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Annalen des Vereins
für
Nassauische Alterthumskunde
und
Geschichtsforschung.
Fünften Bandes viertes Heft.
Mit skhen Tafeln und einem Plan,
WIESBADEN.
Auf Kosten des Vereins.
(In Commission bei W. Roth.)
1877.
Zur Geschichte
des
Römischen Wiesbadens.
r-.^ „^^ <'*.-.-
IV.
Römische Wasserleitangen
in
Wiesbaden und seiner Umgebung
von
Dr. &• Reuter^
Obermedicinalrath a. D.
Mit sieben Tafeln und einem Plan,
WIESBADEN.
Auf Kosten des Vereins.
(In Commission bei W. Both.)
1877.
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Inhalts -Verzeichniss.
Seite
Vorrede.
Einleitung 1—8
I. Eomischer Aqnäduct 9
n. Gemauerter Kanal 12
III. Bleiröhren 15
IV. Holzröhrenleitung 20
1) Im Kirchhofgässchen 20
2) In der Langgasse 22
3) Im Badhaus zum Engel 23
4) Im Badhaus zum Weissen Schwan 23
5) Im Schützenhof (Grand Hotel) 25
6) Holzröhrenleitungen in verschiedenen Gegenden von Wies-
baden 27
V. Wasserleitungen mittelst Thonröhren 30
a. Bothe Thonröhren . . , 32
1) Im Kömerbad 32
2) Am Neroberg . , . 33
3) Am Alleesaal . .....%.. 33
4) In der Saalgasse 34
5) In dem Dambachthal .35
Beschreibung der Thonröhren in dem Dambachthal . . 37
b. Helle Thonröhren bei Rödelheim 39
c. Helle Thonröhren in Wiesbaden 43
1) In der Louisenstrasse 43
2) In der Kheinstrasse Nr. 17a 47
3) In der Adelheidstrasse Nr. 17 47
4) In der Adelheidstrasse Nr. 18 47
Seite
5) In der Adelheidstrasse Nr. 13 48
6) In der Moritz-Albrechtstrasse 49
7) In der Bnrgstrasse 50
8) Im Schützenhof (Grand-Hotel) 51
9) In der Wilhelmstrasse 52
10) Hinter der Infanterie-Kaserne 53
11) Bei Mosbach, 1/2 Stunde von Wiesbaden 54
12) In Gärtner Königs Garten, ^/i Stunde von Wiesbaden . 55
13) An der englischen Kirche 57
14) Vergleichung der rothen und hellen Köhren .... 58
Vorrede.
JNachdem in den früheren Heften des ^römischen Wies-
baden" die Geschichte der römischen Besatzung, sowie das
Militär - Diplom Kaiser Trajans aus dem Kömercastel in
Wiesbaden, die Beschreibung des römischen Castells und der
römischen Gebäude in der Umgegend von Wiesbaden gegeben
worden ist, folgt nunmehr eine Zusammenstellung alles dessen,
was in Bezug auf römische Wasserleitungen zu meiner Kennt-
niss gekommen ist. Ich habe mit Sorgfalt alles gesammelt,
was in den Schriften des Vereins niedergelegt ist, und damit
vereinigt, was bei Gelegenheit der vielen Neubauten des
letzten Jahrzehntes sich gezeigt hat , so dass wohl nichts
Wesentliches vermisst werden wird. Dabei war es nicht
meine Absicht, durch verlockende Combinationen, die mehr
als einmal nahe lagen, den Weg zu verlassen, den ich auch
in den zwei früheren Heften festgehalten habe, vor Allem
das Thatsächliche festzustellen, namentlich da über das
Technische der römischen Bohren uns die bisherigen Behand-
lungen dieses Gegenstandes im Stiche liessen, und so hoffe ich,
auch nach dieser Seite hin etwas zur Bereicherung der
Wissenschaft beigetragen zu haben. Vor Allem aber war
es meine Absicht, einen weiteren Beitrag zur Erforschung
des römischen Wiesbaden zu liefern. Noch fehlt nunmehr
die Behandlung der Stadt selbst, der Bäder, Gebäude und
Strassen, eine Aufgabe, die ganz besondere Schwierigkeiten
bietet.
Schliesslich spreche ich denjenigen Herren, die mich
bei dieser Arbeit durch Bath und That unterstützt haben,
namentlich dem Obrist a. D. von Cohausen, Oberbaurath
Hoffmann, Bauinspector Malm, Oberlehrer Otto, sowie
dem Gymn.-Lehrer Ammann auch an dieser Stelle meinen
Dank für ihre freundliche Hülfe aus.
Welch' hohen Werth die alten orientalischen Cultur-
Völker Aegyptens und Kleinasiens, die Araber Spaniens im
Mittelalter, die Chinesen bis heute, endlich die klassischen
Völker des Alterthums, namentlich aber die Eömer auf ein
ausreichendes und gutes Wasser legten, darf als bekannt
vorausgesetzt werden. Die Grossartigkeit und Ausdehnung
der römischen Wasserbauten, z. B. des Kaisers Hadrian
(121 Jahre nach Christi Geburt), war nur dadurch ausführ-
bar, dass das ganze Heer zu öffentlichen Bauten herange-
zogen und namentlich in demselben ein abgesondertes Corps
von Kriegsbaumeistem und Werkleuten aller Gattungen in
Cohorten und Centurien vereinigt wurde; aber auch sein
Vorgänger Trajan war ein baulustiger Kaiser, der als Statt-
halter Untergermaniens in Köln residirte, wo er auch die
Krone empfing ; ihre Sorgfalt erstreckte sich auch auf die
Herstellung von grossartigen Verbindungskanälen und Auf-
führung von Dämmen ; so erwähnt Tacitus einen Verbindungs-
kanal zwischen der Maass und dem Kheine ; Claudius be-
ginnt einen Kanal zur Verbindung der Mosel mit der Saone.
Auch die Landwirthschaft, die Bewässerung der Felder und
Gärten wurde dabei in das Auge gefasst, vor Allem aber
suchte man ein reines, gesundes und erfrischendes Hochquell-
wasser oft durch viele Meilen weite Leitungen auf Aquäducten
und in gemauerten Kanälen in die Städte zu leiten und zum
häuslichen Gebrauch zu vertheilen und zwar nicht allein im
Mutterlande von Italien, sondern auch in auswärtigen Städten,
selbst an den äussersten Grenzen des römischen Reiches ; so
hatte selbst Mainz, obwohl es hart am Rheinstrom liegt,
einen grossartigen Aquäduct, der ein vortreffliches Trink-
wasser aus einer Entfernung von zwei Stunden seinen Be-
wohnern zuführte ; er ruhte auf ca. 500 mit grösster Sorgfalt
aufgeführten Bogenpfeilern, von denen noch etliche 60 von
verschiedener Höhe bis zu 30' aufrecht stehen. ^)
Köln, obgleich auch an ihm der Rheinstrom vorbeifliesst,
erhielt ein vortreffliches Trinkwasser aus der Eifel bei
Schieiden durch einen ungemein künstlich aufgeführten ge-
mauerten, im Innern ganz glatt cementirten Kanal, der über
Berge und Thäler durch die Eifel nach Köln führte, durch
eine Strecke von 61 r. Meilen, so dass also die längste
Wasserleitung Roms die aqua Marda von unserem Eifel-
kanal um etwa 25 r. Meilen übertroflfen wurde. Er ist dem
von Rottenburg später zu erwähnenden sehr ähnlich. 2)
Obgleich auch Rom von der Tiber durchflössen wird,
so hatte dasselbe doch zu Trajans Zeiten neun grosse Wasser-
1) Schaab. Die Geschichte der Bündesfestang Mainz 1835.
Die Quelle des Aquäducts findet sich zwischen Fintheim und
Heidesheim. Bei Zahlbach stehen noch 62 Pfeiler in einer Linie über
der Erde, von denen einige die Höhe von 30' haben und 15' von einander
entfernt sind. Die Dicke der Pfeiler variirt von 12' bis 24' ; der letztere,
der 62., ist so stark, nicht allein weil er die grosse Last des über dem
Graben auf 40' gesprengten Bogens trägt, sondern auch wegen der
Tiefe des Erdreichs eine Höhe von 128' haben musste ; die Pfeiler waren
Gussmauern, äusserlich mit weissen Quadern bekleidet. Nach Peter
Fuchs müssen die Fundamente von noch 500 Pfeilern unter der Erde
stecken. Sein grosser -Wasserbehälter, Drusitacusj heute Entenpfol,
ist noch vorhanden, war hexagonal und liegt vor dem Gauthor.
2) Im Munde des Volks heisst der Kanal auch die Teufelsader;
weil man sich nicht denken konnte, dass ein so bewunderungswürdiges
leitungen, die längste war die oben erwähnte aqua Marcia.
Die Grossartigkeit und vielfache Anwendung der römischen
Wasserleitungen beschränkten sich nicht allein auf Korn,
denn in dem grossen Umfange des römischen Eeichs, wie in
Gallien, Spanien etc. war kaum eine Stadt von nur einiger
Bedeutung, die nicht mehrere Wasserleitungen wie in Segovia
in Spanien, Lugdunum (Lyon) und Nismes etc. hatten.
Die künstliche Bewässerung der Ländereien des Nil-
thales, von Babylonien, Assyrien, Spanien und selbst von
Italien, auf der ihre wirthschaftliche Cultur beruhte, war
bis zur grössten Vollkommenheit ausgebildet, deren Verfall
zugleich die Unfruchtbarkeit und die Oede jener Länder heute
kennzeichnet.
Der. Verfall der Bewässerungsanlagen hat zum grössten-
theil die Existenz der bevölkertsten , kulturreichsten Wohn-
stätten des Menschengeschlechts unmöglich gemacht, wie uns
dies die einst so üppigen Ländereien in Persien, Palästina,
Griechenland, Sicilien, Spanien, die jetzt schon theilweise
verdorrt und verödet sind, vor Augen führen, deren Aus-
Werk, wie auch die gothischen Dome, durch Menschenhände allein aus-
geführt worden seien, so schrieb man, wie auch den Dom von Köln und
andere, der Mitwirkung des Teufels zu. Eben so wenig konnte man be-
greifen, dass die Kanalleitung für das gemeine Element des Wassers
bestimmt gewesen sei und glaubte, dass der Wein der Moselufer in dem
Kanal nach Köln gefuhrt worden sei.
Der Kanal war ein unterirdischer, gemauerter, der wahrscheinlich
die Thäler auf Pfeilerbogen tiberschritt, war 18^/2 Stunde lang, schöpfte
sein Wasser in der Eifel in der Nähe von Schieiden, sein Boden war
ein 12" starkes Fundament aus Bruchsteinen gemauert; die Seiten-
mauem 18" breit, der Boden und die Seiten wände, mit einer 7" dicken-
Cementschicht bedeckt, aus Kalkmörtel, zerbröckelten Ziegelstücken
und Trass. Die Höhe des Kanals 4' 7", seine Weite betrug 27", das
Gefall r auf 332'.
1*
dünstungen stellenweise selbst in Italien eine tödtliche Ma-
laria erzeugen.
. Carthago, das zu seiner alten Zeit 700,000 Einwohner
zählte, hakte einen der grössten Aquäducten von 28 Stunden
Länge.
In der Nähe von Udina sieht man noch eine Arkaden-
reihe von 1000 Bogen, zum Theil von 100' Höhe.
Die Bewässerungen der Tncas waren ebenso grossartig,
als ihre berühmten Strassenbauten über die 15,000' hohe
Andenkette.
Der steinige Boden Japans würde das Land an vielen
Stellen unfruchtbar machen, wenn dieser nicht mit grösster
Sorgfalt noch heute bewässert und bebaut wäre ; das herrliche
BQima und der Fleiss seiner Bewohner haben Japan zu einem
der fruchtbarsten Länder der Welt gemacht. Denn die steilsten
Thalwände, in Terrassen angebaut und sorgfältig be-
wässert, geben noch eine reiche Ernte. Das Bewässern der
Felder wird von besonders dazu bestimmten Personen über-
wacht, die einem jeden nach Verhältniss der zu bebauenden
Felder eine entsprechende Quantität Wasser aus den Kanälen
ablassen.
»
Selhgt in den entferntesten Gegenden des römischen
Eeiches, auf der rechten Kheinseite, in dem Zehntland, agH
decumates und in der Cimtas Mattiacorum^ speciell in Wies-
baden (Mattiacum, Aquae Mattiacae) haben die Kömer die
Spuren so zahlreicher Wasserleitungen zurückgelassen, dass
sie von allen üeberresten ihrer Hinterlassenschaft, die auf
uns gekommen sind, eine nicht unbedeutende Zahl ausmachen
und grosse Mannigfaltigkeit zeigen. Dies veranlasste mich,
durch die in Folge des Aufschwungs Wiesbadens zahlreichen
Neubauten, durch die Anlage von Kanälen, des Gas- und
Wasserwerkes begünstigt, meine Aufmerksamkeit auf diesen
Gegenstand zu richten seit dem Jahre 1869, in der Mei-
nung, dass eine ähnliche Gelegenheit, Untersuchungen dieser
Art anzustellen, sich nie mehr darbieten werde. Ausser der
Lieblingsrichtung der Römer für eine ausgiebige Wasserver-
sorgung wurde man in Wiesbaden zur Anlage von Wasser-
werken irisbesondere veranlasst durch die Benutzung der
zahlreichen, zu Bädern verwendeten überaus heissen Quellen
(54*^ Reaum.), die eine Abkühlung durch kaltes Wasser er-
forderten. Plinius (27 — 79 n. Ch.) erwähnt schon
Mattiaeum (Wiesbaden) und seine heissen Quellen, deren
Wasser 3 Tage warm bliebe (sunt et mattiad in Oermania
fontes calidi trans Bhenum, quorum haustus triduo fervet
et circa margines vero ^pumicem fadunt aquae). Auch
waren den Römern Bäder ein unentbehrliches Bedürfniss,
zumal in unserem rauhen Klima, und femer durch den Mangel
eines erquickenden, erfrischenden und gesunden Trinkwassers,
denn auch die kalten Quellen in Wiesbaden und seiner
nächsten Umgebung bestehen meistens aus schwefelhaltigem,
salinischem Wasser. Der Boden im Centrum der Stadt und
am Fusse des Hügels, wo die heissen Quellen zu Tage treten,
der ganzen Langgasse entlang, ist von den heissen Quellen
so durchdrängt und in einen Moorboden umgeschaflfen, dass
schon die Römer die Grundmauern ihrer in dieser Gegend
so zahlreichen Bäder meist auf einen starken Holzrost fiin-
diren mussten, und noch heute kann man in der Langgasse
keinen guten Keller anlegen. Ritter i) sagt: „Alle ge-
grabenen Brunnen der Stadt sind salzig und enthalten so
viel muriatische Soda , dass sie nicht zu trinken sind ; be-
sonders im Sauerland ist der ganze Boden voll warmer
Quellen. Nur ein trinkbares Wasser hat die Stadt auf dem
1) Denkwürdigkeiten der Stadt Wiesbaden 1800, S. 76.
Marktplatz; es ist aber nur periodisch trinkbar, bei anhal-
tendem Kegen und Thauwetter ist es trübe und milchig und
ungeniessbar.* Er nennt den Wiesenbrunnen hinter der Co-
lonnade nicht, wahrscheinlich weil er damals noch ausser-
halb der Stadt lag oder noch nicht' vorhanden war. Wie sehr
jener Verwaltungszweig der Gemeindebehörden, auöh kleinere
römische Municipien mit gutem Wasser zu versehen, aufs
lobenswertheste gepflegt wurde, bezeugt ein 1813 beim
Festungsbau zu Castel, Mainz gegenüber, dem Hauptort
unserer mattiakischen Civität, das sich um das Castellum
Mattiacorum gebildet hatte, gefundener Votivstein aus Sand-
stein (hoch 0,61', breit 0,31', Durchmesser 0,21'). Derselbe
wurde von Oaius Oarantinius Maternus Praefectus aquae
(dem Vorsteher der Wasserleitungen) errichtet. Der Altar
befindet sich im Museum zu Mainz ; auch in Wiesbaden wird
es nicht an einem Praefectus aquae gefehlt haben.
In unserer hochgepriesenen Zeit hatten bekanntlich die
grössten Städte des Continents, wie Berlin, Wien, Paris,
London, obwohl ihre Einwohnerzahl diejenige Koms weit
überragt, das schlechteste Trinkwasser und die mangelhaf-
teste Wasserversorgung. Der Verfasser trank noch in Paris
und London geläutertes Themse- und Seinewasser, das auf
der Strasse durch ambulante Verkäufer feilgeboten wurde.
Um es zu reinigen und nur einigermassen zum Trinken
tauglich zu machen, wurde es mit E^ohle und anderen Mitteln
filtrirt. Noch in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts
wurde das Seine- und Themsewasser zwar in die verschiedenen
Stockwerke der Häuser geleitet, aber jede Familie hatte ihre
eigene Filtrirmaschine, um das Wasser trinkbar zu machen.
Erst seit einigen Decennien ist dies anders. Man nahm
sich Eom zum Muster und kehrte zu dem römischen System
zurück ; nicht allein in den Hauptstädten , sondern auch in
jeder nur einigermassen grossen Stadt, wo der hohe Werth
eines gesunden, erfrischenden Trinkwassers und reichlichai
Wasserzufuhr für die Gesundheit ihrer Bewohner anerkannt
wurde, hat man die Hochquellenleitung von den benachbarten
Höhen durch oft grosse Entfernungen und mit ausserordent-
lichem Kostenaufwand angelegt.
.Wien steht in dieser Hinsicht in der vordersten Eeihe ^)
durch seine vortreffliche Wasserversorgung und durch seine
Wasservertheilung bis in alle Etagen der höchsten Häuser,
auch mit Eücksicht auf Feuersgefahr und Bäder;, die Ver-
theilung des Wassers, wie sie in allen grösseren Städten
eingeführt ist, und die Wasserleitungen haben jetzt. Dank
der weit vorgeschrittenen Hydrotechnik, einen Grad erreicht,
dass ihnen diejenigen des alten Boms weit nachstehen.
