ?.  49K) 
Fuhr,  K..  in  Berlin    30.  AM.    Jl. 

45.  1•^> 
Oalland,  C  in  Straesb^irv: 
<7aniihaB9en,  V..    i^    Lei;?.::;;   (45. 

612.  4<>.  »il9.  X».  :Ul•' 
GeLser,  H..  iu  Jena  i^^«  1*^1 1 
G^rvke.  Α..  in  Greifrrald  i47.  οΙ>*. 

*>\  41.  34.  404 
Gilbert.  I..  in  Meiwen    51.  471» 
GUSfrt,  W..  jx  Schaeec-n; 
Gioeckaer.  F,  in  Scarvaiberv: 
GIv.HfL  H..  :a  We«i   4Γ.  IV-" 
Go<b«L  E^  ia  FuLia  ν>*^>  *^'2ΐ>• 


Goetz,  G.,  in  Jena 

Gomperz,  Th.,  in  Wien 

Graf,  E.,  in  Quedlinburg  (46,  71) 

Gundermann,  G.,    in  Giesscn   (45. 

361.  46,  489) 
Gurlitt,  L.,  in  Steglitz  (56,  59*>) 
Gutscbmid,  A.  von,  in  Tübingen  t 

Haeberlin,  C,  in  Göttingen  (45,  21. 

311) 
Hagen,  H.,  in  Bern  t 
Haussen,  F.,  in  Santiago 
Härder,  Chr.,   in  Neumünster  (46, 

433) 
Hartfelder,  K.,  in  Heidelberg  t 
Hauler,  E.,  in  Wien  (54,  161) 
Heerdegen,  F.,  in  Erlangen 
Heidtmann,  G.,  in  Pfaffendorf 
Heinze,  R.,  in  Berlin  (45,  497> 
Heibig.  W.,  in  Rom  i55,  5ό) 
Heldmann,  C,  in  Kassel  {52.  2ί>ΐ>) 
Helm,  R.,  in  Deutsch-Wilmprsd«>rf 

(52,  177.  5i,  111.  56,  340) 
Hense,  0.,  in  Freibunr  i.  Br.  (43, 

541.   47,  219.  49,  174.     .50.  140. 

53.  318.  55,  222.  56.  106.  .S05) 
Heraeus,   W.,    in    Offenbach    (54. 

156.  305) 
Hertlinir.  G.  ν ,  in  München 
Hertz,  M.,  in  Breslau  f 
Herwerden,    H.    van.    in    Utrecht 
Hettner,  F.,  in  Trier 
Heydemann,  H..  in  Halle  f 
Hevlbat.  G.,  in  Hamburg 
Hiller,  E..  in  Halle  f 
Hirschfeld,  G.,  in  Königsbenr  t 
Hirschfeld,   0.,   in  Charlotteubiirjr 

(5i.  470.  474.  47.V  52.  294) 
Hirzel.  R.,  in  Jena  «45,  419. 47.  :i.V>i 
Hoewchelmann,  W..  in  Dorpat  f 
Hoffmann,    E..    in  Wien  «50.  ίΚ». 

4S4.  4ϊί6.  51  :ί20.  3:ί.  i>9» 
Hoffmann,  Ο.,  in  Breslau  1 56*.  474) 
Holwerda.  J.  H.,  in  Leiden  <  55, 47»ί) 
HobapfeL  L..  in  Giessen 
Hosius,  C.  in  Munster  <  46'.  2s7. 577. 

47.462.  4c?.3SO.  5<1.2S»i.  5t,  liK) 
Hoyer.  R..  in  Kreuznach  {53.  -^71 
Huelsen,    Chr..   in  Rom    {45.  2^4. 

49.  379.  »^29* 
Hiiff.  A,  is  Zürich  f 

Ihm.  M..  in  Halle  ί4ό.  •ϊ22.  t>i9.  |/:, 
re^  :ri.  4^^.  ►?21.  47.  :il2.  4S. 
's-'O.  4?*  4-K  247.  31»^.  47^V  >», 
I^^I  .Ϊ67.  31.  :M\  47.".  »viS.  5:.». 
129.  14.?.  205.  4M.  4oi».  6:VV  Vf. 
165.  495.  5o•,  148.  635) 


der  Mit&rbeiter. 


llberg,  J.,  in  Leipzig  [45,  111.   47, 

4H1I.  51,    Ulb,  466.  52,  5fH) 

,  ImmiBcb,  0.,  m  Leipzig  (46,  4iSy. 

■-     eia   48,  290.  bV2,  52y  126.  54, 

313) 

"^  Jahnke,  R.,  in  Brüasel  (47,  460i 
Jan,  C.  V.,  in  Strassburg  f  (4<?,557) 
Jeep,  L.p  in   Königeberg  (5J,  40L 

5^,  213) 
Judeicb,  W,,  in  Erlangen  (17,  53) 
Jangblut,  H.,    in  Frankfurt  a.  M. 

Kaerst,  J.,  in  Leipzig  (53,  42,  51f») 
Kmibel,  G,,  in  Göttinnen  t 
Rii1b6eiecb,  K,,  in  Rostock  (51,  m\. 

53,  IfiO) 
Kalkmänn,  Α.,   in  Berlin 

»Karo,  G.,  in  Bonn  (40,  311) 
Kekule  von  Stradonitz,  R.,  in  Berlin 
Kiderlin,  M.,  in  München  +  i4fJ,  9) 
Kircbner,  J.  K,  in  Berlin  (46,4m. 

47.  550,  53,  380) 
Klfttt,  M.,  in  Berlin  (45,  335) 
.  iüebe,  E,,  in  Berlin  (45.  43i>.  47, 
I      1.  515) 

Γ  Klein,  J,,  in  Bonn  f 
Klotz,  Α.,  in  München (56, 42ίί.  »i3f») 
Knaack,    G„    in   Stettin    (4S,  632. 

49,  310.  4Ti;.  526) 
Roch,  J.,  in  Marburg 

Kock,  Th.,  in  Weimar  f  (45,  50,  46, 
^mi    48.  208.  579.    49,  162.  176. 

50,  140) 

Koehlen  Ih,  in   Berlin  (46,  l,  53, 

485.  491) 
Koepp,    F-,  in   Münster  (48,    154. 

485.  50,  268) 
Coerte,  Α.,  in  Greifswald  (45,  172, 
ÄS,  168,  3.1.3.  53.  160,  55,  1311 
:  Kopj-te,  G.,  in  Rostock  (55.  239) 
Kopp,  Α.,  in  Berlin 
Korflch,  Th.,  in  Moskau 
Krascheninnikoff,  M.,  in  Dorpat  (48, 
634) 
,  Kroll,  W.,  in  Greifewald  (47,  4^1, 
599.  50,  636,   53,  286^338,  569. 
53,  574,  56,  .304) 
Krumbftcher,  K.,  in  München 
Knunbholz,  P.,  in  Weinaar  (50,  205. 
[      5;2,  237) 
iKuebler,    B,,    in    Berlin    (45,  485. 

46,  324) 
Kuhnert,   E,,  in  Köntgsburg  l  P, 

(49,  37) 
Kunze,  Hm  in  Zittau  {53,  159.  56, 
■      333) 


Landgraf,  G,,  in  München  (5β,  310) 
Lange,  K.,  in  Tübingen 
Lfittes,  E.,  in  Mailand  (49,  317) 
Lehnert,  G,,  in  Milneben  (55,  112) 
Leo,  F.,  in  G<ittingen  (52,  509.  55, 

604) 
Lewy,  H,,  in  Mülbausen  i.  E.  (4B, 

398.  472) 
Loewe,  G,,  in  Göttinfren  f 
Lommatzsch,  E.,  in  Freibnrg  i.  B, 

(52,  303) 
Luckenbach,  H.,  in  Karlsruhe 
Ludwich,    Α.,    in  Königsberg   (45, 

11.  46.  139) 
Luebbert,  E.,  in  Bonn  f 
Lueddeoke,  K.,  in  Zelle  (52,  628) 
Luetjohann,  Chr.,  in  Greifswald  f 
Lugebil,    K.,    in   St.  Petersburg  t 

Malehin,  F.,  in  Rostock  (53,  493) 
Maoitius,  M.,  in  Dresden  f45,  153, 

316.485.  4(1 150.493,622.47,465. 

Suppl.  4K,  313.  474.  49,  170.  50, 

152.  315.  641.  5t,  160.  52,  131. 

305.  55,  393.  54,  293,  56,  462) 
Marcke,  J.  F.,  in  Köln  (56,  141) 
Martini,    E.»   in   Leipzig  (5,2,  348. 

55,  612) 

Marx,  F.,  in  Leipzig  (4G,  420   eJ06* 

636,  47,  157,  50;  321) 
Mauj  A,,  in  Rom 
Meier,  P,  J.^  in  Braun  seh  weil? 
Meister,  R„  in  Leipxig 
Mendelssohn^  L,,  in  Doqpat  t 
Meyer,  E,,   in  Halle 
V,  Mesa,  Α.,  in  München  (53,  482. 

56,  167) 

Mollat,  G.,  in  Kassel 
Miillenbach,  E.,  in  Bonn  f 
Müller,   C,  Fr.,   in    Kiel    (46,  320. 

50,  ,301) 
Müller,  C,  F.  W.,  in  Breslau  (51, 480. 

53,  121.    54,  381,   526.    5^.  312. 

635) 
Müller,  H.  J,j  in  Berlin 
Müller,  K.  K.,  in  Jrria 
Mü  η  seh  er,  K.,  in  Breslau  {5'ί>  248) 
Muenzel^  R,,  in  Berlin 
Münzi^r,  F.,  in  Baeel  (53,  596) 

Hake,  B.,  in  Dresden 
Natorp,  P.,  in  Marburg 
Neuhans, 0„  in  Königsberg  (56,  272) 
Ν  e  um  an  η ,    Κ,  .L»     in    StrÄSubarg 
Nicdermnnn,  M„   in  Basel  (52.  505) 
Niese,  B„  in  Marburg 
Nissen,  H.,  in  Bonn   (45,  100.  47, 
161.  49,  L275) 


Verzeichniss 


Xonok,  F.,  in  Jona  (^h\  iiS» 
Nonlon.   F..,  in  Kn^lau  (-k?,  .*Ms. 

<KUr.  F..  in  IVrlin    (^>,  .V.   212. 

Oohniiohon.  G„  in  München  (iO,  5>^^) 
OiThotT,  H.,  in  IloiiieUvrjr 
Ottt\  Λ.,  in  Hn^5l*u 
Ovorl>ock.  J..  in  l.i»ipsEi^  t 

P«)vjii)o)>uU^»>Koriimous,  Λ..  in  St. 

Potorsbuiv  i4i^.  1«^λ  1•>1» 
r*Tjic:.  F,.  in  Loip^ic  t 
r^uckor.  Γ.  \ ..  in  KovaI  t 
r*;;l.  I...  in  Prt\*aen  i.W.  tW• 
lVppniiil;i"^r,  K..  in  Stralfunil 
lVmici\  F..  in  R-rlin  M"'.  4i\^.  •;ΐ>:' 
IVu^rpoi-:.  F «  in  Rom  (.V>.  4vv">) 
ΓΑοίιϊοΓιΓ,  F..  in  Tubinfon 
ri«»rk-lUntr.n^.    J.   v..   ir.  Borlir. 
Γ^;>.πν.  Α..  in  Drc*.ier. 
rUfVrc.  0.,  in  S:m«fl.urf  i  F...\?, 

•Vv  'i4<^   ,W.  144.  Λ:5< 
rokrox^^V'.i.  M..  in  M.-*kAn  ιΛΛ4•Λ^. 
IVniiow,    Π..    in    F>»oriwfti.if  ■4-9, 

ΓτνηηοΓ,  F..  in  v.vt'iUx^kW  •♦<^,  ?1λ 

IVm:.    H.   Λ..    :n   Atbi^n    -Λ:?.  1<T. 


lUW.   H.,    in  HAT.nover    i47, 
♦S.  147.     4S\  (^h.    MX   14>. 

lii»,irrTrÄf.bfT.  l.^  in  R-nr:  -47. 

■fS.  »^^:r.  •;4*.  ικ.^  .ν*.  ι;"τ, 

Λ7.  ,ν«4.   4•ο.    Γνκ     Λί.    r^ 
ί>?4    •ν^4     .νλ   ii'T    S4.  £^"' 

Τικ«».•«.    1^.      r    \Ν  (-irr.iiT 

Τίί- τ.?.ι'] -tf    ,.  ΐν      τ    >:,Γί.<*ϊ•ι.' 

Τ!ΐ'Π<>».    f     .     τ    K.'til     ^.*^-^.   Α^' .     ."if•. 

■»:.).).;.;•{..  ■    ..    .Γ    i.i-.T>:;r  +  ..^Λ. 

•;•>.  'λ'.•  -iTi.  Α.,  :*"::  :  :< 

T.u^i    Α..    :ι    }  ri.i.WM.••:   ί.   Υ 

ΤϊΐΜ'ΤίΜ•:.    Α..    ίΐ     }-"-:•::.τ  Γ':•Τ. 

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Tlfw.'h"•    Λν    Γ..    :ι  '^^  ΐί-:•.•τ    .ν. 


4ιΜ. 

i?41, 

?»«^. 
47:^ 

41ί 

IV 


;ηΐ.  4.*ί,592.  A3,  1.  5.?,  1*;7.  β20. 

54,  277.  55,  «>41) 
Ktissl>en;,  Κ.,  in  Hildcshcim 
Kuohl,  F.,  in  Köuigeberpr  (40,  14β. 

4iti.   4Γ.   15:?.  4»;0.   46.  i^\it.  40, 

25«.    Ä>.  141.  .5?,  324.   »κ^λ.  ,54. 

152.  31•;.  ä;,  5a^.  »;:i4) 

Rvssel,  V.,  in  Zürich  <4S,  175.  51, 
1.  31S.  520) 

ScAla.  R.  V.,  in  Innsbruck  {45,  474) 

Schaofer,  Α.,  in  Bonn  t 

Schanz,  M,.  in  Würzburg  {50,  114. 

.=«.  19.  5.5.  si;» 
Scbeer.  F.,  in  Saarbrücken 
Schepjs,  G.,  in  Speier  t  {4S,  4*^2 1 
SohKv.  F..  in  Sorau  (4*»,  117) 
Schniid.  W.,  in  Tübiiiiren  \4S,  53. 

«ί2•ί.  4.'*.  l.Vi.  5n, .SlX  310.  5ii,  \\*\  \ 
Schniid*,  B..  in  Freil-urj:  i.  Br.  \53„ 

477) 
Schmidt,   J..  in   Koniiieberp  t  i45. 

14>.  157.  :il>^.  4**2.  5in«   »νΙ^λ  :I6\ 

77.  :Vi4    4Γ.  114.  325, 
Scbmia:.  O.  F..  in  Μ  rissen   i7.  241. 

xj,  145.  Λ.?.  20;>.  '''»,  :is^. 
Sc.hn:iih,  W,.  in  Heimstedt  «55.  βι'ο) 
Sehn:::.-.  W..  in  Κ"«Ιη  t 
Schneider.  R.,  :ii  Duisburg  οΛ  447 1 
Sii.vl].  F..  in  Htidt-lWrp(5••.  1,V>. 

Λ1,  3-1.   .V?.  511.  .Vx  4s;«• 
St^h-fV:.  K^  in  Μ  ü  υ  cht- η  τ 
Seh  ."»ι  η  f.  Α..  in  Kiel  '4/^1,  15s  i 
Schiene.  H..  in  C  harionenburz  .52. 

i;v\  .Vi.  432.  5J,  ».:>t 
Schv'rneinfcnn.  ,1..    m  Sch'.aMt 
So]irv«e.ii-r.  Γ..  ii.  L•■ndv^L• 
Sch;:K-n,  R  .  -.r.  Μ'>...ρ*\^τ^  *V;.i*^. 

.V  .   54.-- ■ 
Sc'r,..::i•...  Α  .  .:.  «i^iTiniTiL    .yi,  4S:4. 

•V..  12•".  1^7  i 
>c!.v.i;-t  .  F..  -.li  Η.:ΓΛ.-.:Γί  ν.  d.  Η 
S/r  ;..7.. .  Κ   Γ.,  .η  Β.  rlin    ;. .'.  541 1 
'**.••: . .. . :-t ,  W ,.  -. :.  ι; .  -τ : i \.ς:ιχ^    ^S.  24**  ■ 
>ί•ϊ  LT..fc(:hi'r.  Κ.,  :η   Μα  γ.; 
>:iviii»:.  1...  .ν.   Τϊ/: -.y.i:•::. 
S;-.:wKr•::^  F..  :ri  S: T->-.ief V::ri: 
S.^hvfcr;..  W\.    ίι    r».i:>ur.    ■;>.  25** 

•»A .  ■■k».'i.    ,^γ.  •»'>!    Λ*.  4'•Χ 
S:-f.';k.  Ο  .  η.  Grf-.Tf'Wa'jd  i»f",  154. 

♦>.  Ι:••;  'ίι>2.  4.',2»>  »^V  ."..Vol^. 

.-.f.,  2:"^Τ.  477    «ii"! 
>Γΐ.Τ;ΐ(..   Η  .    .:.    Ηί••..νο\ίΤ 
Μ-;:-•.  ϊ..    λ\    .    .1.    Γμϊ..:. 
>.Tijs.i:i.  ]ν.  Λ,  Ιτ".   !  ..T'c       Β: 
>k..:^.•)..  1"  .    .i.   !?r.^v:;.j.    .^-.  ::>. 

^i.N.  3\»:ι  Λί.  47>.  /nf.  4s:"i  .'..χ  i'72. 

.V..  u^ 


der  Mitarbeiter, 


I 

I 


Vogel,   F..   in   Fürth 

Voigt,  G.,  iD  Leipzig  f 

Voigt,  M,,  in  Leipzig 

Vollmer^  fc\^  in  München  (46,  343. 

51,  27.  54,  165.  037-  55,  520) 

Wachemuth,  C,  in  Leipzig  (45,  4T(i, 

4^,  327.  329-  4ίϊ5,  δό2,  5^,  137. 

140.  4IjL  56,  149.  laO.  21ή.  318) 

Wacktrnagel,  J,,  in  Basel  (45,  4ίίΟ. 

46',  299.  51,  304) 
Wagner, R,,  in  Dresden  (4^,378.  #UH) 
Weber,  IL,  in  Weimar 
Weber,  Π.,  in  Lüneburg  (51,  <i30) 
Wecklein,  N.,  in  Müiiclien 
Weise,  O.^  in  Eiaeuberg 
Weizsäcker,  P.,  in  Calw 
Wellinann,  E,,  in  Berlin 
WendUnd,  F.,    in  Berlin  {49,  309, 

52,  im.  53,  L  56,  113) 
Werner,  J.,   in  Lenz  bürg 
Wessner,  P.,  in  Bremerhaven  (5^,0  !>) 
Westerburgj  E.,  in  Bftrmen  f 
Weyman,  U,  in  München  (4i),  320» 

4?,  G40.  5Ö.  154.  51,  327,  52,  302. 

53,  316) 
Wiedemann»  A,,  in  Bonn 
Wühelm,  Α.,    in  Athen   (52,  29β. 

56,  571) 
Winterield,    P.    v.,    in  Berlin  {55, 

481) 
Woeliflin,  E,,  in  München  {47, 640. 

48,  312.  49,  270.    50,  152.  320. 

53,  327) 
WoHera»  P.,  in  Würzburg 
Wotke,  C,  in  Wien 
Wunecii,  R.,  in  Breslau  {49,  91.  51, 

13».  52,  144.  55,  62.  232.  5(i,  392) 

Zacher,  K.,  in  Breslau  (45,524) 
Zangemeister,  K,,  in  Heidelberg 
Zamcke,  E,,  in  Leipzig 
Ziebarth,  E,»  in  Hamburg  (51,  632. 

53,  635.  54,  im.  55,  501.  56,  157) 
Ziehen,  .1,,  in  Berlin  (50,  »»43.   51, 

162.  589,  5B,  293.  449.  450,  55. 

270) 
Ziehen,   L,,  in  Plön  (54,   211.  54, 

321) 
Zielinaki,    Th.,    in    St,   Petersburg 
Zinimermann»  A„  in  Breslau  (45, 493. 

50,  159.    5l>,  458.    54,  495.    55. 

486.  487.  56,  320) 
Zingerle,  Α.,  in  Innsbruck 
Zingerle,  J.,  in  lunsbruck  (48,  299) 
Zitelraann,  E.,  in  Bonn 
Zurborg,  H.,  in  Zerbßt  f 

I•  Bericbtii^uoiieii  werden  erbeten.     Für  mehrere  sind  wir  Ilorrn 
Dr,  R.  Klussmann  in  Oera  zu  Dank  verpßichtet. 


SoliDBen,  F.,  in  Bonn  (51,303. 53, 137. 

54,  345,  495,  55,  310.  56,  475.  497) 
Sommer,  F.,  in  Leipzig  {56,  636) 
Somraerbrodt,  J.,  in  Breslau 
Sonny,  Α.,  in  Kiew 

Speyer,  J,  S,,  in  Groningen  (47,638) 
Sprengel,  J.  G,,  in  Ro8sleben(4/i,54) 
Stachelscheid,  A.^  in  London 
Stahl,  J,  M.,  in  Münster  (46,  250. 
481.614.    48.157.    4i/,  620.   50, 
382.  566.  51,  157,  'Ml   53,  322. 
M,  150,  494.  55,  152,   160) 
Stangl,  Th.,  in  Würzburg 
Stein,  H.,   in  Oldenburg   (54,  49(;, 

55,  531.  56\  627) 

Stengel.  P.,  in  Berlin  (52,  399) 
Stephan,  Gh.,  in  Köln 
Stemkopr,W.,inDortmund{4r,468) 
Steup,  J„  in  Freiburg  i.  Br,  (55,308. 

56,  443) 

Stich,  J.,  in  Zweibrücken 
Strack,    M.   L,,    in  Honn  {53,  399, 

55,   161) 
Sudhaus,  S.,  in  Kiel  {48,  152,  321, 

552,  56,  37,  :^7) 
Susemihl,  F.,  in  Greifswald  f  (46', 

326.  49,   173.   53,  448.  485.  626. 

54.  63 L  55,  574,  56,  313) 
Swobod»,B .,  inPrag  (45, 288, 46',  497 , 

49,  32  t,  55,  460) 
Ssanto,  E.,  in  Wien 

Teich  ni  Uli  er,   G.,  in  Dorpat  t 
Thomas,  E.,  in  Berlin  {54,  313) 
Thouret,  G.,  in  Friedenau 
Thnmeysen,  R.,  in  Freiburg  i,  Br 

(55,  484.  56,  161) 
Tiedke,  U„  in  Berlin 
Tittel,  K.,  in  Leipzig  {56,  404) 
Toeprfer,    J.,    in  Basel  +  (45,  371, 

49,  225) 
Traube,  L,,   in  München    (47,  558. 

48,  284) 
Trieber,  C.,  in  Frankfurt  a*  M, 
Tümpel,  C,  in  Neustettin  {46,  528. 

636) 

Ünger,  G.  F..  in  Wüntburg 
Urliche,  H,  L.,  in  Ansbach 
Üriichs,  L.,  in  VVürzburg  t 
Ueener,  H.,  in  Bonn  (47,   154.  414. 

4^,46L  50,  144.  55,329.  55,286. 

311.   321.   480.    56,  1.  145.  174. 

305.  312,  481.  640) 

Viertel,  A,,  in  GiHtingen 
Vliet,  I,  van  der,  in  Haarlem 


Inhalt. 


8eiU 

Coniectanea.    Scripsit  F.  Boecheler 321 

Za  den  Sintflutheag^n.    Von  H.  ütener 481 

Abc-Denkmäler.    Von  A.  Dieterich 77 

£ine  hesiodieche  Dichtang.    Von  H.  Usen  er ΠΑ 

Der  Typhonmythus  bei  Pindar  nnd  Aeecbylus.    Von  A.  v.  Mcbb  1β1 

£in  Phrynichoscitat     Von  H.  Diele 2S 

Bemerkangen  m  grriechiscben  Historikern.     Von  C.  Wacbs- 

muth 215 

Zu  grriechiechen  Geographen.    Ton  K.  Kunze 333 

Thukydides,  Antiochos  nnd  die  angebliche  Biographie  des  Her- 

mokrates.    Ton  J.  Steup 443 

Neues  über  £pikur  nnd  einige  herkulanensische  Rollen.    Von 

W.  Crönert 607 

Heron  nnd  seine  Fachgenossen.    Von  K.  Titte  1 404 

Βασιλεύς  *Αντ(οχος  Φαν(ς[.    Von  L.  Radermaoher 202 

Zu  Arrians  περίπλους  Πόντου  Ευξείνου.    Von  F.  Reuss 369 

Zu  Herodianos  Technikos  περί  μονήρους  λ^εως.    Von  Ρ.  £ge- 

nolff 284 

Gregors   des  Thaumaturgen  Panegyricus  auf  Origenes.    Von 

A.  Brinkmann 55 

£ine  Draesekesche  Hypothese.    Von  P.  Wendland 113 

£ine  Bestätigung  ans  Oxyrhynchos.    Von  0.  Hense l(Hi 

Die  üeberhefernng  über  Aspasia  von  Phokaia.    Von  0.  Nen- 

haus 272 

Die  Pomsschlacht.    Von  C.  Schubert 542 

Das  angebliche  Testament  Alexanders  des  Grossen.    Von  Ad. 

Au  s  f  eld 517 

Eine  Bundesurkunde  aus  Argos.    Von  M.  Fr&n|(el 233 

Nochmals  die  Bundesurkunde  aus  Argos.    Von  A.  Wilhelm.  571 

Bronzeinschrift  aus  Ligurio.    Von  M.  Fr&nkel 423 

Zu  Corp.  inscr.  Graec.  II  2555.    Von  P.  Deiters 587 

Zwei  Nominalbildungen  auf  -μα.    Von  F.  Solmsen 497 


^K     Vindiciae  OTiditiDae.     8eripsit  H.  Helm  . , » 

Zu  Ovide  Fasten  Buch  1   und  iL     Von  R.  Wnensch 

^^      Zji    AvifinitK       \f\T\    Α     ΙΊηι  νηίίτ < . 

50^             ^H 

J20.  187            ^^M 
141            ^^M 

^m    TtiXtkritieches    ku    Ciüeroä    cpistulae  ad  Quint.  fratr«     Voii  L. 
■            Gurlilt...,, ., 

Das  Guecliicbtswcrk  des  alleren  Seneca.     Von  A.  Klotz 

!Zt\M  Tacilus.     Von  b\  ivu^iL•! ■,  ♦..    .^. .........**. 

Der  Anfancr  von  Tauitua  llisLorien      Von  0.  Seeck*. ..,..,. 

^m      De  (^idice  rescripio  Parisino  71)00  A.     htripait  H.  Dessauer 
^H     Die  Aniwerpetker  llaiitlsclirift  des   beüuHua.     Von  U.  Caeüar 
^M     Zu  den  iSckoliea  zu  Germanici  Ar&tea.     Von  M.  Manitiu«?.. 

Italische  VoikajuBtiz.     Von  H-  U  seil  er  ,.♦,.♦.,* 

^-      Jalirhund''rtreier  in  Koin  und  TneHsiasische  Weisaagtingen,    Von 

^Λ      Vurnmthungen  zur  Jouxmenta-IuBchrirt.    Von  R.  Thurne)  st^u 
^H      Zur  Lfx   Man^iana.     Von   A.  8rhul  ten .  .  , 

mL 

^^^^                            Μ  i  g  c  e  1  1  e  Up 

^m     Kritisch^Exegetiüches. 

Β     Bakchylides  VÜI  [IX]  m  ΒΙΛ     Von  0.  Henee  

^V      Amlofidfiim.     Von   1«    Rade  rtn  aclii*r  ...,,, 

Zur  Kritik  der  Briefe  des  Diogenes.     Von  J.  F.  Marcka..*. 
Von  zwei  kleinen  Leuten  (Papyrugaciinitiiel),    Von  S,  SndkauB 
Zu  Cicero.     Von  11.   U  »ener  * 

Zu  Cicero»  Rosciana  §  IK     Von  G.  Landgraf, , 

^      Zu  Cicero  ad  Atticum  XIV  10,  2.     Von  M.  Ihm 

^K      Bentley*8  Noten  zu  Suetons  Schrift  de  grammaticie  et  rhetori- 
^^B             IfUfl,    Von  d  f*ni  R  i*  1  h  ρ  n , .    .•.<.,..«.    .  ,  . 

^M     Zur  Metzer  Alexander-Epitoiue.    Von  C.  Waüherouth . 

^B     >iotula  grammaticH,     Scripsit  G  u  ΐ  1 .  Κ  r  ο  1 J 

^B      Worterweiterung',     Von  H.   Caetier..,* 

Berichtigung  von  C.  Hotbe  und  G.  Andresen 

1           Berichtigung  von  K.  Hude , .*« 

^1     Litterarhietoriscliea. 

^p      HpobOTou  Θουρίοο.     Von  H.  Stein 

^^      PhilcmidüS.     Von  H.  Usener* 

j Chryaippoa  von  Knidos   und  Eraaistratoe.     Von  F.  Suaemihl 

^K    Das  Alter  des  Codex  Ri»manua  Yergile.     Von  E.  Norden... 

^m     Gramma  tisch  es, 

Η      ΤΤρομνηστΐνος.     Von  0.  Ilo f im a u n 

^Λ     'Ονουμα  κή  έπιττατρόφιον.    Von  F.  So  Ι  m  aen 

jt  Inhalt 

Re: 

Zum  Nom.  8g.  semifer  und  vir.    Von  F.  Sommer β: 

Wandel  von  1  zu  i  im  Italischen.    Von  A.  Zimmermann  ..  3i 

Eiruskisohe  Monatenamen  und  Zahlwörter.    Von  F.  Skutsoh  6^ 

Antiquarisch -Epigraphischet. 

Das  Geburtsjahr  des  Marcus  Brutus.    Von  0.  Seeok C>: 

Mumraius  Achaicus  und  die  Lex  Varia.    Von  F.  Ruehl  ....  <κ 

Ehrendecret  der  Provinz  Asia.     Von  C.  Wachsmuth 1^ 

Zwei  lateinische  Epigramme.    Von  F.  Uuecheler Π 

Zur  Lex  Manciana     Von  0.  S eeok 41 

Cyriaci  Anconitani  epistula  inedita.    Scripsit  H.  E.  Ziebarth  U 

Schriftquellen  und  ihre  Folgen.    Von  C.  Wachsmuth  .    .  .  31 

Zur  Vasengeechiohte.    Von  H.  U sen er G4 

Zu  den  Abc- Denkmälern.    Von  A.  Kl  ο  tz (κ 

Berichtigung.    Von  M.  Frankel 480.  i\4 

Zu  Rhein.  Mus.  LV  S.  588— (K)2.    Von  der  Redaktion 1« 


ITALISCHE  VOLKSJUSTIZ 


Thfodor  MoiuTneen  hat  in  seinem  bewulldern8wertL•en  Gebäude 
des  Römisclien  Strafrecht«  dem  geaammfcen  Gebiete  die  aueeer- 
i ordentliche  Wohlthat  einer  streng  durchgeführten  jurietisohen  Be- 
traehtiiDg  erwiesen.  Wer  mit  mir  die  üebersceugUTig  theilt^  daes 
alles  balspeinliche  Gerichtsverfahren  τοη  seinen  Anfängen  an  bis 
zur  Zeit  der  französiechen  Revolution  auf  sacraler  Grunillage  ge- 
ruht hat,  darf  vielleicht  die  Frage  aufvveifeii,  oh  nitihl  manche 
Erscheinungen  auch  des  römischen  Strafreehts  ihren  xureichenden 
Grund  erst  durcb  Vergleicbung  mit  den  Rechtsbräöchen  der  ver- 

■  wandten  Völker  finden.  Ich  selbst  hin  zu  jener  Erkenntnies  nieht 
eo  sehr  durch  religionsgeecbichtliche  Studien  geführt  worden  als 
dnreb  die  Beschäftigung  mit  den  Erscheinungen  der  sogenannten 
Volksjni?tiÄ^  zu  welcher  mich  zeitig  eine  Stelle  des  Flaatinischen 
Pseudolus  (v.  357  if,)  veranlaeete.  Ich  will  heute  davon  nur 
einen  kleinen  Abschnitt  vorlegen  und  gewisse  altitalische  Bräuche 
möglichst    reinlich    für  sich,    ohne  Verknüpfung  mit  den  Ueber* 

Ρ  lieferungen  verwandter  Völker  und  ohne  weitere  Folgerangen 
behandeln.  Wenn  wie  hier  verschüttete  Institutionen  ausgegraben 
werden,  so  kann  das  nur  durch  sorgfältige  exegetische  nnd  gram- 
matische Untersuchung  des  Wortschatzes  geschehen»  In  seinem 
WortschatÄC  lagert  ein  Volk  die  ganze  Geschichte  seines  inneren 

Innd  aosseren  Lebens  ab.  Es  ist  eine  heneidenswerthe  Aufgabe, 
die  gegenwärtig  unseren  jungen  Bearbeitern  des  Thesaurus  lingual 
UUinae  gestellt  ist.  Mögen  sie  nie  vergessen,  das»  sie  /war  nicht 
die  Geschiclite  der  einzelnen  Begriffe  und  Lebensgestaltungen  zu 
ecbreiben,  aber  doch  die  Akten  dieser  Geschichte  gewissenhaft 
zu  Hammel  η  r  zu  sichten  und  zu  ordnen  haben. 
Die  Maass regeln  der  Volkejustiz  bestehen  entweder  in  der 
Vollstreckung  eines  durch  den  Voikswillen  unmittelbar  gegebenen 
Urtheils,  wie  Hinrichtung,  Hteinigung|  Bteupung»  oder  aber  in  einer 
Kbeiu.  Hai.  f.  PMM.  N.  F.  LVL  1 


2  üeenef 

Vernichtung  des  Leumunde,  welche  den  Bescholtenen  aus  der 
geRellschaftlichen  und  bürgerlichen  GemeinRchaft  ausschlieeBt. 
Jene  executive  Volkejuetiz,  die  wir  im  Hinblick  auf  amerikanieche 
Vorgänge  Lynchjustiz  zu  nennen  pflegen,  scheiden  wir  ganz  von 
unserer  Betrachtung  aus,  obschon  nicht  nur  dem  griechischen, 
sondern  auch  dem  römischen  Alterthum  solche  Gewaltthaten  nicht 
fremd  geblieben  sind  ^  Die  difl^amatorische,  von  der  hier  die 
Kede  sein  soll,  geht  nicht  wie  jene  von  einer  A^olksmenge  aus, 
sondern  von  einzelnen,  aber  die  Wirkung,  die  sie  beabsichtigt, 
gilt  der  ganzen  Gemeinde:  indem  sie  sich  an  den  Umstand  und 
die  Nachbarn  wendet,  sucht  sie  das  Urtheil  des  Volkes  gegen 
den  Bescholtenen  zu  bestimmen. 

Der  herkömmliche  Begriff  der  Volksjustiz  setzt  schon  durch 
die  Benennung  einen  Gegensatz  gegen  die  gesetzlich  geordnete 
Rechtspflege  des  Staats.  Es  gibt  allezeit  Verletzungen  der  Sitte 
und  des  Rechts,  denen  gegenüber  die  Gerichte  sieh  gerade  so 
machtlos  erweisen  wie  die  Stimme  des  Volkes  entschieden  ist  in 
der  Verdammung.  Keine  Gesetzgebung  kann  lückenlos  sein  und 
die  vollendetste  es  nicht  bleiben.  Die  Lücken  der  Gesetzgebung 
auszufüllen  hat  das  sittliche  und  rechtliche  Gefühl  des  Volke 
überall  seine  eignen  Wege  gefunden,  indem  es  selbst  an  Stelle 
der  staatlichen  Organe  dem  Recht  in  seiner  Weise  die  £hre  gibt. 
Wenn  dem  so  ist,  so  muss  der  Staat,  der  im  Maasse  seiner 
eignen  Festigung  und  Erstarknng  die  Rechtspflege  für  sich  in 
Anspruch  nimmt,  Acte  der  Selbsthilfe  als  strafwürdige  Eingriffe 
in  seine  Hoheitsrechte  ansschliessen  und  seine  Bürger  gegen  die- 
selben schützen. 

Diese  herkömmliche  Auffassung  entspricht  vollkommen  un- 
seren Verhältnissen,  sie  galt  auch  für  die  hoch  entwickelten 
staatlichen  und  rechtlichen  Zustände  des  classischen  Alterthums. 
Und  doch  ist  nichts  gewisser  als  dass,  wenn  auch  nicht  der  vom 
Volk  bestrafte,  doch  die  Gemeinde,  die  einen  solchen  Act  der 
Selbsthilfe  in  herkömmlicher  Form  vollzogen  hat,  jede  Bestrafung 
des  Actes  von  Seiten  der  Polizei  oder  des  Gerichts  unberechtigt, 


^  Noch  im  Jahre  82  v.  Chr.  ist  ein  Praetor  C.  Fabius  Hadrianus 
zu  Utica  von  römischen  Bürgern  wegen  seiner  Habsucht  in  praetorio 
8U0  uiuus  exustus  (Livius  periooh.  l.  Ηβ)  s.  Cicero  in  Verrem  act.  II 
l.  I  27,  70  V  3β,  94  ua.  und  im  J.  81  entgieng  Verres  zu  Lainpsakos  mit 
genauer  Noth  demselben  Schicksal,  das  ihm  vou  den  empörten  Pro- 
Vincialen  drohte  (Cic.  in  Verr.  1.  I  24,  «3-38,  85). 


Italisüliß  Yolksjustiz 


ja  etiipörend  finden  wird.  Das  Volk  dachte  und  denkt  eich 
nicht  in  Gegensatz,  gegen  den  Staat,  ^o  erhebt  sich  schon  von 
vornherein  ein  innerer  Widereprach  jenes  Begriffe,  der  ticL  erst 
auf  Umwegen  axiflöeen  lässt.  Wir  wollen  nne  nicht  davon  beirren 
lassen^  und   zunächst   an   der   üblichen  AuH'aesuDg  festhalten. 

Auch  der  römieohe  Staat  konnte,  als  er  zu  schriftlicher 
Satzung  für  Recht  und  Rechtspflege  schritt,  nicht  nmhinp  die 
Formen  der  Seibethilfe,  wenn  sie  in  Brauch  waren,  zu  ver• 
p5nen.  Die  Gesetzgebung  der  zwölf  Tafeln  bedrohte  mit  Capital- 
strafe  ^ 

-   si  qith  occentamsset   sine  cmmen  condidissH  quod  infam i am 

faceret  fknjdmmue  alter L 
caplte    $aii^*€runt    sagt    Cicero ;    genauer    gibt    der    Scholiast   zu 
PersiuB  die  vom  Gesetz  vorgesehene  Htrafe   an^;    sie  bt^stand  in 
der  Hinrichtung  mit  vorausgegangener  entehrender  Auspeitschung, 
Horalius    bestätigt  e?  in  den  bekannten   Worten  epist,  11   1,  152 

quin  etiam  lej^ 

poenaqae  /a/a,  nialo  quae  nollet  carminc  quemqttam 

describi:  uertere  modtim  formkUne  fustis 

ad  hene  dieeftdum  dekrtandumqne  redacti 
Die  Strafe    galt    ebenso   sehr   dem   Verfasser    des    Schmähliedes, 
das    zur  Diffamation  eines  Bürgers  gesungen  werden  sollte,    wie 
demjenigen^  der  es  absang. 

In  allem  wesentlichen  scheint  Cicero  in  der  oben  vorgelegten 
Fassung  den  Wortlaut  des  Gesetzes  treu  wiederzugeben^  nur  daee 
er  dem  Zusammenhang  seines  Satzgefüges  die  Zeitform  anpassen 
muBste.  Das  zeigt  uns  eine  aus  eben  dieser  Stelle  der  lejc  ge- 
sogene Glosse  des  Festue  p.   181*^  12"^ 


«  tflb.  VJIl  1  p.  140  Sclioell  nach  Cicero  de  re  p.  IV  10,  12  bei 
Augustinus  de  ciu.  dei  Π  ΐ)  'nostraa  contra  dundeoim  tabulae  cum  per* 
pauofts  res  capite  sansiesent,  in  bis  {lies  is)  hanc  quoque  sanciendain 
putaueruntj  ei  quis'  vgl,  ebend.  12  us. 

"  SchoL  Pera.  1,  123  Mege  duodecim  tabularnra  cautum  est  ut 
fuetibua  feriretur  qui  publice  iüuehebatiir\ 

*  occentasänt  und  in  der  lotorpretation  fecerit  die  Huudschr., 
aber  die  Sprache  des  Gesetzes  erfordert  den  Singular;  und  dieser  ist 
gewahrt  in  dem  Lemma  des  Lib.  gl  (Corp.  gloss,  lat.  V  p*  2*28^  39) 
JCCENTAVJSSET  concinnusset  conposuisset  condidisset  centonizaaeet ' 
st  eines  Gbissems  zu  miserem  XII  Tafelgeaetz,  thntsächlich  wird 
durch  ctjncinnmuet  cow/jOi*.  centon,  nur  das  zweite  Verbum  condidisäH 
erklärt    und    die  Erklärung    von    occentauisset  int    verloren  gegangen)» 


4  υ  R  iMi  Q  r 

(H'(Ί\\TΛSSiT  ahtiqui  direhant  quod  nunc  ^conuicinm  fe• 
lyi'i/  thn$Hiis,  quotl  id  riare  vt  cum  quodam  canore  fit^  ut  procul 
rjttuuhi't  fkissit,  quihi  iurpe  }mhetui\  qnia  non  sine  causa  fieri 
/ifi/fi/wr.  uidt^'vttntdnnnn  diri  qucrcUam^  non  \a)  cantus  iucundi- 
/fi/i»  ;»m/(). 

hiiii  Wort  iHrodmr,  iIah  Hpätor  liöchAtenB  benutzt  wird  um 
Tiihi^il  kÜn«iciiiion  Vo^rlfc^Aaiifr  zu  bezeichnen ^  gehört  dem  alten 
ItAlrin  AU  und  wird  in  KclliHtiindi^^r  Anwendung  dieveeits  Plautue 
uioht  nic'hr  ^ri>Airt.  iVr  iibtr  ohK'iiiarnm  gibt  neben  der  gewöhn- 
liohf*n  nur  ot>mologi«ohon  r.m/rii  ranttire  die  Bachliche  Krklfirung 
•Μ/Ί»ΜΤ  iM'iHr•*  r»iiM  iVi7i»  Niiiijfi»r*  i/n-fTf  •*.  das  Onümasticum  des 
VuloAutuit  iiicrsctM  Λν^ϋΛ»  mit  <ί(Ηθίχ€λώ,  vorhöhne.  Wort  wie 
Sin<»  «Ai•^«  »:cr  riAv.tinischen  Zeit  noch  gelÄutig.  So  wird  im 
ΓοΓ»Α  >h:^     IV   4•  'J.^^  dem   Kuppler  gedroht 

HMor^iT^  >V.•,:/:•.  Ϊ*!  r.ne  Sjt^lle  des  McroAtor  40»ί  II  3,  7«»)  ff. 
ΓΪ^Αϊ'.ίν.;*  V.*?  Λ/•,  sr-.rer  Kr:*e  iich  t*ine  schöne  Hetäre  uiitge- 
VvA*-Vt»  Oif  rr  «;fr  IW^v.c r.-.lichkci!  hHilor  und  im».  Aufsehen  zu 
\ir».v;?;,;i^r.,  sf.vc"  Vu::rr  a;*  Vear'c.tor.do  Picrerii:  rem  Geschenk 
w.A^'V.rr,  >»•.'  .  .i.'v  λ*:οΓ  xir'.iibt  *ii:h  *c^.Vsi  in  d*s  Mädchen  und 
«  V,» w Vi?  ^*  ν. •ν  i ί  k r  r  r :  *e•. r f : >*  r gr r.  λ r v.  Auge r.  *:er  U e r.. α r. I in  f ern- 
•  ;Ä):*',?t>r  Iv.  ,;.r*fr  AV*::*:*:  rfgr.V.-.öc!  <7  ier:  N^bre  gegYr.ül-ei 
vf  rt  \\  fXf'  V.  V  i ,  Λ  Α«  V  3i.* ;  >  er  •  r  *  !Uu<  s  u  r  er  ::•.  *  v. .  iurob  fol• 
gvY^e  AüV*s*\:"g 

4  V    Λ/^/ ■■  *■**   v^'  .<^    Λ"^Λ  •»-'     ^tfJim.i:    ..»■r.i.;"   i'f   ♦...'*. 

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*  .μι;»     «i>it     .'.iif  •..•      11,'i.ii/  I  fi  .'h  '«s     t  •■■     r'ji  i.v       .-Tf  ■  ."f  '  τ    ^*•:••"";• 

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Jn-iv               .o.•-'!    w  «       I  !'    «i-jv  "i.'        .    : -:»i      *  ..:•1.  t:  rr•:•.  .•■Ui'      i::ii 

:.«.na«f         ί\ΛΛ•*ί   :i."•.          ti•»-'         .'»•     !■!.•'  .  ."Γ'ί.     i'.  !*          '       "       .  '    . ■!        i.U:!!  '. 

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Ml      •    ι-ϊ"».!»!'               I          *".'■•     I       .           !    Mrll.li  J.        i*'                 »                 "*i'               11           K'iK*].          *•            ."1' 

I.    α•. 


lialisclie  Volkiijtialu  S 

410  αίψΐΰ  u(  tmnc  sunt  malmUcenies  homine^^  uxori  meae 

mihique  obiec/evt  lenocinium  faeere,    uam  quid  eosf  opus? 
Einem  indireoteii   Beleg  werben  wir  unten  (S.  12  f*}  bege^^nent 

Die  occeninlh  hi  «Ικα  die  auf  offener  Slrasfle,  vor  der  Haus 
thüre  des  Angegrriifenen  vorgenommene  Auerufnng  eittlicli  be- 
laetender  Vorwürfe  und  verfolict  die  sichtbare  Abeicbt^  einen 
Ehrenrührigen  der  Genieinde  ale  solchen  lienntlich  %n  machen 
und  ihm  dadurch  die  Grundlage  der  Gemeinschaft,  Vertrauen  und 
Glauben  xu  entzielien.  Die  Äuagcheltnng  erfolgt  Maut  und  in 
eingendem  Tone,  so  das»  sie  weithin  vernommen  wird*.  'Das 
gilt*,  fährt  Feetue  fort^  'als  beBcbimpfend,  weil  man,  auch  ohne 
den  Anläse  weiter  zn  kennen^  doch  eich  überzeugt  halt,  daRe  es 
nicht  ohne  Grand  geschieht  (also  gerecht  ist)  *.  Mit  dieaer  Be- 
merkung gibt  FeptuHj  einerlei  ob  mit  oder  ohne  Abeicht,  einen 
Commentar  zu  der  Definition,  welche  das  Geeetz  von  dem  straf- 
baren Scheltelied  (carnmi)  gegeben  hatte:  qiwd  infamiam faceret 
fidgUiumue  aller L  Der  Sprachgebrauch  dieeer  Worte  verbürgt 
ihre  Entlehnung  aue  dem  alten  Gesetze.  Es  handelt  eich  um  den  in 
dieeeiu  Zuaanimenbang  besonders  wicbtigen  Begriff  des /7 ai/i/MJWi. 
Von  der  Schule  her  sind  wir  gewohnt  dies  Wqrt  für  Schand- 
that  oder  entehrende  Handlung  zu  nehmen  ;  im  unterschied  von 
scelus  und  facinus^  deren  Wirkung  sich  zunächst  in  der  Schädi- 
gung Anderer  zeigt,  ist  fiufßtiHm  eine  unerlaubte  Handlung,  die 
lediglich  zum  Schaden  des  Tbäters  ausschlägt  und  ihm  Einbusse 
&Q  Ehre  und  Gut  einträgt".  Diese  Bedeutung  hat  dem  fraglichen 
Worte  ursprünglich  und  auf  lange  hin  nicht  eingewohnt.  In 
jener  Gesetzesetelle  wird  flugitium  mit  infamm  gleichgesetzt ;  ja 
die  MögUcbkeit  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  Cicero,  um  ein 
Mieeveretändnies  des  Wortes  zu  verhüten,  das  in  der  Verbindung 
mit  fcbnere  von  seinen  Zeitgenossen  nur  in  jener  jüngeren  Be^ 
deutung  genommen  werden  konnte^  selbst  erst  das  synonyme 
infamia  erklärend  hitizugefiigt  bat  (s.  unten  S.  16),  das  denn  auch 
Bcaliger  in  seiner  Herstellung  der  Gesetzesworte  (s.  Anm.  0] 
ohne  weiteres  strich. 


®  So  stellt  schon  Tacitue  Germ.  12  scekra  und  fhgitia  gegen- 
er.  Augustinus  de  doctr,  cbritt,  3,  16  (t,  lil  p,  50='  Kened.)  'quod 
auteni  agit  indomita  oupiditas  üd  corrumpendym  animum  et  corpus 
auum^  flagitium  uocutur:  quod  autem  »git  ut  alteri  noccat,  faciuns 
djcitur  et  haec  tunt  duo  genera  omuium  peccatorum,  sed  Üagitia 
priora  anut*,  vgl.  Iflidorus  orig.  5,  2β  Ατιΐ  Aug.  theilt  also  die  Siiuden 
in  Laster  und  Verbrecfaen, 


6  üeener 

Die  ältere  Bedeutung,  die  hier  hervortritt,  ist  Schande, 
wie  Rie  sowohl  durch  unanständige  Handlung  wie  durch  Unter- 
lassung hervorgerufen  wird,  oder  Blamage^.  Sie  begegnet  noch 
oft  bei  Plautus.  So  in  der  Verbindung  mit  est  oder  sit  merc.  406 
(oben  S.  4),  niil.  697  flagitiumst  si  nil  miffetur,  Bacch.  97.  1164 
üas.  902    Pseud.   1248 

Poen.  965  nam  tuom  flagitiumst  twis  fe  populär is  paii 

seruire  ante  oculos,  domi  qtiae  fuerint  liberae. 

Ebenso  Terentius  haut.  922  ad.  101.  422  und  Lucilius  I.  XXVI 
V.  570  L.  contra  flagitium  tiostrae  re  hello  uinri  α  barbaro. 

In  grellen  Gegensatz  stellt  das  Klagelied  des  Stasimus  im 
Trin.  1035  honor  und  flagitium: 

ambitio  iam  more  sanctasty  liberast  α  legibus; 

scuta  iacere  fugercque  hostis  more  habent  licentiant: 
1035  petere  honorem  pro  flagitio  more  fit^ 

und  nicht  misszuverstehen  ist  diese  subjeetive  Bedeutung  Cae. 
875  f.,  wo  Olympio  nach  dem  vereitelten  Versuch,  seine  ehelichen 
Hechte  an  der  vermeintlichen  Casina  geltend  zu  machen,  heraus- 
tritt und  in  aufgeregten   Anapaesten  klagt 

Neque  quo  fugiam   ncquc   ubi   lateam  neque  hoc    dedecus 

quo  modo  celem 
scio:  tantum  erus  atque  ego  flagitio   superauimus   nuptis 

nostris^ 
ita  nunc  pudeo  atque  ita    nunc  yaueo  atque   ita   inridiculo 

sumus  ambo: 
die  Empfindung   der  Scham  (pudeo)   ist    die    innere,    der  Verlust 
des  bisher  in  Ehren  getragenen  Schmucks  (dedecns)  ^®,  einerlei  ob 
thatsächlich    oder    bildlich,    die  äussere  Folge    des  flagitium.     In 
den  Bacchides  jammert  der  alte  Pädagoge  379  f. 

neque  mei  neque  te  tut  intus  puditumst  /actis  quae  facis, 

•  vgl.  Scaliger  zu  Festue  occentare  p.  CX  27  (ed.  1575). 

^^  Die  Bedeutung  von  dedecus  wird  au8  vielen  Bräuchen  klar. 
Ein  gefallenes  Mädchen  verliert  das  Recht  des  Brautkranzes  und  darf 
nicht  mehr  den  Schmuck  der  Haare  und  des  Kleides,  der  dem  unbe- 
scholtenen Mädchen  zukommt,  tragen.  Dem  Soldaten  werden  Waffen 
und  Abzeichen  entzogen.  So  ist,  wie  die  Wortbildung  zeigt,  dedecus 
Entziehung! des  Schmucks  'oder  was  diese  Entziehung  zur  Folge  hat. 
Vgl.  Plaut.  Amph.  882  f.  ita  me  probri,  ntuprit  dedecori»  α  uiro  argutam 
meo  Stich.  72  sine  dedecore  et  scelere  summo  Cicero  de  leg.  II  9,  22 
periurii  poena  diuina  eocitium,  Humana  dedecus  usw. 


lUliflchu  Vollcejuettz 


UUet 
Men. 


I 


380  tiuibtis  tuom  palretn  mcque  una^  amkos,  adfinh  hws 
tua  infamia  feckü  ^eruiifiifulos^^  flagUii 
diirch   »ein  scbantlbaree  Treiben  bringt   Pistoclerue  Schimpf    und 
Schande  über  die  ganze  Verwandtschaft  und  Freundschaft,   eeine 
infamia  wird  auch  diesen  »um  fhgitium^  vgl,  Cae.  ii91  qui  eitam 
mc  miserum  famosnm  fecit  fiagitiis  suis. 
Bei  Tiirpi litis  v.   H»l  f, 

mereiricem  quae  /tf,  ^emel  ut  nactasi^  semper  studuit  perdere 
(lelefjere  flespolittrc  oppfcrcquc  atho  fama  m  floffttis 
die    Gleichslellung    mit    fanm    κο    wenig    wie    bei    Plautue 
901 

imni^situs  qui  mc  vonphrni  flagiti  et  formufmis 
die    V^erbindung    mit    formiäo    einen  Zweifel    an    der   Bedeutung. 
Besondere  lehrreicb  iat  die  feste,    fast    formelhafte  Verknüpfung 
von  dmttnum  und  fiütjifium: 

Flaut,    merc.    237   f.    alt  scse  dlius    o})era    atquc    aduentu  caprae 
flagiiium   et   damnum  fecisse  haud 

mediocriter 
421  f.  mulio   cdepol  si   quid  factendumst  facere 

damni  mauölo 
qumn  opprobramentum  aiH  fiafjiiium  mu- 
Ikbre  ccferri  ärmw 
784  non  miror  si  *pdd  damni  facis  atä  (la^iti 
Baccb,   1032  quam  pr Opfer  fantum  damni  feci  ef  flagiti 
PeeuJ.     440  mim  tu  qnod  diunni   et    quod  fccist i  ßagiti, 
popido  uiriiim  potuii  dispertirier: 
der  römieche  homo  frugi  hat  nichte  ängetlicber  lu  meiden  als  Ein- 
buflse    an    Geld     {dammtm)    und   Ehre    {ßatjüium)    vgL    zB.  Ter* 
Phorm,  271    culpctm  .  .  ,^    ea   qua  re  minus    rei  foret  aut  famae 
iempermw.     Durch    die    Zufügung    von  damnum    ist;    die  Formel 
fiagitium  facere  vor  dem  Mieeverttündnis»  geeicbert,    ale  bedeute 
eie    eine  Schandthat  thun,  aueführeu^ :  ft./aeere  kann  hier  nur  in 
dem  Sinne    von  'eiten    entehrend en  Skandal    anrichten,    eich    zu- 
ziehen*   genommen    werden.      Den    Zustand     der    Entehrung    be- 
zeichnet  flagitium     Bacch.    1011    nayn    duccrttis    aureis    Philippis 
redemiuUam  r^  ßagitio  tuam,  dik^  ßagitium  entzieht  dem  betroffenen 
(lae    menschenwürdige    Dasein    (h.  dort   v,    998)»     Nicht    minder 


11  ßguhts  würde  die  unschuldig  in  die  Schande  hineingesiogenen 
Aogehodgpti  zu  thätigen  Mithelfern  machen.  Deehalb  bat  Bergk 
Zeitechr.  L  d.  Alterthumsw.  lHL•2  S.  332  firulifit-futos  vorgeacElagen. 


s 


üi 


tleutlicli  «ind  die  Seh  impf  wort  ρ  fiatfit  tum  hominis  asin,  473  Cae. 
15L  551  Men.  489.  709  und  siabnhm  ftagiti  trur.  587  (vgl• 
Cae.  158  f). 

Dichter  und  Schriftfiteller,  in  denen  der  8ίητ»  für  die  Pro- 
prietiit  des  Ausdrucks  lebendig  ist,  haben  aurh  Bpiiter  diese  Be- 
deuluug  de8  Worts  liervortreten  laBsenr  Enniue  trag.  42B  V.  flagiii 
principiumst  mulare  inter  citfes  corpora  Lucilins  v.  1050  L,  tpii 
et  poscent  minu^  ei  prf$ebebunt  rectius  muUo  et  sine  ftiigiiio  Cicero 
de  leg.  I  24^  62  hortari  ad  decus^  reuoeare  α  ftaffiftf)  epist.  fam. 
IX  22^  1  si  qniüd  sit  in  obscenitate  flagitimn  (vgl.  §  3.  4)  Salln- 
fltius  lug.  38»  9  quüe—grauia  et  βαφϋ  plena  erani  hiet  ίΙΓ  fr,  48 
(or.  Macri),  26  forpeäo  qua  non  (iloria  moucmini  ntqne  ffagitio 
(vgl.  ebeud.  §  13)  Propertius  III  ίί2,  12  posse^^  in  fanto  ttiuere 
ftagitio?  Horatius  eat.  II  4j  82  uilibus  in  scopis  .  .  .  quantus 
constJ^tit  sumptus?  neglecMs  flagitmm  ingens  Liviue  XLIV  4,  7 
neqm  manere  in  tugo  inopi  neque  regredi  sine  ftagitio  atque  et tarn 
periculo  .  .  poferat  Tacitus  ann.  XIV  14  et  eins  fiagifinm  est,  qui 
pecuniam  ob  deiieta  pothts  dedit  quam  m  dctinqtiereid  XVI  4 
forfasse  iaefahüfdur  per  in^uriam  pMid  ffagiti  vgl.  I  18  Germ.  6 
sctdmn  refiquisse  }}raecipuum  flagitium  ne.  Fronto  p.  233  Nab. 
piihii  ...  α  me  admi^siim,  qtiod  dedecori  mit  prohro  md  flatjitio 
foret  AugoBtinuH  de  doctrina  cbriRtiana  ΪΙΙ  20  (t  ΠΙ  ρ.  51'  Bened.l 
iatares  et  numieatoH  tfmicas  habere  apmd  Romanos  ueteren  ftagiti  um 
ertü^  nunc  autem  honesta  loco  natis^  cum  tunicati  sint^  non  eas 
habere  ßagitium  est  vgl.  III  lö  p.  51*.  Immer  hat  von  dieBer 
Bedeutung  das  erst  im  VII  Jh.  der  Stadt  hervortretende  Ädjectiv 
ffaglifosus  'mit  Schande  bedeckt,  schandbar'    Zeugniss  abgelegt'^. 

Der  Uebergang  von  der  lilteren  zur  jüngeren  Bedeutung, 
ein  Wechsel^  der  in  der  Verwendung  der  verwandten  Worte 
probrum  und  dedecm  (oben  Anm.  10)  Analogien  hat,  ist  bereits 
bei    PlautUH    vorbereitet,    ebensowohl    durch    den   Plural    flagitia 


1•  vgl.  Cicero  in  Verr.  act.  1  15,  45  ίπτμία  ac  fl^giliosa  vgl.  15,  »Π. 
15t  44  ftct.  II  L  I  12,  :V2  tnrptssimum  ei  fhgitiosimmum  24,  <ί3,  >Ϊ0,  7H. 
:m,  92  Π  32,  ΤΗ.  54.  134  TS,  192  V  :I3,  8ΐχ  3ti,  ίΙ4  Tui^c.  diep.  IV  3%  68 
de  oflic.  III  32,  Π5  ep.  ad  Att.  VIl  Ih,  S  usw.  Im  Hb,  gloss.  dient 
flagiiioitm  dassn,  den  unten  Aum.  48  besprochenen  Begriff  inpttdicus 
zu  umschreiben  (cod.  Vat.  Palat.  17TS  f.  158^),  vgl.  Corp.  gl.  lat.  V 
212,  IG.  Klar  tritt  die  Bedeutung  bei  den  Juristen  bervor  z.  B.  Gaioi 
Digg.  XVIII  I,  35,  2  quia  nee  societas  aui  mandaium  ftagitiosae  rei 
iaL•s  uires  habet  und  XLVI  t,  70,  5. 


1 
I 


Italische  Volkejustiz  9 

(Bacch.  166.  376.  498  Men.  719.  733  f.  vgl.  Terentius  haut. 
1037  ean.  1022  ad.  379.  721),  den  in  die  einzelnen  Thaten  als 
Ursachen  des  flagitium  anfzalösen  dem  Sprach bewueetsein  nahe 
lag,  wie  durch  die  Verbindung  mit /iicere,  in  welcher  die  gewöhn- 
liche Bedeutung  des  Verbum  ihren  EinflusR  üben  musete:  hoc 
fantum  fl.  f.  Bacch.  1208,  id  fl.  /.  Gas.  853,  magnum  fl.  f.  Poen. 
609,  fl.  maxumüm  feci  Gas.  548  vgl.  Terent.  eun.  1013  ad.  408 
(Phorm.  770  dum  aliud  aliquid  fl^iti  conficiai)  und  im  Plural 
fua  flagitia  quae  facis  Men.  730  istaec  flagitia  f.  ebd.  652.  Wir 
dürfen  dabei  nicht  übersehen,  dass  in  der  letzteren  Verbindung 
und  Bedeutung  flagitium  nie  ohne  pronominale  oder  adjectivische 
Bestimmung  erscheint;  auch  der  einfache  Plural  erhält  bei  Plautus 
solchen  Zusatz:  istaec  iua  fl,  Men.  719.  733,  istaec  Bacch.  166, 
fua  flagitia  et  damna  ebd.  876  sua  498.  Nur  in  vereinzelten 
Fällen  wird  //.  von  PI.  absolut  für  Schandthat  gesetzt 

Trin.  643    ut  uirtute   eorum    [dh.  maiorum]    ante• 
perta  per  flagitium  perderes 
Amph.  fr.  15  p.  44  L.    manufestum   hunc    optorto    collo   teneo 

furem  fl^iti 
vgl.  mil.  508  f.    quin     concubinam     erilem     insimulare 

aust4s  es 
prcbi'i  pudicam  meque  summt  flagiti 
Terentius  hautont.  929    Λ/c  per  flagitium   ad   inopiam    redigcU 

patrem. 

Terentius  scheint  auch  der  erste  zu  sein,  der  ohne  irgend 
welchen  Zusatz  flagitium  facimus  sagte  (eun.  382);  denn  dass 
hier  nicht  gemeint  ist  'wir  bewirken  einen  Skandal,  zeigt  die 
Antwort  des  Ghaerea  an  id  flagitiumst^  si  in  domum  meretricinm 
deducas  usw.  Seitdem  ist  die  jüngere  Bedeutung  rasch  durch- 
gedrungen und  hat  bei  einzelnen  Schriftstellern  wie  Cicero  die 
ältere  so  gut  wie  verdrängt.  Aber  die  ältere  wirkt  wenigstens 
insofern  fort,  als  die  entehrende  Wirkung  der  That  auf  den 
Thäter  der  Sprache  stets  gegenwärtig  geblieben  ist.  Den  deut- 
lichsten Wink  gibt  die  Thatsache,  dass  die  Redensart  flagitium 
facere  niemals  eine  Beziehung  auf  eine  zweite  durch  die  That 
betroffene  Person  zulässt. 

Mit  dem  Begriff  der  Schande  und  des  Ehrverlusts  sind  wir 
noch  nicht  bei  der  ursprünglichen  Bedeutung  des  Wortes  an- 
gelangt. Der  abstracto  Begriff  lässt  auf  einen  ursprünglicheren 
concreten    Inhalt    zurüekschliessen.      Und   was    wir    vermuthen, 


8  üsener 

deutlich  sind  die  Schimpfworte  flayüium  hominis  aein.  473  Gas. 
151.  551  Men.  489.  709  und  stabtdum  flagiti  truc.  587  (vgl. 
Gas.  158  f.). 

Dichter  und  Schriftsteller,  in  denen  der  Sinn  für  die  Pro- 
prietät dee  Auedrucke  lehendig  ist,  haben  auch  später  diese  Be- 
deutung des  Worts  hervortreten  lassen:  Ennius  trag.  426  V.  flagiti 
principiumst  nudare  iuter  eines  eorpora  Lucilius  v.  1050  L.  qui 
et  poscent  minus  et  praebebunt  rectivs  multo  et  sine  flagitio  Gicero 
de  leg.  I  24,  62  hortari  ad  decus,  reuocare  α  flagitio  epist.  fam. 
IX  22,  1  si  quod  sit  in  obscenifate  flagitiam  (vgl.  §  3.  4)  Salln- 
stius  lug.  38,  9  quae—grauia  et  flagiti  plena  erant  hiet.  IIT  fr.  48 
(or.  Macri),  26  torpedo  qua  non  gloria  mouemini  neque  flagitio 
(vgl.  ebend.  §  13)  Propertius  III  32,  12  posses  in  tanto  tiittere 
fl€igitio?  Horatius  sat.  II  4,  82  uilibus  in  scopis  .  .  .  quantus 
consistit  sumptus?  neglectis  flagitium  ingens  Livius  XLIV  4,  7 
neque  manere  in  iugo  inopi  neque  regredi  sine  flagitio  atque  ctiam 
periculo  .  .  poterat  Tacitus  ann.  XIV  14  et  eius  flagitium  est,  qui 
pecuniam  ob  delicta  potius  dedit  quam  ne  delinquerent  XVI  4 
fortasse  laetabantur  per  incuriam  puhlici  flagiti  vgl.  I  18  Germ.  6 
scutum  reliquisse  praecipuum  flagitium  us.  Fronto  p.  233  Nah. 
nihil  ,  .  ,  α  me  admissum,  quod  dedecori  aut  pröbro  aut  flagitio 
foret  Augustinus  de  doctrina  christiana  III  20  (t.  III  p.  51*  Bened.) 
tdtares  et  manicatas  tunicas  habere  apud  liommws  uetercs  flagitium 
eratj  nunc  autem  honesto  loco  natis,  cum  tunicati  sint^  non  eas 
habere  flagitium  est  vgl.  III  18  p.  51*.  Immer  hat  von  dieser 
Bedeutung  das  erst  im  VII  Jh.  der  Stadt  hervortretende  Adjeutiv 
fliigitiosus  'mit  Schande  bedeckt,  schandbar    Zeugniss  abgelegt^'. 

Der  Uebergang  von  der  älteren  zur  jüngeren  Bedeutung, 
ein  Wechsel,  der  in  der  Verwendung  der  verwandten  Worte 
probrum  und  dedecus  (oben  Anm.  10)  Analogien  hat,  ist  bereits 
bei    Plautus    vorbereitet,    ebensowohl    durch    den   Plural    flagitia 


^'  vgl.  Cicero  in  Verr.  act.  I  15,  45  turpia  ac  flagitiosa  vgl.  13,  .*Π. 
15,  44  act.  II  1.  I  12,  32  turpissimum  et  flagitiosinsinium  24,  i>:i.  30,  76. 
;^>.  92  II  32,  78.  54,  134.  7S,  192  V  33,  86.  36,  94  Tusc.  diep.  IV  32,  68 
de  ofßc.  III  32,  115  ep.  ad  Att.  VII  15,  3  uew.  Im  lib.  (tIors.  dient 
flagitiosus  dazu,  den  unten  Anm.  48  benprochenen  Begriff  inpudicus 
zu  umschreiben  (cod.  Vat.  Palat.  1773  f.  158v),  vgl.  Corp.  gl.  lat.  V 
212,  16.  Klar  tritt  die  Bedeutung  bei  den  Juristen  hervor  z.  B.  Gains 
Digg.  XVIII  1,  35,  2  quia  nee  societas  aut  mandatum  flagitiosae  rei 
tdlas  uires  habet  und  XL  VI  1,  70,  5. 


Italische  Volkfijtistix 


9 


(Bacch.  166,  ;J76.  498  Mph,  719.  733  f.  vgl.  TerenHus  liaut. 
1037  eiin.  1022  ad,  379.  721),  den  in  die  einzelnen  Thaten  als 
Ursachen  des  ßagiflum  aufznlöpen  dem  Sprach bewuRsteein  nahe 
lug,  wie  durch  die  Verhiiidung  m\i  fucere,  in  welcher  die  gewöhn- 
liche Bedeatiirig  des  Verhnm  ihren  Einfluss  üben  musftte:  hnc 
tanfum  fl,  f.  Racch,  120ft,  id  IL  f.  Gas.  853,  magnum  fJ.  f,  t^oen. 
009,  //.  maxttmum  feci  Ca».  548  vgl,  Terent.  eun,  1013  ad.  108 
(Phorm,  770  dum  aUud  aliquid  ßagitl  confieiat)  und  im  Plnral 
tun  ftagiiia  quae  fach  Men.  730  istaec  fiagdia  f,  ebd.  i5^*^2.  Wir 
dürfen  dabei  nicht  überHehen^  daee  in  der  letzteren  Verbindung 
und  Bedeutung  flagitinm  nie  ahne  pronominale  oder  adjectiviffche 
Befitimmung  ereeheint;  auch  der  einfache  Plural  erhält  bei  Plautue 
solchen  Zueatzr  istaec  Ina  //.  Men,  719,  733,  istaec  Bacch,  166, 
Ina  ßaffitm  et  danma  ebd.  376  sua  498.  Nur  in  vereinzelten 
Fällen  wird  //.  von  PL  abaalut  fnr  Schandthat  gesetzt 

Triu.  r>43    tti  uirtute    eonmi    [dh,  maiornm]    mdc- 
jmia  2iei'  fhitjUium  per  der  es 
Amph.  fr.   15   p,  44   L,    manufestum    htmc    optorto    coUo    teneo 

fureni  flagdi 
vgl,  miL  508  f.    quin     €ση€ίώιηαίη     er  dem     insimidare 

ausus  es 
prdfii  pudieam  meque  ^mnmi  fJafjdi 
^Terentius  hau  tont.  929    hie  per  flagifinm    ad   iiitrpiam    redhjal 

pcdrem. 

TerentiuR  scheint  auch  der  ernte  xu  sein,  der  ohne  irgend 
Felchen  Zu  »atz  flagitium  facimus  sagte  (eun,  382);  denn  das« 
hier  nicht  gemeint  ist  'wir  bewirken  einen  Skandal^  zeigt  die 
Antwort  des  Chaerea  an  id  flagiimmstt  si  in  domum  meretriciam 
dedttcas  usw.  Seitdem  ist  die  jüngere  Bedeutung  raeeh  durch- 
gedrungen und  hat  bei  einzelnen  8clinftfite]lern  wie  Cicero  die 
ältere  eo  gut  wie  verdrängt.  Aber  die  ältere  wirkt  wenigetene 
ineofern  fort,  als  die  entehrende  Wirkung  der  That  auf  den 
Thäter  der  Sprache  etete  gegenwärtig  geblieben  iat.  Den  deut- 
liebsten  Wink  gibt  die  Thateache,  daee  die  Redensart  fiaf/üium 
facere  niemals  eine  Beziehung  auf  eine  zweite  durch  die  That 
betrotl'ene  Pereon  zulässt. 

Mit  dem  Begriff  der  Schande  und  dee  Ehrverlasta  sind  wir 
noch  nicht  bei  der  uriiprUnglichen  Bedeutung  des  Worte»  an- 
gelangt. Der  abatracte  Begriff  lässt  auf  einen  urspriinglicheren 
concreten    Inhalt    zurm^kechlieseen.      Und    wae    wir    vernjuthen, 


12  Uaencr 

oder  auch  Lynchjiietiz  an  ihm  zu  volletrecken.  Wenn  Cyprianafi 
ad  Demetrianum  V2  schreibt  adhur.  insnper  dei  servos  .  .  . 
iniustis  persead ionibus  flagifatiSj  wählt  er  das  Verbum  um  die 
entehrende  Art  der  Züchtigung  zu  betonen.  Noch  Lucifer  von 
Cagliari  konnte  p.  221,  18  Hartel  tu  qui  nos  ingentis  supercilii 
esse  fiagifas  das  Wort  in  der  alten  Bedeutung  'beechelten*  setzen 
und  gegen  den  herrschenden  Sprachgebrauch  mit  einem  Object- 
satze  verbinden  ^". 

Wir  können  jetzt  aus  Plautus  nach  Vornahme  einleuchtender 
ßesserungen  noch  eine  lehrreiche  Anwendung  des  Begriffs  nach- 
bringen. Im  Epidicus  (I  2)  112  ff.  wendet  sich  Stratippocles  ver- 
geblich an  seinen  Freund  Chaeribulus  um  ein  Darlehen.  Chaeri- 
bulus  entschuldigt  sich    mit    seiner  vollständigen  Üreditlosigkeit 

lli^  quin  edepoJ  egomet  clawore  differor^^  difflagitor^^: 
von  allen  Seiten  bedrängen  ihn  die  Gläubiger  und  machen  ihm 
Scenen  der  flagitaiio  mit  dem  üblichen  lauten  Schreien  (clamore), 
das  ihn  in  aller  Leute  Mund  bringt.  Als  Ort  dieser  Vorgänge 
wird,  wie  Pseud.  1145,  der  volkreichste,  der  Markt  gedacht. 
Darauf  gründet  der  getäuschte  Bittsteller  seine  bittere  Antwort 
malim  isti  modi  mi  amicos  forno  occe7isos^^  quain  foro: 

^'^  Cod.  lustin.  I  .'{,  10,  2  si  multitudo  uiolenta  ciuilis  apparitionis 
cxseaUiotiP  et  adminiculo  ordinum  poftseKsorumue  non  potiierit  ftagiiati 
schreibt  man  mit  cod.  Theod.  XVI  2.  Hl  praesentari,  dorn  Sinne  nach 
richtig,  aber  es  geht  dabei  eine  feine  Modification  des  GodankenR  ver- 
loren, welche  die  Lesart  des  C.  lust.  enthält:  'wenn  die  gewaltthätige 
Menge  nicht  hat  beechrieen  (vorgefordert,  vorgeladen)  werden  können'. 
^e  differre  wird  mit  dictis  Plaut.  Pseud.  359,  oratione  Tercnt.  Andr. 
408,  pipxdo  PI.  aulul.  44β,  rumorünia  Petron.  10  Tacit.  ann.  I  4,  Ser- 
mone Caecilius  v.  157  Ribb.,  bermonihns  Lucil.  v.  i»l.']  vgl.  ίΠ4  ver- 
bunden, auch  absolut  gesetzt  wie  Tacit.  ann.  111  12;  die  Bedeutung 
8t«ht  fest  durch  Plaut,  trin.  HSi)  ut  inops  infamis  ne  sim^  ne  mi  hanc 
famam  dtfferant,  vgl.  Propertius  I  4,  21  et  te  circum  omvis  alias  irata 
pneüaft  differet.  Die  Analogie  von  Stellen  wie  PI.  eist.  20S  feror  differor 
distrahor  diripior  ist  also  ferne  zu  halten. 

1®  So  hat  F.  Leo  in  seiner  Auegabe  (18!)5)    statt   des   hsl.  diffa- 
tigor   nach    meinem  Vorschlafi:   geschrieben.     Aber    schon    Fr.  Skutsch 
i  hatte  in  seiner   Habilitationsschrift    'De  nominibus    latinis    sufBxi  -XO- 

1  ope  formatis*  (Breslau  1891)    p.    10  f.    diese  Besserung    gefunden,    vgl. 

*  Rh.  Mus.  54,  484.  55,  279.     Ich  möchte  glauben,    dass  das  Wort  auch 

{  in  der  sonst  unverständlichen  Glosse  des  Lib.  gl.  (Corp.  V  ISS,  \{\)  de- 

;  flagrari  deuulgari  enthalten  ist;  ich  vennuthe  difflagitari:  diuidgarij  das 

I  letztere  mit  der  S  Galler  Hs. 

!  *  Die  Ues.   furno  menaos   (mersoif  die  Vulgata    uach  FZ).     Dass 


Italiaeke  Votksjuetii 


IS 


im  Backofen  Kollten  eie  mir  vom  Feuer  lieber  al«  auf  dem  Markte 
dorch  elareiirührigeii  Sübimpf  mürbe  werden.  Die  Metapher,  welcbe 
die  Wirkung  der  Scbmäbung  als  ein  Brennen  faset,  wird  sich  uns 
bald  (H.  14)  ah  geläufig  erweisen.  Hier  tritt  zu  dem  Wortspiel 
zwiecheii  fonw  und  foro  noch  der  lautliche  Ank Iniig  van  occensos 
an  die  occenfaito.  Die  neue  Bildung  difflagifm'  erlaubt  weh  der 
Dichter  um  den  Begriif  von  differm-  zu  steigern. 

Den  älteren  römischen  Gräm mati kern  muss  die  eigentliche 
Bedeutung  unserer  Worte  noch  bekannt  geweeen  sein.  Per  Terenz- 
eommentar  des  Donnttis  enthält  mehrere  Bemerkungen,  die  daran 
keinen  Zweifel  lfts»en.  Im  Phormio  (II  3)  351—371  erhebt  der 
Parasit  diesee  Namens  bittere  Klagen  wider  den  erzürnten  De- 
mipboj  indem  er  vor  dessen  Ohren  die  Rolle  das  Reklagten  mit 
der  des  Klägers  vertauscht:  Donatus  bemerkt  zum  Anfang  (p.  407 
Liodebr.)  haec  est  fiagifüth.  quae  etiam  vomen  iumuUnose  pro- 
sequitur  (so  cod,  Voss,  ^^  persequitnr  Vulg.)  atgite  Wiif/i7rti.  ideo 
eaUidm  spcüphanta  patrisfamilias  proprium  nomen  non  solum  hiul• 
diöse  infert  seä  etinm  vepeAit.  Es  handelt  sieh  in  dieser  Scene 
nicht  um  eine  Geldford  er  u  η  g,  vielmehr  wird  dem  alten  Demiplio 
die  Vernachlässigung  verwandtp.chaftl icher  Pflichten,  seirie  Hab- 
gier (358)  und  unanständige  Gesinnung  {inl^a'aliter  *^1\)  vor- 
geworfen. Qnd  so  beisBt  es  im  weitereii  Verlauf  zu  ^'»84  (11  3,  37) 
p.  470  püpidari  quadam  mdgariqae  flagituthne  (überL  fatigatiöne) 
utpote  scurra  respondit  (nnml,  Phormio),  Der  alte  Erklärer  fasete 
also  /lagifafio  ganz  allgemein  als  öffentlichen  Act  der  Diffamation. 
Er  weiss  noch  nilberes  davon.  Zu  ad.  87  (1  2,  7)  müdo  quifl 
dissignaud  läset  eicli  Donat  p.  250  dadurch  2U  der  gelehrten  Ver- 
kehrtheit liinreisseu  pittn  ergo  designationent  contrni'tioneni  auf 
coftfluctimiem  popitli  in  utmtH  inieUeyi,  hoc  enim  vöuting'd  ei^  qui 
aliqno  /lagiüo  p&puU  in  se  oculos  et  ora  eonuertU  et  spectacido  eaf 
uulgo.  Zu  den  oben  (S,  9)  berührten  Worten  eun,  'όΗ2  (II  3,  90] 
flagdium  fadmns  heisst  es  p.  134  FLAirlTIVM  morc  mdifari 
flicHur  res  dagitatione  hoc  est  increpadone  dif^na.     nam   flagilatiu 


Plautus  echoti  des  Anklang«  wegt*n /bmo  schreiben  m aaste,  hat Scaligtr 
gesehu  und  ßücheler  in  Fleckeiaen»  Jahrli.  1872  S.  117  f.  Anm.  ety- 
mologisch begründet.  Die  Herstellung  des  Parlicipium  ergibt  sich  aus 
Festus  μ.  201,  Γι  OB  praepositione  antiqnus  usos  esse  pro  AD  testia 
est  EnniuR,  quom  ait  l.  XII II  [v,  ,'tHW  Vahlen]  omnes  occisi  ohcrmtqur 
in  ttfKitf*  aetfna  itl  eat  acceosi*. 

-*  Mittheiliiogun  über   die    lisl.  l^eb-erliiiferuri^^   dos  Donatus  ver- 
danke ich  Herrn  Dr.  Rabbow. 


14 


Üeener 


α  strepiiu  äkiiut\  unde  Üaiuma  d  tlugeila  tt  Hagilare  (/fc^ort 
die  Hg8.)  id  est  persofiarc  intelU^imu«  dkL  nam  haec  omnia  sine 
aonitii  crepituque  nmi  sunL 

Der  letzten  Bemerkang,  so  icbief  eie  sein  mag,  haben  wir 
Grand  Beacbtuiig  zu  ecbeiiken.  Dar  Xueamnienbang  vod  flagU'mm 
mit  fiagrare  und  flamnia  iet  dem  ttlten  Latein  bewuaet  gewesen.  In 
einer  Ätellatia  sagte  Ροηιμοηίηβ  ν.  101  Hibb.  rail  Aeeonan*  domus 
haec  feruii  fiagiti  und  äbntich  Plautus  Cas.  937  tnarumo  ego  ardeo 
flagido;  als  Schimpfwort  bat  derielbe  rud.  733  flugiii  flugraniki. 
Nach  diesem  Vorbild  eind  dann  später  bekannte  metaphariache 
Redensarten  entstanden:  Cic.  in  Verr.  act.  I  15,  43  graut  diutur- 
naqnc  iam  (iagramus  infamia  ep,  ad  Att.  IV  17,  2  camules  flagrant 
infamia  Horatius  aat.  14,  125  fl<tgret  rumore  malOf  und  d«  in 
dieser  Verbindung  htuidia  nicht  subjective  Empfindung  sandern 
Volksstimmung  ist,  üic.  pro  Cluentio  49,  130  t^um  inuidia  flagrard 
ordö  Senator ius  p.  8eet.  67,  140  (L,  Opmliim]  fl^igrantem  inuidk» 
propter  interitum  C  Gracchi  und  inuidia  conflugrare  pro  Μ  iL  27,  75 
Liviu»  XXIV  2<>,  3  XL  15,  9;  weiter  ausgei^taltet  muidiae  incendio 
confl  Ciu.  in  CatiL  1  IL  29  oder  Livius  XL  5,  1  huins  atröcttas 
facinoris  nouam  uelut  flammam  regis  inuidiae  adiecii  vgL  XXX LK 
6,  4  (ne)  incendio  atient  iudicii^  quo  L,  6cipio  damnatus  erai^ 
conffagraref^^  Dieselbe  Metapher  bat  Toup  für  das  griechiecbe 
φλέγειν  erwiesen  ^^:  Aristopbanes  Acb.  66'*  beCipo  Μούσ'  έλθέ 
φλεγυρά  πυρός  Ιχου0α  μένος,  ίντονος  Άχαρνική  Kraiinoe  bei 
Athen.  VIIJ  ρ.  344*  (Meineke  Cmti.  II  ρ,  43)  Λώμττωνα  τον  ού 
βροτών  ψήφος  ούναται  φλ^γυρά  bemvujv  άτΓ€ίρτ€ΐν»  wo 
ψήφος  φλ.  vernichtende  Abstimmung  ist;  und  nicht  anders  mochte 
ich  trotz  Jacobe,  der  φλέγμα  mediciniech  erklärt  *pns  atque 
yenennm\  das  Epigramm  des  Juli  an  us  Antb,  PaL  7,  70  άλυίΤκά- 
Ζου0αι  Ιάμβΐυν  fi  χ  ρ  ro  ν  'Αρχιλόχου  φλέγμα  Λυκαμβιά5€ς 
veratebn. 

Der  Zusammenhang  zwischen  ftagitare  und  ft^groruf  wie  ihn 
das  alte  Latein  empfand,  ist  freilieb  täuschend;  er  bemht  auf 
einer  durch  jene  imbeüegende  Metapher  verraitteltCTi  Volksety- 
mologie, Wir  müssen  den  wirklichen  Urspruiig  und  die  Ver- 
wandtschaft des  Wortes  erraittelt  haben,  um  zur  Erkenntniss  der 
nrsprünglicben  WoTtbedeutung  und  Sitte  vorzudringen.    Zu  diesem 


-^  vgl  Fabri  zu  Livius  XXII  35,  3. 

^  Tcmp  opu8C.   crit.  2,  3ϋ2  emend,    in  Buid.  3,  201    Elmsley    jsu 
Ar.  Ach,  tj<i5.     VgL  Hesych.  φλΕγυράτ  υβριστικής  λαμπρύ. 


Italische  VolksjtiatiT: 


lf> 


fiibrt  in  d^r  Tliat  das  von  Dunat  8cliou  heriiii^exogeiie  {Imjüium 
und  dessen  Vorgiingcr  fUnjrum.  In  ihnen  liegt  die  eintachnte 
Form  der  Wurzel  fiäg-  vor.  Genau  wie  ία^- '  berühren  ,  erhalten 
in  te-Ügi  und  integer  (wie  fiäg-ero  flägrumy  gebildet),  gleieh zeitig 
nasale  Verstärkung  erfahrt  in  tango  und  Vocaldehnung  in  eon- 
tas^es  coniagium  cmitagio^  so  iet  fiäg  fortgebiidet»  wie  Job,  Schmidt 
annahm,  naaal  zu  flujere  {vgl  goth.  bliggvan)^^  und  mit  Vocal- 
dehnung zu  fiäg-  in  fiag-itare  flag-itinm.  Das  entsprechende 
denteche  Grundwort  ist  bleuen  abd.  pluman^  das  die  Volks- 
etymologie unwilikürlioh  für  blau  schlagen  nimmt.  Danach  be- 
deutet also  fiagiiare  nach  Analogie  von  agere  agitare  durchprügeln 
und  fiagiihim  die  Auspriigelung.  ist  diese  Grundbedeutung  heute 
noch  nachweifbar?  Ich  will  kein  Gewicht  legen  auf  eine  Glosse 
der  Herrn eneumata  von  Montpellier  (Corp.  gl.  1.  IJI  33Γι,  IB) 
φιλobάpτης:  plagostis  fiagitiosus.  Aber  ein  ÄweifelloEes  Zeugnies 
dafür  scheint  mir  was  Festue  Pauli  p.  110,  23  berichtet  inter 
etilem  fiagifaiös  άίΰώαηΐ  afttiqui  tnares  qiti  stuprum  pofisi 
esseni:  Tertullianus  de  pallio  4  interpretiert  das  sichtlich  durch 
(pugil  Cieomachtis)  initr  entern  caesus  et  tdtra^^\  Hier  hat  also 
ßagilare  die  ursprüngliche  Bedeutung  bewahrt,  welche  die  Ety- 
mologie erwarten   liees. 

In  der  Bildung  der  Worte  fiagitium  und  fiagiiare  ist  die 
V'orstellung  alter  Bitte  ssum  Ausdruck  gekomraen.  Es  verfängt 
nicht,    »ich  auf  metaphorische  Ausdruoksweiae***  zu  berufen,  wie 


^  Leo  Meyer  VergL  Gramm.  2^  215  Job.  Schmidt,  Zur  Geschichte 
dea  indog.  Vocslismue  1,  108  vgl.  J.  Grimm  im  Deutschen  Wörterbuch 
2,  Jll.  Was  Pott  im  Wurzel  Wörterbuch  3,  Γϊ5Η  f.  üb^r  ßagitare  fiagi- 
tium  bringt,  kann  zum  Beweis  dieneui  dass  auch  für  Etymologie  sorg* 
faltige  Beohachtung  und  Exegese  meist  unerlässlichü  Vorbedingung 
sind.  Das  wasste  der  alte  Verfasser  des  Lexilogus  besser  als  mancher 
Li  η  guifit,  der  auf  ihn  herabschau  t. 

2•'»  Salmasius  zu  rertuU.  de  pallio  p.  305  IFGronov  Observ.  in 
Script,  eccles.  c.  14  p.  149.  Ganz  ferne  »u  halten  ist  ein  früher  hierhin 
gezogetiefi  Bruchstück  des  Cato  p.  40,  3  Jord.  und  volicnda  der  Satz  iu 
der  ekelhaften  Scliilderang  der  inrumatio  Appul.  met,  8,  29  imtetiem 
«meerandia  orihtis  flagitahant.  Die  Äusdrucksweise  wiederholt  sich  in 
eaederc  cortcidere  Cic.  in  Verr.  1.  lli  bü,  löö  percidere  Martial.  IV  48 
II  TJ  und  Glossare,  trmsare  Catull  56,  i>. 

^  Den  (i riechen  allerdings  ist  das  Bild  des  Schlagen a  für 
Schelten  geläufig,  έπιπλήσσειν  gebraucht  achon  die  llias  Μ  iiil  von 
Tedelj  und  noch  alter  ist  ivlooeiv  ^vlnxctv  ήνίπαπΐ  ίνιττή  (β.  Curtius 
Et*  η.  Γι2;ΐ)    vgl.  Od.  w   IHl  ίπεοίν  rt  κακοίσιν  ίνίοσομ€ν  r\hi  j^okf\myi 


16  Utener 

Laotantiue  sie  anwendet  inet  II  15,  3  quorum  (der  Gotteef&rch- 
tigen)  uerbis  tamquam  flagris  uerberati  (die  Heidengötter) 
flow  modo  daemonas  esse  se  confitentur  usw.  (vgl.  ders.  V  9,  8). 
Das  ist  kühne  Bildersprache  selbst  für  Laotantiue,  und  obwohl 
das  Wortspiel  uerbis  uerberare  die  Metapher  erleichterte,  mildert 
er  sie  durch  Hervorhebung  des  Verglichenen  tamquam  flagris. 
Für  die  älteste  Zeit  haben  wir  wie  einfache  und  durchsichtige 
Bildersprache,  so  rohere  und  gewaltthätigere  Formen  der  Sitte 
vorauszusetzen.  Der  Brauch,  entehrende  Handlung  durch  Aus- 
peitschung zu  ahnden  und  die  Gemeinschaft  so  von  dem  Thäter 
zu  entlasten,  musste  sich  tief  eingelebt  haben  und  lange  geübt 
worden  sein,  wenn  nach  dem  Wegfall  der  körperlichen  Strafe 
an  dem  Worte  die  entehrende  Folge  haften  sollte.  Aber  wir  sind 
nicht  nur  auf  solche  allgemeine  Erwägungen  angewiesen.  Die 
alte  Strafform  ist  als  Verschärfung  der  Hinrichtung  oder  der  Ab- 
erkennung des  Bürgerrechts  bezw.  der  Freiheit  nie  ausser  Uebung 
gesetzt  worden'^,  aber  in  dem  Bereiche,  wo  die  Disciplin  mit  un- 
erbittlicher Strenge  walten  muss,  im  Heere,  blieb  sie  in  voller 
Kraft  und  hier  hat  sich  auch  die  alte  Benennung  erhalten  flagl• 
Hum  milUare  (vgl.  Donatus  oben  S.  13).  Die  Schriftsteller,  welche 
dieselbe  anwenden,  gehören  der  Zeit  au,  in  welcher  flagitium  all- 
gemein als  entehrende  That  gefusst  wurde.  Abgesehen  etwa  von 
Marcellus  Digg.  XLIX  15,  2,  2  non  idem  in  armis  iuris  est, 
quippe  nee  sine  f lag itio  amittuniur  wird  daher  auch  militare  fl. 
allgemein  von  der  strafbaren  That  gebraucht  '^.  i)ie  Bedeutunge- 
geschichte des  Wortes  nöthigt  uns  auch  für  diese  Anwendung 
denselben  Ausgangspunkt  vorauszusetzen.  Gerade  hier  ist  uns 
der  alte  harte  Brauch  genau  bekannt  durch  Polybios  i),  37  f. 
Als  schimpRiche  Handlung  des  Soldaten  galt  VerlasHen  des  Postens 

8.  Aisch.  Sieben  382  θ€ίν€ΐ  6'  ove(b€i  μάντιν  Sopli.  Ai.  724  ove(b€Oiv 
ήρασσον  ίνθ€ν  κάνθεν  oö  τις  ίσθ*  δς  oö  Philokt.  374  κάγώ  χολ(υθ€ΐς 
€ύθύς  ήρασσον  κακοΐς  τοις  πάσιν  (ich  schlug  auf  siu  mit  allen  Art«n 
von  bnsen  Reden)  Grabschrift  von  Smynia  hei  Kail>el  n.  30.3,  4  ϊνα 
γηράσαντά  σ€  πολλοί  μαστίζω»  λόγοις  θλιβόμενον  πενίη.  Man  darf 
aus  dem  frühen  Auftreten  des  Bilden  auch  hier  auf  ältere  Sitte  zuruek- 
schliessen.     \g\,  Anm.  .-31).  41. 

^  s.  Mommsen  Rom.  Strafrecht  S.  i)H4  f.  vgl.  920. 

^  Cicero  p.  Cluentio  4<I,  12«  si  α  multia  esset  flagitium  rei  witVt- 
tartit  admissuw  Sallustius  lug.  Γ>4,  4  neque  id  flagitium  wilitiae  ducitur 
Curtius  VIII  (14)  4H,  11  Tacitus  ann.  I  27  Fronto  p.  124  Nab.  Enno• 
dius  ep.  14  p.  11,  10  Vog      Isidorus  orig.  5,  7  Cod.  lustin.  VI  21,  13. 


ttalitohe  Volkejintis 


1? 


und  VernaohlässigüDg  des  Wachtdienstea,  Verlast  der  Waffen, 
lügneriflcbe  Anmeldung  einer  Ruhineetliat;  Verbrecben  wie  Dieb- 
stahl an  Kameraden  wurden  gleich  geahndet ^^  Die  ii träfe  war 
das  (supplicium)  fttifhmrium^^^  gr.  Ευλοκοπία.  Wenn  da«  Urtheil 
geeprochen  ist,  ergreift  der  Tribun  einen  Stecken  und  berührt 
den  Schuldigen  damit  (eine  Art  der  Weihung).  Das  ist  das 
Zeichen  für  alle  Soldaten^  mit  Stücken  (fasies)  auf  ihn  zu  echlagen 
und  rait  Steinen  nach  ihm  zu  werfen ^  bis  er  todt  «ueammen bricht 
oder  au  Η  dem  Lager  entkommt.  Aber  auch  dann  ist  er  verloren. 
Die  Rückkehr  in  die  Heimath  ist  ihm  verechloeeen;  keiner  »einer 
Angehcirigen  würde  es  wagen^  ihn  unter  sein  Dach  aufzunehmen. 
Er  ist  aue  aller  bürgerlichen  Gemeinechaft  hinaus  geprügelt 
worden. 

Erst  von  hier  aus  vermögen  wir  den  gesehichtliohen  Ver- 
laufi  den  die  Sitte  und  mit  ihr  sich  wandelnd  das  Wort  genommen, 
mit  genügender  Klarheit  zti  überblicken*  Gewisse,  da«  sittliche 
Gefühl  des  Volks  empörende  Handlungen  oder  Unterlassungen 
wurden,  soweit  sie  nicht»  unter  andere  Gesichtspunkte  des  Straf- 
rechts  iieleni  dadurch  geahndet,    dasa  der  Schuldige  aus  der  Ge- 

■  meinde  ausgepeitscht  und  üaduroh  ehr-  und  rechtlos  wurde.  In 
Heiner  vollen  Strenge  hat  der  ursprüngliche  Brauch  sich  im  Lager- 
leben erhalten.  Urlbeilen  wir  richtig,  so  werden  wir  auch  hier 
über  den  heTkoramlichen  Begriff  der  Volksjustiz,  von  dem  wir 
ausgiengen,  hinausgehoben ;  denn  die  Gemeinde,  die  sich  selbst 
Recht  und  Obrigkeit  schafft,  iFt  dann  ursprünglich  auch  die  Voll- 
atreckerin  der  Aechtung  gewesen.  Mit  der  Ausbildung  städti- 
flcher  Leben  β  Verhältnisse  eutwi  ekelte  sich  amtliche  Rechtspflege 
und  unterwarf  die  einzelnen  Verbrechen  ihrer  Gewalt.  Aber  wo 
die  Gerichte  versagten  oder  schwer  in  Bewegung  zu  setzen 
waren,  schaffte  das  verletzte  SittlichkeitsgefÜbl  oder  Rache- 
bedürfniss  eich  dadurch  Genugtbuung^  dass  sich  mehrere  ver- 
einigten» um  den  Thäter  durch  einen  öffentlichen  Act  (wir  wer- 
den nachher  sehen,  in  welcher  Weise;  ruchbar  zu  machen  und 
aus  der  Gemeinschaft  zu  schelten  ('aus  der  Christenheit  schelten* 
eagte  man   ehedem    bei    uns).     Auf   diesen    Act    der  Diffamation 


^  Zur  Liste  der  militärischen  ftagitia  hei  Polybioa  β,  37  vgl. 
Modeetinus  Digg.  XL IX  15,  3  Mommseo  Rom.  Straf r.  S.  5ίϊ1  f. 

*^  Cicero  or.  Phil.  III  <i,  14  fiistuarium  merii^runt  Ugimie»  quae 
OOfmdem  reliqi^erunt  Livius  V  G,  14  fuMuurinm  meretur  qm  mgna  rdtfi- 
quit  aut  prat'sidto  deeedü  vgh  II  59,  11  f.    Porfyrio  iu  Hör.  ep.  11  I,  154, 

ElMto.  Mus.  f.  Ftilloi  K.  F.  LVI.  2 


16 


Usener 


gieng  tler  Auetlrut'k  fla^fthum  tiher:  die  HaodluD^,  weJclie  eij 
die  Wortbildung  veranlaeBt  liatte,  iwar  durcb  eine  mildere  erietzt 
worden,  «ber  Abiiicht  und  Wirkung  Rieh  gleich  geblieben.  Wir 
haben  (S.  10)  gesehen,  dasH  diese  Bedeutung  noch  in  einteltieD 
Anvvendungen  bis  in  die  Zeit  des  Plautus  liineinreicht:  es  wir4, 
wenn  wir  uns  jetzt  des  ZwölflafelgeeetzeR  erinnern,  von  dem  wir 
auegiengen,  dem  lieser  klar  werden,  daee  itifamiam  in  der  That 
erst  von  Cieero  eingefiigt  (β.  8,  5)  und  in  jenem  Zneammen hange 
irrthümlioh  als  synonym  mit  flagitium  betrachtet  wnrde.  Nur 
im  Sinne  von  flagitatiu,  nicht  von  infamia  konnte  da»  Wort  hier 
gebrancht  und  mit  facere  verbunden  iein.  Dann  ergibt  eich  noch 
das  weitere,  daea  auch  Carmen  (jumf  nicht  grummatiflohee  Sabject 
von  fiüißfium  faceret  sein  kann.  Auch  da  liegt  ein  MiaRverständniftd 
vor:  quod  war  im  Gesetze  Ablativ,  nicht  Nominativ,  und  die 
Stelle  hatte  vermuthlich  nur  diesen  Wortlaut  si  quis  oceeittassU 
quod  (statt  quo)  fftjfjitium  alt  tri  faciat.  Da»  Gesetz  hat  da»  in 
Abaingung  von  Bchmahliedern  beatehonde  ftagitium^  wie  man 
sagen  kann,  mit  dem  fia^itiitm  selbst  bedroht,  indem  es  die  Aui^ 
Btäupung,  die  wir  als  das  ureprüngÜehe  Wesen  desselben  erkannt 
haben,  als  Strafe  festsetzte*  —  Wir  können  noch  aus  Beobach- 
tungen des  heutigen  Lebens  den  Erfabrnngssütz  ableiten,  daag 
ehedem  unter  ßetheiligiing  der  ganzen  Gemeinde,  de«  ganzen 
Volks  geübte  Gebräuche  mit  der  Zeit  von  den  Gebildeten  auf- 
gegeben und  nur  in  den  niederen  Schiebten  festgehalten  werden« 
um  schliesslich  zu  einer  Unterhaltung  des  halbwüchsigen  Jan- 
hagels oder  gar  zum  Kinderepiel  herabzuainkeih  Diesem  Schicksal 
konnte  auch  die  italische  fkufHatio  nicht  entgehen,  uiui  die  Folge 
war,  dass  in  der  Sprache  der  Gebildeten  das  nunmehr  aus  dem 
Zusammenhang  der  Sitte  gelüste  Wort  ftaijitittm,  wie  es  scheint, 
gleichzeitig  nach  doppelter  Seite  gewendet  wurde,  um  einerseit• 
die  Wirkung  des  ehemaligen  DiffamationsncteSi  die  Schande  und 
Entehrung,  anderseits  die  UrBache,  die  rtigbare  entehrende  Hand- 
lung zu  bezeichnen.  Die  letztere  Bedeutung  wurde  mit  dem 
letzten  Jahrhundert  der  Republik  die  vorherrschende,  während 
fiagiim-e  im  Sinne  von  ungestüm  fordern  ver\vendet  und  mit  sieb- 
Hohem  Object  verbünden  wurde. 


I 
I 


Wir  haben  die  Sitte  bisher  nur  an  der  ßedeutungsgeschichte 
des  Wortes    flagitium    verfolgt.     Wie    der  Brauch,    nachdem    an 


Italiflche  YolkajuatiÄ 


10 


Stelle  der  Tiiätliohkeit  das  beschiri^pfeiiile  Wort  getreten  war, 
Bioh  gestahete^  dafür  fehlt  es  uns  iiicbt  an  Zeugrjisflen.  Das 
erste  Krforderniea  ist,  ila%e  dit*  Scheit  wo  rte  laut  und  vernehmlich 
erklingen,  so  «lasg  «ie  weithin  vernehralich  werden.  Festus  (oben 
S,  4)  hebt  das  auedrünklich  her.  PlantuBi  bestätigt  es  Pspiid,  55fi 
clamore  magno  et  muito  flagHabere  1 145  flagifart  smpe  damore 
m  foro  Cure,  683  clamore  hrmihium  posco  Epid,  118  rlamöre  diff'erür 
difflügitor  Men,  prol.  48  ülum  damore  uidl  flagUarier  truc,  759 
iHn  hidos  facium  damore  in  Uta  vgl.  Petran.  92,  und  so  dämmte 
PI.  moftt.  576  f.  588  Horat.  sat.  II  3,  128.  ünerlässlich  ist  znr 
beabsichtigten  Wirkung  die  deutliche  Nennung  des  beecholtenen 
Namens,  daher  PL  moet.  587  iam  herde  ego  illum  nominaho,  vgl. 
Donat  ZM  Ter.  Pborm.  II  3,  5  (oben  Ö.  13).  Das  sind  die  Voran«- 
Setzungen  ftir  das,  was  der  Römer  conukmm  nennt,  das  Äas- 
ecbelten  vor  versanimelter  Kachbarschaft  (Mic«^)'*\  ein  Wort  das 
zeitig  an  Stelle  des  umgedeuteten  fh^ithim  getreten  und  schliess- 
lieh  allgemeiner  Ausdruck  für  Bcschettung  geworden  ist.  Der 
alte  Zusammenhang  macht  sich  noch  in  Verbindungen  geltend 
wie  bei  Servius  zu  Verg.  ecL  8^  30  (von  dem  bekannten  Hoch- 
zeitebrauch)  α  pueril  aspergendas  mices  cum  sirepdti  €f  conuicio 
flagitari  und  Plautus  Bacch.  874  ui  »te  clamorem  hie  facias 
neu  cmmicium  vgl.  Cic.  in  Verrem  1.  IV  63,  141;  das  laute 
Schreien  wird  hervorgehoben  zB.  bei  Martialis  IV  46,  9  Us  ent: 
ingenti  f'acki  cofiuida  uoce^  aogar  der  singende  Vortrag  im  Culex 
209,  wo  die  erschlagene  Mücke  dem  Hirten  im  Sehlaf  erecheint 
e(  Uli  tristis  ab  cueniu  cecinit  connicia  mortis.  Allmühlicb 
iet  das  Wort  zur  allgemeinen  Bezeiolinung  der  Verbalinjurie  ge- 
worden und  80  von  der  juristischen  Terminologie  übernommen 
worden^*. 

Den  häufigsten  Anlasa  zur  Bescheitung  gab  Wortbrneh  vor- 
nehmlich seitens  des  säumigen  SchuJiiners.  Man  stellt  ihn,  w»» 
raan  seiner  unter  Anwesenheit  von  Zeugen  habhaft  werden  kann, 
am  gewöhnlichsten  auf  dem  Markt  (in  foro  PI,  Pseud,  1145  %^gl. 


"*  So  schon  Festufi  Pauli  μ.  41,  20  conuictum  α  uicü  in  ^^m 
prius  hnbitatum  est,  nidetur  dictwnf  uel  inmutata  Utera  quasi  conuo- 
dum  vgl.  NoniuB  p,  fJl,  '1.  Fleck  eisen  Rh.  Mue.  H,  327,  2Λ2  Fimfaig 
Artikel  S.  15  und  »Mommsen  Rom.  Strafr.  794,  4  führen  mit  Ulpian 
(vgl  Fe^tus)  das  Wart  auf  uoc-  zurück, 

^^  8.  Mommseri  Höru.  Straf  recht  S  794»  4.  Vgl,  aucli  cod,  luitin. 
'"[  35,  5  und  die  Glossiire  (Corp.  gl  lat.  VI  *i74  und  549  unter  mptlmiU) 


20  Usenet 

Epid.  117  f.  oben  S.  12),  aber  ancb  auf  der  Straeee  (m  uia  PI 
tmc.  759  vgl.  Bacob.  874  Ate);  and  wenn  man  ibm  ancb  da  nicht 
begegnet,  macbt  man  den  Skandal  vor  dem  Hanse  (wie  anlnl. 
446  moet.  768.  575  ff.  Pere.  569  Terent  ad.  180).  Eine  Vor- 
etellnng  kann  ans  die  Mabnnng  des  Wncberere  in  Plantne  moet. 
603  geben 

cedo  faenuSj  redde  faenus,  faenus  reddUe. 
daturin  estis  faenus  actutum  mihi? 
daiur  faenus  mihi? 

Solcbe  Scenen  konnte  man  ancb  in  späterer  Zeit  nocb  erleben. 
Oyidins  art.  am.  III  449  beriobtet 

"redde  menm*  clamant  spoliatae  saepe  pudlae 
'redde  menm'  toto  uoce  boomte  foro. 

Bei  Petronius  prablt  ein  Tisebgenosee  des  Trimalcbio  c.  57  nemo 
mihi  in  foro  diait  Vedde  qnod  debes'.  In  älterer  Zeit  war  ee 
natürlicb  der  Reebt  sncbende,  der  die  Besobeltnng  vomabm;  daber 
ee  bei  Cato  (fr.  p.  54,  7  J.  oben  S.  11)  mit  Unwillen  betont 
wird,  dass  eine  Fran  die  flagiiatio  dnrcb  einen  Sklaven  vor- 
nehmen liese^.  Dass  äbnlicbes  ancb  zn  Athen  vorkam,  wer 
möchte  das  leugnen?  Aber  die  eben  angeführten  Belege  ver- 
bieten, aus  Plantiniscben  Stellen  der  Art  Rückschlüsse  auf  dae 
attische  Original  zn  machen^. 

In  diesem  Zusammenhang  fällt   volleres  Liebt    anf  das  be- 
kannte Gedicht  des  Catullns  42 

Kommt,  Elfsilbler,  zu  Hilf,  von  allen   Enden 
Kommet  alle,  so  viel*  ihr  eeid,  zusammen. 
Eine  schändliche  Dirn  bat  mich  zum  Narren, 
Will  nicht  wieder  heraus  die  Hefte  geben 
Eurer  Brudergediobte :  duldet^s  nimmer. 

Ihr  fragt,  welche?  Die  dort  so  unanständig 
Einberscbwänzelt  als  tanzte  sie  den  Cancan, 
Auf  dem  Pinscbergesichte  freches  Grrinsen. 
Stellt  euch  um  sie  herum  und  sprecht  die  Mahnung: 

Hetze,  stinkige,  gib  zurück  die  Hefte. 

Zurück,  stinkige  Hetze,  gib  die  Hefte. 


^  vgl.  Verrius  Flaccus  bei  Gelliue  XVII  G,  3. 
Μ  so  F.  Skutsch  im  Rh.  Mus.  55,  279  f. 


lUlificho  Vollcsjustix  SU 

Niobte  macbBt  du  dir  darau»?     Da  SctiniuU,  du 

Scb&ndhauB, 
Oder  wenn  es  gemeln'ree  gibt  auf  Erden. 

So  Bohnell  dürfen  wir  nicbt  ihr  Rübe  geben. 
Wenn  nicbte  anderes,  wollen  wir  doch  Scbanjrotb 
Ann  der  eisernen  Hundelarve  pressen. 
Scbreit  von  neuem  vereint  mit  lautrer  Stimme : 

Metze,  stinkige,  gib  zurück  die  Hefte. 

Zurück,  stinkige  Metze,  gib  die  Hefte. 

Nicbts  Terfängt,  und  sie  wecbselt  nicbt  die  Miene. 
Stimmt  denn  anderen  Ton  und  Melodey  an^ 
Ob  ibr  weiter  auf  diesem  Wtge  kommet : 
Gib,  du  keusche,  du  rein«,  uns  die  Hefte '^ 

Es  lässt  sieh  nicht  verkennen,  dass  der  Dichter  den  Volks - 
brauch  der  fiaguatio  nachbildet.  Seine  Verse  bebandelt  er  als 
eine  Sebaar  kecker  Straeeeujangen,  denen  es  ein  Hoohgennes  ist 
zu  Skandal  aufgeboten  zu  werden.  8ie  sollen  die  Hetäre  in  die 
Mitte  nehmen  {circum  sistere)^  um  dann  seine  Forderung  in  obren- 
rühriger  Form  an  sie  zu  richten.  Bie  tbun  das  in  den  drei  von 
dem  Dichter  geleiteten  Anläufen.  Ale  eine  ftugUatiu  ist  auch 
das  Gedicht  an  den  Cinaeden  Tballue  (25)  aufzufassen;  er  gibt 
seiner  Forderung  durch  die  Androhung  von  Prügein  (v.  10  f.) 
Nachdruck.  Koch  in  einer  seiner  letzten  Dichtungen  spielt  Catttll 
auf  den  Brauch  an  (55,  9  f.)  r  als  er  den  Freund  Camerina  sucht, 
stellt  er  alle  ihm  in  der  poriicm  Pontpei  begegnenden  Dirnen  sa 
Rede  Ifiaffitabam)  'Camer tum  mihit  pessumac  paeUae. 

Ueber  die  Vortragsweise  der  Bescheltung  belehren  uns 
mehrere  synonyme  Benennungen,  Eine  haben  wir  schon  (S.  3  f.) 
kennen  gebrnt,  die  occetüatio :  dazu  stimmt  der  von  Festue  (oben 
S.  4  Änm,  4)  gebrauchte  Ausdruck  cantilena;  auch  der  Culex 
209  Gccimt  conuiciu  (oben  S.  19).  Und  wenn  gleich  die  Worte 
Carmen  cmididerit  in  dem  Zwölftafelgesetz  (S.  3  vgl.  S»  18)  erst 
von  Cicero  zur  Erläuterung  eingefügt  sein  sollten,  dürfen  sie 
doch,  da  Cicero  die  Sitte  selbst  kannte,  als  Zeugniss  dafür  dienen, 
daee  das  eigentliche  elogium^  das  dem  BeschoUenen  gesungen 
wurde,  ein  Gedicht^  ein  richtiges  RUgelied  war*     Ein  erhaltenes 


^  In   der   üebereetzung    habe    ich    einige    Wendungen,   die   ich 
mohi  durch  geeignetere  su  erBetsen  wu»etet  von  Th.  Hey«e  entlehnt. 


» 


Üsener 


Beispiel  haben  wir  eo  eben  in  Catulle  c.  25  kennen  gelernt.  Abef 
alle  carntina  famosa^  die  Catnllue  (c.  20.  57;  23.  33)  und  eeine 
Gengeeen  verfaeeten,  dürfen  aof  dieee  Sitte  zurückgeführt  werden. 
Die  politischen  Leidenschaften  waren  damals  so  hoch  gespannt, 
dasB  die  atte  Grassenjustiz  sogar  in  die  VoIkeverRammlung  ein- 
drang und  es  wünschenswerth  war,  ScheltHeder  in  BereitschAft 
zu  halten.  Cicero  schildert  einen  solchen  Vorgang  des  J.  56, 
also  gerade  der  Zeit,  wo  der  Kreis  der  jungen  Dichter  an  der 
Arbeit  war,  ep.  ad  Quintnm  fr.  II  S,  2  dirif  Pompchis^  .siue  uduU. 
nam  ui  surrexU^  operae  Cloäianm  clamorem  {tu-^tukrunt^  idque  ei 
perpetua  cratione  emtigit,  non  tnoäo  ut  advlofnaHune»  Bed  ni 
conuiciö  et  maledict  h  inpediretur.  Dann  tritt  Clodius  auf 
und  er  hat  nicht  minder  Mühe,  gegen  den  Lärm  der  Gegner 
dtirchzudringen:  ea  res  acta  est,  cum  Imra  sctta  uiv  Fompeim 
per&rasset,  usque  ad  horam  VI  IT,  cum  onmia  maledicta,  uersus 
denifiue  ohscenissimi  in  Cloäium  Η  Clodiam  dicetentur. 

Der  laute  singende  Vortrag  der  Bescbeltung  spricht  eich 
noch  in  anderen  alten  Wortbildungen  ans.  Das  XIITafelgeeetz 
hatte  für  den  Fall  ^ler  Zeugni»s Verweigerung  (einen]  iniestMlis 
gegenüber ^^)  den  alten  Volksbrauch  ausdrücklich  geetattet  (ΪΙ  3 
p,  121  Seh.): 

cui  festimonium  defuerit,   is  tertivt  diώus    ob   portum    ohua- 
fftdatmn   ito^'^ 
d,  h,   wem  Zeugnies  geweigert  wird,    der  eoll  einen  Tag  um  den 
andern  vor  der  Hansthüre^*^  hcschreien.     Die  öffentliche  Beschel- 


I 

I 

I 


••darüber  genaueres  Mommsen  in  der  Zeitechr.  f.  Alterthumaw, 
1844  N.  59  S.  46ti  (gegen  Eacher  De  testium  ratione  p.  β1  f.)  und  im 
Rom.  Strafr.  99L 

^'  Feetue  p.  233,  28  'Portum  in  XII  pro  domo  positam  omnes 
fero  conaentiünt'  (folgt  die  Stelle)  und  p.  375,  12  (Mommaen  in  den 
Abb.  d.  Berl.  Akad.  1864  ρ.  81)  'uagulatio  in  L  XII  aigniticat  qnaettio- 
uem  {quesiiunem  Haubold  opp.  l  lüi)  nach  Merula)  cum  cunuicio*  (folgt 
die  Stelle}  mit  den  Abweichungen  dcfugrrit  und  ccrtis  (für  ttrtiü).  Cht, 
Gl  .  Hau  hold  hat  eino  gelehrte  Ahhaiidluiigr  Jje  ritn  obnaffuhitionh  in 
seinen  Opu^cuk  acad.  I  p.  147  &. 

*  porUim  nahmen  die  Alten  {Anm.  31}  ohne  weitere»  für  Haus, 
gewifli  irrige  und  nach  der  bekannten  Methode  der  alten  GloBsographen 
έκ.  συμφραζομένων  votiv.  Die  wahr«  Kedeutung  ist  in  an giportti^  Eng- 
gaaschen  (Paulus  Feati  ρ  17,  10  Donatue  zu  Ter.  ad,  IV  2,  l^d  Corp. 
gloss.  lat.  VI  GD)  bewahrt;  ea  ist  eine»  Stammes  mit  gr.  π€ράν  ιτό^ίος 
und  darf  nicht  von  porta  getrennt  werden;  5sur  Sache  vgl.  occentent 
ostium  S.  4,  Auf  dem  Wege  war  S,  Bugge  in  Fleckeiaene  Jahrb.  1S72  S.  dU 


ItaliscHe  Volkijustiz 


23 


tang  iet  hier  durch  die  auffälligHte  BegleiterBcheiimng  bezeichnet. 
uagttlafio  und  olmagidare  kann  nach  Ausweie  von  nctgirc  uatjor 
mvjHus  uml  lutpularc  (von  ua(/-pidO')^^^  nur  beulen  bedeuten*  Die 
Litteratur8i>raübe  kennt  diese  Worte  nicht  mehr.  Aber  schou 
bei  PlauttiB  tritt  tlafür  ein  offenbar  gleich werthigee  Wort  auf: 
pipidm^^  aiiJtil.  446       ie  iam,  nisi  reddi 

mihi  uam  ΐίώεΒ^  plpulo  hk  differam  ante  aedls^ 
Bchon  von  Varro  de  lingua  lat,  7,  103  p*  378  id  est  conuicw,  de- 
cUfiatum  α  pquUu  puUornm  erklärt,  bei  Noniae  p.  152,  4  kurz- 
weg durch  conitkiö  umschrieben.  In  viele  Gloeeare  iflt  das  Wort 
aufgenommen,  als  Grundform  ergibt  sich  aus  den  Varianten  die 
Glosse:  pipido:  cottuirw  phratu^^y  also  sachliche  mit  etymologischer 
Erklärung  vereinigt.  Das  Wort  bezeichnet  zweifellos  ursprüng- 
lich das  Piepen  des  Vogels:  die  Henne  pipat  (bei  Varro  sat, 
fr,  3  Blich.),  der  passer  der  Leebia  pipiabaf  (Catull  S,  10),  und 
eo  sagt  Fronto  ρ.  101  Nah.  geradezu  in  tdrimqtie  ptdli  lui  }nptiL• 
mit  üebertragung  auf  Kind eretimmen**.  Aber  wie  ^i^rnftts,  so  ist 
oskisch  pipafm  in  die  Bedeutung  lauten  Klagens  und  Sehreiens, 
phrafus  übergegangen  '*^.  Dieser  Uebergang  war  wohl  nicht  mög- 
lich, wenn  nicht  bei  der  Volksjustiz  richtiges  piparCy  also  Nach- 
ahmung von  Thierstimmeu,  wie  bei  unserer  Katzenmusik,  üblich  war. 
Lebendiger  als  in  solchen  halb  verschütteten  Spuren  des 
Wortschatzes  tritt  der  alte  Braucb  in  Nachbildungen  der  Ko- 
tmödie  vor  uns.     Im   Pseudohis  hat  Plautus  eine  eolcbe  Scene  auf 


**  Man    beachte    Cic.  ad.  Att.  11  14,  l    >ίί    Qmnium    sirmonilms — 
\uapulare  s.  oben  3.  15. 

*o  pipulum  ergänzte  Ursinus  im  Festus,  dach  der  Nom.  scheint 
unbezeagt.  Man  hat  das  Wort  übereilt  bei  Plaut.  miJ.  584  (Bothe  u. 
Ritsohl,  aber  β,  Leo  zur  Stelle)  und  Appuieius  met,  II  26,  wo  man 
I  vor  Oudpndorp  pipHÜs  lactratus  atqna  disecrpttis  in  offenem  Wider- 
streit mit  der  vorhergehenden  Erzählniig  las,  hergoatellt.  Bei  Geilius 
bat  Carrio  den  lückenbafLeu  Schluss  von  XX  i\  durch  zwei  Verse  eigner 
Mache  anter  dem  Namen  des  Cn,  Matiua  ergänzt,  worin  scHamenta 
pipulo  pascit  vorkommt  (vgl,  M.  Hertz  im  Gelliue  t  U  p.  CXX).  Ich 
t  erwähne  das^  damit  niemand  mehr  dadurch  getäuscht  wird, 

*i  Nachweise  gibt  G.  Loewe  im  Prodromus  corporis  gloesariorum 
Iftt.  p.  2m  vgl  Corp,  gh  1.  VII  ί)1 ;    ebeiid.  V  f>45,  37  pipulo  ι  mrbert, 
*3  Mehr  gibt    G.  Loew«    in    den  Analect»   Plautiua   (Lips,  1877) 
[p,  208  /*  =  Giossae  nominum  p,  218  f. 

**•  Featus  p,  2δ3•ϊ  23  [Pippaus  dice}miur\  ploratus.  Festue  Pauli 
p.  212,  9  pipatio  cltimor  phranii»  lingtia  Oscoruwt.  Zu  phrare  vgl. 
zB.  Martialifl  I  ö9,  3  YUI  GL  1. 


24  üsener 

die  Bühne  gebracht.  AU  trotz  aller  aufgewandter  üeberrednng 
der  Enppler  Ballio  bei  seinem  Wortbmch  verstockt  yerharrt, 
greift  der  unglückliche  üalidoras  mit  Hilfe  seines  gewandten 
Sklaven  Pseadolns  zu  dem  letzten  Anskunftsmittel  der  öffent- 
lichen Bescheltung,  das  dann  auch  nicht  ganz  seine  Wirkung 
verfehlt.  Schon  vor  Beginn  schallt  uns  v.  359  das  Wort  ent- 
gegen tarn  ego  ie  differam  dictis  meis,  um  keinen  Zweifel  an  dem 
Wesen  und  der  Absicht  der  Scene  zu  lassen  (s.  oben  Anm.  18). 
Die  Handlung  wird  vorbereitet  durch  ein  Zwiegesprich  des  ver- 
zweifelten Liebhabers  mit  seinem  Sklaven^: 

357  CAL.  PseudoU,  adsiste  altrim  secus  atque  onera*^  hunc  male' 

dictis.  PSEVD.  licet, 
numquam  ad  praetarem  atque  cursim  curram,  ut  emittar  manu, 
C  Inger  ei  mala  multa^^.    Ρ  iam  ego  te  differam  dictis  meis. 

Wie  die  Verse  des  Catull  die  Hetäre  umringen,  so  fassen 
die  beiden  Beschelter  ihr  Opfer  zwischen  sich,  um  ihn  von  rechte 
und  links  in  Wechselrede  zu  bearbeiten.  Ebenso  schelten  im 
merc.  Υ  4  Lysimachus  und  Eutycbus  den  alten  Demipho  wegen 
seiner  verspäteten  Liebschaft: 

£VT.  Propterea  igitur  tu  mercatu's,  notios  amator,  nouos  puer? 
977  LVSIM.   optume  hercUy  perge  (uero),  ego  adsistam  hinc 

altrinsecHS. 
quibus  est  dictis  dignus,  usque  oneremus  amho. 


^  Ich  musB,  um  der  bezeichnenden  Worte  wegen,  statt  einer 
Uebersetznng  das  Original  selbst  vorlegen. 

^  onera  wie  im  merc.  978  quibus  est  dictis  dignus,  %uqite  one- 
remus Mnbo.  Die  Metapher  war  vorbereitet  durch  Wendungen  wie 
Amphitr.    328  onerandus  es  pugnis  probe. 

*•  Auch  diese  Formel  ist  vorbereitet  vgl.  Ter.  Phorm.  H88  pugnos 
in  uentrem  ingere;  nie  ist  üblich  vom  Act  der  Bescheltung:  Bacch.  875 
ut  ne  damorem  hie  facias  neu  conuicium  .  .  .  atque  ut  tibi  mala  muUa 
ingeram  asin.  927  modo  cum  dicta  in  me  ingerdtas  Men.  717  omnia  mala 
ingerebat  q^umquem  aspexerat  Ter.  Andr.  639  f.  sed  quid  agam?  adeamne 
ad  eum  et  cum  eo  iniuriam  hane  expostulem?  Ingeram  mala  multa? 
atqui  aliquis  dieat  *nil  promoueris  :  muUum.  tnolestus  certe  ei  fuero 
atque  animo  morem  gessero,  wo  Donatus  (IV  1,  1(>)  erklärt  'quasi  t^Ia, 
ita  se  dicit  ingesturum  mala\  Ich  habe  inger  ei  hergestellt  statt  ingere 
(vgl.  Catull  27,  2  inger),  da  die  betrofifene  Person  hier  wie  sonst  von 
PI.  bezeichnet  werden  musste;  in  der  Terenzstellc  ist  das  Fehlen  ent- 
schuldigt. 


It«litche  ToLke Justiz 


26 


I 


• 


l 


I 


Dar  gebort  so  sehr  zur  romieübun  Besclieltuiig,  däse  die  alten 
Erklärer  selbst  in  Sceneo  ganz  anderer  Art  durcb  die  cbarak- 
teriHtiscbe  Form  der  Wechsel  rede  an  die  ftugUatio  erinnert  wur- 
den. Bei  Terentiue  ad,  942  (V  2^  19)  bemühen  atcb  Demea 
nnd  AeBcbinne,  den  alten  Micio  DmKaetimmen:  DEM,  Ba  ueniam 
AESCH.  tie  granare  DEM.  fac  proniHk,  und  Donatue  bemerkt 
dazu:  üHrinscctis  ügentium  (lagiiantiumqut  {faUg-  iiberl.)  uerha 
sunt.  In  Wecheelgeeang  wurden  die  8pott!ieder  der  Soldaten 
beim  Triumpbzug  vorgetragen  (Liviue  IV  53,  11  Plin,  n,  b. 
19i  144),  ebenso  die  alte  bäuerlicbe  saiura  nach  Horaz  ep.  II 
l,  146;  amani  alterna  Üammme^  wie  Vergiliue  eol,  3,  59  ver- 
aUgemeinernd  sagt. 

Die  Handlung  selbst  verläuft  augenecbeinlicb  in  drei  Ab* 
schnitten,  deren  gleicber  Umfang  sie  wie  Strophe,  Gegenetropbe 
und  Epode  erscheinen  läest  Die  Anordnung  der  Weehselrede 
wird  festgelegt  durcb  ein  am  Ende  des  ersten  Äbscbnitts  steben- 
des  Wort  des  Ballio  perge  tu.  Der  Bescholtene  spielt  sieb  damit 
Rcb erzhaft  als  Veranstalter  und  Dirigent  der  Skandaleeene  auf: 
der  zweite  Schelter,  dem  er  in  dieser  Eigenschaft  das  Wort 
erthetlt,  kann  folgerecht  vorher  nicht  gesprochen  haben,  ihm  fällt 
der  zweite  Abschnitt  zu.  Da  nun  v,  3.'»?  — 9  Pseudolus  ausdrück- 
lieb den  Auftrag  zur  fiagitafio  erhalten  hat,  so  ist  Pseudolus  der 
Scbelter  des  ersten  und  demnach  CaUdorus  der  des  zweiten  Ab- 
schnittes*^, Im  dritten  findet  dann  ununterbrocbener  Wechsel 
dieser  beiden  statt,  und  die  Scheit w orte  bageln  nur  so  in  v,  366^ 
um  danach  dem  scbwersten  Vorw^nrf  als  letztem  Trumpf  Kaum 
XU  geben  (S67  f.).  Wir  haben  die  Personen vertbeilung  nach  den 
dentlicben  Winken  des  Dichters  zu  gestalten,  nicht  nach  den 
Handschriften,  von  denen  die  Herausgeber  ohnehin  ecbon  abzu- 
weichen genotbigt  waren.  Die  Bescbeltung  gestaltet  sieb  dem* 
nach  folgendermaseen  : 

3t>0  PS,   Impitdice^^     BALLIG  itmt.     Ρ  sceleste     Β  dick  uera. 

Ρ  uerbero 


^"^  Eine  Bestätigung  seh  eint  mir  V.  8fJ4  iE«  erbringen^  wo  per* 
mitieB  aduh  doch  nur  für  Calidorue  und  kgirupa  nur  Cur  einen  freien 
Bürger  eich  schickt»  beide  unmittelbar  auf  einander  folgende  Schelt- 
worte also  von  dem  einen  CalidoruB  gesprochen  eein  müssen« 

**  impudtcus  steht  geradezu  für  pathicits  wie  bei  Catull  29,  2 
Cicero  or.  in  Catil,  II  10,  23  Phil  IH  5,  12.  6,  15  [Verg.]  CataL  5,  9 
Maorob.  Bat.  111  14,  7  Pautue  in  üigg.  XLVU  10^  10   Ulpianus  ebend. 


26  Usener 

Β  quippini?    Ρ   bustirape    Β   certo.     Ρ  furcifer    Β  factum 

optume. 
Ρ  sociufraude    Β  sunt  mea  istaec.    Ρ  parricida.    Β  per^e  in. 

CAL.  Sacrilege    Β  fatcor.    C  periure    Β  ueiera  uaticinaminL 

C  legirupa  Β  ualide.  C  permities  adulcscentum  ^^    Β  acerrume. 

365  C  /i«r     Β   &a^e.     C  fugUiue     Β  hombcue,    G  /ran«   pop/i 

Β  p^anissume. 

Ρ  Fraudillente.     C  inpure.     Ρ  /ewo***.     C  raetttim.     Β  con- 

/oreÄ  pröbos^^. 
C  uerherauisii  patrem  afque  inatretn'**.    Β  afque  occidi  quoque 
potius  quam  cibum  praehiberem.    num  peccaui  quippium? 

Auch  den  letzten  Trumpf   hat  der  Mann    init  der    eisernen 
Stirne  übertrumpft;    die    beiden    brauchen  die  Bescheltung  nicht 
fortzusetzen,  von  der  sie  keine  Wirkung  wahrnehmen: 
360   Ρ  In  perttissum    ingerimus    dicta  dolium.   operam  luditnus. 
Es  bedarf  stärkerer  Gründe  als  sie  bisher  vorgebracht  wor- 
den sind  (Anm.  52),  um  zu  erweisen,    dass'Plautus    diese  Scene 


9, 4  vgl.    lustinus    VIII  6,  8    impudicum   fecit   ante   quam    regan   Nie. 
Heinsias  Advers.  p.  641,  oben  Anm.  12. 

*ö  vgl.  Terent.  ad.  188  leno  «wm,  pernicies  communis^  fateor^ 
adtdescentium,  periuruSj  pestis. 

^  fraudulente  ist  nach  depi  unmittelbar  vorausgehenden  fraus 
popU  sehr  verdächtig,  ich  dachte  an  pestüente  vgl.  Ter.  ad.  189  (Anm.  40) 
Noch  Ritschi  gab  als  Rede  des  Ca] id.  inpure  leno,  bemerkte  aber,  dass 
im  Palimpsest  zwischen  diesen  beiden  Worten  durch  offen  gelassenen 
Raum  Personenwechsel  angedeutet  sei;  A.  Kiessling  Rh.  Mus.  23,  418  f. 
hat  dann  die  richtige  V^ertheilung  gezeigt.  Inpurus  ist  eines  der  ge- 
bräuchlichsten Schimpfworte,  vgl.  I>onat  zu  Ter.  ad.  II  1,  21)  ueteres 
impurum  generaliter  pro  inpröbo  ponehant  und  zu  ad.  III  \\  6.  Für 
leno  als  starkes  Schimpfwort  hat  schon  Kiessling  auf  PI.  rud.  653  ver- 
wiesen; vgl.  Donat  zu  Ter.  ad.  II  1,  33  'nomtn  sacrileginn  et  iniuatum  leno*. 

^1  cantores  s.  oben  S.  21.  Ein  eigentlichcB  carmen  tragen  die 
beiden  nicht  vor,  wohl  aber  ein  canticum. 

^  F.  Leo  Plaiitiu.  Forschungen  S.  93  sieht  in  diesem  Ucbergang 
von  Schimpfnamen  zu  einem  Satz  einen  Wink  dafür,  dass  in  dem  griech. 
Original  hier  πατραλοίας  uud  μητραλοίας  gebraucht  war.  Aber  die 
Antwort  des  Ballio  verlangt,  dass  eine  Aussage  vorhergieng,  und  zudem 
haben  die  Verse  367  f.  als  Culminationspunkt  der  ganzen  Scene  ein 
Recht  auf  abweichende  Form. 


lUEacbe  Volksjuatiz 


2t 


seinem  atbenisclien  Original  eutlehnt  bat  Sie  gibt  in  Inhalt  und 
Form  italischen  Brauch,  wie  er  sich  uns  in  der  bieberigen  Dar- 
legung ergeben  liat^  eo  getreu  wie^ler,  daee  sie  nhne  Bedenken 
als  anecbaulicbea  Bild  desselben  benutzt  werden  tlarf.  Wer  noch 
zweifelt,    möge  beachten,    «läse    auch   Dichter    der    fabnia    togaia 

^Scenen   derBclhen  Art  eingelegt  haben,     Eine  unverkennbare  Spur 
Bt  aU8  dem  Varua  des  Titinius  erhalten,  fr*  ΠΙ  v.  \Z1  Hibb. 
Α  Loiioknte  Β  flocci  fiet,     Α  cuii  cuUor, 

"^Vermuthlißh  gegen  einen  fuUo  gerichtet^  der  seinem  BeBchelter 
dieielbe  unersebütterliche  Ruhe  entgegenstellt  wie  Ballio.  Die 
Gleichartigkeit  mit  der  8cene  des  Pseudolue  ist  schon  von  Ribbeck 
in  der  zweiten  ÄURgabe  der  Komiker  p,   15ci  hervorgeboben. 

Nach  dem  Gesagten  wird  in  den  Komödien  des  PJautue  und 
Terentiue  jeder  leicht  die  vielfachen  Anklänge  an  den  alten  Brauch 
wiedererkennen.  Ich  vernichte  darauf,  die  einzelnen  Scenen, 
worin  dergleichen  vorkommt,  7ΛΙ  bebandeln.  Nor  darauf  möchte 
ich  aufmerkeam  niacben,    dase  auch    der  sittliche  Abecbeti  gegen 

[verspätete  Liebesabenteuer  von  Greisen  ^®  in  der  Form  der  fluffl• 
Üatio  zum  Ausdruck  kommt;  so  im  mercator  97<i  ff.  (oben  8.  24) 
unzweideutig;   eine  äbniicbe  Wirkung  hat  in  der  asinaria  921  ^* 

'das  unerbittlich  wiederholte  sarge  amator,  i  domitm  der  empörten 
Ehefrau.  An  diesem  Punkte  liiset  sieb  der  alte  Brauch  in  un- 
unterbroobener  Ueberlieferung  bis  auf  unsere  Tage  verfolgen; 
er  ist  heute  noch  lebendig  in  der  nächtlichen   satmpanaia    srnm- 

Ptatfgiafa    oder    flsehidta    der    Italiäner    und    im    französischen 
rirari     Aber  in  diesen  Erscheinungen  tritt  ein  neues  Moment 
zu,    das    erst    in    anderem    Zusammenhang    seine   Würdigung 
len   kann. 
Occenidfio,  pipulus^   nagulaiw    Rcheinen    wie    geschaifen  für 
nächtliche  AufTuhrungen  der  Volksjustise.     In    der  Tbat    war   die 
^ÄltrÖmiscbe  Bescheltung  keineswegs,  wie  man  aus  den  bisher  bei- 
jfehrachten  Spuren    der  Sitte  schliessen  möchte,    auf   den    hellen 
Tag    beschränkt.     Sogar  Plautus  weiss    von    näcbtlicber  Katzen- 

Inmaik  im  Persa  569  at  enhn  iUi  nociu  öccentabunt  ostium,  exiirmt 
fores.  Ein  geschichtliches  Beispiel  kennen  wir  aus  der  auf- 
geregten Zeit  der  Parteikämpfc  gegen  Ende  der  Republik,  die 
uns  schon  oben  (S.  21  f.)  Stoff  geliefert  hat.  Nach  Ciceros 
Rückkehr  aus  der  Verbannung  (57  v.  Cljn)  wusste  sein  rastloser 
Gegner  Clodius  jene  Theurung»  welche  ein   Anlass  werden  sollte 


^  vgL  Plautue  ßacoh.  U(>3.  1208  merc.  305  Tibullue  12,  95  uew. 


28  ütener  Italische  YoUujuiiiz 

dem  Pompeiue  wieder  eine  auteerordentlicbe  Vollmacht  in  die 
Hände  zu  geben,  znr  Aufreizung  des  Volke  gegen  Cicero  zu 
benutzen.  Der  grosse  Zustrom  Auswärtiger,  welche  durch  die 
Heimkehr  des  Redners  nach  Pom  geführt  worden  waren,  sollte 
die  plötzliche  Noth  verursacht  haben.  Unter  den  verschiedenen 
Thatsachen,  die  Cicero  in  der  Rede  vor  den  Pontifices  hervor- 
hebt, ist  uns  die  folgende  werthvoll,  de  domo  sua  6,  14 

quid?  puerorum  iUa  concursatio  nocturna?  non  α  te 
ipso  instUuta  me  frumentum  flagiiabat?  quasi  utro  ego 
aut  rei  frumeniariae  praefuissem  aui  con^ressum  aliquod 
frumentum  tenerem  .  .  .  sed  homo  ad  caedem  imminens 
meum  nomen  operis  ediderat,  imperitis  iniecerat.  Vgl.  β,  15 
α  ift€,  cuius  aduentu  fort  uiliiatem  honi  uiri  dictitabant,  amuma 
flagitahatur. 

Es  wurden  also  durch  Ciodius  halbwüchsige  Bursche  auf- 
geboten, um  vor  Ciceros  Haus  zur  Nachtzeit  Skandal  zu  machen 
und  ihn  wegen  der  Theurung  zu  besohelten.  Und  so  hat  eine 
Quintilianische  Controversia  (decl.  364)  zur  Voraussetzung,  dass 
ein  pauper  ad  diuitis  domum  nocte  conuiciari  soUbat.  Der  Brauch 
hat  das  Alterthum  lange  überdauert.  Wer  in  der  Lage  ist  die 
mittelalterlichen  Städteordnungen  Italiens  durchzumustern,  wird 
dafür  reichliche  Belege  finden.  Hier  kann  es  genügen,  auf  das 
Stadtrecht  von  Bergamo^  zu  verweisen,  wo  das  Absingen  von 
Schmäh-  und  Rügeliedern  vor  einem  Hause  während  der  Nacht 
mit  schwerer  Geldstrafe  bedroht  wird,  die  ebenso  den  Sänger 
wie  seine  Begleiter  und  die  Umstehenden  treffen  soll. 


^  Statuta  et  lex  munioipalis  communitatis  Bergomi,  Ausgabe 
von  1491,  collatio  IX  oap.  53  NuUa  persona  audeat  nd  presumat  de 
nocte  post  tertium  sotium  campanae  usque  ad  sonum  dianae  (die  beim 
Morgengrauen  geläutete  Glocke  8.  abend,  coli.  IX  o.  96)  ire  per  strataa 
ciuitatis  burgorum  ud  stiburbiorum  Bergo(mi)  se  firmando  ante  domum 
aUeuius  personae  ad  cantandum  aliquas  cantüenas  nee  obpröbria  uei 
infamatoria,  sub  poena  Itbrarum  trium  imperia{Uum) .  .  .,  et  eadem  poena 
puniantur  comites  et  astantes  ipsi  sie  cantanti  vgl.  ebend.  c.  52. 

H.    U. 


EIN  PHRYNICHOSCITAT 


Ιο  den  Homerechoüen  des  AmmonioB,  die  Greiifell  und 
Hont  in  den  OxyrbytichoB  Papyri  ΙΪ  veröffentlicht  Laben,  wird 
am  Anfang  der  3.  Colnmne  Φρύνιχος  έν  Φοινίσσαις  citirt  Die 
Stelle  selbst  aber,  die  angeführt  wird,  ist  lückenliaft  und  bieker 
nicht  ergänzt.  Der  Name  des  Dichters  und  des  Stücke«  mag  ee 
rechtfertigen,  wenn  icb  trotz  dee  Verzichtee  der  Herauegeber  und 
der  hervorragenden  Kritiker,  die  den  Papyrus  nach  ihnen  behan- 
delt haben,  positive  Yorscbläge  zn  machen  wage.  Da  ich  ein 
Jahr  damit  gewartet  habe,  wird  man  mich  wenigstens  nicht  der 
Voreiligkeit  beschuldigen  können,  falls  ich  des  Weges  verfehlt  hätte, 

Dae  Scholion  behandelt  den  V'ers  Φ  111  luaerm  ή  ήuJς  f| 
bü\r\  f|  μέσον  ήμαρ.  Der  Anfang  bat  naeb  der  beifolgenden 
Photographie,  die  ich  GrenfelTs  gütiger  Vermittelung  verdanke, 
folgende  Gestalt: 

EN«COIATTI 
Ε 
ΧΕΑΑΝΟΘΕΝΔΙΕΛ  ■  ΝΦΗ 

rMAPECOCOlNAlOYCmEAAC 

ONAYTOCAEAEIEA  ^'νΦΡΎ 

IKOCENΦOlNICCΛICΔE    AH 
ΩΤΗΤΙΔΕΕΙΑΗΝπΛΕΙΟ 
IßNANAPECEKTEINONTO 
HNECAIEAHNTAYTHCAE 


1  ProBodie  so! 


li  Correctur  so 


6  TT  aufl  Ε  corrigirt! 

Die  folgenden  Bemerkungen  Z.  8 — 15  kommen  für  unser  Citat 
weniger  in  Betracht.  Ich  gebe  daher  nur  den  von  Grenfell  er- 
gänzten Text:  ταύτης  bi  [τό  μετά  μ€(Γη]μΡρίαν  κατΐίστημα 
ίΐ€ί[λην  ιτριυΐαν  λέγουσιν  [»ο  Pap.!]  οΐ  ^Αττικοί,  τό  Ιέ  [πρώς 
(βο  Townl.)  δυσιν]  ήλιου  1>€ίλην  όψίαν.  αυτός  [6έ  και  'ϊ>€ίί]λος\ 


80 


t)ie1f 


**€ίς  δ  K€v  ί\Β}}  h€k\oq  όψΙ  [buujv  0κιάσ|τϊ  h^  έρ!0ωλον  ÄpOt 
ραν'\  ώς  την  |  έσιτ^ραν]  'έοπψον.  τρισι  hi  5ια|0]τήμασιν  [την 
ήμ€ρ]αν  π€ριώριΚ6[νΓ   ήοϊ,  μίστ)    ήμ£ρ[α,    bdL•}.     Nun  folgt  πη 

Η 
Φ  112  APKTQ  («οΙ)  CIAHPQ  dL•  "Αρη,  τφ  σώήρψ  usw.  Mit 
dem  Vorhergehenden  »teht  dieser  'ihcil  in  lockerem  Zunamroen- 
bang,  und  die  aue«erliche  Anfügung  ταύτης  bk  deutet  auf  Be- 
nutzung einer  anderen  Urquelle,  die  auch  im  Townleyanue  faBt 
wörtlich  ühereiniitiminend  überliefert  iwt.  Daher  ist  die  Her- 
stellung dieses  Theile»  leicht. 

Schwierig  tlagegen  gestaltet  »ich  die  Ergänzung  der  An- 
fangszeilen 1—8.  Schon  der  Beginn  ist  mit  Neeeeln  besteckt« 
Die  Herausgeber  lesen  nach  Blase  Z.  ^  *  Ησίοδος  ίν  γ*  Μαρ€ς 
0001  ναίου0ι  πέ\ας  ποτι  beicXov*  Die  Mares,  ein  Volkfistamm 
am  ßchwarxen  Meer  (HerotL  VII  74),  seien  bei  Gelegenheit  der 
Argonautenabenteuer  erwähnt  worden.  Dagegen  spricht,  wie  be- 
reits Wilamowitz  erinnert  hat,  dass  Γ  zu  Anfang  Z.  3  kein  Buch- 
titei  sein  kann,  da  der  Strich  darüber  fehlt  und  vor  allem  das 
Buch  selbst  nicht  genannt  ist.  Ferner  bilden  [μ]έν  Ζ.  1  und 
hi  Z.  4  einen  Gegensatz.  Also  kann  nicht  dieselbe  Form  ϊ)€ί€λθς 
zwischen  dem  attischen  1)€ίλη  und  dem  homerischen  αυτός  hk 
Z,  4)  οείελος  d:iiwischen  citirt  werden. 

Vielmehr  muss  hier  eine  Form  vorliegen,  die  zwischen  1)6ίλη 
und  ^6ί€λος  in  der  Mitte  liegt.  Das  int  6€€λος  oder  b^eXov, 
was  der  Corrector  Z,  2  hat  heretellen  wollen.  Da  das  überge- 
schriebene Ε  genau  so  deutlich  ist  wie  die  darunter  stehenden 
Buchstaben,  so  ist  es  nur  ein  Zufall,  dass  die  Umechrift  der 
Herausgeber  die  Correctur  nicht  mitgetheilt  hat.  Mit  dieser 
Form  bceXov  fälit  nun  aber  die  Miüglichkeit  weg,  einen  Hexa- 
meter in  probabler  Weise   zu   ergänzend 

Sehen  wir  also  von  Hesiod  und  seinen  Argonauten,  sehen 
wir  auch  von  einer  in  Γ  verborgenen  Buchziifer  ab,  so  bleibt 
wohl  kaum  ein  anderer  gangbarer  NVeg  der  Ergänzung  aU  dan 
scharf  am  Rande  beginnende  Γ  zu  einem  Τ  zu  erganzen  und  ein 
Ethnikon  Τμάρίς  anzunehmen,  für  das  es  nicht  ganz  an  Anhalt 
gebricht.     Straho  nennt  den  Berg,  an  dessen  waseerreicliem  Fusae 


I 

I 

I 
I 


^  Dies  erkannte  auch  Wilamowitz,  der  ohne  die  Correctur  des 
Pap.  zu  kennen.  ÄicXov  verrauthet  halte^  vgL  Et  M.  Μέλος:  'Αττικοί 
τό  δ{€λος,  was  ja  irgendwie  mit  diesem  Amnion iosci tat  zusammenhängen 
wird}  da  auch  dort  die  Form  &€£(λος  aus  Homer  folgt. 


Ein  Phryniclioecitftt 


Sl 


I 


I 


I 


Dodona  liegt  VII  328  Τύμαρος  i^  Τμάρος  (άμφοτφαις  γαρ  λέ- 
ytTUi},  Τμαριος  hat  Kallimat^ios  tintl  lateinische  tiichter,  Τομα- 
ριάς  die  orpbisclien  Argi^nautica.  SteplianoBi  der  Τόμαρος,  Τμά- 
ρος, Τμάριος  auf-^ählt,  nennt  nmh  τους  κατοικουντας  Τομού- 
ρους.  Die  Form  Τμάρ^ς,  tlie  liierauR  ah  Nebenform  zu  Τομάριοι 
zn  verrautben  ist,  liegt  thatsäclilicb  bei  Strabo  IX  4!i4  vor,  denn 
wer  die  eben  angeführten  Zengniafie  im  Kopf  bat,  kann  keinen 
Allgenblick  zweifeln,  wie  der  dort  vorliegende  Text  in  auirj  hi 
τή  Πίνοψ  φκουν  TAAAPEC,  Μολοττικόν  φολον  τών  ncpi  τον 
Τόμαρον  άτίόσττα0μα  zu  emf^ndiren  sei '. 

8ο  vorbereitet  möcbte  icb  mit  aller  Reserve  in  Z.  2 — 4  zu 
folgender  Ergänzung  schreiten: 

Οθεν  beeXov  φη- 

üiv  Αισχύλος•]  'Τμάρες  όσοι  ναίουσι  ΤΤ€λασ- 

ΤοΙ  ττρός  Μελ]ον\ 
Die  Tmares  würden  also  damit  entsprechend  der  alten  Tradition 
vom  pelasgi&cben  Dodooe  als  Urvolk  bezeichnet  werden,  wie 
Herodot  von  den  Άρκάδβς  ΠεΧασχοί  oder  den  Πελασγοί  ΑΙγια- 
λεες  epriclit.  Zweifelhaft  bleibt  nur  ob  der  dodoniÜRcbe  Uretamm 
vom  Dichter  gemeint  war  (dann  würde  beeXov  den  Westen  von 
Hellas  bezeichnen)  oder  die  versprengten  Bewohner  des  Pindoa 
Idann  wlire  der  Westen  von  Thessalien  gemeint,  wenn  man  nicht 
geradezu  Πελασγιας  οεελον^  in  diesem  Sirine  vermuthen  will). 
Jedenfalls  bat  der  Dichter  ίϊεελον  wie  εσπέρα  von  der  geogra- 
phischen Lage  gebraucht.  Für  οείλΓ)  und  seine  Sippe  kenne  ich 
kein  Beispiel  dieser  Verwendung;  Aiscbylos  freitiob^  wenn  er 
der  Dichter  sein  sollte,  würde  diese  Kübnlieit  im  Cborlied  wohl 
anstehen,  Aach  die  majestätische  Form  (adonischer  Trimeter) 
findet  sich  bei  ihm  (zB.  Agam>  166),  und  die  geographische  Ge- 
lehrsamkeit  ist  ja  ebenfalls  in  eeiner  Art.  Sein  Name  würde 
hier  zwischen  den  Αττικοί  und  Phrynichos  passend  stehen.  Den 
Namen  des  Stückes  wird  man  nicht  vermissen,  da  in  diesen 
Scholien  Sophokles  und  andere  Dichter  öfter  ohne  genaueres  Gitat 
angeführt  werdend 


1  Mit  derselben  Verderbniss  findet  sich  bei  Pliii.  IV  2  (alleHdes.) 
trnd  dem  Exoerpte  daraus  Solin  7,  1,  3  Talarus  mons  statt  Tmaru$ 
mofw.  Die  Recenaio  des  Solin  zeigt,  das 8  dessen  Archetypus  noch 
TMäRUS  hatte.  Also  scheint  das  bei  der  un  gewöhn  liehen  Consonanten- 
verbindung  naheliegende  Verderbniaa  in  den  Püniua-  wie  Salinhdss. 
seliiständig  entstanden  und  nicht  etwa  io   Plinius  g^riechischei'  Vorlage, 

2  Für  Πeλασγu^v  προς  b.  würde  der  Raum  nicht  reichen. 
»  sB.  11»  13;  9,  11  ί  15,  32. 


* 


Dieh 


Eine  solche  Conjectur  bleibt  freUieh  immer  tweifellimft. 
Sicher  ecbeitit  mir  nur  die  Farni  ly^eXov»  die  mit  δθ€ν  an  einen 
Satz  angefügt  wird,  der  die  Etymologie  des  Wortes  bergen  moea. 
Unsere  übrige  etymologieche  üeberlieferung  kennt  nur  die  er• 
staun] icbe  Ableitung  παρά  τό  evbciv  και  έλλ£ίπ€ΐν  την  ϊλην  του- 
τέστι  τήν  θ€ρμασίαν  hlt\r\  και  κατά  κρά(Τιν  5€ίλη,  die  auf  den* 
selben  Seteukos  zurückzuführen  sein  dürfte,  aus  aem  diese  Am- 
monioecholien  daR  Meiste  geschöpft  haben.  Auch  ünden  eich  wei- 
tere Aehnlichkeiten  swiachen  ihnen  und  den  Etymologica.  Aber 
es  will  mir  nicht  einleuchten ^  daas  der  Ueberrest  Z.  2  damit  In 
Verbindung  stehen  soll.  Abgesehen  von  der  Verschreibung  ΕΛΑΝ 
statt  £λην  (die  nicht  leicht  ist  und  in  dem  Papyrus  wohl  kein 
Analogen  hat)  ateht  vorher  wahrauheinlich  OC.  Es  ist  mir  daher 
wahrscheinlicher,  dass  ein  anderer  etymologiecher  Versuch  «B. 
παρά  τό  €ΐς  hi]o^  έλάν  vorliegt,  der  unter  Benutzung  von  bei- 
λός  und  dessen  klarer  Etymologie  auch  die  Form  δέελος  im  Fol- 
genden erklären  sollten 

Die  bomertscbe  Form  5είελος  stellt  Z*  4  nur  eine  Zwischen- 
bemerkung vor.  Denn  er  kehrt  mit  dem  Phrynichoscitat  wieder 
zu  den  Ättikern  zurück.  Die  Etymologiker  «teilen  66ίλη  καΐ 
^€ΐέλη  και  ΐϊεεΐλη  zusammen.  Diese  beiden  Nebenformen  eind  oe 
offenbar»  um  derentwillen  auch  hier  Phrynicbos  citirt  wird.  Denn 
das«  Z.  8  hei  Amnionios  ΔΙΕΛΗΝ  statt  beitXqv  steht,  ist  bei  der 
IndiflTerenz  tles  Schreibers  in  diesem  Punkt  der  Orthographie  (na- 
mentlich in  seltenen  Wortern)  gleichgültig.  Ich  nehme  an,  daas 
bu\T\  am  Ende  von  Z.  5  die  übliche  Prosaform  darstellt,  deren 
πάθος  bei  Phrynicbos  in  doppelter  Form  erschien.  Der  Nomi- 
nativ, das  Wort  bezeichnend,  eteht  auch  Z.  12  όείελος  und  «onat. 
So   möchte  ich   also   zunächst  tastend   ergänzen 

φρύ  — 

5  νιχος  ό  τρατ]ικός-  iv  Φοινίασαις  'δίίλη* 
ίϊΐχώς 

Nun  mues  Ζ,  6—8  das  Citat  folgend  Die  kenntlichen  Reste 
verraihen  trocbäisuben  libytlimus.  Phrynitboe  ist  jiIh  '  Erfinder* 
des  Tetrametera  den  Alten  bekannt.  Arisloteles  läHSt  in  einer 
bekannten  Stelle  der  Poetik,  wo  er  von  dem  Fortschritt  der  Tra- 


I 
I 


I 


1  Vgl.  Schol.  ß  KU  Φ  2ii2  6Γρηται  bk  &€ίλη,   έπ£ΐ  b€iAOT£poi  τ<5τ€ 
ittvovTO  τά  νυκτερινό  ν  οΙαΐνιΐ^όμ€νοι  σκότος, 
*  Dies  bereit»  diiJ  Htirauag. 
'  Erwogen  habe  ich  auijh   die  Möglichkeit^    dass  Z»  5  btTkr\    dh. 


Ein  thryniüboscitat 


as 


gödie  unter  Aiachylos  spricht,  den  iaTnbiaclien  Trimeter  als  Entatz 
des  trochäienhen  MaasBea  eintreten.  In  den  uns  erhaltenen  Htiicken 
des  Aiechyloä  komm^  der  Tetraiiieter  nur  in  den  Persern  vor,  die 
zeitlich  und  inlialtlicli  den  Phönifisen  des  Phrynichoe  am  nücbstea 
«tebn  *.  Versuchen  wir  also  auf  dieser  Basis  die  erhaltenen  Buch- 
staben reste  zu  ordnen  (wobei  die  Silbenabtbeilung  zeigte^  dass 
eine  dreisilbige  Form  von  TrXeiuJV  herzustellen  ist),  uud  setzen 
wir  die  zur  Hand  liegenden  und  sich  wohl  entsprechenden  Zeit- 
hestiminungen  προίΐα,  όψία  zu  ϊ>ειλη  hinzu,  so  ergibt  sieh  das 
l'^erspaar : 

ές  bi  ΤΓρ]α>1ην  beciXnv  ττΧείοίνές  &ισμυρ]ίΐυν 
fivbpeg  έκτ€ίνοντο  [και  τρις  όψίΐην  ές  ί>6ΐ€λην. 
Aber  frei  lieh  gegen  iliese  Vermuthung  erheben  sich  sofort 
gewichtige  Bedenken.  Unbedenklich  freilich  scheint  es  die  so 
wie  so  sinnlosen  Zeichen  QTHTI  (Z.  6)  als  aua  ΩΙΗΝ  verlesen 
anzunehmen  (zumal  es  nach  der  Photographie  nicht  siehi^r  ist, 
oh  nicht  der  Schreiber  selbst  ΤΤΡΩΤΗΝ  gewollt  hat  Vielleicht 
ist  auf  der  erhöhten  Faser  zwischen  den  beiden  Hasten  des  Ν  die 
Tinte  ausgeblieben  und  so  der  Anschein  von  Ti  erweckt  worden-. 
Auch  der  Wechsel  von  5€€ίλη  und  bci^Xn  liesee  sich  aus  dem 
Streben  nach  rhetorischer  Antithese,  das  hier  hervortreten  würde, 
erklären.  Aber  die  Formen  selbst  sind  sehr  auffallend.  Erstens 
liest  sich  soweit  wir  die  Etymologie  des  dunklen  Wortes  über- 
blicken^, eine  Form  δίίελος,  beieXn  und  daraus  Ζ>€£λος,  Ο€έλη, 
^€ίλη  begreifen,  aber  bteiXn  ist  irrationelL  Trotzdem  steht  die 
Form  auch  durch  die  Etymologica  fest.    Man   kann  sich  also  des 


bcciXT]  zu  verstehen  sei^  was  mit  dem  Cital  bis  έκτ€Ϊνοντο  belegt  werde, 
und  daea  dann  eine  zweite  Stelle  des  Phrymchos  (denn  für  einen  neuen 
Dichtemaraen  nebst  Aiikündiguag  der  Form  &£€(Χη  ist  kein  Raum) 
folgte,  etwa  Ktti  ^«(λη  '  όψ|ίην  ές  ί>(€Λιέλην\  Für  die  wesentlicht^n 
Gesichtapunkte  der  Ileretellnng  ist  diese  Alternative  ohne  Bedeutung. 
^^^^  *  Ausserdem  giljt  es  den  Totrnmeter  der  Edonen  fr*  )jO: 
^^^k  τις  ποτ'  iuB*  6  μουσόμαντις;  άλΛ'  άράθ*  öcfov  |ao  lese  ich  statt 

^^^*  άλλο  άρροτεύς  öv]  σθέν€ΐ 

Bund  d*in   incertus  29β,     In  den  Persern   dient    der  'Läufer'  als  Uebi»r- 
^^^gang  von  und  zu  den   lebhafteren  Chorrhythraen.     Aehnlich    auch    bei 
B^ophokle»   Ood.  C.  HHT*     Soust  bei   ihm  wie  meist  bei  Euripides  in  In*- 
weg^er  Stiehomytliie.    üeberall  ist  die  Anwendung  vereinzelt. 

3  Hr,  Grenfüll  bemerkt:    The  I  /jf/'ore  thc  Η  is  guiU  certetn^  a»d 
ihe  letitr  aßer  Η  «>  muck  more  like  TI  than  N. 

8  Udeii  Besz.  fintr.'Ji,  ίΟΙ  ieitet  &εί€λος  dh.  *5είΡ€λος  von  einer 
I  jdg.  Grundform  g^ei-no,  mndd.  quinetir  hinachwiuden  ab. 

ab«lii.  Uai.  f.  PbiloL  N.  F.  hYI*  3 


34  Diele 

Verdachtes  nicht  erwehren,  daRB  eine  im  jüngeren  Epoe  oder  sonet 
in  der  älteren  ionischen  Dichtang  entstandene  künstliche  Form 
mit  urogeeprungenem  Diphthonge  vorliegt  (wie  άΐΓ€ρ€ΐσιος :  άπ€ΐ- 
ρέσιος),  die  dann  weiter  gewandert  ist. 

Sodann  aher  fragt  es  sich,  wie  weit  der  attische  Dichter  in 
diesen  lonismen  gegangen  ist.  Gewöhnliche  Formen  wie  aei- 
οοντ€ς  μέλη  im  Trimeter  (?)  des  Phrjnichos  (fr.  11),  Selvia  im 
Chorliede  (fr.  14)  machen  keine  Schwierigkeit.  Das  gehört  ein- 
fach zar  poetischen  Ausstattung  und  wird  in  keiner  der  höheren 
Gattungen  der  Poesie  als  etwas  störend  Fremdes  empfHoden. 
Spielerei  freilich  mit  ionischen  Raritäten  wie  δ€ΐέλη  und  Ο€€ίλη 
oder  gar  ionische  Flexion  wie  ττρυυιΐην  und  όψίην  gehört  zu  einer 
εενίκή  λέεις,  wie  sie  im  attischen  Drama  seihst  hei  ionischen 
oder  ionisirenden  Dichtern  nicht  mehr  vorkommt. 

£s  ist  daher  hegreiflich,  dass  man  sich  sträuht,  die  Sprache 
des  Phrynichos  mit  so  starken  lonismen  zu  helasten.  ßlass,  der 
die  Ergänzung  όψίην  bereits  als  unausweichlich  erkannte,  hat 
darum  gezögert  den  attischen  Tragiker  dafür  verantwortlich  zu 
machen.     Er  denkt  an  einen  ionischen  Dichter. 

Mir  dagegen  erscheint,  je  länger  ich  den  historischen  Zu- 
sammenhang von  Form  und  Sprache  in  der  griechischen  Littera- 
tnr  überblicke,  um  so  weniger  die  ionische  Färbung  der  Phryni- 
chosverse  verwunderlich. 

Zunächst  passt  der  Inhalt  des  Citates,  auch  wenn  man 
nur  das  Unzweifelhafte  berücksichtigt,  trefflich  in  das  Stück, 
dessen  Schatten  in  den  bald  darauf  aufgeführten  Persern  noch 
kenntlich  ist  Da  der  Verlust  von  Männern,  nicht  von  Schiffen 
erwähnt  wird,  liegt  es  nahe,  nicht  an  die  Schlacht  von  Salamis, 
sondern  von  Plataiai  zu  denken,  die  ja  auch  bei  Aischylos  berührt 
ward: 

818  τόσος  γαρ  ίσται  πέλανος  αίματοσφαγης 
''τροζ  Τή  Πλαταιών  Δωρίδος  λόγχης  υττο 
und  im  Chorlied 

926  Άγδαβάται  γάρ 

πολλοί  φώτες  χώρας  δνθος 
τοεοοάμαντες,  πάνυ  ταρφύς  τις 
μυριάς  ανδρών  έΕέφθινται. 
Hier    ist  vom  Tod    der  persischen  Eemtrnppe    die  Rede.     Aber 
die  Myriade   hat  beim  Dichter  nur  poetischen  Wert,   noch  mehr 
freilich  in  der  Historie.     Herodot  lässt  26  Myriaden   Perser  auf 
der  Wahlstatt  bleiben    und  selbst    bei  Ephoros,    der    die  lächer- 


fiin  Fhrynielioeoitiit 


m 


liehe  Zahl  stark  reduzirti,  l)leibeij  notb  iminer  10  Myriatien, 
Hat  dagegen  PbryniclioB  von  dieser  Schlaclit  gesagt,  wan  meine 
sehr  uneicliere  Ergänzimg  eri^ibt:  πλείονες  6ισμυρίιυν *  και  τρΙς 
(nätölicb  μυρίυυν)^,  ί*ο  würden  diese  5  Myriaden  der  bistoriscben 
Wirküebkeit  jedenfaÜR  am  näcbaten  komraeü;  wie  es  bei  dem  Zeit- 
gen ο  seen  natürlich  ist. 

Auch  die  Zweitheilung  der  Zeit  (πρωίην  und  όψίην  bei- 
^λην)  entspricht  durcbaus  dem  Bibie  der  Schlacht,  wie  eie  He- 
rodot  beachreibt  (IX  58  ff.),  Sie  fand  eret  am  Demetrion  bei 
Plataeae  statt  zwischen  Spartanern  und  Persern.  Dies  Scbar- 
mützel  muBB  sich  lange  nnentschieden  hin  und  her  gezogen  haben, 
bis  der  Tod  des  Hardonios  ilae  persische  Heer  in  die  Flucht 
jagte.  Hier  begann  nun  die  Metzelei  (alsy  gewiae  nach  Mittag), 
indem  die  Spartaner  hinter  den  Fliehenden  her  waren  ϊ)ΐώκοντ€ς 
T6  και  φονεύοντες  (IX  Γι9).  Die  Perser  retten  eich  in  ihr  be- 
festigt es  Lager.  Bei  dieser  τειχομαχία  nun,  dem  letzten  Akt  des 
Kampfes,  der  erst  gegen  den  Abend  hin  sich  entwickelt  haben 
kann,  nachdem  auch  die  Athener  dazu  gestossen  waren,  fielen  die 
Meisten.  In  der  dichten  Enge  fand  ein  wahres  Schlachten  statt, 
von  dem  Herodot  in  den  Ztthlen  übertreibend,  wie  schon  gesagt, 
berichtet.  Statt  dieser  Myriadenunsumme  eine  glaubliche  Ueber- 
lieferung  bei  Pbrynichos  zu  finden,  wäre  ein  schätzbarer  histo- 
rischer Gewinn  —  wenn  nur  nicht  das  verwünschte  Ionisch  wäre! 

Dialekt  und  Metrum  hängen  in  der  griechischen  Poesie  eng 
zusammen-  Der  durch  Äiscbylos  auf  die  Höbe  geführten  Tra- 
gödie widerstrebt  der  eatyreske  'Läufer^  wie  die  dialektiscbe  Un- 
reinheit Daher  bemerkt  Aristoteles  Rhet.  III  l  fein»  die  Tra- 
giker seien  aus  demselben  Motive  vom  Tetrameter  zum  lambeion 
übergegangen,  wie  sie  die  Dialektfärbnng  beseitigt  hätten^.  Dürfen 
wir  also  nicht  für  die  Ρϊ\ύ\ς  der  voräechyleischen  Tragödie  ein 
«iärkeree  Vorwiegen  des  Ionischen  erwarten  ?  Die  erhaltenen 
Fragmente  geben  zufällig  für  die  Flexion  nichts  aus.  Es  ist 
auch  nicht  wahrscheinlich,  dass  die  las  consequent  in  allen  nicht- 
lyrischen  Partien   durchgeführt    war.     Aber    beträchtliche  Ueber- 


»  Busölt  Rh.  M.  38,  mO. 

*  kurz  wie  τρΙς  μάκαρ€ς  κΐΐΐ  τίτράκις  u.  a.  d.  Α. 

**  1404a  29  ou5^  γάρ  ol  τάς  τραγψοίας  ποιοΟντΕς  ίτι  χρώνται  τόν 
αυτόν  τρόπον,  άλλ'  ώσπΐρ  καΐ  ΐ«  τών  τετραμ^τροίν  €ΐς  τό  ίαμίΪΕίον  μ€- 
τίβηοαν  οιά  τό  τψ  λόγψ  τοΟτο  τό  μ^τρον  όμοιότατον  είναι,  οΰτυυ  καΐ 
τών  όνομάτοίν  άφείκαοϊν,  δβα  παρά  τήν  διίίλεκτόν  ^στιν;  vgl.  poet.  4 
ρ.  1449ü  21, 


fir^ 


t)i>li  Ein  Phrynicboicitftt 


reate,  vielleicht  an  einzelnen  Stellen  zur  cbarakteneolien 


Gebet). 


benatzt    (wie  etwa  bei  AiJHtopbanee  Άθηνοιίης  nag], 
dft«  dürfen   wir  vielleicht  doch  erwarten. 

Freilich  bei  den  Tragikern  nach  Pbrynichoe  ist  keine  Spur 
mehr  von  ionischer  Flexion,  wenn  man  nicht  etwa  vereinzelte 
Schreibfehler,  wie  fiie  allenthalben  auch  in  Pro?a  unterlaufen 
(Ιδρης  im  Prometheus  udgl  )  als  Keate  alter  Ueberliefertin^ 
ansehen  wilL  Anders  freilich  steht  ee  mit  den  veraprengten 
Ueberbleibaeln  der  las,  die  Bich  in  SoIobb  antiken  Anegaben  Tor- 
fanden.  Eine  rationelle  ErklKring  derselben  läeit  eich  nicht 
geben^  bo  wenig  die  reinliche  Scheidung  attiaclver  und  'fremder' 
Epi  gram  nie  nach  dem  Dialekt  vor  den  Thatsachen  der  Epigrn- 
phik  Stich  gehalten  hat.  Die  wunderliche  Miachung  der  Melik 
tritt  uns  jetzt  bei  Bakehylide»  noch  deutlicher  ίΐΐκ  bei  Pindar  und 
Alkman  entgegen,  Kura  der  Grundsatz  der  Dialekt-Einheit  und 
-Reinheit,  den  man  im  letzten  Menschenalter  mit  Gewalt  überall 
durcheetzen  wollte,  bat  eich  nicht  bewährt. 

Allein  berechtigt  ecbeint  mir  die  hiatorieehe  AuifAeeangp 
daee  eich  in  den  Unregelmäeeigkeiten  der  Dichteraprache»  die 
überall  eine  künstliche  ist,  der  Entwicklungeproceaa  der  ver* 
echiedenen  Gattungen  widerspiegelt*  Für  die  Epik  und  daa  Meloe 
gibt  man  das  wohl  auch  jetzt  zu.  Nun  tritt  da»  Drama  hinzu. 
Durch  Solon  ist  die  zum  Kampf  geborne  Form  des  iambiechen 
Trimefere  und  des  engverechwisterten  trochäiaohen  Langveraea 
aua  lonien  nach  Athen  verpflanzt  worden.  Das  Persönliche  ist 
geblieben,  aber  die  Herbheit  bat  ihnen  der  milde  Athener  ge- 
nommen: zum  λότοζι  ^^^^  w*®  ^^  ^^E^  ^"ϊ"  αγορά,  hat  er  dieae 
Form  umgewandelt.  So  nimmt  aie  ein  Meneehenalter  später 
Theapie  auf,  und  ao  überliefern  sie  dessen  Jünger.  In  dieser 
Zeit  vor  den  Perierhriegen,  wo  die  Kunst  und  CuUur  in  Attika 
noch  in  ionischer  Stiliatrung  befangen  war,  int  eine  ionische  oder 
vielmehr  ionisirende  Gestalt  des  Dialogs  keineswegs  unglaublich. 
Phrynichos  ist  der  letzte,  der  noch  den  leiten  Thespiskarren 
schob.  Mit  Aiachylos,  dem  Bahnbrecher  auf  allen  Gebieten,  wird 
auch  hier  freie  Bahn  gescbatfen:  der  attischensiCtinet  die  attische 
Sprache.  Nunmehr  durfte  kein  ioniscbea  Eta  liehr  das  Ohr  be- 
leidigen^  und  nur  noch  »«oweit  die  poetische  Sprache  ea  allgemein 
zulieae,  konnte  ionisches  Gut  verw^endet  werden.  Darum  wurde 
auch  das  Doppelsigma,  das  s«^lbst  die  ionieirende  attisohe  Proaa 
der  UebergangsKeit  noch  beibehielt,  nicht  beseitigt.  Sophoklea, 
so  nahe  er  dem  ionischen  Wesen  stand^  hat  darin  nichts  geändert. 
Der  attische  Kanon  stand  unverrückbar  für  alle  Nachfolger  feet. 
In  solcher  Beleuchtung  erscheint  mir  sporadischer  lonisrnua  in  dem 
Dialog  der  Ml  testen  Tragödie  fast  als  historische  Noth  wendigkeit• 

Berlin.  Hermann  Diel 


I 


I 


I 
I 


JAHRHUNDERTFEIER   IN    RO\[    UND 
MESSIANISCHE  WEISSAGUNGEN 


Äuguetue  batte  seine  berühmte  JalirhuTi(iertfeier,  die  ut* 
»prünglich  auf  dae  Jahr  16  v.  Cbr,  angeeetzt  war,  ein  Jahr  früher 
begangen,  nnd  eine  Erklärung  dafür  geben  uns  weder  die  Be- 
richte der  Alten  noch  die  Marnioracten,  die  uns  dae  letzte  Jahr- 
zehnt des  abgelaufenen  saeadmn  geechenkt  hat^.  Freilich  hatte 
ea  ÄugUHtue  nicht  eo  leicht  wie  wir,  die  wir  ebenfalls  die  Jahr- 
hundertwende ein  Jahr  zu  früh  gefeiert  haben;  ee  genügte 
nicht,  auf  Grund  einer  einfachen  Berechnung  den  Termin  festzu- 
legen. Dae  saectdum  ist  nach  Ceneorinue  17,  2  spaiium  vifae  hu- 
fimnae  ionffissimum  partu  et  morte  definiium.  Nach  römiech-etrue* 
kiecher  Anachauung  i§t  ee  an  die  Lebensdauer  des  Langtebigaten 
geknüpft  von  denen,  die  an  dem  schickealeechweren  Tage  geboren 
Bind.  Dieser  geheimniesvolle  Zusammenhang  zwischen  einem  puer 
naseens  und  dem  ma^nus  ordo  saeclorum  ab  tntegro  nascms,  um 
mit  Vergil  zu  reden,  iet  aber  dem  menschlichen  Auge  verborgen* 
So  greifen  denn  die  Grötter  ein  und  verkünden  durch  portenta 
den  Anbruch  der  neuen  Epochen  Vorher  aber  schon  eehen  wir 
die  baruBpices  und  weiterhin  die  Sibylle  geschäftig,  auf  die  zu 
erwartenden  Zeichen  am  Himmel  und  auf  der  Erde  hinzuweisen. 
Es  versteht  sich  auch  nach  dem  uralten  und  un vertilgbaren 
Menschenglauben,  dass  die  neue  Zeit  neues  Glück  und  Frieden 
bringt,  wenn  man  daa  alte  saectdum  begräbt^. 

Nun  ist  die  l^eltn sucht  nach  besseren  Zeiten  in  Italien 
wohl  niemale  lebhafter  gewesen  als  gegen  das  Ende  der  Bepublik, 


*  8.  Mommsen,  Ephemeris  epigraphica  VlII  S*  225  ff. 
^  CenBorinits  17,  5. 

*  Wiisowa,    Die  Saecularfeier    des    Auguetus    (Mark  Eude    zum 
[27.  Jan.  1894)  S.  13, 


38  S  u  d  h  a  α  • 

nod  der  Volksglaube  forderte  gleicbsam  seine  Saecnlarfeier.  Man 
sieht  aber  aueb  anderseits,  dass  es  damals  nicbt  ganz  einfach 
war,  ein  Fest  würdig  zu  begehen,  dessen  Termin  die  Anlehnung 
an  eine  frühere  Feier,  bemerkenswerthe  prodigia  der  Götter  und 
die  Aussicht  auf  eine  Zeit  des  Friedens  und  Glücks  zugleich  er- 
forderte. Ein  wünschenswerthes  Orakel  konnte  man  fabriciren, 
den  Anschluss  an  frühere  saectdaj  die  nie  existirt,  durch  Erdich- 
tung herstellen,  aber  Frieden  und  Himmelszeichen  musete  man 
abwarten. 

Der  Gedanke,  die  Saecularidee  in  den  Dienst  der  eigenen 
Politik  zu  ziehen,  scheint  in  Caesars  Kopf  entstanden  zu  sein,  und 
A\igustus  führte  auch  hier  wohl,  wie  in  so  vielen  Punkten,  nur 
das  Programm  des  Divus  Julius  durch.  Das  macht  das  Verhalten 
Varros  wahrscheinlich. 

Die  älteste  historisch  feststehende  Saecnlarfeier^  ist  die 
des  Jahres  249,  als  das  15.  Jahr  des  ersten  Punischen  Krieges 
den  Staat  au  den  Rand  des  Verderbens  trieb.  Der  Beschlues, 
die  Feier  alle  100  Jahre  zu  begehen,  würde  auf  das  Jahr  149 
führen,  wohin  sie  der  gewissenlose  Valerins  Antias  auch  verlegt 
Indess  nennen  Piso,  Cn.  Gellius  und  Cassiue  Hemina,  die  es  doch 
alle  mit  erlebt  hatten,  das  Friedensjahr  146,  und  ohne  Zweifel 
ist  das  unregelmässige  Jahr  der  Termin  der  Feier  gewesen*. 

Nun  liess  sich  ja  darüber  streiten,  ob  man  der  Unregel- 
mässigkeit zu  folgen  oder  auf  das  Ausgangsjahr  249  zurückzu- 
greifen habe.  Dass  sich  aber  Varro  gegenüber  den  drei  ge- 
wichtigen Zeugen  auf  einen  Valerius  Antias  beruft,  mnss  auffallen 
und  lässt  einen  Zweck  vermuthen.  Das  Jahr  49  war  noch  we- 
niger zu  brauchen  gewesen  als  149,  ebenso  wenig  hätte  Caesar 
46  Müsse  zu  einer  wirksamen  Feier  gefunden.  Die  hundertjäh- 
rigen Termine  waren  verstrichen,  woher  einen  neuen  nehmen? 
Varros  Gelehrsamkeit  leistete  das  Verlangte.  £r,  der  den  alten 
hundertjährigen  Termin  natürlich  kannte  und  anerkannt  hatte' 
findet  nun,  ausgehend  von  dem  Begriff  des  Saeculum  als  längster 


1  Mommsen,  röm.  Chronologie  >  S.  180.  Diele,  Sibyllinische  Blätter 
8.  84. 

■  Varro  bei  Censorinus  17,  11. 

'  Censorinus  17,  8  Varro  de  scaenicis  originibus  libro  primo  ita 
icriptum  reli^uü:  cum  muHa  portenta  fiermt^  .  .  ,  ,  et  ideo  libros  Si' 
byüinos  X  viri  cidissent,  renuntiaruntf  uti  Biii  patri  ei  Proserpinae  ludi 
Tarentini  in  campo  Martio  fierent  tribus  noctibuit  .  .  .  utique  ludi  een- 
tesimo  quoqtie  anno  fierent. 


Jahrhundertfeier  in  Rom  und  meaeianische  Weiesagungen         39 


Lebeoeepanne)  wohl  auf  Grund  itiacrobiotiecber  Studien  uitd  jeden- 
falls eebr  dunkler  Gewäliremänner^  einen  hundertzehnjäbrigen  Ter- 
min*-^ und  jenen  Uyklue  von  440  Jabren,  nach  deeeen  Ablauf  die 
Τϊαλιττενεαα  eintrete,  Combinirt  man  Yarros  befremdliobe  Be- 
YQTzngnng  dee  dürftig  und  fälecblich  bezeugten^  Saecularjabrs 
149  und  den  Ansatz  dee  Saeouinmi  auf  110  Jabre,  der  von  sei- 
ner urRpriinglicben  Ansiobt  abweicbt  und  etwas  nie  dageweeenes 
einführt^  so  tritt  der  Zweck,  das  Jabr  39  Γύτ  eine  Saecularfeier 
zu  gewinnen,  gani  klar  hervor.  Da  zweitene  dieser  Aneatz  in 
der  Schrift  De  gmie  popuU  Eomani  erecbeint,  aleo  Bchon  im 
Jahre  43»  eo  können  wir  mit  tiberwiegender  Wahreoheinlicbkeit 
Caesar  ale  denjenigen  aneetzenf  der  dae  Jahr  39  für  eine  Saecu- 
larfeier in  Aueeiobt  genommen  hatte,  die  er  wie  später  Auguetue 
von  langer  Hand  vorbereiten  iiees.  Denn  in  der  Zeit,  da  Varro 
sein  Material  zueammenbrachte  und  tendenziös  verarbeitete,  d.  b. 
unbestimmte  Zeit  vor  43,  ist  kein  anderer  Träger  dieser  Tendenz 
denkbar  als  eben  Caesar.  Dass  Varro  das  gesammelte  Material 
nicht  unverwertbet  liegen  liess»  sondern  auch  nach  Caesars  Tode 
herausgab,  ist  sehr  verständlich,  mag  er  nun  die  Arbeit  haben 
verwerthen  wollen    oder    dem  Interesse    entsprochen    haben^    daa 

■  alle  Welt  fUr  den  Gegenstand  hatte« 

Wie  lebendig  nlmlich  die  Saecularidee  damals  war,  zeigte 
sich  bei  Caesars  Leichenspielen  und  dem  Erscheinen  des  Kometen 

Β  vom  Jahre  44,  den  Octavian  als  den  Stern  seines  Vaters  bezeich- 
nete. Sed  Vukanius  hartispea^  hi  contione  dixit  cometen  esse, 
qui  significaret  exifttm  ηωιί  saectdt  et  w^ressum  decimi ;  sed  qmd 
mt>itis  diis  secreta  rerum  pronunttm-et,  statim  se  esse  moriiurumf 
ei  nandum  finita  orafione  in  ipsa  coniione  cOnciäU^. 

Was  aber  im  Jabre  44  verfrüht  verkündet  war,  das  schien 
eioh  kurz  vor  dem  Jahre  39  zn  erfüllen,  als  das  foedus  Brundi- 
einnm  Italien  aufathmen  liess^.  Endlich  einmal  schien  die  Sternen- 
fitunde  und  die  irdische  übereinzustimmen,  und  sie  kam  über- 
raschend, früher  als  man  gedacht  hatte. 

Diesen  Gedanken  hebt  der  Anfang  der  4.  Vergilischen  Ecloge» 


^  Äuguetinua  De  civitate  dei  22,  28  Geneihüaci  qnidam  scripee- 
"mnt  etc 

^  Gardthausen,  Augustus  u.  seine  Zeit  I  2,  1009. 

■  Der  falsche  Ansatü  dea  Valerius  Antiae  ist  offenbar  nur  durch 
[Varroa  Aufatöbera  der  Yergeaaeuheit  etitriasen» 

*  ServiuB  zu  Verg.  ecL  IX  47  p.  115  Thüo-Hagen, 

^  Gardthausen,  AugnaiuB  u.  seine  Zeit  I  1,  219. 


40 


S  udbftQt 


die   Tiacli  allgemeinüi  Arirmliuii^  mit  dem  Frieden  von   BninclietQiii 
zueaiuni et) hängt,  ganz  besondere  hervor: 

4    Ultima  Cuwaei  venit  tarn  cnrminis  oe^iu» 
magnus  ab  infegra  saedorum  ttascitur  ordo. 
tarn  redit  et  virgo^  redeunt  Saturnia  regna» 
tarn  nom  prugtnies  eaelo  demittitur  tülo^ 
Mit    dem  vierten   ι  am  (tuus  tarn  regnat  Äpoiio]    ichlieset    diese 
Reihe   ab*     AIrq  plötzlich    und  unerwartet  echneli    ist    die    neue 
Zeit  angebrochen  (t^enit  iam),     Ihr  Herrscher  ist    wie    in  Horaz' 
Carmen    sneeuiare  Apollo*,    er    herrecht    bereite.     In    geheimnies- 
Tollem  Zusammenhange  mit  ihm   und    dem  nascens  ordo  saecu- 
lorum  steht  ein  i^ier  nascens*    Die  Schickealeechweetern  und  die 
Natur,    die   heimlich  bildenden    Gewalten,    wirkten    im   Verborge- 
nen, lind  ynvermerkt  kam  dae   neue  saecuium.     Aber  wenn  uner- 
wartet eohnell,  kam    ea  doch  nicht  unangemeldet.     Die  Verae  50 
— 52  melden  die  üblichen  Prodigien,  die  die  Schickealaetunde  an- 
kündigen: 

50  Aspke  convexo  nutantem  pondere  mundum 

ierrasque  traetusque  maris  caelumqne  pr^fundum^ 

aspie0f  venturo  l^entur  td  omnia  saech. 
Wie  ernat  und  actuell  derartige  Aeaeserungen  Vergila  ge- 
nommen werden  wolleni  hat  Norden  im  Rhein.  Mueeum  1899 
S.  477  ff.  an  einem  Beiepiel  mnetergtiltig  dargelegt,  Da»  allge- 
meine ntitans  conveaa  pondere  mundus  wird  im  folgenden  Vera 
in  die  bei  den  Dichtern  der  Zeit  «υ  häufige  Dreiheit  Erde,  Meer, 
Himmel  zerlegt,  Ee  sind  ganz  beetimmte  Evolutionen  die  Vergil 
im  Ange  hat,  dieeelben,  die  eeit  Caeaare  Tode  da«  Volk  in  Auf- 
regung erhielten,  dieselben,  die  er  später  minder  dunkel  und 
prophetisch  am  Ende  von  Georgica  I  vortragt,  die  ^4lpe«  insolUis 
maiibus  trementeSt  undans  rupfis  fornacibus  Äcfua,  teJlus  f#  oe- 
qiiora  j/mitij  die  da  Zeichen  gaben^  und  die  Vorgänge  am  Him- 
mel, fulgura  sereno  caelo  und  dirae  tmnetaCy  die  nun  bei  der  Er- 
füllung wie  im  Jahre  17  ein  Glück  verheiReendes  Omen  werden•• 
Natürlich  paeeten  aber  die  düsteren  poftenta  und  prodigia  dea 
alten  etruskischen  Saeculüm  wenig  zur  Einleitung  deR  erwartateii 
goldenen  Zeitalters,  und    eine   aueftibr liebere   Aufzählung   wie   in 


'  Nicht  i>aturn,  Sattirnia  rrgna  eind  Zeiten»  bq  glücklich  wie  unter 
dem  König  Saturn  in  Latiuro,  vgl.  Verg»  ♦ieneia  VI  7ii2;  andere  Marx, 
Vergil«  vierte  Ecloge,  Neue  Jahrb.  f.  Phil.  18ί»8  S.  112. 

«  Vgl  Seneca  Nat.  Quaeet.  VII  17,  2  f 


I 


J 


Jfttirhiitidertfeier  in  Rom  und  moeeianieclie  Weiiiagfungen  41 


den  Georgicft  Ϊ  verbot  der  Stil,  so  daes  eie  der  Dichter  verecb lei- 
ernd, aber  für  die  Zeit  veretändlicb  vorträgt.  Das  Zittern  der 
Creatur  beiDi  Eintritt  eine»  Gottes  oder  Heroen  wird  öfter 
hervorgehoben^.  Fnd  bier  wirtl  ein  Knabe  geboren,  der  von 
mehr  als  menschlicber  Herkunft  iit,  dessen  die  Welt  in  freu- 
diger Erregung  harrt,  denn  die  S  cbickaaUatund  e  wird 
gleich  da  sein: 

48  Ädg redete  ο  magnos  {aderit  iam  tempm)  honores^ 
Cara  deum  mboks^  magnum  lovis  incremenfum. 
Der  Zusammenbang  ist  der:  die  goldne  Zeit,  die  die  unlrüglicben 
Parzen  (v,  46  f*)  deinem  Regiment  bestimmt  haben»  wird  dich 
yon  Anfang  an  (v,  18)  mit  Ehren  überhäufen.  So  tritt  denn  ein 
in  die  Welt,  *  tritt  die  groeeen  Ehren  an\  die  es  wob!  werth 
sind,  vom  Himmel  (v.  7)  berabzueteigen,  Sieb  die  Zeichen  dea 
saectdumy  *die  Zeit  wird  gleich  da  sein\  die  Scbicksalsetunde 
wird  im  Augenblick  nahen,  eile  dicb.  Das  Futurum  [aderif  iam 
tanpus)  iet  nach  dem  Imperativ  ganz  am  Platz  Die  Parentbese 
hat  den  Sinn  eines  cansalen  Nebensatzes:  Adgredere  magnos  ho- 
noreSf  quoniam  iam  tempm  aderit,  Iam  möubte  ich  für  die  Ueher- 
eetzung  präcisiren  als  '^im  nächsten  Augenblick  \ 

In  dieser  Apostrophe  wird  offenbar  noch  einmal  der  καιρός 
wie  im  Anfange  und  im  Anscblnsa  an  jenes  vierfache  irrm  her- 
vorgeboben*  'Das  Zeitalter  ist  schon  hereingehrocben,  das 
saecuium  ist  schon  im  Werden,  die  Jungfrau  schon  auf  der 
Kückkebr  begriffen,  Apollo  ist  schon  am  Regiment :  —  gleich 
wird  auch  die  richtige  Stunde  da  sein,'  Während  dann*  der  Dichter 
in  die  Zukunft  schweift,  ist  der  Knabe  plötzlich  gehören  {v.  t>U  ff.) 
gleichsam  durch  den  Inhalt  des  enrmai^  die  Aussiebt  auf  die 
goldne  Zeit  und  den  unabänderlichen  SchickealsechluBB,  der  sie 
verbeiset,    und    den  Hinweis    auf  die  Zeichen   beschworen.     Das 


'  Vgl,  Adami,  De  poetie  sc&enicis  Graecis  hymn.  sacrorum  imi- 
tatoribus,  Jahrb.  L  claea.  Phil.  Suppl.  XXVI  231  ff. 

2  V.  48— &2  beziehe  ich  nicht  auf  die  Zukunft  wie  Marx  a.  a.  0. 
118  f.  Ein  Blick  in  die  Zukunft  wird  erst  im  Ansehlusi  an  veniitro 
äaeeh  {f>2}  mit  inm  (53)  angedeutet.  Honores  (wie  zB.  Hör.  aat.  II  5, 
13;  Tibull  II  2,  5)  sind  die  Ehren,  die  die  kommende  Zeit  vou  seinem 
£intriU  iu  die  Welt  auf  den  Knaben  häufen  wird,  nicht  die  επιτηδεύ- 
ματα einer  rhetorieehen  Disposition  wie  bei  Menander,  die  nur  ge- 
zwungen auf  die  gansce  Ecloge  atigewendet  wird.  Vgl  besonders  bei 
Marx  V.  37—47,  die  ganz  in  der  Luft  hängen:  sie  gtrhciren  sicher  zum 
Vorausgehenden.  Der  markanteste  Einschnitt  iet  nach  Y.  45|  waa  bei 
Marx  Diepoeition  veriohleiert  wird. 


42 


S  υ  d  h  a  u  ι 


erneute  Hervürhehen  des  καιρός  hi  bemerkenewerth.  Man  etehf, 
ee  iet  dem  Dichter  damit  sehr  ernst.  Und  wirklich  trafen  die 
Zeiten  und  Begebenheiten  am  iLnde  de«  Jahree  40  merkwttrdig 
zueamment  i»m  »einen  Glauben  an  den  Uraschwang  der  Dinge  m 
beleben,  Augiietue  ging  im  Sommer  des  Jahree  40  über  die 
Alpen  ^  und  gewann  dort  die  elf  Legionen  dea  Äntonina  unter 
CalenuB  nach  deeeen  Tode  ftir  Bich.  Sein  RticlEmarecb  und  die 
Operationen  um  ßrundieium  müBsen  eioli  bi»  tief  in  den  Sep. 
tember  oder  gar  Anfang  October  ausgedehnt  haben.  Nach  dem 
Friedeneecbluee,  dessen  Vermittlung  auf  Antonius  Seite  Asiiiiue 
Polio  bewerksteUigte  (v.  17),  jcogen  die  Triumvirn  wohl  im  De- 
eember  dea  Jahres  40  in  Rom  ein  ^  So  waren  damals  factiech 
beinahe  bis  auf  den  Tag  HO  Jahre  seit  dem  letzten  Saecnlar- 
jähre  nach  Varros  erdichtetem  Ansatz  (149)  abgelaufen.  I>enn 
wenn  der  L  Januar  39  der  erste  Tag  war,  an  dem  eine  Saecnlar- 
feier  möglich  wurde,  so  rückte  dieser  Termin  durch  die  drei  Caee&ri- 
Beben  Schal tnionde  von  90  Tagen  im  annns  canftisionis  auf  den 
1,  October  40  zurück,  wo  etwa  der  Friede  geschlossen  wurde. 
Für  einen  Kenner  der  Älterthiimer  und  Zeiten  wie  Vergil,  ja 
eelbet  für  einen  Laien  lag  diese  Berechnung  nahe.  Daes  er  sie 
uiaobte,  ist  nicht  stricte  zu  beweisen,  aber  aus  seinem  Jam  vimt 
klingt  ee  deutlieh  heraus,  dass  das  für  später  erwartete  Saeculum 
überraschend  gekommen  sei,  drei  Monde  frliher,  können  wir 
eagen,  als  es  irgend  denkbar  schien.  Es  ist  auch  sicher  voran•- 
zusetzen,  dass  Vergil  den  Varroniecben  Ansatz  von  HO  Jahren 
annahm,  da  er  ihm  auch  sonst  folgt,  so  in  der  Anschauung  von 
der  Palingenesiet  wodurch  das  sonst  so  tadellose  Gedieht  v*  34 
—36  durch  Vorstellungen  helaetet  wurde,  die  echlechthin  nicht 
auszudenken  sind.  Offenbar  steht  der  Dichter,  dem  die  Wider- 
sprüche nicht  entgehen  konnten,  hier  unter  einem  sehr  starken 
äusserlichen  Zwange.  Freilich  hat  es  mit  der  Prophezeiung  dieser 
Verse  noch  eine  besondere  Bewandniss.   — 

Vergil  hatte  sich  in  seiner  Prophetie  mit  dem  καιρός  auf 
das  Ende  von  Polio»  Consulat  festgelegt.  Voreich tiger  verfuhr 
er  bei  dem  puer  fatalis^  der  das  neue  saeculum  heraiyfuhren 
iollte*  Da  das  neue  Jahrhundert  unter  Apollo  steht,  wird  man 
dae  magnurn  lovis  incremenfum  (v.  i^}  auf  apollinischen  Ursprung 


I 
I 


I 


I 


^  Cassius  Dio   48,  20.     Ich    katm    alior  nicht    iiusÜndig 
woher  Gardthausen  a.  a.  0.  S.  211  den  Juli  ansetet. 

*  CaBsiui  Dio  4ίί,  32  in*  έΕύοου  ή6η  τοΟ  Ιτοος  όντος. 


Ursprung    Μ 
\    macheoj^fl 

J 


JalLfbiindertfcier  in  Rom  imd  meetfiRtiiflcbe  WeiMagUDgen         4-4 


zu  deuten  geneigt  sein,  in  v,  10  {hederas)  und  23,  wo  tlae  Kind 
inmitten  einer  wunderbaren  Naturfiille  erecbeint,  die  orientÄlieclien 
Charakter  trägt,  ist  man  an  den  jungen  Dionyeoe  erinnert*, 
AndevBeite  konnte  Polio,  der  Adreeeat  des  Gedichtes,  vielleicht 
nicht  umhin,  den  Knaben  ale  den  meinen  aufzufaBeen,  Asconins 
Fedianue  berichtete  nach  Serviue,  daae  ihm  Aeinius  uallus,  der 
Sohn  des  Polio,  verBichert  habe,  daa  Gedicht  dele  auf  seine 
Geburt,  und  es  iet  bei  dem  gewieeenhaften  Gelehrten  anzunehmen, 
daee  er  eich  nichts  hat  weis  machen  lassen ,  was  mit  der  Zeit- 
rechnung unvereinbar  gewesen  wäre^*  Um  die  Zeit  des  Brun- 
disinischen  Vertrages  muss  aUo  Α  ei  η  ins  Gallus  geboren  sein, 
damals  hat  Vergil  das  Gedicht  Polio  überreicht,  dieser  konnte  es 
auf  seinen  damals  geborenen  Sohn  bezieben.  Wenn  dabei  ge- 
heimnissvoll von  gottlicher  Abkunft  gesprochen  wird  wie  bei 
Heroen,  oder  wie  es  bei  den  hellenistischen  Ki>n}gen  üblich  ist, 
HO  hat  dies  Andeuten  einer  höheren  Vaterschaft  in  jener  Zeit 
für  Rom  nichts  Befremdendes  mehr. 

I  Das«  Vergil  wirklich   den  Äsinius  Gallus  in  der  4.  Ecloge 

meint,  hat  F.  Marx  in  dem  Bchon  mehrfach  cittrten,  überaus  fesseln- 
den Aufsätze  der  neuen  Jahrb.  für  Phil.  1898  8,  105  iF.  ausge- 
führt^. Der  Dichter  hat  aber  den  8ach verbalt  mit  Absicht  so 
verschleiert,  daes  τ?οη  frühster  Zeit  an  die  Controverse  entstand ; 
das  zeigt  schon  die  Nachfrage  des  Asconius.  Vergil  halt  den 
ausweichenden  Prophetenton  der  Sibylle  ein,  denn  ein  Sibyllinum 
liegt  dem  Gedichte,  wie  wir  jetzt  sagen  können ,  eicher  zu 
Grunde,     Ausweichend  ht  schon  tu  modo  na^'cnii  pnero  .  . .  fave, 

\  Wir  können  modo  nascenti  verbinden,  aber  auch  fit  modü  favc. 
Unbestimmt  ist  es  absichtlich  gehalten,  ob  wir  pairiis  virtutihiis 
pacatum  orbem  oder  patriis  tirtutibus  reget  verbinden  sollen,  und 

[  weiter,  ob  nun  patrins  auf  den  angedeuteten  göttlichen  Vater 
oder  den  ebenfalls  nur  angedeuteten  irdischen  Vater  geht.  Denn 
dass  Polio  der  Vater  ist,  wird  nirgends  bestimmt  gesagt,  teqne 
aäeo  decus  hoc  aevif  ie  comule  inibiL     Kurz,  wenn  Polio  die  pro- 


»  Marx  a.  a.  0,  114  f, 

*  ServiuB  zu  ecl,  IV  Π  ρ.  46  Asconhin  Pedianus  α  GalL•  audisse 
9t  ftfert  hanc  tclogam  in  honorem  dm  factam.    Marx  a.  a,  0.  S.  105  ff. 

'  Ich  sage  üicht  '  beuieaen  *.  Bewiesen  iet  nur  durch  Serviua' 
Nachricht,  dnss  (inline  das  Gedicht  auf  sich  bezog.  Ob  mit  Recht? 
Vielleicht  lieas  Vergil  die  Aainicr  in  diesem  Glaubeti.  Die  Worte  *  unter 
deinem  Consulate  gar  wird  diesu  Zier  de«  Zeitalters  uinziehen*  lauten 
ganz,  als  habe  der  Prophet  noch  eine  audere  Eventualität  im  Sinne. 


$f  u  dbft  αβ 


h  vorgetragene  Huldigting  auf  sich  bezieben  machte^  daM 
bbe,  an  deeaeD  Gebart  das  Saecultim  geknüpft  ist,  aae  eebem 
Hause  kommen  werde,  eo  Heue  Vergil  da«  abeicbtlicli  im  Dunkeln, 
und  er  tbat  gut  daran,  wie  der  Ausgang  lehrt.  Woran  er 
allen  Ernstes  geglaubt  £u  haben  echeintf  war  der  καιρός  und 
eine  bessere  Zukunft»  die  mit  den  conventionellen  Farben  der 
goldneu  Zeit  ausgemalt  wird. 

Nnn  hat  Marx  die  Prophezeiung  Vergils  wieder  mit  dea 
jüdischen  Messiasideen  in  Zusammenhang  gesetzt  Der  Beweis 
ist  indeeeen  nach  meiner  üeherzeugung  nicht  erbracht.  Die  Ar- 
gumente sind  zum  Theil  zu  widerlegen,  zum  Thejl  sollen  sie 
nur  die  Möglichkeit  einer  nahen  Berührung  Vergils  mit  Ken- 
nern jener  messianischen  Weissagungen   aufdecken. 

Da  nun  auch  Norden  ^  Marx'  Resultaten  beipflichtet  und 
schon  die  Thateache  einer  ausgiebigen  Benutzung  gerade  einee 
jüdischen  Sibyllenorakele  in  der  vierten  Ecloge  feststellt,  so  ist 
es  nothwendig,  darauf  hinzuweisen,  dass  weder  die  Benutzung 
gerade  eines  jüdischen  Sibyllenorakele  noch  der  Zusammenhang 
des  Wunderknaben  mit  meseianischen  Weissagungen  bisher  in 
Wirklichkeit  erwiesen  ist.  Ein  anderes  ist  es,  ob  es  auf  an- 
derem Wege  erweisbar  ist.  Bis  dahin  wird  man  sich  nicht  leicht 
entschlieesen,  in  der  vierten  Ecloge  einen  singnlüren  Fall  amen• 
setzen,  und  die  Provenienz  des  Knaben  im  Kreise  griechischer 
oder  italischer  Vorstellungen  suchen,  zuniül  sich  Anknüpf ungs* 
punkte  zeigen.  Denn  die  Einfiibrung  der  ganzen  vom  Himmel 
herabsteigenden  Generation  (v.  7),  deren  einer  doch  nur  der  wun- 
derbare Knabe,  ihr  αρχηγός,  ist,  hat  ihre  Analogien  wohl  in  pla- 
toniBchen  Mythen,  nicht  aber  in  jüdischen  Vorstellungen.  Die 
alte  etruskisch-rö mische  ÄnfaBBang  vom  saecidum,  verbunden  mit 
der  damals  verbreiteten  Erwartung  einer  besseren  Zeit,  konnte 
die  Idee  erzeugen,  dass  der  Knabe,  an  dessen  Geburt  die  Aa* 
kunft  der  neuen  Epoche  gebunden  ist,  die  die  Wunderzeichen 
der  Götter  einleitenj  höheren  Ursprungs  sei.  Bei  Bacchus  Epi- 
phanie  dringen  Milch,  Honig,  Nectar  und  Blumen  aus  dem  Boden. 
Der  aufspriessende  Blumensegen^  freudige  Erregung  von  Himmel, 
Erde  und  Meer,  wie  sie  Vergil  beschreibt»  begleitet  die  Gebort 
des  Apollo*.  Ich  halte  also  vorläufig  an  der  Vorstellung  einer 
Inoarnation  des  Apollo  {magnum  lovis  incrementum)  fest,  wie  sie 


t  Rhein.  Mus,  1899  S.  ilH 

β  Vgl  Adami  a,  a.  0.  S.  232  L 


labrhunderifeier  in  tlom    tind  itieesiauiieiie  WeiseAguDgeti 


Horaz  carm,  I  2,  30  vo  rech  webt:  Tandem  venias^  pfecamur  ,  ,  . 
augur  Apollo,  Vgl,  v,  41  sive  muiala  inrcneni  figura  aks  in 
terris  irnttaris^,  Vergil  koTinte  schlieesen  1)  die  Monartbie  koramt 
sicher,  2)  der  Moimrcb  wird  den  Frieden  bringen,  3)  die  Zeit  ist 
da,  Zeicben  (»^0—52)  und  Zeitrecbnung  (4  if,)  etiminen,  4j  aber 
der  Monarcfi  fehlt  —  liegt  denn  da  der  SchlusR  m  fern :  also 
wird  er  mit  dem  saecidum  geboren? 

Dofih  hören  wir  die  Argumente.  Marx  stellt  einander 
gegenüber  Ecloge  4t  IB— 25  und  die  der  Mitte  des  7/weiten  Jh. 
V,  Chr.  angehörenden  Sibyllinetiveree  IIJ  788 — 95,  die  bekanntlich 
schon  Lactan^^  Tergüoben  hatte  (diy.  inst,  VH  24,   12): 

Ai  fihi  prima,  puer^  nullo  nmmiscula  ctdht 
ei'rauiis  hederas  passim  citm  baccare  tellm 

20  mLviaqil^rideiiti  colocasta  fundet  acantho, 
ipsm  Mieten onmm  referent  disfenta  eapellae 
uhera,  nee  niagnus  meinent  armenfa  koties, 
ipsa  tibi  blandos  ftindetii  ennabulu  flores, 
occ'idet  et  serpens  et  fallckv  herba  veneni 

25  occidet ;  Asst^rium  volgo  nascetnr  amomum, 
Sih.  HI  785  Ευφράνθητι,  κόρη,   καΐ  άτάλλ€θ*  col  γαρ  ftuiKev 
εύφροςύνην  αιώνος,  δς  ούρανόν  ίκτκε  καΐ  γήν. 
έν  col  b'  οική€€Γ  col  h'  fccerai  άθάνατον  φώς* 
ήίϊέ  λύκοι  Te  και  δρνες  έν  oupeciv  αμμιχ'  έπονται 
χόρτον,  παρίϊάλΐ€ς  τ    έρίφοις  αμα  ßocKncoviar 
790  fipKTOi  CUV  μόcχoις  voMaöecc'  αύλιςθή£ονταΓ 
cαpκoßόpoς  τ€  λέων  αχυρον  φάτ€ται  im  φαινΓ) 
ώς  βοϋς*  και  παΐ^€ς  μάλα  νήπιοι  έν  becμoΐcιv 
ä£ouciv  πηρόν  γαρ  έττΐ  χθονι  θήρα  τΓoιήc€Γ 
CUV  βρέφ£€ίν  τ£  δράκοντες  &μ*  acnici  κoιμήcovται 
795  κούκ  dbiKncouciv  χειρ  γαρ  θξου  fccet*  έπ'  αυτούς. 

Die  Äebnlithkeit  dieser  Stellen    ist  nur  eine  oberßachliche* 
Die  Idee    von    einem  glücklichen  Zeitalter,    einer    Epoche    fried- 
lich idyllischen  Lebens^   wo  Raub  und  Mord  fehlen,  ist  Jesaiae  XI, 
'  den  die  Sibylle  paraphraairt,  und  Heeiod  gemeineam.    Ein  Unter- 


*  Wie  verbreitet  in  Grit*cheiilend  die  Volksvorttellung  war,  dasi 
Heroen  einmal  wieder  auf  Erden  z\i  wandeln  belieben,  zeigt  sehr  gut 
Luciane  Demonax  1^  wo  ein  obscurer  Sostratos  ans  Boeotien  genannt 
wird,  der  die  Herakles  rolle  spielt  (wie  Antonius  die  des  Dionysos),  6v 
*Μρακλέα  ol  ΈλΑην€ς  έκάλουν  καΐ  φόντο  cTvai. 

«  Vgl,  Marx  a.  a.  0.  S.  121, ' 


40  Sudhaus 

eohied  bei  Vergil  iet  nuu  u.  a.  folgender:  nacb  jüdiecber  Version 
eind  alle  schädlichen  Tiere  zahm  geworden,  der  Löwe  frisst  an 
der  Krippe  wie  ein  Kind,  Kinder  werden  ihn  an  der  Fessel  füh- 
ren. Wölfe  weiden  mit  Schafen  vermischt  usf.  Bei  Vergil  steht 
nichts  *  von  den  zahmen  Löwen '  oder  der  '  Freundschaft  der 
armenta  mit  den  leones*  ^.  Die  Binder  fürchten  keine  Löwen  — 
weil  es  keine  mehr  gibt.     Das  lässt  sich  beweisen. 

Die  Entwicklung  des  goldenen  Zeitalters,  das  nur  allmäh- 
lich in  steigender  Fülle  hereinbricht,  erfolgt  nach  den  Lebens- 
altern des  Knaben,  der  im  Anfang  desselben  geboren  wird,  in 
drei  Stufen.  Den  drei  Abschnitten  liegt  der  eine  Gedanke  zu 
Grrunde,  dass  bei  steigender  Bodenfülle  a)  alle  Mühsal,  b)  alle 
Gefahr  mehr  und  mehr  schwindet.  Der  Bauer  wäre  ein  Narr, 
wenn  er  noch  länger  pflügte,  und  der  Schiffer  ein  Narr,  wenn 
er  noch  über*s  Meer  führe,  denn  jedes  Land  bringt  ja  alles  von 
selbst.  Der  erste  Abschnitt,  der  hier  allein  in  Betracht  kommt 
(v.  18 — 25),  trägt  einen  pastoralen  Charakter.  Der  beherrschende 
Gedanke  liegt  klar  vor  in  dem  Verse:  Ipsae  lade  domum  re- 
ferent  disfenta  capellae  ubera^,  Sie  finden  die  Weide  voll  köst- 
licher Pflanzen,  Amomum  wächst  wie  Feldkraut  (volgo),  sie  kom- 
men von  selbst  heim  und  machen  keine  Mühe.  Also  der  Hirt 
braucht  auch  nicht  mehr  zu  hüten.  Die  Gefahren  des  Hirten- 
lebens sind  vorbei.  Alles  Schädliche  in  Flora  und  Fauna  stirbt  aus, 
Giftkraut,  Giftschlange  und  —  fügen  wir  hinzu  —  wilde  Thiere. 
Ihre  Zeit  ist  um.  Die  lauernde  Gefahr  und  das  gewaltthätige 
Raubthier,  durch  Schlange  und  Löwe  typisch  dargestellt,  sind  in 
Contrast  gesetzt.  Dass  die  Schlangengefahr  im  Hirtenleben  das 
gegebene  Pendant  zum  Raubthier  ist,  und  wie  sehr  sie  auch  für 
den  Hirten,  nicht  nur  für  die  Herde  zu  fürchten  ist,  zeigt  bei- 
spielsweise das  pastorale  Stimmungsbild  des  Culex  58 — 201. 
Wer  wird  nun  glauben,  dass  die  Schlange  dem  Untergang  ge- 
weiht ist,  —  occidet  et  serpens  *sie  wird  niedergehen*  weist  just 
die  Nuance  auf,  dass  ihre  Zeit  um  ist  —  ,  derweil  der  bevor- 
zugtere Löwe  mit  dem  Kinde  weidet?  Wenn  gesagt  war':  'die 
Rinder  werden  keine  Löwen  mehr  zu  fürchten  brauchen  ,  so  kann 
das  an  sich  verschieden  aufgefasst  werden,  aber  bei  dem  Schlan- 
genpendant ist  keine  Wahl,  occidet  wirkt  nothwendig  retrospectiv, 

»  Marx  a.  a.  0.  S.  123. 

2  Das  Verständniss  macht,  wie  mir  scheint,  gar  keine  Schwierig- 
keiten, ipsae  braucht  nicht  erst  durch  Horaz'  iniussae  erläutert  zu  werden. 


Jihrlmiidertfeiir  In  Rom  und  meseianische  Weiiiigunge!!         47 


I 

I 


I 


I 


und  der  Zasammenbang  des  Ganzen  weiet  darauf  bii],  daes  der 
Hirt  weder  lieimzutreibf?»  noch  ^u  tiüten  braucht,  weil  alle  Ge- 
fahr fehlt,  Giilkraut,  SchlangCi  Haubthier;  er  kann  nun  auf  der 
Bärenhaut  liegen»  wie  eich  daa  fUr  β  goldene  Zeitalter  gehurt. 
Höchetene  nauss  er  noch  melken,  aber  Vergil  hütet  eich  im  GegeD- 
satz  zu  Horaz^  Epodus  16,49  (}nukira\  auch  nur  an  dießen  πόνος 
(ϊπονος  zu  erinnern.     Wir  veratehen,  warum. 

Sprechend  iet  auch  die  Parmlleie  ans  dem  Lobe  Itnliens 
Georg»  11  149  if.,  wo  das  Fehlen  grosser  Raubthiere,  Schlangen 
und  Gifte  zu  dem  Herden*  und  Baumeegen  in  Contraet  geeetzt 
wird:  at  rabhlm  t'ujres  ab  sunt  et  saeva  leofium  semina. 

Occidet  et  serpens  et  faliax  her  ha  mnmi  occidet :  'unter- 
geben wird  auch  die  Schlange,  und  das  Giftkraut  wird  unter- 
gehen'. Die  Figur  des  umsch lieseenden  occidet  zwingt  mich,  das 
erete  et  als  'auch'  zu  nebmeD,  dh*  *  ebenso  wie  der  Löwe\ 
Neben  einem  *  sowohl  —  als  auch'  scheint  mir  die  complexive 
Form  hart,  das  zweite  occidet  wäre  damit  gleichsam  gelähmt. 
Da  hier  aber  snbjectivee  Empfinden  b ineinspielt,  sei  betont,  dass 
dem  Argument  weiterhin  kein  Gewicht  beigelegt  wird,  flir  die 
ganze  Beweisführung  ist  ee  entbehrlich. 

Nun  vergleiche  man  das  römische  Kind  mit  den  löwenfiih- 
renden  Kindern  der  Sibylle,  mit  dem  Säugling  an  der  Otter nhoble. 
Welcher  Unterschied  in  Stil  und  Ton  und  Inhalt  I  Vergil  hat  mit 
liebenswürdiger  Symbolik  das  Kind  in  der  BlumeD  spendenden 
Wiege  gleichkam  mitten  hineingebettet  in  die  gesiclierle  Welt 
und  das  freund  liehe  Bild  noch  einmal  mit  einem  Kranze  von 
'lachenden',  wunderbaren  Blumen  umrahmt.  Darum  steht  Vers 
23  zwischen  21 — 25,  die  die  Befriedung  der  Natur  malen,  eo 
sehr  an  seiner  Stellet  Von  dem  Kinde  gebt  gleichsam  die  Sicber- 
heit  aus,  die  ringsum  herrscht,  und  im  weiteren  Umkreise  der 
Blumeneegen,  der  ancb  im  Mittelpunkt  des  reizenden  Bildes  um 
das  Kind  in  der  Wiege  aufspriesst.  Die  zartsinnige  Composition 
hat  zum  Theil  Tadel  erfahren,  zum  Theil  wollte  man  ihr  durch 
VersumsteUung  aufhelfen,  aber  der  Dichter  war  feiner  als  seine 
Tadler  und  Helfern 

interessant  ist,  wie  Plato  den  τόπος  von  der  Friedfertig- 
keit der  Tbierwelt  im  Politieus  p.  271  f.  darstellt    Dort  ist  ähn- 


*  Daes  hier  nicht  zu  viel  in  die  Dichtung  hineingetragen  ist,  er- 
gibt sich  aus  mehrfachen  Analogien  bei  Vergil.  Norden  Rh.  M,  Ι8ί:ίθ 
S.  4ί>β  verweist  jetzt  ähnlich  auf  die  Stellung»  die  die  Auguetneepiaode 
ia  der  Versreihe  Äen.  VI  75C— 846  einoiramt. 


S«4iftfl• 


lieh  wi«  bei  Jemae  *DteliU  Witde«  mid  kein  ftfcaeeKif«•  Aitf- 
free«eti',  ü&CT€  o(rr  αγριον  ήν  ούδ€ν  ούτ€  άλλήΧων  ibuiöa^  πόλε- 
μος Τ€  ουκ  ίνήν  ουΜ  €τά€ΐς  το  παράιταν.  Aber  dM  kommt 
TOfi  der  reinlichen  Scheidttng^  welche  gattliche  Hirten^  die  Dat- 
mooei,  vornehmen,  die  einzelnen  Ueerden  i^ehen  κατα  Τ^νη  ge- 
trennt, Wan  also  bei  der  Sibylle  und  Jeeaias  sasmntnen  weidet» 
ist  bei  Plato  norgnam  geschieden,  bei  Vergil  t»t  dai  Raob^eog 
auegefttorben^  aaf  Horaz*  glücklichen  loieln^  (ep<Ni.  16),  woroB 
sogleich  zu  reden  ist,  nie  dagewesen. 

Und  n^n  erscheint  der  grosse  Riss  zwischen  orientaliseber 
und  griechisch-römischer  Anecbaunng.  Beide  kennen  die  Freniul- 
schaft  des  Stieres  mit  dem  Löwen  ^  aber  die  einen  als  grosses 
Wunder  Gottes,  die  anderen  als  αδύνατον,  ich  meine  den  rheto* 
rischen  τόπος  του  αδυνάτου.  Und  dies  zufällige  Zusammen  treten 
auf  dem  Gebiete  des  Unmöglichen,  wo  der  eine  etwa  sagt:  παρ- 
δαλές τ'  έρίφοις  &μα  ßoCK^covrai  und  der  andre  spricht  von 
einem  mirus  amor^  iuvet  ui  lit/res  subndtie  cwvis,  diese  üusser- 
liehe  Äehnlichkeit  hei  vollkommen  heterogenen  Dingen  und  Anschau- 
ungen hat  den  nQn  allmählich  ehrwürdig  gewordenen  Irrthnra 
seit  den  Tagen  den  Lartanz  bis  auf  unsere  Zeit  bewahrt. 

Bei  dem  Interesse,  das  der  Gegenstand  nan  einmal  für  uns 
hat,  darf  ich  vielleicht  etwas  ausführlich  sein  und  darauf  auf- 
merksam machen,  dass  die  '  Freund echaft  der  armenta  und  leo- 
nes  scharf  firätiftirt  weder  bei  Jesaia«  und  der  Sibylle  steht, 
—  dort  friset  der  LiJwe  an  der  Krippe  wie  ein  Rind,  nicht 
mit  ihm  —  noch,  wie  wir  gesehen  haben,  bei  Vergil.  Wer 
davon  Rpricht  ist  eigentlich  nur  Horaz^  und  er  im  negativen 
Sinne,  in  der  Form  des  αδύνατον.  Er  ist  es  auch,  der  cnrm.  II f 
18,  13  -*  offenbar  auf  Grund  italischer  Vorstellungen  —  beim 
Nahen  des  Fannua  die  Schilderung  giebt:  inter  attdarcs  lupus  errai 
apnos,     Vergleichen  wir   ihn  jetzt  mit  Vergil. 


'  Nach  den  'gliicklichen  Ineeln*  zu  segeln«  hatte  liekanntlich 
schon  der  bedrnngte  Sertori us  in  Auflsicht  genommen  (Ssllust  fr.  10*2 
Maurenbrecher).  Die  Leetüre  deu  Sallust  mag  Horaz*  Phantasi«  snge* 
regt  und  ihm  einige  Farben  für  die  Schilderung  der  'reichen  Inseln* 
(v.  3S  ff.)  gegeben  hHlieii.  V^;l,  Salliist  fr.  lOi)  M.  Qua»  duaf^  insulwt 
propinqimx  inter  se  Η  drcem  (miliar  fttadium  α  Gadifms  attas  conHahat 
Htmpte  ingt^niv  alimenta  mortalibus  (jigtieYc.  Weiteres  h.  Dielerieh  Ne- 
kyia  S.  31. 

*  Audersartig  ist  die  vorubergelieiide  »(ήλ磫ς  durch  Geiang  wie 
bei  Orpheue,  ntc  lupus  inMias  pecori  {meditatur]^  ecl,  V  öO, 


I 
I 


Jakrhuiidertfeier  ifi  tlom  und  mofisifiBisclie  Weijsagangen 


4Ö 


Höraz  aehildert  epad,  IG,  49 — 52  LekanntUcb  dasselbe  wie 
Vergil  in  Ver»  21—24  der  Ecloge.  Die  Scbilderung  atimmt  in 
wörtlichem  Anklang  und  in  der  Reibenfolge  so  U herein,  dnsR 
eine  gewollte  Bezugiiiihme  gar  nicht  abzuweiaen  ist: 

IlUc  imussae  mnmnt  ad  mtdcira  capcjlae. 
50  Refertqne  fenfa  grej;  amicus  über  α , 

Nee  respefiinus  circumgernit  urstts  ovile^ 
Nequß  intumescii  alt  α  viperis  humus. 
Statt  Vergils  Rinder  und  Löwen  treffen  wir  hier  Schaf  und  Bar. 
Aber  gerade  an  der  Stelle,  wo  er  von  Horaz  abweicht,  hal  Vergil 
eine  auffallende  üebereinstimniung  mit  demselben  Epodus  Ifi,  33. 
Horaz  führt  hier  ans:  Wir  wollen  entspreebeiid  dem  *  Niemals' 
der  Phökäer  heimkehren^  quando 

Fadus  Mal  Ina  laverit  cacuminitj 

In  mare  seu  celsns  proeurrerit  ApentiinuSf 
Növuque  monsira  itmj^enl  Ubidine 

Mirus  amory  luvet  %d  tigrts  subsidere  eervis, 
AduUerefur  et  columha  miluo, 

Creditla  «er  ravos  thneant  armen t α  iemtes. 
bat  dem  andern  nachgedichtet^  wer  ist  der  Antwortende? 
Entweder  sagt  der  antwortende  Horaz:  'die  Zeit  iet  echlimm, 
deine  goldene  Zeit  ist  ein  Traum  *  Dann  hat  er,  was  bei  Vergil 
SQgammenstebt,  zerlegt  und  benutzt^  1)  um  in  seinem  ά6ύνατον 
2U  eagen:  'Wir  wollen  heimkehren:  wenn  die  Rinder  keine  Lö- 
wen mehr  fürchten,  wie  Vergil  pbantasirt;  2)  um  dann  doch 
seine  utopischen  Inseln  -^  man  raüsete  denken  mit  prononcirtem 
illic  —  in  den  Farben  Vergils  augzumaJen,  wo  dann  für  Italien, 
von  dem  er  ja  abfahrt,  statt  des  Löwen  der  heimische  Bär  ein- 
tritt. Oder  \^ergil  antwortet  in  einem  Zuge  \%  21 — 25:  *die  Zeit 
wird  gut^  wat  du  im  fernen  Westen  enebet,  findest  du  nun  in 
der  Heimath»  Du  willst  heimkehrenj  wenn  die  Stiere  keine  Lö- 
wen mehr  rurchten?  Gut!  So  bleibe  gleich,  das  geht  auf  dem 
ganzen  Erdkreis  jetzt  in  Erfüllung,  dessen  Grenzen  du  überfliegst. 
Auob  hier  wird  die  Ziege  von  selbst  das  strotzende  Euter  heim- 
tragen, auch  hier  wird  die  Viper  abaterben  Κ 

l>a  Horaz*  Blick  von  Italien  nach  Westen  gerichtet  ist, 
Vergil  den  ganzen  orbis  pacutus  (v.  17)  im  Auge  bat,  so  giebt 
der  Wechsel  nrsi(s  —  kones  nichts  aus»  zumal  Vergil  an  dieser 
8telle    orientalisches .    eventuell  Dionysisches    Colorit    einmischt, 


80 


W 


*  Vgl,  Kiesiling  in  der  Einleitunii  von  epod.  Mi. 
Bboliu  Mit».  L  PttUol.  K.  F.  LYI. 


Μ» 


S  tidliaiii 


Kpheu,  köstliche  onentdlieelre  nna  n^jptiecbe  Pflanzen.  Löwen 
stehen  neb^n  hetiniechen  Ziegen  und  Akanthua.  Der  Lowe  tet 
bier  so  stil^erei^ht  wie  dort  <Jer  Bär.  Horaz^  Replik  v.  33  würe 
bisHigr  Vergils  Umwanillniig,  «eine  λύσις  του  αδυνάτου  wire 
gleichzeitig  geistreich  nnd  liebenewünlig.  Bie  hierhin  steht  die 
Banhe  noch  ziemlich  gleich.  Doch  8chc»n  das  eine,  dase  Horax 
narh  tief  abweiÄenden  Um  wandt  lung  von  nee  mapios  mefnaii  ar- 
menia  Itonts  noch  Vergib  weitere  Verae  in  and  er m  Zusammen- 
hange benutzt  haben  ΒοΗΐβ,  ist  weniger  wahreeheinlich,  wahr 
Bcheinlicher  iet,  dasa  Vergil  an  einer  Stelle  aaf  die  Idee  den 
ganzen  Liedee  antwortet,  und  hat  er  geantwortet,  ao  ist  Beine 
Replik  sinnig  und  fein.  Wenn  et  m  occkkt  et  strpens  gleich 
'auch'  ist,  so  klingt  das  naeh  Antwort.  Wenn  er  fortfährt:  ei 
falifUE  herba  venent  occidct,  so  erscheint  das  wie  Weiterführang. 
Hat  nicht  der  ältere  Dichter  mit  leise  bessernder  Hand  die 
zwei  Yerae  49,  50  (veniunt .  .  refaique}  zu  concinnereni  Auedracke 
zuaammen  gefasst?  lat  es  wahrecheinlicher,  dass  der  entrüstete 
Horaz  in  die  prächtig  rollenden  Verse  an  zwei  Stellen  Beziehungen 
einflicht,  oder  dass  dm  kimstreiche  Mosaikstiick  Vergils,  in  dae 
er  so  viele  Beziehungen  hineingetragen  hat,  auch  auf  das  geniale 
Gediühi:  des  jagendlichen  Poeten  Rücksicht  nimmt?  Ist  es  nicht 
schon  fast  einleuchtend,  dass  die  zufällige  und  oberflächliche 
Aehnlichkeil  zwischen  Jesaias  und  Vergil  durch  den  τόπος  des 
αδύνατον  bei  Horaz  veranlasst  ist? 

Die  Priorität  des  Horaz  wird  durch  die  im  Eingang  ge- 
Rchilderte  Situation  entschieden.  *  Was  kein  äusserer  Feind  211 
zertrümmern   vermochte,  wird  dies  gottlose  Zeitalter  vernichten*, 

Impia  perdemu.^  devot i  sani^uinis  aetas, 
10  ferisque  rursu9  occupabitur  solum. 

Barbarm  heu !  elfteres  insiatei  vktor  et  urbem 

cques  smatiie  verberabit  ungulUt 
quaeque  carent  veniis  ef  soUbus  ossa  Qutrini 
14  (nefcts  vid^e)  dissipabU  insolens. 

Die  Parallele  Persae-Phocaei  und   Parthi-Romani  ist  damif 
so  schlagend,    weil  der  Parther,    uer    barbarische  Reiter,    gerade 
Kleinasien  überschwemmt    hatte.     Ende  41   sehlugen  die  Parther 
los,   die  »ich  schon  vorher  drohend  am  Euphrat  gesammelt  hatten  *. 
Da  zahlreiche  Veteranen   in    ihren  Reiben    kämpften    und    selbst 


Gardthausen  a.  a.  O.  I  224  AT, 


JftkrhQnderifeter  in  Ηοίπ  und  meesiftnieche  WeiseÄgOügen         51 


ein  roraisGiier  Feiillierr  Lnhieiuifl  *  Partliiciiii'  auf  fei miliclier  Seite 
etand,  schien  diu  Gefahr  beeonders  drohend,  Asien  war  Anfang 
40  im  Fluge  bi«  auf  weni^^e  Plätze  g^enommen.  E«  scbien  so, 
ab  ob  die  PanRerieiter  des  ritterlichen  ParoruB  in  Bälde  in  Rom 
einziehen  könnten'.  Die  Noth  Ftaliene  im  Frühjahr  40  wargroi*fi: 
Sextus  Pompeius  sperrte  diis  Meer,  in  der  Bevölkerung  hatte 
mit  den  AckerYertheiltingen  ein  unerhörter  Besitz  Wechsel  Rlatt- 
gefunden,  der  ja  den  Horaz  traf  wie  den  YergiU  Der  Land  mann 
mochte  den  Boden  nicht  mehr  bestellen.  Die  Worte  ferisfjite 
rursus  accupahitur  solum  malen  das  aus,  wieder  in  Parallele  mit 
Phocaea  ; 

Velut  profugit  exeeraia  cwifas 
agros  aique  larts  patrhs  habetandntjtie  fana 
20  npris  rdiquit  ei  rapacibus  lupis-. 

Zu  all  dem  Unglück  kam  auf  itaÜRchem  Boden  der  Krieg  zwi- 
schen Octavtan  und  Antonius,  als  ob  es  keine  Parther  gäbe. 
Diese  Situation  hat  offenbar  Horaz  im  Eingang  des  Gedichts  im 
Auge.  Mit  dem  Herbst  40  hört  sie  auf,  nach  dem  foedue  Brun- 
disinum,  das  Italien  aufathmen  liess,  konnte  man  bei  den  riesigen 
Truppenmnaeen  der  beiden  Verbündeten  kaum  noch  an  eine  ernst- 
liche Bedrohung  Italiens  denken,  auf  die  so  deutlich  v.  11 — ^14 
hingewiesen  wird.  Wie  aber  das  Horazieche  Gedicht  in  dem 
Frühling  oder  Sommer  40,  so  ist  das  VergilifEche  nach  dem  Ver- 
trage von  Brundißium  geschrieben. 

Eine  Beziehung  in  den  Worten  nee  magnos  meiueni  armenta 

Uemtes  und  ucridit  et  set-pens  auf  die  Sibylle  zu  suchen,  ver- 
bietet also  die  Interpretntion  und  die  Rückeicht  auf  Horaz  gleich- 
luäesig.     Mit  den  ganz  abstrakten    βρέφη    der   jüdischen  Sibylle 

L*  mit   welchen  Schlangen    sammt   Vipern    schlafen  *    oder  Jesaias' 


*  Initructiv  ist  hier  gerade  der  7.  Epodua  vom  Ende  des  Jahrei 
'39.    ein  Nachklang  de«  li.i.,   wo  die  Perihergefahr  nicht   mehr  als  un- 
mittelbar drohend  empfunden  wird,  sondern  nur  «ein  echadenfrohea  Zu- 
schauen bei  dem  zwischen  Octavien  und   Sextus  Fi>nipeiua  ausbrechen- 
den Streite  dargea teilt  ist. 

^  So   sagt  Vergil   in    der  1.  Ecloge  v.  4    Nos  patriam  fitgimus; 
Horaz  scheint  auf  ebendort  v.  (i4— Bti  zu  antworten; 
At  nos  hinc  alti  sttientis  ibimus  Afros, 

t6Ö  Pars  Scgthiam  et  rapidum  aretae  venietnus  Oaxen 

Et  penüus  tot  ο  divi^os  orbe  Britannos. 
Bemerkenswert h  ist  das  hei  Vergil  diesen  Vereen  vorausgehende  αδύνα- 
τον (ftH  fr,)  Atite  ieves  ergo  pft^eminr  in  afqimre  cnrtH  und  Horaz'  Auf- 
grdfen  dde  pars  v.  lf>  melmr  pars  und  v,  37  pars  inthwiti  metior  grege. 


K'i  δ  u  d  h  a  α  ι 

nnbeetimmtem,  unpereünlichem  naibiov  νήπιον,  welcbee  Im  τρω- 
γλών dcnibujv  και  im  κοίτην  έκγόνιυν  dcirtbuiv  την  χ€ΐρα 
έπιβαλ€ΐ,  hat  dies  Kind  von  Fleiech  und  Blat,  das  muiffnumlonB 
incremefitum^  g^r  keine  Gemeinechaft,  wenigetenii  ist  ai«  noch  η 
beweisen,  nnd  nur  auf  einer  nebr  allgemeinen  Basis  kann  man 
von  gewissen  gemeinsamen  Völkervorstellungen  reden,  wie  von 
'einer  erhofften  W'elterneuerung  durch  einen  Guttersohn  am 
Ende  einer  Weltperiode*  \ 

Dagegen  kann  das  für  das    römische  Kind  nichts  verschla- 
gen, wenn  die  Sibylle  sagt: 
III  652  Και  τότ*  όπ'  ήελίοιο  θ€Ος  πέμψει  βααλήα, 

δς  näcav  γαΐαν  naucei  πολέμοιο  κακοΐο. 
Man  vermisst  tiberall  gerade  in  dem  beigebrachten  Material  den 
Knaben:  so  in  der  Prophezeiung  bei  Josepbus  bell.  Jud.  VI  312, 
etwa  ein  Jahrhundert  später,  ώς  κατά  τόν  καιρόν  έκ€Ϊνον  άπό 
τής  χώρας  τις  αυτών  äpSei  τής  οικουμένης.  Später  stellt  eich 
dann  der  Jemand,  wie  Josepbus  selbst  erklärt,  als  Vespasian 
heraus ;  vgl.  Sueton,  Vesp.  4.  Ebenso  wenig  kann  eine  ohilia- 
stisohe  Stelle  Philos  beweisen  oder  die  Coincidenz,  dass  ein 
'  Client  des  Polionischen  Hauses,  Timagenes»  sich  mit  jüdischer 
Oesobichte  befasst*.  Dass  Alexanders  des  Polyhistor  Werk  wahr- 
scheinlich noch  40  erschien,  würde  erst  dann  Berücksichtigung 
verdienen,  wenn  eben  Vergils  Bezugnahme  auf  messianische 
Weissagungen  der  Juden  auf  ein  kommendes  Kind  wie  bei  Jesaias 
VII  14  nachgewiesen  wäre.  Und  wäre  noch  wenigstens  bei  Je- 
saias XI  der  Verheissene  vom  Stamme  Isai  v.  1  derselbe  wie 
die  Kinder  v.  6  und  8.  Der  Verheissene  ist  nicht  als  Kind  auf- 
gefasst,  und  das  Kind,  das  παώίον  νήπιον  neben  dem  Raubzeug 
ist  eben  quivis  infans,   es  sind  βρέφη  ποια  τίνα. 

Was  zuletzt  Herodes  siebentägigen  Aufenthalt  in  Rom  an- 
geht, so  reiste  er  erst  im  Winter  dortbin  *.  Auch  die  Triumvirn 
hatten  sich  ja  erst  'gegen  Ende  des  Jahres'  in  der  Hauptstadt 
eingefunden.  Als  der  König  ankam,  war  Vergils  Gedicht  von 
dem  wunderbaren  Knaben   längst  fertig. 


Beinahe  dreiundzwanzig  Jahre  waren  seitdem  ins  Land  ge- 
gangen.    Eine  geplante  Jahrhundertfeier'  im  Jahre  23,  wohl  für 

^  Norden  a.  a.  0.  8.  475,  vgl.  dagegen  S.  47ti  fif. 
3  Josephus  Antiqu.  Jud.  XIV  14,  2  f. 

'  HifBchfelds  Combination  (Das  Neujahr  des  tribunicisdien  Kaiser- 
Jahres,  Wiener  Studien  1881  S.  97  ff.),  der  Diele  Sibyllin.  Blätter  S.  14 


Jahrhundertfeier  in  Rom  uod  nieBsianieche  W^isaagiiDgen  53 

den  Herbei,  aleo,  wie  es  eoheint^  in  Uebereinstitnmung  mit  dem 
Datum  Vertue  angeeetzt,  war  nicht  zu  Stande  gekommen,  der 
Tod  des  Marcellue  machte  ein  derartigee  Fest  unmöglich.  End- 
lich im  Jahre  17  ging  die  gronse  Feier  von  Btatteu^  nachdem  sie 
an  drei  Jahrzehnte  über  Rom  geechwebt  hatte.  Die  fingt rte 
Baecularreihe  456,  346,  236^  126  führt  auf  das  Jahr  16,  Die 
90  Tage  des  Jahres  der  Verwirrung  gaben  vielleicht  auch  hier 
so  viel  Spielraum,  daes,  wenn  Volk&etimmung  und  Begebnisse, 
Zeichen^  und  Wunder  dahin  drängten,  das  Feet  zum  mindeiten 
auf  den  ereten  October  17  verlegt  werden  konnte,  indem  man 
ee  drei  Monate  von  den  Kaienden  dee  Januar  16  abrückte.  Zu 
erklären   wäre  dann    nur  noch  die  Wahl  von  Monat  and  Tag. 

Beinahe  dreiu η d zwanzig  Jahre  war  jetzt  der  ehemalige  Knabe 
alt,  der  die  Ecloge  als  seinen  τ£ν€θλΐθχός  beanspruchte.  Da  be- 
rührt es  uns  denn  wunderbar,  wenn  wir  in  den  Acten*  lesen: 
A4  atßllam  fuerunt  Caesar  Ägrippa  Scaevota  Sentius  LoUius  Asi- 
nius  Gallus  Eebäus.  Wenn  Asiniue  Gallue  dem  Feetliede  des 
Horaz  aufmerksam  lauachte,  so  konnte  er  in  Strophe  7  und  be- 
sonders 15  Anklänge^  und  Anspielungen  auf  die  alte  Weissagung 
heraushören.  Alle  huneres  waren  nun  auf  einen  andern  gehäuft, 
wnd  der  Dichter  der  Ecloge  und  Aeneis  hatte  längst  seine  Pro- 
phezeiungen auf  den  Augusius  Caesar  I)ivi  genus  festgelegt. 
Sein  Epos  musste  damals  in  aller  Münde  sein,  aber  der  Dichter 
weilte  schon  bei  den  plnres,   er  fehlte    dem  Feste.     Daee    er   an 

Anm*  und  Norden  a.  a.  0.  480  f.  beistimmen,  dase  Domttian  88  an  eine 
geplante  Feier  von  23  v.  Chr.  anknüpft,  (HO  jähriger  Cyclua),  acheint 
mir  zumal  mit  der  Bemerkung  Kiesslings  über  Horaz*  Carmen  I  21  als 
proiitmo  zu  einem  cannen  saeculare  des  Jahree  23^  wohl  begründet.  Zwar 
ist  Hirechfeldt  Termin^  der  26.  Juni,  der  ja  auch  durch  die  neuen 
Funde  keinen  Bückhalt  gefunden  hat,  nicht  äu  halten.  Setaen  wir  aber 
den  Herbat  als  Termin  an,  so  wird  alles  verstand  lieh.  Leider  wiesen 
wir  nicht  genau,  wann  Domitian  «eine  saecida  feierte,  Vollmer»  Statiua 
S.  285  nennt  vermutbungsweise  als  Featzeit  den  September.  Ein  440- 
jahriger  Cyclua  würde  von  dem  Jahre  23  auf  das  Peatjahr  4t>3  führen 
(Mommsen,  Rom.  Chronol.'  ^^^)t  'ws  doch  immerhin  etwas  leichter 
plausibel  gemacht  werden  konnte  als  das  ganz  bedeuiungaloae  Jahr  454ί. 

1  Daa  Bemerkenswert  beste,  was  für  die  Erklärung  dea  Termina 
beigebracht  ist»  scheint  mir  das  Auftauchen  der  Himmeleerscheinung 
(Komet?)  vom  Jahre  17  lu  sein,  vgl.  Gardthauaen  a.a.O.  1  2  S.  iOlOf. 
(o.  U  2  8.  H22  f.;  Jul.  ObBequena  c.   VIL 

3  Mommsen  Ephem.  epigr.  Ylil  231,  Z.  107. 

'  Norden  a.  s,  0.   181. 


Siidhiiii  JihrhttndeHibtQr  b  Kom  o.  $*  w.i 


diiMai  T«^e  «ber  nicht  τ6Γ|Ρ6Μ6β  wurde,  dafür  torgte  die  l*\ 

ifinei  Prenndee  Horas.  Es  war  eine  feine  Hnldiguni 
Kalter,  wenn  Eoraz  mit  den  Worten  tiea  Featgedicht«  Clanu 
AnchUae  Venerisque  aamgmis  .  .  .  beUante  prior  ^  iacentem  /ewif 
ifi  hmtem^  gerade  auf  die  Vewe  der  Aeneie  annpielte»  die  mit 
dem  Freiae  echt  römischen  Weaene  die  Prophezeiung  de«  An- 
chitea  wirkungeroll  abichloaaen,  Aeneie  VI  853:  Parcere  siA- 
kdis  ei  ätheUare  mperbos.  Horaz  knüpft  in  Strophe  10.  IL  13 
an  die  Aeneie  an^  und  «cblieaet  in  »Strophe  15  daran  eine  Er- 
innernng  an  die  vierte  Ecloge,  deren  Berückeichtigung  an  dieaem 
Tage  auf  daa  hohe  Anaehen  dee  Gedichte  achon  in  damaliger 
Zeit  achlieieeo  läa^t.  Horaz  ist  alao  für  ona  der  ersteh  der  die 
beiden  Prophezeiungen  Vergi[a  zuaammenateUt,  und  damit  andeutet, 
daaa  aie  nun  beide  erfüllt  seien,  zugleich  mit  der  Jahrhundertfeier, 
die  an  drei  Jahrzehnte  die  Köpfe  beschäftigt  hatte• 

Bonn,  S.  Sudhaua 


I 


au•,    ^^H 

Die    fein-  ■ 
mit  Recht 


'  Vgh  KieBiling  zu  der  Steife. 

3  Vabkn»  Sitzöügeber.  d<3r  Berl.  Ak.  1892  S.  10i:i. 
»innJKfc  und  «charfc  Analysts  Vahlen«  hat  iu  einem  Pünkto 
Widern  ρ ruch  erfahren^  da  er  8ol  (v  9)  und  Phoebus- Apollo  nicht  ideo-  ■ 
tificirt,  worauf  die  Gruppiruiig  Apollo-Luna  (v.  *i4  ff  J  führt.  Vgl.  f 
F,  Hi'holl  Die  ciaccularfeier  des  Augiiatua  und  aha  Fustgedichl  des 
HoraÄ,  D-  Ruudechini  18Ü7,  i>.  I55  Α  um,  Ilit^r  kuaueti  wir,  wie  mir 
Miheiut,  noch  iü  Hora^*  Werkeln tt  sehen.  E»  iet  bekanntlich  nicht 
gleichgiilliii,  wie  man  die  Götter  nennt,  Vgl,  im  Carmen  eaec.  eelbat 
V,  If».  D;i  nun  die  Sibylle  sagt  Φοίβος  'AiroXAiwv,  Öct€  icat  Ήέλιος 
κικλή€Κ€ται^  ka  fecMxÖui  θύματα  (v.  ΐ*»  C  Diels,  Sib.  Blätter  S.  135), 
PO  icheiut  die  religio  dem  Dichter  geboten  äu  haben,  dem  Wink  der 
Sibylle  in  der  Namengebung  ku  folgt-n,  nebenbei  t'iuer  der  deallichsteu 
Fingerzeige^  daea  Horaz  gemde  dem  Sibylltnam  bei  Zosimue  folgU 

'  Später  Statins  Silv.  IV  1%  in  dem  Sibyllinuin   124  ff.,    vgL  ΙαοΛ* 
147;  fiir  die  Ecloge  vgl  auch  Silv.  1  4,  2  u.  17. 


I 


GREGORS  DES  THAUMATUHGEN 
PANEGYRICUS  AUF  ORIGENES 


der  sich   de 


junge  Gregor,  der  nachmalige 
Begründer  der  pontieohen  Kirche  und  hochgefeierte  'Wunderthäter  , 
von  (teinem  Lehrer  Origenee  verabechiedet  hat,  gilt  mit  Recht 
für  'eine  der  lehrreicheten  Schriften  des  dritten  Jahrhuntiertfl'^. 
Ihre  Bedeutung  beruht  vor  allem  dann,  daee  sie  von  der  Uoter* 
richtßmethode  und  dem  Schnlbetrieb  des  groBeen  Kirchen lehrere 
ein  Bild  entwirft,  wie  ee  in  gleicher  Ausfühning  von  der  Lehr- 
thätigkeit  eines  hellenischen  Philosophen  und  Sohulhaupti  nicht 
vorliegt.  In  jugendlichem  Ueberecbwang  preist  der  Schüler  die 
gegen sreiche  Wirlisamkeit  des  Meisters,  die  er  an  eich  selbet  er- 
fahren und  an  anderen  beobachtet  bat.  Er  schildert  eingehend, 
wie  ee  Origenee  verstanden,  die  Herzen  der  Jugend  fiir  das  Stu- 
dium der  Philosophie  zu  gewinnen  (§  73—92),  wie  er  dann  die 
gewonnenen  in  Sokratischem  Geiste  {μάλα  Σοίκρατικιυς  §  97)  aufs 
eorgfaltigfite  geprüft  und  für  die  Aufnahme  seiner  Lehren  em- 
pfänglich gemacht  habe  (§03—99),  uro  sie  so  vorbereitet  durch 
seine  in  methodischer  Stufenfolge  fortschreitenden  Vorträge  in 
die  verschiedenen  Gebiete  des  Wiesens  einzuführen.  Den  Anfang 
machten  Logik  und  Dialektik,  daran  reihte  eich  Physik  (im  an- 
tiken Sinne)  mit  Einschlnss  von  Mathematik  and  Astronomie 
(§  100^114).  Sollten  diese  Dieciplinen  theils  der  formalen 
Schulung  der  Geister  dienen,  theils  über  die  wichtigsten  Dinge 
zwischen  Himrael  und  Erde  aufklären,  so  bildeten  Ethik  nud  Theo* 
logie  den  eigentlichen  Kern  der  Unterweisung.  Der  ethische 
Unterricht  ^sollte  eich  aber  nicht  auf  Einprägung  theoretischer 
Lehrsätze  beschränken,  sondern  seinen  Schwerpunkt  vielmehr 
in  der  praktischen  Durchbildung  der  Charaktere  finden  (§  115 
— 149).  Die  Theologie  umfaeste  wiederum  ein  doppeltes:  einer- 
eeita    Studium    der    Lehren    früherer    Denker    und    Dichter ^^    an* 


^  Harnack  Dogmen  geschickte  F  S.  Mi. 

^  §  t51  φιλοαοφ€ΐν   μέν    γάρ    ήΕίου  άναλετομένους    τφν  αρχαίων 


56  Brinkmann 

drenieit•  Erklärung  der  heiligen  Schriften  (§  150—183).  Es  war 
also  in  allem  Wesentlichen  derselbe  T^hrgang,  wie  er  in  den  nto- 
ischen  und  platonischen  Schulen  der  Kaiserzeit  eingehalten  wurde, 
ja  nach  Abzug  des  specifisch  Christlichen  dürfte  die  Ueberein• 
Stimmung  mit  dem  Unterricht  etwa  eines  Porphyrios  so  gut  wie 
vollständig  sein. 

Gregor  hat  den  Origenes  in  Kaisareia  gehört,  wo  dieser 
nach  seinem  Conflict  mit  der  alexandrinischen  Kirche  eine  zweite 
Heimath  gefunden  hatte.  Nun  ist  nicht  abzusehen,  was  ibn  ver- 
anlasst haben  sollte,  nach  der  Uebersiedlung  seine  in  langer 
Praxis  bewährten  pädagogischen  Grundsätze  zu  ändern.  Man 
wird  daher  unbedenklich,  was  Gregor  von  dem  Unterricht  zu 
Kaisareia  berichtet,  auch  auf  Origenes'  Tbärigkeit  an  der  alexan- 
drinischen Katechetenschule  übertragen  dürfen,  und  kann  von  hier 
aus  weiter  verfolgen,  wie  er  an  Clemens  anknüpfend  und  über  ihn 
hinausgehend  jenes  Institut  zu  einer  christlichen  Philosophenechule 
im  vollen  Sinne  des  Wortes  ausgestaltet  hat^ 

Natürlich  ist  dem  Werk  des  die  Schule  gerade  verlassenden 
Jüngers  durchweg  der  Stempel  der  Geistesiirt  und  Denkweise  des 
Meisters  aufgeprägt^.  Wie  er  die  heiligen  Schriften  ganz  im 
Sinne  des  Origenes  verwendet  und  ausdeutet,  so  sind  auch  seine 
Gedanken  und  Worte  stark  durchsetzt  mit  Platonism  en.    Ver- 


irdvra  Οσα  καΐ  φιλοσόφων  καΐ  ύμνψδιϋν  ^στι  γράμματα  πάση  δυνάμ€ΐ 
μηδέν  .  .  .  αποδοκιμάζοντας  .  .  .  πλην  δσα  τιΐιν  άθεων  €Ϊη,  dh.  natür- 
lich hauptsächlich  der  Epikureer. 

^  W^\.  Euseb.  bist.  eccl.  λ'Ι  18.  Die  neueste  Schrift  über  diesen 
Gegenstand  'Die  Katechetcnschule  zu  Alexaudria,  kritisch  beleuchtet 
von  Fritz  Lehmann*  (I89()},  eine  durchaus  ergebnisslose  Compilation, 
hat  freilich  die  Rede  Gregors  nicht  zu  nutzen  verstanden. 

^  Es  fehlt  auch  nicht  an  directen  Berührungen.  Man  vgl.  was 
Gregor  §  100  ff.  über  Aufgabe  und  Bedeutung  der  Logik  sagt  mit  Ori- 
genes iu  Genes.  VIII  S.  45  ff.  Lommatzsch,  ferner  die  Ausführungen 
über  das  γνώθι  σαυτόν  §  141  ff.  mil  Orig.  in  cant.  caut.  XIV  S  398  ff. 
L.,  ausserdem  Bengels  Note  zu  §  39  Die  l>edeutsamste,  trotzdem  son- 
derbarer Weise  von  den  Editoren  nicht  angemerkte  Uebereinstimmung 
liegt  vor  zwischen  §  lti2  ff.  und  Origenes  c.  Cels.  1  10.  Cebcr  die 
'noch  nicht  beachtete  Parallele',  die  der  letzte  Herausgeber  zwischen 
§  18  und  Origenes'  Johann(>s-(?ommentar  (II  S.  402  L.  =  H  S.  162 
Brookc)  entdeckt  haben  will  und  die  er  dann  weiter  zu  chronologischen 
Schlüssen  verwendet  (es  handelt  sich  iu  Wahrheit  um  das  triviale  Sprich- 
wort ^π€μβα{ν£ΐν  άνίπτοις  τοΐς  ποσ(  Paroeniiographi  Ι  S.  31),  ist  das 
Nöthige  bereits  von  C.  Weyman  Philologus  L\^  S.  463  gesagt. 


Gregore  dee  Thaumalurgen  Panegyricus  auf  Origenee 


» 


I 


I 


• 


I 


bäEtniseuiäeeig  bäulig  sind  gelegentliche  Besiehungen  auf  pkionieche 
Lehren,  wie  —  um  von  dem  έΕομοΐοΟσθαι  θεψ  §  13  (vgl.  U9) 
u,  dergl.  abzQ&ehen  —  §  H>9  ff*  άντι  αλόγου  λογικόν  ταϊς  ψυχαΐς 
ϊ|μών  έτ»ίατ£θ6Τ0  θαύμα  (vgl  Theaet  S.  ISo'^und  Gataker  zu  M. 
Äntonin*  1  15),  g  113  bibaaKUjv  i\  άναμιμνήσκων  Fi  ουκ  Gib' 
ö  Ti  χρή  λ€γ€ΐν,  §  116  άναρμοστία  (ψυχής),  noch  häufiger  An- 
klänge an  Auedrücke,  Wendungen  und  Bilder,  die  Platou  geprägt 
oder  aiiHgestaltet  hat,  zB.  §  61  θ€ΐοτ€ρα  έτΓΐιτνοίςι,  §  78  βεβλη- 
μ^νοι  ώίίπερ  τινΐ  βίλει  τψ  ιταρ*  αύτου  λόγψ  (vgl.  Sympos.  219^^ 
und  Wytienhach  zu  Plut.  de  sera  η  um.  vind.  S.  5  ff.),  g  80  ώσ- 
nep  τινάς  καταγ^γοητευμενους  κτέ.  (vgl.  Menou  80*),  §  105 
ττερικρούοντας  ^'κα<Ττον^  μη  πή  τι  (Χαθρόν  ήχή  (vgl.  Phileb.  55^ 
und  Wyttenbach  zu  PluL  64"^),  §  154  υ&0ττ€ρ  τά  ϊ)€υσοποιόν  ιινα 
βαφην  βαφ€ντα  τών  ^ρίων  (vgl.  Staat  IV  429*^  f.  und  Ruhnken 
zu  Timaeue^  Lex.  S.  75  ff.),  §  168  ώσπ€ρ  Ικ  τίνος  λα|3υρίνθου 
(vgl.  Euthyd.  291^),  §  196  ή  ένθεος  κατακαιχή  usw.  Gewiee 
hat  Gregor  einige  Dialoge  Piatons  geleeen,  allein  die  angeführten 
Stellen  sind  doch  nicht  derart,  daes  eie  zu  irgend  welchen  SchlüsBcn 
in  dieser  Eichtung  berechtigten,  ebensowenig  wie  andere  als 
'  Brillanten^  verwendete  KlaaBikeratellen  aus  erster  Hand  bezogen 
sein  werden,  so  §  87  ού6'  öv  έν  οικίσκψ  καθ£ίρ£ας  τηρής  nach  I>e- 
mosth.  XVlil  97  (vgl.  Voemels  Anmerkung),  §  148  6ικαΐθ0ύνης, 
ης  το  χρύσ€ον  οντως  fteiEev  ήμΐν  TcpoJtimov  nach  Euripid,  Mekn. 
fr.  4y>>  N.  Rein  platuniech  ist  der  Λ  brise  von  Origenes*  Tugentl- 
lehre  in  §  138—144  (vgl  122),  blκαιoσύvη:  Staat  IV  433  f.  usw.» 
φρόνησις:  γνώθι  ααυτόν  —  τής  ψυχής  έαυτήν  ώσπ€ρ  έν  κατόττ- 
τρψ  όράν  μ€λ€ταΐ(ΐης  Alkib.  Ι  132*^  uew ,  σωφροσύνη:  σώαν 
τινά  φρόνησιν  Kratyl.  4Π^,  άν6ρ€ία:  σώτειράν  τίνα  και  φύλακα 
δογμάτων  Staat  IV  429»  Dabei  wird  zweimal  ausdrücklich  auf 
Piatun  hingewiesen  §  139  (καΙ  ταύτην  τήν  δίκαιοσύνην  .  .  και 
τών  αρχαίων  φιλοσόφαιν  τινές  ειρήκασι^  τήν  ιδιοπραγίαν 
κτέ.)  und  142  (και  ταύτην  etvai  τήν  Oeiav  φρόνησιν  καλώς  τοις 
τιαλαιοΐς  λέγεται).  Trotzdem  ist  natürlich  nicht  daran  zu 
denken,  es  sei  diese  Darstellung  auw  dem  U rituell  geschöpft.  Das 
könnte  schon  das  eine  Wort  ίΟιοπραγία  zeigen.  Denn  Piaton  selbst 
gebraucht  in  diesem  Sinne  nur  οίκειοττραγία,  nicht  Ιδιοιτραγΐα  (das 
bei  ihm  überhaupt  nur  einmal  und  da  mit  πλεονεξία  verbunden  vor* 
kommt),  Wühl  aber  bedienen  nich  spatere  öfter  des  Worts  zur  Wie- 
dergabe der  platonischen  Autfassung  von  der  δικαιοσύνη,  so  Galen 
inst  log,  IB,  4  ττόλις  be  δικαία  λ€Τ€ται  lij  τών  μερών  αυτής 
löioTrpaTiqt,  Herrn ias  zu  Phaedr.  S.  157  δικαιοσύνη  hi  έστιν  ή 
ίδιοπραγία  τών  τής  ψυχής    μορίων,    Origenes  eelhst  c.  Cels.  V 


Μ 


Β 


ηη  kmftQ  D 


47  (ίΐ  S.  51,21   Κ)  κατά  τους  από  Πλάτωνος  ι^ιοπραγίαν  τών 

μ€ρών  τής  ψυχής  φά0κοντας  £Ϊναι  την  5ικαιοσυνην  uef.  Am 
platanigcber  ScUiiUraflition  wird  das  in  §  114  gebraocbte  BiW  τοη 
der  Matheniatik  ale  einem  festen  Ftjudamtjtit,  der  Aetronomie  als 
einer  Leiter  2U  den  höchsten  Dingen  etamineii,  vgl.  etwa  Albin» 
ieag.  c,  7  iE  ών  κατά  τίνα  οίκείαν  bhöv  και  τον  απάντων  5ημιοα|>* 
Τόν  2ητή0ομ€ν,  μ€τιόντ£ς  άιιο  τούτυΐίν  τών  μαθημάτων  OKTticp 
τινός  ύττοβάθρας. 

Wenn  unter  αρχαίοι  und  παλαιοί  in  §  139,  142.  160  nach 
bekanntem  von  PrantI,  Geech.  der  Jjogik  I  S.  385,  68  und  Hirxel, 
Unters,  zu  Cioeros  philoe.  Schriften  Π  S.  834,  1  erörtertem 
Sprachgebranch  Piaton  und  eeine  Schule  zu  verstehen  iet,  eo  find 
mit  νεώτεροι  §  124  und  U>0  im  Gegensatz  dazu  die  Stoiker 
gemeint.  Auch  diese  Bezeichnung  war  damals  schon  terminolo- 
giecb  geworden»  β.  zu  Älei,  Lycop.  S.  27,  17  und  Galen  inet, 
log.  S.  8,  15.  9,  3  u.  6  Kalbfleiecb.  Für  etoiecb  gilt  die  dim 
Auefuhrungen  in  g  50  —  58  zu  Grunde  liegende  Lehre,  daee  die 
Entwicklung  des  λόγος  oder  ήγίμοννκόν  im  Menseben  mit  dem 
14.  Lebensjahr  zum  Abechlues  gelange,  β.  L,  Stein,  die  Erkennt* 
nieetheorie  der  Stoa  (Berliner  Studien  VII)  Ö.  116  f.,  ferner  die 
Bemerkung  zu  Alex,  Lycop.  S.  35,  3  f.  und  TertuUian  de  anima 
c.  36.  Sie  hat  im  späteren  Älterthum  auch  über  die  Scbnle  hin- 
aus Verbreitung  gefunden  und  da«  Motiv  zu  der  Vorecbrift  abge- 
geben, den  philosophiBchen  Unterricht  mit  dem  14.  Jahre  zu  be- 
ginnen, B.  Dieh'  Doxogr.  S.  435  ^  Atbenaeue  bei  Onbae.  III  S.  163, 
Iw.   Müller,  Sitzungeb.  d.  bayer.  Äkad.  1898  9,  55  f. 

Wie  ein  ferner,  leider  Nachbali  aristotelischer  Ge- 
danken klingt,  was  Gregor  §  75 — 77  über  des  Origenes  προ- 
τρ€πειν  εις  φιλοσοφίαν  mitlheilt:  Preis  der  Philosophie  und  Be- 
gründung ihrer  universaleu  Bedeutung,  Abwehr  ihrer  Gegner 
und  Verächter,  Nachweis  der  Kichtigkeit  des  Erwerbs-  und  Ge- 
nUÄslebena.  Es  ist  der  Abries  eines  regelrechten  Protreptikos; 
P.  Hartlicb  hat  sich  das  bei  seiner  Behandlung  des  Gegenetandee 
(de  exhortationum  ceit.  historia  et  iodole,  Leipziger  Studien  XI 
1889)  entgehen  lassen^  wie  er  denn  überhaupt  die  christliche 
Litterattir  fast  ganz  ausgeschloseen  hat^ 

'  [Zu  diesem  Bericht  des  ps.  Plut.  de  plac.  V  "23  brini^t  ein  8cho- 
lion  zu  Plat.  Alkib.  1  8.  1*21«  (Μς  ίπτά]  τότε  γάρ  6  τέλειος  έν  ήμίν 
αποφαίνεται  λόγος^  ώς  'Αριστοτέλης  καΙ  Ζήνων  κοί  Άλκμαίων  b  Πυθα- 
γόρειος φασιν)  willkommene  Ergänzung,  vermnthlich  auaAütios.  Η,  U»! 

•^  Von  λόγοι  ίτροτρεπτιΐίοί  redet  Origenes  z,  h.  in  Genes.  III 
Bd.  Vm  S.  24  Lom.,  o.  Cds.  lU  45,  Vm  47. 


I 


I 


I 


Gregor»  des  Thaaraaturgfen  Pancgyricus  auf  Origenes 

Di*;  herkö  mm  liebe  Bezeichnung  der  Rede  ist   'Panegyricue  . 
»Sie  ist  aber  erst   von  Gerbard   VoBsius  (dem  l'robet  von  Tongern 

If  1609)  eingeführt,  wobl  auf  Grund  der  Worte  des  Hieronjmue 
vir.  illiiet.  65:  paitegprkum  ευχαριστίας  scripsU  Origtni  et  cmi- 
VOcata  ffrandi  frtquentm  ipso  qnoque  praestmfe  Orif/em  recitamt. 
Der  handitliriftiiche  Titel  ist  λόγος  ττροσφιυντίτΐκός.  Allerdinga 
veretebt  sowohl  die  rhetorische  Theorie,  wie  sie  bei  iDionya.] 
are  rhet  5  S.  20  if»  Us,  und  Menaoder  S,  69  C  Bure i an  vor- 
liegt» al«  die  Praxis  der  Aristides,  Libauioe,  Hinierio»  nnter 
προίΤφιυνητικός  auBschlieeelich  die  Begrüssungsrede  und  zwar  in 
der  Regel  die  beim  Empfang  einer  Fiiretlichkeit  oder  eines  hoben 
Beamten  gehaltene.  AbschiedBrede ,  was  die  vorliegende  der 
Sache  nach  iet,  heißet  λόγος  συντακτικός  oder  συντακτήριος, 
8.  Menander  S*  114  ff.  B*^  Wernsdorf  zu  Hirnen  S.  194.  So  nannte 
_  sie  offenbar  auch  Sokrates  hist.  eocL  IV  27,  wenn  er,  wie  kaum 
Η  au  beetreiten,  sie  im  Auge  hatte  bei  den  Worten:  μεμνηται  bk 
αυτού  {nämlich  Γρηγορίου)  και  ΤΤάμφιλος  ό  μάρτυς  έν  τοις 
nepi  *£2ριτ€νους  ττονηθεΐσιν  αύτφ  βιβλίοις»  εν  οΐς  και  συστα- 
τικός λόγος  Γρηγορίου  είς  Ώριγενην  τταράκειται.  Denn  eine 
συστατική  επιστολή  (Empfeblungflbriei)  kennt  man  wohl,  was 
wäre  aber  ein  συστατικός  λόγος?  In  der  Thal  erfüllt  die 
Hede  durchaue  die  Anforderungen,  welche  die  rbetorische  Technik 
Β  an  den  συντακτικός  stellt.  Man  braucht  nur  was  hier  von  den 
Η  beiden  Formularen  Menanders  in  Betracht  kommt  zum  Vergleich 
f  heran/aiziehert.  Da  heiset  es  S.  114  f.  Bareian  —  es  handelt 
eich  um  den  Ahechied  vun  einer  Stadt  —  χάριν  ομολογήσει  τη 
πόλει,  €£  ης  ή  έττάνο6ος,  επαινέσει  hi  αυτήν  οπόθεν  αν  ό 
καιρός  αυτή  bibuj  τα  εγκώμια  —  εν6εικνύμενος  τό  άλγεΐν  .  *  . 
.  έπι  τψ  χωρισμώ.  μετά  hi  τούτο  τό  πρώτον  μέρος  ήΕει  πάλιν 
έφ'  έτερον  μέρος,  έν  φ  μνησθήσεται  τών  τότπυν  είς  οος  έπα- 
νελεύσεται.  —  πώς  άρα  ημάς  ύποδέ£ονται;  —  και  οτι  έπιλήση 
αυτών  ουδέποτε.  —  συνεύΕη  bi  έαυτώ  και  πλουν  αγαθόν  και 
έπάνο6ον  χρηστήν  .  .  .  8ο  folgt  auch  bei  Gregor  auf  die  breit 
angelegte  Einleitung  zunächst  die  Danksagung,  dann  die  Begrün- 
dung des  Dankes  durch  den  έπαινος,  der  eich  hier  den  beeon* 
deren  Umständen  gemäss  zu  eingehender  Darlegung  der  Ver- 
dienste gestaltet,  die  eich  der  Lehrer  um  den  Schüler  erworben. 
Das  ißt  der  erste,  der  Haupttheil.  Das  Bild  vom  Paradiese, 
unter  dem  am  Bohl  ose  da«  Leben  in  der  Schule  des  OrigeneR  er- 
echeint,  leitet  dann  geschickt  hinüber  zum  zweiten,  naturgemäßs 
viel    ktirzer    behandelten    Theil,    einer   Schilderung    dessen    was 


βο 


Brtnkinftnii 


den  Redner  erwartet^  tuit  wlrktingevoller  GegenüberBtellung  deBsen 
wae  er  verUeeen    mnm,    utid    bangeiw  Aueblick    in    die  Zukauft, 

wobei  TiiiT  die  Erinnerung  an  dae  Vergangene  und  die  Hoffnung 
auf  Wiedereelin  Trost  gewähren  kann.  Endticli  klingt  das  G&nxe 
&ΰβ  in  die  €υχή.  —  Die  Uehereinstimmung  in  allem  Wesentiicben 
springt  in  die  Augen,  die  Abweichungen  ergeben  »ich  von  salbet 
aus  der  Kigenart  des  Falle,  dem  der  Redner  die  allgenieine  Vor- 
iebrift  verettändnif^evoll  ansupaegen  gewuset  hat.  So  erklären 
eich  auch  ^eine  polemiechen  AuRfälle  gegen  gedankenlose  An- 
wendung der  rhetorischen  Schabfane,  deren  genaue  Kenntnias  eie 
zugleich  in  authentischer  Weiee  verbürgen:  §  11  ούχΙ  bi  Τ^νος 
ovhk  άνατ ροφάς  €Γώματος  iwciivtaLUV  άρχομαι  ,  .  .  ovb4  xt 
ισχύν  ή  κάλλος,  ταύτα  hi]  τά  τών  μέψακίιυν  εγκώμια,  §  130 
ουχί  ρήματα  καΐ  ονόματα  και  άφορμάς  έντεχνους  έγκωμίατν 
κτέ.  Dae«;  er  sich  des  Studiume  der  Hedekunet  befli&een»  erwähnt 
ja  Gregor  eelb»t  wiederholt  {§  öi^  und  130  f.),  aber  auch  ohne 
diese  ausdrückliche  Erklärung  würde  das  stark  aufgetragene  rhe- 
torißche  Colorit  seiner  Rede  keinen  Zweifel  an  dessen  Gründ- 
lichkeit aufkommen  lassen.  Demgegenüber  kann  die  in  der  Ein- 
leitung so  geflissentlich  hervorgehobene  Versicherung  der  Un- 
fähigkeit im  Reden  kaum  für  niebr  als  das  bekannte  Kunstmittel 
angesehen  werden»  mithin  wiederum  von  des  Verfassers  rheto- 
rischer Ausbildung  Zeugnise  ablegen.  So  ist  denn  die  Rede  aach 
nach  der  formalen  Seite  nicht  ohne  Bedeutung:  einmal  als  das 
einzige  erhaltene  Beispiel  eines  λόγος  (Γυντακτικός^  sodann  als 
ein  Probestück  der  Beredsamkeit  jener  Zeit,  von  deren  oratori- 
schen  Leistungen  ja  nur  verhlltnisemäsaig  wenig  übrig  ge- 
hliehen ist. 

Darf  demnach  die  kleine  Schrift  in  verschiedener  Hinsicht 
ein  gewisses  Interesse  beanspruchen,  so  war  es  ohne  Zweifel" 
höchst  verdienstlich  ^  sie  durch  Aufnahme  in  die  'Sammlung 
kirchen*  und  dogmeii geschichtlicher  Quellenschriften  —  deren 
9.  Heft  sie  füllt  —  weiteren  Kreisen  näher  zu  bringen,  zumal 
eine  aügemein  ÄUgängliche  Sonderausgabe  nicht  vorhanden  war. 
Der  Herausgeber,  Paul  Koetschau,  hat  sich  auch  dadurch  ein  Ver- 
dienst erworben,  dass  er  zum  ersten  Mal  den  Text  auf  die  mase- 
gebende  Handschrift  (cod,  Vatic.  386  ^  A)  s&urückgetührt  und 
damit  an  Stelle  der  bisherigen  Unsicherheit  festen  Boden  ge- 
Bohaifen  hat\     Allerdings  ist  des  neuen,  das  die  Hr.  lehrt,  nicht 


1  Des    Gregor ioÄ  Thnumaturgos    Dankrede    an  Origenee    hg.  von 
Paul  Koetachftu,  Freiburg  u.  Leipzig  1894.    U eher  die  Hb.  vgl.  Koetschau 


> 


Gregors  des  Tbitutnalurgon  Panegyricns  auf  OrigeUeS 


Gl 


I 


eben  viel,  nach  wie  vor  leiJet  die  Ueber liefer ong  nu  zahlreicbeo 
Schwierigkeiten,  Dunkelheiten  niid  VerderbnieseiL•  Auf  ihre  Be- 
«eitigting  nach  Kräften  hinzuwirken,  lag  aber  um  so  mehi"  Ver- 
anlaesung  vor,  als  der  Text  aeit  Bengelß  Separatpublicatioii  von 
1722  —  einer  für  ihre  Zeit  höchat  respectablen  Leistung  — 
irgend  welche  Förderung  nicht  gefunden  hat.  Wie  bat  nun  K. 
diese  Aufgabe  gelöet? 

Einen  Massetab  liefert  acbon  die  Interpunction,  Gregor  ist 
eifrig  bemüht,  Reine  Gedanken  stilif^tiach  bis  auf»  äueaerete  ans- 
zubeuten.  So  kann  er  sich  nicht  genug  darin  tbün,  den  Ausdruck 
durch  Zusätze  aller  Art  zu  limitiren  oder  zu  präcieiren '^  der 
Hauptsache  weitere  Nebenbestimmungen  anzugtiedern,  das  einmal 
angeknüpfte  Thema  in  immer  neuen  Wendungen  und  Windungen 
fortzuepinnen  und  durch  oft  weit  ausholende,  vielfach  selbst 
wieder  durch  Einschaltungen  erweiterte  Parentheeen  zu  unter- 
brechen. Wird  dadurch  der  üeberblick  über  Satzbau  und  Ge- 
dankengang vielfach  eracbwert,  so  gewinnt  natürlich  eine  sinn- 
gemäsee  Interpunction  erhöhte  Bedeutung.  Dase  die  älteren  Aus- 
gaben nach  dieser  Ricbtuog  viel  zu  wünschen  übrig  laseen^  wird 
Niemand  Wunder  nehmen.  Aber  auch  K,  hat  sich  nicht  ver- 
anlaset gefühlt,  bierin  durchgreifenden  Wandel  zu  schaffen.  Seine 
Interpunction  folgt  im  Weaentlichen  LommatzBche  gedankeoloeem 
Abdruck  (Origenie  opp.  XXV)  der  flüchtigen  Ausgabe  Delarues 
(Orig,  opp.  IV  1759);  gegen  Bengel,  den  beide  unberücksichtigt 
gelassen  haben ^,  bedeutet  sie  in  nicht  wenig  Fällen  geradezu 
einen  Rückschritt*  So  macht  K.  nach  C.  I  §  8  (άμολογή0αιμ€ν) 
und   nach  §   13  verkehrterweiee  Absätze,  die   bei  Bengel  fehlen, 


in  Gebhardta  und  Harnacks  Texten  u.  Unters.  VI  1  S.  33  ff.  und  Ar• 
mitage  Robiuson  im  Journal  of  philology  XVIII  8.  62  ff,,  dem  ihn» 
rieht  igt!  Würdigung  verdankt  wird. 

^  Das  geschieht  mcietens  des  ήθος  halber,  dh.  um  den  Eindruck 
der  Beecheidenheit  hervoTiu bringen,  mag  auch  nicht  überall  bewusate 
Abs  ich  t  vorliegen.  So  erklärt  sich  die  Häuügkeit  von  Äued  rücken  wie 
oÖK  ölb*  οπυϋς  §  16.  60.  55,  67.  78.  80,  ούκ  oI!i'  ö  τι  χρή  λέτ€ΐν  uä. 
§  42,  5a  m.  7a  Ua  174.  185.  203,  ούκ  av  {etXnom^i  λέγον  u.  dgl 
9  ai.  135.  136,  ώς  dv  tfiroi  τις  §  18.  15ί*,  ei  h€X  Xir^tv  §7*1.  136.  138. 
140  (1*>3),  μή  τταράδοίον  ή  nä.  §  163,  55,  ebenso  der  massenhafte  Ge- 
brauch von  ίοΐίυς  §  5,  8.  14.  IG.  27.  42.  82.  128.  147.  1*j1.  197,  einge- 
Bcbobenem  οΐμαι  §  5.  28.  4β.  48.  149,  179.  203  u.  dergL 

^  Dagegen  ist  Bendels  Ausgabe  in  die  Sammelwerke  von  Gallandi 
und  Migne  übergegangen. 


Brinkmann 


faliich  itrhen  hm  K.  rmcli  €<'ίχαριστίας  §  3Γ»  S.  8,  1β,  naeb  όρΔ- 
μεν  8  J23  S.  24,  i2,  riaih  ατήσασιν  5  134  8.  25,  30  Ponkle 
Btalt  der  leithteren  Interpunttion  Betigele,  richtig  trennt  Bengel 
g  62  S.  13,  4  ή  Tuiv  Βηρυτίιυν  ττόλις  ή6€,  ού  μακράν  άπ^χοΐ/αα 
κτί,  ιπκΐ  §  131  8.  2Γι,  17  ού^έ  νυν  €τταιν€Ϊν  προθ€μ€νος  άιτλώς, 
τοϊς  έτί'ρων  ιμόγοις  τούτον  έΕαίρ€ΐν  οΤμαι  6€Ϊν,  irrig  Κ,  πόλις, 
ή  bi  ού  μ.  iinti  προθ€μ€νΌς,  απλώς  usw.  Wie  ilie  Tnangelbafte 
IntPTpniißtian,  hat  die  neue  Aufgabe  auch  allerhand  orthogra- 
phifiche  Riickstündigkeiteti  atm  LoTtimaUecb  getreulich  fortge- 
pfliiuzt,  z.  B.  8.  22,22  κρηπίδα,  8.  12,4  τ^  δλλα  f=  τά  δλλα). 
Η.  26,  10  r  άΧηθ^ς  (=  το  άΚ.\  8.34,8  αττ€φήνατο,  aber  S.  15. 
18  δττουσι,  22.  5  Ζώων,  22,  19  άναμιμνήσκων,  :i7,  12  ύπομιμνη- 
σκόμ^νον  unf. 

Hiernach  wird  man  eine  eindringende  kritieeb-exegetieohe 
Arbeit  kaum  erwarten.  In  der  Tbat  bat  »ich  K.  eigen mäcbtig 
davon  diBpensirt,  indem  er  iiich  hinfer  den  Giiindgatz  vereteckl 
'der  Interpretation  grciseeren  8pielranm  a!»  der  Kritik  zn  ge- 
wühren  (B.  XXX),  dh.  er  zieht  e«  in  der  Regel  vor  zu  hale* 
breidieriicben,  aller  Grammatik  Hohn  sprechenden  Krkläningen 
»eine  Zutlueht  zu  nehmen,  nh  eine  Verderbniae  der  Ueberliefe- 
rung  anzuerkennen.  So  hat  er  denn  selbst  zar  Verbeeaerung  des 
Textes  80  gut  wie  nicht«  beigetragen  nnd  sEäbl reiche  evidente 
Emendationen  älterer  Gelehrter  in  den  kriti sehen  Apparat  ver- 
bannt, «tatt  sie  —  waa  die  angeführten  faat  ausnahmftloe  ver- 
dienten —  in  den  Text  aufzunehmen,  ja  er  hat  eine  noch  gröetere 
Zahl  ebenio  trefTender  Verbebeerungen  eeiner  Vorgänger  —  Ca•' 
eaubonu»,  Rbodoman»  lfoe«chel,  Bengel  —  überhaupt  nicht  der 
F>wähnung  werth  gefunden.  I>en  Beweis  filr  die  Richtigkeit 
dieuer  Behauptung  wird  am  zweckmiiseigsten  eine  den  von  K. 
gebotenen  Text  der  Reihe  nach  durchgebende  Erörterung  tn 
liefern  vermögen. 

Cl  Γ  §  6  S,  2,  1 7  ff.  ergänzt  K.  τό  hi  €Ολαλον  (και  €0)οχον 
ίν  λόγψ  ohne  Rücksicht  darauf,  das»  das  Wort  εύοχος  nur  aue 
den  hippokratiechen  Schriften  belegt  ist  nnd  die  Bedeutung  'fest- 
haltend', in  der  ee  dort  steht,  hier  ganz  und  gar  nicht  pasat. 
Unter  der  Voraussetzung,  dass  der  Umfang  der  Lücke  in  Ä  genau 
itngegebeu  tat,  würde  man  wohl  nur  ^£οχον  berstellen  können, 
ilideseen  ist  gewiss  auch  fiir  das  hier  weit  angemessenere  €0- 
Τροχον,  auf  das  von  anderer  Seite  hingewiesen  wird.  Kaum  genug 
in  Λ  vorhanden.  Im  folgenden  |  7  S.  2,  2t>  ff,  L  τον  νουν 
Ιτ€ρόν  τι  μάθημα  6€ΐνιι»ς  έπιλαμράν€ΐ  κσΐ  τό  στόμα  συνδ€Ϊ  <^τήν 


ή 


Gregore  des  Tlidumaturgen  Panpgyricus  auf  Origene« 


<15 


ΓτΕ  γ)λ<ώ)τταν,  .  .  .  oi  θαυμαστοί  ημών  (νόμ>οι,  oder  mit  Ca- 
flaubonus^  (καΐ  τήν  γ)λ(ώ)τταν:  die  Verbindungppftrtikel   wird 
■  durch  Sinn   und  Satzhaii  gleich  »elir  gefonlerr. 
"  C\   11.   §   12  S,   4,  8— U    ein«]    die  Worte   πραγμάτων    bis 

μη  και  ψυχρόν  ή  ττέρττερον  ή  ak  Parenthese  ζη  iasseu.  Kurz 
darauf  Ζ,  13  ff.  heiwst  e«  ou  μην  άλλ'  €Ϊπ€ρ  ττρουκ€ΐτο,  οΐίθ' 
ήντινουν  €txev  άν  €ύλάβ€ΐαν  6  λόγος  oubfc  φροντίδα,  μη  πή 
τι  λέγων  ήττων  (ήττον?)  της  άΕίας  φαινοίμην.  Man  erwartet 
i-ntweder  ovh'  ηντινουν  oder  οΰτ€  φροντίοα.  Und  das«  wirk- 
lieb  die  in  der  Bpäteren  CTTücität  so  liäuii|;e  Verwechselung  von 
oirre  und  oube  dem  Verfafi«er  fremd  ist,  seheint  eine  Prüftiiiii 
seines  Sprachgebraucha  zu  ergeben.  Neben  einer  erdrückenden 
üeberzabl  von  Stellen,  an  denen  οΰτε  und  ουδέ  in  der  alten 
Weise  gesetzt  »ind,  stehen  nur  noch  drei»  die  dagegen  Verstössen: 
§  152  8,  21»,  Π  ταοτα  γαρ  ουτ  άναγινώσκειν  α£ιον,  §  153 
S.  29,  18  γ€νος  μβν  ouhk  ίν  oube  λόγον  φιλόοοφον  ττροτιμή- 
σαντας  ουτ€  αυ  άποοοκιμάααντας,  §  197  S.  38,  3  ίνθα  μοι 
ούτε  αυλεΐν  ^iecnau  Berücksichtigt  man  dabei,  wie  ausser- 
ordentlich  häufig  beide  Wörter  von  den  Abschreibern  vertauscht 
werden,  so  wird  man  kein  Bedenken  tragen,  an  diesen  Stellen 
überall  ουδέ  herzustellen,  wenn  man  es  nicht  etwa  vorziehen 
will  an  der  zweiten  f§  153)  vor  προ  τιμή  σα  VT  ας  ein  oiÜTe  ein- 
zuschieben. §  17  S,  5,  13  f.  L  θρασ€ΐς  μέν  και  ούτως  ήμ€ν 
και  τολμηροί  τινΕς,  ού  μήν  (αλλ']  avaibeia  της  προττετείας 
αιτία,  τιϊ)  μη  έττι  σοο  (für  σοι)  ταύτα  θρασύνεσθαι.  σου  hat 
Bengel  8.  144  vürgeschlagen  nnter  Uiuwei»  auf  das  Vorhergehende 
in  αλλων  (Ζ,  12)  und  auf  §  2D3  θρασυνόμενος  μεν  έφ'  ού 
ήκιστα  έχρήν.  άλλ'  war  zu  streichen,  weil  das  Satzglied  noth- 
I  wendig  negativen  Sinn  haben  muse,  wie  bereits  die  lateinische 
Hüebersetzung  bei  Vosaiue  richtig  zum  Ausdruck  gebracht  hat: 
^L•^  iamm  impudeniiae  tribuenda  temer itas  ηωι  esset. 

"  Ϊ  Ea  werden  hier  nur  solche  Verbesnerungea   früherer  Gelehrter 

aufgeführt,  von  denen  K.  keine  Notiz  genommen  hat.  —  Bei  dieser 
Gelegenheit  möge  es  geetattet  sein  einer  perBÖnlichen  Bemerkung  Raum 
zu  geben.  Weitaus  die  Mehrzahl  jener  VerbeaBerungen  ist  auch  vom 
Verfasser  dieses  Artikels  unabhängig  gefunden.  Erst  als  er  uich  zum 
Zwecke  der  Niederschrift  in  den  ältereu  Ausgaben  {die  ihm  z.  Th.  in 
Königsberg  gar  nicht  zur  VerfiTgUDg  stehen)  umsah,  bemerkte  er,  wie 
wenig  Neues  er  beizubringen  habe,  üeberdies  wurde  ihm  nachträglich 
noch  von  anderer  Seite  eine  Anzahl  kriliacher  Bemerkungen  mitge- 
beilt, die  flieh  zumeist  entweder  mit  jenem  alteren  Emendationen  oder 
lit  seinen  eigenen  Vermuthungeu  deckten. 


Μ 


Brtnkmnnt 


C.  Ι  IL  S  η  S.  ίΐ,  s  fr.  Uipt^t  ilie  l^eberlieferung  ατφ  t^ 
και  αίσθησις  καν  γνώσις  ών  ?παθ6  καλών  Trpccr€T€V€TO  προ*- 
τον,  et  μη  και  μνήμη  6ιασψί6ται  εις  τον  ^πίΐτα  χρόνον,  ci 
μή  και  άναφ^ροι  τινά  χάριν  τώ  δρΕαντι  τών  αγαθών,  άρχος 
ούτος  και  αχάριστος  και  όαιβής,  κτέ.  ^chon  der  Modo«  lei^rt 
an,  dass  der  erste  der  mit  ti  μη  eingeführten  SütjEe  mit  dem 
vorhergehenden^  nicht  mit  dem  folgenden  auf  gleicher  Stufe  »leht, 
und  dae  bestätigt  ein  Blick  anf  den  voranetehenden  Satz:  πα- 
θόντα γαρ  τϊ  καλώς  μή  και  άμείβ€σθαι  π€ΐράσθαι  —  ή  άνοήτου 
πάντη  και  αναίσθητου  τών  έύεργίΟΐών  ή  αμνήμονος.  Das  lieitet 
aber:  dies  erste  ei  μή  iet  hier  überhaupt  nicht  am  Platze.  Seinen 
üri'prung  verdankt  es  verniuthlich  dem  Umetande^  daee  das  Augp 
eineß  Abscbreihere  anf  den  Anfang  de»  folgenden  SatzgliedeR  ab- 
irrte. Nur  darüber  eclieint  ein  Zweifel  möglich^  ob  die  paraai- 
tiscben  Worte  einfach  zu  tilgen  oder  ob  anzunehmen  ist,  es 
seien  durch  aie  andere  Partikeln,  etwa  ίτι  bέ,  verdrängt  worden* 
Indefleen  dürfte  das  erstere  doch  die  grössere  Wabrecheinlichkeit 
für  sich  haben  '.  §  28  S.  7,  3  und  §  29  8.  7,  8  iet  natürlich 
mit  den  meisten  älteren  Ausgaben  τι ροσφίρούσαις  und  ττροσ- 
φέρειν  (statt  προ-)  zu  schreiben.  In  §  29  fübit  Gregor  au«:  dii* 
Besorgntae,  es  werde  sein  Dank  der  G röste  der  empfangenen 
Wohltbaten  nicht  gleichkommen  können,  eolle  ilm  nicht  zarUck- 
hftltenj  wenigsterts  so  gut  er  es  vermiige»  seiner  Dankbarkeit  Aus* 
druck  zu  verleihen,  €i  πιυς  τών  τ€λ€ίιιιν  Οιαμαρτάνιυν,  τών  ίπί 
μέρους  γοί)ν  τεύΕηται  (τ€ΰΕ€ται?ΐ  ήμϊν  ό  λόγος,  την  τταντ€λή 
της  αχαριστίας  ί)ό£αν  ί>ιαϊ>ράς.  Wenn  er  dann  aber  fortfährt 
§  80  δχρηστον  γαρ  αληθώς  ή  τιαντίλώς  σιίΑίπή,  so  wird  da- 
durch weder  das  Vorhergebende  erläutert  noch  ein  Gegeneati 
gehl  biet  zum  folgenden  €Ογναίμον  bk  ή  irdpa  κτί.  Ueberdies 
ist  Nutzlosigkeit  oder  Unbrauchharkeit  ein  Begriff,  der  weit 
hinter  der  Sphäre  liegt,  in  der  sich  diese  ganze  Erörterung  über 
Dankespiicht  und  Vermögen  bewegt.  Der  Sinn  verlangt  fiir 
οχρηστον  ein  Wort  mit  der  Bedeutung  von  άχάριστον,  und  dass 
Gregor  nichts  anderes  al«  dies  auch  graphisch  am  nächsten 
Hegende  άχάριστον  geschrieben  hat»  beweist  das  hinzugesetzte 
αληθώς,  das  nach  dem  von  Vahlen  (Index  lect.  Berol  1880/81 
S,  17)  dargelegten  Sprachgebrauch  hier  nur  dazu  dienen  kann» 
um  die   Wiederaufnahme  des  Hauptbegriffs  aua  dem  vorigen  Satz 


i 


'  Damit  rälll  auch  der  Änato»»  Κλ  von    seihet    hinweg:    ΐ^ιααψ* 
t€xa\  ist  mit  Οτψ  zu  verbimlcn.     [Warum  nicht  cTxa  fiir  et  μή?  IJ. 


Ore|roiii  dea  t'haumütürgeD  Panegyricus  auf  Origenea 


&6 


(αχαριστία)  m  markire»,  EbetiBo  ist  αληθώς  gebraucht  §  184 
S.  35,  10,  Die  Worte  §  32  8,  7,  25  f.  ούΚ  €ΐ  δλον,  φημί, 
γυμνόν  ώαπερ  τινά*  Τ£νόμ€νον  φέρων  έττιϊ)οίην,  <lie  eintgeii 
Herauegebern  Schwierigkeiten  gemacbt  haben^  finden  vielleicbt 
die  beste  Erklärtirig  durch  zwei  Stellen  <3es  LeontioB  vun  Nea- 
polis:  V.  loanniß  FJeera.  S.  42,19  Geizer  ναύτης  άτιό  ναυαγίου 
γυμνός  ώς  έγεννήθη  (vgl,  Hiob  Ι  1,  8)  und  ν,  Syni«oni§  Sali, 
Migne.  93  Sp.  H1B5'•  tivecFGe  καθαροί^  ώς  έγεννήθητε,  άττό  πά- 
σης αμαρτίας.  Zu  S  34  S-  8,  5  macht  Κ.  (Κ  4ii)  die  Bemer- 
kung 'τών  αύτου  δημιουργημάτων]  Gen,  part.  von  τις  abhängig*, 
sie  sei  hiermit  allen  Grammatikern  aur  Rcacbtung  empfohlen. 
Den  Sitin  der  Stelle  bat  übrigens  Casaubonue  (bei  HoeBchel  S.  500) 
richtig  angegeben. 

α  IV.  §  35  S.  8,  13  verdient  Ruaeun'  Vorschlag  έπιτρέ- 
ψωμεν  Erwähnung.  §  ίϊ6  S.  8,  16  f.  1.  υπέρ  πάντων,  lUq  τε 
έκαστου  και  αθρόων  (für  άθρόον,  vgl,  ζ.  Β,  Ζ,  3)  αμα.  §  37 
S.  9,  3  hat  Hoefichel  das  witler  Sinn  urid  Grammalik  verstossende 
τιμώη  zu  τιμών  verbessert,  vielleicht  wird  iiocb  κδν  τιμψτο  (für 
καΐ  τ.)  zu  ändern  »ein.  §  38  S.  9,  7  άντι  πάντων  τών  παρά 
του  πατρός  ήμΐν  αγαθών  mochte  nmn  ήμΐν  6€5ομ€νων  άγ,  oder 
dgl.  erwarten,  doch  findet  sich  eine  derartig  abgekürzte  Elede- 
weiee  auch  eonat,  vgL  zB.  Origenea  c.  Gels.  ILI  65  S,  258,  30 
K.  περί  της  υπό  θεού  τοις  κρείττοσιν  αμοιβής,  Rendiconti  del 
R  Ifitituto  Lombardo  U  ol  (Mitiuio  IHl^S)  S.  1193  (Homilien  m 
Lucas,  wahrecheinlieb  des  Titas  von  Bostra)  ευχαριστία  υπέρ 
τών  bta  τής  Θεοτόκου  Είς  ημάς  αγαθών,  noch  stärker  Julian 
VI  S.  182"^,  Zu  5i  44  bringt  K.  ausnahmeweiee  eine  eigene  ninl 
richtige  Vermuthung  vor,  bleibt  aber  auf  halbem  Wege  stehen. 
Es  musB  hciaseu  S.  10,  5  ff,  ούχ  i}  [so  K.  für  ουχί)  έμοί  ή  τινί 
τών  έμοι  προσηκόντων  φίλο  ν  (für  φίλων,  vgl.  §174  S.  33,  \9) 
—  άλλ'  ή  αύτώ  ,  .  .  συμφέρον  εΐναι  καταφαίνεται.  §  45  S.  10, 
19  wird  das  Komma  nicht  hinter  ήμας,  eondern  hinter  ίϊΐ^ίργειν 
zu  setzen  sein. 

C.  Y*  §  55  S.  11,  25  wird  man  zu  interpungiren  haben: 
βραχυλογούμενος  έπι  τά6ε  (bin  hierher),  τα  έΕής  ούχ  ως  κτέ. 
Auffällig  ist  §  60  S,  12,  25  είτε  τις  ί^ήτωρ  τών  έν  τοις  !>ικασ- 
τηρίοις  άγωνιουμενων,  €ίτε  καΐ  αλλος  τις  είναι  θεΧήσαιμι: 
hier  ist  άγωνιουμίνων  al«  Praesens  gebraucht.  Allein  dasa  niclit 
geändert  weriien  darf,  ergibt  sich  aus  §  1!15  S.  26,  4  συν  ειλι- 
κρινεΐ  Ti^  γνώμΐ}  και  πραΕαι  τα  €Ϊρημενα  άγωνιουμεν»}, 
§  t>2  S.  13,  3  ist  5€σμοί  sownhl  an  sioli  sinnlos  als  um  des  Gegen- 

beln.  litt»,  r.  Pbaol.  N.  F.  LVI.  5 


ββ 


Brinkm»nii 


Ι 

ι 


fiaUes  wilteti,  in  den  e»  (\mch  da«  hiniugeftigte  μέν  soid  folgeft* 
den  τον  b'  Upov  τούτον  ävbpa  κτί.  Ζ.  7  gceetzt  wird,  D«n 
Hinii  lial  Ca»aiii>onu8  srlilagenii  hergestellt  durch  eine  gnnt  ge- 
ringfügige AeiiderixDgt  τοη  der  er  mit  Recht  emgen  konnte  'f&Uor 
aut  Vera  coiiiectura  rle  obgcurrftetmo  planiftstmiitn  hunc  lucum  r^* 
dimuH* :  έπ€ΐ  γαρ  έ£€παι66υόμην  ίκών  και  άκιυν  τους  νόμους 
Touffbe,  [bc]  έμοί  (für  beσμoί)  μ€ν  πιυς  φη  κατίβΐβληντο  καϊ 
αιτία  κα\  αφορμή  της  im  TObt  oboO,  ή  τών  Βηρυτιων  ιτόλις  ή^€ 
(S.  oben  S.  62),  Die  Worte  weieen  xorück  i»uf  §  57  S.  12,  Ü  f. 
λόγος  bt  oubeiς  ήν  τούτων  oubi  τις  καταβολή  oobiwuj  τΦν  Μ 
τήb€  φίρειν  ημάς  bυvαμέvuJV  αΙτιών.  §  65  S,  13,  16  i^t,  wo-  ^ 
rauf  von  anderer  iSeite  aufmerkKani  gemaoht  wird,  τών  ΤΤαλαΐ• 
στίνιυν  τούτων  {für  TT,,  τοΰτον  παραλαβών)  zu  lesen,  ferner 
§  t>ii  S.  13,  21  vieUeicht  ούκ  €ΐς  μακράν  (für  μακρόν)  wie 
§  &6  S,  12,  7  (vgl.  §  62  8.  13,  5).  Eine  stärkere  Verderbni« 
liegt  vor  §  70  S.  14,  11  ff.:  τα  hi.  μη  φαινόμενα  μΐν,  άληβ€στ€ρά 
hl,  ή  ττρός  τον  fivbpa  τούτον  κοινωνία,  την  αληθή  bi*  αυτού 
περ»  τα  του  λόγου  μαθήματα,  ή  τών  ψυχών  ημών  ώφίλίΐα  €ίς 
σωτηρίαν  ήχεν  ήμας  im  Tobc.  Statt  την  αληθή  könnte  nijui 
etwa  an  ή  bιατpιßή  bi*  αύτου  π€ρ*  τά  του  λόχου  μαθήματα 
denken  (vgl,  ζΒ.  Gregor  ν.  N^fiea  c,  Eunoni.  ί  S.  ίΙΙΟ*'  ή  π€ρΙ 
τά  τοιαύτα  του  λόχου  biaTpißn,  auch  unten  §  171  8,  33,  7), 
§  71  S,  14,  20  erwartet  man  entweder  πάντα  ττοιών  και  κινών, 
Ιως  —  συv£bή0ατo  (für  συvbήα£ται),  oder  besser  δττυυς  bzw. 
ώς  (für  'έ^ς)  —  συvbήσeται,  wie  ζ.  Β,  Plat.  Phaedr*  S,  252* 
ττδν  ποιουσιν  διτιυς  τοιούτος  fcTTau 

C.  ΎΙ  §  77  S.  15,  22  L  1.  και  τών  βίων,  δ  σοι  ταύτα  παρί• 
Ιονται,  0τρατ€ΐας  (für  στρατιάς)  και  την  biKaviK^v  και  Ικμά- 
θησιν  την  τών  νόμων.  Im  folgenden  Ζ.  25  triftt  Bengels  (S.  171) 
Voricblftg  den  Nagel  auf  den  Kopf:  του  κυριιυτάτου  φυσ€ΐ(ΠίΓ 
φηαί)  τών  έν  ήμϊν,  λόχου  άμελήσαντας,  vgl.  ζΒ.  Epinonaie 
8.  dSd^  τούτο  bή  ουν  τό  μίρος  είναι  φαμεν  φύσει  κυριώτατον. 
§  81  S.  Iti,  20  will  Κ.  das  έκπεριεΐναι  in  ούκ  έκττεριεΐναι 
ήμας  άλλως  λόχοις  πειριυμένου  ale  Äoriet  von  έκιτεριίεναι  auf- 
gefasBt  wiafien  (Index  8.  52),  einem  Verbum,  das  weder  existirt 
noch  wohl  denkbar  ist.  Ganz  richtig  bat  schon  Rhodoman  έκ• 
περιίεναί  vermuthet.  έκιτερϊΐίναι  kommt  in  der  Rede  noch  drei- 
mal vor.  An  zweien  dieser  Stellen  let  ee  wie  hier  verderbt, 
und  von  K.  nach  Ciieaubonus'  Vorgang  verbeaeert:  §  57  S.  9,  2 
έκτιεριών  und  §  182  S,  34,  27  έκττεριούσΐ.  Aehnlich  iet  anch 
§    186   8,  35,  21    mit  Rhodoman    zu    ändern   μή   d  nie  ναι   (filr 


Gregora  UQB  Thaumalurgen  Panegyricaa  auf  Origenea  ß* 


aireivai),  προσκαρτερεϊν  bi  iicov.  §  83  S.  IT,  2  f.  1.  ττρος  ταν 
απάντων  ύτιό  κάλλους  άρρητου  έττακτικώτατον  αύτολόγον 
(fiir  αυτόν  λόγονϊ :  αύιολόγος  ist  ιάη  Lieblingswort  iJen  Οι  ι- 
genee.  Ιτι  dem  Satze  §  84  S,  17,  7  ff,  άμελ€Ϊν  έτΓ€ΐθόμην  πατρί- 
δος τ€  και  okeiujv,  τών  τ€  παρόντων  ενταύθα  και  οΓς  άπ€δη- 
μήίΤαμεν  vermeint  sich  Κ.  mit  οϊς  dathirch  abzufiiuleu,  JiiBK  er 
es  fiir  einen  l>at.  coniniodi*  erklärt.  Selion  Jihodoman  verlangte 
tien  erfürderiiehen  Genetiv,  allein  sein  Vorseblrtg  UiV  zu  scbreiben 
erficbeint  gewaltsam,  die  Ueberlieferung  fiibn  vielnielir  auf  ης. 
τυϊν  παρόντων  ενταύθα  eind  Sf:liwester  und  Schwager^,  ης 
άπ€δημήσαμεν  ist  die  allein  in  der  Heiniatb  Äurlickgebliebene 
Mutter  {vgl,  §  56).  §  86  8,  17,14  ff.  1.  ου  γαρ  συνέδέθη 
απλώς  Ίωνάθαν  Δαυίο,  αυτά  hl  τά  κυριώτατα,  ψυχή  (,ψυχϊ})» 
ταυΟ*  απ€ρ  κτέ  ,  worauf  aucb  der  Plural  binweiiet  (vgl.  »locb 
§  11Π  S,  36,  26).  Z,  15  f,  ταύθ'  απΐρ  ού6έ  χυυρισθέντων  τών 
φαινομένων  και  βλ€πομένων  ανθρώπων  (für  άνθρώπψ)  χω- 
ριαθήναι  .  ,  .  καταναγκασΟήσεται    iiat    Hoescliel    emendirt.     Im 

»«äcbsten  Satz  §  87  uiusr  es  heissen  φυχή  γαρ  ελεύθερον  και 
ούκ  έγκατάκλ€ΐστον  oub€vi  τόπω  (statt  τρόπψ),  ovb*  Sv  έν  οΐ- 
κίσκω  καθείρΕας  τηρής.  Ganz  unverständlich  Bind  die  folgenden 
Worte  και  χάρ  eivai  πΐφυκ£  (nämlieh  ή  ψυχή)  τον  γε  πρώτον 
λόχον-  ούπερ  δν  ό  νους  ή  κτί.  Denn  Gregor  ftcbeidet  ä wischen 
iler  ψυχή  und  dem  φαινόμενος  και  βλεπόμενος  άνθρωπος  (vgL 
§  13  S,  4,  16  fK),  der  νους  hat  hier  nicht  das  gerjngßte  m  tbun. 
Der  Sinn  ist  vielmehr  der :  Die  Seele  iet  in  einer  Beziehung  da, 
Β  wo  der  siehtbare  Mensch  «ich  gerade  aufhält,  andrerseits  ist  sie 
™  aber  nur  echeinbar  dort,  denu  nichts  hindert  sie  ύα  tu  Bein,  wo 
sie   will,    wohin    es    sie    zieht  ^   uaw.     Es    wird   aleo  νους  durch 

I*  Seinea  Broders  Atlienodoros,  der  nach  Euseb.  h  e  VI  *J0  ge- 
meinaftm  mit  ihm  den  Unterricht  de«  Urigenes  geiioss,  gedenkt  Gregor 
nirgends^ 
^  Zu  τόν  T£  πρώτον  λόχον  ^  κατά  δεύτερον  τίνα  λόχον  'in  der 
tiizien  Hinsiebt  —  in  der  jmdern*  oä,  vgl.  xli  Areios  Didymos  hei  Stnb, 
ech  I  S.  130.  1  ff.  W.  (Iliels'  Doxogr.  S.  4ή8,  5H)  καθ^  ^να  μέν  τρόπον 
—  καθ'  έτερον  —  κατά  τρίτον  λόχον  und  S.  ]2%  15  ff,  ferner  ν.  Olym- 
Η  piadis  Anal  Bolland.  XV  S.  415,  25  κατά  πρώτον  μέν  λόγον  —  öcO- 
™  τερον  bi,  8,  414,  ίΙ  κατά  πρώτη  ν  μέν  τάΕιν  —  είτα,  Marei  ν.  Porpliyrii 
lit?  S,  51,  15  ff.  κατά  τρ€ΐίς  τρόπους,  κατά  πρυϋτην  τάΕιν  κτέ.,  v.Thenguü 
Anal.  BülL  Χ  S.  Ιϋίί.  Η  ff,  Ast^rios  Migne  XI.  Sp.  160^  f 

3  Vgd    xB.  llermt^  triameg,  *S,  \h]  Parth^'y,   TlieoiioriJS  von  Mop», 
undi  S,  260  Reichardt. 


Pbilop. 


iipl 


m 


Β  rinkm  Ann 


βνθραιΤΓος    zq  ereetzen  eein.     Eine    wie  reicbe  Quelle    der  Ir*| 

rungen  die  compendiiiee   Schreibung  von  δνθραπτος  (ανος 

det  hat,    ist  ro  oft  aiifigefiibrt,    dase   es  der  Beläge  nicht  bedarf* 

C.   VU.    §  94  S.   10,   10  f.    ist    mit  Caeanbonua    zu    leaeo 
(φυτόν)  ή  άγριον   μεν,    ού    μην    δχρηστον   dvbpl    τ€χνίτη    φυ- 
τουργώ,    ή  καϊ  ήμερον   μ^ν,    δκαρττον  (für  €ί5καρττον)  W  άλ- 
λοις   ή    άπορίφ    τέχνης   πάλιν    άκλάόεοτον   κα\   άττότιστον  καΙ 
αυχμηρών :   Beugel»  zur  Rechtfertigung  dea  verkehrten  €υκαρπον 
bestimmte  Uebersetzting  wird  dadurcb    nicht  treffender,    daaa  aie 
K«   wiedürbolt    (8.  47),      In    den    nächaten    WorteTi    ΤΓνιΤΟμ€νον  _^ 
υπό  τών  ctxq  πολλών  και  περιττών  ^κφυομΐνιυν  βλαστών,   τ€-β 
λειοΟσθαι  b€  τή  βλάστη  και  φ€ρ£ΐν    τον    καρπόν    υπ*  άλλήλιιιν 
έμποοίΐόμενον  aublieasen  sieh  αλλήλων  und  έμπο5ιίόμ£νον  gegtn- 
eeitig  aus,    daran  ändert    auch    K.a  Taacbenapielerexegeee  nicht«. 
In  Einklang  werden  eie  gebracht,    wenn   man  entweder  αλλήλων 
mit  Rbodotnaii  in  αυτών  oder  αλλιυν  ändert,  oder    έμπα6ι δο- 
μένων für  έμπο5ιεόμ€νον  schreibt  und   mit  βλαστών  verbindet 
iJa«  letztere  dürfte,  abgeeeben  von  der  äueaeren  Probahilitat,  ao- 
wohl  durch  den  Gedanlien    als   durch  die   sprachliche   Form  (dh. 
durch  daa  hi  nach  TtXeiouüBai)  empfohlen  werden*     Weiter  §  95 
S.  19t  18  f.  1,  άνορύττων    hi  και   τών    έν6οτάτων  (ένϊ>οτάτω?  Μ 
vgl  §  114  S,  22,  23  τών  άνωτάτω    nnd    §  168  8.  32.  21   τών  " 
ένδοτάτω)  άποπειρώμενος  .  . .  κα\  άποκρι  νομ^νων  (für  άποκρι- 
ναμ^νιυν)  άκούων*     §  9Β  S.  20,  7  bat  Bengel  richtig  hergeatellt 
προσάγυυν    τους    παρ*  έ  αυτό  υ    (für  ίαυτώ)   λόγους   wie  §  96  ■ 
8.   1R,  22  und  §   111  S.  22,  IL      §  104  S.  21,  9  ff,  I.    σεμνά  % 
μέν    κα\    ουκ    άλαΖ:ον€υόμ€να  μέν  (?)  ή  ούκ  άΕιοπίστως  (für 
άΕιοπίστοις)  ταϊς  φωναϊς  κείμενα,  vgl.  ζ  Β.  S  12  S,  4,  10  λόγον 
ποιεϊσθαί  τίνα  σεμνοεώώς  και  άΕιοπρεπώς   ^ή  ταϊς  άναβολαΐς. 
Die  Structur    dea  Satzes  §    100  ff,  wird  Z,  24  voUständig  durch- 
brochen, aie  wieder  einzurenken  hat  mau  die  Wahl  τό  fiir  τούτο»  ■ 
ToOto  <ö)  oder  τουτο  <τό>  zu    echreibeu,    das    letztere  iat  wohl  | 
das  probabelste,    vgl.  §  123  S,  24,  8  und  §  141   8.  27,  7.     Im 
folgenden    §   109   S.  21,  30    wird   Caaanbonua*  Vermuthung,    5ή 
für  μη  einzusetzen, ,  das  richtige  treffen. 

C.  IX.  8.  23,  5  reiset  wieder  der  Pankt  hinter  καταστή- 
σεσθαΐ  Zueammengehöriges  augeiuander,  §  116  ist  eine  Zwischen* 
bemerkung,  mit  και  ταύτα  bi  beginnt  der  Nachsatz  zu  &  bk 
πάντων  8  115  S.  22,  26,  §  123  8,  24,9  1,  mit  Vossiue  und  Ca- 
saubonus  και  φρόνησις  ούχ  ή  (für  ουχί)  ποιούσα  κτί.  §  124 
8.  24,  13  ff.  ist  überliefert  ου  πάνυ  τι  5ώασκόντων  αυτήν  (dh. 


ψ     ν«"•  1 


Gregore  des  Thauniaturgen  Panegyricua  auf  Origünes 


m 


τήν  Οιυφροσύνην)  τών  αλλιυν  φιλοσόφων  και  μάλιστα  χε  τών 
vcuüiepuDv  .  .  *  οϊους  έγώ  ττολλάκις  έθαύμασα,  Οταν  τήν  αυτήν 
άρετήν  θ€θΰ  και  άνθρώτιυυν  και  Ιττι  γης  τψ  ττρώτψ  θ€ψ  σοφόν 
ΐΐναι  τον  σοφόν  ανθριυπον  άποίϊ€ί£ιυσιν.  Κ,  ach  reibt  nacli  der 
allgemein  recipirten  Verimithung  von  Voeems  und  Caiaybonue 
ίσον  für  dae  erste  σοφόν.  Allein  trotz  ibrer  Leichtigkeit  und 
Eleganz  ist  diese  Äen<lertiDg  doch  vielleicht  nur  ein  Nothbehelf, 
Denn  einmal  wird  man,  nachdem  von  der  Identität  der  mensch• 
liehen  und  göttlichen  Tugend  die  Rede  gewesen  iet,  eine  spe- 
ciellere  Formulirung  der  Gottgleichheit  des  Weisen  erwarten,  so- 
dann erecheint  dm  γης,  so  wie  es  da  steht,  nicht  nur  müe«ig, 
aondern  gradezu  ptörend.  Sollte  also  der  Fehler  nicht  vielmehr 
in  diesen  Worten  zu  suchen  und  mit  Äenderung  nur  eines  Buch- 
etabens  zu  lesen  sein  και  Ιπ'  ίσης  τψ  ιτρώται  θ€ώ  σοφόν  είναι 
τον  σοφόν  δνθραιττον?  Dieselbe  Corruptel  findet  sich  zB.  in 
einigen  Hss.  der  hjppokrat  Schrift  π€ρι  διαίτης  IV  90  S.  653 
η.  11  Littr^,  umgekehrt  las  man  bei  Methodios  de  reeurrectione 
II  24  vor  Bonwetsch  (S,  240,  18)  επίσης  für  im  γης. 

C.  X.  §  127  S,  24,  29  1.  ^  και  άπ€χθανόμ€νόν  τι  (für 
ίτΐ)?  §  J30  S.  2bf  14  ist,  wie  schon  Hoeschel  bemerkt  hat, 
έκπ οριζόμενους  statt  έκποριίομένοις  zu  schreiben.'  Vor  des 
Herausgebers  Kunst  der  'Interpretation*  (S.  47  *έκϊΓοριΖομίνοις 
abhängig  von  π€ΤΓ£ίσθιΐί  Ζ.  12')  verschwindet  freilich  jede  Schwie- 
rigkeit. 

C.  XL    Daes  §  135  S,  26,  5  ή  verkehrt  ist,  hat  K.  richtig 

Igeeehefi,  unzutreffend  ist  es  aber,  wenn  er  και  dafür  setzen  will, 

^Denn    das  Satzglied  τοιοοτον  εαυτόν    παρασχέσθαι  ΤΓ6ΐρώμ€νος 

ist  nickt»  wie  er  S.  47  meint,  den  Participien  άτταγγέλλϋΐν  (Ζ.  2) 

und  ahmv  (Z.  3)   parallel,  sondern    schlieest  sich,    wie   der  Ge- 

danke  lehrt,  eng  an  das  vorhergehende  oub^  XrfCtV  άΒών  e\  μή 

κτέ.   an   und    führt   dessen  Inhalt    in    der    bei  Gregor    beliebten 

Manier  weiter  aus.     Es  ist  also  jede  Partikel  Verbindung  wie  καΐ 

oder  ή  hier  überhaupt  vom  Üebel,    mit  anderen  Worten  ποιοι  t\ 

einfach  zusammenzuziehen  in  tcoioiti*    Damit  erhält  man  zugleich 

die  nach  §  129  S.  25,  12  (6οκοίημ€ν)  zu  erwartende  Form,  wie  auch 

§  124  S,  24j  18,  wo  Ä  ποΐ€ί  bietet  statt  des  erforderlichen  Optativs, 

nicht  ποιοι  sondern  ποι<^θί)ϊΊ   herzustellen  sein  wird,    §  139  S,  26, 

fZb  möchte  man  wegen  des  έμοί  bOK€iv    wie    um  des  και  άνυσί- 

μώτερον  κτέ*  willen    annehmen,    daes    vor    λίιτοντες    etwas   wie 

'   3ώς)  auHgefalien  sei,  vgl  g  79  S.  16,  11  und  §  149  S.  28,  17. 

C.  XII.    In  §  146  S.  28»  1   hätten   die  Worte    αύται   γαρ 


70 


Brinkmann 


(αι  άρεταί)  μεγισται  και  ύψηλαι,  κσ\  oύ^eτ€pα  λητττέα  ouh 
τ  ψ  τυχεΐν,  δτψ  μή  θ€Ος  γε  έμπνίοι  όύναμιν  wobl  eine  kurst 
Erlänternng  verdient,  da  «ie,  wie  e«  scheint»  von  der  UeHrzatil 
der  HerÄüiipeber  miesveretanden  sind.  Ee  liegt  hier  der  ^far  - 
nicht  seltene,  trotzdem  oft  genug  verkannte  Fall  vor,  daea  nach  ■ 
einem  Ver^ialadjectiv  auf  -τέος  im  folgenden  glei^liartigen  Sati- 
ijlied  der  Infinitiv  gesetzt  wird,  als  ginge  ein  b€i,  προ<Τήκ€ΐ  oder  . 
ileOTiV  voraos.  Vgl  Kühner  II  §  427  Anm.  2,  ferner  zB,  De-  ψ 
niokrit  fr,  eth.  157  Natorp  f8tob.  flor.  46,  44)  καταψηφιστέον 
και  μή  άποΚύειν»  Polyh.  Vi  4,  5  oό^έ  μην  πασαν  όλιγαρχίαν 
άριστοκρατίαν  νομιαιίον  ,  ,  .  •ηαραπ\ΐ\ύϊως  ουδέ  δημοκρατίον, 
.  .  ♦  τιαρά  δέ  φ  πάτριόν  έστιν  .  .  ,  τοΟτο  καλειν  δημοκρατιαν, 
wo  noch  in  Bullsche  zweiter  Ausgabe  <b€t>  vor  καλ€Ϊν  einge» 
schoben  wird,  Philon  mech,  S.  99,  23  ff.  χρηΟτΕον  icxi  .  ,  ,  t\ 
. .  .  άλ€ΐφ€ΐν  uo,,  Lukmn  Hermot.  3f>  ττάντιυν  όμοίιυς  άκουστίον 
f|  €ΐΟ€ναι  ÖTi  κτέ,  —  weitereR  bei  Fritzsche  Quaeet.  Luc.  S.  73  und 
du  Mesnil  Gramm,  quam  Luc.  eeciitus  fit  S.  56,  aue  Galeo 
führt  Miirqnardt  G.  ftcripta  min.  I  8.  ΧΧΧΪ  Beispiele  an  aber 
nur  um  sie  ;:u  beseitigen  — ,  Plotin  11^.  13  και  ουκ  άτταιτητέον 
ττάλιν  αγαθούς  πάντας  ούο*  6η  μή  τούτο  δυνατόν,  μ€μφ€σθαι 
ττροχ£ίραις  <ττρο0ήκ€ΐ  fiigen  Müller  nnd  Volkmann  ein)  ττάλιν 
άΕιοΰσιν  (»ic!)  κτέ,,  Aeneas  Gaz.  S,  26,  21  Boise,  ούκ  δρα  τώ 
έν  ήμΐν  τταώι  την  αρχήν  έτητρ€πτίον  ή  μή  θαυμάίίΐν  κτέ,  lieber 
den  verwandten  Gebrauch  des  Infinitiv«  nach  dem  Gerundium  im 
Lateinisclien  vgL  Madvig  zu  Cie.  de  tin.  II  31,  in3,  C.  F.  \V. 
Müller  zu  Seyflert»  Laelius  S,  421,  auKRerdem  zB.  acta  Archelai 
in  Rouths  KeL  «acr.  V*  8.  74  nee  qukqua/m  dea  ,  •  •  ascribendum, 
scd  maiorum  nostrur um  causam  aceipere  Safanam,  üeherdieAue- 
drucksweise  §  147  S,  2S,  6  f.  6ίκαιοι  μέν  ούν  ή  σώφρονΕς  ή 
τίνα  τών  αλλιυν  Ixetv  άρκτων  Ιτι  μέλλομεν  vgl.  besondem 
VablenK  Sommerprogr.    1900   S,  5   ff, 

C.  XIEI.  §  15β  S.  30,  8  ist  Casaubonue'  Voreclilag  άττο- 
καμοϋσα  (fiir  άττοκαμοΐισαν)  zu  erwägen^  §  1ί>7  S.  30,  11  f• 
natürlich  κδν  έττανορθουν  ϊτ€ρος  έθΑη  (für  ίθ€λοό  Χόγος 
zu   legen. 

C.  XIV.  Der  allerdinga  etwa«  verwickelte  Satz  §  161 
S.  3L  2  ff.  ifit  auch  nachdem  Bengel  €π€ίίΧθη  ρ^Εδίως  ge- 
tilgt und  Rhodoraan  πριν  φιλοσοφήσαΐ  Iiergestellt  hat  (während 
Jülicher,  Theologische  Literaturz.  18ίίΓι,  S.  DU  φιλοσοφή0ϊ;ϊ 
[vgl.  S.  30|  6]  vorschlägt  —  man  konnte  auch  an  den  Optativ 
denken)  noch  immer  nicht  vollständig  in  Orduung  gebracht.  Es 
ιηΏΒβ  ausserdem  entweder  &v  καΐ  ήτάπα  Ζ.  5  oder  προσανειχετο 


Ι 

ι 


Gregore  am  Thauniaturgen  Panegyricua  auf  Origeuci 


71 


αν  και  ήγαττα  Ζ,  β  f,  fallen,  wenn  man  uiclit,  was  vielleicht  vor- 
zuziehen, die  letzteren  Worte  als  eiDe  irrthiiinlicL  in  den  Text 
aufgenommene  Raniibemerkung:  anffaeBen  will,  die  besagen  sollte, 
vor  öv  και  ήγάττα  Ζ.  5  sei  προσανείχετο  einzuschaltend  Der 
Sinn  iet  doch:  *Benn  nicht  leicht  läest  sich  Jemand  bestimmen 
von  den  Lehren  «einer  Schule  abzugehen  und  einer  andern  bei- 
zutreten,  und  doch  würde  er  sich  vielleicht  gerade  dieser  andern 
•^  falls  er  nämlich  bei  der  Aufnahme  philosophischer  Studien 
suftlUig  ihr  zuerst  sich  zuzuwenden  beredet  worden  wäre  *—  an- 
geBcbloesen  haben  und  an  ihr  genügen  lassen,  weil  nooh  durch 
nichts  voreingenommen,  und  würde  dann  ebenso,  wie  er  eie  jetzt 
bekämpft,  um  ihretwillen  gegen  die  et  reiten,  der  er  jetzt  ange- 
hört'. §  164  S.  31,  24  f.  heiset  es  εαυτόν  χαρισάμενος  και 
έκόεχόμενος  εική  ώσττβρ  ?ρμαιον  τοις  προκαταλαβοΰσιν  αυ- 
τόν λόγοις.  Daes  hier  in  έκ56χόμ€νος  eine  Form  von  έκϊϊι&όναι 
bißw,  £κοίί)οσθοι  sreckt,  hat  K.  erkanntj  aber  weder  έκ5ιί)όμ€νος 
noch  έκδ€&ομένος,  was  er  in  Vorschlag  bringt,  ist  dae  richtige, 
sondern  wie  der  daneben  stehende  Aorist  χαρίσαμε νος  zeigt,  έκ- 
1>όμ£νος-.  Durch  Einschub  von  Silben  das  Wortbild  zu  er- 
weitern, ist  eine  nicht  seltene  Art  des  Verschreibene»  So  bieten 
zB.  bei  Arietoph,  Ecc!.  190  die  Hss.  ώνόμασας  statt  ώμοσας, 
Phiion  mech,  S.  ί^ίΙ,  37  λ€Τ€μβων  für  λέμβων,  Apollonios  ν.  Kition 
S.   17,  15  Schöne   Ορνιθας   füi-  όρθάς^  Fhilon    t|uod   det    potiori 

I  insid.  S,  280»  6  Cohn  όρ[€τ]άςι  Serapion  von  Thmuis  8.  79,  24 
Lagarde  π6φυ[λα]κότυϋν,  Ιο.  Philop,  de  opif.  mundi  8.  141,  5 
Heichardt  δυ[να]τικόν,  S,  163,  22  έvb€[λε]χoμ€VUJV  usw.  Auch 
in  modernen  Büchern  und  Zeilöngen  begegnet  man  Öfter  Schreib- 
oder Druckfehlern  dieser  Art,  zB.  Magdeburger  Zeitung  18.  9,  1898 
*selb8t[ver]ständige  Anschauungen  der  Arbeitnehmer  sind  ihr  ver- 
hasst',  K,  Hartung'sche  Zeit.  4.6.  1890  8.  2550  'Der  Haupt- 
reich thum  Masurens  .  .  ,  besteht  in  seinen  an  landfwirthjschaft- 
liohen  Keizen  reichen  Forsten',  Merckel  Die  Ingenieurtechnik  im 
AHerthum  S.  192  Schon  zu  Enniue  und  Luciliua  Zeiten  bedienten 
sich  die  Augurn    und  Mensoren  .  .  .  eines  metallenen  Meee[ingJ- 

'inetrunientes'  usw,  —  §  166  8.  32,  3  f,  1,  ώσπερ  ίκ  τενάτους 
ίν  ΐΓ£5ίψ  ττλατυτάτψ  5υ αδιάβατου  {für  Ιϊυσοιαβάτψ)?  Aehn- 
lieh   hat  bereits  Ebodoman    sowohl    Z.  10  έν    αυτή    (für   αύτφ) 


^  üeber  diese  Art  von  Randbemerkungen   soll  demnächst  beson- 
den  gehandelt  werden. 

2  Wegen  des  Mediumü  vgl,  Bengel»  Bemerkung  za  §  106  S  188. 


η 


Briokmann 


alfi  Ζ.  6  έν  αυτώ  5έ  αυτούς  κατέχοντος  (für  κατ€χον- 
τας)  verbeesert.  Bengele  Wii3eri*prudi  S,  214  iit  verfehlt, 
seine  Α uefrili Hingen  zeigen  nor,  dae«  der  Text  von  Gregori 
Hede  besondere  häutig  durch  faler.be  granimatiecbe  Angleicbmig 
(β,  Madvig  Ädveri.  I  S.  52  ff)  entstellt  iet  §  167  S.  S3, 
12  f.  wird  zu  ftcBreiben  sein  αϊ  h'  in.  oboi)  im  τα  fvbov 
άγουσι  μόνον,  fftu  (für  Sobov)  bi  ούοαμώς»  αύτης  γ€  (für 
Te)  της  ΐίλης  μόνης  oboi  τιν€ς  οΰσαη  fEobov  für  ßtu  i«t  wobi  ■ 
unter  dem  EinfluBB  dee  vorbergebenden  cvbov  verechrieben.  In 
gleicber  Weise  ecbeint  §  169  S.  32,  26  verderbt  zu  sein:  oύbelς 
bi  οοτ€  λαβύρινθος  οοτιυ  bυσ€£ίλικτoς  καΐ  ποικίλος  οΰτ€  Ολη 
ba(J€ia  και  ποικίλη.  Dase  ποικίλη  ζυ  ϋλη  nirbt  p^ftst^  halbe* 
reite  Bengel  geeehen.  Er  liemerkt  ganz  riclitig  S.  215  *  alternm 
(ποικίλη)  videtur  ex  alter  ο  (ποικίλος)  feetinante  librario  natuui 
et  pro  Tiescio  quo  epitheto  «friptiUD'.  Wie  häufig  eolche  auf  un- 
hewussteTi  Nachkliingen  und  umgekebrt  nuf  unwillkürlichen  Anti« 
cipationeit  beruhende  Fehler  in  den  Hie.  sind,  hat  besondere  A. 
Nanck  wiederholt  ausgeführt  und  mit  treffenden  Beispielen  be- 
legt, zuletzt  M^langee  graco-romainR  V  S.  268  f.  (vgl.  Ehein* 
Mus.  LIV  S.  99),  Man  kann  nie  auch  heute  überall  wie  in 
Rede  und  Gesprlub  (vgK  Meringer  und  Mayer,  VerBprechen  und 
Verlesen  S.  44  ff  j  so  in  Schriftstücken  und  Drucken  beobachten, 
sB.  bieten  in  Goetbea  'Guten  Weibern'  (XVI  S.  174  Heinpel) 
die  meieteu  älteren  Ausgaben  'Menschenkenner  und  Herzene- 
k  enner  tur  Herzenslenker,  in  der  K.  Hart ung'schen  Zeitung  vom 
9,  4.  18i>9  S.  1589  stand  *Ädmiral  KautK  erklärt,  er  eei  von  dem  deul- 
scben  Konsul  gröblich  k  ο  η  s u  i  t  i  r  t  (»tatl  ineultirt)  wordea  ,  in  der• 
selben  Zeitung  vom  29.  4.  189^  S.  1953  'Wir  hatten  unser  wei- 
tere» Sebicksal  im  Schicksal  (1.  Schwur)  besiegelt',  im  Phi* 
lologoe  LIII  S,  202  liest  man  *  Andere  antike  Ety  mologieni  Μ 
welche  den  Ursprung  der  Etymologie  {statt  Elegie)  in  der 
Todtenklage  suchen',  da»  Berliner  Tageblatt  vom  2t.  6.  1896 
druckte  Baron  von  K,  hat  Berlin  mit  14tägigem  Urlaub  ver- 
lassen, um  sich  .  .  ,  von  «einem  Urlaub  (statt  Unfall,  wie  in 
der  folgenden  Nummer  verbessert  ward)  zu  erholen*  usw.  Um- 
gekehrt heisat  ee  in  der  K.  Hartung'scben  Z.  vom  14.  β.  1900 
8.  3513  *die  Internatioji  (für  Incarnation)  dea  internatio- 
nalen Gedankens',  bei  Ed.  Meyer  Forschungen  I  S.  163  *  wie 
Heraklee  (1.  Herodot)  zu  seinen  Ansätzen  Herakles  1330  ■ 
V.  Chr.  ,  .  .  gekommen  ist*,  in  Harnacks  GescL  der  altohrletl. 
Litt.  I  8.  662  'Plotiri  (1.  Porpbyrios)  echreibt  v.  Plotin.  c.  16\ 
in  Lehre*  Vorrede   zur  Uebere.  des   Pbaedrua  und  des 


I 
I 


I 


!B  Gastmahle   ■ 


Gregors  dee  Tlmumalurgen  Pancgyriüue  auf  Origenee 


m 


S.  XIX  \4ber  da«»  Sakrates  (I.  Piaton)  bereite  dem  jungen  So- 
krates  ein  eulches  Bewiissteein  über  die  Ifleetilelire  beilegt' uüw. 
Ein  anthentisches  Beispiel  eolclier  Corruptel  ßntiet  sich  in  der 
vorliegenden  Schrifr  aelbßt  §  36  S,  8»  23:  der  Copist  von  Ä 
schrieb  im  Text  τή  δυνάμει  της  Ϊ5υνάμ€υυς»  verbeeeerte  aber  so- 
gleich am  Rande  ευφημίας.  Zwei  weitere  Fälle  sind  bereite 
in  den  ersten  Ausgaben  erledigt,  freilich  ohne  dase  K.  davon 
Notiz  genommen  hätte:  §  182  S.  34^  27  f.  hat  Voaeius  richtig 
hergestellt  σύν  πάϋϊ)  παρρηοίςι  (für  Trepiouaiif)  CK^eptioucfi 
ττάντα^  S  *205  S.  39,  15  f.  Rhodoman  ebenso  treffend  emendirt 
και  hr\  τταρα6ίΙ>ου  και  τταρατίθεσο,  μάλλον  5έ  άποΟίί>ου  (statt 
παραοίϊϊου)  τώ  άγαγόντι  ημάς  προς  σέ  θ€ώ.  Endlich  scheint 
der  gleiche  Fehler  noch  §  189  S.  36»  8  vorzuliegen:  άπολιπών 
την  την  άγαθήν,  ένθα  μοι  ούσα  ή  αγαθή  πατρίς  ήγνοεΐτο  πά• 
λαι  κτέ.  Gregor  schrieb  wohl  ή  αληθής  (ο der  αληθινή)  πατρίς, 
wie  οίκον  τοο  αληθώς  πατρός  Ζ.  10  und  υιών  τών  αληθών 
Ζ.  11.  —  Doch  zurück  zu  §  169  ö.  32,  25  ff,,  denn  dort  ist  noch 
eine  weitere  Schwierigkeit  zu  beaeitigen  :  ουδείς  hi  οίίτ€  λαβύ- 
ρινθος οΰτιυ  5υσ€£6λικτος  *  .  .  ούτε  πεδίον  οϋτιυς  ή  τέναγος 
beivov  κρατήσαι  τους  έμπελά^αντας  ώς  λόχος  εϊ  τις  εΐη  κατ' 
αυτών  τώνδε  τινυυν  φιλοσόφων.  Die  Unmöglichkeit  diesen 
Worten  in  der  überlieferten  Gestalt  einen  befriedigenden  Sinn 
abzugewinnen  ergiebt  eich  zur  Genüge  aus  den  von  Bengel 
S.  215  f.  abgedruckten  Cebersetznngeveriuehen.  'Omnes  necesei- 
tatem  coniecturae  confirmant '  bemerkt  er  dazu  und  verlangt  mit 
vollem  Recht  im  zweiten  Theil  des  Satzes  einen  dem  έμπελά- 
σαντας  des  ereten  entsprechenden  Auedruck  '.  Allein  ώς  λόγος, 
εϊ  τις  £Ϊη  καταντών,  τώνοέ  τίνων  φ.,  was  er  vorschlägt,  ist 
trotz  Jülichere  Znetimmung  zweifelloa  nicht  dae  Richtige.  Denn 
weder  iet  καταντάν  an  sich  hier  ein  paseendes  Wort,  noch  ein 
Grund  zur  Anwendung  der  periphraetischen  Construction  ereicht- 
lichj  endlich  fehlt  auch  daa  unentbehrliche  Objecto  Die  von 
Bengel  verfehlte  Abeicht  wird  vielleicht  am  einfachsten  erreicht, 
wenn  man  —  ohne  jede  Aenderung  des  Ueberlieferten^  nur  mit 
Beseitigung  der  byzantinischen  Orthographie  —  liest  ώς  λόγος, 
εϊ  τις  ίοι  κατ'  αυτόν,  τών5€  τίνων  φιλοσόφων.  Die  Verbindung 
von  ίέναι    mit  κατά  im  Sinne  von  'nachgehen^  Ist    der    griechi- 


'  Sowohl  dieacrhalh  ah  wegen  αυτών  τώνδέ  xivujv  dürfte  auch 
der  nahe  liegende  Gedanke  et  τις  είη  καΐ  (für  κατ')  αύτυυν  kjL  zu 
schreiben  nicht  etichhaltig  eein. 


71 


BrinlEviimDa 


•eben  Γγοαα  seit  Flstoa  getäulig.  Ihsr  S*ti  §  171  S.  da.  ^ 
fällt,  fto  wie  er  bei  K.  nach  der  Uebertieferang  lautet,  tn  i 
Stacke  aiieeinftnderf  da•  zweite  vod  cT  ttou  an  steht  ausser  ^ 
biodnng  mit  dem  ereten^  and  die  Optative  μένοι  und  biacTui^oiTO 
Z,  9  schweben  in  der  Luft.  Es  muss  demnach  eine  Conjunctiob 
aasgefallfn  sein,  die  die  beiden  Satztheile  zasammenband  und  die  ^ 
Optative  veraulasute*  Da«  kann  dem  Zueammenhang  nach«  wie  f 
bereits  Hoesohel  in  seiner  UeberseUnng  zum  Ausdruck  gebracht 
hat  (tä  quemaämodum  in  prafectione  aliqua  ,  .  ,  et  ipse  capik 
äublimi  in  tuto  maneret  et  .  .  .),  nur  eine  Conjanctian  finaler 
Bedeulnng  gewesen  «ein.  Es  wird  alio  —  sei  es  vor  ώ0π€ρ, 
Bei  es  vor  €1  nou  —  ein  iv\  die  von  Gregor  weitaus  bevorzugte 
Final  Partikel^  einzuHigeü  sein. 

C.  XV.  §  173  S.  33,  13  ist  die  starke  Interpunction  vor  JitfA 
TOUTUJV  in  eine  echwächere  zu  verwandeln  und  Z,  14  mit  Casau* 
bonue  zu  lesen  H€pi  τούτων  μέν  μη6€νι  (für  μηδέν)  προσ€χ€ΐν 
σομβουλ€ύυϋν,  ferner  §  174  Ζ.  18  wohl  ö  τί  ποτ€  σκοτεινόν  καΐ 
αίνιγματώδες  ή  ν  (fiir  ή)  wie  Ζ.  11.  Was  Κ.  dann  zu  %  \SZ 
S*  35,  7  f.  vorbringt  (S,  49),  vermag  alle«  andere  als  den  hier 
liegenden  Ansioss  zu  beseitigen  Verständlich  werden  die  Worte, 
wenn  mau  ί|μΐν  streicht:  ύίσπΐρ  τινά  φυτά  ώραΐα  ίαυτούς  φυ- 
τ6ύ0αντας  ή  €μφϋτ€υθ€ντας  [ήμΐν]  ύκο  του  πάντων  αιτίου* 
Der  beriühtigende  Zusatz  ή  €μφυτ€υθ€ντας  ist  vermuthlich,  Wo- 
rauf schon  Beogel  hlngewie»«n  hat,  liervorgerufen  durch  die  Er- 
innerung an  Mfttth,  ΙΓι,  13:  ττασα  φυτείαι  i^v  ούκ  ΐφύτευσεν  ö 
πατήρ  μου  ό  ουράνιος,  έκριευυθή(Τ€ται. 

α  XVL  §   186  a  35,   Ιβ  f.  konnte  wieder  die  Berückeich- 
tigung  einer  Ktiieudation  von  Caiaubonus   den   Herausgeber  davor 
bewahren,  einen  Binulosen  Text  zu  liefern.     Es  war  zu  lesen  —  mit  ■ 
Btlrkerer  lulerpunction    hinter    έγώ  --   κώ   λαλεϊν  ήρίάμην,    δ  ς 
(für  ώς)  καλώς  ίίων,  άκούων  λέγοντος  οιοασκάλου  και  σιυϋττιΰν. 
Ganz  dunkel  ist  sodann  der  Anfang  von  g   187  S.  35,  24  ff.  und  ■ 
K.e   Erklärung  S.  49  'δ  ht   δπείμΐ  Ζ.   25   =   quod    antem   übeo\      ι 
die  obendrein   einen   Vordersatz   ohne   Nachsatz  »tatuirt,   ist   nicht 
eben    geeignet  Licht    zu  schaffen.     Und    doch    war  schon   ßengel  Λ 
der  Wahrheil   mindestens  ganz   nahe  gekommen,   wenn   er  vermu- 
thete  μ€ν€ΐν    5^ov    €v  αύτοΐς   και  προς  αύτοίς   üjb€  iflir  ο  hi) 
αττ€ΐμι.     Nur   ist    dm    Satzglied    μίνειν    hiov   κτέ.    vom  Vorher- 
gehenden   zu   trennen  und,    was    der  Gegensatz    zwischen  μ€ν€ΐν 
und  δπ€ΐμΐ  lehrt,   eng  mit  dem  Folgenden  zu  verbinden:    μενειν 
Wov   —  δπ€ΐμι.     Εβ  liegt  aber  wohl  noch  eine  andere  Möglich- 


I 


I 


I 


Gregors  de»  Tbaumaturgon  Paiiegyrit'iis  nuf  Orig^ne» 


75 


k 


Denn  neben  έν  αύτοϊς 


ττρός  αύτοΐς  {nämlicli  τοις 
λόγοι  ς  TOÖ  θ€θυ)  ist  ein  übb€  nicht  gerade  notb  wendig,  ja  es 
licbeint  aus  dem  mit  jenen  Worten  gegebenen  V'jrsteUangskreiB 
ein  wenig  herauszttfallen.  Für  den  Sinn  genügte  diirchans  μ€ν€ΐν 
hlov  ev  αύτοΐς  και  προς  αύτοις  απειμι:  *  während  kh  in  und 
bei  ihnen  Latte  bleiben  eollen,  gehe  ich  weg  ,  Nun  ist  es  eine  in 
der  ftpäteren  Gräcität  verbreitete  Ausdrucksweiee,  nach  absoluten 
Parlicipien  wie  b€OVj  προίΧήκον,  Ιίόν  nebst  folgendem  Infinitiv- 
satK  fortzufahren  mit  ö  (¥\  di  usw.)  hi,  um  den  Gegensatz  zwiicben 
der  gebotenen,  geziemenden,  erlaubten  oder  möglichen  and  der 
factiachen  Handlunge  weise  einer  Person  stärker  zu  betonen. 
Vgl.  kB.  Origenes  g,  Cels.  VII  39  beov  bibdaKeiV  ίΐμας,  Ö  bk 
6ιαλοι5ορ€Ϊται  *cai  b^ov  €Övoiav  έαυταυ  beiEai  .  .  .  ö  be  φησι 
κτί.,  TiiuR  %^  Bostra  zu  Lucas  8^  37  (Fragm.)  b€ov  €ΐπ€Ϊν  τώ 
κυρίψ  Δεόμεθά  0ου  .  .  .  di  hl  άπό  φόβου  την  μέν  συυτηριαν 
έαυτυυν  τταρήκαν  κτέ,  Aeneas  ν.  Gaza  S.  24  Boisa.  eSov  €ΐς 
άστυ  ßabileiv  και  τψ  έρωτίώντι  συμπίν€ΐν,  ο  bk  καλούς  ιδρώ- 
τας ηδονής  άντικαταλΧάττεται,  Photios  in  Zapiski  biet.  phÜol. 
fai'ulteta  St.  Peterb,  XU  (1896)  S,  U,  24  f.  (hg.  von  Papado- 
pulos-Kerauieuö)  άλλα  beov  φ€ύγ€ϊν  ϊ>υνάμ€ΐ  πάση  καΐ  τον  b€U* 
τερον,  ο  he  και  τον  τρίτον  προ0φ€ρ€ται,  Nikolaos  Kabaailas  in 
den  Μνημ€Ϊα  άγιοΧογικά  des  Theophil  ob  Joannu  S.  S8  btov  συνη- 
σθήναι  Δημητρίψ  της  nepi  το  Otiov  αγαθής  ψήφου  και  τίθε- 
σθαι  και  αυτόν,  δ  bt  .  .  .  bLκας  τ€  λαβείν  ήπείγ^το  κτέ.^  Sollte 
nicht  ilanaeh  δ  hi  auch  in  diesem  Falle  zu  beurlbeilen  sein  ? 
μέν€ΐν  beov  .  .  .  ö  be  αττειμι,  φςύγιυν  .  .  ,  ούχ  ήττον  ob'  έγώ 
κτέ  Allerdings  eteht  es  hier  von  der  ersten  Person,  allein  wae 
daran  autil'ällig  ist,  dürfte  einigerniaaRsen  gerechtfertigt  oder 
tlüch  gemildert  werden  durch  die  Wiederaufnahme  mit  ob'  έγώ, 
—  DasB  ee  §  189  S,  36^  5  heiseen  raus»  καΐ  ö  καταλέλοιπα» 
προς  ταΰτα  πάλιν  επίστρεφα)  i^für  -φων},  hat  Hoeeebel  gesehen: 
dae  Kolon  steht  auf  gleicher  Stufe  mit  γήν  τοίγαρούν  fbopai  κτέ. 
Ζ,  1  und  και  την  έργάίομαι  κτί.  Ζ.  2.  Mit  Kbodoman  i«t  fer- 
ner §  193  8.  37,  5  fF.  zu  schreiben  λαλήσομεν  b€  τα  φγα  τών 
ανθρώπων,  τοΰτο  (δ  Κ.>  &ή  κα\  άπλύυς  (für  απλούς)  άρά  τις 
€Γναι  ν^νόμισται  avbpl  προφήτη,  ήμεϊς  bt  και  πονηρών  άνθρώ- 
πΐυν:  dh.  wie  Casaubonua  richtig  erkliirt,  'Ich  werde  nun  nicht 
nur  λαλεΐν  τα  έργα  τϋον  ανθρώπων^  was  echon  an  und  für  sich 


*  An  den    beiden    letzten  Stellen    ist    der    Sachverhalt   vou    den 
anfgebern  nicht  erk^uiit. 


7β  BriDkmAnn  Gregore  Punegyrioti•  aof  Origene• 

(απλώς,  vgl.  S.  17,  14.  25,  17)  dem  Propheten  (Fe.  16,  4)  ale 
αρά  gegolten  hat  (nämlich  im  Vergleich  zum  XaXeiv  τά  {ργα 
του  Oeou),  sondern  sogar  λαλεΐν  ^ργα  πονηρών  ανθρώπων  (näm- 
lich als  ^ήτιυρ  οικανικός)*.  Κ.β  Schweigen  ζη  άπλοΟς  άρα  ist 
beredt. 

C.  Xyil.  Aach  §  202  S.  38,  23  ff.  war  bereite  bis  aaf  eine 
Kleinigkeit  von  den  früheren  Editoren  ine  Reine  gebracht:  ίσως  tüi 
ύποστρέψομεν  προς  σέ  πάλιν,  φέροντες  έκ  τών  σπερμάτων  καΐ 
τους  καρπούς  καΐ  τάς  οραγμί^ας,  τελείας  μέν  ουχί  —  πώς 
γάρ;  [ου  getilgt  von  Voeeins,  Bengel  usw.]  —  οίας  bk  δυνατόν 
Ιΐμΐν  άπό  τών  έν  πολιτεία  πράξεων,  οιεφθαρμένας  μέντοι  (βο 
Bengel  für  μέν  τή)  ουνάμει  ή  άκάρπψ  ή  κακοκάρπψ  τινί,  μή 
καΐ  προσοιαφθαρησομένας  (für  -μένη)  bk  παρ  ημών  (βο  für 
ήμΐν  Υοββίαβ  η.  Bengel),  εΐ  6  θεός  έπινευοι.  Wae  Κ.  ζη  dieser 
Stelle  vorbringt  (S.  50),  kann  als  klassisches  Beispiel  seines  gmnd- 
sätzlich  *  der  Interpretation  grösseren  Spielraum  als  der  Kritik  ein- 
räumenden* Verfahrens  dienen.  Einer  weiteren  Belenchtnng  wird 
diese 'Methode*  nach  alledem  nicht  mehr  bedürfen:  schon  der  Ver- 
gleich mit  den  Leistungen  der  veralteten  ^Kritik'  des  siebzehnten 
Jahrhunderts  rückt  die  moderne  *  Interpretation*  ins  rechte  Licht. 

Königsberg  i.  Fr.  August  Brinkmann. 


ABC-DENKMAELER 


Die  eben  erecbienene  erste  Lieferung  dee  Tbeeaurus  Imgtiae 
latinae  giebt  keinen  Artikel  ABC,  keine  Belege  der  überlieferten 
Zeichenreibe  des  eog.  Alpliabete.  Und  docb  ist  es  eine  stattliühp 
Anzalil  von  Denkmälern»  auf  deneri  da»  kteiniscbe  Alphabet  ganz 
oder  mm  Theile  geechrieben  steht.  Freilieb  bilden  «iiese  Zeichen- 
reiben kein  Wort,  aber  doch  eine  Formell  die  keinen  Binn  haben 
mag,  aber  in  irgend  einem  Sinne  zu  irgend  einem  Zwecke  ver- 
wendet sein  muss.  Ehe  dieser  Zweck  untersucht  war,  konnte 
eine  richtige  Änfreibung  der  Belege  nicht  gegeben  werden;  und 
der  Zweck  der  Formel  konnte  nicht  geftuobt  und  gefunden  wer- 
den, ehe  die  hierhergehörigen   Belege   auch   der  zahlreichen  grie- 

I  chischeBr  etruskischen  und  oskiscben  Alpbabetreiben  zum  rechten 
Ueberblick  vereinigt  waren»  Diese  Untersuchung  dürfte  sieb 
vielleicht  beute  als  Nachtrag  zum  lateinischen  und  als  Vorarbeit 
zum  grieebiflchen  Thesaurus  Beachtung   erbitten,    wenn    sie   nicht 

[in  viel  bescheidenem  Gedanken  unternommen  wäre. 

Mancher  Herausgeber  dieses  oder  jene«  AbcdariuniH  hat  den 
Ureprung  seiner  Zeichen  und  deren  Eigentbtimitchkeiten  eingehend 
erörtert,  wenige  nur  haben  sich  Sorge  darum  gemacht,  wie  man 
darauf  verfallen  konnte,  die  sinnlose  Buobetabenreibe  an  so  man- 
eherlei  Orten  einzubauen,  einzuritzen  oder  aufzumalen.  Und 
wenn  man  hier  oder  da  einmal  versuchte  ein  so  rätbselhaftes 
Thun  zu  erklären,  konnte  schon  ein  Blick  auf  die  nächsten  gleich- 
artigen Exemplare  die  Erklärung  widerlegen»  die  auf  sie  nicht 
passte.  Meist  bat  man  angenommen  und  es  immer  wieder  vor- 
gebracht» dass  Schulknsben  diese  Uebungen  aufgeschrieben  oder 
das»,  wenn  es  eich  um  Steininscbrifteo  handelte,  die  Steinmetzen 
xnr  Uebung,  zum  Zeitvertreib  oder  auch  ali*  Meisterstück  diese 
Zeichenreihen  geliefert  hätten.  Man  wird  erkennen,  wie  weit 
diese  Erklärung  zureichen  kann.  Denn  das  ist  klar:  eine  Erklä- 
rung mues  für  alle  gleiob artigen  Texte  solcher  Reihen  passen  und 


7ft 


1  et  e  r 1 cl 


kann   nur  no  ihre*    Richtigkeit  liewühren.     So  ist   ee  denn   ΐιηΐιΐη 
^än^lieh«   wenn   eine  Deutung'  au»  den  Texten  f^elhftt  sirli   ergeben 
uod  an  ibnen  die  Prüfung  bestehen  «oll,  vor  allem  die  Doimmente 

7.Μ   durch raostern* 

L  Am  bekanntesten  ftind  eine  Aniahl  Vaiten.  auf  denen  ein 
arcliaiftclie«  griechinchefi  AlpbaWt  freschneben  iet.  So  uteKt 
auf  der  Bmii^  de?  eog*  Galftsi^ieeben  GefafReg,  dae  9ic\\  heute  im 
GregörianiBt'ben  Mueenm  befindet  (Lepfiiue  Annali  VUl  1  S.Hft  p. 
186  T,  B:  Röhl  IG  Α  554,  Kaibel  IGST  2120,  2.  KirchhoiT 
Griech.  Alpb•*  135,  weitere  Litteratur  hei  Helbig-Reisch  Führer  I 
Nr.  13Öfi},  ein  griechiscliea  sog»  cbiilkidiflchee  Alphabet.  Dan 
kleine  Gefäas  i^t  von  etruakieeher  Arbeit,  und  auf  dem  Bauche 
trägt  es  ein  etruBkieehes  sog.  Syllal-ar  von  dreizehn  Silbengrup- 
pen  zu  4  Silben  (im  ganzen  52  SilbenJ  hi,  im,  hu,  be^  ßi,  μα,  ^n, 
ßt  uaw.  Eine  Vase^  hei  AJria  gefunden,  Iriigt  das  Alphabet  wat 
dem  Deckel  von  Α  bi«  Κ  imit  2  Verstellungen ;  Lepsiiia  Annali 
ls36,    194  iiaL'h  Angabe  Lafiiis). 

Au»  Etrurien  stammt  wiederum  das  Buccherogefaa^i  dag  in 
Forniello  entdeckt  wurde,  nahe  dem  alten  Veji  (Motnm»en  Bul• 
leltino  deir  inst  1882,  91;  Küibel  IGSI  242ίΚ  I;  Kircbboff* 
135),  Zwei  grieebiftcbe  Alphabete  sind  dort  in  eigenthüinlicber 
Verbindung  mit  etriiaUiBeben  Zeichen  eingekrallt,  lieber  der 
eraten  Heilie  steht  in  etruekiscdien  Buchstaben  ur  ttr.  An  das 
erete  Alphabet  «chlieest  eich  direct  an:  säur  uaszuaz.  Die  dritte 
Reihe  beginnt:  uararntasuauzs,  dem  Alphabet  folgt:  aunassuai 
usauiiszHsa.  Ben  Schiusa  noch  zweier  Reihen  etruekiecher  Zei- 
chen bildet  süi'ua  zarita  Maruas, 

Ein  ziemlich  genau  enteprecbendee  grieebiRchea  Alphabet  — 
OB  iet  nur  Α  bi«  Κ  geRchrieben,  die  ßucbstaben  »teben  auf  dem 
Kopfe  unten  um  den  Bauch  dee  Getaiaea  —  findet  eich  auf  einem 
Topfe  «UB  dunklem  braunem  Thon  mit  einigen  linearen  Orna•^ 
inenteni  der  im  Corridore  der  Villa  Papa  Giulio  steht  (LVllI  G; 
publicirt  Monninenti  anticbi  IV  p,  320).  Dem  Alphabet  gegen- 
über «teilt  in  der  gleichen  Weise  wie  jenes  geschrieben  APA. 
Ob  der  Heraußgeber  mit  Recht  an  das  Wort  άρά  denkt?  Zwei 
andere  griechiache  Alphabete  stehen  auf  zwei  Vasen,  dip  in 
Unterit alten  gefunden  sind,  das  eine  auf  einem  va Senium  creta^ 
reum  (tonmi  deila  lekiine  ο  atamno  apuio  bei  Barnabei,  der  ea 
verüifentlicbt  hat  Notizie  degli  ecavi  18Sr>  S.  ml  f;  Kaibel  IGSI 
2420,  4),  das  andere  auf  einem  GeTaee  di  creta  gressa  ans  Miaa- 


ABCDenlcTOtiler 


η 


Hello  Itei  Arroento  in  fler  Basiliciita  (Robert  BnlletHno  ilelV  inst 
1875  p,  5<i;    Knibel  IGSI  2420,  6). 

Auch  aus  Griecltenlanfl  selbst  besitzen  wir  weni^stenR  eine 
Vüse  mit  iJiesetn  Heltsujrien  ßucbfitabensiihiTHick,  die  sieb  in  4er 
Vasen saramhne  dee  atbenischeii  NationalmUReume  befindet,  Ihr 
Fundort  ist  unbekannt  (Kalinka^  der  sie  au^führlicb  beRprocUen 
hat  Atlien.  Mittli.  1892.  101  if.,  weist  sie  Büotien  zu).  Er  ist 
da«  alte  epicborisf-be  Alphabet  und  doch  gehüren  dk  Buch' 
shtbefi formen,  weit  entfernt  rmi  archaischer  Strenge,  einer  jüngeren 
Zeit  an  (Kalinka  1031  Dem  einen  Alphabet  folgen  norh  zwei 
Zeichen,  in  denen  der  Herausgeber  die  Zeichen  Ξ  ίϊ  erkennen 
will,  die  vom  ionischen  Alphabet  hinztigekomnien  seienj  und  so 
wird  ihm  die  Vase  zum  Denkmal  der  Üebergangszeit  von  der 
alten  stur  neuen  ioniechen  Schrift.  SonRt  aber  ist  Stellung  nnd 
Form  der  Zeichen  in  nichts  von  dem  neuen  Alphabet  inficirt  und 
f»o  soll  eben  die  Vase  din  erste  Äeusserunff  des  hegimmuleii  Am- 
tjkfi'hs  enisciii'n  dem  alt  er  erbten  mtd  dem  neu  vordringenden  Af- 
phahet  sein  und  wird  iingerähr  dem  ersten  Jahrzehnt  des  vierten 
Jahrhunderts  zn gewiesen.  Ob  man  ein  ro  seltsames  Vermitt- 
ln ngsalphabet  begreiflich  findet,  wenn  es  zum  Schmuck  der  Vase 
dienen  oder  gar  einen  belehrenden  Zweck  haben  soll  (Kaiinka 
lUT  f.)? 
Η  Zum   Bchmnck    steht    da»    alterthümliche   Alphabet    gewiss 

Bicht  auf  einer  Scherbe,    die  in   Korintb   südlich    von    der  Burg 
^■nter   vielen    andren    gefunden    ist    (Höhl    IG  Α  20,  IS;    Kirch- 
^noff  ΙΟΐί)«     Die    andern    sind    sämmtlich  als    Votivtüfelchen    ver- 
wendet, mit  der  Aufschrift  von  Götter-  oder  Heroennamen»  einem 
άν^θηκ€ν  mit  dem  Namen  des  Weihenden  oa.  (Röhl  n.  20,  1  —  11 4)^ 
Offenbar  ist  noch  nachträglich  ein  Stück  der  Scherbe  abgebrochen, 
denn  das  Alphabet  beginnt   mit   e,    dreht    sich  dann  hei  λ  nach 
Kiechts  unten,  μ  und  ν  stehen  unter  einander,  dann  haben  οπ  ihre 
^!jängsaxe  in  der  horizontalen  Zeilenrichtung  nach  links;  die   fol- 
genden Buchstaben    bis  τ  stehen    nicht    βοΐκΙτροφη6όν,    sondern 
wie  Ρ  zeigtj  mit  der  Richtung  nach  rechts. 

Wichtiger  als  der  Charakter  und  die  Herkunft  des  be- 
treffenden Alphabete  ist  in  allen  Fällen,  die  ich  anführte,  für 
die  Frage,  die  hier  gestellt  ist,  die  Provenienz  des  ganzen  Ge* 
fasses.  Die  Scherbe  kommt  für  uns  nur  als  Scherbe  in  Betracht: 
erst  anf  die  Scherbe  ist  die  Buchstabe  η  reihe  geschrieben.  Wozu 
dienten  jene  Vasen?  Soweit  es  genaue  Angaben  giebt  über  ihren 


80 


Die  ter  ί  ch 


Fundort,  fttAmmen  «ic  aiiR  Gräbern.  Au«<iriiekUch  wird  ee  goet^i 
von  der  Galaeeivaee:  me  stammt  auti  einem  laeretatiischeo  GrsW; 
von  der  VaRe  aus  Metapootr  iie  ward  in  der  dortigen  Kekro{x>Ii• 
gefötiden;  von  der  Vase  von  Mieanelli):  eie  iat  im  Grab«rgeliict 
auegegraben  (s.  Robert  a.  a.  0.  p.  56  u.  57);  vod  dem  Gefist 
in  der  Villa  Papa  Giulio:  es  Rtammt  aue  einem  Grabe  der  Ke- 
kropole  von  Narce  (a.  a.  0.  320),  Ee  bleibt  nur  eine  Vaw 
ausser  den  bisher  genannten,  auf  der  eich  eine  unvolletandige 
Alpbabetreihe  Wßndet.  Freilich  ist  es  hier  ein  besonderer  Fall. 
Zwar  sind  die  drei  ersten  Buchstaben  des  Alphabets  auf  dem 
llalee  des  Getäeees  eingeritzt,  aber  die  lungere  Reihe  Α  hit  θ 
steht  in  wirrem  iiurcheinander  aufgemalt  auf  dem  Schild  der 
Athena,  die  auf  dem  Bilde  der  Vase  dargestellt  ist.  Ee  ist  eine 
panathenaeische  Amphora  der  Würzburger  Sammlung  (n,  389  Γγ 
liehe  Beiträge  zur  Kuneti^eeehirhte  IV  39  f,).  Für  unsere  Frage 
haben  wir  BuchstabenzeiLhen  nicht  auf  einer  Vase,  sondern  auf 
einem  SchiUle  zu  re^istriren. 

Dann  aber  müssen  wir  uns  andern  iJoeumenten  zuwenden. 
Auf  Amorgos  steht  am  rauhen  Felsen  eingehauen  ein  Theil  einet 
alterthümlichen  Alphabetes  (Röhl  IG  Α  39D).  Ebenfalls  in 
AmorgoB  findet  eich  auf  der  Rückseite  einer  andern  Tnst^hrift  das 
ionische  Alphabet  *24mal  nacheinander  eingemeieselt  (Roas  Inscript. 
ineditae  TT  n.  127).  ilenaueres  ist  über  eine  Alphabelinschrift 
nicht  zu  ersehen,  die  Luigi  Cepolla  1805  bei  Vaste  {* proff 
Basfam  ruri  quodam  dkto  ÄleUkhe*)  auf  der  Calabrischen  Halb- 
insel * mi  promunturium  Taptfgittm*  abgeschrieben  hat  (nach  tV 
pollas  Papieren  zuerst  bei  Mommsen,  ünteritaL  Dialekte  i9 
Anm.  i\  Röhi  IGA  546,  Kaihel  /(?5/ 2420,  5 ;  KirchhofT  157). 
TInd  hier  darf  noch  seine  Stelle  finden  das  Fragment  eines  Ziegels 
0.10  lang,  0^7  hoch,  auf  dem  mit  schwarzer  Farbe  ,,eingeritit^' 
steht  (Arehäolog.  Anzeiger   1863  S.   92): 

ap  βαρ  γαρ  bap  0  .  .  . 

€p  ßep  T€p    btp  θ€  .  .  . 

ηρ  βηρ  γηρ  h^p  θηρ  μ  .  . 
und  in  dieser  Weise  weiter  bis 

u>p  ßujp  γυυρ  6ii>p  θωρ  μ  .  , 
Von  griechischen  Inschriften  bleibt  zunächst  nur  noch  eine  anzu* 
fliliren  Übrig:  es  ist  eine  Bleiplatte  aus  Athen,  welche  die  28  atti- 
schen Zahl  buchst  II  be η  trägt.  Lmtrn  irretfitiare  tli  ptomho  laatet 
ihre  Beschreihang  van  Pervanngln  (Bullet.  delT  inst.   1^Γ»7,  75), 


I 


AÖC-Denlcmälei' 


u 


6ΰΗ  diverse  tmee  e  le  Idiere  delf  nlfabdo.  Eine  Angabe  fiber 
die  Herkunft  haben  wir  nicbt:  eint;  attische  Bleitafel  hat  an 
flieh  einen  beschränkten  Krein  de«  Gehranchs»  dem  sie  gef!ic*ut 
haben  kann. 

Eine  Inschrift  Btelle  ich  allein.  Sie  mag  den  llebergang 
bilden  zu  den  lateiniBcbeii  DocumeDten.  Bei  der  Villa  Aldobran- 
dini in  Frascati  im  Gebiet  von  Tiiscnlnm  ist  ein  Stein  gefunden 
—  la  iastra  servt  u  i-hiudere  if  loetdo  sc  ρ  u!  er  nie  di  Ponzw 
(de  EoBsi  BalL  di  aroh.  criftt.  1881,  131)  ^  die,  obwolil  sie  aus 
später  römischer  Zeit  etammt,  das  griechieclie  Alphabet  bis  Μ 
zeigt  Auch  der  Name  des  Mannes,  der  dort  lag,  wird  in  latei- 
t       Diicher  Form  mit  griechi sehen  Buchstaben  gegeben  ΠΟΝΤΙΙ. 

^m  2.    Eine  ganze  Eeihe  von  lateinisch  en  Alphal>etinschriften 

Β  echlieast  sich  den    vorgeführten    griechiaehen  an.     Kur  zwei  Ge- 

^Vflaee  weiss  ich  hier  anzugeben  (deren  Nach  weis  ich  meinem  Col- 

legen  Gundermann  %'erdaBke).      Das    eine  —   es  iat  eine  Aschen- 

I      iirne   — ,  das  auf  dem    Hauptsteine  zu   Mainz  gefunden  ist,    zeigt 

^kriugsuni  das  Alpbabel    nebet    andern    Ornamenten  (Becker,  Rom* 

1       Inschnften   des  Museums    der  Stadt  Mninz  S.   110  e  n,  \λ).     Da« 

andere  wurde  in  Maar  bei  Trier  gefunden,    tragt  ausser  dem  auf 

den  Kopf  gestellten  Alphabet    nahe    dem   Fasse    des  Kruges    die 

kW  orte 
artuis  ftttutor 
ort  Ügo  dermmogni         futulor 
Tind  von  epäterer  Hand  eingeritzt  aprilis  und  einige  unverständ- 
liche   Zeichen    (Lehner  Westdeutsche  Z«.  XI Ι  1893,    Korrespon- 
denzblatt  Nr,   10,  S.  201  flFO-     Bemerkenswerth  ist,  dass  das  Al- 
phabet mehrfach  andere,  scheinbar  ältere  Formen   zeigt   als  jene 
andern   Worte.      Ifdi  halte    die  Deutung  Bücbelers    für  schlagend 
Art(um)  Hgo  Dereomogni,  Artus  fututor  (seil*  est):  ich  weihe  (zu 

kligare  vergleicht  Bücheier  Bull,  deir  inst.  1860  S,  70  IJeleims 
$uom  geniom  dis  inferis  mandaf  .  ,  ,  ne  qitis  mm  solrat  niai 
fioa  gtii  Itgamus,  und  CIL  X  8249)  den  Artus,  Sohn  des  Π, ; 
Artus  ist  fututor.  Es  handelt  sich  also  um  einen  Deüxionszaulier 
in  der  Inschrift  und  es  niuss  hier  ausdrücklich  bemerkt  werden, 
daee  das  Gefiisa  auf  dem  römischen  Oräherfelde  ausgegraben  ist. 
Wir  haben  schon  oben  festgestellt,  da««  auch  die  griechiwidien 
Alphabetvasen,  soweit  ein  Fundort  nachweisbar  ist,  aus  Gräbern 
stammen. 

Eine  merkwürdige   Marmortafel  ist  an    der    via  Lafina  ge- 

Hlieln.  Mm.  f.  E'bllol•  N.  F.  LVL  t5 


6i  bieterieh 

fanden.  Zweimal  stellen  da  die  Zeichen  Α  bie  Η  und  G  bie  2 
—  das  zweite  Mal  iet  das  Ζ  dreimal  wiederholt  — ,  dano  von  Α 
bis  Υ  (mit  doppeltem  M),  nochmals  Α  bis  Q  (ohne  M),  6  bis  Ζ 
(Henzen  BuUett.  delf  instit.  1862,  29;  CIL.  VI  6831;  β.  de 
Rossi  Ballett,  di  arch.  crist.  18S1,  130).  JPärmi  faeile  renden 
conto  di  quesia  hiezarria ,  sagt  de  Rossi  (a.  a.  O.),  essa  ci  affre  gli 
esercizi  d'un  discenfe  d'arte  lapidaria.  Hat  der  Steinmettlehr- 
ling auch  die  Bachetaben  D  •  Μ  •  S  am  Schlass  der  leisten  Reihe 
mitgetibt,  die  sich  ganz  regelmässig  ansohliessen  and  darohmiie 
nicht  ohne  Rücksicht  auf  die  Alphabetreihen  später  zagefftgt 
scheinen?  Wir  wissen  ja,  dass  der  Stein  aus  einem  Colambariam 
stammt:  es  ist  eine  Grabinschrift,  bestehend  aas  Alphabetreihen 
und  DMS. 

Einen  nicht  minder  wichtigen  Zusatz  trägt  eine  Marmor- 
tafel, die  bei  Petronell  in  einem  Dolichenusheiligthum  gefunden 
ist  (Ealinka  Athen.  Mitth.  1892,  122).  Was  auch  sonst  noch 
auf  der  Tafel  gestanden  haben  mag,  sie  enthält  das  lateinische 
Alphabet  (mit  YZ)  und  die  Formel  ex  visu.  Zusammen  mit 
dieser  Tafel  ist  zB.  ein  Votivstein  gefunden,  der  dem  TuppUer 
opHmus  fnaxitnus  Dolichenus  geweiht  ist  pro  $al{tä€)  imp(eratcris) 
Cae${aris)  M{arci)  Aurielii)  Commo(di)  Aug{us(i).  Das  Alphabet 
der  Marmortafel  ist  auf  göttlichen  Befehl  dem  Doliehenue  geweiht 
worden. 

Auf  einer  andern  Marmortafel  aus  Verona  (CIL  V  3892 
tabula  marmorea  cum  foris  circularihus^  in  quibus  singtdis  singulae 
aiphaheti  litterae  scriptae  sunt,  reperta  Veronae  1812  cum  If- 
ceum  factum  est,)  steht  nichts  als  folgende  in  einem  von  rechts 
nach  links  laufenden  βου(Ττρθφη&όν  geschriebenen  Buchstaben- 
reihen : 

DCBA 
EFGH 
NMLI 
OPQR 
In  Lambaese    ist    das  Fragment    einer  Inschrift  parmi   les  mati' 
riaua   du  fort    hyzantin  gefunden,    ein   Steinstück   0,55  m  hoch, 
0,70  breit  (CIL   VIII  3317).     Auf  einer  bereits   weggeworfenen 
Inschriftplatte    ist   der  nntere  Rand   zu   oberst  gekehrt,  und  nun 
sind  in  zwei  Reihen  folgende  Buchstaben  darauf  geschrieben: 

aa  hh  cc  dd 
gh  kl  mfi 
Offenbar  in  ähnlicher  Weise  wie  die  weggeworfene  InschriftplaAt• 


AÖC'ftenltTniller 


hat  man  da§  Stiifk  einer  Hanle  aus  Aquileja  verwendet,  das  dort 
aUe  Marfgtmne  in  der  "Nahe  des  eog.  CircuR  gefunden  ist, 
0.43  m  hoch,  1,16  Umfangj  mit  2  Dübel liichern.  In  aclilechten 
Bnclistaben  ist  darauf  das  Alphabet  von  Α  bifi  Ζ  eingeritzt  {Arch,- 
epigr.  Mitllieilungen  aus  Oester reich  1881   p.  124  n,  16). 

Von  Ziegeln,  auf  denen  in  grossen  cureiven  Linien  da»  AI* 
phabet  eingeritzt  ist,  weifte  ich  vier  anzugeben:  der  eine  «tarnnrit 
auß  Stein  am  Anger  in  Ungarn,  ist  jetzt  im  Museum  zu  Pest  nnd 
«eigt  in  vier  Reihen  ein  Alphabet  bis  Ζ  (CIL  III  p.  062,  XXV Π 
Nr.  1);  der  andere  etanimt  aus  Holledoi)rn  in  Holland,  hat  eine 
Buchet abenreihe  Α  bis  X,  die  andere  Α  bis  Κ  (Branibach  CIBhefi. 
110);  ein  dritter  eiammt  atia  Claniuntum,  giebt  duB  Alphabet  bis 
Ζ  neben  dem  itigillum  der  kg,  XIII I  {CIL  III  Suppl.  ίϊ  η. 
11453),  der  vierte  fttaninit  aus  Dacien,  ist  im  Museum  von 
Deva,  zeigt  drei  Alpliabetreihen,  deren  zweite  allein  vollstäadig 
das  Aiphabet  giebt  (Ärch,-epigr.  Mitth,  aus  OeBferreit5b  VIH  4fi). 

Κ  Εβ  bleibt    noch    ein    merkwürdiger  Stein    von  Trapani,    der    als 

■  forma  lapiäen  bezeichnet  wird,  als  Matrize»  mit  der  die  Buch- 
fttaben  in  weiche»  Material  gedrückt  worden  seien  (CIL  X  8064, 
1;  de  Rossi  Bnllett.  di  artrheoL  crist.  1881»  136),  Die  nnige- 
kehrte  Form  der  Buchstaben  scheint  auf  diesen  Gebrauch  hinzu- 

I      weisen, 

^m  Έίη  in  seiner  Art,    no    viel    ich    wei^e,    einzig  daatehendee 

kleinee  Denkmal  mag  hier  seiue  Erwähnung  finden.  Aus  Pompei 
stammt  die  kleine  Terracoüafigur  eines  Kalilköpfigen  phallischen 
Alten,  die  als  Lampe  gedient  hat:    ii  ^uo  fallo  servc  come  hecco 

IdeUa  lucerna.  Weiter  giebt  Trendelenburg,  derBullett.  delT  Inst. 
1871,  S.  253  f.  von  dem  Funde  Bericlit  erstattet»  an,  dass  der 
Alte  in  den  Händen  halte  un  ruofolo  smlnppah,  sul  quak  teg- 
(fonsi  h  leUert  ΑΒΓΔΕΖ. 

Die  gleiche  Weise  der  Anwendung  wie  die  griechischen 
und  lateinischen  Alphabete  auf  Vasen  und  auf  Stein  hat  das 
etruskische  Alphabet  gefunden.  Ich  darf  kurz  auf  die  vor- 
handenen Documente  hinweisen:  das  kleine  schmucklose  Tongefäsa 
von  Bomarzo  bei  Viierbo  fFabretti  n,  2436;  Monimsen  ünterit, 
Dial.  8.  3),  die  zwei  Pateren  und  den  Krug  von  Nok  (Fabretti 
n.  2766.  2767,  Mommsen  6  f.,  313  f,»  Müller-Deecke  Etrusker 
BlI^  Taf.  VIII,  IX  j,  die  zwei  clusinischen  Kalksteine  mit  drei  AI* 
pbabeten  {Fabretti  Suppl  n,  163— 6»  tab.  V).  Auch  hier  ist  es 
bei  den  Vasen  wenigstens  ohne  Weiteres  anzunehmen,  dass  sie 
atie  Gräbern  stammen. 


84 


bietertch 


3.  Unter  den  grieihJKtli^n  und  lateinUchen  AlpliJiWiJi* 
Bchriflen  «chlieiifen  sich  nun  diejenigen,  die  wir  bisher  nicht  be- 
rücksicliligt  huheTi^  gaiiJt  von  selbst  zu  einer  Grnppe  zueammen: 
die  geritzten  oder  gemalten  Auf»chrtften  auf  Wunden.  Den 
Alpbabetioiicbriften  der  Vasen,  die  in  etruskiecben  Gräbern  ge- 
fuuden  warden,  entepricbt  die  Wandinecbrift  einee  etruskiacben 
Grabet  bei  Colle  in  der  Nähe  von  Siena  (Hoebl  IG  Α  535,  Kaibel 
IGST  2420,  3;  KircbhofT  135).  Aueeer  allerlei  rothatif gemalte  η 
etrnekiechen  Inschriften  befindet  mch  dort  ein  cbalkidiecbee  Al- 
phabet Α  hh  0  und  ein  ,Bynabar'  μα  μι  μ€  μυ  να  νο  .  ,  ,  der- 
eelben  Art  wie  auf  dem  oben  angeführten  galaeeiechen  Gefüise 
aue  Caere.  lob  achliesee  gleich  hier  zwei  vereinzelte  Wandin* 
aühriften  an^  beide  Graffiti,  die  eine  an  einer  inneren  Thiirwa&d 
des  Excubitoriume  der  vigilee  in  Traetevere  (CIL  VI  3074;  Πβη- 
zen  Annali  1874  p.  150,  77K  die  andere  an  einer  Wand  in  den 
auggegrabenen  Räumen  von  Carnuntum  (Ärch.-epigr,  Mitth.  aun 
Oeiterreich  VUI  80;  das  Alphabet  geht  nur  bie  R),  Eine  ^r- 
etaunlicb  grosse  Anzahl  angeücbriebener  Alphabete  findet  aicb 
aber  da,  wo  wir  die  Wände  der  Häuaer  einer  antiken  Stadt  beut« 
noch  vor  Augen  baben»  in  Pompei.  Da  fijiden  sieh  griecbieche, 
lateinische  and  oekiecbe  Alphabetreiben.  Dae  griechieobe 
Alphabet  iet  in  den  mannigfaeheten  Tbeilreiben  vorbanden  van  Α 
bis  Γ,  Α  biB  Ε,  Α  bis  Ζ,  Α  bis  Κ,  Α  bis  Μ  oder  Ν,  ee  ist  auch 
nach  dem  vollständigen  Alphabet  die  gleiche  Reihe  rückläufig 
wiederholt,  so  dass  ein  voll  stand  ige«  Palindrom  entsteht.  Bisa 
zählt  16  eoitber  griechischer  Reiben  [CIL  IV  ρ.  164).  Die  Ta- 
teiniscben  Keiben  sind  kaum  minder  mannigfaltig,  und  man  mag 
beachten,  daes  auch  die  vollständigen  Reihen  immer  nur  bis  X 
reichen.  Eine  besondere  Erscheinung  sind  die  Reiben,  in  denen 
zum  ersten  Buchstaben  jedeimal  der  letzte  gesetzt  wird,  zum 
zweiten  der  vorletzte  usf.,  ao  dass  eine  Buchstabenfolge  dieser  Art 
entsteht    AXBVCTDSER    uefJ.     Die^e    kleinen    Documente    um- 


i 


^  Diese  Yereinignug  der  Buchstaben  aus  der  aufsleigendeD  Hälfte 
(A— K)  mit  deti  nach  Analogie  der  Mouatttage  rückwärts  gezählten 
der  atj«teigendeti  Reibe  (X — M)  muM  verbreitet  geweseti  sein.  Die 
Benare  des  L.  Cassiua  Cueicianu«  sind  in  der  Weise  mit  Münzzeicben 
verseben,  dass  dem  Buohstaben  der  Vorderseite  zB.  Λ,  B.  C  usw.  anf 
der  Rückseite  das  entsprechende  Zeichen  der  «weiten  Alpbabethalft«, 
alio  xB.  X,  V,  Τ  usw.  eutspricht,  demnach  A— X  oder  B— V  uaw.  je 
auf  einer  Münze  vereinigt  werden,  s.  E.  Babelon,  Descr*  des  mounräl 
de  la  republique  romaine  1,  3^7,   Mommsens  Rom.  Münzwesen  S. 


faeeen  in  CIL  IV  die  Nummern  2514  bie  2549^^;  Ee  eind  alles 
Graffiten  und  alle  stehen  an  den  untereo  Theilen  der  Wände; 
dae  bat  man  zum  Btiveise  dessen  angeführt^  dnsR  wir  hier  die 
Scbriftfltellerei  von  Schulknaben  wiederÄUerkennen  hätten.  Ich  uiuee 
noch  zwei  oskieche  Alphabete  gleicher  Art  in  Pompei  erwäh- 
nen (CIL*  IV  p,  161;  riorelli  Inecr.  ose.  Pomp.  p.  12  tab.  X 
ii— 12;  Mommien,  ünterit.  Dial.  188;  Mau  Bullett.  dell*  inetit. 
1875,  60  C),  Wir  wollen  uns  zugleich  darauf  aufmerksam 
machen  lassen  (Mau  a.  a.  0.  61),  dase  des  Schreibers  Mutter- 
sprache oi^kiech  nicht  gewesen  sein  kann;  denn  er  acbreibt  von 
links  nach  reclits  und  einige  Buchstaben  nehen  ganz  gleicb  den 
betreffenden  lateinischen. 

4.  Alle  Hauptformen  des  Gebrauches  der  Alphabetreilien 
in  der  antik-heidnischen  Welt*  leben  weiter  innerhalb  der  antik- 
christlicben  Welt.  Ich  gebe  die  mir  bisher  bekannten  Bei- 
spiele. In  Karthago  hat  auf  dem  Friedhofe  der  alten  Christen 
unter  den  Resten  eines  Baptisteriums  Delattre  ein  TerrÄCottage- 
fäte  entdeckt,  da«  auf  dem  Halse  ausser  dem  Bilde  des  Kreusee 
nviA  zweier  Fische  die  Zeichen  ABC  zeigt  (Bullet,  di  archeol. 
crist  1880  Tav.  VIII  dazu  de  Rossi  ebenda  1881,  125  ff.).  Es  ist 
in  der  That  die  Annahme  de  Koseis  sehr  naheliegend,  dasa  wir  es 
mit  einem  beim  Taufakte  gebrauchten  heiligen  Gefass  zu  tbun  haben. 
Ich  darf  mit  dieser  Vase  unmittelbar  vergleichen  einen  Kasten, 
*der  oben  und  unten  von  Bronceplatten  gedeckt  war.  Die  eine 
Platte  trägt    in  vier   Kreisen  geschrieben   das  stets  gleiche  latei- 


^  loh  stelle  absichtlich  nicht  in  meine  Aufeahlung  der  Documente 
einige  Alphabetreihen  ein,  die  eich  in  Handschriften  iindeu.  Berlhelot 
gieht  im  ersten  Bande  der  Collect ion  des  anciens  alchimistee  grece 
S.  \ό^  nach  einem  cod.  Marcianus  7.wei  Reihen  der  aeltsamen  Zeichen^ 
die  dann  mit  den  gewöhnlichen  griechischen  BucbBtaben  in  der  AI* 
phabetreihenfolge,  die  darüber  geschrieben  sind,  erklärt  werden.  Da- 
neben steht  dann  in  dieser  Zeiche  η  eck  rift  mit  der  Autlösung  darüber 
άλφάβητος  των  γραμμάτων.  Aueaerdem  steht  dabei  έλινηκά  (=  ελλη- 
νικά) und  ί€ρογλυφικά.  Zum  Thi.^il  genau  diewelben  Zeichen,  in  der• 
selben  VVeise  geachrieheti  und  erklärt,  habe  ich  in  einem  Neapler  Codex 
HC 33  föl.  7v  (unten)  gefunden  und  dabei  steht  γράμματα  ΐ€ρογλυφικά 
απ€ρ  ^v  τείχέσιν  καΐ  ^v  ττέτραις  ίγραφον  ^'λ€ν€ς  (sie),  l^  handelt  sich 
offenbar  um  eine  tiebt'Enii5chnft  und  ιερογλυφικά  —  mit  *  Hieruglypheu ' 
haben  die  Zeicbcn  nicbts  zu  thun  —  soll  wobl  nur  sagen,  daM  es 
heilige  Zeichen  sind-  Aber  die  Alphabet  r  ei  henf ο  Ige  hat  in  dieser 
Anweisung  weiter  keine  Bedeutuug. 


I 

m 

I 


m 


Dieti 


nieche  Atphabtit,  in  der  Mitte  stwisuheTi  je  atwei  Kreisen  i»t«ht 
lesen  titus  tn  rieo  (Bullett.  di  archeol  crist.  1^80  Tav.  \I1  Fig»  l' 
dazu  p.  172).  Gietnlier  Art  let  eine  Bronceecbeibe,  die  ringt- 
herum  ebenftilU  das  Alphabet  zeigt  (ebenda  Fig.  2  p.  12i). 
Jener  Kasten  stammt  aue  Rom  und  mW  etwa  dem  4,  JaJürh.  an* 
geboren.  Die  Inecbrift  vivas  in  deo  weiet  darauf  bin,  dmea  ein 
Zueammeobaug  mit  Tod  und  Grab  vorliegt.  Wir  besitzen  aucb 
ohrietlicbe  Inecbrifteteine  mit  dem  Alphabete,  Ein  merkwürdiger 
Marmorblock  aus  dem  Circue  Flaminiue  trägt  zwiacben  /wci 
Kreuzen  die  Alpb.'ibetreibe  (ßullett.  di  arcb.  cbriat.  1887,  läd)| 
und  man  darf  gerade  hier  zti  bemerken  nicht  versäumen^  da«« 
auch  dieses  lateinische  Alphabet  nur  bis  X  reicht,  obwohl  doch 
die  ganze  Inschrift  ine  VI.  oder  VII.  Jahrb.  nach  Chr.  gehören 
wird  (de  Rossi  a,  a.  0.),  Ein  anderer  chrietlicber  Inschrift- 
stein  tragt  nur  die  griechischen  Buchstaben  ΑΒΓ,  er  ist  im  Ci' 
miiero  oatriano  gefunden  und  diente  als  Verscblussplaite  für  daa 
Grab   eines   Knaben  (de  Rossi  a.  a.  0.    131). 

Endlich  haben  eich  auch  christliche  Wandinschriften  gefun- 
den. In  den  Katakomben  von  Bolsena  finden  sich  unter  eiafff 
Reibe  von  Kreuzen  ausser  dem  Worte  Fax  und  um  das  Btld 
eines  Brotes  Theile  des  Alphabetes  eingeritzt  (CIL  X  2887  vgl 
de  Rossi  Bullett.  dt  arch.  crist.  1881,  132),  und  Graffittt  yam  Cl• 
mitero  di  S.  Alessandro  an  der  via  Nomentana  hu  Rom  ent* 
halten  nicht  nur  ein  ganzes  etwas  fehlerhaftes  Alphabet,  «an- 
dern auch  jene  von  den  pompeianisohen  Wänden  her  an«  be* 
kannte  Anordnung  der  Buchstaben  AXBVCT  usw.  (β.  de  Boui 
A.  a,  0,   131), 

Diese  Christ  liehen  Α  BC- Denkmäler  laaeei%  es  gar  nicht  mehr 
zu,  von  blossen  Schreibübungen  der  Knaben  oder  der  Steinmetzen 
zu  reden.  Und  so  bat  denn  auch  de  Rossi  (a.  a.  O,  139)  eine 
Erklärung  im  Anachluss  an  die  so  oft  auf  entsprechenden  Denk- 
mälern vorgefundenen  Zeichen  AQ  und  die  Worte  in  der  Apoka- 
lypse des  Jobannes  gesucht  I  8  εγώ  είμι  ΤΟ  Α  και  τό  Q,  αρχή 
καΐ  τέλος,  Um  6  κύριος  (vgl.  Ι  11  XXI  6  XX 11  13).  Ffix  dieee 
zwei  Zeichen  soll  iequkalenio  prtciso  sein  das  ganze  Alpbat 
die  symbolische  Bezeichnung  der  Grnndlehren  des  Christenthufl 
ja  des  ganzen  göttlichen  Wortes.  £a  wird  ebenso  einleuchlen, 
dass  diese  Erklärung  für  die  vorchristlichen  Alpbabetinsohrilten 
nichts  hilft»  als  dass  eine  Erklärung,  die  richtig  sein  soll,  fUr 
alle  die  oben  zusammengesteUten  Denkmale,  die  Yorchristlichen 
wie    die  christlichen,    zutreffen  mues.     Mag    steh  anch    die  An•- 


ABC- Denkmäler 


87 


deutung  verändert  und  erweitert  haben,  wir  liaben  einen  Brauch, 
der  durah  die  Jahrhunderte  de«  Alterthums  in  gleicher  Weise 
von  Heiden  und  ChriBten  geübt  wurde,  nicht  erklärt,  wenn  wir 
nur  Bagen,  in  T^elcher  Auslegung  er  den  Chrieten  hätte  brauch- 
bar eein  können.  Und  nicht  einmal  dae  wäre  durch  das  Oifen• 
harongewort  vom  Α  und  Ω  genligenii  begreiflich  zu  machen. 
Ααβ  der  Sieherbeit,  mit  der  de  Eoesi  die  paar  heidniechen  Bei- 
>  epielcj  die  ihm  bekannt  sind,  in  der  herkömmliehen  Weieo  den 
Uebungen  der  Knaben  oder  der  Steiametzeu  zuschreibt  (a.  a.  0. 
130,  136);  eehen  wir  mit  einiger  Verwonderaug,  am»  ihm  gar 
keine  Möglichkeit  in  Gedanken  kam,  die  heidnischen  und  chriet- 
liehen  ABCdarien  zusammenzurücken  in  eine  geschichtliche  Linie 
des  gleichen  Brauches.  Und  doch  liegt  diese  Nothweudigkeit  für 
uns  auf  der  Hand« 

^b  5.     Es  wird  denn  auch  nicht  nöthig  sein  alle  Erklärungen,  die 

man  gelegentlich  einmal  ausgeBprochen  hat,    auf  ihre  Haltbarkeit 
durchzuprüfen.     Will    man  wirklich    die  Alphabetztegelsteine  als 

Ρ  Vorlagen  beim  Schreibunterricht  mit  Wattenbach  (SchriftweBen^91) 
ansehen  und  mit  Budinszky  (Ausbreitung  der  Int.  Spr.  151)  aus 
»den  bei  Nymwegen  gefundenen  Exemplaren  *auf  den  Bestand 
einer  Elementarschule  in  dieser  Gegend*  achliessen?  Oder  will 
man  sich  zur  Erklärung  der  Syllabare  der  anmuthigen  Deutung 
erinnern,  die  man  in  Bergks  Gr.  Litteraturgeschichte  I  352,  Anm. 
^U21  gedruckt  lesen  kann,  da-  wo  er  von  unartikulirten  Liedern 
^ohne  Worte  spricht,  'womit  die  Ammen  Kinder  in  den  Sehlaf  zu 
aingen  pflegten  ?  Noch  ist  uns  ein  solches  Lied  auf  einem  Ge- 
IE«e  aus  Cäre  in  Etriirien  erhalten :  ßi  ßa  ßir  ße  γι  γα  jv  γ£  uew., 
auf  einem  andern  Gefässe  findet  sich  ein  ähnlichee  Lied  μα  μι 
με  μυ\  Man  wird  mir  eine  Kritik  der  Bergk^schen  Ammen  und 
überhaupt  aller  ähnlichen  Erklärungsversuche  erlassen.  Sie  paesen 
im  besten  Falle  immer  nur  auf  einige  wenige  der  zahlreichen 
gleichartigen  Documente. 

Bevor  wir  die  oben  aufgestellte  Forderung  zu  erfüllen 
suchen,  alle  vorgelegten  Documente  zu  erklären,  dürfen  wir 
einen  Blick  werfen  auf  einige  merkwürdige  Denkmale  genau  ent- 
eprechender  Art  ausserhalb  des  antiken  und  altchriatlichen  Cultur- 
kreiBes,  Ich  vermag  nicht  zu  sagen,  ob  die  Runenalphabete, 
die  ich  meine,  irgend  einen  directen  geschichtlichen  Zusammen- 
hang mit  jenen  antiken  Alphabeten  haben:  dass  es  derselbe  Ge- 
brauch der  Alphabetreihe   ist,    den  wir  im  germanischen  Norden 


Hi^lericrl 


feetzuetellen  haben,  wird  AUbdd  eioloiieliteii.  Vier  ddhere  Bei- 
spiele vermag  ich  nach  Witnineri  Boche  iher  die  RaiieDsehrtA 
(über«,  von  Holthanaen,  Berlin  ΙββΤ)  ansn^eben.  Ee  mnd  1. 
'  ein  Bracteat  (db.  eine  dünne  Gold  platte,  braetea^  in  Form  riner 
Münze,  mit  Prägong  auf  der  einen  Seite  nnd  mit  einer  Oeae  ver 
eehen,  um  ala  Schmnckfeh&oge  benutzt  werden  «α  können),  ge 
funden  1774  bei  Vaditena  in  Schweden,  jetzt  im  Mumiub 
Stochholm.  Der  grdtite  Theil  der  ümechrift  desnelben  besteht 
ane  einem  Rnnenalphabet  in  der  oreprünglichen  Heihenfolg«  der 
Runen'  (Wiramer  8.  95);  2.  eine  SilberspAnge,  ^gefunden  1857 
bei  Chamay  in  der  Bourgagne  in  einem  BegrSbnieeplatz  «na  der 
merovißgiechen  Zeil';  'die  oberste  Zeile  der  Inschrift  enthill  den 
gröfüten  Theil  des  Ranenalphabet«  in  derselben  Anordnung  wi« 
der  Bracteat  von  Vadetena'  (Wimmer  S.  7i8  und  75);  ίί.  'ein 
Messer  oder  kleines  Schwert,  gefunden  1^57  in  der  Themse 
(jetzt  im  British  Masenm),  mit  einem  altenglischen  HunenaJphahete, 
ebenfalls  in  der  urspriinglichen  Anordnung*  (Wimtner  S.*75V; 
4,  findet  sich  ein  jüngeres  Runenalphabet  '  auf  einem  kleinen 
Sandstein,  der  2u  Beginn  des  Jahres  1882  in  Oetermariae  sogo 
auf  Boniholm  auegepflügt  wurde  und  jetzt  im  altnordifichen  Mu- 
seum zu  Kopenhagen  bewahrt  wird*  (Wimmer  S.  254  f.).  Ich 
fuge  dem  noch  hinzu  die  VVorte^  die  Wimmer  über  einige  etwa 
noch  in  Betracht  kommende  Denkmäler  S*  76  f.  Anm.  sagt'• 
'  Während  der  Bracteat  von  Vadstena  da«  ganze  Alphabet  mit 
Aiiflnahme  einer  einzigen  Rune  enthält,  ßnde  ich  ,  .  .  den  An- 
fang davon  (fufj)  auf  einem  Bracteat en  von  Schonen  .  ,  .  Zu- 
sammenhang hiermit  hat  vielleicht  auch  fuD{>  auf  einem  kleinen 
Aniulet  (?)  von  Granit,  das  1860  bei  Yalby  in  der  Nähe  von 
Kopenhagen  gefunden  wurde  .  .  .  D&ss  die  Runen  fun(}  aaf 
iJieBüm  Steine  .  .  .  mit  dem  Runenalphabet  in  Verbindung  stehen 
können,  wird  durch  einen  Stein  von  Wermland  bestätigt,  auf  dem 
sich  eben  dieselben  vier  Runen  zusammen  mit  den  16  Zeichen  der 
Jüngern  Runenreihe  in  der  später  bekannten  Anordnung  finden. 
Mit  diesen  DaTstellungeti  vom  Runenalphabete  oder  von  Tbeilen 
desselben  verdient  'auch  ein  in  Schijuen  gefuutlener  Messing* 
bracteat  aus  dem  Mittelaker  ( 12.  Jalirh.?),  dessen  UmEchrift  das 
lateinische  Alphabet  von  Α  bis  R  enthält,  womit  es  aus  Mangel 
an  Raum  endet  .,  .,  verglichen  zu  werden'.  Mir  ist  die  Litteratur 
über  die  Runen  nicht  so  bekannt,  dnss  ich  sagen  könnte,  ob  man 
Erklärungen  dieser  Alphabete  versucht  hat.  Es  wird  unserer  Er- 
klärung, die  wir  suchen,  zur  wilikommensten  Bestätigung  dienen, 


ler 

i1 


i 


ABC-Denknialer  W 

wenn  eie  auch  auf  die  genannten  RuneTialplialiete  zutrifft.  Und 
endlii-h  wirJ  816  zutreffen  müssen  auf  eine  letzte  Anwendung  der 
ÄlphabetinHctinft ',  die  mir  bekannt  geworden  ist:  ich  meine  die 
auf  Glocken.  Es  genügt,  auf  die  für  unsern  Zweck  mehr  ala 
ausreichende  Ziiiammenptellnng  hioaiii weisen,  die  Schubart  in  der 
Monateechrift  für  Gottesdienst  und  kirchliche  Kunst  von  Spitta 
und  Smend»  2.  Jahrgang,  n.  1  (April  1897),  8.  16  ff.  gegeben 
hftt^  Hier  htibe  ich  nur  hervorzuheben,  dass  mehrmals  ein  AI• 
phabet  nur  bis  X  reicht  und  oft  die  ßuchslaben  auf  dem  Kopfe 
stehen^;  im  übrigen  mues  ich  den  Schlusssatz  der  Abhandlung 
zur  Erbauung  des  Lesers  wörtlich  anführen:  'Wir  freuen  uns 
der  Vermuthung,  mit  der  wir  schlieesen,  die  mittelalterliche  Kirche 
könnte  auch  ihre  Glocken  für  die  Kinder  gehabt  und  ihnen  asur 
Inschrift  gegeben  haben,  gleichsam  als  Lobgesang  aus  dem  Munde 
der  Unmündigen  und  Kinder,  nichte  anderes  als  das  Alphabet: 
Gott  weiss  ja  wohl  draus  ein  Gebet  zu  machen/ 

Eine  Deutung  des  Brauchs,  die  einer  so  verschiedenartigen 
Anwendung  wirklich  genügt,  wird  kaum  rechtfertigender  Worte 
bedürfen.  Aber  wo  ist  sie?  Es  wäre  einfach,  wenn  es  ein  aus- 
drüekliches  Zeugniss  eines  Scbriftitellers  gäbe.  Niemand  spricht 
von  den  rathselhaften  Alphabetreihen. 

6.  Zu  den  griechischen  Papyri,  die  einst  durch  den  Grafen 
Anastasy  nach  Leiden  kamen  —  er  hatte  sie  von  Arübern  er- 
worben, die  sie  in  thebanischen  Gräbern  gefunden  —,  gebort  ein 
Blatt,    das    Leemans     im    zweiten    Bande    seiner    Papyri    graeci 


I 


'  Nicht  hierher  gehören  die  lat.  Alphabete  auf  den  Schulmünzeu 
und  Kechenpfentii^en  dee  Mittelaltere,  ülier  die  mich  die  Herren  Rig- 
gauer  und  Habich  im  Miincbeiier  Münxkabiüet  freundlich  helebrt  haben. 
Ueber  diese  'Pfennige'  und  ihre  Anwendung  geben  Auskunft  Arbeiten 
von  H.  Voigt  (nebst  Mittheilungen  von  Wecker ling)  in  der  Zs  für  Nu- 
mismatik XIX  144  ff.  und  Alfred  Nsgl  in  der  Wiener  Zs.  für  Numism. 
XLX  ::Ϊ10  ff. 

2  Vgl.  auch  Ottes  Glockenkunde  *  S.  135.  Ich  verdanke  meine 
Angaben  Edw.  iS  dir  öd  er  und  Job.  Bauer  in  Marburg. 

'  V.  Dmch  im  Anzeiger  f.  deutaches  AU.  XXIV  (sßu  Zeitechr. 
XLIV)  S,  133  gedenkt  einer  Glocke  tu  Wehrda  vor  den  Thorcu  Mar- 
burgs, '  wo  r  ü  c  k  l  ä  u  f i  g  und  mit  meist  a  u  f  d  e  ni  Kopf  β  t  e  h  e  η  d  e  η 
Zeichen  das  (nnvollständigef  Alphabet  yPONMl.  |  KIHGFE  vor- 
kommt.' üeber  die  'Bedeutung'  solcher  Inschriften  erklTirt  auch  er 
nichts  sicheres  beibringen  zu  kötnien  uud  erwähnt  nur  die  Inschriften 
de»  Runeijfuthark  auf  Amuleten,  ScUmuckstückpii  und  Waffeu  nach 
Mittheilung  SchrödefH. 


90  Dieterieh 

mueei  antiqoarii  publici  Lagduni  ßatavi,  3.  260  ff.  aU  Papjm•  Τ 
▼eröffentlieht  hat.  Da•  Blatt  ist  hoch  0,08.  laog  0,90  m.  Auf 
beiden  Seiten  stand  früher  ein  demotitcher  Text:  anf  der  einen 
Seite  iet  er  fast  ganz  abgewischt  nnd  dann  sind  die  griechischen 
Zeichen  darüber  geschrieben.  Nach  der  Reihe  der  Vocale  folgen 
'Silben'   in  der  Reibenfolge  des  Alphabetes  in  folgender  Art: 

α  ßa   γα  ba   £a   θα  κα 

e    ße    τ€    be    U   θ€    kc 

η    βη  γη    bn    Ζη    θη    κη 

ι    βι    Tt    bi    2Ιι     θι    κι 

ο   βο  γο  bo  ίο   θο   κο 

υ   βυ   γυ   bu  Ιυ   θυ   κυ 

UI  ßui  γω  bui  2[ιυ  Oui  KUJ 

So  geht   es   in  18  Colnmnen    weiter    bis  ψα  ψ€  ψη  nsf.     Dann 

folgen  noch  als  19.  bis  29.  Columne  vierstellige  Reihen: 

βρας    βρως    γρυς 

βρ€ς     τρας    τρως 

βρης   τρ€ς    bpας 

βΡΚ     Τρης    1>Ρ€ς 

βρος    τρις     bpης 

βρυς  τρος  bpις 
mit  allerlei  Versehen  und  Unordnongen  bis  zur  letzten: 
ΧΡος  ΧΡ€ς  χρης  χρις  χρος  χρυς  χρως. 
Ausser  diesem  Blatt  befindet  sich  in  demselben  Leidener  Museum 
auch  eine  Holztafel,  die  anf  beiden  Seiten  das  einfache  griechische 
Alphabet  trägt  (Leemans  Aeg.  Monnm.  II  Tafel  236).  Daes 
jenes  Papyrusblatt  ans  dem  Grabe  zusammengehört  mit  den  zwei 
grossen  Zauberbüchem  gleichen  Fundorts,  die  mit  ihm  zusammen 
erworben  wurden,  darf  wahrscheinlich  genannt  werden.  Und  nun 
bedenken  wir,  wie  vor  allem  die  Vocalreihen  αεηιουω  in  unend- 
lichen Variationen  gerade  in  dem  grossen  Zauberbuche  (W  bei 
Leemans;  hinter  dem  'Abraxas*  von  mir  herausgegebenen)  dieser 
Fundstätte  eine  so  grosse  Rolle  spielen  als  Zaubersprüche,  als  der 
grosse  mystische  Zaubername  des  höchsten  Gottes  selbst.  Ueber 
diese  Vocale  in  dieser  Litteratur,  in  Papyri  und  Inschriften  ist 
hinreichend  schon  früher  gehandelt  worden  (Abraxas  22,  42, 
Wünsch  Seth.  Verfl.  77  ff.,  Heim  Incantamenta  mag.  540  Anm., 
Siebonrg  Bonn.  Jahrb.  103,  140  ff.).  Nicht  blos  die  Vocalreihe, 
die  mannigfaclisten  Huchstabenreihen,  die  ho  oft  augenRcheinlich 
die  Sinnlosigkeit  suchen,  sind  jedem  bekannt,  der  einmal  einen 
Blick  in  die  gewaltige  antike  Litteratur    des  Zaubers    geworfen 


ABC-Dcnkmatcr 


hat.  Alle  jene  Paliiiilrome  vom  αβλαναθαναλβα  bis  zu  den 
^Krebsworlen'  von  59  Buchstaben  (Kopp  Griech.  ExcerptenUtt.  S.  67, 
Piirjser  ZauberpApyni«  S-  31  Wesaely),  jene  Silben  Spielereien  \vh 
vewava  (Ttvvava  |  θαθ  φαΟ  χαθ,  θαθοθαχ,  θαθαβαθαθ,  αθθα 
βαθθα  —  man  findet  dergleichen  in  Menge  in  Wesselye  Zusammen* 
Stellung  der  Epbesia  grammata  {Progr*  des  Franz- Jose pli-Gymti- 
Wien  1886)  —  eolkn  die  zauberische  Kraft  besitzen,  Dämonen 
abzuwehren  und  Geister  zu  zwingen.    Ee  mag  hier  noch  hingewiesen 

»werden  auf  Marcellus  Empiricus  X  70:  acrihas  in  Charta  vlrgim  et 
toih  suspendis  Uno  rudi  Ugaium  tribus  nodis  ei,  qui  profluoio  san- 
(juinL•  lahorai:  ψα  ψε  ψη  ψ€  ψη  ψα  ψ£.  Ohne  dass  ich  hier  in 
eine  Erörterung  der  mannigfacben  Zauberworte  und  Zaubernamen 
eintrete,  in  denen  hebräieche  und  ägyptische,  babylonische  und 
griechiscbe  Laute  durcheinander  wirbeln,  eine  Sorte  giebt  es  von 
άύί\μα  ονόματα  (sa  nennen  nie  die  antiken  Kenner  selbst^  die 
nur  eine  mechanisch  immer  wiederkehrende  Buchi^tabenreihe  oder 
bestimmt  variirte  Silbenfolge  darstellen,  in  der  die  Zauberkraft 
beschlüBsen  liegen  soll;  ein  α0ημον  όνομα,  der  bekanntesten  eines 
giebt  ee,  das  noch  ganz  deutlich  den  Ursprung  aus  der  Alphabet- 
rtiibe  zur  Schau  trägt :  oi^racaiiabra  ist  nur  der  nacli  Analogie 
geläufiger  ralindrome  zur  rollenden  Zauberformel  gemachte  An- 
fang  des  lateinischen  Alphabete  (e.  Büchelers  Bemerkung  im 
^Thesaurus  L  1.  u.  d.  W.), 

"  Einem   Winke  Th.  Aufrechts   verdanke   ich  eine  wertbvolle 

Analogie    aus   indischem  Zauber,      Es    sind    zweifellos   magisclie 
üituale,  die  in  de,m  Catatogus  codd.  sanscriticorum  bibl.  Bodleiauae 
^pj}.  0)    und    p.  !J-l^  aus    einem    Compendium  myRtiacher    Weisheit 
^^von  Aufrecht  bekannt  gemacht   sind.     Ich    verdanke  deren   Ver- 
ständnisB    und  die  Transeription   der  mir  wichtigen   Formeln  der 
freundlichen   Hilfe  Bartholoniaes.     p.  93  b eiset  der  Zauberspruch, 
mit  dem   ein  Pflock,   der  aus  einem  Schakalk nochen    besteht,   be- 
zaubert wird,  damit  er  geeignet  werde,   in  einem   Hause  oder  an 
einer  Leichenstätte  eingegraben,    Jemanden    besessen    zu  maeben, 
also:  öm  tarn  tarn  tarn  tum  fmt  Hm  tum  tm^  i^tn  mim  töm  tattm 
^ktam  Iaht  dann  folgt  amukam  grbnu  [^=^  faee  den  NN)»  den  Schlüge 
^  macht:  hum  hüm  tarn  \hab.     Entsprechend   wird    ein  Pflock,    der 
aus  einem  Menschenknochen  besteht,  zum   gleichen  Zwecke  brisen 
Zaubers  besprochen  mit  diesen   Formeln:   öm  4am  dum  dim  dlm 
dum    dum  dem  deim    doift  duitm;  mmikani  ffrhna\    hüm  dam    dah. 
p.   94^  wird  hvA  einem  Ziuiber^  der  gegen  die  Veti'da,  die  Leichen- 
dämonen,   gericbtet    ist,    einmal    ale  Beginn    der  Formel    vorge- 


Bi  ettrfeli 

•cbriebeo  skcm  sphim,  weiterhin  über  am  fjhram  ^krWm  ^üm 
ghrmm  ghraum  ffkrabt  ^^  «w.  Die  Verwendung  der  d α rr beicb• 
tigeti  PerinaUtionirethen  ztun  Zaaber  leidet  hier  keinen  Zweifel; 
e«  find  Fonnelreihen  gleteber  Art  wie  die  Torbin  v^orgefiibitea. 
Da»  Blatt  von  Leiden  aoe  dem  ägyptieeben  Grabe  kann 
kaum  etwas  änderet  sein  als  ein  φυλακτήριον,  ein  Anmlei,  dai 
dem  Todten  wie  die  andern  Zauberblätter  mitgegeben  wurde, 
weil  er  tolcben  Scbutses  bedurfte  gegen  all  die  bösen  Dämoneiif 
die  den  Weg  znm  Jenseita  umlauern»  oder  welebe  Anschatinogeii 
ea  tonet  hier  oder  da  gewesen  aein  mögen,  die  seit  aJier  Zeit 
überall  die  Gräber  mit  Zaubermitteln  und  Amuleten  aller  Art 
auszustatten  geboten. 

Hinnluee  Gruppen  von  geradezu  unaussprechbar  nebeneinander 
gestellten  Buchstabenzeichen  zeigt  jede  Seite  der  griechiscbea 
Zauberbüeher,  sie  zeigt  auch  in  Menge  jedes  der  mitte lalter* 
lieben  und  bis  heute  in  fortwährender  Variatiun  wieder  nen  ge- 
druckten Zaubcrbiicber.  Die  bei  weitem  häufigste  Formel,  die 
noch  heute  bei  uns  im  Volke  angewandt  wird^  sind  die  Buchstaben 

SATOR 

AREPO 

OPERA 

R0TA8 
Sie  werden  jiuf  Zetteln  dem  Vieh  gegen  Behexung  eingegeben,  auf 
einen  Teller  geecbrieben  imJ  ins  Feuer  geworfen,  das  sie  loschen 
sultün,  aU  Α  nullet  umgebunden  oder  zum  Schutz  des  üauses 
unters  Dach  gelegt,  Es  ist  Tborheit  einen  Sinn  in  den  Buch- 
staben suchen  zu  wollen.  Sie  haben  niemale  Sinn  gehabt.  Man 
siebt^  wie  man  die  25  ßuchittaben  nach  jeder  Richtung  lesen 
kann,  man  beobachtet,  dass  zugleich  ein  Palindrom  der  bekannten 
Art  vorliegt 

Sator  arepo  teilet  opera  rotas 
und  dass  daa  alles  mit  3  Vocalen  und  5  Consonanten  bergeatellt 
wird«  Die  vollständigste  Zusammenstellung  iiber  diese  Zeichenr 
die  meist  unbekannt  ist  (und  auch  gerade  bei  Heim  Incant,  5S0 
nicht  angegeben  ist),  gab  Reinhold  Kohl  er  in  der  Zeitscbr.  für 
Ethnologie  ΧΠΙ  (1S81)  3ΠΑ  ff.  Wir  sehen,  dass  sie  auch  in 
einer  griecbiHcben«  freilich  mittelalterlichen  Handschrift  vorkommen. 
Die  '  befriedigende  Deutnng',  die  am  Schluss  vermisst  wird,  gibt 
es  eben  iiberbiiupt  nicht-  In  einem  so  complicirten  Zeichenepiel 
einen  Sinn  zu  erwarten,  hei  est  zu  viel  verlangen.  Eben  so  wenig 
tat  ein  Sinn  in  den  Zeiohen,  die  als  Zauberspruch  ΐ'ύτ  ein  Zettel- 


( 


AfiODeDktnatef 


93 


cbeh  votgö  eck  rieben  werden  seB.  in  *deß  Albertus  Itfagniiß  be- 
währten und  ajiprobirt«fj  synipflibetiscben  und  natürlicb  egyp- 
tißcheii  Gebeimnißsen  für  Mens  eben  und  Vieb  »  IIL  Theü  S.  29: 
LbhxF0hL9hbmffn  oder  in  den  enteprecbend  verordneten  Bucb- 
etaben  in  dem  *Ärtztney-Bücblein\  das  Mogk  in  Yogtf»  germ.  Ah- 
bandl  ΧΙΪ  S.  109  ff.  (>,  S.  llti)  veröifentlicht  hat>  oder  in  den 
I  iinÄäliligemaJe  wiederkebrenden  a?.  x,  x.  h,  οΐ,  if.  ,v,  x.  x.  ;e.  K, 
\H.  X.  .r.  j?.  X  und  äbnlicb  oder  den  im  Romanusbücblein  (Druek 
[von  BartelSj  Berlin  S,  44)  gegen    die   Pe»t  vtirgeBebnebenen 

Ζ 

D 

J 

Α 
BZHG      FBFKS 

Β 

J 

Ζ 

S 

Α 

"Man  ftiebt  mit  einiger  Heiterkeit,  wie  in  einigen  Zanberbüchern 
die  nnbenebreiblicb  tief  gebeininiesvolle  Formel  Α  Μ  -  V  •  L  ^  Ε  *  T-  S 
auftaucbt  Auf  Glocken  findet  gicli  eingegossen  (Otte  Glocken- 
kunde^  135):  +  svfsvxrh  +  nfkxutrs  u^yf.  Dieselbe  Bewandtnias 
bat  ee  offenbar  mit  den  Inscbiiften  der  Scbwerter,  die  in  der  Zs, 
Iför  Etbnolügie  XIU  S.  86  ff*  vorgelegt  werden,  dieaelbe  aucli 
mit  einer  Reibe  antiker  inscbriften,  die  eben  den  Vorecbriften 
der  Zauber bücher  entsprecben.  Ich  begnüge  mich  aber  damit 
einigermaassen  an  Betspielen  gezeigt  zu  haben,  wie  die  sinnlose 
Buchstaben  reihe  zu  den    verschiedensten  Zeiten  als  Zauberspruch 

f  gegolten  bat^. 
Aber    es  ist    die  feste  Α  1  pbabetreihe    der  Buchstaben^ 
die    den  Gruppen    des    Leidener  PÄpynisstückes    die   Anordnung 


I  ^  Einen  angeblich  beute  noch   an    der  Έλζ    bestehenden  Brauch, 

Bliittchen  mit  den  24  Bucbetoben  des  Alphabets  in  ein  geaotteues  Ei 
asu  xerhacken  und  gegen  allerlei  Uebel  einEugeben,  muss  ich  beiseite 
laesen,  da  ein  uncontroürbarer  und  unbeetimmbarer  Zeitungeausachnitt 
keine  ausreichende  Sicherheit  bietel.  Aehnlicbee  habe  ich  atiderweit 
einstweilen  nicht  in  Erfahning  bringen  können.  Auch  hat  eine  üni frage 
in  den  'Blättern  für  hcBsiiche  Volkikunde*  U»ÜO  n.  ίί,  dt-n  Alphabet- 
xauber  betretend,  nur  negative  Auskunft,  auch  von  Keunern  deutschen 
Volkabrauchs,  ergeben. 


94  DieterSoti 

gibt,  die  a)p  die  nnabSoderlicIie  Fornifl  zu  Grunde  liegt,  tek 
habe  schon  früher  die  Vennnthung  aungenprorhen,  dm«g  die  AI- 
phabetakrosticha  von  ' religiüeer  Gebeimlitteratur'  anffgegangen 
seien  (Abraxas  165,  2).  In  dem  zweiten  Leidener  Zanberboche 
heisst  es  (Abraxas  202,  5  f.)  nach  einer  Reihe  von  Vocalgnippfn 
ώς  ό  θεολόγος  Όρφ€ύ^  παρέ6αικ€ν  bia  τής  παραστιχί^ος 
τής  Ι6(ας.  In  der  Anthologie  IX  524  und  525  finden  sich  xwei 
orphische  Hymnen,  deren  Epitheta  nach  dem  Alphabet  geordnet 
sind.  Nach  einem  Einleitungsverae  bringt  die  folgende  Zeile 
vier  mit  α,  die  nächste  vier  mit  β  anhebende  usf.,  wie  etwa  in 
dem  Pariser  Zanberbuch  v.  13(»8  f.  Wessely  όν€μαφέτας  βυθό- 
κλόνους  γαληνοβάτας  aus  allerlei  Anrufungen  übrig  geblieben 
ist.  Diese  Anwendung  der  alphabetischen  άκροίΤτιχίς  tritt  im 
liturgischen  Gebrauch  der  griechischen  Kirche  frühe  auf;  sie 
lässt  sich  verfolgen  von  Methodios  (f  311)  und  Gregor  von 
Nazianz^  bis  zu  den  hymnischen  Acclamationen,  die  sich  in  den 
Caerimonien  des  Konstantinos  Porphyrogennetos  finden,  zB.  fol- 
gender Art 2  (1,  83  p.  383  Bonn.): 

Άηττήτιυ  θ€ου  παλάμη  έστέφθητ€,  Ο€σπόται,  ούρανόθ€ν. 

Βραβ€Ϊον  νίκης  υ!κρθητ€,  κοσμοπόθητοι  ευεργέται. 

Γ€νναΐοι  ιυφθητ€  τοις  ίναντίοις, 

Δ(υρούμ€νοι  τοις  *Ρ(υμα(οις  2[αηις)όρους  €ύ€ρτ€σίας 
bis  zu  dem  Schluss 

Χριστός  συνίστιυ  έκάστψ  περιίτπυν  τάς  κορυφάς  σας, 

Ψηφίσματι  aururv  κυρΐ€ύοντ€ς, 

*0ς  κύριοι  κα\  6€σπόται  τών  π€ράτιυν  τής  έΕουσίας. 
Ein  sehr  altes  und  merkwürdiges  Beispiel  eines  kirchlichen  *A1• 
phabethymnus'  finde  ich  eben,  da  der  neu  erschienene  Band  der 
Amherst- Papyri  von  Grenfell  und  Hunt  in  meine  Hände  kommt. 
Das  Fragment  li  giebt  einen  Hymnus  von  25  Zeilen,  deren  jede 
ans  drei  Theilen  gleichen  Metrums  besteht:  jeder  der  drei  Zeilen- 
theile  beginnt  mit  einem  der  Buchstaben  des  Alphabets  in  der 
Reihenfolge  Α  bis  Q.     So  heisst  Zeile  11: 

Λουσάμ€νος  ίν  Ιορδάνη:  Λουσάμ€νος  ένΐ  τύποις: 

Λουτρόν  το  καθόρσιον  ίχ€ΐ. 
Wir  kennen  die  akrostichischen  Compositionen  der  gleichen 
Art    auch    in    der  hebräischen  sacralen  Poesie  (Psalm   111.  119. 


1  S.  W.  Christ,  Anthologia  graeca  carminum  Christ ianor um  p.  XVU. 

'  S.  Wisch ke   in    der  Festtchrift   des  Herzogl.  Francisceums    in 

Zerbst    zur  Begrüssung  der  XXXV II.  Philologen vers.    in  I>e8Aau  S.  14. 


ABC-Denlcmäler 


ι 


ι 
ι 


ι 


145,  Klage!,  Jerem.  t— 4,  Sprilche  31,  10—31,  und  die  nn- 
volhtändigen  Alptiabet-akrofttichen  P«alm  9.  10.  25,  34.  37  bi« 
zn  dem  epäten  Alpliabeteprii€bt>uch  des  Ben  Sira,  β.  KauUsch 
Apokryphen  u.  Peeudepigraplieii  I  240  f.).  Und  dieser  Brauch 
fester  Anfreibung  der  Hymnen verse  lebt  in  vielen  Beispielen 
weiter  etwa  von  den  versus  confcssiotiis  de  luciu  poenftctitiae  des 
Hilariua  von  Poitiers  (Äueg.  der  Mauriner  II  p,  530 ;  Wacker- 
nagel,  Das  deutsche  Kirchenlied  I  p.  12)  bis  zu  dem  'gülden  ABC, 
darin  gar  küuetüch  begrifteni  was  einem  Menschen  zu  einem 
Erbarn  gofteeligen  Wandel  und  Leben  zuwiesen  nötig  sei\  dem 
noch  beute  bekannten  Kirchenlied  AJhin  attf  Gott  seL•  dein  Ver- 
tränest,  dessen  24  Strophen  je  mit  einem  Buchstaben  des  Alpha• 
bets  beginnen  (zuerst  im  Greifswalder  Gesangbuch  von  1597,  β. 
Wackernagel  Deutsches  Kirchenlied  V  327  f.).  Aber  so  berech- 
tigt auch  die  Vermnthung  erscheinen  mag,  dass  der  letzte  Ur- 
sprung der  sacralen  Alphabetakrostichen  dort  zu  suchen  ist,  wo 
fla«  Älpbabet  die  feste  magische  Bindung  des  heiligen  Textes 
gewährleistet,  so  dass,  wie  es  bei  jedem  Zauberspruch  erste  Be- 
dingung seiner  Kraft  und  Wirkung  ist,  kein  Theil  der  gebun- 
denen' Hede  verloren  werden  kannt  —  wir  finden  in  späteren 
Ausläufern  alten  Brauchs  nicht  die  AufsehlüßBe.  die  wir  suchen, 
und  verlieren  das  wesentliche  Material,  das  wir  zuerst  vorgelegt, 
aus  den  Augen, 


» 


7.  Vielmehr  ist  es  Zeit  die  Deutung,  die  4er  Leidener 
PhpyruB  unmittelbar  nahe  legte,  an  den  übrigen  Gattungen  von 
Alphabetreihen  zu  prüfen»  Ich  will  nicht  sie  alle  noch  mal  β  durch- 
sprechen; der  Leser  übersieht  leicht,  ob  die  einselneii  als  zauber- 
kräftige mystische  Zeichenreihe  aufgefasst  werden  können,  als 
Abwehr  der  Dämonen  und  üblen  Zaubers  oder  als  wirkungsvoller 
magischer  Geheimspnich»  Kann  man  es  überhaupt  anders  ver- 
fitehen^  daas  diese  Reihen  auf  den  Vasen  in  den  Grabern  immer 
wieder  stehen,  entepreehend  so  vielen  apotropäischen  Dingen,  die 
in  den  Gräbern  und  an  ihrem  Hchmuck  angebracht  zu  werden 
pflegten  ?  Giebt  es  eine  andere  Erklärung,  die  zugleich  diesen 
Schmuck  der  antiken  Graburnen  und  des  christlichen  Reliquien- 
kastens,  des  heiligen  Taufgefässee  —  die  Taufhandlung  galt  ja 
vor  allem  der  Austreibung  der  bösen  Dämonen  —  und  der  Grab- 
platte im  Columbarium  mit  dem  Zusatz  D^M  aufhellt?  Können 
wir  die  etruskischen  Silben  des  Buecherogefasses  aus  Formello« 
jene  immer  wiederholten  uag   oder  earua^    die  doch  keinen  einu- 


m 


1)  i  i  t  e  r  1  c  h 


vollen  ehUÄkiecfcien  Text  ^eben  kJljinpii,  anilere  begreifen  ale  durc 
die  Analogie  der  oben  angeführten  Zaubemlben  der  Papyri,  und 
§ind  die  f^ogeniinnten  Hytiabfirei  da  wo  sie  stehen,  aiKleri«  als  durch 
die  angegebenen  Analogien  zu  erklären?  Auf  antiken  Schilden 
sind  wir  gewohnt  apatropUische  Zeichen  und  Bilder  %u  ünatn; 
eo  nur  verstehen  wir  jenen  Sihild  der  Athena.  Wir  hegrcifcn 
die  Apotropäieebe  Bedeutung  der  BudiKtabenreihe  an  den  Wänden 
der  Häuser  der  Lebenden  eo  gut  wi«  an  den  Wänden  der  Todten- 
hehausung.  Wir  können  iweifelhaft  «ein,  ob  die  5ieiehen  der 
Ziegel  in  diesem  gleichen  Sinne  gemeint  Rind  oder  ob  sie  betaii- 
dere  zu  irgend  einem  niagii^ühen  Zwecke  mit  diesem  einfachsten 
Zauberspruche  bedeckt  wurden*  Denn  ander»  ist  die  attische 
nieiplatte  nicht  zu  erklären,  die  keinem  andern  Zwecke  gedient 
haben  kann  als  ilie  vielen  Ändern  un«  bekannten  Bleitafeln  oder 
die  Inechriftsteine,  die,  nachdem  sie  zertrümmert  und  weggeworfen, 
nun  erst  zum  Zauberzwecke  mit  den  Alphabetzeichen  ausgestattet 
wurden.  Apotrüpäische  Zeichen  an  einer  Lampe  erklären  sich 
von  selbst.  Es  bietet  keine  Schwierigkeit  mehr,  dass  die  Seherbe 
von  Korinth  eben  als  Scherbe  mit  den  Buchstaben  bemalt  wird 
nnd  unter  lauter  VotivBcherben  des  Hetligthums  sich  findet,  dass 
im  Bezirk  de^  Juppiter  l>olichenus  in  Folge  eines  Traumgesichts 
eine  MaruiQrtafel  mit  den  heilig- wirkungsvollen  Zeichen  geweiht 
wird«  Ich  brauche  kaum  noch  zu  Ragen,  dann  die  Runen  auf  den 
Bracleaten,  die,  zum  Umhängen  eingerichtet,  doch  wohl  als  Amulete 
gedient  haben,  auf  der  Spange  ans  dem  Grabe  und  aaf  dem 
Messer  wie  auf  den  Steinen  —  die  wir  ja  2.  Th,  direkt  als  Auti- 
lete  bezeichnet  fanden  — »  dasw  sie  alle  nichts  anderes  als  Zanher- 
runen  sind  ^.    Und  die  Glockenalphabete?  Die  anderen  Inschriften 


^  Dem  gegenüber  ist  es  erst  eine  secundare  V^erwendung  der 
Runen«  wenn  aus  der  Art«  wie  bestimmte  Zeichen  Kit^ammenkommeiif 
geweissagt  wird.  Das  ist  ja  aus  dem  deutschen  Alterthum  bekannt* 
Genau  so  wird  beute  noch  im  >Olk€  mit  dem  angeschnebenen  Alphabet 
durch  Greifen  nach  den  Buchstaben  mit  verbundenen  Angen  der  Xame 
des  künftigen  Geliebten  und  dergleichen  gewahrsagt,  s.  Wottke-E.  H 
Meyer,  Deutscher  Volksaberglaube  S.  233.  Und  genau  so  bat  man  aut 
Bttchstabenzeichen  unter  grotsem  msgischem  Apparat  im  alten  Byzanz 
den  Kamen  des  künftigen  Kaisers  gewonnen;  Ammisn,  MürcelL  XXIX  29 
besehreiht  die  ganze  Action  sehr  nusführUch.  Wiederum  eine  andre  Art 
der  Verwendung;  des  Alphabets  zum  Wahrsagen  ist  es«  wenn  aufCtruiid 
einer  zusammengestellten  Liste  der  Betleutung  der  einzelnen  Buchstaben, 
wie  solche  Text4s  mehrfach    pablicirt    sind    ZfdA.  XVll  84«  XVHl  81, 


4 


k 


aseen  keinen  Zweifel ,  daes  es  aucli  hier  aicli  um  den  Zaulier 
gegen  Blitz  und  Donner,  g^gen  Dämotien  und  böse  Gebter  der 
Natar  bandelt  Ea  i»t  bekannter  Glaube,  uabh  die  Glocke  sie 
bannt  und  vertreibt  (Wultke-E.  H,  Meyer,  Deiitscker  Volkpaber- 
glaube  S.  142).  Iriftckriften  wm  Admmt/^  Teiragrammaiuti,  Agios 
OTheos^  isch^ros^  aihanatm  (Otte,  Glockenknnde  124  f.)  aind  ge- 
nau die  Zauberformeln,  die  in  den  beute  noeh  umlaufenden  ma- 
giachen  Btiebern  de»  Mittelalters  unzähiigemale  vorkommen,  zB. 
in  Fauste  dreifachen]  Höllenzwang  bei  Scbeible  Kloster  V  1128, 
1135.   1099  usf. 

Nun  aber  ist  das  eine  sehr  wichtige  Beetätigung  dieeer  Er- 
klärung, daHB  die  binber  nnerklärbaren  SeUsamkeiten,  die  bei  ein- 
seinen  Alphabeten  feetzuatellen  waren,  alleeammt  mit  einem  Male 
erklart  eind.  Vor  der  riclitigen  Erkenn tniea  «landen  wir  Jtcbon  bei 
jener  rÖniißchen  Vaee,  auf  der  der  Bindezauber  Arttttn  Ιΐρΰ  I)erco- 
mogni  mit  dem  Alpkabet  stand  —  auf  einer  Graburne!  Das  bedarf 
jetst  keinee  Wortea  der  Erklärung  mehr*  Auch  daa  kann  una 
nicht  mebr  wundern»  daes  das  Alphabet  andere,  ältere  Scbrift* 
zeiclien  aufwiea  als  die  übrige  Inschrift  Man  erinnert  sich,  dae«t 
auch  das  alte  epicboriache  Alphabet  auf  der  'boiotiecben*  Vase, 
die  Kaiinka  publieirt  bat,  Buchetabenformen  einer  Jüngern  Zeit 
jjeigte,  ja  das»  an  das  eine  unmodißcirte  alte  Alphabet  die  neuen 
Zeichen  ΞΟ  traten  und  ein  Doeument  des  unmöglich  eleu  Aus- 
gleiche vor  uns  lag.  Wenn  wir  aber  wiseen,  daae  der  Zauber 
t\x  allen  Zeiten  alte  Formen  in  Zeichen  und  Wort  eifrig  und 
ängstlich  conservirt,  das  β  der  Zauberer  an  sie  gebunden  bleibt, 
auch  wenn  der  Schreiber  langst  jüngere  Formen  zu  handhaben 
gewohnt  ist,  so  hat  dieses  Compromissalphabet  nichts  seltsames 
mehr  :  so  musste  es  werden,  wenn  der  Zauberer  einer  jüngeren 
Zeit  die  alten  Zeichen  ecbrieh;  nur  freilich  wird  die  Zeit  dieses 
Zauberers  zu  bestimmen  sehr  viel  schwieriger,  sie  genau  zu  be- 
stimmen unmöglich  sein.  Er  konnte  auch  —  das  Verfahren 
wäre  jetzt  sehr  begreiflich  —  die  zwei  ntnen  Zeichen  anhängen; 
aber  ich  will  nicht  verschweigen,  daes  ich  sehr  geneigt  bin  sie 
für  Zauberzeichen  zu  halten  von  der  Art>   wie  sie  so  oft  in  den 


297,  XXI  Ιί^ίϊ  (worauf  mich  F.  Kluge  durch  GuDdermaon  freundlich 
aufmerksam  mucht;  eine  Deutungsliate  derselben  Art  steht  auch  im 
Romanutbüchknu,  dem  heute  noch  viel  gebraucbten  Zauberbuühe, 
Druck  von  Bartels^  Berlin,  S.  45),  dadurch  geweiiöagt  wird,  daaa  etwa 
ein  Buch  aufgeschlagen  und  so  ein  beslijornLer  Buchatabe  nach  mannig- 
fachen Aniiftbeti  getroffen  wird, 

UhMiSL•  MiM.  I.  PtiÜoL  N.  F,  LVl.  7 


m 


t>  ί  e  i  e  Γ  i  ο  li 


Zfttiberpapyri  {gron^er  Pariser  Papyrus  S.  31,  S.  67,  Pap,  XU 
tiea  British  MuRenm  S.  Π 2)  und  in  aTideru  magieeben  Recepte 
(Heim  Ttiiiantamenta  480*  4H1,  542,  564)  vorgeeclirieben  werden 
Sielit  doch  naTnentlirb  dai  zweite  dieser  Zeichen  einem  ίϊ  τ« 
zweifelt  wenig,  einig**n  der  angegebenen  Figuren  durcbatts  ähnHch 'J 

Eine  zweite  Hchwierigkeit  Vmf  »icb  in  der  gleicheix  Weit 
E«  hat  immer  Verlegenheit  bereitet,  das«  die  lateinieeheTt  poc 
peiftiiiflchen  Wandalphabete  alle  mit  X  echlieeeen.  obwobl  ee  docV 
sicber  ist^  daae  die  meisten  von  ihnen  geechriebei]  wurden,  ak 
länget  V  und  Ζ  im  Gebrauche  waren*  Eine  eeltaame  Methode 
in  der  Hartköpfigkeit  der  pompeianiechen  Schuljungen,  über  rh 
Jahrhundert  kein  V  und  Ζ  zu  acceptiren  !  Und  die  Reihe  hie 
findet  sich  ja  noch  auf  einer  ebriatlichen  Inscbrift  des  Vf.  oder 
VfL  Jahrhundert».  Da  giebt  ee  keine  Auerede  mehr  von  lang- 
samer Aufnahme.  Ee  iet  das  im  Zauber  feetgebliebene  Alpbabet| 
das  ale  eine  nur  eo  wirkeame  magiecbe  Formel  zähe  fe 
halten  wird* 

Noch  ein  dritter  Punkt    verdient  kurse  Erwähnung.     Obea 

ist  die  Veroneter  Marmortafel  gar  nicht  etwa  früher  Zeit  wieder- 

^gegeben,  die  ihre  Alpbabetreiben   rechte    beginnt    und  dann  ßcw• 

'^0Τ(>οφη6όν  in  vier  Reihen  weiterläuft.     Wie  wollte  man  daa  er-_ 

klären?    Wer  die  Auaeinandereetiung   von    Wünsch  in  der  Prs^ 

fatio  der  Defixiones  attieae  p.  IV  Iteet  über  das  έτταρίστ€ρα  γρ 

φειν    im  Zauber    und    etwa   n,  HT  seiner  Bleitafeln    ansieht  (i 

ersten  Berliner  Papyriie    v*  2δΟ  eteht   die  Voracbrift  Tpißcuv 

.αυτά  ίκ  τών  betiO&v  εΙς  τά  ευώνυμα),  der  kann  nicht  wohl  meli 

isweifelof    daee    jene   Alphabetinschrift    dem  Zauber  dienen  sollt 

der  den  Unterirdiechen  galt.     Mehrmals  war  zu  bemerken^   da 

die  Buchstaben  auf  dem   Kopfe  standen ^  ohne  daee  das  von  irgend 

Jemandem  hatte    erklärt    werden    können.     Analogien   bieten   die 

Zaubertafeln,    wie    n.  96  bei  Wünscb   l>ef,  tab.  att.    S.  24  (vgl, 

dort  die  Vorbemerkung    zu   n.  96,  97).     Am    besten   erkläre 

das  umdrehen   der  Zeiche«,   wenn    ich  hierbereetze  eine  Zaubet 


*  Ein  Amulet  mit  einem  magischen  griechiacben  T«xte,  das  Ρβί 
ciom  in  den  Atti  ^  memorie  delle  HB.  deputazioni  di  storia  patria 
le  provincie   dell'  Emilia    N.  S.  V   parte  II  p.  ITT  ff.  besprochen 
ceigt  vor  dem  deutlichen  ίΕορκιαμός  eine  ganze  Reihe  ähnlicher  Zaulb 
leicheD  und  R.  Wünsch  macht  mich  auf  eine  Bleitafel  aus  Carpeuti 
im  Museum  von  Avignon  aufmerksam,  die  buchetabenähnlicbe  Zeic 
verwandter  .Vrt  iseigt.    JuHian  hat  jtie  sorgfältig  behandelt  in  der 
Tue  de«  etudes  ancieunes  Π  13<)  ff. 


ÄßC-Öenkmiltei* 


m 


vorecbrift  der  sog.  *MeJicina  Pjinii  (β.  Heini  Incant,  S.  555  f) 
c,  I  7  :  Inßrwis^  saufjuis  cui  currerH  mulfnm  et  nmi  poterit  re• 
siringere^  scribe  de  sanguine  eius  in  ftotiie  ipsius  de  fjrano  iuris 
nomefi  ipsius  inversis  lilteriSf  apicuH  deorsum,  d  mar 
stat,  Ueber  die  oben  beeprocbene  fmtna  lapidea  aus  TrapaDi 
kann  ich  natürlich,  ohne  sie  zu  eeben,  nieht  urtbeilen:  ^lasR  die 
umgekehrte  Form  der  ßucbstaben  allein  nit^ht  genügt  den  Stein 
ala  *  Matrize'  zu  betrachten,  ist  jetxt  klar. 

Auch  das,  meine  ich,  wird  nun  ungezwungen  vtretändlicb, 
daee  mehrfach  auf  den  etruBkisehen  Vasen  neben  etruskiechen 
Inechriften  die  grieuhieche  Zeichenreibe  erscbeint,  dnm  sich  viel- 
fach in  lateinischem  Gebiete  von  Leuten,  die  zweifelloe  laleiniacb 
flprachen  und  Hehrieben,  in  diesem  Falle  das  griechiecbe  Alphabet 
angewandt  findet,  daea  sich  an  den  Winden  Pompeii*  das  grie- 
chieohe  Alphabet  sehr  viel  häufiger  findet  als  es  wahrsebeinlicher 
Weise  von  Griechen  angeschrieben  wurde,  und  das»  endlich  ^ — 
es  ist  der  bezeichnendete  Fall  —  das  oekische  Alphabet  geschrieben 
wurde  von  einem,  der  zweifellos  lateinisch  zu  schreiben  gewohnt 
war  und  die  geläufigen  lateinischen  Züge  unbewusst  einmischte 
(s.  o.  S.  85),  Das  alles  erklärt  sich  nur  daraus,  dass  immer  die 
fremden  Zeichen  in  der  Geheim kun st  des  Zaubers  bevorzugt  wur- 
den. So  besitzen  wir  eine  Bleitafel  aus  Hadrumetum,  die  einen 
Iftteiniechen  Zaubertext  in  grieebischen  Zeichen  giebt  (Maspero 
Cullections  du  musee  Alaoui,  I  1890,  8.57  ff.),  eine  Bleitafel  aus 
Carthago,  auf  der  innerhalb  des  lateinischen  Textes  gerade  die 
Kamen  der  Dämonen  mit  griechischen  Buchstaben  geschrieben 
sind  (Wünsch  Rh.  Mus.  LV  26 H),  und  anderwärts  die  ausdrück- 
liche Vorschrift,  die  Zauber buchstabe η  griechisch  zu  schreiben 
(Plin,  h,  n.  XXVfH  ί9  duabtis  liiteriB  graecis  ΡΛ  chartam 
inscriptam  habe  man  als  Araulet  benutzt). 


I  8.     Ich  wüsste  nicht,  dase  irgend  eine  der  vorgelegten   In- 

schriften etwas  darböte,  das  nicht  aus  der  gegebenen  Erklärung 
verständlich  würde.  Ein  Fall,  der  an  sich  keiner  weiteren  Worte 
bedürfte,  führt  uns  noch  tu  einigen  vielleicht  liedeutsamen  Zeug- 
nissen. Sowohl  Inschriften  Pompeis  als  christliche  Graffiti  vom 
cimitero  di  S.  Alessandro  bei  Rom  zeigten  die  Anordnung  der 
Alphabetbucbstabenj  dase  auf  den  ersten  der  letzte,  auf  den 
zweiten    der  vorletzte  usw\  folgten     Diese  Anordnung   erinnerte 


^  £s  ist  natürlich    nicht  ausgeschlossen,    dasa    in  anderen  Fallen 


ίόο 


Μ  e  te  r  ι  Ol 


an  die  bei  den  Hebräern,  aucb  ini  alten  Teetamente,  vorkott^ 
mende  Geheimecbrifl  den  sog.  Ätbbaecliy  in  der  ftir  einen  Bncli- 
ttaberi  der  einen  Hrihe  dee  Alpbabetf>  D-£t  jedeeinal  der  carte* 
epöndirendei]  der  zweiten  Reibe  *^— η  eintrat.  Ueber  die  AaadeV 
nnng  oder  Bedeutung  dieser  GeheimBcbnft  weiee  ich  nichts  tn 
eagen,  wa§  Lierber  geborte.  Dagegen  let  von  nicht  geringem 
Interesse,  was  bei  Irenaeus  (adv.  haeresee  I  14,  S  t.  I  p.  134  Htr* 
Yey)  über  den  Simon  Magufi,  dessen  Leben  und  Lehreo  ja  to 
ganz  in  magischen  Künsten  aufging,  berichtet  wird.  Die  mystische 
Gestalt  der  Göttin  'Αλήθεια  wird  beschrieben:  κατήγαγον  τ^Ρ 
αυτήν  έκ  τών  υπ€ρθ€ν  οιυμάτιυν,  ϊν'  ίσίδης  αυτήν  τ^μνήν  κα\ 
καταμάθτις  τό  κάλλος  αυτής,  αλλά  καΐ  ακούσιας  αυτής  λαλού(7Τ}ς 
καΐ  θαυμάσΓίς  τό  φρόνημα  αυτής  ,  αρα  ούν  κεφαλήν  άνω  τ6 
Α  και  τό  Q,  τράχηλον  hi  Β  και  Ψ,  υίμους  δμα  χερσι  Γ  και  Χ, 
στήθη  Δ  και  Φ,  διάφρατμα  Ε  και  Υ,  νώτον  Ζ  και  Τ,  κοιλίαν 
Η  και  Σ,  μηρούς  θ  και  Ρ,  γόνατα  Ι  καΐ  Π,  κνήμας  Κ  καϊ  Ο, 
αφυρά  Λ  και  Ξ,  ττόοας  Μ  και  Ν  .  τούτο  έστι  τό  σώμα  τής 
κατά  τον  μάτον  "Αληθείας  .  τοοτο  τό  σχήμα  του  στοιχ€ίου» 
ούτος  6  χαρακτήρ  του  γράμματος  .  και  καλεί  τό  στοιχεϊον  τοοτο 
"ΑνθρωτΓον,  εΐναί  τε  πηγήν  φησιν  αυτό  τταντός  λόγου  κτλ. 

Daneben  stelle  ioh,  was  bei  Fe.  Tertullian  adv.  omnea  hae- 
reses  15  (de  praescr.  haeret  o,  50)  zn  lesen  steht:  non  defuerunt 
post  hus  Marcus  quidam  et  Cularbasus  novam  haeresin  «x  Grat- 
cor  um  alphabeta  compmitntes  ,  Negant  enim  veritaiem  sine  Ms 
posse  lUieris  invenirit  immo  tot  am  pkmiud'mem  et  perfeciiünem 
veritatis  in  i3iis  ViUtria  esse  disimsUum.  Propter  kanc  etiim  cati* 
sam  Christum  di^tisse  ^  Ego  snm  Α  ei  Q\  ,  ,  .  Feratrrunt  isti 
ΟΥΧΦΨΤ  tötum  ttsque  ad  Β  Α  et  computanf  ogdoadaa  et  decados. 
Ich  bin  weit  entfernt  in  diesem  mystiscben  Wabnwitz  die  Er- 
klärung  seltsamen  Alpbabetzaubers  zu  suchen  so  wenig  als  etwa 
in  allerlei  neupythagoreischen  Lehren  vom  Älpbabet  am  Himmel, 
von  der  Spbärenbarmonie  ale  dem  Zusammenklang  der  7  Vocale 
und  17  Consonanten  (Diels  Elementiim  44,  vgl.  Labeok  AgiaopL 
1340  t\  Aber  dergleichen  kann  illustrirenf  in  welcben  Kreisen 
von  Menschen  und  Gedanken  jene  zunächst  so  auffälligen  Bucb- 
stabenreiben  zu  allerlei  grotesker  Weltmagie  ausgedeutet  wur- 
den. Wir  sehen  in  solchem  Falle  deutlich,  dass  sie  nicht 
hlos   eigne  Hirngespinste  vorbringen,   sondern   an  altern  Zaüher- 


dergleichen  Umstell ungen  auch  zur  üebung  der  Kinder  dienen  konnten, 
wie  wir  hei  Hieronymua  in  lerem.  XXV  26,  epist  XVU  lesen. 


•;  •  ♦  • 


}enh 


101 


glauben  anknüpfen.  Und  wir  erkennen  doch  die  Auswiicbee, 
wenn  auch  noch  eo  verechrohene  und  groteeke,  einer  seltsam 
matenellen  und  körperlichen,  ja  man  möchte  sagen  personifioi- 
renden  AuffaRsnng  der  Bachetabenzeichen.  Der  Doppelsinn  von 
(ϊτοιχ£Ϊα  im  Griechiechen  nnd  eiementa  im  Lateinischen  lud  ja 
schon  Λ^βΙ  früher  zu  allerlei  grobem  und  feineren  Parallelen 
zwischen  Bnchstaben  und  Welttheilen  ein  (DielH  Elementnm  19), 
Eine  äneeerete  Spitze  solcher  Speculationen  iet  ein  koptisches  Buch 
über  die  *  Mysterien  der  griechtechen  Buchetahen '  der  Bodleiana 
in  Oxford,  das  Ä>  Hebbelynok  im  Museon  (Etndes  philologiquee, 
historiques  et  religieuses  n,  s.  l,  1  p,  16  ff.)  begonnen  hat  zu 
veröffentlichen.  Ich  kann  über  dies  sehr  späte  Buch  nicht  ur- 
theilen,  aber  die  grosse  OfiFenbarung  besteht  nun  eben  darin,  dass 
die  Buchstaben  die  Theile  und  Elemente  der  Welt  in  ihrer  Form 
zeigen:  Vune  de  ces  kttres  renferme  fhnc^e  du  eiel  et  de  la  terre; 
nne  auire  est  ccrite  pour  figurer  la  terre  et  le  ciel^  une  autre 
pour  figurer  la  terre  et  Veau  etc,  (p.  22).  Chacune  de  ces  kttres 
est  appeUc  un  elemenl  (στοιχεΐον),  cömme  nous  vetwns  maintenant 
de  le  dire.  Les  kttres  sont  au  nombre  de  vingt-deux  non  compris 
le  El  et  le  ψι,  que  ks  phlhsophes  tf  Ont  ajoutis  dam  la  suUe, 
Or  ces  pingt-deux  kttres  repomkut  au  nmnbre  des  vingt-deux 
muvres  que  Bleu  α  produites  dans  la  creatiortf  ά  savoir:  La 
Premier e  le  premkr  ckl;  la  terre  inferkare  au  noun  (o&me);  la 
troisietne  teaii  super ieitre  ä  la  ierre  et  icau  in f erküre  (p.  28  f,). 
So  geht  es  in  mannigfachen  Variationen  weiter.  Wir  wissen, 
dass  dies  Buch  mit  seinen  verwirrten  Sätzen  nicht  allein  stand, 
pm  alten  Pachomius  wird  ähnlich  mystisches  Zauberepiel  zuge- 
rieben,  Bieronymus  erzählt  in  der  praefaiiO  ad  regulas  s, 
homii  (Migne  PL  XXII l  05):  Amnt  Thebaei  quod  Fachomio, 
Cortielio  et  Sgro,  qui  usqut  hodie  centum  et  decem  Φΐηο$  vivere 
diciiur^  angelus  Unguae  m^sticae  scientiism  dederit  et  loqueretur 
per  alpfmb€(um  specialem  signis  quibusdam  et  sgfnbdis  abscmulitm 
sensus  involvens.  Und  wir  haben  ja  die  von  Hieronymus  über- 
setzten  episfulae  et  verba  mgstica  des  Pachomius,  in  denen  ein 
tolch  mystischer  Gebrauch  des  Alphabetes  vorliegt.  Zudem  soll 
Pachomius  seine  Mönche  in  24  Gruppen  nach  den  24  Buchstaben 
des  Alphabets  eingetheilt  haben,  indem  er  die  in  ihrem  Charakter 
und  Leben  iler  mystischen  Bedeutung  eines  Buchstabens  entspre- 
ohenden  Mönche  zusammenordnete  (weiteres  bei  Grützmacher, 
Pachomius  124).  Nehmen  wir  etwa  hinzu^  was  wir  bei  Genua• 
diue  Script,  eccles.  1  von  Pachomins  gesagt  finden  alphabeium  my^ 


Μ  ^ier ΙΟΙ 


Alicis  teefum  soei^amcnlis  iv/u/  humanae  conätieiudmis  cjecedtns  tth 
tHle^eniiam  cluusit^  eo  erkerinen  wir  ahnliohe  Alpbftbefnt^ttik  wia 
fiie,  welcbe  das  spätere  koptische  Buch  oiTenbart,  Diee  BecJi 
aber  trlgt  —  wenn  aucb  mit  ünrecbt,  doch,  wie  mir  echebt, 
deutlich  genug  (β.  Museen  a.  a.  0.  8  f.)  —  alft  VerfaaterDaniea 
den  eines  andern  groeeen  KtoetergründerSf  des  b.  Sabaa.  Mao  «tag 
aus  solchen  Sätzen  und  Biichero  wob]  sehen,  wie  das  Alphabet 
selbst  als  die  grosse  Formel  des  Zaubers  Über  alles,  als  der 
weltumfassende  ^  Name*  gleich  jenem  Abra^tas  (=  365)  uod 
so  vielen  andern  grossen  Kamen  seitdem  in  dten  magischen  Ba- 
chern aller  Zeiten  angesehen  und  verwandt  werden  konnte.  Aber  alt 
Vorstellnng,  die  in  so  viel  früherer  Zeit  in  Griechenland  und 
Italien  das  Alphabet  zu  zauberischer  Wirkung  auf  Grabgeftaae 
und  Grabsteine,  an  die  Häuser  nnd  auf  die  Schilde  schreiben 
hiesf,  ist  damit  nicht  aufgedeckt.  Sie  niuss  tiefer  liegen  und 
volksthümlioh,  einfach  sein. 

VolkethÜmlich  jedenfalls  ist  der  Gebrauch  eines  hierher* 
gehörenden  Wortes  in  byzantiuischer  Zeit  in  der  Bedeutung  *  ver- 
zaubern, beschwören  *>  des  Wortes  0τοιχ€ΐθΟν.  Diele  hat  einig« 
Stellen  besprochen  Elenientuui  5(5.  Ist  diese  Bedeutung  wirklich 
abzuleiten  von  dem  ατοίχ^ίον  *  Dämon,  Gespenstj  Geist',  auf 
welche  Bedeutung  ich  bereits  im  Abraxas  til  f.  zur  Erklärung 
der  στοιχ€Ϊα  paulinischer  Briefe  nachdrücklich  hingewiesen  hatte? 
(ΓΤΟίχειουν  heisst  'aus  Elementen  bilden'  oder  aber  *  dtmenia 
vortragen  ,  eigentlich  etwa  ^ABC*  Unterweisung  geben*  (Üielt 
a«  a«  0.  40,  2  Üsener  Theodosius  152  zu  47,  ^).  Kun  katm 
man  ja,  wenn  von  Apollonius  von  Tyana  bei  Codiuus  erzählt  wird 
im  πάαης  τής  ττόλ^ως  τά  αγάλματα  έατοιχ€ΐώσατο  oder  νου 
ehernen  Mücken  und  Fliegen  in  Byzanz,  »He  durch  ihn  idroi' 
χ€ΐαιμένα  waren,  eine  solche  Ableitung  des  Wortes  verstehen* 
Ist  das  auch  möglich,  wenn  e«  bei  Oedrenus  von  demselben  heisst 
ούτος  iv  ΒυΖαντίψ  £λθών  παρακληθΐϊς  ύπό  tow  έντοπίαιν 
€CiToiX€iLucftv  δφ€ΐς  μέν  καΐ  ακορττίους  μή  τιλή(Γ0€νν,  κώνωπας 
bfe  μή  ΤΓαρ€Ϊναι  und  dann  Λύκον  hi  τον  ττοταμόν  €0τοιχ€ίυϋσ€ν, 
ώστε  μή  πλημμυρήσαντα  το  Βυίάντιον  καταλυμαίνεσθαι?  Es 
galt  ja  doch  gerade  die  böeen  Dämonen  zu  vertreiben,  die  στοι- 
χεία des  Fineses,  der  hosen  Thiere,  Soll  es  so  verstanden  wer- 
den, dasa  es  Apollonius  der  στοίχε ίυυματικός  durch  die  στοιχ€Ϊα 
that,  die  ihm  gehorchten  ?  Uäge  es  nicht  vielleicht  näher,  daas 
0τοιχ£ΐουν  beziiubern,  beschwören'  hiesse,  weil  von  Altere  her 
die  στοιχεία  als  die  Buchstaben   Zauber  mittel  unS  Zauberzeichen 


ABC-Denkmäler 


103 


wareri  ?  Dann  wären  freilich  στοιχ£Ϊον  tind  στοιχείου  ν  auf  verecbie- 
denen  Wegen  zu  jenen  by zantinisclien  und  neugriechischen  Ile- 
deutungen  gelangt;  bo  wage  ich  über  eine  Vermuthung  nicht 
hinauezö gehen*  Ohnehin  werden  wir  in  dieser  Spätzeit  nimmer- 
mehr Äufechluse  linden ;  wir  miissen  uns  so  gut  ee  geht  in  die 
ältesten  Zeiten  zurückversetzen. 


9.  Im  Anfang  alier  Litteratur  war  das  Zauberzeichen  und 
das  Zauberlied,  Did  Verwendung  der  Buchgitaben  aU  Zauber- 
zeichen führt  uns  an  die  Bch welle  jener  Zeiten^  da  es  eine  ge- 
heime grosse  Kunet  war,  die  Scbriftzeichen  zu  handhaben,  und 
zu  der  volksthümlichen  Anschauung,  die  jedes  Schriftzeiohen  als 
ein  materiell  wirksames  ansieht  und  den  geschnittenen,  geritzten 
Stab,  den  Bachstaben  als  einen  Zauberspruch  behandelt.  Wir 
sehen  hier  bisher  im  Gebiete  der  germanischen  Völker  tiefer  als 
in  dem  der  antiken.  Wir  wissen  es  da  besser,  wie  einst  der 
Zauber  geknüpft  war  an  das  geheime  wander  kräftige  Zeichen,  und 
dies  magische  Zeichen  war  die  ni/m,  'die  bald  Glück  bald  Un- 
glück brachte,  die  gegen  alle  Widerwärtigkeiten  des  Lebens 
sebirmte  und  feite  (Mogk  German.  Mythologie  175),  Wenn,  wie 
ich  nicht  zweiBe,  Edward  Seh  rüder  mit  seiner  Deutung  des  abd. 
und  anord.  spetl  (got.  spUl)  Recht  hat  (ZfdA.  XXXVII  241  ff., 
namentlich  257  ff.)^  der  als  ursprüngliche  Bedeutung  "^Zauberformel' 
darlegt  und  das  Wort  mit  got.  spiida  (^^  TfivaKiblOV,  πλά£)  zu- 
sammenstellt, —  das  nichts  anders  ist  als  alten gL  speld  Span, 
Splitter,  mlid,  spdie^  abgespaltenee  Stück  Holz  dh,  ursprünglich 
das  HunentUfelchen,  der  ßuchstab  (Sehrüder  264)  —  dann  be- 
sitzen wir  in  diesem  Worte  einen  urkundlichen  Beleg  dafür^  dass 
der  Buchstab  ein  ältester  Zauberspruch  ist. 

£s  ist  natürlich,  dass  feststehende  Reiben  von  Buchstaben 
die  nächsten  Zaubersprüclie  darstellten,  deren  Wesen  vor  allem 
verlüngt,  dass  «ie  unabänderlich  gleich  bleiben.  Und  so  garan- 
tirten  ja  dann  auch,  als  das  Zauberlied  die  geheimnissvolle  Sinn- 
losigkeit der  Zauberzeichen  sprengte,  die  ,<Stäbe^'  das  immer  gleiche 
Gefüge  der  ältesten  cur m Ina. 

Wir  können  über  diese  uns  so  fernen  Vorgänge,  die  sich  in 
den  ersten  Cultu  ran  fangen  der  Völker  vollziehen,  andere  deut- 
licher redende  Zeugnisse  nicht  haben  als  die,  welche  wir  besitzen. 
Die  Reate  jener  Anschauungen,  die  wir  nur  andeutend  aufklären 
können,  liegen  vor  un«  in  den  im  Völksbrauch  lange  festgehal- 
tenen  alten  Zauberzeichenreihen    in    der  gefestigten   Ordnung  des 


104 


Dleierich 


AlplmbetB.  Und  eitii»  \xi\{  ich  mir  bei  aller  Zurück KaUnn|^  Aaz«• 
deuten  nicht  verengen.  Ueber  die  Anordnung  der  vertchiedenen 
in  Betracht  kommenden  Alphabete  tn  reden  ist  nicht  meioe  Sacbe 
und  noch  weniger  über  die  üebemahme  der  Reihen  von  eintn 
Volk  zum  andern  oder  gar  ihren  letzten  üreprnng  und  ihre  Hei- 
math.  Aber  welcher  Art  war  denn  daa  fiedürfniee,  dae  zuerst 
eine  feste  eich  immer  gleich  bleibende  Reihe  der  Buchstaben  ver- 
langte? Ich  meine  nicht  die  Geeiehtepunkte,  die  Prineipien.  nae^ 
denen  eine  Anordnung  eo  oder  io  in  Stande  gebracht  wurde,  eon- 
dern  den  ersten  Wunsch  eine  solche  Reihe  zu  haben  und  ihren 
ureprtingHchen  Gehrauch.  Konnte  es  auch  in  den  alten  Zeiten, 
in  die  uns  die  zu  Anfang  der  Erörterung  vorgelegten  Doctimente 
zurückgeführt  haben,  das  Bedürfniss  der  Lehre  und  des  Unterrichte, 
der  Grammatik  sein? 

10,  Wir  blicken  in  dunkle  Zeit  und  sehen  nichts  mehr. 
Ich  mag  nicht  mit  einem  an  bestimmte  η  Fingerzeig  ins  Dunkel 
scbliessen.  Darf  ich  den  Leser  am  Schlüsse  zurtickfÖhren  in  un- 
sere Gegenwart,  um  ihm  zu  zeigen,  wie  der  Brauch,  den  wir  be- 
trachtet, durch  die  Jahrtausende  gedauert  hat  bis  heute?  Ich 
fordere  ihn  auf,  die  nächste  Einweihung  einer  römisch-kathoHscheo 
Kirche  mit  anzusehen.  Er  wird  sehen,  wie  bald  nach  Beginn  der 
heiligen  Handlung,  wenn  der  Bischof  in  der  Mitte  der  Kirche  an- 
gelangt ist,  während  der  liturgiechen  Gesänge  auf  kreuzweisen 
Äechenstrcifen,  die  vorher  genau  nach  Vorschrift  in  Ereuzesform 
auf  den  Boden  gestreut  sind,  —  ich  rede  weiter  mit  dem  Ponti- 
iicale  Komanum  selbst  (α  Bcnedkto  XJV  et  Ltone  XIII  pont, 
»ΙΛΓ.  recognitum  ei  casHgaium,  Eatisbonae  1^91  p.  130)  —  pontifeg 
acceptia  müra  et  bactdo  pastorali  incipiens  db  anguh  Ecctesiae  ad 
sinisfmm  intrantis^  proui  sttpra  Umae  factae  sunt,  cum  CnriretHitate 
bacttU  pastorali  s  scribit  super  einer  es  alp  habet  um  graccuwi, 
Ua  distinctis  lüteris  td  totum  spatium  occupent^  his  viädu^  (die 
Figur  S.  105  giebt  genau  die  in  dem  Pont.  Eom.  beigegebene  An- 
weisung wieder).  IJeinde  simili  modo  incipiens  ab  an^o  ecrJe* 
siae  ad  dejcteram  intrantis^  scribit  aiphabet  um  tatinum  super 
cineres  distinctis  litter is,  his  videliett  (s.  S.  105).  Und  dann  folgen 
die  Exorcismen:  Exorcigo  te,  creatura  salis,  in  nomine  I}omim 
nostri  lesu  Christi  —  ut  sandificeris  ad  consecraii<mem  hmm 
ccclesiae  et  aliaris  ad  e^rpellendas  omnes  daemonnm  tentationts  ♦ . . 
Krorcigü  te,  creatura  aquae^  in  nrnnine  Dei  Patris  et  Filii  el 
Spiritus  mnctif  ut  repeUas  diabolum  α  termin^  iustorum,  ne  sU  m 


i 


ABC-Denkmaler 


105 


uwbraculis  huius  ecclesiae  et  altaris.  Wie  die  Alphabete  offioiell 
von  der  Kirche  auRgedeutet  werden,  weise  ich  nicht.  Ich  denke, 
wir  wiesen  genug. 


Giessen. 


Albrecht  Dieterich. 


EINE  BESTAETIGUNG  AUS  OXYRHYNCHOS 


In  der  Schrift  De  luba  artigrapho  (Acta  eoo.  philo!.  Lipe. 
IV  1875)  p.  33  ff.  hatte  ich  es  mit  Entschiedenheit  als  einen 
Irrthum  WeRtphale  bezeichnet,  wenn  er  den  Heliodor  'ale  den 
frühesten  Vertreter  der  von  Hephästion  gelehrten  antispaetiecheo 
Meesnng*  (Metr.  der  Gr.*  I  S.  221  vgl.  II  S.  112  f.)  hinetellte. 
Gestützt  auf  die  Darlegungen  M.  Schmidts  (Philol.  IV  p.  227  ff. 
VI  p.  660  ff.)  und  Heinrich  Kleists  (De  Philoxeni  gramm.  stodii• 
etymologicis  Gryph.  1865  p.  8  f.)  ging  ich  davon  aue,  das• 
Philoxenos  älter  als  Heliodor  sei  und  dass  uns  demnach  bei 
Longin  (schol.  Heph.  p.  82,  10  W.)  nicht  lediglich  Heliodor  und 
Hephästion  in  zeitlicher  Folge  vorgeführt  würden:  TOÖ  bk  iT€pi 
μέτρων  λόγου  πολλοί  πολλαχώς  ήρ£αντο,  οι  μέν  άπό  στοιχείων, 
ώςΦιλόΗενος,  οι  bi  άπό  του  μέτρων  δρου,  ώςΉλιόοωρος* 
ήμ€ΐς  bi  Ήφαιστίωνι  κατακολουθήσομεν  άπό  συλλαβής  άρ£α- 
μένιμ.  Da  wir  nun  aus  Mar.  Vict.  p.  98,  21  K.  quidam  tarnen  de- 
cimam  httic  (dh.  metro  procelenmatico)  speciem  post  novem  prototypa 
imperiiendam  esse^  e  quibus  est  et  PfalaaenuSj  ex  eo  putaverunt, 
quod  eqs.  erfahren,  dass  Philoxenos  zu  der  Zahl  der  Metriker 
gehörte,  welche  das  proceleumaticum  nach  den  neun  prototypa 
als  decima  species  anreihten^  so  ergab  sich  mit  Ν  ο  th  wendigkeit 
der  Schluss,  dass  das  metrum  antispasticum  schon  vor  Heliodor 
in  die  Zahl  der  prototypa  aufgenommen  war.  Denn  unter  den 
novem,  denen  Philoxenos  das  proceleumaticum  als  zehntes  hinzu- 
fügte, 'hatte  auch  das  antispasticum  seine  Stelle',  wie  dies  schon 
Westphal  selbst  richtig  betonte  a.  a.  0.  I  S.  227,  nicht  ohne 
zugleich  die  Folgerung  zu  ziehen  *  mithin  vertritt  auch  Philoxe- 
nus  die  antiRpastieche  Auffassung  Heliodors  und  Hephästions*. 
Zu  dem  gleichen  Kesultate  führt  die  Prüfung  der  Stelle  bei  Mar. 
Vict.  p.  52,  19  ff.  Metra  autern   omnia  quattuor  modis  varianiur^ 


Srae 


tatigUTig  ftui  öxjrbynchot 


107 


adkdione^  tMractnmt^  tranmuifaiiane,  concinttalione  .  ita  f'mnt  in- 
numerahifes  spedes  oriae  vs:  profoiypw  novenij  id  est  dacti/lko, 
iambko,  (rocftaieo,  atmpaeifico^  paeoniro,  procehumafkuj  kmico  άπό 
μίίίονος,  ionho  άπό  έλά0(Χονοςι  choriambico  ,  his  adlciunt  anii- 
spastum  loco  procekumafki:  namque  is  miapatifko  plerumquc  sul• 
dum  carct  autiorifafe;  tum  ftuUi  ettm  in  speck  dvcima  reclpiunt. 
Detin  unter  den  noti  nuUi  befand  sich,  wie  qiib  Mar.  Vict.  lehrte, 
Philoxenoe.  An  zehnter  Stelle  aber  konnte  er  dai  procelenmaticum 
πΰΓ  aufrühren,  nacbdem  er  vorher  auch  das  antiepaBticum  aufge- 
nommen hatte.  Wenn  aber  WeBtphal  trotz  dieBcr  Einsicht  fort- 
fuhr, von  Heliodors  'unglücklicher  Erfindung  dei  antispaeti sehen 
Prototypone*  zu  reden  (Metr.«  II  8,  XV IT.  VgU  S.  XT.  112 
119),  80  wird  das  wohl  ηητ  an  dem  Unietande  gelegen  haheo^ 
das6  er  eich  über  die  Zeit  deis  Philoxenoe  nicht  schlüssig  wnrde 
oder  vielmehr  stillschweigend  den  Heliodor  als  den  älteren  nahm. 
Er  war  demnach  wenigatens  coneequent,  wenn  SuBemihl  Neue 
Jahrb.  f.  Phil.  CVU  (1873)  8.  296  A.  9  mit  der  Möglichkeit 
rechnete,  dase  Philoxenoe,  Bofern  er  dem  Heliodor  in  der  anti- 
epaetiBchen  MeeRung  gefolgt  Bei,  'frühesten«  ein  jüngerer  Zeitge- 

inosse  Ton  ihm   war'. 
Auf  quellengeMchichtlicher  Grundlage    beruhte    eine    andere 
(p,  33)  von    mir  vorgebrachte  Beobachtung,     Geht    nümltch    dag 
Kapitel    des  Apthoniue  De    meiro  antispastico  (Mar.  Vicf,  p.  87> 

126  tf,),  woran  wohl  Niemand  zweifelt,  auf  luba  dh,  im  letzten 
Ende  auf  Heliodor  zurück,  vgl  Weatphal  Philol.  XX  S.  267. 
Gerb.  Schultz^  Quihns  auctorihfia  Aphfhunhis  de  rc  m  usus  sit  p. 
'  Die  Diaiertatinn  von  Gerh,  Schultz  (Vratisl.  1885)  bedeutete  einen 
tüchtigen  Schritt  vorwärts.  Von  der  Ansicbt  Wpftplinle,  daes  von  luba 
auch  Caeeius"  Buch  benutzt  worden  eei  (Metr»  I  S.  172,  228),  hatte 
ich  mich  wenigstens  in  nieiiieu  Erörtcrunj^en  noch  nicht  los  machen 
könne»,  obwohl  ich  sie  in  der  Fragmentsammlung  unberückeichtigt  ge- 
lita^en  und  auch  darauf  hingewieften  hatte,  dass  in  der  Zahl  der  unter 
Ntuuung  des  Namens  aogeführten  Stellen  de»  luba  sieb  keine  mit 
Nulbwendigkeit  auf  die  Darstellung  der  derivata  bezic^ht  (De  luba  p.  24. 
2^i).    Doch  *lie  richtige  Consequenx  mit  Entechäedenbeit  zu  ziehen,  blieb 

»Schultz  vorbehalten,  nur  sollte  mnn  nicht  dem  Schein  Raum  geben, 
'flla  hätte  erst  ich  die  Abhängigkeit  des  luba  von  Caesiue  aufs  Tapet  ge- 
bracht (Schultz  p.  Hil).  Als  fi  ucbtbar  erwies  eich  in  der  Schultz'achen  Ab- 
handlung insbcBondere  auch  tler  Hinweis  auf  den  vorher  so  gut  wie  un- 
hiachtet  gehliübeneuTheomeBtuH  (so  fiir  daa  Überl.  Thacomtfstufl  üsener 
in  FleckeiBens  J»hrb.  18«9  S.  :J1)5)  bei  Mar.  Vict.  p.  140,  :).  Freilich 
nird  imn  meines  Eraehteus  dem  neuen  Gotte  etwan  reichlich  geopfert. 


10Θ 


Herne 


2β,  ÄO  Bprechen  doch  die  EiiiiJjangHworte  p.  87,  27  5Wo 
mtper  antispasfi  specie  recipienda  inier  navem  pratotjfpa  duhititsie^ 
bei  vorurtheilfiloeer  Erwägung  eher  gegen  aln  für  die  AniiAhme, 
da»»  erftt  Heliodor  dae  antiepastiBche  Metrum  tmter  die  Prototyp 
aufgenoninien  lial>e.  quidam  hatten  allerdinge  an  der  Berechti- 
gung jenee  Metrum  gezweifelt  {nam  raro  admodum  vtieres  ini^ 
grum  es  eo  Carmen,  quod  sit  natura  scabrum  inter  rh^thmos  aiqm 
asperum^  rompasuisse  perkibentur  Mar.  Vict  p.  87^  28),  aber 
lobon  darana  ergibt  eich  doch  auch»  daae  andere  dem  antiipt- 
itictim  eine  Stelle  unter  den  prototypa  angewiesen  hatten.  Die 
Erörterung  bei  Inba-Äpthoninft  gibt  nne  einen  Nachklang  der  De• 
batten  über  daa  Für  und  Wider,  wie  eie  schon  bei  Heliodor  ge* 
boten  wurden.  Letzterer  fand  daa  antiepaeticum  unter  den  pro- 
totypa  bereit«  vor,  aber  in  einer  wenigetcne  von  Seiten  jener  quidam 
angefochtenen  Stellung.  Er  befestigte  daher  die  Äntoritlt  de»- 
selben  von  Neuem  ipsa  parüitatis,    t^ua    inier    se  c(mffruu$U   (dh. 


Im  Zusammenhange  damit  steht  die  Vermuthung  (p,  'Λ9.  Μ),  Apthonias 
(über  die  Schreibung  des  Namens  W*  Schulze  iud.  lect.  Marb.  hib» 
1894/5  p.  XXIV)  htibe  nicht  aus  dem  um fanu reichen  Werke  des  lub», 
von  dem  bei  Prise  tau  de  metr.  Ter,  p.  4120^  24  Wkantitlich  das  acht« 
Buch  ciiirl  uird^  geschöpft,  sonderu  aut  einem  angt^blieh  voo  Ittbi 
selbst  aus  seinem  Werke  auege/-og«neii  kleineu  Enchiridion.  Aber  so 
vertrauensvoll  auch  die  Worte  lauten  non  temcre  coniciemm  lubam  ma^* 
num  opus  suum  in  encheiridii  ßrmam  rcde^issc  (p.  39),  der  Umstand| 
das»  Apthoniui  in  der  oder  jener  Piirthie  (nach  Schultz^  D»rürhallen)  ans 
Tuba  verhaltnisimäeiig  wenige»  excerpirt  habe,  iit  für  eine  derartige 
Folgerung  eine  gar  schwache  Stütze.  Man  kann  der  von  Schulti  ge- 
gebenen Quellenanalyse  des  Aptbonias,  deren  Forderlichkeit  für  eine 
von  mir  oder  Anderen  vor^u nehmende  Revision  des  luba^chen  Bestandet 
ich  gern  anerkenne,  alle  Gerechtigkeit  widerfahren  lassen,  und  wird 
docli  jene  Folgerung  als  ungenügend  begründet  «blehoen  müsaen.  Bei 
dem  Versuche,  den  Autheil  der  von  Apthonius  benutzten  Autoren  iu  son- 
dern, bleibt  im  Einzelnen  zu  Vieles  blosse  Vermuthung,  als  dass  sich 
darauf  die  Hypothese  eines  tonst  völlig  unbekannten  Eucheiridion  des 
luba  anfbaueu  Hesse.  Schnitz  glaubt  beobachtet  zu  haben,  dass  sieb 
Apthonius  bei  seinen  Excerpten  allemal  au  den  reichhaltigsten  der  von 
ihm  ausgeschriebene  η  Autoren  gebalten  habe  Ip,  2t>.  Sd):  wie  könne  er 
also  ans  Inbas  groseem  Werke  geschilpft  Imhen,  wenn  er  doch  in  der 
Üarstellunj;  der  prototypa  (nach  Schultz'  Ansicht)  aus  luba  so  wenig 
vorbringe?  Auoh  diesen  Schluss  kann  ich  nicht  für  stringent  halten, 
weil  die  Prämiesen  unsicher  bleiben^  schon  insofern,  als  uns  nicht  ein 
einziger  von  Apthonius  benutzter  Schriftsteller  vollständig  erhalten 
ist,  nicht  einmal  Terentianus,  geschweige  Caesiua  oder  gar  die  ühngen. 


I 


t^ina  äe&t4tigUDg  »tia  Oiyrkyuchoa 


lOd 


churiambus  und  antispastus),  coniemplatione  und  indem  er  zu- 
gleich auf  die  von  früheren  geäusserten  ßedeoken  (Mar.  Vi  et,  p, 
88,  3   iF-)  eing-ing, 

■  Solcher  Art  waren  die  Gründe  (vgl  auch  a.  a.  0.  p.  35 
adn,),  mit  denen  ich  meine  These  ehemals  erhärtete»  Aber  ob- 
wohl mir  dieselben  noch  heate  un  verächtlich  erecheinen,  me  ha- 

■  ben  doch  nur  sehr  vereinzelte  ZuBtimmung  erfahren.  Daes  der  Ur- 
heber der  Antispastentheorie  *  wahrecheinlicli  Heliodor  gewesen 
eei,  schreibt  H.  Gleditsch  in  J.  Müllers  Handbuch*  II  (Müni'hen 
1890)  S.  6H2,  entschiedener  noch  üsener  Sitzungaber  der  Mün- 
chener Akad.  Jahrg.  18ί*2  8.  6113,  dasß  das  antiepaeticum  *  seit 
Heliodor^  zu  der  prototypa  gerechnet  sei,  und  dieselbe  Ansicht 
vertritt  auch   W.  Christ  Gesch.  der  griecli.  Litt«  (1898)  S.  769. 

Worin  liegt  der  Grund  dieses  zähen  Festhaltene  an  der  West- 
phalschen  Ansicht?  Man  wird  zunächst  versucht  sein,  ihn  in 
der  seither  vielleicht  durchgedrungenen  Ueberzeugung  zu  sehen, 
dass  sich  ein  unabhängiger  Beweis  für  das  gegenüber  Heliodor 
höhere  Alter  des  Philoxenos  nicht  führen  lasse,  und  dnss  also 
die  Aueführungen  M,  Schmidts  und  H,  Kleists,  auf  die  sich  nach 
mir  (De  iuba  artigr.  p,  34)  auch  Fr*  Leo  (Hermes  XXIV  S.  284J 
berufen  hatte^  nicht  ausreichend  seien,  um  den  Philoxenos,  wie 
dfts  schon  Gräfe nhan  vermuthet  hatte,  etwa  in  die  Zeit  des  Tibe- 
rius  zn  setzen.  Wenigstens  behauptete  Hillscher  (Fleckeisens 
Jahrb.  18  Suppl.  1892  S,  371),  die  Zeit  des  Philoxenos  werde 
für  uns  lediglich  durch  seiue  Erwähnung  bei  Nikanor  und  Hero- 
dian  bestimmt,  und  diese  Bemerkung  machte  auf  Susemihl  (Gesch. 
d.  gr.  Litt.  II  S,  226  Ä.  21^)  derartig  Eindruck,  dass  ihm  das 
Zeitalter  des  Philoxenos 'völlig  unsicher  erscheint.  Ich  glaube,  mit 
Unrecht.  Denn  was  H.  Kleist,  obwohl  es  seinem  Ansatz  erst 
die  festeste  Stütze  hätte  geben  können,  anzuerkennen  nicht  ge- 
wagt hatte,  nämlich  dass  Philoxenos  von  Aristonikos  (I  219  p. 
160  Friedl.)  sowohl  wie  von  Bidymos  (Y  471)  citirt  wird,  das 
war  inzwischen  von  einem  Kenner  wie  A.  Ludwich  bekräftigt 
und  gegen  Interpolationsverdacht  in  Schutz  genommen  worden 
(Aristarchs  hom.  Textkr.  I  1884  S.  457).  Und  Reitzenstein,  der 
eich  Lud  wich  8  Urtheil  anschloss,  Gesch.  der  gr.  Etym.  S.  180, 
bringt  zugleich  einen  plausibeln  Grund  fUr  die  zunächst  auf- 
fallende Thatsache  bei,  dass  uns  die  Benutzung  des  Philoxenoe 
bei  Aristonikos  und  Didjmos  nicht  an  öfteren  !iteilen  begegnet. 
Mag  man  also  den  Heliodor  mit  H«  Lipsius  (Fleckeisens  Jahrb. 
1860  S«  6tO)  selbst    als    Zeitgenossen    des  Apion    ansehen    oder 


110 


Beute 


»ich     ^eine    ßlütliezeit    mit    Christ,  Gckc:!).  der  ζτ,  LilL*  Sw  7$2 

'unter  tten  Kaisern  der  juiinchen  Dynftstie'  denken,  ee  tteht 
nicht»  im  Wege,  den  PhiloxenoH  iiU  Uei»  Ülleren  van  beiden  tt 
betrachten  —  geschweige,  wenn  man  den  Heliüdor,  wie  \ώ 
'Heliod.  Untere/ S.  167  meinte»  in  die  Mitte  det  erftten  nach- 
chrifltlichen  Jahrimnders  oder  vollende  mit  H*  Keil^  und  detneA 
Ansicht  iet  wohl  noch  beute  die  am  meisten  acceptirte  *,  kun 
vor   Hephästion  in  das  zweite  Jahrhundert  rtickl. 

Doch  vielleicht  war  es  eine  andere  Erwägung,  welche  der 
Weetphnl^Bchen  Aneioht  tiber  die  Aufnahme  des  Antispaeten  Umm 
Ueberge wicht  sicherte,  Hat  nämiirli  Gerb.  Schultz  '  Die  Metrik  des 
PhiloxenuB*  B.  47  ίΐ.  in  dem  Carl  Robert  dargebrachten  Bande 
'AuR  der  Anomia*  (BerL  1890)  Recht,  »o  konnte  ea  scheinen, 
dass  Philoxeni>8  in  der  Frage  nach  dem  Zeitpunkt,  wann  der 
Antispast  in  das  System  der  Prototypa  AutViabine  fand,  überhaupt 
nicht  in  Betracht  komme,  und  zwar  einfach  deshalb  nicht,,  weil 
er  den  Antispasten  gar  nicht 'anerkannte'.  Das  entgegenstehende 
Zettgniss  des  Apthoniue  nümlich,  das  Schultz  aue  qaellenanA- 
lytieohen  Gründen  itn  Wege  ist  {qutäam  tarnen  decimam  huk 
[pt^öcelatmatko}  speciem  pasi  nm-em  prototi^pa  impertiendam  esse,  β 
quibus  est  et  Philuxenus^  .  .  putaveTunt),  versucht  dieser  Gelehrte 
durch  die  Annahme  eines  Missverständnisses  des  Aptbonin«  zu 
beseitigen  a,  a.  0,  S.  55.  Nach  Schultz  hätte  Äptbonius  viel- 
mehr sagen  müssen :  *  £inige  nennen  den  Vroceleumaticu»  ao 
letzter  Stelle,  andere,  in  quibus  est  et  PhHoxenns,  setzen  ihn  an 
Stelle  des  Antiepast.  *  Die  Verdächtigung  oder  Abänderung  eine« 
aus  irgend  welchen  Gründen  unbequemen  Zeugnisses  hat  immer 
ihr  Missliches,  und  es  wäre  nicht  zu  verwundern«  wenn  sie  atieh 
in  diesem  Falle  nicht  überall  Zustimmung  gefunden  hätte.  In 
der  That  schrieb  noch  kürzlich  H.  Weil  Jnurnal  des  savants 
ΕέτΓ.  19CX)  ρ.  99  f.,  ohne  sich  durch  Schultz'  Ansicht  beirren  zu 
lassen:  U  est  certain  qu'il  (Tantispaste)  n'a  pas  eil'  introduit 
dane  lu  metrique  par  Heliodore,  Le  grammairien  alexandrin 
Philoxine,  qui  J'admettait^  et  que  Rosabacb  et  Westphal  croyaient 


i 


*  Ohne  auf  die  Frage  hier  von  Neuem  einzugehen,  bemerke  ich 
nur,  daee  der  Ansatz  Ki;ils  die  Billigung  Weetphals  (Metr.^  HS.  223), 
Haupts  (op,  II  p.  434),  Stude munde  (aneod.  var*  I  p.  182)  erfnbr  Der  ■ 
letztere  giebt  seinen  Worten  freilich  eine  abeichtlich  weite  Fassung 
(eaec.  /— //  post  Chr.  n.  scripsit}^  ähnlich  wie  ich  dio  KeiTsche  Anaichl 
neben  der  meinigen  offen  liess  De  luba  art.  p.  34  f. 


ΒΐΌθ  fieatltiguiig  aus  Öxyrhynctioe 


111 


ploe  jeune  quO^üodore,  Tavait,  au  contraire,  pr^cede.  Ich  hatte 
unter  Zustimmung  von  Vi\  Leo  (Hermee  XXI \^  1889  S»  284)  die 
Stelle  des  Äptboniufi,  um  die  es  «icli  handelt  (Mar,  ViuL  p,  98, 
21),  auf  lubtt  sfiurückgefiihrt,  Schultz  glaubt  sie  TlieouieBtue  geben 
2U  aollen,  und  ist  nun  freilich  gentithigt,  dem  Äpthoniue  jene 
Verwirrung  zuzumuthen.  E«  würde  zu  weit  rühren^  diese  Mei- 
nnngBverachiedenheit  hier  im  Einzelnen  zum  Auetrag  zn  bringen  ^, 
aber  für  unsern  heutigen  Zweck  bedarf  es  densen  auch  nicht. 
Denn  abgesehen  davon,  das»  auch  Schultz  nur  behauptet, 
Philoxenoa  habe  den  Äntiepaet  'noch  nicht  unerkannt*  (S.  60), 
vielmehr  den  Procleumaticu»  '  an  Stelle  de»  Äntiepast'  gesetzt 
(S.  56),  eine  Ausdrucks  weise,  die  zu  involviren  scheint,  dase  dein 
Philoxenofl  auch  nach  Sehaltz^  Anhiebt  der  Antiepast  wenigetena 
nicht  unbekannt  war,  sind  wir  heute  in  der  Lage,  die  Unter- 
suchung über  das  Alter  des  Antiapast  von  der  über  die  Lebena- 
zeit  und  metrische  Theorie  des  Philoxenoa  loslösen  zu  können. 
Man  verdankt  das  dem  in  den  Oxyrhynchus  papyri  part.  II 
(London  1899)   von  Grenfell    und    Hunt  n,  CCXX  S,  41  ff,  ver- 


1  In  der  gegen  Westphal  (Metr.^  1  S,  927)  gerichteten  Bemerkung, 
dasa  Philoxtiuos  das  metrum  molosBicum  oicht  als  Prototypoo  bezeichnet 
habe,  kann  man  Schultz  (S.  5*j  A.  1)  beistimmen,  ohne  doch  zu  leugnen, 
dass  Bchon  Philoxenos  des  moloeeicum  wenigsten»  Erwähnung  Ihat, 
wenn  auch  nur  subsidiär  und  als  einer  Art  von  Analogon.  Eben  da- 
gegen wird  sich  Heiiodor  gewandt  haben,  der  wie  das  molossicum  so 
auch  das  proceleumaticuni  selbst  ablehnte.  Dm  Annahme,  daas  bei 
luba  diese  zwiichen  den  griechischen  Metrikeru  geführte  Controverse 
wiedergegeben  war  und  aus  ihr  von  Apthoniui  in  dem  Kapitel  De 
procekumaiico  m<^ro  ein  paar  Sätze  excerpirt  wurden,  halte  ich  noch 
jetzt  für  die  plausibelste.  Dass  luba  in  Uhr  ο  quarto  über  das  iam- 
bische  Metnim  handelte,  bejseugt  RußouB,  daaa  er  im  achten  die 
Aaynsrteten  und  PolyschemfttiHt.en  durchging,  wissen  wir  aus  Priscia  η 
Durch  Comhiuining  dieser  Zeugnisse  ergab  eich  mir.  daas  luha  im  An- 
schlusB  an  Heiiodor  in  je  einem  Buche  über  die  zusammengehörigen 
Metra  handelte,  dh,  im  dritten  über  das  daktylische  und  anap&stische, 
im  vierten  über  da^  iambische  und  trochäische^  im  fünften  über  das 
chorianibische  und  antiepastieche,  im  sechsten  über  die  beiden  ioni- 
scheu,  im  siebenten  endlich  über  die  beiden  von  Heiiodor  als  proto- 
tjpa  abgelehnten^  nämlich  dse  päonische  und  proceleumatische.  Vgl, 
De  loba  p.  18  ff-  Betreffs  des  siebenten  Buches  verweiBe  ich  insbeson- 
dere auf  p.  81  meiner  Schrift.  Will  man  nicht  abermals  zu  einer  völlig 
willkürlichen  Aenderuiig  der  überlieferten  BuchKahlen  {luha  in  W>ro 
qunrto  bei  Rufinus,  idem  iu  octavo  bei  Priaciau)  seine  Zuflucht  nehmen, 
so  mufts  es  bei  unserer  Eintheilung  sein  Bewenden  haben. 


112 


β  θ  ose  £me  ßesUtigiing  des  Oxyrhyuehoi 


öffentlichen  Bnichfltück  des  Tnetrii^t'hen  ßuchee  eine«  zwar  mebt 
dem  Naoien  über  seiner  Tendejiz  nacl»  «leutlicb  erkennbaren  Ge- 
währsmanns» Die  Schrift  de»  Papyrus  wird  von  den  kandig^u 
Heraoegebern  dem  Knde  des  eraten  oder  {more  probablif  wie  tif 
meinen)  dem  Anfang  dee  zweiten  .labrhandert»  nach  Chr.  tugt- 
wiesen*  !n  eben  diesem  Buche  über  tindet  die  antiapaBtisohe 
Messung,  wie  achon  die  HerauKireber  gebührend  hervorhoben, 
HO  wohl  bei  der  Beaprechung  des  Φαλαίκείον  tCo).  VIII)  als  auch 
in  dem  Kanon  des  Α(Τκληιτιά6ειον  (Col,  XIV)  ihre  VerwenduDf, 
und  man  kann  nur  beistimmen,  wenn  klirxlich  Fr.  Leo  Nacbr, 
der  Gott.  Ges.  d.  \V.  Philol -biet.  Kl.  1H9S»  S,  at)4  dieae  That- 
aache  tu  den  für  d'w  Geschichte  der  Metrik  withtigaten  Momenteo 
rechnet,  die  wir  aua  dem  neuen  Fun  de  gewinnen.  Wer  zumal 
mit  Keil  den  üeliodör  kurz  vor  IlephäMtion  antetst,  aleo  in  die 
hadrianiäcbe  Zeit,  für  den  »telit  jetzt  urkundlich  feat^  dasa  nicht 
erst  Heliodor  dem  Äntiapaet  aeine  Geltung  veraoha0te.  Aber 
auch  bei  einem  weit  früheren  Anaatze  dea  Heliodor  wird  man  bei 
richtiger  EinBcbätzung  des  neuen  Zeugniaaea  die  Weatpharache 
Ansicht  nur  für  un wahrschein I ick  halten  miiaaen.  Wenn  es  näm- 
lich aehun  geboten  lat,  sieh  die  Abfaasung  des  metriachen  Ba* 
che«  aelbat  einige  Zeit  vor  der  una  erhaltenen  Niederachrift  dee 
Papyrua  zu  denken,  ao  gilt  das  in  erhöhtem  Maaaae  von  dem  me- 
triachen Lehrbnche^  aus  dem  der  Verfasser  seine  Kenntnisa  ge* 
echöpft  hat.  Sehr  richtig  «agt  Weil  a.  a,  0.  p.  lOU  von  dem 
Oxyrhynchostraktftt:  i^on  aiileur  n'a  certainement  pas  inventi  le 
eyst^me  qu'il  expose*  Daee  nicht  er  ea  erat  war,  der  uns  diese 
nicht  unintereaaante  Verquickung  der  Ableitungatheorie  mit  dem 
Hyatem  bot,  das  wir  uns  gewöhnt  haben  ala  das  Heliodorisch- 
Uephäationeiache  zu  bezetcihnen,  dafür  bürgt  schon  die  dilettanten* 
hafte  Eitelkeit  de»  Mannes  und  die  geschwätzige  Breite,  mit  der 
er  uns  von  seiner  metrischen  Erßndung  erzählt,  in  der  ibm^ 
wie  er  hinterher  gewahr  wurde,  kein  geringerer  als  Aiachylot 
zuvorgekommen  sei  (Col.  V.  VI).  Aber  geaetzt  auch,  die  Verei- 
nigung der  beiden  Systeme  sei  in  der  hier  dargebotenen  Form 
erst  nicht  gar  lange  vor  Abfaeaung  des  üxyrhynchoatraktate  zu 
Stande  gebracht  worden^  so  wäre  doch  dann  erst  zu  er  weisen, 
dasa  auch  die  beiden  hier  vereinigten  Syateme  selbst  erst  kurz 
vor  Entstehung  des  Oxyrhynchostniktats  ausgebildet  worden 
aeien.  Wie  uns  aber  die  Ableitungstheorie  bereits  auf  römisch 
Boden  durch  Varro,  also  etwa  anderthalb  Jahrhunderte  vor 
Oxyrhynchostraktat  bekannt  ist  und  nun  durch  letzteren 
länget  vermuthete  griechische  Provenienz  dieser  Theorie  ihre  liP 
kundliche  Beatütigung  erhält,  so  bleibt  ea  nur  glaublich,  dass 
auch  die  Antiapaatentheorie  längst  gang  und  gäbe  war,  ehe  sie 
neben  dem  Ableitungsayatem  in  ein  metriachea  Lehrbuch  Ein- 
gang fand,  das  acbon  tm  Hinblick  auf  die  poetiairenden  Zwecke« 
denen  es  Vorachub  leistet^  keinen  Anaprucb  auf  Originalität  macht. 
Freiburg.  0,   Ilenae» 


i 


i 

kurz 
rden  J 
hem  J 

ii 


f 


EINE  DRAESEKESCHE  HYPOTHESE 


In  der  Zeitechrifl  für  wies.  Tbeol.  1889  XXXII  8.  230— 

248  bat  Dräeeke  die  Vermulbungen  äu  begründen  geencht,  daes 
der  Bericbt,  den  Epipbaniui  in  seiner  392  verfasBten  Schrift  Über 
Maasee  und  Gewichte  von  der  Entstellung^  der  griechiechen  Bibel- 
übersetzung gibt»  im  weeentlicben  auf  die  Chronik  de«  JostoB 
von  TiberiaB,  des  Zeitgenoaeen  und  Gegners  des  Josephne,  xurück- 
gehe  und  daes  Äugusttn  De  civ.  dei  XVIIl  42  von  Epiphaniu^  ab- 
hängig eei. 

Diese  Hypothesen  schienen  mir^  als  ich  im  zweiten  Tlieile 
meines  Aristeas  die  Zeugnisse  über  die  Entstehung  der  LXX 
sammelte,  so  acliwacti  begründet,  ihre  Unmöglichkeit  schien  mir 
aus  den  von  mir  kurz  angemerkten  Beziehungen  der  Quellen 
unter  einander  so  sehr  von  selbst  einzuleuehten^  dass  ich  nieman* 
dem  durch  den  Hinweis  auf  Dräsekes  Irrweg  zu  nützen^  Dräeeke 
selbst  mit  der  Verecbweigung  seines  verfebHen  Versuches  am 
besten  zu  dienen  meinte.  Meine  Hoffnung,  dass  Dräseke  durch 
die  Winke  meiner  Bemerkungen  eines  Besseren  sich  werde  be- 
lehren lassen»  bat  mich  getrogen.  Dräseke  wiederholt  jetzt', 
55um  Theil  wörtlich,  seine  früheren  Einfalle  und  fühlt  nich  ver- 
letzt, ,,die  Spuren  seines  Fleisses  von  andern^  sei  es  bewusst  oder 
unbewusst,  verwischt  zu  sehen**.  Da  ich  auch  in  meiner  Dar- 
stellung der  Geschichte  der  Legende^  noch  Dräsekes  Hypothese 
ignoriren  zu  dürfen  glaubte,  habe  ich  mich  jetzt  entschlossen, 
meine  Gründe  genauer  darzulegen^ 

Dräseke  ist  geneigt,  mit  M,  Schmidt  in  der  Erzählung  des 
Aristeas  eine  geschichtliche  Grundlage  zu  erkennen,  und  meint  diese 
Ansicht  mit  dem  Nachweise  stützen  zu  können,    dass   bei  Jnntus 


»  Wocheniichrift  für  kkssieohe  Philologie  1900  Sp,  1110  ίΤ. 
*  In  Preuechen»  Zeitschrift  für  die  neiitpstanioniliche  Wissenschaft 
und  die  Kunde  des  ürchrietenthums  ί  S.  267— 2W. 
BlMln.  Μα«,  f.  PMlot.  N.  F.  LVt.  8 


lU 


WendUnd 


ein  paralleler  BericTit  vorliejßre  (S.  242  ff.)'*  Die  Frage,  ob  defit 
dieier  ßericbt  von  ArieteaH  unabbängig  sei,  findet  er  nicht  DÖtki^ 
aufzti werfen.  Nur  die  Meinung,  daas  eine  gato  alte  Quelle,  wmbr- 
echeinlicli  Jiietu»,  die  Grundlage  der  Daretelliing  bei  £p.  (der 
den  Äriateas  nur  gelegeniltch  benutze)  fiei^  sucht  er  zu  begründen, 
zunächst  durch  innere  Gründe,  Die  Correapondens  iwiachea 
König  und  Hohenprieeter,  die  Ep.  gibt^  findet  er  angemeeeener 
als  die  bei  Aneteae.  Aber  angenommen,  die  Briefe  bei  £p.  eeien 
getchickter  componirt^  so  wiire  für  jeden  Unbefangenen  nichts 
weiter  bewieeen^  ak  dase  der  eine  Fälecher  geechickter  war  aln 
der  andere.  Die  frühere  Zeit  der  geichickteren  Fälechung  wäre 
nur  flir  den  bewieaen,  der  die  Thateache  einer  solchen  Corre• 
epondenz  im  circulns  vitiosui  von  Anfang  an  voraueeetzte :  nnd 
dem  läge  dann  angeiiübte  der  Thatnache,  dase  alle  Daretellungen 
der  Legende  in  letzter  Instanz  auR  Arieteag  berauBgeeponnen 
sind,  der  Beweis  einer  Möglichkeit  ab,  wie  dem  angenommenen 
Jaetui  seine  Correepondenz  in  einer  urRprünglicheren  FaBiting  zo- 
gänglich  sein  konnte. 

Aber  von  einem  Beweise  dafür,  daes  die  Correepondenz  bei 
Ep.  geflchickter  nnd  wahrscheinlicher  sei,  kann  gar  keine  Rede 
ieiiii  man  musetc  denn  unüberlegte  Einfälle  ale  Gründe  gelten 
lasaen.  Dn  findet  es  passender,  daes  die  Wahl  von  gerade  je  6 
üebereetzern  aus  jedem  8tamnte  bei  Ep.  aus  der  Initiative  det 
Hobenpriesters,  und  nicht  de»  Könige  wie  bei  Ar.^  hervorgehe. 
Aber  eine  ungeschickte  und  unglaubliche  Fiction  ist  diese  Wahl 
doch  in  jedem  FallCi  auch  bei  Ep.,  und  wenn  der  König  bei  Art. 
den  Vorschlag  macht,  so  ist  das  ganz  im  Sinne  der  von  Art. 
vorausgesetzten  Situation ;  denn  er  läs^t  den  Konig  durch  kan« 
dige  Berather  über  jüdische  Verbal tnisse  orientirt  sein  und  euch 
m    dieiem  Vorschlage    nur    dem  Demetrios   folgen  (s.  §  32).  — 


i 


1  Ich  citire,  wo  nichta  anderes  angegeben  ist,  den  Aufsatz  in 
Hilgenfeldi  Zeitschrift.  Die  Redaction  der  Woch.  i\  klass.  Philol.  tat 
Dr.  uubeg  reiflich  er  Weise  gestattet,  eitieo  grossen  Theil  seiner  früheren 
Ausführungen  wörtlich  nachzudrucken.  Auch  zur  Berichtigung  der 
handgreiflicbsten  Irrthümer  hat  er  die  Gelegenheit  nicht  benutzt.  Oh- 
gleich  er  Lagardes  Ausgabe  des  Epiphanias  citirt,  liest  er  S.  240  ^^ 
Woch.  1U4  bei  Ep.  von  einem  500  (statt  100)  Talente  schweren  Tisch 
und  iäaat  Ptolemaios  an  die  Juden  in  Jeruealem  (etatt  an  die  jüdischen 
Sohriftgelehrten)  achretben,  d,  h.  er  folgt  der  durch  Lagarde  veralteten 
vulgiita,  trotzdem  er  jetzt  auch  in  meinem  Aristeas  S.  145,  8.  27  di^ 
richtigen  Lesarten  finden  konnte. 


Eine  Dräsekeeobe  Rypotheae 


Ιΐίί 


l>r.  verechmälit  es  nickt^  a1e  zweiten  Gmnrl  die  BeobacLtang  her- 
vorzuheben, dawi  PtolemaioB  bei  Ep.  erFt  in  einem  zweiten  Briefe, 
nicht  sofort  wie  bei  Ar.,  um  üebersetsser  bitte  ^  obgleich  ersieh 
Hclbet  sagen  niutSj  da^ß  der  König  bei  Ar.  ja  (iincb  Demetrioe 
über  die  iSprache  der  jüdischen  Schriften  unterrichtet  ist  (§  11), 
also  sofort  üebersetzer  verlangen  mues,  —  Dr.  findet  weiter  zu 
tadeln,  das»  bei  Ar.  im  Schreiben  an  Eleezar  nicht  wie  bei  Ep. 
von  des  Königs  Sammeleifer  und  Fürsorge  für  seine  Bibliothek 
die  Rede  sei.  Aber  die  Bibliothek  wird  doch  §  38  erwähnt,  und 
wenn  der  König  bei  Ep,  von  allen  Völkern  her  Biioher  gesam- 
melt haben  will»  so  entspricht  das  zwar  den  vorher  (An  S.  144) 
erzählten  Bemühungen  bei  allen  Fürsten  der  Erde  und  der  Auf- 
zählung einer  Litteratur  aller  möglichen  Völker  durch  Demetrios'*; 
dasB  aber  gerade  jene  Bemühungen  und  diese  Sammlung  einer 
massenhaften  barbarisehen  Litteratur  eine  spate  christliche  Fiction 
ist,  auf  den  Zweck  berechnet,  das  Interesse  des  Könige  für  die 
jüdischen  Schriften  wahrscheinlich  zu  machen,  habe  ich,  für  Dr. 
freilich  vergeblich,  gezeigt^. 

Jede  nähere  Betrachtung  lehrt  den,  der  ein  offenes  Auge 
hat;  eine  wie  späte  und  schlechte  Mache  die  Darstellung  des  Ep. 
überhaupt  und  auch  die  Correspondenz  hei  Ep.  ist.  Was  nicht 
aus  Aristeas  und  der  uns  sonst  bekannten  Tradition  genommen 
ist,  ist  eine  Ausgeburt  der  Phantasie  des  Ep.  Für  die  Liste  der 
LXX  citirt  Ep.  selbst  den  Aristeas.  Demselben  nachgebildet  ist 
das  zum  Theil  wörtlich  mit  ihm  sich  berührende,  wenn  auch 
weiter  auegeaeh muckte  Gespräch  zwischen  Ptolemaios  und  De- 
metrios  (die  Testimonia  meiner  Ausgabe  S,  144,  10  ff.,  vgl.  Ar, 
§  9—11).  Von  Ar.  hat  Ep,  den  von  Ptolemaios  geweihten 
Tisch  (S.  145,25)  und  die  Chryeographie  der  Bibelrollen  (S,  146, 
7^  vgl*  Ar.   §  176)1      Wenn    er    über    Ar.  in    der    Hauptsache 

^  Es  ist  unrichtig,  dase  der  Konig  bei  Ep.  im  ersten  Briefe  um 
die  Grundschrift  bitte  (S.  243).  Er  iet  vielmehr  g^edankenlo»  genug, 
über  die  Nothwendigkeit  einer  üeberaetzuug  überhaupt  nicht  zu  re* 
flectiren^  die  ihm  erst  nach  Empfang  der  Ürechrift  klar  wird. 

*  Dr.  findet  hier  d«n  Ausdruck  'echt  aiexÄndriniBcher  Weltbürger- 
gesinnung* und  einen  Beweis  für  die  alte  Quelle  des  Ep. 

8  Ar,  S.  89.  90,  vgl.  Preuschens  Zeitschrift  S.  2Γ>8  (Niese,  Gesch. 
der  griech.  und  mak&d.  Staaten  11  S.  110).  Man  braucht  nur  meine 
Teetiraonia  S.  121,  11,  122,  2.  123,  15,  138,3  mit  Epiph,  undGenoaaen 
(S,  89.  ίί)5,  14,  152^3)  zu  vergleichen,  um  zu  sehen,  wie  die  Tradition 
sich  phantaetiBch  ausgeataltet. 

"       "    147»  2    meiner 


figt   Ep. 


Qiota  II  a  1^4,  70)  und  S.  153,  31  Lag*  an, 


Ausgabe  (= 


ίΚ 


WendUnd 


binausgelit,    βο  folgt  er  nnr   einer  Tradition,   deren   Entwickliu^  ] 
wir  verfolgen  können.     Schon    dem   Philo    treffen    die  inspirirteft 
Uebersetzer  im  Wortlaut  wunderbar  Eueammen.     Demgemie«)  be- 
tonen  Irenaeue  und  Clement  die  getrennte  Arbeit,  der  Verfufter 
der  Cobortatio  nrjd  Cyrill  von  Jerusalem  die  später  oft  erwähnten 

70  οΙκίσκοι.  Diese  Tradition  (nicht  eine  &lte  Quelle)  hat  £p^ 
der  naohweifllich  Cyrill  benutzt  ^^  »ich  mit  einer  seiner  würdigtii 
rationalietiechen  Correctnr  angeeignet  Ep.  kennt  nur  36  ol• 
KiOKOt,  in  jedem  ein  Paar  von  Uebersetzern  (Teetim.  S.  140)1 
Jedem  Paar  wird  abwechselnd  je  ein  Buch  zur  Ueberaetsung  ge- 
geben (S.  140,  18  ff.),  und  so  kommen  30  Texte  zn  Stande  (S.  1^8, 

71  Lag.)^.  Demgemaai  treten  apRter  36  Vorleser  zur  Collatioa 
dei  Textee  auf  (Teetim.  S,  141,  2),  Diese  Theilnng  der  Arbeil 
soll  wie  auch  die  Beihülfe  der  Tachygraphen  die  Leiatang  der 
Arbeit  in   72  Tagen  glaublicher  machen. 

Dieeelb&  elende  Mache  und  dieselbe  Abhängigkeit  von  des 
uns  bekannten  Quellen  verrathen  auch  die  Briefe:  bei  Ar*  er- 
folgt die  Freilasenng  der  Juden,  weil  der  Ki'mig  damit  die  Gunst 
Eleazars  gewinnen  will.  Wenn  PtoleinaioH  bei  Kp.  (S.  145,  19  C) 
diese  Freilassung  früher  geschehen  und  den  Juden  schon  bekannt 
sein  läest,  so  ist  hier  offenbar  der  ursprüngliche  und  besser  ver- 
ständliche Zusammenhang  bei  Ar.  verkehrl  —  Wenn  ferner  der 
König  seine  Färsorge  für  die  Juden  S,  145,  24.  25  mit  unTer- 
kennbarem  Anklang  an  Malth.  25,  3ti  ff,  rühmt,  so  ist  die  christ- 
liche Mache  klar.  Noch  ungeschickter  ist  das  Verfahren  am 
Anfang  des  zweiten  BriefcR,  das  Dr.  freilich  besondere  angemeasen 
findet  Derselbe  Könige  der  um  die  jüdiecheD  «Schriften  bitte t,  he* 
ginnt  mit  einem  aus  Sirach  und  Hohenlied^  contaminirten  Citate, 
kennt  die  Schriften  also  echon  auffallend  gut»  —  Wenn  Ftolemaios 


*  Wörtliche  ßerührungen  habe  ich  zu  8.  140,  7.  141,  7.  144,  4 
angemerkt;  vgl.  auch  S.  143,  2i.  23  mit  138*  1. 

^  Aus  eigener  Phantasie  erhndet  er,  dasa  gewisse  t^xtkritiaolM 
Zeichen  des  Origencs  die  Bezeugung  einer  Variante  durch  ein  ode^ 
durch  zwei  Uebereetzi-rpaare  andeuten  ;  s.  Preu»chene  Zeitechrift  S.  277. 

ä  Dr.  kann  Wocb.  Sp.  1117  'den  Zweifei  nicht  unterdrücken, 
dass  diese  Schriftnachweiaungeu  nicht  von  Wendlaud  herrühren*  und 
wirft  mir  vor,  dass  ich  nicht  Rottharamerfl  Nachweia  dieser  Bihelcitate 
(Z.  f.  w.  Th.  1889  S.  359)  citirt  hatte.  Ich  hatt^  längst  mit  Hülfe  der 
englischen  Concordauz  selbst  die  Cttate  identificirt»  daun  den  Nachweis 
bei  Hody  und  eodlicb  bei  Rotthammer  gefuudeit.  Biq  Forderung,  da 
ein  Editor  den  Apparat  mit  Prioritätsaiisprüchüu  im  Nacli weise  von 
Bibelcttaten  belasten  soIl|  finde  ich  seltsam.    Dienen  wir  Menschen  oder  | 


Eine  Dräeekcache  Hypothese 


117 


• 


I 
I 


bei  Ep.  S.  146,  1  den  Tisch  (vgl.  S.  115)  an  Stelle  des  von 
beiliger  Stätte  geraabten  sendet,  eo  kann  Ep,  nur  durch  die  Er- 
innerung an  die  Eroberung  durch  Titue  irregeleitet  eein.  Damals 
wurde  der  Tisch  entführt,  dessen  Abbild  wir  auf  dem  Relief  des 
Titu&bogens  sehen.  Ar.  §  52  erwähnt  richtig  den  im  Tempel 
befindlichen  Tisch»  nach  deisen  Muster  der  von  Ptolemaios  ge* 
*  weihte  gearbeitet  sein  soll.  —  Endlich  konnten  an  Stelle  Eleaaare 
die  Schriftgelehrten  ais  Adressaten  nur  £U  einer  Zeit  genannt 
werden,  wo  sie  längst  als  die  DatÜTlichen  Erben  des  jeder  Be- 
deutung beraubten  Prieetertbums  erschienen.  Diese  beiden  Ana- 
ohronismen  wären  hei  Justus,  der  die  Katastrophe  des  Jahres  70 
mit  erlebt  hatte^  nnmoglich* 

Also  alle  inneren  Gründe  lassen  den  Bericht  des  Ep.  als 
ein  spätes  und  schlechtes  Machwerk  erkennen ,  nichts  weist  auf 
eine  unbekannte  flauptquelle,  wie  Dr.  eie  annimmt.  Seine  äasseren 
Gründe  weiter  sind  aus  der  Lnft  gegriffen.  Er  nimmt  für  die 
Cohortatio  ^  und  Ep.  eine  gemeinsame  QneUe  an.  Als  Beweis  gilt 
ihm  ein  Punkt,  in  dem  beide  gerade  völlig  differiren.  Der  Ver- 
fasser der  Coh.  kennt  70  οικίσκοι  und  redet  von  strenger  Ein^el- 
haft,  in  der  jeder  für  sich  das  Werk  vollendet,  so  dass  70  (72) 
Uehersetzungen  vorauszusetzen  wären.  Ep.  läset,  wie  wir  sähe  η  ^ 
die  Uebersetzer  paarweise  in  36  οικίσκοι  arbeiten  und  nur  36 
Ueber Setzungen  zu  Stande  kommen.  Trotzdem  Ep,  geschwätzig 
genug  ißt,  um  gar  nicht  miesverstanden  werden  zu  können,  trotzdem 
wir  die  Einzelhaft  in  70  Klansen  bei  den  S.  116  genannten  und 
zahlreichen  späteren  Zeugen  wiederfinden,  zerreisst  Dr.  den  Zu- 
sammenhang der  Coh.  mit  dieser  allbekannten  Tradition  und  will 
uns  glauben  machen,  dass  der  Autor  seine  Auffassung  aus  einem 
Missverständniss  der  Quelle  des  Ep,  geschöpft  habe.  Dies  Miss• 
verständniss,  das  nach  Dr.s  Meinung  nahe  läge,  will  er  uns  da- 
durch glaubhaft  machen,    dass  Augustin   dieselbe  Dummheit    be- 


dienen wir  der  Wahrheit?    Die  Hanptstelle  Uees  sich  schon  mit  Hülfe 
des  alten  Tromraius  Π  753  b  finden. 
I  *  Trotz  Dracsekcs  Klage  über   meine  *  anbeiehrbare  Hartnäckig- 

Iceit'  (Woch.  1119)  habe  ich  keinen  Anlaaa,  auf  die  Apoilinarioa-Frage 
einzugeben.  Der  Editor  des  Ap.  wird  ja  vor  allem  zu  hören  sein, 
wenn  er  nach  J  Uli  eher»  Gründen  zu  reden  für  nöthig  findet.  Mit  der 
2eugenBchaar^  die  Dr.  nt'uerdinge  für  leinen  Äp.  sammelt,  ist  es  lelt- 
sam  bestellt.  Sehr  gegen  »einen  Willen  figurirt  der  Verfasser  der 
Sibyll.  Blätter  ale  Autorität  in  dieser  Frage^  weil  er  S.  56  sagt:  'so 
nennt  man  jetzt  den  Verfaiaer*. 


tl8 


Wendland 


f^engen  haben  eoll  ^  Diener  Gewaltakt  an  den  beiden  AntofCi 
ist  die  GrüniUage  eeinee  Beweises  für  die  gemeinsame  Qoetle 
der  Coh.  nnd  des  Ep,  tJnd  dabei  nennt  der  Verf.  der  Cob.  au• 
r] rücklieb  seine  HauptqiieUe.  Er  hat,  wie  er  sagt,  die  Geachiebti 
in  Alexandria  erzählt  bekommen  ^.  Was  nötbigt  denn,  diesen 
Worten  tum  Trotz,  eine  andere  von  ibm  verschwiegene  QaeUe 
anzuneblnen? 

Also  mit  der  gemeinsamen  Uuelle  ist  es  niobte.  Und  war• 
sie  erwief^en,  m  müsste  man  energisch  gegen  ihre  von  Dr.  be- 
liebte BeDenniing  proteetiren.  Die  directe  Benutzung  des  Justot 
in  der  Coh.,  die  für  den  cbronographiicben  Tbeil  nach  Gatachmid 
noch  Völter  behauptete,  hl  durch  Hchürers  und  Neumanne  Beweis- 
führung als  unmöglich  erwieften^  die  Abliängigkeit  der  Cob*  von 
Africanus  zur  Evidenz  gebracht  worden  *.  Und  auch  wenn  Völler 
Recht  hätte,  so  wäre  Dr.•  Postulat,  dass  nun  Justus  aucb  für 
die  Septnagintalegende  die  Quelle  sein  müsse  ^,  ganz  willkiirlicbt 


1  In  den  Worten  De  civ,  dct  XVIII  42  (Teetim.  S.  164,  4) 
ad  hoc  opm  separatim  singnU  scdrrint.  Aebnlich  in  derTestiro.  S 
angeführten  Stelle  der  Doetrina  eliristiana,  die  sich  polemisch  anf 
Hicroiiymus  bezieht  (s-  Preuscbens  Zeitschrift  S,  200),  Schon  aus  Hier., 
der  dm  Tradition  νυη  den  oellulae  bekämpft,  oder  aus  dem  ihm  be> 
kannii-n  Filaatriiia  (Testim.  S.  1(^1,  12)  musste  Aüg.  die  übliche  Tra* 
dition  kennen.  —  Ohne  jeden  Grund  will  Dr.  S.  247  auch  die  fol- 
genden Worte  AuguBtina  üa  enim  tofum  ßticm  Pttdemaeo  placuit  ex- 
phrare  von  Ep,  herleiten.  Wortliche  Parallelen  bieten  vielmehr 
Filastrius  S,  IHl,  11,  Irenaeus  S.  12^,  22,  Cyrül  S,  138,  II.  oboe 
dass  man  darum  eine  Quelleiifrage  Btellen  dürfte.  Ebenso  aoge• 
wie•  ist,  ob  die  Tradition  von  zwei  Briefen  gerade  aus  Ep.  stammt 
(vgl.  Teetim.  S.  121  ^  19).  Sicher  und  in  meiner  Auegabe  bemerkt  ist 
nur»  daes  Aug.  im  Anfang  des  Bier.  Chronik  benutzt.  —  Dr.s  Forde- 
rnuiTi  dass  ich  «ein  "  Forschungeergebnies  halte  zum  Ausdruck  bringen 
sollen'  {Woch.  1120),  ist  also  unberechtigt. 

^  Er  weiet  dann  auf  Uttcrartsche  Quellen  zur  Bestatigungi  Philoi 
Josephua  und  andere.  Zwei  nicht  sichere  Anklänge  an  Jos.  habe  ich 
vermerkt. 

*  Die  Litteratur  bei  Schiirer,  Geich*  des  jüd.  Volkes  IIP  S,  554. 

*  AI»  Argrument  wird  noch  für  Ep.  daa  buo  δύο  (Tetiim.  S.  140, 
11)  geltend  gemacht  (vgl.  HO,  2  Ιοχή  ΐ^ογή),  das  Tielleicht  aus  Justus 
übernommen  sei  (S.  245).  Aber  diese  distributive  Wiederholung  wiLre 
bei  dem  S[>rachenkundi|y^en  Ep.  nicht  auffallend  und  kann  auch  Nach- 
bildung eines  neutes  tarnen  Hiebe  η  Gebrauches  sein;  vgK  WellhanseDS 
Skkzen  und  Vorarbeiten  VI  iS.  1ί*0,  —  —  Beiläufig  bemerkt,  werden 
sprachliche  Erscheinungen,  die,  wie  Wellbausen  selbst  6,  191  andeutet) 


Eioe  Bräsekeaclie  Hypotheee 


119 


ja  unmöglich.  Die  Frage,  wie  der  redselige  Bericht  des  Ep.  In 
einer  Chronik  überhaupt  Platz  haben  konnte^  wie  er  einem  Äntor 
zuzutrauen  iet,  von  dem  Photiue  cod.  33  bemerkt  ίύτι  hk  τήν 
φράσιν  συντομώτατός  re  και  τά  πΧεΐΐΤτα  τιϊ*ν  αναγκαιοτάτων 
παρατρίχαιν^  kliramert  Dr.  gar  nicht*. 

Dieee  Gründe  haben  mich  seiner  Zeit  bestimmt,  über  Drä- 
eekee  Hypothese  hin  wegzugeben.  Möchten  sie  Dr.  belehren,  dass 
es  auch  in  diesem  Falle  keine  unbelehrbare  Hartnäckigkeit,  son- 
dern  eine  wohl  begründete  üeberzeugnng  war,  die  meine  Skepsis 
bestimmte,  und  möchten  sie  ihn  veranlassen,  seinen  neuen  Justus 
zu  den  Todten  zu  legen!  Wenn  er  das  Gleiche  mit  seinem  neuen 
Apollinarios,  seinem  neuen  Dionysios,  seinem  neuen  Eusebios 
von  Emesa,  seinem  neuen  Prokop  thäte^  —  seinen  Georgios  von 
Laodicea  bat  er  ja  wohl  begraben  — ,  würde  er  m.  E,  seinem 
wiBsensehaft liehen  Hufe  besser  dienen  als  durch  unermüdliche 
Wiederholung  der  gleichen  Einfälle  und  erneuten  Druck  alter 
Sätze,  Mögen  diese  Seiten,  aus  denen  sonst  leider  nichts  zu 
lernen  ist,  an  einem  Beispiele  zeigen,  wohin  eine  Quellenkritik 
führen  kann,  die  nicht  mit  Schriftstet  lern,  sondern  mit  verstand- 
nieslosen  Abschreibern  rechnet«  die  nur  den  Autoren  eigene  Ge- 
danken und  Kombinationen  zutraut,  die  das  Glück  haben,  uns 
verloren  zu  sein,  die  der  Frage  nach  Wahrheit  oder  Tendenz  des 
Berichteten  ängstlich  aus  dem  Wege  gebt,  aber  mit  einem  neuen 

»Autornamen  Wunder  was  gewonnen  zu  haben  glaubt  1 
Berlin.  Paul  Wendland, 

in  der  κοινή  ganz  gewöhnlich  und  aus  der  grieohiecheo  Sprach- 
entwickelong  zu  erklären  eindj  doch  besser  nicht  unter  den  Beispielen 
von  Aramaiamen  aufgeführt»  z.  B.  Periph  rasen  wie  ή  ν  ΐχων,  ίσθι  ευ- 
νοώ ν  (Wellh.  8.  192,  vgl.  meinen  Aristeaa  Β.  185,  Geizen  Leontius 
S,  199,  200,  die  Bonner  Aufgabe  des  CalUnicua  S.  136),  manche  Bei- 
ipiele  für  Parataxe  wie  άψ€ς  έκ^άλω,  der  unterschiedsloae  Gehrauch 
von  €ΐς  und  iv^  von  el;  und  τΙς  (s.  die  Bonner  Ausgabe  der  Vita  Por- 
phyrii  S.  121),  Auch  Marc.  i>,  43  ist  das  parfcitive  άπό  und  die  Aus- 
lassung des  Indefinitum  nicht  ungriechisch  (Arieteas  S,  174^  232).  Ein 
Irrthum  ist  es,  wenn  Wellh.  S,  190  zu  Luc.  13,  9  die  Auslassung  der 
ersten  Apodosis  so  ist  es  gut  im  Griechischen  für  unmöglich 
erklärt. 

'  Unter  dem  Strich    sei    auf  Dr,s    sophistische  Verwertbung   des 
Zonaras  als  Zeugen  S.  287  hingewiesen. 

^  fcb  rede  hier  nur  von  den  Hypothesen  Dr'e,  über  die  ich  mir 
Jn  eigenes  Urtheil  gebildet  habe. 


ZUR  LEX  MANCIANA 


£e  hat  der  wichtigen,  Ende  1895  belHenechir  Μ  et  tick 
in  Taneeien  gefundenen  Inschrift  nicht  an  der  wohlverdientei 
Beachtung  gefehlt.  Kurz  nachdem  Toutain  sie  der  Pariser  AßBl• 
dimie  des  Inscr.  et  B,'L,  vorgelegt  hatte  und  meine  in  den  Ab- 
handlungen der  Kgl.  Geeellechaft  der  Wieeenschaften  zu  GSttingei 
(1897)  veröffentlichte  Bearbeitung  der  neuen  Urkunde  von  den 
afrikanischen  Domänen  erschienen  war,  ist  die  Inschrift  von  zwei 
französischen  Juristen,  Cnq  ^  und  Beaudouin ',  behandelt  worden, 
die,  auf  Toutains  und  meiner  Lesung  fnssend,  zwar  nicht  direct 
für  die  Herstellung  des  Textes,  wohl  aber  für  die  Erklärung  der 
lesbaren  Partien  mancherlei  geleistet  haben.  Dasselbe  gilt  von 
0.  Seecks  Aufsatz:  'Die  Pachtbestimmungen  eines  rOmisehen 
Gutes  in  Afrika'  (Zeitschr.  f.  Soc.  u.  Wirthschaftsgeeoh.  1898 
p.  305 — 366),  der  allerdings  den  Anspruch  erhebt,  nicht  nnr 
neue  Interpretationen,  sondern  neue  Lesungen  oder  vielmehr  eine 
nahezu  vollständige  Lesung  unserer  Inschrift  zu  bietea  — -  ein 
Anspruch,  der  mit  der  notorisch  schlechten  Erhaltung  des 
Steines  und  der  Resignation  der  früheren  Bearbeiter  in  eeltsamem 
Kontrast  steht  und,  von  vornherein  wohl  ziemlich  allgemein  mit 
starker  Skepsis  aufgenommen,  sehr  bald  mit  energischem  Protest' 


1  Cuq:  Le  colonat  partiaire  d^apres  Vinscr.  d^H.  Mettkh,  1897. 

*  Beaudouin:  Les  grands  domaines  dans  Vempire  romain  dOpfh 
des  travaux  rSeents  (Extrait  de  1a  Xouvellc  Bevne  hist.  de  droit  fram^ak 
et  otranger)  1899;  351  Seiten.  Diese  gründliche,  die  bisher  erschienenen 
Arbeiten  über  die  römischen  Grundherrschaften  zusammenfastende  Ab- 
handlung ist  die  letzte  grossere  Schrift  des  verdienten  Rechtshistoriken, 
der  im  vorigen  Jahre  der  Wissenschaft  durch  frühzeitigen  Tod  ent- 
rissen wurde. 

s  Siehe  Gagnat  in  C.  B,  de  VAcadamie  1898  p.  (;81— 682  and 
Toutain:  Now>.  Bevue  de  droit  frang.  et  itr.  1899  p.  2  Anm.  1. 


Zur  Lex  Manmanft 


121 


abgewiesen  worden  iet.  ^h  hatte  auf  einer  im  Octobcr  und 
November  vergangenen  Jabres  Uiiternommenen  äfrikaniöcbeTi  Heise 
Gelegenheit,  vor  dem  Original  meine  und  Tontaine  Leeungen  nach- 
zuprüfen und  habe  ee  mich  nicht  verdriessen  lassen  —  mehr  um 
der  Pereon  alß  der  Sache  willen  — ,  die  Seeckechen  Lesungen  mit 
dem  Original  zu  vergleichen:  das  Ergebnies  nöthigt  mich,  demabwei- 
iendenürtheil,  welches  Cagnat  über  die  neue  ^Lesung  gefällt  hat,  bei- 
zutreten. Ich  werde  um  so  sorgfältiger  im  Folgenden  anmerken, 
wo  Seeck  wirklich  einen  oder  den  anderen  Buchstaben  mehr  ge- 
lesen hal.  Ausserdem  beansprucht,  was  nicht  als  Lesung  gelten 
kann,  als  von  berufener  Seite  vorgetragene  Conjectur  eingehende 
Beachtung;  aber  es  begreift  sich,  dass  auf  trügerischen  Grund 
gebaute  Lesungen  eben  deshalb,  weil  ihr  Verfaeser  eich  selbst 
bebindert  hat,  nicht  geeignet  sind,  gute  Conjecturen  zu  sein. 
Wenn  Seeck  in  eeiner  Entgegnung  auf  Cagnate  Kritik  {Neue 
Jahrk  f.  d.  kkss,  Alterthura  1899  S.  295)  die  Hoffnung  aus- 
sprechen konnte,  dase  eine  Revision  des  Originals  doch  seine  'Le* 
ßungen*  bestätigen  werde,  so  ist  die  Erfüllung  des  Wunsches, 
der  Stein  möge  revidirt  werden»  zugleich  die  Negation  jener 
Hoffnung  geworden,  denn  weder  Toutain  noch  ich  haben  die 
Seeckschen  Lesungen  auf  dem  Stein  wiederfinden  können.  Und 
Seeck  wird  doch  wahrlich  nicht  bezweifeln,  dass  Toutain  und 
ich,  die  wir  beide  den  afrikanischen  Steinen  und  ihren  Eigen- 
tbümliehkeiten  nicht  als  Neulinge  gegenübersteh en^  im  Stande 
sind,  die  Inschrift  von  Henechir  Mettich  zu  lesen.  Wenn  er  be- 
hauptet, mit  Hülfe  seiner  *  durch  das  Lesen  ambroaianischer  Pa- 
limpseste  geechärften  (?)  Augen**  auf  der  Photographie  so  viel 
neues  gelesen  zu  haben,  so  habp.  ich  mitzutbeileni  dase  ich  den 
Stein  selbst  wochenlang  und  bei  bestem  Liebte  studirt^  aber  so 
gat  wie  nichts  neues  gefunden  habe.  Aber  zum  Glück  ist  die 
Entscheidung  nicht  auf  Seecks  und  unsere  Äugen  gestellt;  die 
Photographie  der  Inschrift,  welche  Toutain  mitgetbeilt  bat»  ist  so 
ausgezeichnet,  dass  sie  das  Original  nahezu  ersetzt.  Wir  werden 
ruhig  abwarten  können^  ob  man  Seeck  oder  uns  Recht  gieht 

Toutain  hat  die  Ergebnisse  seiner  Nachvergletchung  und 
neuer  Bemiihangen  um  die  interessante  Urkunde  in  der  Nauvelk 
Eeme  htst.  tjtt  droit  /ναης.  et  tiranger  189!}  veruifentlicht  {l^oa- 
velks  ohservafiüns  mr  finscription  et Htnrhlr  Mettich \  74  Seiten), 
Mit  Vergnügen  quittire  ich   dem    fraozösischen  CoUegen  mehrere 


»  Neue  Jahrb.  f.  d.  klase.  Altertum  1898  p.  6S8  f. 


SohuUeii 


Berichtigungen  meiner  Pnblication,  während  ich  anderersetU  die- 
jenigen meiner  LesuTigeni  welche  er  ÄtJoptirt  hat^  für  um  so  ^e- 
eicberter  halte.  Wenn  schon  unsere  Nachvergleichung  nicht  viel 
neues  ergeben  hat,  bo  dürfte  der  Stein,  der  ührigene  hei  dem 
Entgegenkommen  der  Pirection  dee  Bardomuseama  in  der  denk- 
bar beeten  Beleuchtung  geprüft  werden  kann,  eich  weiteren  Be- 
mühungen Belhet  der  getihte»ten  und  ecbärfeten  Augen  yereagen 
und  für  mich  der  Zeitpunkt  gekammen  sein,  die  Inecbrift  noek 
einmal  tu  behandeln  und  mit^utheiten,  tn  welchen  Punkten  die 
eigenen  curae  necundae  und  fremde  Bemühungen  Text  und  Er- 
klärung gefördert  haben. 

Ausser  jenen  oben  genannten  groeeeren  Arbeiten  enthsUen 
mehrere  Besprechungen  meiner  Schrift  werthvuUe  Bemerkungen. 
Ich  nenne  die  Rezensionen  von  Hi«  (D,  Litteratur^eitung  1898 
p,  1171  l),  H.  Erman  (Centralblatt  f.  Reobtewiee.  1898)  und 
H.  Krüger  (Ztechr.  d.  Savignystiftung  1899  p.  267  t). 

Zunächst  wird  anzugeben  sein,  wae  eich  aue  der  Neuver- 
gleichung dee  Steines  für  die  Lesung  und  Heretellung  der  In- 
schrift ergeben  hat.  Nach  Erledigung  dieeefi  vorwiegend  epigra* 
phiecben  Theile  βαΐΐ  das,  was  seit  meiner  ereten  Bearbeitung  der 
Lex  Manciana  für  die  Interpretation  der  bereite  früher  richtig  ge- 
lesenen Partien  und  für  die  Lösung  der  allgemeinen  Probleme 
hinzugekommen  iat,  besprochen  werden.  Ich  beziehe  mich  im 
Folgenden  auf  meine  Ausgabe  der  Inschrift,  setze  sie  daher  in 
der  Hand  des  Lesers  voraus. 

Zeile  1  —  5:  Für  Zeile  1  acceptirt  Toutain  in  seinem  Nftch- 
trag  meine  Lesung  [pro  salu\TY^ ;  er  meint  sogar  Reste  der  hei- 
den  vor  TE  stehenden  Buchstaben  (LV)  zu  erkennen.  Ich  habe 
auf  dem  Stein  nur  atn  unteren  Teil  von  V  erkennen  können  — 
der  auch  auf  der  Photographie  sichtbar  ist  -^  und  Τ  Ε  bestätigt 
gefunden.  Man  wird  also  [pro  soiJVTE*  schreiben  dürfen.  Seeck 
will  (p.  310):  [ex  amt]U{ri}TATE  lesen  und  folgert  daraus, 
dass  die  übergeschriebenen  Worte  (Zeile  2*):  TOTIVStiVK  DO- 
MUS  BIVINE  nicht  zu  ex  anctorifate  passen,  sie  seien  spatere 
Interpolation.  Nun  zeigen  sie  aber  denselben  Schriftcharakter 
wie  die  übrige  Inschrift,  also  —  so  folgert  Seeck  —  müsse  die 
ganze  Inschrift  später  als  Trajan  und  etwa  —  da  jene  Formel 
nicht  vor  Septimius  Severus  vorkomme   —  aus  dem  Anfang  des 


I 


*  Mit  eiuem  Puukt  sind  eolche  Lettern  bezeichnet,  die  nicht 
erhalten,  aber  gesichert  sind,  wie  hier  Y. 


Zur  Lex  Manciana 


123 


dritten  Jahrhunderte  sein.  Dieee  Schliisie  eiiid  von  ßroeeer  Folge- 
riiihtigkeit,  leider  aber  die  Prämissen  verkehrt,  denn  1)  wird  die 
Lesart  eje  auvtoritate  von  Toutain  und  mir,  die  wir  tiae  Original 
|i^e]eeen  und  wahrhaftig  genau  gelesen  haben,  verneint,  nnd 
2)  dürfen  wir  daraua,  dase  auf  einer  Inschrift,  die  nach  Trajan 
datirt  ist,  eine  bisher  fast  nur  aus  späterer  Zeit  belegte  Formel 
vorkommt,  nicht  folgern,  die  ganze  Inechrift  sei  nicht  das,  wofür 
«ie  sich  doch  nun  einmal  gibt,  ein  Erlass  aus  der  Zeit  Trajans, 
Bondern  die  späte  Copie  eines  solchen  Erksses.  Wir  haben  viel- 
raebr  zu  kmen,  dase  der  Zusatz  toiiusqne  domns  dkinae  schon 
früher  vereinzelt  angewandt  worden  ist ',  Muss  der  Epigraphiker 
nicht  dergleichen  Anomalien,  die  uns  Regeln,  welche  wir  construir- 
ten,  umstoBsen,  häufiger  in  Kauf  nehmen?  Mit  der  von  Seeck  vor- 
gebrachten 'Bestätigung'  seiner  Hypothese  steht  es  nicht  besser: 
der  deutsche  Name  Odilo  in  der  Subscription  der  Inschrift  soll 
Dicht  wohl  vor  Marc  Aureis  ßarbarenansiedlungen  vorkommen 
können  (p,  317)!  Und  dann:  wie  könnte  in  einer  im  ;3.  Jahr- 
hundert —  so  meint  Seeck  —  angefertigten  Copie  einer  Urkunde 
aus  der  Zeit  Trajans  ein  Hinwels  auf  eben  diese  Copie  fehlen, 
wie  wir  ihn  doch  in  der  Ära  legis  Hadrianae^  deren  Präscriptiou 
so  frappante  Aehnlichkeit  mit  der  unserer  Inschrift  zeigt,  haben? 
Ein  Hinweis  auf  das  Original  des  procuratorischen  Erlasses  ist 
nun  aber  mit  aller  denkbaren  Deutlichkeit  gegeben  —  aber  er 
bezeichnet  den  Erlass  der  beiden  Procuratoren  als  gegeben  *  ad 
exemptum  legiii  Mancianac* ,  nicht  als  Auszug  aus  einer  Verord- 
I  nung  der  trajanischen  Zeit.  Doch  genug:  es  bleibt  dabei,  dase 
pro  salute  zu  lesen  und  die  Inechrift  in  die  Zeit  des  Kaisers  zu 
setzen  ist,  der  in  der  einleitenden   Formel  genannt  ist 

Zeile  2»  Auf  dem  Stein  sieht  man:  .  .  V^///Nl/  ,  ,  , 
CA  ES  TEAIANI  und  dahinter  undeutliche  Buchstaben,  die  wohl 
wicht  AVG[ii^iiji  sondern  —  wie  Vaglieri  ^  vorschläi^t  —  PRIN- 
[ei/>i«]  zu  deuten  sind.  Der  Stein  schien  sowohl  Toutain  {p.  2) 
wie  mir  diesen  Vorschlag  zu  bestätigen.  Gewiss  würde  Auffitsii 
optimi  besser  der  für  Trajan  herkömmlichen  Titulatur  entsprechen, 


*  Vgl.  Cagnat,  f'oMrs  d^epigrapkk^  p.  li>7.  Eine  Zusammen atel- 
lutig  des  epigraphischen  Materiah  für  jene  F'ormel  gab  Mowai  im 
BuUetin  rptgraphiqm  ]HHh  imd  ΙΗΗβ,  BttUdin  tp  IS85  p.  22:^  findet 
man  eine  Inschrift  aus  dem  ersten  Jahrhundert,  in  der  pro  sniuie  do- 
wm  dwinae  vorkommt. 

2  BulkiÜno  ddV  M.  di  JJiritto  rom.  ΙΗΪ^Ί  ρ.  1H7,  wo  Scialoja 
die  Inechrift  mit  Bemerkungen  Vagliene  raittheilt. 


124  SohulteD 

aber  AV6  geht  yoraue,  and  was  principis  angeht,  eo  enthilt  der 
Kaieemame  schon  eine  Anomalie:  der  sonst  nie  fehlende  erste 
Name  Trajans:  Nerva  \ni  fortgelassen.  Dergleichen  Fehler  d&rfei 
uns  in  einer  Insohrift,  die  von  Fehlem  wimmelt,  nicht  auffaUen. 
Zeile  2  dürfte  also  so  zn  schreiben  sein :  [a]VG-N  •ΙΜ[ιχ.]  CAE8. 
TBAIANI.  PRIN[cipw]. 

Zeile  3.  Statt  [op]TIMI  mag  man  mit  Seeck  [o]PTI]II 
schreiben,  da  die  unteren  Partien  der  Buchstaben  Ρ  and  Τ  aller- 
dings noch  vorhanden  sind  und  über  die  Lesung  op^tmi  gar  keia 
Zweifel  besteht.  Die  Zeile  ist  also  zu  lesen:  [o]PTf]iI  6ER- 
MANICI  PA[r]THICl  DATA  Α  LICINIO.  —Der  Stein  ist  Zeile 
1  —4  in  der  Mitte  durch  einen  Bruch  besoh&digt.  Diese  Beeeh&- 
dignng  war  schon  vor  Anbringung  der  Inschrift  vorhanden,  denn 
es  fehlen  keine  Buchstaben  oder  weniger»  als  in  der  Bmohfliche 
Raum  gehabt  hätten,  wenn  sie  jemals  beschrieben  gewesen  wire. 
Zeile  2  steht  IM[p]-^CA£S  (der  horizonUle  Strich  beseiohnet 
die  Bruchlinie,  die  Ziffer  die  Zahl  der  Buchstaben,  für  die  Raum 
gewesen  wäre),  Zeile  2»:  TOTIVSQV[e]^  D0MV8,  Zeile  3: 
PA[r]JL-TBICI,  Zeile  4:  AVG-l  LIB.  Dieselbe  Thatsache  Iftsst 
sich  an  mehreren  anderen  Stellen  feststellen:  sie  zeigt,  dase  die 
Colonen  einen  alten  Steinblock  benutzt  haben;  beschädigt  nnd 
schlecht  behauen ,  war  er  ein  ihres  Geschreibsels  würdiges 
Material. 

Zeile  5.  Toutain  hält  an  seiner  Lesung  [ϋΖ]ΤΚΑ  fest 
Vor  TRA  ist  eine  schräge,  von  links  unten  nach  rechte  oben 
laufende  Basta  erhalten;  sie  passt  besser  zu  einem  Ν  als  zu  L• 
Entscheidend  ist  der  Zusammenbang :  ich  habe  Lex  Manciana  S.  49 
gezeigt,  dass  es  sich  nur  um  innerhalb  (intra)  des  Fundus  ge- 
legene Parzellen  gehandelt  haben  kann.  Man  wird  also  [i]NTRA 
schreiben  dürfen. 

Zeile  6.  ID  £ST  braucht  nicht  punktirt  zu  werden. 
Meiner  Lesung  MAPPALIASIGALIS  ist  TouUins  MAPPALIA• 
SIGA-BIS  vorzuziehen,  denn  die  adjectivische  Bezeichnung  kommt 
sonst  nicht,  wohl  aber  der  Fehler  Mappalia  statt  Mappaliae 
(meist  -e  geschrieben)  vor  (I  20)  und  der  Dativ  eis  passt  in  den 
Satz:  er  gehört  zu  permittUur.  Hinter  Mappalia  ist  also  nur 
habitabunt  (s.  IV  23;  33)  ausgefallen.  Auch  in  der  Schreibung 
des  Namens  den  Gutes  muss  ich  Toutain  Recht  geben:  der  Ge- 
netiv Mappali(a)e  zeigt,  dass  man  noch  die  beiden  Bestand theile 
des  Wortes  unterschied  ;  wir  werden  also  den  Namen  Mappalia 
Siga  schreiben  müssen. 


Zur  hex  Mancmtia  125 

Zeile  7.  Am  Anfang  der  Zeile  steht  in  der  That  CmiVA. 
Es  ist  also  5M[fo|cim'a  oder  ,  .  ceaha  —  icb  ^kabe  C  ES  IVA  zu 
lesen  —  zu  Rcbreiben. 

Zeile  8.  Vor //w  ii/  ist  Her  Stein  zernfört;  es  feblen  etwa 
ilrei  Buchiitaben,  aber  H,  Krügers  Vermutliiing,  ee  mödite  sed 
einzuschieben  sein,  ist  kaum  annehmbar.  Heine  Begründung;  lautet: 
'Daraus  ergäbe  eich,  dass  die  Lex  Manciana  »elbst,  nach  deren 
Muiter  die  k^r  sfdius  nur  abgefaset  ist»  den  beschriebenen  i4Stts 
pfoprius  der  Colonen  noch  nicht  kannte,  das»  nach  ihr  der  Occu- 
pant  in  dasselbe  Pachtverhältniss  eintrat  wie  der  gewöhn  liebe 
Colone  .  Aber  der  nsvs  proprius  stammt  als  altertbümlicbe  Be- 
zeichnung des  erblichen  Nutzungsrechtes  sicher  aus  der  Lex 
Manciana. 

Zeile  9.  Ein  Absatz,  wie  er  durch  den  freien  Raum  zwi- 
schen  AT  und  EX  bezeichnet  ist,  findet  sich  sonst  nicht  wieder; 

Β  er  ist  hier  insofern  am  Platze,  als  der  mit  er  fmdihtis  beginnende 

^  Satz  die  Ausführung  der  im  V^orhergeh enden  gegebenen  allge- 
meinen Bestimmung  ist:  er  handelt  von  den  Quoten  der  Früchte, 
die  auf  den  subsiciva  geernlet  sein   werden, 

Zeile  Π  steht  CONDECIONE,  nicht  CONDICIONE  auf 
dem  Stein. 

Η  Zeite  12.     Toutain  acceptirt  meine  Lesung:  quoi  ad  area{m) 

äeportare.     Seecks  Conjectur:    qiiQia    dare    ad   (viUam  de^pmtare 

I      widerlegt    sich    durch  Beseitigung    des    durch    terere  gesicherten 

IBe griffe 8  ad  aream. 
Statt  QVOT  liest  Vaglieri  QVOS,  was  auch  grammatiech 
besser  passt.  Man  wird  also  QVOS  zu  schreiben  haben, 
Zeile  13.  Toutain  hält  an  seiner  Lesung:  reddant  fest 
und  glaubt  RE[fid]ANT  lesen  zu  können;  der  erste  Buchstabe 
§ei  eher  ein  R  als  ein  D  und  die  Lüoke  biete  Raum  für  «iii» 
nicht  für  drei  Buchstaben,  wie  ich  sie  bei  meiner  Lesart:  DE- 
[/fr]ANT  ergänze,  Seeck  liest  DEFERANT  und  stellt  fest,  dass 
die  beiden  letzten  Buchstaben  NT  durch  Ligatur  verbunden  sind, 
was  auch  Z,  19  (^  20)  derselben  Seite  der  Fall  Hei{hahehmii}.  Da 
«war  nicht  I  20  —  s.  unten  — ,  aber  docb  wohl  IV  40  (IT  in 
[t]antam)  eine  Ligatur  vorkommt  und  die  Lesung  .  ,  .  RAN" 
vollkommen  zu  den  Buchetahenresten  passt»  wird  man  DEf/bjRAlT 
der  epigraphiscb  vielleicht  möglichen,  aber  sachlich  nicht  woht  zu- 
iKeeigen  Letuug  RE[dd]ANT  vorziehen  dürfen.  Der  von  Toutain 
gegen  die  Lesung  DE[/Vr]ANT   erhobene  Einwand   (β.  oben)  er- 


126 


Seh  alten 


ledt^  eich  durch  die  neue  Leming,  welche  nuf  SEWei  ßuclistaben 
ergänzt« 

Zeile  14.  Es  genügl,  dasR  die  Herßtelluiig  viltcisve  eiui 
j\  feetoteht;  üb  man  nun  VllJCISfre  ei|VS  F  o.ier  VILIC1S\^E 
[«]IV8  F  (Seeck)  ichreibt,   niaciht  nichts  au». 

Zeile  15•  Seeck  glaubt  j^latt  IN  ASSEM  .  ..  ICAS,  wie 
icb  las,  m  ASSEM  PAR[M  COLICAS  {^  ml[on)kas\  leeeii  lu 
können.  Auf  dem  Stein  habe  ich  L  vor  ICAS  leeen  können  und 
(>  als  möglicb  befunden.  Du  auifi«r  colonkas  nur  noch  domhikas 
m  Frage  kam,  vor  IGÄS  aber  kein  Ν  stand  und  hinter  ASSEM 
and  vor  LICAS  kein  Raum  für  partes  ϋοΐωί^  wohl  aber  für  partes 
ca  ißt,  80  muBfi  Seecks  Lesung  acceptirt  werden,  wenn  mau  auch 
gut  thun  wird,  nicht  mit  Seeck  PAR[/cs]  COLICAS,  sondern 
PÄ[r/€if  co] LICAS  zu  echi'eiben. 

Zeile  16.  Am  Anfang  der  Zeile  habe  ich  AS  zu  leeen 
geglaubt;  die  schräge  Haste  dea  Α  ist  deutlich,  Seecks  Her- 
Btellung  dattir]  [ϋ]3  kann  also  nicht  angenommen  werden.  Hinter 
renwniarerint  ist  die  Oberfläche  des  Stein«  zerstört.  Sichtbar  ist 
nur  TA  Β  Ε  und  dahinter  drei  Halten,  also  wohl  TABELIS. 
Auflserdem  ist  vor  CäVEA  ein  S  und  davor  ein  Ε  oder  F  er- 
halten. Seecks  Vermuthung  [sine]  Flrnude)  S{ita)  trifft  vielleicht 
das  Richtige.  In  bedingt  abzuweisen  ist  aber  seine  Behauptung, 
daee  die  Herstellung  [ο]β[%ΜΥϊ7]Ι8  S[i]NE  durch  Buchstaben- 
reete  bestätigt  werde.  Was  Seeck  hier  und  an  den  anderen  von 
ihm  neu  gelesenen  Stelleu  für  Buchstaben  ninimti  sind  jede  be- 
liebige, das  heisst  keine  sicliere  Deutut^g  zulassende,  oft  als  Reste 
von  Buchstaben,  oft  als  Producte  der  Verwitterung  aufzufassende 
Striche  und  Schrammen.  Müssen  wir  nicht,  wo  selbst  deutlich 
sichtbare,  aber  undeutlich  geschriebene  Buchstaben  —  wie  in 
den  Zeilen  18  und  19  der  vierten  Seite  —  ein  Rätsel  bieten, 
darauf  verzichten,  solch  vage  Striche  deuten  zu  wollen?  Lieber 
eine  Conjectur,  die  dem  Raum  und  dem  Zusammenhang  Rechnung 
trägt,  aber  sich  um  diese  epigraphischen  Irrlichter  nicht  küm- 
mert, als  eine  'Lesung  mit  Hülfe  solcher  für  jeden  Unbefangenen 
unlesbaren  trügerischen  Reste  1  Als  Conjectur  verdient  Seecks 
Herstellung  volles  Lob,  als  Lesung  kann  sie  nicht  gelten.  Man 
wird  also  so  zu  schreiben  haben:  TABELIS  [obstgnntis  sim]  F. 
8.  CAVEA|NT.  -  VorDEBENT(Z.  17)  habe  ich  auf  dem  Stein 
noch  Ε  gelesen,  wodurch  die  ohnehin  schon  sichere  Herstellung 
prestare  hesiiiügt  wird,     liftgegeu  kann  ich  Seecks  Lesung  QVA8 


ί,ητ  Lex  ManciatiA 


ist 


\ 


EX  Η  L  nicht  als  eokhe  acceptiren,  wenn  aie  auch  als  Conjeotiir 
{qulas  ex  h(ac)  i{ege)  presfarje  tkhent  etatt  oieioer  Herstellutig 
[qvas  pr€$(ar]e  dehent)  annehnihar  sein  in  richte,  wenn  nicht  die 
Einsetzung  eolcher  Begriife»  die  nicht  noth wendig  in  der  zerstörten 
Partie  gestanden  hahen  miiseen,  Uberätieeig  wäre, 

Zeile  19.  Statt  QVl  (i]N  F,  ist  beeeer  QV[i  i|N  F  zu 
»cbreiben,  ila  die  beiden  1  aeretört  sind. 

Zeile  20.  Tontain  möclite  etatt  VI LLAS;  VILLAM  lesen; 
dem  steht  aber  dommicas  iZ,  21)  im  Wege.  Es  bleibt  also  bei 
VILLA S.  Seeck  behauptet,  dass  NT  in  hahebmif  mit  Ligatur  ge- 
schrieben sei;  das  ist  nicht  der  Fall:  Τ  iet  ebenso  wie  Ε  am 
Schlise  der  nächsten  Zeile  {vilkisv[e"\)  zerstöri. 

Zeile  23.     Statt  C VI V8QVE  ist  CV[iJVSQVE  zu  schreiben. 

Zeile  27.  Am  Anfang  der  Zeile  ist  wohl  noch  ...ΤΑΜ, 
aber  nicht,  wie  Seeck  will^  ART  Α  Μ  ζ  η  lesen.  Ob  quintam  oder 
quartam  da  stand,  ist  also  unsicher.  Allerdings  hatte  ich  vor 
dem  Stein  den  Eindruck,  dass  schwache  Reste  flir  qnmtam  sprä- 
chen, aber  man  wird  doch   lieber  [ar]iflm  als  ARTÄM  schreiben. 

Zeile  28,  Statt  [d  colACTi  gibt  Seeck  [e\i  COACTI; 
ich  habe  vor  ÄCTI  auf  dem  Stein  nichts  erkennen  können.  Die 
Ergänzung  ist  natürlich  klar,  aber  man  siehtt  wie  leicht  Seeck 
eine   HerstelUing  mit   einer  Lesung  verwechselt. 

Zeile  29  ist  [is]  MELLARIS  zu  schreiben,  denn  Μ  ist 
völlig  sicher,  aber  nur  jcum  Theil  erhalten.  Seecks  Herstel- 
lang  aliw[o]s  beruht  auf  einem  kleinen  Versehen:  das  Adjeetiv 
zu  mel  heiset  mellarius,  nicht  mellaris. 

Zeile  30.  Auf  dem  Stein  steht  einfach  LVRO,  nioht 
LVRIO,  wie  ich  zuerst  schrieb. 

^^  2.  Seite. 

^^y  Zeile  3.  Nicht  FACT[a  BrU\  wie  ich  zuerst  las,  sondern 
ΪΡν[<•ην]  ist  zu  lesen.  Da  hinter  FV[erii]  noch  Raum  für  etwa 
■  9  Buchstaben  ist,  wird  man  an  FV[i^  fn€rii\  denken  können.  Der 
Bttchstabe  hinter  PV  ist  zwar  zum  Theil  erhalten,  kann  aber 
ebeneo  gut  I  wie  Ε  sein.  Man  vergleiche  dieselbe  cumulative 
Ausdrucksweise  in  lY  11;  12;  13.  Seeck  setzt  vor  domhm  (Z.  4) 
ein  aui  ein.  Es  heisst  I  i*  und  IV  24  donibm  aut  toitdfictorifnis  . . 
und  II  ^  qua  frans  auf  dommi^  mt  cofiductoribm  .  ,  fiat:  das 
Supplement  ist  also  wohl  statthaft^  aber  nicht  sicher. 


I 


128  Schalteli 

Zeile  5.  Hinter  ASS  EM  will  Seeck  noch  SEXTAfittof] 
erkennen  können,  obwohl  hier  die  Oberfläche  des  Steine  nicbt 
etwa  nur  verwittert,  sondern  vollständig  zerstört  ist,  wie  jeder 
mann  aof  der  Photographie  sehen  kann. 

Zeile  *\.  Hinter  examina  kann  getrost  AP£8  geechriebes 
werden,  denn  von  den  drei  letzten  Lettern  sind  Theile  erhalten 
und  durch  Zeile  1 1  ist  das  Wort  völlig  gesichert.  £beo8o  eicher 
ist,  dass  hinter  apes :  vasa  gestanden  hat,  aber  man  begreift  nicht, 
wie  Seeck  [t']ASA  lesen  will,  wo  doch  nicht  der  geringate  Rest 
erhalten  ist. 

Zeile  8.  Von  dem  Μ  hinter  AGRV  ist  nichts  sn  sehen, 
aber  Seeck  schreibt  trotzdem  ACRVM  ohne  das  Μ  auch  nur  als 
schlecht  lesbar  zu  bezeichnen. 

Zeile  10—13.  Α  .  .  .  | .  .  IS  (Z.  10—11)  wird  wegen  Zeile  6 
zu  A[/t;|6]IS  ergänzt  werden  müssen.  Da  das  Ε  vor  IS  vorhan- 
den, wenn  auch  undeutlich  ist,  kann  man  A[/r|£IS  schreiben. 
Das  Ende  der  Zeile  1 1  ist  zerstört  —  es  fehlen  etwa  drei  Let- 
tern — :  Seeck  durfte  also  nicht  IN  |  ERVNT  schreiben.  Ich  dachte 
zuerst  an  IN[/fi/] ERVNT,  aber  eruni  in  Z.  13  nöthigt  doch  wohl 
examina^  apes  etc.  als  Nominative  aufzufassen:  dann  mues  qui 
(Z.  11)  auf  alveis  bezogen,  hier  alveis  zu  alvti  emendirt  und  hinter 
qui  in  :  EO  ¥(undo)  ergänzt  werden.  In  Z.  12  ist  hinter  cmh 
ductoribus:  V  •  •  CORVMVE  erkennbar,  also  V[i7t]C0RVMVE 
herzustellen,  wie  bereits  Toutain  in  seiner  Ausgabe  gethan  hat 
Da  alveiy  examina  .  .  ^i  in  [eo .  f,]  eruut  vorausgeht  und  am 
Schluss  des  Satzes  erunt  steht,  so  ist  offenbar  conductoribus  in 
conditctorum  zu  emendiren,  wie  Seeck  bereits  gethan  hat.  Der- 
selbe hat  richtig  erkannt,  dass  hinter  ASSEM  (Z.  12)  und  vor 
Y{undo)  ERVNT  (Z.  13):  eius  zu  ergänzen  und  [eins]  f{undi)  vor 
in  asseni  zu  stellen  ist.  Das  ergiebt  folgende  durch  leichte  Aen- 
derungen  der  Ueberlieferung  und  m.  E.  sichere  Ergänzungen 
erreichbare  Herstellung:  Si  quis  .  .  .  transtuJerit,  quo  frans  .  . 
fiai  .  .  a[lv]eiy  apes  etc.  .  .  .  qui  in  [eo  f,]erunt  conducforum  vill•- 
eorumve  [eius]  f{undi)  in  assent  erunt.  So  hat  Seeck  den  Sati 
hergestellt  und  so  wird  er  unbedingt  künftig  zu  lesen  sein,  nur 
dass  die  Aenderung  quae  statt  qui  in  Zeile  11  überflüssig  war, 
da  qui  zu  alvei  gehört,  und  dass  hinter  qui  in  (Z.  11)  zu  ergänzen 
ist  \eo  f{undo)].  Aber  diese  noth wendige  Ergänzung  ergiebt, 
dass  nicht  nur  die  auf  den  ager  octonarius  ans  der  Villa  Magna 
übertragenen,  sondern  alle  im  Beroich   des  affer  octonarius  befind- 


Zur  Lex  Mänciana 


129 


liolieii  alveiy  examhm  etc.  den  conductores  anlieinifallen  sollen  — 
liatUrHch,  denn  eine  Scheidung  der  utireclitmäBsig  auf  den  a^er 
ocfonarhts  überfülirten  von  den  zu  ihtn  gehörigen  Sachen  wnr 
unniciglich  und  die  Cunfiscntion  der  ganzen  Maftse  eine  gerechte 
Strafe  für  den  Dolus  der  Colonen.  Durch  die  von  Seeck  ge- 
gehene  richtige  Erklärung  des  in  ctssem  [ems]  f{ntidi)  erunt  ergiebt 
»ich,  dasa  der  §  4  nicht,    wie  ich  zuerst   glaubte,    am   Ende  von 

1  Zeile  12,  eondern  hinter  F -ERVNT  (Z.  13)  beginnt 

Zeile  13—17  f§  4).  In  Z.  13  ist  hinter  ARID//E  nif^bu 
zn  erkennen  als  ARBO  .  .  .  und  vor  EXTRA  :  •  •  VE  also  [q]ue, 
Toutain  will  hinter  ARBO  ^  -  noch  Reste  eines  V  erkennen,  w^ae 
arhorum  geben  würde.  Da  ich  dies  angebliche  V  nicht  bestätigen 
kann  und  arhorum  keinen  Binn  giebt^   wage    ich  niebt  mehr   ak 

:  ARBO  '  YE  zü  geben.  Anders  Seeck,  Er  liest  ARBORES  CA- 
EttlOSAS^  QVK  Die  angebliche  'Leeung'  kann  vielleicht  als 
Conjectur  angenommen  werden,  denn  die  Bänme,  welche  hier 
neben  den  Feigen  genannt  werden,  werden  doch  wohl  wie  diese 
ftlt  gewesen  sein.  Man  kann  auch  an  arhalresve  aline  q]ue 
denken.  Meine  eiete  lierstellung  ficns  aride  urbo[res  q]ue  —  wo- 
bei ficus  als  Genitiv  zu  aridae  ai^hores  anfgefasst  war  —  berück- 
sichtigte nicht,  dass  hinter  ARBO  -  ond  vor  ■  •  VE  Raum  für 
mehr  als  drei  Buchslaben  ist. 

In  Zeile  14  ist  vor  tier  zerstörten  Partie  POMARIV  {also 

Ipomarm{in])  und    hinter   derüelben  VILLAM   lesbar.     Aueserdem 
iieht  man  vor  VILLAM  noch  ΙλΛ,  was  auf  [eiiilTRA,  [injira  oder 
[uljira  fuhrt.     Seecks  Lesung  [cijRCVM  ist  sachlich  schlecht  und 
deshalb  falsch,    weil  vor  Μ   —  wie    man    sonst    statt  RA    lesen 
Κ  könnte  —  eine   senkrechte   Hasta,    nicht   ein  V  steht.     Die  Ent- 
^Bcbeidung  «wischen  mfra  und  e^ira  —  uffra  ist  sachlich  unmög- 
lich  —   ist  nicht    schwer:    offenbar  verlangt  e^tra  pomarmm  ein 
nachfolgendes  mir  α  tnllam  ipsatih 
^  In  Zeile  15  ist  zu  Anfang  doch  wohl  SIT  (nicht  ^  -  |CIT) 

^msxL  lesen,  da  hinter  1P8  der  Z.  14  nur  Raum  flir  am  (also  ips- 
^Biiifi]  ist.  Ut  nm  amplim  ,  .  ,  at  muss  den  Begriff  qua  poma- 
^mtium  e^ctra  viUam  ipsam  sii  noch  näher  bestimmt  haben.  Hinter 
9ampUtis  las  Toutain  ein  U,  Seeck  KOVENIS,  aber  Ν  ist  unniög- 
iicb,    da    die  erste   Hasta    von  der  zweiten  getrennt    ist,    und   Q 


*  So  in  der  Antwort  auf  Ciignats  Kritik    (N.  Jahrbb.  f  d.  klass, 
Lltertum  1899  p.  296);  zuerst  gab  Seeck:    [c]0[r]ROSAS, 

ElMlo.  Ifu».  f.  PhlloL  N.  F.  LVI,  9 


ISO  Sehalten 

nicht  minder,  da  es  auf  dieser  sehr  gut  geeohriehenen  Seite  Λ 
f nicht  wie  1  5  \)  geschrieben  wird.  Man  kann  offenbar  nnr  IV 
ieeen,  und  könnte  an  non  amplius  iv[geris  tot]  denken.  Hinter 
der  zeretörten  Partie  ist:  HAT  zu  erkennen,  a]eo  der  von  unab- 
hängige Conjunktiv  eines  Verbums  herzustellen.  Tontmin  gab  [pe]- 
RCIPiAT,  Seeok  schreibt  N[o]N  FIAT.  Ich  habe  iwei  Voraeblige: 
1)  ut  non  amplhis  iu[geri8  tot  pa]teat  2)  ut  fion  ampUtts  iuista 
vindemia]  fiat.  Man  wird  zugeben,  dass  besonders  letzterer  Satz 
aufs  beste  zu  dem  Begriff  ficus  aridae  passt.  Auf  Seecks  ^Leenng 
NOVENIS  Q(fiod)  1){οΙο)  Μ(α7ο)  N(o)N  FIAT  gehe  ich  nicht  ein: 
das  ist  alles  reine  Phantasie. 

Zeile  16  steht  am  Anfang  nicht  IS  sondern  VS.  Du 
giebt  COL[(w]VS.  Hinter  ARBITRIO  SVO  steht  für  jeden  Un- 
befangenen deutlich  genug:  CO.  Da  colonus  arbitrio  suo  yorans- 
geht  und  condtictori  vilicisi^e  eins  fundi  folgt,  mnss  dazwiechen 
das  zu  leistende  Fruchtquantum  bezeichnet  gewesen  sein  (vgl. 
II  22,  27;  III  7):  es  ist  also  wohl  QO[actorttm  fTwittumi]  her- 
zustellen. Man  vergleiche  Ära  legis  Hadr.  HI  9:  .  .  captortm 
fructuum  nulla  pars  .  .  exigetur.  Am  £nde  der  zerstörten  Partie 
glaubte  ich  auf  dem  Stein  —  wie  schon  früher  anf  der  Photo* 
graphie  —  ein  Μ  zu  erkennen.     Es  würde  zu  [/ruc^fiu]M  passen. 

In  Zeile  17  ist  hinter  EIVS  Y{undi)  nur  PART  erkennbar, 
also  part[em  tantam  d.  d.]  herzustellen.  Die  Quote  mnse,  da  es 
sich  um  alte,  also  schlecht  tragende  Bäume  handelt,  niedrig  be- 
messen gewesen  sein.  Die  Frage,  ob  nicht  bei  alten  Bftnmen 
ein  niedrigerer  Pachtzins  zu  gewähren  sei,  wird  L.  15  §  5  D.  19,9 
gestreift,  aber  verneint  (novam  rem  desideras  ut  propter  vetustatem 
vinearum  remissio  tibi  detur).  Auf  der  Villa  Magna  könnte  eine 
mildere  Praxis  geherrscht  haben.  Seeck  ist  zu  ganz  seltaamen 
Herstellungen  gekommen.  Er  schreibt  Zeile  15: . .  ut  non  amplius 
novenis  q{uod)  d{olo)  m(alo)  n(o)n  fiat  col[on]is  arbitrio  suo  cedere 
burere  [Hceai\,{Te\rtias  con[ducto^ri  vilicisve  eins  ß,w^di)  part\e]ß 
de  [po]mis  d(are)  d(ebebunt).  Aber  man  wird  doch  wohl  diesen 
arbores  cariosae^  die  als  Schlagholz  verwendet  werden  dürfen, 
von  deren  Früchten  aber  doch  ein  Drittel  abzugeben  ist,  nn- 
gUubig  gegenüberstehen  müssen.  Ja,  wenn  es  noch  ein  Zwölftel 
wäre,  aber  nach  Seeck  steht  lte]rtias  da  —  dann  freilich! 

Zeile  18.  Dass  Toutains  und  meine  Lesung,  ANTE  .  .  . 
richtig  ist,  zeigt  das  nachfolgende:  si  quod  ficetum  postea  factum 
erit.     Seeck    liest    demungeachtet    QVE  AD  VIAS   [sunt].      Die 


Ϋλϊτ  Lex  Maneiana 


131 


Pliotograpliie  zeigt  je<3ermann^  dase  sro  nur  lesen  kann,  wer  sicli 
nicht  um  Jas  auf  dem  Stein  stehende^  Rondern  um  seine  Ideen 
bemüht.  Hinter  AKTE  Kcheint  mir  noch  HA  Bichlhar  zu  sein; 
auch  ohne  ilieee  Budifitaben  anzuerkennen,  wird  man  ante  hanc 
ledern  ^  ergänzen,  denn  der  tenninus  ante  quem  kann  offenbar  nur 
der  procnratorisiihe  Erlass  sein*  Dazu  passt  denn  auch,  dass  von 
dieeen  Räumen  c  consnelndine  (*wie  bisher  üblich*)  Quoten  ge- 
1  ei  et  et  werden  PoUen,  Zu  vergleichen  ipt  1  23:  ex  consuetmiim 
{hgis)l  Maf}ciane  .  ,  pres(m*t  dcheitt.  Toutoiiis  Vorschlag  CON- 
SVETVÜINEM  in  consnetudme  M(an€imia)  aufzulösen,  ist  trotz 
jener^ParallelBtelle  nicht  ansprechend ;  man  wird  eher  Utxfa  er- 
gänzen oder,  wenn  €*τ  ergänzt  wird,  consuetudine  emendiren. 

In  der  Mitte  der   zerstörten  Partie    ist    noch  ein  Μ  lesbar, 

wdchea  zu  ante  haue  lege  Μ  passen  würde.    Dann  folgen  mehrere 

Buchstaben,    für    die  man  auch  wohl  noob    eine  Deutung    finden 

wird.      Seeck    schreibt    fneäi\et]atis    fructuum    eonmietadmem   .  * 

iprestare  deheanL      Schon   die   gewaiteaniö   Umstellung  des    doch, 

Η  wie  überall,  so  auch  hier  zu  conductori  gehörigen /rudu(f^)^  g^i^ügt« 

I      uin  die  Willkür  dieser  'Lesung'   bloes  zu  stellen.     Und  dazu  das 

gekünstelte  n^dietas  frtictimm ! 

Zeile  20.  Am  Anfang  ist  DEBEAT  nicht  [ii]EBEAT  zu 
sehreiben;  das  D  ist  klein,  aber  deutlich.  Z.  24,  Ρ  D.  ist  wohl  nicht, 
wie  ich  zuerst  meinte,  in  p[arks)  diebebU)^  sondern  in  piraestare) 
d{ehebU)  aufzulösen,  denn  so  oder  d.d>  lautet  überall  die  Prästa- 
tionsformel; das  Object  der  Leistung  iet  mit  fructum  in  Zeile  21 
bereite  bezeichnet, 

Zeile  27.  Statt  des  auf  dem  Stein  stebenden  FVERIT  ist 
nicht  setieri/ (Seeck),  wie  dastehen  müsste,  sondern  sertteriij  wie 
auch  Z.  22  steht,  zu  emendiren.  Der  Schreiher  hat  eben  serö, 
serui  mit  serOy  sevi  verwechselt,  was  man  dem  Sohne  de«  Germanen 
Odilo  nicht  zu  sehr  verübeln  darf,  denn  dergleichen  passiit  auch 

^ heute  noch  Söhnen  Grermanieni. 
3.  Seite. 
Zeile  9  steht  allerdings,  wie  Vaglieri  znerst  gesehen,  CON- 
DICICIONE  statt  coudicione. 
Η  Zeile  12.     Hinter  D.  Ρ  ist  auf  dem  Stein  ein  Q  und  vor 

der  Bruchstelle  GR  kenntlich.  Das  fuhrt  doch  wohl  auf  Q[m/  a]- 
GR£iJ.    Toutain  nteintj  dass  für  meine  Ergänzung  [qfii  agn  herbis 


1  Vgl.  Lex  Ureonensis  (Bnine**  p.  140)  134:  paat  h(anc)  I{egem}* 


132  Schulten 

cünsUi]  in  ί{ηηάϋ)  ervnt  kern  Rautn  eei^  aber  man  iDUee  die  Lfidte 
i  D  Betracbi  xiehen  Κ  Scccki»  Lesung  QVI  EX  ARENI8  VBI ISTAK 
ist  ein  Froduct  der  Phantasie,  Vor  IX  F(undo)  etand  nie  yo4 
nimmer  ISTAtl;  man  erkennt  einige  eenkrechte  Hasten,  and  [e^n] 
SITI  schien  mir  auch  vor  dem   Htein  recht  wahrBcheinlicb* 

Zeile  14  habe  ich  auf  dem  Stein  gelesen  ERVNT  ΓΕ 
EXT[röl  .  .  S  AGROS.  Auch  auf  der  Photographie  ist  die 
Lesung  zu  erkennen*  Gane  ähnlich  hat  Toutain  gelesen  —  ohne 
jedoch  die  Ilerstellung  am  finden,  —  wie  das  von  ihm  mitgetheüte 
Facsimile  der  Stelle  zeigt,  welches  völlig  zu  meiner  Lesung  pa«st 
.  .  S  AGR08  ist  natürlich  zu  [co]ii  (t^ros  zu  ergänzen.  Se^rkft 
Lesung:  erunt  postm  fecerit  a^ros  passt  weder  in  den  Raiiid 
noch  JEU  den  ßuchttahenresten  —  gar  nicht  zu  reden  von  ihr«• 
sachlichen  Unniüglichkeit ;  man  lese  nur:  qui  ex  arcnis,  ubi 
in  fundo  .  .  sunt  pmtea  fecerit  agros  qui  vieias  habent  .  . 

Zeile  IG.  Am  Anfang  «teht  VV8.  nicht  V8,  Hinter  VT 
LICLSV[e]  steht  nicht  *  .  .  ϊίΤνΚ,  also  {debe]ntt(r^  sondern  eher 
.  .  .  IVSDD,  also  [e]ins  d.  d,  Seeck  liest  [p{ari€m)]  VI  (= 
S€j:füm)  O(ar€)  Oiebebit),  wo  doch  die  Ziffer  der  Fruchtqnote 
stets  in  Buchstaben  geschriehen  wird.  Man  wird  rnhig  VILICIS 
V[e  e]iV8  I) .  D  schreiben  dürfen.  conditcforUbu^)  t'ilicigve  esui 
—  ohne  fundi  —  steht  auch  Π    19;  24;  Πί  1, 

^  Toutain  führt  in  seiuer  Beceusion  meiner  Ausgabe  (Eevur  CriL 

1898  p.  29)  meine  HerstelluTig  dieses  Satzei  als  Beispiel  eiaer  >ai1lkar• 
Hohen  Ergänzung  an.  Ich  will  dns  Urlheil  über  die  Zyl&Beigkett  dieser 
und  anderer  Herst^lhmgeti  ruhig  den  FachgenoBsen  uberlasson,  nur 
hätte  sich  Toutain  deo  Vorwurf  eint*s  *  dcfmii  de  mHh&de*  ecbenken 
sollen.  Ich  glaube  phiblogiecli  genug  geiqhult  ku  sein,  um  zu  wissen, 
dass  eine  Erganiiung  meist  eine  Vermuthung  ist,  und  nur  wenn  idt 
meine  Heretellung  jenes  Satätes  für  mehr  als  sehr  wahrscheinlich  aus- 
gegeben hätte,  hätte  Τ  out»  in  Grund  zu  seinen  lehrhaften  Anmerkung^i 
gehabt.  Etwas  selteam  nimmt  sieh  folgender  Passu»  aus:  M.  SchulUj^ 
ne  MaH  pas  ae  risigmr  ä  ne  poini  lire  fme  Ugne  ά  dfmi'effauoe^  Ü 
r€9tUuer\  il  ret/titue  par  hjfpotheae  Η  H  commente  ensuite  cette  restitu 
Wenn  mir  Toutain  daraus  ein  Lob  statt  eines  Vorwurfes  gemacht  hätte, 
Tande  ich  es  verständlicher,  denn  muss  man  nicht  herzustellen  versuchen? 
Muss  man  nicht  die  Er^iäuzungen  disctitiren,  um  sie  auf  ihre  Richtigkeit 
zu  prüfen?  Toutain  niuse  einen  schlecbteu  Moment  gehabt  haben^  als 
er  diese  Naivetät  hinschrieb.  In  sehr  energischer  Weise  4uittirt  ao- 
eben  Cuq  ihm  ähnliche,  diesmal  an  die  Adresse  der  Juristen  gerichtete 
methodische  ilelehrungen  ('ifwr  une  noundk  mithode  d^irdef^rHi^um*  i 
in  Nouvelk  Mevue  dt  droit  etc,   IHm  Nov,  —  Ute.). 


Zur  Lex  Manciaiia 


133 


Ueber blicken  wir  den  gatJ3&en  §  10,  eo  kann  es  siflh  nur 
um  eine  besondere  Kategorie  von  affti^  nicht  etwa  um  alles  Acker* 
land  handeln,  da  von  anderen  Äokerländereien  bereits  früher  (I 
24  f.)  die  Rede  war.  Es  muss  also  vor  .  .  in  f{undo)  Vilie 
Magnae  etc.  irgend  eine  nähere  Bestimm ung  der  itßri  geetanden 
haben,  loh  schlug  wegen  €xi[ra  eo]s  agros  qui  mcias  habent  für 
jene  Lücke  vor:  qui  agri  het'his  consUL  Jetzt  kommt  die  Lesung 
[a]GR[i]  hinzo.  Extra  in  Zeile  14  hat  offenbar  den  Wertb  von 
praeter,  denn  ein  topographisch  es  Element  wie  das  pomarium  in 
Π  13  f.  können  die  Wickenfelder  nicht  wohl  gebildet  haben»  Da 
nicht  partes  fructuum,  so  tidern  frnctus  dehentur  gesagt  wird, 
steht  fest,  dass  der  Ertrag  jener  O/gri  ganz  den  Generalpächtern 
anheimfieL  Der  folgende  Satz  enthält  die  Bestimmung,  dass  für 
das  auf  der  Villa  Magna  weidende  Vieh  ein  Hutgelt  zu  ent- 
richten ist«  Die  beiden  Bestimmungen  ergänzen  sich:  die  Vieh- 
weide und  das  zugehörige  mit  Futterkraut  bestellte  Land  —  mit 
Ausnahme  der  Wickenfelder  —  Htanden  in  der  Regie  des  General- 
Pachters.  Das  mit  Wicken  bestellte  Land  war  wohl  deshalb  frei- 
gegeben, um  dem  Vieh  der  Colonen  Futter  zu  liefern:  Wicken 
galten  als  gutes  Futterkraut  (vgl.  Columella  II  7:  itm\  pabu- 
lorum  optima  sunt  tnedica  et  foenum  graecum  nee  minus  vicin; 
ebenso  Π  11;  Plinius  N,  H*  XVIIl  §  137:  mda  .  .  aeque  nam- 
que  fert  depasia). 

Zeile  18.  Ich  habe  auf  dem  Stein  PASCENTVR  gelesen. 
Auch  die  Photographie  scheint  mir  das  Ρ  zu  zeigen.  Zudem  wird 
Niemand  bestreiten,  dass  diese  Lesart  besser  zu  dem  Inhalt  des 
vorhergehenden  §  passt  als  ftascentur^  welches  Toutain  auch  jetzt 
noch  für  möglich  hält,  und  wo  wäre  je  von  einem  für  Vermeh- 
rung des  Viehbestandes  zu  leistenden  Kopfgeld  die  Rede,  während 
die  Script ura  ein   wohlbekannter  Begriff  ist? 

Zeile  19.  Seecks  Emendation  aera  quatema  quotannis  (für 
aera  qtic^itus)  ist  unnöthig,  da  es  genügt  (/uailus  in  qu^ituor  zu 
corrigiren;  quaitus  steht  auch  CIL  IV  1679. 

Zeile  20,  Seeck  schreibt  DEBEBVNT,  aber  das  V  kann 
unmöglich  gelesen  werden»  da  der  Stein  hinter  DEBEB  zerstört 
ist.  Vor  Τ  mag  man  statt  eines  I,  wie  ich  zuerst  las,  ein  Ν 
lesen  und   DEBEB[fi]NT  schreiben. 

Zeile  22.  INMATVEVM,  nicht  IMMATVRVM,  wie  ich 
zuerst  gab^  steht  auf  dem  Stein* 

Zeile  2S.     loh    halte    an   der    Lesung  CONBVSERIT  (  = 


134  Schulten 

combusserit)  fest;  Toutaiu  will  CONTVSERIT  —  aber  warnm 
ohne  Noth  den  Schnitzer  contuserit  für  contuderit  annehmen? 
Auch  concu3(8)erU  paeet  nicht,  da  abRchUtteln  excutere  heiaet  (L.  13 
D.  7,  4).  Hinter  diesem  Wort  steht  3T.  Das  ist  wobi  nicht  ä 
oder  it^  sondern  D£  zu  lesen.  Man  vergleiche  dae  d  in  deiri- 
mentutn  (Z.  24).  Seecks  VT  ist  unmöglich  —  der  erste  Bach- 
stabe hat  nur  eine  gekrümmte  Hasta  —  und  wohl  nur  'gelesen' 
worden,  weil  Seeck  ut  sequiores  ex  eo  fiani  herstellt.  Am  £nde 
der  Zeile  steht  also  nicht  Ν  SEQVEA,  wie  ich  schrieb,  sondern 
DESEQVER  und  Toutains  Lesung  DESEQVER[t<]  =r  desectierlt 
muss  unbedingt  acceptirt  werden. 

Zeile  24.  Da  DESEQVER  vorausgeht,  muss  die  folgende 
Zeile  mit  IT  beginnen.  Dazu  passen  denn  auch  die  beiden  Hasten 
am  Anfang  der  Zeile.  Auf  sie  folgt  eine  nach  links  gebogene 
Hasta,  dann  eine  grade,  dann  QV.  Toutain  liest  DESEQVERIT 
SEQV[er]IT  und  vergleicht  deposuUf  posuerit  in  IV  11.  Noch 
besser  hätte  er  das  vorauBgehende  caeciderit  exciderit  (Z.  22)  ver- 
glichen, wo  ebenfalls  Simplex  und  Compositum  nebeneinander  ge- 
netzt sind.  Die  Lesung  ist  also  bestechend,  aber  —  es  bleiben  noch 
die  Buchstaben  zwischen  SEQV[er]IT  und  DETRIMENTVM,  für 
die  Toutain  keine  Deutung  hat.  Ich  glaube  dagegen  eine  solche 
gefunden  zu  haben  und  lese:  desequerlT  SEQV  [&/JENH  ΌΕΊΈΛ- 
ME^TVyL  =  desequer\it  Hcqu{enti3)  hiett{n)ii  detrimentumlifirae' 
Stare  dehehii).  Die  Photographie  zeigt,  dass  diese  Lesung  voll• 
kommen  zu  den  Schriftzeichen  des  Steins  passt.  Ich  habe  auch 
den  oberen  Theil  des  Β  von  bienii  gelesen.  An  der  Abkürzung 
sequ{entis)  wird  Niemand  Anstoes  nehmen:  man  vergleiche  II  20 
fic{eti);  bienium  mit  einem  η  findet  sich  auch  IV  21.  Es  ist  nun 
zu  zeigen,  dass  die  neue  Lesung  auch  sachlich  gerechtfertigt  ist. 
Dieser  Nachweis  erfordert  eine  Betrachtung  der  ganzen  von  der 
Entwendung  der  Früchte  und  der  darauf  gesetzten  Busse  han- 
delnden Partie,  die  offenbar  mit  IV  2  {fantutn  praeatare  dd)ebUi 
endet.  Um  den  so  arg  zerstörten  Nachsatz  (III  24— IV  2)  her- 
zustellen, ist  von  dem  vollständig  erhaltenen  Vordersatz  (III  20 
—  23/24)  auszugehen  und  festzustellen,  um  welches  Delict  es  sich 
in  ihm  handelt.  Kennen  wir  das  Delict,  so  kennen^  wir  iwar 
noch  nicht  die  aus  ihm  nach  der  lex  Mancmia  hervorgehende 
Leistung  —  denn  die  lex  Manciana  braucht  sich  als  Spesial- 
gesetz  nicht  streng  an  die  gewöhnlichen  Normen  zu  halten  ;^woia 
wäre  sie  sonst  gegeben  ?  —  aber  wir  haben  doch  Anhaltspunktei 
denn  ein  Spezialgesetz  kann  nicht  diametral  von  den  Normen  de• 


Zur  Lex  MancJauEL 


135 


'ordentlichen  Rechts  Verschiedenee  beitimmt  haben.  Der  Vorder- 
satz lautet  so :  St  quis  e^  J\undo)    Vilic  Magnc  sive  Mappalm  Sige 

Xfrucim  stantem  jmiamfem^  niatarum  inma^urum  caeclide^rU  ex- 
ciderU,    e^Tporiaverii    deporiaverit    conbuserit    deseqmrii  ...     Es 

I  handelt  sich  um  fructus  stantes  und  pendenfes  *,  alao  sowohl   um 
Halm-  alB  um  Baumfrüchte,    wie   denn  ja  auch   beide  Eategorien 
vorher  erwähnt  worden  sind.    Ee  soll  keinen  Unterechied  machen, 
ob  diese  Früchte  reif  oder  unreif  sind.     Die  zugehörigen  Verben 
bezeichnen  meist   nnzweifelliaft   das  Delict  des  furtum^    hier  des 
Felddiebstahls  :  so  sicher  empört are^  depmiarc^,    Caedere^  excidere 
könnte  man  ebenso  wie  desecare  auch  auf  das  Delict  des  damnum 
iiniuria   datum    oder    arborum    für  im    caesarum    beziehen,    denn 
\caedere    ist  das   für  letzteres  Delict   technische  Verbum  (vgl.  tit. 
iDig.  37,  7:  arborum  furtim  caesarmn}  und  arbores  ejcckkre  steht 
[in   derselben   Bedeutung  L.  25    §  4  D.  19,  2.      Aber  cuedere  ist 
t  andererseits  auch  der  vom  Mähen  und  Schneiden  der  Halmfriichtej 
[des  Grase«,  Ε  oh  res  uew,  und  dem  Abholzen  der  silvü  caedua  ge- 
ί brauchte  Ausdruck  und  excidere    bezeichnet    ebensogut    das   zum 
I  Frnchterwerb  gehörige  Schlagen  der  s^ilva  caedim^  als  das  unrecht- 
mässige Abhauen  oder  Verstümmeln  eines  fi-nchttragenden  Baumes^. 
Auch  desecare    bezeichnet   das  rechtmässige  oder   unrechtmässige 
[»Abschneiden  von  Weintrauben  oder  Halmfrüchten^,  da  würde  als 
[•einziger    sicher   aus  dem  Gebiet  des   Diebstahls  in  das  der  Sacb- 
I  bescliädigung  hinübergreifender   Ausdruck    cofibus{s)$erif    —   wie 
wohl   sicher  zu  lesen  ist   —  bleiben.     Aber  auch  cömawrcr«  kann 

»zur  Noth  auf  das  Brennen  der  sHva  carbotiaria^  eine  rechtmäs- 
.iige  Fruchtziehung  wie  das  caedere  der  silta  caedttUf  und  nicht 
nur  auf  unrechtmassiges  Sengen  und  Brennen  von  Bäumen  oder 
Feldfrüchten    bezogen    werden^.     Alle    das    Delict    bezeichnende 


1  Beide  Gattungen  nennt  zB.  L.  27  D.  7,  1. 

*  Man  vergleiche  L.  ij2  g  8  D.  47,  2:    ä   eoH  {fructus)  dam  de• 
^  poriav€ris.    Zu  exportare  ist  ex  fundo^  zu  deportare:  in    cellam    hinzu- 

jiudenkeu  (».  Cato  de  agrk\  147 — 148  ed.  Keil). 

^  In  dem  vom  UMiafructus  handelnden  tit.  Dig  7,  1  wird  arbores 
frugifttas  excidere  ala  nicht  zum  ususfructus  gehörige  also  delictische 
Handlung  bezeichnet  (L,  13  cit.  §  4) :  der  Gegeneats  ist  arbores  noft 
fruffiferas  (==  mlva  caedua)  excidere, 

*  L.  11  §  5  D.  7,  1 :  m  für  decerpserü  vel  desectterit  fntctus  ma- 
iuroB  pendmies  .  .  .;  L.  27  §  25  D.  %  2:  si  uUvam  immaturam  decerp- 
ierit  wl  aegetem  deaecuerü  .  . 

^  Man   vergleiche  L.  29  D.  19,  2:    redemplor  siham    ne   caedüo 


im 


Schölten 


Verbalauedrücke  passeo  al«»  auf  furtum^,  I>A»e  ea  eich  aW 
hauptsächlich  um  Entwendotig  und  eret  in  »weiter  Linie  am  Be- 
tchadigang  der  Früchte  handelt,  aeigt  vor  allem  die  PräjK»iitioft 
e.1*  in  'si  quis  ex  fundo  ,  .  departaverii  •  /:  tie  beetimnit  dii 
verhandelte  Delict  deutlich  als  dotose  Entfemujig  von  Früchte«, 
Diese  Entwendung  iet  aber  nicht  ohne  Weiteres  ale  furtmm  amf- 
zufassen,  denn  es  ist  nicht  allein  von  den  reifen,  sondern  ancii 
von  den  unreifen  Früchten  die  Rede;  Contrectation  unreifer 
Früchte  ist  aber,  da  dieselben  noch  kein  eigenes  Eecbtobjeet, 
soDdern  einen  Theil  des  zugehörigen  Baumes^  soweit  es  Battm*, 
oder  dee  Ackere,  soweit  es  'stehende  Früchte  sind,  bilden,  nicht 
Diebstahl,  sondern  Sachbeschädigting*  Daa  zeigt  folgende  Stelle 
(L.  27  §  25  D.  9,  2):  Si  olivam  immaturam  d€cerpserit  vtl  aejpe- 
iem  desecuerU  immaturam  vel  vineus  crudas^  ΛφΜα  tenadtm^ 
quod  8i  imn  maturas,  ctssai  Äquilia.  Man  könnte,  weil  die  wi- 
reifen  Früchte  einbegriffen  sind,  aber  doch  im  übrigen  deutlich 
von  Felddiebstahl  und  nicht  von  eigentlicher  Sc  baden  Stiftung  (Be- 
schädigang)  die  Rede  ist,  annehmen,  daas  die  lex  Manci&na  den 
Begriff  des  furtum  auch  auf  die  unreifen,  noch  nicht  percepHons* 
fähigen  Früchte  ausgedehnt  habe,  doch  kommt  auf  die  Cooalmc- 
tion  des  Rechtsfalles  wenig  an,  da  genügend  feststeht,  daat  wir 
bei  der  Herslellung  des  die  Strafe  enthaltenden  Nacbsatzes  sowohl 
furtum  —  wegen  der  fructus  maturi  —  als  damtmm  —  wegeo 
der  fructus  immaturi  —  berücksichtigen  müssen. 

Sehen  wir  nun  xu»  wie  eich  der  Nachsatz  zu  diesem  Er• 
gebniss  verhält.  Man  sieht  auf  den  ersten  Bltck^  dass  zwei  Ka* 
tegorien  von  Personen»  denen  etwas  zu  leisten  ist  und  dement- 
ftprecbend  zwei  verschiedene  Leistungen  unterschieden  sind:  der 
die  erste  Kategorie  bezeichnende  Dativ  ißt  cmductoribus  vilicim 


neve  cingito  (Bchälen)    ntve   deurito  .  .  «     Hier  kann  deurere,    das   mtt' 

caedere  und  cinga'e  zueammen  genaiint  wird,  nur  vom  BreDnen  des 
Waldes  zur  GewinnuDg  von  Kohlen  veretauden  Würden.  Für  deurert 
konnte  comhurtre  gesagt  sein. 

^  Diiniit  mir  Niemand  den  Einwand  ma^he^  dass  doch  die  Begriffe 
frttctus  maturuiiit  immaiuruii  niclit  wohl  auf  eine  —  von  mir  als  Objed 
des  cornhurere  angenommen l•  —  eilva  carbomtria  paeeten,  citire  ich 
L.  27  §  26  fi,  9,  2,  wo  diese  Begrifl'e  auf  das  Gegenstück  der  *i7ra 
earbonarittt  die  süea  caedtta  angewandt  werden:  tdem  in  sümi  caedua 
icriTiii,  ut,  si  itnmüUtra,  Aquilia  tfncatttr,  quod  si  viaiura  intercepertt, 
furti  Uncri  cum  et  urborum  furtim  ctuaarum. 


ol 


Zur  Lex  Manciatia 


137 


I 


eins  f.  und  der  zugehörige  Äcoueativ  .  .  .  dehmenftmiy  der  zweite 
Dativ  begriff:  c'i^  ctd  de  ,  .  .  .  und  das  Object  der  Leistung: 
...  *  tafiium  {praeiitare  dlebehit]).  Zum  Gltick  steht  dieses  Re- 
sultat trotz  der  Beschädigung  dea  Steins  absolnt  fest.  Sehen  wir 
zu,  oh  wir  noch  weiter  festen  Boden  unter  den  Füssen  behiilten 
können.  £b  macht  nichts  aus,  oh  die  beiden  Leistungen  in  einem 
oder  in  xwei  Sätzen  angegeben  wareuj  denn  eachlich  zerfüllt  der 
Nachsatz  deutlich  in  jene  zwei  Theile.  Man  mag  also  nach  Be- 
lieben entweder  am  Ende  von  IIl  24  praestare  debebit  ergänzen 
und  vor  Goloni  {IV  l)  den  Anfang  eines  neuen  Satzes  annehmen 
oder  anch  behaupten,  dass  praestare  d[ebGbit]  in  IV  2  zu  beiden 
Theilen  des  Nachsatzes  gehöre.  Der  erste  Tbeil  des  Nachsatzes 
lautet  also:  .  .  .  deirmmdum  canductoribtis  vUmsve  citts  fundi 
praestare  debebit  —  es  bleibt  dabei  jedem  überlassen  j^raesiare 
debebit  als  nur  dem  Sinn  nach  zu  ergänzendes  Prädicat  zu  be- 
trachten. Der  Entwender  (oder  Be  Schädiger)  von  Feld  fruchten 
war  also  zur  Leistung  des  deirimenium^  zum  Schadenersatz,  ver- 
pflichtet. Das  detrimenium  war  aber  noch  näher  he  stimmt,  denn 
die  zwischen  desequerit  und  deirimenfmn  stehenden  Buchstaben 
können  nur  einem  Genitiv,  der  ja  vortrefÖicb  zu  dctrimenhim 
paeet,  angehören,  da  «  ,  NU  ^^:  nii  deutlich  leebar  ist.  Sequiefüis) 
\b]i€n(n)u  detrimenium^  wie  ich  le^e,  dürfte  wie  epigraphiech  so 
auch  sachlich  gerechtfertigt  sein.  Mit  der  Leistung  des  Interesses, 
welche  die  lex  AquUia  dem  Beschädigten  garantirt,  kann  m.  E. 
sehr  wohl  der  e^'  lege  Manciana  stipnlirte  Ersatz  des  innerhalb 
der  nächsten  zwei  Jahre  (vom  Tage  des  Felddiebatahls  ab)  merk- 
baren Schadens  in  Einklang  gebracht  werden.  Ich  meine^  eine 
solche  Bestimmung  läset  sich  annehmen^  denn  weder  konnte  man 
ohne  Weiteres  die  Uuantität  der  gestohlenen  reifen  Früchte  be- 
atimmen  —  der  Dieb  konnte  ja  sehr  bald  einen  Theil  verkauft 
oder  sonstwie  beseitigt  haben  —  noch  bei  den  unreifen  Früchten 
deren  Ernte werth  errathen.  Wartete  man  dagegen  den  Ausfall 
der  nächsten  Ernte  ah  —  und  hierfür  ist  ein  hietmmm  m.  £. 
eine  ganz  angemesfene  Frist,  da  nicht  jede  Frncbtart  alle  Jahre 
eine  Ernte  giebt*  — >  so  liess  sich  das  Interesse,  welches  der 
Beschädigte  daran  hatte,  dass  seine  Aecker  und  Obstgärten  un- 
behelligt geblieben  wären,  darstellen  als  die  Differenz  zwischen 
dem  Ertrag  des  nächsten  und  dem  Durchschnittserlrag  der  früheren 


^  Columella  sagt  %.  B.  5,  8,  2,  daas  die  Olive   in   der  Regel  nur 
alle  zwei  Jahre  eine  Ernte  giebt. 


138  Schal  ten  Zur  Lex  Manoiftiut 

Ernteo.  Gab  zB.  die  innerhalb  dee  nächsten  bienmUtm  erfolgende 
Ernte  der  verachiedenen  Culturen  einen  Ertrag  im  Werth  τοη 
5000  Denaren,  während  man  früher  dorchechnittlich  für  8000  Be- 
nare geerntet  hatte,  so  hätte  nach  meiner  Herttellnng  der  Schaden- 
stifter 3000  Denare  zu  leisten  gehabt^.  Der  Eraats  de•  In- 
teresses wird  auch  in  den  Rechtsquellen  ausdrücklich  auf  du 
Interesse  an  einem  künftigen,  durch  die  Besch&dignng  in  Frage 
gestellten  Gewinn  bezogen:  quantttm  mea  interfiUt,  id  est  gmaur 
tum  mihi  abest  quaniumque  lucrari  potui  (L.  13  pr.  D.  46»  8); 
amisisse  dicemur  quod  aut  consequi  poiuimus  (L•  33  pr.  D.  9,  2); 
speziell  für  Interesse  an  künftiger  Ernte:  L.  62  §  1  D.  6,  1: 
generaliter  autem  cum  de  fructibus  aestimandis  quaerUur  constal 
animadverti  debere  .  .  .  an  petiior  frui  poiuerit  .  .  (vgl.  Cohn- 
feldt,  Interesse  p.  102  f.). 

loh  hoffe,  meine  Lesung  hat  die  Probe  auf  ihre  aaohliche 
Zulässigkeit  bestanden:  Garantie  des  aus  dem  Diebstahl  an  reifen 
und  unreifen  Früchten  innerhalb  eines  biennium  sich  ergebenden 
Schadens  ist  nach  meiner  Lesung  in  der  lex  Manciana  stipnlirt 
und  Ersatz  des  Interesses  ist  die  im  ordentlichen  Recht  fttr  Dieb- 
stahl unreifer  Früchte  festgesetzte  Busse.  (Schlues  folgt.) 

Göttingen.  A.  Schulten. 


^  Ueber  die  verschiedenen  luterpreiatioiicu,  deren  das  eiut  quod 
intereift  fähig  ist,  vergleiche  man  das  Buch  von  Cohnfeldt,  Der  Lehre 
vom  Interesse  und  A.  Pernice,  Zur  Lehre  von  der  Sachbetchidigung 
(1867)  S.  240  f. 


i 


ι 


In  der  Myeterienrede  zählt  Andokides  die  verechiedenfin 
Anzeigen  auf,  die  nacli  dem  Hermakopideii frevel  ergingen.  An 
vierter  Stelle  ereclieint  die  de»  LyduB.  Er  Latte  mitgetlieilt,  im 
Hau»e  eeinee  Berrn  Phereklee  Reien  Myeterien  gefeiert  worden, 
die  Theilnehtner  hatte  er  angegeben,  darnnter  den  Vater  dee 
Andokidee.  Darauf  faatte  Speueippon  ale  Ratbemann  sie  alle  ge- 
fangen gesetzt.  Durcli  Stellung  von  Bürgen  hatte  sich  indeeeen 
de«  Andnkides  Vater  die  Freiheit  versteh  äfft,  gegen  Spensippos 
einen  Prozess  gegen  Dngesetzliehkeit  angestrengt,  und  den  Pro* 
zees  glänzend  gewonnen.  Noch  nicht  zweihundert  Stimmen  waren 
dem  SpeusippoB  zugefallen.  Was  folgt,  mues  ich  wörtlich  hin- 
setzen  §  17/18:  6  he  ττίίαας  και  5€Ομ£νος  jjeivcti  τον  πατέρα 
έγώ  ήν  μάλιστα,  €Ϊτα  5έ  και  οι  δ^οι  συττ^ν€Ϊς,  Kai  μοι  κάλει 
Καλλίαν  και  Στ^φανον,  κάλεΐ  be  και  Φίλιπτιον  και  ΆλέΕιτιττον 
ούτοι  γαρ  etat  ν  'Ακουμΐνου  και  Αυτοκράτορας  συγγεν€ΐςι  οι  Ιφυ- 
γον  έτΓΐ  ιη  Λυοου  μηνύσε  Γ  του  μέν  άbeλφιboυς  έστιν  Αύτο- 
κράταιρ,  τού  hi  θ€Ϊος  Άκουμενός.  οίς  προσήκει  μίσεϊν  μέν 
τον  έ£€λάσαντα  εκείνους,  €ibεvαι  b€  μάλιστα  bi*  οντινα  εφυτον. 
Βλέπετε  εΙς  τούτους  και  μαρτυρείτε  ει  αληθή  λεγυυ. 

Die  Aufforderung  de»  letxtisn  Satzee  ist  an  die  Zeugen  ge• 
richteti  deren  Vernehmung  nunmehr  folgt»  Ans  der  Zueammen- 
fageung,  mit  der  der  Redner  im  §  19  das  Wort  wieder  aufnimmt, 
ergiebt  sich,  das»  zwei  Thateacken  dureh  Zeugnjee  klargeetellt 
worden  sind,  einmal,  daas  Lydue,  der  Sklave  deH  PherekleP»  der 
Anzeiger  war  (6  μέν  γαρ  άττογράψας  αυτόν  Aυbός  ήν  ό  Φερε- 
κλίους),  zweitena»  dase  Andokidee  den  Vater  auf»  Dringendste  ge- 
beten hatte,  zu  bleiben  und  den  Kampf  aufzunehmen  (ό  b^  πείσας 
ύπομεΐναι  και  μη  οϊχεσθαι  φεύγοντα  έγώ).  Diese  beiden  That* 
»achen  decken  eich  mit  den  ßehauptungen,  die  Andokidee  dem 
Zeögenverhör  als  zu  beweieend  voraußgeechickt  hatte. 

Nun  ist  es  an  und  für  gich  schon  eonderbar^  daes  zwei  ver- 
schiedene Dinge  in  einem  Verhör  erledigt  werden.  Wer  da« 
attische  Gerichte  ν  erfahre  η  kennt,  weiss,  daes  die  Vernehmung 
der  Zeugen  sich  Punkt  für  Funkt  an  die  einzelnen  Behauptungen 
der  Sprecher  innerhalb  der  Rede  anschlosa.  Wäre  ee  andere 
gewesen  und  hätte  man  heterogene  Dinge  gelegentlich  zusammen- 
gelegt^ m  versteht  man  nicht,  wie  man  auf  halbem  Wege  stehen 
bleiben  konnte.  Die  normale  Kntwickelnng  musste  dann  doch  bald 
zu  dem  beijuemeren  Collecii  wer  fahren  führen.)  dae  Zeugenver- 
nehmung und  Plaidoyer  von  einander  trennt,  So  ist  e«  heute; 
in  Attika  hat  man  es  anders  gemacht,  wie  die  Redner  lehren. 
Und  von  diesem  Gesichtspunkt  ausgehend  hat  man  öfter  in  den 


140 


MtfoeUen 


Texten  den  Auefall  eines  Μάρτυρ€ς  angenommen;  man  ««ige 
liierbei  erwägen,  daee  an  aneerer  Stelle  vor  §  19  die  £mfi)inii| 
der  Zeugen  in  der  Handachrift  nnr  dureb  einen  roteD  Pnakt  W 
zeichnet  iat. 

Ee  ist  itöthig,  daae  wir  uns  nunmebr  das  oben  aasgeadisi^ 
bene  Sttick  der  Hede  genauer  aneeben.  Beginnen  wir  mit  dea 
Satz:  ούτοι  γαρ  ti^tv 'AxoupevoO  και  Αύτοκράτορος  συττ€ν€ίς, 
io  fragt  ei  sich,  auf  welche  Personen  wir  daa  an  der  Sfiiti« 
stehende  Pronomen  zu  beziehen  haben.  Die  Antwort  darauf  iic 
einigermaaBRen  Relbstverständlich :  nach  grammatisch em  Brauch 
geht  ούτοι*  auf  die  Vorgenannten,  wie  nachher  ßXeTrexc  καΐ 
μορτνρ£ΪΤ€|  und  deren  Bind  vier:  Katliaa,  8tephanoe^  PhilipfKii^ 
AlexippoB.  Aber  nun  kommen  die  Schwierigkeiten.  Denn  weaa 
der  Redner  nachher  nagt:  του  μέν  ά^eλφι^oυς  έστιν  Αυτοκρά- 
τωρ του  hi  θ£Ϊος  'Ακουμενός,  βο  ist  ee  klar,  daae  daa  doppelte 
του  sich  nur  auf  die  zwei  Letztgenannten  beziehen  kann.  Phi- 
lippos  und  Alexippoe  müaaen  gemeint  sein.  Da  fragt  man  doch, 
warum  dae  verwandtachaftHche  Verhältniee  dea  Kalliaa  und  Ste- 
phanos  nicht  in  gleicher  Weise  festgelegt  wird.  Sind  die  l>ei- 
den  Männer  so  bekannt  gewesen,  dass  man  auch  ihre  engeren 
verwandtschaftlichen  Beziehungen  in  ganz  Athen  genau  wnsste? 
Das  wird  kein  Verständiger  behaupten  wollen.  Dergleichen  ma^ 
in  einem  Dorf  möglich  sein^  aber  da  wäre  es  auch  üherflüeaig 
gewesen,  den  Philippoi  und  Alexippos  näher  zu  beglaubigen. 

Wir  müssen  eine  zweite  Erwägung  hinzufügen.  Die  Ver- 
wandten des  Akumenos  und  Autokrator,  zweier  Männer,  die  aof 
Grund  der  Anzeige  des  Lydus  in  die  Verbannung  gingen,  konnten 
doch  nur  bezeugen,  wer  der  Thäter^  war,  der  ihre  Vettern  ins 
Elend  trieb,  Andokides  oder  ein  anderer.  Davon,  dass  Andokides 
seinen  Vater  gebeten  hatte  zu  bleiben,  wussten  sie  nichts,  sie 
hätten  es  höchstens  durch  Hörensagen  erfahren  können,  und  dann 
hatte  ihre  Bezeugung  keinen  Werth.  Trotzdem  ist  auch  über 
diese  Thatsache  Zeuguiss  abgelegt  worden,  wie  aus  §  19  un wider• 
sprechlich  hervorgeht.  Sehr  wohl  aber  waren  über  das  Ver 
halten  des  Andokides  dessen  eigne  Verwandten  unterrichtet,  die 
bei  der  Unterredung  mit  dem  Vater  zugegen  gewesen  waren:  6 
bt  τϊ€ίσας  και  1)€Ομ€νος  μί:ΐναι  τόν  ιτατφα  έγώ  ήν  μάλιστα, 
είτα  5έ  και  ο\  ιϊλλοι  συτγ6ν€Ϊς.  Das  Normale  ist  nun 
doch,  dass  der  Redner  sich  des  Zeugnisses  der  Verwandtschaft 
bedient. 

Von  diesen  Erwägungen  ausgehend  wird  man  die  ganze 
Stelle  in  folgender  Weise  zu  gestalten  haben :  ό  bi  ττείαας  και 
&60μΕνος  μειναι  τόν  ττατφα  έγώ  i^v  μάλιστα,  €Ϊτα  bk  και  οι 
άλλοι  συγγενείς*  κα!  μοι  κάλει  Καλλίαν  και  Στΐφανον. 


*  Der  Gedanke,  dass  der  Redner,  indem  er  ούτοι  sagt^  auf  die 
beiden  Gemeinten  hin  zeigt,  ist  ausjiCRchloBBeii,  weil  sie  noch  nicht  da 
sind  (KdXei). 

3  Vgl  18  οίς  προσήκει  μισείν  μέν  τόν  έΐ€λάααντα  εκείνους,  clb^voi 
bi  μάλιοτα,  hi*  οντινα  ΐφογον. 


Μ 


Miicellen 


141 


Bann  Absatz  untl  innerbAlb  deHRelben  punctütn  rubrum,  für 
uns  das  Lemmft  (Μάρτυρ6ς'>.  Die  VerwiiTidten  des  AndokideB 
werden  über  die  beliauptete  Thfttsuche  vemoniTiieT).  Die  Einfiib- 
rnng  der  Zeugi!n  mit  einem  einfacben  καί  μοί  κάλεΐ  findet  sich 
geradeso  noch  §  28,  §  4t>  und  öfter* 

Nun  fiibrt  der  Redner  fort,  indem  er  sieb  den  Zeugen  zn- 
wendet,  die  beweisen  sollen,  dass  nicht  er  sondern  LyduK  der 
Denunziant  war:  κά\€ΐ  hl  και  ΦΛιτπτον  και  *Αλ€£ιτιπον'  ούτοι 
γαρ  €ΐσιν  Άκουμ€νου  και  Αύτοκράτορος  συττ€ν€ΐς  ο'ί  έφυγον 
έπι  τή  Aöboö  μηνύσει,  του  μέν  άίί€λφι6οι)ς  έστιν  Αύτοκράτιυρ 
του  hi  θειος  Άκουμενός, 

Hier  ergiebt  eieb  bei  unserer  Lesung  der  Vortbeilj  dass  die 
Beziehung  des  ούτοι  granimatiscb  unanstössig  wird  und  die  fol- 
gende Zweitbeüung:  του  μέν  —  του  bi  eich  ganz  natürlich  an- 
scbliesst. 

Zum  mindesten  also  gebort  nach  Στεφανον  starke  Inter* 
punction  und  Intervall;  denn  will  man  ein  unmittelbar  auf  die 
κλήσις  folgendes  Verhör  nicht  zugeateben,  fo  muss  man  docb  an- 
nehmen, der  Redner  habe  eine  Pause  gemacht,  etwa  bi«  die  beiden 
Citirten  erschienen  waren,  und  &ei  dann  erst  fortgefahren  mit  den 
Worten:  κάλει  hk  και  Φίλιππον  καΐ  ΆλεΕιππον*  ούτοι  γάρ  κτλ. 

In  §  47  giebt  Andokides  eine  Liste  von  den  Verwandten,  die 
auf  die  Anzeige  des  Diokleides  bin  verhaftet  wurden.  That- 
sächlich  erscheinen  denn  hier  auch  zwei  Καλλίαι  (ό  Τηλεκλεους 
und  ό  Άλκμεα)νος).  Es  ist  wohl  denkbar,  dass  einer  von  beiden 
der  im  §  18  citierte  ist-  Ein  Htephaoos  wird  im  g  iH  nicht  ge- 
nannt ^  das  braucht  uns  kein  Bedenken  zu  machen,  da  ja  die 
ganze  Verwandtschaft  des  Andokides  nicht  eingesperrt  worden  ist. 

Bonn.  L.  Radermac  her. 


Zur  Kritik  der  Brkfe  des  Diogenes. 

L  Im  ί3Γκ  ii riefe  findet  sich  zu  Anfang  des  Hinften  Para- 
graphen eine  Stelle,  die  noch  immer  nicht  ganz  wiederherges teilt 
ist»  Diogenes  rüth  einem  Kyzikener,  seine  Landhleute  sollten 
etatt  der  bisher  üblichen  Aufschrift :  *0  του  Διός  παις  καλλί- 
νικος 'Ηρακλής  ένθά5ε  κατοικεί,  μηδέν  εΐαίτιυ  κακόν  auf  ihre 
Hausthüren  schreiben:  Πενία  ένθάϊϊε  κατοικεί,  μηΜν  ε1(τίτω  κακόν. 
Der  Kyzikener  weiet  dies  ab^  da  die  Arinuth  ein  üebel  sei.  ^Was 
bewirkt  denn  die  Armuth  ,  fragt  Diogenes,  *dass  du  sie  ein  Hebel 
nennst'?  *  Hunger,  Kälte  und  Verachtung',  erwidert  jener.  Und 
nun  beisst  es  weiter:  άλλ'  oubtv  γε  τούτυυν  ών  φής  πενία  bpqt 
ούτε  λιμός  ^  πολλά  γάρ  iv  τη  γή  φύεται  5ι'  ών  δ  τε  λιμός 
θεραπεύεται  τό  τε  ψύχος,  iitu  ovbi  τα  ολογα  γυμνά  όντα 
αίσθάνεται  ψύχους»  Hertlein  ίη  Hermes  IX  (1875)  361  und 
Bücheier  im  Rb,  Mus.  XXXIV  (1879)  350  haben  beide  bpql  aus 
dem  überlieferten  öpa  richtig  eraendirt.  Ersterer  giebt  Hercher 
in  der  Annahme  einer  Lücke  vor  ούτε  λιμός  Recht  und  ergänzt 
od   cgnjicirt   οδτε    ψϋχος  0UT€   λιμόγ.     Dem    stimmt  8chafstädt 


14S  MisceUen 

De  Diogenie  epintalis  (Göttin.!?en  1892)  33  Anm.  bei,  indem  er 
nur  die  Ergänzung  der  Lücke  für  zweifelhaft  erkiftrt,  die  An- 
nahme einer  solchen  hält  er  fest;  Wilhelm  (*apelle  De  Cynicorom 
epistuÜR  (Göttingen  1896)  45  nimmt  folgerichtig  nach  τό  Τ€ 
ψύχος  noch  eine  Lücke  an,  die  er  durch  πραυν€ται  oder  ein 
ähnliches  Verbum  ergänzen  will.  Allein  Lücken  sind  thatsächlich 
hier  ro  wenig  wie  sonst,  wo  die  Hercherschen  Auslasenngeseicben 
stehen,  vorhanden;  die  Stelle  ist  durch  Emendation  zu  heilen. 
Hertlein  hat  oöre  λιμόν  richtig  hergestellt;  es  ist  aber  kein 
zweites  ούτε  ausgefallen,  sondern  es  steckt  verderbt  in  dem  fol- 
genden τό  τ€  ψΟχος,  welches  Objedtnaccusativ  zu  bpqi  ist.  Der  Sati 
von  πολλά  bis  θεραπεύεται  ist  als  Parenthese  zu  fassen  und  das 
τε  in  δ  τε  λιμός  zu  streichen ;  es  ist  erst,  nachdem  die  Verderb- 
nies τό  τε  ψΟχος  vorhanden  war,  in  den  Text  gesetzt  worden. 
Die  Stelle  lautet  also:  άλλ'  oubiv  γε  τούτων  ών  φής  πενία  bpqi, 
οδτε  λιμόν  —  πολλά  γαρ  έν  τή  γη  φύεται  bi'  ών  ό  λιμός  θερα- 
πεύεται— ούτε  ψύχος,  έπει  ovbi  τα  άλογα  γυμνά  όντα  αίσθά- 
νεται  ψύχους. 

Π.  Diogenes  kam,  so  erzählt  der  37.  Brief,  von  Ephesos 
nach  Rhodos,  um  dem  berühmten  Wettkampfe  zu  Ehren  des 
Sonnengottes  beizuwohnen;  er  wollte  bei  seinem  Gastfreunde 
Lakydes  einkehren ;  der  wich  ihm  aber  aus  und  war  nirgends  in 
der  Stadt  zu  finden.  Erst  am  dritten  oder  vierten  Tage  begegnen 
sie  einander  κατά  τήν  obov  τήν  ώς  έπι  τό  στρατόπεΙ)ον  φέρου- 
(Ταν.  Westermann  giebt  dies  in  seiner  Uebersetzung  wieder:  in 
via  quae  ducit  ad  praetorium.  Ein  römisches  oder  aus  römischem 
£influss  hervorgegangenes  Gebäude  kann  das  (Ττρατόπεδον  nicht 
sein:  Julius  Obsequens  c.  116  erwähnt  unter  den  Prodigien  aus 
der  Zeit  des  ersten  Mithridatisohen  Krieges  ein  solches,  das  in 
Rhodos  im  Stratopedon,  ubi  senatus  haberi  solet,  stattgefunden 
hat^.  £s  kann  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  dieselbe  Oert- 
lichkeit  wie  in  unserm  Briefe  gemeint  ist;  sie  muss  also  damals 
schon  vorhanden  gewesen  sein.  Auch  der  Umstand,  dass  Obse- 
quens in  seiner  Vorlage,  dem  Excerpt  aus  Livius,  das  griechieche 
Wort  fand,  weist  auf  den  rein  griechischen  Ursprung  des  Gebäudes 
hin.  Mehr  vermag  ich  über  diese  Oertlichkeit  nicht  zu  sagen, 
als  was  sich  aus  unserm  Briefe  noch  erschliessen  lässt.  Diogenes 
fordert  seinen  Freund  auf  mitzugehen:  γυμνα(Τώμεθα '  ου  γάρ 
χρήν  οϊομαι  .  .  .  του  σώματος  άμελεϊν,  und  weiter  berichtet  er 
dann:  έγώ  bi  άναβάς  εΙς  τό  στρατόπεοον  περιεπάτησα.  Es 
wird  also  ein  Gymnasion  gewesen  sein,  wahrscheinlich  mit  einer 
grossen  Stoa  daran,  in  der  man  lustwandeln  konnte  und  in  der 
auch  der  Senat  zu  seinen  Sitzungen  zusammentrat.  Yermuthungen 
über  den  Ursprung  dieser  Bezeichnung  des  Gebäudes  oder  Gebäude- 
complexes    aufzustellen  —  weitere    als   die  allgemeine,   dass   die 

1  0.  Rossbach  Rh.  Mus.  52(1897)  11  hat  die  Interpiinction  der  Stelle 
hergestellt.  Seine  Vcrmuthunji,  da88  das  Stratopedon  ubi  senatus  haberi 
Bolet  eine  Oertlichkeit  in  Rhodos  sei,  wird  durch  un^^ern  Brief  bestätigte 


Mi  Beeilen 


US 


Benentitjtig  τοπ  einem  Lager  stammt,  dae  dort  einmal  gelegen 
haben  muBs  —  halte  ich  nach  La^e  der  Dinge  für  miieaig.  In 
Zukanft  wird  man  also  im  Texte  unseres  Briefes  Στρατόττέϊϊον 
»Ιλ  EiiieiiTiampn  ^^rosB  Bchreiben   mÜHsen. 

Das  Gefspräcli  üwiBchen  Diogenes  und  seinem  Freunde  hirgt 
noch  einen  Fehler  in  iier  tJeberÜeferung.  Diogenes  nimmt  die 
Einladung  des  Lakyiies,  nun  in  seinem  Hause  einzukehren,  Rtatt 
in  den  Tempeln  der  Gritter  stu  kampiren,  an,  wÜl  aber  zuerst 
noch»  wie  oben  erwähnt,  zum  Gymnasion.  Lakydes  antwortet: 
άλλα  καλώς»  έφη,  Διόγενες,  λέγεις  και  ου  βιάίομαί  ae  τους 
θεούς  ileXÖeiv.  Όάβ  Ende  ist  verderbt:  es  widerstieitet  den 
Gesetzen  der  Grammatik.  Boisflonade  vermuthete  daher  τους 
θ€θύς  έκλιπ€Ϊν  oder  καταλιπόντα  έΐ€λθ6Ϊν,  Hercher  έΕελεϊν. 
Beide  thaten  damit  aber  dem  Sinn  der  Stelle  durchane  nioht  ge- 
nüge; denn  wenn  Lakydes  sagt:  ^lob  zwinge  dicb  nichts  die 
Götter  zu  verlassen',  oJer  siüh  irgendwie  ähuliüh  ausdrückt,  so 
legt  er  dem  Diogenes  doch  nahe,  seine  bisherige  Herberge  nicht 
aufzugeben j  und  Diogenes  hätte  auf  diese  Bemerkung,  die  einer 
Zurücknahme  der  Einladung  nur  zu  ähnlich  sieht,  mit  einem 
Worte  wenigstens  erwidern  missen.  Von  so  etwas  hat  im  Texte 
gar  nichts  gestanden.  Diogenes  geht  ruhig  seiner  Leibeeübung 
nach  und  begiebt  sieh  dann  in  das  Haus  des  Lakydes;  er  muse 
also  in  vollem  Ein  verstand  niee  von  ihm  geschieden  sein.  Der 
Fehler  der  Ueberlieferung  liegt  nicht  im  Verbum,  sondern  in  den 
beiden  vorhergehenden  Worten.  Lakydes  bezog  sich  in  seiner 
Antwort  nicht  auf  die  Götter  *  sondern  auf  da»  Vorhaben  des  Dio- 
genes, zw  seinen  gewohnten  Leibesübungen  zu  gehen*  lukommo- 
dire  dich  nicht\  ist  der  Binn  seiner  Worte,  "ich  zwinge  dich 
nicht,  von  deiner  Gewohnheit  zu  lasaen*.  Statt  τους  θ€θύς 
έ£€λθ€ΐν  ist  zu  schreiben  του  Ιθους  έίελθεΐν,  so  ist  die  Stelle 
in  beeter  Ordnung. 

Π!.  In  dem  bekannten  Gespräche  Alexanders  des  Grossen 
mit  Diogenes,  das  der  Briefeteller  auch  verwerthet  (33.  Brief), 
sagt  Diogene»  (§  3):  bia  τοΟτο  τή  μέν  έμή  ntviqi  κρήναί 
T€  και  τή  €ΐσιν  επίκουροι,  ναι  μήν  και  τα  (Τιτηλαιο  και  τα 
νάκη,  και  πολεμείται  μέν  οιά  ταύτην  ουϊ>έ  είς  οβτ€  έν  τή  oöre 
έν  θαλöσcfη,  αλλ*  ώς  έτ€ννήθημ€ν,  ϊσθι,  και  Ιώμεν*  τη  ύ  υμε- 
τέρα τάΕει  οδτε  γή  ευρίσκεται  επίκουρος  οϋτε  θάλασσα.  (§  4): 
αλλά  5ή  ταύτα  μέν  ώς  *  ♦  δντα  παραλείπεται,  αναβαίνετε  hi 
im  τον  ούρανόν  και  ού^έ  *Ομήρψ  πείθεσθε  τούτων  μη  έπιθυ- 
μεΐν  τψ  εΙς  σωφροσύνην  τα  τών  Άλιυει6αιν  πάθη  άνατράψαντι. 
Die  Lücke,  die  hier  im  Texte  bezeicbnet  ist,  hat  Boiaeonade  an- 
genommen, und  mit  ευτελή  vermuthungeweise  ergänzt,  aber  mit 
Unrecht.  Die  Verderbniis  liegt  in  ΟΝΤΑ,  für  das  mit  geringer 
Veränderung  der  Schriftzüge  ΟΛΙΓΑ  zu  schreiben  ist,  indem  man 
zugleich  das  Überliefet te  παραλιπεσθυυ  wieder  in  den  Text  setzt. 
Also;  άλλα  6i|  ταύτα  μέν  ώς  ολίγα  παραλειπίσθιυ*  αναβαί- 
νετε ^έ  έπΙ  τόν  ούρανόν  uew. 

IV.     Junge  Athener  haben  in  ihrer  Bezecbtheit  an  Diogenes 


144 


Ms  stellen 


ilir  Miithohen  gpkUlili,  Sein  t.eib  hat  die  Str^iclie  geföliU,  »mn€ 
Tugend  ist  dadurch  nicht  btfHchinipff,  da  nicbtRwurdig'e  ßabea 
ihr  weder  Ehre  noch  ISchande  anthiin  künnen.  Διογένης  μέν  Οή 
ούχ  ύβρίοΌη,  sagt  der  Kyniker  in  seineiu  Briefe  an  Melesippos 
(Nr.  20),  κακώς  b"  Ιτιαθίν  ό  'Αθηναίων  Οήμος,  έν  φ  τιν€ς  föo- 
Εαν  αρετής  uneptbeiv.  Der  erete  Hauptsatz  ist  die  logiacbe 
ScbluftefolgeruTig  de«  Diogenes  aus  deni  Vorhergehenden,  anta- 
delig  für  jeden,  d»r  anerkennt«  dann  man  den  Leib  jeraandet 
zwar  entebien  kann^  ohne  daefl  der  Mensch  damit  auch  geeohindet 
zu  werden  braucht.  Sed  quominus  ita  iungamos  sententiaa»  eagt 
Hchafstüdt  a.  a,  0.  35,  inipediunt  voces  μίν  püat  Διογίνης  et  b€ 
poHt  κακώς  positae  .  fieri  igitur  nun  potest  quin  apectent  verba 
Διογβνης  μέν  br\  ούχ  ύβρίσθη  ad  ea  qiiiie  necunlur,  tura  ούχ 
non  iain  ferri  potes^t»  atque  hunc  in  inoduoi  interpretabimur:  Dio- 
genee  quidem  niulcatus  ent  (neqne  tarnen  male  »t  babuit),  male 
«e  babuit  populus  Ätheniensium,  quippe  in  quo  exdieterent,  qoi 
virtutem  aspernarentur.  Capelle  a-  a.  0,  59  f»  bat  die  Tilgung 
des  ούχ  mir  Recht  abgelehnt,  dafür  aber  im  zweiten  Satze  üinge* 
stellt:  ό  b€  Αθηναίων  δήμος  κακώς  ίτιαθ€ν.  Beide  sind  auf 
falschem  Wege,  indem  sie  den  Griechen  eine  zu  grosfie  Eng- 
herzigkeit in  der  Stellung  von  μίν  und  h{  zueeb reiben-  ZB. 
Thukydide«  8,  48  lesen  wir:  τώ  τ€  Άλκιβιάδτ)  διαβάντ€ς  τίνΙς 
έκ  της  Σάμου  ές  λόγους  ήλθον,  και  ύττοτ€ίνοντος  αύτοο  Τισ- 
οαφερνη  μέν  πρώτον,  fnetia  hi  και  βααιλία  φίλον 
ποιήΟέιν  ,  .  .  τΓολλάς  ελπίδας  είχον  ubw.  Wir  haben  einen 
doppelten  Gegensatz:  ΤίσσαφΕρνη — ^  βασιλέα,  πρώτον  —  ίΐΓ€ΐτα; 
Thukjdides  konnte  sebreiben:  πρώτον  μέν  Τισ(ϊαφ€ρνη»  ftrcira 
b€  και  βα(Τιλ€α,  verband  aber  mit  gutem  Grund  nicht  die  gleich- 
artigen Satztheile  durch  μΐν  und  b€,  Hondern  in  chiaetiscber  Forin 
die  ungleichen,  wodurch  der  Ausdruck  kraftvoller  und  mannig- 
faltiger wird.  So  finden  wir  auch  in  uneerni  Briefe  vernchiedeii- 
artige  Glieder  des  Gegensatzes  durch  μ€ν  und  bi  gege η übergee teilt 
und  dürfen  daran  nicht  bcReern   wollen. 

Ee  folgt:  bia  γουν  την  ενός  άφροσυνην  κατά  δήμους  άφραί- 
νοντ€ς  άπόλλυνται  βουλΕϋόμ€νοι  τά  μη  προσήκοντα  και  ατ|>α- 
τευόμ€νοι  btov  ήρ€μ€Ϊν•  €1  bl  την  αρχήν  την  άττόνοιαν  έστη- 
σαν, ουκ  δν  im  ταΰτα  έχώρουν*  Kapelle  vermiest  den  Zueani* 
menbang  zwischen  dieRen  und  den  vorhergehenden  Sätzen  und 
hält  sie,  falle  nickt  eine  Lücke  vorliege,  für  ohne  Sinn  und  Ver- 
etand  aue  einer  fremden  Quelle  herU hergenommen.  Allein  daa 
ist  doch  nur  der  Fall,  wenn  man  dae  Wort  ενός  betont;  lisat 
man  dies  vurllitilig  einmal  aus  dem  Spiele,  bo  liegt  der  Zusam- 
menhang klar  zutage:  Schlimm  steht  e«  um  die  Athener,  weil 
etliche  —  gemeint  sind  die  Rüpel,  die  den  Itiogene»  antrefallen 
haben  —  auf  die  Tugend  berabseben;  denn  deren  Unverstand 
überträgt  «ich  auf  die  ganze  Gemeinde;  sie  geben  alle  zugrunde, 
indem  sie  BescblüRse  fassen,  die  ihnen  nicht  frommen,  und  Kriege 
führen,  statt  nicli  ruhig  zu  verbalten.  Da«  Wort  ενός  kann  ich 
allerdings  nicht  vertheidigen;  ich  schreibe  «lafür  ^viiwv:   et  «ind 


i 


Misoellen 


U5 


Tte  vorlier  erwälinten  τίνες,    und    sie    »teilen   im  GegenHatsie    zu 
den   Athenern»  die  κατά  bήμouς  zugrunde  geben. 

V.  Μη  άνιώ,  beginnl  der  34.  Brief,  προς  τους  συνήθεις, 
Όλυμπιάς,  ύττέρ  έμου,  δτι  τρίβωνα  άμπεχομαι  και  δλφιτα  im- 
πυυλούμενος  ανθρώπους  μεταιτώ'  ού  γάρ  έστι  ταΟτα  αισχρά 
ούϊ)*  έλευθεροις.  ώς  φής^  ύποπτα»  Mit  Recht  nimmt  man  an 
dem  letzten  Worte  AnstoHii.  Nicht  verdäcbtig,  Bondern  veräch  t- 
Jich  erBfliien  die  kynieche  Lebensweieei  έλευθεροις  υπεροπτα. 

Külu  a.   Rh,  J,  F.  Marcke. 


PEiilonidee 

Herrn  I>r,  W.  Crönert  verdanken  wir  ee»  dase  wir  jetzt  die 
[Reste  der  Herculanischen  Rolle  Nr,  Κί44  überblicken  können 
'.(Sitzongsben  d.  Berl.  Akad.  1900  N.  XLI  K.  942  fF.).  So  be- 
klagenswerth  auch  ihre  Zertrümmerung  ist»  laflßen  sie  doch  keinen 
Zweifel  daran,  dass  sie  die  mit  apalogetischer  Absiebt  abgefaeste 
ßiograpliie  einee  Epikureers  Phibnidefi  enthalten  und  eine  bisher 
ungeahnte  Episode  auB  der  Geechichte  der  Epikuriaehen  Schule 
aufrollen*  Der  Verfasser  ist  bemüht  seinen  Helden  gegenüber 
der  Uaretellung,  womit  ein  Äntiphanes  den  Charakter  des  Phi- 
lonidee  verdächtigt  hatte,  in  Schutz  zu  nehmen.  Von  diesem 
Antiphanes  hätte  eine  günstige  Auflfaeeung  des  Philouides  um  so 
eher  erwartet  werden  können,  als  dessen  Lehrer  lolaos  selbst 
Grosflvater  des  Antipbanes  war,  S.  952  fr.  24  καΐ  γάρ  *AvTi- 
φάνην  αυτόν  [εί]κός  1?ί]ν  και  πάππον  έχοντα  Ίό^λαον]  κατά 
φιλ[ο]σοφίαν  και  θ[αυ]μαστ[ώς]  άπο6ε5[ετμ€νον]  **  vgl.  S.  946 
fr.  11,  6.  Geschichtlich  bedeutsam  ist  es,  dass  Philo nides  eine  her- 
vorragende Stellung  am  Seleukidenhofe  einnahm  und  sowohl  den 
Äntiochoe  Epiphanes  (175  — lt!4)  wie  dessen  Bruder  Demetrios 
Soter  (162^150)  für  die  Lehre  Epikurs  zu  gewinnen  wusste: 
8.  953  fr.  30  του  Επιφανούς  ήλλοτριωμενου  προς  τή[ν]  αΐρεσιν 
Φιλυυνίίιης  αυτό,[ν1  αιρετιστήν  τών  λόγων  έπόησεν  S,  947  fr.  12 
και  άνεβαιν'  ίς  [τήν  α|ύλήν  εχιυν  μεθ'  έαυτ[οϋ]  φιλολόγων 
πλήθος  ώ[ς  προσ]ώπιυ  μόνον  6ιαλλάσσ[ον  j  *  ö  hi  (niiml,  ό  βασι- 
λεύς) έ£ής  της  σχολής  π6ρ|ΐ£]χεσθαι  ή6η  και  προκ[οπή]ν  μεγί- 
[στ]ην  π[οιεΐσθαι]*,  und  über  i>cmetriü8  8.  953  fr.  26  vgl.  949 
fr.  60  την  θ[ε]όπ[ε]μ1π]τον  [νίκη]ν  του  βασιλέως  (Sieg  über 
Lysias  den  Vormund  am  Anliochos  Eupatur  162)  Ö.  951  fr.  20, 
12  καν  α[τιν]α  τίνοιτ\  α[ύτ]ώι  συν€ργώ{ι  χρώμενος]  usw.,  über 


Ρ  *  Ich  hebe  möglichst  solche  Stellen  aus,  in  denen  ich  glaube  die 

schwierige  Ergänzung  und  VerbeBserung  der  Roile  fördern  zu  können. 
Vielleicht  voretehen  Andere  die  obige  Stell«  dahin,  das»  lolao»  πάπττος 
κατά  φιλοαοφΐαν  dh.  AotiphaneB  Enkelschüler  desselben  M&unes  ge- 
wesen, deesen  unmittelbarer  Schüler  Philonidei«  war.  Natürlicher  und 
wahracheinlicher  finde  ich,  das  xai  vor  θαυμαστώς  nicht  als  verbin- 
dende, sondern  steigernde  Partikel  eu  nehmen  und  κατά  φίλοσοφίαν  mit 
άττοοεδεγμένον  zu  verbinden. 

Bh^kn,  Mni.  I.  PiUlci].  N.  F.  LVL  10 


Mifloelleo 


den  Ort  der  Scbule  8.  950  fr  19,  4  (wo  Z.  7  wohl  bia  το  ή(σιιχον] 
zu  ergänzen  eein  wird)»  Durch  Demetrioe  wurde  Phil,  sag^s  mit 
der  Verwakung  einer  becieütenden  St&dt  wie  Laodikeia  an  der 
Küste  betraut,  S,  948  fr.  52  [μίχρι]  τη[ς]  τ€λ6υτ[ής]  αυτού  (db. 
des  Demetrioe  im  August  des  J.  150)  τής  Λαοδικβίας  έ(μ)πι- 
0τ€υθ€ίσης,  Man  kann  eich  danach  vorntellen»  daae  die  Äogrife 
de»  Antiphaijes  vornehmlich  auf  dies  Yerhaltnie«  zu  den  Sjrrieehen 
Königen  gerichtet  waren.  Hatte  auch  Kpikiir  den  Zeitverhilt- 
nieeen  da«  Zugestand nisn  gemacht  και  μόναρχον  έν  χαιρώ  θ€ρά- 
π€ύσ£ΐν  (τον  σοφόν  Laert.  Diog.  lU,  121)  und  Briefe  mit  Macht- 
hahern  gewechselt  (fr.  104),  so  eolltc  damit  di>ch  die  Grundlehrp, 
daea  «in  r'hikieoph  nach  seinem  Bilde  dem  Staüt«lcben  eirh  ferne 
zu  halten  habe  (Epic.  p.  326 — 9),  nicht  erschüttert  werden.  Man 
lieht  noch  an  mehr  als  einer  Stelle,  wie  der  Verf.  aolohe  Hieb« 
zu  parieren  sucht,  wie  in  den  gut  erhaltenen  Zeilen  f.  953  fr.  26» 
4—10  vgl.  953  fr.  30,  9  hm  τήν  έαυτο[υ  χρη(Ττ]ότητα  θρασ€ΐ 
κα[1  παρρησί]ας  [άρ]€[τ]ήι  €χρ[ήσατο  S.  948  fr,  16  μηΙ)€ν  τ^Φ 
αύτώι  γΐγονεναι  λυττηρότερον  του  (τον  die  Abschriften)  τοιούτον 
εύρήσθαι  προς  ^vTtuEiv  τΓρόσα)π[ον,  b]ia  τό  τιμαν  μ€ν,  ά[λλά] 
μηδέν  ϊ\ύύον  τταρ[ρησιάίΐ€ΐν  S.  952  fr.  25  ύ  νή  Δί[α]  νυν 
πάντες  ot  ήγουμίνων  φίλοι  καΐ  κτήματος  ά£ΐου  [τυχόντες]•. 
Aber  auch  andere  Verdächtigungen  hat  Antiphanes  nicht  gespart, 
8.  S.  954  fr.  33  Ön  ήχαρίστησεν  *Αρτ€μυϋνι  τώι  καθηχ^τβι  (fdr 
-τηι)  κα[ι1  σ(υν€σ]τή0ατο  Ιν  [τήι  α]ύτ[ήι]  πό[λ€ΐ  σχολήν  [i]iA 
κ[α]ταλΰ[σ€ΐ  του  καθηγητού  *, 

Etwas  neues  bietet  uns  Philonide»  darin,  dase  er  als  Epi- 
kureer Mathematiker  war  und  sogar  der  Anerkennung  einet 
Mannes  wie  Apollonios  von  Perge  slnh  rühmen  konnte.  Er  hat 
sich  mit  Fragen,  zu  denen  das  VIIL  Buch  der  Epik.  Pbysik  An- 
laas  gab,  beschäftigt  und  im  Zusammenhang  mit  der  Atomenlehre 
geometrische  Untersuchungen  über  das  unendlich  Kleine,  vermuth- 
lich  über  die  körperlichen  F<>rmen  der  Atome  und  die  Möglich• 
keit  ihrer  Adhäsion  angestellt  (8.  947).  Polyainoe  war  als  Ma- 
thematiker in  die  Schule  Epikurs  gekommen,  und  hatte  der  Ma 
thematik  abgeschworen.  Es  ist  bekannt,  wie  schroff  ablehnend 
sich  Epikur  zur  Mathematik  stellte  (fr.  229*1,  227),  und  wie  ver- 
fltändnisslos  er  den  Ergebnissen  der  Astronomie  gegenüber  stand. 
Wir  dürfen  also  auch  in  den  mathematischen  Studien  des  Philo- 
nid  es  einen  Anlasn  zur  G-egnerschaft  des  Antiphanes  sehen*  So 
hindert  nichts  anzunehmen,  daes  wie  sein  Grossvater  lolaos,  so 
auch  Antiphanes  der  EpikureiBchen  Schule  angehörte  und  den 
Philonides  als  einen  Halben,  ja  Abtrünnigen  von  den  Vollbürgern 
des  Kepos  ausscheiden  wollte.  Wir  dürfen  den  Philonides  in  der 
Klasse  von  Epikureern  suchen»  die  bei  Laertius  Diog.  10,  26  mit 
den  Worten  abgetlmn  werden  και  ίλλοι  θί3ς  ol  γνήίΧίοι  Έττι- 
κούρ€ΐθΐ  σοφιστάς  άποκαλοΟσιν  (über  dies  Verbum  s.  zum  b, 
TheodosioH  S.  178):  das  Öffentliche  Auftreten  als  Lehrer,  we« 
durch  diesen  Ausdruck  gebrandmaikt  werden  soll,  musste  mit 
der  Accommodation  an  die  Neigungen  und  Bedürfnisse  eines  aussei^ 


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W««««1M  '^H 


tiecellen 


halb   strenger  Pbiloßopbie   ßtebenden  HörerkreiseR    auch    die  Ab- 
Schleifung    uud    Verflacbung    Epikurbclier    KernRätze    zor    Folge 
haben:    ein  in  unserer  Zeit   mehr  und   mehr  veretändlicher  Vor- 
gang,    Es  ist  eehr  bezeichnendj  daes  Phil,  sogar  von  dem  atheni 
sehen  Schul  hau  pte  der  Stoa,   Diogenes  von  Babylon,    gut  aufge- 
nommen  worden  sein  sollte,  S.  949  fr,  53  όμό5θΕός  τ€  και  a[v]V 
ά[λ]λων  [σοφ]ών^  ύφ'  ών  δ|ν  ά]ΐΓθϊ)οχής  τύ[χτϊ]  TravTOifv]»  υ!ιςτ€ 
και  ύπό  τών  πολιτεοόν[τυϋν  υπ€ρφυώς  τιμά]σθαι,  κοθάτΐ€ρ  φασι 
^  και  ύττό  ΔιογΕνους  του  Βα[βυλιυνίου].    Wenn  hier  der  herzlichen 
Lufiiahme  gedacht  wird,  der  Philonidee  beim  Aufenthalt  in  frem- 
Jen  Htädten   begegnete,  so  wird  das  verständlich  durch   seine  Be- 
fiiehungeu    jtura    Selenkidenhof,    die    er   gerne  bereit  war  für  he- 
echtigte    Wünflche    bellenischer    Bürgerschaften    zu    verwerthen. 
El^Och    heute    gibt,    woran  ü.   Koehler^  erinnert    hat,    ein  Ehren- 
Idecret    der  Euraolpiden    und   Keryken    fiir  '^Philonidee    und  seine 
pBohue  Philunides  und    Dikaiarchos*  und  ein  gleiches  der  Delphier 
für  VDikaiarchos  aus  Laodikeia  am  Meere  \  sowie  die  Thatsache» 
dasB  alle  drei  zu  Ehrenbürgern  Athens,  die  beiden  Brüder  (nach 
dem   Toile  des   Vaters)  zu   Proxenen    von  Delphi    ernannt  waren, 
den  Worten  des  Biographen  erwünBchte  Bestätigung.     Es  erhellt 
aus  diesen  Urkunden  auch,  dass  der  Pbilonides  der  herculanischen 
Rolle   der  Bruder    des    auch    hier  tS.   951   fr.   2L  22)  genannten 

^DikaiaΓchos  war.  Seine  Liebe  für  den  gleichnamigen  Vater  und 
den  Bruder**  wird  der  Biograph  nicht  müde  hervorzuheben. 
Pbilonides  war  ein  fruchtbarer  Schriftsteller.  Äueser  einigen 
nur  zum  Cie brauch  tler  Schüler  ahgefaesten  Entwürfen  (ύιτομνημα- 
,  τισμούς)  hatte  er  125  Bücher  (συντάγματα)  verfasst  und  heraus- 
regeben  (S»  953  fr.  30,  5  Κ  Eine  Schrift  wird  uns  neben  den  er- 
mähnten mathematischen  S.  947  fr,  l-l  genannt:  Τ7ρό[ς  τους  bojEa- 
ίοντας  bievi^tlKaii  ποι]κίλιυςγ€υυμ€τρίας  ο[ι]αλ€κιικίήν]  ρήτορας. 
Die  8.  945  fr,  7  erwähnten  Scbulhefte,  die  Pbilonides  nach  Vor- 
trägen seiner  Lehrer  Artemon  (vielleicht  τών  παρ*  Άρτ^μωνί 
άπό  του  προς  το  πτώτον  μ£χρι   ττρός  τό    τρίτ[ον]    και  [τρία]  - 

ίκοστόν  έκλ[Εκ]τών    [όμ€]ιλιαιν   dh,    Vorträge    über    ausgewählte 
Stücke  aus  Epikur  π.  φύσ£ως  α' bis  λγ')  und  Dionysodoroe  aE§- 
^  όμόδοεος^    hier    wobl    nur    in  der  Bedeutung  '  in  gleichem  An- 
leben'  denkbar,  macht  es  räthlicher  οοφών  uls  αστών  zu  ergänzen, 

»  Sitzung&bpr.  d.  Berl.  Akad.  HHX)  Nr.  XLIV  S.  999  f.  Das 
fittiiche  Psephisma  hatte  Koehler  CL't  IE  nj>05  vgl.  1^2  p.  151  herauB- 
gegeben,  die  Delphische  Proxeuenliate  Α  theo.  Mitth.  VIII  (1KH:j)  m2  f, 
verwerthet,  das  Delphische  Decret  hui  Le  Bas  n.  HHO  bat  LatiBcbew 
Ath.  Mitth.  X  (IHS5)  7t>  herangezogen.  Auf  U.  Koehlera  Nachtrag  zu 
Crönerts  Publication,  der  mir  noch  nicht  zu  Geeicht  gekommen  war» 
hat  mich  H.  Diela  freundlich  aufmerke  am  gemacht, 

*  Ein  Fall  utehe  hier,  S.  944  fr.  b9  uud  δ  —  ίι[τιάρ]χϋντσ  κα<1) 

τά5€λφώι    κοινά.    ό[μο]ίως   προς  το(ΐ]ς    άπηλευθ€[ρω]μ^νοΐς    ύπ'  αύτοΟ 

0^ί[μασ1ίν  ήθελέν  τι  καΐ  τούίς]  έ[τ^ρου]ς  ίέ[αϋτο]0?)  dneXeuöepdjdiir  καΐ 

τόνΐ   άί>€λφόν    έριυτήσας   [πώς]    ί>οκ€ί    προσγράψαι    [έρο]ολεύίίατο.    καΐ 

pu[au>vaV?  τόν]    ακόλουθο  ν    ö[ia   τάς   άρ€]τάς  προαπη[λ€υθ€ρώκ€]τ  κ  αϊ 

TTciö•- 


148  Miscellen 

gearbeitet  hatte,  eind  in  jener  Zahl  wohl  nicht  einbegriffen.  Be• 
sonderen  £tfer  verwandte  er  darauf,  den  ganzen  litterariechen 
Nachläse  des  Schulgründere  za  sammeln,  yermuthlich  ftir  die 
Bibliothek  der  Seleukiden  (S.  9Γ)0  fr.  06).  Und  im  Zaeammenhang 
mit  diesen  Bestrebungen  steht  die  Thatsache,  die  wenigstens  für 
mich  ein  besonderes  Interesse  hat.  Wir  wussten  durch  Gomperz 
(Hermes  5,  386),  dass  es  nach  dem  Zeugniss  des  Hercalaniecheo 
Papyrus  N.  1 044  Auszüge  aus  den  Briefen  des  Epiknr  und  seiner 
drei  bedeutendsten  Schüler  gab.  Diese  Blüthenlese  erwies  sich 
als  die  Unterlage  einer  Epikurischen  Spruchsammlnng,  die  sieh 
von  L.  Seneca  bis  zu  den  uns  erhaltenen  Anthologien  verfolgen 
läset  (Rpic.  p.  LIV  ff.)  und  in  zusammengeschrumpftem  Umfang 
später  durch  Wotke  aus  einer  Handschrift  des  Vatican  hervor- 
gezogen wurde  (Wiener  Studien  10,  175  fi.).  Jetzt  kennen  wir 
die  von  Gomperz  mitgetheilte  Stelle  in  ihrem  Zas.immenhang, 
und  wissen  dass  eben  dieser  Philonides,  also  ein  Schriftsteller  der  | 
ersten  Hälfte  des  11.  Jahrh.  vor  Chr.,  jene  Auszüge  *  zu  Nutz 
und  Frommen  der  trägen  Jugend'  angefertigt  hat.  Die  wichtigen 
Worte  lauten  (S.  947  fr.  14):  πεπόηκεν  bk  νέοχς  άργοϊς  ωφε- 
λίμους και  τάς  έπιτομάς  τώ[ν]  επιστολών  τών  Έτηκούροίυ] 
Μητροδώρου  Πολυαίνου  Έρμάρχου  και  τών  σ[υνητ]μ€[νΐϋ]ν^ 
κατά  γίνος  έπ[ι]στο[λών].  Wir  müssen  wohl  daraus  entnehmen, 
dass  die  Briefsammlung  des  £pikuroe  usw.  in  zwei  Gruppen  ge- 
schieden war:  die  eine  umfasste  die  mehr  persönlich  gehaltenen 
Briefe  iiacb  den  Adressaten  (und  den  Jahren)  geordnet  also  κατ' 
δνορα,  für  die  andere  scheinen  die  Briefe  und  grösseren  Send- 
schreiben von  vorwiegend  sachlichem  Interesse  zurückgelegt  und 
nach  sachlichen  Kategorien,  also  κατά  γένος  geordnet  gewesen  in 
sein.  Eine  Spur  davon  gibt  in  der  bisherigen  Ue herliefe rnng  der 
Brieftitel  TTepi  τών  επιτηδευμάτων  (fr.  171  f.);  aber  eben  dahin 
wird  man  trotz  der  Nennung  der  Adressaten  die  drei  im  sehnten 
Buch  des  Laertius  erhaltenen  Sendschreiben,  sodann  die  Briefe 
über  Nausiphanes  (^  an  die  Mytilenäischen  Philosophen'  fr.  111 — 4) 
und  über  Stilpon  (fr.  174  f.)  ziehen  dürfen. 

Man  würde  irren,  wenn  man  mit  dem  hier  Auegehobenen 
den  Heichthum  neuer  Nachrichten,  den  die  trümmerhaften  Reste 
des  Papyrus  enthalten,  irgendwie  erschöpft  glaubte.  Wir  ver- 
weisen daher  unsere  Leser  auf  die  verdienstliche  Uebersicbt, 
welche  Crönert  selbst  am  Schlüsse  seiner  Mittheilungen  gegeben, 
und  auf  die  Bemerkungen ,  die  Koehler  (s.  Anm.  3)  ange- 
Rchlossen  hat.  H.  U. 

Za  Cieero  ad  Atticum  XIV  10,  2 

Die  maassgebende  Ueberlieferung  lautet:  redeo  ad  TebassoSt 
ScaevaSj  Frangones  (C.  A.  Lehmann,  De  Ciceronis  ad  Att.  epist. 

^  So  Bücheier  überzeugend;  ich  hatte  nach  der  Oxforder  Abschrift 
[τ€]τ[αγ]μ^νων  ergänzt.  Die  Partikel  καΐ  vor  τάς  ^πιτομάς  läset  darauf 
schiiessen,  dass  der  Autor  das  auffallende  Prädicat  νέοις  άργοΐς  üim^i- 
μος  vorher  schon  einer  anderen  schnfbetellerischeu  Leistung  des  FhiL 
ertheilt  hatte. 


Miacellen 


149 


recene.  et  emend.  p.   130).     Trotzdem  bereits  Manutiue    die  rich- 
tige Erklüruiig  gegeben  hat  (*  nomina  vetöranorum  qiii  e  Caesarie 
largitton©    Pompeiauorum    bona    poeeidebant',    vgl,    ad  Ati.  XIV 
β,   l),    iflt  ee  vielleicht  gut  auf    die  Stelle  zurückzukommen,    da 
auch    der  neueste  HerauBgeber  C,  F.  W.  Müller    die  üeberliefe- 
ruog  annimmt^  und  andererseite  die  duroh  niittelalterliiibe  Schreiber- 
weisheit  hinein  geschmuggelte  Leeart  Suevos  Franconts  hie  in  die 
neueste  Zeit  imponirt  hat  (Wormatallj  lieber  die  Chamaver,  Bruk- 
terer  und  Angrivarier,  Progr*  Mtineter   1888  p.  17  f , ;  vgl.  hierin 
I O.  Bremer,  Beiträge  zur  Gesch.  der  deutschen  Sprache  und  Litt, 
IXXV   p-  223    f.).     Der    letzte    Name    dürfte    zweifelloB    corrupt 
liein;    die  Herausgeber  hätten    sich    die   Bemerkung  im  Onomaat, 
[TulL  Π  ρ.  258  'vide  omnino  ne  ex  Dione  eorrigendiim  sit  Fan- 
'  gones     EU   Nutze  machen  sollen.     Denn    für    den  Namen  Frango 
finde  ich  keinen  Beleg,  wätirend  Fango  ausser  durch  Dio  XLVIII 
22.  23  und  Äppian  h»  c,  V^   26  inschriftlich  bezeugt  ist,  C,  L  L. 
X  3758  C.  Ftifkiö  Ü,  /.  Fangmü  (hierzu  die  Bemerkung  Dessaue 
Eph.   epigr.  VIII  p.  215  n,  875).     Ygl  ferner  den  fundm  Fan- 
gonianus  der  Inschrift  von  Saesina  C,  L  L.  I  1418  {'wkr  pantem 
^^Sapis  et  tiiuium  stqyeriorem  qui  est  in  fine  fundt  Fangoniani). 

Η  Halte  a.  S.  M.  Ihm. 


Ehren  decret  der  ProviM  AiIä 


Untur  den  Decreteu.  welclie  eine  Vereinigung  der  Städte 
^der  ganzen  Provinz  isia  im  letzten  vorchr.  Jahrhundert  zum 
Zweck  gemeinÄcbaftlicher  Feetfeier  bezeugen,  und  somit  eine  Vor- 
bereitung zu  dem  gewöhn  lieh  auf  Augustua  zurückgeführten  Be- 
Btehen  des  Provinzial  verband  es  des  κοινόν  *Α0ίας  bilden^  nimmt 
eine  in  Eskimanias  gefundene,  wabrfcheinlich  nicht  aus  Poima- 
nenon,  sondern  aus  Kyzikoa  stammende  EbreniuBchrift  eine  her- 
vorragende Stelle  ein, 

Sie  war  zuerst  von  Dorignj  in  Revue  archeol.  XXXIV 
S.  106  und  von  Mordtmann  in  Ath.  Mitth*  XV  S.  156  publicirt, 
ist  aber  jetzt  nach  einer  gerade  in  den  entscheidenden  Partien 
wesentlich  vollständigeren^  Copie  von  Mnnro  in  'the  Journal  of 
hellen,  stud/  XVll  S.  276  unter  N.  27  aufs  Neue  verüß^entlicbt 
und  besprochen  worden.  Ihr  nniimehr  gesicherter  Wortlaut  ver- 
dient um  ihrer  Bedeutung  willen  nochmals  mitgetheilt  zu  werden; 
ee  ist  folgender: 

0^  έν  τη  ^Αύιμ  ί)ήμοι  κα[Ί  τ]ά  ίΟνη  Ι  και  οι  κατ*  fivbpa 
κ€κριμένοι  έν  τή  πρ[ός1  |  'Ρωμαίους  φιλίςι  και  τών  δλλαιν  ο\ 
ί\ρη1μ€νοι  μετ€χ€ΐν  τών  Σωτηρίυιιν  και  |  Γι  MouKieiuJV  έτί- 
μη(Ταν|  |Ή]ρόστρατον  Δορκαλίυυνος  övbpa  άχα[θ|όν  γ€|νόμ€νον 
και  διενένκαντα  müia  και  αρετή  |  και  ο[ικ1αιοσύνΐΓ)  και  tuöe- 
ßeiqi  καΐ  περί  του  κο[ι]ν(οο]  |  συμφέροντος  τήν  τΓλ€ίστΙη]ν  είσε- 

*  Man  las  Ζ.  Ά.  Α  οΧ  [ίν  ΤΤ6ργάμψ  γ€νό]μ€νοι  μ€τ€ΐχον  oder  ot 
ίν[απονδοι  γ€]νόμ€νοι  μ^τίίχον. 


IM 


Mieoellen 


νην€τμέ-  Ι  10  νον  απουοήν  και  πολλά  και  μεγάλα  Trcpiirof ι]  Ιή- 
σαντα  τοϊς  κοινοϊς  του  συνεδρίου  πράγμα  |σιν  τών  προς  bo£av 
και  μνήμην  αιώνιοΐν]  |  άνηκόντυυν  άρ€τή[ς  £v€Kev]  και  εύνοιας  | 
της  €[ίς|  έαυτού[ς. 

Ζα  bemerken  let  dabei  zunächst  otir,  dftae  ich  Z.  3,  4  €Ϊρη- 
μένοϊ  etatt  de»  von   Munro  geechriebenen  unmöglichen   elp^ 
eingeeeUt  habe:  denn  diese  iw  deu  Inschriften   und  Papvrtii^ 
aUH  häufige  (s.  Wilhelm  Ju  Gutt.  Gel.  Anz.   IS9S  H,  235)   ischim- 
hnng    der  Partkipform    ίϊρτ|μίνος  (ήιρημενος)    iet    unzweifelliill 
aus  EIPHMENOI  zu  entnehmen. 

Es  nehmen  also  an  der  Ehrung  dea  Herostratue  aaeeer  den 
Städten  und  landechaftlichen  Verbanden  (δήμοι  and  ^θνΐ):  n 
Brandig  in  Wiseowa^e  R.  E.  II  8p.  1557)  und  den  vom  Römiechtn 
Volk  in  amicorum  formulatn  relati'  Einzeloeu  auch  noch  die- 
jenigen  Theil,  welche  gewählt  waren  den  im  Pergamon  gefeierten 
Soteria  und  Mucia  (zu  Ehren  deti  Pro vincial -Statthalters  aus  dem 
J,  98  V,  Chr:  A.  Muciue  Seaevola)  beizuwohnen.  Gewählt  wartn 
diese  natürlich  von  ihren  Einzeleiaaten  als  Vertreter  und  repri- 
eentirten  —  wie  man  ganz  sicher  annehmen  darf  - —  den  grössten 
Theil  der  Städte  der  Provinz.  Ihre  besondere  Hervorhebung  in 
gleicher  Weise  wie  die  der  ^amici  populi  Homani*  geschieht  nur 
honoris  causa\  ohne  dass  mit  ihnen  neue  Gruppen  zu  deo  bUher 
genannten  hinzage  fügt  werden. 

Uebrigens  ist  es  eine  recht  plausible  Verrnnthung,  dass  der 
am  die  Ordnung  der  kleinaeiiatischen  Verhältnisse  so  verdiente 
Heros tratus  kein  anderer  sei  als  des  Brutus  Freund,  der 
erst  in  seinem  Gefolge  nach  Athen  gereist  war  and  dann  tod 
ihm  nach  Makedonien  vorausgeschickt  wurde  um  dort  in  eeinem 
Interesse  zu  wirken  (IMul,  Brut.  24).  Es  ist  wenigstens  sehr 
denkbar^  daas  erepäter  dem  Brutus  auch  nach  Kleinasien  folgte  und 
dort  Gelegenheit  fand,  den  Einwohnern  gute  Dieniite  zu  1* 
und  gerade  in  Kyzikos  hielt  sich  ja  Brutus  wegen  des  Κι 
batiee  längere  Zeit  auf  (Flut.  Brut.  26). 

C.  Wachem  uth. 


Zur  Metüer  Alexander-Eidtaitie 

Die  soeben  von  Wagner  (im  2Γ».  Supplementbd*  der  Jahrb. 
f.  PhiloL)  aas  einem  Metzer  Codex  herausgegebene  *epitome  renim 
gestarum  Älexandri'  besteht  aus  zwei  nicht  zusammenhängenden 
Stücken,  dem  sehr  verkürzten  Bericht  über  die  Thaten  Alexan- 
ders von  Dar i US  Tod  bis  zur  Fahrt  in  das  Indische  Meer  uod 
einer  auefühTlicben  Erzählung  von  den  letzten  Tagen  bis-  num 
Ende  und  seinem  Testament. 

Alles  Andere  Freund  Volkraann  überlassend,  dem  das  Ver- 
dienst bleibt  den  Fund  zuerst  gemacht  und  in  einem  (nicht  in 
den  Buchhandel  gelangten)  Gelegenheitsprogramm  den  bezeich* 
neten  ersten  Theil  zuerst  recensirt  zu  haben,  begnüge  ich  mich 
für    eben    diesen  Theil  einige   Bemerkungen    zu    den    Stellen    sa 


j^ 


Miflcellen 


151 


Bn,  an  denen  ich  über  die  Beliandlung  Wagnere  binaae  ge- 
Eummen  zu  »ein  glaube. 

Die  Epitome  setzt  ein  mit  der  bekannten  orientalieirenden 
Wandlung  Alexanders,  die  hier  zeitlich  wie  ursächlich  direct  an 
den  Tod  des  Darius  an  geknüpft  wird  mit  Worten,  (He  Wagner  eo 
schreibt  (§  1):    Magnus   Alexander    rex    Macedofiim    postqumn 

orntte    impermm  Äsiae  ad  se  redegisse  credidit, neqite  td 

(piidem  Bario  tHvo  ostendere  ausus  esset,  pastea  patefecM  volun- 
taiem.  Warum  aber  eine  Lücke  annehmen  ?  Wae  ist  denn  die 
VöhifttaSf  die  Alexander  durch  Einführung  der  pereiecben  Hofiitten 
offenbarte,  bei  Dariue'  Lebzeiten  aber  nicht  zu  zeigen  wagte,  än- 
dert, als  die  Ueberzeugung,  dass  er  nach  Niederwerfung  des 
DariuB  der  rechtmäeeige  Xönig  des  asiatischen  Weltreiches  sei, 
dh.  daea  er  ofnne  imperium  Äsme  ad  se  redegisse  credidit?  Also 
schlieest  id  eng  an  daa  Vorhergehende  an  und  statt  esset  ist  nur 
est  ΖΪΧ  sehreiben. 

Ebenso  unbegründet  ist  die  im  nächsten  Satz  (§  2)  von 
Wagner  angesetzte  Lücke.  Ich  lese:  demde  corporis  sui  cusfodes 
muÜös  instihtit  itemque  Darli  fratretn  0:v^atrem  insHtuU  ;  (^circumy- 
deditque  sKfii)  (deditque  ei  Cod.)  diadema  et  tunicam  mesoleucum 
Sunam(^que}  perskam  ceieraqtic  ornamenia  regia  omnia  qtme  Da- 
ritis  habuerni.  Deutlich  tritt  hier  die  gemeinschaftliche  Quelle^ 
die  Diodor  XVII  77  und  dem  Gewährsmann  der  Epitome  zu 
Grunde  Hegtj  zu  Tage.  Beide  heben  als  charakteristisch  für  die 
Sinnesänderung  Alexandere  dreierlei  hervor  und  zwar  in  derselben 
Keihenfolge;  einmal  die  Einsetzung  der  Leibwache  und  insbe- 
sondere des  königlichen  Bruders  Oxatlires  in  diesen  Dienet,  zwei- 
tens die  personliche  Annahme  des  persischen  Königsschmucks^ 
drittens  die  Ausstattung  der  Hetairenreiterei  mit  persischem  Co- 
stüm.  Dieser  Parallele  gemäss  muss  unmittelbar  von  der  Leib- 
wache zu  der  Schilderung  des  Königeschmucks  fortgeschritten  sein. 
Damit  fällt  die  Voraussetzung,  dass  zunächst  noch  die  Uniform 
der  Leibwächter  erwähnt  sei,  von  der  ausgehend  Keil  nach  den 
Worten  deditque  eis  eine  Lücke  statuirte.  Wagner  weist  zur  Be- 
gründung bin  auf  Curtius  VI  6,  7  amieos  et  equite^  —  Μ  fiamqm 
principes  militum  —  I^ersicis  ornaverat  vestibus;  lustio.  XII  S,  9 
amicös  quofiue  hmgam  vestem  auratam  purpureamque  sumere  iubet 
und  Diodor.  XVII  77,  5  biibu>Ke  hk  και  τοϊς  έταίροις  ττεριπορ- 
φύρους  ατολάς  και  τοις  ϊτπτοις  ΤΤερσικάς  σκευάς  περιέθηκε. 
An  all  diesen  Stellen  ist  aber  nicht  von  den  Leibwächtern,  son- 
dern von  den  Hetairentruppen,  Hpeciell  der  Hetairenreiterei  die 
Rede,  die  auch  die  Epitoma  erwähnt,  aber  in  üehereinstimmung 
mit  Diodor  erst  an  dritter  Stelle  itemqtte  equites  stipatores  etc. 
Was  ich  statt  dessen  oben  eingesetzt  habe,  wird  den  Sinn  treflfen 
und  stimmt  in  der  Form  mit  Diodors  π€ρΐέθ6Τ0  und  Curtius' 
(VI  6,  4)  ciremndedit  ü berein. 

ITebrigens  tritt  die  Epitome  in  der  Sobilderung  des  Königs- 
Schmucks  am  nächsten  dem,  was  Ephippos  in  seiner  Monographie 
über  Hephästione    und  Alexanders  Ende  bei  Athen,  XII  p.  537• 


152 


Miscellon 


giebt  (έφόρει)  χλαμύδα  xe  πορφυραν  κα\  χιτώνα  μεσόλευκον 
κα\  τήν  καυσίαν  έχοντα  τό  διάδημα  τό  βασιλικόν  .  ,  *  και  τό 
κιΐρύκ€ΐον  €v  τή  χ€φΙ 

§  2Β  quud  uhi  faetnm  Dahae  fSfiphtmenen  <ic4:^isumj  aifäie- 
nmt  etc.  Die  ein^^ekkmmeTten  Worte  sin^l  als  in  den  Text  pe- 
druDgefies  Rand-  oder  Interlitiear-gloseem  zu  quod  factum  tu 
tilgen. 

Den  Soblues  der  eingeheTiden  BeBcbreibuo^  von  dem  fürchter• 
liehen  Unwetter,  das  das  Heer  in  der  Gegend  Ge^jsaba  traf,  macht 
§  26  der  Satz :  '  tum  sl  φύ  €ΐώη€τα(  cum  exsxirffere  conaretur^  veste 
conrreia  ad  terram  haerebat,  [nt  mqnt  in  mnntbus  arma  habere 
possenff  iia  id  vento  differrentur,]  nt  neqne  quis^iom  se  rieijue  al• 
terum  adluvare  posset.  Dass  hier  etwas  nicht  in  Ordnung  i&t, 
verräth  schon  die  anstössige  Wiederholung  von  itt  (vor  neque  in 
manibns  und  vor  ncqm  quisqyam);  und  sachlich  steht  die  An- 
gabe, die  SoMaten  hiitten  in  ihren  klammen  Händen  die  Waffen 
nicht  mehr  halten  können,  so  dass  sie  von  dem  Sturm  weggeführt 
wurden,  nicht  an  ihrem  Platz.  Das  niueste  gesaiit  werden,  wo 
die  Zunahme  der  KiiUe  und  de«  Orkans  gemeldet  wurde.  Und 
(las  bestätigt  die  Parallelerzählung  des  Curtius  VIIT  4,  5  f.  primo 
quidetn  artnia  suts  fecti  exceperant,  sed  iam  nee  retinere  arma  lu- 
hrkm  et  rigtntcs  manus  polentnt  nee  ....  ergo  ordinihus  sotutis 
*  .  .  .  agnteu  ferthatur^  mtutique  .  .  ,  alii  se  stipitihus  ad- 
moverant.  Mithin  muss  der  oben  eingeklammerte  Satz  von 
seiner  Stelle  entfernt  und  §  25  nach  den  Worten  eum  laborem 
aiiquamdiu  3lacedones  perpessi  .mnf^  ai  uhi  friffus  augescit  ac  tris 
tefnpestatum  nou  intermitiUnr  eingefiigt  werden,  so  dass  auf  ihn 
unmittelbar  die  Worte  ad  qiios  quisque  ροίηίί  viros  ac  viUas  passim 
ptoßiftt,  partim  ae  ad  arhores  applicabant  folgen  und  völlige 
Deckung  mit  Curtius  erreicht  ist. 

§  28  wird  von  dem  Crastmab!»  das  Chorienes  dem  König 
herrichtet,  erzählt  in  comnvium  fUtas  dnas  virffives  ζαοη)  eeferis 
amicurum  filiis  tirginibus  saHafum  introduxit.  Was  Rollen  hier 
die  zwei  gar  nicht  genauer  bezeichneten  Jungfrauen?  Natürlich 
waren  es  des  Chorienes  eigene  Tochter,  die  neben  denen  der 
Freunde  erechienen;  also  nicht  dnas,  sondern  suas, 

§  34  kann  von  dem  Flusse,  an  dem  Alexander  die  ersten 
Indischen  Gesandtschaften  empfängt  (der  Name  i«t  verdorben*  ge- 
meint ist  der  Cophen),  nicht  gesagt  werden:  qtiod  übest  ah  India 
dieritm  Villi  via.  Der  König  befindet  sich  ja  bereits  in  Indien, 
mindesten»  an  der  indiscben  Grenze,  wie  auch  Curtius  VIII  10,  1 
heetätigt;  also  vielmehr  ab  Indo, 

%  39  würde  ich  lieber  schreiben  in  quo  rftjis  früter  Am- 
minais  7?iercennariorum  Villi  m^7/a,  Ορ^αϋ"}  iutroditxerat  in  citi- 
tatem^  eohortattuH,  coidra  Ätc^r^andrmn  artnarcrat,  fpufjna  Indorum 
et  Aie^mudri.   Ak*mmhr  et  Indorum  Amimiisf.  id  oppidum  etc. 

§  40  ist  wohl  durch  Umstellung  zu  helfen:  ntque  eo  mngis 
proeliu  diseciisit  deiecio  vulnere.  eoque  nuuits  niagi^que  maL•  aff^ectm 
milites  hort^tr  etc. 


I 


I 


I 
I 


Miioelle« 


Ι 


§  41  lese  ich  credit  ea  sojca  nerms  misaa  scorpionui  [cata- 
imliwi  arm  exttmas]  volare,  m^em  iub  annt?hnie,  daee  scorjfionis 
erklart  war  durcb  cafapulfat  arctt  VÄtafsae,  dm  Glosseui  in  den 
Text  kam  und  dort  graTnniatiscl]  tlurclj  Aenderung^  in  ί•αί(ίρΜαα8 
arcu  e^tensas  eingereokt  wurde.  Ein  ähDlicbes«  Giossem  findet 
sich  oben  §  23  und  uoten  §  67;  aDcb  zB.  §  46  {paiitact  crant 
mulfi);  öftere  eind  aucb  Inhalteangaben  vom  Hand  in  den  Text 
gedninget]  (e.  zB.  oben  §  39  i. 

§  42  cum  tantis  vir  tut  iL•  us  ftostcs  esse  putarei:  nein,  viel- 
mehr cum  iantis  viribus  etc. 

Bei  der  Beeteigung  des  AornuBberijeK  (§47)  wird  uUer 
Rubm  auf  den  König  selbBt  gewüilnh.  Die  Worte  eiud  nirbt 
Inekeniiaft,  eondern  nur  feicht  verdoriten;  ew  heieet:  ipsc  primm 
ma^rimo  aim  /abore  oc  pericuh  versari  pauIaNm  scandsns,  scd 
Ucnndenies  Cod.),  tmm  midti  tdrmquc  inier iretd,  (m)  locum  sum- 
mum  ad  plmiitiem^  peneirai'iL 

§  4δ  genügt  es  zu  schreiben  indc  naves  aedificafas  ut  tm- 
peravcrat  wofinumque  commeafum  ab  Hephaestionc  comparaitum 
ifi\v€nii  (comparaverat  CodJ. 

§  f>l.  In  dem  Satz  hoc  thmuHtt  mein  conimoii  Maf't'done^ 
(acite  in  foco  rofisfiterunl  ist  tumulfu  geercbert  ilurch  ταραχήν 
bei  Diodor  XV  86,  daneben  aber  meht  unmöglicb,  also  als  Bitto- 
graphie  fnacb  tumultu)  zu  tilgen, 

§  55  liest  man:  Ahissares  frafrem  suimi  legatum  ad  Alcixan- 
drum  de  mnicit'ui  misit,  cum  hoc  Akj^ttffder  ^Icuden  et  alftrum 
ad  Forum,  Cleocharen,  l^aim  reminitj  φΰ  ab  utrisque  sitptudmm 
e(  dmdes  posftdaretd.  Gesagt  soll  werden,  wie  das  Polgönde 
lihrt,  da88  Alexander  «owobl  an  Abi«saree  als  an  Forus  Gf  sandte 
mit  der  Aufforderung  zur  Anerkennung  seiner  Oberberrliebkeit 
schickt,  Daee  der  Gesandte  an  Porup  Cleocbarea  hiese,  ist  ancb 
nanit  tiberliefert  (Cort.  VIII  13,  1);  bier  lernen  wir  aucb  den 
Namen  des  an  AbissareH  mit  dessen  Bruder  Geschickten  kennen 
(Kicocles).  äIro  ist  zu  schreiben;  i^um  hoc  (dem  Bruder  dea 
Äbieeares)  Akxtmder  Nicoclefi  ad  Abisaremt  ad  Porum  Cleo- 
chareti  Jegatos  remis it  efr. 

Die  Antwort  des  Porue  auf  die  Aufforderung  Alexandere, 
ihn  zu  begleiten,  kann  nicht  gelautet  haben,  wie  wir  sie  jetzt 
§64  lesen:  nti,  tnquiK  pairiamtnam^  ο  magne  Altxandcrt  mdeam? 
äimidinm  t^ifae  amiftere  velim,  ut  me  {ne)  fni  cives  capttvam  vi' 
deattty  immortfdis  fieri  nolo:  si  me  exempÜ  causa  depnrtare  vis, 
habes  potestatem  deparfandi  moriumn.  iJenn  unraüglicli  kann  der 
indische  Herrst^ber  in  einem  und  demeelben  Atht^m  versichern,  er 
Volle  sein  balhefl  und  sein  ganzes  Leben  dran  geben,  um  nicht 
den  Mazedoniern  als  Gefangener  gezeigt  zu  werden.  Vielmehr 
\%l  zn  verbinden :  id  me  tni  cives  captiium  mdmnl^  hnmortnlis 
fieri  ηοΐίκ  Dagegen  schUeest  sich  im  Anfang  zusammen:  ut  pa' 
triam  tuam,    ο  magne  Alexander y  videam,  dimidium  vüae  aniifiere 


»   Vgl    Diodor  XVU  85,  2   ή  δέ   πέτρα 


€Ϊχ€    τήν    έπίφάν€ΐαν 


'm 


fieoelleii 


velim  dh.  'gern  gäbe  ich  mein  Imlbee  Leben  dariini,  dein  Vater- 
land zu  8efaen^  Die  eo  entstellende  Antithese  ist  zwar  künetHeh, 
dber  nicht  künstlicher  ale  viele:^  in  diesen  au  β  ge  klügelten  Dialogen 
rhetorieirender  Schrifteteller. 

Die  Schilderung  der  Tapferkeit  zweier  indischer  Hunde,  die 
Sophea  mit  einem  Löwen  kämpfen  läeRt  (§6l•)),  bedarf  noch  einiger 
kleinen  Nachhülfen.  Ich  lese:  cum  leofiem  ad  ierram  dafum  «r- 
guermd  (nämlich  die  Äwei  Hunde),  Interim  uni  Icam  Cod.)  crua 
fe$'ro  absckii  praecepit^  cum  die  neque  voccm  emiUeret  (mUterd 
Cod.),  nciiue  leonern  ideo  magds  dimitteret  ((mütierd  Cod.).  Ha 
defitihus  appreMts  m  tisque  (enuitt  dum  anima  cum^sanifuine  (e 
mnguinis  Cod.)  ipm  crure  secto  onmL•  efflniii, 

§  67  hasque  (canes  feminm)  ab  ea  besfia  ifißri)  ,  .  iniri  et 
fqtwd  inde  natum  esset J  eum  fetmn  canum  muUo  acerrimum  esse. 
Die  eingeklammerten  Worte  sind  als  Gloeeem  zn  eum  fetum  (s. 
oben  zu  §  41)  zu  tilgen* 

§  68  echreibt  man  am  leichteeten:  inveniebiU  ab  co  fbimif^ 
XII  dkrum  itm\  vgl.  §  7  und  34)  per  solas  i  er  ras  flnmen  ab- 
esse (a&  rege  Cod,,  vgl.  §  7.  34)  Gangen  etc.  —  Bemerken b- 
werth  ist  auch  hier  die  Uebereinetimmung  mit  Diodor^  die  bis  anf 
die  Satzbildung  gebt  (XVII  93). 

Zu  der  Meldung  in  §  70  deinde  classem  velis  discoloribi48 
passis  /lumine  secundo  devehi  coepU  iat  zu  vergleichen,  was  bei 
Pliniui  N.  H,  XIX  22  steht :  iemptfdutn  fst  fingi  Unum  quoqiie 
.  *  .  in  ÄkAmtdri  Magni  primnm  elassibus  Inda  amne  navigantis^ 
eum  ätices  elas  ae  praefecü  turlamme  quodam  variassent  insignia 
navium  siupuernnfque  Ufora  flafu  vcrsiroloria  pdknte  vela. 

Die  Fahrt  zum  Ocean  wird  §  <*6  ganz  in  tJehereinstimmung 
mit  Curtius  IX  9  erzählt,  deiisen  Darstellung  hier  direct  (b.  Cli- 
tarch.  fr.  20  M.  bei  Strab.  VII  p.  293)  als  Clitarchiech  zu  er- 
weisen ist;  namentlich  wird  die  üeberraschung  durch  die  ein- 
tretende Fluth  ähnlich  beschrieben.  Deshalb  darf  aber  auch  m 
den  überlieferten  Worten  redientes  campos  aquarn  S(dsam  com- 
pleri  •  ,  senser unt  nicht  mit  Wagner  redientes ^  was  für  die  rück- 
kebrende  Fluth  so  charakterietiech  ist,  beseitigt  werden  (er  wollte 
ein  auch  an  eich  unpasaendee  sitiefdes  einsetzen).  Am  einfacbeten 
wird  ea  stin  zu  schreiben:  redicfde  (für  redeunte)  cmnpos  aqua 
saha  iimnpkrL  C.  W  a  c  h  β  m  u  t  h 


I 

I 


Zwei  lateiiiisehe  Epigramme. 

Ep  macht  Freude,  wird  uns  aber  aelten  genug  beechied 
aus  einem  epigraphischen  Splitter  den  Balken,  von  dem  er  ab 
geepalten,  mit  der  Geradiieit  und  Genauigkeit  des  einstigen  Zim- 
mermanns wieder  aufzurichten.  Von  den  carmina  epigraphica  her 
erinnere  ich  mich:  Hr.  de  Nino  findet  im  Getrümmer  einer  Badia 
einen  Stein  mit  einem  Wirri«a!  von  Buchstaben  und  Silben,  aber 
das  reiht  sich  trefflich  ein  in  den  ZuHammenhang,  bildet  den 
Schwanz    einee  altbekanuten^   im  Original   verlorenen,    in    eeiiier 


len,    \ 


Misoellen 


155 


Bit  angezweifelten  GeilicbteB  (Nr,  1212,  corrig,  p*  858). 
Oder:  tu  Jieapel  lieflt  man  auf  einem  Architrav  das  metrische 
Stuckchen  anffeijot  cum  ttehendi ;  dusB  diee  ein  Ueherbleibsel,  der 
einzige  inRchriftliche  Rest  tlee  zu  Rum  von  ConstantiuB  anfge- 
Btellten  Obeliflken  ißt^  bab*  icb  lediglich  in  Folge  der  Zusammen* 
Ordnung  jener  Gl  ansei  Nr.  2i>8  mit  der  Obeli«ken-Inflcbrift  279 
(V.  7  tangehat)  anf  demselben  Druckbogen,  leider  erst  wahrend 
des  Druckes  erkennen  können:  ein  &lück  dass  ee  schon  mehrere 
wissen.     Sed  nunc  de  facto  leviore. 

Bei  den  Λ nsgra bangen  des  römischen  Forums  kam  auch 
der  Rest  einer  hischrifttafel  'ii\  Tage,  die  au  β  den  Columbnrien 
stammt^  deren  Text  ich  nucb  Hrn.  Galti^s  Bericht  Notizie  degli 
Scavi  lOOU  p.  11  hier  wiederhole^  die  beticbädigten  oder  gebro- 
chenen Buchstaben  der  linken  ^eite  ^^ea  Steine  (Zeile  6  Ο  oder  D) 
in  der  Aiinuekel  vervollsländigend  : 
Zr  e»  L  Paris 


δ  -^ 


super  osea 
;  qn&e  meruit 
|raeetat  bonure 
^  d  superos 
Man    Hiebt,  auf  die    Namen   de«  Freigelassenen    und  die  Angabe 

Ρ  seines  LehensalteTB  folgte  ein  Nachruf  in  poetischer  Form,  zwei 
Pisticha.  Cnd  der  Berichterstatter  bemerkt  mit  Recht,  dass  man 
im  Anfang  leii^ht  wieder  erkenne  den  liekannten  Hexameter:  fe, 
UipiSt  obiestor,  leuiter]  sttper  ossa  [residas.  Den  bekannten  Ge- 
danken^ werden  wir  besser  sagen,  da  der  Wortlaut  wohl  ein 
andrer  war.  Das  ganze  Epigramm  nämlich  ergänzt  ^ieh  aus  den 
carm.  ep.  1047  u,  1048,  wo  diese  Verse  schon  als  tralatieii  be- 
zeichnet eind,  ein  formelhaft  verwandtes  und  veryielfaltigtes,  von 
Rom  auch  nach  lllyrien  gebrachtes  Muster    für    poetieche   Grab- 

» Schriften  aus  der  Kaiserxeit,  keinesfalls  jünger  als  MartiaL     Da« 
Gedicht  1048  lautet: 
Et  tCj  Terra,  precor,  leuiter  super  ossa  residas, 
sentiat  ut  pietas  praemia  quae  meruit, 
^1  et  quicumqna  suis  sincere  praestat  honorem, 

^"  felicem  curaum  perferat  ad  euperos. 

Kaum  erwäbnenswerth  ist,  dass  der  neue  Text  in  V.  3  die  Vul- 
fErforui  honore  ohne  m  zeigt,  wichtiger,  das«  er  für  den  Anfang 
dee  Gedichtes  eine  andre  Fassung  gehabt  zu  haben  scheint;  denn 
wer  möchte  nicht  glauben,  dass  super  ossn  den  Öcbluss  des  ersten 
Hexameters  bildete?  was  zwar  rhythmisch  nicht  ganz  so  fein  ist 
und  weniger  gebräuchlich  war,  aber  doch  zB.  im  Eingang  von 
earra.  ep.  1315  gefunden  wird.  Gewiss  ist  dies  glaublicher,  als 
(laes  das  letzte  Wort  des  Hexameters  erst  in  die  Pentameter- 
Zeile  gestellt»  oder  gar  dass  eine  eigene  Art  von  lyrischem  Vers 
hier  gewählt  worden.  Wir  werden  alao  den  ersten  Vers  der  Paris* 
Inschrift,    um    das  Schema  nicht  weiter    als    nöthig    zu    ändern, 


14*5 


Mieoellen 


den  Ort  der  Scliule  S.  950  fr.  19,  4  (wo  Z.  7  wohi  hvä  το  ή[συχον] 
χα  eTgänzen  »ein  wird).  Diircli  Deraetrioe  wurde  PhiL  sogar  mit 
der  Verwaltung  einer  bedeutenden  Stadt  wie  Laodikeia  an  der 
Küste  betraut,  8.  948  fr.  52  [μέχρι]  τή[ς]  τ€λ€ΐιτ[ής]  αυτού  (dh. 
des  PemetTioB  im  ÄuguRt  des  J.  150)  της  ΛαοΙιικίίας  έ<^μ];>πι- 
0Τ€υθ€ίσης.  Man  kann  mch  danacli  vorBtellen,  daße  liie  Angriffe 
des  ÄntipbaneB  vornehmlicli  auf  dies  Verhält  nies  zu  den  Syrischen 
Königen  gerichtet  waren.  Hatte  auch  Epikur  den  Zeitverhält- 
niflsen  das  Zugeständnis«  geumclit  κα\  μόναρχον  έν  καιρώ  θερα« 
ΐτεύσείν  (τον  σοφόν  Laert.  Diog.  10,  121)  und  Briefe  mit  Macht- 
habern  gewechselt  (fr.  104)^  so  eollte  damit  dach  die  Grund  lehre» 
daea  ein  t^bilosoph  nach  seinem  Bilde  dem  Staats^leben  eii'h  ferne 
zu  halten  hahe(Epic.  p.  326 — 9),  nicht  erschiittert  werden.  Man 
sieht  noch  an  mehr  als  einer  Stelle,  wie  der  Verf.  solche  Hiebe 
zu  parieren  sucht,  wie  in  den  gut  erhaltenen  Zeilen  8,  953  fr.  26» 
4  —  10  vgl.  953  fr.  30,  9  6ιά  την  ίαυτο[ο  χρηστ]ότητα  Θρά0€ΐ 
κα[ι  τταρρησί]ας  [άρ]6[τ]ήι  έχρ[ή0ατο  S.  948  fr.  16  μφίν  γαρ 
αύτώι  retövevai  λυττηρότερον  του  (τον  die  Abschriften)  τοιούτον 
€υρήσθαι  προς  ivieuEiv  πρόσαιπίον,  5]ιά  το  τιμάν  μ€ν,  ά[λλά] 
μηδέν  ήσσον  παρ[ρησιά]ε€ΐν  S,  952  fr.  25  ei  νή  Δί|α]  νυν 
πάντ€ς  οι  ήγουμίνων  φίλοι  και  κτήματος  ά£ίου  [τυχόντ€ς].. 
Aber  auch  andere  Verdächtigungen  hat  Antiphanes  nicht  geapart, 
8.  S.  954  fr.  33  δτι  ήχαρίστησεν  Άρτ€μιυνι  τώι  καθητ£Τ£ΐ  (für 
-τηι)  καίιΐ  σ[υν60]τήσατο  έν  [τήι  α]υτ[ήι]  πό[λ6ΐ  σχολήν  [i]m 
κ[α]ταλύ[0€ΐ  του  καθηγητού  *. 

Etwas  neues  bietet  uns  Philonides  darin,  daea  er  als  Epi- 
kureer Mathematiker  war  und  sogar  der  Anerkennung  eines 
Mannes  wie  Apollonios  von  Perge  sirh  rühmen  konnte.  Er  hat 
eich  mit  Fragen,  zu  denen  dae  VIII.  Buch  der  Epik.  Pliysik  An* 
lass  gab^  heecbäftigt  und  ira  Zueanimenhaug  mit  der  Atomenlehre 
geometrische  üntersucbungen  Über  das  unendlich  Kleine,  vennuth- 
lich  über  die  körperlichen  Formen  der  Atome  und  die  Möglich- 
keit ihrer  Adhäsion  angestellt  (S.  947).  Polyainos  war  als  Ma- 
thematiker in  die  Schule  Epikure  gekommen,  und  hatte  der  Ma 
thematik  abgeschworen.  Eh  ist  bekannt,  wie  schroff  ablehnend 
sich  Epikur  zur  Mathematik  stellte  (fr.  229  a.  227),  und  wie  ver- 
stand nissjos  er  den  Ergebniesen  der  Astronomie  gegenüber  stand. 
Wir  dürfen  also  auch  in  den  mathematischen  Studien  des  Philo- 
nidei  einen  Anlasfi  zur  Gegnerschaft  dea  Antipbanee  sehen*  So 
hindert  nichts  anzunehmen,  dass  wie  sein  Grossvater  lolaoe,  so 
auch  Antiphanes  der  Epikureischen  Schule  angeborte  und  deo 
Philonides  als  einen  Halben,  ja  Abtrünnigen  von  den  VoUbürgern 
des  Kepoa  ausscheiden  wollte.  Wir  dürfen  den  Philonides  in  der 
Klasse  von  EpikureerD  suchen,  die  bei  Laertins  Diog.  Ki^  26  mit 
den  Worten  abgethan  werden  και  άλλοι  οος  ol  τνή0ιθΐ  Έττι- 
Koupeioi  0οφι0τάς  άτΓθκαλοί}0ιν  (über  dies  Verbura  s.  asum  h. 
Tbeodosios  S.  178) :  das  öffentliche  Auftreten  als  Lehrer,  was 
durch  diesen  Ausdruck  gebrandmaikt  werden  soll,  musste  mit 
der  Accommodfttion  an  die  Neigungen  und  Bedürfnisse  eines  ausser- 


i 


Itimlle 


liJ 


I 


halb  strenger  PliiloRophie  ateliendeE  Hörerkreises  aucli  die  Ab- 
ecbleifüDj^  und  Verflachiin^  Epikuriacber  Kerneätze  zur  Folge 
haben:  ein  in  nneerer  Zeit  mehr  und  mehr  verständlicher  Vor- 
gang* Ea  ist  »ehr  bezeichnend,  dass  Phil,  ßogar  von  dem  atheni 
sehen  i^cbulhaupte  der  Stoa,  Diogenes  von  Babylon,  gnt  aufge- 
nommen worden  «ein  sollte,  S.  949  fr,  53  άμόδοξός  le  και  ά[ν]τ' 
(ϊ[λ]λων  [σοφ]ΰ>ν-ύφ'  duv  α[ν  ά]τιοϊ)οχής  τύ[χΓ)]  τΓάνται[ν],  ώςτ€ 
και  ύττό  τών  πολιτευόν[των  ύπΕρφυώς  τϊμά]0θαι,  κοθάπ€ρ  φασι 
και  ύττό  Διογένους  του  BafßuXuJviouJ.  Wenn  hier  <ier  herzlichen 
Aufnahme  gedacht  wird^  der  Philonides  beim  Aufenthalt  in  frem- 
den Städten  begegnete,  ρ  ο  wird  da«  veri5tänd!ich  dnrch  seine  Be- 
ziehungen zum  Seleukidenbof,  die  er  gerne  bereit  war  für  be- 
rechtigte Wünsche  bellenificber  Bürgerschaften  zu  verwerthen. 
Noch  beute  gibt,  woran  ü.  Koehler^  erinnert  hat,  ein  Ehren- 
decret  der  Enmolpiden  nnd  Keryken  für  *  Philonides  und  seine 
Söhne  Philonides  und  Dikaiarcho«*  und  ein  gleiches  der  Delphier 
für  '  DikaiarchoB  aus  Ltiodikeia  am  Meere  %  «owie  die  Thatsache, 
daas  alle  drei  zu  Khrenbilrgern  Athens,  die  beiden  Brüder  (nach 
dem  Tode  des  Yaters)  zu  Proxenen  von  Delphi  ernannt  waren^ 
den  Worten  de«  Biographen  erwünschte  Bestätigung.  Es  erhellt 
an»  diesen  Urkanden  auch,  dass  der  Philonides  der  herculaniechen 
Rolle  der  Bruder  de«  auch  hier  iS.  951  fr.  21.  22)  genannten 
Dikaiarchofl  war.  Seine  Liebe  fiir  den  gleichnamigen  Vater  und 
den  Bruder "^  wird  der  Biograph  nicht  müde  hervorzuheben, 

Philonides  war  ein  fruchtbarer  Scbrifteteller.  Ausser  einigen 
nur  zum  Gebrauch  der  Schüler  abgefaeeten  Entwürfen  (υιτομνημα- 
τι0μούς)  hatte  er  125  Bücher  (συντάγματα)  verfaest  und  heraus- 
gegeben (S.  953  fr.  30,  5),  Eine  Schrift  wird  uns  neben  den  er- 
wähnten uiathematiechen  S.  947  fr.  IH  genannt:  ΤΤρΟ[ς  τους  ί*θ]£ά- 
Εοντας  ί>ΐ€ν[€τ]κα[ι  ποΟκίλως  τ€ωμετρίος  6[ι]αλ€κτικίήν]  ρήτορας. 
Die  8»  945  fr.  7  erwähnten  iSchulhefte,  die  Philonides  nach  Vor- 
trägen seiner  Lehrer  Artemon  (vielleicht  τών  τταρ'  *Αρτ^μωνΐ 
άπό  του  προς  τό  πτώιον  μέχρι  ιτρός  τό  τριτ[ον]  καΐ  [τρία]  - 
κοστόν  έκλ[€κ]τών  [όμ€]ιλιών  dh.  Vorträge  über  auagewählte 
Stücke  aus  Epikur  π.  φύσεως  α'  bis  λτ  )  nod  Dionyeodoroe  aus* 


*  όμόδοίος^  hier  wohl  nur  in  der  Bedeutung  '  in  gleichem  An- 
iahen*  denkbar,  macht  es  Tathlicber  σοφών  iih  άοτΰιν  zu  ergäozeQ. 

*  Sitzungaber.  d.  Berl  Akad.  VJOQ  Nr.  XLI?  S.  9*^9  f.  Das 
Rttiache  P^ephisma  hatte  Koehler  CfA  Π  η,  605  vgl.  IV  2  ρ.  151  heraus' 
gegebea,  die  Dclphiecbe  Proxenenliate  Athen.  Mitth.  YIII  flH8S)  382  f. 
verwerthett  das  Delphische  Decret  bei  Le  Bas  a.  SMü  hat  Latiechew 
Atb,  Mitth.  X  (1K8d)  7*ϊ  herangezogen.  A^if  U.  KoeMers  Nachtrag  zu 
uYonerte  PublicatioUj  der  mir  noch  nicht  zu  Geaicbt  gekommen  war, 
hat  mich  H.  Diels  freundlich   aufmerksam  gemacht. 

*  Ein  Fall  stehe  hier,  S.  944  fr.  5ΐί  und  5  —  6[πάρ]χοντα  κα<1) 
τάδ€λφώι  κοινά.  ό[μο]ίαις  προς  το|ΐ]ς  άπηΚευθε[ριο]μένοις  όπ'  αότοΟ 
Olli  [μασ]  IV  ήθελε  ν  τι  καΙ  τού[ς]  έ[τέρου]ς  (έ[αυτο1ΰ?)  άιτ€λ€θθ€ραίθαι  ^  καΐ 
Ιτ6ν]  ά^Ελφόν  έρίλίτήοας  [πώς]  ίϊοκεΐ  προσγράψαι  [έβο]υλ€ύσατο.  κ  αϊ 
Xpujoujva??  τόν)  dKOA^ouGov  δ[ιά  τάς  άρε]τάς  προαπη[λεοθερι6κε]ι  καΐ 
Πεισ•. 


148 


Misoöllen 


gearbeitet  hatte,  und  m  jener  Zahl  woht  oiclit  einbegriffen.  Be- 
BOnderen  Eifer  verwandte  er  darauf,  den  ganze«  litterari§cbeö 
Nachlaae  des  SchulgriinderB  zu  Bammeln,  vermutblicli  fiir  die 
Bibliotbek  der  Seleukiden  (S*  950  fr.  66),  Und  im  Zusamraenbang 
mit  diesen  Beetrebungen  etebt  die  Tbateacbe,  die  wenigstene  für 
mhui  ein  beeonderes  Interesee  bat.  Wir  wuseteii  durch  Gomperx 
(Hermes  5,  386),  daes  es  nacli  dem  Zeuguiss  des  Hercdanieehen 
Papyrus  N,  1044  Auszüge  aus  den  Briefeo  des  Epikur  und  «einer 
drei  bedeutendsten  Schüler  gab.  Diese  Bliitlienlefie  erwies  eicb 
als  die  Unterlage  einer  Epikurischen  Spruchsam mlungi  die  sich 
von  L,  Seneca  bis  zu  den  uns  erhaltenen  Äntüologien  verfolgen 
läset  (Epic.  p.  LIV  ff,)  und  in  zuaammengescbrampftein  Umfang 
später  durch  Wotke  ans  einer  Handschrift  des  Vatican  hervor- 
gezogen wurde  (Wiener  Studien  10,  175  fi.).  Jetzt  kennen  wir 
die  von  Gomperz  niitgetheilte  Stelle  in  ihrem  Zusiininienhang, 
und  wissen  dass  eben  dieser  Pbilonides,  also  ein  Scbrifteteller  der 
ersten  Hälfte  des  II.  Jahrb.  vor  Chr.,  jene  Aussauge  '  zu  Nutz 
und  Frommen  der  trägen  Jugend  angefertigt  hat*  Die  wichtigen 
Worte  lauten  (8.  947  fr.  14):  H€KOriiC€V  hl  νεοις  άργοϊς  ωφε- 
λίμους και  τάς  έτητομάς  τώ[ν]  έττιστολύ>ν  τών  Έπ•ικούρο[υ] 
Μητροδώρου  ΤΤολϋαίνου  Έρμάρχου  και  τϋυν  0[υνητ]μ€[νΐϋ]ν^ 
κατά  Τένος  ίτι[ΐ]στο[λών].  Wir  müssen  wohl  daraus  entnehmen, 
daes  die  Briefsammlung  des  Epikuros  usw.  in  Kwei  Gruppen  ge- 
schieden war:  die  eine  umfasste  die  mehr  persönlich  gehaltenen 
Briefe  nacb  den  Adressaten  (und  den  Jahren)  geordnet  also  κατ' 
fivbpa,  för  die  andere  scheinen  die  Briefe  und  grösseren  Send- 
schreiben von  vorwiegend  sachlichem  Interesse  zurückgelegt  und 
nacb  sacb liehen  Kategorien»  also  κατά  γένος  geordnet  gewesen  »u 
sein.  Eine  Spur  davon  gibt  in  der  bisherigen  Ueberliefciung  der 
Brieftitel  TTtp\  τών  έτητη5£υμάτων  (fr.  171  f.);  aber  eben  dahin 
wird  man  trotz  der  Nennung  der  Adressaten  die  drei  im  zehnten 
Buch  des  Laertius  erhaltenen  Sendschreiben^  sodann  die  Briefe 
über  Naueipbanes  (  an  die  Mjtilenäisohen  Philosophen*  fr,  111 — 4) 
und  über  Stilpon  (fr,  174  f.)  ziehen  dürfen* 

Man  würde  irren,  wenn  man  mit  dem  hier  Ausgehobenea 
den  Eeiehthuni  neuer  Nachrichten,  den  die  trümraerhaften  Reste 
des  Papyrus  enthalten,  irgendwie  erschöpft  glaubte.  W^ir  ver- 
weisen daher  unsere  Leser  auf  die  verdienstliche  Ueber sichte 
welche  Crönert  selbst  am  Schlüsse  seiner  Mittheilungen  gegeben, 

Koehler    (s*    Anm.   3)    ange• 
H.  U. 


und    auf    die    Bemerkungen ,    die 
aobloBsen  hat. 