Wien, sagt Carrer^), hat sein Erlösungsfest vom schlechten
Wasser gefeiert, 18 Tunnel mussten gesprengt, 5 grossarlige
Aquäducte mussten gethürmt und 6 Klafter tiefe Kanäle
mussten gegraben werden, um jener heilspendenden Nymphe,
die 28 Stunden entfernt von Wien in dem romantischsten
Alpenthale ihren Krystallpalast bewohnt, die Thore Wiens
zu erschliessen. London mit 3,225,260 Bewohnern hat acht
Gesellschaften, die dasselbe mit Wasser versorgen (freilich
bei fünf ist das Wasser aus der Themse) und hat in dieser
Beziehung Ausserordentliches geleistet. Seine unterirdischen
Kanäle haben eine Länge von 854 Stunden, täglich werden
529,752 Tonnen in die Stadt gepumpt. Die Schwemmkanäle
erfordern täglich 627,925 Tonnen. Die Verringerung der
1) Die Wasserversorgung der Stadt Wien von Stadtler. Gr. 8.
312 S. 1 Karte, 1 Plan, 10 lithographische Beilagen und 34 Holz-
schnitte.
2) Die Kaiser Franz Josephs -Hochquellen -Wasserleitungen von
Felix Carrer 1861.
8
SterbeMle schreibt man hauptsächlich der Verbesserung des
Trinkwassers und der stetigen Vervollkommnung der Kanali-
sinmg zu. Das statistische Eesultat ist, dass sich Londons
Gesundheitsverhältnisse, trotz der Verdichtung der Bevöl-
kerung sehr verbessert haben ; auf 1000 Bewohner kommen
23,7 Sterbefälle. Der Ueberschuss der Geburten beträgt
jährlich 41,358 und es gehört somit zu den Städten, welche
die wenigsten Sterbefälle haben.
Folgende Arten alter Wasserleitungen kommen in Wies-
baden und seiner nächsten Umgebung vor :
1) Ein auf Steinpfeilern ruhender Aquäduct am Aus-
gange des Mühlthales im Osten von Mosbach. f
2) Eine Leitung durch einen gemauerten Kanal, der bei
dem Eisenbahnbau ganz nahe bei Mosbach durchschnitten wurde.
3) Bleiröhrenleitungen aus römischen Bädern von Wies-
baden ,^ namentlich aus dem Scbützenhof , mit den Stempeln
der XIV. Legion.
4) Wasserleitungen mittelst Holzröhren verschiedener
Art: a) mittelst zweier ausgehöhlter, aufeinander gelegter
Halb-Cylinder, b) mittelst ausgehöhlter Cylinder von runden
Eichenstämmen.
5) Die bei weitem grösste Zahl der römischen Wasser-
leitungen besteht in gutgebrannten rothen oder weisslichen
Thonröhren ; die rothen sind die kleineren und aus dem nord-
östlichen Theile von Wiesbaden, die weisslichen, blassgelb-
lichen, etwas schwereren grösseren gehören dem südwestlichen
Theil von Wiesbaden an.
Von den fünf Holzröhren -Wasserleitungen sind die
Bohren zwar nicht mehr vorhanden, aber da die die Bohren
verbindenden eisernen Einge gefunden wurden, so müssen
jene als nothwendig vorausgesetzt werden.
9
L Eomischer Aqnäduct im Mühlthal bei Mosbach.
Ueber diesen wichtigen Punkt am Ausgange des Mühl-
thales, östlich von Mosbach, theilen wir nach den periodischen
Blättern von 1855 folgendes mit : ') ,,Die XJeberreste dieser
römischen Wasserleitung im Mühlthale kamen in der Nähe
der Armenruhe-Mühle neuerdings wieder zum Vorschein.
Zum ersten Male wurde man bei dem Bau der Eisenbahn
im Jahre 1839 auf einzelne in regelmässigen Abständen
wiederkehrende Sandsteinplatten von 3' im Gevierte und 12
bis 13" Dicke aufmerksam, die sich nach und nach als
Fundamentstücke einer römischen Wasserleitung heraus-
stellten.
Zum zweiten Male wurde die Beobachtung gemacht,
als der Weg von der Armenruhe-Mühle her gegen die An-
höhe des Hessler angelegt wurde (1845). Die damals vor-
gefundenen Fundament-Pfeiler, 19 an der Zahl, wurden genau
aufgenommen. Bei weiteren Abräumungen nach der Biebricher
Zweigbahn hin stellten sich zum dritten Male (1854) noch
9 verschiedene Pfeiler in jener Gegend heraus. Der bis jetzt
letzte derselben — denn weitere Planirungen jener Fläche
lassen erwarten, dass noch einige Pfeiler aufgedeckt werden
1) Periodische Blätter 1855 Nr. 5 S. 138—189.
10
— der im Herbst v. Js. (1854) und am 25. April d. Js.
(1855) nochmals gemessen und aufgenommen wurde, hatte
10' Länge und 8' Breite und war etwa 1' hoch untermauert.
Darauf lag ein Plattenboden, bestehend aus 9 yerschiedenen
Sandsteinen. Das Ganze mit Mauer war 3^ hoch blosgelegt.
Die Steine, die augenscheinlich früher einem anderen Zweck
gedient hatten und nur hierher verwendet worden waren,
variirten in der Dicke von 10—11" bis zu 18". Oben
darauf lagen mit der ausgehöhlten Seite nach Unten gekehrt
zwei ßinnensteine , die in unserem Museum sich befinden.
•
In dem Inventar sind dieselben mit den Nummern 26 und
27 aufgeführt und haben folgende Grössenverhältnisse :
Nummer 26 : 1 Met. 80 Centim. lang, die ganze Breite des
Steins 62 Centim., die Weite des Kanals im Lichten 35 Gentim.,
seine Tiefe 16 Centim. Nummer 27: 1 Met. 38 Centim.
lang, die ganze Breite des Steins 62 Centim., die Weite des
Kanals im Lichten 35 Centim., seine Tiefe 16 Centim.
Von da ab 120' entfernt in der Eichtung auf die Fun-
damente des Kasseler (jetzt verschwundenen) Wartthurms,
im Zug der Kasseler-Biebricher Zweigbahn, befand sich
früher ein grosser Wasserbehälter, viereckt von Quadern ge-
mauert ^) , aus welchem eine Ableitung nach Osten ins
Kasseler Feld nach Castel,* eine andere südlich gegen Biebrich
hinführte. Durchs Mühlthal aufwärts führte nur eine Lei-
tung, oder besser das Mühlthal abwärts führte der Haupt-
zweig der Leitung das Wasser in seinen Wasserbehälter, das
von hier in zwei Richtungen, wie angegeben, weiterhin ge-
leitet wurde ; folgende Beobachtung scheint auf diese An-
1) Römische Ansiedelungen in der Umgebung von Wiesbaden von
Dr. Reuter. Festschrift zur Generalversammlung des Gesammtvereins
der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine zu Wiesbaden 1876.
S. 159-65.
11
sieht, sowie auf die muthmassliche Quelle, die die Leitung
speiste, hinzudeuten. Der Hammennühle gegenüber wurde
nämlich im Jahre 1843 noch in der Böschung der Bahn-
linie der von Wiesbaden nach Castel führenden Eisenbahn
eine Sandsteinplatte von derselben Ausdehnung, wie die obigen,
gefunden, andere wurden beim Abräumen des dort befindlichen
Steinbruchs, wenige Schritte von ersterer Platte entfernt,
der Hanmiermühle gegenüber und östlich vom Mühlweg
blossgelegt. Diese Steine bezeichneten auch die wahrschein-
lichste Richtung der Leitung zu ihrer Quelle, die nicht an
der Spelzmühle weiter gegen Wiesbaden hin — wie man
glaubte — sondern im Hintergrund des kleinen Wiesen-
thaies, das in der Richtung von Erbenheim her, abwärts
nach dem Mühlweg hin, der Hammermühle gegenüber sich
erstreckt, gesucht werden muss, wo noch heute mehrere
Quellen entspringen (und wo auch jene obenerwähnten Stein-
platten gefunden wurden).
Fortgesetzte Aufmerksamkeit auf die in jener Gegend
wohl noch vorhandenen Ueben-este lässt uns über die
näheren Verhältnisse jener denkwürdigen Anlage wohl noch
manche nähere Aufschlüsse erhoffen.^
Der auf der Bogenreihe geleitete Wasseretrom floss ge-
wöhnlich nach den noch erhaltenen Aquäducten in einem
auf diesem Bogen gemauerten Kanal, der mit einem flach
ausgehöhlten Deckstein zum Schutz etc. gedeckt war und in
bestimmten Entfernungen ein Luftloch, luteus, auf der oberen
Fläche eines Steins hatte. Hatte der Aquäduct mehrere
Wasserleitungen übereinander, so waren die Luftlöcher
an dem unteren Kanal an seiner Seite angebracht. Ob-
wohl also gewöhnlich das Wasser auf den Aquäducten
in gemauerten Kanälen geleitet wurde, halten wir dennoch
dafür, dass die von uns im Mühlthale erhobenen ausgehöhlten
12
Steine, wie sie oben angegeben und beschrieben sind, die Wasser-
rinnsteine des Aqiiäductes waren und dass man nur wegen der
unbedeutenden Strecke, auf welcher das Wasser geleitet wurde,
sowie der verhältnissmässig geringen Wassermenge wegen
von einem gemauerten Kanal in diesem Falle Umgang nahm.
Die Wasserleitung lag an der sog. Curve in dem Dreieck,
welches durch Zusammentreffen der Rheinbahn mit der Taunus-
bahn und der Biebricher Zweigbahn entsteht; etwa 200
Schritte nördlich von dem Stationshaus nach dem Mühl-
thale zu.
Habel sagt über diesen Aquäduct im IV. B. I. H.
S. 177 der nass. Annalen, dass er wegen Mangels an Raum
im nächsten Hefte den Beweis mit Abbildungen bekannt
machen werde, was indessen nie geschehen ist.
Siehe den Specialplan, aufgenommen im Jahre 1857 von
dem GeometerW. Balz er nebst Aufriss der früheren mög-
lichen Construction Taf. I, Fig. 1 u. den Grundriss Taf. I, Fig. 2.
n. Gemauerter Kanal bei Mosbach.')
Den 25. März 1854 wurde in der Nähe von Mosbach
bei Herstellung der ßheinbahn ein tiefer Durchstich gemacht,
bei welcher Gelegenheit man 13' tief auf die Deckplatten
eines die Eisenbahnlinie von Nord nach Süd, etwas schief
nach Südwest durchsetzenden gemauerten Kanals mit fliessen-
dem Wasser kam, von dessen Existenz Niemand eine Ahnung
1) Periodische Blätter 1854 Nr. 1 S. 5 und Periodische Blätter
1855 Nr. 5 S. 137.
13
hatte. Da derselbe in der ganzen Breite des Erddurchschnitts
von Böschung zu Böschung weggebrochen werden musste,
so Hessen sich alle Vermessungen genau vornehmen. Der
Kanal, welcher 1200' westlich von der Armenruhe-Mühle
liegt, ist noch an der nördlichen Böschung zu sehen; 65'
östlich von ihm wurde gegen die Armenruhe-Mühle hin eine
Thonröhrenwasserleitung in derselben Eichtung gefunden.
Er steht ohne Plattensohle im Grund ; seine beiden Wände
sind 3' 4" hoch, jede Mauer 15—18" dick aus unregel-
mässigen Steinen von verschiedener Grösse aufgemauert.
Platten von mit dem Spitzhammer zugerichteten Bruch-
steinen, mit Mörtel zusammengefügt, bilden seine Decke, die
innere Weite des Kanals betrug 17" bei einer Höhe von
3' 4". Auf dem Schlanamboden desselben floss ein helles,
wohlschmeckendes Quellwasser auf die Bahnlinie. Beim Ab-
räumen des Kanals fanden sich auf ^ den Deckplatten zwei
Maurerhämmer und ein halbmondförmiges Schneidwerkzeug
(Tafel I, Fig. 3, 4, 5), die im Museum sich befinden, sowie
auch ein Eadnagel, die es wenigstens sehr wahrscheinlich
machten, dass wir es mit einer römischen Anlage zu thun
haben. Ein Jahr später, am 3. Februar, wurde der Kanal
durch den Bergmann A. M ö b u s von Freien-Diez in meinem
und des Herrn Dr. Eossei Beisein einer genaueren Unter-
suchung mit Compass, Leine und Grubenlicht vorgenommen ;
derselbe erstattete folgenden Bericht :
„Der gemauerte, am Eingang 3' 4" hohe, 17" breite
Kanal hat nicht überall die gleiche Höhe und die gleiche
Breite. In der Mitte fand sich eine Stelle etwa 12' lang,
wo er zusammengedrückt war, dass ich nur seitwärts mich
vorschieben konnte, hernach erhielt er wieder die vorige
Breite, wie am Eingange. Gegen das hintere Ende wurde
er etwas breiter, so dass ich mich darin bewegen und drehen
14
konnte. Die Mauer besteht aus ziemlich grossen Kalksteinen,
regelrecht aufgeführt ; die Decksteine sind braun, glatt, fast
wie gehobelte Bretter aussehend. Diese Platten werden nach
hinten viel grösser als vorn ; einzelne Platten mögen 2V2'
lang sein, auch passen dieselben genau aneinander ; es scheinen
Sandsteine zu sein. Die Sohle ist bis zur Hälfte der Strecke
mit Lehm verschlemmt, mit Kies vermischt, im hinteren
Theil ohne Schlamm. Das reine Wasser fliesst dort über
den Lehm hin. Die Höhe des Kanals nimmt nach hinten
etwas zu. Ich konnte im hinteren Theil aufrecht stehen,
ohne die Decke zu berühren, so dass die Höhe zu 6' ange-
nommen werden kann. Der letzte Deckelstein steckte fest
im Grund, so dass ich dessen Anfang nicht zu finden ver-
mochte ; die hintere Wand bildete der gewachsene Grund,
schief, beinahe senkrecht abgeböscht. Ein glatter 2' breiter
Stein von der Art der Deckelsteine steckte hier im Grund,
5" weit hervorschauend. Ueber diesen Stein fiel das Wasser
herab und ergoss sieh in einem Guss über die Sohle ; die
Seitenmauern schienen am Ende des Kanals sich noch etwas
weiter fortzusetzen, was ich nicht näher untersuchen konnte.
Die Richtung des Kanals ist gegen die Mitte hin verbogen ;
die Nadel zeigte im Eingange h 3— 4, bei der Biegung wich
sie ab bis auf h 9, die mitgenommene Leine hatte eine
Länge von 75'.«
Die jenseits des Eisenbahndurchstichs nach der Chaussee
hin gelegene kleinere Strecke des Kanals ist ganz trocken
und wurde seiner Zeit durch die Chaussee-Anlage ver-
stürzt.
Die Wasser-Kanäle der Römer waren theils gewölbt,
theils mit Platten horizontal bedeckt, wie der unsere. Die
Teufelsader, der römische Kanal, der von der Eifel nach
Köln das Wasser fährte, war gewölbt und das Innere des-
15
selben vortrefflich cementirt, sowohl an den Seitenwänden,
wie auf der Sohle.
Möbus gibt dies von der unsrigen nicht an.
ni. 'Bleiröhren -Wasserleitung.
Bleiröhren, ßstulae plumheae, wurden in römischen Bade-
anstalten gefunden, wo sie ohne Zweifel zu Wasserleitungen
von warmem und kaltem Wasser wahrscheinlich nur in den
Bädern selbst verwendet waren.
Es sind in unserem Museum 8 Eöhrenfragmente von
verschiedener Länge vorhanden, die zusammen eine Länge
von 22' ergeben; die kleinste ist 1' lang, die längste 4'.
Die Form derselben, ihre Technik, Verzierungen und In-
schriften, wo letztere vorkommen, sind die nämliche bei
allen, so dass sie von derselben Werkstätte oder doch nach
denselben Eegeln der Technik gefertigt waren. Sie sind
nicht rund, sondern ei- oder herzförmig, an ihrer schmaleren
Seite mit einer stumpfen Kante versehen, die durch das
ümliegen und Zusammenlöthen der zu diesem Zweck herge-
stellten horizontalen spröden Bleiplatte entstehen musste.
Die Zusammenfügung ist so genau durch Löthung hergestellt,
dass das Auge sie bei einigen kaum wahrnimmt, eine Köhre
ist sogar an der Vereinigungsstelle auf der schmaleren kan-
tigen Seite mit einem schmalen, 1 Va" breiten Bleiband dach-
förmig überdeckt und festgelöthet.
Die Weite der Röhren, aus dem oben angegebenen Grund
nicht rund, sondern eiförmig, beträgt im weitesten ovalen
16
Durchmesser im Lichten 272"? die Dicke der Wände der
Bohren 2V2'".
Die kleinste Bohre ist 1' lang, in zwei Stücke zer-
brochen, sehr zerdrückt mid zerfressen, theilweise mit stein-
hartem Mörtel bedeckt ; sie ist in einem römischen Bade in
dem Schützenhof gefunden worden. Die zweite Bohre ist 4'
lang, die dritte 2' 3" lang und glatt und hat an dem einen
etwas erweiterten Ende einen V2" breiten, in einen rechten
Winkel umgebogenen Band, die vierte ist 2' 3" lang und
glatt. Die folgenden 4 Bohren sind alle mit dem Stempel
der 14. Legion versehen; die erste ist 3' 7" lang und in
dem Schützenhof gefunden, die zweite ist 2' 3" lang, gleich-
falls daselbst gefunden, die dritte, 2' 7" lang und eben
daher, endet an dem einen Ende in der Form eines Muffs,
welches 2" vom Ende auf der Oberfläche eine 3/^" erhabene
Leiste hat. Die vierte ist von einem Trödler behufs der
Einschmelzung in vier Stücke zerschnitten, aber wieder zu-
sammengesetzt worden, die Länge ist 272'- Die Inschriften
dieser vier Bohren sind alle vollkommen gleich, ebenso die
Verzierungen, ein die Inschriften oben und unten parallel
begleitendes Band (Taf. II, Fig. 18). Die Buchstaben der
Inschriften sind sehr deutlich und schön geformt, 1" 10'"
lang, aus der besten Zeit und lauten LEO XI III GEM.
Mär, Vic (gemina martia victrix). Diese Inschriften sind
in chronologischer Beziehung von Belang, da die Zeitbestim-
mung ihrer Verfertigung dadurch näher bestimmt wird..
Die 14. Legion kam 12 Jahre v. Chr. mit Drusus
an den Bhein, nach Mainz, erbaute das dortige Castrum
und etwas später das von Wiesbaden, sie hatte damals ent-
weder gar keinen Beinamen oder war mit dem Beinamen
Oemina bezeichnet ; im Jahre 43 n. Chr. wurde sie nach
Britannien geschickt, um den Aufstand unter der Königin
17
Boadicea niederzuschlagen. Im Jahre 70 n. Chr. wurde
sie von dort wieder zurückberufen, um den für Kom so ge-
föhrlichen bata vischen Aufstand bekämpfen zu helfen, dem
sich auch mehrere Legionen angeschlossen hatten. Als sie
ruhmbedeckt von Britannien zurückkehrte, trug sie den ehren-
vollen Beinamen Martia mctrix; sie nahm in Mainz ihr
Standquartier und sendete ihre Cohorten auch in die
Civifas Mattiacorum und seine Castelle; sie verblieb bis
zu Ende des Jahrhunderts in Mainz, von wo sie nach der
Donau abrückte, woraus hervorgeht, dass jene Bleiröhren
in den 30 Jahren, vom Jahre 70 bis 100 nach unserer
Zeitrechnung, sowie jene Bäderanlagen damals hergestellt
wurden.
Dagegen scheinen die Bäder am Kranzplatz (Kochbrunnen)
in dem Zeitraurn von 12 v. Chr. bis 43 n. Chr. von der
14. Legion errichtet worden zu sein, da in den Bädern zum
Kömerbad und zum Weissen Boss, wo auch Bleiröhren ge-
funden wurden, zugleich auch Ziegeln mit dem Stempel der
14. Legion vorkamen, ohne jene Beinamen Martia victrix.
Was das Auffinden der Bleiröhren betrifft, so wurde die
1. bei dem Neubau des Eömerbades 1815 unter dem Schutt
eines römischen Bades gefunden in Begleitung von Ziegeln
mit dem Stempel der Leg. XIIII. Oem, ^) 2. In den nass.
Ann. von 1839 heisst es : „Vor mehreren Jahren wurde ein
Bleirohr im Schützenhof gefunden und von H. Lugenbühl
dem Vereine übergeben. 3. Bei der Anlage eines neuen'
Keservoirs wurde im Schützenhof 1841 ein Bleirohr gefunden. 2)
4. Im Schützenhof wurde ferner 1847 ein Stück eines Blei-
rohres nebst vielen anderen römischen Trümmern in einem
1) Dorow, die Opferstätten Wiesbadens 1819.
2) Nass. Ann. B. III 2. Heft S. 234. 1842.
18
Badegemach gefunden ; sodann ein fünftes Bleirohr in einem
mit Backsteinen geplätteten Boden eines Badegemachs ent-
deckt, von dem die Hälfte unserem Museum zu Theil wurde ;
dasselbe war in der 3' dicken Scheidemauer eines höher
liegenden Wasserbehälters mit einem Estrichboden einge-
mauert und mit einem Hahn versehen.') 5. Im Weissen
Eoss am Kranzplatz wurde 1865 ein schönes Bleirohr nebst
Legionsziegeln mit der Inschrift Leg. XIIIL Gern, erhoben,
18' tief in dem Hofe nach der Saalgasse zu. 2) 6. Im Schützen-
hof wurden 1867 vier kleinere und grössere Bleiröhren mit
den Inschriften Leg. XIIII. Oem. Mart. Victrix in sehr
schöner grosser Schrift gefunden, und zwar zum erstenmal
mit Inschriften versehene Bleiröhren. 3) Die meisten Blei-
röhren, die wir besitzen, stammen aus dem Schützehhof.
Auch hieraus geht die Grossartigkeit jener Badeanstalt her-
vor, wie die vielen entdeckten Bäder, darunter ein Massen-
bad, das gegen 24 Badende aufzunehmen im Stande war,
sowie die entdeckten grossen Reservoirs ; ferner fand man
einen absisartigen Bau, nicht unwahrscheinlich ein Tempel,
eine römische auf einer Kalksteinfläche ausgehauene Sonnen-
uhr, die zweite in Deutschland gefundene ; sie gleicht auf das
Vollständigste der 1832 in Pompeji aufgefundenen Sonnenuhr; *)
auch wurden 2 den Badgottheiten gewidmete Inschriftsteine
ausgegraben, der eine dem Apollo-Toutiorix, einem römisch-
celtischen Badegott, der andere einer celtischen von den Römern
aufgenommenen Badegöttin Sirona gewidmet, 5) mit folgender
auf einem kleinen Kalksteinquader angebrachten Inschrift :
1) Nass. Ann. B. IV 1. Heft. 1850.
2) Mittheilungen Nr. 4 S. 12. 1865.
3) Nass. Ann. Bd. IX S. 357.
*) Neueste Funde von Dr. Schalk, B. IX S. 358.
6) Eodeni loco.
19
Sirona
C. Juli Restitutua
C, templ. D. 8. P.
Herr Prof. Becker in Frankfurt hat dieselbe gewiss ganz
richtig folgendennassen gedeutet: Cajus Julius Eestitutus,
Curator templi. De Suo Posvit. Ihr Kult war im ganzen
römischen Reiche von der Donau bis nach Schottland ver-
breitet und kommt häufig in Gesellschaft mit Apollo vor,
höchstwahrscheinlich war ihr Bild über der Inschrift angebracht ;
denn die Eömer hatten keine Badegöttin ; ein gleicher Altar
wurde dieser Sirona in dem Sironenbad, einem Schwefelbad zu
Nierstein bei Mainz, errichtet. Unter dem Schutz dieser
beiden göttlic^hen Wesen scheinen die Quellen von Wiesbaden
gestanden zu haben; zieht man noch in Betracht die über
das ganze Schützenhof-Terrain verbreiteten Bautrümmer der
grossartigsten Sculptur und Werkstücke, als Säulenfüsse,
mächtige corinthische und dorische Säulen-Kapitale und viele
andere mächtige Bautrümmer und Säulenschafte, sowie ferner
die Nähe des römischen Castrums auf dem Heidenberg und
das Massenbad, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass jene
palastähnliche Badeanstalt zugleich die für die Garnison
war und gleichsam die Stelle eines Cursaals zur römischen
Zeit einnahm.
Die oben erwähnten Bänderstreifen, womit die Inschriften
oben und unten eingefasst sind, sind bei allen die gleichen.
Obschon man diese Eöhren gewöhnlich von Blei machte,
so wurde doch in der Villa des Antoninus Pius zu Lanu-
vium auch ein Theil einer solchen Röhre von massivem
Silber gefunden, 30 — 40 Pfund schwer, so dass die Be-
schreibung des Statius (Sylv. 1. 30 — 40), der einer ähn^
liehen Versehwendung erwähnt, keine poetische Fiction ist.
In Rom hat man sehr viele solcher Bleiröbren gefunden,
2*
20
welche alle von der gleichen Form waren, wie die in Wies-
baden gefundenen und von uns oben beschriebenen. Die
Bleiröhren haben meistens Inschriften ; in Rom hat man
selbst eine gefunden mit der Inschrift : Imp, Caes. Hadriani,
IV. Wasserleitung mittelst Holzröhren.
(Siehe den Situationsplan Taf. III.)
1) In dem Kirchhofsgässchen (S. Taf. Y).
Herr Dr. Rössel berichtet in den Mittheilungen, i)
wozu ich eigene Beobachtungen füge: ,,Der begonnene Ab-
bruch eines alten neben dem ehemaligen heidnischen Thore
gestandenen Häuschens, dessen Vorderseite nebst vorstehender
hoher Treppe auf einem Rest der alten römischen Stadt-
mauer ruhte und an dessen Stelle Herr Dachdeckermeister
Schmidt soeben, 1867, einen Neubau aufführte, gab, ins-
besondere bei der Kellerauswölbung Veranlassung zur Auf-
findung einer hölzernen Wasserleitung aus eichenen, durch
die Zeit geschwärzten und zerfaserten Holzröhren, deren
Oberflächen nicht rund waren, sondern eine oktogenale Fläche
darboten, jede 6' 2" lang, 9'' dick, wovon 5" lichte Weitung
auf den kreisförmigen Wasserkanal kommen, die aneinander
gestossen eine Leitung darstellten. Die einzelnen Pumpen-
stöcke waren sorgfältig bearbeitet ; die Richtung der Leitung
ging von NO nach SW, und zwar bei dem Hause Nr. 9 in
dem Kirchhofsgässchen und dem in der Nähe befindlichen
1) Mittheilungen im März 1867 Nr. 5-6 S. 12.
21
Hofthor der zum Adler gehörigen Hofraithe beginnend,
durchschneidet sie in diagonaler Richtung das Kirchhofgäss-
chen, tritt in den oben erwähnten Neubau des Dachdeckers
Schmidt unter dem Fundament der Heidenmauer hindurch
und durchzieht den Keller des abgebrochenen Häuschens,
sowie den Hof des Anliegers Math es, wo schon vor vier
Jahren einzelne Bestandtheile von ganz conformer Art sich
gezeigt hatten, tritt sodann in das Haus des Hutmachers
Fr a und ein, wo die Leitung in ihrer diagonalen Richtung
die Langgasse erreicht und, wenn diese Richtung so fort-
gehend gedacht wird, den Marktplatz erreichen würde ; auch
ihr Gefalle nimmt diese Richtung vom Fusse des Heiden-
bergs gegen das Schloss (oder vielleicht genauer gegen den
Stadtbrunnen) hin. Von dem Dasein einer solchen in einer
Tiefe von 4' 4" unter dem Fundament der Heidenmauer
quer durchziehenden Brunnenleitung war Niemand etwas be-
kannt und ist ihre Auffindung in Beziehung auf die Anlage
in römischer Zeit für die Ortsgeschichte von grosser Bedeu-
tung, denn die Legung der Leitung muss vor der Heiden-
mauer, die in die zweite Hälfte des 3. «lahrhunderts fällt,
stattgefunden haben.
Das Fundament der Heidenmauer ruht nämlich in seinem
oberen (an der Front des abgebrochenen Hauses ca. 20'
langen) Theil auf festem Letten- und Kiesgrund, von da
herab nach der Langgasse zu fehlt jene Kies- und Letten-
schicht und verwandelt sich in eine versumpfte Stelle ; auf
dieser ganzen Strecke war dem Fundament der Heidenmauer
noch eine besondere Sicherung durch ein künstliches Pfahl-
werk zu Theil geworden. Sämmtliche aus Eichenholz be-
stehenden Pfahle steckten aufrecht, jedoch nicht senkrecht
in dem Grund, ihre Köpfe näherten sich bis auf 4" conver-
girend. Die Länge der sämmtlichen spitz zugehauenen Pfähle
22
betnig 4 — 5'. Zwischen diesen meist 4 — 6" starken mdrt
sehr gut conscrvirten Stämmen waren jedoch auch stärkere,
bis zu einem Fuss Durchmesser theils gespalten, theils ganze
Stämme unregelmässig vertheilt. Das Pfahlwerk war sehr
unregolmässig construirt, die Pföhle nach allen Richtungen
geneigt ; ihre oberen und unteren Abstände differirten daher
von 4'' bis zu 2^ Die Unterpfählung erstreckte sich genan
auf die Breite des Fundaments, d. h. auf 8^. Sämrotliche
antike Scherben und sonstige kleine Beste des Bömerthums
steckten tiefer als das Fundament im Schutt und Schlamm
bis zu 4—5^ unterhalb des Fundaments. Vereinzelte Frag-
mente verzierter Gefasse von terra sigiüata erregten die Auf-
merksamkeit mit einigen Inschriften mit Namen der Töpfer-
meister, unter andern die hier öfters vorkommende Töpfer-
werkstätte mit der Bezeichnung Officina Fronttni." Der
Verfasser selbst hat ein Baufragment aus dem Fundament
der Heidenmauer, worauf das oben erwähnte Haus ruhte,
entnommen. In der Fortsetzung der Bichtung dieses Fun-
daments der Heidenmauer, wo man dieselbe quer über die
Langgasse hinziehend annehmen muss, wurde bei Qelegenheit
von Kanalisirungsarbeiten ein werthvolles inschriftliches
Fragment mit vorzüglicher Schrift im Mai 1865 aufgefunden
und kamen noch weiter durch den Abbruch der Heidenmauer
kolossale Säulenfragmente, Gesimse und sonstige Bautrümmer
in unsere Sammlungen, namentlich auch das Fragment eines
zweizeiligen Altars.^)
2) Holzröhrenleitung in der Langgasse (Taf V).
1873 wurde in dem Hinterhause des Hutmachers F r aund
Nr. 13 in der Langgasse, 34' von der Langgasse nach dem
i) Die beiden Inschriften wurden durch Professor Becker in
Frankfurt des Nähern erklärt in unseren Annalen VIH, pag. 575—76.
23
Hinterhause entfernt, 5' tief eine runde Holzröhrenleitung
von 11" dicken Eichenstämmen mit einer 2" weiten centri-
schen Durchbohrung gefunden, deren Oberfläche aber nicht
rund, sondern eine sorgfältig bearbeitete oktogene Fläche
darstellte; die Eichenstöcke waren durch eiserne Binge (3"
hoch, 4" im Durchmesser) mit einander verbunden (Taf. I,
Fig. 6 und 7), schwarz, sehr zerfasert und bröckelich, ganz
so wie die im Kirchhofsgässchen gefundenen, und entsprachen
in Beziehung auf die diagonale Richtung nach der Langgasse
vollkommen jener Linie, wodurch ihre an drei verschiedenen
Stellen gefundenen Röhren als ein und derselbe Strang er-
scheint, der nach Südwest gegen den Stadtbrunnen hin ge-
richtet scheint.
3) Holzrohrenleitung in dem Badhaus zum Engel
am Eranzplatz (Taf. VI).
Herr Neuen.dorf, Besitzer des Badhauses zum Engel,
fand 1862 in dem hinteren Theil seines Gartens bei Her-
stellung eines Reservoirs Va Segment eines Kreises mit einem
Durchmesser von 20, das durch eine Mauer von 6' Dicke
hergestellt war, an dessen convexe Aussenseite 4 runde, 1'
2" im Durchmesser haltende, 2V2' hohe Sandsteinsäulen an-
gelehnt waren, die noch vorhanden sind. Auch fand sich
ein bemerkenswerther Rest einer hölzernen Wasserleitung,
nämlich 2 ausgehöhlte Halb-Cylinder von Eichenholz, die
aufeinanderlagen und so einen geschlossenen Holzkanal dar-
stellten.
4) Holzröhrenleitung im Badbaus zum Schwanen
am Eranzplatz (Taf. VI).
1873 fand Herr Neuendorf in dem hinteren Theile
des von ihm angekauften Badehauses und Gartens zum
24
Schwanen bei Erbauung von Bädern und Wohngebäuden bei
der Fundamentirung runde Wasserleitungsröhren von Eichen-
holz, sehr morsch, faserig und schwärzlich, welche Holz-
röhren mit 2'^ weiten Oeffnungen durchbohrt waren und in
der Richtung von NW. nach SO., beinahe parallel mit der
Saalgasse, 12' von dieser entfernt, verliefen.
Wenn man den Anfang und das Ende mit den fehlen-
den Zwischengliedern zusammenrechnet, so kommt eine Länge
von 80' heraus. Die Untersuchung wurde sehr erschwert
durch das mit Thermalwasser reichlich geschwängerte und
sumpfige Erdreich, wie es schon zur römischen Zeit bei der
Anlage der Bäder bestanden haben muss; denn ein Theil
dieses Terrains, welches 25' tiefer als das Niveau der Saal-
gasse liegt, war durch einen Pfahlrost geschützt, dessen Pßlhle
V dick waren und deren Köpfe 1' hervorragten und in der
Mitte des Kopfes ein centrales Loch zeigten, ohne Zweifel,
um durch horizontale Verbindungsbalken , den eingerammten
Pßlhlen um so mehr Haltbarkeit zu geben und sie in ihrer
aufrechten Stellung zu erhalten. Dabei wurde Ziegelmauer-
werk gefunden, dessen Mörtel sehr reich an klein gestossenen
Ziegelstücken war.
In der nordöstlichen Ecke des Gartens zum Schwanen
wurde eine von Norden nach Süden verlaufende 5' breite
und 4' hohe 20' lange Mauer gefunden. Diese Mauer, die
im Norden beginnt, konnte in dieser Sichtung nicht weiter
verfolgt werden, weil sie unter der Saalgasse, die 25' höher
liegt, fortlief; im Süden wendet sich diese Mauer in einem
rechten Winkel nach Osten; auch dieser kürzere Arm des
Mauerdreiecks von 12' Länge konnte nicht weiter verfolgt
werden, weil er in dem Terrain des Angrenzer Herrn Herz
zum Weissen Boss sich fortsetzte. Diese 2 Mauern bildeten
sicher die südliche und nördliche Begrenzung eines grossen
25
Badgemachs, wie aus der grossen Sorgfalt hervorgeht, mit
der man bestrebt war, ein undurchdringliches wasserdichtes
Mauerwerk herzustellen. Bei der Aufführung der Mauern
beobachtete man folgendes Verfahren. Die Mauer bestand
in ihrer ganzen Breite von 5' aus einer Lage von Back-
steinen von 14" im Quadrat und 2" Dicke ; darauf war ein
dicker Backsteinmörtel auf die Backsteinfläche aufgetragen
und so wiederholte sich dies fort. Diese Mauern waren 4'
hoch, die ganze, nach dem Innern des Gemachs sehende
Fläche der Wände war gleichfalls mit 14" im Quadrat hal-
tenden und 2" dicken Backsteinen ausgekleidet, deren Fläche,
wie dies gewöhnlich der Fall ist, mit spiralförmigen Ver-
tiefungen bedeckt war, um dem festen, feinen, V dicken
Verputz durch verstärkte Adhäsion mehr Haltbarkeit zu
geben. Der Boden selbst war mit denselben oben beschrie-
benen Backsteinen geplättet. Herr Neuendorf liess ca.
60 Stück herausnehmen, um ein modernes Gemach damit
zu plätten.
Ich habe diese nähere Beschreibung gegeben, weil die
Holzröhren in dieser guten römischen Gesellschaft vorkommen,
die auch ihnen ihren römischen Ursprung sichert.
6) Die Holzröhrenleitung im Sehützenhof (Taf. V).
Der Ingenieur Jost sagt in seinem an den Vorstand
für Geschichte und Alterthumskunde gerichteten Bericht:
,Im November 1865 wurde mir durch Herrn Mar ix, dem
Eigenthümer des Schützenhofes, bei dessen Abbruch die Lei-
tung übertragen. Dabei wurde mir von dem Vorstand des
Vereins für Geschichte und Alterthumskunde der Auftrag,
auf Alles, was für den Verein von Interesse sein könnte,
zu achten und die Funde zu verzeichnen. Diesem Auftrage
26
glaube ich auf das Gewissenhafteste nachgekommen zu sein
und lege dem Vereinsvorstande hierbei die von mir gesam-
melten verzeichneten Funde nebst Beschreibung ergebenst vor.