I 


Zu  Cicero  ad  Attlcnm  XIY  10,  2 

Die  maaesgebende  Ueberliefemng  lautet:  redeo  ad  Tehc^SüSt 
Scmi^m,  Frangmies  (C*  A,  Lehmann,  De  Ciceronis  ad  Att  epist. 

^  So  Bücbelur  überzeugend;  ich  hatte  nach  der  Oxforder  Abschrift 
[τε]τ[αγ]μίνων  ergänsit.  Die  Partikel  καΐ  vor  τάς  ^ιιιτομ<4ς  liisst  darauf 
schliesBen,  daes  der  Autor  daa  auilaliende  Prädicat  νέοις  άρχοϊς  ωφέλι- 
μος vorher  schon  einer  anderen  schriflstellerischea  LeiBtung  des  Phil. 
frtheilt  hatte. 


I 


Mieoellen 


ι 


TJ«.  et  emend,  p.  130).  Trotzdem  bereite  Manutms  <lie  rich- 
e  Erklärung  gegeben  liat  ( rioiDioa  veteranorum  qui  e  Caeearie 
largitiane  Pompeianorum  bona  poeaidebant*,  vgl.  ad  Att.  XIV 
6,  1),  ißt  es  vielleicht  gut  auf  die  Stelle  zurück zuliommenj  da 
auch  der  neueste  Heransgeber  C.  F.  W.  Müller  die  Ueb  er  liefe- 
rung annimmt,  und  andererseitB  die  durch  raittelalterliphe  Schreiber- 
weisheit hineiugeRchmuggeltB  Lesart  Suevm  Francmies  bis  in  die 
neueste  Zeit  imponirt  bat  (Wormetally  Ueber  die  Chamaver,  Bruk- 
terer  und  Angrivarier,  Prögr.  Münster  1888  p.  17  f.  j  vgl.  hierzu 
0.  Bremer,  Beiträge  zur  Geecb.  der  deutschen  Sprache  und  Litt. 
XXV  p.  223  f.).  Der  letzte  Name  dürfte  zweifellos  oorrupt 
eein;  die  Herausgeber  hätten  sich  die  Bemerkung  im  Onomast* 
TulL  II  p.  258  'vide  οηοηίοο  ne  ex  Dione  corrigendum  eil  Fau- 
gonea  lu  Nutze  machen  sollen.  Denn  für  den  Namen  Fran/jfo 
finde  ich  keinen  Beleg,  während  Fango  ausser  durch  Dio  XLVIII 
22.  23  und  Appian  b.  o.  V  26  iuschriftlich  bezeugt  ist,  C.  L  L. 
X  3758  C*  Fufmo  0.  /.  Fangmti  (hierzu  die  Bemerkung  Dessaus 

^£ρh.   epigr.   \lll  p.  215  n.  875).     Vgl.  ferner  den  fu»4m  Fan- 
^onianus  der  Inschrift  von  Sassina  C  L  L.  I  1418  {inter  ponfem 
Sapis  et  titulum  super iorem  fpii  est  in  fine  fundi  FangonkmiJ, 
Halle  a.   S.  M.  Ihm. 

Ehren  de(*ret  d«r  Provinx  Aeia 
Unter  den  Decreten,  weiche  eine  Vereinigung  der  Städte 
der  ganzen  Provinz  Asia  im  letzten  vorchn  Jahrhundert  zum 
Zweck  gemeinschaftlicher  Fe.Htfeier  bezengen,  und  somit  eine  Vor* 
bereitung  zu  dem  geivöhnlicb  auf  Augustue  zurückgeführten  Be- 
stehen des  Provinzialverbandes  des  KOivov  Άο'ίας  bilden,  nimmt 
ein©  in  Eskimanias  gefundene,  wahrscheinlich  nicht  aus  Poima- 
nenon,  sondern  aus  Kyzikoe  stamraende  Ehreninechrift  eine  her- 
vorragende Stelle  ein, 

Sie  war  zuerst  von  Dorigny  in  Revue  arcb^oL  XXXIV 
S.  106  und  von  Mordtmain  in  Atb.  Mittb.  XY  S.  156  publicirt, 
ist  aber  jetzt  nach  einer  gerade  in  den  entscheidenden  Partien 
wesentlich  vollständigeren^  Copie  von  Munro  in  *the  Journal  of 
hellen,  stud/  XVII  S.  276  unter  N.  27  aufs  Neue  veröffentlicht 
und  besprochen  worden.  Ihr  nunmehr  gesicherter  Wortlaut  ver- 
dient um  ihrer  Bedeutung  willen  nocbmale  mitgetheilt  zu  werden; 
es  ist  folgender: 

ol  έν  τή  *Aaiq.  οήμοι  κα[ι  τ]ά  έθνη  Ι  και  οι  κατ'  fivbpa 
Κ€κριμίνοι  έν  τη  πρ[ός}  |  'Ρωμαίους  φιλία  και  τών  δλλων  οι 
€\ρη[μένοι  μ6τ€χ€ΐν  τών  Σωτηρία^ν  και  Ι  5  Μουκιείων  έτί- 
μησαν|(ΉΙρόστρατον  Δορκαλίοίνος  δνΐ^ρα  άτα[θ]όν  γεΙνόμενον 
και  5ΐ€νένκαντα  Μίατ^ι  και  αρετή  |  και  6[ικ]αιοσύνη  και  εύσε- 
m  ßcig  καΐ  Trepi  του  κο[ι]ν[οί)]  |  συμφέροντος  τήν  τιλ€ί(Ττ[η]ν  είσε- 


*  Man  las  Ζ.  3.  4  d\   [έν  ΤΤ€ρχάμψ   γενό]μ£νοι    μετείχον   oder  ot 
Ιν[σΐΓονδοι  γ6]νόμ€νοι  μετεΐχον. 


150 


MiiiGelleu 


νην€γμέ-  Ι  10  νον  σπου5ήν  και  ιτολλά  και  μεγάλα  τΐ€ριττοΓι1Ιή* 
σαντα  τοις  κοινοϊς  του  ciuvebpiou  πράγμα  |σιν  τών  προς  6ό£αν 
και  μνήμην  αιώνιο[ν  |  |  ανηκόντων  άρ€τή[ς  ^vtKev]  και  εύνοιας  | 
της  €[1ς]  έαυτού[ς. 

Zu  bemerken  ut  dabei  zaniidiBt  nnr,  daee  ich  Z.  3.  4  είρη- 
μενοί  statt  des  von  Munro  ge^cliriebenen  unmögHcben  είρημενοί 
eingesetzt  habe:  denn  diese  in  deu  Inaohriften  und  Papyrue  über- 
aus liäufige  (β.  Wilbelm  in  Gott.  Gel  Anz.  1898  8.  235)  Schrei- 
buQg  der  Partkipform  ΐιρημένος  (ήιρημενος)  iet  unKweifelhaft 
aus  EIPHMENOI  zu  entnehmen. 

Eh  uelimen  also  an  der  Ehrung  des  HeroBtratue  ausner  den 
Städten  und  landschaftlichen  Verbänden  (ίϊήμοι  und  ίθνη:  s. 
Brandis  in  Wieeowa's  K»  E.  II  Sp.  1557)  und  den  vom  Römischen 
Volk  "^in  amicorum  formulam  relafci'  Einzelnen  auch  noch  die* 
jenigen  Tbeil,  welche  gewählt  waren  den  im  Pergainon  gefeierten 
öoteria  und  Mucia  {zu  Ehren  des  Pro vincial -Statthalters  aus  dem 
J,  98  v,  Cbr,  A.  Muciue  Scaevola)  beizuwohnen*  Gewählt  waren 
dieee  natürlich  von  üiren  EinzelHtaaten  als  Vertreter  und  reprä- 
sentirten  —  wie  man  ganz  eicher  annehmen  darf  —  den  gröseten 
Theil  der  Städte  der  Provinz.  Ihre  besondere  Hervorhebung  in 
gleicher  Weise  wie  die  der  *amici  populi  Romani'  geschieht  nur 
'honoris  causa\  ohne  dasf?  mit  ihnen  neue  Gruppen  zu  den  bisher 
genannten  hinzugerugt  werden. 

Ilebrigens  iat  es  eine  recht  plausible  Vermuthung,  daee  der 
um  die  Ordnung  der  kleinasiatischen  Verhältnisee  so  verdiente 
Herogtratus  kein  anderer  gei  als  des  Brutus  Frenndf  der 
erst  in  seinem  Gefolge  nach  Athen  gereist  w^ar  und  dann  von 
ihm  nach  Makedonien  vorausgeechickt  wurde  um  dort  in  seinem 
Interesse  zu  wirken  (l*lut,  Brut.  24).  Es  ist  wenigstens  sehr 
denkbar,  dass  er  später  dem  Brutus  auch  nach  Kleinasien  folgte  und 
dort  Gelegenheit  fand,  den  Einwohnern  gute  Dieniite  zu  leisten: 
und  gerade  in  Kyzikos  hielt  sich  ja  Brutus  wegen  des  Flotten- 
baues  längere  Zeit  auf  (Flut.  Brut.  2&). 

C.  Wachem  uth. 


Zur  Metxer  ilexander-E|»ituine 

Die  soeben  von  Wagner  (im  20.  Hupplementbd.  der  Jahrb. 
f.  Philol.)  aus  einem  Metzer  Codex  herausgegebene  'epitome  rerum 
geetarura  Alexandri'  besteht  aus  zwei  nicht  zusammenhängenden 
Stücken,  dem  sehr  verkürzten  Bericht  über  die  Thaten  Alexan- 
ders von  Darios  Tod  bis  zur  Fahrt  in  das  Indische  Meer  und 
einer  ausführlichen  Erziihlung  von  den  letzten  Tagen  bis  zum 
Ende  und  seinem  Testament, 

Alles  Andere  Freund  Volkmann  überlassend,  dem  das  Ver- 
dienst bleibt  den  Fund  zuerst  gemacht  und  in  einem  (nicht  in 
den  Buchhandel  gelangten)  Gelegenheitsprogramm  den  bezeich- 
neten ersten  Theil  zuerst  reeensirt  zu  haben,  begnüge  ich  mich 
für   eben    diesen  Tbeil   einige   Bemerkungeu    zu    den    Stellen    zu 


I 


I 


I 

I 


Mieoellen 


151 


ι 


gehen,  an  denen  iüh  über  die  Behandlung'  Wagnere  hinaus  ge• 
kommen  zu  eein  glaube. 

EHe  Epitome  setzt  ein  mit  der  bekannten  orientalifiirenden 
Wandlang  Alexandere,  die  hier  zeitlich  wie  ursachlich  direct  an 
den  Tod  dee  Dariue  angeknüpft  wird  mit  Worten,  die  Wagner  eo 
schreibt  (§  1);  Mapms  Alexander  r&a:  Macedoniae  postquam 
omfie  imperium  Asiae  ad  se  reaegiase  credidit,  *  .  .  .  .  ne^te  id 
fluidem  Dario  vivo  osimdere  ausus  e^set,  postea  patefmit  volun- 
ioitem.  Warum  aber  eine  Lücke  annehmen?  Was  ist  denn  die 
üohmtas,  die  Alexander  durch  Einführiing  der  pereiechen  Hofeltten 
offenbarte,  bei  Dariue^  Lebzeiten  aber  nicht  zu  zeigen  wagte^  an* 
dere,  als  die  Ueberzeugung*  das  β  er  nach  Niederwerfung  dee 
Dariue  der  rechtmaesige  König  des  asiatischen  Weltreiches  sei^ 
dh.  daee  er  omne  imperium  Amm  ad  se  redegisse  credidit?  Also 
scbUesflt  id  eng  an  das  Vorhergehende  an  und  statt  esset  ist  nur 
est  %\i  schreiben. 

Ebenso  unbegründet  ist  die  im  nächsten  Satz  (§  2)  von 
Wagner  angesietzte  Lücke,  Ich  lese:  deinde  corporis  sui  custodes 
multos  insfiinit  itemque  Darti  frairmn  (kcyalrem  instituii ;  ^circuin^ 
deditqm  sii^hi)  (dedHqm  ei  Cod.)  diadema  et  tunkam  mesoleitctim 
lonam  (^quey  perstcam  ceferaque  ornamenta  regia  ornnia  quae  Da- 
rtus  haJbmrai,  Deutlich  tritt  hier  die  gemeinschaftliche  Quelle, 
die  Diodor  XVII  77  und  dem  Gewährsmann  der  Epitome  zu 
Grunde  liegt,  zu  Tage.  Beide  heben  als  charakteristisch  für  die 
Sinnesänderung  Alexander»  dreierlei  hervor  und  zwar  in  derselben 
Reibenfolge;  einmal  die  Einsetzung  der  Leibwache  und  insbe- 
aondere  des  königlichen  Brudere  Oxathree  in  diesen  Dienst,  zwei- 
tens die  persönliche  Annahme  des  persischen  Königssch mucks, 
drittens  die  Ausstattung  der  Hetairenreiterei  mit  persischem  Co- 
stüm.  Dieser  Parallele  gemäss  muss  unmittelbar  von  der  Leib- 
wache zu  der  Schilderuog  des  Königeschmucke  fortgeschritten  sein. 
Damit  fällt  die  Voraussetzung,  das»  zunächst  noch  die  Uniform 
der  Leibwächter  erwähnt  sei,  von  der  ausgehend  Keil  nach  den 
Worten  dedUque  eis  eine  Lücke  statuirte.  Wagner  weist  zur  Be- 
gründung hin  auf  CurtiuB  Vi  6,  7  amkos  et  equites  —  hi  tuimque 
principes  militum  —  Persicis  ornaverat  vestibus ;  lustin.  XII  S,  9 
amicos  quoque  Irnigam  vestem  auratam  purpureamque  smnere  lubet 
und  Diodor.  XVII  77,  5  bicbojKe  be  και  τοϊς  έταίροις  ττεριπορ- 
φυρους  στολάς  και  τοις  ϊττποις  ΓΤ€ρσικάς  σκευάς  π€ρΐ6θηκ€. 
An  all  diesen  Stellen  ist  aber  nicht  von  den  Leibwächtern,  son- 
dern von  den  Hetairentruppen,  «peciell  der  Hetairenreiterei  die 
Redet  die  auch  die  Epitoma  erwähnt,  aber  in  Uebereinsiimmung 
mit  Diodor  erst  an  dritter  Stelle  itemque  equites  stipatores  etc. 
Was  ich  statt  dessen  oben  eingesetzt  habe,  wird  den  Sinn  treffen 
nnd  stimmt  in  der  Form  mit  Diodore  περιεθετο  und  Curtius' 
(VI  6,  4)  circumdedit  übereiu. 

tJelrigens  tritt  die  Epitome  in  der  Schilderung  des  Königs* 
achmucks  am  nächsten  dem,  was  Ephippos  in  seiner  Monographie 
über  Hephästions    und  Alexanders  Ende  bei  Athen«  XII  ρ 


162  Misoellen 

ipebt  (έφόρει)  χλαμύδα  Τ€  πορφυρ&ν  και  χιταινα  μ€σόλευκον 
και  την  καυσίαν  έχοντα  τό  &ιάοημα  τό  βασιλικόν  .  .  .  και  το 
κηρύκειο  ν  έν  τή  χβιρί. 

§  23  guod  uhi  factum  Dahae  fStiphatnenefi  occiaum]  audie- 
nmt  etc.  Die  eingeklammerten  AVorte  sind  als  in  den  Text  f^ 
drungenes  Rand-  oder  Interlinear-gloesem  zn  guod  factum  zu 
tilgen. 

Den  Schlnes  der  eingehenden  Beechreibnng  von  dem  fürchter- 
lichen Unwetter,  das  das  Heer  in  der  Gegend  Qajsaba  traf,  macht 
§  26  der  Satz:  Uum  si  (jui  cubuerat  cum  exsurgere  conaretur^  resle 
cancreia  ad  terram  haerehaf,  fuf  neque  in  manibus  arma  haben 
possenty  iia  ut  vento  differrenfurj  ut  neque  quisfinam  se  neque  β/• 
(erum  adiut'are  passet.  Das«  hier  etwas  nicht  in  Ordnung  itt, 
verräth  schon  die  anetössige  Wiederholung  von  ut  (vor  neque  m 
manibus  und  vor  neque  quisquam\  und  sachlich  steht  die  An- 
gabe, die  Soldaten  hätten  in  ihren  klammen  Händen  die  Waffen 
nicht  mehr  halten  können,  so  dass  sie  von  dem  Sturm  we^rgeftthrt 
wurden,  nicht  an  ihrem  Platz.  Das  musste  gesagt  werden,  wo 
die  Zunahme  der  Kulte  und  des  Orkans  gemeldet  wurde.  Und 
das  bestätigt  die  Parallelerzählung  des  Curtius  VIII  4,  5  f.  primo 
quidem  armis  sui^  tecti  excejwranf,  sed  tarn  nee  reiinere  arma  /«- 
hricae  et  rigentes  manus  poterant  nee  ....  ergo  ordinibus  solutis 
.  .  .  .  agmen  ferchatur^  multique  .  .  .  alii  se  st ipitibus  ad- 
moverant.  Mithin  muss  der  oben  eingeklammerte  Satz  von 
seiner  Stelle  entfernt  und  §  25  nach  den  Worten  eum  laborem 
aliquamdiu  Macedones  perpessi  swit^  at  uhi  frigus  augescit  ac  vis 
tempestafum  non  intermittitur  eingefügt  werden,  so  dass  auf  ihn 
unmittelbar  die  Worte  ad  quos  fiuisque  potuit  vicos  ac  villas  passim 
profwjit^  partim  se  ad  arhores  applicabant  folgen  und  völlige 
Deckung  mit  Curtius  erreicht  ist. 

§  28  wird  von  dem  Gastmahl,  das  Chorienes  dem  Könif: 
herrichtet,  erzählt  in  convivium  filias  dnas  virgines  (^cum^  ceteris 
amicorum  filiis  virginibus  saltatum  introduxit.  Was  sollen  hier 
die  zwei  gar  nicht  genauer  bezeichneten  Jungfrauen?  Natürlich 
waren  es  des  Chorienes  eigene  Töchter,  die  neben  denen  der 
Freunde  erschienen;  also  nicht  duas.  sondern  suas. 

§  34  kann  von  dem  Flusse,  an  dem  Alexander  die  ersten 
indischen  Gesandtschaften  empfängt  (der  Name  ist  verdorben,  ge- 
meint ist  der  Cophen),  nicht  gesagt  werden:  qtwd  abest  ab  India 
di^runi  Villi  via.  Der  König  befindet  sich  ja  bereits  in  Indien, 
mindestens  an  der  indischen  Grenze,  wie  auch  Curtius  VIII  10,  1 
bestätigt;  also  vielmehr  ab  Indo, 

§  39  würde  ich  lieber  schreiben  in  quo  regis  frater  Am- 
minais  mercennariorum  Villi  miliar  (qnac^  introduxerat  in  civi- 
totem,  cohortattm,  contra  Alexandrum  armarerat.  /pugna  Indorum 
et  Alexandri.  Alexander  et  Indorum  AminaisJ.  id  oppidum  etc, 

§  40  ist  wohl  durch  Umstellung  zu  helfen:  neque  eo  magis 
proelio  discessit  deiecto  vulnere,  eoquc  nuxgis  magisqiie  male  affedus 
milites  hortatur  etc. 


Miicellen  153 

§  41  lese  ich  credii  ea  saj;a  nerms  missa  scurptonL•  fcata- 
jmUm  arcu  e^KteusasJ  volare,  in  dem  ich  annebnie,  das»  scorpimtis 
erklärt  war  durcli  catapnlfai  arcu  t,iieusae,  uhr  Ciloetiem  in  den 
Text  kam  und  dort  grammatiBch  durch  Aenderung  in  eatapuKm 
arcu  exiefisas  ein|rereiikt  wurde«  Ειτ>  tihnliohe»  Glüseem  fiudot 
«ich  oben  §  23  und  unten  §  67 ;  auch  zB,  §  46  {piiiitact  cranf 
mw//*);  öftere  flind  auch  Inhaltsangaben  vom  Rand  in  den  Text 
gedriingen  (β.  zB.  oben  §  39). 

§  42  cum  tantis  vir  tut  ibiis  hostes  esse  putaret:  nein»  viel- 
mebr  cum  ianlis  viribus  etc. 

Bei  der  Besteigung  des  Α  ο  rn  üb  berge«  (§  47)  wird  aller 
Ruhm  auf  den  König  gelbst  geworfeij.  Die  Worte  aind  iiirht 
lückenhaft,  «ondern  nur  leieht  verdoriien;  e«  heiest;  ipse  primus 
ma.rinw  cum  /abore  ac  perictilo  mrsmi  paulafhn  scati  dens^  sed 
(scandentes  Cod.),  ctim  mrdfi  utrimque  interirwt,  (in}  locum  sum- 
mum  ad  plamiiem^  pmetramt, 

§  4S  genligt  es  zu  schreiben  inde  naves  aedißcatas  tit  im- 
peraverat  magnumqtte  comtneafum  ah  Hephaestione  coniparadum 
itOvenU  (cmnparaverat  Cod.i. 

§  51.     In  dem  Satz    hov    fumaitn    metu    comnwti  Macedoncs 
iacite    'm    hco   cofi^'^fiterunt    ist    iumnlin  gesichert  durch   ιαραχήν 
hei   Diodor  XV  8β,  daneben  aber  m€h4  unmöglich,  also  als  Dilto- 
grapbie  {nacb  tmnullu)  zu  tilgen, 
I  §  55  liest  man:  Abissmc^  fraircm  suum  Ugatum  ad  Aka^aU' 

dmm  de  amlcitia  misii.  f*Hm  hm:  Af runder  Ν kochH  et  alterum 
ad  Forum,  Chocharen,  Jegatos  rtmhit^  qut  ab  ntrisque  sNpendinm 
et  chsides  postidartnL  Gesagt  eoll  werden,  wie  das  Folgende 
lehrt,  dasB  Alexantier  sowohl  an  Abißsares  als  an  Porue  Gesandte 
mit  der  Aufforderung  zur  Anerkennung  seiner  Oberherrlielikeit 
schickt.  Dass  der  Gesandte  an  Porue  Cleochares  hiess,  ist  auch 
«onst  überliefert  (Curt.  YIII  13»  1|;  hier  lernen  wir  auch  den 
Namen  des  an  Abiaearefi  mit  deaaen  Bruder  Geechickten  kennen 
(Kicoclep).  AIbo  ifit  zu  schreiben;  cum  hoc  (dem  Bruder  des 
Abieeares)  AJe^taftder  Nkoclen  ad  Ahisaremf  ad  Purum  Cko- 
charen  hffatos  remmt  ete. 

Die  Antwort  des  Porus  auf  die  Autforderung  Alexanders, 
ihn  za  begleiten,  kann  nicht  gelautet  haben,  wie  wir  sie  jetzt 
k§  64  lesen:  fdi^  hiqtut,  pairiamtnam^  ο  magne  Alexander,  mkam? 
dimidium  vitae  arntttere  velim,  ut  me  ine\  tut  cives  ciiptirum  vl• 
deaniy  immortaUs  fteri  nolo:  st  me  extmpll  causa  depmiare  i^is, 
habes  potestatem  deportandi  moriunm.  Denn  unmöglich  kann  der 
indische  Herrscher  in  einem  und  demselben  Atliem  versichern,  er 
wolle  sein  halbes  und  sein  ganzes  Leben  dran  geben,  um  nicht 
den  Macedoniern  als  Gefangener  gezeigt  zu  werden.  Vielmehr 
ist  zu  verbinden :  td  mc  fui  eivts  captirmn  vidcant,  tmmortaUs 
fieri  iUilo.  Dagegen  Hchlieest  sich  im  Anftuig  zuHiimnien:  nt  pG' 
triam  tuam,    ο  maffve  Akxmidcr^  vkkam,  dimkUum  vitae  amdtere 

*    Vgl  Diodor  Xyn  85,  2   ή  bi   πέτρα  ,  .  €Ϊχ€    τήν   ^πϊφ(1ν€ΐάν 


154 


ΜΐΒοβΠβη 


velim  <Jh,  'gern  gäbe  ich  raein  halbes  Leben  dartim,  dein  Vt*e^ 
land  zu  sehen  \  Die  m  entstebende  Antitbeee  itt  i&war  kiinetlicb, 
aher  nicht  künf»tUcher  alt  vieles  in  dieeen  ausgeklUgelteo  Dialogs 
rhetorieireDder  Schrifteteiler. 

Die  Schilderung  uer  Tapferkeit  zweier  indieoher  Hunde,  alt 
Sophes  mit  einem  Löwen  kämpfen  laset  (§  66).  bedarf  noch  einiger 
kleinen  Nachhülfen.  Ich  le&e:  cum  leonem  ad  terram  daium  w- 
guereni  (nämlich  die  i&wei  Hunde),  interimuni  (cani  Cod.)  crmf 
ferro  abscidi  praecepit^  cum  ille  fttqne  vocem  e  mit  t  er  et  (mitttrtl 
Cod.)«  neque  leonem  ideo  magis  dimUteret  {amitteret  Cod.).  üa 
denlibus  appressis  ea  usque  ienuit,  dum  anima  cumftanffuine  (e 
ßmi^uinis  Cod.)  ip$i  crure  iteeto  omnis  effinjcit. 

§  67  ha$gue  (canes  femimts)  ab  ea  bestia  {ίφκί)  .  .  iniri  ä 
fquod  inde  natum  esset]  eum  fetum  canum  mulio  acerrimum  eiM. 
Die  eiDgeklammerten  Worte  eind  als  Gloasem  zu  tum  feium  (a 
oben  zu  §  41)  zu  tilgen. 

§  68  echreibt  man  am  leicliteRten :  inveni^HU  Λ  m}  flmmm 
XII  dierum  (jm;  vgl.  §  7  und  34)  per  solas  terras  flttmen  alh 
esse  {ab  rege  Cod.,  vgl,  §  7.  34)  Gangen  etc.  —  Bemerken»- 
werth  iat  auch  hier  die  Uebereinetimmung  mit  Diodur,  die  bis  auf 
die  Satzbildung  geht  (XVII  93). 

Zu  der  Meldung  in  §  70  deimic  chissem  eelis  diseoiuribm 
passis  fiumitte  secmuio  devthi  coepit  ist  zu  vergleichen,  was  bei 
PliniuB  N.  H.  XfX  22  f^tebt :  ienipiatum  est  tiugi  linum  quoquä 
.  ,  .  in  Älevandri  Magni  primum  classibus  Indo  amne  tmvigofttis, 
cum  duces  eins  ac  praefecti  ccriamine  quodam  t^ariassent  ineigtm 
navium  stupuentnfque  itiora  flatu  versicoloria  peUvnte  vela. 

Die  Fahrt  zum  Ocean  wird  §  β6  ganz  in  Ue  he  rein  Stimmung 
mit  CurtiuH  IX  9  erzahlt,  deeeen  DarBtellung  hier  direct  (β.  Cli* 
tarch.  fr.  20  M.  bei  Strab.  VIT  p.  293)  ak  Clitarchiech  zu  e^ 
weisen  ist ;  namentlich  wird  die  üeberraechung  durch  die  ein- 
tretende Flulh  »bnlich  beachriebetK  Deabalb  darf  aber  auch  in 
den  überlieferten  Worten  redientes  campos  aqtmm  salsam  com- 
pleri  ,  .  sensernnt  nicht  mit  Wagner  rediefdes,  was  für  die  nick• 
kehrende  Fluth  §o  charakteriBtisch  ist,  beeeitigt  werden  (er  wollte 
ein  aui  b  an  eich  unpassend  ea  sitietäes  einsetzen).  Am  einfacliBten 
wird  es  sein  zu  schreiben:  rediente  (für  redeunte)  campos  aqua 
Salsa  L'ompleru  C.  Wachemuth* 


Zwei  lateiiieelie  Epigramme. 

E$  macht  Freude,  wird  um  aber  selten  genug  beechieden^ 
aus  einem  epigraphischen  Splitter  den  Balken,  von  dem  er  ab- 
gespalten, mit  der  Geradheit  und  Genauigkeit  des  einstigen  Zim- 
mermanns wieder  aufzurichten.  Von  den  carniina  epigraphica  her 
erinnere  ich  mich :  Hr.  de  Nino  findet  im  Getrümmer  einer  Badia 
einen  Stein  mit  einem  Wirri>al  von  Buchstaben  und  Silben,  aber 
das  reiht  sich  trefßich  ein  in  den  Zusammenhangi  bildet  den 
Schwanz   eines  altbekaunten,   im  Original   verlorenen,    in    seine; 


Misoellen 


155 


(Aechtbeit    angezweifelten    Gedichtes  (Nr.   1212,    corrig;  p.  858). 

Oder:    zu  Neapel   liest    mari  auf    einem  Architrav   Jas  inetrisuhe 

Η  t  u  c k  eb  e  η  mvjehal  c  ura  n  ehen  dt ;  d  as  s   d  i  es  e  i  η  U  eb  e  r  b  le  i  b  κ  e  1 ,  der 

einzige  inscbriftlicbe  Reet    des    zu   Rum     von  Conetantios    aiifge- 

etellten  Obelisken  ist,  bab'  ich  lediglif-li  in  Folge  der  Zueamnien- 

^  Ordnung   jener    Claueel   Nr.  2B8  mit    der  ObeliBken-Inecbrift  279 

|(V.  7  iamjehüt)  auf   deuüselben   Druckbogen,    leider  erst  während 

dea  Dinckee  erkennen  können :  ein  Glück  daee  ee  schon  mehrere 

iwiseen.     Sed  nunc  de  facto  leviore. 

Bei  den  Ausgrabungen  deH  römisoben  Forutne  kam  auch 
liier  Best  einer  Inscbrifttafel  zu  Tage,  die  aus  den  Colombarien 
I  iitammt,  lieren  Text  icb  nach  Hrn.  Gatti*s  Bericht  Notizie  degli 
I  Scavi  1901)  p,  11  bier  wiederbole^  die  beschädigten  oder  gebro* 
ebenen  Buchstaben  der  linken  Heite  des  Steins  (Zeile  β  Ο  oder  DJ 
[in  der  Minuskel  vervollständigend: 
_Z^  es  L  Paris 

::^xxvi 

—  super  osea 
^  quae  raeruit 
5  ^'  raestai  bonore 
^-d  superos 

Man    siebt,   auf  die    Namen    des  Freigelassenen    und  die  Angabe 
seines  Lebensalter a  folgte  ein  Nacbnif  in  poetiscber  Form,  zwei 
Disticba.     Und  der  Bericbieretalter  hemerkt  mit  Recht,  dasB  man 
im   Anfang    leicht   nieder  erkenne  den    bekannten   Hexameter:  /e, 
laptSf  obfestor,  leuiter]  super    oma  [residas.     Den   bekannten   Ge- 
danken, werden    wir   besser    sagen,    da    der  Wortlaut     wohl    ein 
L^  andrer  war,      Da8  ganze  Epigramm  nämlicb  ergänzt  sich  ans  den 
■  carm.  ep.   1047  u.  1048,    wo  diese  Verse  schon  ab  tralaticü   be- 
"  zeichnet  sind,  ein  formelhaft  verwandtes  und  vervielfältigtes,  von 
Rom   auch  nach  Illyrien  gebrachtes  Muster    für    poetische    Grab- 
Schriften  aus  der  Kaiserzeit,  keinesfalls  jünger  als  Marti al.     Da» 

ticht  1048  lautet: 
Et  tej  Terra,  precor,  leuiter  super  ossa  residas, 
sentiat  ut  pietas  praemia  quae  meruit, 
et  quicumque  suis  sincere  praestat  honorem, 
felicem  eursum  perferat  ad  superos. 
m  erwäbnenswerth  ist,  dass  der  neue  Text  in  V,  3  die  Vul- 
brm  hotwre  ohne  m  zeigt,  wichtiger,  dafi»  er  für  den  Anfang 
des   Gedichtes  eine  andre  Fassung  gehabt  zuhaben   scheint;  denn 
wer  möchte  nicht  glauben,  dass  super  ossu  den  Hchluss  des  ersten 
Hexameters  bildete?   was  z\var  rhythmisch  nicht  ganz  so  fein  ist 
und  weniger  gebräuchlich    war,    aber    doch  zB.   im   Eini^ang  von 
carm.  ep.   1315  gefunden   wird.     Gewiss   ist  dies  glaublicher,  als 
dass  das    letzte   Wort   des   Hexametere    erst    in    die  Pentameter- 
Zeile  gestellt,  oder  gar  dass  eine  eigene  Art  von  lyrischem  Vers 
hier  gewählt  worden.    Wir  werden  also  den  ersten  Vers  der  Paris- 
Insohrift,    um    das  Schema  nicht  weiter    als   nöthig    tu    ändern^ 


156  MiBcellen 

nach  Anleitung  von  1315  ergänzen:    et  te,  Terra^  preeOTj  lemter 
uiceas  super  assa. 

Mehr  Bedeutung  fiir  die  Geschichte  der  lateinischen  Poeiie 
hat  ein  Fund  in  Pompeji,  von  welchem  Hr.  Sogliano  in  deneelheo 
Notizie  1900  p.  199  f.  Kunde  gibt.  £in  Wandgemälde  bietet 
eine  neue,  zwar  Hehr  beRchädigte  aber  nach  den  mehrfacheo 
Repliken  in  Wand-  und  Thonmalerei  (von  Rohden,  pompej.  Ter- 
racotten  Tafel  XLVII  Rrkl.  p.  57  ff.)  im  Ganzen  kenntliche  Dar 
Stellung  der  pietä  greca  oder  wie  sonst  die  Gruppe  genannt  wird, 
der  pieias  Perus,  quae  pairem  situm  Micona  .  .  .  custodiae  tra- 
ditum  iatn  ultiniae  senectutis  uelui  iftfaniem  pectori  suo  admotum 
(üuit  (Valerius  Max  V  4  ext.  1,  Hygin  fab.  254):  der  Alte,  im 
dtistern  Kerker  am  Boden  hockend,  von  rechte,  sangt  die  ihm 
von  dem  jungen  Weib,  das  den  Oberkörper  kaum  neigt,  hingehal- 
tene linke  Brust.  Die  Beischrift  der  Namen,  links  Pero  und  rechti 
Micon,  berichtigt  oder  bestätigt  die  richtige  Schreibung  der  an- 
geführten Textstellen,  in  welchen  Mycon  oder  Cimon  überliefert 
ist.  Aber  in  der  oberen  Ecke  des  Vierecks,  welches  die  Malerei 
einnimmt,  in  der  linken  £cke  bis  an  das  Gitterfenster  heran,  durch 
welches  rechts  oben  in  den  Kerker  Licht  fällt,  ist  ein  Epigramm 
mit  weisser  Farbe  angemalt  zur  Erklärung  und  Anpreisung  des 
Bildes,  drei  Disticha,  des  mangelnden  Raumes  wegen  nicht  in  der 
üblichen  Weise  abgesetzt,  sondern  fortlaufend  geschrieben  in 
sieben  Zeilen.  Auch  das  Epigramm  ist  stark  beschädigt,  die 
Lesung  schwierig  und  an  zwei  Stellen  unmöglich;  ich  nrinss  auf 
Hrn.  Soglianos  Transcription  mich  verlassen,  denn  das  Facsimile 
welches  dem  Bericht  vorgesetzt  ist,  (»iitbehrt  solcher  Deutlichkeit 
und  Schärfe,  dass  man  danach  den  Text  controliren  könnte.  Um 
den  Sinn  des  Ganzen  vorzuführen,  reihe  ich  in  die  wohl  erhal- 
tenen Verse  gleich  ein  was  ich  zur  Ausiullung  der  Lücken  ver- 
suchte, ohne  auf  die  Einzelheiten  einzugehen,  ob  liaustus  oder 
poius  oder  suctus,  und  dergleichen  mehr  und  unsichreres : 
Quae  paruis  mater  natis  alimenta  |  parabat, 

Fortuna  in  patrios  uertit  |  iniqua  cibos. 
[haustus  pulcrum  opus]  est  |  tenuf  ceruice  seniles 

ast  liquidus  |  uenae  lacte  [replente  tumor, 
Γ»  languentemqne]  |  simul  uoltu  fricat  ipHa  Miconem 

Pero :  |  trist is  inest  cum  pietate  pudor. 
V.  3  für  die  Lücke  vor  est  sollen  die  Züge  eine  doppelte  Lesung 
zulassen  .  .  .  us  locus  oder  .  .  .  um  opus,  V.  4  nach  ΙίκΙβ  könne 
m  .  .  .  oder  re  .  .  .  stehen,  am  Ende  dieser  Lücke  ein  r.  Letzteres 
verträgt  sich  nicht  mit  dem  folgenden  simuL  ein  Zweifel  musi 
einstweilen  auch  gestattet  sein  wegen  ast  V.  4,  das  nur  vor 
vocalischem  Anlaut  gebraucht  zu  werden  j>flegt  (Leo  Sen.  trag. 
I  p.  214,  F^hwald  zu  Ov.  met.  XI  461),  das  hier  besser  darch 
et  oder  ac  ersetzt  würde.  Besondere  Schwierigkeit  macht  V.  5, 
nicht  weil  man  über  die  Beziehung  von  uoltu  so  wie  über  die 
Zutheilung  von  tristis  un  Pcro  oder  an  pudor  streiten  kann,  son- 
dern   weil    der    ganze    Gedanke    der  Malerei    gegenüber    unklar 


MiBCßllen 


ist 


bleibt  Denn  weder  in  diesem  Gemälde  noch  in  irgend  einer 
Replik  —  die  Daratelkiiigen  aber  Htimmen  im  WeReivtliolien  über* 
ein  und  weisen  auf  έίη  Vorbild  zurück  —  sieht  man  etwa»  dae 
der  Redewendung  fricat  ipsa  Mironem  Pero  entspricht,  diewe  im 
strengen  Worteinu  genommtin:  böchetens  acbeint  das  Weib  einmal 
mit  ihrer  Hand  den  ΚορΓ  des  Alten  näher  au  ihre  Brnat  zu 
drücken.  Die  Wendung  wird  darum  eher  metaphorisch  zu  nehmen 
eeinj  au»  jeuer  Uebertragung  herzuleiten,  welche  bei  re/ricarc  ro 
früh  und  häufig  int,  in  weiterem  Sinn  von  aufmunternder  leben- 
weckender Bewegung,  Erregung  zu  verstehen.  Man  kennt  den 
Wortwitz  des  Petroniue:  nuigis  aipedit  inguina  quam  ingenia 
fricare  und  den  obecenen  (Gebrauch  des  Verbume.  Hierin  liegt, 
wenn  ieh  nicht  irre^  der  Behlüaee!  für  jene  Wendung:  fricat  ipsa 
und  dae  Schlüsswort  pudur  geben  dem  Epigramm  eine  lüfiterne 
Spitze,  welche  wie  gegen  Ovids  erotische  und  die  priapiRchen  Ge- 
dichte gekehrt  von  den  Liebbahereien  und  dem  litterarifichen  Dunfit- 
kreis  der  Zeit  zeugt.  Die  Zeit  des  Epigriimmatisten  dürfte  eb*^n  die 
zwincben  Ovid  nnd  Petron  sein ;  schon  gilt  die  Regel  den  Penta- 
meter mit  Kweiiiilbigem  Wort  zu  echliestBent  aber  Pero  Y*  »j  mag 
lieber  im  ersten  Versfuss  iich  breit  machen  ale  die  Verkürzung  von 
NasQ  magister  erat  nachahmen.  Denn  dass  die  Verse  nicht  für 
jenes  (iine  Bil<i,  nicht  eret  in  Pompeji  gemacht  sind,  das»  viel- 
raehr  alle  welche  in  Rom  oder  andersw*o  damals  das  Geraälde 
von  Pero  und  iMikon  bewunderten  (YaL  M.),  anob  jenes  Gedicht 
dazu  haben  lesen  können,  diee  steht  von  vorn  herein ,  denk'  ich^ 
ausser  Zweifel;  aber  es  fragt  sich»  ob  in  einem  Buche  und  in 
welchem,  ob  schon  der  pompejanische  Dilettant  eine  ähnliche 
Sammlung  lateinischer  Epigramme  über  Kunstwerke  hat  benutzen 
können,  wie  späterhin  für  diesen  und  jenen  Auszug  die  Redactoren 
der  lat,  Anthologie;  von  griechischen  Epigrammen  derart  existirte 
längst  mehr  als  eine. 


B. 


R  B. 


Cyriaci  Auconitani  epistala  inedita. 

Ernestus  Spadolini  meua,  profesi^ür  Anconitaniis,  qui  lauda* 
bili  studio  denuo  bibiiotheeas  perecrutatuR  est,  ut  novi  quid  pro- 
ferret  de  vita  civie  m\  clarissimi  Cyriaci  Anconitani  cuiusque 
librum  de  Cyriaco  coronatum  praemio  societatis,  cui  nomen  est 
regia  deputariofie  di  storia  patria,  adbuc  exspeetamus,  nuper 
repperit  in  codice  Laurentiano  fiO  epistotam  hano  Cyriaci,  quam 
edeticlam  mihi  comiter  tradidit: 

Kiriacus  anconitanus  ad  Pauluni  pergulensem  philologicum 
darum  atqiie  integerrimum  virum.  Qnom  bisce  diebus  una  nostro 
cum  viro  nohili  Zacharia  Contareno  Patavina  sua  rura  petentea 
Venetiis  solandi  anirai  gratia  concederemu»,  puetquam  bomineB 
inter  agrestes  inoulta  eilvarum  simul  et  agroruin  culta  lustravi- 
mu8,  alii  per  dumos  pict(i)s  qnacriiant  avihus  aves^  alii  quidem 
aeecatie  sub  undam  hami»  varigenos  laqueare  pisces   eua  pro  yo- 


158 


Miscellen 


luptate  cuTftliant,  nempe  βϊβϊτιϊ  praeetaiitiorefli  alii  ad  dIto9  ψττ 
invi(ctja  lu^tra  colles  orthoeeroB  inRectari  cervop  aprosve  fteti- 
geroe  plerisque  venalibiiB  armie  canibüsqu*?  percürmiit.  Ego  t^- 
denim  interea  (t))t  non  onmes  diei  borafi  onmi  ex  parte  vacoi« 
amitterem  titque  non  tue  meis  totum  et  inexpertem  curie  vider«iDi 
dam  graeca  libmrum  fragrmenta,  quae  aliqua  mecum  (in)  italiülm) 
Duper  ab  inKuIa  pbaearutn  adduxeranif  lectitarenii  in  eum  inridi 
libellnm  quem  breviFRimum  de  virtüte  conecripacrat  Aristotbele«^ 
ille  pbiloeophoniTn  egregiua.  At  et  cum  h  eo  tanto  pnnci•  fi- 
arare  litter is  COnecripsieeett)  ea  de[ni]  incÜta  re  cuiusüe  qaat?  om* 
nibtai»  partibna  quae  humanarüin  tanqaam  et  divirtnrum  reruia 
omniitm  eumtiia  est^  at  latinie  non  foret  ignotuf»,  praedigne  tDi> 
nomine  traiifiduceudum  curavi.  Igitur  biece  latitiutn  benivotenttie 
tae  mitto,  ut  ad  quem  eemper  virttitum,  alamtiae  philoBophiae 
cultorem  exornatorernque  e«se  ooijnovi.  Α  qua  qiii  penitua  di«- 
ciplina  alieiii  eunt,  Platone  auctore  qne  maeatani  et  lugubrem  ri* 
tarn  agere  exploratksimum  est.  Yale  et  virtutem  ipaam  Arieto- 
tbelemque  tnan)   lege. 

Arietotelie  de  virtute  libellua  incripit  felix  Laadabilta  qQam 
BTiTit  quaeque  bona ,  vituperabitia  vero  quaeque  turpta  eual 
Bonorum  itaque  existimantur  virtutee,  turpium  autem  m&UtiML 
Laudabilia  utiqae   Runt  et  canaae  virtutum  etc« 

Hactenuft  Cyriacus,  cniu»  de  codice  «uo  AriBtoteUe  Corcjrrae 
empto  laetitiae  non  invidebimue.  Hevera  autem  Anatotelia  ille 
libelloa  de  virtute  nibil  est  nisi  diRsertatio  illa  pBeudo-Ariatotelict 
TT€pi  ap€TiiiV  και  κακιών  Arist.  ed,  Bekker  Π  124*^  —  51,  quam 
totam  in  ueuni  »uum  vocavit  Andronica«  Rhodius  quamque  in  eo 
edidit  novie  codicuin  Hubsidii«  η  ruh  C  Schucbbardt  *Ändrooid 
Ehodii  qiii  fertur  li belli  περί  τταθών  pars  altera  de  virtutibaa  et 
vitÜB  (Darmetadiae  1883|.  Cyriacue  emit  codicem  eaeculi  XV, 
at  puto,  non  differentem  a  multie  illina  aetatia  codicibaB«  qai 
commontatioDem  illam  conti iient,  enumeratie  partim  a  Scbuch- 
hardtio  p,  12,  LectioneB  Cyriaci  execribere  inulÜe  eeae  cogaovi, 
quae  congruant  omneB  cum  conBensu  eodicum  illorum  recentium, 
quem   editor  in  adnotatione  critiea  dedit. 

Com  igitur  ad  textum  opueculi  ilHuB  constitnendnin  nihil 
proficiamuB,  restat  ut  de  epistula  ipsa  pauca  addamua.  Paulimi 
Pergilenaem,  pbilologicura  doctum,  ad  quem  data  est  epietula,  Cj- 
riacua  ipee  in  Itinerario,  quod  vocatur  (ed.  MehuH  p.  19)  nomtnat 
inter  fantoree  »uoa  Venetoe.  De  eo  mibi  scripeit  Spadolini :  Paulo« 
PergeleneiB,  euae  aetatis  jirincep«  pbiloRophorum  (eod,  Vatic. 
6292  f.  168)^  lector  publicuB  pbiloeopbiae  Venetiis  fuit  anno  1451 
et  peneionee  recipiebat  a  ProcuratitR ;  acripeit  Logiea  sive  com- 
pendium  logicea  (V^enetiie  148ί)  et  de  aeneu  composilo  et  diTk^i 
libellum  (Vcnetiie  15O0), 

EpiBtula  Bcripta  est  anno  fere  1435.     In  itinarario  euim 
indicato  sive  relatione  Cyriaci  ad  papam   Eugeniuin   IV    de 
grinationibue  euiB,  confecta  anno  1441,  le^untur  in  ea  parte» 
de  itineribus  annorum   1434    et  1435  refert,  haec    (p.  29): 


MiaoelkD 


159 


ι 


Bc.  Verona)  vero  Cenomaiioe  per  campos  et  Euganeoe  coliee  Pata- 
Tinum  ad  ftgruin  Zacbariam  conterraneum  (leg.  ContareniiDi)  ne* 
cefiBariam  nostrum  eua  rora  eolentem  convenimue,  ubi  poBtquam 
bomines  inter  agrestes  .  .  Seqiiuntur  proraue  eadem  verba  at* 
qua  in  epifitalam  recepit  ueque  ad  exploratieeimuni  est  niei  quod 
quaedam  poetea  mtitata  snnt^  e  quibeg  adnotare  place!  verba  baee 
in  epietula  corrupta:  ^At  et  cum  i«  tam  paiicie  exaraese  littene 
conspectareturt  ea  de  ificl^'ta  re,  quae  tam  divinarum  qnam  huma- 
narum  rernm  omiiium  eumma  est,  ut  Latiie  non  foret  ignotus, 
praedigne  Paulo  Fergulenei  ,  .  traneducendam  latineque  trana- 
mittendumr  curavi,  utpote  quem  .  .  .  Epistulam  igitur  ex  itine- 
rario  locia  hia  emeiidare  poeeumua:  in  via  (iDTicta),  ut  ώοώ  (et), 
inexpertetn  (inexpertum). 

Ailerutn  exempluui  eiiisdeui  epiatutae  deitcriptum  anno  1442 
manu  Giovanni«  Petri  Pauli  Anconilani  in.  codice  Vaticano  Ott 
1353,  f.  429  extare  De  Rossi  Insur.  Christ.  Π  362  adnotavit 
Cyrincum  denique  familiärem  Contareuornni  fuisse,  etiara  aliunde 
demontstrari  pütest,  quod  alio  loco,   ubi  de  titulis   ab    eo  Patavii 

^collectifi  eermo  eritp  exponemue. 
Hambnrff.  E.  Ziebarth. 

kau 
irel: 


I 


I 


ßerichtigiitig 

0,  E.  Sclimidt  sagt  im  Rhein,  Mue.  1900  8,387:  'Niemand 
kann  es  mebr  bedauern  als  ich,  dass  «in  frübzeitiger  Tod  Lehmann 
gebindert  bat,  uns  die  verflprochene  Ausgabe  der  AtlicuBbriefe 
wirklich  zu  liefern.  Denn  diese  würde  den  Beweis  erbraoht 
baben^  dasH  seine  italischen  Handschriften  einen  nennenswertben 
Ertrag  für  die  Textgestaltung  nicht  ergeben.  Das  bat  Lehmann 
selbst  scbiiesslicb  gefühlt  und  in  der  Vorrede  zur  eecbsten  Auf- 
lage der  *  An  »gewählten  Briefe*  (Berlin»  Weidmann  1Θ92)  ausge- 
sprochen, er  hat  aber  auch^  was  n<ich  viel  schwerer  wiegt,  seine 
mit  80  Yiel  Mühe  zu samtnen getragenen  Kollationen  während  seiner 
letzten  Krankheit  verbrannt. 

Die  zweite  Hälfte  dieses  Passus  bedarf  einer  dreifachen  Be- 
richtigung : 

1.  In  der  von  0.  E.  Schmidt  erwähnten  Vorrede  sagt  Leh- 
mann wörtlich  :  *  In  der  TexigeBtaltung  der  Atticusbriefe  hätte 
ich  auf  die  neuen  Handschriften  mehr  Eückeicbt  nehmen  und 
55 Π .  X  8,  ß  auguria  —  quaedam  und  I  19^  1  eine  absque  argu- 
mento  schreiben  können.  Ich  habe  es  nicht  gethan,  weil  ich  den 
Fehler  meiden  wollte,  in  den  leicht  verfallt,  wer  zuerst  neue 
Handschriften  ans  Licht  gezogen  und  die  grosse  Mühe  der  Text- 
vergleichung auf  sich  genommen  bat :  denn  die  Freude  ara  neuen 
Erwerbe  verleitet  oft  dazu,  die  bekannten  Textesqnellen  gering 
lu  schätzen/  In  diesen  Worten  ist  nicht  das  Bekenn tniss  ent- 
halten, dass  die  neuen  Handschriften  einen  nennenswertben  Ertrag 
für  die  Textgestaltung    nicht  ergeben,   sondern   der  Vorsatz  au«- 


160  Misoellen 

geeprochcD,  den  nahe  liegenden  Fehler  einer  Uebencbfttxiing  der 
neuen  and  einer  Unterschätznng  der  alten  Textenqnellen  zu  rer 
meiden.  Die  Vermuthung,  Lehmann  habe  nchlieflslich  gefühlt, 
dasB  die  von  ihm  ans  Licht  gezogenen  HandRchriften  so  gnt  vie 
werthlos  seien,  läset  sich  überhaupt  durch  keine  Aeueserung  oder 
Handlung  Ijehmanns  begründen  und  ist  somit  willkürlich. 

2.  Die  Behauptung,  Lehmann  habe  seine  mit  so  viel  Mab« 
zusammengetragenen  Kollationen  während  seiner  letzten  Krank- 
heit verbrannt,  ist  irrig.  Er  hat  vielmehr  in  einem  6  Wochen 
vor  seinem  Tode  zu  Davos  geschriebenen  Briefe  bestimmt,  diM 
seine  Kollationen  zu  Ciceros  Briefen,  wie  überhaupt  alles  Sohrift- 
liche,  das  sich  in  seiner  Hinterlassenschaft  finden  werde,  die  mit 
Randbemerkungen  versehenen  Handexemplare  eingeschloesen,  nach 
seinem  Tode  ungesehen  verbrannt  werden  sollen,  nnd  die  Unte^ 
zeichneten  verpflichtet,  diesen  Auftrag  gewissenhaft  anszuführen 
Wir  haben,  als  Lehmann  gestorben  war,  der  Bestimmung  ent- 
sprechend die  Kollationen  und  alles  Übrige  von  Lehmanns  Hand 
Geschriebene  durch  Feuer  vernichtet. 

3.  Die  Annahme,  dass  Lehmanns  Entschluss,  die  Kollatiooen 
zu  vernichten  —  oder  vielmehr  nach  seinem  Tode  vernichten  η 
lassen  —  aus  der  Erkenntnies  ihrer  Werthlosigkeit  enteprongen 
sei,  ist  falsch.  In  dem  erwähnten  Briefe  motivirt  Lehmann  seine 
Bestimmung  vielmehr  durch  folgende  Worte:  *  Denn  ein  Fremder 
wird  bei  Benutzung  meiner  Kollationen  leicht  in  Irrthümer  ge- 
rathen,  und  die  Ausgabe  soll  sauber  und  rein  werden/  \Vir 
stellen  dies  fest,  um  der  Auffassung  entgegenzutreten,  daes  Leb- 
mann, durch  0.  E.  Schmidts  oder  irgend  eines  andern  Gegners 
Gründe  umgestimmt,  zu  irgend  einer  Zeit  an  seinem  Lebenswerke 
irre  geworden  sei. 

Friedenau  und  Berlin.  Carl  Kotbe. 

Georg  Andresen. 


Za  Rhein.  Mas   LT  S.  588-602. 

Unter  dem  Aufsatz  dee  Herrn  Dr.  von  Fritze  (55,  602)  ist  du 
vom  Verfasser  der  Ortsaneabe  beigefügte  Datum  "im  September  l8f*K'* 
beim  Dru(;k  leider  übersehen  worden.  Da  dem  Herrn  Verf.  eine  Cor• 
rectur  iiiclit  vorKclcgt  werden  konnte,  wnr  dii'ser  verhindert  auf  die 
seit  der  Absendiing  seiner  A))handlinifr  erschienenen  Arbeiten  hinzn- 
weisen,  in  denen  gleiche  oder  ähnliche  Ansichten  vertreten  werden. 
Die  KiHlaction  verfehlt  nicht  dies  dem  Wunsch  des  Verf.  gemäits  tn 
erklären.  Die  Red. 


Verantwortlicher  Keilacteur:   L.  Rnd  ermach  er  in  I^mn. 
(21.  December  19(X).) 


\rERMUTHl  INGEN 
ZUR  lOUXMENTA-INSCHRIFT 


Der  Vorschlag,  die  Zeilen  der  vierten  Seite  des  Steine  in 
fiimgekelirter  Ordnung  zu  leeen  als  bisher  geecliehen  (oben  55, 
1484),  war  die  einzige  der  bjcL•  mir  beim  Anblick  der  älteren  Fac- 
leitniles  aufdrängenden  Vermutbungen,  die  ich  ohne  genauere 
[Prüfung  des  Steins  zu  publiciren  wagte.  Kürzlich  ist  nun  Slud- 
[uicjtka  so  freundlich  gewesen^  einige  Stellen  der  Inschrift  nicht 
l^m  GipsabgUBB,  sondern  trotz  des  unbequemen  Standorte  am  Ori- 
fginal  selber  zweimal  zu  unterauchen.  Seine  Resultate  ermuthigen 
isniob,  einige  weitere   llvfiothesen  zu  veröffentlichen. 

Dass    die    zweitunterste  Zeile    der    vierten  Seite    als  Fort- 

[«etzung  der  untersten  zu  fassen   ist,  wird  —  worauf  mich  Hüleen 

lufmerksam  mauht    —  durch    den  Stein   selber  einigermaeeen  an- 

Igedeutet;    die    mit   uelod    beginnende    Zeile    neigt    sich    der    mit 

liouesiod  scliliessenden  furmlich  entgegen,  was  eich  leicht  versteht, 

[wenn    der  Steinmetz   jene  unmittelbar    nach    dieser  einmeiseelte. 

llet  9omit  Zeile  14.  15  (bisher  13.   12)  quoi-ham  zu  lesen,  so  kann 

[daii  folgende  Wort  natürlich  nicht  Her  sein.     Die    zwei  dahinter 

[erkennbaren   Hasten  dürften    die  Lesung  Üsrd    als    die  näcbstlie* 

Igende  erseheinen  lassen,  eine  Verbalform^  die  dem  epäteren  iteraf 

^leichziietellen    wäre.     Dass  alte  Transitiva  auf  -tre    später  gern 

lurch  Bolohe  auf  -are  ersetzt  werden,  bat  Lindsay,  The  Latin  Lan- 

guage  p.  485  bemerkt;  artire  bei  Cato  und  NoviuSi  epäter  artarei 

gnariulsse  Paulus  Festi  (18,  5  Tb.,  später  narrare;  fulgiiritm,  Se- 

neca  fulffuratua  (auch   wohl  intransitiv  fulgormd  Naevius,    später 

f%ügHrare)\  weniger  sicher:  si  .  .  mrhtrit  in  einem  Serviue  TuHiue 

zugeschriebenen  Gesetz  Fest.  290,  15  Th.,   seit  Plautue:  tierherare. 

Ein  altes  ^lierire    hat   also  keinerlei   Bedenken  gegen    sich.     Die 

Porm  Uetit  wäre  insofern  wichtig,  als  sie  das  erste  nicht-praete' 

'ritale  Verbum    der   Inschrift  darstellte-     Denn    die  Deutung    von 

Hbftlu.  MiLit.  f.  PhiluK  N.  F.  LVI.  11 


162  Thurneysen 

estd  Ζ.  2.  3  ale  crit  Rtatt  ale  esset  ist  trotz  des  entsprachenda 
indischen  ConjnnctivR  asat  äuseerst  zweifelhaft,  da  die  andern 
italischen  Dialecte  im  Futarum  nur  •/,  nicht  -cl  kennen.  Emi 
=  klasR.  esset  muss  also  von  einem  praeteritalen  Verbum  abhängo, 
etwa  im  Sinne  von  siatuit  oder  stattterunt^  je  nachdem  guoi  Z.  1 
Singular  oder  Plural  ist.  Dass  dotau,.  Z.  11  eine  Praeterital• 
form  von  dotare  ist,  bedarf  keiner  Erörterung.  Es  ist  daan 
wohl  anzunehmen,  dass  die  Inschrift  zun&chet  ttber  einen  ein- 
maligen Act  (eine  Stiftung,  eine  Feier  oder  fihnl.)  berichtet  bat, 
und  das8  am  SchluRR  vorausgesehen  wird,  dass  dieser  pich  gani  odar 
tbeilweise  wiederholen  kann.  Das,  was  wiederholt  wird,  oder 
der  Gegenstand,  mit  dem  wiederholt  etwas  vorgenommen  wird\ 
war  durch  ein  weibliches  Substantiv  bezeichnet,  wie  der  Aecn- 
sativ  kam  (=  hafic)  anzeigt.  Diese  Auffassung  ist  mir  jetit 
wahrscheinlicher  als  eine  andere,  an  die  ich  früher  dachte,  da« 
es  sich  um  eine  Restauration  handle:  die  Praeterita  hSttei 
von  der  ursprünglichen  Stiftung  erzählt,  und  quoi  .  .  iterit  Im- 
zeiohnete  dann  den  gegenwärtigen  Restaurator.  Das  spitere 
iterare  hat  diesen  Sinn  nicht.  —  Kühner  wäre  es,  in  Ue  ein  des 
späteren  ita  in  der  Bedeutung  entsprechendes  Adverb  zu  aeheii, 
so  dass  etwa  gui  hanc  ita  rite  ...  zu  verstehen  wäre• 

In  der  letzten  Zeile  (16)  ist  nach  Stndniczka  der  ffinftletite 
Buchstabe  sicher  ein  Eoppa,  nicht  ein  0,  wie  man  bisher  geleaei 
hat.  Das  Wort  schliesst  also  mit  -quiod.  Damit  iet  freilich  seioe 
Deutung  nicht  gegeben,  weil  der  Buchstabe  vor  g,  ein  V  mit 
einem  hineingetriebenen  Mittelkeil,  unklar  ist;  ein  lateiniachei 
Wort  ..oiitquiod  ist  undenkbar.  Ist  der  Buchstabe  verhauea, 
indem  der  Steinmetz  das  auf  q  folgende  V  zu  früh  brachte, 
ohne  es,  wie  in  Z.  14  (bisher  13),  nachträglich  in  q  beesem  η 
können,  dann  ist  die  wahrscheinlichste  Lesung  loiquiod^  indes 
die  undeutlichen  Reste  des  ersten  Zeichens  sich  wohl  als  L  faeaci 
lassen  (Studniczkii:  V).  Man  hat  dann  die  Wahl,  an  Uftquart 
reliquiae  λοιπός  oder  an  liqui  liqnor  liquidus  zu  denken.  Da• 
erstere  liegt  wohl  näher,  so  dass  von  irgendwelchen  üeberbleibaeli 
(des  Opfers?)  oder,  falls  es  sich  doch  um  eine  Restauration  han- 
deln sollte,  etwa  vom  Rest  der  früheren  Stiftung  oder  de«  eraten 
Baues  die  Rede  wäre. 

Das  Missliche  bei  der  Deutung  der  Inschrift  ist,  das•  rieh 
unter    den   ganzen   Wörtern    kein  £igenname    zu    finden    aoheiat 

^  Vgl.  agrum  iterare  und  ähnliche  Ausdrücke. 


Vermuthuiigen  zur  lotixmenia-Ineohrifi 


ms 


baften  Buchetabene  sehen  nach  Studmczka  so  aus: 


weisen  80- 


iun  bestätigt  aber  Studniczka  β  Untereucfiung  eine  Vermuthung, 

ku  der  inich  schon  dae  erste  Facsimile  gefdUrt  hatte.    Er  hat  sie 

jedoch  nicht  gekannt;  sie  hat  also  seine  Leaung  nicht  beeinflueet. 

[inter  esed  Z,  2.  S    liest    der    erste  Herausgeber  sorm , . ,    Com- 

[laretti  sord.^f  und  seither  spielt  der  Schmutz  {sm^des}  hei  der  Deu- 

ang  der  Inschrift  eine  grosse  Rolle,      Aber  die  Reete  dee  zweifei• 

ait  deutlich  auf  A.    Wenn  auch  gewöhnlich  der  Queretrich  dee  Α 

lieh  in  der  Schrei brichtung  senkt  (zB.  Z.  2,  6),   so  kommt  doch 

luch    das    Umgekehrte    vor;    vgl.    daB   erste  α  von  kapia  Z,   11, 

jder    das    in   Z.   14  {hieb er  13).     Viele  Wörter    mit  sora.*  gibt 

is    nun    im  Luteiniechen    nicht.     An    die  Volskeretadt  Sora    und 

ilire  Bewohner,  die  Sorani^   dürfte  man  wohl    nur  denken,    wenn 

lan  ,.akros  Z.  2    nicht    ssu    sakros  ergänzte,   eondern    als    a^ros 

klass.  ager  fasste.     Aber  die  spätere  Erwähnung  des  Kalatore 

linaclit  jene  Ergänzung  wahrscheinlicher,  uud  danTi  kann  in  sora . , 

^aum  etwas  anderes  stecken  als  der  Gott  SoranuSj  von  dem  Ser- 

iTius  atl   Verg.  Aen.  XI  785    bei  Gelegenheit    der  '  Hirpi  Sorani' 

tberichtet:  Sorani  uero  (dkÜ  sunt)  α  Dite;  nam  Dttts   pater  So- 

^us  mcatur.    Damit   wäre  die  Gottheit  oder  eine  der  Gottheiten 

eetgelegt,  der  oder  denen  etwas  —  Masculinee  —  geweiht  worden 

•t     Was  es  war,  können  nur  die  Archäologen  bestimmen. 

Bedeutend    uneicberer    ist,    ob    auch    in    kapia    Z.    11    ein 

FEigenname   enthalten  ist.     Nach  dem    Vorausgehenden  scheint    es 

sich  um  die  Ausstattung  eines  Priesters  und  seines  Kalators  oder, 

|wa8  dasselbe  bedeutet^  des  von  ihnen   besorgten  Heiligthums  von 

Seiten  des  Stifters  zu  handeliL     JOotare,  später  nur  mit  dem  Accu- 

leativ  der   Person  verbunden,    mag  einet  auch    den  Ausdruck  des 

iGegebenen  (iumenta}   als  Object  haben    su    sich  nehmen  können, 

livie    das    verwandte    donare    beide  Constructions weisen  lange  be- 

irahrt    hat     louxmmta   kapia  einfach    als   '  erbentete  Zugthiere' 

tu    fassen,    geht    wohl    nicht    an,    da    von  unzusammengesetzten 

IVerbal Stämmen   {ctip-ere]  Adjectiva   auf   -iif^   nicht  abgeleitet   zu 

l'werdeu  pflegen.     8o  dürfte  nach    einer  anderen  Richtung  zu  su- 

lohen  sein. 

Die  archäologischen  Erörterungen  haben  bis  jetzt  kein  festes 
IlLesultat  ergeben ;  aber  so  viel  wird  man  sagen  dürfen,  dass  nichts 
[verbietet,  die  Inschrift  in  den  Ausgang  der  Königszeit,  in  die 
[eweite  Hälfte  des  sechsten  Jahrhunderts  v.  Chr.  zu  setzen,  recei 
12.  5  also  wirklich   als  Bezeichnung   eines   römiscben  Königs   zu 


ICA  Thurneysen 

faReen.  DasA  in  rcrd  auch  der  passive  Infinitiv  r^gi  iteckci 
könnte,  iRt  darum  unwalirRcheinlich.  weil  auf  der  Daenot-Iuchrift 
pakari,  doch  wohl  gleich falU  ein  Infinitiv,  mit  blossem  t,  nickt 
ei  geschriehen  ist :  dasH  iv///  und  imcari  einet  verechiedene  £i- 
dung  gtfhabt  haben«  ist  aber  Rchwerlich  anzunehmen.  Nun  νσ- 
den  manche  mit  mir  brim  erRten  Durchleeen  unwillkürlich  reca 
lo,.  zu  rctci  loncioi  —  rcyi  Lucio  ergänzt  und  an  Lncins  Tm• 
quiniuR  (SuptTbuR)  irrdncht  haben.  Vielleicht  i^ewinnt  diem 
PbantaRma  in  der  That  einigen  Körper  durch  die  iouxmenta  hapiL• 
LiviuR  I  n:^  tf.  erzählt  nach  FabiuR  Pictor  und  Piso,  daee  dieicr 
Tarquinier  nach  Eroborung  der  VolRkerRtadt  Sueesa  Pometia  die 
captina  pccnuia  oder,  wie  er  cr  auch  nennt,  die  Pomethiae  wuum• 
biae  für  den  Bau  dcR  Juppitertempels  bei  Seite  gelegt  babe;  dodi 
hübe  die  Summe  dann  kaum  für  die  Fundamente  gereick 
Mitten  in  dieRcn  BtTiiht  Hchicbt  er  die  Erzählung  von  der  Unter 
werfung  von  Gabii  ein.  die  er  durch  List  vor  sich  gehen  IM, 
und  bei  der  er  die  alte  Anekdote  von  den  abgeschlagenen  Mohi- 
köpfen  verwendet.  fRt  alRo  Gabii  unter  dem  letzten  Tarqainiu 
an  Rom  gekommen  —  die  legendarische  AusRchmücknng  ist  für 
unfl  ohne  Belang  — ,  Rollten  da  nicht  die  iouxmenta  hapia  einfach 
erbeutete  Thiere  auR  Gabii  RcinV  Später  lautet  das  Adjectiv  η 
Gahii  allerilings  nur  (iabittus^  weil  eben  Gabii  völlig  zum  Stadt- 
nnmen  eiRtarrt  war.  rrRprünglich  wird  es  aber  der  Name  einei 
GeRchlechtR,  der  Biiwobner  des  OrtR  gewesen  sein,  und  von  jener 
Zeit  her  konnte  man  von  iumenfa  Gabia  ebenso  reden  wie  spiter 
von  einem  fornix  Fabius^  einer  uia  Appia,  einer  lex  lulia.  Die 
Frage  iRt  nur,  ob  Gabia  auf  uuRerer  rnechrift  kapia  geschriebei 
Hein  könnte. 

Der  Anlaut  ka  für  (/a  macht  keine  Schwierigkeit.  Zir 
Zeit  alH  CK  CT  Rowohl  kc  ki  als  ge  gi  bezeichneten,  wird  auch 
Κ  Α  für  ka  und  ga  gebraucht  worden  sein.  FUr  Q  alR  Anedmck 
auch  der  Media  haben  wir  noch  ein  directes  Zeugniee  in  £Q0 
=  ego  auf  der  Schale  von  Ardea  C.  X  81)30,  1.  Daee  die  Verwir 
rung  in  der  lateiniRchen  Bezeichnung  der  Gutturalen  auf  etraekisohem 
Einflufifl  beruht,  konnte  man  längst  vermuthen.  Aber  erst  Paali'i 
durch  Rpätere  Funde  beRtätigte  Beobachtung  über  die  älteste 
etruHkiRche  Schreibweise^  erklärt,  wcRhalb  die  Etrueker  keine 
beeonderen  Buchstaben  für  Tenuis  und  Media  besaasen,  obschon 
sie  sie,  wie  die  römiRche  Umschreibung  etruskischer  Namen  leigt, 

^  Altital.  Forschungen  III  (Die  Voneter)  p.  1Γ>3. 


VermutLuiigen  zur  loiixmenla-It] schritt 


im 


tri  der  AiiHsprache  ebeiiBo  iioiiderten  wie  die  Römer.  Sie 
SJcbriebeT)  in  der  ältesten  Zeit  con«eqiient  KA^  CE,  CI,  ÜV,  zogen 
ilfio  vor,  die  drei  von  den  Griechen  Übernommenen  Zeichen  für 
lie  drei  verHcliiedeiieri  Klangfarben  zu  verwenden,  die  die  (Tiittii- 
ilen  k  und  ρ  bei  ihnen  je  nacb  dem  fcdgenden  Vocal  annahmen, 
lle  für  die  ÜTitertaeheiduiig  von  TeniiiR  und  Media.  Dae  hat  sie 
lann  oflFenbar  dazu  geführt^  ancb  «onst  auf  dieee  Unterecheidung 
EU  verzichten  und  Τ  für  /  nnd  (f,  Ρ  ίύτ  ρ  ηηά  b  κη  Beb  reiben. 
Jneere  rn»cbnft  zeigt  hei  den  G-attnralen  genan  denselben  Brauch: 
iatorem  kapia  —  rerei^  vielleicht  .  .ciod  Z»  10  —  quoi  quos 
teqn..]    dazu    vor  Conaonant:  ,.akf'os.     Für    einen  Guttural   vor 

lüem  nnetrnskiftchen  Buchstaben  0  hat  un»ere  Inschrift  kein  Bei- 
spiel ;  aber  cosniis  und  ttirco  auf  der  Duenos-lnschrifl'  zeigen,  daea 
lier  seit  alter  Zeit  C  das  Gewöhnliche  war.  Aus  diesem  C  vor  0 
?eht  hervor^  dass  die  Römer  die  Zeichen  nicht  nach  der  Aue- 
Bprache  schieden  —  denn  ο  iBt  mit  ϊ  und  r  nichi  gleichartig  —  ^ 
sonflern  (lasB  sie  sich  nur  dem  etrußkischen  Sohreibgebranch 
mzuscbliesfien  pflegten,  eoweit  dieselben  BuchBtabengruppen  bei 
ihnen  vorkamen. 

Unerhört  ist  aber  bisher  auf  röraiechen  Inschriften  Ρ  für  6'. 
)o(jh   ach  eint  derselbe  Fall    in  Zeile  9   vorzuliegen.     Hier    lasen 

Idie  ersten  HerauHgeber  hap,,y  CompareHi  hält  auch  hab . .  für 
aögiich;  aber  Stiidniczka  bemerkt  mir  ausdrücklich,  daae  hinter 
!er  Haata  zu  viel  von  der  Steinflikhe  erhalten  sei^  ale  daes  dort 
lie  unteren  Striche  eines  Β  geBtanden  haben  könnten.  Die  Le- 
lung  hap,.   bleibt    also    die    wabrBcheinlicbate,    wenn    auch    der 

tSeitenatricb    des  ρ  nicht  deutlich    ist.     Da    ee  keine  lateinischen 

[Wörter  mit  hap-  gibt,  pflegt  man  eine  Form  de»  Verbums  habere 
iarin  zu  vermnthen.     Dann  iitützen  sich  hap-  =  hab-  und  Kapia 
Gabia  gegenseitig,   falls  sich  denkbar  machen  lässt,    dass  die 

,  Römer  zur  Tarquinierzeit  bei  den  Labialen  Tennis  und  Media  in 
der  Schrift  zusammen  warfen^  während  sie  die  Dentalen  /  und  d 
Hcharf  schieden.  Um  darüber  ein  Ürtbeil  zu  gewinnen,  mÜBsen 
wir  uns  zu  Vfilkerscbaften  wenden^  die  noch  in  späterer  Zeit 
dem  EinflusR  der  Etrusker  mehr  ausgeKetzt  waren  als  die  Kömer 
nach  der  Unterwerfung  von  Vcji  und  Südetrurien.  Zunächst 
bei  den  Faliskern   finden  wir  bekanntlicJi  genau  den  Zustand,  den 

•wir   für   unsere  Inschrift    voraueeetzen  ;    /  und   d  sind  geschieden 


*  [lirinneri  sei  un  das  adnocapU  de»  Arvalliedi*e,  dcseen  Deutung 
freilich  nicht  eicher  ist.     F.  B.]. 


Ifiii        Thurneyien  Vermuthungen  zur  louxiDenta-lnechrift 


fzB,  r€€t€d)f  aber  für  b  wird  Ρ  geecbrieben:  üipia  =  üibia^ 
cupai  cupa  =  cubat;  desgleicheii  natürlich  auch  C  für  g  (tuch 
vor  α:  Cauia  =  Gaia),  Freilich  war  Faleni  eine  etraBkieube 
Stadt.  Aber  auch  bei  den  Etrarien  nur  benachbarten  Umbrenj 
findet  sich  Äehnliolies.  Dort  gilt  Κ  ^  A'  und  ff;  t  und  d  wurtien 
uriprün glich  geschieden,  wie  die  alten  Inschriften  von  Tudtr 
und  Ameria  (Planta  N.  292.  290)  zeigen;  epäter  wurde  in  Tuder 
wie  in  Iguviani,  offenbar  nach  etruekiscliem  Muster,  Τ  auch  tut  d 
geechriebeni  während  das  alte  fi*Zeichen  eine  besondere  Gel- 
tung annahm.  Bei  den  Labialen  herrecht  Schwanken ;  i^  kann  auf 
den  ignviniechen  Tafeln  Bowohl  durch  Ρ  als  durch  Β  beieichnet 
werden,  zB.  hapinaf  neben  hahina  auf  derselben  Tafel  l  a. 
Bei  der  Schreibung  nait  Β  iet  römischer  Einflnse  nicht  auiige- 
echlosaen;  denn  iliejeaigen  umbriaehen  Wörter,  die  aut^h  lateinisch 
sind,  werden  conaequent  mit  Β  geBchrieben;  »o  immer  habe 
hahia  habetutu  etc.  (lat.  habere),  hum  huf  (lat.  bos}^  kebu 
(lat.  cibus],  Nuradputrati  'arhitratu'  Va  12  weicht  ab;  aber 
hier  hat  das  Umbriecbe  wohl  einen  verecbiedenen  Stamm  mit 
wirklichem  p,  —  So  hat  die  Annahme  gar  nichts  Bedenkliche», 
am  Ende  der  Königezeit  habe  ein  römischer  Schreiber  Ρ  für  6 
schreiben  können;  allgemein  römische  Sitte  braucht  es  darum 
niemals  gewesen  zu  aein. 

Unter  den  gröseeren  Wortfragmenten  bietet  ein  RätheeV 
noch  ..euam  Z.  Β  (nicht  mauc..,  wie  Comparetti  will);  ich! 
kann  es  auch  nicht  befriedigend  löaen.  Kiue  Schreibung  [ii]<?«(iw 
für  deiuam  Mean*'  (vgl.  auf  der  DuenoB-Inschrift:  deium)  darf 
man  in  so  alter  Zeit  natürlich  nicht  annehmen.  Als  ich  die  In- 
Bchrift  für  eine  Reataurationsurkande  hielt,  ilachte  ich  an  neftam, 
die  alte  Form  von  nouam  {gr.  vtav);  aber  toutsiod^  das  doch 
aicher  auf  älteres  ie^es-  zurückgeht,  zeigt,  dass  der  U ebergang 
von  eu  SEU  ou  damals  schon  vollzogen  war.  Ich  finde  nicht  β  ale 
den  später  nicht  lateiniachen^  aber  umbrisch-oskiachen  Stamm 
sevo-  'ganz,  all,  der  verglichen  werden  konnte:  umbr.  eevum 
seuom^  Abi.  PL  stuelr^  oskisch  iodeclinabel  oder  adverbial  ^iuum 
Tab.   Bant.  22. 


I 


Frei  bürg  i.  B, 


R.  Thurneysen, 


DER  TYPHON  MYTHUS 
BEI  PINDAR  UND  AESOHYLUS 


Die  enge  Verwandtecliaft,  die  zwischen  der  Erzählung  vom 
^  Typbon   bei  Aeschylii«  Proni.  367—388  WeckL   {351  —  372)  und 
der    Schilderung    bei    Pin  dar  Pytli,  1,    15 — 28     bestellt»    hat    auf 
die  Vernnitliung  geführt,  da^a  zvviRchen  beiden  ein  Äbliangigkeita- 
I  verhältnies    vorliegt.       Man    nimmt    im     Allgemeinen    an,    daie 
AeHcbylufl    von   Pindar    beeinfluest    ist,     Christ    hat    diese  Frage 
in  seiner  Abhandlung*  Der  Aetna  in  der  griech.  Poeeie',  Sitasunge- 
ber.  der  bayr.  Akad.  1888  S,  349  genauer  besprochen.     Er  kommt 
I  zu    dem  Ergebnteg,    dane    eich   aus    den  Stellen  selbst  nicht    mit 
I  Sicherheit    über    die  Prioritlit  urtbeilen  lasse  (S.  366),    und  ent- 
scheidet   iich    erst    auf    Grund   chronologischer  Erwägnngen    für 
Pindar  (8.  375  f.  und  390  ff.).    Wir  müssen  zunächst  einen  kurzen 
Blick    auf   die  G-eschichte    des    Mythus    werfen.     Schon     Homer 
I  kennt  ihn  Β  781 

γαία  b'  υπεστ€νάχιΐ€  Διί  ύίίς  τερπικεραύνψ 
χιυομενψ,  Öie  τ'  άμφι  Τυφωει  γαΐαν  \μάαύτ} 
eiv  Άρίμοις,  δθϊ  φασ\  Τυφιυίος  ίμμεναι  εύνάς. 
Es  folgen    Hesiod    und    der  Hymnus  auf  den  pythischen  Apollon 
(V.  127  ff.  189L    Ausführlich  giebt  Hern  od  den  Mythus,  und  zwar 
[  Bpeciell    den    Kampf    mit    Zeus,    in    der    Theogonie    820 — B68^ 
Es  ist  die  Vermuthnng  aufgeetellt  worden  (vgl.  Christ  a.  0.  355  iF.), 
das8  er  bereits  den    Aetna  eingeführt  hatte.     Freilich  «tützt  »ich 
diese  Conjectur  Άίτνης    V.  860  für    άώνής,    das  Handechriften 
und  Scbolien    heKengen»    nur    auf    eine   Bemerkung    des   Tzetzes. 
Andre  wichtige  Züge,    in  denen  Pindar    und  Aesphylua  überein- 
stimmen, fehlen  bei   ihm  (vgl.  Christ  365  f.).    Bemerkt  sei»  dass 
Heaiod    und   Aeachylus    sowohl    den   Kampf    des  Zeus    mit    dem 


*  Auf  das  Ytjrhältniee  dieser    Episode    innerhalb    der  Theogonie 
braaoheu  vrir  hier  nicht  einsugehen. 


168  ν.  MciB 

Typhon  als  auch  die  mythische  Daretellung  des  Vnlcane  geben, 
während  IMndar  die  Sage  nur  flüchtig  streift,  dagegen  eine  ein- 
gehende Schilderung  des  feuerspeienden  Aetna  bietet.  £r  schreibt, 
ebenso  wie  Aeschylus,  unter  dein  Eindruck  des  bekannten  Auf- 
bruchs zur  Zeit  Hierons.  Neu  ist  bei  Pindar  und  Aeechylus  lu- 
nächst  die  kilikische  Grotte:  Find.  16  f.  τόν  π0Τ€  Κιλίκιον  6pe 
ψ€ν  πολυώνυμον  δντρον,  Aesch.  367  f.  τόν  γητ^νή  τ€  Κιλικίυητ 
οΐκήτορα  δντρωνι  ferner  das  Epitheton  έκατοντακάρανος  (fo 
Find.   16,    Aesch.  369    έκατογκάρηνον,    überliefert    έκατοντοκά- 

α• 
ρηνον),    während   Hesiod  nur    die  Sache,    nicht    das   Wort  giebt, 

825  ήν  εκατόν  κεψαλαι  δφίος.  Gemeinsam  ist  auch  der  Ans* 
druck  τέρας,  Find.  26  und  Aesch.  368.  Augenfällig  sind  die 
Anklänge  in  der  Schilderung  der  Feuerströme,  die  der  unter  dem 
Aetna  liegende  Typhon  hervorsendet.  Auch  hier  berttlirt  sieb 
zum  Theil  der  Ausdruck  (vgl.  Find.  21  όπλάτου  πυρός  παγαί, 
V.  22  ποταμοί  näml.  πυρός,  und  Aesch.  V.  384  ποταμοί  πυρός. 
V.  387  άπλή[σ]του  βελεσι  πυρπνόου  ίάληςΙ,  und  ebeneo  iBt  der 
Uebergang  von  der  Vergangenheit  zu  dieser  Schildernn^  beiden 
Dichtern  gemein  (Find.  17  νυν  Τ€  μάν  κτλ.  Aesch.  379  και  νυν, 
vgl.  II.  Ω  614). 

Wenn  wir  auf  Grund  dieser  Berührungen  annehmen,  dies 
Aeechylus  von  Findar  abhängig  ist,  so  müssen  wir  daneben  für 
den  epischen,  erzählenden  Theil,  der  bei  Findar  fehlt,  Hesiod  alf 
zweite  Quelle  hinzunehmen.  Aber  auch  dnmit  ist  nicht  Alles  er* 
klärt.  Aeschjlus  V.  381  {πούμβνος  βίίαισιν  Αιτναίαις  οπο  steht 
in  unverkennbarer  Beziehung  zu  Findar  Ol.  4.  S  Τπον  αν€μΟ€<Τ- 
σαν  έκατογκεφάλα  Τυφώνος.  An  Zufall  lässt  diese  Ueberein- 
stimmung  nicht  denken,  schon  weil  Ιπόω  und  ΐπος  beides  sehr 
seltne  Worte  sind.  Nun  ist  es  aber  an  sich  unwahrecheinlich, 
dass  Aeschylus  hier  Reminiscenzcn  aus  verschiedenen  Oden  dei 
Findar  zusammengetragen  habe,  unmöglich  aber  wird  dieee  An- 
nahme dadurch,  dass  die  4.  Ol.  Ode  nach  dem  Zengniiie  der 
Schollen  ins  Jahr  452  fällt.  Auf  diese  Weise  lassen  sich  also 
die  Beziehungen  zwischen   Findar    und   Aeschylus  nicht  erklären. 

Es  bleibt  die  andere  Annahme  übrig,  dass  Pindar  von 
Aeschylus  abhängig  ist.  Γη  diesem  Knile  müssen  wir  snnftchst. 
von  den  chronologischen  Fragen  abgesehen,  erklären,  wie  er  dasu 
kommt,  die  kumanisclie  Gegend  neben  dem  Aetna  einzuführen 
(17  νυν  γβ  μάν  ταί  θ'  υπέρ  Κύμας  άλΐ€ρκ€€ς  δχθαι  Σικ6λ{α  τ' 
αύτου  πΐ€2;€ΐ  στέρνα  λαχνάεντα  κτλ.;.    Wir  haben  eine  fthnlkb• 


Der  Typbonmytliuf 


im 


Yereion  an  andrer  Stelle,  Die  Sdioüen  zu  Apoll,  Rhod.  2,  Γ210 
geben  uns  folgemle  Notiz:  ÖTi  bi  im  τον  Καυκαοον  κατεφυγίν 
ό  Τυφώς  διωκόμενος  και  οτι  καιομίνου  του  δρους  ίφυγ^ν 
ίκ€Ϊθ€ν  €ίς  την  Ίταλίαν,  οπού  την  ΤΤιθηκοΟσσαν  αύτψ  περιρ- 
ριφήναι  νήσον,  Φ€ρ£κύ5ης  έν  τη  θεογονία  ιατορβΐ.  Die  liisel 
ΤΤιθηκούσσα  (meist  Aprichl  man  im  Plural  von  den  ΓΤιθηκοοσσαι) 
liegt  dem  kn manischen  MeerbiiBen»  dem  Golf  von  Neapel  vor, 
und  gübörtj  wie  Kymae  mit  den  phlegiäigchen  Gefilden  und  dem 
Vesuv,  zum  kampanischen  Kruptioiiagebiet  (vgl.  Ni«8eo^  ItaK 
Landeskunde  I  266).  Pherekydee  weist  also  in  üebereinatimraang 
mit  Ptndar  die  kumaniscbe  Gegend  dem  Typhon  an.  Er  echiießBt 
siüh  an  die  theogonificlie  und  genealogische  Poeme  an,  damit  ist 
uns  seine  und  Pindars  Queile  gegeben.  Er  bietet  uns  zugleich 
die  ältere  Version,  Pindar  bereits  eine  Combination  von  zwei  Lo- 
calitäten,  Aetna  und  Kymae.  Wir  haben  also  bei  Pindar  eine 
Spur  von  epiacher  Tradition,  die  nicht  auf  die  Typbonepieode 
der  Theogonie  zurückgeht 

Darauf  führen  aber  auch  die  Uebereinstimmungen  zwiöcben 
Pindar  und  Äeschyluft,  Das  Κιλίκιον  δντρον,  dae  von  ihnen 
beiläufig,  als  etwas  längst  Bekanntes  erwähnt  wird  (vgl.  Pind, 
Pyth.  8»  16  Τυφώς  ΚίλίΕ),  während  aie  doch  im  üebrigen  den 
Typhün  am  Aetna  localisiren,  «tiiramt  aus  epischer  Tradition^ 
kann  aber  nicht  aue  Homer  abgeleiret  werden.  Das  li^merisidie 
€ΐν  Άρίμοις  (vgl.  Find.  fr.  ii^)  bezeichnet  eine  niythiscbc  Ijj- 
calilät:  Homer  sagt  nicht,  wo  sie  ζό  finden  »ei,  und  die  Alten 
haben  eie  in  Verbindung  mit  dem  Typhon  in  den  verecbiedeneten 
Gegenden  gesucht,  in  Kilikien,  in  Mysien  (Xanthos),  auf  den 
ΤΤιθηκουασαι  usw.  (s.  Slrabo  626—628  u» .  vgl  Partecb  in  den 
Philol,  Abb,  für  Hertz  S.  107  ff,).  Schon  Partsch  hat  im  Κιλί- 
KIOV  fivTpov  altes  Gut  der  Sage  erkannt  (a.  0*  111  ff,),  ohne 
auf  das  Verbältniss  zwischen  Aeachylua  und  Pindar  einzugehen, 
und  auf  eine  streng  altfrthümliche  Version  aufmerksam  gemacht^ 
in  der  una  Kilikien  begegniit,  im  ScboL  Ven.  Β  (u.  Eustatb.)  zu 
Β  783:  φασί  τήν  Γήν  αγανακτούσαν  έπΙ  τψ  φόνψ  τών  Γιγάν- 
τοίν  biaßaXciv  Δία  τη  "Ηρςί'  τήν  5έ  ττρός  Κρόνο  ν  άπίλθούααν 
έ£€ΐττ6Ϊν.  τον  hi  boüvai  αύτη  buo  ώα,  τώ  ihm  χρίσοντα  θορώ 
κα'ι  Κ€λ€ύσαντα  κατά  γης  άποθ^σθαι,  αφ'  ών  άναδοθήσεται 
6αίμα]ν  ό  άττοστήσων  Δία  της  αρχής,  ή  be  ιυς  €ίχ€ν  όργής^ 
έθ€Το  αυτά  υπό  τό  "Άριμον  της  Κιλικίας.  άνα5οθ€ντος  be  του 
Τυφώνας  Ήρα  biaXXaxciaa  Aii  τό  παν  €κφαίνίΐ.  ö  bk  κ€ραυ- 
νώσας  Αϊτνην    τό    δρος  ώνόμασ€ν  (vgl.    den  Hymnus    auf   den 


170 


ν.  Μι 


1 


i 


Pyt!i.  Λροΐΐοη    127  ff*,    wo    Hera    als    Mutter    dee    Tjpboa    e^ 

scheint). 

Noch  ein  andrer  Zog  gewinnt  erst  et>  seine  Bedeotn«^. 
Pindar  nennt  den  Typbon  15  θεών  ττολ€μΐθς^  Aeecbylue  B»gt  ge- 
nauer 370  πάίΤι  h'  (Ttadiv  Ος  Μ)  άντ€0τη  θεοϊς  κτλ.  Das  Stiidi 
in  der  Theogonte  erwähnt  nichts  von  einem  Angriff  auf  die 
Α  Eni  tn  t  liehen  Götter,  es  erzählt  nur  von  dem  Kampf  mit  Zen«. 
"Wir  finden  diesen  Zug  bei  Späteren  breiter  aoRgeführt,  zB. 
ApoUod.  I  6,  3,  5  f,,  Nonnoi*  Dion.  1,  140  ff.,  2.  167  —  2 
705  ff.  (vgl.  Koebler,  Dion.  dee  Νοηηαβ  8.  2ff.)i  die  Gölter, 
Typhon  bedroht,  fliehen  in  Thiergeetalt  nach  Aegypten.  Dieti 
Version  ist  aber  viel  älter,  schon  Pindar  (».fr,  91  bei  Porpb,  Je 
ibet.  3,  16)  kennt  sie:  Πίνδαρος  bi  iv  πpocobioiς  πάντας  τοίις 
θεούς  έποιησεν,  οτε  υπό  Τυφώνος  dbiuiKovTo,  ουκ  άνβραπτοις 
όμοιωθέντας,  άλλα  τοις  άλόγοις  (άλλοις  Η§β,  άλόγοις  Soidat 
U.  Τυφύις)  Εψοις  (vgl.  auch    Herodot  2,  156), 

Damit  ist  für  Pindar  und  AeKchylus  eine  gemeineaiDe  epieel 
Quelle    erechloeeen.     Ob    die  Anklänge   an  dae  Stück   der  bcsii 
dischen    Theogonie    (für  Aeecliylne    notirt    sie  Wecklein    in    di 
Anm*)  auf  dieeee  direct  zurückgehen  oder  auf  die  Verwandtecb 
der  epischen   Versionen^   läset  eich  wohl  kaum    auemachen.     Ν 
kurz  bemerkt  sei  hier,  dass  uns  dii*   verschiedenen  V'ereionen  d 
Mythus,  a\e  in  den   Hymnen  (vgl,  Steeichorus  fr.  60),   bei  Pbei 
kydee  und  sonst    auftreten,    zeigen,    das»   es  mehr  als    eine    altf 
epische  Behandlung  der  Sage  neben   der  Episode  der  hesiodiscbeu 
Theogonie  gab  (vgl.  auch  ein  orphisches  öttick  unter  dem  Namen 
dee    Kpimenides,     aus    Phi lodern    ΤΤέρΐ  eutJcß.  p.  4t>  Gomp.»    bei 
Max.  Mayer,    Giganten  u.  Tit,,    S.    136   Anni.   188).      Zu    dieaem 
cblusse  kommt    auch    auf  Grund    einer    arcbäologitcben    Unter- 
'iucbung   Hub.  Schmidt,    Observat,   arch.   in   Hee.,  dies.   Hai.    XU 
p,  154  if.    Zahlreiche  Erwähnungen   des  Typhon,   schon  von  Hesiod 
ab,    bt-zeii^en    die  Verbreitung  des    Mythus,    vgl.   zB.   M.    Mayer 
S.   135  ff.    215  ft.   274  ff.,  speriell  für  ilie  Späteren   R.   Holland, 
Myth.  Beär.  im  i'hilol.  59  (li>00),  344  ff.     Auch  ist  schon  früh 
ein  weiter  Länderkreis  in    den  Mythus  hereingezogen   worden,   be- 
reits iu  der  älteren    L^eberlieferung  erscheint  neben  Kilikien,  Si- 
cilien,  Italien,   Aegypfen  auch  der  Kaukasus  (bei  Pberekydea  a.  0-, 
nicht  tTfil  in    der    späteren   Dichtung,    wie  es  bei  Preller-Eobert 
Gr.  Myth.   l^  65   beisst),  endlich  wird  ein  Τυφαόνιον  in   Böoti^ 
bei     Hesiod  Scut.   Her,  32    erwähnt   (vgl.  sehol.   Pind.  OL   4,    l 
auch  bymu.  in  Apoll.  Pyth.  127  ff.). 


Der  Typhütimythu» 


171 


ÄeechyluB  giebt  uni  noch  die  Sage  in  zosammenh  an  geniler, 
wenn  auch  knapper  DareleJlung,  In  dieser  weist  eine  Reibe  von 
Erecbeinnngen  in  Au  ad  ruck  und  Form  auf  die  epiache  Quelle, 
keine  darunter  auf  Heeiod»  mit  dem  sich  inhaltlich  vieles  deckt. 
Wir  haben  in  diesem  Abschnitt  (307—388)  zunächst  eine  Häu- 
fung von  Anapästen  im  ersten  Fuss,  V.  369  έκατογκάρηνον,  382 
κορυφαΐς.  3ί^4  ποταμοί,  3  in  22  Versen,  während  sich  im  ganzen 
Prometheuß,  hei  seiner  relativ  grossen  Zahl  von  Trimetern  {c.  800), 
nur  12  findent  und  bei  Aeschylus  insgesammt  nur  33  (ohne  die 
Eigennamen;  β.  C.  F.  Müller»  De  ped.  «olutie,  1866,  p.  Γ20  f,). 
Ebenso  häufen  sich  die  Positionsdebnungen  vor  muta  cum  liquida, 
die  ini  Trimeter  des  Aeschylus  sehr  selten  sind  {Kopp  zählt 
^2  Fälle,  18  davon  im  Prometheus,  Rh.  3ius.  41,  259  f,):  374 
δγρυπνον,  382  δκραις,  384  άγρίαις  ί  kehrt  in  derselben  Wendung 
άτρίαις  γνάθοις  in  den  Choepb.  21  ΰ  wieder l 

Davon  ist  ακραις  der  schwerste  Fall,  weil  nicht  durch  Ver- 
meidung der  AuflöBiiijg  des  lambus  in  einen  Tribrachys  bedingt^ 
wie  die  beiden  andern.  Und  gerade  an  ihm  können  wir  noch 
mit  Sicherheit  den  epischen  Ur&prnng  nachweisen.  Das  Bild 
382  f.  κορυφαΙς  h'  iv  δκραις  ϊΐμ€νος  μυϊ>ροκτυκ€Ϊ  Ήφαιστος 
kehrt  wieder  bei  einem  wenig  jüngeren  daktylischen  Dichter, 
Α nt imachos,  in  einem  Fragment,  da«  Bergk  Poetae  lyn  Gr.  11* 
p.  29Π  D.  9  go  giebt;  (iirvcov)  Ηφαίστου  m/pi  £Ϊκ€λον,  öppa 
τιτύσκει  οαίμυυν  άκροτάττις  €V  (όρ€ος^  δρους  codd.)  κορυφτ|ς[ι] 
Μοϋυχλου.  Nur  das  Local  ist  verändert.  Die  Sache  giebt  Ant. 
Lib.  28,  4  Zeuq  b*  ούκ  άνίησιν»  αλλ'  ö  μ€γιστον  Ορός  έττιράλλει 
Τυφώνι  την  Αϊτνην  και  αύτψ  φύλακα  τον  'Ήφαιστο ν  έπι  τών 
δκραιν  έφίστησιν  δ  b*  ένβρείσας  τους  ακμονας  αύτου  τψ  τρα- 
χήλψ  Οιάττυρον  ίργάΓ€τοι  μύϊ>ρον.  Τη  seinen  Worten  findet 
Holland  a.  0*  S.  354  *  noch  einen  Widerhall  der  wuchtigen  Sprache 
des  Aeschylus  Prora*  362  ff/,  nicht  gan^  mit  Recht,  dae  Motiv 
ist  älter.  Damit  ist  zugleich  der  letzte  der  drei  Aniipat^te,  κο- 
ρυφαΐς,  der  epischen  Vorlöge  itugewiesen,  für  έκατογκάρηνος 
und  ποταμοί  zeigt  das  Pindar. 

Ebenso    erklärt    sich    auch  die   Form   des  Worts  έκατογκά- 


ρηνος  (Μ  giebt,  wohl  in  Anlehnung  an  Fi  η  dar  έκατοντοκαρηνον, 
zu  vergleichen  ist  zur  Corruptel  Find.  Pyth.  8,  IB,  zum  über- 
geschriebenen α  Aesch.  Εηηκ  864,  wo  Μ  bei  Ιδρύσηι  κάρη  in 
κάρα  ändert,  während  darin  ίδρυσης  "Αρη  steckt).  Es  ist  das 
epische  Wort    in    epischer  Form   (vgl.  die    ionische  Lautform    in 


172  ν.  MesR 

πολιήτης,  *Ασιήτις,  τιήρα,  θρήΕ.  s.  Β.  Gerth,  Quaeet.  de  Graecu 
trag,  (lial.,  diet).  Lips.  1808  p.  52).  Die  Tragiker  haben  im  Tri- 
meter  καρανόιυ,  καρανιστήρ,  -ης,  aber  κάρηνον(ΕυΓ.  fr.  537,  2), 
im  Liede  κάρανον  (AeRch.  Choepb.  39. i).  In  den  ZuRammen- 
setzungeii  mit  dem  Stamm  -κράνος  dagegen  findet  eich  regel• 
mHRsig  das  α,  die8er  Stamm  iRt  auch  dem  Attischen  selbst  nicht 
fremd  (όλεκρανον  AriRt.  Frieden  44H,  κιονόκρανον,  κιόκρανον, 
letzteres  aach  auf  Inschriften,  s.  Meistorharis  Gramm.  •  S.  118, 14 
Anm.  108(1.  Zwei  sehr  Reltene  epiRche  Worte  finden  Kich  im 
V.  371  σμερδνοϊσι  γαμφηλαϊσι  (σμερόνήσι  γαμφηλήσι 
Eustath.  579,  20)  συρίΐων  φόβον.  Auch  Hesiod  erzahlt  829— ^^lia 
von  den  Stimmen  deR  Typbon,  aber  in  ganz  verschiedener  Weise. 
Homer  hat  die  beiden  Worte  je  dreimal,  γαμφηλαί  Ν  200  TT  489 
Τ  304,  σμ€ρονός  nur  einmal  adjectiviRch  Ε  741  Γοργείη  κεςκχλή 
.  .  .  δεινή  T€  σμ€ρΙ)νή  T€,  zweimal  adverbiell  (σμερόνόν)  Ο  ^87. 
732.  Dem  attischen  Drama  ist  σμερόνός  vollRtändig  fremd,  da- 
gegen findet  Rieh  γαμφηλαί  erstenR  zweimal  bei  Euripides  im 
Jon,  159  im  meliRchen  Anapäst  ορνίθων  γαμφηλαΐς,  1494  im 
Cborlied  οιωνών  γαμφηλαΐς,  zweitens  bei  Aristophanee  Ritter 
198  im  Hexameter  eines  OrakelR,  in  der  Form  γαμφηλήσι 
(vgl.  Gerth  a.  0.  p.  34) :  diese  Stellen  bestätigen  also  nur  den 
epischen  Charakter  dcR  Worts.  (MiarakteriRtisch  ist  όττλήτου 
(άπληστου  Μ)  V.  387,  dsR  allgemein  in  die  unattiRche  Form  όπλά- 
του  geändert  wird.  Die  Tragiker  haben  in  den  poetischen  Bil- 
dungen vom  synkopirten  Stamm  πλα-,  έπλάθην,  δπλατος,  ττρόσ- 
πλα[σ]τος  (AeRch.  Prom.  742\  das  dori&che  α.  wie  in  einer  Reihe 
von  anderen  Worten  der  lyrischen  PoeRie  (vgl.  Gerth  a.  O.  73  ff.). 
Hier,  an  der  einzigen  Stelle,  wo  wir  daH  Wort  bei  Aeschylns 
finden  (fr.  4G4  ist  eine  Fälschung,  s.  Nauck),  während  δπλατος 
erst  Lei  Sophokles  und  Euripides  erscheint,  können  wir  eine 
Aenderuiii;  der  epischen  Form,  die  zugleich  den  attischen  Laut- 
gesetzen entspricht,  in  die  doriRche  nicht  erwarten.  Fremdwör- 
tern gegenüber  gilt  die  Regel,  dass  sie  unter  umständen  wohl 
den  vorhandenen  Analogien  der  eigenen  Sprache  angepasst  wer- 
den kiinnen,  aber  nicht  mÜRsen.  Das  zeigt  Rieh  auch  in  der 
Prosa,  zB.  in  λοχαγός  neben  attischem  στρατηγός  u.  s.  (vgl. 
0.  Hofimann,  Griech.  Diul.  HI  854  und  326  tf.}.  Selbst  ein 
Schwanken  bei  demselben  Wort  ist  ni4)glicli,  es  ist  ganz  regulär 
in  den  Namen  auf  den  attischen  Inschriften  des  5.  Jahrhunderte 
(s.  Meisterhans  ^  S.  1Γ),  13).  Das  Wort  δπλητος  war  UbrigenSi 
offenbar  durch  das  Epos,    bereits    mit    dem  Begriff   des  Typhon 


Der  Typhonrnylliui 


173 


» 


fest  verbiin<l€T),  es  erecheint  ausser  an  uiiseri^n  StelleB  auoh  Find. 
fr.  93,  3  αττλατον  .  .  .  Τυφαινα  (vgl,  Siiflhaap  mm  Aetna  S,  47. 
127.   181), 

Ich  habe  Tiur  daw  WicLtigete  gegeben.  Hingewiesen  sei 
nur  noch  darauf,  daes  der  an  nich  utoht  auffallende  Ausdruck  des 
Aeecb.  371  Ουρίίαι  sieb  in  Verbindung  mit  dem  Typhon  wieder- 
findet bei  Nonnos  2,  870  (συριγμός  bei  Apollodor  1  t>,  3,  4 
u.  5),  die  πυρττνόος  Εάλη  387  bei  Apollodor  I  6,  6,  Γ>  τιυρός 
lakt],  wiihrf-iid  dem  iiavuliuu  '^8()  Hesiod  847  ll€€  eutspriebt, 
düB  Epitbetun  γητ^νής  H»»7  bei  Nunnon  2,  tiiJli  (terrigenam  Ovid 
Met.  5,  i25).  Diese  Züge  in  den  jüngeren  Bebandlungen  geben 
über  alexandrinisebe  Dichtung  (vgh  iVeller- Robert  I  66,  Koehler 
aO.   S.    1   it.  ua.)  auf  das  Epos  zurück. 

Von  der  epischen  Vorbige,  die  wir  bei  Pindar  und  Aeschylus 
gefunden  haben,  ist  vielleiclit  τ  oob  ein  Hettt.  erlialten,  im  Scbol. 
zu  Prom.  M7  Κιλίκαίν.  οικήσανια  μεν  έν  Κιλικίςι,  κολαΟθεντα 
bi  έν  Σικβλίςι.  Ησίοδος  hk  'τον  ποτ€  Κιλίκιον  θρεψβν  (θρε- 
ψαι  Μ)  πολυώνυμο  ν  δντρον'.  Man  bat  ΓΤίν5αρος  für  'Ησίοδος 
einge«ets£t,  vielleicht  mit  Unrecht;  der  Xers  ist,  wenn  auch  bei 
Pindar  ander»  gemessen,  ein  tadelloeer  Hexameter,  Κΐλίκίον  mit 
langem  ΐ  ict,  durcli  das  Metrum  erfordert,  im  Hexameter  ebenso 
rorrect,  wie  άπον^εσθαι,  έπίτονοι  usw.  bei  Homer,  oder  wie  die 
Namen  Σϊκανιη.  Σίκ€λίη  naJ.  Ein  zweite»  Heiapiel  von  Κϊλί* 
κίος  kenne  irh  nicl»r,  Kilikien  erscheint  in  der  Poesie  nicht  häufig, 
Tiiid  überdies  standen  dem  Epos*  für  Κιλίκιος  im  Masculinum  und 
Femininum  die  Formen  Κίλικ€ς  (Homer  Ζ  397,  öfter  bei  Nonnos) 
und  Κίλΐ(Τ0α  (bei  Nonnos)  zur  Verfügung,  Piridiir  acheint  nicht 
ungern  epische  Hexameter  mit  leichler  Aenderung  aus  »einer 
Vorlage  hinübergenommen  zu  haben»  direcl  bezeugt  wird  es 
für  Oh  6,  1*ΐ  f.  (Asklepiadee  im  SchoK):  άμφότίρον  μάντίν 
τ'  αγαθόν  και  5ουρϊ  μάρνασθαι  hat  er  offenbar  nur  μάρνασθαΐ  für 
μάχεαθαι  eingeset/t  (s,  Ε.  lietbe,  Theb.  Heldenlieder  S.  58»  19 
K,  Rftbtle,  Psyche  Γ-  114  Änm.  J).  Der  Name  *Haiol)oq  sagt 
uns  freilich  nicht  vitd,  der  Mythus  kann  in  einem  der  gröeeereu 
Epen  oder  in  einem  kleinen  (jcdicbt  unter  dem  Namen  des  Het^iod 
behandelt  worden    sein.      Der  Typhon     kam    in    verlorenen»    dem 


^  Sohoh  VV.  Scbulae  bat  in  den  (Juaestiones  epicac  p.  UA  Α  um. 
im  ZiiBummenhang  mit  diesen  Ereobeinungen  die  Möglichkeit  unseres 
Ilexanifters,  wenn  auch  iiWfifelndt  erwogen.  Göttiing  fr.  22<!  hatte  kein 
U^enken  gehegt. 


174 


ÜitiBer 


Hesiod  zugeschnebtinen  Epen  au  eh  sotiet  vor,  vgl  8chol,  zu 
Apoll  Rho*J.  4,  1396  (fr.  223  R/aeb')  φ  ^vi  Aabujv.  Πίίσαν- 
6ρος  τον  bpaKovra  ύπείληφεν  από  της  Γής  γβτενήσθαι/ Ησίο- 
δος be  έκ  Τυφώνός  φησιν,  währe ti<3  die  Tlieogonie  333  ff.  den 
Drachen,  dessen  Nunieii  sie  nicht  nennt,  von  Φόρκυς  und  Κητώ 
abfttaniraen  läsBl  (vgl.  Stoll  in  Röschere  Lex.  <1.  Myth.  u.  La^lon 
Π  17^0) 

München.  Ä.  v.  Mees, 


I 


Die  voretehenile  Erörterung  hat  es  tlurcli  sachliche  und 
formale  Gründe  sehr  wahrscheinlich  gemacht,  dase  den  nahe  ver- 
wandten Schilderungen  des  Typhon  und  des  Äelna  bei  Aeschylus 
und  Pindar  eine  gemeinsame  episehe  Quelle  zu  Grunde  liegt. 
Weniger  Geneigtheit  wird  man  dem  VerBuche  entgegenbringen, 
als  diese  Quelle  ein  Heeiodisches  Gedicht  nachzuweisen.  Der 
Satz,  den  der  Scholiaet  zn  Aeechylus  unter  dem  Namen  des  He- 
siodüs  anführt,  kann  zwar  als  Hexameter  gemessen  werden,  aber 
er  steht  wörtlich  in  Pindars  I  Pythisclier  Ode  16  f.  In  der 
trümmerhaften  Üeberlieferung  alter  Gelehrsamkeit,  welche  die 
Aeschylu&scholien  gehen,  konnte  es  ebenso  leicht  gescheben,  daes 
die  ehemals  beigesetzte  Hesiodstelle  zusammen  mit  dem  Namen 
Pindars  ausfiel  und  so  der  Käme  des  Hesiodoe  und  der  Pindar- 
vers  zusammenrückten,  wie  dass  irrthümlich  der  epische  Dichter 
dem  lyrischen  substituiert  wurde.  Es  würde  daher  eine  er- 
wünschte Stütze  für  jene  Vermuthung  werden»  wenn  eich  noch 
andere  Spuren  einer  Hesiodischen  Dichtung  vom  Typhon  nach* 
weisen  lieesen.  Ich  glaube  diesen  Nachweis  geben  zu  können» 
und  nehme  den  Aufsatz  des  Herrn  v.  Mess  gern  zum  Änlass, 
Erwägungen,  die  mir  schon  länger  geläufig  sind,  dem  Urtheil  der 
FachgenoBsen  vorzulegen. 

Durch  Theodor  Bergks  glänzende  Untersucbung  über  die 
Geburt  der  Athene^  ist  uns  das  merkwürdige  Fragment  des  He- 
siodos,  das  Galen  in  dem  Werk  über  die  Lehrmeinungen  des 
lüppokrates    und    Piaton    111  8  (t.   V  p.  abl   Kühn,    p,  320  Iw. 


1  Hergk,  kleine  philo  logische  Schriften  2,  β45  ff,  (zuerst  in  Klöck- 
eisens  Jahrb.  IH*>0  B,  81,  ίίΐ)Η  ff.).  Vorher  JSchoeniann  Opuec.  aciid. 
2,  417  ff  und  Heaiod,  Theogonie  (Berl.  IKtiHj  S.  ^50,  1  Cäsar  in  Ztschr. 
f.  ÄlterthumöwiBi.  1843  ü.  4ü2  C 


Eine  He»iodiBclie  Dichtung 


175 


Müller)  ans  Chrysippos  aufbewahrt  iiat  *,  näher  gprückt  worden. 
Et  lautef»    nach  Vornahme  der  von   Rohnken  und    ß«rgk    gefun- 
iJeneu  Befifienin^en    zu   V.    1—7 
^  Έκ  ταύτης  Ιρι5ος  ή  μεν  τ€κ€  φαί^ιμον  υΙόν 

^Β  "Ηφανστον  τεχνησιν  άν€υ  Διός  αίγιόχοιο 

^^^        ίκ  πάντων  παλάμηαι  Κ€κα0μ€νον  Ούρανιώνων. 
1^^^        αύτάρ  ο  γ'  ΏκεανοΟ  και  Τηθύος  ήυκόμοιο 
^Κ  5  κούρη  νόσφ*  'Ήρης  παρ€λέ£ατο  καλλιπαρήψ 

^^^^Κ        έ£οπαφών  Μήτιν  και  wep  τιολυοήνε'  έουσαν" 
Ι^^^'        συμμάρψας  b*  ö  γε  χερσιν  έήν  έγκάτθετο  νϊ]6ύν 

2  J)ftB  Fmgment  wird  von  Chrysippoa  mit  folgenden  Worten  nn- 
g«köndigt  (p,  349  K.  :n8,ti  M.)  ό  öl  'Ησίοδος  ^πΐ  πλέον  λέγει  έν  ταΐς 
öcoTovtaiq,  τινών  μέν  έν  τή  Θ€ογον(ί][  (V-  88ί>  Cl  γραφάνταιν  τήν 
t^vcöiv  αυτής,  πρώτον  μέν  Μήτ(οι  συγγβνομένου  τοο  Διός,  οεύτίρον  ί>έ 
Θέμι6ι,  τινών  &έ  έν  έτέροις  ολλως  γραφόντων  τήν  γένεσιν  αυτής, 
ώς  άρα  γενομένης  έρϊίΐος  τ  ψ  Ad  καΐ  τη  "Hpiji  γ€ννήοΕΐ£ν  ή  μέν  "Ηρα 
1>»ά  εαυτής  τόν  "Ηφαιοτον,  6  δέ  Ζιΰς  τήν  '  Αθηνάν  έκ  τής  Μήτϊοος  κατά- 
ποθίίσης  υπό  αύτοϋ  .  .  .  ,  λέγεται  6έ  έν  μέν  τή  Θεογονίςι  οοτω  »  .  .  . 
(folgt  Theog.  886— HSK),  Wü),  €ίτα  προελθών  φησιν  οϋτοίς  .  .  ,  (folgt 
Thfog.  il24— ti)  .  .  .  έν  ίιέ  τοΙς  μετά  ταΟτα  πλεΐυυ  διεληλυθότος 
αύτοΟ  τοιαύτα  έοτι  τά  λεγόμενα  (folgen  die  Ui  Verse  des  Fragmente). 
Auch  die  vei^viegenate  VorRtelluni^  von  der  liachlöaeigkeit  Chryaippisüher 
Schreibwt'iBe  wird  äu  einer  befriedigenden  Erklärung  der  zweimal 
>*fied©rkehrenden  Formel  τινών  έν  ,  .  .  γραφόντα^ν  neben  Ήσίο&ος  λέγει 
nicht  verhelfen  können,  und  noch  undenkbarer  ist  ea»  dase  Chrye ,  wie 
i^boniaisn  Op.  ac.  2,  431  meinte,  in  einem  Heaiodisclien  Werke  die 
Räude  verechiedencr  Dichter  wahrgenommen  oder  vermnthet  habi-n 
»«Ut«;  Cbry,«.  konnte  nur  scbreiben  τή  (oder  etwas  ähnliches»  zli,  τοτέ 
^^r  τοοτο)  μέν  έν  τή  Θεογονι^  γράφιην  τήν  γένεσιν  αυτής  und  τή  5έ 
^  έτ.  dl.  γράφων  κτλ.  Ausserdem  ist  es  eirdeuchtend,  dass  das  Referat 
*o«  uiiserer  Theogonie  lückenhaft  ist:  nach  Θέμι&ι  f'elilt  εΐτα  bi  έτέραις 
'Ttalv  und  ein  hißnitivsatZ)  der  von  der  (ieburt  der  Athena  aus  dem 
H*upte  dee  Zeus  berichtete.  Dase  Chr.  rait  έν  έτέροις  nicht  der  Theo- 
ii«iie  ein  selbeländiges  Gedicht  entgegeustellen  wollte^  folgt  ebenso 
•elir  aus  dem  vorauBgeachickten  für  l>eide  btellen  gemeinsamen  Aua- 
»Iruck  έν  ταις  θεογονΐαις^  wie  aus  der  nachberigen  Angabe  έν  τοΐς  μετά 
TftÖTO,  die  nur  örtlitsh  verstanden  werden  kann,  ^o  veretaud  achon 
SobÖmjtnn  p.  120  f.,  und  im  Grunde  auch  Bergk  2,  ίϊ43.  Wenn  Bergk 
jedoch  πλ£ίυJ  inεληλuθότoς  αύτοΟ  ats  Angabe  des  Umfangs  in  Vergleich 
*ur  iHielie  unserer  Tbeogonie  nimmt:  *  in  dem  folgenden  Gedicht,  wo 
Hmod  den  Mythus  anaführlieher  erzählt',  ao  läset  er  den  Chr.  einen 
doppelten  Spiacbfehler  begeben;  weder  dae  Ferfectum  noch  das  Ädjectiv 
ilXciui  wäre  dann  am  Orte  gewesen,  es  hätte  mindestene  έπΙ  πλέον 
^κρχομένοϋ  heieten  müsaen.     Vgl  unten  S.  17ίί, 


176  Ü 86 η  er 

όεισας,  μη  τέΕΐ]  κρατ€ρώτ€ρον  δλλο  KcpauvoO' 
τούνεκά  μιν  Κρονίδης  ύψίίυγος  αίθέρι  ναίων 
10  κάππιεν  έΕαπι'νης.  ή  b'  ουτίκα  ΤΤαλλάό*  *Αθήνην 
κύσοτο.  την  μέν  έτικτε  πατήρ  ovbpujv  τ€  θεών  τε 
παρ  κορυφήν  Τρίτωνος  έπ'  όχθησιν  ποταμοϊο* 
Μήτις  6'  αυτέ  Ζηνός  ύπό  σπλάγχνοις  λελαθυϊα 
ήστο,  Άθηναίης  μήτηρ,  τίκταινα  όικαίιυν, 
1Γ»  πλείστα  θεών  έιόυΐα  καταθνητών  τ'  ανθρώπων, 
ίνθα  θεά  παρΛεκτο.  θίμις  παλάμαις  περί  πάντων 
αθανάτων  έκέκαστο  <oHSchöm.>Όλύμπια  6ώματ'  έχουσιν, 
αίγίοα  ποιήσασα  φοβεστρατον  εντός  (ίντος  Göttl.)  Άθήνη* 
συν  τή  έγείνατό  μιν  πολεμήια  τεύχε*  έχουσαν. 
Ιίΐβ  war  in    dieser  Dichtung    der  Streit   und    die  Trennung 
des  himmliechen  Ehepaare»,  eine  Göttersage  die  gerade  in  Böotien 
durch  bekannte  Cultusgebräuche  lange  lebendig  erhalten  wurden 
ausführlich    geschildert.      Die    Trennung    der    Gatten    hatte    zur 
Folge,    dass  sowohl   Hera   wie  Zeus   mit  Erfolg  versuchten  ohne 
eheliches  Beilager   Kinder    zu    erzeugen,    Hera    den    Hephaistos, 
Zeus  die  Athene.     Auch  die  Theogonie  kennt  diese  Sage;  in  der 
triadischen  Liste  der  Zeus-eben  (901 — 929)  wird    sie  wenigstens 
bei   Hephaistos  noch   herangezogen. 

927  'Ήρη  b'  "Ηφαιστον  κλυτόν  ου  φιλότητι  μιγεϊσα 
γείνατο,  και  ίαμένησε  και  ήρισε  φ  παρακοίτη, 
έκ  πάντων  τέχνησι  κεκασμίνον  Ούρανιώνων. 
Die  ungeschickte  Einfügung  des  Anlasses  zu  dieser  wunderbaren 
Geburt  και  ίαμένησε  κτλ.,    wodurch  der  Accusativ    des  V.  929 
von  seinem  Verbum  γείνατο   geschieden  wird,    ist  ein  deutlicher 
Beweis    dafür,    dass    der  Lehrdichter    der   Theogonie    von    einer 
Dichtung    abhängig    war,     wie    sie    das    obige     Bruchstück    uns 
kennen  lehrt. 

Wir  d Ulfen  noch  einen  Schritt  weiter  gehen.  Die  erhaltene 
Redaction  der  Theogonie  ist  bei  der  Uebersicht  über  die  Nach- 
kommenschaft des  Zeus  durch  die  unverkennbare,  von  Bergk  richtig 
dargelegte  Absicht  geleitet,  die  Ehen  des  Gottes  in  zeitliche 
Folge  zu  bringen.  Melis,  Themis,  Eurynome,  Demeter,  Mnemo- 
syne,  Leto  lösen  einander  ab,  an  letzte  Stelle  wird  die  im  Cultus 
festgehaltene  Hera  gestellt.  Nachdem  wie  ihre  meisten  Vor- 
gängerinnen* auch    diese  in    einer  Triade    erledigt    ist  (921 — 3), 


8  Vgl.  Welckers  kleine  Schriften  Γ),  19  ff. 

*  Triaden    sind  überliefert   bei  Demeter,    Mnemosyne    und  Leto; 


Eine  Hmodiache  Dichtung 


17T 


I 


wird  nnlitttigH weise  den  SüDdergeburten  des  Zone  und  der  Hera, 
Athen«  and  Hepliaistoe,  je  eint;  Triade  gewidmet.  Weil  nun 
MetiB  als  der  gebeime  Ursprung  von  Zeus^  Weisheit  an  erste 
iitelle  gerückt  werden  soIHr,  war  der  Dicbter  genijthigt  die  über• 
kommene  Darstellung  von  der  Geburt  der  Ätbena  zu  zerreiseen  ; 
Toti  der  Metie,  wenn  wir  wie  billig  der  uraprariglicberen  Fftssiing 
der  Stelle  folgen,  die  eich  aus  Chrjeippos  ergibt  {Anm.  4), 
sagt  er: 

886  Ζευς  be  Bediv  βασιλ€ύς  πρώτην  δλοχον  Βέτο  Μτ^τιν, 
πλ€ίστα  θ€ών  tibuiav  ib€  θνητών  άνθρώπαιν, 

ί*00  ώς  ίϊή  οί  φράσσαιτο  θεά  αγαθόν  τε  κακόν  τε. 

8Θ8  άλλ'  δτ€  6ή  ρ*  ήμελλε  θεάν  γλαυκώττιν  *Αθήνην 
τεΕεσθαι,  τότ*  ^ττειτα  ho\w  φρενας  έΕαττατήσας 
«90  αίμυλίοισι  λόγοισιν  έήν  έγκάτθετο  νηούν» 
mu\  läest  dann  die  Geburt  selbst  naeh  der  von  Hera  bändelnden 
Tmde  folgen 

αυτός  6*  έκ  κεφαλής  γλαυκώττώα  γείνατ'  *Αθήνην, 
925  ϊϊεινήν,  έτρεκύ5οιμον,  άγεστρατον,  άτρυτώνην, 
ττότνιαν.  ή  κελαοοί  τε  äbov  ιτόλεμοί  τε  μάχαι  τε. 
We  Beziehung    auf  den   Ehezwiflt  ist  hier  getilgt,    der    ebemaU 
den  Zeus    veranlasst    hatte  Metis    zu    schwängern    und    zu    ver- 
tchlingen.     Statt    dessen    dient    nun    als  Motiv    die   Absicht   des 
Zeil»,  iich  die  Weisheit  der  Metis  zu   Nutz  zu  machen.     Die  Ge- 
bort tler  Athene  selbst  wird  folgerecht  ohne  Bezugnahme  auf  den 
Zwiit,  daher  ganz  zusammenhanglos  nachgebracht ,  dafür  aber  die 
erforderliche   Verszahl    mit    unnützer   Häufung    von   Epitheta    ge- 
fallt*    Den  Zwist  an  dieser  Stelle  (vor  V/924r)  zu  erzählen  gieng 
^K  ecbon  darnm  nicht   an,  weil  der  triadische   Katalog  der  Zeusehen 
Hftir  Mythenerzablung  nicht  Raum   hatte;    und   selbst  davon   abge- 
H  sehen  war  es    ausgeschlossen    durch  die    der  Metis  bereite  zuge* 

^■bei  Themis  entfallt  die  erste  dreitheilige  Strophe    auf   die  Hören,    die 

^■twette  auf  die  Moireu  (liOl— 3,  904  — (ϊ).    Danach  ergeben  sich  die  zwei 

^■Terte  SlÜ  Γ    als    nachträgliche  Erweiterung    der    von  Eurynome   han- 

^BdelhdeQ  Triade.     Dass    auch    von  Metis    in  2  Triaden  gehandelt    war| 

^^»Srdisn  wir  ohne  den  Text  dea  Chrysippos  nicht  wissen^  in  dem  V.  8fH 

— i*  feblen,    gewiai*   nicht,    wie  Iwan  Müller    veimnthet,    in    Folge    dea 

Homoioteleutori  έήν  έγκάτθετο  νηίϊύν  (8* Kl.  899),  das  vielmehr  tnn  ver- 

litberigches  Merkmal  nacbträglichen  Einachubs   ist:    man  braucht    nur 

V.  900  ab  SchluBs  der  ersten  Triade  nach   V.  887  zu  stellen,    wie  das 

bereiti  Wolcker  Hes.  Theog.  S.  108  gethan  hat,   um  die  ursprüngliche 

ikuppti  Beaprechung  der  Metis  wiederzugewinnen  (a.  oben). 

tUifJa.  Mtii.  t  Piniol.  N,  F.  LVL  IS 


I 


tl  1  e  η  e  r 


theiUe  Rolle.  Wer  die  Gewalttliätigkeit  dieees  Bericbte  über 
Metis  and  Athene  sieb  erlaubte,  war  abhängig  von  einer  älteren 
Vorlage,  eictier  einer  mit  dem  Chrysippiechen  Frngment  nahe 
TerwAndten,  wenn  nicht  identiecheu.  Man  beachte  die  Wieder- 
kehr der  Formel  ίήν  έγκάτθετο  νηΐΐύν-  Ja  mm  könnte  eich 
verflucht  fühlen  den  neben  bö\w  SS9  zwecklosen  Halbvers  al- 
μυλίοιιΤι  λόγοισιν  durch  das  im  Fragm.  V.  7  vorangehende  0υμ- 
μάρψας  ο  γε  xepcrlv  zu  ersetzen,  wenn  nicht  gerade  hier  das 
willkürliche  Verfahren  dee  Eedactors  eirli  bemerklich  machte: 
die  BerUckung  und  TäuBchung  der  Metie  galt  ursprünglich  dem 
Beischlaf  (V.  6),  »ie  xn  verschlingen  war  für  Zeus  einfacher  Ge- 
waltact  (V.  7  αυμμάρψας);  der  Redactor  der  Theogonie  bat  die 
nreprüngliche  TiiuRchung  nicht  gebrancben  können,  weil  Metie 
ibm  die  erste  Gemahlin  des  Zeus  ist,  er  eohaltet  also,  was  ihm 
überkommen  ist,  verkehrter  Weise  da  ein,  wo  nur  für  eine  Ge- 
waltthat  der  Ort  war.  Das  planmässige  Eingreifen  dee  jüngeren 
Üeberarbeiters  zeigt  sich  endlich,  wenn  laut  nuserer  Theogonie 
Zeus  selbst  έκ  κ€φαλής  γλαυκώπώα  γείνατ' *Αθήνην,  während 
er  in  dem  aueführlicheren  Bruchstück  die  aua  der  in  echwangerem 
Zustand  verscblockten  Metie  hervorgehende  Athene  noch  παρ 
κορυφή  V  beim  Bergesgipfel  am  Ufer  des  Flusses  Triton  gebiert. 
Auch  der  die  beiden  älteren  Triaden  von  Metie  in  der  Theogonie 
ergänzte,  hat  noch  in  Abhängigkeit  von  jenem  Brnchstück  ge- 
standen, wie  die  Motivierung  iu  V.  895 — 8  verglichtjn  mit  dem 
alterlhümlichen  V.  8  des  Fragmente  (κρατ€ρώτ£ρον  άλλο  Ke- 
ραυνου)  zeigt.  Vollende  bei  der  nun  folgenden  Geburt  des  He- 
pliaietos  wird  die  Abhängigkeit  unserer  Theogonie  von  dem  Wort- 
laut des  Civryeippischen  Bruchstucks  handgreiflich.  Der  Sohluefl- 
vers  dieser  Triade  stimmt  wörtlich  mit  dem  Bruchstück  V.  3, 
nur  dass  hier  das  a Itert hü m liehe  τταλάμη0ι  gewahrt  wird,  das 
in  der  Theogonie  durch  τ€χνησι  gewiseermaaseen  gloseiert  ist.  So 
wird  in  der  Theog.  κλυτόν  an  Stelle  von  φαίοϊμον  υιό  ν  und  ου 
φιλότητι  μιγεϊσα  für  τέχντιαιν  avev  Διός  αίγιόχοιο  gesetzt 
Zwingender  als  dies  alles  ist  die  Thatsache,  dass  der  Redactor 
eeine  Abhängigkeit  von  dieser  Üuelle  durch  die  ungeschickte,  für 
eich  geradezu  unverständliche  Einfügung  der  auf  den  Streit  be* 
züglichen  Worte  V.  928  selbst  bekennt  (e,  S,  176).  Wir  werden 
nun  auch  nicht  anstehn,  die  Stellung  dee  Hephaietoe  nach  Athene 
als  unausblBibliche  Folge  jener  redactionellen  Zerlegung  dee  Be- 
richte von  der  Geburt  der  Atbene  anzuerkennen.  Das  Ergebniee 
dae    an  die  Spitze  der  Liste  geetelltan  Umgänge  mit  Metie,    die 


Eine  HeBiodieche  Dichtung 


m 


Geburt  der  Athene  '  ane  dem  Haupte'  des  Zeue  mufiste  vorab 
folfeo;  dann  erat  konnte  Heptmietüe^  obwohl  er  in  der  Quelle 
gestellt  war,  behandelt  werden.  Aber  ale  Marke  der  ur- 
öglicben  Abfolge  Hephaistoe  —  Atbena  trägt  noch  heute  der 
Abicbnitt  über  Hepbaietoe  jene  verrätheriicben  Worte  (V.  928), 
in  fJenen  der  ehemalige  Eingang  Εκ  ταύτης  ίρώος  forthlingt. 
Äucli  da«  Cbryßippificbe  Bniohstück  bandelt  die  Geburt  des 
Hephaietos  in  einer  Triade  ab,  Dase  sie  uninittelbare  Vorlage 
für  tineere  Tbeogonie  war,  haben  wir  feetgeetellt.  Der  Schluae 
iit  imabweinbar,  dass  jenes  ßrucbfitück  ein  Rest  einer  älteren 
bei  Seite  gelegten  Gestalt  der  Tbeogoiiie  war,  der  vermnthlieb 
wegen  der  voranf^eechickten  Erzählung  vom  Zwiste  des  Zeus  und 
der  Hera  und  wegen  der  alt  erth  um  liehen  Züge  des  Mythus,  die 
er  enthielt,  in  dem  von  Cliryaippos  benutzten  Exemplar  unter 
den  Anbangen  der  bekannten  jüngeren  Gestalt  der  Theogonie 
fortgeführt  wurden  war.  Zu  dieser  Annahme  stimmt  ebenso  der 
Begriff  θεογονίαι,  unter  welchen  Cbryaippos  auch  das  ausführ- 
lichere Bruchstiick  faset,  wie  sein  Ausdruck  έν  τοΐς  μ€τά  ταϋτα^ 
den  als  zeitliche  Bestimmung  *in  fiem  späteren,  jüngeren  Gedicht' 
ZV  fassen  ebenso  undenkbar  ist^  wie  die  Erklärung  'im  weiteren 
Verlaufe«  nachdem  er  Husführliclicr  (vom  Zwiste  des  Gott  er  paar  es) 
geeprochen*  durch  den  Sprachgebrauch  nahe  gelegt  wird  (s.  Änm.  2), 
i*reilich  was  dann  V»  4 — 19  über  die  Geburt  der  Athene  be- 
nohtet  wird,  ist  heiilos  verwirrt.      Was    V.   Ιύ 

■  ίνθα  θεά  τταρ£λ€κτο  Θ^μις  παλάμαις  περί  πάντων 

αθανάτων  έκ€κα0το  κτλ. 
Ibftmis  Süll,    der    hier    das  Prädioat   der  Metis  gegeben  ond  gar 
die  Herstellung    der  Aigis  zugeschrieben    wird,    ist    nicht    abzu- 
iek;  Bergk  hatte  den  guten  Gedanken,  dass  der  erste   Halbvers 
Ma  θεά  παρΑεκτο    zu    schreiben    ist    nnd    sich  an   V,    12  an- 
«chWe.     Aber  nicht  minder  können  die  Worte  ή  6'  αύτίκα  Παλ- 
λάς Άθήνην  κ  Οσα  τ  ο  (10  1)  nach    festem  Sprachgebranch  nur 
wf  die  nächste  Wirkung  des  ßeilagers,    die    Empfängniss  gehn^ 
^^ttnd  lassen  sich   daber  kaum   an    der  Stelle  denken,    wo  sie  jetzt 
^ptek.     Auch    ist    nach    έήν   έτκάτθετο  vilbuv  (V.  7)  das  V.  10 
e^iötennach    hinkende    κάττπΐ€ν    έ£απίντ|ς    nicht    am    Orte.      Nun 
^B treten  aber  thalBächlicb  auch  in  dieser  Stelle  noch  zwei  Triaden 
^■hervor  V.  4— 0*und  13—15,  und  alle  Wahrscheinlichkeit  spricht 

^         *  Etwas  zu  leicht   hat    es  Bergk  2,  647  mit  der  Bedeutung  von 
κύαατο  genommen. 


180 


ilnför,  dase  ilieee  CompoBilioiiBform  des  G-ötterkatalogs,  wie  nie 
für  Hepbai&toe  gilt,  so  aucli  bei  Athena  durch  geführt  war.  Base 
en  möglich  war,  mag  ein  HerstelliiBgeversuch  zeigen,  den  ich 
heiepielnweipe  hersetxe: 

αύτάρ  ö  t'  Όκ€ανου  και  Τηθύος  ήυκόμοιο 
5  κούρη  νόύψ*  'Ήρης  παρ^λεΕατο  καλλιτιαρήφ 
έΕαπαφών  Μήτιν  και  irep  ττολυ2>ήνε*  έούοαν. 

(Π.  7)  την  6'  ύΐΓθκυσαμ€νην  συμμίίρψας  χ€ρσι  Κρονίιυν 
1ί>  κάππϊ€ν  έΕαττίνης'  €T6Ktv  b*  δ  τ€  ΤΤαλλάο*  Άθήνην 

12  παρ  κορυφήν  Τρίτυυνος  ίπ    δχθησιν  ποταμοΐο. 

13  Μήτις  6'  αυτ€  Ζηνός  υπό  στΓλάγχνοις  λ€Χαθυϊα 
ήστο,  Άθηναίης  μήτηρ,  τέκταινα  θ^μίστων*^» 

15  πλείστα  θεών  ttboia  καταθνητών  τ*  άνθρώτπυν. 
Die  auf  diese  Wei^e  ausgeReliiedenen  Veree,  von  ilent*n  wenig- 
Rtens  V.  8  und  wohl  auch  18  f.  altes  Gut  enthalten,  köTinten  aus 
der  Dichtung  herüber  genoinmen  sein,  welche  als  epische  Vor• 
läge  der  Katalogdiijbtiing  eich  ergeben  wird. 

Der  alte  MythuH  vom  Zwiste  des  Zeus  und  der  Hera,  dem 
die  obigen  Sagen  von  der  einseitigen  Zeugnng  des  Hephaietoe 
und  der  Atheiiu  entnommen  sind,  findet  bekanntlich  seine  Fort* 
Setzung  in  einer  Bchini  von  Heyne  und  Gi.  Hermann  al«  unecht 
erkannten,  ungeHchickt  vermittelten  Einlage  des  Hymnue  auf  den 
Pythiechen  ApoHoii  127--I7i>  (805—354  der  alten  Zählung). 
Hera  äussert  dort  ihre  Empörung  darüber,  das»  es  dem  ver^ 
lassenen  Gatten  gelungen  ist  in  der  Athene  eine  sofort  im  himm- 
liftchen  Staate  zur  Anerkennung  gelangte  Göttin  zu  erzeugen, 
während  ihr  eignes  Geschöpf  mit  krummen  Beinen,  κυλλοιτο^ίων 
oder  (hymn.  139)  ^ικνος  πόΐιας,  zur  Welt  gekommen  war  and 
durch  seine  Miesgeslalt  ihr  sulche  Scham  erregt  hatte>  dass  eie 
ihn  ergritien  und  heiab  ins  Meer  geschleudert  hatte^  wie  auch 
die  üias  Σ  395—405  stu  berichten  weiss.  Sie  verwlinecht  Thetii 
und  ihre  Schwestern,  dass  sie  die  Miösgeburt  bei  sich  »ufge- 
nommen  und  gepflegt:  sie  hütten,  meint  sie,  den  Göttern  einen 
bessern  Dienst  erweisen  können  (li,  143).  Das  Rachebedürfniee 
treibt  die  unterlegene  Göttin  zu  dem  Wunsche,  ein  neues  Wesen, 
wiederum  ohne  männliche  Beihilfe,  zu  schaffen,  das  dem  Zeus  «o 
weit  an  Kraft  überlegen  sei  als  dieser  es  dem  KroDOS  war  (1β1). 
Zu  dem  Ende  entsagt  sie  dem  Verkehr  mit  Zeus  und  den  andern 


So  mit  ßergk  statt  des  überlieferten  δτκαίαιν. 


Sine  Hesiodiechc  Dichtung 


Gittern ^  für  ein  ganzes  Jahr,  begibt  slah  in  die  Einöile,  und 
dem  sie  mit  flacher  Hand  die  Erde  Roblägt,  ruft  sie  Erde  uod 
Himniel  und  die  Tttaneu  drunteti  im  TarUrus  mu  ihr  zu  einem 
•ülcben  Kinde  ohne  Mitwirkung  ibres  Gatten  zu  verhelfen.  Du 
Η  Tilgt  sioh  die  Erde,  und  Hera  entnimnit  freudig  darAus  die  Ver- 
H  biesung  ihres  Gebetee.  Sie  wird  schwanger,  wir  erfahren  nicht 
Η  durch  welches  Wunder  oder  welche  τΐχνη  {s.S.  182),  uTjd  nach- 
"   «lein  sie  ihre  Zeit  auf  Erden,    in  ihren   Tempeln   weilend,    erfüllt 

»hatte,  da 
173  ?t€k'  oöt€  θεοϊς  έναλίγκιον  oute  βροτοϊσι, 
beivov  τ*  άργαλ^ον  τ€  Τυφάονα,  πήμα  βροτοϊσιν  (=  128). 
Wir  erfahren  nnr  noch,  da  gerade  dies  der  Anhies  zur  Einechie- 
bung  den  fremdartigen  BrucbRtiieks  war,  daes  Hera  nach  der 
Ectbindung  ihren  unifetbiimen  Spraeßling  dem  Drachen  weih  (δρά- 
καινα 122)  am  ParnaRe,  dem  später  eo^ienannten  Python  (nnten 
8.  165)»  zur  Wartung   und   Pflege  anvertraut  habe. 

^k  Daee    οηά   ein   AnsBchnitt    aus  einer   Heeiodii^ebeu   Dichtung 

»ein  müfise,  zeigt  der  Inhalt*  Den  irn  mittel  baren  ZuBftmmenbang 
mit  der  älteren  Gestalt  des  Heeiodischen  Berichte«  von  der  Ge- 
bori  der  Atliena  beweist  der  Eingang 

Κ      130  €ut'  δρα  6ή  Κρονίδης  dpiKubda  γείνατ'  Άθήνην 

^  έκ  κορυφής: 

ι       Ίβυΐϊ  nieht  βο,  eondern  4.V  κορυφή  ist  uns  überliefert.    Εβ  war 

^P  fmdezn  ein  epracblicber  Missgriff,  wenn  Barnes  das  zu  έκ 
κορυφής  änderte,  was  lieinesweg«  ffleichbedeuteud  mit  dem  He- 
Biodiscben    (Theog,    Ϊ124)    έκ    κεφαλής    gei(agt    werden    konnte^. 

(Mit  Hecht  forderte  Bergk,  daee  die  Ueberlieferung  festgehalten 
^wde.  Dies  iv  κορυφή  sn  abgerissen  und  dem  nicht  unter- 
fichleten  als  halbeB  Rüthfiel  hinstellen  konnte  nur,  wem  dieser 
^og  der  Göttersage  dun^b  eine  bekannte  Dichtung  gleich  oder 
ÄliDlich  gegeben    war,    wie    es    in    dem    Fragment  V,   12.    16  ge- 


^m  ^  Hymn,  152  läiiat  die  hsliche  Ueberlieferung  Hera  in  Widerspruch 
»»'it  der  Erzählung  fs,  T5:i  άπονόσφι  θεών  de,  1HS>-  170|  treten:  dXV 
diro  σ€ίο  τηλόθ€ν  ούοα  θεοΐαι  μετέααομαι  άθανάτοιοι :  ich  vermuthe 
^οίς  ίκστήσομαϊ,  diit  ecdam. 

^  κορυφή  ist  Scheitel,  Gipfel  Vertex,  caeumen)^  aber  darum  nicht 
einfach  Κ€φαλή:  wenn  es  dafür  etebt,  ratiss  der  bildliche  Auüdruck 
""fch  tleu  Zusammenhang  deutlich  gemacht  sein  wie  Θ  HS  αχρην  κακ 
κορνφήν^  ÖQ\  xe  ττρώται  τρίχας  ϊπττιυν  κρανίψ  Ιμπ^φύαοι.  Vgl  Bergk 
^•Pb.  Sehr.  2.  b41  Anm.  10, 


182 


Ι  j   Β  6  Ώ  θ  Γ 


ftobielit.  Den  umi^ekehrten  Fall,  'ien  Bergk  gleichfalls  »chon  her- 
vorgeboWn  hftt,  bietet  in  dem  Cbrjsippiacben  Bmchetiiek  Jer 
gedrängte,  jetzt  nicht  unmittelbar  veretändlicbe  Auedruck  τέχνηίΤίν 
V.  2:  er  wird  durch  die  Eioliti^-e  des  Hymny«  erliiutert»  wenn 
Hera  V.  HÖ^aagt  και  νυν  μ^ντοι  έγώ  τεχνήσομαι,  ώς  Κ6  τ^- 
νηται  παις  έμός,  .  *  .  oöt€  οόν  αίσχύνασ'  \€ρόν  λ€χος  ουτ' 
έμόν  αυτής;  freilich  auch  hier  wird  wieder  nicht  verratben, 
welche«  Kunetmittel  die  Göttin  anzuwenden  gedenkt  oder  nachher 
anwendet;  man  muse  hier  wie  bei  der  KmpfangninR  des  He- 
phaiBtoB  tich  an  alt  analogen  Yorgiinge  erinnern ,  an  welchen  die 
Sage  nicht  arm  iat^. 

E«  ist  mir  nicht  veretändlich  geworden,  was  Bergk  (2,  650 
Anm.  22)  zu  der  Behauptung  veranlaeeen  konnte,  daes  für  den 
Hyranua  Hephaielas  *Sohn  de«  Zeus  und  der  Hera*  sei.  Der 
Hymnus  erzählt  weder  den  Zwist  des  himmlischen  Paare«  noch 
deasen  erste  Wirkungen,  die  Sondergeburt  des  Hephaistos  und  der 
Athena,  sondern  nur  eine  weitere  Folge,  den  neuen  Groll  der 
Hera  über  die  Gehurt  der  Athena.  Aber  in  den  Reden  derHeraj 
läset  er  deutlieh  erkennen  was  vorher  geechchen  war.  Wenn 
da  Hera  der  von  Zeus  geborenen  Athena  den  HepbaietoB  als 
τταΙς  έμός  .  .  .  öv  τέκον  αύτη  (V.  lüOj  entgegensetzt,  ao 
kann  sie  meines  Erachtens  nicht  deutHcber  aaseprechen,  das«  eie 
den  Hephaiiitoe  allein  und  ohne  des  Zeus  Mitwirkung  zur  Welt 
gebracht  habe.  Der  Grimm  der  Hera  gebt  darauf*  dase  der 
männliche  Gatte  es  mit  Erfolg  gewagt  hatte  mit  seinem  Weibe 
durch  eine  Hondergeburt  zu  wetteifern :  ilas  Weib  vermochte 
durch  geheim uieevolle  Mittel  eine  künstliciie  Empfängniee  herbei- 
zuführen (Änm.  9),  dem  Mann  fehlen  die  weiblichen  Organe 
der  Empfängnies  und  Schwangerschaft.  So  konnte  «ie  dem  ver- 
lassenen Gatten  beweisen^  dasa  sie  sich  selbst  genug  sei  um  die 
Schaar  der  Olympier  κα  mehren,  und  sich  sicher  dünken  zu  ob*  fl 
eiegen.  Nun  hatte  auch  Zeus  eiu  Kind  zur  Wett  gebraobt,  and  ' 
es  war  die  stattliche  Athcnai  während  die  MissgeataU  dea  eignen 
Erzeugnissee  ^sie  mit  8cbatii  erfüllte. 


*  Einige»  findet  man  Rhein.  Mus.  :H0,  215  IT.     namentlich  ist" 
das  'Wasser  des  Lebens^  d#*ni    in  Legenden    und  Märchen    die  Fähig- 
keit der  Befruchtung  beigelegt  wird,  und  mit  dieser  Vorstellung  Bteht  fl 
der    ehemals    weit    virbreitete    und    heute    noch    nicht   auigeatorfaen« ' 
Glaube,  das»  gewjeee  heilkräftige  Quellen  Empfangniei  entweder  unmit- 
telbar bewirken  oder  vermitteln,  in  engem  Zu^ammenhaog. 


Sme  Heaiodische  Dicht uti|^ 


Die    Einlage   des   Hymnue    iat    also    zweifellos  FortBetzung 
iiier  Dichtung  vom  Zwist  dee  böcheten  Gotterpaareö.    Einer  Dich- 
ing,    eagtj    ich.      Denn  wenn    wir    von    den    eiiileiteuten  Versen 
127 — 131   έν  κορυφή)  absehen,  welche  derjenige,  der  das  Stock 
lern  Hymnue  einfügte,   zusftniraenfaHeeiid   vorachieberi   miiBnte,  iat, 
rae  wir  von  V,  131  f)  b*  αίψα  χολώίΤατο  τιότνια  "Ηρη  bis  etwa 
an  V.  176  leeen,  nicht  Katalogpoeeie,  sondern  epische  Dichtung, 
auegeführte   Erzählung    aoe   der  Göttersage,    wie    sie    von  einem 
alten    Dichter    des    Hesiodischen  Kreisef*   erwartet   werden   kann. 
Das  *eigt  die  Rede  und  das  Grebet  der  Hera.      Der   hohe  Wertli 
dieses  Stücks  für  uns  beruht  dartn^    dass  es  sieb  zu  den  in  uneere 
Theogonie  verfloobteiien  Resten  einer  alten  Tiianoniachie  und  den 
BrucbBtücken  einer   Proraethie,    die    sich    in    der  Theogonie    und 
deo  Erga  erhalten  haben,    als  Zeugniss  epischer  Behandlung  der 
Göttersage    gesellt.      Man    würde    einen   gescbichtlicben  MisBgriiF 
bepheUf  wenn  man  annehmen  woUtei  dass  die  alten  boeotischen 
um!    lükriachen   Dichter  dem   HomeriBchen   Epos  als  Nachhall  so- 
fort ihre   Katalogdicbtung  hätten  folgen    lassen.     So  gut   wie  die 
Heroensage,    musete  auch    die    Göttersage    Gegenstand    epischer 
Dichtung  gewesen   sein,    ehe    man    an    zusammenfassende  Ueber- 
sicbten  denken   konnte.     Und   hier  haben  wir  nun  einen  Fall,  wo 
vor&ngegangene  episohe  Dichtung  als  Unterlage  und  Yoraussetzung 
dei  Katalogs  sicli   wie   mit  Händen  greifen  läset. 

Für  das  von  Cbrysippos  bewahrte  Bruchstück  kann  diese 
epische  Einlage  des  Apollonhymnus  nicht  als  Fortsetzung  gelten. 
Jenei  Bruchstück  gehört  selbst  schon  der  Katalogdichtung  an. 
Aber  es  setzt  eben  diese  epische  Dichtung  voraus,  von  welcher 
ΪΛΙ  der  Hymnue  ein  werthvolles  Stück  in  seiner  ürsprünglich- 
keit  erhalten  hat.  Ein  Umstand  scheint  dagegen  zu  streiten. 
Hephaistos  erhält  in  dem  alten  Gotterkatalog  bei  Chrysippos 
ebenso  wie  in  der  Theogonie  nur  lobende  Prädicate;  er  ist  nicht 
>ttr  der  Kunstfertigste  der  Götter,  sondern  auch  geradezu  φαί- 
Οιμος  \ί\ύς.  Die  Verunstaltung  durch  die  einwärts  gekrümmten 
Beine,  die  Scham  der  Mutter,  die  ihn  in^  Meer  schleudert,  die 
^ttang  durch  Thetis  —  das  alles  sind  Züge,  die  der  Verfasser 
«Je»  Kataloge  seiner  Triade  fern  hält.  Es  ist  auch  hier  Absicht 
ttad  Planmässigkeit  des  Verfahrens  anzuerkennen.  Der  Katalog 
läeit  Erzählung  von  Göttersagen  nur  in  beschränktem  Umfang 
^;  wie  der  Ordner  unserer  Theogonie  den  Streit  des  Zeus  und 
tler  Hera  bis  auf  die  kurze  Andeutung  (V,  928)  strich,  so  hat 
win  Vorgänger    den   Mythus    von   Hephaistos    auf   die  Seite  ge• 


!84 


tJ  te  η  er 


Hchoben  lind  im  GegisriHatz  ge^en  rlie  ScbiMerunpen  auch  (Setl 
Homeriftcbeo  Epoa  von  dem  Gotte  flas  Bild  zu  entwerfen  gestrebt,] 
daH  der  Cöltus  seiner  Zeit  unterhielt  und  forderte,  Eo  enUpriclitl 
das  der  UaratelliiDjE:»  welch«  die  attischen  Vaeenbihler  von  dem 
Gotte  geben,  während  wir  auf  allioniscben  Vasen,  wie  der  Wiener 
Hydria  (Masner  N-  218),  den  flephai^toB  mit  völlig  verdrehten 
Füssen  erblicken.  Wir  haben  allen  Grand,  uns  in  diesem  E'iinkte 
nicht  an  iri^end  eine  Form  des  Kataloge  zu  halten,  »ondern  aus  _ 
den  Andeutungen  des  Hymnen stitcks  die  ursprüngliche  GeRtallH 
der  Dichtung  zu  ermitteln.  Diene  ftind  in  der  That  autJgiebig 
genug.  Muefl  auch  unbestimnit  gelaeaen  werden,  an  welchem 
Punkt  daR  alte  Lied  einsetzte,  ob  es  mit  der  Werbung  oder  mitj 
der  Hochzeit  oder  wo  sonst  begann,  soviel  hi  gewiss,  dasa  der! 
Zwii*t  und  die  Trennung  des  Zeus  und  der  Hera  auefübrlicii  er-l 
zählt  war  Daran  »cblossen  sich  die  Folgen  der  Scheidung,  diel 
Geburt  des  Hephaistos,  Reine  Verwerfung  durch  die  eigne  Mutter 
und  Errettung  durch  Theti«  und  ihre  Sihwestern;  dann  die  Be-j 
riickung  der  Metis  durch  Zeue,  ihre  Verechlingung,  die  sehlieeÄ- 
liche  Gehurt  der  Athena  heim  Gipfel  des  Götterbergs  und  ibreJ 
Einführung  in  den  Kreis  der  Olympier.  Hier  setzt  das  erhaltene 
ßruchstürk  ein  (β.  ί^»  180  f.  Ι  In  dem  was  es  bringt»  der  Erzeu- 
gung dee  Typhfton,  werden  wir  der  freien  Schöpfung  des  Dichtere 
hervorragenden  Antheil  zumessen  mlissen.  Die  Verknüpfung  der 
Typhaonsage  mit  dem  himmlischen  Ehezwist,  wie  sie  hier  vor- 
getragen wird,  iat  eein  Werk.  Die  spätere  Dicbtung  bat  deu 
Typhaon  ab  Erzeugnies  der  Hera  nicht  anerkannt,  sondern  be* 
trachtet  ihn^  wie  es  in  der  Theogonie  H^l  f.  gelehrt  wird,  als 
Sühn  der  Gaia,  auch  für  Äeeohylus  Prom.  ^551  bleibt  er  γηγενής. 
Der  Dichter  nelbst  hatte  bereits  diese  Ueberlieferung  vorgefunden  : 
an  Gaia  richtet  die  zürnemle  Hera  an  erster  Stelle  ibr  Gebet 
(V,  156),  und  von  Gaia  kommt  das  Wahrzeichen,  daes  ihr  Wunach, 
einen  dem  Zeus  an  Kraft  überlegenen  Sohn  zu  erzeugen,  Er- 
hörung gefunden  habe  {V .  163).  Das  Bruchtstück  schliesst  für 
uns  damit,  dass  Heia  das  neugeborene  üngethüm  dem  Drachen-fl 
weib  am  Paniass  zur  Pflege  übergibt.  Das  scheint  ein  alter  Zug 
der  Sage  zu  sein.  Kilikien^  wcdiin  die  verbreitete  Sage  die  Jugend 
des  Thyphaon  verlegt,  theilt  mit  Delphi  die  Korykiecbe  HöhleJ 
und  den  Namen  ihres  Drachen  Delpbyne:  w^enigstens  weiss  daej 
Apollodorische  Handbuch  zu  berichten»  dass  Typhon»  nachdem  eri 
den  Zeus  überwältigt  und  ihm  die  Sehnen  der  Arme  nml  Beine 
ausgeechnitten   liatte,  den  Gott   und   die  in  Barenliaut  verborgenen 


ijiöe  Heaiodiache  Diclitunßf 


1H5 


» 


Sebnen  nach  Kilikien  getragen  und  in  der  Korykisclien  Grölte 
niedergesetzt  habe,  wo  er  Kari<Jif]üt  φύλακα  Δελφύνην  bpa- 
KaivaVi  ήμίθηρ  hi  ην  αϋτη  ή  κόρη  (Ι  Η,  3,  8  ί",,  42  W.).  Da 
Delphyne  sonst  der  Delphiecbe  Drache  genannt  wird'^  ist  ee 
wolii  auch  in  dieser  Sage  die  ehemalige  Ammti,  die  von  Typlion 
mit  dem  Wächterdienst  betraut  wird.  Er  ist  beraerkenawerth, 
daas  der  Hymnuö  auf  den  Pythiscben  Apollon  den  Delphischen 
Drachen  einfach  δράκαινα  benennt ;  er  leitet  den  Namen  der 
Orakeletätte  ΤΤυθώ  und  des  Apoüon  Πύθιος  von  πύθέΐν  ab,  fall» 
die  Veree  193^ — β  echt  eein  sollten;  keineefall»  kennt  er  die  Be- 
ieicbniing  ΤΤύθυυν. 

Dass  die  Dicht ong»  deren  UmrisRe  wir  aufzufrischen  suchen» 
mit  der  Üebergabe  des  Typhon  an  den  Drachen  nicbt  abge- 
sebltiBsen  sein  konnte,  bedarf  keines  Wortes,  Das  erhaltene 
Bruchetüok  gewährt  uns  auch  für  die  Fortsetzung  sichere  Füh- 
rung. Eine  Geburt  wie  des  Typhon  hatte  Hera  zu  dem  Zwecke 
erfleht,  Zeus  Unlieil  zu  bereiten  (V.  147^),  indem  sie  ihm  eine 
überlegene  Kraft  entgegen  stellte  (V.  160  f,).  Das  Ungethüm 
luass  in  der  Pdege  de»  Drachi-n  zu  voller  Stärke  heranwachsen. 
Dann  erst  vermag  es  den  Zweck  meines  iJaeeins  zu  erfüllen  und 
den  furchtbaren  Kampf  mit  Zeus  aufzunehmen,  ileseen  V^ erlauf 
die  Phantasie  mehr  als  eines  DichlerH  bemüht  war  auszumalen. 
Das  Gedicht  konnte  nicht  eher  enden  als  mit  der  Uebei  wsilrigung 
des  Typhon y  diese  aber  wiid  erst  dadurch  besiegelt,  daee  Zeus 
den  durch  Blitzstrahl  niedergeschmetterten  Riesen  mit  den  Bergen 
von  Kyme  (i.  S.  168  f )  und  Sicilien,  vt>rab  dewi  Aetna  bedeckt» 
Damit  ist  ein  Hesiodischefi  Gedicht  gewonnen,  in  dem  eben 
jene  üeberlieferungen  von  Typhaon  und  seinem  Fortwirken  in 
der  Feuereeee  des  Aetna  eine  Stelle  haben  mussten,  wie  »ie  die 
parallelen  Aensseruniien  des  Aeachyluf  und  Pindar  Herrn  v.  Mess 
vorausziieetzen  bestimmten.  Die  Uebereinstimmuug  dieser  beiden 
Benutzer  gibt  auch  für  diesen  verlorenen  Tbeil  der  Dichtung 
2^inigee  Licht,  Ich  will  den  Bemerkungen  meines  Vorgängers 
enigstens  eine  Berichtigung  zufügen.  Suwuhl  Aeschylus  (Proiu* 
351  Κιλικίων  οικήτορα  ävipuüV)  als  Pindar  lassen  den  Typiiaon 
in  Kilikien,  und  zwar  in  einer  Htihle  aufwadisen.  Daraus  er- 
(ribt  sich,    dasö    erst  durch  den   Interp^lntor  des  Apollonhymnue, 


***  Δίλφύνη  nennen  den  Pythinchen  Drachen  alexandriniBcbe  Dichter, 
Αμοΐΐοηιοβ  Rh  2,  70i)  KalHmaohos  fr,  H(>4  ua,,  vgL  ü.  Schneider  Cal- 
lim.  2,  565. 


1β6 


Üeenen  Kine  Hesiodische  Dichtung 


in  Folge  der  oben  b  er  vorgehobene  η  Homonymie,  die  Jugend  tJee 
Typhaon  in  die  Delphisehe  Landscliaft  verlegt  worden  sein  kann. 
Für  den  Slnß:er  vom  himmliecben  Ebezwiet  war  Typhaon  in  Kiii- 
kien,  und  zwar  in  der  Korykieelien  Grotte  gros«  gezogen  worden. 
Und  80  würde  zwar  ein  sachlicbee  Bedenken  nicbt  beeteben,  daas 
der  in  den  Aeecbylueecholien  angefiibrte  Vers 

τον  TTOTC  KiXiKtov  θρέψεν  πολυώνυμον  αντρον 
Heeiodiech  »ein  könne.  Allein  in  einer  DScbtung,  welche  diese 
TbatBacbe  uro  ibrer  eeibet  willen  zu  erzählen  hatte,  konnte  nicht 
in  einem  Relativeatze  beiläufige  Erwähnung  finden,  was  Gegen- 
stand der  Erzählung  war.  AuBserdem  würde  der  epiRche  nichter, 
wo  er 

τόν  ποτ€  Kiwpiiiciov  θρέψεν  πολυώνυμον  δντρον 
acbreiben  konnte,  nimmermehr  Κιλΐκιον  eingesetzt  haben.  Wir 
dürfen  uns  also  durch  jenes  Scholion  nicht  länger  täuschen  lausen, 
in  welchem y  wie  wir  nun  bestimmter  auBBprecben  dürfen,  sowohl 
der  Name  Pindare,  als  vorher  eine  ane  unserem  Hesiodischen 
Gedicht  angefiihrte  Stelle  über  die  Heimath  des  Typhaon  ausge- 
fallen sein  muss. 

Die  Dichtung,  deren  ümriaee  wir  herzustellen  versuchten, 
bat  noch  andere  Sporen  hinterlassen.  Es  ist  bekannt,  wie  enge 
8tesichoroe,  soweit  nicht  die  Bestimmung  seiner  Chorlieder  ihn 
nöthigte  örtlichen  Ueherlieferungen  das  Wort  zu  gehen,  wie  in 
der  Pfllinodie,  sich  an  die  Hesiodischen  Dichtungen  anzulehnen 
pflegte.  Dieser  Änechluss  war  so  auffallend,  dass  ihm  die  litterar- 
historische  Legende  den  Hesiodos  zum  Vater  geben  konnte.  Unser 
dürftiges  Wissen  gestattet  noch  an  zwei  Punkten  seine  Eenntniss 
und  Benutzung  unserer  Dichtung  festzustellen.  Nach  dem  schol. 
Apoll.  Rh.  4,  1310  p.  521,  8  ττρώτος  Σττισίχορος  (fr.  62)  Ιφη 
συν  οττλοις  έκ  της  τοΟ  Διός  κεφαλής  άναττηδήσαι  την  *Αθη• 
νάν:  or  bat  also  die  aus  dem  Chrysippischen  Bruchstick  be- 
kannte Geburt  der  gerüsteten  Äthena  rait  der  jüngeren  zuerst 
in  unsere* r  Theogonie  hervortretenden  Auffassung  vereinigt.  So- 
dann hatte  er  sich  aus  unserem  Gedicht  die  Sage  yon  Typhaone 
Geburt  angeeignet:  Et.  m.  772,  50  Τυφυοεύς:  Ησίοδος  αυτόν 
Γης  TevcaXorei,  Στησίχορος  hk  (fr.  60)  Ήρας  μόνης  κατά  μνη- 
σίκακίαν  Διός  τ€Κθύσης  αυτόν.  Diese  beiden  Zeugnisse  des 
Stesichoros  geben  die  gewünschte  urkundliche  Bestätigung  dafür, 
dass  das  von  der  Theogonie  vorausgesetzte,  im  Apollonhj^ninas 
ausgeschriebene  Epyllion  im  Bereich  Hesiodischer  Dichtung  ent- 
standen war.  H.  ü. 


ZUR  LEX  MANCIANA 


(SoblußB  zu  oben  S,  138.) 
VerHUchen  wir  nun,    ob    Hieb    aucb    der    zweite    Tbeil    des 
"^^EiYigatzes  —  üder  der  zweite  Nat-beatK  —  heretellen  läe«t,     Ετ- 
Balt:«n    ist   vun    ibm  folgendes:  .   .   .  coloni  eritr  ei  cui  de  .   ... 
^^^t%tfn  pTtstare  äidiebil].     Hinter  dt  iet  Raum  für  etwa  25  Bucb- 
I    »ta.V>eni    vor  coJoni   bat  dagegeü  nichts    auf  dem   Stein  gestanden 
'  denn    der   obere  Tbeil   dee  Steines    ist    unbeecb rieben  —   und 

*^Cil  am  Ende  der  dritten  Seite  int  binter  ei|VS.  F  kein  Raum 
"^**  mehr  als  2^-3  Bucbstaben.  Und  docb  ist  evident^  dae»  vor 
^'^^iofli  erit  etwas  zu  ergänzen  ist  und  dase  sich  diee  nicbt  aua 
''^Äi  vorbergebenden  ergänzen  lägst. 

OflFenbar  liegt  also  bier  eine  Anelaesang  vor,  wie  eie  mebr- 

I  '•►oIj  in  der  Inscbrift  constatirt  werden  kann  (1  3  {hz)\  I  6  (snni)\ 

'^      SI  {d<minis)\    l  29   {Mmicmne);    IV   17  {ei,    cuim)\    I?    23). 

^^i*  Begriff  de»  feblenden  Satzstückee  läeet  pich  eicber  heretellen  1 

^^^^  Partikel  Sf  und  auch  für   das  in  dem  Satz  [s'i]  ....  coloni 

it  noch  fehlende  Subject  giebt   es   nicht  zu  viele  Möglichkeiten. 

^*-Ä^  ergeben    sich    aus    dem   Subject,    welches  raan    zu  praestabtt 

^^^'ganzt,  und   da  kommen  nur  zwei  Fälle  in  Betracht.     Entweder 

^'^"t  si  quis  ex  ftttido  ,   .  .  Subject  oder  ein    aus  coloni  zu   entneh- 

***ende8  colofius.     Im    ersten  Fall  roüeste   etwa   |iit  fmtdus]  cdoni 

^^^S/  .  .  ,  im   zweiten  Fall  [ai  adpa]  coloni  erU  .  .  hergestellt  wer- 

^«n.    Bei  der  Herstellung  si  fundus  coloni  erit  wäre  anzunehmen, 

I  ^  MB  mit  fundus  coloni  ein  naoh  den  vorher  angegebeuen  Normen 

•^  Tbeil)iacbt  gegebenes   Grundsttick    bezeichnet  wäre,    was    aber 

>renig  glaublich    ist.      Dagegen  dürfte   si  rulpa  coloni  erit  —  ich 

I      t>leibe  also  hei  der  schon  früher  gegebenen  Herstellung  —  reoht 

l^ot    in    den  Zusammenhang    pafieen :    denn    ef^    machte    allerdinge 

^inen  Unterschied^  oh  der  Dieb  ein  für  extraneus  oder  ein  Colon« 

war;  jener  haftete  nur  e^e  delicto,    dieser    auch   auf  Grund  seiner 

Pflichten    ale  Pächter.     H.  Krüger  meint    zwar,    es    könne    sich 


Hl  ten 


nur  um  doloee  Entwendung  eiiies  Ttieile«  der  Ernte  von  Seiten 
des  Colonen  bändeln*  da  auch  «onst  nur  von  dem  Verbältnies 
zwischen  Colon  und  Conductor  fi:ehandeh  werde,  aber  wae  für 
ein  Tuteres^e  konnte  der  Colone  an  der  Entwendung  unreifer 
Früchte  haben y  Dagegen  ist  eR  wohl  veretändlicb,  wenn  zwei 
Fälle  vorgei»tiiien  werden:  1)  Entwendung  Reitens  eines  für  extra* 
ncus  —  die  sich  naturgemäi?«  auf  reife  wie  uureife  Fruchte  erstrecken 
konnte,  da  ein  solcher  den  aninms  dimtni  infcrendi  haben  mochte  — 
und  2)  Entwendung  reifer  Früchte  durch  den  Colonen.  Der  Vor- 
dereatz fasst  beide  Fälle  zucfiumien^  während  der  Nachsatz  sie 
nnterecheidet,  da  der  Colone  andere  obligirt  war  als  der  fremde 
]>ieb,  sowohl  w^eil  er  Colone  ist  als  auch  weil  seine  euipa  sich 
nur  auf  die  reifen  Früchte  beziehen  konnte. 

Der  zu  Ist  rui^Ta]  eoimi  rrit  gehörige  Nachsatz  ii^t  nun  nicht 
schwer  herzustellen:  hinter  e/,  cni  .  *  kann  nicht  wohl  dehmen- 
tum  facfum  erit  geetanden  haben^  denn  das  ist  selbetTerständlich, 
vielmehr  muss  mit  H,  Krüger  ei  cid  de\het  partes  colonicas  alte- 
rum]  lanium  praesfare  dlehcbif]  geschrieben  werden.  Doppelter 
Ersatz  de«  Interesses  ist  die  für  furfiim  nach  ordentlicbeni  Recht 
festgeeetzte  Leistung^.  Ich  will  nicht  verhehlen,  daes  ich  statt 
ei  cui  αώ€ί  partes  colonicas  ai^erum  tüntum  p.  d.  lieber  conduc- 
toribus  mHcisi^e  eins  f,  partts  colonirm  in  dupinm  p,  d,  schreiben 
würde,  aber  et  cui  .  .  ,  und  [aUerum]  fafrtnm  ist  sicher  ond  ich 
sehe  nicht,  wie^nian  es  viel  ander»  als  oben  geschehen^  ergänzen 
könnte.  Daas  der  fremde  Entwender  zum  Ersatz  des  innerhalb 
zweier  Jahre  evident  werdenden  Schadens^  der  Colone  dagegen 
zur  Leistung  der  doppelten  Fruebtquoten  verurtheilt  wird,  erklärt 
sich  aus  der  bereite  hervorgehobenen  Verschiedenheit  des  Ver- 
bältnisses  der  beiden  Delinquenten  zum  Fordernngsberechtigten : 
wie  ausgiebiger  Ersatz  des  Schadens  die  geeignete  Strafe  für  den 
fremden  i^cbadenatifter  ist,  so  verdiente  der  Theilpächter  gewiae 
fiir  seinen  Dolus  zu  doppelt  hohen  partes  verurtheilt  zu  wer- 
den. Man  wird  diese  Bestimmung,  wenn  sie  anders  —  wie  ich 
hoffe  —  als  richtige  Ergänzung  acceptiri  wird»  künftig  ala  Bei- 
trag zur  Lehre  von  der  Tbeilpaehl,  die  ja  neuerdings  mehrfarh 
behandelt  worden  ist*,  weuii  auch  als  Hypothese  mit  aller  Reserve, 


'  leb  citire  nur  eine  ppeziell  »uf  Felddiebatahl  beiögliche  Stelle: 
Paulus  sent.  II  ^51,  25:  ^^ivf  »fgetcj<  per  fttrtum  aivt  quüthhct  arhore^ 
(also  auch  Frucht  bäume!)  cnesat  «tfii,  in  duplutn  eim  rti  nomine  ftm 
eommiiur, 

*  Ich  citire   besonders  Carl  Crome,   die   partiarischen  Rechtege- 


Zur  Lt:x  MaDctanft 


\m 


I 


zu  erörtern  haben.  Ich  will  uocb  der  Frage  begegneu,  warum 
denn  dem  Conductor  und  nicbt  dem  Colonen  ein  Fi>rdeniDgftrecht 
gegenüber  dem  fremiien  Eutwender  von  Feldfriiehfen  gegeben 
werde»  In  den  Keebtiiijii eilen  wird  bei  furittm  bald  dem  Eigen- 
thünier  des  Grnndetliclie»,  bnUl  dem  Pächter  ein  Anepruch  gegen- 
über einem  fremden  l^ieb  ziigesprutlien;  ich  citire  L-  14  §  2  D. 
de  furfis  (47,  2) :  pruetara  hahetfi  fvrfi  itttiuhcw  eoiüni  quawviii 
dütnim  Pon  smt^  L.  26  §  1 :  ifem  rmisial  mJmmm  qvi  nttmmi^ 
coiat  cum  m  qui  frnctu,s  sfa^fes  subripuertf  ariurum  fvrti,  quta  ttt 
primnm  derer pius  es^sef  eins  esse  Cf^epfssct;  dagegen  gieht  L*  Γ-2 
§  Η  eod.  tit.  dem  domhms  die  m^tio  furli,  der  Colone  8oll  con- 
ducii  Pein  IntereeBe  einklagen:  */  sv^mrnriae  sunt  in  agro  ei  Inde 
aliquis  ttrrant  egcsaisisef  aL•fitltssttqve,  fionihnti!  futii  attel :  dehide 
eoionus  cotiducft  acttmie  cmisequaivr^  ut  id  ipsum  sihi  praestaretut\ 
Beiden  Theilen  spricht  die  affio  futif  κη  L.  83cit, :  frmjihuH  ej! 
J'imdo  si4breptis  fam  cofonus  quam  dimamts  futti  agcrt  poasunt 
quia  idriusque  wferest  rem  perseqtii.  Kbenso  wiid  bei  demmmt 
die  Klage  e.r  irge  Aqtülki  auf  den  Colonen  aue^treilehnt  wie  L*  27 
§  14  I).  9,  2  zeigi:  si  hUum  md  aienmn  in  segetem  aliaiam 
mieceris  quo  cam  tu  mguinares,  non  soit4m  qm/d  vi  auf  dam  do- 
tnivum  passe  agtrc  vtl,  si  iocaim  fttndus  sii,  colmmmy  sed  et  in 
factum  agendum  .  .  (»,  zu  dieeer  Stelle  A.  Pernice,  Lehre  von 
der  SachbescbÄdigung  p.  207).  Sowohl  bei  furtum  wie  bei  dam- 
ntriK  ^  der  §  12  iimfaRst,  wie  oben  gezeigt,  beide  Falle  —  ateht 
also  Äwar  auL-b  dem  Colonen  nneb  ο rdenl liebem  Reubt  eine  actio 
3&U,  aber  doch  in  ereter  Linie  dem  Eigenihilmer;  es  iiit  also  nicht 
auffallend,  dase  in  der  Lex  Manciana  der  Äneprucb  auf  Schaden- 
ersatz  dem  Conductor  gegeben  wird.  Zu  guter  letzt  mag  noch 
bemerkt  werden,  dass  Fruchtdiebetabl  des  Colonen  in  den  Eiecbta- 
quellen  vorkommt:  L.  8  D,  47,  2.  Hier  handelt  ee  sich  zwar 
nicht  um  partiarisch,  sondern  um  pfandrecbtlicb  nbligirte  Früchte. 
Die  Stelle  lautet:  loeavi  tibi  fun dum  ei  (td  oilsoiei)  convcftit^  uti 
Jructvs  ob  wereedem  pignori  mihi  essent;  si  eo3  clam  deportaveris 
furti  iecum  agere  po^se  attbaL  Der  Fall  ist  immerhin  eebr  ähn- 
Ueb,  deoii  wie  der  Theilpäihter  durch  Entwendung  der  Früchte 
das  Recht  des  Grundherrn  an  der  Fruchtquote,  eo  beeinträchtigt 
der  Colone   das   Pfandrecht  eeineß  Verpächters  und  Gläubigere. 

fchafte  (Freiburg  1^92)  Ferner  sind  zu  nennen:  Brunn,  die  colonia 
partinri»  (18i*7)  und  Zobkow,  die  Tlieilpacht  nach  römischem  und 
österr.  Recht  (1Η9Γ>). 


190 


Soktt  It en 


IV.  Zeile  3.  Vor  severunt  serer ifit  inüeeeu,  wie  Seeek  gesehen 
bat,  die  §  6—8  belmireielten  Baunisorten  genannt  oder,  etwa 
dorcb  arbores  frugifevas^  bezeichnet  gewesen  sein,  deiiii  hier  wie 
dort  bandelt  e«  sieb  ura  serep^e,  um  φυτ€ύ€ΐν, 

Zeile  4 — 6.  Hie  Herstellung  dieser  Zeilen  ist  Seecke  Ver- 
dienRtf  wenn  man  itiicib  im  Einzelneo  einiges  ändern  mocbre. 
Heeck  bat  erkannt,  Jaes  tjui  e  legitim  ,  .  .  zu  qui  e  hgitimlis 
mairitnoniis  proereufi  sunt  oder  descendttnt]  ergänzt  und  mit  tea- 
tamen[tu\  zu  folgendem  Satz  combinirt  werden  mu^tt:  Qui  .  .  se- 
verunt .  .  yiberis]  qui  €  ie(jHim[t)  matrinwnio  desccfidimt]  tesia- 
mtn\tu  .  .  .  reiinquere  licet]. 

Zwieohen  seierinl  nnd  [liberis}  scbiebt  Heeck  Rodann  mit 
vollem  Recbte  den  Begriff  etus  ^uperfwiei  usum  ein,  denn  aU 
usus  pf'Oprius  wird  das  Rechteverhältnjee  dee  empbyteutischen 
Colonen  oben»  I  8,  bezeicbnet.  Eine  analoge  Bestimmung  findet 
eich  bekanntlich  auf  der  Ära  h'^is  Iladrianae^  wo  ee  heiaet  : 
omnes  partes  offrorum,  qi^i^e  (em.  für  quamj  fam  ohia  [quam  .  .  . 
eonsitae  sufd],  qi4ae  in  €€ntu[riis  .  .  -  )  saUtis  Blandmni  Uden- 
[sisque  d  i\n  Ulis  parNbtiS  stmf  .  ,  ,  ,  ,  mec  α  amduftmibus  exler]- 
Century  {i)is  qui  occupaverint  possidendi  ac  fruendi  keredique 
suo  reliuquendi  ,  .  ius  daiur. 

Zeil*i  ti— 9.  In  der  Her^^tellung  des  Folgenden  ist  Seeck 
weniger  gliicklich  gewesen,  weil  er  eich  durch  neue  'l^euungen* 
hat  irre  fuhren  lassen.  In  Zeile  7  habe  ich  auf  dem  Stein  folgen- 
des gelesen : 

ERFICIE8  ....  HOC  TEMPVS  LEGE  MA 
nachdem  ΜΑ[ΐίΓΜ»α]  ergänzt  i»t,  bleibt  noch  Raum  für  etwa  6 
Buchstaben.  In  Zeile  8  laa  ich:  Rl«^'  .  .  .  FlItVClüVE  DATA 
SVNT  DABVNTV  [8—10  Buchstaben],  in  Zeile  9:  _  .  .  VIIVS 
FiDVClÄ  Ε  LEUE  MANCIANE  SERVA  [lO  Buchstaben].  '  Hie 
fünf  Buchstaben  ¥0r  FIDVCIA  sollen  keine  aueb  nur  halbwegs 
sichere  Lesung  bedeuten,  sondern  nur  wiedergeben,  was  man 
etwa  aus  diesen  ganz  unileutliulien  Scbriftiteichen  berauBlesen 
ItÖnnte. 

Da  bei  SERVA [6ί/ωί  einer-  und  bei  TESTAMEN[^o  relin- 
quere  licet}  in  Z.  6  andererseits  ein  Satzabfichnitt  vorliegt,  wird  man 
a  priori  in  der  dazwischen  liegenden  Wortreibe  einen  »eibstän- 
digen Satz  und  nicht,  wie  Seeck  will,  die  Fortsetzung  des  in  Zeile  2 
beginnenden  Hatzes  suchen  müssen,  wie  denn  überhaupt  bei  der- 
matjsen  zerstörten  Partien  entweder  einfache  Satze  oder  gar  nicbls 
herz  abteilen   ist.     Complicirte   Constructionen  dürfen    wir    bei    der 


2ur  Lex  M&ncitna 


1B1 


I 

I 

I 


I 


flonst  eo  einfachen  Stilisirung  der  Lex  Manciatia  nicht  ohne  Notb 
annehmen  und  hahen  uns,  sin^i  wir  durch  die  Inechrift  genöthigl 
eie  anzunehmen,  mit  dem  noti  liqnet  zu  beecheifjen.  Aber  zum 
Glüek  nötbigt  nichts  eine  Fortfietüung  des  ganz  passend  mit  \r€- 
Nnquere  licebit]  abscbliepeeniien  Satzes  anzunehmen»  Versuchen 
wir  alfio,  ob  sich  auf  Grund  des  in  Zeile  7-— 9  Lesbaren  ein  Satz 
herstellen   läe»!.     Erhalten  ist  von   dem  Satz  folgendes; 

t»,  sttp] 

7.  EEFJCIES  .....   H0CTEMFV8LEGE.MA[wctawa ) 

8,  RI»V..  FIDVCIEVEDATA  SVNT  DÄßVNTV[r ] 

9 VIIVSFIDVCIA  ELEGE  MANCIANE  8ERVA[tiYttr]. 

Die  Punkte  bezeichnen  die  ungefähr  ρ  Zahl  der  zu  ergänzenden 
Buchstaben. 

Fiducteve  data  sttnt  .  .  zeigt,  daes  der  Paragraph  von  fidu- 
ciariRch  verpfändeten  Gegenständen  bandelt.  Eine«  der  zu  data 
sunt  ,  .  gehörigen  Hubjente  ist  zweifelsohne  .superficies;  vorher 
könnte  man  acdifii'ia  erganzen.  Vor  fiducieve  musa  wegen  des 
V€  ein  anderer  Begrili'  gestanden  haben,  der  zwar  derselben 
Rethteaphäre  angehörte»  aber  nicht  nuthwendig  mit  fiducia  syno- 
nym geweien  sein  muss  —  d^^nn  sonst  würde  wohl  nicht  m 
stehen,  «ondern  —  wie  in  fide(i}  fiducine  causa  der  bekannnten 
epanischen  fidueia-Urknmh  (Bruns,  Fontes  *  p.  293)  —  die  Copula 
fehlen.  Solche  der  fidi4cia  verwandten  Begriffe  sind  pignus  und 
hppoiheca.  Vielleicht  i»t  das  am  Anfang  der  Zeile  deutlich  lesbare 
KI  zu  [pii?tio|RI  zn  erganztin.  Zwischen  [^J/^woJHI  und  FIDV- 
ClEVE  müsste  dann  —  en  ist  noch  Raum  für  etwa  4  Buchstaben 
—  ein  dem  ftilgcnden  data  correlates  Particip,  wie  etwa  —  dem 
Sinne  nach  —  oUlgΦί  oder,  wenn  nicht  ypigHo\Ki,  sondern 
[pigno]R¥i  zu  lesen  ist,  onerattt  gestanden  haben.  .Mir  will  ein 
3tu  den  hinter  Rl  sichtbaren  ßuchfttahenreftten  passendes  Wort 
tiberhaupt  nicht  einfallen.  —  hie  Leeung  HOC  TEMPVS  scheint 
mir  sicher.  Sie  ist  sachlich  völlig  annehmbar,  denn  die  ßestim- 
tnongen  unserer  le:t  sind  inelirfaih  auf  einen  ferminns  ante  oder 
post  qtiem  gestellt  (vgl  ü  18;  20).  E«  fragt  sich  nun,  ob  ante 
oder  posf  einzusehen  ist.  Der  zeitlit^he  Begriff  bezieht  sich  auf 
dae  fidiiciat  dare^  auf  das  Recht,  die  bepflanzten  Grundstücke  zu 
verpfänden.  Offenbar  kann  dieses  Recht  ebenso  wie  die  anderen 
Rechte  des  Colonen  —  so  der  Erwerb  von  ^g  der  Früchte  — 
erst  nach  Ablauf  einer  Frist  in  Kraft  getreten  sein,  denn  «eine 
Voraussetzung  ist  die  vollzogene  Anpflanzung.     Es  ist  also  [posi] 


192^ 


ScbtiHen 


hoc  tempm  zu  ergänzen.  Damit  gewinneTi  wir  zugleich  einen 
iieuen  im  vorgelveriflen  Paragrai^lien  Π  JTi  herziisteüeiiden  Begriff: 
hinter  tjui  seier  na  t  i^erahtf  duipf,  da  hte  iewpüii  f  j(  h  auf  eine  in  §  1^ 
vorausgehende  Zeitangube  bezieht,  ergänzt  werden:  post  tot  annoB^ 
y^it  erRt  nach  Ablauf  von  fünf  nder  zehn  Jahren  der  Pflanzer 
zum  TheiljuUhter  wird,  so  kann  duR  bepflanzte  Grundfttück  erst 
nach  einer  beetiminten  Zeit  »ein  der  Vererbung  fUhigee  Eigenthui» 
geworden  sein.  §  IB  ist  demnath  so  hemistelfen:  [St  qni  in  f, 
Villae  3iap]ne  sive  Mapptdk  Sfple  .  .  .  mborrs  se\ventni  sererint 
[ius  cükndi  (?)  posi  ...  *  mmos  Jihcris]  gui  e  legifim[u  fnatri- 
movio  d€iic€tiihtti(\  i*'Htmnen\iu  ttttnqaere  lireLit],  Für  tot  amtos 
mag,  wer  will,  threm  mtiws  sclirt'ibeui  denn  zehn  Jahre  ist  die 
—  hei  Pflanzung  von  Oliven  geltende  —  Maxinialfrist  für  den 
Ablauf  der  Immnnitäl  ni.d  den  Beginn  de«  ordern  lieben  Pacht- 
verbältni8«eB  (e.  §8).  IHe  obige,  »ich  auf  Grund  der  gesicberlen 
LeKung  [posf]  HOC  TEMPVS  für  §  13  und  14  ergebende  Her- 
stellung pasftt  vortrefflich  in  «Jen  Zusammenhang:  wie  der  An- 
hauer  ernt  nach  Ablauf  von  5 — 10  Jahren  Rechte  and  Pflichten 
dee  Pächters  erwirbt  (§  6 — 9)^  so  kann  auch  das  h^  heredi  reim- 
qttcndi  und  fidudee  dandi  schlechterdings  erst  nach  einer  f^olcben 
FriHt  in   Kraft  getreten   sein. 

Wie  in  §  15  mnss  auch  in  §  14  der  Pflanzer  da»  Hechts- 
subjeet  sein,  zu  dessen  Gunsten  ein  Kecht^  hier  der  Anspruch 
auf  die  fiduciarisrb  verpfändete  Sache,  gewahrt  wenlen  soll  {ser' 
va[bffHr]},  DeiEegn^serrahftnr  mutis  wie  im  folgenden  §  ΙΠ  durch 
die  Angabe  der  Frist,  innerhalb  derer  denj  Verpfander  sein  For* 
tierungsrecht  an  der  verpfändeten  Hache  erhalten  bleiben  aoll, 
priiciHirt  gewesen  sein.  Man  wird  also  zu  ergänzen  haben:  [Q^me 
.  .  .  superficies  aedißtiave  post]  hoc  tempus  (e)  let/e  Μα[ηηαηα 
....  ßidm'iet^  data  ^unf  dahtwtn[r^  hontm  in  biennium  eolono 
» , .]  fiducia  e  lege  Mtmaenia)  servalhittrr],  fidtwia  servabitur  kann, 
da  bekanntlich  (idt4cin  auch  die  fiduciariech  verpfändete  Sache 
bezeichnet,  iiicbts  anderes  bedeuten  als:  die  Pfandsache  soll  er- 
halten  —  und  na  tu  r  lieh  dem  ehe  mal  ige  η  Eigen  tJitimer,  dem  Schuld- 
ner —  erhalten  bleiben.  Auf  den  Gläubiger  kann  sich  servare 
nicht  beziehen,  da  er  Eigentbümer  des  Pfaniles  geworden  ist.  In 
biennium  habe  ich  ergänzt,  weil  auch  in  «len  beiden  folgenden 
Paragraphen  die  dem  Condoctor  auferlegte  Wartezeit  zwei  Jahre 
beträgt  und  auch  nach  justinianischem  Recht  der  Pfandgläubiger 
nach  der  d^uunfiatio  noch  zwei  Jahre  mit  deui  Verkauf  des  Pfandes 
warten  muss  (L,  3  §  l  C.  de  iure  dorn,  itfipeirandi  8,  33:  Uctfäia 


I 


2tir  Lex  Mancinna 


1^ 


iiatnlur  feHeratori  ejc  thnuntkümie  ,  .  pasi  bienn'mm  ex  quo  aites- 
iatio  missa  est  .  .  ,  eam  rmdcre).  Für  die  Schriftzeichen  vor 
FIDV^CIA  ergiebt  sich  nun  auch  aus  dem  uk  E.  sicher  hergeeteliten 
Za&anime»haDg  eine  Herstellung:  ich  müclite  .  .  .  dubmdulr  in 
bietmium  colono  ht}'edi\SK  iVH  leöen ;  1V8  würde  fdr  KIV8  ge- 
echrieben  eein.  ^  Seeck  halt  §  1^  i^nd  14  für  eiiieu  iSatz  und 
giebt  Zeile  β  — 9  βο  wieder:  \si  sup\erficies  i[n  s]ölacii  tempus 
Sacra  ρτ[ϋ(ωια  omnia  pro]  re  if^ai\mdua  istis  data  sunt  dahuntur ; 
[iifl  heredi  yi\su3  huius  fiducia  e  lege  Mancmn{a)  set-valbitur]. 
Die  mit  einem  Punkt  vergehen »n  Buchstaben  Rind  ueue  ^LeKungen' 
Seecks.  Daes  dieselben  zur  Daretellung  eines  vernünftigen  Satzes 
geführt  haben,  wird  niemand  behaupten.  Ee  wäre  nicht  billig, 
mit  Seeck  wegen  der  seltsamen  Dinge,  welche  er  die  Lex  Man- 
ciana  hier  bestimmen  läset  —  wegen  des  solacii  tempus^  welchen 
Ausdruck  er  zu  rechtfertigen  versucht,  und  wegen  dee  nuch  bee- 
eeren  sacra  profana  umhia  pro  re  hidmdua  isfia  data  minif  wel- 
ches er  unerklärt  läset  —  zu  rechten :  was  man  nun  einmal  äu  lesen 
glaubt,  fallt  und  steht  mit  iliesem  Gkuben,  und  es  ist  awar  nicht 
ganz  bescheiden,  aber  doch  consequent,  wenn  Seeck  sich  für 
meine  Lesungen^  statt  auf  sack  liehe  (rründe,  auf  sein  besseres  Beh- 

^ vermögen  beruft;   daee   wir  aber  seiner  voluntas  gegenüber  nach 
der  r€Uio  fragen,  ist  unser  gutes  Reckt, 
■        §  15.    Vor  aedificimu  (Zeile  11)  ist  eine  senkrechte  und  eine 
phräge  Hasta,  also  wohl  ein  N,  kenntlich  und  davor   Raum   für 
2—3  Buchstaben.     Seeck    will  NDl    also  [fu]näi  erkennen;   dem 
widerspricht  der  Aügensi^hein ;  ausserdem  ist:  qui  sifperficiem  ex 
'ncuUö  ejccoluit  [iftque  solo  fundi]   aedtficium   deposuii   ein  höchst 
iingclenker  Ausdruck:    es   müsste    doch    inque  ea  lieiesen.     Viel- 
leicht  hat  hinter  excoluit  excdueril   und    vor  aedifieium    deposuit 
^osmrit  noch  ein  anderes  Prädicat  wie  etwa  arbores  sevit  severtt 
gestanden,    aber    freilich    ist     mit    exculud    excoluerit    allgemein 
J^de  Art    von    Cultur   bezeichnet.     Auf    Grund    des    einen  Buch- 
stabens Κ  eine  Herstellung  zu  versuchen,  ist   nicht  rathsam,  aber 
^uek  nicht  nöthig,  da  der  Inhalt  des  §  15  völlig  kkr  ist  —  was 

t'Tteilitih  Seeck  nicht  abhält,  diesem  sicheren  und  ganz  klaren 
f^atze  Gewalt  anzuthun.  Hinter  po^Meri/ (Zeile  11)  steht  deutlich 
ΐΙΥΕ^νΐ  und  dann  noch  eine  leicht  gekrümmte  Hasta,  etwa  ein  S. 
Der  Rest  der  Zeile  ist  durch  ein  in  den  Stein  gehauenes  Loch» 
Μηά  hinter  dem  Loch  durch  ziemlich  tiefe  Beschädigung  der 
Überfläche  ganz  und  gar  vernichtet.     Es   ist    mir    vor  dem  Htciu 

fthtüu  Mtu.  U  Phllol.  N.  ¥,  LVt  IB 


194 


S  c  h  ti  i  t  e  n 


erst  reoht  an  begreiflich  geworden^  wie  Seeck  am  Ende  der  Zeile 
noch  etwas  leeen  können  will  Er  gieljt:  PU8VERIT  EIVS  IVSJ 
Sl\t  utcn]Dl  SIV,  will  also  auf  der  völlig  zerstörten  Partie  noch! 
fünf  Bitchetaben  unti  davon  sogar  einen  ganz  sicber  erkennen J 
Ebenso  uiibaltbar  ist  EIVS  IVS  Slt^J,  Die  irrtliümliche  Leeung 
EIVS  statt  El  VE  läs«t  wich  begreifen  —  hier  entscheidet  antj 
Ende  nur  der  Stein  —  aber  Seeck  niusete  auf  der  Photographie 
sehen,  daas  IV8  unmöglich  ist:  vor  dem  V  Rteht  deutlioh  eine 
schräge  Haeta,  die  des  Q,;  O^Vi  und  nicht  IVS  steht  ako  anffl 
dem  Stein.  Icli  will  Seeck  nicht  den  Vorwurf  maclien,  dasa  ihn 
die  Neigung  Nenee  in  finden  zu  geltfiamen  Lesungen  geführt  hat, 
aber  ist  denn  der  §  15  nioht  so,  wie  ich  ihn  gelesen  habe^  voll-fl 
ständig  in  Ordnung?  Die  Emendation:  isve  fnr  eive  ist  doct 
wohl  leicht  genug,  und  an  der  Wiederb olnng  des  Snbjects  (si 
quis  .  .  e^Tcoluit  ....  isve  qui  [coluit]  ,  . )  wird  niemand,  der 
römische  GesetzeRsprache  kennt,  Anstose  nehmen.  Man  vergleiche 
in  unserer  Inschrift  II,  20;  si  quod  firetum  pastea  fdcium  erü 
eius  ficeii  fructum  ,  ,  ferner  lex  Ursonensis  cap*  CXXIV  (ßrnnSyS 
fmtes^  p.  135):  ä/  quis  derurio  .  ,  acaisabii  cumque  quem  accu- 
sabii  condcmnavit  is  qui  quem  .  .  .  condemnavii  ,  ,  .  und  vor  allem 
folgenden  Passus  einer  Grabinschrift  (Brnns  p.  342  N,  48):  gtfoei 
si  quis  adver sus  hoc  quid  fecerit  tunc  ia  qui  fecerii  •  *  .  inferre 
debebit. 

Das  PER  vor  desierit  (Z.  12)  glaubt  Seeck  mit  eo  tempore 
verbinden  und  umstellen    zu  müBsen ;    es  bedarf  aber  wohl  einer 
solchen  Grewaltaarakeit  nicht:    warnra   sollte   uns  perdesincre  {^= 
gänzlich  aufhören)  nicht    als    eine  Bereicherung   des  lateinischen 
Wortschatzes  willkommen  sein?     Ausserdem   passt  ;?€r  id  tempus 
^  wie  Seeck    das    durch   Umstellung   gewonnene  per  €0  tempore  _ 
verbessert,  — ^  nicht  in  den  Zusammenhangs  denn  das  im  colendi  I 
wird    nicht   für    die  Zeit,     welche    das  Grondstüiik    unbebaut    ist 
(*per  CO  tempore  quo  ita  ea  superficies  coli  desii  desierit),  sondern 
von  dem  Moment  ab,  in  dem  die  Bestelinng  aufgehört  bat,    dem 
Pflanzer  reservirt;  es  ist  also  vor  e?o  tempore  ein  ea:  zu  ergänzen: 
(e^)  eo  tempore^    quo    ita    ea  super tici es    coli  dcsit  ,  .  ius  colendi  _ 
dum  taxat  biennio  prnximo  e*t  qua  die  colere  desierit  iervatur.    So  Η 
ist  alles    in  bester  Ordnung;    t\c  qua    die  colere  desierit    ist    die 
nähere  Bestimmung   des  vorhergehenden  (e^:)  eo  tempore,  quo  —   _ 
desierit.  Η 

§   it).     Obwohl    vor  superficies  denllich  ein  Ä  und  weniger 
deutlich,  aber  lesbar  ein  Ε  steht,    Rodass    das    so   wie   so  sieher 


Zur  Lex  Miincianft 


196 


lierxustelleTiile  ea  aucli  epigraphisch  gesichert  iet,  schreibt  Seeck 
E0R[s4|M  SVPERFICIES,  Die  Betiandlung  des  §  ir>  darf  ala 
eine  Kraftleietimg  der  Seeckaohen  Kritik  bezeichnet  werden.  Zu* 
nächst  begitiat  Seeck  mit  posf  hiefinium  in  Zeile  15  einen  neuen 
Satz,  wü  doch  pust  biennium  conductores  viHcive  (Stein:  vilicism) 
cor  um  [ciokrc)  diebehuftt]  aich  auf*8  beste  an  das  Vorhergehend  e 
anecbliesst  und  die  Ergänzung  O{ohre)  Oielebunt)  sich  an»  Zeile 
^Bl/22  rechtfertigt.  Das«  durch  die  falsche  Satztrennung  alles 
Terdorben  wird,  sah  8eeck  eelbst  ein,  aber  statt  sich  durch  diese 
Aporie  zu  einer  Prüfung  seiner  Herstellung  bewegen  zu  lassen, 
hilft  er  sich  durch  eine  neue  Gewaltsarakeit  und  erklärt  die  ganze 
Stelle  für  <^orrupt;  *15 — 23  umfasst  das  Stuck,  wo  der  Steinmetz 
dena  Raummangel  durch  Weglasen ng  zahlreicher  Worte  abzuheilen 
suchte  und,  wie  1  22,  vereinigen  sich  auch  hier  Umstellungen 
mit  Lücken'.  Dase  die  Inschrift  manche  kleine  und  auch  eine 
grössere  Auslassung  (IV  23j  enthält,  ist  nicht  zu  leugnen,  aber  es 
läeet  sich  zeigen,  dafie  sich  der  vorliegende  §  ohne  die  Annahme 
solcher  Corruptelen  erklären  lässt  Schon  in  jn einer  Ausgabe 
der  Lex  Manciana  ist  der  §  16  der  Hauptsache  nach  völlig  ver- 
etändlich:  ea  wird  gesagt,  dass  der  Conductor  einen  Pflanzer, 
der  ein  von  ihm  bepllanztes  Grundstück  vernachlässigt,  zur  Be- 
»tellung  anzuhalten  hat  {demmtiare)  und  dass  er»  wenn  nach 
Wiederholung    der    defimdialw    der  Pflanzer  immer  noch  streikt 

»{iternque  in  seqttünieni  ammm  .  *  .  Χ  nach  Ablauf  von  zwei  Jahren 
—  offenbar  vom  Zeitpunkt  der  letzten  Denuntiation  an,  denn  erst 
durch  sie  gerieth  der  Pflanzer  in  Verzug  —  das  Grundstück 
aelbst  übernehmen  (co[?ere  de^beto)  oder  einem  anderen  über- 
tragen {cü[lere  iujbeto)  soll.  Die  bisher  noch  nicht  entzifferten 
Partien  am  Ende  von  Zeile  18  und  19  thun  diesem  völlig  klaren 

I Gedankengang  keinen  Abbnicl],  denn  sie  können  nur  nähere  An* 
g'aben  über  den  Modus  der  denuntiaCto  enthalten  haben*  In  Zeile 
^20/21  hätte  ich  Toutains  Lesung  EA  SINE  iiVE[rei]Ä  annehmen 
sollen;  ich  habe  sie  vor  tlem  Stein  durchaus  bestätigt  gefunden: 
von  dem  R  hinter  QVE  ist  noch  der  Haken  des  zweiten  Striches 
erhalten  (λ),  ^ατ  EA  ist  noch  lAT,  also  tat  oder  mt  (eo/?), 
leebar»  wodurch  Tuutains  Vermutbung  [racjai  widerlegt  wird. 
Dass  in  den  Buchstabenresten  ein  Verbum  steckt,  ergiebt  der 
Zusammenhang,  das  zugehörige  Subject  ist  colonus  oder  super- 
Vficies :  dazu  passt  die  erhaltene  Endung  -iat  {-tat?).  Auch  über 
^die  Bedeutung  des  Verbums  kann  kein  Zweifel  sein:  wegen  des 
•Yorausgeheodeu  itemque  in  seqmntem  annum  muss,  wenn  cohfimi 


I9f; 


S  c  li  u  U  e  η 


Siibjeot  ist,  ein  VerbutiJ,  welclie«  nuh  auf  die  inchi  bebaute  AMper- 
firtes  bezieht,  oder,  wenn  superficies  dae  Verbum  regiert,  ein  Be- 
griff wie  vacare  berfreetelll  werden.  Ke  bat  mich  eiuige  Mühe  Μ 
gekostet  «las  paRaejide  Wort  Jiit  firideü,  aber  wenn  icli  nun  per'^ 
sistai  in  den  Text  setze,  fio  gescliiebt  das,  nachdem  ich  niicb 
überxeugt  habe,  daee  nicht  allein  der  zu  füllende  Kaum,  sondern 
auch  die  BuchstabenreHte  zu  diei^eni  Worte  paeeen.  Ich  habe 
auf  dein  Stein  PER  und  vor  lAT  das  S  erkennen  können, 
schreibe  also  ΡΕΚ[α/]8ΤΑΤ.  Daes  iich  persistat  B^nf  (mperficiem) 
colere  desierü  bezieht,  veratelit  eich.  Eine  wahre  Crux  bilden  ι 
die  Bachitaben  am  Ende  der  18.  und  19.  Zeile.  Tlemquc] 
in  sequefiteni  mwnm  pei'sistai  bietet  einen  ersten  Anhalt,  einen  i 
zweiten  demmtiaiiotiem  iZ.  19),  Wegen  itemque  —  persistat 
und  demmimdonem  miiss  vorher  etwa  folgender  Satz  (dem  Sinn 
nach)  gestanden  haben:  si  is  ctä  demtfdiatum  est  post  detinft* 
tiationem  superftciem  mgUtjtre  per  gut  oder  iitcidtam  esse  sinai^  m 
Hieran  echlieeat  sich  itemque  in  scquctdem  annum  persisiat  aufe  | 
beste  an.  —  Am  Stjhlueee  von  Zeile  19  ist  TE8TA  sicher  leebar; 
Seeck  hat  bereits  geeelien^  das«  ttsialto]  ein  zu  denuntiatio  paeeen- 
der  Begriff  ist.  Man  vergleiche  L,  1  §  3  D.  18,  6:  effundere 
autem  non  statim  poterit  priusquam  testando  denuntiet  emptori^  ui  \ 
(tut  toUai  vinum  aut  seiat  futurum  ui  viftum  effunderetur.  Das 
0  von  testato  glaube  ich  in  Zeile  20  zu  erkennen»  doch  ist  hinter 
TESTA  noch  Raum  für  zwei  Buchstaben ;  man  wird  deshalb 
nicht  TE8TA[i]0»  sondern  TESTA  [nrfJO  ach  reiben  müssen.  Vor 
TESTA  steht  .  .  iCTATlS  oder  IGATIS  und  davor  eine  ge- 
krümmte Hasta,  die  man  für  ein  S  nehmen  mochte.  Seecks  Le- 
sung GESTIS  DICTATIS  trifft  kaum  da«  Richtige;  mir  schien 
vor  e  (oder  CT)  ATIS:  ESSE  zu  stehen.  Vor  ESSE(?)  sieht 
man  zwei  Striche  und  davor  Keste  von  zwei  Buchstaben.  Vor- 
her steht  wohl  nicht  DENVNTIATVM,  sondern  DENVNTIA- 
TV  RA,  denn  die  letzte  seh  rüge  Hasta  ist  wie  beim  Λ  durch- 
strichen, sodass  λα  (=^  ra)  nicht  λλ  (=^  m)  zu  lesen  sein  dürfte. 
Weiter  bin  ich  trotz  tagelangcr  Bemühungen  vor  dem  Stein  und 
dann  wieder  mit  der  Photographie  nicht  gekommen,  aber  die 
HereteUung  der  Stelle  wird  doch  vielleicht  noch  gelingen.  Ebenso- 
wenig vermochte  ich  die  zweite  Hiilfte  von  Zeile  18  zu  entziffern.  ■ 
Seeck  schreibt  CVLTAM  +  PLVS  KON  EG  ET  +  SEaV[cwf;]. 
Anzufangen  iet  damit  —  wie  auch  Seeok  selbst  durch  seine  Kreuze 
»udeutet  —  niobls.    Ich  habe  vor  dem  Stein  bald  dies  bald  jenes 


Zur  Lox  Manciana 


197 


zn  lesen  geglaubt,  will  also  lieber  mich   mit  »on  liqmt  bescheititin, 

Iminerbifi  läset  eich  sagen  ^  rlaee  cletn  8inne  nach  etwa  folgend  es 

in  §  16  beetimnrt  gewesen  sein  muse :  [/v]^  superficies  que  proj^imo 

anno  f,  (?)  culta  fuit  et  coli  [desijerif   cmnlucfor  riUatsve   eiu.s  f. 

(eit  cuius)  ea  sttperfuucs  e^fse  dlici]htr  detmntiet  siiperfickm  culfam 

[colendam  esse;   si  poM  hanc]  denn tit tat ionem  dettnntiailvs  cessare 

perffof]   itemque  in  stqnenfcm  (mnmn  peflsm\fa!  ea  Uuptrfides)  sine 

fjH({rel]a  eivs  post  hknltilium  rondufioi'  ΐΊΐίθη8ν€  eitfs  f[  (Btebt  auf 

dem  Stein  liinter  fpferelfi  eins)  eitlere  dt'\beto.    leb  habe  bei  diesem 

Versnch,  den  Satz  dem   Sinn  nacb  —  wohl   verstanden,  dem  Sinn 

nach!    —  herzustellen^  von  den  rätbselbaften  Steüen    in  Zeile   18 

nnd   19  ganz  ahstrabirt    und   kB,  darauf   verzichtet  testa[t]u   und 

was  sonst  etwa  noch   zu  lesen  sein  könnte,  in  den  Satz  zu  bringen. 

Däss  mir  nun  aber  Herr  Tontain  nicht  mit  dem  Vorwurf  komme, 

ich  behandle  Vermtithungen  als  sichere  Herstellungen  !     Dase  er 

aber  selbst  lerne,  wie  man  eine  Inschrift  nicht  allein  lesen,  son- 

ilem  auch   wo  ninbt  dem  Wort  lau  t»  so  doch  dem  Inhalt  nacib  her- 

itellen    mnse,    wo    das    wie    in   unserer  Inschrift   —   bis  auf  das 

Ende  der  letzten  Seite  (von   Zeile  22  an)   —   möglich  ist 

Ich  nahm  zuerst  an,  dass  sicli  die  §§  15  und  16  auf  ver- 
»cbiedene  Kategorien  von  Grundstücken  bezögen  —  §  1&  auf 
vom  Colonen  selbst  neu  angebautes,  §  16  auf  bereits  früher  von 
anderen  bestelltes  Land  —  es  muss  sich  aber  doch  wohl  beide 
Mite  nm  vom  Colonen  beptlanztes  Land  handelD,  denn  nur  dann 
versteht  man«  dass  in  beiden  §§  von  der  ihm  nach  Eintritt  des 
deserere  gewährten  Frist  gehandelt  wird.  Der  §  16  giebt  an,  wie 
lieh  der  Conduclor  wiihrend  der  ihm  auferlegten  Wartefrist  dem 
Colonen  gegenüber  verhalten  solL 

§  17.  Als  Priidicat  wird  man  mit  Seeck  pramtare  cogat 
ergänzen  müssen,  dagegen  tri^  Seecks  weitere  Herstellung:  plus 
«}mm  infra  scriptum  est  operarum  praestare  cog<d  kaum  das  Rich- 
tige, da  im  folgenden  §  gar  nicht  von  den  inquiUui^  sondern  von 
den  cdoni  gehandelt  wird  und  sich  doch  an  die  allgemeine  Be- 
Itimmung,  wie  sie  Seeck  herstellt,  unmittelbar  die  Aueführung 
inech Hessen  musste. 

§  18.  Es  ist  mir  η  η  verständlich,  wie  Seeok  statt  des  deut- 
lich leslmren  ASSKM :  EIVH  F  schreiben  konnte.  In  Zeile  25 
echreibt  er  statt  [in  arüti\mie3:  ur\aHo\nhr  obwohl  doch  in  tnes- 
9m  folgt.  In  Zeile  2t>  steht  hinter  messem  nicht  FH,  wie  Seeck 
will,  sondern  OP,  also  nicht  fr[uctum\,  eodern  up[eras\  In 
Zeile  27  ist    vor  coloni    r»och  das  Τ  von    debebuni    erhalten,     in 


Zeile  28  will  Seeck  hinti?r  .  INTRA  noch  ^EXTYM  MEN[*e]M 
erkennen  können ;  auf  dem  Stein  int  davon  nichts  za  neben.  Das- 
eelbe  gilt  von  der  ganzen  Lesung  des  Schlueeee  der  Itischrift. 
Ee  iet  erRtaunlich.  wae  Seeck  da  alles  'gelesen'  hat,  wo  doch 
die  Oberfläche  de§  Steine  vollständig  Eeretört  ist.  In  Zeile  30 
kann  man  nicht  mit  Seeok  AGäNT  lesen,  da  der  dritte  Bach- 
etabe  kein  A,  sondern  ein  R  iet,  eodaHf»  meine  Yermiithiing 
QVlaifuo]R  berechtigt  war.  Die  Revieion  dee  Steinee  hat  mir 
jetzt  eint;  beeeere  HerBtellung  ergeben;  man  muae  QV[aÄ^]  AGRI[s 
praestare  ίl€bcni^^  legen,  in  der  That  können  eich  ja  die  custodmc 
wohl  nnr  auf  die  Culturen  beziehen.  Am  Schlußs  der  Zeile  liest 
Seeck  Ν  ENI  und  am  Anfang  von  Zeile  31:  MIAM,  aber  dort 
steht  NENT  —  denn  die  letzte  Haeta  hat  oben  den  das  Τ  vom 
I  unterscheidenden  (iueretrich  —  und  hier  RATAM,  denn  ee 
ftteht  nicht  M,  sondern  λΛ  auf  dem  Stein :  die  »weite  Haeta  hat 
die  dem  R  eigene  Krümmung;  man  vergleiche  nur  dies  angeb- 
liche Μ  mit  dem  SchliiBe-M  desselben  Wortee,  Weiter  iet  in 
Zeile  31  noch  VM  zu  erkennen  und  vorher  ach  wache  Buohetahen- 
reete  (VRV),  die  Seecks  Lesung  DVRSVM  em|^fehlen,  wenn  man 
nicht  Bedenken  tragen  will  die  Form  dursfim  (»tatt  deorsum)  an- 
zunehmen. Auch  eind  jene  ßuelietahenre»te  eo  trügerisch»  dass 
man  hochetene  VM  in  den  Text  setzen  darf.  Am  Ende  der  Zeile 
steht  SVM;  die  Ergänzung  [ff]SVM  iet  ganzlich  liypothetiech  und 
noch  mehr  die  Combination  [in  n]'Um  stipendim-iorlum].  In 
Zeile  34  iet  vor  CV8T  noch  ein  Τ  lesbar  und  vielleicht  trifft  die 
Ergänzung  CONDVCTOKIBVS  VrL[ii-/.vrii  eins  /  praestare  de- 
beanJT  das  Richtige  ;  Heeck  will  aber  autrh  hier  eine  Ergänzung 
für  eine  Lesung  auegeben.  In  Zeile  .^5  steht,  wie  Seeck  gesehen 
hat,  hinter  cu^to]  dias  noch  ein  F,  also  f\iifidi),  und  am  Ende  nicht 
VEST,  wie  ich  las,  eondern  MTEST,  In  Zeile  tiß  steht  sicher 
SIN[^]VLARVM  und  am  Ende  noch  AS.  Die  Lesung  BARBA- 
RICAS  in  Zeile  37  erklart  eich  nur  aus  Seecke  Hypothese  von 
anf  der  Domäne  Villa  Magna  angesiedelten  Barbaren  —  sie  be- 
ruht auf  der  germanischen  Herkonfl  des  tnegister  Lurhts  Victor 
Odihnis  {fiUm)  — ;  der  Stein  zeigt  auf  keinen  Fall  BAR  —  denn 
der  erste  Bueljstabe  ist  kein  Β  —  und  auch  die  folgenden  ganz 
unkenntlichen  Hnchfitaben  passen  nicht  zu  der  Leeuog  BARBA- 
RICAS.  Am  Ende  der  37«  Zeile  ist  ein  S  erhalten  und  dahinter 
vielleicht  ein  Α   anzunehmen,  doch  kann   man   auch  an   R  und  Μ 


4 


I 


\ 


ι 


denken.  Wenn  Seeck  diese  Biiehstabenreete  mit  den  am  Anfang 
der  folgeTiden  (38.)  Zeile  vorbaTitlenen  zu  SAjCRA  vereinigt,  so 
Kiel  das  nichte  als  Vermtitlmng.  TEM  am  Ende  der  39.  Zeile 
^  verbindet  er  mit  der  Bychstabengruppe  am  Anfang  der  40.  Zeile 
atn  [i>OTEM|[e|UATAM,  docli  steht  in  Zeile  40  wohl  weder 
RATA  Μ  nocL•^  wie  ich  zuerst  la»^  QVINTAM  (mit  Ligatur),  eon- 
dern  [^]ANTAM.  (NT  verbünden)»  denn  der  erste  erhaltene  Bnch- 
etabe  hat  ebenso  wie  der  auf  NT  folgende  den  das  Α  bezeich- 
nenden  kurzen  Querstrich. 

Vergleicht  man  diese  spärlichen  und  feich  jeder  Beretel- 
lung  vereageuden  Reste  des  Textee  von  Zeile  30  —  40  mit 
8eecke  geradeiu  verblüffender  '  Lesung*  dieser  gänzlich  zer- 
itörten  Partie,  so  erinnert  das  Miss  verhaltnies  zwischen  dem 
Erhaltenen  und  der  'Lesung  lebhaft  an  Statuen  eines  römischen 
Museums  —  Museo  Torlonia  ^^  an  denen  weiter  nichts  als  eine 
Hand  oder  ein  Fuss  antik,  alles  übrige  willkürliche  Ergän- 
£nng  ist.  Was  damals  erlaubt  war^  ist  es  heute  nicht  mehr: 
ie  Renaissance  wollte  das  ganze  Alterthnnj  haben  und  ee  war 
nicht  verpönt  die  empfindlichen  Lücken  des  Erhaltenen  dureh 
eigene  Kunst  zu  erganzen  —  wenn  die  Ergänzung  oder  Fälschung 
nur  geschickt  war.  Noch  beute  ist  ja  in  Italien  diese  eelteame 
Spielart  des  'Drangs  nach  Wahrheit  ^  die  wir  nicht  ohne  weiteres 
'Lust  am  Trug'  nennen  wollen,  nicht  ganz  verschwunden:  man 
denke  an  die  'Restauration*  auf  dem  Forum  Roman  um  und  an 
die  divinalorische  l^esung  des  dort  gefundenen  ältesten  römischen 
Inschriftsteines.  An  solchen  Versuchen,  modernes  Talmi  für  altes 
Gold  auszugeben,  hat  der  kühler  denkende  Norden  nie  hesanderen 
Geschraaek  gefunden:  sollte  aber  nicht  Seecks  Herstellung  der  Lex 
Manciana  einen  Rückfall  in  längst  aufgegebene  Bahnen  bedeuten  ? 
ewisa  steht  die  Restauration  eines  antiken  Denkmals  «αβ  festem 
Glauben  an  ihre  Richtigkeit  höber  als  die  piae  fraudes  der  Re- 
naissance, aber  es  giebt  heute  nur  eine  Art  der  Behandlung  des 
iklterthums,  deren  Grundsatz  bei  aller  Freude  an  neuem  Gewinn 
1)  1  ei  b  t :  i^it  ο  ram  us  et  ig  nora  h  im  us.  J  >  i  e  β  Μ  ah  η  wo  r  t  sollte  aber  vor 
allem  dem  Epigraphiker  heilig  sein*  Die  Lex  Manciana  legt  uns 
it  ihren  trügerischen  Buchstaben resten^  die  so  schwer  von  Be- 
schädigungen des  Steins  ku  unterscheiden  sind»  doppelte  Vorsicht 
und  Resignation  auf:  Seeck  ist  statt  auf  feelem  Grrunde  zu  bleiben 
jenen  Irrlichtern  gefolgt. 

Ich  stelle  nun  die   Aenderungen,    welche    sieh    für  meinen 
Text  ergeben  haben,  zusammen : 


■^ 
Κ 


^nn; 


200  Schulten 

Ι  1.  \pro  saZ]ute.  2.  [A\\if!;.  n.  ini[p.]  Caee.  Traiani  prin- 
\cipis\  3.  [ojptimi.  5.  [t]iitra.  6.  id  est  (eichere  Leenng, 
also  ohne  Punkte).     Mappalia  Siga  (sunt)  eis.  7.  [6]ceeiva. 

11.  condecione  (nicht  condicione),  12.  qooe:  Vaglieri.  13.  de• 
[/e]rant  {ut  in  Ligatur):  Seeck.  15.  pa[r/es  cojlicae  (=  coloni- 
cae):  Seeck.        16.  tabelie  {ohsignatls  sine]  f{raude)  e(u«)  cavea: 

Seeck.       19.  qn[i  i]n  f.       23.  cu[i]u8que.       26/27.  qu[^]tam. 

29.  [is]  mellaris.        30.  (Auf  der  Plintho)  Luro  (nicht  Lurio), 

II.  3.  {u[it  fuerit],  6.  apee.  10/11.  a[i«;|eie  (em.:  alvei). 
—  qui  in  [eo.f,].  12.  conductoribue  (em.:  conduäorum)  vfi/ij- 
corumve,  in  aseera  e[tf*6']  f{undi)  erunt  (em.:  e[ius]  /I  in  assetn 
erunt):  Seeck.  13.  §  4  beginnt  mit  ficus  aride.  —  arbo[rwre 
aliae  gjue.  14.  pomariu[fii  m]tra  villam.  15.  ut  non  ampliue 
\\\\sta  vindemia]  fiat.  15/16.  col[ow]|ue.  16.  ^o[actorum  fruc- 
tuwm].  17.  part[em  .  .  .  d.d,\  18.  ante  ha[fic  lege\m  [sota 
sunt  ea\  19.  ooneuetudinem  (em.:  constietudine).  20.  debeat 
(em.:  debeani).        27.  fuerit  (em.:  seruerit), 

III.  4.  condicicione  (em.:  cofidicione).  12.  d.  d.  q[Mi  a]gr[i 
hcrbis  coitsHi],       14.  eruntve  ext[ra  €0]b  agros.       15/16.  fruct  uus. 

16.  vilici8v[f  f]iu8  —  eß  fehlt  f,(undi)  —  d.d.      18.  paecentnr. 

20.  debeb[M]nt.  22.  inmaturum.  23.  conbueerit  (=  com- 
buseerit)  deeequerjit  (=  desecuerit).  24.  it  8equ(entie)  [&]ienii 
(=  biennii)  detrimentum  conductoribu8  vilici8ve  eine  f.,  [si  ctilpa]\ 
Colon  i  erit. 

IV.  1/2.  [cdterum]  tantum  .  . :  Seeck.  3/4.  Mappalie  Sig[e 
arbores  frugifercis  sc]verunt:  Seeck.  4—6.  eeverint  [eum  fun- 
dum  post  tot  annos  liberis]  qui  e  legitim [o  mahrimonio  procreaii 
suntl(  te8tamen[/o  .  .  .  relinquere  licet] :  Seeck  (aoseer  post  — 
annos),  6 — 9  [si  quae  aedificia  ^<p]erficie8[ve  post]  boc  tempue 
(e)  lege  Ma[nciana  .  .  .  /*]iducieve  data  sunt  dabuntu[r  eorum  in 
biennium  colono  heredi]ve  iu8  (=  eiu8)  fiduoia  e  lege  Manciane 
(=  Manciana)  8erva[6iYf<r].       11.  eive  (em.:  isve)  qii\[eoluit  colere], 

12.  deeierit  perdesierit  (eo?)  eo  tempore.  19/20.  te8ta[nd]  |  ο  ^ : 
Seeck.  20.  annum  per[5t]etat  ea  sine  que[re].  21.  [i]a.  — 
eius  f,{undi)  gehört  hinter  conductor   vilicusve.        23.  [/*.  plus  . 


^  Auf  p.  197  habe  ich  den  §  16  in  etwa  dem  Sinne  nach  hersu- 
stellen  versucht. 


Zur  Lex    Manciann 


201 


quam  .  . .  ffraesfare  coffoi].  27.  pr[€siare  debfhttn]i,  3Π.  qu[a.^] 
agri[i  prnestare  debeni  .  ,].  31.  flearsufm  .  .  ,  ,]  um  .  35, 
diae  f,:  Seeck.  —  in  test.  3f).  Am  Ende  steht:  .  .  .  a§,  37. 
Am   EniJe  eleht:  ea.       40,  [tjantaiu. 

Dftee  die  curae  sectwdae  für  die  Le»iiiijEf  uneerer  [TiBübrift»  ab- 
geeehen  von  der  FesfAtelluTig  einiger  Buchstaben ,  wichtige  Kr- 
gebniefle  geliefert  hätten,  wird  niemand  behaupten.  Zu  corrigiren 
hatte  ich  an  Leeefehiern  an  den  Stelleu;  I  6  (Mappidia  Si^a  eis 
etatt  Mappidimigalis}^  II  3  fu€[rit]  etatt  faet[a  erit]),  II  Kt/H 
(a[iv]eis\  III  23  {äesequerit  statt  η  $eqite[n]Hs),  IV  20  {sine 
qae[rel]a  statt  sirtt  que  .  .  .  a):  alle  die^e  Lesungen  finden  eich 
bereite  in  Toutains  Ausgabe.  Ich  selbst  habe  durch  neue  Lesungen 
und  Ergänzungen  folgende»  hergeatellt:  11  11  {qui  in  eo  f,])y 
(II  14)  pomaritt[m  ήφτα  riilam\  II  15  (ul  non  amplhis  [imfa  vm- 
demia]  fiai),  II  1(>  {cö{actontm  /Vwriwtmj]),  II  18  ante  ha[m  kffe\m 
,  .  .),  il  27  Uta  fuerit  ^  seruerdh  lU  12  q[m  a]gr{i]l  III  U 
{erunive  e.tt[m  eo]s),  III  24  (//  sequ,  [b]ien{n)ii),  den  §  14,  IV  12 
{perdtsierlt,  (ex)  eo  tempore),  IV  20  i;?ff[ifijA/a/),  TV  30  (r/ufiz-s] 
Hffri[3  praestare  debetd]).  8p eck  werden  folgende  Verbesserungen 
de«  Textes  verdankt:  1  13  ld€{/e]rant),  I  15  {p(J^rtes  co\Ucn3 
(=  colonicaii)^  I  16  (tabelis  {oh^ignatis  sine]  flraude)  siua)\  U  12 
(die  Dmstellung  von  eins  /ΙΪ,  IV  1  {alferum  tanium}^  die  Her- 
etelhing  von  §  13,  IV   19  {te»fa[ftd]o),  IV  35  {dim  f.). 

Guttingen,  A.  Schalten. 


ΒΑΣΙΛΕΥΣ  ΑΝΤΙΟΧΟΣ  ΦΑΝΙΑΙ 


Atbenaeus  XII  547*  drückt  seine  Befriedigung  darüber  au8, 
dase  Koemer  und  Messenier  die  Epikureer  aus  ihren  Landen  ver- 
trieben; im  Anecbluee  daran  erzäblt  er  von  einem  König  An- 
tioobos,  der  sogar  alle  Philosophen  verjagte,  und  führt  das  be- 
treffende Edict  im  Wortlaut  an.  Es  ist  ein  merkwürdiges  Schrift- 
stüok,  das  in  der  Ueberliefernng  folgendermaassen  lautet: 
Βασιλεύς  Άντίοχος  Φανίφ. 

έγράψαμεν  ύμϊν  καΐ  πρότερον,  δπιυς  μηδεις  ή  φιλόσοφος 
έν  τη  πόλει  μηο'  έν  τη  χώρςι  .  πυνθανόμεθα  bk  ουκ  ολίγους 
εΤναι  και  τους  νίους  λυμαίνεσθαι  bxa  το  μηθέν  πεποιηκεναι 
ύμας  ών  έγράψαμεν  περί  τούτων,  ώς  δν  ούν  λάβης  τήν  έπι- 
στολήν,  σύνταΗον  κήρυγμα  ποιήσασθαι,  δπιυς  ο\  μέν  φιλόσοφοι 
πάντες  άπαλλάσσωνται  έκ  τών  τόπων  ήοη  —  τών  bk  νεανί- 
σκων δσοι  έάν  άλίσκιυνται  προς  τούτοις  γινόμενοι,  διότι  κρεμή- 
σονται  καΐ  οΐ  πατίρες  αυτών  έν  αΐτίαις  έσονται  ταΐς  μεγίσταις. 
και  μή  δλλιυς  γίνηται^. 

Man  hat  selbstverständlich,  möchte  ich  sagen,  das  Stück 
nicht  in  der  vorliegenden  Form  herausgegeben,  sondern  ihm  vor- 
ei*8t  mancherlei  Verbesserung  zu  theil  werden  lassen,  vor  allem 
das  sonderbare  δσοι  έάν  in  δσοι  δν  verwandelt,  wie  es  sich 
für  gebildetes  Griechisch  schickt.  Dennoch  lohnt  sich  die  Mühe, 
den  Brief  einmal  so,  wie  er  überliefert  ist,  zu  nehmen.  Genauere 
Betrachtung  wird  zeigen,  dass  seine  Ausdrucksweise  durchgehende 
eine  ziemlieh  fragwürdige  ist. 

Beginnen    wir  gleich  mit   dem  ersten   Satze.     Das  Verbum 

'  Hier  fehlt  die  für  einen  Brief  unerlässliche  Schluseformel :  €p- 
ρωσο,  die  jedenfalls  ursprünglich  auch  dies  Document  boschlossen  hat. 
Atheuaeus  mag  sie  als  überflüssinr  gestrichen  hubeu.  Kein  Zufall  da- 
gegen kann  es  sein,  wenn  der  König  ADtiochos  in  der  Anrede  an 
Phaniae  das  χα{ρ€ΐν  wcglässt.  Vielmehr  hat  man  darin  wohl  ein  iSei• 
oben  seiner  ungnädigen  Laune  zu  sehen. 


Βασιλ£υς    Αντίοχος  Φανί« 


20d 


Τράφ^χν    erscheint    dort   mit    δττυυς    und    dem    Conjunctiv    ver- 
bünden.    Daas    dies  eine  allgemein   üliliolie  Redeweise  Bei,    wird 
eicherlicli   keiner  behaupten,    der    ßich    mit  griechischer  Sprache 
einigermaassen  beBchäftigt  hat.     Im   Attiechen    und  überhaupt  in 
^uter  Prosa    setzt    man    doch    nach    γράφβιν    den    Infinitiv    mit 
o4er  ohne    π€ρ\γ    falls    man  einen  Satz   abhängij^    machen    will: 
estwa   ίγραψά    σοι    ττ€ρ\  του    μή  eFvai  φιλοσόφους  μήτ*    έν  τη 
TTOXei  μήτ'    έν    τη  χώρα    wäre    nach    meinem  Sprachgefühl    das 
Ttegelrechte.     JedenfaÜR  hat  man   die   Pflicht  f'ur  oin  έγράψαμεν 
Απιυς    i^   Belege    aus    der  Schriftsprache    nach/nweiisen,     Nämmt 
^man  unseren  Brief  für  vollgültig  hin,  ao  erhält  man  freilich  sofort 
^in  entschiedenes  Analogon    in    den  Worten:  σύνταίον  κήρυγμα 
Ίτοιήσασθαι,    δτηυς   άπαλλάσσωνται    Ικ    tujv    τόπιυν    ή5η      Ich 
^weisB  nicht^    waram   man    hier  neuerdings    mit  Meineke  άτταλλά* 
äovrai  schreibt^   und  finde  es  ganz  richtig  von  Knibel,    wenn  er 
entsprecliend    im  ersten   8atz  διτως  ίστσι    hat  lierstellen    wollen. 
Er  ist  einfach  der  Logik  der  Thatsachen  gefolgt»    Aber  ή  in  ?0ται 
m  wandeln  i»t  eine  conieetnra  minus  probabilis. 

Der  hL  i^aulus  sagt  προς  Κορινθίους  Α  Ι  10:  παρακαλώ 
hi  υμάς,  άο€λφοί,  bia  του  ονόματος  του  κυρίου  ημών  Ίησου 
Χρίστου,  ίνα  το  αυτό  λ^γητε  πάντες  και  μη  ή  έν  ύμϊν  σχίσ- 
ματα. Für  diese  Gattung  griechiecher  Sprache  heißst  παρακα- 
Xeiv  einfach  'bitten  ^  und  das  Normale  danach  wäre  der  Infinitiv. 
Jeder  wird  es  ohne  weiteres  zugeben.  Panlns  selbst  redet  βα 
προς  Έφεσίους  •1^  1:  παρακαλώ  ούν  υμάς  έγώ  ό  ϊϊΐσμιος  έν 
κυρίψ,  άίίως  περιπάτησα  ι  της  κλήσεως,  ίις  έκλήθητε  Dass  er 
tlen  Infinitiveatz  dnrch  einen  Absichtssatz  vertreten  lassen  kann, 
ist  bezeichnend.  Wir  müssen  weiter  suchen  in  der  Gegend,  der 
auch  die  Sprache  des   Paulus  angehört. 

Die  Berliner  griechischen  Papyrueurkunden,  Heft  IJI  6 
Nr,  843,  U  bieten  gleich  einen  trefflichen  Beleg:  da  Buhreibt 
jemand:  εϊρηκα  τψ  χΑψ  σου.  ϊνα  σοι  πέμψη  κιθώνιον.  Es  iet 
kein  Gelehrter,  der  sich  so  ausgedrückt  hat;  iias  Griechisch  des 
Briefee  ist.  ein  vulgäres,  Aehnliches  lässt  eich  zB»  aus  dem 
zweiten  Makkabäerbuche  nachweisen:  1!  l,  18  b^ov  ήγησάμεθα 
6ιασαφήσαι  ύμϊν,  ϊνα  και  αύτοΙ  δγιίτε  της  σκηνοπηγί^ς  τρόπον, 
11  2,  2  ένετείλατο  τοις  μεταγενομένοις  ό  προφήτης,  ϊνα  μή 
έπιλάθυυντάΐ  τών  προσταγμάτων,  11  2,  κ  6  Σαλιυμών  ήΕίαισεν, 
ϊνα  ό  τόπος  καθαγιασθή  μΕγάλως.  ΛΙβο  in  den  zwei  crRten 
Kapiteln  gleich  drei  Beispiele. 

Wieder    im    selben    Heft    der  B.  G,  U.   111   t\    Nr.  874,  1 


204 


R  a  d  e  Γ  in  a  c  h  e  Γ 


hebt  Hv^<n  ein  hgnio  de  plebe  foIgendeniiüaKRfu  an:  και  δλλθΤ€ 
γεγράφηκα  ύμϊν,  ώστ€*  π^μψητε  €ΐς  ΤΤαρμοοθιν.  Das  Beispiel 
emiuntert  unn  weiter  zn  Biichefi,  und  t bat» äcli lieh  finden  wir 
BerL  Gnech.  Urk,  IIT  5  Nr.  830,  wae  wir  braouben:  5ΐ€π€μ- 
ψάμην  σοι  τον  έμόν  δνθραιπον.  οτταις  καλώς  ττ οίησης 
συμβαλών  χάρακα  ncpl  τού  ελαιώνας  ibiou  αύτοΟ  του  ένθάϊ>€. 
Auch  liier  redet  ein  Manu  aus  dem  Volke.  Damit  fallt  nun 
allerdin^e  nuf  den  Antiochfiebrief  ein  bedenk licbee  Scdilaglicht, 
Zunächst  werden  wir  die  Worte  σύντα£ον  κήρυγμα  ττοιήσασθαι, 
οπως  Ol  μέν  φιλόσοφοι  ττάντες  άτταλλάσσωνται  βο  behalten, 
wie  sie  überliefert  hind.  IHe  eine  .Stelle  wird  durch  die  andere 
geschützt.  Vergleichen  mag*  man  noch  dm  Anfang  des  vierten 
Kakkabäerbncheß:  φιλοσοφώτατον  λόγον  έττι5είκνυσθαι  μ€λλιυν, 
£ΐ  αύτob€σπoτός  έστι  τών  παθών  ο  εύσίβής  λογισμός,  σαμβου- 
λεύσαιμ'  αν  ύμϊν  ορθώς,  ότιυυς  προσεχή τε  ιτροθυμαις  τή 
φιλοσοφία.  Es  ist  echt  hellenistischer  Sprach  brauch,  den  wir 
du  vor  una  babep.  Schon  Polybin»  ist  gewohnt  nach  den  Verba 
dicendi  und  UhBlicben  Οπιυς  oder  ϊνα  folgen  zu  laseen.  Kaelker 
(Leipz.  8tiid.  ill  p.  290)  hat  darin  einen  Latiniemus  geeeben,  für 
diesen  Autor  und  damit  auch  für  alle  anderen  eine  Hehr  unwahr- 
echeinlicbe  Hypothese.  Belege  aus  Inechriften  giebt  Viereck* 
Sermo  Graecne  S,  67  if.  Der  Evangeliet  Maren«  sagt  zB.  3,  ^: 
και  €Ϊπ€ν  τοις  μαθηταϊς  αυτόθι  ϊνα  ιτλοιάρια  ιτροσκαρτερή  αύτώ 
bia  τόν  οχλον. 

Wenn  nun  nachher  idötzücb  in  dem  beeprochenen  Hatze 
unseres  Briefes  das  Futur  κρίμήσονται  erscheint,  so  bedeutet 
dieee  Thatsache  weiter  nichte^  als  daee  der  Schreiber,  der  jeden- 


*  Anderes  derart  aus  der  Litterattir  bei  Jannaris  Greek  Gram- 
mar  §  17B4. 

>  Auch  Viereck  ist  für  Latiniernue.  Ρ>  weitft  darauf  hin,  das» 
im  Mon.  Ancyr.  der  ÜebereetEer  decrevit  c,  inf.  durch  ψηφίίίσθαι 
Cp  inf.  wiedergiebt,  dagegen  decernere,  ut  durch  ψηφίί^σθαι,  Κνα.  Aber 
dies  lieweiat  doch  iiichta  mehr,  als  daes  der  üebersetxer  V>eide  Construc- 
tionen  zur  Verfügung  halte,  wie  schon  PolybiuB  und  viele  andere  vor 
ihm,  und  daes  er  in  seiner  Ueberiragung  möglichst  wörtlich  verfuhr. 
Wenn  wir  den  nämlichen  Sprachgebrauch  in  der  Septuaginta,  auf  titeincn 
und  "agypt.  Urkunden  wiederfinden,  ferner  im  N.  T.|  so  sind  wir  ge- 
zwungen, eine  durchgreifende  Beeinflussung  der  κοινή  durch  das  Latein 
aniunehmen;  dafür  ist  cn  doch  in  3/2,  Jahrh.  v.  Chr.  noch  muht  ver- 
breitet und  einflossreich  genug  gewesen  Auch  die  Zufügung  von  (Sv 
ΖΜτα  Futurum  hält  V.  für  hominis  Homani  imperitia  (ί)  i>,  i>l. 


Βαΐηλ€ύς  Άντίοχος  ΦανΙ<^ 


205 


falle 


du  durch   Eniemiation  Reiner   Prosa  zu 


I 


I 
I 


m  grossen  Sti- 
listen giMnacbt  wer«len  tiarf,  nach  cingeecliohenem  Zwißchcnsat/ 
aus  der  Conetmtitiou  gefallen  ist.  Den  Uehergaiig  in  einp  neue 
liBt  er  Bich  «lurüh  ein  biOTi,  ein  allgemeines  Vlase',  eo  gut  wie 
es  eben  ging,  erleichtert»  und  die«  biOTi  darf  darum  nicht  getilgt 
werden,  wie  die  neueren  Herausgebtir  thnn. 

ich  kehre  zum  ereten  Satz  des  Briefe«  zurück,  der  noch 
weiterer  Erläuterung  bedarf*  Kein  Philosoph  boII  mehr  sein  έν 
τή  πόλ€ΐ  μφ'  έν  τή  χώρμ  iL  i,  'weder  in  der  Stadt  noch  auf 
dem  Lande*,  Schon  Plalon  hat  die  Begriffe  βα  differenzirt: 
κλωττειας  6'  έν  χώρα  καί  ττόλει  steht  iegea  S'}^^.  Etwas  vor- 
nehmer drückt  «ich  Philodemos  rhet.  11  115  aus:  την  bi 
Ρητορική V  άλλοίαν  άποφαινουσα  κατά  χώρας  και  δατη. 

Dieselbe  Scheidung  deutet  Xenophoii  in  den  Hellenika 
IV  5,  11  an,  wenn  er  sagt;  ττολύ  ττ€νθος  ήν  κατά  τό  Λα»«υ- 
νικόν  στράτ€υμα,  πλην  Öawv  έτέθνασαν  έν  χώρα  ή  υ\ο\  ή 
πατ€ρες'  ούτοι  h'  ώσπ^ρ  νικηφόροι — περιήσαν.  Danach  ist  es 
nicht  schwer  eine  Verbesserung  des  Aelian  zu  finden,  der  TT€pl 
idjujv  X  48  erzählt:  αΐίΤθόμενος  γάρ  6bt  b  ΤΤίν5ος  τί|ν  ίκ  τών 
ά5€λφών  ές  έαυτον  Εττιβουλήν,  την  ττατρώαν  αρχήν  άπ€λιτΐ€ν, 
Λκ€ΐ  bi  έν  χώρψ  καΐ  ή  ν  τή  τ€  άλλη  Ρωμαλέος  και  ου  ν  καΐ 
κυνηγ€Τΐκός  ήν.  Man  muse  doch  einwenden,  dass  jeder  von  uns 
an  einem  Orte  wohnt,  sintemal  das  Meer  den  Fischen  und 
die  Lnft  den  Vögeln  vorbehalten  i&t.  Aelian  wird  also  wohl 
ψκ€ΐ  bl  €V  χώρα  geschrieben  haben,  und  der  Sinn  ist:  Held 
Fi  η  dos  verlicHS  die  väterliche  Residenz  und  zog  »ich  aufs  Land 
zurück. 

Anegiehig  hat  Pseudo-Aristeas  diese  Unterscheidung  zwischen 
πόλις  und  χώρα  benutzt.  Wendland  führt  freilich  im  Index  nur 
die  erste  der  in  Betracht  kommenden  Stellen  an,  p.  8^  9  seiner 
Ausgabe:  και  ταύτα  5ιακ€κομίκασιν  th  τε  την  ττόλιν  και  την 
χώραν,  aber  der  Reispiek  sind  mehr,  wie  es  denn  p.  32,  10  von 
Alexandrien  heisst:  ToOto  bk  έγινε  το  irepi  την  Άλ££άνΙ)ρ€ΐαν 
υττερβάλλουοαν  πάσας  τώ  μεγέθει  και  ευδαιμονία  τάς  πόλεις" 
οι  γαρ  άπα  τηςχώρας  εις  αυτήν  έπιΕενούμενοι  ktL  und  eine 
Seite  weiter  (ρ.  33,  U):  εργάσιμος  γάρ  και  προς  τήν  έμπορίαν 
έστιν  ή  χώρα  κατεσκευασμένη  καΐ  ττολυτεχνος  ή  πόλις;  ρ.  43, 
13:  και  χώρα  ι  και  πόλεις  σεμνύνονται  έπι  τούτοις.  Dans 
ilie  Ansdrucksweise  auch  sonst  vulgärer  Litteratur  nicht  fremd 
ii^t,    mag  8y ntipaK    erweisen    (VH   «.   2  p.  70,  9  Kberh,);    περιε- 


'2i}a 


Radi 


'  πι  u  c  h  e  Γ 


πάτει  κατά  πόλιν  και  χώραν,  μαθΐΐν  σττουοάίαιν,  αττερ 
ήβούλετο. 

Ich  will  es  nun  gleich  sagen:  wer  die  Eigenart  unseres 
Briefes  recht  erkunden  will,  der  hält  eich  am  heeten  an  Arieteas, 
die  Papyri  und  die  Septoaginta.  Gleich  der  zweite  Satz  hrin^ 
eine  weitere  Bestätig iing. 

Öokrate«  war  in  Athen  angeklagt,  dass  er  die  Jugend  ver- 
derhe:  6τι  biaqpOtipev  τους  ν^ους,  wie  die  Formel  lautete.  Sein 
'['od  hat  den  Xenophon  angeregt,  in  die  Cyropaedie  111  1,  14  die 
Erxäblung  von  einem  weieen  Manne  einzulegen,  der  den  armeni- 
schen KönigRBohn  Tigranea  unterrichtete  und  später  auf  Befehl 
des  alten  Königs  hingerichtet  wurde:  6ιαφθ€ίρ€ΐν  αυτόν  ίφη 
έμ€  hemerkt  Tigranes.  Wir  dürfen  unbedenklich  glauben,  daea 
διαφθείρω  im  gegebenen  Fall  das  attische  Wort  war,  und  wir 
dürfen  ebenso  unbedenklich  vermuthen,  daee  der  Künig  Antiochos 
mit  »einem  gröberen  λυμαίν€σθαι  τους  νέους  nichts  aiideree 
meinte  als  der  armeniscbe  König  Xenophone  mit  eeinein  οΐαφθ€ΐ* 
p€iv.  Wer  für  iÜese  Verwendung  von  λυμαίv€Cfθαι  reiche  Belege 
haben  will,  müge  die  Concordanzen  der  Septuaginta  nachnchlagen. 
Ich  begnüge  mich  eine  Stelle  aus  dem  apokryphen  Henochbuoh 
hinzuzufügen»  wo  es  von  den  biisen  Dämonen  heilst  (XIX*):  και 
τά  πνεύματα  αυτών  πολύμορφα  γενόμενα  λυμαίνεται  τους  άν- 
θρώττους. 

Die  Attraction  μηθέν  ών  έγράψαμεν  ist  eelbetveratändlich 
keine  heeondere  Eigenthümlichkeit  der  Volkaeprache,  aber  auch 
nichte  ihr  fremdes.  Es  genügt  einige  wenige  Beispiele  auaxu- 
echreiben,  und  ich  wähle  dazu  der  Abwechselung  halber  den 
zweiten  Band  der  Oxyrhynchos- Papyri^  wo  es  Nr.  247,  37  heiast: 
ακολούθως  οΐς  έχω  δικαίοις,  iir.  249,  7  und  250,  3  άποτρά- 
φομαι  —  χωρίς  ών  άττεγραψάμην,  Nr.  242,  21  oob^  μην  ίΗ- 
σται  αύτοϊς  έτέροις  πωλεϊν  κατ'  ούΐϊένα  τρόπον,  ών  επριαντο, 
Nr.  24ϋ,   Μϊ  (Brief)  άπο  γονής  ών  Ιχω  θρεμμάτΐϋν. 

Der  dritte  Satz  des  Briefes  beginnt  mit  den  Worten  ώς 
dv  oöv  λάβΐΓ|ς  την  έπιατολήν;  man  kann  t^ie  wörtlich  ins  Deutsche 
übertragen:  iSowte  du  nun  deu  Brief  bekommst  ,  da  auoli  wir 
'eobald'  und  sowie '  gelegentlich  mit  einander  vertauschen. 
Aber  man  darf  doch  fragen,  wo  sich  denn  eigentlich  im  Grie- 
chischen dieser  Sprachbrauch  ausgebildet  hat,  Die  Antwort  ist: 
In  der  Septuagintii,  den  Papyri  und  Aristeas;  bereits  Wendland 
hat  dies  angemerkt,  und  es  genügt  auf  »einen  Index  zum  Aristeas 
V.  ώς  άν  zu   verweisen. 


Βασιλίύζ  Άντίοχος  Φαν^ 


S07 


liiti  rhilosoplieii  sollen  aus  iJem  i^urjde  gejagt  werden.     Dae 
xvird  aiisgeJriickt  mit  den  Worten  άπαλλάσσεσθαι  ix  τών  τότταιν: 
-Aüch  diese  Hedeiisart    Ut  keine  gewöhnlicbe.     Das  'Land '    wird 
doch    im  GriecliiBchen    in     der    Kegel    χώρα    oder    γη    genannt, 
andere  Aristeas,    Die  Umgegend  des   HeiligthmnH  beiflBt  Lei  ihm 
j),   30,  8    WendL    o'i    περί    το    iepov    τόποι.     'Die    Gegend    ist 
liügelig':   άνάκλασιν  γαρ  Ιχ€ΐ  τα  τών  τόττιυν  ρ.  31,  U.     Dazu 
ρ,  33,  20    μέση    bi  κ€ϊται   προς    τους    προ6φημ€νους    τόπους, 
ρ.  35,  4  παρεύρεσνν  λαβόντων  €ΐς  τους  τόπους  eiaohou,  ρ.  80, 
17  άπελύοντο  προς  τόν  εαυτών  τόπον,    ρ.  33,  10  ττολυανθρυυ- 
πίας  01  τόποι  προθ^€ονται,    ρ,  30,  12  πολύ  bk  πλήθος  —  χρυ- 
σού παρακομί^Εται  διά  τών  'Αράβων  €ΐς  τόν  τόπον.    Man  siebt, 
wie    »ehr    dem   Ari^teae   das  Wort  geläufig    ist;    Wendland    hat 
Ningat  nicht  alte  Steilen  im  Index   verzeichnet,     FJierzu  stelle  ich 
weitere  Beinpiele  aui  Μακκαβαίων  β';  ν.  9,  1  ^τυγχανεν  άναλε- 
λυκώς    άκόσμιιις  έκ   τών   κατά   την  Περσίδα   τόπυυν,    γ,  9,  23 
€ΐς    τους   άνιυ    τόπους  έστρατοπ6ί5€υσ€ν,    c  12,  18  και  Τιμό- 
θεο ν  μ€ν  έπί  τών  τόπυυν  ου  κατίλαβον,  οπρακτόν  rt  άπό  τών 
τόπων  έκλ€λυκότα,   c  12,  21    ήν    γαρ  δυσπολιόρκητον  ιό  χω- 
ρίον  ίϊΐά   την  πάντυυν   τών  τόπων  στενότητα,    c   U],  IH  κατ- 
€π€ίρασ€  b\a  μεθόδων  τους  τόπους,    c  14,  22  διεταΕεν  Ιούδας 
έ-νόπλους  έτοιμους    έν   τοις  έπικαίροις   τόποις»    ν.  iß,  1   μετα- 
λαβών    τους   περί    τόν  Ίούδαν  όντας  έν  τοις  κατά  Σαμάρειαν 
τόποις.      Mehr    Belege    auszu  seh  reiben    dürfte    iiberfliieeig    sein; 
«las  dritte   Buch  hat  zwei  gleich  im   *\nfang. 

Wenn  iibTigens  der  König  Antiochos  auf  έκ  τών  τόπων 
w^och  ein  ήδη  folgen  läeßt,  so  kanri  dies  nur  "^fichleunigst  bedeuten. 
l>ieee  Verwendung  des  Wortes  ist  uns  aus  den  vulgären  Vcr• 
^iwcbungs*  und  Beseliworungsformeln  am  ereten  bekannt,  wo  ήδη 
ΐ^δη  zur  stehenden   Redensart  geworden  ist» 

Derb  ist  die  Wendung  δτι  κρεμήσονται,  daee  sie  *  baumeln* 
"Verden;    denn   κρέμασθαΐ  heisst  'hangen,   schweben  ,    wenig   fein 
«uch  der  Ausdruck  δσοι  δν  άλίσκωνται  προς  τούτοις  γινό- 
H€VOU     Mir  scheint,  in  guter  Sprache  htilte  es  etwa  παρά  τού- 
τοις διατρίβοντες    oder  τούτοις  συνόντες  heissen  nuissen:    diea 
Urtheil  isHUsst  sich  auf  die  Thatsaclie,   das«  γίγνεσθαι  oder  eivai 
προς  TiVL  eine  ganz  bekannte,  fefstgeprägte  Formel  ist   im  Sinne 
von    über  etwas  her  Kein*,   *mit  etwae  beschäftigt  eein\    danach 
«B.  προς  έαυτψ  γίγνεσθαι  'mit  sich  selbst  beschäftigt  sein"   bei 
Plntarch.    Alex,  97.      Die   I.exika    geben    Beispiele    genug.     Und 


fiOB 


Rad. 


'her 


in  (ttini  Siuue  braucht  ϋκ  Antiücliatl•  Euf^ator  tu  eiuciii  Briefe  au 
die  Juden  Maceab.  Η  11,  29:  tvetpaviaev  ήμϊν  Μβνελαος  βού- 
λεσθαι  κατελθόντας  υμάς  γίνεσθαι  προς  τοις  ι6ίοις,  was  tier 
Curiösität  halber  angeiiieikt  werden  mag.  Etwas  andereH  iet  es, 
wenn  Tbukydides  II  1,  62  sagt:  προς  τψ  ίατθμώ  γιγν£<Τθαι;  denn 
mag  ττρός  τινί  τίτν£(Τθαι  das  Verweilen  bei  einem  Orte  bezeiclinen, 
80  bezeiciinet  es  deawegeii  nocli  lange  nicht  das  Verweilen  bei 
einer  Person.  Das  nach  sie,  was  man  jcur  Erlänterung  niieerer 
Stelle  heranziehen  kann,  sind  liedensarteii  wie  ττρός  τοις  Beu- 
μοθέταις  Hj€\v  (Dem,  adv,  Lept.  98).  öüa  προς  τοις  κριταις 
T^tovev  ίίη  Mid.  18)  ist  wieder  ander«.  Ich  sage  also,  die  Aue- 
drucksweise des  Antioch&B  int  uiubt  ungriechiecb,  aber  sie  ist  un* 
gewöhnlich  und   wenig   fein. 

Etwas  ganz  Seltsames  bringt  der  Schluss  mit  den  Worten 
και  μή  αλλιυς  γίνηται.  Öder  vielmehr  γ€νηται,  wie  CaßauboDue* 
geacbriebeu  bat»  Aegyptische  Briefe  zeigen  wohl  eine  äbiiliclie 
Formel  am  Ende:  μή  ούν  αλλως  ποιήσΓις,  so  ζΒ.  ßeri.  Gr.  Urk. 
III  6  Nr.  844,  19.  Aber  das  igt  unanntüseig,  der  bekannte  Con- 
junctivus  prohibjtivue  in  der  zweiten  Person,  Im  übrigen  drückt 
der  Grieche  einen  Befehl  durch  den  hnperativuB  und  einen 
Wunsch  dnrch  den  Optativus  aus.  Jioch  der  hl.  Paulne  sagt 
προς  'Ρωμαίους  11,  11:  Χίγυυ  ούν,  μή  ίπταισαν  ϊνα  τΐέοωσιν; 
μή  γένοιτο*  Bekannt  ist  nun»  dase  in  der  Vülksßprache  der  Op- 
tativ auf  dem  Auealerbeetat  steht  und  in  verachiedenen  Func- 
tionen durch  den  Conjunctiv  ersetzt  wird.  Und  so  findet  eich 
denn  der  Conjunctiv  in  WüDschen  und  Befehlen  eeit  der  Ueber- 
setiung  der  LXX  *,  freilich  in  einem  ganz  beetimmten  Winkel  der 
Litteratur.  Die  feogenaunte  gute  Sprache  bat,  abgeseheu  von  Wen- 
dungen   wie    καΐ    μηοείς    θαυμάση    u.  dgl.,    nichts  Verwandtes; 


^  Er  gründet  seine  BeaReruug  auf  die  Leanng  γ^€ται,  die  in 
älteren  Ausgaben  »t^ht,  und  verlEiiigt  Ergänzung  von  öpa,  d.  b,  die 
CoDetruction  war  ihm  nicht  geläufig.  In  der  Eineetzung  dee  Aoriate 
wird  man  ihm  iu  folgen  hat>eti,  solange  ein  Beispiel  für  den  ConJ. 
praea.  als  Adbortativ  im  unabhängigen  8atz  sich  nicht  mit  Sieherheit 
nachweisen  laeat.  E?^  iet  auch  ο  π  wahrscheinlich^  dass  sieb  aobald  eins 
tiadeii  wird. 

-  Belege  bei  Jannaris  Hislor.  Ureek  Grarnrnar  Γιί>4.  5(>5.  Viereck, 
Sermo  Grai'caa  p.  liJ  n,  08.  Das  litterar  ι  sehe  Material  üherliaupt  jetzt 
bei  Thumb,  Die  griechische  Spi  acbe  im  Zeitalter  dea  HelleuiBrauB  p.  153, 
Mifc  Itecht  weist  w  ineinee  ErHubtHTii«  die  Aneuhauuiig  zurück,  das» 
hier  ein  Latiniiimuü  vürliüge. 


lieber  hmt  das  eigentliche  Schriftfriev-li^cli.  ciobt  Allein  die  Aiti- 
cirten.  den  Optativ  kaDstHrh  festfebalten.  Je^ient^lU  Ut  mir 
bloaa  ein  eicberer  Beleg  diese«  Conjanctivs  in  be^ierer  Γγχ^μ  *uf 
gestoMen,  bei  dem  in  syntaktischer  Hinsicht  überbaupi  i^ehr  un> 
wissenden  Polemon  εΙς  Καλλίμαχον  ρ.  21,  17:  μή  λυττήιτιμι 
Καλλιμαχον  —  μηόέ  ατιμότερος  ενός  και  ^tυτtρoυ  τών  νινικη- 
κόηυν  παρ'  ύμΐν  όφθή.  Möglich,  dass  Belesenere  mehr  Beispiele 
aufweisen  können;  sie  worden  nichts  beweisen;  denn  Sehnit«er 
macht  selbst  ein  Kenner  des  Griechischen  wie   Lukianos. 

Wird  man  nnter  besagten  Umständen  noch  daran  festhultehi 
das  βσοι  έάν  όλίσκωνται  in  δσοι  fiv  όλίσκαινται  rw  wundein V 
Denn  die  Indicien,  dass  der  Verfasser  des  Briefen  ein  giinx  ηί^ηι 
artiges  '  hellenistisches'  Griechisch  schrieb,  sind  ho  Kiihlreleh, 
dass  man  das  in  diesem  Falle  so  charakteristiHche  iav  i\w\\\  »u 
wohl  ausmerzen,  als  vielmehr  gewisscrniRaHsen  für  den  ΗγΙιΙιιιιη- 
stein  der  Reihe  ansehen  muss.  Es  ist  ja  /weiiVlloN  riiin  Ver 
wechselung  von  dv,  έάν  mit  dem  potentialen  öv,  din  liirr  /ιιμι  nndn 
liegt,  wie  sie  in  fast  allen  vulgären  Texten  ConfiiNinnen  utiKu 
nebtet  hat.  Auch  die  biblische  Litteratur  bifiri  /iililieiiilin 
Belege  \ 

Wohl  ist  es  wahr,  dass  einzelne  der  htuyhtmhif.U^u   ΚγνιΊιιι) 
nungen   sieb  bei   sehr   guten  Autoren  wiederfindi'ji.     linfUr  tMiuJi 
ein  bezeichnendes  Beispiel.     Der  VerfaHH<;r   der  Hf.hnU   vom    Ki 
habenen  sagt  §  26,  2:  όρςίς,  ώ  έταΐρ€,  ώς  mxpoAuiW)v  mm   M|v 

1  Aüch  Belege  für  den  umgekehrt/;n  Füll,  dttn«  <U«i  rtnuiiuinhttU- 
fiv  f=  iav)  mit  dem  Optativ  verbijnd<;n  wirJ.  Ho  /J).  nit  y/utUtum-t 
des  IV.  Maccabaeerhuches  c.V  29.  Kr  ithiyA  'u\ßt ψ» itt  %w\i  ntuU  nt^m 
KoXciv  ein  βνιυς  mit  dem  Conj.  (IV  ]];,  uua  u-'U  K^fHio  tiHt*,  ί'<Ι|/ΐ 
bei  ihm  όπως  mit  dem  Optativ  MV  2^β).  Kr  )fait  iituit'h*'t\' ι  VmI^hmn, 
^ie  itr.  aor.  {φονον  IV  2:>.  fui.  oUcT«ipijO*»';  V  II,  inithnt»,  ι  ο  ίοο 
γήρυις  αοτού  etalt  τό  γήρας  aCrroO  VJ  j'j,  ιτ/γ;»/οι«|^//  /. ||  ν,  ' '/». 
junctiv  cimu  statt  έρύι  XII  ^,  κρατ*Ίν  ';,  a//;.  XV  /ί  h-ih*^f*h  "'itith 
bar  Gelehrtes  im  Wort*cLait/.  L••:/!  Oj/a».y  >'f. ■</,')*»  »t  tt,.*  » uf  t 
frewissen  Ostentation  utd  η''^\Λ  us*:u*:r  r.*;).•.;/  tV-  V  :/  f,Hth',  'r'of ou* 
nach  TorhergebeDdem  Pni«-s<t:,>,  ^«-/«a^  ^t*-  ολ  Α•»-«,.•*'λ  "■  ί/•<«χ'.οί• 
lieb  gethan  haben.  €l  nji\  *if:r.  (^*:.^.  Vi  ^f  f$t  h*  .ut  j''/»>  <,«..a.  tu^%\, 
er  zuweilen  aae.  Im  'jKK^r:.  f.r  <^r  -  Οφ  '-..•*  ;/<*/  \*t' .*.-/'  »•**  S\  ι 
δς  έσν  oöv  λύση  μίαν  τύητ  irr'^tJh-^  Jn^Vh  .'.  Γ?  <-';'/-'.  ^o^  «C|//|T# 
ebd.  22,9;  δσα  töy  •ΐί-α^^'-,^'-ί-^νΐν  Μ  ν;•**  ';.  ir>  Α  ,•  i'*;/;'*  '  -  '"? 
Oiyrk-Papjri  II  Ud.  u  ..  ^xr  ρ.  .ί^4>.  Vy.  ;*-.i,i•.•  *  Ο  $  : . -4  ». 
ού  lAr  rtch:  act'i  >.  -ί*^  ij-yicrj-pi.*?.  i'r^i  Ct>  i'".*r  ;.'.*.'/«  J'  ' ;  av,r 
Maccab.  III  :i.  >• 

BfaRk.  Mm.  1  1^  '.'^   5,  r.  LTL  I  f 


ψυχήν  διάτων  τ  ότΓΐυν  ι5γ€ΐ  τήνάκοήν  δφίντΓΟίών;  ferner  §  10,7: 
λυμαίνεται  γαρ  ταύτα  το  όλον.  Aber  diefipr  Sclirifuieller 
ist  überljftiipt  iiir  uns  ein  groftsen  Riithsel,  tind  bo  finde  ich  denn  _ 
Tjocli  eine  Wendung  bei  ihm.  die  ich  ohne  weiteree  ds  Yulglr  ■ 
beaieiclmeii  möchte»  ich  meii>e  die  im  allgemeinen  fiir  korrupt 
gehaltene  Stelle  (32  >,  wo  i^r  von  den  ποταμοί  του  γηγενούς 
εκείνου  καΐ  αύτου  μονού  πυρός  spricht.  Dae  einzige»  wae  icb, 
in  diesem  Fall  uath  sehr  langem  iiticlien.  tianeben  zu  etellen 
weiesi  ist  Buch  Henocli  c.  XXVlIf,  wo  ein  Berg  (δρος)  ale  Ιρη- 
μον  καΐ  αυτό  μόνον  IjcKeicbnet  wird,  αυτό  μόνον*  πυρ  ist  ein 
^für  eich  allein  beRtehendefi'  *  auf  sich  allein  aiigewiegenee*  Feaer. 

Was  rIho  fiir  den  Brief  des  Könige  Äntiochos  dae  enUchei-  _ 
deude  Indiciam  sein  mnBR|  dae  Ist  die  groeee  Fülle  der  eprach-  ■ 
lieben  Eigentbümlichkeiten»  die  auf  verhältnieemässig  kleinem 
Raum  zusammengedrängt  erecheinen.  8ie  charakterisiren  sein 
urteuhisch  »Ih  eine  Sprache,  die  etwa  auf  der  nämlichen  Stufe 
ateht  wie  im  Durcbechuitt  die  Septuaginta.  Es  iet  eine  That- 
eache,  die  unter  keinen  Umständen  aueeer  Acht  gelapsen  werden 
darf,  wenn  wir  die  Frage  atellenf  wer  nun  eigentlich  dieaer 
König  Antiochoe  gewesen  iet.  Schon  Kaibel  hat  eie  im  Index 
lum  Athenäua  beantwortet,  und  sein  nescio  quis  behält  auch 
heute  noch  yolie  Giiltigkett.  Denn  ee  iet  znnächet  doch  wohl 
eelbstveretündlicb»  das»  man  an  einen  der  tSyrerkönige  denkt. 
Aber  diese  Antiochi  dürfen  eher  ala  Freunde  der  helleniBtischen 
Bildung  in  Anspruch  genommen  werden,  Wir  kennen  eie  frei- 
lich recht  wenig,  sonderlich  was  ihr  inneree  Regiment  anbelangt. 
Dae  hängt  mit  der  Eigenthüinlichkeit  der  antiken  Geechicbti- 
schreibung  zusammen,  die  wesentlich  Kriegsgeschichte  gibt.  So 
wissen  wir  insbesondere  nicht  viel  darüber,  wie  eich  die  syrischen 
Könige  zur  Philosophie  gestellt  haben.  Erst  neuerdings  hat  uns 
der  Zufall  eine  Notiz  in  die  Hand  gespielt^  aus  der  wir  lernen, 
daaa  sogar  die  Lehre  des  Epikuros  einmal  am  Hofe  der  Seleu- 
kiden  freundliche  Aufnahme  gefunden  hat  Philonides  ist  ee,  der 
sowohl  den  Antiothos  Epiphanes,  den  Feind  der  iTuden,  wie  dessen 
Bruder  Demetrios  Soter  für  Epikur  zu  gewinnen  verstand  und 
eioh  eine  einflussreiche  Stellung  bei   beiden  Herrschern  eroberte*. 


'  An  sieh  ist  αυτός  μόνος  oder  μόνος  αυτός  eine  im  Griechischen 
gar  nicht  aeltene  Verbindung;  was  u\f^  Henocbatelle  wie  die  des  auctor 
de  suhl,  merkwürdig  macht,  iet  die  Verwendung  von  αυτός  μόνος  a!• 
Attribut  neben  einem  zweiten. 

*  Vgl  Usener  in  dieser  Zeitschrift  iJand  LVl  S.  145. 


Βααχλίύς  Άντίοχος  Φανίφ 


211 


W(L§  UTIB  an  der  Nachricht,  die  wir  den  Resten  einer  herkulanen- 
eiecben  Rolle  verdanken,  weiter  interessiert,  iat  die  BemerkuDg: 
'und  er  kam  zu  Hofe,  indem  er  eine  Menge  Pkiltilogeii  (πλήθος 
φίλολότιυν)  mit  eich  brachte*.  Wir  wissen  von  anderer  «Seite 
her,  daes  die  öyrerfürdten  im  Wetteifer  mit  den  ägyptischen  und 
pergameniechen  Machlhabern  zu  Äntiocheia  eine  Bibliothek^  er- 
riclitet  habenj  für  deren  Verwaltung  sie  doch  selbetveretändlich 
die  Dienste  gelehrter  Männer  in  Äuepruch  nehmen  mtiesten.  Wir 
kennen  denn  auch  wenigstene  einen  ihrer  Voretehert  nämlich  den 
leichter  Euphorion  ^. 

Megasthenee,  der  Verfaeeer  der  Ίν6ΐκά,  war  ein  Schützling 
des  Seleukoe  Nikator^.  Bei  Änliocbüs  J  Soter  hat  der  Dichter 
Äratos  lange  geweilt,  ein  überzeugter  Anhänger  der  ötoa.  Der 
König  eelbet  eoll  ihm  Anregung  zu  mancherlei  gelehrter  Arbeit 
gegeben  haben"*.  Im  Machtbereich  der  Öeleukiden,  zu  Babylon, 
eoll  der  Stoiker  Archedemos  eine  Schule  begründet  haben ^;  zahl- 
reiche namhafte  Pbiloeophen  eiud  aus  β) riechen  Städten  wie  Se- 
lencia,  Apamea,  Aekalon,  Stratonike,  Tarsoe  hervorgegangen  ^. 
Ton  älteren  nenne  ich  Zenon  auB  Tarsoe  und  Diogeuee  aue  Se- 
[leneia,  von  jüngeren  Poeeidonioa  von  Apamea  und  Antiochoe 
von  Aekalon.  Auch  eio  Theophraeteer^,  der  grosse  Arzt  Era- 
eietratös,  hat  eich  geraume  Zeit  am  Seleukidenhofe  aufgehalten. 
Wenn  ee  wabr  iat,  daee  die  Könige  ihm  Vivieection  von  Ver- 
brechern gestattet  haben^,  so  ist  diese  Tbateache  doch  ein  Be- 
weis für  ein  grosses  Entgegenkommen  gegenüber  wigeenflchaft- 
liehen  Bestrebungen^. 


*  VgL  Droysen,  Geschichte  des  Hei lenis raus  ΙΠι  S.  75. 

*  Vgl,  Weatermann,  Biographi  S.  73. 

^  Vgl.  Suaemihl  GeBcbichte  der  alexandrioischeu  Litteratur  i  547 1 

*  Vyrl.  öueemibl  a    0.  1  290. 

^  Vgl.  PUtarcb  de  exilio  S.  tJOo'j,  Zelter  bezieht  die  Notiz  irr- 
thUBQlioli  auf  Diogenes  von  Babylon, 

«  Zeller,  Gesch.  der  aat.  Philosophie  lll  l  S.  47 1,  371  ö»  525 ', 
^"^,  &70  Anm.  etc. 

'  La,  Di.  V  57. 

8  Vgl.  Susemihl  a.  0.  I  S.  777  and  S.  800  A.  129. 

*  Dass  Aiitiocheia  zur  Römerzeit  ein  Sitz  gelehrter  und  schon* 
^^^^•enechaFtlicber  Studien  war,  bezeugt  Cicero  pro  Arcbia  4.  Da  β  3  ea 
^  gewesen  iat  auf  Grund  alter  Tradition  und  daae  nicht  erst  um  Römer 
Jortbin  die  Bildoug  vernflaiiiit  haben,  wird  man  unbedenklich  vtr- 
»Ruthen  dürfen. 


21  > 


R  ft  d  e  Γ  m  a  c  h  e  Ι* 


Εβ  sind  jjiir  Einzell^eiten,  die  icli  herausgreife.  Koüdige 
werden  die  Liste  Ificbt  vergrÖBBern  künnen.  Jedeofulle  Ündet 
TOÄU  in  iSyrien  keine  Spur  einer  Feindechaft  gegen  die  Bildung, 
und  ale  Krone  der  Bildung  hat  dc^ch  im  AUerthum  im  aüge- 
meinen  die  Philosophie  gegolten.  ■ 

Prachtliebende  Herrsche^  haben  die  Seleukiden  auch  Künstler 
in  ibre  Nähe  g^zitgtji  und  die  Hauptstädte  des  Keiches  mit  Sta- 
tuen und  groesartigen  Bauten  geschmückt  ^  üaa  schmeckt  gleioli- 
falls  nicht  naeh  Banausenthum.  Kinige  endlich  sind  zeitlebens 
mit  kriegerischen  Unternehmungen  derartig  beschäftigt  gewesen, 
daee  ihnen  zu  kleinlichen  Polizeimaassregeln  schwerlich  Moese  blieb. 

Auch  Könige  von  Kommagene  haben  Antiochos  geheiseen. 
Der  erste  von  ihnen  führt  den  Beinamen  Philheilen;  die  drei 
[/folgenden  waren  8chat1enkonige  von  der  Kömer  Gnaden*  Daea 
sie  sich  der  Philosophie  feindlich  emiesen  haben  sollten,  sieht 
ihnen  so  wenig  ähnlich  wie  irgend  einem  anderen  hellenistischen 
Herrscher.  Ueberhaupt  haben  doch  die  asiatischen  Nachfolger 
Alexandere  den  β  rossen  wie  die  ägyplisohen  im  allgemeinen  eher 
ihren  Stolz  darin  gesucbtj  als  Freunde  des  Hellenenthums  und 
griechischer   Bildung  zu  erecbeinen*  ■ 

Endiich  ist  Folgendes  zu  beachten.  Es  handelt  sich  um 
eine  Maassregel,  die  im  Alterihum  das  grosste  Aufsehen  erregen 
musste.  Da  ist  es  ein  wahres  Wunder,  dasa  uns  die  Nacbricht 
des  Athenäus  von  keiner  anderen  Seite   bestätigt  wird. 

Wer  immer  nun  dieser  König  Antiochos  gewesen  sein  mag, 
eins  ist  sicher:  er  war  ein  arger  Wütherich.  Mit  den  Philo* 
aophen  selbst  geht  er  j^^  noch  verhältnissmässig  glimpflich  um. 
insofern  uIb  sie  bloss  aus  dem  Lande  gejagt  werden  sollen,  aber 
die  Jünglingep  die  ihnen  anbingenf  sollen  an  den  Galgen,  uad 
selbst  die  Väter,  die  es  an  der  nöthigen  Beaufeichtigung  ihrer 
ööhne  fehlen  liessen,  sollen  zur  schärfsten  Verantwortung  gezogen 
werden.  Eine  bestimmte  Strafe  wird  ihnen  nicht  zugedacht;  es 
scheint,  dass  eie  dem  Ermessen  desjenigen  anheimgegeben  bleibt, 
an  den  der  Brief  gerichtet  ist.  Nun  muss  man  doch  sagen: 
nicbt  blosts  hart  im  Strafen  ist  Antiochos,  sondern  auch  unge- 
recht. Die  eigentlichen  Missethäter  lässt  er  laufen,  und  junge 
Leute,  denen  man  eiu  sicheres  Urlbeil  über  die  Tragweite  ihrer 
Entsuhliessungen  kaum  zuerkennen  darf^  hängt  er  auf.     In  wel- 


1  Vgl    Pauly-Wiasriwa,    Eeaieucyclop.    v.  Antiocheia;    HofiTniann, 
Antiochos  IV  Epiphdiies  S,   17  ff. 


Βασιλεύς    Αντίοχος  Φανι<]ΐ 


213 


Ι 


cAem  Sfrafgeeetzbüch  der  Welt   möcbte    wohl  der  GruiidaatK  zur 
-Ancritennung  gelangt  «eini   dass    der  Verführer  eine  weitaue  ge- 
ringere Strafe  verdient    al«    der  Verführte?    Die  Athener   haben 
'^^xi  Sokratce  auf  Grund  gleicher  AnklagftD  zam  Tode  vernrtheilt, 
*^l>«r  die  jungen  Äiänner,   die  sich  ihm  nngeschloRRen  hatten,  haben 
*ΐ^    mit    Recht    unbehelligt    gelaHsen.     Domitian,    der    doch    als 
T*^pQe  eines  graugamen  ÖelbRtherrscherB  im  Alterthom  erscheint, 
*^^t    eich    begnügt  die  Pbiloeopben   aus  Italien  zn   jagen;    gegen 
•  ^^  re  Zöglinge   ist  er  nicht  eingeechritten.      Er    war    offenbar    im 
^^^  ergleich    zu  anserem  Antiochoß   ein    ungewöhnlich  vernünftiger 
^^^»id  menBcblioh  denkender  Mann. 

Aber  vielleicht  dürfen    uns    gerade    diese  Kraesbeiten,    die 
^i  er  Brief  enthältj    davor    warnen    in    seinem  Verfasser  etwas  an- 
^i^eres  zu   suchen   als  eine  fiiigirte  Pertönlichkeit.    Vielleicht  geben 
**ic  uns    zugleich    auch    einen    Fingerzeig,    wenn    wir    nach    dem 
"^rahren    Urheber    des    eigenartigen    Schriftstücks    fragen.      Denn 
andererseits  ist  es  doch  sonderbar,    dass   das  Griecbiscli  dea   Er- 
lasses so  deutlich    in  jene  Gegend  weist,  wo  jsnm  Lobe  der  Pto- 
lemäer  Aristeas,  wo  die  Septuaginta  nnd,  nm  es  gleich  hinzuzu- 
Fetzen,  zur  ewigen  Schande  der  Seleukiden  die  Makkabäerbücber 
entstanden  sind.     Wer  sicli  nun  erinnert,  wie  in  diesen  Tendenz- 
echriften  etwa  AntiochoB   Epiphanes  dargestellt  wird:    als  Urbild 
des    blatdürsligen    Gewalthabers,     ein    μιαρός,   άνδροφόνος    και 
βλάο'φημος  (Maccab.  II  9,  28)^,  dem  wird  es  ohne  weitere»  ein- 
leuchten,   dass  der    polternde  König  unseres  Briefes    eine    merk- 
würdige Aehnlichlceit    der  Charakterzeicbnung  verrätb.      Freilich 
•ühreiben    die  Antiochi    der  MakkabSerbücher   ein    viel    besseres 
Griecbisoh.     Man  lese    nur    die  ίΓ  9,   19    oder  II  11   raitgetbeilte 
CurreapoDdenz. 

Meine  Ansicht  von  der  Sache  ist  demnach  diese:  in  einer 
Zeit,  wo  man  Brief fälscbung  überhaupt  fabrik massig  betriebt  bat 
man  in  jüdischen  Kreisen  Aegyptens  dies  Schriftstück  ange- 
fertigt und  in  die  Welt  gesetzt  in  der  Absicht,  einen  Syrerkönig 
namens  Antiochos  als  Feind  der  Bildung  zu  discreditiren.  Wel- 
cher Antiochos  gemeint  ist,  weins  ich  nicht  zu  sagen;  in  erster 
Linie  kämen  Anliochus  Epipbanes  oder  Eupator  in  Betracbt 
Die  vorgetragene  Meinung  ist  eine  Hypothese  so  gut  oder 


214  R ad erm acher,  Βασιλ€ύς  Άντίοχος  Φανίςι 

80  ecbleoht,  wie  .andere  Hypothesen  auch  sind :  sie  bat  den  Vor- 
zug, alle  Schwierigkeiten,  die  das  behandelte  Scbriftsttick  bietet, 
auf    einwandfreie  Weise   (wie  ich  wenigstens  boffe)  zu    erklären. 

Auch  über  die  Frage  lässt  sich  nichts  ausmachen,  wie  der 
Brief  in  den  Athenäus  gekommen  ist.  Falls  der  Anschein  nicht 
trügt,  liegt  bei  ihm  ein  Stück  aus  einer  Liste  vor,  in  der  für 
das  unglückliche  Schicksal  von  Philosophen  Belege  aufgezahlt 
wurden.  Solche  Kat^iloge  haben  die  Rbetoren  gemacht,  und  wir 
besitzen  den  Rest  eines  verwandten  Stücks  bei  Pbilodemos  rhet. 
II  180  Sudh.,  ein  anderes  bei  Lukianos  im  Parasiten.  Beide 
hat  Sudhaus  (Philodemi  Supplementum  p.  XXX)  bereits  in  Zu- 
sammenhang gebracht ;  umgekehrt  haben  ja  auch  die  Philosophen 
in  ihrer  Polemik  gegen  die  Rhetorenschulen  Liste  über  die  aus 
den  Staaten  vertriebenen  Rbetoren  geführt  ^ 

Bonn.  L.  Radermacher. 


^  Vgl.  Philodemi  Supplementum  p.  XIII  und  XVI.  Die  Nach- 
richten über  die  Vortreibung  von  EpikurecTo  hat  ÜFoner  Epicurea 
praef.  p.  LXXII  zusammengetragen. 


BEMERKUNGEN  ZU  GRIECHISCHEN 
HISTORIKERN 


1.  Herodot  in  Tburioi. 

'Einleit  in  d,  Sttid,  der  alt.  Gesclr.'  S,  512  A.  1  liatte  kh 
in  aller  Kürze,  wie  sie  tler  allgeineine  Charakter  des  Bucbes  er* 
forderte,  hervorgehoben,  daRs  für  die  von  Vielen  getheilte  An- 
nabme^  Herodot  sei  von  Tbiirioi  wieder  nach  Athen  ztiriickge- 
kehrt,  kein  Grund  vorliege.  Ed.  Meyer^  Forsch,  st.  alt.  Gesch. 
TI  S.  19Π  läset  jetzt  den  etnxigen  leidlich  zuverläsBigen  Anhalt 
fallen^  an  den  pich  hieher  die  ganze  Combination  angeknüpft  hatte, 
Lidie  Angabe  Herodot  η  (Y  77)  über  den  Standort  dee  ehernen  Vier- 
espanne  auf  der  Akropoliu  zu  Athen,  das  Her.  in  den  Mnesiklei- 
sehen  Propyläen  aneetzt^  Statt  deeeen  glaubt  er  eine  ganze 
Reihe  anderer  Beweifigriinde  geltend  machen  zu  können,  zunächst 


'  UehrigeDB  wiesen  wir  jetzt,  djiea  das  alte  Monument  von  den 
Persern  zerstört  und  ein  neues  in  Perikleischer  Zeit  aufgeatellt  wurde: 
Reste  der  Basen  beider  sind  aufgefunden  (C.  i.  Att.  Τ  Ν,  334  und  IV 
2  Ν  334•);  und  dabei  hat  eich  gezeigt,  daes  zwar  beide  daseelhe  Epi- 
gramm trugen,  aber  nur  das  jüngere  in  der  von  Herodot  mitgetlieilt^n 
Fassung,  das  altere  mit  Umstellung  der  beiden  Hexameter.  Auch  darf 
man  aus  dem  Fundort  seh  lies  β  en,  dass  bereits  das  alte  Monument  un- 
gefähr da  seinen  Plat^  gehabt  hat»  wo  nach  Puuaaniaa*  Beschreibung 
das  jüngere  atand  (nämüüh  j^leich  linker  Hand,  wenn  man  aus  den 
Propyläen  iu  den  inneni  Bur^raum  eintrat).  So  dürfte  jet^t  erst  recht 
jedt^r  Versuch,  die  topographische  Angabe  des  Herodot  zu  retten,  ver- 
geblich sein.  An  ein  Verclerbuiss  der  Worte  /u  glauben  und  in  dem 
von  mir  ein»t  vorgeschlagenen  Sinne  ku  ändern,  ist  nur  dann  unent- 
rinnbar, wenn  man  an  das  Dogma  von  der  späteren  Rückkehr  Herodota 
nach  Athen  glaubt  (wie  ich  ea  früher  that);  denn  hei  Autopsie  ist  ein 
solcher  Irrthutn  nodenkhar.  Jetxt  empfiehlt  ea  sich  vielmehr  anzu- 
nehmen, dass  Herodot  einen  atlienischen  Berichterstatter  miesverstau- 
den  hat. 


216  Wachsiiuith 

ein  paar  von  denen,  die  bereite  RawHneon,  ScböU  u.  A.  zu  ähn- 
lichem Zweck  angeführt  hatten. 

'Wo  andere  als  in  Athen',  schreibt  er,  'kann  Her.  die  Ge- 
schichte des  Sperthias  und  Bulis  und  das  Scbicksal  ihrer  Söhne, 
die  im  Herbst  430  auf  der  Reise  nach  Persien  in  Thrakien  ge- 
fangen genommen  und  in  Athen  hingerichtet  wurden  (VII  134  ff.), 
oder  die  Verschonung  Dekeleas  bei  den  Einfällen  der  Pelopon- 
nesier  (IX  73)  erfahren  haben?*  Die  Antwort  auf  diese  Frage 
giebt  fitr  den  ersten  Fall  Herodot  selbst,  indem  er  VII  137  ge- 
rade diese  Erzählung  über  einen  Vorgang  aus  dem  Anfang  des 
peloponnesischen  Krieges  ausdrücklich  auf  eine  spartanische 
Quelle  zurückführt  (ώς  λέγουσι  Λακε5αιμόνιοι) :  und  wenn  hier 
Kirchhoff,  üb.  die  Entstehungszeit  des  H.ischen  Geschichtswerkee 
8.  24^  an  die  Erzählung  spartanischer  Kriegsgefangener  in 
Athen  denken  will,  die  Herodot  ausgefragt,  so  ist  das  doch 
lediglich  ein  Einfall,  den  man  sich  nur  dann  gefallen  lassen 
könnte,  wenn  bereits  feststünde,  dass  Her.  während  dieser  Zeit 
sich  in  Athen  befand.  Die  ganze  Erzählung  dient  ja  zum  Er- 
weise der  Sicherheit  göttlicher  Nemesis,  wie  sie  hier  der  über 
die  Spartaner  ergrimmte  Heros  Talthybios  gerade  an  den 
Söhnen  der  beiden  Männer  vollzieht,  die  für  die  durch  Ermordung 
der  persischen  Herolde  begangene  Verletzung  des  Völkerrechts 
einen  von  Xerxes  nicht  angenommenen  Sühneversuch  gemacht 
hatten.  —  Ebenso  ist  bei  dem  zweiten  Falle  zwar  die  Legende 
über  das  Benehmen  der  Dekeleer  gegenüber  den  Tyndariden,  die 
die  von  Theseus  geraubte  Helena  suchten,  attischen  Ursprungs 
(ώς  αύτοι  *  Αθηναίοι  λίγουσι):  aber  was  hinzugefügt  wird,  die 
Dekeleer  genössen  infolge  dessen  bis  auf  den  heutigen  Tag  in 
Sparta  Abgabefreiheit  und  das  Ehrenvorrecht  bei  öffentlichen 
Spielen  und  ihre  Landschaft  sei  bei  den  jüngsten  Einfällen  der 
Pelcponnesier  verschont  worden^  weist  gleichfalls  deutlich  auf 
einen  spartanischen  Gewährsmann,  der  das  pietätsvolle  Verhalten 
seiner  Vaterstadt  hervorheben  wollte.  —  Ob  freilich  Herodot 
diese  Spartaner  in  Thurioi  selbst  oder  in  Sparta  oder  sonst  wo  auf 
seinen  Reisen  —  die  er  gewiss  auch  von  dort  aus  unternahm  — 
gesprochen  hat,  wäre  thöricht  errathen  zu  wollen. 

Sodann  führt  Meyer  S.  197  als  neues  und  stärkeres  Argu- 
ment die  allgemeine  Erwägung  an,  dass  jedenfalls  von  dem 
Jahre  434/3  an  für  einen  so  ausgesprochenen  Parteigänger 
Athens,  wie  Herodot,  in  Thurioi  kein  Platz  mehr  gewesen  sei: 
denn  Athen    habe    seinen    Einfluss    in   Thurioi    nicht    behaupten 


Bemeikiiiigfii  zu  gric.'cbiedu'n  Hielorikerti 


2!7 


können,  vielmehr  eei  nach  langen  Wirreu  in  jeneai  Jahre  der 
Sieg  der  peloponneeiachen  Ansiedler  und  J  er  Bruch  mit  Athen 
dadurch  beeiegell  worden,  uaüe  mau  durch  das  Orakel  den  del- 
phischeD  Gott  zum   Oikieten  erklären  liess, 

Gewisa  war  die  Bürgerschaft  von  Thnrioi  hub  eehr  ver- 
fehiedenarligen  Elementen  gemischt,  Athenern ,  unÄufriedeuen 
Bürgern  der  Städte  des  attischen  Reiches  und  Feloponnesiern;  und 
die  Eintracht  zwiechen  diesen  Elementen  war  nicht  immer  die 
beete.  Aber  die  Ent«cheidnng  de«  deiphiechen  Gottes,  der  sieb 
eelbfit  zum  Oikieten  erklärte »  bedeniete  vielmehr  ein  Com- 
promise,  das  die  Eintracht  wieder  herstellte :  das  bezeugt  ans- 
(iriicklich  der  einzige  Historiker,  dem  wir  die  Kenntniss  von 
diesen  Dingen*  Verdanken  (Diodor  XJl  35).  Und  aus  Thukydides' 
Erzälilung  geht  hervor,  dass  noch  wührend  des  siciÜRohen  Krieges 
der  Athener  die  Stadt  zu  Athen  hielt',  Wnrum  sollte  da  ein 
Mann  wie  Herodot,  der  aus  einer  ursprünglich  dorischen  Stadt 
stammle,  ionisch  sprach  und  nachdem  er  viel  in  dt*r  Welt  herum- 
gewandert,  in  Thurioi  eine  neue  Heiniath  gewonnen^  hier  nicht 
liaben  wohnen  bleiben  können,  wenn  er  auch  Athen  freundlich 
gesinnt  war? 

Am  meisten  beweiskräftig  für  Herodots  Riickkebr  nach 
Athen  ist  nach  Meyers  AnBicht  endlich  die  politische  Tendenz, 
die  Herodots  Werk  beherrKcht.  Die  Ueberzengung,  dasH  die  attische 
Hegemonie  das  nothwendige  Ergebniss  der  historischen  Entwicke- 
lung  und  innerlich  durchaus  berechtigt  sei,  habe  er  in  seinen 
Leiiern  hervorrufen  und  sie  veranlassen  wallen  ihre  Vorurtheile 
gegen  Athen  aufzugeben.  Diese  Anschauung  habe  ihn  bestimmt, 
aU  der  grosse  Ent«cheiiluugekampF  bevorstand,  die  zahlreichen 
Einzelergehnisse  «einer  Forschungen  zu  einem  einheitlichen  Werk 
j^Qsammenzufassen,  das  mit  der  Schilderung  der  Grosethaten  Athens 
abechlos». 

Sicher  steht  ja  nnd  Meyer  hiit  es  im  Einzelnen  gut  dar- 
gclhan,  dasfl  Herodot  seine  persönlichen  Anschauungen  von  den 
politiücben  Ferhältniseen,  die  die  hellenische  Weit  in  dem  Zeit* 
alter  des  Periklee  beherrschten^  in  Beine  Darstellung  der  älteren 
Geechichte  hineingetragen  und  dabei  Staaten  und  Persönlitbkeitf^n 
oichl  in  objectiver,  histori scher  Beurtheilung,  fiondern  immer  von 
dem  Standpunkt  der  von  Perikles  geleiteten  attischen    Politik  aus 


ί  VgL  Pappritz,    l^hurii  (l8iM))  S.  i'A  \l  and    Bueolt,    Gr.  Oeech. 
Ül  1  S.  537  uiid  Γι4ά 


Wachsmut  h 


gescbililert  Init.  Man  ma^  m  aueli  —  für  dtjn  hier  verfolgteu 
G-eßichTepiinkt  —  ruhig  dahingestellt  seio  lassen,  ob  wirklich  der 
nun  aupgebroohene  grosne  Kampf  der  Hellenen  ihn  *  veranlasst 
habe  das  Werk  zu  schreiben,  zxt  »lern  er  die  Vorarbeiten  doch 
notbwendiger  Weise  —  von  allen  einzelnen  chronologischen  Be- 
fitimimingen,  die  man  versucht  bat,  abgesehen  —  schon  seit  langen 
Jahren  unternommen  und  nach  einem  in  allen  Grundzügen  fest- 
gestelllen  Plan  durchgeführt  haben  mueste.  Es  sei  so.'  gab  es 
denn  aber  überzeugte  AnliÜnger  der  Perikleisidien  Politik,  wie 
Herodot  einer  war,  mir  in  Athen?  Oder  weBhalb  musste  Herodot 
gerade  dort  leben,  um  sein  Werk  in  diesem  Athen  freundlichen 
Sinne  auszuarbeiten V  Konute  er  nicht  ebenso  gut  oder  vielmehr 
erst  recht  in  einer  Stadt  wie  Tbnrioi,  wo  bei  dem  gemischten 
rbarakter  der  Bevölkerung  nnd  infolge  der  aufregenden  Zeitläufte 
die  politischen  Gegensatze,  die  damals  die  hellenische  Welt  er- 
ecbütterten,  oft  und  stark  aufeinander  stossen  muasten.  sich  ge* 
trieben  fühlen,  sein  politisches  Glaubensbekenntnise  in  seiner 
umfassenden   Historie  gleichsam   geschichtlich  zu   begründenV 

Von  der  Unzuverlässigkeit  der  sog.  litterar  historischen 
tJeberlieferung  bei  den  Griechen  kann  Niemand  mehr  durch• 
drungen  sein  als  ich:  tiberall  aber»  wenn  man  sie  verwirft,  ist 
man  verpflichtet,  ihre  Entstehung  nachzuweisen.  Einen  Thurier 
bat  bereite  Doris  aus  Samos  (bei  Suid.  u,  d,  W,  Πανύασις ; 
fr.  57  Π  ρ,  482  Müll.)  Herodot  genannt  und  als  solcher  galt 
er  den  Spätem  trotz  seines  Halikarnaesischen  Ursprungs  fast  all- 
gemein (Btrab.  XIV  p,  656;  Flut  de  malign.  Herod.  35  u.  Α.). 
Ja,  ein  lateinischer  Autor,  den  Plinius  ausschrieb^  wusste  2U 
melden,  dass  er  im  J.  BIO  d.  St,  (—  444/:^  v,  Chr.)  in  Tbnrioi 
sein  Werk  verfasst  habe^:  wobei  ja  einleuchtend  ist,  dass  er  die 
Datirnng  lediglich  nach  dem  anderweit  bekannten  Gründungejahr 


*  Die  Worte  von  Plinius  nat.  biet  XU  18;  *tuuc  enira  auctor 
ille  bistctriarum  condidit  Thuris  in  Italia*  atebeu  in  dieser  Fassung 
{unncbtig  referirl  Meyer  S  1%  A.  1)  im  Mone 'sehen  Palimpaast. 
Thuris  in  Tfutrios  mit  hittrich  (Jahrb.  f  PhiloL  1893  S,  559)  und 
Fleckeisen  ebd.  S.  bUQ  ?m  ändern  liegt  keine  Nöthigung  vor;  vielmehr 
es  ist  gertidezii  unzulässig,  weil  so  tiii:ht  bloss  eine  untrhürte  und  un- 
glunbliche  Meldung  entstünde,  sondern  eine  Notiz,  die  hei  Plinius  in  ■ 
den  ZueamnieJihiing  gar  nicht  passt  (vgl,  Dietrich,  teatim.de  Her  vit«.  ■ 
18^9,  p.  M):  vielmehr  »teht  'condere'  abi-olutj  wie  öfters  bei  Pliniafl 
(b.  Dietrich  a.  u.  O)  für  'schreiben*  und  Thurta  ist  nichts  als  7%uni4t 
wie  in  den  Ubriguu  Hdschr.  steht. 


Bemerkunifft'ii  zu  ^riecliischcn   llistorikerii 


von  Tbttrioi  gab*  gerade  so  wie  »lie  griecbischen  (Chronographen 
das  Jahr  fler  Vorlesung  fieinee  Geschicbtswerks  in  Ätlien  nach 
dem  Griindungsjahr  von  Thnriüi  orientirten.  Worauf  etüt?5t  eich 
aber  die  Nachricht,  tiaHß  ilerodot  in  Thurioi  gelebt  und  geschrieben 
hat?  Unzweifelhaft  auf  da«  Zuverläaeigete,  was  es  überhaupt  für 
solche  Nachrichten  auch  im  Alterthnm  geben  konnte^  da«  Zeug- 
tiif!8  deR  Hifttorikere  selbst,  der  sein  Geschichtswerk  mit  den 
Worten  begann:  'Ηροδότου  Θούριου  ίστορίης  άττόΙ>€Εις  ήδε» 
So  Rtand  in  dem  Exemplar,  diie  AriBtotele«  iilhetor.  III  9)  be- 
nutzte, also  in  dem  weitaus  ältesten  für  uns  erreichbaren  Text; 
und  noeh  zur  Zeit  Plutar«-h8  hatte  eich  diese  ursprüngliche  Lesart 
in  zahlreichen  Handf^chriften  j^ebalten  *,  Allerdings  ist  ja  früh 
θούριου  mit  *Αλικαρνη(ί0Εος  vertaURcht  worden:  so  lasen  bereits 
die  Kbetoren  Demetrios  (ττ.  έρμην,  17.  44)  und  Arintides  (Red. 
XLiX,  II  p,  38t  Jebb.)  und  so  muas  d^r  Grammatiker,  der  die 
dem  Archetjipue  unserer  Codices  zu  Grunde  liegende  Recension 
besorgte,  geleiien  haben.  Da»  begreift  eich  leicht,  da  Herodot 
den  Philologen  und  Fibetoren,  die  sein  Werk  tractirteni  als  τής 
Ίάδος  αρίατος  κανών  galt,  wie  eich  der  HalikarnaBBier  Dionj^sios 
(Brief  nii  Pompei.  p,  775)  ausdrückt;  und  biefiir  war  die  Ab- 
etaramung  aus  der  ionieirteii  Stadt  Halikarnaeg,  nicht  die  Nieder- 
lasftung  in  Thurioi  das  Entscheidende. 

Also  weil  die  antiken  Philologen  wuesten,  dass  eich  Herodot 
eelbet  als  Thurier  bezeichnet  hatte,  nahmen  sie  nicht  bloss  an, 
wie  sie  muesteu,  dase  er  in  seinem  spilteren  Leben  Bürger  von 
Thurioi  gewesen,  sondern  schlössen  nuch  —  was  nahe  lag,  da 
die  Gründung  der  Colonie  in  seine  späteren  Lebensjahre  fiel,  aber 
doch  keineswegs  nöthig  war  — ,  dasa  er  sich  an  der  Gründung 
«elbst  betheiligt  (so  schon  Strabo  a.  a.  0.)*  We  Historiker^  die 
über  die  Führer  der  Colonie  ziemlich  viel  z\i  erzählen  wussteu'^, 
erwähnen  Herodot  nicht:  eine  Ü  eh  e  rl  ief  e  rung  gab  es  also 
hierüber  nicht.  Noch  weniger  existirte  natürlich  eine  Tradition 
über  den  Ort.  in  dem  Herodot  seine  Geachichte  geschrieben.  Der 
griecbieche  Forscher,  dessen  Ansatz  uns  Plinius  übermittelt,  nahm 


^  Plutaroh  de  exih  13  p,  ίί04  τό  δ'  "Ηροδότου  Άλικσρνησίος 
Ιστορίης  <1ΐΓΟδ€Εις  ή1ϊ€*  ττολλοί  μ€τατράφουοΐν  *  Ηροδότου  Θούριου'" 
μ€τφ»ςησ£  γάρ  €ΐς  θοορ(ους  καΐ  τής  αποικίας  ΐκ€ΐνης  μ€τέοχ£.  Vom 
Standpunkt  der  »pprobirten  Reeeneion  wird  hier  die  Sacbe  geradezu 
umgedreht:  llerotlut  war  eben  i-iii  gi-borener  Halikuniasaier,  öv  (StTrepov 
θούριο V  ^κάλίσαν  (Strab,  a.  a,  0.). 

2  Vgl.  Pappritz,  Thurioi  S.  20  ff. 


220  Wachemuth 

nur  an,  dass  wer  nich  im  Anfang  seines  Werkes  einen  Tbarier 
nenne,  dort  auch  geschrieben  habe.  Und  schwerlich  häUe  der 
Historiker  sich  in  dem  titelartigen  Prooimion  zu  seiner  neuen 
Heimath  bekannt  ^,  hätte  er  sie  alsbald  (wie  Meyer  will)  wieder, 
von  Athens  Gegnern  gedrängt,  meiden  müssen.  So  ist  die  COm- 
bination  doch  recht  plausibel;  und  sie  würde  noch  mehr  be- 
kräftigt, wenn  die  Meldung,  dass  Herodot  in  Thnrioi  auch  ver- 
storben sei,  sich  erhärten  Hesse. 

Nun  sind  ja  Nachrichten  über  den  Todesort  litterarisch  be- 
rühmter Männer  mit  höchster  Vorsicht  aufzunehmen.  Aber  zu- 
weilen tritt  hier  doch  das  zweite  zuverlässige  Element  antiker 
Litteraturhistorie  ein,  eine  monumentale  Thatsache,  nämlich  die 
Existenz  der  Grabstätte.  Und  gerade  das  ist  für  Herodot  in 
Thurioi  mit  den  Worten  des  Suidas  u.  d.  W.  Ήρόόοτος.  κόκεΐ 
(in  Thurioi)  τελευτήσας  έπΙ  της  άγορας  τίθσττται  bezeugt. 
Natürlich  kann  ein  solches  Grab  auch  ein  Kenotaphion  sein;  ich 
vermisse  aber  hier  jeden  Anhalt  für  eine  solche  Annahme.  Denn 
das  bekannte  Epigramm  eines  späteren  litterarischen  Dichterlings 
auf  Herodot^  gerade  auf  sein  Grab  zu  setzen  ist  man  durch 
nichts  berechtigt. 

Wenn  es  mithin  auch  unbestimmbar  bleibt,  in  welchem 
Jahr  Herodot  nach  Thurioi  gegangen,  so  ist  doch  völlig  unbe- 
weisbar, dass  er  nachher  wieder  in  einer  andern  Stadt  und  ins- 
besondere in  Athen  seinen   Wohnsitz  genommen  hat. 

2.  Alexandere  Ephemeriden  und  Ptolemaios. 

Arrhian  erzählt  Anab.  VII  25  den  Verlauf  der  tödtlichen 
Krafikheit  Alexanders,  wie  er  im  Anfang  ausdrücklich  hervor- 
hebt, nach  dem  Königlichen  Journal  (a\  βα(Τΐλ€ΐοι  εφημερίδες 
ώ5ε  ίχουσι),  holt  dann  in  Κ.  26  §  1  mit  den  Worten  ουταις  έν 
ταϊς  έφημερισι  ταϊς  βασιλειοις  άναγίγραπται  κα\  έπι  τού- 
τοις in  ausführlicher  Schilderung  noch  einen  besonders  inter- 
essanten Zug  aus  derselben  Quelle  nach,  das  Defili  der  Truppen 
vor    dem  bereits  der  Sprache  beraubten  König;    und  giebt  dann 


1  *i)er  Flüchtling  von  HalikarnaKS,  der  in  Westathen  seine  neue 
Ileimath  gefunden,  nennt  sicli  mit  dankbarem  Stolze  Thurier,  wie  sich 
der  etwas  jüngere  Dorieue,  des  Diagoras  Sohn,  der  Flüchtling  von 
Rhodos,  in  Olympia  als  Thurier  ausrufen  liess  (Paus  6,  7,  2)*  Diele 
im  Herrn.  XXII  S.  440  A.  1. 

'  Vgl.  Preger,  inscr.  Gr.  metr.  p.  33. 


ßemerkunge»  siU  ^iechischen  äietorikeru 


ni 


«ocli,  abermals  das  ZeiignisB  der  Ephemerkien  Irervorhebend  (§  2 
λέγουσι  ί>έ  αΙ  έφημ€ρίο€ς  m  ßa0iAeioi),  die  ErKäklung  von  der 
Befragung  eines  babylüniftchea  Heilgotte«,  den  er  Barupid  nennt, 
mit  der  bekannten  Antwort  'bringet  ibn  nicht  in  den  Tempel j 
wenn  er  bleibt  wo  er  ist,  wir*!  es  ihm  besser  gehen'  und  ftcbliesst 
eie  mit  den  Worten  ιαΟτά  Τ€  απάγγειλα  ι  τους  εταίρους  και 
Άλ€£ανορον  ού  πολύ  ϋστ€ρον  airo9avdv,  ώς  τοοτο  δρα  ή5η 
5ν  το  δμ€ΐνον.  Dann  fährt  er  fort;  ούπόρρΐυ  6ε  τούτων 
oÖT€  Άριστοβούλψ  ούτε  ΤΤτολεμαίψ  άναγεγραπται.  οϊ  hi 
και  τά^ε  ανέγραψαν  .  .  .  .  (näinlich  die  berühmte  Anekdote, 
daee  er  auf  die  Frage,  wem  er  die  HerrRcbaft  hinter laeee,  er- 
widert habe  τψ  κρατίατψ),  οί  bi  .  .  ♦  (die  weitere  Äeueeerung 
des  Königs^  βτι  μίγαν  €ττιτάφιον  αγώνα  6ρα  έφ'  αύτώ  έσόμε- 
νον).  In  Κ.  27  fügt  er  dann  noch  einige  ihm  selbst  unglaub- 
^vüriiig  erscheinende  Meldungen  liinÄU  mit  den  Worten  (§  1) 
ΈΓολλά  b^  και  δ  λ  λα  oiba  άναγεγραμμίνα  υπέρ  της  ΆλεΕάν- 
l)pou  τελΕυτής. 

Merkwürdiger  Weise  ΙηΙ  eine  Controveree  darüber  entstan- 
den, waa  die  Worte  ού  πόρρω  hk  τούτων  bedeuten.  Die  Einen 
übersetzen:  *nicht  über  die«en  Zeitpunkt  (den  Tod  Alexanders) 
hinaus',  so  Charles  Müller,  aer,  rer,  Alex.  p.  87  und  Wilcken, 
Pliüol.  N.  F,  VU  S.  117  f.  Die  meisten  Herausgeber  Arrhiane, 
aaeh  Kriiger  und  mit  besonderer  Begründung  Sinteni«,  sowie 
neuerdings  m  längerer  Ausführung  Klirst,  Philo].  N.  F.  X  S*  33fi: 
*  nicht  viel  anders  als  im  Obigen  ,  nicht  wesentlich  abweichend 
hie  von  \ 

Weder  das  Eine  noch  das  Andere  ist  epraohlich  zulässig; 
bedeuten  können  die  Worte  nur:  *  nicht  über  das  Obige  hinaus' 
db.  nicht  mehr  als  was  oben  (aus  den  Ephemeriden)  erzählt  ist' 
oder  wie  in  der  lateinischen  Version  der  Dübneriana  steht:  *  nihil 
praeferea\  Man  vergleiche  zB,  die  analoge  Wendung  bei  Herodot^ 
der  Vi  124  seine  aueführliche  Polemik  gegen  die  gewöhnliche 
ßrzablung,  dass  nach  der  MarathonRchlacbt  die  Alkmäoniden  den 
Persern  durch  einen  Stlnld  ein  verratheriscbes  Zeichen  gegeben 
liütten,  mit  den  Worten  beendet:  άνεοεχθη  μέν  γαρ  άετπίς,  και 
τοΟτο  ουκ  ίστι  ήλλως  ειπείν  έγένετο  γάρ*  ος  μ^ντοι  f|v  ό 
άνα^^Ηας,  ουκ  ίχυυ  προσιυτ^ρ'υϋ  ειπείν  τούτων.  Das  kann 
nicht  anders  aufgefasst  werden  und  ist  nie  andere  üufgefft««t 
worden  ala:  'gezeigt  worden  i«t  der  Schild:  das  ist  Thatsache; 
<wer  ihn  aber  gezeigt  hat,  darüber  kann  ich  nichts  weiter  al«  da« 
Ubige  sagen'. 


Waoti^mnth 


iich  ist  iJies  bei   Arrbi 


Aber  auch  dem  ZuKammenhaiig 
die  eimAg  miigliolie    Deutung.     Dei    Historiker    hebt    an    dieaem 
wichtigen   Punkte  auslrückliclt   Kervor,    Jaes  «eine   beiden  glaub- 
würdigst en  GewiibrwnrtiTnier,   Arietübnlos  und  Ptoleniaii>e,  mebr  ale 
dau    von   ibm  aus  ilen   Kpbeineriden  Mitgetheilte   über  die  letzten   ■ 
Tage  Alexanders  nicht  bieten,  wäbrend   andere  nocb  jene  auf 
die  Zukunft  deutenden,    viel     beeprotbenen    Worte    des    dem   Ab- 
gebeiden   naben    Königs     erz/äbtten     und    über    eein    Ende    noch  ■ 
vielerlei    weitere    iinbeglaubigle    Meldungen    umliefen.       Es    war 
nicbt  sowobl   zn   betonen,  dasf*  jene  Zwei  mit  der  Darf^tellnng  der 
Epbemeriden  im  WesentlieliBten  übereinstimmten:    sie    hatten    ja  ■ 
trotzdem    aucb  nocli   die  projibetiscben   Worte  dem   König  in   den 
Mund  legen    können,    sondern    vielmehr    auedriicklicb    beivorzu- 
heben,  daee  jene  zwei  Weiteres    nicht   enthielten.     Die  Notiz  1 
über  den   Schlu»P  der  Gescbicbts werke  der  beiden  Hauptgewähre- 
niänner  mit  dem  Tode   Alexander«  würe  hier  voUendB  unpassend 
geweeen,  da  es  eich  im  Folgenden  ja  immer  noch  um  Meldungen 
über  die  letzten  Tage  dee  Konigi    bftndelt,    die    bei     ibnen    also 
auch  eich  hätten   finden   können. 

Ich  würde  zn  dieser  RichtigsteHung  nicht  die  Feder  ergriffen 
haben,  wenn  die  Stelle  nicht  zu  weiteren  Folgerungen  benutzt 
worden  wiire.  Müller  (und  mit  ibm  W ticken)  entnahm  ihr,  dasfi 
Arietobulos  und  Ptolemaios  ihr  Werk  alle  beide  nicht  über  den 
Tod  des  Könige  hinaus  fortgesetzt  hätten;  sacblich  mag  das  sehr 
wohl  zutreffen,  es  i^t  ja  eigenllicb  das  Natürliche  bei  einer 
Alexanderbiographie  ^ :  aber  ein  Zeugnies  dafür  besitzen  wir  nicht, 
am  wenigsten  an  dieser  Stelle.  Andrerseits  hat  man  gefolgert,  da 
Arrbian  hier  ausdrücklich  notire,  dass  Aristobulos  und  Ftolemaice 
in  dieser  Partie  im  Ganzen  und  Grossen  mit  der  von  ibm  mit- 
getheilten  Erzählung  der  Epbemeriden  übereinstimmten,  so  könne 
er  die  letztere  nicht  aus  jenen  genommen  haben.  Auch  diese 
Folgerung  fallt  bei  der  eben  gegebenen  Deutung  der  Worte  weg: 
wir  können  aus  unserer  Stelle  hierüber  ein  positives  Zeugnis« 
weder  pro  noch  contra  entnehmen*  Aber  damit  ist  die  Frage 
selbst  natürlich  nicht  entschieden,  ob  Arrbian  hier  die  Epbeme- 
riden direct  herangezogen  oder  ob  er  sie  nur  durch  Vermittelung 
seiner  Gewähreminner,  sei  ee  aller  beider,  sei  es  nur  des  einen, 
kennen  gelernt. 


*  Was  Käret  a.  a,  0,  S.  338  gegen    diese    natürlichste  Annalimi 
eiuwimdetj  iti  mir  —  offen  gestanden  —  nicht  ganz  klar  geworden. 


I 


Bemerkung-PH  τη  ßrtpchiscben  nfatorikerrt 


223 


Aristübiilofi  uhiks  freiüili  aiis«elici<ieii,  sowohl  «Jeswi^geii  weil 
^r   nnch    Pli»t.  Al<*x.   75  *  die    Entsteliuni.'    um!    den  Verlauf    der 
üraiikfieit  Alexander«  gnv.i  aiidei«  er/.älilt  hat' ( Wilclcen  8.  118), 
sla    insbeiondere    weil    fr  narh  lirlleiiischer  und  iiii^ht  nacli   ma- 
liedonieeljer   Weipe   rei-lint^t  (Wilcketi  S.   121),     Es    liandeU    «ich 
aleo  bloss  um   Ptuleninios,      Und   bier  freuR  icb  mich  meine  volle 
üebereinstimrnung  mit   Wilt?ken  constaliren  zu  kcin^ien.     Die  Kx- 
eerpte  bei  Arrbian  baben  hd  aller  Reiubhaltigkeit  die  Form  dee 
Tagebuches  aofgegebeu  (das  zeigt  der  Vergleich  mit  Plut.  Alex,  75) 
und  aneeer  mancbeii  Einzelheiten    im  Ausdruck  die  GesattjnitdiH• 
Position  geändert,   indem  zwei    beRonders    interessante  Züge    aiiB 
der  chronologischen    Reibenfolge     gelöst    und     wirkeam    an    deo 
^^     ^chlus«  gertiekt  sind.     Das  siebt  nicht   so    aus,    als    ob  Arrbian 
^m      hier  plötzlich  die  sonst  nie  von  ihm  citirten  Epbemeriden   lieran- 
gezogen  hätte;  vielmehr  sebeint  er   nur  hei  einem  Gewährsmann 
g'cfußdene  und  bereits  von  diesem   mit  bestimmter  Absicht  geord- 
nete  Excerpte  aus  ihnen  zn    bieten.     Dieser  Gewährsmann    kann 
aber  nnr  Ptolemaios  «ein.     Pttdemaios'   Erzlhluug  vom   Ende  des 
Königs  musste   eicli   inhaltlich    mit    der    von   Arrhian    gegebenen 
X3ar8telltiog  decken:    wäre  auch    er    gleich   Arietobulos    von    ihr 
^.bgewichen,    so  hätte  Arrbian  hier,   wo    er  auf  ihre  Autorität  eo 
lieeonderen  Werth  legt,    nicht  darüber    schweigen    können.     Die 
Abweichung    des    einen    (Äriatob.)   konnte    er  (wie  öfters)  über- 
sehen, wenn   das,  was  er  gab,  dureh   die  andere  Üuelle  gedeckt 
^H    "var:    den   Diasensue  beider  durfte    er    nicht   einfach    ignoriren, 
^f    XTnd  diese  inhaltliche  UebereiuRtimniung  erklärt  sich  am  einfachsten 
«dadurch,  dasB  der  Bchriftstetlernde  König  die  ihm  doch   sicherlich 
au  Gebote  stehenden  Ephemeriden  benutzte.    Zudem  bebtWilcken 
j  «ehr    «charfsinnig    liervor,     dass    eben    Ptolemaios    einleuchtende 

^m      Veranlassung  hatte  dem  Gotte  Sarapis  eine  besondere  Hu^igung 
^^     darzubringen,  wie  sie  durch  die  Umstellung  der  Daten  der  Ephe- 

^nlcriden  recht   wirkungsvoU  erreicht  ist* 
I  3.    Das  Alexander  buch    des  Kalliethenee. 

Unter  den  Alexanderbistori  kern  muss  Kallisthenes  aus 
njyntho«  eine  sehr  einflussreirhe  Rolle  gespielt  haben,  die  sich 
Wohl  schärfer  als  es  bisher  geschehen  hervorheben  liesse.  Doch 
gehe  ich  jetzt  darauf  nicht  ein,  sondern  hegnlige  mich  den  Titel 
seioeu  Α  lex  ande  rbuches  festzustellen* 

Früher  hatten   Viele    gemeint,   dieser  sei  ΓΤβρσικά  gewesen, 


224  Waclismuih 

gestützt  auf  eine  einzige  Stelle  bei  Phot.  Said.  α.  d.  W.  Σαρδα- 
νάπαλος,  wo  allerdinge  für  die  Annahme,  daes  es  zwei  Sarda- 
napale  gegeben,  Kallisthenes  έν  β'  ΤΤβρίΤικών  citirt  wird.  Da 
aber  der  ganze  PasBus  nichts  ist  alsr  ein  Scholion  zu  Aristüph. 
Vögeln  1022  und  in  der  uns  erhaltenen  Scholienfassung  vielmehr 
6  Ελλάνικος  έν  τοις  Τ7€ρσικοϊς  als  Autorität  für  dieselbe  Sache 
citirt  wird  und  von  diesem  ΤΤ€ρ(Τικά  wohl  bekannt  sind,  so  ist 
—  wie  man  schon  längst  erkannt  hat^  —  dem  ganzen  Citat 
nicht  zu  trauen  und*  alle  weitere  Discussion  überflüssig.  Uebri- 
gens  würde  dem  Inhalt  nach  ja  auch  keine  andere  Aufschrift 
passen  als  die  gewöhnliche  τά  nepi  *ΑλέΕανδρον  oder  eine  ähn- 
liche; TTeptJiKa  wäre  theils  zu  weit,  theils  zu  eng.  Den  rich- 
tigen Titel  haben  wir  aber  neuerdings  kennen  gelernt.  In  dem 
367.  Apophthegma  des  Vaticanischen  Gnomologiums,  das  Stern- 
bach  herausgab  (Wien.  Stud.  X  S.  52),  lesen  wir:  Καλλισθένης 
6  ιστοριογράφος  προ  του '  ΑλεΕάνδρψ  συσταλήναι  γεγραφώς 
τά  Ελληνικά,  μετά  bk  ταύτα  τάς  ΆλεΕάνδρου  ττράΕεις  ερωτώ- 
μενος ύπό  τίνος,  bia  τί  βίλτιον  τά  Ελληνικά  συνεγράψατο  κτλ. 
Bei  der  Gegenüberstellung  von  τά  Ελληνικά  (das  ja  direct  als 
Titel  des  andern  Hauptwerkes  bezeugt  ist)  und  τάς  ΆλεΕάνδρου 
πράΕεις  wird  man  auch  in  dem  letzteren  eine  correcte  Wieder- 
gabe des  Titels  erwarten  dürfen,  den  man  auch  schon  ans  den 
Worten  Strabos  XVII  p.  813  f.  δηλοΟσι  bk  μάλιστα  τούτο  οι 
τάς  *Αλε£άνορου  πράξεις  άναγράψαντες  .  .  .  .  ό  γουν  Καλλι- 
σθένης φησί  (ausser  Κ.  wird  kein  weiterer  Historiker  angeführt) 
hätte  erschliessen  können^. 

Unter  diesen  Umständen  kommt  doppelt  überraschend  die 
jüngst  (Herm.  XXXV  S.  106  f.)  von  Ed.  Schwartz  aufgestellte 
Behauptung,  auch  die  Alexandergeschichte  des  Kallisthenes  habe 
den  Titel  Ελληνικά  getragen  gleich  der  bekannten  10  Bücher 
starken  Geschichte  Griechenlands  vom  Königsfrieden  bis  zur  pho- 
kischen  Besetzung  von  Delphi.  Da  Titel  die  Bestimmung  haben 
Bücher  kenntlich  zu  machen,  wird  man  die  Wiederholung  des- 
selben  Titels    ohne    irgend    welchen    unterschied  (wäre  es  auch 


1  Zuerst  schon  Charles  Müller,  scr.  Alex.  M.  p.  6  f.;  bestimmter 
Ed.  Schwartz  Herrn.  XXXV  S.  107. 

*  Nacli  desselben  Strabos  Worten  II  p.  70  ήμίν  .  .  .  ύιτομνημα- 
τιίομένοις  τάς  *AX€Eav6pou  προξ€ΐς  wird  man  jetzt  schliessen  «ifirfen, 
dass  auch  er  sein  Alexanderbuch  ebenso  betitelt  habv.  Vgl.  den  Titel 
des  2.  Makknbäerbuches  'Ιούδα  Μακκαβαίου  πράΕ€ων  επιτομή  (Venet.) 
und  den  der  Apostelgeschichte  νράε€ΐς  tCliv  αποστόλων. 


Bemerkungen  %u  gr iechisclien  Historikem 


225 


nur  als  πρατταΐ  nnd  bcurepai  ι0τορίαι  oä.)  von  vorne  herein  sehr 
Eii^alletid  finden;  noch  mehr  wird  man  eretaunt  aein  Alexandere 
Thaten  in  Aeieu  und  Aegypten  als  'Hellenisches  zueammenge- 
faest  SU  sehen.  Um  so  geepannter  iet  man  auf  die  ßelege.  Zwei 
werden  angeführt,  Fr.  15  und  Fr.  6  Mtill.  Betrachten  wir  8ie 
beide  nach  einander. 

Fr.  15  steht  in  den  SchoL  zu  Enrip.  Hec.  910  Καλλισθέ- 
νης έν  β'  (so  in  den  Codd.)  tujv  'Ελληνικών  οϋτυυ  γράφ€Γ 
έάλοί  ßiv  ή  Τροία  θαρ-ρίλιώνος  μηνός,  ώς  μέν  τίνες  τών  ιστο- 
ρικών ισταμένου,  ώς  hk  ό  την  μικράν  Ίλιάδα  (π€ττοιηκώς)  ofboq 
φθίνοντος.  Wir  wissen  ja  nicht,  was  Kallißthenee  bewog  im 
2.  Buche  seiner  HelJenika  öher  den  Tag  des  Fatie  von  Troia  zu 
eprechen:  man  kann  zB.  vermuthen,  daes  ee  gelegentlich  des 
Falles  seiner  Vaterstadt  Olynth  geschah,  df*r  hestimmt  in  diesem 
Buche  erzählt  wurde  und  gewiss  sehr  ausführlich.  Und  wer  will 
aageUf  was  einen  peripateti sehen  Historiker  etwa  sonst  Doch  ku 
einer  solchen  heiläutigen   Bemerkung  veranlassen  mochte  ? 

Aher  vielmehr  in  die  Alexandergeschichte  die  Notit  zu 
dehen  soll  eine  Stelle  Plutarchs  Camill,  19  dienen,  wo  es  heiest: 
ένήνοχι  be  και  ό  Θαργηλίων  μην  τοις  βαρβάροις  ίτηοήλαις 
ατυχίας'  και  γαρ  Άλέίανδρος  έττι  Γρανικψ  τους  βασιλέϋ)ς 
στρατηγούς  θαργηλιώνος  ^νίκησ€  και  Καρχηδόνιοι  τΐ€ρι  Σικελίαν 
ύηό  Τιμολ^οντος  ήττώντο  τή  έβδομη  φθίνοντος»  ττ€ρι  ήν  bo- 
κ€ΐ  καΐ  τό  Ίλιον  άλώναι,  ώς  ''Εφορος  και  Καλλισθένης  καΐ 
Δαμαστής  και  Φύλαρχος  *ιστορήκασιν.  Die  Neheneinander- 
Stellung  jener  für  die  Barbaren  unglücklichen  Tage  im  Thargelion 
auf  die  sämmtlichen  Autoren  des  Bündeleitats  in  ihrer  vollen 
Aasdebnnng  (einschliesslich  des  Tages  der  Granikosschlachl)  zu 
beziehen,  würde  jedocb  selbst  dann  nicht  berechtigt  sein,  wenn 
ftie  nicht  bloss  für  den  Fall  Troiae  angerufen  wären,  der  be- 
kanntlich sehr  verschieden  datirt  wurde, 

Frg,  β  ^  loann.  Lyd.  de  mens.  IV  107  p,  146  Wiin«ch, 
ώς  καΐ  Καλλισθένης  ό  περιττατητικός  έν  τώ  Τ€τάρτψ  βίβλίψ 
τών  'Ελληνικών  φησιν  εαυτόν  συστρατεύσασθαι  Άλείάνδρψ  τώ 
Μακεδόνι  και  γενόμενον  έπι  της  Αιθιοπίας  eüpeiv  τον  Νεΐλον 
ί£  άττείρων  όμβριυν  κατ*  έκβίνην  γενομένων  καταφερόμενον. 

Aus  dieser  Notiz  hatte  Ch,  Müller  p.  Η  gefolgert,  Kalli- 
ethenes  habe  »eine  Hellenika  mit  nach  Asien  genommen  und  sie 
dort  namei*llieh  hinsichtlich  der  Aegypten  und  Asien  betreffenden 
Nachrichten   überarbeitet;    und    beide  Werke,    die  Hellenika  uml 

Rlaelii.  liu».  t  FlitlüJ.  N.  P.  LVI.  15 


22f>      Wachsmath  ßemcrkungeti  zu  griechischen  Historikern 

(las  Alexanderbuch  seien  erst  nach  seinem  Tode  veröffentlicht  ^  ; 
Schwartz  will  jetzt  vielmehr  das  Fragment  dem  Alexnnderbuch 
zuweisen. 

Bei  beiden  Annahmen  ist  übersehenf  dass  hier  eine  gräu- 
liche Confusion  des  biedern  Lydns  vorliegt,  die  zum  Theil  wohl 
bereits  Seneca  verschuldet  hat.  Hierüber  hat  überzeugend  Diels, 
Abh.  d.  Berl.  Akad.  1886  S.  20  A.  1  gehandelt.  Dass  Kalli- 
sthenes  im  Auftrag  Alexanders  nach  Aethiopien  gereist  sei,  wider- 
spricht allen  Thatsachen  ;  er  kann  nur  in  der  missverstandenen 
Quelle  als  συστματευσάμενος  ^ΑλεΗάνόρψ  bezeichnet  worden  sein 
und  sich  auf  Augenzeugen  aus  Aethiopien  berufen  haben.  Ge- 
sprochen hatte  er,  der  Schüler  des  Aristoteles,  gemäss  seinem 
auch  sonst  bethätigten  Interesse  an  naturwissenschaftlichen  Stu- 
dien, allerdings  über  die  Nilüberschwemmung  und  sie  aus  den 
starken  Regengüssen  in  Aethiopien  hergeleitet:  das  bezeugt  Po- 
seidonios  bei  Strabo  XVII  p.  790  und  der  Anonymus  π.  της  του 
Νείλου  αναβάσεως.  Für  einen  solchen  Excurs  bot  aber  das  vierte 
Buch  der  Hellenika  eine  sehr  passende  Gelegenheit,  wie  bereits 
Westermann  erkannte,  da  373  bei  der  Expedition  des  Iphikrates 
nach  Aegypten  die  Nilüberschwemmungen  die  kriegerischen  Ope- 
rationen unmöglich  machten  (Diodor  V  43,  4). 

Beide  Stellen  gehören  mithin  wirklich  den  Hellenika  an  und  so 
entfällt  jede  Rechtfertigung  für  die  an  sich  bedenkliche  Annahme, 
das  Alexanderbuch  des  Kallisthenes  sei  auch  unter  dem  Titel* Ελλη- 
νικά in  die   Welt  gegangen. 

C.   Wachsmuth. 


^  Das  würde  freilich  zu  der  Voraussetzung  des  oben  angeführton 
Apophthegma  sclilecht  stimmen:  doch  ist  dessen  Autorität  natürlich 
auch  keine  ))indende. 


DER  ANFANG  VON  I^ACITUS  HISTORIEN 


Die  beiden  groseen  Geechiohtewerke  des  Tacitus  haben  nie- 
mals zwei  geeondei'te  Einheiten  gebildet.    Zwar  sind  die  Historien 
.   ZQent  entstanden  nnd  galten    als  abgeschlossen,  bis  die  Annalen 
ihnen  hinzutraten;  diese  aber  sind  von  Anfang  an  nur  als  rück- 
wärtige Fortsetzung  von  jenen  gedacht,  und  sobald  ihre  sechzehn 
Bücher  fertig  waren,  verwandelte  sich  in  den  Historien  der  Über 
Primus  in  den  liber  septimus  decimus.    So  heisst  das  Buch  in  der 
einzigen  Handschrift,  die  uns  davon  erhalten  ist,  und  auch  Hiero- 
njmne  kennt  die  Kaisergeschichte  des  Tacitus  nur  als  zusamroen- 
hängendee  Werk  von  dreissig  Büchern.     Damit    steht    es    aller- 
dinge im  Widerspruche,  wenn  jenes  siebzehnte  Buch  sich  in  seinen 
ersten  Worten  als  initium  operis  bezeichnet;    doch  dies  ist  nicht 
echwer  zu  verstehen.    Ehe  die  Annalen  erscheinen  konnten,  waren 
eben  die  Historien  schon  ein  berühmtes  Werk  geworden,  und  wie 
«lies  zu  gehen  pflegt,    hafteten  seine  Anfangsworte    fest    im  Ge- 
dächtnise    des  Publikums.     Wollte  Tacitus    sie  ändern,    so  stiess 
er  gewiss  auf  lebhaften  Widerspruch  bei  allen  seinen  litterarischen 
Freunden,  und  Hess  sie  daher,  wie  sie  waren.     Gleichwohl  kann 
die  Anfügung  der  Annalen  in  den  Historien  nicht  nur  die  Ziffern 
der  Buchtiberschriften  beeinflusst  haben;  gleich  im  weiteren  Ver- 
laufe des  Prooemiums  tritt  es  hervor,  dass  sie  auch  grössere  Ver- 
änderungen nöthig  gemacht  hat. 

Initium  mihi  operis  Sermus  Galba  Herum  Titus  Vinius  con- 
sules  erunt,  nam  post  conditam  urbem  odingenios  et  viginti  prioris 
aevi  annos  multi  auciores  reUulerunt.  'Ich  beginne  mit  dem 
Jahre  69,  weil  die  frühere  Zeit  schon  von  andern  dargestellt  ist. 
Dies  wäre  für  die  Wahl  des  Anfangspunktes  eine  sehr  passende 
Begründang,  wenn  Tacitus  hinzufügte,  jene  andern  hätten  ihre 
Sache  so  gut  gemacht,  dass  er  es  für  unnöthig  halte,  die  Arbeit 
noch  einmal  zu  thun.  Statt  dessen  fährt  er  fort:  dum  res  pO' 
pult  RoMuni  metnmabaniur,  pari  eloqtientia  ac  über  täte ;  posiquam 


^^ 


Seeck 


hdlatum  apud  Ädimn  aique  omnem  poienUam  ad  unum  conferri ' 
pacis  tnterfuii^  mmjna  Ufa  htgenia  cessere;  s^imul  rerifas  plurihiis 
modis  infracin,  prhnmn  inscitla  rei  puhUcae  ut  alienae^  mox  Ubl• 
dine  adsentamii  md  rnrsttii  odio  adverstis  dmunantes :  da  neutris 
cur  α  posferitatis  htter  ivfensos  et  ohtwitios.  Also  nur  für  die  re- 
putlikaniicbe  Zeit  genügen  die  vorhandenen  Geechichtewerke 
allen  Anforderungen;  Boweit  eie  die  Herrschaft  der  Kaiser  be- 
handeln, Bind  ßie  durch  Unkumte  und  Parteilichkeit  entstellt,  Μ 
Hiermit  aber  ißt  der  Anfang,  nicht  der  Hi&torien,  ßondern  der  " 
Ännalen  gerechtfertigt;  denn  diese  beginnen  ja,  wenn  aucli  nicht 
genau,  so  doch  annähernd  mit  dem  Zeitpunkt^  von  dem  an  nach 
Tacitue  die  grosee  und  ireiinüihige  Geachichtechreihang  aufgehört 
hatte.  Offenbar  hat  die  Vorrede  ursprünglich  andere  gelautet. 
Aber  wenn,  wie  man  mit  Sicherheit  voraussetzen  kann,  darin  ge- 
sagt war,  duBP  die  Ereignisee,  welche  vor  dem  Jahre  69  lagen, 
keiner  neuen  Darstellung  mehr  bedürften,  so  uiusete  Tacituf»,  ala 
er  «päter  die  Annalen  hinznfugte,  dies  nothwendig  ändern,  weil 
er  ja  Ronet  seine  neue  Arbeit  für  überflüHflig  erklärt  hätte. 

Die  Annalen  setzen  mit  der  Thronliesteignng  de»  Tiberio» 
ein,  also  mit  einem  Zeitpunkte,  der  als  Anfang  einer  neuen  Ge-  Λ 
schiohteepoche  gelten  kann  j  die  Historien  beginnen  nicht  mit  »lern  ■ 
Sturze  der  julisch-elaudischen  Dynastie,  sondern  mit  dem  1,  Ja- 
nuar t»9,  der  keine  andere  Bedeutung  hat^  als  daes  an  ihm  neue 
Consuln  antraten«  Dies  ist  kein  Ausgangspunkt,  den  ein  denken- 
der Historiker  sich  gewählt  hätte,  wenn  nicht  äueaere  Gründe 
ihn  daau  veranlassten,  und  welche  die«  waren,  sagt  Tacitue  ja 
deutlich  genug.  Die  vorhergehenden  Jahre  waren  schon  von 
andern  geschildert,  d,  h,  er  bekennt  eich  selbst  als  Fortsetzer 
eines  GescbichtschreiberB,  der  sein  Werk  mit  dem  31.  December  68 
abgebrochen  hatte. 

Dase  es  unvollendet  war,  ergibt  eich  hieraus  von  Reihst; 
denn  einen  wirklichen  Abschluss  hatte  wohl  der  Tod  Galbas 
bieten  können,  der  schon  am  15.  Januar  69  erfolgte,  allenfalls 
auch  sein  Einzug  in  Rom,  aber  niemals  der  Antritt  seines  zweiten 
Consulats.  Dass  jener  unbekannte  Gescbicbtschreiber  über  seinem  ■ 
Werke  verstorben  sei,  erscheint  hiernach  als  die  nächstliegende  " 
Annahme;  aber  nothwendig  ist  sie  nicht.  Man  könnte  sich  den 
Hergang  auch  folgendermassen  denken,  Dass  das  Werk  anna* 
listisch  geordnet  war,  wie  das  seines  Fort  setz  ers  Tacitns,  ergibt 
sich  mit  Sicherheit  aus  seinem  Endpunkte.  Unter  dem  Jahre  Γι9 
war  zum  ersten  Male   von   Domitian    /n    eriiählen,    der    ja    nach 


Der  Allfang  Yon  Taoitiie  Hiel/>nen 


529 


dem  Tode  dee  Vitellius  die  Regierung  der  Hauptetadt  übernahm. 
Aber  wie  er  sie  geführt  hatte,  war  heineewegfl  Hihmlich  für  ihn 
und  liees  eich  bei  Lebzeiten  des  TyraiirieTi  ninbt  freiniüthig  dar- 
stellen. War  aleo  noch  unter  seiner  Regierimg  der  Geschieht- 
Schreiber  bis  zum  Äbechluee  des  Jaliree  68  gelangt,  so  mochte 
er  sein  Werk  einstweilen  bei  Seite  gelegt  haben  mit  der  Absicht, 
es  nach  dem  Tode  Domitians  zu  Ende  zu  iühren.  Doch  braurht 
er  an  ihrer  Auefuhrung  nicht  durch  »einen  eigetieu  Tod  gehindert 
zu  sein«  Eh  ist  auch  möglich,  dass  er  an  einer  Arbeit,  mit  der 
er  eich  Jahre  lang  nicht  beechäftigen  durfte,  selbst  das  Interesse 
verlor  oder  daes  er  in  Tacitoe  einen  Nachfolger  kennen  lernte, 
dem  er  die  würdige  Vollendnng  übertragen  konnte.  Doch  dies 
fiind,  wie  gesagt,  blosse  Möglichkeiten,  deren  weitere  Erörterung 
nicht  der  Muhe  lohnt. 

Fragen  wir  nun  naeh  der  Person  jenes  Gesell ichtschreibem, 
so  würde  uns  die  Vorrede  der  Historien  wahrsrheinlich  die  un- 
itweideiiiige  Antwort  geben,  wenn  sie  in  ihrer  ursprünglichen 
Gestalt  erhalten  wäre.  Doch  wie  die  Annalen  sein  Werk  ver- 
drängten,  so  nuissten  sie  hier  auch  seinen  Namen  verdrängen, 
und  wir  bleiben  daher  aufs  Rathen  angewiesen.  Jedenfalle 
darf  ein"»  für  sicber  gelten:  ein  Werk,  das  Tatitus  hoch  genug 
achätzte,  um  es  in  seinen  Historien  fortzusetzen,  muss  er  bei 
Abfassung  der  Annalen  in  weitem  Umfange  benutzt  haben.  Nun 
giebt  uns  über  die  Rauptcjuellen  derselben  die  folgende,  viel 
citirte  Stelle  (XII Γ  20)  deutliehen  Aufschluss:  Fahim  Ettsficus 
auctor  csty  scriptos  esse  ad  Caecinam  Tuf^ntm  codinHos  man  data 
ei  praeforiarnm  cohorfium  riirn,  sed  ope  Senecae  dignaüonem  Burro 
reteniam:  PUnius  et  Cluvirn  nihil  dithitatum  de  fide  praefeeti  re- 
ferunt ;  saue  Fai^im  indinat  ad  hntdes  Semctir,  ruius  .  amicifia 
ßoruit,  no8  cunsefisum  atictorum  secuturi,  quae  diversa  prodiderint^ 
sub  nominibi4^  ipsorum  trademus.  Hiernach  kann  es  nicht  fraglich 
sein,  dass  derjenige^  welchen  Tacitus  fortsetzte,  entweder  Fabius 
Rueticus  oder  Cluvius  Rufue  oder  der  ältere  Plinius  gewesen 
sein  muss.  Wir  werden  also  zu  untersuchen  haben,  ob  bei  irgend 
einem  von  ihnen  und  eventuell  bei  welchem  die  Annahme  ge- 
stattet ist,  dass  er  sein  Werk  mit  dem  31.  Dezember  6Θ  abge- 
brochen habe. 

An  Plinius  kann  hierbei  jedenfalls  nicht  gedacht  werden• 
Er  selbst  sagt  uns,  dass  er  in  seiner  Zeitgeschicbte  nicht  nur 
von  Vespasian  und  Titus,  die  er  bei  Gelegenheit  des  jüdischen 
Krieges    schon  unter  Nero  schildern  konnte,    sondern    auch 


230  Seeck 

Domitian  ausführlich  gesprochen  habe^.  Dieser  aber  tritt,  wie 
schon  oben  gesagt,  zum  ersten  Male  nach  dem  Tode  des  Vilellius 
historisch  hervor.  Ausserdem  wird  Plinius  (bist.  III  28)  als 
Quelle  für  den  Brand  von  Cremona  citirt,  der  erst  dem  Jahre  f)9 
angehört. 

Minder  zweifellos  ist  es,  ob  wir  auch  Clnvius  Rufus  auszu- 
schliessen  haben.  Von  ihm  steht  es  fest,  dass  sein  Werk  den 
Tod  des  Vitellius  nicht  mehr  enthalten  haben  kann.  Denn  wo 
Tacitus  von  dessen  letzter  Unterredung  mit  dem  Bruder  Vespa- 
sians  erzählt,  da  berichtet  er  (III  65)  das  Folgende:  saepe  domi 
congressi,  posiremo  in  aede  ApoUinis^  ut  fama  fuity  pepigere. 
verha  vocesque  duos  festes  hahchantj  Cluvium  JRufum  et  Silium 
Italicum;  vuUus  procul  visentihus  ftofahaniur,  VifelUi  proiectus  et 
degener,  Säbinus  tion  insultnns  et  miseranti  propior.  Also  Cluvius 
Rufus  hat  das  Gespräch  des  Vitellius  und  Sabinue  angehört: 
gleichwohl  kennt  Tacitus  dessen  Inhalt  nicht;  selbst  dass  es  zu 
einem  Uebereinkommen  geführt  habe,  erzählt  er  nur  als  unsicheres 
Gerücht.  Bestimmt  weiss  er  nur,  welche  Mienen  die  beiden  Unter- 
handelnden gezeigt  haben,  weil  dies  auch  von  den  entfernt  Stehen- 
den beobachtet  Λverden  konnte.  Es  ist  also  ganz  klar,  dass 
seine  Quelle,  wenn  auch  vielleicht  nur  mittelbar,  einer  jener 
entfernt  Stehenden  gewesen  ist,  nicht  der  Ohrenzeuge  CluA'iue 
Rufus.  Wenn  dessen  Geschichtswerk  bis  zur  Katastrophe  des 
Vitellius  herabgereicht  hätte,  müsste  es  unbedingt  bestimmtere 
Nachrichten  über  jenes  wichtige  Gespräch  enthalten  haben,  und 
diese  hätten  dann  auch  dem  Tacitus  nicht  unbekannt  bleiben 
können. 

Das  spateste  Fragment,  das  uns  von  Cluvius  erhalten  ist, 
besagt,  dass  Kaiser  Otho  sich  des  Beinamens  Nero  in  oiBciellen 
Urkunden  bedient  habe^.  Doch  kann  man  hieraus  noch  nicht 
mit  Sicherheit  schliessen,  dass  Rufus  die  Regierung  Othos  noch 
erzählt  habe.  Denn  auch  wo  er  vom  Tode  Neros  berichtete, 
konnte  er  darauf  hinweisen,  wie  dessen  Andenken  dem  Volke 
theuer  geblieben  sei,  und  als  Beleg  jene  Notiz  hinzufügen.  Gleich- 
wohl tritt  Cluvius  Rufus  in  den  Ereignissen  des  Jahres  69  noch 
so  bedeutsam  hervor,    wie  er  es  wohl  kaum  thun  würde,    wenn 


^  Plin.  bist.  nat.  praef.  20;  vos  quidem  omneSj  patrem  te  fratrem- 
que,  diximxis  operc  iusto,  temporum  nostrorum  historiam  erst  α  fine  Au- 
fidii  Bassi. 

2  Plut.  Otho  3. 


Der  Anfang  von  Taoitus  Historien  231 

er  sie  nicht  selbst  beschrieben  und  dabei  seine  Pereon  gebührend 
hervorgehoben  hätte.  Bezeichnend  ist  namentlich,  wie  darauf 
hingewiesen  wird,  dass  Vitellius  die  Gewinnung  Mauretaniens, 
an  der  Rufas  einen  gewissen  Antheil  hatte,  nicht  ausreichend  ge- 
würdigt habe^  Auch  seine  erste  Begegnung  mit  dem  Kaiser 
"wcl  die  Gefahren,  denen  er  dabei  glücklich  entgeht,  sind  mit 
eii^er  Ausführlichkeit  geschildert,  deren  sie  wohl  nur  für  den, 
'welcher  sie  selbst  erlebt  hatte,  würdig  waren ^.  Ich  halte  es  da- 
her für  sehr  wahrscheinlich,  dass  er  sein  Werk  mit  dem  Einzüge 
^^e  Vitellius  in  Kom  abgeschlossen  hat.  Wenn  er  es  nicht  bis 
2UI11  Tode  des  Usurpators  fortführte,  so  wird  wohl  auch  bei  ihm 
öolieu  vor  Domitian  die  Ursache  gewesen  sein. 

Wäre  dies  ganz  sicher,    so  könnte  kein  Zweifel  sein,    dass 
^^l)iae  Rusticus  derjenige  war,    an  dessen  Werk  sich  die  Histo- 
'"^^n  des  Taoitus  anschlössen;    denn    von  ihm  ist  kein  Fragment 
^^•kalten,    das    über    die    Regierung    Neros    hinausginge.      Auch 
spricht  noch  manches  andere  für  seine  Person.     Im  Agricola(lO) 
'^^nnt    ihn  Tacitus    den   eloquentissimus  recentium  auctorum.     Er 
^ abätzte  also  sein  Werk,  wenigstens  was  dessen  Sprache  betrifft, 
^^öher  als  alle  anderen»  die  für  uns  in  Betracht  kommen  können, 
^Dd  dass  ein  so  glänzender  Schriftsteller  wie  Tacitus  sich  keinen 
-^lann  zum  Vorgänger  gewählt  haben    wird,    den    er    nicht   auch 
^tilietisch  als  seiner  würdig  betrachtete,  versteht  sich  von  selbst. 
^ie  wir  schon  gesehn  haben,    war    der  Grund,    warum    er    den 
Ilietorien    die    Annalen    hinzufügte,    kein    anderer,    als    dass    er 
denjenigen  Geechichtschreiber,    den    er   anfangs    gutgläubig   fort- 
gesetzt hatte,  später  als  parteiischen  Zeugen  erkannte.     Und  eben 
Pabius  Rusticus  ist  es,    dem   er   in    der    oben  angeführten  Stelle 
Parteilichkeit  vorwirft^.    Obgleich  also  die  Möglichkeit  nicht  ganz 


*  Tac.  bist.  II  59:  nihil  eorum,  quae  fierent,  Vitellio  anquirentej 
breoi  audüu  quamvis  magna  transibat  inpar  curis  gravioribus. 

<  Tac.  bist.  II  65. 

'  Sane  Fabius  incUnat  ad  laudes  Senecae,  cuius  amicitia  floruit. 
Wie  die  Annahme,  dem  Rusticus  sei  in  demjenigen,  was  er  über  Seneca 
sage,  nicht  zu  trauen,  auf  die  Darstellung  der  Annalen  eingewirkt  hat, 
zeigt  ein  charakteristisches  Beispiel  (XIII  4<>).  Nero  ist  eifersüchtig 
auf  den  Gatten  seiner  Geliebten;  deicitur  familiaritatc  suetat  post  con- 
gressu  et  eomitatu  Otlw.  Dass  bei  einuni  verrückten  Tyrannen,  wie 
Tacitus  selbst  ihn  schildert,  diese  offenbaren  Zeichen  der  Ungnade  die 
Vorboten  der  Hinrichtung  seien,  muss  jeder  erwarten  Statt  dessen 
heisst  es  weiter:    et  ad  posircnmmy    ne  in  ttrhe   acmidntuif   agerety   pro- 


232  Seeck  Der  Anfanf^  von  Tacitus  Historien 

auRgeechloseen  ist,  dass  Tacitns  den  Clavius  Rafus  fortgesetzt 
habe,  spricht  doch  eine  soviel  grössere  Wahrecheinlichkeit  für 
Fabins  Rusticus,  dass  sie  nahe  an  Gewissheit  grenzt.  Ehe  die 
Historien  ein  Theil  des  grossen  Werkes  Ah  eacessu  divi  Augusfi 
worden,  hiessen  sie  also  vermuthlich  Ä  fine  Fabii  Bustici  libri 
XIV  nach  Analogie  der  plinianischen  Ä  fine  Äufidii  Bassi  libri 
XXXL 

ureifewald.  Otto  Seeck. 


vinciae  Luntaniae  praeficitur.  Also  obgleich  Otho  erst  Quaestorier  ist, 
erhält  er  eine  Provinz,  die  man  sonst  nur  Praetoriern  anvertraute,  was 
als  ungewöhnliche  kaiserliche  Gnade  gelten  muss.  Was  einen  Nero  be- 
wegen konnte,  sich  ganz  gegen  seine  Gewohnheit  in  so  grossmüthigcr 
Weise  des  Nebenbuhlers  zu  entledigen,  erfahren  wir  durch  Pinta  roh 
iGalba  19):  ^κινδύν€υσ€ν  οΰν  6  "Οθων  άποθον€ΐν•  καΐ  παράλογον  ήν, 
ΟΤΙ  τήν  γυναίκα  καΐ  άδελφήν  άποκτ€(νας  διά  τόν  Ποππαίας  γάμον 
έφ€{σατο  τοΟ  "Οθωνος.  Σενέκαν  δέ  €Ϊχ€ν  εΟνουν  κάκείνου  τόν  Νέ- 
ρωνα πείσοντος  καΐ  παραινέσαντος  έζεπέμψθη  ΛυσιτανΟΕιν  στρατηγός  έπι 
τόν  Ώκεανόν.  Offenbar  ist  dies  eine  sehr  gute  Ueberlieferung ;  aber 
weil  sie  für  Seneca  rühmlich  war  und  bei  Fabius  Rusticue  stand,  hat 
Tacitus  sie  als  verdächtig  stillschweigend  übergangen.  Ganz  ähnlich 
verhält  er  sich  auch  zu  Cluvius  Rufus,  dessen  Angabe,  Otho  habe  sich 
in  seinen  Urkunden  den  Namen  Nero  zugelegt  (Plut.  Otho  3  Suet. 
Otho  7),  er  gleichfalls  unerwähnt  läset,  obgleich  sie  ihm  zweifellos  be- 
kannt war  (bist.  I  78).  Dies  vornehme  Schweigen,  mit  dem  Tacitus 
fast  jede  Ueberlieferung,  die  ihm  bedenklich  scheint,  abzuthun  pflegt, 
ist  uns  Modernen  nicht  unsympathisch;  doch  werden  uns,  wie  diese  zu- 
fällig nachweisbaren  Beispiele  zeigen,  viele  höchst  werth volle  Nach- 
richten dadurch  verloren  gegangen  sein. 


EINE  BUNDESURKUNDE  AUS  ARGOS 


ΝΟΥΦΥΓ . . 

ΕΧΟΥΣΙΝΤΗΣΚΟΙΝΗΣ 

ΩΝΣΑΤΡΑπΟΝΗΚΟΝΤΙΔΙΟΤΛΟΙ  ι  .  . 

.  .  ΑΝΤΕΣΠΡΟΣΑΛΛΗΛΟΥΣΔΙΑΛΕΛΥΝΤΑΙΤΛΑ  .  .  . 
i  .  ΟΙΝΗΝΕΙΡΗΝΗΝΟΠΩΣΑΓΑΛΛΑΓΕΝΤΕΣΤΟΥΠ  .  .  . 
ΜΟΥΤΑΣΠΟΑΕΙΣΕΚΑΣΤΟΙΤΑΣΑΥΤΩΝΟΣΜΕΓΙ  .  .  . 
ΣΠΟΙΩΣΙΝΚΜΧΡΗΣΙΜΟΙΜΕΝΩΣΙΝΤΟΙΣΦΙΛΟ  .  .  . 
ΑΣΙΛΕΙΔΕΟΥΔΕΝΑΠΟΛΕΜΟΝΟίΔΑΙΣΙΝΟΝΤΑΠΡ  .  .  . 

'ΝΕΣΥΧΙΑΝΕΧΗΙΚΑΙΜΗΣΥΝΒΑΛΛΗΙΤΟΥΣΕ 

ΐϋ  .  ΗΓΕΓΕΝΗΜΕΝΗΝΗΜΙΝΕΙΡΗΝΗΝΕΠΙΧΕΙΡΗ 

.  ΕΜΙΑΙΜΗΔΕΜΗΧΑΝΗΙΙΞΟΜΕΝΚΑΙΗΜΕΙΣ 

.  Ι  ΙΛΕΑΕΑΝΔΕπΟΛΕΜΗίπΡΟΣΤΙΝΑΣΤδΝ 

.  ΛΑΤΑΤΙΣΙΠΑΡΕΧΗΙΕπίΔΙΑΛΥΣΕΙΤΗΣΕΙΡ^ 

.  .  ΕΝΑΝΤΙΟΝΤΟΙΣΕΛΛΗΣΙΝΤΟΙΣΤΗΝΔΕ    

Β  .  .  ΗΑΛΛΟΣΤΙΣΤΩΝΕΚΤΗΣΕΚΕΝΟΥΧΩΡ 

.  .  .  ΣΑΞΙΩΣΤΗΣΤΕΝΥΝΓΕΓΕΝΗΜΕΝΗΣΕ 

....  τΟΙΣΔΙΚΑΣΤΑΙΣΤΟΙΣΑπΟΤΩΝ 

ΧΩΡΑΣΑΣΑΜΦΙΛΛΕΓΟΝΤ 

ΝΕΠΙΤΟΥΤΟΙΣΔΙΗΝ 

»  ΑΝΤΑΣ  

•νου  φυγ- 

μ€τ1ίχουσιν  της  κοινής  [βίρήνης•  l)n^- 
ώσαι  ί>έ  τώι  τταρά  τ]ιΙιν  σατραπών  ήκοντι  &ιότ[ι1  ο\  |"Ελλη• 

ν€ς  ττρ- 

€σβεύσ]αντ€ς  προς   αλλήλους  διαλίλυντο»  τα  ά[μφϊλοτα  προ- 

»  ς1  κοινήν  €Ίρήνην,  οττυυς  άπαλλοτίντίς  τοΰ  π[ρός  αυτούς  πολ- 

ί]μου  τάς  πόλβις  έκαστοι  τάς  αυτών  ώς  μ€τί[<Γτας  και   eu- 

ί)αιμον€στάτ-  ? 
ο  |ς  ποιώσιν  και  χρήσιμοι  μένουσιν  τοις  φίλο[ις  και  ισχυροί?" 
β]ασιλεΐ  hi  oubeva    πόλεμον    οί|σου]σιν    ο[ϋ1τ[ε]    πρ[άγματα 

πορέΕουσιν,  άλλ'  έ- 


234  Fränkel 

ά]ν  [ή]συχίαν    Ιχτ\\   και  μη    συνβάλληι   τους  Έ[λληνας  μηοέ 

την  V- 

1«  öv|  γ€γ€νημ€νην  ήμϊν  είρήνην  έπιχ€φή[ι  οιαλύ€ΐν  τεχνηι  μ- 
η5]€μιαι  μηόέ  μηχανήι.  ^Ηομεν  και  ήμεϊς  [ήσυχίαν  τά  ττρός  β- 
ασίιλ^α'  έάν  bk  πολεμήι  προς  τινας  των  [ένσπόνόιυν  ήμϊν  ή  ττρ- 
άγμ]ατά  τισι  παρεχηι  έπι  5ιαλύσ€ΐ  τής  €ίρή[νης  τησΟ€  ή  αυ- 
τός] εναντίον  τοις  "Ελλησιν  τοις  τήνόε  [την  €ίρήνην  ττοήσα- 

16  σιν]  ή  άλλος   τις  τών  έκ    τής   έκίνου   χώρ[ας,    βοηθήσομεν 

κοινή- 
ι  πάντ€]ς  άίιως  της  τ€  νυν  γεγενημενης  €[ίρήνης  και  τών  προγ- 
όνων   ]  τοις  όικασταϊς  τοις  άπό  τών  [πόλεων 

....  περί  τής]  χώρας  |ή3ς  άμφ[ί]λλετον  Τ- 
μίνει]ν?  έπι  τούτοις  όιην- 

2υ -αντας 

Unter  den  vielen  von  Fourraont  überlieferten  Urkunden  aus 
Argos,  die  ich  im  Jahre  189ß  trotz  eifrigen  Suchens  nicht  wieder 
aufzufinden  vermochte,  befindet  sich  die  oben  abgedruckte,  die 
von  Boeckh  67Cr  1118  veröffentlicht  ist^  Eine  zweite  Abechrift, 
die  Boeckh  übersehen  hat,  haben  wir  von  Pouqueville,  Voyage  de 
laGrece  2.  ed.  vol.  V  p.  205;  er  giebt  an,  daes  der  Stein  in  der 
Wand  eines  Brunnens  vermauert  war,  eine  Verwendung,  die  uns 
noch  manche  andere  kostbare  Urkunde  in  Griechenland  gerettet 
hat.  Es  ergab  sich  Boeckh  natürlich  sofort,  dase  wir  eine  ge- 
meinsame Erklärung  griechischer  Staaten  über  ihr  Verhalten  zum 
Grosskönige  haben,  die  älter  ist  als  Alexander  der  Grosse,  und 
dass  dem  Frieden,  der  erwähnt  wird,  auch  die  Argiver  bei- 
getreten sein  müssen.  Für  die  Athener  folgt  dasselbe  aus  dem 
attischen  Dialekt  der  Inschrift,  auf  den  hinzuweisen  Dittenberger 
(Hermes  7,  G7)  vorbehalten  war,  und  zwar  nöthigt  die  Wahl 
dieser  Mundart  zu  dem  Schlüsse,  dass  unter  den  verbündeten 
Staaten  Athen  eine  führende  Stelle  eingenommen  bat. 

^  Ich  konnte  nur  Boockhs  dh.  Immanuel  Bckkers  Text  wieder- 
holen. Eine  kleine,  kaum  schädigende  Unsicherheit  besteht  mehrfach 
über  die  Zahl  der  Punkte,  durch  die  Fourmont  die  nach  seiner  Schätzung 
am  Anfang  und  am  Ende  der  Zeilen  fehlenden  Buchstaben  angedeutet 
hat,  da  Boeckh  einen  Thcil  seiner  Ergänzungen  in  den  Majuskel-Text 
einzutragen  für  gut  fand.  Ich  habe,  schwerlich  überall  zutreffend, 
einen  Punkt  mehr  für  joden  Buchstaben  dieser  Ergänzungen  gesetzt: 
zu  Anfang  von  Z.  3.  11.  13.  1()  sind  es  je  einer;  zu  Ende  von  Z.  5.  6. 
7.  IH  je  drei,  Z.  10  fünf,   Z.  12  zehn,    Z.  1Γ)  zwei,    Z.  16.  17  je  sechs. 


Kiiift  Hiiiidesurkunde  aus  Argos 


235 


DiQ  oben   dem  Kourinunt^PcbeTi   Texte  niiiieflchloeseiie  Leaung 

i«t    ÄOeben    von  Adolf  Wilhidni     in    den  Jahresbeften    des  öster- 

reicliischen    arcbäolagiscben    InBtitnteB    Band  KT,    1900,    144  ff, 

veröfFeritlicbt  worden,     Ale  mir  duircb    die  Giite    des  Verfassers 

sHne  Arbeit    zuging,    war    mein    eigner  Herstellüngfiversucb    im 

Corpne    Inecriptioninn    Graecarum  Peloponnesi  I  55 ß    langst    ge- 

tlmckt     Unsere  Resultate    vveiLhen   wescntlinb    ab;    mich    würde 

dae  BekenniniBs  uicbt  das  geringRte  kosten,  daee  ich  zurUckiitündeT 

am  wenigsten  hinter  einem  durch  Scharfeinn  und    Wissen  in  der 

HersteUung  epigrapbiacber  Denkmäler  öo  bervorrngend  bewabrlen 

Gelehrten.     Ich    bin    aber   znr  Ablehnung    in   den  Addendis   des 

Corpus  genöthigt,    und    da  diese  ahne  eingebendere  Begriindungj 

die  dort    nicht  möglieb    ist,     bei    den  Ronstigen   Verdiensten    des 

V'^erfassere  weder  angemeasen    scheint   noch  völlig  wirksam   sein 

kiLTin,  bin  ich  gezwungen,  sie  besonders  zu  geben^  wae  vlelleicbt 

den  Vortbeil  bringen  wird,  unm  Andere  bewogen  werden  in  der 

Zwischenzeit  zur  Feststellung  der  Urkunde  beizutragen. 

Wilhelm  hatte  lange  vor  der  nun  erfolgten  YerÖffeutlichung 
seine  der  Inschrift  gewidmete  Arbeit,  sogar  wiederholt,  angekündigt. 
In    den  Arobäologiscb-epigrapliiscben  Mittheihingen    aus    Oester- 
Teich  XX,  1897.  89  sagt  eri  '{Ich  werde)  dnrch  meine  Ergänzung 
«len  Nachweis  erbringen,  dnRs  die  Tnflcbrift  στοιχηίϊόν  gescb rieben 
war,    im    Anzeiger    der    philosopbiecb-hiBtori«chen    Klasse    der 
Wiener  Akademie  vom  9,  Deeember  1897,  Nr.  XXVI,  p.  8  (^ 
Jabresbefte,    Beiblatt  I  p,  48)    noch  verheiesungsvoller:    'Meine 
Ergänztingen  ergeben  für  alle  Zeilen  gleichviel  Buchstaben;  also 
war  die  Originalurkunde  (Ττοιχηδόν  geschrieben,  wie  für  die  Zeit, 
aus   der    sie  stammt,    obneiiin  wahrscheinlich    ist.     So    wird   zu- 
gleich die  Richtigkeit  meiner  Lesung  und,    wenn  es  dessen  noch 
bedürfte,  die  Echtheit  der  Inschrift  bewiesen'. 

In  der  That  ist  die  Wahrscheinlichkeit  der  Στοιχη6όν-θΓά- 
nung  bei  einer  Öffentlichen  Urkunde  dieser  Zeit  sehr  gross,  Ein 
§0  gewiegter  Renner  wie  Wilhelm  mueste  daher,  wenn  er  die 
Ergänzung  unternehmen  wollte,  an  sich  die  Forderung  stellen, 
«läse  er  diese  Anordnung  herausbrächte,  und  er  war  der  offenbar 
fütreffenden  Ansicht,  dass  die  Ueberzeugungekraft  der  Lesung  in 
dem  Grade  wächst,  als  sie  das  Princip  durchzuführen  im  Stande 
ist.  Er  war  auch  zu  der  Hoffnung  berechtigt,  data  ihm  die  Er- 
füllung dee  Postulates  gelingen  werde;  aber  wenn  solche  Ankün- 
digungen, welche  die  Hand  auf  rlie  Sachen  legen,  ohne  doch  der 
Wiaeenechaft    einen  j>rüf baren  Inhalt    zu  übermitteln,    llberhaupt 


F  r  ä  π  k  e  ι 

leidit  einen  unltebenmen  Beigeechrnack  anDehtneo^  eo  iet  ee  g€^ 
wies  ganz  und  gar  niclxt  wohlgethan,  die  LöenDg  eines  Problems 
anzuzeigen,  elie  sie  in  einer  für  die  Veröffentlichung  reifen  Weise 
vollendet  iet.  Wir  erleben  nämlich  die  Enttauecliung,  dass  der 
Torgelegte  Text  von  vierzehn  ganz  ergänzten  Zeilen  anstatt  'für 
alle  Zeilen  gleich  viel  Buchstaben',  nur  in  sieben  (S,  5.9,  11^^ 
14)  die  gleiche  Zahl  von  je  4fi  Buchstaben  enthält;  47  Bucb- 
Stäben  haben  drei  Zeilen  (4.  7.  15),  48  zwei,  je  eine  gar  vier- 
undfUnfzig  (6)  und  eeobsundfiinfzig  (8).  Da  dieser  Befund  dem 
vom  Yerfaeser  für  die  Richtigkeit  der  angekündigten  LeRung  auf- 
gestellten Kriterium  stark  widerspricht^  muss  die  veröffentlichte 
wohl  für  unrichtig  angesehen   werden- 

Bei  meiner  Zählung  bin  ich  von  Wilhelm  darin  abgewichen, 
dasB  er  in  Zeile  ΙΓϊ,  um  den  Anklang  von  Στoιχηbόv•OΓdnung 
ein  wenig  τη  ehr  zu  bewahren^  EKENOY  als  den  einzigen  Rest 
archaischer  OrthograplMe  annimmt,  indem  er  freilich  aelbut  dies 
fiir  zweifelhaft  erklärt;  es  ist  doch  Bßhr  viel  unwahfBcheinlicher, 
ab  dasa  Fonrmont  ein  Iota  ansgela^Ren  oder  eine  Lücke  nicht 
bezeichnet  hat.  Es  kommen  nun  ja  innerhalb  der  streng  (TTOl- 
Xnbov  geflcliriebenen  Steine  geringe  Abweichungen  in  der  Zeilen- 
breite  vor»  in  griieserer  Anzahl  aber  auch  diese  im  weeentlichen 
nur  auf  denen,  die  nach  Silben  abtheilen  *,  Da  Wilhelm  nicht 
entgehen  konnte,  dase  in  unserer  Inschrift  diese  Beechränkung 
nicht  obgewaltet  hat,  so  bat  er  mit  Recht  in  seiner  Ankündigung 
die  grosate  Regelmäaeigkeit  der  Anordnung  vorauegesetzt,  so 
dase  schon  die  Ueberzahl  der  auf  kleinem  Raum  angenommenen 
geringeren  Verschiedenlieiten  das  äuBRerfite  Bedenken  erwecken 
würde;  fortlaufende,  zumal  Öffeutliche  Urkunden  aber,  die  so 
ichlecbt  gesehrieben  sind,  dase  ihre  Zeilen  zwischen  46  und 
56  Buchstaben  schwanken,  giebt  ea  in  der  Zeit  unserer  In- 
schrift überhaupt  acbwerlich.  Wilhelm  sucht  wenigstens  den 
Anetosa  der  *  beträchtlichen  UeberBchreitungen  in  Zeile  (>  und  8 
fortzuräumen:  *  sei  es,  dass  die  ...  Ergänzungen,  namentlich, 
auch  mir  sehr  zweifelhaft,  6υϊ)αιμον€στάτας,  denn  doch  kürzeren 
Worten  Platz  zu  machen  haben,  aei  es*  dasa  der  Steinmetz,  wie 
ea  hie  und  da  vorkrimmt,  Silben  ganz  ausgelaasen  oder  .  .  ,  in 
gedrängter  Schrift  nachgetragen  hat.  Dieser  Sachlage  nach 
könnte  die  Inschrift  selbst  0τοιχηϊ>όν  geacbrieben  gewesen  eeinV 


^  Als  Beiapiele  neuue  ich  die  Stelen  mit  den  Heil  wundern  und  den 
Schiedaepruch  der  Megarer  im  Aftktepieion  von  Epidayros. 


Eine  Bumleeurkunde  aufi  Argoe 


237 


I 


Das»  jemand  die  an  zweiier  Stelle  vorgefiibrte  'Sachlage*  für 
glan blich  hiiU.  ist  Tiiclit  zu  erwarten ;  aber  auch  die  Hoffnung, 
dasB  in  dem  angenommentin  Rabiiien  kürzere  Ergäniiungen  zu 
fioden  Beien,  wird  sein-  gering  Rein,  wenn  ein  Wilbelm  trotz  gewiss 
beiseen  Bemühens  sie  nicht  gefunden  hat^.  Es  ist  vielmehr 
augenecbeiolich,  dass  in  Z.  6  ein  zweiter  sinngeuiäfleer  Super- 
lativ, der  einzige  Einechub,  tier  annehmbar  wiire  und  den  Wil- 
helm ja  auch  gesucht  hat,  uniniiglicb  i»t;  mit  dem  noth wendigen 
Kai  und  dem  auf  die  Zeile  entfiilletnlen  Theile  der  Endung:  ιστ, 
€στ  oder  τατ  sind  44  Buchstaben  aufgewendet  und  bleiben  für  die 
Normalzahl  noch  zwei.  Gerade  diese  Zeile  legt  die  Ueberzeuguiig 
nahe,  dase  Boeckh^  den  Wilhelm  deswegen  miesbilligt,  sich  auf 
dem  rechten  Wege  befand,  alu  er  für  mehrere  Zeilen  kurzer  Er- 
gäDzüugen  eicher  war,  worin  die  übrigen  dem  offenbar  aiigewea- 
deten  knappen  und  herben  Urkundenstil  widersprechenden  Füllsel, 
die  Wilhelm  nüthig  hat^  beetürken:  wenn  man  absieht  von  Z.  4, 
wo  τα  άμφίλογα  entbehrlieh  ist,  da  mit  dem  blossen  Ιϊίαλέλυνταΐ 
feie  haben  sich  versöhnt')  dasselbe  ausgedrückt  wird,  Z.  5  TOÖ 
π[ρός  αυτούς  πολ|€]μου;  Ζ.  7  χρήσιμοι  .  .  [  .  .  και  ισχυροί; 
Ζ.  11  τα  προς  β|ασ]ιλ€α;  besonders  übel  aber  Ζ.  12  ττρός  τινας 
τών  (ένσπόνοων  ήμΐν,  wo  das  Pronomen,  da  die  Antwortenden 
selber  die  iv0novboi  sind,  die  einander  echüizen  wollen,  geradezu 
einnwidrig  ist^  und  Z.  13/14,  wo  τή0ΐ>ε  überflüssig,  ή  αυτός  aber 
an  einer  unzulässigen  Stelle  eingesetzt  ist^  da  die  zu  beiden  Glie- 
dern der  Disjunction  gehörige  Bestimmung  εναντίον  τοις  Έλ- 
λη0ιν  κτλ,  an  αυτός  angeschlosseu,  nur  zu  diesem  einen  Subject 
bezogen  wird;  ή  αυτός  wäre  in  Zeile  15  vor  ή  αλλος  τις  ge- 
stellt worden. 

Ehe  ioh  meine  Herstellung  mittheile^  möchte  ich  über  die 
tn  befolgende  Methode  einige   Worte  vorausschicken. 

Wer  mit  der  hergebrachten  Geringschätzung  Fourmonts  an 
eine  grössere  Anzahl    der  von  ihm  überlieferten  Steine  herange- 


1  Was  er,  nicht  ohne  sich  eelbist  Einwände  zu  machen,  als  denk- 
bar anführt,  beweist  nur  die  Kathlosigkeit.  In  Z,  β  würde  öt  oder 
μ€θ'  ομονοίας  nicht  blosa  'gurälliger  vor  ώς  μί^ίοτας  als  nachgeatellt 
leiTi  \  sondern  wäre  tieben  6ιαλέλυνται  als  lästige  Tautologie  unmög- 
lich; in  Z.  8  sind  πρ[ο0κόψουσιν  oder  πρ[οοκρούοίΐσιν  nicht  nur  *dem 
Kinne  nach  weniger  am  Platze',  si^ndern  völlig  unglaublich  und  lasaen 
überdies  der  Zeile  eine  Länge  von  ftü  oder  51  Buchstaben. 

^  Er  sagt  freiliüb :  "  Der  fein  gegliederte  Bau  der  Rede  wiril,  holTe 
ich,  in  iticiiR^r  Ueretellung  voll  zur  Geltung  kouimeir. 


338 


FrKttVol 


treten  i«t,  winJ  mit  Eratauneti  wahrrielimen,  daes  er  an  Sorgfalt 
und  8©hrä!iigkeit  recht  viel  ο  von  eeinen  Nnch  folgern  übertrifft. 
Diiaff  ihm  die  strengen  Anforderungen  in  der  Wiedergabe  des 
Schriftcliiiraktere  und  der  richtigen  Stellung  der  Buchetaben 
zn  einander»  die  heute  gelten,  ßchon  aufgegangen  wären,  ist 
nicht  7M  verlangen.  Er  begeht  Vereehen,  wie  Bie  bei  mangel- 
haftem Verstand niaa  liew  Inhaltes  sich  leicht  einstellen^  und  wie 
HtihlieBslich  jeder  von  uns  hei  dem  schwierigen  Geschäft^  zumal 
einer  ersten  Lesung,  durch  7>ufäliige  Umstände,  die  Lage  und 
Beleuchtung  deo  Steinen,  die  eigne  körperliche  Verfasenng  un* 
günstig  beeinllus»t  werden  kann;  er  ist  unzulänglich,  wu  bei 
schlechter  Erhaltung  das  Lesen  vielmehr  ein  Aufsuchen  einer  der 
schnell  conihinirten  Möglichkeiten  ist.  Aber  es  ist  durchaus  ge- 
boten^  bei  jeder  der  vielen  verlorenen  Urkunden,  die  wir  ihm 
verdanken,  zuzugeben,  wie  gross  die  Zahl  und  Schwere  der 
gewissen  Fehler  ist,  und  nicht  ohne  Weiteres  jede  Missachtung 
des  Ueber lieferten  für  zulässig  zu  halten.  In  unserer  insübrift 
sind  aber  sichere  Anzeichen  von  Missdeutung  eines  durch  Ver- 
witterung hervorgebrachten  Scheines  nur  vereinaelt,  von  Willkür 
in  der  Wiedergabe  gar  nicht  wahrzunehmen;  die  Aendcriingen 
müssen  also  gelind  sein.  Stets  statthaft  ist  die  Annahme^  daas 
eine  kleine  Lücke  nicht  bezeiclinet  oder  ein  Buchstabe  verstellt 
ist,  wae  beides  leicht  bei  der  Uebertragung  unverstandener  Beste 
aus  der  ursprünglichen  Copie  in  eine   Reinschrift  unterläuft 

Ungleicli  weniger  Gewicht  hat  unjiier  zweiter  Zeuge  Poa- 
queville  zu  beanspruchen,  ileasen  Copie  sich  wie  eine  Folie  für 
Fourmont  ausnimmt;  ich  werde  unten  einige  Proben  mittheilen 
die  dem  Leser  eine  Vorstellung  geben  können.  Man  muss  sich 
im  Allgemeinen  sehr  hüten,  seine  Uebereinatimmung  mit  Fourmont 
als  eine  Bestätigung  auzasehen ;  denn  er  bekennt  selbst  gelegent- 
lich {Vo^a*je  2.  «d.  vol.  V  p.  *i09)»  dass  er  Fourmonts  Scheden 
eingesehen  hat,  und  es  steht  fest,  dasa  er  aus  ihnen  seine  eignoti 
Abschriften  hergerichtet  hat^.  Den  Verdacht,  dass  dies  auch  in 
unsrer  Inschrift  geschehen  ist«  legen  die  letzten  Zeilen  nahe,  die 


*  Einen  Beweis  liefert  C/fr  Π55:  Pouqueville  hat  V  p.  1%  mit  der 
richtigen  Orteangabo  'an  mllage  de  Ciwathi*  (<1.  i.  Χαρβάτι^  Mykeuai) 
nur  die  beiden  ersten  Zeilen,  mehr  hat  er  also  nicht  abgeachrieben ; 
p«  209  steht  die  Insclirift  nuchmak^  nun  aber  in  fünf  Zeilen  vollständig, 
unter  den  in  Arges  von  ihm  copirten  und  mit  deti  Feblera  Fourmonts, 
nur  dass  Im  der  unaorgfaltigen  Entlehnunif  ein  neuer  zugekommen  iit. 


I 
I 

I 


I 
I 
I 


Eine  Bnndesurkundc  aus  Argos  039 

durch  ihre  faet  vollständige  UebereinHtimmung  mit  Fourmont  sich 
von  den  übrigen  sehr  auffallend  unterscheiden.  Da  der  Schluss, 
wie  wir  sehen  werden,  in  Pouquevilles  Copie  als  eine  besondere 
Inschrift  abgetrennt  war,  hätte  es  nichts  Verwunderliches,  wenn 
er  die  beiden  Theile  verschieden  behandelt  hat  und  nur .  den 
zweiten  mit  Fourmont  in  völligen  Einklang  zu  bringen  unternahm; 
dass  er  aber  auch  in  den  oberen  Zeilen  Einzelnes,  was  ein  de- 
snltorisches  Zusehen  ihn  zufällig  bemerken  Hess,  aus  Fourmonte 
Papieren  geändert  oder  nachgetragen  hat,  ist  keineswegs  ausge- 
schlossen. In  jedem  Falle  darf  sein  Zeugniss  über  Lesungen  nur 
mit  dem  äussersten  Misstrauen  betrachtet  werden :  weicht  er  von 
Fourmont  ab,  so  ist  dieser  zumeist  ungleich  glaubwürdiger; 
stimmt  er  mit  ihm  überein,  so  kann  dies,  auch  wenn  es  nicht  auf  Ent- 
lehnung beruht,  da  alle  Fehlerquellen  möglich  sind,  durch  Zufall 
hervorgebracht  sein  oder  durch  einen  falschen  Schein,  der  beide 
zu  der  gleichen  Täuschung  veranlasste. 
Mir  hat  sich  Folgendes  ergeben^: 

[-  •  ÄoSev 

διασαφήσαι  τώι  beivi  -]vou  Φ[ρ1υγ[ι 
πρ€σβ€υτήι  τοις  μετίέχουσιν  της  κοινής  [ειρ- 
ήνης παρά  τ]ών  σατραπών  ήκοντι,  bio  τα  οι[κ€Ϊα 
συνβ]άντ€ς  προς  αλλήλους  διαλ^λυνται  [κ]ατά 
5  κ]οινήν  είρήνην*  δπιυς  άπαλλαγέντες  του  π[ολέ- 
μου  τάς  πόλεις  έκαστοι  τάς  αυτών  ώς  μ€τί[στα- 
ς  ποιώσιν  και  χρήσιμοι  μενωσιν  τοις  φίλο[ις. 
β]ασιλ€ΐ  bk  ούόένα  πόλεμον  οϊόασιν  δντα,  [κδμ 
(μ)έ]ν  [ήίσυχίαν  έχηι  και  μή  συνβάλληι  τους  ί[χοντα- 
10  ς  τ]ήτ  (τ)6Τ€νημ€νην  ήμϊν  €ΐρήνην  έπιχ€ΐρή[σ€ΐ 
μηδ]€μιαι  μηδέ  μηχανή  ι,  [?]Εομ€ν  και  ήμεϊς  [ές  β- 
ασ]ιλία•  έάν  bi  πολεμήι  προς  τινας  τών[1)6  ή  πρά- 
γμ]ατά  τισι  παρέχηι  έπι  διαλύσει  της  6ΐρή[νη- 
ς]  εναντίον  τοις  Έλλησιν  τοις  τήνδε  [ποιήσασ- 
15  ιν],  ή  άλλος  τις  τών  έκ  τής  έκ€[ί]νου  χώρ[ας,  ήμ€ΐς 
πάντ€]ς  άίχως  τής  τε  νυν  γεγενημίνης  ε[ίρήνη- 


*  Die  δεύτεραι  φροντίδες  haben  einige  Abweichungen  hervor- 
gebracht. Wilhelms  Ankündigung  hatte  für  mich  eine  Nothlage  zur 
Folge,  da  ich  in  der  bestimmten  Erwartung,  dass  ich  meine  Arbeit 
verschwenden  würde,  auf  die  8einige  so  lange  wie  möglich  wartete, 
dh.  bis  der  Druck  drängte.  Eine  überaus  worthvolle  Neuerung  (in 
Zeile  8)  ist  freilich  nicht  mir  gelungen,  sondern  einem  Freunde,  der 
mir  verboten  hat  ihn  zu  nennen. 


^40 


Ρ  Γ  a  n  k  c  ι 


ς  και  τών  προγόνυυν  άμυνοο]μ€ν. 

*Ebo£cv]*  τοις  δικασταΐς  τοις  άηο  iiwv  [ttoXcujv 

χώρας»    άς  αμφιλλίϊοντ[€ς  .  .  .  , 

20 ,  .  ν  1π\  τούτοις  Οιην[€κές 


Die  erste  Bemühung  mueete  darauf  gericbtet  sein,  ob  die 
iiclier«^  Zeileiibreite  zu  gewinneTi  ist;  Bonst  wäre  jeder  Herstel- 
longBversucb  eitel,  Nun  bat  Fourmont  angegeben,  dass  ihm  jcii 
Anfang  von  Zeile  5  ein  Bucbstabe  zu  fehlen  Rcbien,  nnd  wir 
haben  dies  zunächst  als  richtig  anzunebmen.  Ergänzt  man  mit 
ßoeckh  TT.*,|MOY  zu  dem  offenbaren  π[θλ€]  |μου,  bo  erhält 
man  für  die  fünfte  Zeile  36  Buchstaben ,  welche  Znhl  für  die 
nacbete  sofort  wiederkehrt,  wenn  wir,  abermfile  mit  Boeckh,  die 
am  Hcbluee  erhaltenen  Zeichen  mit  dem  die  näcbBte  Zeile  be- 
ginnenden Sigma  zu  μ€γί[στα]|  ς  verbinden.  Die  ZTOiXT]bov-örd- 
nung  in  dieser  Schriftbreite  bat  also  die  allergrosste  Wabreehein- 
liehbeit,  die  wohl  zur  Sicherheit  wird,  wenn  sie  sich  diirehfuhren 
läset.  In  meinem  Yereueh  hl  sie  yöllig  eingehalten,  nur  dasa 
in  Zeile  9  der  Uebersebuse  eines  Buchstabens,  wenn  auch  nicht 
unbedingt  nöthig,  doch   wahrscheinlich   ist  (s,  unten   S.   243), 

Ich  mächte  nun  einige  Erläuterungen  anfügen  und  dabei 
die  Bedenken,  die  im  Einzelnen  noch  gegen  Wilhelms  Lesungen 
obzuwalten  ecbeinenj  hervorheben, 

Z.  1.  2.  Willielm  vertnuthet,  dass  von  den  έκ  Τρικαρά]νου 
φιrf[άbeς  die  Hede  war  (Xenophon  Hell.  ΎΙΙ  4,  11).  Aber  wie 
sollte  die  Festsetzung  über  eine  Einzelheit  mit  dem  Folgenden 
glaubhaft  verknüpft  werden?  Da  wir  zweifellos  den  Beginn  der 
hellenischen  Erklärung  haben,  so  müssen  wir  an  dieser  Stelle 
durchaus  das  Proaemium  erwarten,  und  der  Gesandte  war  gewiss 
nicht  mit  dem  kahlen  6  παρά  τών  σατρατιών  eingcfübrtj  sondern 
sein  Name  und  seine  Eigenschaft  angegeben.  —  Der  Anfang  wird 
etwa  80  zu  denken  sein: 

9eoi.  Έ5οΗ6ν  τώι  τών  ΈλΧήνυιιν  €v  "Αργεί  συν€5ρίωΓ 
6ίασαφήσαι  (oder  eio  synonymer  Infinitiv)  κτλ, 

Dass  der  Beschluss  in  Argos  gefasst  ist,  legt  der  Fundort  des 
Steines  nahe;  eet  können  aber  auch  mehrere  Aufzeichnungen  der 
Urkunde  je  in  den  betheiligten  Städten  aufgestellt  gewesen  sein. 
Z.  3.  4  wäre  in  biOT[ij  ol  [Έλλί]ν€ς  πρ,€σβ£ύσ]αντΕς  mit 
dein  Particip  etwas  nebensächliches  und  selbstverständliches  her- 
vorgehoben, und  mit  der  wenig   wahrscheinlichen  Annahme   einer 


I 


I 


Eine  BaDdesurkunde  aas  Argos  241 

Verlesung  von  Λ  ans  I  *  wird  ein  biOTi  im  Sinne  von  δτΐ  her- 
vorgebracht, was  eich  in  attischen  Urkunden  nicht  vor  dem  An- 
fang des  vierten  Jahrhunderts  findet '^.  Wilhelm  meint  (S.  148), 
dass  Rücksicht  auf  den  Hiat  diese  Verwendung  des  Wortes,  die 
^  in  der  attischen  Prosa  des  vierten  Jahrhunderts  noch  selten 
ist^'  veranlasst  haben  werde  —  bei  einem  Concipienten,  dem  er 
mit  den  Worten,  die  er  unmittelbar  folgen  lässt:  o\  Έλληνες 
gleich  zwei  andre  Hiate  zutheilt^.  In  meinem  τα  οΙ[κεΐα  |  CTuv- 
β]άντ6ς 'nach  Vereinbarung  des  Geeigneten'  ist  jeder  Strich  der 
Ueberlieferung  gewahrt;  συμβαίνειν  in  diesem  Sinne  als  Tran- 
sitivum  findet  sich  wiederholt  bei  Thukydides  (II  5,  6.  IV  41, 1. 
VIII  98). 

Z.  4  Ende.  ΤΛΑ  ist  Versehen  für  ΛΤΑ.  Solche  kleine  Um- 
stellungen sind  Fourmont,  vermuthlich  erst  in  der  Reinschrift, 
öfter  untergelaufen  ;  ich  nenne  als  ein  noch  nicht  bemerktes  Bei- 
spiel CIG  1221,  wo  in  CAPTONEMON,  von  Boeckh  zweifelnd 
[Χΐαρτόν[ο]μον  gelesen,  das  Rho  zu  versetzen  ist:  Σατορν€[ϊν]ον. 

Ζ.  5.  Mit  δπως  beginnt  die  Antwort,  vorher  ist  also  stark 
zu  interpungiren. 

Z.  7.  Boeckh  hat  μέν  ώαιν  geschrieben,  und  dies  iiatte 
ich  angenommen ;  dafür  mit  Wilhelm  μένυυσιν  zu  lesen  ^,  nöthigt 


^  Daes  Poaquevillo  ΔΓΟΤΙΟ  giebt,  ist  gleichgiltig.  Er  mag  von 
detn  Alpha,  das  nach  Fourmont  nicht  volUtäudig  war,  /  gesehen  und 
verkannt  haben,  da  er  an  das  selbst  ihm  bekannte  Wort  δτ\  dachte. 

^  Meisterhans,  Grammatik  der  attischen  Inschriften^  p.  253,  27. 

β  Die  von  Wilhelm  S.  148  angeführten  Beispiele  sind  bis  auf 
Aischines  II  ^5,  welche  Stelle  aber  gewiss  jünger  ist  als  unsere  Ur- 
kunde, unglücklich  gewählt.  Die  alte  Schrift  vom  Staate  der  Athener 
ist  zu  verdorben,  um  (III  8)  den  Gebrauch  schon  dem  fünften  Jahr- 
hundert zuzuschreiben  und  mit  Recht  hat  Kiichhüif  nach  Castalio  ön 
geschrieben.  Herodot  II  50  zeugt  nicht  für  Attika.  Isokrates  IV  48 
folgt  auf  συν€ΐδυΐα  μέν  erst  δτι,  dann  διότι,  was  doch  unglaublich  imd 
von  Bekker  und  Sauppe  geändert  ist.  Der  falsche  Platonische  Brief 
I  309  d  kommt  nicht  in  Betracht. 

*  Dass  er  an  einer  anderen  Stelle  (S.  147  f.)  diese  Hiate  dadurch 
ausscheiden  will,  dass  sie  'zwischen  Satzgliedern'  stattfänden,  ist  ganz 
unverständlich,  öxi,  das  er  um  des  Hiates  willen  durch  διότι  ersetzen 
lässt,  stünde  an  der  einzigen  Stelle,  an  der  er  wegen  Beginnes  eines 
neuen  Satzes  berechtigt  wäre. 

*  Unrichtig  freilich  ist,  dass  es  τοϊς  μέν  φίλοις  χρήσιμοι  κτλ., 
βασιλ€ΐ  δέ  hätte  heissen  müssen.  Es  genügt,  auf  Thukydides  VIII  48,  l 
zu  verwiisiMi  (Τισσαφέρνη ν  μέν  πρώτον,    έπειτα    δέ  καΐ  βασιλέα),    oder 

Ubein.  ΙΙαι.  f.  Philol.  Ν.  F.  LVl.  I^ 


24*2 


F  r  ä  n  k  e  ι 


die  eret  jetzt  gewonnene  richtige  Erkeniitniee   über    da&  Verbmn 
in  Zeile  8. 

Z.  8.     Zutreffend  sagt  Wilheliiu    tlaRS    der  mit  ßotaiXei   bt 
begirniende  8atz  durch  ούδίνα  8talt  μη6ένα    als  nicht  mehr  voiJ 
οκυυς    übhängiy    erwiesen    wird.     Für  ΟΙΔΑΙΣΙΝ    liegt,    wie    er| 
meint,  oiiToucTlv   (Bocckh  ging  mit  oiauJCTiv  voran)  am  näcbeten; 
aber    die   Verlesung,    namenllich   von   Σ  in   Δ,    wäre    doch    recbt| 
schwer  und  überstiege    das  Maaes    der  »icheren  Irrthumer.     üb 
die  unmittelbar  folgenden  Zeieheu  hatte   er  sich,    wie  er  angiebt,] 
lange  vergeblich  gern  Übt,  bis  ihm   die  einleuchtende  Deutung  von 
andrer  Seite  mitgetbeilt  worden  eei.     Solche  Hathschläge  werden 
doch  aber  in  der  Vorauasetzting  ertheilt,  daag  der  mitten    id  der 
Sache  stehende  und  ν erautw örtliche  Verfasser    den  guten    WilleQif 
durch    seine    Kritik    vor    der  VerÖlfentlichung    eines    Jklisegriffee" 
Bchlitzt,  und  nur  die  starke  Verlegenheit  kann  erklären^    daee  er 
ÄUgegritfen  hat.     Denn   die  gar  uicht  leichte  Aenderung  von  ΟΝΤΛ 
in  ΟΥΤΕ   bringt  eine  eprachüclie  Unrichtigkeit  hervor:  e»  müeste  — 
ovbi  heissen;  ausserdem   bewirkt  die  nicht  sehr  elegante  Wiederfl 
holuug  deB  Ausdruckee  πράγματα  wap^xeiv  au»  Zeile  12.  13  eine 
gan«    unmöglitdie  Schriftbreite,     οντά    ist    nicht  anzutaeten,    und 
wie  ein  Freund  gefanden   hat^,  steckt  in  ΟΙΔΑΙΣΙΝ   kein   Bcblim- 
merer    Fehler,    als    dass  Fourmont    (wie    auch    in    Z.  12)    einen 
senkrechten  Riss  für  ein  Iota  angesehen  bat.    θΐί>ασΐν  ist  attisch; 
es   steht    bei  Xenophon  Oikon.  20,    14^.     Am    Schlmis    der  Zeile 
ist   ΠΡ  jedenfalls  jcu  ändern:    ent^neder  in  EA  (έά[Μ)  oder,    was 
ich    für    xatreffeud    halte,    da    das    Asyndeton    schwer    ertrlglicli 
scbeint^  in  KA:    hier  am  verletzten  Hände  kann  ein  verwittertes 
nnd  uttvoHständigee  Kappa  leicht  den  Schein   eines  Ρ  annebmen*, 
a&d  ein  Alpha,  wenn  man  eich  Α   erhalten  denkt,  den   von  Kho. 


auf  Kabner^   Orgmmatik  Π  2  S.  810,  wo  man  reicblicbe  Beirpirle  fnr 
die  chiastische  Wortetellung  ans  Xenophon  findet. 

'  lob  hatte  ohne  rechte  Ueberteagung  [φ]ι[λοοσ]ιν  6ντο  geecbriehen 
'sie  sehen  ee  gern,  wenn  der  König  keinen  Kri^  bat\  puliogmpbiscb 
eher  erträglich^  aber  das  Parti  c-ip  ist  bedenk  Hob. 

-  Attische  Belege  für  die  parallelen  Bildungen  οΐο<χμ€¥  mw.  bei 
Veitcfa,  Verbum  p.  218  f   Kühner- Bla^s  Π  24 L 

*  Poaqnevüle    hat    auch   TT    (das    zweite  Zeichen    nicht).     0UMt 
niemand  hieraiu  eine  Bestaiigiiiig  iur  Pi  tu  gevinoeii  vemusbei 
ich,   ätas  er,    goiaa  wie  ich  hier  annehme«   so  Befrinn  von  Z.  5 
falls  statt  K,  dat  gane  sicher  ist,  TT  gesehen  hat. 


Eine  Bundesurkande  aus  Argos  243 

Kraeen  sind  in  attischen  Decreten  nicht  häufig,  kommen  aber  im 
vierten  Jahrhundert  vor^ 

Der  in  monumentaler  Kürze  auegedrückte  Sinn  läset  sich 
80  paraphrasiren :  'Die  Hellenen  wissen  ja  aber,  dass  der  König 
mit  keinem  der  Yertragsstaaten  im  Kriege  steht,  also  kann  ihm 
unser  Schutzbündnise  mit  keinem  Eechte  als  eine  Verstärkung 
seiner  Gegner  erscheinen,  und  wenn  er  nur  Frieden  hält,  wir 
werden  ihn  gewiss  halten/ 

Z.  9.  Man  kann  annehmen,  dass  der  Steinmetz,  dem  κ&μ 
μέν  durch  die  Assimilation  zu  einem  Worte  zusammengewachsen 
war,  statt  des  doppelten  Consonanten  nur  einfachen  geschrieben 
hat,  wie  so  oft  und  der  Ueberlieferung  nach  auch  in  der  nächsten 
Zeile  bei  τήγ  γεγενημίνην  geschehen  ist.  Von  dem  Epsilon  in 
μέν  ist  vorn  ein  kleiner  Rest  übrig.  Der  Zeile  habe  ich  37  Buch- 
staben gegeben:  es  ist  möglich,  dass  selbst  diese  eine  kleine  Ab- 
weichung nicht  stattgefunden  hat  und  dass  je  ein  Buchstabe  in 
die  folgende  Zeile  hinüberzunehmen  ist,  bis  zu  Zeile  14,  wo 
durch  die  Schreibung  ττοήσασ|ιν  wieder  ein  Ausgleich  herbei- 
geführt wäre.  Aber  nach  Fourmonts  Abschätzung  der  Verluste 
am  Beginn  der  Zeilen  ist  die  gewählte  Abtheilnng  wahrschein- 
licher, und  der  kleine  Ueberschuss  hat,  zumal  die  Zeile  vier  Iota 
enthält,  nichts  anstössiges :  es  ist  naturgemäss  der  Buchstabe,  der 
am  häufigsten  die  strenge  Regel  der  Στoιχηbόv-Ordnung  durch- 
bricht. —  συνβάλληι:  'wenn  er  nicht  verhetzt*  (so  auch  Wilhelm). 

Z.  lO/U.  Die  Ergänzung  έτηχ€ΐρή[σ€ΐ  μηδ]€μιαι  konnte 
Boeckh  nicht  entgehen. 

Z.  11.     Κομεν,  nämlich   είρήνην  (Ζ.   10). 

Ζ.  12.  Zu  Anfang  der  Zeile  war  an  der  Stelle  des  Sigma 
ein  Riss  entstanden,  den  Fourmont  für  eine  Hasta  gehalten  hat. 
ΤΙΝΑΣ  hat  Pouqueville  in  dieser  grotesken  Gestalt  wiedergegeben : 
ΤΟΨΑΣ.  —  τώνδ€  stellt  einen  üebergang  von  der  ersten  Person 
zur  dritten  dar,  wie  er  umgekehrt  mit  ήμϊν  in  Zeile  10  einge- 
treten war;  er  wurde  durch  den  poetischen  Gebrauch  von  δΟ€ 
für  das  Pronomen  personale  erleichtert. 

Z.  13.  Das  Wort  οιαλύαει  sieht  bei  Pouqueville  so  aus: 
ΔΙΟ  .  .  .  ΝΥΣΕΙ. 

Ζ.  15.  ή  δλλος  τις  κτλ. :  wegen  der  eigentlichen  Adressaten 
der  Erklärung  diplomatische  Verschleierung  für  '  oder  irgend  einer 
der  Satrapen '^. 


^  Meisterhans  p.  71, 


244  Κ  r  ä  η  k  e  1 

Ζ.  16  ff.  Für  den  Schlues  der  Inschrift,  wo  Boeckh  die 
sicheren  Ergänzungen  von  6[ιρήνης  in  Z.  16,  πόλεων  in  Ζ.  18 
vorgenommen  hat,  erwächst  ans  aus  Ponquevilles  Zeugniss  der 
grösste  Nutzen.  Er  giebt  nämlich  nach  Zeile  16  eine,  die  Four- 
mont  nicht  hat ;   ich  setze  beide  hierher : 

EIQI  ΤΗΣ  ΓΕΝ .  Ν  ΓΕΓΕΝΗΗΜΕΝΗΣ  Ε 

ΜΕΝ 

Dann  folgen  nach  der  IJeberschrift  '  Sur  le  metne  marhre,  apr^s 
un  espace  libre*  Fourmonts  Zeilen  17  —  19  .  .  .  ΤΟΙΣ  ΔΙ- 
ΚΑΣΤΑΙΣ  usw.,  merkwürdiger  Weise  fast  ganz  richtig  (s.  oben 
S.  238),  nur  Zeile  19  weniger  vollständig.  Es  ist  nun  ja  bei 
Pouqueville  möglich,  dass  der  Kest  der  neuen  Zeile  nur  durch 
irgend  ein  Versehen  in  seine  Abschrift  gekommen  ist,  aber  ebenso 
möglich  ist  es,  dass  Fourmont  die  wenigen  Ueberbleibsel  einer 
nicht  bis  zum  Ende  reichenden  Zeile  übersehen  hat.  Es  kommt 
im  Grunde  wenig  darauf  an;  denn  was  ungefähr  dagestanden  hat, 
wenn  an  dieser  Stelle  die  an  die  Satrapen  erlassene  Erklärung 
schloss,  ist  nicht  zweifelhaft.  Dass  sie  aber  hier  schloss,  steht 
durch  das  Zeugniss  Ponquevilles  über  den  freien  lUum,  dem 
man  nicht  wie  seinen  Lesungen  den  Glauben  versagen  darf,  fest. 
Wir  haben  also  die  Erklärung  von  Anfang  bis  zum  Ende,  und 
diese  Sicherheit  ist  für  uns  vom  äussersten  Werthe.  Wir  er- 
kennen, dass  mit  Vermeidung  jeder  Einzelheit  scharf  und  starr 
nur  das  Princip  ausgesprochen  wird,  auf  dem  das  Verhalten  zu 
einander  und  zum  Könige  beruhen  soll. 

Das  auf  denselben  Stein  geschriebene  zweite  Bundesdecret 
lehrt  uns,  dass  die  in  Zeile  4  betonte  οιάλίΜΤίς  die  Einsetzung 
eines  Schiedsgerichtes  in  sich  schloss,  vor  welches  die  Bundes- 
staaten ihre  Grenzstreitigkeiten  zu  bringen  verpflichtet  waren. 
Durch  ein  zwangsweises  und  fest  geregeltes  schiedsrichterliches 
Verfahren  konnte  man  eine  wesentliche  Quelle  von  Zwistigkeiten 
zu  beseitigen  hoffen,  da,  wie  uns  die  Inschriften  lehren,  derartige 
Streitfalle  ungemein  häufig  waren.  Die  Einsetzung  des  Schiede- 
gerichtes und  die  Art  seiner  Bestellung  war  augenscheinlich  schon 
vorher,  gewiss  in  der  Urkunde  über  die  Stiftung  des  Bundes,  be- 
stimmt worden;  durch  die  unsrige  wurden  die  Grundsätze  für 
seine  Wirksamkeit  hinzugefügt.  Der  Wortlaut  in  Zeile  18  ff. 
wird  ungefähr  so  gewesen  sein : 

TboEev]•  τοις  οικασταϊς  τοις  άπό  τών  πόλεων  [έ- 
φιεναι  ττερι]  χώρας,  ας  άμφιλλίγοντ[ίς  τιν€ς  b- 


Eine  Bundesurkund©  aus  Argoa 
ιαφ€ρουσι}ν,  im  τούτοις  ϊ)ΐην[£κές  κρίν€ΐν 


245 


In  Z&ile  18  werden    wir  mit  Wilhelm  ΑΣ   als  ein  nach  ΧΩΡΑΣ 

besonder»  leichtes  Versehen  für  ης   auffaflsen,  and   zwar  eher  des 

argivieohen  Steinmetzen  wie  Fourmonte  (Pouqneville  hat  auch  ΑΣ); 

mit  <i«n  Äccu«ativeii  χώρας  άς  wird  eirh  kaum  eine  hefriedigende 

Hcre^t^lhiDg  denken   ΪΛβίίβη.     Das  doppelte  Lamb-Ja  in  άμφιλΧ^γ€ΐν 

int  l^^itim;  e«  steht  auch  in  dem  megariechen  Schiedsspruch  im 

Aekl^^ieion    von   Epidaiiros  Z.  3  und   in    dem   kretiBchen   Decret 

Bulletin    de  correspondanee  hellen iqoe  III  (1879)  p,  2Ü2  Z.   10. 

I*i&     ^enderung    des    übeTlieferten   Iota,    die  Wilhelm    mit  seinem 

ομ9[>^λλ6γον    vorgenommen    hat,    ist,   ho    leicht    sie   wäre',    ver• 

meiii\)ai'^  das  Imperfeotum  ist   zudem  recht  unwahrscheinlich. 

Die  Zeit    der  Urkunde    zii    ermitteln   hat  Wilhelm  sich  nn- 

gleioli  eingehender  bemüht  als  irgend  einer  seiner  Vorgänger,  die 

^^l^     nur  kurz  ihre  Meinung  ansgesproehen  haben,     Boeckh  schien 

der  frieden,  nm  den  es  eich  handelt  der  des  Äntalkidas  zu  sein; 

^^*"icb    Koehler   (Athen,  Mittle    I,   15    Änm.   1)    nahm    die    Zeit 

*^«chen  338  und  334  an,   Arnold  Schäfer  (DemoRthenee  I   162) 

^^^     Frieden  von  366/5  (Diodor  XV  76,3),  erklärte  aher  in  der 

^^^iten  Auflage  Beine«   Werkes  (I   115  Anm,  l)  die  Inschrift  für 

^^^'^Jächtig,  welche  wunderliche  Idee  ja  allein  darch  das  Zeugniss 

*  ^'«^qiievilleR    widerlegt    ist.     loh    selbst    hin,    da    ichr    was    ich 

J^t^t  bedaure,  eine  Meinung  abzugehen  mich  verpflichtet  glauhte, 

^'^  ^    den  Frieden  von  375  gekommen  (s.  Schäfer,  Demosthenes  Ρ 

^*-      f.),  der»  wie   Wilhelm  für  gewiss  hiilt,  seiue  Bezeichnung  als 

'^^ΑΚ'νή  €ΐρήνη  hei  Diodor  XV  38,  1   nur  einer  Verwechselung  mit 

**^'»:ft  Frieden  von  371  verdanken  und  in  Wahrheit  allein  zwischen 

'^^>)en  Qiid  Sparta  ahgeschlossen    sein  βοΠ.     Εβ  mag  dies  richtig 

^^iii;    unter    den   Autoritäten    bleiben  quof  homines  töi  sentenfme, 

^^  ilhelm    schlagt,    indem    er  Schäfers    früheren  Ansatz  zweifelnd 

*'^^fiiimmt«    daneben    noch    einen    neuen    vor:. 'die  Urkunde  kann 

^r  auf  den  von  Diodor  allein  berichteten,  angeblich  vom  Perser- 

^^nige    veranlassten   Frieden    des   JahreB  3ίΐ6/5    bezogen  werden, 

^er,  angesichts  der  gegen   diese  Ueherlieferung  vorliegenden  Be- 

^  ^nkfin  wahrscheinlicher,  auf  den   Frieden  nach  der  Schlacht  von 

^Santineia/       Die    AuiForderung    der    Satrapen ,    auf    welche    die 


*  Jeden  fallt  nicht  heifallswürdig  int  die  von  Wilhelm  aufgesiellte 
Ä4ö|;lichkeit,  daes  die  Querstriche  des  Epsilnn  nicht  eingfemeieielt  g&- 
^nen  waren. 


24ß  Fränkel   Eine  Bundesurkunde  aus  Arges 

Hellenen  in  unerer  Urkunde  erwidern,  ist  nach  ihm  nicht  im 
Namen  des  Gropskönigs  ergangen,  sondern  habe  das  Ansinnen 
enthalten,  sich  mit  ihnen  gegen  ihren  Herrn  zu  verbinden,  eine 
Auffassung,  für  welche  der  richtige  Wortlaut  keine  Möglichkeit 
gelassen  hat;  es  ist  kein  Zweifel,  dass  die  Satrapen,  beunruhigt 
durch  die  Vereinigung  der  Hellenen,  im  Namen  ihres  Königs 
Aufschluss  über  den  Zweck  des  Bundes  gefordert  hatten.  Wilhelms 
sorgfältige  und  eindringliche  Untersuchung,  die  aber  die  Lücken- 
haftigkeit und  Unsicherheit  unsrer  Kenntniss  selbst  hervorhebt  und 
der  überdies  seine  Lesungen  eine  standhaltige  Grundlage  nicht 
boten,  wird  schwerlich  eine  andere  Ueberzeugnng  hervorbringen, 
als  dass  wir  auf  Evidenz  über  die  Zeit  der  Urkunde  verzichten 
müssen,  und  hypothetisch  ist  ja  auch  nur  das  Resultat,  dessen 
Wortlaut  oben  ausgeschrieben  ist.  Aber  wenn  auch  nur  die  all- 
gemeine Epoche  der  Inschrift  feststeht,  so  ist  sie  doch  werthvoll 
als  ein  lebendiger  Beweis,  wie  hoch  das  nationale  Selbstgefühl 
der  Hellenen  gegenüber  der  barbarischen  Grossmaoht  schon  vor 
Alexanders  Zuge  gestiegen  war:  es  zeigt  sich  abermals,  wie  die 
Grösse  der  geecbichtlichen  Heroen  darin  besteht,  dass  sie  die  in 
ihrer  Nation  gereiften  Zeichen  erkennen  und  sie  in  Thaten  um- 
zusetzen wissen.  Den  Wortlaut  unsres  Denkmals  zu  gewinnen 
ist  daher  jeder  Bemühung  werth. 

M.  FränkeL 


DIE  ANTWERPENETi  HANDSCHRIFT 
DES  SEDULI  US 


l 


tTnter  den  mancherlei  Handschriften  des  bonliintrreesaiiten 
Μοϋέβ  Plantin-Moretus  in  Antweqien  eeb  ich  gelegenllich  eine, 
die,  soviel  ich  weise,  in  letzter  Zeit  bloss  von  Kolte  erwähnt 
nnd  benutzt  worden  ist^  der  aus  ihr  althocbdeutßche  GlosBen  ver- 
öffentlicht hat  (Germania  XX  p.   129  ff.). 

Dieee  Handncbrift  (η.  126,  früher  η.  105)  ist  eine  Miecellan- 
bandechrift  in  4"^  (25x17  cm).  An  erster  Stelle  steht  das  Pa- 
schale  carmen  des  Sedalius  (f.  1—88^),  und  zwar  f*  1"  die 
Anfschrift  (zweimal),  f.  "2^ — 5"  der  Brief  an  Macedoniue,  f.  5^ 
(die  Majuskeln  gebe  ich  in  gewöhnlicher  Schrift  wieder)  uersus  antl•- 
crostici  de  tSedulio  Über  Η  (sie)  scolastki  amen.  SeduUus  do- 
mini  cet,  (Huemer  p.  309  f.  n.  II  b,  AL Riese  493^),  dann  folgt 
die  praefatio  (f.  b^^^-^W)  und  das  Paecliale  carmen  selbst  mit 
einer  Reihe  von  Miniaturen  und  vielen  Glossen.  Gezählt  werden; 
1   Buoh  über    das  Alte    uud   4  über    das  Neue  Testament^.     Die 


*  Der  Text  dieeea  Gedichtei  zeigt  Verwandtechafl  mit  den  Hand- 
schriften f  und  ra  (die  Handachriften  werden  etets  nach  Huemers  .Aus- 
gabe bezeichnet),  zB.  4  moderanteWf  5  lattdis  hie,  uiri^  Π  äauüico 
(aber  dilecta),  15  ergo  ϊέτ,  lü  garuL•. 

^  Vgl.  hierzu  Huemer  *De  Sedulü  poetae  uita  et  icriptia  com- 
mentatio'  p.  39  ff.  —  Da  die  Angaben  über  die  Zälilung  der  Bücher 
in  den  verechiedenen  Handschriften  bei  Huemer  (prolegg.  seiner  Ausg.) 
teilweise  fehlen,  teilweise  nicht  ganz  den  subscriptiones  entsprechen» 
steile  ich  hier  zusammen,  was  eich  au»  den  fubacriptione«  ergiebt: 

5  Bücher  mit  fortlaufenden  Nuramern  zahlen  G,  Ρ  (irrtümlich 
hinter  Π  300:  incipit  Über  ^ecimäm\  —  ferner  vermutlich  von  erster 
Hand  Κ  (s.  zu  V  4:iH),  Γ.  (s.  zu  Π  300.  III  339),  Ζ.  —  1  ueteris  und  4 
noui  test.  zählen  M,  Τ  (zu  V  438  earpf.  libtr  quintm  noui  tesiammti  fdi- 
eiter  vgl  Huemer,  Conimeut.  p.  40  z.  E.),  Ä,  E,  S,  Reg.  1  and  der  cod« 
Antv.;    ferner,  trotz  geiegentlich  schwankender  Zählung,  F  (cf.  I  oK8), 


^ 


jwwwEr 


Aufeclinft  des  ganzen  ßiicbefi  lautet  allerdings:  SeäüiH  imetn 
fide(m)  cntholim(m)  Xpiani  in  quo  sunt  versibus  heroicis  Pas- 
calis  rarmififS  Itbri  quattuor ,  aber  zu  den  Worten  der  epi- 
etula  ad  Maceduniiim^  durch  die  jene  Zahlung  von  hlose  4  Bu- 
ch ern  her  vorgerufen  ist  (p*  12  4  ff.  H.  Quaftuor  iffifur  mirabütum 
diuinorum  lihenos^  qnos  .  .  .  quafiuor  eunngeJiornm  d'icia  congre- 
gatis  ordinaui  ,  .  .J,  stellt  im  cod.  Äntv.  eine  16  Zeilen  um- 
fttPsende  RandgloBse^  von  der  ich  mit  Mühe  die  ersten  4  Zeilen 
entziffert  habe:  Quare  dicit  se  \qtmfiuor  |  libeUos  [camposui^sse^  \ 
cu{m)  si  bene  pier)pendim[us  \  qtdnq{u€)  [^int  .  *  .  .  Dem  ent- 
sprechen auch  die  BeiHchriften  der  einzelnen  Bücher:  f,  5**  In- 
cipit  praefatm  sa*:ri  operts  librorum  noui  et  t*eteris  testamentt. 
amen,  Paschales  .  .  ,  (11  ff),  f.  6''  Ineipii  Über  Sedtdii  rethoris 
ttersidwi  sacrum  opus  ex  ueteri  (estametito  Über  primus.  Ofim  sna 
fgenfiles  ...  (I  17  ff.),  f.  13"  In*^ipif  noui  teisiametiti  Über  primtis, 
Ktpulerat  .  ,  ♦  (II  1  ff.),  f,  19"  EwplkU  liher  primus  noui  testa- 
wentif  iveipit  liher  sccutidtts,  Jhinw  ...  (III  1  ff.)  uew.  —  f,  35", 
hinter  V  438,  ExpUcit  IUI  Über  de  nouo  fcltcifcr  Sedulii  primis 
in  arte  cmipartüti  (sie)  poetisK 

Das  Paechale  carraen  iet  in  der  Handschrift  unvollständig 
erhalten.  Es  fehlen  hinter  f,  34  die  Verse  V  145—253  (^  109 
Verse);  da  die  einzelnen  Seiten  27  Verse  enthalten,  so  fehlen 
2  Blätter  (=  108  Verne),  und  Vers  V  176  kann  in  dieser  Hand- 
schrift nicht  gestanden  haben  ^.    Ferner  müetten  auch  hinter  f.  19 


Β  (cf.  1  mB\  C  (of.  IV  308),  Z«  {cf.  IV  30Η.  V  438) ;  zweifelhaft  ist  di» 
bei  0  und  h,  da  keine  subscriptio  bei  Huemer  darauf  hindeutet,  ob 
lib.  IV  und  V  etwa  zuiammen  als  ///  noui  (est.  oder  als  ///  und  TV 
noui  l.  gewählt  wurden;  unsicher  ist  ee  auch  bei  D,  wo  lib.  I  als  / 
wcirr tif,  II  ale  /  mmi  L  gewählt  wird.  —  4  Bücher  mit  fortlaufenden 
Nummern  finden  sich  in  H.  —  1  tieftris  und  3  noui  f.  bieten  Y,  K^ 
L^  (Hb.  HI  und  IV  =  II  noui  t.);  auch  0  nndb?  —  Ueberhaupt  bloea 
3  Bücher  (Üb.  1.  II  ^  Λ  III.  IV  =  //,  V  ^  HI)  uind  gez&hlt  in  R; 
hierher  möchte  ich  auch^  wegen  der  Hubscriptio  *  .  .  pd^ehalis  carminis 
,  .  ,  statt  .  .  noui  testamfnU  .  .  ,  [ct.  IV  308.  V  438)  Γ  rechnen.  —  Ah- 
weichend  von  allen  anderen  zahlt  cod.  Vind.  307  Hb.  V  1—260  ala  IV 
noui,  V  2I>1  — 43S  als  V  mm  (cf.  Huem.  prolegg.  p.  XXII»  CoTnment.  p.  41 
adnoi  1), 

*  Vielleicht  entHtauden    aua:   *  SedtUiu^  primts   &)nfertur    in    arte 
poetis'  (Gloase  conparatur }'} 

*  f.  34«  steht  am  unteren  Rande:  Duo  folia  desunt  (etwa  s.  Xlli), 
dam    von    noch   viel  »pHterer  Hand  (Poelmann?)  irrtnmlichr    "Hie  de- 

Imderantur  112  uersm. 


Die  Antwerpener  Sedulius-Handschrifl  249 

2  Blätter  berauBgeecbnittei)  TirordeD  sein:  f.  20  ist  ein  Palimpseet, 
der  früher  Ven.  Fortun.  epur.  nppend.  I  (In  laudem  Marine) 
uu.  52—105  enthielt  (f.  20^  Z.  1 :  <  . .  c'ylausa  patent  =  u.  52, 
darunter  ^ .  .  .  Jo)ha/nnes  =  u.  53.  f.  20^  unten :  .  .  )  8uo  < .  . 
=  u.  78,  f.  20"  Z.  1:  O(^auidy  diafit:  Adorabunt  hunc  munere 
reges  =  u.  79,  f.  20"  Z.  4  v.  nnten : .  .  ynec  nocet  uUus  ei  =  u.  102, 
f.  20"  unten .  .  .  .  >  terrae  misU  Moäbitis  =  u.  105).  Jetzt  steht 
f.  20'  III  9—35,  f.  20"  zuerst  III  36.  37,  dann  in  2  Columnen  a)  uu. 
38—78,  b)  uu.  79—103.  Das  ergiebt  95  Verse;  es  bleibt  also 
ein  freier  Raum  von  13  Versen,  der,  wie  sich  mit  Sicherheit  an- 
nehmen läset,  durch  eine  Miniatur  ausgefüllt  war. 

Im  Texte  des  Sedulius  sind  deutlich  mehrfache  IJeberarbei• 
tnngen  zu  erkennen,  die  Abschrift  selbst  f  m.  1  )  ist  etwa  im 
X  Jahrhdt.  angefertigt  worden. 

Zwar  könnte  der  Umstand,  dass  auch  im  cod.  Antv.  die 
Epigramme  des  Prosper  von  Aquitanien  mit  dem  Gedichte  Ilaec 
Augustini  ex  sacris  .  .  .  noch  enthalten  sind,  zu  der  Annahme 
führen,  dass  die  Handschrift  (m.  1)  aus  cod.  Η  (Huemer  p.  XVI  f.) 
abgeschrieben  sei;  dazu  passten  dann  auch  Uebereinstimmungen 
wie  p.  3 12  obtusij  5 18  qtia  occasione  quis,  6  a  nostri  operis 
I  6  saturare,  III  149  diffuso  usw.  —  Allein  der  hymnus  II  (der  im 
cod.  Antv.  fehlt),  das  Gedicht  Haec  Augustini  .  .  .  und  Prospers 
Epigramme  sind  in  Η  von  jüngerer  Hand,  auch  in  anderer 
Reihenfolge  als  im  cod.  Antv.  geschrieben.  Femer  bietet  Η  das 
P.  c.  in  4,  der  cod.  Antv.  in  5  Büchern.  Abschnitte  wie  Hoc 
opus  .  .  .  (Huem.  p.  VH),  das  Carmen  Asterii  Sume^  sacer  .  .  . 
(Huem.  p.  307),  Sedulius  epistula  .  .  .  (Huem.  p.  XI)  fehlen  im 
cod.  Antv.,  und  das  Hieronymus  in  cathalogo  ...  ist  erst  später 
an  den  Rand  geschrieben  worden.  Dazu  kommen  abweichende 
Lesarten  wie  p.  9  ii  potuisset  edocere  Antv.,  posset  etiam  et  docere 
H,  1281  tales  potius  Antv.,  potius  tales  E;  II 160  limfasq.  beauit 
und  174  honorauit  (=  H)  sind  im  cod.  Antv.  erst  von  zweiter 
Hand  corrigiert  worden. 

Der  cod.  Paris.  8094  (Riese  AL  II  p.  ΧΪ  s.),  den  Huemer 
nicht  herangezogen  hat,  enthält  auch  nach  dem  Sedulius  noch 
Prospers  Epigramme;  doch  könnte  er  schon  seines  Alters  wegen 
(s.  XI)  für  den  Antv.  nicht  als  Quelle  in  Frage  kommen,  höch- 
stens könnte  er  Abschrift  desselben  Archetypus  sein. 

In  der  Zählung  der  Bücher  und  in  vielen  Lesarten,  auch  in 
Fehlern,  zeigt  die  Handschrift  Verwandtschaft  mit  Τ  -  und  zwar 
meist  mit  dem  corrigierten  Text  von  Τ  (=  Τ*)  —  und  Α,  zB. : 


Ι  17  profanis  (=  Τ*Α  ,  .  . )  —  212  fmnmt^  dam  ru  über  e 
m.  2:  ßtertmf  TA  —  213  feliit  —  254  naufrago  {^io  m.  2): 
naufrago  TA  —  285  anla  sfolis:  aula  tholis  Τ  {s  tot  th  m.  2), 
aula  stoUs  Α  —  321  in  mc  est  {est  m,  2):  in  me  TA  —  335  cmni- 
tafttr  i'taniur  tn.  2):  comlfahir  TA  —  343  fronte  decus  artnaque: 
decHs  hinter  dccus  wie<3erholt  m.  2,  fehlt  in  TA.  —  Dazu,  wo 
Τ  felilt:    p.  2  9    detis  übergesrhrieben,    feblt   in  Α  —  2  lo  habere 

—  2  i»  domu^  —  5  3  zognouit  (-noscit  m.  2).  —  Orthograpbi- 
«eben:  p.  2?  fiferariae  sderim  =  Α  (T  feblt)*  -191  iuprciessas 
iinpsai  A)  —  190  caldeu —  232  acquis.  —  Ferner  lassen  die  Ra- 
suren auf  früheren  Text  scblieseen  :  p,  8  β  ursi  mit  niy  daa  auf 
radierter  Stelle  etebt:  urncini  T*A  —  I  71  insfaurans  (ns  auf  Ra- 
Biir):  imfauras  T*A  —  78  lmm*s -Jabans  T,  huarts  Α  .  .  —  112 
^unerata:  hmierata  T^A  .  .    —  157  pojnm  (n  aüsrad.)  —  T^A  ,  . 

—  180  stäcus  {u  2  ans  0  m.  2) :  suleos  T-A*  —  202  fanfoque  m,  2 
an  Η  iantumque  —  21 Π  Imtruns  {ji*  aus  t):lustrui  TA  .  .  ,  —  280 
tjuacrentU  (i  auf  Ras.) :  qtterenfem  Τ . .  Α  .  .  .  —  288  reprolms 
(s  auf  Ras.}:  rcprobum  T. .  Ä  —  329  certare  mfi  auf  Ras,:  terra 
ceriare  T,  caati  TA  —  345  proprias  sedes  (s  1  binzugefügt,  e  2 
au»  i  m.  2):  propria  sedis  T*A  —  ΓΙ  145  prophctes  f^s  auf  Ras.): 
propheiis  T,  profetis  Α  —  153  proprio  ,  .  sereno  (beide  -ö  auf 
Ras.):  proprium  ,  .  serenum  TA  .  .  ■ —  191  fragilem  .  .  hmores  (c,  e 
auf  Ras,) :  fragiUs  .  .  honoris  TA  ,  *  .  —  239  gesfare  (ges  auf  Ra8,)i 
tradaret  T,  iraciare  A*,  gestare  A'^DE-F  —  Ifl  118  mede^la:  me- 
della  T^A  —  133  gcmant,  eh  über  dem  breiten  m  :  gemebant  (dee 
Raumes  wegen)  m.  1  =  TA^,  gemant  m.  2,  gemebant  m,  3.  — 
143  geminos  uidel  auf  Ras.  ra.  2:  f/wa«?  conspicit  T,  f/wö  con- 
^jjtdi  Α  —  V  6  is^rti;  ^  T^A  .  .  .,  isla  aus  istae  Μ  —  390  /o/e^ 
m.  1  ^  Μ^ΤΓ  (Α  fehlt  von  V  228  an)  —  redudens  =  T^  ίΜίί<?ιι^ 
MT^  ^  41 Π  pamm  inquif  omms  ftabefe :  p,  inquid  0.  h,  MTLPZR 
Reg.  3  Yj  pacetn  omnes  ivqnid  ΗΦ.  die  übrigen. 

An  manchen  SleUen,  wo  Τ  und  Α  verschiedene  Lesarten  bieten, 
stimmt  der  Antv.  {m.  l)  mit  Τ  überein :  p.  6  io  cMmas  —  1  9  ipsi  — 
7  12  nil  —  S^meum  quoque  —  l3isco  spu  {—  T^)  —  1  290  suaue  est: 
est  m.  2,  fehlt  in  Τ  —  361  duodenos  —  II  163  offuscaia  —  184 
solo  —  245  corpore  =  Τ  Reg,  1,  pectore  die  übrigen,  deshalb 
gehört  auch  hierher  V  291  corpore  =  M*T*  (öanguine  T^  .  ,  .)  und 
380  corpore  =  M^T^j  Α  fehlt  an  diesen  Stelleo.  —  II  297  mitiU 
(dazu  li- dmif  in.  2,  ι  m.  'rf)  —  IV  203  promis  (=  T«)  — 
278  lacrimis:  lachrimis  T,  lacrimisque  Α  —  V  69  (raditur  —■  MT*, 
tradUor  T*,  traditus  A•  —  Ortbographisohes :  1  43  thaeside  {=  T•) 


Die  Arttwefpeuer  Seiliiliae-Hatulsülinft 


SSI 


—  156  shreliquc  —  162  loquelas  f=  T')  —  338  herilts  —  II   178 

tnquid  —  290  patrhirca  —  ITI  190  celydrus:  celydros  T^  (Ό  corr. 
uid*'  Huem.),  hflidrus  Α  ^  ΓΊ  phifjuhcere  (=  T^)  —  lY  241 
^issile  {—  T*)  —  303  solido,  —  Ebenso  ΐπ  Raetirenr  p.  9  lo  efiam 
m  2  anf  Ras,:  antt^n  T,  fehlt  in  Λ  —  U  160  Imfasq.  beaiiit 
auf  Ras*  m.  2 :  famanique  beauH  Τ  —  174  honorauerit  (hon ο  auf 
Rae.):  numerauerii  T,  honormierii  AE*  ...  —  223  praecipitis  m  1* 
^  T,  *ff«  m.  2  =:  Α  .  .  .  —  275  denarhs  (o  auf  Ras.):  dmtarius 
Τ  —  I  40  cicropii  in.  1  ^^  T^,  cicropei  m,  2  —  868  manipiikfs 
(u  anf  Ras.):  mmtipoios  T,  manipulos  Α  —  111  148  pr«ecart/f4m : 
praermdum  T.  —  Vor  ullen  Din^^en  aber  kommt  in  Be*racbt,  das« 
nach  der  obigen  Bereclmung  im  Antv.  der  Vera  V  I7ß  gefehlt 
haben  ranea,  den  Τ  auch  nicht  hat,  wohl  aber  A. 

Äodereraeite  aber  etiramt  doch  auch  wiederum  die  Uand• 
«chrift  (m,  1)  an  einigen  Stellen  abweichend  von  Τ  mit  Α  über- 
tsin;  zB. :  p.  8  ii  dxempla  {cj^empfar  Ύ}  —  134  scepinm  (^trum 
m.  2):  scepnm,  corr  in  sceptnm  Λ  —  104  morirdur:  moretur  corr. 
moreretur  T^  —  Π  34  posset  —  65  nmnefi  —  118  turba  imrit? 
cur  qui  uLe  dum  potuere  creari:  Τ  allein  cur  sk  turba  perit 
ui.vdum  p.  c.  —  Ϊ65  vor  164  =  Α  —  230  vor  231,  nicht,  wie 
T,  hinter  231,  —  Dasiii  OrtbojCfraphiachep:  p,  7  lo  dificili  —  Γ  85 
dificili^  —  39  loeiale  —  209  foem  —  Π  3  loetum  —  42  foda 
—  50  uelud  —  ΙΙΪ  200  frmndnmda.  —   Wahrscheinlich  stimmten 

^BTich  noch  folgende  Stellen  (m.  1)  mit  Α  üherein:  p»  Vl'd  fauenie 
(u  m.  2  vermtitlieh  aue  ci):  facknte  Α  —  Π  122  milia  *+♦♦♦♦  plan- 
goremqne:  milia  luctum  plangorerngm  A. 

Wichtige  Abweichungen  von  Τ  und  Α  eind ;  p»  6  β  eleuata 
^  9n  potuisset  cdocere  —  11»  acapkns  —  16  saturarc  —  19 
rklkulo  uegeta  —  42  fetorem;  —  aach  steht,  der  Vulgarform 
entsprechend,  vor  II  255  sicut  in  catlu  ei  in  terra  und  vor  269 
dimitte  —  dimitiimtis* 

üebereinstimmungen  von  ra.  1  mit  M,  wo  nicht  auch  Τ 
übereinstimmte,  sind  äusserst  selten  (V  268  fraciis',  f actis 
M*TK\  also  wohl  M^j  wie  alle  übrigen,  /raci/s);  wohl  aber 
finden  eich  Abweichungen  von  M,  wo  anoh  T*  von  Μ  abweicht, 

t«B.  V  6  isiac:   i^ftth    M,    ista*    Τ  —  7  haue  ,  .  horam:    hae  ,  . 
ra   MT»  {harn  T«)    -  71  pim:  plus  MT^   [pius  T^?)  -  390 

}Tecludens :  ladens  Ίι\^  ludetis  und  rer  vorgesetzt  T^  —  408  modi- 
coque  —  T-,  modiquoque  M^  —  Zweifelhaft  bleibt  V  110  sequefde: 
Bequenfem  M^T',    scqnmtt  Μ-Ύ\    *'ti  in    raPi.  2  litt.  T^*  Huem, ; 


hatte  T^  'te  oder  -fc?  —  Abweichniigeti  von  Mund  Τ  sinti  zB. 
V  19  suo  —  uerho:  mum  —  uerbitm  Μ  Τ  —  21  minist rum:  magi- 
strum  Μ  Τ  —  64  cum  fnoticas:  eammoueas  die  meisten  Handechrr* 

—  263  quia:  qttt  MT, 

Von  Lesarten  (πι-  l),  die  in  keiner  der  von  Huemer  be- 
nutzten Handecbriften  »tpben,  habe  ich  mir  notiert:  p.  2%audac€m 
me  non  (me  aud,  non  Α  CO,  nt^  woti  and.  die  übrigen) — proha- 
beriii  —  2  11  ualde  indoluit  —  II  4  dt  his  —  11  7  des^ideriis  (desi* 
dirinm  T^  '  corr•  m.  2 ',  desiderii  K)  —  18  diliciasque  —  9H 
fiitor  aliquös  [aliq,  nit.  die  anderen)  —  19?  Dum  spirante  —  S24 
iernam    •mast%%   hic^  es  itnnd  alAo    ein   gröaeeree   Wort  m,  1  dort 

—  356  fr€met\  —  endlich  faleche  Trennungen  wie  II  77  fuisis 
sedueefti  (fulsisse  ducem)  —  108  siitireque  cdrex  {ai  iure  queai 
rej•)  u.a.m. 

Als  innlhmaABliche  Quelle  de§  Αίήν,  (m.  1)  können  naeli 
den  bisherigen  Auflführunp;en  höchstene  Τ  und  Α  ΐη  Erwägung 
gezogen  werden.  Sicher  war  die  Vorlage  eine  «ehr  gute  Hand* 
Bchrift;  nie  für  eine  Abüchrift  von  Τ  zu  erklären,  die  dann 
angefertigt  worden  «ein  nifieste,  als  Τ  bereits  einmal  durchcorri- 
giert  war,  jedoch  noch  nicht  alle  heute  vorliegenden  Veranda- 
mngen  eri'abren  hatte,  ficheint  angesicbte  der  oben  (p.  5)  auf- 
gezählten Ai)weichungen  bedenklich;  noch  weniger  kann  eie 
aue  Α  abgeschrieben  sein  (vgl.  p,  4  f.).  Ob  dieee  Vorlage  des 
Antv,  etwa  aus  der  Vorlage  von  Α  oder  noch  eher  aue  der 
von  Τ  abgeechrieben  war.  muaa  ich  dahingestellt  sein  laaeen^« 


Unter  dem  Einflusa  der  Keposifio  Remiffii  entstanden  dann 
auf  galliechem  Boden  Veränderungen  wie  1  42  fetorem  (a. 
Huemer  in  Wien.  S.-Ber.  188i>,  B.  90  p,  549),  die  vielleicht  dem 
Abschreiber  des  Antv.   aelbet  zuzuschreiben  sind. 

Die  erste  Abschrift  ist  nun  vollständig  durchcorrigiert  wor* 
den  (ni.  2)  nach  einer  anderen  Handechrift,  die  entweder  Ε  selbst 
oder  eine  ihr  sehr  nahe  stehende  gewesen  zu  sein  scheint.     VgL 


*  Der  Verfasser  der  ^descriptio  codicis\  die  handschriftlich  in 
Antwerpen  mit  dem  cod,  auRjewiibrl  wird,  und  die  mir  zugänglich 
war,  urtheilt:  Codex  ,  .  ,  .  α  Ubrarin  üden  dilipefUer  exaratus  est,  ui 
paticissimiN  uitiis  inqmnattift  sit.  Dfscnptitn  ej^t  ex  optiwto  codice  eoque 
Uttei^ii  Langohardiciji  exantio.  —  Ein  ^οίΐτχ  ^aec.  fumi  .  .  .  Lan^ohaf* 
dicis  Uttcris  scriptum,  der  auch  den  SeduUui  enthÄlt,  Paria*  8093,  wird 
erwähnt  von  Riese  AL  I  2  p.  XXI;  leider  fehlt  mir  zur  Beurteilun|r 
desselben  jegliche^  Material. 


Die  Autwerpcner  Sedulius-Handschrift  2δ3 

ρ.  3  19  obiusi  {-iunsi  m.  2) .  .  per  uenas  {per  und  ^  m.  2)  —  8  β 
ursi  und  auf  Rae.  ni,  aleo  wohl  ursiclni  m.  1  (=  T^  und  a.), 
ursini  E'  .  .  .  —  10  lo  coniugii  m.  1,  couiugi  m.  2  =  E^,  con- 
iugli  Έ?  —  I  202  tantoque,  ο  in  Ras.  —  221  tofiens  m.  1,  totie*s 
m.  2  =  £,  iotiens  m.  3  —  242  fana,  f  auf  Rae.  —  247  pronus 
aus  plenus  m.  2  —  254  ?u)r(iSj  Λ  m.  2  —  821  in  me  est^  est 
m.  2  -—  345  propr%€tö  sedes  aus  proprio  sedis  in.  2  —  II  3  por• 
iabat  m.  2  (=  E^)  —  81  *alens  aus  Habens  m.  2,  haletis  m.  3  — 
153  proprio .  .  sereno  aus  proprium  .  .  serenum  m.  2  —  156  a*tactu 
aue  adtadu  m.  2,  α  /ocfu  £  —  162  ist  senserunt  unverändert 
geblieben,  senserunique  F^GH  —  191  fragiles  .  .  honores  m.  2  — 
239  gestare  m.  2  —  III 118  medeja  —  V  390  lateant  aus  -eat  m.  2. 

—  Eigenthümlich  dem  Corrector  und  bei  Huemer  nicht  erwähnt 
sind :  p.  3  β  ab  <üia,  ab  m.  2  —  4  u  pericul^a :  pericuh  C  ο  eras/) 
R  —  65  humUiortbtts  quoque  te  libenter  inpertias  feiilte  m.  1 
und  ist  80  von  m.  2  ergänzt  —  I  77  unda*,  —  V  137  steht 
nach  brieflicher  Mittheilung  des  Herrn  M.  Rooses:  descend**it  usq], 
'it  usq]  m.  2  (vielleicht  descenderit  usq]  m.  1?),  discendere  u. 
MTS  discendit  ai  u.  T^  discendit  ad  u.  AG^LZ^,  descendit  ad  u. 
TBCDEFK  (at  oder  ac  m.  1)  Y,  descendit  at  u.  U,  descen- 
derai  u.  0. 

Ob  derselbe  Corrector  auch  schon  die  Verse  1119—103  er- 
gänzt hat,  erscheint  zweifelhaft.  Zwar  hat  er  auch,  wie  E:  9 
coletida  —  19  inperii  —  38  abit  —  80  repetens  —  86  delatus  — 
96  canfirmat  —  99  descende,  aber  dagegen  sprechen  folgende  Ab- 
weichungen, die  allerdings  auch  zugleich  die  mangelnde  Sorgfalt 

i 
dieses  Abschreibers  erkennen  lassen:  9  ferat —  11  emU  (statt  entiirii) 

—  13  uiserai — 14  ν  ο  r  u.  13  lautet:  flentem  Uüioramtem  (sie)  puerum 
trepidamq;  uetaret  —  18  facilem,  corr.  in  Ή  —  23  inde  feris, 
corr.  saUäi feris  —  incendens,  das  zweite  η  punctirt  —  26  inter 
statt  autem  —  clamas  —  29  caculis  —  inqui  —  39  occidii  — 
53  uasa  falsa  carinas  —  70  tramsuectes  —  72  et  —  77  litatur  — 
84  his  iduSf  mit  Schleife  über  dem  zweiten  i  (statt  hispidus)  — 
87  naci  —  93  officiss  —  95  uirtntes  —  98  scapilis  —  101  lan- 
den —  102  uictoremq  —  u.a. 

Nach  jenen  Correcturen  auf  Grund  von  cod.  Ε  (m.  2)  sind 
meines  Erachtens  auch  noch  verändert  worden  (m.  3)  I  221  /0- 
tiens  (s.  oben)  —  341  capietUes  (vielleicht  capientes  m.  1,  ca- 
pietis  m.  2?)  —  II  52  naiis  statt  ßiis  —  81  halens  —  III  133 
gemebani  (cf.  p.  4  )   —   143  duo  conspicify    vielleicht    auch  noch 


254  Caesar 

anderes,    w.is    aber  nicht   mit  Sicherheit  festzuetellen  ist.     Einer 
hat  eich  aucli  die  Mühe  gemacht^  aus  -qur  häuliger  -q\  zu  macheo, 
und   zwar  ist  dies  geschehen,   nachdem   hcreits  die  Glossen  über- 
geschriehen   waren,   wie   1  8  f.   beweist.   \νυ  die   Rasur  bei  -g;  zu- 
gleich den   Wegfall  der   Buchstaben    va    in   der  Glosse  \c(i[nd\a\a 
zur  Folge  gehabt  hat.     Auf  diesen  wird  dann  auch  die  Corrector 
xps  fvLT  Christus  (I  312|  un»l  ähnliciies  zurückzuführen  sein.    Der- 
artige thörichte  Veränderungen  im  Text  scheinen  mir  am  meisten 
zu    den  Kenntnissen    und    der  Begabung  dessen    zu   passen,   der 
111  9 — 1(^3  ergänzt  hat.     Sie  beweisen  aber  auch  wiederum,  wse 
für  Hände    sich    im  Mittelalter    an    den  Handschriften    vergriffen 
haben. 

Zwischen  den  Zeilen  des  Textes  nun  und  an  den  Rändern 
stehen  viele  Glossen,  die  stellenweise  ausserordentlich  schwer  t^ 
lesen  sind  und  ausserdem  noch  durch  Beschneiden  der  Blätter 
verstümmelt  sind.  Unzweifelhaft  hat  der  Verfasser  dieser  Glossen 
die  Exposiiio  Remigii  (Huem.  p.  316  ff.)  in  irgend  einer  Weie^ 
benutzt;  aber  er  hat  manches  davon  weggelassen  und  manc  l^es 
hinzugefügt,  darunter  allerdings  auch  viel  WerthloHCS.  Manobe 
Notizen  aber,  die  bei  Huemer  fehlen,  scheinen  doch  auf  Remi^  i^^ 
zurückzugehen,  zH.  pruceres  (p.  10  f.j.  Zur  Charakterisierung  ^^^ 
Glossen  im  allgemeinen,  die  oft  gegen  die  I^xpos,  Rem,  noch  da^^^ 
einen  Ausdruck  vermehrt  sind,  werden  folgende  Proben  genttg•^*^  * 

Huem.  p.  1:    uenerabilis  :  dignus  ucfterationey  decurso :  f^^^" 
Jecto^  inuestigato  et  {est)  ^  parti[cipium]y  censeas :  iudice^,  seueri^^^^ 
(aus  'tis  m.  2) :  duriduf  obiurges  :  increpes y   utpote  :  qmppe^  pr^^^ 
rogatiua  :  auctoritate,  stiffultus :  roborafus  adiutnsj  pelagus :  prof^^^  ^*' 
ditate(m)  eHatig{e)l(i)or(um),  maiestatis :  Chr{ist)i,  p.  2:  Uro :  iuuer^^  *^^ 
Untre:  sensu  ingenio,  facti :  operis,   audacem  :  temer <xriu{m\  p(rC^^^\ 
sit(m)ptuo[sum\j   deuotum  :  iihente{m)  et   humile(m),' pecloris  :c€^^^^' 
tatiSy  in  pectoris  tui  partum   hlanda  tranquillitate  recipias :  Uim^^^ 
l  dilectumy  naufragia  :  pcrictda  l  hereseos,  studiis  :  discipliniSf  ui^^^ ' 
ferrociam   (sie),    inani  :  i    phisophie    (sie)  5(ae)c(?i)ian,    dazu     ^*'  ^ 
Rande:    sapien\tia   hniius)  \  m]undi  stul\ticia  ap{u)d  d{eu)m  ^-=^'' 
depetiderem  :  tribuerem  1  exhiberem,  soUrtia  :  exerciiium  \  studim^^"^' 
auctori :  deo  usw. 

Aus  meinen  Notizen,  die  nur  einen  geringen  Brucbtheil   A^^^ 
Glossen  umfassen,  erwähne  ich  noch :   zu  p.  3  e-u  (Huem.)  ete'-* 


e 


^  In  (  )  stehen  Auilösungcn  von  Abkürzungen,  in  [  ]  ErgimuDg^^ 
von  Lücken. 


) 


Die  Antwerpen  er  Seduliue-Handschrift 


Rand? 


iä 


sehr   8cln 


lesbare,    dabei 


I 


eine  längere, 

etÄmmelte  Erklänmg»  die  ioh  hier  nach  tier  darch  Herrn  Hooeee 
erneut  vorgenoiiimeneii  Collation  mit  den  vun  mir  versuchten  Er- 
^müznngen  wiedergebe  :  ]tes  ><?  ^aiuofum  t(s;^)e  |  α  qmmis]  aliOy  €u(m) 
~^iacedo\nii   et]  aihr{um)  sapimtu{m)  \  αώ€ΐα   catjerc  ddiuioria*  | 
J^Jorum    diis]cipline   asiieribit    |    qukqmdl    (est)    sapietick    Hn)  sc 
i      ipso,]   qua{m)uis    cU    uide\rctur    in]    ip$o    i(n)c{sac)    aliq{u)a    | 
^^ruden]tia(m)  (sie),  p{rü)  q{u)a  α  per  |  «  ♦  .  ,  .  .  lissc  sine  U  |  .  •  .  . 
•  •  .  .  cido  aUerius  |  .*....  J*(m)  pOfiSit  corro  |  ......  (1    ,  ,  .  le$: 

%ch  hatte  gelesen  ,•,.*.  et  und  ergänzt  [ind]et  oder  [/w^]e/,  10 
Mme:  ich  affaits{^\  11  icli  .  .  .  cedo^  12  currolborare]  oder  cono- 
Xborari])  —  p.  3  c  angebar  :  anfßmilehar  stringebar^  7  4  tirocinlu  : 
^cola,  9  5  SincleiiciSf  s,  u.  ac  m. :  abalisaae^  9  ii  apostolus  prohibei 
Jmin^  in  a€cl{€si)a  dkei^c^  1 0  β  nomine  meriioque  B&rpeiuam  : 
propriam  ei  apcllafiuam^  12  ι  ρΐΗ/ίϊηοΐΊωι  iaeiura  Kvrhornm :  ex- 
cmatio,  ohiecÜQ.  f.  5*^  am  oberen  and  linken  Itande:  Sicut  a. 
IJierongmus  dicit  in  cafhalogo  uironim  fidelium^  ü(e  SeduUus 
primo  lakus  fuit  et  In  Achala  stculares  didi[':if  \  discipitnas,  Posim 
uero  totum  bc  ad  d(eH)m  conttdU  ei  omne  siudiumy  qtiod  aniea  ha- 
huU  in  Ulis  secularibun  dtsciplinis  ad  diui[nas  \  seripturas  cmdulU 
{-iuUt  punctiert  und  darüber  uertit).  Scripsit  enjo  hunc  iibrum  de 
ueteri  ei  nouo  tesiamenlo  apiM>sili$  congruentibus  pracfalionibm* 
Hone  a[uieiin  \  id\eo  ep(isfn)lam  feeii  ud  Maced{umiim}^  \  iit]nc 
ie{m)puris  p{r€s  b(dc}rumy  ui  ei(us)  \  au]ctoritai€  Ιώϋκ  sci'ipf(us) 
(mc]ioraret{ur)  et  r'hOiaret{itr),  \  Co]nsuäudo  eni[m)  ue(eru(fn) 
^ra]t^  ut  sapientes  uiri  sut'ip\ki\  sua  uiris  prudentiblua)  lra\df^]- 
rent^  quatinus  eorum  fa\uöre  aiic(orarctit(ur).  Dann  folgen  einige 
GloBsen  hierzu:  Cafhalu\glm)  gr.,  tat  ine  seri\es]  tiel  ordo  librQru{m),  \ 
4^]Hirüru[m)  nöbdht{m},\  p{rae)]fatkß  Udine^grece]  p{fo)]hgHS)  na{fn) 
p{ro)  apud  |  G]rtco3  sepe  ρ{το)  pre.  f.  6'  oben,  zu  l  5  soUemnia: 
Sollc{m)niad{icu)iiUu)r  fesia  qu{a)e  cerUs  te{m)pörib[m)  amii  ctle- 
hraHt(ut')  α  conttenfit  mülioru{m}  et  nenii  \  ab  eo  uerbo  Gteco  q(uo)d 
e(s<)  soliii(m),  q{tk))d  lingim  Osvor{um)  lotu(m)  d{kUu)r^,  \  mit- 
tu{m)  (?)  Du[mi]nus  lam{en}  Beda  dielt  \  α  H(er)bu  nenire,  q{uo)d 
eUt)  suleo'^,  f.  6',  am  r.  Rande,  zu  I  11  f*:  Zeunui  e(^t}  hhHub) 
ue[rbi  I  condusio  dluersis  d[a(t  \  sulis  apte  c(on}iunvt[a.  \  Hie  iangit 
(res  disc[i\piinus  philosuphiCy  e[fhi\€a{m),  2}hiska{m)^  logka{m\, 
P{er)   miare\  cfhica{m}    i    morakim),    q{u)e    sklut    rnalre  p{ro)' 


ί  Fes  tos  p.  tiiKl,  14  s.  SutitnitrUia  und  sonst. 
s  Keile  gramm.  Vli  p.  310,  32. 


l 


fundu{m)  €{si);  na(m)  morcii  itlö\minu(m}  ad  i(n)u€sti(iartfIu{St\ 
p{ro)fu[ndt  \  s{un)t.  I\er)  t{cr\ra(m)  ihist(a(m)  i-  mftur[ale{m)\ 
ul  geomeAri)ca(m)  mklkfiimiusl  [0[m)tiiu  \  de  t(er)ra  naacmtt{ur)^ 
^i)a{m}  fefmn{a(m)  dic(Hnl)  |  HaiuralH{er}.    P(er)  nstra  laffi[ra{m)\ 

t^  rattonalcim)^  qiu)e  ratiolnibius)  \  exreUior  e{i^i)  8ic[ut  . .  |  .  .  ,  , 
f,  ύ'\  am  unteren  Rande,  (zu  I  19):  Bidictda  Get{a)e^  i-  ludö^ 
ioütdantate  \  comfdiarnim),     Gcfa    camka    p{er)s(ma    eist)   ap{u)d  \ 

T(ei')reniiu{m),  Quida{m}  div(un)t  α  Geie  ,  .  .  nu  .  ,  ,  .  \  s{€d) 
hk  €ur{um)  m{tfi)i:iö  nuUa  e{3i).  Zu  I  22  Niliaeis  hMis:  Bib* 
lum  fjrece,  lutim  didutd}  Ubrit{m).  Inde  hiblio\(heca  i  tibrorum 
reposifio.  —  Bibluim)  (/euiits)  est  papiri  (j(m}d  n(iscit{ur)  iuxta 
ftuuiuim)  Nilulm],  unde  scribebatii  \  antiq[ui,]  hinc  [ffrece]  hihU[a] 
libri  d(wit)ftUtt}r.  I  23  odas:  Ode  gr.^  l(a)(,  modidationcs,  Η-ΟΔΕ* 
ffr.,  l(a)t.  hec  oda  \  et  pir  (=  p{e)f{itu)r?)  » . .  32  apex:  dignüm,  at- 
f^umen:  celsitudo,  t  16",  am  unteren  Rande,  sa  1  43  f.;  Deukfis 
Atheniensibiis  3iifws  hanc  poenam  stattttt,  tä  mtfftdis  q{u)it>(its)q(ne) 
annis  VII  de  /diis  ifuis  et  VII \  de  filinb{us)  suis  edendos  Mino- 
tauro  mitterent.  S{ed)  t{er)th  anno  Egei  fiii{u8)  Theseus  missus 
(est)  potcns  ta(m)  uirtute  q(Ham}  forma,  Quia  ab  Arladna,  reffis 
ßUa^  amatus  fui[t  .  ,  .  |  dedali  .  .  .  filia  fih\  iu{r)n  .  .  .  ^t*»  necato 
Minotauro  cum  rapta  Äriadna  fngU.  f.  12",  am  oberen  Rande 
(vor  Γ  313),  ee  ist  mintJestene  eine  Zeile  abgeecbnitten:  ,  »  Ar^ 
t'im  ....  ne^at  patreim)  ei  fiHu{m^  et  8p{irttu)m  s(an)c(tu)m  unius 
non  de  (?)  substantHa)€,  Adeo  in  digmtaie^  potent ia.  h[onore  \ 
maioreim}  e{ss)e  d(eu}m]^  td  fiVmm  exctUat  et  fiUus  Imige  inferius 
mbitistat.  f.  12",  am  linken  Hände  (zu  i  316:  nam  skui  ckams 
hahetuT  und  320:  quod  sumimus  Pater  est,  et  Filius  hoc  est):  .  , 
suhs]tantia  diuhnfafis  |  .  .  .  .  .  f]acit  ad  hoc  fi{uf})d  ],  ...  est;  na{m) 
sic{ut)  cla\rus  ha\hdur.  (^  ,  .  .  .  [fUium  /]at%  ad  A.  q.  igenitor] 
est?).  Zu  I  322  C:  [Dkebai]  Arrins  tres  €(ss)€\  person]as  siib- 
stanti{a)e  \similh,]  qtwd  fXUius)  nee  slpirifus)  nee  g{endor)  esset,] 
neque  tres  p{er)3onas\  pares.(?)]  At  t:oiii)ira  unu{m)  \  illus]  tres 
p{er)sonas  €{ss)€  \  .,,,...•  Wae  noch  folgt,  ist  unleAerliob. 
Π  1  anguis :  diah{oltis}  p{er)  atigtte(m)t  117  atrox :  crudeiis^ 
quo :  Ä.  nutlo,  simple jc  :  innof^ens,  zu  171  Natoqite  uocntö  am  Rande : 
hie  est  fiUus  mens  dil[edus  \IQMB*C-F  (^  in  quo  mihi 
bene  complacui,  Mattb.  XVII  5,  /.  .  .  V)  —  2lR  proceres :  p(ro)c€rrs 
dei  s[erut?  \  nomina{ti)iit(r]  (imi3it[ate»  \  P(ro)cer€s  aut(ein)  princi- 


I 


*  gcte,  dcranacb  scheint  Remigrius  an  dieser  Stelle  thiiteäcblicb 
geiae  geli^s^n  zu  haben  (vgl.  Ηιιβτη.  Wioii.  S -Her.  1.•<Η0  li  1«J  p.  54ii); 
der  ood.  Antv.  selbst  but  an  dieser  Stelle:  riäictäo  uegeia. 


Die  AiitwcrpenrT  Setlijliiifl-Haa<lBc!inft 


2&7 


p[es  ciui\(aiu[m]  dkunt{ur),  qiti[a  eminent  |  in  ea  Sic{ut)  in  {a)edi- 
fic[ns  mu\tuli  quida{m)  -»-  capi[fa  lra\biumj  qtto  et  p(ro)€erles 
^o\minantur^.  Zu  28ί•  hw  quia  libcraf^  ille  trucidat :  Chr(isfu)s 
wo*  sequen\ie8  saluai^  diaholns  \shqs  neeat^  297  impia  iartara  : 
Μ  iwnpii  puniuniur^  III  1  thalamis  :  tmpciis  lohannis.  f,  SIT  am 
önteren  Rande,  hinter  IV  297  (aber  zo  251  —  270  gehörig):  Ocu- 
foHt4^wn)  ap(€r)tion*'s^  unde  spiractdn  p(ro)deunf  ut  ülud  sup{tr)u{m\, 

^r^muii  gcfi I   N(t{m)  octdi   duo   s(un)t  de  septe{m)  forami- 

«^W«  capitis,      Ynde   in    libris  medicinaithus  Ie(f{i]t{ur}.  \  3ihtm 
^Pt-iiatus  est   hmm    in    Chr{ist)o  ei   iUmmnatus.      Cecitas  eni{m) 
I     ^^/^^^ditas  et  irdu\minatio  fides. 

Ausser  diesen  lateiniflchen  Glossen  finden  Rieh  auch  noch 
altli  ^cli4euteche^  die  theilweise  in  GeheiiDschrift  geschrieben  aind: 
•^*-'^^  (lee  Vocales  ist  der  folgende  Consonant  gesetzt*. 

Da  diese  althochdeutschen  öloseen  bereite  von  Nolte  ediert 
eim«^  (Germania  XX,  1875,  p.  1:30  f.),  habe  ich  nur  wenig  hin- 
*^i^^^fügen.    Nach   meinen  Notizen  steht  bei  II  121  fiefas  thatsäcL- 

tliöX:^  ffißmlbt  (=  meindai)^  Nolta  las  infktidbi  und  verbesserte  in 
''"  ^/i;  III  165  gratis :  tbncki  st  Kolte,  ich;  tbmkfs(et)  und  f  bei 
^^^=m.ii$;  ferner  habe  ich  zu  IV  294  f,  frementis  ,  .  equi:  brechesendes 

t*  —      Tosses  gelesen,   das  r  von  rosses  iet  allerilings  undeutlich;  IV 
*^^  *j  ostro  :  hii  theropti  .  .  ρ  ,  ro;    endlich    hat   Nolte  ausgelaesen  : 
^80  orbitü :  uuagan   leisa  (vgL  Graff,  Älth.  Sprachecb,  Π  251). 
■  a  mir  nnverständlicli  mosR  ich  hier  erwähnen:  p,  2  i  expnrgem: 
^^^^w,  itolo  (wohl    zur  Erklärung    des   Coni.  adbort,,    ob  zu  geron 
^^^liürig?);  II  89  /eres :  helebis,  Ηαοώϊ^;   endlich   «teht  f.  3"^  oben 
^^^  or  Inter  diuer^as  cet.  p.  4  7  f.) :    Cum    popnh   fedus  pepigit  h 
^  Giratar om* 

In  dem  Text    des  Pasch,  c.  sind    nun    auch    noch  mehrere 
*^    ^^iuiaturen  verstreut : 

Κ  Ab  TitpJhilfi  zeigt  f .  F  die  anf  einem  Beseel  unter  einem 
^*^  on  2  Säulen  getragenen  Bogen  sitzende  Gestalt  Cbri«ti,  der  ©in 


1  ServiuB    zu  Verg.    Aeu.  1  740:    procercH    atitem    idea   secimdum 

wnrromw  principcs  ciuitaiis  dicuntHTy  quia  eminent  in  ea  8icut  in  afdi- 

^^fjiit  muiull  quidam^  hoc  est  capita  trahiunh  qmie  procerea  nomimmtur. 

*  Aehnlicihe^  LTwalrnt  Grafl\  AlthochdeutstiherisprttchechaLinl  p.LVI, 

^(tü   einer  Hanfisch rift  aus  Oheraltach,    jetzt    in  München^    und    p.    LI 

"vom  dod,  Tegerns.  X  Γιί>  in  München;  vgl,  auch  Alcuini  opp.  ed.  Frriben 

Up.  444  n.  XXVI:    Dr   t-ursu   CBNKS  -  BC  ■  FVGB  .  LFPPRKS  =  De 

rewmt  canis  itc  fuga  kporis,    Ueher  Sohwiiizer  Has.  der  Art  spricht  Hagen 

Xaneod,  Hoivul,  |h  XVI  Ϊ. 

Übeln*  KIuR.  f.  FbUol.  F.  LVI.  17 


2π8 


C  Η  e  ι  ft  r 


blatiee  Untergewand  und  rotlien  Mantel  tragt;  an  der  Hucken- 
bbfie  des  Seeeete  befindet  sieb  oben  ein  Kreux.  Hechle  obeo  iat 
nocli  ein  CO  8iclit!>ar ;  dementsprechend  war  wohl  nrepräogHch 
links  ein  A,  In  der  Mitte  <ler  Seite,  lu  beiden  Seiten  der  Säulen 
flind  einige  Baehetaben  zii  eehen,  die  möglioherweiee  zu  einem 
Namen  (etwa  de«  Zeichners?)  gehören;  ch  eteht  da;  m 

.  .  .  Ε      m      C     i  VS.  V 

Oder  sollten  eie  von  einer  friiheren  Beniitxunir  dieees  Blatte»  her- 
rühren ? 

2.  Dae  nächste  Bild  (f.  8^  hinter  1  lliij  stellt  lenake  — 
Opferung  (1  Π 4  f.}  dar.  In  der  Mitte  stehen  Abraham  und  I 
Uaak;  Abraham  hält  in  seiner  1,  Hand  die  Enden  der  Binde, 
die  um  Iflaaks  Augen  gelegt  ist,  in  der  r.  ein  Schwert,  Hechts  _ 
steht  der  Altar,  auf  dem  bereits  das  Feuer  brennt;  linke  iet  unter  ■ 
einem  Baume  der  Widder  sichtbar,  darüber  ersoheint  hooh  oben 
eine  Hand, 

3.  4.  Das  Geschick  des  Jonas  fl  lil2  <Γ.)  wird  durch  «wei 
Bilder  dargestellt,  die  sich  beide  auf  den  Vers  I  192  beziehen, 
auf  den  sie  anch  folgen  (Jonas  fmppe  cadem^  fioeto  Hürhente  uo- 
raius).  Das  erste  (f*  d^)  zeigt  ein  Schiff  mit  5  Inaaeeen,  von 
denen  2  dt?n  Jonas  kopfüber  über  Bord  werfen;  sie  halten  noch 
eeine  Füsee  in  den  Händen.  Auf  dem  anderen  Bilde  (i\  lu*^)  hat 
das  in  grüner  Flut  ecbwimmende  geringelte  Meerungeheuer  den 
Jonas  schon   bis  znr  Brust   verschlungen. 

5.  Daniel  in  der  Löwengrube  (i  212  ff.)  ist  f,  lO** 
(hinter  I  219)  dargestellt;  er  eteht,  mit  hellrothem  Unterkleid 
und  dunkelrothem  Mantel  und  mit  bell-  und  dunkelrother  Mutze 
bekleidet,  zwischen  2  Löwen,  die  »chon  nach  ihm  lechzen  ;  rechte 
steht  ein  Baum.  Links  erscheinen  2  Gestalten,  von  denen  die 
untere  —  ohne  Flügel  —  Speise  und  Trank  bringt;  die  obere 
die  mit  ganz  wunderlich  verdrehter  Beinatelhing  und  mit  grossen 
grünen  Fiilgeln  «largestellt  ist,  hält  in  der  1.  Hand  ein  rothes 
Kreuz;  die  r,  Hand  berührt  die  Hanre  der  anderen  Gestalt  Ob 
dies  beissen  soll,  das»  der  Enge!,  der  den  haniel  beschützt  (Dan. 
VI  22),  auch  noch  einen  Menschen  herbeiführt,  welcher  für  di** 
leiblichen  Bedürfnisse  sorgt,  wage  ich  nicht  mit  ßeslimmtheit  za 
behaupten ;  der  Text  des  Sedulius  bietet  zur  Erklärung  keine^ 
Handhabe. 

*λ  f.  IIF  (hinter  I  359)  sind  die  vier  Evangelisten 
durch  ihre  Symbole  dargestellt  (v^fL  v.  355  ff.).  Linke  ein  Stieir 
(Lucas),  dann  ein  Jjlenech  (Mattbaeuä],  dann  folgt  ein  Kreuz,  uuca 


Die  Autwerpener  Kedulius-HamlRchrifi 


I 


deseen  Querbalken  «in  Tuch  geschlungen  int,  weiter  reßlits  eio 
Lo^ji^e  (Marcus).  Ganz  reclit«  ist  ein  Sttiok  lierausgenesen,  auf 
dem,  nacb  den  Uniriseen  des  Locbeß  und  naoli  den  noch  eicht- 
b&rcn  Fängen  za  ecblieeeeo»  ein  Adler  (Jobannee)  dargeetellt  war 
(vgl  V,  358).  Die  3  ersten  halten  je  ein  Buch  ;  wae  der  Adler 
in    den  Fängen   hält,  ist  nodentlich* 

7.  Die  Α  ü  b  t!  t u ng  der  Magier  stellt  dae  folgende  Bild 
duF  (f.  15"»  hinter  II  96),  Drei  Männer  mit  spitzen  Mützen 
kommen  von  link»;  jeder  hält  etwas  in  der  Hand;  was  die  ein- 
zelnen tragen,  ist  nicht  zu  bestimmen.  Rechts  sitzt  Maria;  sie 
hat  hellbtondes  Haar,  das  von  einem  hellgrünen  Heilige  η  acheia 
umgeben  ist;  sie  trägt  ein  braune»  Gewand,  Auf  ihrem  Sohoosse 
''itzt  Jeans  in  grünem  Gewand,  mit  dunkelgrünem  Heiligeneebein, 
ΪΛ  Welchem  senkrecbt  auf  einander  etebende  belle  Strahlen  ge- 
zeicbiiet  eind,  Jeans  ist  sehr  gross  dargeetellt,  als  oh  er  etwa 
io   Jabre  alt  wäre, 

8.  f.  16^  (hinter  II  128)  Der  Betb  lebemitiecbe  Kin- 
clerinord.  Rechts  etehefi  2  Männer^  von  denen  der  eine  ein 
och  Wert  bat;  sie  haben  ein  Kind  an  den  Beinen  gefasst.  Linke 
^ittvoii  ein  Weib,  das  auf  dem  1,  Arm  ein  Kind  trägt  und  ein 
iiiiaeres  an  der  r,  Hand  führt,  um  sie  vor  den  Würgern  zu  retten. 
^»^©r  hinter  ihr  her  komml  ein  Mann,  der  schon  ein  Kind  auf 
*^'ϊιβ  Lanze  gespiesst  bat,  und  ergreift  das  Kind,  das  sie  führt, 
*'*  den  Haaren  Links  ilavon  liegt  ein  Weib  um  Boden  und 
*^'^gt  um  das  todt  vor  ihr  liegentle  Kind,  Noch  weiter  linki 
"^^ht    anscheinend   der  Vater  des  todten   Kindes. 

Daee  zwischen  III  S— 104  auch  nocb  raindestena  ein  Bild 
f^We«en  sein  muee,  wurde  oben  schon  gesagt;  der  verfügbare 
*^•ΐΐϊι  (13  Zeilen)  würde  aueb  für  mehr  als  ein  Bild  auagereicht 
"•^beti,  da  zB,  die  Jonasbilder  nur  5  bezw.  3  Zeilen  umfassen: 
'^  IjrÖesten,  liiaaks  Opferung  und  Daniel  in  der  Löwengruhe, 
"^anepruchen  IH  Zeilen, 

9.  f,  22*^   (hinter   III   198)    Die    Heilung     von    zwei 
*tiiien    und    stummen    Männern.     Links    ist  Christus    ge* 

'^tnet  (mit  grünem  Heiligenscbein   und  dunklem  Kreuz  darin  ^); 

^i'äj^t  ein  blaues   Untergewand    und    einen  rothen  Mantel.     Er 

**^   in  der  l.  Hand  eine  Holle;  die  r<  Hand  ist  mit  ausgerecktem 

und  Mittelünger  über  den  vordersten  der  beiden  vor  ihm 


^  *le  nimbe  cruei forme    Heueene»    EUmvntn    tVarcMoUygu   chHt.  l 


2β0  Caesar 

liegenden  Blinden  auegestreckt.  Bei  beiden  Blinden  ist,  zam 
Zeichen,  daee  sie  auch  stumm  seien,  ein  senkrechter  Strich  über 
den  Mund  gezogen.  Ganz  rechts  steht  ein  Baum.  —  Darauf, 
dass  Sedulius  III  180  —  108,  wie  auch  seine  Quelle,  Matth.  XII  22, 
nur  von  einem  blinden  und  stummen  Menschen  spricht,  während 
hier  im  Bilde  zwei  dargestellt  sind,  werden  wir  später  noch 
zurückkommen.  Einem  späteren  Benutzer  unserer  Handschrift  ist 
nun  der  Widerspruch  dieser  Darstellung  mit  dem  Text  des  Se- 
dulius  aufgefallen,  und  er  hat  das  Bild  anscheinend  so  zu  er- 
klären versucht,  als  sei  mit  der  zweiten  Person  die  Frau  ge- 
meint, die  18  Jahre  lang  gekrümmt  war,  und  deren  Heilung 
V.  199  ff.  erzählt  wird  (vgl.:  Quae  domlno  miseranfe  iuges  post 
octo  decemque  Membra  leuat  messesj  caelumque  ac  sidera 
tandem  Ceniit);  freilich  wäre  auch  dann  noch  das  octo  decem- 
que messes  missverstanden.  Es  ist  nämlich  zu  der  zweiten,  mehr 
hinten  liegenden  Gestalt  von  später  Hand  geschrieben  worden 
annorum  X  et   VIIL 

10.  f.  25'  (hinter  111  319)  Petrus  fängt  einen  Fisch, 
der  einen  Stater  in  seinem  Munde  hat.  Am  Wasser 
sitzt  ein  Mann  mit  Tonsur  und  Vollbart,  Petrus;  auf  seinem 
Schoosse  hält  er  mit  der  1.  Hand  ein  Körbchen;  mit  der  r.  Hand 
hält  er  die  Angel  ins  Wasser.  Eimer  von  den  5  im  Wasser 
schwimmenden  Fischen  hat  gerade  angebissen.  Rechte  ein  Baum. 
An  Tonsur  und  Bart  des  Petrus  ist  radiert. 

11.  f.  30'  (hinter  IV  237)    Die  Ehebrecherin.    In  der 
Mitte  sitzt  Christus  (mit  kreuzförmigem  Heiligenschein,    wie    auf 
den  meisten  Bildern);    er  hält  in  der  1.  Hand  eine  kleine  Bolle, 
die  r.  Hand    weist    mit    ausgestrecktem  Zeigefinger   nach  vorne. 
Vor  ihm  liegt   mit  blondem,    vom  Scheitel  herab  wallenden  Haar 
das  Weib    und  blickt    ihn    an.     Hinter   dem  Weibe  gehen    nach 
rechts    drei  Männer    fort,    von  denen    der    eine   einen  Stab  oder 
eine  Lanze  trägt;    es  sind  wohl   die  Männer,   die   dae  Weib   vor* 
Jesus  geführt  hatten.     Hinter  Christus    stehen  3  Jünger:    Petrus 
(mit  Tonsur),  der    in  der  r.  Hand  2  Schlüssel  zu  halten  scheint , 
dann  Johannes  und  Jakobus. 

12.  f.  30"  (hinter  IV  274)  Die  Auferweckong  den 
Lazarus  (IV  271  ff.).  Im  offenen  Sarkophage  (clausus  sepulchri 
marmore  Sed.  v.  273  f.,  jedoch  σπήλαιον  Job.  XI  38)  liegt  der 
Todte;  sein  Gesicht  ist  mit  einem  weissen  Tuche  verhüllt,  der 
übrige  Körper  mit  r^rün  und  weiss  gestreiften  Binden  umwickelt. 
Hechts    steht,    am  Fussende    des    Sarkophags,    eine    der    beiden 


Die  Antwerpener  Sedolias-Handiehrift 


261 


■ 

I 


■ 

I 


I 

I 


ficbwest<;ni;  liuke  neben  dtm  Saikuphag  liegt  die  andere  vor 
ChnetQfl  auf  dem  Boden.  Dieser  hat  Beine  r.  Hand  über  sie  er- 
hoben; in  der  L  hält  er  eine  kleine  Eolle.  Hinter  Christnp  eteht 
links  PetrüH  (mit  Tonsar).  —  Die  Nameu  Maria,  Martha  end 
Lazarus  eind  von  später  Hand  zu  den  Personen  geRcbrieben,  und 
«war  5et  die  rechte  stehende  Schwester  Maria,  die  vor  Christus 
liegende  Martha  genannt.  Die  Situation  auf  dem  Bilde  weicht 
etwas  von  Ev.  Job.  XI  ab.  (Der  Text  des  Seduliue  kommt  hier 
gar  nicht  in  Betracht,  weil  er  viel  zu  wenig  ausführlich  iRt.) 
Bei  Joh,    spricht  Jeeuü    narh    dem   Abheben    des  Steines  (v.  41) 

—  auf  dem  Bilde  ist  der  Deckel  des  Sarkophags  bereite  abge* 
hoben  —  kein  Wort  mehr  xu  den  Schwestern;  davon,  dass  bei 
dem  Grabe  eine  der  SrhweHtern  sich  vor  Christus  zu  Boden  ge- 
worfen habe,  steht  bei  Job.  nichts  j  wohl  aber  ist  vorher  (v.  32) 
Maria,  als  sie  Jesus  zuerst  wiedersieht^  ihm  zu  Füssen  gefallen, 
leb  vermute  daher,  dass  auch  hier  die  liegend  β  Gestalt  Maria 
und  die  am  Sarkophag  stehende  Martha  sein  soll» 

13.  f.  3P  (hinter  IV  297)  Jesu  Einzug  in  Jerusalem 
(IV  291  ff.)*  Von  links  kommend  reitet  Christus  auf  einem 
Eeel;  hinter  ihm  sind  noch  5  Fersoeen  sichtbar.  Aus  der  vor 
ihm  liegenden  Stadt  Jerusalem  kommen  ihm  12  Personen  entgegen; 
2  davon,  von  denen  eine  dem  Zeichner  völlig  raisslungen  ist,  legen 
Kleider  und  Zweige  auf  den  Weg. 

14  f.  32'  (hinter  V  25)  Die  Fusswasohung  (V  20  ff.)• 
Rechts  hteht  ChristoB,  der  bereite  den  Schurz  sich  umgebunden 
hat  Ihm  zunächst  sitzt  ein  Jünger  mit  Tonsur,  also  Petrus;  er 
'streckt  Christue  beide  Hände  und  FüBse  entgegen.  Hinter  Petrus 
eiiid  noch  zehn  Junger  gezeichnet;  einem  von  diesen  ist  das  Oe- 
sieht  von  späterer  Hand  ausgekratzt,  —  Zweifellos  stellt  unser 
Bild  den  Äugenblick  dar,  wo  Petrus  zu  Christus  sagt:  '  Herr, 
nicht  nur  die  Ftasse,  sondern  auch  die  Hände  und  das  Haupt' 
(Ev.  Job.  XIII  9).  Diese  Stelle  hat  aber  Sedulius  völlig 
übergangen.  —  Ob  der  Zeichner  mit  Absicht  bloae  II  Jünger 
gezeichnet  hat?  dann  wäre  wohl  anzunehmen,  er  setze  voraus, 
dase  Judas  bereits  weggegangen  Bei.  Sedulius  aber  erzählt,  genau 
dem   Ev.  Job.  entsprechend,   dass  Juda&  auch  noch  zugegen  war, 

—  Sicher  hat  auch  derjenige,  der  das  tiesicht  des  einen  Jüngers 
verkratzte,  vorausgesetzt,  dass  er  den  Judas  vor  sich  habe,  und 
hat  dann  seinem  Abscheu  vor  dem  Verräther  in  der  ^angegebenen 
Weise  Aufdruck  verlieben. 

15.     f.   ^S'^    (hinter    V  β«)    Der    Judaekuss,    dargestellt 


2β2 


Ctei 


ι 


dem  Veree  08  (frumlenta  pto  luptis  oseula  porrigit  agtjo)  enti  ρ  re- 
chend, in  der  Mitte  vor  einem  grünen  Hügel  ein  Lamra,  daß  von 
einem  Wolf  geküset  wird;  mich  liier  ist  wiedernm  hei  dem  Wolf 
der  Kopf  verkratzt.  Hinter  dem  Hügel  sind  linke  G,  rechte 
12  Köpfe  Riclithar.  Von  den  letzteren  bat  der  vorderete  eine 
Tonfiur,  ^oll  aUo  wohl  Petrus  Hein.  Wenn  aber  mit  den  12  über- 
haupt die  Jtinger  gemeint  sein  »ollten,  eo  hätte  der  Zeichner 
vergeeeen,  daes  Jedae  jetzt  doch  nicht  mehr  mitgezählt  wer- 
den durfte. 

Ifi.    f.   33^    (hinter  V    81)    Petri    Verleugnung.      (Die 
Verleugnung  «elbet   wird    erst  V.  104  ff.  erzählt,    V.   7Ö  ff.  gteht 
nur    die    Prophexeihung    derselben.)      Link»    steht   ChriBtne    und    Α 
weist  mit  der  r.  Hand  nach  rechte;  in  der  Mitte  auf  einem  Posta-     ' 
mtnt  ein  Hahn^    weiter   rechte    ein    stehender    und  ein   sitzender 
Jünger,  beide  mit  Tonsuren  (Petrue  und  Johannes). 

17.  f.  38'' (hinter  V  413)  '  Weide  meine  Schafe!'  Unke 
flieht  Chrietue,  in  der  linken  Hand  eine  kleine  Rolle  haltend,  die 
rechte  Hand  ist  auf  den  rechlfi  stehenden  Petrun  gerichtet*  In 
der  Mitte  befinden  nich  unter  einem  Bflume  8  Schafe,  von  denen 
3  auf  Chrietu»,  5  auf  Petrus  blicken. 

Mehrfach  wurde  bereit»  darauf  hingewiesen,  daes  die  Dar* 
etellung  auf  den  Bildern  nicht  völlig  zur  Erzählung  de«  Bedtiliue 
passe*  AusKUscheideii  sind  hier  znnächet  die  Irrtbümer  betreffe 
der  Zahl  der  Jünger  in  Bild  14:  11  gtatt  12,  und  in  Bild  15:^ 
12  etat!  11;  auezuecheiden  ist  auch,  wae  der  freien  Phantasie  deiw 
Zeichnerfl  entsprungen  «ein  mag,  wie  das  Herbeibringen  von  Spei«' 
und  Trank  in   Bild  5,  die  Äuafiihrang  des  Kindermordeg  (8). 

Aber  mehrere  Bilder  können  nicht  nach  dem  Text  dee 
Seduliua  allein  gezeichnet  sein.  Es  fragt  sich,  ob  der  Zeichner 
beim  Entwurf  dieser  Bilder  durch  seine  Kenntniss  der  Bibel  be- 
einfiuset  worden  Ist.  Diese  Möglichkeit  ist  zuzugeben  für  die 
Bilder  2  (die  ganze  Darstellung),  5  (der  schützende  Engel \  12 
(b.  o.)  und  14.  Bei  Bild  12  darf,  auch  unter  dieaer  Voraus- 
setzung, die  Darstellung  eines  Sarkophage  statt  eines  Grabge- 
wölbes (Joht  XI  38)  an  sich  nicht  verwundern,  da  der  Sarkophag 
dem  Zeichner  geläutiger  war  als  das  jüdische  Felsengmb,  and 
da  Seduliue  (clausus  sepulehri  marmore)  dem  keineswegs  ent* 
gegenständ.  Auffallen  rousa  es  aber  schon,  dass  der  Zeichner 
z.B.  in  Bild  li  eine  Scene  wählte,  die  SeduUus  ausgelaeaen  hat, 
wo  doch  eine  genaue  Anlehnung  an  Seduliue  auch  die  HögUeh- 
keit  gewährte,  ein  Bild  zu  componieren. 


Die  Aotwerpener  *SeduliuÄ-Hanrleohrift 


3ea 


I 


Weiter  fiibrt  una  Bild  9.  Es  iHt  scLwer  anziiiiebmen,  daRi 
der  Zeichner  die  Worte  :  Quodque  (rhehfdrus)  per  alfenws  totiens 
diaperserifi  acgros^  Viruii  in  miius  profftcssm  uhref-a  fudit  iUl 
192  f.)  ßo  völlig  m  188 verstandet!  habe,  dass  er  zwei  blinde  und 
ftmine  Männer  darauf^  gemacbt  babe;  viel  näher  Hegt  die  An- 
nahme, dase  die  Darsiellyng  ursprünglicb  xu  einer  anderen  Er- 
zählung -  vermuthiich  Matth.  IX  27  if.  =  Sed.  III  143  £, 
die  Heilung  der  zwei  Blinden  —  geborte  und  für  diese  Stelle 
paüaend  geroaübt  wurde  dadurch»  daee  die  beiden  Blinden  auch 
als  Btumm  gekennzeichnet  wurden.  Hätte  der  Zeicbner  nun  dieeea 
Bild  auch  selbi^t  entworfen  (für  III  143  ff.),  ao  würde  er  es  gan« 
ohne  Zweifel,  seiner  sonstigen  Gepflogenheit  entsprechend,  an  die 
richtige  Stelle  gesetzt  haben,  etwa  hinter  ΙΓΙ  14 Γ»  oder  146.  Hat 
er  aber  ein  Bild,  da«  er  schon  vorfand,  nur,  ao  gut  es  geben 
wollte,  für  diese  Stelle  passend  geraacbt,  so  liegt  kein  Zwang 
mehr  vor,  in  allen  anderen  Bildern  Originale  zu  sehen;  im 
Gegentbeil,  was  oben  bei  den  Bildern  2^  5,  9,  12  und  14  anfiel, 
erklärt  sich  leicht,  wenn  wir  annehmen^  dass  diese  Bilder  nach 
irgend  einer  Vorlage,  etwa  einer  Bilderhandecbrift  der  Bibel*  bloss 
abgezeichnet  sind;  so  erklärt  sich  auch  ferner  ara  einfachsten, 
dase  die  Darstellung  der  Verleugnung  des  Petrus  (Bild  16)  be- 
reits an  der  ersten  Stelle,  wo  hiervon  die  Rede  ist,  näinlieh  Eur 
Prophezeiung  derselben,  gezeichnet  wurde.  Fr  wäre  interessant 
2U  erfahren,  ob  in  anderen  ßilderhandscbriften  ähnliches  beob* 
achtet  ist,  was  geeignet  wäre,  die  hier  geäusserte  Vermutbung 
ZQ  bestätigen. 

An  das  Paschale  carmen  ecb Hessen  sich  noch  einige  kleinere 
Gedichte:  f.  38"  Item  uerstts  de  Sedufio  in  fine  libeUi,  *jRomw- 
lidum  dttcior*  .  .  .  Dieses  Gedicht  hat  Riese  AL  13'*  aus  einem 
*codex  bibl.  Angelicae*  ediert,  in  dem  es  die  Ueberschrift  trägt: 
VersiiS  in  capife  SeduUi  scribendt.  Es  fehlt  in  den  von  Huemer 
benutzten  Handschriften  des  Sedulius,  und  im  Antv.  ist  aucb  von 
späterer  Hand  an  den  Rand  geschrieben  worden:  Hoc  no{n)  e{si) 
i(n)  aliis  lihriiii).  Der  Text  f^timmt  im  WesenÜichen  mit  Riese 
überein  (aucb  10  frucium^  14  setnini)^  nur  v.  2  bat  der  Antv. 
Εύα  quia  regna  iettens. 

f.  39*"  beginnt  mit  der  Ueberscbrift  Carmen  SeduUi  der 
hymn.  L  Aucb  dieser  zeigt  wieder  im  Text  Cebereinstimmungen 
mit  T:  7  Imh,  mit  ο  üher  α  von  m.  2:  heio  Ύ  {'a  eras/  Huem.) 
—  21  uefidiius  —  23  cum  =  T^  —  68  credunt  —  89  docent 
Hgna,  ohne  et;  abweichend  von  allen  anderen  Handschriften:  33 


264 


Caesftr 


adpae  statt  poe^me  nnti  die  offenbaren  Fehler:  91   uita  statt    uufa 

—  95  qmd  statt  gui,    (vgl   1  320),    jedoch  96   gwf  —    101  qua 
statt    ί^ΜΛβ    —    109   Naiae.     Aoi   Schlupse    des    liymtu    !    steht: 

EXPLICIT  (Qfui  Saudis  uemm  donas  in  cor  de  sophimnf 
Parficipein  uerae  me  faeilo  sophlae.    (v.  1  Cui  cod.) 
Daran  HcblieBst    sich  mit  außradierter  üeherechrift  da«  Ge- 
dicht SeduUm  Christi^  ,  ,  .     (  Huem.    append.  p.  307  n.  II*,    AL 
Rieee  n,  492).     Abweichungen    vom  Text   hei  Huem.r    4  prufert 
friplm  —  Τ  uuida  —  8  nrius  —  0  md  —  1 1  dum  nil  in  uentre 

—  12  mouerts  —    15  asmmpfus. 

f.  4V^  beginnen  die  Epigramme  des  Proeper  von 
Äquitanien;  zunäcbet^: 

Indpii  titulus  lihri  beati 
Ff*osperi  de  epigrammatk, 
Ilic  insunt  sab  hoc  corpore  epißramtnata  beati  \  Prosperi  quorvm 
subtil issimm  uc  difftius  dö  cü  \  ucrsibus  sotutac  uratmiiii^  quibius 
atfhoUce  \  canscriptae  faerani,  e^  opmculh  s(an)c{i)i  Aiu)ffus(ini 
€p(isc{}p}i  I  fjscerptfjs  ae  nelmi  deflorafos  e.ramefro  et  penia\metro 
uersibus  diuisi,  hoc  est  diaco  ntetro  sfrititjena  |  pulchre  nimis  atqnt 
eleganter  degessit.  e-^epl.  tituhts. 

Was  der  Verfa^sser  dieses  tituins  »agen  will,  ist  troljc  der 
Masse  der  Fehler  zn  errathen;  Z.  3  ist  picher  nerbis  statt  tursib* 
Z.  6  diegiiaco  zu  lesen.  Den  Text  de»  Prosper  habe  ich  nicht 
genauer  collationiert;  etJiert  ist  er  nach  dieser  Handschrift  —  »her 
ohne  die  senlentiae  AugtisUni  —  von  Poelmann^* 

Die  Kubscriptio  (f.  68")  lautet: 

FINIT'  FIXES  (/  über  E]  ■  EINES  -  CUnUÜINI 
[ob  tiiim)  ii(eo)  oder  des  Namens   Anfang?   ob  ucthtif  uciini  oder 
uuinL    ist  nicht  deutlich;   es    scheint    der    Name    des    Schreibers 
zu  sein.} 

Es  folgt  dm  Gedicht  Haec  Äugusfini  e*r  sacris  .  .,  das 
Riese  AL  I  fasc.  2  p.  XII  aus  dem  cod.  Paris,  8094  s.  XI  ediert 
hat,  und  das  nach  der  Angabe  bei  Huemer  fproU.  p,  XVlf)  auch 
im  cod.  Paris.  13ä77(H)  vor  den  Epigrammen  des  Prosper  steht. 
Der  Antv.  hat  v.  8  die  richtige  Lesart :  animum  si  cura  subhitrai 
(Riese:  dira  mit  der  Correctur  s^ώintra?it ) ;  v.  9  quid. 


*  Dae  Folgende  gebe  ich  genau  nach  meinen  Koiizen  wieder, 
3  Petri  Paulini  Burdigalecsie  pnemata,  Pr(»eperi  Tirouis  Aquitanici 
cpigramniaton  lib.  I,  de  Providentia  lib.  I,  de  ingratie  Üb.  I  et  S.  Hi- 
larii  in  Geaeeim  ad  Leonem  Papam  carmeri.     Autverpiae^  ex  uffic.  Chri- 
atophiiri  Plaiitini.  anno  1560. 


I 
I 


infwerpener  SeduHus^Hatidatihrifi 


265 


Qaer  neben  diesem  Gedichte  steht  auf  dem  linken  Rande 
das  Gedicht  Crede  ratem  ncniis,  animum  ne  crede  pueUis^  Nanuiue 
49i  feminea  ,  .  .   (AL  Riese  268    mit    der   Ueberechrift    eittsdem^ 

dh•  Pmiadi)\  der  Anfang  ist  verstümmelt  und  lautet:  , 

sue  ucntis  necere  de  pueÜis  \  Ν ,  ,  ,  ,  ,  se  feminea  cet.;  eonet  ent- 
epricbt  der  Text  den  codd.  Paris.  10318,  8071.  Vaseian.  quart* 
86^  nur  V.  2  irrtümlich  fidu  sfatt  fide,  v,  3  ho  mntigit  statt  bona 
cont.,  4  facto.  Mit  den  il  genannten  Handsohriften  weicht  der 
Antv.  mehrfach  ab  vom  cod.  Paris.  8069, 

Auf  das  Gedicht  Haec  Äugnstini  .  .  .  folgt  nun  f.  68"  mit 
der  Ueberechrift  Andreas  oraior  das  Gedicht  Virgu  parens  hac 
lucc  deunujue  uirumque  creauit  cet,,  dae  aus  dieser  Handschrift 
von  Poelmann  zwischen  Prospers  Epigrammen  und  Prusj»,  De 
prouideniia  dei  (p.  114  der  Plantin^Rclieii  Ansgabe)  ediert  worden 
iflt  mit  der  Uebersclirifl:  Äudreac  Oraior is  de  Maria  Viryhic  cul 
Hnsticianam  vurmen*  Es  ist  ferner  abgedruckt  von  Caspar  Barth 
(Advers.  LVr  IH  fh  2ϊ)ύ*ό)  und  zwar  aus  Poelmanns  Ausgabe, 
wie  die  Ueberechrift,  der  Text  und  Barths  eigenes  Gestand  nies 
beweisen  *. 

Daneben  nun  giebt  es  noch  eine  andere  Qnelle  dieses  Ge- 
dichtes: cod.  Vat.  PaL  833  s,  XI;  aus  diesem  ist  es  ohne  Ueber- 
schrift  zuerst  von  Gniter  (Inscr.  11 74  3),  dann  von  De  Koset 
ilnecr.  Chr.  urbis  Romae  Π  l  p.  109  es)  ediert  worden,  endlich 
nach  Barth  und  Gruter  bei  Kiese,  AL  766,  mit  der  Uebersclirift: 
Andreae  JJe  Maria  virgine.  —  Ich  stelle  der  Vollständigkeit 
halber  hier  die  Varianten  von  A(ntwerpener  Handschrift),   Ρ(οθ1• 


1  Barth ;  Andreae  OratorUi  Poctae  ueieris  (Jhrisiiam,  epigramma 
exHat  unicum  in  naimiUUem  sine  concfptionem  Filii  Dei^  qtmd  cum  acutum 
fi  bene  »it  Latimmu  nee  niifi  semelj  quantutn  quidem  tgo  existimo  at- 
qtte  reeordor  me  Ubrorum  iiwiw«^,  ediium,  numquam  vero  repetüum 
cum  tiß  scripionbim,  quibus  eoniunctum  primum  in  hteeni  datum  sit, 
siique  periculwn^  ne  pmiius  inieretäai  atque  abokaturt  ego  h<M'  capite 
huc  transscribcre  lujfo^  ut  tid  sie  eximntnr  iUü  perpeiuae  (diolitioniit  tnHUj 
quantum  quitkm  eim  in  nobiit  est!  FüelniaunB  Ausgabe  erschieii  15*^^0, 
Barth R  Advere.  in  I  Aufl.  1624,  II  UHB.  Auf  Poelmanne  Ans^^abe, 
bezw.  die  Stellung  des  Gedieh tes  dort  zwischen  Prosperg  Werken, 
weint  auch  da»  Cital :  Andreati  Orator^  Poet  α  ueius,  in  Prosperttm: 
'AtfnMt  partm'  cet.  iv,  11  f.)  Barth,  Adv.  IX  IM  p,  449.  —  Es  erhellt 
hieraus,  daas  das  Verdi enit  des  Casp.  Barth  um  deu  Namen  AndreM 
orator,  von  dem  Ritjae  (AL  fasc.  2  p.  XXXI V)  spricht,  in  Wirklichkeit 
nicht  sonderlich  gro»  ist. 


26H 


Caesar 


Diaüw)^  B(arth),  V{aticaiiu8  bei  Dt»  Hüssi),  G(rater)  und  R(ieee) 
xueammen: 

4  Sola  capax  —  esse  ßdes  APVGK,  Sola  fide^^  —  esse  capax 
Β  —  qd  A,  quid  P,  quod  BVGH  —  Γι  mmsii  λ\ϊ%  sumpsU  PVG 

—  ^  Clamernni  APB,  Saepserunt  VGR  —  7  Conditor  exfat  opus 
APB,  Fit  fahrirator  opus  VGR  —  8  domus  statt  domum  Α  — 
9  Pif  5rtfor  ÄPß  (im  Text»  jedoch  *illud  uero  monendum  nono 
uersa  ecribi  oportere  Ipse  saior  .  .  ,  ),  Ipse  s,  VGR  —  10  t^% 
deus  est  hfmwis  ÄPB,  qm  paier  est  homimtm  VGR  —  11  Ad- 
fuIsH   APB  (jedoch  Adv,  iX  18:  AffidsiH  Affuhit  VGR   —    12 

Ostia  APBR,  hostia  V,  hostia  G  —  13  seruaior  Α  m.  1  —  14 
ff  OS  APBR*  dans  VG  —  17  coherent  Α  —  19  sine  patre  re- 
dempfor  Α  Ρ  VGR,  sine  Patre  redemfor  Β  (nicht  sine  labe  r., 
wie  Riese,  oder  sine  labe  r.,  wie  De  Rflsei  angiebt.)  —  20  Celsus 
uiroqui  motio^  edsior  APB,  Amphis  idrisqitc  modis,  amplior  VGR 

—  21  dornt*  itqui  aus  -qm  Ä  —  28  η  um  ine  ÄPBH,  nomine  YG  — 

24  tuum  rusfkana  Α  (/  von  eehr  später  Hand,  von  Poelra&nn V), 
i.  Husticiana  PBR»  fuum  tjregori  presul€  V,  /.  Greg,  praesu- 
lem  G. 

Die  Verecliiedenheiteii  in  \\  6,  7,  li\  20  und  besondere  in 
V.  24  weisen,  wie  allgemein  anerkannt  ist,  ilaraiif  hin,  daes  diese 
beiden  Ueberlieferuiigen  auf  zwei  verschiedene  Benutzungen  dieses 
Gedichtes  zurückzuführen  sind,  von  deiien^  wie  v»  24]^z weifellos 
beweist,  die  Lesart  der  Gruppe  APB,  also  des  cod.  Antv»,  die  ur- 
epriingl icbere  und  richtigere  ist»  sodass  wir  also  iua  Äntv,  die 
einzige  bither  bekannt  gewordeoe  Quelle  der  ursprünglichen 
Fassung  dieses  Gedichtes  haben. 

Die  subscriptio  dieses  Gedichtes  (f.  69^^  med.)  lautet:  Lector 
legal,  feliciim*  initllegat  \  sapienier  doceaf  indoctos,  humiHtier)  1 
qnia}erat  sapienfianK  ut  €tim  iustis  j  et  timetdibtts  dietum  merealur 
d(e)o  au.vdi  [ante  ad  suas  acpttlas  cum  sua  pietate  \  et  misericordia 
mere(Uur  laetare^  \  Ameti  (sie). 

Vermiitblich  nur  des  verwandten  Inbaltee  wegen,  nicht  als 
auoh  von  demeelbeu  Verfasser  herrührend,  folgt  nun  das  bisher, 
wie  mir  scheint,  noch  nicht  edierte  Gedicht: 


*  Eine  sehr  genaue  Collatioti  dt^s  Texte«  nach  der  —  anscheineöd 
äusseret  selten    ge wordenen  —    Puelniatn/achen  Ausgabe    verdanke    ickm^  ^ 
der  Liebem wiirdijikeit  des  Herrn  Mak  Rooaet. 


Die  Autwertitiuer  iScdulius-IIitudiiclr'ifr 


Ul 


De  sian)e(i}a  Maria. 
Orius  perpetui  ftortu  frneimquc  perennis, 
Tu  panem  uitae  genuisfi^  uirgo  Maria^ 
Pa$ccr*t  qui  ueniens  animas  fnenteiique  pinrunu 
Tc  nunc  et  semper  rotjiiamus^  fcmina  fdijc^ 
5  Hk  precibus  merittsque  iuis  no.%  alma^  faueto, 
Haec  dotmts  ecee  tito  fuhjet  sub  ncmtine  casto, 
TaquCj  dei  uiui  tempium,   ifhw  fhif   mtlcto, 
(4  royamns^   it  nach  *j  m,  2    —    5   eo,    nicht  foueio    —    7  d%ei 
au  β  diti)* 

Gleichfall«  mettiee  Wissens  nocli  nicht  ediert  ist  dei  folgende 
Gedielt  (f.  69^); 

he  s(an)c{i)o  Land^berto, 
Martj^is  hk  ChrUsOi  fulffmi  sacraria  dura 
Lamdberti  tgregii^  qui  spiendida  regna  heatus 
C[onsilio]  proprio  tnemit  per  siakcla  (enere, 
Landjbcrto    au«  Landeberto^    vgl  die    Formen   Loftdeberfus 
Poet  lar.  aeui  CaroL  II  p.  206  XLI,  V  13.  p.  229  LXXVII,  l  ih 
Lmdhertus  ik  Π  ρ.  Γ>2Η   VI  16.    Poet  lat.  med.  aen.  IV  p,  148  ff. 
u«w.     Lantbertm  Poet.  aea.  Carol.  I  p.  310  LXXXVIII,  VII  tit. 
tind  V*  1,    an   dieser  Stelle   bat    jedoch    Proben  ^Alcnini  opp.  Π 
ρ.  210  XL  VI)  Landiberii  bezw.  LandMertus.  I^amtertuif  Poet,  a- 
Carol  ί  ρ.  323  XCIX,    l  2  p,  341,    CX.  7111  3.   —    Die  Coft• 

jectur  c[ansilio]  proprio  (C proprio  cod.  AntvJ  wird  gft- 

etütst  durch  die  Erzäblong  im  catfHen  de  aancio  Lamlberio  l%eU 
lat  med.  aeui  IV  p.  152  f.  v.  3βΙί— 412:  Lambertmi  battn  Mchon 
«inmal  mit  den  Waffen  in  der  Hand  gemeineain  mit  seinen  Oe- 
DOBsen  den  Angriff  der  Gegner  abgeseblagen :  dann  aber  legt  er 
die  Waffen  nieder  nnd  ermahnt  auch  seine  Gefährten  da%a,  da 
eich  weltliche  Waffen  nicht  för  einen  Gotteastreiter  geziemen,  der 
sieh  nicht  vor  denen  firehteo  soll,  die  iwar  den  l<.eib  IüMUDi  A^r 
Seele  aber  nicht  »ehades  kennen*  Nnn  wurde  er  hmm  trnMlao 
Angriff  Ton  seinen  erboüen  Gegnern  getiidtet  und  ^flHl  m  eoff 
8Üiu  proprio  den  Märtjrertoci. 

Knnmehr  falgen  nl  der  Dchtndifift  in  rf/erji/f,o  dx^  hui* 
den  dem  Alemn  lagMekmbeoeft  e#dielble  IJk  j^fünarfhu  pim 
wedeat  csd  Haet  ett  wiamHi^  4mm^  pam  kern  ,  .  .  WöH.  mm. 
CbroL  I  p.  330  q.  CIV,  L  II.  rorUr  ediert  wm  ^ißmmlmmmM  (Ov 
ebene)  p.  1722  «.  CXCJfl  U  Fr^Wn,  AIm/A  ^ψψ.  It  p.  2M 
B.  CCXVI  Im  T€j€tiw^o  ffairwm^  m,  C€XVlf  ilßidmi;  *m  «weHi 
Gedieht  aiUüli*'^^^'^  f^a^re   p,  1705  «.CXLVIIf  »-«,  fütal 


2G8 


ρ.  214  ίΐ.  XV  Ad  eoenavulitm),  im  coil,  A»itv»  iüt  von  Gedicht  l 
V*  2  vüllig  ausradiert;  Π  2  sttpero  mit  Raeur,  durcli  die  super  ο 
liergestellt  werden  »r^llj  snptr  hos  Q  p,  1722,  suptr  hie  F  p.  214, 
super  0  Q  p,  17Π5.  F  p.  220  —  3  mumpiiri  et  Q  p.  1705  — 
largnA  Antv.,  Q  p.  1705,  F  p.  214,  larf^e  Q,  p.  1722,  F  p.  226, 
(Q  nacli   Duenitnlfr). 

Obiie  weitere  Uebersclirift  schließet  sich  nun  ein  sonderbarer 
Pialog  an : 

L•  Bedn,  L.  Quid  spedas  Amflice  bos  ,  .?  B.  Specto  ruina{m) 
urhfs  u{esi)rin)e.  L.  Vidvs,  s(ed)  non  inteUigis,  B,  V(ru{m)  in- 
teUhjalm),  i4etu  et  audi :  Ρ.Ρ,Ρ.  S.S,S,  VW.V.V.V.KV.  F.F,F,F.F. 
B.RJiJLE.  et  eaf:  Putler)  patiuUe  (?)  piro)fectus  est  Secu(m)  Salus 
stihlafa  e(st}.  Venit  uicior  uuHdus,  uicH  uires  urbtjs  u{est)r(a)e 
ferro  fia(m)ma  frifjorc  futja  fame.  Renale  re^num  ruit  liomanarum 
Boama  (9k).  (1  hinter  οολϊ,  etwae  höher,  uo  und  auf  dem  ο  ein  s, 
oder  ttd  statt  ut?  —  7  paf  paVe  ni.  1,   vielleicht  für  patriae?) 

Worauf  eich  dieeer  kurze  Dialog  bezieht,  wage  ich  oieht 
zu  entscheiden ;  dof^h  kam  mir  der  Gedanke,  da§8  möglicberweiae 
darin  eine  Anspielung  enthalten  aei  auf  die  durch  anderweitige 
Bedrängniefie  Roma  nötig  gewordene  Zurückziehung  der  römi- 
ecbeii  Legionen  aus  Britannien  und  die  mittelbar  damit  znaammen- 
hängende  Eroberung  der  Insel  durch  die  Angeln,  Sachsen  und 
Juten  nnd  den  Untergang  der  Schützlinge  Roma,  der  Brittoneo, 
vgl.  Beda,  Hiat.  eccl.  gent  Angl.  I  c.  12  —  15^  p.  49^ — 53  der 
Camhr.  Auag. .  besondere  c.  15,  p.  53  π  ff,;  Buebant  aeäificia 
ριώΐΐϋα  simul  et  priuata,  passim  sacerdotes  inter  altaria  trucida- 
hmüur,  praesides  cum  pupulis  aim  uiU)  respectu  hofwris  ferro 
pariier  et  flammis  abstimehaniur^  nee  erat,,  qui  crudeliier  inter- 
emptos  septdturae  traderet,  itaqm  nonmdli  de  miserandis  reliquiis 
m  mofitibus  comprehensi  aceruatim  iugulabantur  \  alii  fame  can- 
fecti  proeedenies  tnantts  hostibtis  dabant^  pro  aceipietidis  idimen- 
iorum  sfdfsidm  aefernum  ^ιώϋΗΓΐ  seruitium^  si  tamen  non  et^fäinuo 
tmciiarentur;  alii  iransmarinas  regiones  dolentes  peie- 
banf  (-=  fiuja);  alii  pcrstante^  in  patria  trepidi  pauperem 
i4itam  inmonlibus,  siluis  ue!  rupibus  arduis  {—  f rigor e?) 
mtspeeta  semper  mente  agebant.  Von  ähnÜchen  llrangaalen  bei 
dem  Vordringen  der  Picten  und  Scoten  nach  dem  Abzug  der 
Römer  spricht  Beda  in  den  vorhergehenden  Kapiteln;  zum  Ganzen 
vgl,  noch  ßeda^  De  sex  aetatibua  aaeculi,  ad  a.  462,  p.  26  as  ff.)  — 
Daae  aber  nicht  etwa  Beda  eett>Bt  der  Verfaeser  des  kleinere. 
Dialoge«    »ein    kann^    geht    für  mich  echon  daraus  hervor^    da«^ 


I)ie  Antwerpener  Seduliuii-Ran(hclirift 


26d 


R  au  ilen  angegebenen  Stellen  ntete  nur  mit  dem  grueeten 
Bedauern  von  den  Greueln  epricht,  die  die  Angeln  in  jenen 
■KS^mpfen  verübten;  also  ist  nicht  anzunehmen,  dase  er  jene  Greuel- 
Jjaten  eo  höhniech  dem  Gegner  gegenüber  erwiihnen  würde.  Ich 
halte  dieses  Stück  demnach  für  ein  iingiertee  Geepräeh^  in  dem 
ein  Römer  Oijer  Anhänger  römischer  Cultur  [ist  L{atinus)  zu  er- 
ganzen?], der  veräi^htlich  auf  di«  Angeln  herabsieht,  van  einem 
solchen  eine  Abfertigung  bezieht  durch  den  Hinweis  auf  den 
Untergang  Eoms  und  das  Kniporkomraen  der  Angeln.  Als  Ver- 
treter der  Angeln  ist  dann  eben  der  Mann  eingeführt,  aue  dessen 
Schriften  das  historische  Material  entnommen  war,  Beda*  loh 
bedauere  seibat,  keine  beeeere  Erklärung  bisher  gefunden  zti 
baben. 

In  der  subecriptio  hierzu  nennt  sich  auch  der  Schreiber  mit 
dem  Vers: 

Scripsit  Lamb€rt{us)  homo  cui  pcUeat  pmradmis^ 
An  letzter  Stelle  folgen   nun  noch,  eret  im  Xlli.  Jahrhundert 
etwa  geschrieben,  die  mir  sonst  unbekannten 

F(er)5«5  de  co(n)t€(m)piu  mu(n)di 
Die,  homo,  q(u)id  speres,  cur  mu(n)do  totus  inJteres? 
T€cu(m)  fiiiUa  /eres,  hmc  omnia  Bolus  habere^. 
^  {dh.  etmmsi  haec  omnia  solus  haberea.) 

Angeheftet  ist  dieser  Handschrift  eine  neuere  Abschrift  der 
Epigramme    des    Proaper    (ΧΙΠ.    Jahrh.)    in    kleinerem    Format 
r<llXl7cm),  f,   70^—76'",  enthaltend  n.  1—34  der   Plantin'Bchen 
Auegabe, 

Ea  erübrigt  noch,  mit  einigen  Worten  die  Schicksale  der 
Handschrift  zu  berühren•  Geflehrieben  hat  den  Text  teilweise 
vielleicht  jener  'uuinm  (vgL  p.  2ΰ4);  sicher  hat  den  Rest  hie 
f-   69"  geschrieben  der  oben  genannte   Lamberht.s^ 

Mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  lässt  sich  annehmen,  dass 
dieser  Lambertus  die  Gedichte  Hie  patriarcha  und  Haec  est  smicia 
imntts  (β.  ο.  ρ,  267)  in  refectono  des  Klosters,  in  dem  er  selbst 
lebte»  fand  und  abschrieb,  da  er  die  an«Jeren  Gedichte  (Duemmler 
CrV,  ni — VI),  die  sonst  zugleich  überliefert  sind^  nicht  mit 
abgeschrieben  hat,  und  er  auch  die  Aufschrift  In  refeciotio,  die 
Du  Chesnf!  nicht  aus  seiner  Handschrift  raitgetheilt  hat,  bietet. 
Ob  dieses  aber  das  M&nmferiuM  NMlmcense  war,  dem  Frohen 
in  Reiner  Ausgabe  p.  212  die  Gedichte  n,  LXXIV  ff.  vermutungs- 
weise zuschreibt  (n.  XC  ist  bei  Frohen:  Haec  est  sianeia  (L\y  kann 
leider  nirlit   nachgewiesen  werden,  wenn  auch  die  BöÄiehungen  zu 


370 


Jaesar 


Remigiufl  von  Äuxerre,  die  oben  angedeutet  wurden,  sehr  wohl 
auf  Paris  und  weine  nähere  Umgebung  hinweisen;  aber  die  be- 
tretenden  Gedichte  konnten»  wenn  nie  aucl»  wirklirh  im  Ktoeter 
zu  Neiiilly  das  Refeotoriuni  zierten,  auch  zu  gleichem  Zwecke  in 
andere  Klöster  gelangt  aein.  Stand  nicht  vielleicht  in  einem 
anderen  Kloster,  in  das  der  cod.  Antv.  epäter  gelangte,  auch  daa 
Gedicht  lik  pairiarcha  -  aber  hloaa  v.  Κ  3.  4  —  an  der  Wand 
dee  Eefectorinme»  »o  daee  ein  Benutzer  der  Handachrift  den  Vers  2 
streichen  zu  müseen  glaubte?  Da«  wird  eirh  wohl  kaum  ent- 
scheiden lassen. 

Wie  die  Notiz  anf  f,  2°  unten  Lik  bü*  lacubi  in  Leodia 
beweist,  geborte  die  Handschrift  zeitweilig  dem  Jacobue-Kloeter 
in  Lüttich.  In  der  Mitte  des  16,  Jahrliundertfi  spätestens  bat 
aie  dann  meiner  Ansicht  nach  Christ,  Plantin  in  Antwerpen  er- 
worbeij;  in  seinem  Verlag  ist  15B0  die  oben  erwähnte  Ausgabe 
des  ProBper  usw.  erschienen,  zu  der  Poelmann  diese  Handschrift 
benutzte*. 

Von  den  abweichenden  Lesarten,  die  Huemer  zum  Bednliue 
aus  den  schedac  Poelnuinni  mitteilt,  können  (bis  zur  Mitte  de« 
in.  Bnohee)  nur  folgende  auf  den  Antv.  zurückgehen:  p.  l  4 
forsifan  —  2  β  deo  deseruiret  ideo  ist  im  Antv.  Glosse  zu  auctort) 
—  10  Ä  ΗΦύί  ei  —  11  0  Q4xipiens.  Weitaus  die  meisten  von 
Huem.  aus  den  sclied,  Podm,  und  der  Ausgabe  Poelmanne  (L  Anfl. 
1528,  II.  1537 j  angeführten  Lesarten  stimmen  aber  nicht  mit 
dem  Antv,;  auch  fehlen  im  Antv.  die  Verse  III  I7ti— 1^1,  die 
Poelmann  in  seiner  Ausgabe  hat  Also  ist  ansunühmen,  data 
Poelmann  diese  Handschrift  erst  nach  Beendigung  seiner  Anagabe 
des  Beduliüs  —  eben  kurz  vor  15»K},  denn  1555  begann  auch 
Plantin  erat  mit  dem  Verlage  —  kennen  gelernt  bat. 

Von  den  beiden  Sedulius- Handschriften,  die  Casp.  Barth 
benutzt  hat,  gab  die  eine  freilich  auch,  wie  der  Antv.,  als  Na- 
men des  Verfassers  zu  dem  Gedichte  Sedulius  domini  die  Farm 
LIBEETI;  aber  gerade  in  dieser  Handschrift  folgte  daa  Gedicht 


1  Nolte  (Germania  XX  ρ  VIS)  iit  der  .\iieicbt.  dasi  Poelmaiia 
diese  Handschrift  bloss  von  den  Mönchen  des  Jacob U8*K1  Otters  ία  Lut- 
tich entlieheu  hab« ;  doch  spricht,  glaube  ich»  der  Umstand,  das»  die  Eigen- 
thümer  de«  Verltiges,  Pianlin  mid  später  sein  Scbwiegersohn  Moretus 
(Jan  van  Morst),  mehrfacb  Handschriften  in  ihren  Besit«  gebracht 
habeni    nach    denen   sie  Ausgaben    veranat^lteteu,    fdr    meine  Ansiebt. 


Die  Aiitw»^rppfier  .SorliiUuii-naiidachnft 


571 


I 


I 


Sedulius  Christi  anaiittelbar  auf  jenes ',  wahrem!  im  Antv,  S^- 
ViduÜMiS  domini  f.  5",  Sedtilius  Chri^fi  f,  4P  Rtebt.  AupBerdem 
pfttaiid  in  beiden  Handschriften  iles  Cd,s{K  Biutli  das  t-f/rmew  Asfet-Hf 
das  im  Antv.  feiilt'^.  Nebenbei  sei  bemerkt,  dai^B  Bartli  in  der 
^ einen  eeiner  Handiichnften  am  von  Huemer  für  unecht  erklärte^ 
Caeiii  Seditlu  ad  Chrisium  epipratnma:  'Urne  hm  }>erpetuue  ,  ,  . 
fand  (Adv,  X  9  p.  276),  das  ebenfalls  im  Antv.  fehlt.  —  Vor 
allem  aber  etitnnien  anch  die  Lesarten,  die  Barth  aus  «einen 
Handachriften  herauegegebeii  hat,  vielfach  nicht  mit  dem  cod. 
Aotv.  überein.  Endlich  würde  Barth  sicherlicii  Gela  iJ  19J  nicht 
für  das  nofnen  rtdmdi  ci4ii4miam  dei  der  Britannier  erklärt  haben 
(Adv.  XXVn  14  p.  1301),  hätte  er  in  einer  meiner  Hss,  am 
Rande  die  Bemerkung  gefunden:  Geta  eomwa  persona  est  afjtid 
Terendtan  ίβ.  ο,  ρ.  256,  vgL  auch  Haemer  De  8ed.  p,  comment. 
p.  14).  Somit  läset  eich  mit  Siclierheit  behaupten,  dasa  der  Antv. 
keine  der  von  Barth  benutzten  Handschriften  gewesen  ist,  und 
ee  iat  anzunehmen,  dase  er  seit  der  Mitte  des  IH.  Jahrhunderts 
im  Beeitz  der  Familie  Plantin-Moretus  geblieben  und  dann  mit 
deren  Haue  and  allein  Inventar  in  den  Besitz  der  Stadt  Antwerpen 
übergegangen  ist. 

Zum  SchluBse  ist  es  mir  eine  angenehme  Pflicht,  der  Yer- 
waltnng  des  Mueee  Plantin-Moretus  in  Antwerpen  für  das  Ent- 
gegenkommen and  die  DnterstütÄungi  die  ich  dort  gefunden  habe, 
meinen  yerbindlichsten  Dank  auezuspreclien.  Gan^  besonderen 
Dank  aber  schulde  ich  dem  Coneervator  dieses  Museuiue,  Herrn 
Max  ßooeee,  der  wiederholt  in  liebenswürdigster  Weise  mir  über 
veraebiedene  Stellen  der  Handschrift  Auskunft  gegeben  hat. 
Cleve.  L\  Caesar, 


*  Adv,  Lül  δ  ρ.  2485  'Primo  epigraoimati  Factor  in  libro  ano 
datur  aliuB  hi»  uerbis  LlBEHTi  Änaaostichis  de  Coelio  SeduHo.  in 
iitülo  alterius  epigramraatie  iuibidem  exiratum  est:  Beli^arii  Ana- 
eroHühk  de  eodettt' . 

*  Barth,  Adv-  U  ί  ρ.  52  und  XII I9  p.  705;  die  beiden  Hand- 
schriften unterschieden  sich  bei  dieaem  Gedicht  anacheinend  dadurch, 
dasa  die  eine  (Hi)  zum  Beginn  der  Ueberschrift  bot:  opus  pasdmle, 
während  bei  der  anderen  (Xli  15»J  dort  eine  Lücke  von  4  Buchstaben  wan 

*  l>e  Sednlii  p.  uita  et  acriptia  cömment.  p.  4<ί  f. 


^ 


DIE  UEBEKLIEFERUNG 
UEBEK  ASPAÖIA  VON  PHOKAIA 


I 


Wie  um  eine  der  echöneten  und  geietvolleten  FrauengeetalteTi 
defl  Ältertbums,  die  berübmte  Geliebte  und  zweite  Gattin  des 
Periklee,  Aspaeia  von  Milet^  schon  bei  ibren  Lebzeiten  sieb  ein 
üppig  wucbemden  Gerank  von  Sagen  gebildet  bat,  durch  welche 
dae  der  Wirklichkeit  enteprecbende  Bild  ibree  LebeDSgangei«  wie  ■ 
ibree  Charaktere  stark  verdunkelt  worden  iel,  so  bat  atich  der 
Erlebniese  ihrer  kaum  minder  berühmten  jüngeren  Namens- 
schwester tind  Landemannin  Äspasia-Milto  von  Phokaia,  der  Ge- 
liebten dee  jüngeren  Kyros,  die  Sage  nicb  mit  gleicher  Schnellig- 
keit bemacbtigt.  Base  die  ScbickRale  und  Thaten  hervorragend  er 
Persönlichkeiten  rascb  der  Sagenbild nng  anheimfielen»  war  an 
ßich  unvermeidlich  in  einer  Zeit  in  der  die  Ereignisse  nicht  wie 
beute  unmittelbar  nach  ihrem  Geacheben  in  mannigfacher  Abriebt 
und  Form  echriftlicb  fixiert  wurden,  eondern  die  Kunde  von  ihnen 
nur  langsam  von  Mund  zu  Mund,  unaufhörlich  durch  Missver* 
stiindniss,  freundliche  oder  feindliche  Gesinnung  oder  auch  nur 
lebhafte  Phantasie  der  Erzähler  und  Hörer  umgestaltet  und  nach 
der  guten  und  bösen  Seite  hin  Übertrieben  sich  verbreitete,  bin 
sie  endlich  nach  vielen  und  langen  Uro-  und  Irrwegen  in  die 
Werke  der  Gesehicbtescb reiber  gelangte,  die  an  dem  ihnen  Er- 
züblten  entweder  in  gutem  Glauben  nichts  andern  wollten  oder 
es  aus  Mangel  an  besseren  Nachrichten  nicht  mehr  konnten» 
Ganz  besondere  aber  mussten  durch  Hchönbeit  und  Geist  so  aos* 
gezeichnete  Frauen,  wie  die  beiden  Äspasien  es  waren,  da  \h^ 
Lehen  und  Wirken  nach  den  berrscbenden  Sitten  weit  weniger 
in  der  OeflentHciikeit  ale  hinter  den  verschwiegenen  Mauern  de« 
Hauses  im  Frauengemach  sieb  abspielte  und  lia  man  ihren  Ein- 
fluss  auf  ihre  Liebhaber  wohl  nhnte,  ohne  doch  Uuelle  und  Wesen 
desselben  genau  feststellen  zu  könuen^  ihren  Zeitgenossen  eine 
Füllt*  erwünschten  Stotfes   für  Klatsch,  raüssiges  Gerede  und   Er- 


I 

1 


Die  ÜeberTiefernng  tibi  r  Aepasia  voii  Phokain 


273 


fi«4ungen  aller  Art  bieten,  und,  je  grösser  die  Macht  war,  die 
aie  im  Verborgenen  aucb  auf  die  StaatBangelegenbeiten  außfibten, 
desto  mehr  musste  man  bei  der  uTitergeordneten  Steüung,  die 
«lerFraii  im  Allgemeineri  von  Orientalen  und  Griechen  angewiesen 
wer,  geneigt  sein,  ihnen  eine  besondere  göttliche  Begnatiignng 
iaiDschreiben  und  ihre  Eigenschaften  und  Bedeatung  bis  ine 
Wunderbare  zu  übertreiben. 

Während  nun  aber  bei  den  Sagen^  die  eich  an  den  Namen 
der  Ulteren  Aspasia  knüpfen,  vielfach  die  Schmäh-  und  Verleum- 
dongiigucht  der  Feinde  des  Perikles  mitgewirkt  hat,  um  seinen 
und  iliren  Huf  zugleich  zu  verunglimpfen,  hat  über  ihrer  Namens- 
scbweater  ein  freundlicherer  Stern  gewaltet.  Kein  Wunder.  Der 
gewaltige  Einfiiise^  den  eine  Griechin,  eine  Sklavin  Jahrzehnte 
hiiiclurch  am  Hofe  des  gefürchteten  Grosskönigs  ausübte,  musete 
Perser  wie  Griechen  mit  staunender  Bewunderung  und  Verehrung 
^'  eine  eolcbe  Frau  erfüllen.  Bei  der  Schilderung  ihres  Wesens 
ihrer  Schicknale  haben  nur  begeisterte  Freunde  und  Än- 
fer  das  Wort  geführt,  in  den  glühendsten  Farben  ihre  hin- 
lemeende,  Äües  bezwingende  Schönheit,  Änuiutbj  Keuschheit  und 
Klugheit  gepriesen  und  βα  um  sie  einen  ganzen  Kranz  von  zum 
T'heil  hiSchßt  lieblichen  Fabeleien  und  Erzähhingen  gewunden. 
Schon  als  Kintl  steht  sie  unverkennbar  unter  dem  Schutz  der 
öötter;  immer  wiederkehrende  Träntne  weissagen  ihr  eine  grosse 
uttti  glückliche  Zukunft;  eine  Geschwulst,  die  ihr  Antlitz  zu  ent- 
^t^Uen  droht»  wird  durch  das  unmittelbare  Eingreifen  der  Apbro- 
<iite  auf  wunderbare  Weise  geheilt,  und  die  Göttin  beweist  von 
^*  *n  durch  das  ganze  Leben  ihres  Hchützlings  hindurch  ihre 
t^'inet  und  Macht,  indem  sie  der  Aöpasia  unwiderstehliche  Reize 
"^'cht  nur  des  Körpers,  sondern  vor  Allem  der  Seele  verleiht  — 
"**  int,  wenn  es  auch  nicht  gradezu  auegesprochen  wird,  der 
*^^fn  der  Erzählung  des  Aelian,  der  ausfübrlichBten,  die  wir  über 
**e  besitzen.  So  bezaubert  sie  zuerst  den  Kronprätendenten  Ky- 
^^^*  dann  den  GrosskÖnig  Artaxerxes  selbst  in  einem  solchen 
'"^Ue,  dase  beide  nicht  nur  keines  anderen  Weibes  Liebe  mehr 
I  J^^ben  ihr  begehren,  sondern  auch  ihren  scharfen  Verstand  und 
'  ^oi'^  reine  Gesinnung  erkennend  und  ehrend  sich  gern  des  Rathes 
^^  landfremden  Kebswcibes  bedienen  und  ihren  Weisungen  wie 
^^iien  einer  ebenbürtigen  Gemahlin  willig  folgen.  Ja,  die  Macht 
^hrer  Schönheit  und  Anmntb  ist  so  überwältigend  und  dauerhaft, 
^*^e  «ie  noch  40  Jahre  nach  ihrer  Gefansfennahnie  hei  Kanaxa, 
*'*'H»et    hiiehbptagt,     zwischen    Α\*ιη    fünfzigjährigen    Kronprinzen 


^h%iü.  MnB,  f.  FhUol.  N.  F.  LVL 


la 


ί>74 


ι1• 


DareioH  vtud  eeinem  nunmehr  neunsiiirjährigen  Vater  eine»  ver• 
Herblichen  Streit  um  ihren  BesiiÄ  tMitfe^Relt.  So  leuchtet  deoft 
der  schimmernile  Glanz,  mit  tiem  die  Zeitgen  ο  BRen  ibre  Geptalt 
um  woben  imben,  am  »tUrksten  in  dieser  Gescliichte,  durch  welche 
sie  das  Ende  der  Laufbahn  der  vergötterten  Frau  tu  verherr- 
licben  gedachten,  stu«rlpicb  alier,  ohne  es  zu  ahnen,  alle  Grenzen 
dee  Glaublichen  weil  überschritten. 

Dae  iel  in  kurs^en  Worten  das*  was  die  AUen  über  Aspaeia* 
Milfro  berichten,  natürlich  nur  eine  flüchtige  Skizze^  denn  ich  be* 
absichtigte  hier  nicht  ihren  LebenKroman  noch  einmal  auenihrlicb 
zu  erzählen.  Dies  ist  in  den  Darstellungen  der  modernen  Hieto- 
riker  bereite  ausreichend  geschehen.  Nicht  ohne  Interesse  da- 
gegen erscheint  es  mir,  einmal  äu  untersuchen,  auf  welchen  oder 
vielmehr  auf  welche  Seh riftfvt eller  des  Allerthume  die  uns  aui- 
eobliesslicb  aus  zweiter  oder  dritter  Hand  überlieferten  Nach- 
richten über  die  berühmte  Frau  iii  letzter  Linie  zurUckzuführeD 
sind.  Denn  die  Primärquellen  für  die  Geschichie  der  Aepftsia 
festzustellen,  ist  von  groeaem  Werth  zur  Befitimmung  der  Vor- 
lage, der  Trogus  Pompeiiis  (Juatin.  X)  in  der  Geschichte  de« 
Artttxerxes  II  gefolgt  ist,  und  unentbehrlich,  um  die,  obwohl  eie 
vielen  Beifall  gefunden  hat,  eicher  falsche  Hypotheee  Wolff- 
gartens  \  dass  der  römieche  GeBchicbtescbreiber  wie  seine  ganxe 
Darstellung  der  perFtsohen  Geschichte  so  auch  diesen  Abschnitt  ■ 
aus  den  TTepCFiKa  des  Deinen  {^^esohüpft  habe,  widerlegen  κα 
können.  Wenn  nämlich  W.  (a»  a.  O.  p.  73),  um  dies  zu  beweiaen, 
Yollständige  Uebereinstimmung  zwischen  Ju&t  X  1  u.  2  und  Flut.  ■ 
Artax.  26  ff,  behauptet^,  ao  ist  dies,  wie  ich  an  anderer  Stelle 
gezeigt  habe®,  ein  grosKer  Irrthum,  nnd  damit  kommt  »eine  ganze 
Deinonbypothese  ins  Wanken.  W.  ist  über  die  in  der  Geschichte  ■ 
der  Aspasia  zwischen  Plutarch  und  Justin  wahrnehmbaren  Wider- 
sprüche zu  leicht  hinweggegangen  und  hat  deshalb  die  übrigen 
Qna  erhaltenen  Nachrichten  über  diese  Frau  gar  nicht  in  Er- 
wägung gezogen,  die  ihm  sofort  gezeigt  haben  würden»  das» 
Deinon  keineswege  der  einzige  GewiihrBinann  gewesen  sein  kann, 
dem  die  Späteren  ihre  Angaben  über  sie  verdanken* 


4 

i 

I 


*  De    Ephori    et    Dinotiifl  hiatoriia    a    Trngo  Fompeio   estpreisia«  ' 
Bonn  18βο. 

^  Eadem  res  cum  a  Plutarcho  c,  2<>  ieqq.  copiosiuB  ^narretiir, 
comparanti  ea  loca  cum  lusfini  verbis  iinum  utrique  auctoreui  praeeto 
fuigsti  videatur  neceese  est. 

β  Progr.  d.  Friedr.-Collo  Königeberg  1900. 


Dio  rt»bcrliefi;riin5?  \lhvr  Aspasia  von  riiokak 


275 


de 


Man  TWHR8,  um  zu  einem  richtigeren  TJrtbeil  al«  W.  zu  j^'e- 
langen,  die  gesammte  Tradition  über  Aepasia  in  Betracht  ziehen 
und  dieselbe  in  zwei  TheÜe  scheiden,  deren  ersterer  die  Jugend- 
geschichte  der  Schönen  bis  7A\  ihrer  Geiangennahme  hei  Ktinaxa 
und  die  ersten  Jabre  ihrea  Aufenthaltes  am  Hofe  dee  Ärtaxerxee 
iimfa85t,  wahrend  der  zweite  von  der  Rolle  bandelt,  die  sie  weit 
später  bei  den  Händeln  zwischen  dem  greisen  Grosskonig  und 
seinem  Sohne  Dareios  geepielt  haben  soll.  Den  ersteren  ver- 
danken wir  meiner  üeberzeugung  nach  in  letzter  Linie  einem 
^ einzigen  Schnftftteller  und  zw^ar  einem  Zeitgenossen  der  Aspasia, 
der  seine  Erzalihing  aas  den  bei  den  Persern  nmlaufenden  wohl 
iehon  stark  romanhaft  gefärbten  und  übertrieben 6ή  Mittbeilungen 
'irklicher  oder  angeblicher  Augenzeugen  zusanimengestellt  und 
eie  seiner  litterarischen  Neigung  und  ßeanlagung  entsprechend 
nocili  roraantiBeber  gefärbt    hat.     Immerhin    enthält    dieser  Theil 

»■^ei-  AspasiaHage  einen  beträchtliehen  Kern  geschichtlicher  That- 
»Äcten,  deren  Glaubwürdigkeit  nicht  anzuzweifeln  ist.  Der  zweite 
TKeil  dagt^gen  muss  grösstentheils  erdichtet  land,  sei  es  bald  nach 
iHrer  durch  hohes  Alter  veranlassten  ehrenvollen  Entlassung 
ÄU«  dem  königlichen  Harem  unter  den  Persern  sich  verbreitenden 
Palieleien,  sei  es  auch  nur  der  Localsage  ihrer  ionischen  Lands- 
*^tite,  die  der  einmal  berühmt  gewordenen  Gestalt  ihrer  Stammes- 
geitosein  einen  noch  grosseren  Nimbus  zu  verleihen  trachtete, 
^*>*8prungen  seiu.     Wahr   ist    daran   wohl  nur,    dase  die  Aspasia 

|**ueb  des  Arfaxerxes  Liehe  in  hohem  Maaese  zu  gewinnen  ver- 
''landen  bat  und  dase  sie  in  vorgerückterem  Alter  von  dieeera 
^*^**  Priesterin  ernannt  worden  ist,  um  ihr  ein  otium  cum  lionore 
**'  gewahren;  die  näheren  Umstände  aber,  unter  denen  letzteres 
^^fui  Plutarcb  und  Justin  geschehen  sein  aolt,  sind  ganz  un- 
^'*1U blieb    und  in  da»  Reich  der  Fabel  zu  verweisen. 

Stellen  wir  nun  zuerst  den  Antor  der  in  allen  auf  uns  ge- 

I'^^n^ujenen  Nachrichten  im  Grossen  und  Ganzen  gleichlautenden 
''Hg-endgeschichte  der  Aspaüia  fest.  Wir  besitzen  neben  dem,  was 
*^*öt.  Artax.   c.  2ii    (und   f*eriGL  c. 


^löt.  Anax.   c.  2ii    (und   f^ericL  c.  24)   und  Ju«t.  X  2,  1   bieten, 
^öch  zyfQl  Erziiblungen  über  dieselbe'»  eine  ganz  besondere  aus* 


^  Ich  sehe  hierbei  üb  von  Athenaioa  Xlll  p.  5?(i^,  deesen  Er- 
*^Ulujig  oÖViiibar  nur  eine  Combination  des  von  Xenophon  Berichteten 
^^t  einer  einem  gewissen  Zenopbaues  entnommönen,  dasselbe  wiePlut.Per» 
^*  uml  AL'lian  über  den  Dfippelnanied  Milk>As«pasia  befragenden  An- 
ß'fttie  fst,  und  elieii80  νΊ*π  dem  im  brauchbaren  Seliobon  zu  Ariateidea 
**'    44>ii  (Diedorfj. 


27β 


Ktuliaat 


ffthrlielie  bei  Aeli&n  Var.  Biet  XII  1,  die  mbbricht,  nachdem  be- 
richtet iet|  virie  Aspaaia,  bei  Kunaxa  oacli  dem  Tode  dee  Ejrroe 
iii  Gifangenecbaft  geratben.  Dach  langer  Trauer  um  jenen  die 
Liebeabe  wer  burige  η  dee  Artaxerxe«  erbört  habe^  aud  eine  kurze 
Notiz  bei  Xenopbon  Anab.  I  10^  2.  Beide  geben  nna  die  nöthigen 
Fingerzeige«  am  die  Urquelle  der  ganzen  Erzählung  ermitteln  zo 
können*  Kacb  Judeich  ^  haben  Aelian  und  i'lutürch  ane  dereelben 
Quelle  geecfaöpft;  ich  mochte  diee  jedoob,  vrenigetene  für  Plnt. 
Artax.  26  bezweifeln^,  da  Aeüane  Darstellung  de«  ersten  Zoaammcn- 
treifeni  der  Aepania  mit  Kyroe  von  iJer  Plnlarchs  a,  a.  O.  doch 
in  manchen  £ioze]beiten  abweicht. 

Beide  Erzäblnngen  eind  allerdinge  offenbar  auf  derselben 
Grundlage  aufgebaut:  Ij  die  Angaben  über  die  Herkunft  der 
Aipaata  sind  bei  beiden  Schriftitellem  dieeelben;  2)  beide  berichten, 
daae  Aepaeia  eine  sehr  eorgfaltige  Erziehung  genoeeen  habe  (Plut. 
Τ€θραμμένη  κοσμίως;  Aelian  έκ  bi]  τούτων  iv  K€viqt  μέν  έτράφη 
ή  *Α0ΤΓασία,  (Τιχ^φρόνως  μέντοι  καΧ  καρτΐραις);  3)  dae  züchtige 
Benehmen  der  vor  Kyros  geführten  Jungfrau  im  Gegensatz  za 
ihren  Gefahrtinoen  wird  bei  beiden  gerlihmt ;  4)  die  Worte,  die 
der  hierüber  erfreute  Kyroa  an  den  Mann  (^nach  Aelian  einen 
Satrapen),  der  ihm  die  Frauen  zugefiilirt  hatte,  richtett  etimmen 
z.  Th,  wörtlich  iiberein  (Plut.  άρα  ήδη  συνορφς^  6τι  μοι  μόνην 
ταύτην  έλ€υθ€ραν  και  αδιάφθορο  ν  ήκ€ΐς  κομίΕιυν;  Aelian. 
Τ  αυτήν  μόνην,  ίφη,  έλευθεραν  και  άδιοφθορον  ήγαγες); 
5)  beide  eagen  Bchli»^ielicL•  üiit  detiftelben  Worten,  daes  Kyroa 
teitdem  die  Aepaeia  allttn  anderen  Frauen  vorgezogen  habe 
(Plnt.  €K  bi  τούτου  προ0€Ϊχ€ν  άρΕάμ€νος  αυτή  καΐ  μάλιστα  ττα• 
(Τών  ίύτ^ρΗ,  Aelian.  έκ  ϊ)ή  τούτων  ö  Κύρος  πλίον  ταύτην  ήγά* 
ϊτη(Τ€ν  ή  αις  ώμίληαε  ποτέ  άνθρώποις).  Dabei  hl  aber  Aeliane 
Erzählung  unvergleichlich  umfangreicher  und  bietet  zur  Charak- 
teriflierung  Aapaeiaa  eine  ganze  Reihe  von  Auseprüchen  und  Hand- 
lungen derselben,  von  denen  bei  Plut,  keine  8pur  eich  findet. 
Die  Vermuthiiiig  liegt  alsü  nahe,  das«  Plut.  nur  einen  kurzen 
AuHzug  aus  dereelben  Vorlage  gebe,  die  Aelian  ausführlich,  viel- 
leicht wörtlich,  ausgeechriebeu  hat.     Aber    bei  näherem  Zü«ehen 


I 


< 


I 


I 


»  S.  Pauly-Wiasowa,  Reaiencyclop.  Bd.  2  S.  1721  f. 

"^  Di©  ivenigi^n  Worte  ütier  ABpaaiii  bei  Plut.  Per.  24  sind  da- 
gegen völlig  im  Kinklang  mit  der  Erzäljlufig  Aoliaue  und  jedenfulU 
von  Plut.  nach  der  Erinnf>rung  nder  Is^ui^rpteu  qua  der  Ürrjuette  selbst 
(Kteiiaif)  enlnoromeu. 


Die  üeberlieferunp  über  Aapasia  ton  Phokaia  277 

treten  uns  doch  auch  Abweichungen  in  der  beideriteitigen  Sehil- 
deruDg  dee  Vorgange  entgegen,  die  Bedenken  gegen  diese  Annahme 
erregen:  1)  bei  Plutarch  werden  die  Frauen  dein  Kyro«  während 
der  Mahlzeit  vorgeführt  ίΚύρου  6£ΐπνοοντος),  nach  Äelian  er- 
eeheinen  aie  erst  hei  dem  der  Mahlzeit  nach  perekcher  Sitte  fol- 
genden Trinkgelage  (ίτυχε  μίν  από  ί)€ΐττνου  ών  και  mveiv  ίμΐλλε 
...  *  μεσουντος  ουν  του  τιότου  κτλ.).  Wichtiger  ist  die  zweite 
Abweichung.  Bei  Plut,  ruft  Aepaeia,  die  eich  weigert  der  Einla* 
düng  des  Kyrofi,  sich  7M  ihm  zn  setzen,  zu  folgen,  den  KCtieu* 
vadtai,  die  sie  mit  Gewalt  zu  jenem  schleppen  wollen,  zu:  Οίμώ- 
£€ται  μ€ντοι  τούτων,  &ς  fiv  έμοι  προσατάττ|  τάς  χείρας,  hei 
Aelian  droht  sie  dem  Kyros  Reibet,  nachdem  sie  von  jenem 
Satrapen  mit  Gewalt  zu  ihm  geicerrt  mi  und  er  sie  zu  berühren 
wagt  (έΕεβόησε  Τ€  και  έφατο  αυτόν  οΐμώΕβσθαι  τοιαύτα  ί>ρώντα}. 

Diese  Abweichungen,  βο  geringfügig  sie  auch  sind,  machen 
ee  wahrscheinlicher,  dum  Plut  nicht  die  Quelle  Aeliane,  »andern 
eine  andere,  aus  der  aunführ lieberen  bei  Aelian  zu  Grunde  lie- 
genden Üuelle  abgeleitete  Darstellung  benutzt  hat,  man  mtiaste 
denn  etwa  annehmen  wollen,  daee  er  eelbet  willkürlich  die^e 
Aenderungen  (an  der  gemeiuBamen  V^orlage)  vorgenommen  hat, 
wozu  doch  für  einen  Biographen  deg  Artaxerxe«  auch  nicht  die 
geringste  Veranlassung  vorlag.  Wohl  aber  konnte  auf  die  Er- 
wähnung der  κατευνασταί  ein  Schnftetelier  kommen,  der  per* 
sieche  Geschichte  schrieb  und  einen  Vorgänger  auf  demselben 
Gebiete  durch  Darbietung  neuer  Momente,  die  eine  bessere  Kenot- 
nifM  pereiecher  Hofsitte  bekunden  sollten,  auszustechen  trachtete, 
dh,  Deinon,  der  nach  allgemeiner  Ueberzeugung  für  diesen  ganzen 
Lebensabschnitt  des  Artaxerxes  Plutarchs  Quelle  gewesen  ist. 

Sind  also  Plut.  und  Aelian  verschiedenen  Quellen  gefolgt, 
so  ist  schon  damit  Wolffgartens  Voraussetzung,  dass  Deinon  allein 
die  pikanten  Klatscbgeschiubten  über  Aspasia  verbreitet  habe  und 
ihm  alle  Späteren  nachgeschrieben  hätten,  beseitigt.  Aber  selbst 
wenn  Plut.  und  Aelian  wirklich,  wie  Judeich  meint,  dieselbe 
Vorlage  gehabt  haben  so  Uten,  so  ist  auch  damit  Wolffgartens 
Anofthme  noch  nicht  gerechtfertigt.  Denn  wir  besitzen  ja  noch 
eine  zwar  ganz  kurz  und  allgemein  gehaltene,  aber  inhaltlich 
dasselbe  wie  Flutarcbs  und  Aelians  Erzählungen  besagende  Nach- 
richt über  jene  Fran,  die  dadurch  ungemein  wichtig  ist,  dass 
sie»  weil  einer  früheren  Zeit  angehörig,  von  Deinons  Werk 
völlig  unabhängig  ist,  Xenophon  ist  es»  der  (Anab,  I  10,  2) 
zOerst  Aspasia    erwähnt,    und    zwar    in    einer   Formi    die   jeden 


d 


278 


ο  11  η  α  α  8 


Zweifel  aufiscblieeet,  dasfi  icKon  ζα  seiaer  Zeit  wob!  ftllee  d&i, 
was  Flut,  und  Äelian  über  die  Jugend  der  Aepaeia  und  iKr 
Verhältnisß  zu  Kyros  bHticIiten,  bekautit  war:  βαΟΊλβυς  bi  κ(ή 
ol  συν  αυτφ  τά  τ'  άλλα  πολλά  διαρττάίουσι  και  την  Φιυ- 
Katba  την  Κύρου  παλλακίδα  τήν  σοφή  ν  και  καλή  ν  λεγο* 
μΕνην  £Ϊναι  λαμβάνει  'der  König  und  eeine  Leute  pliiudern 
da«  Lager  und  riebmen  die  bekannte  Pbokaeerin»  der  man 
Sehönbeil  und  Weisbeit  nacheagte,  gefangen,  IHete 
wenigen  Worte  XenopiiouR  leiten  uns  zu  der  Urquelle^  aae  der 
sie  eelbiit  ebeiieo  wie  alles,  was  Plut.  und  Aelian  über  ibre  Her- 
kunft, Scbönheit  und  Klugheit,  ibre  erete  Begegnung  mit  Kyroe 
und  ibr  Rpäteree  Verbältnise  zu  diesem  wie  zu  Artaxerxee  (Ae- 
lian) berichtet   balen,  geschöpft  sind. 

Dasfi  Xenopbon  die  ganze  Schilderung  der  Kretürmuiig  and 
Plünderung  des  Lager«  der  Kyreer,  der  er  «elbst  iiiibt  beiwohnte, 
den  Erkundigungein  die  er  nach  der  Schlacht  einzog,  verdankti 
ist  ja  klar^  Andere  siebt  es  mit  iler  an  die  Erzählung  der  Ge* 
fangennahnie  der  Anpasia  angeknüpften  Charakteristik  ihrer  Per* 
eönlicbkeit  (την  αοφήν  και  καλήν  λ€γομ^νην  €Ϊναί)-  ^1«ιι  kann 
doch  schon  wegen  dea  Auedrucka:  την  Φαικαι^α  'die  bekannte 
Phokäerin*,  ni^ht  annehmen,  dass  Xenophon  erst  in  jenen  Tagen 
vim  ihrer  Existenz  und  Anwesenheit  im  Lager  gehört  hätte.  Eot- 
atammt  die  Angabe  seinem  eigenen  Wieseni  so  giebt  sie  vielmehr  das 
wieder,  was  er,  sei  m  schon  in  der  Heimath,  sei  es  durch  gelegent- 
liche Gespräche  im  Lager  während  des  Marsches  m  dae  Innere 
von  Asien  über  Aspasia  erfahren  hatte.  Eine  solche  EntstehuDg 
der  Notiz  wäre  ja  durcbauB  möglieh,  und  es  unterliegt  auch  nicht 
dem  geringsten  Zweifel,  daes  er  eelbst  die  dazu  erforderliche 
Kunde  von  jener  Frau  gehabt  hat.  Trotzdem  scheint  mir  nach 
dem  Wortlaut  seiner  Angabe  eine  andere  Erklärung  annehmbarer. 
Derselbe  nähert  sich  nämlich  sehr  au if allen d  den  Worten,  mit 
denen  Plut.  Artax,  2fi  seine  Erzählung  über  das  Vorleben  der 
Maitreese  de«  Kyros  abschlieeat :  καισοφήν  προσηγόρευσβν* 
iäkixi  hi  Κύρου  πεσόντος  έν  τή  μάχτι  και  ΟιαρτταΕομένου 
του  στρατοΤΓ66θΐι.  Dass  wir  in  diesen  Worten  eine  Entlehnung 
Plutarc'hfi  aus  Xenophona  Anabasis,  die  er  ja  sonst  mehrfach  für 
die  Biographie  defl  Artaxerxes  benutzt  bat.  vor  uns  hätten,  ist 
deshalb    nicht    gut    anzunehmen,    weil    alles  Vorhergehende    hei 


^  Vgl.  VoUbrecbt,  Zur  Würdigung  und  Erklärung  von  Xenophona 
Auabasia  S.  U;  HolkuDder^  Kuoaxa  S.  24. 


Die  Üeberlieferang  aber  Avpasia  von  Phokaia 


279 


Plnt&rch  mit  dieeen  ScbluasBätzen  im  engsten  Zusammenhang 
etehtf  Xenophon  aber  davon  Dicbt  dae  Geringste  bietet.  Ißt  aUo, 
was  schwer  glaublicb  ist,  der  wörtliche  Anklang  zwiseben  beiden 
Stellen  nicht  rein  zufällig,  so  ißt  er  nur  dadurt-b  zu  erkläron» 
ilaes  die  Angaben  beider  Sebriftftteller  auf  diestelbe  Quelle  zurlick- 
l^ehen^  daee  also  auch  Xenophon  Seine  Worte  einer  ihm  bereite 
zu  Gebote  stehenden  litterariöchen  Vorlage  entnommen  hat.  Dieee 
kann  dann  aber  nur  das  Werk  des  Ktesiae  gewesen  sein.  Ich 
habe  mich    schon    früher^   zu    der  tJeberzeugnng    bekannt,    dnae 

t Xenophon  seine  Einleitung  zur  Anaba^ie  dem  Werke  des  Kteeias 
ganz  ebenso  entnommen  biit  wie  Plutarch  die  ersten  Kapitel 
seiues  Artaxerxes,  und  Reuse-  hat,  wie  ich  glaube,  durchane  mit 
Recht  nachzuweisen  gesucht,  dass  diese  gelegentliche  Benutzung 
der  ΤΤ€ρ(Ιικά  durch  Xenophon  eich  durch  das  ganze  erste  ünch 
der  Anabaeiß  hin  verfolgen  läset'''.  Auch  von  nneerer  Stelle 
meint  er  wegen  ihrer  Uebereinetinimung  mit  Plut  Artax.,  das» 
we  vielleicht*  aus  Kteeias  entlehnt  sei,  und  ich  stimme  ihm  nicht 
Bur  bei,  sondern  glaube  besiiramt,  dasa  auch  hier  Ktesiae  von 
Xenophon  ausgeschrieben  ist.  Besonders  bewegt  mich  hierzu 
ausser  der  Uebereinetimmung  mit  Plutarch  das  eigeuthüm liehe 
λετορ^νην,  durch  das  ja  vielleicht  Xenophon  nur  ausdrücken 
wollte,  dass  er  von  der  Schönheit  und  Weisheit  der  Aspasia  nur 
durch  Hörensagen  etwas  wisse,  das  aber  andererseits  eindringliiih 
an  das  auffallige  λέγεται  in  den  entweder  von  Xenophon  selbst 
oder  von  einem  Interpolator  an»  Ktesiae  in  seinen  Text  einge- 
acbobenen  Stellen  1  8,  24  (Tödtung  des  Artagerses  durch  Kyros) 
and  28  (Tod  des  Artapates)  erinnert. 

Freilich  fehlt  meiner  Annahme  insofern  die  feste  Grundlage, 
die  sie  unbestreitbar  machen  würde,  als  Photios  in  seinem  Auszug 
aus  den  ΤΤερ0ικά  des  Ktesias  der  Aspasia  keine  Erwähnung  thut, 

Ii  Vgl.  Progr.  d.  Friedrichs-Colleg.  Königsberg  ΙΗ9Η  S.  θ;    12  ff. 
^  Reuse»    KriliHche    und    exegetische    Bemerkungen   zu    Xenoph. 
Anab.,  Wetzlar   1887,  8.  3  tf. 

^  Wachsmuth  (Einleitung  in  d.  Studium  der  alten  Geschichte 
8,  472  A.  2}  und  Hollaender  (a.  a*  0.  S-  25  A.  2)  verwnrFen  zwar 
ReuBs'  Hypothese,  aber  eraterer  giebt  keine  Gründe  für  »eine  Ansicht 
an  und  H.  atützt  aich  lediglich  auf  die  von  Knimhholz  in  der  Schrift: 

»De  Cteaia  aliisque  auctoribue  in  Flut*  Artax.  adbilntie,  Eieenaob  1889, 
p.  20  sqq.  gegen  Reuse  erhobenen  Einwendungen,  die  aber  keineswegs 
geeignet  sind,  die  ganze  Hypothefie  umzustOMen  und  dies  auch  nicht 
sollen.     Vgl.  Progr.  d,  Friedr.-CulL  Königsberg  18%  S.   13  A.   L 


280  Ν  e  η  h  a  u  • 

so  daee  eben  nur  die  beiden  Parallelstellen  bei  Xenoph.  und 
Plut.,  deren  Herkunft  aus  Kteeias  ich,  allerdings  unterettitzt  durch 
zahlreiche  andere  genieineame  Entlehnungen  beider  aus  jenem, 
annehme,  als  Beweis  dafür  dienen  können,  dass  auch  Ktesiae  schon 
von  Aspasia  dasselbe  erzählt  hat,  was  Plut.  Artax.  26  von:  *Hv 
bk  Φιυκάΐς  an  und  Aelian  berichten.  Allein  kann  dies  wirklich 
auch  nur  einen  Augenblick  zweifelhaft  sein,  wenn  man  bedenkt, 
dass  Ktesias,  nicht  nur  wie  Xenophon  als  Zeitgenosse,  sondern 
im  Lager  und  am  Hofe  des  Grosskönige  verweilend,  alle  dort 
sich  abspielenden  zu  der  Eebellion  des  Kyros  irgendwie  in  Be- 
ziehung stehenden  Vorgänge  mitdurchlebt  und  über  diese  dann 
mit  einer  Ausführlichkeit  berichtet  hat,  von  der  uns  die  Worte, 
mit  denen  Plutarchs  ein  langes  Kapitel  füllender  Auszug  aus 
seiner  Schilderung  des  Todes  des  Kyros  beginnt,  eine  Vorstellung 
geben  können^? 

Eh  ist  ganz  unglaublich,   dass  er  sich  die  romantische  Ge- 
schichte der  Aspasia,    die  seinem  Interesse  an  *  Hof-  und  Serail- 
geschichten ,    seiner    Freude    an    'wunderbaren    Ereignissen    und. 
unterhaltenden    Fabeleien  \    seinem    Wunsche,    dem    Leser    *ein€^ 
spannende    und    pikante   Leetüre    zu    bieten' ',    so    sehr    zusagen 
musste,  hätte  entgehen  lassen  sollen. 

Sein  Werk  also  ist,  wie  ich  überzeugt  bin,  die  Quelle  ge- 
wesen, aus  der  alles,  was  Xenophon,  Plutarch,  Aelian,  (Justin) 
über  das  Leben  der  Aspasia  bis  zu  ihrer  Aufnahme  unter  die 
Kebsweiber  des  Artaxerxes  erzählen,  sei  es  direct  oder  indirect, 
geflossen  ist.  Krumbholz  ^  vermuthet  denn  auch  gradesn,  daes 
die  zweite  Hälfte  von  Plut.  Artax.  26  von:  Ήν  bk  Φαικαΐς  an 
nicht  aus  Deinon  stamme,  sondern  als  ein  Fragment  des  Etesias 
zu  betrachten  sei,  da  diese  ganze  Vorgeschichte  der  Aepasia  hier 
überflüssig  sei.  Ich  kann  ihm  hierin  nicht  beistimmen,  da  grade 
diese  Schilderung  der  Liebenswürdigkeit  und  Keuschheit  der 
Aspasia  unentbehrlich  ist,  um  das  freche  Verlangen  des  Dareios 
und  den  Unmuth  seines  Vaters  begreiflich  zu  machen,  also  im 
engsten    Zusammenhang    mit   dem   Vorhergehenden    steht ^.      Ich 


^  Plut.  Artax.  11,  1:  Ή  bi  Κτησίου  διήγησις,  ώς  ένιτεμόντι  -^ 
πολλά  συντόμως  άπαγγβϊλαι,  τοιαύτη  τ(ς  ίατχ. 

2  Vgl.  Wachsmuth  a.  a.  Ο.  S.  472. 

β  Vgl.  Krumbholz  a.  a.  0.  p.  1β  η.  12. 

^  Smith,  a  study  of  Plut.  life  of  Artax.,  Leipzig  1881  p.  2^^ 
vgl.  2f)  und  Mantey,  Welchen  Quellen  folgte  Plut.  in  teinein  Leben  ά^ 


Die  Ueberlieferung  übrr  Aspasi»  vnn  Phßl(aia 


281 


glaube  vielmehr,  daea  auch  die  zweite  Hiilfte  des  Kapitel«  wie 
ihre  ganze  Umgebung  von  Plntarch  aun  Deinon  geschöpft  ist, 
letzterer  aber,  von  dem  ja  allgemein  angenommen  wird,  daea  er 
dae  Werk  dep  Ktesiaa  als  Quelle  benntxt,  ja  vielleicht  daeeelbe 
*  reitgemäss  überarbeitet  und  mit  wichtig  thuender  Kleinmeieterei 
im  Einzelnen  berichtigt  oder  abgeändert  und  ergänzt  hat'^,  seine 
Erzählung  dem  Ktesias  entlehnt  hat. 

Schon  auf  Grund  der  kleineu  Abweichungen,  die  die  Dar- 
Btellnng  Aelians  von  der  Plntarchin  zeigt,  darf  wolil  nun  ohne 
Weitere»  gefolgert  werden,  dasR  die  ältere  Quelle,  auf  der  Aelian« 
Darstellung  beruht,  das  Werk  de«  Kteeias  eelbet  gewesen  ist. 
Diese  Vermuthung  wird  noch  durch  andere  Erwägungen  unter- 
stützt. Eretena  nämüch  bricht  AelianR  Erzählung  ohne  bemerk- 
baren Grund  mitten  im  Zusammenhang  ab,  nachdem  erzählt  ist, 
wie  es  dem  Ärtaxerxes  nach  langem  Bemühen  gelang,  die  Zu- 
neigung <ler  Äspaaia  zu  gewinnen.  Sollte  diese  auffällig#i  Er- 
acheinung  nicht  die  einfachste  Erklärung  dadurch  linden,  dass 
den  Aelian  an  diesem  Punkte  der  Erzählung  seine  Vorlage  im 
Stich  lies«,  da  sie  eben  nicht  w^eiter  reichte?  Das  würde  aber 
wieder  auf  Kteeias  zutrelFen,  der  sein  Werk  nur  noch  wenige 
Jahre  uher  die  Schlacht  hei  Kunaxa  hinabgeführt  und  dann  Per- 
tiien  verlassen  hat.  Sodann  bietet  Aelians  Erzählung  einzelne 
Tßj  die  ganz  bestimmt  auf  Kteeian  als  Gewährsmann  schliessen 
Ganz  bcionders  Krumbholz  in  seiner  schon  mehrfach  er- 
wähnten Abhandlung  hat  darauf  hingewiesen,  wie  sehr  selbst  in 
den  allein  uns  erhaltenen  Auszügen  aus  den  ΤΤ€ρΟΊκά  des  Kte• 
Sias,  die  wir  dem  Plutarch  im  Ärtaxeriee  und  dem  Photios  ver- 
danken, noch  da§  überaus  lebendige  Interesse  hervortritt,  dae 
dieser  Autor,  der  ja  Arzt  von  Profession  war,  an  allen  Dingen 
nahm,  die  in  sein  eigentliche«  Fach  schlugen  und  ihm  Gelegen- 
heil  boten,  seine  mediciniftchen  Kenntnisse  hervortreten  zulassen; 
ich  erinnere  hier  nur  daran,  mit  welcher  peinlichen  Genauigkeit 
er  die  Verwundungen  des  Artaxerxee  und  des  Kyroe  hei  Kunaxa 
geschildert  hat^. 

Ärtax.?,  Greiffenberg  1888,  S.  22  führen  daher  die  ganze  Erzählung 
von  Aspasta  unbedenklich  auf  Deinon   zurück. 

1  Wacherauth  a,  a.  0.  S.  473.  Vgl.  auch  C.  MaelU-r  FHG  II, 
p.  88;  Smith  a.  a.  0*  S.  4;  Rueter,  de  Cteeiae  Cnidii  fide  et  auctori* 
täte,  Bielefeld  IHIS,  p.  14^  Riiehl  in  den  Jahrb.  L  PhiL  1883  S.  735; 
Krurabhob,  a,  a.  Ο  ρ.  8;  Wnlßjiarten,  de  Ephori  et  Dinonis  historiii 
a  Trogo   Pompejo  exprcfieie,  Bonn   ΙΗβΚ,  ρ.  78. 

>  Vgl.  Plut.  Artax.  11  und  die  Kritik^  die  Plut.  dort    au    seiner 


282 


Ν  ♦'  n  b  Η  u  β 


ι 


DieetiH  Kennjieicheii  des  AiitoiR  tritt  nun  auch  bei  Aelian 
in  granz  auffallfncler  Weiee  zu  Tn^re.  Gleich  am  Anfang  der  Er- 
zähl nng  erfaliren  wir,  tlaPH  Αρρακία»  Mutter  έν  ώbl(Jl  geetorbei) 
sei,  und  von  ibr  saJbgt  wird  mitgetheilt,  daee  sie  ale  Kind  an 
einer  Geschwulat  unter  dein  Kinn  erkrankt  (γίν€ται  aurrj  κατά 
Toö  προ0ώτΓου  φυμα  υπ'  αυτό  τό  X€V€iov)  und  auf  wunderbare 
Weise  geheilt  worden  sei;  ebeneo  verrUth  den  Fachmann  die  er- 
«cbnpfen<le  Schilderung  der  Reize  der  Aspasia,  die  vom  Kopf  bis 
zu  den  Füssen  aufgezählt  werden,  und  Aehnücbee  mehr,  zB.  die 
Erzählung  vtin  dem  Vorgang,  als  ihr  Kyros  ein  goldenes  Hals- 
band Bobenkte.  Sebr  auffällig  ferner  und  nur  im  Munde  eines 
von  der  lebbafteeten  Tbeilnabme  an  der  ganzen  Geschiebte  er- 
füllten ZeitgenoRsen  erklärlich  ist  die  Angabe,  dass  die  Kaode 
von  der  Liebe  des  Kyro«  zur  Aspasia  nicht  nur  bis  nach  Tonien 
kam,  sondern  dasa  diee  Liebeaverhültnifis  in  ganz  Griechenland 
heeprocben  wurde,  und  namentlich  bezeichnend  für  den  Philo- 
lukonen  ivtesias  ist  die  Mittheilung,  das»  auch  der  Peloponnee 
Λ-οΙΙ  war  von  Staunen  und  Gerede  (πίπλήρωτο  bi  και  ή  Πελο- 
πόννησος τών  ύττέρ  Κύρου  τ€  και  εκείνης  λόχων).  Dazu  kommt 
endlich  die  überaus  pikante  und  dramatisch  belebte,  wie  bekannt^  Μ 
dem  KtesiaR  eigene  Form  der  Erzählung.  Kurz  alieSi  was  sonst  ■ 
als  charakteristiech  für  de»  Kte^iaa  Werk  bezeichnet  wird,  finden 
wir  bei  Aelian  wieder.  Ob  nun  Aelian  das  Werk  des  Ktesias 
selbst  vorgelegen  hat  oder  ob  auch  er  aeine  Erzählung  ihm  nur 
indirect  verdankt,  etwa  durch  Vermittlung  der  Pamphi'a,  wie 
F,  Rudolph  nicht  ohne  Waiiracheinlichkeit  vernmthet^,  ist,  da, 
auch  letzteren  Fall  angenommen,  nur  eine  faat  wortgetreue  Kopie 
der  Darstellung  des  Ktesias  bei  Aelian  vorzuliegen  scheint,  nicht 
von  Belang  und  mag  dahingestellt  bleiben.  WertbvoU  aber  ist 
es  für  uns,  daiis  aucli  nach  Rudolphs  üeberzeugung  alle  Erzäh- 
lungen, die  Aelian  in  den  Büchern  1,  ΧΪΙ  und  Χΐίΐ  der  Varia 
historia  aus  dem  Leben  des  Ärtaxerxes  bietet^  nicht  auf  Deinen,  m 
sondern  auf  Ktefiias  selbsl   jsurückgehen.  f 

Die  den   wenigen   Worten  Justins  X  2,  1  zu  Grunde  liegende 
liaretellung  des  Trogus,  die  we<ler  aus  dem  von  Trogus  nirgends 
benutzten  Ktesias,  noch,  da  bei  ihm  wie  bei  Plut.  die  ganze  Er* 
zählujig  über  Aspasia  aus    einem  Guss    ist    und    im   Folgenden    — 
wie  im   Vorhergebenden  starke  Abweichungen  und  Widersprüche   ■ 
zwischen  beiden   Autoren  sirh  finden,  aus  Deinon  stammen   kann, 
ist  meiner  LTeberzeugung  nach  dem  Werke  des  Ephoros  entlehnt, 
der  ja  ebenso  wie  Iteinon  für  persische  Ereignisse  und   zwar,   wie  ■ 
wir  genau   wissen,  sppciell  für  die  Geschichte  des  Bruderkriege*  f 
zwischen  Ärtaxerxes    und    Kyrus    Ktesias    als    eine    Hauptijuelle 
ausgeschrieben  bat* 


Erzählung  übt:  τοιοΟτος  μέν  6  Κτησίοο  λόγος,  φ  κα^άηΐρ  άμβλ€ΐ  Ιιφι- 
6(ψ,  μόλις  άναιρών  τόν  ονθριοπον  (ϊνήρη«€ν. 

^  F.  Rudolph,    de    fuiitibuä,    quibua    Aeliauua    iu  Varia    historia 
compoiiinda  usus  &it,  Leipzigt-r  Studien  Bd.  7  (1884)  S.  83  ff. 


Die  Üebfrlicftirung  iil>er  Aspasia  vr»ri  Phokaia 


2m 


eben,  ilaee  die  uns  erhaltenen  im  Ganzen 
▼'^llili    conformen   Nadirichten    über    dpn    ersten  LebenpahRclinitt 
de»•   Aspasia  eämmtlkli  auf  KlesitiR  zunirk^eiiMiTt  werden  mÜHsen 
unci  2war  bei  Aelian  wabrsdieinüch  iiiircit  Vermittlung  dei  Pam- 
P^tiia,  bei  Plutareb  durcb    die   heinons,    bei  Trogus-Justin    durch 
*1»^    des   Epboroe.    Während  nuu  die  Erzählung  dßs  Ktewias,  wenn 
■  ei^    auch  bereilB  stark  anfgepiitzt  iat,  m  ihrem  Fundament  gewiss 
axi^a  Thatsacben   beatebt,    mUssen    dann    später   weitere   Märeben, 
<l^i-en   EntKtebung  wir,    wie   oben  aasgeführt  ist,    nur    vermutheu 
können,  um  die  Pernou  der  Äspasia  gesponnen  und  mit  iier  kte- 
*i€i-nischen   Darstellung  ihrer  Mhereii  Seh  ick  aale  verbunden  wor- 
*l^ii  sein.     Wir  finden    die    zweifellos    im    wesentlichsten   Punkte 
i'^in   erdichtete   Sage  von   ihrem  etwa  40  Jabre  nach  ihrer  Jugend- 
•*ltithe    nochmals     erfolgteu     Einwirken     auf    die    Geschicke    des 
A^cliäfnenidenbauses  nur  bei  Plut,  Art.  27   und  Just,  X  2,    Die  I>ar- 
*t.eUungen   beider  Schriftsteller  weichen  in   niancben  Einzelheiten, 
^^^le  bereits  angedeutet   wurde,    von   einander  ab^    und  wenn    wir 
^ie  Jugend gescbichte  der  Aspasia  richtig  bei  ersterem  auf  Deinon, 
■^ei  letzterem  auf  Epboros  zurückgeführt  haben,  so  ist  es  selbst- 
^V^cretändlich,  duss   beide  Schriftsteller  auch  diese   späteren  Nach- 
**icbten  über  Aspaeia  der  bisher  benutzten  Quelle  verdanken.     Es 
^%t  dann  anzunehmen^  daes  EpboroH  wie  Deinon,  beide  als  lonier 
"V-on  leicht  erklärlichem  Interesse  für  die  von  Ktesias  nicht  mehr 
Erzählten  weiteren  Scbieksale  der  Aspaeia  erfüllt,  Nachforschungen 
^tber  dieselben  angestellt  und    unabhängig  von  einander  und  aua 
<iein  Munde  versobiedener  Gewährsmänner,  jeder  von  beiden  mit 
V'erscbiedenen  kleinen   Variationen^    die   tbörichte  GeHcbiobte    er- 
fahren haben,    daes  die   alternde  Frtiu  durcb  ihre  angeblich  noch 
immer    bezaubernde    Schönheit    den    Dareioe    zur  Verecbwürung 
^egen  seinen   Vater  verleitet   habe.     Weder    darüber,    das«    eine 
•solche  Oeechichte    überbaupt    entstehen    konnte,    noch    über    die 
Kürze  der  Zeit,    in  der  diese    letzte  Sage  über  Äspasia  eicb  ge- 
liildet  und  verbreitet  haben  muss  —  nicht  einmal  zwei  Jahrzehnte 
liegen  zwisclien  dem  Tode  des  Artaxerxes   und  der  Zeit»    in  der 
Epboros    und   Deinon    ihre   Werke  verfasst  haben  —  dürfen   wir 
uns  nach  dem  in  der   Einleitung  Gesagten   wundern.     Lebte  doeh 
Aspasia  im  klassisoben  Lande    der    MärchenermbleTj    im  Orient, 
und   bei  den    in   diesem   Punkte  den   Persem  ähnlich   veranlagten 
loniern    gesellte    sich    zu    der  angeborenen   Lue!    am  B^abulieren 
einer  Persönlichkeit    wie    Aspasia  gegenüber    noch    die  natitniale 
Eitelkeit^    die   die  kritiklose   Nacherzählung  und   Verbreitung  des 
pikanten  Gescbicbtchens   von    dem   letzten    Erfolge   ihrer  schünen 
iiandsmäiinin  fördern  musste,      Merkwürdiger  ist  es,    daes  weder 
Epboros  noch  Deinon  noch  ihre  Aueschreiher  Trogus  und  Plutarch 
irgendwelchen  AnHloss    an    der    abgeschmackten    Geschichte    ge^ 
nommen  zu  haben  scheinen. 

Π.   Neu  b  aus. 


zu  HERODIANOS  TECHNIKOS 

π€ρ\  μονήρους  λέΕεως 

Wenn  Meineke  in  seiner  hietoria  critica  comicornm  Grae• 
corum  S.  530  Herodiane  Scbriftchen  π€ρ\  μονήρους  λέΕεαις 
liber  corruptiseimne  nennt,  eo  hatte  er  dazu  im  J.  1839  gewiss 
ein  Recht.  Das  Werkchen  war  1823  nach  einer  von  dem  dä- 
nischen Gelehrten  Bloch  nicht  eben  sorgfältig  gefertigten  Ab- 
schrift aus  dem  einzig  bekannten  Mannsoript,  dem  codex  regius 
1965  zu  Kopenhagen,  einer  Papierhandschrift  des  15.  Jahrhun- 
derts, durch  W.  Dindorf  herausgegeben  worden.  Bloch  and  Din- 
dorf  haben  die  Fehler  der  Handschrift  an  zahlreichen  Stellen 
verbessert.  Aber  wie  viele  Stellen  noch  der  Besserung  harrten, 
zeigte  die  Ausgabe  von  Lehrs  in  'Herodiani  scripta  tria  emen- 
datiora  ,  Königsberg  1848,  S.  1 — 189.  Lehrs  selbst  erklärt  in 
der  Vorrede,  dass  er  fast  an  keine  Zeile  herantreten  konnte, 
'quin  haerendum  esset  et  circumspiciendum  quid  stare  poeset 
quid  non  .  Zum  Üeberflnss  stellt  er  dem  liber  emendatus  S.  7 
— 157  den  liber  ad  codicem  descriptus  S.  158—189  sur  Seite. 
Vergleicht  man  beide  Fassungen  miteinander,  so  wird  man  mit 
Arthur  Lud  wich  in  dieser  Zeitschrift  Jahrgang  1883  S.  383  den 
Scharfsinn  bewundern,  mit  dem  Lehrs  das  lehrreiche  Büohelchen 
behandelt  hat;  man  wird  zweifelhaft  sein  können,  ob  man  mehr 
über  die  Sicherheit  in  der  Handhabung  der  Kritik  oder  die  Fülle 
der  Belesenheit  in  dem  Commentar  staunen  soll,  mit  dem  der 
Herausgeber  die  wichtigste,  weil  vollständigste  unter  den  erhal- 
tenen Schriften  Herodians  ausgestattet  hat.  Lehre  hatte  nur 
eins  unterlassen :  die  Abschrift  Blochs  nochmals  mit  dem  Original 
zu  vergleichen.  Dafür  schätzte  er  überhaupt  die  παρήΪΜκΠς 
gegenüber  dem  λόγος  zu  gering.  Leider  versäumte  anch  Lentz 
für  seine  'Herodiani  technici  reliquiae^  Band  II  S.  908  —  952 
die  Handschrift  nochmale   anzusehen.     Fr  begnügte    sich    damit, 


Zu  Htirodiarii>8  Tecbnikos  irepl  μονήρους  \έίεη)ς  ίί^δ 

den  Text    und    die   Hauptsache  des  Commentarfi    von   Lehre    aue 
Jen   scripta  tria  emetidatiora  ei  υ  fach   htTüberKunefimer», 

AIh  daher  der  Unter/.eichi*ete  IS79  tiae  allerding«  bei  Lehre 
nicht   ganz    corteet    wiedergegebene  άτιόγραφον  Bloche    mit   der 
Η rtixiJ Schrift  verglicb,  konntt•   er    eine  nicht  unerhebliche  Nachlese 
halten,     Dieselbe  ist  im   Rliein.  Μ  hb.  XXXV  8.  98  ff.   verüffent- 
licht.     Bald  darauf  entdeckte   Lud  wich   unser  Werkeheu  auch   im 
codex   Viudobonensis  29 ίί  (saeo,  XVI?|  fol.  42' — ^65^,   oder  viel- 
mehr nur  einen  Theil  deeselben;  denn  leider  iet  hier  nur  wenig 
mehr    als    die    Hälfte    noch    übrig.      Lud  wich    gab    ein    geuauea 
Verzeichnis^  der  Abweiühuugen  dieeer   Handschrift  von  dem  Ab- 
druck  bei  Lehre  (S,  158  ff.)  im  Rhein.  Mue.  XXX VI II  8.  374  iL 
Oie    baupteäcliliclisten   Ergebnisse    dieeer    beiden  CoUationen    für 
den  Lentzechen  Text    habe    ich    dann    in  Bursiane   Jahresbericht 
ftir  Aherthuiuewieaenechaft  Band  XXXViU  (1884  L)  a  62—70 
^•eatgeittellt. 

Wenn  also  heule  Meineke  uuHer  Scbriftcheu  nicht  mehr  ale 

^iber  corruptiesimue  bezeichnen  könnte,    so  wäre    es    doch    ganz 

^^^erkehrt    xu    glauben,    die    Abhaudlung   Herodians    sei   jettt    als 

i  ij  allen   wesentlichen  Stücken  gereinigt  zu  betrachten.     Das  wird 

*^ie    KU    erreichen    sein.      Dafür    ist    schon    die    bandscbriftliohe 

^jrundlage  zu   dürftig.     Auch  ist  es  ganz  undenkbar,    dass  uicht 

^  %.m  Laufe    der  Zeit    der  Unverstand    der  AbBchreiber    sie  sowohl 

^urch    VerderbnisB    dee    Wortlautee,     namentlich    bei    selteneien 

^Vortformen    und     bei    den    sehr    zahlreichen  Dichtcrcitaten,    als 

«LUch   namentlich  durch   Lücken    im   Texte    und  durch   Auslaesung 

ganzer  Artikel  entstt^llt  baten    sollte.     Es    kann    vielmehr  nach- 

gewiesen  werden,  das«  wir  das  Schriflchen  nicht  mehr  vollständig 

liesitzen.      Ferner    ist    bei  der  Fassung,    in  der    es   uns  vorliegt, 

nicht  ereichtlich,    in   welchem   Verhältnise   das  zweite  Buch    zum 

ersten  stehen  βυΠ.    Schon  der  anonyme  Kritiker  der  Di ndorf  sehen 

Ausgabe  in  der  Januariiummer  der  'Allgemeinen  Litteraturzeitung 

vom  J.  1824  S.  45   wollte  aus  dem  Schotion  zu  des  Aristophanea 

Vögeln  V.  876  sohlieesent  '  dass  das  zweite  Buch  nur  ein  Auszug 

iit,    den    ein  anderer    aus  Herodians   Schriften   gemacht ^      Diese 

8chtueafolgeruug    geht    zu    weit.     Aber  jedenfalls  bieibt  die  Art 

der  Vertheiluiig  des  Stoües  auf  das  erste  und  zweite  Buch  sowie 

die  Anordnung  innerhalb  der  beiden  Theile   selbst  zum  mindesten 

anffaüend.    Man  denke  nur  au  die  Stelle  von  θάϋσων  9»  942,  7,. 

Doch   davon    soll  hier  nicht  weiter    die  Hede  sein.     Gerade  aber 

ilas  zweite   Buch   zeigt   auffallend  viel  Lücken,   und   die  Knaj/pbtit 


2m 


.gcii 


llff 


I 


der  Artikel  nimmt  im  jcweiteu  But;lit  in  den  meisten  Fällen  zo- 
sehenJe  zu.  Das  ist  ein  Schicksal,  clag  die  Selinft  Ticpi  μονή^ 
ρους  λ€Ε€υϋς  mit  vielen  ^^rnmmjitiHcheii  Werken  der  grieebiecben, 
ja  auch  der  ru mischen  Litterat u ι  tlieÜt,  Bekanntlich  ist  uii« 
zB.  keine  Schrift  des  Apolfonios  Dygkoloe,  namentlich  am  Scltlufle, 
intact  erliaUen,  Eine  AnRnaUme  macht  nur  dae  Büchlein  des 
Diunysiüfl  Thrax  au«  Liekannien  Gründen.  Die  übrigen  granuna' 
tifichen  Schriften  der  Alten  wurden  entweder  excerpiert  so  arm- 
eeligen  επίτομα ί  oder  i^ie  wur«ien  nur  verstiimmelt  uns  überlie- 
fert. Auch  die  Schritt  rrcpi  μονήρους  λβίειυς  iet  —  wenn  auch 
relativ  vollständig  —  doch  sehr  lückenhaft  auf  uns  gekommen 
wie  die  meisten  der  Tractate  in  der  Handechrift,  in  der  eie  er- 
halten ist  —  einem  der  zahlreichen  grammatischen  Corpora  \ 
die  für  die  Kenntnisa  der  Geeehichte  des  grammatiachen  ünter- 
richtsbetriehes  im  Mittelalter  äueaeret  wichtig  eind.  Vergl,  Pro- 
gramm von  Heidelberg  1887  S.  9  mit  Anm,  5. 


r. 

Diese  Lückenhaftigkeit  der  Ueberlieferung  zeigt  eich  nament- 
lieh   im  zweiten  Buche  der  herodianiecben  Sciirift  irepl  μονήρους 
λt£eLüς,  und  ee  soll  im  Folgenden  der  Versuch  gemacht  werden,  Μ 
unsere  Behauptung  an  einigen  Beispielen  zu  erhärten,  ■ 

S.  949,  18 — 29:  die  mehrsilbigen  Stämme  der  verba  βαρύ- 
τονα  auf  Iw  haben  mit  Ausnahme  von  ττιέΐω  kein  6  in  der  pae-  ' 
nultima  de»  Praeeena,  Selbst  miCui,  das  in  dieser  Beziehung  I 
μονήρες  ist»  hei  est  bei  Alkman  ττιάίω,  bei  Alkaios  πιάίιυ  und 
niilw.  Haben  die  mehrsilbigen  Stämme  €  in  der  paenultima  dee 
PraesenB,  so  sind  sie  nicht  βαρύτονα,  sondern  ττφίίΤΐτώμ€να. 
Beispiel  τραπΕίώ:  βαρύτονα  he  bia  τό  τραπ^ίώ  π^ρισττώμβνον 
bk  παρ'  *ΑττιΚθΐς.  So  die  Handschrift.  Bei  Arkadioa  S.  180, 
11 — Ϊ3  lieisRt  ea:  -ηιέΐω.  τοί}το  5έ  και  από  π€ρισπΐϋμένου,  τό 
hk  ipanelw  περισπάται,  οτι  xpmtla,  ί^ιΐώ  ρίία  κτέ.  Dass  hier 
die  Worte  τουτο  hi  καΐ  άπό  περιαπωμ^νου  dunkel  sind,  hat 
bereits  Lehrs  erkannt,  der  dafür  schreibt:  τούτο  hk  καΐ  IgB* 
ÖTe  π€ρΐ0πώμ€νον-  Wollte  man  die  Worte  halten»  so  wäre 
das  nur  möglich  durch  Hinweis  auf  Stellen  wie  £*  M,  671,  ■ 
24  f.    (ausführlicher    bei    Miller    Μ e langes  de  litt^rature  grecqoe 


1  Ihn-n  luhalt  s.  bei  Ch.  Graox  'Xotioea  sommaires  des  manus- 
crite  grecs  ile  la  prande  Hibliothrqut?  Hoyale  de  Copenhagtie'.  Paris  1H79 
a  50— DT. 


Zu  Herndiaiiofi  Tt'dliiiikns  ircpi  μονήρους  λ^ξ€υυς 


387 


pag.  *29(ί)    iitjd  Craiiier  A()  I  367,   10  f,    wu  HieCüJ,    bez^w.  diiö, 

wae  άναλοτώτΐρόν  €στι    του  ττιέίαι,   nämlich  ττιάΖυυ    νου  einem 

'  ΤΓ€ρ((ϊτταιμενον  ίπώ  lieri^eleitet  wird.     In  das  Ε.  Μ,  tili,  25 — 1^0, 

eiu  Artikel,   fier   skdicr   aU8  Herodiwii  geftoasen  ist,    hat   die  Be- 

ftierkung  über  πΐ€ίώ,  die  Lehrs    in  den  Ärkadioe   hiiiei!ic<>mgirt 

hat,    sowie    die    über  τραττΕίώ    keine  Auf  nah  nie  gefunden.     Die 

Bemerkung  de«  eodex  Voseiiinus  zu  E,  M.  763,  4Ü  enthält  nichts 

tüT    üneereo  Zweck.     Dagegen    steht    iu  Cramere  AO  I  3ίΐ.7,   12 

Folgendee:    παρά  be  τώ  ποιητή   και   ώς  (?σθ'  οτ€?)  πΐρισιτώ- 

MCVOV  έ0τι  μάλλον.     Dieeo  Worte  führen    uue  auf    die  Ueberlie- 

/erung    der  Scholien   zu   Homer.     Bei  Homer    kommt   Kielui    an 

Ä^¥ei   Stellen    so  vor,    daes    im  Alterthum  wie  heute    die  lieber- 

lieferung  zwischen  πιέίυυ  uod  πίΕίώ  sehwankt:    μ  174  und   190. 

An    beiden    Stellen    hat    sich  Ludwieh    für    ΤτίεΖον    etitachieden. 

Aber    an    der  zweiten  Stelle  steht    in  einigen  Handschriften   TUt- 

Ceuv  f=  πΐ€ί1ουν)   im  Text  und  die  Variante  ττί€ίον  am   Rande, 

TJnd   in  dem  Scholion  zu  h  419  wird  ausdrücklich   der  Vertreter 

<Xer    contrahirten   Form    genannt:    καΐ    πιέίειν    hi    ώς    biKaleiv. 

<ϊ>ησΙ  γουν  'έπι  μάστακα  χΕίρί  ττίείί'  {b  287).   Άττίων  μίντοι 

""TepiCTTTa'  'xepa'i  στιβαρι^ισι  TTieZleuv'  <^μ  174)^  Herodian.  11  140, 

S2f.;  vergl.  Kustuth.   1500,62   und   1710,34  fr,    Schon  aus  den 

genannten  Stellen  dürfte  hervorgehen,    daas    in  der  oben  citirten 

Stelle  Herodians  πμλ.  S,  949,  28  f.  mtiii)  erwähnt  werden  musste, 

ΐΐβ  kommt    hinzu,    das»    die  Lesart    der  Handschrift    keinen  Sinn 

^ibt.    Da»  be  freilich  hinter  ΤΓ€ρι<?τ?ώμ€νον  bat  Lebrs  einfach  ge- 

Ätricheu.     Aber  was  sollen  die   Worte  παρ'   ΆττικοΙς?     War  ea 

ritithig  zu  bemerken,  daes  Tpantlw  attisch  ist?    Sicherlich  steht 

^s  an  keiner  Parallelstelle,    und   es  ist  auch  absolut  überflüssig. 

X)emgemäs8  niuss  die  angezogene  Stelle  also  lauten:  '  βαρυτονα 

fe€  bm  TO  TpaTteCdi  π€ρισπώμ€νον.   (και  τό  miloj  be  Ισθ'  Οτ€ 

^ύρί(Τκ€ται  ττερισπώμενονί  ού^  hi  παρ'  Άττικοϊς. 

Aber  auch  andere  Theile  des  Artikels  sind  von  Lehrs  nicht 
tiber zeugend  hergestellt.  Gleich  die  Beispiele  glaube  ich  nül 
Berticksichtigung  der  im  Rhein.  Mus.  XXXV  103  conwtalirteii 
liandschriftlicben  Lieberlieferung  also  herstellen  zu  können:  euaCuu, 
€ΐκ€λ€τάίω,  σκεπάίιυ,  άρπάίω,  λυρίΐω,  σαλπίίυυ,  ßabiiu), 
κιθαρίίω,  άτύϊυΐί,  έρπύΕω. 

Endlieh  ist  die  Stelle  des  Alkman  S,  949,  24  f.  von  Lehrs 
tmd  anderen  Cxelehrten  so  wenig  zufriedenstellend  emendirt  wor- 
«Imi,  dasB  Bergk  in  der  vierten  Auflage  seiner  Lynci  Graeci  111  5i} 


288  K«eunlff 

zu  Fragment  44  erklärt:  'Kon  poseumuB  expedire*.    Mich  ziem- 
lich eng  an  die  Handschrift  ansohlieseend  echlage  ich  vor: 

'τψ  bk  σ€ΐομ€ναν  θ€ά  κάραν 

έμμαπίως  έπίαί€*, 
wobei  ich  natürlich  annehme»  daes  κατ'  αν  nur  eine  Dittographie 
von  κάραν  ist. 

Im  Anschluee  daran  sei  eine  andere  Dichterstelle  behandelt, 
das  Fragment  263  aus  des  Sophokles  Inachos  (Nauck^  S.  192) 
bei  Herodian  940,  24  f.  Auch  hier  ist  die  Stelle  so  verderbt, 
dass  Nanck  ausruft:  ipsa  verba  poetae  neque  a  Lehrsio  sunt  emen- 
data  neque  ab  0.  Schneidero  üallim.  II  pag.  775  sq.'.  Mein 
verehrter  Freund  Stadtmüller,  dem  ich  die  Stelle  vorlegte,  be- 
thätigte  auch  hier  seine  stets  hilfbereite  Liebenswürdigkeit  und 
nie  versagende  Schlagfertigkeit,  indem  er  mir  folgende  Fassung 
des  Bruchstücks  empfahl: 

*πάσας  χυτρίνων  έκροάς  έπώμασεν 

λαρούς  άνήρ': 
'omnes  foraminum  ezitus  clausit  vir  dulci  imbutos  sapore*.  πά- 
σας für  και  σάς  ist  doch  wohl  bei  der  Kritik  eines  Dichter- 
fragments nicht  zu  gewaltsam.  Im  Uebrigen  schliesst  sich  ja  die 
Emendation  möglichst  eng  an  die  im  Rhein.  Mus.  XXXV  103 
festgestellte  Lesart  der  Handschrift  an.  Denn  die  Worte  ευτατ* 
im  κΟμα,  die  von  dem  Fragment  ausgeschlossen  worden  sind, 
hält  Stadtmüller  für  die  Interpolation  eines  Schreibers,  der  an 
λαρος  erinnern  wollte,   also  an  den  Homersvers  €  51 : 

*σ€ύατ'  ?π€ΐτ'  έπ\  κΟμα  <^λάρψ  δρνιθι  έοικώς*). 
Mir  kommt  diese  Lösung  im  höchsten  Grade  wahrscheinlich 
vor.  Vielleicht  ist  es  noch  einfacher  die  Sache  so  zu  erklären, 
dass  die  Worte  σεύατ'  ίπειτ'  έπι  κΟμα  in  ihrer  enteteilten  Gestalt 
aus  dem  bei  Herodian  940,  31  folgenden  Vers  ε  51  hierher  ver- 
schlagen wurden,  nunmehr  also  ihrer  ursprünglichen  Stelle  940, 
31  zurückzuerstatten  sind  in  der  Weise,  dass  Z.  31  so  zu  schrei» 
ben  ist: 

Χσεύατ'  έπειτ'  έπι  κΟμα)  λάρψ  όρνιθι  έοικώς*. 
Was    unter    χυτρϊνοι,    wofür   man  Hesych.    s.    ν.   χυτρΐνοι.    τά 
κοίλα  τής  γής,  bf  ών  αΐ  ττηγαι  άνίενται  vergleiche,  zu  verstehen 
ist,  ergibt  sich  aus  Fragment  248  und  249  desselben  Stückes  bei 
Nauck«  pag.  189. 

Doch  kehren  wir  zu  unserem  eigentlichen  Zwecke  snrttck. 
Kine  der  häufigsten  Lücken  entstand  dadurch,  dass  die  Schreiber, 
bezw.  Exuerptoren  Bemeriiungen    über   die  πάθη  λέΕεως  wegge- 


Zu  nerodiano8  Technik oa  Tiepl  μονήρους  λ^Εεως 

lassen  haben.     Um    nämlich  die  Abweichutig    eioee   Wortes    von 
«3er  alle«  beherrsclienden  Analogie  zu  erklSren,    wird  dae  πάθος 
lieran gezogen    luit    Bemerkungen    wie    αίτιον    hk    τό  πάθος   uä, 
^icht  selten  verßpricht  er  das    πάθος    in    einer    anderen    Schrift 
35U  erklären  oder  eagt  er,    daes  er    ee    in    einer   anderen   Schrift 
erklärt  hat.     Im  ersten   Buebe    steht   die   Bemerkung    αίτιον    bi 
τό    πάθος    ahne   Verweisung   auf    eine    andere  Schrift    nur   ein- 
mal: 928|  13;  nur  im  Wortlaut  iibnlicby  in  der  Sache  volletändig 
veraohieden  ist  die  Bemerkung  931,  6.     Wohl  aber  erscheint  sie 
im  zweiten  Buche    wiederholt   ohne    jede  weitere  Erklärung  und 
V^erweisung.     In  diesem  Fall    ist  nach    meiner  Ansicht  die  Dar- 
legung des  πάθος  durch  die  Schuld  der  Abschreiher  ausgefallen 
OOfl  deshalb  wieder  hersiuetellen.     Dafür  giebt  es  ein  lehrreiches 
äeiapiel     in    dem    Abschnitt    über    KpeliJauJV    S,   946,    7—14. 
^ach    der  Handechrift    lautet    der  Ärtikeh    Τά  €ΐς  αιν    λήγοντα 
ϋΤυγκριτικά  ουδέποτε  προ  τέλους  ίχ€ΐ  την  εί   5ίφθογγον,  άλλα 
M<ivov  τό  κρείσσαιν,  λέγεται  hi  και  κρεασων  μή  πλεονάζοντος 
^ου  Τ*  ^κρεσσυυν  jap  οΙκτιρμαΟ  φθόνος'  και  ή  ν  θεός* 
*!    κρέσαων  bi  τι  όνησόμεθα.    ό  κανών*  ουδέποτε  hl  πρ6 
Tu» ν  hvo  ύο    ευρίσκεται   δίφθογγος,   πλην   του   κρείσσων,    καΐ 
Κ€ύσσιυ  και  γράυσαι  τό   φωτίΖω.     Die  Worte  ό  κανών  bis  φιυ- 
ΤίΖω  sind  im   Havoieusis  am  Rand  nachgetragen  und  deshalb  von 
XJiDdorf,  Lehre  und  Lentz  eingekiammert  und  dem  Uerodian  ab- 
ee*pf*^clieu  worden,    jedenfalls    fUr  diese  Stelle,     Zunächst    muee 
^a  itutfallen,  dass  vorausgesetzt  wird  zu  wissen,  dass  in  κρείοο^αιν 
^aa    χ    nicht    zum    Stamme    gebörti    sondern    pleonasiiseh    steht. 
A^arum  der  κανών  nicht  zu  uneerer  Stelle  passt,  haben  Dindorf 
%αηά  Lehre  nicht  angegeben.     Jedenfalls  ist  das  nicht  die  einzige 
^m  liand  nachgetragene  Bemerkung,  aber  jedenfalls   wäre  es  die 
einzige    längere    Interpolation    unserer  Schrift.     Endlich    werden 
^ir  durch  die  Schluseworte  eines  der  folgenden  Abschnitte,  s.  v, 
>είριυν  S.  916,20:    αίτιον  hi  τό  πάθος  και  έπΙ  του  προκει- 
Ιΐένου  geradezu  auf  eine    derartige  Bemerkung  in  einem  vorher- 
gehenden   Theil    und    Äwar    bei    einem   Coniparativ    hingewiesen. 
Ich  Wttsate  keine  Stelle  im  Vorhergehenden,  die  dafür  geeigneter 
wäre,  als  der  Artikel  über  κρείΟΟων.     Da  es  nun  in  demselben 
lieine    derartige   Bemerkung  giebt,    so    ist  sie   m.   E.   ausgefallen. 
Ueber    die  Etymologie    von    κρείσσων    haben    wir    verschiedene 
Parallelste  Ben,    aus    denen    wir    unsere  SteBe    ergänzen  können, 
eine  kürzere  Chuerob,  Orthogr.  8,  232,  «ϊ  -  10  und   ^ine  ausnihr- 
licherc    E,   M.   537,   16-22.       Ich    glaube,    die    letztere    ist    die 

aiMitu  Mu•.  f.  l«liilt»I.  N.  F.  UVL•  l*j 


290  Ε  ί<  ο  η  Ol  ff 

bessere  Ueberlieferung.  Dass  aber  der  am  Scblasee  des  Artikels 
siebende  und  im  HavnieneiR  später  am  Rande  nachgetragene 
Kanon  von  Herodian  stammt,  zeigt  üerodian  II  429,  36 — 430,  2. 
Das  u)V  im  Anfang  des  Abschnittes  ist  bereits  von  Lebrs  in 
(Jujv,  bezw.  in  (J(JiüV  verwandelt  worden.  Demgemäss  ist  der 
ganze  Artikel  so  zu   gestalten : 

Τά  €ΐς  σσων  λήγοντα  συγκριτικά  ούδ€ποτ€  πρό  τέλους 
?χ€ΐ  τήν  €ΐ  δίφθογγον,  άλλα  μόνον  το  κρείσσων.  <?στι  γάρ 
6  κανών  ουδέποτε  bi  πρό  τών  δύο  σσ  ευρίσκεται  δίφθογγος 
πλην  του  λεύσσιυ  και  γλαύσσιυ  το  φωτίζω  και  κρείσσων. 
αίτιον  δέ  το  πάθος,  ίατχ  γάρ  κρατύς,  και  ό  πρώτος  τύπος  του 
συγκριτικού  κρατύτερος,  και  ό  δεύτερος  κρατίων,  και  ό 
τρίτος  κράσσων  και  κατά  τροπήν  Αιολικήν  του  α  εΙς  ε  κρέσ- 
σων  και  πλεονασμω  του  ϊ  κρείσσων).  λέγεται  δέ  και  κρέσ- 
σων  μή  πλεονάζοντος  του  ϊ* 

'κρέσσων  γάρ  οικτιρμου  φθόνος' 
(Find.  Pyth.  Ι  85) 
και 

*ή  (fjv  cod.)  θεός  ή  κρέσσων  τί  δ'  όνησόμεθα'. 
Man  sieht  sofort,  wie  sich  jetzt  erst  die  Worte  λέγεται  δέ  και 
κρέσσων  μή  πλεονάζοντος  του  ϊ  leicht  an  das  Vorhergehende 
anschliessen,  während  sie  ohne  die  Ergänzung  kaum  verständ- 
lich sind. 

Demgemäss  glaube  ich  aucb  den  Artikel  über  οΤσθα  S.  950, 
10 — 13  nach  den  AVorten  αίτιον  δέ  τό  πάθος  mit  Vergleichung 
von  Choerob.  dict.  111,  2—5  (=  341,  2—4)  und  Epim.  Hom. 
331,  2—3  (=  E.  M.  618,  50—58)  so  ergänzen  zu  müssen:  <τό 
γάρ  οΐδα  οϊδημι  λέγουσιν  ο\  ΑΙολ6Ϊς,  ου  τό  δεύτερον  πρό- 
σωπον οΐδης  καΐ  κατ'  έπέκτασιν  τής  θα  συλλαβής  οΐδησθα 
ώσπερ  ήσθα  και  κατά  συγκοπή  ν  οίσθα). 

Ebenso  den  Abschnitt  über  Τέκμωρ  S.  938,  1  —  12  mit  Ver- 
gleichung von  E.  M.  380,  13  —  15  und  750,  16  —  17  nach  den 
Worten:  τοΟ  bk  σημειουσθαι  τό  τίκμωρ  αϊτιος  (so  für  das 
Handschriftliche  αίτιον,  das  Lehre  und  Lentz  unbeanstandet  lassen) 
6  πλεονασμός  του  μ;  also:  <^άπό  γάρ  του  τίκω  γίνεται  τέκωρ 
καΐ  τέκμωρ  πλεονασμω  του  μ>, 

S.  939,  11—16  ουδεμία  γενική  εΙς  νος  λήγουσα  (λήγοντα 
ist  bei  Lentz  nur  Druckfehler)  πρό  του  ν  <τό)  ρ  ίχει,  άλλα 
μόνη  ή  άρνός  (die  Handschrift  hat  μόνον  ή  άρνός,  Lehre  und 


ι 


Zu  IlercnJianoB  Tectiiiikos  π€ρΙ  μονήρους  λ^ειος  291 

Lentz  haben  mit  Bloch  und   Oindorf  μόνον  τό  άρνός).    αϊτίον  bk 
τό  χτόθος.     Hier   schiebe    ich    mit  Vergleichung  von   E,  M»  146, 
19    fT,  ein :    \ίσιι  γαρ  άπό  τού    άρήν    άρήνος,   κατά    συγκοττήν 
άρνός.  καΐ  μΕτάγίται  η  γενική  εΙς  eüBdavV     Aber  auch  das  un- 
mit^elbar  darauf  foigeiide  Stück  ist  nicht  in  Ordnung*     Die  Hand- 
Bchrift    fährt  nämlich    weiter:    ή  παρά  Σοφοκλεί.    6    Οκίπαρνος 
oub^  πρίονος  πληγαί.   ατι  γαρ  και  ό  τραγικός  λΐγ€ΐ  σκεπαρνος 
έττ'  €ύθ€ίας  άρσ€νικής,  έν  έτέροις  45ήλιυσα.    Statt  deesen  schreibt 
hehrs:    τό   τταρά  Σοφοκλ€Ϊ  Όύ  σκ€παρνος    ού6έ  τιρίονος  τιλη- 
Ταί'  <ούκ  αντίκειται)'  Οτι  κτέ.  bis  έίίήλυυσα.    Ich  τηηβ«  gestehen, 
ίι    'iifser  Form    verstehe    ich    den  Herodian   nicht.     Danach  soll 
^^  nämlich  sagen:   'άρνός  ist   der  einzige  Genitiv  Singularis  auf 
νος    mil   eifier   auf   ρ  endigenden  paeiiuJtima.      Die  Form  ist  nur 
«Qrch  Inutliiihes  ττάθος  zu  erklären,      Uem  steht  nicht  das  Frag- 
ment   dea  Sophokles  <frftgm,  720  N*>  entgegen,    wo    σκ€τταρνος 
^oi^koinmt.      Denn  auch  Sophokles  hat,  wie  ich  anderwärts  nach- 
^öi^ieeen  habe»  0Κ€ΤΓαρνος  als  Nom.  Sing.  gen.  masc,  gebraucht, 
'^ii*  sehen,  hier  wird  ganz  iinverinittelt  der  Nom.  Sing,  gen,  maec. 
''^ben  den  Gen.  Sing,  gestellt.     Durch    unsere   oben  angegebene 
^* '1  schieb u η g,    namentlich  durch  die  Worte   και  μ€τάγ€Ται  ή  γε- 
^^Κή   £ΐς  ευθείαν  ist  dieser  Uebergang  vermittelt.     Ferner  ist  die 
**^^lle    gar  nicht  zu  verstehen,    wenn    wir  ό  σκέπαρνος  nicht  in 
'^«rbindung  mit  άρνός  bringen.     Denn  dasa  ό  σκέπαρνος  für  τό 
^*^^τταρνον  gebraucht  wurde,    war    doch    wohl  kaum   nöthig    m 
"^iiiorken,     Vielraehr  soll   die   ganze  Bemerkung  wohl  folgendes 
"^^^Jouten:  άρνός,  der  anomale  Genitiv  in  νος,  ist  durch  Synkope 
•Ue    άρήνος  zu  erklären,     άρνός    seihst   wieder  wird  zum  Nomi- 
Tiativ  wie  auch  das  Sophokleische  σκίπαρνος  zeigt;  denn  auch  bei 
^^pliokles  (wie  bei    anderen)  kommt    neben    σκ^παρνον   als  No- 
****tiatjv    auch    (Τκε'τταρνος  vor/     Wollte  Herodian    bloss    zeigen, 

Λ  — 

**^ββ  die  Endung  νος  mit  vorhergehendem  ρ  nicht  Genitiv,  son- 
^^tn  fmr  Nominativ  sein  könne,  so  brauchte  er  doch  nicht  ge- 
^^*ie  σκεπαρνος  zu  wählen,  er  hatte  genug  andere  Beispiele,  Er 
^ähite  gerade  σκεπαρνος,  weil  auch  bei  ihm  άρνός  zum  Nomi- 
^Ätiv  wird.  Dazu  kommt»  das»  0κετταρνος  überhaupt  nichts  an- 
aeres  «ein  kann  &U  Nominativ  Sing.  gen.  masc.  Daraus  folgt 
**'*^^Γ  dass  in  dem  Sophoklesfragment  6  vor  σκέπαρνος  nicht  mit 
'<^oh  in  ου  verändert  werden  darf;  denn  sonst  hätte  die  nach• 
'''e'^nde  Bemerkung  keinen  Sinn,  Demnach  schreibe  ich  in  enger 
'^^^'^linuiig  an  die  Handschrift  die  ganze  Stelle  «o:  ij  (tur  f\} 
v*i<*i    j5^  τταρά  Σοφοκλεϊ' 


292 


Egenolff 


1 


'ό  σκετταρνος,  ού5έ  ττρίονος  ιιληγαι' 
(Sopli.  fragn],729   Ν»>. 
δτι  χάρ  και  5  τραγικός  λέγει  σκέπαρνος  in'  €ύθ€ίας  όρσενιΐέι 
έν  έτεροις  έΟήλιυσα.     Es  ist  numejitlicii  auch  das  καΐ  vor  6  τρα- 
γικός zu  beacbteii.     Im  Uebrigen  wundere    icb  micb,   das  Lent£ 
weder  E.  M*  146^   Ιί*  (Γ.,    eine  Stelle,    die  docb  Lehre  ausdröek- 
licli  ah  herodianiecli  bezeicbnet,   aufgenoaimeo    nocb   die   Etymo- 
logie von  σκ€παρνον  und  <ΐΚ€τιαρνος  beb  anfielt  bat. 

S.  980,  2X  iL  ist  iiacb  den  Worten  αίτιον  hk  TÖ  πάθος 
entweder  mit  Vergleicbun^  von  E.  AL  238,  14  ff.,  Λροϋοη.  Synt 
ii42,  8  f.  nnd  Choerob.  dict*  34l>,  1  ff,  einznecliieben :  <ίστι  totp 
ή  €ύθ€Ϊα  f|  γόνυ  και  κλίν€ται  γόνυος  και  έν  ύπ€ρθεσ€ΐ  του 
ϋ  γουνός,  ^  γούνας  γούνατος  και  κατά  συγκοττην  γου- 
νός,  και  μετήχθη  εις  ευθείας  χαρακτήρα)  oder  (σαγκοπη  γαρ 
ίκ  τοΟ  γουνατος,  καΙ  μετήχθη  είς  ευθείας  χαρακτήρα;.  Erst 
durcb  diese  Einscliiebung  in  der  einen  oder  anderen  Form  werden 
die  folgenden   Worte  bis  zam  Sehlußfie  des  Artikele  veretändHcb. 

Dabin  gebiirt  aucb  S.  943,  12:  αϊτιος  hi  6  πλεονασμός. 
<ίστι  γαρ  δισύλλαβο  ν*  άπό  γαρ  του  στώ  τό  ϊστημι  στεον 
και  όστεον  πλεονασμώ  του  ο)  =   Herodian  II  174,  20 f,  ■ 

S.  944,  15  σημειώδες  αρα  τό  κεφαλή  όίυνόμενον  <εϊτε) 
έπΙ  του  μερικοί/  (μέρους  σωματικοΰ)  εϊτε  έπι  του  κυρίου,  τό 
γαρ  άλαλη  ου  φύσει  τρισύλλαβον  <αλλά  πλεονασμοί  του  ά 
παρά  τό  λαλώ),  vergK  Herodiun  Π  902,  25, 

S.  949,  15:  άλλα  μόνον  τό  έσθίω  {βαρύνεται,  και  αυτό 
κατ'  έπέκτασιν  τοϋ  ϊ  γενόμενο  ν   έκ   του  ίσθυυ.   τό   bi  beiMtu 

ου    ρητόν*    τό    γαρ  δείοιε   (Hom.  Σ  84  und  Ω  358)) 

ει  hi  και  όπαιτήσαι:    vergh  περί    δίχρονων  298,  16  Gramer  — 
υ   18,  6  ff.  Lentz  und  Tlieognoat   146,  26. 

Ε«  verHtebt  eicb  von  selhBt,  daes  die  TextverderbnisH  eicb 
nicbt  auf  diese  längeren  Lücken  bescliränkt,  sondern  daes  auch 
jetzt  nocb  kleinere  Einscbiebungen  vorgenommen  werden  luiieeen, 
obwohl  Lebre  und  andere  Gelehrte  solche  schon  zahlreich  ge- 
macht haben.  So  beisst  cb  in  dem  Artikel  über  στρουθος 
S.  947,  26:  [Βουθος)  τάττεται  δέ  και  έπι  τών  εύήθαιν  καΐ  παχύ- 
pivujv*  Zunächst  ist  gar  kein  Grund  vorhanden,  das  erste  και 
mit  Meineke  hinauezuvverfen.  Zweitens  beweisen  die  Faxfllel- 
stellen :  Hesych.  β.  ν.  Βουθος  περιφοιτΐξϊ  (den  Soidaf!  s.  ν.  au?- 
schrieb).  Zenobios  li  *"6  und  Fluturi-h  Proverb.  I  33,  dass  παχύ- 
φρόνιυν  statt  παχυρίναιν  zu  lesen  i«t.  Sodann  würde  irh  weiter 
Bcbreitien:    Νουθος    (μέν)    κυριον     Μένανδρος)   έν   Ψοφο€ΐ5εϊ 


ι 


\ 
ι 


ι 


Zu  HerodimDOs  Tecbtrikos  π€ρί  μονήρους  λ^Εευυς 


2ί3 


(  <;Μ€νανορος)  Ψοφθ€Ιϊϊ€Ϊ  Srlineidewin  in  den  GöUing.  gtiL  Anz. 
X  842  S.  525),  (νουθός  bi  έπιθέτικόν,  σημαίνει  hi  άφυνον)  (vgl* 
^^eeych.  8.  V.  νυθόν».    *  Ησίοδος  γάρ  (so  hat  di*s  Handschrift)  <έν) 

'  νουθός  hi  TTobmv  ΰπο  6οοττος  όρώρει* 

\fleBiod.  fragm.   75    R7.ßch). 

<Γημ€ΐώ06ς  άρα  το  ατρουθός  όΕυνόμενον.    ίστίον  hk  <οτι>  Χαΐρίς 

^ησιν*  *  Αττικούς  ßapuveiv  τό  δνομα  Ους  και  Τρύφυυν 

^ΤΓ€ΐ  και  άρσενικώς  λ^χεται  και  θηλυκώς,  (άρΟΕνικαις)  κτέ. 

S,   948,  30  raUHs  doch  wohl  pui  «tatt  ρ  gelesen  werden.    In 

demeelben   Artikel    hthat    es  ain   Schlnese,  dase  wenn  IppUJ  ein 

flpecifiiich  äolischee   Wort  sei,    es  auch  in  der  κοινή  ein  enlnpre- 

cbendes  Wort  dafür    geben    mlisRe,    wie    für    derartige    äoliiche 

Verba  auf  ppuj  eine  entsprechende  Form  in  der  κοινή  gebe:  eiirep 

oöv  Αίολικόν,  ίητητ^ον,    τι   αύτου    ήν    κοινόν.     Darauf   erfolgt 

fceine   Antwort,  und  mit  der  iieg^ativen  Antwort  ou  γάρ  αυτό  τό 

φθείρυϋ ,    ώς    οΐονταί    τίνες    kann    unmöglicli    der    Artikel    ab- 

Bcblieesen.     Zunächst  sollen  die  Scblaeeworte  doch  wobl  auf  die 

ßedeutnng,    nicht  auf  die  Form   des  Verbuniü  sich  beziehen    und 

Uealialb  ist  wohl  zu  leeen :    ού  γάρ  ταύτό  τψ  φθείρω,  ύις  οϊον* 

Ταί  τίνες.     Lautlich    leiteten    doch    wohl  alle  alten  Grammatiker 

«iae   Wort  von  φθείρω  ab.     Zwar  erwähnt  Eustathios  756,  23  ff. 


*  Ιστέον  hl  (Öri)  Χαίρις  φησ^ν  habe  ich  fiir  das  handechriftliche 
Ιοίχαρις  6έφησιν  geflchriebea.  Lehrs  uclireibt  da  fiir  Χαίρις  bi  φησιν 
Xknd  beruft  eich  dafür  auf  Scbol,  Α  stu  Hom.  Β  311:  οτρουθοίο]  ώς 
«Ιπό  όΕυτόνου  €ύθ€ίοίς  ή  άνάγνωοις.  Χαίρώι  bi  ήρ£σκ€  βαρύν€(ν,  καΐ 
Τσως  έπεί  τά  €ίς  θος  λήγοντα  οισύλλαβα  μονογΐνή  φύσει  μακρ^  ιταρα- 
Λητόμ€να  igapuvcxo*  Ξοοθος,  Ζήθος  καΐ  μΟθος.  ΐχ€ΐ  Μ  κτέ.  Gramer 
dagegen  im  Mus.  Catitabrig.  iMS  liest  Χάρης  bi  und  stutzt  sich  dabei 
»uf  SchoL  Arietoph,  Avv.  870,  wo  V  nach  gütiger  Mittheilung  Zacher» 
folgenden  Wortlaut  bietet:  ιϊλλιυς*  ΉρωΟιανος  έν  τφ  βάοκ'  ίθι  Ίρι  τα- 

τ 
χΰα  τόν  'Έκτορα  μΟθον  ίνισττε  έπιμ€ρΐσμφ  φησι  τον  Χάριτα  ΐχάρι)  λί- 
TCtv  βαρύνε IV  'Αττικούς  στροϋθος  (d.  h.  <τ6>  οτροΟθος),  ομοίως  καΐ  έν 
τφ  έκκαιδΕκάτψ  (ι?)  (έν&εκάτψ  I^entz)  τής  καθόλου  λ^γαιν  καΐ  Τρύφωνα 
(τρυγόνα  cod.)  μ€μνήσθαι  ,  *  .  .  .  (also  eine  Lücke)  περϊ  ΆττικίΙς  προ- 
σψΜας.  Blau  'de  AnBtnrchi  diacipulis*  lenae  1883  S.  60  ecblieest  eich 
kritiklos  Lehre  an  und  Sueemihl  '  Geschichte  der  ii riech iacben  Litteratnr 
in  der  AlexandrinRrxeit'  Π  Κϊΐί  f.  folgt  wiederum  Blau,  Prüft  man 
sämmtlicbe  Stellen^  an  denen  Χάρης  bezw>  Χαϊρϊς  vorkommti  so  gewinnt 
man  den  Eindruck,  dass  das  Eii^enthum  beider  Grammatiker  noch  nicht 
deutlich  genug  geschieden  ist;  sehr  bequem  macht  es  sich  H.  Dielt 
Herrn.  XXVI  252  Änm. 


Egeiiolff 


auch  die  Etymologie  von  iv  and  |^£ΐν,  aber  er  selbst  scheint 
dieser  diejenige  von  φθ€φυυ  vorzuziehen.  Aber  die  Bedeutung 
selbst  ist  μ€τά  φθοράς  άπιέναι,  άπόλλυσθαι  w,  dergL  Εβ  moe« 
ftlso  Herodiaii  einen  Gegensatz  zwisobeit  der  Ableitung,  bexvr* 
der  äoliscben  Form  und  dem  Gebrauftb  des  Verbums  conet&tirt 
haben.  Deingemäs«  wird  wohl  zu  ecLreiben  seinr  €Ϊττ€ρ  oöv 
Αιολικόν,  ίητητέον  τι  αύτου  ήν  κοινόν*  <άλλ*  ουκ  εστίν*)  ου 
γαρ  ταΰτό  τψ  φθ€ίραι,  ώς  οϊονταί  τιν€ς,  <άλλ*  έκέϊνο  {5ητίον 
ώς  δτι,  €ΐ  και  ό  παρακείμενος  (aneb  προκείμενος  wnre  möglich) 
τύπος  Αίαλέιΐίν  εστίν,  ομως  έν  τί^  κοινή  συνηθείφ  και  τή  χρήσει 
τών  παλαιών  λέγεται >.  Es  versteht  sieb  von  selbst,  dass  iüb 
mir  nicsht  einbilde,  damit  den  Wortlaut  des  Scbrift steilere  ge- 
troffen zu  haben,  aber  daBs  icb  die  Uiclitung  richtig  angegeben 
habe,  in  der  sich  der  Versuch  bewegen  mnes,  die  Stelle  lesbar 
stu   machen,  scheint   mir  allerdiiigs  zweifellos. 

Auch  der  folgende  Artikel  ist  nicht  frei  von  schweren 
Fell  lern.  Zwar  glaube  ich  nicht,  dass  Dindorf  im  Thesaurus  b.  v• 
κήω  Recht  hat,  wenn  er  für  die  Worte  der  Handschrift  S.  949, 
7  t:  το  τάρ  έκήου  πάντυυς  ίνεστώτα  τον  κχ){α  αίη]σ€ΐ  also 
schreibt:  το  τ«Ρ  έίϊήου  πάντως  ενεστώτα  τόν  briu»  αίτήσ€ΐ^ 
sondern  ich  gebe  der  Lehrs^schen  Conjectur:  τό  χάρ  εκηα  ού 
πάντως  ενεστώτα  τόν  κήυυ  αιτήσει  entscliieden  den  V^orzug, 
Aber  das  Folgende  ist  noch  ziemlich  verderbt.  Zunächst  ist  es 
m,  E.  unmöglich  zu  sagen:  ή  hk  τοιαύτη  παράληΕις  ή  περισπω- 
μένη εστίν,  aondem  es  ist  zu  lesen:  ή  bk  τοιαύτη  παράλη£ις 
ή  π^ρισ ποιμένων  έστιν»  sodann  natiirlich  auch  im  Folgenden: 
ώσπερ  iso  Lehrs  für  ώς  προς)  θηώ  νηώ  <ή>  (mit  Lehre)  είπερ 
βαρυνο  μ  6  ν  (Jü  ν  εϊη  πάντοίς  και  διαλέκτου  (καΐ  διαλέκτου  hat 
die  Handschrift,  was  jetzt  auch  ganz  gut  passt;  Lehre  hat  dafür 
κατά  διάλεκτον),  ώς  τό  παίυυ  πήυυ  λεγόμενον  παρά  Βοιαιτοϊς» 
(παλαίυυ)  (so  Dindorf  praefat,  XXII,  (καΐ  το  παλαίιυ>  Ahrens 
de  dial  Aeol.  ρ.  187»  <τό  παλαίω)  Lehrs  ρ.  151)  παλήω  τό 
τε  κλήοί  έκ  του  κλαίυυ  γενόμενον  και  παρ'  Αιολ€Οσιν  έηι  τών 
υπέρ  δύο  συλλαβάς  άδικήω  ποθήω.  Ich  glaube,  dass  so  jene  dem 
Acolisraus  widersprechende  Bemerkung  am  Schlüsse  des  Artikels 
bei  Lchrs  und  Lentz:  τό  τε  κλήυυ  ^κ  του  κλείϋϋ  γενόμενον  am 
besten  dadurch  geheilt  wird,  dass  sie  hinter  παλήο)  versetzt  wird; 
ganz  verkehrt  schreibt  Dindorf  im  Thesaurus  s.  v.  κλείω;  τό  τε 
κλήω  έκ  του  κλείω  γενόμενον. 

ίη  dem  ATtikel  über  Θάσσων  8,  9Α2,  17—27  schreibe  ich 
Ζ.  23  ff. :  (μάσσιυν  μάσσον>  * 


I 


'τοσσοΟτον  όΐομαι  ή  ετι  μάασον*  <Hom.  θ  203)*, 

<βασ(Τυϋν  βάσσον,), 
ίνθεν  παρ' Έττιχάρμιυ  το  'βασσον  ΐ  τό  χυυρίον)  <  Epicliarm.  fragm* 
164Ahr>.  Zu  letzterem  vergl.  E.  iL  191,8  und  E.  G.  301,  9. 
S.  943,  32  f.:  άλλα  και  <πριΐ}τός  6  ττ6πρυυμ£νος,>  πρώτος 
<0€>  του  όριθμου  το  ονομα  βαρύνεται,  vergl,  Herodian  Ι  215, 
β— 10;  Philoponas  cu!l.  voc.  ρ.  15  Egenolff/rbeognoet  ρ.  74,  14  ff. 
Im  Anfang  des  Ahsfdinittei  über  Χρυσός  S.  943,  35  ü\  bietet 
die  Handechrift  FolgendeH :  Τα  βίς  ος  λήγοντα  δισύλλαβα  όΗυ- 
νόμενα  φύσει  μακρά,  et  παραλή γοιτο  τφ  ΰ,  ή  κύρια  θίλει  είναι 
ή  επίθετα,  ου  μην  προσηγορικά  κύρια  μεν  ουν  έατι  τοιαΟτα* 
λίσαος,  πολίχνιον  κρήτης'  πάρνος  δς  ^'  ένΐ  τταίυϋ  οίγνώσσον 
τείχος'  ^ώ<Τος  κτλ.  Das  giebl  ja  natu  Hieb  keinen  Sinn»  Des- 
halb bat  LeiirR  S.  IS^i  f.  der  Stelle  folgende  Gestaltiing  gegeben : 
Τα  είς  σος  λήγοντα  δισύλλαβα  ό£υνόμενα  φύσει  μακρά»  εΐ 
παραλήγοιτο  τψ  υ,  ή  κύρια  θέλει  είναι  ή  επίθετα»  ου  μην  προ- 
σηγορικά, κύρια  μεν  ουν  εστί  τοιαύτα*  (Βρυσός  .....  πολύς 
γαρ  ό  σος  χαρακτήρ  επι  πόλευϋν,  ώς  και  τα  τοιαύτα)*  Λισός 
πολίχνιον  Κρήτης,  Παισός* 

*ας  |5'  ενί  ΤΤαισψ', 

Ό'ί  Γνώσόν  τ'  εϊχον* 

'Ραισός  κτέ.  ■ 

η  dieser  Herstelluiig  nebme  icb  an  mancberlei  Änetoes»  Zunächst 
weiss  icb  nicbt,  was  φύσει  μακρά  lieiesen  soll.  Es  müsste  be 
lieuteD,  dass  υ  in  der  paenultima  lang  ist.  Allein  abgegeben 
von  der  Ausdruck  β  weise  μακρά  überliaupt,  die  icb  bei  Herodian 
für  ebensQ  unmöglicb  erkläre  wie  Lla8  an  anderen  Stellen  vor- 
küßiTnende  καθαρά  statt  καθαρόν,  verstebe  ich  aucb  φύσει  nicht, 
muss  es  vielmehr  als  falsch  bezeichnen.  Zweitens  schiebt  Lehre 
einen  noch  dazu  ziemlich  obecuren  und  hinsichtlich  seines  Accentes 
uttßicberen  Eigennamen  ein,  nm  gleich  darauf  eine  Lücke  folgen 
zu  lassen.  Drittens  sind  die  Worte  πολύς  γάρ  ό  σος  χαρακτήρ 
επι  πόλεων  unkUr,  sowohl  für  den  Zusammenhang  mit  dem  ein- 
geschobenen 8ρυσός  ale  auch  für  die  nachfolgenden  in  der  Hand- 
schrift stehenden  Beispiele.  Für  diese  kann  doch  der  Sinn  der 
Worte  nur  der  sein,  daas    für  die   Endung  σος  bei  Städtenamen 


*  μασσον   hat   die  Handschrift   sowie   die  Homerauegahflnj  aucb 
die  Ludwich'sche,  μάσσον  Lehr». 


ί 


296  Egeuolff 

die  paenultima  mannigfaltig  sein  kann.  Nach  den  Beiepielen  für 
die  Städtenamen  kommen  die  Beispiele  für  die  Adjeetiva,  die, 
wenn  das  handschriftliche  τραΟσος  von  Lehre  richtig  in  τρυσός 
corrigirt  ist,  alle  υ  in  der  paennUima  hahen.  Wenn  ich  also 
mit  der  Textgestaltnng  durch  Lehre  hier  nicht  einverstanden  sein 
kann,  eo  ist  soviel  klar,  dass  in  unserem  Artikel  alle  hei  Arka- 
dios  S.  85,  25  —  86,  14  genannten  Kategorien  von  Nomina,  so- 
weit sie  όΕυνόμενα  sind,  in  einer  Regel  vereinigt  waren;  vgl. 
auch  Theognost  pag.  72,  6  —  26  und  73,  23—29.  Demgemäss 
schreihe  ich  unter  Berücksichtigung  der  Emendationen  von  Lehre, 
Cramer  und  Meineke  also  : 

Τα  €ίς  σος  λήγοντα  δισύλλαβα  όΕυνόμ€να,  φύσει  μακρςί 
€ΐ  παραλήγοιτο  <ή  έκτεταμίνψ  τιμ  ϊ  ή>  τώ  υ,  ή  κύρια  θέλει 
εΤναι  ή  επίθετα,  ου  μήν  προσηγορικά,  κύρια  μέν  οδν  έστι 
τοιαύτα'  Λισός  πολίχνιον  Κρήτης,  ΤΤαισός' 

*ος  ρ'  έν\  Παισώ'  <Hom.  Ε  612>,  (Κνωσός) 
Όΐ  Κνωσόν  τ'  εΤχον*  <Hom.  Β  646> 
(ΤΤραισός,  Λουσός>,  'Ριυσός. 

Es  sind  ja  damit  kaum  alle  Schäden  der  Ueherlieferung 
geheilt.  Es  muss  auffallen,  dass  Μυσός  944,  7  nur  unter  den 
Adjectiva,  nicht  schon  944,  3  nach  Λισός,  πολίχνιον  Κρήτης 
als  όνομα  ίθνους  wie  in  anderen  Quellen  aufgezählt  wird.  Da- 
gegen wird  man  bei  den  Adjectiva  βλαισός  vermissen.  Ob  das 
handschriftliche  τραΰσος  nicht  durch  βλαισός  zu  ersetzen  ist, 
will  ich  hier  nicht  entscheiden. 

S.  935,  18  δήλον  <ουν>  nach  dem  überwiegenden  Sprach- 
gebrauch, S.  935,  8  <τών>  παλαιών  aus  dem  gleichen  Grande, 
S.  935,  9  έν  τή  νυνι  συνηθείςι  και  (χρήσει)  (Lehre  wirft  και 
hinaus),  S.  935,  22  f.:  λέγιυ  bk  το  πρόοομα  κα\  <τό)  πρόπομα, 
δπερ  κα\  πρόπωμα  λέγεται  (Άττικώς),  vergl.  Choerob.  dict. 
339,  33  f. 

S.  936,  5  wird  den  Neutra  der  Nomina  auf  ap  ein  Mascu- 
linum  auf  ap  entgegengestellt,  "Αραρ  τις  ποταμός,  worauf  in 
der  Handschrift  40  folgt:  ώς  παρατιθίναι  καΐ  επίγραμμα  ϊχον 
οίίτιυς  *  Für  ώς  παρατιθέναι  liest  Lehrs  ώς  παρ'  Έρατοσβένει, 
bezeichnet  aber  selbst  diese  Conjectur  als  fragwürdig.  Ich 
glaube,  dass  ώς  παρατίθεται  mit  passiver  Bedeutung  dem  Sinne 
und  dem  Wortlaut  der  Handschrift  am   nächsten  kommt. 

S.  936,  0  ist  nicht  mit  Lehrs  πρό  αύτου  ε,  sondern  πρό 
του  <ä  τό>  ε  zu  lesen. 


Zu  Herodianos  Techiiikos  περί  μονήρους  λέξεως  297 

8.  939,  1 — 10:  Ein  fast  stehender  Sprachgebrauch  Hero- 
diane  fügt    der  Wendung  σημβιώοες  δρα   το δνομα 

die  Begründung  in  Form  einer  Participialconetruction  hinzu. 
Gegen  diese  Uebung.  verstüHst  S.  939,  2  σημί:ΐώ5€ς  δρα  τό 
άνδροτής  δνομα.  Hinter  δνομα  muss  also  hinzugefügt  werden: 
^'παραγόμενον  παρά  τό  άνήρ  ούχ  ώς  τά  δλλα  εΙς  ης  θηλυκά 
ονόματα). 

Ebenso  S.  951,  18:  μονήρες  δρα  τό  βοτρυδόν  (παραλη- 
γόμενον  τψ  υ  και  παραγόμενον  παρά  τό  βότρυς). 

S,  939,  18  ist  zwischen  den  Worten  αίτιον  hk  τό  πάθος 
und  dem  folgenden  Satz  <ώς>  einzuschieben,  vergl.  939,  27. 

S.  944,  27  bietet  die  Handschrift:  ώνομάσθη  bk  άπό  του 
κνέφον,  ήτις.  Zu  lesen  ist:  ώνομάσθη  bk  άπό  του  κνάφος, 
6  τίνα. 

In  demselben  Abschnitt  S.  945,  2  f.  schreibe  ich:  κέχρη- 
ia\  bi  αύτψ  και  <έπι)  του  έμβαλλομενου  <πληρώματος>  ΤΤλά- 
-τιυν  ό  κωμικός,  vergl.  das  Fragment  45  des  Komikers  Theo- 
3)ompo8  bei  Pollux  X  41. 

S.  945,  5  f:  είσι  μέντοι  öi  και  bia  του  γ  (γνάφαλλον)  γρά- 
<ρουσιν,  <ου>  την  χρήσιν  έν  Μαλθακοϊς  Κρατίνου  παρεφύλαΗε 
Σύμμαχος. 

S.  946,  5  f.:  τό  bk  ψαλτής  *Αττικόν  έστι  (κοινώς  βαρυ- 
νόμενον). 

S.  948,  13:  έν  συστολή  του  <πρώτου>  α. 

S.  948,  24 :  και  (αϊ  die  Handschrift)  ακόλουθα  <τά>  Νηματικά. 

S,  952,  4  ίΤ.  ist  mit  Rücksicht  auf  die  Lesart  der  Hiind- 
schrift  80  in  Z.  6  zu  lesen :  Ουδέν  €ίς  €ς  λήγον  επίρρημα,  άλλα 

μόνα  <κοινά> πρόσκειται   bi  'μόνα  κοινά'    bia   τό 

όές  Δώριον. 

Π. 

Weniger  lückenhaft  und  verderbt  ist  das  erste  Buch  von 
Tr€pi  μονήρους  λέΕεως  auf  uns  gekommen.  Auch  hat  sich  ihm 
die  Thätigkeit  der  Gelehrten,  hauptsächlich  durch  seinen  Keich- 
thum  an  Citaten  aus  Dichtern  und  Prosaikern  angezogen,  mehr 
zugewandt.  Doch  felilt  es  auch  hier  nicht  an  Stellen,  wo  die 
bisherige  Kritik  entweder  Verkehrtes  geboten  oder  überhaupt 
noch  nicht  eingesetzt  hat.  Auch  davon  sollen  im  Folgenden 
einige  Proben  mitgetheilt  werden. 

Schon  oben  S.  289  habe  ich  gesagt,  dass  die  Worte  αίτιον 


298  Egcnolff 

be  το  πάθος  ohne  Hinweis  auf  eine  andere  Schrift  Herodiane 
Rieh  im  ersten  Buche  nur  einmal  finden,  S.  928,  13  f.,  und  ich 
glaube,  daes  auch  diese  Stelle  durch  Angabe  des  πάθος  zu  er- 
gänzen ist:  <T€TOV€  γαρ  παρά  τό  δπτίϋ  τό  βλέτηυ  δψιυ  δψος 
και  τροπή  Αίολική  ϋψος),  vergl.  Ε.  Μ.  786,  16  f.  =  Ε.  Ο. 
158,  7  und  Theognost.  pag.  19,  30—34  (über  letztere  Stelle  ist 
zu  vergleichen  Galland  'De  Arcadii  qui  fertur  libro  de  accen- 
tibus'  Straseburg  1882  S.  75  und  Giese  'Aeol.  Dial.'  S.  225). 
Dahin  gehört  auch  der  Artikel  über  έλαύνω  S.  929,  3—5. 
Der  Artikel  kann  unmöglich  so  wie  er  bei  Lentz  steht,  von  Hero- 
dian  stammen.  In  der  Wiener  Handschrift  lautet  er:  ΐλαύνυυ 
(aus  έλαύνετον  corrigirt).  Ουδέν  εΙς  νω  λήγον  ^ήμα  όριστικόν 
βαρύνεται  (βαρύτονον  Havn.)  τη  αυ  οιφθόγγψ  παραληγόμενον 
(παραλήγεται  Havn.),  άλλα  μόνον  τό  έλαύνιυ  βαρύνεται  (βαρύ- 
τονον Havn.)  παρ'  ένίοις  και  παρ'  άλλοις  περκτπαται.  Lehrs 
S.  74  f.  bemüht  sich  vergebens  in  der  Anmerkung  Licht  in 
diesen  offenbar  stark  verstümmelten  Text  zu  bringen;  im  Text 
schreibt  er  also:  άλλα  μόνον  τό  έλαύνω  (παρά  τό  ίλιυ^  βαρύ- 
τονον παρ'  ένίοις,  <6>  και  παρ'  άλλοις  περισπάται.  Schon  die 
Geschraubtheit  der  Worte  βαρύτονον  παρ'  ένίοις  <δ)  και 
παρ'  άλλοις  ist  verdächtig.  Ich  glaube,  die  Stelle  ist  mit  Ver- 
gleichung  von  Eustathios  531,  15;  671,  1  und  831,  62  R.  (vergl. 
Hellad.  in  Phot.  Bibl.  p.  531^  28—40)  so  zu  ergänzen:  Ουδέν 
εις  νιυ  λήγον  ^ήμα  όριστικόν  βαρύτονον  τή  αυ  διφθόγγψ 
παραλήγεται,  άλλα  μόνον  τό  έλαύνω.  <τά  γαρ  εΙς  νιυ  βή- 
ματα παραληγόμενα  τη  αυ  διφθόγγιυ  περισπάται*  κέρα  υ  νιυ 
χαυνώ.  μονήρες  άρα  τό  έλαύνιυ  βαρυνόμενον.  αϊτιον  bi 
τό  πάθος,  ίστι  γαρ  έλα»  και  Αιολική  έπενθέσει  του  υ  έλαύιυ 
και  Διυρικψ  πλεονασμψ  τοΟ  ν  έλαύνω.  τό  bi  έλώ)  βαρύνεται 
παρ'  ένίοις  και  παρ'  άλλοις  περισπάται.  Denkbar  wäre  auch 
folgende  Ergänzung:  <τά  γάρ  εις  νω  βήματα  παραληγόμενα  τή 
αυ  διφθόγγψ  περισπάται*  κεραυνώ  χαυνώ.  μονήρες  άρα  τό 
έλαύνω  βαρυνόμενον.  αιτία  bk  ή  παραγωγή,  γίνεται  γάρ  τά 
μέν  περισπώμενα  παρ'  ονόματα,  ώς  τό  κεραυνώ  έκ  του  κεραυνός 
και  τό  χαυνώ  έκ  του  χαυνος,  τό  bi  έλαύνω  παρά  βήμα.  ίστι 
γάρ  κτέ>  wie  bei  der  ersten  Art  der  Ergänzung. 

S.  933,  18—21   steht  in  der  Handschrift  folgender  Artikel 
über  Χαμαι: 

-  Ουδέν    εΙς  αι  λήγον  επίρρημα  υπέρ  μίαν  συλλαβήν  οξύ- 
νεται'  λέγω  5ή  τό  χαμαί'    τά  bi  τοιαί)τα  περισπδταΐ|  όταταΐ. 


Zu  Herodiaiiais  Tccbnikns  Ttepi  μονήρους  λί^εως 

αίαΐ,  ΤΓαπαΐ'  το  hk  παΚαι  βαρύν€ται.  λέγεται  τό  αίτιον  έν  τψ 
π€ρΙ  έττφρημάτυϋν  Diese  Wi^rtt•  hat  Lehr«  also  corrigirt  S.  95  f.: 
Oub^v  €Ϊς  αι  λήγον  επίρρημα  ύττέρ  μίαν  συλλαβή  ν  ά£ύν€ται, 
Κβγίϋ  hl  μή  σχετλιαστικόν,  τα  hl  τοιαύτα  (και  όΕύνεται,  ού- 
αϊ,  βαβαί,  και  περισπαται,  άταταϊ,  αιαϊ,  ττατταϊ  κτέ.  Lentz  hat 
für  ούαί  nar  €ύα(  nach  Jofinnee  Alexami  rinne  S.  36^  16  f,  geän- 
dert, aonnt  aber  ahh  iler  Conjectiir  von  Lehr«  an^eRchlosaen, 
ilie  er  zwar  etwa«  gewallaam  aber  vorzüglicli  nennt*  Ich  liabe 
mich  nieiit  überzeugen  können,  das«  von  Lehre  dftr  Artikel 
richtig  wiederbergeetelU  ist^  glaube  vielmehr  ihn  also  ecbreiben 
zn  müssen: 

Ουδέν  εις  οι  λήτον  επίρρημα  υπέρ  μίαν  αυλλαβήν  όΗύ- 
νεται.  (αλλά  μόνον  €v'\  λέγω  ίϊή  το  χαμαί,  <ούκ  ον  αχετλιαστι- 
κόν).  τα  hi  τοιαύτα  (αλογον  έχει  τον  τόνον  και  γάρ>  περι- 
σπάται,  όταταΐ  αιαϊ  παπαϊ»  <καΙ  όΕύνεται,  εύαί,  βαβαί),  τό  hk 
πάλαι  βαρύνεται  k  χρονικόν  δν).    λέγεται  κτέ. 

Im  Änschluss  an  diese  grösseren  Textäntleriingen  sollen 
hier  noch  eini^^e  geringfügigere  vorgesehlagen  werden. 

S.  908,  10  eind  die  Beia|Hele  νηφαλέος  und  δειμαλεος  im- 
zweifelhafl;  dagegen  iet  da«  dritte,  άργαλέος,  wie  Lehrs  und 
!*entz  echreiben,  in  den  Handschriften  verschieden  überliefert. 
Das  Kopenhagener  Manußcript  hat  άρβαλ^ος»  da«  Wiener  Frag- 
ment bietet  ταρβαλεοςί  ganz  ausgelassen  iet  es  in  dem  nur  die 
Vorrede  und  «liest;  iückeiibaft  enthaltenden  Turiner  Brnchntück 
liei  Peyron*  Notitia  Hbroniin  Taurin.  pag*  3L  Ich  glaube  nicht, 
itaee  ταρβαλεος  im  Vindtbonensis  versehrieben  ist,  sondern  halte 
ee  für  richtig,  lier  codex  Havnieiisis  aber  führt  ebenso  leicht 
zu  ταρβαλ^ς,  als  zu  άργαλεος.  Dazu  kommt,  dass  τάρβος  und 
τά  iE  αύτου  παραγόμενα  in  den  Schriften  des  Herodian  miu- 
deetenii  ebenso  bäuiig  \ih  άργαλεος  angciiihrt  werden.  Offenbar 
deutet  die  Leeart  iin  Havnienßie  an,  daee  in  eeiner  Vorlage  so- 
wohl ταρβαλ€ος  ale  auch  άργαλεος  etand.  Letzteres  können  wir 
etbon  desbalb  nicht  entbehren,  weil  es  auch  nachber  S.  9LMi,  1 
im  cod.  Havniensis  wie  im  Taurineneie  steht  und  im  Vindobonenfie 
nur  deshalb  ausgelaasen  ier,  weil  dort  überhaupt  άργαλέος  bie 
λευγαλεος  fehlt.  Deshalb  \h\  8.  MOB,  10  zu  schreiben:  ταρβα- 
λεος <άργαλεοςΧ  Aber  weil  H.  908,  23—909,  2  νηφάλιος,  οεΐ- 
μαλεος  und  άργαλ^ος  unzweifelhaft  wieder  erwähnt  werden, 
scheint  ee  mir  notkwendig  aucli  ταρβαλεος  S.  VK19,  1  zwischen 
θαρΟαλεος  und  άργαλ^ος  einzuschieben. 


300  Ej^ennlff 

S.  908,  19  f.  bietet  der  HaviiicnRis;  έφ'  ών  ούκ  ίστιν  έλβγ- 

Εαι  τινά  περί  (abgekürzt  π,  was  auch  παρά  beissen  kann)  πο<ΤΟ- 
τητα  συλλαβών  ή  πεπλανομίνην  λε'Ειν.  Der  Vindoboneneie : 
έφ'  ών  ούκ  έστιν  έλίγΕαι  τινά  περί  (liier  auegeeobrieben)  ποσό- 
τητα συλλαβών  ή  περί  πλανημίνην  λΟιν.  Endlich  der  Taori- 
nensie:  έφ'  ών  ούκ  έστιν  έλίγΕαι  τινά  περί  ποσότητα  συλλα- 
βών ή  πεπλανημένην  λέΕιν.  Wir  haben  also  in  allen  drei  Hand- 
schriften nach  συλλαβών  das  von  Lehre  und  Lentz  einfach  aus 
dem  Text  entfernte  ή.  Wenn  im  Vindobonensis  auf  dies  f\  folgt: 
περί  πλανημένην,  so  erklärt  dies  Ladwich  im  Rhein.  Mus. 
XXX VIII  374  so,  dass  der  Schreiber  von  V  in  seiner  Vorlage 
€  ε 

ππλανημένην  fand  und  das  π  für  die  Abbreviatur  von  περί  an- 
sah. Das  ist  möglich,  aber  nicht  >^'8hrscheinlich.  Vielmehr  fand 
der  Schreiber  in  seiner  Vorlage  vermuthlich  f\  περί  πεπλανημέ- 
νην.  Jedenfalls  aber  ist  die  Ueberlieferung  des  f\  durch  die  drei 
Handschriften  mehr  als  Zufall,  und  wenn  wir  das  Vorhergehende 
und  Nachfolgende  im  Texte  berücksichtigen,  ist  sicher  f\  ζπερί 
τόνον^  πεπλανημίνην  λε'Ειν  zu  schreiben. 

S.  910,  15  steht  im  Havniensis  παραλαμβάνεσθαι  bi  μοι 
μονήρεις  λ^Εεις,  im  Vindobonensis  παραλαμβανέσθω  bi  μοι 
μονήρεις  λέΕεις,  im  Taur.  fehlt  diese  Partie.  Zu  schreiben  ist 
nicht  mit  Lehrs  παραλαμβανέσθω  bi  μοι  μονήρης  λέΕις,  son- 
dern παραλαμβανεσθων  bi  μοι  μονήρεις  λέΕεις. 

S.  915,  5  f.  ist  zu  schreiben:  κατά  τινας  Βελλεροςρϋιν  <^ό 
Βελλεροφόντης\ 

S.  915,  9  steht  bei  Lentz:  Εύρυπών  Λακε5αιμον(ρις  Εύ- 
ρυπωντίοαι.  Das  ist  eine  Conjectnr  von  Lehrs  statt  der  im 
Havn.  (im  Vindob.  fehlen  die  drei  Worte)  überlieferten  Worte : 
Εύρυπών  όλκμοΐς  ή^ε  (so)  (^υπών.  Jedenfalls  steckt  in  den 
drei  Wörtern  eine  nähere  Bezeichnung  des  Εύρυπών,  wie  auch 
bei  einigen  anderen  der  hier  angeführten  und  zum  Theil  auch 
den  Alten  ziemlich  unbekannten  Eigennamen  auf  ών  eine  kurze 
Erklärung  beigefugt  ist.  Man  kann  nicht  sagen,  das«  die  Lebrt'ecbe 
Emendation  zu  gewaltsam  ist,  zumal  da  diese  Namen  hier  siem- 
lich  corrupt  überliefert  sind.  Aber  ich  stosee  mich  an  Λακε- 
οαιμονίοις.  Abgesehen  davon,  dass  dieser  Dativ  der  Redeweiee 
Herodians  widerspricht,  war  es  auch  vollständig  ttberfltliieig  za 
bemerken,  dass  die  Eurypontiden  den  Lakedämoniem  eigenthfim- 
lich  waren.     Dagegen    lag   es  nahe  hier,   wie  hei  EupuqM&v  und 


Ζα  Herodiaiiofl  Tech ni kos  ιτερί  μονήρους  λέΙεαις 


dOt 


Δηικών  die  Herkunft  aiiit^ugeben,  zumal  die  LiBteti  des  Herodot 
Vnr  ISl.  des  Epboroe  bei  Htrabo  VIIL  366,  des  Pausaniae 
ü[  7,  1,  lies  PI  Uta  ich  Lyc.  1  f,  darauf  hinwiesen.  Es  wird  also 
wobl  zu  lesen  eein: 

Εύρυττών  6  ΤΤροκ\€ους  (oder  ό  ΓΤροκλ6ίϊ)ης)  öBev  Ευρύ- 
TTUJVTibai  oder  Εύρυττών  6  ΓΤροκλεους  6  άρχηγίτης  Εύρυπω ν- 
τιβών. 

In  demselben  Artikel  über  rTocJeibUJV,  dem  echwierigeten 
der  ganzen  SLimmlungj  stebt  Ö.   910^  5  f , : 

Oubev  τΐ€ρΐ0ττώμ£νον  άποκόιιτ€ται  κατά  γενική  ν  τττώσιν. 
έίεκόττη  hk  (dieses  bi  bietet  nur  der  Vindob.)  παρ'  ^ApKJnqi 
ev  *Ανταίψ,  IvBa  φησιν  'Ανταίος  'Αιγαίου  TToaeibdi  τιαϊς,  ττα- 
τήρ  h'  έμός  <^Nauck  Trag.  Graec.  fragm.^  pag,  728,  vergl.  den- 
selben S.  353>. 

κατά  γενικήν  πτακΤιν  ist  eine  selir  unsicher  geäusserle 
Vermutliung  Dindorfe  in  der  piüefat.  piig.  VliJ,  die  er  im  Stephan- 
Rchen  ThesauruB  VI  1510  wieder  durch  eine  andere  ereetzt. 
Nach  dem  Vorgang  von  Ahrens  Philol.  XX 111  4  L•  schreibe  ich 
die  Stelle  unter  Berufung  aaf  Choerob.  dict.  1283,  12  fT.   H,  aliia: 

Ού5έν  ττβριαττώμενον  άττοκόπτεται  κατ'  αιτιατική  ν  τττώσιν 
<^τό  bk  Ποσειδών  άτίΕκόττη,  οίον  παρ'  Άριστοφάν€ΐ  <Nub,  83>* 
*νή  τόν  TToaeibo)  τουτονι  τον  ϊτττιιον'.  ?σθ'  &τε  he  καΐ  κατά 
Τονική  ν  τττώσιν)  4£εκοττη  <οϊον>  κτέ, 

Β*  916,  17  wird  wohl  die  Lücke  in  dem  Fragrn,  des  Epicharm. 
(S.  437  Abrens)  durcli  "Ηβας  γάμψ  auszufüllen  sein. 

S,  918,  13  hat  Lehrs  das  handschriftliche  άλλος,  das  er 
S.  34  als  falsch  bezeichnet,  durch  ϊλλος  ersetzt,  weil  hier  Hero- 
dian  die  τριγενή  ονόματα  ausscliliesse  und  άλλος  in  dieser  vor- 
nehmen Umgebung  zu  gewöhnlich  sei.  Zudem  stehe  es  bei 
Theognoat  pag.  17.  Aber  zunächst  ist  das  Vorkommen  dieses 
ϊλλος  bei  Theognost  pag.  17,  8  kein  Grund,  es  auch  au  unserer 
Stelle  zu  verlangen.  Auch  die  beiden  anderen  Gründe  sind  nicht 
etiebhaltig.  Nirgends  steht  hier,  dasa  nur  von  μονότονη  die 
Rede  ist.  Beide  Handschriften  haben  Αλλος.  Ferner  steht  δλλος 
in  einem  Kanon  des  Arkadios,  der  bisher  iu  den  Ausgaben  des 
Epitomators  fehlte^  und  den  ich  Rhein.  Mus.  XXXVl  498  ver- 
iiffeul  licht  habe,  gerade  mit  Γάλλος  zu  Rammen  genannt  Er 
Bteht  in  MAO  nach  βαρύνεται  S.  60,  10  Schmidt,  so  daas  die 
Worte  σεσημ^ίαιται  το  Ψύλλος  το  im  του  ίθνους  zu  diesem 
Kanon,  nicht  zu  dem  Z.  7  beginnenden  gehören :  Τα  €ίς  buo  λλ 
τριγενή,    ei  μη  ΤΓαραλήγοΐ£ν    τψ  α,    όΕύνβταΐ"  ψελλός^    σιλλός, 


302  Ε  jr  c  η  ο  1  f  f 

κιλλός*  το  μεντοι  Γάλλος  δλλος  ίχοντα  το  α  βαρύνεται,  σεση- 
μείωται  κτέ.  Und  ebenpo  hciset  es  in  der  Ίλιακή  προσιμοία 
π  234  S.  299  LeLre  =  II  101,  12  Lenlz:  τό  bk  Γάλλος  και 
άλλος  τό  ä  έχει  προ  του  λ.  έτι  bi  τό  άλλος  και  ώς  έττιμερι- 
ίόμενον  βαρύνεται.  Danach  ist  also  άλλος  an  unserer  Stelle 
durchaus  beizubehalten. 

S.  920,  2t)  schreibe  ich  nach  dem  Vorgang  von  Ahrens 
de  dial.  Dor.  162  Anm.  11:  Νή'λός  τε  γαρ  λέγεται  (κατά  biai- 
ρεσιν  και  Νήλος)  κατά  οιάλεκτον.  Nicht  zu  denken  ist  an  eine 
Kotiz,  die  in  der  noch  unedirten  Orthographie  des  Charax  steht, 
die  ich  aus  drei  Handschriften  abgeschrieben  habe:  τό  χείλος 
και  Νείλος  bia  τής  ει  διφθόγγου,  δτι  χέλλος  καΐ  Νέλλος  φασιν 
ΑΙολεϊς,  vergl.  Ahrens  de  dial.  Aeol.  pag.  58  f.  =  Meister  *die 
griech.  Dial.'  I  S.  144  f. 

S.  923,  28  f.  hat  HV  unter  den  Beispielen  der  Proparoxy- 
tona  feminina  auf  pa:  άγκυρα,  δλυρα,  Κέρκυρα  Κόρκυρα.  Davon 
hat  das  letzte  Lobeck  Proll.  274  Anm.  48  in  γόργυρα  verwan- 
delt, ohne  Noth,  dünkt  mich:  zu  schreiben  ist:  Κέρκυρα  <ή  και) 
Κόρκυρα. 

S.  926,  δ  — 8  schreibe  auch  ich  mit  Meineke  Com.  I  192 
und  Kock  Com.  Att.  fragm.  I  644  f.  abweichend  von  Lehre  und 
Lentz  also: 

'Ό  b'  ου  γάρ  ήττίκιίεν,  ώ  Μοΐραι  φίλαι, 
άλλ'  οπότε  μέν  χρείη  'οιητώμην'  λέγειν, 
έφασκ'  'έοιητώμην',  οπότε  b'  είπεϊν  οέοι 
ολίγον,  <όλίον>  ίλεγεν. 

S.  926,  18  ff.  ist  der  Artikel  über  Πηλίκος  nach  Theognost 
p.  59  f.  so  zu  verbessern: 

Τά  εΙς  κος  λήγοντα  καθα  ρ  ό  ν  υπέρ  δύο  συλλαβάς,  οπότε 
τιϊι  ϊ  παραλήγει  συνεσταλμένψ,  ήτοι  προπαροζύνεται,  άνθέρι- 
κος,  Κύλικος,  "Ορικος,  ^Ασφόοικος,  <ή  όΕύνεται  ΤΤαλι- 
κός,  θωρικός,  τά  bk  κτητικής  έννοιας  έχόμενα  άει>  όζύνεται, 
ώς  τό  Πελοπικός,  Τρωικός  κτέ. 

S.  929,  14  f.:  πρόσκειται  <οέ>  'μόνον  τό  α'  5ιά  τό  σφα- 
b(jiCuj,  τερ()[ίω,  <κερ(|12ω>,  ματφίω,  προς  τψ  α  τό  ϊ  γρας)όμενον 
έχοντα.  (KepqZw)  habe  ich  eingeschoben,  nicht  blos  weil  das 
E.  M.  737,  31  es  mit  μaτq.l^)J  bietet,  sondern  auch  weil  der 
Vindobonensis  es  hat;  denn  so  ist  dessen  Lesart  nach  (Τφα6ς12Ιυυ 

κ 
(Ludwich   Rhein.  Mus.  XXXVTIl  381)  wohl   zu  deuten:    τερ<{1ίω. 


Zu  Herodianos  Techiiikos  περί  μονήρους  λέξεως  303 

S.  931,  9  €Ϊτ€  (ψιλούμενον  ένεστώτος  €Ϊτ6>  οασυνόμενον 
αορίστου  χρόνου. 

S.  931,  13  6ήλον  δέ  έσται  <και>. 

S.  931,  15  schreibe  ich  κροΟσαι  statt  des  allein  in  V 
stehenden  pouoai, 

S.  932,  14  6ψέ  verwandelt  sein  e  bei  Zusammensetzungen 
in  Ϊ:  όψιμαθής  όψίτυχος  όψιτίλεστος;  nach  letzterem  fahren 
HV  weiter:  ίκ  τε  όψέ  τελεϊ.  Daraus  hat  Lehrs  mit  Einschie- 
bung  von  και  vor  όψέ  den  Vers  Hom.  Δ  161  hergestellt.  Zu 
lesen  ist  vielmehr:  έκ  τοΟ  όψέ  <και)  τελεϊ  ν. 

S.  932,  29  f.:  έφυλα^άμην  bk  όιαλίκτους  bia  τάόε* 
'άλλαν  μοι  μεγαλύνεο  οακτυλίω  πέρι' 
(Sapph.  35  102  Β*). 

S.  933,  6  κατ'  έπίκτασιν  <του  ö>. 

S.  933,  14—16:  αίτιον  bk  τό  πάθος•  ό  γουν  ^Αλκαίος 
κείνοθεν  ίστιν  δπου  άπεφήνατο*  τό  αυτό  <και  κήνοθεν)'  αϊ 
Τάρ  κάλλοθεν  ?λθη,  σύ  bi  φής  κήνοθεν  ίμμεναι  <Alcae. 
fragm.  86  ρ.   178Β*>. 

S.  934,  36—935,  2:  δτι  μή  και  τότε  σπανίως,  έφ'  ών  καΐ 
ΙητοΟμεν,  εΐ  και  μετοχαι  ύπάρχουσιν,  ώσπερ  και  έπι  της  άσμε- 
νος  και  του  κρείων  και  άκίων  και  κτίμενος. 

Schlierbach• Heidelberg.  Ρ.  Egenolff. 


MISCELLEN 


Notola  grammatica 

EroendationibuB  egregiis,  quibus  C.  Waobsinuth  (enpra  p.  150) 
multoe  epitomae  hietöriae  Alexandri  a  Wagnero  ediiae  locos 
mendis  liberavit,  nibil  addere  auderem,  praesertim  cum  meas 
coniectnrae  alibi  eim  publicaturue  (in  epbemeride  Berolinenei), 
nisi  enm  mntaese  viderem  qnod  recte  ee  babere  existimo,  eiei  a 
multis  inutari  solet.  In  verbis  eniui  (p.  100,20):  quod  ubi  factum 
Dahae  Stiphametien  occisum  audierunt  eiecit  Stiphamenen  occisuw 
gloeseroa  tollere  Ribi  vieue.  At  multo  latius  patet  epexegeseos 
usne  qnamartee  grammaticae  praecipiunt,  id  quod  nnper  de  alio 
genere  demonstravit  Vablen  ind.  lect  1900  p.  11  et  1900/01 
p.  14  (cf.  Arietot.  poet.  ^  115).  Scribit  igitnr  Apnleius  metam. 
VIII 18  unus  illinc  denique  de  summo  cupressus  cacumine  ad  nos 
htquit,  VIII  26  statimque  illinc  de  primo  limine  proclamai,  X  26 
indidem  de  potimte  gustavif  cf.  XI  17:  quae  ne  Vlietine  quideni 
cojitrectayit,  cum  ab  Hildebrandio  optime  defensa  inveniret  (ad 
VI5p.  411a).  Talia  ut  plurima  a  poetis  Rumpeisee  Madanreneem 
pro  certo  babeo;  velut  Verg.  ecl.  1,  53  hinc  .  .  .  vicino  ab 
limite  ubi  plura  dat  Forbiger  (Aliquantum  diversa  sunt  qnae  con- 
geesit  Mneller  in  Festscbr.  für  Friedländer  543  sqq.,  imprirois 
549*^).  Noio  talia  commemorare  quae  omnibus  nota  sunt:  qttod 
ubi  Caesar  conspexU^  Labienum  ab  suis  copiis  longius  iam  ab- 
scessisse  (bell.  Α  fr.  o9, 5),  sed  ea  potius  quae  exquisitiora.  Ut 
ad  Apuleium  redeam,  met.  VIII  22  tangenda  non  sunt:  quo  dolore 
paelicatus  uxor  eius  instincia  neqne  opinor  Augustin.  ep.  117 
p.  664,  9  Goldb.:  si  tantum  absit  quod  dedecetj  quod  in  hac  re 
penitus  nihil  est  dedecoris  (ubi  quod  neutrum  est  pronominie  re- 
lativ!) neqne  Hygin.  fab.  34,  4  qui  cum  Danaus  perisset.  Ea- 
dem  audacia  dictum  quod  olim  immutabant  a  Minuoio  c.  1,  3 
ut  .  .  .  pari  mecum  voluntate  concineret  eadem  veüe  vel  nette 
cf.  26,  10  antb.  lat.  1117,  1  Buecb.  si  pietas  prodest  quiquam, 
viaisse  modeste^  ubi  Buechelerum  non  recte  arbitror  dubitare. 
Ex  Graecie  affero  Appiani  praef.  10  φ  μόνψ  όρχα\  μεγάλαι 
καταλύονται,  στασιάσασαι  (coniecturam  inutilem  profert  Men- 
delesobn).  Prodi  in  remp.  I  231,  9  των  ούν  απλών  τοιούταιν 
δντων  άμίκτων  cf.  216,  6  Pbilopon.  de  aetern.  354,  20  τίνα  V 
δν  τις  καΐ  ττλάσοι  θυμού  ολότητα,  εΙς  ήν  το  θυμοειοές  τής 
ψυχής  μίρος  έπι  τήν  οίκείαν  άναοραμβϊται  ολότητα; 
Fortaeee  etiam  in  Baccbylide  praestat  X  1 1  W  όθάνατον  Μουσδν 
δγβλμα  Ευνόν  άνθρώποισιν  €ΐη  χάρμα,  τεάν  όρετάν  (pro  χάρμα 
τεαν  άρεταν)  μανΟον  έπιχθονίοισιν,  όσσά<κις>  .  .  .  κΟοος  εύ- 
ρείαις  Άθάναις  θήκας.  Freqnentia  »unt  ciuemodi  exempla:  τό 
τε   πλήθος   επαινέσεις   και  τήν  ποικιλίαν,   δτι .  . . .  άμς>ότερα 


Miscellen  305 

μόνη  κέκτηται  Menand.  rhet.  851,  15  Sp.  (=51,  15  Bure.)  cf. 
416,  13  (70,   14). 

Vocem  mittere  (li^6,  33)  tarn  latimira  est  quam  quod  ma- 
xime  nee  corrigendum  in  emitfere;  cf.  Cic.  pro  Sest.  42  vocem 
pro  me  ac  pro  re  publica  neminem  mittere, 

Gryphiae.  Guil.  Kroll. 


Worterweitemn^ 

A.  Brinkmann  hat  im  ersten  Hefte  dioRes  Jahrgangs  S.  71 
unwillkürliche  Worterweiterung  als  häufige  Fehlerquelle  beachten 
gelehrt  und  nicht  nur  in  der  handschriftlichen  Ueberlieferung 
griechischer  Litteratur,  sondern  auch  in  Erzeugnissen  unserer 
heutigen  Presse  nachgewiesen.  Da  der  Ursprung  des  Fehlers  in 
einem  seelischen  Vorgang  beruht,  so  bat  er  allgemeine,  nicht  an 
einzelne  Sprachen  gebundene  Geltung.  Es  ist  vielleicht  nützlich 
daran  zu  erinnern,  dass  er  auch  in  der  lateinischen  Ueberliefe- 
rung häufig  ist.  Aus  den  Commenta  Lucani  hatte  ich  mir  vor 
Zeiten  folgende  Fälle  angemerkt :  p.  1 73,  4  propins]  propicius  die 
Handschrift  176, 14  susfentasse]  sustinentasse  Hs.  213,  3  locus] 
locutus  Hs.  213,  21  luvare]  luminare  Hs.  226,17  hac  clade\ 
hoc  laudare  Hs.       241,  21  und  23  testudinem]  testitudinem  Hs. 

244,21  uentum  erat]  uenturum  erat  Hs.  255,  15  comitumquc] 
Comitatumq•  Hs.  257,  1  in  ostio]  in  hospitio  Hs.  259,  3  in- 
geris]  ingeneris  Hs.  260,  5  ueniens]  ueht?mens  Hs.  273,  7 
Pafii]  pacifii  Hs.  281,  18  regnanit]  repugnauit  Hs.  Diese  nur 
aus  der  zweiten  Hälfte  eines  massigen  Bandes  gesammelten  Fälle 
mögen  genügen,  die  Häufigkeit  des  Fehlers  zu  zeigen.         U. 


Bakehylides  YIII  [IX]  36  Bl.^ 

Automedes  ragte  unter  den  Pentaethloi  hervor  wie  der  Voll- 
mond unter  den  Sternen 

30  τοϊος  Έλλάνων  bx'  άττείρονα  κύκλο  ν 
φαϊν€  θαυμαστόν  οέμας, 
οισκόν  τροχοεώία  βίτττων, 
καΐ  μελαμφύλλου  κλάοον 
άκτέας  ές  αίττεινάν  προπεμττων 
35  αιθέρ'  έκ  χειρός  βοάν  ώτρυνε  λαών. 

ή  τε[λε|υταίας  άμάρυγμα  πάλας'  άντ.  β' 

τοιαιι[ο'  ύπερθύ]μωι  σ|θένε]ι 
τυια[λκία  σώΐματα  [προς  τ]αίαι  πελάσσας 
ϊκετ'  [Ασωπό] ν  παρά  πορφυροοίναν  κτέ. 
In  dieser  Fassung    der  Blass^schen  Ausgabe    tritt    die   noch 
zu  hebende   syntaktische   Schwierigkeit    dieser  Verse  augenfällig 
hervor.     Setzt    man   nämlich   am  Ende  der  Strophe   nach  λαών, 
wie  es  Blase  thut,   volle  Interpunction,   so   ist   das  nun  folgende 
f|  τελευταίας  άμάρυγμα  πάλας   so  stammelnd    und  unbehülflich, 

Kheln.  Mue.  t  PhUol.  N.  F.  LVI.  20 


306 


Miecetten 


dasB  man  die  fiU^eige  ElejO^anz  des  Bakcbytidee  niobt  wiedei^ 
erkennt.  Riclitiger  g'ingen  daher  andere,  wie  scbon  Kenyoii,  von 
der  Anniilime  au»,  dai^H  der  Satz  der  Strophe  (wie  so  oft  bei 
Bakcbylides}  eret  im  Beginn  der  AntiBtrophe  zu  Ende  gefÜbrt 
werde,  Dur  bleibt  dann  der  AccuHativ  άμάρυτμο  unklar.  Ja- 
renktt  stellt  die  Wahl:  'άμάρυγμα  (ττάλας)  ist  acc,  limit.  oder 
hängt  von  einem  an^  ττροττ€μτΓυυν  zu  erg.  Verb,  etwa  προ5€ΐκνύς, 
ab/  Aber  beides  wäre  gleich  hart,  und  aus  eben  dieeem  Grunde 
iftt  auch  der  Gedanke  von  Cvusiue^  βοάν  diTpuve  λαών  ale  Paren* 
these  zu  nebuien,  un2iireichend.  Man  wäre  dann  auf  die  schwer 
glaubliche  Verbindung  angewiesen  και  μ€λαμφύλλου  κλάξον 
άκτ€ας  ές  atweivav  προπομπών  αιθφ'  έκ  χειρός  .  .  ή  leXeu- 
ταίας  άμάρυγμα  πάλας.  So  ist  denn  begreiflieb»  dase  Housman 
unter  Annahme  einer  Trübung  der  üeberlieferung  zu  schreiben 
rieth  βοάν<^τ*>  ujpiVE  λαϋυν  ot  Τ€λ£υταίας  άμάρυγμα  ττάλας. 
Doch  das  pind  nicht  weniger  ale  drei  Eingriffe,  und  die  wird 
gchwerl ich  Jemand  im  Ernet  zu  befürworten  wagen.  Ich  bin  der 
Äneicbt,  daes  das  von  Vielen  empfundene  Bedenken  durch  die 
Äenderung  eines  Bucljstabene  gelioben  wird:  και  μίλαμφύλλου 
κλάοον  άκτέας  ές  αίπεινάν  προττ^μπυυν  αίθφ*  έκ  χειρός  βοάν 
ώτρυνΕ  λαα/ν  ή  τελευτάσας  άμάρυγμα  πάλας*  τοηί)ι2>'  ύπ€ρ- 
θύμυυι  0θεν€ΐ  κτέ.  Automedes  erregte  den  Jubel  dee  Vulke,  in- 
dem er  das  άκόντιον  hoch  in  die  Luft  entsandte:  beim  Speerwurf 
wird  puBsend  die  Gleichzeitigkeit  betont.  In  dem  langwierigeren 
Kingkauipf  konnte  er  naturgemäse  den  jubehiden  Zuruf  erst  ent- 
fachen, nachdem  er  den  Kampf  siegreich  zu  Ende  geführt  hatte 
—  τβλευτάσας  άμάρυγμα  πάλας:  hier  \\ίιγ  das  Particip  de« 
Aorist  am  Platz.  Eben  wegen  der  Verschiedenheit  des  zeitlichen 
Verbältnif^eeR,  in  wehihem  προπ^μπυυν  und  τ€λ€οτάαας  zu  der 
im  verbum  finitum  ausgedrückten  Handlung  (βοάν  ώτρϋν€  λαών) 
gedacht  werden  aolU  ii»t  auch  die  disjunctive  Anfügung  der  Worte 
ή  τ€λ€υτά€Τας  άμ.  π.  nur  angenieftwen  und  das  f|  durcb  Aende- 
Tungen  nicht  zu  behelligen  (o[  iiousman*  5ή  Jebb,  και  Platt). 
Da  aber  der  Dickter  mit  d^n  Worten  i^  τελΐυτάσας  άμ.  π.  ζ«*  Λ 
Dächet  nur  die  Beendigung  des  Kampf'eR  hervorgehoben  hatte,  ^ 
fühlt  er  das  Bedijrfniss,  wie  im  Vorausgehenden  dem  Diskos-  und 
Speerkampf  »o  nun  aucli  dem  für  den  Sieg  im  Pentathlon  ent- 
eoheidenden  llingkanipf  noeh  einige  Worte  der  Schilderung  zu 
widmen  (TOlUJlb€  —  τΐ€λάσ0ας).  l>er  Sitz  der  leichten  Ver- 
derbniee  wurde  biülier  nicht  an  der  rechten  Stelle  geeuchti  in• 
iofern  da»  überh  Τ€λ€υταίας  ein  pasitendes  Beiwort  echien.  The 
wreetling^  bemerkte  Kenyon,  was  tbe  last  conteet  in  thc  pen* 
tathlum,  Ifcnce  τελευταίας.  Aber  w cid) er  Grieche,  fragen  wir,  Μ 
hätte  darüber  einer  ausdrücklichen  Belehrung  bedurft?  Dase  der  ^ 
Ringkampf  den  BeschhiRS  der  Kämpfe  bildete,  bat  ja  der  Dichter 
Bcbon  dadurch,  dase  er  ilim  in  der  Aufzählung  die  letzte  Stelle 
anvieSi  genügend  hervorgehoben,  mehr  noch  dadurch,  daea  er  ■ 
den  Sieger  nach  dem  BcBtehen  eben  »^iefles  Kampfe«  in  die  Hei-  ■ 
math  zurückkehren    \ämii    TOioiib*    ύπΕρθύμαιι    öBcvei    γυιαλκέα 


Miscellen 


307 


σώματα   προς  γαίαι  πΕλάσσας  ϊκετ'  *Ασιυπόν   τιαρά    ττορφυρο- 
bivav.      Paß   Ffiilheton    Τίλιυταιας    wäre    a!et>  nur  müsßig,     Dae 

^dorierlie    α    in    τίλευτάσας  (τ^λίυταθεΐσα    1,  182)  scheut  Bak- 
ihylidee    auch    bei    gleictiiauieniler    Endung    nichts    wie    νικάσας 
5,183  άντάσασαν   12,  127  lunl  andere  ßeiepiele  lehren  bei  BlaRR 
praef.  XXV» 
Freiburg  i.  B.  0,  He  nee. 

■  Ton  cwei  kleiueii  Leuten 

(Papyrusechnilzel) 
1,  In  den  Berliner  griechisch.  Urkunden  1»  Nr.  229  (Pap.731ö) 
lesen  wir  den  Brief  eine»  gewissen  Stotoelie,  deBsen  Adressaten 
keine  getingeren  sind  als  Soknopaioö  und  Soknopieio8|  die  θεοί 
jUtTOXoi,  μεγάΚοΓρ  wie  ihr  ständiger  Titel  lautet.  Der  Papyrus 
hat  eine  gleicliJautende  Doublett©  in  Nr.  230  (Pap.  7B19)»  nur 
das«  hier  in  der  zweiten  Zeüe  ein  Versthreiben  vorliegt*.  In 
beiden  Schriftstücken  haben  wir  nach  Viereck  dieeelbe  Band  vor 
uns,  beide  VotivBchrethen  etammeii  aus  dem  2/3  Jahrhundert 
und  lauten  fuIjsrenderniaBsen ; 

Οοκνοπαίαιι  και  Οοκνοπΐ€Ϊος  θεοί  μεγάλοι  μεγάλο 
παρά  Οτοτοήτις  του  Άπύνχεος  του  Τεςενούφις    . 
η  μεν  ςοθηοίϋΐ  ταύτης  ης  €v  εμοι  acSevia 
τούτον  μοι  eteviKov 
J)er  DeutongBverfiuch  des  veidienten  Herausgebers  έάν  μέν  cüjGu) 
ναύτης  της  ΐν  εμοι  άεθενείας,  ταυτην  (oder  ούτοι)  μοι  έξενίκων 
fördert  unser   Verständnies  nicht ^.     Klar  ist  zunächst  dem  Sinne 
^ach  dir  Vordersatz  ην  μέν  €ΐυθώ  ταύτης  ης  εν  €μοι  άςθενεια, 
'wenn  ich  von  dieser  Krank Iseit,  die  in  mir  steckt,  gesund  werde  . 
Das  Bäuerlein  sprach  ήν  μέν  wie  ημμεν  oder  ημεν.     Zu  €θθη€θϋΐ, 
«ineni   merkwürdigen  Compromisüß  von  cuuGwJ  und  ςα)θή€ωμαΐ^  wie 
es  scheint,   kenne   icli   keine  Parallele^.      Den  relativen  Änechluss 
ταύτης  τ]ς  darf  man  nicht   antastent    obwohl    er    bei  dem  Nomi- 
nativ  (ο€θενεΐοι)  her  mich    natiirlieh    ins    Gedränge    kommt»     Der- 
gleichen hat  Hieb   bis   in    die   fäpäteste  Zeit    gerade    auch    in    der 
Vulgärsprache  gehalten.    Οωτηρία»  cihiecBai  heilst  meist  in  dieser 
Litteratur,  wie  zuweileu  auch   in  klassischer  Zeit,  nichts  als  *Ge- 
eundbeit,  gesund  sein',     80  beispieleweiae  BGU  P^  32S :  έχάρην 
κομ καμένη  γράμματα,  οτι  καλώς  5ιε€ώθητε,     Oder  noch    deut- 
liplier    in    dem    entzückenden    Mutterbrief  BGU   11  380:    μή  oöv 
άμ€λή€Τ[ς,   τεχνον,    γράψε  μοι   ττερί  της    c^Jüτηpίας  cou  (Ζ.  19), 


ι 
ι 


*  *Απύνχ€χ€ος  mit  Dittographie,    ausserdem  in  Ζ.  Ι  μεγάλοι,  με- 
γάλοι.     Die  Worte  ημ€vcoΘηcmι  bis  εΕενικον  eind  vollkommen  identiech, 

*  Ich  will  nicht  verhehlen,  dass  ich  ihn  nicht    \cratÄnden    habe. 
**  Vgh  έφιλονικί€θυ^,    das    mit  d^m  koptischen  Mmperfoctum  fu- 

turi*  !tusammetigi!bracht  wird,  Thiimb,  Die  kriech.  Spm die  im  Zeitalter 
des  Hellenitfmiie,  S.  124.  [Ob  ήν  μέν  αιυθείς  ώ  zu  deutL^iV  Mit  einer  dym 
VulgärgriechiFch  beHondürs  eigen thümlichen  IJmsehreilnmg  dvn  Verbs 
durch  είμΐ  c  p(.     Vgl.  Wendland  Eh.  Mu».  LVl  IIH*.     L.  R.J 


308  Miscellen 

und  ebendort  Zeile  5:   έΕεταοε  (=  eEexaca)  π€ρι  τής  οωτηρίας 
cou^,  ich  erkundigte  mich  nach  deinem  Wohlergehen. 

Aber  τούτον  μοι  eE  eviKOV  scheint  ganz  räthselhaft  Was 
soll  hier  vor  allem  die  Präposition  έΕ  bedeuten?  Zunächst  ißt 
iviKOV  =  iveiKOv  für  ένεγκον,  ενεγκε,  das  in  den  Papyri  oft  zu 
belegen  ist,  festzuhalten.  '  Trage,  nimm  hin  passt  vortrefflich. 
Dem  Nachsatz  'so  empfange  mir  dafür  diesen  .  .  .'  fehlt  nur  das 
Accusativobject,  das  also  in  εΕ  stecken  muss.  Und  auch  das 
wird  jeder  leicht  enträthseln.  wenn  er  das  Ende  äines  Epigrammes 
liest,  das  dem  angeblichen  Dichter  der  kleinen  Leute  gehört, 
Leonidas  von  Tarent  (Anth.  Pal.  VI  800}. 

7  'Ήν  bi  μέ  y\  ώς  έΕ  νούεου  άπειρύοω,  ώδε  και  έχθρής 

έκ  πενίης  ^ucr),  bilo  χιμαιροθύτην. 
Aus  der  Präposition  ist  also  eine  Ziege  geworden,  wir  haben  nur 
εΕ  in  αϊΕ  umzuschreiben.  Neue  Schwierigkeit  macht  der  Accu- 
sativ  αϊΕ.  Nun  lesen  wir  in  einem  Oxyrhynchos  papyrus  I  74 
vom  Jahre  116  n.  Chr.  τώι  6ιελθόντ(0  έτει  άπεγραψάμ(ην)  έτη 
Ψώβθειυς  μέ€η(ς)  πρ(όβατα)  6έκα  εΕ,  αίγα  ϊνα,  δρνας  οκτώ* 
πρ(όβατα)  εϊκοοι  τ[έ]ε€αρα,  αϊΕ  είς*  έΕ  ών  οιεφθάρη  πρ(όβατα) 
?Ε,  δρνας  buo,  καταλιπόντ(α)  πρ(όβατα)  δέκα  ?Ε,  αϊΕ  εις.  Indes 
ist  hier  gegen  die  Anmerkungen  der  Herausgeber  zu  bemerken, 
dass  xler  Steuerzahler  so  gedacht  hat:  Mch  declarirte  16  Schafe, 
1  Ziege,  8  Lämmer,  (das  sind  zusammen)  24  Schafe,  I  Ziege. 
Auch  das  καταλιττοντ  möchte  ich  eher  als  καταλ(ε)ίποντ(αΐ)  auf- 
lösen, unserem  'es  bleiben*  entsprechend.  So  ist  denn  der  Ac- 
ousativ  aiE  nicht  sicher  bezeugt,  wohl  aber  das  Geschlecht,  so 
dass  wir  uns  nach  der  Seite  nicht  mehr  zu  scheuen  brauchen  τούτον 
αιΕ  zusammenzunehmen.  Dazu  hat  aber  unser  ßäuerlein  seine 
Grammatik  für  sich.  Zweimal  schreibt  er  die  Adresse  CoKVO- 
παίωι  και  Οοκνοπιεϊος  θεοί  μεγάλοι,  μεγάλο(ι),  er  declinirt 
eben  nur  einmal,  wie  jene  absteigende  Reihe  zusammen  mit  του-  < 
τον  αϊΕ  Ινικον  lehrt.  Auch  der  Votivstil  räth  τοΟτον  αίΕ  zu- 
sammenzufassen, wie  zß.  das  citirte  Epigramm  des  Leonidas  die 
Wendungen  hat:  ταύτην  χάριν  οέΕο,  τούτο  χλωρόν  cOkov  ίχε 
.  .  .  και  οπονοήν  τηνοε.  Inhaltlich  deckt  sich  unser  Votiv- 
schreiben  vollkommen  mit  einem  Epigramm  des  Philippoe,  an 
Artemis  gerichtet  (Anth.  Pal.  VI  240).  Man  vergleiche  ή(ν)  μέν 
οοθήεωι  ταύτης  ής  έν  έμοι  ά€θέν(ε)ια,  τουτόν  μοι  ΙΕ  £νικον  und: 
VOÖCOV  την  ετυγερήν  αυθημερόν  έκ   βααλήος 

έοθλοτάτου  ττέμψαις  δχρις  Ύττερβορέων 
5  co\  γάρ  υπέρ  βωμών  άτμόν  λιβάνοιο  Φίλιππος 

βέΕει,  καλλιθυτιυν  κάπρον  όρειονόμον*. 
Κάπρον  όρειονόμον !    So   behält  denn  die  Grammatik  des    gute» 
Stotoetis  doch  noch    in    einem  Punkte    recht.     Mit    dem  Thiere,, 
'das  er  im  Sinn  hatte'  (τούτον),  meinte  er  doch  wohl  Σατρ€ς>έιυν 


*  Daselbst  ist  Z.  16  zu  lesen  nicht  öxi  ίχεις  ίτι,  sondern  ön  ίχ€ΐ 
cd  Ti  wie  Z.  14  ουδέν  περιοότερον  ^χι  ce.  Dergleichen  kann  man  bis 
Homer  hinauf  verfolgen*. 

a  Vgl.  auch  die  Nachbildungen  VI  190,  191,  231,  (238). 


MiBcellen 


αιγών   ÖCTiq    φαίνηται    άρκτος  ii   !Oli).     Jetzt    erst    ist    diese 
Ziege  und  weilaml  Präposition  gawi  entlarvt  —  ea  war  ein  Bock. 

Was  das  iiitereseaiiteele  an  dem  Stücke  ist  niid  was  ihm 
sogar  eine  Art  littprariechen  Anstricii  giebt,  ist  die  Zusammen- 
|iteHung  mit  Leonida»  von  Tarent  und  Beinen  Kaebahmern.  In« 
ier  Zeit  als  die  Fificher  des  PBendotlieokrit  entstanden,  alel 
'Kailimachos  die  Tfiefienf?  und  KerakleR  in  der  Hütte  der  Hekale 
und  den  Mulurcho«  einkekren  lieRS.  unterbielt  Leonidas  in  zabi* 
reichen  Epigraramen  die  lilterarisehe  Fiction^,  dass  er  der  Dichter 
der  kleinen  Leute  sei,  die  seit  dem  dritten  Jahrbimdert  nicht 
mehr  aufboren,  üegenfitand  der  AufmerkBamkeit  und  eine«  bald 
mitleifÜgen,  bald  Bentimentalen  Ititereösea  zu  sein,  bis  ihre  groeee 
Zeit  kommt.  Un^er  Votivsebreiben  in  Briefform  »timmt  nun  βα 
gut  zu  dem  Epigramm  des  Leonida«,  daea  man  hier  einmal  sieht, 
wie  er  wirkliehe,  leibhaftige  Erzeugnisse  plebejiRcher  religio  zu 
Grunde  legte,  wir  lernen  gewis^erma^ßen  eine  Probe  seiner  ak- 
tuellen Griindlage  kennen.  Sein  Effect  besteht  darin,  dase  er] 
diese  Nichtigkeiten  in  die  prunkenden,  gloseenreieben^  fein  ge- 
hauten Epigramme  einkleidet»  Τούτον  μοι  αι£  ίνικον  so  stam- 
nielt  der  Bauer,  Leonidas  steigert  es  zu  dem  pomphaften  hi^o 
χιμαιροθύτην.  Dass  er  dabei  gleichzeitig  im  Publikum  auf  Interesse 
für  die  Armen  und  Kleinen  rec]inen  darf,  weiss  er  so  gut  wie  Kalli- 
raachos,  der  die  Hiitte  als  Folie  für  den  Helden  verwendet,  und 
so  wird  iiu letzt  diese  Spielerei  ein   sehr  ernstes  Zeichen  der  Zeit. 

2.  Ein  köstlicheN  Stück  in  Grenfell  und  Hunts  Greek  papyri, 
sehr  geeignet  dem  Pessimismus  eines  modernen  Leiirerherzens  zu 
steuern,  ist  das  kleine  Scriptum  eines  Schulbuben  aus  dem 
5/6  Jahrliundert  (tl  84  S.  134).  Ich  setze  das  Opusculum  mit 
allen  seinen  Eigenheiten  hin.  Ob  die  Ergänzungen  stets  das 
Richtige  treifen,  ist  bei  den  Kreuz-  und  Quersprüngen  des  Kleinen, 
zumal  in  der  Orthographie,  wo  er  noch  recht  sehwach  ist,  nicht 
mit  Sicherheit  zu  verbürgen.  So  ist  Z»  17  κατήλθε  sicher,  nicht 
so  πάλιν,  Bas  Stück  ist  aus  vier  Fetzen  zusammengesetzt,  nach 
Zeile  17  vermiset  man  die  Katastrophe,  die  auszulassen  nicht 
Jungenart  ist»  Sie  wird  wohl  mit  dem  Riss  verloren  sein.  Denn 
dass  der  Bösewicht  so  oder  so  aufgefressen  wird,  ist  doch  der 
.Hauptspass  bei  der  erbauliehen  Geschichte, 


υίός  τόν  eibiov 
πατέραν  φωνεύαας  και 
τους  νόμους  φοβη- 
θείς ίφυγεν  εϊς  έρη- 
μίανί  καΐ  6ιά  τών  ό- 
p^u>v  παρ€ρχόμ€νος 
έοιώκαιτο  υτιό  λέ- 
ω ντο  ς:  και  διωκό- 
μενος υπό  του  λ€- 
10  α>[ντος]  άνήλθΕν  εΙς 
b]€v[6pov:  και]  ηύρών 


ίϊράκοντ[α  (4ν€ρχό- 
μένος  έπι  τό  b^- 
bpov  και  (μχΟ  6ηνά- 

15  μ€νΓο]ς  άνελθεϊν 
ί)ίά  τόν]  δράκοντα 
πάλιν  κ|ατ|ήλ]θε. 
κ[ακου]ρτί[α]  ο[υ  λ• 
ανθάνι  θεόν. 

20  αει  τον  θείον  τους 
κακούς  προς  τη- 
ν hi%t]y. 


^  Υ  ψ.  difj    Ireflende  Charakteristik  dea  Ltionides  von  Ttrent  beti 
dtzenstem,  Epigramm  und  Skolion  p,  144  fit. 


310 


Mieoelleti 


Zeile  11  liabe  ich  b^vbpov  geechrieben^  obgleich  die  Heruas- 

peber  diese  Möglichkeit  kaum   offen  lassen  (tt€v ηυρωνΚ 

Nach  ihrer  Lesung  Etollte  man  eher  ττεύκην  erwarten.  Indes 
wenn  man  die  Art  dea  jungen  Öcribenteri  beachtet,  έ6ΐώκ€Τ0  υπό 
λ€οντος  uikI  οιυυκόμ€νος  ύπό  του  λ€οντος,  εύρων  6ράκοντα  und 
hiä  (ιδών?)  τον  δράκοντα,  βο  ist  ανήλθαν  εις  bivbpov  und  avcp- 
χόμβνος  έτιΊ  το  btvöpov  nicht  unwahrscheinlich.  Die  einförniij^e^ 
knabenhafte  Wiederholung  «ier  Worte,  die  gleichartige  Einfall- 
rnnj^  ohne  Artikel  nnd  dit^  Fortriihruiig^  desselben  Sabetantivs  mit 
Artikel  spricht  für  bevbpov.  Aber  dergleichen  kann  man  nur  yor 
dem  Original  entscheiden,    |  Z.  14  ist  καΐ  \μή)  geboten.  D,  Hed,] 

Der  Schlaes  zeigt,  wie  Stil  und  Manier  unserer  Fibeln  und 
Erhannngebiicher  achon  im  fünften  Jahrhundert  ausgebildet  sind. 
Erst  kommt  der  fromme  Spruch: 

κακουριτία  ού  λανθάνει  θ€Ον^ 
Dann    folgt  ein   schöner  Vers,  ein  'l>imeter: 

an  τό(ν)  θ6Ϊον  ιούς  κακούς  προς  την  6^κην  (Μκην). 
Die  Herausgeber  haben  όεί  gesrL• rieben,  das  an  und  für  sicli 
ganz  gut  paHRt,  immerhin  aber  entbehrlich  ist  und  durch  die 
Geechichte  keineswegs  gefordert  wird.  Was  aber  nicht  zu  ent- 
behren ist,  ist  das  Verbnm  im  Sinne  von  ιϊχεί.  Der  Junge 
sprach  als  echter  Äegypter  nicht  δγει  sondern  etwa  fiJL  Ist 
doch  der  Schwund  des  intervocaliecben  γ,  dem  wir  auch  sonst 
wie  beispielsweise  in  Ehinthons  Phlyakeii  begegnen-,  gerade  auf 
ügyptiecliem   Boden   zu    Hanse ^. 

Mit  dem  Provinzialismus  aei  ist  nun  das  Dutzend  Fehler 
überschritten.     Armer  ägyptiRcher  College! 

Bonn*  S,  Sudhaus. 


Zu  Cieeroe  Eosciana  §  II 

'Longo  intervallo  iudicium  inter  sicarios  hoc  primum  com- 
mittitur,  cum  intcreu  caedes  indignissimae  raaximaeque  factae 
iiunt:  omnes  hanc  quaeetionem  te  praetore  nmnifeslie  maleficiis 
cotidianoque  aanguine  dimissiui  (cod.  8t.  Vict.»  die  übrigen 
codd.  dimissiu^f   dimissuiSf  dimt^sm)  eperant  futuram/ 

So  schreiben  die  Hss.  an  dieser  von  jeher  viel  umstrittenen 
Stelle,  Wir  verzichten  darauf  hier  alle  von  älteren  und  neueren 
Gelehrten  gemachten  Heilungsversuche  WMederzugeben;  man  findet 
die    wichtigsten    zusammengestellt  8.  87    meiner    grösseren   Aas- 


*  Z.  18  iit  überliefert  κ  .  ,  .  .  ov  ,  ο  .  .  ,  κακόνοια  ist  ebenfallp 
denkbar.  lu  ON  können  aber  auch  die  Reste  von  ΡΠ  slecken^  weim 
man  sich  die  obere  Hasta  von  Γ  etwas  geneiift  denkt.  Auch  hier 
einen  Trimeler  zn  suchen  verbietet  das  doch  wohl  sicberu  υύ. 

2  vgl.   frpm.  2,  3  Voelker:  άλίοια»  όλΐον. 

8  vgb  Tbumh  β.  a.  0.  S.  22,  134  f.  (mit  Litteratur).  Für  dfut 
läsat  sich  die  EiBcheinutig  aue  aller  (άγηοχα)  und  neuer  Zeit  belegen 
(καταωή  ^:=-  καταγυ.>γή  au  Γ  Uhodos).  v|il,  Thuridi  S.   IHih 


gäbe    der  Reiie   ΰΐκΐ    bei   Halm-Lau buiatin    im   kritischen   Anhang 


St    Sie  entfe 


fernen  sicii  Rammt  lieh  zu  weit  von  der  Ueberlieferting 
and  iuchen  alle  ii»  den  verderbten  Worten  den  Gedanken,  das  α 
die  gegenwärtige  Verhandlung  hoffentlich  recht  streng  sein  nnd 
dem  täglichen  Blulvergiefisen  ein  Ende  machen  wenJe*  Aber  der 
Erwartung  eines  Rirengeii  Verfahrens  ist  bereite  in  dein  unmittel- 
bar vorauBgehenden  Salz  *  omninm  mortalinm  exspeciatio  .  .  ut 
acrift  ac  severa  iudicia  fiant*  Ausdruck  gegeben,  und  die  damit 
in  engem  Zupammenhang  stehende  Forderung^  dass  endlich  ein- 
mal eneriiisch  Wandel  geschaffen  werden  müsfle,  sonst  würden 
die  Mordbaben  eich  nicht  sclienen,  reibet  hier  auf  dem  Forum  ihr 
blutiges  Handwerk  auftzuohen,  wird  §  12  in  beredten  Worten 
erörtert.  An  unserer  Stelle  spricht  der  Redner  zunächat  davon, 
dass  nach  langer  Pause  (vgl.  §  28  quod  iudicia  tarn  diu  facta 
non  essent)  beule  wieder  das  erste  iudiciura  inter  sicarios  statt- 
finde and  bedient  sich  hierfür  der  sonst  bei  ihm  nicht  vorkommen- 
den Verbindung:  iudicium  commUtitur,  Hallen  wir  fest,  dass  Cic. 
wohl  aus  einem  besonderen  Grunde  gerade  zu  diesem  Verbum 
(anstatt  zu  dem  gewöhnl.  habetur  oder  exercetur)  gegriffen  haben 
wirdf  vielleicht  um  dadurch^  wie  gerade  in  dieser  Hede  so  büuüg 
(β,  meine  Note  zu  §  5),  ein  Wortspiel  zu  gewinnen^  so  wird  das 
verstümmelt  überlieferte  Wort  äimissiui  des  correspondirenden 
Satzgliedes  von  der  grössten  Bedeutung,  denn  wir  bekommen  da- 
durch den  durch  die  Paronomasic  noch  wirkungsvoller  gemachten 
Gegensatz  zwischen  iudicium  committitur  und  quaestio  dimittitHr, 
Die  Verbindung  iudicium  dimittere  gebraucht  Cic.  Vern  II  §  70 
lies  illo  die  non  peroratur,  indicium  dimittitur;  die  Verbindung 
quaestionem  dimittere  in  einer  an  die  unsrige  auffallend  anklingeii- 
den  Stelle  p.  Cluent.  S  177  Quaestio  iUo  die  de  amicorum  sen- 
tentia  dimissa  est,  Satis  longo  iniervaUo  post  iterum  advocautur. 
Wenden  wir  uns  nun  zu  der  Form,  in  der  dieses  Verbum  a  u. 
St.  in  den  Hse.  überliefert  ist^  bo  ist  die  Heilung  der  Corruptel 
mit  einem  Schlage  klar,  wenn  wir  in  ditnissiui  des  cod.  St.  Vict., 
der  auch  sonst  dem  Stamm  codex  Poggios  am  näcbeteu  kommt, 
eio  ursprünglickes  dimissuiri  ^  dimissum  iri  sehen.  Wie  häufig 
diese  in  den  letzten  Jahren  aufmerksamer  verfolgte  Form  des 
Inf*  Fut.  Pase.  in  den  Hss.  Anlass  zu  Textentstellungen  gegeben 
liat,  ist  aus  den  Nachweisen  S,  Brandt»  im  Arch,  f.  lat.  Lex. 
H,  349  ff.,  III,  457  zur  Geniige  bekannt;  vgl.  aucb  Neue- Wagener 
III^  S.  17T,  Das»  dimissum  iri  die  ursprüngliche  Lesart  ge* 
weeen  ist,  beweist  meiner  Ansiebt  nach  zur  Evidenz  das  bei  dem 
sog.  SchoL  Gronovjanus  z,  u.  St,  erhaltene  Lemma  dimissoiref 
denn  so  liest  die  Leidener  Handscbrift,  die  ich  im  Januar  diesee 
Jahres  hier  verglichen  habe,  und  zwar  steht  οι  auf  Rasur^  re  ist 
oberhalb  der  Zeile  nachgetragen.  Damit  stimmt  das  Interpretament 
'prae  (lies  pro)  conlempto,  reücto  habitorum*  i.  e.  babituiri.  Ist 
aber  dimissum  iri  das  Ursprlinglicbe,  so  haben  wir  einerseits  in  fu- 
turam'  die  jet/.t  hinfällige  Ergänzung  eiiies  späteren  Abscbreibere  zu 
sehen»  der  der  verdorbenen  Stelle  damit  wenigstens  einigermaassen 


312  Miecellen 

aufhelfen  wollte,  anderseits  verlangt  der  neu  gewonnene  Gedanke: 
*alle  hoffen,  dass  die  heutige  Verhandlung  einen  normalen  Ver- 
lauf nehmen  und  nicht  etwa  durch  irgend  welche  Intriguen  des 
allmächtigen  Chrysogonus  aufgehoben  werde'  unab weislich 
den  Einschub  der  Negation  non  hinter  sanguine,  so  dase  wir  er- 
halten non  dimissum  tri,  wie  Cic.  inv.  II  §  27  sagt  non  conces- 
sum  iri  und  ep.  Att.  9.  9.  2  non  direptum  iri ;  gehäufte  Belege 
für  ausgefallenes  non  in  Cicerohandschr.  gibt  C.  F.  W.  Müller 
zu  p.  Quinct.  p.  31,  31  und  p.  Font.  p.  33,  26.  Endlich  wird 
wohl  auch  —  obwohl  es  nicht  unbedingt  nöthig  ist  —  der  Satz 
glatter,  wenn  wir  (in)  manifestis  maleiiciis  cotidianoqne  sanguine 
lesen  nach  Stellen  wie  p.  Flacc.  §  11  in  re  manifesta,  div.  in 
Üaec.  §  9  in  hao  libidine,  in  populi  Komani  cotidiana  querimonia 
etc.,  auch  ist  ja  der  Ausfall  von  in  vor  anlautendem  m  sehr 
leicht  begreiflich.  Wenn  sonach  Cic.  an  den  Vorsitzenden  Prätor 
die  Worte  richtet :  '  Omnes  hanc  quaestionem  te  praetore  <^in} 
manifestis  maleficiis  cotidianoqne  sanguine  ^f?ow>  dimissum  iri 
sperant\  so  will  er  damit  gleich  zu  Beginn  seiner  Hede  einerseits 
der  gewiss  berechtigten  Befürchtung  Ausdruck  verleihen,  sein 
mächtiger  Gegner  Chrysogonus  werde  es  zu  hintertreiben  suchen, 
dass  die  nach  so  langer  Pause  heute  zum  ersten  Male  wieder 
tagende  Schwurgerichtsverhandlung  wegen  Meuchelmordes  zu  Ende 
geführt  werde,  anderseits  die  btstimmte  Erwartung  aussprechen, 
dass  ein  so  erprobter  Eichter  wie  Fannius  schon  im  Hinblick 
auf  die  offenkundigen  Greuelthaten  derartigen  Manövern  nicht  zu- 
gänglich  sein  werde. 

München.  Gustav  Landgraf. 


Zu  Cicero 

I  Cicero  lässt  de  re  publ.  I  36,  56  den  Scipio  Aemilianus 
seinen  Nachweis,  dass  unter  den  drei  einseitigen  Staatsformen 
die  Monarchie  den  Vorzug  verdiene,  in  folgender  Weise  beginnen: 
Imitabor  ergo  Araivm,  (jui  wagvis  de  rebus  dicere  exordiens  α 
loue  incipiendum  putat.     Laelins  fragt: 

Quo  love}'  auf  quid  habet  illius  carmiui.s  simile  haec  oratio? 
Hier  hat  man  den  Fehler  an  falscher  Stelle  gesucht.  Die  la- 
teinische Frageformel  lautet  in  einem  solchen  Falle  Quo  lovem? 
vgl.  Cicero  in  Verrem  II  55,  137  'primum  quo  tantam  pecnniam?* 
Horatius  ep.  I  5,  12  *quo  mihi  fortunam,  si  non  conoeditnr  uti  ? ' 
Phaedrus  fab.  III  18,  9  'quo  mi,  inquit,  mutam  speciem,  si 
vincor  sono?'  und  was  alles  N.  Heinsius  zu  Ovids  Heroid.  2,53 
nachweist. 

II  Sehr  willkürlich  liest  man  de  re  p.  1 45,  69  nach  Mai*8 
Vorgang  in  hoc  iuucta  moderateque  permijrta  conformatione 
rei  publicaet  während  die  Handschrift  conmutatione  gibt.  Daraus 
war  es  leicht  das  von  Cicero  gewählte  Wort  conmunitianc  her- 
zustellen, das  auch  de  orat.  II  79,  320  in  den  beiden  ältesten 
Hs8.   dieselbe  Verderbniss  erlitten  hat. 


Miscellon 


313 


HI     Die  Sage  von  der  Wölfin  utreift  Citiero  ^p  re  piibU  [[ 

^,  4  mit  den  Worten  cum  esset  sUvcsfris  beluae  susirnfains  uberihus, 

II>a«  Wort  ttbera   hat  Cicero   wie  Auilere  in  [iroBaiftclien  Schriften 

gemieden.     Aber   im    zweiten   Bacl*    dee    epiechen  Gediclits    iiber 

Bein  CoTieülat  legte  er  der  Mnee  Urania  die  Yeree  in  den  Mund 

(de  divin.  I  12,  2i\] 

hie  silvesfris  erat  Hotnani  Hominis  altrix 

Martia^   qune  parvos  Mavorti«  semine  natos 

nberibus  gravidi»  vitali  rore  riirahat. 
Und   Pröpertiuft,    der  gewiBs   tiiclit   an  Cieeronischer   Poesie    eich 
gebildet  bat,  macht  sich  durch  kühne  neae  Verbindung  dienelben 
beiden   Worte  zu  eigen  III  {IV)  9,  51 

eduetosque  pares  silresfri  ex  uhere  rege». 
Beide  W^orte  müssen  ihm  durch  dieselbe  Vorlage  zugekommea 
sein,  der  eich  Cicero  anschlosR;  wenn  eie  aneb  in  einem  Prosa- 
werk CiceroB  vorkamen,  so  ist  das  nur  unter  der  Voraussetzung 
denkbar,  dase  sie  einer  berühmten  Dichterstelle  entlehnt  waren, 
deren  Zusammenhang  jedem  gebildeten  Leser  der  Ciceroniscben 
Zeit  sofort  in  Erinnernng  gerufen  werden  musste.  Ueber  diesen 
Dichter  könnte  kein  Zweifel  sein,  auch  wenn  nicht  in  der  be- 
rühniten  Vergilischen  Hcbildening  der  Wölfin  und  der  Zwillinge, 
von  der  Servius  kurzweg  bezeugt  (Enn.  fr.  L  p,  IS  Vahlen)  sane 
ioitis  hie  locus  Ermianus  esf,  die  Worte  gemhws  Jiuic  über  α 
circum  ludere  pendeitUs  pucros  (Verg,  Aen.  8^fi3l)  ständen.  W^?r 
dürfen  also  die  Ausdrücke  silvesfris  {belna)  und  vbera  dem  Ennia- 
iiiscben  iSprachschatze  zufügen.  Koch  bei  Äelius  Spartianus  findet 
sich  ein  Nachklang  der  Ennianischen  Stelle,  im  Leben  des  Coni- 
modus  c.  1  cadem  node  somniavä  lupne  se  uberibus  ui  Itemum 
mhaerere  vel  Üomtdum.  U. 


ChrjeippaN  von  Knidas  nnd  Erasistratös 

Wir  waren  bisher  allgemein  der  Ansicht,  dass  Chrysippos 
VüH  Knidos,  Sohn  des  Erineos  (?)  and  Begleiter  des  Eudoxos  auf 
dessen  ägyptischer  lieise^  dieselbe  Pereon  mit  Chrysippos,  dem 
Lehrer  des  Erasintratos  (um  vorläufig  der  Kürze  halber  diesen 
Auedruck  zu  gebrancheuj,  gewesen  sei.  Jetzt  aber  hat  M,  Well- 
mann  Hermes  XXXV.  1900.  S.  371  —  382  Letzteren  als  einen 
Enkel  des  Ersteren  zu  erweisen  gesucht.  Ich  glaube;  so  sehr 
rnit  Unrecht,  dase  ich  ihn  selbst  davon  zu  überzeugen  hoflTe. 