Als die Gebäude abgelegt und der Raum zu Bauplätzen
parcellirt war, wurde die Ausebnung zu Baustellen vorge-
nommen. Bei weiterem Tiefgraben zum Zwecke der Fun-
diruhgen neuer Hausbauten stiess ipan in der Tiefe von 2
bis 3' auf die mit (12) bezeichnete Wasserleitung ; <) sie
war in Holzröhren, welche egal achteckig waren, hergestellt ;
die Durchbohrung mag 2V2" betragen haben. Bei 12 der
üebersichtskarte lag die Leitung genau 3' 4" unter dem
Strassenpflaster-Niveau und 18' von der Langgasse entfernt ;
ein anderes Stück, 12 b, lag etwas höher, 38' von der Lang-
gasse entfernt sogar über dem Strassenpflaster-Niveau, welches
ich für alle Folgen als Mittel des Schützenhofterrains oder
vor dem Poths' sehen Hause auf der Krone der Fahrstrasse
angenommen habe. Die Wasserleitung, welche unter dem
Gemeindebadgässchen und wohl unter dem KrempeFschen
Hause noch weiter hinzieht, hat den Fall nach Süden und
hängt wahrscheinlich mit denjenigen Eesten einer Wasser-
leitung, welche seiner Zeit in der Kirchhofgasse (vide Ueber-
sichtsplan) aufgefunden wurde, zusammen." Diese Ansicht
ist unzweifelhaft irrig. 2) Jost fährt in seinem Bericht
fort : „Ein Stück von 14' Länge, sauber und egal gearbeitet,
war achteckig, von Eichenholz und hatte eine 2V2" durch-
bohrte Oeffnung; andere Stücke waren mehr beschädigt.
Obschon die Leitung keinen vollständigen Zusammen-
1) Auf der üebersichtskarte des ganzen Schützenhofterrain von
Jost verzeichnet.
2) Der Verfasser wusste noch nichts von der viel später (1873)
aufgefundenen Holzröhrenleitung indem Fraund' sehen Hause, welche
als die Fortsetzung der Leitung im Eirchhofsgässchen zu betrachten ist.
27
hang mehr hatte, so lässt sich doch aus der Lage der vor-
gefundenen Stücke annehmen, dass dieselbe noch unverrückten
Orts vorkamen. „
6) Holzröhrenleitungen in yerschiedenen Gegenden
Wiesbadens.
Wir haben bis jetzt 5 Holzröhrenleitungen nachgewiesen ;
wir glauben aber noch mehrere andere Holzröhrenleitungen
namhaft machen zu müssen, ohne dass wir im Stande sind,
die Holzröhren selbst als noch vorhanden nachweisen zu
können, nichtsdestoweniger aber dieselben als früher vor-
handen voraussetzen zu können.
Bei der Beschreibung des Holzröhrenstranges, der in
dem Hinterhause des Hutmachers Fraund Nr. 13 in der
Langgasse gefunden wurde, ist bemerkt, dass die Böhren-
stöcke mit eisernen Bingen, da wo sie mit ihren Flächen
zusammenstossen, verbunden waren.
Solche eiserne Binge haben wir aber in Wiesbaden* eine
grosse Zahl gefunden, die sich in unserem Museum befinden,
ohne jedoch die Holzröhren, die sie wohl zusammenzufügen
bestimmt waren, zu entdecken. Die Holzröhren selbst waren
durch die Länge der Zeit der Zerstörung anheim gefallen;
diese Binge (siehe Taf. I , Fig. 6 und 7) fanden sich an
folgenden Orten vor:
1) in der oberen Bheinstrasse vor dem Hause des Musik-
Instrumentenmachers Wolf Nr. 17a bei Anlegung des ICK
tiefen Kanals für die Wasserleitung,
2) auf dem Marktplatz in der Gegend der Butterwage
vor dem kaiserlichen Schloss, gleichfalls bei Anlegung des
Wasserleitungskanals,
3) auf dem Heidenberg im Garten unseres Vereins-
28
dieners Weck, dessen Oarten noch in den Bering des süd-
östlichen Eckes des römischen Castells f&llt,
4) in der Moritzstrasse bei den Neubauten daselbst,
5) in den Aeckem auf der nördlichen Seite des Gartens
des Gärtners König oberhalb des Rondels rechts der Biebricher
Chaussee. Dort wurden sie beim Lehmgraben zum Back-
steinbrennen zusammen' mit Trümmern der Thonwasserlei-
tungsröhren gefunden, deren Strang Herr König ausgegraben
hat bei Anlage seines Gartens ; von ihnen befinden sich
mehrere Bohren im Museum; wir schliesseu daraus, dass
früher eine Holzröhrenleitung vom heiligen Born an angelegt
war, die später durch eine Thonröhrenleitung ersetzt wurde
oder umgekehrt.
Ein Beleg, wie ungenau und lückenhaft die Berichte in
den archäologischen Annalen, die Thonwasserleitungsröhren
betr., verfasst sind, geht aus folgender Mittheilung (Jahres-
bericht, nützliche Forschungen für Trier 1853 S. 34) her-
vor. Dort heisst es von dem Orte Mexheim: »In der
ganzen Gegend stösst man auf altes, mit rothen Ziegeln ge-
mischtes Gemäuer, und ganz in der Nähe wurden vor mehreren
Jahren Wasserleitungen entdeckt, welche nach der Beschrei-
bung, die mir der Besitzer des betreffenden Grundstücks
machte, römische gewesen zu sein scheinen. Sie bestanden
aus Thonröhren, welche mit eisernen Ringen an
einander befestigt waren.* Dann heisst es weiter
(S. 35) : „Eine halbe Stunde von Euxheim ist eine Stelle
von V4 Stunde im Quadrat; sie heisst Amweiler, der Sage
nach stand früher hier eine Stadt, diese ganze Stelle ist in
Bauschutt, der mit rothen Ziegeln vermischt ist, überdeckt.
Beim Ackern stösst man fortwährend auf Mauern, die nicht
tief liegen. Ein Mann aus Leudersdorf stiess vor einigen
Jahren beim Ackern auf ein Gewölbe, das mit ausgelauchter
29
Holzasche ausgefüllt war. Ausserdem sind an dieser Stelle
eine Menge thönerne Wasserröhren ausgegraben worden, die
grösstentheils verschleudert oder in den benachbarten Orten
wieder zu dem ursprünglichen Zwecke verwendet wurden.*
Diese Mittheilung beruht auf dem Bericht des Acker-
besitzers, dessen Bildung unbekannt ist, aber gewiss von
keinem Sachverständigen herrühren kann. Derselbe wird
wohl, wie wir zu Wiesbaden, in der Nähe von Thonröhren
auch eiserne Ringe gefunden haben, dioTon einer früheren
hölzernen Leitung zurückblieben und zu dem falschen Schluss
ihrer Zusammengehörigkeit mit den Thonröhren verleitet.
Einen weiteren Grund, welcher diese eisernen Ringe nur
als Verbindungsmittel von Holzwasserröhren erscheinen lassen,
werden wir bei Beschreibung derselben hervorheben. Man
findet grosse und kleine Ringe, die grossen haben einen
Durchmesser von 3" 10"', die kleineren von 3" 8'" sind
vollkommen rund ; ihre Breite 2" 8'", die der kleineren 15"',
die Dicke vder Wände 1'". Bei beiden Arten findet sich in
der Mitte ihrer Aussenfiäche eine um den ganzen Ring herum-
laufende Gräte oder Leisten von 1 — 1 V2'" Höhe, der offen-
bar die Grenze bestimmte, bis zu welcher diese Ringe, welche
scharf waren, in die Holzröhre eingetrieben wurden, so dass
durch sie die Röhrenstöcke fest verbunden wurden und die
gebohrte Oeffnung derselben durch den Ring hindurchlief.
Ihre Bestimmung übrigens, die Holzröhren mit einander
zu verbinden und nicht auch Thonröhren, geht daraus her-
vor, dass sowohl die Aussen- wie Innenfiäche der eisernen
Ringe mit den Längenfasem des Holzrohres, in welches sie
eingetrieben waren, reichlich bedeckt sind, dass diese Holz-
fasern vollkommen metallisirt sind, dass sie fast nur durch
die Längenfasern als Holz deutlich erkannt werden können.
30
Y. WasBfdeitinis mittelst ThauShreB.
Wir hssetiftig» uns jetit ul der a. Ait der Wasser-
leitosgai mittekt lli*>iiTShicBL die in Wie^Mida und seiner
niffat^n ümgebiDi? am laUreicfela TertretCB isL mid ob-
^ekli dies wohl aiidi in andein r^mtsdien Xiederiassimgen
der Fan sein wiid. so ist man dennodi am weingslcn nbo-
ihmi ürspmi^. ilir Vorkommen mid ihie Form vnleniclitety
da die Aidka«d€^en sie bis jetzt nicht mit der Anfineifcsam-
keh behandelt haben, die sie rerdienten. Sie werden nirgends
dngehend besprochen mid in den VereiKsefariften nnr ober-
fladilich nnd ohne Fandberieht ervihnt nnd sehr mai^Ihaft
oder gar nicht beschrieben. Deshalb wird anch hanfig ihr
romischer ürspnmg ais Mangel einer richtigen Diagnose
^elfadi in Zweifel gexogen und ohne Anfihrong Ton Grün-
den werden sie häufig für mittelaltefiiche Wasserkitnngsk
r&hren gehalten . ohne dass man indessen nber das
Charakteristische oder auch nnr über das Geschichtliche d«r-
selben^ in welcho- Ansdehnm^. in wdcher Zeit, in wdchar
Form, oder ob sie überhaupt im )littelalter Torkommen,
eine genügende Antwort geben kann, ebenso bestdien keine
festen Criterien zur Beurtheilung derselbe in Beziehui^ auf
ihre Länge. Weite. Farbe. Form und Technik. In Betreff
ihres häufigen Vorkommens in Wiesbaden müssen wir an
einen Ausspruch Vämr^ erinnern, welcher sagt : ,das Wasser
aus Wasserleitungen mittelst Thonr^hren ist das gesundeste
und sie sind am billigsten herzustellen.*^
Mögen daher diese Zeflen zur weiten»i Beschäftigung
und weiter«! Aufklärung dieses Gegenstandes Veranlassung
geb«L
31
Wir unterscheiden unter den Thonröhren zwei Arten,
die beide in Wiesbaden vorkommen und im Wesentlichen
mit einander übereinstimmen, doch in Beziehung auf Länge,
Umfang, Farbe und Gestaltung und durch die Form des
Muffs, wenn auch unwesentlich sich voneinander unter-
scheiden, auch machen sich die beiden Arten bemerkbar
durch die topographischen Fundstellen ; die eine Art der Thon-
röhren sind die rothen, die andere die hellen Thon-
röhren.
Die rothen Eöhren (Taf. IL Fig. 16 u. 17) kommen nur in
dem nordöstlichen Theile, die hellen weisslichen in dem süd-
westlichen Theile der Stadt und ihrer Umgebung vor^ die
ersteren sind roth von römischer Backsteinmasse; sehr gut
gebrannt, geben sie bei dem Anschlagen mit dem Finger
einen Klang von sich, sind kleiner als die hellen, und zwar
nur 19" lang, während die hellen 3" bis 4" länger sind,
auch sind die rothen viel gleichmässiger und sorgfältiger
gearbeitet. Bei ihrer Zusammenfügung ist nie eine Spur
einer Verkittung zu bemerken. Die im südwestlichen Theil
von Wiesbaden vorkommenden hellgelbjichen , hellbläulicheiv
oder hellbräunlichen oder auch hellröthlich schimmernden
und grösseren Röhren sind 19" bis 24" lang.
Bisweilen scheinen die bläulichen Röhren, die auch bei
ihrem Bruch im Innern eine bläuliche Farbe und einen
dichteren Kern der Thonmasse zeigen, den Uebergang in
das Steingut zu bilden. Auch der Dombaumeister Cuno hat
rothe und hellgelbliche Röhren bei Trier beobachtet ') ; er
sagt: «In der Hees bei Birten wurden einige Röhren einer
römischen Wasserleitung gefunden, die Röhren bestanden
aus schönem, rothen Thon, andere waren hellgelblich. •*
Jahresbericht nützliche ForschuDgen für Trier 1853.
32
a. Bothe Thonröhren.
Wir wenden uns zuerst zu den rothen kleineren Bohren,
weil sie die ältesten zu sein scheinen und schon vor einem
halben Jahrhundert entdeckt wurden, und nur im nordöst-
liehen Theil von Wiesbaden besonders im Dambachthal vor-
kommen, aber vorzugsweise, weil sie entschieden römischen
Ursprungs sind und somit als Prototyp des römischen Cha-
rakters für Beurtheilung anderer Funde von Thonröhren
ähnlicher Art massgebend sind. Gefunden wurden sie an
folgenden Stellen:
1) Im Bömerbad (Taf. VI).
Wir beginnen mit den im Badhaus zum Römerbad,
früher weissen Löwen, 1815 von Dorow gefundenen zwei
Thonwasserleitungsröhren , die bei dem Umbau des Hauses
in einem aufgedeckten römischen Badegemach in Begleitung
vieler römischen Gegenstände beim Aufräumen desselben ge-
funden wurden, wie auch Scherben unverzierter Gefässe von
terra sig, und gewöhnlichem Thon, ein Trinkgefass von
schwarzer Farbe mit der Inschrift M. L S. G. JE., deren Buch-
staben weiss aufgetragen sind, eine Münze mit der Inschrift
Constnntinus Felix Augustus^ Revers: eine nackte Figur
mit der Umschrift Soli invicto comiti, eine Kupfermünze von
Kaiser Maximian, das Fragment eines Ziegels mit Leg. XIV.
grosse Ziegel-Platten mit zirkeiförmigen Riefen, verspeiste
Ziegelstücke von feinem abgeglättetem Ziegelmörtel, gröberer ^
Ziegelmörtel, der jenem zur Unterlage diente, Stücke der
Wandbekleidung des Bades, Bad-Sinter, womit der ganze
Badkanal ausgefüllt war, sodann jene zwei roth gebrannten
Wasserleitungsröhren, 3 Skelette, in deren Schädel Blei ge-
33
gössen war. Das Bad und die Eöhren sind von D o r o w ^)
beschrieben und abgebildet ').
Die Beschreibung der Bohren ist auch bei D o r o w un-
befriedigend, wird aber durch die Abbildung ergänzt; er
sagt nur: «Sie sind 19" lang, von rother römischer Back-
steinmasse und sehr gut gebrannt.* Der Ort, wo diese 2
Bohren gefunden wurden, in einem römischen Badgemach
in Begleitung so vieler römischer Gegenstände, lassen sie
als acht römische Eöhren zweifellos erscheinen, wir haben
ein Muster acht römischer Röhren, und ein Recht, wo auch
sonst sie mögen gefunden werden, ohne in jener guten römischen
Gesellschaft vorzukommen, sie als römische zu bezeichnen.
2) Am Neroberg^.
Bei dem Ackern eines Feldes am Fusse des Neroberges,
sagtDorow weiter (a. a. 0.) fanden sich gleichfalls Wasser-
leitungsröhren aus Thon, rothgebrannt, die in Stoff, Grösse
und Form denen ähnlich waren, welche im Römerbad ge-
funden und bei Dorow (a. a. 0.) abgebildet wurden.
3) Beim AUeesaal (Taf. YI).
Sodann fand man ganz ähnliche Thonwasserleitungs-
röhren bei der neuen Anlage der Taunusstrasse (Dorow a*
a. 0. II. Heft S. 2—3); namentlich „bei dem Hause des
Louis Schlichter (jetzigen AUeesaal), 40 Schritte von
diesem Hause nach dem Nerothal zu, fand man die Thon-
röhren einer Wasserleitung, die sich in der Richtung nach
dem Nerothal hinzog.* Form und Grösse sind gleich mit
den römischen Röhren, die im Römerbad gefunden wurden,
1) Opferstätten und Grabhügel der Germanen und Eömer 1819.
1. Heft, S. 55—66.
«) a. a. 0. Tafel XXI und XIX und XX.
3
84
jedoch scheinen die am Alleesaal gefundenen nach Dorow
nicht so hart gebrannt zu sein und hatten auch nicht die
schöne rothe Farbe wie jene. Sie zeichneten sich dadurch
vor den am Fusse des Nerobergs entdeckten aus, dass sie
«eine schützende Lage in hartgebrannten Hohl-
ziegeln hatten**, wodurch ihr römischer Ursprung gleich-
falls bezeugt wird. Nach Erkundigungen, sagt Dorow,
ergab sich, dass die bei Schlichteres Haus gefundenen
der Töpfer Jung im 7jährigen Kriege gelegt haben soll (? ?)
Dorow I. Heft S. 2—3. Auch begegnete man bei diesem
Hausbau des H. Schlichter einem Brand- und Begräb-
nissplatz (Ustrinum), 15' im Quadrat, mit Urnen, Eingen,
Beschlägen, Asche, Knochen, Pferdegerippen; sowie man
auch bei dem Hausbau römische Mauern und Kalk, Ziegel
und Mörtel nebst einer Münze von Marcus Aurelius
fand. Auf die Bemerkung D o r o w ' s , dass nach Erkundigung
diese Röhren im 7jährigen Kriege gelegt worden seien,
können wir unmöglich auch nur einiges Gewicht legen, da
sie nach der Mittheilung von Dorow den im Bömerbad
gefundenen römischen in Grösse und Form ganz gleich seien
und zudem in römischen Hohlziegeln gebettet waren, auch
ganz in der Nähe ein Ustrinum, eine Brandstätte für Leichen
sich befand, und zahlreiche römische Funde, wie oben ange-
geben, gefunden wurden.
4) In der Saalgasse.