I*  Mit  gewohnter  Sachkunde  zeigt  er,  dass  die  Theorien 
<3ee  Letzteren  die  des  Praxagoras  von  Kos  aus  der  2.  Hälfte  des 
4.  Jahrb.  voraussetzen.  Aber  seine  Folgerung,  dase  er  mithin 
^icht  der  spätestenB  schon  390  geborene  Sohn  des  Erineos  sein 
könne  j  beruht  auf  einem  in  solchen  chrono  logischen  Unter- 
«ochnngen  sehr  gewöhnlichen  Fehler,  Als  ob  nicht  der  ältere 
Zeitgenosse  auf  die  Höhe  seines  Slandpunkts  erst  verhältniss- 
mäftsig  spät  unter  dem  Einfluas  des  jüngeren  gelangt  sein  könnte! 
ΛVilamowit2  ist  22  Jahre  jünger  als  ich,  und  doch  habe  ich  sehr 


814 


MiBoellen 


weeentliche  Dinge  emt  von  i!nn  gelernt.  Nichts  aber  hindert' 
daran  anzanelimen,  tlass  jener  Begleiter  und  Schüler  des  Eodoxo» 
ungefähr  eheneo  viel  älter  uli?  Praxagorae  war,  deeeen  Geburtezeit 
füglich  bis  in  die  ersten  Senhzigerjahre  des  4.  Jahrb.  zurück- 
gereicht hüben  kann»  nnd  dass  er  dennoch  ßeine  Lehre  von  der 
Sclnidlichkeit  de«»  AtlerlaBf?e«  erst  unter  dessen  Einflnae  zum 
Syfitem  entwickelt  hftt.  Denn  warum  könnte  das  ihm  nieht  erst 
nach   «einem   50,  Jahre  gelungen  sein? 

2*  Wellmann  bezeichnet  et*  ala  einen  Reckungsvereuch»  wenn 
Helm,  nm  die  Einerleiheit  dieser  vermeintlichen  beiden  Chrysippe 
aufrecht  zu  erhalten,  den  8ohn  des  Erineos  eben  erst  um  390 
gebt^ren  werden  läsKt.  Allein  nach  dem  Zeugniae  des  Eudemoe 
von  KhcMlon  Fr.  84  (in  dem  sogenannten  Mathematikerverzeich- 
mm  bei  Proklos  in  Euel.  p.  66  t  211,  18  tt,  Friedl.,  vgl.  auch 
Laert.  Diog.  IM,  24)  war  der  Mathematiker  Leon  nur  wenig  jünger 
als  Eudoxos  und  Leons  Lehrer  Neokleides  bereits  jünger  ala  der 
von  Piaton  schon  beeintlnsete  Mathematiker  Leodamas.  Folglich 
kann  man  nicht  mit  Apollodoros  und  Boeckh  die  Geburt  des 
Eudoxos  schon  um  409/8,  ja  selbst  kaum  mit  Helm  schon  um 
4CKJ,  sondern  schwerlich  früher  als  etwa  395  ansetzen,  und  da 
er  auf  der  figyptischen  Reise  noch  der  Mentor  des  Chrysippos 
war,  so  war  dieser  wahrschcinlicl]  jünger  als  er,  und  Helm  durfte 
mithin  ohne  Vorurtheil  so  rechnen,  wie  er  gerechnet  hat.  Ja  es 
fragt  sich,  ob  nicht  sogar  die  Rundzahlen  390  and  H85  für  die 
Gehurtszeil  beider  Männer  noch  mehr  das  Richtige  treffen.  Denn 
schon  Boeckh  hat  mit  Recht  hervorgehoben,  wie  wahrscheinlich 
es  ist,  dass  an  diese  ügyptische  Reise  des  Eudoxos,  die  ßoeckh 
freilich  sonach  mit  Unrecht  schon  in  380/79  verlegt,  während  — 
sie  in  Wahrheit,  wie  auch  Wellmann  annimmt,  erst  kurz  vor  360  1 
stattfand,  die  italisch-sikelische  sich  unmittelbar  anschloss,  dass 
Chrysippos  ihn  auch  auf  die  letztere  begleitete,  und  dass  der- 
selbe, gleichwie  es  ja  bei  Eudoxos  der  Fall  war,  erst  bei  dieser 
Gelegenheit  Schüler  des  Lokrers  Philistion  w*urde.  Dann  aber 
wird  es  ferner  auch  wahrseheinlich,  daee  er  damals  noch  recht 
jung  war 

3.   Das  Vorurtheil   ist  vielmehr  nuf  Wellmanns  Seite.    Denn  ■ 
diesem  mnsste  freilich  daran  liegen    die  Geburt    von    dem    Sohne  ■ 
des  Erineos  möglichst  früh   zu  datiren,   um  den  Lehrer  des  Era• 
sistratos  erst  zu    dessen  Enkel   und    den  um  277  ^  hingerichteten 
Chrysippos,    der   in    der  Ueberlieferung  Chrysippos    von  Ehodoe 
genannt  wird^,  erst  zu  dessen  Urenkel  machen  zu  können.    Darin 


1  Mit  Recht  eclireibt  Wellmann  S.  ii75:  'zu  Beginn  der  Siebsiger- 
jähre    des    -1  Jubrh,',  falBchlich  8.  ί179:  *uni  272'.      Der  Vorfall    fand 
j«  schon  melircre  Jflhre  vor  der  Gesell wislerche  statt,  dh.  vor  274,    s.  Μ 
Ό.  Koehler  i^it/unjisher  der  lUrl  Akad.  \mb,  S.  97 L  ψ 

ä  BchoL  Tbcocr.  VII  12>^  Πτολ^μ^ίψ  τφ  Φιλα&έλφψ  συνψκει 
ττρότερον  Αρσινόη  ή  Λυοιμσχου  ,  .  .  έπιβουλίύουσαν  6έ  ταύτην  eöpibv 
καΐ  ούν  ίΐύτή  *Αμύνταν  κα{  Χρόσιππον  τόν  'P6bwv  Ιατρόν  τούτους  μέν 
άν€ΐλ£ν,  αυτήν  bi  έΕ^ιτεμψεν  €(ς  Κοτιτον  της  Θηβαίίϊος  κτλ.  Wellmaatt 
b.  372  Α,  2  schreibt  hier  Kvifciov,  β.  darüber  Α.  6. 


Mitteilen 


315 


hat  er  nun  vollständig  Recht,  dase,  auch  wenn  der  8ohn  des 
ErineoB  erst  um  390  (ja  H85)  zur  \Velt  kam,  es  doch  so  gut 
wie  eine  cbronolügische  Unuiöglichkeit  ht,  der  letztgenannte 
Chrysippüs  sollte  noch  «ein  Sohn  gewesen  pein,  wie  man  es  nach 
der  üebcrlieferuug  bei  I,aert.  Dio^.  λ^ΙΙ  lB6,  in  welcher  er  aU 
Sohn  von  ChryeippoB,  dem  Vorläufer  des  EmRietratoP,  erscheint^, 
glauben  müspte,  um  die  Identität  des  Letzlpren  mit  dem  Begleiter 
de»  Endoxoe  f>Htzuhalten,  Aber  die^e  Schwierigkeit  ist  ja  längst 
erkannt  und  längst  nach  der  ohne  Zweifel  im  AVesent liehen  rich- 
tigen Angabe  ebeudaselbet  VIII  89  f.,  wo  eben  nur  die  Worte 
§  i>0  €ύρίσκομ6ν  be  και  äXXov  ίατρόν  Kvibiov,  nepi  ou  φησιν 
ΕυοοΕος  έν  Γης  ττ€ριό5ψ,  ώς  er|  τταραγχελλων  άύ  συνεχώς 
κινεϊν  τα  άρθρα  ττάση  γυμνάσια,  άλλα  και  τάς  αισθήσβις  όμοίιας 
sich  verschoben  haben  und  vor  §  89  τούτου  γέγονε  ιταϊς  Άρι» 
σταγόρας,  ού  Χρύσιπηος  *ΑεθΧίου  μαθητής,  ου  τα  Θ6ραπ€ύ- 
ματα  φέρεται  όρατικά,  τών  φυσικών  θέοιρημάταιν  υττό  την 
ϊϊΐάνοιαν  αύτου  πεσόντων*  gehören,  wo  aber  freilich  der  von 
Kudoxos  in  der  Γης  1Τ€ρίο8ος  erwähnte  Arzt  Chryeippos  von 
Knidog  fälschlich  von  dem  :?ohne  dea  Erineos  unterechieiien  wird, 
dahin  gehoben,  daea  an  jener  andern  Stelle  Enkel  aue  dem  Sohne 
zu  machen  wt,  mag  nun  dabei  dort  ein  Irrthum  der  Berieb t- 
erstattung  vorliegen  oder  dort  geradezu  υΙός  in  υίαινός  zu  ver- 
wandeln sein  ^.  Dieeer  Cbrysippos  von  Rhodos,  Sohn  des  Ari&ta- 
goras,  Enkei  defi  Chrysippos  von  Knidoe,  Schüler  tlea  Aetlüioe, 
VerföBfier  von  θεραπευματα  όρατικά,  Hofarzt  in  Alexandreia^ 
Vertrauter  der  ersten  Gemahlin  des  Philadel]>hoB,  getijdtet  um 
277j  itit  denn  alao  in  meiuer  alcxandriniächen  Litteraturgeech, 
naehzntragen.  Er  war  aber  nucli  der  Lehrer  des  Arißtogenee 
von  Knidofi,  w^elelier  (nach  276)  Leibarzt  desAntigonos  Gonatae 
wurde*.     Denn  der  ältere  Chryeippos  kann  dies  allerdinge  nicht 


^  Tdfovc  οέ  καΐ  ΰλλος  Χρύσιππος»  Κνίδιος,  Ιατρός,  παρ'  ού  φησιν 
αυτός  'Ερασίστρατος  μάλιστα  ιΐιφελήσθαι.  καΐ  έτίρος,  υΙός  τούτου.  Ιατρός 
ΤΤτολ€μαΙου^  ος  διαβληθείς  π€ριήχβη  καΐ  μαοτιγούμίνος  έκολάΰθη» 

*'  Er  scbrieb  also  Θεραττεύματα  όρατικά  und  nichts  wie  Wellmann 
8«  377  f.  A.  1  aijgiebt,  φυσικά  θεωρήματα,  was  iibrifitine  auch  nicht 
*phyBikalißche',  sondern  allgemeiner  *  naturwiBBenBchaftliche'  Forschun- 
gen bedeutet, 

^  V,  Wilamowitz  Antig.  v,  Karyat.  8.  324  fi".  Leider  hatte  ich 
diese  AueeinanderBetzuug  nicht  im  Gedächtnies,  ala  ich  die  Miecelle 
'Die  Lebenszeit  dt^e  Eudoxoe  von  Knidos',  Rbein,  Mue»  LIIl.  lMi>8, 
S.  β:ίβ — Ö28  echrieb;  es  Rind  dort  die  ΛΥοΗο  S.  62^>  f.:  'ja,  worauf 
mich  Gercke  aufmerksam  machte'  bis  '  hingericbtet  ward^  und  die 
Anm.  1  auf  S.  f>27  zu  streichen.  Wellmann  nimmt  freilich  sonach 
etatt  jeuea  einen,  leicht  begreitlicheu  Versehene  lieber  zwei  Unwahr- 
seheiniichkeiten  an,  die  durcb  ihr  merkwürdige»  Zusammen treßen  dop- 
ptdt  unwahrscheinlich  werden,  nimlich  dass  VII l  89  f.  in  einer  ärzt- 
lichen Diadochenliste  der  jüngste  Chryaippos^  den  doch  gerade  sein 
Schickflal  besonders  bemerkeneworth  maehte,  und  VII  1Η(ΐ  in  einem 
llomonymenverzeichniss  uni|Tekehrt  der  älteste  ausgelussen  sein  soll. 

^  Sil  id.  Άριστογένης  Κνίί>ϊος.  Dass  Knidos  seine  Heimat  war^ 
konnte  für  die  A.  2   erwähnte  Vermuthung  Wellmanns  sprechen^    das» 


Miacellen 

gewesen  »ein:  flie^  Hi'beitJ*rt  an  d»ir  nämlichen  chronulagie^^l^en 
UnniÖjErlichlieit,  die  ütip  hipdert  in  ilim  iIpt»  Vater  den  Hbodiere 
zu  erbliekcTi. 

4.  Wenn  dagegen,  wie  gesagt,  WeÜmaTiTi  den  Sohn  de« 
AriRtagora«  fiir  den  Ynier  di«  Khodipre  und  fiir  den  Keriihmten 
ϊ-elirer  den  EraBistratoe  hah^  ohne  uiich  nur  zn  hedenken,  ob  ea 
denn  wohl  ir^rend  wahrscheinliidi  ist,  ditse  von  einem  eo  epoche* 
rneclieiiden  Arzte'  Nicht«  weiter  pe^agt  sein  Bolltei  als  er  habe 
8iiin  für  φυσικά  θ€ΐυρήματα  gehabt  und  Θ€ρατΓ€Οματα  όρατικά 
geichriebfn,  ro  entsteht  dadurch  eine  nicht  geringere  cbroDo* 
logische  üiiwi^hrscbeinlichkeit.  Denn  nachdeiu  sich  gezeigt  hat, 
do¥8  der  Sobn  des  ErineoR  erst  nm  390  oder  gar  385  dae  Liebt 
der  Welt  erblick te^  i$t  ea  eine  eolche,  daes  zwiecben  der  Geburt 
des  UrgroBBvaters  und  der  Hinrichtung  des  Rchon  in  Rang  und 
Würden  betindlichen  Urenkels  erst  ungefähr  110  Jahre  ver- 
etriehen  sein  RolUen,  Ja  wenn  ich  erwäge,  daes  ich  jetzt  da« 
doch  auch  noch  nicht  heBonders  unirewohnliche  Alfer  von  74  Jahren 
erreicht  hahe,  und  daBS  Reit  der  Geburt  meines  Vaters  bis  beute 
auch  RchoD  110  Jahre  vergangnen  Rind,  ro  erseheint  mir  dies  eo- 
gar  als  eine  vollRtändige  Unnioßl  ich  keif.  Also  nicht  ürgrosa- 
vater,  Rondern  GroRRvater  des  Rhodier«  war  der  Sohn  des  Erineoe 
lind  folglich   derselbe  Mann   mit  dem  Lehrer  dee  EraBistratof!. 

5.  Zu  dem  nämlichen  ErgehniRB  kommen  wir  mit  grÖBSter 
Sicherheit  auch  auf  einem  anderen  Wege.  Mctrodoros,  8i«biiler 
de«  ChryRippoBj  Lehrer  des  EiasiRtratos  und  de»  Nikiae  von  iÄi- 
letoe^  den  Freundee  von  TheokritOB,  ward  um  300,  und  zwar  eher 
noch  ein  wenig  Rpäter  als  früher,  der  dritte  Gatle  von  Pytbiaa, 
der  Tochter  άΐίΒ  PhiloRophen  ArietoteleSj  und  war  288/6  viel- 
leicht, ja  wahrscheinlich  nicht  mehr  am  Leben®,  Sein  Lehrer 
Chryeippoß  kann  mithin  unmöglich  bereits  ein  Enkel  von  dem 
kurz  vor  300  noch  mehr  oder  weniger  jugendlichen  Schüler  und 
Begleiter  des  Eudoxos  gewesen  Bein,  aelbRt  wenn  Letisterer  ecbon 
vor  390  geboren   wäre,  sondern  nur  dieser  Letztere  eelber.    Noch 


auch  jener  um  277  hinperichtete  Chrysippos  nicht  ak  Rbodier,  sondern 
auch  ;\U  Kutdier  zu  bezeichnen  sei.  Allein  Arietogenes  selbst  iet  bei 
Suid.  in  zwei  Artikel  A.  Κνίδιης  und  A.  Θάσΐος  au?  ei  η  und  ergo  fallen. 
Pie  in  letzterem  autgenihrtrn  Titel  erinnern  /.inii  Theil  an  den  Sinn 
seines  Letirers  für  φυσικά  Θ^Λυρήματα^  so  beBomiers  die  Επιτομή  φυατ* 
κών  βοηθημάτυ>ν  ττράς  Άντίχονον.  π€ρΙ  ϊϊακ^τιυν,  πίρΐ  σπ€ρμάταιν.  S. 
ΛΙ  L.-G,  L  S.  ΐΚλ  Mit  dt-r  Annahme  Wcllmaniift,  dass  der  Lehrer 
de»  Arietogcnee  vielmehr  dorHelbe  mit  dem  Meister  des  Erasistratos  ge- 
wesen Bei,  fallt  auch  sein  Versuch  (S,  l]l(y  A,  ii)  den  Aristogenes  bei 
Galen,  XV,   l.%  an  die  Stelle  dfH  Antigeue»  zu  setzen. 

'  Warum  er  als  solcher  aber  nicht  zugleich  Diätetiker  hätt«^  «ein 
können,  als  welchen  wir  den  Stdin  des  P'rineos  kennen,  ist  mir  trotz 
Well  mann  S.  37<ί  f.  A.  3  schlechthin  unerfindlich.  Oder  war  dies  der 
Rhodier? 

β  8.  AI.  L.-G.  i.  S,  785>.  Gercke  an  der  gleich  anzuführen- 
den Sudle. 


MiMellen 


317 


mehr:  Wellniuiiii  selbBl  liat  erbärttil,  άα&Η  Mfidiuw,  der  Ülieim 
de»  EraBistratos,  keinen  anderen  Cliryßippos  zum  Lelirer  hatte 
ala  eben  iieii  Meiiiter  seines  Neffen.  Nur  Init  iiher  WelJmann 
den  von  Gertske  in  Piuilj-Wieeowrts  HealencykL  IL  Hp.  1055  ge• 
iübrteji  und  seb  wer  lieh  anfecbtbaren  Nachweis  überiielien^  dass 
dieser  Medios   mit  jenem   Metrodoros  dieselbe   Perwon  war. 

Ü.     War    also    Eraeietratos    wirklieh    eiu    uu  mit  telbarer 
Schüler  des  älteren  Chryeippoe  unii   nicht  des  Icdii^liidi  von  WeU- 
inann  erfandeneu  miitleren,  der  iainicli  m  Wirklichkeit  nie  existirt 
hat,  80  raiißste    er   Hchon    um  340    oder    spätestens   ί35    geboren 
Bei«,  da  der  Lehrer   donh    kaum    mehr    denn   50  Jahre  älter  ge* 
Lweeen    feeiii     kann    als    der    Schüler.       Allein    dies    anniittelbare 
äcbölerverhaltniiiB   beruht,    da    die    auch    im   üebrigen    entstellte 
iÜeberlieferang  hei  Plin.  XXIX  §  5  Kiclite  beweisen  kann^',    nur 
mf  Galen.  XI   17 L     Sonst  hören   wir   nur    bei  Laert.  Diog*  VII 
li^e  in  der  oben  angeftihrten  Htelle,    dasa  er    sei  her    anerkannte 
von  Chrynippos  am   Meisten  Nutzen   gezogen    κυ  haben,    und    bei 
Galen.  XI  197  selbst,  da«»»  er  demselben  in  allen  Stücken  gefolgt 
βίΐί.     Daraus  ergiebt    eich    nun  zum   Wenigsten    die   Mögliclikeit, 
Mass  aus  dieser  Thateaclie  and  jenem  seinem  eigenen  Eiogeßtänd- 
iiißs  dies  Verhiiltniss  erat  von  dem  schlechten  Gewilhrsniann   des 
PliniaÄ  und  von  Galenos  er  folgert   t^ei,  während  nism  ihn  in  Wahr- 
heit nnr  nls  Eiikelsc'liüler    jenes  Mannes  anzusehen  habe.     Dann 
würde  allerdings  der  Behauptung   Wellmannp^  da^s  er  etwa  310 
ins   Leben  getreten  sei»  Niehts  im  Wege  stehen  ^*^,  doch  wird  maUi 
wenn    Metrodoros    wirklich  288/6  schon  todt  war,    wohl  bis  315 
Äurüekgehen    müssen.     Und    diese   Möglichkeit,    die    bisher    vor- 
echnell  für  Wirklichkeit  ausgegeben  wurde  ^*,  dürfte  durch  Well- 
manne  ansprechende  Combinationen    wen  iget  en»   zur  Wahrschein* 
Jicbkeit  erlaoben    werden.     leh    glaube    nämlich :    Wellmann    bat 
ganz   Recht,  wenn  er    mit  mir**    diejenige  Form    der    bekannten 
Anekdote  von  der   Ueilnng  des  liebessieclien  Antiuchos  I   für  die 
rUtere  halt,  nach  welcher  niclii  Erasistratos,  sondern  dessen  Vater 
Kleombrotofl  der  betreffende  Arzt  gewesen  sein  sollte,  und  daraus 
eeinerseits  die  Folgerung  zieht,   Letzterer  sei  damals  {um  2{Hß) 
tei harzt  am  syrischen    Ηοιό  gewesen.     Und    dann    hat    er    auch 
darin  in  der  That  liecht,  wenn  er  die  Wirksamkeit  des  Eraeistratos 
^ret  in  die  späteren  Zeiten  von  Flolemaeos  II   und  die  ersten  von 
J^tolemaeos  III  setzte    um  so   mehr    da  eben  diesen  Zeiten    auch 
Üleophantos^    Holin    des   Kleomhrotos    und  also    nach  Wellmanns 


"  S.  AI  L,-G,  I.  S,  im  t  A,   V2^  und  Gercke  a.  a.  0. 

t«>  Schüler  des  Theophraetos  (β,  Λ1.  L.  G.  I.  S.  79«.  A.  22)  kann 
^r  dann  freilich  nicht  mehr  gewesen  sein,  wohl  aber  etwa  noch  des 
SStraton. 

^ϊ  Auch  von  mir  a.a.O.  L  S.  7 »8 f.  Ä.  123,  jedoch  mit  Zurück- 
lialtung. 

1«  Nicht,  wie  Wellmann  S,  380  A.  2  angicht,  Eh.  Miia.  Llil, 
«tmdcrn  Philologus  LVII  S.  aso  f. 


318 


Miecellen 


böclmt  wahrßcheiiiiifber  Vermutbuiig  eein  Brii<ler»  angehört.  Und 
ßo  Kcli windet  auch  die  chronologinebe  Schwierigkeit,  welche  qiis 
bi&lier  durch  jene  Nachricht  bereitet  ward,  Nikia»  von  Miletos 
Bei  sein  (Τυμφοιτητής  (nämlich  bei  MetrodoroK)  gewesen  ^^,  Auch 
der  Fori  schritt  in  der  Geschichte  der  inediciniechen  WiaseuHchaft 
von  Herüpkiliis  zu  Eriisietratus  wird  eo  als  der  vom  Aelteren 
zum  Jüngeren  viel  klarer.  Aber,  wie  jetzt  auch  Wellmann  na- 
mentlich aus  Cjoel.  AureK  Morb.  idiron.  2,  p.  5()i>  Amman  schlieest, 
dase  er  in  Alexandreia  als  Leibarzt  des  Philadelpboe  wirkte,  ist, 
wie  ich  gezeigt  habe**,  aucii  ^ach  dieser  einzig  erheblichen  Stelle 
nicht  Fieber»  jedöcb  auch  nicht  unwahrscheinlich,  und  die  Mög- 
lichkeit habe  ich  auch  früher  nie  bestritten,  sondern  nur  die  Be- 
weisbarkeit, Meine  eonstigcn  Cumbinatiouen  gebe  ich  jetzt  auf. 
Im  Alter  vielmehr  scheint  er  sich  nach  Samos  zurückgezogen  zu 
haben  ^^*,  wozu  auch  sein  von  8uid.  bezeugte«  Grab  bei  Mykale 
stimmt. 


GreifßwaM. 


Fr.  Suse  mihi. 


'Sehrirt((aeUeii'  and  ihre  Folgeii 

Alexander  Malinia  hat  poeben  zwei  zuerst  russisch  erschie- 
nene Vorträge  nun  auch  in  deutschem  Gewände  veröffentlicht 
unter  dem  Titel  *Zwei  i^treitfragen  der  Topographie  von  Athen* 
(Berlin,  IHOl),  In  dem  ersten  gewinnt  er  eine  neue  Bestimmung 
der  Lage,  die  für  die  athenische  Agora  ί*η zunehmen  sei,  vor 
allem  durch  ein  Zeugniss,  das  bisher  ignorirt  oder  unwissen- 
BChaftlich*  'gemissbraucht*  sei  und  dem  er  zu  seinem  Rechte  ver- 
helfen will.  Ich  setzte  die  betreffenden  Worte  (S.  17)  selbst  her: 
'Am  wichtigsten  ist  eine  Scliolie  Ariptoph.  Pac.  11^*3  θόλος* 
τοτΓος  Άθήνησι  παρά  -rrpOTavtiov,  4ν  φ  έστήκαετιν  ανδριάντες 
οος  ^παινύμους  καλοϋσι/ 

—  —  VDiese  Scholie  musste  offenbar  mit  den  übrigen  oben 
angeführten  Zeugnissen  von  den  Topographen  als  Ausgangspunkt 
für  die  Bestimmung  der  Lage  der  Agora  verwertbet  werden,  aber 
sonderbarer  Weise  wurde  sie  von  den  Forschern  nicht  nur  ver- 
nachlässigt, sondern  sogar  falsch  auBgelcgt:  so  wird  zB.  gewöhn- 
lich gesagt,  dasö  hier  unter  dem  Worte  πρυτανεΐον  eigentlich 
die  Tholös  zu  verstehen  sei,  während  doch  die  Scholie  Aveit  ent- 
fernt davon  beide  Bauten  zu  identificiren,  dieselben  im  Gegentheil 
deutlich  absondert,  denn  die  ganzcBedeutnng  dieserSohoHe 
besteht  eben  darin^  daas  sie  die  Lage  der  θόλος  durch 
die  des  ττρυτανεϊον  bestimmt.' 


1»  Argum.  Theoer,  XI,  s.  AI.  L.-G.  L  S.  i200  f.  A.  11. 

i*  Pbilologus  a.  a    0.  S,  S2(l. 

1^  So  deute  ich  mir  jetzt  seine  Bezeichnung  als  Samier  bei  luliao 
Misopog.  p.  Ml  Spaiih.  V^L  ühritrens  auch  AI  L.-G,  L  S,  800  A.  Ι:2ΐί. 
S.  802  A,  im. 


319 


*  Wie  weit  die  Tüpugiaplicn  beim  Missbrauch  dieser  ScboJie 
gegangen  sindj  lasst  sich  zB.  aus  der  Art,  wie  Wnflifijiiutb  fliege 
i^cholie  citirt,  erselien»  WacliBijiutb  führt  niiuilicli  die  i^cbolie  in 
folgender  Gestalt  an  (St  Athen  I  K>5,  Anw-  4) :  τόττος  Άθήνησι 
τταρά  ιτρυτανεων  db.  die  TIioIof.  Εβ  ist  klar,  dass  durub  eine 
eolche  Scbreibweise  Wacbaiimtb  die  Haupt  a  acli  e,  den  zu  de- 
Hiiirenden  Begriff,  ganz  einfach  ausgelaHaen  bat. 

Der  jugendliche  Autor  glaubt  ^ich  also  berechtigt,  einem 
Hlteren  MitforRcher  den  durchaus  nicht  verbliimten  Vorwurf  un- 
"wiseenschaft liehen  ArbeitenH  machen  zu  dürfen  C^ Derartige  zweck- 
dieüliche    Quellenanpassungen    sind   unter    allen    ÜEiständen    un- 

■  -wiseeiiachaftlicb  ,  sagt  er  S.  H)  mit  ppeciellem  Bezug  auf  unsern 
Pall).  Wie  soll  man  aber  unter  Wahrung  der  guten  8itte  inter- 
nationaler und  eollegialer  Höflichkeit  sein  eigenes  Verfahren  be- 
zeichnen  V  Denn  was  thnt  er?  Erst  interpolirt  er  den  Text 
dee  Zeugnisses,  indem  er  ein  nicht  bloss  unpaftsendes,  sondern 
onrad  glich  es  Wort  (θόλος)  hinzufügt;  dann  behauptet  er  das  inter- 
polirte   Wort   enthalte  die  Hauptöache;  schliesslich  macht  er  mir 

tden  Vorwurf,  dass  ich  bei  Aniührung  des  Öcbolions  (oder  wie  er 
zu  sagen  liebt,  der  Stholie)  die  Hauptsache,  eben  dieses  inter- 
polirte  Wort  θόλος^  um  das  sich  alles  drehe,  ganz  einfach  aus- 
gelassen habe!  Man  sollte  es  nicht  für  möglich  halten;  aber  ee 
ist  buchstäblich  wahr.  Und  das  Köstliche  bei  der  Hache  ist« 
dass  der  Autor  selber  gar  nicht  weiss,  dass  er  interpolirt 
hat:  denn  aufgeschlagen  hat  er  die  Aristophanes-Scholien  selber 
natürlich  nicht.  Das  wäre  ja  altvaterische  Pedanterie:  wozu  sind 
denn  Scbriftquellen'  da^  wie  sie  zI5.  für  die  Topographie  von 
Athen  Curtius'  *Stadtgeechichte'  durch  MÜchhöfers  Hand  gesam- 
melt bietet? 

iöanz  recht;  da  steht  wirklich  S.  LXXXIX  Z.  63  Folgendes: 
Schol,  Aristoph.  Pac.  Π53  [gemeint  ist  1183,  wie  unten  S.  XCIII 
Z.  63  richlig    citirt  ist],     θόλος:    τόπος  Άθήνησι    παρά    πρυ- 
ταν€ϊον,  έν  φ  έστήκασιν  άνδριάντίς,  οΟς  επωνύμους  καλουσιν. 
Nur  »chade»  dass  das  Wort  θόλος  lediglich  aus  Milchliöfere 
Gehirn  etammt,    der  mit  uns  Ändern  πρυτανεΐον  auf  die  Tholos 
deutet  (s,  Baumeister.  Denkm.  d.  kl.  Alt  I  S,  164,  und  *Schriftqu/ 
^    8,  XCITI  Z.  83)  und    offenbar  nur    infolge  eines  Versehens  dies 
^R    Wort    dem    abgeschriebenen    Scholion    vorangestellt    hat.      Doch 
^^    Mikdihöfer  mag  den  Ursprung   seines  Versehens  selber  erklären, 
wenn  er  will:  Thatsache  ist,  dass  in  den  Scholien  θόλος  über- 
liaupt  nicht  steht;  und  ebenso  sicher  ist,  ditss  das  Wort  hier 
überhaupt    keinen    Platz    hat.     Man    wäre  wirklich  neugierig 
ZQ  erfahren,    ob  Malinin    meint,    die  Tholos  werde  als  der  Platz 
bezeichnet,  in  dem  die  Eponymen  fetelien,   oder  wie  er  eigentlich 
die   Worte  auffasst,  denen  er  so  hohe   Bedeutung  beimisst.     und 
Vor  allem :    Scholien    haben  ja  — *  was    nicht    überflüssig  scheint 
liervorzuheben    —    die    Eigenthümlichkeit    zur    Erläuterung    der 
Klassiker-iStellen,    zu  denen  sie   beigeschrieben  sind»    zu    dienen; 
<lie    hier    erläuterten    Worte    des   Aristophanes    Fried,   118^3    er- 


320  ■^■■■BiH^Hf^n 

wiihiien  aber  tiiit  kuinem  Wort  ditj  Τΐιυίυ»,  »ondern  nur  eine  der'^ 
Kpunymen^tatuen   (die  des   PandioTi};    deine ntsprecheiid     wird    der 
iStaTidt>latz    der  Eponynien    (und   nirlit  die  l^age  der  Thulus)   in 
den   veificliiedenen  Stiholien   beechrie'.ieii,  auch  io  dem  des  Venetus,  ■ 
wo  nach  einer  andern   Erklärung  steht  άλλως,    τόττος  Άθήνησίν  " 
τταρά   πρυτανοον   iv    φ  έατήκασιν  άνοριάντΕς  ους  έτταινύμους 
καλοΟσιν^.      Dase    hier    in    der   Thut    kein   *  HauptbegriiF*   fehlt, 
wird   wohl   auch   Maüniri  hegieifenj  wenn  er  sich  die  Mühe  giebt 
ein    paar    Schtdien    auf    ihre    AuedrnchäweiHe     anzusehen;    auch  < 
Scholien   wollen  ja  in  ihrer  Eigenart  verntanden  werden.    Vielleicbt  ] 
geht    ihm     dann    auch  'die  ganze   Betlentung  diefler  Schölte'  auf. 
Auf  die  Sache  selbBt  einzugeben  und  nüchmals  auseinander- 
Kueetzen,    weshalb    die    fest     mit    einander    verbundene    Gruppe 
Buleuterion-Metroon-Eponymen  (jetzt  ist  auch  noch  das  Zeugniee 
dee    Aristot.  ΆΘ*  πολ.   Κ,  r>3  hinzugekommen)   unmöglich  an   da» 
Prytaneion    (auf    der  Alitte    dee  Nordabbanga    der  ßurgj    herao- 
geechoben    werden    kann,    fühle    ich    mich   in  keiner  Weise  ver- 
anlaest.  C.  Wache  muth. 

Waidel  Yon  t  zn  t  im  JlalliicheD 
(Zueatz  zu   Kheiii.  Mus.  55  p.  l.SG  i\} 

Von  der  Ansicht  ausgehend j  dAss  dieser  Wandel  nur  dann  Glauben 
finden  werde,  wenn  eine  erhebliche  Anzahl  von  Beispielen  eitih 
für  ihn  beihnngen  lasse,  da  bei  einer  geringen  Anzahl  dies  •  silalt  ί 
in  einem  Verschreiben  seine  Erklärung  finden  kann,  beeile  ich  mich 
ändere  mir  akifgcstossene  Falle  der  Iknrtheilung  di^r  Gelehrten  zu  unter- 
breiten. Die  Beispiele  aus  dum  CTL  citirc  ich  nur  mit  Bnod  und 
Nummer,  Vi  2Hlif}  üliae  dtiic  stritt  dulc(i).  VI  2U\bh  L.  Piario  Cer- 
doni  statt  Plario  —  für  Plarins  vgl.  zB.  Vül  15üüJ  Q.  Plarius  Uufue, 
XIV  2öti  (3;>2)  Aurelius  Piusio  —  gab  es  etwa  im  Griechischen  ΤΤλου- 
atujv?  Πλουτίυυν  wenigstens  wird  hei  Bechtel-Fick  p.  235  angeführt,  M, 
Piavonjua  Vietorinus  bei  Brambach  77i>,  das  n.  g.  scheint  mir  deneelbcn 
Stamm  zu  enthalten  wit-  Plavine,  vgL  X  iS272  P,  Plavius.  ^Fiocos  in  M. 
Ansius  Fioous  VI  1*50*  f^telle  ich  dem  FIocus  an  die  Seite,  der  II  2608 
vorkommt.  C  Vibius  Biüsius  VI  2S7W4  und  P.  lilasius  IX  101i>  scheinen 
mir  für  denselben  Üebergang  zn  sprechen.  Biesius  in  VI  13585  P,  Biesio 
Euporisto  Biesia  Artemisia  klingt  zu  sehr  an  Blesius  vulgäre  Form  fiir 
Blaestus  an  —  vgl.  tll  XI  2U54)  L.  Blesius  Festus,  Vlli  3473  Blesia 
Snturnina  —  als  dasa  ua  nicht  verdiente  hier  angeführt  zu  werden* 
Sollte  etwa  Bierätus  in  VIII  M72  Q.  Bieralo  M.  f.  aus  Blesatus  hezw% 
Blaesatus  {ΠΙ  492ίΐ  Ti.  luli  BlaesHti)  durch  Hhütazismus  entstanden  sein? 
Hierher  auch  aus  VIII  MHfjii  Ispiaci  Ceriali»?  es  müsste  dann  Splattiii« 
(vgh  den  praetor  urbanus  dieses  Namens  vom  J.  2i'  p,  C)  durch  Ae«i- 
bilation  später  zu  Splacius  Isplacius  Ispiacius  gt-worden  sein*  —  Seihst 
aus  dem  Punischen  möcbte  ich  ditsen  Ucbcrgang  belegen.  Wenigstens 
eteht  Vül  124^  Balsillec  Imitconis  f.,  aber  Vlll  5057  Numida  Baisillecis  L• 

Breslau.  Aug.  Zimmermann. 


1  Natürlich  hatte  ich  auch  aaO.  die  Worte  wie  sich  gehört  voll- 
ständig ausgescbrieben. 


Verantwortlicher  liedaeteur:   L,  Radermacher  in  Bouil 
(23.  Älärz  1901.) 


CONIECTANEA 


Ι    Philarcbiifi    in    quaeetionibue    coi^vivalibus    YIII    6    (ed. 

Tenbii.  JV  p.  331}  postquam  beiTTVOV  et  δριστον  unde  dicta  eseent 

deelaravit,  fratrem  iocoea  lingiiae  petulantia  vociferantera  inducit 

nimio  aptiora  esse  latina  graeoie  vocabula  ac  deinceps  latinuram 

qtiorundam  origines  explicantem   Don  alia  ratione  quam  aiUe  Var- 

ronem   Hypsicrates    fecerat    et    Pkitarcbi    aetate  Graecos    xecisee 

reor  multos.     τό  μέν  γαρ  beirrvov  φασ\  κοΐνα  bta  την  κοινιονίαν 

καλ^ΐΟθαι,    boc  pninum   est  exeniplum   in   quo  ΚΟΪνα  Bernardakia 

quoqiie  edldit^   male,  natu  ex  adnotatione  eius  Plutarcbam  scnp- 

Biese  id  quotl  oportuit  diicimue  κήνα,  si  qaidem  cuena  non  magis 

quam  foemina  extiiit,  Beqne   veriuB   LDuvau  in  cista  PrÄeneHtina 

vetuetiseima  cotmalia  quam  coepi  alia   legit,    posse  autem  tatinim* 

que  horum    legi  narrat,    argameiiti    loca  quod  Plutarcbus    addit, 

Holos  olim  praneitaeie  RomaDOß,  cenasse  comiivuniter  cuei  amicis, 

boc  ita  congrait  oam   eie    quae  luyenalie    de    Buorum    temporum 

patronis  queritur  vacuisqne  tofis  tantmn  ipse  imebit  vel  quis  fer- 

nda  Septem  seerefo  cenavit  aius?  {eat.   I  13fi.  94)  yt  etyrnolügian 

ietam  tum  demuin  inventam   opinen    sequitur  prandii  nomen  quo 

LaiMprias  τιρό  ένίϊίου   quasi  ante  meridieni  aut   τιρίν  έvbeeϊς  T€- 

νί0θαΐ  quod  epularentur  appellatum  ait.    plurimae  auteni  res  no- 

öiinibus  in  utraque   lingua   uti   eisdem,    struta  Vitium  mel   oleum 

^uetare  propinare :   τις  ουκ  öv  £Ϊποΐ  im  κϋυμον  Έλληνικώς  κυυ- 

jil(TÖ"ctTOV  λεγεσθαι ;    secundum    baec    verba    ίη   glueeario  latino- 

l^raeco  quae  fertur    glo&eam  comisatum  επϊκομαιν  HStephanus  ac 

iiuper  ego   sie    mutavimus   ut  ipeum  illud  ^m  κώμο  ν    reatituere' 

inu»,  quamquam  in  eodeni  gloBsario  alibi  scriptum  mi  comisatum 

€τηκόμΐον  (corporis  Goetziani  Π  ρ.    105,  19  VI  ρ»  236)»    adiungit 

Plütarcbus   καΐ    τό    κεράσαι  μισκήρ6   καθ'  *Όμτ|ρον  .  *  .  οϊνον 

ίμΚΤγε,  sei  licet  μι0κήραι  ab  scriba  vitiatum  eßt»     iam  menea  ee- 

quitur   diirta   quod  έν   μέύψ  ponitur,    et    pani»  quod  άνίησί  τήν 

πεϊναν,  et  Corona  propler  κράνους  similitudinem:  de  Corona  etiam 

PhiloxeniiB  in   libra  acripto    tie   Romanornm    dialecto    disputarat, 


KlMlD.  Uli•,  f.  Phllol.  N.  F.  LYI. 


21 


322  Bueoheler 

multo  ille  melias  ut  eentio,  certe  ernditius  ac  diligentius.  ultima 
exenipla  liaec  sunt  το  bk  καϊρε  bdpe  και  οεντης  (οεντής  editur) 
τους  οδόντας  και  λάβρα  τά  χείλη  άττό  του  λαμβάνειν  την  βο- 
ράν  bi  αύταιν.  puto  hac  vocabulorum  compositione  omnium  quae 
PlutarchuR  tetigit  id  effici  ut  aberraese  a  vero  intellega«  qui  το 
bi  δίρειν  καίοερε  propoeuerunt  vel  quocumque  modo  probarunt, 
illa  enim  ut  generatim  loquar  convivalia  eunt,  ad  esum  potumque 
et  cenae  lautitias  Kpectantia  universa,  rerumque  ordine  servato 
PlutarchuB  verbum  verbo  coneeruit  eimiliter  atque  Cloatius  qui 
verborum  a  Graecis  tractorum  sive  ordinaturnm  graecorum  et  ei 
qui  beimeneumaton  libros  compoeuerunt.  itaqne  ante  dentes  et 
labra  noli  dubitare  quin  scriptum  fuerit  edendi  verbum,  το  b' 
<Λειν)  Αερε,  insolitam  sermoni  cottidiano  vocem  librarius  de- 
formavit,  Plutarchue  vix  potuit  quin  dictata  vetera  recineret  edo 
α  graeco  Ibix)  (Varro  1.  lat.  VI  84).  postremo  band  insolse  bi 
vellicantur  etymologi  qui  nominibus  tamquam  saeptis  quibuedam 
obrepant  exR^Mnilendo  et  destruendo  particulatim.  quorum  in  La- 
tinis  principatum  equidem  Nigidio  dederim  eommento  talia  frater 
est  didus  quasi  fere  alter  et  avarus  appellatur  qui  avidus  aeris 
estj  similia  autem  inüe  ab  Stilone  per  totam  antiquitatem  propa- 
gata  sunt,  ut  catenani  Porpbyrio  scribit  dictam  quod  canem,  lei- 
dorue  quod  capiendo  teneat. 

II  Martyiiue  de  Β  et  V  grammaticum  tractatnm  (QLK. 
VII  p.  165  RS.),  si  Byzantini  aevi  et  adventiciae  latinitatis  mo- 
dulo  metimur,  satis  docte  composnity  sed  putida  cum  adfectatione 
elegantiac  latinae,  etsi  ne  vitia  quidem  sordesque  volgi  evitavit, 
quäle  est  per  b  scribentur  si  disyllaborum  non  egredteritU  nume- 
rum  p.  188,  6  et  190,  4  ubi  Cassiodovius  egressa  fuerint  aat 
cgredianfttr  correxit,  et  t.im  cuntorte  non  nulla  exprespit  nt  dif- 
ficile  intellegas.  exemplum.  dabo  perperam,  ut  opinor,  mntatum 
a  Keilio.  haWas  iam  p.  17;^  scribi  iussit  τάς  θύρας,  de  priore 
quidem  syllaba  dubitans,  posse  enim  a  veRtibulo  et  albo  nomen 
esse  compositum,  balvas  τάς  ψελλάς:  boo  idem  repetit  p.  186,  2 
va  syllabam  finalem  per  digammon  scribendtim  esse  ut  uva  sHva 
oliva  saliva,  praeter  baibas,  si  tarnen  prior  syllaba  per  h  mulam 
scribetur,  discretionis  graiia,  ne  non  fores  quam  intffabiles  vocfs 
dnnuvtient,  Keiiius  substituit  ne  non  tarn  fores  quam,  eodem 
consilio  (juo  CaRsiodorius  ue  non  fores  sed,  uterqne  Martyrii  de- 
fraudans  eloqnentiam  sive  ex  imitatione  Plauti  Livi  Taciti  de- 
rivatani  {}wn  edepol  piscis  expeto^  quam  iui  sermonis  sum  indigen» 


Coniectanea 


Snd,  943)  sive  ex  püpuUiri  conBuetudine  (carni,  epigr*  1604,  18 
Pauli nu 8  Nol.  epiet.  U»,  β  ρ,  121,  Ι  Η.),  liic  ecriptor  quamqaam 
varmre  oratioTiem  cupüt,  haud  pnrliciilam  non  adhibuit  ηϊβί  aemel 
p.  190,  8  de  tioroebo  disputanR :  pcregrmum  nonten,  haut  laf intim 
^ristU  ubi  aut  legitur  in  Politiaiii  codice,  in  excerptie  CiisBiodori 
peregrinmn  nomen  miffhnequß  latimtm.  aemel  dixi,  poteram  bie 
dicere,  nam  rtccedit  prorsns  eiusdem  generi»  exemplnm  ex  p,  187, 
15:  bal  sptinba  (ermmata  ,  .  .  quam  in  harbaris  nominibuii  ant 
latinis  nommus  invenisse  n(  Hnnmbal  Ihistlrubal  Ädherbah  Ϊιλρρ 
CasBiodonuß  cum  veloci  etilo  transcriberefc  ininutiita  recepit,  Keiliue 
aut  latinis  damnavit  inclusa  iinciTiiw,  apparet  recte  fecisBe  8em- 
lerum  in  harbaris  n.  haud  latinis.  aeqne  ac  Martyriiis  moderatus 
eet  aut  abstinuit  potius  eiüs  negationis  usu  Porphyrio  Horali 
interprcH^  quem  in  toto  commentano  aemel  non  ampHus  haud 
poeiiiBse  ex  Bolderi  didici  perutili  lexico,  eemel  in  hac  dictione 
epUt.  1  4»  2  Pcdum  oppidum  haut  fange  ab  nrbe  fuit.  nam  qwod 
in  lex  ICO  Tjumeratnr  exemplum  secutidiim  epist.  I  17,  6  quo  dtrto 
et  oi^tcttdd  Eonme  auf  aliquos  amica%  id  imllmn  eese  duco,  cor- 
rupta  aut  mutilata  eentenüa  non  admittit  haut  aliqms,  requirer© 
aliquid  videtur  bduBmodi  Eomae  stftutandos  amieos,  sed  ad  Mar- 
tyrium at  redeam,  in  eius  editione  Keiliua  Nt^apolitano  codici  et 
Casaiodori  excerptioni  fideos  non  nolla  sprevit  ob  lata  a  codice 
PoUtiani,  quae  tamen  ipsum  adiecifise  auctoreui  veri  aimile  eet 
ita  ut  ab  tnitio  YolumeD  copiie  vocabuloratn  aliquanto  refertiue 
quam  nunc  est  fuiaae  conicias.  velut  p.  175»  5  in  bar  syllaba 
principiili  excipitur  nomen  proprium  Varro:  ita  Ν  et  Cass.  at  Ρ 
excipiuntur  nomin*i  propria  ut  Varro  ei  Vargunteius.  hoc  nomen 
minime  tritum  quemnam  addidiaae  credimus  niai  ipsuin  magistrum, 
quippe  qtii  ex  artis  wuae  «t  litterarum  disripliim  utrinijqne  numen 
acceptum  tulerit?  et  p.  174,  2  ad  rUlus  in  Ρ  haec  leguntur  ad- 
Bcripta:  et  quia  ex  eo  (radmuntur  iillatHm  et  viHosunh  sed  mter 
haCf!  itlu  vst  differentia  quod  arte  vi  Hai  um  c/fidiur,  nntura  vero 
exortuitum  vdlommt  ideo  et  Vergilius  uqe.  lariesimum  est  vHlatum 
illud,  relaluin  tarnen  iu  Byzantina  «ermoni»  cottidiani  exeniplaria 
cum  interpretamerito  μαλΧυϋτόν  vel  μovüμαλλov(gltι8s.  Vlp.  41*iG,), 
Martyrio  bene  convenit  et  commenioratio  verlii  et  definitio.  nolo 
plura  buiuR  generis  adponere,  eed  cum  olini  in  lioc  museo  (XXXV 
p.  69  8R.)  gloeaemata  latinograeca  ex  Martyrio  congesserim,  quae 
tom  Keili  auctoritate  contentua  praetermissi  in  Ρ  tantinn  aervata 
lyocabula,  ea  nunc  ex  margine  illiuR  editionia  quaei  ex  abdito  io 
pertnni    prndufiere    lubet.     menda     «cribae    vrilgaria    tapitnn    de- 


324 


Buccheler 


traxi,  ρ.  172  ad  ν.  14  balbae  θύραι,  nis}  α  vestibtü^j  Mo 
hoc  arbitrenmr  compositum,  mihi  (amen  hoc  etiam  graccum  vidttur 
Cittshre,  namtjm  ajmd  iilos  βαλβϊί)€ς  οι  καμτττήρ€ς  et  βαλβίς  αΐ 
τών  δρομέων  άφ^τηριαι  u&miuantw.  ρ.  174  ad  ν.  10  β.  m  ^losst- 
matibus  bammum  [eic  etiam  gloeeae  VI  p.  12β  Gr.  ixxmma  K] 
ό£ύγαρον  atqne  bambalo  ό  ψ€λλι0τής,  qfme  per  b  mutam  ,9cri' 
buntur\  quotiiam  gracm  esse  pleraque  itttetlegimus,  bammum  enim 
άπό  του  εμβλήματος  dictum  esse  arbitror^  bm>\halo  vero  nominuiius 
est  άπό  του  βαμβαΧύ^Είν  qiwd  Uli  peneiv  inierprelantur^  βαμ- 
βακεύτριαν  τήν  ρακστιαν  ην  και  φαρμακεύτριαν  ηοηύηωιί.  uan 
ρέπειν  solent  Graeci  interpretari  istad  verbum  eed  τρ^μβίν,  id• 
qiiB  cum  litterae  vix  dieeideant  liic  qiioque  resHtaeBdum  arbitror. 
βαμβακευτριαι  μαγγανεύτριαι,  οι  bfe  φαρμακίϋτριαι  Hesychiue, 
bic  ρακατιαν  utruru  detmticatum  eet  ex  φαρμακίστρίαν,  au  ^a* 
χί0τριαν  an  quid  fuit  aliud?  bamraum  vero  miroin  ni  Öardianoii 
granimaticus  άπό  του  έμβάμματος  deduxit. 


111  In  glosfiario  quod  Philoxeni  vooabamus  II  p,  162,  35  G. 
glossa  baec  traditir:  pro  rata  το  αίρουν,  κατά  τά  επιβάλλον. 
memini  doctum  amiciim  dubitare  de  lectioDe  graeci  verbi  priorie 
sive  iüterpretatione,  oescio  igitur  an  proeit  exemplum  adferre 
quod  modo  inveni  ia  Aegyptiaca  papyro  scripta  de  locatione  mer• 
catarae  ungueiilariae  aimo  irapp.  Marci  et  Yen  secando  (Grenfell 
et  Hunt  et  Hogartb  de  Ärsinoitici»  oppidie  papyrieque  XCIII 
p.  2Ü1):  βούλομαι  μΐίΤθώίΤασθαι  παρά  σου  τήν  μυροπωλικήν  κοί 
άριυματικήν  έργασίαν  SeXuuv?  άπό  του  επιβάλλοντος  σοι  ήμί- 
σους  μΐρους  τ€ταρτον  μίρος  θεμίστου  μερίδος  χυυρις  άγορατν 
σύν  πανηγύρΕσιν,  προς  μόνον  το  ένεστός  β  (έτος),  φόρου  του 
παντός  άργ.  (ϊϊραχμών)  τ£00€ράκοντα  π€ντ€,  ών  και  την  δια- 
γραφή ν  ποιήσομαι  κατά  μήνα  το  αίρουν  έΕ  ϊσου,  έάν  φαίνηται 
μισΟώΟαι.  id  est :  quod  debebo  tibi  argcntimi  perecribara  singnlie 
meiiBibue  pro  rata*  repetitur  eadem  dictio  cudi  alibt  tum  in  isio 
libro  XXXIV  U  p.  146. 

multum  et  delectant  et  docent  eiquie  vitae  ütteraruinqi 
antiquarum  etiam  atabula  et  eterquilina  scnitari  audet,  epietnla 
papyraceae  in  eodem  trium  Britann onim  libro  eongeetae,  quae 
ante  imp,  Domitiani  excessuin  et  poet  per  aliquot  annos  L.  Bel- 
lienu8  Gemellus  ad  ftlioe  dederat,  veteranus  missicius  legionie, 
pagi  Euhemerieneia  agrtcola  et  olearius.  bui  qnam  misere  vexat 
ille,  immo  perdit  lingnam  et  eloquium  graeciiin,  qnoti  coiueqne 
yerbi  recta  eet  ecriptura,  nou  abnormie   etruetura?    latine  dicitur 


Conieofcariiefi 


asB 


^  naviB  onerari  yino,  Platitua  et  Petroniue  onerari  vinum  dixAre, 
^pprope  igitur  fuit  ut  Tiayem  dicerent  onerari  vinom:  elc  Gemellus 
]ü<|uitur,  έάν  άναβαίνη  τά  κτήνη.  γ€μΐίϊον  αυτά  βάκανον  και  Εύλον 
CXVIII  22  ρ.  274,  CXVf  1  14  ρ,  272.  eec]  raalo  ex  rebus  epistu- 
lartiin  aliquirl  delibare  sive  utile  sive  humanitus  iucmidum.  CXVIl 
p.  272  sctto  Aelurani  ex  ordine  regaliiini  Hucoedere  in  praetura 
Eraeo  secun^luni  litteras  egregü  viri  praefecti,  ei  tibi  yidebittir 
mittere  ei  oleae  Beoinam  et  piBciculutn,  qvioniam  opue  eat  hotnine 
noblen  similia  de  muiuiiiiciilin  quibua  regionle  woae  TTiagiBtratuB 
demereri  aoleat  Gemt^lluii  tradit  in  papyro  CXVTII :  *  eme  nohin 
(jttae  IdiB  mandemue  quibae  conRuevimue  mittere,  maxime  prae- 
toribue;  biduo  ante  ferias  eme  pul  los  gallinaceos,  et  mittes  eae! 
^  in  Eraei  mentionetn  praetura  deceBsuri  anno  108  bin  redit  in  pa- 
^Kpyro  CXVIlj  eemel  cum  mitti  inbeat  τους  θιώτας,  HuffiineDta  ut 
opinor  purgamentave  quae  Romani  appellabant  ac  ludis  Baecula- 
ribu»  distribuebant,  evidenter  enira  nomen  acceperunt  a  Oeiov  et 
θ€ΐθΰν,  'boB  mitteB  quia  Eraeue  Harpooratia  propediem  facturus 
est  ,  iterum  versa  17  *  ftcito  ai'tepifise  -  .  .  Bsium  qnod  Eraßi  fuit 
trisellitini  n  trecentis*,  ubi  novum  hoc  est  vocabuhim  το  τρί- 
CeXVoV}  ut  Wilamowitz  iam  monuit,  latinae  originie  et  propin- 
quurn  bieeilio.  sella  autem  videtur  sie  ut  in  Romanensibus  Im• 
gui8  esse  intellegenda  equeatris  aut  gestawen  iumenti  elttelkrum 
modo  irapositum,  trieelHuin  igitur  tribus  eellis  aptum  vehicujuni, 
nam  adiungit  Gemellue  'quare  scribo  tibi  ut  ...ae  ϋΐοθ  equos, 
quoB  permiita,  ut  acoipiat  eos' .  latina  verba  alia  ijon  repperi, 
graeca  nova  compkra  leguntur,  velut  in  CXVIII  quae  ob  eveben- 
dum  in  agroe  stercu«  cum  eaccis  expetuntnr  β€λ€νκώθΐΟ  et  cri- 
bella  tamquam  εις  £υλάμην.  haer  quidem  potest  5μη  eese  ex 
ligno  facta,  non  ut  morie  erat  ferrea,  alterum  nomen  quibue  coag- 
mentatum  partibus  esee  declareni  baereo,  infundibula  quaedam  eo 
^eignificari  bariolor.  sed  pro  incertia  certum  unum  dabo,  epiatulae 
■«csriptae  mense  Decembri  (Χοιάκ  iß)  CXIX  p,  27.'>  Gemellu«  Bub- 
icribit  a  verau  28  €ΐς  τά  Οατορνάλια  πεμσις  αλέκτορας  ^κα 
άγορας.  και  εΙς  τά  γενίσια  Γ€μ^λ[ης]  ττεμψις  ώψάρια  κτλ.  sie 
editoreR,  βίο  ipaa  manua  scriptoris,    tarnen  voluit  hie,    non  potuit 

knon  eoriptum  ire  άχορά0(ας),  quod  verbum  in  bk  mandatie  fre- 
queotat,  ut  CXV  p.  270  άγόρασον  ήμΐν  duas  porcilias  aacrifi- 
oandae  natali  Sabini,  in  papyro  CXII  p*  267  v.  S  lego  κολλςί, 
^kbubulcuH  non  debet  cornibuft  constringere  nnraerum  iumentorum; 
^v.  11  BIO  expliüo:  nieaaem  non  perfecieti  observana  Zoihim,  ne- 
quid  ei  incommodaree,  quod  vebemeuter  improbo;  v.  19  propono 


m 


Bneelialer 


μη  σπου^ασ^τυϋσαν  άλυυάν  τά  λομμινα  κα\  την  Οένθεως,  ?ιυς 
γράψυυ^  τάς  άλυυς  αύ  πάσας  θλάσον  έττι  του  παρόντος,  liiitris 
dubiie  parlicipiiHTi  subesHe  pnto  depravatum  cjuah'  est  (λε)λουμ6να^ 
deinde  optionem  editores  iUiit  iitriim  αυ  an  ou  legamus,  aut  illud 
elifrendum  est  quam  vir   insolitum  aut  hoc  explairandum   in   ούίνΐ. 

lepidiim  epietolium  papyrii»  CXXXIV  p.  2ilü  exliibrt  quam 
eaeculi  IV  initiis  editore«  adsijernant  et  cuid  την  ΰαλον  lapideui 
idoneura  ad  deterendoR  nircnniddendoeve  numinOR  ease  eibi  per- 
euaseriTity  (juaei  falsae  inonetae  ac  malorum  facinorxim  caneciam 
exifltimant.  quam  Kententiiun  mihi  parum  prtibari  fateor,  qui  ipea 
elocQtiDne  adducor  ut  faeetias  has  eeee  credain  hominia  pedeatn 
termone  aemniati  iocos  quales  poetae  multos  ediderunt  Catullue 
et  HoratiuB  FabuUum  Ver^iliaiaque  non  temere  it)\^tÄntee  Bed 
poUicentee  pro  bona  cena  euaFiaaimum  imguenttini  vel  pro  onyche 
nardi  vini  cadum.  epislulaui  lubet  quia  perbrevie  est  cum  mefidia 
euiß  totam  huc  transferre :  Εύ5αίμαιν  ΛογγΕίνψ  χαίρ€ΐν.  πάρα- 
κληθ€ίς,  Kupie.  σκΟλον  σ€αυτόν  ττρός  ήμας  φέρουν  ά  boEav  σοι 
την  υαλον,  και  δυνηθώμ^ν  το  λογάριν  περίκοψε  Ιαν  [θ^λίϊΐς, 
και  καλόν  Μαρευυτικόν  ουνήοει  μοι  σ€ΐρώσαι  ερχόμενος  της  τι- 
μής, {ρρυϋσαο.  vitrum  quid  velit,  Martialis  speriet  qui  in  apo* 
pboretie  titiilütn  carminie  fecit  calk^s  vitrei  et  hoc  exoidium 
aspicis  infjenmm  Nili  ac  saeplas  potoriae  ietae  deliciaa  memoravit, 
I  37  pmtris  (mus  .  . .  ea^cipie  aura^  Basse,  bibis  vitrOf  XI  11  tolU 
puer  calices  hpidique  fmTumafa  Nili  ei  mihi  sccura  pocula  trade 
manu  trüa  patrum  labris.  apu«!  lavenalem  vitreo  bihit  iüe  Priapo^ 
imp«  ÄurelianiiB  vitri  vectigal  ex  Λ  egy pto  urbi  Homae  conatituit, 
procHve  est  de  vitro  talia  aecunnular«  teetimonia.  crede  mihi»  contra 
quam  Martialis  in  illo  earmine  clamat,  Eudaemon  bona  vina  me- 
lioribua  culillie  eicoare  cupiif;  ntEt  hoc  eet,  poetulavit  certe  vi- 
trum  a  Longino  pro  auo  Mareotico. 

imp.  HadrianuB  cum  in  ullimia  eRset  epietulam  quasi  indicem 
rerum  geHtarum  Antonino  miait,  saltem  mieiese  creditue  eet  iam 
ante  quam  secunduTn  a  Chr,  Raecnlum  pervenit  ad  finem.  eins 
principium,  nihil  nisi  principium,  eed  id  hie  inscriptmn  papyrua 
habet  XIX  p.  115  ab  editoribaa  lacnlenter  expUcata  et  expleta* 
paulo  lamen  ampliun  etiamnurn  poeee  puto  profioi  inftignieque  mo- 
uunienti  non  quidetn  integra  verba,  at  ordinem  conlinuumqtie  velut 
iter  orationie  reouperari,  itaque  deecribo  haa  reliquiaa  pruetatus 
verbie  poliendia  non  lantutn  curae  impendieee  me  quantum  enim- 
tiationin  deducendo  Hlo.  αύτοκράτ  |yüp  Καϊσαρ  Άοριανός  Ce- 
βαατός    Αντωνινφ  τφ  τιμιοτάτψ  χαίρε  ιν,   οτι  ούτε  auj[pi  ούτ]ε 


GonieoUnoA  327 

άλόγιυς  oöte  οίκτρώς  ούτε  άπροσοοκήτω[ς  οοτ€  άΐνοήτιυς  απαλ- 
λάσσομαι του  βίου,  προ[€ΐλόμην  σοι  λόγον  bibjovai,  tl  κο\  παρα- 
τυχόντα  μοι  νοσηλ€ύο[ντα  καΐ  παρα1μυθούμ€νον  καΐ  προτρίποντα 
όι[αναπαύ€σθοι  σχεδόν  οό£ιυ  a]biK€iv,  ώς  €ύρον  και  άπό  τοιού- 
[ταιν  σοι  περί  έμαυτου  γράίψαι,  ου  μά  Δί*  ώς  φορτικόν  λήτο(ν 
T€xva2iuv  παρ'  άλήθ€ΐ]αν,  [άλλ']  αυτών  τών  πραγμάτων  άπλήν 
[τ€  και  άκριβ]€στάτην  μνήμην  ποιούμενος.  liactenuN  prooiiiiiiiim. 
iam  iDcipit  άωρου  raortie  refutatio,  periit  exceptii  c  priririipttli 
littera  dimidius  vereicalae,  tum  continaatur  καΐ  6  μίν  φύσει  πα- 
τήρ τενόμ6ν[ος  ασθενής  τεσσαρά]κοντα  βιώσας  ίτη  Ιδιώτης 
μετ[ήλλαΕεν,  ώστε  τώ  ήμ]ιολίψ  πλίον  με  βιώναι  του  πατρό(ς, 
της  δέ  μητρ]ός  με  σχεδόν  τήν  αυτήν  ήλικίαν  (ίχειν  γεγί^νυίας 
^κοντού]τους'  ίτους  bi  ίτυχον  άρτι  δεικ[νύσης  τής  ύπάτυιν 
άινατροφής  έ£ηκοστοΰ  τρίτου?  plarima  horum  et  optima  iprato« 
itero  ioTenisae  Britannot. 

iB  eomtitotioiie  eacra  de  aaro  coronario,  papyro  XX  ff.iiil 
▼ena  4  emendandam  centeo :  Τραιανόν  τε  και  Μέφκον  ,  .  ,  υ/ν 
«αϊ  τρός  τδλλα  τήν  προαίρεσιν  ΙηλοΟν  έγώ  γνώμην  ποιοι/μαι 
—  proxime  ad  yernm  aeeet»it  Wilamowitz,  ued  nihil  deent  -  tom 
Tww  i'>;  όττότε  κα'ι  τόν  αυτοκράτορα  όράν  παρείη  α^η^λς  κτλ. 

asroda  et  emdelia  ima^^ßarar  yMmor  Xeron^  ae  l><d»l• 
taaa  34<ca  in  papjro  II  p.  45  liominiji  relii^ioae  eompn)«««  nt 
XK7*c  uee  qvae  ridecar  ridiaee  In  ttomni«.  rerto  2^; :  imm^«•« 
7«Si(3a:  nrca  g^rgitex  eampus  oppletoji  mortai«,  <|«ί  tam^nani 
ttt:  343ΐί!Μβ  ffeevTi  ρ*Γίΐι::«Ε•ΤίΓ  *f  traei  iUrnr.t«r  att^ik^ii»^«« 
apc  tsfüipi»  praeient  T€l€KiIuu€vrv  στΦJpoυtιcvwv,  p^rij^i^:  A>jrfp<i 
•^ixuiTTz  >  .  .  .  oÄ'  ί-τ€ρβ€  της  τετραχι^λΛκτ/ΤΓτμ^να  τρ<4ί|^Ί*ς 
iDsjc*  Tiürj  €<Λολο-τ>Τϋ€'Λΐ  ^cc^tfOVTCr  TpMOMt  τΐ9ί(ιάς  τ-ΓΖ/'ς 
ifiixiK  jiwiitxai  «t  t'  irznfi  -Ιτε^ί*?  lam  -ϊτΙ  «^lat^ir  •^λ 
VTTa»*  jiTüfCiat  «^e.  r»»ie::*  «t»m  ί*!•χΓαίί•,  riia  »wi-vra  ^^r^* 
3A.niraac;A  τι1ττ.τ37  *c  »irariTnr  fn^^r  vmai.  wa  iiw^*-* 
«iraon.  larnTT  ;ia<R  p^r  iaaa^  T-,jir».  j>«  erM«  -vv.  i^ 
jcnnrar    in  ^err*  3i.;?aasir  ^.  5*1  roai  wflxi  ya/Ux^.  Ά  tit^, 

-ΛΒΤι    :hin-i»  Ί»!χΐ3ϋ»ΓΓΛ    -a*e  fct^r-rj?nj•  -rA^asvr  t-i  t^iAux•  riArt, 
■Bi'im     n^run  •ιΐ3ΐ:*ίκτΓ  »τιτι»    η    lu•'^«»   *r,    .•!ιαγλ•^ι^*  k^tannm 


Bu  ecli  el  Gr 


hut  plane  rentitiiit  aut  qüomotio  refioi  poesent  apte  ostendii,  in 
alii»  qiiod  codicum  lectionem  retinere  quam  incertiR  coDiecturi§ 
uti  fle  malubee  diiit,  nenri»t  profeeto  hoo  non  comprobabit.  ied 
illud  tkBgre  ferae  non  nimqoain  eum  imineinorem  raetrici  quod 
ipee  agnoverat  artifidi  repiidiasee  lectianem  accommodatam  nu- 
meriß,  anteposuieBe  a  raetra  abhorrentem,  velut  p»  9Ϊ*,  2Ö  dum 
wanat,  sanguis  est,  effusm  vero  cruor  erit:  ita  Keilioa  eetundam 
H,  at  BC  crtwr  fitt  quae  licita  eet  ac  legitima  buiusmodi  poetia 
vereuJi  clatiiuia 

dum  manat,  sangms,  effusus  vero  cruor  fit, 
nftni  vero  alteram  habet  correptani,  ut  carminiB  de  figiiria  vereum  53 
verba  fininnt  nos  vero  iimemus,  in  sanffuis  altera  producitur,  pri- 
seona  more  an  quod  are  recentiar  in  caesura  primaria  brevee 
producere  permittebat  ambigo,  fortaBse  etiam  qüomodo  rhetorici 
carminie  canditor  vertäu 8  facit  telee  ut  dicfust  Λ  lax  vofi  infortissimu 
Graittm  (v.  165),  sie  Kic  Camenae  ingratiis  induUit  eiti  songuist^ 
etßi  rertiB  exemplis  einn  s  litteram  abiecisse  aut  »yllabae  ita 
noagmentaBBe  demonf^trare  neqaeo.  nam  p.  102,  10  nee  nofi  iUe 
soloecismus  esi^  nhi  dicier  audis  poteet  quidem  corrigi  SiUoeeismust^ 
«ed  oportere  pro  certo  non  adfirmavenm  ideo  quod  pnr»  codicmn 
est  omiait,  illa  auteni  quae  eoniec^tura  demum  parabimuB  exempla 
vim  coarguendi  cogendive  millam  babebnnt,  ut  in  eadem  pagina 
99,  23  Ri  beiametrum  poBuero  pone  inciy  post  iemporis  est^  sed 
posfsecvs  nil  est  vel  ^9,  21  RiquiR  Montepeaeulana  ercerpta  ee- 
cntoe  hiinc  versue  exitom  finget  €um  permittimusy  suwe^  minime 
ut  arbitror  illum  qaideni  probabiliter,  qnoniam  ceteri  Codices 
plura  verba  praebent  nee  violentins  defiuentia  per  dwctyloa  cum 
dabimus  (res),  *accipe\  cum  permittimus  ipsi  toJkre,  dicendum  est 
*sume\  iam  addo  alias  quoadam  locoe  quibui*  prietinonim  nuinfr- 
rorum  veetigia  etiamnuni  in  codicibus  relieta  vidi,  p.  93,  18 
Bürdet  fwet  anei  floret  calef  Sfjuakt  aret  spkmiet  vigtt,  hacc  per- 
fecta sunt,  at  incepfira  sordescit  acescH  anescH  eqs, :  iriRpice  quem 
e  Berneneibus  libris  Keilius  eubnotavit  verboruni  ordineni,  intel- 
leges  interpolata  illa  eeee  ac  dilatata  ex  tali  bexametro 

Boräet  anet  floret  squulet  splendet  viget  aret^ 

kaec  perfecta,^ set  inceptiva  arescit  anescit. 
p*  94,  18  alter  e  duobuSf  unus  e  tribas  vel  pltmbus:  at  omnes  con- 
trario ordine  codicea  e  puuribtis  vel  tribuSf  aptiore  illo  ad  numeroe 
quo«  boc  modo  licet  reconninnare 

cUter  cum  duo  sunt,  e  piuribus  ut  frilms  unus» 
p.  90|  18  cireiter  ad  numernnt  reftrtur,    ürcum   ad   locum^  cirea 


Coni^ctiiiiee 


320 


eqe-:  at  in  Montepepeulaiio  est  loca  eoque  opus  est  ad  vereue 
integrandoe 

Icircite)'  ad  fiumcrum  referes,  circum  ad  loca,  circa 
ad  tempus^  quod  erii  κύκλψ.    nos  dkimus  ergo 
circummse  urhemj  fion  cirvasse. 
102,  1    Bignifioata   eet    gravior    cornipfela    editirmque    iUe    sal 
ipersus  mumrum  est:    tton    erd   hoc  sal  haeve  saks^  sed  hie  sai 
Ινίκώς  erit  quod  edimmf   hi  sales  plnralifer'   urhanitaiis  alicuius. 
eed   principale  Titium  ut  numerorQin  lodicio  prodiiur  jta  codicum 
auctoritate    et    aeque  vetufltae    excerptioiiie  (Hagen  anecd.  Helv* 
Bp.  111)  toUitur,    lii    enim    non  ille  ml  sed  Ule  sah  praebent,  de 
exctrpto  Bernenai  iieilitis  videtur  erraese.    bexametri  ergo  proce- 
^  dunt  prope  imlla  facta  mutatioue  duo 
^h  nie  saL•  <i$persus  mnsmum  est,    non  erit  hoc  sal 

^^^m         haeve  ßaJes,  hie  ml  ένικώς  erit  id  quod  edetnvs, 
^^^E        hi  pluralifer  urham  [vd  dicfa  facete, 
^n«  99,  14  foedus  sancUttr  religtont^    at    spornmo   poena  est:    qoid, 
I      mahimT  boc  est  eententiRe?  ea  ut  recte  incederet,  nonne  expungi 
oportüit  est?  at  id  ipsum  viam  monstrat  ad  illam  Γοιίόαπι  proloqiiii 
qnaTu   Tiietri  ambiiiis  pi^atulat  foedtfs  safictnm  relifjione,  af  spmisi 
poena  est.    «are    equidem  dubito    iniin   tani  malus  fiierit  poeta  ut 
praeter  rieceseitateiQ  pecunduni   vereiis  pedera  vocabulo  spondiaco 

icoiitineret,  quod  ad  ρ  er  Bua  den  dura  nee  talia  eufficiunt  qualia  per 
Jpetne  Η  bell  am  sparsa  videmu«^  ρ  ΐ*3,  l  sevi  messen^  non  senti 
dicendttm  (quidni  enim  ipeum  hoc  ordine  sevi^  ηωι  serui  messem 
ροβΰίβββ  crediderim  ?),  neque  carminis  rbetorici  sinnlitudo  circa 
eundem  pedem  rton  multo  sectis  impoliti  rudiaque  {v.  H(^  multa 
kortantur  me).  neinpe  enim  non  plus  negoH  erat  meliorem  hexa 
metrutn  ei  ο  fundere 
^L  foedus  reUkjhne^  at  poena  sponsh  sancfa  est. 

^V  pleraque  ιττ  iato  li  belle  praecepta    mye  decreta    monoeticba 

fuerunt,  singulie  Yereibus  comprehenea,  non  nulla  in  antiquam  for- 
mam  restituta,  ιπιτηο  liuiue  instar  adinngani  eis  quae  iani  Keilius 
a  pedestri  Bermone  segregavit,  na  in  diibiae  atque  incertas  mani^re 
qaaedftm  efiuntiati  parttcnlae  copnlaeve  liquet,  tarnen  nc  bic  qui- 
dem   prorsne  iniitüia    fore  opinor  siqui    libelli    indolem  infimique 

■aevi  studia  poetica  pernoscere  velint. 
p,  92,  2  'qua  solet  ire  foras  hora?  sokt  esse  forisf   die. 
p.  92|  6  ^vado  ad  ^ramniaticum,    od  medicurn    fiiV,  'disco  afmd 
p.  93,  4  praecuqun  dicendnm^  praecocia  deridendutn  [isfos\ 

yalde  nieniorabile   exemplum  qnod  f$ie  integrum  intactumque    co- 


S30 


Β  11  e  (j  h  θ  ι  θ  r 


ahes  trHilitlerunt.  nam  volgne  graece  iironuntiatee  ecimue  ßtpc* 
κοκκία^  hnnc  igiiur  pravam  proR(idian  »criptor  euo  versui  intexuU 
eciticet  tierisiirus,  similÜinus  vereue  eet  p.  103,  8  hareienii^  non\ 
barginna,  genus  cut  harbfirimm  sit.  sed  etiam  longiae  progreesue 
legee  bexametri  oronino  iDigrare  non  yentcia  eet  inlieitoa  inferendo 
pedee,  ecilicet  ea  ipea  re  ut  notaret  inlicita  ac  falsa  eermonis. 
huiiiemodi  bexametmm  non  intt^rpolatum  a  libranie  Labee  p.  103,  7 

*respondidi*  nihil  est:  ^espondC  die  ^Ciceroni*. 
vohiiiee  credan  ecriptorem  metri  regüla  cogere  legentee  ut  com- 
gant  peccatum  et»  velirit  noiintj   improbam    dictionem    vetere    ac 
legitima  pennuterit.    fere  idem  cadit  in  dbticbon  p»  ί*3^   13 
die  "^me  victurum  dico  Uhim\  non  t^ndttirumj 
sie  quoque  flrJurum  ei  piciurimij  non  pingiturum 
in  quo  pravae    participii    formae    daninantur   menaura  lonicürum* 
monosticliTR  accedatit 

p.  96,  1 3  του  funv  άντιθΐτον  nunc  est,  τοο  tum  άντίθ€τον 
ρ.  97,  9  fidus  aniicug  erit,  fantulus  \Cii8tosqHey  fidelis, 

14  (JiUitc)  cJfpcum  acTtriba  (sed)  dices  dupeutn  or 
p.  98,  8  accidere  adver sam,  eontingcre  dkito  pulchrum, 

10  caU  dicendum  nhi  mattria  est,  αέ  cum  pedis  est  eaix, 
p.  99,  4  *no€tu  cennn*,  *hac  nocit  nihil  brevius'  die. 
8  hoc  oleum  flqitor  e*^/,   oiea  arbor,  fetus  oliva, 

15  nmmntas  esse  homim  scito,  ai  pecudi  uhera  (laetis), 
24  barbam  hominum,    barhas  peeudum  dicemus  <^ui  kirci}m 

p.  100,  15  arb^jr  erit  buxti^^  buxum  aufem  maferia  ipsa, 
lf>  hir  wo^us  navis^  haec  malus  frugifera  arbor 
rurnue  niillo  additamtuito    deformatUÄ    bfxaiiieterr    navts  vel   oae- 
surae  vi  vel   ot  Conetantiiii   tempore  fit  qnia  Α  euccedit  prodocitar. 
p.  100,18  lasetpicium:  eum  ßormn,  at  caulem  loser  atutit,  ■ 

21   scorpio  bellica  reSy  at  scorpius  est  animalis, 
101,  8  salmenta:  (Jwc  quoqtte}  ne  timem  proferre,  lafiftum  est. 
103,  f)  fwc  eerebrum  est.  "^eereher*  dieunt  cerebro  sim  φη  sunt 

13  Mutlos  egregios  fecit^  dic^  non  * dedii  iste*, 
105,12  rumigat  vihil  est,  sed  ηιηιίηο,  'ruminat  iherbasy* 
ubi  rüTßUB  proeodia   in    j>nrno  pede    vacillat,    sextum  ex   Vergiliol 
fiupplevi   ciiit3B  dictioneB  ^raminaticiiH   aliqnotiena  adsiumpRJt. 

satie  boc  erit  monoeticboruni  praeceptonim,  etei  plura  etiain 
restant  in  ipRu   libello.     neque    nunc    ad    disticba   plaribnave  ver- 
pihuR  quae  coi>Ktant  diepiitationem    convertam,  sed   breviter  attin— 
gara   rem    ininime    alienani    ab    iitrorumqne    conquieitiane.    muItÄ 
enim  leguntur  bexametrartinj  inilia,    velut  p.   105,  16  linieo  mer~ 


Coniectanea  331 

cator  dicetnr,  p.  94, 1  evenivra  mihi  praesagio,  p.  100,  3  inlU4S 
ntitiatur,  faciea  mattet,  p.  100,  4  maesfum  aniwo^  tristem  aspectu 
diceSf  quae  in  monosticha  redigi  posse  hand  jnepte  cogiteB  inte- 
l^atie  numeris  velnt  bi  ultimo  exemplo  detracta  a  librario  tain- 
qnam  supervacanea  verba  duo  etatuerie  dices  hominem  esse,  verum 
aiiter  ut  iudicem  atqne  etiam  cautius  explendos  eRfie  hexaroetron 
moneam  quam  ipee  modo  feciese  videor,  uirne  me  movet  libelli 
locus  ac  niei  fallor  unicus  p.  99,  11  et  12.  nam  priori  prae- 
cepto  quae  deaunt  ad  hexametrum  eyllabae,  eae  primae  tenet 
posterius,  metri  vinculo  ligata  baec  coeunt 

vartea  fluminis  est,  vertex  capitis,    licei  έΕόν, 

(jxt^  liguet  (est^  οήλον  προφανές, 
casu  hoc  eyenisse  paene  ultra  fidem  est,  licet  ordinem  quem  poeta 
grammaticus  servarit,  qua  re  adductus  sit  ut  cum  vortice  vertice 
de  liquet  et  licet  placita    ita    consociaret,    nondum  potuerim    ex- 
plorare. 

y  Carminis  rbetorici  de  figuris  quod  ante  identidem  me- 
moravi,  in  codice  Parisino  hoc  est  vel  potius  fuit  quo  tempore 
Sirmondus  eum  volvebat  exordium: 

CoUibüum  est  nöbis  in  leai  Schemata  quae  sunt, 
irino  ad  te.  Messt,  perscribere  sittgula  versu 
et  prosa  et  versu  pariier  placare  virorum 
cuins  extrema  quia  nullum  sensnm  babent  viri  docti  variis  modiK 
temptarunt,  vide  optimam  Halmi   editionem  rhet.  lat.  min.  p.  0*^ 
vel  AL.  Riesi  485,    Baehrens   PLM.  III  p.  273    temerario    ausu 
sie  mutavit  dicam   an  conturbavit:    et  prosam  metro  pariter  rdi- 
gare  priorum,    solum  placare  corruptum  est,  in  eo  latet  vocativus 
nominis  quod  ad   Messium   revocari,    adiectivi    quocum    ablativos 
prosa   et    versu    coniungi    scriptor   yoluerat.    corrigendum    igitur 
propono 

et  prosa  et  versu  pariter  praeclare  virorum: 
praeclare  enim  superlativi  vice  fungens  poetico  more  genetivum 
ducit,  non  aiiter  Seneca  amicum  gravius  sive  magnificentius  ap- 
pellans  Lucüi  inquit  virorum  optime.  ceterum  quod  Messium  iam 
comperimus  utroque  dicendi  genere  pariter  praestitisse,  eo  nobis 
quis  iste  et  ouius  aetatis  fuerit  nihiio  apertiue  fit,  utrum  quem 
HauptiuR  esse  voluit  Arusianus  aequalis  Ambrosii  et  Ausonii  an 
melioribus  annis  natus  aliquis  fortasse  impp.  Deciis  cognatus. 
certe  buius  Messii  sectator,  si  quidem  ex  laudibus  eectam  recte 
coUig«),   quasi  inter  antiquarion  educatuR,  prisciR  poematis  imbutus, 


332  Bueoheler  Coniectanea 

rudis  artiH  imitandae  cupidine  incitatne  esse  cogooRcitur.  »che 
maton  exeropla  e  graeco  libro  tranecripsit  plarima,  panca  ex  la- 
tinis  litteris  adecivit,  ex  Vergilio  Lucretio  Horatio,  v.  167  Oe- 
balon  ense  ferit  eqs.  e  receoti  oarmine  eiue  compare  qnod  Nasoni 
Neroni  Traiano  Hadriano  in  libris  antbologicis  attribuitur  (392  R., 
Baebrene  PLM.  lY  p.  15  et  111),  v.  8  β.  naim  qui  eadem  vuU 
ac  non  vult .  .  .  is  demum  est  firmus  amicus  omisit  Halmins  ad- 
notare  snmptum  esse  ab  Sallnetio  Cat.  20,  4. 

emendanda  et  explicanda  in  boc  carmine  etiam  nunc  plara 
restant,  unum  paucis  abeolvam.  versa  128  β.  adeimnlationie,  του 
παρομοίου  exemplnm  boc  fertur 

nam  plebeius  hotno,  ut  ferme  fit  libera  in  urbe 

regihi  et  puncto  regnat  su/fragioloque. 
dubitarant  ubi  interpungereut,  pone  urbe  an  ulterine,  dnbitarnnt 
quid  verbi  acciperent,  regibus  an  regnat  ibi  an  regulus:  certam 
mihi  videor  dare  posse  eineiidationem  ideo  quod  praeeto  est  een- 
tentia  graeca  quam  ille  vertit  et  fignrae  ac  numeromm  causa  ex- 
ornavit,  sententia  Aesebini  in  Ctesipbontea  233,  quam  Alexander 
in  λέΕεως  σχήμασι  pro  periodi  exemplo  posnerat  rbet.  III  p.  27, 
19  Speng.:  άνήρ  γάρ  Ιδιώτης  έν  ττόλει  οημοκρατουμένη  νόμψ 
και  ψήφψ  βασιλεύει,  scribemus  ergo  libera  in  urbe,  legibus  et 
p,  r.  s.  simul  tarn  bic  quam  supra  derivatum  errorem  in  codicem 
ex  2  et  r  notabimns. 

Bonnae.  F.  Β  nee  he  1er. 


zu  GRIECHISCHEN  ΟΕΟΟΙΐΛΡΗΕΝ 

{Stratto^  Emkähius,  Stephanm  B^mntius). 


StraK  XV  ρ.  730  Cai.  outuj  μέν  οδν  *Api  στ  άβουλος 
€Ϊρηκ€ ,  και  το  έττίγραμμα  bk  όττομνημον€ύ€ΐ  τούτο*  *'ώ  άνθρα>ΐΓ€τ 
έγώ  Κΰρός  είμι,  6  την  αρχήν  τοϊς  Πέρσαίς  κτησάμενος  και 
τής  *Ασίας  βασιλεύς*  μή  ουν  φθονήσΓίς  μοι  του  μνήματος/' 
Für  βασιλεύς  aebiage  ich  vor  βασιλευσας  tn  Hehreiben.  Denn 
.gansi  abgeRebPD  davon,  fkas  iln«  vorausgebende  κτησάμ€νος  die 
•Orteetzung  diircb  ein  anderes  Partiripiiim  Aoripti  wimecheiiBwerth 
macht,  iftt  βασιλεύσας  al&  der  wirltlicbe  Wortlaut  de»  AriRtobuhis 
durch  zwei  glaubwürdige  Zeugen  !>eiegt ;  der  eine,  Arrian,  ver- 
wendet uuabbangig  von  Strabo  βασίλΕυσας,  nnd  der  andere, 
EuatatbiuR,  Rchreibt  »einerseitfl  den  Strabo  wörtlich  a^e,  indeui 
er  dabei  ebenfalls  die  Form  βασιλΕύσας  gebraucht, 
Arrian    unnb.    YI   29,  4  u.  7  f.:  Euetatli.     ad    Dionys.    10ΠΠ     in 


f  ΑλέΕαν5ρος)  κατίλαβ€  τού  Κύρου 
τόν  τάφον,  ϊ^ς  λέγ€ΐ  'Αριστόβου- 
λος,,. ίΐΓ€τέγρατΓΤ0  5έ  ό  τάφος  TTcp- 
οικοίς  γράμμαοΓ  καΐ  έ^ήλοϋ  TTep- 
σιστϊ  τά&ε  αι  avBpmrte,  Ιχώ  Κύρος 
€ίμι  ό  Καμβύσου^  ό  τήν  αρχήν  ΤΤέρ- 
σαις  καταστησάμ€νος  καΐ  της  Άοίας 
βασιλ€ύσας     μή    oijv  φθονήσης 


Müllers  Geoi^r,  Gr.  nun.  II  ρ.  3Wr^ 
Η  f  :  Είχε  öi,  φασί,  κοί  επίγραμμα 
'  Ελληνικών  ΤΤερσικοΐς  γράμμαοΐν 
,  .  *  ήν  οέ  καΐ  έτερον  τοιοΟτον*  ώ 
(ϊνθρα)πε,  ^γώ  Κ  Ορός  εΙμι,  ό  τήν 
αρχήν  τοις  ΤΤέρσαις  κτησάμενος  καϊ 
τής  Α<5ίας  βασιλεύσας*  μή  ούν 
φθονήσΐ}ς  μοι  τοϋ  μνήματος. 


μοι  τοΟ  μνήματος. 

Demnach  sind  wir  völiig  berechtigt»  »uch  im  Strabotexte 
βασιλεύσας  wiederb erzuBtellen.  üebrigene  ist  dies  strabonische 
Aristobiilfragment  bereits  von  C.  Müller  in  den  Fragmenta  scrip- 
torum  de  rebus  Alexandri  (Paris  1846j  in  der  vorgeschlagenen 
Form  abgedruckt  worden;  so  fiele  jede  Veranlassung  weg,  noch- 
mals über  die  Stelle  zu  sprechen,  iverin  nicht  C,  Müller  selbst 
in  seiner  i^päter  erschienenen  Slraboausgahe  (Paris  18Γϊ8)  wieder 
βασιλ€ύς  festgehalten  hätte. 


334  Kunze 

Strab.  XVI  ρ.  770:  λίθος  bi  έστι  διαφανής  χρυσο€ΐ6ές 
άποστίλβιυν  φέγγος,  δσον  μ€θ'  ήμεραν  μέν  ου  ^qibiov  ibciv 
Ιση  (περιαυγεϊται  γάρ),  νύκτιυρ  V  όρώσιν  et  συλλ^γοντες. 
Für  περιαυγεϊται  bietet  Handschrift  Ε  ύπεραυγεϊται.  Wie  in 
vielen  andern  Fällen,  so  bat  auch  hier  jene  Handscbrift  allein 
dae  Richtige  bewahrt.  Auch  Kramer  vertritt  in  den  kritiechen 
Anmerkungen  seiner  Ausgabe  diese  Aneicht,  und  Meineke  hat 
ύπεραυγεϊται  stillschweigend  in  den  Text  aufgenommen.  £ine 
kurze  Begründung  mag  hier  erfolgen:  περιαυγεΐν  hat  seiner 
Etymologie  nach  die  Bedeutung  ''umstrahlen",  ύπ€ραυΤ€Ϊν  da- 
gegen "tiberstrahlen*,  und  gerade  der  letztere  Sinn  ist  für  unsere 
Stelle  erforderlich.  So  giebt  auch  Α  gatharchides,  den  Strabo 
hier  ausschreibt,  jenes  ''üeberstrahltwerden  durch  κραΤ€Ϊ(Τθαΐ 
wieder  und  ebenso  Diodor,  der  nicht  minder  von  Agatharohidee 
abhängig  ist. 

Agatharch.  in  Geogr.  Gr.  m.  1  Diod.  III  39:  ό  bk  προειρημένος 
ρ.  171,  3  f.:  6  bi  έν  ταΐς  π^τραις  λίθος  φυόμενος  έν  ταΐς  πέτραις  τήν 
λίθος  (seil,  τό  τοπάίιον)  τήν  μέν  μέν  ήμέραν  διά  τό  πνίγος  ούχ  opd- 
ήμέραν  ύπό  τοΟ  φέγγους  κρ ατού-  ται  κρατούμενος  οπό  τοΟ  περί 
μένος  bxä  τό  πνίγος  ού  γίνεται  τόν  ήλιον  ς>έγγους,  τής  δέ  νυιοτός 
σύνδηλος,  σκότου  bi  έπιστάντος,  έπιγινομένης  έν  σκότει  διαλάμπει 
έν  φ  ποτ'  άν  ί]  πεφυκώς,  διαλάμπει  καΐ  πόρραιθεν  δήλος  έσην,  έν  φ 
πάντοθεν.  ποτ*  αν  ή  τόπψ. 

Diese  beiden  Belegstellen  würden  ύπεραυγεϊται,  wenn  es 
nur  Conjootur  wäre,  noch  nicht  völlig  zur  Gewissheit  erheben. 
Aber  es  handelt  sich  um  die  Lesart  einer  sehr  guten  Handschrift 
(vgl.  hierüber  Kramer,  praef.  p.  XLII).  Den  Ausschlag  giebt 
auch  hier  Eustathius,  der  zu  Dionys  1107  (Müller  aaO.  p.  400, 
13  ff.)  ohne  Nennung  der  Quelle  wörtlich  aus  Strabo  schöpft. 
Und  ύπεραυγεϊται  liest  man  auch  bei  Eastathius:  λ(θος  bk  τό 
τόπαίον  διαφανής,  δς  καΐ  τοπάίιον  τετρασυλλάβως  λέγεται, 
χρυσοειδές  άπολάμπιυν  φίγγος,  δ  μεθ'  ήμίραν  ού  ^^ον  Ibciv 
ύπεραυγεϊται  γάρ,  φασί*  νύκτιυρ  δέ  όρώσιν  οΐ  συλλ^γοντες. 

Strabo  III  1Γ»7:  ή  δ'  έλάττων  (seil,  τών  Γυμνη<Τίιυν  νή- 
σων) .  .  .  κατά  μίγεθος  μέν  ούν  πολύ  τής  μείΖονος  απολεί- 
πεται, κατά  δέ  την  άρετην  ουδέν  αυτής  χείριυν  εστίν  άμφω 
γάρ  εύδαίμονες  και  εύλίμενοι,  χοιραδώδεις  δέ  κατά  τά  στό- 
ματα, ώςτε  δεϊν  προςοχής  τοις  είςπλίουσι.  Die  Frage,  ob  die 
Worte  χοιραδώδεις  δέ  κατά  τά  στόματα  verderbt  oder  richtig 
überliefert  sind,  wartet  noch  immer  auf  Entscheidung.  Meineke 
scheint  für  das  letztere  zu  sein,  doch  ist  auch  er  seiner  Sache 
so  wenig  sicher,  dass  er  ausserdem  zwei  Conjectnren  in  Vorschlag 


Zu  (jfriecliiecbeTi  Geographen 


335 


^^ bringt.  Die  Schwierigkeit  Hegt  in  4er  Entscheidung  fier  Frage, 
^ppb  ftU8  dem  vorausgehenden  Adjectivyin  €υλίμενοι  dae  Substan- 
tivuin  λιμ€ν€ς,  welches  wir  für  τά  στόματα  in  ir^'end  einer  Form 
unbedingt  brauchen,  schon  in  G-edanken  ergänzt  werileij  könne 
oder  wirklich  in  den  Text  eingereiht  werden  müsse.  Das  eretere 
λλίΐί  man  für  ansreiehenfi  geh  alten  unter  Hinweis  auf  Strak  !V 
|Ί,  Hlii:  φησι  5έ  και  5ίστομον  etvm  (nanil.  τον  Τήνον)  μ^μψάμενος 
τους  ττλείυυ  λέγοντας,  wo  ζιι  ττλεία»  aue  dem  Adjectivum  δίστομον 
tiaa  Siibtitanuvum  στόματα  t^rgitnzt  werden  miiss.  Doch  aucIi 
ein  so  vorzüglicher  Strabokenner  wie  Meineke  scheint  diese 
«prachliche  Frage  nieht  nur  EntHcheidting  bringen  zu  können,  da 
er  iiiisaerdem  vorschlägt,    entweder  (o\  bk  λιμ€ν€ς)  χοιρα^ώΟίΐς 

»oder  χοιρα6ϋυ6είς  hk  voi  λιμένες)  tu  ergänzen.  Krämer  dagegen 
echreibt  mit  der  verbältniesraäfliiig  leichtesten  Textesänderang:  (λι- 
μένες) χοιραϊ)ΐύΐιεις  ί>έ  .  .  .  Selbst  w^nn  nun  λιμένες  nacliweia- 
^licb  fehlen  konnte,  würde  ich  dock  die  Annalime  einer  Lücke  für 
Bgebnien  erachten»  und  zwar  τα  στόματα  <τών  λιμένων).  Denn 
fio  ßthreibt  En»talhiußj  und  da  er  an  der  betreifenden  Stelle  mit 
Straho  peinlich  genau  übereinstimmt,  dürfen  wir  mit  Gewisslieit 
aufiii  jene  beiden  Worte  ihm  zuschreiben:  EusUtk.  ad  DioTiya.  457 
(l>.  3üi),  3  Müil.J  έτττά  bi  ειπόντυυν  τινών  είναι  τάς  Γυμνησίας 
νήσους  ό  Γεωγράφος  ί>ύο  αύτάς  ιστορεί,  ών  ή  μεν,  φησί, 
μ€ίΙαίν,  ή  bk  έλάττων,  εύbαίμov€ς  αμφω'  και  εύλίμενοι  μέν, 
χοιραδώ5€ΐς  bi,  ήτοι  πετρώοεις  και  τραχειαι,  κατά  τά  στόματα 

Ιτών  λιμένων. 
Der  Vollständigkeit  halber  darf  ich  wohl  noch  drei  andere 
Verhessernngsvorecbläge  zu  Straho  erwähnen,  dio  ich  hei  anderer 
Gelegenheit  (Symbolae  Strabonianae,  Lipsiae  1892,  p*  66  ff.)  auf 
Grund  von  Kustatkius  vorgebracht  habe. 
Strab.  V'II  p,  315:  ϊ6ιον  bi  τών  Δαλματέων  το  δια 
όκταετηρίοος  χώρας  άνα6ασμόν  ττοιεΐαθαι.  Vor  χώρας  ninsu 
meiner  Meinung  nach  ν  της)  eingeschoben  werden.  Denn  ea  hau* 
deli  niih  um  Auftheiinng  dcR  ganzen  Lande»*  nicht  blosfi  einzelner 
Strecken,  Dafür  drei  Zeugen,  welche,  von  einander  selbst  unab- 
hängig, nile  drei  auf  Straho  fnesen  ; 

epitdiiie  Strab.:  βτι  Steph.  Byz,  u*  Δάλ• 

μιον:  Δάλμιον,  ιτόλις 
Δαλματίας  ,  .  .  ίοϊον 
bi  τών  Δολματίιυν  τό 
5m  όκτα€τηρί&ος  τής 
χώρας  άναοασμόν 

ποιεΐοθαι. 


ίδιον  τών  Δαλματέων 
j6  6ιά  όκτα€τηρί6ος 
άναΰαομόν  noietcjOai 
τής  χώρας 


Euütath.  ad  Dionys.  97 
(ρ.  t/:i:i,  ^4ΜϋΙΙ.ί:φασΙ 
Ö4  τιιύς  Δαλματ€ΐς  bi' 
όκτα€τηρί6ος  ποιάσθαι 
τ  ή  ς  χώρας  άναοασμόν , 


33β 


Kunze 


Strab.  XVI  ρ.  779:  Ιπποφορβίου  τινός  ύτιό  λ€αίνης  οϊστρψ 
κατασχομίνου  έΕελαθέντος  μ^χρι  θαλάττης.  So  eteht  in  allen 
guten  Handschriften»  und  daran  darf  nicht  dae  Geringete  geändert 
werden.  Die  Herausgeber  freilicb  liaben  alle  einen  Vorschlag 
von  CasaubonnB  angenommen,  welch  er,  auf  das  Zengniee  gerlng- 
wertbiger  Handechriften  (Krämers  moe)  gestützt,  κατασχομίνης 
schreibt.  Doch  Strabo  wil!  nicht  erzählen»  dase  die  Löwin  von 
einer  Bremse  verfolgt  worden  sei,  und  οΤ<7τρος  kann  wie  so  oft 
so  auch  hier  nur  "Angst  und  Schrecken"  bedeuten  :  "Eine  Roes• 
herdej  welche  durch  eine  Löwin  in  Schrecken  gesetzt  ist,  jagt 
bis  zum  Meere".  Zwingend  bewiesen  wird  meine  Ansicht  durch 
den  uns  glück  lieh  erweise  erhaltenen  Wortlaut  der  strabonischen 
Quelle,  Agatharchidtjs.  Dieser  «ehreibt  ib.  Müller,  Geogr,  Gr. 
min.  I  p,  IIB):  τούτου  φορβά6ων  άγελκ)  μείεονι  λ€οντ£ς  έττο- 
ρουσαντες  τινάς  μέν  αυτών  άτιίκτειναν*  αι  hl  περισωθεϊσαι 
τώ  bli^i  της  δψεως  οίστρον  λαβοϋσαι  έπι  τήν  θάλατταν 
ήλσύνοντο.  Aucb  Eustuthlus  la»  κατασχομ€ν  ου,  nicht  κατασχο- 
μ€νης.  Das  geht  hervor  au«  seinen  Not  ixen  zu  Dionys  38  (p. 
225,  6  Müll.):  ö  hi  Γεωγράφος  ,  .  ,  ταύτα  τράφ£ΐ  ττερί  τής 
Ερυθράς  .  .  .  .  ο1  1)έ  (näDil  λ^γουσιν)  άπύ  Έρυθρα  τινός» 
πρώτου  περαιυιθίντος  im  σχ€bίας  €Ϊς  τίνα  έκ€Ϊ  νήσον,  διά 
ιπποφόρβιον  οΐστρηθέν  ύττό  λεαίνης. 

Schliesslich  halte  ich  es  bei  Strabo  XVU  p.  835  für  möglioli, 
Dank  dem  gewissenhaften  Bericht  des  Eustathius  eine  kleine 
Lücke  auszufllllen :  ή  χαλβττότης  bέ  καΐ  ταύτης  τήςσύρτεως 
και  της  μικρας  .  . ,  δτι  ττολλαχου  τ€vατώbης  έστιν  6  βυθός  και 
κατά  τάς  άμπώτεις  καΐ  τάς  πλημμυρίδας  συμβαίνει  τισιν  έμπίπτειν 
€ΐς  τά  βράχη  και  καθίεειν,  σττάνιον  b*  είναι  τό  συυίόμενον  ακάφος. 
Nach  μικρας  v-ermisKen  wir  auf  jeden  Fall  eine  Verbalfürm,  sei 
es  nun,  dass  wir  nuri0Tiv  oder  dass  wir  mit  Groskard  <J,k  τού- 
του γίνεται)  ergänzen.  Es  genügt  jedoch  zu  schreiben:  ή  χαλέ- 
πότης  .  .  της  μικρας  (πολλή),  δτι  πολλαχου  κτλ*  Eustathiue 
zu  Pionys  198  f,  (ρ,  252,  4  Müll)  schreibt  nämlich  in  wörtlicher 
Abhängigkeit  von  Strabo:  πολλή  he  ή  των  (Τύρτεων  χαλεπότης, 
ώς  φασιν  οΐ  παλαιοί,  bia  τό  τεναγιΐιοες  του  βυθού,  και  δτι 
κατά  τάς  έκει  άμπώτεάς  τε  και  πλημμυρίδας  συμβαίνει,  κατά  τον 
Γεαιγράφον,  έμπίπτειν  τους  παρατυχόντας  εις  τά  βραχέα  και 
καθίϊειν  και  είναι  σπάνιον  τό  σωίΐόμενον  σκάφος.  Der  Wechsel 
im  Ausdruck  (ώς  φασιν  οί  παλαιοί  und  κατά  τον  ΓευJTP«φOv) 
kann    nur  den    Nichteinge  weihten  xu    der  Auffassung    verführen, 


ζ  α  griechifclien  Geographen 


337 


würden   zwei  verecbiedene    Quellen    unterechieileu ;    vgl.   zß« 
Euetath.  zu   iJionya.  457  (p.  303,  4  und  9  Müller). 

ISo  hat  die  Leetüre  des  Dionyscommentarß  vielleicht  neben- 
bei den  Krfijlg  gehabt,  an  einigen  tStellen  dem  Strebet  exte  zur 
Heilung  zu  verhelfen,  Frellicb  ist  der  sacht icbe  Werth  meiner 
Voyachläge  vereeli windend  gering,  da  ich  doch  nur  Nachlese 
halten  konnte;  Jie  Herausgeber  Straboe  haben  mit  vielem  Fleisee 
die  Kcirner  echter  Ueberlieferung  aus  der  Spreu  des  Dionyscom- 
nientare  schon  fast  vollständig  hervorgeaucht.  Jedoch  künnte  m.  E» 
eine  planmäsHigt}  Qaellenuntersuchung  noch  andere  Ergebnisse 
erzielen  und  auch  an  manchen  Stellen  Strahoe,  welche  von  Euata- 
thioH  ohne  Nennung  seiner  Quelle  aungebeutet  werden,  den  wahren 
Wortlaut  ergründen.     Dass  uns  aber  aus  der  grossen  Belesenheit 

H.clei  KrzbiechofB  von  Theaealonike  auch  noch  in  anderer,  wich- 
tigerer Beziehung  eine  bis  jetzt  fast  ungeahnte  Hülfe  erstehen 
kann,  werde  ich  hoifentlich  bald  Gelegenheit  haben,  ausführlicher 

■  zu  erörtern. 

Es  widerspräche  allen  Erfahrungen  der  Textkritik,  wenn 
nicht  auch  der  enigegengesetztej  für  uns  freilich  viel  weniger 
wichtige  Fall  zu  beobachten  wäre,  dase  wir  den  Dionyscommentar 
des    EuBtathius    vermittele    Strabo    berichtigen     können.     Dafür 

»folgende  Beispiele, 
Eustath.  z.  Dionys  1059  (p.  395,  21  Müller)  λέγεται  ^έ 
ΤΤ€ρσική  τις  €Ϊναι  uih%  ης  τάς  ωφελείας  Ε'  οιαριθμούντακ  Ein 
merkwürdiger  Bericht!  Ein  Lied,  ctAva  ein  Zauberspruch,  von 
Β  eofachem  Nutzen  I  Dieser  kaum  glaublichen  Angabe  sucht  Müller 
dadurch  mehr  Binn  zu  verschaffen »  dass  er  für  ής  ή  »eh reibt 
und  aus  dem  Vorausgehenden  das  Wort  αύτου  (näml.  τού  ιτυρός) 
hinter  ωφελείας  ergänzt:  ein  GOfacher  Nutzen  des  Feuers  mag 
schon  eher  einleuchten.  Ich  würde  annehmen,  dase  Eustathiue 
den  Text  seines  Gewährmannes  Strabo  verderbt  gelesen  hat  oder 
ihn  unverstanden  wiedergiebt,  wenn  nicht  ein  Anhalt  dafür  vor- 
handen wäre^  das8  vielmehr  des  Eustathius  Worte  in  entstellter 
Form  vorliegen:  Mehrere  Handschriften  (bei  Müller  C  Ώ  /y  y) 
bieten  vor  E'  das  an  und  fUr  sich  unverständliche  τών.  Um  dies 
zu  halten,  will  Müller  davor  das  Wort  (πλείους)  ergänzen.  Doch 
ein©  viel  bessere  Lösung  giebt  Strabo  an  die  Hand  (XVl  p,  742): 
φασί  h"  εΤναι  και  ΤΤερσικήν  \i^hf\yi,  έν  ή  τάς  ωφελείας  (näml. 
του  φοίνικος)  τριακοαίας  και  έδήκοντα  6ιαριθμουνται.  Also  vom 
360fachen  Nutzen  des  Palm  bäum  es  ist  die  Rede,  Diesen  Sinn 
auch    bei   Eustathius   herzustellen,    macht    weniger  Aenderungeu 

Rhetn,  MuB.  f.  FliUoL  N.  F,  LVL  22 


(CiiQse 


nöthig,  ale  man  auf  den  ereteii  Blick  di^ßUt.  Denn  dae  unver- 
fttiiüilli^he  τών  Her  He»,  ist  aus  τ'  hervorgegangen,  tlem  Znhl- 
zeichen  für  30O.  8ch reiben  wir  also  τ£\  ro  hahrn  wir  da^ 
RtraboniRfhe  3f>0.  Irh  schlage  demirach  vor  zw  pclireiben :  ώ?>ή,  f) 
τάς  ώφελάας  <του  φοίνικος>  τ  Ε'  ^ιαριθμουνται.  Strahoe 
hohe  Zahlenangabe  aber  für  corrupt  zu  hnlten,  liegt  kein  Grund 
vor,  da  sie  «ich  deckt  mit  Plut  qufteet.  ronviv.  YJII  4 :  Βαβυ- 
λώνιοι ύμνουσι  καΐ  άίϊουσιν  ϋϋς  έΕήκοντα  και  τριακόσια  χρειών 
γένη  παρέχον  αύτοϊς  το  i>€vbpov. 

Euataihz.  Diony»  114:^(ρ.404,35  Strab.  XV    ρ.   698:  ή  πράς  τοϊς 

Müller):  πολλή  &έ  ^λάτη  καΐ  πίύκϊ}  Ήμιιιοοΐς  dpcaiv  ΰλη,  ί£  ής  Άλέ- 
καΐ  κ^6ρος  παρά  τά  ΊΗμιυΜ  καΐ  £αν&ροςκατήγαγετψΎδά<ίπτικόψας 
στ€λ^χη  ναυπητήίΤίμα•  ίλάτην  rt  πολλήν  κσί  ιτεύκην  καΐ 

κέορον  καΐ  άλλα  παντοία  στελέχη 
ναυπηγήσιμα. 
Meiner  UebefKeugung  nach  ist  es  nothig^  im  ADSchluse  an 
Straho  bei  Euetathius  das  Wurt  £λλα  einzusetzen,  sei  ee  vor 
στελέχη,  sei  ee  nach  ναυπητή^Γιμα,  nach  welchem  es  ja  wegen  de« 
ähnlichen  Ausgangs  ΛΛΑ  leicht  ansfaüen  konnte.  Bieber  klingt 
ja  der  Wortlaut  des  Eustathius  ßo,  als  ob  er  Tannen,  Fichten 
nnd  Cedern  gar  nicht  zu  den  Seh iffsbauhö kern  rechne,  wie  denn 
auch  Müller  überRetzt:  'Multa  abies  et  larex  et  cedras  in  Emodis 
et  caudicee  apti  ad  naves  aedificandaa ' 

Euatath.   «,  Dionye  517  ip.  315,  Strab.  X  p.  487i  ύπά  δέ  Παρίων 

44  Müller):   [ύτέον  bi  δτι  ΤΤαρίων       έκτίσθη  Θάσος   καΐ   ΤΤάριον  έν  τή 
ΗχΙϋμα   ή    Θάσος•    τό    TTdpiov    hi      Προποντ(αι  πόλις. 
πόλις  iv  Tf|  ΤΤροιτοντίίϊι. 

Im  überlieferten  Texte  des  EustathiuB  steht  τό  ΤΤάριον  in' 
gar  keinem  Zueammenbang  mit  ΤΤαρίων  κτίσμα  ή  Θάσος ^  und 
efl  lesen  steh  die  Worte  so,  als  oh  über  eine  sehon  erwähnte 
Stadt  ΤΤάριον  nun  eine  genauere  Erklärung  gegeben  würde,  während 
doch  von  ΓΤάρίον  vorher  nicht  die  Rede  war.  Dass  aber  hier 
EuBtath  von  der  Gründung  der  Stadt  Parion  durcb  Parier  ge- 
sprochen hatte,  erhellt  aus  dem  Gegeneatz  p.  BU>,  6:  τινές  bi 
άνάπαλιν  τό  ΤΤάριον  άπό  της  Θάσου  €ΐπον  άποικισθήναι.  Jeder 
Anstoße  wird  beBeitigt^  sowie  man  auf  &rund  von  Straho  entweder 
το  vor  ΤΤάριον  in  καΐ  verwandelt  oder  vor  τό  ein  καΐ  einsohiebt. 
Ich  würde  vielleicht  für  blosge  Äenderung  von  bt  in  T€  sein, 
wenn  nioht  gerade  die  Verbindung  von  και  und  bfe  bei  Eastath 
vielfach  zu  beobachten  wäre,  zB,  p,  S16,  32  και  Δήμητρος  hk 
άκτήν  oder  322,  21  και  τή  ττροειρημένη  6έ  θρςικίςί  Σάμψ. 

Schlieselich  noch  eine  Eustath stelle,  wo  eine  Textesünderong 


Zu  griecbiBolien  Geograplieii 


339 


zwar  nicht  UTierläeelicb  ist,    aber    tliirch    die    äugen rallige  üeber- 
einetimmiiTig  mit  Strabo  an  gelegen  tlicb   empfohlen  wird. 


Kustatlä  κ.  Dioriya  'Λ2Ϊ  (p.  273, 
34  MüSUt):  ό  hi  Γ^αιχράφος  *  .  . 
λέγυυν  ,  .  .  καΐ  οτι  κατά  '  Ακυληΐαν 
έν  Ταυρίσκοϊς  τοις  Νωρίκοΐς  χρυ- 
σίΐον  ευφυές,  ϋύςτΕ  Ιηϊ  &ύο  πό6ας 
άττοσύραντα  τήν  έπιπολής  τήν 
€Οθύς  όρυκτόν  χρυσίον  eiipiöKcaeai. 


Strab.  iV  ρ.  20Κ:  ίτι  φησΐ  Πο- 
λύβιος έφ'  έαυτοΟ  κατ*  'Ακυληΐαν 
μώλιατα  iv  τοις  Ταυρίακόις  τοις 
Ναιρικοΐς  cupeS^va*  χρυσείον  oÖ- 
τιυς  ευφυές,  ώςτ'  έπΙ  δύο  πό&ας 
άποσύραντι  τήν  έπ^ιιτολής  yf\v  ευ- 
θύς όρυκτόν  εύρίίτκεσθαι  χριιαόν. 


Zugegeben  audi»  tiase  bei  Euetath  €υρίσκ€σθαι  als  Medial- 
form »ufgefasBt  werden  kann,  eo  scheint  ea  mir  doch  geboten  au 
eein,  die  Uebereinstimmung  mit  Strabo  biß  aufs  kleinste  auszu- 
dehnen und  deshalb  für  άποσύραντα  den  Dativ  άττοσυραντι  zu 
schreiben. 

Derb  die  Diony Herläuterungen  des  Euetathius  aueaer  für 
Strabo  auch  noch  für  Stephanui  Byzantiua  von  gröestem  Werthe 
sind,  ifet  bekannt.  Und  zwar  verdanken  wir  dem  Eusthatiue  be- 
sonders Ergänzungen  tineeres  Stephanuetextee,  der  ja  nur  einen 
Außzug  defi  arepriinglichen  Werkee  daratellt.  So  Iiat  man  zB.  bei 
Steph.  ßyz.  u,  AuOluv  die  Worte  (άττό  ΑοίΤονος,  δς  έκ  ΚαλυψοΟς 
έγενήθη  τψ  "ΑτΧαντι)  aus  Euetathius  zu  Dionys  7R  ergänzt. 
Die  Stellen  nun,  wo  Steph.  Byz.  von  EuRtath  namentlich  eitirt 
wird,  sind  natlirlicb  von  den  Herauegebern  länget  auegenutzt 
worden.  Eb  giebt  aber  wie  für  Strabo  so  auch  für  Stephanue 
Fälle,  in  denen  EuBtath  auB  ihm  schöpft,  ohne  dies  beeondera 
anzugehen.  Diese  Stellen  scheinen  mii•  noch  nicht  völlig  ausge- 
heutet  zu  ßein,  wie  der  folgende  Fall  lehren  mag: 

Steph,   Byz.   u.    Χίος:    ούτοι    &έ  Eustath.  ad  Dionye.  533  (ρ.  322, 

πρώτοι  έχρήσαντο  θεράποοσιν^  ώς      Μ  Miiller):    Ιστορείται  &ΐ  iv   Χίψ 


Λακεδαιμόνιοι  τοις  Εϊλιυοι  καΐ  *Αρ 

γείοι  τοις  Γυμνησΐοις  καΐ  IiKWtüvioi 

τοις   Κορυνηφόροις    καΐ  Ίταλιώται 

^      τοις  ΤΤελαογοΐς   καϊ  Κρήτες  Μνυυΐ- 

Η     ταις.    ατι  παρ'  αύτοίς  έγένετο  πρΦ- 

^    Wort 


πρώτον  μέλανα  οΐνον  γενέσθαι,  καΐ 
πρώτους  τους  έκεΐ  θεράποϋσι  χρή- 
οαοθαι,  oÜTUi  καλουμένοις  κατά 
tfeiav  τινά  κλήσιν  δουλευτικ^ιν  ή 
δο^ίλικήν  ιΐις  και  οΐ  Λακεΐϊαιμόνιοι 
έχρήσαντό  ποτέ  Είίλιυσι  καΐ  Μα- 
κεδόνες Τίενέοταις  καΐ  *Αρ* 
γεΙοι  Γυμνησίοις  καϊ  Σικυώνιοι  Κο- 
ρυνηφόροις  καΐ  Κρήτες  Μνωΐτατς 
καΐ  Ίταλιώται  ΤΤελαογοΙς, 

Man  sieht  deutlich:  Eustath  verdankt  seine  Gelchreamkeit 
ort  für  Wort  dem  Stephanus,  nur  hat  er  auBserdem  noch  καΐ 
Μακεδόνες  ΤΐΕν^ίΤταις.  Mit  vollem  Rechte  können  wir  daher 
ni.  E.  diese  Worte  als  zum  ursprünglichen  Stephanustext  gehörig 
hinter  Εϊλωσι  in  den  Text  einreihen.  Denn  daee  auch  eie  auf 
denselben  Ursprung  wie  die  übrigen  zurückgehen,  beweist  die 
nachfolgende»  zueamraenfaSBende  Aeueserung  des  Kustathiua  (p.  S22» 
40):  ώςτ€  κατά  τήν  νστορίαν  τ  αύτη  ν  bouXiKa  παρά  τοϊς 
τταλαιοϊς  ονόματα  eivai  τους  Εϊλαιτας,  τους  ΤΤενίστας,  τους 
Γυμνησίους,  κτλ. 

Grimma.  R.  Kunze. 


VINDICIAE  OVIDIANAE 


In  raetAmorpboeeon  Ovidianamm  oarmine  eat  mnlti  sant 
yersue,  qni  cum  ant  npn  omnibne  libHs  Roriptis  exbibeantnr  aat 
omniniD  exstante  testimonio  corruptela  quadam  snepecti  videantnr, 
a  viriR  doctie  prosoribi  eoleant.  Ex  quibus  qaoniam  eos  tracta- 
yimus  loooe,  quibus  dnplices  servatae  snut  receneionee  ^,  iam  de 
ceteriR  disputabimus,  ei  fieri  possit  ut  bio  illic  poetam  a  critico- 
mm  arbitrio  defendamue. 

Atque  non  ab  love,  eed  ab  Orco  prinoipinm  dispntationie 
fiat.  Versum  enim  IV  446  (R*)  cum  optimi  libri  non  exbiberent» 
in  N(eapolitano)  autem  alia  manus  in  margine  adscripsiseet,  Hein- 
eiue  oausis  non  allatis  loco  cedere  iussit.  Describuntnr  nrbs 
Stygia  et  qui  eam  incolunt: 

parsque  forum  celebrant,  pars  imi  tecia  tprannif         444 
pars  aliguas  artes^  antiquae  imitamina  vitae  445 

exercent,  aliam  partem  sua  poena  coercet  446 
Qnoe  versus  qui  legit  nescio  in  quo  verbo  offendat;  neque  enim 
inepte  additur  verbum  exercendi  neque  abundat  poenamm  com- 
memoratio,  quae  si  abesset  miraremur  quod  una  pars  et  ea  qui- 
dem  quae  aliis  locis  maxime  urgeretur  a  poeta  omisea  esset  ^ 
Recte  autem  Botbius'  verba  ipsa  elegantia  et  necessaria  ad  ab- 
solvendam  descriptionem  esse  defendit.  arlem  eaercere  legitnr 
etiam  met.  XV  360  II  618,  verba  autem  aliam  partem  sua  poena 
coercet  Vergilianum  versum  in  memoriam  revocant  Aen.  VI  743: 
quisque  suos  patimur  manes;   qui  usus  pronominis  suus  perqnam 


1  Feetechrift  für  I.  Vahlen  1900  p.  337  sqq. 

^  Nam  qaod  Hauptius  dizit  de  poenis  eorum  qui  etsent  damnati 
paulo  infra  satis  multa  referri,  inde  hoo  potius  effioitur  eos  in  hit  ver- 
sibiu   qaibos  argumenta  oomplexus   est  poetam  silentio  praeterire  non 

pO  tu  1886. 

'  Vindiciae  Ovidianae  Gotting.  181«  p.  38. 


Vindiciae  Ovidlanjie 


Ovidtanue  est^  Qua  re  iiiei  quie  verba  ip^a  indignti  esee  püera 
oetendat,  «ana  argutnentaTidi  ratio  postalare  milii  videtur  ut  non 
eubditiv^um  puternue  veiBuni  alioqüin  ntilt*ni  et  neceeeanum,  prae- 
eertim  cum  memoria  teneanvua  alioe  qiioque  versus  geimiDoe  in 
■  M(arGiano)  omifieos  et  iji   Ν  a  manu   posteriore  ad  dito«  esse*. 

lern  ad  intriratam  venimuFi  quaefttiouem  et  in  qua  aliquid 
dttbii  utique  reliuqui  non  iguorem.  PuLium  eoiin  fuisse  locum 
IV  764—9  etiam  scribis  vel  Tiiemorift  librorum  oetendit;  uam 
ßum  ad  idem  exempluDi  redeant  Μ  et  Laur{en(iarius)  tarnen  inter 
ee  differunt  una  voee  et  ea  quidem  qua  quaeetionie  eumma  coii- 
B  ÜDetur;  exbibeut  enim  baeo: 

Η  posiqnam  epulis  funcU  generosi  munert  Bacchi  76i 

^^^^         diffuder^  animos  adiusgm  genusque  locorum  765 

^^^^        quaerii  Ltfncides  (ita  Μ  et  T^aur.  m.  2,  a///H/aßides  L^) 
^^^E  nioresque  miimumque  virorum,  7B6 

^^^B         quae  simul  edocuif^  ^nunc  ο  foriissime^ ,  dixit  707 

^H^        ^fare  precor,  Perseu,  quamta  virftäe  quttntsque  768 

ariibus  absMeris  crimta  draeombus  ora\  769 

Quibua  in  versibus  ut  φύ»  reepondieset  appareret,  Hauptiue  Pcrseu 
mtitavit  in  Cepkeus  neqne  tarnen  quo  modo  altera  ex  altera  vooe 
orta  eeaet  faeile  explieare  potuit^,  Atqni  versuB  nort  talei  Om- 
nibus librifi  exhibentur,  sed  deteriores  et  manne  eaeculi  XIV  in 
N,  in  quo  verba  qnae  fnerant  post  quaerit  eraea  süuti  bunc  ha- 
bent  interpodtum    vel   bas  duorum   partes ; 

quaerit  (^Ähaniiades:  quaerenti  protiniis  unus 
narraty  Lyn  cid  es 
quae  verba  ut  cum  partibus  vertsue  766  elucet  aptie»ime  coire, 
ita  ei  cesent  genuina  facillime  coniceres  eeee  omieea  sciiba  a  verbo 
quaerit  ocuHe  aberrante  ad  narrat,  qnod  in  sequenti  vereti  lege- 
re tu  r*  Α c cedit  quod  in  verborum  conexn  quaerit :  qnaerenfi  in- 
genium  Ovldianum  agnoscere  nobi«  videmur,  qui  multis  locie  ita 
enuutiata  alternm  cum  altero  coniunKit*,  Quare  non  mimm  est 
quod   Botliiug^  et  Bacbius    adeo    boR    versus   probavernnt    ut    ne 

*  et  Ehwaldii  indicem  s.  v.  Pronomen. 
3  1  :i2i;,  4T7,  im   in  175  V  M2  Vin  87  Xi  4d7  aq.  Xlll  57,  82 

Xlü  2irr-:U3,  alios;  cL  Kieeii  praift.»  p*  XXXL 

*  Nara  Merkelium  Qui  v.  Vui  ecripeisae  ut  idem  vitium  emen- 
darHvix  digiium  e»t  quod  cammeinoretur.  quod  adeo  nulla  exstat  vt>x 
ud  qitani  pronoraeii  relativiini  reft'ratur,  ut  omneft  eo  Lynciden  ipeum 
fligniticari  necesse  eit  opinentnr. 

*  pf.  Feetschrifl•  ffir  Tnblen  p.  ,354. 

*  l  l  p.  41  iq. 


342 


Η  e  Ι  ni 


etntirerit    (μιΐιΐβιιι    in  Lyncidae    nomine    inefise  difficultateaj,     Ät 
moiiuit  HaupHue  Lyneidae  et  Abantiadae  nominibiie  eui^iieui  natari 
homiuem,    quo  fierrt   ut  Perfieue  κίΐή  ipae  reBpotiden»  fingeretur; 
quamquam  ijiterptilatione  Abantiadae    nomen    eeee  in^estum  quia  ^ 
Lyncidae   noineii  non  recte  intellectom  eseet,  viro  dociieeimo  vix  Η 
concedemuB,    qiioJ  illud    nee   ininae  rarum  est  neque  faciliu«  m- 
teUegitui%    cum    ue    eo  qiiidem   semper  idein  de8igiit:inr  Peraeue. 
Quod  cum  perepexieBct  Banuieru»^  hos  efiiceie  conattie  est  verRUs: 
qunerit  Lymidcs  :  quacrcnfi  profinus  uiius 
fiarrat  Lyncklae  more^qne  animumque  vtrorum; 
in  quibufi  tarnen  cum  repetitio   nominie   causa  careati    tum  neque 
cur  Äbanliadae  nomen  in  deleriüribus  Vibth  ineertuni  Bit  apparet 
neque  illa  difticultae  tollitur  qua  reepondenti«  i^ignificaTionem  de- 
aiderari  diximne;  neque  enim  satisfacere  adiectivum  unus  exempk 
a  Merkelio  allata  praef  p.  XV  demortstrant»  quin  eie  eemper  qui 
loquitur  etiam  accuraliue  deacnbitur  additis  verbäs  Lycla  de  genie 
aut    ex  numero  procerum  aut  aliter,     Sed  Lyncidae  nomine  Per- 
eeum  notari  nuni  certum  est?    Neque  enim  dubium  est  quin  poeta^ 
cum   tot   numinibuii  palronymicia  uteretur  —  Perfieua   Abantiadefl, 
Acrisioniades,  AgenorideR^  Lyncidea  dicituf  — ,  etiam  intra  paucas 
versus  eodem  nomine  non  eundem  nomin averit  virum.    *Agenondes 
quidem     IV  563    CadmuR    appellatur,    772    Perseus;    Abantiaden 
poeta  ÄcriBium    dicit  IV  607,    IV  673  et  V   138.  236    Perseum. 
Quüd   ei  epectabimue,    in    Lyncidae    nomine  ipso,    ei  alium  atque 
sequentie  libri   versibue  99   et  185   eignifieatp  minime  offendemue, 
dummodo  recty    usurpetur    ad  eignificandum    quem    deeideramue; 
ßiguificetur    aulem  necesse    est  Ceplieus^    quia  coneenlftneum    est 
regem  et  aedium  dominum  ipsum  quatie  eit  regio  et  quales  morei    η 
aciscitanti  bospiti  exponere    et  ipeuni    ex    illo  quaerere   de  rebue   ^ 
antea  ge^tie,  quemevdmoiluni  Älcinous  Ulixem    interrogat^  Äeueam 
Dido,     Atqui  quamquam     ille   Euripide    auelore    (fr.  881   Nauck) 
Bell   fuit    filiu»,    frater  Aegypti,    Danai,    Pbinei ,  tarnen  incertam 
eam  rem  fuieee  Apolludorue  bibL  IT  1,  4,  3  (ed.  Wagner  p,  53)  U 
testimunio   est,    quod  auctorem  neceeeario  addeudum   esse  putavit  ^ 
verbiß:  wc  ht  φηειν  Ευριπίδης  και  Κηφέύς  και  Φιν£ύς  προίίτι, 
sei  licet  quia  Iiac  de  re  dubitare  liceret,    Ac  ne  Euripidem  quidem 
omuibue  in  fabulia  eandem   eervagee    rationem  RobertuB    monait; 
PeraeuB   enim  nepoM    fuit  Acrisii,  eui    ipee  LyuceuR,    Beli  nepoe» 
avue  esae  diüebatur,    uxurem  autem  duxit  Androraedam,   quae  ei 


^  Fleckeie.  ann.  1895  p,  833. 


■     AnoUfidi 


Vindiuiae  Ovidianat*  343 


ApoUfidoii  aiieti>ritatein  magtii  dueiniue  ipsa  üeptie  putiinda  est 
Beli;  quam  rem  absurdam  poetam  iüam  fabula  Andromedae  pro- 
tuliBse  nemo  fere  est  qui  credat^  Qtiare  alios  Andromedam  Ce- 
phei  filiaui  non  Beli  neptem,  sed  Lyneei  stirpem  dixisse  Jiestio 
an  veri  fiat  simile.  Neque  omree  Cepheum  Bell  faieee  ftliam 
putasee    eo   Bvincitur^    quoi    et   Heeiodue    et  Steeicboriis^  Cassie- 

■  peam,  uxorem  eitis,  ßliam  Arabi  nepotiK  Beli  dixeraxit,  Aeecbylus 
denique  Belum  duos  tuntum  babuiKse  fiüoe  rettulit^  neque  minus 
poBterioribus  saeculie  qui  ecripserunt  nomeo  patris  Cephei  variant, 

tcum  HyginuB*  teetibus  quibusdam  tiixiia  Pboeniceixi,  Nonnue"^  Age- 
norem  dicat  Atqne  boc  quoque  commemorabimus,  cum  Noonus 
Agenorem  Cepbeiim,  alii  autem  süboliaeta  Eur.  Pboen»  247  auctore 

tut  Pberecjdee  uxores  Danai  et  Aegypti  genuieee  iiarrareut,  facilüme 
fieri  potuiese  ut  iater  Ageixorem  et  Cepbeum  iL  La  Aegypti  etirpe 
Lynceus  interponeretur.    Uuam  ob  rem  qui  Dominom  in  illia  fabulie 

»varietatem  eatia  perapexerit  rix  dubitabit  quin  fabula  ea  exetare 
potuerit,  qua  Cepbeas  Lynddee  Jiceretur.  Quam  Ovidiue  eo  magte 
»equi  potüil,  quod  nondum  Per§eum  Ly neiden  appellaveral,  id  quod 
quinto  primum  fecit  Libro.  Qnae  ei  probabilie  videtur  ratiocl• 
natto,  ne  in  Lyncidae  quidem  nomine  iam  baerebimuH,  quippe 
cam  cetera  omnia  Ovidianum  redoleant  versum.  Äccedit  quod 
quae  in  poeta  vituperant  yiri  docti  eadem  cadunt  in  interiiolatorem, 
niel  quod  veri  est  etiam  multo  diBsimilius,  ei  qiiie  inf^eruieAet 
librariuB  liiinc  verßnm^  euni  Lyncidae  nomine  quo  septuaginta  ver• 
öibua  infra  Perseua  significaretur  abueurum  fuieie,  quia  carte 
circumspexissöt  quod  nomen  Cepbeo  indi  poeeet.  At  sicui  ra- 
tionea  illae  non  satis  probantur,  Ovidium  dormitaese  malo  existi- 
marei  praeaertim  quia  m  omiei^get  illa  verba  etiam  magie  dormi> 
viaset.  Quod  m  eodicum  Μ  et  Laur.  qut  ex  eodem  fluxerunt  ar- 
cbetypt)  perpendimtis  lectiones  cum  hie  Abantiadae,  ille  Lyncidae 
nomen  aiferat,  quasi  veetigia  corruptelae  cognoHcere  nobis  vide- 
miir,  quae  oniieBis  illie  vereuum  partibne  et  non  satis  perepicue 
aut  in  margine  aut  anpra  verba  adäcriptis  orta  est. 


^  ArcbaeoL  Zeilg.  3ii  p.  19  cf.  ecboL  ad  Aaecb.  mippl.  305 
(Kirchboff). 

^  Hea.  ed  Rjiaoh  κατάλ,  i5  Stesioh,  Bergk  Poet,  lyr.  III*  fr.  fi4 
cf.  RoBoher  Myth.  Lexicon  II  1   1109. 

^  BrlXov  δίπαιδα  Suppl  805. 

*  »strou«  U  9  quamquam  de  Euripidii  vix  probabilia  profert 
neque  de  GeUri»  quiequam  constat  cf.  Rcsoher  L  L  tl  1,  p.   tUO. 

f*  Nonn.  U  682. 


344  Helm 

lam  y)r<>gredimur  ad  liifHcilliinoe  duos  locus  lihri  VII.  Friere 
enim  de  Medea  agitur  quae  Aesonem  iuDiorem  re>1dere  parat. 
Quod  scilicet  nocte  fit,  quae  ita  describitnr  in  optimis.  ut  videtur^ 
librie : 

homines  vdiucresqut  ferasque  185 

ü'Avtrat  (Uta  quies  nulh  cum  murmure  serpit  'M,       Ι8ϋ 
stertunt  N,  serpens  Laur.) 

sopUe  (sopitis  MgN^Lanr.j  .'^imiUs  (ex — es  M).  nullo    187 
ciim  murmure  sepes  [serpens  M) 

immotaeque  sUent  frondes,  siief  vmidus  aeri  iSö 

pro    qaibuB  vereibae  deteriorum  aactoritate    nisi  omDes  fere  edi- 
tores  hos  ediderant; 

homines  rolucresque  ferasque 

solverat  alta  quics,  nullo  cum  murmure  saepes 
(aut  nullo  stant  m.  s), 

immotaeque  siietU  frondes,  silet  umidus  aer. 
Ac  primum  qnidem  qnibus  oviDes  inter  se  ooDsentiant  libn  verbie 
cum  ea  genuina  esse  indicem,  nihil  mutandum  puto  in  vocibue 
quae  ennt  nuüo  cum  murmure.  Qnaeritur  tarnen  quid  ezeante 
veren  186  legendnm  sit;  nani  stertendi  verbnra  ineptam  esse,  ei 
nallnm  fit  murninr,  apparet.  Videamue  antem  primam  quid  ex 
lectione  Laur.  sequatur;  dnplici  enim  modo  serpens  quod  legitur 
intellegi  poteet,  cum  et  anguin  et  repene  eo  significetnr.  Anguis 
autem  commemoratio  qaamquam  8uum  habere  poeeit  locum  in 
descriptione  artium  magicamm,  praesertim  cum  ne  aliie  quidem 
locis  poet  ferarum  significationem  deeit  ut  XI  21,  639,  tarnen 
inepta  videtnr  esse,  quod  cetera  animalia  uno  omnia  ooniuneta 
Bunt  ennntiato  neqne  probabile  est  de  eerpentibus  eeoreum  aliquid 
praedicari,  quippe  qui  inter  re media  magica  infra  non  afferantur. 
Altera  autem  interpretandi  ratio  non  praebet  in  quo  haereamus. 
Rerpere  enim  somnum  etiam  Vergilius  dicit  Aen.  II  268  sq.; 
murmur  vero  abeese  ab  eine  motione  elucet,  quia  etiam  prope 
Somni  habitaculum  volucribne    non    esse    murraura  Statias  Theb. 

X  93  narrat  et  idem  X  1 39  eum  tacito  per  aethera  cursu  volan- 
tem    fingit;    Ovidius    denique    ipse    Komniorum    deum    descripsit 

XI  650:   üle  volat  nullos  strepitus  facient'ibus  cUis.     Sed   ne  hac 
interpretatione  acquiescamus,  vereue   qui  eequitur  etiam  in  Laur. 


1  Korniom  sequor;  uam  Riesius  hoc  looo  minime  aooarate  de 
codicum  lectionibus  nos  docet,  cum  in  Μ  et  Laur.  omnino  non  oomme- 
moret  versum  sopite  —  sepes  legi. 


Vindiciae  Ovidianao 


Mb 


afficit.  At  81  Μ  fipectttmupi  apparet  lectionem  serpit  veram  eeee 
fieqnire,  nisi  vereum  intercidisee  putemuH  quo  quid  eerperet  signi- 
ficaretnr;  ita  igkur  distiBgüenda  eseen  t  ν  erb  a:  5oterai  aifa  (piks; 
nullo  mm  murmure  serpit  ,  .  .  ,  .  Quid  autetn  serpere  poeta 
dixeril,  postquam    de  animalibuB  locutus   eet,    non  eatie  perepicio 

Iniei  flurainifl  aut  aequoris  aquara  voluerit^,  tit  scripsit  Υ  587: 
invenio  sine  vertice  aqttfis^  sifie  murmure  eunfes  et  XTY  598: 
iectus  kurutitfifie  serpit  In  freta  flumineis  ricina  Numkius  undis\ 
nam  huic  descriptioni  qua  aer  et  üilvae  tacere  dii^untur  baud  ab- 
Rurde  fiumina  aut  aequora  addi  posse  testia  est  Tergilii  locus 
Aen,  IV  523  sq,    aut    Statu  Tbeb.  X   143  et  X  94  eqq.    Neque 

■  neglegenduni  est  qiiöd  in  Μ  et  Ν  etiaiDBunc  veetigia  exfttant 
ex  quibus  subita otivum  feminini  generis  ajiteceseisse  concludap, 
cum  sopite  simili^  Bcriptum  sit,  Hunc  igitur  eeutentiarum  tenorem 
cognosoimaa: 

ihomines   vohcresque  ferasqae 
S(dverat  alta  quies;  nulto  cum  munnure  secpit  186 

,  .  » (Jluminis  uitda)  186* 

sopUae    simUis;    nullo   cum    murmure  saepes 
immotaeque  mhnt  silvae. 
Quibus  in  vereibue  quod  doriuienti  gimiliß  dicitur  aqua,  nou  alifer 
Statiue  eilvae  quasi  homines  ROmno  cvppreesoe  cacumina  demittere 
narrat  Tbeb.  X   141;  simtUs  autem  poetae  in  delieiie  est,  quippc 
qui  eaepieeime  ad  cottiparandaa  res  utatur  hoc  adiectivo';  saepee 
tienique    non  minus  recte    in    hac  descriptione  afTeruntur  quam   n 
Vergilio    in   simili  asper  α  dumh  rura  Aen*  lY  526,     Ad  ext  re- 
in um   verba    illa  repetita:  nullo    cum   murmure    artem  Ovidiauam 
prae  ee  ferunt*.    Facillime  autem  quomodo  illi  duo  omitti  potn- 
I      erint  vereue  (186*  et  187)  intellegitur;  nam  cum  simillime  exeant 
^■vereus   nullo   cum  murmure  svrpit   et  unllo    cum   mttrmure  sepes 
^^atque  ab  eadem  ayllaba  so  incipiant,  non  niinim  eit  quod  «criba 
all•   aitero   ad   alterum  aberravit  versura.     Qua    re  fortaeee  etiam 
in  eia  codicibuß  qui  vereum  187  eer^averunt  corniptela  orta  est; 

I licet  enini  conietitare  ϊΪΙοβ  vereufi  primo  oniiseoR|  poetea  in  mar- 
jine  aut  inter  ceteros  verwns  insfirtos  eRse,  adeö  neglegenter  ta- 
uen, ut  non  eatia  intellegi  possent.     Corrupto  vero  loco  et  oniifiso 


^  cf,  quae  Bt^ehiun  ad  haue  locum  adaotavii. 

*  cf.  Vi  532  Vli  784  XV  W^i;  alioe  looo»  euppeditanl  indice«. 

•  cf,  exempla    qoae  attuü   in  Hbellu    in  Vuliltni  hunorem  suripto 
p.  344  »q. 


Helm 

Qfio  vemn  ftcribae  eententiarn  euo  qoieqoe  Matte  reetitaer«  non 
▼eriti  eitnt;  iit  in  Ν  aliqnie  sierinnt  coniecit  et  sopitae  quod  recte 
deecripfutn   erat  iii  sopitis  mutarit*. 

Altera  f|naeetio  eet  de  libri  YII  vereu  762,  quem  omnM 
fere  e^litorefi  ntiDc  omittere  aolent.  Ceplialiii  enitn  omn  qome 
iaenlö  effererit  narret,  ita  duas  narrationis  parte«  mtet  se  eo- 
Ttectit,  ut  interponat : 

carmina  Laiadea  non  inteUeeta  priorum  75d 

saherai  ingeniis  ei  praecipifafa  iacebat  760 

immemur  ambagum  vaies  obscura  suärum.  761 

aeilieei  alma  Themis  nee  talia  Unquif  inulia*  762 
profinus  Äontis  inmiftitur  aliera    The^is  |  pestis,  763 

Vereue  7β2  omieeutn  in  MNLaur.  a  mann  receotiore  additoe  eet; 
pruHcriptüi«  est  antem  a  Merkelio  et  Haoptio  qui  enm  abstirdam 
et  contra  sentefitiam  qnae  in  narratiooe  de  Oedipo  et  l^pbinj^e 
facta  ine««et  male  excogitatnm  dixit,  poetquam  vereo  759  Laiad€S 
corruptum  eaeet  in  Naiades  aut  Naietäum.  Sed  cum  ne  corraptam 
quidetn  lectionem  iiUam  interpolandi  versa«  caueana  «uppeditaase^ 
probabile  eet,  tum  minime  absurdum  est  dicere,  qood  Oedtpodis 
consilio  altera  pestis  ab  ipeis  missa  interiisaet,  deo8|  ut  hoc  ot- 
cisceretitnr,  alteram  misisse  non  minus  pericnlosam,  Quod  quo 
modo  nententiae  totius  narrati<»nis  oontradicat  non  aentio,  cum  non 
diibitari  poeitit  quin  pestia  fuerit  Spbinx  a  deis  mietia^.  Δροΐΐο- 
iloruH  quidem  lil  5,  8,  2  fp.  122  Wai^ner)  narrat:  ίττεμψ€  γάρ 
Ήρα  Σφίτχα  et  Hyginus  fab.  LXVII:  interim  Sphittx  T^phoms 
in  Boeoiiam  est  missa.  Quin  etiam  flagitari  videtur  ille  versuSi 
tit  cur  altera  bestia  irruperit  in  ünm  Thebanos  exponatur.  Nam 
etiam  trur  aper  Calydonius  missus  «it  pluribu«  veraibua  explicat 
poeta  et  Dianam  exciamantem  fingit:  non  et  dicemur  iniiUae 
VII ί  280.  Neqiie  vero  verba  ipsa  ea  sunt  quae  ab  Ovidio  ecribi 
non  potuerint;    saepissime  enim  poeta  particula  quae    est  scüicet 


'  Nam  vix  credo  pro  sttriimt  ecrib-endum  esse  stemufit  ut  legen- 
dum  eit  lioc  fcre :  tmUo  cum  murmure  sUrnunt  (cor  ρ  or  α  per  t  er^ 
ra  9  f  eix  und  α  in  flumine^  serpit  sopitae  simUis  quia  neque 
fltemendi  verbun»  rect«  cum  vocibtis  qua©  sunt  nuUo  enm  murmure 
cotiiungi  videtur  neque  si  haue  accipimua  couiecturam»  tarn  fauile  quo 
modo  facta  ait  corruptela  declarari  polest. 

^  ΥβΓΒοπι  de  quo  agimus  legisee  atque  optime  cum  falsa  illa  loc- 
tiona  Naiades  ooniuüxigee  Laotantium  Placidum  qui  dicitur  sciremus, 
si  oertuni  esset  libri  VH  fabulam  XXVIII  ab  eo  scriptam  eaae» 

8  cf.  Betlie  Thebau.  Heldenlieder  p.  16. 


Vindiciap  Ο  vidi  an  ae 


347 


ntitur  et  ίύ  quidem  plerumque  inemite  versu,  iit  YII  791  IX  34ß 
ΧΠΙ  459  a,  Ϊ.,  adiectivuiD  autem  inulfus  extremuTn  vereue  locum 
tenere  solet  ut  IX  131  VITI  280  IX  415,  qiai  vprsus  etiam  ReTj- 
tentia  ram  eo  de  quo  agimue  aliquanhim  consentit.  Neque  in 
adiectivo  alma  offendend  am  est,  qnoTiiam  dean  etiam  iratan  hoc 
nomine  omat  Ovidine  ipse  met,  X  230  XIV  478.  Accedit  qiiod 
particiila  mc  acutior  exprimitur  eeTifentia  quam  quae  insipienti« 
videatür  eeee  Interpol  atoTiß,  cum  dieatur  quam  vis  fa«  videatnr  moti- 
ßtrum  necare,  tarnen  a  deis  Tnisaum  ukisceTidum  eefle*.  Quae 
cum  ita  sint,  non  facio  cum  iis  qui  absurdum  opinantur  htinc 
Tereum  et  Btibditivum* 

■  Neqne    magis    eornm    partes    sector,    qui   versum  Vlll  87, 

qnamqnam  iam   Pri^icianufl  altulit  VIS,    Ifi  (Hertz  p.  152)  tarnen 

ut  ßpiiriutti   damnant*.     Scylla  enim  poetquam  diu  baesitavit,  cum 

tandem  nnimuni  indiixi^set,  ut  boflti  gratum  faceret,  crinem  patri 
^  eripere, 

Η  thaiamos  tacilnrna  paiernos  1B4 

^H  intrd:  et  heu  fadfiiis  fatafi  »afa  pareniem  85 

^^^^         crine  snmn  spoltai  prmdmjuc  petita  nefmida  8fi 

^^^B        feri  secum  s  pol  tum  cetcris  (sceleris  N*)  pro-        87 
^^^ft  ^ressatjue  ρ  ort  α 

^^^^        per  medios  host  es  .  .  .  88  ,  ,   .  perrenit  ad  regem         H!» 
f  £x  quibue  verflum    87    ιπ  Μ   et  Ν  non    a   priToa   manu  ecripiuni 

fopervacaneum  et  oiFenBionis  plenum  dicunt,  quia  spollmn  non 
^B  apfe  legatar,  poRtqnam  anteceef^erlt  praeda  potita.  Quod  non 
^Precte  obici    miilti  ORtendnnt  loci,    quibue  poetae    quod    iam  itib- 

ataittivo  aliquo  notarunt  idem  postea  alio  Bigniflcaut  vel  in  eodem 

■  enuntlato;  exempla  profero  baec:  Tib,  II  5^  35:  saepc  grcffis  diti 
piacUnra  mag  ist r ο  ad  iuvenem  festa  est  vecfa  pueUa  die  Lul. 
Pbare.  II  72f>  (aequora  ,  .  man)  Stat,  sUv.  Γ  2»  59  eq*  (stratü 
.  .  .  tecto)  Ov.  met.  ΧΠ  129  sq.:  comminns  hostem  ense  pefens 
parmam  gl  α  dt  ο  .  ,  .  ,  cavari  cernit^.  Ätque  concedendum  eet 
Η  certe  poeticnm  decere  colorem  quod  accuratiue  depingitnr  virgo 
i^  domo  excedene  portaqae  progre««a  et  optima  reepondere  taciliir- 
nitati  intranti»  egredientip  velocitatem  *.     Neqiie   in  copia  verbo- 


1  De    particul»    nee    et  XIII  351  et  quae  Ebwaldius  ad  hunc  v. 
adnotavit. 

''*  quod    recte   vituperat   Magnus    Progr.    d.  Sophiengymn.   Berl. 
tl887  p.  9. 

*  of.  Vablen  prooem.  ind.  lect.  Borol.  MÜCCCl  p-  12. 

*  NaiD  lectionem  celeri»  praefero    uon  modo    quia  Prieciaiius    ob 


34«  Helm 

rum  nee  in  repetitione  vocam  ex  eadem  stirpe  derivataram  spo- 
Hat  et  spolivm  offenfiionem  ineese  alibi^  exemplie  illuRtraviinas. 
Omitto  libri  X  verram  305,  qui  intercidit  in  Μ  solo,  defen- 
ditarautem  cum  argumentis  qaae  Ebvraldias  protnlit,  tarn  versas 
ipsine  formal 

Accedimne  igitnr  ad  XII  230  eq.  qnos  omieeront  Μ  et  N, 
nisi  qnod  in  hoc  addidit  manae  receniior.  Lapithie  enim  et  Cen- 
tauris  turbantibus  nuptias  et  mulieres  rapientibus  Theseas  Eary- 
tum  compellat: 

^quae  te  vecordia*   Theseits    227 
'Euryte  pulsat^  ait  'qui  me  vivenie  lacessas  228 

Pirithoum  videsque  duos  ignarus  in  Ufw.  229 

neve  ea  maguaminus  frustra  memoraverit      230 

heros, 
submovet  instantes  raptamque  furentibus     231 

aufert, 
iUe  nihil  contra;  neque  enim  defendere  i?erbi$  232 

talia  facta  potest,  sed  vindicis  ata  proiervis  233 

insequifur  manibus  generosaque  pectora  pulsat.  234 

Versus  quos  notavimue  num  a  poeta  scripti  esse  poseint  aut 
necessarii  eint  quaestio  est.  Ac  primum  quidem  nihil  in  eis  in- 
est quod  poetam  non  deceat;  quin  etiam  quod  particula  tteve 
adhibetur  non  antecedente  ne,  id  plane  ad  usnm  Oyidianum  con- 
formatum  est.  Neque  ut  spurios  putem  versus  eo  addncor,  qnod 
verba  ille  nihil  contra  non  proxime  Thesei  orationem  sequuntur; 
quod  necesse  esse  quis  demonstrabit?  Fieri  enim  poteet  ut  poeta, 
siquid  addere  vult  quod  verbis  eins  qui  dicit  ipsis  effioiatur  aut 
quod  simul  cum  eis  fiat,  id  eis  statim  adnectat,  deinde  ad  ora- 
tionem ipsam  narrationem  referat;  cuius  rei  exempla  sunt  non 
modo  quos  alibi^  defendimus  versus  VIII  604  sqq.,  sed  etiam 
XIIl  381  ubi  oratione  Ulixis  conclusa  poeta  pergit:  ei  ostendü 
Signum  fatale  Minervae,  tum  demum  quae  ille  oratione  effecerit 
explicat:  mota  manus  procerum  est.    üeleritas  autem  quaTheeens 

id  ipsnm  versum  attulit,  ut  Femininum  adiectivi  hoc  ezemplo  illostraret, 
sed  quod,  cam  si  probamus,  ad  descriptiouem  novi  aliquid  additar  quo 
omnia  quae  Scylla  ogerit  clarius  pingantur  et  tamquam  oculis  obver- 
sentnr;  at  sceleris  videtur  exstare  lu  N,  de  Μ  ambiguum  est,  quia  ex 
Koraii  adnotatione  celeris,   ex  Riesii  praefatione   sceleris    legi  seqnitur. 

^  Festschr.  f.  Vablen  p.  347.  Cetenini  velim  comparetur  similis 
locus  Ovidianus  VII  155  sqq. 

*  qua  de  forma  diximus  1.  1.  p.  359  sqq. 

■  1.  l.  p.  363. 


Vindidee  Ovitfianae 


549 


facinus  iilcbcitur  raptamque  mulierem  in  liherlatera  vindicat 
i»ptirat  tleecribitur  et  particula  neve  qaa  quae  agit  ille  arte  con- 
iunguntar  cum  eis  qiiae  dixit  et  relaln  vereu  232  ad  orafioiiem 
ipaam,  quaei  nihil  interceBsieeet.  iTiterceseiatie  autem  nünnutla 
mihi  quidem  cum  totue  narrationis  tenor  tum  vox  tnndicis  v.  233 
videtur  oatendere;  erat  enim  paene  nece«se  de  virgine  rapta 
aliquid  addere  et  coneentaneum  amicum  prius  amici  novnm  miptam 
li berare  quam  Äagitium  pinire.  Veriiufi  denique  230  Ovidianum 
ease  colorem  oetendit  VllI  396:  talta  magnUüqnn  tumidus  wemo- 
raverat  ore. 

Eiusiletn  libri  vereue  434 — 39,  qnoB  paucia  deteriorihne  ex- 
bibitoe  11 1  non  pulcbroe  Ries  ins  oiwnino  non  affert^  reote  re«epit 
Ehwaldtus  secutue  Waeliietlum^,  qui  LurretÜ  imitatioiieni  (II 
391  eqqO  iu  iis  cognoRci  posae  arbitratus  est.  ümnee  enira 
elocutioiiee  poeticum  prae  ee  ferunt  ingenium,  ut  tolubiUtas  capitis 
pro  voliibili  capite^  crihrum  ramm^  alia.  Diiae  autem  similitu- 
dineR  ab  interpolatüre  tarn  apte  iiiveiitas  esse  probabile  noii  eet, 
Ovidiua  enepian  duas  una  attulit  quales  sant  VIII  835  eq»  III 
183  aq.  487  eq*  Neque  ex  atrocitate  descriptioTiie  argumentum 
p€tere  licet  quo  epuriam  eam  esee  deuionettremue.  Λ  η  VergiÜus 
arma  öugit  sanguine  ....  sparsofiue  infeeta  cerebro  V  413  aut 
cruenta  cerebro  IX  75Ü  et  io  ludii  hoc  deacribit;  effradoque  inlisit 
in  088a  cerehro  V  48Π,  Homerae  multia  verbie  narrat  quomodü 
eocii  Ulixis  a  Cyclope  arrepti  quasi  catuli  humum  cerebro  aeper- 
aerint,  ille  autem  tamquam  leo  edat'"^:  0?idio  lalia  putamus  de- 
Hcribere  ηοτι  licuisse,  praesertini  cum  etiam  Her.ubae  iiltiouem  non 
humane  depingat  XIII  561  sqq*?  Äc  ne  hoc  quidem  ueglegendam 
eet  quod  haec  tarn  atrox  descriptio  in  pugnae  narrntione  Lapi- 
tbarum  et  Centaurorum  invenitur,  in  qua  plus  crutielitatia  quam 
in  alÜB  proelÜH  aifenre  non  abeonum  erat.  Quod  autem  deseriptio 
tarn  taetra  etiam  eimilitadinibtie  ampliatur,  hoc  non  magie  offeiidit 
quam  quod  HoraeruR  terruiea  iiarrationiH  qua  Polypliemum  cae* 
oari  expotiit  similitudine  ex  fahrt  ofßcina  petita  äuget  ι  383  sqq. 
In  eodem  vereuuni  numero  qui  ne  commemoratione  qoidera 
digni  videntur  editoribus  est  vereua  qui  legitur  post  XllI  39S  in 
Ν  a  manu  recentiore  additOi  post  400  in  cod.  Berolin.  a  ßothio 
collato:  , 

Victor  ad  H^psipifles  patriam  rhrique  Thoantis  398 

ei  veierum  terra•^  infames  caede  virorum  399 

*  de  similitudinibus  Ovidiau.  p.  8H.     Wit»ii  1883, 
«  Od.  IX  289  »qq. 


transiit  et^  tandem  portu  votoque  potitus 
vela  dai  ut  reßrat,    Ttrynthia  tela^  8a^itt4t3*  400 

qnac  poHiquam  ad  Graios  domino  conutante  revemt  eqs,  401 
l'iito  autem  verbuuj  illum  iioii  tarn  probier  elucutiojieüi  aut  offen- 
eionem  ij^uaudam  damnatum  eeee  quam  quia  non  euo  luco  in  libria 
legebatur.  8ed  ei  ut  oculie  propoetiimus  ]>08t  v.  899  legebatur, 
quid  landem  io  eo  otfeüsionin  reperiet  qyi  poetae  eermanem  a 
copia  irerborum  miuiui«  abborrenteai  cognilum  habebit.  Keqoe 
tamen  proreus  abundare  euiu  existima^  quod  quo  modo  Ulixes  ea- 
gittas  Her€ulie  adeptue  ait,  adverbio  tandem  ita  deacribit,  ttt  non 
fttcile  illi  quod  in  animo  babebat  contigiese  aigniBoet.  QQod  ai 
quia  recordalur  oratitjiiie  illiue,  qua  se  Pbiloctetae  quamvis  ipai 
susceimerut  pereuaaurum  eaae  ut  in  gratiam  ouiu  Graecie  rediret 
Ulixes  audaoler  cou&rmavit  (XIII  328  —  3^6),  paene  neoesHariam 
fuit  poetaiü  banc  difEcultatetn  upo  verbo  saltem  attingere,  prae- 
BGiiim  uum  siguilicaUoni  Lemiii  insulae  in  qua  nibtl  hic  ponderis 
iuerat  uimie  copioae  tluoe  tribuiseet  versus.  luitno  descriptto  inter* 
poeito  illo  verHU  proreus  colorein  Homericum  jirae  ne  fert.  Elo- 
cutionem  autem  Ovidiaiium  esae  docent  hi  loci  XIII  251  captivo 
vktor  roit^que  potUm  IX  313  XI  265,  527,  Quare,  modo  rectum 
ei  locum  attrtbuaii,  nescio  ao  huuc  quoque  verauju  genuinum  eeae 
iudioes. 

Haereo  tarnen  atque  maxime  baereo  in  vereu,  qui  in  Κ 
Pol^rpliemi  precibtia  additur»  ubi  Galateae  ne  corpus  suubi  hir- 
tuui  rtifi/rmidet  supplicat  et  exemplis  tiirpitudinem  minuere  studel: 

(urpU  sine  frandüfus  arhor,     84t> 
iurp^  pecus  muiilumf  nemua  est  absque  * 

arbore  turpe, 

turpiB  equus  niai  cclla  iubae  fiüveniia  veUnU  847 

ßluma  iegit  volacreSy  ovibus  sua  lana  decori  esd         848 

barba  viros  hirtacque  decent  in  corpore  saciae,  M^ 

Ac  de  V.  848  antea  prüscriptOi  quia  argumetitationi  Magni  fidem 

habuit  noviseimus  aditor  ut    eum   in  textu  relinqueret,    dieserere 

flUpereedeniuB.    Sed  prior  ille  quem  noti  aigut^carunt  nuniero  offen- 

HioDes  plures  continet    et    ei  vereum  ipsum  examinee    et    ai  eam 

com    antecedenti    coniungaa»     Nani    diaplicet    poet    yocem    arbor 

commem oratio    Demoris^  ,  quamquam    iolent  poetae    poet  singula« 

arboree  silvas  afferre  aut  nemora    ut  Verg,  ecl.  III  50  Ov,  raet. 

II  407  sq.  XI  46  eq.  oeque  proraus  ineptum  erat  addere,  ut  arbor 


1 


^  Baue  leotionem  praefero  ei  quae  in  Ν  legttur:  trannerfU  tandem. 


Vindiciae  Ovidiaoae 


351 


I 


fronde  carenH  nun  pulchra  eseet,  ita  nernus  *  ei  arboribus  careret 
eeee  vile.  Quin  etiam,  cum  iiemora  ad  arbores  quae  autecedtint 
referatitur,  Älexandrinüruai  üBtim  cognoecae  qualie  exetat  apud 
Tboocr,  X  30.  Xeque  gravior  ütTetisio  in  eo  iüeet  quod  mutilae 
boves  dicuntur  capillis  privatae^,  praedertira  cum  verba  turpe 
pecus  mitiUum  eandem  vim  praebeaiit  Ov.  arL  am*  IIl  219,  Qua 
ex  repetitione,  ,cum  soleat  Ovidius  ea^dem  verÄUum  partes  iden- 
tidem  adbibere^»  nescio  an  credas  aliquid  Bubgidii  accedere  versui. 
Sed  summa  restat  difficultas;  neqiie  t'iiim  praepoailione  absque 
poetam  illiua  aetatis  uti  potniefle  Bueclielerue  monet  et  qui 
exetnpia  circumspiciet,  vel  in  pedestri  sermone  rariesimum  et 
admodum  dubium  esae  eins  U9um  coiiüedet^.  Q,uare  qimmquaoi 
verans  forma  artem  Ovidii  redolet,  cum  idem  verbnni  primo  atque 
extremo  loco  legaturT  tarnen  vix  fieri  potest,  quin  adulterinum 
eum  puleniUB  et  pactum  a  aoriba  quodam,  qui  ex  parte  turpe 
p€cm  mutiimn  propter  simile  argumentum  adacripta  integrum  effi- 
cere   voluit  Teraum^ 

Maiore  autem  licentia  viri  docti  sunt  nei,  cum  tot  veraua 
onininm  libroruni  auctoritate  defenaos  in  euapicionem  vocarent. 
Uuofi  Liunctoe  ut  enumeremus  et  tractemui  fieri  nequit,  praesertim 
cum  dooti  plerique  quaai  libidinem  quaudem  delendi  seouli  aint 
tie  conatu  quidem  facto  interpretandi.  £legimaa  igitur  eoa  potia- 
aimum  locos  quos  plures  et  ei  qui  in  bis  studiis  diu  fuerunt  oc- 
cupati  alieria  manu  invectos  eaae  cenauerunt.  Exordium  autem 
eumemus  a  III  249  sqq.  Actaeonia  enim  de  aeelere  et  poena 
quae  legitur  narrationem  bia  veraibus  nunc  concludunt: 


*  NemuB  enim  locum  dumetis  sentibusque  impletum  et  cflmpos 
significare  poese  Festue  videtur  docere  p.  l^iO,  27  {Tbewrewk);  cf.  Ov. 
met.  1  5*1 7* 

^  et  Nemesian,  ecL  HI  33    Plaut.  Capt.  2Gi)    Mil.  768    Pera.  8^. 
^  cf.  Lueueburg  de  Ovidio  eui   imitatoro   Jona  188»;    etiam  sine 
frnndihus  arbor  repetitum  est  met.  XllI  Γι89, 

*  cf.  tbes.  Hug,  Lat.  Ι  lH5  sq.;  quamquam  et  Cicero  semel  ea 
particula  nmn  esse  mihi  videtur  et  invectivae  iu  Cic.  auctor,  quam 
IteitzeneteHiiua  et  ScbwarLs£iU8  anno  fere  a,  Chr.  54  acriptam  ea»e  con• 
ieceruDt  (Herrn.  XXXIII  87  ?qqO-  Ac  ne  Lucani  quidem  Phare.  VI  152 
oxtra  dnbitiitionem  esse  puto»  quia  qui  melius  eenteottae  aalisfaciat 
versus  vix  cogitari  potest. 

δ  Oraiait  idem  facere  scriba  νΠίίΐΠ,  cum  verba  loci  explanand 
cauaa  ad  scripta:  venit  ÄtttlanU  Schoetid  {vd  Schoemia  ut  legitur  X  609) 
pulcherrima  mrgo  noo  mutaret;  quod  exemplum  monet  ne  nirais  inte• 
gros  verauB  ioterpolatoa  investigemut. 


Uelm 


250 


253 


undique  eircumstant  mersisque  in  corpote  rostris 
dilacerant  falst  domwum  suh  ima^ine  ctrvi. 

Um  iiicipit  nova  narratiu  quam  sie  exorditnr  paeta: 
rtmior  in  ambiyuö  est  ι  aliis  vioktttior  aequo 
Visa  dea  csi^  alii  laudant  eq». 
QtiiljTis  verbiß  qiiae  dea  eignificelur  loce  ckrius  ent   ex  eie  qiiae 
anteceduet,    iit   nemo  fere  causam  inveiiire  possit    cur  notnen  ip- 
Hum    neceeee    sit    addere,      Attamen    Lane    caiieatn    alicui    fuisee 
Hauptius  putat  addendi  boa  duoa  vereuBt 

nee  nisi  finita  per  plurima  vulnera  pita        2Si 
ire  pharetratae  fertur  saiiata  Dianae,  252 

Qüi  versus  eo  quod  r.eonini  diRuntur  in  euRpicioneni  ^rftveni  cum 
voeari  videaniur,  boc  priiiium  obRervandum  est  iieque  Ovitliuni 
neque  alioe  eitiemodi  versus  omnimodo  vitaese;  cniua  rei  exempla 
ex  Vnlerio,  Flacco,  Slatio,  Lucano»  Lucretio,  Vergilio,  Propertio, 
Ovidiu  coUegit  P.  Langen  iii  editioni»  Valerii  Flacci  pag.  24 
et  570.  OvidiüB  quidem  exblbet  versus  Leoninoe  quo»  vocaiiI 
uict.  VI  247  am,  II  5,  31  arr.  am.  ί  59  ber,  VIII  27.  Quare 
fie  XIII  378  quidem  damitandue  mihi  videtur  aticiqain  boniia, 
iii&i  quod  vereui  Leonino  Binittm  est:  $i  Troiae  fatis  aliqnid 
restare  puiatis.  Qni  vereUR  quamquam  verborum  copiani  adfert 
or&tioiiit  aententiartiiu  tenori  tarnen  iit  in  per  η  ratio  η  e  aptissimus 
eet,  quia  Ulixea  Graeoie  ut  ^ai  recordentur  non  f^ade  perauadere 
poeee  sibi  videtur.  Accedit  quod  poeta  eaepiaeime  tria  componit 
enuntiata,  ut  Circe  exclamat  XIV  356  eqq.; 

si  fmdo  fm  novl,  Η  non  etHiuuii  omnis 
her  bar  um  niriuSt  si  non  mea  rarmina  faUtmf. 
Sed  redeüiiiuB  ad  vereuB,  quoe  tractaturi  eramue,  Dilacerandi 
enim  verbum  cum  non  eatia  mortem  eigniiicÄret,  ut  mihi  quidem 
videtur  aptisBime  addidit  poeta,  quamquam  neceBBarium  non  erat 
addere,  deam  non  antea  poena  acquieviese  tiiei  postquam  vila 
eius  evanuieeet;  et  quibue  Haoptiue  offenditnr  verbig  pi^rima  per 
vulnera^f  ea  quam  maxime  decent  poetam,  ulpote  qui  Procnen 
eimiliter  minaiitem  faciat  VI  Ci7,  praeserlim  cum  eo  exaggeret 
iram  eaevitiamqüe  deae.  Sed  etiamsi  quod  nego  borum  vereuum 
eadem  eit  senteutia  quae  antecedenti«,  tainen  constat  poetam  ut  rhe- 
torum  diBoipulum,  qua  est  facultate  narrandi,  quo  uberiui  rem 
illuatret  daepisRiroe  eaadem  einiili   modo  ponere  seDtenttaB*. 


*  of.  V.  III  237  iam  loca  OvJnarihus  äesuni. 
»  cf.  X  722  aq    VIII  4HH  sq.  X  215  aq.  614  iq.  XI  70ö  eqq.  al.; 
quare  iDiuria  PoUiua  X  bH  sq,  delevit. 


Tales  autem  conolueionee  alÜR  quoque  loeie  viris  doctie  au- 
Rpectae  Tieae  saut,  Velut  eodem  libro  Kcbo  poeta  βπιογθ  pereun- 
tem  fiTJgenR  eiiri«  vexatam  omnem  rorporif*  siiciim  ami*iiBs*?  dicit: 
rnx  nmnet^  ossa  fei^mf  lapidis  frazvissf  figuram  v.  399.  Sequun- 
inr  dno  vereue  ab  Heineio  primo  damnati: 

inde  lafet  s^fJri^  mflloque  in  monte  videfur:  4Öfi 

mnnihus  fn((fiitn\  somis  est  qui  vivii  in  Hin,  401 

Qua«*  verlm  novi  quit'tiiuim  affttrre  tieganti  non  pmrsns  buo  ime 
ut  f*go  jndico/  Nam  ad  concladendam  totam  banc  liarrationem 
aptum  erat  commemorare  et  Echo  lam  necessario,  non  sua 
aponto  nt  ante  in  eil  via  vereari  et  ab  omnibus  illara  audiri,  quam- 
«|uam  f]iiia  vox  sola  remansiBBet  videri  BOn  posaet  *,  Ät  verba 
quae  «int  inde  lafet  silvjs  non  tnodo  inepte  ex  eii  quae  antece- 
dant  V.  393  spreta  lotet  silms  deaumpta,  aed  etiam  nulla  arte  ad 
priorem  versum  addita  esRe  dicunt.  Alteram  tarnen  offen sianeui, 
»i  quie  tanti  faf^it,  tollere  licet  ita,  ut  cum  Botlxio^  iacet  eoriba- 
niua,  quainqnam  neceRee  eaee  nego;  altera  nibil  valet  omnino^  quia 
ad^^erbinm  quod  est  inde  Bignificat  temporiB  moTnentiiTn  η  quo 
quid  factdm  eat;  quod  dos  interpretanmr:  aeitdem^  Simillima 
eat  enim  conclunio  narrationia  Hippolyti  XV  545  eq.:  hoc  netnus 
inde  colo  eqg,^  siniiilimus  locus  Horatiami«  aat,  Ϊ  B|  3:  detts  inde 
epo,  Sententiarum  vero  conexum  quo  inter  ae  opponuntur  enun- 
tiata  nuUoqtie  m  monte  videlur  et  omnibus  audiHir  et  verba  ipaa 
vii  poeta  indigna  esBe  conteudaa;  neque  causa  iriterpolandi  in- 
veniri  poteat. 

Libri  quarti  versus  extremoa  omitto^  quia  qwomodo  expliflari 
poBBeut  Hauptiue^  cum  eoa  in  auapicioneui  vocaret,  tarnen  ipae 
dopuit;  qQamquam  mihi  verieimiliuK  videtur  eaae  poetaui  non 
eatis  memoria  tenuisse  non  se,  sed  Perfleum  loquentem  tingi,  quem- 
admodiim  libro  XV  Pytliagoram  res  enarrantem  feiiit  ab  eiua 
aetate  alienas^     Uifficillima    autem   quaeatiu  est  de  VI  294.  ab- 


^  Neque  intercedit  quicquam  diecriminia  int^r  vemus  399  et  400, 
quoniam  ossa  quae  commemoravit  poeta  quo  mngie  traneformationem 
ad  corporis  humani  natnram  formaret  ut  conapici  poterant»  ita  cum  in 
lapidem  muiata  vox  qune  sola  supererAt  deaeruieset,  non  aguoecebantur ; 
Echo  igityr  ex  voce  eola  coostabat  quam  oculis  peroipere  uou  licet. 

2  Vindiciae  Ovidianae  p.  27, 

^  Eadem  interpretatio  Fleckeiaeno  cadere  videtur  in  Ter,  Heaut. 
I  1,  V.  2. 

*  cf.  Ebori  Anacbroniemus  in  Ovids  Metimorphosen  Ansbach, 
Progr.   1HH8  p.  33  sqq. 

Rhein.  Mai.  f.  Fhüol.  N.  F.  LVI.  ^3 


4 

I 

i 


354 


Helm 


surdo  illo  quidem  et  eupervacaneo  ut  Hauptio  videtun     Sequiinr 
eniin  veretiR  quibiis  mors  filiae  Niobee  deacribitur: 

alfera  fißlari  mtsetam  romifa  parentem  8OTJ 

ronfirtiit  finhifo  dnplii^attjque  rulnet'c  raeco  mt  SWi 

vereiifi  qui  in  Μ  ©t  Ν   legittir  talii: 

oraque  compresait  nisi  posiquam  Spiritus      SM 

ibatj 
in  Latir.:  fl 

oraque  nun  prtssit  nisi  po  st  quam  Spiritus  ^j?#i. 
Quj  verens  licet  abgurdue  mt,  tarnen  spuriuene  recte  pntetnr  du• 
bito,  quta  naneam  non  cognoeco  cur  neeeio  qüie  ineptum  addi-  fl 
derit.  Bententia  igitur  eruetida  eet  quae  ei  subest,  Ac  primum 
obeervanda  eet  elocuti*j  qtiae  eet  posfquam  apiritus  iboty  quae 
minime  Interpol utorera  reeipit;  ac  potius  poeta  digna  est  qoia 
verbiim  eundi  nulla  voce  addita  ueurpatur  pro  verbo  abeundi  vel 
decedendi,  nt  Ovidiiiß  ipse  annos  ire  dicit  art.  am,  Π  663  ΠΙ 
62  aut  dieni  Plaut,  ßaccb.  1203  aut  Lucretios  III  526  bomineeh 
poeticii  autem  eloctitio  etiam  idciroo  videtur,  qaia  partioula  quae 
est  pusiquam  cum  tempore  imperfecto  couiunuta  est.  Uuod  legimna 
Ov,  met,  I  113  sq.:  pusiquam  , .  ,  suh  love  mundus  erai^  XI  717  sq*  fl 
CatulL  50,  15  Verg.  ecl.  I  28^,  quibue  locis  nimirum  rem  quae 
verbo  exprituitur  etian»  tum  durare  iigniiicatur,  Quae  significatio 
ne  ab  boc  quidem  loco  abhorret.  Huuc  auteui  ueum  quam  non  U 
cognitum  liahuerint  interpolatoree  ex  codicta  Laur.  lectione  ap- 
paret,  in  quo  ut  tempua  imperfectum  emendarent  verbi  formam 
e:eU  poeuerunt«  Hoc  tarnen  conatat  posteriorem  vereue  partem 
miuime  cum  priore  couiungi  poaset  quia  vix  credemue  Oridium 
particulam  nisi  adhibniHse  omieea  particula  ncm,  qui  u«ub  cum  ne 
in  alüs  quidem  ecriptoribui  concedi  Hoteat^  tum  a  verbomm  co- 
pia  Ovidiana  maxime  aliena  e§t.  Quare  in  Laur.  aliquis  non  ef- 
fecit,  cum  comjn-essit  mutaret,  earo  eci licet  secutue  opinionem  qua 
nuDo  quoque  elocuttonem  quae  est  ora  compressit  idem  signiHeare  ■ 
putant  atque  eam  quat  fkut&cGaii  conticuit  Sifbito*.  Quod  ei  verum 
esset,  Tiulla  relinqueretur  dubitatio  quin  esset  interpuktus  yersus. 
Unde  elucet  aliud  significari^  quamquam  ne  ego  qui  dem  certo  af* 
ilrmare  poseum   quid  expriraere  voiuerit   poeta.     U*iamquam    non 


^  of.  quae  Munro  ad  hunc  locum  adnotavit. 
«  cf.  Draeger  Riet.  Synt    Π  5H7. 
«  cf.  Drakenborch,  ad  Liv.  XXXIV  U\,  1. 
*  cf.  Ov.  met.  IX  Γ.92,  7ii4  XIV  779. 


Vindiisae  Ο  vidi  an  ae 


Tiaeiiito  utram  ora  eam  comprimere  manibuB  aunonno  (iolore  vexatam 
dicat*  an  ore  humiitD  puleare^;  utraque  enira  interpretatio  eo  iio- 
miTie  improbanda  videtnr,  quia  in  altera  nianuain  significatio  deet- 
deraliir,  in  altera  accuaativa«  ora  oifendit.  Hoc  autem  pro  certo 
habeo  aut  duas  versue  294  parte«  aut  vereus  293  et  294  integ^ros 
non  ita  a  poeta  conexos  sed  neglegeiiter  omiesie  fionnalliH  verbis 
a  librario  esse  conglutinatOH.  Quod  si  circuinspicimufe  quid  poeta 
exponere  in  animo  babuerit,  pietatem  filiae  eum  laudibus  efferre 
cognoscimuß,  nt  qua  solet  arte  scaenam  qua  misericordiam  com- 
moveat  descriptioni  admodnm  terribili  ineeraL  Quam  scaenam  si 
non  pluribus  ainplificaHset  versibne,  mirareHiur*  Quid  auteiu  ad- 
dere  pofuertt  ύ  quis  quaerat,  eutn  ad  aiios  revoeo  locoe,  quibue 
lingna  mortnornm'  ant  Ungua  absciea  moveri  perrexiese  dicitur^. 
Similiter  Ovidius  boc  de  quo  agimus  loco  narrare  potuit  filiaiii, 
quaraquam  vulnere  icta  contiouieaet,  tarnen,  quasi  matrem  conso- 
lari  pergeret,  linguam  movisee  oeque  aperttim  babuisse,  dum  spi- 
ritue  membra  relinqueret»  Q,uae  sententia  loco  eubeeeet,  ei  haec 
fere  a  poeta  scripta  esBent:  duplkataqne  münere  caeco  est;  (nee 
tarnen  omisit  linguam  misera  illa  mütyerr)  oraque  com- 
pressiij  nisi  p,  sp.  i.  In  quo  eententiarum  tenore  particula  que 
minime  oflTendit*,  quia  artiseirae  inter  se  cobaerent  duae  enuutiati 
partes  pe  η  denies  ab  eadem  particula  negativa«  Qua  re  quamquani 
extra  dubitationem  vix  poni  posse  buuc  locum  non  ignoraraue, 
tarnen  videtur  praestare  vereibua  divinando  et  supplendo  patroci- 
nari  quam  delere  verba  temporum  iniuria  corrupta. 

Non  dicEim  de  v.  VII  145  sqq.  qnos  uptime  interpretando 
tiefen dit  Gierigius  neqae  operae  pretium  est  de  v.  IX  179  et  729 
dispntare  ab  Ehwaldio  receptis  et  ab  aliis  defeneis^,  At  v.  XI  293 
quia  etiamnuno  sunt  qui    ab  Ovidio  abiudieent  accuratiue  traota- 


^  üt  dolore  comraota  Euryclea  κατέ€χ€το  xcpci  ίτρόειυπα  Od,  XIX 
IMjI  et  lacrimantem  aaepe  vultum  se  compreesisse  ait  Cat.  LXVI  SO: 
cf  Sittl.  Gebärd,  d.  Griecb.  u.  Rom.  p.  275. 

2  üt  Vergiliaoue  ille  Aen.  XI  ß68  sq.  cadit  aique  cruetUam  mandit 
humum  (cf,  Aen.  X  488  sq.  Xl  41H  Ov,  met  V,  84)  atciue  de  ßyblide 
ecripeit  Ov.  met.  IX  650  sq.:  dura  positis  trllurft  capülis  BtfhU  iaces 
ffondeaque  iuo  premis  ore  caducm. 

a  ef.  VI  557  sqq.  XI  52. 

*  Exempla  buius  usus  quo  negatio  continuatur  per  particulam 
ei  aut  que  ex  liue.  de  IfbIL  civ.  carmine  congcsait  Fraucken  ad,  v,  11  40 
et  in  inditie  β    v,  mgaiio\  cf.  Dr.ieger  Hiet.  Synt.  Π  ρ,  5  sqq. 

δ  cf,  Magnus  in  Fleckeis.  auo.  1894  p.  783  sq. 


«et] 


btaift,  DaedaÜoTiis  efilm  sortem  dam  Darrst  Ceyx  ιτβ  4}umiUv 
ferod  et  rmdeli  tignificftU  eic  dtcere  pergit: 
rir  fuit  et  —  tanta  e»t  anim 
arer  erai  heUoqHe  ftrn,t  ad  rimque  poraius. 
Qnoii  verfloi  cxim  DOti  rectc  intellexiiiee&tp  fadUimam  ingrescai 
ffiml  v'mtn,  ot  ecilicet  priorem  delerent*  8cd  daplicil^r  com  an- 
tecedentibofi  cohaeret,  qiiod  altera  pars  illie  oppooitor,  ultera  com• 
parationexD  affert.  £tenim  neceeaarta  »ant  yerba  rir  fuU^  qaia 
hominis  eigDiücatio  recjuiritur,  ut  VIII  '»80  Achf^loaet  pontquam 
iimiila«  oateDdit,  verba  opponit:  Naides  hat  fuerant^,  et  recte 
progreditar  Ceyx  α  deecriptione  naiverea,  qoa  hominem  illnm 
ftiiaae  dicit«  ad  ingenii  eius  explanationem,  commottiB  »dllcet  v^erbie 
qoae  modo  fecit;  forsifan  hane  t^olucrem  rapto  quae  ntnt  et  omnes 
ierrei  apts  semper  pennas  habuisse  puietis;  cmdehtatem  igitar  et 
ferocitatem  in  Daedaltone  iam  tum,  ctim  human  am  haberet  figaram, 
inme  expotiit.  ianlum  autem  ύ  legitür  pro  tarn,  in  eo  minime 
offendendum  eeee,  licet  ramn  iit  neue,  docent  Verg.  g^QTg,  IV  101, 
Hör.  «at,  Π  3^  306  313,  Lygd.  IV  h\\  qnamqiiam  ego  oonfiteor 
maiirne  mihi  arridere  coniectnram  Fubbü  et  Kiesii  qua  iam  tum 
acribendam  t%%n  ceneuemot,  quod  prorane  deeideratur  temporis 
eignificatio  at  XIV  758  gq.  vel  III  345:  nymphis  iam  iunc  qui 
passet  amari^,  At  in  eo  haerent  qnod  tempore  mutavit  poeta, 
etim  iiixta  potieret  rir  fuii  et  acer  erat\  quam  rem  nihil  valere 
iod©  apparet  rjuotl  paulo  infra  jdem»  ut  fratrum  ingenia  diversa 
depingereti  cauea  non  ex  grammaticorum  legibus,  eed  ex  metri 
neceatitate  i^umpta  varüs  temporibus  etripiüit:  pacis  mihi  eure 
fenendae  coniitgiique  fuit^  frafri  fern  belfa  plarrhant;  eimilee  loci 
■unt  XII  127  ViU  583-585^.  Ne  tamen  mirum  videatur  quod 
avii  viri  indolem  eervavent,  ideo  Ceyx  ipee  eententiam  addit 
qwae  est:  tanfa  est  animi  cmsfantia,  qiiae  toto  Rententiaruro  tenore 
falHo  intellectci  ut  tanium  unt  hm  (um  quod  sequi  tu  r  in  qumttum 
inularent  nonnullo»  librarios  adduxit. 


1  Qua  re  BeuLlei    coniectura    cetCroqui  \ix    probabilia   refutater, 
qiii  omisit»  priore  verau  in  p{>steriore  ex  acer  cffecit  frafer, 

^  quare  etiani  XIII  ίΐ20  probabiliua  Tiiihi  vidctur  eum  deterioribus 
et  reoentiore  mann  codicis  Ν  legi : 

ante  tarnen  mortnU»  erntn^  sed  »cüicet  o/iw 
dediii4S  aequoribus  iam  tum  exercehar    in  ti/t>, 
praeiertim    cum  quam  levis  bü  omündatio  appareat.     cf«  Hiblieck  Pro- 
legom,    in  Verg.  p*  24 (ΐ  Grau  de  Ovitlii  inet    c  *d,  Anipiou,  ρ.  13  η, 
^  of.  Feateobr.  f.  Vahlen  {>.  llbb. 


VindioftG  Ovidiati&e 


357 


XI  714  fjueni  versum  aiitea  in  suspicioTieiD  voßaverant  a 
Madvigio  Quintiliaiii  loco  (ioet.  or;  XI  2,  17)  allato  ita  purgatue 
est  ut  nun  eit  quud  eutidem  dentio  tranteraoR;  neque  euhBiBtemue 
in  XIII  230  et  295,  quo«  quaniquaui  oninee  exbibent  Codices 
Korniüe  aut  so] üb  atit  oiim  Bentleio  temerario  mdicio  delendoe 
esse  rattis  est,  eatie  eis  quideni  a  novieRimo  editore  deieiieiB. 
Maxime  autcra  intricata  est  quaestio  de  v.  ΧΪ1Ι  ü82  qui  ab  Heineio 
proecriptu»  ut  valde  depravatue  aut  adukerinue  ab  editonbae  pte- 
rifique  oiuittitur,  iniuria  videlieet  quia  ratio  poptulat  ut  versus 
depravatus  canieettira  eaiietar,  iion  deleatnr.  Legn iitur  eDim  in 
armorum  iudicio  ülixie  verba,  quibue  ürimen  quod  propter  Philo- 
otetam  deaertum  Aiax  ei  conflavit  ita  infiriuare  sfcudet  ut  patriae 
inde  quod  ille  deaertus  esset  nihil  periculi  imminere  dicat,  quia 
dälu  et  aetutia  tarnen  aagittas  eius  eibi  paratorus  sit; 

ms  licet  infestua  sociis  regnique  mihiquej  328 

dnrc  Phiioctete,  licet  easecrere  meumque  889 

äevovcas  sine  ßne  caput  cupiasque  dol^nti  330 

me  tibi  forte  dari  nostrumque  haurire  cruurim  331 

Hique  iui  mihi  sie  ßat  tibi  copia  nostri:  332 

te  tarnen  adgrudiar  mecnmque  re4ucere  niiar  SaZ 

lange  furmidine  pulsa 
solkrti  pedore  fidus 
nee  iniUtm  spero  reUnqtmr 
iafnque  tuia  potiar,  faveai  Fortuna,  sagiitis  eqe.  334 

De  V.  333  quem  neceBearium  esöe  particuJa  que  v.  334  demon- 
str&t^  q^naestio  est  diffioillima  et  de  qua  vix  aliqua  cum  proba- 
bilitate  discerna»,  quia  niature  tnincatus  et  pluribus  modie  videtur 
auppletus  esse,  uisi  hie  quoque  pluree  exatant  recenaiones  poetae, 
Eum  autem  qui  antecedit  eauo  iiidido  Ehwaldiaa  servavit,  quam- 
quam  euiu  noii  «atis  recte  ut  opinor  interpretatua  est;  putat  euim 
particula  ΐίί  idem  siguiiicari  quocl  supra  verho  qutjd  est  licet  et 
verba  tut  mihi  et  tibi  n&stri  in  uiio  posLta  esee  enuntiato  ad  eau• 
dem  rem  exponeiidam  per  liguram  quam  dicuot  άντιμεταΡολήν, 
velut  Ciiieru  pro  Caelio  32;  80:  conservate  parenti  /iii«m,  paren- 
iem  filio^,  particulam  sie  autem  legi  pro  integro  enuntiato  quod 
eei  ctim  res  ita  se  hübeant.  Verum  et  illa  figura  hoc  loco  ratioue 
earet^  cum  non  contirmet  fieiiteiitiam,  sed  prorsua  turbet,  ueque 
particulae  licet   et  id  recte  particula    que  couiunguntur  quod  non 


*  cf.  Volkitiann  Rhetorik  d  Griecbeu  u.  BÖmer"  p,  488  cf.  Plaut. 
Cafi.  2  Aul.  584  Aeiu.  456. 


858 


H(!lin 


eadem  vis  eie  eubeetV     Atqae  ei  Yersum  ipsum  examinamoe,  puta 

vix   queniquam   dul>italiiriim     e^ße  opponere   inier    ee  verba   quae 

sont  u/  iul  mihi  et  sh  tibf  nostri^^  ut  ea  eificiatur  sententia  qaa 

rei  factae    ab  Ulixe    res    ficta  adiungatiir;    orans    igitur    iingitar 

Philoctetes   qaod    idem   Polypbermif*  cupit  XIIT  862;    moda  copia 

detur^j   ut  ecilicet  eadeni   in  ülixera  eibi  licentia  praebeatnr,   qua 

antea  ab  ilto  tractatuf^  »it.    SuMmam  enim  prae  se  fert  audaclam 

ille  bomo   verButue,  cutn  ne  »ie  quidem  se  dubitare  simulet  quin 

astutia  Biia  e  periculo  evaeurue  iUnmque  in   castra  reducturue  elu 

Sed  in  ambiguo  eet  quo  modo  illud  enuntiatum  cuius  eeuteutiatn 

eruiflee  nobis  videmur  cum  antecedenti  cohaereat,     Equidem   roni- 

cio    id    pendere    a  verbo    cupms   v.  330|    nt    baec    fiat    eententia 

^etiamei  oupiae    me    tibi  tradi    ut  »anguinem  bauriae    et  tibi  po- 

teetatem  fieri  Ue  me  decernendi,  sicut  ipee  in  Graecorum  contione 

de    te    conatitui  .      Qua    in    interpretatione    neque    particula    que 

offendit    neqne    construetio    mutata,    quia  eupiendi    verbum    π  od 

modo  infinitivum,   sed   etiam  particulam   uf  aut  ea  omiesa  coniunc* 

tivum   regere  potest,  eoque  ininue  quod  denuo  poeta  elocutionera 

mutavit  mirandum  eet,  quia  nova  eententia  et  ea  gravis  additur^, 

Non    recttug    yiri   dooti   quasi  volaptate  quadam   graesantea 

Baevierunt  in    versue    qui    primi    sunt  Ovidianae    de  Troia  capi 

narraHoni« ;  reverso  enim  Ulixe  cum  Pbilootetae  eagittie 

imposita  est  sero  (andern  tnanus  ultmm  hello: 

Troia  sipttid  Pr'iamusque  cotiuntf  I^-iameia  coniunjc     404 

perdiäii  infelLt  hominis  pmi  omnia  formam  405 

externasque  novo  fafratu  ierruU  aaras.  106 

longus  in  atiguslnm  qua  dauditur  Helkspontus  407 

Ilion  ardebat  neqtte  adhur  cutisedcrai  ignis  408 

exiguumque  senia  Pt^lami  lovis  ara  crnorenx  409 

conhiberat  Iractisqne  (K  tractaque  M)  comis  antistita 

Phoebi     410 
non  prafeeturas  tendebat  ad  aeihera  palmas,  411 


*  Nam  pro  verbo  Heet  facilUme  ponau  qtmmvist  ut  autem  si  illiue 
¥iri  docti  aequimur  interpretationem  potiue  pro  ai  posituni  e«t,  quia 
priur  pars  enuntiiiti  ree  quae  fimit  continet,  posterior  rem  fictam. 

*  Similiter  inter  ee  opponimtur  verba  Flaut.  Aul.  ^0*>, 
»  ul\  m  391  Xll  2(;5. 

*  Quam  dicendi  rationem  otiam  apud  Cicoronem  inveniri,  cum 
iuterdum  ab  iufinita  oratione  ad  coniuntitivutn  tranfltretur  aut  contra, 
Madvigiu»  ad  Cic,  de  fin.  V  9,  ^ft  adnotavit  et  exemplii  illustravit. 


Vindicae  Ο  vidi  an  »β 


359 


Quibuß  ex  vermbns  Bentleius  404 — 7,  Ehwaldins  404—7  et  409 
—  11  (nain  MerkelitiTn  et  Korniiim  409  — 17  damnawtee  omitto  ^) 
delefiiloö  eme  putaverunt^  qnamqnam  caueae  non  eatis  eos  adiu- 
vanfc  manifeetae,  Friore»  enim  versus  404^ — 7  ob  eara  caueam 
adulterinos  iudicaTit,  qiiod  arg^umentum  praebeant  earum  qaae  se- 
quiintnr  rerum.  Ät  omnia  optiDie  inter  ee  cotiexa  esse  ^demue; 
nam  qiiod  dixit  poeta  eero  uttiraam  manam  bello  impoeitam  ύβΒβ, 
id  pofttulat  ut  brevis  flescriptio  addatur  qua  Troia  cadere  dica- 
tnr;  cum  ürbe  vero  artiesime  coniunctus  est  rex»  aicut  apud  Ho- 
mernm  Ζ  448  eq,,  ut  optime  aequatur:  Troia  sirmd  Priamusque 
caduni;  Priarai  denique  commeui  oratio  qaid  mir  um  quod  graviue 
Hecubae  fatum  in  memoriam  redigit,  qoae  non  modo  mortua,  eed 
etiam  rautata  Bit.  Neque  in  elocotione  est  quo  offen darie^ 
Quare  etiam &i  quae  infra  aceuratiuB  enarrantnr  eomplectuntor  hi 
veraus,  tarnen  ob  eam  causam  non  eecludendi  erant,  ne  »i  nullue 
quidem  alias  exstaret  Locus  quo  poeta  breve  argumentum  earum 
quas  relaturus  esset  rerum  praemitteret^.  Sed  prinsqaam  res 
ipaas  narret,  poeta  tempue  accuratiua  circumscribit  quo  factae 
eint,  sicut  terapuB  deßnitum  est  in  AotaeouiR  fabala  ΙΙί  143  sqq.; 
quod  fit  versibüs  qui  sunt  Uion  ardebat  eqs.  Qua  in  re  certe 
unua  BatißfeciBBet  versus;  sed  neminem  fugit  Ovidium  etiam  eas 
qnas  omittit  res  tranecurrendo  comraemorare  eolere,  ut  νίχ  mirum 
Sit  quod  quomodo  Priamus  mortuue  et  CaBsandra  traotatu  sit 
paucis  verbis  exponat.  Q.uas  res  quin  referret  paene  fieri  non 
potuit,  quia  qui  Yergilium  legerant  brevem  earum  rerum  mentio- 
uem  cum  fiagitabani,  Äpparet  igitur  eum  Aeneidis  narrattonem 
ita  eecutum  esse  ut  paucas  rei   et  eas  quidem  quae  cum  poetam 


*  Hanc  etiim  sententiam  versut  ipsi  qui  iam  alt«r  alterum  exci- 
piunt  referiere  videntur:  Uion  ardebat  neque  adhuc  conseäerat  ignis^ 
iamque  viam  tntadet  bortaSy  quia  celeritas  qua  Graeci  profecti  estent 
a  poeta  praedicari  nee  debcbat  neque  uUa  cum  ratio  ae  poterat. 

^  Nam  quod  mirum  dicit  Korniua  quod  legi  tu  r  perdidU  ,  .  post 
omnia  formam^  neecio  cur  in  eo  baereaiiitis,  praesertim  cum  XIII  526 
eadem  Hecuba  ν  χ  cl  am  et  ownia  perdidimu», 

^  At  oxHtare  putn  locos  eimiles;  nam  ubi  ad  Actaeonis  fatum 
t'narrandiim  ee  convertit  Ovidius  liaec  ecripsit  ΙϊΙ  13H  sqq.:  prima 
nqfios  inUr  tot  res  tibi  Cadme  statndas  causa  fuit  luetus  alienaque 
c  0  r  mta  fronti  addita  vaitque  eanes  satiatae  sanguine 
erilif  ut  non  dicam  dv  loci»  quibua  is  qui  närrat,  aQtequam  tncipiat 
exponere  res  geatasi  ip&e  breviter  eaa  complectitur  velui  lY  285  eq. 
51    sq. 


aoo 


Helm 


maxime  decereut,  tum  totam  fabukm  in  leg^entium  tuemuniini 
revocare  paeeent  iion  \t&  niöltis  vereibus  comprehenderet.  (iua 
r©  ut  Vergiliu«:  (brsitan  et  Pr tarnt  fuerint  quae  fata  reiiuirm 
II  506t  ita  ipie  quoque,  cum  imc  quaeri  poese  putet^  ad  ίΙΠοβ 
exempliim  (Aen.  11  δΓιΓ)  fl<|q,j  cerle  refert  verbia  hie:  ejriffuumque 
senis  Prlfimt  iovi^  ara  truorem  combiberat;  quae  verba  poeticam 
quendam  prae  «e  ferunt  colorera,  cum  adiectivam  c^i^uum  di- 
lueide  piiigat  eenem  aetate  confectijm,  Uui  locue  iam  Seiiecae 
animo  videtor  obversatus  eeee,  cum  acriberet  A^am*  ♦>5U  eqq. : 
f^irft  vidi  senis  in  ίίφηΐο  ieinm  Piftrhi  vLt  tanguo  sanguine  ttn^ui* 
Neque  mmue  pc»eta  uum  Truadee  aras  et  terupla  lain  incensa  ab 
boatibue  teiientef*  deecribit,  Vergilii  iiarrationem  exprimit,  qai 
Aen.  U  515  sqq.  scripeit:  kk  Hecuba  et  tiatae  nequiquam  altaria 

circmn amdensae  et    divom  ample^vae  simuktaa  sedtbanL 

Neque  recte  Komiue  bia  idein  de  Troadibus  aarrari  opioatur. 
quia  hie  versibaB  quo  modo  ex  templie  et  ab  aria  raptae  capian- 
tur,  inde  a  yerau  420  quo  modo  pa  triam  relinqiiere  cogautur  ex- 
ponitur.  Quodei  ilta  duo  enuntiata  genuina  Bunt,  ue  media  qtti* 
dem  quae  iriterpoeita  est  seiiteiitia  spuria  eeee  poteet;  quae  qod 
mioufl  vestigia  imitationis  Vergilianae  oeteudit;  sunt  enim  versue 
Aen.  11  403  sqq.: 

ecce  trafiebatur  passis  Priameia  virgo 
crinibtis  α  teinplo  Cojisandra  adißmpte  Miner t^m 
ad  cmlttm  tendens  ardetitia  lumina  frustra^ 
lumina,  nam  tenetas  arcebant  tnnmda  palmas, 
Atque  quod  Ovidiue  tempori  plusquaiuperfecto  imperfectura  addidit 
icndebat  —  nam  iu  eo  potiBsirauni  Ehwaldiue  haeeitavit  — ,  id 
mihi  e  ratione  totius  enuntiati  factum  videtur,  ut  haec  fere  ex- 
primerentur:  Expugnata  erat  Troia  et  praemia  distribuebantur', 
Neque  üffensioiii  est  quod  iam  poüta  rursus  tempus  mutavit,  ut 
ree  ipeae  tempore  praeeenti  uarraret;  ut  legitur  VII  759  stjq, 
solverat  .  ,  .  iaeebaf  .  .  -  linqnit  .  .  ,  immittifur  vel  X  503  sqq.: 
creverai  .  .  .  quaerώat  .  .  .  titmet.  In  tempore  igitur  temlthat 
nulla  e«t  cauaa  baerendi^  est  aÜqua  in  eo  quod  ex  fortuna  Cae- 
eandrae  hoc  tarn  breve  tempue  elegit  poeta  ut  tot  am  Troiae  miee- 
riam  desüriberet,  qood  tarnen  ut  noii  ineptiim  est,  ita  eo  magis 
fieri  poterat  quod  Vergilii  vereue  omnium  erant  in  ore*.  At 
lectione  corrupta  trmiaque  interpolationem    eatia  demonetrari  pu- 


^  Verba    autem    ipsa  Ovidm   ease    digna    similis    teetimonio    est 
locub  met.  VI  561. 


Vindicfte  Ovidianft©  3ßl 

tant,  Descio  quo  iure»  qiiia  quod  metri  ratio  etare  nequit  corrup^ 
teiae  |>otiu8  quam  interpolationis  lestimimium  est  Sed  codex 
Ν  cum  deterioribue  tracfmjne  exliibet,  quud  an  euum  tenent  lo- 
cum  dttbito^  cum  UBQin  poetanim  peneitem  quf>  quod  ad  alterwni 
fiulvetäotivum  pertiaefc  ad  altemm  referltir^,  quamquam  neceeee 
null  videtur  ad  buiic  uaum  appellare,  qwia  revera  orioes  Cassan* 
drae  trahuDtarj  quemadmuduni  corpus  trachim  aique  laniaium 
dicitar  a  CiceröDe  or.  Phil.  XI  5  yel  visuera  fracta  Suet  Cat.  28. 
Sed  qni  banc  lectiotiem  probabileni  oon  cenetebit,  Hein^ii  coiiiec- 
luram  recipiat  qua  traciatn  legenduni  eaae  patavit,  eicat  tractaiidi 
verbum  adbibetur  ab  Ennio  ann«  140  {ed.  Vableu)  et  Liicretia 
III  889  (ed,  LacbmaTiTi)  ^.  Er^o  meum  iiidicium  praeterit,  cur  bi 
versDt  aubditivi  putaridi  sint,  praesertim  cutn  ne  ei  quidem  qui 
ΘΟΒ  pro Bcri paar UDt  caueae  aat  graves  attulerint. 

Eodem  libro  Xll!  iimximatn  difficaltatem  et  quam  nisi  lol* 
lendie  aiit  mutandis  veraibas  ßolvere  non  poeeent  viri  doeti  in 
Polyxeiiae  oratione  invenerunt ;  qaRc  cum  Äcbilli  immolanda 
addtjcator^  exclamat: 

^ ufere  lamdudum  gener oso  sangtune\  dixit^  Abi 

'^nuUa  mora  est.  aut  tu  iugulo  vel  peciore  telunt  458 

conäe  meoi   iugulumque  simul  peclmque  reie.cU  450 

^  scilkei  haud  nUi  sermre  PoJ^wena  tyeUenh  4t><) 

haiid  per  täte  sacrmn  nmuett  placahitis  ulJunh  4HI 

mors  tantum  vellem  mafrcm  mca  falhre  posset^;         4iJJ 
mater  ohcsi  minndquc  ncch  mihi  ffundia,  46-5 

E^i  enim  eet  libromm  memoria,  quam  interpretando  conemur  pur- 
gare,    ne    in  refutaudis    fahis  coniecturis    iiimis  müremur.     Natu 


1  cf,  Haase  ad  Reieigii  icholae  n,  529. 

^  Nam  quo  iure  pitriicula  copulativa  iu  hoo  Benteutiarum  tenore 
opus  esBe  dixerit  Ebwaldiua  viderit  ipee,  cum  etiam  quiie  sequuntur 
euuntiata  particuia  cartiant;  transit  eritm  poeta  a  Troia  cremata  et 
Priamo  occistj  ad  eoa  qui  vivuut,  quorum  tria  affert  exempla,  primuiii 
Caeaatidram,  tum  Dardanidaa,  deiude  Astyaimctem.  Quare  nesoio  au 
quis  ]'oUuB  coiileiidere  possit  particiibim  illam  abesse  oportere^  ijuia 
primuin  exemplum  uo  a  oeteris  divüllatar  non  tarn  arlo  cum  autec*;- 
deutibus  enuntiiitiB  couiungi  debeat.  Qu  od  non  dico  quaei  oomprobem, 
sed  ut  videaut  quam  futtilea  eaepe  ratio dcb  sint  quibui  uti  eolerit  in 
bis  quaeätionibttf. 

'  Qui  in  boc  versu  offeudupt,  eos  ad  Hartmanni  comraeutationem 
revoco  quae  legitur  Moemos.  XVIII  IHDO  p.  Ukl  sq. ,  imprimie  ad 
met  IX  Itiö  (Kieae). 


:>;2  Helm 

fjuit  paen«  cunctantem  videt  Neoptolemam  virgo  plus  qttam  femina 
ut  ait  poeta,  'juae  frandia  ex  nece  percipiat,  nitro  admonet  eam  nt 
iptatu  irnmolfft;  se  nihil  morari  —  hoc  eoim  verbit  qnae  annt 
nulla  mora  tsff  figOificatar.  Qaam  adhortationem  repetit,  cam 
accuratine  ab  eo  postalat,  nt  ant  in  iagulo  aat  id  pectore  telam 
fi^at.  Quo  loco  poetam,  qnamqaam  concedo  non  satit  apta  ad- 
huc  prolata  eeee  exempla^,  particalae  aut  et  vd  inter  «e  eon- 
iunziBBe  nencio  an  veri  diesimile  non  ait;  partitionem  enim  tarn 
^ravem  cur  fecerit,  ex  Enripidis  Hec.  563  sqq.  apparet*.  Sed 
ne  luirara  videatur  ut  in  virgine,  qnod  ipea  Xeoptolemi  crade• 
litatem  incitat,  ee  Rervitutem  reformidare  dicit;  qai  versug  arte 
cum  HUperioribufl  coniungendue  est.  lam  ad  novam  aententiam 
aniinum  convertit  qua  ee  coneoletnr:  se  noo  modo  liberam  man- 
euram,  Med  etiam  hosteR  minime  ex  nece  sna  fmctnm  captnros 
«Rse.  Quod  cur  contendere  potuerit,  qaaerimns ;  neqne  enim  recte 
F^hwaldiuR  mihi  quidem  videtar  hoc  ad  eam  opinionem  referre, 
qua  hostia  invita  quia  deie  ingrata  ait  nihil  patatnr  prodeaae  im- 
molantibue  (cf.  Macr.  ΓΙΙ  5,  8),  cum  adeo  non  invita  aacrificetur 
PolyxenH,  ut  gaudia  necie  se  sentire  dicat  v.  463,  aicat  apud 
Kuripidem  exclamat  v.  544  έκοίκα  OvqCKU).  Qnare  fieri  non 
poteHt  —  id  quod  etiam  vereu  460  impeditur  ne  credamae  — , 
ut  verRUR457 — Gl  unom  formare  ennntiatam  putemna  ita,  nt  im- 
fierativoR  utcrCj    conde   eequatur  anohOQXC  qnae  vocatnr:    'tamen 

1  cf.  Magnus  Prop^.  d.  Sophiengymn.  Berlin  1887  p.  10.  Ehwald 
«ure.  Jahrenher.  1885  p.  254. 

'  Sunt  vcrba  haec:  ΙδοΟ  τόδ*  €l  μέν  οτέρνον  ώ  vcovfa  παίειν  προ- 
θυμ€ΐ  παΐςον,  d  Ö*  ύπ*  αυχένα  χρήΣβις,  πάρ€θπ  λαιμός  €ύτρ€ΐΓή€  δ*€. 
(hierum  ei  quid  mutandum  esset,  ambigi  liceret  quid  pro  aait  substi- 
tuendum  eeeet:  quin  quod  propoeuit  Merkeliue  longiue  a  libromm  me- 
moria diecedit  quam  ut  probabilis  videatur;  qnod  idem  in  Rieaii  con- 
iocturam  cadtt  opiiiantis  vel  scribendum  esse.  Minus  eo  numero  die- 
plicet  quod  Khwaldius  ante  cditionem  novissimam  factam  coniecit  ape, 
quamquam  no  id  quidem  mihi  satis  ad  lectionem  traditam  conforinatum 
vidotur.  Maxime  coufiteor  mihi  ctiamnunc  Heinsius  quod  substitnit  ex 
oodicibus  quibuedam  arridere;  non  enim  caret  fundamento  pa:rtioula  ai^ 
quia  saepissime  in  exclamationibus  votisqne  adhibetur  (of.  Hand  Turs. 
1440  sqq.),  praesertim  si  qua  res  opposita  animis  obversatur.  Quod  hoc 
loco  fieri  puto;  etenim  Cassandra  nuUa  mora  est  inquit,  qnod  interpretati 
sumus:  'ego  non  moror*;  cui  sententiae  recte  opponitur  altera  qnaNeo- 
ptolemus  ipse  ne  cnnctetur  impellitur,  id  quod  optime  exprimitur  yerbis: 
at  tu  oqs.  Et  ne  ac  quidem  si  quis  proponat  improbabile  mihi  videtur, 
quo  certe,  interposita  parenthesi  illa  quae  est  nuUa  mora  esi^  prior  im- 
perativus  cum  seqnentibus  coniungeretur.  Sed  hoc  in  dubio  relinqnamoa. 


Vinilidae  OvidianaB 


3ea 


haud  plücabitis.  Sed  videtnr  expnmere  Poljireöa  eententiam 
quandam  humaTiiüreni,  qua  dei  parae  virginie  eacriiicio  gaudere 
nor  putantur*.  Est  sanc  hie  vereue  in  eorum  immero  quoe  ri 
non  emetidaturufi,  attameti  ampIificaturDS  erat  poeta»  si  Hciiieset; 
progreditnr  enim  statira  ad  aliam  eententiam,  qua  Polyxena,  at 
adbuc  laetatur  nece  et  quia  libera  manel)it  et  quia  bostes  fructus 
faltet^  ita  nunc  eag  corumemorat  res,  quae  ne  laeta  mortem  obeat 
impeditint.  Qaaa  tarnen  ipse  infirmat,  cum  matri  iiou  filiae  mor- 
tem, eed  ipeiuB  vitam  ternbil«5m  βΒβθ  alt.  Ita  animo  confirmato 
ad  voluntariara  mortem  redit  virgo  et  ut  manua  removeaiit  viri 
petit,  ne  coaota  mori  videatur.  Quibus  in  versibue  quod  accep- 
tiorem  säum  eanguinera  fore  exporiit,  «i  libera  immoletur,  nihil 
cDDtra  dicit  illi  quod  supra  deoe  fiua  nece  non  gavinuroe  eeee 
dixit;  nam  hoc  looo  ad  eorum  qui  eacra  faciunt  opintonem  ee 
acnommodat^  quo  faciltue  impetret  ut  ilti  manua  quibue  offendatur 
abatineant.  Arte  igitur  omnia  inter  ee  cobaerent  et  hon  unum 
vitii  ineaae  in  versibua  coucedendum  est  quod  sententias  cetero- 
qui  pulcbras  et  oratiouia  tenori  aptae  non  satia  copioee  poeta 
eiplicuit. 

Accedimue  ad  v.  XIV  385,     Ciroe   enim  Picum  conepieata 

poetquam  frustra  ad  amorem  al liiere  studuit,  ad  minaa  descendit : 

*^ non  impune  feres  neque'  aii  'r edder ϋ  Canenti;  383 

I  laesaque  quid  faciai,  qithi  amans,  quid  femina,  disces  384 

rebus^  aiiy  'sed  amans  et  laesa  et  femina  üirce\         385 

Qua  in  oratione  placet    re petit io    eornndeni    verbornin    non     aint; 

arte  facta^  diaplieet  verbum  aii  bia    poaitum^;    neque    enim    bi» 

usum    esse  poetam  eodem  verbüß    praesertim   in  tarn    prea&o  aer* 

mone  credemus,    nisi   forte  particula  que  ad  poeteriua  ait  relata"* 

duae  yoluit  eeae  orationee  breviesimae  et  quibus  deae  ira  clari«- 

eime  eluoeret     Qua  In   interpretatione  tarnen    minua    probandum 

videtur  quod  verbum  dicendi  non  rautavit,  id  quod  non  iam  offen- 

deret    vereu    interposito.     Sed    fortaese  etiam  leviore  medela  in- 


*  of.  Eur.  Iph.  Aul.  1595 

^  cf   Festechr*  f.  Vahlen  p.  344  aqq, 

'  Naro  quod  in  elocutione  disces  rebus  offenduiit,  id  non  recte  fit 
quia  similee  eunt  looi  Ov.  art,  am»  I,  12,  27  Verg,  Aen.  VIll  151;  ne- 
que est  cur  in  particula  sed  v.  385  baüri!ftmus;  nam  quoDiani  expoauit 
poeta  fore  ut  ille  quo  modo  ulciecerelur  feminu  laetja  et  ainore  inati- 
gata  disceret,  iam  addit  timoii»  ciugeiidi  causa:  Sed  hoc  nou  satis  est 
dicere;  nam  femina  illa  e»t  Ciroe  maga  fiiroüsn. 

*  quo  de  utu  cf  Haupt  Op.  Π1  510. 


364 


Helm 


itigent  YcrHue;  toUeret  enim  optime  ofl'eneionem  Heineii  coniretitrui 
qui  V.  3HS  fm/i4e  enim  reddere  scripeit,  niei  parum  quo  oiodo 
cormpta  eeeet  lecHo  appareret  Qnod  neecio  an  rninue  cadat  io 
verba:  neque  tarn  reddere,  Sed  uttit  est,  Ovidianoe  oerte  eese 
verene  384  et  885  ex  fonna  et  arte  ipea  apparet.  Simillime 
deniqoe  poeta  tres  enontiati  partes  per  ^radatioDem  ioter  ee  co- 
nexuit  V  507  eq.:  sed  reg  hm  tarnen^  sed  opaci  maa^hna  mimdi, 
sed  iatnm  inferni  pollens  mairona  Ujranni, 

Sed  18  locus  fortaese  sanari  posee,  deeperandum  esse  virie 
doctiB  videtur  de  v.  XIV  739,  quo  loco  poetquam  Ipbie  laqueo 
vi  tarn  finivit  ipeam  ante   Anaxaretee   portatü, 

kia  pedum  motu  trepidantem  et  midta  timentem  7Ü9 

Visa  dedUse  sonum  csi  adapertOfjtie^  tanua  factum        740 
prodidif ;  741 

quam  quam  facÜlime  lonum  corraptum  delendo  sanare  eibi  videntur 
Merkeliue.  Kürnius^  Postgaliue*  At  optiiwe  vereue  inier  se  co- 
haerere  conoedendum  eet^  qaibue  porta  pedibue  mortui  icta  βο- 
ή um  dare  viea  et  ob  eani  causam  aperta  ease  dicitnr  '.  Duabae 
tarnen  in  rebu»  difficultaB  itieBse  mihi  videtur.  Nam  audacieeima 
est  elocutio  qua  eonua  trepidane  et  timene  dieitur,  quia  qni  edit 
trepidat  et  timet;  quaraquain  legitur  trepidum  iter  Ib,  261, 
(repida  fuya  triBt,  I  10.  Κλ  Qantum  vero  distal  ab  hoc  loco 
quod  cmninum  palkns  dicit  Pers,  sat.  V  55,  exsan^tte  Hör.  epiet. 
I  19,  18,  qnia  exRangueR  vel  pallentes  flaut  qui  bibant,  ocdtum 
idem  Per«.  I  18  pairantem^  quia  patrantiu  eet;  neque  diaaimilie 
est  Vali^rii  Flacci  elocutio  qui  IV  701  βοβ  qui  palleat  pallentia 
finiiit  iung^entee  oscuia  et  VI!  52 "i  anguia  dicit  trepidanfia  sibiia. 
Tantam  autem  tranBlationia  audaciam  ne  nostria  quidem  poetie 
esse  inusitatam  earmen  Subilleri  teatimonio  aat  quod  itiBcribittir  t 
Daa  Ideal  und  das  Lebeu,  in  quo  leguntur  baec;  M*r  dem  Krubi, 
dem  keine  Müht  hltivhct,  quam  quam  iion  gravitas  ipsa,  sed  fiomo 
gravis  et  etrenuua  pallescit.    Quare  neecio  an  atidaoter  eed  dtgne 


*  Non  itt-m  sententiae  satiefacit  le^irere  cum  Merkelio  ;  ictn  pedum 
motu  eti  adapertttgtie  eqs.,  quod  in  eouo  ipeo  OHuea  aperiendi  inctt. 
Magia  eo  nomine  arrideL  Heinsii  emendatio,  qui  trepidanUtm  Ifgit,  ut 
ad  pedes  ίο  morte  qnml  vibratoe  pertinerel,  ηίβΐ  quod  iam  f^x  parlicuk 
et  ei  ui  efficieodum  fuit ;  gemmtem  denirjue  quod  pro  tinfentetn  scripsiti 
obetat  codioum  Μ  et  Ν  teitimonium*  Aceedit  quod  verba  trepidafUem 
ei  mtdUt  timentem  optime  inter  se  coniunguntur  ut  XIII  73  eq« ;  ire• 
menUw  paUmiewqnte  metu  ei  irepidantefn  morte  futura. 


Viodiciae  Ovidianae 


86» 


•ΓιοΙ  poHsit  pereona  trepidantem  et  tinientem  edere  sonum*  Sed 
altera  exBtat  difficulta«,  quod  de  pereona  eo  quem  tractanini»  loco 
oniTiino  noii  agitur;  quae  tanieii  difHcultas  nihil  fere  valet,  eum 
poctftp  deceat  etiam  res  tatnqiiani  pereoBae  ftentientes  et  rogi- 
tantee  fingere,  laiiuam  eiiim  non  modo  loqnentem,  sed  etiam 
auribiiB  iriRtructaTii  faeit  Catullue  r.  LXVII  44,  ieiitem  Propertina 
I  16,  parieti«  ipviiliam  vituperat  Ovidiua  met.  IV^  73,  qiii  idem 
lyraui  qneri  narrat  XI  Γ>2;  inontee  aateni  et  arbores  flere  eatie 
ranfitat  ex  Theoer.  VII  74,  Yerg.  ecl,  X  13.  Stat.  AcliilK  I  238 
Epitaph.  Bion,  1  sqq.;  luceriiain  denique  itividia  et  amore  com- 
otam  met.  V  23,  ferrom  timenw  V^,  22  dioit  Apuleiue.  Sed  eat 
etiam  qui  verbonira  «iiDilitndine  ipaa  Oviiüanum  efiae  hiiac  lociim 
defetidat  vetfius  in  Meleagri  falnila;  nam  cum  Althaea  lignum  ut 
fiüo  vitam  eriperet  in  ignee  couiceret  met,  VI  Π  513  «q,, 
auf  fkdii  aut  visus  f/emitus  t'sf  ipse  dedis^e 
stipes  ut  inritis  ronreptus  ab  iynihm  arsit. 
Kvannit  igitnr  haec  quoque  difficultaB,  neque  e«t  cur  hunc  locum 
temptare  per^'ant,  quam  alii  fortaNße  alii»  fulcieat  exemplis. 

Restant  duo  libri  XV  loci  quoH  «purios  aut  certe  corruptoa 
eaae  inier  ee  coneenüunt  viri  docti*  Äc  prior  quidem  enu  nie  ratio  Dem 
routinet  locorum  quos  pererrans  Myscelue  attingit.  Qua  tu  re 
tniDime  Ehwaldio  aaeentior,  quj  cotisulto  Ovidiam  ordinem  locorum 
miscuiese  putat,  quo  evideutiuft  errores  fligniiicaret  Nam  per 
omnta  lempora  eadem  iex  fuit  ]ioeÜ8  ut  in  enumerationibus  ordinem 
aervare  non  deberent:  atque  qui  locoe  quo«  Ehwaldiue  affert 
IX  Η4β  «qq.  et  VII  160  «qq.  perpendet,  qnibna  addendue  est  II  224 
aqq.,  Ovidtum  enumerare  cognoecet,  prout  vel  Ubido  %'el  metri  ne- 
cessitae  ferat.  Neqiie  aliter  Vergiliust, 'iibi  quae  Troiani  navibwa 
ad  Italiam  appulßie  viderint  enarrat  III  551  sqq.,  pnmo  ab  Oriente 
nd  occidentem  et  a  aeptentrioiie  ad  meridiem  versuH  progrediens 
primum  Tarentum,  tum  l>acinium  promunturium  affert,  deinde 
inverao  oriiine:  CanJotmqtie  arce.s  et  iuivifragum  Sc^lacmm\  iam 
ad  priorem  ordinem  reversus  Aetnam  addit;  atque  cum  Delo 
ad  Cretam  quo  modo  profecti  eint  exponat,  huiic  insularum  ordi- 
nem  aftert  ratioiie  earentem  :  hacchalamque  iugis  Naxon  mridemque 
Donusam,  Oiearon  nweamque  Paruti  eqs.  111  125  sq.  Haec  igitur 
Ri  qnis  considerabit,  non  mirabitur  Ovidium  codice  Amploniano 
auctore^  errores  Myiceli  enarrare  ita  XV  49  sqq.: 

1  Nam  Lßur  ,  qui  cum  iam  desint  codicum  Λ!  et  Ν  tcatimonia 
vetuatissimufi  nuctor  est,  Nerttnm  et  Tarentum  error©  tranaposuit,  quo 
facto  Haunienf^ii  etiam  adiectiva  locum  mutare  ius^it. 


3ß6 


flalm 


aequor  49 

nax^igal  lonium  Lacedaeinoniumque  Taretitum  50 

praeierit  et  Sybarin  SaUentinumqiU  Nereium  61 

lliurinmque  ^nus  Crimiscnque  et  lapfßis  ortia,  52 

}<^nm  igitur  locomm  ordinem  ei  e.vammainu8t  poetam  cognoBcimme 
ornm  Italiae  Heqoentem  ab  Oriente  progredi  ad  occidentem ;  nam 
ei  mari  lonio  Tarentum  illüra  et  Sybariu  praetervehentem,  deinde, 
pofitqattra  poetica  ueue  lioentia  ad  Neretnin  commemorandam  rediitt 
per  Thorinoe  siniie  ad  Crimieam  —  ύ  modo  boc  recte  §ttb- 
etitüitur  pro  eo  quod  io  codicibcte  est  Nemesenque  aut  Temesengue 
—  et  lapygam  pronumturia  et  ad  Aeearom  tlumen  iter  pergen- 
teiD  faeit*.  Neque  magie  haerebimue  in  eo  qaod  Tburinoe  siinue 
dicit  qui  eane  viciiii  sunt  tirbi  SybarHarum  neque  ilüs  temporibm 
Thuriie  nondnm  condiiia  hoc  nomine  appellari  potoernntf  qaoniaiD 
poetae  iieij[Ue  historiam  curare  consUt  nee  in  hie  qöidem  rebus 
accnratoB  esae  idem  illnd  Yergilii  exemplnin  docet  qui  praeter 
iosutas  illas  qnaei  non  «int  ex  earnin  namero,  sparsas  per  aequ&r 
Cyclüdas  afTert. 

Cltiniua  de  quo  agamni  locue  invenitur  in  Pythagorae 
oratione.  Nam  enm  omnia  tnutari  explicet  pbilodophiis  etiam  ab 
iirbibus  olim  claris,  tum  ignobilibüs  exemplnm  petit.  Ac  primum 
quidem  Troiam  affert,  quae  olim  magna  fnerit,  iam  humilie  eit; 
pergit  poeta  ^ : 

clara  fuU  Sparte,  ma^nae  viguere  Mjfcenae,  426 

nee  non  et  Ceeropis  nee  mm  Ämphionis  arees^,  427 

Qui  boB  genninoe  iudirat  vereuBr  apparet  ei  etiam  concedendum 
eese  oppoi^itoe  ftiiese  bis  alios  quibuR  illa  gloria  et  potestas  iam  non 
dnrare  diceretur;  qnare  niinim  est  quod  Ebwaldins  Lachmanniini* 
secutn»  boß  in  teitu  reliquit,  eos  qui  sequuntur  expnlit.  Sequiin- 
tnr  enim  bi: 

mle  solum  Sparte  est,  aliae  cecidere  Myccnae,  428 

Oedipodhnidac  quid  sunt  nisi  nomina   Thebae?  429 

Quid  Paudioniae  restmit  nm  nomefi  Athenae?  430 

Verba  ipea  ei  contemplamnr,  pulcherrima  sunt  poetaqne  digniBeimai 

^  At  qui  librum  Ilauiiieneem  aequendum  este  putabit,  ne  ie 
quidem  quia  Sybaris  et  Tarentum  inverao  ordine  afferuntur,  cor  o&en- 
dat  habebit. 

*  Optime  hos  versu»  defendii  labuiue  in  edition^  Gierigü. 

'  (^ui  putidum  iudicaot  hunc  ver»um  c^ee  propter  repetitas  parti* 
culae  nee  non,  eos  ad  VII  2:^0  revoco,  vel  Verg.  Aen,  l  707,  im  III  352. 

^  comnieDt  in  Lucr.  ρ  417. 


Vindiciae  Ovidianae 


3ß7 


^  ρ  cum  eundem  morem  redeuuili  iuterposito  uno  verBo  ad  ea 
quae  dicta  »unt  aliis  locis^  iiiveiiiuDiUH  ul  ΙΠ  *i53 — ^5»  IV'  306 — 9, 
Sed  concedflndtitii  est  Pytliagorae  pt?rsonae  baec  non  apta  βΒββ; 
quam  loqiii  qiiod  oblitue  est  poeta-,  ea  re  miiiiine  offen dimiir, 
quoniam  idena  Pythagorae  v.  293  Borin  et  Helicen  sub  aquis 
Binvewiri  dicit,  quae  urbe«  multis  anni«  post  eiuH  mortem  mari 
meraae  sunt  Ät  ue  poetam  quideiu  baec  expouere  potuisse  άϊ- 
cant,  quia  et  Sparta ai  et  Tbebas  et  Atbenas  Ovidii  aetate  super- 
fuieee  conetet.  Quod  argumentum  qui  iivultum  valere  putat,  ei 
bi  versu«  a  426  ad  430  omues  delendi  soul:  neqne  sat  eit  unam 
vel  allemra  proscribere.  Sunt  autem  qui  neceRse  ease  €oiicedant 
opponi  urbibua  clarie  etatura  buuiilliiuum,  uegent  de  Atbenie; 
qui  aut  verfiiia  427  et  429  sq.  aut  427  et  430  secludendos  eeee 
putant.  Quod  luiuime  probabile  esse  ordu  versäum  ip»e  docet. 
Natu  si  qui«  iuseruißset  Atbenarum  et  Tbebarum  nominaj  non 
Beparafleet  tnter  se  versa»  42*3  et  42B  arte  cobaerentes  et  ei  quie 
Tbebafi  bis  nomrnandae  esae  ratus  ad  veisum  429  addidisaet  427, 
non  tarn  artificioae  segregasset  ilioH  qui  antecederent  ueque  Atbe- 
narum nomen  immiacuiaaet,  Sed  neque  Troia  non  erat  Ovidii 
aetate,  quam  quam  m  ad  antiquam  meinnrlam  respicia  nihil  erat 
isi  nomen,  neque  Sparta,  Thebae,  Athenae  etai  erant,  quicquam 
prietinarum  opum  «ervaverant.  Horatiue  quidem  ep.  II  2,  81 
viicaas  dicit  iVthenas^  qnia  tumaltii  inaguae  urbie  carebat;  quod 
ecilicet  recte  fecit,  praeseitim  cum  etiam  Piraeue  deletua  maneret 
teete  Strabone  (TX  1,  15  et  XIV  2,  9)  et  insulae  agrique  Attieae 
vasti  eRsent  (IX  1,  21 J*;  Lucauue  autem  Pbars.  III  181  Atbena§ 
dixit  exhaastaa  et  quae  Yi%  trea  navea  mittere  pussent,  Dio 
ClirjRostomus  denique  incolaa  ecxaxuJC  άιτολιυλότα€  or,  XXXI 
123;  neque  äliler  Plinius  ep.  VJll  24,  4  Atbenas  et  Lacedaemonem 
ut  Maximo  commendaret  baec  acripeil:  habe  m%i€  ocuim  .  .  . 
Athenas  esse  fp(as  mleas,  Lacedaemomm  esse  quam  regas;  qmhus 
reliquam  umbram  et  residumn  Ubefiatls  nomen  eripere  durum 
'erum  bmharum  e,s(,    Thebas  autem  etiam  vilioree  fuisse,  rum  vi  χ 


»  cf,  Festscbr.  f.  Vablen  p.  345. 

^  Qiiao  Ovidiua  contra  rationem  temporis  peccavent,  vide  ap. 
Gierigium  1  ρ  XXXV  et  Eber  tum  Anacbronism.  in  Ovids  Motamor- 
pbosen  Progr.  Ansbach  188K  p.  33  aq. 

^  cf.  Hertzberg  Geacb.  GriecbenL  I  .ΊΗι',,  4.S7,  FVitHllündor  Duretell. 
aus  d,  röm.  Sittengescb.  11  125.  'Αττική ν  π€νίαν  commemorat  Luti, 
fug.  24. 

4  cf.  Cic-  ep.  ad  fam.  IV  Γι,  4» 


Helm  Vmdiei««}  OridUnAe 


an  incoleretor,  Strabo  IX  2,  S  teeUe  evt^  Äceedit  qtiiMi  poetm 
Doo  de  nrbibot  eoli«,  sed  de  mritatibne  imp^nieqne  eamm  loqnitar, 
Qnod  ei  rcRpicimae,  apparet  poetae  lictiifme  omnea  iUaa  nrbea,  ai 
comparabat  cam  prietina  eartim  condicione,  nihil  jam  eeae  um 
nomina  dicere^  Neqtie  Sparta  qnamqnani  admodum  ma^a  erat 
iirbi  e%iiuenila  erat  qood  ή  Λακαινική  λ€ΐπαν6ρ€Ϊ  κρινομ^γιι 
προς  τήν  τταλαιάν  €uavbpiav,  ut  ait  Strabo  Vill  4,  11,  aact^^ri- 
täte  deniqne  ea  qua  Age^ilai  teinporibue  fuerat  imperiam  Lai^eda^ 
fnonionim  OTidii  aetate  iam  non  erat.  Qoae  cum  ita  aint*  Ter- 
euf«  426-  ίϊΟ,  ii  modo  recte  interpretamur,  tolerari  poaee  mihi 
Tidentnr^  praeeertim  cam  artem  Ovidianam  quam  maxime  deeeant; 
nomtnift  enim  vorabalo  ftimiHter  ntuntur  Vftg.  Aen^TIl  412 :  e^  miiif 
magnum  manet  Ardta  nomen  et  SiL  ItaK  I  293,  X  582^.  Krgo 
fieqae  omnea  nee  aingnloi  ex  illie  vembuB  delebtmtts 

Setl  iam  BtibeiatamtiR ;  nam  qnamqnani  etiam  plore*  ut  4ixi- 
mUR  veren»  viri  docti  pnetae  abiudicavernnt  «tiae  potiue  »agacitatii 
demonfitrandae  raosa  quam  firmis  commoti  argumenti«,  turnen  non 
Opas  ei»t  omne<*  qüicümqne  in  BUHpidonem  vornti  ftunt  defendamns, 
ne  vana  agamue  aiit  cramhen  repetitam  denuo  repetamu««.  Quart 
aatiB  babemne  in  locie  maxime  exagitatie  oetendiene  metamor^ 
phoeeon  earmen  non  tarn  corriiptnni  eese  interpolationibne  quam 
opinanttir. 

ßerolini.  R  Helm, 


I 


*  Leganiur  enim  haec ;  il  ^»ccivou  6*  ήδη  ιτράττοντες  ^v^cicTiEpoy 
del  μίχρι  €ic  ήμdc  oiihi  κιύμηε  άΣιολόγου  τύπον  cd/iouci  et  IX  2,  25  ex, ; 
πρότ€ρον  μίν  oOv  όψόμ£νοι  τόν  Έρωτα  tiv€C  dv^ßaivov  ίπΐ  τήν  θί* 
cπειαv  dXXiuc  ούκ  oucav  ά£ιοθ4ατον,  vuvl  hi  μόνη  ςυν^€τηκ€  τιΐιν  Boiui* 
τιοκων  ΤΓήλ€ων  κσί  Τανάγρα'  τών  b"  άλλαιν  έρ€(τηα  «ai  ονόματα 
λέλειπται* 

^  Ceterum  qua  hbertate  in  hi»  rebus,  ut  vim  argumentoruni 
au  gereut,  vel  contra  veritatem  et  poetae  et  oralores  usi  siut,  teetif 
est  Lycurgua  qui  in  Leoer-  62  exclamat:  τήν  ΤροΙαν  τκ  οόκ  (ϊιτήκοβν 
Ön  μεγίστη  γ€γ£νημΙνη  TtJjv  τύτ€  ττόλ€ων  . .  .,  ifac  αττα£  ύπό  τών  'Ελλή- 
VUJV  κατ€€κάφηι  τΟν  αΐύΟνα  άοίΐίητΟ€  ^cti.  Ät  erat  Troia  Lycnrgi  tem- 
poribue  i't  hahiUbatur.  (cf*  llaubuld  de  reb,  Iliensium  Lipa.  diw.  188H 
p.   12  eqq.). 

a  cf.  Liv.  V  18,  4.  Tao,  hi»t  IV  75. 


zu  ARRIANS 

πβρίττλους  ΤΤόντο^υ  ΕύΕείνου 


Unter  Arriane  Namen  ist  ein  περίπλους  Πόντου  ΕύΗείνου 
erhalten^  der  in  Form  eioee  Briefe«  an  den  Kaieer  Badrian  ab* 
gefasBt  ist.  Gegen  die  Echtheit  des  zweiten  Theiles  dieser  Schrift 
hat  Branilis  (Rh.  Mue.  Bd.  51)  Zweifel  erhohen  und  ihn  als  die 
Arbeit  eines  Byzantiners  nachz  α  weisen  gesucht,  eine  Behauptung, 
die  er  auch  in  verschiedenen  Artikeln  der  Realencyclopadie  von 
Tauly-Wissowa  vviederholt  hat.  Ans  dem  Verhultiiiese  von  Arriane 
Älexandergeschichte  zu  tlem  περίπλους  habe  ich  im  Rhein.  Mus. 
54,  446  ff.  die  Folgerung  gezogen,  das«  erstere  vor  diesem  ab- 
gefaset  sein^  also  zu  den  früheren  Schriften  Arriane  gehören 
mÜBee.  Die  Stellen,  auf  die  ich  mich  dabei  bezog,  gehören 
gröeetentheil»  dem  von  Brand is  afs  echt  anerkannten  Tbeile 
(c.  1  —12)  an;  der  Einwand,  der  in  Sybels  ZeitBchrift  N.  F.  Bd.  47 
S.  541  gegen  das  von  mir  gefundene  Resultat  gemacht  wird: 
*Die  Beweise  sind  theil weise  wenigstene  niclxt  »tringent^  wenn  der 
nnler  Arrians  Namen  gehende  periplue  nicht  von  ihm  selbst  ver- 
faeat  ist,  wie  Brandis  im  Eh.  Mus.  Bd.  51  behauptet  hat^,  Uiih 
daher  nur  in  geringem  Maasse  zu.  Gleichwohl  halte  ich  es  für 
geboten,  die  Arrian  zugeschriebene  Knsteubeschreibung  des  schwar- 
zen Meere  noch  einmal  auf  ihre  Echtheit  hin  zu  untersuchen• 

Die  genannte  Schrift  i^t  einzig  in  dem  cod,  Palat.  398  überlie- 
fert; pi*i  wird  durch  dieUeberschrift:  Αύτοκράτορι  Καίσαρι  Τραϊανώ 
'Abpiaviu  Σίβαστφ  Άρριανός  χαίρ€ΐν  und  durch  die  Unterschrift: 
*Αρριανού  επιστολή  προς  Τραϊανόν,  €V  ή  καΐ  περίπλους  Πόντου 
Εύ£€ίνου  als  Brief  Arriane  an  den  Kaiser  Hadriao  bezeiclinet.  Ala 
Verfasser  wird  Arrian  auch  von  Stephanos  von  Byzanz  genannt 
in  den  Artikeln :  *Αθήναι,  Τυανα,  *Αψιλαι,  Άλμήνη,  Κοτύωρα, 
Ίστρος,  Aa£ol  Die  drei  ersten  Citate  sind  dem  von  Brandis 
nicht  hestritlenen,  die  anderen  dem  von  ihm  verworfenen  Theile 
enhir^mmen.      Das»  StephanoR  i*ucli  den  ersten  Theil,   den  eigent- 

Utiejii.  Μ  UM.  f.  FiiUol,  N.  F.  i*VL•  24 


370  Reuse 

liehen  Brief,  zum  περίπλους  rechnete,  npricht  er  mit  den  Worten 
aus:  Άψίλαι  έθνος  Σκυθικόν  γειτνιάίον  Λαίοΐς  ώς  *Αρριανός 
έν  περίπλψ  του  ΕύΕείνου  Πόντου  (per.  11.  3).  Arrians  Schrift 
hiit  ihm  in  der  vom  cod.  Pal.  398  überlieferten,  nicht  in  der 
von  dem  Anonymus  überarbeiteten  und  erweiterten  (Müller  G.  M. 
I  S.  402  ff.  und  F.  H.  Gr.  V  S.  174  ff.)  GestÄlt  vorgelegen, 
dies  beweisen  die  Namensformen  Ί(Ττρία  (St.  Ü.  Ιατρός  *  Άρριανός 
6έ  Ίστρίαν  ώς  Όλβίαν  αυτήν  φησιν,  vgl.  per.  24,  2)  und  Κοτύ- 
ωρα  (St.  Β.  Κοτύωρα  κώμη  προς  τώ  ΤΤόντψ,  ώς  Άρριανός, 
vgl.  per.  16,  3).  Arrian  galt  als  Verfasser  eines  περίπλους 
Πόντου  Ευξείνου,  sonst  hätte  ihm  nicht  der  aas  byzantinischer 
Zeit  herrührende  periplus  des  Anonymus  beigelegt  werden  können: 
cod.  Vatic.  143  Άρριανου  περίπλους  Ευξείνου  Πόντου  .... 
Τραιανώ  'Abpiaviu  Σεβαστώ  Άρριανός,  cod.  Vindob.  (Müller  G.  Μ. 
Ι  402)  Άρριανου  περίπλους  ΕύΕείνου  Πόντου,  Leo  Diaeoc. 
IX  6  ρ.  150  Άρριανός  γάρ  φησιν  έν  τψ  περίπλψ,  Prokop  de 
hello  Goth.  IV  14  und  dazu  Müller  a.  a.  O.  S.  CXIV.  Weil 
der  Verfasser  dieses  periplus  die  unter  Arrians  Namen  gebende 
Schrift  benutzt  hat,  wird  auch  sein  Werk  als  von  Arrian  stammend 
betrachtet.  Brandis  erhebt  allerdings  gegen  die  Annahme  der  Be- 
nutzung Widerspruch :  '  man  darf  den  Anonymus  nicht  ans  Arrian 
schöpfen  lassen',  aber  es  ist  doch  unmöglich  zu  leugnen,  dass 
der  Anonymus  in  §  1—37  auf  Arrian  c.  12—16,  in  §  38—42 
auf  Arrian  c.  6  u.  7,  in  g  43 — 90  auf  Arrian  c.  19 — 25,  und 
in  §  1  —  11  des  von  Müller  F.  H.  G.  V  herausgegebenen  Theiles 
auf  Arrian  c.  7.  8.  10.  11,  in  §  12—29  auf  Arrian  c.  17—19 
zurückgeht,  dass  sich  die  Benutzung  also  auch  auf  den  nicht  bean- 
standeten Theil  von  Arrians  Schrift  ausdehnt.  Die  von  dem 
Anonymus  ausgeschriebene  Quelle  muss  denselben  Inhalt  gehabt 
haben,  wie  die  uns  vorliegende  Küsten beschreibnng  Arrians; 
diese  selbst  hat  ihm  entweder  vorgelegen  oder  eine  von  ihr 
nicht  wesentlich  abweichende  Bearbeitung.  Unsere  allerdings 
ans  verhältnissmässig  später  Zeit  stammende  Ceberliefemng  weist 
also  dem  Arrian  einen  periplus  zu. 

Dm  die  Frage  der  £chtheit  zu  entscheiden,  ist  es  zanächst 
nothwendig,  die  Frage  aufznwerfen,  welchen  Zweck  Arrian  bei 
der  Abfassung  seiner  Schrift  verfolgt  haben  mag.  Mücke  (Progr. 
V.  Ilfeld  1887  S.  32)  sieht  in  dem  Briefe  ein  amtliches  Schreiben, 
das  Arrian  als  Statthalter  Kappadokiens  an  den  Kaiser  gesandt 
habe,  und  spricht  deshalb  der  Schreibung  ές  für  εΙς  in  ihr  die 
Berechtigung   ab.     Der  gleichen  Ansicht   huldigt    auch    Brandis. 


Zu  Arriane  περίπλους  Πόντου  EuEcCvou 


371 


Amtliche  Scbreiben  bat  der  Verfaieer  indeeeen  gewiss  in  latei- 
nischer Sprache  abgefasRt,  wie  fr  dies  selbst  wiederholt  aue- 
fipricht:  6,  2  ^v  τοις  τράμμαοι  *Ρϋυμαικοΐς  γ^γραπται  und  10,  l 
ί5ηλώ0€ΐ  σοι  τα  'Ραιμαικά  γράμματα.  Aaillithei!  Charakler  wird 
man  daher  dem  griechiechen  Brief  nicht  beilegen  dürfen,  etjndern 
vielmehr  Schwartz  (Puuly-Wissowii  unter  d.  Art.  Arrianue)  bei- 
pfliciiten  müssen,  ^enn  er  den  periplus  als  literarieches  Seiten- 
stiick  zti  den  amtlichen  lateiiüachen  Berichten  aneieht.  Zu  einer 
solchen  literariechen  Arbeit  mochte  sich  der  Sehrifteteller  um  eo 
eher  veranlasst  sehen,  als  er  hei  der  Vorliebe  des  Kaiiers  für 
Keiiien  in  seinem  Reiche  anch  einem  praktiechen  Zwecke  dienen 
55U  können  glaubte,  wenn  er  in  einem  Briefe  an  den  Herrscher 
die  Angaben  über  die  Entfernungen  an  der  Küste  des  Pontos 
und  die  wichtigsten  Mittheilangen  über  die  einzelnen  Btalionen 
zueammenBtcllte.  In  einer  seichen  Schrift  konnte  auch  die  An- 
spielung auf  den  von  ihm  geführten  Namen  Xenopbon^  an  der 
Brandis  Anstoss  nimmt,  nicht  befrenvden:  c  12,  5  ταύτα  τψ 
πρεσβυτ^ρψ  Ξενοφώντι  λέλ€κται,  c.  25,  1  Ξβνοφών  ö  ιτρ€σρύ- 
τ€ρος,  mußfite  er  doch  Yielfach  Orte  erwähnen,  deren  sein  IHe- 
rarifichefl  Vorbitd  ebenfalls  gedacht  batte.  Den  Namen  des  jün- 
geren Xenophon  legten  ihm  sowohl  andere  (Photios  cod.  56, 
Lucian  Alex.  i\  56),  als  auch  er  seihst  sich  bei  (Cyneg.  1^  4; 
3,  5).  Der  Kaiiser,  von  dem  wir  bei  Spartian  Heb  4,  2  lesen : 
literatis  quornm  speciosa  sooietate  gaiidebat,  und  bei  Victor.  Caes. 
H,  3  Eomae  Grraecorum  more  gymnaeia  doctoreeque  curare  oo- 
cepit,  adeo  quidem  ut  etiam  ladum  artlum  ingenuarum  quod 
Athenaenm  vocant  conetitoeretj  hat  seinem  Statthalter,  wenn  er 
auch  in  einem  Briefe  an  ihn  eich  den  Namen  eines  berühmten 
Hcbriftstellere  der  Vorzeit  beilegte,  diea  gewiss  ebenso  wenig  ver- 
dacht, wie  ein  Karl  der  Grosse  es  übel  nahm,  wenn  an  seinem 
Hofe  Angilbert  den  Namen  Homers  führte.  Dies  war^  wie  Seh  wart« 
α,  a.  0.  auöführt,  die  Romantik  nirbt  nur  der  Hadrian'echen 
Epoche,  sondern  vor  allem  des  Kaiser»  selbst. 

Die  ünechtheit  von  c.  12  —  25  soll  sich  nach  Brandle  in 
dem  verschiedenen  Charakter  des  ersten  und  zweiten  Theils  kund 
geben.  iJort  ausführliche  Beschreibung  der  Küsle^  der  Garnisonen 
und  ihrer  Truppen,  der  Befestigungen,  der  Fahrt  ubw,,  hier  eine 
dürre  Aufzeichnung  von  KüPtenorten  und  ihrer  Entfernungen, 
Diese  Beobachtnng  ist  gewiss  richtig  und  scheint  auch  schon  von 
dem  Schreiber  dc?i  cod.  Palat,  gemacht  zu  sein,  wenn  er  schreibt: 
*ApptavoO  επιστολή,  έν  ή  και  π€ρίτΓλους  Πόντου  ΕύΕείνοο.    Die 


t«« 


FeraeUedaiiliett  de•  ersten  und  xiretlea  ThcÜ•  iü  ali^r  leifüil  er- 

kl&rlieb:  tfi  der  er«ten  Hilft«  ecbUdert  Arrtan,  «m•  er  «etlwi  fr* 
•eben  tinti  erlebt  bat.  in  der  zweiten  tiebt  er  mli  auf  da»  aaf^- 
wieien,  wa«  ibm  lifrraniiche  Hilfsmittel  bietea.  Wo  er  in  der 
ersten  HftJfte  von  pereönlicben  Krlpbrnenten  and  £tDJrne^eii  ab- 
iiebt  und  aas  ItterariBeben  Quellen  die  Ent^maagaasirabeii  ei»* 
ftigt,  wie  in  c.  7.  β.  10,  trigt  «eine  DarateHaag  denaelben  Cba* 
rakier,  wie  in  der  zweiten  Hälfte  aneb  and  bceebränkt  aleli  m 
weeentlicben  ebenfalle  auf  die  Nennang  der  eiiuelneii  Stattooea 
und  die  Angabe  ihrer  Entfemangen  von  einander.  Unridtti^  jit 
dazu  die  Behauptung  von  Brandts^  daaa  in  dem  zweiten  Tlieile 
daa  Persönliche  ganz  zurücktrete  und  aiob  keine  Spur  τοο  Ver- 
bal tniteen  zeige,  die  durcb  Rom  bedingt  «eien.  So  wendet  akb 
der  Scbriftetaller  e.  12,  3  mit  ταυτά  σοι^  dbon  Xiym  an  die 
eigenen  Heineerfabrangen  dee  Kaiiers  und  nimmt  e,  15,  1  mit 
wv  bi  υπό  τή  'Ραιμαίαιν  έΐΓΐκρατ€ί<]ί  ρ€Ϊ  und  c,  1β,  3  νυν  hk 
κώμη  έύτϊ  καΐ  ού5έ  αυτή  μεγάλη  auf  die  Verhüttniise  der  Gegen- 
wart Beiög.  Dies  geschieht  auch  c,  16.  6  ενταύθα  σύ  ποΐ€Ϊς 
λιμένα.  Brandie  hält  dies  für  eine  Erfindung  des  Autors,  der 
sieb  den  Anschein  geben  wolle,  als  ecbrmbe  er  unter  Hadrtan. 
Die  Erwähnung  des  Hafens,  so  meint  er,  hätte  in  c.  1  geacLehen 
mtiseen,  wo  von  den  Altären  Hadrians  die  Rede  aei;  hier  hSttf 
Arnan  es  gewiss  nicht  unterlassen,  den  Hafenbau  zu  ecbildem» 
wenn  Hadrian  einen  solchen  wirklich  geplant  und  anagefuhrt 
bitte.  Da  der  Anonymus  keinen  Hufen  in  Trapeznnt  verzeichne, 
so  habe  er  auch  keinen  bei  Arrian  erwähnt  gefunden,  Dasu 
komme,  dass  der  Hafenbau  nirgends  erwähnt  werde  und  auch 
heute  keine  Spur  von  demselben  sich  finde»  Diese  Argumente 
genügen  nicht,  die  angeführte  Mittbeilung  zu  verdächtigen.  Der 
Bnefsohreiber  beginnt  seine  Fahrt  in  Trapezunt  ond  verzeichnet 
die  Orte,  in  denen  er  anlegte,  spricht  sich  aber,  von  zwei  Stellen 
(o,  4,  8  und  9,  δ)  abgesehen,  nirgends  über  die  benutzten  Häfen 
aus.  Wo  letzteres  geschieht»  ist  es  durch  den  Gang  der  Er- 
zählung bedingt:  in  Athen  erweist  «ich  die  Rhede  hei  einem  Sturm 
als  ungenügend  ond  in  Phagis  werden  Maassregeln  zur  Sicbemng 
des  Hafens  nothwendig.  Da  der  Yerfasser  die  Fahrt  selbst  aus- 
geführt hat  und  eine  Beschreibung  derselben  giebt,  so  macht  er 
flcbon  durch  seine  Erzäbiung  die  Plätze  nnmhaft,  an  denen  man 
landen  kann^  und  anterdrückt  deshalb  auch  die  in  der  benutzten 
Quelle  stehenden  Angaben  über  sich  bietende  Gelegenheit  zum 
Landen,      Mittheilungen    über  Ankerplätze   erb  alten   wir    erst    im 


Zu  ArriaoB  ττίρίττλους  Πόντου  Εύξεινου 


Η73 


ÄweilPn,  liitliglitili  uu«  liferanficben  Quelleti  zueiiiunieiigeetellten 
Theile.  Da  diu  erste  der  liier  liehaiulelten  Strecken  füit  Trape* 
sfiunt  RchloFP,  so  kann  diirii»  niclitN  A.ti  fallend  es  liegen,  dass  er 
liier  auf  den  für  die  Stadt  geplanten  Hafen  hau  Hadrians  zu  reden 
kommt,  8tatt  die  kiirxeT  nicht  mehr  zutreffende  Angabe  »einer 
Quelle  zu  wie^ierbolen.  An  der  Absicht  Hadriane  aber  zu  zwei- 
feln, dazu  sind  wir  nicht  bereclitigt ;  weder  ist  unsere  üeber- 
liefemng  über  die  Zeit  diese«  Kaisers  so  vollständig,  um  einen 
solchen  Zweifel  zu  rechtfertigen,  noch  wissen  wir,  wie  weit  der 
Bau  wirklich  zur  Ausführung  gekommen  ist  und  ob  er  überhaupt 
80  weit  gediehen  war,  um  Spuren  bis  auf  den  heutigen  Tag  hinter- 
laeiien  zu  können.  Trapezunt  hatte  für  die  römische  Verwaltung 
ganz  besondere  Bedeutung  gewonnen,  'die  Stadt  war  wie  der 
Standort  der  römiechen  Pontusflotte,  so  auch  gewiesermassen  die 
OperationBbasie  für  das  Truppencorps  dieser  Provinz'  (Mommsen 
Rom.  Gesch.  V  8.  306);  ganz  besunders  scheint  aber  Hadrian 
für  ihr  Emporblühen  thätig  gewesen  zu  sein.  Auch  den  Hafen- 
bauten in  anderen  Städten  Kleinasiens  wandte  der  Kaiser  seine 
Fürsorge  zu,  wie  inechriftlich  (Dittenberger  Ρ  Ν.  38ΐί)  für  E^hesne 
bezeugt  ist,  ohne  das  β  in  der  erhaltenen  Literatur  darauf  irgendwo 
Bezug  genommen  ist.  Auf  die  Zeit  fludriane  wird  auch  c.  17,  3 
liingewieeen:  έπ€ΐ  hi  έπυθόμην  Κότυν  τετελεοτηκίναι  τόν  βα- 
σιλέα του  Βοσπόρου  του  Κϊμμ£ρίοο  καλουμ€νου,  έτΓΐμ€λές  έποιη- 
σάμην  και  τόν  μέχρι  του  Βοσπόρου  πλουν  οηλώσαί  σοι,  ώς, 
€1  τι  βουλ€ύοιο  περί  του  Βοσπόρου,  ύπάρχειν  σοι  και  xovbe 
τόν  πλουν  μη  άχνοουντι  βουλεύεσθαι.  Diesen  König  Koty«, 
desRen  Tod  nacb  iiischriftlicben  ZeügniBsen  im  Jahre  131  n.  Chr. 
erfolgt  sein  muijs  (Müller  G.  M.  1  S.  CXIII  Anm.  1\  erwähnt 
auch  Phlegon  fr,  20  (Müller  F.  H,  G.  HI  8,  607):  οτε  έβασι- 
λεύετο  ό  Βόσπορος  Κότυι  τψ  Βοσποριανψ  βασιλίΐ,  φ  και  διά- 
οημα  €κ€λ€υσ6  φοράν  ό  Καίσαρ  (ά.  1.  Hadrian)  και  τάς  πόλεις 
αύτψ  καθυπεταΕεν,  4ν  αίς  συναριθμ€ΐ  και  Χερσώνα.  Wir  haben 
es  hier  mit  eitieni  Ereigniss  zu  thun,  das  in  die  Zeit  Badrians 
und  in  die  Statthalterschaft  Arrians  fällt,  doch  will  Brandis  auch 
dieses  Zeugnis«  für  letztere  nicht  gelten  laBsen.  Die  Motivirung^ 
mit  der  die  ßescbridbung  der  Künte  Südruselands  eingeleitet  wird, 
steht  ihm  in  zu  argem  Missverhältnise  zu  der  folgenden  Aus- 
fUhrnng.  Unleugbar  erfahren  wir  über  ilie  Nordktiste  des  schwar- 
zen Meeres  aus  dem  periplus  recht  wenig,  doch  braucht  die 
Schuld  daran  nicht  ein  Falscber  zu  tragen,  sondern  kann  auch 
Arrian    oder  seiner  Quelle  aufgebürdet  werden,  beklagt  eich  doch 


.m  Reafi 

anrh  noch  Prokop.  öb«r  «lie  georr»pliifchen  ^erlii[tiii«i>e  iiä^«4»r 
Gez*!Tiden  rar  därfti/  unterrichte:  za  «ein:  -le  h.  Gvrb.  TV  5  €ττ€ΐ 
ovbk  τοις  πρότ€ρον  ταία^α  έτκ€χ€ΐρηκό<τι  ΰιαυ€τρή<Τασβσι  €ς  τό 
άιφιβ€ς  τι  £uußaiv€i  €Ϊρή<Τ9αι.  -ie  hello  Vanda!.  Ι  1.  IVr  by- 
zantini«che  Verfaftser  fo  meint  BrandU.  bat  irrend voher  Kecni- 
ni«Ä  i^ehaht.  da**  der  Tod  Koty»*  Π  in  die  Zeit  der  ^ratthilter- 
srhaft  Arrianfi  fiel,  der  nach  in*ohrift Hebern  Zen^i«.«e  nocb  lo7 
n.  Gir.  seine  Provinz  verwa!:eie.  and  bat  ancb  di*»  FaetiiB 
berange7o?en.  am  einen  fnr  Arrian  zutreffenden  7.zg  in  feire  Dar- 
stellang  zn  verweben.  Raffinirt  i«t  dieser  wohl  nnterriebtete 
FäNcher  zq  Werke  geranzer.,  der  VerfaMer  de•  arcuTmi  r*ri- 
plof  Ponti  Eaiini  hat  *ich  sein  Le«epnblikam  riel  karnilc«er  und 
nnkritiiicher  vorgestellt.  So  lange  Brandis  rieht  iarcbscblagende 
BeweiiigTönde  für  die  Annahm^  einer  Fälschung  beibringt,  wird 
man  ihm  nicht  folsren  kr3nr.en.  sondern  daran  festhalten,  das«  wir 
es  c.  17,3  mit  einer  Mittheilang  zu  thun  haben,  die  cotbwendig 
auf  einen  r*cbrift*te!ler  an«  der  Zeit  Hadrians  hinfuhrt.  Gegen 
die  Behaaptansr.  da.«*  in  dem  zweiten  Theile  des  periplns  da; 
Persönliche  ganz  zurücktrete,  sprirbt  auch  e.  l>.  2  KOt  iq  τούτο 
έτι  ή  boEa  ή  αυτή  ύττβρ  αυτών  κατ€χ€ΐ.  wenn  aoch  für  die  Zeit 
des  Schriftstellers  sich  nichts  daraus  entnehmen  laset.  Anders 
steht  es  wieder  mit  den  Worten  και  ούτος  παρά  (Τού  τήν  βα0ΐ- 
λβίαν  (ύχεν.  mit  denen  sich  der  Verfasser  direct  an  die  Adresse 
des  Kaisers  wendet.  >tachemphax  soll  von  Hadrian  die  Königs* 
wdrde  bei  den  Zilchen  d.  i.  Zekchen  erhalten  haben.  Ein  Zweifel 
an  der  Richtigkeit  dieser  Nachricht  ist  ausgeschloseeo,  die  Tbat• 
Sache,  dass  die  romischen  Kaiser  den  Zekchen  ihre  Regenten  be- 
stimmten, bezeugt  Prokop  de  hello  Goth.  IV  4  τοϊς  bt  bf|  Ζήκχοις 
τό  μέν  παλαιόν  ό  Tujuaiuiv  αυτοκράτωρ  ßaaiXca  καθιστή,  romische 
Garnisonen  standen,  wie  wir  ebendaselbst  IV  2  lesen,  mr  Zeit 
Trajans  im  Lande  der  Lazen  und  Sagiden  d.  i.  Sanigen.  Gleich- 
wohl bemängelt  Brandts  auch  diese  Xotiz:  *  Das  Imperfectum  (so 
an  zwei  Steilem  Ιύχεν  ist  einer  Erzählung  entnommen,  ιταρό  (Tou 
schrieb  der  Autor  im  Anschlnss  an  c.  1 1  des  Arrian*schen  Briefs.* 
Der  Aorist  ίσχ€ν  ist  auch  für  Arrian  einwandfrei,  er  konnte  grade 
so  gut  schreiben:  'er  hat  die  Herrschaft  von  Dir  erhalten*,  als: 
'er  hat  die  Herrschaft  von  Dir'.  Mit  dem  zweiten  Einwände 
wiederholt  Brandts  sein  schon  besprochenes  Verfahren,  den  Autor 
mit  einer  an  sich  gut  beglaubigten  Nachricht  operiren  zu  lassen, 
um  auch  hier  den  Schein  zu  erwecken,  als  rühre  sein  Machwerk 
von  Arrian  her.     Mit  seiner  eigenen  Person  tritt  der  Schrifteteller 


Zu  Arrians  π€ρίΐΓλους  ΤΤΛντου  EöEcCvou 


nih 


wieder  in  r.  23,  3  ανάγραψα  and  23,  4  χαί  μοι  bOKei  ουκ  ίττιστα 
eivai  unti  ΠΕίθομαι  hervor  und  ^rade  dieee  Stellen  dürften  den 
Beweis  erHrincrf^ii»  da««  wir  es  mit  einem  RcliriftHieller  der  Zeit 
HadriHTis  zu  thnn  hüben.  In  c.  21 --23  wird  in  einem  etwae  un- 
motivirt  lanifen  Kxciir«  über  die  Ineel  Leuke  und  die  VerehrtiTig 
Aehills  daeelbtit  gebandelt.  GefliRfiontlicb  wird  dabei  hervorge- 
hoben, daes  auch  Patroklos  an  den  göttlichen  Ehren  Peine»  Freun- 
des Antheil  gehabt  habe,  da  alle,  die  Afhill  baldigen  wollen, 
auch  seinen  Gefährten  ehren  (21,  S).  Besondere  Beachtung  ist 
aber  den  Worten  zuzuwenden,  mit  denen  dieser  Kxcure  abge- 
eöhloaeen  wird:  νΑχιλλ^α  γαρ  έγώ  τΐΕίθομαι,  απερ  τινά  και 
άλλον  ήραι  είναι,  τή  τ€  euTCvei^i  τ€κμαιρόμ€νος  και  τψ  κάλλίΐ 
και  τή  ρώμι;)  τής  ψυχής  και  τψ  ν^ον  μβταλλάΕαι  έί  ανθρώπων 
και  τή  *Ομήρου  ίπ  αύτψ  ποιήσει  και  τώ  έρα^τικόν  γενίσθαι 
καΐ  φιλ^ταιρον  ώς  καΐ  έπαποθανεΐν  ίλ^σθαι  τοις  καιϊϊΐκοΐς.  In 
der  Äuffapsnng  des  VerhältniRRes  zwischen  Achill  und  Patrokloe 
soll  webt  dem  Schriftsteller  eine  Stelle  Xenophone  vor,  in  deasen 
Spuren  er  sich  ja  iuidv  Ronst  bewegt:  SjmpoB.  ξ  31  και  *Αχιλ- 
ι  λεύς  Όμήρψ  ττεποίηται  ούχ  ώς  παιϊιικοϊς  Πατρόκλψ,  άλλ'  ώς 
Β  έταίρψ  άτΓοθανόντι  ευπρεπέστατα  τιμωρήσαι,  aber  er  faeet  die 
von  Soknites  verworfene  Beurthi'ilnng  mit  der  von  diesem  ge 
billigten  zusammen:  τώ  έρωτικόν  γενέσθαι  και  φιλέταιρον.  Was 
ihn  dabei  leitete,  liegt  m.  E,  klar  zu  Tage :  er  sobliesst  seinen 
Excurs  mit  einer  versteckten  Huldigung  für  Hadrian.  Wie  Acbill 
seinem  Freunde  in  innigem  Liebesbunde  für  Leben  und  Tod  zu- 
gethan  war.  so  bat  aucb  der  Kaiser  seinem  im  Nil  ertrunkenen 
Liebling  Antinoos  über  das  Grab  hinaus  treue  Liebe  bewahrt, 
ihm  göttliche  Ehren  erweisen  und  Tempel  errichten  lassen.  Der 
Tod  des  kaiserlichen  Geliebten  wird  in  das  Jahr  130n.Chr*  ge- 
setzt, nur  in  den  nächsten  Jahren  kann  die  Huldigung  für  Hadrian 
Iniedergescbrieben  »ein.  Auf  dieselbe  Annahme  führte  aber  auch 
schon  die  behprocbene  Mittheilung  über  den  im  Jahre  131  er- 
folgten Tod  des  Kr.nigs  Kotys.  Die  Huldigung  für  den  Kaiser 
mochte  Arrian  aber  um  so  näher  liegen,  als  auch  er  ein  Bithy- 
nier,  ein  Landsmann  des  mit  göttlichen  Ehren  gefeierten  Antinoos 
war.  Hier  etwa  annehmen  in  wollen,  ein  Byzantiner  habe  diesen 
persönlichen  Zug  in  seine  Darstellung  aufgenommen,  um  seinen 
Leeern  den  (ilauben  äu  erwecken,  Arrian  spräche  zu  ibneu,  dazu 
wird  gewiss  auch   Brandis  sich   nicht  entschliessen   wollen. 

Auch  die   Reiseroute,   die    im   periplus  gewählt  ist:    l)  von 
Trapezunt    bis  Sebastopolis,    2}    vom  thrakiscben  Bosporos  nach 


376 


Trapezunt,  3)  von  Seba§topolie  nach  liein  tbriikiichen  Boepara«, 
hat  den  Beifall  von   Brandi«  nii'ht  gefan'len;    er   iat  der  Ansicht^ 

ein  vereländiger  Schrifteteller  wie  Arrian  würde  von  Trafj«*iunt 
ftuegegangen  sein  und  bei  Sebastopolie  weitergebend  seine  Be- 
Hchreibnng  auch  bei  Trapezunt  wieder  geechlowen  haben.  Rine 
solche  Anordnung  wäre  iweifelloH  Binngemäeeer,  und  der  nnon3-me 
Autor»  de^een  au«  Arrian,  Marcian  und  anderen  Äueaniroengetra- 
geoe  Eüetenbeet'hreibutig  unter  Arriane  Namen  erhatten  ht^  liat 
seine  Vorlage  auch  dahin  abgeändert,  dans  er  «eine  Darstetlung 
am  thrakiHchen  ßoeporo«  beginnt  und  abeohlieiiet,  aber  gerade 
die  Anordnung,  wie  eie  in  dem  von  Brand ia  angefochtenen  periplit« 
vorliegt,  triigt  durchaus  das  Gepräge  des  PerHön liehen,  da«  wohl 
auf  Arrian,  nicht  aber  auf  einen  Falecher  zutrifft.  Er  hat  die 
Strecke  von  Trapezunt  bie  Sftbaitapoli«  aelbst  befahren,  nie  itt 
es  daher  auch,  die  er  zuerst  beliandelt;  weil  er  selbst  von  Trape- 
zunt aus  Beine  Fahrt  angetreten  hat,  «etzt  er  daher  auch  hier 
mit  seiner  Darstellung  ein.  Die  beiden  anderen  Strecken  echildeii 
€Γ  nicht  nach  eigenen  Ei  η  drücken  ^  ßondem  unter  Benutzung 
alterer  Küiitenbcechreibnngen.  Müller  nimmt  an,  Arrian  habe 
die  Darstellung  des  Menippos  benntil,  dieser  ging  vom  thrakischen 
Bosporo»  aus.  Mir  ist  Müilere  Annahme  nicht  wahrscheinlich, 
iowobl  wegen  der  nirht  unbeträchtlichen  Abweichungen,  ale 
auch  weil  dann  der  Anonymus  keinen  Anlass  gehabt  hätte, 
neben  Arrian  auch  Marciaus  epitonie  perijdi  Menippei  jeu  be• 
nutzen,  indeeeen  das  hatte  Arrian«  Vorlage  doch  gewies  mit  Me- 
nippos  gemeinsam,  daes  auch  in  ihr  der  thrakische  Boeporoa  ata 
Ausgangspunkt  gewählt  war.  War  dem  so,  dann  lag  Arrian 
nichts  näher,  als  zunächst  die  übergangene  Strecke  von  der  Mün- 
dung des  Poiitoß  bis  Trapezunt  nachzuholen  und  dann  erst  die 
übrig  bleibende  Strecke  von  Seba^topolis  bis  ßyzanz  zu  behan- 
deln. Die  Spuren  des  Fälschers  entdeckt  BninJis  aber  auch  in 
den  tJebergängen,  mit  denen  die  auseinanderklaffenden  einzelnen 
Theile  an  einander  gefügt  werden.  Hierher  gehören  die  Worte 
c,  12,  l  κατά  τόν  Βόσπορον  Θρακιον  —  §  2  6  ττ£ρίτΓλους  ώΙ>€ 
ίχεί.  liieae  Worte  fehlen  im  cod.  Falat.  und  sind  von  den 
Herausgebern  ans  Marcians  epitonie  und  aus  dem  periplus  des 
Anonymus  in  den  Text  Arrian  β  herübergenommen,  auf  sie  allein 
kann  Müller  »eine  Beobachtung  stützen:  Marcianei  peripli  e  Menippo 
breviali  .  ,  .  interdum  etiam  in  singulis  verbis  adeo  cum  nostro 
libello  consentit.  ut  vix  duhiura  sit,  quin  vel  in  meridionalii* 
orae  stadiasnio  ^rriauus  Menippuui  adhibueril  (G,  M,  1  S.  CXIII), 


Zu   ArriaüR  περίπλους  ΤΤόντου  Ευξείνου 


S77 


Gegen  diee  Verfahren  hat  sich  mit  Recht  Eberhard  Arriani 
scripta  minora  8.  LTII  aiiBge^prochen :  contra  non  Arrinnoi  «ed 
Menippo  trihuenila  esse  existimo^  qiiae  poet  Hudsonem  eine  ignaniN 
Hercheius  ex  ant)nymi  periplo  supplevit  p.  94^  9—  17  verba  κατά 
τον  Θρ{?κιον  Βόσττορον  upqye  ad  ό  περίττλους  ώ6€  ?χ€Κ  Arriau 
hat  sich  mit  ileni  einfachen  ITehergang*  τα  hk  άττό  BotJTropou 
του  Θρςικίου  Ιύτ^  im  ΎραπιΙούντα  ττόΧιν  Jiisc  ίχα  begnügt 
und  dann  ßofort  die  mit  To  iepov  του  Διός  Ούριου  beginnende 
Küetenleecbreibung  angeschlossen.  Das  ist  ein  einfacher,  aber 
dem  Charakter  der  ganzen  Schrift  durchaus  angemeissener  lieber- 
gang.  Auch  gegen  die  in  c.  17,  1  stellenden,  <3en  dritten  Theil 
einleitenden  Worte  können  ernfitHche  AtiFsteüungen  nicht  erhoben 
werden.  Zunächst  gilt  ee,  die  durcb  Arrians  eigenthümliche 
ReiBeroutfe  entstandene  Lücke  durch  einen  kurzen  Hinweis  auf 
die  Behandlung  in  c,  1 — 1\  auszufüHen,  dies  geschieht  mit  τά 
bi  από  ΤραΐΓίΕοΰντος  —  έΕήκοντα.  Mit  dem  nächsten  Sat^e 
wird  dann  die  Behandlung  der  ganzen  Strecke  von  Bjzanz  bis 
Sebflstopolis  abgeschloeeen  und  daraaf  die  in  c,  12  unterbrochene 
urBprüngliche  Route  wieder  aufgenommen.  Ale  fremden  Zusatz 
möchte  ich  nur  in  §  2  da^  zweite  iv  beEiqi  έσττλ€Οντιυν  ές  τον 
ΤΤόντον  tilgen,  dessen  Wiederholung  nicht  gerechtfertigt  ist.  Der 
üebergang  würde  also  lauten:  rabc  μέν  τά  άπό  Bυίαvτiou  TrXedv- 
τιυν  έν  h^hä  ως  im  Aio0Koupiaba,  ές  önep  στρατ07τ€5ον  τ£- 
XeuT^  Ταιμαίοις  ή  ίττικράτβια.  Brandie  findet  die  Wahl  des 
Namens  Dioskurias  bedenklich  und  Int  der  Ansicht,  Arrian  habe 
in  einem  amtlichen  Schreiben  diese  frühere  Namensform  nicht  ge- 
brauchen dürfen*  In  c,  10  braneht  dieser  allerdinge  dreimal  den 
Namen  Sebastopolis;  nachdem  er  aber  c.  10,  4  erklärt  hat:ή  ht 
Σεβαατόττολις  πάλαι  Διοσκουριάς  έκαλ€Ϊτο,  trägt  er  auch  c.  Π>5 
kein  Bedenken,  die  Stadt  mit  dem  früheren  Namen  zu  benennen. 
Brandis  will  freilich  auch  hier  καν  Διοσκουριάδα  als  Interpola- 
tion tilgen,  doch  fehlen,  wie  Eherhard  a.  a,  0.  S.  LH!  erkannt  hat, 
hier  eher  Worte,  als  dfl««  von  dem  überlieferten  Texte  etwan 
auszumerzen  wäre:  καί  Διοσκουρίάδα  καταφανώς  ήbτ]  έπ^ 
άρι0Τ£ρά  του  Πόντου  έπλ€ομ€ν,  κα\  ό  πλους  ήμϊν 
προς  ήλιου  λυομένου  έτίγν€το  .ώς  bt  άπ€στρίφομεν 
άπό  του  *Α  στ€λ€φου  έπί  AioöKoupiaba,  κατίίδομεν  τον 
Καύκα0£ν  το  ορός  a  (ρ.  17S):  verba  quae  diductis  uteri«  ex- 
preeftij  vere  Arrianea  e«i*e  atque  propter  vocum  Aio0KOUpiaba 
κατ(αφανώς)  et  Δϊθ0κουριά6α  κατ(€ί^ομ€ν)  librarü  omliii  ah 
altera  sententia  ad   alteram  aberrantibus  praetermiesa  esse  viden- 


'^  Γ  -  u  *  ί 

^Lf :  'iüo  fTioTi^  p<-r.*rr*•  u  litri^  Arrianei«  nallmn  ert  frequentinfi. 
JiT  Narr,*•  li-okkunü•-  ■  Pliii.  Vf  Γι  r.nnc  deserta)  niiin  aacb  in  der 
Koi^»:z«r;t  :T;  G«-Kraui-h  zreMi^-ben  Fein,  die«  fpHcbt  AmmianQ« 
Marr«rl]ir]Ufc  aυ^drΌ(-kΊich   aus:   XX Π   8  nunc  ntqne  nota. 

ί)]*ί  AhTitLhuif  einer  Fälschung  in  bjzaDtiniecber  Zeit  grnndet 
BraiJ'ii«'  auf  die  ßeoV>dcbtnne,  daee  Tererbiedene  Angaben  des 
j*eriplui»  auf  Zoptände  dieser  Zeit  hinweisen.  Der  Filaeber,  der, 
wie  wir  ^ehen,  mit  d#»n  Verhfiltnieien  nnter  Hmdrian  reebt  wohl 
vertraut  ^ewe^en  eein  maee,  müeete  also  seiner  Aufgabe  doch 
nirht  irewarljÄen  ireweneo  sein  nnd  hätte  sieb  an  einzelnen 
St"!!*-!!  MittlieiluTJireTj  L'eptattet.  die  ihn  bei  kundigen  Lesern  ent- 
larven iun*is\ci\.  So  iriel)t  er  c.  Ιίί,  5  μέχρι  TOÖbc  (d.  i.  Par- 
thenioK;  θράκ€ς  oi  Βιθυνοί  νέμονται  und  c.  14,  1  τά  bi  άπό 
τοιΛε  r\br\  Παφλαγονία  eine  Grenze  zwischen  Bithynien  nnd 
l'aphlat'Oüieri  an,  wi**  sie  nach  ßrandis  nimmermehr  in  Arrians  Zeit 
heKtir/inj!  wer.ien  konntf.  Er  eieht  in  den  angeführten  Worten  ein 
frerudefi  KinKchiebBel.  weil  nach  ihnen  die  Bithynier  an  die  Papbia* 
ifonier  ^rrenzen  pollen  und  der  Partbenios  als  Grenzscbeide  zwi- 
>i(:]i*'h  'ii''Hen  Luiden  Völkerpchaften  bezeichnet  werde,  während 
doch  t]ffr  BillaioH  die  Grenze  bilde  und  nicht  die  Bithynier,  son- 
dern die  Mariaridyner  die  Grenznachbam  der  Papblagonier  seien. 
So  laute  die  Ueberliefernng  bei  Skylax,  Mela,  Plinias  nnd  dem 
HcholiaRten  zu  Apoll.  Rhod.  Π  723;  ihr  folge  auch  Arrian  in 
Heiner  bithyniHchen  Geschichte  fEustath.  zu  Dionys.  per.  797),  in 
der  er  die  Mariandyner  alH  Nachbarn  der  Papblagonier  ansähe. 
Mit  dem  Citate  auR  den  Βιθυνιακά  ist  nichts  bewiesen;  in  ihnen 
behandelte  Arrian  die  ältere  Geschichte  der  einzelnen  Stämme 
genauer  und  musste  auch  kleinere  Völkerschaften  erwähnen,  die 
er  im  peripluK  ohne  Bedenken  übergehen  konnte.  Daraus  folgern 
zu  wollen,  dass  er  letzteren  nicht  geschrieben  haben  könne,  ist 
unzuläHHi^r.  Besondere  Bedeutung  legt  Brandis  den  Worten  des 
Anonymus:  ούτος  6  Βιλλαϊος,  ΰ&ς  τινίς  φασιν,  όρί2ΐ€ΐ  Βιθυνίαν' 
τα  bl  έχόμενα  Παφλαγονίας  εστί.  τινές  bk  νυν  τόν  Παρθίνιον 
ποταμόν  δρον  Βιθυνίας  και  Παφλαγονίας  εΐναι  βούλονται  bei 
und  giebt  der  Meinung  Ausdruck,  νυν  weise  auf  eine  spätere 
Zeit  hin.  Der  Partbenios  als  Grenzfluss  gehöre  einer  späteren 
Zeit  an,  er  scheide  die  Provinzen  Honorias  und  Paphlagonien, 
ihn  habe  man  später  als  Grenzscheide  der  byzantinischen  Themen 
τών  Βουκελλαρίων  und  τών  Παφλαγόνων  festgehalten.  Diese 
späteren  Verhäliniflse  lägen  dein  Satze  des  περίπλους  in  o.  13,5 
μέχρι  τουόε  θρςίκες  o\  Βιθυνοί  zu  Grunde,  der  mit  Arrian  nichts 


Zu  Α  matte  τΓ€ρίιτλους  ΤΤόντου  Εύΐ€<νοΐί 


37f» 


■  ϊΏ  thon  habe,  üebernehen  ist  dabei,  da*»»  die  Worte  dee  Ano- 
fiytTtae  aiifei  Marctan  c.  8,  bIpo  aae  MenippoR  entnommen  sind : 
ούτος  ό  ποταμός  öpxlti  Βιθυνίαν,  τα  hk  4χόμ€να  ΤΤαφλαγονίας 
εστί.  Τινές  hl  τον  Γίαρθ^νιον  δρον  Βιθυνών  και  ΤΤαφλαγόνυυν 
€ΐναι  βούλονται,  und   da«8  dae  Wörtchen   νυν   nicbte  weiter,    ale 

■  eigene,  nächtseagende  Zuthtit  des  Anonymue  ist.  Die  Bpätere 
Provinz  Honoriae  lag  östlich  von  Bitbynien,  daß  den  Landstrieb 
zwificben  Rbyndakos  und  Rangarioe  umfaeste;  daraus  konnte  docb 
Niemand  entnehmen,  dass  der  Parthenios  die  Grenze  zwiecben 
Bitbynien  and  Paphlagonien  bilde.  Nicht  mit  dem  Änonymu*", 
eondem  mit  Menippoe  haben  wir  zu  rechnen,  wenn  ee  heiRet^ 
daß«  einige  SchriftsteUer  den  Parthenioa  ale  Grenze  zwischen 
Bitbynien  und  Paphlagonien  ansetzten.  Yielleicbt  gebt  indessen 
dieee  Nachricht  auf  einen  noch  älteren  Geographen  znrü«k.  ίιι 
Marcian  ep.  per.  Mfir  r.  9  lesen  wir:  oi  παλαιοί  χάρ  την  Καπ- 
παδοκίαν  καθήκίΐν  βούλονται  μίχρι  του  ΕύΕείνου  ΤΤόντου  ^  τινές 
αυτούς  Λ€υκοσύρους  έκάλ€ίΤαν,  genau  dieselbe  Nachricht  giebt 
unter  Berufung  auf  die  Τίνβς  auch  Artemidor  im  Schol.  zu  Apoll. 
Rhod.  Π  946:  δτι  hi  τιν€ς  τους  Άσσυρΐους  Λ€υκοσύρους  \έ- 
γουΟ^ι,  φη0ΐ  καΐ  *Αρτ€μί5ωρος,  Artemidor  wird  auch  von  dem 
Anonymus  in  §  63,  der  auf  Marcian  zurückgeben  mag,  ijitirf ; 
man  darf  ep  daher  ala  möglich  anheben,  daae  die  Vereion  der 
τινίς  bei  Marcian  aus  Ärtemidür  gCBchopft  ist,  und  dass  auch 
bei  Bestimmung  der  Grenze  zwischen  Bitbynien  und  Paphlago- 
nien  in  c.  0  die  Ueberlieferung  der  τινές  keine  andere  als  die 
Artemidore  oder  der  bereits  von  ihm  angezogenen  Gewährsmänner 
iet.  Diese  Verrautbung  findet  ihre  Bestätigung  durch  Strabo; 
denn  auch  dieser  nimmt  die  Westgrenze  Paphliigoniens  am  Par- 
tbeniofl  an.  Brandi«  verfährt  willkürlich^  wenn  er  Sirabos  Mit- 
tbeilungen  als  einen  Irrtbum  dem  Kalliatbenee  aufbürden  will, 
der  da  Knukonen  und  Eneter  ansetzte,  wo  andere  Autoren  die 
Papbiagonier  wohnen  Hessen.  Von  KalHRtbeneß  stammen  bei 
Strabo  nur  die  Worte:  ΧΙΓ  H.  542  Καλλισθένης  U  και  ?τραφ€ 
—  νυν  b*  ΐτι  Καυκαινίτας  είναι  τινας  nepl  τόν  ΤΤσρθ€νιον,  von 
ihm  rühren  die  an  mehreren  Stellen  wiederkehrenden  Xatbriehten 
über  die  Westgrenze  Papblagoniens  nicht  her.  Mit  wünBchens' 
.wertbeeter  Deutlichkeit  sprechen    sich    diese    für    den   Partlieuius 

als  Grenzfluss  aus:    S.  543  είθ'  ό  Παρθίνιος ίπειτα  η 

ΤΤαφλατονια  και  οι  Ενετοί  und  weiter:  ττρός  hufSiv  b^  Βιθυνό^ 
και  Μαριανδυνοί  fäpiov  τΛν  ΤΤαφλαγόνιυν)*  το  γαρ  τών  Καυ- 
KUJVLUV  γένος  έΕεφθαρται  τελειυς  πάντοθεν  * .  . .  .  της  bk  χώρας 


m) 


ρ  ι*  tl  κ  4 


ταύτης  ^ιηρημ6vης  €Ϊς  τ€  την  μεσόγαιαν  και  την  έτη  βαλστπι' 
διατείνουσαν  άπό  τοΓι  "ΑΧυος  μ€χρι  Βιθυνίας«  S.  540  BiOuvurv 
έστι  τα  πρώτα,  είτα  Μαριαν6υνών.  τινίς  bi  και  KavKumuv 
φασίν*  €ΐτα  ΤΤαφλαγόνων  μ^χρι  "Αλυος.  Wo  Strabo  eoharf 
zwificiien  Bithyniern  una  Mariandyneni  scheidet,  wie  X£I  4  τήν 
hi  Βιθυνίαν  u»w..  recljnet  er  Bithynien  im  Osten  nur  bi«  xur 
^lündting  des  Sangarioet  an  anderen  Stellen  aber,  wie  der  uige- 
führten,  sieht  er  die  Mari  andyner  aU  Verwandte  der  Bithjnier 
and  )^leii*h  diesen  al«  Thraker  (XTIS.  540)  an  und  verbindet  ihr 
Land  mit  Bithynien:  vgl.  Amm.  Marcell.  XXIT  8  Bithynise  lato« 
quam  veteree  dixere  Mygdoniam,  in  qua  Thynia  et  Mariandena 
«nnt  regioncfi.  Mit  KallistheneR  hat  diese  Grenz  bestimm  ο  ng  niehlii 
3£u  thun,  eher  möchte  dieselbe  auch  Strabo  durch  Artemidor  über- 
mittelt Hein.  'Artemidor  echlosa  sich ,  aa  nrtheilt  MüUeohoff 
Deutsche  Alterthumskimde  ΠΙ  S.  69»  *  bei  Anemeesang  des  FoDtne 
und  der  Mäotia  an  Eratojtthenes  an  und  Strabo  zog  wieder  onr 
ihn  aai,  waa  sich  am  deutlichsten  p.  498  f.  zeigt,  wo  er  ihn 
nennen  wusste,  weil  seine  Anordnung  der  Völker  nicht  mehr  mit 
den  Angaben  der  heeser  unterrichteten  mitiiridatiechen  Geschieht- 
achreiber  stimmte*»  vgl,  Schmidt  de  Polybii  geographia  BerHn 
IR75  8.  2G  tf.  Während  Strabo  Π  S.  125  nach  Eratoathene* 
f  Berger  Fragmente  am  Kratosthenes  S.  331)  die  Entfertinng  von 
Karamhis  bis  Kriunietopon  auf  2500  Stadien  berechnet,  will  er 
VII  S.  309  diese  Berei-hnnng  nicht  gelten  lassen,  sondern  nimmt 
diese  Entfernung  von  Karambis  bis  Chereon  an,  weil  er  hier  eine 
V^orlage  benutzt,  die  an  der  Angabe  des  Eratosthenee  eine  Berieh-  ■ 
tigung  vorgenommen  hat.  Da»  gleiche  Verhältniss  zeigen  II  S.  Π1 
und  XII  8.  548,  an  der  ersten  Stelle  beträgt  die  Entfernung  von  der 
Mündung  des  Fontoabis  zum  Phasis  nach  Eratoathenea  (εκείνου  είπόν-  ■ 
τος)  B(XM)  Stadien,  nach  der  zweiten  dagegen  ungefähr  8ΓΜΧ)  Stadien»  ι 
entweder  etwas  nielir  oder  etwas  weniger.  Für  die  Fahrt  voui 
Phasis  nach  Diosknrias  «et^t  Eratoathenea  (bei  Strabo  Π  S.  911 
i>(JO  Stadien  an,  XI  497  wird  dagegen  zu  dieser  Angabe  der  be- 
Fchränkende  Ztisatz  ^ττ*  €ύθ€ίας  geTnacht,  während  Flinina  VI  4 
dieselbe  Strecke  auf  HiX)  Stadien  schätzt,  Arrian  und  der  Ano- 
nymus auf  SlO  Stadien.  Die  Ueberlieferung  Artemidors  iat,  wie 
wir  oben  annahmen,  vielleiclit  «n  einzehl•  η  Stellen  Marcians  er- 
halten. Dazu  würde  stimmen,  dass  sich  auch  bei  Marctan  und 
Strabo  übereinstimmende  Angaben  finden.  Dahin  rechne  ich: 
Strabo  S.  544:  Marcian  c.   9: 

Γινώττη  στσ^ίouς  ττ^ντήκοντα         άττό   Άρμενης   €ίς    Σινώπην 
τής  'Αρμ€νης  οιέχουαα  ,  ττόλιν  στάοιοι  π€ντήκοντα 


Zu  Arrians  ιτ€ρίπλους  ΤΤάντου  Εύΐ€{νου 


ΗΗ\ 


Έστι  hi  κώμη  τών  Σινω- 
ττίιυν  Ιχουσα  λιμένα 

S.  54G  (Σινώπη)  btexti  toü 
μίν  'lepoij  τρισχιΧίους  και  ttcv- 
τακοσίους»  άφ'  'Ηράκλειας  hl 
ί^ισχιλίους,  Καράμβ€υυς  5έ  έπτα- 
κοσίους  σταδίοος 


ρ.  517  'Αμισός  ΐ)ΐ€χουσα  της 
Σινώττης  7Τ€ρι  ένακοσίους  στα- 
διόυς 


£ΐς  ΆρμΕνην  κώμη  ν  και  λι- 
μένα 

άτΐύ  hk  Καράμβιοος  .  ,  .  εΙς 
Σινώπην  στά6ιοι  επτακόσιοι, 
άττό  be  Ήρακλ€ίας  εις  Σινώπη  ν 
6ίσχίλιοι  τετταράκοντα.  από  hk 
Ιερού  εις  Σινώπην  ύα\  στάοιοι 
τρισχίλιοι  πεντακόσιοι  έβοομή- 
κοντα 

C.  J0  οί  ττάντΕς  άπό  Σινώπης 
εις  Άμισάν  €ΐσΐ  στά5ιοι  ^να- 
κόσιοι  πεντήκοντα. 


^  Als   WiihrBcheinlicli   ergiebt  Bich   «lemnanb,  daae   «Üe  Angabe^ 

der  PartheiiitiB  scheide  die  Bitbjnier  von  den  PttplitagonierTj,  von 

IArtemidor  geixiacht  ist     Auch  bei  Ärrian  läset  nich.  glflub©  ich, 
eine  Spar  der  Darstelliing  dieees  Geographen  nnchweiseiL     Nach 
Γ.  6,  3  Boll  der  Ort  Apsaroe  eiuRt   den  Namen  Appyrtos  getragen 
habeii,  weil  dort  Medea  ibren  Brader  getödtet  habe,  andere  legen 
von    diesem   Factum   den  νήσοι  Άψυρτίδες  im  adriatiscben  Meere 
I        ibren  Namen  bei.    Letzteres  nimmt  Stepb.  Byzant.  nnter  dem  Worte 
Η   Άφυρτί6ες    an,    fahrt   aber    dann  fort:    έστι    και    τόπος    έν  τψ 
ΕύΕείνψ  πόντψ  "Αψαρος,   "Αψυρτος  πρότερον  λεγόμενος'  Άρ- 
τεμίδωρος  iv  επιτομή  και  πόλιν  νήσο  ν  "Αψυρτον  ιστορεί.    Die 
Β  letzten   Worte    sind    verderbt,    Meineke   schreibt:    και   Πολύβιος 
νήσον  Ιστορεί,   andere:    και   πόλιν   και  νήσον  ιστορεί     Ich  bin 
1        der  Ansicht,  dass  'Αρτεμίδωρος  εν  επιτομή    die  tiuelle   nngiebt, 
Β    aus  der  ίστι  και  τόπος  κτλ.  enlnorotnen  ist,  und  daRs  dann  fort- 
~    gefahren  wird:   καΐ  πάλιν  νήσον  Ιστορεί  'und  wiederum  d,  i.  an 
einer  anderen  Stelle    nennt    er   eine  Insel  ApsyrtüB*.     Vnm   letz- 
Β  tereR  der  Fall  ist,  dürfte  »ich  aus  Steph.  Byx.  Φλάνιυν  πόλΐς  καΐ 
λιμήν  περΊ  την  *Άψυρτον  νήσον    Αρτεμίδωρος  iv  επιτομή  τών 
γεωγραφουμεναιν  ιά  ergeben,  Trililt  diese  V'ernintbung  das  Richtige, 
dann  hätten  wir  einen  sicheren  Beweis  dafür,  daaa  auch  in  Arrian« 
peripliiB  die  Ueberliefernng  Artemidors,  sei  es  direct  oder  indirect, 

■  uns  erhalten  ist;  zugleich  gewinnen  wir  eine  Erklärung  ftir  die 
enge  Verwandtschaft,  welche  zwischen  Arrians  Küetenbeecbrei- 
bung  und  Mareian«  epitome  peripli  Meiiippei  olTenbar  beRteht. 
Düuli  mag  man  diesen  Zuaammenbang  zugeben  oder  nicht»  so 
viel  bat  »ich  wenigstens  mit  Sicherheit  ergehen,  dass  der  Parthe- 
nio«   alfi   Grenstfluss   zwi»cben   Bitb^nien   und   F^apblagonien   nicht 


:^2  R  c  u  t  8 

prflt  die  Erfinilnng  eineR  Byzantiners  ist,  daee  tcbon  vor  Arriao 
einige  Geographen  den  Hillaiofl,  andere  dagegen  den  Partbenio• 
alR  Grenze  angenommen  haben.  Arriau  hält  ea  mit  der  zweiten 
Gruppe. 

Anf  ppätere  Zeit  bezieht  Brandie  auch  den  zn  Gcobooiav 
in  r.  19,  Π  gemnchten  Zusatz:  πόλΐν  ίρήμην.  Von  Plininit  ίΙΛ'  Sr»), 
PtoleniaioR  (HI  (>).  .Animianus  MarrellinuR  (XXII  8)  werde  e« 
noch  als  blühende  Stadt  bezeichnet,  erst  in  einem  apStereii  Jahr- 
hundert »ei  es  Barbarenhorden  zum  Opfer  gefallen.  Den  Worten 
de«  Anonymus  §  51:  vöv  bi  λ€Τ€ται  ή  θ€υδοσία  Tg  *Αλαν»ή 
ήτοι  τήΤαυρική  1)ΐαλ€κτυμ  'Apbaßba,  τουτ'  ίστιν  έπτάθ^ος  ent 
nimmt  er.  Theodosia  sei  von  den  Alanen  erobert  und  amgenanat 
worden.  Für  die  Existenz  der  Stadt  i!»t  ans  der  Erwähnang  lei 
den  genannten  Schriftstellern  nichts  zu  entnehmen,  sie  können 
auch  noch  von  Städten  reden,  die  zu  ihrer  Zeit  vertchwunden 
waren.  So  sind  an  der  angeführten  Pliniusstelle  die  meisten 
.Allgaben  älteren  Darstellungen  entnommen,  wie  der  Vergleich 
•ie«  schwarzen  Meeres  mit  dem  »kythischen  Bogen  ^Strabo  11 
S.  124,  Pompon.  Mela  1  102  uö.,  Dion.  per.  v.  100  ff.,  Amm. 
Marcel I.  XXII  8),  dessen  Gestalt  dnrch  liie  beiden  einander• 
gegenüberliegenden  Vorgebirge  Karambis  and  KrinmetopoD  bedingt 
ist  iStrabo  II  S.  125,  Amm.  Marc.  XXII  ^  Criometopon  daobas 
milibus  et  quingentis  etadiis  disparatnro.  Skymnos  v.  953  ff., 
Marcian  epit.  per.  Men.  c.  1*  =  Strabo  XII  S.  5-14).  Ancb  die 
ΛαΓ  Theo  io«i.\  bezüglichen  Angaben  sind  älteren  Quellen  entlehnt, 
die  auf  >~  ^  ä  M.  P.  bemessene  Entfemunir  von  Pantikap^ion  eni- 
«pricht  ^enau  den  Τ«>"ϊ  Stadien  Arrians  (c.  1ί•,  3  .  Ebenao  treten 
ur.s  bei  Ptolemaio«  Nan-.en  von  Sta  i:en  entgegen,  die  langst  vom 
Erdloien  getilg:  «in  i.  wie  zB.  III  14  von  Helike  and  Mykena. 
Dies  «:;it  er^t  recht  von  Ammianus  Marcellinas:  inter  qaae  eminet 
EnpAiorii  et  Dandaoe  er  Theodosii,  der  unter  seinen  Gewähr«- 
xär.nern  ausirücklich  Era;o«:henr5  und  H«>katai«:«  nennt.  Von 
ien  Schicksalen  der  Staat  wlhrer.i  der  r.:th  π  da  tischen  Kriege 
berichten  Appian  Mithr.  c.  lO-S  ζζλ  12•"»  nr.d  Pinecberger  Ρ 
X.  ?26.  Erwähnung  geschieht  ihrer  :l  einer  Inscbrin  der  ersten 
Ka-.serzei::  βασιλ€ΐ•ο>τι  τταντός  Βο<Γτόρου.  θ€θΝ>ΐίης  ι  Mommsen  V 
S.  2ίΝ.^  \.  2,  vgl.  ra:i:y-\V;«*..wA  unter  i.  Α.  Asp3r^oc\  de*- 
ileichec  von  Strarc»  VII  S.  '"^—3:1.  Pacu  feder.kt  ihrer  enrt 
Arrian  w-eier  als  einer  ^λις  €p^u*».  Ist  e«  cc lenkbar,  daas 
«ie  i:i  Hiirian«  Zeit  fer*:>r:  wir'r  I>as  bleiche  S^hi-^ks*!  scheint 
doch    a=cb  Apjktarv*  ietroier.    lu    bat^o:    Pün    VI  f^    et   paeae 


Zu  Ärrkns  π€ρίΐΓλους  ΤΤόλτου  Ε^ΕΕίνου 


tleeertum  Apaturoe.  Von  «1er  gefahrderen  Lage  der  griechisehen 
tSläilte  an  <ier  Nordküste  Ae»  Pontus  um  *1ακ  Jahr  50  γ,  Clir, 
lesen  wir  bei  Diu  Clirya.  XXX Vi  Γ»  TÜUV  μέν  ούκετι  Ο"υνθΐκΐ0θ€ΐ- 
σύυν  πόλεων,  ταιν  h^  φαυλιυς  καϊ  τών  ττλείστων  βαρβάρων  εις  αύ- 
τάς  cTyppu^vTLUv,  vgl.  Ditteiiberger  J-  Ν.  ί124,  32;^,  32ίΐ  τών  rrepi 
Σαύμακον  Σκυθών  τον  βασιλέα  Βοσπόρου  ΤΤαιρισάίϊην  dveXov- 
των  ηπΕΪ  παρέλαβα  θ€θϊ)οσίαν  και  ΤΤαντικάπαιον.  Da»  Ver- 
acliwinilen  der  Stadt  aus  der  Litteratur  mag  doeli  Dicht  zofällig 
«ein,  Rondern  in  ihrer  Zerstöraiig  seinen  Gnind  babeji.  Prokop 
de  hello  Gotbico  JV  5  erwähnt  CbereoTi,  Pantikapaionj  Kepoi, 
Phanagoriii  und  andere  Städte^  aber  vergebenH  eaühen  wir  bei 
ihm  tlen  Namen  Theodnsia.  Von  den  beiden  letzten  Städten 
weiss  er  zu  berichten :  απερ  ου  πολλψ  έμπροσθεν  βαρβάρων 
τών  ττλησιοχώρων  έλθόντβς  τινές  ές  έ6αφος  καθεΐλον,  wenn  er 
ilies  bei  Theudosia  nicht  thut,  ίίο  darf  man  doch  wid)!  annehmen, 
da»R  die  ZeretiJrung  dieser  Stadt  aeitlich  weit  vorauslag.  Sind 
wir  auch  nicht  in  der  Lage,  dieselbe  einer  bestimmten  Zeit  zu- 
zuweisen, Ro  Bind  wir  doch  nicht  berechtigt,  die  einzige  Nach- 
richt, die  uns  bei  Arrian  über  sie  vorliegti  als  unglaubwürdig 
zu  verwerfen;  waa  Brandie  aus  dem  Anonymus  herausliest,  steht 
bei  diesem  nicht. 

Nicht  besser  begründet  ist,  was  Brandis  aus  c.  18,  3  fol- 
gert. Der  Verfasser  des  per i plus  iscb reiht  hier:  Άχαιουντα  δ(Τ- 
ΤΓ€ρ  ποταμός  biopilei  Ζιλχούς  και  Σανίγας-  Ζιλχών  βασιλεύς 
ΣταχεμφαΕ'  και  ούτος  παρά  σου  την  βασιλείαν  έσχεν.  Brandis, 
der  es  für  unwahrscheiiiiich  hält,  dass  der  römische  Emfluae 
über  das  Gebiet  der  Sanigen  Fich  erstreckte^  identificirt  die 
Ζιλχοί  mit  den  von  Proko[j  erwähnten  Ζηκχοί  und  schreibt  dem* 
nach  Ζΐκχούς  für  Ζιλχούς,  Bass  die  Zekchen  von  Rom  ihre 
Könige  erhielten,  ist  schon  aus  Prokop  mitgetheill.  Sie  haben 
nach  der  Darsteüung  dieses  Geschichtscbreibere  ihre  Wohnsitze 
nördlich  von  den  Abasgen  und  südlich  von  den  Sanigen,  wäh- 
rend in  den  vom  Yerfasser  des  periplus  ihnen  zugewieseneu 
Wohnsitzen  hunnische  Stämme  bei  ihm  erscheinen.  Bei  dem 
Anonymus  wohnen  die  Zekchen  vom  Flusse  Achaius  bis  zum 
Hafen  Pagrae,  und  dies  ist  auch  die  Ueberlieferung  der  Ijyzan- 
tinischen  Schriftsteller  (Constant.  Porph»  ua,).  Da  nun  auch  der 
iiiiter  Arrians  Namen  gehende  periplus  die  Zekchen  nordlich  von 
den  Sanigen  wohnen  läset,  so  hat  sein  Verfasser  Zustände  der 
hy/antinischen  Zeit  vor  Augen  und  muss  daher  selbst  dieser  an- 
gehören.    Diese  Beweisführung    ist    von    vornherein   bedenklioh, 


;  f  1t  •  1 


ireü  die  Angaben  der  Alteo  über  die  WobnslUe  der  eiAxebeo 
Btlmme  mn  Fnnse  dee  K&ukasoe  und  an  der  Oetküste  de•  Pontoe 
•ehr  widerepracbeiroll  sind;  eie  wird  eii  um  to  mehr,  weil  sie 
«ich  aoMchlieeslieh  auf  Prokop  stQtit,  deeeeti  KenntnM  der  dor- 
tigen geographieeben  Verhältnisee  eebr  unklar  ond  ungenügend 
itt  So  loll,  nni  einige  Angaben  näher  zu  beleuchten,  nach  de 
hello  Ferflico  II  29  der  Phaett  in  aeinem  oberen  Laufe  den 
Kamen  Boae  fuhren,  de  hello  Gotb.  IV  2  wird  dagegen  das  Gleiche 
von  dem  Akampeie  behauptet.  Die  I^nge  der  asiatischen  Käste 
switcben  Cbalkedon  und  dem  Phasis  wird  de  hello  Yand•  I  1 
einem  Wege  von  40  Tagen  d,  i,  8400  Stadien  gleiehgeseltt 
(l  Tag  —  210  Stadien,  ebenda«.),  de  hello  Gotb.  IV  5  dagegen 
einem  Wege  von  52  Tagen  d.  i.  10920  Stadien.  Die  gleiche 
Lftnge  wird  de  hello  Goth,  IV  5  für  die  nördliche  Küste  dee  Pontes 
vom  Phaeis  bie  Cbalkedon  Angenommen,  dagegen  ergeben  die 
Theiletreeken  von  ßyzanz  bis  Pantikapaion  schon  einen  Weg  von 
Γί2  Tagen  :  de  hello  Vand.  I  1  von  B)  zanz  bis  Isiermundang  := 
22  Tage,  de  belle  Gotb.  V  6  von  Iftemiündung  bis  Cherson  =^ 
10  Tage,  de  hello  Pera.  I  12  von  Cherson  hia  Pantikapaion  = 
20  Tage.  Grade  zu  unveretändlicb  ist  es,  wenn  er  de  hello 
Gotb,  I\^  4  die  Gott  weis»  «rohtr  entnommene  Behauptung  nach- 
spricht^ der  Ausfluss  der  Miotis  in  den  Pontoe  habe  eine  Lünge 
von  20  Tagen :  ήιτερ  6ιήκ€ΐ  Ις  6bov  ήμ€ρών,  ώς  φασιν,  εΐκοσιν.  Da- 
bei bleibt  er  sich  in  seinen  Wohnsitzen  über  die  Zekcben  auch  nicht 
gleich:  während  er  de  hello  Goth.  IV,  4  echreibt:  μ€τά  τους 
Άβασγών  ορούς  κατά  μέν  το  δρος  το  Καυκάσων  ΒροΟχοι  φκην* 
ται,  Άβασγών  ί€  και  'Αλανών  μ€τα£ύ  δντ€ς'  κοτά  hi  την 
τταραλίαν  πόντου  του  EuEeivou  Ζήκχοϊ  ibpuvrai  •  *  .  ,  μ€τά  bi 
αυτούς  Σατίί>αι  οικούσι  .  ,  .  .  υπέρ  bk  Σαγιοας  Ούννικσ  Ιθνη 
ϊορονται,  heißet  es  de  hello  Persico  II  20j  wo  er  den  Lauf  des 
Phaeie  beschreibt:  ίνταΟθα  ^νη  αλλά  Τ€  πολλά  καΐ  *Αλανοι 
και  Άβασγοι  ώκηνται ....  Ζήχοι  τ€  και  μ€τ'  αυτούς  Ούννοι  οΙ 
Σάβ€ΐροι  επικαλούνται,  D««  Angeführte  mag  genügen  zum  Nach* 
weiee,  das»  es  raießlicb  iet,  in  geograpbigchen  Dingen  Prokope  Mit- 
theilungen  allzu  grcftßen  Wertb  beizameeeen.  Dazu  kommt  aber, 
daee  auch  die  Behauptung,  eret  in  byzantinischer  Zeit  würden 
die  Wohnsitze  der  Zekcben  nördlich  τοη  den  Sanigen  angesetzt^ 
nachweislich  falsch  ist.  Bei  Dionye  perieg.  v.  B8Ö  ff.  und  EuBtatb. 
zu  V.  687  wohnen  allerdingi«  die  Ζυγοί  oder  Ζυχιοι,  welche 
offenbar  dasselbe  Volk  sind,  südlich  von  den  Heniocben:  Xivboi, 
Κιμμέριοι,  Κερκιται,  Όρΐται,  'Αχαιοί,  Ηνίοχο»,    Ζύγιοι,  Κόλχοι, 


Zu  Arrians  ΤΓ€ρίπλους  Πόντου  EuEiivou 


385 


ach  anderen  Schnftetellern  aber  müseen  sie  ihre  Wohnsitze  nörd- 
lich von  den  Heniochen  gehabt  haben.  Artemidor  bei  StraboXI 
8.  4i)6  Ääblt  von  Nortleii  nach  Süden  folgende  Stämme  auf:  Kep- 
Κ€ται,  Ά  χα  ιοί  j  Ηνίοχοι,  ilmi  htilt  Strabo  die  Ueberliefernng  der 
mithridalißcheu  GesobichtHchreiber  entgegen :  Αχαιούς,  Ζυχούς, 
'Ηνιόχους.  Κιρκ^τας,  Μόσχους,  Κόλχους  και  τους  ύττέρ  τουτιυν 
Φθειροφάχους  και  Σοάνας,  8.  4Π2  Σινϊιική,  'Αχαιοί  και  Ζυγοί 
και  Ηνίοχοι»  Κ€ρκ€ται  και  Μακροπώγωνβς,  vgl.  II  129  (Achäerp 
Zygen,  llf nioüheii),  XI  S.  495,  XVII  S.  830  (Aehäer,  Zygen, 
Hejiiochen).  Aelmlich  steht  es  bei  l)iodor:  XL  4  'Αχαιούς, 
Ίο^υγούς  (d.  i.  Ζυγούς),  Σοανούς,  *  Ηνιόχους,  während  Appian 
Mithr.  e.  69  und  102  nur  Achäer  tind  Heiiiuclien  nennt»  ebenso 
wie  Ariitoteles  polit•  VIII  3»  4  Αχαιοί  τ€  και  'Ηνίοχοι,  Hkylax 
^K75f  VelL  Paterc.  II  40  Coleb oa  Heniocho»qne  et  Atihaeoß,  Mela 
'       I    110    (in     in    Haeniochonmi    finihuH   DioKiujriae),    Amin.    Marc. 

»XXII  8  pauluui  ah  bis  (Henjocbis)  »eceniuntur  Acbaei.  Wohnen 
die  Zygen  nördlich  von  den  Henioishen,  dann  liegt  ihr  Land  aiiob 
nürdlit'b  von  den  bei  Btrabo  nicht  genannten  8anigen,  wie  dies 
IMiniiis  VI  4  ausspricht:  gens  Äpailae  —  gena  Sannigarom  — 
deinde  tnnltlR  nominihne  gentea  Heniochornm.    Eh  könnte  scheinen, 

■  als  ob  Arrian  einer  ganK  andern  Ueberlieferung  folge,  wenn  er 
c.  11  die  Stamme  in  folgender  Reihenfolge  luüFübrt;  Σάννοι 
(Κόλχοι),  Μάκριυν€ς  και  'Ηνίοχοι,  ZubpelTai,  Λαίοί,  Άψίλαι, 
*Αβααχοί,  Σανίγαι,  indeseen  bietet  auch  er  genan  daBselhe,  wie 
PliniuB  a.  a*  0.:  gens  Sannomm  lleniochornni^  Heniocbi,  Am- 
preutae  (?),  Lazi,  ,  .  .  ,  gentea  Col<ihorum  ,  ,  .  gens  Salae,  anti- 
quis  Phtirophagi  dicti  et  8uani  .  .  .  gens  Apnilae  .  ,  ,  gen«  8an- 
nigarum  ....  dein*ie  multia  noniinihus  Heniochorum  gentea.  Wie 
bei  Arriun  wohnen  auch  hei  Plinius  Stämme  der  Heniochen  bild- 
lich von  den  Sanigen,  die  Mehrzalil  der  Heniocbenetümnie  sitzt 
dagegen  im  Norden  de«  Sanigenlandes.  Arrian  übergebt  diese 
nördlichen  Stämme,  wie  auch  der  Btamni  der  Aohüer  keine  Er- 
wähnung findet,  obwolil  di^v  Stadt  Παλαιά  Αχαία  gedficbt  wird. 
Setzt  Strabo  aber  da»  Land  der  Zygen  nurdliuh  von  den  Henio- 
chen  an  und  erscheinen  diese  bei  Plinios  nnrdlicb  von  den  bei 
Htrabu  übergangenen  Sanigen,  dann  darf  man  nicht  daran  zwei- 
feln, dflfts  auch  der  im  pcTiplue  benutzte  Qüellentichrifteleller  die 
Wobnailxe  dieser  Stämme  ßkb  ebenso  gelegen  dachte,  wenn  er  die 
Zilchen  nördlich  von   den  Sanigen   wohnen   luset. 

Damit  fallt    auch    der    letiste   Kinw^and,    den    Brandis    g<*gpn 
Arrian   erbcht,   weg.      Käme  ein  Autor  der  nHrbhadrianfichen  Zeit 

ItUttliu  Mu«.  f   Pblltil.  N.  P.  LVl.  25 


Ken•! 


in  Eetmcbt,  m  würde  er  tieh  wah  riebet  η  Itoh  e«  14^  $  aU  eoleber  ι 
Terrathen.  Wie  in  13«  2  der  Name  ΤΤολ€Μώνιον,  in  c.  16,4  derB 
Name  Pharoakia  gewählt  ht,  wiinle  m^^o  dort  wahraeheinliek 
looopoUe  statt  Abonuteicbog  lesen.  Der  Name  loDopolis  wurde  id 
den  näobeteu  Jabrzehoten  der  übUebe  (Lnciao  Alex.  g.  9),  danun 
macben  Marcian  c*  9  and  der  Anonymaji  den  ZusAti :  την  νυν 
Ία>νόττολιν  λεγομένη  ν.  Ein  byzantinieober  Verfaeaer  wäre  aoch 
c  24,  5  in  Gefabr  gekommen,  die  Stadt  ApoUonta  mit  aem  apä* 
teren  Namen  SozopoHe  (Conc.  Coiist.  3  p.  507)  zu  benennen.  An* 
gaben,  die  auf  epätere  Jabrbunderte  deuten,  finden  aicb  in  Ar- 
nani  Küatenbeacbreibong  nicbt,  wobl  aber  atimmen  aeine  Mit- 
tbeilungen  zu  den  Darstellungen  zeitlich  voransgebender  Autoren. 
So  bätte  ztt  24,  3  και  ή  γή  iv  κΰκΧψ  του  λιμ€νος  Καρία  κλή- 
Ι^ται  Müller  auaeer  auf  die  ί  δ.  399  imgerübrten  Stellen  vor  ■ 
allem  aof  MeJa  11  22  et  portoe  Caria  bin  weisen  sollen.  Wenn 
Bizone  24,  3  ah  χώρος  Ιρημος  bezeicbnet  wird,  dann  gescbieKt 
dies  in  gleicher  Weise  bei  Strato  I  54  and  VII  S.3I9,  bei  Mela 
11  22  und  PHniusIVl8,  Strabo  a,  a,  0.  macht  einen  Ort  Krunöi 
namhaft,  Arrian  c.  24,  4  nennt  ihn  Dionysopolis  und  befindet  sieb 
dabei  in  Uebereinetimmnng  mit  Skymnoa  v«  752,  Mela  Η  32, 
Plioias  IV   18   Dionysopolim  Crnnos  ante  dictam. 

Ftir  die  üeberlieferangT  welche  Arrian  als  Verfasser  des 
periplns  nennt,  lassen  sieb  aacb  noch  weitere  Momente  geltend  W 
machen.  Herodot  (IV  67  π€ντάστομος)  kennt  5  Mündungendes 
Ister,  während  andere  deren  7  annehmen  (Mela  II  H,  Strabo  VII 
8.  305).  Arrian  stellt  sieb  auf  Herodots  Seite,  nicbt  nnr  in  der 
exped.  Alex.  I  3,  2;  V  4,  1.  eondern  auch  im  per.  24,  2.  Als 
GrenziloBS  zwischen  Asien  ond  Europa  galt  Herodot  und  älteren 
Sobriflstellern  der  Phasjs,  späteren  dagegen  der  Tanais  (Agatbeio. 
I  1,  3  in  Müller  G,  M,  I,  Prokop  de  b.  Goth.  IV  6\  Arrian 
nimmt  zu  dieser  FVage  weder  in  der  Anabasis,  itocb  in  der  Küsten* 
beschreibnng  eine  bestimmte  Stellung,  sondern  erwähnt  nnr,  daas 
der  Tanais  als  Grenzflnse  von  vielen  angesehen  werde:  per.  19,1 
nnd  Anab,  III  Sn,  9.  Herudüt  neniU  ü  134;  V  35;  125  Heka- 
taioB  einen  λογοττοιός,  ihn  selbst  betrachtet  als  solchen  Arrian 
ΠΙ  30,  8  ^Ηρόδοτος  ό  λογοττοιός,  V  5,  G  'Ηρόδοτος  κα\  Εκα- 
ταίος 01  λογοτιοιοί  (Π  16,  Γ>  Εκαταίος  6  λογοττοίός),  vgl,  Lucian 
macrob.  c.  10  u.  Dio  Cbrys.  37  S.  456;  auch  darin  besteht 
zwischen  Anaba&iü  und  periplns  völlige  Uebereinstimmnng:  c,  18,  2 
0  λογοτΓΟίός  'Ηρόδοτος.  Von  den  im  periplus  angeführten  KamiMi 
begegnen  einzulne  auch  in  den  anderen  Schriften  Arriana,  so  der 


Zu  Arriaiia  περίπλους  TOvxou  ΕύΕίίνοΟ 


387 


ee  FJiißses  RbeliaB  (12,3)  in  Bitbyn.  fr.  41,  des  Psillie  (13,4) 
ebeiidaselbet.  dee  SangarioB  (13,  1)  in  aaab.  I  29,  5,  des  Hjpios 
in  fr  44,  des  Katee  (13,  2)  in  fr.  41,  der  θρςίκες  Βιθυνοί  in 
Anab,  I  29,  5.  Für  die  thrakieclie  (24,  5),  wie  kilikisclie  Stadt 
(anab*  Π  5,  S)  IbI  in  der  Kiletenbescbreibung,  wie  in  der  Ale- 
xandergeecbicbte  die  Form  'Αγχίαλος  vorgezogen,  für  beide  Und  et 
eicb  bei  anderen  auch  die  Form  'Αγχιάλη,  wie  Strabo  Vll  S.  319 
und  Pliniua  V  22.  Arrian  ist  bestrebt»  in  seinen  Schriften  He- 
rodot  nacbzuabmen,  wie  durcb  die  eingehende  ünterBUcbnng  von 
Grnndniarin,  Quid  in  elooiitione  Arriani  Herodoto  debeatur  (Ber- 
liner Studien  Π  S.  177^268)  nachgewiesen  ist.  Auf  ihn  wird 
c,  15,  1  (Herod.  I  72)  und  c.  18,2  (IV  109)  Bezug  genommen. 
An  der  ersten  Stelle  war  dies  wohl  schon  in  Arrians  Quelle  ge- 
schehen: ^€1  ουκ  άττό  μ€σημβρίας,  ώς  λέγ^ι  'Ηρόδοτος,  άλλ' 
άπό  άνίσχοντος  ήλίαυ'  καθ'  οτι  hi  έσβάλλ^ι  ές  τον  Πόντον, 
opiiei  τα  ΣιναιττΕΟίν  και  Άμιαηνών  ?ργα,  Straho  XII  3  S.  513 
τους  hi  ΤΤαφλαγόνας  ττρός  Iw  μέν  όρί^Ιει  ό  "Αλυς  ποταμός 
ptuiv  άτίό  μεσημβρίας  .  ,  .  και  έΒηίΤΐ  κατά  τον  Ήρόδοτον  €ίς 
τον  Ευ£€ΐνον  καΧουμενον  πόντον.  Der  Verfiief*er  des  periplus 
bekämpft  die  Meinung  HerodotSj  es  spricht  hier  aber  der  dama- 
lige Statthalter  der  Landschaft,  der  über  die  ihm  unterstellte 
Provinz  aus  eigener  Beobachtung  zu  urtbeilen  weias.  Für  die 
damaligen    politischen    Verhältnisse    paset    auch    nicht    mehr    die 

Η  GrenÄWstimmungj  wie  sie  Strabo  giebt,  daher  wird  die  Aende- 
Tung  vorgenommen^  dass  der  Halys  <lie  (irensie  zwischen  den 
Stadtgebieten  von  Sinope  und  Amisos  bilde.  Der  Ausdruck  l^ja 
kann  Herodot  entlehnt  sein  (zB.  I  30),  er  kann  aber  auch  aue 
Homer  entnonimen  sein  (kB.  IL  Π  751;  Od.  11  22.  127,  252; 
XIV  344  uü.),  da  auch  Uouiercitate  eioh  nicht  selten  bei  Arrian 
linden:  per.  3,  2;  8,  2  ;  23,  4;  Gyn,  3i),  L  3;  Tact  31,  5.  6, 
Α  nah.  IV  l.  1;  V  6,  5;  VI  1,  3.  Mit  Herodot  U  33  hat  Ar- 
rian c.  24,  1  die  Namensform  Ιο^τρία  gemeinsam,  für  die  andere 
Ίστρος  oder  Ίστρόπολίς  bieten  (vgl.  Müller  G.  M.  1  S.  399  A.J. 
MiBsverstanden  sind  vicileicbt  die  Worte  Herodots  IV  57  Τάναϊς 
ος  p€€i  τ'  άν€καθ6ν  έκ  λίμνης  μ€γάλης  όρμεόμ£νος,  έκίϊώοϊ  bi 

Η  ίς  μέΙ\}Λ  Ιτι  λίμνην  καλεομενην  Μαιήτιν,  wenn  es  per.  c.  19,  1 
και  όρμάται  μέν  άτιό  λίμνης  τής  Μαιώτώος,  έσβάλλ€ΐ  bk  ές 
θάλασσαν  την  τοϋ  ΕυΕείνοο  Πόντου  heiHst,  cir>  Μ  iss  verstand - 
nies,  zu  dem  Her,  IV  45  o'i  bk  Τάναΐν  τόν  Μαιήτην  και  ΤΤορθ- 
μήϊα  τα  Κιμμέρια  den  Anlass  gegeben  haben  könule.  Dem  Auh- 
flusM  aus  der  Mäotis  giebt  auch  Frokop    de  belh  Goth.  IV   4  den 


S8A  Reu•• 

Namen  Tanaie  und  bei  Skymnos  v.  872  heisat  dieser  δίοτομος, 
weil  er  einmal  in  die  Mäotis  und  ein  zweites  Mal  in  den  Boe- 
porue  sieb  ergiesse,  eine  Auffaeeang,  die  aach  Artemidor  im 
Scbol.  zu  Diun.  perieg.  zu  tbeilen  ecbeint  (MüUenhoff  D.  A.  III 
S.  40  Α  1).  Neben  Uerodot  war  Xenophon  das  Vorbild,  dem 
nachzueifern  Arrian  sieb  bemühte.  Seiner  wird  c.  12,  5  gedacht. 
Wenn  ihm  auch  mit  και  αύται  ανθηροί  eine  Nachricht  zage- 
gebrieben  wird,  die  wir  in  Α  nah.  VI  4,  1  ff.  vergebene  enchen« 
80  verdient  doch  die  Form  Κάλπης  λιμήν  Beachtung,  die  wir 
nur  bei  Arrian  und  Xenophon  finden  (β.  Müller  I  S.  382  A.;. 
Auf  Xenophon  werden  wir  verwiesen  :  c.  13,  6  (Anab.  VI.  3), 
c.  14,  4  (Anab.  VI  1,  15),  16,  :5  (Anab.  V  5,  3),  25,  1  (Anab. 
VII  5,  12).  Bezeichnend  ist  wieder,  dase  c.  16,  3  die  Xeno- 
phontiHche  Nameneform  Κοτύιυρα  uns  entgegentritt,  die  wir  nur 
noch  Diod.  XIV  31,  1  finden,  während  der  Name  sonst  Ootvo- 
rum,  KuieuDpov,  Κύτωρος  lautet  (Müller  1  S.  390  Α.).  Dieser 
Ort  liegt  in  Arrians  Provinz,  daraus  erklärt  sich  der  Zusatz: 
ταύτης  ώς  πόλ€ως  Ξενοςχυν  έμνημόνευσε  *  νυν  6έ  κώμη  εστίν, 
και  oübe  αύτη  μεγάλη.  Auf  Xenophon  mag  auch  lurückgehen, 
was  wir  c.  13,  3  über  Herakleia  als  Kolonie  der  Megareneer  (Anab. 
VI  2,  1),  c.  14,  5  über  Sinope  als  Kolonie  der  Milesier  (Anab. 
VI  1,  15),  c.  K's  4  über  Kera<:us  als  Kolonie  von  Sinope  (Anab. 
V  3,  3)  lesen.  In  geographischen  Dingen  stand  Arrian  die  Au- 
torität des  Kratostbenes  hoch  (Berger.  Fragm.  d.  £rat.  S.  94). 
Seinen  Spuren  begegnen  wir  im  ersten  Theile  des  periplus,  wenn 
wir  c.  8  erfahren ,  dass  infolge  der  zahlreichen  und  starken 
Ströme,  die  in  den  Pontos  münden,  der  Salzgehalt  dieses  Meeres 
viel  geringer  sei  als  der  des  äusseren  Meeres  (vgl.  Erat,  bei 
Strabo  I  S.  49,  Polyb.  IV  42;  Amm.  Marc.  XXll  8).  Eine 
Eratosthenische  Massbestimmung  wird  benutzt  in  c.  19,  3,  wo 
der  Umfang  der  Mäotis  auf  90X)  Stadien  angegeben  wird:  Strabo 
II  S.  125,  Plin.  IV  24  ab  aliis  undecies  centena  XXV  M.,  Aga- 
them.  §  10,  der  allerdings  seine  Angabe  Artemidor  verdankt 
(Schmidt  a.  a.  0.  S.  27  tf.j.  Kratostbenes  hat  gewiss  nnr  die 
Berechnung  grösserer  Strecken  aufgenommen,  bei  den  einzelnen 
Entfernungsangaben  konnte  ihn  Arrian  nicht  benutzen,  daher  kann 
es  nicht  befremden,  wenn  der  Gesammtumfang  des  Pontos,  der 
sich  aus  Arrians  Angaben  ergiebt,  22615  Stadien,  abweicht  von 
der  Zahl,  die  für  Eratosthenes  mit  etwas  mehr  denn  23000  Sta- 
dien ermittelt  ist:  Amm.  Marc.  XXII  8  (Berger  fr.  III  Β  79). 
Plin.  V  9  und  VI    1    (Berger  fr.    III  Β   77   ond    78),    Agathem. 


Ζα  Arriane  πίρΐπλου  TTovtou  Εύίείνου 


389 


§  ΙΟ  (vgl.  Schmidt  a.  a.  Ο,,  Müllenhoif  ΙΠ  S.  m,  ßerger  8,  330). 
Die  Unter  Buch«  Hilf,  welche  Quelle  Arrian  benutzt  hat,  würde  hier 
%n  weit  abführen;  der  perijylua  des  Menippoe  scheint  diese  nicht 
geweseri  zu  seiri^  vielmehr  echeioen  beide  aus  V^orlagen  geschöpft 
zu  haben,  die  vieles  mit  einander  gemeinsam  hatten  und  stark 
durch   Artemidor  heeinflueet  waren. 

Um  Arriaii  ale  Verfaseer  de«  περίττλους  Πόντου  ΕύΗίνου 
in  erweisen,  sei  zum  Sclilusee  auch  noch  die  enge  Verwandt- 
echaft  dargelegt,  welche  er  mit  den  übrigen  Schriften  dieses 
Seh riftetel lere  in  epranhlicher  Hineicht  beknudet.  lieber  seinen 
Sprachgebrauch  beeitzen  wir  die  trefflichen,  schon  genannten 
Schriften  Grundmanns  nud  Mückes^  zu  denen  noch  Böhner  Ar- 
rianea  (acta  «eminarii  P]rlangen»ie  ü  8.  550  fT.J  und  Reitzenstcin 
τών  μ€τ'  'AXttavbpov  libri  septimi  fragmenta  8.  25  ff,  hinzu- 
kommen ;  auf  sie  werde  ich  verweisen^  wo  ihre  Beobachtungen 
auch  für  den  ΤΓ€ρίττλους  zutreffen.  Nicht  alles,  was  hervorgehoben 
wird,  kann  nur  für  Arrian  in  Anspruch  genommen  werden,  dies 
ist  auch  niibt  erfürderlich»  es  genijgt  der  Nachweis,  daes  der 
Verfasser  des  peripluH  sich  so  ausgedrückt  hat,  wie  Arrian  dies 
in  seinen  nicht  beanstandeten  Schriften  thut.  c.  12,  1  £στε  Ιτά 
findet  sich  bei  Arrian  etwa  80  mal  (Böhner  S.  504),  Dafür 
liest  man  17,  2  ώς  έπί,  das  bei  Arrian  ungefähr  140  mal  wieder- 
kehrt (Mücke  S,  18)*  —  c,  12,  3  eibOTi  σοι  λέγιυ,  ähnlich  Tact, 
1,2  ώς  ττρός  €ΐοότας  συγγΕγραηται.  —  12,  3  ή  Μ€λαινα  <ϊκρα 
ώ6€  καλουμβνη,  ebenso  24,  1  το  Νάρακον  ibe  όνομαίόμίνον, 
vgl-  Anak  Ι  23,  3  Σαλμακΐδα  oütu»  χαλουμένην,  wo  Böhner  8.  f)02 
mit  Unrecht  ούτω  tilgen  will.  —  12,  3  ναυσί  σμικραϊς.  Durchweg 
erscheint  die  Form  σμικρός,  wie  13,  1.  4  usw,,  darüber  Böhner 
8.  506.  —  ϊνα  =  wo,  dafür  auch  ivanep,  13,  1;  15,  2.  ^;  18, 
L  2.  3;  25,  4  uö.»  ebenso  im  ersten  Theile  6,  1  ;  7,  3;  9,  3: 
10,  I;  11,  4  u.  5,  vgl.  Grundmann  S.  265.  —  12,  4  ττίτρα  τή 
άνΕχουση  und  18,  2  ιϊκρα  άνέχεί.  Das  Wort  άν€χ£ΐν  wird  von 
Arrian  mit  Vorliebe  so  verwandt:  Ind*  3,  3.  5;  26,  4.  10;  32, 
6.  7.  8;  43,  9;  Anak  Π  22,  7;  V  11,  l;  VI  5,  4;  Vll  20,  8 
(Mücke  S.  21  ave'xeiv  ές  τό  πέλαγος).  —  12,  4  πόρρω  άπό, 
so  per  η,  4;  Anah,  ί  4,  4;  6,  8;  9,  2;  VI  23,  1,  2.  —  12,  5 
ύλαι  Ευλαιν  ναυπηγησίμων,  An.  VI  29,  4  άλσος  5€vl>puiV  und 
per.  Γ),  2  Εύλαιν  ναυπηγησίμων.  —  12,  5  και  αύται  ϊνθηροι,  βο 
καΐ  ούτος  13,  5;  10,  4;  19,  5  uo.,  dsgl.  per.  3,  3.  Grundmann 
S.  18H.  —  12,  5  Ξ6νοφώντι  λέλέκται,  vgl.  Ind.  19,  8;  20,  1; 
Kjn,  1,  1;    An.  II  4,  7.     Arrian    üebt   es,    von   λέλεκται    eine 


300  R  «  u  8  8 

Eeibe  indirecter  FrageRätze  abhängig  sn  machen;  wie  12,  5  er- 
scheint anch  Ind.  15,  8  ein  Satz  mit  δτι  daswieoheo.  —  c.  13,  1 
δλλοι  €Ϊκοσι,  80  regelmässig  bei  Wiederkehr  gleicher  oder  ähn- 
licher Angabe,  dafür  auch  δλλοι  αΟ,  wie  14,  3;  15,  2,  so  per. 
7,  4;  Anab.  IV  11,  9  άλλοι  aö  Σκύθαι,  V  22,  2  nö.  —  13,  1 
υπό  τη  νησϊδι,  Ind.  32,  11;  41,  1.  —  13,  2  ένθένΟ€  ές  13,  4; 

13,  5,  oder  ίνθεν  ές  13,  5,  ένθένδ€  έτη  13,  4;  βο  peripl.  7,  1 
UÖ.  vgl.  Grundmann  S.  265  und  Mücke  S.  22.  —  13,  5  έπΙ  θα- 
λασσή οίκουμένην,  wie  Ind.  27,  4;  40,  2  oö.;  ähnlich  19,  3 
έπι  θαλάττη  ώκισμένην,  so  per.  1,  1;  Ind.  1,  1.  8;  5,  13;  10, 
4.  β.  —  13,  6  έν  τη  συγγραφή,  so  Arrian  immer:  Ind.  19,  8; 
21,  8;  23,  6;  26,  1;  40,  1;  Taot.  32,  3;  Anab.  V  6,  8;  VI  16,  5; 
28,  6.  —  13.  6  μνήμην  έποιήσατο,  15,  6;  18,  1*;  25,  1;  19,  4 
μνήμη  εστίν,  vgl.  Tact.  34,  1;  Anab.  VII  13,  6;  15,  6,  oder 
μνήμην  ίχ€ΐν  Ind.  4,  2;  21,  8.  —  13.6  μαχιμώτατοι,  per.  11, 1; 
Anab.  I  3,  1;  26,  1.  2;  Η  7.  5;  8.  8;  III  29,  2;  IV  3,  1;  V 
1,  2:  21,  2.  3;  26,  3;  VI  4,  1;  12,  2;  VII  23,  1.  2  oo.  -  έν 
τή5€  τη  χώρα.  Ueber  den  Gebrauch  von  6b€  statt  ούτος  (anch 
17.  2)  bei  Arrian  ».  Grundmann  S.  234.  —  13,  6  τά  ΐτολλά 
κακά  ή  στρατιά  Ιπαθ€.  Ind.  32.  1  τά  πολλά  κακά  ή  στρατιά 
έπαθεν.  —   14,  1  τά   be  από  τούδε   β.   Grundmann    S.  247.  — 

14,  3  U.  4  ορμος  άσς>αλής,  ebeneo  per.  4,  3:  9,  5.  —  14,  3 
απαθείς,  wie  per.  5.  1.  —  14,  3  χειμών  κατάσχοι,  βο  regelmäseig 
κατέχειν  bei  Arrian  gebraucht:  per.  4,  3;  5,  3;  lod.  11,  7; 
21,  l:  22.  «:  30,  e,  Anab.  I  26.  1:  V  13,3;  VI  4,  δ;  21, 1  πδ. 
In  1*^.  1  liest  man  ή  boEa  κατέχει,  damit  läset  sich  das  viel 
geschriebene  ό  λόχος  κατέχει  vergleichen,  per.  8,  4.  5;  darüber 
Böhner  S,  503  u.  Grundmann  S.  29S.  —  14,  3  &pq.  Ιτους  ύα- 
λεύοιεν  άν,  16,  6  αποσαλεύειν  ώρα  έτους.  vgl.  per.  4,  2.  — 
13.  4  λιμήν  αυτόθι,  Ind.  2Λ.  3  λιμήν  τε  ένι  ainoBL•  —  15,  1 
επικράτεια,  17,  2;  βο  Anab.  11  19,  8:  V  29,  5;  VI  15.  5:  Parth. 
f,  1.  —  1β,  6  δσον  c.  Infin.:  Ind.  13.  2:  Κτη.  20,  2:  Tact.  36,  2; 
Anab.  IV  6,  2:  Υ  13.  ?ί:  15,  7:  Grundmann  S.  258.  —  17,  3 
έτημελες  έποιησάμην,  ähnlich  An.  VI  29.  6  έπιαελές  fjv  αύτφ, 
VII  3.  6.  —  18,  3  ές  τούτο  «temporal  ,  so  per.  11,  1;  Ind.  6,  9; 
Tact,  33,  4;  Κτη.  5.  4:  An.  II  16.  »λ  ~  1>,  2  υπέρ  αυτών, 
über  υπέρ  für  περί  Böhner  S.  507.  Α  hiebt  Einleitung  S.   17.  — 

15,  2  σκέπη  ΟΛ^έαου,  vcl.  per.  4,  3;  Tact,  9,  1 ;  AwK  II  20,  10; 
VI  5,  4.  -  18,  3  σνέαου  βρασκϊου,  i»er.  4,  2.  —  19,  2  δσην 
χώ^Ητν  έπήλβον,  Ind.  2.  S:  5.  3.  ί?:  An.  Ι  ?,  1 :  IV  β,  β:  ΥΙΙ 
ΐν  4:  16,  4.  —  19,  3  περίπλους  έν  κύκλω,  βοη«  in  attnbntiTer 


Zu  Arn  ans  τΤ€ρίπλους  TTdvrou  Εύίείνου 


391 


Verbindung  κύκλψ,  doch  frg.  üb.  VII  τϋυν  μετ'  *Αλ.  §  8  α\  έν 
κύκλψ  πόλ€ΐς  {ReiUenetein  S.  28.  Α  Μ).  —  19^  4  und  20,  2 
ιτόλις  'Ελλάς,  so  Herodot  (V  93;  \U  22.  115)  und  Dionye. 
Halio.;  bei  ArriaTi  φωνή  'Ελλάς,  Ind.  Ri^,  5;  Änab,  I  12^  δ; 
26,  4.  —  20,  2  κατά  τον  Βορυσθ€νην  ävuj  πλέοντι,  Ind.  42,  5 
n,  7.  —  20,  2  ερήμην  καΙ  άνώνυμον,  per*  5.  3  Ορμον  άνώνυμον 
και  ^ρημον.  —  21,  Ι  άν€μψ  άτιαρκτίςι,  per.  4,  2,  —  2!ι  1  Ιηι 
τής  χρόας  όνομάίΐουσιν,  wie  per,  6,  4;  Ind,  1,6;  42,  3;  Anab. 
V  1,  δ;  vgl  Abi  cht  S.  16,  Graudroann  8.  248.  —  21,  1  avtivai, 
Ro  An.  Vn  30,  7  (Herod.  II  65),  —  21,  1  £όανον  της  παλαιάς 
εργασίας,  per.  1,  3;  An.  VI  2%  6  χιτώνας  τής  Βαβυλωνίας 
ίρτασίας,  —  21,  2  έρημη  άνθρώττων,  Äbnlicb  Ind,  25,  5  i  29, 
13;  31,  1.  —  21,  2  νέμεται  αΐ£ίν,  An.  VII  20,  4.  —  21,  2  έν 
Αλλψ  και  (ϊλλψ  μέτρψ,  Grundmann  S.  221.  —  21,  3  fOTlV  hk 
&  και  (irundmann  S.  260;  21,  Η  και  γάρ  και,  Grund  man  η  S.  239.  — 
2Κ  3  τό  πλήθος  ού  σταθμητοί,  m  per.  8,  3;  An.  VII  12»  3 
αστάθμητα*  --  21,  3  όσημέραι  Änak  111  26,  2;  ähnlich  δύα 
Ιτη,  Ind.  37,  11;  Anab.  IV  8,  2.  —  21,  3  oi  be,  über  hi  im 
Nacbeatze  Grundmann  S.  212-  ^  22,  l  άφι^ναι  τψ  Άχίλλεΐ, 
Ind,  37,  Ϊ1.  --  22»  2  βΕανατκααθεντας,  Ind,  II,  6;  An.  VII 
15,  6.  —  22,  2  σφίσιν,  Abi^ht  S.  17,  Grundmann  S,  233.  — 
22,  3  τη  τνώμτι  ^πιλείαιντο,  Böbner  S.  507,  Reitzenstein  S.  25 
A.  8.  —  22,  4  έπι  Toibc  (statt  έπΙ  τούτψ),  Grundmann  S.  234 
und  ReitzenRtein  S.  3<.)  A.  l\.  —  22,  4  μηb^  nach  affirmativem 
Satze,  Grundmann  S.  24'^.  —  23,  1  καθάπερ,  Grundmann  S.  256 
und  268.  —  23,  3  ακοή  ν  άνέγρίϊψα»  '"^^  ^^  1  *^^ζ  ακοή  άναγι- 
Τραπται,  15^  7.  —  23,  4  €Ϊπ£ρ  τινά  καΐ  άλλον,  Grundmann 
S.  260.  "  23,  4  τεκμαιρόμενος  τη  εύγΐνείςι,  per.  8,  4;  Kjn. 
1,  2;  4,  1  uö.  -  24,  3  κλήΙεται  Am  VII  7,  6;  13,  1;  Abicbt 
S,  16.  —  24,  4  τάς  υπώρειας,  Grundmann  S,  255,  —  24,  4  ai 
ίς  ΤΤόντον  καθήκουαιν,  Auab.  Ι  27,  5;  IV  15,  4  τα  έηχ  τον 
Πόντον  καθήκοντα,  V  5,  4.  —  25,  2  ο\  θρςίκ€ς  ο\  πρόσχωροι, 
Aniib.  IV  24,  7;  V  20,  2;  29,  3;  VI  18,  1;  VII  9,  2;  23,  L  — 
25,2  έν  σφίσι  2>ιαμάχονται,  An.  II  3,  5  έν  σφίσι  πιέϊεσθαι,  — 
25,  3  ήτις,  vgl.  Grundmann  S,  235. 

Voratebtinde  Vergleich ung  ergiebt  dae  Resultat,  daaa  der 
zweite  Tbeil  des  periplu»  in  Stil  und  Auedruckeweiee  von  den 
als  echt  angenommenen  Schriften  Arriana  durchaus  nicht  ab- 
weicht, vielmehr  eng  an  eie  swh  ansehlieeet;  aueb  aue  diesem 
Grunde  darf  man  daher  den  Verauch  von  Brandis,  ihn  ak  unecht 
erweisen  ä*i  wollen,  aJä  verfehlt  betrachten.  Der  περίπλους 
Πόντου  Εύίεΐνου  bat,  wie  bisher,  f^o  auch  in  Znkunft  ale 
ein  eiibte»  Erzeugnies  der  Feder  Arrians  zu  gelten;  er  bietet 
uns  das  unrnttielbarste  Zengniee  für  die  militäriecb-  pülitiache 
Thätigkeil  seines  Verfaeaers  während  eeiner  Änweaenheit  in  der 
Provinz  Kappadokien. 


Köl 


oln* 


Friedrich  Eauae. 


zu  OVIDS  FASTEN  BUCH  I  UXD  Π 


Ti^ita^m  vir  zanz  n^aerdicgv  eine  zixTerlis»i;re  ColUtioa 
'J^•  (yAtx  rriinUna»  erhalten  haben,  körnen  vir  an»  der  Er- 
k^rintfti«4  nirht  ^ritzi^h^n.  daw  die  Textkritik  ftr  die  Facten 
Ovidf  r.och  k«:iDeeweir4  abir^schlo^sec  ist.  Bis  jetzt  konnte  man 
bei  der  An^waM  der  Handschriften  für  den  krititehen  Apparat 
schwanken,  und  zwei  An«ichten  waren  es,  die  einander  ^etn- 
iiherfft^nderj :  die  ein*r  legte  allein  den  Codex  Petavianas  iA  = 
f:od.  Vau  Htz.  17«>^*>  zn  Grande,  die  andere  beobachtete  ein  mehr 
eklektisches  Verfahren.  Bejrrtinder  der  ersten  Anschacan?  war 
iL  Merkel,  der  in  der  Vorrede  seiner  grossen  Ausgrabe  von  dem 
iVtaviarjus  *»agte  'j..  CCLXXII»:  Corinna  eius  est  auetoritas  nee 
UM*  grauem  f^j  caunnm  deierrnda.  Aaf  seiner  Seite  steht  A.  Riese. 
di-r  fteine  Aasfrabe  fast  aasschliesslich  auf  der  He.  Α  aufbaut. 
I>aifeg»rn  hat  Π.  Peter,  hauptsächlich  in  seiner  Schrift />e  P.  Or##/i 
SohoniH  foMlH  dinputatio  critira  ί Proer.  Meissen  1877)  dargethan, 
dass  neben  jenem  Codex  auch  die  sonstige  Ueberlieferung  starker 
herariznziehen  ist.  namentlich  die  des  Ursinianus  (V  =-  cod.  Vat. 
3202)  und  eines  Mallerstorfiensis  Φ  •.  Diese  Meinung  wurde  so- 
dann befehdet  von  Fr.  Krüger  in  seiner  Dissertation  dt  Oridi 
fantiH  recensendiü  ί  Rostock  1887),  der  den  alleinigen  Werth  von 
Α  zu  erweisen  suchte.  Doch  betonte  E.  Saroter  in  einem  Auf- 
satze 'zur  Textkritik  von  Ovids  Fasten'  (Jahrb.  f.  Philol.  Bd.  151, 
1895,  S.  563)  mit  Recht,  dass  in  der  Krüger'schen  Arbeit  der 
Ursinianus  im  Verhältniss  zum  Petavianus  entschieden  zu  gering 
geschätzt  sei;  Samter  führte  dieses  unrichtige  Werthurtheil  mit 
auf  die  Thatsache  zurück,  dass  die  Lesungen  von  V  noch  nicht 
genügend  bekannt  seien.  Angeregt  durch  diese  Bemerkung  hat 
nun  G.  J.  Laing  die  Haupthss.  der  Fasten  neu  collationirt  und 
seine  Resultate  im  American  Journal  of  Archeology  von  liB99 
veröffentlicht  (Second  Series,  Volume  III  p.  212.  The  three  prin- 
cipal  manuscripts  of  the  Fasti  of  Ovid).  Da  zeigt  sich  nun,  dass 
der  Ursinianus  allerdings   viel  werthvoller    ist,    als    man    bisher 


Zu  Ovids  Fasten  Bucb  i  und  ΙΪ 


393 


annahm:  die  echlechten  Leaoniien,  tlie  ihm  imputirt  werden,  sind 
in  der  Mehrzubl  er&t  durch  einen  Correktor  interpolirt,  während 
die  erste  Hand  dan  Wfthre  bietet;  die  echte  Leflons;  ist  hier  κο- 
g-ar  in  vielen  Fällen  erhalten,  in  denen  sie  in  Α  der  Verderhniee 
erlegen  ist.  Als  Beleg  bierfür  «ch reibe  ich  diejenigen  Stelien 
des  ersten  Biichee  aus,  für  die  der  Augenschein  lehrt,  dasa  V 
sicher  das  Richtige,  Α  Inierpcdirtew   bat: 

I  83  ferienda  secun  A,  ferienda  iuvenci  V  —  243  fmic 
ardna  A.  incaeduüY  —  299  hcisfjne  A,  tocisqueV  —  iM7  dictos 
A^  didis  y  -r-  342  mbiri  A,  ηώίί  V  —  351  sukis  Ä,  sueis  V 
—  381  pescii  oim  prato  Ä,  posdt  onem  fatum  V  —  400  ηώνο 
avidas  A»  rnber  pavid/is  V  — ^495  «ταί  Α,  hnrret  V  —  618  re- 
lida  A,  relata  V  —  646  corriifU  A,  porrhßi  V  —  688  uUa  A, 
aegra  V. 

Ist  aber  somit  dargetban^  dass  Ä  allein  als  Grundlage  für 
die  Η  erstell  un|r  des  Textes  nicht  genügt,  sondern  das«  daneben 
mindestens  noch  V  zu  berücksichtigen  ist,  sc»  werden  wir  in  dieser 
Erkenntniss  mttnche  zweifelhafte  Fälle,  in  denen  man  bis  jetzt  Α 
bevorzugte,  eher  ku  Gunsten  von  V  entscheiden;  einige  der  Stellen 
des  ersten  und  zweiten  Buches,  die  mir  hierfür  in  Frage  zu  kom- 
men scheinen,  möchte  ich  im   Folgenden  vorlegen. 

Neben  der  Handscbriftenfrage  stellen  uns  die  Fasten  noch 
ein  zweites  Problem,  das  der  doppelten  Recension.  Die  That- 
Bächen,  das«  Ovid  sein  Werk,  soweit  es  erhalten  ist,  vor  seiner 
Verbannung  in  Rom  niedergeschrieben  hat  in  der  Absicht,  es  dein 
Augustus  zu  widmen,  dass  er  dann  in  Tomi  am  Ende  seines  Le- 
bens begonnen  hat,  es  umzuarbeiten^  weil  er  es  dem  Germanicus 
überreichen  wölke,  und  dass  die  meisten  Spuren  dieser  Ueber- 
arbeitung  sich  im  ersten  Buche  finden,  diese  Thatsaclien  sind  für 
mich  nach  den  Ausführungen  von  Merkel  {(junestioms  Ovidianae 
crUicae,  dies.  Hai  ISS^*).  Praef.  p.  CCLVI),  H,  Peter  {De  R  Ovidn 
Nttsonis  fastormn  hcis  quibusdam  epistula  critkuj  Leipz.  1874 
S.  11,  Jahrb.  f,  Fbilül.  1875,  Bd.  lU,  8.  499),  W.  Knögel  (de 
retractaiione  fa^tfornm  rth  OvkUo  Tomis  in  st  Huf  a,  dis«.  Mona  st. 
1885)  völlig  gesichert,  trotz  des  Widerspruches,  den  namentlich 
Riese  (S.  VI  seiner  Vorrede,  Jahrb.  f.  Philol.  Bd.  109»  1874  u.  ff. 
in  verschiedenen  Aufsätzen)  erhoben  hat.  Nur  scheint  mir  in 
der  Zutbeilnng  der  einzelnen  Versc^  sei  es  zur  ersten,  sei  es  zur 
zweiten  Redaction,  noch  nicht  überall  das  Richtige  getroffen  zu 
sein,  und  ich  iniichte  daher  hier  versuchen,  meine  etwas  abwei- 
chende Meinung  zu  begründen. 