Noch darf ich nicht unterlassen, einer weiteren Mit-
theilung des städtischen alten Bauaufsehers Martin zu er-
wähnen, der mir bestimmt versicherte, dass in dem 3. Jahr-
zehnt dieses Jahrhunderts, in der Saalgasse, da, wo dieselbe
in die obere Webergasse einmündet, in der Stadt Frankfurt vier
jenen oben namhaft gemachten Röhren ganz gleiche gefunden
worden seien. Wenn es auch feststeht, dass die von Rück er
35
aufgefundene Quelle, (von der wir sogleich das Nähere an-
geben werden), die ist, von der aus die durch das Dambachthal
führende römische Leitung gespeist wurde, so bleibt doch
das weitere Ziel ihrer Leitung und Eichtung in Dunkel ge-
hüllt, namentlich die Frage, ob sie mit den von Dorow
gefundenen Leitungen in Verbindung zu bringen ist. Die
von Dorow 40 Schritt nördlich vom Alleesaal gefundenen
Bohren, können nicht als eine Fortsetzung der in dem Dam-
bachthale von Rück er gefundenen Röhrenleitung herrühren,
deren Leitung zuletzt im Hofe und vor dem Hause des Hof-
-schlossers Philippi (Nr. 4) i^ der Mitte des Fahrwegs
im Dambachthale entdeckt wurde, obschon die Richtung
dieser Leitung jener von Dorow angegebenen Gegend vor
dem Alleesaal einigermassen entspricht, weil nach Dorow
jene Röhren längs der Taunusstrasse, also nach dem Nero-
thale gerichtet gewesen sein sollen, während nach der Rich-
tung der Röhrenleitung vor dem Hause von Philippi,
Nr. 4, dieselbe die Taunusstrasse müsste gekreuzt haben.
Es bleibt also nur noch die Frage übrig, ob die Röhren-
leitung im Römerbad und die in der Stadt Frankfurt mit der
Dambachleitung, die nach der Stadt führte, in Verbindung
gebracht werden könne; eine Frage, die verneinend beant-
wortet werden muss, denn die Richtung der Leitung aus
dem Dambachthal in derselben Richtung fortgesetzt gedacht,
pfeilt wohl nach dem Alleesaal und lässt das Römerbad und
die Stadt Frankfurt in der Saalgasse zu weit rechts liegen, es
sei denn, man müsste einen oder mehrere Knicke in der
Leitung annehmen, wie sie allerdings durch eine besondere
Vorrichtung bei den Römern hergestellt wurden.
5 ) Im Dambachtliale (Uebersichtsplan Taf. IH).
Der reichste Fundort der rothen Röhren war das Dam-
bachthal. Als Herr Bauunternehmer Rück er in dem
3*
36
wasserreichen Dambachthale nach einer Quelle suchte, zeigte
ihm den Weg ein aus einem Mauseloche fliessender heller
Wasserstrahl. Die Nachgrabung führte zu einer Quelle 3'
tief, die zwar nicht gefasst war, von der aber eine Leitung
in rothen Bohren, die wie oben angegeben, yon Dorow
abgebildet und beschrieben, in diagonaler Richtung quer
über die Wiese nach dem Dambachthale abwärts führte.
Im Museum finden sich gegen zwanzig an verschiedenen
Stellen und zu verschiedenen Zeiten in der bezeichneten
Eichtung gefundene Röhren. Dieselben sind in Beziehung
auf Grösse, Form und Farbe genau den von Dorow im
Bömerbad, am Fusse des Nerobergs und in der Taunus-
strasse gefundenen gleich, von denen wir unten eine genaue
Beschreibung geben werden.
Die Eichtung der Wasserleitung zeigt der Plan. Taf. V.
Die angegebenen Bohren dieser Wasserleitung wurden
gefunden :
1) in der Dambachthalstrasse , der Mitte des Hauses
Nr. 4 des Schlossermeisters Philippi gegenüber, etwa in der
halben Strassenbreite und zwar gelegentlich der Aufwerfung
des dasigen Grabens für städtische Leitungen.
Dieser Fundort ist von dem Anfang der Dambachthal-
strasse, wo dieselbe von der Capellenstrasse ausgeht, 79,5
Meter entfernt.
2) Der nächstfolgende höher gelegene Fundort ist von
dem Ersteren in der Strassencurve gemessen circa 101 Meter
entfernt; wird die Entfernung geradlinig angenommen, wird
sie 94 Meter betragen. Dieser Fundort ist auch zur Zeit
durch die Grenze zweier Gärten bezeichnet, von welchen der
untere dem Herrn Fresenius gehört, in dessen Garten
einige Bohren jenseits der Gartenmauer, die ihn von dem
Promenadenweg trennt, gefunden wurden.
37
Die Quelle, welche die fragliche Wasserleitung speiste,
liegt, in dem Promenaden weg gemessen, 212 Meter von dem
zweitgenannten Fundorte in dem Thale aufwärts, 27 Meter
rechts von der Mitte des Hauses in . dem Dambachthal
Nr. 6/8 auf dessen Flucht rechtwinklich gemessen.
m
Eücker leitet gegenwärtig von jener Quelle im Dam-
bachthale das Wasser in einer Röhrenleitung in seine Be-
sitzung auf dem Adolphsberg.
Einige Hundert Schritte oberhalb der von Eücker
entdeckten römischen Quelle im Dambachthale gleichfalls
auf der linken Seite des Thaies liegt die Quelle des soge-
nannten Holzbom. Die Ausdehnung der Stadt durch die
Capellen-, Dambach- und durch die Verlängerung der Geis-
bergstrasse erinnerte im Jahre 1849 an, die schon 1818 ge-
fasste Holzbornquelle im Dambachthal; sie wurde gründlich
gefasst und liefert 11 Maass Wasser in der Minute und
speist seit 1830 —32 die Brunnen in der Capellen- und Geis-
bergstrasse.
Indem wir nun die von D o r o w im Römerbad am Fusse
des Nerobergs und am Alleesaal gefundenen Röhren als
römische vor uns haben, so glauben wir nach Dorow's
Beschreibung und Abbildung, verglichen mit den von Rücker
im Dambachthal gefundenen, berechtigt zu sein, dieselben
gleichfalls für römische zu halten und lassen ihre Beschrei-
bung hier folgen:
Beschreibung der Thonröhren im
Dambachthal.
Eine Abbildung einer Röhre zeigt Taf. II. Fig. 16,
eine im Durchschnitt Taf. II. Fig. 17.
Die Röhren sind 19" lang, von Backsteinmasse, von
ziegelrother Farbe, sehr gut und hart gebrannt, geben bei
38
dem Anschlagen mit dem Finger einen hellen klangreichen
Ton. Das Rohr wird von dem Halse, der mit den Rohr-
wandungen 2^^ 2'^^ breit ist, bis zu dem Ende des Muffs
allmälig immer weiter, so dass das Rohr am Ende des Muffs,
die Rohrwandungen mitbegriffen, eine Weite von SVa'^ hat.
Die Weite am Ende des Muffs beträgt 2" 9"' im
Lichten, 372'^ niit den Wandungen, die innere Länge des
Muffs misst 2" 8'". Der trichterförmig immer enger
werdende Muff geht dann plötzlich mit einem stumpfen
Winkel in die gleichförmige Weite des Rohrkanals von 1" 7'"
über. Der trichterförmig enger werdende Muff bietet in
seinem Innern keine horizontale Fläche dar, sondern eine
gering concave, auf seiner Aussenseite findet keine Ab-
grenzung von dem Rohre durch die Leiste statt. Der engere
Hals, der in den Muff eingefügt wird, misst in seiner Breite
mit den Wandungen 2"^ 2"' und 1" 7"' im Lichten, so weit
als die Weite des Rohrkanals; die des eingezogenen Halses
beträgt IV2" und wird auf der Aussenseite, wo der Hals
' beginnt, durch eine sehr starke 4 bis 5'" hohe Leiste rings-
um abgegrenzt. Diesem äusseren Wulst entspricht im Innern
des Halses eine sehr markirte um den Hals herum laufende
concave Rinne, deren Ausbaugung aber nicht hinreicht, die
Stärke der äusseren Leiste zu bewirken. Die äussere Ober-
fläche des Halses ist nicht horizontal, sondern etwas convex,
um sich genau an die etwas concave Oberfläche des Muffs
anzuschliessen.
Es ist zu bemerken, dass weder die Ober- noch die
'Innenflächen der Röhren glatt sind, sondern dass die Ober-
fläche mit spiralförmigen 5 — 6"' breiten ganz flachen Er-"
habenheiten und Vertiefungen, die jedoch durchaus nicht
scharf und gleichförmig ausgeprägt sind, spiralförmig um-
zogen ist; ebenso ist die Innenfläche meistens mit spiral-
39
förmigen, jedoch viel schmäleren Windungen von circa 2—3'"
breiten spiralförmigen Vertiefungen und Erhabenheiten be-
deckt. Die Ursache ihrer Entstehung auf der Innen- und
Aussenfläche scheint deshalb eine verschiedene zu sein, weil
ihre Breite und Tiefe sich nicht entsprechen. ^) Bemerkens-
werth ist, dass an dem Halse der rothen Röhren, sowie auf
dem Muff sich nie Spuren einer Verkittung vorfanden, welche
zur Verbindung derselben verwendet wurde.
Sollte vielleicht eine organische Materie dazu verwendet
worden sein, die durch die Länge der Zeit zerstört wurde?
b. Helle Thourohren.
Ausser den bisher angeführten Röhren finden sich nun
auch helle. Um ihren Character als römische zu erweisen,
benutze ich die in Rodel heim und Hausen bei Frankfurt a. M.
aufgefundenen unzweifelhaft römischen, mit denen die unseren
aufs genaueste übereinstimmen. Die Röhren im Römerbad
dienten uns gleichsam als Leitmuschel, denn da dieselben
unzweifelhaft römisch sind, so müssen die ihnen ganz gleichen
im nördlichen Theile von Wiesbaden gefundenen Röhren es
gleichfalls sein ; dieselbe Rolle übernimmt also die bei Prank-
furt a. M. entdeckte Röhrenleitung in Beziehung auf die
richtige Diagnose der im südwestlichen Theil von Wiesbaden
und seiner Umgebung gefundenen hellen blassgelblichen Thon-
röhren; denn bei der Frankfurter Röhrenleitung befand sich
ein Schlanmakasten aus Basalt, der sich nach seiner auf
seinem Rande eingemeisselten Lischrift {Leg. XXII p.p-f),
wenn sie auch durch Verwitterung etwas verwischt, als ein
römischer erweist. Da nun diese gelblichen Röhren mit
1) Ein erfahrener Töpfermeister hielt die äusseren Windungen der
Köhren als durch die Finger der Hand des Töpfers beim Drehen auf
der Drehscheibe hervorgebracht.
40
jenen blassgelblichen im südwestlichen Theil von Wiesbaden,
bis auf ganz unwesentliche Abweichungen, die grösste Aehn-
lichkeit haben, so fallen sie bei Beurtheilung unserer Eöhren,
als römische schwer in's Gewicht.
Das Geschichtliche ihrer Auffindung ist folgendes nach
den Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alter-
thumskunde III. B. S. 163 *) Frankfurt a. M. 1868.
Nach den Mittheilungen von Eömer Büchner von
1854 wurden schon in früheren Jahren in der Gemarkung
der nahe bei Frankfurt a. M. an der Nidda gelegenen Orte
Bödelheim und Hausen unterirdische ßöhrenleitungen aufge-
deckt. Derselbe sagt: „An dem rechten Niddaufer, der Ge-
markung Hausen gegenüber, in dem Brödelheimer Feld be-
finden sich die Eöhren an zwei Orten von der gewöhnlichen
Backsteinmasse von 2—3' Länge und 4" Durchmesser mit
einer Oeflfnung von 3", an einem Ende ist ein Eand und
die Bohre etwas kleiner im Durchmesser, damit sie in eine
andere gesteckt werden konnte.
Der römische Ursprung dieser Eöhrenleitung dürfte sich
aber nun durch ganz kürzlich erst gemachte Aufdeckungen
in derselben oben bezeichneten Gegend, aber auf dem linken
Niddaufer^ erweisen. 2)
Am 26. März 1864 wurden auf einem an das linke
Ufer der Nidda stossenden Acker eines Bürgers von Hausen
weitere Spuren, ohne Zweifel von derselben oben besiihriebenen
Eöhrenleitung, aufgefunden. Es sind den früher aufge-
fundenen ganz gleich lange Eöhren, von demselben Durch-
messer, sowie ein dazu gehöriger Schlammkasten von Basalt,
1) Eömerspuren in der Umgegend von Frankfurt a. M. von dem
Herrn Professor Dr. Becker und Oberst von Co hausen.
2) am angeführten Orte Seite 162.
41
er trug auf seinem Bande die Inschrift L XXII A ; letzterer
Buchstaben muss wohl Alexandriana oder Augusta gedeutet
werden, wodurch nicht allein der römische Ursprung, sondern
auch die Zeit der Herstellung dieser Leitung im Allge-
meinen festgestellt wäre.
Die oben gemachten Mittheilungen haben die Verfasser
den Notizen des Herrn P. Ger so n von Frankfurt entnom-
men, welcher der Aufdeckung an Ort und Stelle gefolgt ist
und auch ausser einigen vollkommen. wohlerhaltenen Bohren
den erwähnten Schlammkasten für seine Sammlung erwarb.
Herr Gerson hatte die Güte, die Bohren nebst Schlanmi-
kasten mir behufs ihrer Benutzung zu dieser gegenwärtigen
Abhandlung zu überlassen.
Ich will sie des Nähern beschreiben, um dadurch die
in Wiesbaden gefundenen weissen Wasserleitungsröhren als
römische zu erweisen.
Die 6 Bohren, die ich besitze, sind mehr oder weniger
verstmnmelt, an einer ist der Hals, an der anderen ist der
Muff abgebrochen, sie befinden sich aber in der Bohre. Die
Bohren sind 2V' lang und nicht 2' bis 3' lang.<)
Der Muff mit den Wänden hat an seiner Oeffnung
4" Durchmesser, der Durchmesser im Lichten 3"; yeine
Länge beträgt V 9^' und hat rund um seine Oeffnung einen
2V2" erhabenen Band auf seiner Aussenfläche. Da wo der
Muff endet, ist er auf der Aussenfläche durch Ausbauchung
2V2'" höher oder weiter, als das Bohr selbst, wodurch das
Ende des Muffs durch einen 2V2^^'l^ohen Absatz, Treppe,
der Aussenfläche des Bohres gegenüber gekennzeichnet wird.
Der Hals des Bohres ist 1" 9'" lang, sein Durchmesser
1) Wie in dem lU. Bande der Mittheilongen för Geschichte und
Altertk-Kunde, Frankfurt 1868, angegeben wnrde.
42
mit den Wänden 2" 9"', im Lichten 2" 3''', er entsteht
durch Verengerung des Bohres, der im Innern eine concave
ringsum laufende Kinne und auf der Aussenfiäche die ent-
sprechende Erhöhung aufweist. Die Weite des Bohres ist
272"« Die Aussenseite des Bohres ist mit den flachen spiral-
förmigen mehr oder weniger ausgeprägten Windungen be-
deckt, öfters jedoch kaum wahrnehmbar. Die innere Fläche
ist gleichfalls mit schmalen concaven Windungen umzogen.
Die Farbe der Bohren ist eine blassröthliche. Siehe die
Abbildung einer Bohre Taf. II, Fig. 12 in ihrer Zusammen-
fugung. Die feste Verbindung des Halses mit dem Muff
ist mit grosser Sorgfalt ausgeführt worden; nicht allein,
dass beide, wie bei den weissen Bohren im südwestlichen
Theile von Wiesbaden, verkittet sind, sie sind auch an der
Verbindungsstelle des Halses mit dem Muff mit einer noch
jetzt 4" dicken Mörtelmasse umgeben Taf. III, Fig. 11 ;
eine Bohre ist selbst beinahe in ihrer ganzen Continuität
von derselben eingehüllt. Der Mörtel ist ungemein gut prä-
parirt ; er besteht nur aus gereinigtem Sand, von dem jedes
Körnchen zu unterscheiden ist, und aus reichlichem Kalk,
wovon noch unvermischte Nester vorkommen ; auch sind die
Bohren stärker, etwas dicker als die in Wiesbaden gefundenen
weissen Bohren. Waren auch die in Wiesbaden gefundenen
Bohren zum Schutz nicht mit Mörtel umgeben, so waren
doch die Bohren, die bei Mosbach aufgedeckt wurden, in
eine Lettenschicht, wie wir oben sehen, eingehüllt, und einige
rothe Bohren, in der Taunusstrasse in der Nähe des Allee-
saal aufgedeckt, hatten eine schützende Läge in hartge-
brannten Hohlziegeln.
Der Schlammkasten aus Basalt mit der oben angeführten
Inschrift der 22. Legion, dessen Oberfläche ziemlich verwittert
war, hatte 17" Länge, war 13 V2" hoch und IIV2" breit;
43
der dem oblongen Kasten entsprechende, in denselben einge-
hauene Kanal war 13" lang, 5" tief und 4" weit. Die
schmaleren Seitenwände desselben waren in ihrer Mitte mit
runden OeiB&iungen von 3" Durchmesser versehen, zur Auf-
nahme der Röhren, worin dieselben, jedoch abgebrochen, noch
Stacken. (Tafel II, Fig. 14.)
Aus der Yergleichung der Schlammkästen, des aus
Sandstein in der fiheinstrasse 11^ tief gefundenen und des-
jenigen von Ködelheim von Basalt, geht hervor, dass die-
selben in Beziehung auf ihre Grösse, Länge, Höhe, Breite
und Tiefe beinahe übereinstimmen ; und dass auch die Art der
Anordnimg der in dieselben eingefügten Bohren die gleiche
war, wodurch der Schlammkasten aus Sandstein in der Bhein-
strasse sich als ein römischer erweisen möchte.
c. Helle Thonröhren in Wiesbaden.
1) In der Louisenstrasse (Taf. lY).
Wir wenden uns jetzt zu den hiesigen hellen Thon-
röhren.
In den Annalen II, 1, pag. 211 heisst es: „Es ist uns
nicht entgangen, dass zufällig die ehedem bekannte Leitung,
welche das Wasser aus dem heiligen Born ^) vor das hiesige
Kathhaus brachte und in der . Baustelle des Herrn Leyen-
d e c k e r (jetzige höhere Töchterschule Nr. 24) in der Louisen-
strasse durchgraben wurde.* Aus welcher Quelle diese An-
gabe in Beziehung auf den heiligen Born schöpft, ist mir
gänzlich unbekannt, auch weiss sonst Niemand etwas von
der angegebenen Leitung ; dagegen heisst es in dem schon
erwähnten Eh. Kurier : 2) Bilder aus Wiesbaden. Die älteren
1) 25 Minuten von Wiesbaden zwischen der Biebricher Chaussee
und dem Salzbach in einem Sattel des Bergabhanges gelegen.
*) Vom 26. September 1872 in der L Ausgabe.