394  ΛΥ  ü  η  8  c  h 

So  sollen  denn  die  folgenden  Bemerkungen  eich  hanpteäch- 
lieh  mit  den  Lesarten  des  Ursinianue  und  den  Sparen  der  £e- 
tractatio  heechäftigen,  ohne  jedoch  kritieche  Fragen  verwandter 
Art  auBZURchlieeeen. 

I  V.  6.  (^officio)  cn  tibi  devolo  numine  deaier  ades. 

en  tibi  V  dett.,   huic  tibi  {huic  in   ras.)    Λ,  huic  tibi  die 
Ausgaben. 

Huir  muRB  als  sohlecht  bezeugt  gelten,  da  ee  eich  nur  in 
Α  findet,  und  in  diese  Hs.  erst  durch  Correktur  }iineingett-agen 
ist.  Gut  überliefert  ist  dagegen  cn,  das  die  gesammte  übrige 
Tradition,  an  der  Spitze  V,  bietet.  Falls  daher  diese  Lesung 
sonst  keinem  Anstoss  begegnet,  wird  sie  der  anderen  vorzuziehen 
sein.  An  würde  die  in  dem  Imperativ  ades  liegende  Aufforderung 
verstärken  und  zum  Ausdrucke  bringen,  dass  der  Dichter  eich 
das  uumcn  des  angerufenen  Germanicus  als  gegenwärtig  denkt. 
Diese  Wendung  —  en  mit  dem  Imperativ  —  ist  dem  Ovid  durchaus 
vertraut  (en  aspice  Met.  II  283.  XIII  264;  vgl.  Verg.  ecl.  VI  09 
en  accipe).  Auch  das  Bedenken,  dass  en  zu  weit  von  dem  zuge- 
hörigen Verbum  abstehe,  ist  von  keinem  Gewicht:  genau  ebenso 
gebaut  wie  dieser  Vers  ist  Met.  V  518  en  quaesita  diu  tandem 
mihi  nata  reperta  est.  Hier  steht  auch  hinter  dem  en  ein  Parti- 
oipium,  über  das  hinweg  es  zu  seinem  eigentlichen  Zeitwort  be- 
zogen wird,  doch  so,  dass  auch  dieses  Participium  etwas  von  der 
deiktischen  Kraft  des  en  mit  abbekommt.  So  trage  ich  denn  kein 
Bedenken,  en  tibi  in  den  Text  zu  setzen;  das  viel  glattere  huic 
tibi  denke  ich  mir  entstanden  aus  Korrektur  etwa  von  hem  tibi  (so 
eine  der  schlechteren  Hss.)  in  Anlehnung  an  hpc  opus  v.  4.  — 
Ferner  muss  bemerkt  werden,  dass  sich  V.  5.  6  nur  in  sacralen 
Ausdrücken  bewegen.  Of}icium  ist  der  Dienst,  der  Gottheit  (nutzen) 
geweiht  (derotum);  für  das  adesse  s.  die  Parallelen  in  der  reli- 
giösen Poesie  bei  F.  Adami,  Jahrb.  f.  PhiloL  SnppL  Bd.  XXVl 
S.  221.  225.  Nach  dem  Vorgange  der  ältesten  Dichtknnet  wird 
EU  Beginne  des  Poems  der  Gott  angerufen,  der  den  Sang  schützen 
soll:  dies  ist  für  die  zweite  Fassung  der  Fasti  Germanien•.  Das 
wird  nicht  mit  dürren  Worten  gesagt,  wohl  aber  darch  diese  Verse 
und  ihre  ans  der  Sprache  des  römischen  Gebetes  stammenden 
Termini  verständlich  genug  angedeutet:  das  dritte  Distichon  ist 
mithin  für  das  Verständniss  des  ganzen  Proomiums  nnentbehrlich. 
Diese  Thatsache  durfte  nicht  unbetont  bleiben,  da  von  verschie- 
denen Seiten  der  Versuch  gemacht  worden  ist,  V.  5.  6  ak  ^inhalts- 
leer*  tu  athetiren. 


Zu  Ovids  FftsteD  Buch  I  un<l  Π 


395 


y»  2β.  auspke  fe  felL•  lofus  ut  anmis  eat, 

aspicitu  et  felij'  Ä^  auspke  fe  felix  V  Rieee  E.  MaRss  {Itid, 
lect  Gryph.  1893/94  p.  H),  auspwio  feile  dett.  Merkel 
B.  Peter, 
Α  ist  ofTenbar  verderbt,  {}&αη  aber  int  ee  methodiisclier, 
die  Leiiart  der  besseren  lis.  Υ  in  den  Text  aufzunelimen,  ab  die 
der  Hchlechteren  Mehrzahl»  Zu  αα,ψίϋω  würde  man  auch  nach 
meinem  Gefühl  noch  ein  erläuterEde»  Beiwort  erwarten,  während 
I  anspke  fe  ebenso  einwandfrei  ist  wie  etwa  anspicihus  .  .  deh  i, 
615.  Hinzu  JkoraTiit»  dass  ich  gkiihc»  die  Autorität  von  V  noch 
durch  die  einer  verBchollenen  Hr.  späteetens  dea  13,  Jahrhunderts 
etützen  zu  können.  Von  Richard  von  Fonrnival  (um  1250,  β.  Μ, 
Manilius,  Philologischee  aus  alten  BjhliofehekHkatalogen,  Rhein. 
Mus.  47  SnppL  ö.  3ii)  wird  unter  Ovids  Werken  aufgezählt: 
Liber  Fasiorum  sive  Lifkorum^  cum  seinikakmiarh,  quem  de 
cerimotüis  secimdum  ritus  genfiUum  composnd  in  hmwre  Gerwanki 
l•  Caesar is^  qiä  erat  f'utnrm  ponftfcv  eo  anno.  Der  letzte  Satz  ist 
■innig,  und  zeigt  une,  dnea  Richard  oder  seine  Quelle  die 
Paeten  nur  sehr  flöchtig  gelesen  hat,  denn  es  wird  angenommeUi 
dass  sie  auf  ein  hestimmtes  Jahr  gestellt  eeien»  Ein  weiteres 
Miseverständnis  liegt  in  der  Behauptung,  dass  Germanicus  gerade 
in  diesem  Jahre  habe  eine  Priesterwürde  bekleiden  sollen.  Woher 
Ftammt  diese  singulare  Notisi  1  Nun,  aus  einer  Handechrift,  in 
Η  der  man  las:  auspicc  te  felLc  tottis  ut  annus  ruf. 


_  cerin 

mjOaes 


V.  148  mrhaque  sum  spectans  pauca  locutus  humum : 


161  fjuaenkram  mulits:  nmi  muUis  ille  moratus 
conhdii  in  versus  sie  suü  verba  duos. 

So  die  Handschriften.  In  V.  148  verkündet  Ovid,  dass  er 
den  Gott  Janus  mit  wenigen  Worten  befragen  wolle ;  hierauf 
spricht  er  12  Verse,  die  er  mit  dem  Sätzchen  qttaesieram  mtdiis 
abschlieset.  Jenes  pauca  und  dieaee  mulfa  stehen  in  band  greif* 
liebem  Widerspruch,  und  ihn  kann  keine  noch  ao  gewundene 
Interfiretation  aus  der  Welt  schaffen.  Die  Gelehrten,  die  seine 
Existenz  aner kennen,  gehen  von  der  gewiss  richtigen  Beobachtung 
aus,  dass  auf  eine  Rede  von  12  Zeilen  weit  eher  das  Beiwort 
muita  als  pauca   passe :    sie   halten   darum  jenes,  und  ändern   an 

*  Dies  Wort  ist  noch  unerklärt.  Vielleicht  darf  man  an  frz.  Ut 
dr  justice  denken:  dann  würde  dies  liticus  in  der  Bedeutung  'Gerichtetag' 
eine  Uebemetzung  von  dies  fastus  sein. 


3% 


Wi 


dietiem  (iatffa  oder  tarda  liiese;  pacta  Merkel;  plura  Algermtseen, 
Quaeetione«  Ovidianae  criticae,  ahn.  Monaat  1^79  S.  19,  Ehwald, 
Buri.  Jb.  1885,  Bd.  43,  S.  268).  Aber  wir  mößsen  hier  behutsam 
vorgehen^  um  niclit  an  Stelle  der  Ueberlieferung  den  Dichter 
selbet  zu  trefTeiL  Diese  Rede  Ovid»  nimtiit  unter  eelnen  Fragen 
an  Janus  eine  Sonderetellung'  ein.  Alle  anderen  werden  mit  einem 
oder  zwei  Versen  abgemacht  (V.  165,  171  f,,  175  f.,  185  f.,  IHS?  f., 
229  f.,  257  f.,  277):  hier  allein  sind  ihrer  zwölf  nothwendig. 
Dabei  ist  nun  merkwürdig,  da«»  aurh  hier  die  eigentliche  Frage  mit 
jswei  YerHen  erkdigt  wird:  *warum  beginnt  das  .nene  Jahr  im 
Winter,  und  nicht  im  Frühling?'  Die  übrigen  fünf  Distichen 
enthalten  ein  in  sich  geBchlofisenes  Ganzes,  eine  iSchildernng  des 
Len7,eK^  die,  so  anmuthig  »ie  iet,  für  den  Wecbeel  zwischen  Frage 
und  Antwort  mindestene  entbehrlich,  ja  sogar  etörend  iet»  da 
man  liber  ihr  leicht  die  voraysgegangene  Frage  vergessen  kann. 
Nun  kehrt  dieselbe  FrühjahrflbeBchreibüng,  zum  grossen  Theil 
mit  wörtlichen  Anklangen*  in  den  Fasten  noch  einmal  wieder 
(Π1  235  flf.).  Am  Auiralligeten  ist  die  Debereinstimmung  zwi- 
schen III  ^!37— 242  und  I  151—154.  Man  vergleiche; 
in.  arbf/ribiis  redeunt  deionsae  frigore  frondes 
iHvidaquc  tn  tenero  palmite  genmm  turnet ^ 
quaeqm  diu  iaimtt  nunc  sc  qua  ioltat  w  hertms 
fertilis  occuUas  mi^enit  herha  vms. 
Im  omnia  tune  fiorenf^  intic  est  notm  tcmporis  actaa 

d  novfi  de  gravido  palmite  gemma  imnet^ 
et  modo  formatis  operitur  frmidibus  arbor^ 
prodit  ci  in  summum  seminis  herha  solum. 
Früher  hätte  man  —  dies  nebenbei  bemerkt  • —  die  in  kiir»cm 
Zwiwebenraum  sich  abspielende  Wiederkehr  zweier  ganz  analoger 
Schilderungen  dem  Dichter  als  Geistesarmiith  aufgelegt.  Das 
dürfen  wir  nicht  mehr;  es  ist  eine  beherzigenswerthe  Beobachtung 
von  F.  Leo  {de  Statu  Ubris  commentatio,  Progr.  Gott.  1893  p. 
lOj^  dase  solche  Wiederholungen  mehr  dem  Rhetor  als  dem 
Poeten  ζ uzusfib reiben  sind:  es  sind  Hebungen  in  der  Kunst  der 
Paraphrasis,  die  sich  bemühti  ihr  Thema  zu  varüren,  und  die- 
eelben  Gedanken  in  anderen  Wendungen  zu  wiederholen.  Derar- 
tige Selbstcitate  legen  uns  nun  jedesmal  die  Frage  vor,  welche 
von  ihnen  die  zucret  gedichtete  ist.  In  uneerem  Falle  ist  die 
FrühlingRßchilderung  des  dritten  Buches  durchaus  an  ihrem  Orte; 
dort  ist  sie  so  angelegt,  dasa  alles  Wachsen  und  Knospen  als 
Omen  der  kommenden  Frucht  gedeutet  wird :  so  giebt  die  Frucht- 


I 


iJ 


Zu  Ovids  Fasten  Buch  1  und  Ιί  39t 

einzes  das  Αίτιον,  warum  die  Kaienden  dee  März  von 
Matronen  gefeiert  werden.    Ist  jene  Beschreibung 
unentbehrlich,    und    im    I.,    wie    wir    gesehen 
ist  der  nothwendige  Schluss,  dass  wir  dort 
uiach  gefertigte  Copie  haben.     Wenn  das 
"   Preis  des  Frühjahrs  im  ersten  Buch 
«^prünglich    gefehlt   hat.     Ich   denke 
-erer  Stelle  so : 
ρ  α  HC  α  lOCutus  humum: 
y  quare  novus  incipit  afinus, 
»r  ver  incipiendus  erat?* 
um  ρ  an  eis:  non  miilfis  ille  moraius  eqs. 
.  erse  bemerkte  Ovid,  dass  nach  der  Einlage  ein  paucis 
^Vir    passe,    und    änderte    es    in  multi^:    die    rhetorische  jil 

^  noH  multis  passte  in  beiden  Fällen.    In  V.  148  aber  hat 
^*i<ca  übersehen;  das  ist  eine  jener  kleinen  Ungenauigkeiten, 
V>ei  einer  doppelten  Recension  überall  vorkommen.     Wir 
Bic  in  den  Ausgaben  notiren,  aber  ändern  dürfen  wir  nicht. 

^    Cui  genetrix  flenti:  '/ω'ίηηα  viriliter    inquit 

—  \sisfej  precor,  lacriwas  —  isfa  ferenda  tibi  est. 

sie  erat  in  fatis,  nee  te  tua  culpa  fugamf, 

sed  deus^  offenso  pnlsus  es  urhe  deo, 

non  meriti  poenam  pateris,  sed  numinis  iram. 

est  aliquid  magnis  crimen  abesse  malis. 
i5  ronscia  mens  ut  cuique  sua  est^  ita  cancipit  intra 

pedora  pro  facto  spemque  metumque  suo, 

fiec  tameti  ut  primus  maere  mala  talia  passtis: 

obruit  ingentes  isla  procella  viros. 

passus  idem  est,   Tyriis  qui  quondam  pulsus  ab  oris 
)0  Cadmus  in  Äonia  constitii  exul  humo, 

passus  idem  Tydeus  et  idem  Pagasaeus  lason 

et  quos  praeterea  longa  referre  mora  est, 

omne  solum  forli  patria  est,  ut  pisctbus  aequor, 

ut  volucri,  vacuo  quidquid  in  orbe  patet, 
)5  nee  fera  tcmpestas  toto  tarnen  horret  in  anno: 

et  tibi  —  crede  mihi  —  tempora  veris  erunt* 
Mit  diesen  Versen  tröstet  die  Seherin  Carmenta  ihren  Sohn 
der,    der  ob  seiner  Verbannung  aus  Arkadien  trauert.     Der 
nke,    dass   die   ganze  Rede    erst  von   dem    Verbannten  Ovid 
rieben  sei  mit  Beziehung  auf  das  eigene  Unglück,  war  nahe- 


1 


39β  Wünsch 

dieeem  {larga  oder  tarda  KieHe;  pacta  Merkel;  plura  Algermissen, 
QuaestioneR  Ovidianae  criticae,  diKp.  Monast.  1879  S.  19,  Ehwald, 
Bure.  Jb.  1885,  Bd.  43,  S.  268).    Aber  wir  müssen  hier  behutsam 
vorgeben,   um  nicht   an    Stelle    der    Ueb erlief erung    den    Dichter 
selbst  zu  treffen.     Diese  Rede  Ovids  nimmt  unter  seinen  Fragen 
an  Janus  eine  Sonderstellung  ein.    Alle  anderen  werden  mit  einem 
oder  zwei  Vereen  abgemacht  (V.  165,  171  f.,  175  f.,  186  f.,   189  f., 
229  f.,  257  f.,   277):    hier    allein    sind    ihrer  zwölf  nothwendig. 
Dabei  ist  nun  merkwürdig,  daes  auch  hier  die  eigentliche  Frage  mit 
zwei    Versen   erledigt    wird :    Varum    beginnt  das  ^ene  Jahr  im 
Winter,    und   nicht   im    Frühling?*      Die    übrigen    fünf   Distichen 
enthalten  ein  in  sich  geschlossenes  Ganzes,  eine  Schilderung  des 
Lenzes,   die,   so  anmuthig  sie  ist,  für  den  Wechsel  zwischen  Frage 
und    Antwort   mindestens   entbehrlich,    ja   sogar    störend    ist,    da 
man   über  ibr  leicht  die  vorausgegangene  Frage  vergessen  kann. 
Nun  kehrt    dieselbe    Frühjahrsbeechreibung,    zum   grossen    Theil 
mit    wörtlichen    Anklängen,    in    den    Fasten  noch  einmal    wieder 
(III  235  ff.).     Am  Auffälligsten    ist   die  Uebereinstimmung    zwi- 
schen III  237—242  und  I   151—154.    Man  vergleiche: 
III.         arboribus  redeunt  detonsae  frigore  frondes 
vividaquc  in  tenero  palmite  gemma  turnet^ 
quaeque  diu  latuit,  nunc  se  qua  toUat  in  herbas 
fertilis  occultas  invenit  herba  vias. 
1.  onmia  tunc  florent,  tunc  est  nova  temporis  aetas 

et  nova  de  gravido  palmite  gemma  turnet, 
et  modo  formatis  operitur  frondibus  arbor, 
prodit  et  in  summum  seminis  herba  solum. 
Früher  hätte  man  —  dies  nebenbei  bemerkt  * —  die  in  kurzem 
Zwischenraum  sich  abspielende  Wiederkehr  zweier  ganz  analoger 
Schilderungen  dem  Dichter  als  Geistesarmuth  ausgelegt.  Das 
dürfen  wir  nicht  mehr;  es  ist  eine  beherzigenswerthe  Beobachtung 
von  F.  Leo  (de  Statu  libris  commentatio,  Progr.  Gott.  1893  p. 
10),  dass  solche  Wiederholungen  mehr  dem  Rhetor  als  dem 
Poeten  zuzuschreiben  sind :  es  sind  Uebungen  in  der  Kunst  der 
Paraphrasis,  die  sich  bemüht,  ihr  Thema  zu  variiren,  und  die- 
selben Gedanken  in  anderen  Wendungen  zu  wiederholen.  Derar- 
tige Selbstcitate  legen  uns  nun  jedesmal  die  Frage  vor,  welche 
von  ihnen  die  zuerst  gedichtete  ist.  In  unserem  Falle  ist  die 
Frühlingsschilderung  des  dritten  Bucbes  durchaus  an  ihrem  Orte; 
dort  ist  sie  so  angelegt,  dass  alles  Wachsen  und  Knospen  als 
Omen  der  kommenden  Frucht  gedeutet  wird :  so  giebt  die  Frnoht* 


Zu  ο  vi  de  Fasten  Buch  1  Qud  li 


397 


barkeit  des  Lenzes  das  Amov,  warum  die  Kalenden  dee  März  von 
den  fructjt baren  Matronen  gefeiert  werden,  ist  jene  ßeechreibung 
aber  im  HL  Buch  unentbebrlicl^  und  ira  J,,  wie  wir  gesehen 
haben,  iiberflüööig,  so  ist  der  nothwendige  Scblüse,  dass  wir  dort 
das  Original,  hier  die  danacli  gefertigte  Copie  baben.  Wenn  dae 
aber  ricbtig  ist,  so  ist  der  Preis  des  Frlilijuhra  im  ersten  Buüli 
eine  spätere  Einlage,  die  urepriingUeh  gefehlt  hat.  Ich  denke 
mir  daher  die  erste  Fassung  unserer  Stelle  so : 
148         verhaque  sunt  spectam  pauca  locutus  humum: 

^dic  ςί^€  frigoribus  quarc  iiotms  inctpU  atmus^ 
150         qui  melius  per  ver  incipimdus  erat'/* 
161         qtiaesieram  paucis:  non  multis  Hlc  moradis  eqs» 
Im  letzten  Verse  bemerkte  Ovld,  dass  nach  der  Einlage  ein  paucis 
nicht    mehr    passe,    und    änderte    es    in  muUis:    die    rhetorische 
Äntithcee  non  muUis  passte  in  beiden  Fällen.    In  V.   148  aber  hat 
er  das  pauea  übersehen;  das  ist  eine  jener  kleinen  Ungenauigkeiten, 
wie  sie  bei  einer  iloppelten  Reeension  überall  vorkommen.     Wir 
mögen  sie  in  den  Ausgaben  notiren,  aber  ilndern  dürfen  wir  nieht. 


V.  479  Cui  getielrix  flefiti:  'foriuna  Viriliter^  inquit 

—  ^sistCf  precor,  lacritnas  —  ista  ferenda  tibi  est, 

sie  erat  in  fatis.  nee  te  ttm  culpa  fugamt, 

sed  deus^  offenso  pulmis  es  urbe  dto. 

ηση  mcriti  poenam  paitris^  sed  numinis  iram. 

est  aliqnid  niagnts  rrimen  abesse  malis, 
4βδ  cofiscia  mf^ns  ut  euifjuc  sua  estj  ita  concipit  inira 

peetora  pro  facto  spemque  melumque  mo. 

nee  (amen  ut  primus  maere  mala  ialia  pmsus: 

obruii  ingenles  isla  prucella  viros, 

piissiis  idem  est^    Ttfnis  qtd  quondam  pulsus  ab  oris 
490  Cadmus  in  Arnim  constitH  /ΐ.τηΐ  humo^ 

passus  Idetn   Tgdeus  et  idvin  Pugasaetts  Jason 

ei  quos  praeierea  longa  referre  mora  est 

omne  solum  forii  patria  est,  ut  piscihus  aequar, 

ut  t^olucri^  vacuo  quidquid  in  orbe  patet, 
495  ftec  fera  tcmpeslas  tolo  tameti  horret  in  anno: 

et  tibi  —  crcde  mihi  —  t  empor  α  veris  erunt^ 

Mit  dieeen  Versen  tröstet  die  Seherin  Carmenta  ihren  Sohn 

Eiiander,    der  ob  seiner  Verbannung  aus  ArkäLÜen  trauert.     Der 

Gedanke,    da«H    die    jE^anze  Rede    erst  von   dem    Verbannten  Ovid 

gesehrieben  sei  mit  Beziehung  auf  das  eigene  Unglück^   war  nahe- 


89β 


Wiinecli 


Hegend,  und  iat  im  ersten  Augenblick  besteohend*  So  wtttt 
Knögel  (dies.  S.  15  f.)  V.  479—498,  H.  Peter  (Ausgabe  Bd.  II  S.  23) 
wenigitens  V.  481  —  486  der  zweiten  Bearbeitung  2u,  Gegen  dteee 
ZutheiluTig  Imt  jedocli  H.  Wintber  Einspruch  erhaben  (Woclienechr. 
t  klass.  Philo!.  1886,  S.  32Θ}.  Sein  erstes  Argument  iat|  das» 
Ovid  selbst  es  an  anderer  Stelle  (ex  P.  I  3,  »31)  ablehne,  sich 
über  Beine  Verbariiinng  trüstcm  zu  lassen  durch  die  Beispiele 
alter  Zeiten  (Cadmue,  Tydeu«),  wie  uie  hier  Carmenta  anfährt. 
Darauf  möchte  ich  allerdinge  weniger  Gewicht  legen:  ein  Stirn- 
mungsmeriechj  ein  Dichter  hat  wohl  das  Recht^  eicl\  über  solche 
Trostgründe  zu  verschiedenen  Zeiten  abweicbcnd  zu  äassern. 
Wichtiger  ist  mir  der  zweite  der  von  Winther  angerührten 
Gründe:  wenn  Ovid  diese  Verse  auf  seine  V^erhannung  belogen 
hfthen  wollte,  so  durfte  er  das  Factum  seiner  Schuldlosigkeit 
nicht  80  stark  betonen,  wie  *iiea  hier  in  V.  481  geschieht.  Das 
wäre  eine  Ungehörigkeit  gegen  den  Kaiser  gewesen,  die  Ovid 
sonst  peinlichst  vermeidet;  sie  hätte  jede  HolTnong  auf  Zurück- 
berufung  für  immer  vernichtet.  Gerade  an  einer  Stelle  der  £pl' 
i^iniae  e-r  Pfmio  (ί  10,  42),  die  sonst  stark  an  nnsere  Stelle  an- 
klingt, ist  da»  der  tiefgreifende  Unterschied; 

CacMiris  o/fensum  dum  mihi  numen  erit^ 
qui  m er i tarn  nobLs  mittuatj  non  finiat  iram. 

Hier  aber  steht  483  non  meriii  fminam  paieris,  —  Diesen 
BeobiirJitungien  Winthers  möchte  ich  nun  eine  dritte  hinzufügen. 
Wir  können  noch  die  tiuelle  der  Carmentarede  nachweisen:  dae 
ist  aber  nicht  die  eigene  Stimmung  im  Exil  gewesen,  aondern 
das  Schema  der  Hhetorenechule. 

Was  der  Prophetin  vom  Dichter  in  den  Mucd  gelegt  wird, 
Ist  eine  Consolatio.  Solche  Consolationes  sind  seit  alter  Zeit 
J*rnnkst1icke  der  Redekunst;  später  haben  sie  sich  nicht  auf  die 
Prosa  beschränkt,  sondern  sich  auch  in  die  Poesie  verirrt.  Dae 
Musterbeispiel  für  eine  dichterische  Trostrede  ist  die  CoJisolatlo 
ad  Liviam^  die  in  ihrem  inneren  ZuRammenhang  mit  den  rheto- 
rischen Vorschriften  jetzt  F.  Hkutsch  beleuchtet  hat  (Panly- 
Wrssowa  IV  9Bti  E)*  ^'i*^  gleiches  Banit  verknüpft  auch  die 
Trostrede  Ovid«  mit  der  Redescliule,  nur  haben  wir  hier  keine 
Consolatio  im  Todesfalie,  sondern  im  Falle  der  Verbannung,  Die 
antiken  τότΓΟί  TT€pi  φυτή^,  um  die  es  sich  demnach  handelt,  sind 
gesammelt  von  Λ.  Giesecke,  de  ρίιϋο.πορ/ιονηιη  veterum  quae  nd 
exitium  s^iedant  senteniiü,  die«.  Lips.  IH^M.  In  diesem  Buche 
wird  unsere  Stelle    nur    mit  einem   Worte    gestreift  (S.  50)  und 


Zu  Ovids  Fasten  Buch  Τ  und  Π 


3ί)9 


Ι 


dabei  erinnert,  daes  V.  493  eine  Uebereetzung  aus  Ennpides  ist 
(Nauck  TGF«  fr<  1047): 

üTiac  μίν  άήρ  αίετψ  ττ€ρά€ΐμθ€ 
äiraca  b€  χθων  άνορι  γ£νναίψ  πατρίς- 

Diese  Verse  aber  sind  uns  aufbewahrt  —  und  tias  spricbt 
dentlicber  als  vieles  Andere  für  meine  Behauptung  —  in  einer 
Trostrede  über  die  Verbannung  {Stob.  Flor,  40,  9)»  die  Muso- 
niufli  etwa  zwei  Menschenalter  nach  Uvid,  geschrieben  hat.  Das 
ist  eine  Üebereinstinimnnjtf,  die  sich  nur  durch  die  Benutzung 
desselben  rhetnrisDheTi  Genieinplatze»  erklärt.  Und  ebenso  tiaden 
sich  die  übrigen  Gedanken  der  Carmenta  einzeln  in  der  ein- 
schlägigen Litteratur  wieder,  von  Teles  bis  Cicero.  Vom  erstereu 
haben  wir  dm  grusee  Fragment  ττ€ρΙ  φυγήο  (Teletis  relii[uiae  ed. 
Hense  p.  14  sqq.):  hier  erscheint  als  Beispiel  unter  Anderen 
Kadmue  (p.  20,  7  =^  V.  490).  Cicero  spricht  in  den  Tnscutnnen 
(111  77)  von  der  Nichtigkeit  der  Trostgründe  esse  siutfitiam  jt  usha 
amßci  maerore^  cfim  hiieliegas^  ml  posse  proficij  und  αοα  hoc 
tibi  soU  (V^  480.  467).  Aber  ich  will  nicht  nur  Einzelheilen 
ausschreiben.  Mit  Ciceros  Leben  hängt  eine  TroBtrede  xueaunnen, 
die  Dio  Cassius  als  Einlage  giebfc  (38^  18  ff,)»  ^^^  ^^^  ^^^  ^^^ 
durch  Skutschs  Consolatio  anfnierksiim  wurde.  Es  ist  die  An- 
sprache, die  Philiskos  zu  Athen  au  den  verbannten  Cicero  riühtet. 
Hier  geht  die  üebereinstimmnng  bis  ins  Einzelne,  nicht  nur  im 
Inhalt,  sondern  auch  in  der  Anordnung  der  Gedanken.  Man 
vergleiche: 

V.  479.  480  *  Höre  auf  zu  weinen  und  trage  dein  Schicksal 
als  Μίΐηη*  ■=  Dio  C.  38,  18,  1  ουκ  ctkxuvrj  .  .  ώ  Κικίριυν,  θρή- 
νων και  xuvaiKeitüC  οιακείμενοο; 

V.  481.  482  'Klage  nicht  wider  das,  was  ein  Gott  and  das 
Rehieksal  über  dich  verhängt  haben*  ^  24,  5:  bti  i\ßäc  μη  Öca 
άν  βουλώμΕθα  άΗιοΰν  γίγνΕοθαι,  άλλ'  Öca  αν  ίκ  tivoc  ανάγκης 
γίγνηται  βούλεοθαι  ,  .  ÖTiuic  δν  τή  τύχη  bolr)  καΐ  ottoiqc  αν 
ίκάζτψ  ημών  baipmv  έκτιληρωτής  του  τ€ταγμ€νοιτ  ίϊοθή^  τοιού- 
τον ανάγκη  και  εκείνον  (=  τόν  του  βίου  τροττον)  ημάε  noieicOai, 

V.  483  —  486  'Schuldlose  Verbannung  ist  kein  Unglück; 
dae  wahre  Glück  bestellt  im  Bewnesteein  guter  Thaten  =  25»  l 
€l  .  .  €έ  .  .  λυτΓ€Ϊ  .  .  δτι  μή  μόνον  μη61ν  ήοικηκώς  τήν  πα- 
τρίδα άλλα  πολλά  εύηργετηκώς  ήτίμαιςαί  τε  και  έίελήλαοαι, 
λότϊ^αι  τούθ^  δτι  έττειδήπερ  απα£  εττ^πρωτό  coi  τοιούτα  τι  πα- 
θεϊν,  κάλλιςτον  δήπου  και  upiCTOV  ςυμβ^βηκε  το  μηί^εν  αΐ>ική* 
cavTO  εε  έπηρεάεθαι. 


400  Wünsch 

V.  487  —  494.  Beispiele  der  Vorzeit.  *Dem  wahren  Helden 
wird  jedes  Land  zur  Heimat*  ^=  26,  2  αύτόο  ?KacTOC  αύτψ  και 
πατρίδα  και  εύδαιμονίαν  aei  και  πανταχού  ποΐ€Ϊ.  Εβ  folgen 
Beispiele. 

V.  495.  406.  'Auch  das  Unglück  wird  vorüber  gehen*  = 
27,  1  κουφαι  μέν  γαρ  και  έφήμβροι  και  άλλιυο  αι  τών  ανθρώ- 
πων εύπραγίαι  eiciv  .  .  μάλκτα  bi  έν  ταϊο  οτάοεοιν.  27, 4  ώοτε 
και  cO  μάλκτα  μέν  i\mle  και  καταχθή€€€θαι. 

Alles  ist  also  dem  Schema  der  Rhetoren  entnommen,  nichts 
dem  eigenen  Empfinden  des  Dichtere.  Das  gilt  sogar  von  dem 
Gleichnisse  des  letzten  Distichons,  das  uns  so  poetisch  anmuthet. 
Der  Vergleich  der  besseren  Zukunft  mit  dem  Aufhören  des  Winter- 
sturmes und  dem  Eintreten  des  Frühlings  ist  ein  Gemeinplatz 
der  Consolatio,  vielleicht  schon  aus  der  Zeit  der  kynischen  Wander- 
predigt. Bewiesen  wird  dies  durch  ähnliche  Stellen  bei  Horaz, 
der  mit  ihr  ja  vertraut  genug  war.  Man  sehe  Carm.  ΪΙ  0,  1 
'Klage  nicht  ewig  um  den  entraflften  Mystes  ,  denn 

nan  sefnper  imhres  nuhihtis  hiiipidos 

manant  in  agroa,  aut  nuire  Caspium 

vexant  inaequale,s  proceUae  eqs. 
Aehnlich  Carm.  II  10,   15: 

infonnis  hietnes  reducif 

luppiter;  idem 

stihnwrei.  non  si  male  moic,  et  oHm 

sir  erif. 
Vielleicht  können  wir  auch  noch  den  äusseren  Umstand  er- 
kennen, der  den  Oviil  veranlasste,  seine  Consolatio  nach  rhetori- 
schem Muster  gerade  hier  anzubringen,  lange  ehe  er  ihrer  Reibet 
bedurfte.  Euander  gehörte  mit  zu  den  typischen  Beispielen  für 
landflüchtige  Helden  der  Vorzeit.  Seneca  sagt  (ad  Helv.  VII,  6): 
quid  interest  enumerare  Antenorem  Ptttari  conditorem  et  Euandrum 
in  ripa  Tiberis  regna  Arcadum  conlocantem?  Das  ist  für  Seneca 
keine  Keminiscenz  aus  Ovid,  denn  bei  diesem  fehlt  der  Antenor, 
sondern  ein  τόπθ€  des  rhetorischen  Schemas,  den  er  ablehnen  will. 

V.  652  per  iavenis  cur  res  signa  regeniis  aqu(xm. 

regentis  AV  dett.,  gerentis  Heinsins  Biese  Merkel  Peter. 

M.  E.  ist   hier   die    Ueberlieferung  völlig   nnanstöeeig   and 

daher  beizubehalten.    Nach  der  Anschauung  des  Dichters  ist  der 

Aquarius  identisch  mit  Ganymedee,  dem   Mundschenken  des  Zeus 

(|>M<T  IdatHS    U    145\   also   kein    Wasserträger   {aqktam  gerens). 


2α  Ovids  Faetf*n  tetsch  I  und  Π 


40t 


Ihm  utitersteht  vielmebr  der  Miechkrugj  mit  desseD  Waaeer  er 
[den  Wein  zu  mische  η  hat:  in  dieeem  Sinne  kann  er  wohl  aquam 
vregefis  genaont  werden. 


.  705  αί  quae  veniuras  praecedit  sexta  kalendas 
haec  sunt  Ltdaeis  tettipla  dkata  (kis, 
fratrihm  lila  deis  fraires  de  genie  deorum 
eirea  luturnae  eomposuere  larus. 
Gemeint  ist  die  Weihung  des  Castortempels  am  Forum  Ro- 
Lmanum^  die  im  Namen  des  Tiberitis  und   DrtieuB  am  27,  Jan.  den 
fj.  G  11.  Chr,    erfolgte  (Gilbert,  Gesch.  und  Top.  der  Stadt    Rom 
ΙΙΓ  r>l).     Bift  jetzt   liat  man  (iiese  Verse  lanbeanstandet  der  eratpn 
Kedaction    zugeBclirieben,    aber    wolil    nicht  mit  Hecbt.     Sie  sinti 
eine    spätere  Einlage   —    ob    bereits    im  Jahre    der  Kinweihang 
oder  erst  in  Tomi  zngedichtet,    bleibe    ilabmge&tellt.    Jünger    als 
der  ursprüngliche  Entwurf  müssen  sie  aber  sein,  denn  sie  sprengen 
den  gepliintcn  Anschlnss  von  V.  709  an  V,  704: 
704  poic  Cererem  ntärit,  pacis  alumna  Ceres, 

709  ipsum  uoii  carmen  dedumi  J^acL•  ml  aram. 

Man  wende  nicht  ein,  dase  diese  Beziehung  auch  noch  über 
yene  beiden  IHnticben  hinweg  empfunden  werde  ;  dagegen  spricht 
^dne  weitere  Beobachtung,  Vorangel^t  (Y.  657  —  704)  eine  Be- 
Bchreibung  der  Paganalia:  das  ist  ein  wandelndes  Fest,  und  «eine 
Schilderung  geliürt  an  das  Ende  des  Monats,  nm  nicht  den  Zu- 
sammenhang der  »teilenden  Feste  zn  unterbrechen.  Daes  Ovid 
jedoch  die  Feier  dieses  Friedensfeetee  des  pointirten  Anschlusses 
halber  von  dort  vor  dus  Fest  der  Ära  Pacis  geriickt  hat,  begreift 
man  gut,  nicht  aber,  warum  sie  anch  der  Weihung  des  Castor- 
tempela  vorausgeht.  Man  wird  mit  Sicherheit  sagen  können; 
hülte  der  Dichter  bei  der  ersten  Anlage  schon  auf  deo  Ban  des 
Tiberiue  Uiicksicht  zu  nehmen  gehabt,  so  würde  er  gestellt  haben 
Caatortempel  Paganalia  Ära  Pacis;  wollte  er  spater  den  Castor- 
tempel  noch  einordnen,  so  mnsste  er  zur  Ära  Pacis  gesetzt  werden, 
da  er  vor  656  η  u  vermittelt  zu  lauter  Stern  zeichen  gerathen  wäre. 
Wenn  aber  diese  Beobachtung  richtig  ist,  so  folgt  daraus^  dass 
im  J.  6  n.  Chr.  das  erste  Buch  der  Fasten  bereite  stiemlich 
fertig  vorlag. 

In  V,  711  wird  der  Friede  angeredet  frondibus  Act mis  comp- 
toB  red  im  da  rapHios:  das  heisst  in  Prosa  doch  nur,  dass  mit 
dem  Siege  von  Actium  der  Weltfrieden  begonnen  habe.  Dann 
aber  ist  es  sfhr  anwahrfttdieinlich,    dase    der    Friede    von  V.   704 


mi«Lu.  Uue^  f.  Phliol.  N.  F.  LVJ. 


Sie 


402  Wunsch 

ein  anderer  ist  als  der  von  V.  711:  also  aaeh  hier  anprünglicb 
ein  Preis  der  friedlichen  Zustände^  wie  sie  Augaeias  herbeige- 
führt hat,  nicht  des  Friedens  vom  J.  lö  n.  Chr.,  wie  H.  Peter 
meint.  Ich  weise  also  mit  Knögel  (dise.  p.  19)  die  V.  697 — 700. 
703.  704  der  ersten  Bearbeitung  za ;  V.  701.  702,  die  mit  damus 
tua  aof  Tiberios  Drusns  Germanicas  zielen,  haben  natürlich  in  der 
zweiten  Kedaction  den  ursprünglichen  Preis  dee  Augnstus  ver- 
drängt. Genau  so  urtheile  ich  über  die  Schilderang  der  Ära 
Pacis:  das  Meiste  schon  ursprünglich,  nur  V.  721.  22  ist  an  Stelle 
des  Aagustus  das  Hans  des  Tiberius  eingetreten. 

II  23  quaeque  capit  lictor  üamihus  purgamina  certis 
iorrida  cum  mica  farra  rocwitar  idemt, 
certis  Α  V  Ambrosch  Kiese,  iersis  Heinsius,  cortis  Bergk, 

rersis  oder   lernus   Merkel,   vereis  Peter,   purgamen  acerris 

Hertzberg,  purgamine  certa  Koch. 
Ueber  den  Sinn  des  Distichons  herrscht  Einigkeit:  'Febma  heissen 
auch  die  Sühnmittel,  die  der  Lictor  für  Häuser  nimmt,  die  durch 
den  Tod  verunreinigt  sind.'  Ebenso  erkennen  fast  alle  an,  dass 
dieser  Sinn  durch  domibus  certis  nicht  genügend  aosgedrockt  wird. 
Aber  die  -Aenderungsversuche  befriedigen  mich  nicht.  AVarum 
setzt  man  das  Wort  für  Tod  nicht  ein?  purgamina  mortis  scheint 
mir  sicher. 

II  575  tuptc  cantata  Ugat  cum  fusro  licia  plumbo. 

fettet  Α  deft.  Riese,  ligat  V  Merkel   H.  Peter.   -  fvso 

dett.  E.  Hoffmann  Jahrb.  f.  Philol.  1877,  Bd.  115,  S.  397. 

—   tucia  Α     —    rhoml>o   dett.    Merkel   H.  Peter,   plumho 

AV  Riese. 
Wir  stehen  hier  in  der  Schilderung  einer  magischen  Praktik. 
Ihre  Erklärung  musA  von  ihrem  Zwecke  ausgehen ;  welches  dieser 
war,  wird  uns  ausdrücklich  gesagt  in  V.  5^1:  kosiiles  Umguas 
ittimicaqtte  ritiximuii  ora.  Es  ist  ein  Schadenzaaber,  der  den 
Gegner  fesselt  und  seine  Sprache  lähmt;  jeder  Gedanke  an  Liebes- 
zanber  ist  aussreschlossen.  Damit  tlillt  aber  sofort  die  Möglich- 
keit, rhomho  zu  halten,  der  Zauberkreisel  hat  bei  der  Devotion 
eines  Feindes  nichts  zu  suchen:  ganz  unmöglich  ist  Hoffmanns 
fuso  rhombo  'mit  dem  losgelassenen  Kreiser.  rkombo  ist  Inter- 
polation aus  Am.  1  8,  7  seit  bene  quid  gramen^  quid  torto  concUa 
rkombo  |  licia  waleani):  herzustellen  ist  das  plumbo  der  besten 
Handschriften.     Hierzu  tritt  als   durchaus  bezeichnendes  Beiwort 


Zu  Ovide  Fasten  Buch  1  und  11 


403 


fuscus,  s.  phimhum  iihjrum  bei  PliuiuN  N.  h,  34,  156  ff.  lieber 
die  Bcdeulung  des«  Bleies  im  Schade rizau bor  brauclie  ich  meine 
fiillieren  Autsfiilirungen  nicht  /ax  wiederholen  (Sethiiiiiietdie  Ver- 
fluchtingstHfeln  S.  72) ;  da«  Nächstlieg'ende  wäre,  unter  diesem 
fuscum  plumbum  eine  Bleitafel  zu  verstehen,  auf  der  ein  Fluch 
gegen  den  verhexten  Feiiul  eing^eritzt  war;  floltiher  Tafein  kennen 
wir  jetzt  an  vierhundert  (s-  zuletzt  Ilheiii.  Mu8,  1900,  hV  S.  232  JlJ. 
Aber  eine  ge«chriel>ene  Defixion  wUrde  von  dem  Dichter  wohl 
etwa»  ausfähr! icher  geschikiert  worden  sein,  und  ich  neige  mehr 
dazu»  unter  dem  pimnbum  eia  hleiernee  Abbild  des  verfluchten 
Gegner»  zu  sehen,  das  iet  auch  ein  besgeren  Gegenetück  zu  dem 
Caput  maenae  (V.  578J.  Ein  solche  Rachepuppej  die  aus  Attika 
stamnUi  i^t  in  meijiem  Besitz,  und  ich  gedenke  sie  demnächet  zu 
veröiTentlichen:  eine  nackte,  männliche  Bleifigur,  der  man  Arme 
und  Beine  gefesselt,  den  Kopf  abgeschlagen,  und  zwei  Nägel 
iinrcli  den  Leib  getrieben  hat.  Sie  erklärt  uns  auch  die  hier 
stellenden  IJcia:  es  sind  Fesseln,  die  durch  einen  Zaubersang  (mn- 
taki)  Miagischi"  Kraft  erlaugt  haben.  l>er  letzte  kritische  Zweifel 
betrifft  die  Walii  zwischen  ttntt  Α  detl.  und  Ugai  V.  Ich  trage 
kein  Bedenken,  Ii(/at  einzusetzen  und  so  w^ieder  einmal  Υ  über  Α 
KU  etelleth  Nicht  nur  dass  ligai  das  Ungewöhnlichere,  schwerer 
durch  Interpolation  zu  findende  ist^  es  ist  uuch  der  Kunstansdruck 
iu  der  Gedankena|>har€,  in  der  wir  uns  hier  bewegen  (s,  Ä.  Dieterich 
in  dieiiem  Bande  S.  81).  8o  würde  der  Vers  üheraetzt  lauten 
*dann  vei  bindet  sie  mit  dem  dunkeln  Blei  die  Faden,  die  durch 
Zaubersaug  besprochen  sind  ,  ά.  h.  sie  fesselt  die  Bleipuppe  mit 
zauberkräftig^en  Banden,  Wir  wUrden  in  Prosa  allerdings  eher 
erwarten  tum  fnsrum  plumbum  llgat  liciia  cmitalw:  aber  diene 
leichte  Inversion  des  Ausdruckes  ist  bei  dem  Dichter  durchaus 
begreiflich.  Der  Vers  iimc  cantata  Ikfat  cum  fusfo  iicta  piumbo 
versetzt  uns  iu  eine  Zauberhandlung,  w*ie  sie  ganz  ähnlich  der 
grosse  Pariser  Zauberpapyrus  (V.  295  ff.,  Denk  sehr.  d.  Wiener 
Akademie  XXXVl   8.  28)  schildert: 

Λαβϋϋν  πηλόν  άπό  τροχού  κεραμικού  TtXacov  lώh^a  buo, 
dppeviKOv  και  θηλυκόν  .  .  και  λαβών  b€Karpek  ßeXovac  χαλκάο 
πή£ον  μίαν  im  τον  εγκεφάλου  .  .  και  λαβών  ττλάτυμμα  μολυ- 
ßoöv  τράψον  τον  λόγον  .  .  και  cuvoiicac  το  ττεταλον  rok  ^uj- 
bioic  μίτΐϋ  από  kroü  ,  .  Hfmv  ujc  oibac  Aßpacai  κατά€χ€€' 
τίθ€ται  i\\iou  buvovToc  παρά  αώρου  ή  βιαΙου  θήκην,  παρατιθών 
αϋτώ  και  τα  του  καιρού  άνθη. 

πηλόν  schreibt  Ε.  Kuhuert,  Rh.  Mus,  49,  45;  κηρόν  der 
Papyrus.  —  Bei  Ovid  findet  die  Zauberhaudlung  an  ilen  Feralieu 
(21.  Febr.)  statt,  wenn  die  Geister  der  Verstorbenen  amgehen :  ihnen 
werden  Blumen  gespendet  (viohfe  sohäae  V.  539),  ilas  sind  die 
Ανθή  του  καιρού;  auch  der  eherne  Nagel  wird  erwäbnt;  nur  wird 
er  durch  das  Haupt  des  stellvertretenden  Fisches  getrieben  (V.  577 
quod  actt  traiecii  aeria  .  .  captä). 


Bresla 


R,  Wünsch. 


HERON  UND  SEINE  FACHGENOSSEN 


Die  für  zahlreiche  Gebiete  der  antiken  Knltargeechichte 
Überaue  werthvoUen  Schriften  Herone  von  Alexandria  werden 
zwar  zur  Zeit  durch  neue,  bandliche  Ausgaben  in  dankenswertber 
Weise  dem  gesteigerten  Interesse  für  die  Leistungen  der  Alten 
in  den  exakten  Wissenschaften  und  in  der  Technik  bequem  zu- 
gänglich gemacht,  allein  das  darin  aufgespeicherte  reiche  Material 
wird  doch  erst  dann  für  die  verschiedenen  Zweige^  der  Alter- 
thumswissenschaft  in  vollem  Umfange  ausgenutzt  werden  können, 
wenn  es  gelingt,  die  Lebenszeit  Herone  mit  grösserer  Sicherheit 
als  bisher  zu  bestimmen.  Leider  waltet  jedoch  über  der  soge- 
nannten Heroniscben  Frage  insofern  ein  eigenthümliober  ünetern, 
als  keine  der  bis  jetzt  angestellten  Untersuchungen  auch  nur  ein 
einziges  Beweismittel  zu  Tage  gefördert  hat,  dessen  Werth  sich 
nicht  bei  eingehender  Nachprüfung  als  höchst  problematisch 
herausgestellt  hätte.  Zwar  hat  W.  Schmidt  in  seiner  verdienst- 
lichen Ausgabe  der  Druckwerke  und  Automatentheater  geglaubt, 
den  Streit  durch  den  Hinweis  p.  XIV  endgiltig  entscheiden  zu 
können,  dass  in  der  arabisch  überlieferten  Mechanik  Herons  der 
stoische  Philosoph  Poseidonios  als  Urheber  einer  physikalischen 
Definition  des  Schwerpunktes  erwähnt  werde;  folglich  könne 
Heron  nicht  früher  als  im  I.  Jahrhundert  v.  Chr.  gelebt  haben. 
Aus  verschiedenen  Erwägungen  will  deshalb  der  Heraasgeber  in 
seiner  Einleitung  zu  den  genannten  Schriften  p.  XX III  und  sonst 
das  Jahr  55  n.  Chr.  als  terminus  post  quem  festhalten.  Zwin- 
gende Kraft  hat  aber  keine  seiner  Beweisführungen.  Auch  was 
derselbe  in  der  Einleitung  zur  jüngst  veröffentlichten  Ausgabe 
des    liber  [Claudii  Ptolomei]  de   speculis-  p.  313  f.   Yorgebraebt 

^  Archäologische  Fragen  sH.  sucht  mit  Hilfe  von  Herons  Be- 
schreibung der  Autoinateutheater  zu  lösen  Hethe,  die  hellenistischen 
Bühnen  und  ihre  Dekorationen,  Jahrb.   d.  Aroh.  Inst.  XV  (1900)  S.  59  ff. 

-  Ueronis  op.  vol.  11  fasc.  I  p.  301  ff. 


Heron  und  eeine  Fach^enosBen 


406 


it,  wo  er  die  BchriftBtellenBche  Tiiätigkeit  iierons  durch  die 
Jahre  55  n.  Chr.  tinfl  MHl  n,  Chr,  zu  begrenzen  sucht,  kommt 
über  den  Werth  einer  Vermutliung  nicht  hinaus  ond  vermag  die 
Frage  nicht  zu  entscheiden.  Schon  der  llerauegeber  der  arabi- 
schen Mechanik  selbst^  L,  Nix,  ist  allem  Anechein  nach  weniger 
zuversichliicli,  wenn  er  iiuch  über  der»  streitigen  Punkt  hinweg- 
geht und  'auf  die  Beurtheilung  und  Entscheidung  dieser  Frage' 
'von  berufener  Seite'  verweist.  Da  die  mit  lebhaftem  Danke 
begrü seien  Aufgaben  dee  Heron ischen  Corpus  in  der  Teubner 'sehen 

»Sammlung^  für  die  nächste  Zeit  die  Grrundlage  aller  weiteren 
Studien  abgeben  werden  und  nicht  jeder  Benutzer  Schmidts 
neweisrübrung  prüfen  kann,  so  mag  hierdurch  gegen  jene,  meines 
Erat'hteng  unhaltbare  Zeitbestimmung  Einspruch  erhoben  werden. 
Freilich  ein  Zweifel  an  der  Lesung  im  24.  Paragraphen  des 
1.  Buches  'Bosidomos,  der  zu  den  Genossen  der  Halle  (στοά) 
gehört*,  scheint  angesichts  des  übereinstimmenden  Zeugnisses  von 
vier  Handschriften  nach  den  bestimmten  Angaben  des  Heraus- 
gebers in  der  Einleitung  p.  XXI  nicht  mehr  berechtigt.  Man 
»mnes  selbst  zugeben,  dawe  sich  bei  der  Deutung  *  Posidonius^  ein 
(1.  der)  Stoiker*  Name  und  Appellativum  gegenseitig  zu  stützen 
scheinen.  Nichtsdestoweniger  ist  es  uomöglich,  dass  Heron  selbst 
den  Namen  jenes  Philosophen  an  dieser  Steile  angeführt  hat; 
erstena,  weil  die  Fassung,  wie  sie  die  jüngst  erschienene  üeber- 
eetzung  aus  dem  Arabischen   bietet,  an  unlÖRbaren  Widersprüchen 

■  leidet,  zweitens,  weil  die  schweren,  im  Sachlichen  begründeten 
Bedenken  gegen  jenen  Ansatz  von  Herons  Lebenszeit,  die  bereite 
in  der  Besprechung  der  Schmidt^sohen  Ausgabe,  Rerl.  Philol. 
Wocbenechr.  1899,  Nr.  50,  Sp.  1541,  angedeutet  sind,  entgegen- 
stehen. Sie  sind  nicht  im  <^ering6ten  gehoben^  wenn  sie  auch 
Nix  p.  XXII  vollständig  mit  Stillschweigen  übergeht.  Einige 
Einwände  derart,  welche  mit  Rücksicht  auf  die  litterariscbe  Stel- 
lung Herons  gegenüber  seinen  Faehgenossen  zu  erheben  sind, 
sollen  deshalb  unten  weiter  ausgeführt  werden.  Zuvor  soll  jedoch 
die  anscheinend  so  entscheidende  Stelle  der  Mechanik  auf  ihre 
Beweiskraft  geprüft  werden. 


1.  Herons  Mechanik  und  Poseidonios. 

Muse  schon  Nix'  Andeutung  p,  XX  stutsig  machen,  dass 
Siatüriich  nur  eine  Rezension  der  Mechanik'  vorliege,  so  beseitigen 
die  Außfübrungen  im  IV.  Abschnitt  seiner  Einleitung  p,  XXX  f[, 
jeden  Zweifel  darüber,    dass   uns    diese  Schrift  nicht   in   der  ur- 


406  Tutel 

Hprünglichen  Faeeung,  pondern  in  einer  späteren  Bearbeitung  er- 
halten ist.  Damit  wäre  der  Mechanik,  entgegen  der  von  Schmidt 
(Heron.  op.  I.  p.  XXII)  geänseerten  Aneicht,  nnr  dasselbe  wider- 
fahren, was  mehr  oder  minder  von  dem  grössten  Teile  der  viel- 
benutzten  Schriften^  dieeee  Mathematikers  gilt.  Denn  es  bedarf 
keines  Beweises,  dass  der  arabische  Uebersetzer  nicht  etwa  anf 
irgend  eine  Originalhandschrift  des  Alexandriners  zurückgegangen 
ist,  sondern  dass  er  eine  zu  seiner  Zeit  gangbare  Aasgabe  seiner 
Uebersetznng  zu  Grunde  gelegt  hat.  In  der  That  unterbrechen 
in  dem  Texte,  den  Nix  in  dankenswerther  Weise  beqnein  zugäng- 
lich gemacht  hat,  eingeschobene  Partien  (zB.  I  29),  vornehmlich 
im  1.  Buche,  den  Fortgang  der  Erörterung;  sprunghaft  und  ohne 
klare  Disposition  geht  die  Darstellung  von  einem  Gegenstande 
zum  anderen  über,  obwohl  im  2.  Buche  p.  120,  22  f.  als  er- 
strebenswerthes  Ziel  angegeben  wird,  dass  die  Schrift  'vollständig 
werde  und  eine  wohlgeordnete  Anlage  habe .  Auch  Einbussen 
muKs  das  1.  Buch  erlitten  haben;  denn  es  wird  p.  58,  14  ff.  und 
p.  148,  5  (an  letzterer  Stelle  sogar  mit  Verweis  auf  ein  'vorher- 
gehendes Buch*)•  auf  eine  Auseinandersetzung  über  die  Beweg- 
lichkeit der  Cylinder  und  Kugeln  Bezug  genommen,  die  in  der 
erhaltenen  Mechanik  nirgends  aufzufinden  ist.  Geradezu  über- 
raschend wirkt  aber  Nix'  Versicherung  p.  ΧΧΧΠ,  dass  gerade 
der  bewusste  Abschnitt  I  24,  auf  den  Schmidt  seine  Beweisführung 
gestützt  hat,  nicht  über  jeden  Zweifel  erhaben  ist,  ob  er  an 
rechter  Stelle  steht. 

Allein  auch  an  der  vorgeschlagenen  Stelle,  gegen  Ende  des 
2.  Buches,  läset  sich  dieser  Paragraph  nicht  ohne  Schwierigkeit 
unterbringen,  und  überhaupt  liegt  weder  ein  Grund  vor  umzu- 
stellen noch  etwa  alles  dem  Heron  in  Bausch  und  Bogen  abzu- 
sprechen, wenn  man  sich  nur  gegenwärtig  hält,  dass  lediglich 
Bruchstücke  alten  Heronischen  Gutes  nach  wechselvollen  Schick- 
salen auf  uns  gekommen  sind.  Eine  eindringende  Untersuchnng 
wird  vermuthlich  in  dieser  Richtung  noch  weiter  kommen  können. 
Hier  gentigt  es  zu  betonen,  dass  die  arabische  Ueberlieferung 
im  Allgemeinen  eine  zu  unsichere  Grundlage  bildet,  als  dass  auf 
eine  einzige  Stelle  weitreichende  Combinationen  aufgebaut  werden 
könnten. 


*  Vergl.  Susemihl.   Gesch.  d.  griech.  Litt.  i.  d.  Alex.-Zeit,  I  738. 

'  Diese  Ausführungen  gründen  sich  allerdings  nur  auf  den  deut- 
schen Text  und  setzen  die  Zuverlässigkeit  der  Uebersetzung  aus  dem 
Arabischen  voraus. 


Heron  und  seine  Fachgenoeaen 


407 


I 


Vollends  wenn  man  die  verhiiiigniBBvon©  Stelle  p.  62,  28  im 
Zaeammenhiinge  mit  ilirer  nnmittelbaren  Umgebung  betrachtet, 
fio  zeigt  Ricli,  das«  der  Text,  soweit  eicli  nacb  der  deutRchen 
Irebereetzung  uitheilen  läset,  hier  niebt  in  Ordnung  sein  kann. 
Für  die  ganze  AuBeinandersetzang  über  den  Schwer-  und  Nei- 
gungHpiinkt  wird  allein  Arcbirnedee'  Autorilät  als  maasHgebend 
viermal  angeführt,  wie  denn  dieser  Matberaatiker  überhaupt  der 
einzige  ist,  deeaen  Namen  and  Scbriftei)  in  der  Mechanik  genannt 
werden.  Es  wird  p.  62,  2G  vereichert,  daes  dieeer  Gelehrte  den 
Begriff  dm  Schwerpunktes  zur  G erlüge  erläutert  hat.  *Man 
rnuea  es  alifo  yeretefaen  auf  Grund  dessen,  was  wir  jetsst  darüber 
auseinanderRetzen.  Jedermann  erwartet  nun  einen  Satz  dee  Archl- 
inedes.  Statt  dessen  wird  der  vielberufene  Boeidoraoa  aU  Ur- 
heber einer  iphyeikalißchen?)  Definition  des  Schwerpunktes  citirt 
lind  dann  fortgefahren:  'Deshalb  haben  Archiniedee  und  seine 
Anhänger  ,  .  ,  diesen  Satz  epecialisirt.  Weshalb?  Welchen 
8aiz?  Die  Antwort  muee  lauten:  Wegen  der  eben  angeführten 
Definition,  die  den  Schwer-  oder  Neigungspunkt  als  Aufbänge- 
piinkt  definirt^  während  Ärchimedee*  Schule  einen  Unterschied 
zwischen  dem  Atifbängepunkt  and  dem  Schwerpunkt  gemacht  hat. 
Wie?  So  hätte  also  Arcbiniedes  (geet.  212  v.  Chr)  einen  Satz 
des  BosidonioR,  das  ist  angeblich  des  Stoikers  Poseidonios  (128  — 
45),  *specialisirt\  benutzt  und  weiter  gebildet?  Damit  wären  alle 
chronologischen  Verhältnisse  auf  den  Kopf  gestellt.  Folglich 
verbleiben  nur  zwei  Möglichkeiten:  Entweder  ist  mit  dem  Na- 
men ßofiidomoe  wirklich  der  Apameer  genannt^  dann  ist  diese 
Stelle  ein  späterer  Zusatz,  durch  den  der  Gedankengang  sinn- 
widrig gestört  wird.  Ein  solcher  Einschub  wäre  nichts  Wunder- 
bares; denn  auch  in  anderen•  Schriften  Uerons  finden  sieh  Na- 
men, die  nachweislich  erst  in  späteren  Jahrhunderten  eingeschaltet 
aein  könnend  Oder  zweitens,  und  das  ist  das  Wahrscheinlichere, 
es  verbirgt  sich  in  dem  räthselhaften  Namen  ein  Fachgenoase, 
auf  dessen  Lehren  Arcbimedes  weiter  gebaut  hat  Man  könnte 
an  ^A)pollonio8-  denken,    wobei    der    arabische  Uebersetzer  hei 


1  Veriii.  Ciintor»  Vorleeungen  ö,  Gesch.  d.  Mathem,^  I  354  Anm.  2. 

^  Gegen  die  nabeliegende  Gleichsetzung  mit  dem  berühmten 
Pergäer  deseelhen  Namena  aprechen  ebenfalls  chronologische  Bedenken, 
beBondera  nach  ävu  Auaf'ühruogen,  die  W\  Cronertj  Her.  d.  ßerl.  Ak. 
1900,  S.  958  über  die  Lebenszeit  dieses  ApoÜonius  (gest.  um  170  v.  Chi.) 
gegeben  hat. 


40B 


Ttiiel 


dieeem  io  griecbiecheu  Uajo^keln  geecbriebeneti  Kernen  das  zweite 
Λ  mit  Δ  verwechfielt  und  da»  erete  Λ  falBcblicberweiee  durcii 
Higtiia  ersetzt  halten  könnte.  Die  reberliefernng  bietete  genau 
genommen,  nur  Bosiltimoe  oder  Boedonias,  vergl,  Nix,  Einleitung 
p.  XXK  Gleicbwohl  »M  auf  diese  unniehere  Vermatbang  keiu 
be«onderee  Gewiciit  j^legt  werden.  Hoffentlich  zeigt  aber  die 
Müglitihkeit  dieeer  Leaong,  daes  au8  dem  arabischen  Namen  tbat- 
nieblicb  etwa^  anderen  als  Poeeidonioe  berauegeleeen  werden 
kann.  Leider  ist  es  eonach  immer  nocb  nicht  müglich«  '  dem 
Stoiker  Poeeidonioe  seinen  Platz  in  der  (ursprünglichen I^Yechanik 
Uerona  %u  laeeen'.  £ine  steht  aUo  feet:  Ana  der  beaproebenen 
Stelle  p.  62,  2β  kann  kein  stichhaltiges  Argument  zur  Entschei- 
dung der   Hertjoiechen   Frage  gewonnen  werden. 

Damit  fallen  die  Schranken,  die  Schmidt t  ZcitbeKtimmuog 
aufgerichtet  hat,  und  die  Bahn  wird  frei  für  die  Unternuchung, 
welcher  Platz  Herc»D  in  der  Geschichte  der  Mathematik  en«n- 
weisen  nei.  En  erbeben  aii-h  nämlicb  gegen  die  Behauptung, 
»eine  Thätigkeil  falle  in  die  2.  Hälfte  Je«  1.  Jahrhunderte  n.  Cbr, 
gewichtige  Bedenken,  «obaM  man  diesen  Mechaniker  in  die  Reihe 
der  Mathematiker  einzureihen  suchte  die  uni  aua  anderen  Bchrift- 
tjuellen  bekannt  f^ind.  Daher  eoll  im  Folgenden  der  Versuch  ge- 
n:acbt  werden,  einen  Anhalt  dadurch  zu  gewinnen,  dass  daa  V^er- 
hältnisa  dieaea  Alexandriners  einereeite  zu  dem  Stoiker  Gemtnos, 
dem  Verfasser  einer  Isagoge  astronomischen  InballHj  andererseits 
zu  dem  Mecbnniker   Philon   von  Byzanz  genauer  untersucht  wird. 


2-  Ueron  und  Gerainos. 

Aus  Proklos'  Conimentar  zum  L  Buche  der  Elemenle  Eu- 
klids p.  38,  2-42,  8  Friedlein  geht  nicht  nur  unzweifelhaft 
hervor,  dase  Heron  vor  Geminoe  gelebt  haben  muss ',  sondern  Λ 
auch  dass  dieser  durch  besonnenes  Urthcil  ausgezeichnete  Gewährs- 
mann in  seinem  allgemeinen  Werke  über  die  Mathematik  den 
Mechaniker  Meron  ale  eine  Autorität  der  mathematischen  DiacipUn 
von  der  Bedeutung  eines  Arcbimedes  und  KtesibioR  angesehen 
wiesen  wollte.  Auch  der  zuverlfissige  Pappos,  ein  Schriftsteller 
vom  Ende  des  3.  nachchristlicben  Jahrhunderts,  der  eeine  mit  Λ 
Proklos  im  wesentlichen  über'^ini'timmende  Darstellung  in  seiner 
Synagoge^  t,  HI  p.    1024,  Γ2   tf.    11  π   erwiesenermassen   aus   dera- 


1  Vergb  Berl  Philol,  Woihcnsiihr.   lH9i)  Nr  50  Sp.  154 1. 

2  Freilieb  itit  dieser  AbscImiU  vuti  Fappoe'  Werk  zum  Theil  eben- 


ΗΐίΓΟίΐ  und  sei  De  FnobgcnoRsen 


409 


elben  Werke  des  GeuiiiioR  ge8fbüi>fl  bat,  nennt  unter  ili?n  älteren 
Koryphäen  <ler  Mechanik  unmititilbar  neben  Archimedee  inir  nücb 
Heron.  Da  der  Verfahfier  jenes  Sammelwerkes  (t.  III  p,  lü26,  8 
Ifu)   für  seine   Angaben    über    Archinieties    eich    ausilrneklicli    auf 

Β  daB  Zeugniei  dee  Gerainos  beruft,  bo  siud  die  damit  verbundenen 
Naciiriebten  über  Hen^n  aus  dereelben  Quelle  abzuleiten,  folglich 
muöB  HeröH  vur  Gemino»  gelebt  babtiir, 

Β  Auch    in     anderer    Hiueiobt     lassen    eicb    mannigfache   Be• 

üiehuTigen  zwiselien  diesem  »Stoiker  und  dem  Alexandriner  nacb- 
weisen»  Wir  wissen  nämlich  aus  dem  erwähnten  Cumnientar  des 
Pfokks,  tlass  Geminoe  bei  »einen  Untereuchungen  der  verschieden 
geetalteten  Linien  seine  besondere  Aufmerksamkeit  der  um  einen 
geraden  Cy linder  verlaufenden  Spirale  gewidmet  hat.  Denn  vr 
hat  mit  Hilfe  einer  erweiterten  Fassung  des  bereits  von  Thal  es 
behandelten  Lehrsatzes  von  der  Gleiuhheit  der  Basiswinkel  im 
i;leichschenkeligen  Dreieck  den  Hatz  bewiesen,  dass  es  nur  3  TPCiM" 
μαι  όμοιομ€ρ£Ϊς  *  giebt,  die  Gerade»  den  Kreis  und  die  eben  ge- 
nannte cylindrieche  Spirale,  von  denen  w^icileinm  die  beiden 
ersteii,  Gerade  und  Kreis,  als  'einfache*  Linien  (άτιλαν)  zusam- 
mengefaset  werden,  worüber  Geminos  bei  Proklos  an  mehreren 
Stellen  ausführlich  gehandelt  hai  (p.  104,  26  —  107,  10;  112,  16  «'.; 

^   251,  2  If,),    Nun  läset  aber  nicht  nur  Geminoe  in  dem  Comraeutar 

Β  ρ.  105,  18  fi'.  jene  Spirale  auf  die  nämliche  Weise  entstehen  wie 
Heron  in  der  Mechanik  (p.  104,  11  t\  Nix  =  p,  282,  i>— 17 
Schmidt  ^  p.  1124  Hu),  sondern  Heron  hat  auch  in  seiner 
Katoptrik  diesen  ßegrit!"  der  γραμμή  όμοιομ€ρΓΐς  als  bekannt 
vorausgesetzt,    wie    sich    aus    Damianos'    Schrift    über   Optik    p, 

^  20,  ib  R.  Schone-  erkennen  lässt.     Beiläufig  wird  die  Parallele 

^Λ  falls  üherarbeitei,  wie  F.  llultsch,  comm.  phit.  in  hon.  Tli.  Mnmmseni, 

^UljBrlin  1877,  p.  114— 12;^,  wahrBcheinhch  gemacht  hat. 

^^"  *  Was  unter  einer  γραμμή  ομοτμερής  jsu  versätelien  iai,    lehit  die 

Deünition  bei  Froklos  p,  201,  23;  όμοιομερής  έστι  γραμμή  f\  πάντα 
τά  μόρια  πάΰΐν  ίψαρμόΐοντα  Ιχουσα,  also  diejenige  Linie,  hei  iler  sich 
alle  Tbeile  auf  alle  anderen  Theüe  zum  Decken  bringen  laeeen,  dh.  die 

Η    in  allen    ihren  Theilen  kongruent  ist,    wie  zB,  ein  Kreisbogen  überall 

^P  auf  die  Peripherie  desselben  Kreises  passt. 

2  Uie  Verwandtschaft,  der  Studien  beider  Mathematiker  hat   übri- 
gens schon  R,  Schöne,  der  Herausgeber  von  Damianos^  Schrift  bemerkt, 

^ft  der  zu  diesem    Heroneitat  p.  21  einige  hierauf  bezügliche  Stellen  des 

^"  Comroentara  abdruckt.  Nur  scheint  die,  überdies  etwas  lange,  üeber- 
eetzung   des  Adjectives  6μοιομ£ρής  ==  'in    allen  ihren  Theilen  bewegt' 


410  Tittel 

ζα  Geminoß'  Au-rTührungen  noch  denllicher.  wenn  an  der  schwerlich 
richtig  überlieferten  Stelle  p.  2«'.  14  Schüne  för  das  dnrchaos 
entbehrliche  Pronomen  τής  αυτής  eingreeetzt  wird  της  απλής 
(και  όμοιομβρους  γραμμής).  Tf^t  cr  da  noch  ein  ZofalU  daes  jere- 
mein^ani  mit  dieser  Schrift  des  Damianos,  in  der  ein  Stfick  der 
Katoptrik  Herone  erhalten  ist.  Auszüge  optischen  Inhalts  ans 
Geniiros"  Werke  in  mehreren  Handschriften  fiberliefert  sind, 
wie  H.  Schöne  aaO.  p.  IX  vermerkt?  Anch  sonst  schlieesen  sich 
in  den  Uandschriften  Excerpte  aus  Geminos  an  mathematische, 
nnter  Herone  Namen  überlieferte  Schriften  an. 

In  diesem  Zusammenhange  gewinnt  die  Thatsache  eine  er- 
höhte Bedeutung,  dass  die  historischen  Notizen  in  dem  genannten 
EnklidCommentar  aus  Geminos'  allgemeinem  Werke  über  die 
Mathematik  entnommen  sind.  In  der  That  ist  der  von  Proklos 
]i.  196,  15  ausgesprochene  Tadel  gegen  Herun,  man  dürfe  nicht 
wie  dieser  die  Zahl  der  Axiome  in  der  Ilathematik  auf  drei 
Satze  herabdrücken,  auf  Geminos  zunickzuführen,  der  gerade  der- 
artige Frsiren  aufsfiihrlich  behandelt  hat  und  in  diesem  ganzen 
Teile  für    den  Commentator  die  maassgebende    Autorität^  bildet 

So  sind  wir  von  verschiedenen  Punkten  ans  zu  demselben 
Ziele  gelangt,  nämlich  dass  Herons  Schriften  von  Geminos  ge- 
kannt und  benutzt  worden  sind,  dass  also  Heron  vor  Geminos 
gelebt  haben  muss.  In  ähnlicher  Weise  hat  derselbe  Schrift- 
steller auch  die  Ergebnisse  des  Astronomen  Ilipparch,  der  zwi- 
schen den  Jahren  161  und  126  v.Chr.  seine  Beobachtungen  an- 
gestellt hat,  in  seiner  Isagoge  verwerthet.  Somit  wäre  ein  ter- 
minus  ante  quem  für  die  Lebenszeit  Herons  gewonnen;  denn  den 
Verfasser  der  '  Einführung  in  die  Astronomie*  wird  man  tiotz 
aller  Einwände  nicht  aus  der  1.  Hälfte-  des  1.  Jahrhunderts 
V.  Chr.  verbannen  dürfen.  Doch  soll  diese,  seit  der  Ausgabe  des 
gelehrten  Jesuiten  Petan  (Paris  1630)  vielfach    hin   und  her  ge- 


nach  dem,  was  Seite  6  Anm.  1  auBeinandergeselzt  ist,  nicht  recht 
zutrf^ffend.  Die  Linie  ist  nicht  selbst  gleichmassig  bewegt,  sondern  sie 
wird  beschrieben  durch  einen  Punkt,  der  nach  irgend  einem  Gesetz 
gleichmässig  bewegt  wird;  sie  ist  ein  geometrischer  Ort*.  Deshalb  dürfte 
sich  der  von  Schmidt  (Heronis  op.  II  303)  vorgeschlagene  Ausdnidi 
'homogen'  mehr  empfehlen. 

*  Vergl.  Tittel,  de  Gemini  stoici  stud.  math.  diss.  Lips.  18S^ 
p.  22  ff. 

^  Tebcr  diesen  Ansst-z  von  Geminos^  I^benszeit  vergl.  Cantor 
aaO.  ^  I  379  ff.:  C.  Manitius  in  der  Ausgabe  der  Isagoge,  S.  237  ff. 


npivm  und  seine  Fach  genossen 


411 


wendete  Frage  hier  nicht  von  Neuem  aufgerollt  werHen.  Somit 
Ittset  wich  von  diesem  Grenzpunkte  au«  tlcr  Aueijan^  des  2.  Jahr- 
hunderte V-  Chr.  mit  groRBer  Walirpclieinlichkeit  al«  LehenRzeit 
Herous  besHramen,  da  dieser  Matliemaliker  andererseits  nicht  in 
allzu  frühe  Zeit  zurtickgeBchohen  werden  kann.  Auf  keinen  Fall 
Κ  darf  also  Heron  nach  Schmidts  Vorgang'  ohne  Weiteres  in  das 
W  1.  Jahrhundert  nach  Chr.  gerückt  werden;  denn  dann  miispte 
zugleich  der  von  ihm  ahhängige  Geminos  an  das  Ende  desBelhen 
Jahrhundert«  versetzt   werden,   was  znm  niindefiten  den  echwer^ten 

»Bedenken  unterliegt. 
3,  Heron  und   Philon, 
Wenn  sich  an«  dem   späten  Ansatsie  Herons  neue  Schwierig- 
keiten schon  mit  Rücksicht  auf  GeminoB^  Lebenszeit  ergeben,  die 
einen  terminus  ante  quem   bildet,     so   stellt  eich  jene  ZeitheBtim- 

■  mung  vollends  als  unhaltbar  herau*i,  sobald  dibu  das  Verhältnis« 
ins  Auge  fasst,  in  dem  Heron  zu  seinen  Vorgängern,  insbesondere 
7.U  dem  Mathematiker  Philon  von  fiyzans!  steht.  Diesen  Mecha- 
niker betrachtet  Hehmidt  ab  einen  Zeitgenossen  des  Archimedes 
und  setzt  ihn  in  seiner  Ausgabe  der  Druckwerke  p,  XI  und  LXX 
in    die  2.  Hälfte  dee  3.  Jahrhundertf»  v.  Chr.,    so  daes  iwinfheu 

•  Philou  und  Heron  eine  Lücke  von  zwei  Jahrhunderten  klatfen 
wiirde.     Das  ist  nnmöglich^  wie  folgende  Erwägungen  lehren. 

Im  Allgemeinen  hat  Heron,  wenii  man  seinen  eigenen  Worten 

Ρ  Glauben  schenken  darf,  die  Ergebnisse  seiner  Vorgänger  sorg- 
fältig studirt  und  benutzt,  Wenigetens  erklärt  er  im  Eingange 
der  PueumÄticii  p.  2,  7  ff.^  dase  ein  Bearbeiter  dieses  Wissens- 
gehietes  noth  wendiger  weise  erstens  die  überlieferten  Eriiiidungen 
der  Vorgänger  in  logischer  Abfolge  entwickeln,  und  zweitens  die 
ErgebnisBe  eigener  Forschung  einschalten  müsse.  Derselbe  Gedanke 
kehrt  in  den  Autonaata  p.  410,  2  fF.  wieder,  nachdem  er  bereits 
p.  338,  3  seiner  frühereu  Faohgenoßsen  gedacht  hat.  Obschon 
sich  nun  Heron  bei  dem  weiten  Umfange  seiner  Studien  gewiss 
sehr  oft  auf  die  Untersuchungen  der  Gelehrten,  die  sich  vor  ihm 
mit  denselben  Gegenständen  beschüftigt  haben,  stützen  mueete, 
^l•  ßo  nennt  er  doch  in  seinen  umfassenden  Sammelschrifteu  nur 
^"  MueeerBt  selten  die  Namen  der  Autoren,  deren  Werlte  er  benutzt 
hat.  Selbßt  an  Stellen,  wo  er  auf  andere  Gebiete  der  Mathe- 
matik verweist,  wie  zB.  p.  4O0,  6  bei  dem  Gesetze  über  die 
'^m  Hebelarme^,    begnügt    er    sich  mit    einer   flüchtigen    Andeutung, 

Η  *  VergL  die  Bemerkungen  Schmidta  zu  dieser  Stelle*  S,  W.\  401 

und  LVIL 


413 


Tillel 


olioe  aof  eine  andere  Schrift  zu  venreben  oder  einen  Fachte• 
noesen  tu  nennen  ^  Man  wird  jedoch  keinen  besonderen  Jliut4Ms 
daran  nehmen  dürfen;  denn  diese»  Verhalten  fe^ren  die  QaeJIea 
bildet  iiberhau|it  in  den  mafhemaiiechen  Werken  mit  ihren  aJt- 
gemein  giltigen  Sitzen  die  Regel,  wie  iB.  ein  Blick  auf  Enkltdt 
Elemente  lehrt.  Die  einzige  Anftnahme  macht  Heroo  in  der  Be- 
BchreihuDg  der  Antomatentbeater  mit  Philon,  anf  den  er  aadi 
mehrmals  hernft.  Femer  weist  der  alexandrini^che  Gelebrte  bia- 
weilen  mit  einem  gewieeen  Selbetgefiihl  anf  »eine  eigenen  Fort- 
schritt« hin,  mit  denen  es  ihm  gelangen  ist,  eeiiie  Vorginger  zu 
ttbertrnmpfen.  So  rühmt  er  sich  Autom*  p.  S&4,  10  f,,  da««  der 
von  ihm  constrttirte  Apparat  im  Gegensatz  zu  den  frohere« 
Automaten,  die  nur  unznTerlaeeig  ftingirten,  sich  nicht  nur  teicbl 
nnd  sieber  vorwlrts-  ond  zn rück  bewege»  aondem  sogar  auf  der 
Peripherie  eines  Kreises  oder  anf  den  Seiten  eines  ParaUtlo- 
grammsr  wuza  p.  372,  17  fT.  noch  complicirtere  Bewegniigea, 
zB.  in  Schlangenlinien,  gefügt  werden.  Auch  an  anderen  Stellen, 
zB.  p.  404,  7;  p.  41?,  3,  vermerkt  er  mit  Gennfrtbiinngt  mit 
wie  einfachen  nnd  nnvoUkofnmenen  Vorrichtongen  im  Tergleteb 
tu  ihm  sieb  ältere  Fachgenoasen  begnügen  mossten^.  Von  diesem 
stolzen  Selbstgefühl  gegenüber  den  Leietnngen  der  Vorginger 
sticht  merkwürdig  ab  das  hohe  Lob  nnd  die  warme  Anerkennung, 
die  Heron  den  Verdiensten  des  Phtlon  spendet,  des  einzige« 
Schriftstellers',  der  in  den  Pneumatica  nnd  Antomata  namentlich 
angeführt  wird.  Demgemäss  versichert  Heron  p,  410,  l  If,,  er 
habe  es  nicht  verschmäht,  deeeen  Anfzeichnnngen  in  sein  eigenes 
Werk  heröberzonebmen,  da  dieser  Mechaniker  einzelne  Einricb- 
tungen,  die  znr  scenischen  Darstellung  der  Nanplioesage  erforder- 
lich waren,  im  Allgemeinen  in  gehöriger  Ordnung  und  in  prak- 
tischer Weise  beschrieben  habe.  Anf  diese  vortreffliche  Auf- 
führung der  Naopliosfabel  durch  Philons  Automaten  kommt  Heron 
im  Folgenden  immer  wieder  zurück  nnd  notirt  sorgsam  aeine 
eigenen  Verbesserunge  vorschlage  gegenüber  den  Vorschriften 
Pbilons.     Folglich  ist  auch  p.  412,  Ϊ β  mit  der  Darstellung  jener 


*  Dieselbe  Gewohnheit  zeigt  Heron  in  den  Schriften  geometriscfaea 
Inhalts,  wie  Cantor  asO,  ^  \  354  bemerkt, 

'  Afbnliche*  findet  »ich  »öch  in  anderen  Werken,  1><  ispielswoisc 
in  dem  einleitenden  Kspitel  der  Schrift  über  die  Dioptra, 

■  AuRserdem  wird  einmal  Archimedes  erwähnt,  aber  nur  in  deei 
allgemeinen  Teile  p.  24,  IL 


ΗθΓοη  und  aeiiie  FattigeDOSSeu 


413 


Fabel j  die  dem  Heron  ganst  beeoiiders  gefalleii  hat,'  die  Pbtlo- 
niiche  Etnriclitung  gemeint.  Nun  werden  aber  an  eben  dieser 
Stelle  (p,  412^  3—17)  zwei  Gruppen  von  Vorgängern  streng 
von  einander  geaoliieden.  Erstens  die  älteren  Meebaniker  (o\ 
αρχαίοι),  deren  Automaten  dnrcb  drei  einfache  Bewegungen 
Bur  unvollkommen  eine  zu  Grunde  liegende  Fabel  zur  Dar- 
Btellung  gebracht  baben.  Zu  dieBeu  kann  Philon  natürlich  nicht 
gehören.  Zweitens  diejenigen,  die  interessante  Stticke  auf  den 
Bühnen  ihrer  Autumateutheater  aufgeführt  haben  und  dabei 
viele  ungleicbmäasige  Bewegungen  angewendet  haben.  Zu  dieser 
zweiten  Gruppe  gehört  nun  auch  der  Pareteller  der  Nauplios- 
sage,  {!.  i,,  wie  oben  fiRchgewieRen  ist,  —  Pliilon.  Letztere 
Fachgenoasen  der  zweiten  Art  werden  jedoeh  p.  4Γ2,  13  von 
Heron  bezeichnet  als  o\  καθ^  ήμ^ζ^  ^^^  nichts  anderes  bedeuten 
kann  als  'unsere  Zeitgenossen*»  Wenn  man  den  angeführten  Aus- 
druck auch  nicht  allzusehr  pressen  darf,  so  geht  doch  soviel  mit 
wünschenswerther  Deutlichkeit  daraus  hervor,  dase  Philon  und 
Ileron  nicht  durch  drei  Jahrhunderte  getrennt  werden  können, 
dass  vielmehr  Philon  ein  älterer  Zeitgenosse  Herons  sein  niuae, 
Zu  demselben  Ergebniee  führt  eine  andere  Erwägung*  Ledig- 
lich unter  der  Voraussetzung,  dass  Philon  nur  wenig  älter  ist, 
hat  die  p.  348,  19  eingeschärfte  Vorschrift  Herons  einen  Sinn, 
man  müeee  bei  der  Conatruktion  der  fahrenden  Autoraaten  die 
Darstellungen  älterer  Vorgänger  vermeiden,  damit  der  Apparat 
ale  etwas  Neues ^  erscheine.  Dienelbe  Absicht,  etwas  noch  nicht 
Dagewesenes  zu  Meten,  spricht  der  Alexandriner  p*  404,  Π  in 
der  Einleitung  zum  Automate  η  theater  aus  und  versichert,  nichts 
Besseres  und  Neueres  ^  gefunden  zu  haben  als  die  Aufzeichnungen 
Philons.  Konnte  Heron  seineu  Lesern  wirklich  soviel  Unktinntnies 
und  Naivität  zutrauen,  dass  er  es  wagen  durfte,  ein  vor  mehreren 
Jahrhunderten     constrairtee     und     beschriebenee     Automaten- 


1  Die  Stelle  p.  412,  lt>  lautet  ipiii  περί  ενός  (!)  πίνακος  τοΟ  bo- 
κοΟντός  μοι  κρίίττονος.  Unmittelbar  darauf  wird  von  neuem  von  der 
Naupliusaufführung  gettprochen  und  zum  UebertluHa  mit  den  VVort^ju 
καθά  (ίίέ)  προΕθέμην  (ρ.  41L\  15)  auf  die  früher  kuodgegebeno  Ab- 
sicht, die  Sage  nach  Philous  Vorechriften  darÄUstelleo,  ausdrücklich 
verwiesen. 

*  Vcrgi  p.  MB,  20  οττως  καινότερο  ν  τό  κατασκεύαομα   φαίνεται. 

•  Die  rnterptmotion  in  Schmidts  Ausgabe  ρ,  404,  11  ist  schwer- 
lich richtige  da  die  beiden  Comparative  καινότιρόν  τι  καΐ  (ϊ^λτιον  nicht 
von  einander  getrennt  werden  dürfen.  Doch  ist  diese  Frage  für  die 
Beweieführuog  selbst  ohne  Udaug* 


414  Tittel 

thffHlfrr  alh  etwaK  ganz  X e  ue 8  aubzugebcD?  Hit  nicLten!  Wiederum 
folgt  hierauf!!,  meinet»  Krach teus  unwiderleglich,  dass  das  Zeitalter 
JMiilonh  und  Ileronf*  nicht  wenentlicb  verBchiedeu  gewesen  sein 
kann. 

Ob  zwiHchen  beiden  nähere  BeziehuDgen  bestimden  habeu, 
]äHf*t  eich  freilich  nicht  ermitteln.  Doch  ist  die  pietätrolle  Bück- 
sieht,  mit  der  eich  lleron  |i.  40^,  8  tf.  hütet,  der  Autorität  Philons 
zu  nahe  zu  treten,  immerhin  beachteuswerth.  Merkwürdigerweise 
hat  erHterer  viele  Schriften  Philons  (^πολλα  (Τυντάγματαΐ  mit 
der  Absicht  geprüft,  jenen  von  dem  Vorwurfe  zu  entlasten,  er 
habe  die  angekündigte  Beschreibung  der  Blitz-  und  der  Donner- 
maschine nicht  geliefert.  Obwohl  Ueron  nirgends  etwas  der  Art 
gefunden  hat,  verwahrt  er  sich  gegen  den  Verdacht,  als  ob 
er  deshalb  Philon  der  Unfähigkeit  zeihen  wolle.  Mit  auf- 
fallend mildem  Ausdrucke  entschuldigt  er  dessen  Versäumniss 
damit,  dass  sein  Vorgänger  über  der  Menge  des  Stoffes  diese 
Kiuzelheit  vielleicht  —  vergessen  habe.  Woher  war  Heron  über 
die  Fähigkeiten  Philons  so  genau  unterrichtet?  Aus  welchem 
Grunde  hat  er  ihn  so  auitallig  geschont?  Wir  wissen  es  nicht; 
aber  der  Gedanke  liegt  nahe,  dass  Heron  die  Antorit&t  seines 
älteren  Zeitgenossen,  dem  er  vieles  verdankte,  noch  lebhaft 
empfunden  hat,  wie  etwa  ein  herangereifter  Schüler  seinem  ehe- 
maligen Lehrer  ein  dankbares  Andenken  bewahrt.  Doch  das  ist 
eine  unsichere  Vermulhung;  fest  steht  dagegen,  dass  Philon  und 
Heron  nicht  durch  einen  Zeitraum  von  mehreren  Jahrhunderten 
getrennt  werden  können. 

Von  diesem  Philon  kann  wiederum  dessen  Vorgänger  Kte- 
sibioH  nicht  allzu  weit  abstehen.  Demnach  würden  wir  sofort 
festen  Boden  unter  den  Füssen  gewinnen,  sobald  es  gelingt,  einem 
von  diesen  drei  Mathematikern  einen  bestimmten  Platz  anzuweisen. 
liCider  ist  auch  die  Lebenszeit  der  beiden  zuletzt  Genannten  noch 
nicht  mit  Sicherheit  ermittelt  worden.  Schmidt  setzt  p.  X  Kte- 
sibiüs  in  die  Mitte  des  dritten  Jahrhunderts  y.  Chr.  und  demge- 
mäes  Philon  p.  XI  an  das  Ende  desselben  Jahrhunderts.  Allein 
die  vorgebrachten  Gründe  zwingen  keineswegs,  von  der  durch 
namhafte  Gelehrte  ^  vertretenen  Ansicht  abzugehen,  nach  welcher 
beide  Mathematiker  in  das  2.  Jahrhundert  v.  Chr.  zu  setzen  sind. 
Doch  soll  auf  die  entscheidende  Frage  ^,  ob  der  Mechaniker  Ktesibios 
identisch  ist  mit  dem  Erfinder  einer  Wasserorgel,  der  angeblich 
Bartscherer  gewesen  sein  soll,  hier  nicht  eingegangen  werden. 
Es  genügt  für  den  Zweck  der  vorliegenden  Untersuchung  fest- 
zustellen, dass  Ktesibios  und  Philon  auf  keinen  Fall  später  als 
im  2.  vorchristlichen  Jahrhundert  gelebt  haben.  Sonach  ge- 
langen wir  auch  von  dieser  Seite  in  das  2.  Jahrhundert  y.  Chr. 
als  die  Zeit  der  Akme  Herons,  der  unmittelbar  nach  Philon 
und  yor  Geminos  seine  Schriften  yerfasst  haben  mose. 


I  Mariin,  Hultsch,  Val.  Rose.     Die  Akten  über  diese  Streitfrage 
sind  gesammelt  bei  Susemihl,  aaO.  I  734  ff. 


Heron  uud  seine  Fach  gen os«eü 


415 


Gerade  in  diese  7λΛϊ  passen  die  mHthematiBclu'n  Aniebau- 
im  gen  llerons  vortreHlit-b,  und  bei  dieser  Datirnni^  Ιίΐ^βί'ϊΐ  mvh 
«eine  W'erke  ungejiwungeri  in  die  Gemdiichte  der  ^latheniatik 
einordnen.  Der  HcrauRgeber  der  Aotomata  bat  selbst  ji.  XXV 
einige  Beweisgründe  dafür  zusammeiigeetellt,  dnnB  Heron»  Stand- 
punkt in  der  Eiitwickeluiig  der  Wisflen&chafi  gerade  ziemlicJi  weit 
von  dein  des  Äetronomen  PtüleinaioB  entfernt  ist,  daRs  er  viel- 
niebr  den  Gelebrten  vor  Beginn  unserer  Zeilrecbnung,  z.  B.  dem 
Eratofitlienefl,  in  melir  ale  einer  Hinsirbt  sebr  nabe  stebt.  Wenn 
erst  das  Heroniscbe  Corpas  vollst änd  ig  ist^  wirii  sieb  in  dieser 
Kiebtung  noob  weiter  kommen  Jassen. 

Auf  Grund  einer  ahn  lieben  Erwägung  bat  L•  Alzinger  in 
den  Blättern  f.  d.  Gymn.-8cbulweflen,  Jahrgang  1900,  8.  651, 
Anm.  4  auf  die  Bedeutung  der  übrigen«  scbon  von  Scbmidt 
p,  XXX VI  1  erwäbnten  Thatsacbe  aufmerksam  gemacht,  da^R 
Heions  Orgel  nur  einen  Kolben-Cylinder,  die  dea  Vitruv  dagegen 
bereits  Kwei  bat.  Da  demnacb  den  letzteren  Vorscbriften  bereite 
einen  Fortacbritt  im  Orgelbau  bezeicbnen,  so  kann  man  Alzinger 
nur  beistimmen  τ  wenn  er  betont,  dasH  dieser  Unterscbied  zum 
mindesten  nicbt  grade  geeignet  ist,  Schmidts  Ansicht  von  Herone 
Lebenszeit  zu  stützen. 

Endlich  bat  IL  Μ  aase  in  seinem  Beitrage  *Zur  Heroni sehen 
Frage*  (Pbil.  LIX  605)  die  Zeit  dieses  Matbematikera  zu  be- 
stimmen eich  bemüht,  indem  er  diejenige  Periode  festzustellen 
Buchte,  in  der  das  seltene,  sonst  fast  garnicbt  erwähnte  Penta- 
drachmon,  welches  in  den  p.  110  f.  beschriebenen  Weihwasser- 
aiitomaten  als  gangbarer  Niekel*  eingelegt  werden  soll,  ein  üb- 
licher Preis  für  eine  gewisse  Quantität  täglicher  Gebrauchsgegen- 
stände, als  Salz,  Gemüse,  tknoblauch,  Brot,  gewesen  ist.  Bei  aller 
Unsicberheit  in  Fragen  der  ptolemäiscben  und  kaiserlichen  Numis- 
matik Aegyptens  ist  doch  in  diesem  Zusammenhange  da«  Ergebnis 
jenes  Gelehrten  sehr  beaebtenswertb.  dass  das  Fünfdrachmenetüek 
in  der  Ptolemäerzeit  des  2.  vorchristlichen  Jahrhunderts  eine 
übliche  und  als  Autoniateneinwurf  in  jeder  Beziehung  passende 
Münze  war^  so  dass  auch  aus  diesem  Grunde  Heron  in  dte 
nämlicbe  Zeit  zu  setzen  wäre. 

Hoffentlich  gelingt  es,  mit  Hilfe  der  kritisch  gesicherten 
Aasgaben  eine  Reihe  neuer  Anhaltspunkte*  zu  gewinnen  und 
80  die  F'ersönlicbkeit  Herons  noch  scharfer  zu  umreiesen.  Die 
Heronische  Frage  aber  kann  nicht  gelöst  werden,  ohne  dasa 
liücksicht  genomuien  wird  auf  die  feststebende  MatheniHtiker- 
reibe,  bei  der  keiner  von  dem  andern  ilurcb  einen  allzu  grossen 
Abstand  getrennt  werden  kann: 

Ktesibios,    Philou,    Heron,    Oeminös. 

Leipzig.  Karl   Tittel. 


t  Zu  Hoffnungen  berechtigen  die  verbeiaaunga vollen  Andeutungen 
von  IL  Schnne,  Die  Dioptra  dea  Heron,  Jahrb.  d.  Arch.  inaL  14 
(iü\)d)  S.  Sil. 


DE  CODICE  RESCRIPTO  PARISIXO  7900  Α 


In  Bchedis  Jlugonis  I)essautr^  viri  optime  de  Qnintiliani 
qnae  feruntur  declamatioiiibne  maioribae  meriti,  nuper  praematara 
norte  etudiie  liberalibuf«  erepti,  banc  repperimns  commentationeiD 
quam  dignam  putavimue  qnae  publiri  fieret  inris.  Qnam  ut  benigne 
accipiae,  rogamus  atque  oramue. 

Monacbii.  Georgine  Lehnert 


Codex  me.  PariRinae  7900  Α  niembranaceue  miscellaneus  in 
folio,  Raecnli  X  continet  eecnndum  catalognm  mann  scriptum 
bibliotbecae  Parisinae  nationalie: 

fol.  1 — 20  Terentium  cum  commentariis. 

fol.  27  —  56  Horatii  Flacci  carminum  libroe  IV,  librum 
epodum,  epistularnm  librum  I  cum  duabus 
vitis  et  conimentariie  (Acronis). 

fol.       57 — 94  Lncanum    de  bello   civili  cum    commentariis. 

fol.  95  —  111  luvenalie  eatyrarum  libros  cum  glossie  inter 
linearibus. 

fol.  112  — 155  Martianuni  Capellam  cum  commentariis. 

Sed  buius  codicis  maior  pars  est  rescripla.  Latent  enim 
sub  scriptnra  posteriore  partim  binis,  partim  temie  columnis 
scripta  declamationum,  quaecumque  erant,  et  argumenta  et  ex- 
cerpta. 

Qua  de  re  Udalricus  de  Wilamowitz  in  Hermae  yolumine 
XI  pag.  118  baec  refert:  ''Theodorus  Mommsenus  cum  apnd 
Hautbalium  in  fasciculo  Lipsiae  1859  edito  quo  ille  Acronis  et 
Porpbjrionis  editioni  prolusit,  pag.  4  legieset  sub  Acrone  codicis 
Parieini  7900  Α  ^    historicum  Latinum   latere,  a  Benedicto  Niese 


^  nam    banc    esse    veram    eins    signaturam    iam    C.    Ritter   ad- 
notavit. 


De  codice  reecripto  Pmrieino  7900  Α 


417 


inpetravit,  ut  quid  rei  eaeet,  eiploraret.  Qui  todice  examinato 
idonea  bietorici  Hautbaliani  ad  Moinmeenum  epecimina  mieit. 
i'olia  quiilem  99  et  100,  in  quibiiB  HauthaliuB  Poiupeiani  et 
Afrii'am  aiiimadvertis&e  eibi  virus  erat,  venenig  petiituß  eme 
coneumpta^  nee  inulto  maiorem  recuperandoram  ceterorüm  spem 
esBe  eis  quae  prior  Bcriba  pinxisset,  nono  saeculo,  ut  Acroni  iocue 
fieretj  Eon  delutif?  eed  nimis  sedulo  erasie,  Comparere  igitur 
HU  m  mos  tantum  apices  aiit  bic  illic  uuibram  quandam  litte  rar  um. 
.  »  .  Quae  in  folio  β 6  pagina  antica  Niesiu^^  expiscatoB  est»  id 
saUem  ettieiunt,  ut  theBauruni  quaerere  desinamus.*  lam  sequitur 
apud  Wilamowitzium  argumentum  declamationie  Quintiliani  qui 
ferlur,  quae  Cnecus  in  limine  inficribitur,  cum  adilitamentis 
Wilamowitzii  cancellis  inclusia.  Tum  pergit,  **vide8  codicem 
Paripinum  eadem  continere  {ac  reliquos)  eermoue  pauUo  exqui- 
iiitiure  eed  pleraque  magift  etiam  corapeudiaria.  Ultro  ee  olTert 
coniectura  supereflse  baec  ex  amplissimo  3B8  decbimatiouuni  com- 
pendio,  e  qnibus  liodie  exslant  145  a  fiiie  proximae,  nauj  ipeas 
iieclamatioiies  in  codiee  Paripino  frustatini  fuisee  confiisae  constat^ 
eiqutdem  Nieeiue  in  tina  columna  folii  iitter  110  et  111  inserti 
quinqniens  novum  orationiö  exordium  signiüeari  animadvertit  . .  . , 
Futuro,  81  qiiiserit,  declamationum  editori  codex  utique  adeiindus  est/' 

Perpauca  sunt  quae  Constautinus  Kitter  (die  Uuintilianiacben 
Deolamationen^  pag,  273)  codicem  perecrutatue  Nieeü  et  Wilamo- 
witzii adnotationibtie  potuit  adicere.  Hm  quaeetionibus  et  con- 
troveraiis  commotus,  cum  aeetate  anni  1B93  Lutetiae  Parieiorum 
versarer,  codicem  diligentiesime  examinavi,  sed,  quamquam  summa 
oculoium  contentione  vestigia  erasanim  litterarum  bine  illinc 
elueentia  iiidagayi  et  nonnullae  codicie  paginas  arte  pbotograpbica 
exprimendaa  curavi,  praeter  trium  vel  quattuor  argumentorum 
aliqiiotque  verbornm  reliquias  tarnen  quae  futuro  declamationum 
sive  maiorum  sive  minorum  editori  prodesse  possent,  ut  invenirem, 
mihi  nun  oontigit, 

Nibilominus  ut  nonnullos  Wilamowitzii  et  Ritteri  erroreH 
corrigami  quae  ex  acriptura  codicis  reseripti  pnore  exploravi  et 
expiBcatus  aum,  breviter  describam« 

Folia  1—17  ternie  vicenorum  octonorum  vereuum  columnis 
äcripta  eunt. 

In  folio  1*  argumentum  aliqnod  fniRse  videtur,  quod  desiit 
verau  columnae  primae  undecimo.  In  contextu  v^rborum  inde 
a  folio  primo  uaqne  ad  foliura  8^  nee  fiuem  declamationis  nee 
initium  alteriue  conapexi, 

Ulieiu.  Muh.  r.  ¥hüul  N.  F.  LVL  27 


418  Η.  Des«  a  α  er 

Folii  autem  octavi  in  pagina  postica  sex  Tenne  prioree  ad 
marginem  einistram  proiecti  et  caeraleo  vel  viridi  eolore  picti 
erant. 

Folii  9^  et  9^  in  margine  enperiore  eapra  colamnam  mediam 
tituluB  aliquis  raeara  deletus  videtar. 

F.  9*  in  colnmna  tertia  argameoti  yestigia  extaat.  f.  9^  ini- 
tium  declamationie  versn  primo  longiore  ceterie  eignificatur. 

F.  10^  col.  3  raeura  formam  habet  canei,  qua  argamenta 
breviora  erant  exarata.  cf.  folia  25**,  75^,  90*. 

F.  12^  apices  aliquot  litterarum  oonspioinntur. 

F.  12*  item  ut  supra  in  folio  9  titulns  erasus  est. 

F.  18  binis  tantum  coluninis  yicenorum  septenorum  vereuum 
scriptum. 

Paginae  anticae  in  margine  euperiore  inscriptio  est  oblitterata. 
Extant  autem  adhue  litterae 

la (declamatio?) 

item  col.  2  v.  10  memoriaey  v.  14  infamem  \ 

Folia  19 — 24  ternis  columnis  erant  scripta ,  aed  a  scriba 
posteriore  ita  conversa  sunt,  ut  margo  olim  superior  nunc  sit 
inferior  et  rasurae  titulorum  extent  in  infimis  paginamm  parti- 
bus.  Harum  inscriptionum  reliquiae  supersunt  f.  19*  q,  f.  20^ 
quint  (Quintiliani?). 

In  folio  25  binae  tantum  erant  columnae  yicenorum  septe- 
norum yersuum. 

F.  25^  c  1.  V.  12) F[E]L[I]C[IT]ER. 

V.  13).  /  /  / 

Inde  incipit  argumentum  declamationis  insequentis: 

V.   14).  [Qui]  duos  filios  babebat  leg[e  ea]dem 

V.  15) um  al  .  .  .  .  ta  alter. 

V.  17) noc. 

V.  18).  ens  (?)  filius!  adulter  (?). 

V.  20).  .  .  .  nolentem  (?). 

V.  21) 

22).  abdicat. 

y.  23).  J  j  :i 

col.  2.  V.  1.     Ε ρα/er 

V.  2.     optimus 

Folia  26—56  scripserat  librarius  ternis  columnis. 

^  possunt  legi  aliorum  quoque  verborum  fragmenta  velat  v.  2 
inis  nie \.  S  .  .  sq  .  .     v.  9:  c  .  .  ί  .  die. 


De  oodice  rescripto  Pariiino  7900  Α  419 

F.  26*:    aliqnid    minii    elucet.     Erant   lineae   daodetriginta 
acuto  stilo  ductae. 

F.  30/31  conversa  eunt  item  nt  folia  19—24. 
F.  44^  colnmna   tertia  ueneno  consumpta  et    obscarata  est. 
Item    f.  49•,  f.  56»». 

Folia  57 — 94  binis  colamnis  exarata  erant. 
F.  57•  0.  1.     extant  vestigia  argamenti. 

c.  2.     aliquot  litterae  erant  minio  pictae. 
Folii   62^    fragmenta  dexterae    columnae    bunc    in    modum 
legere  atque  restitnere  potui: 

V.  4 oau(?)ea8  mor 

5  tis  praestat  [capite  punia] 
tur,  caedis  sit  actio,  pauper  et 
diues  inimici.  filios  babebant 
8p[ec]io808.  acoessit  ad  pauperem 

dives 8  est 

10 pauper  ta 

cu[it] 

adii(?)t.  .  .  . 

F.  62^  incipiente  declamatione  piotor  minium  adbibuerat. 
Folii  66^  oolumna    dextera  continet    argumentum  *Caeoi   in 
limine,    quod  ueu8  ei8  quae  Nie8e,  Wilamowitz,  Ritter^  enuclea- 
verunt  atque  euppleverunt,  sie  in  integrum  re8tituere  conatu8  8um : 
[ex  incendio  domu8  adale8cen8] 
patrem  [e]x[tulit].  dum  repetit 
matrem  [et  ipsam  et]  oculos  ami 
sit^.  po8tea  superduxit^  ei  pater 
5  nouercam.  quodam  tempore^  de 
tulit  priuignum  apud  patrem 
parricidi  eumq.  in  8inu  dixit 


^  qui  recte  monet:  Die  neue  Seite  66*>  (nicht  wie  man  nach 
Hermes  XI,  119  meinen  sollte,  die  erste  Zeile  von  (j6*  cecus  in  limine) 
zeigt  sehr  erkenntlich  Spuren  von  Mennig,  womit  der  Anfang  der 
Deklamation  verziert  war.  Lesbar  aber  ist  von  demselben  kein  einziger 
Buchstabe. 

'  cf.  Ampel.  20,  11  ex  ardente  templo  Vestae  Palladium  extulit 
et  oculos  amisit.    of.  Quint.  deol.  min.  259  (55,  4  R.). 

Β  superducere  novercam  Quint.  ded.  min.  373  (412,  5  R.),  381 
(425,  17  R.)    Sulp.  Sev.  alii;    induoere    novercam  Plin.  epist.  6,  33,  2. 

^  quodam  tempore  'nach  «nniger  Zeit'  cf.  decl.  XVII  arg.  decl. 
min.  259  (55,6  R.). 


420  Η.  Desf  aaer 

aenennm  habere  qaod  ipne  pre 

parasset  promieeamq.  sibi  di 
lu  midiam  partem  boDoram  ei 

illud  seni  porrexieeet.  re  comper 

ta  senex  iiliam  interrogaait 

an  uera  eseent  qnae  aadiseet 

negauit  ille  nihilo  mioae  do 
1Γ)  uerca  urguente  pater  ecruta 

tue  est  finum  adnleecentia  et 

inuento  aeneno  rogaait  cai  pa 

raeset  tacuit  adalesoene  e[ene]x 

tabulis  mutatis  noaercam  sab 
20  Htituit  heredem  et  eadem  nocte 

tumultu  orto  in  domo  inaeD 

tue  est  seuex  uno  uolnere^  occieue 

nouerca  [i]u[x]t[a]  eimilis  dormi 

eiiti  caecuB  io  limine  oubiculi 
2^)  8ui  etans  gladius  caeci  cru6nt[atu8j 

bub  puluino  ipsius.  aocusant  ee 

inuicem  nouerca  et  caecue. 
Η       Η       Η 

F.  72  et  f.  79  conversa  sunt  item  ut  folia  19—24. 
F.  75^'  in  columna  sinietra  leguntur: 

[EXPLICIT  FELICIjTER 

/     :/ 

[Qui  trjes  filios  habebat  [duoe  tyran] 

no8  occidit  petit  praemii 

nomine  [ut  tertius]  fili 

u8  [eat  in]  exilium 

[contradioit] 

illi  iuue 

nie 

F.  80^   dext.  colum.  in  fine: 

EXP[LICIT  FELICITER] 

Folii  81*  in  columna  einistra  fuerat  argumentum  cum  titnlo, 
in  dextera  declamatio  ipsa^  in  utraque  autem  extat  minii  reei- 
duum. 


^  momentum  illud  sane  alicuius  ponderis  praetermissum  in  recen• 
sione  argumenti  reliquorum  codicum. 


De  codice  reecripto  Parisino  7900  Α  421 

F.  00•:  col.  2. 

V.   1) 

2)  filium  pa 

3)  tefrulsti 

4)  cfujs  ab 

5)  dicat. 

Η      Η      Η 

reliqua  columnae  pars  vacat. 

In  folio  94*  plnribus  locie  colore  viridi  ornaverat  littera» 
librarius. 

In  foliis  88,  95,  112—127,  131,  132,  144  eqq.  ecriptura 
prior  η  od  agnoscitur. 

Folia   96—112,  f.  130,  133  conversa  eunt. 

De  foliie  reliquis  inde  ab  folio  96  usque  ad  143^  hoc  nniim 
conetat  ea  temie  columnis  exarata  fuisse. 

Foliam  1 10^**,  in  quo  Nieee  qninquiens  ηονατη  orationie 
exordinm  animadvertit,  segmentnm  est  folii  magni  e  medio  ex• 
Rectum,  id  quod  iam  Ritter  notat.  Continet  autem  duarum  parte« 
interiores  colnmnarum,  immo  versuum  vicenorum  quateruornm 
aut  finem  aut  exordinm.  Leguntnr  aliquot  litterae  et  singula 
verba. 

Apparet  igitur  ex  eis  quae  enarravimus,  codicem  rescriptum 
ex  duabue  compositum  esse  partibus,  qnarum  altera  ternis  vice- 
norum octoDorum  versuum  columnis  scripta  erat,  altera  autem 
binis.  Nee  parce  dispensavit  librarius  prior  spatium  suum,  sed 
litteris  diductis  tantisque  angustarum  columnarum  usus  est 
intervallis,  ut  non  ita  multo  post  tota  scriptura  priore  deleta 
et  erasa  codicem  aliis  et  eis  maioris  pretii  operibus  ac  confertim 
exaratis  impletum  esse  non  sit  quod   miremur. 

Omnes  autem  declamationes  non  integras  sed  excerptas 
fiiisse  eo  apparet,  quod  et  argumenta, »quantum  perspici  possunt, 
parvis  intervallis  disiuncta  sunt,  nee  folia  Septem  prima,  si  modo 
argumentum  alterum  non  latet  in  eis,  spatium  integrae  implent 
declamationis. 

Alteram  autem  illam  quaestionem,  sitne  corpus  illud  decla- 
mationum  idem  atque  id,  cuius  pars  posterior  in  codice  Monte- 
pessulano  servata  est,  necne,  disceptare  non  audeam.  Attamen 
Wilamowitzii  coniecturnm  prorsus  reicias  cave.  Quibus  enim 
oausis  fretu«  Ritter  1.  1.  exclamet:  'Was  die  Conjectur  betrifft, 
welche  Wilamowitz  an  die  Notizen  von  Niese  angeknüpft  hat, 
so  brauche    ich  für  diejenigen,    welche  meine  Ausführungen  ge- 


422 


Η.  Detfaner  De  oodice  retcripto  Parismo  7900  Α 


leften  haben,  gar  nicht,  weiter  zn  zeigen,  dass  sie  absolut  unhalt- 
bar ist',  non  video.  Nam  quae  ex  yestigiis  scriptnrme  servatae 
fol.  Ih"  et  90'  reetituere  potaimne,  fere  isdem  yerbis  leguntnr 
in  minoribnfi  quae  dicuntur  Unintiliani  declamationibus.  Genfer 
enim  sie: 


fol.  75 
qui  tres  filioe  habebat,    duoR 
tyrannos    occidit.  petit    praemii 
nomine,    ut  tertins  iilins  eat  in 
exilium.  contradicit  illi  iavenie. 
fol.  90. 
....    iilinm    pater    ruflticae 
abdicat. 


decl.  288  arg. 
qni  duos  filios  tyrannoe  occi- 
derat,   petit  praemii  nomine,  nt 
tertius   in  exilium  proficiscatur. 

decl.  298  arg. 
rusticuB  parasitum  iilium  ab- 
dicat.    C.  D. 

8ed  cum  declamatores  eaepius  de  isdem  vel  Rimilibus  causie 
egerint,  duo  illi  loci  minime  eufficiunt  ad  firmandam  Wilamowitzii 
coniectnram  ita,  ut  prorsus  nihil  dubii  relinquatur.  Neque  praeter 
illud  alterius  declamationis  argumentum  quidquftm  detegi  potest 
quod  speciem  quandam  eimilitudinie  cum  maioribus  quae  vocan- 
tur  declamationibus  prae  se  ferat. 

In  dubio  igitur  haeret  et  haeiebit  ista  de  fragmentis  codicie 
rescripti  Parisini  7900  Α  qnaeetio.  Ratione  quadam  interiore 
inter  se  conexa  quidem  esse  excerpta  illa  deperdit«  et  collectio- 
nem  utramque  declamationum  Quintiliani  quae  feruntur  constat. 
Quae  qualis  fuerit,  fortunae  iniquitate  semper  latebit. 

H.  Dessaner. 


BRONZEINSCHRIFT  AUS  LIGÜRIO 


^-A/VBq^k/\/\ 


I 


Oben  ist  eine  dreistufige  Bronzebaeis  dee  Berliner  Maseoms 
abgebildet,  deren  Länge  an  der  obersten  Kante  12,8,  an  der 
untersten  16  Centimeter  beträgt.  Von  den  zwei  Zeilen  der  auf 
ibr  gravirten  Inschrift,  die  in  Dreiviertel  der  wirklichen  Grösse 
wiedergegeben  ist,  steht  die  eine  linksläufig  auf  der  Vorderfläche 
der  obersten,  die  andre  reohtsläufig  auf  der  horizontalen  Fläche 
der  nächsten  Stufe,  die  nur  eine  Breite  von  1,05  Centimetern 
bot,  und  zwar  ist  auf  der  links  von  der  Schriftfläche  der  ersten 
Stufe  gelegenen  Seite  begonnen,  dann  auf  die  rechts  davon  be- 
findliche Seite  umgewendet,  so  dass  der  Schluss  der  Inschrift 
auf  derselben  Seite  der  Basis  steht  wie  der  Anfang. 

Die  Inschrift  ist  keineswegs  unbekannt.  Furtwängler  hat 
sie  mit  der  Basis  im  Erwerbungsbericht  des  Berliner  Museums, 
Jahrbuch  des  archäologischen  Instituts  IV,  1889,  Anzeiger  S.  94 
abgebildet ;  demnächst  wurde  sie  von  Eretschmer,  Hermes  XXVI 


424  F  Γ  ä  η  k  e  1 

S.  126  nnd  von  Meister  ebenda  S.  319  behandelt,  von  Dittcnberger 
in  das  Corpus  Inscr.  Gr.  Sept.  Ϊ  4249  aafgenommen  und  von  Kretech- 
mer  nocbmale,  zum  Tbeil  unter  Berichtigung  seiner  früheren  Aus- 
führungen, in  den  Jahresbeften  des  österreichisrhen  archäologi- 
schen Institutes  TU,   1900,  S.   133  f.  besprochen. 

Die  von  Meister  aufgestellte,  von  Dittenberger  gebilligte 
Lesung  άνφιυ  Eυv|bή  πριυροέ  άνεθηκαν,  wobei  die  Namen  der 
beiden  Weihenden  auf  der  Figur  selbst  vermuthet  werden,  hat 
Kretschmer  mit  allem  Rechte  abgelehnt.  Schon  Furtwanglers  Ab- 
bildung war  vollkommen  ausreichend  die  Meinung  auezuechliessen, 
dass  es  beliebt  habe  den  Anfang  der  Inschrift  auf  die  dargestellte 
Figur  zu  schreiben,  die  Fortsetzung  auf  die  Basis,  obwohl  diese 
für  das  Ganze  überreichlichen  Platz  bot;  dase  eine  Zeile  durch 
die  Stellung  auf  der  Vorderfläche  und  durch  grössere  nnd  weitere 
Schrift  ausgezeichnet  worden  sei,  dass  man  aber  den  beträcht- 
lichen freien  Raum,  der  in  ihr  blieb,  nicht  benutzt  habe,  um 
das  begonnene  Wort  zu  Ende  zu  führen,  sondern  vorzog,  da- 
mit auf  die  nächste  Stufe  überzugehen,  nicht  einmal  wieder 
auf  die  Vorderfläche,  sondern  auf  die  horizontale,  und  auch  nicht 
auf  die  derselben  Seite,  sondern  die  links  davon  gelegene.  Einer 
solchen  Anordnung  konnte  sich  keine  hellenische  Hand  schuldig 
machen.  Ich  bemerke,  dass  die  Verhältnisse  des  kleinen  Denk- 
mals von  grösstem  Geschmack  sind,  die  Arbeit  von  tadelloser 
Vollendung.  Die  Erhaltung  der  Oberfläche  ist  fast  vollkommen, 
so  dass  der  Verdacht,  es  könnten  weitere  Schriftzüge  auf  der  Basis 
gewesen  sein,  ganz  ausgeschlossen  ist. 

Es  war  dem  Graveur  der  Inschrift  nicht  möglich,  sinnen- 
fälliger zu  machen,  dass  ΑΝΦΟΧΥΝ  von  dem  Uebrigen  abge- 
sondert und  vor  ihm  hervorgehoben  werden  sollte.  Wie  jetzt 
Kretschmer  bekannt  macht,  hatte  KirchhofT  gleich  gesehen,  dass 
"AvqwHuv  zu  lesen  ist  und  das  Wort  nur  die  dargestellte  Figur 
bezeichnen  kann.  Dies  ist  völlig  zweifellos;  die  von  Kretschmer  als 
möglich  vorgeschlagenen  andern  Lesungen  "Av  ΦόΕυν  oder  *Ανφ* 
"ΟΗυν  hat  er  offenbar  mit  Recht  zurückgewiesen.  Nicht  beizu- 
stimmen ist  ihm,  wenn  er  aus  der  Anordnung  der  Insohrift  die 
unbedingte  Noth wendigkeit  herleitet,  dass  sie  mit  h€npopO€  beginne; 
vielmehr  wird  naturgemäss  der  Blick  von  der  Figur  zuerst  auf 
die  unmittelbar  unter  ihr  stehende  und  noch  dazu  stark  her- 
vorgehobene Zeile  "ΛνφοΕυν  gelenkt,  so  dass  diese  ohne  Zweifel 
als  die  erste  gemeint  ist  Dies  scheint  indessen  für  die  Deutung 
gleichgiltig,    für  die  Kretschmer  ein  ihn  selbst  ganz  befriedigen- 


Brotize-Ipschrift  au«  Ligurio 


425 


ee  Resultat  nicht  erlangt  bat;  er  rechnet  die  Inechrift  unter  die 
epigraphiecihen  RätliseL  Ich  glaube  nicht,  daes  es  βα  übel  »tebt» 
Das  Erste  int,  dae«  wir  über  die  Herkunft  des  kleinen 
,  Denkmals  ins  reine  za  kommeD  suchen.  Es  ist  ein  Geschenk 
[  des  deutschen  Kaisers ;  Vermittler  des  Kaufee  war  der  seitdem 
verstorbene  Professor  KhusopuIoH,  der  als  Herkunftsort  da»  Dorf 
[Ligurio  angab.  Nun  weiss  jeder  Erfahrene,  dass  man  griechi- 
r  sehen  Provenienzangaben  mit  der  gchärfsten  Kritik  zu  begegnen 
hat;  aber  man  mnss  die  Tugend  des  Misstrauene  auch  nicht 
übertreiben.  Nimmt  man  an,  daes  der  Vordermann  RhusopulüH' 
im  Jahre  1868  Grund  hatte,  die  richtige  Fundstelle  xu  ver- 
ecbweigeuj  so  wäre  Ligurio  wohl  der  letzte  Ort  gewesen,  den  er 
erlogen  hätte:  er  hätte  den  Behörden  geradezu  die  L'eberzeugung 
aufgedrängt,  daes  das  Denkmal  bei  den  Ausgrabungen  im  Askle- 
pieion  von  EpidauroSj  die  seit  mehreren  Jahren  eifrig  betrieben 
wurden,  gestohlen  wäre;  Ligurio  ist  nämlich  der  dem  Heiligthum 
^an  der  KunststrasBe  nach  Nauplta  nächst  gelegene  Ort,  den  ich 
in  einer  kleinen  Stunde  zu  Fusb  wiederholt  von  dort  erreicht 
habe.  Die  Herkunft  des  Denkmals  aus  Ligurio  ist  also  gar 
nicht  anzuzweifeln  ;  allenfülls  könnte  zu  irgend  einer  Zeit  Ver- 
aehleppung  aus  dem  Asklepieion  stattgefunden  haben.  Aber 
euch  wenn  dies  der  Fall  sein  sollte,  würden  wir  die  Stifter  in 
der  Nähe  zu  suchen  haben,  denn  zur  Zeit  der  Inschrift,  dem 
Anfang  des  fünften  Jahrhunderts»  hat  auch  das  Asklepieion 
Weihende  aus  grusserer  Ferne  noch  nicht  angezogen.  Kretscbmer 
hatte  zuerst  wegen  der  Endung  von  heirpopoe  böotiechen  Ursprung 
angenommen^  jetzt  wissen  wir  nicht  nur,  wie  er  betont»  dass  € 
für  ι  in  dem  zweiten  Bestandthei!  von  Diphthongen  nicht  auf 
Biiütien  beschränkt  ist^  sondern  es  ist  gegen  die  Herkunft  aus 
dieser  Landschaft  mit  Kirchbofi'  nach  dessen  niündlicber  Mittheilunii 
geltend  zu  machen,  dass  hier  in  archaischer  Zeit  av^Beav  ge- 
schrieben wurde,  nicht  άνεθηκαν  (vgl  Höhl  zu  Inscr.  Ant  129). 
Dazu  dass  der  Graveur  in  dem  argolischen  Kiistenlande  zu  Hause 
war,  paest  die  Geltung  von  X  als  Xi  (vgl  KirchhofT,  Alphabet* 
ΙΓι9  tr.). 
ί  Krelscbraer  hält  an  der  Deutung  Meisters  fest,  dass  προρθ€ 

'gleich  φρουροί  sei.  Abgesehen  davon,  dass  für  diese  Lantform 
in  der  Argoli«  ein  Anhalt  nicht  vorliegt,  bereitet  ihre  Annahnui 
eine,  wie  es  scheint,  unüberwindliche  bistorische  Schwierigkeit, 
φρουροί  bedeutet  in  den  bekannten  Weibungen»  soviel  ich  sehe» 
stete  ^esatzungsmannschaften  :  so  muKs  mau  die  Inschrift  von  der 


426  F  r  ä  η  k  θ  1 

Insel  Kyra  bei  Jamot,  Bulletin  de  correspondance  helleniqüe 
ΧΠΙ,  1889,  S.  186  (CIGr.  Pel.  I  194):  T]oi  (nicht  mit  dem  Her- 
ausgeber Ol)  φρουροί  μ'  ά[νίθ€ν  —  es  war  ein  Hexameter  — 
auf  eine  korinthische  Besatzung  von  Kekryphaleia  nach  der 
Schlacht  von  Ol.  80,  3  beziehen^;  im  vierten  und  dritten  Jahr- 
hundert sind  im  Peloponnee  unter  φρουροί  makedonische  Be- 
satzungen zu  verstehen  '.  Welche  hellenischen  Besatzongstrappen 
sollte  man  aber  für  den  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  in  der 
argolischen  Eüstenlandschaft  annehmen? 

Dazu  kommt,  das  bei  dieser  Deutung  die  voran  stehenden 
Zeichen  HE  sich  jeder  Erklärungsmöglichkeit  entziehen ;  denn 
dass  das  von  Kretschmer  vorgeschlagene  έ(κατόν)  eine  solche  sei, 
kann  nicht  zugegeben  werden.  Das  mit  Ligatur  geschriebene 
HE  in  Böotien,  auf  das  er  verweist  (CIGr.  Sept.  I  1737.  1738. 
1743),  bedeutet  nicht  εκατόν,  sondern  εκατόν  δραχμαί,  und  bei 
der  Bezeichnung  von  Münzwerthen  sind  diese  Compendien  uralt; 
hundert  Soldaten  würden  die  sehr  wunderliche  Zählungsangabe 
ausgeschrieben  haben.  Ferner  weist  Kretschmer  selbst  auf  dasFehlen 
der  Interpunktion  nach  HE  hin,  während  sie  sowohl  nach  06  als 
nach  άνέθηκαν  steht.  Die  Forderung  enger  Zusammengehörigkeit 
mit  dem  folgenden  Worte,  die  er  deshalb  stellt,  wird  durch  ein 
Zahlwort  aber  nicht  erfullt ;  vielmehr  pflegen  die  Inschriften,  die 
nach  jedem  Worte  interpungiren,  dies  nur  nach  dem  Artikel  nnd 
vor  Enclitiois  zu  unterlassen;  die  Interpunktion  kann  aber  nach 
einer  Abkürzung  vollends  nicht  fehlen.  Eine  solche,  die  Kretsch- 
mer 'auch  jetzt  noch  der  einzig  denkbare  Weg  der  Erklärung' 
scheint,  ist  also  hier  ganz  ausgeschlossen;  vielmehr  ist  henpo- 
poe  sicher  e  i  η  Wort.  Wenn  wir  das  Fehlen  des  Artikels 
bedenken,  so  scheint  eine  andre  Möglichkeit  gar  nicht  vor* 
zuliegen,     als    dass     eine    Gemeinde    oder    Gemeindeabtheilung 


*  Auf  korinthischen  Ursprung  der  Inschrift  deutet  die  Schreibung 
OY  =  ou,  und  dass  Kyra  nicht  nach  der  herrschenden  Meinung  das 
alte  PityonesoK  ist,  sondern  Kekryphaleia,  halte  ich  mit  Lcake  (Travels 
in  tlie  Marea  II  455)  wegen  des,  wie  ich  aus  eigner  Beobachtung  sagen 
ktinn,  noch  heute  vorhandenen  Fichtenreiohthums  der  Naohbarinsel 
Angistri,  des  angeblichen  Kekryphaleia,  und  wegen  der  Namenfolge 
bei  Plinins  4,  57  für  sicher,  was  Jamot  a.  a.  0.  noch  aus  Stephanus 
von  Byzan/i  gut  gestützt  hat. 

2  Bulletin  de  corr.  hellen.  XVII,  1893,  S.  99  N.  23  =  CIGr.  Pel. 
I  7()9  (Troezen);  CIGr.  Pel.  I  K72  (SUdt  Epidauros);  I  1352  (Aekle- 
pieion  von  Epidauros). 


Brotise-ItiHchrift  aus  Ligurio 


427 


ι 


(Demoiij  Phratrie)  bezeichnet  ißt*.  Daes  wir  Έπρωροι,  'Ήπρο- 
poij  "Εττρουροι,  Οττριυροι  o4er  wie  man  die  mehrdeutigen  Vocal- 
zeichen  umzaeetzea  haben  niug^  nicht  kennenj  ht  kein  Einwand; 
wie  viele  ün»  vülüg  neue  geographiBche  Kamer»  begegnen  tdiein 
im  Aeklepieion  von  Epidauros,  wie  viele  auf  die  Nachbarschaft 
der  hcTTpopo€  bezügliche  in  der  einen  dort  gefundenen  Stele 
mit  dem  ScbiediBprueh  der  Megarer !  Bemerkt  Pein  mag,  dass 
der  ÄBper  willkürlich  gesetzt  «ein  kann;  dase  dies  auf  Iii- 
fchriften  geechieht»  zeigen  viele  Beispi^^le  (b.  (t.  Meyer,  Griechische 
Grammatik^  324  f,).  Der  VVerth  des  kleinen  Weihgeichenkes 
kann  durch  die  Aueführung  und  dnrch  Verwendung  edlen  Materiala 
für  das  Baiwerk  gesteigert  worden  sein;  wahrscheinlich  aber 
werden  wir  uns  die  Gemeinde  oder  sonstige  GenoBsenschaft,  von 
der  die  Stiftung  herrührt,  nur  als  wenig  zahlreich  und  als  dürftig 
vorzustellen  haben. 

Und  *ΆμφοΕυς  ?  Zunächst  ist  völlig  sicher,  des  es  die  Be- 
nennung einer  Gottheit  ist.  Es  ist  zwar  verständlich,  wenn  für 
das  BronzebildniBfi  eines  MenBchen,  das  Angehörige^  Kinder  in 
einen  Tempel  weihen  wollen,  sehr  gering©  Grössenverhiiltnisse 
geniigen  müssen^;  aber  dass  eine  öfientHche  Gemeinschaft  einen 
um  sie  verdienten  Mann  durch  ein  so  kleines  Porträt  zu  ehren 
gesucht  habe,  ist  von  der  äuBsersten  ünwabrscheinlichkeit.  Da- 
gegen reichten  für  die  Darstellung  von  Göttern,  da  sie  durch 
typische  Formen  leicht  kenntlich  zu  machen  waren,  wie  unere 
Museen  hundertfach  zeigen,  sehr  kleine  Masse  aus.  Anch  der 
Name,  den  der  Geehrte  fuhrtj  *Άμφο£οςι  laset  nicht  einen 
Menschen  erwarten. 

Für  die  BegrifTsbestimmung  erinnert  eich  wohl  jeder  so- 
gleich an  den  οΕυς  "Αρης  der  llias ;  dnrch  die  Compoeition  mit 
άμφί  wird,  wie  in  so  vielen  Namen,  eine  Ausdehnung  des  Begriffs 
nach  zwei  entgegengesetzten  Seiten  und  dadurch  eine  Steigerung 
augedrückt',   Eretechmer  hat  daran  gedacht,  "dass  "ΑμφοΙυς  *auf 


1  Möglich  an  sich  wäre  auch  ein  θίασος,  deeseu  Benennungen,  wie 
viele  Inschriften  lehren^  ebenfalla  des  Artikels  nicht  bedürfen*  Die 
Argolii  ist  das  klassische  Land  der  Genossenechafteii,  besonders  der 
Benifsgenosseoachafteu  ^  die  Anfuhrungen  in  Ziebarlhs  VereinsweBcn 
kc>nnen  erheblich  ergänzt  werden  ~,  aber  derartiges  wäre  in  dem  Worte 
nur  üuf  Grund  einer  überzeugenden  Etymologie   anzunehmen. 

3  Ein  Beispiel  aus  Arges  glaube  ich  Archäologieche  Zeitung  40, 
1882,  S.  3H3  nachgewiesen  zu  haben. 

^  Dem  Artikel  bei  Fick-Hechtel^  PersDneiinameu  S.  5Π  sind  viele 
Belege  zu  entnehmen,  zB*  "Αμφανδρος,  *Αμφάλί<ΐ|ς,  Άμφικλής  usw.  Vgl 


428  Fränkf»!  Bronzc-In«<c;hrift  aus  Lignrio 

beiden  Seiten  ecbarf  blickend  bedeute  und  auf  den  mythifieben 
Wächter  "Αργός  gebe,  den  ΤΤανόπτης*'.  Aber  um  dem  allgemeinen 
Begriffe  von  όΕύς  die  bepondere  Beziehung  anf  ein  SinneRorgan  zn 
geben,  mnee  die  Termination  irgendwie  bezeiclinet  sein:  έπ^  ός>θ(χλ- 
μοΐς  όΕύς  (Eurip.  Iphig.  Aul.  5);  όΕύ  βλίπ€ΐν,  5έρκ€σθαι,  δραν 
UBW.^  Wäre  Kretflchmers,  übrigens  dnrchane  nicht  kategoriech 
vorgetragene  Deutung  richtig,  so  würden  wir  den  Namen  nicht 
auf  den  Wächter  Argos,  sondern  auf  Athene  za  beziehen  haben, 
denn  für  diese  wurde  in  der  Nähe  unserer  hcnpopOC  ans  ihrer 
Augenechärfe  ein  Beiwort  herifeleitet :  sie  hatte  als  '0ΕυΟ€ρκής 
auf  dem  Berge  Deiras  bei  Argoe  einen  angeblich  von  Diomedes 
gestifteten,  also  alten  Cnlt  und  heisst  anf  einem  späten  Altar  im 
Asklepieion  von  Epidauros  (CIGr.  Pel.  I  1074)  mit  nreprÜDglicherer 
Namensforni  ΌΕυοέρκα.  Aber  gerade  die  bezeugte  Epiklesis  be- 
stätigt, dass  όΕύς  zu  diesem  Sinne  erst  durch  ein  einschränkendes 
Compositionselement  gelangen  kann.  *\μφοΈ\)ς  wird  also  nur  eine 
kriegerische  Gottheit  bezeichnen  können,  und  als  solche  kommt 
neben  Ares  wiederum  Athene  in  Betracht  Weihungen  an  Ares 
sind  von  der  allerirrÖeRten  Seltenheit-;  dass  Athene  gemeint  ist, 
wird  die  archäologische  Betrachtung  sichern. 

Nach  den  erhaltenen  Standspuren  war  die  Figur  weit  aus- 
schreitend gebildet;  der  vorgestellte  linke  Fuss,  von  dem  ein 
Rest  an  der  Fläche  haftet,  war  fest  aufgesetzt,  die  Ferse  des  rech- 
ten, da  er  nach  dem  Zeugniss  des  oblongen  Befestigungsloches 
auf  einer  kleinen  Stütze  geruht  haben  muss .  erhoben.  Das 
ist  genau  die  Stellunsr,  in  der  die  vorkämpfende  lanzenschwingende 
Athene  gebildet  wird,  zB.  auf  panathenäischen  Preisamphoren 
oder  im  Gebiete  unseres  Denkmals  auf  archaischen  Münzen  von 
Argos'.  Die  Gestalt  "von  bewaffneten  Idolen  blieb  nur  für 
Athene'**,  und  sie  ist  es  ja  auch,  die  in  der  Argolis  stark  ver- 
ehrt wurde. 

M.  Fränkel. 

Usener,  Der  Stoff  des  griechischen  Epos,  Sitzungsber.  der  Wiener  Akad. 
Bd.  137,  III  S.  41. 

^  Im  Pariser  Stephanus  V  i?0>4  sind  hierfür  viele  Beispiele« 
keines  eines  absoluten  Gebiauches. 

^  Ich  habe  aus  dem  eisrentlichen  Hellas  kein  einziges  insohnft- 
liebes  Zeugniss  finden  können. 

^  British  Museum.  Calalosrue  of  Greek  coin<.  Pelop^^nnesus.  Taf. 
XXVn.  •2'Λ:  ρ.   144  Ν.  10»;. 

*  Furtwäiicler  in  Koschrrs  Lexikon  der  Mythologie  I  »^^^. 


DAS  GESCHICHTSWERK  DES  AELTEREN 

SENECA 


Das  einzige  Zeugniee  für  die  Existenz  der  historiae  des 
älteren  Seneca  findet  sich  in  dem  von  Niebuhr  im  cod.  rescr. 
Vatic.  Palat.  24  entdeckten  und  jetzt  am  besten  von  Studemnnd^ 
herausgegebenen  Fragment  von  Senecas  Schrift  de  vita  patris. 
Leider  bietet  es  nur  eine  kurze  Notiz  über  das  Geschichtswerk 
des  Rhetors  Seneca,  da  es  grade  dort  abbricht,  wo  man  eine 
genauere  Erörterung  darüber  erwarten  durfte.  Seneca  schreibt: 
^quisquis  legissei  eins  (i.  patris)  historias  ab  initio  hellorum  civl• 
liumj  unde  primum  veritas  retro  äbiitj  paene  usque  ad  mortis  s^iiae 
diem,    magno  aestimasset  scirCy    quibus  natus  esset  parenttbus  ille 

qui  res  Eoma(nas '   Zweierlei  geht  aus  diesen  Worten  ohne 

weiteres  hervor :  1.  dass  die  Darstellung  die  römische  Geschichte 
umfasste^  dass  wir  es  also  nicht  mit  einem  Memoirenwerk  zu  thun 
haben ;  2.  dass  das  Werk  seinen  Anfang  nahm  vom  Beginn  der 
Bürgerkriege.  Ueber  diesen  Termin  wird  weiter  unten  zu  reden 
sein.  Ausserdem  sagt  Seneca:  ^si  quaecumque  composuit  pater  mens 
et  ed'i  voluit,  iam  in  manus  popuU  emisissemy  ad  claritatem  nominis 
sui  satis  sibi  ipse  prospea:erat\  Wir  müssen  aus  diesen  Worten 
schliessen,  dass  beim  Tode  des  älteren  Seneca  sein  Geschichtswerk 
noch  nicht  publicirt  war,  dass  aber  die  Absicht  der  VeröflPentlichung 
vorgelegen  hatte. 

Auf  Grund  des  Zeugnisses  des  Jüngern  Seneca  hat  zuerst 
Angelo  Mai^  das  unter  Senecas  Namen  citirte  Bruchstück  bei 
Lact.  inst.  div.  ΥΠ  15,  14  sq.  den  historiae  des  Vaters  zuge- 
wiesen.    Friedrich  Haase^  fügte  die  bei  Suet.  Tib.  73  überlieferte 


^  Bei  Otto  RoBsbach,  de  Senecae  philosophi  librorum  recensione 
et  emendatione.  Breslauer  Philologische  Abhandlungen  II  3  (1888) 
p.  XXXI  sq. 

«  Zu  Cic.  de  rep.  II  21  (auo.t.  class.  I  p.  157). 

^  L.  Annaei  Senecae  opera  quae  supersunt  III  1853  p.  437. 


430  Klotz 

Nachricht  über  den  Tod  des  Kauere  Tiberiat  hinzn:  Semtca  etm 
<i.  Tiberiumj  scrihit  intellecta  defeetione,  tieempium  amulum  qwisi 
nlicui  tra/liturum  jturumper  iennisse^  dein  rursus  aplasse  digito  et 
campre.'isa  ainistra  manu  iacuisse  diu  immobilem;  subito  vocatis 
minisiris  ac  nemine  respondente  consurrexisse  nee  procul  α  leeiulo 
defkcientibus  viribus  cancidisse,  Ihnen  sind  unter  den  Nenem  fast 
alle  gefolgt.  In  nenenter  Zeit  hat  Otto  Rosebach^  eingehender 
über  dan  Geechichtewerk  den  Seneca  gehandelt  und  besonders 
eine  sehr  weit  gehende  Benutzung  bei  Florns  und  auch  bei  Lucan 
angenommen.  Für  die  Zntheilung  dieser  Fragmente  historiseheo 
Inhalts  zum  Geschichtswerk  des  Vaters  wird  vor  allen  Dingen 
geltend  gemacht,  dass  Qnintilian'  nichts  yon  einem  geeehicht- 
lichen  Werke  de«  Philosophen  wisse.  Dagegen  hat  Engen  Wester- 
bnrg'  mit  Recht  darauf  hingewiesen,  dass  die  Notiz  über  den  Tod 
des  Tiberius  nicht  unbedingt  in  einem  historischen  Werke  gestanden 
haben  mnss.  Auch  nennt  Sneton  öfters  den  Seneca  und  meint 
dabei  den  Philosophen.  Ferner  passt  die  offizielle  Vereion,  die 
offenbar  von  der  Erzählung  von  Alexanders  des  Grossen  Tod  be- 
einfluRflt  ist  und  die  jede  directe  Betheiligung  des  Gaius  am  Tode 
des  Tiberius  leugnet,  vortrefflich  für  den  Hofmann.  Also  darf  dieses 
Fragment  nicht  ohne  weiteres  auf  die  historiae  des  alteren  Seneca 
zurückgeführt  werden  und  kann  mithin  nicht  zum  Beweise  der 
späteren  Herausgabe  des  Werkes  dienen. 

Nicht  besser  steht  es  mit  dem  andern  Bruchstück,  das  ebenso 
allgemein  dem  Vater  Seneca  zugetheilt  wird.  ^Die  Reiche  dieser 
AVeit,  sagt  Lact.  l.  1.  §  13,  vergehen.  Aegypter,  Perser,  Griechen, 
Assyrier  haben  nacheinander  die  Welt  beherrscht;  sie  sind  ab- 
gelöst worden  von  den  Römern.  Diese  stehen  höher,  als  die 
andern  Völker  gestanden  haben,  werden  dafür  um  so  tiefer  fallen/ 
von  inscite  SenecOj  f^hrt  er  §  14  fort,  Romanae  urhis  tempora  divisit 
in  aetaies. 

primam  enim  dixit  infantiam  suh  rege  Romülo  fuisse^  α  quo 
et  genita  ei  quasi  educafa  sit  Roma; 


1  1.  1.  p.  161—173.  Was  er  Pauly-Wissowa  I  2239  ausführt, 
bringt  nichts  Neues,  sondern  stellt  nur  als  Thatsachen  hin,  was  in  der 
früheren  Schrift  Vermuthung  war. 

3  inst.  or.  X  1,  28  traclavit  (i.  Seneca)  ettam  omnem  fere  9tudiorum 
wateriam.  nam  et  orationes  eius  et  poemata  et  epistolae  et  dialogi  ferun- 
tur.  in  philosophia  parum  düigens,  egregius  tarnen  vUiorum  seetator  fuü, 

>  Lucan,  Florus  und  Pseudo- Victor.  Rhein.  Mus.  XXKVII  (1882) 
p.  48. 


Baa  G  ea  Chi  eil  ts  werk  dee  alteren  Senecl 


431 


deinde  pueritiam  sub  ceferis  rcffibm^  α  quibus  et  auefa  sif 
et  dhciplttiis  pluribm  histifuUsque  formafa. 

at    mro    Tarqiilniu  regnanfe   cum    iam   q^tasi    α  du  Ha   rssc 

,  coepisset,  servitimn  non  iidisse  et  reiecto  superbm  domhmtionis  iuffo 
maliiissc  legibus  nhtemperm'e  quam  reg lhiis^\  cumque  tssei  adule- 
scentia  eins  ßne  helU  Panki  iermmata, 

I  tum  deniqi4e  confirmafis    viribus    coepisse    iuvenescere^*     15 

sublata  enim  Carihagine,  quae  fam  diu  mmula  imperii  fmiy  mamts 
suas  in  töfum  orbem  terra  marique  porrezitj  donec  regibm  eunctis 
ei  tmiiotiibiis  imperio  subiugatiSy  cum  tum  beUorum  maleria  de/iceref^ 

I  virihtis  suis  male  uttretur^  quihis  se  ipsa  coufecit, 

16  haec  fuii  prima  eius  scnectus^  cum  beUis  laceraia  cimlibtts 
iUque  intestino  malo  presi^a    rursus  ad  reginmi  singtdaris  imperii 

j  reccidU  quasi  ad  alteram  ififantiam  rtvoluta.  amissa  enim  libetiate^ 
quam  Bnän  duce  et  attctore  defenderai,  ita  consenuit,  ianiquam 
SHsfetdare  se  ipsa  fwn  tmleretf  nisi  adminicuto  regcntmm  nilcretur. 
Seiieca  tbeilt  alao  ule  römiäche  Gescbicbte  nach  den  mensch • 
liehen  Lebensaltern  ein.  Die  Künigaxeit  iimfasst  die  infaniia  nnd 
pueriiiaj  ee  folgt  die  aduk.^cefttia^  die  sieb  bie  zum  Ende  im 
punificben  Krieges  erfitreokt»  dann  nach  Beseitigung  der  Kivalin 
Karthago  die  iuvefdus,  die  das  Weltreiob  begründet,  bis  sieb  kein 
Gegner  mebr  findet  und  Rom  sieb  selbst  durüb  die  Bürgerkriege 
zu  Grunde  richtet.  Da  beginnt  das  Greisenalter :  durch  innere 
Kämpfe  und  Bürgerkriege  zerflei&cht  fiel  Rom  wieder  der  Monar- 
chie zu,  Bo  daas  es  ohne  fremde  Stütze  nicht  mehr  zu  stehen  ver- 
mochte. Auf  das  Greisenalter«  so  folgert  dann  Lactanz,  muss  auch 
der  Tod  folgen.  Mit  Recht  hat  Spengel^  die  Worte  quasi  ad 
alteram  infaniiam  revoluia  im  Sinne  des  δις  ιταί5£ς  οι  γέροντες 
gedeutet,  cf,  Lact,  de  opif.  dei  10,  14  senes  amissis  dentibus  ita 
halbtätiunt^  ut  ad  infardiam  denuo  revoluti  riduanti4r.  Diese  Worte 
legen  die  Vermutung  nahe,  dass  Laetanz.  der  ja  überhaupt  die 
Seneca-Stelle  nicht  wörtlich  citirt  hat,  in  der  Ausmalung  des 
Greise  Halters  ziemlich  selbständig  ist.  Wir  werden  es  unten  wahr- 


I  *  cf,   Rhet.   ad   Heren  η .  II  40  satius  est  täi   regitms  quam  uii 

malis  kgibm. 

2  Brandt  läent  et  ungewisSj  ob  liier  das  Senecafragment  achliesao 
und  Lactauz  selbst  im  foly;endem  Sali.  CatiK  10,  1  benntzt  habe  oder 
ob  die  Verwendong  der  Salluatatelle  schon  bei  Seneca  erfolgt  sei.  Ka 
wird  sich  herauflstellcu,  dass  dieses  richtig  hL 

"  Abhandlungen  der  bayr.  Akad.  IX  2  (iHdl)  p.  340. 


4S2 


Klots 


icheiolich  maclieii,  daee  Seiieca  sich  bedeutend  milder  ausge- 
drückt hatte* 

Mit  der  Stelle  dee  Lactan^  hatte  gehen  Salmaeia«  die  Ek- 
leitnng  de•  ereteo  Bnehee  dee  Floms  vergHchen  and  hatte  die 
Meinong  geätieeert,  daee  Lactanz  den  Annaeus  Betieca  und  den 
Anniu»  Florue  verwecheeh  habe»  nnd  daee  die  ganze  Aueführtin^  dei 
Lactanz  auf  Ploms  sa nickgehe.  Dabei  müsete  daa,  wae  jener  mehr 
biete  ale  Flarue,  als  eigene  Znthat  des  Kirchenvaters  betrachtet 
werden.  Dieee  Meinnog  hat  auch  in  neuerer  Zeit  ihre  Vertreter  in 
Leonhard  SpengeH  und  ünger*  gefunden.  Ihre  Unhaltbarkeit 
leuchtet  jedoch  ein.  Mit  Recht  wird  sie  von  Roeahaoh'  und  Schans^ 
abgelehnt.  Abgeeehen  davon,  das«  es  höchst  bedenklich  ist,  dem 
hochgebildeten  Kirchenvater  einen  so  groben  Irrtham,  wie  die  Ver- 
wechselung des  Seneca  unrl  Florus,  xu/.utnuthen,  epricht  auch  der 
Inhalt  gegen  eine  ßeeinfluesung  de§  Laclanzcitates  durch  Floms, 
Dieser  sagt  nämlich  1  praef.  4 :  si  quis  ergo  popnlmn  i?,  qufm 
unum  hominem  conskieret  fotamqitc  elus  aefutem  }fereensf-€U^  %ä 
cocpi'rit  utque  adoleverit^  ui  quasi  ad  (juattdam  iquefnlam  NL)  iW 
rentae  frugem  {florem  NL)  perveficrit.  ut  pcstea  velut  consenuerUt 
qunUuor  gradus  proctssusqtte  eiiiif  invemet- 

h  prima  aetas  sub  regibus  fuU  prupe  per  annos  qua- 
(hivgenios^t  quibm  drcum  %trbem  ipsam  cum  finiUmis  luciatus  est. 
haec  erit  eius  infantiu. 

fi  sequens  α  Bruto  CoUcüinuque  consulibtis  in  Appitnn  CUtu- 
dium  Quinium  Fuivium  cmisules  cenfttm  quinqttagifUa  annis  patet, 
quihtis  lialiam  subegit,  hoc  fuii  tempm  mris  arfnis  incitaiissimum 
ideoque  quis  ad ulesc enttarn  di^erit. 

7  deinceps  ad  Caesamn  Augustum  centmn  et  quiinqi4aghiia 
anniSj  quibus  toinm  orbem  pacarit.  hie  iam  ipsa  iuventas  imperii 
Μ  quaedam  quasi  robusta  mcUurtfas. 

8  α  Cacsare  Äugusto  in  saeeulum  ncstrum  haut  mul4<t  minu» 
anni  ducentij  quibus  inert ia  Caesarum  quasi  consenuii  at^it 
decojeit,  nid  qxwd  mb  Traiano  principe  mavit  lacertos  et  praeter  spem 
ommum  se η ecfus  imperii  quasi  reddita  iuventute  revirescit, 

Die  Verschiedenheit  der  beiden  Eintheilungen  ist  ersichtlich, 


1  Abhandlungen  der  bayr.  Akad.  IX  2  (1801)  p.  317, 
«  Philologue  XLllI  (1884)  p.  438. 

*  l.  L  p.  leb, 

*  Rom.  Litt.  II  1  p.  29β. 

^  Ueber  diese  Zahl  β.  u.  p.  434« 


Da^  Oetchiohtiwerk  dei  ftUereu  Seneca 


433 


infaniia  754—510 


'lir  Lartanz  lag  doch  kern  Grutid  Vür,  sacliliclie  AeoderuugeD 
irgead  welcher  Art  vorzuuebmen,  da  eß  ihm  nur  darauf  ankommt, 
imchiuweiseii,  daae  auch  dae  Römerreich  zu  Grunde  güheii  miiuse. 
Zur  leichteren    L'ehersioht  stelle  ieh  die   Perioden  nebenei aander: 

ILactauz  Flgrus  * 

infanfia  754—716 
pueritia  716—510 
adulescentla  5U) — 202  adulescenUa  510—264^ 

iuvmtfts  202 -ua.  IHO  iuventas  264  — 30  a, 

senecius  ca.   lau-^aua.  senectus  30  a*  — 98  p, 

reddiia  iuventus  y8  p* — χ 
Du 88  Flt>ru8  die  infaniia  und  puetUia  zueammen zieht,  macht 
der  lactanzisohen  Scheidung  gege ntiher  nicht  den  Kimlrnok  der 
UrsprUngHchkeit.  Zwar  tlieilt  z.  ß.  Varro  (cf.  Censor,  14,  2)  ahn- 
lieh,  aber  nennt  den  ersten  Abschnitt  puentiu.  Die  infanim 
kann  streng  genojnmen  nicht  dtc  pueritia  mit  umfassen,  &on- 
Bdern  nnr  nmgekeliit  kann  die  pueritia  die  infaniia  in  sich 
ficlilieseen.  Beides  trtinnt  auch  8en,  epi8t,24,  20.  124,  12*  Auch  sonst 
echeint  in  der  laotÄnziscben  EintheiJung  ein  richtiger  histori- 
^^Büber  Sinn  zu  Hegen,  währeod  die  Liste  des  Florus  von  der 
aduksceniia  an  offenbar  ¥on  ihm  selhbt  in  die  Länge  gezogen 
\»if  um  bis  in  die  Gegenwart  zu  kommen.  Dadurch  ist  natür- 
lich tin  mancher  Stelle  gradeza  (J  η  sin  η  zu  Tage  gefordert  wor- 
>den.  Wie  kann  man  die  Zeit  bie  oOa.  zur  iuvenfas  rechnen  I  Dies 
ist  zugleich  ein  Beweis,  dass  die  Vergleichung  nicUt  tireprüng- 
lieb  für  die  Zeit  de»  Florus  gemacht,  sondern  von  ihm  anders- 
woiier  entlehnt  ist.     Die  Eecapitulationen   am  Schlüsse  der  ein^el- 

»jien  adaies  (Flor.  1  2(8),   1   am  Etide  der  Königezeit,  1  17(26J,  9 
»ach  der  Unterwerfung  Itahens,   I  47  (Ili  12),  l   nach  Eroberung 
der  ganzen   Welt)   bringen  nicht  β   Nene«  hinzu*    Am   Schiusae  der 
vierten    Teriode   felht   die   anacephulueosis,     Indeseen   scheint    an 
[einer  Stolle  Florus  richtiger  zu  urteilen,   als    Lactanz,    indem  er 
Ende  der  aduhscefäia  mit  dem   Beginn  des  ersten  puniscben 
legeH    zusammenfallen  tässt.      Die   Annahme,  das»   Florus  ent- 
i  gegen   seinen     sonstigen  Bestrebungen,  die     Liste   auseinanderzu- 
'  sieben,    hier    eine  Periode  verkürzt   habe,    hat   gar  keine   Wahr• 


1  Ich  setze  die  Jahreszahlen  der  Bei|ueinlicbkeit  halber.  Die 
Zahlen  im  Texte  des  Florus,  die  nolnriscb  falacli  sind,  halte  icb  hinr 
ULcbt  hurücksicbtigl. 

5*  Florua  ntiiint  zwar  y.  FiäviuH  statt  M,  Fiilmua^  aber  das  Jahr 
kann  nicht  zweifelhaft  sein. 

ßb«4o*  Mu•.  t.  BhUoL•  M.  F.  LVL  28 


434  Klotz 

sobeinliohkeit  für  sich.  Oh  bei  Lactanz  §  16  sublata  .  .  . 
Carthagtne  auf  dae  Ende  dee  zweiten  oder  des  dritten  panischen 
Krieges  zu  beziehen  ist,  darüber  kann  man  zweifeln.  Ich  möchte 
mich  für  202  eiitsi.>beld(>n,  weil  nach  dem  hannibaliecben  Kriege 
Rom  mapiua  !iuas  in  totum  orbem  terra  marique  porrexit,  wie 
jedenfalls  für  die  zweite  Hiiifte  dcR  sechsten  Jahrhunderta  der 
Stadt  ebenHO  gut  paRst,  wie  für  die  erste  des  siebenten,  suhl^äa .  . 
Carthagine  auf  die  er^te  Eroberung  Karthagos  zu  belieben,  ist 
sicherlich  gestattet,  denn  mit  dem  karthagischen  Reich  war  es 
doch  nach  202  vorbei.  Die  von  Brandt  angemerkte  SalliiBtetelle  ^, 
die  wörtlich  sei  es  von  Seneca  oder  Lactanz  —  hier  läset'e  sich 
noch  nicht  mit  voller  Sicherheit  entscheiden  —  benatzt  ist,  scheint 
sich  allerdings  nuf  den  dritten  punischen  Krieg  za  beziehen. 

In  der  Anmerkung  weist  Brandt  auf  eine  Stelle  des  Ammian 
hin,  die  wir  zum  Vergleich  heranziehen  müssen,  da  aach  sie  den 
Vergleich  der  römischen  Geschichte  mit  den  Lebensaltem  enthält. 
Ammian  sagt  XIV  t»,  4: 

eins  popuhis  (sc.  Homae)  ab  incunahulis primis  ad  usque 
pueritiac  (ctnptis  e*vtremum,  quod  annis  circttmcluditur  fere  tre- 
centiSj  circuwmurana  pertuUt  bella; 

dehide  acta  fem  ingressus  adultam  post  multiplices  beUo- 
rum  aerumnas  Alices  tranecendit  et  frttum; 

in  iurenem  erectus  et  vimm  er  omni  plaga  quam  orbis 
ambit  inmen^us,  reportavit  laureas  et  friuMphos, 

iamque  ν  er  gen  s  in  seninm  et  nomine  solo  aliquot  iens 
vincens  ad  tranquilliora  ritae  disees^it. 

Trotz  der  Unklarheit  des  Ausdruckes,  die  beinahe  an  sich 
genUgen  würde,  um  zu  beweisen,  dass  nicht  Ammian  der  Erfinder 
des  Gleichnisses  ist,  treten  die  Perioden  ziemlich  deutlich  hervor. 
Die  incunabida  prifna  entsprechen  der  infantia  bei  Seneca.  Sie 
zeigen,  dass  wir  ein  Recht  hatten,  in  der  Trennung  der  infantia 
and  pueritia,  wie  sie  sich  bei  Seneca  tindet,  das  Ursprüngliche 
zu  sehen,  gegenüber  der  infantia  bei  Flurus.  Mit  den  omni  fere 
•  trecenti  sind  die  244  Jahre  der  Königsherrschaft  gemeint.  Dar- 
nach hätte  man  bei  Florus  I  praef.  5  per  annos  CCC  einzneetsen, 
sicher  nicht  CCL,  wie  Jahn  nach  alten  Auegaben  las.  Aber 
wahrscheinlich  ist,  wie  Hahn  und  Rossbach  annehmen,  die  falsche 
Zuhl  CCCC  aus   einem  Irrthum  oder  einer  Flüchtigkeit  des  Floras 

*  Caiil.  10.  1  .<f  e/  Μ  tabor*'  atque  itiititia  respMiea  crevit^  reges 
magni  htUo  (lowiti,  natioHrs  fera*  ft  ;x>pii/i  ingt'nte^  vi  subaeÜ^  Carikago 
aemula  imperi  Homaui  ab  stirpe  interiit^  cuncta  moria  terraeque patebant 


Das  Gesell ichtewerk  des  alteren  Seneca 


43  F. 


zu  erklären.  Die  smttctus  bezieht  siob  augeneclieinlich  auf  das 
■  letzte  Jahrbundert  der  Republik,  für  das  allerdingfl  die  vernicb- 
tende  Kritik  pasat:  nowine  solo  üfitjuaitevs  rnicens;  umn  denke 
zB.  au  den  nuniRiitiniscben  Krieg!  Die  iitvenfits  ist  tlurcb  Siege 
in  allen  Welttb eilen  cbarakterisirt^  genau  bo  wie  bei  Lactanz. 
Jedoch  bleibt  e«  unc^ewisAj  ob  die  adulesceiitia  2iM  oder  202 
beendigt  wird.  Beziebt  man  frehim  auf  das  frelum  Sicidum,  was 
ja  züUBcbet  liegt,  «o  gewänne  man  264  al«  Grenzpunkt.  Dann 
aber  bleibt  nuklfir,  was  mit  Ueberscbreitung  der  Alpen  gemeint 
ist.  Vielleicbl  deutet  dies  darauf  hin,  dass  der  zweite  puniscbe 
Krieg  XU  verstehen  ist,  in  dem  die  Kölner  in  Spanien  festen  Fusa 
fassten  und  so  zuerst  die  Alpengrenze  überscb ritten,  Freiliob 
war  znnHcbst  der  Seeweg  für  die  Römer  die  Verbindungslinie 
Ä wischen  Italien  und  Spanien.  Möglicherweise  hat  auch  Ammian 
diese  Grenze  absicbtÜcb  ungewiss  gelassen.  Jedenfall«  das  eine 
darf  mit  Kntscbiedeiiheit  behauptet  werden,  dass  Ammian  den 
l  Vergleich  nicht  aus  Fiorus  entlehnt  hat.  Denn  er  hat  die  nr- 
Hprüngliche  Eiatbeüung  beibehalten  in  der  richtigen  Gliederung 
der  Perioden  und  der  Zerlegung  der  wfafifia  nnd  ptierHia.  In- 
dessen darf  man  nicht  übersehen,  dass  in  der  Charakterisirung 
der  einzelnen  Perioden  zwischen  Fiorus  und  Ammian  sieh  auf- 
fallende Äehnlicbkeiten  finden.  Man  vergleiche  Flor.  §  5  drcum 
urhem  ipsamcum  ßnitimis  hicfatus  es/  mit  Α  mm.  §  4  eircunfmurana 
pertuUi  beUa :  ausserdem  Flor,  §  *>  fnif  hoc  tetupits  mris  ar- 
mis  incitatissimum  mit  Α  mm,  §  4  ixist  mtdHipHi'es  beUortim 
aermtmas.  Auch  ist  es  vielleiclit  nicht  Zufall,  dass  bei  beiden 
das  Subjekt  der  popnlus  Fommms  ist.  Dazu  kommt  die  unge- 
fähre Bestimmung  der  Konigszeit  auf  300  .Jahre,  die  Ammian  und 
Flonis,  bez.  dessen  Vorlage  haben.  So  erscheint  es  einerseits 
nicht  möglich,  dass  Ammian  auf  Floru«  zurückgeht,  andrerseits 
gehen  doch  verbindende  Fäden  von  einem  zum  andern.  Eine 
direkte  .Abhängigkeit  Ammians  von  Lactanz  scheint  an  und  für  sich, 
ivon  Seneca  wegen  der  Berührung  mit   Florns  ausgeschloeeen. 

Zu  diesen  drei    von   einander  unabhängigen  Zeugen  kommt 
Ptin  vierter,    den  man  bisher   meines  Wissen«  noch  nicht   berück- 
sichtigt   hat.      tJnter    den   gelehrten     Prunkstücken,    mit    denen 
Vopiecus    seine   Kaiserbiographien  ausgestattet  bat,    tindet    sich 
anch    der  Vergleich    der  römischen  Geschichte    mit    den   Lebens- 
|j|]tern,     PasB  es  dabei  nicht  ganz  ohne  Unklarheiten  und  Flüchtig- 
keiten ingebt,  ist  bei  dem  geistigen  Niveau  dieses  Hchriftstellere 
nicht  KU  verwundern.     Er  sagt  vita  G&ri   2^   l : 


11β 


RUtt 


m  vtlimUH    ah  ortu  urbh  repeUre,  qua*  vforMites  sit 
Rmmma  tu  p^  invmtfnum,  ntäiam  imt^is  vel  bmis  flaruiSM  rel  nmlh  ] 
iaburiisse.      2  et  ut  α  Jiumulu  iudpiam  nro  patrt  m*  pnrenfe  rei 
p,  quae  Ütius  felitttas  fvit,  qni  fandani  ronstihtif  roburariique  rem 
p,  aique  umis  omnium  conditontm  perfedam  urbem  rf liquid  f  S  φίί4  j 
titmde  Numam  lo^iuar,  qui  frementem  bdlis  et  gravidam  trinrnpimi 
emiaiem    relinione    munivif,       i    viguit    igitur     mque    tui     TW- ' 
quinii  Superbi  tempora  nustra    re^  p.»   sed  passa  ttmptsialtm  d€ 
jumNt«  regüs  n<m  sime  sratfi  eofitia  semei  uUa  e9/. 

5  adoieifii  deinäe  usque  aä  temp4$ra  GaÜUnni  heUi^    aed 
quasi  quodam    merM    ηαπ/τϋφο    capia   praeter    arcem    urbe    pfus  \ 
prape  mali  sensU,    quam  kabuetai^  ham,     6  reddidit  deindt  se  in 
integrum j  sed  eo  usque  grmHtta  est  Pumeis  MUs  ei  terrore  Pi^rrki^ 
ui  morialitai is  mala  praecordiorum  Hmore  seniiret. 

3, 1  er e Vit  deinde  tHefa  Carthngine  trans  maria  missis  m^eriü 
sed  socialibus  adftfia  discordiis  ejtienuaio  felicitatis  seusu  US^IS  οΛ  ^ 
Augustum  beUi»  civdibus  adfecta  cansenuit,  per  Augustum  deimU 
reparaia,  si  reparaia  dici  poteM  liberfate  dtposita, 

£e  folgt  noch  ein  kurzer  Ueberbliisk  Ober  die  Kaieersett 
bi•  tu  Carae  und  Carinufl,  den  wir  jedoch  för  unsere  Zwecke 
nicht  2Q  berückeichtigen  branchen.  Man  erkennt  sofort,  daaa 
hier  der  Vergleich  nicht  rein  vorliegt:  neben  der  Eintheilung  nach 
den  Leben»aUern  spiett  der  VVechiel  zwischen  Glück  und  Unglück 
eine  wesentliche  Rolle.  Aber  jenes  Prinzip  echimmert  noch 
deutlieh  durch.  Schon  ab  ortu  im  Eingang  kann  man  darauf  be- 
ziehen, da  ortus  gern  von  der  Greburt  gebraucht  wird.  Deutlicher 
tprechen  viguit  (2,4),  adalevä  (2,  5)»  crevU  und  eunsSHuH  (^/1) 
fÄr  die  Verwendung  de«  Vergteichsy  dem  wir  echou  mehrfach 
begegnet  sind.  Auch  ^mm-iu^ifaiis  mala  praeecrdiorum  Hmore  am-^ 
tiret  (2, 6)  scheint  darauf  hinzuweisen.  Freilich  ist  er  stark 
fiberwuchert  durch  das  damit  verknüpfte  Motiv  vom  Wechsel 
zwischen  Glück  und  Unglück.  Daas  wir  trotzdem  ein  Recht 
haben,  die  iStelle  de«  Vopiscua  mit  den  früher  behandelten  zu 
verbinden,  dh.  eine  litterarische  Beeinfiossung  des  Vopiscus  an- 
zunehmen, lehrt  auch  die  Berührung  von  S,  t  cremt  deithde  mcia 
Carttiagifie  tram  maria  missis  imperiis  mit  Lact-  L  1.  §  15  suh- 
liiia  .  •  Carthagine  mamts  suas  m  totum  orbem  terra  marique 
porrexit.     Eine  Beeinflueeung  des  Vopiscus  durch  Sallust,  den  er 


*  So  Peter;  quam  tumrbai    die  Hsnd9chrifl<*ii      Vielleicht 
fuerai  oder  mit  Petacheoig  quam  tum  eratl 


quam 


Dae  Gesohichtswerk  des  älteren  Senvca 


43t 


I 
I 


auch  eonet  kennt  ^,  hier  anzimehmen,  sclieiiit  der  ähnliche  Wort- 
laut hei  Vopißcui«  und  Lactanz-Seneca  anszuflchlieeeen.  Man  ver- 
gleiche auch  die  Ubertas  deposüa  (3,  1)  mit  der  amksa  libertas 
bei  Lact*  g  U>.  Vopiacus  weicht  in  uj ehrfache r  Hinsicht  von  den 
übrigen  Sdiriftatellern,  die  wir  bisher  behandelt  haben,  ab.  Seine 
grössere  Breite  in  iler  Beschreihnng^  der  Königezeit  erklärt  eich 
vielleicht  au»  einer  Benutzung  von  (Jic,  de  rep.  Π  21,  26.  In 
wie  weit  die  sonstigen  Abweichungen  auf  Rechnaug  dei  Vopiscus 
eelbet  AM  setzen  sind,  ist  nicht  mit  Sicherheit  auszumachen ;  jeden- 
falls bedeutende,  selbstündige  Aeuderun^en  tlarf  man  bei  ihm 
nicht  voraueeetzen,  Neu  ist  der  Einschnitt  beim  Gallierkrieg^ 
den  wir  sonst  nicht  fanden.  Auf  alle  Fälle  steht  Vüpipctie  dem 
Lactanz-Senecä  näher  als  dem  Florue- Ammian.  Im  Vergleich 
selbst  hat  er  nichts,  was  er  nicht  ans  der  Stelle  des  Lactanz- 
Senecft  hätte  entnehmen  können.  Denn  die  Erwähnung  des  Gallier- 
kriegee  hängt,  wie  es  sfdieiut,  mit  dem  Princip  des  Aaegleichs 
zwischen  Glück  und  Unglück  zusammen.  Nun  ist  aber  wohl  eine 
Lektüre  deR  Lactanz  bei  Vupiscu«  nidit  anzunehmen,  hingegen 
steht  nichts  im  Wege,  die  Stelle  des  Vopiscus  auf  Seneca  zurück- 
zuführen. Ist  dies  richtig,  so  haben  wir  einen  sicheren  Beweis, 
dass  die  Salluetstelle''  schon  von  Seneca^  nicht  erst  von  Lactanz 
verwendet  ist,  was  ja  ohnehin  sehr  walirscheinlich  ist.  Auch 
gewinnen  wir  dann  aus  Yopiscns  einen  Anhalt,  wie  ungefähr  Seneca 
sich  über  die  sencetue  geäussert  hat^  bei  der  Lactanz  offenbar 
sehr  selbständig  im  Auadmok  ist. 

Wir  haben  an  vier  verschiedenen  Stellen  dieselben  Ge- 
danken nachgewiesen.  Ein  Zufall  scheint  völlig  ausgeschlossen, 
Dass  drei  Schriftsteller  verschiedener  Zeiten  unabhängig  von 
einander  darauf  verfallen^  entbehrt  jeder  Wahrscheinlichkeit, 
Trotzdem  hat  keiner  von  ihnen  ilen  andern  direkt  benutzt.  Ins- 
besondere muss  eine  Abhängigkeit  dea  Florus  von  Seneca  abge- 
wiesen werden.  Damit  fällt  auch  das  wichtigste  Argument  für 
die  Annahme  Hoeabachs,  dass  Florus  das  Geschichte  werk  des 
Rhetors  Seneca  benutzt  habe. 

Sehen  wir  zu,  wie  es  mit  den  übrigen  Gründen  steht,  die 
Eossbach  zu  gunsten  seiner  Hyptithese  vorbringll  Als  Anfangs- 
punkt der  historiae  seines  V^ater«  hat  Seneca  die  Zeit  bezeichnet 
unde  vetitas  reiro  abiii.    Diesen  unklaren  Ausdruck  deutet  Rosebach 


*  of.  vita  Probi 

*  B.  o.  p.  —6. 


L 


438  Klotz 

willkürlich  Haf  die  Zeit  der  gracchUchen  Unruheiiy  am  dann 
daraus,  dave  Florue  ein  zweites  Buch  mit  Tib.  Gracchae  eröffnet, 
ein  neues  Argument  für  Benutzung  des  Seneca  pater  bei  Floros 
zu  gewinnen.  Allein  bei  der  Disposition  des  FlomSy  der  im  ersten 
Buch  die  äusseren  Kriege,  im  zweiten  die  innem  Wirren  and  die 
Bürgerkriege  bespricht,  war  der  Beginn  des  zweiten  Buches  von 
selbst  gegeben.  Auch  darf  man.  nimmt  man  des  Philosophen 
Seneca  Worte  genau,  das  Geschichtswerk  des  Vaters  nicht  mit 
den  gracchischen  Unruben  beginnen  lassen:  bdla  cirilia  sind  das 
nicht,  auch  Florue  nennt  sie  nicht  so,  sondern  spricht  von  sedifiimes, 
certatnina,  tumultus.  Als  Bürgerkrieg  wird  bei  ihm  mit  Recht 
ertit  dev  Kampf  zwischen  Marius  und  Sulla  bezeichnet,  dann  der 
Krieg  gegen  Sertorius,  der  des  Lepidus,  gegen  Catilina,  zwischen 
Caesar  und  Porapeius,  ferner  die  Kämpfe  um  Mutina  und  Peru- 
sia,  gegen  Brutus  und  Cassius,  Sex.  Pompeius  and  achlieeslich 
gegen  Antonius.  Aber  geben  wir  die  Möglichkeit  zu,  daes  die 
historiae  des  Seneca  einleitungsweise  auch  die  Zeit  von  den 
gracchischen  Unruhen  an  mit  behandelt  haben,  so  merkt  man 
doch  nichts  davon,  dass  bei  Florus  diese  Zeit  knapper  behandelt 
wäre.  Dass  der  Bürgerkrieg  zwischen  Caesar  and  Pompeius 
ausführlich  dargestellt  ist,  darf  bei  der  Bedeutung  des  Entschei- 
dungskampfes nicht  Wunder  nehmen.  Also  darf  die  Kintheilung 
in  Florus^  Geschichtswerk  nicht  als  Argument  für  eine  Benutsung 
des  Seneca  angeführt  werden. 

Sonst  hat  Rossbach  die  sprachliche,  oft  allerdinge  frappante 
Uebereinstimmung  zwischen  Lucan  und  Florus  betont,  am  eine 
gemeinsame  Benutzung  von  Senecas  historiae  durch  beide  zu 
erweisen.  Die  Berührungein  sind  ja  längst  bemerkt  worden,  man 
hatte  sie  vor  Rossbach  aus  einer  Beeinflussung  des  Florue  darch 
Lucan  erklärt.  Ich  kann  nicht  zugeben,  dass  Roaebach  diese 
Möglichkeit  widerlegt  hat.  Hingegen  muss  man  vor  den  Konse- 
quenzen seiner  Auffassung  zurückschrecken.  Wie  sollte  Seneca 
dazu  kommen,  die  Erbauung  des  pompejanischen  Theaters  um 
mehr  als  ein  Lustrum  zu  früh  anzusetzen?  Diesen  Schluss  müsste 
man  nämlich  ziehen,  wenn  Flor.  II  13  (IV  2),  8  wirklich  auf 
Seneca  zurückginge.  Lucan  I  129  sagt  ganz  allgemein  von  der 
Zeit  vor  dem  Bürgerkrieg,  indem  er  den  Pompeius  charakterisirt : 

alter  vergeniibus  annis 
130         in  Senium  longoque  togae  tratiguilUor  usu 
dedidicif  iam  pace  ducem,  famaeque  petUcr 
multa  dare  in  volgwsy  totus  popularibus  auris 


Da«  Geachiöbtswerk  ana  ältere  α  Seneca 


im 


inpeUi  plaustique  sul  gmidere  thmtri, 
nee  reparare  novas  vires  muUumque  priori 
135         erederc  forfunm,     stat  magni  nominis  umbra. 
Ein  oberflächlicher,  beeQniier8  eiD  nach   Pointen  haschender  Leöer 
konnte  dieeer  Stelle  wohl  entnehmen,  wa»  Florus  bietet:   1,  1.  si 
quidem  Qnhito  MetcfJo  Lucio  Afranio  cofisulihu^  (d  h,  im  J.   tiOJ 
cum  Eomana  tmiiesias  fotu  orbe  polier  ei  recentesque  victorias^  Ponficos 
Η    et  Armenios  triumphos  in  Piympdanis  theairis  Rotna  eaniarct  eqa. 
Florua  scheint  also  die  v.  1-^1  132  auf  den  Triumph  des   Pompeiue 
bezogen  und  daun  das  Jahr  deeselberi  hinzugefügt  ζ  α  haben.   Dabei 
Η    hat  Roaebach  eine  schon  von   Jahn    genügend   gewürdigte   Stelle 
"     nicht  heachtet,  die  m.   E.  im  Verein   mit  den  aufallerideD  Ueber- 

Ieinetimmiingen  im  Ausdruck*  die  Benutzung  Luoans  durch  Florue 
entscheidend  beweiet,    Lucan  erwähnt^  daae  mit  Camillua*  Aufent- 
halt in   Vei   Rom  thatsächlich    netch   Vei    verlegt   worden    sei,    so 
wie  es  im   Bürgerkrieg  in  Poni peius'  Lager  war: 
V  27  Tarpeia  sede  perusta 

^  Gailurum  facihus  Vewsque  habUanie  CüitiiMö 

"  ilUc  Roma  fuii. 

Die  üe  her  liefern  Dg  giebt  ale  Auferithalteort  dea  Camillue  während 
«einer  Verbannung  Ardea  an.  Man  darf  also  habitante  nicht 
preeeen,  eondern  rauss  es  als  Synonym  etwa  au  matienle,  versante 
fAHsen :  aus  Ardea  wurde  Camillue  nach  Vei  gerufen,  um  von 
dort  an  der  Spitze  des  Heeres  Rom  zu  entsetzen.  Florus  läs»t 
I  17  (22)^  4  den  Camillue  während  seiner  Verbannung  stob  in 
Vei  an f halten.  Denn  nur  darauf  kann  m  eapia  urbe  gehen:  in 
der  Stadt,  die  er  erd>ert  haUe,  mag  man  nun  ues  im  Bambergensis, 
dh.  offenbar  Fe/s,  als  Glossem  betrachten  oder  nicht  Dieeen 
Thatbeetand  kannte  Florus  bei  oberflächlicher  Kenntnies  der  Ge- 
«chichte  wohl  aus  Lucan    entnehmen.      Er  gab    ihm  Gelegenheit, 

■  eine  rhetorisehe  Pointe  anzubringen:  Camillue  als  Verbannter  in 
der  Stadti  in  die  er  einst  als  Sieger  eingezogen  war.  —  Diese 
beiden  Stellen  mögen  genügen,  um  die  Beeinflussung  des  Florus 
diircb  Lucan  selbst  darzuthun.  Näher  darauf  einzugehen  habe 
ich  nicht  nöthig,  da  Weeterburg'^  diesen  Punkt  eingehend  be- 
handelt bat,  dessen  Ausführungen  von  Roeebach  nicht  widerlegt 
sind.  Allerdinga  scheint  Westerburg  mir  in  der  Annahme  der 
Benutzung  Lucana    als    sachlicher  Quelle  de«  Florus  zu  weit  zu 


1  of  Roisbaoh,  L  L  p.  168. 

«  L  1.  p.  37. 


440 


ΚΙοΙι 


gthtn,  II  mn  Ι>««<Ίι1«  noeti,  dM«  die  r«bemMtiai«««f  «ieli  h^ 
•ond^r»  Äof  rheiorinche,  seharf  zugeipit^te  Potaten  rrvtrpclcl: 
n^cM  diepcn  also  maehte  Flome  im  Locab  Jagd,  w«#  j*  d^n  Clw• 
mkter  feiner  GeHchicbtuchreibontr  eottpricltt.  Da»  Flema  be- 
Mmehm^nderm  Atimirü<ke  de•  Locan  Terwendet.  wie  Eci«sbadl 
p,  170  behiitiptet.  darf  φαπ  doeb  nieht  aU  Stätte  der  Attmakae 
einer  gemcinnaiDen  Quelle  heransiehen.  Ich  wa|re  liier,  wi*  atm 
subjektiven  Kmpfinden  ioriel  Spieiratun  bleiben  mnm^  keine  be» 
etioimte  EntKcbeidong,  kann  mich  aber  Hoeabaelis  Bebamptvag 
oirhr  obne  Weite  reu  anechU  elften.  Die  Mögt  kk  keif,  daaa  die  la* 
vtna  orationit  von  Flonm  dem  rbetonochen  Gedickt  dec  Luaa 
futnommen   «ind«  kann   eelbft   Ko^tbaeb   nicht   leugnen. 

Wenn  Roimbach  zum  5ch1aee  p.  173  noch  weitere  liiat«^ 
riache  Kotisen  den  Fhilofophen  8eneca  aaf  da»  Werk  dea  Tatera 
aurfickznftihren  geneigt  ist,  so  eind  dais  IHigUch  Fennnthengefi, 
die  nicht  widerlegt  zn  wenlen  brauchen,  weil  sie  nicht  bewiesen 
find  and  nicht  bewieaen  werden  können.  Aber  gehen  wir  aelbat 
die  Wahrscheinlichkeit  der  Annahme  Rosebacba  au,  ao  lenektet 
ein,  da««  Heneca  ein  Werk,  das  sich  im  Naeblaase  eeiiiee  Vater• 
Torfand,  auch  ohne  da••  e•  yeraiTentlicht  worden  war,  henotniea 
konnte, 

Brandt  hatte  im  Anpchlote  an  Roaebach  noch  einige  andere 
Stellen  den  Lactanz  nach  aneicherer  Vermatlinng  auf  die  hietoriae 
ά^Λ  Seneca  zo  rück  geführt:  innt.  div.  I  15,512.  22,  1—4.  ϊί  β,  13, 
V  13,  13.  Für  I  15,  Zi  und  I  22,  1—4  hat  Wiaaowa'  bereite 
aof  Uv,  1  7.  9.  19,  4.  20.  21,  3  verwiesen,  und  Brandt  hat 
aelbet  «eine  Hfpotbe§e  aufgegeben.  Auch  Π  6,  13  aaf  Liv.  I 
8,  5  zurückzuführen  eteht  nicht•  im  Wege.  V  I3>  13  werden 
Moeiu•  Scaevola  und  Regal oa  vereinigt«  Sie  vereinigt  aoch  bei 
Min.  Fei.  37.  5^  der  aber  nicht  die  Quelle  »ein  kfinn.  Vom  Tode 
de^  Hegulufl  handelte  Liviaa  im  18.  Buche,  cf.  perioch.  XVIIL 
Wenn  Lactana  von  Macia•  Seaevola  sagt:  inoniffii  /oeo  miteUt  wo 
weiat  dieaer  Ausdnick  ebenso  auf  Liv.  II  12,  13  ilejtlramque  nr* 
Ci!*990  ad  aacrifi^ium  focuh  inidt,  wie  auf  Flor.  I  4  (10),  5  ar* 
denitbm  focis  inidi  mannm.  Man  beachte,  da••  Lactunz  den  Bei- 
namen wegläset,  den  auch  Liviae  erst  später  erwHhnt  (U  13»  1); 
Flom•  nennt  beide   Natuen  Mucim  Scaevola.     Auch  haben  Ltvins 


1  Gott,  gel•  An«.  1895  p.  52ό. 

'  daei  an  dieser  8telle  Aqmliü  nieht  anzutasten  iet«  zeigt  Arnob. 
adv.  nat   I  40. 


DiiB  Gescliiclitpwerk  ilee  »Heren  Snnec» 


^11 


I 


I 


und  Laitan«  den  Sinjftilar  fßCfilo  füco,  währeil d  Florue  den  Plural 
fods  verwendet'. 

8u  bandeU  es  «ich  also  nnr  noöli  um  da«  FragfmeTit  bei 
Lact.  inct.  div,  Vll  15i  14  sq  Oms  ilieser  mit  der  einfachen 
Naraenebezeiehnung  Seneca  nur  den  Philosophen  meinen  kann, 
darin  miiseen  wir  Leonliard  Spengel  -  Recht  geben,  wenn  wir 
auch  seine  Folgerungen  nicht  bi  11  igen  können.  Durch  seh  lagen  de 
Grtinile  gegen  die  Autorschaft  den  Philosophen  Seneca  eind  bis- 
her nicht  vorgebracht  worden.  Die  Auefiibmiig  tles  Vergleiche, 
die  durchaus  nicht  tiefere  bistoTische  Kenntniaee  voraoBsetzt, 
konnte  ebenso  gut  in  einem  philosophischen  Werke  etehen>  ja 
es  finden  sich  in  philosophiecheu  iSehriften  Vorbild  er  dafür,  man 
vergleiche  Cic.  tle  rep.  ü  3  fanUus  aukm  qnod  est  propositum 
(nämlich  die  Darstellung  des  Ideslfitaats)  consequar,  si  nosfram 
rem  puhlieam  vM•^  ff  nascenfem  et  creseentem  ei  athtfiam  ri  tarn 
firmam  afque  rabnsfmn  ostenderOy  quam  si  mihi  alkpfettt  nf  apnd 
Platonem  Socrates  tf,se  ßnxcro.  Cf.  ΪΙ  21*  Gerade  von  der  Kiick- 
kehr  zur  Hinxelherrechaft  nach  allem  Wecbeel  der  Verfrissungen. 
ein  Gedanke,  den  wir  auch  bei  8eneca-Vopipcue  fanden,  spricht^ 
vermuthlicl)  nach  dem  Stoiker  Panaitiot*,  Polybio«:  VI  9,  10  αυτη 
τΓολιτβιών  άνακύκλαισις,  αΰτη  φύ(Τεως  οικονομία,  καθ'  ήν  μετα- 
βάλλει κα\  μ€θί0ταται  και  πάλιν  ύς  αυτά  καταντςί  τα  κατά  τάς 
πολιτ€{ας. 

Aber  erfunden  hat  Reneca,  wie  wir  oben  gesehen  baben^ 
den  Vergleich  nicht.  Wer  ihn  zuerst  gebraucht  hat,  weiss  ich 
leider  nicht  zn  sagen«  Dass  es  lavius  gewesen  sei,  ist  eine  nahe- 
liegende Vermuthung,  die  sich  aber  durch  nichts  beweisen  lässt. 
Jedenfalls  gehört  der  Autor,  dem  Seneca,  Florus  und  Arnmian 
den  Gedanken  in  letzter  Linie  entlehnen,  der  augusteischen  Zeit 
an,  für  die  der  Vergleich  ursprünglich  zugeschnitten  ist. 

Wir  haben  also  kein   Recht,  daö  Fragment  dem  Philosophen 


*  Da  Florue  und  Lactanz  im  GegenaatKe  zti  Liviue  ninnus,  nicht 
dexiera  gebrauuheo^  ao  darf  mau  viull^tcht  vermuthen,  dasH  beide  nicht 
au5*  Livius  geschöpft  haben,  sondern  aus  einer  Epitome  Livi.  cf.  pL^riucb. 
Π  MiiiMMWi  ejturi  passim  eet.Orcis.  bist.  1115.3  urendae  ntanus,  dttjc^pgen 
VaL  Mox.  in  .1,1  dexteram  fä^tri  paasuft  eM,  Pbit.  Poplic.  IT  τινός 
iaχapiboς  πυρ  ίχούοι^ϊς  ,  .  ύπ€ρ<Γχϋιν  τήν  biixäv  χ€ΐρα.  Min 
Fei.  37»  3  nisi  dexteram  perdidmet.  cf.  Seu.  epiet.  24,5.  Aug.  oiv.  dei 
IV  20    V  18. 

«  1.  ι  ρ.  346. 

■  cf.  Sühniekei,  Philosophie    der  mittlereu   Stoa   1892  ρ    βό  und 
de  rep.  I  4ö. 


442  Klotz  Das  Geschichte  werk  des  iUtereii  Setieoa 

Seneca  abzusprechen  und  auf  der  Vermuthnng,  das«  es  dem  Vater 
gehört,  ein  luftiges  Hypothesengebände  anfzufuhren. 

So  ist  die  letzte  Stütze  fdr  die  Annahme  einer  nachträg- 
lichen Publikation  von  Senecas  historiae  gefallen.  Anch  deutet 
Seneca  in  der  Schrift  de  vita  patris,  soweit  wir  nach  dem  dürftigen 
Fragment  url heilen  dürfen,  nicht  im  geringsten  darauf  hin,  dass 
er  eine  Veröffentlichung  beabsichtige.  Vielleicht  darf  man  sogar 
das  Gegentheil  aus  dem  Wortlaut  der  Stelle  vermuthen:  si  quae- 
cumqiie  composuif  pater  meus  et  edi  voluHf  tarn  in  manus  poptUi 
cmisisscm,  ad  clariiatem  nominis  sui  satis  sibi  ipse  prospeaterai^ 
Da  Seneca  es  für  nöthig  hielt,  für  die  Verbreitung  des  Ruhmes 
seines  Vaters  eine  Schrift  über  dessen  Leben  zu  verfassen,  be- 
stand bei  ihm  nicht  die  Absicht,  den  Vater  selbst  für  seinen 
Nachruhm  sorgen  zu  lassen,  indem  er  sein  Hauptwerk  veröffent- 
lichte. 

Warum  Seneca  dies  unterliess,  können  wir  nicht  wissen. 
Vielleicht  hätte  ihn  die  politische  Haltung  des  Werkes  bei  Hofe 
unmöglich  gemacht. 

Doch  bleibt  soviel  wohl  sicher,  dass  wir  von  den  bistoriae 
des  Vaters  keine  Spuren  haben. 

München.  Alfred    Klotz. 


ΤΗ ÜKYDTDES,  ANTI0CH08 

UND  DIE  ANGEBLICHE  BIOGRAPHIE  DES 

HERMOKRATES 


Die  in  diesem  Mueeum  55,  531^ — 5ti4  verulTent lichte  Abhand- 
lang  von  H,  Stein  'Znr  Quelienkritik  tlee  Thiikydidee*  mt  geeignet^ 
kein  geringen  Aufsehen  zu  erregen.  Der  Vf.  luiternininit  nicht 
nur,  den  biehcr  angenomineiien  literariRchen  Quellen  des  Thiiky- 
didee  in  einer  Biographie  des  Syrakusiera  Herniokrateß,  von  der 
man  bisher  Nichts  wusste,  eine  weitere  zur  Seite  zu  itellen  und 
WcilfflinB  Annahmen  in  Bezug  auf  die  Renutzung  dee  Antiochos 
von  Syrakue  durch  Thukydidee  weiter  zn  führen;  er  will  auch 
zeigen,  dass  Thnkydidee  hei  der  Benutzung  des  Anti<?ch(>s  und 
der  Biographie  des  Hermokratep  Fehler  der  hedenklicIiRten  Art 
eich  habe  au  Schulden  kommen  laeeen.  Hätte  Stein  Rechte  hätte 
Thukydides  wirklich  üterarieche  Quellen  gedankenloB  ausge- 
schrieben»  etüniperhaft  excerpirt  und  unverständig  contaminirf^ 
80  wäre  die  Äntorität  dea  Geschichtfichreibera  in  einer  Hinsicht 
ftark  erschüttert,  in  welcher  aie  selbst  von  Müller- Strü hing  kaum 
angegriffen  worden  ist.  Denn,  wenn  Thukydides  seine  literarischen 
Quellen  ho  schlecht  benutzt  hat,  sind  wir  dann  sicher^  daea  er  e» 
mit  den  mündlichen  Nachrichten,  die  ihm  zukämen,  weaentlich 
besser  gemacht  hat?  Eine  Nachprüfung  der  Ergebnieae  flteine 
erecheint  unter  diesen  Umständen  sehr  angezeigt. 

Nachdem  schon  Niebuhr  und  Gi>ller  die  Vermuthung  auf»- 
geaprochen  hatten,  das«  der  üehersicht  über  die  ethnographisrhen 
und  Colonialverhältnisse  Siciliens,  welche  Thukydides  Buch  0 
C.  2— δ  gegeben  hat,  haoptsäiVblich  Antioclioa  zu  Grunde  liege, 
bat  bekanntlich  Wolfflin  in  seiner  Schrift  'Antiochoa  von  8y- 
rakus  und  Coelius  Antipater'  (Winterthur  1872)  einen  eigent- 
lichen Nachweis  dafür  zu  erbringen  versuelit,  dass  nicht  nur  für 
den  erwähnten  Abschnitt  von  Buch  6,  eondem  auch  für  die  in 
den  Bächern   3  und  4    enthaltenen    geographischen  Notizen  über 


411 


Sieup 


Hirilien  Antiocbo»  die  Hauptqnelle  dee  Thukydidee  gewesen  nei» 
und  dajw  anch  für  die  DerwtelluDj;  dee  Verlaufe  der  ersten  eici- 
Hechen  UntenieliTnong  der  Athener  wenigetent  eine  Benutzung 
des  Antioclioe  ang«nomni€D  werden  müeee,  Wölffline  Aufstel- 
lungen haben  vielfach  Zuetimmung,  aber  auch  zahlreichen  Wider- 
spruch gefunden.  Xach  meinem  Dafürbalten  hat  auch  naob  W.« 
AueeinanderBetziuig  nur  von  einer  Wahrscheinlichkeit  ge- 
ftproeben  werden  können,  dass  Antiooboe,  der  ja  jedenfalle  einer 
der  wichtigsten  Oietoriker  gewesen  ist,  die  vor  Tbnkjdidee  Über 
Sicilien  geschneheii  haben»  für  Thukydides  eine  flauptquelle  in 
eiciliscben   Dingen  gewesen  ist. 

Stein  will  nun  zunächst  duri-h  eine  Untersuchung  der  rein 
geschichtlichen  Theile  der  auf  Sicilien  hezüglicben  Stücke  der 
Bücher  3  und  4  darthitn.  data  man  insofern  über  die  Anaicht 
Wiilfflinii  h in ay «gehen  miiRse,  als  man  auch  tiir  die  eigentliche 
Erzählyng  des  L  Ficilisclien  Unternehmens  der  Athener  Anliochoe 
alf^  die  Hauptfjuelle  des  Thukydides  anzusehen  habe.  Dabei  liest 
über  Stein  die  fortlaufende  Benutzung  des  Antiochos  erst  3,90, 
wü  über  den  Sommer  von  42t>  berichtet  wird,  beginneu,  weron 
auch  schon  der  Inhalt  des  geographisoben  Exourses  über  die 
äoliscben  Inseln  ii,  88  auf  den  Byrakusisehen  Historiker  xuriick- 
zugeheu  echeine.  Was  den  letzteren  Punkt  betrifft,  eo  beeteht 
allerdinge  die  Möglichkeit,  dass  jener  Exeure  eine  ecbriftliche 
(Quelle,  sei  es  nun  Antiochos,  wie  Bobon  Wölfflin  vermutbele^ 
oder  Hippys  oder  üellanikofl,  zur  Grundlage  gehabt  hat.  Be- 
weisen aber  läest  steh  dies  nicht,  am  wenigsten  durch  Betonung 
der  Worte  κείνται  hi  a\  νήσοι  αύται  κατά  την  Σικ€λιίιν  και 
Μεοτσηνίων  γήνι  von  welchen  Stein  S.  534  meint,  daea  sie  doch 
nur  dem  über  Choro-  und  Ethnographie  der  Inael  schon  im  All- 
gemeinen unterrichteten  Leser  eine  brauchbare  Belehrung  gäben* 
DasH  Thukydidea  hier  bei  »einen  Lenern  eine  ungefähre  Ver- 
stellung von  den  Hauptsitzen  der  Sikeler  (vgl.  fi,  2,  5)  voraufi- 
Hetsit,  iflt,  da  er  die  Lage  Rämmtlicher  Griechenstiidte  Sicilieng  stets 
ab  bekannt  behandelt^  gar  nicht  verwunderlich  und  bat  daher 
nicht  die  geringete  quellenkritieche  Bedeutung. 

Was  3,  8Γϊ  über  den  Beginn  des  Unternehmene  der  Athener, 
die  AuHRendiing  der  erfiten  20  Schiffet  erzählt  wird,  will  Stein  S,  533 
besonders  deehalh  im  Wesentlichen  nicht  auf  Antiochoe  zurück- 
führen, weil  unter  den  Motiven  der  Athener  erwähnt  wird,  sie 
hätten  einen  ersten  Veraucb,  eine  Probe  machen  wollen,  ob  μ 
ihnen    möglich    wäre.    Sicilien    ihrer  HerrBcbait   2U    unterwerfen 


Thukydidefl,  Antmchoa  und  <lie  Biographie  des  Hermokratea    445 


ιτιρόπειράν  re  ττοιούμΕνοι,    ei    σφίΟί  δυνατά    €Ϊη  τά  ev  rrj  Σι- 
KcXiqi  πράγματα  υποχείρια  γ€νέ€Γθαι\     Hieriu    eiebt    Hlein    eine 
pereönliclie   Vermythung  des  Tliukydidesj  die  aus  einer  viel  epä* 
teren  Zeitlage    abgeleitet    und  ohne  liieloriaclieu   Werth  »ei.     Ea 
ist  nan  zunächnt  gar  nicht  eiiizueehen»   wariim  die  angebliclie  ver- 
kebrte  Vermuthnng  nicht  schon   auf  Antioclius  oder  eine  Konstige 
üterariftche  Quelle    des  Thukydides    zurückgehen    konnte,    und, 
solange   hierfür    niclit    ein   Beweis    erbracht    Ut,    hat    die  Stelle 
wieder  gar  keinen    quellenkriliechen    Wertb.     Im  Uebrigen  kann 
von  einer  verkehrten  Vernmlhung  irgentl  Jemandes  hier  im  Ernett 
gar  keine   Rede    sein.     Denn  Thukydides    bezeugt    auch    noch  4^ 
65,  8  and   6,   1,   1   in  ganz  bestimnUer  Weise,    daee  die  Athener 
schon    bei    ihrem   ereten  eiciliacben   Unternehmen  an  eine   Unter- 
werfung der  lueel  gedacht  hüben.     4,  65,  3,   wo  die  Bestrafung 
der    nach    dem    Frieden    von    Gela    irnch    Athen  zurückgekehrten 
Feldherren  berichtet  wird,    ist  der  dyrcb  den  glänzeiuicn   Erfolg 
von  Sphakteria  sehr   gehobenen  Stimmung    der  Athener    gemäsR 
an  die  Stelle  des  unsicheren  ei  0φίσι  δυνατά  €Ϊη  κτέ.  von  ^^  StJ,  4 
ein    zuversichtliches    έΕόν    αύτοϊς  (τοις  στρατητοϊς)  τα    έν  Σι* 
KeXiCjt  καταστρέψασθαι  getreten,  und  an   <icr  von  Stein   nicht  be- 
achteten Sti^üe  β,  1,  1    wird   hei  Beginn   der  Erzählung  des  grossen 
eicilischen    L'nlernehmenB  mit  dürren   Worten  gesagt,  die  Athener 
hätten    im  Winter  41G/5  aufs  iXeue  Lust  bekommen  (έβοϋλοντο 
αύθις),    Sicilien  nnter   ihre  Eerrechaft   zu    bringen.     Mit    diesen 
Stellen  steht  aber  auch   gar    nicht    in   Wiiierspruch,    daee    eu  3, 
115,  4  in  dem  Bericht    Über  die  Änesendung  des  2.  für  Sicilien 
bestimmten  Geschwaderi,  iler  4Π  Hchiffe,  heiset,  die  Athener  hätten 
gemeint,    dass  in   Folge  dieser  Aussendung    der    siciliache  Krieg 
flühneller    beendigt    werden    würde,    θάσσον   τόν    έκ£Ϊ    πόλ€μον 
καταλυθή(Τ6<ΐθαι.     Denn    die  καταλύεις  του   πολέμου  konnte  ja 
ohne  Zweifel  auch  in  der  Unterwerfung  Siziliens   bestehen.    Noch 
weniger  wird  raan  Stein  zugeben  kiJnnen,  daae  Thukydides  selbst 
2,  0Γ»  indireet  anerkenne,  daas  geg^n  die   warnende  Mahnung  de» 
Perikles  1,   14-1,  1  αρχήν    τε    μη   έπικτάσθαι  αμα  πολεμοΰντες 
και    κινδύνους    αυθαίρετους    μη    ττροστίθεσθαι    die    athenischen 
Staatslenker    während    des   Uijälujgen  Krieges  nie    und  nirgends 
veretoseen    hätten.     Ganz    andere    Beweise    wären    wahrlich    er- 
forderlieh,    um  uns  glauben   zu  machen,    daiie  ein  dreifaches  be- 
Btimintes  Zeugnis«    des   TliukydidcH    nur    einr^  Vermnihung    ohne 
historischen   Werth  sei. 

Für  die  Frage  nach  den    literariechen  QuelU^n  des  Thuky- 


446  S  t  e  u  ρ 

didee  ist  auch  das  Capitel  3,  90,  mit  welchexu  nach  Stein  die 
fortlaufende  Benutzung  des  Antiochos  beginnt,  ohne  jede 
Bedeutung.  Daraue,  dass  Thukydidee  Sy'^Oj  1  in  Bezug  auf  die 
siciliechen  Vorgänge  des  Sommere  426  bemerkt,  daee  er  mr  die 
wichtigsten  Dinge  erwähnen  wolle,  bei  welchen  die  Athener,  sei 
es  als  Angreifer  oder  als  Angegriffene,  betheiiigt  gewesen  seien, 
folgt  lediglich,  dasH  dem  Historiker  noch  andere  kriegerische 
Ereignisse  jenes  Sommers  als  die,  über  welche  er  berichtet,  be- 
kannt waren;  warum  es  aber,  wie  Stein  S.  532  meint,  durchaus 
unwahrscheinlich  sein  soll,  dass  Thukydidee  eine  umfassendere 
Kenutniss  des  Kriegeverlaufs  aus  eigener  Erkundung  gesammelt 
habe,  ist  an  sich  schlechterdings  nicht  einzusehen. 

Stein  meint  nun  freilich  S.  532,  man  merke  überall  die 
Weise  des  Epitomators,  der  einem  grösseren  vorliegenden  Ganzen 
gerade  nur  dasjenige  entlehne,  was  in  den  Umkreis  seines  be- 
sonderen Themas  falle  oder  zu  dessen  Ergänzung  brauchbar  er- 
scheine, ohne  weiter  dem  inneren  Zusammenhang  nachzugehen, 
in  dem  die  ausgehobenen  einzelnen  Unternehmungen  und  Ereig- 
nisse mit  dem  allgemeinen  Gange  des  Krieges,  zu  dem  sie  ge- 
hörten, gestanden  haben  müssten,  und  weiter  S.  535,  Thukydidee 
habe  seine  persönlicbe  Wissenschaft  oder  Meinung  mit  dem  Inhalt 
der  '  Quellschrift'  nur  oberflächlich  und  nicht  ohne  Dissonanzen 
vereinigt.  Stichhaltige  Beweise  werden  uns  aber  weder  fOr  das 
Eine  noch  für  das  Andere  gegeben,  indem  die  Schwierigkeiten, 
welche  Stein  in  der  Darstellung  des  Thukydidee  findet,  theils  gar 
nicht  anzuerkennen  sind,  theils  sich  durch  viel  einfachere  Mittel 
als  Steine  quellenkritische  Annahmen  erledigen  lassen. 

Das  Erstere  gilt  von  allen  Anständen,  welche  Stein  noch 
weiter  im  Bezug  auf  Buche  erhoben  hat.  3,  90,  3  ist  mir 
durchaus  unerfindlich,  wie  die  Beziehung  von  τω  έρύματι  auf  das 
vorher  genannte  Mylä  eine  Schwierigkeit  bilden  soll  (Stein  S. 
535).  Auch  Steins  Ansichten  in  Betreff  des  in  3,  116  enthaltenen 
Berichts  über  den  Ausbruch  des  Aetna  von  425  kann  ich  in  keiner 
Weise  billigen.  In  diesem  Bericht,  für  den  schon  Wölfflin  viel- 
leicht mit  Recht  Antiochos  als  Quelle  vermnthete,  fügt  Stein  S. 
Γ)85  hinter  den  Worten  έρρύη  bk  περί  αυτό  τό  fap  τούτο  ό 
(ίύαί  του  πυρός  έκ  της  Αϊτνης,  ώσπερ  και  τό  πρότερον  ein  μίγι- 
(Ττος  ein  und  spricht  dann  noch  von  dem  'auf  eine  frühere  Stelle  der 
Qnellschrift  zurückzeigenden  und  daher  hier  in  dem  Excerpt  be- 
ziehungslos gewordenen  τό  πρότερον'.  Mir  fehlt  das  Verständniee 
für  diese  Methode.  Wenn  an  der  Ueberliefernng  erheblich  geändert 


nnikydides,  Antiooho«    and  die  Biographie  dee  Hermokratea    447 


I 


I 


werdör  mueß,  dano  läset  eich  die  Stelle  unmoglicli  noch  ilaxu 
verwende rij  um  für  die  Art,  wie  rhukjdidee  ieine  (iuellen  benutzt 
habet  etwas  zu  beweisen.  Wir  können  ja  ebenROgut»  wie  Stein 
μεγιατος  einfiigtj  ώ0ττ€ρ  καΐ  τό  πρότΕρον  ais  Gloeeeui  atreichen, 
nnd  dann  kann  yqh  dem  gedankenloeen  AuseclireibeD  einer  Qneüe, 
wie  es  Stein  Thakydides  zusohreibt,  gar  keine  Rede  mehr  sein. 
TbatRBchlicb  ist  aber  meines  Eracblen«  jede  Abänderung  der 
Deberlieferung  unnöthig^  da  mit  ώ<Τπ€ρ  και  τό  τιρότερον  recht 
wohl  auf  den  einzigen  für  Thnkydide»  Riüheren  früheren  Ausbruch 
des   Aetna  Bezug  genommen   werden   konnte. 

Mit  aller  Entschiedenheit  muee  ich  weiter  festetelten,  dase  die 
Dissonanzen,  welche  Stein  8.  535  f,  zwiBchen  der  3,  115  gegebenen 
Begründung  des  zweiten  Hülfegesuche  der  chalkidiachen  Städte 
und  dem,  was  über  die  kriegerieohen  Vorgänge  auf  Sicilien  er- 
zählt werde,  findet,  nicht  vorhanden  »ind*  iSühwierigfeeiten  ergeben 
sich  nur,  wenn  wir  3,  IIb,  3,  wo  es  zur  Begründung  des  Gesuche 
der  sicilischen  Bundesgenoasen,  die  Athener  möchten  ihnen  mit 
meiir  Schiffen  beistehen,  heisst :  τής  μέν  γαρ  γης  αυτών  οΊ  Συρα* 
κόσιοι  έκράτουν,  της  be  θαλάσσης  όλίγαις  ναυσιν  €»ρτόμ£νοι 
παρ€σκ£υά£οντο  ναυτικόν  Ιυναγείροντ€ς  ώς  ου  πΐριοψόμίνοι,  ver- 
kehrter Weise  mit  Stein  den  Schriftsteller  sagen  lassen,  die  Bundes- 
genossen hätten  es  nicht  länger  geduldig  hinnehmen  wollen,  durch 
die  wenigen  Schiffe  der  Syrakuaier  nach  wie  vor  vom  Seever- 
kehr abgesperrt  zu  werden,  und  hätten  beschlossen,  eine  eigene 
Flotte  aufzustellen*  Mag  der  Wortlaut  diese  Auffassung  der  Stelle 
gestatten,  in  den  Zusammenhang  passt  der  »ich  so  ergebende  Sinn 
in  keiner  Weise^  und  ebenso  ist  er  mit  der  vorhergehenden  und 
der  folgenden  Erzählung  durchaus  uc vereinbar.  Für  einen  hülfe- 
suchenden  Staat  paest  nicht  die  Bemerkung,  man  wolle  sich  nicht 
langer  durch  wenige  Schiffe  von  der  See  absperren  lassen, 
sondern  eine  eigene  Flotte  aufstellen.  Mindestens  hätte  doch  hin- 
zugefügt werden  müssen,  dass  hierzu  fremde  Hülfe  erforderlich 
sei.  Wenn  weiter  wirklich  seit  dem  L  Hülfegesuch  der  chalki- 
diachen  Städte  sich  in  deren  ßedrängniss  Nichts  geändert  hatte, 
wenn  diese  Städte  wirklich  nach  wie  vor  zu  Wasser  und  so  Lande 
bedrängt  wurden,  βα  versteht  man  nicht,  dass  die  Motivirung  dee 
2.  Hülfegeauchs  sich  nicht,  wie  es  bei  dem  1,  Gesuch  nach  S, 
80,  3  der  Kall  war»  einfach  auf  die  Hervorhebung  dieser  That- 
Sache  beschränkt.  In  der  That  war  nun  aber  freilich  eine  Aendernng 
der  Dinge  eingetreten,  indem  ja  schon  20  attische  Schiffe  in 
Sicitien    kämpften.     Dass    von   dieseo  schon  anwesenden  Schiffen 


448 


Steup 


in  der  Motiviraug  dee  2.  Geeacbe  ciftcli  Stein  gar  keine  Eede  iit, 
wäre  wieder  f(ar  nicht  zu  begreifen.  Die  20  attiechen  Schiffe 
hatten  aber  aucli  dem  Uebergewiclit  der  Syrakusier  zur  See,  wie 
et)  scheint,  vom  Augenblick  ibree  Erecheinens  an,  ein  Ende  ge* 
macht.  Von  einer  Ofensive  der  Syrakaeier  gegen  die  Athener  znr 
See  erwähnt  Thukyditlea  bis  4,  24  Nichte,  wohl  aber  erzählt  er  An- 
griffe  der  Atbfuer  aut  die  auf  derHyrakuaiechen  Seite  stehenden  äoH« 
echen  ItiBub,  auf  Meeseue,  die  italieehen  Lnkrer  und  Himera.  Gans 
deutlich  ergiebt  eich  eodanti  da»  athenische  Uebergewiohl  xnr 
See  auä  dem  van  Stein  gar  nicht  beadhteteu  Kapitel  i,  IH.  Dort 
wird  beriohtet,  im  Sommer  42h  hätten  die  Syrakuaier^  weil  die 
Athener  nur  mit  verhultnieenm^aig  wenigen  Schiften  in  Sieitten 
gewesen  aeien,  »ich  entachlüseen^  ναυμαχίας  άποτΐ£ΐράσθα4,  eine 
Seetich lacht  zu  vereuchen  —  vorher  hatten  sie  alao  keine  See- 
achlacht  gewagt  — ;  und  ferner  wird  dort  gesagt,  die  Syraknsier 
hatten  gehoHt,  falle  eie  durch  die  Seetschlachl  dae  üebergewicht 
aur  See  erlangen  würden,  ei  κρατήσειαν  τώ  νουτικψ,  eich  mit 
luichter  Mühe  der  mit  den  Athenern  verLüiHleteii  Stadt  Khegion 
bemiichtigen  äu  können.  Endlich  iet  von  der  Flotte  der  Bundee- 
genosaen  der  Athener,  deren  Aufatellung  nach  Stein  beacbloeien 
worden  «ein  soll,  später  nirgend  mehr  die  Rede.  Dagegen  lesen 
wir  4,  1^4  und  4,  24,  1  von  Rüatuugen  der  Syrakuaier  zur  See, 
und  erst  nach  Vollendung  dieser  Rüetungen  war  es  den  8yra- 
knniern  möglich,  4»  25,  1  den  Atlienern  mit  einer  zahlreicheren 
Floltc  —  ce  waren  etwas  über  HO  Schilfe  gegen  :24 —  entgegen- 
lutreteti. 

Nach  Altem  ist  es,  so  viel  ich  sehe,  ganz  sonnenklar»  das« 
die  gewöhnliche  Autfaaaung  von  *ό,  115,  3«  wonach  das  Satzglied 
τής  bi  θαλάσσιις  όλίγαις  νουσιν  ειργόμενοι  τΓαρ€σκ6υάζοντο 
ναυτικυν  Ευναγ^ίροντ^ς  ώς  οΰ  ιΤ€ρωψόμ€νοι  nicht  minder  als 
das  L  ol  ΣυρακόΐΤιοι  xuni  bubject  hat,  die  richtige  ist.  Dass 
Thukydides  von  der  grossen  Veränderung,  welche  durch  das  £r- 
lichrincn  der  2U  attiechen  Schiffe  in  Bezug  auf  die  Lage  der  Dinge 
zur  See  herbeigeführt  worden  war,  erst  ^,  115  ausdrücklich  aprieht^ 
nii^  insu»  wenn  man  will,  tadeln;  er  hat  aber  non  einmal  die 
I,  aieiHaohe    Unternehumng  der  Athener  im   Ganzen   sehr   kurx 


^  Stein  uinuut  auf  die  gewöhnltehe  AnifaKong  τοη  5»  Π5»  S  auf' 
fallender  ^eise  nur  luaofrrn  Huckii«ibt>  alt  er  m  der  Anmerkuug  S.  536 
figiui  die  xtm  nur  in  der  NeubearbeiluuiE  der  Clasae umsehen  Anagmbege• 


Thukydidee,  Antiochoa  und  die  Biograpliie  dee  Hermokrates     44& 


I 
I 


Folgen  wir  der  gewühnlicbeii  AuffasBung  von  3^  115,  S, 
flo  haben  wir  auch  gar  keine  yeranlaesung,  wegen  dieser  Stelle 
die  Angabe  von  3^  90^  2^,  dass  der  atlienische  Feldherr  Lachee 
αττασαν  ^χων  τών  ν€ών  την  αρχήν  εστράτ€υσ6  μέτά  τών 
Ευμμάχων  έπι  Μυλάς  τάς  τών  Μεσσηνίυυν,  mit  Btein  S.  535 
zu  lieauÄtanden.  Uebrigeiis  länet  sich  auch  aas  den  Worten  μ€τά 
τών  ίυμμάχων  und  dem  Umetand»  daas  der  Angriff  auf  MyVa  als 
seewärts  erfolgt  dargestellt  wird,  nicht  einmal,  wie  Stein  meint, 
eiitnehmt^n,  daes  Lachee  damals  nicht  bloss  rbeginiflelie,  sondern 
auch  so  netige  verbündete  Schiffe  bei  eitih  gehabt  habe,  worin 
Stein  dann  einen  Widerepruch  mit  3,  115,  3  findet.  Zu  dem  An- 
griff auf  Myla*  der  durch  auägeschiffte  Truppen  erfolgte^  ki>nnen 
recht  gut  auch  Landtruppen  der  sicilis^hen  BiindeegenoBeen  der 
Athener  von  Laches  mitgenommen   worden  sein. 

Um  zum  vierten  Bache  überzugehen,  so  ist  man  schon 
länget  darauf  aufmerksam  geworden,  dase  in  dem  Bericht  über 
die  Kinnahme  Mescienes  durch  die  Sjrakuaier  und  i/okrer,  den 
wir  4,  l  finden^  insofern  ein  Widerspruch  enthalten  ist,  als  xu- 
erst  gesagt  wird,  die  Einnahme  der  Stadt  sei  αυτών  έπατο μίνων, 
auf  die  Veranlassung  der  Meesenier  selbst,  erfolgt  (§  1), 
später  aber  berichtet  wird,  die  Lokrer  seien  gleichzeitig  mit  ihrer 
gesam inten  Landmacht  in  das  Gebiet  der  Rheginer  eingetalleuj 
damit  diese  nicht  den  Μ  e  s  s  e  η  i  e  r  η  Hülfe  bringen  könnten 
{§  3).  i)ieaen  Widerspruch  führt  Stein  S,  537  auf  die  Mangel- 
haftigkeit des  Excerptes  zurück,  das  Thukydides  sich  aus  seiner 
^Unellschrift*  genmcht  habe.  Aber,  warum  da«  VerHehen  des 
riohriftetellers,  welches,  wenn  anders  die  Ueberlieferung  in  Ord- 
nung ist,  hier  nidit  zu  verkennen  istp  gerade  die  Folge  der  Benutzung 
einer  literarischen  Quelle  gewesen  sein  müsste,  ist  gar  nicht  einzu- 
sehen. Im  Uebrigen  habe  ich  meiner  Bearbeitung  des  4.  Bandes 
des  Classen^sciien  Thukydideß,  weiche  Stein^  wie  es  scheint,  noch 
nicht  hat  benutzen  können,  narh  αυτών  den  Außfall  von  άνί>ρών 
vermuthet  (*auf  Veranlassung  einiger  von  ihnen,  den  Messe- 
niern,  selbst'),  indem  ich  daraufhinwies,  da«8  Thukydides  άνδρες 


gebcne  Rumerkung,  die  mit  der  (»bigen  DarleguD}>  g^aiiz  in  Einklang 
steht  und  von  Stein  mit  Unrecht  Claasen  zvigeecbriebeii  wird,  den  wun- 
derbaren Einwand  erhebt :  'Sowohl  das»  es  gan»  anders  geworden  wie 
die  Eüstungen  der  Syrakusier  eind  Zuthaton  des  Interpreten'.  Wenn 
die  gewöhnliehe  AiiffaHauug  der  Stelle  richtig  iat,  habe  ich  Nichts  be- 
merkt, was  tiiclit  entweder  uuBdriicklich  von  Thukvdidfs  gesagt  ist  oder 
sich  bei  Vergteiuhunfr  der  Stelle  mit  ;i,  86,  *i  ohne  Weiteres  ergiebt. 
Utaeiii.  Mm.  r.  PhUoL  N.  F\  LVI.  2i> 


im  Steup 

öfter  im  Sinne  von  τινές  gebraucht  hat.  loh  halte  diese  oder 
eine  ähnliche  Vermuthung  auch  darum  für  recht  wahrecheiolich, 
weil,  wenn  die  Meseenier  dh.  die  leitenden  Behörden  der  Stadt 
mit  den  Syrakusiern  und  Lokrern  einverstanden  gewesen  wären, 
doch  das  einzig  Natürliche  gewesen  wäre,  gar  nicht  von  einer 
Einnahme  von  Messene,  sondern  lediglich  von  dem  Abfall  der 
Stadt  von  Athen  zu  reden.  Für  das  bei  Thukydides  öfter  vor- 
kommende Nebeneinanderstehen  von  Genetiven  verschiedener  Art 
und  gleichen  Ausgangs  vgl.  1,  45,  3.  50,  2.  53,  4.  100,  3.  141, 
4;  3,  109,  2. 

War  nun  die  Einnahme  Messenes,  wie  es  allen  Anschein 
hat,  ein  Werk  der  Ueberrumpelung  und  des  Verraths,  so  haben 
wir  nicht  den  geringsten  Grund,  es  mit  Stein  S.  537  auffallend 
zu  finden,  dass  von  keinem  Versuche  der  Athener,  die  Stadt  zu 
behaupten,  die  Rede  ist;  denn,  wie  wir  aus  3,  115,  2  u.  G  er- 
sehen, war  auch  während  der  Zeit,  während  welcher  Messene 
auf  athenischer  Seite  stand,  Hhegion,  nicht  Messene,  das  Stand- 
quartier der  Athener  (vgl.  auch  3,  86,  5.  88,  4;  4,  25,  11). 
Auch,  dass  wir  von  keinen  Unternehmungen  der  athenischen  Flotte 
gegen  die  in  das  Gebiet  der  Rheginer  eingefallene  Landmacht 
der  Lokrer  lesen,  kann,  zumal  nach  dem,  was  3,  115,  6  über 
einen  recht  unglücklich  abgelaufenen  Angriff  der  Athener  auf  ein 
Castell  der  Lokrer  berichtet  ist,    gar  nicht  Wunder  nehmen. 

Dass  der  Schlag,  welcher  den  Athenern  durch  die  Einnahme 
Messenes  versetzt  wurde,  wie  Stein  annimmt,  von  langer  Hand 
vorbereitet  war,  ist  möglich,  wenn  es  sich  auch  aus  4,  1,  2  ^προΕαν 
hi  toOto  μάλιστα  o\  μέν  Συρακόσιοι  κτέ.  keineswegs  mit  Sicher- 
heit ergiebt.  Dagegen  ermangelt  Steins  Vermuthung,  dose  die 
Furcht  vor  dem  Verluste  Messenes  die  Athener  zur  Sendung  der 
40  Schiffe  bewogen  habe,  eines  jeden  Halts. 

Wie  das  Kapitel  4,  1,  so  ist  auch  4,  25  trotz  Steins  Aus- 
führungen (S.  537)  für  die  Frage  nach  den  Quellen  des  Histo- 
rikers ohne  jede  Bedeutung.  Insbesondere  kann  von  einem  in 
der  Schilderung  der  beiden  Seetreffen  deutlich  hervortretenden 
syrakusischen  Standpunkt  gar  keine  Rede  sein ;  da  die  Seetreffen 
die  Folge  der  von  den  Syrakusiern  ergriffenen  Offensive  waren, 
ist  es  ganz  natürlich,  dass  die  Erzählung  hier  von  den  Syra- 
kusiern ausgeht.  Wenn  weiter  §  7  eine  Fahrt  der  Athener  nach 
Eamarina  berichtet  wird,  und  dann  §  10,  ohne  dass  einer  Rück- 
kehr der  Athener  gedacht  ist,  von  deren  Theilnahme  an  dem 
Angriff  auf  Messene    die  Rede  ist,    so  war  dieser  kleine  Mangel 


Thukydides,  Antiochos  und  die  niograpltie  des  Hermokrate«    4fVl 


der  Dareteüiing  offenbar  wieder  ebeueogut  mügliüli,  wenn  Thu- 
kydidee  hier  mündliclien  Berichten  gefolgt  ist,  ale  wenn  er  Ute- 
rarische  Quellen  benntzt  hat.  Ohne  jede  BVage  mit  Unrecht 
nimmt  Stein  ferner  einen  Widerepruch  an  zwischen  4,  25,  12 
μετά  hk.  τοΟτο  ό\  μέν  έν  τή  Σικελίΐ^  "Ελληνες  δ  ν  e  υ  τ  ώ  ν 
*Αϋηναίαίν  κατά  χήν  έστράτευον  in  αλλήλους  und  4,  48»  6, 
wo  gesagt  wird,  dae;e  die  atheniachen  Feldherren  Eurymedon  und 
Sophoklee,  nachdem  sie  nach  Sicilien  gelangt  eeieUi  μετά  τών 
έκ€Ϊ  Ιυμμάχων  έπολεμουν.  An  den  beiden  Stellen  ist  eben 
von  Ter»  c  Li  edenen  Zeiten  die  Rede,  und  es  ist  gan»  he- 
greiflioh,  daes  Enrjmednn  und  Sophoklee  nach  ihrer  endlich  er^ 
folgten  Ankunft  etwas  unternahmen. 

Ganz  besondere  unzufrieden  ist  Stein  S,  538  ff.  mit  der 
Art  und  Weise,  wie  Thukydides  den  Abschlüas  des  Friedens 
von  Gela  dargestellt  hat»  Stein  meint,  dieser  Friede  sei  sicher- 
lich nicht  ohne  direkte  Einwirkungen  Korintha  und  Spartas  an- 
gebahnt und  2U  Stande  gebracht  worden^  und  es  müsse  anfifallenj 
daas  Tliniiydides  hiervon  Nichts  erw^ähne.  Wir  haben  es  hier 
wieder  mit  i^anz  haltlosen  Aufstellungen  su  thun,  Sparta  nnd 
Korinth  hatten  damals,  wo  die  Athener  nicht  nur  Naupaktos, 
sondern  nuch  Pylos,  Kythera  und  deu  Isthmus  von  Methone  be- 
setzt hielten,  ohne  Zweifel  weit  dringendere  Sorgen  als  die  Her- 
heifüLrung  eines  für  die  Athener  immerhin  unerwünecKten  Frie- 
dens auf  Sicilien. 

Die  Herbeiführung  des  Friedens  von  Gela  schreibt  Thuky- 
dides sehst  hauptsächlich  dem  Syrakiisier  Hermokrates  zu, 
dem  einzigen  Mitgliede  des  Friedenscongresses,  von  welchem  uns 
eine  Rede  mitgetheilt  wird  (4,  59—64}.  Hinsichtlich  dieser 
Hede  hat  Stein  eine  Reihe  von  Anstianden  erhohen*  Die  ganze 
Kedö  soll  zunächst  darum  überraschend  und  unangemessen  sein, 
weil  sie  einen  bisher  nur  gauz  heiläufig  behandelten  und  für  das 
Haitptthema  auch  ivirküch  nebenäächlichen  Schauplatz  gleichsam 
in  den  Vordergrnnd  der  Erüählnng  heranfrücke,  während  es  doch 
für  den  weiteren  Gang  de«  grossen  Krieges  Nichts  ausgetragen 
habe,  durch  wen  und  mit  welchen  Argumenten  die  sicilischen 
Bfädte  bewogen  worden  seien,  ihre  inneren  Streitigkeiten  beizu- 
legen (S.  Γι38  f.).  Mit  Ausstellungen  dieser  Art  kommt  man  bei 
Thukydides  nicht  weit.  Wenn  man  den  Massstab  des  AustTagens 
für  den  grossen  Krieg  zu  Grunde  legt,  konnte  man  zß.  auch  die 
Reden  der  Flatäer  und  der  The  haner  3,  53—67  und  die  5,  85  ff, 
mitiretlieilten    Verband tungen    zwischen    den    Alhent^ru    und    den 


4o2 


S  t  e  u  ρ 


Meilern  Überraschend  finden.  Im  Uebngeti  hat  die  erste  eicUieche 
Unternebniung  der  Athener  beinahe  drei  Jahre  gedauert,  die 
Athener  haben  grosse  UofTnungen  auf  dieselbe  gesetzt,  und  ut 
i8t  das  Vorspiel  der  verhängiii«RVDUen  zweiten  Cnteniehmung 
gewesen,  deren  Ausgang  der  HiBtoriker  wohl  schan  kannte,  als 
er  »einen  Bericht  über  den  Sommer  42 i  aasarbeitete  (vgl  4,  12,  3). 
Wenn  Ί  hukydides  uns  unter  diesen  Umstanden  in  der  Hede  dee 
Heroiokratee  die  Erwägungen  vorgeführt  hat,  durch  welche  die 
Sikelioten  hestinimt  wnrd«n,  der  Intervt^ntiün  der  Athi?ner  ein  Ziel 
zu  setzen,  so  künncti  wir  ihm  meines  EraehtenB  hierfür  nur  dank* 
bar  sein. 

Stein  hat  weiter  S,  54f*  f,  an  unserer  Rede  ausxusetKen, 
daas  sie  die  Frage,  oh  Fiieden  oder  Krieg,  behandle,  während 
in  Gela  nichl  mehr  Ubt^r  ditise  ullgenieine  Frage,  sondern  über 
eine  biliige  Auflgleichung  der  /wi«ch<*n  den  einzelnen  Städten 
streitigen  Interessen  nnd  Aneprlii:he  verhiindeU  worden  sei.  Hier 
kann  man  sich  nur  über  die  ausserordentliche  Kühnheit  wundern, 
mil  der  Stein  sich  über  die  Diirstelhing  des  Thnkydides,  der  anch 
in  dem  die  Hede  einieitemlen  ('apitel  hH  ausdrücklich  sagt,  die 
Sikelioten  seien  in  Verhandlungen  eingetreten^  6Ϊττα>ς  £υναλλαγ€Ϊ€ν| 
und  es  eeien  mancherlei  Anwichten  €Ti*  άμφΟΤ€ραι  für  und  gegen 
den  Frieden,  ausgesprochen  worden,  einfach  hinwegsetjten  zu  können 
gtaaht  Wenn  Stein  ferner  H.  542  es  bedeuteaui  Hndet,  das»  in 
der  Hede  de»  Hermoknitee  die  Person  des  Reilners  als  solche  mit 
einer  Prätension  auf  Ansehen  und  Geltnng  hervortrete,  wie  sie  Thu- 
kydides  unter  ähnlichen  Unifitänden  keinem  anderen  Redner  einge- 
räumt habe,  so  ist  xuniiehst  daran  zu  erinnern,  dass  der  Historiker 
Herniokrates  auch  in  der  von  diesem  in  Kamarina  gehaltenen  Eede 
β,  Τβ,  1  seine  Person  und  seine  Vaterstadt  entschieden  identiB- 
oiren  läest>  Sodann  aber  war  Herniokrates,  soweit  wir  urt heilen 
können,  ein  weil  bedeutenderer  Mann  als  die  Sprecher  der  übrigea 
bei  Thuk^dides  Yorkomm enden  Geeandtschafts reden  und  nahm  so- 
wohl im  Sommer  424  als  zur  Zeit  seiner  in  Kamsrina  gehaltenen 
Rede  in  Syrakus  eine  massgebende  Stellung  ein.  Hiermit  hängt 
offenbar  auch  zusammen^  dass  Hermokratea  überhaupt  bei  beiden 
Gelegenheiten  als  Redner  genannt  wird,  während  Thukjdidee  die 
Sprecher  von  GeBandtschaftsredcn  gewöhnlich  nicht  nennt.  Er 
uenut  ausser  Hermokratea  nur  deüsen  athenischen  Gegenredner 
in  Kamarina,  Enpbemos,  uml  die  beiden  Sprecher  der  ergreifenden 
Platäerrede  3,  53  ff.,  wenn  diese  Ri-de  überhaupt  zu  den  Gesandt* 
ich&ftereden     gerecbnet     werden     kann.      Steins     Annahme,    daat 


Ttiul£ydi{]&t,  Aotiochofi  und  die  Biographie  de«  HermokrAtes      453 


Thukydides    dk  übrigen  Gei^andtucbaftöredner   wegen 

ϊΚί  genannt  habe, 


der   *Unbe• 


athe 


seiner  Quellbericbte'  n 
η  begreif  lieb. 

Nur    in    einem   Punkte  entbält  die  Rede  des  Hennokrates 

wirklieb  eine  Scbwierigkeit^  die  aber  meines  Erscbtene  keineewegB 

zu  den  Folgerungen  berenbtigt,   welehe  Stein  gezogen  bat.    Scbon 

^  Cöbet   uA.    bntten    daran    Anstoes    genunimen,    daes    Hermokrates 

Β  4,  CO^   1    von    wenigen  Sohiffen  epricbt^  mit  denen  die  Athener 

"  in  Sicilien  anwesend  seien,  όλίγαις  ναυσι  τταρόντ€ς.  Dieser  Äue- 

idrutk  seil  Jen  damit  in  Wider«  |>rucb  zu  eteben,  das»  zur  Ver- 
itärkung  der  urBprlinglicb  nach  Sicilien  gesandten  20  attiacben 
Scbiffe  40  weitere  Scbiffe  aiiBgescbickt  worden  waren.  Stein  bat 
nun  S,  540  f.  au8  den  erwähnten  Worten  und  dem  UmBtandj 
dase  Hermokrates  in  dem  selben  Kapitel  der  Befürchtung  Auedruck 
giebt,  die  Athener  möchten  einmal  πλεονι  0τόλψ  in  Sicilien  er- 
ecbeiiien,  gencblof>een,  die  ganze  Rede  passe  nicht  in  den  Zueammcn- 
bang,  in  welchem  wir  eie  bei  Tbukydidee  finden,  und  er  hat  ge- 
meint, dies  komme  daher,  daes  Thukydidee  die  Rede  nicht  derjenigen 
Üiiöllechrift  entiif^mmen  habe,  der  er  bis  zu  dem  Frieden  von 
Gela  im  Allgemeinen  gefolgt  sei,  aleo  nicht  Antiochos,  sondern 
einer  zweiten  Quellechrift,  die  nicht  auf  fortlaufende  Gescbicbts- 
erzählnng  angelegt,  i?ondern  eine  Biographie  des  Hermo- 
krates gewet^en  aei.  Bei  der  Contamination  der  beiden  Quellen 
habe    der  Historiker  eben  in  der  zeitlichen  Aneetzung  der  Kede 

■einen  Fehler  begangen. 
l  Pem  gegenüber  musa  ich  vor  Allem  betonen,  dase  Thuky- 
dides  nirgend  berichtet,  dasa  die  Feldherren  Eurymedon  und 
Sophokles  mit  den  40  Schiffen,  mit  denen  sie  in  See  ge- 
stochen waren  und  dann  lange  bei  Pyloe  verweilt  hatten,  nach 
Sicilien  gelangt  sind.  Von  der  Abfahrt  der  beiden  Feldherren 
von  Pylos  heiast  es  4,  46,  1  nach  unserer  üeberlieferung  ledig- 
lich:  έπ€ώή  έκ  τής  Πύλου  άττήραν  ές  την  Σικελίαν  νουσίν 
Αθηναίων,  und  ich  habe  schon  in  meiner  Bearbeitung  des 
4,  Buches  gegenüber  Claswens  Verniuthiing^  dase  vor  vau0iv  die 
Zahl  μ'  auegefallen  sei,  nicht  bloei  bemerkt,  daee  wir  bei  Tbti- 
kjdides  in   Angaben  über  Flotten  öfter  ein  einfaches  vauCTlV  ohne 

»eine  Zahl  finde  η »  sondern  auch  darauf  aufmerksam  gemacht^  dase 
Verechiedene»  dafür  spricht,  dass  die  Feldherren  bei  ihrer  Weiter- 
fahrt nach  Kerkyra  und  Sicilien  eine  kleinere  Anzahl  von  Schiffen 
bei  sich  hatten.  Am  StVblusse  seines  Berichtes  über  die  Ereig- 
nisse von  PyloH  nnd  Spbakteria  sagt  Tbukydidee  4,  39,  :i  Ol  μέν 


454  S  t  e  u  ρ 

δή  'Αθηναίοι  και  ο\  ΤΤελοποννήσιοι  όνεχώρησαν  τψ  στρατώ  ίκ 
της  Πύλου  έκάτεροι  ίπ'  οϊκου.  Ich  habe  aaO.  darauf  hinge- 
wiesen,  dase  trotz  der  allgemeinen  Fassung  dieses  Satzes  atheni• 
scherseits  1)  eine  Besatzung  in  Pylos  gelassen  wurde  (vgl.  4, 
41,  2),  und  2)  Eurymedon  und  Sophokles  von  Pylos  direct  nach 
Kerkyra  fuhren.  Je  zahlreicher  wir  uns  nun  die  Schiffe  denken, 
welche  von  den  beiden  Feldherren  von  Pylos  nach  Sicilien  ge- 
führt wurden,  desto  mehr  fällt  auf,  dass  dieselben  weder  in  dem 
angeführten  Satze  noch  4,  38,  4,  wo  angegeben  wird,  dass  die 
Athener  am  Tage  nach  der  Gefangennehronng  der  Lakedämonier 
τους  δνδρας  τοις  τριηράρχοις  biebiboaav  ές  φυλακήν,  berück- 
sichtigt werden;  denn  ohne  Frage  wurden  die  Gefangenen  that- 
sächlich  nur  den  Trierarchen  der  zur  Rückfahrt  nach  Athen  be• 
stimmten  Schiffe  übergeben.  Auch  hatten  die  Athener  bei  Pylos 
im  Ganzen  nur  gegen  80  Schiffe  zusammen  gezogen  (vgl.  4,  31,  1 
u.  32,  2).  Wären  also  Eurymedon  und  Sophokles  mit  40  Schiffen 
von  Pylos  nach  Kerkyra  und  Sicilien  gefahren,  so  hätte  Thnky- 
dides  zweimal  von  der  ganzen  Flotte  Dinge  behauptet,  die  nur 
etwa  in  Bezug  auf  die  Hälfte  richtig  waren.  Entschieden  für  eine 
geringere  Zahl  der  Schiffe  als  40  spricht  weiter,  dass  auch  nach 
dem  Eintreffen  des  Eurymedon  und  Sophokles  nichts  Nennens- 
werthes  gegen  die  Syrakusier  ausgerichtet  wurde,  und  dass  die 
Athener  es  nicht  vermocht  haben,  den  Frieden  von  Gela  zu  ver- 
hindern (4,  48,  6.  65,  2).  Ebenso  würde  Thukydides,  wenn  wirk- 
lich im  Ganzen  mindestens  60  attische  Schiffe  in  Sicilien  in 
Action  gewesen  wären,  schwerlich  4,  65,  4,  wo  er  von  der  Ver- 
urtheilung  der  zurückgekehrten  Feldherren  spricht,  gesagt  haben: 
Mn  dem  Grade  erhoben  die  Athener  in  Folge  ihres  damaligen 
Glücks  den  Anspruch,  dass  .  .  sie  das  Erreichbare  sowohl  wie 
das  Unmöglichere  ebensogut  mit  einer  mangelhafteren  wie 
mit  einer  grossen  Kriegsmacht  (μεγάλη  τ€  δμοία»ς  καΐ  έν- 
be^OTipq,  παρασκευή)  zu  Stande  brächten*.  Denken  wir  uns 
dagegen,  dass  Eurymedon  und  Sophokles  nur  mit  10  oder  12 
Schiffen  nach  Sicilien  kamen,  so  vermindern  die  Schwierigkeiten 
der  Stellen  4,  38,  4  und  39,  3  sich  erheblich,  und  alle  übrigen  An- 
gaben des  Thukydides  mit  Einschluss  der  Aeusserongen  des  Her- 
mokrates  4,  60  werden  ganz  verständlich.  Die  Athener  waren 
ursprünglich  mit  20  Schiffen  in  Sicilien  erschienen,  and  einige 
weitere  Schiffe  waren  mit  Pythodoros,  dem  Collegen  dea  Eury- 
medon und  Sophokles,  der  schon  im  Winter  426/5  nach  Sicilien 
vorausgeschickt    worden    war,    nach    Rhegion  gelangt  (3,  115,  3 


Ttiiikydides»  Autiochos  und  die  Biographie  des  Hermokratue      455 


u.  5).  Aber  in  der  yeesclilaoUt  von  4,  25,  1  waren  nur  noch 
16  atlieche  Schiffe  vorhanden,  und  von  diesen  wurden  noch  zwei 
bei  dem  zweiten  Znsaminenitotie  mit  den  Syrnkusiern  4^  25,  4  f. 
eingebüBKt.  Kamen  non  zu  den  14  Hehiffen,  welehe  Uhrig  blieben, 
nur  noeh  10  οά^τ  12,  βο  konnte,  naOientlioh  im  Hinblick  auf  die 
Geeammtmacht  der  Athener  (4,  60,  1  heiest  es  von  diesen; 
δύναμιν  έχοντες  μεγίΐίτην  τών  Έλλήνιυν  τάς  τ€  αμαρτίας 
ημών  τηροοσιν  άλίγαις  vaucTiv  παρόντες  κτέ.)^  nach  wie  vor  von 
όλίγαι  νή€ς  und  einer  ένΟεεστφα  παρασκευή  gesprochen  werden, 
wie  es  dann  aiiüb  begreiflich  ist,  daas  aach  die  vereinigte  Flottts 
nicht»  Wesentlichea  in  Sicilien  erreicht  bat. 

Eb  konnte  aber  auch  den  Athenern  ans  verschiedenen  Grün- 
den, zB.  wegen  de»  Feldzug«  in  das  Gebiet  von  Korinlh,  der 
ziemlich  unmittelbar  nach  Kleone  Eückkehr  von  Pylos  nnter- 
nomraen  wurde,  und  an  dem  80  SehiHTe  Theil  nahmen  (4,42,1), 
räthlich  erBcheinen,  die  Flotte  dea  Eurymedon  und  Sophokles, 
die  iibrigenif  auch  von  Hauie  au»  nicht  aueschlieeelich  für  Sicilien 
bestimmt  gewesen  war,  und  von  der  schon  einmal  vorübergehend 
fünf  Schilfe  abgetrennt  worden  waren,  (4,  2,  4,  5,  2)  erheblich  zu 
vermindern-  Thnkydides  hätte  nun  aÜerdingB,  wenn  etwas  Der- 
artiges wirklich  geschah,  Veranlassung  gehabt,  bei  der  Erwäh- 
nung der  Abfahrt  de»  Eurymedon  und  Sophokles  von  Pylos  we- 
nigstens dur^-h  Hinzufügung  der  Zahl  der  Schilfe  auf  die  einge- 
tretene Verminderung  der  Flotte  hinzndeuten.  Er  hatte  aber 
jedenfalls  noch  mehr  Veranlassung,  die  Schiffe,  welche  von  Pyloa 
nach  Sicilien  fuhren,  4,  38,  4  und  39,  3  zu  berUoksichtigen.  Da 
er  dies  ohne  Frage  nicht  gethan  hat,  so  braucht  auch  4^  46,  1 
das  Fehlen  einer  Zahl  nicht  nothwendig  den  Abschreibern  zur 
Last  gelegt  zu  werden,  wenn  ee  auch  recht  gut  möglich  ist,  daee 
Δ  oder  Δ(1   nach   vaU0iV  ansge fallen   ist. 

Wenn  wir  nun  allen  Grund  haben,  anzunehmen,  daes  auch 
auf  dem  Friedenscongresee  zu  Gela  die  im  Westen  befindlichen 
Schiffe  der  Athener  noch  als  'wenige'  bezeichnet  werden  konnten, 
8ü  ist  hiermit  Steine  gewagter  Hypothese  von  einer  von  Thuky- 
dides  in  seinem  Bericht  über  den  Frieden  von  Gela  in  unge- 
schickler Weise  vorgenommenen  Gontamination  zweier  Uuellen 
jeder  Boden  entzogen. 

Auch  für  Thukydides'  Darstellung  der  grossen  sicili- 
schen  Expedition  und  des  darauf  folgenden  Seekriegs  in 
den  östlichen  Gewässern  nimmt  Stein  S,  544  ff,  eine 'Aus- 
nutzung   der  Biographie    des   Hermokrates'  an.      Die  Benutzung 


45f; 


Stettp 


dieiier  Quelle  «oll  vor  Allem  die  Häuliglceit  der  Erwäbnang  de• 
Hemiök ratet  erklären,  der  thateäcfalicb  Dar  TorübergelieDd  eine 
wirklich  b«<leutende  Rolle  geepielt  babe.  Obne  jede  Frage  bat 
aber  Tbukydidee  HerniokrateH  fOr  einen  »ebr  bedeutenden  Mann 
gebalten«  und  ebeneowenigt  wie  wir  daraun»  daes  der  Bietoriker 
den  von  ihm  gleich  falle  sehr  hoch  gestellten  Braaidas  ancb  tu 
den  kleineren  Zügen  eeiner  Thiitigkeit  darstellt  (vgl.  Claeeen  zn 
2,  25,  2  u.  4,  120,  2),  besondere  qaellenkritiecbe  Folgerungen  fl 
ziehen  können,  ebeneowenig  können  wir  dien  irgendwie  aus  der 
häufigen  Erwähnung  de»  Herinok raten.  Was  sodann  Steine  Be- 
handlung des  Einzelnen  anlangt,  »o  bat  ee  mich  einigermaaeen 
gewundert,  auch  in  dieBem  Zaeammenhang  den  von  Claeeen  mit 
Recht  ale  bemerkenBwertb  bezeiciineteii  UmBtand,  daee  in  den 
drei  Reden,  welche  Thukydidee  Hermokratee  in  den  Mund  legt, 
manche  einzelne  Ausdrücke  und  Wendungen,  nicht  gerade  ge- 
wöhnlicher Arlt  in  ganz  ähnlicher  Form  zwei-  oder  dreimal  vor- 
kommen, mit  keinem  Wurte  berückeichtigt  zu  finden.  Freilich 
läeet  eich  dieeer  Umstand  ja  auch  durchan«  genügend  durch  die 
Annahme  erklfireTi,  das«  Hermokratee  in  der  That  bei  verechie- 
denen  Gelegenheiten  Aehnlichee  gesagt,  und  ThukydiJee  hierüber 
recht  genaue  mündliche  Nachrichten  erhalten  habe.  Immerhin 
wäre  aber  in  einer  iiiiellermntcrsucbung  ein  näheree  Eingehen 
auf  eigenthümliche  Gedanken  und  sprachliche  ßenonderbeiten  der 
für  eine  beetimmte  tliielle^hrift  in  Anfiprnch  genommenen  Stucke 
eehr  am  Platze  gewesen  (vgl.  den  von  mir  in  4,  Γ)9,  3  gegebenen 
Nachweis  eprachlicher  EigenthUmlichkeiten  der  1.  Rede  det 
Hermokrates), 

Wa»  Stein  wirklich  für  seine  Hypothese  im  Einzelnen  vor- 
bringt» ist  wieder  in  keiner  Weise  überzeugend.  Die  Reden  de» 
Herniokrates  und  AthcnaguraH  6^  33—  40  sollen  nur  Yum  Standpunkt 
de«  syrakusiBchen  Biographen  und  Parteimann^,  nicht  aber  auch 
vom  Standpunkt  des  Historikers  aus  angemeseen  eein  (S,  545  ff.). 
Jeder  Unbefangene  aber  wird  Thukydides  dafür  dankbar  eein, 
dass  er  durch  Mittheilung  der  Reden  der  beiden  Parteiführer  und 
einee  Strategen  ee  uns  veranschaulicht  hat,  wie  die  Syrakueter 
die  Nachrichten  von  dem  Herannahen  der  grossen  Flotte  der 
Athener  aufgenommen  haben;  und  im  Gegensatz  zu  »Stein  mu$s 
entschieden  betont  werden^  daee,  wenn  wir  dieee  Reden  nicht 
biitten,  allerdingB  etwas  dnrchaus  nicht  Unwesentliches  in  der 
Darstellung  des  Historikers  fehlen  würde.  Ebensowenig  wird 
Jemand   die  nach  Thukydides  von  Hermokratee  und  Euphemos  in 


ThukydideB,  Antiocboi  und  die  Bii»g:rRphie  des  Flermakrates     457 


Kamariiia    gelmltenen    Keden  (6^  7'»^ — 87)  πηκηρη    wüllen,    werm 

Β  flie  auch  keiTie  besondere  Wirkut]^  gehabt  haben.  Wenn  damal« 
wirklich  derartiiie  Reden  in  Kaniarina  gehalten  worden  «ind,  wo- 
gegen Nichts  tipriL'lit,  eu  hütte  1  hukyiliilee  alle  Veranlaesung,  uns 
durch  deren  dem  wesentlichen  Inhalt  nacli  treue  Wiedergabe 
(vgl.  l,  22,  l)  ilentliüh  zu  niacheni  in  welcher  Weise  Syrakusier 
\ma  Athener  sich  um  den  Beistand   noch  mehr  oder  weniger  nen- 

Htrftler  Gnechenefiidte  Sieitiene  bewarben.  Die  Annahme  der  Be- 
nutzung einer  literariechen  Quelle  wird  hier  wieder  durch  Nichte 
nahe  gelegt. 

^b  Das  Capitei  7,    73,    in  welchem    die    hlai    tt  e  η  Hernio- 

Itratea    erzählt    wird,     durch   die  nacli   denn  entKcheidenden  Hee- 
Eiege  der  HyrakuBJer  der  rechtzeitige  Abzug  der  Athener  zu  Lande 

■  verhindert  wurdei  ist  nach  Stein  S,  550  ff.  von  Thukydidee  nach- 
träglich in  seinen  bereite  abgeschloesenen  Text  eingescboben  wor- 
den, wobei  der  Historiker  sich  nicht  diirnm  gekümmert  haben 
soll,  ob  der  Zusatz  mit  der  ufflprunglic^ben  Dar!>te]tung  in  Ein- 
klang Rtehü.  Ho  sei  ein  doppelter  WiderBpracb  in  die  Krzäblung 
gekommen;  scheide  man  da»  Capitel  wieder  aua,  so  bleibe  keine 
Spur  weder  einer  Dissonanz  noch  einer  Lücke.  Aber,  wenn  wir 
mit  Stein  c.  74,  1  και  έτΓ€ΐί)ή  και  ώς  ουκ  €υθύς  ώρμηααν 
έ'ί)θέ€ν  αύτοϊς  και  την  έπιοΟσαν  ημεραν  τί€ριμοναι  κτέ,  mch 
unmittelbar  an  das  Knde  von  c.  72  κα\  Ol  μέν  ώς  κατά  γη  ν 
άναχιυρήοοντες  ήδη  Σύμπαντες  την  γνώμην  €Ϊχον  anscblieseen 
lassen,  haben  wir  durc)iau[i  keine  tHdello«e  Erzählung.  Insbe• 
eondere  aind  die  Worte  καΐ  έΐΓ£ΐ6ή  και  ώς  ουκ  ευθύς  ώρμησαν 
dann  ebenso  wenig  verständlicb,  wie  sie  dies  in  der  überlieferten 
Faeaung  der  Daratellung  der  auf  die  letzte  Seeschlacht  folgenden 
Vorgange  sind.  Man  milsate  übersetzen:  'und  da  sie,  obwohl 
nunmehr  Alle  für  den  RUckxug  zu  Lande  waren,  nicht  sofort 
aufgebrochen  waren',  und  hierbei  müasie  ganz  entscbieden  eine 
Angabe  darüber,  warum  die  Athener  denn  nicht  sofort  aufge- 
brochen waren,  vermisst  werden.  Wenn  also  Stein  wegen  der 
meioee  Erachtens  von  Stahl  durch  Streichung  von  και  επειδή 
aufs  glücklichste  beseitigten  Schwierigkeit  von  c.  74,  1  einen 
formellen  Widerspruch  mit  c.  73  behauptet,  so  hat  der  von  ihm 
selbst  vermuthete  ursprüngliche  Text  gleichfalls  keinen  ordent- 
lichen Zusammenhang, 

Der  chronologische  Widerspruch  sodann,  den  Stein  in  un- 
serem gewöhnlichen  Texte  gefunden  zu  haben  glaubt,  ist  in  keiner 
Weise  zuzugeben^    während    umgekelirt   nach  Ausscheidung   von 


45^  S  t  e  u  ρ 

c.  73  die  Erzählung  in  chronologischer  Hinsicht  keineswegs  ein• 
wan'ifrei  Rein  würde.  Nach  ihrer  entscheidenden  Niederlage  zur 
See  hegten  i^ie  Athener  nach  c.  72,  2  (vgl.  c.  60,  2)  die  Ah- 
niclit,  της  νυκτός  ευθύς  όναχωρβΐν,  sogleich  bei  Beginn  der 
Nacht  zu  Lande  abzuziehen  (vgl.  άφ'  εσπέρας  €ύθύς  3,  112,  2 
α.  f^j  27,  6).  Demoethenes  aber  war  dafür,  mit  dem  Rest  der 
Flotte  mit  Tageeanbruch  (δμα  iw)  noch  einen  letzten  Dnrch- 
bruchsverpucli  zu  machen,  und  wusste  Nikias  für  diesen  Plan  zu 
gewinnen  (c.  72,  3  f.).  Da  Thnkydides  in  diesem  Zusammen- 
hang Nichts  von  Vorbereitungen  zur  Ausführung  der  ursprQng- 
lichen  Absicht  der  Athener  berichtet,  so  muss  Demosthenes  jeden- 
falls schon  einige  Zeit  vor  Beginn  der  Nacht  mit  seinem  Vor- 
schlag hervorgetreten  sein.  Die  Sache  scheiterte  dann  daran, 
dass  die  Seelente  sich  weigerten,  wieder  an  Bord  zn  gehen:  και 
Ηυγχωρουντος  Νικίου  τή  γνώμη  και  βουλομέναιν  πληρούν  αυ- 
τών οί  ναυται  ουκ  ήθβλον  έσβαίνβιν  κτέ.  Diese  Weigerung 
lässt  Stein  'eben  am  nächsten  Morgen'  d.  i.  erat  zn  der  Zeit, 
wo  der  Durchbruch  vereucht  werden  sollte,  erfolgen.  Aber  ab- 
gesehen davon,  dass  das  πληρούν  der  Schiffe,  welches  dem  Durch- 
bruchsversuch  vorausgehen  luusste,  jedenfalls  eine  gewisse  Zeit 
erfordert  hätte,  haben  wir  durchaus  keine  Veranlassung,  ja,  wie 
ich  glaube,  auch  gar  kein  Recht,  βουλομένιυν  πληρούν  αυτών 
von  einer  erheblich  späteren  Zeit  zu  verstehen  als  Ευγχαιρουντος 
Νικίου  τή  γνώμη.  Die  Gleichheit  der  Tempora  spricht  entschie- 
den dafür,  dass  das  βούλβΟθαι  πληρούν  sofort,  nachdem  Nikias 
dem  Plan  zugestimmt  hatte,  eintrat.  Dass  aber  dem  mit  βουλο- 
μένων  πληρούν  αυτών  angedeuteten  Befehle,  dass  man  Alles  vor- 
bereiten solle,  um  αμα  iw  einen  letzten  Durchbruohsvennch 
machen  zu  können,  die  P>klärung  der  Seeleute,  nicht  mehr  an 
Bord  gehen  zu  wollen,  unmittelbar  gefolgt  ist,  kann  nicht'  be- 
zweifelt werden.  War  man  aber,  wie  hiemach  anzunehmen  ist, 
auf  Seite  der  Athener  noch  vor  Beginn  der  Dunkelheit  allgemein 
zu  der  früheren  Absicht,  bei  Nacht  zu  Lande  abzuziehen,  zurück- 
gekehrt, so  macht  es  gar  keine  Schwierigkeit,  dass  Hermokrates 
nach  c.  73,  3  die  Ueberbringer  seines  arglistigen  Rathes  ήνικα 
Ηυνεσκότα^εν  an  die  Athener  abgesandt  hat.  Anderereeits  aber 
ist,  wenn  wir  mit  Stein  c.  73  ausscheiden,  in  den  Worten  von 
c.  74,  1  fboHev  αύτοϊς  και  την  επιοΟσαν  ήμέραν  π€ριμ€ΐναι  die 
Nichterwähnung  der  Nacht,  welche  auf  die  Seesohlaobt  folgte, 
schwer  zu  erklären. 

Nach  dem  Gesagten  lässt  sich  aus  Thukydides*  Bericht  fiber 


Thakydides^  AnliochoB  und  die  Biographie  des  HerTnokrates    45d 


I 


I 


I 


t 


die  List  des  Hertnokratee  wieder  niclit  die  f^erin^ftte  Schltiasfot- 
gernng  hineichtliüb  der  nacti  Stein  von  dem  Hietoriker  benutiten 
Biographie  des  Henuokrate«  zielien'.  Auch  von  der  von  Htein 
(8,  556)  weiter  vermutheten  nachträjarlichen  Einfiiifting  von  8,  45,  Β 
ττλήν  jwy  Συρακο(Τίων  ■  τούτων  be  Έρμοκράτης  [τ€|  ήναντιοΰτο 
μόνος  υπέρ  του  Εύμπαντος  £υμμαχικου  (so  will  Stein  geechrieben 
haben)  kann  im  Ernst  gar  keine  Rede  sein.  Wie  aneh  immer  der 
Text  dieser  ffchwierigen  Stelle  herzu 8t eilen  eein  rnng^  jedenfalls 
kann  Thakydides  nicht  erst  durcli  die  von  Stein  angenommene 
'Quellschrift*  nachträglich  verftnlaBst  worden  sein,  dua  ErgebnifiR 
des  von  Alkibiadee  Tiasaphernee  ertheilten  Rathee,  die  pelopon- 
neeiechen  Trierarclien  und  Strategen  zu  beetechen,  genau  mitzu- 
theilen. 

WsB  endlich  die  Namen  der  drei  neuen  eyraku si- 
eche η  Strategen  8,  85^  ^  betritTt,  die  Tliukydidee  nach  Stein 
8.  558  seiner  'Vorlage  entnommen  hat,  bo  hat  der  Historiker 
dieselbe  natürlich  wieder  recht  gut  dnicb  miindJicbe  Erkundigung 
ermitteln  können.  Stein  meint,  es  sei  aufiTallend»  daee  die  Namen 
in  einer  doch  nur  η  eben  läufigen  und  für  den  weiteren  Bericht 
der  Kriegeläufte  völlig  belanglosen  Anmerkung'  angegeben  wür- 
den. Man  könnte  hiergegen  geltend  machen,  dase  wir  im  8*  Buche 
manches  Auffällige  finden.  Aber  ieb  muss  überhaupt  die  Richtigkeit 
der  von  Stein  gebilligten  gewöhnlichen  Annahme,  daes  wir  in  den 
Worten  και  τά  τίλβυταΐα  φυτόντος  έκ  Συρακουσών  τοΰ'Ερμο- 
κράτους  και  έτερων  ήκόντιυν  έπι  τάς  ναυς  τών  Συρακοσίιυν  ές 
την  Μίλητον  στρατηγών  . ,  .  €ν€Κ€ΐτο  ό  Τισσαφφνης  φυγάδι  ήί>η 
οντι  τώ  Έρμοκράτ€ΐ  πολλψ  έτι  μάλλον  κτέ.  eine  vorgreifende 
Bemerkung  bitten»  auf  das  Ernetlichste  in  Zweifel  ziehen.  Was  in 
0.  85  über  Hermokratee  gesagt  wird,  bat  nur  dann  einen  ordent- 
lichen Zueammenbang,  wenn  wir  die  angeführten  Worte  nicht  minder 
als  die  ihnen  vorausgebenden  ίχθρα  bk  ιτρός  αυτόν  ήν  αύτώ  aSei 
ΤΓοτε  W€pl  Toi)  μισθού  της  άττοΐ)όσ€ως  auf  die  Zeit  vor  den  vor- 


*  In  den  Worten  von  c.  7i],  1  λέγων  ταΟτα  &  καΐ  αύτφ  4öokci, 
mit  welchen  nach  Stein  S.  551  auf  eine  spätere  verleumderieohe  Miea- 
deutung  des  Vorgehens  den  Hermokrates  Bezug  genommen  wirdi  ist 
icai  einfach  das  fiir  unser  Gti fühl  uherilÜBsige  κσί  der  Relntiveätzc.  Für 
das  Stein  anstöasigrc  μΐτά  {witimv  c.  73.  3  vergleiche  man  G,  6S^  3, 
Warum  der  Rath,  die  Athener  sollten,  da  die  Straaaen  von  den  Syra- 
kusiern  gctperrt  seien,  nicht  bei  Nacht  abzieh en^  eondern  nach  ge- 
hörigerer Vorbereitiing  bei  Tage  (c.  73,  3),  Beltjam  sein  soll,  vermag  ich 
nicht  einzusehen. 


4^0 


St«  ο  ι» 


her  erwähnten  Reisen  belieben,  welche  gleicbseitif  einereeiU  von 
niileiiichen  Gefiatidten  und  Hermokrittee  und  andereeite  τοπ  einem 
Abgesandten  des  TieHaphernee  nach  Sparta  gemacht  worden^  Bei 
der  grwöbfilifihen  Auffasming  der  Stelle  Rchwebt  τά  τ€λ€υτοΐα 
gan^s  in  der  Luft,  während  es  nieht  die  geringate  Schwierigkeit 
macht»  'vor  derAhreiee  des  Hermokratee*  dazu  tn  ergänzen.  Fer- 
ner Bpreohe«  tiuvh  ilie  Worte  ές  τήν  Μίλητον  aufs  rntscbiedenete 
gegen  die  gewöhnliche  Anflicht;  dieselben  eind  ebenso  nattirlieb, 
wenn  von  der  Zeit  vor  der  Reiee  des  Hermokratee  nach  Spart« 
die  Rede  ist,  wie  unnatürlich,  wenn  an  eine  spätere  Anwesenheit 
der  syrakusiechen  Flotte  in  Milet  gedacht  werden  solK  die  wir 
obendrein  nicht  einmal  zeitlich  genau  heetimnien  können»  Wenn 
weiter  xur  Zeit  der  Reiee  des  Hermokratee  narh  Sparta  der  feind- 
liche Gegen^atx  zwischen  dem  Syrakusier  und  Tissaphemea  so- 
weit i^edieben  war,  daas  jener  ίμ^λλΐ  τόν  Τΐ£Γ(Ταφίρνην  άττο• 
φαίνει  ν  φθ€ίροντα  τών  ΤΤελοποννησίων  τά  κράγματα  μ€τά 
Άλκιβιά&οι>  καΐ  ίπαμφοτ€ριΙοντα,  so  mfisste  man  doeh  erstaunt 
eein,  eine  in  spaterer  Zeit  eingetretene  Verachärfnng  der  Feind- 
seligkeit des  Satrapen  gegen  Hermokrates  daraus  entnehmen  zu 
sollen j  dsss  TinRaphernee  Hermokrates  δλλα  τε  vorwarf  και  ώς 
χρήματα  ττοτι  αιτήσας  αυτόν  καΐ  ου  τιιχών  τήν  ^χθραν  ο\  ττρο- 
θοίτο.  Es  kommt  noch  hinzu,  das»  e«  doch  recht  fraglich  ist, 
ob  Hermokrates^  wenn  er  noch  Stratege  war,  überhaupt  die  Flotte 
hätte  verlassen  können,  wie  es  auch  wenigstens  beachtenawerth 
ist,  dafis  in  den  Berichten  über  das  entschiedene  Auftreten  der 
Sjrraknsier  gegenüber  dem  Nauarcben  Astyocboe,  die  wir  S,  1% 
und  84  finden,  Hermokrates  nicht  genannt  wird.  Hiernach  darf 
wohl  als  erwiesen  angesehen  werden,  dass  ThiikydiJes  die  Ver- 
bannung des  Hermokrates  durchaus  nicht  in  der  vorgreifenden 
Weiee  erzählt  bat,  wie  man  seit  Krüger  gewöhnlich  gemeint  hat. 
Wenn  andereraeitB  Xenopbon  die  Nachricht  von  der  Verbannung 
des  Hermokrates  «^rst  nach  der  Schlacht  bei  Kyzikos  zxl  der 
syrakusischen  Fbjtte  gelangen  läset  (Hell.  1,  1,  27),  so  beweist 
dies  um  so  weniger,  als,  wie  Stein  selbst  S.  5ΓιΟ  f»  sehr  richtig 
bemerkt  bat^  die  Worte  αήττητοι  Τ€γόνατ€,  welche  Xenopbon 
Hermokrates  bei  jener  Gelegenheit  an  die  Flottenmannschaften 
richten  läRRt,   ohne  Frage  auf  eine   frühere  Zeit  hindeuten. 

Ich  bin  mit  der  Besprechung  von  Steins  Ergebnissen  zu 
Ende,  Denn  »einen  ßemtibungen  gegenüber,  die  angebliche  Bio- 
graphie deii  Hermokrates  auch  als  Üuelle  von  Xenophon  ftir  das 
1.   Buch  der   Hellenika  und   als  von  Platon  gekannt  in  erweisen 


Thokydides,  Antioohos  und  die  Biographie  des  Hermokrates     4()1 

(S.  559  ff.),  glaube  ich  mich  auf  die  Bemerkung  beschränken  zu 
können,  dass  auch  in  diesen  Beziehungen  nach  meinem  Dafür- 
halten nichts  wirklich  Ueberzeugendes,  nichts  Durchschlagendes 
von  Stein  vorgebracht  worden  ist.  Steins  ganze  Annahme  einer 
gegen  Ende  des  peloponnesischen  Krieges  oder  bald  hernach  ent- 
standenen, auf  Rechtfertigung  und  Verherrlichung  des  Hermokrates 
als  sicilischen  Staatsmanns,  Redners  und  Patrioten  angelegten  Bio- 
graphie mnss  ich  hiernach  als  eine  recht  wenig  wahrscheinliche 
Hypothese  bezeichnen.  Sollte  aber  eine  derartige  Schrift  doch 
wirklich  existirt  haben,  so  kann  jedenfalls  in  Bezug  auf  sie  ebenso- 
wenig wie  in  Bezug  auf  Antiochos  von  der  ungeschickten  Be- 
nutzung durch  Thukydides,  wie  Stein  sie  sich  vorgestellt  hat, 
irgendwie  im  Ernst  die  Rede  sein.  Wir  werden  also  Thuky- 
dides  bis  auf  Weiteres  noch  nicht  für  den  jämmerlichen  Histo- 
riker halten,  der  er  nach  Steins  Aufstellungen  gewesen  sein 
müsste. 

Freiburg   i.  B.,  25.  März  1901. 

J.  Steup. 


zu  DEN  SCHÖLTEN  ZU  GERMANICI  ARATEA 


Auf  das  Stück  'Arati  genus'  folgt  im  Dresdeneie  D^  183 
β.  IX — X  fol.  9^ — 31*  ein  Tiocb  unverglichenee  Stück,  aaf  welches 
bisher  nur  von  £.  Heydenreich  ( Rhein.  Μοβ.  33,  480)  aafmerkum 
gemacht  wurde.  £e  sind  die  Scholia  Sangermaneneia  zo  den  Aratea 
des  GermaniüUB.  Jedenfalls  ist  der  Dresdensia  hierfür  die  Zweit- 
älteste bekannte  Handschrift,  da  dieser  Theil  des  Dreedeneis  gegen 
das  Ende  des  9.  oder  zum  Anfang  des  10.  Jahrhunderte  geecbriebeo 
ist.  Inhaltlich  zeigen  beide  Handschriften  (Sangerman.  n.  Dresd.) 
wenigstens  theilweise  völlige  Uebereinstimmong.  Beide  beginnen 
mit  Arati  ea  quae  videntur,  geben  dann  Arati  genue,  and  lassen 
auf  die  Scbolien  das  angebliche  Gedicht  Prisciane  folgen.  Da 
nun  die  Wichtigkeit  der  Dresdener  Handschrift  aoeeer  allem 
Zweifel  steht,  wie  sich  später  zeigen  wird,  eo  biete  ich  hier 
zunächst  eine  genaue  Kollation  mit  der  Ausgabe  von  Brejsig 
(Germanici  Caesaris  Aratea  p.  105  ff.),  und  zwar  unter  Beibehal- 
tung der  in  der  Handschrift  eingehaltenen  Reihenfolge  der  Ab- 
schnitte. Auch  der  Dresdensis  besitzt  keine  gemeinaame  Üeber• 
Bchrift  für  das  ganze  Werk,  sondern  beginnt  mit  der  Anfachrift 
des  ersten  Capitels  De  caeli  positione.  Die  Aufschriften  sind 
vollständig  vorhanden  und  in  Unciale  mit  Mennig  geschrieben. 
Am  Schlüsse  eines  jeden  Abschnitts  findet  sich,  wie  in  der  son- 
stigen Ueberlieferung,  ein  wohl  vom  Schreiber  gezeichnetes  Bild. 
Die  Scbolien  sind  von  einem  gleichzeitigen  Corrector  darchcorri- 
girt  worden,  wie  es  scheint,  nicht  nach  einem  anderen  Exemplare, 
da  die  Aenderungen  nicht  sehr  bedeutend  erscheinen  und  Schrei- 
bungen gelten,  die  sich  wohl  meistens  durch  Versehen  des  Ab- 
schreibers erklären  lassen.  Diese  Correcturen  —  ich  nenne  die- 
jenigen des  Schreibers  L,  die  des  Correctors  Μ  —  sind  im  An- 
fang häufig  und  werden  gegen  das  Ende  seltener.  Der  ganze 
Abschnitt  ist  von  derselben  Hand  geschrieben,  die  mit  derjenigen 
der  früheren  Abschnitte  die  grösste  Aehnlichkeit  zeigt,  aber  doch 
etwas  jünger  zu  sein  scheint. 

Breysig  p.  105  —  107,  13  =  fol.  9^—10^  De  celi  positione. 
Br.  p.  105,  1  quinque  circulis  distinguunt]  circulis  quinque 
(jsupplevit  M)  distinguitnr  ^  2  maximae,  alterum  a  eras,  3  paral- 
lellae  corr.  in  parallelli.  4  aequae.  solistitiales,  primum  i  eras.; 
hoc  verbum  skut  verbum  solstitinm  semper  sie  scriptum^  sed  sem- 

^  In  margiiie  primae  lineac  scripsit  Μ  de  oeli  positione. 
<  ticut  in  cod.  Sangallensi  902  (=  ϋ»). 


Zu  den  Scholien  za  Oermanici  Aratea  4β3 

per  i  erasum  est  qtwd  infra  iwn  adnofabitur.  5  transiene  et  te- 
nens]  tranemittene.  7  eol  traneieiie  et  tenens  octavam  parteni]  eol  oc- 
taua  parte.     106,  3  in  caelo]  οςίο.    inbabitabilis,  inbabitabilee  AT. 

4  frigidus  oircnluB,  frigidoe  circuloe  M,  quod]  quo.  δ  item 
mediue  aeqainoctialie]  item  in  radioe  aequinoctiales.  6  babitarij 
babitare.  cidropie.  9  babitare  nibil  dubium.  10  adque,  atque  M. 
11  aequinoctiali  anticbtbonee]  equinoctiali  actionee.  14  antinc- 
tones  (jprtu5  antinatonee)  idem  et  antistocbe  et  antiscepe.  107,  2 
longitadinie]  longitudo  in  bis,  longitndo  est  in  boc  M.  obliqaum 
eras.  in  obliqui.  5  et  poploeanapbora]  et  poplocana  fora.  con- 
pensatio,  conpeneatione  M,  partes  creditur  adplicari,  partes  plus 
creduntur  applicari  Λ/,  6  partes  adi»  M,  7  arieti,  ariete  M, 
alterna]  altera,  alta  M,  sunt  masculorum  natalibus  alterna]  sunt 
mascalinis  femininis  masculornm  naturalibus  alia.  8  quodqne] 
qooque.  9  biforme]  deforme.  10  tropioum  omiss.  11  aries 
adi,  M,  librae,  libra  M.  12  proxima]  maxima.  13  biformia] 
deformia. 

Br.  p.  221,  1—224,  4  =  fol.  10^—11^;  inscribitur  De 
stellie  fixis  et  stantibus. 

Br.  p.  221,  4  caeleritate.  uicte,  uict§  M,  occide,  occi- 
dere  M.  7  annum,  anno  M,  8  lunae  eras,  in  luna,  bre- 
uissime,  brenissimo  M.  9  terrae,  terram  M,  uicina,  c  prius  t. 
14  ideoque]  ideo.  16  sterelis.  17  diuturna]  diurna.  222,  1 
spacio.  adbaeret]  baberet,  babitat  corr.  M.  2  nonem,  dnobus 
corr,  M,  3  ferit]  perit.  4  Stella,  stellae  M,  5  sequuntur. 
spacia.  6  quam  uidet,  qnae  uidetur  corr.  M.  8  solo,  sole  M. 
9  solo,  Bole  M.  discendit  ercis.  in  discedit.  11  pubescent,  pu- 
beecont  M,  12  umor,  bumor  M.  aetiam.  13  fulgo,  fu Igore  M. 
14  uagantia.  15  excepit.  18  qua,  quae  M.  223,  4  acronyebos] 
acronicoB  aronicus.  5  depraebensa.  postmerianam.  6  solo  idem, 
sole  id  corr.  M.  9  quod  dicitur.  10  praestat.  12  dissedent, 
dissident  corr.  M,  tercium.  13  exagonon.  14  omnino  molibus, 
ita  omnino  se  molibus  M,  16  generatione,  geminatione  corr.  L, 
18  dilatione.     20  stellae  domus  aliena.     224,  3  uariae,  uarie  M. 

Br.  p.  224,  6—226,22  fol.  11^—13•;  inscribitur  Involutio 
epberae^  p.  224,  7  figura.  8  obliquus.  9  babent  —  10  eer- 
pentarii  nt  in  ceteris  codicibus  post  spicam  Ugunfur.  13  sub 
omiss.  10  Septem,  serpentem  corr.  L.  14  adiecit,  adiaeet  M. 
16  hednli.  optinent.  18  ordinem,  ordine  J\L  19  aequus.  aequi. 
20  conlati,  conlocati  M,  21  persei,  perseus  M.  super positis. 
Caput,  capiti  M.  22  conexo.  aequo,  canis  Stella.  225,  1  lyraj 
Hbra,  b  ercis.     2  delfinus.     4  beret.    delfinus.    tela,  alam  corr.  M. 

5  habene.     6  ad  adi.  M.     7  ordine.     9  est  dehv.  M.      10  aquaria 

cauda    cen 
del.  ydra  adi.  M.         11    leone.     optinetur.     retro   autem   taurus 


^  Extat  et  alia  versio  haius  capitis  quae  ex  initio  nostrae  simil- 
lima  est  sed  paulatim  recedens  prorsus  fit  nliena.  Quam  exbibet 
e.  g.  cod.  Basileensis  fol.  8*  sub  eadem  inscriptione. 


superser.  Μ,  13  iugula  et]  fneoto.  14  iogula]  mcoto^  figtei 
fiigietiii  M,  17  ftdpropinqiiat,  apprQ[>inqqat  J/.  «nteciiiiie^  aatl* 
eanie  Λί,  Μ  ariaeli.  coetaa.  20  lococatur,  laratur  IL  2!  •«- 
cidit,  accedit  M.  octaba,  octaua  M,  226,  4  ocUba  »ut  parte. 
5  sequenti.  β  aagsti,  7  attingit.  8  conetitam.  9  octaba,  oe- 
taoa  Μ  It  luitrare.  sagittarti.  Π  adgr^tiittir,  aggreditar  ^1/« 
adheret,  adbaeret  M*  13  ootaba,  octaaa  Jl  Η  hertf,  baeret  :Ι1 
15  »iignoiiii  »ignnm  ΛΪ.  15  adgreditur,  nggredittir  Λ/.  17  bie 
marumt  gemmartim  Λ/.  19  IricHntas.  treeentaa  M,  aexagtnii, 
etfxaginta  jH.  22  In  na]  sequilur  in  ccHikf  imoffc  caeii  colummii 
fulii  reliquum  spat  tum  foL  13*  tomplectetts  cui  in^criMur  Invö- 
Jütio  epberae. 

Br.  p.  ni,  15-182.  23  ^  foK  13«*— 26•  ide^uni  ut  $m 
GG*G**B  niiera  recensio  mpitis  cui  in  ^ribitur  'involotto  ephaerae* 
Breye.  p.  107,  14  —  101»,  10,  aique  scholiNm  ad  Arat.  1  —  16 
Breye.  p.   109,   II— 11!.   13). 

p.  111,  15  spbfra.  Iß  Graeci]  antiqui.  18  qai  et  bu- 
reoa,  et]qui  bab<*ne  amiss.  19  beUceni.  minon».  minorem 
corr.  L•  112,  2  poe  «illa,  poeilla  M.  3  conturbatj  past  Μ 
margini  adscrtpHit  quid  beeioduf;  de  betice  dicat,  8  tieeiuda•, 
prius  beniodue  ui  ridetur,  lö  esset,  iseet  rorr^  M.  113,  15  cae- 
iavit.  Arclururo]  arctum.  1»5  ar^badem.  ampliit]  cm?  hoc  ver* 
hum  margini  aäscripsii  Μ  quid  ampbis.  adeimilattim.  aaaimila* 
tum  AI.  20  ttiox  omiss,  licfkoni.  p.  114,  <>  auribos  singiilia, 
■iogülai  ecwTt  M,  ecapulo^  erapulatii  M.  7  epitio,  Ftpina  corr, 
JÜ/t,  9  eortee.  cieltie  partium  dueentorum  eexaginta  quinqae. 
11    quidain.      12  decem  et  octo  «einie.      14  deetm  et  octo  aemie. 

15  orientalist  orientalee  M,  Iti  deueui  et  octo  eemie.  18  aortes] 
pM  imago  arduri  maioris  cum  inseriptione,  Arcttirus  maiar* 
noiandum  est  quod  partimla  caintin  de  arciuro  maiore  (Brepi, 
p.  114,  8  maior  arcturaa  —  18  eortes)  nendo  qunmödo  iijfgimi 
textui  interrepsit  fol.  77  \  quam  eum  codirtm  quctn  librarws  ifc- 
$αΊρ3ΐΙ  iom  continuiüse  ιψτί  similUmum  rst^  Itrtionrs  mim  ittsimt 
di&ercpantcs  α  nostris.  Sunt  autem  hae:  8  maior  autem  arctumi. 
9  aequitioctialee  partes  circuloB  partium  ducentaram  eexaginta 
qninqoe.  11  Vi  quinqQe.  difitat  iiiginti  tree.  13  X  ei  oeto 
temie,  qaadraginta.  14  X  et  oeto  semie.  16  polo  X  et 
octo  eentit.  Neque  correcton^  manus  (M)  neque  raanrae  Hie  ap^ 
parent,  Sed  hunc  locitm  Μ  ut  trhletur  lineis  in  nuswgine  desig- 
natfit  quR>us  respondet  ünea  ad  nwrginem  foL  77  posita ;  c/.  in/m 
rtd  p^  US.  19  pboenicAe.  20  artopbilax.  an  non  noltia^  a 
nonDülÜB  M,  115,  15  conlocnta»,  coUocatns  J/.  16  Aglaoa« 
tbeneaj  Agastberenie.  17  nicnstra.  18  cattir  guperacr,  uo 
Λί.  19  ad  rerhum  belicem  margmi  adscripsit  Μ  minoreni. 
decrete,  tertium  e  del,  M,  foieeiet]  M'  adL  cnm  Jone  laroistiifi 
neseio  qua  auetorUaie.  20  conlocatara,  coUocatam  M.  116^  5 
ungnlain.  6  minima]  nomina^  subterltneavd  3J.  7  altera,  al• 
teram  M.        10  unum  eenii».       12  quem  dedacant]  quae  doeunt. 

16  aequiuoctialee.       17  relique.  ,   18  perambuleat.    se^iUnr  imago 


Zu  den  ScBolien  zu  Gerniftfiici  Aratea 


465 


rcturi  mhwris   vum  insaipttone  Arcturue  minor.        19   arcturunj 


utitn 


ßtüR.       20  utraque^.        117,   16   adlaTiten 


cotidi 


17    con- 


octabaiii.  12  long!• 
tuiiinein.  nd  rerhum  in  margini  adscripsit  Μ  faleilaftea?). 
15  aquiloniuB  de  quibu«.  U>  quatj]  que.  17  deuem  posi  imago 
serpenfis  cum  hii-icrfptione  Serpens  inter  ambae  arcturoe.  18  oon- 
«titnm.  19  a  Jove  mnis.s.  20  ob  adL  M,  buius  certatnini«, 
r.onloeatu«,  collc^catus  M,  119,  19  uoaqutique.  '20  dextra  quo- 
qtie  coxa.  21  duae^  in  j^enu  iinam  in  tibia  unam  in  »inißtro 
genuculu.  22    rapalue]    posi    immjo  Berculis   cum    inscriptione 

Herculea.  hüc  capuf  de  serpente  {Breps.  p.  118^  18—119^  15-^22) 
Hygini  fcjttui  insertum  est  foL  76f,  neqtw  hie  hctwnes  consettiiuni. 
JM-icrrpitittiae  in  ie^du  Hygini  sunf  hat:  118,  18  mala  aurea. 
1ΐ*  a  iove  umiss,  119,  19  »qq,  pro  iinam  semper  I.  unaqueque, 
2i»  d extra.  21  coxa  U  in  genu  1  in  tibia  I  in  sinietro  genucalo  I  in 
dextra  inanii  1,    2ο  fecerunt]  feront     24  precioeis.  ariatbnae.     120, 

14  cretem.  15  cum  a  dioni&io,  a  eras,  pater  Über  qui  ||  ötiam. 
hachus.  16  nuberetar,  ur  aras.  17  steiles.  18  caput,  19  arcturi] 
posi  imayo  cum  inscriptiom  Corona,  20  cc^netitus.  21  aetrologiie» 
121  j  16  medicina.  iieretur,  uteretur  corr.  M,  18  ap|iolIinj-  20 
dextera,  23  qiii,  qii*;  Jf.  24  eerpenti,  Herpen te  J/.  viginti  tree| 
poiit  imago  cum  inscriplione  Serpeutartua.  122,  16  feruntur,  ur 
eras,  17  iugula]  iticolo.  adminuculö.  18  pene,  19  siliae  pamte 
ϋΤαα,     miratam,   aiterum  m  erm^       123»   14  priorum,    prioree  Jf, 

15  magne.  17  X Villi]  X7  (^  et)  VIU,  Villi  corr.  M.  post 
imago  cum  iuscriptimie  Scorpius.  18  ideo  omiss,  eo  quod]  eqiiod. 
20  caliste,  aiterum  l  superscr,  L,  21  licaone ,  licaonem  M.  ioue 
^ubierlitiearit  M,  fruiitra.  22  itenim,  iterumqiie  3/.  post  refor- 
uiatua  sup€rsct\  a  ioue  3ί,  124,  17  ioppiter.  18  licaonein. 
19  dextera.  21  quattuar*  22  genibue  unam.  23  quatuordecem, 
seqniiur  imayo  tum  inscripti(me  Bootes.  12Γι,  18  eeiodiis.  19 
iußtam.  dixit.  21  iiieta.  22  furtunam.  23  eam  ot«m.  126,22 
öeetiiuentis,  ueetinientisqoe  Jf.  Hiint  omtss.  noueio]  post  imago 
cum  inscriptione  Virgo.  127,  21  lacedemonia.  23  inlustriR,  in- 
luetree  »not  corr,  iH.  iiiter]  in.  24  aigni«  om/.'sÄ^  128,  18  nuum, 
unam  corr,  L,  m  eras,  i  saperscr.  Λ1,  19  capite  eplendidam 
uiiaiii.  22  X]  po^t  imago  *:um  Inseriptionc  Gemioi.  23  ioter 
ÄBtra  locatum.  24  berculum,  herculem  M.  129,  12  paniaa. 
129i  13—130,  20  desufit    hie    itf   tn    ceteris    codkibus^    kguntur 

fol  31^  post  p.  196,  8.  i30,  21  teeto,  testA  M.  131,  18  tertio 
unam  in  ore  unam  in  quarto  unam.  19  dua^J  post  imago  rum 
inscriptione  Cancer.  132,  18  sumitate.  20  derem  et  V^llll]  post 
imago  cum  insiiriptionc  Leo.  21  ericbtonium.  22  iiseerunL 
133,  20  quadri^e.  134,  16  caput.  heÜcae.  geima,  a  eras.  19 
heduli.  20  fruetUH.  135,  16  dnietra.  17  hednU.  Rummo,  octo] 
mposi  imago  cum  inscriptione  Agitator.      19  fabuloeae,     2<ΐ  foenicae» 


Ho€  Η  ddi  tu  Dien  tum  iam  He^deureioh   enotavit  Jabrb,  117,  256» 

ftjMlO.  MuB.  r.  PlitloK  N.  F.  LVl.  30 


46B 


Μ  an  i  i  ί  οβ 


21  cretem.      22  lonie]   iuris.        1B6,   LT  quae    subttcaiae^    a  YU 
etellifi  (anfea  Stellas)  abeet  superscr.  M,    phprecidae.      18  tuanmt«» 
nuhfnlinmvif  iTl     uomte.      19  tontadae.        137,    I*?   mihnciilÄf. 
17  genueiilo.       20  post  octo  imago   mm  ifiscrhptwnt  Taume.      21 
constita«*      22  extendiiur,   jwimum  e  in  rdsura  laiioris  lUterae* 
23  arctictie]  arctue.      138,  12  euripeitee.     14  coetum.     IG  dext^nu 

17  umerö,  19  oonititus.  20  aeetiui«,  solietitii]  post  imoffc  tum 
inscriptione  Cepbeu«.  22  Deraidiii.  piik-liritudiTienu  131*,  15 
nfptun.  18  ümero.  20  po^t  alterftm  unam  h(  in  G''(t^  id  einintro 
femore  dtiae.  in  gemi  lucidam  «nam.  21  ^elle.  »niit  in  aiiinma 
XIllL  seψiitur  ima^o  cum  ifistripaona  Caüaiepbia.  23  euripetiei^. 
X4ü,  17  ia  tenipium  habiit.  19  umero.  21  quattuur.  23  XX) 
post  imago  tttm  ifiscripUime  Aiidromeda.  24  preterea.  arbiUn- 
tur.  141,  13  ctiljeufl.  14  iouie  eo  nsoa  fuerit,  15  pigasnm. 
quia  antra,     poet  uellere  fontie,      16  meleppa©    filiam.       17  eolo. 

18  depraehenderetur,  quae  cum]  et  dum.  \^  conpraehendi.  20 
ooniierftam.  diant?.  142,  13  pingire.  babet  autem.  15  qoattoor. 
IG  apino,  18  octo]  post  imago  cum  inscrtptiofie  Equua.  19  band 
longo«  21  pberecidiTs  adminietranduui  frixe  [\  superscr*  L)  et 
belicon  ccfisum.  22  ea»  heHitn,  143,  16  belliepoutue,  17  peo- 
nem.  18  fixiim*  esinuin.  19  Äeetem]  eidem.  144,  18  quidem. 
20  quatttior.  21  unam]  post  imago  cum  tnscriptiane  Ariee.  23 
greci.  Httere.  14Γ>,  18  delton.  op  propriaetatera  forme.  19  fa^ 
buloeae.  22  angulia]  aeitigulie,  ei  eras.  23  splendid iorem]  pcä 
imago  cum  inscriptione  Deltoton.  146^  15  titruiuque.  16  coberent. 
20  00  η  ex  u.     21  quadraginta  uim]  post  imago  cum  inscriptione  Pieoet« 

147,  14  kuaqtie.      15  capit.      If»  ant,  band  eorr.  M,     conatituin, 
17  iuppiter.      19  dan^.    genoit,  sed  er  superscr >  M,    polidecta. 
20  fak^.      21  gorganae.     fiterint]  ßerent,       22  ptilchritudine, 

148,  15  qne.  caput,  16  euio  pecto  pectore.  17  umehe.  19  in 
cubito  dextro  unam  omiss*  23  genu  omiss.  24  caput  £ax.  sunt] 
post  imago  cum  inscriptimie  Pereeus.  149»  14  greci.  15  ut 
uirgiliae,  iit  pmwtis  ileL  M.  etelle.  li^  eeptina,  eeptima  M,  fa- 
baloiae,  17  pretimore.  18  j^lectramque,  que  del,  ill  19  qnae] 
qne.  fngierit,  i  dekt*  21  appellare.  150»  14  ypodamia.  15 
quaej  que.  IG  primeque.  ostendunt  post  imago  cum  inscriptiom 
Yergiliae.  17  Liram.  opinio.  18  dicunt]  dictt.  151,  13  que. 
15  eimilitudine,  liram.  orfeo.  16  uniuft,  i  eras.  calUope.  17 
ei  omiss^  18  modolando,  22  puggeo.  152,  14  Baeaaridibnß] 
paeeeribue.  15  sepnltue  (est  omiss,)]  post  hguntur  habet  etelUi 
in  utroque  pectine  aingulas,  in  quacuminibue  coruorum  eingulaa» 
in  bumeriB  eingnlie,  in  fundo  I,  in  doreo  ufio,  tiunt  Villi.  stquHur 
imago  cum  inscriptione  Lyra.  IG  Cicnuni.  constitum.  inppiter. 
17  cicno,  ramiium  altioe.  18  nemeeiara.  153,  14  elena.  ΙΓϊ 
atel]ae]pü5^  legutUur^  in  capite  olara  tina,  in  utroque  ala  quinas,  in 


^  Quae  ut  additametitu  eodiois  ad  p.  153,  '20  et   156,  1*J  iam  po- 
blici  iuris  fecit  Ueydeiireich  Rhein,  Mus,  3:5,  4M0. 


Zu  den  Scholien  za  Gemifinici  Aratea 


44>7 


corpore  I,  in  «amla  Ϊ,  fiunt  XI IT,  sequ^tur  itnugo  cum  tnscriptiane 
Cyguue.     17  caniraedem.     IB  pukhritudineni,     19  ut  ötniss.  etellaej 

ipost  leguntnr  in  capite  obecurafl  II  in  nrrjeris  singuli»  clarae  ein^ula« 
in  siniiilro  ctibito  I  ßUrani  ii  dextro  cnbito  I  et  in  inanu  !  in 
mammis  tiingulae  in  dextro  crure  I  in  pedibus  singulas  claraa 
Hiimma  Xii.  efftieio  aquo  notata  est  ex  itelUs  XXX  ex  quibus 
due  clare  netere  obBcuri^  sunt.  f^equilMr  ima^o  cum  hi^^cfiptione 
Aquaritis.  155,  19  eo  quod,  21  in  aetra.  22  propter]  preter. 
23  inilitabiint;.  Ifiti,  tu  coiicham]  coclanL•  17  illic.  18  codain 
quo  prefaii.  Uf  stfllas]  posi  legtmiur  in  singalie  cornibue  ein 
gulae  in  nasLi  claiam  I  in  c^apite  I  ȟb  collo  I  in  peulore  I  io 
pede  priori  1  in  eiimmitate  pedis  1  in  doreo  VH  in  uentre  V  in 
üauda  II  rlaras  summa  XXII II,  sequtinr  imago  cum  inseripfiont 
Capricornue.  15>^,  22  sagittarium  —  2:j  autumant  omiss.  15^*, 
20  8agttti§  usus,  21  filium  illum.  capite}  pöst  legufttur  II  in 
caournine  eagitte  Η  in  dextro  cubilo  in  manu  1  in  uentre  1  clara 
in  dorso  11  in  tjauda  I  in  genu  priori  I  in  summo  pede  I  in  po- 
steriori renu  I  fiunt  XI IH.  sequi fnr  imago  *Ίηη  imcriptmne  Sa- 
gittariuR  li»0,  1Γ>  autem  ex  quo.  (^icnuR.  appolline,  17  ab* 
scondidum.  sedatam,  18  inter  omiss.  20  ferunt]  fingunt,  2ίί 
pene-  101,21  Stellas]  post  legnntur  IUI  ex  bis  media  (est //. /. 
€Λ punctum}  olai'a  est  sagitta.  Labet  »teUa»  Uli  iti  suinmo  1  iji 
media  I  in  alia  eummitate  IL  sequi tur  imago  cum  inscription^ 
Aquila.  24  athlantem  confugieee-  1Γ>2,  15  cetero.  16  atb- 
lantiß,  18  git  omiss.  19  atellae]  post  ieguniur  in  ore  I*  in  cornu 
11,  in  uentris  pennulis  IIl,  in  dorso  I,  in  cauda  II,  sunt  oninea 
νΐίΠ.  sequitur  imago  cum  inscripikme  Delfinue.  20  iagula]  in- 
colo,  22  obnrtus,  oburtus  corr,  L.  103,  14  fabalosae,  10  ab- 
inolento.  18  tollerandam.  20  valentem]  lauantera.  21  fuisee. 
1Π4,  17  autem  omiss.  18  tbebaida.  19  corius.  20  factum.  22 
plarae  trea]  post  legutitur  in  singuli»  hurnftri«  eingula«  claraa  in 
dextro  cubitö  1  obscurani  in  dextra  manu  1  in  balteo  [11  in  ecbe- 
ridion  ΐΙΙ  elaras  in  genibue  eingulae  claraa  in  pedibnei  singulaa 
fiunt  XVII.  sequituf  imago  cum  mscripiione  Orion.  1ίΐ7,  12 
Sjrius.  14  syrium.  15  unde  et  16  fabuloiae.  17  erope  scd 
u  superscr.  L.  20  adsumptionem.  22  ayriuin.  magna  quidem. 
23  aplendida]  post  Ieguniur  in  arniia  singnlis  singula«  obsciirae, 
in  pectore  II,  in  pede  priori  Πί,  in  uentre  11,  in  siniatro  femore 

I^J,  in  extremo  I  claram,  in  cauda  IUI,  aunt  XVL    sequUur  luu^o 
y^m   inaciiptiom  Cania.       170,  17  namque    super sci\  L.     poeter- 

"gtim  nyrL•  18  conatitue,  20  plua  parat,  21  ariatotilie  pbilosofue. 
171,  20  babet  quid,  21  fiingulaaj  post  kgunfur  in  corpore  11^ 
in  extremitate  caude  I,  in  posterioribuH  pedibuR  »ingulaft  fiunt 
VII.  sequiiur  imago  cum  inscriptione  Lepus.  172,  19  conloca- 
tum.  qiie  priraiim.  21  nauali  ingenio.  22  in  iuppe  qnattuorj 
post  legunfur  in  latere  V  in  summo  mali  lll  quia  non  Iota  caelo 
8ed  a  giiberaaculo  iieque  ad  malum  tiguratur  aub  carina  V  aunt 
XVII.  sequitur  imago  ctim  insrrtpfmic  Na  vis.  173,  17  coetus. 
18  dicitur  fabuloaae,      19  misuB.    neraidin.     20  qua,     21    pulchri- 


468 


Μ  Α  ti  Η  ioe 


tudinem.  22  etellae]  post  Ic^untur  in  cantla  clara»  II  et  a  c«u 
ueque  a'l  flpxum  eiue  V  wiib  nentre  VI  fiunt  XIIL  sti^ituf 
tmago  cum  inscripfione  Coetae*  174,  15  foetum.  17  caeti»  U$ 
ooherenteH.  21  prefati,  uelaquibutidam.  hendanue.  175«  IS 
^eoD.  15  uterque.  \i\  cujj  cuiu»  LT  qire.  canobuef  canopus 
corr*  M.  18  uiiletur]  posi  leguniur  habet  autem  Stellas  io  prima 
acie  trefi  secundo  ΠΙ  tertio  VI  que  dicoiitur  hora  nili  »umnift 
XIIL  huic  HubeMt  i^tella  q«e  kanopu»  appellatur.  sequHur  imaga 
cum  inscriptiofH•  Heridatiue.  17β,  17  fabuloeae.  19  decident« 
20  qu^daiii.  21  ϊι\ιλ&  omiss.  22  haud.  2:1  et  ei.  24  dnodecimj 
post  leguniur  in  ordine  positas  a  [priwi  ad)  capite  ueque  ad  cau- 
dam.  sequitur  imago  cum  iHsrriptwne  Piecit*.  177,  18  iuraase. 
iuppiter.  \9  ciclopibus.  iuppiter.  20  depraebetideretur.  dl 
etiperöciae,  prntie*  22  quattuor]  sequifur  imago  cum  inscriptione 
Sacrarium.  178,  16  Cöiilo«at(iR  eit.  antiHtenie.  17  e]  he,  h  eras* 
faretra.  18  exalaase.  obj  ab.  I7t>,  20  8ti?llae  |  pnst  leguntur  m 
Hiogalis  bumerlH  eiugulai  et  in  cubllia  biuae  in  peclore  HU  in 
retiquo  üorpor«  X  in  pedibun  duae  in  ueete  II  in  tyreo  quem 
portat  duaü  in  be^tia  que  m  manu  tenet  X  in  ipea  utanü  X  in 
eapite  V  tiiint  XLIIi.  sequitur  imago  cenfmtri  sine  inscriptiune. 
180»  13  ftinuori,  sinuosi  corr.  M.  \β  eo  qood*  tutelam  appol- 
linis.  18  in^iutiiae,  aliquantiB  ||  per,  i  ut  videtur  eras^  19  be- 
eibne.  2ü  depraeb^ndens.  21  auriret.  ydra.  181,  21  &p- 
polline.  22  eteilas  |  post  hguntur  nerpene  ille  habet  ateüae  in 
capite  ill  Claras  in  prima  flexura  VI  m  eecoiida  111  in  quarta 
Π  in  quinta  ueque  ad  caudain  VIU  olaras  iiunt  XXVL  Cgraue 
in  oauda  {prius  caude,  CQvr.  L)  ftpectane  occasnm  habet  in  oculoe 
IUI  Btellam  1  in  pinnis  U  m  can«ia  0  in  pedibu»  eingulae  ßont 
VIL  Crater  eine  urna  poaita  ultra  primani  tlexuram  serpentie 
habet  in  labio  stellae  11  obscnrae  in  ueutretree  in  fuuUo  II 
fiunt  VII.  sequiiur  imago  *ium  in^criptimte  Ydra.  23  greci  pro- 
cyon.  182^  18  e<|ninactialem.  20  fabuloeej  fuloeae.  23  1Π] 
post  imago  cum  inscriptione  Antecanie. 

ßr.  p.  227—232   —  Jol.  26'»-28\ 

p,  227,  2  caetera.  3  grece  plaiit^  hUinae*  6  faciant,  9  cae- 
teraruin.  10  explicemiiBJ  poU  ttiscripHo  Saturnue.  11  grece 
faeton.  14  greci  pbeonon,  primum  ο  ej'pumt.  16  eetj  inscripiw 
fmirffinaiis  JoutB,  ut  postea  suis  iocis  Marti  β  Venus  Mercuriue.  17 
greoe  pyrohie,  h  eras.  19  Bigniferi,  »igniferum  ßl.  ambitnm  omiss, 
20  greee  pboephoron,  marg.  adsen  Μ  iucie  «edee  (cf.  p.  183,  25), 
228,  2  gaadentem.  5  mercurii,  murg.  aäscr.  Μ  greci  stilbon  mer- 
curium  vocant  {cf,  p.  184,5),  altienima]  uliiraa.  7  exortne.  oc- 
caaite.  8  inmorantur.  9  conparent.  12  occultatur.  lt>  per• 
etriximus.  1 8  opinabantur,  Äiiper^cr.  η  cj;  opinabatur  M.  fetontalie 
soÜR  ßlii  filium  eeae.  19  qut  cum]  et  quia.  229,  1  autumant 
hoininem]  murgmi  adscr,  Μ  phoenonem.  2  preötantiorem,  3  cum 
omiss.  piienon,  7  Btellam»  i  1  amor  eum]  morsum.  12  py- 
roJH  Sit  appellata.  13  credebat.  15  anrore.  pulebritudinem. 
19  Htellam.       21    quam]  quoniam.     primum,      230,  3  credebantur] 


Zu  dtjn  Schollen  zu  Germanit!!  Arnteii 


4*i9 


I 


ir  plamiarum  imaginef,      7  in   eo  falia.      ί*  qua.]  qu«. 
10  uteri|ue.    pene*      11  byemalL     12  contiogimt)  seqttunfur   fres 
circuli    idem  ceutrum  haf^ntes  cum  inscripHone  Lactene    oirculiiB. 
15  eagitario.       20  byemalem.       J31,   1   ad  adi^  M.     hyemalem- 

3  hyemie.  4  re,  βθ  corr,  M.  ό  queque.  6  cogitatnr,  it  eraa^ 
U  discurret  sed  re  superscr.  M,  18  yadaa.  20  eiim  omiss, 
232,  2  ut,  at  corr.  M'.  et  ihitxleniB,  3  pererrat.  5  quattiior. 
aed  in  medio  ferttir.  6  itieqtialii'.  7  qiiattuor.  8  solj  segui' 
iur  ima^o  cum  inscriptiofie  Zodiacun  circulüa. 

Br.  p.   197,   l-'202.  8   =  fol  2H^  -29^ 

p,  197.  1  uitinior  eat,  2  breuior*5,  3  id  quod]  iter  quod. 
tricentie,  4  peragit]  se<jmmtur  wiugula  uero  signa  eol  tricenie 
diebue,  sed  i^ri^a  α  Ubrarh  pumit.'i  deleta  mod  posfqumn  htpsitm 
imius  versus  hdelie^Tit.  6  prhnum  lioris]  oris.  7  bore,  «pacii. 
8  percorrit.  traedecim,  a  eras.  H  expleat]  post  bißHeni  a*item 
dicimHB  cum  quidani  numerus  in  tree  ^quae  parte«  dinidittir  ut 
duodeoimus  in  tree  quaternarioB.  cuiuB  du^  partea  td  emt  ücto 
bieaeni  tertia  iiero  id  est  quattuor  trien  appellatur.  198,  2 
Innam]  sequimtur  non  HBum  lumen  babere  sed  »oüb  radüs  in  lu- 
minari  unde  et  defectiim  patitur  quem  greci  eclipein  uocant  ni 
inter  ipeam  etc.  7  bac  enim  —  199,  14  edicamne  omiss.  199. 
15  iunam  autem]  banc.  appollinem.  16  fuieee  dixerunt.  17 
faleo  arbitrabantur.  18  preBidem.  19  quid  am  umiss,  dii-unt] 
finguntur  20  terra p.  21  inlumiiiat  his,  200,  1  poiit  apparet 
sequuntur  siue  quod  kyeme  et  aestate  hicet  «ol  tiera  quadrigam 
propter  quattuor  tempora  byemem  uernum  aentatem  et  autumnum. 
diana  etc.  5  fun^atur]  fi#^urantur  sed  η  β^τρη^οΐα  Μ.  7  bora» 
h  eras.  9  id  est  —  inferualie  omisif*  10  sublüBtri,  12  cum 
—  coniunx  frniisa,  13  Lunam  —  201,  13  prosußt  amiceeiibue 
omiss,  2ΌΪ^  17  in  plena,  in  eras.  ait  in  eo  cornicala  gerenitae. 
202,  4  correctiufl,  ß  notbun.  8  hortu,  ie]  bie,  äuetorl  se- 
quitur  imago  cum  inscriptfone  Luna. 

Br.  p.   193,  5—196,  8   —  fol.  30•— 30^ 

p.   193,  7    et  quinque.       9   denie.     dimedia.        II    complet. 

12  horae  »ex*  integre.  13  integre.  14  quattuor.  15  qui 
omiss,  l»»  ef fit  tat.  18  duct^.  194,  1  querendum.  3  eul 
inlerea.       ^  Bepiiia.       7    eclipsin.     quotie«.       ΙΠ    in  eo]  ideo. 

13  eine  ondss.  14  oidebitnr.  15  e  omiss.  16  partim  ad 
RUHtruni  omiss.  17  in  quid,  d  partim  eras.  in  occaBu  ruo  omiss. 
Bubeat,   rubeat  corr.  M,     sinceria,  sineerus  M.        19  Γ»,  2  occidat. 

4  app(>llitiem.  5  appollou.  grece.  7  decoquendo  perdat.  diui- 
nationee.  Η  uoluerunt  böu  quod  in  proceftiu  huu  eol,  quod  in 
proccBHU  euü  pumiis  deleta.  9  nuiItimodoB.  10  dicitur.  12 
bunc  —  14  rainuitur  omij^s.  W  uariaetatibui.  id  eet  —  17 
bierais    omiss.       196,   1     eritreue    acteon    lampua    et   filogeue, 

2  erytreüs  grece,      amatutinae  borae    lumine,       3  exffurgat.     ac- 


^  (jua  oorrecturifc  isodicie  errorem  perertat  (ollere  Toloit  corrector. 


4te 


Μ  aniii  βι 


teon  sed  e  cxjmnxtt  M.  4  tnüRientie)  careu.  4  lam()ro«  — 
6  ci^ntratum  fmiss.  Γι  filngeun  grece.  7  bome  non»^.  8  /Ä*jii 
occumbet  sequftur  imatjo  t'hm  Iftseriptione  Hol, 

Br.  p.  !29,  13—130,  20   =  foL  31•. 

p,  139«  14  non  nioltiim  cmiss.  17  ille  prfminent.  11 
(lioQjii.  19  satyri.  130,  13  aehyniloe.  15  rourroore.  gl• 
gantee]  gante»,  rtigitl  16  foge,  18  lalie  qaippe  et^lelit.  20 
victoriftTnl  .^ecjuitur   EXPIJCIT  IJB  ASTROLOCORrM, 

Eh  erübriift  noch  eifiig^p,  mn  den  Werth  der  Handechnfl 
gegenüber  den  anderen  r.n  cbarakteriRiren,  In  Bezng  auf  die 
Orthographie  enthält  D  mehr  Barbariemen  ale  die  übrigen  Hs*i., 
3lB.  findet  Hich  etete  praehendo  und  fabuloiac  (Adverb),  wir  le^en 
variaetaii,  furtuna  pingire  Uas  sind  deutiiehe  Zeichen  der  Mero- 
wingerzeit  und  ich  plaübe,  daR«  diepe  EigentbiiTnlicbkeiten  mehr 
einem  Abpchrf^iber  früherer  Xeit  znÄoechreiben  eind  ale  dem  Ver- 
fanuer^  da  sie  «ich  Bonat  nueh  in  den  anderen  Handschriften  vor- 
finden würden  ;  hiervon  hat  eich  aber  nur  fnrttjna  (Breya.  p.  125, 
12)  auch  noch  im  Sangalleneia  902  gefunden.  Besonderft  aturk 
mehren  eich  die^e  orthogrnpLiechen  Abweichungen  in  dem  Ab- 
Rrhnitt  Invölntio  ephaerae,  wo  da»  Wort  octavuH  öfters  vorkommt, 
da«  atet«  octabne  gei^brieben  ist  (p.  225,  21-  226,  4.  9.  13), 
doch  von  Μ  in  octavQR  (auBgenommeD  p.  226^  4)  geändert  wurde. 
Dort  findet  Bicb  p,  226,  15  eignom,  19  tricentai,  sexaginti»  doch 
HÜe  drei  Stellen  werden  von  Μ  verbeeeert.  Iliese  Kigenihiim* 
lichkeiten  (mit  Anenahme  von  eignom)  besitzt  Übrigena  ancb  der 
Bnixelleneis,  —  Witbtif  ist  dann  die  Handschrift  durch  ihre 
ab  weichende  η  Lesarten  ^  Zn^ätze^  AuRftillnngen  von  Lücken  ndgl. 
Bezüglich  der  Texttiberlieferong  »teht  D  keiner  der  drei  anderen 
Handacbriften  beBonders  nahe,  ohne  sich  aber  auch  weit  von  ihnen 
an  entfernen*  Die  Correcturen  von  G*  und  G^  treten  in  D  eben- 
faMa  auf  und  Β  heaitzt  nicht  weniger  Leaiirten»  die  eich  aouBt 
nur  in  G  finden.  Aber  Π  weicht  auch  ζ  η  weilen  erbeblich  von 
den  übrigen  ab,  und  zwar  Bind  viele  von  diesen  Fällen  der  (?or- 
rectuT  von  Μ  zu  verdanken.  So  ha^.  D  p.  120,  ΙΓι  a  Dionyeio  » , 
naberetur,  Μ  corrigirt  IHonysio  .  ,  nnberet;  oder  12»>,  22  neatt* 
mentis  (=:G*•),  Μ  corrigirt  tiestimentiftinie  ;  127,  23  inluetria,  Μ 
corrigirt  inluatre«  Biint.  Ebeiifalle  einzig  überliefert  Μ  ρ,  112,  10 
iniet  (corrigirt  ana  eeeet),  12i^»,  22  iieriiniqne  «tatt  iterum.  Doch 
anch  βοηκΐ  bietet  der  Text  abweichende  Lesarten  und  zwar  einige 
von  beBonderem  Wertbe,  da  «ie  dai»  Richtige  überliefern.  Ho  iet 
119|  23  femnt  Btatt  fecernnt  entschieden  in  Betracht  zn  ziehen. 
122,  19  bat  Μ  die  richtige  Lesart  hergestellt  mirata/,  für  mira- 
tam»  128,  19  überliefert  D  in  capite  «plendidam  un am  jeden falU 
richtig,  echoL  Basil.  haben  ilu  128,  4  in  capite  claram.  131^  18 
heisst  es  tertio  iinam,  in  ore  nnam,  in  quarto  nnam,  wo  dag  in 
ore  nnam  nach  sc  hol.  Basil.  p.  131,  2  wohl  ebenfalls  zu  halten, 
aber  den  Worten  in  qnarto  unam  nachzustellen  ist.  Auch  in  D 
findet  sich  139,  2ü  der  Zusatz  in  ainiatro  femore  duas,  in  genu 
locidani   uniim^  der   nach   BcboK  Basil.  139,  7f  kaum   so  leicht  ab- 


Zu  den  Sobolien  zu  Germanici  Aratea 


471 


mweinen  «ein  ilürfte.  Ebenfalls  könnte  180,  16  ett  quoil  dae  *eo* 
in  allerding«  etwa»  pleonaetifioher  Weiwe  »eine  Berachtigung  haben» 
Und  119|  lil  wird  der  Ztisatz  von  D  in  genn  uiianit  in  tibia 
unaiu  durch  echol.  Baeil,    119,  7f  gleichfalls  gedeckt. 

Eine  andere  Bewandtnise  aber  hat  es  mit  der  Auefiillung 
der  in  den  Schollen  vorhandenen  Lücken  durch  D,  Jene  Lücken 
beziehen  gich  auf  die  Aufzflhlung  der  Sterne  in  tlen  ein  Keinen 
Bildern,  sie  beginnen  beim  Schwan  (Br.  153.  15)  und  gehen  bie 
ssnr  Hvdra  (Π9,  20),  Die  Handschriften  auseer  D  geben  hier 
meist  nur  habet  eteliae,  ohne  die  interne  wirklich  anfzuzähien. 
Mit  Auanahme  einer  einzigen  Stelle  (160^  19)  werden  diese 
Lücken  in  D  sämmtlich  aaegefüllt.  Drei  solche  Steilen  gab  schau 
Heydenrcich  {Rhein.  Mu§.  33,  480),  der  den  Hauptwerth  des 
Dreedeneis  in  diese  Krgänzungen  setzte.  Aber  darin  besteht  er 
thatsächlich  nicht.  Jene  Ergänzungen  zeigen  nämlich  »ämintlich 
den  engsten  Anschluss  an  den  Wortlaut  der  SchoL  Basileen^ia  an 
den  betreffenden  Btellen.  Man  kann  eich  aber  sofort  überzeugen» 
dasa  dieser  Anecbluss  bei  den  übrigen  Aufzählungen  der  Sterne 
in  den  Bildern  nicht  eben  grosB  ist.  Die  Lösung  giebt  die  Hand- 
schrift D  selbst*  Danach  sind  jene  Ergänzungen  keineswegs  als 
der  genuine  Text  anzusehen,  Sündern  D,  oder  vielmehr  dessen 
Vorlage  hat  jene  Lücken  aus  dem  am  Schlüsse  der  Handschrift 
stehenden  Werke  'De  ordine  ac  poeitione  stellaruni  in  eignis' 
ergänzt»  dessen  betrefTende  Angaben  einfach  abgesehrieben  sind. 
Zugleich  aber  scheint  auch  die  unmittelbare  Quelle  dicftes  Werkes, 
nämlich  die  Scholia  Baaileensia  selbst  zu  Rathe  gezogen  worden 
zu  sein.  D  bietet  nämlich  in  den  Ergänzungen  der  Lücken  zu- 
weilen ein  kleines  Mehr  gegenüber  dem  Werke  De  ordine  etc., 
und  dies  Mehr  ßndet  sich  stets  im  Wortlaute  der  Scholia 
Basjleenaiä.  Man  vergleiche  hierzu  die  folgenden  Stellen,  die  dafür 
in  Betracht  kommen  (auch  die  sonstigen  Abweichungen  habe 
ich  angeführt): 


Erfjfänzum/  su  schoL  Sanfferm. 
Bret/s.  p,  15^^,  20  in  sinistro 
cubito  I  clarani,  in  dextro  cu- 
bito  1  et  in  manu  L 


19    in    capite 
[^ectore  L 


L    «üb 


p.   159,  22  fiunt  XIIIL 

p,   l<>7,  2'^   in  arrais  singulie 
singnlas  obscuras. 


ped 


p,    171,  20 

ibuB  ein 


igaias. 


in    poeterioribus 


De  ordine  etc,  XX  VI  Π  in  si- 
nistro cubito  I  claram  et  in  manu 
l  {SchoL  Basd.  p.  86,  19  in  si- 
nistro cubito  unam  claram,  in 
dextro  cubito  1,  ^t  in  manu  1.) 

XXX  in  capite  II,  sub  collo 
Ϊ,  in  pectore  II  (so  auch  in  den 
.SchöL  Basil.  p.  89,  Va  f  ohne 
Abweichung  in  den  Handschrv). 

XXXI  Eunt  XÜI  iscM.  BasiL 
p.  91,  5  fiuDt  XIIIJ. 

XXXVI  in  armis  singnlis  sin- 
gulas  Claras  (Schul  Basil  p.  95, 
12  in  armis  singnlis  singnlas 
obscurae), 

XXXVII  in  postenoribus  sin- 
gulae  {Seit*  B,  [>,  97,  10  iu  po- 


472  ManitiusZu  den  ScIioIuo  zu  Germanid  Aratea 

sterioriboii  pedibos  siognlis  ein• 

gulag). 
p.  175,  IH  in  prima  acie  tree,  XL  primo  flexn  lil,  eecundo 

eecundo  III,  tertio  VI.  III,  tercio  VII  {Schoi.  B.^.OS, 

12   primo    flexu    treB,    eecnndo 

tres,  in  tertio  n^qoe  ad  novieei- 

mum  VII. 
p.   179,  20  in    cubitie    binafl,  XLIII  in  cabitie  bina»  in  ca- 

in  pectore  IUI.  pite  VII  {Seh.  B.  p.   100.  7  in 

cubitie  binae,  in    pectore  IUI). 

Von  diesen  Stellen  abgeneben  findet  völlige  Uebereinatim- 
mung  statt.  Und  daber  verringert  eich  der  auf  den  ersten  Blick 
auHcheinend  hohe  Werth  der  Dresdener  Handscbrift  für  diese 
Scbolien  in  etwas.  Uebrigens  bemerke  ich,  dass  die  Aufzählung 
der  Sterne  p.  160,  11»  (iacuhim  sagittarii)  auch  in  I)  unterlassen 
worden  ist.  Das  hat  seinen  Grund  darin,  dass  die  betreffende 
Aufzählung  in  dem  Werke  De  ordine  etc.  fehlt,  der  Ergänzer  der 
Scbolien   sich  also    von  seiner  gewohnten  Quelle  verlassen  fand. 

Dresden.  M.  Manitius. 


Beriehtignng. 

Im  LV.  Bande  dieser  Ztechr.  S.  4H0  schreibt.  H.  ü.(sener?)  in  einer 
Notiz  über  Thukydides  VII  75,  4  (ούκ  dvcu  ολίγων  έπιθ€ΐασμιί»ν  και 
οΙμωγής  κτέ.): 

'Hoc   loco  cum   vox  ολίγων    aperte    cum  senteiitia  pugnet,    quot 

modis  caeculum    coniecturale  sententiani    restituere  sibi  visum  sit, 

taedet  Hudii  commentario  critioo  surripere.  praesto  enim  est  quam- 

vis  iüic  frustra  quaesiveris,  emendatio  certissima  J.  M.  Stahlii.  qiii 

prinius    perspexit  una  syllaba  geminata  geiiuinam  scriptoris  dictio• 

nem    croeri;ere:  ούκ  dv€u  όλολυγών  [^πιθβιασμών]  καΐ   οΙμωγής.* 

Der  wahre  Sachverhalt  ist,    dass  Stahl    sowohl    in    seiner  TextauBjral)e 

(1K73)  als  in  der  Neubearbeitung  der  Ausgabe  Poppos  (1S82)  das  Wort 

ολ{γων   tilgt,  beide  Male  mit  der  Bemerkung:  ολίγων  ex   gloss.  όλολυ- 

γων  ortum  esse  puto   bzw.    putamus).    In  meinem    kritischen  Apparate 

steht:  [ολίγων]  St(ahl)  coni. 

Ein  Vorwurf  der  Nachlässigkeit  trifft  d'mnach  mich  nicht. 
Kopenhagen.  Karl  Η  u  d  e. 


MISCELLEN 


üa»  Alter  utn  Tod«!  lUmanue  V«r^iU 

L.Traube  bat  in  der  i^trena  Helhigiaua  iLt\pz.  1900)  :HJ7  ff. 
darftuf  hinge wienen,  dass  der  νού.  Vatiianiis  Int.  3867,  die 
Kchle^bteste  der  alten  Vergilb andscliriften  in  Capitalschrift,  an 
zwei  Stellen  Abkürzungen  hat^  die  eine  ungefähre  Datirung  der 
He.  ermriglichen:  ed.  1,6  DS  {^=^  rfen.s)  nnd  aen,  I  J104  DO 
(^=  deo).  iJa  diese  Coni|>endien  in  Profanauloren  nicht  vor  dem 
VI.  Jb.  begegnen,  bat  er  im  Gegensatz  zu  früheren  Dati rangen, 
die  zwischen  dem  ΠΙ.,  IV.  und  V.  Jh.  schwankten,  die  Hh*  für 
daB  VI.  Jh.  in  Anspruch  genommen  nnd  »ie  vermufhnngaweiRe 
mit  der  litterarißchen  Thaligkeit  Caeüiodors  und  seiner  Schule 
in  ZüRammenhang  gebracht.  Auf  ganz  anderem  Wege  war  ich 
ieit  Langem  ssn  demselbeTi  ReauUat  gekommen.  Da  es  wünechena- 
werth  ist,  ein  palaeographisches  Indicium  durch  ein  sauhlicheR 
zo  stütseen,  theile  ich  mein  Argument  hier  milj  um  su  mehr,  alK 
kürstlieh  K.  Dziatzko  in  seinen  inhaltreinhen  'L^ntersuchnngen 
über  ausgewählte  Kapitel  de»  antiken  Buchweeens*  (Leipz.  lilOO^ 
189,  ohne  von  Tranbes  Untersuchung  »chon  Kenntnis«  zn  haben, 
wieder  auf  dae  Ende  des  IV.  Jh.  zurückgegangen  ist,  allerdingK 
auf  Grund  eines  Arguments,  dem  er  selbst  nur  bedingungsweise 
Sicherheit  zuschreihL 

Aen.  VT  236 — 241  winl  die  Höhle  am  Avernersee  be- 
sclirieben,  über  die  wegen  ihrer  mefitischen  Dünste  kein  Vogel 
habe  fliegen  können.  Hierauf  folgt  ein  Vers  (242),  <ler  nur  in 
R   steht: 

unde  hcum  Grat  dixerunt  nomine  aornon. 
Daee  er,    wie  andere  nur  in  R  überlieferte  Verse,  interpolirt  ist, 
wird  allgemein  mit  Recbt  angenommen.    Heinsius  und  ihm  folgend 
Heyne  haben  mit  ihm   einen  Vers  aus  Priscians  Periegeee  (lU5fi) 
verglichen,  der  fast  wörtlich  mit  ihm  übereinstimmt: 

unde  locis  Grai  posueruui  nmnen  aornts. 
Dieser  Vers  ist  von  Pristian  übersetzt  aus  seiner  griechiecben  Vor- 
lage (Dionys.   Per.  1151) 

τοΰν€κά  μιν  και  φώτες  έττικλΕίουσιν  αορνον. 
Also  hat  Priscian  ihn  nicht  etwa  aus  einem  interpolirten  Vergil- 
codex  wie  dem  cod.  R  herübergenoramen»  sondern  in  diesen  ist 
er  mit  geringen  Aenderungen  aus  Priscian  gelangt,  Die  genaue 
Abfassungszeit  der  Periegese  Priscians  ist  unbekannt,  aber  es 
gentigt  für  unsern  Zweck  zu  wisseui  dass  seine  ακμή  um  500  fiel. 


474 


MiecHlen 


Zwiidien  dem  Geil i tibi  utul  der  Zeit  der  Vergilhandschrift  m« 
<*in  gewiftBer  Zwieclieiiraum  angesützt  werden,  denn  e«  ist  anzn* 
nehmen,  dnsn  der  VerH  zunächst  von  einem  Priecianle^ier  an  den 
Hand  fleinee  VergiJexemplarH  geichrieben  und  aus  dieaetn  yon 
dem  Schreiber  unseres  Codex  in  den  Text  aufgenommen  wurde. 
So  kümnien  wir  für  diesen  etwa  auf  die  erste  Hälfte  de?  VI.  Jh., 
eben  in  die  Zeit  Casiiiodors,  der  den  Priscian  selbet  als  seinen 
ülteren  Zeitgenossen  bezei ebnet  (GL Κ  VIT  207  I^iscianug,  qui 
nostro  tempore  Üonstmrf inopoH  doctur  fuU), 

Breslau.  E.  Karden, 


ΤΤρομνΓίστϊνος. 

Pas  Wart  ττρομνηστϊνος  kommt  nur  an  zwei  Stellen 
»iMjpiÜlLe  vor  und  bedeuli't  beide  Maler  * 'einer  hinter  dem  anderen, 
nicbt  alle  auf  einniai"*  Odyneeas,  der  eich  drauneen  vor  dem 
Hause  d(*m  hluTiiaioff  und  Pbiloitios  zu  erkennen  gegeben  hat, 
ermahnt  die  beidi^n  Btrienf  da^  Jammern  zu  lassen  and  mit  ihm 
wieder  den  Saal  üu  betreten  :  φ  230  άλλα  ττρομνηίΤτϊνοι  ioiK- 
OcTC  μ^b'  άμα  πάντ€ς,  ιτρώτος  έγώ»  μετά  Κ  υμμ€ς.  Als  Odys- 
seiie  am  Okeanoa  die  Schatten  beschwört,  da  dringen  diese  sich 
gierig  heran,  um  dae  Opferblut  zu  trinken :  er  aber  wehrt  sie 
mit  gebücktem  Schwerte  ab  und  duldet  nur,  das«  sie  einteln 
herantreten:  λ  '2'ad  ουκ  eiujv  πΐ€€ΐν  αμα  πάσας  αίμα  Κ€λαινόν* 
άι  be  προμνηστΐναι  €ττήΐ0αν  ήΐϊέ  έκαστη  ο  ν  γόνον  έΕαγόρέυεν. 
Eine  eruBt  zu  nehmeDde  Etymologie  von  ιτρομνηστίνος  fehlt  bis- 
her, l^nd  dooh  liegt  die  einzige  Deutung,  die  ans  «dem  Griechi- 
schen selbst  gegeben  werden  kann,  nicht  gar  so  weit  abseile. 
Ausser  προμνηστϊνος  kennt  Homer  noch  ein  zweites  Adjektiv 
auf  -ίνος,  nämlich  άγχιστϊνος,  eine  Weiterbildung  von  αγχιστος. 
Ursprüngliche  Adjektiva  sind  ferner  die  Thiernamfin  ίpuθϊvoς**Meβr- 
barbe"  von  ερυθρός,  τυφλϊνος ''Blindschleiche*  von  τυφλός,  Κ60τρί- 
νος  von  Κ€στρος  u.  a,  m.  So  weist  auch  προμνηστϊνος  auf  ein  lu 
Grunde  liegendes  Nomen  πρόμνηστος  hin,  und  da  daeSekundärsulfix 
-ϊνος  ursprünglich  die  Bedeutung  '^so  geartet  wie"  bee&ee  (vgl• 
Brugmann  Grundrise  II  147  ff.  üriech.  Gramm.  ^  190),  kam  das 
Beiwort  ττρομνηστϊνος  demjenigen  zu,  der  **nach  der  Art  einee 
oder  einer  πρόμνηστος*'  handelte.  Diese«  ττρόμνηστος  kann 
aber  nur  zu  einem  einzigen  der  uur  bekannten  griechischen  Verba 
gehören:  zu  προμνάομαι  **fiir  jemanden  werben'*.  Es  verhtit 
sich  zu  μνηστή  genau  so  wie  προμνήστρια  "die  Brautwerberin', 
τέχνη  προμνηστική  "Kunst  des  Frei  werben« *\  ττρομνηστβύομοι 
"den  Frei  Werber  spielen'  zu  μνηστής  *  Freier'*,  μνηστύς  **de* 
Freien",  μνηστ^ύαι  "ich  freie'*.  Tm  GegeneatJie  zu  der  μνηστή, 
der  verlobten  oder  durch  Freiung  gewonnenen  Frau,  war  ή  ττρό- 
μνηστος  das  Mädchen,  um  da«  der  Freiwerber  anhielt  und  das  ihm 
in  Oegenwart  des  Vaters  und  der  Familie  Angeführt  wurde. 
Wenn  also  Homer  die  Männer,  die  einzeln  hinter  einander  in  den 
Saal  treten,  und  die  weibliehen  Schatten,  die  sich  hinter  einander 


Miscellen 


475 


znm  OpferbJute  herandrängen,  προμνηστϊνοι  and  προμνηστϊναι 
nennt,  eo  muee  er  damit  auf  eine  Sitte  anepielen,  nach  der  man 
bei  der  Braut  werbiiTig  m  e  li  r  e  r  e  Frauen  einzeln  hinter  ein- 
ander dem  Werber  vorfnhrfe.  Und  dieee  Bitte  iwt  für  ver- 
echiedene  Volker   Europa«   hezepgt 

Bei  den  HIaven  und  Germanen,  hei  den  Esten  und  bei 
einzelnen  romanitrchen  Völkern  findet  sich  der  scherzhafte  Brauch, 
das«  entweder  bei  der  Brautwerbung  oder  hei  der  Hochzeit  die 
Brant  vereteckt  wird  und  dafiß  an  ibrer  Stelle  zunächst  eine 
I  vermummte  garstige  alte  Frau  hereintntt^  die  der  Werber  oder 
Bräutigam,  sobald  er  sie  entsclileiert  hat^  mit  derbem  Protest 
zurückschickt  Daeaelbe  Spiel  wiederholt  eich  noch  einmal,  bis- 
weilen aüch  noch  zwei  Male,  und  eret  dann  wird  die  echte  Braut 
hereingebraeht.  AuBfübrlich  handelt  über  diese  Sitte  Usener  im 
Khein.  Mnfi>  XXX  182  ίΤ,  im  AnschliiwHe  an  ValvaRor  Ehre  de« 
Herzoirtbnms  Crain  II  282  ff,  Heinsberg- niirin*rsfeld  HoehzeitR- 
bnch  5S  ff.;  vgl,  ferner  Schröder  Hochzeitflgehränche  der  Feien 
68  ft".  Weinhüld  Deutsche  Frauen  I^  345.  Schon  üsener  ver- 
mulhetej  das  β  wir  es  hier  mit  einer  Sitte  zu  thun  haben,  die  bin 
ins  hohe  Alterthom  zurückgüht»  und  dafür  wird  jetzt  ττρομνη0τϊνος 
ein  neuer  und  besonders  werthvoller  Zeuge.  Denn  dienes  bestimmt 
nicht  nur  dae  Alter  dep  Brauches^  sondern  auch  seinen  ursprüng- 
lichen Platz  im  Hoelizeitftteremoniell,  Kennten  wir  ihn  nur  au« 
der  Gegenwart  und  den  Berichten  der  letzten  Jtihrhunderte,  wo 
wtirden  wir,  da  er  theile  die  Werbung,  theik  die  HeiniHihrnng  d^r 
Braut  begleitet^  in  Zweifel  darüber  sein,  zu  welcher  der  beiden 
Feiern  er  ursprünglich  gehörte»  ττρομνηΟ'τϊνος  löst  diesen  Zweifel: 
die  Vorführung  der  Pseudo-BrUute  geschah  ursprünglich  bei  der 
Werbungi  »ie  war  kein  alter  Hpchzeitsscberz,  wie  Wein  hold  a. 
a.  O.  1»  290  vermutbet 

Nacb  üßener  aoU  die  Sitte  auf  die  uralte  Vorstellung  von 
der  gealterten  und  ausgetriebenen  Jahrewgöttin  und  den  Mythus 
von  der  Werbung  dee  neuen  .Tabreegottes  zurückgehen.  Dt»ch 
spielt  vielleicht  noch  ein  zweites  Motiv  hinein.  Die  Vorführung 
verschied  euer  Frauen,  von  denen  der  Werber  die  letzte  wählt, 
erinnert  an  die  Brautscbau.  In  einer  Zeit^  die  weniger  auf  per- 
sönliche Neigung,  als  auf  Sippenfreundschaft  und  Leietungsfähig- 
keit  sah,  war  die  nüchterne  Wahl  unter  den  Töchtern  des  Hauees 
nichts  Seltenes,  und  bei  diesem  0  esc  hafte  fährte  natürlich  der 
Vater  zuerst  die  am  wenigster  kostbare  Tochter  dem  Freiwerber 
B|?or,  um  sie  an  den   Mann  zu   bringeji. 

^B  Breslau.  Otto  Hoffmann. 

^^^^^f  ^Οναυμα  κή  έττιττατρόφίον. 

^P  Von  dem  vielerlei  Bemerkenswerthen,  das  uns  die  von  Th. 

Reinach  Revue  des  έtudes  grecques  ΧΓΪ  53  (f.  veröffen flieh ie  und 
mit  ausgiebigem  Commentar  begleitete  Inschrift  von  Tanagra  aus 


476 


Μ  beeilen 


den  letzten  Jahrsebnten  des  *ό.  Ah.  v,  Chr.  gebracht  hat  ^  viel- 
leicht da«  BemerkeDswertheste  iet  die  Ä  28  begegnende  Wendung 
όνουμα  κή  έττιττατρόφίον.  Sie  eröffnet  inbaltlich  und  formal  be- 
deuteame  Ausblicke.  Inhalt] ich :  jeden,  der  mit  ruesischen  Bräu- 
chen vertraut  ieti  muBH  die  rebereinetimmiing  zwischen  ihr  und 
den  Worten  fnipptrei»i  die  in  Rueelanct  für  Name  und  Vaters- 
name' üblich  Bind  (man  redet  di»rt  bekiinntlich  im  Gesprficb 
«einen  Partner  e<Vhr  bald  nach  erfolgler  Vorstellung  nicht  mehr 
mit  dem  FaniiliennanieTi,  sondern  mit  Vornamen  und  Patronymi- 
kon  an  und  erkundigt  eich  deRbalb  bei  erst^er  Gelegenheit  nach 
beiden):  hnja  i  otr.esttv).  Davon  deckt  eich  ttiya  (altkirchenelav. 
im^  ftuf?  ^inmen)  Laut  für  Laut  mit  δνομα^  und  otcestvo  ist  vod 
iftecü  Gen•  otai  '  Vater*  alfgeleitet  wie  επιπατρόφιον  von  πατήρ. 
Ich  zweifle  nicht,  da^f  Grieclien  und  Slaven  mit  den  beiden  Wen• 
diingen  in  nur  ziini  Tbeil  auBflerlich  veränderter  Gestalt  die  offi- 
cielle  Formel  fortführen,  unter  iler  stchon  ihre  indogermanie^hen 
Urväter  Kernen  und  Vatersnamen  zusammenfaesten,  die  beiden 
Beetandlheile  tif  t^  NamenH^  durch  die  überall  in  indogermaniachen 
Landen  bia  zum  AufkomiiTen  der  Familiennamen  dae  Einzelindi- 
viduum gegenüber  allen   anderen  gekennzeichnet  war. 

Was  die  BildungaweiFe  von  έηιττατρόφίον  anlangt,  ao  hat 
achon  Keinach  aaO.  89  ea  richtig  an  Tadverbe  oii  *^natrumental ' 
(egalement  inconnu)  πατρόφιν,  ii]uivalent  de  Tattiijue  ττατρόθ€ν 
angeknüpft,  Ceber  die  Präjirmition  έτη-  bemerkt  er  nichtn;  sie 
zeigt,  tiasB  das  Woit  durch  jenen  im  Leben  der  Sprache  «o  häu- 
figen V^organg,  den  Uaeuer  in  «einem  bekannten  Aufaatz  Fleck- 
eipenft  Jhb.  117  (1878),  71  ff.  Hypoataae  getauft  hat,  aus  einer 
uraprün glichen  Verbindung  €m  πατρόφιίν)  erwachaen  ist,  die 
ütfenbar  vor  allem  nehen  καλίϊν  καλ€ΪίΤθαι  im  Gebrauche  war. 
καλ€Ϊν  καλ€ίσθαι,  όνομα  έττιυνυμίαν  ^xeiv  ini  τίνος  sagen  die 
Schriftatelier  der  'guten*  Zeit,  um  den  Gegenataud  oder  die 
Person  anzugeben^  von  der  der  Name  hergenommen  lat  (a.  z.  B. 
Herod.  IV  45  mehrfüch.  148  und  149,  wo  die  Handaohriftcn- 
klaaaen  zwiachen  ^πί  und  άπό  wechseln,  184.  VIT  40.  74);  έττί 
Tivi  in  diesem  Sinne  branchen  erat  apätere  Proaaiker  wie  Plutarch 
Ueraetr,  2.  Rom.  19  und  Lukian  Tim,  52,  wahrend  ältere  di<» 
Präposition  mit  dem  Dativ  (d.  i.  Lokativ)  verbinden,  wenn  aie 
den  Gegenstand  oder  die  Peraon  bezeichnen  wollen»  auf  die  die 
B^nennunir  angewemiet  wird  (vgL  Stallbaum  zu  Plat.  Repnbl, 
470  B),  Kh  liegt  auf  der  Hand  —  ich  bemerke  daa  vorneb n»iich 
im  Hinblick  anf  Delbrück  Vergl.  Syntax  1  677  und  Bnigmann 
öriech,  Gr.^  S,  442  — »  das«  der  Genitiv  in  dieaer  VerwfMtdungi»- 
weise  ablativiarhen  Uraprunga  ist;  man  denke  an  όνομάί^ιν  πα* 
τρόθ€ν  IL   Κ  68.    Ri>rod.   ΠΙ   L    Thuc.  VIF  (ί9.  άνατράφ€ΐν  ττα- 


*  DuB  betrefi'endo  Hüft  der  ftevue  trägt  irrthümtich  die  Auf- 
achrift:  Tome  XL  Wenn  ich  die  Urkunde  unter  dieser  Bandzahl 
wiederholt  in  meinen  *ünt^irauchungen  zur  griech.  Laut-  und  Venlehre' 
angiRihrt  habe,  so  fällt  das  VerRoh^n  ?onriit   nicht  mir  zur  Last, 


τρόθΐν  ^iufxeinlirien  iiiiler  Bei Γΰι^Γυη^τ  des  Vaterfiniiniens'  Herod. 
VI  14,  VIII  9il  άιτοτράφισθαι  το  δνομα  ττατρόθεν  νοο  den 
ίτϊ  die  Phratrie  neu  ein«ui'iihrentlpii  Kindern  CIA*  IV  2»  841  Β 
60  ff.  αθ€ν  f9t\rro  τάς  €ττιυνυμίας  Herod.  IV  45  u.  a.  Äleo 
stelh  Bieb  πατρόφιιν)  in  dein  arscblaRHenen  im  πατρόφι(ν)  tien 
homeriechen  Beispielen  /.iir  Seite»  in  fienen  der  Caeus  auf  'φι(ν) 
ablativisehe  fieltiin^  fiRt:  ίνακρυόφιν  μελαθρόφιν  παλάΜηφιν  έρ^- 
β€σφιν  ναυφίν  orw.  ι  De  Ι  brück  AUlativ  LöcaliK  InstroTiieDtalifl 
2  ff  V'^er^l.  Syntax  l  27*ΐ).  In  dem  'theniatiaehen'  Vocal  vor 
der  eigentlichen  Kndung  -φΐ(ν)  trotz  sonstiger  toneunantischar 
Abwandlung  des  Stammes  v^ergleicht  e«  sieb,  utu  von  ματρόφιν 
Sopli.  Oed,  Col.  527  abzugeben,  auf  da«  Ffeinarb  bingewiesen  bat, 
das  (tber  zur  5ieit  ganK  ungenügend  beglaubigt  ist,  mit  bom. 
κοτυλη5ονόφιν  e  433  von  κοτυΚηοών.  πατρόφϋν)  in  der  Forme! 
έπϊ  ττατρόφιίν)  mu&ft  Bingnlariacb  gewesen  sein:  damit  wird  der 
ohnehin  unsicheren  Verniuthung,  die  Delbrück  a.  zuletzt  aÜ.  274  f. 
auf  Grnnd  des  homeriBcben  Tbatbestandes  bat  geglaubt  aufstellen 
zu  dürfen,    tlass  nämlich   das  Suffix    -φΐίν)   urRprünglicIi    nur    im 

,      Pluraliit  heimatberecbtigt   gewesen,     in  den  Singularis  erst  nach- 

I  träglich,  jsum  Theil  gewiss  erst  in  Fr^lge  augeublieklicber  Ein- 
gebungen der  epischen  Dichter,  übertragen  worden  seij  der  Boden 
ganz  entzogen.  l>a»s  eine  Spur  der  Bildung  mit  -φΐ(ν)  in  ßöotien 
auftaucht^  kann  nicht  überraschen:  die  autike  Gelebreamkeit  be- 
zeichnete   sie  als    (Τχηματιςτμός  Βοίΐίιτως  (Hesych  β.  ν.  παίΐσα- 

I  λόφιν  und  "Ιίϊηφίν).  Daran  hat  bereit8  Rein  ach  erinnert  ;  wir 
dürfen  weiter  geben.  Wenn  eine  sonflt  nirgends  bezeugte  Formation 
zugleich  im  alten  Epos  und  in  Bootien  vorkommt^  so  haben  wir 
auf  Orund  dessen,  was  heute  Über  die  Verzweigung  der  griechi- 
schen Mundarten  einerseits,  über  die  Bildungsgescbichte  der  epi- 
schen Sprache  andererseits  ermittelt  ist,  das  Recht  sie  für  das 
erster e  ais  Aeoüsmas  in  Anspruch  zu  nehmen.  Aueh  da«  wussten 
die  alten  GraniuiÄtiker  schon:  παΧάμηφιν"  τη  χειρί.  ή  λ^£ις 
παράγωγος,  ή  διάλεκτος  Αίολΐς  heisfit  es  Anecd.  Par.  ΠΙ  160^  Η 
in  den  SchoL  zu  Γ  338;  κατ'  Ορεσφιν^  έν  τοις  Öptaiv  .  ,  . 
Αίολικώς  in  den  Schol.  zu  Opp.  Hai.  I  709.  Selbst  Ahreus 
«praoh  gegenüber  dem  ersten  dieser  beiden  Zeugnisse  von  einer 
'levis  quaedam  auctoritas  (Dial.  Ϊ  109,  20S) ;  heute  kann  uns 
die  Bestätigung,  die  es  durch  den  bcioti sehen  Stein  erhalten  hat, 
wieder  einmal  einschärfen,  dass  jede  grammatische  Tradition,  sie 
eei  noch  so  versprengt  und  verlegen,  das  Anrecht  auf  Äctitung 
und  ernsteste  Erwägung  besitzt, 

1  Bonn.  Felix  Solmsen* 

^^  Zar  Lex  M&uciana. 

^^1  Eine  Erwiderung. 

"  Vor  einiger  Zeit  habe  ich  eine    Lesung  der    Lex    Mauciana 

veroifentlicht,    in     der    sehr    zahlreiche     Ruchstaben     durch     den 
I      Druck   als  unsicher    bezeichnet  sind.      In  der  Vorrede  sprach  ich 

zudem   mein   Bedauern  aus,  dass  sich  der  Grad  der  Uneioherbeit 


47B  MiKsellen 

auf  diese  Weise  nicht  zum  Aaedrack  bringen  lasse.  Darau« 
konnte  jeder  scblieesen,  daes  jene  Grade  höchst  verschieden, 
und  folglich  manche  Buchstaben  sehr  unsicher  waren.  An  der 
lÜohtigkeit  derartiger  Lesungen  zu  zweifeln,  hat  also  jeder 
ernsthafte  Gelehrte  nicht  nur  das  Recht,  sondern  auch  die  Pflicht  ; 
zweifle  doch  ich  Helbst  daran.  Denn  thäte  ich  das  nicht,  so  h&tte 
ich  ihre  UnRicherhoit  nicht  ausdrücklich  hervorgehoben.  Doch 
wenn  Herr  A.  Schulten  in  dieser  Zeitschrift  (LVI  S.  180)  sich 
erlaubt,  daHJenige,  was  ich  auf  den  i*hotographien  des  äteinee 
zweifelnd  entziffern  zu  können  meinte,  für  '^reine  Phantasie**  za 
erklären,  nur  weil  er  selbst  es  nicht  wahrnehmen  kann,  so  ist 
dies  eine  Anmassung,  di^  energisch  zurückgewiesen  werden  muss. 
Bildet  sich  der  Herr  denn  ein,  dass  Aller  Augen  gleich  scharf 
sind?  Weiss  er  nicht,  dass  Stndemund  und  Loewe  in  den  mai- 
länder  und  veroneneer  Palimpsesten  sehr  vieles  gelesen  haben, 
wovon  andere  vor  ihnen  trotz  langdauernder  und  fleissiger  Be- 
mühungen nichts  unterscheiden  konnten?  Er  selbst  (S.  121} 
schreibt:  *'die  Photographie  der  Inschrift,  welche  Toutain  mit• 
getheilt  hat,  ist  so  ausgezeichnet,  dass  sie  das  Original  nahezu 
ersetzt*' ;  d.  h.  er  hat  auf  dem  Steine  selbst  nichts  Wesentliches 
lesen  können,  was  nicht  auch  auf  jener  Pbotogiaphie  wahrnehmbar 
wäre.  Ich  war  in  der  glücklichen  Lage,  ausserdem  noch  eine 
/.weite  Photographie  benutzen  zu  können,  die  bei  anderer  Beleuch- 
tung aufgenommen  war  und  daher  manche  Stelle  schftrfer,  andere 
freilich  minder  scharf  erkennen  Hess.  Wie  kommt  er  also  dazu, 
PS  frischweg  für  unmöglich  zu  erklären,  dass  ich  manches  ge- 
sehen habe,    was  seinen  schwächeren  Augen  nicht  sichtbar  war? 

Herrn  Schulten  in  alle  Einzelheiten  nachzugehn,  kann  ich 
mir  ersparen.  Auch  hier  gilt  das  Bibelwort:  '^An  ihren  Früchten 
sollt  ihr  sie  erkennen*' .  Wenn  meine  Lesungen  einen  verständ- 
lichen Sinn  geben,  die  seinen,  soweit  sie  von  jenen  abweichen, 
sprachlich  eben  so  unmöglich  sind,  wie  sachlich,  so  ist  dies  wohl 
genügend.  Ich  beschränke  mich  daher,  um  nicht  zu  lang  zn 
werden,  auf  die  erste  Zeile  der  Inschrift;  wie  ^sicher*  die 
Lesungen  des  Herrn  Schulten  im  Gegensatzes  zu  meinen  "Phanta- 
sien" sind,  wird  man  schon  an  dieser  kleinen  Probe  wahrnehmen 
können. 

Ich  hatte  hier  [ex  auct]0[ri]TATE  gelesen.  Das  0  und 
das  TA  waren  durch  den  Druck  als  unsicher  beseichnet, 
und  allerdings  sind  die  Spuren  dieser  Buchstaben  schwer  wahr- 
zunehmen und  in  hohem  Grade  zweifelhaft.  Toutain  hat  für  TA 
ein  LV  zu  erkennen  gemeint^,  Schulten  den  unteren  Theil  eines 
7;  beide  lesen  daher:  pro  saluie.  Prüfen  wir  nun  san&chst  dem 
Sinne  nach,  was  das  Richtige  ist. 


>  In  diesem  Falle  hat  Toutain  besser  gelesen,  als  Schalten.  •  Denn 
wo  er  ein  L  zu  sehen  meinte,  habe  auch  ich  nur  eine  senkreohte  Linie 
wahrgenommen,  dif*  sich  ebenso  gut  zu  einem  L,  wie  zu  einem  Τ  er- 
gänzen läset. 


MiKjetlen 


479 


Die  gntize  üeLerflclirift  lautet  uaiili  meiner  Reetitution  *: 
Κλ'  mtdutitafe  Ättgusfi  nosfri,  Imperatoris  Caesar is  Traiani  An* 
tjuMi  opfimi  Germanici  Parfhta  data  α  Lkinio  Maxhno  ei  Fell• 
ciore  ÄvgusU  Uherto  proenratoribus  ad  e^etnplum  letfis  ^iaficianae. 
Da»  heisst:  ''Mit  Eruiäcbtigung  ues  Kaisers  ist  die»  Statut  von 
ileii  Procuratoreii  gegeb*?n  in  Anlehnung  an  die  Leu  Manoiaua**. 
Nacli  Toutuin  uud  Sebiilten  wäre  das  Statut  ^  zum  Heile  des 
Kiiisere  gegebi^u  ,  Liegt  darin  wübl  Sinn  und  Verötand?  Zui' 
Rpcbtfertiß'ung'  diefier  sonderbaren  Teberecbrift  beziehen  sie  fiicli 
auf  die  eraten  Zeilen  der  Lex  Hailriann  (Hermes  XXiX  8.  207): 
(pro  Salute  et  iticolumitaie  imp.  Oaes.  L,  Septijmi  Seifert  Fili 
Aug.  ei  Itdiae  D/omtiae  Aug.  mair.  [caatjfötum  aram  legis  divt 
JiadrlaiH  Patroclm  Auggg.  UIk  proc,  msiitmi  et  legem  infra- 
scripfam  intulH.  leb  will  mich  niebt  darauf  berufen,  daee  liier 
daR  pro  salule  nur  Ergänzung  ist;  denn  in  diesem  Falle  halte  ich 
Bie  für  riebtig»  Aber  dieBe  Uebersebrift  redet  nicbt  von  dem  Er- 
läse eines  neuen  Statut«,  sundern  von  der  Widmung  eines  Altare, 
auf  dessen  Beitenfiäcben  ein  altes  eingegraben  wird.  Daes  man 
*'für  das  Heil  des  Kaisers"  den  Göttern  eine  Wei begäbe  darbringen 
könne^  wird  niemand  bezweifeln;  aber  eine  Verordnung  wird,  wenig- 
stens nach  der  officiellen  AuffaFf^ung,  nicbt  zum  Heile  des  Kaisers, 
sondern  zum   Heile  der  Untertbanen  gegeben. 

»Die  Lesuug  8cbultens  kann  also  sebon  aus  sachlicheu 
Gründen  niclit  richtig  sein;  doch  scliiieasen  sich  ihnen  auch  gra- 
pbisclie  an.  Zwar  ob  die  schwachen  Buchstabe nreste  vor  dern 
deutlichen  7'E  mehr  einem  TA  oder  einem  L  V  ähnlich  sehn, 
kann  ich  nicbt  entscheiden  wollen,  schon  weil  ich  hierin  Partei 
bin.  Doch  die  Worte  ea-  aiiclorifate  und  pro  saiuie  sind  von 
recht  verschiedener  Länge^  und  welche  besser  in  den  verfügbaren 
Kaum  hineinpassei),  läset  sieh  an  der  Photographie  ebenso  gut 
nachmessen,    wie    an    dem  Original.     Ihr    zweifelloser    Rest    TE 

■  ieigt,  dass  sie  in  gnjsseren  Buchstaben  geschrieben  wnren  als  die 
übriiie  Inschrift  und  nicbt  bia  an  den  Rand  des  Steine«  heran- 
reichten, d.  b.  sie  trugen  die  Form  einer  Ueberschrift,  Eine 
solche  pl^^^^  ti^Q-^  bekanntlich  möglichst  genau  in  die  Mitte  der 
Zeile  zu  setzen.     Sehen  wir  also^   ob  diese  Voraussetzung  besser 

■  durch  ea;  audorUate  oder  durch  pro  salnte  erfüllt  wird, 
Das  deutlieb  erhaltene  TE  mieet  in  der  Verkleinerung 
der  Toutainschen  Photographie  6^/2 — 7  Millimeter.  l)&  pro  saluie 
keine  sehr  breiten  Buchstaben  enthalt^  wie  etwa  Μ  oder  auch  Ν 
es  wären^  so  könnte  es^  nach  diesem  Duruli  schnitt  berechnet, 
wenn  es  erhalten  wäre»  kaum  mehr  als  3ü  mm  füllen.  Wo  der 
Stein  vollständig  ist^  beträgt  seine  Breite  78  mm.  Der  Äbatand 
des  TEvon  dem  ursprünglichen  hintero  Rande  misst  17  mm.     Da- 

*  Ich  nenne  sie  die  meinet  weil  sie  von  Schulten  als  »olche  an- 
gegriffen wird  und  ich  gern  bereit  bin,  die  Verantwortung  dafür  ku 
tragen.  Doch  hatten  schon  vor  mir  in  der  ersten  Aueg^abe  der  Inechritt 
Cagnat  und  Toutain  alles  richtig  ergänzt.  Dat  schöne  pro  sahtU  ist 
erst  Schulten  eingefallen  und  hat  dann  nachträglich  auch  an  Toutaiu 
einen  Bewunderer  gefunden. 


480 


Miacellen 


Dach  iQtiüete  d&e  pro  salute  volle  31  mm  hinter  dem  vordereo 
Rande  begonnea  haben,  kam  also  nicht  in  die  Mitte  der  Zeile 
zu  stehen.  Dagegen  würde  e^  auciariiale  nach  der  gleichen 
UnrchBchnittebereohriung  45  mm  füllen;  den  17  mm  Spatiam  aoi 
der  einen  Seite,  entspräehea  1Γ»  auf  der  andern,  waa  beinahe  ge- 
nau die  Mitte  ergibt.  Also  wenn  Herr  Schuhen  und  Herr  Toutaln 
hier  beide  «nj^eföhr  dAseelbe  zu  leeen  glaubten,  ao  haben  eie  eben 
beide  falsch  gelesen.  Und  ebeuBo  ist  ee  an  den  andern  Stellen, 
wo  sie  mit  gro»eer  Zuvereichtlicükeit  ihre  Lesungen  den  meinen 
entgegeneetsen ;  was  dabei  herauekommt,  ist  fast  jedesmal  an- 
verständlich  oder  siunloa, 

Damit  wiU  ich  natürlich  nicht  Ragen^  dass  meine  Ent^iife• 
rting  des  Steine»  unfehlbar  eei;  vielmehr  halte  ich  sie  für  sehr 
verbesHerungafähig  und  verbeeserungftbediirftigt  und  habe  diej 
mehr  als  einmal  ötlentlich  ausgesprocherK  Wie  die  Lesung  der 
wichtigen  Inschriit  thatsächlich  gefordert  werden  kann,  habe  Ich 
Herrn  Cagnat  schon  brieflich  angegeben;  da  dies  aber  keine 
Folgen  gehabt  zu  haben  »thtiiat,  sei  ee  hier  auch  öHTeutlich  wie- 
derholt. Auch  Schuhen  gibt  zu,  da^s  die  Photographie  fast  ebenso 
brauchbar  ist,  wie  das  Orgiual;  vielleicht  ist  sie  z.  Th«  sogar 
noch  brauchbarer,  indem  gie  die  einzelnen  kleinen  V'ertiefungen, 
ijie  von  zerstorti^n  Buchstaben  übrig  geblieben  nind,  durch  die 
Verkleinerung  näher  aneinatiderrückt  und  dadurch  ihren  Zusani- 
menhang  deutlicher  macht.  Man  photographiere  also  jede  Seite 
des  Steines  mehrere  JMal  bei  verschiedener  Beleuchtung,  etwa 
derart,  dass  man  die  Lichtquelle  einmal  von  rechts,  einmal  von 
links,  einmal  von  oben,  einmal  von  unten  wirken  läset.  Dies 
kann  bei  Benutzung  künstlichen  Lichtes  keine  besonderen  Schwierig- 
keiten haben*  So  könnten  auch  die  kleinsten  LnebeDheittsn  der 
Oberfläche  sichtbar  werden  und  durch  den  Vergleich  der  l*hotö" 
grapbien  würden  sich  Buchstaben  erkennen  lassen,  die  auf  dem 
Original  scheinbar  ganz  verschwunden  sind»  Wenn  man  vermit- 
telst eines  solchen  VerfahreDs  meine  Leeungen  durch  bessere  er- 
setzty  wie  dies  unmöglich  ausbleiben  kann,  so  werde  ich  der 
Krete  sein,  das  mit  Freuden  zu   begiüsgeUp 

Ich  habe  dies  geschrieben,  nachdem  mir  nur  die  erste 
Hälfte  von  Herrn  Schultens  Aufsatz  bekannt  geworden  war;  die 
zweite  gedenke  ich  nicht  xu  lesen  und  folglich  auch  nicht  sii 
beantworten. 

Greifewald,  im  Februar.  Otto  Seeck.       


Berfclitigiiiig. 

In  meinem  Aufsätze  8.  ^11  /eile  Λ  hat  eich  ein  sinnstorand«^ 
Schrei li-  «ider  Druckfehler  ein>ieecb liehen,  den  iuh  ao  zu  verbessern  bittet 
,«wiLA  eich  in  attischen  tlrknnden  nicht  vor  ileni  Anfang  de«  dritten 
Jahrhunderte  fi  ndet"  M.  F  r  a  η  k  e  1. 


Verantwortlicher  Hedacteurr   L*  Raderm&cher  in  Bonn. 
(29.  Juni  imi.) 


zu  DEN  SINTFLUTHSAGEN 


AN  KARL  DILTHEY  IN  GOETTINGEN,  Es  mua  echon 
zwei  Jabre  s^-ergangen,  weit  Du  rair  in  Deinem  gasUichen  Hause 
eine  BO  gliickliche  Zeit  anregenden  Äustauschee  und  reicher  Be- 
lehrung gewährtest.  Aber  leibhaftig,  als  wäre  ich  gestern  ge- 
achieden,  steht  der  Inhalt  jener  Wochen  noch  heute  vor  mir*  Ich 
konnte  Dir  damals  frisch  von  der  Prenae  meine  Sintfluthsagen  mit- 
bringen, und  es  war  natürlich,  das«  die  darin  behandelten  Pro- 
bleme ebensosehr  den  Gegenstand  häufiger  Gespräche  bildeten, 
wie  sie  mir  bei  der  Durcharbeitung  noch  unbekannter  Litteratur, 
deren  Deine  reiche  Bibliothek  mit  eo  viel  bot,  besonders  nahe 
gtanden.  Wenn  ich  hier  versuche  einige  wichtigere  Ergänzungen 
und  Bestätigungen  jener  Schrift  zusammenzustellen,  so  habe  ich 
die  Freude,  Dir  nur  zurück  zugeben,  was  ich  durch  Dich  oder 
auch  von  Dir  gelernt  habe.  Es  ist  nichts  Dir  neues  was  ich 
bringe,  aber  auch  Du  wirst  vielleicht  nicht  ungern  Dich  an  jenen 
mir  UBvergeeslichen  Sommer  erinnern  lassen. 

Η  I    Das  wichtigste  freilich,  was  ieh  zu  bieten  habe  und  da- 

her voranstelle,  ist  eine  Bemerkung,  die  mir  J.  Wellbauaen  nach 
der  Leetüre  meines  Buches  mittheilte.  Dass  der  mythische  Kern 
der  Sintfluthsagen  die  Vorstellung  von  dem  Aufgang  oder  der 
Geburt  des  Lichtgottes  war,  hatte  sich  mir  aus  der  etymologi- 
schen Analyse  des  griechischen  Deukalion  ergeben  und  konnte 
aus  den  babylonischen  Berichten  als  ureprünglicher  Inhalt  auch 
der    semitischen  Sage    erschlossen    werden.     Wellhausen    konnte 

»nun  dazu  die  überraschende  Bestätigung  bringen,  dass  sogar  noch 
dem  Berichte  des  Jahvisten  diese  ursprüngliche  Fassung  zu  Grunde 
liegen  müsse.  Er  hat  seine  Wahrnehmung  inKwischen  veröffent- 
licht, nur  freilich  an  einem  Orte,  wo  Niemand  sie  suchen  und 
wenige  sie  ohne  Leitung  finden  werden:  in  einer  Anmerkung  «ur 

Rhein.  Mm.  t  PhUol.  M«  F.  LVL  31 


tJi#aer 

fiiifleii  Aalagt  moer  Prolegomens  zar  6e»eliie1ite  iamtk  (B«L 
1999)  8.  9l§  f.  Kr  wird  mit  verzeihen,  weiia  ieh  Htm  Andra- 
ittfifeii  wörtücli  hier  einrfieke.  W.  eckreibt: 

'  Nfteh  Gen.  6,  1 — 4  ttbngens  wird  durch  die  Sfiodtnt  di* 
fsns•  frtthere  Menicbengeecblecht  aa »getilgt.  Der  Entechtme 
β*  8  f0fUtt«t  keine  Aoenthme;  e«  d«rf  Diemandy  in  dem  Geiet 
und  Fleiteh  verniiAcbt  int,  die  Art  auf  £rdeD  fortpflanzen.  Ateo 
auch  Noah  nicht.  Wenn  er  gerettet  wird,  eo  muss  er  entrückt 
werden,  wie  Henoch,  Dariinf  weist  die  aoch  von  Noah  gebrauchte 
Redefitart  hin:  mit  den  Göttern  wandelte  Noah  [Gen.  β,  9]. 
llenoeb  (d^r  dci  PHcuterkodex,  nicht  der  de»  Jehovieten)  und 
Noah  konkurriren,  all  die  zwei  Geretteten  aus  dem  voreündflnt-  Λ 
Hoben  Gi^Hoblochte.  Im  Bache  Henoch  macht  eich  dietie  Kon-  ^ 
kiirrtin»  fliblbiir.  Niieb  Henoch  17  wird  Henocb,  wie  der  bahj- 
lonifohe  Noab»  an  di«?  Mfindung  der  Strome  versetzt.  Nach 
Uswnfir  iet  utinb  der  Ararnl  eigentlich  der  Göttersitz,  zu  dem 
Noiib  entiiU^kt  wird.  Dil»  Fabren  im  Schiff  und  den  Wein  bat 
Noah  mit   Dicinymifi  gi^mi^in*.  Λ 

Wi^nn    die    UtnitUTig    von    Gen.    6»  9    (vgU  5»  22,   24     von    ™ 
itenocb)  "i«ib   buHcn   lÜRnt,  so  würde  damit  ein  wicbtigee  Beweis- 
•tttok   gewonnen  Nein.      DasH  der  Berg^  κη  dessen  Höbe  das  Schiff 
von  drr  Pluth  getragen    wird|    als  Wohnsitz   der  Götter  gedacht   η 
war,  ist   selir    mögt  ich     und     wahrs^beinlicb.     Bebanpteu    mochte  ^ 
ich  es  aus  item  Gnintle  nicht»   weil  der  Berggipfel  auch    ala  die 
obt>rste  Htitfti  xnin   Himmel   gefasst  sein  kann,  ^m 


Μ  Kill  linguiatischer  Freund,  dessen  ürtheil  mir  schwer 
wiegt,  hat.  gestutzt  auf  die  neuerdings  durch  Cmstus  (Pbilologva 
54,  3UlV)  und  Reitienstoin  (ebenda  55»  193  ff.)  herangesogevt 
Nebenform  Leukarion,  meiner  Herleitung  des  Wortes  Denk** 
ISoa  eine  andere  entgegengestellt.  Indem  er  ein  aus  λ€υκός  •λ€ύ- 
καλος  gebildete•  'AcutcaXfcjuv  als  Grundiorm  ansetzt,  leitet  er 
daran•  mittels  Dtffereniierung  des  fweimaltgen  SiibenanlaBti  k 
einerseits  Λιυκαριιυν,  anderseits  AcincaXiujv  ab*  Durch  liiejee 
Herleituiig  wird  χ  war,  wie  mein  Freund  mir  zum  Trost  bemerkte, 
nicht  der  Vorsteltiiiigtkreis  vertekoben»  der  Name  und  Sago  vec^ 
klJ^pfkt  Wokl  abtr  eine  weeeullieke  Grtndhige  meiner  Comkun»- 
HiM•  »M«U$rl.  Die  A»etekt  meines  Fromidea  bedarf  daher  ge- 
«An«r  Prüfung,  und  leh  unterziehe  mich  derselben  um  90  b^fftjl- 
viUifer«  aU  U9  mir  Bebgenkelt  gibt  die  Ferstmmte  Beriiekattb- 
ttfu^  tiea  furftllukB  Sammmi  ■aakauholea. 


Zu  den  Sintnuthtagen 


483 


Die  Bcliarfeinnige  Yermiitbuiig  raht  auf  zwei  VoraueeetaBTigen, 
einmal  dasft  AeuKapituv  eine  berenhHgte  dialektiacbe  Nebenform 
2U  dem  geläutigeren  Δευκαλίων  «lei,  sodann  dass  Λευκαρίαιν  nicht 
atif  gesetzmässigem  Wege  selbständig  entwickeit  sein  könnte. 
Beide  Voranesetzangen  erweieen  eich  bei  genauerem  Zueeben 
nicht  al«  haltbar» 

Vor  allem  ist  festzn stellen,  daes  die  Nebenform  Leukarion 
aneBcbliesBlioh  auf  eine  Komoedie  dee  Epicharmos  zurückgebt. 
Durch  die  Florentiner  Handechrift  bei  Miller  MeU  de  lit.  grecque 
p.  204  und  Reitzen stein  aO,  195  kennen  wir  jetzt  den  Ursprung- 
liehen  Wortlaut  des  Artikels  im  Et.  τη.  ρ.  561,  54  ΛευΚΑΡΙΩΝ  : 
olov  ΤΤύρρα  ή  (ΤΤύρραν  Kai  bei)  AeuKapiujv.  ΔΕυκαλίων  καθ' 
ύτΓ^ρθ€σιν  AeuKabiuJV,  τροπή  του  Δ  €ΐς  το  Ρ  AeuKapiujv.  Ο. 
Sc'bueider  (Call im.  II  ρ.  735  f,)  hielt  das  Fragmentj  das  er  ΤΤύρρ' 
ibi  ΛΕυκαρίΐίΐν  zu  schreiben  empfahl,  eines  Älexandrinischen 
Dichters  nicht  für  unwürdig.  Bergk  Poet,  lyr,  III*  p.  730  Antn. 
sah  darin  den  Titel  einer  Epicharraiseben  Komoedie.  Aber  erst 
Kaibel  Com.  gr.  frr.  Ι  1  p.  113  erkannte  als  Quelle  der  An- 
führung und  Glosse  einen  Vers  aus  Epicharmos  *  Pyrra  und  Pro- 
matbeus'  fr.  117  ΤΤύρραν  γα  μώται  Λευκαρίυϋν.  Die  Wahl  der 
Namensform  Λΐυκαρίων  beruht  hier,  wie  vWilamowitz  bei  Kaibel 
p.  112  bemerkt  bat,  auf  Absicht:  der  'Rothen'  wird  der  'Weiss- 
ling  als  Gatte  zugesellt,  wie  von  uuteritalischen  Griechen  aus 
lat,  Alba  eine  Λ€υκαρία  abgeleitet  wurde  als  Mutter  bald  des 
Roraus  (Dionys,  I  72,  6)  bald  der  Roma  (Plut»  Rom.  2),  in  bei- 
den Fällen  Gattin  des  Italos  genannt.  Zweierlei  folgt  daraus: 
die  Gloseographen,  deren  Stoif  der  Etymologe  bearbeitete,  kannten 
den  ΛευκαρίοίΥ  nur  aus  einer  Komoedie  des  Epicharmos,  und 
diesem  selbst  war  die  etymologische  Bedeutung  des  Wortes  voll- 
kommen durchsichtig.  Reitzenstein  (aO.  195)  bat  freilich  die- 
eelbe  Namensform  auch  dem  Hesiodischen  Katalog  fr,  141,3  Rz. 
zugesprochen.  In  der  Glosse  des  Seleukos,  welche  im  Etym. 
Gud.  p.  362,  21  den  Anfang  des  Artikels  Λαοί  bildet,  w^erden 
der  zweite  und  dritte  Vers  des  Hesiodischen  Brucbstäokes  ange- 
führt, und  hier  gibt  λευκανίωνι  Paris.  2630  VindoK  23,  λΕυκανίονί 
Sorbon.  (von  erster  Hand),  XeuKaviuJV  Par*  2631,  beuKaXioivi 
Vind,  158,  Wir  müssen  Reitzenstein  vertrauen,  wetin  er  als 
Üeberlieferußg  der  besseren  Hss.  (in  dem  erhaltenen  Ärcbetypou 
aller  Hss.,  einem  Barberinus,  fehlt  leider  das  betreffende  Blatt) 
AeuKaviu)Vi  bezeichnet.  Aber,  um  gar  nicht  zu  betonen,  dasa 
beUKaXiov   im    Etym.  Äiigelicanum    (bei    Ritsch  1    Opusc,  1,  689) 


484  Usener 

UD(1  Δευκαλίωνος  in  den  Hbr.  des  Strabon  steht,  wer  gibt  uns 
das  Recht,  das  verderbte  λευκανίωνι  nicht  in  Δευκαλίώνι,  βοη- 
dem  in  Λευκαρίωνι  zu  ändern?  Den  einzigen  thatsächlichen  An- 
halt dazu  gibt  doch  nur  das  anlautende  Λ,  über  deeeen  Wechsel 
mit  Δ  kein  Wort  zu  verlieren  ist ;  denn  im  Inlaute  das  Nl  als  PI 
zu  deuten,  während  es  sich  aus  ΛΙ  von  selbst  erklärt,  hat  weder 
Berechtigung  noch  Wahrscheinlichkeit.  Wir  werden  uns  also  zu 
hüten  haben,  den  Geltungsbereich  des  Λευκαρίαιν  über  £pichann 
auszudehnen. 

Trotzdem  würde  die  Vermuthung  meines  Freundes  Beachtung 
fordern  können,  wenn  Λευκαρίιυν  nicht  gesetzmässig  aus  λευκός 
*λεύκαρος  abgeleitet  sein  könnte  und  durch  einen  Lautwechsel 
erklärt  werden  müsete.  Nun  gibt  es  aber  neben  den  oxytonen 
Adjectiven  wie  καθαρός  μιαρός  βυπαρός  σοβαρός  στιβαρός 
χλιαρός  eine  Anzahl  barytoner  Eigennamen  nominaler  Entstehung 
wie  Κύλλαρος  von  κυλλός,  Νίνναρος  von  νίννος,  Οϊναρος  (Priester 
des  Dionysos  auf  Naxos,  Flut.  Thes.  20)  von  οίνος  vgl.  Ίκαρος 
'Ίσμαρος  Κάνθαρος  Μίνόαρος  ΓΤίνόαρος  Χίμαρος,  zu  denen  mein 
Freund  noch  Βάτταρος  (vgl.  Βάττος)  Βίτταρος  (auf  Kos)  und 
Bildungen  auf  -άρον  -άρων  -αρώ  fügt.  Entschieden  wird  die 
Frage  durch  das  thatsächliche  Dasein  eines  Λεύκαρος.  Nach  den 
schol.  Find.  Nem.  3,  27  ^Αριστοτέλης  (fr.  4V5  Rose ')  Λεύκαρον 
φησι  τον  *Ακαρνανα  πρώτον  ίντεχνον  το  παγκράτιον  ποιήσαι* 
und  ich  freue  mich  von  demselben  verehrten  Freunde,  der  in- 
zwischen seine  Vermuthung  hat  fallen  lassen,  drei  weitere  Be- 
lege desselben  Namens  nachgewiesen  zu  erhalten:  sowohl  in  ioni- 
schem Bereich  zu  Styra  (IGÄ  n.  372,  221)  und  zu  Eretria  (Ephim. 
arch.  1895  S.  131  f.  Z.  130)  wie  in  dorischem  auf  Kalymna  (bei 
Collitz  N.  35(>7^  12)  kommt  ein  Λεύκαρος  vor,  ein  Λευκ[ά]ριος 
zu  Styra  (IGA  372,  222).  Nach  bekanntem  Muster  (s.  Göttern. 
S.  18  if.)  ist  also  dies  Λεύκαρος  zu  Λευκαρίων  fortgebildet  wor- 
den, und  Λευκαρίυυν  ist  etymologisch  dem  Deukalion  ganz  ferne 
zu  halten,  mag  es  nun  erst  von  Epicharmos  oder  schon  im  Munde 
eines  griechischen  Volksstammes  dem  Gegensatz  der  Pyrra  zu 
liebe  an  Stelle  des  Deukalion  gesetzt  worden  sein. 

III  Am  Othrys,  an  welchem  Hellanikos  die  Truhe  des 
Deukalion  landen  Hess  (Sintfl.  34),  spielt  auch  ein  anderes  ver- 
sprengtes und  aus  dem  Zusammenhang  gelöstes  Abenteuer  der 
griechischen  Sintfluthsage.  Ovidius  streift  in  seiner  Erzählung 
yon  Medea's  Flucht  von  lolkos  mit  den  Orten,  über  die  er  Medep 


Zu  den  Sintflutheftgen 


4M 


eicli  auf  dem  Drachenwagen  bewegen  läset,  äucL•  Verwand lunge- 
öagen,  welche  ßich  an  diese  Orte  knüpften.  Da  heieet  ee  (metam. 
7.  352  f,) 

euperque 
Olbryn  et  eventti  veterie  loca  nnta  Cerambi: 
hie  ope  njfiipbanim   HublatuH  in  aera  pinnie, 
355  cum  gravis  infufto  tellus  foret  obruta  ponlo, 
Deucalioneas  effugit  inobrutue  undas. 
Die  Sage    iat    eonstber    oicht    bekannt     Was  Antoninus  Lib.  22 
naeb  Nikander  von  Teramboe  erzählt,  hat  keinen  Zueammenhaug 
mit   dem  wae  Ovidiue  andeutet. 

Beachtung  verdiente  auch  ein  von  Apollonioe  Rhodioa,  der 
eich  hier  an  Hellanikoe  (s.  Sintflut  he.  S.  34)  anzulehnen  eoheiat, 
3,    1086  f.  anfliewahrter  Zug  der  üeberlieferung 

ένθα  (in  der  Heimath  des   laeon)  Προμηθεύς 
Ίατΐ€τιονίί>ης  dTctöov  leKt  Δευκαλίωνα, 
ος  πρώτος  ποίησε  πόλεις  και  έοείματο  νηούς 
αθανάτοις,  πρώτος  5ΐ  και  ανθρώπων  βασίλευσεν 
1090  Αίμονίην  5ή  την  γε  περικτίονες  καλέθϋ(Τιν. 

Ώά»β  Deukalion  hier  als  erster  Tempel-  und  Städtegründer  be- 
zeichnet wird,  ist  bedeutsttni  tür  seine  Göttlichkeit,  wie  die  aO• 
69  f,  zUBammengeetellten  Parallelen  zeigen.  Es  wird  hier  ver- 
allgemeinert, was  in  der  Athenischen  üeberlieferung  auf  den 
Tempel  des  Olympischen  Zeus  bescbräiikt  wird. 


IV  Die  völlige  Gleichwerthigkeit  der  beiden  Bilder  des 
Schiffes  und  des  Fisches,  welche  in  der  indischen  Flutheage  ver- 
knüpft werden^  will  ich  nicht  unterlassen  dureb  zwei  Varianten 
eines  alten  Märchens  zu  bekrüftigen,  das  aus  mehr  als  einem 
Grunde  verdient  bekannter  zu  werden. 

Die  altertbiim liebere  und  bedeutsamere  Fassung  liegt  in  der 
'Heise  zur  Sonne*  vor,  einem  ßlovakischen  Märchen,  das  ich  aus 
Jos.  Wenzigs  Westslavischem  Miirchenecbatze  (Leipz.  1858  S.  36  0".) 
kenne.  Eine  Königstochter  ist  von  früher  Jugend  an  in  ver- 
traulichem Verkehr  mit  einem  schönen  Küohenjungen  heran- 
gewacbsen,  und  zur  Jungfrau  erblüht  schlägl  sie  um  seinetwillen 
alle  die  Königssöhne  aus,  die  als  Freier  kommen*  üra  das  Minder- 
niss,  das  dem  Glück  der  Tochter  im  Wege  zu  steben  schien» 
hinwegzuräumen  beschloss  auf  den  Vorechlag  seiner  Käthe  der 
König,  den   Burschen   mit  einem  Auftrage  wegzuschicken,  deseen 


Ueener 


Aneflibning  seine  Rüokkelir  nicht  mebr  befdrchten  lieee.  Er 
BoHte  zur  Sonne  gehen  tind  sie  fragen,  '  warum  eie  dee  Vor- 
mittags immer  höher  steigt  und  alles  mehr  und  mehr  erwärm!, 
und  warum  eie  Nachmittags  immeT  niedriger  sinkt  und  alle« 
minder  und  minder  erwärmt'.  Mit  Geld  ausgerüstet  begibt  er 
sieb  schweren  Herzens  auf  den  Weg,  den  er  so  wählte,  dass  er 
nicht  der  Sonne  entgegen,  sondern  ihr  nach  gieng^,  'gerade  dort- 
bin, wo  sie  niedersinkt**  So  wanderte  er  durch  Felder  und 
Wälder,  über  Berg  und  Thal,  bis  er  in  ein  fremdes  Land  kam, 
dessen  König,  als  er  von  dem  Ziele  seiner  Wanderung  gebort, 
ihn  beauftragte  auch  für  ihn  eine  Frage  an  die  Sonne  zn  riubten 
und  als  Lohn  ihm  sein  halbes  Reich  in  Aussicht  stellte.  Er 
'zog  der  Sonne  weiter  nach  über  Berg  und  Thal,  wo  nichts  sa 
hdren  und  nichts  zu  sehen  war,  hie  er  zu  einem  Meere  kam\ 
Das  war  breit  und  tief;  umgeben  konnte  er  es  ni^bt,  denn  die 
Sonne  'gieng  gerade  hinler  dem  Meere  unter'.  Rntblos  irrte  er 
am  Ufer,  als  ein  grosser  Fisch  zu  ihm  heranschwamm.  '  Halb 
war  er  über  dem  Wasser,  halb  unter  dem  Wasser;  sein  Bauch 
war  wie  bei  anderen  Fischen,  sein  Rücken  aber  funkelte  wie 
eine  glühende  Kohle,  und  das  rührte  von  dem  Glanz  der  Sonne/ 
Als  er  von  dem  WuriBchL"  des  Burschen  gehört,  erklärte  er  sich 
bereit  ihn  auf  seinem  Rücken  übers  Meer  zu  tragen  und  wieder 
zurück  zu  bringen,  wenn  er  auch  für  ihn  eine  Frage  sieb  von 
der  Sonne  beantworten  lassen  wolle,  nämlich  'wober  es  komme, 
dass  er,  ein  so  grosser  Fisch,  sich  nicht  auf  den  Grund  des 
Wassere  niederlassen  könne,  wie  die  andern  Fische*.  Das  ver* 
spTach  der  Wanderer,  so  nahm  ihn  der  Fisch  auf  seinen  Kücken 
und  trug  ihn  glücklich  hinüber.  Dort  hatte  er  noch  'durch 
fremde  und  wüste  Gegenden»  wo  es  keinen  Vogel,  noch  weniger 
einen  Menschen  gab',  zu  wandern.  Endlich  nahte  er  sich  *dem 
Ende  der  Welt':  'da  sah  er  die  Sonne  nahe  vor  sich  zur  Erde 
sinken.  Er  eilte  aus  Leibeekrüften,  so  viel  er  konnte.  Als  er 
hinkam,    ruhte  die  Sonne    eben   im  Scboosse  ihrer  Mutter*.     Er 


*  Es  liegt  hier  die  Vorstellung  zu  gründe  dass  wer  mit  der  Sonne 
geht,  schneller  zum  Ziele  gelangt  als  wer  gegen  sie  gebt,  9.  Pliniu» 
n.  h    2,  im. 

^  Von  der  'Sonnenmutter'  weiss  noch  ein  eerbisches  Mircben 
bei  Kraußs,  Sagen  und  Märchen  der  Südslaven  1,  304  f,  (Parallelen  gibt 
U.  Köhler  Kl.  Schrr.  I,  429)  zu  erzählen,  dam  sie  eine  zerstückelte 
Leiche  wieder  7,u  beleben  vermag;  sonet  ist  sie  dort  nur  ein  armes  im 
Gebirg  lebendes  Weib. 


Zu  den  Sintfluthsagen 


487 


I 
I 
I 


I 


'verneigt«  eioh  und  sie  dankten  ihm,  er  begann  zu  reden  tind  eie 
horchten  auf\  Ale  er  die  erste  Frage,  derenthalb  er  die  Eeise 
angetreten,  vorgehracht  hatte,  entwartete  die  Sonne;  *  Ei,  mein 
Lieber,  frag  doch  deinen  Herrn,  warum  ©r  nach  der  Geburt 
immer  mehr  wachet  an  Leib  ηηά  Kraft,  und  warum  er  eich  im 
Älter  zur  Erde  neigt  und  achwäcber  wird.  Auch  mit  mir  i8t*e 
Bo.  Meine  Mutter  gebiert  mich  jedes  Morgens  neu  als  einen 
schunen  KnabeD^  und  jedes  Abends  begräbt  sie  mich  ale  einen 
Bch wachen  Grreia^.  Auch  auf  die  zweite  und  dritte  Frage  erhielt 
er  Beicbeid,  auf  die  dritte  folgenden:  *Weil  er  (der  Fisch)  noch 
kein  Menscbenfleisch  gegessen.  Doch  sag  ihm  dies  nicht  früher^ 
als  bie  du  über  dem  Meere»  ein  gutes  Stück  vom  Ufer  biet/  Mit 
gutem  Rath  und  mit  einem  Gaatgeechenk,  einem  Gewände  das 
bequem  in  eine  Nussechale  bineingieng  ('das  war  ein  Sonnen- 
kleid )  ausgerüstet  Verliese  er  dankend  den  Sonnengott,  und 
wurde  am  Strande  vom  Fisch  in  Empfang  genommen,  den  er  mit 
der  Beantwortung  seiner  Frage  hin  zuhatten  wnsste,  bis  er  festes 
Land  unter  den  Füeeen  fühlte  und  sich  in  Lauf  gesetzt  hatte. 
Eret  dann  offenharte  er  das  Geheimniee.  Wüthend  *  achlug  der 
Fisch  das  Meer  mit  seinem  Schweife,  dass  das  Waaaer  auatrat 
und  dem  Küchenjungen  bis  au  den  Gürtel  reichte;  doch  war  es 
schon  zu  spät,  er  war  schon  zu  weit,  der  Fisch  konnte  in  so 
seichtem  Wasser  nicht  achwimmen,  denn  er  war  zu  gross  \  Bei 
dem  Könige,  den  er  durch  die  Antwort  der  Sonne  von  seiner 
Erblindung  heilen  konnte,  verweilte  er  nicht  länger,  sondern  eilte 
zu  dem  Hofe  des  Königs,  der  ihn  ausgesandt  hatte.  £r  hätte 
keinen  Augenblick  länger  aäumeu  dürfen«  denn  als  er  ankam, 
wurden  gerade  die  Glocken  geläutet  und  die  Kirchen  tbüren  ge- 
öffnet zur  Trauung  der  Königstochter.  Da  legte  er  sein  Sonnen- 
kleid an  und  setzte  sich  in  die  vorderste  Bank*  Alle  wunderten 
eich  des  reichen  Fremden,  aber  die  junge  Braut  erkannte  ihn 
sogleich  beim  Eintritt,  flog  auf  ihn  zu  und  war  nicht  mehr  von 
ihm  zu  trennen« 

Hier  ist  es  der  Fisch,  der  den  kühnen  Abenteurer  über  das 
breite  Meer  hinüberträgt  zu  dem  Land,  wo  die  Sonne  zur  Rüete 
geht  und  das  Ende  der  Welt  ist.     In  einem   dänischen  Märchen 


■  Es  kann  nicht  wohl  eine  deotlichere  Fasiung  der  Yoretellung 
geben,  die  ich  Götter  η  amen  S.  2HH  f.  nachzuweisen  versucht  habe»  Man 
vgl.  auch  Sophokles  Trach.  Μ  "Ov  αΐόλα  NoE  ^ναριΐομένα  τίκτ€ΐ  κατβυ- 
vdCci  τι  φλοτιίόμ€νον,  "AXtov  und  Ae&ch.  Agam.  265. 


488  üsener 

der  Grundtvig'echen  Sammlung  ^  das  bei  aller  Verflacbuog,  Aus- 
weitung und  Abweichung  im  einzelnen  durchweg  eich  als  Um- 
bildung einer  und  derselben  Vorlage  erweist,  ist  an  Stelle  des 
Fisches  das  Schiff  mit  dem  Fergen  (hier  einem  Weibe)  gesetzt. 
Ich  muss  mich  darauf  beschränken,  das  Gerippe  des  weiter  aus- 
geführten Märchens  zu  geben  und  nur  an  den  Stellen,  die  wich- 
tigere Vergleichungspunkte  bieten,  vollständiger  zu  sein. 

Der  einzige  Sohn  einer  armen  Häuslerin,  Hans  mit  Namen, 
and  das  einzige  Kind  des  reichen  Grossbauem  Peter  Larsen 
(Karen  hiess  das  Töchterlein)  waren  von  Kindsbeinen  an  einander 
vertraut  und  lieb  gewesen.  Als  sie  erwachsen  waren  und  Hans 
eines  Tags  zu  dem  Grossbauern  gieng,  um  sich  die  Hand  seiner 
Tochter  zu  erbitten,  kam  er  übel  an.  Der  Bauer  gab  ihm  einen 
Faustschlag  zwischen  die  Augen  und  sagte  mit  grimmigem  Hohne: 
'Ja  freilich,  du  sollst  die  Karen  kriegen.  Aber  da  kannst  du 
schon  zuerst  bis  ans  £nde  der  Welt  wandern.  Dann  kriegst  du 
sie,  wenn  du  wieder  einmal  zurückkommst.'  Aber  Hans  ant- 
wortete: *Ich  will  es  versuchen*,  und  trotz  der  mütterlichen 
Thränen  begab  er  sich,  nur  mit  einem  Brodsack  ausgerüstet,  auf 
die  Wanderung.  'Er  gieng  immer  gerade  aus  vorwärts:  so 
musste  er  ja  doch  endlich  einmal  an  das  Ende  der  Welt  kom- 
men*. Nirgends  kehrte  er  ein,  so  lang  er  noch  eine  Krume  Brot 
im  Sacke  hatte;  erst  wenn  er  um  neue  Nahrung  bitten  musste, 
sprach  er  vor,  zuerst  bei  einem  Bauern,  dann  einem  Gutsherrn, 
ferner  bei  einem  König,  der  seine  Tochter  schon  seit  sieben 
Jahren  suchte,  und  überall  erhielt  er  ausser  dem  Brot  auch  den 
Auftrag  zu  einer  Erkundigung  auf  der  Reise  zum  Ende  der 
Welt.  Endlich  stiess  er  mitten  in  wildem  Wald  auf  ein  Schilder- 
haus, bei  dem  ein  alter  Soldat  Wache  stand.  Den  fmg  er,  ob 
er  noch  weit  habe  bis  zum  Ende  der  W^lt.  'Nein',  hörte  er, 
^  jetzt  hast  du  nicht  mehr  besonders  weit.  Du  wirst  bald  bei 
einem  grossen  Wasser  anlangen,  das  ist  das  rothe  Meer,  und 
auf  der  andern  Seite  liegt  das  Schloss  am  Ende  der  Welt  Aber 
darin  haust  ein  wilder  Zauberer'.  Von  dem  Soldaten  erhält  er 
den  Auftrag  sich  zu  erkundigen,  wann  endlich  die  Ablösung 
komme,  denn  jetzt  stehe  er  schon  300  Jahre  auf  dem  Poeten. 
Bald  gelangte  er  nun  an  das  rothe  Meer.  *Da  traf  er  ein  altes 
Weib  am  Strande  an,  die  ein  kleines  Boot  hatte,  und  es  sah  aus 


^  Dänische    Volksmärchen    .  .  .   erzählt    von   Svend   Gmndtvig. 
Uebenetzt  von  Willibald  Leo  (Leipz.  1878)  1,  95  ff.  *Die  Träume*. 


Zu  den  Sintflutbeagen 


489 


ftle  eei  iie  da^ii  da,  um  die  Leute  tibersu setzen  *  Das  Weib 
warnt  ihn,  denn  von  dorten  werde  er  nicht  mehr  zurück kommeo, 
doch  fand  eie  sich  bereit  ihn  hinüberzufahren,  'und  sollteet  du 
zürückitominen*,  setzte  eie  hinzu,  'dann  kannst  da  mir  sagen,  wie 
lange  ich  noch  da  liegen  und  im  Waseer  herumpatBchen  soll. 
Jetzt  habe  ich  schon  700  Jahre  lang  die  Leute  da  übergesetzt'. 
Hinübergelangt  pocht  er  am  Thor  des  Schlosses  und  ein  junges 
Mädchen,  die  vom  Zauberer  entführte  Tochter  jenes  Kunigs,  der 
ihn  nach  seinem  Kinde  eich  zu  erkundigen  geheissen  hatte,  ütfnet 
ihm,  aber  nur  um  ihn  zu  warnen  einzutieten;  "^du  kommst  ja 
nicht  mehr  lebend  über  die  Schwell e\  Aber  er  musete  ja  von 
dem  Herren  des  Schlosses  die  Antwort  auf  so  viele  Fragen 
bftben.  Die  Prinzessin,  nachdem  sie  alle  gehört,  verwaodelt  ihn 
in  die  Gestalt  einer  Hechel,  die  sie  am  Bettpfoiteu  aufhängt, 
damit  der  Zauberer  ihn  nicht  finden  und  todten,  er  dagegen  die 
Antworten  jenes  vernehmen  kann.  Nur  mit  Mühe  wird  bei  seiner 
Ankunft  der  Zauberer,  der  sofort  'Christeublut'  witiert,  von  der 
Prinzessin  beschwichtigt;  beide  gebn  zusammen  zu  Bett,  und 
nachdem  der  Zauberer  eingeschlafen,  beginnt  die  Prinzesein  ihn 
immer  von  neuem  durch  lautes  Schnarchen  zu  erwecken j  am 
dann  unter  dem  Vorgeben,  sie  habe  geträumt»  ihm  eine  Frage 
nach  der  anderen  vorzulegen,  deren  Beantwortung  Umm  durch 
die  Mahnung  '  Hechel,  merk  auf  erinnert  eioh  ins  Gedächtniss 
schreibt.  Die  Frage  des  Soldaten  wird  durch  einen  Zauberspruch 
an  den  Satan  erledigt,  durch  den  der  vorüberfliegende  Unhold 
gebannt  wird  um  statt  des  Soldaten  Wache  zu  stehn.  Für  die 
Fergin  lautet  die  Antwort:  *  Wenn  sie  einen  Chrietenmenechen 
unter  die  Hand  bekäme,  dem  sie  das  Genick  brechen  konnte 
und  ihm  dann  drei  Tropfen  Blut  auesangen  würde,  dann  durfte 
sie  hingehen,  wohin  sie  wollte/  Am  Morgen,  nachdem  der 
Zauberer  sich  ausgeschlafen  und  einen  Imbiss  genommen  hatte, 
fuhr  er  davon.  Da  erhielt  Hans  wieder  seine  Gestalt  und  die 
Prinzessin  Hess  sich  mit  ihm  über  das  rothe  Meer  fahren.  Aber 
erst  nachdem  *eie  wohlbehalten  am  Ufer  angelangt  und  ein  gutes 
Stück  landeinwärts  gekommen  waren  \  rief  Hans  ihr  zu,  was 
sie  thun  müsse  um  ihres  Amtes  ledig  zu  werden.  *0  hättest 
du  mir  das  nur  früher  gesagt*,  schrie  sie  ihm  nach,  so  könnte 
ich  jetzt  schon  fertig  sein!  Kaum  hatten  die  beiden  Flüchtigen 
dann  dem  alten  Soldaten  seinen  Bescheid  gegeben,  als  man  aucb 
schon  den  nacheilenden  Zauberer  daran  wahrnehmen  konnte,  dass 
es  in  der  Luft  mauste  und   in  der  Erde  dröhnte;  aber  der  Soldat 


490 


tTtener 


epraeh  die  BeechwÖrongAfortmeK  utiil  der  Zauberer  wtr  för  immer 
an  tlae  Schilderhfiue  gebatuiL  Die  er  yerfalgte,  waren  non  ge- 
rettet. Die  Prinzeeein  wurde  dem  Vater  zurückgegeben  uad 
Haue,  mit  den  reichen  HchäUen,  womit  seine  Auftraggeber  ihn 
überhäoft  hatten,  konnte  nun  ohne  Widerepruch  eeme  KAfeii 
heimführen. 

In  dieaem  dänischen  Märchen  iet  ee  vollkommen  durch• 
sichtig,  was  das  rothc  Meer  und  der  darüber  führende  Kahn  be- 
deuten soll.  Drüben  am  anderen  Ufer  liegt  Mas  Schloss  am  Ende 
der  Welt',  über  dessen  Schwelle  Niemand  zurück  kommt.  Der 
Herr  dieees  Scblosfies  wird  regelmagsit:  als  Zauberer  bezeichnet; 
aber  eofern  die  BeechwÖrungef<>rmel  'Höre  Satan,  der  du  flieget 
und  flatterst  in  der  Luft  usw.  für  ihn  verbindlicb  ist,  gibt  er 
«ich  als  Füret  der  Hölle  zu  erkennen;  ursprünglich  konnte  nnr 
der  Unterweltegott,  Haiiea  oder  Or€ue,  als  Herr  des  Schlosses 
gedacht  sein.  Es  ist  also  die  Fahrt  ins  Jeuseits^  in  welcher  der 
Kahn  dient.  Die  Bootsiuännin  ist  von  ihrer  Pflicht,  *die  Leute* 
überKURet^en^  befreit,  so  bald  sie  einem  Christenmenscheu  dfts 
Genick  brechen  und  von  seinem  Biut  trinken  kann:  sie  hat  sonst 
nur  blutleere  Schalten  über  das  Meer  zu  hefordernt  wird  also 
lange  auf  Fahrgäste  wie  die  diesmaligen  zu  warten  haben,  i>a« 
rothe  Meer,  di«  Ερυθρά  θάλασθ"α,  haben  die  Griechen  im  Osten 
gesucht  und  benannt,  während  sie  die  rothe  Insel  Έρύθ€ΐα  in 
den  äuseersten  Westen  verlegen.  Es  fehlt  nicht  an  Anzeichen, 
daes  die  Griechen  die  Vorstellung  eines  rothen  Meeres  lange  bo- 
easeen,  ehe  dieselbe  geographisch  flxiert  wurde;  der  rothe 
Schimmer  der  Korallenklippen  ist  eine  Art  Bechtfertignng,  aber 
nicht  der  Anlas»  der  Benennung. 

Auch  dae  alavieche  Miircben  führt  den  furohtlosen  Wanderer 
in  den  äussersten  Westen,  wo  die  Honne  zur  Bube  geht.  Die 
Antwort,  wblche  dem  Fisch  zu  Theil  wird,  ist  so  gleichartig  mit 
dem  Bescheide  der  Schiffer  in  im  dänischen  Märchen,  dasa  kein 
Zweifel  fiarüher  aufkommen  kann^  welcher  Art  das  Meer  sei, 
über  das  der  Held  des  slaviscben  Märchens  zur  Sonne  hingetragen 
wird.  In  beiden  Ftlllen  ist  das  westliche  Meer  gedacht,  welche« 
die  bewohnte  Erde  vom  Aufenthaltsorte  der  Todten  scheidet.  Beide 
Märchen  legen  also  nicht  bloss  für  die  Gleicbwertbigkeit  der 
Bilder  vom  Fisch  und  Schiff^  sondern  auch  für  die  Sintfluthe. 
S.   214  ff.  nachgewiesene   Umwerthniig   derselben  Zeugniss  ab. 

Aber  auch  für  die  ursprüngliche  Bedeutung  der  Bilder  findet 
ßich    in    der  Märchenlitteratur    ein    i^chönes    Beispiel.     In    einem 


Zu  den  SintÜuthiagen 


4iM 


ichwediBcbeü  Märchen  ^  dessen  reichen  Inhalt  ich  nur  soweit 
berühre,  als  er  zu  unserer  Frage  gehört,  zieht  ein  Künigssohn, 
Tim  dem  alternilen  Vater  wieder  zur  Jugend  zu  verhelfen»  hinaus 
in  die  Welt,  Ira  Lande  der  Jugend,  ro  ist  ihm  gesagt,  soll  ein 
Wasser  eprudeln  und  Aepfel  wachsen,  durch  deren  Genuss  ein 
Greis  eich  wieder  verjüngen  könne.  Niemand  von  allen,  die 
er  fragt,  hat  von  dem  Lande  je  gehört.  Die  alte  Königin  der 
Vierfussler**  mft  alle  ihre  Untergebenen  herbei,  ebenso  ihut  die 
Herrin  der  Vögel,  zu  der  ihn,  von  jener  beauftragt,  der  Wolf 
auf  seinem  Kücken  getragen,  aber  kein  Thier^  kein  Vogel  kennt 
Bdaa    wunderbare    Land.      Schliesslich    wird    er    vom    Adler    zur 

^M  ^  Schwedische  Volkesag-en  und  Märchen  gesammelt  von  Cnvallius 

■  lind  Stephens,  deutsch  von  C  Oberleitnor  (Wien  1848)  S.  191  ff.  'Da? 
Land  der  Jugend'  (aus  Süd-SmälaadJ,  vgl*  die  dort  S,  39\  L•  und  bei 
Grimm  Märcb*  3,  17H  ff,  angeführten  Parallelen.  Derselbe  Stoß"  bei 
Grimm  n.  97,  aber  lehr  abgeblaget  und  ohne  die  obigen  Farben;  ver- 
einfacht auch  in  dem  serbiechen  Märchen  bei  Jagic  Archiv  f»  alav. 
Philologie  2,  628  f.  Weitere  Nachweise  gibt  R.  Κ  ο  ekler,  Kleinere  Schrr, 
1,  562  f. 

β  Die  Befragung  göttlicher  Mächte  ist  ein  häu6gee  und  alte«  Motiv 
der  Sage.  Demeter  sucht  neun  Tage  vergeblich  nach  der  geraubten 
Tocrhfcer,  bis  ihr  Hr^katc  begegnet  und  sie  äu  Heliou  geleitet.  Sonst  ist  es 
der  Meergreis,  bald  Proteus  bald  NereuR  genannt,  nn  den  Götter  (wie 
Apollon  im  Hymnus  auf  Hermes)  und  Heroen  sich  wenden.  So  werden 
im  Märchen  'dieMaränen'  (ü.  Jahn  in  dem  Anm.  7  angeführten  Werk 
li  2d'o  f,)  erst  Mond]  dann  Sonne,  zuletzt  der  Wind  angegangen.  In 
einem  Grimm^Bchen  Märchen  (n.  88)  werden  nach  einander  Sonne, 
Mond  und  Winde  befrEigt:  der  Südwind  weipn  Rath.  Und  bo  Öfter  die 
vier  Winde:  Süd-Ost-WeBt-Nord-wind  im  Märchen  'die  Königin  von 
Tiefonthar  hei  U.  Jahn  aO.  305,  Wind  und  dann  Sturm  ebenti  379; 
in  dem  Märchen  'das  Wunderbuch'  8,  321  f.  erst  die  vier  Riesen  Weet- 
Üst-Süd-  und  Nordwind,  dann  'die  Königin  des  Wassers  und  der  Fische* 
(ein  Rieeenweib),  Äuletzt  deren  Tochter,  die  über  das  Innere  der  Erde 
herrscht.  Johann,  um  über  den  Glasberg  nach  Siebenhürgen  zu  ge- 
langen, fragt  erst  den  Herrn  der  VierfuBsler,  wird  von  dieeem  zu 
seinem  Bruder,  dem  Herrn  über  die  Fische,  und  von  diesem  weiter  zu 
seinem  Schwager  dem  Vogelkönig  gewiesen,  der  ihn  dann  dureh  den 
Storch  zum  Glaaberg  tragen  läset  (ü.  Jahn  1,  309  f).  Eine  Parodie 
dee  Motivs  gibt  das  etwas  verkommene  Märchen  vom  *Iser  Mann'  bei 
Ph,  lloÖ'meister ,  Hessische  Volksdichtniig  (Marb.  18fiil)  S.  88;  der 
DummhiinB  fragt  den  Gänsehirten,  wo  die  Iserburg  liege,  der  weist  ihn 
an  den  Schweinehirten,  der  an  den  Kuhhirten,  der  als  der  vornehmste 
von  den  dreien  eine  Antwort  bereit  hat. 


I 


492  üeener 

Königin  der  Fieche  hingetragen.  Die  gieng  am  nächsten  Morgen 
hinaus  'und  blies  in  ihre  Pfeife.  Da  entstand  ein  starkes  Ge- 
räusch und  Brausen  im  Meere,  und  das  Wasser  schäumte  von 
den  unzähligen  Fischen,  den  grossen  und  kleinen,  die  von  nah 
und  fern  kamen\  Sie  huldigen  der  Königin,  vemehmen  ihre 
Frage,  halten  lange  mit  einander  Rath,  aber  keiner  hatte  eine 
Antwort  auf  die  Frage  der  Königin.  Da  wurde  sie  zornig  und 
sagte:  "Ihr  seid  doch  alle  versammelt?  Ich  kann  den  alten  Wal- 
fisch nicht  sehen,  der  doch  sonst  nicht  der  geringste  unter  euch 
ist."  'In  demselben  Augenblick  vernahm  man  ein  starkes  Brausen 
aus  dem  Meere  herauf,  und  der  alte  Walfisch  kam  schnell  heran- 
geschwommen'. Er  entschuldigt  sich  mit  dem  weiten  Wege, 
den  er  zurückzulegen  hatte;  er  sei  gerade  an  dem  fernen  Land 
der  Jugend  gewesen,  als  er  gerufen  worden.  Da  war  dem  Prinzen 
geholfen,  denn  die  Fischkönigin  befahl  dem  Verspäteten  sofort 
den  Prinzen  nach  jenem  Lande  zu  bringen.  'Der  Jüngling  setzte 
sich  auf  den  Kücken  des  Walfisches  und  wurde  nun  wie  ein  Pfeil 
weithin  über  das  Meer  getragen.'  Spät  Abends  langten  sie  an 
dem  Lande  an.  Der  Fisch,  mit  Rede  und  göttlicher  Einsicht  be- 
gabt, gab  dem  Prinzen  die  nöthigen  Verbal tungsmassregeln.  Denn 
in  einem  grossen,  von  wilden  Tbieren,  die  nur  in  der  Mitter- 
nachtstunde schliefen,  bewachten  Schlosse  befand  sich  der  grosse 
Saal,  in  dessen  Mitte  sich  der  Baum  mit  den  kostbaren  Aepfeln 
erhob,  und  neben  dem  Baume  war  die  Quelle,  deren  Wasser  wie 
klares  Gold  schimmerte  und  einen  wunderbaren  Klang  gab,  wenn 
es  über  die  Steine  floss'.  Der  Königesohn  benutzte  die  richtige 
Stunde,  drang  ungefährdet  ins  Schloss,  fand  den  Saal,  ^pflückte 
sein  Ränzel  mit  den  schönen  Aepfeln  voll,  und  füllte  seine  Flasche 
mit  dem  Lebenswasser  aus  der  kostbaren  Quelle',  kam  noch  so 
eben  durch  die  gefährlichen  Hindernisse,  und  wurde  dann  wieder 
vom  Walfisch  nach  der  Erde  zurückgetragen. 

Auch  in  einem  deutschen  Märchen*^  führt  der  Weg  zum 
leuchtenden  Schlosse  und  dem  Reiche  der  Sonne  über  ein  grosses, 
breites  Wasser';  ein  Fährmann  ist  zur  Stelle,  *ein  grosser  starker 
Riese ';  wer  das  verlangte  Fährgeld  nicht  zahlen  kann,  um  dessen 
Leben  ist  es  geschehen.  Der  Held  des  Märchens,  glücklich  über- 
gesetzt,   wandert  weiter;    da  %ab    er  es   vor   sich   blinken    und 


"^  Volksmärchen  aus  Pommern  und  Rügen,  gesammelt  und  heraus- 
gegeben von  Ulr.  Jahn  I  (Forschungen  herausg.  vom  Verein  für  nieder- 
deutsohe  Sprachforschung  II)  η    57  S.  314  f. 


Zu  den  SintflQihsjigen 


493 


blitzen,  als  wäre  e§  die  lithte  Sontie'i  dae  war  *tifte  Schloss  der 
goldenen  Sonne  ^^  und  eine  wuTiderecbune  Jungfrau  trat  lierana, 
die  fiel  ihra  um  den  Hai«  und  bewillkomamete  ihn  als  ihren  Er- 
retter. Denn  sie  war  die  weisse  HirBchkuli,  die  er  durßh  die 
Ermordung  der  alten  Hexe,  der  Mutter  des  riesigen  Fährmanns, 
bei  der  er  diente^  aus  ihrer  Verzauberung  erlöst  hatte.  Nun 
feierten  sie  Hochzeit,  und  er  wurde  '  König  über  da§  Schloae  der 
goldenen  Sonne*  —  mit  anderen  Worten,  er  war  nun  seihet 
Sonnengott  und  Gemah!  der  Himmelskönigin»  Hier  ist  nun  nicht 
Tergessen  und  wird  für  uns  wichtig,  das»  dies  Sonnenreich  im 
äussersten  Oateu  liegt.  In  der  Weisung,  welche  die  Hirsohkuh 
dem  Jäger  gibt  (aO.  S,  314)  heisBt.  ee  nusdrüeklich :  'Mein  Reich 
ist  weit,  weit  von  hier  gegen  Morgen,  und  ich  wohne  im  Schloes 
der  goldenen  Sonne;  da  mnsst  du  mich  aufsuchen. 

In  der  Offen barungslitteratnr  ist  aus  dem  Reich  der  Sonne 
die  himmlisühe  Stadt  Christi  geworden.  Zu  ihr  gelangt  innn  in 
goldenem  Schiff,  das  Engel  führen.  So  heiest  ee  in  der  Oifen- 
barung  des  Paulus^:  'et  eram  super  Ächerueinm.  et  tnmisit  me 
(angelue)  in  navem  auream.  et  aiigeli  quasi  tria  milia  hyinnum 
ante  me  dicentes,  dum  pervenerimni  nsqne  in  civitatem  Chrieti 
,  ,  .  .  et  ingressus  vidi  civitatem  Cliristi,  et  erat  lumen  eins 
super  aeris  lumen  lucens  mundi  huiüe  super  numerum  et  modum, 
et  erat  tota  aurea*  uew.  Auch  in  der  Apokalypse  des  Elias** 
kommt  dies  SchiiF  der  Engel   vor. 

Das  göttliche  Wunderschiff  kommt  aucb  zur  Erde  her- 
nieder, wenn  es  den  Gott  bringt  (Epiphanie)  oder  seine  Gaben, 
Das  ist  der  Gedanke,  der  dem  Bilde  des  WeihnachtBchiffes  (SintÜ, 
127  f.)  zu  Grunde  liegt.  Wie  es  in  volksthümlif^hen  Vorstellungen 
weiter  lebt,  zeigt  Rochholz»  Seh wei zersägen  aus  dem  Aargau 
1,  50  f.  Das  merkwürdigste  ist  der  nach  Wolf  (Beitr.  z,  d. 
Mylhol,  1»  164}  in  Cortiyk  (Courtray)  und  anderen  Städten  West- 
flanders  verbreitete  Kinderglaube^  daes  die  kleinen  Kinder  nicht 
vom  Storch,  sondern  von  einem  Schiffe  gehraeht  werden. 


β  Herautg.  von  James  in  Robineoa^s  Text»  and  etudiea  Π  3  ρ.  !24,  1, 
Ich  gebe  den  Text  nicht  nach  dieeer  Ausgabe^  londern  nach  der  Ab* 
Schrift,  die  C.  Dilthey  von  dem  codex  Sangallensie  317  (dort  p.  121) 
genommen. 

^  S.  vOebhardt  und  Haniack,  Texte  und  Untereachiingen  n.  F. 
II  3  p.  55  und  57. 


494 


V  Die  alte,  nach  von  Herakleitoe  getlieilte  und  vom  den 
Matiicbaem  verwerthete  Voretelliing,  «iae«  die  Götter  der  Ge- 
utime  in  leuchtenden  Barken  am  Himmel  etnberfaliren  (Sint- 
flothe.  IV  4  8.  130  jf.),  hat  auf  äg^ptiecben  Denkmülem  nteht 
telten  bildlichen  Ausdruck  gefunden.  Maep«ro's  bekanntee  Werk 
Hietoire  ancienne  de  rOrient  olaeeique  t.  I  gibt  mehrere  Proben: 
S.  93  die  Mondbarke,  95  Orion.  Sotbis  und  drei  Planetengotter, 
jeden  auf  einer  kleinen  Barke  atebend,  97  Orion  und  die  Kuhi 
139  Skarabaeue  in  einer  Nilbarke. 

Auf  claBBiachem  Gebiete  tritt  zu  dem  Vaaenbilde  des  LouTpt 
(Sintfl,  130)  die  merkwürdige  Zeichnung  eines  etrutki^chen  Spie* 
gela  ausOrbetello  (bei  Gerhard-Körte  V  Taf.  159  vgl.  den  Text  TV 
S.  210J*  Hier  wird  Helioe  auf  dem  Dreigeepann  (das  vordere  Rom 
ist  geflügelt)  dargeetellti  von  Oeten  nach  Westen  fahrend;  aber 
darüber  erscheint  die  Honnenbarke,  die  in  entgegengesetzter  Hieb^k 
tutig  von  Westen  nach  Osten  surückfahrt :  in  ihrer  Mitte  hockt 
Helioe,  ein  Jüngling  sitzt  am  Vordertheil,  ein  zweiter  am  Hinter- 
tbeil  lenkt  die  Barke  mit  dem  Ruder. 

Eine  einfache  Anwendung  dieser  Vorstellung  ist  es,  wenn 
die  sieben  Planetengotter  —  die  Reihe  pflegt  links  mit  Sauira 
SU  beginnen  —  in  einer  Barke  sitzend  dargestellt  werden*  Diese 
kleinen  Broiizedenkmäler  scbeinen  in  der  römischen  Kaiserzeit 
beliebt  gewesen  zu  sein.  Ein  ßronzeBchiifchen  der  Art  aus  Mont- 
pellier bat  Montfaueon  im  iSupplement  au  livre  de  Tantiquite 
expliqu^e  t.  I  (Par.  1724)  eh.  VII,  1  p.  37  f.  tab.  XVII  veröffent- 
licht  und  besprochen.  Ein  anderes  von  unbekannter  Herkunft 
gehört  zum  Hlteeten  Bestände  des  Braunechweiger  Museums.  Der 
gegenwärtige  Vorsteher  der  Saranilung.  mein  Freund  P,  J,  Meier, 
der  die  Güte  hatte,  mir  eine  Photographie  davon  zn  senden, 
machte  zugleich  darauf  aufmerksam^  diiee  hier  die  Köpfe  aer 
7  Planeten  nicht  eigentlich  über  den  Rand  einer  Barke,  als  ob  sie 
darin  eässen,  hervorragten,  sondern  vielmehr  wie  ßüeten  auf  einem 
Brette  ständen,  da»  horizontal  und  mit  deutlichem  Zwischenraum 
auf  der  geschweiften  Mondsichel  aufliege.  Der  Atigenschein  über- 
zeugt  von  der  Richtigkeit  dieser  Bemerkung«  Aber  die  Mond- 
sichel, wenn  nie  nicht,  wie  sie  am  Himmel  erecheint,  nach  rechts 
oder  linkH  geöflViet  aufrecht  steht^  i^t  sei  hat  nichts  anderes  als 
das  Bild  einer  Barke,  und  ich  möchte  glauben^  dass  die  liegende 
Mondsichel,  zB*  auf  dem  Haupte  der  Diana,  niemals  andere  ver• 
standen  worden  iHt,  Wenn  ich  eine  Andeutung  W.  BrandtV 
(Mandäische    Religion    8.   185,   2)    richtig    verstehe,    so    mtissea 


Zu  den  Sintfluthaagen 


495 


Dcli  lieute  aolche  Flanettiubarken  bei  den  Mandäern,  veniiutlilich 
ale  Ä  mutete,  iiblicli  sein.  Nach  dieser  Analogie  wird  in  an  anch 
die  Erklärung  der  Mitlirftedenkmäler^  auf  we leben  ein  Kabn 
mit  einem  Stiere  vorkommt,  zu  hemegeen  baben.  Man  findet  sie 
in  Cumont'e  claesiacbem  Werke  JI  309  ff.  Üg,  167  usf.  vgl.  I  167,  S. 
Camont,  der  micb  briefHob  daran  erinnerte,  möcbte  jetzt  darin 
eine  eymbolieche  Darstellung  des  Mondes  erkennen;  näher  ecbeint 
mir  zu  liegen,  an  das  Zodiakalbiltl  des  Stieres  zu  denken. 

Daes  es  nur  eine  leichte  Umbildung  ist,  wenn  das  Götter- 
Bchiff  der  himmliecben  Gewäeeer  znm  TodtenscbifT  wird»  das  die 
tSeele  in  das  lichte  Jenseits  fährt  (Sintfl.  214  ff.),  ist  leichtver- 
ständlich. Was  ich  darüber  gegeben,  wird  ergänzt  darcb  Hörnes, 
Urgescbichte  der  bildenden  Kunst  in  Europa  S.  383.  389—92 
und  durch  Eochholzj  Deutscher  Glaube  und  Brauch  I  173—0, 
30wie  de»flelben  Schweizersageu  1,  45  ff.,  vgl.  auch  Temme'e 
Volkssagen  von  Pommern  und  Rügen  S.  250.  3-SD.  Einen  Reflex 
des  Todtenschiffs  bietet  ein  Wendisches  Märchen  bei  v.  Scbnlen- 
hurgj  Wend.  Volkssagen  u,  Gebräuche  S.  7!  vgl,  54.  Die  Sintü. 
217  f.  erwähnten  griechischen  Grabdenkmäler  mit  der  Darstellung 
eines  'Scbifl'es  werden  sich  noch  erbehlicb  vermehren  lassen. 
Walters  macht  mich  auf  die  an  der  Küste  des  Pontes  unweit 
Herakleia  gefundene  Stele  des  Yalentianus  Merula  {BCH  XX H 
494,  IV)  aufmerksam.  Eine  Grabstele  ans  dem  Piriius,  deren 
Photographie  mir  C.  Diltbey  zeigte,  für  einen  Alexandros  aus 
Milel  errichtet»  zeigt  in  gewölbter  Nische  einen  Kabn,  worin  ein 
Schiffer  im  Chiton  mit  der  Unken  Hand  ein  Kader  oder  eine 
Stange  handhabt  und  in  der  rechten  eine  nackte  Knabengestalt 
hält.  In  ihrem  Reisebericht  über  Kilikien  (AhhandL  der  Wiener 
Akad.  B.  XLIV  S.  156)  machen  Heberdey  und  Wilhelm  über 
den  bildlichen  Schmuck  der  zahlreichen  Gräber  von  Anemurion 
die  Bemerkung :  *  Besonders  oft  eiml  in  kunstloser  Technik  Schiffe 
gemalt  zu  sehen'. 

VI  Nicht  nur  in  der  Bithyniscben  Sage,  wie  sie  uns  durch 
das  Epigramm  des  Antiphilos  und  die  Legende  des  h.  Lukianos 
(Sintfl.  178.  173)  bekannt  ist,  sondern  auch  in  der  Ueberlieferung 
I  von  lasofl  (aO.  166)  und  Naupaktos  (aO.  1(>5,  1)  hat  sich  die 
Wendung  erhalten,  dass  der  rettende  Fisch,  nachdem  er  den 
heiligen  Leichnam  ans  Land  gebrach t^  veTScheidet.  Das  ist  nur 
eine  Anwendung  der  verbreiteten  Yoretellung,  daes,  wer  dae 
iiberirdificbe  Glück  gehabt,  Träger  des  Gottlichen  zu  sein,  nicht 
länger  leben  kanUi    weil   er  für  die  Erde   zu  gut  ist.     So  gehen 


496  Usener  Zu  den  Siutfluthsagen 

Kleobis  und  Biton,  nachdem  sie  die  priesterliche  Matter  eelbst 
im  Wagen  zum  Tempel  der  Hera  gezogen,  an  der  heiligen 
Stätte  zur  ewigen  Ruhe  ein  (Flerod.  1,31).  Aehnlich  ergeht  es 
den  frommen  Männern,  welche  die  Reliquien  des  h.  Liboriue  von 
Frankreich  her  nach  Paderborn,  ohne  Hunger  oder  Durst  oder 
Müdigkeit  zu  fühlen,  tragen:  eie  fallen,  nachdem  sie  den  Sarg 
auf  dem  Hochaltar  dee  Paderborner  Doms  niedergesetzt  haben, 
entseelt  zu  Boden,  s.  J.  Seiler^e  Volkssagen  und  Legenden  des 
Landes  Paderborn  (Caesel  1848)  S.  41. 

yil  Die  Hoffnung,  mit  der  ich  mein  Buch  schloss,  hat 
sich  nicht  verwirklicht.  Das  Bruchstück  eines  Eeilschrifttäfleins 
von  je  vier  Columnen  auf  beiden  Seiten,  das  Herr  V.  Scheil  in 
dem  von  Maspero  herausgegebenen  Recueil  de  travaux  relatifs 
l  la  Philologie  et  Tarchiologie  igyptiennes  et  assyriennes  t.  XX 
(Par.  1898)  p.  55—59  herausgegeben  hatte  und  inzwisohen 
P.  Jensen  in  Schraders  keilinschriftlicher  Bibliothek  VI,  1  S. 
288  f.  ^  neu  bearbeitet  hat,  ist  zwar  ein  sehr  willkommenes  wei- 
teres Zeugnies  für  den  Umlauf  älterer  Darstellungen  der  baby- 
lonischen Sintfluthsage,  aber  lässt  auf  die  Hauptsachey  den  ur- 
sprünglichen Kern  der  Sage,  kein  neues  Licht  fallen.  Das  Täf- 
lein ist  unter  der  Regierung  des  Ammizaduga  geschrieben  und 
stammt,  wie  Scheu  sehr  wahrscheinlich  macht,  aus  dem  als  Auf- 
bewahrungsort heiliger  Bücher  durch  Berosos  (Sintfl.  S.  14,  45. 
53)  bekannten  Sippara.  Was  erhalten  und  lesbar  ist,  l&set  so- 
viel erkennen,  dass  in  einer  Versammlung  der  Götter  das  Schioksal 
der  Menschen  einer  Stadt  (Surippak  im  Izdubar-epos  β.  Sintfl. 
S.  8,  8)  verhandelt  und  ihr  Untergang  durch  eine  'Sturmflath* 
beschlossen  wird.  Es  scheint  nach  Col.  VIl,  dass  dabei  aneh 
bereits  die  Rettung  einzelner  durch  ein  Schiff  in  Aussicht  ge- 
nommen war.  Bemerkens werth  ist,  dass  der  Held  der  Flath  auch 
hier  Atrahasis  genannt  wird  (vgl.  Sintfl.   13.  15). 

Soviel  aber  ist  klar:  die  Erzählung  war  erheblieh  breiter 
angelegt  als  im  Izdubar-epos.  Die  Verhandlung  der  Götter»  die 
in  dem  neuen  Bruchstück  ausführlich  behandelt  wird,  ist  dort  im 
Eingange  (Sintfl.  S.  8,  10—- 12)  nur  kurz  gestreift  U. 


^  Ebendort  findet  man  S.  228  ff.  eine  Neubearbeitiing  des  auf 
der  XI  Tafel  des  Izdubar-epos  erhaltenen  Berichtes  von  der  Sintflnth 
(Sintfl.  S.  8  ff.). 


ZWEI  NOMJNALBILDUNGEN  AUF  -μα 


Griechieche  Dialekünflcbriften  haben  uns  zwei  Bildungen 
auf  -μα  kentien  gelehrt,  iJie  ßiuh  in  eigeTiartiger  Weise  von  der 
Norm  entfiirnen:  in  Arge«  sagte  man  γράσμα  für  geraeingr. 
γράμμα  (γρασαμάτιυν  Bronjie  TywkiewicK  Mon,  aot,  I  593  f.  Z•  i, 
an  deBsen  Geltung  gleich  γραμμάτων  nacb  dem,  was  Dauielseoti 
Eranos  I  2  f.  außeiimtKlergefietzt  hat ,  meine«  Erachten»  kein 
Zweifel  mehr  obwalten  kann),  in  Kreta  ψάφιμμα  fiir  ψήφισμα 
(Lebena  Mus.  ital,  ΙΠ  731  f.  N.  181  =  Philol.  XLIX  [N.  F, 
III]  587  f.  Β  7),  Man  erblickt  in  diesen  Fonnen  jetzt  meistens 
analogißche  Neiiscköpfutigen,  bei  denen  der  Assoziationetrieb  in 
eutgegeiigesetzter  Richtung  thätig  gewesen  sei.  *γρά0(Τμα*, 
meint  Kretschmer  YaeeTiinschr.  236,  dem  »ich  Banieleson  aaO. 
und  Bruginann  Gr.  Gr.  ^189  anschlicBseD,  'wäre  ale  eine  Neu- 
bildung zu  erklären,  die  neben  γράμμα  trat  nacli  Analogie  von 
Fällen  wie  ύφασμα  neben  υφαμμα';  umgekehrt  ist  nach  Danielsson 
und  ßrugniann  auf  Grund  dereelbeo  Doppelbeit  ψάφιμμα  neben 
ψάφισμα  gestellt  worden.  Das  ist  an  sich  nicht  unraüglieh. 
Aber  mit  gutem  Grunde  redet  Daineleson  davon,  daes  γράσμα 
als  Beispiel  der  Ausbreitung  •  des  'paesiviechen'  σ  in  den  mit 
μ-δηίβχ  gebildeten  Nomina  'recht  auffallend'  sei.  Lässt  sioli 
doch  aus  den  GebieteUj  in  denen  wir  die  Entwicklung  dieser 
EategorieD  an  der  Hand  reicheren  Materials  verfolgen  können, 
kein  Beleg  dafür  auftreiben,  dass  das  Schwanken  Äwischen  Bil- 
dungen auf  -μμα  und  -σμα  von  den  Nasalfitümmen  aus  auf  an- 
dere Klassen  übergegriffen  bat.  Ein  Yerauch  die  beiden  Formen 
auf  andere  und,  wie  mir  daucht,  einleuchtendere  Weise  zu  er- 
klären wird  deshalb  willkommen  sein. 

Neben  *men  bestand  seit  urspraohlicben  Zeiten  eine  Suffix- 
gestalt  'Smen,  Johannes  Schmidt»  dessen  vorzeitigen  Hingang  die 
Spracliwi  Alten  Schaft  betrauert^  hat  sie  in  Kuhn  und  Schleichera 
Beiträgen   Vll  243  zuerst    iu3    nordöBtlicben  Kuropa   aufgezeigt: 

BhelD.  Mim.  L  PMloL  N.  F.  LVI.  33 


498  S  ο  1  m  β  6  η 

altbulg.  rismf  'Zahl'  aus  *cit-sinf  zu  dit-^  'zähle ,  rechne*; 
asacbs.  hlicsmo  'Blitz*  zu  hiJcan  'glänzen',  ahd.  rosmo  rosamo 
'Röthe,  Rost'  aus  *rot'Smo  neben  rotamo  *Röthe',  ahd.  dlhsamo 
'Gedeihen*  fram-dehsmo  'fortschreitendes  Gedeihen'  zu  dlhan 
'gedeihen*.  Für  das  Lateinische  ist  sie  jetzt  klar  erwiesen  durch 
das  iouxmenta  der  alten  Inschrift  vom  Forum;  danach  werden 
wir  auch  lüMett  aus  *louc'Sfnen  herzuleiten  haben,  so  gut  wie 
lüna  durch  praenestinisch  losna  der  Herkunft  aus  *louC'Snä  über- 
führt wird  (vgl.  apreuss.  lauxnos  'Gestirne',  avest.  riWitsna- 
'leuchtend*).  Im  Griechischen  wird  sie  vorausgesetzt  durch  ioo. 
πρήχμα  Chios  Cauer^  496  Β  17.  έρχμα  Etym.  Magn.  151,  41. 
epidaur.  φάρχμα  Collitz  3825,  253.  πορ56ΐχμα  ib.  251.  29G. 
303:  deren  -χμα  deutet  auf  ursprüngliches  -κσμα  hin  nicht  an- 
ders als  das  -χνος  von  λύχνος  auf  ursprüngliches  -κσνος  (vgl. 
Deecke  Rhein.  Mus.  XXXIX  640.  W.  Schulze  Gott.  gel.  Anz. 
1897,  896).  Wie  diese  den  πράγμα  έργμα  φράγμα  παράόειγμα 
anderer  Mundarten  zur  Seite  stehen,  so  dürfen  wir  neben  γράμμα 
ans  *γράφ-μα  ein  *γράφ-σμα  annehmen,  und  dessen  lautgesetz- 
liehe  Fortsetzung  kann  γράσμα  bilden.  Allerdings  werden  die 
Lautgruppen:  Verschlusslaut  (ausser  Dental)  +  <J  +  Consonant 
im  allgemeinen  durch  Aufgabe  des  mittleren  σ  erleichtert :  ίκτος 
für  *?κστος,  2κπ€Οος  für  *?κσπ€Οος,  πτάρνυμαι  für  *πστάρνυμαι 
vgl.  sternuo  für  *psterniw  von  der  iautnachahmenden  Wurzel 
pster-,  ßbiuj  für  *iiObii\x)  vgl.  lat.  pedo  aus  *pesdöj  nelov.  pezdeti^ 
russ.  bzden  ua.  (J.  Schmidt  KZ.  XXVII  319  f.  Brugmann  Gr. 
Gr.  '  127).  Aber  da,  wo  die  das  σ  umgebenden  Coneonanten 
beide  der  gleichen  Klasse  angehören,  ist  zufolge  Diesimilation 
der  erste  der  drei  Laute  gesehwunden:  für  Guttural  +  (T  + 
Guttural  zeigen  das  όιοάσκω  έίσκω  λάσκιυ  τιτυσκω  δίσκος 
λέσχη  ίσχατος  aus  *οι-οάκ•σκω  *Ρ€-Ρίκ-σκω  ^λάκ-σκω  *τι-τυκ-σκιυ 
•6ίκ-σκος  *λίχ-σκα  *?χσ-κατος  (β.  ausser  Schmidt  und  Brogmann 
aaO.  noch  Wackernagel  KZ.  XXXIII  38  ff.),  für  Labial  +  σ  + 
Labial  βλασφημέω  aus  *βλαβσ-φαμέ(υ,  eigentlich  ^Schaden,  schä- 
digendes reden'  mit  βλαβ(7-  als  schwacher  Stammform  von  το 
βλάβος  (Wackernagel  aaO.  41  f.).  Dem  letztgenannten  steht 
γράσμα  aus  *γράςκτμα  zwar  nicht  völlig  gleich,  aber  die  Aehn- 
lichkeit  ist  hinreichend;  denn  für  die  Auslösung  dissimilatorischer 
Akte  ist  nicht  unbedingt  erforderlich,  dass  die  betreffenden  Laute 
vollständig  übereinstimmen,  es  genügt  unter  Umstftndeny  dase  sie 
mit  den  gleichen  Organen  hervorgebracht  werden.  Ich  gebe  ein 
paar  Fälle,    die   das  für  die  Lautfolge:    Nasal  und    homoiganer 


Zvrei  NominalbildungeD  aaf  -μα 


499 


VerschlusB-  otler  Reibelaut  darthun:  vulgärlat.  nespnlu  'Miapel* 
(bezeugt  CGIL.  III  562,  47  epimdida  ,  i ,nespulaf  vorauegeeetzt 
durch  ftpan.  port.  nespera  cut,  nespla  prov.  nespla  afrz»  nesplt 
iifrz.  neße  rum.  nesptlä  it.  nespoln  Gröber  Arcbiv  f.  lat.  Lex. 
IV  132J  für  mespilus  -um;  vulgärlat.  *nappa  {ror^UBgeB&izt  durcb 
nprov.  nappa  frz.  imppe  *Tiechtiich*  albau.  napt  "^grobes,  durch- 
eclieinendee  Tiicli,  Käsetocb'j  lür  mappa  {ή.  mappa  wallon.  mapp)] 
cech.  mdved  poln.  niedswiedd  *Bär'  neben  medrcd  uhd  miedswiedät 
tue  durch  ahbulg.  medmdi  (eigentlich  Honigfresser ')  und  die 
anderen  slavischen  Sprachen  ale  die  älteren  Formen  erwiesen 
werden;  vulgärhit,  masfurciitm  'Kreeee*  (bezeugt  CGIL.  Π  127, 
46|  wo  nasturcinm  zwischen  maslurbat  und  masculus  überliefert 
ißt,  vorauiigeeetzt  dnroli  eard,  martuzMu  span.  mwstmrso  port. 
mastriico  wnllon.  wnsiottehe  siz.  mfisirozzu  Gröber  aaO*  129)  für 
nasturcium  (nenprov.  nastoun  venet.  nastrmso)\  lat.  tenebrae  für 
Hemrhrae  =  aind.  tdmisrä  Danke!,  Fineterniee'  (vgl.  nind.  tamas 
dasa.,  ftir.  fernen  Ädj.  '4 unker  iemel  ^Finetemiee*,  ahd.  demar 
Dämmerung',  ahn  ig.  ίϊηια  FinsternieH*,  lit.  tenisfu  (emfi  dunkel 
werden'  imnsa  'Dunkelheit*  tatnsus  'dunkel*),  dessen  η  ich  ge- 
mäee  den  voranstehenden  Beispielen  mit  Niedermann  Bezz.  Beitr. 
XXV  87  ebenfalle  als  DiesimilÄtionsprodnkt  erkläre*. 

Brogmann  (Grdr.  11  351)  glaubt,  ^smen  sei  von  Bildungen 
ausgegangen,  in  denen  das  $  eigentlich  den  Schhies  der  Wurzel 
gebildet  habe,  wie  nhd,  wahsamo  wostHo 'Waclisthnm'  zu  Wfjhsan 
*  wacbsen'  na.  Mir  iat  auf  Grund  der  von  Jolu  Schmidt  Fluralk* 
d,  Neutr.  144.  148.  379  gegebenen  ZueammensteUungen  wahr- 
eeheinlicheri  daes  es  an  Weiterbildungen  alter  t»Ä-/oÄ'Stiim!ne  er- 
wachsen ist;  man  halte  ahd.  roslajtm  aus  *rot-s-mo  neben  gr. 
ίρευθος  lat,  rtώύf\  lat.  ioua;metitum  neben  gr.  ίεογος  lat,  jüger-mn^ 
lat.  ^iouc-s-fnen  neben   aind.  roch-  'iJcht,  Glanz'   und  sva-racas* 


1  Wir  können  dann  der  Annahnie  entrathen,  dats  die  Form  durch 
Contamioatioii  von  nicht  aynkopirtem  *temasrai  and  eynkopirtem 
*t€nsrm  entstanden  sei  (Brugmann  Grdr.  1^  3<J7  u.  oj.  Wenig  wahr- 
scheinlich ist  die  VermuthuDg  von  Skuteoh  (Voll möllere  .JahreHbencht 
V  S.  14  de$  Sonderabdruck»)»  tentbrae  habe  sein  η  in  volksetymologi- 
Bcbem  An&cliluse  an  tetieo  erhalten*  —  üebrigene  wird  bei  ί€ηώτα€ 
wie  bei  nesptda  und  nedved  das  Aufkommen  des  dentalen  für  den  la- 
bialen Nasal  noch  durch  die  Wahlverwandtecbaft  mit  den  benachbarten 
dentalen  Lauten  gefordert  worden  lein,  es  werden  also  die  verechic- 
deuen  Tendenzen  der  Eiitühnlicbung  und  Atiähtilicihung  ?.u  dem  glei- 
chen Ergcbuisfl  zusammengewirkt  haben. 


fioo 


Sol  m  ee  n 


eigenen  Glanz  besitzend*  aveet  raocanh-  apers,  rauca^-  *Lieht| 
Tag'  Dann  würde  *γράφ  σ-μα  that^äcblich  oder  ideell  ein  τά 
γράφος  vorausBctxen  :  das  Uegi  wirklich  vor  im  Sinne  von  'Ge- 
getzestafel '  auf  den  λΙΙοιι  elianhen  Bronzen  (Belege  bei  Ditten- 
berger- Purgold  Olympia  Inschr.  index  Sp.  884)»  Ee  itpricbt 
weiter  zu  Gnn«ten  unserer  Deutung,  da«8  γράμμα  in  einer  Land- 
scbaft  begegnet,  für  die  alte  -σμα• Formationen  obnebin  durcli 
φάρχμα  πάρόειχμα  «icbergefttellt  sind.  Im  üebrigen  wird  nan• 
niebr  die  Lehre  von  der  Ausbreitung  de«  '  passiviecben*  ύ  in  den 
Nominalbildungen  mit  μ-8ηΓίιχ6η  überhaupt  einer  Revision  von 
dem  Qesiohtepunkte  aue  zu  unterziehen  sein^  wie  weit  in  diesen 
Bobon  vorgriecbipcbe  -sm  stecken.  So  wird  eicb  hom*  ΰφααμα 
γ  274  aue  '^υφαν-σμα  zu  att.  ϋφαμμα  CIA.  II  678  Β  67  aiia 
*ϋφαν-μα  gewiee  nicht  andere  verhalten  wie  γράσμα  zo  γράμμα, 
dh.  jenes  alte«  -αμα,  dies  altee  -μα  enthalten.  Und  et  fragt  eich, 
ob  nicht  auch  für  das  Eindringen  des  ύ  in  da«  Perfekt  Paseivi 
der  Verha  auf  Naeal  neben  dem,  wae  ich  KZ.  XXIX  116  f.  be?• 
vorgeboben  habe,  alte  Nominal  formen  auf  'Ο"μα  verantwortlich 
zu  machen  Bind,  ob  nicht  zB.  πβφασμαι  (Hom  )  eein  0  von 
einem  alten  φάσμα  (Aiech.)  an«  ^φάν-σμα  bezogen  bat;  denn 
die  Nomina  mit  μ-Stiftixen  sind  ja  vom  Sprachgefühl  der  Griechen 
frühzeitig  in  enge  Beziehungen  zu  den  mit  dem  gleichen  Suffix- 
anlaut  aoRgeetatteten  Pereonen  des  Perf,  Med.  gesetzt  worden  (ib. 
122  f.). 

Für  φάφιμμα  hat  man  neben  der  Eingangs  erwähnten  ana* 
logischen  Erklärung  auch  eine  rein  lautliche  versucht:  die  beiden 
Herauegeber  der  kretischen  Inschrift,  Halbberr  im  Mus.  it.  und 
Th.  ßaunack  im  Philol.  aaO*,  denen  Blase  bei  Kühner  Ρ  642 
und  (t.  Meyer  ^  349  gefolgt  sind,  fassen  -μμ-  als  einfache  Äeei- 
miiation  von  -ύμ-  und  berufen  sirb  dafür  auf  den  gortyn.  Dat. 
=  Loc.  Sg.  οτιμίι  den  man  wohl  richtig  auf  *•τϊσμι  zurückfuhrt 
mit  der  für  die  obliquen  CasEs  der  masculin- neutralen  Prono- 
minaldeklination  charakterifliiechen  Stamraonerweiterung  um  -sm* 
(zB.  aind.  Loc,  fosmin,  got.  Dat.  \>amma  mit  -mtw-  aus  --smö. 
Aber  dieses  -τιμι  ist  regelrecht  durch  urgriechiscbe  An- 
gleichung  des  ererbten  -ύμ-  zu  -μμ-  und  weiter  Vereinfachung 
des  Doppelnaeals  in  einzeldialektischer  Zeit  zn  Stande  gekommen 
ebenso  wie  etwa  kret.  Ρήμα  aus  *Ρί0-μο  über  urgr.  äol,  Ρέμμα. 
Dafür  jedoch  dass  ein  -0μ-,  da«  den  urgriechischen  Assimila- 
tiousprozess  aus  irgend  welchen  Gründen  überdauert  hat  oder 
erst  nach  ihm    ins  Leiten    getreten    ist,    in   jüngerer  Epoche    zu 


Zwei  NomiualbilduDgeo  auf  -μα 


501 


-μμ-  angeglichen  worden  wäre»  haben  wir  nirgends,  weder  inner- 
halb nocli  ati8aerhalb  Kretas,  ein  Beiepiei.  Die  Alten  deuteten 
freilieb  att.  κομμοΟν  ^putzen,  ecbiniicken,  zieren'  neb§t  κομμώτρια 
*  Kanimermädcheßj  Zofe ,  κομμώτριον  ein  Gegenstand  dee  weib- 
iichen  ToileUentlBtihee'  (Pollux  VII  96  aue  Arietophanes'  zweiten 
Theeraopbonazuaen)  als  "κοσμούν,  nnd  diese  Auffassung  wird 
noch  von  G.  Meyer  ^  350  weitergegeben.  Aber  die  TliatBaohe, 
dase  κό(Τμος  seihet  uod  das  mit  κομμούν  unter  denselben  Accent- 
Verhältnissen  stehende  κοίΤμεϊν  im  Attischen  und  in  der  Knine 
durcbaue  unverändert  geblieben  sind  (abgesehen  davon  natürlioh 
dass  sein  (T  wie  überall  vor  μ  tönend  gesprochen  wurde,  daher 
die  Schreibung  κόΐμος  wie  ψήφιίμα),  zwingt  uns  nach  einer 
anderen  Eiklärung  anszuscliauen,  und  den  rechten  Weg  weist, 
wenn  ich  mich  nicht  »ehr  tänsclie,  das  in  Bekkers  Anecd,  273,  6 
erhaltene  κομμώ*  f{  κοσμούσα  το  Ιίϊος  της  Άθηνας  i€peia  Ι  Es 
ist  be kannte  dass  die  Frauennamen  auf  -ώ  gleich  allen  linderen 
Kurznatnen  häufig  Verdoppelung  des  nniuitteibar  vor  der  Endung 
stehenden  Consoniinten  erfahren  :  Άγαθθώ  Tanagra  GIGS,  I  729 
(neben  Άγαθώ  Chaironeia  ib.  3371,  2.  Milet  CIA.  III  258i)• 
Δικκώ  Stratos  in  Akarnanien  ClGÖ.  III  1,  449  (neben  Δίκα>ν). 
Κυννώ  Herodas  IV  passim  (neben  κυνώ*  ή  άναιΟ€στάτη  Η  es.). 
Μιννώ  Όλυνθία  CIA.  II  324S  (neben  Μίνακος  Μινίας  Μίνυλλα 
ua.).  Ξ€ννώ  Tanagra  CIGS.  1  1274.  Uev.  d.  et  gr.  XII  71  ff, 
Α  59,  Β  17  nnd  sonst  in  Bootien  (neben  Ξενώ  Pagal  in  Megarie 
CIG8.  I  203.  Athen  CIA,  11  40-12),  ΤΤαρθ€ννώ  Tanagra  Gl  GS. 
I  1323  (zweifelhaft).  Πιτθώ  Olympia  Inschr.  v.  Ol.  12,  5 
(neben  Πίθων  ua.  s.  Rhein.  Mus.  LÜI  138;  vielleicht  auch  in 
'UBm  Έρμιην€ία  Mytilene  IGIns.  II  92  zu  erkennen^  Τελλώ 
Orchomenos  CIGS.  I  3266  (neben  Τέλης  Τΐλων  ua,).  Φιλλώ 
Tanagra  CIGS.  I   1468.    Rev.    d.  ot.  gr.  aaO.  Β  8    und  sonst  in 


i  Harpokration  a.  v.  τραιτείοφόρος  bietet  eine  andere  Form  ί  βτι 
b*  αίίτη  τ€  «αΐ  ή  κοσμώ  αυνδι^πουσι  πάντα  ττ^  τής  'Αθήνας  Upcfqt 
αυτός  τ€  ά  fiririup  iv  τψ  αυτψ  λόγφ  (d.  i.  ΛυκοΟργος  έν  τφ  itepl  τής 
ΐ€ρ€ίας)  &€&ίΐλιυκε  καΐ  "Ιοτρος  ^ν  ιγ'  τών  'Αττικών  ουναγυυγών;  des- 
gleichen Suidas  und  Etyin.  Magn.  unter  deniselben  Lemma,  Es  muss 
dahingeetellt  bleiben»  ob  κοομώ  in  dem  Text  des  Redners  unter  dem 
EinHüas  von  κόσμος  κοσμίΤν  aus  dem  nngeläufigen  κομμυϋ  verderbt  war 
oder  ob  etwa  schon  die  jüngere  attische  Volksiprachc  diese  Umge- 
staltung des  Titels  vorgenommen  hat.  Daes  κομμώ  in  den  Aneedota 
fehlerhaft  für  κοσμώ  aleht,  dürfte  angesichts  des  sogleich  folgendea 
κοσμοΟσα  ausgeschloBsen  sein. 


502  Solmeen 

Böotien.  Theben  CIA.  Π  3012.  Poeeidonia  IGSI.  664  (neben 
Φιλώ  Chaironeia  CIGS.  I  3355.  3445).  Ψαπ<ρώ,  woraus  durch 
diseiniilatoriRchen  Schwund  des  ersten  Labials  Σαπφώ  (neben 
Ψάφιυν  Kyrene  Sraith-Porcher  Recent  Discoveries  N.  6,  38  und 
auf  Henkeln  unbekannter  Herkunft  CIGr.  III  S.  XX  N.  200 1). 
Durch  die  delphische  Labyadeninschrift  (Bull.  corr.  hell.  XIX 
5  ff.)  haben  wir  gelernt,  dass  diese  Gemination,  die  der  Form 
das  Gepräge  des  Traulichen,  Kosenden  aufdrückt,  gelegentlich 
auch  auf  appellativische  Nomina  gleichen  Ausganges  übertragen 
werden  konnte;  sie  stellt  dem  λεχώ  des  Ionischen,  Attischen, 
Lakonischen  (Λεχώι  als  Name  der  Geburtsgöttin  Sparta  Collits 
4401.  4462,  als  Name  irdischer  Frauen  Geronthrai  ib.  4534  b. 
Hippola  4583)  einen  Dativ  λ€κχοϊ  gegenüber  D  13.  Fournier 
Bull.  corr.  hell.  XXII  272  und  Dittenberger  Sylloge  »  438  zu 
Z.  16^,  die  gezeigt  haben,  dass  auch  das  delphische  Wort  keine 
andere  Bedeutung  als  'Kindbetterin'  hat,  stellen  das  κχ  auf  eine 
Linie  mit  Schreibungen  wie  μετηλλακχότα  συνόιαπβφυλάκχβν 
und  ähnlichen  von  G.  Meyer  ^  287  verzeichneten,  indes  hebt 
Dittenberger  bereits  selbst  hervor,  dass  diese  Wiedergabe  der 
Aspiraten  im  allgemeinen  nur  jüngeren  Zeiten  und  den  klein- 
asiatischen Griechen  eigen  ist;  sie  weist  auf  Aussprache  als  Af- 
frikata  Ä*cÄ,  dh.  die  Zwischenstufe  zwischen  der  alten  Aspirata 
und  der  modernen  Spirans.  Thatsächlich  hat  die  hypokoristische 
Doppelung,  die  schon  Kretschmer  Einleit.  i.  d.  Gesch.  d.  griech. 
Spr.  135  in  λεκχοι  erkennen  wollte,  nichts  Auffälliges;  sie  findet 
sich  auch  sonst  in  Appellativen  geeigneten  Sinnes.  loh  will  von 
Verwandtschaftsbezeichnungen  wie  δττα  τέττα  πάππο  μάμμα 
νέννος  absehen,  da  sie  Lall  Wörter  sind,  und  die  Gelegenheit  nur 
benutzen  auf  ein  weniger  beachtetes  Wort  derselben  Gattung  hin- 


^  Bechtel  Die  einstämmigen  männl.  Personenn.  ans  Spitsnatnen 
(Abh.  d.  Gott.  Ges.  d.  Wies.  1898)  S.  57  f.,  dem  ich  die  Belege  für 
diesen  Mannesnamen  entnehme,  leitet  ihn  von  ψαφος  ab  und  bezieht 
ihn  auf  Meisterschaft  im  Rechnen  oder  in  der  πεττ€(α.  Durch  den 
Namen  der  Ψαπφώ,  den  man,  wenn  man  nicht  Seifenblasen  nachjagen 
will  wie  J.  Baunack  mit  seinem  M'a[U€]9([Xa](!)  Stud.  auf  d.  Geb.  d. 
Griech.  etc.  I  56flF.,  hier  anschliessen  muss,  wird  diese  Deutung  stark 
erschüttert.  Vielleicht  haben  wir  Ψάφων  Ψαπφώ  mit  ψαφαρός  su  ver- 
binden; dann  wären  die  Benennungen  zunächst  Personen  beigelegt,  die 
durch  die  Trockenheit,  Sprödigkeit  ihres  Haares  oder  ihrer  Haut  auf- 
fielen. —  Prellwitz  Gott.  gel.  Anz.  1887,  441  erinnerte  für  Ψαπφώ  an 
den  attischen  Demos  Ψαφ{δαι. 


Zwei  Wo miiiÄlbil düngen  anf  -μα 


βαι 


zuweisen :  άννίς,  das  Heeych  durch  μητρός  ή  πατρός  μήτηρ  er- 
klärt und  dae  durch  einen  böotiscben  Stein  CIGS.  I  3380  be- 
fitätigt  worden  ist  (vgl.  Uittenberger  dazu),  in  eeineni  Verhältniss 
zu  lat.  änus^  abd.  ano  'Groeevater*  ana  'Grosemutter',  preuR». 
ane  ""Altmutter,  lit.  anf}fa  'Scliwiegermutter*^.  Aber  steht  ee 
andere  mit  τίτθη  neben  τιθήνη?  Mit  γυννιςι  dae  Heeych  durcb 
ί)€ΐλός.  άνανδρος,  χυναικώδης  umechreibt  und  in  dem  die  ur- 
Bpi'iinglich  tändelnde  Bedeutung,  wie  es  bo  oft  geschiebtj  ver- 
ächtlichen Beigeftcbmat'k  erbalten  hat?  Mit  γλακκόν*  γαλαθηνόν 
Hee.,  da»  von  der  des  τ  ermangelnden  Stammform  des  Worte« 
für  'Milch'  gebildet  iet,  die  in  γλακώντες*  μεστοί  γάλακτος  Hee. 
und  in  lat.  dc-ikus  'der  Muttermilch  entwöhnt  vorliegt  (J.  Sclimidt 
Pluralbild,  d,  Neutra  179)?  Mit  ιυτθός  *  klein,  jung'  τυτθόν  'ein 
klein  wenig,  ein  bischen^  das  in  der  Poesie  seit  Homer  üblich 
ist  und  sich  in  der  Freilassungeurkuude  aus  Olympia  Collits 
1161  =  Olymp.  12»  10  in  der  Geltung  von  βρέφος,  iraibiov 
wiedergefunden  hat?  Mit  dem  wurxelbaft  damit  vermuthlich  ver- 
wandten τυννός  *  klein',  das  in  dieser  Gestalt  von  Kallimachoe 
und  Theokrit,  in  der  weiter  gebildeten  Form  τυννοΟτος  von 
Aristopbanes  gebraucht  wird  und  das  nach  Ausweis  der  davon 
abgeleiteten,  in  den  A^erschiedeneten  Gegenden  anzutreffenden 
Namen  wie  Τύννις  Τύννιχος  Τύννων^  einmal  gemeingriechisch 
gewesen  eeiu  dürfte?  Endlich  mit  μικκός,  wie  Böoter  (Ariet. 
Ach.  909.  Plutarch  3Ioral  1127  A),  Dorer  (Theokrit  häufig, 
darunter  auch  adverbial  μικκόν  ^ciu  bischen'  5,  66.  Sparta 
Collitz  4499,  6  μικκιχιοοομ^νων)»  lonier  (Ailios  Dionysios  bei 
Eustath.  217,  29)  für  μικός  wagten,  da»  die  Athener  neben  μικρός 
brauchten  (Meister baue  ^  83)  und  das  durch  Eigennamen  wie 
Μικάς  Μικάϊϊΐις  Μίκων  Mikiujv  Μικίνας  u.  s.  ^  auch  für  andere 
Thetle  der  griecbiKchen  Welt  vorausgesetzt  wird?  Des  letzteren 
KK  fasst  man  jetzt  für  gewöhnlich  als  Assimilationsprodukt  auf, 
und    zwar    geht  Blase  bei   Klihner  I^  274  von  μικρός    aue,    ΰ* 


^  Die  Gemitmtion  kehrt  wieder  in  Άννακος,  wie  der  fonst  Ndv- 
νακος  gen« nute  phrygiiche  Urkön ig  nach  Stephanos  von  Byzanz  329, 
17  M.  in  IkoTiioii  biees,  wo  von  ihm  erzählt  wurde,  er  habe  ein  Alter 
von  über  300  Jahren  erreicht  (vgl  Meister  Mimiamben  dea  Η  er  ο  da»  690. 
Kretechmer  Eiiil  356,  der  auch  auf  "Αννακος  als  Vater  einci  Νάννβκος 
in  Koß  Faton-Hicks   160  aufmerksam  macht), 

*  Belege  bei  Bechtel  Fersonermamen  aas  Spitznamen  11. 

*  Belege  bei  Bechtel  aaO.  9  f. 


So  1 ma  en 


Meyer  »  363.  372  und  Bru^-mann  Gr.  Gr,  «  67.  Grdr.  Ρ  im 
von  •μικΓός,  für  iUb  sie  sich  uuf  μικύς  bei  Grammatikern,  μι- 
κύθίνον*  τό  μικρόν,  καΐ  νήπιο  ν  HfF,  und  den  Eigennamen  Μί- 
κυθος'  stützen*  Aber  τυτθός  und  τυννός  aceigen,  da«»  die  Ge- 
mination rein  virtuellen  Charakter  liaben  und  durch  die  Bedeutung 
dee  Woi-tes  bedingt  nein  kann,  und  ich  bin  um  «o  mehr  geneigt 
das  zu  glauben»  ale  eineraeitB  eine  Angleicbung  von  -κρ-  zu  -Kle- 
in griechischen  Lautgewohnheiten  eonfit  keinerlei  Anhalt  hat, 
anderereeits  ein  »Stamm  μικυ-  neben  μικα-  und  μικρο-  eehr  pra- 
hlematiscb  ist;  jenes  μικύς  bei  Grammiitikern^  habe  ich  ausser 
Im  Pape^Bchen  Worterbncb  nirgends  auefindig  machen  können 
und  erlaube  mir  seine  Existenz  vorläufig  zu  bezweifeln,  μίκύθίνος 
aber  und  Μίκυθος  nebat  Μικύλος  können  einen  »Stamm  μικυ-  so 
wenig  erweiwen  wie  etwa  Γόργυθος  Eretria  Έφ.  άρχ.  1895, 
131  ff.  Ζ.  33.  BHnkenherg  Eretriske  Grav«krifter  N,  25.  Γορ- 
γυθίαιν  Ilias  Θ  3U2  einen  Stamm  γορτι^*  neben  γοργός  oder 
Φίλυτος  CIA.  Η  42,  10.  Φιλυτώ  *  Hetären 'inscbrifl  von  Paroa 
Wilhelm  Athen.  Mitth.  XXfIl  410  f.  Z.  14  einen  Stamm  φιλυ- 
nt^ben  φίλος  darthun;  es  hnndelt  sieb  in  diesen  und  zahlreichen 
analogen  Bildungen,  wie  ich  einmal  in  einer  Monographie  über 
die  Deminut iva  der  indogerinüniscben  Sprachen  in  grösserem 
Rahmen  zu  zeigen  hoife,  nm  Verkleiuerungseuffixe,  die  zwar  an 
bestimmten  Stammklaftseir,  in  iinRerem  Falle  «-Stämmen  entsproeaeni 
dann  aber  über  ihren  urBprllnglichen  Bereich  hinaua  weiter- 
gewuchert Bind  und  in  keinem  einzelnen  Belege  mehr  einen  Ruck- 
achluRs  auf  den  zu  Grunde  liegenden  Stamm  zulaaeen.  AU  die#e 
Beispiele  und  insbesondere  λ€κχώ  berechtigen  uuft,  wie  ich  meine, 
zu  der  Annahme,  dass  auch  κομμώ,  zu  dem  wir  una  nach  lätf- 
gerem  Umschweife  zurückwendenj  im  gemtithlichen  Verkehr  dea 
Haunes,  in  der  Anrede  einer  freundlichen  Herrin  an  die  vertrante 
Dienerin^  anhänglicher  Kinder  an  die  Genossin  ihrer  Spiele  oder 
die  Pflegerin  ihrer  Jugend,  an  Stelle  eines  nach  den  strengen 
ßildungsgesetzen  der  Sprache  allein  zulässigen  *κομώ  getreten 
eei.  Dieses  *κομώ  'Wärterin,  Beaorgerin,  Scbalinerin  '  aber  ver- 
hielte sich  zu  *κομός  *wer  eine  Person,  ein  Thier  wartet,  pflegt, 
versorgt,  eine  Sache  besorgt',  das  als  zweiter  Bestandtbeil  in 
den  (Jompoeitis  γηροκόμος  Hesiod,  €ίροκόμος  Hom.,  ιπποκόμος 
Her.  Att.,  νυμφοκόμος  *die  Braut  schmückend,  Brautjungfer*  Enr,, 
όρ€αικόμος  Att.  erscheint  ^  als  Simples  durch  hom.  κομ^υϋ  (mit 

*  Im    jüngeren  Attischen    und    der  Koine  kommt   auch  ein  neu* 
tralet  γλωσοοκόμον  vor,  eigentlich  'Behälter  für  das  Flötenmaudatück * 


Zwei  NominalbilduDgeii  auf  -μα 


606 


γέροντα  ϊ>ύ€Ττηνον  τέκνα  ϊττττους  κύνα  ab  Objekten)  voraus- 
geeetzt  wird,  ebeneo  wie  τροφώ,  wie  man  auf  Riiofiüß  die  Ämiiie 
nannte  (IG Ins,  Γ  454)^  xu  τροφός  'Ernährer;  Krzieber'i  das  im 
allgemeinen  von  Homer  an  aucli  für  die  weibliche  nutrix  mit 
gebraucht  wird,  κομμώ  wurde  dann,  wie  wir  das  bq  oft  bei 
Bildungen  kosenden  Charakters  beobachten  können  ^  auch  in 
»Sphären  verwendet^  in  denen  Zärtlichkeit  eigentlich  nicht  am 
Platze  war»  eo  im  Hauch  alt  der  Göttin  Athene,  Ee  ent  winkelte 
auR  «ich  ein  neuest  denominative»  Verhnm,  und  zwar  gemäee 
eeinem  Stamme»auegang  auf  -ou},  und  κομμουν  verdrängte  das 
alte  Denominativom  κομΐΐν  gänaÜch.  Von  κομμουν  aus  wurden 
dann  κομμώτρια,  κομμώτριον  usw.  gebildet^  und  es  entHpritdit 
nur  wieder  einem  weit  verbreiteten  Zuge  den  Sprach  leb ens,  wenn 
κομμώτρια,  das  die  Funktion  dee  Nomen  agenti«  Binnenfälliger 
zum  Aufdruck  brachte,  allein  da«  Fehl  behauptete,  κομμώ  in  der 
UmgangHBprache  unterging  und  nur  ala  Titel  der  Tempeldienerin 
bestehen  blieb  ', 

Somit  darf  att.  κομμουν  nicht  benutzt  werden,  um  ψάφιμμα 
au9  ψάφκΤμα  zu  rechtfertigen.  Für  Kreta  Reibet  belehrt  uns 
über   die    weiteren  Geecbicke    von   -0μ-  κόρμος,    wie  in  GrortTn 


(τλιΕί^σαΧ  dwnu  VKüi^tchcn  zum  Aufbewahren*  überhaupt;  zu  den  in 
den  Lexika  angeführten  Belegen  ist  dan  Teataiocnt  der  Epikteta  aue 
Thera  IGlui.  IIl  330  hin  Anzufügen,  wo  ee  Z.  277,  ^'^i  einen  Doku- 
mente ukaaten  bezeichnet.  Daneben  traten  die  WeilerbilduDgeii  γλοίσ- 
σοκομΐΐον  und  -κόμϊον.  Bei  der  ixblichea  Accentuation  γλωοσύκομον 
weiss  ich  die  Bedeutung  des  Ausdrucks  nicht  zu  erklären 

^  Die  antiken  Gelehrten  erkl&ren  κομμώτρια  meietene  als  "Haar- 
kräualerin,  Friseuse*  (zB.  Hdladios  Phot.  Bibl  Γι30,  IH  Bkk,:  δτι  τάς 
vQv  λεγόμενος  κουρίδας  ol  Αττικοί  κομμυυτρίας  ίκάλουν).  Dadurch 
könnte  man  auf  den  Gedanken  gebracht  werden  die  oben  behai  deUen 
Wörter  vielmehr  in  Beziehung  zu  κόμη  zu  setzen,  also  κομμΐί»  etwa  ala 
Verkürzung  eioes  Compoeitums  mit  diesem  Substantiv  um  aufzufneaett. 
Indessen  widerspricbt  dem  die  weitere  Bedeutung  von  κομμοΟν,  die 
anders  gerichtete  von  κομμώ  selbst,  Ks  fragt  sich,  ob  die  Späteren, 
denen  κομμώτρια  aus  ihrer  eigenen  Sprache  nicht  mehr  geläufig  wiir^ 
zu  ihrer  BegrißTsbestimmung  nicht  lediijlich  eben  durch  den  Ankliing 
an  κόμη  verarilas&t  worden  sind.  Die  beiden  Stellen  in  der  attischen 
Litteratur,  an  deneu  uns  das  Wort  noch  erhalten  ist,  Ariet.  Eccl.  737 
and  Plat,  Rep.  373  C,  geben  für  die  genaue  FestiiteBung  den  Sinne» 
Eutscheideodes  nicht  her.  Haben  die  alten  Lexikographen  das  rechte 
getroHeOi  so  begreift  «ich  'Haarkräuderm^  als  Spezialisirung  einee  all* 
gemeineren  '  Schmiickerin,  Putzerin*. 


* 


Wi  ^  S  ol  mte  η 

für  κόσμος    gesairt   wnrde  ι  Belege  KZ.  XXIX  124.  ΧΧΧΠ  538 

Anm.  1;;  darin  ist  die  tönende  Aas^prache  des  α  vor  μ,  die  eich 
im  Attischen  durch  da?  Schriftbild  κόΖΙμος  verrith  (o.  S.  501/, 
um  einen  i^chritt  weitergeführt  zum  Rhotaziemne.  Wir  werden 
Torau88etzen  dürfen,  dans  in  Lebena,  der  Hafenstadt  von  Gortyn, 
keine  andere  Aenderung  platzgegrifiTen  hat.  In  der  That  bietet 
denn  auch  dienelbe  Inschrift,  der  wir  ψάφίμμα  verdanken,  Α  7 
(=  Mofl.  ital.  III  729  f.  X.  180)  κατά  τών  κόρμιυ[ν].  und  das 
wird,  wenn  auch  der  Zusammenhang  nicht  klar  ist,  echwerlich 
etwaa  anderes  als  κόσμων  besagen.  Th.  Baonack  aaO.  600  will 
allerdings  κορμών  betonen  und  meint,  der  Satz  [πάρ]5θ<7ΐν  Ti- 
OcOOu)  ό  νακόρος  τάν  αλαν  κατά  τών  κορμώ[ν]  betreffe  die 
Uebergabe  des  Holzvorraths  im  Heiligtham.  Das  ist  aber  un- 
möglich, weil  κατά  dann  beziehungslos  in  der  Loft  schwebt. 
Vielmehr  wird  κατά  τών  κόρμ[(υ]ν  für  κατά  τά  τών  κόρμυϋ[ν 
έπιτάγματα  oä.]  stehen,  und  es  ist  nicht  unmöglich,  dase  der  Schlasa 
dieser  Ergänzung  noch  in  -τα  τών  αυτών,  womit  Ζ.  8  unseres 
Steines  beginnt,  zu  Tage  liegt.  Die  nämliche  Verkürzung  von 
κατά  durch  Silbendissimilation  treffen  wir  in  anderen  Texten  aus 
Kreta:  κα  τό  αρχαιον  Gortyn  Bull.  corr.  hell.  IX  1885,  9 
N.  8  b,  4.  κα  τάν  θυσίαν  Vaxos  Mus.  ital.  II  151  N.  10,  6. 
καθύείν  auf  der  Inschrift  des  Soarohos  aus  Lebena  selbst  Philol. 
aaO.  578  Z.  3;  Belege  für  sie  aus  anderen  Gegenden  geben 
£.  Schweizer  Gramm,  d.  perg.  Inschr.  131.  Idg.  Forsch.  X  212  f. 
und  K.  Dieterich  Unters,  z.  Gesch.  d.  gr,  Spr.  124. 

Ich  meinerseits  sehe  in  ψάφίμμα  ψάφιγμιχ.  Man  weiss, 
dass  die  Verba  auf  -άΖω  und  -i2Iuj  im  Dorischen  im  Fat.  Aor. 
Act.  Med.  allesammt  in  die  Bahnen  der  von  Gutturalstämmen 
abgeleiteten  eingelenkt  sind  und  -ζ-  haben.  Diese  Analogie  macht 
eich  auch  über  die  genannten  Tempora  hinaus  in  den  Aorist  und 
das  Perfekt  Passivi  und  die  mit  dem  Verbum  in  naher  Verbin- 
dung stehenden  Nomina  hinein  geltend.  Ahrens  Dial.  II  92  f. 
belegt  aus  litterarischen  Quellen  zB.  έλυγίχθης;  &ρμοκται  V€VO- 
μίχθαι;  έπεύνακτοι  σκυφοκώνακτος ;  μελικτάς  μουσικτάς  άλιο- 
κτήρ  προμυθίκτρια  θαύμακτρον.  VAne  entsprechende  Bildung 
auf  -γμα  liegt  wahrscheinlich  in  μέλιγμα  vor,  das  in  dem  unter 
des  Moschos  Namen  überlieferten  ΐπιτάφιος  Βίωνος  (III)  56. 
93  ein  Theil  der  Handschriften  giebt  und  das  ich  gegenüber 
dem  von  den  anderen  gebotenen,  von  Meineke  und  Ahrens  in 
den  Text  genommenen  μέλΐ(7μα  für  das  echte  halten  zu  aollen 
glaube;    denn  es  ist  die  ungewöhnlichere  Form,   und    ihre  Ter- 


Zwei  Nominalbildungen  auf  -μα  507 

drängung  durch  die  übliche  erklärt  eich  leichter  als  das  umge- 
kehrte. Jedenfalls  konnte  zu  φαφί2Ιυϋ  wie  in  Lokrie  φάφι^εις 
Collitz  1478,  45,  so  in  Kreta  ψάφιγμα  gebildet  werden.  Nun 
ißt  im  dorischen  Volksmunde  -γμ-  zu  -μμ-  angeglichen  worden; 
das  zeigt  die  Hesycliglosse  πουμμά  (überl.  πουμμα)  •  ή  τής  χειρός 
πυγμή,  die  man  seit  Ahrens  Dial.  Π  102  wohl  mit  Recht  als 
lakonisch  in  Anspruch  nimmt.  Auch  das  ist  wieder  eine  der 
Erscheinungen,  die  im  Altgrieohischen  mundartlich  frühzeitig  auf- 
tauchen, um  dann  in  der  Entwicklung  zum  Neugriechischen  sich 
überall  Bahn  zu  brechen:  sie  bildet  die  Vorstufe  zu  den  ngr. 
πράμα  μάλαμα  σαμάρι  πλεμενος  πνιμένος  aus  πράγμα  μά- 
λαγμα σαγμάριον  (π€)πλεγμΐνος  (πε)πνιγμένος,  die  allgemeinem 
Gesetze  zufolge  die  Geminata  vereinfacht  haben  (Thumb  Hindb. 
d.  ngr.  Volksepr.  §  24)  ^  Wenn  ich  auch  in  kret.  ψάφιμμα  diese 
Assimilation  annehme,  so  kann  ich  mich  dafür  noch  auf  γιννό- 
[μ]ενον  Ζ.  2  einer  Inschrift  aus  Gortyn  Mus.  ital.  III  693  ff. 
N.  134  =  γιγνόμενον  berufen. 

Bonn.  Felix  Solmsen. 


*  G.  Meyer  Rivista  di  filologia  1875, 280  bringt  derartige  Formen 
aus  kyprischen  Chroniken  des  15.  Jahrhunderte  bei,  K.  Dieterioh 
Untersuch.  119  zwei,  πραματικαιν  und  δ€δομένον  (=  δεδογμέλ'ον),  aus 
ägyptischen  Quellen  der  ersten  Jahrhunderte  n.  Chr. 


zu  TACITÜS 


1. 

Die  von  TiberiuB  auBgehenden  amtlichen  Scbriftstücke  waren 
bekanntlich  in  ihrer  Art  unübertreffliche  Meisterstück e«  and  mir 
will  scheinen,  dass  seine  Briefe  an  Germanicus  nicht  die  letzte 
Stelle  unter  ihnen  einnehmen.  Die  Art  und  Weise,  wie  hier 
Lob  und  Tadel  gemischt  werden,  wie  der  Tadel  formulirt  und 
begründet  wird,  sind  auf  das  Kunstvollste  darauf  berechnet,  den 
gehassten  Nebenbuhler  persönlich  zu  reizen,  ihn  in  der  öffentlichen 
Meinung  zu  schädigen  und  doch  dem  Gegner  keine  Angriffspunkte 
zu  gewähren,  vielmehr  den  Kaiser  in  dem  Lichte  eines  Mannes 
erscheinen  zu  lassen,  der  lediglich  das  Staatswohl  im  Auge  bat 
und  mit  gesundem  Menschenverstände,  gestützt  auf  eine  lange  and 
reiche  Erfahrung,  den  Ueberschwenglichkeiten  seines  impulsiven 
und  zu  vorschnellem  Enthusiasmus  geneigten  Neffen  und  Sohnes 
entgegentritt.  Man  wird  bei  genauerem  Zusehen  fast  durchweg 
finden,  dass  Germanicus  dem  Tadel  auch  dann  nicht  entgangen, 
vielleicht  sogar  noch  herber  von  ihm  betroffen  worden  wäre, 
wenn  er  ganz  entgegengesetzt  gehandelt,  etwa  das  gethan  hätte, 
was  ihm  der  Kaiser  nachträglich   empfahl. 

Sehr  merkwürdig  ist  in  dieser  Hinsicht  der  Tadel,  welchen 
die  Bestattung  der  Varianischen  Legionen  gefunden  hat.  Es  heisst 
bei  Tacitus  (Ann.  I,  62):  'Quod  Tiberio  haud  probatnm,  seu 
cuncta  Germanici  in  deterius  trahenti,  sive  exercitum  imagiue 
caesorum  insepultorumque  tardatum  ad  proelia  et  formidolosiorem 
hostium  credebat,  neque  imperatorem  auguratu  et  vetastiesimis 
caerimoniis  praeditum  adtrectare  feralia  debuisse.'  Es  erhellt 
ohne  Weiteres,  dass  die  beiden  letzten  Gründe  des  Tadele  aas 
einem  officiellen  Schreiben  des  Tiberius  an  Germanicus  entnommen 
sein  müssen.  Dass  der  zweite  Tadel,  der  sich  darauf  bezieht, 
dass  Germanicus  bei  der  Bestattung  selbst  die  erste  Hand  ange- 
legt, weit  hergeholt  und  unhaltbar  sei,  wird  wohl  allgemein  aa- 


Zu  Tacitue 


609 


gegeben,  aber  der  erite  bat  nenerdinge  Beifall  gefunden,  z.  B. 
bei  Schiller,  Gesehicbte  der  römiecben  KaiBerzeit  I  8.  263.  Mit 
Tacitua  kommt  man  damit  in  Conflict,  der  nicht  nur  daR  Legen 
des  ersten  Caeepea  ein  'gratispimum  munuH  in  defunctos  nennt, 
fiondern  auch  angibt^  daes  die  Soldaten  *aucta  in  hoatem  ira  maeati 
simul  et  infenai*  gewesen  seien,  aleo  daa  grade  Gegentlieii  von 
dem  alfi  Thataacbe  berichtet,  was  Tiberius  als  die  notbweniiige 
Folge  der  Beatattang  der  gefallenen  Kameraden  bezeichnet.  Bei 
der  beute  in  manchen  Kreisen  vorwaltenden  Stimmung  in  Bezug 
auf  die  römische  Kaiserzeil  und  insbesondere  auf  Tacitua  wird 
man  das  vielfach  nicht  ala  beweiskräftig  gelten  laaaen  wollen 
und  ebenso  wenig,  daes  aus  der  Art»  wie  Cassiua  Dio  den  Vor- 
gang erzählt  (LVII,  48),  hervorgeht,  dass  auch  dieser  Staatsmann 
und  Militair  dae  Verfahren  dea  Germanica«  billigte.  Glücklicher- 
weise  kommt  uns  ein  gleich  zeitiges  Zeugnias  au  Uilfe,  das  die 
Stimmung  und  die  Wünsche  des  Heeres  unmittelbar  zum  Äua- 
drack  bringt  Es  ist  der  beriihmte  Stein  des  Optio  oder  Centurio  ^ 
M.  Caelius  von  Bononia  (Brambacb  C.  I.  Rkt  N.  209  =  Wilmanna 
N.  1451  a.),  'Ossa  inferre  licebit  heisst  es  auf  dem  Kenotaph 
des  in  der  Varusschlackt  Gefallenen.  Man  gab  eich  ako  in  dem 
rheinischen  Heere  offenbar  der  Erwartung  bin,  über  kurz  oder 
lang  wieder  siegreich  nach  Germanien  vorzudringen,  und  dann 
hoffte  der  überlebende  Bruder  die  Asche  des  Caeliua  heimbringen 
und  in  dem  Grabmal  beisetzen  zu  können,  Wenn  Tacitus  sagt, 
dass  das  römische  Heer  \rium  legionum  ossa  nullo  noscente, 
alienas  reli<|uias  an  suorum  humo  tegeret,  omnea  ut  couiunctoe 
ut  consanguineoa  begraben  habe,  ro  deutet  das  darauf  hin,  daaa 
viel©  Soldaten,  die  gleicbfalla  einen  Verwandten  oder  Freund 
unter    den    Erschlagenen   zu    betrauern    hatten,    einen    ähnlichen 


*  Daea  ein  0»  kein  0  auf  dem  Steine  stand,  int  auch  mir  nicht 
zweifelhaft,  um  lo  zweifelhafter  aber  die  Richtigkeit  von  Bücbelere  ge- 
lehrter und  scharfsinniger  Erklärung  im  Hheini neben  Miiaeum  XLVi 
S.  2ti8  ff,  Eb  erscheint  doch  als  im  höchsten  Grade  unwahrHcheinlich,  dase 
ein  Soldat  der  Hheinarmee  am  Rhein  sich  einer  völlig  vernlteteii  liuch' 
■tabenform  seiner  Heimath  bedienen  sollte,  welche  echwerlich  Jemand  von 
deuen,  welche  die  Inschrift  hisen,  vcretelien  konnte»  P^  liegt  doch  wohl 
näher,  dass  0  einfach  Optio  bedeuten  sollte.  Dagegen  kann  nur  das 
Eine  geltend  gemacht  werden,  dasa  nicht  üherlieFert  ist,  dass  der  Optio 
die  Vitis  führte.  Α  her  das  Gegetitheil  ist  auch  nicht  überliefert,  und 
hier  darf  man  doch  wohl  fragen:  warum  sollte  er  aie  nicht  führen?  Ale 
Stellvertreter  des  Centurio  konnte  er  oft  genug  in  den  Fall  kommeUi 
iie  zu  gebraucken. 


510  Franz  Rühl 

WunBch  hegten,  wie  P.  Caeliue.  Wie  Hettner  in  dem  Katalog 
des  Rheinischen  MueeuniR  vaterländiecher  Alterthümer  S.  32  auf 
den  Gedanken  hat  kommen  können,  'dae  Denkmal  sei  auf  dem 
zweiten  Feldzug  des  Germanicus  nach  Deutschland,  als  dieser  die 
noch  von  der  Schlacht  her  unbegraben  liegenden  Leichen  be- 
graben Hess',  errichtet  worden,  ist  mir  unbegreifiich.  Unmittelbar 
nach  der  Niederlage  ist  es  natürlich  nicht  errichtet  worden,  aber 
doch  wohl  nicht  allzulange  nachher,  als  die  Verhältnieee  wieder 
einigermaassen  für  consolidirt  gelten  konnten,  etwa  im  Jahre 
11  n.  Chr. 

Hätte  also  Germanicus,  als  er  in  die  Nähe  des  Schlacht- 
feldes kam,  die  Gelegenheit  zur  feierlichen  Bestattung  versäumt, 
so  würde  ihm  daraus  mit  Recht  ein  herber  Vorwurf  erwachseo 
sein.  Man  erinnere  sich  beispielweise  daran,  wie  Antiochos  IIL, 
indem  er  die  Gefallenen  von  Kynoskephalae  bestattete,  sich  selbst 
bei  den  Makedoniern  beliebt  zu  machen  hoffte  und  zngleich 
Philipp  V.  in  ihren  Augen  herabzusetzen,  weil  dieser  die  Be- 
erdigung unterlartsen  (Liv.  XXXVl,  8.  App.  Mak.  c.  16). 

Mir  ist  eingewandt  worden,  dass  die  Worte  *oeea  inferre 
licebit'  sich  nicht  auf  die  Gebeine  des  M.  Caeliue  beziehen  und 
einer  Hoffnung  des  P.  Caelius  Ausdruck  verleihen  sollten,  sondern 
dass  ihr  Zweck  wäre,  Jedermann  die  Erlaubniss  zu  ertheilen,  die 
Ueberbleibsel  eines  Verstorbenen  hier  beizusetzen.  loh  halte  das 
einfach  für  unmöglich.  Nirgends  findet  sich,  soviel  ich  sehe, 
in  irgend  einer  Form  eine  solche  allgemeine  Erlaubniss  ansdrück- 
lich  ausgesprochen,  die  in  diesem  Falle  um  so  sonderbarer  wäre, 
da  P.  Caelius  dadurch  sein  Eigenthumsrecht  an  dem  Kenotaph 
beschränkt  hätte;  das  Grab  wäre  durch  die  Einführung  irgend- 
welcher ossa  zu  einem  locus  religiosus  geworden,  was  es  bis  dahin 
nicht  war  (Dig.  XI,  7,  6).  Das  Recht  erkennt  sogar  eine  auf 
einem  Monument  stehende  Verfügung,  dass  die  liberti  und  ihre  Nach- 
kommen dort  beigesetzt  werden  dürften,  nur  an,  wenn  sie  zu- 
gleich zu  Erben  eingesetzt  wurden  (ibid.').  Vor  allen  Dingen 
aber  müsste  es  dann  *licet'  oder  Miceto*  heissen,  nicht  'licebif , 
da  kein  Mensch  einsehen  könnte,  von  wann  an  jene  Erlaabniee 
gelten  sollte. 

2. 

Ein  aufmerksamer  und  verständnissinniger  Leser  des  Tacitne 
kommt  leicht  zu  der  Ueberzeugung,  dass  wir  zu  einem  vollen 
Verständnies  dieses  grossen  Künstlers  nie  gelangen  werden,  dass 
auch    dem  Gelehrtesten    und  Feinsinnigsten    anter  den  Modernen 


Zu  TaiTJttte 


511 


viele  von  den  Reizen  entgehen  miiegenj  welche  die  Zeitgenoseen 
entzückten.  Inebesondere  in  den  Annalen  ist  Tat-itiia  im  Grunde 
mehr  EBsayist,  als  Geechichtechreiber.  Kr  setzt  nicht  nur  die 
Kenntniaa  der  Thateachen,  die  er  era:ahit,  wenigstens  in  ihren 
Hanpts&ügen,  yoranp^  Rondern  auch  die  Bekanntschaft  mit  den 
Biichern^  in  denen  Frühere  darüber  gehandelt  hatten,  und  auaeer- 
dem  eine  ziemlich  eingehende  Bekünntsohaft  mit  der  gesanmiten 
damals  landläufigen  Literatur.  Er  eteckt  offenbar  voll  von  An- 
spielungen und  Beziehnngen  auf  Vorgänger  und  Zeitgenoseen ; 
nicht  wenige  seiner  pointirteaten  Redewendungen  sehen  eo  aus, 
als  ob  Rie  auf  bekannten  Sätssen  anderer  Schriftsteller  beruhten, 
bei  denen  die  Spitze  unigel)ogen  oder  anders  gewendet  wurde, 
oder  ald  ob  sie  bestimmt  gewesen  wären,  durch  einen  mehr  oder 
weniger  deutlichen  Anklang  an  bekannte  Sätze  pikante  Reihen 
von  Ideen aesoeiationen  hervorzurufen.  Wir  können  dergleichen 
in  der  Regel  ntir  ahnen»  fia  uns  nicht  nur  die  TagesHteratur  der 
Hauptsache  nach  entgeht,  sondern  auch  von  den  zum  Theil  hoch- 
gefeierten  Historikern  der  Epouhe  so  gut  wie  Nichts  auf  uns  ge- 
kommen ist,  λν^^ΐΏ  es  gelingt,  für  eine  sog»  echt  taciteische 
Wendung'  ein  Vorbild  nachzuweiaen,  wird  immer  erwägen  rauseeTi, 
oh  die  Nachahmung  nicht  absichtlieb  so  beschalfen  ist,  dass  sie 
die  Erinnerung  an  den  Sehriftsteller,  dessen  Worte  Tacitua  vor- 
sch webten,  wachrufen  sollte. 

In  diesem  Sinne  mochte  ich  auf  eine  Parallele  zn  einer 
der  berühmtesten  Stellen  der  Annalen  hinweisen.  Am  Sehluse 
des  zweiten  Buches  heisst  es  in  dem  Nachruf  auf  Arminias: 
'caniturque  adhuc  barbaras  aput  gentes,  Graecorum  anualibus 
ignotus»  qui  sua  tantum  niiraniur,  Ronianis  haud  perinde  celebris, 
dum  vetera  extoUimus  reeentium  incuriosi.*  Tacitus  nimmt  hier 
das  Verdienst  in  Anspruch,  Arminius  zuerst  vollauf  gewürdigt 
zu  haben.  Er  ist  ihm  der  Befreier  Germaniens,  nicht  bloss 
'seiner  säcbsiscben  Heiniatli,  und  mit  Recht;  ihm  verdanken  auch 
Chatten  und  Markomannen  und  die  anderen  Völker  östlich  vom 
Rhein  und  nördlich  von  der  Donau,  dass  sie  frei  blieben»  Wenn 
Tacitus  dann  aber  fortfährt  'canitnrque  adhuc  barbaras  apud 
gentes',  so  weckte  er  damit  bei  seinen  Zeitgenossen  die  Erinnerung 
an  eine  Stelle  aus  einem  Buche,  das  jeder  gebildete  Römer  in 
seiner  Jugend  eifrig  gelesen  hatte,  an  die  Kyrupaedie  des  Xeno- 
phon,  wij  es  von  Kyros  heisst  (i,  2,  1)  ötbexai  ^τι  καΐ  νυν  υπό 
τών  papßapujv.  Die  Eigenthümlichkeit  des  Aufdrucks  zeigt  wohl 
zur  Geniige,  daas  ilte  Anspielung  beabsichtigt  i»t,  und  sie  bleibt 


512 


U'uhl 


niobt  wirkutigeloe.  Die  HewiiiUceiiz  raft  in  dem  Leeer  di 
danken  an  die  AeLnlichkeit  und  den  Unterscbied  zwischen  den 
beiden  grossen  Männern  wach  und  fordert  ihn  aocli  wohl  zum 
Kachdenken  darüber  aof,  welche  Ursachen  ihr  verechiedenes 
Scbickeal  bedingten.  Das  Folgende  entzieht  eich  leider  imaereiii 
YeratäridnieH.  Er  veretebt  sieh  von  selbst,  dass  es  sieh  nm 
griechische  Historiker  handeln  muss,  welche  über  die  Geschichte 
der  Tömischen  Kaiserzeit  schrieben  und  die  den  Nanien  des 
Anniniüs  nicht  genannt  hatten*  Bei  andern  griechischen  Schrift- 
stellern war  der  Name  ja  vorgekommen,  wie  das  Beispiel  des 
Strabon  zeigt,  der  freilich  von  einer  richtigen  Würdigung  dea 
Hannes  weit  entfernt  ist.  Wen  mag  Tacitua  meinen?  Wir  haben 
keine  Antwort  anf  diese  Frage.  Ob  Nikulaos  von  Damuskos 
soweit  gereicht  hat,  wiesen  wir  nicht,  nnd  es  muss  sogar  nnge- 
wiss  bleiben,  oh  Tacitus  ihn  ah  Griechen  hätte  gelten  lassen. 
Die  andern  etwa  in  Betracht  kommenden  Schriftsteller  aber  sind 
für  nna  blosse  Namen  oder  weniger  als  das.  Höchstene  könnte 
man  an  die  verlorenen  KaiBerbiographien  des  Platarch  denken, 
aber  würde  die  Tacittis  als  Annales  bezeichnet  haben?  Wenn 
dagegen  Jemand  behaupten  wollte,  die  Worte  'qni  sua  tanlnin 
mirantnr'  seien  mit  einem  Seitenblick  auf  Plutaroh  gesagt^  so 
wäre  ich  der  Letzte,  der  widersprechen  möchte.  Erwägt  man 
den  Umgangskreis  der  beiden  Männer,  so  kann  man  nicht  zweifeln^ 
dass  Tacitus  und  Plutarch  eich  persönlich  gekannt  haben,  nnd 
Plutarch  wird  im  Gespräch  und  in  der  mündlichen  Discnssion 
•eine  Yorliebe  für  seine  Volksgeuossen  noch  mehr  hervorgekehrt 
ha  he  η ,  als  in  seinen  Schriften. 


Die  popnlärste  Stelle  im  ganzen  Tacitus  ist  hente  bekannt- 
lich, wenigBtens  bei  der  deutschen  akademischen  Jugend,  die  aus 
dem  23.  Kapitel  der  Germania:  'Potni  humor  ex  hordeo  aal 
frumento,  in  quandam  similitudinem  vini  corruptus*  Dass  sie  von 
Ammian  X7,  12,  4,  der  die  Gallier  ein  'vini  avidura  genus, 
adfectans  ad  vini  similitudinem  mnltiplices  potns'  nennt,  nach- 
geahmt sei,  glaube  ich  nicht,  obwohl  ich  mir  die  Stelle  vor 
Jahren  als  Parallele  zu  Tacitus  uotirt  hatte.  Ammian  denkt 
offenbar  anch  an  Obstwein,  und  es  fehlt  das  bezeichnende  'corrup- 
tue ,  welches,  wie  milde  man  es  immer  übersetzen  möge,  doch 
den  ganzen  Abscheu  des  Südländers  vor  dem  barbarischen  Ge- 
tränk verräth,  ein   Rindruck,  der  durch  das  'quandam*  noch  ver- 


Zu  TacituÄ 


513 


et&rkt  wiril.  Die  Griechen  dachten  etwas  mil<ler  von  atr  Öache^ 
wenig^etens  redet  Athenaeos  X  p.  447  im  Anechlnes  an  eine  arieto- 
te lisch e  otler  pBeudoarietoteliBche  Stelle  ganz  unbefangen  von 
κρίθινος  οίνος.  Εβ  «ielit  aber  so  aus,  ak  ob  Tacitus  ein  damals 
beiiebtea  Dictum  des  an  boebaften  Witzen  eo  fruchtbaren  Kaiser« 
Tiberiue  über  ein  anderea  germaniBchea  Landeaprodnot  für  seinen 
Zweck  schärfer  zugeecbliffen  habe.  "^Est  et  aliud  genua  incultius 
aaparago*,  heiset  eu  bei  Pliniue  NH,  XIX,  42,  145,  ^mitinH  corriida, 
paesim  etiani  in  montibus  naacene,  refertie  enperiorie  Germaniae 
campiRj  non  inticeto  Ti.  Caeeans  dicto  herbam  ibi  quandam  naaci 
Bimillimam  asparago/ 


Im  Rheiniechen  Mueeura  L?I  S.  227  Ü\  hat  Otto  Seeck 
den  Satz  anfgeatellt,  die  beiden  grossen  Gescliiehtswerke  dee 
Tacitus  hätten  niemals  zwei  geeonderte  Einheiten  gebildet;  so- 
bald die  16  Bücher  der  Annalen  fertig  geweeen  eeien,  hätte  eich 
in  den  Historien  der  Über  primus  in  den  über  eeptimus  deciraus 
verwandelt  Gleichzeitig  habe  dann  Tacitus  aucli  deu  Eingang 
der  Historien  verändert,  um  dae  ältere  Werk  an  seine  rück- 
wärtige Forlsetzung  anzuechliesnen.  Beide  Behauptungen  ver- 
dienen wohl  eine  eingehende  Nachprüfung,  und  die  fällt  m.  E. 
nicht  zu  ihrem  Vortheil  aus. 

Fadenscheiniger,  als  die  Gründe  für  die  erste  Behauptung 
kann  nicht  wohl  etwas  sein;  sie  besteheo  in  der  Bücherzählung 
des  Codex  CasiDas  und  in  der  angeblichen  Tbatsache,  dass  Hieronj- 
mus  die  Kaisergeschichte  des  Tacitus  nur  als  ein  zusammen- 
hängendes Werk  von  30  Büchern  kenne.  Davon  sagt  in  Wirk- 
lichkeit Hieronymus  (ad  Zach.  3,  14)  kein  Wort;  er  gibt  bloss 
an,  dass  Tacitus  die  vi  las  Caesamm  poet  Augnstam  usque  ad 
mortem  Domitiani  in  30  Büchern  geechrieben  habe.  Das  konnte 
er  sagen,  auch  wenn  er  Historien  und  Annalen  als  gesonderte 
Werke  betrachtete.  Aber  auch  wenn  eich  aus  den  Worten  des 
Hieronymue  ergäbe,  was  nicht  mit  Sicherheit  aus  ihnen  zu  fol- 
gern ist:  was  würde  die  Anordnung  der  Schriften  des  Tacitus 
mehr,  als  2  Va  Jahrhunderte  nach  seiner  Zeit^  wo  doch  inzwischen 
die  ganze  Cultur  so  gewaltige  und  unerhörte  Veränderungen 
dnrcligemacbt  hatte,  beweisen?  Ungefähr  so  viel,  wie  dass  in 
unseren  Tacitus- Ausgaben  die  Annalen  den  Historien  voranzugehen 
pflegen.  Und  dabei  hat  Seeck  ein  anderes  Zeugnies  völlig  über- 
sehen,   das  ihm    doch  auch    die  Handbücher    dargeboten    hätten. 


UbelQ.  Muft.  L  PlLlloL  K.  F.  LVI, 


33 


&14  Franz  Rühl 

Hat  etwa  Tertullian  (Apol.  16)  nicht  die  Historien  als  solche 
citirt,  spricht  er  nicht  vom  fünften  Buche  der  Hietcrieo?  Der 
Codex  eeinereeitR  könnte  höchstens  für  das  frühere  Mittelalter 
etwas  beweisen.  Wer  aber  erwägt,  dass  das  11.  Bach  der 
Annalen  vorn,  und  das  16.  hinten  verstümmelt  ist,  wird  auf 
die  Vermuthung  geführt,  dass  dieser  zweite  Theil  der  uns  er- 
haltenen Annalen  aus  einer  Handschrift  abgeschrieben  worden  ist, 
die  vorn  und  hinten  wesentliche  Bestandverluste  erlitten  hatte, 
also  ganz  gewiss  nicht  aus  derselben,  aus  welcher  die  Historien 
stammen.  Wäre  das  der  Fall,  so  würde  auch  der  Eingang  der 
Historien  verloren  sein,  so  gut  wie  der  des  6.  Buchs  der  Annalen 
oder  der  des  2.  Buchs  des  Zosimos.  Und  dabei  ignorirt  Seeck  noch 
ganz  und  gar,  welche  gewichtigen  Gründe  dafür  vorgebracht 
worden  sind,  dass  uns  am  Ende  der  Annalen  mehr,  als  der  Schluss 
des  16.  Buches  verloren  gegangen  ist.  Ein  paar  Worte  hätte 
er  doch  wenigstens  deswegen  verlieren  dürfen,  wenn  er  die 
Numerirung  des  mittelalterlichen  Mönchs  für  die  vom  Verfasser 
gewollte  ausgibt. 

Nicht  wesentlich  besser  sind  die  Gründe  für  die  zweite 
Behauptung.  Die  Historien  fangen  bekanntlich  an:  ^Initium  mihi 
operis  Servius  Galba  iterum  Titus  Vinius  consules  erunf,  und 
dass  damit  der  Anfang  eines  selbständigen  Werks  bezeichnet 
werde,  gibt  auch  Seeck  zu.  Aber  er  meint,  Tacitus  hätte  das 
stehen  lassen  müssen,  als  er  den  F^ingnng  der  Historien  behufs 
Anschlusses  an  die  Annalen  umarbeitete,  weil  diese  Worte  'fest 
im  Gedächtniss  des  Publikums  hafteten  .  Sie  sind  wirklich  un- 
geheuer eindrucksvoll  und  von  bewuudernswerther  eloquential 
Wenn  es  sich  noch  um  das  'opus  adgredior  opimum  casibus  etc.* 
handelte,  das  in  der  That  niemals  seines  Eindrucks  verfehlt! 
Und  Tacitus  oder  sein  Publikum  soll  so  verliebt  in  jene  Phrase 
gewesen  sein,  dass  sie  stehen  blieb,  obwohl  sie  zum  reinen  Un- 
sinn wurde,  wenn  Annalen  und  Historien  zu  Einem  Werk  Ab 
excessu  Di  vi  Augusti  vereinigt  wurden!  Wenn  aber  Tacitus 
überhaupt  an  dem  Eingang  der  Historien  etwas  ändern  wollte, 
nachdem  er  die  Annalen  geschrieben,  warum  strich  er  da  nicht 
vor  allen  Dingen  die  Uebersicht  der  Gesammtlage  zu  Anfang 
69  ?  lieber  alle  diese  Dinge  hatte  er  doch  in  den  Annalen  viel 
eingehender  handeln  müssen,  und  wenn  er  dort  die  Ereignisse 
bis  zum  Ende  des  December  68  fortgeführt  hatte,  so  passte 
diese  Auseinandersetzung  grade  an  dieser  Stelle  wie  die  Faust 
aufs  Auge. 


"2u  Tftcittti 


m 


Aber  der  tiihalt  des  ProÖmiumR  eoll  die  Aen<lermig  he- 
weieen,  indeni  dxircb  die  Bemerkungen  über  die  röraische  Ge- 
Rciiirtitficlireibunii  der  Eingang  der  Annalen,  niclit  der  der  Histo- 
rien gerecbiiertigt  werde.  Urflprünglieh  sei  in  der  Vorrede  ge- 
sagt gewesen,  da^e  die  Ereignisee  bis  zu  Anfang  des  Jahree  6d 
keiner  neuen  Dareteliung  bedürften;  ale  Tacitns  die  Annalen  hin- 
zufügte, babe  er  das  fortlassen  müiisen,  weil  er  sonst  dieeee 
sein  zweite«  grosee«  Werk   für  überfliiesig  erklärt  hätte. 

Das  beruht  auf  einer  falBcben  luterpretatjou.  Ee  mag  da- 
hingeBtellt  bleiben^  ob  schon  vor  Seeck  Jemand  aaf  den  Gedanken 
gekommen  i^t^  das  num,  mit  dem  der  zweite  Satz  der  Hietorien 
beginnt,  entspreche  dem  deutfscben  ^weil  ;  angenommen,  das  wäre 
richtig:  was  in  aller  Welt  soll  denn  Tacitue  wohl  ale  Gmnd 
dafür  angeführt  haben,  dase  die  Zeit  von  Äugnetus  bis  Gralba 
keine  neue  Darstellung  erfordere»  durch  welche  grossen  oder 
glanzenden  Eigenschaften  »ollen  die  Geflchichlscbreiber  dieser 
Epoche  die  libertas  und  eloqnentia  der  Republikaner  aufgewogen 
haben?  Da  aber  Tacifus  jedenfalls  den  Leser  sich  selbst  seinen 
Gedanken  dahin  ergänzen  läastf  das»  eine  neue  Geschichte  der 
Hepublik  überÜUsBig  sei,  so  kann  er,  nachdem  er  die  Historiker 
seit  der  Schlacht  von  Artium  charakterisirt  hat,  auch  voraus- 
aetzeo,  dass  sie  eben  ans  dieser  Cbarakteriatik  echliessen  werden, 
dase  eine  getreue  Schilderung  dieeer  Zeit  äusseret  schwer  sei. 
Für  die  Folgezeit,  die  er  selbst  erlebt  hat,  liegen  nicht  dieselben 
Uebeletände  vor,  und  er  kann  seinen  Lesern  versichern,  dass 
ihm  selbst  weder  libido  adsentandi  noch  odium  ad  versus  dominantes 
die  Feder  geführt  habe. 

Dieselbe  Ausführung  kehrt  bekanntlich  im  Eingang  der 
Annalen  wieder,  wo  Tacitus  mit  gereifter  Kraft  an  die  Darstellung 
der  von  seinen  Vorgängern  so  entstellten  Periode  herantritt,  aber 
sie  ist  dort  kürzer  und  dadurch  krilftigen  Wer  möchte  glauben, 
daes  Tacitus  das*  was  er  dort  gesagt,  bei  einer  Ueberarbeitung 
der  Historien  noch  einmal  weitläuftiger  ausgeführt  hätte?  Und 
es  ist  auch  ein  Unterschied  zwischen  den  beiden  ProÖmien.  In 
den  Historien  wird  die  Geschieh techreibung  seit  Actium  τβΓ- 
worfen»  in  den  Annalen  wird  das  doch  eingeschränkt,  denn  es 
heisst  dort:  'Temporibueque  Äugusti  non  defuere  decora  ingenia, 
donee  gliscente  adulatione  deterrerentur\  was  im  Hinblick  auf 
Aeinius  Polüo  oder  Liyius  gesagt  sein  mag.  Der  Eingang  der 
Hietonen  rechtfertigt  also  im  Sinne  von  Seeck  auch  nicht  den  An- 
fang der  Annaten,  sondern  Seeck  hätte,  wenn  er  consei^uent  sein 


δίβ  Franz  Kühl  Zu  Tacitue 

wollte,  behaupten  mUeeen,  Tacitus  habe  auch  noch  seinen  Plan 
einer  Geschichte  des  Augustus  wirklich  ausgeführt,  und  der 
jetzige  Wortlaut  von  Bist.  I,  1  sei  mit  KUcksicht  auf  das  in- 
zwischen vollendete  Werk  Ab  excessu  Divi  Juli  oder  Α  hello 
Actiaco  redigirt  worden.     (>  hat  also  zu  viel  bewiesen. 

Anders  steht  es  vielleicht  mit  einer  weiteren  Frage,  die 
Seeck  anregt.  Warum  beginnt  Tacitus  mit  dem  1.  Januar  69, 
der  doch  historisch  ein  völlig  gleichgültiges  Datum  war?  Einen 
solchen  Ausgangspunkt  wähle  sich  kein  denkender  Historiker, 
meint  Seeck,  wenn  er  nicht  durch  äussere  Gründe  dazu  veran- 
lasst werde.  Diese  Gründe  könnten  nur  darin  gefunden  werden, 
dass  die  vorhergehenden  Ereignisse  schon  genügend  von  Anderen 
geschildert  waren.  Genöthigt  sind  wir  zu  einer  solchen  An- 
nahme nicht.  Die  hergebrachte  annalistische  Form  ihrer  Ge- 
schichtschreibung hat  eben  auf  die  Römer  einen  fortgesetzt  höchst 
bestimmenden  Einfluss  ausgeübt,  und  ein  solcher  Anfang  mit  dem 
1.  Januar  eines  bestimmten  Jahres  ist  nicht  absurder,  als  unsere 
Periodisirung  der  Geschichte  nach  Jahrhunderten.  Die  neueren 
deutschen  Geschichtschreiber  des  19.  Jahrhunderte  haben  freilich 
den  natürlicheren  Abschnitt  vorgezogen,  welchen  die  Wiener 
Verträge  bilden,  allein  auch  unsere  Historiker  beginnen  ihre  Ge- 
schichten des  18.  Jahrhunderts  mitten  im  Flusse  der  Ereignisse, 
obwohl  doch  mindestens  der  spanische  Erbfolgekrieg  von  Rechts 
wegen  als  der  Abschluss  der  vorhergehenden  Periode  zu  be- 
trachten ist,  nicht  als  der  Beginn  einer  neuen,  und  die  für  das 
18.  Jahrhundert  charakteristischen  politischen  Bewegungen  und 
geistigen  Strömungen  ungefähr  mit  dem  Ende  dieses  Krieges 
einsetzen,  und  nicht  mit  seinem  Anfang. 

Königsberg.  Franz  Kühl. 


DAS  ANGEBLICHE  TESTAMENT 
ALEXANDERS  DES  GROSSEN 


Für  die  Herstellung  tind  Benrtbeilung  dee  bei  pBeudo- 
kalliethenes  TU  33  erhaltenen  angeblichen  Teetamente  Äleianders 
dee  GroeHerii  deuseii  Kt>mpoeition  und  Entetebungszeit  ich  vor 
eeche  Jahren  (im  Rhein.  Mus.  L  357^66)  auf  Grund  der  da- 
mals verfügbaren  Faeeungen  des  Älexanderromans  zu  erörtern* 
versnebte,  ist  inzwischen  dorcb  Yeröffentlicbimg  der  armeniecben 
üebersetzung  des  Romane  und  der  Hetzer  *Epitame  remm  ge- 
etarum  Alexandri  Magni**  neues  Material  binzngekonimen,  das 
vieles  ricbtiger  erkennen  läset  und  zwar  nicht  den  Wortlaut, 
aber  docb  den  Inbalt  des  Textes  ziemlich  vollständig  klar  legt 
Da  das  Stück,  abgesehen  von  seiner  litterariscben  Bedeutung 
und  der  Wirkung,  die  es  in  den  zahllosen  Ausläufern  des  Äle- 
^[anderromans  geübt  bat,  zweifellos  auch  einen  gewissen  histori- 
schen Werth  besitzt',  so  dürfte  yielleicbt  eine  ZneammenstelluDg 
und  nochmalige  Betrachtung  seines  Inhalta  nicht  überflüssig  »ein• 

Zu  dem,  was  die  Handscbrift  Α  und  die  ältesten  Bearbei- 
tungen des  Romane  überliefern,  bietet  die  Metzer  Epitome  die 
wichtigste  Ergänzung.  Dieser  Text  besteht,  wie  er  in  der  Metzer 
Handschrift  erhalten  ist,  aus  zwei  nicht  zusammenhängenden 
Bruchstücken:  einem  historischen  Theil,  der  Atexanders  Geschiohte 
von  Darius"  Tod  bis  zur  Ankunft  an  der  Mündung  des  Indus  be- 


^  Hsgb,  V.  Otto  Wagner,  Leipz.  1900.  Vergl.  C.  Wachsrouth  im 
Rhein.  Mus.  LVI  150  ff,;  G.  Landgraf  in  der  Berl.  phiL  Wochenschr. 
1901  Sp.  252  f.  410  ff,  W.  Kroll  ebenda  Sp.  494  f.  Ich  habe  das  Buch 
in  der  Wochenschr.  f.  klaaa.  Phil.  1901  Sp.  20ß  ff.  kurz  besprochen. 

^  Dies  hat  meint^s  Wissene  zuerst  Tb.  Koldeke  in  seinen  werth- 
vollen  'Beiträgen  »ur  Geach,  des  Alexanderromana'  (Wien  1890)  S,  8 
hervorgehoben» 


518  Auefeld 

handelt,  nnd  einem  aus  dem  Roman  entnommenen  ^,  in  dem  Ale- 
xandere Vergiftung  und  Tod  in  engem  Anschluee  an  Pseudo- 
kallietbenes  α  III  HO  — 33  erzählt  wird.  Schon  im  ersten  Theil 
ist  der  Roman  stellenweise  benutzt  ^.  Der  zweite  ist  gans  dem 
Roman  entlehnt  bis  auf  den  kurzen  Bericht  der  Ereignisse  nach 
Alexanders  Tod  (§113  f.)  und  eine  Bemerkung  zum  Verzeich- 
niss  der  Theilnehmer  am  Gastmahl  des  Medios^:  quorum  Oneei- 
critus  fugiens  simultatem  mentionem  facere  noluit  (§  97).  Doch 
zeigt  die  Yergleichung  mit  Pseudokallisthenes,  dass  in  diesem 
Abschnitt  sonst  keinerlei  Zusätze  aus  der  Quelle  enthalten  sind, 
die  zu  dieser  Bemerkung  Veranlassung  gab.  Der  vom  Verfasser 
der  Epitome  oder  ihrer  Vorlage  benutzte  Text  des  Romans  ge- 
hörte zwar  auch  zur  interpolirten  Fassung  α,  bot  aber  zum 
Theil  eine  ursprünglichere  Ueberlieferung,  als  Α  und  die  Ueber* 
Setzungen.  Namentlich  ist  hier  allein  der  Brief  Alexanders  an 
die  Rhodier  vom    eigentlichen    Testament    getrennt,    während    er 

•  bei  Jul.  Valerius  weggelassen,  sonst  in  das  Testament  hineinge- 
zogen ist.  Manche  wichtige  Ergänzung  geben  ausserdem  die  soge- 
nannten Excerpta  Latina  Barbari,  die  aus  ihrer  Quelle,  einer 
alexandrinischen  Chronik  ^  ein  Stück  des  Testaments  bewahrt 
haben  (S.  270,  24  —  274,8  in  C.  Fricks  Aupgabe).  Zur  Bestä- 
tigung ist  endlich  in  einzelnen  Fällen  auch  die  äthiopische  Ueber- 

,  Setzung  des  Romans^  heranzuziehen. 


*  So  fasse  ich  das  Verhältnies  der  beiden  Texte  auf,  während 
W.  Kroll  (Beil.  zur  Α  11g.  Zeitung  1901  Nr.  iW  S.  4)  umgekehrt  der 
Ansicht  ist,  der  Verfasser  des  Romans  habe  III  30 — 33,  einschliesslich 
Testament,  aus  der  Vorlage  der  Epitome  abgeschrieben.  Eine  Erörterung 
der  ziemlich  verwickelten  Frage  soll  an  anderem  Orte  gegeben  werden. 
Für  den  Zweck,  den  wir  hier  verfolgen,  ist  das  Ergebniss  ohne  wesent- 
liche Bedeutung. 

^  Zweifellos  stammt  daraus  Porus'  Brief  sn  Alexander  §  {)<>  f. 
(vgl.  Ps.  Kall.  III  2);  wohl  auch  noch  anderes,  wie  zB.  die  Angabo, 
dass  Ariobazanes  nebst  Bessus  Darius'  Mörder  gewesen  sei  (§  3  vgl.  Fe. 
Kall.  II  20). 

^  Dieses  Verzeicbniss  geht,  beiläufig  bemerkt,  auf  eine  gute  histo- 
rische Quelle,  vielleicht  die  Ephcmeriden,  zurück.  Die  Zahl  der  Gäste 
(zwanzig)  wird  durch  Nikobule  bei  Athen.  X  44  S.  434c  bestätigt;  und 
von  den  meisten  der  Genannten  lä^st  sich  nachweisen,  dass  sie  sich 
damals  thatsächlich  in  Habylon  aufhielten. 

*  Vgl.  Mommsen,  M.  G.  H.  Auct.  ant.  IX  pars  I  S.  272;  C.  Frick 
praef.  LXXXm  ff.  ;  C.  Wachsmuth,  Einl.  in  d.  Stud.  d.  alt.  Gesch. 
180   ff. 

^  Aethiopischer  Text  und  englische  Ueberseizong  in  der  staitliohen 


Das  angeblicbe  Testametit  Alexanders  des  Groseen  519 

Danacb  läeat  Bich  ale  Inhalt  der  Faeeungeii  de»  Briefe  an 
die  Rhodier  and  des  TealameTit»,  die  in  den  Älexanderroinan 
eingefügt   wurden,  Folgendea  feststellen^: 

Alexanders  Brief  an  die  Rbodier. 

'  König  Alexander,  Äinmons  und  Olympias'  Solin,  grlieet  die 
Behörden,  den  Ratli  und  das  Vi>lk  der  Ehodier-.  Nacbdem  wir 
die  Säulen^  die  unser  Abnberr  Hei-aklen  als  Grenzen  gesetzt 
halte  ^,  tiberscbritten  haben  ^  und  nnn  durch  die  Gnade  der  Götter 
erbalten  sollen,  was  ηη«  beschieden  ist,  haben  wir  bestimmt,  euch 
unsere  Beecblüsse  niitzutbeüen,  weil  wir  euch  am  meisten  von 
den  Griechen  geeignet  halten,  darüber  zu  wathen,  und  weil  wir 
eure  Stadt  lieben.  DesbFilb  haben  wir  auch  angeordnet,  daB§ 
man  die  Besatzung  aas  eurer  Htadt  entfernen  soll,  damit  aie  für 
immer  ihre  Freiheit  bewahre,  zugleich  in  dem  Wunsche,  dasa 
bei  euch  dae  Unsere  in  Ehren  gehalten  werde.  So  wird  sich 
auch  zeigen  ^  daee  wir  für  de  nicht  wenigeri  ale  für  dae  eigene 
Vaterland,    gesorgt  haben.     Die  Vertheihing'  des  Reichs    haben 


Auegabe  von  Ε  Α.  WhIIir  Biidgc»  The  lifo  and  exploite  of  AI  the 
Great  (London  18%).     AlexanderB  Testament:  Bd.  II  S.  344  ff. 

1  Bezeichnung  der  benutzten  Texte:  A:  Peeudo- 
kall.  cod.  Paris,  ί7Π  nach  K.  MQUers  Auggabe  S,  147  ff.  (eine  beeaere 
und  voUtttändigere  Lcaung  der  He.  wird  W.  Kroll  geben,  wie  sich  oinet• 
weilen  aus  mt?hreTeu  Boricbtigungen  Müllers  Bcblieeaen  läest,  die  in  0, 
Wiignurs  Ausg.  der  Metier  Epitome  mitgetheill  sind);  Val•.  Jul.  Valeriue 
her.  V,  B.  Kubier  Leipz.  1888  S,  li>5  ff.;  Arm:  die  armenieclje  Ueber- 
seti-.ung  des  Ps.-Kall  her.  v.  Rieh.  Raabe  Leip*.  1896  S.  102  ff.;  Syr.i 
die  syrische  üebersetzung  des  Fs.-Kall.  nach  Budge  (Cambridge  1884) 
S,  139  ff.;  Aeth:  die  äthiopische  Uebersetzung  ;  Leo:  Leos  lat.  Bearb. 
des  Ps.-KalK  nitch  meiner  roch  ungedruckten  Auegabe  (Ausg.  von 
G.  Landgraf,  Erlangen  1885  S.  127  f.);  Metti  die  Metzer  Epitome  S. 
114.  115  ff.:  Barb:  Excerpta  Latina  Barbari  nach  C.  Frickt  Chronica 
minora  I  Leipz,   1892  S.  270  ff. 

3  Die  Adresse  an  die  Kbodier  haben  nur  Α  Arm.  Meti.^  ausser- 
dem Aeth.  in  entstellter  Fassung.  Ünt^r  den  Feblcro  von  Α  eind  nur 
eolebe  erwähnt,  die  sich  nicht  ohne  weiteres  aus  Arm.  bessern  laeseu. 
Die  für  unser»  Zweck  belangloeeu  Besonderheiten  von  Leo,  Syr.  und 
Aeth.  sind  nicht  angeführt. 

"  ορούς  τ€θέντσς  wohl  ζ.  1.  statt  ωρισθ  .  .  (A)^  δρους  θίντ€ς 
(Arm.). 

*  Müllers   Vermutbung  ύπ^ρβαλΟντ€ς  durch   Mett.  107  bestätigt. 

*  Mett.  (107)  fügt  hinxu:  testamento  .  ,  .  cuius  exemplar  vobi• 
misimus. 

β  öiatpcciv  z.  1,  st.  aTp€<Jtv  (Ä). 


520 


Auefeld 


wir  Θ0  vorgenommen,  daes  wir  jedem  sein  Land  zu  freier  Ver- 
fügung* übergeben,  mit  utieerm  Geburtelftnd  beginnend, 

*Wir  haben  den  Stattbaltern  der  Läader  befoblen,  aus  ihrer 
Satrapie*  1000*  Talente  gemünztes  Gold  für  die  TempeP  in 
Aegypten  zu  ecbicken;  denn  wir  baben  befohlen,  daes  uneer  Leib 
von  Ptolemaioa^  dortbm  gebracbt  werden  soll.  Die  Anordnung 
unserer  Beetattung  beieeen  wir  §o  gut,  wie  eie  die  ägyptischen 
Priester  beetinmien  ^^ 

Wir  baben  auch  Auftrag  gegeben,  Theben  in  Böotien  auf 
königliche  Kosten^  wieder  aufzubauen^  denn  wir  urtheilen,  Ubms 
sie  für  das^  was  sie  gegen  uns  fehlten,  genug  gebüsst  haben  —  und 
daes  den  zurückkehrenden  Thebanern  ans  Makedonien  Getreide 
gegeben  werde  ^,  bis  die  Stadt  wieder  gut  bevölkert  ist* 

Wir  haben  ferner  befohlen,  euch  iur  Ausrüfitung  eurer  Stadt 
:{00***  Talente  Gold  und  40  Trieren  zu  geben,  damit  ihr  in 
Sicherheit  frei  seid,  und  freie  Getreidelieferung^  aus  Aegypten 
jährlich  20»iCMiO**  SthetTel  Weizen  und  au»  Asien  durch  die  Ver- 
walter   und  aus  den   Nachbarländern  200 OÜO  ^^  Scbefel  Weiscen, 

*  μ€τά  ιταρρηοίας  Λ  Arm,;  Mett,  lOö:  iudioio  prout  cuiusque 
meritum  ao  dignitas  poetulabat. 

*  Die  folgenden  ausführlichen  Bestimmungen  über  die  Beieetxung 
Alexandore,  die  WiederherBtellting  Thebens  und  die  Lieferungen  für 
Rhodos  sind  Abs.  III  des  Test amente  eotnoTiimen,  wo  sie  bei  Mett, 
§  118  ΙΪ.  (Ö.  llii,  18—30)  ihren  Platz  buhen.  Hier  im  Brief  hat  Mett- 
(108)  nur:  liisque  omnibus  praeecripeimue,  ui  ex  peoiinia  i^a,  quod 
cuiquö  dari  iussimus^  dandum  curnrent,  in  hie  vobis  ad  urbem  oman- 
dam  auri  eigti.  tal.  CCC,  in  annoe  Biiigtiloa  tritioi  medimnum  CCCC 
milia  et  iiaves  longas  XL,  item  ecripsimue,  corpus  uii  noBtrum  in 
Aegyptuni  portaretur  ihique  sacerdotea  id  componindum  curareut 
Darauf  folgt  immittelbar  der  Schlusseatz. 

"  άποστ€Ϊλαι  ίκ  τής  σατραιτΕίσς  vermuthe  ich  st,  d.  L  τ,  στρατιάς 
Arm.,  άτΓοστείλαντες  στρατιάς  Α  \  Mett.  1 19  abw. :  ex  peeunia  regia 
dentur. 

*  Arm.  Leo* 

δ  f.  d,  T.:  Arm.  Aeth..  vgl.  Mett.  119;  fehlt  A. 
«  V.  P. :  nur  Mett.  109. 
"^  Α  ganz  verderbt;   ich  vermuthe  nach  Arm.  u.  Mett.  IIB;   τήν 

bi  ϊηάταΕιν  τής  Ιίίίας  ταφής,  ώς  [τής  b^oααφήσ€UJς  Α]  οΐ  κατ'  At- 
χϋΤΓτον  κρίνουσιν  |κρίνωσιν  Α]  Ι^ρΰς  [Ι,  fehlt  bei  Müll],  ημείς  συχχω- 
ροομ€ν. 

^  So  Α  Arm.;  Mett.  120:  auri  signati  talenla  .  .  .  do. 

^  So  Α  Arm,;  Mett.  ]'2<)  abw.:  exulibuH  ....  bona  sua.  quae 
»demeram,  reddo, 

1»  So  Arm.  Syr.  Mett.;  A:  τέ. 

"  Die  Zahl  nach  Mett.  10Θ  u.  118;  A:  fi.  Arm.:  5ισμυρίους.  In 


Das  angebliche  Teetament  ÄLexanders  des  Groefl«ti 


5S1 


und  das9  man  euch  Land  zumeeeet  damit  Ihr  künftig  genug  eigenes 
Getreide  habt  und  keinen  Mangel  Ifidet.  Dies  haben  wir  dem 
Statthalter  in  Makedonien,  Kraterü»,  aufgetragen  und  dem  Sa- 
trapen ÄegypteuB  Ptolemaioe  und  in  Asien  Perdikkas  und  Anti- 
gonos^- 

Euch  aber  tragen  wir  nochmals  auf,  nachdem  ihr  den  Brief 
J  von  Hölkias'^  empfangen  habt^  .  .  .  und  ich  bin  überzeugt,  dase 
ihr  meinen  Worten  gehorcht,  PtolemaioB,  der  meine  Person  be- 
wachte, wird  anch  für  euch  sorgen,  und  glaubt  nicht,  da  es  euch 
das  Testament  umeonst  anvertraut  sei  und  die  Verweser  der 
Königs  würde  zn  entecbeiden  hätten,  sondern  wenn  unter  dieseu 
ein  Zwist  entsteht*,  so  habt  ihr  einzugreifen.' 

Alexanders   Testament^. 

L  *  König  Alexander,  Ammone  und  Olympiae'  Sohn,  be- 
stimmt:  König  von  Makedonien  eoll  einstweilen  Philipps  Sohn 
Arridaios*^  sein.  Wenn  mir  aber  von  Uoxane  ein  Sohn  geboren 
wird,  BO  soll  dieser  König  Bein^  und  man  böII  ihm  einen  Namen 
geben,  wie  es  den  Makedoniern  gut  scheint.  Wird  eine  Tochter 
geboren,  «o  solltsn  die  Makedonier  für  sie  sorgen  "^,  und  sollen 
dann  als  König  erwählen^    wen  sie  wollen  ^t    wenn  eie  Arridaios 


Arm.  Lücke  zwiachen  μtb.  b\σμ,  und  μ€&,   5ισμ.     Die  weiteren  Bestim- 
mungon  über  Rhodos  fehlen  in  Mett. 

*  So  A;  jedooh  ist  nach  Müll,  vom  letzten  Namen  nur  Άντι 
.  ,  .  .  leebar.  In  Arm.  fehlt  der  Sata,  in  Syr.  u,  Aeth.  ist  er  ver- 
derbt; Aeth*  (34ß)  nennt  Antipater  statt  Antigonos» 

^  ιταρά  Όρκία  Α;  eonet  ist  in  Α  η.  Arm,  gewöhnlich  Όλκίας 
überliefert,  bei  Val  oloi,  orciam,  oroion,  in  Mett,  aber  hioicias  und 
iolcias,  hei  Polyän  IV,  l\  ί>  Όλκΐας,  wohl  die  richtigti  Schreibung. 

"  Danach  in  Α  und  Aeth.  bedeutungsloHe  Ermahnungen,  deren 
Wortlaut  verderbt  ist;  Ama.  fehlt  dies. 

*  Etwa  z.  l:  £i  τις  b^  [bi  Α  fühlt  Arm.]  ίκ  τίνος  διαqM)pdς  [? 
od.  dgL;  Α  Arm,:  0€uipiaq]  τών  επιμελητών  ή  6ΐΐΐίρ€σις.  .  .  .  Den  fehlen- 
den Nachiatz  habe  ich  nach  dem  Sinn  ergänzt. 

*  Dae  Testament  verliest  nach  Α  Arm.  8yr.  (ähnl.  Aetb.)  Holkiae 
auf  Alexandere  Befehl  vor  der  Umgebung  des  sterbenden  Königs,  nach 
Mett.  Hülkias  nach  Alexanders  Tod  vor  dem  Heer  in  Babylon,  nach 
Val.  Ptolemaios  bei  der  Bealattung  in  Alexendria, 

-"  ArrideuB  Mett.,  Άραδαΐος  Α,  'Αρώοίος  Arm,  Leo  Barb.,  Ari- 
al Val. 

'  I.  d.  M.  f,  8.  8.:  nur  Aeth.  (347)  u.  Mett  (115). 
^  Danach   Mett.:   valote,  mit  "W^egliiseung  der  weiteren   Beatim* 
mungen  liber  den  König, 


522  Aaefeld 

nicht  wünschen.  Der  Gewählte  roU  die  Herrschaft  ^  der  Argaia- 
den*  behalten,  und  die  Makedonier  sollen  ihm  steuern,  wie  es 
für  die  Argaiadcn  üblich  ist^.  Alexanders  Mutter  Olympiae  soll 
gestattet  sein,  in  Rhodos  zu  leben,  wenn  die  Rhodier  einverst«.D- 
den  sind,  denn  ohne  die  Rhodier  darf  nichts  geschehen^;  wünscht 
sie  das  nicht,  so  soll  sie  leben,  wo  sie  will,  mit  denselben  Ein- 
künften, wie  zu   Alexanders  Lebzeiten/ 

IL  ^*  König  Alexander,  Ammons  und  Olympias'  Sohn,  er- 
nennt® zu  Verwesern  seiner  Königsherrschaft:  ^fur  Makedonien 
Krateros  und  zu  seiner  Gemahlin  Eynane^,  Tochter  des  verstorbenen 
Königs  Philipp®;  für  Thrakien  Lysimachos  und  zu  seiner  Ge- 
mahlin Thes^alonike,  Tochter  des  verstorbenen  Königs  Philipp; 
die  Satrapie  am  Hellespont  verleiht  er  Leonnatos^®  und  gibt  ihm 
Kleodike^*,  die  Schwester  des  Holkias,  zur  Gemahlin;  Paphla- 
gonien  und  Kappadokien  dem  Geheimschreiber  ^^  Eumenes;  die 
Inselbewohner  lässt  er  frei  unter  Obhut  der  Rhodier^';  Pamphy- 
lien,  Lykien  **  und  Grossphrygien  ^**  verleiht  er  Antigonos,  Ka- 
rien  Asandros^®.    üeber  Kilikien,  Isäurien  und  alle  diese  Gebiete 


*  Bei  Val.  1ί>β,  6  ζ.  1.  regnum  =  αρχήν  Α  Arm.  et.  regiam. 
2  *Αρταιαδών  ζ.  1.  et.  Άργιαδών  Arm.  Val. 

*  In  Α  Arm.  sind  die  Worte  verechoben:  συντ€λ€(τωσαν  .... 
*Αργιάδαις  [so  Arm.  (Raabe  schreibt  Άργιάσιν);  Α :  άργ  .  .  .  .]  μ  €  τ  ά 
τοΟ  βασιλέως  τά  νομι2:όμ€να.  Wohl  ζ.  vcrb. :  συντ.  τφ  βα σ ιλ€ ΐ 
κατά  τά  νομιΖόμενα  Άργαιάδαις. 

*  denn  —  gesch.:  nur  Α,  der  folgende  Satz  nur  Α  Val.  Mett. 
δ  Der  Anfang?  bis  zur  Beet,  über  Leonnatos  fehlt  in  Mett. 

^  Α  fügt  hinzu:  άχρι  τοΟ  δόΕαι  Μακεδόσι  βασιλέα  dirobctEai. 

"^  Die  Best,  über  Krateros  nur  Α  Arm.  Val. 

®  Κυνάνην  ζ.  1.  st.  Κοινήν  Α,  Κευάνην  Arm. 

^  Danach  in  Arm.  Lücke  bis  zur  Best,  über  Ptolemaios.  Die 
Best,  über  Lysimachos  nur  Α  und  Syr.  (verd.). 

w  Nur  Mett.  richtig;  Α  =  Barb.:  λ€ΐονα   Val.:  Philonam. 

11  So  Α  nach  Kroll. (Müll.:  Κλε  .  .  .  (κην);  Mett.  116:  Cleonicam. 

1*  τφ  ύπομνηματογράφψ  Α;  so  ist  auch  in  Mett.  116  z.  1.:  Eu- 
menem    qui    mihi  7»tpomnemato<^a/ue  fuit  (st.:  E.  q.  mihi  ffrcAua  fuit). 

w  u.  0.  d.  R  :  nur  Α  Barb. 

'^  So  Leo  Syr.  Mett.  Barb.;  A:  Κιλικ{αν;  Val.:  Gariae  praesit. 

1^  So  z.  1.  nach  Leo  Mett.  (Leo.:  Trigiae'  ohne  ^maioris*,  Mett.: 
'maioris*  ohne  *i'hrygiae');  nach  Barb.  erhält  auch  dies  Asander,  nach 
Syr.  'Andreas'. 

1^  Baib. :  Caesariam  [so  auch  Aeth  ]  deasandro  (aus  Κα(ισα)ρ(αν 
bk  Άσάvδpψ).Ca8(s)ander  st.  Asander:  Leo  —  bei  dem  z.  1.  ist:  Carie 
(tit  princeps)  Gasandro  —  und  Mett.;  fehlt  Α ;  Val.:  Gasanderque 
Boeotiae. 


Das  angeblkhe  Te^Umtint  Alexauders  dcH  Grossen 


523 


bis  zu  den  Länfienj  diesseite  de»  Halya  «oll  Philotas  herrseben  ^ 
Zum  Stattbalter  für  Syrien  Mb  zu  MeeopoUmien^  bestimme  ich 
Peitbon^;  für  Babylon  und  ila«  zugebiirige  Gebiet  Seleukos, 
meiiien  Waffeii träger;  für  Phcnnikieir  imd  Koilesyiien  Meleagroe; 
für  Aegypten  und  die  Nacbbarlander  bis  zum  oberen  Libyen 
Ptolemaios^  und  zu  deMBen  Gemahlin  Kleopatra,  die  Schweeter 
Alexanders.  Für  das  Land  von  Babylonien  aufwarte  bis  zu 
Baktrien  sollen  die  bisherigen  Heerführer  und  Satrapen  im  Amt 
bleiben.     Perdikkas    boU   ala  Oberfei dherr    über    alle    gebieten  ^ 


^  Den  ursprÜDgliühen  Inkalt  dea  Satzes  Keigt  m.  E.  am  ihcRtcn 
Barb  27?,  ii:  Cüicüt  auteni  et  hauria  d  omma  circitiia  eiitit  lulutie 
[aus  Φίλωνα  at.  Φ*Αώταν]  onliuaviL  Als  Grundluge  der  veriscbitdenen 
Verderbniese  verniuibe  ich  zunächst  ein  Glosaem  zu  dem  unmrttt'lbar 
vorher  angefiihrtcn  Namen  Κάσανορας  (st.  "Ασαν^ρος):  ό  Άντίττάτροο, 
das  Hpäter  in  *  Αντίπατρος  entstellt  und  auf  das  Folgende  bezogen  wurde, 
wodurch  der  Name  PUilotas  am  Siihlusa  aueöei;  darauf  etwa  nach  A; 
Κιλικίας  κα\  Ίσαυρΐας  [Κ.  κ.  't.  fV-hlt  AVal.,  κ  Ι  fehlt  Leo 
Syr]  τούτοίν  τ€  [οέ  Α]  ndrrujv  μ^χρι  τών  εντός  "Αλυος  ποταμού  χαιρύϋν 
άρχέτω  [xd/pa  παρεχέτω  Α  Leo*]  Φιλώτας  [Φιλ.  nur  nach  Barb.j. 
Daraue  VaL  1G6,  17:  cisque  omnibus  praee»se  Autipatrum  oportebit 
i=  τούτοίΥ  —  άρχίτιο);  Leo:  teneant  fdie  vober  Genannten)  usque  ad 
Üuviuin,  qui  dieitur  Sol  |aus  ήλιος  st.  αλυοςΙ^  Antipater  Cilioiam; 
Syr>  nur:  'und  über  Cilicien  Pior,  Mett.  117  ojit  Korrektor:  ager 
est  contra  tiumen,  qui  fitrun  voeatur;  in  eam  agrura  Antipatrum  im- 
perutorem  do,  Ciliciae  imperivtorem  faoio  Nicanorem.  Φιλώτας  ßU 
Φίλοι V  (Harb.J  ergeben  dio  Historiker, 

^  k  Ί,  M,:  Mett.  Barb.,  ähnl.  Syr.;  Leo:  Öiriara  magnam. 

^  Pithon  Leo,  Python  Syr.,  ytoii  u.  uton  Val.,  tithon  Mott.;  Α 
fehlt  dieser  Satji. 

*  AuL'h  hier  ergiebt  nur  Barb.  (272,  13  f.)  die  ursprünglicbe  La., 
aus  der  sich  die  Variauten  erklÜren;  Egyptum  auteni  et  quae  circa 
eum  nsque  superiore  Lybia  Filippo  qui  vocabatur  Ptolomeua.  Vorlage 
von  Barb,:  Αϊγυπτον  bi  καΐ  τά  π€ρΙ  α6τήν  μ^χρι  τί^ς  dvuj  Λιβύης 
ΤΤτολ€μα(ψ  τφ  Φιλιττπψ  (st.  τψ  Φιλίππου,  denn  Ptol  galt  als  Sohn  des 
Königs  Philipp).  Daraui  Arm.  Leo  Syr.  Mett. :  Aegypten  erhält  l'tole- 
maioi.  Die  abweichende  Angabe  von  Α  VaL,  das«  Aegypten  Perdik- 
kaiy  Ptolemaios  Libyen  erbält^,  beruht  offenbar  auf  Missver- 
ständnies  einer  Korrektur:  ΑΓγυπτον  -/•  τά  iicpl  */'  ^^  κ  α  Ι,  woraus 
ΑΓχοπτον  τψ  ΤΤίρίιίκκςι  wurde, 

^  Der  uraprüuglicbe  Inhalt  ohne  gröbere  EnlstcUung  nur  in 
Mett.  118:  regionesi  quae  inter  Babylonem  et  ßactrianos  fines  intersunt, 
eatrapae»  quam  quisqtte  obtinet^  habeani,  Hisque  omnibus  sumnium  impe- 
ratorem  Perdiccam  facio  ,  .  .  Alle  anderen  Texte  hiiben  in  der  Mitte 
eine  Lücke,    Die  ursprüngliche  La,  mag  ungefähr  gelautet  haben  ί  τής 


BM 


Aufifeld 


und  Hoxaue,    Oxyartes^  Tochter^  aue    ßaktnen,    Alexanders  Ge* 
mahlin»  zur  Frau  erhalten. 

IIL  Φ*^  'Den  Verwesern  der  Königaherrscliaft  befehle  ich, 
einen  goldenen  Sarg  flir  200^  Talente  herstellen  zn  lassen,  in 
den  ÄlexanderB  Leiche  gelegt  werden  boU^;  ««  ferner  die  älteren 
und  kränklichen  Makedonier  und  Thesflalier  in  ihre  Heimat  zu 
eutlaeeen  und  jedem  3  Talente  Gold^  zu  geben;  ferner  nach 
Athen  ein  Gewand''  und  einen  goldenen  Thron  für  Athene  im 
Parthenon  zu  eenden;  naohAigai'^  meine  gesammte  Rüstung  und 


hi  ίπάνυϊ  τής  Βαβυλαινίας  χώρας  μ^χρι  τών  Βακτριανών  [μ.  τ.  Β» ;  Ann. 
Leo.  Aeth.  ;  fehlt  Α;  Barb,  :  usque  Caspiacae  portaa]  οτρατάρχας 
και  σατράπας  άττοφαΐναι  κρατείν  [Α,  ähnl  Val,  16Β,  24  : 
στρατάρχην  καϊ  ^πιμελητήν  Φανοκράτην,  Arm,  nach  Raabe  :  σατμά* 
ιτην  άποφηνάτωσαν  καΐ  έττιμελιιτήν.  Barb. :  principes  quidem  in 
ea  et  BatrapaB]  τους  αυτούς,  oYncp  καΐ  irpOTCpov  kotcI- 
χον  Ttbv  hi  κρατ€ΐν  [τους  αυτούς  —  κρστ€ίν  nach  Mett.  ea*- 
gänzt]  συμπάντων  ΤΤ€ρί>ίκκαν  αρχιστράτηγων  fBarb. :  lu-chi- 
Btrutigum  autem  eoruTii  Ferdicum  ordinavit;  ΤΤέρδΙκκαν  Arm.,  und  das 
zugehörige  άρχκιτρατητΐ^ν  ist  ah  siniiloBee  £pitheton  zu  Άλ^Εαν^ρον  in 
den  vorher  geh  enden  Satz  gerathen;  TTcpb,  άρχ.  fehlt  Α  Val»  Leo;  Leo: 
(Ptiilomeus)  eil  princepB  Buper  omDes  satrapa»  Babiloni©  et  uaque 
Bactriam  (iächluBs  des  TeslamentB)]. 
1  0.  T.:  nur  Mett 

*  Nach  Mett.  118  f.  «ind  die  BeBtimmungen  über  die  Liefe* 
rungen  an  die  Rhodier (denen  Mett.  118  hinznfügt:  praesidiumquf, 
quod  ihi  reliqui,  tx  oppido  einigere  iuheo}  und  über  die  Beisetzung 
Λ  lexand  e r  β  i  η  Α  e  g  y  ρ  t  e  η ,  die  uuch  den  Texten  von  Ps*  Kall,  schon 
oben,  im  Brief  an  die  Rhodier»  mitgetheilt  waren  ^vgU  S*  4  Anm.  2j| 
hier  ei  n/u setzen. 

η  So  Α -Mett.;  Ann.:  20OCK);  Val  IßC,  27  verderbt.  In  Mett. 
llt*  ist  vor  *ubi  [id  zu  itreichen]  corpus  pomvtur'  'arcam*  neben  pro* 
euren t*  ftuagefallen. 

*  Danach  iat,  zufolge  Mett.  §  120  (S.  11«»  27—30),  aue  dem  Brief 
an  die  Rhodier  die  Bestimmung  til>er  die  Wiederheretel  lung 
Τ  h  e  b  e  u  8  einzufügen  ;  vgl.  S.  4,  Anm.  2. 

^  So  A;  VaL:  tria  milia  drachmarum;  Leo  Syr«  Mett,  fehlt 
dieser  Satz. 

*  Leo  richtig:  peplon,  also  eiu  Gewand  für  die  Göttin,  nicht,  wie 
Syr  angiebt,  ein  Gewand  Alexanders;  χιτώνα  bei  Raabe  beruht  w^ohl 
auf  unrichtiger  üebertrflgting  in  das  Griechische.  In  Mett,  120  (S. 
11*5,  31j  z.  1. :  amictue  ipfctrtltf  (ein  *  besonderes'  Gewand  für  die  Gott  in, 
Erkläruög  von  peploe)  at,  »peculis.  In  Α  Vab  fehlt  das  Legat  für 
Athen, 

^  Αίγας:  Α;  Arm,  Val.  Mett.:  Ärgos, 


I)a8  angebliche  Testamctnl  Alexanders  des  Grofleon 


525 


50  Talente^  Gold  ale  Weihgeechenk  fiir  Heraklee '^;  nach  Delplii 
die  Elephantenstahne  und  Heb  lange  nh  ante»  goldene  Scbalen  und 
100  goldene  Ringe ^.  Die  Müeaier  sollen  zur  Heretellung  ihrer 
8tudt  150*  Talente  Gold  erhaltetij   ebensoviel  die  Knidier/ 

[IV.  ^'Perdikkae,  den  ich  ala  König  von  Aegypten  flammt 
Älexandria  hinterlasse,  soll  die  Stadt  so  verwalten,  dass  ibr 
mein  Name  erhalten  bleibe  und  sie  glücklich  gedeihe,  wie  der 
grosse  SarapiB,  der  Gebieter  aller  Götter  und  Menschen,  bestimmt 
hat  Es  soll  auch  ein  jährlicher  Vorsteher'*  der  Stadt  eingesetxt 
werden.  Dieser  soll  'Alexanders  Priester'  beisaen  und  soll  mit 
dem  grössten  Ansehen  in  der  Stadt  auftreten,  geschmückt  mit 
einem  goldenen  Kranz  und  einem  Purpurgewand*  Er  soll  jähr- 
lich ein  Talent  bekommen  und  unverletzlich''  und  von  jeder 
Leistung^  befreit  sein.  Wer  diese  Stellung  erhält»  soll  von  vor• 
nehmstem  Geechlecht  sein^  und  das,  was  ihm  verliehen  ist^  bleibt 
ihm  und  seinen   Nachkommen/  ) 

V/König  Alexander  ernennt  zum  Konig  des  indischen  Ge* 
hietes    am   Η  jdaspes  **  Taxiles  ^",    des    angrenzenden    Landes  vom 

1  Arm. :  lf>0  Tal  für  die  Stadt ;  Val. :  dracbinae  st,  taL 

^Ήρακλεϊ:  Α  Arm  Val.  Aeth. ;  Metfc.  120;  in  iicdem  lunonis 
(aus  La.  *Ήρα  st.  Ήρακλ€ΐ)  Argis. 

^  n.  100  g,  R.:  nur  Arm,  Syr.    Die  folgende  Besti mm nng  feblt  Arm. 

*  VaL:  auri  sign,  drachmas;  nach  'materiae'  ist  X'nidnt'  auage- 
failen;  Mott.  120:  argenti  tal.  (2  mal), 

^  Der  folgende  Abeata  nur  in  Α  Arm.  Val.  Der  Anfang  in  Α 
»ehr  lückenhaft;  man  mag  ungefähr  nach  Arm,  und  VaL  erganzeu: 
Βούλομαι  hi  καΐ  ΤΤερΜκκαν  καταλ,  βασιλέα  Αίγυπτο  ο  [Αίγ.:  Arm. 
Val,  fehlt  Α]  σύν  ττ^  κτιεομίνΐ]  ' AXcEavöpclqt  οοτυυ  οιοιΚ£Ϊντήν 
πόλι  ν  [οΰτυυ-πόλιν  Arm,  S.  t07  Ζ,  1»  vgl  Val  1117,  11;  feblt  Α]  Ojotc 
μ^£ΐν  τό  δνομά  μου  ΐν  αύτκΐ  καΐ  αυτήν  τήν  ττόλιν  μέν€ΐν 
[τ6  όνομα— μένειν  nach  Vermuthung  ergänzt;  Α  fehlt  dies;  Val  Ζ.  11, 
äbnl  Arm.:  na  nomen  meum  ex  nppido  transferatur]  μακαρίως  ν€μο* 
μένην  LA:  μελΑομένην],  ώς  ?δοΕ€  (?  ώ.  έ,  fehlt  Α;  Val:  quae  qui- 
dem  etiam  maxirai  deorum  Sarapis  est  senientia]  τών  θ€ύϋν  [θ.  fehlt  Α 
Arm.]  trdvTUJV  δ€οπόΖοντι  μεγάλψ  Οαράπιοι  [Arm.:  C.  noi  'Ατηί>ι]  καΐ 
άνθρώπιυν  καΐ  [κ.  fehlt  Α]  κατασταθήναι  (καταοτήναι  Α)  ίνιαύσιον 
[L  fehlt  Α  Arm,;  aber  Val  14;  annuum  oppidi  aacerdotem]  *επιμ€λη- 
τήν  της  πόλευυς  .  .  .  Der  gröaste  Tbeil  dieses  Absatzee  ist  in  Arm.  an 
den  Sohluss  von  Kap,  34  (Raabe  ί5*  107  oben)  geraihen. 

*  επιμελητής. 
—          '  άνύβρκΓΓος. 

β  λειτουργίας. 

•  So  Α  Arm.  Val  Barb, ;  Mett  121:  aec,  fluraen  Indum. 
10  So  Mett. ;  Α  Arm.   Val :  ΤαΙιάΟην.  Barb. :  Taxio  (dat). 


62θ  Anefeld 

Hydaepes  bis  zum  Indup^  Ρογοβ-;  über  die  Paropanisaden  *  den 
Baktrier  OxyarteH*,  den  Vater^  der  Gemablin  Alexanders,  Ro- 
xane.  Ferner  verleiht  er®  Arachoeien^  und  Gedroeien  dem  Sibyr- 
tioR**,  dem  Staeanor  aus  Soloi  Aria  und  Drangiane•,  Baktrien 
und  Sogdiane  ^°  dem  Philippos,  Parthyaia  ^^  und  das  angrenzende 
Hyrkanien^*  dem  Phrataphernee^^  Earmanien  dem  Tlepoleinos '^ 
Persip  dem  Peukestes^^  Armenien  (?)  bis  zum  Halys  and  zum 
Herakleion  erhält  Neoptolemos  (V)^®.  Ihre  Gebiete  sollen  abtreten: 


1  b.  z.  J. :  nur  Mett.  Barb. 

2  So  Α  Mett.;  Arm.  Harb. :  Peithon  (Barb.:  Pytbonae)  ;  Val. 
1G7,  22  f. :  Adiacentium  vero  regionum  Apoctronum  [aus  άπό  (τοΟ 
Ύδάσπου  .  .  .  Ba)icTpiavov|  Hoxaues  patruom  .  .  . 

^  Barb. :  Parapannisodum,  Arm. :  ΤΤαραπλενησιαδΰιν,  Α :  δαλιδών, 
Mett.:  pano. 

^  Mett.  121:  oxyatrem,A:  ΌΗυδράκην,  Arm.:  'Οευδάρκιγν,  Barb.: 
Oxydarcum. 

δ  So  Α  Mett.;  Arm.  Val.:  Vaterebruder. 

^  Von  der  folgenden  Liste  haben  Arm.  und  Syr.  nur  geringe 
Trümmer,  bei  Leo  fehlt  sie. 

''Α.:  Δρακουσΐαν,  Val.:  Kacusiam,  Barb.:  Aracbusia,  Mett.: 
Arachois  (dat.  plur.).  Danach  AVal.  lückenhaft;  A:  Δρακουοίαν  καΐ 
δραπυάλην  τή  Βακτριανή  καΐ  Οουσιανήν  Φιλίππψ.  Val.:  Racusiam  vero 
regionem  et  Hactrianam  et  Susianam  Philippo. 

^  Barb.:  et  Cedrusia  Sybartum ;  Mett.:  drachotis  (dat.  pL)  .  .  . 
tiburtibus. 

^  Mett.:  eisandro  olcarium  et  dragentanum  imperium  de,  Barb.: 
Arabiam  autem  totam  [6λην  aus  σολεΐ?]  Stasanoro  donavit. 

^^  SoSyr.  (Sod)  und  Barb.  (Ogdianiam);  Α  Arm.  Val.:  Οουσιανήν. 
fehlt  Mett. 

^1  A:  ΤΤαρου6(αν.  Arm.:  das  südliche  Land  der  Parther  (erhält 
auch  Phil.;  der  Rest  der  Liste  fehlt);  Mett.:  cartusaeuum,  Barb.  274, 4: 
illam  autem  qui  circuit  contra  aquilonie  partes  (daneben  ausgefallen, 
partieam  od.  dgl.);  Syr.:  Abarashahr;  fehlt  Val. 

^^  A:  καΐ  τά  έχόμβνα  αυτής  Ουρταμίαν.  Mett.  121:  quod  pro- 
ximum  est  intra  fimm  [so  ζ  l.  st.  'flumen'J  hircaniae;  Val.:  Hyroaniam 
ähnl.  Barb.;  Syr.:  Gurgan. 

**  Mett.:  prataphernen ;  A,  ähnl.  Val.:  Άρταςρέρνην.  Barb.: 
Antigono. 

^*  Α :  Καρ6αν(αν  Τληπολφψ,  Syr. :  Garmania  Thlipaitmos,  Barb. : 
Germauiam  Tripolcmo;  fehlt  Val.  Mett. 

>δ  So  AVal    Mett.;  Barb.:  Perco;  Syr.:  Pison. 

ie  Diesen  Satz  hat  nur  Barb.  274,  8  f.,  als  letzte  Best,  de• 
Testaments:  Spaniam  autem  usque  Alyo  fluvio  et  Eracleoticum  termin 
num  Antipalum  ordinavit  regnare.     Als  ursprüngliche  La.  des  g^eohi- 


Das  mitgebtiche  Testament  Akxandera  aes  tiroBflen  h27 

Atropatee^  wie  früLcr  Oxydates^  Tür  den  Peithoii,  Krateuae*  Solin, 
Medien  t-rliält,  und  Sueiune  Arguicis,  an  dt'Eteen  Stelle  Koinua 
tritt'  Κ 

VL  'Könige  Alexander  ernennt  Holkias  zum  König  von  llly- 
nen.  Dieser  eoll  500  Pferde  aus  Asien  und  300  Talente  ^  erhalten 
und  eoll  dafür  Standbilder  von  Alexander  ^,  Αιηιηοη,  Heraklee^ 
Atbene,  Olympiae  und  Ρ1ιί1ΐρ|ί  anfertigen  und  im  üljnipisehen 
Heiligthum  *  aufstellen  lassen.  Es  sollen  aber  auch  die  Verweser 
der  Königsherrschaft  Standbilder  Alexanders  weihen,  so  grosa 
wie  die  von  Holkias  errichteten»  silberne  in  Athen  und  Olympia, 
goldene  in  Delphi  ^  Ptüleraaioß  ^  boII  in  Aegypteo  Standbilder 
von  Alexander,  Ammon,  Heraklee»  Atbene,  Olympias  und  Philipp 
ernchten  Usaen^.    lieber  dies  alles  eolten  die  oljmpieclien  Grötter 


I 
I 


sehen  Textes  vermuthe  ick  etwa:  'Αρμ€νίας  δέ  μίχρι  τοΟ  "Άλυος 
ποταμού  καΐ  τού  *Μ  ρ  α  κ  λ  €  ΐ  ο  υ  ορούς  [Barb.  las  öpou]  Ν  ε  ο  π  τ  ό  - 
λ  e  μ  ο  ν  ixaEcv  dpxctv.     S.  ζ,  d.  St. 

^  Von  diesem  Satx  hat  nur  Α  ein  Bruchstück:  (τήν  ^έ  Περσίδα 
Πίυκέοτΐ))  σατράπη,  *ΟΕύντην  μεταοτήσαι  έπΙ  τής  Μηδίας  — 
wofür  ν.  Gutachmid,  Gesch.  Irans  S,  20  vermuthete:  Ά  τ  ρ  ο  ir  d  τ  η  ν 
*ΟΕυδάτΐ)ν  μεταστήσαι  dirö  τ.  Μ-  —  und  Mett.  Ρ2Ι  folgendes  Ver- 
derbte: ex  ein  imperiia  excedant  larciades  et  pro  medüs  Imperator  cra' 
ieruii,  exeedat  item  OBUBSanni»  argeus  iroperator  sit  poenü.  Ich  ver- 
mulhe  für  Letzteres:  ex  suiis  imperiis  excedaot:  Oix^^dates,  et  sit  pro 
to  Media  iinperalor  Pithon  [Syr.  nennt  liiernehen  'Pison  irrthümlich 
als  Satrap  von  Persie]  Crateuae  f.;  excedat  item  ex  Smianis  Argaeus; 
Imperator  sit  pro  eo  Coentis,  Der  griechische  Text  dai  ersten  Satzteils 
mag  uraprüng lieh  gelautet  haben:  Άτροπάτην,  tB  σ  π  €  ρ  ΌΕυδάτην, 
μ€ταοτήσοι  κ  α  Ι  κατάστησαν  ίπΐ  τ.  Μ,  TT  €  ί  θ  tu  ν  α  τ  ό  ν  Κ  ρ  α  - 
τ  €  ύ  ο  υ.  S.  js.  d.  8t. 

a  So  Mett>  122;  A:  aOOO  Tal.;  Tai,  der  die  Siglen  wieder  raiss- 
verataoden  hat:  drachm.  tria  miJia. 

ß  So  Ann.  Mett.-  fehlt  AVftl. 

*  So  Arm.  Mett. ;  Arm.  fügt  hinzu:  'oder  wo  er  tonst  will'i  statt  d- 
Α  Val.:  in  einem  von  ihm  zu  erbauenden  Tempel. 

*  Α  Arm.  verderbt,  Val.  I*i8,  2  flF.  summarisch.  Α  nach  Mett.  122 
etwa  tu  ergänzen:  άναθίταισαν  bi.  κοί  oi  τί\ς  βασιλείας  ίιπμ€ληταΙ  ct- 
κόνας  Ά  λ  €  Ε  ά  ν  δ  ρ  ο  υ  Ö  <ί  ο  υ  ς  [Ά.  ό,  fehlt  Α  Arm.l  Όλκ(ου  ανδριάντας 
[dv6.  in  Α  verstellt ί  in  Arm,  fehlt  der  Rest  des  Satses]  ηΕρίμιτρον,  έν 
*Αθήναις  χαΐ  ΌΚαμττίςι  [Ά.  κ.  Ό.  aus  Mett.;  fehlt  Α]  άρτ«- 
ρας  [άγγυΐρας  Α]  καϊ  χρυσδς  έν  Α€λφοϊς.     Mett.  verkürst. 

ö  So  Arm.  Mett.;  AVal:  Perdikkas;  vgl.  S.  7  Aana.  4. 
'^  liier  schliessen  Arm.  Val. 


538  Auefcld 

4 

wachen  ^ :  der  olympieche  Zeus  *^y  Heraklee,  der  Stammvater  des 
Königs  Alexander  ^  Athene,  Aree,  Arnmon,  ETelioa  und  König 
Alexandere  Tyche.  Wer  gegen  mein  Testament  handelt,  der  soll 
das,  darum  bitte  ich  Zeus  und  die  Götter  in  Olymp,  nicht  un- 
\  gestraft  thun  und  bei  Göttern  und  Menschen  ein  Frevler  und 
Meineidiger  sein  . 


Uebersohauen  wir  zunächst  den  Inhalt  der  beiden  Stücke  im 
Ganzen,  so  ist  vor  allem  klar,  dass  sie  der  ursprtiugUcben  Faaeung 
des  Romans  nicht  angehört  haben  können.  Denn  sie  stehen  erstene 
zu  dem  Vorhergehenden  in  schroffstem  Widerspruch»  da  Roxane» 
die  im  Roman  als  Tochter  des  Darius  eine  nicht  unwichtige  Rolle 
spielt,  hier  zweimal  als  Baktrierin  und  Tochter  des  Oxyartes  be- 
zeichnet ist,  und  da  Porös,  der  nach  Ps.  Kall.  III  4  von  Ale- 
xander im  Zweikampf  getödtet  wurde,  hier  als  Lebender  im  Testa- 
ment bedacht  wird ;  zweitens  stimmen  sie  anch  nicht  mm  Fol- 
genden, denn  während  Alexander  im  Brief  an  die  Rhodier  und 
im  Testament  seine  Beisetzung  in  Aegypten  anbefiehlt,  herrscht 
nach  Kap.  III  34  des  Romans  Zweifel  und  Streit,  ob  die  Leiche 
nach  Persien  oder  nach  Makedonien  gebracht  werden  soll,  und 
erst  das  Orakel  des  Bei  entscheidet  für  Aegypten. 

Doch  auch  innerhalb  der  Stücke  selbst  finden  sich  Wider- 
sprüche. Der  Abschnitt  über  den  Alexanderpriester  (IV),  der  in 
der  Metzer  Epitome  fehlt,  erweist  sich  als  ein  jüngerer  Zusatz, 
.  den  erst  ein  alexandrinischer  Bearbeiter  des  Romans  gemacht  hat. 
Denn  die  darin  erwähnte  Verheissung  des  Sarapis  ist  aus  Ps. 
Kall.  1  33  entnommen,  als  Regent  von  Aegypten  wird,  dem  zu 
Abs.  II  (S.7A.4)  angeführten  Lesefehler  entsprechend,  Perdikkas 
genannt  und  dieser  als  König  bezeichnet,  während  die  Inhaber 
der  Länder  nach  Abs.  II  nur  Verweser  der  Königsherrsohaft  sein 
sollen.  Ferner  stimmt  Abschnitt  II  nicht  zum  Brief.  Zwar  der 
Widerspruch,  den  ich  in  meiner  früheren  Abhandlung  betonte, 
dass  in  II  und  VI  Perdikkas  als  Statthalter  Aegyptens  bestimmt 
werde,  während  im  Brief  Ptolemaios  als  solcher  erscheint,  beruht 
nur  auf  der  schlechten  Ueberlieferung  einzelner  Texte.  Aber  be- 
züglich der  Bestimmung  über  die  Gemahlinnen,  die  in  Π  allen 


Wn  Α  z.  1.:  ίστωσαν  θεοί  έπόπται  (st.  έπο{€ΐ  α(]. 

a  d.  ο.  Ζ.:  Mett.,  fehlt  Α. 

^  Hier  bricht  Α  ab.    Das  Folgende  nur  in  Mett.  erhalten. 


Das  angebliche  TesUmeut  Alexandere  dea  Graseea 


529 


den  und  nur  den  Diadochen   EugeßprocLen 
durch  Verheiratliung  mit  seinen  Töchti 


fihte.  bin   ich 


werden,  die  Antipater 
auf  Reine  Seite  zn  ziehen 
RUfiiite^  hm  icn  nacli  wie  vur  der  Meinung,  dass  'nur  eii>  Zeitge• 
noBHe  diese  versteckte  Spitze  gegen  Antipater  gerichtet  und  nur 
Zeitgenossen  zugemuthet  haben  kann,  eie  herauezufdlilen*.  Der 
Brief  ati  die  Rhodier  jedoch,  in  dem  deutlich  auf  deren  Rettung 
durrh  PtolemaifiH  in  den  Jahren  '^05/4  augefipielt  wird,  kann  nicht 
vor  304  verfaefit  sein,  ja^  die  Stellung,  die  hier,  wie  in  mehreren 
einzelnen  Angaben  des  Testaments,  für  die  Rhodier  in  Anspruch 
genommen  wirJ^  deutet  auf  eine  nach  spätere  Zeit  (»,  u.).  So 
lange  nach  Anlipaters  Tode  aber  hatte  eine  solche  Demonstration 
Qegen  Antipater  keinen  Sinn  mehr.  Abflat«  Υ  endlich  ist  olfen- 
har  iiüchträgtich  aus  einer  historischen  Quelle  hinzugefügt,  denn 
in  Tf  war  hereits  über  die  Besetzung  der  Sistl i eben  Satrapien  mit 
der  Bestimmung,  daes  hier  alles  unverändert  bleiben  solle,  ge- 
nügend entschieden  ;  in  V  wird  aber  dann  über  jedes  einzelne 
dieser  Länder  Verfügung  getroffen  und  überdies,  in  Widerspruch 
3£U  H,  eine  anderweitige  Besetzung  von  Medien  und  Hnsiane  an- 
geordnet. Somit  ergiebt  sich,  dass  im  Brief  und  Testament  Stücke 
verschiedenen  Ursprungs  und  verschiedener  Entslehungszeit  zu- 
»«ammengefaset  sind.  Betrachten  wir  demnach  die  Theile  im  Ein- 
zelnen etwas  genauer,  und  zwar  zuerst  den  ersichtlich  wichtigsten 
und  älteeten. 

Absatz  Π  giebt  im  Ganzen  die  Vertheilnng  der  Satrapien, 
wie  sie  323  nach  Alexanders  Tod  in  Babylon  bescbloesen  wurde. 
Die  östlichen  Länder  werden,  wie  bei  Ärrian  (succ.  8)  und  Cur- 
tius  (X,  10,  4)^  mit  der  Bemerkung  abgethan,  dass  hier  die 
früheren  Statthalter  bleiben*  Nur  laset  unser  Text  Medien  uner- 
währit  und  führt  daRlr  '^abylonien  an,  das,  anstatt  Arobon,  8e* 
leukos  zugetheilt  wird,  deKJas  Land  erst  321  durch  die  Theilung 
von  Triparadeisos  erhielt.  Die  Ueberlieferung  ist  hier  durch  das- 
selbe MiHSverstäudniss  verderbt,  wie  bei  Dexippos,  dass  nämlich 
*'Αρχαιν  als  Appellativum  gefasst  und  der  vermeintlich  ausge- 
lassene Name  des  Statthalters  aus  der  Liste  von  Triparadeisoi 
ergänzt  wurde.  —  Unter  den  westlieben  Satrapien  fehlt  Lydien, 
Syrien,  das  thatsächlich  Laomedon  erhielt,  soll  getheik  werden. 
Koilesyrien  und  Phoinil^en,  also  das  Stück^  das  Ptolemaios  320 
lotriss  *,  wird  für  Meleagros  bestimmt,  der  schon  323  durch 
Ferdikkae    sein    Ende    fand,    das    nördliche  Syrien    für  Peitbon. 


1  Diad,  XVni  43* 
Blk«ltt.  Uti».  t  PbUol.  N.  9.  LTI. 


34 


530  Λ  US  fei d 

Peithon,  Agenore  Sohn,  war  Statthalter  der  griechieoben  Städte 
in  Indien  (r.  u.  zu  V),  erhielt  später  durch  Antigonos  Babjlooien 
und  wurde  dem  jungen  Demetrios  ale  Berather  zur  Seite  gestellt, 
während  dieser  Syrien  gegen  Ptolemaios  deckte;  als  Inhaber  von 
Syrien  erscheint  er  nur  während  des  kurzen  Feldzags,  den  De- 
raetrios  313/2  nach  Kilikien  unternahm  ^  Dieses  flüchtige  Vtr- 
hältniss  hat  aber  der  Verfasfler  des  Testaments  schwerlich  im 
Auge.  Er  will  wohl  nur  die  Beseitigung  Laomedone  nnd  die 
ägyptischen  Ansprüche  auf  das  südliche  Syrien  etwas  beschö- 
nigen. —  Unter  den  zu  Kilikien  gehörenden  Gebieten  wird  Isau- 
rien  bcRonders  genannt.  Die  Isaurier  hatten  sich  unter  Ale- 
xander durch  die  Ermordung  des  Satrapen  Balakros  und  bald  nach 
Alexanders  Tod  -  durch  ihren  heldenmüthigen  Widerstand  gegen 
Perdikkas^  bekannt  gemacht.  —  Die  A'erwaltung  Makedoniens 
wird,  wie  e»  Alexander  thatsächlich,  allerdings  nicht  für  seinen 
Todesfall,  befohlen  hatte,  an  Stelle  Antipatere  Krateros  übertragen, 
während  dieHer  nach  der  Theilnng  von  Babylon  als  προ(Ττάτης 
της  βασιλ€ίας*  nur  eine  ziemlich  unklare  Stellung  neben  Anti- 
pater  einnahm.  Antipater  ist  im  Testament  völlig  übergangen. 
Von  der  Unterordnung  der  Griechen  unter  den  Statthalter  von 
Makedonien,  die  Arrian  und  Dexippos  bei  Makedonien  erwähnen, 
ist  hier  nicht  die  Rede,  jedoch  ebensowenig  von  der  Freiheit  aller 
griechischen  Städte,  deren  Proclamation  seit  Antigenes'  Erlass  im 
Jahre  315^*  in  der  Politik  der  Diadochen  eine  wichtige  Rolle 
spielte  und  als  Mittel,  Stimmung  zu  machen,  bis  zur  völligen 
Abnutzung  angewendet  wurde.  Eine  ausdrückliche  Zusicherung 
der  Freiheit  ist  nur  für  die  Inselgiiechen  ausgesproohen.  Man 
mag  zweifeln,  ob  die  Bezeichnung  νη(Τΐ(υται  in  weiterem  Sinne 
gefasst  oder  damit  das  Koinon  der  Nesiotcn,  der  bald  nach  Ale- 
xanders Tod  entstandene  Bund  der  Kykladen,  gemeint  ist.  Dieser 
stand  seit  Ptolemaios  1®  in  derselben  Weise,  wie  er  hier  den 
Rhodiein  zugewiesen  wird,  mit  Zusicherung  der  Freiheit,  unter 
ägyptischer    Schutzherrschaft.     Erst   mit  dem  Sinken   des  ptole- 


1  Diod.  XIX  «0,  1. 

2  Wohl  3l>i>,  8.  NioRC,  G.  d.  gr.  u.  mak.  Staat.  I  212  f, 
8  Diod.  XVIII  22,  2  ff". 

*  Dexipp.  u.  Arr.  suoc.  3  u.  7. 

ß  Diod.  XIX  Ol.  3. 

^  Nach  Nioses  Vermuthung,  die  sich  auf  Diod.  XX  37,  1  stützt, 
seit  30«  V.  Chr.  (G.  d.  gr.  u.  ro.  St.  II  102.  774).  Vgl.  auch  Mahaffy, 
The  empire  of  the  Ptolemies  S.  91. 


Das  angeblicho  Teetament  Alexatiderfl  de»  Grosten 


5θ1 


niäiecheTi  Reiche,  seit  der  zweiten  Hälfte  des  dritten  Jabrbunderte 
V.  Cbn,  ereeheint  Rhodos  als  Oberhaupt  der  Ineeln.  —  In  der 
BeBtimuning  über  PerdikkMe  bleibt  nnklar,  ob  dieser  zum  αρ- 
χιστράτηγος aller  Satrapien»  oder  nur  der  öetliclien,  ernannt 
wird.  In  ereterem  Falle  wäre  seine  wirkliche  Stellung  ziemlich 
angemeeeen  bezeichnet,  im  anderen,  der  nach  dem  Wortlaut  der 
Ueberiieferung  wahrsehein Lieber  ist,  wäre  ihm  nur  dae  Kommando 
eingeräumt,  das  vor  317  Peithon  erhielt^. 

Liesaen  sich  die  biaber  beeprochenen  Anordnungen  allenfalle 
als  epäleree,  mit  Hülfe  der  hiRtoriscben  Litteratur  zuHammenge* 
stelltee  Machwerk  betrachten,  so  iet  diee  m.  £,  bei  dem  Befehl 
über  die  Ueiratken  der  Statthalter  auRgeBchloeeeü.  Alexander  er- 
nennt hier  für  Kratero»,  Lyaimachoe,  Leonnatos,  Ptolemaio»  und 
Perdikkae  Geroahlinneu,  die,  mit  Auenahme  der  unbekannten  Kleo- 
dike  oder  Kleonike»  der  Ht^hwester  des  Holkias^^  sämmtlich  der 
königlichen  Familie  augelKiren.  Eben  diese  Männer  aind  ee  aber, 
wie  bereits  bemerkt,  die  Antipater  zu  eeinen  Scbwiegereöbnen  stu 
Mftchen  und  bo  an  sein  Intereßse  zu  feBKelu  audite^.  Die  Erfindung, 
diesen  Maelithabern  in  einem  gefalecbten  Brief  oder  Testament 
Alexanders  —  denn  in  einer  geachiclitlichen  Erzählung  kann  der- 
gleichen dock  kaum  gestanden  haben  ^-  andere,  vornehmere  Ge- 
mahlionen zuweisen  zu  lat^scn,  hatte  nur  ίη  der  Zeit  Sinn  und 
Zweck,  in  der  diese  Htindel  spielten*  Ein  späterer  Geechichts- 
falscher,  etwa  ein  Hhodier  des  dritten  oder  zweiten  Jahrhunderte 
V.  Chr.,  würde  echwerlicb  auf  einen  solchen  Gedanken  gekommen 
sein,  und  wäre  er  ea,  so  würde  er  iich  ao  auegedrückt  haben, 
dasa  die  Abeicht  dieser  'Enthüllungen*  deutlich  hervortrat.  Das« 
man  hier  alles  zwischen  den  Zeilen  zu  lesen  hat,  das»  die  eigent- 
liche Tendenz,  die  Herabeetzung  AntipaterH,  nur  für  ein  zeitge- 
nUssischea  Publikum  erkennbar,  also  auch  nur  auf  ein  solches  be- 
rechnet iet,  scheint  mir  ein  chronologisches  Merkmal  von  aua* 
reichender  Beweiskraft.  Man  wird  demnach  mit  dem  Zeitansats 
für  dieie  erste  Fälschung  nicht  allzu  weit  über  Antipatera  Todea- 


1  Diod.  XIX  14,  1:  TT€iÖujv  σατράττης  μ^ν  diriis^bcmTO  Μηαίας, 
στρατητ^ς  ti^  τιίϊν  άνω  σ(ΐτραιτ€ΐΰ>ν  άπασϋϋν  γ£ν6μ€νος  ,  .  * 

«  S*  ο.  zu  Ab»,  VI. 

•  Seine  Tochter  Phila  vermählte  er  mit  Krateros  (Diod.  XVIII 
18,  7.  Plut  Demetr.  14,  2),  Eurydike  mit  Ptolemaios  (Paus.  I  0,  17), 
Nikaia  mit  Perdikkae  (Arr,  bucc.  21.  Diod.  XVIII  23,  3),  spater  mit 
Lysimacho»  (Strabo  Xll  4  8.  Μ5),  und  auch  Leounatos  bot  er  eiue 
aeiner  Töchter  an  {Dioa.  XVHl  12,  1] 


532  Α  u  8  f  θ  1  d 

jähr,  319  ν.  Chr.,  hioauegehen  dürfen.  Auf  eine  spätere  Zeit 
scheint  zwar  das  Gebot  einer  Heirath  zwischen  Ptolemaios  und 
Kleopatra  zu  führen;  denn  erst  aus  dem  Jahr  808  erfahren  wir, 
dass  diese  Verbindung  wirklich  geplant,  aber  durch  die  Ermordung 
der  vielumworbenen  Fürstin  verhindert  wurden  Wie  jedoch  bei 
der  Wahl  der  andern  fürstlichen  Damen,  deren  Hand  hier  vergeben 
wird,  offenbar  nur  der  Rang,  nicht  irgend  welche  nähere  Beziehung 
zu  dem  künftigen  Gatten,  maassgebend  war,  so  mag  es  sich  aneh 
bei  Kleopatra  verhalten  und  das  Zusammentreffen  dieser  angeb- 
lichen Bestimmung  mit  einer  später  thatsächlich  gewollten  £he- 
schliessung  ein  rein  zufälliges  sein.  Eine  Rolle  in  diesen  poli- 
tischen Kreisen  begann  Kleopatra  schon  bald  nach  Alexandere 
Tode  zu  spielen,  indem  sie  ihre  Hand  erst  Leonnatos^,  dann 
Perdikkas^  anbieten  liess. 

AVas  wurde  nun  seinerzeit  zusammen  mit  diesen  Verfügungen 
über  die  Heirathen  als  angebliches  Vermächtniss  Alexanderg  ver- 
öffentlicht und  welche  Bestandteile  des  bei  Pseudokalliethenes 
überlieferten  Testaments  sind  zu  dieser  ältesten  Fassung  zu  rechnen? 
Mit  Wahrscheinlichkeit  die,  in  denen  ersteni«  dieselbe  Tendenz  gegen 
Antipater  hervortritt,  zweitens  nichts  über  die  Grenzen  des  oben 
bezeichneten  Zeitraums  hinausweiet;  nur  nach  unsicherer  Ver• 
muthung  die,  boi  denen  bloss  die  letztgenannte  Voraussetzung  zu- 
trifft. Prüfen  wir  danach  zunächst  den  übrigen  Inhalt  von  Abs.  ΙΓ, 
so  läset  sich  in  der  Vertheilung  der  Satrapien,  bei  der  Antipater  ganz 
übergangen  und  Makedonien  Krateros  allein  übertragen  wird,  jene 
Tendenz  zweifellos  erkennen,  und  von  den  einzelnen  Bestimmungen 
weist,  wie  wir  sahen,  keine  über  320  hinaus,  ausser  der  des  rho- 
dischen  Protektorate  der  Nesioten,  die  natürlich  vom  rhodischen 
Bearbeiter  herrührt.  So  darf  man  wohl  II  in  der  Hauptsache 
für  die  älteste  Fassung  in  Anspruch  nehmen,  so  auffällig  es  er- 
scheinen mag,  dass  es  ein  Zeitgenosse  Antipaters  wagen  konnte, 
die  Vertheilung  der  Satrapien  auf  Alexander  zurückzuführen, 
während  doch  vielen  Mitlebenden  bekannt  sein  musste,  auf  welche 
Weise  diese  in  Babylon  zu  Stande  gekommen  war.  Aber  in  dem 
beispiellosen  Wirrwarr  jener  Jahre  war  dergleichen  gewiss  nicht 
unmöglich.  Auf  Alexanders  Nachfolger  selbst  konnte  natürlich  ein 
solches   Manifest    nicht    berechnet    sein,   vielleicht   aber  docb  auf 


ι  Diod.  XX  37,  3  ff. 

2  Flut.  Kumenes  3,  5. 

«  Arr.  8UCC.  21;  Diod.  XVIIl  23,  J. 


Das  angebliohe  TestBment  Alexandere  des  Groseen 


bSB 


den  kleineren  Intereseenkreie  einer  gri e eh i sehen  Gemeinde.  Im 
ersten  Jahrzehnt  nach  Alexandere  Tod  fand  ein  eo  betäuhender 
Wecheel  ιτη  Besitz  der  Länder,  in  der  ^lellnng  der  leitenden 
Personen,  in  der  ganzen  poHtisdien  Lage  statt,  dasfl  Fernerefehende 
bald  kaum  noch  wissen  mochten,  ans  welchen  Anfängen  eich 
dieses  Chaos  entwickelt  hatte.  In  kecker  Lüge  hatte  es  überdies 
jene  Zeit  besonders  weit  gebracht.  Wenn  ein  Schriftsteller  Alexander 
selbst  die  Schilderung  seines  angeblichen  Zweikampf**  mit  Porös*, 
ein  anderer  Lysimachos  die  Begegnung  der  Makedon ier  mit  den 
Amazonen*  vorzutragen  wagte,  so  konnte  wohl  auch  Jemand 
wagen,  trotz  der  noch  lebenden  Zeugen  die  Beschliiese  von  Babylon 
einem  Testament  Alexantlers  znxuschreihen, 

Absatz  I  enthält  keinen  Beweis  älterer  Herkunft.  Doch  sind 
die  ersten  Sätze  zur  Ergänzung  von  Η  kaum  entbehrlich,  da  doch 
auch  das  ältere  Testament  eine  Verfügung  über  den  künftigen 
König  enthalten  haben  rausa.  Die  Erbfolge  ist  hier  anders  ge- 
ordnet, als  in  Babylon  beschlossen  wurde.  Denn  während  der 
nachgeborene  Sohn  Alexandere  nur  Mitregent  des  Philippos  Ärri- 
daios  werden  sollte^^  wird  ihm  hier  allein  die  Herrschaft  zuge- 
sprochen. Die  Benennung  des  Erben  erfolgte  thatsächlich  durch 
die  Mftkedonier^.  Die  Bestimmung  über  Olympias'  Wohnort  ist 
selbstverständlich  rhodischen  ürsprangs  und  erinnert  im  Wort- 
laut an  Diodors  Bericht  über  die  VersprechungeUj  durch  die  sie 
Poljperchon  nach  Antipaters  Tod  zur  Uehereiedelung  aus  Eptrus 
nach   Makedonien  zu  überreden  suchten 

Aus  Absatz  III  sind^  wie  die  Vergleiohung  mit  der  Metzer 
Epitome  zeigte  in  unsern  Texten  des  Romans  mehrere  Bestim- 
mungen in  das  dem  Brief  an  die  Khodier  entsprechende  Stüok 
geraten.  Das  Ursprüngliche  war,  dasa  im  Brief  das  Legat  für  die 
Rhodier  und  die  Anordnung  über  die  Bestattung  nur  kurz,  mit 
Hinweis  auf  das  Testament^  erwähnt,  im  Testament  die  zngt* 
hörigen  Verfiigungen  ausführlich  gegeben  wurden,  So  ist  es  noch 
in  der  Epitome.  Indem  nun  ein  Bearbeiter  im  Brief  die  ent- 
eprechenden  Stellen  des  Testaments    am  Rand  vermerkte,    wobei 


*  Lncian,  quom.  biet  ecrib.  12, 
»  Flut.  A!,  4Π,  2. 

"  Arr.  succ.  L   Dexipp.  L    lust*  ΧΠ1  4,  3. 

*  Dexipp.  1:  ^τ^χθη  παις  μ€τά  τόν  το(ν  πατρός  *Αλ.  θάνατον,  φ 
τό  TUJvMaKcbovuJv  πλήθος  τοΟ  ιτοτρός  τήν  προσηγορίαν  * Αλ^- 
Εανδρον  ίθ€ντο. 

Ä  Diod.  XVUI  65,  1, 


584  AuBfeld 

er  den  Satz  über  den  Sarg  aueliese,  dann  aber,  gedankenloi 
weiterscbreibendy  aucb  nocb  die  Bestimmung  über  Theben  mit- 
nabm,  gelangte  dies,  obendrein  in  verkebrter  Reihenfolge,  in  den 
Text  des  Briefs,  verdrängte  die  kurzen  Angaben,  deren  Form 
nocb  Mett.  108  erkennen  lä^st,  und  bewirkte,  das•  die  Sfttze  im 
Testament  ausfielen.  Ibr  Inhalt  ist  aber  an  dieser  Stelle  zu  be- 
trachten. 

Der  Satz  über  Alexandere  Bestattung  billigt  die  Ueber- 
fübrung  der  Leiche  nach  Aegypten,  die  322/1  auf  Ptolemaioi' 
Veranlassnng  gegen  Perdikkas'  Willen  erfolgten  Die  Angabe 
über  die  Wiederherstellang  Tbebens  läset  als  Alexandere  Abeicht 
erscheinen,  was  31G/5  v.  Chr.,  mit  gehässiger  Beziehung  auf  die 
Härte  des  verstorbenen  Königs,  durch  Kassander  geschah  und 
diesem  viel  Beifall  bei  den  Griechen  eintrug.  Die  Bestimmung 
über  die  Lieferungen  and  Geschenke  für  Rhodos  ist  natürlich  rho• 
discber  Zusatz.  Den  Gedanken  mögen  dem  rhodischen  Bearbeiter 
die  Unterstützungen  eingegeben  haben,  die  Rhodos  während  des 
Kriegs  mit  Antigenes  und  Demetrios  305/4  dnroh  bedeutende 
Getreidesendangen  von  Ptolemaios,  Kassander  und  Lysimachos 
erhielt^.  Mit  dem  Land,  das  den  Rhodiern  zugemessen  werden 
soll,  um  ihnen  genug  eigenes  Getreide  zu  verschaffen,  ist  jeden- 
falls, ganz  oder  theilweise,  die  rhodische  Peraia  gemeint,  ohne 
deren  Besitz  Rhodos  thatsäoblich  seine  Bevölkerung  nicht  selb- 
ständig ernähren  konnten  Wann  die  Rhodier  die  Peraia  er- 
warben, lässt  sich  nicht  sicher  feststellen,  van  Gelder  nimmt  an, 
dass  sie  ihr  festländisches  Gebiet  bereits  im  fünften  Jahrhundert 
besassen  und  dass  der  rhodische  Staat  'bis  zum  Jahre  240  ver- 
muthliüh  so  gross  geblieben  ist,  als  er  zu   Anfang  408/7  war'*. 

1  Betreffs  des  Arridaios,  dem  die  Ueberfühning  der  Leiche  an- 
vertraut wurde,  hatte  ich  aaO.  362  verkehrterweiee  von  lustin  (XIII 
4,  6:  iubcturque  Arridaeus  rex  corpus  Alexandri  in  Hammonis  tem- 
plnm  deduoere)  und  Georg.  Synoell.  503  die  Verwechselung  des  Königs 
Arridaios  mit  dem  gleichnamigen  Satrapen  übernommen. 

a  Diod.  XX  96,  1-3.  98,  1.  99,  2. 

^  Liv.  XLV  25,  12:  ei  Lycia  et  Carla  sdemptao  ab  Romania 
forcnt,  cetera  (dh.  bes.  die  Peraia)  aut  sc  ips^  per  defectionem  libe- 
rarcnt  aut  a  finitimis  occuparentur,  includi  se  insulae  parvae  et  sterüis 
agri  litoribus,  quae  nequaqtiam  alere  tantae  urhii  jHtpulnm  posset  (sen- 
serunt  Rhodii).  Das  zeigt  auch  der  jetzige  Zustand  beider  Gebiete: 
Rhodos  *  keine  besonders  fruchtbare  Insel',  die  Peraia  'eine  der  herr- 
lichsten und  ergiebigsten  Gegenden  der  Rrdo  *  (H.  van  Gelder,  Gesch. 
der  alten  Rhodier  194  f.). 

«  aaO.  181. 


D&8  angebliche  Testament  Alexanders  des  Groaeert 


635 


I 


cNn  richtig,  öo  hätten  wir  damit  einen  weiteren  Grund,  die 
Entstehutigezeit  der  rhodiseben  Theile  des  Teetamente  nicht  zu 
nahe  an  3u4  ?m  setzen,  denn  was  echon  im  fünften  Jahrhundert 
zu  KhodoB  gehörte,  konnte  nicht  wohl  ein  Rhodier  20—30  Jahre 
nach  Alexandere  Tod  a!fi  Legat  Alexandere  auegeben.  Doch 
stammt  die  frühe ete  Angabe^  in  der  die  Peraia  unzweideutig  ale 
rhodisiiber  Besitz  bezeichnet  wird,  erst  aus  dem  Jahre  201  ^  — 
In  deneelben  Zusammenhang  gehört  auch  die  Beetimmung,  das§ 
die  Besatzung  ans  Khodoe  entfernt  werden  soll.  Der  Rhodier 
läset  damit  Alexander  verfügen,  was  seine  Landalente  alsbald 
nach  dessen  Tode  eigenmächtig  erzwungen  hatten^.  —  Einen  be- 
deutungslosen Widerspruch  jäu  dem  thatsächlich  Geschehenen  ent- 
hält die  Anorduung  über  Alexanders  Rüstung*  Diese  wurde 
nicht  nach  Aigai  oder  Argoa^,  sondern  zugleich  mit  Alexander» 
Leiche^  nach  Aegypten  gebracht  und  in  Alexandria  aufbewahrt. 
—  Die  von  Alexander  den  Veteranen  veraproobenen  Geldge- 
schenke spielten  noch  im  Jahre  321  eine  Holle.  Durch  die  un- 
gestüme Forderung  endlicher  Bezahlung  kam  Antipater  zweimal* 
in  grosse  Noth  und  konnte  sich  sobliesslich  nur  durch  Betrug 
aus  der  Verlegenheit  helfen.  So  mag  man  hier  in  der  noch- 
maligen Zusicherung  dessen,  was  Antipater  den  Makedoniern 
vorenthielt,  einen  Beweis  derselben  Tendenz  erblicken,  die  wir 
in  Abs,  II  vorherrschend  fanden,  und  Abs.  III,  mit  Ausnahme 
des  Rhodischen  und  vielleicht  auch  der  Bestimmung  über  Theben, 
zur  ersten  Fälschung  rechnen. 

Absatz  IV  ist,  wie  wir  eahen,  ein  erst  im  Texte  des  Ho* 
maus  eingeftlgter  Znsatz,  hat  jedoch  geschichtlichen  Werth»  indem 
hier  über  die  Stellung  des  Alexanderpriestere  in  Alexandria  einige 
sonst  nicht  bekannte,  aber  durchaus  glaubwürdige®  Einzelheiten 
mitgetheilt  werden. 


^>  van  Gelder  195. 
H      «  Diöd.  XVIII  8,  L 
W       *  Genannt    war   jedenfalls  Aigai    {'richtiger  Αίγίαι    gesohrieben* 
nach  Hirschfdd    b.  Pauly-Wiseowa  1  914),    der  Begräbni»Bort   der  ma- 
kedonischen  Könige,    wohin    P#irdikka8    auch    Alexanders    Leiche    ver- 
bringen   lassen    wollte  (Paus.  I  6,  3  vgl.  Pa.-Kail  III  :t4)      Die    make- 
donischen  Könige  betrachteten   sich  bekanntlich  aU  Herakliden,    daher 
die  Widmun«:  für  den  Tempel  des  Herakles. 
*  Diod,  XVIII  2i>,  4. 

^  In  Triparadeisos  und  am  Helleepnnt:  Arr.  succ.  32  u.  44  t 
®  So  urtheilt    auch   Mommeen  Rom.  Gesch,  V  5G8;    nur    können 


53β  Auefeld 

Auch  Absatz  V  kann,  aofl  den  oben  angef&brten  Gründen, 
nirbt  als  BeRtandtbeil  der  ureprün^rlichen  FasRODg  gelten,  worde 
aber  wobl  nicbt  ernt  im  Roraan  eingeecbaltet.  Dme  Stück  ist 
einer  bietoriscben  Quelle  entnommen,  die  sieb  der  Vorlage  de• 
Dexippos  am  näobBten  verwandt  zeigt.  Docb  wird  der  ureprQng- 
licbe  Bericht  im  Testament  besser  und  yolletändiger  überliefert, 
als  in  Photios'  Auszug  aus  Dexippos.  In  der  Angabe  über  die 
indischen  Satrapen  findet  sieb  derselbe  Fehler,  wie  bei  Dexippos, 
dass  die  Gebiete  des  Porös  und  Taxilee  verwechselt  sind.  Be- 
kanntlich besass  Taxiles  das  Land  zwischen  Tndae  und  Hydaepes, 
Porös  das  jenseits  des  Hydaspes^.  Daneben  fehlt  hier  die  An- 
ordnung über  die  indische  Satrapie  Peithons  (Agenore  Sohn), 
vielleicht  weil  diesem  in  Abs.  Π  Syrien  übertragen  wird,  wenn 
nicbt  die  Erwähnung  Peithons  an  Stelle  von  Porös  in  der  arme- 
nischen Uebersetzung  und  den  Excerpta  Barbari  als  Reet  einer 
verloren  gegangenen  Bestimmung  über  Peithons  Verwaltongs- 
bezirk  anzusehen  ist.  —  In  der  Angabe  der  Excerpta  über  das 
Land  bis  zum  Halys  und  der  herakleitchen  Grenze  kann  kaum 
etwas  anderes,  als  eine  Bestimmung  über  Armenien,  stecken. 
Mit  der  'herakleisclien  Grenze  oder  dem  ^  berakleischen  Berg' 
(wenn  man  δρους  statt  öpou  liest)  ist  wohl  das  herakleische 
Vorgebirge  am  Pontos,  östlich  von  Amisos*,  gemeint.  Vorher 
steht  die  Verleihung  von  Persis  an  Peukestas.  In  den  Excerpta 
ist  aus  dem  ersten  Theil  von  TTcuKiaiqi  *  Perco'  geworden,  aus 
Orq.  mit  άρμ€νίαν  'Spaniam*,  indem  der  Bearbeiter  unter  der 
herakleischen  Grenze  die  Säulen  des  Herakles  verstehen  mochte  '. 
Antipalus*  ist  demnach  vermuthlich  Neoptolemos,  der  bei  der  Ver- 
tbeilung  in  Babylon  Armenien   erhielt  "^.     Dexippos  nennt  Neopto- 

diese  Angaben  m.  E.  nicht  vom  Verfasser  des  Romans  herrühren.  Die 
von  Mommson  angenommene  Identität  des  Alexanderpriesters  mit  dem 
inschriftlich  erwähnten  άρχΐ€ρ€υς  Άλ€Ηανδρ€(ας  καΐ  ΑΙγύπτου  πάσης  be- 
streitet Wilcken  im  Hermes  XXIII  (1888)  S.  602  flf.  üebrigens  hat 
zuerst  Lumbroso  den  Inhalt  unserer  Stelle  verwerthet  und  eine  lehr- 
reiche Erörterung  dazu  gegeben  (L'Egitto  dei  Greci  e  dei  Romani 
2.  Aufl.  S.  178  ff.). 

^  lieber  die  indischen  Satrapien  vgl.  den  Exkurs  von  B.  Niese, 
I  500  ff.,  bes.  S.  505;  ferner  v.  Gutschmid,  Gesch.  Irans  21  f. 

3  Strabo  XII  3  S.  548.  Arr.  peripl.  15,  3  u.  a.  Dasu  stimmt 
freilich  nicht,  dass  nach  Arrian  und  Dexippos  die  angrenzende  Satrapie 
des  Eumenes  bis  Trapozunt  reichen  soll. 

8  So  richtig  Exe.  202,  11):  Mauretania  qui  extendit  usque  Era- 
cleoticum  terminum  contra  Gararitum. 

«  Plot.  Enmen.  4,  1. 


This  angebliche  Teeiitiijpnt  Alexandere  dea  Groeeen 


537 


lemofl  fast  nn  tlerflelben  Stelle,  bat  aLer  hier  eine  Lücke,  die  «u 
ergSnzen  iflt:  Ν€οπτολ€μου  (*Αρμενία»  ΤληττοΧέμου)  Καρμανία. 
—  Eigentliii  Hill  eil  ist  iiDfieini  Text  ilie  Angabe,  das^  cler  bisherige 
Satrap  von  Medien  abgesetzt  wird.  Dbbb  als  nener  Satrap  —  Arrian, 
Dexippoa  nnd  Curtius  entsprechend  —  Peithon,  Krateuas'*  Sohn, 
heBtimnit  wird,  scheirrt  mir  dnreh  die  Lesiarten  der  Kpitome  und 
der  eyripchen  Uebersetzung  gesichert.  Der  aber,  der  jetzt  abgc- 
eeizt  werden  roII,  iet  otl'enbar  nicht  Oxydatee,  den  Alexander 
Rchon  im  .Jahr  328/7  teeeitigt  halten  eondern  sein  Nachfulger 
ÄtropateB»  dessen  Namen  v.  Giitpchniid  richtig  in  dem  verderbten 
σατράπτ)^  bei  Pe,-Kalh  Α  erkannt  hat.  Die  Theilung  von  Tri- 
paradeisoR  scheint  zwar  Atropates  ein  Stück  von  Medien  helassen 
zu  haben;  si>  sagt  wenigstens  Justin**,  während  Arrian,  Üexippoa 
und  Curtiue  überhaupt  nur  Peithon  ala  Satrap  von  Medien  nennen, 
JJiodor^^'  ninnloB  erst  Peithon,  dann  Atropates,  Doch  konnte  in 
jedem  Fall  von  einer  Absetznng  gesprochen  werden,  da  AtropateH 
da§  eigentliche  Medien  an  Peithon  abgeben  musate.  Wenn  da- 
neben» wie  Α  und  die  Epitome  zeigen,  Oxydates  genannt  war, 
so  geschah  das  wohl  in  dem  Sinne,  dass  auf  die  frühere  Ab- 
Fetzung  dieses  Satrapen  verwiesen  wurde.  DarAuf  gründen  sich 
meine  Vermuthuiigen  über  den  nrRpriinglichen  Wortlaut.  —  Be- 
züglicli  der  Satrapie  Susiane  endlich  ergänzt  und  berichtigt  unsere 
Stelle  folgende  bisher  allein  stehende  Notiz  des  Dexippos:  την 
bi  CoTbiavwv  ßaaiXeiotv  Όρώπίος  €Ϊχ6ν  ου  πάτριο  ν  ^χων 
αρχήν  αλλά  ιόντος  αυτοΟ  Άλε£άν6ρου*  ίηύ  hi  τύχη  τις  αυτφ 
ouviirecrev  £παναστάσ6ως  αιτίαν  φ€ύτοντι  παραλυθήναι  της 
αρχής,  τότ€  ^κ€ΐνος  αυτών  την  αρχήν  €ίχ€ν*  Das»  hier 
CojbiavÄv  aus  Οουσιανών  und  εκείνος  aus  Κοϊνος  verderbt  ist, 
hatte    bereite    v,  Gutechmid**  aus    Juatin    Xllf  4,   14^  und    dem 


^  Arr.  Ind.  18,  6;  aber  exp.  VI  28,  4:  Κρατ^α. 

3  Am  IV  1«,  3.     CüTt.  VHI  3,  17, 

^  So  ist  an  entsprecliender  Stelle  auch  bei  IHnd.  XVIIl  Sy  3 
άτράττη,ς  et,  άτροιτάτης  überliefert.  Aehnliche  Verderhnieee  dos  Namene 
erwithnt  Niese  U  72  (€ατραβάτί}ς  it.  Άτροπάτης  bei  Athen.  538*)  nnd 
S.  370  (diu  Bewohner  von  Atropateno  bei  Folyh.  V  56,  2  €ατράπειοι 
genannt). 

^  XIII  4,  lii 

6  XVltl  3,  l  u.  3. 

^  Gesch.  Irans  S,  *i. 

1  Susiana    gern    Γο(ίιο 
Babylon). 


asvignator    (bei    der  Theilung   von 


0::{S  Aiisreld 

Zuflaiiimenhang  der  Stolle  RcharfRiT)iiif?  erkannt'.  Dnrch  die  Metzer 
Kpitoine  finden  nun  (lUtRchmidR  Vermutungen  die  beste  Bestätigung; 
denn  dane  in  dieser  Rtatt  exuRnanni»  *ex  Sueiania*  nnd  statt  poenis 
'pro  CO  Coenue'  zu  lesen  ist,  läRRt  eich  doch  Angesichts  der  Pa- 
ralleiRtellen  kaum  bezweifeln.  Schwierigkeit  macht  nnr  der  Name 
des  früheren  InhnberR  der  Satrapie,  den  Dexippos  Oropios,  die 
Epitome  ^Argeus*  nennt.  loh  glaube,  dase  es  eich  um  einen  Ar- 
gaioR  aus  OropoR  handelt  ^  Von  Makedoniern  Namens  Argaioi 
Rind  aus  AlexanderR  Zeit  bekannt:  der  Vater  des  Herakleides, 
der  323  von  Alexander  mit  einer  Entdeckungsfahrt  in  das  Ka- 
RpiRche  Meer  beauftragt  wurde  ^,  und  ein  Frennd  des  Ptolemaioe, 
der  310/9  von  dieeeni  nach  Cypern  geschickt  wurde,  um  dort 
den  König  Nikoklee  zu  beseitigen^. 

Absatz  \^l  bietet  kein  chronologisches  Merkmal.  Holkias, 
der  hier  wieder  auftritt,  wird  sonst  nur  bei  Polyän  (IV,  6,  6) 
erwähnt,  der  erzählt,  Antigonos  habe  einen  grossen  Aufstand  seiner 
Truppen  dadurch  unterdrückt,  dass  er  Holkias  und  zwei  An- 
stifter des  Abfalls  gefangen  nahm^  Holkias  erscheint  danach 
als  ein  Mann  von  Ansehen  ;  aber  wenn  ihm  hier  das  Königreich 
lllyrien  übertragen  und  in  Abs.  Η  seine  Schwester  Kleodike* 
den  Frauen  der  königlicben  Familie  gleichgestellt  wird,    so  ent- 


^  Die  St<ille  kommt  freilich  durch  Einsetzung  dieser  Besserungen 
r.uüh  nicht  iu  Ordnung.  Doch  boruht  es  wohl  auf  einem  Missverständ- 
nies  des  Photios.  nicht  des  Dexippos,  dass  hier  von  der  nicht  ererbten 
βασιλ€(α  eines  Makedonicrs  in  einer  persischen  Provinz  die  Rede  ist. 

^  Aehnlich  steht  es  mit  dem  Εύρώιτιος,  der  bei  Ps.-Kall.  III  31 
unter  den  Gasten  des  Medios  genannt  ist.  In  diesem  vermuthe  ich 
Seleukos. 

3  Arr.  VII  1«,  1. 

*  Diod.  XX  21,  1. 

^  Niese  (I  320)  setzt  den  Vorfall  320/19  v.  Chr. 

^  Sollte  etwa  Κλ€θδ{κη  ein  Fehler  der  Ueberliefcrung  statt  Ευ- 
ρυδίκη sein?  Da  der  Verfasser  sonst  alle  heirathsfähigon  Damen  der 
königlichen  Familie  versorgt,  so  fällt  auf,  dass  die  Prinzessin,  die  nach 
KKopatra  in  der  Politik  dieser  Zeit  am  meisten  hervortritt,  Kynanes 
Tochter  P^urydike,  gar  nicht  berücksichtigt  ist.  Setzten  wir  diese  an 
die  Stelle  der  unbekannten  Kleodike,  so  erklärte  sich  damit  nicht  nur 
ihre  Zusammenstellung  mit  den  Königinnen  und  Prinzessinnen,  sondern 
es  würde  zugleich  verständlich,  warum  ihrem  Biuder  Holkias  der  illy- 
rische Königsthron  zugesprochen  wird.  Denn  Kynane  war  nach  Satyros 
(bei  Athen.  557^)  die  Tochter  einer  lUyrierin  Audata,  stammte  also 
wohl  aus  illyrischem  Königsgeschlocht. 


Das  ftfvgebliehe  Teetament  Alexandere  dei  Groseen 


E>89 


gjuicbt  dafl  Bchwerlicli  seiner  wirkliehen  BedeutuDg,  Eine  Er* 
klänitig  linfür  Inetet  viel!eit:Tit  der  Brief  an  die  Rliodier»  nach 
dem  eich  vernuithen  IliRfit,  daisR  Holkiaa  von  den  Erfindern  des 
Teetamente  als  der  Yertraneneniann  Alexanders  bezeichnet  wnrde, 
der  dae  Vermachtniis  au§  der  Rand  dee  Könige  erhalten  und  ge- 
rettet haben  sollte.  Da  sein  Name  in  der  ßestitnmung  über  die 
Heirathen  vorkommt,  8o  mÜEste  er  bereite  znr  Beglaubignng  der 
alteaten  Fälechung  verwendet  worden  «ein,  wovon  allerdingf»  im 
Teatament  aelbst  nichts  ersichtlich  ist.  —  Anstatt  der  Errichtnn^ 
von  Beclie  Bildsäulen,  die  hier  angeordnet  wird,  hntte  Alexanfler 
nach  DiodoT^  di©  Erbauung  von  eechfi  Tempeln  verfügt,  übrigens 
für  andere  Götter  (aueeer  Athene)  und  an  anderen  Orten,  als  hier 
angegeben  ist. 

Der  Brief  an  die,  Rhodier  ist  wahrscheinlich  im  letzten 
Grunde  die  Quelle,  auf  die  Diodors  merkwürdige  Nachritlit  zu- 
rückgeht, daes  Alexander  sein  Testament  bei  den  Rhodiern  nie- 
dergelegt habe*.  Die  Richtigkeit  dieser  Angabe  wird  wohl  xiem- 
lieh  allgemein  bezweifelt.  Denn  weder  ist  es  wahrncheinlich,  dase 
Alexander  überhaupt  ein  Testament  hinterlassen  hat,  noch  ist 
anzunehmen,  daea  er  ein  solches  den  Rhodiern  übergeben  haben 
würde,  Holm*  freilich  hat  der  Sache  Glauben  beigemessen,  was 
aber  wohl  mit  seinem  Bestreben  zusammenhängt,  der  seines  Br- 
ach tena  unterschätzten  Geltung  der  griechiechen  Städte  gegenüber 
den  Diadochenreiehen  zu  ihrem  Rechte  zu  verhelfen.  Jeden  falle 
verräth  sich  dieser  angebliche  Brief  Alexanders  als  das  Erzeugnis« 
einer  weit  späteren  Zeit.  Yor  allem  ergiebt,  wie  oben  bemerkt^ 
die  Beziehung  auf  Ptolemaios^  Fiirsorg©  für  Rhodos,  das«  das 
Stück  erst  nach  der  berühmten  Belagerung  durch  Demetrios  Vo- 
liorketee  verfasat  ist,  aus  der  die  Ehodier  durch  Ptolemaios'  Bei- 
stand   siegreich    hervorgingen.     Aber    auch   in    den    nächalen  iiQ 


t  xvm  4,  4. 

*  XX  81,  3  f.:  έττΐ  τοσοΟτον  γάρ  (ή  πύλις  ή  τών  *PoMujv)  rrpoc- 
ληλυθ€ϊ  δυνάμ€ως,  ώύΧ€  .  ,  .  ,  τάν  .  .  ιτλ€ΐστον  Ιοχύσαντα  τάιν  μνημο- 
ν€οομίναιν  Άλ^Εαν&ρον  wpoT  ιμήσαντ'  αυτήν  μάλιστα  των 
πόλεων  καΐ  τήν  υπέρ  ολης  της  βασιλ€ΐας  ^ιαθήκην  έκε* 
θέσθαι  »cal  τάλλα  θαυμάί€ΐν  κα\  ιτροάγ€ΐν  €ΐς  ύπεροχήν.  οΐ 
h^  OÖV  'PObioi  προς  απαντάς  τους  6ονάοτας  οοντβθβιμένοι  τήν  φιλίαν 
,  ,  .  .  ταΙς  h*  εύνοίαις  ^ρρ€πον  μάλιστα  προς  Πτολ€μα1ον. 
Man  beachte  auch  die  sonstigen  Anklinge  an  den  Inhalt  uneers  Brief 
worauf  schon  K.  Müller  aufmerksam  machte. 

»  Gnech.  Gesch.  IV  IJUJ. 


540  Ausftild 

biR  70  Jahren  hatten  die  Rhodier  noch  keine  Bolohe  SteHang,  dui 
RIO  sich  alfl  berufene  Schiednrichter  über  Alexandere  Nachfolger 
hätten  aungeben  dürfen.  ErRt  in  der  zweiten  Hälfte  dee  dritten 
JahrhiindertR,  alR  Aeg3'pten  und  Makedonien  fast  gleichzeitig 
raRch  zu  Rinken  begannen,  gelangten  sie  za  dem  Ansehen,  das 
ihnen  im  Brief  und  Testament  schon  für  Alexandere  Zeit  zuge- 
schrieben wird,  als  *ττροστατουντ€ς  ου  μόνον  τής  αύηΐιν  άλλα 
και  τής  των  αλλιυν  Έλλήννυν  έλ€υθ€ρίας'\  ale  leitende  Vormacht 
der  griechiRchen  Inseln ^  aU  Vermittler  zwischen  den  Königen 
der  Diadochenreiche.  So  behaupteten  sie  sich,  bis  sie  dnroh  den 
dritten  makedoniRchen  Krieg  mit  Rom  in  Konflikt  kamen  und  da- 
durch ihre  politische  SelbRtändigkeit  für  immer  verloren. 

In  oder  bald  nach  dieser  ßlüthezeit  des  rhodiachen  Staates 
nuiRR  dicRcr  Brief  und  die  rhodiflche  AuRgabe  des  Testamente  ent- 
standen sein.  K.  Müller^  äusserte  die  ansprechende  VermathnDg, 
der  A'^erfasser  sei  Polybios'  Zeitgenosse,  der  rhodisohe  Geachichts- 
Schreiber  Zenon,  auf  den  sich  Diodor^  für  seine  Darstellong  der 
rhodJRchen  Urgeschichte  beruft,  und  dem  er  aach  in  dem  Ab- 
schnitt zu  folgen  scheint,  dem  die  oben  angeführte  Notiz  über 
Alexanders  TcRtament  angehört,  in  der  Erzählung  dee  Kriege 
zwiRchen  RhodoR  und  Denietrios^.  Jedenfalls  würde  daa  Bild, 
das  Polybios^  von  der  unzuverlässigen  Art  dieses  Localhistorikeri 
entwirft,  und  die  Ermahnung,  die  er  ihm  und  seinem  Landemann 
Antisthenes  ertheilt,  nicht  aus  Patriotismus  die  Wahrheit  auf  den 
Kopf  zu  stellen'^,  für  den  rhodischen  Verfasser  des  Briefs  und 
Testaments  vortreiflich  passen. 

Nur  lehrt  eine  genauere  Prüfung,  wie  sie  oben  versucht 
wurde,  dass  dem  rhodischen  Werk  eine  ältere  Fälschung  zu  Grunde 
liegt,    die   etwa   im    ersten   Jahrzehnt  nach  Alexanders  Tod  ent- 


1  Polyb.  XXVIl  4,  7. 

8  Vgl.  Abfl.  II  und  van  Gelder  S.  111  ff. 

"  Pseudocall.  praef.  p.  XXII I. 

*  V  Γ)«,  7. 

ß  XX  81  ff. 

β  XVI  16-20. 

'  XVI  14,  6  ff.:  ^γώ  δέ  διότι  μέν  δ€ϊ  φοιτάς  διδόναι  ταΙς  αυ- 
τών πατρίσι  τους  συγγραφέας  συγχιυρήσαιμ'  dv,  oö  μήν  τ ά ς 
εναντίας  τοις  συμβ€βηκόσιν  άποφάσ€ΐς  ποιεΐσθαι 
π€ρΙ  αυτών  .  .  .  έάν  6έ  κατά  irpoaipcoiv  ψευδογραφώ- 
μ€ν  ή  πατρίδος  ^v€K€v  f\  φίλων  ή  χάριτος,  τί  διοίσομ€ν  τΰτν 
άιτό  τούτων  τόν  βίον  ιτοριΖΙομένιυν ; 


Dai  iingebliclie  Tealament  Alexanders  des  Groeeen 


541 


standen  ist  Das«  diese  ebenfalls  in  Khodoe  verfaest  w&re,  ie* 
wegen  der  Betroffen  Partei« telUing  gegen  Antipater  nicht  wahr- 
scheinlich; dt;nn  tlie  Rhodier  hatten  uneere»  Wissene  keine  Ver- 
anlassung, die  makedonieehen  Machthaber  besonders  anÄofeinden, 
sondern  standen  sogar  später  mit  Kassander,  der  sie  gegen  An- 
tigonos  unterstützte,  in  freundschaftlichem  Verbältniss.  Ferner 
ppricbt  wobl  ancb  gegen  rbodischen  Ursprung,  dass  Koxane  vor 
Bansine,  der  Nichte  und  Wittwe  der  berühmten  Rlioilier  Mentor 
und  ilemnon,  den  Vor  zag  erhält,  obwohl  sich  nach  Alexanders 
Tode  thatsächlicli  für  die  Rechte  der  Barsine  und  ihres  Sohnes 
Herakles  Htimmen  erhoben  batten^.  Daee  anderseits  das  Testament 
nicht  aus  dem  Festland  stammt,  ist  deshalb  anziinciimen,  weil 
darin  nur  den  Inselbewohnern  die  Freiheit  zugesichert  wird.  So 
wird  man  den  Verfasser  auf  einer  griechischen  Insel  aus  dem 
Machtbereich  Antipaters  zu  suchen  haben.  Von  ihm  mögen  die 
Abschnitte  I  — lU  herrühren,  vielleicbt  aucb  VI,  mit  Ausnahme 
der  rhodischen  Zuthaten. 

Ein  späterer  rhodischer  Gesch ich tseb reiber,  sei  es  Zenon 
oder  ein  anderer,  benutzte  dann  dieses  angebliche  Verniächtnise 
zur  Verherrlichung  seiner  Vaterstadt,  indem  er  durch  entsprechende 
ZiiHiiize  und  ein  beigefiigteR  Üegleitsehreiben  an  die  Khodier  seine 
l^andsleute  als  Alexanders  TestanientH Vollstrecker  und  besondere 
Günstlinge  hinstellte.  Die  Erinnerung  an  den  grossen  König  er- 
hielt sich  ja  in  Rhodos  schon  durch  das  Fest  'Αλ€ίάνϊ)ρ€ΐα  και 
Διονύσια  auf  Jahrhunderte  lebendig*.  I>er  rhodisabe  Bearbeiter 
wird  dabei  den  Text  auch  sonst  aus  historischen  Quellen  vervoll- 
ständigt haben,  so  durch  Einschaltung  des  Abschnitts  V  über  die 
östlichen  Satrapien,  Erst  durch  die  Aufnahme  in  sein  Geschiclita- 
werk  mag  das  angebliche  Testament  Alexanders  grössere  Ver- 
breitung und  auch  mehrfach  Glauben  gefunden  haben.  'Credidere 
quidam  testanjeuto  Α  lex  and  ri  distributas  esse  provinciasj  sed 
famam  eius  rei,  q^uamquam  abauctoribvs  iradiia  est,  vanani  fuisse 
cömperimus  ,  sagt  Curtins^  Das»  er  zweifelt,  liegt  natürlich  nur 
daran,  tlass  seine  Hanpti|uelle  nichts  davon  enthielt.  Ohne  Zu- 
sammenhang mit  unserra  Text  ist  dagegen  jedenfalls  die  Angabe 
im  ersten  Makkabäerbuch  (l,  7),  dass  Alexand-ir  selbst  seine 
Länder  vertbeilt  habe.     Denn   von   einem  Testament  ist  hier  gar 


ι  So  berichten  wenigsteu»  Curtiu»  (X  ίί,  1 1)  und  Justin  (XII ί  %  Τ}, 
-  van  Gelder  S.   100  u,  a^ö. 
■  X  10,  5. 


Γ>42    Ausfcld   Das  Angebliche  Testnment  Aleaumden  de•  GrOMen 

nicht  die  liede,  eonderu  der  Verfaeeer  scheint  sich  yorznetellen, 
daes  Alexander  uui'  dem  Todtenbette  vor  den  vereammeiten 
Grossen  mündlich   seine  Verfügungen  getro£fen  hätte. 

In  Alexandria  hat  endlich  ein  Bearbeiter  des  Alezander 
romans  die  rhodische  Fassung  jener  gefälschten  Urkanden  in  des 
Koman  eingeschoben,  wobei  er  zwar  die  anmittelbar  Torher- 
gehenden  Partien  durch  Hinweise  auf  das  Testament  nnd  Ein- 
führung der  Person  des  Holkias  entsprechend  erweiterte,  es  aber 
nnterliess,  die  augenfälligen  Widersprüche  swisobeD  dem  Testa- 
ment und  dem  Roman  zu  beseitigen.  Im  Roman  wurde  dann 
auch  der  Absatz  über  den  Alexanderpriester  (IV)  hinzngefügt, 
nnd  auf  die  Ueberlieferung  des  Romans  geht  wahrscheinlich  alles 
zurück,  was  wir  vom  Text  des  Testaments  besitzen.  Denn  da  die 
Excerpta  Barbari  für  ihre  Vorlage,  die  alexandrinische  Chronik, 
ganz  zweifellos  eine  Benutzung  des  Pseudokallistbenes  erweisen  ^ 
so  wird  auch  das  durch  sie  überlieferte  Bruchstück  de•  Teetamenti 
aus  dem  Roman  herzuleiten  sein. 

Die  Ueberlieferung  durch  den  Roman,  der  nun  einmal  im 
schlechtesten  Rufe  steht,  dem  ja  aber  dieses  Testament  areprfinglich 
gar  nicht  angehörte,  wird  hotfeutlich  nicht  noch  länger  die  Wir- 
kung haben,  dass  sein  geschichtlicher  Gehalt  als  nicht  vorhanden 
betrachtet  wird.  Hchon  die  Thatsache,  dass  bald  nach  Alexanders 
Tode  bei  den  Inselgriechen  ein  angebliches  Vermttohtnis•  des 
Königs  auftauchte,  das  Antipaters  Gewaltherrschaft  bekämpfte,  ist 
historisch  gewiss  nicht  ohne  Interesse.  Wer  aber  auch  dies  als 
nicht  hinlänglich  gesichert  ansehen  und  den  gesammten  Inhalt 
auf  einen  rhodischen  Verfasser  aus  späterer  Zeit  zarttokführeo 
wollte,  wird  doch  anerkennen  müssen,  dass  uns  dieser  ans  seineo 
Uuellen  manches  nicht  Wertlose  übermittelt.  Namentlich  sei  hier 
nochmals  auf  die  Ergänzung  und  Bestätigung  der  Nachrichten 
des  Dexippos  über  die  Verth eilung  der  Satrapien  verwieeen. 
Was  schliesslich  der  alexandrinische  Bearbeiter  hinznffigte,  hat 
bereits  durch  Lumbroso  und  Mommsen  die  verdiente  Würdigang 
gefunden. 

Baden-Baden.  Ad.  Α  η  β  f  e  I  d. 


1  260,  22— 2i)8,  2   aus  Ps.-Kall.  I  3;   2<;κ,  17  aus  I  29;    270,  18 
aus  III  27;  274,  12— 26  aus  111  35. 


DIE  PORÜSSCHLACHT 


rAb  Alexander  im  Soniraer  326  den  Hytlaepes  erreichte,  Bah 
iich    in    seinem   Vordringen    dcirch    die    auf  ilem    linken   Ufer 
ileftBelben  ftufgeatellte  Armee  de§  Künigs  Ponie  gehemmt.    Er  war 
jetzt    genothig^t   Halt   zu    machen    und   noch    einige    Zeit  auf  dem 
rechten    Ufer   zu    veiweikn,    hie    es    im    schliesslich    gelang    die 
■  Wachsamkeit  des  Porus  zu  täuschen  und  den  üehergang  zu  voll- 
ziehen.    Nach  seiner  Landung  auf  dem   linken  Ufer  griff  er  den 
PoTUB  sofort  an   und  brachte  ihm  eine   ganz  entscheidende  Nieder- 
lage hei.     fii   welcher  Weise    er   dieses    ausführte,   wird    uns    mit 
vielem   Detail   berichtet ;    es  handeln    darüber  Arrian   V  8,  4  bis 
19^3^  ferner  Pliitarch  Alex.  60,  der  seine  Darstellung  ausdrucklich 
auf  einen  Brief  des  Alexander  zurückführt,    dann  Diodor   XVII 
^  87—89,   Justin  XII  H,   Curtiua   VllI    13  und   14  und  Pöl^iin   IV 
™   3,  9  und  22,     Die  neueren  Geschieht  schrei  her  haben   sich  in  ihren 
Darstellungen  hier  immer  an  Arrian  und  Plutarch  gehalten  in  der 
Vorauseetzung,  Jass   ersterer   den    unverialscbten  ptalemäisch-ari- 
'       stohuliscben  Bericht  wiedergebe   und   letzterer  einem  Briefe  folge, 
Β   der  entweder   authentisch   oder    doch    mindestens  in  allen    seinen 
Angaben   höchst    wertbvoll    sei.     Beide    Voraussetzungen    treifeu 
aber    nicht    äu;    denn  sowohl  Ärrian  als  auch  der    Verfaeser  des 
Alexanderbriefes  haben  neben  ihren  anderen  Quellen   auch  einen 

»werthloeen  Bericht  zur  Hand  gehabt,  der  mit  den  wirklich  aus 
Ptolemiius  und  Aristobul  entlehnten  Angaben  oft  völlig  unver- 
einbar ist  Wir  werden  nun  versuchen  müssen  die  werthlosen 
Angaben  von  den  guten  zu  scheiden  und  uns  den  Gang  der  Er• 
eigniese  außschliessiich  nach  den  letzteren  zu  construiren.  Dabei 
wird  sich  uns  eine  Daretellung  ergeben,  die  von  den  bisher  ge- 
gebenen Darstellungen  in  sehr  wesentlieben  Punkten  abweicht. 

Um  den  Üehergang  Über  den  Hydaspes  fiusfilbren  zu  können, 
machte  Alexander  den  Versuch  die  Wncbsanikeit  des  Porus  abzu* 
enken  oder  zu  ermüden.    Arrian  Itisst  ihn  zu  diesem  Zwecke  zwei 


544  Schubert 

vetRcliiedene  Maseregeln  ergreifen.  Er  erzfthlt  V  9,  3  ereteos, 
Alexander  liabe  auf  dem  rechten  Ufer  dee  Hydaepea  vielen  Pro- 
viant zuflainmenbringen  lassen,  um  den  Porus  glauben  zu  mache», 
daes  er  vor  der  Hand  überhaupt  noch  nicht  überfletzen  werde, 
sondern  erst  den  niedrigen  Wasserstand  im  Winter  abwarten  wolle, 
und  zweitens,  Alexander  habe  angeordnet,  dase  die  Trappen  eich 
öftere  am  Ufer  zeigen  und  die  Kähne  und  die  mit  Heu  ansge- 
8toi>ften  Felle  an  verschicfienen  Stellen  auf  dem  Flusse  bin-  nnd 
herfahren  sollten,  damit  Porus  nie  zur  Ruhe  komme  und  in  seiner 
Wachsamkeit  allmählig  ermüde.  Zur  Vervollständigung  der  An- 
gaben über  die  zweite  Massregel  fügt  Arrian  c.  10,  3  noch  hinin, 
die  Truppen  Alexanders  hätten  auch  bei  Nacht  öfters  Lärm  ge- 
macht und  ein  Kriegsgeschrei  angestimmt,  worauf  Porus  meisteos 
mit  seinen  Elephanten  nach  dem  Ufer  ausgerückt  wäre,  bis  er  es 
schliesslich  unterlassen  hätte,  auf  den  blinden  Lärm  immer  zu 
reagiren. 

Wer  die  beiden  von  Arrian  überlieferten  Massregeln  neben- 
einander hält,  dürfte  wohl  zu  der  Ueberzeugung  kommen,  dass 
sie  sich  gegenseitig  ansschliessen :  denn  wenn  Porus  glauben  sollte, 
dass  Alexander  den  Uebergang  über  den  Hydaspes  noch  lange 
hinausschieben  wolle,  so  war  es  doch  unmöglich  ihm  gleichzeitig 
mit  diesem  Uebergange  fortwährend  zu  drohen.  Arrian  hat  dieses 
augenscheinlich  nicht  bemerkt,  und  durch  ihn  verleitet  haben 
auch  die  neueren  Forscher  den  Alexander  immer  beide  Mass- 
regeln nebeneinander  ergreifen  lassen,  ohne  zu  beachten,  dass  sie 
ihn  damit  einer  ganz  unglaublichen  Thorheit  zeihen.  In  Wirk- 
lichkeit ist  Alexander  sehr  zielbewusst  gewesen  und  hat  eich  der- 
artige handgreifliche  Widersprüche  in  seinem  Handeln  nie  zu 
Schulden  kommen  lassen.  Offenbar  sind  die  beiden  sich  wider- 
sprechenden Massregeln  in  zwei  verschiedenen  Köpfen  ersonnen 
worden,  und  wir  werden  daher  wohl  schon  a  priori  folgern  dürfen, 
dass  sie  von  zwei  ganz  verschiedenen  OriginalberichterRtattem 
überliefert  worden  sind. 

Eine  Bestätigung  für  unsere  Folgerung  bietet  die  Zerrieeen- 
heit  des  arrianischen  Berichtes.  Arrians  in  den  ersten  Zeilen  von 
§  3  gemachte  Angabe,  dass  Alexander  sich  den  Schein  gegeben 
habe,  als  ob  er  den  niedrigen  Wasserstand  abwarten  wolle,  stehen 
mit  den  §  4  gemachten  Bemerkungen  über  das  durch  die  Jahres- 
zeiten bedingte  Steigen  und  Fallen  der  indischen  Flüsse  in  engem 
Zusammenhange,  werden  aber  von  denselben  durch  die  am  Schusse 
von  §  3  gebrachten  Angaben  über  die  Massregeln  zur  Beunruhigung 


bie  Porusschlaclit 


545 


dti8  Poruä  Hübr  gewalUairi  getrennt.   Die  tien  Zueammenbaug  etö- 


rendeii  Angaben   finden  iL 


ilire  niillirlit-be  Fort- 


setznng  nicbt  in  den  Bemerkungen  über  das  Steigen  nnd  Fallen 
der  indiftcben  FlüBse,  Bontlern  er^l  in  den  e.  10,  3  gebmcbten  An- 
gaben über  die  bünfigen  näcbtlielien  Alarmirungen,  da  diese 
η äcbt liehen  Alarniirmigen  zu  den  Lei  Tage  vorgenommenen  De- 
monstratiunen  am  Ufer  eine  notli wendige  Ergünznng  sind.  Arriaii 
hat  alHo  augenecheinlicb  liier  2wei  yerecliiedene  geeehloeeene  Be- 
richte  zur  Hand  gehabt  nnd  in  wenig  geecliickter  Weiee  in  ein- 
ander gearbeitet. 

Die  beiden  von  nne  unterschiedenen  Quellen  Arriane  laaeen 
sich  ohne  Schwierigkeit  auch  mit  iliren  Namen  benennen.  Die 
Bemerkungen  über  die  Ueberscbwemmnngszeit  der  indischen  Flüeee 
kehren,  wie  man  »choii  beobacbiet  bat,  im  29.  Fragmente  des 
Ariatobul  wieder»  und  da  nun  diese  Bemerkungen  mit  den  An- 
gaben über  die  beabsichtigte  Täuschmig  des  Porui  durch  das 
Anfahren  des  Proviantes  in  un^fertirnnlichem  Zusammenhange 
etehn,  werden  wir  sehw^erlich  fthlgehen,  wenn  wir  Alles»  was 
eich  auf  die  zuerst  genannte  Maasregel  Alexanders  bezieht, 
in  den  Ariatobul  verweisen.  Die  zweite  Quelle  ist  jedenfalls 
Ptolemäne*  Eine  Spur  desselben  zeigt  sich  zunächst  in  der 
Angabe,  dass  Alexander  4ie  Kahne  (πλοία)  nnd  die  Felle  (hl- 
φθ€ραι)  auf  dem  Hydaspes  habe  hin-  und  herfuhren  lassen,  denn 
Ptoleniäus  hat  nach  Arrian  V  20,  8  auch  bei  seiner  Schilderung 
des  Uübergaiiges  über  den  Acesines  die  Verwendung  der  πλοία 
und  der  6ΐφ8έραι  ausdrücklich  erwähnt.  Die  genaue  Bezeichnung 
der  Beförderungsmittel  als  πλοία  und  Ιϊίφθέραι  ist  um  so  beach- 
tenswerther,  da  eine  minderwerthige  Quell e  über  die  verschiedenen 
Beförderungsmittel  überhaupt  nichts  Näheres  gewusst  hat  und 
das  Heer  einfach  auf  Flossen  über  den  Hydaspes  fahren  hießt*  i*er 
Verfasser  des  Alexanderbriefes  bei  Plutarch  c.  60  nennt  nur  die 
0Xebiai  als  Beförderungsmittel  und  Curtius  spricht  VIII  13,  26 
sogar  von  dem  Flosse  (ratis),  auf  dem  Alexander  selbst  gefahren 
wäre,  während  Arrian  V  l'i^  1  in  einem  unzweifelhaft  ptoleinäi- 
flchen  Abschnitt  ausdrücklich  angiebt,  dass  Alexander  mit  Ftole- 
maus  zusammen  in  einem  τριακόντορος  gefahren  sei.  Nach 
c.  12,  4  hat  Alexander  die  Reiter  mittelst  der  ausgestopften 
Felle  übersetzen  lassen  und  von  den  Fusssoldaten  nur  so  viele 
mitgenommen  als  die  Kähne  faesen  konnten,  Eine  anechauUche 
Bchilderung  von  der  im  Orient  noch  jetzt  tjblicbcn  Verwendung 
aufgeblasener  Felle  zum  Uobersetzen   von  Cavallerie  und  Artillerie 


i.  Piiilu».  N.  ϊ\  hVL• 


^b 


546  Sohnbert 

giebt  Moltke  Briefe  aus  der  Türkei  6.  Aufl.  S.  247  f.  (mit  d. 
Anm.  V.  Hirschfeld)  und  S.  271.  —  Die  genaue  Bezeichnung 
der  Beförderungsmittel  als  πλοία  und  όίφθεραι  kehrt  bei  Arrian 
nüch  an  einigen  anderen  Stellen  wieder  und  läast  ans  hier  wieder 
die  Spuren  des  Ptolemäus  erkennen.  So  ist  unzweifelhaft  ptole- 
mäisch  die  Angabe  c.  12,  3  und  4,  dass  Alezander  bei  Nacht  an 
der  Uebergangsstelle  die  Felle  mit  Werg  füllen  und  sorgfältig 
zunähen  und  ebenso  auch  die  Kähne  herbeischaifen  and  (da  sie 
zerschnitten  waren)  zusammensetzen  Hess,  und  dann  natürlich  auch 
die  frühere  Angabe  c.  8,  4  und  5,  dass  Koinos  nach  dem  Indui 
zurückgeschickt  wurde,  um  die  bei  der  Ueberfahrt  über  denselben 
benutzten  Kähne  herbeizuschaffen,  und  am  Indus  diese  Kähne  zum 
Zwecke  des  Transporten  thcils  in  zwei  theils  in  drei  Theile  zer- 
schnitten und  dann  auf  Packthieren  zum  Hydaspes  befördert 
habe.  Arrian  sagt  hier,  dass  Alexander  den  Koinoe  absandte, 
sobald  ihm  verkündet  wurde,  dass  Porus  ihm  den  Uebergang 
sperren  wolle.  Diese  Angabe  enthält  wieder  ein  Indicium  für 
Ptolemäus,  da  Ptolt^näus  nach  einer  zutreffenden  Bemerkung  von 
U.  Wilcken  Philol.  N.  F.  VIT  102  ff.  seinen  Standpunkt  in  der 
Umgebung  Alexanders  öfters  durch  Wendungen  wie  έίητγίλλετο 
verräth. 

Da  Ptolemäus  und  Aristobul  über  Alexandere  MaRsregeln 
zur  Ueberlistung  des  Porus  Berichte  gebracht  haben,  die  sich 
gegenseitig  ausschliessen,  so  sehen  wir  uns  vor  die  Frage  gestellt, 
wie  viel  wir  von  diesen  Berichten  festhalten  dürfen,  und  was  wir 
fallen  lassen  müf^sen,  um  ihre  Vereinigung  zu  ermöglichen.  An 
dem  Berichte  des  Ptolemäus  etwas  zu  ändern  würde  schon  Λ'οη 
vorn  herein  sehr  misslich  sein,  da  Ptolemäus  sich  am  Hydaspes 
in  der  nächsten  Umgebung  Alexanders  befunden  hat  und  über 
seine  Pläne  ganz  genau  informirt  gewesen  ist.  Man  wird  also 
versuchen  müssen  von  dem  Berichte  Aristobuls  so  viel  abzuhandeln, 
als  zur  Herstellung  des  Einklanges  mit  Ptolemäus  durchaus  noth- 
wendig  ist.  Unbedin<^t  festhalten  muss  man  die  von  Aristobul  be- 
richtete Thatsaohe,  duss  Alexander  noch  kurz  vor  dem  Ueber- 
gange  vielen  Proviant  hatte  herbeischaffen  lassen,  denn  Aristobul 
hat  sich  während  des  indischen  Feldzuges  im  makedonischen  Lager 
befunden  und  wird  die  Proviantcolonnen  mit  eigenen  Augen  ge- 
sehn haben.  Als  unhaltbar  aufzugeben  ist  aber  wegen  des  Wider- 
spruches mit  Ptolemäus  das  Motiv,  durch  welches  Alexander  zur 
Herbeiscliaffung  des  Proviantes  bestimmt  worden  sein  soll.  In 
Wirklichkeit    hat   Alexander  den  Proviant  nur  deshalb  anfahren 


Die   Ponisichlaclit 


Μ? 


lassen,  weil  er  ihn  für  die  auf  dem  rechten  Ufer  ab  Bemtzung" 
und  zur  Gründung  der  Stadt  Bukephalas  Kurückbleibeoden  Troppei) 
noch  brauclite,  und  das«  er  die  Absicht  gehabt  hätte,  den  Porue 
dunih  diB  Proviantanfiihren  zu  täuschen,  ht  wobl  nur  eine  nach  dein 
wirklichen  Gelingen  lier  Ueberlistung  tlee  Porus  im  Lager  gemachte 
Combinatiitn.  —  Mit  Aristobuls  Angabe  über  die  HerbeiHchaffung 
ties  Prgviantes  ist  verwandt  die  weitere  Angabe  c.  10,  1,  dass 
Alexander^  wiilirend  er  eehon  den  Uebergang  plante,  dennoch 
immer  gcHisf^entltch  verbreitet  habe^  dase  er  noch  das  Fallen  des 
WasserB  abwarten  wolle.  Auch  hier  werden  wir  wieder  an  der 
Thatsache,  dass  Alexander  das  GerÜcbt  verbreitet  bat,  festhalten 
miissen,  ohne  darum  mit  Droysen  Ϊ  2  S.  127  anzunehmen,  dass 
es  ihm  dabei  darauf  angekommen  wäre,  das»  da»  Gerücht  hie 
in  das  feindliche  Lager  liint^indringe.  Der  Erfolg  eines  solchen 
Bemühens  wäre  ohnehin  recht  unstcber  gewesen.  Denn  gelang 
es  wirklich  das  Gerücht  üiier  den  breiten  Hfrom  in  das  Lager 
des  Porus  zu  bcfürdern^  so  blieb  es  doch  noch  immer  sehr  zweifel- 
haft, ob  Porus  sich  dann  wirklich  auch  würde  veranlasst  gefühlt 
haben,  die  beständige  Bewachung  des  Ufers  sofort  einzustellen. 
Wenn  Alexander  bei  der  Verbreitung  des  Gerüchtes  die  Absicht 
gehabt  hat  Jemanden  zu  täaschen,  so  liegt  es  am  nächsten  an 
seine  eigenen  Truppen  zu  denken,  die,  nach  ihrem  Verhalten  am 
Hyphasis  /m  scliliesBen,  auch  schon  bei  dem  Uebergange  über  den 
breiten  und  hocbangeBch  wollenen  Hydaapes  nieht  mehr  allzu  grosse 
Bereitwilligkeit  gesceigt  haben  mögen  und  daher  am  besten  durch 
eine   Ueberrascbung  zu  dem  Uebergange  zu  bestimmen  waren, 

Aueser  dem  ptolemäisoben  und  dem  aristobuliscben  Benehte 
gab  es  noch  einen  dritten  Bericht  über  die  Ueberlistung  des 
Porus,  der  uns  bei  Curtius  VIII  13,  20  und  21  vorliegt.  Nach 
diesem  Berichte  soll  Alexander  die  üeberlietung  erreicht  haben, 
indem  er  den  Atlalus,  der  ihm  an  Gestalt  und  Gesichtszügen 
s^'hr  ähnlich  war,  seine  Künigskleider  anlegen  und  sich  vor  dem 
königlichen  Zelte  aufstellen  liess,  während  er  selbst  sich  uner- 
kannt zu  der  Uebergangsstelle  begab»  Diese  ganze  Erzählung  ist 
selbstverständlicb  von  Anfang  Ms  zu  Ende  erfunden :  denn  erstens 
bat  Attalu«  sich,  wie  schon  Lezius»  de  Alexandri  magni  expedi- 
tione  indica  S,  1^8  bemerkt,  zur  Zeit  des  üeberganges  nach  Ar- 
rian  V  12,  1  überhaupt  gar  nicht  in  dem  Hauptquartiere  befuiiden, 
eondern  seinen  Standpunkt  an  einer  von  demselben  weit  entfern- 
ten Stelle  gehabt,  und  zweitens  hat  der  Ffydaapes  eine  Breite 
(von  drei  viertel  Kilometern),  die  das  Erkennen  der  Gesichtezüge 


548  Schubert 

und  (las  UnterKcheiden  der  Kleiduugeabzeichen  von  Pereonen,  die 
eich  auf  dem  jenseitigen  L7er  befinden,  von  vorn  herein  ans- 
Bchlies8t.  Als  Erfinder  der  Erzählung  haben  wir  den  bei  Cnrtiiu 
auch  sonst  vielfach  enthaltenen  Duris  zu  betrachten,  der,  wie  ieh 
in  meiner  Geschichte  des  Pyrrhue  S.  15 — 19  an  einer  Reihe  von 
Beispielen  gezeigt  habe,  es  bei  seinen  Erfindungen  besonders  ge- 
liebt hat  zu  exemplifiüiren,  wie  Könige  und  Feldherren  es  oft 
möglich  machen  können,  dadurch  dass  sie  mit  Anderen  ihre  £lei- 
der  vertauschen,  die  grössten  Erfolge  zu  erreichen. 

Alexander  wählte  nach  Arrian  zum  Uebergange  eine  vom 
Hauptlager  etwa  150  Stadien  entfernte  Stelle  aus.  Hier  erhob 
sich  an  einer  Biegung  des  Flusses  eine  dicht  bewaldete  Bergspitze 
und  ihr  geiu;euüber  lag  in  dem  Flusse  eine  ebenfalls  bewaldete 
Insel,  die  sehr  geeignet  erschien,  um  Alles  was  aaf  der  Ber^ 
spitze  vorging,  den  Blicken  der  Feinde  zu  verdecken.  Um  aocl) 
bei  dem  Marsche  nach  der  Bergspitze  von  den  Indern  nicht  be- 
achtet zu  werden,  schlug  Alexander  mit  seinen  Truppen  einen 
vom  Ufer  entfernten,  weit  landeinwärts  führenden  Weg  ein.  Naeb 
seiner  Ankunft  an  der  Bergspitze  liess  er  bei  Nacht  die  schon 
früher  herbeigeschafften  Felle  mit  Werg  füllen  und  sorgfällti^ 
zunähen  und  ebenso  auch  die  Fahrzeuge,  welche  nach  ihrer  Her 
beischafrung  zusammengesetzt  und  im  Walde  verborgen  gehalten 
waren,  zur  Fahrt  bereit  machen.  —  Arrian  hat  c.  12,  8  zwischeo 
die  beiden  eng  zusammengehörenden  Angaben  Über  die  Inatand- 
setzung der  6ΐφθ6ραι  und  über  die  Zusammensetzung  der  ττλοΐα  die 
Bemerkung  eingeschaltet,  dass  in  derNacht  ein  furchtbares  Unwetter 
eintrat  und  daher  das  Watfenklirren  und  das  Rufen  der  Befehle  von 
den  Donnerschlägen  und  dem  Platzregen  übertönt  wurden.  Durch 
diese  Einschaltung  wird  der  Zusammenhang  Arriane  wieder  an  einer 
sehr  ungeeigneten  Stelle  unterbrochen.  Allem  Anscheine  nach  ist 
Arrian  durch  die  ptolemäische  Angabe  über  die  nächtliche  Thätig- 
keit  der  Truppen  zu  dem  Heranziehen  von  Angaben  üher  du 
während  derselben  Nacht  herrschende  Unwetter  veranlasst  wordeo. 
Mit  der  Einschaltung  gehören  noch  zusammen  die  §  4  ebenfalle 
den  Zusammenhang  störenden  Worte  υπό  bk  τήν  ?ιυ  δ  τ€  fiv€• 
μος  και  ό  δμβρος  κεκοίμητο.  —  Die  eingeschaltete  Quelle  lätit 
sich  bei  Curtius  VUl  13,  23  ff.  und  in  dem  Alexanderbriefe  bei 
Plutarch  noch  weiter  verfolgen.  Zu  Arrians  Bemerkung,  dass  dai 
Unwetter  das  Geklirr  der  Waffen  und  die  Commandorufe  über- 
tönt habe,  pas^t  bei  Curtius  die  Bemerkung,  dass  es  auch  dai 
Wehgeschrei   der    Truppen    (tumultuantium    fremitus)    übertönte, 


J 


Die  Porusschlacbt 


549 


ζα  Cartius^  Worten  procella  imbrem  vix  sub  tectis  tolerabi- 
lern  effuiiit  bilden  wiederum  Arriane  ob«ii  citirte  Worte  υπό  hi 
την  euj  δ  τε  δν£μος  και  ό  δμβρος  Κ€κοψητο  die  geeignete 
FortBetzuiig  Cyititis  ist  in  Beiner  yelnlilenjng  des  üiiwettere 
viel  aiiefübrlieher  als  Arrian :  er  fügt  VIII  13,  21  noch  binzii^ 
dasR  wälirend  de»  Unwetters  eine  FinsterniRe  eingetreten  sei,  die 
BO  groRß  war,  da»«  die  mit  einander  Sprechenden  ibre  Gesiebte- 
xiige  gegenseitig  niclit  erkennen  I<onnten.  Durcb  die  FinsterniiiB 
sollte  wobl  erklärt  werden,  wie  Alexander  es  hat  möglich  machen 
können  den  Porus  zu  überrumpeln.  Von  den  Yoreicbtsmaeft- 
regeln,  die  Alexander  nach  Ptolemäus  getroffen  hatte,  um  mög- 
lichst lange  gedeckt  zu  bleiben,  hat  die  Quelle  jedenfalls  nicht» 
gewusKt ;  und  Ptolenüiue  kann  wiederum  von  der  wührend  der 
Ueberfahrt  herrschenden  Finsternree  nichtii  gewu&st  haben»  da  er 
nach  Arrian  o.  13,  1  zu  echliessen  angegeben  hatte,  da»8  die 
indiBohen  Späher  die  übersetzenden  Truppen  gleich  nach  dem 
Paestren  der  Inael  bemerkten.  Offenbar  schließHen  alao  die  Be- 
richte des  PtolemUuB  und  der  daa  Unwetter  auBmalenden  Quelle 
»ich  gegenseitig  aue.  —  Nach  der  Schilderung  der  Finsterniee 
tfahrt  Curtiui  §  26  fort:  Alexander  ob«curitatem,  quae  ceteroe 
[terrebat,  Rnara  uceasionem  ratus,  dato  eigno,  ot  omneft  eilentio 
'»ecenderent,  raiem  eam,  qua  ipse  vehebatur^  primam  iaasit  ex- 
pelH.  Wir  können  hier  beobachten,  daes  die  Quelle,  welche  dae 
Unwetter    und    die   Finsterniea    auagemalt    hat,    identisch    ist    mit 

ider  bereite  oben  erwähnten  Quelle,  welche  den  Alexander  etatt 
der  πλοία  und  der  όιφθΕραι  nur  Flöase  hatte  zum  Uebereetzen 
benutzen  laeeen. 

AuBBer  Cmtius  bat  auch  der  Verfaeser  dee  Älexanderbriefea 
noch  einige  Bemerkungen  über  dae  Unwetter  gebracht,  und  da 
er  ehenfalls  die  Flösse  als  Beförderungsmittel  nennt,  bo  läset  es 
sich  annehmen,  dae»  ihm  auch  über  das  Unwetter  dieselbe  Quelle 
iTorgelegen  hat  wie  Curtius.  BeachtenÄwerth  iit,  dass  Alexander 
nach  dem  Briefe  in  einer  mondlo«en  Nacht  nach  der  üebergangR- 
«telle  marschirt  sein  boII.  Hie  mondloee  Nacht  steht  hier  wobl 
mit  der  dichten  FineternieB  während  der  Ueberfahrt  auf  einer 
♦Stafe.  Mit  der  ptolemäischen  Angabe,  daee  Alexander,  am  ver- 
deckt zu  bleiben,  in  weitem  Umwege  landeinwärt»  marschirt  eei 
(vgl.  Arr.  c.  12,  2),  stimmt  iie  wieder  flchleoht  zusammen,  denn 
wenn  Alexander  eine  mondlone  Nacht  abgewartet  hatte,  so  konnte 
er  eich  den  weiten  Umweg  »ehr  wohl  ersparen.  Offenbar  hat 
der   Erfinder  des  Marpobes    in   der  mondlosen  Nacht    wieder    von 


^50  Schubert 

dem  rmwege  bei  dem  Marsche  überhaupt  nichts  ^wnsst.  —  Id 
directen  NViderfiprurh  mit  Ptolemäne  tritt  der  Brief  mit  der  An- 
gabe, daB8  Alexander  bei  der  Ueberfahrt  zanäcbet  auf  der  Ιηκΐ 
gelandet  nei  und  hier  eine  Anzahl  von  Soldaten  durch  Blitz- 
Kchläge  verloren  habe.  Nach  der  ptolemäischen  Daretellang  bei 
Arrian  e.  12,  4  und  c.  13,  1  fährt  Alezander,  wie  es  allein 
verständig  war,  ohne  zu  landen  bei  der  Insel  Torbei. 

Bei  dem  Landen  auf  dem  feindlichen  Ufer  soll  Alexander, 
da  der  Boden  in  Folge  des  Unwetters  ganz  dnrchweicbt  war. 
mit  den  allergrössten  Schwierigkeiten  zu  kämpfen  gehabt  haben. 
Plutarch  berichtet  nach  dem  Alexanderbriefe,  dass  die  Soldaten 
auf  dem  Hchlttpfrigen  Boden  nicht  im  Stande  wai-eti  festen  Fan 
zu  fassen,  und  fügt  dann  mit  Berufung  auf  Onesikritos  noch 
hinzu,  daHS  Alexander  bei  diener  Gelegenheit  geäussert  habe,  er 
unterziehe  eich  Rolchen  Mühen  und  Gefahren  nur  in  der  Hoffnong. 
dadurch  bei  den  Athenern  berühmt  zu  werden.  Da  der  Verfasser 
des  Briefes  hier  genau  dieselbe  Situation  vor  Augen  gehabt  hat 
wie  Onesikritos,  so  ist  wohl  anzunehmen,  dass  Onesikritos  in 
der  das  Unwetter  ausmalenden  Quelle  benutzt  worden  ist.  Da^ts 
die  Quelle  mit  Onesikritos  identisch  sei,  läset  sich  nicht  denken, 
denn  von  anderen  Gründen  abgesehen,  kann  auch  Onesikritos  aU 
Thcilnchmer  der  indischen  Expedition  über  viele  Dinge  nicht  so 
mangelhaft  unterrichtet  gewesen  sein,  als  es  bei  dem  Λ''erfasser 
der  Quelle  der  Fall  ist.  Mindestens  wird  er  als  Steaermann 
doch  gewusst  haben,  dass  Alexander  sich  beim  Uebersetzen  über 
den  Ilydaspes  nicht  eines  Flosses,  sondern  eines  τριακόντορος 
bedient  hat.  Wer  sich  dazu  verstehen  will  die  das  Unwetter 
ausmalende  Quelle,  die  wir  bald  noch  näher  kenneu  lernen 
werden,  mit  Klitarcli  zu  identiiiciren.  wird  von  der  Bertibmng 
mit  Onesikritos  wohl  kaum  überrascht  sein :  denn  dass  Klitarch 
den  Onesikritos  als  Quelle  benutzt  hat,  lässt  sich  wohl  nicht  be- 
zweifeln; es  wird  durch  einige  der  von  Fränkel,  Die  Qoellen 
der  Alexanderhistoriker  S.  140 — 154  beigebrachten  Stellen  klar 
bewiesen. 

Als  Alexander  das  feindliche  Ufer  erreicht  hatte,  Hess  er 
zuerst  seine  Reiterei,  die  .5(XJ()  Mann  stark  war,  an  das  I^and 
steigen  und  ritt  mit  ihr  schnell  voraus.  Arrian  sagt  r.  14,  8 
im  Anschluss  an  Ptolemäus,  der  sich  damals  nach  c.  13,  1  in 
der  Begleitung  Alexunders  befunden  hat,  Alexander  wäre  bei 
seinem  Vorstosse  mit  der  Keiterei  von  der  Erwägang  aasge- 
gangen, er  werde,  falls  Ponis  den  Angriff  wage,    ihn  mit  seiner 


i 


Die  Poruseclikcht 


551 


Reiterei  entweder  leicht  bewältigen,  oder  wen  iget  ens  eo  lange 
hinhalten  können,  bis  die  InfuTiterie  zur  Stelle  wäre,  falls  Porue 
aber  gleich  die  Flucht  ergreifen  sollte,  ihm  mit  der  Reiterei 
liicht  auf  den  Fersen  sein  nnd  ein  grosses  Blutbad  anrichten 
können.  Auch  der  Verfaeser  des  Briefea  bei  Plutarch  läeet  hier 
den  Alexander  eine  Ueberlegun^  anstellen  und  ebenfalle  zwei 
verechiedene  Eventualitäten  in  Erwägung  ziehen  ;  er  kommt  aber  in 
der  Wiedergabe  dießer  Eventualitäteu  zu  einer  etwas  abweichenden 
Darstellung,  denn  bei  ihm  steht  nicht  die  Frnge,  ob  Porue  Stand 
lialten  oder  fliehen  werde,  sondern  ob  er  gleich  mit  der  Reiterei 
angreifen  oder  erst  sein  ganzes  Heer  zusammenziehen  werde,  im 
ersten  Falle  soll  Alexander  gehoft  haben  mit  seiner  Reiterei 
leicht  siegen  zu  können,  und  im  zweiten  Falb  soll  er  gemeint 
haben,  dass  er  noch  reichlieh  Zeit  finden  werde,  seine  Infanterie 
berbeizuzielien.  Xach  Vorführung  der  beiden  Eventualitäteo  wer- 
den iu  dem  Briefe  noch  die  Worte  θάτ€ρον  hi  0υμβηναι  hinzu- 
gefügt. In  diesen  Worten  hat  Kaeret  im  PhiloU  Bd.  51  S.  609 
mit  richtigem  Blick  eine  Andeutung  daför  erkannt,  dass  der  Ver- 
fasser des  Briefes  zu  seiner  Aenderung  der  beiden  Eventualitäten 
durch  den  wirklieben  Erfolg  veranlasst  worden  ist.  Weil  er 
wusste,  dass  Porus  zuerst  nur  Reiterei  und  Streitwagen  voraus- 
geschickt hatte,  die  Alexander  mit  leichter  Mühe  zurücktrieb,  so 
hat  er  eich  gestattet  diesen  Reiterangriff  als  eine  dem  Alexander 
bereits  vor  Augen  stehende  Eventualität  hinzustellen. 

Alexander  traf  bei  seinem  Voretosse  zuerst  auf  eine  Ab- 
theilung Reiterei  und  eine  Aniahl  Streitwagen,  die  Porus  unter 
dem  Befehle  seines  Sohnes  ihm  entgegengeschickt  hatte,  um  wo 
möglich  noch  den  von  den  Spähern  gemeldeten  üebergang  zu 
verbiodern.  Es  gelang  dem  Alexander  die  Bchaar  mit  leichter 
Mühe  in  die  Flucht  zu  treiben.  Etwa  400  Reiter  blieben  todt, 
und  darunter  auch  der  Sohn  des  Porus.  —  Arrian  hat  in  seinem 
Berichte  über  dieses  Gefecht  die  Darstellungen  des  Ptolemaus, 
des  Aristobul  und  einer  minder werthigen,  von  ihm  mit  o\  hi  \έ* 
YOUCTi  eingeführten  Quelle  zusammengestellt  und  mit  einander  ver- 
gliohen.  Man  ersieht  aus  diesem  Vergleiche,  dass  Aristobul  von 
Ptolemäuu  ^tark  abweicht  und  sich  grosse  Irrtbümer  hat  zu 
Schulden  kommen  lassen.  Diese  Irrtbümer  beweisen  deutlich,  dass 
er  sich  nicht  unter  den  mit  Alexander  zusammen  übersetzenden 
Truppen  befunden  haben  kann,  sondern  seine  Narhriehlen  erst 
aus  zweiter  Hand  erhalten  hat.  Die  mit  o\  hi  λίγουοι  einge- 
fubrte  Quelle  Arn  ans  bat  das  Gefecht  zu  einer  gefahrvollen  Schlaoht 


552  Schubert 

und  einem  groReen  Sie^e  Alexandere  aufgebauecht.  Alexander 
poll  mit  dem  Sohne  den  PoruH  Reibet  handgemein  geworden  sein 
und  dabei  sein  SchlaohtroRR  F^ukephalas  verloren  haben  Diese  An- 
gabe Bteht  im  WiderRpniche  mit  einer  Angabe  des  Oneeikritoa  bei 
Pintarch  c.  Ol.  wonach  der  RukeplialaB,  ohne  verwondet  zn  sein, 
im  Alter  von  über  30  Jahren  an  AlterRnchwäche  geetorben  ist.  Sein 
Tod  muRB  schon  vor  dem  Uebereetzen  ntattgefnnden  haben,  da  die 
Stadt  BnkephalaR,  welche  nach  Arrian  V  19,  4  an  der  Stelle,  wo 
er  gentorben  iRt,  gegründet  war,  Rieh  auf  dem  rechten  Ufer  des 
HjdaRpeR  befunden  hat.  —  Aehnlich  wie  Arrian  in  seinem  Be- 
richte über  daR  Gefecht  neben  Ptolemaeue  und  Ariatobul  die  mit 
Ol  bk  λέγουσι  eingeführte  Quelle  zur  Hand  gehabt  hat,  hatte  er 
auch  Rchon  c.  12  neben  PtolemaeuR  und  AriRtobnl  die  das  Un- 
wetter ausmalende  Quelle  benutzt.  Er  liegt  daher  wohl  nahe  die 
mit  o\  bk  λίγουσι  eingeführte  Quelle  mit  der  Quelle  über  dae 
Unwetter  zu  indentificiren.  Für  die  Identificirung  spricht  auch  der 
ümfltand,  dsRR  beide  Quellen  ihrer  Haltung  nach  einander  sehr 
Uhnlich  find.  Beide  Hetzen  sich  mit  gleicher  RÜcksichtsloRigkeit 
über  die  Wahrheit  hinweg  und  beide  haben  in  ihren  Erfindungen 
die  Tendenz  die  persönliche  Tapferkeit  Alexanders  zu  verherr- 
lichen. In  den  mit  Ol  bi  λίγουσι  eingeführten  Angaben  liegt 
diese  Tendenz  ganz  klar  zu  Tage,  aber  auch  die  das  Unwetter 
auflmalenden  Angaben  Arrians  müssen  ursprünglich  eine  Verherr- 
lichung Alexanders  enthalten  haben,  denn  Curtius,  der  diese  An- 
gaben vollständiger  wiedergiebt,  berichtet  VHI  13,  26,  dase 
während  alle  Anderen  bei  dem  Einbrechen  des  Unwetters  und 
der  Finsterniss  in  Schrecken  geriethen,  Alexander  allein  den  Kopf 
oben  behielt  und  schnell  den  Entschluss  fasste,  sich  die  Finster- 
niss zu  der  Uebernimpelung  des  Ponis  zu  Nutze  zu  machen. 

Ausser  Arrian  hat  auch  der  Verfasser  des  Alexanderbriefes 
über  das  Gefeclit  zwischen  Alexander  und  dem  Sohne  des  Perus 
gehandelt.  Wie  in  manchen  anderen  Angaben,  so  hat  er  sich  auch 
hier  wiede^  an  Ptolomäus  angeschlossen.  Er  hat  ebenso  wie  Pto- 
lemäus  die  400  gefallenen  Reiter  erwähnt,  beziffert  aber  die 
Zahl  der  mit  dem  Sohne  des  Porus  herangekommenen  Reiter  auf 
1()00  statt  auf  2000  und  die  Zahl  den  Streitwagen  auf  60  staU 
auf  t20.  Wie  willkürlich  er  mit  den  Angaben  des  Ptolemäns  um- 
gegangen ist,  haben  wir  bereits  S.  551  gesehn,  und  so  wird  es  uns 
nicht  befremden,  dass  er  sich  auch  hier  wieder  gestattet  bat, 
die  Zahlen  des  Ptolemäus  auf  die  Hälfte  zu  reduciren.  Anläse 
dazu  mng  ihm  Aristobuls  Angabe  gegeben  haben,  dass  die  Inder 


Der  Poruesch lacht 


553 


il  nur  i^O  Strtjitwagen  erKcliierien   waren.   Allein  Α  υ  scheine  na  eh 


ist 


üb  Γ 


\U 


id  hat  auch  <Iie  Zahl  tle 


•nugen 

Reiter  dee  PoruK  Belhst  halhirt,  denn  wiihrend  Porne  nadi  der 
ptülemäisühen  Angabe  hei  Arrian  c.  15,4  4000  Reiter  hat,  giebt 
Plutarch   c.  i52  ihm  nur   2000, 

Nachdem  Porus  von  der  Niederlage  und  dem  Tode  «einee 
Sohnes  benachrichtigt  war,  rückte  er  dem  Alexander  mit  seiner 
gesammten  Streitmacht  znr  Entucli  ei  dun  gesell  lacht  entgegen.  Was 
Arrian  über  den  Verlauf  diefier  Schlacht  berichtet,  bcrubt,  abgesehn 
von  den  wenigen  aus  Arietobui  hinzugefügten  Bemerkungen,  t heile 
auf  Ptolemäus  theile  auf  Klitarch.  Der  Wahrheit  entsprechend 
iet  nur  der  Bericht  des  Ptolemäus  geweeen,  und  ihn  zu  rcion- 
»trniren  ist  unumgänglich  nothwendig,  wenn  man  sich  von  dem 
wirklichen  Verlaufe  der  Schlacht  eine  klare  Vorßtelluiig  machen 
will.  Am  besten  wird  ilie  RecohBtrnction  gelingen,  wenn  man 
ilen  klitnrchiecheu  Bericht,  den  man  aus  IHodor  und  den  anderen 
Quellen  gewinnen  kann,  von  Arriane  Daretellung  eubtrabirt.  Bei 
dieser  Snbtraclion  bleibt  als  Rest  eine  Reihe  %Όη  Angaben,  die 
dem  Arrian  allein  eigentkiimlich  nind»  und  »teilt  man  dieee  An- 
gaben  zueamraen,  so  erhält  man  von  dem  Verlaufe  der  Schlacht 
etwa  folgendem  Bild: 

Alexander  war  mit  seiner  Reiterei  weit  vorauegeeilt,  Ak 
er  dae  Heer  dea  Porue  zu  Gesichte  bekam,  machte  er  Halt,  um 
die  nachfolgenden  Fussiioldaten  zu  erwarten.  Dieselben  rückten 
allmählig  in  einzelnen  Abiheilungen  heran,  Ale  eie  aich  alle  gtv 
Bammelt  hatten,  zögerte  Alexander  noch  einige  Zeit  mit  dem  An- 
griffe, nm  nicht  seine  vom  Marsche  erschü])fteu  Truppen  den  auH- 
geruhtcn  Indern  entgegenzuatellen.  Eh  kam  ihm  daher  darauf  an 
die  Inder  zunächet  aufauhaUen,  und  zu  diesem  Zwecke  lieee  er 
ihre  Reihen  durch  «eine  Reiter  fortwährend  uniHchwärmen  und 
bedrohen.  Ala  er  sich  endlich  zum  erneten  Angriffe  entjchioae, 
echickte  er  zuerst  die  IJippotoxoten  vor,  und  nachdem  dieselben 
genügend  vorgearbeitet  hatten,  rückte  er  seihet  an  der  Spitze  der 
Hauptmasse  Keiner  Reiterei  gegen  den  linken  Fliigel  der  Feinde 
vor*  Er  hatte  die  Absicht  die  Inder  mit  »einer  Reiterei  zu  über- 
flügeln, und  da  er  erwartete,  dass  die  indische  Reiterei  tiich  ihm 
enlgegenwerfen  werde,  so  gab  er  dem  Koinoe  die  Weisung,  in 
diesem  Falle  mit  seiner  Reiterabtheilung  der  indischen  Reiterei 
in  die  Flanke  zn  falien.  Was  er  erwartet  hatte»  geschah.  Die 
indische   Keilerei   brach   zum   Gegen etosse  auf,    wurde  aber  sofort 

und  sah  eich    daher 


ti  gegn  I 


ge- 


554  Schubert 

nöthi^t  sowohl  gegen  Alexander  nie  auch  gegen  Koinos  Front  in 
machen.  Hierbei  gerieth  sie  in  grosse  Unordnung  and  Verwirrung, 
und  fia  nun  Alexander  sich  ihre  Lage  sofort  zu  Natse  machte 
und  scharf  angriff,  wurde  sie  mit  leichter  Mühe  geworfen.  Nach 
der  Flucht  der  indischen  Heiter  kam  es  von  selbst,  das«  die  ge- 
simmte  Reiterei  Alexanders,  sowohl  die  von  ihm  selbst  geführte 
als  auch  die  Abtheilunj^  des  Koinos,  sich  wieder  vereinigte  nnd 
nun  mit  vielem  Blutvergiessen  über  den  linken  Flügel  der  Inder 
herfiel.  Die  fiielienden  Inder  suchten  jetzt  Sicherheit  in  der  NShe 
der  Elephanten ;  darüber  kamen  aber  die  Elephanten  selbst  int 
Gedränge,  Avandten  sich  um  und  richteten  unter  den  Indem  einen 
nicht  geringeren  Schaden  an  als  unter  den  Maccdoniem.  Während 
so  die  Inder  in  grosser  Bedrängniss  waren,  gab  Alexander  end- 
lich seiner  Infanterie  das  Zeichen  zum  Vorrücken.  Dieselbe 
rückte  in  festgeschlossener  Phalanx  an  r.ui  hat  dnrch  ihr  Ein- 
greifen die  Niederlage  des  Porus   vollei  Jet. 

Zur  Reconstruction  des  ptolemäiKchen  Schlacbtberichtes 
können  wir  auch  noch  den  Polyän  heranziehen,  bei  dem  in  dem 
Berichte  über  den  Kampf  mit  Purus  neben  den  anderen  Quellen 
auch  einige  Spuren  des  Ptolemiius  enthalten  sind.  Am  deut- 
lichsten erkennt  man  dies  aus  IV  8,  9,  wo  als  Beförderungsmittel 
beim  Uebersetzen  über  den  Hydaspes  die  Kähne  nnd  die  mit 
Heu  angefüllten  Felle  genannt  werden.  Polyän  bringt  nun  IV 
3,  22  die  zu  Klitarch  sehr  schlecht,  aber  zu  Ptolemäue  sehr  gut 
passende  Angabe,  dass  Alexander  die  gesammte  Reiterei,  also 
auch  die  Abtheilung  des  Koinos,  auf  den  rechten  Flügel  und 
das  gesammte  Fussvolk  auf  den  linken  Flügel  gestellt  habe.  Von 
der  Keiterei  soll  er  die  eine  Hälfte  in  die  Front  und  die  andere 
Hälfte,  also  wohl  die  Abtheilung  des  Koinos,  hinter  die  Front 
έν  έπικαμπίψ  gestellt  haben.  Er  selbst  soll  dann  nacb  rechte 
geritten  Rein  und  durch  Drohen  einer  Ueberflügelnng  die  indische 
Keiterei  zu  dem  für  sie  so  verhängnissvollen  Gegenstosse  ver- 
anlasst haben. 

Klitarch  hat  über  die  Schlacht  nichts  anderes  als  werthlose 
Erfindungen  gebracht.  Er  hat  sie  in  ähnlicher  Weise  aufgeputzt, 
wie  das  ihr  vorausgehende  Gefecht  zwischen  Alexander  und  dem 
Sohne  des  Porus.  Am  Anfange  seines  Berichtes  hatte  er  nähere 
Angaben  über  die  Schlachtordnung  des  Porus  gebracht.  Ein  Theil 
dieser  Angaben  ist  auch  in  die  Darstellung  Arnans  übergegangen, 
wie  man  aus  einigen  auffallenden  Berührungen  Arrians  mit  Diodor, 
Curtius  und   Pol>än  ersieht.  Man  vergleiche  z.  B.  Arrian  c.  15,5 


Die  Pnruieclilacht 


555 


ενταύθα  ^τασ0€  την  στρατιάν,  πρώτους  μέν  τους  ελέφαντας 
έπΐ  μετώϊΓου,  οΐ€χοντα  ελέφαντα  ^λ€φαντος  αύ  μ€Ϊον  πλ^θρου 
mit  Diotl.  ΧνΠ  87,  4  τους  6*  ελέφαντας  καταπληκτικώς  κ€- 
κοαμημ^νους  κατά  μ6τιυτΓον  έν  Τσοις  5ϊαστήμασι  ?στησ€ν  iintl 
mit  Polyaeri  IV  3,  22  τούς  bk  λοιττούς  ελέφαντας  Ικ  διαστή- 
ματος π€ντήκοντα  ποδών  ίστησ^,  wo  die  50  Furb  nur  ηηΓ 
falscher  ünirechnoiig  des  bei  ΛπΊίΐη  vorkommenden  Pletlirone 
bemben.  Die  bei  Arrian  an  die  citirten  Worte  sieb  atiscblies- 
eende  Bemerkung,  dass  die  Klephanten  den  Heitern  AlexnndcrR 
Fnrcbt  einfiiieeen  sollten,  paftst  gut  zu  Dioclor»  Worten  τους  b* 
ελέφαντας  καταττληκτίκώς  Κ€κο0μημένοος.  In  der  wt»i- 
teren  Beecbreibung  der  Scblacbtordniing  |*eben  fHodor  in  ileni 
citirttn  Paragraphen  unfl  Arrian  §  7  noch  an,  daee  Porns  in  die 
Zwiechenraume  Äwiscbon  den  einzelnen  IClepbanten  zu  deren  Unter- 
stützung Fußsvolk  aufgestellt  hatte,  und  ferner  dase  Porus  «eine 
Keilerei  auf  beide  Flüge!  vertheilt  hatte.  Am  ScbtuBse  seiner 
♦Schilderung  der  AnfFtellung  des  Porns  beinerkt  Dit>dor|  daee  die 
indische  Scblach treibe  mit  den  darüber  hervorragenden  Elephanten 
ähnlich  auesab  wie  eine  Stadtmauer  mit  den  darauf  aufgebauten 
Thiirmen.  Die  gleiche  Bemerkung  findet  isicb  anch  bei  Curtiua 
und  Polyän.  Arrian  sagt  einmal  im  Laufe  seiner  Scblacbtbe• 
«rhreibung  c.  17,  2»  das«  die  Inder  binter  der  Elephantenliuie 
Schutz  »nchten  wie  hinter  einer  Mauer,  Obwohl  Arrian  hier  in 
Folge  de»  ZupammenarbeitenB  zweier  verpcbiedener  Berichte  den 
Vergleich  in  anderem  Zu«ammeiihange  verweitbet  bat,  no  iet  dotli 
die  Berührung  mit  Diodor,  Curtiue  und  PulyÜn  ganz  unverkenn- 
bar. A.  Bauer,  der  in  seiner  in  der  FeNtsehrift  für  Büdingcr  1898 
erschienenen  Abhandlung  *Der  Brief  Alexanders  des  Grossen  über 
die  Schlacht  gegen  Porua*  daran  festhält,  daes  Arrian  in  der 
SchlaehtbeHchreibung  nur  dem  Ptolemäus  und  Aristobul  folge  und 
ihren  Bericht  frei  von  anderweitigen  Zuthaten  wiedergebe,  hat, 
uro  auoh  den  Vergleich  ak  ursprünglich  ptolemÜtBcb  oder  ari• 
etoLuliBcb  hinstellen  zu  können,  zu  einer  sehr  gesuchten  Pirklariing 
jener  Beriihrung  seine  Zuflucht  genommen.  Er  scheint  nicht  he- 
achtet  zu  haben,  dase  ee  eich  bei  Arrian  nicht  um  eine  einzelne 
Bemerkung,  sondern  um  einen  ganzen  Abschnitt  handelt,  und  das» 
ferner  die  Beruhrungen  Arrian«  mit  der  minderwerlbigen  Quelle 
lioh  noch  weiterhin  wiederholen.  Ausserdem  ist  au^b  geltend  zu 
«lachen,  dass  Arrisuf^  Bericht  keineswegs  von  Unebenheiten  frei 
iet,  und  daeR  Arriiin  sogar  sellifit  c.  14,  4  mit  o\  bk  λΕγουΟ"!  an- 
gedeutet hat,  dng«  ihm  auch  eine  tninderwerthige  Quelle  bekannt 


55β  Schubert 

ji:eweReTi  iRt.  Er  dürfte  daher  wohl  geboten  eein  bei  der  am  nacb- 
steii  liegenden  Erklärung  stehen  zn  bleiben  and  xnzageben,  das« 
die  Berührungen  Arriann  mit  Diodor  and  den  anderen  Quellen  alle 
in  der  gemeinRamen  Benutzung  desselben  Scbriftatellers  ihren 
Grund  haben.  Dieser  SchriftRieller  ist  natürlich  kein  anderer  als 
Klitarch,  dessen  Werk  sehr  gelesen  war  und  auoh  Honet  in 
sämmtlichen  uns  noch  erhaltenen  Berichten  über  Alexander  ent- 
hÄlten  ist. 

Ebenso  wie  über  die  Aufstellung  des  Porae  bat  Klitarcb 
auch  über  die  Aufstellung  Alexandere  einige  nähere  Angaben  ge- 
macht. Diodor  hat  diese  Angaben  nicht  mitgetbeilt,  scheint 
sie  aber,  nach  seinen  Worten  c.  87,  5  zu  schlieseen,  wohl  ge- 
kannt zu  haben;  er  sagt  hier,  nachdem  er  über  die  Aufstel- 
lung des  Porus  gesprochen  hat,  ό  b'  ΆλέΕαν5ρος ,  κατανο- 
ήσας  την  τών  πολ€μίιυν  τάΕιν,  προς  ταύτην  τήν  διακόσμησιν 
οικ€ίΐϋς  έΕ€τα£€  τήν  δύναμιν.  Am  aupführlicbsten  hat  Curtins 
Klitarchs  Schilderung  der  Aufstellung  Alexanders  wiederge- 
geben ;  er  sagt  VIII  14,  15  und  Ιβ:  Intuensque  (Alexander) 
Coenon,  cum  ego,  inquit,  Ptolemaeo  Perdiccaqne  et  Hephaestione 
comitatus  in  laevum  hostium  cornu  impetum  fecero,  viderisqne 
me  in  medio  ardore  certaminis,  ipse  dextrum  move  et  tnrbatis 
Signa  infer.  Tu,  Antigene  et  tu,  Leonnate,  et  Tauron,  invebimini 
in  mediam  aciem  et  urgebitis  frontem.  Hastae  nostrae  praelongae 
et  validae  non  alias  magis  quam  adversns  beluas  rectoreeqae 
earum  usui  esse  poterunt:  deturbate  eos,  qui  vehnntur,  et  ipsas 
confodite.  Dass  Curtius  hier  derselben  Quelle  folgt  wie  Diodor, 
beweist  Diod.  c.  88,  2  die  Angabe,  dass  die  Macedonier  in  der 
Schlacht  den  Elephanten  sehr  wirksam  mit  ihren  Lanzen  zu  Leibe 
gegangen  sind.  Bei  Arrian  erscheint  dieselbe  Quelle  c.  16,  2  und  3 
in  den  Worten  αυτός  μέν  ....  έπι  το  εύώνυμον  κέρας  τών 
πολ€μ{ιυν  παρήλαυνεν,  ώς  ταύττ)  έπιθησόμενος,  Κοϊνον  hk  πέμ- 

π€ΐ  ώς  im  το  b€Eiov τών  πείών  bi  τήν  φάλαγγα  Σε- 

λ€ύκψ  και  'Αντιγενει  και  Ταύρυυνι  προσέταΕεν  δγειν.  Curtins 
hat  an  Stelle  des  von  Arrian  erwähnten  Seleucus  den  Leonnatne 
genannt.  Jedenfalls  hat  er  die  Abweichung  selbst  yerscbnldet, 
denn  mit  den  Namen  nimmt  er  es  auch  sonst  öfters  nicht  genau. 
Was  Arrian  und  Curtius  übereinstimmend  über  die  Anfgabe  des 
Tauron  angeben,  kann  schwerlich  richtig  sein.  Nach  der  ptole- 
mäipchen  Angabe  bei  Arrian  c.  14,  1  ist  Tauron  Befehlshaber 
der  Bogenschützen  gewesen,  und  sollen  daneben  auch  noch  die 
Angaben  der  citirten  Stellen  aufrecht  erhalten  werden,  so  müaeten 


Die  PoniflsclilAcbt 


557 


die  Bogenschützen  ihren  PlaU  Im  Centrmn  UTid  sogar  noch  mitten 
in  der  Phalanx  gehabt  haben.  Aach  von  der  Thätigkeit  des  Koinoe 
hat  die  Uiielle  sich  eine  ^a.uz  falsche  Vorstellung  gemacht,  da 
€iie  den  Koinos  gegen  den  rechten  Flügel  der  Inder  zum  Angriffe 
vorgeBchickt  werden  läest.  Ausser  Arrian  und  Cartius  hat  dies 
auch  noch  der  Alexanderbrief  mit  khiren  Wtjrteu  auegesprochen» 
vgl,  αυτός  μέν  €νσ£ϊσαι  κατά  θάτερον  κ^ρας,  Κοΐνον  6έ  τώ 
hehw  προσβαλεϊν  κελ^ϋσαι.  Die  dem  Arrian,  dem  Curtius  und 
dem  Alexanderbriefe  gemeineauie  Angabe  steht  mit  der  ptole- 
maischen  Angabe  Arriane,  dase  Koinoe  den  Alexunder  bei  dem 
Angriffe  gegen  den  linken  Flügel  unler§tützt  habe  (c.  17,  1),  in 
etricteui  Widerspruche,    besonders  wenn  man  noch  mit  Arrian  an- 

^     nehmen    will,    das«    in  der    Front  der  Inder  200   Elephanten  mit 

Η  dem  Abstände  von  je  einem  Plethron  gestanden  haben,  und  mit- 
bin der  rechte  Flügel  vom  linken  etwa  eine  Meile  entfeint  ge- 
)  Wesen  ist.  Arrian  ist  auf  diese  Schwierigkeit  aufmerksam  ge- 
worden und  vertiUcbt  daher  zu  laviren.  Er  hält  an  der  ptole* 
maischen  Angabe  wie  gewöhnlich  fest  und  mildert  den  Wider- 
eprneh  mit  Klitareh,  indem  er  den  Koinos  nicht  bis  zum  reuhteu 
indischen  Flüge!  hinkommen,  sondern  nur  nach  der  Richtung  des- 
selben   hin    reiten    liiset ;    er   sagt  Koivov   bi  τϊέμπα  ώς  έττι  το 

^    beSiov. 

Η  In  seiner    Darslellung  von  dem  Verlaufe  der  Sehlacht  selbst 

hat  Klitarch   besonders    dadurch    gesündigt,    dass    er    die   Heiter* 

■  Schlacht  in  eine  Elephantensch lacht  umgewandelt  bat.  Kr  läset 
die  Klephanten  mehrmals  geschlossen  zum  AngrilTe  vorgeben  und 
die  Truppen  acht  Stunden    lang   hartnäckig  mit  einander  ringen, 

IDie  Richtigkeit  dieser  Darstellung  wini  schon  durch  die  geringen 
Yerlustzahlen  des  Ptolemaus  auegesi-hlof^sen  ;  denn  wenn  die  l^^le- 
phanten  wirklich  unter  den  Truppen  Alexanders  gewüthet  hatten, 
so  konnten  von  den  6000  Fusseoldaten  nicht  bloss  im  Ganzen 
80  Mann  gefallen  sein«  Aus  der  geringen  Zahl  der  Verluste 
muse  man  vielmelir  echlieeeen,  dase  die  Elephanten  in  der  Schlacht 

■  Überbaupt  keine  grosse  Rolle  gespielt  haben.  —  Als  Alexander 
die  Schlacht  mit  dem  Reiterangritfe  begann,  eollen  ihm  nacli  Ptti- 
lemäus  die  indischen  Reiter  entgegengeworfen  sein,  naeh  Kiitarch 
aber  die  Blephanteu.  Letztere  können  nicht  viel  ausrichten,  weit 
nie  zu  laitgsani  sind,  vgL  Curtius  VlII  14,  iH  At  Poius,  qua 
Η  equitem  icivehi  senserat^  heluas  agi  iuesit:  sed  tardum  et  )>aene 
^^  immobile  an ί mal  equorum  velocitiitem  aequare  non  poterat,  tiud 
Pülyän,  der  IV  3,  22   nach   Erwähnung  des  Küiterangriffes  sagt: 


55>)  Schuljert 

τούτο  φυλασσόμ€νος  Πώρος  άντιπαρήγΕ '    τώ    5έ    μη  ς>θάν€ΐν 
τά  θηρία  ^ιβσπατο  τά  ττολλό  τής  τά£€υϋς.     Arrian  bat  den  kli- 
tarchiaciicn   HcitcraiigniT  mit    dein   ptulemiüscljeii    zusammen    ge- 
arbeitet:   denn    Lti    ütin    werden    den   Reitern  Alexander»  zuerst 
die  indiecht^n  Heiter  entgegeiig*?worfen.    und    nacbdem     dieeelben 
geflohen  sind,  noch  die  Fllepbauten.     Durch  diesea  Hineiuarbeitfo 
des  Klitarch   hat  Arrian    den  Zusammenhang    dee    ptolemSischea 
Berichtes  TöUig  zerrissen.     Bei  Ptolemäu•    war  auf  die  Angabe, 
das8  die  beiden  Heiterabtheilungen  des  Alexander  und    des  Koinos 
die  indiHchen  Reiter   von    zwei  verschiedeneu  Seiten    ^efaset  nnd 
sofort  in  die  Flucht    getrieben    hatten,    ohne  Unterbrechung    die 
weitere  Angabe  gefolgt,    dass  die  beiden  Abtheilungen,   nachdem 
die  zwischen  ihnen  belindlichen  indischen  Reiter  geflohen   waren, 
sich  ohne  Commando    ganz    von  selbst  wieder  mit  einander  ver- 
einigten.    Diesen    natürlichen  Zusammenhang    hat  Arrian    durch 
seine  Einschaltung    gestört  und  damit  hat    er    gleichzeitig    auch 
den  wirklichen  Grund  für  das  Zusammenschliessen  der  Reiter  be- 
seitigt.  —   Arrian  hat  in  seiner  Einschaltung  gleich  noch  die  Ge- 
legenheit wahrgenommen  Verschiedenes    zusammenzutragen,    was 
er  bei  Ptolemäus  nicht  gefunden  hatte,  und  dadurch  das  Bild  der 
Schlacht  ganz  und  gar  verwirrt.     Ganz  besondere  trägt  zur  Ver- 
wirrung der  Umstand  bei,    dass    er    an    den  Zusammenstose    der 
Heiter   mit    deu    Elephanteu    noch    eine    kurze    Schilderung    des 
Kampfes  zwischen  der  Phalanx  und  den  Elephanten  knüpft.     Er 
sagt  dabei  in  Uebereinstimmung  mit  Diodor,  dass  der  Kampf  sehr 
hartnäckig  gewesen    und  für    einige  Zeit  zum  Stehen  gekommen 
sei,  vgl.  Diod.  c.  88,  2  Ισόρροπος  ήν  ή  μάχη  und  Arr.  c.  17,3 
τοις  πείοΐς  Ιοόντες  Ευνεστηκός  το  ίργον.  —  Bevor  Arrian  §4 
zu  Ptolemäus  zurückkehrt,  lässt  er  die  indischen  Heiter  nochmals 
gegen  die  Reiter  Alexandere  vorstossen,  wobei  sie  ebenfalle  wie- 
der   geworfen    und  auf  die  Elephanten    zurückgedrängt    werden. 
Diodor  und  Curtius  haben    von    diesem  Keiterkampfe    Überhaupt 
nichts  erwähnt.    Vielleicht  ist  er  dem  Aristobul  entlehnt  und  mit 
dem  von  Alexander    und  Koinos    gemeinschaftlich    parirten   Ver- 
stösse der    indischen  Reiter   identisch.     Die  Inder    würden    dann 
also  überhaupt  nur  einen  einzigen  Versuch  haben  machen  können 
die  unHtürmenden  Reiter  Alexanders  aufzuhalten,  und  dieser  Ver- 
such würde    erst    von  Arrian    in    Folge    des  Zusammenarbeitens 
seiner    drei    verschiedenen    Quellen    verdreifacht    sein.   —   Auch 
nachdem  Arrian  §  4  zu  Ptolemäus  wieder  zurückgekehrt  ist,  hat 
er  es  sich  nicht  versagen    künnen    den  Klitarch  weiter  zur  Ver* 


Die  PorusBclilaclit 


550 


I 


vülletäTiiligung  heranzuÄieben  und  bringt  in  Folge  dessen  eine 
Doiiblette.  Er  triebt  §  δ  im  Aneihluas  an  PtolemilUB  nn^  daeR 
die  Elephatiteii,  nie  sie  durcli  den  Reiteranpriff  ins  Gedränge  ge- 
ratben  waren,  Freund  und  Feind  unterscbiedeloa  niedertraten, 
üud  fügt  dann  ξ  6  hinzu,  dase  die  Eleplianten,  da  sie  diircb  ibre 
vielfacben  Verwundungen  in  Wntb  gesetzt  waren,  die  eigenen 
Truppen  wiederum  ebenso  tödteten  wie  die  Feinde,  Die  letzte 
Verfiion  ist  klitardiisch,  da  sie  aucTi  Diod,  c.  88,  3  und  Curt. 
VHI  14,  30  wiederkehrt.  In  beiden  Stellen  wird  eowobl  die 
Verwundung  der  Elepbanten  ale  aueh  ilir  dadurch  veranlasstee 
Vorgellen  gegen  die  eigenen  Truppen  erwähnt, 

Ale  die  Schlacht  Rieh  bereits  ihrem  Ende  nahte,  erecMen 
auch  Krateros  mit  eeiner  Äbtheilnng,  ilie  er  inzwißchen  den  Wei- 
sungen Alexanders  gemäss  übergesetzt  hatte,  auf  dem  Platze.  Da 
er  *len  Hydaspes  gerade  an  der  Stolle  überechritten  balte^  an 
welcher  Forus,  bevor  er  dem  Alexander  entgegengezogen  war, 
gestanden  batte,  so  mue»  er  jetzt  im  Rücken  des  Porns  gelandet 
sein.  Vielleicht  ist  er  auch  noch  zeitig  genug  angekommen,  um 
fiich  an  der  Einschliefiiiung  des  Porus  betheiligen  zu  können;  je- 
denfalls bat  er  aber  die  Flucht  der  Iiider  sehr  wirksam  gehemmt. 
Arrian  hebt  hervor,  dass  er  bei  der  Verfolgung  die  ermüdeten 
Truppen  Alexanders  durch  seine  frischen  Truppen  ablösen  konnte. 
Eine  derartige  Bemerkung  ist  ganz  im  Stile  des  Ptolemäus,  auf 
den  ohne  Zweifel  auch  c»  16,  1  die  Angabe  über  Alexanders 
Rückaichtnabme  auf  die  Truppen  zurückgeht. 

Der  Umatand,  dasa  Krateros  in  den  Kampf  eihgreifeu  und 
die  Flucht  aufhalten  konnte,  gestattet  uns  der  Frage  näher  zu 
treten,  ob  Alexander  den  Hydaspea  oberhalb  oder  unterhalb 
der  ursprünglichen  Stellung  des  Potuh  überschritten  bat.  Diese 
Frage  ist  in  den  neueren  Darstellungen  verschieden  beantwortet 
worden.  Droyseu  und  Niese  setzen  die  Stelle  oberhalb  an^ 
wogegen  (Iraf  Yorck  von  Wartenburg  in  »einer  1897  erschie- 
nenen Schrift  '  Kurze  Übersicht  der  Feldzüge  Alexandera  des 
Grossen*  S.  59  sie  aus  geographischen  Gründen  etwa  28  km  stronj* 
ab  vom  Hauptlager  annimmt.  Meines  Eraebtens  beweist  das  Ein- 
greifen dee  Krateroei  das«  nur  die  Annahme  Graf  Yorcks  die 
richtige  sein  kann.  Nach  der  Barstellung  des  FtolemäUR  hat 
die  Schlacht  damil  begonnen,  dass  Alexander  den  linken  Flügel 
der  Inder  aufrollte  und  auf  das  Cenfnim  2 uröck drängte.  Hatte 
er  dabei  die  Inder  lantleinwürts  vom  Strom  abgedrängt,  so  wäre 
Krateros    nicht   in   die  Lage  gekomnien  sie  zu  fasaen.     Er  wiire 


5»j0  Schubert 

zu  weit  vuij  «len  Iifl^rn  entfernt  gewesen,  und  hätte  aaeserdem 
auch  die  Reiterei  Alr.XAudere.  welche  die  Ueberflügeluijg  aasge- 
führt iiitte,  zwidchrn  sich  und  <i<^n  Indern  in  der  Mitte  gehabt 
Otfer4  ar  i.»t  aldo  i.icht  der  Unke,  sondern  der  rechte  Flügel  der 
Inder  dem  l•lu^i«e  zuirekehrt  i^ewesen.  Ihr  Gesiebt  war  demnach, 
als  sie  mit  Alexander  kämpften,  nach  Süden  gerichtet  und  daraoi 
folgt,  da88  Alexander  den  Fluss  südlich  vom  Hauptlager  über- 
schritten hat. 

Alexander  hat  von  vorn  herein  den  Plan  gehabt  die  Inder 
mit  seinen  Reitern  zu  ühertiügeln  nnd  gegen  den  Fluss  zu  drangen. 
Heine  Infanterie  hinderte  sie  stromabwärts  zu  entweichen,  und  die 
Truppen  des  Krateros,  welche  nach  einem  wohlangelegten  Plaoe 
zur  richtigen  Zeit  in  ihrem  Rücken  gelandet  waren,  stellten  sich 
auch  ihrer  Flucht  nach  Norden  in  den  Weg.  Da  die  Inder  anf 
diese  Weise  von  allen  Seiten  unifasst  waren,  haben  sie  sehr 
schwere  Verluste  erlitten.  Arrian  giebt  c.  18,  2  an,  dass  «ie  faet 
20,000  Mann  Fusssoldaten  und  3000  Reiter  verloren  haben;  das 
wäre  etwa  zwei  Drittel  ihrer  gesammten  Macht.  Im  maoedonischen 
Heere  fielen  nach  Arrian  c.  18,  3  von  den  6000  snerst  überge- 
setzten Fusssoldaten  etwa  80  Mann,  ferner  10  lüppotoxoten, 
etwa  20  Hetärenreiter  und  ungefähr  200  von  den  anderen  Reitern. 
Die  Verluste  des  Krateros  hat  Arrian  nicht  angegeben.  Bedeutend 
dürften  sie  nicht  gewesen  sein.  —  Arrians  Zahlen  sind  alle  dem 
Ptolemäus  entnommen;  aus  Klitarch  eingeschaltet  eind  aber  §  2 
die  Einzelheiten  über  die  Verluste  der  Inder  (in  dem  Abschnitte 
von  τά  bi  δρματα  bis  όπέθανον).  Parallele  Angaben  sn  §  2  finden 
sich  Diod.  c.  88,  1  und  c.  89,  1.  Die  Gesammtzahlen  der  indischen 
\'^erlu8te  sind  bei  Diodor  c.  89,  1  weit  geringer  als  bei  Arrian. 
Letzterer  hat  die  höheren  Zahlen  des  Ptolemäus  bevorzugt  und 
aus  Klitarch  nur  einige  Einzelheiten  entnommen,  die  er  bei  Ptole- 
mäus nicht  gefunden  hatte. 

Als  das  indische  Heer  vernichtet  wurde,  gerieth  auch  Poms 
in  die  Gefangenschaft  Alexanders.  Ueber  seine  Gefangennehmung 
iHt  uns  eine  grosse  Fülle  von  Nachrichten  überliefert.  Wirklich 
brauchbar  sind  darunter  nur  diejenigen  Nachrichten,  welche  bei 
Arrian  in  dem  Abschnitte  c.  18,  4 — 8  enthalten  sind.  Arrian 
berichtet  hier  unter  Anderem,  dass  Porus  einen  Panzer  getragen 
habe,  der  ungemein  stark  und  vorzüglich  passend  war,  und  fügt 
hinzu,  dass  man  sich  davon  durch  Augenschein  habe  überzeugen 
können.  Die  letzte  Bemerkung  enthält  einen  Hinweis  darauf, 
dass    der    ursprüngliche    Berichterstatter    den    Porus    in    seinem 


Die  Poraeschlacht 


δ^ 


^  Panzer  selbst  gesehen  hat,  Es  wird  dann  weiter  berichtet,  Ale- 
exander  habe,  um  den  Porna  zur  Ergebung  zu  beetimmen,  zuerst 
den  Taxilee  an  ihn  abgeRchickt^  und  als  dieser  zurückgewiesen 
war»  noch  einige  andere  Boten,  die  aber  ehenfalle  nichte  aus- 
richteten,  bis  schlieealiGh  der  im  makedonischen  Heere  befindliche 
Inder  Meroes,  der  eeit  alter  Zeit  mit  ihm  befreundet  war,  eich 
zu  ilini  begab  und  ihn  durch  sein  Zureden  bestimmte,  von  seinem 
Elephnnten  herunterzusteigen,  eich  zuerst  noch  durch  einen  Tmnk 
zu  enjuicken  und  dann  mit  ihm  zuaammen  zu  Alexander  zu  gehen. 
Allem  Anscheine  nach  ist  der  urHprüngliche  GewäbrHmann  für 
die««  Angaben  in  der  Uüigebung  des  AI  er  ο  es  zu  suchen;  die  Her• 
Vorkehrung  eeiner  Verdienftte  bei  der  Gefangennehmung  mit  der 
Heibririgung  alles  Detaili»  sowie  ferner  die  Erwähnung  seiner  alten 
Freundschaft  mit  Foroe,  und  endlich  der  dem  Porus  eo  günstige 
Ton  des  ganzen   Bericlites  scheinen  mir  sehr   daftlr   zu  sprechen. 

•  Wenn  wir  die  Frage  aufwerfen,  welcher  Schriftsteller  den  ur- 
eprünglicheu  Gewähremann  verhört  hat,  so  werden  wir  vor  allen 
Dingen  versuchen  müssen  den  Bericht  dieaes  Gewähra manne» 
noch  weiter  zu  verfolgen.  Einen  Anhalt  dazu  giebt  die  Bemer- 
kung, dase  Taxilea,  der  zuerst  als  Bote  an  Porue  abgeechiokt 
wurtle^  ein  alter  Feind  desselben  gewesen  sei,  denn  sie  findet 
ihre  Fortsetzung  c.  20,  4  in  der  Angabe,  dass  Alexander  dem 
Porus  ein  Landgebiet  zuwies  und  ihn  mit  Taxiles  versöhnte. 
Arrian  giebt  noch  naher  an,  das»  das  dem  Poru«  zugewiesene 
Gebiet  von  einem  Volke  bewohnt  gewesen  sei,  das  Aristobul  die 
Glauganiken,  Ptolemaue  aber  die  Glausen  neune.  Hieraus  er* 
giebt  sich,  dass  der  oben  erwähnte  Gewährsmann,  der  den  Taxiles 
ale  Feind  des  Porus  bezeichnet  hatte^  entweder  vyn  Ptoiemäus 
oder  von  Aristobul  verhört  sein  muss.  Die  grössere  Wahrschein- 
Hchkeit  scheint  mir  ein  Yerhör  durch  Aristobul  für  sich  zu 
haben,  da  Ptolemäus  sicli  als  Leibwächter  in  der  Umgebung 
Alexandere  befunden  und  meistens  aus  eigener  Erfahrung  be- 
richtet hdt,  während  Aristobul  häufiger  darauf  angewiesen  ge- 
wesen ist,  seine  Nachrichten  von  Berichterstattern  aus  zweiter 
Hand  zu  beziehen  (vgL  S.  551),  Auch  die  Anordnung  des  In- 
haltes bei  Arrian  spricht  wohl  gegen  eine  Benutzung  des  Ptol«- 
mäua,  denn  Ptolemäus  wird  an  die  Angaben  über  die  Verluste 
der  Makedonior  c.  18,  3  gleich  die  Bemerkung  über  die  Bestat- 
tung der  Gefallenen  c.  20,  1  geknüpft  haben. 
^  Nach  der  Wiedergabe  seinea   guten  Berichtes  über  die  Ge- 

efangenuehmung   des  Porus  bringt  Arrian  c.  19    zur  VervoUslän- 


5Γ)2  Schubert  Di«^  Ponusdilmokt 

digung  noch  eine  kleine  Auswahl  von  Angaben  des  Elitarch. 
£r  beschränkt  sich  dahei  auf  f^olche  Angaben,  welche  nach  eeiner 
Ansicht  neben  dem  guten  Berichte  noch  bestehen  konnten.  So 
übergeht  er  zU.  auch  die  romanhaft  ansgeiicbmiickte  ErzähluDK 
von  den  vielen  Verwundungen  und  dem  starken  Blatverluste  und 
der  Ohnmacht  des  Porus,  da  er  aus  seiner  guten  QnelJe  ersehes 
hatte,  dass  Porus  überhaupt  nur  eine  einzige,  ganz  unbedeutende 
Verwundung  an  der  Schulter  davongetragen  hatte.  AJs  dem 
Ptolemäus  nicht  direkt  widersprechend  bringt  er  c.  19,  l  die 
auch  bei  Diodor  XVII  88,4  wiederkehrende  Angabe,  daea  Poroi 
über  5  £llen  gross  gewesen  sei,  und  ferner  §  19,  1  die  auch  bei 
Diodor  c.  H9,  Γ,.  Justin  XII  8,  7  und  Curtius  VIII  14,  45  wieder- 
gegebene Erzählung,  dass  Alexander  bei  seiner  Zusammenkunft 
mit  Ponis  denselben  in  Anerkennung  seiner  grosHen  Tapferkeit 
wahrhaft  königlich  behandelt  und  ihm  noch  weit  mehr  Gebiet 
zugewiesen  habe,  als  er  früher  besessen  hatte.  Diese  Erzählung 
ist  eine  Doublrtte  zu  c.  20,  4,  wo  Arrian  ohne  das  ausachm tickende 
Beiwerk  nsich  seinen  guten  Quellen  angegeben  hat,  welches  dt* 
dem   Porus  zugewiesene  Gebiet  gewesen   ist. 

Aehnlich  wie  in  seinem  Berichte  über  die  Porasscblacht  hat 
Arrian  auch  sonst  noch  gewöhnlich  den  Klitarch  oder  andere 
minderwerthige  (iuellen  in  seine  Darstellung  hineingearbeitet, 
ohne  es  überall  ausdrücklich  anzudeuten.  Man  darf  daher  bei 
der  Schilderung  der  Thaten  Alexanders  nicht,  wie  es  in  den 
heutigen  Darstellungen  geschieht,  den  bequemen  Weg  einschlagen, 
dass  man  unterschiedslos  den  Arrian  zu  Grunde  legt  mit  blosser 
Ausscheidung  der  mit  λ€γου(Τι  eingeführten  Angaben,  eondem 
man  muss  auch  in  der  Hauptmasse  seines  Berichtes  jede  einzelne 
Angabe  vor  ihrer  Verwerthung  auf  ihren  Ursprung  hin  genas 
prüfen.  Auch  vor  dem  Versuche  zwischen  Ptolemäus  und  Ari- 
stobul  zu  unterscheiden  darf  man  trotz  wiederholt  ausgesprochener 
Warnungen  nicht  zurückschrecken.  Die  Scheidung  wird  oft  sehr 
erspriesslich  sein  und  ist  auch,  wenn  man  sie  richtig  aiffasst  und 
vor  allen  Dingen  auch  sich  gewisser  Vorurtheile  entschlagen  kann, 
durchaus  nicht  schwerer  durchführbar,  als  die  Scheidung  von 
irgend  welchen  anderen  Quellen.  Beide  Schriftsteller  sind  ihrer 
Natur  nach  sehr  verschieden  und  sind  meistens  auch  von  gani 
verschiedenen  Standpunkten  aus  inforniirt. 

Königsberg.  Schubert. 


zu  AVIENUS 

(Fortaetituüg  von  Band  LV  S.  562) 


IIL 

Γ>€Γ  niederläfiiÜBclie  Geograph  Abraham  Ortel,  der  Ptole- 
maus  Heiner  Zeit^  fs.  Joch  er,  A.  G.-L,  t*.  v.),  hatte  Aviene  De- 
ecriptio  orbiB  terrne  iintl  seine  Ora  maritima  aus  einem  alten  Kodex^ 
abgeftch riehen  und  dieser  Abschrift  hatten  ausser  Ortel  Α  π  dreae 
Schott  und  Η  et  er  S  chry  ver  (Scriver  i  ua)  kritieche  und  er- 
klärende  Noten  hinzugefügt.  Sodann  fertigte  Nicolatie  Heinfliue 
von  jener  AbRchrift  Orteb  eine  Kollation  an^  der  er  allem  An- 
schein nach  die  Atiegabe  des  Pithoeus,  Kpigramuiata  et  poematia 
vetera,  Paria  15^0  S,  244  ff.  zu  Grunde  legte;  auch  die  Noten 
Ortete,  Schütte  und  Schryvera  η  ahoi  er  auf  und  fügte  noch  eigene 
hinzu.  Die  Abschrift  Ortele,  der  so  genannte  codex  Orteliauufl, 
ißt  verloren  gegangen,  doch  Heinf»iiis'  Kollation  ist  erhalten  und 
befindet  eich  in  einem  Hammelband  der  Leidener  UniverBitäte- 
bibliothek  unter  der  Signatur:  XXI  cod,  Burmnnnianns  in  Uuarto 
N.  IH,  den  ich  hier  benutzen  konnte,  dank  der  freundlichen  Ver- 
mittelung  der  Herren  L.  Stern  hier  und  S.  G.  de  Vriea  in  Leiden. 
I  Seh rader,  Wernedorf  und  zuletzt  Holder  haben  die  Leearten 

dee  OrtelianuH  als  bandschriftliche  angesehen.  Jedoch  schon 
MüUenbaff^  Deutsche  Alterthumekunde  F  S,  74  Anm..  zweifelte 
an  dem  Werth  des  Ortelianue,  weil  in  ihm  keine  der  in  der  Vor- 
lage der  Editio  prinoepa  unleserlichen  oder  fehlenden  und  darum 
von  ihr  ansgelaeeenen  Zeilen  der  Ora  maritima  ergänzt  werden. 
Noch  wichtiger  ist  der  ümstanä»  das«  die  Kollation  die  Verse 
Deecr.  1086—1123  vor  V.  1048  —  108.%  setzt,  was  auch  in  den 
Noten    der    Kollation    auadrüeklicb    bemerkt    wird,    und   das«   die 


seq 


^  In    der    dem    cod.  Burm.  Q.  13   vorgebundenen    Inhulteangaüo 
(von  der  Hand  Petor  Burmanns)  heisat  ee:    ftislgni  fwc  lihro  omtincntHr 
sequentüi   mann    N,  Jieiimi  scripta  ,   ,  .  .  ,38  Atyiem    Descripth  Orhisy 
α    Maritima^   coUatn  cum  äiS.  Abrah.  Orielii,  insfrtut  Ortelii  SchotH 
Scriverii  nfdaiig. 


564 


Breysicr 


Eilitio  princepe  infotge  eines  Irrtums  dee  Setsem  (a.  H« 
M,  LV  56β)  dieeelbe  Reihenfolge  jener  Veree  aufweiat.  Hienoi 
bat  P.  V.  Winterfeld  ρ  De  Germanici  codicibue  (Feeteehhi 
Vahlen  dargebracht,  S.  i02  Α  um.  3)  den  Schluei  gesogsn» 
der  Vetüe  codei,  den  Ortel  abschrieb,  nicbu  andere«  ge 
eei  als  die   Editio  prinoepi}. 

Eine  nähere   Betrachtung  der  aus  der  Abechrift    erhalt 
Lesarten  führt  zwar  emerseite  so  mancherlei  Bedenken,  andefer• 
Seite  aber  liefert  nie  beachteti^werthe  Gründe,  die  wob]   geeignet 
sind,    WiDterfeldg  Atiiicht  2ii  ettltieen.    Zunächet  finden   sich  id  0 
(=:  Ortelianofi)  and  Κ  (^  Edilio  princepp)  dieselben   fehlerhaftes 
Lesarten:    De  β  er.'    102  mtbiius  347  fdiet  380*  poUenidis  42S 
antmm  44<i*  quam  446  nfruorum  δ 05  humo  saeer  β83   criä  743 
Lal/enHs  764    sola  cbliqm  765   Decretm  11%  af{y)derm  871  km 
Uli    afi^has    1017    intrat   1051    dttcil   1131    Hos   1208   mackicmiü 
1244*  })roin    Γ2ί*5    dhpcjtit    1337    ceiisaei    1353  Hk.   Ora    m.  0 
Leporem  64  /ti^e  76  Narratime  306  atinmin  253  αΜίΜ^  410  μΓ 
uatium  427  Mtrnneooe--  prior  ....   510  im  tu jm^  632  p€r/€r  64S 
fronte  685  iirc/awji  700  infundit.     Diese  Leeiirten    sind  den  Ä^ 
weiohungen  von  Ο  tind  ZT  gegenilber  nicht   sehr   sahlreieh»   aber 
Heirif«iue  hat  elch^rlich  nach  der  Gewohnheit  «meiner  Zeit  tiar  «ab- 
gewählte   Lesarten    notirt.     Weit  häutiger  eind^    wie  gesagt,  die 
Stellen,  an  denen  0  and  Ε  von  einander  abweichen.     Die   Diife- 
renzen  lassen  sich,  wo  sie  in  0  Irriges  bieten,  auf  Schreib-  aod 
Lesefehler  zürticknihreri   zB.    164  Samonide    für  Salmanide,    30S 
somtm  für  solum^    347  inuicto   für    inueeto,   352  Haec    für    Ntt 
n,  a.  m.     Wo  kommen  sie  aber  her.    wenn  sie  das   Richtige    eal* 
halten?  Sollte  Orlel  wirklich  eine  von  J^  und  dem   Ambroeiaou 
abweichende   Handechrift    vor    »ich    gehabt    haben?      Docb    des 
widerspricht    die    erwähnte   Uinetellung    von   V.   1086 — 1123,  die 
doch    gan?   tleutlich    auf  Ε  hinweist,    wo    sie  sich    an^eeniem  ts 
leicht    erklären    lässt ;   dem    widersprechen    auch    die  oben  angt* 
gebenen,  0  nnd  Ε  pem einsamen   irrigen  Lesarten.   Demnach   bleibiC 
nur  die  Annahme   iibrig,    dase  Ortel    seine  eigenen   Emendatiooes 
in  den  von    ibin    abgeschriebenen  Text  gesetzt   hat.     Auch   liast 
die  Verbessern Tig  von  vielen  geograplii sehen  Namen   auf  einen  i» 
der   Geographie    beinjischen    Korrektor   ecbli essen.     Wenn    ferecf 
0  dieselbe   Zeilenzahl    wic^    Ε  gehabt   hätte,    so    würde    man    m 


*  Die  Abweichungen  von  dem  sonst  genauen    Apparate    Holderi 
sind  da  roh  einen  Stern  beeeichnet. 