44
Brunnen und Bninnenleitungen. ,Der älteste Brunnen, der
von Aussen in die Stadt geleitet worden ist, ist der soge-
nannte Stadtbrunnen vor dem alten Bathhause auf dem
Marktplatze; er liefert per Minute 35 Mass Wasser. Die
Quelle liegt im Wellritzthale oberhalb der Wellritz-
mühle (Kaufmanns). Nach Urkunden liess sich Graf Lud-
wig von Nassau dieselbe im Jahre 1609 durch hölzerne
Röhren an ihre jetzige Stelle führen. Der Brunnen lief an-
fänglich auch aus einem hölzernen Stocke aus 2 Bohren mit
Vorrichtung zum Füllen, Schöpfen und Tränken des Viehes
bis zum Jahre 1753, in welchem die jetzige Fassung in
Sandstein ausgeführt wurde. Mit der Leitung in die Stadt
wurde Vt ^^^ Gesammt- Wassermenge in den vormals unteren
Schlosshof zur Speisung der Beamten Wohnungen und Oeko-
nomiegebäude des 1595 zweiten neu erbauten Schlosses ab-
gezweigt. Im Jahre 1838 wurde diese Abzweigung cassirt
und der entsprechende Theil des Wassers oberhalb dem
Stadtbrunnen in das dritte neu erbaute Palais am Markt-
platz geleitet. Der Verfasser dieser Mittheilung bemerkt,
dass er in diesem Kapitel über die öffentlichen Brunnen un-
serer Stadt der Feder des alten städtischen Bauaufsehers
Ch, Martin folge. Vergl. Rhein. Kurier, Jahrgang 1869,
Nr. 205—7.«
Abgesehen von dieser authentischen Mittheilung, die des
h. Borns gar nicht erwähnt, ist auch die ohne alle Stütze
hingeworfene Angabe in unsern Annalen von der Herleitung
aus dem h. Born schon um der Geringfügigkeit wenigstens
seiner heutigen Wassermenge hinfällig. Derselbe ist jetzt
eine unbedeutende Quelle für den Gebrauch der Feldarbeiter.
Die Quelle könnte jedoch früher reichlicher geflossen sein,
was sehr wahrscheinlich, allein die Richtung der Herleitung
vom heiligen Born entspricht auch nicht der Richtung der
45
Eöhrenleitung durch die höhere Töchterschule Nr. 24 in der
Louisenstrasse , indem dieselbe yon links nach rechts sich
wendet, was nicht möglich wäre, wenn die Leitung vom
heiligen Born, also auf der linken Seite der Biebricher
Chaussee, 800 Schritte auf dieser fort hinter des Gärtners
König Haus, nach Biebrich und dann 300 Schritte im
rechten- Winkel nach dem Mühlthal abwärts, wo der heilige
Born liegt, ausgegangen wäre. Die Eichtung deutet viel-
mehr auf eine Quelle von der Anhöhe rechts und west-
lich von der Biebricher Chaussee, etwa auf dem District
Bein.
Wir kehren nun wieder zur höheren Töchterschule
zurück.
Auf Veranlassung der vielen Neubauten und Grundar-
beiten in dem südwestlichen Theile von Wiesbaden hat der
Verfasser seit dem Jahre 1869 folgende Leitungen von
Thonwasserröhren aufgefunden.
Zum zweiten Male wurde sie gefunden, als im Jahre
1869 am 13. October in dem Hofe der oben erwähnten
höheren Töchterschule, also hinter dem Vorderhause, ein
zweites grosses Gebäude errichtet wurde. Der V. fand bei dem
Fundamentgraben am südlichen Bande des Fundaments so-
wohl, als auf der nördlichen Seite 5' tief die sich entsprechen-
den Thonröhren in etwas von Südwest nach hordöstlicher
Eichtung, also etwas von links nach rechts verlaufend.
Unser Museum bewahrt einige dieser Thonröhren. Wir wollen
eine von besonderer Grösse aus der höheren Töchterschule
1869 aufgefundene beschreiben.
Dieselbe war 2' 1" lang, die Weite des Muffs 3" im
Lichten, sein Durchmesser am Ende mit den Wandungen
des Eohres 4" 2"'.
Der Muff wird weder auf seiner äusseren noch auf seiner
m
tu
46
inneren Fläche durch ein Merkmal, eine Grenze, bezeichnet,
Bondern er wird trichterförmig immer enger, bis das Bohr
die Weite von 2" 2"' erreicht hat. Der Muff ist mit dem
Halse der nächsten Röhre durch weissen, steinharten Kitt
noch fest verkittet. Der engere Theil, der 2" lange Hals
der Bohre, wird dadurch gebildet, dass da, wo derselbe be-
ginnt, das Bohr eingezogen ist, das heisst, sich verengt,
wodurch nothwendig zwischen Bohr und Hals ein Absatz,
eine 2V2 bis 3'" tiefe Treppe entsteht. Derselbe ist 1" 10
weit im Lichten. Die Weite des Böhrkanals beträgt 2*' 3
Die Farbe ist hellgelb röthlich. Die äusseren und innerai
Flächen des Bohres sind mit denselben Windungen von Ver-
tiefungen und Erhabenheiten, wie sie bei den rothen Bohren
angegeben wurden, bedeckt.
Zum dritten Male wurde die Fortsetzung dieser Böhren-
leitung 1870 auf der nördlichen Seite der Louisenstrasse
gefunden, der höheren Töchterschule schief gegenüber ; von
links nach rechts verlaufend kam sie am Thore des Hauses
Nr. 17 zum dritten Male vor, als längs der ganzen nörd-
lichen Seite dieser Strasse behufs der Wasserleitung ein 8'
tiefer Graben aufgehoben wurde. Auch hier sah ich sie auf
der südlichen und nördlichen Seite der Wände des Grabens
gegen 5' tief in derselben Bichtung von Südwest nach Nord-
osten verlaufend eingebettet. Auch davon habe ich eine
Bohre an unser Museum abgegeben. Woher diese Leitung
kommt und wohin sie geht, ist gänzlich unbekannt. Die
Leitung überschreitet also die Louisenstrasse und endet über
dem Thore des Hauses Nr. 17. Dieser zu verschiedenen
Zeiten und an drei verschiedenen Orten aufgedeckte Wasser-
röhrenstrang entspricht genau einer Leitung, deren Bichtung
durch das Hinter- und Vorderhaus der höheren Töchter-
schule, Nr. 24 in der Louisenstrasse, verläuft und zum
47
dritten Male diesem Hause diagonal gegenüber diese Strasse
kreuzt und bei dem Thore des Hauses Nr. 17 wieder er-
kannt wurde; mehrere Eöhren sind hier gehoben worden.
2) In der Bheinstrasse Nr. 17a (Taf. IV).
Zum vierten Male wurde die Fortsetzung - dieses
Stranges in entgegengesetzter Eichtung nach Süden von dem
Hinterbause Nr. 24 der Louisenstrasse in der Bheinstrasse,
im hinteren Hofe des Hauses Nr. 17 a, neben dem Eegie-
rungsgebäude, 11' tief wie im gewachsenen Lehmboden ge-
funden, der über und unter den Eöhren gleich fest und un-
berührt wie ein gewachsener Boden erschien. Dabei befand
sich ein Schlammkasten von Sandstein. Derselbe war 18"
lang, 8" hoch und 11" breit. In seiner Längenachse war
ein 13" langer, 4" breiter und 5" tiefer Kanal eingehauen,
der an seinen beiden schmalen Enden mit einer runden Oeff-
nung zur Aufnahme der ein- und austretenden Thonröhren
durchbohrt war (Taf. II, Fig, 15) ; die abgebrochenen Eöhren
Stacken noch fest.
' 3) In der Adelheidstrasse Nr. 17.
Zum fünften Male erschien diese Leitung in Be-
ziehung auf die Eichtung nach der Aussage des Herrn
Stadtbaumeister Fach bei der Fundamentlrung seines Hauses
Nr. 9 (Eckhaus rechts am Ende der Adolfstrasse und Nr. 17
der Adelheidstrasse).
4) In der Adelheidstrasse Nr. 18 (Taf. IV).
Zum sechsten Male fand sie sich dem eben be-
schriebenen Hause des Herrn Fach gegenüber bei dem
Graben des Fundamentes des Eckhauses der Adolfsallee und
der Adelheidstrasse Nr. 18 ; so berichtete der Vereinsdiener
Weck, der schon 40 Jahre in unseren Diensten steht und
seinen bestimmten und wiederholten Versicherungen, die
Eöhren an dieser Stelle gesehen zu haben, ist umsomehr
48
Glauben beizumeBRon, als man damals von den bei dem Baa
Atm HauHOH dos Herrn Stadtbaumeisters Fach gefondoien
IMhren, welches jenem gegenüberliegt, nichts wosste. Auch
entM|[»richt dieser letzte Fundort vollkommen der Bichtung
einer IlAhronleitung, die wir von hier durch die Bheinstrasse
bis zur Loulsenstrasse verfolgt haben (Specialplan Taf. IV).
Kh muRS aber bemerkt werden, dass ich mich von der Böhren-
leitung der zwei letzten Fundorte nicht selbst durch den
Augenschein überzeugen konnte, weil ihre Auffindung zu
spät zu meiner Kenntniss kam.
Wenn man diese Bichtung weiter verfolgt, so findet
man, dass sie allerdings auf den Marktbrunnen hinpfeilet
und dies mag die Ursache gewesen sein, warum man sie in
unseren Annalen am angeführten Orte, als den Marktbrunnen
speisend, sich gedacht hat; aber wir haben oben nachge-
wiesen, dass es nicht möglich ist, diese Leitung von der
Quelle des heiligen Born abzuleiten.
5) Waaaerleitung in der Adelheidstrasse.
In der Adelheidstrasse wurde bei dem Neubau des Hauses
Nr. 13 von dem Zimmermeister Gerner bei den Grundar-
beiten seines Kellers eine Böhrenleitung , von Süden nach
Norden laufend, gleichfalls etwas von links nach rechts sich
neigend, von den nämlichen hellen Thonröhren gefunden.
Der Verfasser sah dieselbe, wie sie an der südlichen
Wand der Böschung ein- und an der nördlichen Wand der-
selben nach der Stadt zu austraten. Es wurden davon drei
im Jahre 1869 dem Museum übergeben, die ich kurz be-
schreiben will.
1) Eine Bohre von 1' 10" Länge, 23/4" Weite im
Lichten an dem Ende des MufTs, am schmalen Ende der
Bohre 1" 11'" weit im Lichten, blassgelb mit schwach röth-
lichem Thon.
49
2) Eine Eöhre von 1' 10" Länge, 23/4" Weite im
Liebten am Muff, am schmalen Ende 2" weit im Lichten,
Farbe bellbraun mit grauen röthlicben Flächen gemischt.
Siebe die Abbildung Taf. II, Fig. 8 und im Durchschnitt
Taf. II, Fig. 9.
Ausserdem fanden sich noch drei Bohren, welche noch
verkittet waren und zusammenhingen und deshalb nicht ge-
messen werden konnten. Zwei Bohren blassgelblich, die
dritte grau, gelbröthlich. Dazu kamen im Jahre 1870 :
4) Eine Bohre von 1' 10^' Länge, 3" Weite am Muff,
2'' Weite am engen Theile.
5) Eine Bohre von 1' 10'" Länge, 3" Weite des Muffs,
1" 10'" Weite des engen Theils.
Der Hals aller dieser Bohren ist 1" 10"' bis 2" lang,
die äussere Leiste, die die Bohre umgibt da, wo der Hals
beginnt, ist wenig erhaben. Dieser äusseren Erhabenheit
entspricht auf der inneren Fläche nur eine unbedeutende oder
gar keine vertiefte concave Binne.
6) Thonröhrenleitiing in der Moritz-Albrechtstrasse (Tab. lY).
•
Von dem südwestlichen Ende der Albrechtstrasse und
der verlängerten Moritzstrasse circa 50' von diesem Ecke
entfernt, Biebrich zu, befand sich eine 30' im Durchmesser
betragende Lehmgrube zum Bereiten von Backsteinen, wobei
man auf eine Thonröhrenwasserleitung stiess, die von Süden
nach Norden unbedeutend von links nach rechts verlief.
Der Verfasser sah an der südlichen sowohl wie an der nörd-
lichen Böschung der Lehmgrube die entsprechenden Enden
dieser Leitung 5' tief aus der Erde herausragen.
Einige Monate später wurde unmittelbar vor und längs
der nördlichen Seite der Albrechtstrasse ein 9' tiefer Graben
zur Anlage der neuen Wasserleitung von Westen nach Osten
50
gezogen, wobei jene von Süden nach Norden verlaufende
Köhrenleitung, die schon in der Lehmgrube aufgedeckt wurde,
70' von letzterer entfernt von dem Eckhause der nördlichen
Seite der Albrecht- und verlängerten Moritzstrasse zum
zweiten Male gefunden wurde, indem sie jenen oben erwähn-
ten Graben quer durchschnitt. Die Röhren lagen b' tief und
waren an den gegenüberstehenden Wänden des Kanals sicht-
bar; die von Süd nach Nord verlaufende Richtung neigte
sich auch hier von links nach rechts. 'Zum dritten Male
wurde diese Leitung im December 1873 zwischen jenen 2
oben beschriebenen Fundstellen gefunden, 6 Röhren, hellr
gelblich oder in's blassbläuliche schimmernd, von denen noch
2 fest mit einander verkittet waren, auch waren einige rothe
darunter; sie waren 1' 11" lang, ihr Muff war 2'' 9'"
weit, der Hals 1" 9"' im Lichten weit, seine Länge 1" 9"',
die Weite des Rohres selbst mass 2". Ihre Obei-flächen
haben entweder keine oder kaum bemerkbare oder nur in
einem Dritttheile des Rohres bemerkbare spiralförmige Win-
dungen aufzuweisen. Auf ihrer Innenfläche sind sie jedoch
scharf ausgeprägt, ein Beweis mehr, dass äussere und innere
Windungen von einander unabhängig sind. Die technische
Ausführung der Röhren war ganz so wie sie bei den Röhren
aus der höheren Mädchenschule in der Louisenstrasse be-
schrieben wurde. Die an jenen 3 Stellen gefundenen Röhren
gehören demnach einem und demselben Strang an, der von
Süd nach Nord etwa 12 bis 15' vor der Fronte der Häuser
der verlängerten Moritzstrasse entlang verläuft, jedoch etwas
von links nach rechts.
7) Thonröhrenleitiing in der Burgstrasse (Taf. VI).
Den 23. October 1866 wurden mehrere röthliche
thonerne Brunnenleitungsröhren 8' tief bei Anlegung eines
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51
Canals aufgefunden. Die Leitung begann am Hause des
Herrn Z in gel am Ecke der kleinen und grossen Burgstrasse
und Kef auf der Nordseite der grossen Burgstrasse mit
mehreren Unterbrechungen beinahe bis zum Anfange der
Müblgasse.
Der Verfasser hat diese Leitung nicht selbst gesehen,
sie ist indessen von dem Geometer Jost 1859 geometrisch
aufgenommen mit der Ueberschrift : , Aufnahme einer alten
Wasserleitung in der grossen Burgstrasse zu Wiesbaden,
gefunden 8' tief unter dem Pflaster bei Gelegenheit einer
Canal-Anlage*. Stadtbauaufseher Koch, der diese Erd-
arbeiten leitete, bezeichnete dem Verfasser die Stelle und
Bichtung der Leitung, wie ich sie nach der Aufoahme von
m
Jost angegeben habe, ohne dass er Kenntniss von der von
Jost auf seinem Plan angegebenen Stelle und Eichtung der
Leitung hatte.
8) ThonrOhrenwasserleitung auf dem Schützenhof-Terrain.
Grand-Hotel. Special-Plan Taf. IV.
In dem weiter unten anzuführenden Bericht des In-
genieurs Jost vom Jahre 1859 sagt derselbe: „Vierzig Fuss
von der Langgasse und eben soweit von dem Gemeindebad-
gässchen entdeckte man 4 Bäder nebeneinander 3' 5" tief
(Specialplan Nr. !)•* ; die genaue Beschreibung derselben
übergehen wir, als nicht hierher gehörig. Zu beiden Seite'n
der Bäder schloss sich ein grauschwärzlicher Estrichboden
an, welcher auf einer Schichte auf die höhe Kante gestellter
Steine (Rollschichte) lagerte, ganz so, wie man diese bei
römischen Fundirungen so häufig findet; ebenso war auch
die Construction des Bodeös der Bäder ausgeführt.
Eine Leitung aus Thonröhren lag so hoch im recht-
seitigen Estrich, wie er zu beiden Seiten der Bäder vorkam,
dass sie kaum von derselben bedeckt wurde.
4*
52
Diese Bohren waren annähernd 3' lang und an dem
einen Ende so ausgeweitet, dass die verjüngte Spitze des 2.
Bohres hier hinein passte.
Herr Archivar Habe! hat schon vor vielen Jahren eine
Ausgrabung vorgenommen und einen Böhrenstrang aufge-
deckt, welcher dem hier genau ähnlich war, er lag jedoch
umgekehrt (?).• Diese Leitung wurde von Habel genau
aufgenommen und da die Aufnahme durch die Länge der
Zeit etwas defect war, von Jost copirt.
Die oben von Jost aufgefundene Leitung (Plan I.)
endete in einem jener 4 Bäder. Zur Leitung von warmem
Badwasser hat sie wahrscheinlich nicht gedient. In der
Höhe der Sohle des letzten Bades fand sich ein Abzugskanal
nach dem Eck, welches die Langgasse mit dem Gemeinde-
badgässchen bildet, und zwar von 2 auf einander gestürzten
Hohlziegeln, wie solche bei den römischen Ziegeldächern vor-
kommen, hergestellt. (Taf. I, Fig. i.)
Etwas höher, nur 2' 9'' unter dem Niveau des Strassen-
pflasters und etwas rechts , stiess man auf das mit Nr. 10
im Uebersichtsplan bezeichnete Mauerwerk und Spuren einer
Böhrenleitung, eines Plattenbodenö u. s. w. ; es scheint dies
mit der seiner Zeit von Herrn Archivar Habel aufgegra-
benen und aufgenommenen Böhrenleitung, worüber ein Plan
(und der von Jost copirte) im Besitz des Vereins ist, iden-
tisch zu sein.
9) Die Wasserröhrenleitung in der WiUxelmstrasse.
(Specialplan Tafel IV.)
Auf dem warmen Damm quer über die Wilhelmstrasse
gegen das obere Ende des Museumsgebäudes hin ist auf
derselben Karte von Jost vom Jahre 1859 eine Wasserlei-
tung durch einen rothen Strich verzeichnet, auf welcher auch
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die Wasserleitung in der Burgstrasse aufgenommen wurde ;
bei dem rothen Strich stehen die Worte: »Alte Wasser-
leitung« ohne weitere nähere Angabe. Diese Karte hat fol-
gende üeberschrift : »Aufnahme einer alten Wasserleitung
in der Burgstrasse zu Wiesbaden, gefunden bei Gelegenheit
einer Kanal- Anlage 8' unter dem Pflaster, gezeichnet im
Jahr 1859 von J. Jost.* In einer anderen weitern Karte
von Jost 185ffmit der üeberschrift : »Aufnahme römischer
und germanischer Funde auf dem warmen Damm und in •
dem Museumshofe, aufgenommen und gezeichnet von Jost
1859* ist oben in der Ecke eine Wasserthonröhre abgebildet,
Vs ihrer natürlichen Grösse, mit der üeberschrift: »Eine
Thonröhre der alten Wasserleitung auf dem warmen Damm.*
Nach jenem Massstabe war die Eöhre 19" lang.
Es ist hiermit ohne Zweifel jene auf der ersten Karte
mit einem rothen Strich angegebene Wasserleitung gemeint,
obschon die Kichtung der auf der zweiten Karte auch durch-
einen rothen Strich vorgemerkten Wasserleitung etwas .von
der auf der ersten Karte abweicht.
Auch von dieser Leitung habe ich mich durch eigene An-
schauimg nicht überzeugt, fühle mich aber doch verpflichtet,
der Vollständigkeit wegen dieselbe aufeuführen und obschon
ich nicht die mindeste Ursache habe, an der Existenz der-
selben zu zweifeln, so bemerke ich doch, dass auf dem
warmen Damm bei. Anlage des neuen Parks eine grosse An-
zahl zertrümmerter aber unversehrter mittelalterlicher Thon-
gefösse sich vorfanden.
10) Eine uralte Wasserleitung in thönemen Bohren hinter
der Kaserne
(Specialplan Tafel VII)
muss ich anführen, deren der verstorbene Pfarrer Luja von
Dotzheim in seinem Bericht über die Ausgrabungen am
54
HoUenborn bei Dotzheim^) in folgenden Worten Erwägung
thut : «Eine uralte Wasserleitung in thönernen Röhren, die
noch heute ein sehr gesundes Wasser geben, quillt an dem
Wellritzbach oberhalb der Kaserne hervor. Aus den 70 er
Jahren muss noch jedem Wiesbader bekannt sein, dass dieser
Platz von der alten Stadtmauer eine kleine V4 Stunde ent-
fernt war, jetzt aber nur eines Steinwurfs Weite oberhalb
der Kaserne befindlich ist. Noch ganz unbekannt ist es,
wo diese Wasserleitung herkommt, deren Richtung nicht in
die Stadt, sondern an der Stadt vorüber zeigt."
11) Bölirenleitiing bei Mosbach, 1/2 Stunde von Wiesbaden.
Bei den Erdarbeiten der Rheingauer Eisenbahn wurde
den 27. Februar 1854 ganz in der Nähe von Mosbach,
1135' westlich von dem Durchgangsbogen vor der Ärmen-
ruhmühle, 5' unter der Oberfläche, eine aus gleichlangen,
weissgelblichen Thonröhren bestehende Leitung gefunden,
die aus den höher liegenden Weinbergen im Norden der
Eisenbahn kam und in etwas südwestlicher Richtung, in
ihrer wahrscheinlichen Fortsetzung die Landstrasse von
Mosbach nach Castel durchkreuzend, in der Richtung auf
Biebrich verlief.
Die weitere Beschreibung, obgleich etwas ungenau, gebe
ich nach dem Bericht des Dr. Rössel in den periodischen
Blättern. 2)
Die Leitung bestand aus ineinander gesteckten gleich
langen Röhren, 2' lang, 4" weit (Taf. III, Fig. 5), die oben und
unten 1 Va", zu beiden Seiten aber 8" hoch aufgetragen, von einer
Lettenschichte rings eingehüllt waren. Von 9 Röhren, die uns zu
1) Nass. Annalen I. B., 2—3. Heft, Seite 155.
2) 1854 Nr. 1, Seite 5.
55
Gesicht kamen; waren 6 ohne alle Abzeichen, eine hatte in
der Mitte 2 umlaufende Streifen und eine war ausserdem
mit zickzackartigen Verzierungen versehen, wie sie ähnlich
auf römischen Ziegeln vorkommen. Am 25. März ergab
sich bei Portsetzung der Erdarbeiten 25' westlich von dieser
Leitung, aber noch 8' tiefer, ein gleichfalls von Nord nach
Süd verlaufender gemauerter Kanal, den wir schon oben be-
schrieben haben.
12) Gärtner Königs Garten.
Wir kommen nun zu den Thonröhren , welche Herr
Gärtner König in dem oberen Dritttheil seines Gartens an
der von Wiesbaden nach Biebrioh vorbeiziehenden Chaussee
gefunden hat. Der Garten liegt linkerseits der Chaussee,
wenn man von Wiesbaden kommt, einige 100 Schritte oberhalb
des Bondels, wo die Chaussee anfängt anzusteigen, 20 Mi-
nuten von Wiesbaden. Die ßöhrenleitung durchschnitt den
Garten quer in seinem oberen Dritttheil von Süden nach
■
Norden und neigt sich etwas von rechts nach links ; sie
lag circa 5' tief ; 4 Bohren davon befinden sich im Museum,
sie sind weissgelblich, wie die in der höheren Töchterschule
gefundenen, von der oben beschriebenen Beschaffenheit. Die
eine hatte einen kaum wahrnehmbaren bläulichen Ton, V
10" lang, die weite Oeffnung (Muff) 2" 9 bis 10"' im
Lichten, die engere (der Hals) 1" bis 9'" weit im Lichten.
Jane andere zweite Bohre von etwas schmutzig röth-
licher Farbe, ist IVj" länger als die erste. Die Weite der
weiteren und engeren Oeffnung ist dieselbe wie die der ersten
Bohre, die letztere ist etwas krumm gebogen.
Der Hals an beiden Bohren ist 2" lang, noch zum
Theil umgeben von einem weissen, sehr reichlichen stein-
harten Kitte.
\
56
Die dritte Eöhre ist V 10" 8'" lang, der Muff 2" 10'",
das engere Ende 1" 8'" weit, der Hals 2" lang, Farbe
schmutzig, röthlich bräunlich, und schief gebogen« Auf
Taf. IT, Fig. 9 ist eine Bohre im Durchschnitt dargestellt
Die vierte Röhre V 10" 9'" lang, der Muff 2" 9"' im
Lichten, das engere Ende 1" 10"' weit im Lichten, der*Hals
1" 10"' lang. In allen sind weisse bedeutende Beste ihrer
früheren Verkittung von weissem steinhartem Kitt zu sehen.
Die Bildung des Muffs und Halses ist so wie diejenige, wie
sie oben beschrieben wurde.
Es wird ohne Zweifel ein Leichtes sein, dieselbe Leitung
vor und hinter dem Garten durch Nachgrabung weiter zu
verfolgen. Unmittelbar vor dem Garten, nördlich, wo später
grosse Lehmgruben zu Backsteinbereitung gemacht wurden,
fand ich mehrere von den Arbeitern zertrümmerte Bohren,
konnte aber nicht ermitteln, ob sie die Fortsetzung jener
Leitung waren, woran nicht zu zweifeln ist.
Zugleich fanden sich Beste einiger uralter germanischer
Gräber, Knochen, Scherben von Urnen, sodann ungefähr 8
eiserne Binge, um Holzwasserleitungsröhren miteinander zu
verbinden, wie sie öfters vorkommen. Da es jedoch seltsam
erscheint, dass eine Thonröhren- und Holzleitung neben
einander herlief, so könnte letztere vielleicht später gelegt
worden sein, oder umgekehrt, als die erste, die thönerne, in
Abgang kam.
Es ist hier leichter zu sagen, woher sie kommt, als
wohin die Leitung führt, denn circa 800 Schritte hinter des
Gärtner Königs Haus nach Süden findet sich in einer leichten
Terrainsenkung eine Quelle von gutem Trinkwasser von jenem
oben erwähnten heiligen Born, den noch heute die Feldar-
beiter benutzen. Die Stelle und ihre Umgebung ist noch
nicht untersucht worden ; ebenso ist von der Quelle aus über
57
des Königs Garten in der von der Richtung der Leitung
vorgezeichneten Linie nach der Stadt noch keine Visirung
Yorgenonunen worden. Es ist kaum zu zweifeln, dass die
oben beschriebene Leitung ihre Quelle im heiligen Born hat.
18) Thonröhrenleitung an der englischen Kirche (TaJEl lY).
Bei dem Bau der Eanalanlage auf dem Terrain hinter
der englischen. Kirche wurde 7' tief eine Thonröhrenwasser-
leitnng von circa 24^ Länge gefunden. Dieselbe lag in dem
oberen Dritttheil und in der Mitte des Weges, welcher von
dem Rondel an dem Hause Nr. Ib vorbei auf die Frank-
farter-Bierstadter Chaussee führt und zwar dem Hause Nr. 1 b
gegenüber, welches an dieser Strasse liegt, wie aus dem
Plan Tafel IV zu sehen ist. Vier Thonröhren von dieser
Leitung sind durch die Güte des Herrn Stadtbaumeisters
Schultz an das Museum gekommen. In dem Muff der
einen Bohre Stack das verjüngte Ende der anderen, ohne dass
diese Verbindung durch irgend einen Kitt verstärkt oder
vermittelt worden wäre. Die Bohren hatten von den bisher
beschriebenen ein ganz verschiedenes Aussehen ; dieselben
waren kürzer, erschienen namentlich im Verhältniss zu ihrer
Länge viel dicker, ihre Farbe hellmausgrau ; sie waren
gegen die Mitte hin ausgebaucht, hier war ihr Durchmesser
mit den Wänden 4" 6'", am Halse 3". Der Muff hatte
im Lichten einen Durchmesser von 3" 9"' und der Hals
im Lichten 2" 7'".
Der Hals verjüngte sich von der Mitte des Bohrs all-
mälig bis an das Ende desselben und ist weder auf der
äusseren noch auf der inneren Fläche kenntlich markirt.
Das Bohr beginnt 2V2'' von seinem Ende sich zum
Muff zu erweitern, und hier ist der Beginn des Muffs auf
der inneren Fläche durch eine mehr plötzliche trichterförmige
58
Abgrenzung bezeichnet, wie bei den Bohren im DambachthaL
Ihre Oberfläche ist nicht glatt, sondern sie fohlt sich rauh
an, wie von feinem eingebackenen Sand herrührend. Femer
besitzen diese Bohren ungemein starke spiralförmige Win-
dungen, sowohl auf der Aussen- wie auf der Innenfläche.
Die Wände sind dünner, auch sind sie leichter, als alle die
anderen Bohren und geben einen weniger hellen Erlang.
Sie machen den Eindruck als Bohren viel jüngeren Datums,
als die früher beschriebenen und müchten wohl dem Mittel-
alter angehören. Es ist noch zu bemerken, dass man, als
der sogenannte warme Damm zu einem Park angel^ wurde,
viele Fundamentmauem kleinerer Gebäude fand, die jedoch
keine römischen waren, und dass ihre Umgebung mit einer
grossen Menge von Trümmern zerbrochener mittelalterlicher
Gefässe, defecten und ganz erhaltenen, bedeckt war, die auf
eine Töpferwerkstätte schliessen liessen.
14) Vergleichung der rothen lud hellen BOhren.
Die charakteristischen Unterschiede der rothen römischen,
in dem nordöstlichen Theile von Wiesbaden gefundenen
Bohren von den hellen weisslichen grösseren Bohren im süd-
westlichen Theile von Wiesbaden gefundenen, sind folgende:
1) Die Farbe der ersteren ist ziegelroth, die der zweiten
hellweissgelblich.
2) Die Länge der ersteren ist kleiner, 18 — 19" lang,
die hellen 1' 10'', 23" bis 25", also 3^5" länger.
3) Bei den rothen Bohren geht die Weite des Muffs
trichterförmig enger werdend nur bis zu 2" Länge, bricht
dann plötzlich ab, und es beginnt der gleichmässig weite
Kanal der Bohre von 1" 3/^"' Weite. In den 2" langen
trichterförmigen Muff, pas$t der 2" lange Hals des schmaleren
Endes der Bohre.
59
Bei den hellen Bdhren dagegen geht die Weite des
Muffs, allmälig immer enger werdend, bis zu 6—7" in die
gleichmässige des Bohrkanals über.
4) Bei den rothen Bohren ist keine Spur von der Art
der Verkittung oder einer anderen Indnanderfügung der
Bohren zu bemerken. Bei den hellen dagegen begegnet man
keiner Bohre ,# die nicht an dem weiten oder engeren Ende
der Bohre die Beste der weissen steinharten reichlichen Ver-
kittung wahrnehmen lässt. Wir haben oben die drei mit
einander vollkommen fest verkitteten Bohren aufgeführt, ja
wir bemerkten solche in unserem Museum, die so fest ver-
kittet waren, dass bei dem Versuch, sie zu trennen, die
Bohre abbrach und der mit dem Muff verkittete Hals in
der Bohre zurückblieb.
Nach der Analyse des Geh. Ho&ath Fresenius be-
steht dieser weisse steinharte KHt nur aus kohlensaurem
Kalk, was ganz der Angabe des Vitruv entspricht, der
sagt, »dass die Thonröhren mit einer Kitte von Calx vivus,
mit einem Oel zusanunengerieben , fest verbunden würden.*
Diese Masse ist im frischen Zustande weich und knetbar,
wird aber mit der Zeit, nachdem das Oel ausgetrocknet und
verschwunden ist, sehr fest, wie auch der Glaserkitt im An-
fange eine weiche Masse aus Kalk und Leinöl besteht, aber
an warmer Luft mit der Zeit zu einer hornartigen Masse
austrocknet.
. 5) Die rothen Bohren haben am Halse des engeren
Endes eine sehr erhabene breitere Leiste, sowie eine starke
Einschnürung, die bestimmt ist, sich an den Muff anzu-
schliessen. Bei den hellen Bohren findet der hohe Leisten
und die tiefere Einschnürung nicht statt.
6) In den rothen Bohren habe ich noch nie ein Sedi-
ment, einen erdigen Absatz aus dem Wasser, bemerkt.
60
Bei den hellen dagegen findet sich in dem Böhrenkanal
oft ein 2'" bis 4'" dicker hellbrauner, sehr feiner feuchter
Niederschlag aus dem Wasser vor.
7) Die rothen Bohren sind nicht so schwer, ihre Ma-
terie besteht aus Lehmerde.
Die hellen sind viel schwerer, haben ein dichteres Korn,
namentlich tritt dieses beim Bruch hervor, s« dass manche
den üebergang zum Steingut zu bilden scheinen, namentlich
die, welche in das hellbläuliche schimmern.
8) Bei den rothen Röhren sind die flachen V2" breiten
spiralförmigen Erhöhungen auf der Oberfläche und im Innern
beinahe immer vorhanden.
Bei den weissen Röhren sind viele, bei denen auf der
Oberfläche die spiralförmigen erhabenen Windungen mehr
oder weniger ausgeprägt, auch oft gar nicht wahrgenommen
wurden, indem sie aussen und innen den Röhren fehlen.
Den erhabenen Windungen auf der Oberfläche entsprechen
die vertieften Windungen im Innern der Röhren nicht.
9) Die rothen Röhren sind im Allgemeinen sorgfältiger
und gleichförmiger an dem Muflf und dem engeren Ende
derselben bearbeitet.
Nach dem Gutachten eines erfahrenen Töpfers sind beide
Arten der Röhren von einem geschickten Meister auf der
Drehscheibe mittelst eines in der Mitte derselben aufgesetzten
hölzernen Cylinders von der Grösse des Durchmessers, als
die Weite des Rohrkanals zu sein bestimmt war, und der
Letten um den Cylinder durch das Drehen der Scheibe mit
Unterstützung der einen Hand zu der beabsichtigten Höhe
gebracht. Die äusseren spiralförmigen Eindrücke, Windungen
auf ihrer Oberfläche, rühren nach seiner Ansicht von dein
Fingern der Hand her; beide Arten von Röhren seien sehr
gut gebrannt und von einer unverwüstlichen Dauer, daher
61
Uingen sie bei dem Anschlagen mit einem festen Körper
80 hell wie Metall, besonders die rothen.
Die oben beschriebenen Eöhrenleitmigen in dem süd-
westlichen Theil von Wiesbaden, wo sie in der Louisen-,
Bhein-, Adelheid- und Moritzstrasse, sowie im Garten des
Gärthers König an zehn verschiedenen Orten ausgegraben
wurden, gleichen sich in Hinsicht auf Form, Grösse, Farbe,
technische Ausfuhrung und Yerkittung vollkommen; die
übrigen Eöhrenleitungen , die ich nach zuverlässigen Mit-
theilungen angegeben, aber nicht selbst gesehen habe, werden
wohl an jene sich angereiht haben, wovon ich jedoch die
Böhrenleitung an der englischen Kirche ausnehme, die ich
far eine mittelalterliche halte; ich kann mich dabei leider
weniger auf positive Merkmale, als auf den Totaleindruck
stützen, den sie zurücklassen. Ich halte übrigens nicht allein
die Thonröhren im nordöstlichen Theile der Stadt aus den
früher angegebenen Gründen für unzweifelhaft römische,
sondern auch die in den im südwestlichen Theil der oben
namhaft gemachten Strassen aufgefundenen hellen Bohren,
obschon bei ihnen der wichtige Umstand zu ihrer positiven
Beglaubigung fehlt, dass sie, wie die rothen, mitten bei
römischem Geräthe in einem römischen Bade etc. sich vor-
fanden; denn es widerspricht ganz unserer Kenntniss der
kulturgeschichtlichen Verhältnisse 'jh Mittelalter, das für das
Gemeinwesen und allgemein nützliche Anlagen wenig Sinn
hatte, dass zumal in einem so unbedeutenden Orte, wie
Wiesbaden, wo weder ein Fürsteusitz noch ein Bischofsstuhl
stand noch auch ein vielbesuchter Badeort war, welches weder
an einer Handelsstrasse noch an einem grossen Strome lag,
ohne Handel und Gewerbe, die Gemeindebehörde für seine
wenigen Bewohner eine so reiche Wasserversorgung mittelst
Holzröhren, Thon- und Bleiröhren, wie wir sie hier antreffen,
62
mit einem so grossen Aufwand von Arbeit und Kosten sollte
angelegt haben, zu einer Zeit, in welcher für kommunale
Zwecke der Bürger in Beziehung auf Sanitätsrücksichten oder
für Wegbau von der Gemeindebehörde so gut wie nichts
geschah ; sodann ist zu berücksichtigen, dass trotz der Menge
von Leitungen keine Spur einer Tradition vorhanden ist und
ferner, dass die Holzröhrenleitung selbst unter der römischen
Heidenmauer unter deren Fundament hindurch lief, dass z. B.
wie in der Rheinstrasse die Thonröhren 11' tief lagen, dass
der Lehmboden über und unter der Leitung fest wie ge-
wachsener Boden sich verhielt, der keine Spur einer früheren
Aufwühlung zu erkennen gab, auch war der dabei gefundene
Schlammkasten dem bei Rödelheim gefundenen aus dem
Material von Granit ganz gleich; endlich fiatten die hellen
Bohren von Bödelheim, die .unzweifelhaft römische sind, mit
unseren hellen Bohren die grösste Aehnlichkeit.