Zu  Avienua 


5ΙΪ5 


I 


Archetypon  entweder  38  Zeilen  hintereinander  oder  19  Zeilen  Id 
zwei  Spalten  auf  jede  Seite  rechnen  mliesen.  Nun  let  aber  nach 
den  Lücken  in  der  Ora  niaritima  (r.  Winterfeld  aaO.)  anzu- 
nehmen, das«  da«  Archetypon  von  Ε  21  (—23)  Zeile d  auf  der 
Seite  gehabt  hat.  Bedenklteh  erscheint  nur  noch  eine,  nämlich 
dass  in  den  Noten  zu  0  ein  paarnml  abweichende  Lesarten  aus 
Μ  unter  der  Bezeichnung  Editio  Veneta  angeführt  werden.  Doch 
hieraue  gebt  aber  nur  hervor,  daee  Schott,  Sehryver  und  Hein- 
eiu9  iu  0  eine  alte  Handschrift  sahen,  die  nichts  uiit  Ε  zu  thun 
hatte.  In  Wirklichkeit  aber  war  es  Ortels  Abschrift  der  von 
ihm  durchkürrigirten  Editio  princepe.  Ortel  hat  über  50  Stellen 
aliein  in  der  DeRcriptio  glücklich  emendirt,  mehrere  »einer  Emen- 
dationen  werden  vom  Ambrosianue  bestätigt. 

Nachdem  Ävienus  V,  197  —  220  nach  Dionyeiue  140 — 147 
den  thraciechen  BoRporue  und  die  cyan eischen  Feken^  die  er 
ohne  ihren  Namen  zu  nennen  beechreibt,  geschildert  bat,  fahrt 
er  V,   221   fort; 

Hie  Äsia  ab  laetiis  praecingitur  Europamque 
excipii  adnersusqut  dchinc  sc   Thracius  artat 
Busphorus  et  tenui  tiLt  panditur  oris  kiain. 
Hierauf  spricht  er^  wieder  Oionyeiue   148  —  168  folgend^  von  der 
Gestait   des   Pontue  sowie    von   dem    mäotiRchen  Sumpf  und  dem 
cimmerischen  Bosporus  und  fügt  dann  hinzu: 

Huc  mirante  sa!o  qitQndam  sese  intulU  Ar  ff  ο 
Jltessala  et  innanfem  stupttertmi  aequuta  cumbam, 
266  sie  uasti  mohs  pelagi  interfunditur  oras, 

sie  se  forma  maris  tot  ο  procul  e:vplkat  orbe, 
Daes  Huc  auf  den  cimmeriscben  Bofiporue  bezogen  der  Ärgo- 
nautensage  widerspricht,  haben  schon  Schrader  und  Wernndorf  ge- 
sehen. Der  eretere  wollte  deshalb  V.  253  und  254  hinter  V»  205 
setzen;  Wernsdoi^  aber  nimmt  eine  Beziehung  auf  die  vorange- 
gangene Schilderung  des  Pontue  an  und  gewissprinaesen  (quasi) 
eine  Rückkehr  zu  seinem  Anfang,  dem  thracisoben  BosporuR  und  den 
Symplegaden.  Dagegen  schlägt  E.  Kosten,  De  Avieno  Dionysii 
interprete  8.  38  f.  vor,  V.  221—223  vor  V,  253  zu  stellen.  In 
diesem  Falle,  meint  er  S.  S9,  würde  Äviens  in  V,  221  ff.  ent- 
Imltene  geographinche  Angabe  gerechtfertigt  sein ;  denn  vom  thra- 
ciechen  Bosporus  aus  gesehen  liege  Asien  zur  Linken.  Eine  solche 
Fmsteltung  ist  jedoch    an  sich  immer   bedenklieh,    falls  sie  nicbl 


'       er  λ 

I 


δββ  Breyeig 

durch  schwerwiegende  äaseere  ond  innere  Gründe  gestfttzt  wird. 
Die  Editio  priDcepe,  die  Γύτ  die  Kritik  der  Descriptio  orbis  die 
eicherete  Grundlage  bildet,  zeigt  hier  weder  Lacken  nocb  weiat 
sie  auf  eine  aus  der  Ordnung  gerathene  Vorlage  hin.  Ebenso  «teht 
es  in  dieser  Hinsicht  mit  dem  Ambrosianiu.  Aber  aacb  die  inneres 
Grunde,  die  Kosten  anfuhrt,  sind,  so  ansprechend  sie  aacb  beim 
ersten  Anblick  erscheinen,  nicht  stichhaltig.  Denn  er  ist  Yoa 
einer  irrigen  Voraussetzung  ausgegangen;  er  nimmt  nimlich  an, 
Avien  hätte  in  der  Beschreibung  des  Pontas  die  bisher  verfolgte 
Richtung  von  Süden  nach  Norden  innehalten  mfieeen  und  bemerke 
tiber  V.  221  ff.:  'bis  uersibus  cursus  nanigantie  ex  Propontide  in 
Pontum  plane  infringitur*.  Dies  wäre  jichtig,  wenn  Avien  bei 
der  Beschreibung  des  Pontus  einen  'cursus  nauigantis'  vorausge- 
setzt hätte.  Denn  wo  Dionjsius  dies  thut,  spricht  es  ancb  Arien 
ausdrücklich  aus,  zB.  Dionys.  492  f. :  προς  bi  νότον  μ€τά  δρυμό 
Κεραύνια  νηι  θεούση  νήσοί  κεν  φαίνοιντο  περαίοθεν  *  Αμπρο- 
κιήων  und  Avien  nach  ihm  V.  659  f.:  inque  noium  po$i  dura 
Ceraunia  carltasa  siquis  torqueai  etc.  Dionysius  aber  verl&ast  von 
V.  146  an,  wo  er  mit  der  Beschreibung  des  Pontus  beginnt,  die 
Richtung  nach  Korden,  der  er  bis  dahin  gefolgt  war.  Dies  er• 
giebt  sich  aus  der  Vergleichung  des  Pontus  mit  einem  gespannten 
Bogen.  Xacli  V.  158  f.  bilden  die  σημήια  b€Eia  Πόντου  in  ge- 
rader Linie  (ίθύ  διαγραςρθεντα)  die  Sehne  des  Bogens,  also  den 
südlichen  Rand  des  Meeres,  und  der  σκαιός  πόρος  (vgl.  auch 
V.  541)  die  Hörner  des  Bogens,  also  den  nördlichen  Rand.  Dem- 
nach handelt  es  sich  hier  um  die  Richtung  von  Westen  nach 
Osten.  Avien  folgt  von  V.  221  an  im  Wesentlichen  seiner  Vorlage. 
Wenn  er  aber  V.  230  ff.  behauptet,  dass  das  tanrische  Vorge- 
birge Kriumetopon  und  die  paphlagonische  Karambis  einander 
sehr  nahe  lägen,  während  Dionysius  \.  154  f.  die  Entfernung 
genauer  angiebt,  so  richtet  sich  Avien,  wie  schon  Wernsdorf  P. 
L.  M.  V.  2  S.  939  f.  sah,  sicherlich  nach  Salluet,  auf  den  auch 
die  Bezeichnung  des  Bogens  als  eines  scythischen  mit  Wemsdorf 
S.  940  zurückzuführen  ist.  Wie  nun  Dionysius  die  bisher  be- 
folgte Richtung  aufgab,  so  that  es  auch  Avien  von  V.  221  an 
und  wählte  seinen  Standpunkt  für  die  Beschreibung  des  Pontus 
im  Norden  und  nicht,  wie  zuvor,  im  Westen. 

Wenn  nun  auch  Kostens  Umstellung  abzulehnen  ist,  so 
bleibt  doch  immer  noch  die  Beziehung  von  V.  253  und  254  auf 
den  Abschnitt  von  V.  221  eine  recht  auffällige  Härte.  Nur  wenig 
dürfte  sie  gemildert  werden,  wenn  man  V.  253 — 56  von  dem  Vor- 


Ζα  Avienae 


5Β7 


aQgeben<!en  trennen  und  als  einen  besonderen  Schluesgedanken  zu 
den  vorangehenden  beiden  Absclinitten  über  den  tliracischen  Bos- 
porus (V,  197  —  220)  und  über  den  Ponttis  (V.  221  —  252)  an- 
sehen wollte,  fio  dase  eich  dann  V.  253—55  auf  den  ersten  und 
V.  256  auf  den  zweiten  AbBchnitt  bezöge.  Ein  Beispiel  von  einer 
ähnlichen  weit  zuriickreich enden  Bezit^hung  findet  eich  zwar  in 
der  Ora  niaritimaj  in  der  eich  V.  146,  wo  die  Beschreibung  der 
iberiecben  Küste  beginnt,  auf  V.  90  ff.  bezieht,  vgl.  Wernsdorf 
V  3  S,  1190  Anm.  zu  V,  146  und  Müllenhoif,  Deutsche  Alter- 
tbnmeknnde  PS.  97;  aber  da  diese  Beziehung  durch  die  Worte: 
post  illa  rurmm,  qtme  supra  fati  sumus  vermittelt  wird,  vermag 
nie  unsere  Stelle  nicht  zu  stützen*  Oder  knüpft  V.  253  wirklicb 
an  das  zunäcbflt  Vorangehende  an?  und  liegt  hier  vielleicht  ein 
Irrtbuni  Aviens  vor?  Geirrt  hat  eich  Avienue,  wie  länget  er- 
wiesen ist,  Öfter  und  dabei  besonders  infolge  sprachlicher  Mies- 
veratändnisse  wunderliche  Dinge  vorgebracht;  so  hat  er  ans 
πλαταμώνα  (Dionya.  626)  eine  Ortechaft  Plafamona  (V.  827)» 
ans  έπήτριμοι  (Dionje.  758)  eine  Yölkerechaft  Epeirimi  (937) 
und  aus  ϊϊουρατέους  (Dionys.  767)  Durateum  gens  (946)  genaacbt 
u.a.m.  (b,  Müller  G.  G.  M.  Π  ρ.  XXIX  und  Kosten  S.  7  ff.).  Auf 
seine  mythologischen  Kenntnisse  scheint  nun  eine  Stelle  der  De- 
scriptio  ein  eigenthümlicbes  Licht  ζα  werfen. 

Bei   der   ßeschreibnug    des    thraciscbeD  Bosporus    bemerkt 
Avien ; 

203  hoc  pecoris  dorso  slemacis  in  aequor  Inachis  illtita  esL 
Also  die  Inaohastocbter  (lo)  stürzte  stob  auf  dem  Bücken  pecap^is 
siernacis  in  das  Meer.  Der  Gedanke  an  eine  Verwechselung  mit 
Europa  liegt  nahe,  zumal  Avien  die  Verwandlung  lo's  in  eine 
Kuh  trotz  der  ausdrücklichen  Angabe  bei  Dionys.  140  f.  nicht 
erwähnt.  Weder  Bernhardy  noch  Müller  haben  dorao  ab  verdächtig 
bezeichnet,  während  Sehr  ad  er  forma  und  Wernsdorf  cursu  für 
dorso  vermutheten.  Auch  ist  ee  wohl  mehr  als  Zufall,  dass  in 
einem  lateinischen  Kataeterisnius  Jupiter  Europa  in  eine  Kuh  ver- 
wandelt, die  dann  auf  Junos  Gebeiss  durch  eine  Bremse  'traue 
maria'  gejagt  wird;  β.  F.  Wieck,  Ein  lateinisches  KataeteriBmeu- 
fragment,  Berl.  Philologe  Wocheneohrift,  1900  N.  42  Sp.  1308  ff. 
Di©  Meerfahrt  Europa  β  nach  Kreta  und  lo's  Flucht  durch  den 
Bosporus  hat  wohl  hauptsächlich  den  Anläse  zur  Verwechselung 
der  beiden  Heroinen  gegeben.  Wenn  nun  eine  so  arge  Ver- 
wechselung aHein  Avien  und  nicht  der  üeberlieferung  zur  Last 
fällt,   dann    dürfte  wohl  auch  die  Beziehung  von   V.   253  ff.  auf 


:>;^  Β  Γ  e  τ  •  i  g 

dt«    zonarhst    Vor&cffehen'ie    rereclitfeTti^   «eis.     Dionjnoe   er- 
vfthnt   die  Argo   cicLt.    Avien   bat   »ie  asf  ei^ae  Hftnd  hier  an 

falscher  Stelle  acrelracht. 

V. 

'Durch  alle  Erdtheile,  üt»erail  wo  Mentchen  wohnen,  da  wird 
de•  Dichteri  Griffel  ra»tloe  wandern.  Da«  ist  korx  der  Inhalt 
von  Deecr.  1 — 5,  wenn  min  V.  5  an  der  τοη  Σ  und  Α  (=  cod. 
Anibroiiianoft;  jrleicbmäseig  überlieferten  Leaart:  Aomii  pergd 
stilun  impiger  crh  festhält.  Die  neueren  Heranapeber  seit  Wemi• 
dorf  leiten  eammtlich  Aoniis  —  orsis.  Aomüs  hatte  schon  Cnapinian, 
der  aber  orh  beibehielt,  also  nicht  an  os  dachte,  in  den  Text 
genetzt ;  or.'^is  stammt  von  Fonteinins  (s.  Wernsdorf  zu  V.  5)  her. 
Die  Metapher  per  ff  et  stilus  ist  bei  Arien  nicht  aofflUig,  sagt  er 
doch  V.  817  carmine  nunc  Asiam  formet  stiluSj  Or.  m.  416  nunc 
iitm  recvrsus  ad  priora  sit  stilo  α.  a.  m.  Dagegen  ist  die  Verbindung 
dieeefi  Tropns  mit  der  Synekdoche  Aonii  oris  ziemlich  kühn  nnd 
die  Synekdoche  selber  vielleicht  eine  Reminiscenz  ans  Horat  c. 
IV  2,  7  f.  profimdo —  ore.  An  Horaz  erinnern  auch  andere  Stellen 
Avienfl,  β.  Holder,  Hermes  XII  501.  Aber  am  eines  kühnen  Ans- 
drucks  willen  die  sichere  Ueberliefemng  an  zwei  Stellen  zu  än- 
dern, ist  nicht  gerechtfertigt.  Anch  wäre  orsis  bei  Avien  ein 
&παΕ  €ΐρημ€νον. 

Der  westlichRte  Punkt  am   Ufer  des  pamphylischen  Meeres 
iHt  Patara ;    'hier  ^eht  die  Woge    weiter  nach  Westen,    wo    das 
ägäisrhe  Meer  beginnt   und   sich    nach  Norden    wendet.     Diesem 
Gedankengange  entsprechen  die  Verse  183 — 88: 
itnminet  hie  latc  PamphyUa,  ifuhluU  ilUc 
unda  Chelidonias,  inlisum  murmurat  aequor^ 

185  saepius  et  crehra  spumescunt  aequora  rupe. 

186  terminus  hie  cautis  Patareidis  eminet  arcis, 

187  ac  rursum  in  zephyrum  uada  semei  caerula  curuani: 
hie  saHis  Aegaei  traetus  sonat  etc. 

Hier  wollte  nun  Schrader  V.  187  vor  V.  186  stellen,  während 
doch  Avien  durch  V.  187  sich  den  Uebergang  zum  ägäisohen 
Meer  bahnt.  Schrader  hat  hier  ausserdem  V.  183  Äutc  für  Ate, 
V.  186  his  für  Aic,  V.  188  hitic  für  hie  vorgeschlagen  —  alles 
Aenderungen,  die  ganz  unnötig  sind,  die  jedoch  Wernsdorf  und 
Holder  aufgenommen  haben. 

Kr  iflt   Rchwer    zu  sagen,  in  wie  weit  Avien  einzelne  Ans• 
drücke,    namentlich    Kpitheta,    seiner    Vorlage    wiedergiebt.     Bei 


Zu  Avienu* 


md 


eeiner  Lust  am  Vereificiren  und  bei  den  vielen  Abweioliungeii,  die 
er  eich  in  eacliliclien  Angaben  gewtattet,  Bcbeint  ee  mir  sehr  frag- 
lieb,  ob  man  V.  917  ff!  au  ei  i^^EA)  mit  rauci  vertäu  Beben  darf, 
weil  DionjH.  739  Κ€λάϊ)οντοςΆράίου  sagt.  Avien  gflbrauclit  mit 
Yorliebe  glaucm^  aneeer  yom  Jaspis  (V.  !321)  ateta  von  Meeren 
und  Strömen,  und  zwar  nnr  V,  1321  auf  Grund  seines  Originals 
Dionya.  1120:  χλαυρά  ϊ^ιαυτάίουσαν  ϊασττιν,  ßonat  hat  er  an 
zebn  Stellen  das  Beiwort  anf  eigene  Hand  binzugeHlgt.  Nur  zwei- 
mal gebraucht  er  in  der  Deseriptio  raucus^  aber  ebenfalls  ai^n 
freien  Stücken,  Demnaob  möchte  ich  V.  917  die  von  Sehrader 
vorgeschlagene  Aendemng  der  bandechriftlicb  verbürgten  Lesart 
nicht  empfehlen. 

Nach  Schrader  soll  Avien  die  Naeamonen  diros  und  nicht 
der  Ueberlieferung  gemäiis  duros  nennen.  Auch  die  Britiannen 
(V,  418)  und  die  Mafien  er  (V.  1195)  werden  von  ihm  als  duri 
db.  unfreundliche  und  gefährliche  Volk»etämme  hesseicbnet.  Und 
für  die  Naeamonen,  die  durch  Roma  Waifen  beEwiingen  werden 
musBten,  ist  das  Beiwort  nicht  unpassenil.  Auch  V.  659  iat  dura 
Ctraunia  ganz  angebracht  und  daher  Cum  er  b*  Aenderung  dira  C* 
ab  »u  weinen» 

Avien  bat  Y.  1155^ — 80  den  Lauf  des  Euphrat  und  Tigris 
geschildert,  dann  geht  er  zu  Mesopotamien  über  und  bemerkt 
dazu:  *Das  Land,  daa  eich  mitten  zwischen  diesen  Strömen  hin- 
zieht» ist  nach  seiner  nattirlicbcn  Lage  benannt,  der  zufolge  ee 
von  beiden  Flüseen  in  der  Ebene  nmsünmt  wird ,  Diesen  Ge- 
danken scheint  mir  die  liier  etwas  getrübte  Ueberlieferung  zu 
enthalten : 

1180  medio  quae  ieUus  fundUur  agro 

hos  amnis  intet\  ft ome η  f enet,  ut  situs  iUam 
ftumine  praecmrtam  ffcmhw  per*  aper f α  hmuif. 
•Für  itos  amnis  itder^  was  Camers  vermutet  und  Salm a eins  ge- 
billigt bat  (β,  Wernsdorf  zu  V.  1182)  ist  Hos  Mer  amnis  von 
Ε  und  Α  überliefert;  bei  Ortel  findet  sich  Haee  infer  amfies. 
Camere  hat  auch  das  bandBcbrifiliche  aut  suus  (  =  EA\  Ortel  bat 
nam  dem)  in  nt  sifus  geändert,  wozu  man  Deeor*  13  SUUB  Ε  und 
Situs  Λ  vergleichen  kann.  Ueber  die  Stellung  von  tnter  vgl.  N. 
Rh.  Mus.  B,  LY  S.  572.  Die  älteren  Ausgaben  haben  nun  einen 
Eigenamen  Intcramnis  aus  imhr  amnis  gemacht  und  eo  die  geo- 
graphische Nomenklatur  auf  eigene  Faust  bereichert.  Doch  schon 
Pithoeus  hat  Y.  1181  als  verdilcbtig  bezeichnet,  ebenso  Bern- 
hardy ;  Wernsdorf  dagegen  ist  lebhaft  für  den  metrischen  Fehler 


570  Β  Γ  e  y  s  i  g 

eingetreten  und  ihm  folgten  Müller  und  Holder.  So  willkürlich 
auch  Avien  mit  griechischen  Ortsnamen  verfährt  —  Cerc^ra^ 
Tachjin'i,  Salamis  u.  a.  hat  er  »ich  erlaubt,  r.  das  Verzeichniss  bei 
Kosten  S.  12—  ho  würde  es  sich  doch  hier  um  eine  lateinische 
Benennung  handeln;  für  ein  römischee  Ohr  aber  konnte  infcr 
immer  nur  ein  Trochäus  und  nie  ein  Spondeus  sein.  Da  M€(TO- 
ποταμία  im  Hexameter  niclit  zu  verwenden  ist»  hatte  schon  Dionys. 
0i)3  dafür  μεσσην  ποταμών  gesagt  und  aus  demselben  Gmnde 
sah  sich  auch  sein  römischer  Bearbeiter  genöthigt,  die  Namen 
der  Landschaft  zu  umschreiben.  Priscian  hat  sich,  wie  es  scheint, 
durch  eine  Neubildung  geholfen,  er  schreibt  V.  917  Medamnam. 
HofTentlich  findet  das  apokryphe  Interamnis  in  dem  Thcsanmi 
Linguae  Lutinae  keinen  Platz. 

Berlin.  Alfred  Breysig.t 


NOCHMALS  DIE  BUNDESURKUNDE  AUS 
ARG  öS 


In  dem  vorletzten  Hefte  dieser  Zeitsclirift  S.  234  ff  liiit 
Max  Franke!  die  von  mir  in  den  -Tahrefllieften  des  österrcicliischen 
erchäologiechi*ti  Iiistitutee  III  S.  14  versuchte  Heretelluug  der 
Urkunde  eines  Bnndes  der  Hellenen  CI(i.  HIB  ak  verfelilt  2U 
erweisen  unternommen  und  unter  VoranBPetzung  kürzerer  Zeilen- 
länge eine  andere  Ergänzung  vorgelegt.  Ich  halte  meine  Her- 
gtellung  in  ihren  Grundlagen  und  nahezu  allen  ihren  Lesungen, 
meine  Deutung  und  Zeitbestimmung  nach  wie  vor  für  richtig, 
die  neue  Ergänzung  dagegen  für  epraehlicli  unmöglich  und  ge- 
eehichtlJch  unveratändlich.  Meine  Entgegnung  bemüht  eich  fo 
kurz  zu  sein  als  die  Aueführlicbkeit  und  Sicherheit,  mit  der 
Kränkele  Widerspruch  auftritt,  und  die  Nothwendigkeit  der  Be- 
richtigung tbatsächlicher  irrthiimer  znläsat. 

Es  iat  Fränkels  Verdienst,  in  Ponquevilles  Voyage  de  1a 
GihcB  '^  Υ  p,  205  eine  Abschrift  des  Steines  nachgewiesen  zu 
liahen,  die  mir,  wie  Böckb  und  Anderen,  entgangen  war.  Ihren 
Werth  schlägt  der  Entdecker  sehr  gering  an,  S,  239  wird  uns 
eingeschärft:  'In  jedem  Falle  darf  PouqueviUee  Zeugnis«  über 
Lesungen  nur  mit  dem  äussereten  Miestrauen  betrachtet  werden  . 
Welche  Tbatsachen  begründen  diese  Warnung?  'Den  Verdacht', 
dase  Pouijaeville  seine  Abschrift  auch  unserer,  wie  vielleicht 
einer  anderen  Insobrift,  aus  Fourmonts  Scheden,  die  er  kannte, 
hergerichteV  hat,  Megen  die  letzten  Zeilen  nahe,  die  durch  ihre 
fast  vollständige  üehereinstimmung  mit  Foormont  sich  von  den 
übrigen  sehr  anIFallend  unterscheiden*.  Worin  besteht  diese  'fast 
vollständige  Uebereinetimmung*  ?  Statt  wie  Fourmonts  Abschrift 
61  bietet  Pouqnevilies  Abschrift  der  letzten  Zeilen  nur  53  Zeichen 
—  es  fehlen  Z.  20  zu  Anfang  ein  und  zu  Ende  zwei  Buchstaben, 
und  eämmtliche  fünf  BucbstiLben  der  Zeile  21  —  ferner  steht 
Z.  18  ΑΓΟΓΩΝ  statt  wie  Fourmont  richtiger  liest  ΑΓΟΤΩΝ.     So 


572  Wilhelm 

ist  die  *fa8t  vollfitändige  Uebereinetimmung'  beschaffen.  Worin 
bcRteht  der  aufTällige  UnterRchied  mit  den  übrigen  Zeilen?  Etwa 
darin,  daee  in  den  drei  Zeilen  dieees  letzten  Theiles  derljiechrüt 
fiich  aueeer  den  erwähnten  keine  Abweichungen  vod  Fourmontt 
Abschrift  finden  und  fünf  griechieohe  W^örter  richtig  gelesen  und 
alB  verstanden  durch  Abtheihing  herausgehoben  sind^  während  in 
den  oberen  Zeilen  gröseere  und  kleinere  Gruppen  von  Buchetaben, 
wie  sie  gerade  abgeRchrieben,  verstanden  oder  miee verstanden 
wurden,  nebeneinander  stehen  und  zahlreiche,  fast  durchweg  er- 
klärliche Lesefehler  vorliegen?  Aber  auch  in  den  Zeilen  14  bis  16 
sind  die  meisten  Worte  richtig  ausgesondert.  Ist  ein  Unterschied 
vorhanden,  so  erklärt  er  sich  einfach  genug  dadurch,  dsss  der 
»Stein,  als  Pouqueville  ihn  abschrieb,  in  seiner  oberen  Hälfte  viel 
mehr  beschädigt  war  als  zu  Fourmonts  Zeiten  —  das  beweisen 
die  Lücken  in  der  Mitte  der  Zeilen  — ,  vielleicht  auch  besondere 
Umstände  seine  Lesung  erschwerten ;  fand  ihn  doch  Poaqneville 
scelle  dans  le  contonr  d'un  puits*.  Fränkel  fahrt  fort:  'Da  der 
Schluse  in  Pouquevilles  Copie  als  eine  besondere  Inschrift  ab- 
getrennt war,  hätte  es  nichts  Verwunderliches,  wenn  er  die  beiden 
Theile  verschieden  behandelt  hat  und  nur  den  zweiten  mit  Foor• 
mont  in  völligen  Einklang  zu  bringen  unternahm/  Jedenfalls  hat 
Pouqueville  bei  diesem  'Unternehmen*  nicht  einmal  die  irrig  be- 
hauptete 'fast  vollständige  Uebereinstimmung  erreicht.  'Das« 
er  aber  auch  in  den  oberen  Zeilen  Einzelnes,  was  ein  desnlto- 
risches  Zusehen  ihn  zufällig  bemerken  liess,  aus  Fourmonts  Pa- 
pieren geändert  oder  nachgetragen  hat,  ist  keineswegs  ausge- 
schlossen. Auf  blosse  Vermuthungen  über  ein  Vorgehen,  das 
nichts  Verwunderliches  hätte,  'keineswegs  ausgeschlossen  ist, 
gründet  also  Fränkel  die  zuversichtliche  Behauptung:  *In  jedem 
Falle  darf  sein  Zeugniss  über  Lesungen  nur  mit  dem  äussersten 
Misstrauen  betrachtet  werden'.  Diese  Kritik  ist  mir  unverständlich. 
Gewiss  ist  Fourmonts  Abschrift  ganz  unvergleichlich  besser  als  die 
Pouquevilles.  Mit  vollem  Recht  rühmt  Fränkel  Fourmonts  ^Sorgfalt 
und  Sehfähigkeit '.  Ich  darf  bekennen,  jederzeit  ferne  von  der 
'hergebrachten  Geringschätzung*  an  Fourmont  diese  Eigenschaften 
anerkannt  zu  haben ;  mit  Freude  sah  ich  die  Treue  seiner  Ab- 
schrift des  νόμος  ερανιστών  CIA.  III  23  durch  meine  Herstellung 
in  den  Serta  Harteliana  231  erwiesen,  und  die  Wiederentdecknng 
der  Grabschrift  der  in  den  Perserkriegen  gefallenen  Megarer 
war  mir  ein  erwünschter  Anlass,  in  den  Jahresheften  II  238  seine 
Abschrift    des  Steines    als    eine  Leistung   zu  preisen.     Aus    den 


Kochmala  die  Bund  es  Urkunde  aus  Argos 


573 


noch  unausgebeuteteij  ereten  AbsclirifLen  Fourmonts,  welche  die 
Parieer  National bibliotlit-k  neben  ueu  bislier  allein  benutzten^  xu- 
recbt  gemachten  nnd  oft  entstellten  Nachzeichnungen  aufbewahrt, 
ergibt  eirb  iogarj  wae  Fränkel  besl reitet,  ilass  Fourniünt  auch 
'  die  strengen  Anforderungen  in  der  Wiedergabe  des  Schrift- 
cbarakters  und  der  richtigen  Stellung  der  Buchetaben  zu  einander» 
die  beute  gelten^  schon  aufgegangen*  sind*  Niemand  wird  sich 
also  mehr  beeilen  als  ich,  Fränkel  beizupflichten,  wenn  er  for* 
dertj  daes  die  an  Founnonts  Abschrift  vorzunehmenden  Aende- 
Tungen  auch  in  unserem  Text  gelinde  seien;  um  dieser  Forde- 
rung  mehr  als  er  selbst  nnchzukomnien,  wird  meine  Herstellung 
auch  tlie  zwei  Buchstaben  Π  Ρ  in  Ζ.  8  unangetastet  lassen^  die 
Fränkel,  unbeschadet  seiner  Hochachtung  vor  Fourmont,  durchaus 
nicht  gelinde^  in  KA  verwandelt.  Verwahren  muss  ich  mich  aber 
gegen  den  Versnch  Pouqueville  jede  ZuverlÜssigkeit  abzustreiten. 
GewiöR,  hiitten  wir  nur  Pouquevilles  Abschnft,  so  wäre  es  um 
unsere  Kenntnis«  des  Steines  von  Argos  schlimm  bestellt  Denn 
dieser  war  zu  seiner  Zeit  viel  mehr  beschädigt  als  zu  der  Four- 
monte;  und  was  er  bot,  h«it  Pouqueville  zwar  ehrlich  copirt,  so 
gut  er  eben  konnte,  aber  viel  schlechter  als  Fourmont,  mit  vielen 
fast  immer  erklärliclien  Versehen,  ohne  Verstand niss  für  den  In- 
halt; nur  einige  Worte  scheinen  ihm  bewusst  geworden.  Neidlos 
sagt  Pouqueville  an  einer  Stelle  seines  Buchee  V  p.  209,  dass 
sieh  in  Fourmontsi  Papieren  vollständigere  Abschriften  zweier 
Steine  aus  Argos  befänden  und  er  daher  auf  Wiedergabe  seiner 
Copien  verzichte;  wäre  ihm  bei  dieser  ansehnlichen  Urkunde 
daran  gelegen  gewesen^  seiner  unzureichenden  Abschrift  nach- 
träglich den  Schein  der  Güte  zu  geben,  so  hätte  es  ihm  doch 
ein  Leichtes  sein  müssen,  selbst  'bei  desultorisehem  Zusehen' 
die  gröbsten  MiasverständniBse  seiner  Lesung  zu  beseitigen,  we- 
nigstens einige  Worte  herzustellen,  einige  Lücken  zu  stopfen:  das 
ist  nicht  geschehen^  nirgends  scheint  mir  eine  sichere  Spur  ab- 
sichtlicher betrügerischer  Herrichtung  aus  Foutmonts  Papieren  in 
der  Abschrift  nachzuweisen,  und  die  ganze  Verdächtigung  fallt 
in  sich  zusammen.  Aber  freilich  muss  dieser  Zeuge  gering  ge- 
aohätzt  werden,  daniii  eine  Lesung,  die  einen  meiner  Vorschlüge 
—  gegen  Fourmont  —  bestätigt,  in  einer  Anmerkung  S.  241  als 
'  gleiebgiltig'  bezeichnet  werden  kann.  Zu  Ende  der  Zeile  3 
habe  ich  in  ilen  von  Fourmont  überlieferten  Zeirben  ΔΙΟΤΛΟΙ  ι 
6ιότ[ι]  οι  [Έλλην£ς  erktuint,  also,  so  unerfreulich  es  war,  das  nach 


574  Wilhelm 

Τ  verzeichnete  Λ  in  Ι  ändern    zu  müssen  geglaubt.      Ponqiieyille 
giht  ΔΓΟΤΙΟ. 

Aue  (lerHelben  Gerini^schätzung  der  Abschrift  Poiiquevilles 
erklärt  sich  auch,  wiesu  Fränkel,  unmittelbar  nachdem  er  S.  244 
erklärt  hat,  'für  den  Schluss  der  Inschrift  erwachse  uns  aus 
seinem  Zeugnisse  der  grösste  Nutzen  \  verschweigt,  dase  dieses 
Zeugniss  der  von  ihm  vorgeschlagenen  Ergänzung  entgegensteht 
Pouqueville  gibt  nach  Zeile  10  eine,  die  Fourmont  gar  nicht  hat: 

ΕΙΩΣ  ΤΗΣ  ΓΕΝ  .  Ν  ΓΕΓΕΝΗΗΜΕΝΗΣ  Ε  . . . . 

ΜΕΝ 

und  lässt  nach  der  Bemerkung :    '  8ur  le  meme  marbre,   apr^  nn 
espace  libre*  Fourmonts  Zeilen  17 — 19  folgen.     Fränkel  ergänzt: 

πάντ€]ς  άΕίως  της  T€  νυν  γεγενημένης  ειρήνη- 
ς και  τών  προγόνων  άμυνου]μ€ν. 
8ο  ans  Ende  gestellt  ist  das  Zeitwort  nach  meinen  Vor- 
stellungen von  griechischem  Satzbau  unerträglich;  doch  ich  be- 
gnüge mich  mit  der  Frage:  wie  vereint  es  Fränkel  mit  Pooque- 
villes  Abschrift,  welche  die  Zeilenanfänge  augenscheinlich  mit 
ziemlicher  Genauigkeit  wiedergiebt,  dass  der  Silbe  μ€ν  in  seiner 
Ergänzung  21  Buchstaben  vorhergehen,  während  doch  vor  dieser 
Silbe  nur  fünf  Buchstaben  als  fehlend  bezeichnet,  immerhin  einige 
mehr  als  fehlend  vorauszusetzen  sind?  Diese  Kleinigkeit  bat 
Fränkel  ganz  übersehen. 

An  dieser  Stelle  also  setzt  sich  die  neue  Herstellung  der 
Urkunde  mit  der  Ueberlieferung  in  Widerspruch;  auch  an  einer 
zweiten  ist  Fränkel,  wie  schon  erwähnt,  genöthigt,  sie  gewaltsam 
zu  ändern;  an  einer  dritten  hilft  eine  ^kleine*  Umstellung;  nur 
in  fünf  von  17  Zeilen  füllen  die  von  ihm  vorgeschlagenen  kurzen 
Ergänzungen  scheinbar  anstandslos  die  Lücken,  sonst  ergeben 
sich  in  dem  Satzbau  und  dem  Ausdrucke  im  Einzelnen  eine 
Reihe  von  Anstössen.  Fränkel  liest: 
—  ~  iboEev  •  —   — 

διασαφήσαι  τώι  b€ivi  -]vou  Φ[ρ]υτ[1 
πρ€σβ€υτήι  τοις  μ€τ]ίχουσιν  της  κοινής  [ειρ- 
ήνης παρά  τ]ών  σατραττών  ήκοντι  bio  τά  οΙ[κ€Ϊα 
συνβ]άντ€ς  προς  αλλήλους  οιαλΛυνται  [κ]ατά 
5  κ]οινήν  είρήνην  δπως  άπαλλαγεντες  του  π[ολί- 
μου  τάς  πόλ€ΐς  έκαστοι  τάς  αυτών  ώς  μεταστά- 
ς ποιώσιν  κα\  χρήσιμοι  μενακτιν  τοις  φίλο[ις• 
βίασιλεϊ  bi  oub^va  πόλεμον  οϊοασιν  όντα,  [κδμ 


Noübmnis  die  Bundes  Urkunde  aus  Argos 


575 


(μ)έ]ν  [ή](Τυχίαν  Ιχηι  και  μη  συνβάλΚΓ|ΐ  τους  έ[χοντα- 
10  ς  τ]ήτ  (τ)6Τ6νημίνην  ημϊν  €ίρήνην  έπιχ£ίρή[σει 
μη^]ίμιät  μη!)€  μηχανή  ι  ίΐ]Ηομεν  και  ημ€Ϊς  [ές  β- 
acFjiXea^  έάν  hk  πολεμήι  προς  τινας  τών[ΐ>£  ή  πρά- 
τμ]ατά  τισι  παρέχηι  έπι  διαλύσει  της  €ΐρή[νη- 
ς]  εναντίον  τοϊς  "Ελληαιν  τοις  τήν^ε  [ποιήσασ- 
15  ιν]  Fj  αΧλος  τις  τών  έκ  της  έκε[ί|νου  χώρ[ας,  ημεϊς 
ιτάντε]ς  άΗίως  της  τ€  νυν  γΐγενημ^νης  €[ιρήνη- 
ς  και  τών  προγόνων  άμυνου]μ€ν  , 
Ιπ   der  ersten  Zeile   schiebt  F.,    um  Φ[ρ]υγ[ι  zu  gewinneiii 
in    die    Überlieferten   Zeichen   ΦΥΓ  ein  Ρ  ein;    die  Lesung  füllt 
bei  der  Stellung,  welche  die  BnchBtaben  in  Fourmonts  Abschrift 
einnehmen,  rechts  nicht  genau  die  Zeile  ;  sie  müselen,  da  nur  ein 
Iota    fehlen   βοΐΐ,   an   ihrem  äuasersten  Ende,  nicht  über  dem  28. 
bis  32,    Buchstaben  der  zweiten  Zeile   erscheinen;   in  seinem  Ab- 
druek  8,  233  hat  sie  Fränkel    auch   ein  wonig   gegen    Jas  Ende 
verschoben.    Sehr  unerfreulich  wirken  dann  die  gehäuften  Dative, 
wenn  auch  CIA,  IV  2,  Η  c  Z,  22  oi  τιρεσβΕίς    ol  παρά    ßadi- 
λ€ΐυς  Έβρυίΐέλμιοος  ήκοντες  τώι  δήμυϋΐ  tu>i  Άθηναίαιν  steht;  die 
Wendung   τά   οικεία   συμβάντβς    'nach  Vereinbarung    des  Geeig- 
neten    klingt  atdir  gekünstelt  und  scheint  mir  durch  die  Verweiee 
auf  Thukydidea  11  5,  G  ην  τι  £υμβαίνυϋσι^  IV  41,  1   μέχρι  ού  τι 
έυμβώσιν,  VIII  98,  3  τάλλα  Ευμβεβήκασι  nicht  ausreichend  ge- 
sttltKt;  nach  διαλέλυνται  wird  Founnonts  Lesung  ΤΛ Α   als  'Ver- 
sehen  für  ΛΤΑ  erklärt  und  ubgleich  auch  rouquevillc  auf  biaX^Xuv- 
ταΐΤ  folgen  läset,  ein  Κ  eingeschoben,  ein  gewaltthatiges  Vorgeben^ 
das  in  der  Umschrift  [κ]ατά  hurmlos    anasiebt;    schliesslich    eoll 
nnt  οπιυς  die  Antwort  in  einer  Form   beginnen,  die  im  Dentachen 
allenfalls  durch  Doppelpunkt  und  Anführungszeichen  verattindlieh 
werden  kann,  im  Griechischen  aber  anaserordentlich  auifunt;  um 
auszudrücken,  was  ihn  Fränkel  sagen  läset,  würde  der  Verfasser 
der  Erklärung  eine  ganz  andere  Satxbildung  gewählt  haben.     Die 
nächsten  Zeilen  5 — 7  scheinen  mit  den  kurzen   Ergänzungen,  die 
sie  gestatten,  in  Ordnung,     Die  von    mir   voreilig    übernommene 
Leeung  Z.  8  hat  Fränkel  mit  Recht  verworfen  und,  einem  Freunde 
fi*lgend,    einleuchtend   βα0ιλ€ΐ   hl  ovhiya  πολ6μον  οϊΐίασιν  δντα 
hergestellt,    was    Β,  Leonanloa    längst    erkannt    hatte.     Die    auf 
όντα   folgenden  Buchstaben   Π  Ρ  sind   nach   Fränkel   'jedenfalls  zu 
ändern',  obgleicli  auch   Pouqueville  als  ersten  Buchstaben  Π  gibt, 
and   zwar   in  KA;    *hier  am  verletzten  Rande    kann    ein  verwit- 
tertes und    unvollständiges  Kappa  ieicht  den  Schein  eines  Π  an- 


Γ)7β  Wilhelm 

nehmen  und  ein  Alpha,  wenn  man  eich  Α  erbalten  denkt,  den 
von  Rhü\  Auf  dieße  Weise  luKsen  eich  die  beliebigsten  Aen- 
derungen  erklären.  Die  zwei  Buchstaben  sind  richtig  tiberliefert 
und  beweiHcn,  dasK  die  Zeile  länger  war  aU  Fränkel  annimmt. 
Er  selbet  findet  es  nüthig  den  'in  monumentaler  Kürze  ausge- 
drückten Sinn'  folgendermaseen  zu  parapbraeiren.  'Die  Hellenen 
wiseen  ja  aber,  daee  der  König  mit  keinem  der  Yertragestaaten 
im  Kriege  steht.*  Hier  int  eingesetzt,  was  der  Satz  in  Frankelt 
Fupsung  vermiesen  lässt :  πρ[  ός  αυτούς,  ebenfalls  längst  von 
Leonardos  und  mir  gefunden.  In  Z.  9  f.  ist  τούς  ίχοντας  τήν 
γ€Τ€νημ€νην  ήμϊν  €ίρήνην  sehr  merkwürdig  gesagt;  έπιχβιρήσβι 
μηδεμιάι  μηοέ  μηχανήι,  wenn  sich  auch  diese  Ergänzung  bei 
der  vorausgesetzten  Zeilen  länge  aufdrängt,  aufTällig,  weil  neben 
anderen  bekannten  gleichbedeutenden  Formeln  wohl  beispiellos; 
εΕομεν  και  ημείς  ές  (so)  βασιλέα  (nämlich  είρήνην)  überaus  bart. 
In  den  nächsten  Zeilen  befremden  die  nackten  Tuivbc  und  τήνοε; 
dass  die  Ergänzung  des  Schlusssatzes  der  Erklärung  mit  der 
Ueberlieferung  unverträglich  ist  und  eine  nach  meinem  Gefühle 
sehr  peinliche  Wortstellung  ergibt,  ist  schon  beryorgeboben. 
Um  zusammenzufassen:  eine  befriedigende  Herstellung  ist  Fränkel 
auf  Grund  seiner  Voraussetzung  einer  Zeile  von  36  Stellen  nicht 
gelungen.  Nur  ein  trügerisches,  allerdings  merkwürdiges  Spiel 
des  Zufalls  erlaubt  in  einer  Reibe  von  Zeilen  kurze  unanstöesige 
Ergänzungen;  in  anderen  sind  Ergänzungen  nur  vermöge  gewalt- 
samer Aenderungen  der  Ueberlieferung  und  um  den  Preis  sprach- 
licher Härten  durchzuführen,  die  wenigstens  mein  Gefühl  aaeb 
einem  so  'knappen  und  herben  Urkuudenstil ,  wie  er  nach  Frän- 
kels  wiederholter  Versicherung  'offenkundig  angewendet'  ist,  nicht 
gestattet.  Da  Fränkels  Scharfsinn  und  Gelehrsamkeit  dafür  bürgt, 
dass  sein  Versuch  so  viel  Erfolg  aufzuweisen  hat,  als  ihm  unter 
der  gewählten  Voraussetzung  überhaupt  zukommen  kann,  ist  f^r 
mich  erwiesen,  dass  die  Annahme  so  kurzer  Zeilen  fehlgeht  nnd 
ich  im  Rechte  war  mit  längeren  zu  rechnen.  Ich  wiederhole 
nachstehend  meine  Herstellung  der  Zeilen  3  bis  17  der  Urkunde 
mit  den  Aenderungen,  die  sich  als  sicher  und  nothwendig  oder 
wahrscheinlich  ergeben  haben. 

5ηλ- 
ώσαι  hi  τώι  παρά  τ]ών  σατραπών  ήκοντι  bioti  ο\  [Έλληνες  πρ- 
εσβεύσ|αντες  προς   αλλήλους   όιαλίλυνται  τά  [οιάφορα  πρό- 
6  ς]  κοινή  ν  ειρήνη  ν  δπως  άπαλλαγε'ντες  του  π[ρός  αυτούς  πολ- 


Noehmda  die  Bundesurkunfle  au  Argot 


577 


€]μου  τάς    πόλεις   έκαστοι  τάς  αυτών  ώς  μ€τί[στας  και  €u- 

5αίμον- 
α]ς  ποιώσιν  καΐ  χρήσιμοι  μ€νωσι  τοις  φίλο[ις  και  Ισχυροί  * 
β)α0ιλεΐ  b£  ou^cva  ττόλεμον  οίοασιν  δντα  πρ[ός  αυτούς-  έάν  ο- 
υ]νήσυχίαν  έχηι  και  μή  συνβάλληι  τους  Έ[λληνας  μr\bk  τήν  ν- 
ιο υν|  τ^Τ^νημενην  ήμΐν  €Ίρήνην  ^ττιχεφή[ι  biaXociv  τεχνηι  μ- 
ηΐϊ]€μιάι  μr\hi  μηχανήι,  ίΞομεν  και  ημείς  [είρηνικώς  προς  β- 
ασίιλεα  *  έάν  bk  πολεμήι  ττρός  τινας  τών  [συσπόv^uJV  ήμΐν  f|  πρ- 
άγμίατά  τισι  παρ^χηι  im  6ιαλυσ€ΐ  της  €Ϊρή[νης  τήσδε?  t\  αυ- 
τός] εναντίον  τοϊς  Έλλησιν  τοις  τήν5€  [την  εϊρήνην  ποήσα- 
η  σιν]  ή  δλλος  τις  τών  ίκ  τής  έκενου  χώρ[ας,  άμυνούμεν  κοινήι 
πάντείς  ά£ίιυς  τής  τ€  νυν  γεγενημ^νης  ε[ίρήνης  και  ών  πρό  τ- 
ου έττράΕα]μ€ν. 

Nacb  Fiitnkel  war  "der  Goeandte  gewis»  nicht  mit  dem 
kahlen  δ  παρά  τών  σατραπαιν  ei nge führt,  sontlern  »ein  Name 
unri  seine  Eigenschaft  angegeben*'.  Seine  Eigenecliait  ist  ange- 
geben: es  steht  doch  τώι  παρά  τών  σατραπών  ήκοντι  da.  loh 
hatte  diese  Bezeichnung  eines  Bevollmächtigten  tut  bekannt  ge- 
halten, über  obendrein  auf  F.  Polandö  Diesertation  De  legationibüs 
Graecorum  publicis  p.  28  yerwiesen;  zu  der  Stelle  dee  γοη 
Aisehines  11  K:^  angeführten  Psepliisma:  άπο5ουναι  τούς  δρκους 
Φιλίττπιυι  μετά  τών  άλλων  συμμάχων  τον  ήκοντα  πάρα  Κερσε- 
βλετττου  mag  jetjtt  noch  CIA.  IV  2,  lllh  Ζ.  15  Ιπαινέσαι  bk 
και  τον  ήκοντα  έκ  Τενέδου  και  καλεσαι  κτλ.  und  IV  2^  llOb 
Ζ.  15  καλεσαι  δε  τόν  ήκοντα  παρά  [Ίατροκλε'ους?  ίπ]ι  Ε^νια 
verglichen  werden.  Der  Name  kann»  da  die  Eigenschaft  den 
Mann  nnzweidentig  kennzeichnet,  wie  in  diesen  und  anderen  Ur- 
kunden fehlen. 

Meine  Lesung  biOTi  hat  Frank el  betondere  lebhaft  he- 
etritten«  Die  von  mir  für  biOTi  angeführten  Beispiele  einti  bie 
auf  Aiscliines  II  55.  welche  Stelle  aber  gewiss  jünger  ist  ale 
aneere  Urkunde»  unglücklich  gewählt  .  Dies  eine  tieispiel,  dae 
Fränkel  gelten  lässt,  steht  aber  in  einer  Rede,  die,  im  Jahre  343 
gehalten,  neuniehn  Jahre  jünger  ist  ate  die  Urkunde  nach  meiner 
Bestimmung:  wie  vermag  Fränkel  im  Jahre  1901  n,  Chr*  zu 
beweisen,  das«,  was  er  für  343  v.  Chr,  anerkennt,  nicht  schon  362 
möglich  war?  Der  ionistdien  Prosa  war  biOTi  vertraut.  In  der 
Schrift  vom  Staat  der  Athener  III  3  hat  Kirch  hoff  biOTi  beseitigt^ 
der  letzte  Herausgeber  behält  es  bei.  Statt  nur  auf  die  Stelle 
aus  leokrates  Panegyrikoe  IV  48,  die  Fränkel  mit  einem  Aus- 
druck^  der   nicht    auf   volle    üeberzeugung    schHessen    lüsHt,    als 

ßhelu.  Mu«.  t  PhllgL  N.  F.  l^VI.  d7 


678 


Wilheh 


{ 


'doch  ungiftublich  verwirft,  Imtte  icb  noch  auf  tlrei  andere:  XVfU 
1  (um  399),  XVI  4  3(om  397),  XIV  23  (372)  verweieen  sollen,  Me 
au»  Heden,  die  älter  aU  die  Inschrift  »ind«  Die  Wahl  von  bion  er- 
klärte ich  durch  die  Kücksieht  auf  den  »onst,  *  soweit  es  ohne  Zwan^ 
geschehen  konnte \  vermiedenen  Hiatuf«  Dem  hält  Fränkel 
g^gtn^  ich  theilte  meinem  Concipienten  mit  den  Woiten,  die  ich 
unmittelbar  folgen  laeee,  o\  Έλληνες  ^gleich  zwei  andere  Hiatt 
zu.  Ich  glauhte  Druckerech würze  sparen  und  mich  tur  in  An- 
gelegenheiten dpg  HiatüB  zufällitf  weniger  unterrichtete  Leser  mit 
einem  von  Fränkel  nicht  beachteten  Verweiße  auf  Bla«e'  Ge- 
Bchiclite  der  attischen  Berednamkeit  IJ  141  W.  nnd  G.  Kaihel« 
ünterRurhyngen  über  Stil  und  Text  der  TToXireia  ^Αθηναίων  S.  10 
begnügen  zu  können;  bo  sei  denn  ausrirticklirh  geeagt»  desi  το- 
califich  Rchliersende  Formen  »jee  Ariikelf«,  wie  hier,  ή  (Ζ.  ih\ 
ÖTi  (also  auch  biOTi)  vor  vocalifich  anlautenden  Worten  ale  an* 
anaLöfieig  gelten  und  *man  ee  nicht  ale  fehlerhaften  Hintoe  an- 
sehen darf»  wenn  «wischen  vocaliechem  Auelant  und  vocalitckem 
Anlaut  der  grammatische  Hatz  oder  da»  rhetoriitche Kolon  «ehlieiiStJ  Μ 

Der  Vorwurf,  mit  πρ€0β£ύ0αντ€ς  werde  *etwae  neben-  ■ 
ßächlichea  und  pelhetveretändlicheit  hervorgehoben*  ist  seltsam 
von  Seite  eines  Kritiker«,  der  hieb  nicht  scheut  Z,  19  Ttcpl  χώρας 
ας  ομφιλλ€γοντ[^ς  τίνες  ΐ)ΐαφ^ρουαι]ν  xu  eri;:änzen  —  obendrein 
mit  einem  Sprachfehler;  niüsete  es  doch  ϊϊΐαφίρονται  heiaeem 
AIb  ob  nicht  auch  in  den  uns  sonRt  erhaltenen  Urkunden  aüer- 
hand  nebeneächliches  und  eelbetverstiindlicbe»,  oder  waa  Abaicht 
dafür  auBireben  mag,  stünde»  so,  um  heran»zogreifen,  was  der 
Zufall  ^^Ibt,  CIA.  IV  2,  50b  Z,  20  όμόσαι  bk  και  τους  πρέσβεις 
τους  τών  Θετταλών  εν  τήι  βουλήι  τους  ^πώημοΟντας  *Αθή- 
νηαιν,  wo  dücli  gnnz  klar  wäre,  auch  ohne  τους  L  Ά.,  dass  die 
anwesenden  öesandten   gemeint  pind. 

I>aB8  iib,  auf  Grund  der  Ueberlieferung,  die  nach  6ιαλ^* 
λυνται  TAA  verzeichnet,  τά  ά[μφΐλοτα  oder  τά  [διάφορα  vor- 
schlug, beanstaufiet  Fränkel,  Ma  mit  dem  blossen  biaX^ 
λυνται  dasselbe  ausgedrückt  wird*.  Zufallig  ist  ein  i^olchei 
'  Füllser  auch  ataderswo  gerade  bei  diesem  Worte  nach^n 
weisen.  Isokratfe^  mit  dessen  Redeweise  unsere  Urkunde  dii 
grÖBste  Aebnlichkeit  aiifweiBt,  cagt  V  9:  πλην  εΐ  60Εεΐ€  ταίζ 
πόλε  σι  ταις  μεγίσταις  διαλύσαμε  ναις  τά  προς  0φας  αύτάς  είς 
τήν  *Α(Τΐαν  τον  πόλεμον  έίενεγκεΐν.  Ebenso  ist  der  Zusatz  προς 
αυτούς  zu  του  —  πολέμου,  der  Fränkel  wieder  ein  Füllsel  scheint, 
berechtigt,   weil    Nachdruck   daranf   liegt»   dass    die  Griechen    der 


I 
I 


rf 


NochmalE  die  ßandesurkynde  άμε  Argon 


579 


Ρ 


gegenseitigen  Kriege  Ifidig  sein  wollen.  Die  Ergänzung  και 
€ύ6αιμον€στάτας  na(!h  ώς  μ€γί(Ττας  in  Ζ.  6  theilte,  wie  ich 
eelbet  genugsam  hervorgelioben  liabe,  der  Zeile  viel  melir  Bucli' 
Btaben  zu  als  ihr  höh  st.  zu  kommen.  Von  Superlativen  dürfte  nur 
άρί(ΐτ]ας  in  einer  Zeile  von  4t>  Stellen  Platz  finden:  doch  würde 
ich  nur,  wenn  ich  eine  Stelle  aufzuzeigen  hätte,  in  der  das  Wort 
in  ähnlichem  Zuwammeiihange  steht,  es  hier  einzufietzen  wagen. 
Ich  gestand  duker,  aucb  an  tu'  oder  μεθ'  ομονοίας  gedacht  zu 
haben:  die»  wäre  nach  Fninkel  *  neben  biaXiXuvrai  ale  lästige 
Tautologie  unmöglich  ,  Ich  kann  nur  verwundert  fragen^  wie- 
so es  eine  unmögliche  Tautologie  iet  zu  »agen:  die  Griechen 
habeii  Ihre  Htreitigkeiten  beigelegt  zum  Zwecke  allgemeinen  Frie- 
de η  s,  nm  des  wechfielseitigen  Krieges  ledig  Macht  und  Wohlfahrt 
ilirer  Siiidte  in  Kintracbt  nach  Möglichkeit  zu  fördern.  Ist  aber 
die  Lücke  durch  ein  zweites  Adjectivum  zu  füllen,  io  glaube 
ich  jetzt  mit  einem  Pasitive  mich  begnügen  zu  können:  nach 
leokratee  III  20  ώς  μεγίίστας  και  6ϋ5αίμΌν]ας  (49  Stellen)  oder 
nach  Lysias  XXVHI  14  και  έλευθφ]ας  (48  Stellen),  Eine  In- 
schrift aus  MaÜoF,  jetzt  im  Louvre  (Froehner,  InBcr.  gr.  87)  ver- 
bindet  Superlativ  und  Positiv:  τάς  καλλίστας  και  έττιφαν€Ϊς 
άτΓθ5€ί££ΐς  πεττοημένον;  BeiBpiele  aus  Schriftstellern  sammeln 
Kühner-Gerth,  Α  usf.  Gramm,  ^  U  24.  Zu  χρήσιμοι  sei  noch  auf 
isokrates  V  102  verwiesen:  ώστ'  έκ6ίνψ  μέν  μη^έν  €ίναι  του- 
TUüv  τών  εθνών  χρή0ιμον. 

Nach  κρός  αυτούς  mag  man  zunächst  zweifeln,  ob  mit  και 
έάν  oder  έάν  ούν  fortgefahren  ist :  beide  Lesungen  ergeben 
47  Stellen.  Für  ouv  entscheidet  die  Copie  der  Originalabschrift 
FourmontB,  die  ich  kürzlich  in  Paris  einsehen  konnte,  Sie  ver- 
zeichnet Z.  9  .  .  ""ΝΕΣΥΧΙΑΝ,  nicht  wie  das  CIG.  den  oberen 
Tbeil  einea  senkrechten  Striche»,  gibt  auch  Z.  12  richtig  ΊΛΕΑ, 
wo  das  Corpus  irrig  IIAEA  hat,  und  Z.  11  in  έΕομεν  als  ersten 
Bttchstaben  E,  nicht  L  Verschrieben  ist  Z.  10  rErENHAf^NHN. 
Bemerkenswerth  ist  die  Bemerkung:  *  hoc  frg  fuit  repertnm  in 
hortis  τοΟ  Cara  Moupbti*,  Statt  ϊ£ομ€ν  και  ήμεϊς  [ήσυχίαν  τα 
ττρός  βασιλ€α  ziehe  ich  jetzt  €ΐρηνικώς  τιρός  βασιλίδα  vor  und 
vergleiche  Isokrates  V  46  €Ϊτ'  €ΐρηνικώς  eite  ττολεμικώς  α\ 
πόλ€ΐς  αύται  προς  άλλήλας  ίχουσιν;  ττολεμικώς  ?χ€ΐν  auch  IV 
138.  158.  Fränkels  Einwand  gegen  ήμΐν  Ζ.  12  verstehe  ich 
nicht  Doch  hin  ich  geneigt  statt  τών  ένσπόνίϊων  ήμΐν  nach 
Leonardos"  Vorschlag  συίΐπόνίϊΐυν  zu  schreiben,  wenn  auch 
dies  Wort    bisher    nur    aus    Dichtern    belegt    scheint.     Irrig    ist 


Γ>80  Wilhelm 

wieieruni  die  Iiebauptuii•:.  ή  αυτός,  wie  ich  mit  Rückeicht  aof 
ή  δλλος  τις  ergänzte.  Rei  'an  nnzulässiger  Stelle  eingeeetzt,  da 
die  zu  beidtrn  Gliedern  der  l>iRJanctioD  gehörige  Bestimmang 
εναντίον  τοις  'Έλλησιν  κτλ.  an  αυτός  angeechloneen  nur  η 
diesem  einen  Subjekte  bezogen  wird;  ή  αυτός  wäre  in  Z.  15 
vor  ή  δλλος  τις  geRtellt  worden/  Fränkel  verkennt  eine  ganz 
gewöhnliche  Spraoberecheinung,  deren  Reiz  knnstroäeeige  Prota 
wohl  zu  benutzen  weiRn;  ich  schlage  zoHillig  Piatone  Gesetze 
auf  XII  941  d:  Ecvov  μέν  bx]  τών  οημοσίιυν  ή  οουλον  dv  τις 
τι  κλέπτοντα  ίν  οικαστηρίψ  έλη;  vermuthlich  fehlt  es  darüber 
nicht  an  Sammlungen,  wenn  ich  auch  in  Athen,  wo  für  gram- 
matische Untersuchungen  die  Bibliotheken  ganz  im  Stiche  lassen, 
mit  dem  Suchen  nicht  meine  Zeit  verlieren  kann. 

AIh  zweites  Glied  nach  άΕίιυς  τής  Τ€  νυν  Τ€Τ€νημένης 
εΙρήνης  ergänze  ich,  da  nach  Pouqnevilles  Abschrift  der  Satz 
mit  -μ6ν  schliesRt:  και  ών  προ  του  έπράξα]μ€ν  oder  π€ΤΓράχα]- 
μ€ν.  Er  würden  Bonach  vor  μβν  8  Buchstaben  fehlen:  eine  Zahl, 
die  mit  der  Anordnung  der  Zeilenanfänge  in  Pouqnevilles  Ab- 
schrift wohl  zu   vereinen  ist. 

In  zelin  von  vierzehn  Zeilen  (3  bis  5,  9,  11  bie  15)  er- 
geben diese  Krifäiizungen  46  Stellen;  47  fordert  Z.  7,  nnd  so- 
ferne  in  έκένου  dan  Jota  als  übersehen  gilt,  Z.  15,  auch  Z.  4, 
wenn  Ktatt  τά  [όιάφορα  bevorzugt  würde  τά  [άμφίλογα;  48  Buch- 
staben zählt  Z.  10.  40  Z.  0.  Auch  diese  Zeile  erhielte  46,  wenn 
statt  €ύ6αίμον]ας  einfach  άρίστ|ας  eingesetzt  wurde;  vielleicht 
findet  Rieh  eine  Stelle,  das  Wort  in  diesem  Zusammenhange  zu 
rechtfertigen.  Die  anderen  Ueberschreitungen  Hessen  sich  durch 
Einführung  älterer  Schreibweise  beseitigen  oder  vermindern  (in 
Z.  7  αυτός,  in  Z.  10  οιαλύεν);  doch  steht  έκένου,  weil  vereinzelt, 
nicht  völlig  sicher.  Indess  bedarf  es  dieser  Versache  nicht. 
Auch  so  ist  das  Krgebniss  an  sich  befriedigend  und  ausreichend 
zur  Bestätigung  der  von  mir  vorausgesetzten  Zeilenlänge.  Die 
beträchtlichen  Ueberschreitungen,  die  meine  frühere  Lesung  an 
zwei  Stellen  zeigte,  ήηά  verschwunden.  Mit  Recht  hat  Fränkel 
an  ihnen  Anstoss  genommen.  Auch  ich  hatte  mir  and  meinen 
Lesern  ihre  Bedenklichkeit  nicht  verhehlt,  aber  in  der  nun  er- 
füllten Hoffnung,  sie  eines  Tages  beseitigt  zu  sehen,  bezüglich 
der  Zeilenlänge  an  der  Ueberzeugung  festgehalten,  die  mir  die 
übrigen  sinn-  und  sprachgemässen  Ergänzungen  aufdrängten.  In 
der  Darstellung  der  Vorgeschichte  meiner  Λ-eröifentlichnng  wirft 
mir  nun  Fränkel  vor,   die  Lösung   eines  Problems    angezeigt   zo 


Noohmalfl  die  Biiadesurkuade  aus  Argoa 


581 


haben»  'ehe  sie  in  einer  für  die  Veröffentlicbung  reifen  Weine 
vollendet'  war,  und  meinem  Versprechen,  in  der  Herstellung  eine 
bestimmte  Slellenzahl  durebznfiibreUj  nicbt  nacbi^ekoinmen  zu 
»ein.  Zwiechen  der  Ankündigung,  die  weBentlicb  der  Wuoeoli 
veranlasste,  Fourmout  vom  Verdachte  der  Fälschung  einer  eg  be- 
deutßiimen  Urkunde  zu  befreien,  und  der  Veraffentlicbung  liegen 
drei  Jahre.  Die  Herstellung,  die  ich  zur  Zeit  jener  Ankündi- 
gung mit  Recht  für  in  der  Haupteache  gesichert  hielt,  war  für 
die  Veröffentlichung  mindestene  so  reif,  ale  die  zwei  Versuche, 
die  i»un  durch  den  Ilerauflgeber  der  peloponne«iHchen  Inschriften 
Corpus  verewigt  sind ;  dennach  hielt  ich  sie  nicht  für  mitthei- 
lenswerlh,  so  lange  die  geschichtliche  Bedeutung  der  Urkunde 
nicht  klar  gestellt  war.  Um  so  leichter  wäre  es  mir  gewesen ^ 
Fränkel,  der  bezüglir:b  geacliicbtlicben  Veretändnieees  an  den 
Herausgeber  einer  Urkunde  hescheidenere  Anforderungen  »tellt^ 
aus  der  8.  239  geschilderten  Nothlage  zu  befreien  und  ihm  auf 
eine  Aufrage  hin,  die  der  Brauch  und  unsere  Beziehungen 
gestatteten,  meine  Herstellung  vorzulegen«  Ein  Anlaes  da^su  ist 
mir  nicht  geboten  worden,  Ale  dann  nach  langem  Bemühen 
durch  veränderte  Auffassung  der  Erklärung  die  geechicbtliche 
Deutung  der  Urkunde  gelang  und  zu  der  versprochenen  Ver- 
öffentlichung anregte,  machten  in  dieser  einige  sachlich  belang- 
lose Ergänzungen  neuen  oder  früher  verworfenen  Einfällen,  die, 
mit  Reckt  oder  Unrecht,  sich  sprachlich  zu  empfehlen  ecbieiien, 
Platz  und  an  einer  entscheidenden  Stelle  trat  für  die  Lesung, 
mit  der  icb  mich  bis  dahin  verlegen  abgefunden  hatte,  während 
der  Drucklegung  in  letzter  Stunde  unter  Umständen,  die  ruhige 
Prüfung  nicht  gewährten,  ein  fremder  Vorsehlag  voreilig  aufge- 
nommen ein.  Gleichzeitig  veranlasste  mich  ein  ausd  rück  lieb  er 
Wunsch  der  Redaction,  entgegen  der  ursprünglichen  Fassung  des 
Mannscriptes  und  meinen  früheren  Verheissungen  die  οτοΐχη6όν- 
Ordnung  der  Inschrift  angesiebte  der  geänderten  Sachlage  nur 
alfl  Möglichkeit  zu  bezeichnen,  und  dazu  habe  ich  mich  um  so 
eber  bequemt,  als  icb  die  Ueberzengung  tbeilen  musste,  daas 
eine  Herstellung^  die  hoffen  darf  im  Wesentlichen  sprachlioh 
Ricbtiges  und  gescbicbtlich  Verständliches  gefunden  zu  haben, 
es  nicht  nöthig  bat  eine  letsste  recbiiungsmässige  Bestätigung  zu 
er«wingen,  mag  es  auch  noch  so  erfreulich  sein,  wenn  sich  eine 
solche  durch  völlig  gleiche  Zahl  der  Buchstaben  in  allen  Zeilen 
von  selbst  ergibt.  Auf  diesem  Standpunkte  stehe  ich  denn  auch 
beute  und  glaube  nifdit,   dass  eine  sinn-  und  spracbgerechte  Er- 


5β2 


ΊΙΙιοΙηι 


gänznng,  die  eine  oder  mehrere  Htellen  über  cIas  eoneti^ 
fordert,  einer  wenii^er  befriedi^fenden,  aber  der  vorauH^ei 
Zahl  genügenden  Ergiinznrig  ohne  Weiteree  zu  weiche«  bat,  tio4 
dftfte  eine  Bonst  überzengende  Herstellung  der  Urkunde  an  GUab- 
Würdigkeit  verlieren  würde,  wenn  sie  »ur  Annabme  nötbigte, 
der  Stein  eei  nicht  (ΓΓθΐχηϊ>όν  beschrieben  gewesen;  ee  genügt, 
daee  die  Zeilen  nahezu  dieselbe  Bucbetabenzaht  aufweisen.  Ein 
Schwanken  der  Buchstnbenzahl  und  pelh«t  gröeeere  üeber- 
achreitungen  Rind  indee§en  mit  der  ατoιχηbόV'Ordnung  nicht  m 
unvereinbar,  wie  Fr'änkel  um  S.  2S6  glauben  machen  will.  I« 
dieRer  Hineicbt  »ind  Zueanimen^tellungen  aue  attifichen  Urkundea 
lehrreich.  Nicht  eelteu  sind  einsselue  Worte  oder  Silben,  tn  der 
Vorzeichnung  üheraehen,  über  der  Zeile  ader  gedringt  in  der  Zette 
nachgetragen  worden,  mit  Tilgung,  falle  irrig  Vorgezeichuetee  be- 
reite eingehaucn  war*  So  atelil  CIA.  II  17  Z,  44  f.  άπο6ό  <^uber 
der  Zeile:  μενοι  OTrobo)vTUJv;  ein  Name  iat  über  der  Zeile  nacV 
getragen  II  i  10.  II  62  sieben  26  Buchstaben  an  Stelle  von  li; 
statt  ^boSev  τήι  βολήι  και  τώι  ίΐήμυυι  wird  urRprünglich  IboEcv  τήι 
βολήι  »der  τώι  5ήμωι  allein  hcebBichtigt  gewesen  aein*  IV  %  173  b 
Z.  1 1  stehen  15  Buchet aben  auf  dem  Raum  von  10;  vor  έττ€ΐϊ)ή  wird 
clirev  ausgefallen  und  dann  nachgetragen  «ein.  11  lüG  linden  »ich 
11  Buchfitaben  auf  dem  Raum  von  7,  il  230b  Z.  4  21  auf  den 
von  11.  In  diesen  Fällen  sind  enmtliche  Versehen,  deren  Ver- 
anlasBung  uhb  oft  noch  kenntlich  iet,  berichtigt  worden.  Von 
eokhen  Versehen  abgegeben,  aind  kleine  willkürliche  Störungen 
der  στοιχη^όν- Ordnung  aber  selbst  in  Sorgfalt  ig  gee  ehr  »ebenen 
Urkunden  bester  Zeit  nicht  Bclten,  und  nicht  immer  iat  et  Iota, 
dae^  flieh  zwiachen  andere  Zeichen  eindrängt,  oft  wiederholt  in  einer 
Zeile  wie  dreimal  IV  2,  104a  Z.  6ίϊ,  sondern  auch  andere  Buch- 
Btaben.  Dafür  zu  sammeln  wäre  nicht  der  Mühe  werth.  leb  be- 
schränke mich  daher  darauf»  zwei  Urkunden  namhaft  zu  maoheu» 
die  zeigen,  wie  wenig  Fränkels  Behauptung  zutrifft,  'fortlaufende, 
znmal  öffentliche  Urkunden,  die  so  schlecht  geechriebeu  eiad. 
daea  ihre  Zeilen*  so  erheblich  ach  wanken,  wie  einige  meiner 
Lesung^^n  %'üraotiftet2ten,  gab  es  'in  der  Zeit  unserer  lutichrift 
überhaupt  schwerlich  ,  In  wie  weit  die  Beschriinkung  auf  die 
Zeit  unserer  Insclirift  beweist,  bleibe  dalnngestellt;  Versehenj 
Flüchtigkeiten^  rnregelmässigkeiten  finden  »ich  auf  Steinen  aller 
Zeiten,  auch  der  besten*  Die  Inacbrift  der  Demotluniden,  aua 
dem  Jahre  396/5  v.  Chr.,  Π  und  IV  2,  841h  eetiit  in  Z.  2  der 
Vorderseite  den   Kamen   Θεόδωρος  auf  den   Raum  von   6  Stellen. 


No  eil  mal  β  die  Bundeaurkunde  aua  Argoe 


5S8 


Z,  19,  20.  22.  30  zeigen  je  einen  Bucliataben  mebr  als  die 
übrigen;  auf  der  RückBeite  zählen  Z.  14,  22.  42.  46.  48  statt 
aO  Buchstaben  31,  Z.  10  32  und  Z.  16  gar  37.  Die  grosse 
Stele  mit  BeschlüBsen  zu  Ehren  des  Herak leides  von  Salamis 
IV  2,  179  b  aus  dem  Jahre  325/4  v,  Chr.  darf  als  sorgfältig 
beeohrieben  gelten;  und  doch  zeigen,  nicht  nur  Z.  15,  16  und  51 
je  einen  Buchstaben  mehr  als  ihnen  zukoniint,  sondern  nicht 
weniger  als  Bieben  Zeilen  ganz  beträcljtlicLe  Ueberschreitungen. 
Ke  stehen  nämlich  gleich  in  Z.  4  27  Buchstaben  auf  dem  Räume 
von  19;  vermuthlich  Imtte  in  τετάρτης  τετάρτηι  καΐ  τρια- 
κοστή ι  die  Vorzeichnung  τβτάρτηι  einmal  übereehen.  Also  47 
Buchstaben  in  der  Zeile  statt  der  zu  erwartenden  39.  Sodann  Z.  35 
zu  Ende  21  Buchstaben  auf  dem  Baume  von  16,  also  46  statt  39, 
Z.  42  zu  Ende  der  Zeile  11  auf  dem  Räume  von  6;  also  44 
statt  39.  Zu  Anfang  der  nächsttm  Zeile  U  auf  dem  Räume  von 
7;  also  43  statt  Ii9.  Z.  55  in  der  Mitte  16  auf  dem  Räume 
von  11;  also  44  statt  39,  Schlieselich  Z.  64  zu  Ende  45  auf 
dem  Baume  von  25,  ein  UeberschuBs  von  20  Buchstaben,  und  zu 
Anfang  der  Zeile  65  nochmaie  13  auf  dem  Räume  von  8  Buch- 
staben. Z.  61  dagegen  hat  in  Folge  irriger  Wiederholung  von 
fünf  dann  getilgten  Buclistaben  nur  34.  Dass  ferner  in  sonst 
gut  geschriebenen  Urkunden  am  Ende  von  Zeilen  Häufungen  von 
Buchstaben  eintreten,  zeigt  Π  332:  von  Z.  30  an  stehen  vier 
und  fünf  Buchstabe ii  auf  dem  Rannte  von  dreien;  auch  ist  von 
Z.  18  an,  Λτίβ  in  IV  2,  318c  von  Z,  11  an,  durch  einen  Ein- 
schob in  der  Mitte  ein  bleibendes  Mehr  von  je  einer  Stelle  ge- 
schaffen. Doch  genug»  Somit  werden  einzelne,  selbst  betriicht- 
liehe  Ueberscbreitungen  der  regelmässigen  Stellenzahl  in  Ergän- 
zungen, so  ungerne  man  sich  zu  ihrer  Annahme  entschliessen 
wird,  doch  nicht  immer  und  unbedingt  'das  äuseerste  Bedenken 
erwecken  dürfen',  das  Fränkel  bei  ihnen  empfindet»  Doch  haben 
wir  mit  betrüchtlichen  üeberschreitungen  der  berichiigteD  Lesung 
nach  überhaupt  nicht  mehr  zu  rechnen ;  dass  in  dieser  einige 
Zeilen  einen  oder  zwei  oder  selbst  drei  Buchstaben  mehr  zeigen 
als  die  übrigen,  ist  vollends  unanstössig.  Freilich  bleibt,  dass 
die  Inschrift  wirklich  ατοιχηϊϊόν  geschrieben  gewesen  sei,  den 
Umständen  nach  immer  Vermuthung;  für  sie  oder  gegen  sie  be- 
weisen konnte  nur  die  Wiederentdeckung  des  Steine«  oder  allen• 
falls  iler  Originalabschrift  Fourmonts.  Leider  habe  ich  diese  in 
seinen  Papieren  nicht  gefunden :  die  Copie,  auf  der  unsere  Kcnn- 
hIbs  beruht,    gibt  die  Inschrift   nicht  ατοιχηδόν.     Aber  auch  die 


584  Wilhelm 

ln8chriftClA.  II  572  etecheint  in  der  Copie,  die  bieher  allein  benutz 
ward,  nicht  (Ττοιχη^όν,  weil  die  ihr  zu  Grunde  liegende  Abschrift 
Fourmonte  auf  Wiedergabe  der  (ΙτοιχηΙ>όν• Ordnung  verzichtet;  eine 
andere  unverwerthete  Abschrift  Fourmonte  hat  nie  sorgfältigst 
zum  Ausdruck  gebracht. 

£b  erübrigt  ein  Wort  über  die  ersten  und  die  letzten  Zeilen 
der  Inschrift.  In  den  ersten  erwartet  Frftnkel,  da  'zweifellos  der  Be- 
ginn der  hellenischen  Erklärung  vorliegt,  durchaus  das  Prooemium' 
und  glaubt  nur  eine  Zeile  verloren.  Einen  zwingenden  Grund  für 
diese  Annahme  kann  ich  nicht  entdecken.  Es  ist  richtig,  dass  wir 
den  Beginn  der  Erklärung  haben.  Aber  warum  sollen  dieser  in 
der  Urkunde  nicht  andere,  gemeinsame  Angelegenheiten  der 
Bundesmitglieder  betreffende  Abmachungen  vorhergehen  ?  Dass 
die  Copie  von  Fourmonts  Abschrift  den  Stein  als  Basis,  mit  Pro- 
ßlen  oben  und  unten  so  darstellt,  dass  Z.  1  die  zweite  der  In- 
schrift scheint,  beweist  nichts,  da  solche  Ausschmückung,  wie 
A.  Conze  Arch.  Anz.  1896  S.  38  an  einem  anderen  Denkmale 
gezeigt  hat,  willkürliche  Zuthat  zu  Fourmonts  Zeichnung  zu  sein 
pflegt;  übrigens  ist  es  für  die  Vermuthung,  welche  ich  über  die 
ersten  beiden  erhaltenen  Zeilen  geäussert  habe,  gleichgiltig,  ob  ihnen 
ursprünglich  nur  eine  oder  mehrere  verlorene  vorhergingen. 

Dass  mit  Z.  18  eine  neue  Urkunde  beginnt,  steht  nun  durch 
Pouquevilles  Zeugniss  fest.  Eine  Ergänzung  vermag  ich  bei  der 
Grösse  der  Lücken  nicht  vorzulegen.  Fränkels  Lesung  ΈδθΕ€ν]* 
τοις  1>ικασταϊς  τοις  άττό  τών  [πόλεων  έφιίναι  π€ρΙ]  χώρας  άς 
άμφιλλίγοντ(ίς  τίνες  1>ιαφ€ρουσι]ν  έπι  τούτοις  6ιην[€κές  κρί- 
νειν  ist  weder  griechich  noch  sachlich  verständlich.  Ich  zweifle 
nunmehr,  ob  es  angeht  die  dorischen  Formen  in  Z.  19  zu  beseitigen. 
Denn  wahrscheinlich  ist  dieser  Zusatz,  wie  von  der  übrigen  Ur- 
kunde getrennt  eingezeichnet,  so  auch  unabhängig  von  dieser 
entstanden,  nicht  auf  gemeinsame  Angelegenheiten  des  Bundes,  son- 
dern besondere  Angelegenheiten  der  Argeier  bezüglich,  daher  auch 
in  argeischem  Dialekt  abgefasst.  Es  ist  also  gerathen  χώρας  δς 
άμφιλλέτοντ[ι  zu  belassen.  Fränkels  Behauptung,  in  meiner  frü- 
heren Lesung,  die  im  Glauben  an  die  Einheitlichkeit  der  Inschrift 
die  dorische  Form  nicht  gelten  Hess,  sei  das  Imperfectum  άμς>έλ• 
λεγον 'recht  unwahrscheinlich',  wird  durch  die  von  mir  angeführte 
Inschrift  aus  Epidauros  widerlegt.  Findet  er  ferner:  ^Jedenfalls 
nicht  beifallwürdig  ist  die  von  Wilhelm  aufgestellte  Möglichkeit, 
dass  die  Querstriche  des  Epsilon  nicht  eingemeisselt  gewesen 
wären,    so  kann   ich  nur  versichern,    dass    mir  meine  Erfahrung 


Kochmak  die  ßundeturkyndt?  aue  Argos 


5Θ5 


fliese  Mo ^Uflbkeit  zu  behaupten  erlaubte.  Zu  ij^n  von  mir  S.  147 
atlg'eflilirteTi  Beiftpielen  sei  noch  du*  Grabf»chrifl•  CIA.  Π  3111  gefü^it, 
ifi  der  zu  Anfsin^  zweimal  einfach  I  Btatt  Ε  eijig'ehaiieTJ  ist,  In- 
desH  haben  wir  mit  diewer  * Mii^lichkeit  nacli  der  ErkenntiiiBR, 
dftBfi  die  iiberlieferte  Lesung  oline  Aenrlerung  beizubehntten  iHt, 
nicht  mehr  zu  rechnen.  Unter  der  letzten  Zeile  21  αντας  zeigt 
die  Copie  freien   Raum. 

Verwnhren  muse  ich  mich  HchlieRsUeb  gegen  die  Art,  in 
der  Frünkel  den  Leeern  de»  Rheioiechen  MuBeume  über  die  ge- 
echiehtlichen  Ergebni«8e  meiner  Untereiichung,  die  er  übriii^enfl 
auRdriicklich  ak  eorgfältig  und  eindriTiglitrh  anerkennt^  berichtet 
hat.  Er  Bitgl  S.  245:  'Wilhelm  »chlHgt,  indetn  er  Schäfer»  frü- 
heren AuBatz  zweifelnd  aufnimmt,  daneben  noch  einen  neaeu 
vor:  '*die  Urkunde  kann  nur  auf  den  von  Diodor  allein  berichteten, 
angeblich  vom  Pereerkönig  veraniaesten  Frieden  de«  Jahre«  38 6/ ."i 
bezoi^en  werden  oder  angeBiehte  der  gegen  diese  Ueberlieferung 
vorliegenden  Bedenken,  wabriacheinlieher  auf  uen  Frieden  nach  der 
Schlacht  von  Mantineia".  Ich  bin  hei  dieRer  da»  echüeBsliche 
Ergebnis«  im  Gange  der  Erörterung  lediglicli  vorbereitenden  Alter- 
native nieht  »teilen  geblieben.  Die  Beziehung  auf  daR  Jahr30*i/h 
die  bereit»  in  dieeeni  Satze  nach  drück  lieh  genug  aU  die  wahr- 
ficheinlichere  bezeichnet  ifit^  habe  ich  aiif  den  folgende  ο  Seiten 
unter  erneuter  Ablehnung  anderer  Ansätze  begründet  und  S,  161 
mit  den  Worten  empfohlen;  'Die  Erkliiru  η  g  ist  eine  Antwort 
der  Hellenen  auf  ein  AnHinneti  der  Satrapen  »ich  mit 
ihnen  auf  ein  Unternehmen  gegen  den  Perser könig  ein- 
zulftRBen.  Gerade  im  Jahre  it6i?/l  empörten  sich  —  g^gen 
den  Pertierkönig  nicht  nur  TachoR»  der  König  von  Aegypten,  «on 
dem  auch  die  griechischen  Städte  Kleinaniens,  die  Lakedai monier, 
die  Satrapen  usw.  και  σχεδόν  πάντ€ς  οι  παραθαλάττιοι;  es 
i  8  ι  d  i  e  Ζ  e  i  t  des  «  ο  g  e  η  a  η  η  t  e  η  grossen  Α  u  f  β  t  a  η  d  e  β  "d  er  Sa- 
trapen". Nnr  die  La  kedai  monier  unt  er  Rtützt  en  die  Er- 
hebung der  Aegyptier;  eie  allein  hatten  auch  keinen 
Antheil  an  der  κοινή  ειρήνη  der  Grieehen  naeb  der 
Schlacht  von  Mantineia.  So  entspricht  die  damalige 
Lage  dnrchauB  den  V oraueee tznngen  der  dem  Geeand- 
t  c η  'der  Satrapen'  g e  ge  η ü  b e r  a b g e g e  b e η e η  Ε r k  1  ar u η g. 
Ke  int  mir  also  niiht  eingefallen  Schäfere  früheren  Ansatz  zwei- 
felnd anfzunebmen  nnd  danchen  noch  einen  neyen  vorzuRch lagen . 
Meine  UnteriiuehQng  eehlieeet  vielmehr  mit  einem  ganz  bestimmten 
Ergebnips  auf  Grnnd  einer  neuen  und  mir  eigenen  Auffa^Rnng 
der  Urkunde.  Dieee  glaubt  Fränkel  allerdings  mit  der  Bemerkung 
bcseiligen  viu  können^  Mer  richtige  Wortlaut  habe  für  sie  kein© 
Möglichkeit  geIaBRen\  Ganz  im  GegeutheiL  Die  berielitigte  Leenng 
der  entscheidenden  Stelle  vereinigt  eich  mit  meiner  AutTassung 
der  Erklärung  auf«  allerbeste  und  bringt  ihr  geradezu  ßestlitigung. 
Die  Griechen  erklären:  'ün  se  res  Wissens  f^ihrt  der  König 
nirgends  Krieg  gegen  nne,  daher  bleiben  auch 
wir  friedlich  ihm  gegenüber.  Frfinkel  freilich  er- 
gänzt S.  243  in   i*einer  ^Paraphrase  des   in  monumentaler   Kürie 


iKwir 


Argot 


i^usgeH  rückten  Sinnes  einen  et,^enthi}m  liehen  Ζ  wischen  eats,  der 
In  einem  völlig  klaren  Zu^animenliang  einen  ganz  angeböri- 
gen  Gedanken  hineinträgt;  Die  flellenen  wisfien  ja  abert  ahm 
der    {Ctmig    mit    keinem    der    Vertragsstaaten    im    Kriege    steht, 

also  kann  ihm  unser  Schutzhündnies  mit  keinem  Hechte  aU  eine 
VerRtiirkunj?  fieiner  Gegner  erachelnea»  und  wenn  er  nur  Frieden 
hält,  wir  werden  ihn  gewise  halteti/  So  ist  für  Franke!  "kein 
Zweifel,  daee  die  Satrapen,  heunnihigt  durch  die  Vereinigung  der 
Hellenen,  im  Namen  ihre»  Könign  Auffchlui>e  über  den  Zweck  dee 
Bunde«  gefordert  hatten  .  Ich  hatte  bemerkt:  Nach  allen  Frie- 
denüi^chl liegen f  die  auf  Veraulftenung  dee  Pereerkönigs  und  ttuter 
Theilnahrnc  seiner  Vertreter  stattfanden,  also  auch  nach  dem 
f<t ritt  igen  Friedensech lusee  des  Jahres  366/5  war  eine  spätere 
Erklärung  der  Hellenen  über  ihr  correctes  Verhalten  Persien 
gegenüber,  an  einen  Abgesandten  der  Satrapen*  gerichtet,  min- 
deRtens  in  dieser  Form  k»um  angemessen  und  völlig  überflüssig,** 
Ich  halte  ferner  gezeigt,  dass  aus  diesen  und  anderen  Gründen 
nur  der  von  Orieuhen  ohne  Einmischung  des  Perserkönige  nach 
der  Schlacht  von  Mantineia  geechlosHene  allgemeine  Frieden 
in  Frage  kommt,  und  betont,  dass  'die  vorliegende  Erklärung 
wenig  geeignet  scheint,  einem  Abgesandten  der  Satrapen  und 
allenfiills  mittel har  deren  königlichem  Herrn  selbst  das  Zustande* 
kommen  eines  Friedens  leeÜgHch  als  Ereigniss  mitsutheilen  und 
der  Absicht  correcten  Verhaltens  Ausdruck  zu  geben/  Diese  Satie 
zu  widerlegen  hat  Frftnkel  nicht  versucht,  sich  aber  ihrer  Beweis* 
kraft  doch  augenscheinlich  nicht  entziehen  können.  Es  ii3t  be- 
zeichnend^ drtRH  er  die  im  CIG.  Polop.  1  556  vorgeschlagene  Beziehaug 
auf  das  Jahr  375  nicht  mehr  aufrecht  hält,  S.  245  bedauert,  dass  er 
sich  überhaupt  verpflichtet  glaubte,  eine  Meinung  abzugeben^  und 
fUr  Bund  und  Urkunde  kein  passendes  Jahr  zu  linden  weise.  Ich 
denke,  über  die  Geschichte  Criechcnlands  in  der  ersten  Hälfte 
des  vierten  Jahrhunderts  und  die  damaligen  Beziehungen  der 
Oriechcn  zu  l*ersien  sind  wir  soweit  unterrichtet»  dass  der 
Herausgeber  einer  Urkunde  dieser  Zeit,  die  einen  allgemeinen 
Friedensbund  der  Hellenen  voraussetzt  und  eine  Erklärung  über 
ihr  Verhalten  dem  Perserkönige  gegenüber,  nicht  an  diesen  selbst, 
Bondern  an  einen  Gesandten  der  Satrapen  gerichtet  enthält, 
schleehthin  die  Verpiüchttin*?  hat  in  unserer  Ueberlieferung,  oder 
wenn  sie  schon  im  Stiche  lassen  sollte,  mindestens  in  einer  Lücke 
unserer  Ueberlieferung  die  Gelegenheit  nachzuweisen^  bei  der 
solche  mit  einmaligen  ganz  bestimmlen  geschieht  liehen  Voraus- 
setzungen rechnende  Aeusserungen  erfolgt  sein  können*  In  der 
Mögliehkeit  vollen  geschicbtliehen  Verständnisses  und  dem  Ge- 
lingen einer  zeitlichen  Beatimmung  bewährt  sich  jede  Deutung 
und  Herstellung  der  Inschrift:  erst  durch  sie  wird  uns  das 
Sprachdenkmal  zur  Urkurtde,  Frnnkel  muss  *Huf  Evidenz  über 
die  Zeit  verzichten'  und  «ich  damit  begnügen,  dass  *nur  die  all- 
gemeine Epoche  der  Inschrift  feststeht*.  Durch  dieses  Ergebnise 
hat  sich  Frank  eis  Entgegnung  eelbst  gerichtet. 

Athen.  Adolf  Wilhelm. 


zu  CORP.  INSCR.  GRAEC.  Π  2555 


I 


Die  Inschrift,  der  Re«t  eiaee  Buiidesvertrages  zweier  kre* 
tischer  Städte,  ist  bisher  nur  abschriftlich  überliefert,  ßoeckh 
nennt  folgende  ihm  vorliegende  Quellen;  Gruter  p.  DV,  die 
Bchedae  F.  Ursini  sowie  den  Abdruck  dereelben  im  Anhang  van 
AntoTi.  Aiig^iiBtinuB  de  legibuB  et  eenatus  conwultis  Paris  1584  fo!., 
den  codex  Vatieanuft  1754»  den  er  ans  dem  Abdniek  bei  Cor- 
nelius Creta  Sacra  1  243  kennt,  endlich  den  codex  Monac.  Victo- 
riann*  27,  für  ihn  von  Spengel  kollationirt.  Nach  dem  Gniter- 
pchen  Text  hatten  sie  srhon  Chishull  Antiqu,  A^iat,  133  n,  a. 
publicirt.  Der  BoeckhVche  Text  iet  abgedruckt  bei  Cauer  *  47 
=^Caiier2  116, 

Zu  dem  Boeckh*Rchen  Apparat  ist  Folgendes  nachzutragen: 
Vaiic.  1754  maPH  bei  Cornelius  ein  Druckfehler  für  1759  sein, 
da  der  Vaticanus  1754  keine  Inechriften  enthält»  wohl  aber  der 
Vatic.  175i*,  wo  pich  unsere  inecbrift  an  eine  Gruppe  gortyni- 
echer  Innchriften  arisc!dies8tj  die  von  Cornelius  aaO.  herausgegeben 
worden  eind  (r.  Ziebarth  Khein,  Mu».  54,  1899  p.  489/90).—  Der 
MonacensiB  Victorianus  27,  heute  codex  latinu»  Monac.  743,  ent- 
hllt  auf  BL  102  die  Inschrift  nebst  lateinischer  iind  italienischer 
Uebereetziing  ^  —  F»  kommt  hinzu,  von  Ziebarth  neu  aufgefun- 
den»  der  Arabrosianuß  D  436  inf.  foK  65^.  —  Endlich  etimmen 
die  Boeckh sehen  Angaben  über  die  schedae  Ursini  mit  dem  Ab- 
druck bei  Ant.  Aug,  nicht  genau  überein;  dieser  if*t  jedoch  für 
die  Textberstellung  wiehlig,  s.  u.   B.  595. 

Der  um  fangreiche  Apparat  läsHt  sioh  nun  wesentlich  ver- 
einfachen. Vftt,  und  Mon.  sind  fast  identisch;  beide  geben  die 
Inschrift  als  vollständig  und  beginnen  sie  erst  v.  4  mit  der  gleißlien 
Verderbnis«  ΣτάΧαν  δθινα  (Άθινας  Μ,)  τρεις  καραγύτναι  usw. 
Andereeita  etimmen  die    paar    von  Ziebarth  gegebenen  Lesungen 


1  Nach  Dr.  A.   von  Mees,  der  ihn  für  mich  eingesehen  hat, 
«  Ziebarlh  aaO    p.  490. 


588  Deiters 

deK  AiiibroR.  mit  LI  γη.  hei  Aiit.  nn<l  dieser  in  allem  Weeentlichen 
mit  (i ruter  iiberein.  Unsere  Ueberlieferung  beruht  also  aof  2 
von  einander  unabbängiiren  Abechriften,  die  eine  vertreten  dnrch 
A'at.  und  Mon.,  die  andere,  i^enauere,  durch  Ambros.,  üre.  und 
üruter. 

Der  Stein  selbet  kam  nach  Venedig  und  ist  bis  heute  nicht 
wieder  aufgefunden. 


Die  Inschrift  enthält  den  SchlusH  eines  Vertrages  der  kre- 
tiechen  Stadt  Hierapytna  mit  einer  andern,  deren  Name  verloren 
ist,  ebenso  wie  der  der  dritten  Stadt,  in  der  die  beiden  gemein- 
sam ein  Exemplar  den  Vertrages  aufstellen  sollen.  Erhalten  ist 
nur  die  ßefitimmunfi:  über  die  Aufstellung  der  Stelen  und  über 
eventuelle  Zusätze  zu  dem  Vertrage,  sowie  der  Eid.  Da  aber 
der  Vertrag  selbst  im  Eid  (v.  20)  als  Ισοπολιτεία  bezeichnet 
wird,  so  ist  sein  Inhalt  nicht  zweifelhaft.  Es  fragt  sich,  welches 
die  Stadt  war,  mit  der  Hierapytna  diese  Ισοπολιτεία  abschloss. 
Es  sind  verschiedene  Versuche  gemacht  worden,  dieselbe  aufzu- 
finden. Die  älteren  hat  Boeckh  sämmtlich  widerlegt;  auf  sie 
brauche  ich  nicht  einzugehen.  Hoeck  Creta  III  476  denkt  an 
Gortyn;  demgegenüber  betont  Boeckh  mit  Recht,  dass  es  sich, 
wie  aus  dem  Wort  κατοικόντες  (ν.  6)  hervorgeht,  um  eine  Stadt 
handelt,  die  von  Hierapytna  erobert  worden  ist  und  von  ihr  be- 
siedelt wird.  Aus  v.  7  geht  ferner  hervor,  dass  diese  Stadt 
einen  Asklepiostempel  besessen  hat.  Wir  kennen  zwei  solche  in 
kretischen  Städten:  in  Arkadia  und  in  Lebena,  dem  Hafen  von 
Gortyn.  Da  aber  von  keiner  dieser  Städte  irgendwie  bekannt 
und  wahrscheinlich  ist,  dass  sie  einmal  von  Hierapytna  erobert 
und  neu  angesiedelt  worden  sei,  so  zieht  Boeckh  es  vor,  die 
Sache  unentschieden  zu  lassen. 

Darauf  hat  Naber  im  1.  Band  der  Mnemosyne  1852  p.  111 
aufs  Neue  versucht,  den  verlorenen  Namen  der  Stadt  zu  ergänzen, 
und  kommt  dabei  nochmals  auf  Gortyn,  trotz  der  Boeckhschen 
Widerlegung.  Da  er  diese  zwar  anführt,  sie  aber  thatsächlicb 
ignorirt,  und  da  seine  Ergänzung  im  Cauerschen  Texte  abgedruckt 
worden  ist,  muss  auf  sie  eingegangen  werden. 

Naber  geht  aus  von  einem  anderen  kretischen  Vertrag,  dem 
zwischen  Hierapytna  und  Lyttos,  dessen  Original  von  Cobet  1844 
zu  Venedig  in  der  Bibliothek  von  S.  Marco  aufgefunden  und  ab- 
geschrieben   worden    ist;    nach    Cobets    Abschrift    publizirte    sie 


Zu  Cor  μ.  iuscr.  Graec.  11  *25E>5 


589 


Naber  MneniüH,  I  1U5  if.  (>\  Cauer*  44"^  Cauer-  117).  Ηϊη- 
rapytna  and  Lyttos  ecliUes^en  einen  Vertrag,  im  WeBentlicheö 
iScbutz-  und  rnitzbüiidniHa.  In  der  BcBtiininung  über  das  Auf- 
Btellen  4 er  Exempbiie  de»  Verlragee  beisst  es  am  ScbluHg  {v, 
l'}/13):    ατασάντων  hi  καΙ  κοινάν    στάλαν  έν   Γόρτυνι   4ν  τώι 

UpUJi  ΤΩ .1.     So  der  Stein,  nacli  Cobet,  der  die  Lilcke 

auf  7—8  Buebßtftben  echätzt.  Naber  ergäiiiit  τώ  [Άσκλαττίώ]* 
und  betrachtet  das  i  als  einen  Febler  des  Steinmet2en,  Seine 
einzige  Begründung  ist  r  *Prüf.  Cobet  deelt  niede,  dat  er  7  of  8 
lettere  verloren  zijn  gegangen,  en  dat  er  ans  niete  ingevuld 
kan  worden  als  Ά(ίκλατηαι\  Naber  folgert  nun  weiter:  da  im 
Vertrag  Hierapytnafl  mit  seinen  Kleruchen  die  zweite  Stadt  einen 
AeklepioBtempel  besitzt,  da  ein  eolcber  für  den  Hafen  Gorlyns, 
Lebena,  bezeugt  ist,  da  der  Vertrag  zwiechen  Hierapytna  und 
Lyttoa  im  ÄsklepioBtempel  zu  Gortyii  aufgestellt  werden  muss, 
sowie  ein  Exemplar  dieaes  Vertrages  im  Atbenatempel  zu  Lyttoa, 
fio  ist  ee  wabrscheinlich,  dass  in  der  Kleruehenineebrift  umge- 
kehrt die  zweite  Stadt  Gortyn  und  die  dritte,  neutrale.  Lyttos 
ist  und  also  zu  ergänzen  iet :  [έν  Γόρτυνι]  έν  τώι  \tpmi  τώ 
Άσκλαπιώ,  τάν  hl  τριταν  κοινά[ν  Λυττοΐ]  dv  τώι  ΐ£ρώι  τας 
*Αθαναίας  (aaO.  ρ.  111/12),  eicherlicb  eine  recht  äueaerliche 
und  gewaltsame  Seblusefolgerung ,  die  sich  im  Wesentlichen 
darauf  stützt,  dass  in  der  einen  Inschrift  die  Htadt  Gortyn,  in 
der  andern  der  Aeklepioetempel  ergänzt  wird,  um  die  nöthige 
Uebereinstimmiing  hervorzobringen !  Die  ganze  Ergänzung  war 
eigentlich  sction  durch  Boeekh  widerlegt,  da  in  diesem  Fall  eben 
Gortyn  oder  wenigstens  der  Hafen  von  Gortyn  durch  die  Hiera- 
pytnier  erobert  worden  Fein  müsste,  was  an  sieb  ganz  unwabr- 
echeinlich  ist  und  wovon  wir  gar  nichts  wissen.  Aber  auch  die 
üosserliche  Uebereinstiramung,  die  Naher  durch  seine  Ergänzung^ 
im  Vertrag  zwischen  Hierapytna  und  Lyttos  έν  τώι  kpwi  τώ 
[Άσκλατίϊώ]*  herstellt,  ist  hinfällig,  denn  diese  Ergänzung  ist 
niobt  zu  halten.  Naber  selbst  erwähnt  (p.  88),  dass  der  he- 
kannte  Äsklepiostempel  gar  nicht  zu  Gortyn  selbst,  sondern  bei 
Lebena  lag,  etwa  15  km  γοη  Gortyn  entfernt.  Vgl.  Paus,  11 
36,  7,  sowie  die  dort  gefundenen  Inschriften  (v,  Baunaok 
Pbilol.  49  p.  587  if.,  Halbherr  Museo  ilaliano  llt  p.  730  sq.). 
Die  Notiz  bei  Preller-liobert  F  522^  *auch  Gortyn  besass  einen 
angeeehenen  Asklepiostemper  stützt  sieb  nur  auf  die  Naber'- 
schen  Ergänzungen.  Auch  ein  Bündniss  zwischen  Gortyn  und 
Xnoeos    (s,   Mon.  Ant  I47b),    in    dem    es    (v,    7)  heisst    κ[ή]πι 


Vettert 

τσν  ττύλαν  τάν  im  [τό|ν]  Άσκάλτπον  δγονσαν,  beweUt,  ά^α 
der  Aelclepio^tempel  nicIiC  innerbnlb  der  Sin  dt  Ug.  E•  int  also 
iicbeflich  kein  zwingender  Grund  vorhanden»  da«  i,  das  der  Stein 
bietet,  ab  Fehler  de«  Steinmetzen  anzunehmen,  um  'Αακλαιπώ 
berzuelelfen,  und  βοτηϋ  iet  diese  Er^änzun^  hinHlUig.  Du  er- 
bnltenc  ι  weint  vielmehr  nnbcdingt  d*rnuf  bin,  duM  eine  DäIit- 
oder  Lokati irform  verloren  i^egangen  ist.  Wir  wieeen  nun,  dtet 
Gortyn  einen  altberö braten  Tem(>el  de«  Ä|>ollo  Pytbioe  be«m••^ 
nach  dem  »ogar  ein  Stadttbcil  Gortyne  το  TTuöiov  bieea^  Darcb 
Halbherr  sind  1885 — 87  die  Fundamente  dieses  Tempels  ausge- 
graben worden;  derselbe  wird  als  Πύθιον  identificirt  durch  dea 
oben  erwähnten  dort  gefundenen  Vertrag  zwischen  Gorlyn  nnd 
Knosos,  in  dem  ee  (b.  v.  18/20)  beient  στδσαι  τάν  όμολογιαν 
ταύ[ταν|  τ]ράψαντανς  έστάλ[αν]  λιθίναν  Γορτυνίον[ς  μ!€]ν  ίμ 
ΤΤυτιοϊ,  Da  hiernach  im  Pytbion  zu  Gortyn  Staats  vertrüge  der 
Gortynier  aufgestellt  geweien  «ind»  eo  scheint  es  mir  höchst 
wahrscheinlich,  dass  im  Vertrag  zwischen  Hierapytna  nnd  Lyttos 
zu  ergänzen  ist  έν  Γόρτυνι  έν  τώι  \€ρώι  τώ[ι  ίμ  ΤΤυτίΐϋ]ι.  Jedeii- 
falls  aber  ist  Nabers  Krgiinzting  τώ  [Άσκλατπώ]'  hinfUllig.  Ds- 
mit  verliert  aber  seine  weitere  Ergänzung  in  der  R lerneben- 
inschrift  r  [έν  Γόρτυνι|  jeden  Halt,  und  diese  Btadt  bleibt  aufzti- 
suchen. 

Die  Inschrift  selbst  bietet  nun  zwei  Anhaltspunkte  hiernir: 
einmal  durch  dae  mehrerwübnte  κατοικόντΕς,  sodann  durch  die 
FafiRung  des  Eides.  E«  sind  eine  Anzahl  derartiger  Eidschwör« 
aus  Verträgen  kretiftcher  Städte  erbalten  :  aus  dem  Vertrag  zwi- 
flehen  Lato  und  Olus  Corp.  inecr.  öraec.  II  2554  (^  Caner' 
45),  neu  aufgeftmden  und  odirt  von  Comparelti  Mub.  ital.  I 
p,  144  ff.,  aus  dem  Vertrag  zwischen  HierHpytna,  Gortyn  und 
Friansos  (der  sog«  Bergmännischen  Inecbrift,  hrsggb.  von  Berg^ 
ijjüimt  Feetscbrift  zum  Berliner  Univer«itätfijubiläum.  18ßL  a. 
Cauer  ^  42),  ζ  wieeben  Olue  nnd  Lyttos  (CIA,  II  1,  549  ab,  Voretzsch 
Hermes  IV  p.  276  ff.,  s.  Cauer  ^  40—41)^  endlich  in  dem  oben  er- 
wähnten Vertrag  xwiftcben  Hierapytna  und  Lyttos,  Cauer^  117»  Die 
von  anderen  Gelegenheiten  herrührenden  erhaltenen  kretiechen  Eide 
weichen  in  ihrer  Formulirung  von  diesen  ab;  es  sind:  der  Eid, 
den  der  κό(Τμος  von  PraiBos  den  Staliten  zu  schwören  bat,  s. 
Mon,  Ant,  VI  302  v.  15,  abgedr,  bei  Dittenberger  U*  427,  der 
Bürgereid  von  Dieros,  Cauer*   121,   zuletzt  neu  edirt  von  Halb- 


^  S,  Steph,  Byz.  s.  v.  Πύθιον*  το  πάλαι  μεσαίτατον  τής  έν  Κρήττ} 
Γόρτυνος,  ♦  ♦  .  έν  φ  *ΑπΟλλυϋνος  Upov  έστιν. 


Zu  Cttrp.  inscr.  Graec.  Π  2555 


hm 


herrMüs.  itaU  III  p.  657,  Dittcnb,  46Γί^  endlich  der  ßürgereid  von 
Itanu«  Halbli.  p.  563,  IHtt.  4*>2.  Vergleicht  oian  jedoch  die  Ver- 
tragfleide,  die  jedenfalls  für  ihr  beireffendes  Land  den  bei  solchen  Ge- 
legenheiten üblichen  έττιχώριος  ορκος  ό  μ€γΐ(Ττος  (Tbuc.  V  18) 
darstfillen»  mit  einander,  so  ergibt  sich  für  sie  m  der  Auswahl  und 
Reihenfolge  der  angerufenen  Gottheiten  ein  ganz  übereinetimmen- 
der  und  feetsteheuder  Bau.  Sie  beginnen  Bämmtlioh  mit  Heeiia, 
dann  folgt  Zeus,  mit  verschiedenen  Beinamen,  je  nach  der  be- 
treffenden Stadt,  Bodann  Hera,  Apollo  Pjtbiue,  Leto  und  Artemis, 
denen  eich  mehiinalft  Are«  und  Aphrodite  anschlieeeen.  Den 
SchlusB  bildet  eine  Formel  wie  καΐ  κωρήτας  καΐ  νύμφας  και 
θΐός  κάντας  και  κάαας.  Zu  dieeein  allen  gemeinsamen  Grunrl- 
etock  werden  die  von  jeder  der  betheiligten  Städte  besonders 
verehrten  Götter  und  Götterbeinamen  hinzugefügt:  bo  für  Glas 
Ελ€υθυια,  für  Lato  Ζέύς  Κρηταγένής,  für  Lyttos  Ζευς  Movvi- 
τιος,  für  Hierapytna  der  Ζ^ύς  Όράτριος  und  die  Άθαναία  'ßXe- 
ρΐα.  Betrachtet  man  hiernach  den  Eid  unseres  Vertrages,  so 
Β  echeiden  Ζευς  Δικταΐος  und  Άθαναία  ΣαΧμωνία  aus  als  epi- 
ohorische  Gottheiten  jener  zweiten  Stadt.  Die  Fragestellung  wird 
also  /M  kuten  haben:  L  welche  Städte  Kretas  verehrten  den 
ZeuB  DiktaioB  und  die  Athene  Salmonia,  und  2.  welche  der  hier- 
für in  Betracht  kommenden  Städte  i^t  einmal  von  Hierapjina 
■  erobert  und  kolonisirt  worden?  Beide  Namen  weisen  nun  auf 
den  äueseraten  Osten  der  Insel  hin,  wie  nach  der  Lage  Hiera• 
pytnas  ja  zu  erwarten  ist.  To  Σαλμώνιον  war  der  Name  der 
Ostspitze  Kretas  (s.  zB.  Strabo  H  lOH),  die  noch  heute  den  Na- 
men Kap  Salomön  fllhrt  (s.  Kiepert  Karte  von  Kreta,  Berlin 
linier  1897).  Die  Gründung  eines  dort  befindlichen  Tempels 
Άθηναίη  Μινωις  durch  die  Argonauten  erzählt  Apoll.  Rhod. 
Argon.  Δ  1687  ff.;  der  Name  der  dort  verehrten  Göttin  als 
Άθαναίο  Σαλμυυνία  ist  bisher  nur  durch  unsere  Inschrift  belegt. 
Dagegen  ist  der  auf  der  Bikte,  dem  östlichsten  Gebirge  Kretas, 
verehrte  Ζ€ΐις  Δικταΐος  ^  durch  2wei  andere  kretische  Inschriften 
bekannt,  durch  die  wir  auch  Genaueret  über  die  Lage  seines 
Tempels  und  die  Orte,  wo  er  verehrt  worde,  erfahren.  Im 
auteersten  Osten  Kretas  lagen  die  beiden  Städte  Itanos  und 
Praisos  (s.  Halhherr  Mus.  itaL  HI  561  u.  600);  von  ersterer  he• 
aitzen  wir  den  oben  erwähnten  Kid  der  Bürgerschaft  (Dittenb, 
H*  p.  64  Nr.  402),    die  sich  zur  Treue  gegen  ihr   Vaterland  ver- 


1  ».  Strabo  X  478. 


592  Heitere 

piiiclitet.  Derselhe  beginnt  mit  den  Worten  rabe  αίμθ0αν  τοι 
Ίτάνιοι  πά1ν|τ€]ς  Δία  Δικταϊον  και  Ήραν  και  θ|€θ]ύς  τους  ίν 
Δίκται.  Melir  erfahren  wir  aue  einer  umfangreicben  Inecbrift, 
die  einen  GrenzHtreit  zwisclien  ItanoR  und  Hierapjrtna  behandelt^. 
Hiernach  lag  das  Heiligtum  des  Zeus  Diktaios  zwischen  dem 
Gebiet  von  ItanoR  und  PraisüR  und  wurde  von  beiden  Städten 
in  gleicher  WeiPe  benutzt  (s.  v.  38  und  69/70). 

Nach  der  Fassung  des  Eides  wäre  also  an  eine  Stadt  im 
äuRsereten  Osten,  in  erster  Linie  an  Itanoe  and  Praieos,  zn 
denken. 

Auf  die  zweite  Frage,  welche  von  den  in  Betracht  korameD- 
den  Städten  einmal  von  Hierapytna  erobert  worden  ist,  gibt 
dieselbe  Inschrift  erwünschte  Auskunft.  Es  bandelt  sich  in  ihr 
um  die  Schlichtung  von  Grenzstreitigkeiten  zwischen  Itanos  und 
Hierapytna  durch  eine  von  den  Römern  eingesetzte  Comtnission, 
und  zwar  aus  Magnesia,  wie  das  dort  gefundene  Exemplar  be- 
weist, nicht  aus  Faros,  wie  Boeckh  annahm.  Itanos  lag  mit  seiner 
Nachbarstadt  Praisos  im  Grenzstreit  wegen  gewisser  Gebiete  in  der 
Nachbarschaft  des  Heiligthums  des  Zeus  Diktaios,  daronter  der 
Insel  Leuke.  Es  wandte  sich  um  Hülfe  an  König  Ptolemaeas 
Philometor,  der  ihm  seine  Bitte  auch  gewährte  und  es  in  seinen 
Ansprüchen  stützte  (v.  38  —  42).  Nach  seinem  Tode  und  nach 
dem  Abzug  seiner  Gesandten  hlieben  die  Itanier  eine  Zeitlang 
im  Besitz  des  strittigen  Landes  ;  bald  aber  brach  in  Kreta  ein 
grösserer  innerer  Krieg  aus,  die  Stadt  Praisos  wurde  erobert, 
und  nun  machten  die  Hierapjtnier  den  Itaniern  das  betreffende  Land 
streitig  (v.  45—47.  ένστάντος  bi.  κατά  τήν  Κρήτην  πολέμου 
καΐ  μ€ί2ονο[ς|,  άνειρημενης  bk  ή^η  και  της  ΤΤραισίων  πόλ€α)ς 
τής  κ€ΐμίνης  άνά  μέσον  Ίτανίων  τ€  και  Ί€ραττ[υ]τνίων,  [οδ- 
τ]υϋς  Ίεραπύτνιοι  τής  τε  νήσου  κα\  τής  χώρας  άμφΐσβητ€ΐν 
Ίτανιοις  έπεβάλαντο).  Es  ist  ohne  Weiteres  klar,  daaa  Hiera- 
pytna, das  die  Ansprüche  von  Praisos  zu  den  seiuigen  macht, 
die  Stadt  ist,  die  Praisos  erobert  hat.  Noch  deutlicher  zeigt 
sich  dies  im  Folgenden :  es  werden  zur  Beweisaufnahme  die  alten 


1  Zuerst  publ.  von  Paehley  Travels  in  Crete  I  290  (1837),  nach 
ihm  von  Boeckh  C.  I.  üraec.  II  add.  2561^;  genauer  behandelt  von 
P.  Viereck  Geuethliacon  Gottingense  1H87  p.  54 — (>4;  zuletzt  von  Halb- 
herr genau  nach  dem  Original  verglichen  und  neu  herausgegeben. 
Mus.  Ital.  III  p.  570  No.  3;  ein  Duplicat  der  Inschrift,  am  Ende  am- 
fangreisher,  von  Kern  zu  Magnesia  aufgefunden,  s.  Inschr.  aas  Magn 
p.  94  n.  105;  danach  abgedruckt  Dittenb.  II^  929  ρ    773. 


Zu  Cürj».  iDflcf.  Uraec.  ΓΙ  9665 


[Gren^beetimmungeu  herangezogen^  und  zwar  zunächet  zwischen 
Itanos  und  einem  eonRt  unbekunnten  StAiotn  der  Dragmier,  derep 
Gel>iet  später  von  Pruisoe  besetzt  wurde,  darauf  zwischen  Itanos 
und  Praieos,  endücli  (v.  65):  0  b'  αυ  τοις  Ί€ράπυτνίοις  καΐ 
ΤΤραισίοις  γ€νη0€ΐς  π£ριο]ρΐ0μός  γβγραμμ^νος  οϋτυυς.  Dies 
ι  letzte  kann  unuioglitdi  mit  Viereck  nufgefasjat  werdeö  als  Grenze 
^■swi sehen  Hierapytna  und  Fraisoe,  sodase  man,  wie  er  es  thut, 
zu  der  KrUänmg  grreifen  müsste,  ea  sei  das  betrefleiide  angren- 
zende Gebiet  der  hauier  vorübergehend  von  Hierapjtna  besetzt 
gewesen;  es  niU8s  vielmehr  aufgefasHt  werden  als  Umkreis  des 
{vereinigten)  Gebiete»  Λ^οη  liierapytiia  und  Praisos  nach  der 
itanisclien  Seile  hin.  Denn  es  handeit  sich  um  Feststellung  der 
itan  lache  η  Grenzen,  und  die  angeführten  Grenzen  sind  jedeenaal 
dieselben,  fiodans  offenbar  das  gleiche  den  Itaniern  benachbarte 
Gebiet  zuerst  von  den  Dragmiern,  darauf  von  Praisos,  endlich 
von  Bierapytna  besetzt  worden  ist.  Dies  sagt  anob  ganz  aus- 
drückÜL'h  der  in  der  Inschrift  folgende  Satz  (v.  *»7):  xüjv  hi 
πρ[θ€ΐρημ€ναιν  Opioiv  σαφώς  5ΐ€ΐργόντων  την  [ije  Ίτανίων  χω- 
ράν και  την  irporepov  μέν  ούσαν  Δρα[γμ]ίων  και  τή[ν|  ΤΤραι- 
σιαιν,  κατβχομενην  bi  νυν  υπό  Ίεραττυτνίων.  Es  kann  dem- 
nach nicht  zweifelbaft  eiiin^  dasa  wührend  des  Krieges,  der 
diesen  Streitigkeiten  vorausging,  Stadt  und  Gebiet  von  Praisos 
von  Hierapytna  aus  erobert  und  besetzt  worden  ist.  Auf  diese 
Tbatsache  wird  eich  auch  die  unbeachtet  gebliebene  Bemerkung 
bei  Strabo  beziehen  (X  478)  μεταΕύ  hl  τοΟ  Σαλμυυνίου  και  της 
Xcplio νήσου  ή    Π^μύος  ϊορυτο    υπίρ    της    θαλάσσης    έ£ήκοντα 

Ρσταί)ίοις'  κατάσκαψαν  hi  Ί€ρατΓύτνιοι* 
Auf  Praisos  weisen  also  beide  Fragen,  die  zur  Aufßndung 
der  Stadt  dienen  sollten^  hin;  es  scheint  mir  daber  wahrscheinlich, 
dasa  unser  Fragment  von  dem  Vertrag  stammt,  den  die  nach  dem 
eroberten  Praisos  als  Kolonisten  ausziehenden  Hierapytnier  mit 
ihrer  Vaterstadt  achloseen,  und  dass  zu  ergänzen  ist  τάν  bk  αλ• 
λαν  οί  κάτοικο ντεςΊεραττύτν  10 1  [ΤΤραισοΐ]  έν  τώι  Upuji  τώ^Ασκλα- 
πιώ,  Ist  diese  Ergänzung  richtig,  so  wäre  damit  die  Zeit  der  in- 
Schrift  bestimmt:  sie  wäre  nicht  lange  nach  dem  Tode  von  Ptole- 
maens  Philometer^   140^  anzusetzen. 

Audi  die  dritte  Stadt,  in  der  das  von  beiden  gemeinsam  zu 
errichtende  Exemplar  Platz  linden  sollte,  lässt  sich  mit  Wahr- 
scbeinlichkeit  bestimmen.  Nabers  Ergänzung  [Αυττοΐ]  hat  keinen 
Anhaltspunkt.  lÜchtig  bat  vielmehr  schon  Boeckh  an  Oleros  ge- 
dacht.    Die  dort  verehrte  *Αθαναία  Ώλερία  erfreute  sich  seitens 

Ebein.  Mim.  t  PklWl.  N.  F.  LVL  3b 


504 


Deiteri 


der  Hierapyinier  beaonderer  Verehrung  und  kehrt  in  jedem  Eide 
derselben  wieder;  en  wird  ihr  zu  Ehren  sogar  in  Hierapjtna  eio 
beeonderee  Pe§t  gefeiert  (β.  Steph,  Byz.  e.v  *Ολ€ρος''  τή  bk  öeu» 
ταύττ}  εορτή  ν  ίγουσιν  Ίερατπίτνιοι,  την  bi  έορτην  'QXepio 
προσατορευουσιν).  Da  hier  beide  Parteien  Hierapytnier  sind, 
80  ist  nichte  wahritoheinl icher,  ale  daaa  das  dritte  Exemplar 
EU  Oleroa  zu  erricbten  war,  und  dasa  daher  zu  ergänzen  ist  ['QXe* 
poi]  iv  TUJi  Upüüi  τάς  Άβαναίαςν 

Auch  der  Anfanjf  dee  erhaltenen  Theilea  iet,  wie  ein  Ver 
gleich  mit  der  formelhaften  Sprache  anderer  Verträge  zeigt,  voo 
Boeckh  nicht  ganz  richtig  ergünzt.  Mit  dem  Imperativ  άγγρα- 
ψάνταιν  wird  eine  neue  Be«timmung  beginnen  und  daher  in  er- 
gänzen eein  άττροψάντιυν  [hi  και  τάν  συνθήκαν  ταύταν  ίς] 
στάλας  λιθίνας  τρέΐς  κα[ι  άνθίντιυν  τάν  μι  ν  .  .  ,  Ohne  Zweifel 
ricbtig  von  Β.  v&rl»ef^8en  und  auch  in  Cauerf  erate  Auflage  aof• 
genommen  i§t  dagegen  v*  10  ί[7η]γράψαιμ€ν,  im  Gegenaatx  mm 
ένβαλ€ν* 

lieber  die  Sprache  der  Inschrift  etwas  Genaueres  zu  »agen 
ist  kaum  niöglicli,  solange  nicht  ein   glücklicher  Zufall   den  Stein 
telbüt  wieder  finden   läeet.     Doch  mag  ein   Wort   herausgegriffeB 
werden^    dae    eich    auch    mit    Hülfe    des    zu   Gebote    stehenden 
Materialt    wohl    emendiren    läeat.    Z.   11    steht    bei    Boeckh    and 
nach   ihm    bei  Cauer   και  Τα  να    Όράιριον   και   Τάνα   Δικταΐο^* 
Die   Veranlassung  zu  dieser  kretisch    unmöglichen  Form  war  di« 
Lesung  des  Vatic.  und  Victor,  και  τάν  άοράτριον.    Doch  ist  dieie 
wohl  auf  andere   Weise  zu   erklären.     Die  Quellen  gehen  folgen- 
des:   Vatic'.    und    Vict.    και    τάν    άοράτριον    {άοράτιον    Vatic.) 
κληΐδα  και  Δικταΐον,    Ambroa.    ΚΑΙ   ΙΗΝΑ    ΟΡΑΤΡΙΟΝ  ΚΓΆΜ 
oder  ΚΑΓ'ΗΙ,  Urs.  (bei  Ant.  AugJ  και  την  άοράτριον  ΚΑΑΕΝΙ» 
Gruter  und  die  scbedae  Urs.   nach  B.  και  τον  ^Αοράτριον  ΚΑΛΕΝ1 
{KATTNI   Urs.)   Δικταϊον.     Das  oder  die  letzten   Worte  vor  Axt- 
ταϊον    waren    also    offenbar    auf    dem    Stein    schwer   lesbar  und 
gaben    so    Veranlai»Rang    zur    Verderbniss    des    Vorbergehendea* 
Die  überlieferten    Buchstaben    ΚΛΗΙΔΑ   usw.    bieten    nun    keinen 
Anhalt    für    eine    Entstehung    aus    KAITANA,    vielmehr    ist   die 
Verderbnis!    aus    KAITHNA    eher    erklärlich.     Durch     die    Ver 


*  Auch  im  Vertrag  Hierapytna»  mit  Lyttoe  C*  117  wird  eia 
hierapylnischeft  Exompliir  zu  01er<i3  aufgestellt. 

^  Den  Η<!ΓΓ  I>r.  Deubnor  für  mich  noclimali?  zu  vergleichen  dj« 
Freundlichkeit  hatte. 


Zu  Corp.  inscr.  Graec.  Π  2555  595 

derbniRs  war  nun  jedenfalls  der  Zusammenhang  gestört,  und  man 
fasste  das  vorausgehende  την  ausTHNAOPATPION  als  Artikel 
auf  und  verbesserte  demnach,  einerseits  dorisch  τάν,  anderseits, 
zu  Άοράτριον,  τόν.  So  entstand  im  Vatic.  und  Vict.  κα\  τάν 
άοράτριον  KXniba,  was  die  im  Vict.  beigefügte  lateinische  üeber- 
Retzung  wiedergibt  per  ianuam  clausam!  Das  im  Yat.  n.  Vict. 
folgende  και  (Δικταΐον)  ist  sicher  eingeschoben,  um  den  Zusam- 
menhang  herzustellen. 

Es  ist  also  auch  nach  der  bisherigen  Ueberlieferung  kein 
Grund  für  die  Lesung  Τανα,  und  dazu  kommt,  dass  der  Ambroe. 
und  die  schedae  Urs.  bei  Ant.  Aug.  die  Form  Τήνα  bewahrt 
haben.     Die  Form  Τάνα  ist  damit  hinfällig. 

Der  Anfang  des  erhaltenen  Theiles  der  Inschrift  würde 
also  nach  meiner  Ergänzung  lauten: 

άγγραψάντων  I  [b^  κα\  τάν  συνθήκαν  ταύταν  ές]  στάλας 
λιθίνας  τρεις  κα[ι  Ι  άνθίντων  τάν  μέν  οΐ  Ίαραττύτνιοι  έ]ν  Ίαρα- 
πύτναι*  έν  τώι  Ιαρώι  τας  Άθανα[ί|ας  τάς  ΤΤολιά^ος,  τάν]  bk 
άλλαν  οΐ  κατοικόντες  Ίαραπύτνιοι  |  [ΤΤραισοϊ]  έν  τώι  Ιαρώι  τώ 
^Ασκλαττιώ,  τάν  bi  τρίταν  κοιναι|  [Ώλεροϊ]  έν  τώι  Ιαρώι  τας 
*Αθαναίας.  .  .  . 

"Ορκος  •  Όμνυω  τάν  Έστίαν   και   Τήνα  Όράτριον   καΐ 

Τήνα  Ι  Δικταΐον  καΐ  Ήραν  ... 

•  •  •  • 

Köln.  Paul  Deiters. 


^  καραγύτναι  Vict.,  Mon. 


TEXTKRTTISCHES  ZU  CICEROS  EPISTULAE 
AD  QUINT.  FRATR. 


ΙΓ.  7  (9)  1.  Placiiurum  tibi  esse  librum  fueum  suspicahar: 
tarn  valde  placuisse^  quam  scrihis^  talde  t^audeo,  Quod  me  admu- 
fie»  de  ffMW»  curanfia  suadesque  ut  meminerim  lovis  oraiiaMmf 
quae  est  in  extremo  iilo  lihro^  etjo  vero  memiffi  et  illa  omnta  mihi 
magis  scripu  quam  ceferis.  Man  bat  Aicb  laoge  Zeit  völlig:  sa- 
fneden  gegeben  mit  der  von  M&laspina.  TOrgeficblagenen  £meii• 
dation:  Quod  me  admones  de  nostra  Urania,  wobei  de  fioi/ra 
Urania  auf  Ciceroe  zweitee  Bacb  der  poetiRchen  Bebaudlüxig 
seineR  Koneulati^JAbres  *  de  connnlata^  bezogen  wurde.  Noeb 
neuerdings  haben  aiicb  Tyrrell^Piireer  in  ibrer  Ausgabe  (Π  p.  8<1  f,) 
dieee  '  brillaTtt  ronjekture*,  wie  We(?enberg,  in  den  Text  aofg«- 
nominen  und  eingebend  begründet  Baiter  und  C.  F.  W.  Müller 
aber  ziehen  ee  vor,  die  einnloee  Deberlieferung  mit  dem  Kreuse 
der  VerderhnUfi  abzudrucken.  Die  ganze  Stelle  bedarf  daber 
einer  nocbumligen    Untersdehung.  ■ 

QuintQtt  hatte  sich  mit  Beifall  über  eine  Schrift  seines 
BruderR  geanreert^  die  ihm  dieser  soeben  zugeaobickt  hatte. 
Welche  Schrift  war  das?  Tyrrell-PurBer  antworten  aof  dteae 
Frage:  ed  war  die  Dichtung  de  temporibue  mei».  leb  halte  du 
für  zntreifeitd^  da  ee  sich  in  Einklang  bringen  läaat  mit  den 
eonetigen  diese  Dichtung  betreffenden  Daten»  ünaer  Brief  iat  fl 
nämlich  im  Februar  OiU)  (55)  geBcb rieben,  und  wir  hören,  daae 
Cicero  im  Dezember  700  (54)  mit  dieser  Dichtung  *  schon  länget' 
fertig  war,  eich  aber  noch  eoheute»  sie  zu  veröffent liehen:  F.  1  9,  23. 
Scripsi  etiam  versibtts  tres  libros  de  temporihus  weis;  quos  iam 
pridem  ad  tc  nü^isiiem^  si  esse  edendo'i  puiassem  eq.  Im  Juni 
desaelben  Jahres  ninss  er  schon  mehr  als  ein  Buch  fertig  ge- 
habt haben,  wenn  er  schreiben  konnte:  ad  Qu,  fr.  II  15(16)5 
Quomodonam  de  nosiria  versihus  Caesar?  Nmn  prinium  litrmn 
$€  ieghse    seribit   ad    me    sq^.     Daee    er    aber  damals    das  zweite 


kriiiichuf  %n  ϋτοοίΌΒ  l!;pleimae  nd 


Buch    nocli    nicht   abgeschlossen    hatte,    beweist    der    Brief    des 

t  September  (ΓΠ  1,  24)     liaque  nifrificmn  έμβόλιον  cogHo  in  secun- 
dum    librum    mvorum   iem^wnim    indudere   eq.     Danach    kann    es 
zweifelhaft  erscheinen»  ob  im  Februar  dee  vorhergehenden  Jahree, 
aU   Cicero  die   iius  beechäftigende  Stelle  Hchrieb,  schon  das  ganze 
>Ä'erk   fertig  war.      Wir  oehmeTi    wohl   mit  größster  Wahrscbeifi- 
lichkeit  an,    dass    es  eich  zn  nach  st  nur  um  ciae  erate  oder  zweite 
£ucb    handele,    auch    deshalb,    weil  Cicero    die    aoe  drei  Büchern 
Vieatehende  Dichtung  wohl  ecliwerlicb   als  librum  metim  bezeichnet 
liEttej    sondern    als  Ubros  meos^    wie  in  F.  1  9,  23   (β.  ob.)  oder 
als    fiostros    versus,    wie    in    ad     Qiu    fr.    11   15,  5  (β.  ob,).     Die 
nächste  Frage  ist  nun,  ob  mit  libnon  meiim  und  dem  unmittelbar 
darauf  folgenden   u(  menimeritn  lovis  oratiofiem,  quae   est    in  ex- 
iremo  Ulo  Ubro  auf  dasBi^lbe  Buch  angespielt  werde.     Dae  Nächst- 
liegende   wäre    es  jedenfalls,   aber  man    hat    ee   bisher  geleugnet 
3fan  meint  nämlich  (fl.  Tyrrell  aaO.),    das«  jene  Rede  des  Juppiter 
in  einer  ganz  anderen  Dichtung,  die   schon  mehrere  Jahre  früher 
entstanden   iRt,   in    de    consulafu  gewtanden   habe*   und  glaubt   sie 
sogar    zu  besitzen    in    dem    grossen    Fragmente,    das    uns  Cicero 
selbst   in    de   div.  I    17    überliefert    bat   (auch    Baiter-Kayser   XI 
p,   132»    Nobbe,    fragmente    poematöno     Ciceronis    p.    1335)^    und 

Ixwar  behauptet  man,  dass  Cicero  hier  aospiele  auf  die  Schluss- 
veree : 
Tu  (amen  ammferas  curas  requiete  relaxa, 
Qmd  patriae  voces  shidiis  nöbtsque  sacrasd. 
Das  ist  aber  ein  handgreiflicher  Irrthuui.  Denn  diese  Worte 
spricht  nicht  Juppiter.  sondern  spricht  die  Muse  Urania,  wie 
Cicero  selbst  ausdrücklich  bezeugt:  quos  (versus)  in  sccundo  Con- 
suhlt  US  Urania  nmsa  pronuntiat.  Wir  wissen  ausserdem,  dass 
das  dritte  Buch  Consulattis  der  Muse  Calliope  geweiht  war,  die  dieses 
eheDfalls  mit  einer  Anrede  an  den  Dichter  bescbloss  (Δ,  II  3,  4). 
Dazu  stimmt  auch  der  Gredanke,  dass  Cicero  dem  Vater- 
lande  und  den  Musen  seine  Stimme  geweiht  habe.  Es  ist  des- 
halb anzunehmen,  dass  auch  das  erstB  Buch  ConsuIatuB  einer 
»Muse  zugeschrieben  war,  womit  andererseits  die  Wahrscheinlicb- 
keit  sehr  gering  wird,  dass  neben  dtr  Muse  in  jener  Dichtung 
auch  Juppiter  zu  Wort  gekommen  sei.  Um  so  günstiger  steht 
alles  für  meine  Annahme,  dass  Cicero  in  unserem  Briefe  auf  de 
temporibuß  meis  anspiele.  Denn  es  ist  verbürgt^  dass  in  dieser 
Dichtung  ein  Götterrath  Ntattfand,  bei  dem  Apollo  zu  Wort  kam, 


698 


GurlitL 


η.  1.  im  zweiten  Buche  iad  Q.  fr.  ΠΙ  1,  24),  diceniem  ApoUinem 
in  amcilio  deorum  {voifito  in  .senttithtm  Uhum  meorum  tempoTum 
mcludere).  Auf  diese  Dichtung  muee  eich  also  auch  bezieheti, 
wae  Quint.  XI  1,  24  engt:  In  mrminibus  utinam  (M.  TnUiufi)  ■ 
pepercisset^  quae  non  desierunt  carpere  mali^i  ...  β/  Totmn  | 
illum^  α  qtw  m  concilium  deorum  advocatur^  et  Minervam^  quae 
nries  eum  docuif,  quae  sibi  ilfe  sccufus  quaedam  Graecarum  eAtmpla 
permiserat.  {Vgl,  auch  Peeudoealust,  in  Cic.  §  7  ^-  Baiter* 
Kayeer  ΧΪ  p*  135,  4).  Wenn  wir  nicht  annehmen  wollen,  daee 
schon  lib.  1  etwa  mit  der  neriifiing  des  Cicero  in  den  Götterrath 
und  einer  κατακλείς  des  Juppiter  geechloeeen  habe,  eo  wird  sich 
wohl  am  meteten  empfehlen,  an  das  IL  Buch  zu  denken,  das  den 
Götterrath  Belhst  enthielt,  der  jedenfalls  selir  wirkungsvoll  mit 
einer  peroratio  des  Juppiter  geschlossen  werden  konnte.  Da- 
gegen spricht  keineswegs,  dass  Cicero  sich  Bpäter  entschloss,  in  ■ 
dieses  dem  Bruder  sehon  länger  bekannte  Buch  nachtr&glich  ein 
έμβόλιον  einzufügen:  denn  veröffentlicht  wurde  es  zunächst  noch 
nicht.  Es  steht  nun  der  Annahme  nichts  mehr  im  Wege,  dass 
wir  in  unserer  Briefsteile  zwei  Beziehungen  auf  ein  und  dasselbe 
Buch  haben,  vermutblich  also  das  eben  vollendete  IL  Buch  de 
temporibue  meis,  Der  Vermuthung  dagegen,  das«  Cicero  auf  ein  ■ 
ΙΓ.  Buch  Consulatus,  welches  Urania  heisse,  Bezug  nehme,  ist 
jeder  Boden  entzogen*  —  Wir  haben  jetzt  eine  andere  Erklärung 
und  die  Heilung  der  verderbten  Worte  de  ηση  curantia  in 
suchen*  Die  Bedeutung  von  admonere  läset  annehmen,  dase  es 
sich  um  einen  Auftrag  handelt»  den  Quintus  vor  seiner  Abreise 
(§  2)  mündlich  gegeben  hatte,  und  an  den  er  jetzt  bneflich  er- 
innert. Dieser  Auftrag  war  politiHcher  Natur,  denn  Cicero  suchte 
ihm  durch  eine  Verhandlung  mit  Pompeius  und  Crassus  ge• 
recht  zu  werden  (§  2).  Wenn  wir  nun  hören,  dass  in  dem- 
selben Zusammenhange  de  istis  operil/tis  atque  rnscriptionibus  die 
Rede  ist,  dass  Pompeius  dem  Begehren  benigne  rtspondit^  magnam 
spem  aUalit,  ferner  hören,  dass  später  Quin  tue  (DI  1,  14)  wegen 
des  Tempels  der  Tellus  und  der  porticue  Catuli  an  seinen  Bruder 
mahnende  Worte  richtet,  Bchliesslich  hüreni  dass  des  Quintns 
Statue  wenigstens  vor  dem  Tempel  der  Tellus,  nicht  aber  auch 
an  dem  portieus  Catuli  aufgestellt  wurde  (TU  1,  14),  so  dürfen 
wir,  zumal  von  anderen  öffentlichen  Dienstleistungen  des  Quintus 
damals  nicht  die  Rede  ist,  mit  grosser  Wahrscheinlichkeit  an- 
nehmen, dass  es  eich  hier  um  ein  und  dieselbe  Angelegenheit 
handele.     Damit    ist    denn    auch    die  Emcndalion    für   das    zweite 


Textkritisches  zu  Ciceroe  Epietulae  ad  Quint  fratr. 


699 


ΛνΊϊτϊ  gegeben;  wir  haben  statt  de  .  .  ,  euranfia  zn  lesen  de  .  ,  , 
curaHüfie,  Besondere  durch  die  In  Schriften  sind  una  curaiores 
Oper  um  pnblkorum  u.  dgl.  sehr  geläufig.  Wir  finden  das  Wort  curatio 
in  Verbindung  mit  mutterum  regionnm  (F,  VI  19,  2)  mit  fru- 
menii,  ttegotii  publki^  bonorum  patris  etc.  Hier  handelt  es  ei  oh 
offenbar  um  eine  curaih  von  ofFentlichen  Baudenkmälern,  für  die 
der  technieche  Auedruek  monumenia  ist.  Zum  Glück  boren  wir 
auch»  daes  Cicero  thatsilehlich  von  dem  Staate  beauftragt  war, 
den  von  Clodius  beschädigten  Tempel  der  Tel  lue  wieder  herzti- 
etellen,  de  har,  r.  14,  31  aedes  Tellur is  est  curationis  meae.  Dm 
motwmenhim  CaiuU  (Verr.  IV  12β;  pr.  Caelio  78),  Jene  Halle 
des  Q.  CatulaSf  die  Clodiue  niedergerieeen  hatte,  um  daa  durch 
Zeretörung  von  Cicero  β  Haus  auf  dem  Palatin  gewonnene 
Grundstück  36U  vergrössern,  wird,  wie  wir  an  eich  annehmen 
dürfen,  Cicero  nach  »einer  Rehabilitimng  ehenfalle  in  Curation 
bekommen  haben.  Uneere  Stelle  echeint  zu  lehren,  daes  au  oh 
Quintufi  mit  diesem  Ehrenamte  betraut  wurde,  was  um  so  glanb- 
lieber  erscheint,  als  auch  sein  Haus  von  den  Banden  des  Clodiue 
groesentheils  niedergebrannt  worden  war  (Ä,  IV  3,2^).  Sonst 
würde  sich  auchQuintue  schwerlich  um  dieae  Sache  soviel  Gedanken 
machen.  Er  wollte  jedenfalls,  daee  auch  sein  Name  ale  der 
einee  der  Erbauer  inscbriftlich  genannt  werde  und  dass  sein 
Standbild  dabei  aufgestellt  werde  fdc  isHs  operibus  et  inscriptio' 
nihusjf  Wünsche,  die  ihm  in  Erfüllung  gegangen  eein  dürften: 
Pur  die  Statue  jedenfalls  ist  ea  bezeugt  (s.  ob.)»  Nach  all  dem 
ist  möglich,  dase  de  fnon(umentorum)  curaUofie  zu  lesen  sei. 
I>ie  Inschriften  kürzen  monuntentum  durch  M.,  bisweilen  wohl 
auch  durch  MON.  ab.  Dase  aber  auch  in  den  Hss,  diese  Ab- 
kürzung vorkomme,  dafür  fehlt  mir  ^war  ein  verlässlichee  Zengniss, 
docb  ist  68  an  eich  nicht  unwabrecheinlich,  da  wir  auch  Zi£i(erti- 
nue),  sc,  (eenatus  consultum),  pcdOtQu)  u.  dergL  Abkürzungen  der 
Kanzleiechrift  in  den  Briefen  finden.  Ä.  XJII  46,  1  ist  überlie- 
fert :  Lepta  .  .  de  sna  ui  in  curatione  laboranSf  wofür  0•  E.  Schmidt 
wohl  mit  Recht  de  stia  »nM«(er\ira)  curatione  vermuthet  (zuletzt 
Rh.  Mus,  55,  190L  S.  403),  Wahrscheinlicher  aber  werden  wir 
une  non  aus  «osira  (geschr.  nra)  verdorben  denken:  denn  der  ge- 
naueren Benennung    der    curatio  bedurfte    es    hier    kaum;   durch 


1  Drumann  GR.  11  S.  271  nimmt  an,  daas  Marcus  nur  in  Ver- 
tretung des  Lirudere  dieaea  Amt  verwaltet  bah*?.  Auch  das  wire 
möglich. 


600 


G  u  Γ  ι  i  1 1 


ttostra  betont  Cicero,  dnee  er  gleiahfün  Antheü  darnn  habe  oder 
doch  nebme,  anoh  braurbt  er  vntepr#^cbend  bei  Abwcblaee  dieneit 
Themas  den  Plural:  ad  ^oshtim  lovt'm  rcrtrinmur  (§  2  Schi  neu). 
Ich  lese  mithin:  Qttod  mc  admotfes  de  nostra  (od,  mon. '  cttrafione^ 
Quintus  hatte  aleo  unter  Berufung  auf  eeinee  Brudere  Dichtung  de 
temporibuB,  npeziel!  die  SL-bliiBPrede  des  Jopirker  im  II.  (?)  Buche, 
gebeten,  seinem  VerBprecben  gemilsBi  für  die  curatio  des  TeUue- 
tempela  und  der  porticus  Catttli  zu  Borgen,  f'ieter  Ermabnung 
aber  hätte  ee  nicht  bedurft,  denn  ^ein  Bruder  wwr  schon  tage 
nach  seiner  {dee  (iuinlu«)  Abreiwe  zu  F^impcius  gegangen  und 
hatte  iliri  in  diesem  Sinne  beeinfluest  Wenn  aber  doch  der 
Wunsch  nicht  zur  Auefnhriing  kommen  Bollte,  eo  räth  Cicero 
dem  firnder  eich  auch  zu  trösten  mit  der  Zeusrede  {Si  perficiuftl 
opiime:  si  minns^  ad  nosirum  lovem  reverfamur),  Ea  int  wohl 
verwe^^ene  Neu^iier  /ii  frsigen^  was  Juppiter  zu  Cirero  gesprochen 
habe:  eine  Vermuthiinir  aber  eei  mir  geetatlet,  durch  die  onnerer 
Stelle  Qenüge  geschieht,  und  die  mit  seinen  sonstigen  ürt heilen 
in  Einklang  steht;  sollte  nicht  Juppiter  den  durfih  die  Verban- 
nung tief  gekränkten  und  auch  nach  s^^iner  Zurikikberufiing  zu 
politischer  ünthätigkeit  verurtheilten  Oonsular  mit  seinem  Nach- 
ruhme getröstet  und  ihm  gerathen  haben,  schriftetencrisch  für 
diesen  zu  sorgen*?  Dann  würde  pasnend  Üniatus  geschrieben 
liahen:  *  sorge  doch  für  unsere  curatio  und  denke  dabei  an  die 
liede  des  Juppiter  ;  dann  würde  nuch  Cicero  pae^end  geanwortet 
haben:  Ja,  Ja,  das  sind  meine  wahren  Gedanken^  die  ich  mehr 
für  mich  seihst  als  für  andere  niedergeschrieben  haben.  Aber 
dennoch  {sed  tarnen)  habo  kdi  mich  auch  für  deinen  Naehrnhm 
bemüht  ;  ßchliesslieh  würde  er  auch  passend  sagen:  %Venn  nnsere 
Bemühungen  um  unsere  ouratio  vergeblich  sein  sollten»  so  wollen 
wir  zu  unserem  Juppiter  zurückkehren ',  dh.  zu  dem  Tröste,  den 
er  mir  spendet,  das«  die  Κ  ach  weit  unsere  Verdienste  gerechter 
beurtbeiten  w^erde»  Mehr  aber  als  ein  nur  möglicher  Lösutige- 
versiich   Βοίΐ   das  natürlich   nicht  sein, 

ΙΪ  10  (12)|  1  und  5.  In  diesen  Stellen,  deren  völiigefi  Ver- 
etändniss  auch  noch  zu  suchen  ist,  erhalten  wir  einen  kleinen 
Beitrag  zu  dem  Kapitel  der  Volksjustiz  in  IlaÜen,  über  das  wir 
jungst  in  dieser  Zeitschrift  so  interessante  Belehrung  erhalten 
haben :  Miw  pridie  Id,^  cum  Appiti^  senatum  htfrequenfetn  coe^issei^ 


'  Damit  wäre   dann  das  odium    der  Ruhrarodigkcit,   dem  Cicero 
entgehen  wollte,  gletchNam  auf  Juppiter  abgewälzt. 


I 


I 

I 


TextkritiseiieB  zu  Ciceros  Epistulae  ad  Qu  int.  fratr. 


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tautum  fu'd  fnfftts,  ni  popitU  convicio  cmdm  &it  nos  dimitterc, 
Boot  (Observ.  crit.  ιυ\  Μ.  Τ,  CireroTiia  epistulas  1881)}  best  reitet, 
dAB8  das  Volk  von  der  Strnsae  auR  eine  Senat esitzuDg  durch 
convicio,  alpo  durch  laute  Verhribniing  habe  stüreu  können  und 
et^hUigt  deshalb  communi  cöHvieh  vor.  Tyrrell  (ed,  voL  II 
pg.  108  f.)  hält  dieaeu  Einwand  für  berechtigt,  sacht  aber  die 
Heilung  in  dem  Vorncblage:  tä  pipüh,  canvich  coadus  SiV  nos 
diniitiere.  Gegen  daß  AByndeton  wäre  an  eich  niebts  einzuwenden, 
aber  dem  Eingriffe  in  die  Ueberüeferung  stehen  doch  gerechte  Be- 
denken entgegen:  Vor  allem  fehlt  der  überzeugende  Nach  weis, 
daee  populi  unhaltbar  sei.  Betrachten  wir  uns  die  thatsächlicben 
Vorgänge  genauer!  Der  Brief,  mit  dem  wir  uns  beechftfligten, 
ist  in  R(»m  in  den  Iden  dee  Febr.  700  (54)  geeehrieben.  Am 
Tag  vorher  hatte  der  Konsul  Äppius  den  Senat  berufen.  Da» 
galt  für  gesetzwidrig  auf  Grund  der  lex  Pupia^  deren  Inhalt  urjs 
in  dem  Briefe  F.  11,  1  erhalten  ist:  Stmtim  haba^i  ante  K. 
Fchruarias  per  Jefjem  Pupkim  ,  .  .  non  potesf  neque  mense  Febr. 
Mo  uisi  perfectis  auf  rekctis  kgaiiontbus.  Appiue  wurde  des* 
halb  nngefeindetj  er  selbst  aber  glaubte  wohl  im  Recht  zu  sein; 
denn  zwei  Tage  darauf  scbreibt  Cicero  in  ad  Ü*  fr.  11^  11  (13)  3: 
Camitiaübns  dichust  qui  Quinpiolia  seqmmtur  (=  17,  Febr.)  Äp- 
pius inierpretainr  non  inipediri  se  lege  Piipta^  fpto  minun  habeat 
senatum,  et,  quod  (.robinia  sanctum  sit^  et  tarn  co*ji  ex  K,  Febr.  us- 
quc  ad  K,  Maritas  hgatis  senatum  cotidk  dare,  Ita  putanlur 
detrudi  cmnHia  in  mensem  Mariinm.  Der  Konsul  berief  sich 
aleo  auf  die  uns  niiibt  bekannte  leÄ  Gnbinia,  wonach  er  berech- 
tigt sei,  vom  17.  Febr.  ab  Senataettzungen  abzuhalten  und  sogar 
gezwungen,  vom  l.  Febr.  bis  zum  1.  März  für  die  Gesandt- 
schaften täglich  Seuatetsitzungen  zuzulaesen»  Worin  nun  eigent- 
lich die  Differenz  zwischen  ihm  und  dem  Volke  bestand,  ist  nicht 
klar  ersichtlich^  für  uns  hier  auch  gleichgültig;  genug,  daas  daa 
Volk  ihn  eines  Verfassungabruchee  für  schuldig  hielt.  Die  Folge 
war  ein  öffentlicher  Tumult.  Vor  dem  Senategebäude  rottete  sich 
das  Volk  zuearamen  und  machte  seinem  Unwillen  Luft  durch 
wüetea  Geschrei  und  Geschimpfe  [cmwicia).  Sollte  das  wirklit,h 
im  Senatsraurae  nicht  zu  vernehmen  gewesen  sein?  Die  Thiiren 
waren  doch  nicht  immer  geschlossen,  Senatoren  kamen  und 
gingen,  und  dann  werden  die  Kufe  der  Menge  so  beunruhigend 
hineingedrungen  sein^  das«  die  Sitzung  eben  abgebrochen  werden 
iDüRste.  An  dem  Werte  pupuli  möchte  ich  deshalb  nicht  rubren, 
AndeTft  eteht  es  mit  frigm,  Mao  mag  dieses  Wort  in  welchem 
Sinne    auch  immer  nehmen^    als  Kälte,    Frost,    kühle  Stimmung, 


Gurlitt 


Flaulieit,  8o  scheint  tn  nicht  7,u  der  Volkeerregung  zu  paeaefi, 
die  durch  pufmU  conrich  coactus  est  eicher  gestellt  ist  Nun 
kehrt  aber  doch  derselbe  Äusilruck  um  Schlueee  dee  Briefee  wie- 
der: Quamqnam  eins  modi  frifjns  impendebat^  ui  summum  per$- 
cuium  esset,  ne  Appio  suae  aedes  ureretifur.  Hier  hat  man  friffus 
aln  die  kiihle  BtimmuTig*  des  PnblikomB  gefaset,  das  Auebleiben 
νοίϊ  «aliitatorea  und  deductores  in  des  Appiue  Wohnuög,  ale 
einen  Gefrierpunkt  der  öfFentücben  Meinung,  dem  Appiue  — 
ecberzhaft  geeprochen  —  mit  so  etarker  Heizvorricbtun/i  entgegen- 
treten mufiete^  daae  darüber  sein  Haue  fast  in  Flammen  aufge* 
gangen  wäre,  oder  —  indem  man  un  für  Erfrieren  nahm  —  ee 
wäre  in  der  Wohnung  de»  Appiuft  die  Stimmung  auf  den  Gefrier- 
punkt gesunkeiL  (TyrrelL)  Das  kann  echwerlich  überzeugen.  Ueber- 
haupt  mma  der  Text  erat  richtig  geeteJlt  werden*  Znnäcbat 
stehen  diese  SchlueRworte  mit  den  vorausgehenden:  reliqua  »in- 
gulornm  dierum  scribcnms  ad  /e,  si  modo  (abcUarios  tu  praebcbis 
in  gar  keinem  ZuRammenhange.  Mir  scheint  es  fast  gewisa,  daaa 
der  Brief  mit  praehihis  ecbloee,  daee  aber  der  letzte  an  eich  nn- 
veretiindliche  Satz  verschleppt  ist  und  mit  dem  obigen  in  enge 
Verbindang  gesetzt  werden  muss.  Dazu  kommt^  dase  der  Aus- 
druck ne  Appio  saae  aedes  urercnfur  doch  schwerlich  z\i  ertragen 
ist,  Koch,  der  ebenso  empfand,  wollte  deshalb  (Progr.  von 
Schnipforta  1868  p.  34)  ne  Äppli  cansulU  aedes  u.  lesen.  Ich 
glaube,  dase  Appio  erst  in  den  Text  kam,  nachdem  dieser  8at2, 
aus  seinem  ursprünglichen  Zusammenhang  herausgerissen«  dieser 
Erklärung  bedürftig  wurde,  "Wenn  ich  recht  sehe,  so  haben  wir 
in  §  1  EU  lesen:  Nam  pridie  Idus^  cum  Appius  senaium  infrt- 
qnetitem  coc^fisset,  (quamqtmm  eiusmodi  frlgtis  impendebat^  ui 
summum  peficuluw  essef,  ne  \ Appio]  suae  aedes  urerentur,)  iantum 
fuit  frigus,  ut  populi  conririo  coactus  sit  nos  difmtiere.  Dabei 
bleibt  Äunächst  die  Frage  noch  offen*  wie  frigus  in  beiden  Fällen 
zu  deuten  sei.  Die  Hauptsache  ist,  dass  wir  so  wenigstens  eine 
Periode»  einen  klareren  Gedankengang  erhalten:  Appius  hatte 
geeetzwidrig  eine  Senatssitzimg  angesetzt,  darüber  war  das  Volk 
80  entrüstet,  dass  es  drohte^  sein  Haus  in  Brand  zn  stecken. 
Aber  Appius  liess  eich  nicht  einschüchtern.  Er  war  von  der- 
selben rücksichtsloRen  Energie,  wie  sein  Bruder  P.  Clodius  und 
wird  deshalb  von  Cicero  seihst  constd  fortissimus  genannt  (pr• 
Scauro  31  s<].).  Auch  kam  es  nicht  isum  Aeussersten;  aber  die 
Schmühmfe  der  erregten  Volksmenge  zwangen  ihn  doch,  die 
Sitzung  abzubrechen.     Das  muse  der  Sinn  dieser  Stelle  sein:  ei 


TextkritiiicbeB  zu  Cicero»  Epietulae  ad  Qaifit.  fratr. 


f 


^ 


I 


wird  der  drohenden  Geffllir  der  barniloBere  Auegarig  ent- 
geirengeBtellt,  Noch  bleibt  aber  der  Äued  ruclt  frigtis  7M  erklären* 
Von  all  den  möglicben  Bedeutungen  dieees  Worte«,  Hie  Tyrrell 
bier  beepricht,  kann  nur  die  von  ^üngunet,  Ungnade*  ernstlich  in 
Betracht  kommen,  wie  sie  in  Horaz  Sat.  II  1,  62  vorliegt:  fnam- 
mm  ne  quis  amkus  Frigore  tc  fenai  {PeTH,  l  108  Imina  fri- 
gescant).  Schon  cÜe  Thateache,  «lafls  die  Senatnpitzung  infrtqums^ 
aUo  beechluesfähig  war,  beweist,  da&e  man  dich  dagegen  ableh- 
nend verhielt  Vor  allem  aber  i»t  zu  beachten»  daee  wir  es  bier 
mit  einem  Briefe  zu  thun^  der  dem  genm  iocosnm  angehört 
(F,  U  4.  l;  Fleckeisens  Jahrb.  137  S.  864  ff,;  H.  Peter  *Der 
Brief  in  der  rönv.  Litt/  S.  23  f.),  daae  wir  alao  auf  scberzbafte 
Wendungen^  auf  Wortspiele^  Oxyuioren  u.  dergh  gefaset  sein 
müssen  ^  Zugleich  ist  unser  Brief  die  unmittelbare  Antwort  auf 
ein  Schreiben  des  Bruders  Quintup,  und  Cicero  bekennt:  nee 
iatnen  hahnissem  scrile^idi  maic  qtitdem  uihfm  arf^ttmenfum^  nisi 
tuas  accepissem.  Ee  iet  deshalb  leicht  möglicfi,  dass  eich  der 
Ausdruck  f$itjus  schon  in  dem  Briefe  des  Quintns  fand,  und 
das«  Cicero  daran  anknüpfend  und  damit  spielend  seine  Gedanken 
niittheilt.  Hier  ist  nnr  eine  hypolhesieche  Erklärung  möglich. 
Nehmen  wir  kB.  an,  Quintus  habe  über  frostige  Benatssitzungen 
g^escherzt^  so  konnte  Cicero  daranf  in  witziger  Ironie  sehr  wohl 
mit  den  oben  gegebenen  Worten  antworten:  jawohl,  die  Stimmung 
war  80,  daas,  als  Appius  den  Senat  berief,  er  einen  Frost*  er* 
warten  musste,  von  dem  beinahe  sein  Haus  in  Flammen  aufge- 
fangen wäre,  that sächlich  war  der  'Frost*  nur  so  gross,  dass  er 
anter  dem  Hohngeachrei  des  Volkes  die  Sitzung  aufheben  musste, 
Der  Witz  Hegt  also  in  dem  Wortapiele  von  frigus  und  uri: 
'seine  Einberufung  nahm  man  so  kühl  auf,  dasa  darüber  sein 
Hans  beinahe  in  Flammen  aufgegangen  wäre!  Jedenfalls  aber 
bähen  wir  bier  den  Hinweis  auf  erregte  Straasenscenen,  die  bei- 
nahe zu  einem  Sturme  auf  des  Konsuls  Wohnung  ausgeartet 
wären,  eich  aber  »chliesslich  darauf  beschränkten,  den  Konsul 
zu  zwingen»  eine  für  ungeeetzlieh  angesehene  Senatssitzung  wieder 
aufzuheben. 


k 


*  Vgl.  §  2  Eitmque  luai  iocosei  3.  Ge9ius  mdcs  et  locum  iocandi; 
^  5.  Joeum  autem  iUms  de  smi  cgestate  aq.  Ebenso  ist  der  Ton  des  näch- 
I  »ten  Briefi^s  Jim  ^nivem  atriim\  tequc  hilari  animo  esse  et  prompto  ad 
^B  iocandum  i)alde  mc  iiwaL  Kein  Zweift^d  also,  daea  wir  m  oben  mit 
^B  einem  Witze,  einem  Oxymoron  m  thun  haben- 


I 
I 


f>04 


Gurtiit 


ΠΙ  Ip  23.  Cicero  wiintlert  «ίίΟ»,  dasf?  »ich  nein  Bruder  mit 
dem  anrltehi^en  T.  ÄTiiciu^  zum  Zwecke  eineA  Landgtit-Ankaufef« 
einlasfie  und  tm^t:  ufrumque  soho  tulmirari  it  .  .  ,  .  r/,  cum  ad 
iihim  scrihaSj  nihil  te  reeordart  f  de  sc  de  eiJtäis  (M)  iUis,  quai 
in  Tvscftlano  eius  tu  mihi  osfendisttt  nifiU  de  praevepds  Epichnrmi, 
γνώθι  ρ  πώς  ά\\ψ  κ€χρηταΐ:  toium  deniqne  vtdttttn,  serm^nem,  anl• 
murn  ehiSf  quem  admodnm  tfmir'w^  quasi  f»  *SV(^  haec  tu  videns. 
Mit  de  se  weie«  hier  kein  Mensch  elwae  anzTifangeti:  ich  glauhe, 
(iftRH  e«  de  sc.  f^  de  ifenafm  rotiSidto)  lieii«eii  sull,  und  data 
dann  richtig  mit  Müller  fortgefiibren  wird;  de  epistnlis  Ulis, 
Weitere  Gründe  aU  die  gröeetm 5g liehe  Annäherang  an  die  üeber- 
lieferung  Rind  freilich  nicht  bcixnhriTigen,  ΓΙΙααη  aber  sc,  die 
regelmä»Rige  Form  der  Abkürzung  war,  ist  bekannt  Wir  mtteaten 
also  annehmen,  daee  Quintus  ein  sc.  und  Briefe  von  Bekannten 
in  Händen  hatte,  durch  die  da«  GeRckäftfi verfahren  dee  T.  Aniciua 
als  unerlaubt  oder  doch  verdächtig  gekennzeichnet  wurde.  Gröe* 
aere  Schwierigkeiten  macht  diis  Folgende:  Zuniicliet  fallt  die 
Härte  der  Konslriiktion  auf:  denn  den  Satz:  totum  denique  i^iltum 
etc.  miisste  man  noch  «bhangig  denken  von  γνώθι.  Um  dem  zu 
entgehen,  wollte  Weeenberg  nach  qtiosi  am  Ende  noch  dedidicisse 
anfügen,  und  Tyrrell  stimmt  bei,  obschon  dadurch  eine  ebenfalle 
Bchwerrällige  Konstruktion  entsteht,  auch  qtmst  dtia  vorausgehende 
quem  ad  modum  conkio  mehr  als  entbehrlich  macht.  Andere 
laBeen  die  Frage  offen,  was  hinter  qwm  aufigefallen  sein  möge 
(Baiter,  C.  F,  W.  Müller).  Die  Lücke  könnte  nar  ein  oder 
wenige  Worte  umfaseen,  denn  mit  Sed  tu  eq.  aetzt  eioh  der  Ge- 
dankengang richtig  fort.  Ich  g^laube  eogari  das»  gar  nicht*»  aus- 
gefallen sei,  sondern  dass  die  Textverderbnies  in  dem  Worte 
qumi  selbet  atecke.  Zweifellos  gewinnt  unsere  Periode aehr,  wenn  wir 
nach  dem  Spruche  des  Epicharm  einen  Funkt  setzen,  und  mit 
Toium  detvque  den  abschliessenden  neuen  Salz  beginnen  laaaen, 
für  den  daa  regierende  Verbom  in  qu<isi  zu  Buchen  wäre*  Ee 
wird  in  der  Form  der  Ernjahnung  gestanden  haben,  da  ea  den 
Begriff  von  γνώθι,  πώς  αλΧψ  κ€χρηται  fortsetzt.  Der  Imperativ 
kann  aber  nicht  gestanden  haben,  weil  eich  mit  ihm  quem  ad 
modum  conkio  nicht  vertragen  würde.  So  bleibt  das  Futurum, 
das  ans  auch  als  mildere  Heitebeform  hier  erwünschter  ist:  daa 
führt  auf  γνώα6ΐ,  womit  wirkungsvoll  das  griechische  Verbum 
γνώθι  noch  einmal  aufgenommen  wird.  Aue  γνώσβι,  verschrie- 
ben in  γνοσΐ  oder  fjno.^i^  konnte  leicht  qnasi  entttehen.  Mehr 
noch    ala    in    den   anderen    Briefgruppeu    finden    eich    in    den  ad 


■kl 


Hu 


Textkritisches  zu  Clceroa  Ep^tuläe  ad  Quint.  fmtr.  G05 

tiu,  fr.  die  griechiecheii  Worte  JateiuUcli  geschrieben  und  eogar 
durch  eine  Art  Konjekturkritik  in  ähnlich  auseebende  lateinische 
jWorte  nmgeetaltel,  wov<>ii  ich  demnächst  ein  ntjch  anffallenderee 

eißpiel  im  Philologua  behandele.  Gleich  in  §  24  unseres  Briefe» 
iet  emboUum  überliefert;  ich  balle  ee  aber  mit  Tjrrrell,  der  έμ- 
βύλιον  in  den  Text  setzt.  Es  ist  also  kein  Grund,  meine  Lesung 
TVUKJ€l  ale  KU  kühn  abzulehnen,  wofern  sie  sonst  dem  Sinne  ge- 
recht wird.  Ich  lese  also:  Soko  aämirari  .  - .  nihil  ie  recmäari 
de  sc,^  de  epistuUa  .  ,  .  ,  nihil  de  praeceptis  I*Jpkharmi :  γνώθι 
πώς  αλλψ  κέχρηται.  Tolum  denique  voltum,  sermanemy  atämutn 
eius  quem  ad  modum  conicio  γνώσ€ΐ.  Sed  hüte  tu  videris:  .  . 
*Kurz,  du  wirst  ΐ—  du  solltest  doch)  seinen  Gesicbtsausdruck^ 
eeinen  XJnterhaltungston,  seinen  Charakter,  soviel  ich  vermuthe, 
kenneu  lernen    (ehe    du  dich  mit  ihm     in  ein  Geschäft  einläset). 

Hein   —  das  wirst  du  selbst  schon  besorgt  haben*. 

11  3,2.  Qui  [BompemB)  ut  pcforavit  {umn  in  eo  sane  fortis 
fuii^  non  est  deterritus]  di^ii  omnia  aique  inierdum  etiam  sikniio, 
cum  attctoritafe  f  pcregtmt)  sed  ut  peronwit^  surrexii  Ciodius. 

Für  das  überlieferte  peregerai^  das  Tyrrell-Purser  glauben 
halten    zu    können,    scli lagen  Guilclmua    und  Mtidvig    perfregerat 

<ir,  das  aber  von  C.  Lehmann  abgelehnt  wird,  weil  das  Plus- 
-q^uamperfectum  im  Iterativsatze  unzulässig  wäre.  AnffälHg  ist 
hier  auch  der  Gebrauch  von  sed,  da  man  erwartet,  dass  nach 
der  Parenthese  einfach  mit  ui  peroravii  fortgefahren  werde.  Ich 
suche  die  Lösung  dadurcb,  daes  ich  es  zu  dem  vorausgebenden 
Worte  ziehend   perseverassei  lese,   wobei    der  Satz,   den  cum  ein- 

itet,  natürlich  nicht  als  iterativ,   sondern  als  begründend  zu   er- 

lären  ist:  ^da  er  mit  Würde  ausgeharrt,  darauf  bestanden 
hatte'  (vgl.  de  amic.  24  perseverabat  sc  esse  Oresiem,  ad  Att» 
IX  19;  4:  ad  urbem  ut  non  accederemy  perseveravi.)  So  lässt 
eich  auch  das  Plusquamperfectum  rechtfertigen;  denn  die  Ruhe 
trat  bisweilen  ein,  da  sich  seine  Würde  als  uuerBchutterlicb  er- 
wiesen hatte. 

II  3^  5.     Sed   item    Nor  im    inde^    edidit    ad    alkt^atos    Cn. 

entulitm   Vatiam   et  C\   Coinelmm  \   isla   et.     Für   diese    letzten 

innlosen  Worte  schlägt  Μ  advig  instare  vor.  Ich  bin  mit  Orelli 
der  Meinung,  dass  hier  ein  cognomen  gestanden  haben  muss;  so 
gut  wie  C^*.  Ladidiis  Vutla  mit  vollem  Namen  genannt  ist:  denn 
mit  C  Cornelius  ist  damals  ein  Manu  ebensowenig  gekennzeichnet, 
als  wenn  man  heote  vom  Fritz  Schulze  spricht,  üaiters  index 
liomioum  nennt  allein  5.  C.  Corneäus.    Orelii  schlägt  ßestia  vor, 


606    G  u  r  1  i  1 1  Textkritieches  zu  Ciceros  fipistalae  ad  Qaint.  fratr. 

ohne  für  diesen  Namen  einen  anderen  Anhalt  als  die  doch  ziem- 
lich abweichenden  Zeichen  der  U eberlief erung  za  haben.  Näher 
liegend  wäre  vielleicht  Statium  (geschr.  Statt'),  wobei  das  an- 
lautende i  (=  e)  ale  der  vulgäre,  vokalieohe  Vorschlag  vor  den 
mit  Sty  sc  anlautenden  Worten  zu  deuten  wäre,  der  im  Franzöei- 
Bohen  nachwirkt:  (esclalier).  Nachweisbar  ist  mir  ein  C.  Comeliue 
Statine  freilich  nicht. 

U  6  (8)  1 :  .  .  .  m  suppliccUione  deneganda. .  . .  Mihi  cum 
sua  sponte  iucundum  tum  iucundius,  quod  me  abernte;  est  enim 
εΙλικρινές  iudicium  sine  oppugnatione,  sine  gratia  nostra  f  eram 
ante.  Quod  Idibus  et  postridie  fuerat  dictum  de  agro  Campano 
actum  irij  non  est  actum.  Wir  werden  lesen  müssen:  sine  oppug- 
nationej  sine  gratia  nostrorum.  Ante  quod  Idibus  sq.  Denn  es 
wäre  mehr  als  überflüssig,  zu  sagen,  dass  die  in  Ciceros  Ab- 
Wesenheit  erfolgte  Ablehnung  der  Supplication  des  Gabinius  ihm 
(dem  Cicero)  weder  Angriffe  noch  Dank  eingebracht  habe.  Wohl 
aber  war  es  für  Cicero  wichtig,  dass  seine  Parteigenossen  einer- 
seits ohne  einen  heftigen  Angriff  davongekommen  waren,  gegen 
den  sein  Beistand  erwünscht  gewesen  wäre,  anderseits  auch  keinen 
Beifall  geerntet  hatten,  um  den  er  sie  beneiden  müsste.  Was 
sonst  noch  für  meine  Konjektur  spricht,  braucht  wohl  nicht  erst 
ausgeführt  zu  werden. 

Steglitz,  28.  Mai  1901.  Ludwig  Gnrlitt. 


NEUES  ÜEBER  EPIKUR  UND  EINIGE 
HERKULANENSLSCHE  ROLLEN 


üeber  die  uüetidlich  langwierige  uuil  mühevolle  Arbeit, 
die  noch  a.n  den  herkulaneneischefi  Rollen  außzuführeTi  iet,  linbe 
ich  in  dem  Aufsätze  üeber  die  Erhaltung  und  Bebanclliing  der 
herkulanenainchen  Rollen'  (Nene  Jahrb.  1900,  586—591)  be- 
richtet, Nacbdena  das  WeBentlichBte  auegeschüpft  iet,  kann  man, 
wenn  nicht  etwa  die  Auffindung  einer  neuen,  glücklicheren  Auf- 
roUungaweiee  den  Inhalt  der  noch  nicht  geöfTenten  Stücke  frei- 
legt, lange  znaammenhängende  Texte  nicht  mehr  erwarten.  Der 
Zu  wach  β  aber,  den  die  Nachprüfung  der  schon  aufgerullten  Pa- 
pyri bringen  kann,  besteht  gewöhnlich  nur  in  Kleinigkeiten,  in 
der  Yerbesfierung  falBcher  Abschriflen,  in  der  Ereclilieseung  neuer 
Buobetaben  und  Zeilen^  in  der  Heratellung  der  oft  von  den  un- 
gelehrten Abschreiber  durch  Ünastellung  gestörten  Seitenfolge. 
Aber  wenn  man  mit  dem  Gewinne  von  Kleinigkeiten  zufrieden 
ist  und  in  ruhiger  Arbeit  Blatt  für  Blatt  vornimmt,  so  wird  man 
bald  einen  groseen  Haufen  neuer  Lesungen  zusammengebracht 
haben ♦  welcher,  in  der  nuthigen  Weiee  ausgenutzt,  einen  geacbloB* 
seneren  Fund  reichlich  aufwiegt.  Einen  solchen  Haufen  habe 
ich  bei  meinem  &iebenmonat1ichen  Aufenthalt  in  Neapel  in  den 
Jahren  1899  und  1900  erworben*  Die  angekündigte  Sylloge 
lectienum  Herculaneneium  kann  ich  indessen,  wie  ich  inzwischen 
eingeeehen  habe,  nicht  ohne  eine  erneute  Nachprüfung  der  Ori- 
ginaln  herausgeben,  da  es  mir  sehr  misslich  erscheint,  an  vielen 
Stellen  nur  auf  die  von  Fehlern  wimmelnden  Abechriflen  der 
Neapolitaner  angewiesen  zu  aein.  Es  wäre  doch  für  den  Benutzer 
der  Sylloge  recht  lästig,  die  Sammlung  nur  unter  «teter  Ver- 
gleichung  der  Addemla  gebrauchen  zu  können.  So  entechlose  ich 
mich  denn,  einiges  von  den  wichtigeren  neuen  Lesungen  vorher 
^^L  in  Torläußger  Veröffentlichung  bekannt  zu  geben.    Wenn  ich  aber 


1 


m 


*rdDert 


für  tleii  vorliegeiuien  AnfeatÄ  die  auf  Epikur  eicL•  beziehenden 
Stücke  wählte,  §o  geschah  dies  beBoiitler^  daruni,  weil  Usener 
eben  mit  der  Neubearbeitung  Beint^r  Kpicurea  beschäftigt  iet. 
Vielleicht  wird  aber  auch  der,  der  Zeit  und  Last  hat,  an  einem 
der  herrlichsten  Punkte  der  Welt  der  I^osung  einer  schönen 
wieeenachaftlichen  Aufgabe  sich  zu  widmen,  einige  Änreguog  er- 
fahren* 

Wae  nun  zunachat  die  ReRte  von  Schriften  Epiknrs 
hetriffti  eo  will  ich  zu  dem  Verzeichnieee  der  incerti  libri,  daa 
üeener  S.  129  aufstellt,  einige  Zusätze  machen.  Ich  schicke 
voraue,  daitB  man,  wie  ich  ee  ähnlich  bei  den  philodemisehen 
Werken  über  die  Hede  und  über  die  Dichtkunst  gethan  habe*, 
die  Papyri  von  Epikurs  Werk  Ttepl  φυ(Χ€αις  nach  dem  Aus- 
sehen  der  Schrift  in  beRtiinmte  Gruppen  theilen  kann.  Fünf 
Schreiber  lassen  sich  mit  Sicherheit  feslstellen,  wobei  man  sich 
daran  erinnere,  dass  einige  Bücher  jenes  Werkes  in  der  Bibliothek 
des  PJBO  zwei-  bis  dreimal  vorhanden  «ind.  Von  den  fünf  Schrei- 
bern nun  (die  ganz  genauen  Angaben  sollen  in  der  Palaeographift 
Herculanensie  gegeben  werden)  sind  besonders  drei  auf  den  ersten 
Blick  kenntlich.  Der  erste  schreibt  kleine,  zierliche  Zeilen  und 
lässt  einen  recht  breiten  Hand,  der  zweite  zeigt  etwas  griSeaere 
Buchstaben,  liefert  längere  Zeilen  und  wendet  zur  Satzabthetlung 
die  ävüü  0Τΐχμή  an,  der  dritte  endlich  schreibt  eine  breite»  feste, 
gcachmtickte  Prunkschrift.  Hi\t  man  die  einzelnen  Schreiber  ge- 
nau erkannt,  so  ist  dies  für  die  Feststellung  von  Epikurrollen 
unter  den  titclloeen  Stücken  recht  wichtig.  Neben  dem  Inhalte 
wird  man  dann  mit  Erfolg  auch  die  Schrift  zum  Beweise  heran- 
ziehen, wie  es  denn  nun  auch  im  Folgenden  geschehen  solL  Den 
Pap.  419  (Coli.  alt.  IX  8ö— 90)  hat  Gomperz  dem  Epikur  zu| 
wiesen;  dieselbe  Schrift  (sie  ist  die  des  dritten  eben  genannt 
Schreibers)  findet  sich  im  Pap,  1634  (Coli  alt  IX  15—20).  Beide 
Papyri  sind  heute  nur  noch  scorze,  dh.  bei  atr  sinnlosen  Ab- 
tragung der  einzelnen  ßlattlagen  ist  nur  das  untere  Blatt  erhalten  ge- 
blieben. Die  vorkommenden  Worte  δτομο[ι  fr.  6io,  κατά  φαν- 
τα[σίαν  fr,  f»e,  5ι]α0τήματος  fr  5»,  νοεϊντήν  [φασφήν  .  .  . 
fr.  73,  πυρ  und  τοο  Τίυρό[ς  fr.  8  weisen  vollende  auf  Epikur« 
Hauptwerk  hin,  —  Der  Pap,  989,  deasen  einer  Teil  aufgerollt 
anf  3  Tafeln  angebracht  iet,  während  der  andere  noch  der  Er- 
echlieasung  harrt^  ist  heute  nur   nach  seinem  Titel  Έτ¥[ι]κο|ύρου 


Quaefttiones  Heroulanensee  (disu,  Gott.  18B8)  S.  9-10. 


Neues  über  Epikur  ητκ]  pmige  berknlanensiacbe  Rollen 


πβρι]  φύσ€(ϋς  bekaiiiit^  vgl.  Oxford.  Phot.  11  90.  Ich  bedauere 
ee,  jene  Tafeln  nicht  eingesehen  zu  haben;  denn  mich  bat  die 
Erfsbrunff  gelehrt,  daß«  die  Angabe  der  Italiener,  ee  »eien  nur  in- 
dicii  preasoch^  irricofioecibili  sichtbar»  keinen  Geübten  abech recken 
darf-  —  l>er  Pap.  1116  liegt  in  Neapel  nicht  in  einer  ÄbBchrift 
vor,  dae  Original  wird  dort  als  scorza  im  Arniadio  Π  79  anf- 
bewahrt.  Unter  <len  Oxfurder  Photographien  aber  findet  sich  VI 
212  ein  BhUtj  welche«  dem  Pap.  1116  angehören  boIK  Diee 
Bruchiitiiek  k;inn  nach  Schrift  und  Inhalt  ίτή]ν  αϊαθηαιν  Ζ,  2) 
reclit  wohl  dem  Epikur  gehören.  —  l>er  Pap.  119ii  wird  heute 
auf  4  loi*en  Bogen  aufbewahrt^;  C,  Orazi  hat  daraus  13  fram• 
nsenti  abgeschrieben,  die  sich  unter  den  papiri  inediti  finden. 
Heine  Zeichnungen  sind,  da  der  Papyrus  sehr  zerMÖrt  ist  und  der 
allergenauesten  Prüfung  bedarf,  um  nur  ein  wenig  zu  ergeben  ρ 
ganz  werthlos.  Die  Schrift  ist,  wie  ich  glaube,  die  des  oben 
erwähnten  dritten  Schreibers,  Von  den  W orten ^  die  sich  lesen 
lasAen,  int  nur  ψυχήι  fr.  10  von  einiger  Bedeutung.  Es  scheint 
ilarauf  ON  zu  folg^eti,  und  wenn  man  fr.  13  El  οπη  ΘΕ  findet, 
no  muRH  man  dabei  berücksichtigeu,  das»  Philodem  den  lliat  sorg- 
fältig meidet,  Epikur  aber  nicht.  Ich  «ab  die  Blätter  nur  ganz 
fliicbtig":  eine  peiulich  genaue  Durcharbeitung  wird  nicht  ohne 
Ergebnisse  bleiben  können,  —  Von  dem  Pap.  1803  haben  die 
Engländer  den  Titel  Έ]τηκουρο[α  |  nepi]  φύσεως  |  Κ  .  CTH  | 
A]PX  .  .  Δ  Pliotogr,  V  ο 2  aufbewahrt^  in  Neapel  aber  findet 
lieli  keine  Abschrift.  Von  dem  Originale  sagt  Martini  non  mi 
έ  riascito  di  veder  traccia.  II  paptro  ä  in  eondicione  molto  cat- 
tive,  e  in  ogni  caeo  non  ee  ne  potrebbero  eavare  che  magri 
frammenti  \  Der  Papyrus  ist  in  8  Blättern  (pezzi)  erhalteuj  ich 
eelbst  habe  ihn  ni^ht  eingesehen.  —  Der  Pap,  1398,  aus  dem 
F.  Celentano  nur  2  frammenti  abschrieb,  ist  heute  noch  in  Äiem- 
lieber  Ausdehnung  (18  pezzi,  welche  die  ganze  Columnengrösee 
zeigen)  vorhanden.  Ich  habe  das  Original  nicht  gesehen,  die 
gruasen  Schriftzige  scheinen  mir  in  des«  dem  dritten  Bob  reiber 
anzugehören.  Martini  merkt  in  seiner  Liste  an,  dase  er  das,  was 
die  Oxforder  Photogr.  V  43  allein  von  diesem  Papyrue  geben 
und    »war    als    Reste    eines   Titels:    .  C  .  .  ΝΔ  .  .  EQC,    worin 


*  Ein  Stück  w^urde,  wie  auf  einem  der  Bo^en  vermerkt  wird, 
»einerzt'it  an  Lnuis  Napoleon  jiceandt.  Dieser  bat  auch  noch  andere 
Papyrasrehte  erhalten.  Wo  »ich  diese  Stücke  hente  finden,  habe  ich 
nicht  in  Erfahrung  bringen  können. 

Hl»«in,  Uli«,  i.  Philol.  N.  r.  LVl.  3'*^ 


610  Crönert 

φύσειυς  sehr  gut  stecken  kann,  sieb  nicht  entdecken  lasse.  Was 
jedoch  den  Inhalt  jener  beiden  frammenti  betrifft,  so  entsprechen 
φαντασίας  l5  und  τήν  φύσιν  2ii  ganz  dem  Wortkreise  des 
grossen  Werkes  £pikure.  Eine  Behandlung  der  Reste  mnse 
darum  dringend  gewünscht  werden.  —  Von  den  Pap.  1489  (Coli, 
alt.  XI*  67—68)  sind  heute  12  pezzi  erhalten.  Das  wenige,  was 
die  Neapler  abgeschrieben  haben,  zeigt  dem  2.  Schreiber  nicht 
unühnlicbe  Schriftziige,  besonders  ist  die  δνιυ  (Ττιγμή  in  fr.  I2 
und  8  zu  bemerken.  Die  Worte  οιάκρισις  und  σύν]θ€σις  in 
fr.  1  lassen  ebenfalls  auf  £pikur  περί  φύ(Τ€ΐυς  schlieseen.  — 
Pap.  1639,  bisher  unveröffentlicht.  Die  Rolle  wurde  als  scorza 
behandelt,  so  dass  heute  nur  noch  5  Blftttchen  vorhanden  sind. 
Franz  Casanova  schrieb  daraus  5  frammenti  ab,  die  sich  unter 
den  papiri  inediti  finden.  Darnach  ähnelt  die  Schrift  sehr  den 
Zügen  des  ersten  Schreibers.  Die  5  frammenti  sind  gegenüber 
anderen  Abschriften  ziemlich  ergiebig,  ich  will  darum  einiges 
ausschreiben  ^). 

fr.  1 11  σπέρματα  ΚΑΤΕΧΑ 

ΜΕΝ  κα\  ταύτα  TTPOC 

TACAMENOI  τήι  φύσει 

παρεοώκαμεν 
fr.  2  a  σ]υντυχίας  EIC  .  .  .  Q  . 

δ]μοιον  .  ΑΤΕΝ 

S  ανάγκη  γάρ  Κ  .  HflAC  . 

.  .  ΟΝ  άκολουθήσαι  φυ- 
σικώς ούοέν  ήττον 
.  .  .  TQI  τεχνική  ν  ΛΑΒΑ 

.  .  Ι  τήν  καταρχήν, 
fr.  37  KOCMO  .  π  .  .  .  Ν  μη- 

bό\ως  ΤΙΤ  .  ήμϊν 

αΙ]σθητό[ν?],  έπεώή 
10  .  HNOYCIN  ?χ€ΐν  ΟΗ 

.  ΗΝ  'Ανάγκη 2  bk  τ[ό 

π]οιούμ€νον  και  τό 

ποιούν  κατ'  δλληλα 
fr.  4  c  έν  τοις  .  .  TEQC  .  μο[ρ- 


^  Da  Casttnova  sehr  nachlässig  abschrieb,  so  verzichte  ich  darauf, 
seine  Zeichen  zu  verbessern. 

2  Vor  ανάγκη  ist  ein  freier  Raum  gelassen,  da<i  Zeichen  des  Satz- 
schlusses. 


φών  και  τών  άλλων 
παραλλαγ[μ]άτίυν  €ττ[1 
τήν  συντ£λ€ΐαν  έλθ[£Ϊν 
10  ή  θέλησε  ν,  μήττως  ου- 
κ έχ[ρ1ήν  Τ€νομένου[ς 
αυτούς  £ύοαίμον[ας 
τιοιήσαι.  Τότ€  γαρ  ΑΤΑ^ 
fr.  5  Ö  ,  .  .  Α  .  ένοχλου  .  ,  . 
leb  stellte  den  Papyme  zunächst  nur  wegen  der  Schrift  κα 
den  Epi kurrollen»  Was  flie  Sprache  betriift,  so  zeigt  eie  keinee- 
wegfi  eine  epikurische  Färbung,  ein  ecbwerer  Hiat  ?.B.  findet  eich 
nicht.  Die  erhaltenen  Sätze  und  Worte  endlich,  die  mehr  auf 
das  moraliecbe  Gebiet  hinüherapieleB,  paeeen  nicht  zu  dem  Werke 
über  die  Natur^  und  ehe  man  bIcIi  entBchlieest,  ein  Werk  Epiknrs 
ethischen  Inhalts  anzunehmen,  wird  man  lieber  eine  von  den 
eehr  zahlreichen  Moralia  des  Philodem  vermnthen  wollen.  In- 
denisen  schien  e«  wichtig^  auf  die  Rolle  aufmerkaam  zu  machen. 
—  Pap.  1196^  heute  nur  als  scorza  erhalten;  vier  frammenti  hat 
F.  Celentani  abgeecbrieben.  Die  Schrift  hat  groeae  Aehnlichkeit 
mit  den  kräftigen,  schönen  Zügen  des  dritten  Schreibers,  und 
deahalb  sei  der  Papjrne  hier  erwähnt.  Von  den  weDJgeu  wich- 
tigeren Worten  eind  ίσχυρόν  li.  ιτρός  θεών  22i,  θορυ[β]ώ5€ΐς 
&ό£[ας  4?  für  den  Inhalt  ohne  Beweiskraft^  und  HPON  και 
Εηρ  . ,  37  kann  fiir  «ich  allein  auch  nicht  viel  helfen,  —  Pap,  454, 
f**ioe  aoorza.  Aus  den  drei  von  C,  Möleeci  überlieferten  fram- 
menti ist  etwa  anzuführen: 

fr.  1  ι  .  .  .  ,  .  Κ  ACT  AI  άσδήττοτε 
....  Tu>v  λοιττών  τής 
ψυχής]  μορίων  ίτομοι 
γιχνό]μεναι  λαμβάνου- 
fi  0tv  τ]ήν  τταραπλησί- 
αν  .  .  .]  YCAN  και-  αΐ  τ[ής  ψυ- 
χής ατ]ομοι  εϊχον  *  Γ  .  .  ,  . 
.....  τής  αίτιας 


^  Hier  igt  die  Seite  tu  Ende;    man    ergAuzt  etwa   άταρακτήαει. 
Vorhergehende  verstehe  ich  nicht. 
«  Ueber  Κ  steht  HA. 
»  EIXEN  die  Abschrift. 


612  C  Γ  ö  η  e  Γ  t 

fr.  3i  δθ€ν  ταϊς  μίν  β€λόνα[ις(?) 

πίΤΟΜΕΝΟΙΚΑΤΑΜΙΙ  .  .  . 

τών  ίώιυν  πολλοίς  καί  τΓ[ιυς 

παρ'  άλληλα  κβιμίνοις  .  .  . 
5  (Τ]ώμα(Τΐν 
Daes  hier  Epikur  vorliegt,  das  läset  sich  wohl  nicht  bezweifeln 
Die  grosse  Schrift  trägt  freilich  keine  eigenthümlicben  Züge,  doch 
kann  das  auch  an  dera  abRchreibenden  Italiener  liegen.  —  Zum 
Schlüsse  muRs  ich  noch  den  Pap.  996  besprechen.  Maleeci  hat 
6  frammenti  daraus  abgeschrieben;  der  noch  heute  erhaltene  Pa- 
pyrus ist  von  mir  eingesehen  worden.  Die  Abschrift  Malescia 
ist  nicht  nur  recht  ungenau,  sondern  an  einzelnen  Orten  sogar 
gefälscht.  AAECTinPAOTEPON  bietet  sie  l4,  während  ich 
selbst  nur  AAECT  •  KAOT  fand,  und  für  ΧΡΗΜΑΤΑ  le  fand  ich 
ΧΡΗΜΑΤΑ  wovon  "Ά  einem  anderen  Blatte  angehört  als  die 
vorhergehenden  Huchstaben.  Ueberhaupt  stösst  man  auf  den 
wenigen  Resten  fortgesetzt  auf  sovrapposti  und  sottopoeti.  Die 
Schrift  ähnelt  der  des  2.  Schreibers,  doch  fehlt  jedes  Interpunk- 
tionszeichen. Aus  dem  Inhalt  schreibe  ich  zunächst  einen  schweren 
Hiat  aus:  τήι  έρμ[ην€ίαι  li,  und  weiter  άν]τίστρο[φον  tav.  I 
pezzo  3,  τά  άντ[ίστροφα  pezzo  a,  ?]μ€ΐΕαν  tav.  I  pezzo  i,  άπέ- 
(Τπα(Τται  ebenda,  endlich 

tav.  III  pezzo  a  .  .  .  .  ΔΕ[  .  .  .  οη]λώσιυμ€ν  Ο 

ΔΙΑΙΜ ΝΟΜΕΝΑΥΤ 

ΝΗΝ  προσο[ΐ€ΐ]ληφότ[€ς 
tav.  Ι  pezzo  ι      ΕΙΤΙ  γίνβσθαι  Μ 

και  φθείρεσθαι  .  .  . 
Die  wenigen  Worte,  deren  Zahl  übrigens  bei  einer  zweiten,  sorg- 
fältigeren Nachprüfung  sich  noch  ziemlich  vermehren  läest,  tragen 
ganz  den  Stempel  epikurischer  Schreibart  an  sich. 

Ich  komme  η  an  zu  denjenigen  Rollen,  welche  Auszüge 
aus  Briefen  Epikurs  enthalten.  Hier  nimmt  der  Pap.  1418 
die  erste  Stelle  ein.  Es  trifft  sich  günstig,  daes  zu  diesem  wich- 
tigen Papyrus  noch  ein  zweiter  von  Gomperz  nachgewiesen  wurde, 
der  denselben  Text  enthielt  und  trotz  seiner  grossen  Verstümme- 
lung an  mehreren  Orten  willkommene  Ergänzungen  bietet.  Es 
ist  dies  der  Pap.  310,  herausgegeben  in  der  Coli.  Alt.  YIII 
194—196  und  in  den  Oxforder  Photographien  II  43—44.  Ich 
habe  beide  Papyri  eingesehen.  In  dem  letzteren  las  ich  von  dem 
Titel    ΦΙΑ I  ...  IE  •  KOYP 1  .  QN. 


Neu  »β  über  Epikur  iitid  einige  herkukneneiaobe  Rollen.        H13 

D&raüe  ergiebt  eicli  für  die  Ergänzung  des  verptümmelten  Titele 
von  Pap.  1418t  dass  dem  και  tivluv  δλλων  ein  Έτηκούρου  vorauf 
ging.  Was  den  Inhalt  betrifft,  bo  will  ich  auf  ibn  an  dieser 
Stelle  nicht  eingehen,  obwohl  mir  eine  Menge  neuer  Lesungen 
znr  Verrügung  stehen.  Denn  ich  habe  nur  einen  Teil  der  Schrift- 
reete  geleeen«  and  auch  diesen  nicht  mit  der  gröseten  Genauig- 
keit, einer  volletändigen  Auegab«  aher  möchte  ich  nichte  vorweg 
nehmen.  Doch  sind  einige  allgemeine  Bemerkungen  schon  hier 
am  Platze,  ftir  den  Fall,  daee  ein  anderer  die  Arbeit  übernimmt. 
Der  Papyrus  1418  wird  heute  auf  6  Tafeln  aufbewahrt  Auf 
diesen  eriidieinen  die  Reste  von  35  Columneni  von  denen  die 
Neapler  Ausgabe  nur  25  wiedergiebt,  die  Oxforder  Abschrift 
(veröffentlicht  in  den  Photogr.  Υ  45— 5ί>)  sogar  nur  14.  Die 
Schrift  ist  eine  der  feineteii  und  zarteaten  unter  allen  herkulanen- 
aiichen,  hei  einiger  üebung  aber  kann  man  sie  ohne  grosse  Mühe 
entziffern.  Und  wenn  man  flie  Geduld  beeitzt^  langsam  Buch- 
staben für  Buchetaben  vorzunehmen,  und  nach  Erledigung  der 
ersten  Lesung  das  Ganze  zum  zweiten  und  zum  dritten  Male  zu 
vergleichen,  dann  wird  man  einen  sehr  reichen  Gewinn  nach  Hause 
tragen.  Auf  coL  11  der  Neapler  Ausgabe  zB.,  wo  man  nur  ganz 
wenig  bis  jetzt  gelesen  hat^  fand  ich  sogleich  drei  neue  Eigen- 
namen, die  nicht  im  Csenersi-hen  Index  stehen,  TOÖ  Κρονίου, 
τώΐ  Άρκ€[φ1ώντι  und  Καλλί[σ]τρατος.  Die  schwierigste  Arbeit 
tii  auf  den  beiden  letzten  Tafeln  auszuführen.  Auf  den  vorher- 
gehenden ist  nämlich  nur  der  obere  Teil  der  Columnen  erhalten, 
am  Schlüsse  aber  sind  auch  von  den  unteren  Stücken  noch  Reste 
Torhanden^  doch  kamen  sie  leider  beim  Aufrollen  durcheinander, 
so  das»  man  heute  die  Bestandteile  einer  Zeile  manchmal  an  drei 
verschiedenen  Orten  suchen  muss.  Eine  Probe  solcher  Zeretucke* 
lung  sind  folgende  Zeilen  von  der  letzten  Colamne: 

.  .  ,  .  .    .  .  .  ,  ,    .  ,  έπι  b't  *Αρ»0τυυ• 
νύμου  Μιθρεϊ:  λα[βών  ά]τιίϊ)ωκ€ν 
ήμΐν  AC  .  _  ΟΡΟ  .  OlOCOYTTATEf  .  . 
κατά  τά  τταρά  σου  και  τήν  ίϊ[λ- 
λην  έπιμ[έ]λ€ΐαν  ήν   έτιοήσο)   Γ. 
AQHK 


1  λαβών  ergänze  ich  ioh  nach  der  andern  Ε  olle  ρ  wo  sich  die 
Stelle  in  der  Mitte  von  pezxo  4  findet.  Nach  AQN  folgt  ein  leerer 
Raum,  es  ist  also  die  Hede  Epikura  zu,  Kudc. 


614  Crönert 

Id  diesem  Stücke  iRt  der  (Ττ(χος  durch  die  Anfrollnng  in 
6  Teile  geteilt,  die  fiioh  obendrein  in  falscher  Ordnung  befinden. 
Die  andere  Rolle,  Pap.  810,  ist  in  sehr  grosser,  dicker  Schrift 
geschrieben.  Er  wird  heute  auf  3  losen  Blättern  aufbewahrt. 
Was  die  Abschriften  angeht,  so  ist  weder  die  Neapler  (Coli.  alt. 
VIII  194—196),  noch  die  Oxforder  (Pbot.  II  43—44)  zu  ge- 
brauchen; die  Ausnutzung  aber  des  in  schlechtem  Znstande  eich 
befindenden  Originals  ist  darum  so  schwierig,  weil  oft  4—6  Lagen 
übereinander  liegen.  Einiges  von  dem,  was  ich  abgeschrieben 
habe,  ist  inzwischen  zu  Grunde  gegangen.  Solche  Verluste  kom- 
men leider  bei  dem  Zustande,  in  dem  sich  die  meisten  Rollen 
heute  befinden,  oft  vor.  Die  nämliche  Schrift  wie  der  Pap.  310 
zeigt  der  Pap.  1787  (5  frammenti,  veröfTentlicht  in  der  Coli.  alt. 
I  198—200).  Von  der  Rolle  ist  heute  nur  noch  eine  scorza  in- 
significante  übrig,  die  paar  Buchstaben,  die  ich  lesen  konnte,  ver- 
mochte ich  in  die  5  Columnenreste  nicht  unterzubringen.  Die  Ab- 
schrift ist  sehr  schlecht,  doch  zeigen  Worte  wie  μα]κάριον  3i 
und  έπ]ιστολών  (IHTOAQN  die  Abschr.)  5  4,  dass  auch  der  In- 
halt sehr  wohl  der  nämliche  gewesen  sein  kann. 

Ob  die  πραγματεΐαι  des  Philodem  mehrere  Bände  umfassten, 
lässt  sich  mit  voller  ßestimmheit  zwar  nicht  sagen,  doch  ist  es 
sehr  wahrscheinlich,  da  es  noch  andere  Rollen  giebt,  die  dem 
Yorhergenannten  Werke  an  Inhalt  ganz  ähnlich  sind.  Der  Pap. 
1 76  ist  bis  jetzt  noch  nicht  allgemeia  zugänglich  gemacht  worden. 
In  Neapel  findet  sich  unter  den  papiri  inediti  ein  grosses  Bündel, 
28  colonne  und  49  frammenti  enthaltend,  in  den  Oxforder  Blät- 
tern aber  (Photogr.  I  64—85)  werden  die  Zeichnungen  von  23 
colonne  aufbewahrt.  Gomperz  hat,  gestützt  auf  eine  Abschrift  der 
Oxforder  Blätter,  im  Hermes  V  386 — 395  einiges  aus  dem  Pa- 
pyrus bekannt  gemacht,  besonders  den  Brief  Epikurs  an  ein  Kind. 
Sonst  weiss  man  noch  nichts  von  dem  Inhalte.  In  meiner  ersten 
Neapler  Zeit,  als  ich  im  Lesen  der  schwarzgrauen  Rollenreste  noch 
wenig  bewandert  war,  habe  ich  das  heute  auf  10  Tafeln  aufge- 
spannte Original  durchgenommen.  Schon  damals  habe  ich  eine 
Menge  Zusätze  machen  können  und  ich  bin  davon  überzeugt, 
dass  sich  dieser  Zuwachs  bei  geübterem  Lesen  noch  verdoppeln 
werde.  Freilich  sind  oft  die  einzelnen  Lagen  in  Verwirrung  ge- 
raten, aber  mit  Geduld  und  kluger  Berechnung  der  richtigen 
Stelle  der  an  einen  falschen  Ort  gewanderten  Blättchen  wird  man 
auch  diese  Schwierigkeit  beseitigen.  An  allen  Enden  aber  stösst 
man    auf  Reste  von   £pikurbriefen,    dazwischen    erscheinen    auch 


Νθαββ  über  Epikur  und  eioige  herkulaneneiache  Rollen        S15 


Stellen  apoiogetiftcbeii  Inhalts*  Was  endlich  den  Umfang  dieeer 
Rolle  anbetrifft,  ao  mag  sie  etwa  Dreiviertel  oder  Vierfiinftel  von 
dem  Inhalte  dt»  Pap.  1418  enthalten*.  Die  zweite  Rolle,  viel 
geringeaen  Umfange,  ist  der  Papyrus  Π8,  der  heute  in  der 
Bodlejana  in  Oxford  liegt.  Die  in  Neapel  von  Luigi  Gorazxa  in 
den  Jahren  1883  nnd  1884  angefertigten  dieegni  sind  ehen falle 
necb  Oxford  gewandert  (eine  Abschrift  wiederum  bewahrt  die 
Bfila  de'  papiri  auf)  und  später  in  der  Sammlung  der  Oxforder 
Blätter  Bd-  VI!  Tafel  3  —  19  (1664  —  1680)  in  photographieolier 
Wiedergabe  herausgegeben  worden.  Man  liest  immer  nur  wenige 
Buchstabeni  doch  genügen  eie,  um  erkennen  zu  lassen,  daee  der 
VerfasBcr  häufig  Stellen  aue  Epikurbriefen  anführte.  Vgl, 
fr,  7  ιτρός  ημάς  und  έγρ(ί]φομίν  σοι,  fr,  8  Μη1τρό[6υυρος,  fr,  U 
χ]ράφ€ΐν  .  .  ΤΤυθ[οκλ  .  .  ^  fr.  12  κα[ι]  NtK[avtwp  (vgl.  üe.  1β7π). 
fr,  13  άϊϊ£λφόν,  fr,  22  έτη]στ^λλει  To  [  — j— τ]ών  τραφ6ν[ταιν 
und  έττ]ΐ0τολής,  fr.  29    ΙηΓπ[οκν€ΪΪ>ης  {vgl.   üb.  4ü93),  fr.  30  ml 

^001  αΐύτώι,    fr.    43  ήϊμάς»    fr;  44  άνατ]νους    την    έπ[ιστολήν, 
fr,  49  τον  ΤΤυθοκ[λία,  beeondere  aber  fr.  39 

"    *  .  κ]αι  [έ]π[ι bi 

τρά]φβι  τουτ[ον  τον  τρό- 
πον] ττρός  Κωλώ[την 
Ein©  Durchsicht  der  in  Oxford  liegenden  Reate  wird  wohl  einige 
nicht  unwichtige  Ergänzungen  ergeben,  denn  Luigi  CoraKza  ver- 
stand kein   Wort  Griechtscli. 

Dae  Werk  Φίλο  δήμου  ττερΓΕττικούρ  ου  beetand  wenigH- 
tene  HUB  zwei  Büchern,  ZunächRt  gibt  es  den  Φ1Λ0ΔΗΜΟΥΙΤΤΕΡΙ 
ΕΠΙΚΟΥΡΟΥ  überechriebenen  Pap.  12:52;  die  Neapler  Äbflchrift 
(Titel  und  10  frammenti)  ist  in  der  Coli,  alt,  VI  106—111  her- 
auBgegeben,  die  Oxforder,  die  nur  fr.  3  —  5  und  9^ — 10  der  Neapler 
Auegabe  enthält,  in  den  Photographien  V  14—19,  Die  englischen 
Leaungen  sind  bei  weitem  die  beeseren*  Die  Holle  aelbat  wird 
liente  auf  5  Tafeln  aufbewahrt  und  Bcheinl  danach  noch  vielee 
über  dai  VeröffentÜchte  hinaus  zu  enthalten;  ich  habe  sie  nicht 
eingeeehen.  Dann  haben  wir  einen  andern  Papyrus,  Nn  1289, 
der  ΦΙΛΟΔΗ ΜΟΥ  ΙΠΕΡΙ  ΕΠΙΚΟΥΡΟΥ  Iß  überschrieben  i«t.  Die 
Neaplttr  Abschrift  {Titel  und  7  colonne)  ist  noch   nicht   bekannt, 

[die  etwas  umfangreichere  Oxforder  findet  aieh  Photogr.  Υ  20 — 26; 


1  Die  ganze  Arbeit  an  den  Papyri  Πβ,  310  und  1418  wird  bei 
^  ftinfBtündiger  Tageeleittung  wenigetene  3—4  Monate  in  Anipruch 
1  aelimen. 


61fi 


C  Γ  ö  u  e  r  t 


dÄS   Original   ist   auf   3  Tafeln    untergebraiibl.     Von    der  feinen^ 
auBgeprägtet]  8chrift  laegt  sich   noch  erheblich  mehr  lesen,  ab  die 
disegni  bieten.     It'b  setze  hier  mir  einige   Proben  her: 
coU  11  (=  Ox,  V  24)τΐ€||ρι  Κυίικηνοΰ  τίνος  άστρό- 
λογον  (γ6]αιμ€τρου  παρίσ- 
τησιν  .  .  .  Φ  ,  ,  .  .  ΚαΙ 
τοις  π[€ρι  τ]όν  Ίί)ομ€νέ- 
&  α  και  [Λ]ε[ο]ντ^α  ιηυρροί- 
TCpyj  ττροβαίνουσι  πε- 
ρί 1τή]ς  άναιρέσεαις  τής 

άπολ 

Die  Stellung  am   Anfang  verBtehe  ich  nicht,    doch   wird   Λ0Γ( 
und  Μ  .  TPO  klar  gelesen.  Da«  lesbarftte  Stück  ist  cqL  I  0  (Ox.V25) 
τινών  αδικία  ς,  κα- 
τά [be  τ]ους  τρόπους  όμόσ[€ 
χιυρεΐν  ττρός  τάς  τιμω- 
δ  ρίας  κατά  τον  φιλό- 
σοφον  ήτ[€]ΐτο,  καθ[ά|π€ρ 
η  τε  γραφή  παρΕστησεν 
α]ύτού  και  πάς  ό  βίος  |έ]μαρ- 
τύρησεν.  Ουτ€  γάρ  υττ"  έ- 
1(1  Ιουσίας  δχλαιν  ή  μοναρ- 
χουντος  ή  γομνασιαρ* 
χοοντο[ς]  άνορός  άλλως 
,  ,  .  IAC  •  C  •  συν€κρο[υ€]ν  (?) 

σο]φιστα)[ν 

In  diesem  Stiicke  tritt  deutlich  der  Charakter  des  ganscen  Buctj 
zu  Tage. 

Aeb  η  lieber  Art  mag  die  Schrift  gewesen  sein,  deren  spar* 
liohe  Reste  heute  in  dem  Papyrus  1084  vorliegen.  Von  ihm  hat 
F.  Caianova  5  fraimnenti  abgeschrieben,  die  einen  moraliaehen 
Inhalt  zeigen.     Das  lesbarste  Stitek  ist 

fr.  1  έ]μπροσθ6ν  [τ]άρ 

......  MAC  το  πρώτο[ν 

\NA1  γραφήν  ON 

.  ,  .  .  ώσ]τί€ρ  τι  τιϊιν  τελευ- 
5  ταίως]  Έπικούρωι  και  ^η- 
θέντίϋν]  και  γραφεντυυν. 

ΗΝ  σεαυτού  ΕΤΙΝΟ 

Ν  ύφ'  ημών  καΐ  ύ- 


Neaee  über  Efiikur  iind  eiiiiije  berkulanetieiache  Bullen        617 

IHNHICeOYH  mi 

10  ύίς  προσ]ήκον,  πάντ'  am  ου 
τον  λόίγον  [ύ]ποθ€σθαι 
_  .  .  .  ΗΜΕΝΟΝ  Ιχ€ΐν 

^ΐ€Λ€τχθή  ΕΚΠΛΙ 

ΕΟΥ  παντάπασ[ι]ν 

16 εύ  γάρ  οΐσθα,  ώ 

Μητρόίϊ]ωρε,  Οτι  μόνος 
Wae  Epikur  an  seinem  Lebensende  geredet  und  geechrieben 
%iy  scheint  eicb  einer  besonderen  Verehrung  erfreut  zu  haben, 
^gh  den  Brief,  den  er  τ€λευτών  γράφιι  προς  Ίϊϊομ€νέα  Diog.  U^aa 
|[l43ie  De.).  Wo  in  den  mitgetbeilten  Zeilen  die  Worte  Epikure 
infangen,  ist  niclit  ganz  klar. 

Im  Folgen ilen  sollen  noeb  einige  Rollen  angefübrt  werden , 
aas  denen  Epikur  entweder  gar  nicht  oder  nur  ungenügend  bekannt  ist. 
Papyrua  1005  (CülL  alt,  1  132-— 161,  Oxf.  Pbot.  Π  448—471), 
auf  δ  Tafeln  erhalten.  Vom  Titel  ist  nur  Φιλο5ήμου  προς  τούς[ 
erbalten,  Der  Papyrus  liest  sich  nicht  leicht,  und  daram  haben 
die  Abschreiber  manche  der  weniger  ergiebigen  Stellen  äbergangeö. 
Die  Streitschrift  scheint  den  Gegnern  Jes  Schnlbtiuptes  gegolten 
zu  haben,  woraus  sich  die  zahlreichen  Anführungen  ans  Briefen 
Epikurs  erklären.     Dahin  gehört 

fr.  20  β  [im  be— I  κλέους 
fr.  21ö  .  .  .  .  OMEN  im  h'  Ευβού- 
Κ[ου:  τη]  ν  επιστολή  ν  TTPOC 
Δ  .  ,  .  TOIC  και  ταιν  ΔΗ 
fr.  2312  ,  .  'HXÜC  έπ    Ισαίου  [hi: 
Φ  τού]ς  Μ€νοιΚ€αις  οίο[ύς 

.  .  .  φ]έρ6ΐ  νομίσαντ[ας  .  .  * 
Die  von  Us.  Epic.  69  auBgesdiriebene  Stelle  coL  47  ff.  lautet  richtiger 
και  π[α]νταχήι  παρ€πό- 
μ€νο[ν]  ή  Τ£τραφάρμα- 
κος:  αφοβον  ό  θέός^  άν[€κ- 
10  ττ[τ)οητόν  ^  b  θάνατος    κα|ι 
τάχαθόν  μίν  €ΰκτ[ητον, 
το  bt  5€ΐνόν  £ύ€κκα[ρ- 
τφητον. 

1  ΑΝ   und   ΤΤΟΗΤΟΝ   liest   man   deutlich,    aber   man    darf   wohl 
pineo   Schrei hfeh  1er  annehmen^  da  άν€μποητόν  ο.  a.  nicht  passt. 


018  Crönert 

In  der  Hetärenliste  col.  Γ>ιο  ff.  (Ue.  402)  liest  man  genauer 
θρυλών  δτι  Λβ- 
ό]ντιον  και  έτίρα  τις  έν 
τ]ήι  πραγματείαι  μνημο- 
ν]€ύ€ται.  Και  NiKibiov 
ή]ν  Ιδομενέως  έριυμέ- 
ν]η,  Λεοντίιυς  hk  Μάμμα- 
ρ]ον,  Έρμάρχου  bk  Δημη- 
τρ]ία. 
Im  Uebrigen  verzichte  ich  auf  die  Wiedergabe  meiner  Lesungen. 
Im  Vorüberfjehen  erwähne  ich  nur,  daee  die  merkwürdige  Bücher- 
liste  col.  17 — 18  durch    die  Nachvergleichung   noch  viel  an  Be- 
deutung gewinnt. 

Papyrue  986  (in  38  frammenti  abgeecbrieben,  heute  in 
6  Tafeln  erhalten)  bietet  ebenfalle  die  Keete  einer  Streit- 
schrift Philodem  8.  Man  erkennt  sofort  den  bekannten  pol- 
ternden Ton  des  Gadareners: 

fr.  2  4  σ€ΐ€ς,  βύθύς  ?τυχ[€ς  τής 
5  ανωτάτης  συν[ 
και  κλήρου  των  έν[ 
PAITOIC  τ€ΐμω[μί]ν[ων  ή  ά- 
φΐ]κομένων 
fr.  128  τοις  τήν 

αυτήν  έπιτη6€ύουσι  [βω- 
10  μολοχίαν 
fr.  14β  τους  πανούρτ[ους. 
Die  Buchstaben    sind    gross    und    deutlich,    doch    sind    die 
Lagen  sehr  oft  durcheinander  gekommen.    Aus  dem  mannigfachem 
Inhalt  sei  nur  noch  eine  Erwähnung  Epikurs  und  Metrodors  aus- 
gehoben. 

fr.  24e  .  .  .  άΕιον  εΤναι 

π  .  .  NEICTANAKT 

ΝΑΙ  του  Επικούρου  Τ  .  . 
καταγαπώντα  ΤΟΚΑ 
10  τον  κωμικόν  τοις  EC 
fr.  21ι  .......  Α  και  έλ€ημο[ν  .  . 

....  ύπ]€ρβαλλόντως  .  . 

τ]όν  ιόιωτικόν 

άλλου  πάθους 

5 ήσειν,  Ό  Μητρόδω- 


Neues  über  Kpikur  und  einige  lierkulancnsische  Rollen         G19 

ρος  bi  φυλα]κτικόν^  ?φη 

AI  προς  τους  άΕίους 

lATOYC  μέν/  .  .  ΑΤΑ2 

Papyrus  998,  von  Franz  Casanova  in  17  frammenti  abge- 
schrieben, beute  auf  losen  Blättern  erbalten.  Ich  benutze  nur  die 
Α  bschrif  t. 

fr.  Ha  τικόν.  Ούντομον  hl  τίνα 

και  κ€φαλαιώο[η]  και  έπιτομι- 
κόν  τών  bia  πλ€[ι]όνιυν  τ€  θ€- 

5  ιυρημενιυν    δρον  τινά  προ- 
φίρ6ται  έν  τώι  Β  και  Λ'. 
*Ρηθ€ίηι  γάρ  δν,  φίη]σίν,  ψυχή 
φύσις  τις  είναι  ταϊς  ΥΜΑΤΙ 

fr.  124  Κ  .  .  Τ  λόγον  ουτβ  τών  Λ 

6  τω  [ν]  ά]ποοώόνα[ι]  KP 

ΙΕ  .  .  .  ΝΑΔΙΛΩΝΟΟ  •  IC  •  ΕΝ" 
τήι  Α  καΐ*.  και  παρά  ΤΤολυαίνιυι 
b*  έν  τώ  περί    δρων  τόvb€  συν- 
Weiter  ist  noch  φησίν  13  β,  ουτιυς  ?φη  14  β  zu  erwähnen 
und  endlich 


*  Vgl.  γράφων  €ΐνα[ι]  φυλακτικιίττατος  fr.  17*. 

^  Zwei  weitere  Streitechriften  sind  in  Pap.  8ί)2  und  1485  ent- 
halten. Von  jener  Rolle,  die  beute  auf  »i  Tafeln  erbalten  ist,  sind  von 
den  Neaplern  13  colonne  und  5  frammenti  abgeschrieben  worden;  die 
englische  Abschrift  hat  Scott  seiner  übrigens  ungenügenden  Ausgabe 
Fragmenta  Herculanensia  S.  813—325  zu  Grunde  gelegt.  Die  andere 
Rolle  findet  sich  unter  den  papiri  inediti  (9  frammenti)  und  in  den 
Oxforder  Photographien  (VI  2t)— 3*3),  auch  sie  ist  erhalten  (3  Tafeln). 
Ich  schreibe  nur  einige  bezeichnende  Wendungen  aus:  έφαμεν  άναγ- 
καΐον  ήμΐν  €Ϊναι  5  ίο,  προς  ήμας  λα[λ]οΟντ€ς  6ιο,  τά  βάρη  τών  παπυρι- 
τ[ών  7ΐ7,  έ]πικουρία[ν]  συκίνην  [οο]τως  πορίίοντας  7  ίο,  π]αμμιαρό[ς  3u. 
Die  Erwähnung  Epikurs  32  und  33  ist  vor  einer  Nachvergleichung  des 
Originals  wesenlos.  Die  in  dem  Papyrus  1012  (Coli.  alt.  VII  1—29, 
Oxf.  Photogr.  III  553-589)  enthaltene  Schrift  desDemotrios  über 
ungerechte  Angriffe  auf  Epikur,  in  der  einige  neue  Stellen  des  Schul- 
hauptes, zB.  eine  Anführung  der  bis  jetzt  unbekannten  Schrift  περί 
νόσων,  sich  finden,  behalte  ich  einer  besonderen  Behandlung  vor. 

"  Vom  32.  Buche  Epikurs  περί  φύσεως  war  bis  jetzt  nichts 
bekannt. 

*  Möglich  wire  ύϋσπερ  έν  τήι  α  καΐ  [λ]. 


620  C  Γ  δ  η  e  Γ  t 

fr.  16*  α]ύτός  ούτος  [b']  υπέρ  του  άδηλου 
6  οιεΕιών,  δντιυς(?)  νομίσα[ς 
τον  AKOYC  .  .  .  όήτα  τοιαυτΓα 
ΠΡΟΠΝΩ  ...  Ν  το  abr]ko[y 
Nach  dieeen  von  einer  ungenügenden   Abschrift  gelieferten 
Proben  darf  man  vom  Original  noch  manche  wichtige  Nachrichten 
erwarten. 

Papyrus  634,  von  Vincenzo  Corazza  in  22  fr.  abgescbriebeny 
heute  auf  6  Tafeln  aufbewahrt.  Ich  sah  nur  die  sehr  mangelbaft 
angefertigten  dieegni  ein,  doch  geht  schon  aus  dieeen  der  Inbalt 
hervor,  vgl.  διαφορά  16i5,  τό  ελάχιστον  4iM!»9iillesi6 
π6ριττός  14  β,  αριθμός  11  ίο,  καταριθμεϊν  14 19,  δψις  21»,  δρα- 
σις  21 19,  bioirrpov  132,  αΐσθησις  21 12  u,  καυμ[α  20u;  es  wurde 
also  etwa  περί  αίσθήσειυν  und  besonders  περί  οράσεως  ge- 
handelt. Epikurs  Name  taucht  72  15io  17i9  auf,  doch  kann  man 
damit  ohne  Einsicht  des  Originals  nichts  anfangen. 

Papyrus  452.  Es  ist  eine  scorza,  von  der  noch  8  frammenti 
unter  den  dieegni  inediti  gerettet  sind.  Das  Stück  stammt  aus 
der  grossen  Rolle  Φιλοοήμου  περί  ευσέβειας,  wie  die  Scbrift- 
zÜge  und  der  Inhalt  beweisen.  Gomperz  hat  das  Werk  in  zwei 
Teile  zerlegt.  Wenn  sich  auch  seine  Anordnung  nicht  anfreobt 
erhalten  läset,  da  der  Schlusssatz  seines  ersten  Teiles:  καιρός  Stv 
εϊηι  τόν  περί  τής  ευσέβειας  λόγον  τής  κατ'  Έπίκουρον  αύτου 
παραγράφειν  noth wendig  den  Absohluss  des  ganzen  Werkes  ge- 
bildet haben  muss,  so  hat  er  doch  im  Ganzen  richtig  zwischen 
einem  mythologischen  und  einem  rechtfertigenden  Theil  unterschie- 
den. In  diesem  letztem  wird  sehr  vieles  aus  Epikur  angeführt, 
und  dahin  gehört  auch  folgendes  Restchen: 
fr.  58  και  ΔΙΛΠΟ 

TAGE  .  .  TONTE 
6  τών  μερών  Ε 
XAC  και  αυτών  [τών 
bήμuJV  EICÖHN  .  .  .  .  • 
έπι  Ναεικράτ[ους  hi: 
τόν  έπι  τής  οΙ[κίας, 
Die  Buchstaben  ΕΙΟΘΗΝ  sind  schwerlich  richtig  überliefert. 
Dass  auch  die  Zeilen  vor   8  einem  Epikurstücke   angehören,   er• 
giebt  sich    daraus,    dass   in  Zeile   8  hi   sicher   ergänzt  ist.     Die 
Art,  eine  Reihe  von  Stellen  aus  Briefen    des  Schulhaupte   durcb 


Neuea  über  Epikur  uatl  einige  berkulatieneiecBe  Rollen         021 


» 


I 


im  (Ärcboii)  be,  wobei  γράφ€ΐ  zu  ergänzen  ißt,  anzugliedern,  ist 
aufi  den  πραγματ€Ϊαι  bekannt.  Der  Arcbon  aber,  der  in  dem  vor- 
liegenden Bluchwtiicke  antretiibrt  wirti»  ist  der  in  die  Jfilire  27ίϊ 
—  278  fallende  ΑναΕικράτης.  Εβ  ist  nun  eelir  merkwürdig»  dase 
wäbrend  Diogenes  richtig  έπΐ  Άναίι κράτους  überliefert  {369  u 
ÜB,),  die  Vertainüebting  von  AvaEi-  und  Ναίι-  nocb  an  einer  andern 
herkulaiiensißcben  Stelle  eich  findet.  Im  Pap.  310  lae  iob  pezzo 
3  zur  Linken:  im  ΝαΕίικρ]άτο[υς  b]k  Διο5ώ[ριυι  (vgL  tiber 
diesen   Mann  üb.  403). 

Papyrus  1471 :  Φ  ι  λο  b  ή  μο  I  υ  ]  |  τιυν  κατ'  έπιτομήν  έ££ΐρ  | 
τασμ£νων  π€ρι  ηθών  καιβίίυϋν  iK  τών  Ζήναίν[ος  σχολ]ών|.  J 
Ö  έστι  π€ρΙ  παρρη0ίας,  brg.  in  der  Collectio  prior  Band  V. 
Dies  iet  einer  der  urafänglichaten  berkulanenHiscben  Papyri,  beute 
wird  er  auf  21  Tafeln  aufbewahrt.  Die  Schrift  ist  eine  der 
klarsten  und  ecbönsten,  die  eicla  unter  den  1806  Papyri  finden, 
und  da  die  Neapler  Abscbreiber  nur  eehr  ungenau  gelesen  baben, 
»0  ist  die  Neubearbeitung  dieser  groftsen  Rolle  eine  wichtige  und 
lohnende  Aufgabe  zugleich.  Pifi  jet^t  sind  24  colonne  und  94 
fraramenti  abgezeichnet  worden;  bei  sehr  eorgfältiger  Prüfung 
wird  man  die  Keite  von  mancher  weiteren  Seite  hinzufügen  können. 
Die  Engländer  haben  seltsamer  Weise  von  diesem  Papyrus  keine 
diaegni  anfertigen  lassen,  so  dass  die  Neapler  Tafeln  für  den, 
der  nicht  an  Ort  und  Stelle  nachprüfen  kann,  die  einzige  Gninil- 
Uge  bilden:  man  möchte  wünaclienj  dass  sie  recht  bald  durch 
eine  bessere  ersetzt  werde.  Ich  habe  die  Tafeln  Reinerzeit  einer 
echnellen  Durcbsiclit  unterzogen  und  dabei  wohl  bei  jeder  Zeile, 
an  der  ich  ansetzte,  Ergänzungen  raacHen  können. 

Ich  nehme  nun  die  Stücke  vor,  die  üsener  in  den  Epicurea 
atisgeschrieben  hat. 

fr.  Gö  i34i>iQ  Us.)  και  Έττίκ[ο]υρος  Λ€[οντ]£ως 

hm  ΤΤυθοκλεα  TTYC  .  .  .  ΘΕ  (πυθομένου  ?) 

β  .  .  .  ΠΛ  .  .  ΕΝ  ιυυι  Πυθοκλεϊ 

μέν  [έ]πιτιμαι  μετρίως, 

προς    ΔΟΞΟΝ^  τράφ€ΐ  [τ]ήν 
Κ)  λαμτίράν  καλούμενη  ν 

έπισ[τολ]ήν:  λαβώ[ν 


'  Κ»  ist  die  Zahl  des  Baches  zerstört. 

^  Also   nicht  προς  Möv,   wie    Csener  schreibt;  προς  ΔάΕον  η  her 
ist  kaum  möglich,  so  da  es  wohl  eine  Yerderhniaa  vorliegt. 


ί>22  C  Γ  ö  η  e  r  t 

τοις  Λ  .  .  Ζ.  .  ΤΥΟ 

fr.  158  (131 18  Ü8.)  iet  zu  lesen 

XOT  .  .  ΕΠΙΔΕΙΞΕΙ  .  ,  συνελόν- 
τι  b'  είπεϊν  Ο  .  IH  παρρησί- 
10  αι  σοφός  άνήρ  προς  τους  φί- 
λους, ώς  Έπίκ[ο]υρος  και  Μη- 
τρόο[ιυρος  (  )]  ΥΚΓΟΑΡΟΘ 
fr.  207  (979  ϋβ.)  οιίπεσον,  ώς  ?ν  τ€  τοις 
προς  Δημόκριτον  ϊστα- 
ται  bia  τέλους  Επίκουρος 
10  Κ* ....  IN  'Ηρακλ€ίοην  ΕΝ 
fr.  458  (325  ae  Ue.)  καΐ  το  συνίχον  και  κυρι- 
ώτ[α]τον  Έπικού[ρ]ιυι  κα- 
10  θ'  δν  2ήν  ήρήμεθα,  πβι- 
θαρχήσομεν.  [ώ]ς  καΐ  παρ- 
ρηίσ.  . 
fr.  498  (151 17  Us.)  έπαι]ν€Ϊσ- 

θαι  τόν  *Hρακλeίbηv^  δτι  τάς 

5  έκ  τών  ένφανησομίνων 
μίμψεις  ήττοΓυ]ς  τιθέμε- 
νος τη[ς]  ώφ€λία[ς]  αυτών 
έμήνυ[€]ν  Έπικούριυι  τάς 
άμαρτ[ί]ας  uew. 

fr.  .72  2  (1417  ϋβ.)  bio 

κα\  'Επίκουρος  προς  'Ibo- 
μ€νέα  γράφει  μέχρι  τού- 

6  του  2ήν  εοχεσθαι.  Καί  urw. 

fr.  732  (138*  ϋβ.)      καθάπερ  ό  Επίκου- 
ρος ΕΓ  .  IPACX    "γ  -  II  προς 
Άπo[λλ]ιυvίbηv  έπόησεν, 
5  ώστε  κα\  ΤΟΓ  .  '. '.  Υ  .  C\ 
QME  ...  ΑΝ 
Dazu  käme  noch  aus  tav.  1  pezzo  2: 

δλλ[α]ς  αίτιας  και  παρά  τό[ν 
χρ]όνον  .  Διό  καΐ  προς  ΤΤ[ολύ- 
αινον 'Επίκουρος  ΚΑΝΟ  .  . 
απ[α]ντ  .  .  .  φι[λοσο]φ  .  . 


^  So  liest  man  deutlich. 


Henee  über  Epikur  und  ehu^e  licrkulaBenBisehe  Eollen        ίΐ23 

δ  hm  τον  χρανο[ν, 
und  auB  tav,  V  pezzo  3: 

τών  βυβλιυυν  ΛΗΙ  ,  .  .  . 
ΘΕΙΝ  προς  ICTE  ΓΑΡΕΥ 
QCEIK  .  μ[ά]λι0τα  ταυ[τ\  . 
κεχρηνται  Λ€οντ€α  και  [Ί- 
6  ϊϊομ£ν6α  και  ΤΤυθοκλ^α 
και  Έρ[μ]αρχον  ΚΑΙΔΏΟΚ 
χόμβνοι  παντο6αΐΓ  .  .  . 
αυτούς»  ....  ΝΘΟΑΝΝ. 
Papyra©  1457^  noch  heute  auf  8  Tafeln  erhalten;  eine  Ab- 
echrift    ruht'  unter   den    papiri    inediti   (coK   12  framm,  24,    das 
macht    zueammen   mit  dem   Titelblatt    37    disegni).      Dieee    Ab- 
echrift,  von  F.  Caeanova  besorgt,  ist  indessen  «ehr  ach  1  echt,  fast 
jeder    dritte    Biichetabe    ist    falsch    gelesen.     Eine    Nachprüfung 
wäre   um  so  wichtiger,  als  die  liolle  aus  einem  der  merkwürdig- 
sten Werke  Philodems    stammt:    wepi    κολακΕΪας^.     Ihm   ge- 
hören eine  Anzahl   von   papiri  an,    von    denen    1675  (CM.  alt,  I 
I — IS)  der   wichtigste  ist     Diese  Rolle   ist    heute   erhalten   und 
liefert  dem  geübten  Ange  UbeTali  eine  reiche  Nachlese.    Was  zB* 
Goraperz    in  den  Commentationes  Momnisenianae  471 — 480  über 
AnaxarchoB    und  Kallisthenee   aus  col.  3 — δ  aungeschrieben  hat, 
läset  sich  ganz  erheblich  verbessern  und  erweitern.    Alle  übrigen 
papiri  des  in  Rede  ntehenden  philodemisoben  Werkes  (es  scheint 
wenigstens  zwei  Bücher  nmfasst  zn  haben)  sind  ecorze  und  darum 
hie  auf  das  unterste,  allein  erhaltene  Blatt  der  Nachvergleichnng 
entzogen,  mit  Ausnahme  von  Pap.  1457.    Hier  tiei^ftt  es,  nm  auf 
Epiknr  zurückzukommen,  auf  col.   10  folgenderraaaeen^: 
AC  κα[ι  μ€τ]ρία)ν  προκειμένων 
αύτάρ[κ]αις  [π]αρα[υκ]€υά2€τ[αι], 
μάλλον  5[έ]  και  ΤΟ  .  .  ΛΙΩΤΑΙ  ν 
δ  δνευ  τής  τοιαύτης  αρεσκεί- 
ας CPA  ■  ΑΑΚΑΤΑΚΤΩΜΕΙΛ  jl  Δη 
μόκριτο[ς]  μεντοι  Νικασικρά- 


1  Nach  αυτούς  ist,  wie  der  folgende  freie  Raum  Keigt^  der  Säte 
zu  Ende. 

^  Vom  Titel  ist  nur  die  obere  Hälfte:  ΦιΛο&ήΜο^  |  ιτερί  κίΐκι»ϊ»ν| 
erhalten. 

^  loh  habe  den  Papyrus  selbst  nicht  einsehen  konzien. 


Cr on  (}  r  t 


τη  .  .  ΕΠΑΗΙΙΟΝ  κακίίοντ  •  ΓΟ 
TOI  .  ΠΕ  .  ΛΛ  .  Λ  .  ,  ΔΛΝΙ  ,  INQE  ,  . 
ιβ  .  .  .  ,  .  C  _  .  .  ΙΗ  ,  ΑΡΤ  .  CA  .  .  ,  C 
.  ,  ΙΚΟ  .  .  ATQC  ομολογεί  τοις 
ΤΓ€]ρΙ  τον  Έιτίκουρον  H  άλλα  hf\ 
κ]α\  TTQ  .  QTE  .  περί  ου  φ€ρον[ται 
NOtaetkratee   hi  ein  eret  auR  Philodemii  Schrift  irept  opt 
bekannt   gewordener  Philosoph  (vgl.  Süs,  AK  Lit,  11  279    ); 
findet  sich  in  dieeem  Fapyru»  noch  an  einer  nhergangeneii,  frei- 
lich nehr  zerrißRenen  Stelle  auf  tav,  L  _ 
Nftch   dem    Gegenilande    der  Untersuchung  »tehen   eich  ^| 
beiden  Werke  Philodems  π€ρ\ττλούτου  und  ττ€  pl  φίλα  ρ• 
γυρίας  itehr  nahe.    Dem  ereteren  gehi>ren  futgende  Stücke  an: 
Pap.  Ifi3,  Collect,  alt.  Ill  72—109   =  Oxf.  Pbot.  I  21  —  4^,  mit 
dem  Titel  Φιλοϋήμου  ΤΓ6ρΊ  πλούτου  Α  ;  Pap.   97,  von   dem  F.Q^ 
lentODO   2  framinenti  abschriebi  heute  auf  2  Tafeln  erhalten;  Pap^ 
495  tavola  2,   die  durch   ein   Versehen    dem   Pap.  495   zugetbcilt 
wurde   und    wie  Schrift    und  Inhalt  beweist,    aus  Pap.  163 
ii7fitamnit;  Pap.  200  Nea|»ler  dieegni  inedili  9  frammenti  =  Oxfon 
Phot.  η   1—5,    mit  dem    Titel  [Φι1λ[θ]ϊ>[ήμου]  |  n€pi  ττ[λού]το 
worauf  noch  einige  unverständliche  Buchetaben  folgen.    Alle 
Stücke  sind  noch   heute    erhalten    und  werden    eine   Nachprüft 
um  so  mehr  lohnen,  als  in  der  Rolle   163,  die  nicht  weniger 
li Tafeln  einnimmt,  an  vielen  Orten  EpikurRtellen  angeführt  wc 
Von    dem    andern    Werke    ist    der  Titel   zwar    nicht    vorgefujide 
worden,    in  Jessen   läset  er  eich  aus  dem   Inhalte  der  Blätter  mit 
völliger  Gewissheit   erechliessen.     Es   geboren    hierher  Pap.    2jfl 
(Coli,  alt  VII   191  —  1%),   1613  (VU  124^135),  4^5   (IX  187— 
2tK7),  1090  (X   155—175),  1645  (XI  135—140),   421  (12  fram- 
menti,  noch  nicht  veröfTeDtlicht)  und  415  (3  frammenti,  ebenfalls 
noch  unveWiffentlicht),    Bd.  53  S.  593  dieser  Zeitschrift  habe  ich 
gezeigt,    dass   die  Neapler  Abechnft   des    Pap.    1090    itnr    Hälfto 
gefälscht  ist,  wobei  ich  die  Vermuthung  aussprach»  dass  auch  untM 
den    papiri   inediti  noch   Fälschungen   vorhanden   seien.     Die«  hw 
sich  vollkurnmen  bestätigt,  und  zu  der  Zahl  der  unechten  Stücke, 
die  ich  damals  zusammen  brachte,  sind  nun  u.  a.  noch  die   eben 
erwähnten  Pap,   421    und    415    hinzuzurechnen.     Di©   vielen    aus- 
einandergeeprengten  Theil©  wieder  zu   sammeln   ist  eine   lohnende 
Aufgabe,  wobei  die  Beobachtung  von  grosser  Bedeutung  ist,  das« 
»ich  öfter    zwei    durch   das  Auseioanderschneiden    der  Kolle    ge- 
trennte Btiicke  wieder  zusammenfugen  lassen.    Fr.  12ih  des  Pa{i 


Nenei  über  Epikur  und  einige  Herkulanenflisclie  Rollen        625 

465  (Coli.  alt.  IX  200)  nnilet  eich  eine  Epikuretelle,  die  icb  indeseea 
bei  der  Lückeatiaftigkeit  der  Ueberlieferung  nicht  ganz  yeretebe: 
^^  ÖTi  και  κ[τ]ήσ[ις 

Η  χ]ρημά[των]  και  τήρησ[ι]ς  ή- 

^Η  2>]ονών  [έν]  τώι  ßtuji  προ* 

^Λ  νοί]ας  χ[ρήε]£ΐ\  μή  κατ'  Έπί[κου- 

^ρ  ρον]  €ύπ[αθ€Ϊ]ν  το  παρόν  μ[ό- 

I  m  νον],  άΚλά  καΐ  του  μ€Χλον- 

I  τος  ίχ]€ΐν  πρόνο[ιαν. 

'  Papyrus   1036,    heute  auf  losen    Blättern  aufbewahrt     Man 

hat  die  Keete  von  10  frammenti  festgeetellt,  fr.  5^ — 10  ecbrieb 
C.  Malesci  ale  die  lesbarsten  ab.  Diese  di§egni  zeigen  eine 
Schrift  m  ο  Γ  a  1  i  β  e  h  e  η  Inhalte,  Näheres  laset  sich  nicht 
sagen.  In  fr.  6  scheint  ein  Brief  Epiknre  an  üermarchoe  ange- 
führt  zu  werden^; 

.  .  ,  φ]αν6ρόν  έστι  .  . 
.  π]ορηκολουθηκός 
IC  ίϊμ€ΐς  έ£€θ1έ]μ[€θ]α 
IN  ώστε  και  ibtuj  .  .  , 
6  δχλους  ΑΠΟΤΙΔΟ 
ΝΟΥΜΕΝ  .  .  ΤΑ  .  .  ΤΑ 
πρό]ς  Έρμαρχον  ΤΗ 
πα]ραστή0ομ£ν  EIN 
συντο]μώτ€ρον  και  ΤΤΛΑ 
ήπερ  Τ  .  . 
Papyrus  346,  in  13  colonne  und  2  frammenti  abgeschrieben, 
beute    auf  4  Tafeln    aufbewahrt.      Er   scheint    ein    Werk   Fhi* 
lodeniB  moraÜBehen  Inhalts   zu  enthalten.    Man  kann  schon 
in  den   disegni  sehr  viel  lesen,  und  ich  glaube,  dase  eine  Nach- 
vergleichang  lange   lesbare  Texteastellen   geben  wird.     Hier    eei 
nur    eine   auf  Epikur   sich    beziehende   Wendung    ausgeschrieben: 
^ύ]μν€ΐν  καΐ  τον  auJT[nJpa  τόν  ήμ[£ΐτερον  και  .  .  .  col.  4 1». 
^B  Papyrns   1188,   von  Biondi    in   6    frammenti    abgeflcb rieben» 

!  beute  nur  aU  ecorza  erhalten.  Nach  dem  wenigen,  was  man 
lesen  kanUi  scheint  auch  diese  Rolle  in  die  Gruppe  der  Moralia 
zu  gehörend  Ick  erwähne  τ|ών  *επικου[ροο]  ΤΤΟ  5i9  und  τοΐς 
γνωρ{[μοις  6is. 


*  χρήίει  und  €ύτΓαθ€Ϊν  IJaoner. 

^  Die  Zeilenendeu  konnte  ich  aus  der  Abschrift  nicht  erschlieteea« 

^  Ganz  sicher  tat  es  nicht,    weil  ομοίως   hi  κ{αΙ  τ^ν  ιτ€ρι]ό6αιγ 

|8,  ταΟ  pacnAiuiQ  4 1  und  ßiufi  5φ  mehr  auf  einen  βίος  schtie^sen  lassen. 


RheiD*  Mtie,  f.  Phllol,  N.  F.  LVL 


40 


626  C  r  ο  η  e  r  i  Neaes  über  £pikur  und  einige  herkalanennidie  RoHn 

Uebersicht. 

Herangezof^ene  Rollen.  Pap.  1675  (P  1—13)  S.  623 

Pap.      97  ö.  t)24  „     lö03  S.  609 
„       118  S.  61Γ) 

,       163  (III«  72-109)  S.  624  Eigennamen. 

„       176  S.  614  ΆνάΕαρχος  S.  623 

„      200  8.  624  Άνίώικράτης  Archon  S.  619,  621 

„      253  (VII 8  191-196)  S.  624  •AπoUuJvί6ης  S.  622 

„  310  (VIII«  194—1%)  S.  612  Άριστώνυμος  Archon  S.  613 

.  „      346  ä.  625  *Αρκ€φαιν  S.  613 

•      415  S.  625  Δημητρία  S.  618 

,      419  (IX«  86-90)  S.  608  Δημόκριτος  S.  622 

„      421  S.  625  Διόδωρος  S.  (i21 

„      452  S.  620  Έρμαρχος  S.  618,    i;23,  624 

„  454  S.  611  Εΰβουλος  Archon  S.  617 

„       465  (IX«  187-200)  S.  624  'Ηρακλείδης  8.  622 

„       495  Uv.  2  S.  624  Ί6ομ€ν€ύς  S.  616,  61H,  622,  623 

„      634  S.  620  Ίππ;οκλ€(6ης  S.  (»15 

„      862  S.  620  Ισαίος  Archon  S.  617 

„      986  S.  618  KαUισθέvης  S   623 

w      989  S.  6U8  Καλλίστρατος  S.  613 

„       998  S.  619  Κρόνιος  S.  613 

„  1005  8.  620  Κυίικηνός  τις  S.  Γ,κ; 

,  1012  (VII«  1-29)  S.  619  Κιυλώτης  S.  615 

»  1036  S.  625  Λ€Οντιον  S.  ί>18 

„  1084  S.  616  Μάμμαρον  S.  ()18 

,  1090  (X«  155—175)  S.  624  Μενοικέως  υιοί  S.  617 

„  1116  S.  609  Μητρόδιυρος  S.  615,  617.  i)18,  6i 

„  1188  S.  625  Μιθρής  S.  613 

„  1196  S.  626  ΝαΣικράτης  für  Άνα^ικρ.  S.  621 

„  1199  S.  610  NiK[avujp  S.  615 

»  1232  (VI«  106—111)  S.  615  Νικασικράτης  S.  623,  624 

„  1289  8.  615  Νικίδιον  S.  (J18 

„  1398  S.  609  ΤΤολύαινος  S   622,  έν  τφι  πβρί 

»  1418  (Ι«  107—131)  S.  612  öpujv  S.  619 

„  1457  S.  623  Πυθοκλής  S.  615,  621,  (;23 

»  1471  (V^  S.  621  Φιλόδημος  π€ρΙ  'Επικούρου  S.  61 

„  1485  S.  619  π€ρΙ    Επικούρου    καΐ  τινών    d 

„  1489  S.  610  λιυν    πραγματ€ϊαι    S.    613,    π« 

„  1613  (VII«  124—135)  S.  624  βύσεβείας  S.  620,  π€ρΙ  κολακβί 

„  1634  (IX«  15—20)  S.  608  8.623,π€ρΙ  παρρησίας  S. 621,  π« 

„  1639  8.610  πλούτου  S.  624,  π€ρΙ  φιλαργυρί 

„  1645  (ΙΧ«  135-140)  S.  624  8.  624. 

Bonn.  Wilhelm  Crönert. 


MISCELLEN 


Ηροδότου  Θούριου? 

Nachdem  nun  auch  Wacksraytli  (9.  Rh,  Mos.  LVI  218  ff.,  vgl. 

,  fiernies  22,  44ί^  Ε.  Meyer,  Forschungen  zur  alten  Gesch. 
I  I9i>  f.,  Busolt,  Griedi.  Gesv.L•  JI^  602  *)  «ich  dahin  auege- 
Bprochen  hat^  dass  Herodot  &eiber  sein  (jeacliichtswerk  mit  den 
Worten  'Ηροδότου  Θουρίου  ΐΐΤτορΐης  άπόίί€Εις  r^bt  begonnen 
habe,  weil  Θουρίου,  nicht  *Αλικαρνησσ€ος,  in  rlern  Exemplare 
geBtauden,  das  Aristoteles  heimtzte,  dem  weitaus  ältesten  für  utie 
errei  eil  baren  Texte^  und  dass  noch  aiur  Zeit  Plutarcha  eich  diese 
orspriingliche  Lesart  in  zahlreichen  Handschriften  erhalten  habe, 
—  und  nachdem  derselbe  Gelehrte  in  weiterer  Folgerung  das  so 
hergestellte  Titelwort  *  für  das  znverläseigste  Zeugniee  des  Hieto• 
rikers  über  sich  selbst*  erklärt  hat,  darf  man  gewärtig  sein,  dase 
demnUchet  diese  'arsprüngiiche^  Lesart  in  Neudrucken  des  Textes 
zur  Erscheinung  kommen  und  die  bis  Lenge  der  Handschriften 
'dem  Grammatiker  zurückgegeben  werde,  der  die  dem  Arche- 
typus unserer  Codices  zu  Grunde  Hegende  Recenfsion  besorgte  , 
Ich  selber  freilich  werde  diese  Textherstellung  nicht  mitmachen, 
weil  ich  mich  von  ihrem  Rechte  weder  früher  noch  jetzt  habe 
überzeugten  könneo,  fühle  mich  aber  verpflichtet,  angeöicht»  des 
zneammenstimmenden  ürtheils  so  hervorragender  Foröcher,  die 
Gründe  meines  Widerspruche  darzulegen. 

IFür  das  Vorrecht  der  Lesung  θούριου  werden  fünf  Zeugen- 
leagen  angerufen:  Ariatüteies  Rhei.  II t  9,  Duris  bei  Suidae 
ter  ΤΤανύαίΤις*  Strabon  p.  656,  Plutarch  Mor.  p.  605  u.  868. 
Iften  diese  Zeugen  wirklich  dasjenige  aus,  nach  Wortlaut  und 
tin, 
abi 


Hn,  was  man  aus  den  Stellen  herausgehört  hat,    «o  konnte  der 


Tabrepmch  nicht  zweifelhaft  sein.  Aber  ich  glaube  behaupten 
zu  dürfen»  daise  sie»  ohne  Vormeinung  und  einngemäss  interpre- 
tirt»  theilfl  gar  nichts  zur  Frage,  theils  vielmehr  für  die  bisherige 
Lesung  aussagen,  mit  Ausnahme  des  ältesten  und  gewichtigsten 
unter  ihnen,  des  Aristoteles,  der  —  überhaupt  nicht  auf  der 
^Zeugenbank  hätte  erscheinen  sollen. 

^P  Ich  beginne  den  Nachweis  mit  dem,  nächst  Arietoteles^ 
Tltesten  Zeugen^  dem  samischen  Historiker  Daris,  von  dem  Suidae 
in  dem  angeführten  Artikel  berichtet:  ΔοΟρις  ί)έ  (wahrscheinlich 
in  »einen  ujpoi  Σαμίων)  Διοκλ^ους  T€  nalba  άν€τραψε  (Πα- 
νύασιν)  και  Σάμιον,  όμοίαις  hk  καΐ  Ηρόδοτο  ν  (codd,  -ος)  θού- 
ρίον.  Er  trat  alao  der  bis  da  herrschenden  Gewohnheit,  den 
Dichter  Panyassis  als  Halikarnasseer  anzusehen,  mit  dem  Än- 
epmch  auf  dessen  eamiaches  Heiraatsrecht  entgegen.  Nicht  das« 
er:  ihn  als  Samier  von  Geburt  reclamirt  hätte,  sondern  als  Ein- 
gewanderten und  in  die  samische  Bürgerschaft  Aufgeuommenen 
glaubte  er  ihn  als  Samier  bezeichnen  zu  dürfen.  Das  ergibt  fiich 
aus  der  Zusammenstellung  mit  Herodot  als  Thurier.     Denn  wäre 


L 


Mi^oellen 


die  Familie  in  Samoe  eingeboren    geweeen,    so  maaete    er 
Berodot,    den  Vetter  (έ£ά6€λφος)  oder    Schwestereobn    dee    P»-" 
nj&seiKf  ale  Samier  gelten    langet).    So  aber  war,  nach    Durie,  der 
berühmte  Epiker  in  demselben  Sinne  (άμοίυϋς)  von  den  Samiern  aU 
ihr  einetiger  Mitbürger  in  Aiißpruch  zu  nehmen,  wie  Herodol.  der 
berfibmte  Historiker,  von  den  Tburiern  λΙ«  Thurler.    Beide  waren, 
nacbdeni  sie  ihre  Heimbärtigkeit  in  Halikarnas»,  der  eine  früher^  | 
der  andere  später»  aufgegeben,    Borger    einer  nenen  Heimatetadti 
geworden,  jener  von  Samoe,  dieser  von  Thurioi    Ans  derSuidas- 
•teile    ergibt    eich    aUo  für  uns  zwar  die  erfite  und  älteste   Hin- 
dentnng  auf  Herodote  Umsiedelung  und  die  wiBaenewerlbe  Tbat'J 
aacbe,  das«  »ich  auch  an  die  Pereonen  dieser  beiden  ütterai  ischeo  1 
Berühmtheiten  ein  ί>ΐ€ρι0μός  über  ihre  bürgerliche  Zugehörigkeit 
entsponnen  hatte,  und  daee  l*ans  für  dag  Anrecht  ihrer  Adoptiv- 
•tädte    eingetreten   war.     Aber   über  die  Frage,    ob    derselbe    in 
aeinem  Herodotexemplare  *Αλικαρνησ<ί€ος  oder  θούριου  gelesen, 
läeat  eich  nichts  daraus  entnehmen, 

Strabon  über  Halikarnas«:  δνορες  bi  χεγόνασιν  iE  αυτής 
Ηρόδοτος  τ€  6  συγΓΡ^Φ^υς,  öv  υστ€ρον  Θούριον  έκάλ€σαν  1>ιά 
τό  κοινωνησαι  της  είς  θούριους  αποικίας.  Diese  einfachen 
Worte  deutet  und  dehnt  VVacbemuth,  unter  der  Suggesiion  jener 
Hypothese  möchte  ich  beinahe  sagen,  dahin  aus,  dasa  Strabeii 
zwar  in  seinem  Herodot  die  *neue'  Lesart  ΆλικαρνηΟϋέος  Tor- 
gefunden,  aber  wohl  wissend,  dass  sich  Uerodot  selber  als  Tburier 
bezeichnete,  erst  hieraus  geschlossen  habe,  dasa  derselbe  üi 
der  Gründung  von  Thurioi  betheiligt  gewesen,  von  welcher  Be- 
theiligung e«  sonst  keine  tiberlieferte  Nachricht  gegeben.  Ca 
befangen  gelesen  berichten  aber  die  Worte  nichts  anderes  all 
dass  man  später,  also  etwa  seit  Duris,  nicht  etwa  schon  sa 
Herodots  Lebzeiten«  angefangen  ihn  einen  Thurier  zu  nennen, 
ketDetwegs  aber,  dass  man  den  Te]ct  seiner  Schrilt  in  diesem] 
Punkte  abgeändert  habe«  Wenn  Strabun  wurste  oder  andeuten 
wollte,  das  urBpriinglicbe  und  schriftcchte  Ktbnikon,  da»  sich 
Herodot  selber  beigelegt,  sei  θούριος  gewesen,  so  hat  er  sich 
gar  wunderlich  im  Ausdruck  vergriffen.  Dann  mussie  er  viel- 
mehr schreiben:  Ος  αυτός  αυτόν  θοΰριον  ίτραψ€ν  bia  τό 
κοινωνήσαι .  .  αποικίας,  ο1  h*  υ0τ€ρον  Άλικαρνασσέα  έκάλ€σαν 
oder  vielmehr  μ6τ€Τρθΐψαν.  Damit  fiel  aber  auch  Tür  ihn  der 
rechte  Anläse  fort  Herodot  unter  den  litterarischen  Berühmtheiten 
von  HaJikarnass,   statt  unter  denen  von  Thurioi,  aufzuführen* 

Nicht  minder  hinfällig  ist  die  Unideutuug,  welche  die  beiden 
Aeusserungen  Flularchs  erfahren  haben.  Gesetzt,  Herodots  Werk 
wäre  für  uns  verloren  und  nur  die  kurze  Angabe  über  ihn  erhalten: 
*  die  Anderen  halten  ihn  für  einen  Thurier,  er  selbst  aber  —  in 
seinem  Werke  —  hält  fest  an  seiner  Zugehörigkeit  zu  den  Hali- 
kamasseern',  waR  anders  dürfte  und  würde  man  aus  solcher  An- 
gäbe  folgern^  als  dass  zu  der  üblich  gewordenen  Benennung  des  m 
Mannes  als  Thurier  seine  eigene  Aussage  über  sich,  d.  i.  die  seine•  * 
Textes,  in  Widerspruch    etehe,    und    weiter,    dass  derjenige,    der 


Miscellen 


sfl  angiebt,  keine  andere  Textform  kannte  als  eben  die,  welche 
'HalikarnaßRfer'  entliielt.  Kuii  nagt  fiber  Plutarcli  p.  868,  in  der 
Schrift  wepi*  Ηροδότου  κακοηθείας  e.  ί^5^  nicht«  anderes  and  nicht» 
weiteres:  lb€i  μέν  ούν  μη^€  τους  μηδίσαντας  Ελλήνων  αγαν 
έττ€μβαίν€ΐν  και  ταύτα  Θούρων  μέν  υπό  τών  δλλιυν  νομιίόμενον, 
αυτόν  b€  Άλικαρνασσεων  περιεχόμενον,  ο'ι  ΔωρίΕίς  δντ£ς  μετά 
της  γυναικωνίτώος  im  τους  "Ελληνας  έστράτευσαν.  Und  wenn 
^derselbe  Plutarcli  ρ.  605,  περί  φυγής  c  13,  bericlitet;  το  bt 
■  'Ηροδότου  Χλικαρνασσεωςιστορίης  άπό5€ί^ις  ήδε  ττολλοί  μετα- 
Τράφουσιν 'Ηροδότου  Θούριου'  μετώκηοΐ  γαρ  €ΐς  Θούριους  (vulg. 
θούρους),  so  widerräth  schon  πολλοίς  ao  übertrieben  es  anch 
sein    mag    (oben   waren  es  o\  άλλοι),    das  Wort    μ€ταγράφου0ιν 

kanf  eine  Textändernng  der  Herodöthandechriften  ζ  η  beziehen, 
statt  auf  die  Citafre  des  in  rhetorischen  I^ehr-  und  Schnlbücbern 
häufig  angeführten  TitelsatzeF.  Wie  hätte  anch  die  Spur  der 
üeuen,  oder,  nach  jener  Meinung,  der  neu  festgestelltep  alten 
Leeart  so  gänzlich  aas  der  bandsehriftliehen  und  nahezti  gän^slicb 
aus  der  litterari sehen  Tradition  wieder  verschwinden  können» 
wenn  sie  in  so  *  viele  Mandschriften  der  Historien  wäre  einge- 
tragen Worden?  in  der  uns  erhaltenen  Litteratur  taucht  Bie  nur 
zweimal  auf:   bei  Kaiser  Julian  ep.  22  in  der  pretiosen  Wendung 

16  λογοττοίός  ό  θούριος,  und  bei  Avienus  in  der  Ora  maritima 
Ve.  49  HetödottiS  ipse  Tfturitis,  wo  Tfntrius  für  das  im  i  am  bl- 
ieben Senar  unbrauchbare  HaliearnasseDeis  ebenso  wie  das  raüeeige 
fp$e  eine  metrische  Notbbiilfe  ist. 
So  bleibt  für  die  Beweiefiibrung  nur  das  Citat  bei  Aristo- 
teles übrig.  Die  Stelle,  der  es  eingefügt  steht,  lautet  r  την  bk 
XiEiv  ανάγκη  είναι  f\  είρομενην  και  τψ  συνδε'σμψ  μίαν  .  .  ή  κατε- 
στραμμ^νην  .  .  ή  μέν  ούν  είρομενη  λεΕις  ή  apxaia  εστίν*  'Ηρο- 
δότου Θούριου  ¥[b'  ιστορίης  άτιόδειΕις^  ταύττί  γαρ  προ- 
Τ€ρον  μεν  ατταντες,  νυν  hi  ού  ττολλοι  χρώνται.  λεγιυ  hk  είρο- 
μίνην  ή  ουδέν  ίχει  τέλος  καθ'  αυτήν,  δν  μη  τό  πράγμα  λεγό- 
μ€νον  τελείΐυθή.  Ιστι  δε  άηδες  (αηδής?)  δια  τό  άπειρον.  8chon 
Adolf  Scböil  bat  das  Citat  abgelehnt  ab  *ein  von  späterer  Hand 
eingeschobenes  Beispiel,  ebenso  sichtlieb  unpassend  und  unecht 
wie  andere  Einschiebsel  in  diesem  Buche'  (Des  Herodot  Geschiebte 
F  S.  26).  In  der  That  ist  es  anstössig  durch  seine  Stelle  vor 
der  Definition,  die  es  illustriren  soll,  und  durcb  sich  selbst,  da 
es  als  einfacher  Hatz  ίμονόκωλος  περίοδος,  Demetrios  π.  έρμ.  17) 
die  vermisste  periodische  Bindung  gar  nicht  zulässt,  noch  auch 
dadurch  der  Uefinilion  entspricht,  dass  es  nur  durch  einen  CFUv- 
Ϊϊε0μος  zu  einer  Einheit  wird,  man  müsste  denn  die  folgenden 
Satzglieder  des  gog.  ProÖmions  noch  hinzuziehen.  Auch  würde 
Aristoteles  schwerlich  den  Stil  Herodots  noch  auf  gleiche  Stufe 
mit  dem  seiner  Vorgänger,  sogar  als  Haupt  Vertreter  der  veralteten 
Manier,  gestellt,  und,  in  Widerspruch  mit  dem  allgemeinen  urteil^ 
eelbst  dem  des  Thukydides,  als  αηδής  bezeichnet  haben.  GlÜok- 
licberweise,  um  auch  den  letzten  Zweifel  zu  heben,  trägt  das 
Citat  noch   die  Male   der  νοθεία  an  seinem  Leibe»     Nicht  durch 


680  Ifaoellett 

Ziif&ll  i»t  f)bc  nnd  zwar  in  elidtrter  Form  (ήφ*)  Αβ•  tcinetn  dureb 
die  HftDdscknftfTi  und  die  Zt^ngmt^^e  feetttebeiiden  Orte  mm  Srhluiw 
de«  Smizee  Tor  1(Ττορίης  hinaof^eschobeD,  und  für  θούριου  giebt 
die  ftUaio  maAnegf^bende  Handscbnft  lA""  Bekkeri^  θυρίου.  Damit 
entpuppt  tich  dan  Citat  al«  ricbtii^er  und    gewollter  Hexameter: 

*ΗροΙ>ότου  θυρίου  ή5'  ιστορίης  όπό^€ΐ£ις. 
Alao  das  Machwerk  irgend  eioer  am  Rande  det  Textee  der  Rhetorik 
tpielenden  Hand^  die,  mn  da«  metriseh  nngefüge  ΆΧιχαρνΠ00'€0ς  τη 
iimi?eben,  zu  dem  anderen  Etbnikon  griff  und  auch  dea«en  Proaodi« 
emt  für  dae  VenbedürfniiR  zustutzen  muf^ete.  Ob  da«  bekannte 
Wort  de§  Meisters  Poet.  8  €ίη  δν  τα  'Ηροδότου  €ΐς  μέτρα  Τ€βήναι 
einen  Leser  zu  der  Siinde  verleitet  bat  ?  L  eber  die  Zeit  i^einer 
£nt«tehitng  and  »eine«  Eindrinirenfl  in  den  Text  Aer  Bbetorik  liMt 
sieb  nicbte  anftteUen,  aneeer  dnes  Demefrioe^  der  eonet  unbekannt« 
Verfaeeer  der  'goldenen'  Schrift  π€ρί  ερμηνείας»  welche  frühe• 
atene  in  die  Zeit  der  Antonine  zn  setzen  iet  (Walz  Rbet.  gr,  IX 
p•  VIII  pq.).  in  neinem  Exemplare  der  Rhetorik,  auf  die  er  Tiel• 
fachen  Bezog  nimmt,  inebe«ondere  auch  c.  U  auf  den  hier  behan- 
delten Abschnitt,  es  noch  nicht  geleeen  haben  kann.  Denn  »OBit 
wäre  es  kanm  hegreiÜlch,  da^e  er  dieselben  Worte  Herodota,  die 
er  dort  mit  der  Leaart  θυρίου  gefunden,  in  seiner  eigenen  xwei- 
roaligen  Anfubrnng  (17,  44)  mit  der  Variante  ^Αλικαρνασσβιις 
geaetzt  haben  iollte. 

Gegentbeils  ist  ee  jetst  inschriftlich  befttatigt^  daaa  der  Zu- 
name Άλικαρνα0(ί€ύς  bei  den  Gelehrten  def  pergameniechen  Bofci 
im  2,  Jhb-  in  nnbeetrittener  und  gewies  nicht  von  der  WinHf 
eine•  recensirenden  Grammatikers  abhängiger  Geltung  war,  Öif 
Inauhrift  steht  anf  dem  Reste  einer  1881  im  Atbenabeiligthnm  tu 
Pergamon  gefundenen  runden  Marmorbaeis,  auf  deren  Oberaette 
die  tiefe  Standspur  des  rechten  Fussee  einer  Bronzestatue  sichtbar 
ist,  und  lautet  ΗΡΟΔΟΤΟ//  |  AΛIKAP^AΣ  ;/  (Altert,  von  Perg•, 
Inschr.  n,  199).  Ungefwhr  derselben  Zeit  scheint  eine  stark  be- 
schädigte rhodische,  der  Ehrung  eines  rbodiscben  oder  balikar- 
naasiacben  Dichters  gewidmete  Inschrift  in  Distichen  anzugehuren, 
deren  Verse  3 ff.  lauten:  [fiibujv  θ'Ή]ροοό[τ]ου  γλύκιον  ö[uj  μάκαρ 
ΤΤανύασσιν  |  [νικάις*  τϋυ]ν  [h']  άρ[€τή)ν  ?τρ£φ€ν  ώγυτίη  |  [χθων, 
'Αλικ]α[ρνά]0σου  κραναόν  π€Ϊ)ον  ών  ί)ΐά  μολττά[ς  |  [κλεινόν  έν] 
Έ[λλήν]ιυν  δστεσι  κύϊ>οίςί]χ€ΐ  (Inscr.  Gr.  maris  Aegaei  Ι  η.  14δ). 
Trägt  diese  zweite  zur  Entscheidung  unserer  Frage  nichts  neues 
bei,  so  entfernt  sie  doch  für  Panjassis  die  durch  das  Duris-Prag- 
ment  etwa  noch  entstehende  Unsicherheit  über  seine  Gebartsbeimat« 

Mit  der  Lesung  Θούριου  fallen  natürlich  auch  die  darauf 
gebauten  Folgerungen  fort,  vor  allem  dass  der  Flüchtling  von 
Halikarnass,  der  in  WeFtatben  seine  neue  Heimat  gefunden,  sieh 
mit  dankbarem  Stolze  Thurier  nenne .  Von  einer  'Flucht  weiss 
die  üeberlieferung  nichts:  Strabon  sagt  κοινωνήσαι  τής  είς  θου- 
ρίους  αποικίας,  Plutarch  μ€τψκησ6ν  εις  θούριους,  Suidas  έττει^ή 
elbev  εαυτόν  φθονούμε νον  ύπό  τών  πολιτών,  εις  θούριον  άποι- 
κιίόμενον  ύττό  'Αθηναίων  έθ€λονιής  ήλθε,  und  selbst  die  an  das 


i>U 


φθονούμΕνον  anklingende  Pbrne©  der  bekannten  8g.  Grabechrift  τών 
γαρ  δτΚητον  μώμον  ύπ€Κττμοφυγών  Θούριον  Ισχε  ττάτρην  nöthigt 
nickt  an  Verbannung  zu  denken.  Was  es  mit  dem  φθόνος  oder 
μώμος  Reiner  Mitbürger  in  Wirklichkeit  auf  sich  batte,  hu  da- 
bin^eetellt*  Mog^licli  das«  man  damit  in  Tburioi  spaterbin  daa 
beseere  Anrecbt  atif  die  Zugebürigkeit  de§  grossen  Historikers 
begriinden  wollte.  Jeilenfalle  war  die  fernab  auf  dem  ßande  de« 
Hellenentlnim??  liegende,  nocb  lialbkariacbe,  überdieRvon  ihrer  frühe- 
ren territorialen  Bedeutung  schon  herabgeaunkene  Heimatetadt  für 
den  weitgereieten^  weltkundigen  Forsolier,  den  Ehrengast  Athene» 
den  l>ereit«  namhaften  Schriftsteller  fortan  ein  ebenso  öder  und 
unerfinicklicber  Aufenthalt  wie  um  dieselbe  Zeit  Äbdera  dem  Prota- 
gorae.  Was  konnten  ihm  die  Ackerbürger,  Händler,  Schiffer  und 
Fischer  des  Ortes  und  ihr  kleinbiirgerlicheB  Streben  und  Streiten 
noch  sein? 

Aber  anch  von  dankbarem  Stolze  auf  seine  neue  Heimat  zu 
reden  ist  kein  Grund  vorbanden:  eher  ein©  entgegengesetzte  Stim- 
mung läest  sich  aus  dem  Werke  herausdeuten.  Während  es  der 
alten  Heimat  und  einzelner  ihrer  Bürger  Öfters  und  nirgends 
unfreundlich,  der  Artemieia  sogar  mit  heller  Bewunderung  und 
auszeichnender  Umatändlichkeit  gedenkt^  nennt  es  nirgends  das 
neue  Atben  des  Westens  noch  einen  seiner  Einwohner;  nur  für 
einen  der  Gründer,  den  Athener  Lampon,  scheint  IX  21  ein  Ehren- 
platz auBgespart  zu  sein.  Ja  wenn  man  V  45  f.  die  sehr  neben- 
eächlicbe  und  selbst  durch  das  Lokaltntereese  des  Erzählers  kaum 
otivirte  breite  Darlegung  der  strittigen  Tradition  von  des  Dorieua 
[Theilnahnie  an  der  Eroberung  von  Sybaris  liest,  wo  von  den  JSyba- 
iten  gesprochen  wird  wie  von  Einwohnern  einer  noch  bestehen- 
den Stadt  Sybaris  (ά7τοί>€ΐκνύουσι  Συβαρϊται  μέν  τέμενος  τε  και 
νηόν  έόντα  παρά  τον  Εηρόν  Κραθιν),  »ο  drängt  sich  der  Ge- 
danke auf,  Herodot  habe  die  Nennung  der  neuen  Stadt,  welche 
an  Syhariii'  Stelle  getreten  und  nur  noch  einen  kleinen  Rest  der 
alten  Bürger  enthalten  mochte,  mit  Absicht  umgangen,  und  zu- 
gleich die  Vermuthung,  dass  die  innere  Entwlckelung  und  die 
poUtische  Haltung  der  panhellenischen  Kolonie,  welche  die  weit- 
greifenden Pläne  und  Hoffnungen  ihrer  athenischen  Grinder  so 
bald  enttäuschte  und  dem  athenisch  gesinnten  Theile  der  Neu- 
biirger  die  vorwaltende  Stellung  entriss  (Diodor  XII  35),  auch 
ihm  die  Freude  an  der  neuen  Heimstätte  vergällt  hat 

^VHnnm 

■  In  de 


Bxno 


Da«  ßebnrtttjabr  lies  MAreoe  Brutus 

üeber   das  Lebensalter    des  Brutna  besitzen    wir    «wei  he- 

Rlmmte  Angaben,  die  aber  zueinander  im  Widerspruche  stehen. 
In  der  Schrift»  die  Cicero  mit  seinem  Namen  überschrieben  hat, 
sagt  er  zu  ihm  (94^  324):    annis  ante  decem  eansas  agere  caepitt 

Iquam  tu  es  natus.     Hortensiun,    auf  den  sich  der  erste  Theil  dee 
Sattes  bezieht,  ist  nach  einer  andereti  Stelle  (64,  229)  desseiben 


(m 


Miteellen 


Bneliet  im  Jahre  95  v.  Chr.  euertt  öffentlich  ats  Hedner  ftufge- 
tret«i],  wonach  Bmto»  um  85  jrehoreTi  »ein  möiife.  O^gtgen 
echreibt  Velleioe  (11  72,  1):  hunc  ej^itum  M,  Brttti  partium  j^- 
timwn  et  fricesintum  anmtm  acfevtis  fortuva  e$se  vohtU,  Die  KaU* 
ttrophe  bei  Pbilippi  trat  gani  aro  Ende  dee  Jahre«  42,  jeden- 
falle  nicht  vor  der  zweiten  Hälfte  des  November,  Tielleicht  erat 
im  December  ein^.  Mitbin  fiele  biernacb  die  Gebart  de«  Brittos 
in  das  Jahr  78  oder  frübeMeni»  in  die  letitten  Ta^re  79.  Liviu» 
(epit  124)  bestimmt  eein  Alter  nur  dnrch  die  runde  Zahl  ungre- 
fibr  vierzig  Jabrc\  die  aicb  mit  beiden  Angaben  gleich  gat  ver- 
einigen länet* 

In  diesem  Wideratreite  der  (Quellen  pflegt  man  »ich  für 
Cicero  zu  cnfecheiden^  ineofern  mit  Hecht,  ala  ein  Irrtbum  bei 
ihm  kaum  aDznnebmen  iat.  Doch  bei  keinem  antiken  Schrift- 
steller haben  wir  es  ganz  unmittelbar  mit  «einer  eigenen  Auto- 
rität zu  thnn,  sondern  jiunäcbet  immer  mit  der  Aniorität  meiner 
Handficbriften,  die  nie  von  jeder  Verderbnis«  frei  «ind.  Schieben 
wir  zB.  hinter  decetn  ein  Septem  ein^  so  i«t  die  Üeberein«timmang 
mit  Yelleine  hergestellt,  nnd  Ja  beide  Worte  diepelbe  Endung 
haben,  konnte  da«  eine  nnmittelbar  hinter  dem  anderen  aeht 
leicht  anafallen.  Gewisa  wird  kein  besonnener  Philologe  sieh 
leichtherzig  za  einer  Conjectnr  dieser  Art  entschliessen ;  aber 
daaa  sie  znlüasig  ist,  gewährt  uns  doch  die  Möglichkeit,  die  Nach- 
richt des  Velleiue  wenigstens  in  Betracht  zu  itiehen.  Denn  anch 
er  ist  für  diese  Frage  eine  Quelle  ernten  Range«,  da  man  snr 
Zeit  des  AogUHtns  über  die  Personalien  des  Berühmtesten  nnttr 
den  Caeearmördem  ohne  Zweifel  noch  sehr  genan  unterrichtet  wir. 

Nun  sagt  Plntarcb  ( Hrot.  3)  von  unserem  Helden:  ftl 
hi.  μ€ΐράκιον  ujv  Κάτωνι  τψ  θ€ίψ  συναττεοήμησεν  €ίς  Κυπρον 
im  Πτολ€μα1ον  άττοσταλ€ντι.  Jene  Sendung  des  Cato  fallt  b 
das  Jabr  58.  Damals  war  Brutns  naib  Velleius  20  Jahre  alt, 
nach  der  üeberliefernng  de»  Cicero  schon  27»  wozu  das  Wort 
μίΐράκιον  doch    recht  schlecht  pai^sen  würde, 

Appian  (b.  c,  II  112)  bezeichnet  ihn  bei  der  Ermordung 
Caeaara  noch  ala  ν€ανίας,  Die^  lä&st  sieh  allenfalls  noch  mit 
einem  Alter  von  34  Jahren  vereinigen,  aber  gewiea  nicht 
mit  4L 

Mehrmals  wird    es  hervorgehoben,    daae  Cassiua  älter    ala 


^  Suet.  Tib.  δ:  nalus  est  Fomae  in  palatio  XVI  Kai  Dtc.  M. 
Atmilio  Lfpido  Π  L,  J^unotfo  Flancv  crmi^uUbus  per  bdhim  Philippense. 
Wenn  Tiberius  am  ΐιϊ.  November  42  noch  während  des  Philippen- 
siechen  Kriegte gt*bore η  wurde^  so  muee  die  zwt-ite  und  entscheidende 
Sohlacht,  weiche  das  Ende  desselben  bt*/.  pich  η  et,  ^ps^t^r  gef^chlagen  sein. 
Gardtbaueen,  Augustus  U  S.  HO  setxi  eie  auf  Cruiid  derselben  Sueton* 
stelle  Tor  den  16.  November,  ichreibt  aber  zu  diesem  Zwecke  post 
hellvm  Phihppenfie;  doch  diese  Lesung  beruht  nur  auf  juugi*n  und 
schleehten  tiandschriften,  die  mtiBsgebenden  Textesquellen  bieten  durch• 
>f*°ir'g'  P^-  ^'  L,  Smith,  Α  prcliirinary  study  ol  certjiin  manuscripta 
of  Suetonius.     Harvard  Studie«  in  da^sical  philology  XII  S.  33. 


Miscellen 


633 


Jrutue  gewesen  eei*.  Nun  bekleidete  jener  die  Quaeetur,  für  die 
30  Jahre  daniale  dafl  gesetzliche  Alter  waren,  erat  im  Jahre  53. 
Folgen  wir  ali«o  dem  CiceroniKcben  Texte»  κο  war  er  etwa  zwei 
Jahre  jünger  alB  Briitiie>,  und  eelbet  wenn  wir  ein  verspätetes 
"Eintreten  in  die  Aemterlaufbahn  bei  ihm  annehmen,  wozu  bei 
einem  Manne  von  vornehmflter  Geburt  gar  kein  Grnnd  vorliegt, 
doch  böcbsteniä  gleichalteng.  Dagegen  wäre  er  nach  Vellejue 
fünf  Jahre  früher  geboren,  was  zu  den  übereinstimmenden  Zeng- 
miesen   des  Plutarch  und  Appian  vortrefllirb  passt. 

Diese  beiden  tbeilen  uns  auch  mit,  daes  man  Caesar  für  den 
Vater  eeines  Mörders  gehalten  habe.  Noct  als  Jüngling  (νεανίας 
ών  έτι)  habe  er  mit  Servil ia,  der  Pct wester  des  Cato,  ein  Ver- 
hältnis^B  angeknüpft^  und  gerade  in  der  ersten  heissesten  Zeit 
ihres  Liebeebundee  sei  Bnitns  geboren  worden  ^  Wie  man 
längst  gesehen  hat,  läFst  sich  auch  dietie  Naohricht  nor  aufrecht 
erhalten,  wenn  Velleius  nns  richtig  betehrt;  denn  nach  der 
Ciceronianisehen  Ziffer  wäre  Caesar  nur  15  Jahre  älter  gewesen 
als  derjenige,  welcher  für  seinen  Sohn  gegolten  haben  soll.  Oh 
Brutus  dies  wirklich  war,  können  wir  freilich  nicht  wissen; 
wäre  doch  seine  Mutter  selbst  kaum  im  Stande  gewesen»  es  mit 
Sicherheit  zu  bejahen  oder  zo  verneinen*  Doch  dass  ein  stadt- 
kundiges VerhältnisH  lange  Jahre  hindurch  zwischen  Caesar  und 
Ißervilia  bestanden  hat,  unterließt  keinem  Zweifel;  auch  Cicero 
bezeugt  es  an  mehr  als  einer  Stelle.  Das  Gerücht  von  jener 
Vaterschaft  hat  sich  also  jedenfalls  noch  unter  den  Zeitgenossen 
gebildet,  und  folglich  darf  man  annehmen,  dass  es,  wenn  anch 
rielleicht  nicht  die  Wahrheit,  so  doch  etwas  chronologisch  Mög- 
lich es  aussagte. 
I  In    den   letzten   Jahren   Sullas   hatte    sich  Caesar    von  Rom 

ferngehalten;  doch  als  er  vom  Tode  des  Dictators  erfuhr,  war 
€T  aus  Cilicien,  wo  er  eich  damals  aufhielt,  eiligst  Kurückgekehrt^. 
Sein  Gegner  starb  erst  78,  aber  wahrecbeinlich  in  den  ersten  Tagen 
des  Jahres.  Denn  die  folgenden  Unruhen,  die  nach  Zahl  nnd 
Daner  der  Kieigni^Fe  fa?t  das  ganze  Consulat  des  Lepidus  gefüllt 
haben  müssen*  knüpften  erst  an  seinen  Tod  an.  Wenn  die  iiach- 
riolit    davon     ungewöhnlich    schnell    nach  Ciltcien    gelangte    und 


^P  1  Plut.  Brut.  29:   i\\iKi^   τ€  ιτροΰχοντα.     40:   δ  Μ'  έμΐΓ€ΐρίαν  καΐ 

ήλικίαν  μάλλον  φόντο  Κασσίψ  Έρύΰ^κίΐν,  App.  b.  c.  IV  HS:  προεΐχ€ 
γάρ  ήλικίι?.  119:  τών  στροτηγοίν  ό  πρισβύτερός  τ€  καΐ  ίμπ€ψώτ€ρος. 
Die  betreffeijdtm  Stellen  stehen  hei  den  zwei  Autoren  in  ganz  verschie- 
denem Zusammenhange,  wodurch  ihre  Uebereinf^timniung  natürlich  an 
■  Wertb  gewinnt. 
3  App.  bell,  civ,  11  112:  καϊ  γάρ  αύτψ  καΐ  πβΐς  ένομίΖ^το  €Ϊναι, 
Σίρουιλίας  της  Κ<4τωνος  αδελφής  Ιρασθ€ίσϊ]ς  του .  Καίσαρος  ötc  b  Bpoö* 
τος  ^γίτν£το.  Plut  Brut.  ;>;  έχνώκ€ΐ  τ<4Ρί  djq  iome,  νεανίας  ών  έτι 
τήν  Σερβιλιαν  έιτΐμανεΐοαν  σύτφ,  καί  «αθ•  οΟς  μάλιστα  χρόνους  ό  Ιρκας 
|Ιπέφλετ€  τ^νόμενον  τόν  Βρούτο  ν  inimWTa  πα»;  έΕ  έαυτοΟ  γεγον^ναι. 
8  Suet.  ( acH.  *Λ:  mrruii  Η  πιώ  StTvilio  I^aurico  in  CtVicm,  sed 
\brfvt  irmpftre.  num  SuUnc  worit  comp^rta,  simtd  spe  wötae  dissemtionis, 
guae  p(T  M,  Lcpidum  movtbaUtrf  Uomam  prupere  redü. 


Cai  MitocUen 

CaePAr,  wie  ditn  ja  tiberliefert  ist,  eeine  Reise  sehr  bescbleonigte, 
kann  er  alleiifalU  f.rbon  im  Februar  oder  März  78  nacb  Rom 
gekommen  iein.  Mitbin  wird  »ein  Verbältniee  mit  Servilia  nicbt 
früher  begonnen  baben.  Kam  also  Brntue  noch  in  demselben 
Jabre  xur  Welt,  so  ßel  Peine  Gebart,  wie  dies  Plotarcb  angibt, 
wirklieb  in  die  erste  Zeit  der  Liebscbaft.  Wenn  jener  kurz  vor 
seinem  Tode,  db.  um  Anfang  Dezember  42,  sein  secbsonddreisaig- 
stes  Jnbr  vollendete,  so  wtirden  sieb  sieben  bis  nenn  Monate 
zwincben  Caesars  Ankunft  in  Rom  und  seine  Geburt  einscbieben, 
genau  die  Zeit,  welcbe  für  die  Entstehung  jenes  Gerüchtes  er- 
forderlich  war. 

Also  eine  lange  Reibe  ganz  unverdächtiger  Zeugnisse  be» 
stätigt  die  Ziffer  des  Velleius  Paterculus.  Wollen  wir  nicbt  an- 
nehmen, dass  eine  gemeinsame  Quelle  des  Plutarcb  und  Appian 
systematisch  nach  dem  GesichtRpunkte  gerälscbt  war,  den  Brutus 
jünger  zu  machen,  als  er  thatsäcblicb  war,  was  doch  sehr  ge» 
ringe  Wahrscheinlichkeit  hat,  so  behält  Cicero  oder  vielmehr 
seine  handschriftliche  Ueberlieferung  in  diesem  Falle  Unrecht. 

Greifswald.  Otto  Seeck. 


ÜMmniMs  Aekairns  ind  die  Lex  Varia 

Appian  B.  c.  1  37  erzählt  von  der  Lex  Varia  und  nennt 
einige  ihrer  Opfer  mit  Namen.  Dort  heiset  es  am  Schluss:  Μούμ- 
μιος  b'  6  τήν  Έλλάοα  ίλών,  αισχρώς  έν€Ορ€υθ€ΐς  υπό  τών 
ΐππίαιν  ύποσχομίνιυν  αυτόν  άπολύσειν,  κατεκρίθη  ς)€ύτ€ΐν,  καΙ 
ίν  Δήλψ  bießiuDacv.  Dass  der  Mann  nicht  richtig  bezeichnet 
sein  kann,  ist  klar  und  allgemein  zugegeben.  Schon  Freineheim, 
Suppl.  in  Liv.  LXXI  41  iVIII  p.  427  ed.  Bip.)  hat  bemerkt: 
VeU  ut  in  rebus  Komanis  auctores  Graeci  haud  raro  ballacinan- 
lur.  non  L.  Mummium,  seit  L.  Memmium  accusatum  lege  Varia  pn• 
fem:  quae  dunrum  familiarum  nomina  saepius  permiecentar.  Nam 
l««  Memmium  oan<am  eo  crimine  dixisse  Cicero  narrat  [Brut. 
§  «UV4J:  Mummium  nemo  auctor  est.  tarn  diu  prodoxisse  viuini, 
ttt  ^u^rto  et  quinquageeimo  post  suum  coneulatum  anno  potneril 
accuimri\  l>em  folgen  dann  auch  die  Herausgeber  des  Appian. 
S4^hweΓUcb  mit  Keobt.  Der  Proce««  des  Memmius  scheint  an  sich 
nicht»  be$\>nder»  AutfilUges  gv^habt  in  haben,  and  e«  ist  schwer 
m»n:it^hen«  wie  Appian  dxia  kommen  sollte,  auch  venu  er  MnoH 
mitt;!^  statt  Memmitts  in  seiner  Quelle  las.  diesen  Mumstins  mit 
den  Krvbenfr  von  Koricth  lu  identiticiren.  Der  grob«  Fehler 
erkliirt  «ich  dag^ig^n  j^hr  leiohc«  venn  der  Verurtheilte  ein  Sehn 
\«^er  Krkel  de«  CoiuhiU  toq  IA6  var  and  nach  ^in<fm.  AHa  äem 
IVioanfteu  Aobaion»  fuhrt«.  I>ss  kann  doch  nach  mancb<frUi  An«- 
K»^tei>.  wi<*  der  der  Sc:proci#  A*iag<ni.  eicht  Wan-ier  a^siiMiL• 
itnd  5ccit  die  cr^jiii  it^faiAnLiD  de*  Kiiwr*  Galba  bifs*  Xi.3t3rb& 
Acb^ica.^     IVr  B^hjabic.  icr  ja.  wie  *ich  aos  fc^Iitarriii  ILar.i» 

^  IV  laechrtJft   <m  L  ^L^mmbrn  Achaicns  bei  Gmcrtr  ?.  LJT:^  Γ 


Miteettem 


63& 


irgiebt,    vielfftch    a!«   dritter   Natne    von   deii   Gnecben   be- 
traobtet  wurde,  wird  Appian  zu  Reiiiena  albernen  Zuwatz  verfübrt 

iliaben,  wie  dergkioben  bei    HalbwiBsern  nur  zu  häufig  ist. 
Königsberg.  Franz  Eühl. 

ßentley's  Noten  zn  Snetois  Schrift  de  grammaticis  et  Γΐιβ1οΗΙ»ιι§ 
Der  in  den  Sitzun^^isbericbten  der  Berliner  Akademie  19tH 
veröffentlicbte  Ai^fsatz  über  Riebftrd  Benfley'H  Soetonkritik  berück- 
eiehtigt  nur  die  CaeBaresr  denn  nur  mit  diesen  liat  er  fikb  plan- 
mitseig  und  eingebend  beschäftigt.  Iminerbin  durften  aucb  Peine 
Bemerkungen    zu    der  Schrift  de   grarnmaticis  et  rhetoribus  von 

»einigem  Interesse  eein ;    ieb  lasse  «ie  daher  als  Nachtrag  folgen. 
Ob  Bentley  ernsthaft  an  die  Herausgabe  aucb   dieser  Sebrift 
gedacht  hat,  »tebt  dahin;  nber  man  mochte  es  glauben,  weil  eines 
«einer   im   British  Museum  befindlichen    Handexemplare  (C.  Suet, 

(Tranquilli  vitae  XII  Caesarum  .  .  .  adiectis  animadversionibus 
U/Gronovii.  I.ugd.  Rat.  1G98,  eignirt^  V)87.  c.  5M  die  Π19  von 
John  Walker  besorgte  Collation  den  'cod.  ms.  Bibb  Colbertinae 
liiim.  <>150' (jetzt  Paris.  7773;  vgl.  Roths  Ausgabe  p.  LVIII  f.) 
enthält.  Eine  Notiz  Bentlpy's  auf  dem  Vorsatzblatt  bezieht  sieb 
tili  Γ  auf  die  in  demselben  Kxemplar  stehende  Collation  des  cod. 
Memmianus,  Daee  er  eich  mit  der  Textkritik  dieser  Schrift  nur 
nebenbei  befaest  hat,  zeigen  die  wenigen  notae  in  zwei  anderen 
Handexemplaren  (Signatur  '682  e.  5'  und  '687  c.  8*»  dies  das 
Hauptexemplar).  Conjecturen,  die  vor  Bentley  schein  Andere  ge- 
macht haben,  bezeichne  ich  mit  einem  Sternchen,  und  citira  nach 
en  Seiten  und  Zeilen  der  Reifferscheidechen  Ausgabe.  Meine 
Dsätze  stehen  in  Ο  Klammern, 

De  gT,  1  p.  100,  1  qntdeni  offm(  =  Ueiff.;||  2  etiam  tum]  efinm 
im  II  7  adnotum  (VulgJ]  an  adniyiafum*  \\  7/8  et  nihil  amplius 
m  Graeca  ,  ,  .  mä  si  quid  ||  12  feruntur  (Vulg,)l  ftrntihir* 
-^Reiff.)  11  2  p,  101,  7  Yet^Husque''  <lac.  Gronov.)  |i  3  p.  102,  12 
ΤΤανός  δγαλμα*  (lac.  Gron.)  |i  4  p.  1Π3,  13  we  cum  {=  ReiiT., 
nee  Vulg^  ||  Η  enim]  dele  j'i  6  p.  105,  1  Opiums  \\  fi  qui  quia 
(He«.)]  quae  qma  (quia  Ernesti')  ||  7  non  absurde  inscripsisfie  et 
fecisse  ee  ait  ei  numero  ( mscripsi>se  Eeiff.  nach  Wolf)  ||  9  lego 
per  unam  L  J  Hier  am*  (i  9  p.  107,3  perialogos  (Hss.)]  forte  Perl- 
autologtis  \\  12  VarroneJ  iJele  [\  14  Murena]  dele  {so  Broukbuaius» 
wegen  Macrob.  Η  6,  3 — 4)  ||  20  grammaticum]  (frammatkae^  ut 
cap,  8  II  10  p.  10^,  8  scripsit]  eeribif  (|  p.  109,  1  credi- 
H  diese]  tradidisse  (ebenso  will  er  Calig,  24,  Claud.  15.  Nero  12. 
^  43,  Otho  3  tradere  statt  des  überlieferten  credere  herstellen; 
vgl.  unten  cap.  18)  |1  Π  ρ.  109,  19  Bicfi/nna*  (^Reiff.)  !|  ρ. 
^  110,  14  difticile  (Hss.)]  difficHcni  {de fi r er e  Tonji.}  \\  1&  p,  113,  8 
ori«  prdii*  <  — Reiif ,  hnprohl  Vuli^.^  ||  12  i'atonisque  (Hss.)]  Ca- 
ionis*  <— Reiff.^  ||  13  catenis  ί  llss  )]  forte  Afhefiiü*  (^ebenso  zwei- 
mal in  dem  *682  e,  5'  pignirten  Exemplar;  iinabliängig  von  N.  Hein- 
Biüß?>|jl6    p.     112,     Ui    Ättici    Satrii    (Vulg.)]    dele    a^aiWi*  1| 


HtBoellen 


18 


PaBidee   (Vttlg)] 


Posides  <rgl  Claad.  28>  ||  8 
credere]  tradere  (%.  o.  cap,  10)  '\  12  lultum  iVolg.)]  lulum  <eo 
Reiff.  nach  Wolf;  v|?L  Claud,  2>  ;|  19  p.  115,  1  libro  (Val^Ol 
libris*  <=Reifr.>  ||  20  p.  115,  5  et  audiit  et*  <.=Reiif,)  1|  23  p. 
117,  1  textrinora]  textrirmm^  v.  Gronov.  obe.  FI  420  (»pricht  tibtr 
muUeris  uerna  p.   116,  22)  [| 

De  rhet  1  p.  119,  10  fere  (Hsa  )]  sero*  \\  p,  119,  15  de 
pliiloeaphie  et  rbetoribiis  eenaton  consultus  de  ea  re  ita  censuit*  || 
p.  121,  8  qnoqQe  bis  antea]  cf.  vita  Neronis  c.  10  (decktmami* 
que  mepius  publice;  recitauit  et  cannina,  non  modo  dornig  seä  el 
in  theairo)  Forte  ui  (Tür  bis)  \\  p,  121,  1β  caaae]  forte  ^aim  \\ 
17  cum  breuiter  <=Rciff.,  tum  Vul^->  ||  p.  122,  3  cum  tttilia 
(dum  Hbs.,  tum  Vulg.)  !|  p.  123,  l  eyntaxie]  θ€σ€ΐς•  |1  2  p.  123, 
13  sigDificabat  (Hrr.)]  sitfnificat*  (eo  Hüretue)  ||  4  p«  124,  9  ca- 
Itiinnia  iiotatQs]  forte  Kalitmnia  vocatus^  vide  Senecae  rontrover- 
eiae  (er  meint  Contr.  IX  4  (27),  18,  wo  Friibere  et  uideret  Latinum 
Oilumtnam  lesen,  während  jetzt  uideretur  laiurus  calumnimn  im 
Text  itebt)  []  5  p.  124,  20  exwtitieee  (Viilg,)]  e^trism*  <bat  Botli 
aufgenommen  ;  cjcfricte  und  ext  Hisse  Hss.). 

Halle  a./S.  M.  Ihm. 


Zulu  Mem.  §|^.  »^mifer  und  vir. 

Im  27.  Snpplementband  von  Pleckeisene  Jahrb.  p.  84 
Anm.  2  hat  Skntsch  meine  Gegenüberetellwng  f^rus  —  semifer 
(Idg,  Foreohgg,  XI  p.  48)  [lor  Stütze  der  Hypothese,  daee  ana- 
lautende«  *üs  bei  unbetonter  offener  Paenultima  eye• 
kopirt  wird,  bei  betonter  erbalten  bleibt],  als  warnende• 
Exempel  für  den  Mangel  an  '  perapektiviachem  Sehen'  bei  den 
Linguisten  hinge«tellt,  mit  dein  Bemerken,  daee  der  N.  sg.  semifir 
ein  *Retortenprodiikt'   Ovide  eei. 

Dase  semifcr  erst  eine  Schöpfung  Ovide  iet,  watete  ich  «ehr 
wohl  Wenn  dieser  den  N,  Bg,  des  C  om  po  eitums  aber  gerade 
aie  semifer,  nicht  semiferus  bildet,  so  bat  das,  wie  jede  eprach* 
liehe  Neaerung,  mag  sie  noch  so  persönlich  sein,  doch  auch  einem 
Grund,  nach  dem  der  Linguist  Atete  zu  fragen  hat  und  den  leh 
hier  im  formellen  Anschluea  an  die  Composita  auf  -/^r  aoe 
*-ßlrös  'tragend'  erblicke^  deren  LautgestÄlt  vollkommen  meinen 
für  die  Synkope  vermulheten  Regeln  enlepricht.  Hätte  ich  alao 
einfach  ftrus^  aber  furcifery  sign if er  etc,  verglichen,  so  würde 
mich  vom  Geeichtspunkt  der  hietorißchen  Betrachtung  aus  wohl 
kein  Tadel  getroffen  haben.  Wenn  ich  trotzdem  da»  künetlich 
fabrizirte  semifer  wühlte,  das  ich  ganz  hätie  entbehren  können, 
HO  that  ich  das  nur^  weil  ich  damit  den  charakteriBtiBchen  ünter- 
echied  der  Form  bei  etymologisch  d  e  m  β  e  1  b  e  η  Wort  zeigen 
konnte,  was  bei  den  zu  fetre  i^ehorigen  Compositi«  natürlich 
nicht  ging.  Es  war,  denke  ich,  nicht  so  schwer  zu  sehen,  daae  mir 
das  analogisrh  nach  siijnifcr^  horrifer  uaw.  gebildete  semifer  in 
seinem  V erhält nips  z\i  ferus  lediglich  als  Musterbeispiel  diente, 
and  da  war  es  doch    vielleicht  erlaubt,    zur  Verdeutlichung    der 


iiifjelleti 

UrecLeinung  eine  besonders  tiräBtJBche  Antithese  zu  wäbleii, 
obne  Rückflicht  darauf,  ob  das  eioe  Glied  iJei Reiben  gerade  zum 
älteeten  Material  g^rbbrt  oder  er»t  Analögieprodukt  ist,  äbnlich 
wie  etwa  der  Scholgramniatiker  seine  Paradigmata  rein  Dach  dem 
liützlicbkeitBprinzip  uufstelh  und  sich  zB,  nicht  zu  fragen  braucht, 
-wo  und  wann  vielleieht  ein  Voc.  pl.  cornua  Ό  ihr  HörDerf  belegt 
ißt.  Meine  Schuld  bezüglich  dee  semifer  scheint  mir  also  liÖcliBteiis 
darin  zu  bestehen^  dasH  ich  letzteres,  um  meine  AiAsfühningen 
tiber  die  Synkope  nicht  noch  unnöthig  ins  Breite  zu  ziehen^ 
ahne  Comraentar  angeführt  habe, 

Skutech  musöte  sich  in  seiner  weiteren  Polemik  gegen  meine 
Attffttellungen  über  die  Schluäsailbensynkope,  deren  hjpi>thetiecheii 
Charakter  ich  selbst  am  wenigsten  rerkenne  (vgl.  p.  50),  de» 
Raumes  wegen  selbstverätandlich  kurz  fassen  und  eitirt  infolge- 
deeien  von  meinen  Belegen  für  Erbaltang  der  Schluessilbe  nach 
betonter  kurzer  offener  Paen ultima  nur  plrus  und  mhus;  ich 
müchte  jedoch,  um  bei  den  Lesern  τοη  Skutsch«  Bemerkungen, 
denen  meine  Arbeit  nicht  zugänglich  ist,  mich  vom  Verdacht  all- 
zngroBsen  Leichtsinns  frei  zu  halten,  hier  nochmab  auf  die  aua• 
logen  Verbähniese  bei  den  ϊ-Stämmen  verweisen:  furis^  aber 
celer  au«  cdMs  und  weiter  cutis^  aber  intercus  aus  intircuthy 
denen  ich  wohl  noch  pofis^  aber  impos  aus  impotis  anreihen 
darf^  Was  das  abweichende  mr  aus  ^viros  anlangt,  so  halt«  ich 
trotz  Skutech  auch  heute  die  Möglichkeit  nicht  für  ausgeechloeeen, 
daea  wir  es  mit  einer  nicht  l  autges  etzlicheu  Form  zu  thun 
haben,  doch  gebe  ich  jetzt  mehr  auf  den  anal ogie eben  Einfluss 
der  hedeutungfl verwandten  socer,  tjener  (auch  puer),  deren  sonst 
Völlig  mit  dem  von  virÖs  harraonirendes  Paradigma  sehr  leicht 
lach  bei  diesem  Wort  einen  Nom,  sg.  ohne  ^ös,  -i?s  hervorrufen 
konnte.  Auf  die  Idutgesetzliche  Entstehung  eines  -mr  in  decem- 
"fif\  iriumvir  kann  ich  verzichten.  Wenn  i^kutsch  übrigens  von 
dieeen  behauptet,  dass  die  liypoatase  bei  decemvir  etc.  eine 
Flexion  vir^  viri  voraussetze,  et>  vermag  ich  ihm  darin  nicht  zu 
folgen,  Sobald  einmal  Collegien  existirten,  die  man  decemmri^ 
Sevirt  od.  älter  ^^'tnroi  nannte  —  manche  von  ihnen  sind  gewiss 
uralt  — ,  muiäete  eich  naturgemäss  in  der  lebendigen  Sprache 
d&e  BedürfnisB  einstellen,  die  einzelne  Person  einer  eolchen 
Genossenschaft  nicht  durch  eine  langweilige  Umschreibung,  son- 
dern eben  durch  einen  aus  der  Pluralform  abilrahirten  Sin- 
gular zu  bezeichnen.  Es  hindert  nichts  anzunehmen,  dass  dies 
geschah,  als  der  N.  sg.  des  Simplex  noch  *viros  lautete,  und  dann 
konnte  ein  zu  *deccinmroi  neugeechaifener  N.  sg.  nur  "^decemviros 
lauten,  woraus  erst  später  -vir.  üeber  das  Alter  der  Ultima* 
synkopirung  wiesen  wir  ja  bei  dem  Mangel  an  sicherem  Material 
wenig;    das«    sie   aber  jedenfalls  ins  einzelsprachliche  Lehen  des 


'  Ich  brauche    wohl  kaum    j:u  bemerken,    daes    nach  meintT  Au- 
fnahme  die    lautgesetzlichen  Formen  vielfach    durch  Auflgleichnng    be- 
leitigt  sind  und  hoffe    im  Lunfe  der  Zeit  beweisen    zu  können,    daat 
in  meiaeii einstweilen  nur andeutungBweiseauBgesprochRnen  Vermutbungen 
etwas  Richtiges  enthalten  ist. 


638 


Mi«celleQ 


Lateins  f&llt  und  nicht,  wie  auch  ich  leider  eine  Zeit  lang  ge- 
glaubi  habe,  uriUliRch  iRt,  darüber  sind  wir  durch  das  (S)AKR08 
ESED  =  Aöcfr  eWf  der  FornminRcbrift  aufgeklürt  worden.  Einen 
Beweis  dafür  za  erbringen,  dass  der  hypostatiflche  Singul&r  so 
*decempiroi  etc,  jünger  iet  als  jenes  Spracbdenkmal,  dürfte  achwer 
fallen. 

Leipzig.  Ferdinand  Sommer. 


Etrnskieelie  Honatsniiiuen  ind  Zahlwörter. 

Da  vielleicht  in  eeiner  leolirung  nicht  ganz  klar  ist,  was 
ini  TheBanrus  ling,  lat.  I  417,  40  unter  dem  Stichwort  Aclu^  alt 
meine  Äiieicbt  referirt  wird,  erlaube  i^h  mir  e»  hier  in  Kürte 
näher  auszuführen  und  zu  begründen.  Wir  verdanken  den  Glossen* 
eammlungen  die  Kenntnifls  mehrerer  etrüi^kiftcher  Monntsnaroen; 
Velcifanuii  Cabrcm  Ampiles  Äclii^  Tr{ineu,<;  Ermius  Celim  Xosfer 
^^  März  bis  Oktober;  vergl.  Mommfieii  Rhein.  Mus.  XVI  146, 
Götst  im  Corpus  gloas.  VI  692,  wo  weitere  Litteratur.  Nun  wäre 
an  sieh  nicht  bemerkenswerth»  daes  die  Agramer  Mumienbinden 
Anklänge  an  zwei  dieser  Namen  bieten.  Aber  wenn  diese  An- 
klänge hinter  deutlichen  Einer-  und  Zehrierzahlen  am  Anfang 
neuer  Abschnitte  auftreten,  dann  ist  Zufälligkeit  doch  wohl  ans• 
geecbloBBen.  So  steht  GoL  VI  Z.  14  nach  einem  Zwischen- 
raum von  zwei  Zeilen  eslem  .  zaBntmt^  ,  acale  und  VI  Π  3  eben* 
falls  nach    einem  Spatiuni    wohl  von    stwei  Zeilen    cell  :    huBii  . 

Hier  hätten  wir  denn  ein  'hie  Rbodus  hie  salta'  für  a\t 
Deutung  de»  Etruski sehen,  die,  wie  ich  höre,  demnächit  erfolgen 
eoll.  Auch  für  mich  selber  ist  meine  Beobachtung  tu  einem 
solchen  Rhodos  geworden.  Denn  wenn  ich  heute  Recht  habe, 
kann  ich  nicht  Recht  gehabt  haben,  als  ieh  nait,  wie  es  damals 
fichien,  zwingenden  Schluesfolgerungen  he  wie»,  daet  sal  (eslem) 
=  ίΐ  und  mBrum  ~  6ίϊ  sei  (Indog.  Foruch,  V  256  ff.)^.  Wir 
sehen  jetzt,  dass  eslem  /saBrumU^  die  als  Monatsdatnm  gebraucht 
sind;  keinen  h5bern  Werth  gehabt  haben  können  als  22,  Man 
kann  ihnen  aber  auch  nicht  den  kleineren  Werth  von  11  geben. 
Denn  ma%  iaBrum  ereoheint  inecbriftlich  (Fabretti  Primo  Supplem, 
*oS8\  al«  Älter  eines  gewesenen  Beamten;  20  ist  also  wie  der 
höchste  so  der  kleinste  mögliche  Werth  für  ^aBrum^^  Auf 
den  Campanarisc^hen  Würfeln  steht  dem  lal  das  max  gegenüber, 
dem  man  beute  wohl  allgemein  aus  den  Gründen,  die  zuletzt  ich 
selbst  aO.  entwickelt  liabe,  die  Bedeutung  'Eins'  zuschreibtp 
Beide  Ergebnisee  stützen  sich  gegenseitig.     Denn  der  Zwei  darf 


1  Für  Fern  erstehen  do  bemerke  ich,  dasa  eslem  eine  Casusform 
von  zal  ist  und  zaBrmn  für  *'zalBrum  steht,  also  der  Zehner  zu  zcU  ist» 

^  Wiü  »ich  jetzt  heriküsteilt,  halte  Laltt-s  durchaus  Recht,  als 
er  im  Indosr-  Anzeiger  V  285  meine  Lesung  jener  Itiachrift  silc  KI 
j/tiftwarc  XT  (er  war  elfmal  zil^x  und  idfinal  pHrtsvav^)  verwarf  und 
für  die  Helbig'Corssen'sche  tiicli  purimatKÜ  (*er  war  ηΐαχ  und  pttriwaii 
ohne  Zahlangabe)  eintrat 


etraskisclien  Würfeln,  wie  icL•  aO.  des  Näheren  dargelegt 
liabe,  nur  die  Fünf  oder  die   Eins  gegeniiberBtehen, 

(rem  würde  man  von  dem  nunmehr  gegebenen  Auegange- 
punkt  aus  weiter  in  den  Sinn  der  Binden  eindringen.  Mag  mAH 
eich  denn  eine  Vermuthang  gefallen  lassen,  die  mit  dem  vollen 
BewusBtsein  ihrer  Gebrechlichkeit  auftritt.  Auf  die  Gruppe  celi 
ittSia  ea^rumis  folgt  fler^va  .  ne^unsi^  und  wenn  wir  etwas  vom 
EtruRkiacheii  zu  verstehen  glauben,  so  ist  es  doch,  dass  diese 
Gruppe  etwa  skitua  Ntptuni  bedeutet  (auf  eslem  m%rnmU  acale 
folgt  ähnlich  fmsin,  ά.  L  Jovis?).  Die  Bedeutung  der  Götter- 
bilder in  der  etrufikiachen  Blitzlehre  ist  bekannt;  ich  brauche 
nur  an  Sueton  Äug.  97;  Gell  IV  5.  1;  Cic,  Catil.  111  18  £  *>a 
de  oonsnl.  frg.  3  Bahr,  (de  div.  I  17)  V.  33  —  48  zu  erinnern, 
wo  es  sich  überall  um  Statue  η  ^  die  vom  Blitz  getroffen  sind,  nm 
den  Sinn  solcher  Vorzeichen,  um  die  vorbeugenden  Maas&regeln, 
iiie  sie  verlangen,  handelt»  So  gut  wie  das  Donnerbuch  des 
Figulue  (wie  immer  man  über  seine  Echtheit  denke  \)  nach 
Lvdua  die  Bedeutnug  des  himmlischen  Zeichens  für  die  einzelnen 
Monatstage  gab,  ao  gut  konnten  das  Blitzbücher,  die  im  übrigen 
denen  der  Η  am  spiee«  Julians  (Ammian  ΧΧΠΙ  5,  13)  ähnlich, 
|iiur   nicht    für  den  Krieg  bestimmt  (eaercHuales  ib.  §  10)  warei*. 

Breslau, F,  Skntsch, 

Zu  den  ABC-Denkniätern 

Älbrecht  Dietcrich  hat  oben  in  dieser  Zeitschrift  S«  77 — 105 
ine  zueamnienhäugertde  üebersicbt  über  die  ABC-Denkniäler 
egeben  und  diese  aU  Zauberformeln  erklärt.  Er  bedauert,  dasa 
für  die  magieche  Bedeutung  der  Alphahetreiheu  kein  Zeugnis« 
Snes  alten  KScIniftsteUers  gebe.  Em  sei  daher  gestattet,  hier  auf 
Ine  Ammianstelle  aufmerksam  zu  machen,  die  die  Erklärung 
ieterichs  in  böchflt  %villk  omni  euer  Weise  bestätigt. 

Ammian  berichtet  XXIX  1,  28  f.  von  einem  peinlichen 
rerhör,  dem  zwei  Römer,  Patrieius  und  Hilarius,  unterworfen 
"wurden,  weil  sie  Zauberkünste  getrieben  hätten.  Durch  die  Folter 
«um  Geständniss  gebracht»  schildert  Hilarius  ihr  Treibeul  Vor 
ihm  Hteht  das  corpus  delicti,  der  Dreifus«,  den  eich  die  Beiden 
nach  dem  Muster  des  delphischen  gefertigt  haben.  Er  iet  impre- 
cationibtts  rarminum  secrefoi'um  vJioragiisqm  muitis  ac  diufurnis 
rituaUter  geweiht.  Auf  ihn  wurde  bei  der  Aueübung  des  Zaubers 
eine  runde  Schüssel  aus  verechiedenen  Metallen  gestellt.  Auf 
ihrem  Kande  waren  ekmt'tttorum  rifjinti  quafttwr  sctiptiles  formac 
incisae  perife  mit  peinlich  genau  eingehaltenen  Zwiechenraumen, 
Mit  Linnen  bekleidet.  Zweige  eines  segenhringenden  Baumes  in 
der  Hand  haltend,  tritt  der  Priester  heran  und  vollbringt  die 
Zauberhandlnng  mit  Hilfe  eines  geweihten  Ringes.  Dieser  schwebt 
über  das  Alphabet  hin.  Durch  Aneinanderreihen  der  Buchetaben, 
bei    denen   er  festgehalten   wird,  entstehen  Hexameter,    die  dem 


^ 


*  Ich   denke  günstiger  davon  als  WachemnUi,  begnüge  mich  aber 
hier  auf  Bergk  kl.  Sehr.  I  G5^  Anm.  zu  verweisen. 


L 


β40 


Gläubigen   die  Antwort  geben,   wie  beim  Orakel  dtt  Pythit  Uli 

der  Brancliiden, 

So  bietet  dcli  bier  nicht  mir  eine  Bestätigung  der  Erklärung, 
die  Dieterich  giebt,  sondern  auch  eine  Andeutung  über  eine  Ver- 
wendung der  Zauberalpbabele. 

Müncben.  Alfred  Klots. 


Zur  Yftaenge^chiffate 

Die  Archaeologie  des  neunzehnten  Jahrhunderts  bat,  wii 
kannt,  an  den  Gräberdieben  dee  Altertbums  (τυμβα)ρύχοΐ)  eine 
üble  Concurrenz  gehabt.  Weniger  bekannt  ist,  daae  die  Aue- 
betitung  antiker  Gräber  bin  ins  Mittelalter  hinein  fortgeefttst 
wurde.  Hatten  die  alten  Räuber  nur  atif  Edelmetalle  ihren  Sinn 
gerichtet  und  irden  Geecbirr  im  V'erdrnsa  getäuschter  Hoffnung 
eher  zerflcblagen  als  mitg^inommcn,  an  wav  man  in  cnlturloserer, 
dürftigerer  Zeit  genügsamer  und  wusete  die  schonen  Gefäsae,  die 
man  fand,  zu  nutzen.  Wie  häutig  das  vorgekommen  eoin  umg^ 
ersieht  man  ans  zwei  in  mindef^teng  vier  cisalpiniscben  Üand- 
flchriften  erhaltenen  kirchlichen  BeHchwörnngeformeln,  welche  be* 
ßtimmt  sind  diese  au»  der  Erde  hervorgezogenen  Gefäaee  alte? 
Heiden  für  cbrist Heben  Gebrauch  rein  zu  machen  und  zn  weihen. 
Die  mehrfach,  zuletzt^  von  E.  de  Roziöre  unter  der  N.  63i 
(Recueil  general  des  forraulee  2,  899)  herauBgegebenen  Gebete 
lauten: 

Oratio  «uper  vaea  reperta  in  loci  β  antiquie 
ümnipoteBB  aempiterne  deue,  insere  te  officiis  noftria,  et  haec 
yascula  arte  fabricata  gentilium  Riiblimitatia  tuae  poteotia 
ita  emnndare  digneria,  nt  omni  inmunditia  deptilsa  eint  tuia  üat' 
libua  tempore  pacia  atque  tranquillitatia  utenda.  Per  dami- 
η  um  cet. 

Deus  qui  in  adTentum  Ulli  tui  domini  nostri  omnia  tut« 
mundasti  fidelibue,  adeeto  propitiue  invocationibue  nostria  et 
baec  vascula,  quae  tuae  indulgentia  pietatia  poat  spatia 
temporum  a  vor ag ine  terrae  abetracta  humanis  uaibmi 
reddidiati,  grattae  tuae  largitate  emunda.     Per  dominum  cet. 

ü. 

Berichtigung 

Oben  S.  424  in  Zeile  6  des  letrt^n  Abschaittes  hatte  ich  ge- 
schrieben: '  die  Kretschmer  als  möglich  vorgeschlagenen  andern  Lesungen 
.  .  ,  hat  er  offenbar  mit  Recht  zurücligcwiesen\  und  so  stand  richtig 
in  den  von  mir  gdeseiieT*  Correcturcu.  Nachher  ist  der  Sinn  völlig 
verkehrt  worden,  indem  der  Dativ  '  Kretecbmtar  *  verändert  wurde. 

M.  Fräukel 


1  lu  die  von  Zcumer  besorgte  Formelsammlung  der  Monumenta 
üvrmaniae  bist,  eind  üturgiscbe  Stüoke  wie  die  obigen  nicht  Rufge- 
iiommen  worden. 


VerantworUiüher  Uedacteur:   L«  Rader  mach  er  in  Boua. 
(2T.  September  J&OL) 


Register. 


-Abcdariura  77 
-Abcdenkmäler  77  fF.  639 
uAelian:  πβρί  Σψιυν  (Χ  48)  20δ  Var. 

Hist.  (XII  1)  276  f.   Prom.  (367 

—388)  167  f.  171  f. 
Aeschylus  Persae  (818,  926)  34 
Aeschylus  Scholion  z.  Prom.  (367) 

173 
τό  αΙροΟν  324 
Alkman  ffr.  4488  )  287  f. 
Agatharchides  Geogr.  Gr.  m.  (I  p. 

171,  3  f.)  334  (I  p.  113)  336 
Alphabet  akrosticha  94  f. 
Alphabete  grieoh.  78 
Alphabet  etruskisches  83 
Ammian.  Marc.  fXXII  8)  380,  385 

(XIV  6,  4)  434.  (XV,  12,  4)  512 
Amorgos  80 

αν  έάν  u.  αν  209^ 

Andokides:  Mysterienrede  (§  17, 18) 

139  f.  (§  47)  141 
άννίς  503 

Anonymi  peripl.  377  f. 
Anth.  Pal.   (VI  300  u.  240)  308  f. 
Antiochus  Eupator:  (Maccab.  II  11, 

29)  208 
Antiochi  210  f. 
Antispastentheorie  109 
Anton.  Lib.  (L>8,  4)  171 
"ΑνφοΗιν  424  f.  u.  427  f. 
Apollod.  bibl.  (II  1,  4,  3j  342' 
Apollon.  Rhod    Scholion  (2,  1210) 

169  (3,  1086  f.)  485 
Appian  (Mithr.  c.  69  u.  102)  385 
Apthünius  110  f. 
Apuleius   metani.  (VIII   18  u.  26) 

(X  26,  XI  17.  VIII  22)  304 
Aristeas  113f  (Wendl.  p.  30,  8)  (31, 

Π)  (33,20)  (35,4)  (80,  17)  (33,  10) 

'(3;i,  12)  207 
Aristophanes  Scholion  Pac   (1183) 

318  f. 
Aristobulos  222 
Aristoteles  Rhet.  (III  1)  35  f.  (III 

9)  219,  627  f.  Polit.  (VIII  3,  4) 

3S5 
Arkadios  (S.  180,  11—13)  286 


Arrian.  anab.  (VII  25)  220  (VII 26 
§1)220  (VII  26  §2)  221  (VII 27 
§  1)  221  (VI  29,  4  u.  7  f.)  333 
Περίπλους  fc  11)  385  (c.  14,  3) 
386  (c.  f4,  3)  386  (c.  24,  3)  386 
(c.  24,  2)  386  (c.  18,  2)  386  u. 
387)  (c.  15,  1  c.  24,  1)  387  Ar- 
rian u.  Xenophon  388.  Sprach- 
ijebranch  389  f.  Echtheit  des 
Periplus  369  f.  fc  12-25)  371  f. 
Reiseroute  375  f.  Beziehungen  zu 
anderen  Geographen  ebd.  Anab. 
(V  9,  3)  (V  10,3)  544  f.  Quellen 
545  f.  V12,  3  u.  seine  Quelle  548  f. 
(c.  14,  2)  5*^0  ol  bk  λίγουσιν  als 
Quelle  551  f.  (V  18,  4—8)  560 
f.  (V  19)  562 

Artemidor:  Scholion  zu  Apoll.Rhod. 
(II  946)  379 

αρχαίοι,  παλαιοί  58 

Asinius  Gallus  43 

Aspasia  v.  Phokäa  272  f. 

A.tellima  14 

Athenaeus  (X  p.  44.  7)  513  (XII  p. 
537  e)  151  (XII  547)  202  f. 

Attraktion  206 

Aufschriften  auf  Wänden  84  f. 

Augustinus  de  doctr.  ehr.  (III  20 
[t  III  p.  51e  Bened.]  ([III  18 
p.  5le)  8 

Avienus  Handschriften  563  Les- 
arten des  Ortelianus  u.  editio  prin- 
ceps  563  f.  (221  f.  u.  253  f.)  565 
f  (203)  567  f.  (1—5)  568  (183 
-88)  568  (917)  569  (418,  1195, 
659.  1155-80)  569  f. 

Bacchylides  (X  11)  304  (VIII  [IX] 

36)  305  f. 
Bentlcy  zu  Sueton  635 
Bleitafel,  attische  PO  f. 
Bleitafel  aus  Hadrumetum  u.  Gar* 

thago  99 
Brautwerbung  475 
Bronzeinschrift  aus  Ligurio :  Form 

423,  Ausgaben  423  f.,  Herkunft 

425,  Deutung  des  Standbildes  428 


642 


Register. 


BuccherofrefiiBS  (IGSI  2420,a)  78 
Bandesurkunde  aus  Argos  231  f. 
517  f.  Zeile  (1,  2)  240  Z.  (3,  4) 
240  f.  (Z.  4  Ende)  241  Zeile  (5) 
211  Z.  (7)  241  f.  Z.  (8)  242  Z. 
(9—15)  243  Z.  16  f.  244  f.  Zeit 
der  Urkunde  245  f.  Abschrift  v. 
Pouqueville  u  Fourmont  234  f. 
574  f.  Z.  (18  f.)  584  f.  Geschicht- 
liche Ergebnisse  585  f. 

Caper  orthographia  (GLK.  VII  p. 
92)  327  f.  (p.  94,  18.  96,  18)  328 
(p.  102.  1.  99,  14.  92,  2.  92,  6. 
93,  4)  329.  (p.  96,  13.  97.  9.  97, 
14.  98,  8.  98,  10.  99,  4.  99, 8. 
99,  15.  99,  24.    100,  15,  16.  18, 

21.  101,*8.  103,6, 13.  105, 12)330 
Casaubonus  208^ 

Catalogus  codd.  saDscriticorum  bibl. 

Bodleianae  (p.  93  u.  94  b)  91 
Cato  (fr.  p.  54,  7)  20 
Catullus  (42.  25.  55,  9  f.)  21 
cena  κήνα  322 
Censorinus  (17,  8)  38» 
Chrysippos  313  f.  u.  175^ 
Cicero  de  domo  sua  (6,  14)  28.  ad 

Qu   fr.  dir  123)  605  f.    (11  3, 2) 

606  (II  3,  5)  606  f.  (II  6  [8]  1) 

607  (II  "i  [9]  1)  597  (II  15  [16] 
5)  597  (1111,24)  599  (II  10  [121 
1  u.  5)  601  f.  (II  11  [13]  3)  602 
(II 3,  2)  22  ad  Att  (VII 15, 3)  m 
XIV  10,  2)  148  f.  epist.  fam.  (IX 

22,  1)  8  de  leg.  (I  24,  62)  8  de 
re  publ.  (Ϊ,  36,  56.  I  45,  69)  312 
(II  2,  4)  313.  Rosciana  (§  11) 
310  f.  pr.  Clu.  (49.  136)  14  p. 
Sest.  (67, 140)  14  p.  Mil.  (27,  75) 
14  in  Cat.  (I  11,29)  14  in  Verr. 
(act.  II  15,  45.  13,  37.  15,44  I 
12,  32.  24,  63.  30,  76.  36,  92.  II 
32,  78.  54,  134.  78,  192.  V  3i), 
8(>  36,  94)  8«.  Tusc  disp.  (IV 
32,  68)  8"  de  offic.  (III  32,  115) 

812 

Cluvius  Rufus  230  f. 

Codex  Parisinus  7900  A:  Inhalt 
416  f.)  Folia  (1-17  417  f.  (19- 
24)  418  (26-56)  418  f.  (57—94) 
4!9  f.  (96-112)  421  (55-90)  422 

Compositionsform  des  Hesiodischen 
Göttcrkatologs  180 

Corp.  Gl.  lat.  (V  212,  16)  8" 

Corp.  Inscr.  Graec.  II  2555.  Ueber- 
lief.  588  Inhalt  588  Name  der 
2.  Stadt  589  f.  Zeit  der  luschr. 
594   Name  der  3.  Stadt   594  f. 


Anfang  des  erhaltenen  Teilet  595 
Sprache  der  Inschrift  595  f. 

Curtius  (VIII  13,  20  u.  21)  547  f. 

Cyriaous  v.  Anc.  Brief  157 

dedeewt  6^ 

6€ίλη,  b€\iλ^,  δ€€ίλη  32 

Deinen,  ΤΤ€ρσικά  274 

differre  12« 

difflagitor  12" 

Dio  Chrys.  (XXXVI  5)  383 

Diodor  (ΙΙΪ  39)  334  (XL  4)  385 

Diogenes    Brf.  (20)  144  (34)    145. 

Brf.  (36  §  5)   141  f.  (37)    142  f. 

(33  §  3)  143 
Dionysius  Perieg.  (1 151)473  perieg. 

(680)  384 
Dionysius   Hai.  Brf.   an   Pomp.  p. 

(775)  219 
Donatus   zu  Terentius  p.  (467   u. 

470.  250.  134)  13 
Duris  218,  627  ff. 

Ehreninschrift  aus  Κύ2Ιικος    149  f. 

έλαύνω  298 

Elogium  47 

Ennius  trag.  (426  V)  8 

Epikur  u.  herkulanens.  Rollen  Γι07 
Schreiber  v.  Epikurs  περί  φύσευις 
609  Pap.  (419)  609  (989)  609  f. 
(1116)  610  (1199)  (UO  (1803)  610 
(1398)  610  (1489)  611  (1639)611 
f.  (1196)  612  (454)612  f.  (996) 
613  (1418^  613  f.  Φιλοδήμου 
π€ρΙ  'Επικούρου  u.  Φιλοδήμου 
π€ρΙ  Επικούρου  Β.  Pap.  (1232 
U.  1289)  616  f.  Pap.  (1005) 
618  f.  (986)  619  f.  (998.  620  f. 
(634)  621  (452)  621  f.  (1471) 
622  f.  (1457)  624  f.  (1036)  626  (346) 
626  (1188)626  f.   üebersicht  627 

Epiphanius  113  Quelle  17  f. 

έπιπλήσσ€ΐν  Ib^ 

Epistula  Cyriaci  Anconitani   157  f. 

Epitome  rerum  gestarum  Alexan- 
dri  (§  1)  151  (§  2)  152  (§  23—40) 

152  (§§  41,  42  48,  51,   55,  64) 

153  (§§  66,  67,  68,  70)  154 
Erasistratos  317 

έρυθίνος  474 

Etruskische  Monatsnamen  u.  Zahl- 
wörter ()38 

Euripides  Hec.  (563  f.)  362^  Scho- 
lion  zu  Hec.  (910)  225 

Eusthatius  (zu  V687)  ;384  ad  Dionye. 
(10<>9)  333  (97)  335  (38)  336" 
(198)  3.%  (157)337(1059)  .337  f. 
(1134)  338  (517)  338  i321)  339 
(533)  339  (756,  23)  293  f. 


Eegieter. 


643 


C,  Fabiue  liadrianiis  2^ 

i'estua  Pauli  Gloese  ip.  l^ila  12) 
■  3*  (p,  233,  m  22^  ΐρ.  110, 
W      23)  15  (p.  41,  20)  Ιίϊ 

ftTuUgtnihs  statt  gentlififfuhti  T** 

Fiioh  im  Mythos  495 

flagitare  10  f. 

flügitium  5  f,  u.  18  fl.   milUare  1β 

■  Florus  I  praet  (4)  332  f.  (Π)  439 
(I   17)  439 
fustunrinm  17 

Gaiue    Digg.    (XVllI    1,  35,  2  u. 

xLvi  1, 70.  L•)  m 

Gefass  v.  Main«  u.  Maar  81  Galae- 
siaches  Gef.  78 

Gcheinisohrift  100 

γεμίΖω  325 

Genesis  fi>.  1—4)  482 

Germanicug  Aratea,  Schalia  Satt- 
gcrmaiieriBia  Ueberliet  462  zu 
ip.  105-107)  4ii2f.  (p.  221,1  - 
224,4)  4K3  (224,6-22ΐί,22)  4β3 

■  f.  (in,  15-182.  23)  464  (227- 
232)  4*i8  f  1 97, 1-202,  H)  4ii9  ( 193, 
5— 1ί1*ί,  8J  Am  (129,  13^130» 
20  470  Wert  der  Mdschft.  470  f, 
Ergänzungen  471  f. 
Τίτνίσθαι  207  f. 

Ιγλακίίόν  503 
γλαισσοκόμον  504^ 
Götterbarke  494 
τράσμα  41)7  f. 
Τράφ€ΐν  203 
tiregor  TbiiyiTL  Paneg.  (c.  I  §  (ϊ  S,  2» 
17f.i  H2  (ü,  Π  §  12  S.  4,  H-li) 
63   (ein  §23  S.  ß.  5  ΐλ  H4  (c, 
IV  g  35  S.  H,  13)  ii5  (c.  VI  §  77 
s.  15,  22  f;)  m  f  {c.  VIT  §  94 
S.  19,10)  ^i8  (c,  IX  §23,5)  «8  f. 
(c.  X  §  127  8.  24.  29  C)  m  fc. 
XI  §  135   S.  2K,  5)  m  (c.  XII 
§  14ti  S.  28, 1)  K9f.  fc.XIlIg  156 

IS.  30,  8)  70  (e.  XIV  §  101  S.  31, 
2  a  70  (c.XiV8ti>4S.31,24f.) 
71  (c.  XV  §  173  S.  33,  13)  74 
(c.  XVI  §  18i>  S.  35,  167)  74  f, 
(c.  XVII  *  g  202  S.  38,  23  f,)  7fi 
γύννις  503 

Heliiidor  108 

Heiioch  (c  XXVIII)  210 

Herkulanieche    Rollen    G07  f.    Nr. 

(10-441  145  V.  Epikür 
Hermokratee  451  f. 
Herodes  52 
llcrodianos  Techiiikos  284  f,  iftpl 


μονήρους  XiUm^  (S.  949, 18-29) 


286  f.  (S.  940,  24  f.)  288  (S.  940, 
31)  288  (S.  946,  7—14)  289  (S. 
946,  20)  289  (S.  950,  10-13)  2i)0 
iS.938,  r  -12)  290  (8,750»  16-17) 
290  (S.  939,  1 1  - 16)  290 1  (S.  239, 
28  f.  S.  943,  12  S,  944,  15, 
S.  949,  15   S.  947,  26)   292   (S. 

948,  30)  293  (S.  942,  17-27  S. 

949,  7)  294  (S.  943,  32)  295  (S, 
943|  35)  295  f,  (S.  935,  18)  fS. 
934;,  5  S.  936,  9)  2?6  (3.  939, 
1-10  S.  951,  18  S.  939,  18  8. 
944,  27  S.  945,  2)  297  (S.  945,  5 
S,  94f>,  5  (S.  948,  13  S.  948,  24 
S.  952,  4)  297  (S.  933,  18-21) 
298  f.  (S,  908,  10  S.  908,  19, 
S.  910,  15  S.  915,  5  S.  915.  9) 
300  f  18.  916.  5  f.  S.  916,  17 
S.  918,  13)  301  (S.  920,  26  S.  923, 
28  S.  926,  5—8  8.  926, 18,  8.  929, 
14)  302  (S.  931,  9  S.  931,  13,  S. 
931,  15  S.  932,  14  8.  922,  29 
8.  933,  <l  S.  933  14-16  S.  934, 
36— S.  935,  2)  303 

Ilerodot  Grabstätte  220  θούριος? 
215,  627  (V  77)215  (VII, 134)  IX 
73  VII  137)  216  (VI  124)  221 
(IV  67)  386  (II  134  V  35  u.  121) 
3!^  (IV  57  IV  45)  387 

Heron    V,    Alexaiidria    Lebenszeit 

404  f.   Mechanik  u.  Poseidonios 

405  f.  Heron  u.  Gcminoa  408  f. 
HeroD  und  Philon  4ί1  Γ.  Ein- 
reihung seiner  Werke  415 

HesiodTheogonie  (820-868)  167  f, 
(V  1  —  19)  175  f.  triadiaehi*  Liste 
der  Zeueehen  (901—  929)  176 
(8H6— 900  u.  924-26)  177 

ilomvr  Scbolion  {Φ  111)  2ί)  (Φ  112) 
30  ί€  51}  288  (Ρ  22,  127,  252) 
387  (φ  230  u,  λ  233)  474  (Β  781 
U.  Schtilion  ku  Β  783)  169 

HoriLtine  ep.  (11  1,  152)  3  epod. 
(7)  51"  epod.  (16,  9-14)  50  (16, 
49-52)  (16,  33)  49  (sat.  II  4,  82) 
8  aat,  (I  4,  125)  14  sak  ill  3, 
128)     19  (I  2,  30  u.  41)  45 

liymnue  auf  den  pyth.  Apollo  (127 
-176)  180  f. 

Jahrhundertfeier  in  Hom  u,  fnessi* 
aniaehe  Weissagungen  37  f. 

ϊνα  203  f. 

ittfantia  n.  ptieritia  433 

luauhrift  V,  Henachir  Mettich  120 f. 
Z.  (1— 5)  12:2  t  Z.  (3-30)  124  f. 
(2.  Seite  Z,  3-27)  127  f.  (3.  Seite 
Z.  9—24)  131  f.  (4.  Seite  Z.  3 
--9)  190  f. 


644 


Register. 


Inschrift  tafel  aas  d.  Co1ambarienl55 
Interpunktion  bei  Gregor    Thaom. 

ei  f. 
Joann.  Lyd.  de  mens.  (IV  107  p. 

14β)  225  f. 
Josephus  bell.  Jud.  (VI  812)  52. 
Jooxmentainschrift  Z.  (14, 15)  161  f. 

(1β)  102  (11)  163  (5)163  f.  (10) 

165  (9)  165  (6)  166 
Juba  1111 

Justinue  (X  1,  2)  274  (X  2,  1)  282 
Jnvenal  sat.  (I  136  u.  94)  321 

K.  u.  G.  164  f. 

καιρός  41  f. 

Kallistbenes  aus  Olynthos  223  f. 

κ€στρ1νος  474 

Κιλίκιον  άντρον  169  Κ.  dvx.  für 
Typhaon  1«5  f. 

κομμώ  504  κομμοΟν  505  f.  κομμώ- 
τρια 505* 

κρ^μασθαι  207 

Ktesias  279 

Ktesibios  414  f. 

1.  u    i.  im  Italischen  320    . 
Lactautius  inst.  div.  (II  15,  3)   1(> 

(VU  15,  14)  429  (II  §14)  4Wf. 

(I  15,  32;  22,    1-4   II  6,  13  V 

13,  13)  440  (VII  15,  14)  441  de 

opif.  dei  (10,  14)  431 
Laertins  Diog.  (VII  186  u.  VIII  89) 

315 
Latinograeca  glossemata  323 
Leemans:  Aeg.  Monum.  (II.  Tafel 

236)    90    Papyri    Graeci    rausei 

antiq.  (p.  260  f.)  90 
Leges  duodecim  tabula i*um  3^ 
Leukarion  u.  Deukalion  482  f. 
Lex  Manciana  (§  13  u.  14)  192  (§  15) 

193  Z.(12)  194  (§16)  194  f.  (IV 

Z.  15  -23)  195  f.    (§  17  u.   18) 

197  f.  Z.  (28-40)  198  f.  (P-IV 

35)  200  f  -477  f. 
Lex  Varia  634 
Livius  (XXIV  26,  3  XL  15,  9  XL 

5,   1    XXXIX    6,   4)    14    (XLIV 

4,  7)  8 
Lucanus  (I  129)  438  f.  (127)  439 
Lucilius  (XXVI  V  570)  6  (V  10Γ)0 

L)  8 

Makkabäerbuch   (II   1,  18.  II  2,  2 

II  2.  S)   ι-ω   (II  9,  28,  9,  19  u. 

11)  213  (II  9,  1.    9,  23.    12,  18. 

12,21.  13,  18.  14,22.  15,1)  207 
Marcian  ep.  per.   Men.  (c.  9)  379 

u    380  f. 


Marcus  Brutus  Geburtsjahr  632 
Marius  Viel.  (p.  98, 21)  106  (p.  52, 

19  f.)  106  f.  (p.  87,  28)  108 
Marmortafel  der  via    Latina  81  f 

eines    Dolichenusheiligthums  82 

aus  Verona  82 
Martial  (IV  4<>,  9)  19 
Martyriue  de  Bet  V  322  f. 
Medicina  Plinii  99 
Mela  (Π  22  u.  8)  386 
Menander  rhet.  (351,  15)  305 
Metrodoros  316 
Monatsnamen  Etruskische  (i38 
Mnmmius    Achaicus    und    die    lex 

Varia  634 

Mysterien  d.  griech.  Buchstaben  101 
vciirrcpoi  58 
Noah  482 

SuXoKotria  17 

occensus    12*^ 

occentare  4  f. 

οΙκ(σκοι  116 

δνουμα  κή  έπιπατρόφιον  475  f. 

δπως  204 

Oratio  super  vasa  640 

Orieenes  5<) 

08sa  inferre  licebit  510 

Ovid:  fasti  Ueberlief.  392  f.  (ISS, 
243,  219,  317,  342,  351,  381,400, 
495,  618,  646,  688)  393  doppelte 
Rezension  393  (I  6)  394  (I  26. 
148,  161)  395  f.  (III  237-242 
u.  I  151  -154)  396  f.  (1 479-496) 
397  f.  (I  479,  480,  481,  482, 
483-486)  399  (I  487-494)  (l 
495.  496)  400  (I  652)  400  f.  (I 
705  u.  711)  401  f.  (II  23,  275, 
581)  402  f.  Metam.  VIII  87)  347  f. 
(XII  230)  34S  (XII  434—39) 
349  (ΧΙΪΙ  398)  349  f.  (IV  446) 
340  (IV  764-769)  341  f.  (VII 
185-188)  344  f.  (VII  762)  346  f. 
(XIII 846-849)  350f.  (III  249  f. 
351  f.  (XIV  356  f.)  352  f.  (XIV 
400-401)  353  f.  (VI  294)  353  f.) 
(XI  293)  355  f.  (XI  714)  a57 
(XIII  230  u.  295)  357  (XIII  332) 
357  (XIII  457-63)  361  f.  (XIV 
385)  363  f.  (XIV  739  f.)  364  f. 
(XV  49  f )  365  f.  (XV  426-430) 
366  (VII  352)  485  ars  am.  (III 
449)  20 

Oxyrhynchos  papyri  part.  II  CCXX 
(S.  41  f.)  111  f.  (II  Nr.  247,  37. 
249,  7.  259,  3.  246,  16)  206 

Pachomius  epistulae  101  f. 


ftegiflter 


645 


PftTiegyricüB  Gregors  des  Thauma- 

Iturjien  auf  Origuiies  6Γ) 
Papyri  Greiifell  n,  Hunt  (li  H4  S. 
]M)  nm  t     Pap.  Grent,   Hunt, 
ilogarth  (XIX    llü)  a^  (XX  p, 
llil  u.  11  p.  Hfl)  327 
Paulus  προς  Ρωμαίους  (11,11)  208 
πράς  Κορινθίους  (Α  Ι  10  u»  ιτρός 
Έφ€σίους  4,  1)  20;8 
Persius  Scbolion  ( Ι,  V23)  3® 
Pt'troii  (92J  19 
φιλobάpτηc  15 

PhikukTima  205.  214.  (ίΐ:ΐ  β  15.  tS20. 
»  (;21.  ii2;i  624. 

Philomdes  14Ö  f.    210 
^        Phüoxüuos  109  Γ  Ph.  gloeBariimi 
{11  p.  ltJ2,  35  G)  3ii4  f. 
φλίγειν   14 

Pbrytiichos  32f.  Phryiiic!i08tiitat29f. 
milw  2m  f 
Fiiidar  (Pytli.    1,   15—28)   Ki?  (1, 

lö)  im 
pipare  23 
piptüus  2'ό^^ 
Piaton   ieg.   {H2Be}    205  Polit.  (p 

271  f.)  47  i. 
Platonismeii  bei  Gregor  Thaum.  57 
Plaotti»  Epid.  (δΐί!)  10  (112j  12  f, 
4  (118)  19  Cae.  (937)   14  (875)    (i 

i|902)  Η  (548.)  (853)9  Most  (*ί03/  20 
(576,  587,  5.S«)  19  Bacch.  (874) 
PJ  (97,  11(;4)  6  (397  f.)  t>  (1208) 
9  {im,  37i>,  498j  9  (1032,  1011) 
7  Merc.  237  421  f.,  784)  7  (97*>  l) 
.  24  Pseud.  (357)  24  (440)  7  (12, 

i_        4K)  ß  (5δΐ1,  1145)  19  (3H0)  25  f. 
■        Poen.  (965)  iJ  (ti09)  9  Cure.  (<iH3) 
»         19  (198)  10  Triii.  (til2)  10  ίΙ>43) 
9  (1035)  ίϊ  Mil.  (697)  (>  (508)  9 
Pliniue:  iiaL  libL  (11128)  230  (VI 
4)  :585  (IV  18)  386  (Xll  18)  218^ 
Plutarch  (mor.  tiOn,  8G8)  627  f.  de 
exil    (13  p.  604)    219»  Alexarid. 
(75)  223  Caroill.  (19)  225  Arta- 
xerxea  (26)  274  f.  u»  278  f.  quaeet. 
oonv.  (YIÜ  B)  321 
P(>etao  lyrici  (Gr.  11*  p.  290  u-  9)  171 
Polemon  εΙς  Καλλίμαχον  (ρ.  21, 17) 

209 
ττόλκ  καΐ  χώρα  205 
PolybioB  (6,  37  f.)  IG  (VI  9,  10)  141 
Pontifioale  Roman  um  lu4 
portum  22^ 
Po  rusecb  lacht  Ueberlief.  543  Ueberl. 

tbei  PtolemaeuH  u.  Ariatobul  546  f. 
u.  551  Art  dee  Uebergaugs  548 
Stelle  d.  Ueberg.  559  L  Lfnwet- 


ter549  f.  Gefecht  zwischen  Alex. 

u.  ilem  Sohne  des  PoruB  552  f. 

Eiiteclieiduiigöschlaclit  553 
Priaoiau  perieg.  (1056).  473 
Proki:»p  d.   hello    Pers.    (I   12)  384 

(II  29)  3>ii  d.  b.  Gotii,  (IV  4)  384 

(IV  5|    (IV  2)    (V  6)  3;ki  u.  84 

d.  b.  Vand.  (II)  384 
προμνηοτινος  474  f. 
Proper tiuB  (III  32,  12)  8 
πρωΐην,  όψ(ην  u.  δίΐίλην  35 
Peeado-Arieteas   (Wendl.)   ρ    8,  9. 

32,  10.  33,  14.  43,  13)  20Γ» 
PUilemaioii  115  u.  222 
puer  fataii^  42  f, 
puticium  ruifTum  141 

Quintus  Cicero  (ΧΪ  1,  24  111  1,  14) 
59i^ 

Runenalphabete  Hl  f. 

saeculum  37 

Salluat  Ing.  (38,  9)  hwt.  (III  f.  48 

[or.  Mftcri]  26)  8 
Schiff  u»  Fisch  im  Märchen  485  f. 
SchloBfl  am  Ende  der  Welt  4HH  L 
Schrift  V.  Erhabenen  (§  26, 2 1  209  f. 
SeduUus  Hdschrft  247  f.  Quelle  252 

GloasfU  254  f.  Miniaturen  257  t 

kleinere  Godichtij  263  f.  Schicksal 

d.  Hdechrft.  269  f. 

8eneca  de  vita  patria  429  u.  442 

S'jptuaginta  2082 

Sibyllinenverae  (111  788—95)  45  f. 

Sibylle  (111  652)  52 

8intllutBagen:  myth.  Kern  481  L 
Keil  Schrift  täf  lein  496 

Sonne  im  Mürchen  485 

sora  163 

Stein  d.  centurio  M.  Caeltoe  509 

Stepbanus  v.  Byz.  339 

SteHichoroa  186 

öToixtioüv  102  f. 

Strabu  (XV  p.  7-30)  333  (XVI  p. 
770)  334  (111  167)  334  f.  (VII 
315)  335  (XVI  779)  336  (XVII 
835)  33b  (XV  6118)  (X  487)  3^18 
IV  218)  339  (Xll  542  f.)  379 
{XII  4  II  125  VII  309  II  91  Xll 
548  XI  497)  380  (XI  496  XI 
495  XVII  830)  385  (I  54  Vit  3ΡΛ 
305)  386  (p.  656)  627  ff. 

Sueton,  TiberiuB  (73)  429»  de  gram- 
maticis  et  rhetoribua  635 

Snlfix  -amen  497  f. 

Syntipas  (VII  S,  2  p.  70,  9)  205  Γ 


l 


β46 


Register. 


Tacitue  hiet.  227  f.  (II  59)  231» 
(II  βο)  231«  Aon.  (XIV  14)  (XVI 
4)  (I  18)  8  (I  β2)  508  f.  Anlage 
seines  Werkes  511  f.  ArmiDius 
α.  Kyrot  511  f.  Einheit  seiner 
Geschichtswerke  513  f.  Beginn 
mit  dem  (l.  Jan.  69)  513  f.  Germ. 
(f>)  8  (23)  512  f.  Agricol.  (10) 
231« 

Terentius:  Phorm.  (271)  7  (351— 
71)  13  Hautont.  (929)  9  (922)  6 
Eun.  (1013  n.  382)  9  Ad.  (408) 
9  (942)  25  (101  n.  422)  6 

Testament  Alex.  d.  Gr.  Hdschrft. 
517  f.  Alex.  Brf.  an  d.  Rhodier 
519  f.  u.  5:)9  f.  zn  (»runde  lieg. 
Fälschung  540  f.  Testament  521 
f.  Analyst^  d.  Inhalts  528  f.  an• 
gebl.  Vermächtniss  Alex.  u.  Be- 
standtheile  des  bei  Pseudokalli- 
sthenes  über  lief.  Testament  s532 — 
53^  f.  Benutzung  des  Briefs  a.  d. 
Rhodier  durch  einen  späteren  rho• 
discken  Geschichtsschreiber  441  f. 
Einschiebungder  rhodischen  Fas- 
sung in  den  Roman  542 

Thukvdides  (II 1, 62)  208  (3, 1 15, 3) 
448  (3,  90,  2)  449  (4,  1)  449  f.  (3, 
1 15, 2  u.  6)  450  (4, 1,  2)  450  (4, 25) 
450  f.  Friede  v.  Gela  451  (4,  59 
-64)  451  f.  (6,  78  1.  3,  53)  452 
(4,  46,  1.  4,39,  3)  453  f.  (4,  38, 
4)  454  (1,25,  1.  4,60,  1.  4,  42, 
1.  4,  2,  4.  4,  5,  2)  455  Aus- 
nutzung der  Biographie  des  Her- 
mokrates  455  f.  (6,  33—40)  456 
(6,  76—87.  7,  73.  7,  74,  1)  457. 
(72,  3.  73,  3)  458  (8,  45,  3)  459 
(3,  88.  3,  90)  444  (3,  16)  446  (3, 
115)  447  f.  (4,  24)  448  (4,  1,  4 
u.  4,  24,  1)  448  (8,  85,  3)  459  f. 

ITiurioi  217  f.  627  f. 

Tiberius  an  Germanious  508 

Titinius  Varus  fr.  (III  V  137)  27 

Τμαρες  30  f. 


τόπος  207 
Totenschiff  495 
Triadenüberlief.  176* 
τυτθός  503 
τυφλϊνος  474 
Turpilius  V  (161  f.)  7 

Urkunden  Berl.  griech.  (III  β  Nr. 
843,  11.  III  6  Nr.  874.  1)  203  f. 
(III 6  Nr.  844, 19)  208  (1«  Nr.  229 
u.  230)  307  f. 

Varro  38  f. 

Vasengeschichte  640 

Vellfiue  Pateic.  (II  40)  385 

Vergil  Aen.  (II  Γ)06.  550,  615,  403) 
360  f.  Ecl.  (1,  4)  51«  (4)  39  (50) 
40  (21-24)  49  (4,  18-25)  45  f. 
Georg.  (I  48— 4H)  41  Aen.  (VI 
2.36—242)  473  Codex  Vat.  lat. 
473  Cod.  Romaniis  473  f. 

Vertreibung  von  Philosophen  202  f. 

vir  636 

Volksjustiz,  italische  1  f. 

Vopiscus  vita  Cari  (2,  1)  435  1 
(3,  2)  436  f. 

Wandgemälde  ▼.  Pompeji  156 
Wortbruch  19  f. 
Worterweiterung  305 

Xenophon  Anab.  (I   10,  2)  276  f. 

I  8,  24  u.  I  8,  28)  279  (Hell.  I) 

460  f.  (IV  5,  11)  205  Cyrop.  (III 

1,  14)  20i5 
ψάφίμμα-ψάφίγμα  506  f. 
ψήφισμα  497  f. 
Zahlwörter,  Etruskische  638 
Zauberbücher  92  f. 
.  Zauberpapyriis,  Pariser  (V  295  f.) 

403 
Zauberspruch  103 
Ziegel  83 

ώς  dv  206 


UnfTersititA-Buohdmokerei  τοη  C»rl  GoorRi  In  Bonn.