Auch muss erwähnt werden, dass die Strassen, in
welchen die Leitungen gefunden wurden, wie in der Louisen-,
Rhein-, Adelheid-, Moritz-, Albrecht- und Wilhelmstrasse,
sowie die im Garten des Gärtners König gefundenen noch
vor wenigen Decennien Ackerland waren und im Mittelalter
und selbst noch in der Neuzeit weit ausserhalb der Ring-
mauer von Wiesbaden lagen, die es ohnehin sehr spät im
vierzehnten Jahrhundert erhielt und die einen sehr kleinen
Bezirk umgab.
Zur Rechtfertigung meiner im Anfange dieser Unter-
suchung ausgesprochenen Ansicht, dass die römischen Thon-
wasserleitungsröhren weder bei den Fundberichten in den
63
Zeitschriften der Vereine, noch bei den Untersuchungen ge-
lehrter Archäologen über diesen Gegenstand diejenige Be-
achtung fanden , die sie verdienen , ja selbst vernachlässigt
sind, sei mir gestattet, die Resultate 4er umfangreichen und
lehrreichen Untersuchung und Forschung über die römischen
Wasserleitungen von Sumlocenne (Rottenburg) von v. J a u-
mann^) hier zu erwähnen. Man entdeckte daselbst auf
beiden Ufern des Neckar vier grosse Leitungen; die auf
dem linken Ufer war eine grossartige Leitung, besonders
wegen ihrer kunstreichen Ausführung bemerkenswerth, die
sich auf 3 Stunden Wegs erstreckte. Sie war ein unter-
irdischer Kanalbau, wie die Appische Leitung in Rom; der
Kanal ruhte auf einer 6' breiten Grundmauer, 2=3' hoch,
je nach dem Terrain ; an beiden Seiten des Kanals lief
gleichfalls eine Mauer her, eine Strebemauer, 1' schmäler
als die Grundmauer und V/2 hoch bis zum Gewölbe des
Kanals; dieser selbst ist aus Platten aufgebaut, die aus
einer Masse von einem Cement aus Kalk, Gyps und zer-
bröckelten Ziegelsteinen geformt waren. Seine Breite betrug
1', seine Höhe IV2' i^i Cement, bis zum Gewölbe des Ka-
nals V2'- 1^16 einzelnen geformten Platten sind mit so feinem
Kitt aneinander gefügt, dass man glaubt, der ganze Kanal
bilde einen fortlaufenden Guss. Das Ganze wurde mit Erde
bedeckt. Die Seiten des Kanals sind V4' dick, der Boden
V3' ; auf demselben fand sich ein 3 bis 4'" dicker Nieder-
schlag, Wasserstein. Auf eine Stunde Wegs hatte er 120
Fall und mündete vor der Stadt in einem grossen Wasser-
becken, von wo die Leitungskanäle in die Stadt gingen. Er
wurde schon früher aufgefunden und nach Augenzeugen in
1) Colonia Somliicenne, Kottenburg am Neckar, unter den Körnern,
S. 25, 1840.
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demselben viereckige E Öhr e n (?) gefunden, welche drei-
eckige, viereckige und runde Oeffnnngen hatten. J au mann
liess dieses Becken wieder öffnen. Sodann heisst es: Eine
andere Leitung wurde- aufgedeckt mit bleierner Thonsohle
und Thonröhren ; von diesen sagt J. nichts als : ,D i e T h o n*
röhren waren jenen von Waiblingen ähnlich.»
Weiter wird angeführt: Im Spiegelgässchen wurde ein IVa'
breiter Kanal gefunden, in welchem gleichfalls Eöhren
mit dreieckigen, viereckigen und runden Oeffnungen sich be-
funden hätten; dieselben wurden für die ütensuro calices
gehalten, durch welche das Wasser in die Gassen und Häuser
vertheilt wurde; sodann wurde nicht weit von einem römi-
schen Gebäude, in welchem vier 2V2" weite Bleiröhren ge-
funden wurden, eine Leitung mittelst runder Thonröhren
aufgedeckt, ^die den römischen nicht unähnlich
sind.« (?)
Dies ist Alles, was uns die sonst wichtige und interessante
Schrift des gelehrten Archäologen über römische Thonröhren
mittheilt; bei ihrer Erwähnung geht der Verfasser nicht
über die Bemerkung hinaus, dass sie den römischen nicht
unähnlich oder den von Waiblingen ähnlich waren. Zweimal
wird nur von Eöhren gesprochen mit runden, drei- und
viereckigen Oeffnungen, ohne dass angegeben wird, ob es
Blei- oder Thonröhren waren.
Wenden wir uns jetzt zu den römischen Architekten
und Hydrotechnikern, ob wir bei ihnen über Thonröhren eine
befriedigendere* Auskunft erhalten, zu Frontinus^) und
1) De aguaeduetibus whis Bomae von Sextns Julius F. Er diente
mit vielem Kuhm als Feldherr in Italien unter Vespasian und erhielt
unter Nerva die Aufsicht über die W^asserleitungen und starb unter
Trajan 106 n. Chr.
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V i t r u V i 11 s J) T r o n t i n wirft in Bewunderung der
römischen Wasserleitungen die E^rage auf, ob man es wagen
könne, mit ihnen und dem so ungeheuren und so nützlichen
Wasservorrath jene müssigen ägyptischen Pyramiden zu ver-
gleichen . Damit übereinstimmend sagt P 1 i n i u s (B. XXXVI,
c. 24, § 10) bei Gelegenheit der Wasserleitungen: „Be-
trachtet Jemand mit Aufmerksamkeit jene Fülle von Wasser
zum öffentlichen Gebrauche, Bädern, Bassins, Häusern, Ka-
nälen, Gärten, Lusthäusern, Landgütern, jene durch weite
Strecken fortgeführten hohen Bogen, jene durchgrabenen
. Berge, jene ausgefüllten Thäler, so wird er gestehen, dass
nichts Bewunderungswürdigeres in der ganzen Welt sei**,
und Dionvsius von Halikarnass hält die römischen
Wasserleitungen für die allerkostbarsten Werke, worin sich
die Grösse des römischen Eeichs am sichtbarsten offenbare.
Die Thermen des Caracalla hatten 1600 Badesitze aus po-
lirtem Marmor und die des Diocletian 3000 Badezimmer.
Front in sagt: sie waren theils unterirdisch (wie der von
V. Jaum an n beschriebene Kanal), theils überirdische ; diese
waren theils Bogenwerke, theils untermauerte Kanäle. Die
Leitung der Zuflüsse zu dem Hauptwasserstrang war meist
unterirdisch. Bei der Ankunft der Leitung vor der Stadt
wurde das Wasser in grossen Teichen, Becken gesammelt,
um gleichsam auszuruhen und seine Unreinigkeiten abzu-
setzen, von da wurde es in verschiedene Eeservoirs, Wasser-
behälter (Castella) in der Stadt geleitet und von diesen
vermittelst Bohren nach den verschiedenen Stadtvierteln in
die einzelnen Strassen und Häuser. Die V^rtheilung des
1) Marcus Pollio V., ein berühmter römischer Baumeister von
Verona unter August und Tiberius, schrieb 10 Bücher über die
Baukunst.
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Wassers fand zu unendlich vielen Zwecken statt und sein
Verbrauch war -daher ein ^kolossaler ; es wurde zu öffent-
lichen und Privatzwecken verwendet. Zu ersteren gehörte
z. B. die Verwendung zu den Naumachien, den Schiffskämpfen,
sodann die Speisung der Stadtbrunnen und Veranstaltung
von Wasserkünsten, Versorgung der öffentlichen Bäder, Rei-
nigurigskanäle ; zu Privatzwecken wurde es durch Blei- oder
Thonröhren in die Häuser, in die Gärten, sowie in die Felder
zu deren Bewässerung geleitet ; jeder hatte ein bestimmtes
Maass Wasser zu verwenden, ein Curator aquae wachte mit
grosser Strenge über die Unverletzbarkeit der Leitungen.
Der Circus maadmus konnte z. B. nur bei den circensischen
Spielen mit Erlaubniss der Äedilen oder Censoren bewässert
werden.
Die Unternehmer hatten die Verbindlichkeit, eine gewisse
Anzahl Werkleute bei den Leitungen ausserhalb und inner-
halb der Stadt, zu halten und in die öffentlichen Tafeln ein-
zutragen ; das Geschäft der Prüfung ihrer Arbeit hatten die
Censoren, Aedilen, bisweilen die Quaestoren. Die Curatores
aquae hatten, wenn, sie wegen ihres Geschäfts ausserhalb
der Stadt waren, jeder zwei Lictoren; ausserdem hatten sie
drei öffentliche Knechte, einen Baumeister, einen Schreiber,
einen Abschreiber und Hülfsdiener und Ausrufer so viel, als
diejenigen, welche Getreide unter das Volk vertheilten.
Vitruv handelt in dem VII. Kapitel von den Wasser-
leitungen (ductus aquae) und von Cisternen. Nach ihm
leitet man d^ Wasser auf dreierlei Art : 1) in einem Ge-
rinn — rivus — , 2) durch gemauerte Kanäle — canales
structües — , 3) in bleiernen und irdenen Röhren. In der
zweiten Art soll die Sohle des Kanals genau abgewägt
werden, so dass das Gefäll auf 100' nicht unter V2' betrage.
Die Kanäle müssen zum Schutz gegen die Sonne überwölbt
67
werden. Vitruv spricht fast stets von Eöhren — fistulae
— im Allgemeinen, ohne anzugeben, ob bleierne oder
irdene- gemeint seien. Der Beschreibung *# der Bleiröhren
wendet er seine ganze Sorgfalt zu und ergeht sich weitläufig
über ihre Darstellung und Grösse etc. Dagegen muss es
auffallen, dass die Erwähnung der gebrannten Thonröhren
so äusserst dürftig ist, und zwar um so mehr, als er selbst
sagt, dass die Herstellung derselben am billigsten und das
Wasser in denselben das gesündeste sei ; er bemerkt nur,
dass sie nicht unter 2" dick und an einem Ende spitzig —
lingulati — sein sollen , damit das Ende der einen in den
Kopf der anderen geht und sich genau anschliesöt ; sodann
verbinde man, sagt er, die Fugen ihrer Zusammenfügung
mit lebendigem Kalk, welcher mit Oel angemacht worden
ist. Den Vortheil der Thonröhren sieht er auch darin, dass
jeder das, was darin schadhaft wird, ausbessern kann und
dass das Wasser daraus weit gesünder ist, als das aus Blei-
röhren, welche das Bleiweiss erzeugen, das dem menschlichen
Körper schädlich sein soll ; dass das Wasser aus den Thon-
röhren besser schmecke, zeige der tägliche Gebrauch.
Ueber die Bleiröhren sagt er, dass sie nicht kürzer als
10' lang gegossen werden sollen und führt 10 verschiedene
Grössen nach der Weite der Durchmesser der Röhren an.
Dieses Maass der Köhren wird nach der Anzahl der Zolle
benannt, welche die Bleiplatten, bevor sie krumm gebogen
werden, in der Breite halten ; so z. B. heisst eine hundert-
zöUige Röhre centenariafistulay eine solche nauss 1200 Pfd.
wiegen, eine fünfzigzöUige — quinquagenaria — 600 Pfd.,,
mit einem Durchmesser von 10—12", eine fünfzöllige —
quinaria — 60 Pfd., wie sie in Wiesbaden gefunden wurden ;
es ist die geringste Breite. Ein besonderes Interesse ge-
währte uns die Angabe Vitruvs, dass oft Bleiröhren auf
68
gemauerten Kinnen eingelegt wurden, um sie bei der Bieg-
samkeit des Materials gegen ihre Zusammendrückung zu
schützen, weil wir im Schützenhof in Wiesbaden ein solches
concaves Mauerchen aufdeckten, in welchem noch ein Blei-
rohr lag.
Femer geht der wichtige Umstand aus Vitruvs Schrift
hervor, dass man die communicirenden Bohren schon voll-
ständig kannte, worüber sich auch Plinius eben so klar
als bestinmat ausspricht, ebenso, dass man mit der Kunst
des Nivellirens schon vertraut war; Vitruv gibt drei In-
strumente an, welche beim Nivelliren gebraucht wurden.
Auch wird die Art und Weise angegeben, wie verfahren
werden soll, wenn die Leitung mittelst Bohren bergabwärts
in die Thalsohle — ventris plamties — führt und von da
durch den Wasserdruck bergauf geleitet werden soll, nämlich
durch ein Knie in einem durchbohrten Sandstein, in welchen
hier, wo der Hügel sich neigt, die letzte herabkommende
und die erste Bohre des Bauchs — auf der Thalsohle —
und dort, wo der Hügel sich erhebt, des Bauches letzte in
die erste aufwärtsgehende Bohre einpassen soll ; ebenso wird
in der Fläche verfahren, wenn eine gerade Leitung von dieser
Sichtung abgehen und einen mehr oder weniger stumpfen
oder einen rechten Winkel bilden soll. Der Sandstein ver-
mittelt dieses Kiiie, denn indem die letzte Bohre der geraden
Linie in die Oeflfnung des Sandsteins eintritt, tritt die erste
Bohre, die den Winkel bildet, aus der anderen Oeffnung des
Sandsteins heraus; hierdurch entsteht, je nach Absicht, ein
Winkel in der geraden Bichtung, wie man ihn grade haben wilL
Auch in der Schrift des gelehrten Archäologen A n g e 1 o
Secchi^), der nach der berühmten in Alatri gefundenen
1) Intorno ad alcnni avanzi di opera idrauliche antiche rinyenati
nella dtta' di •Alatri del p. Angelo Secchi, Roma 1865.
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Inschrift des Betüienus Varus nach den darin gefundenen
Angaben von Wasserieitungen in und ausserhalb Alatris,
Nachgrabungen anstellte, deren Resultat er in jener Schrift
veröffentlichte ; auch in dieser hat der Verfasser für seinen
Zweck nichts Bemerkenswerthes gefunden ; es geht aber
daraus hervor, dass die Römer in Italien Thonröhren von
ausserordentlicher Grösse und Stärke anwendeten, wie sie in
hiesiger Gegend nicht vorkommen.
Er fand nur wenige Röhren erhalten, die meisten wurden
sogleich zerstört oder verkauft. Folgende Beschreibung gibt
er von einer Röhre von der feinsten dichtesten Kreide fCretaJ.
„Länge 0",60, Dicke (der Wandungen) 4 Gentimeter, innerer
Durchmesser 11 Gentimeter, die Zunge (Spitze) 11 Gentim.*
Sodann fand er das Bruchstück einer ungeheuren Röhre aus
einer ungemein dichten und feinen Masse, die offenbar mit
einer Maschine zusammengedrückt war, um die Porosität
zu vermindern ; das Innere war mit Weinstein überzogen.
Durchmesser 0%345, Dicke 0'^,061, die Länge der Zunge
oder Spitze 0'°,112, Länge, ungewiss, scheint aber nicht
weniger als 0™,80 gehabt zu haben.
Wir schliessen mit der Bemerkung, dass in dem ganzen
Werk des Front in zumeist nur von Röhren im AUge-
•
meinen gesprochen wird und das Wort Thonröhren nur
einigemale vorkommt, eine Gharakteristik derselben gänz-
lich vermisst wird.
Lithographirte Tafeln.
Taf. I. Fig. 1. Die frühere muthmassliche Construction des Aquä-
ducts im Ausgang des Mühlthales.
Fig. 2. Dessen Gnindriss.
Fig. 3. Ein Hammer.
Fig. 4. Ein Hammer.
Fig. 5 Ein halbmondförmiges Schneid-Instrument
Fig. 6. Ein kleiner eiserner Ring.
Fig. 7. Ein grosser eiserner Ring zum Zusammenfügen der
Holzröhren.
Taf. II. Fig. 8. Abbildung einer hellen Röhre aus der Adelheidstrasse.
Fig. 9. Dieselbe im Durchschnitt.
Fig. 10. Eine helle Röhre im Durchschnitt aus dem Garten
des Gärtners König in der Nähe des Rondels an
der Biebricher Chaussee.
Fig. 11. Abbildung einer hellen Röhre von Rödelheim bei
Frankfurt.
Fig. 12. Eine helle Röhre von Rödelheim, in ihrer Zusamraen-
fügung dargestellt.
Fig. 13. Abbildung einer Röhre aus der Nähe der engl. Kirche.
Fig. 14. Schlammkasten von Basalt, bei Rödelheim gefunden.
Fig. 15. Schlammkasten von Sandstein aus der Rheinstrasse.
Fig. 16. Abbildung einer rothen Röhre aus dem Dambachthal.
Fig. 17. Dieselbe Röhre im Durchschnitt.
Fig. 18. Bleiröhre aus dem Schützenhof.
Taf. III. lieber sichtsplan der Stadt Wiesbaden.
Taf. IV. Specialplan der Wasserleitungen in der Louisenstrasse, Rhein-
strasse, Adelheidstrasse 17, Adelheidstrasse 18, Adelheid-
strasse 13a (Gerner), an der engl. Kirche, vom warmen
Damm zum Museumsgebäude und der Moritz-Albrechtstrasse.
Taf V. Specialplan der Wasserleitungen durch das Dambachthal, Saal-
gasse, Kirchhofgässchen, Langgasse u. im Schützenhofterrain.
Taf. VI. Specialplan der Wasserleitung in' der grossen Burgstrasse,
am Alleesaal, im Rönierbad, Weissen Schwan und im Engel
am Kochbrunnen.
Taf. VII. Wasserleitung hinter der Infanterie-Kaserne.
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